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An Wilhelm Johann Carl Zahn

Ihre dritte Sendung, mein Werthester, hat mir abermals Gelegenheit gegeben Ihnen Glück zu wünschen, daß Sie sich an einem Ort und in Verhältnissen befinden, wo so viel Material und Technik Ihrer vorzüglichen Thätigkeit zu statten kommt und möglich [79] macht, Ihre schönen Vorsätze auszuführen. Das bisher Geleitete läßt uns für die Folge das Beste hoffen.

Da Sie gefälligst kleine Aufträge auszuführen sich erboten haben, so wollt ich Sie um Folgendes ersuchen: Fürst Radziwill, welcher verschiedene Privataufführungen einiger Scenen meines Faust begünstigte, ließ die Erscheinung des Geistes in der ersten Scene auf eine phantasmagorische Weise vorstellen, daß nämlich, bey verdunkeltem Theater, auf eine im Hintergrund aufgespannte Leinwand, von hinten her, ein erst kleiner, dann sich immer vergrößernder lichter Kopf geworden wurde, welcher daher sich immer zu nähern und immer weiter hervorzutreten schien. Dieses Kunststück ward offenbar durch eine Art Laterna magica hervorgebracht.

Könnten Sie baldigst erfahren: wer jenen Apparat verfertigt, ob man einen gleichen erlangen könnte, und was man allenfalls dafür entrichten müßte? Das vorzustellende Bild würde man von hier aus dem Künstler hinsenden.

Verzeichen Sie dieser Zumuthung; sie gründet sich auf Ihr wiederholtes freundliches Anerbieten. Nähere Nachricht erwartend; das Beste wünschend und mich angelegentlichst empfehlend.

ergebenst

Weimar den 12. December 1828.

J. W. v. Goethe. [80]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1828. An Wilhelm Johann Carl Zahn. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7162-F