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An Carl Ludwig von Knebel

Hier kommt denn endlich, mein werther Freund, was ich zu Wielands Andenken in der Loge gesprochen. Die Beschreibung der Feyer selbst mit ihren Beylagen sollst du nun auch bald haben. Ich wünsche daß dir alles zur angenehmen Unterhaltung dienen und deinen Beyfall erhalten möge; doch bitte ich vorsichtig mit diesen Heftchen umzugehn. Sie sind zwar kein Geheimniß, aber das Geschlecht der Tags- und Wochenblätter ist gar zu gierig und die Noth zwingt sie, alles gleich vor's Publicum zu schleppen.

Das schöne Wetter möchte ich wohl in eurem Thal mitgenießen, allein es sind gar mancherley Ursachen, die mir anrathen das Haus zu hüten; auch ist mir mein Hausgarten, den ich mehrere Jahre nicht keimen und blühen gesehn, jetzt sehr angenehm, weil ich einen guten und sorgfältigen Gärtner habe, so daß alles viel früher reinlich und ordentlich ist. Daß du nicht gerade Lust hast, deine Gedanken in's ehemalige Leben zurückzuwenden, kann ich dir keineswegs verargen; ich fühle selbst, wie wunderlich die Aufgabe ist, aber doch [304] um eins wollte ich dich recht schön ersuchen, um eine detaillirte Nachricht von unserm ersten Zusammentreffen und was damals in Weimar und Maynz vorgefallen. Über diese so wie einige andere Epochen hat der Fluß Lethe so ziemlich keine Gewalt ausgeübt. Ich bin eben an der Stelle und möchte nicht gern stocken bleiben.

Meine Frau dankt schönstens für die übersendeten Fische. Wir wollen sie auf deine Gesundheit verzehren. So habe ich dir auch noch für geistige Mittheilung zu danken, womit du deine Briefe zu schmücken freundlich beliebt hast.

Die Apostel und Propheten vom Grabe Sebaldi in Nürnberg im Abguß, die mir Dr. Seebeck sendet, sind angekommen, aber noch nicht ausgepackt. Eine Wallfahrt zu diesen müßte wohl erbaulich seyn. Weiter wüßte ich für dießmal nichts zu melden. Laß mich von Zeit zu Zeit erfahren, daß es dir wohlgeht.

Weimar den 27. März 1813.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1813. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-718C-2