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An Johann Friedrich Heinrich Schlosser

[Concept.]
Wohlgeborner,
Insonders hochgeehrtester Herr,

Ew. Wohlgeboren verzeihen, daß ich auf die mir schon längst überschickten, höchst interessanten Papiere noch nichts weiter vernehmen lassen. Sie haben dadurch den ganzen Zustand dessen, was mich in jener Gegend angeht, so klar auseinandergesetzt, daß mir weiter nichts zu wünschen übrig bleibt. Wie glücklich ist der Staat, wie glücklich die Einzelnen, um deren Geschäfte Sie sich bemühen wollen.

Haben Sie die Gefälligkeit nunmehr mit dem Abtrag des Capitals an Herrn Geheimenrath Willemer fortzufahren, und wenn diese Obliegenheit ganz erfüllt ist, mir von Zeit zu Zeit einige Nachricht zu geben, was etwa für mich in Casse liegt.

[191] Die verschiedenen Staats Papiere, durch die leider die Achiver gefragt werden für das was die Fürsten rasten, beurtheilen Sie vollkommen richtig. Ich dächte, man sähe noch einige Zeit der Sache zu. Wenigstens kann es beynahe nicht schlimmer werden, als es gegenwärtig steht. Ew. W. befinden sich in einer großen Handelstadt eher im Fall auf diese Verhältnisse Acht zu haben und irgend einen günstigen Augenblick abzuwarten. Consolidirt sich der Zustand unsres Vaterlandes auf eine oder die andere Weise; so verbessern sich vielleicht auch diese Aussichten.

Das übersendete Verzeichniß der gewünschten Bücher kam leider um 8 Tage zu spät. Bey der Wohlfeilheit der Preise sind freylich die Liebhaber gleich dahinterher. Sollte wieder so ein Ausgebot geschehen, so will ich das Verzeichniß bald möglichst übersenden. Es haben sich bey uns, durch Todesfälle und andre Umstände, so viele Dubletten von sehr bedeutenden Werken gesammelt, welche man nach und nach auf diese Weise anzubringen denkt und ungeachtet des wohlfeilen Ausgebotes noch immer gegen Kosten und Unstatten einer Auction gewinnt. Die Lebensbeschreibung Götzens von Berlichingen hat mein Sohn, der sich gegenwärtig hier befindet und sich bestens empfiehlt, in Jena. Er wird bey seiner nächsten Hinüberkunft sogleich sie mir zusenden, und sie erfolgt alsdann von hier aus aufs baldigste. Die alten Rechnungs-, Haushaltungsbücher, Quittungen und[192] sonstige Papiere, welche noch in Ew. W. Händen sind, bitte in eine Kiste schlagen zu lassen und mir solche durch einen Fuhrmann zu übersenden. Gewiß sind einige Notizen; die mir vielleicht zufällig brauchbar sind, die Fracht werth, die ich daran wende.

An allem Guten, das Ihnen und den Ihrigen widerfährt, welche wir billig auch die unsrigen nennen, nehmen wir den herzlichsten Antheil. Empfehlen Sie uns zum besten sämmtlichen lieben Freunden.

Von Ihres Herrn Bruders Behagen in Rom erhalte ich soeben durch Frau von Humboldt Nachricht, welche sich seines Umgangs vorzüglich erfreut.

Meine Frau, die sich bestens empfiehlt, wird nächstens selbst von sich hören lassen. Sie ist, wie auch ich, seit beynahe einem Monat durch die vielen aufeinander folgenden Geburtstagsfeste, welche durch einen sehr unangenehmen Faden von Einquartirung durchwirkt waren, in steter Beschäftigung und Unruhe gewesen. Sie dankt aber mit mir aufs herzlichste für alle freundschaftlichen Bemühungen, und freut sich mit treuer Theilnahme an den gegebenen guten Nachrichten. Erhalten Sie uns Ihr gütiges Andenken und empfehlen uns den lieben Ihrigen aufs allerbeste.

Weimar den 19. Februar 1810.

[193]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1810. An Johann Friedrich Heinrich Schlosser. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7107-E