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An Friedrich Christoph Perthes

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

theilnehmendes Schreiben beantworte mit verbindlichem Dank. Die Weimarischen Kunstfreunde versprachen sich von ernsten Männern Beyfall und Mitwirkung, diese Hoffnung wird nun sehr schön erfüllt und man kann sich ermuthigen weiterzuschreiben wenn man sich in guter Gesellschaft fühlt. Da kommen denn gleich zu Anfang die beiden Fragen vor, die Sie aufwerfen. Es ist darauf Antwort zu geben, aber keine erfreuliche: die Sache ist so weit hinein böse daß die Krankheit gar wohl darzustellen, die Cur aber gar schwer auszumitteln ist.

Das Gesagte mag nun vor allen Dingen wirken; was noch irgend Heilsames fernerhin wirksam seyn könnte, darf man nicht eher vorbringen als den rechten Augenblick. Gegenwärtig und auch nur auf die vorgelegten Fragen kurz zu antworten würde immer nur Darstellung des anerkannten Übels seyn. Wegen Maler Müller wird sich auch etwas Billiges und Bedeutendes sagen lassen. Am interessantesten wär es wenn man ihn veranlassen könnte, seine innerlich immer thätige, seit langen Jahren abgeschlossene, nach außen weniger wirksame Individualität darzustellen und zu offenbaren.

[145] So eben als ich diesen Brief vorbereite sind ein paar musikalisch-dramatische Künstler, Mann und Frau Eberwein, im Begriff nach Niedersachsen zu gehen, und ersuchen mich um eine Empfehlung nach Hamburg. Dergleichen ertheile ich nicht gern, doch geb ich dem Gedanken nach ihnen diesen Brief mitzugeben. Ein recht braver Violonist, sie eine gute Sängerin und als solche eine angenehme Schauspielerin. Ich hoffe sie sollen Ihnen weniger lästig als erfreulich seyn.

Unser Gauby, der durch alle Feldzüge glücklich durchgekommen und in unserm Militär bis zum Premieur-Lieutenant heraufgewachsen ist, gedenkt noch immer Ihrer frühern Verwendung mit vielem Dank. Er hat sich recht hübsch herausgebildet und ist dabey immer noch so natürlich wie Sie ihn gekannt haben.

Das vorige Jahr war eins der ungünstigsten meines Lebens dessen Folgen ich noch kaum verwinde und so sollte ich auch im Laufe desselben Ihre persönliche langgewünschte Bekanntschaft vermissen.

Das Werk von Spix: Cephalogenesis. Monachiae 1815 fol. max. soll, sagt man mir, bey Ihnen in Comission zu haben seyn; wir wünschten davon ein Exemplar auf gewöhnlichem Papier wovon der Preis auf 7 Carolin angesetzt ist. Möchten Sie mir ein solches übersenden. Da das Format sehr groß ist, so wünschte viele Sorgfalt bey'm Einpacken, [146] vielleicht läßt es sich um einen Stab wickeln, doch sey Ihnen diese Sorgfalt völlig überlassen. Mögen Sie bemerken was wir dafür schuldig werden, Zahlung soll sogleich erfolgen. Die Sendung geschieht unter meiner Adresse, unfrankirt.

Einige ruhige Monate habe ich verwendet auf Redaction älterer Arbeiten zur Naturkunde. Ich empfehle Ihnen das erste Heft welches nächstens erscheinen wird. Ein eignes buntes Ansehn soll ihm, hoff ich, weder bey Freunden der Wissenschaft noch des Verfassers Schaden bringen.

Und somit wünsche daß Gegenwärtiges Sie gesund und wohlgemuth antreffen möge. – Eberweins halten sich unterwegs auf, deswegen sende dieses voraus und gebe Ihnen nur ein Blatt mit zur Legitimation daß sie's sind.

Mich zu geneigtem Andenken empfehlend.

Weimar d. 26. Juny 1817.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An Friedrich Christoph Perthes. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7320-4