16/4686.

An Christiane Vulpius

Dienstag d. 12ten Jul. 1803.

Erst heut erwarteten wir deinen Brief der uns desto größere Freude machte als er schon gestern Abend unvermuthet ankam. Daß dir alles glücklich [256] von Statten geht freut mich sehr, du verdienst es aber auch, da du dich so klug und zierlich zu betragen weißt. Mache dir wegen der Ausgaben kein Gewissen, ich gebe alles gern und du wirst zeitig genug in die Sorglichkeiten der Haushaltung zurückkehren. Sonnabend d. 16ten werden die Kaufgelder bezahlt, da es denn hinter drein manches zu bedencken und zu besorgen giebt. Aus dieser und andren Ursachen komme ich nicht nach Lauchstedt, wo ich ohnehin, ausser dir, nichts zu suchen habe.

Dir aber wollte ich rathen nach Dessau zu fahren und etwa Dlle Probst mitzunehmen, damit du dort auf eine anständige Weise erschienst. Schlösse sich noch andre Gesellschaft an; so wäre es auch schicklich. Doch das wirst du schon selbst am besten einrichten. Du brauchst vier biß fünf Tage zu dieser Tour, wenn du alles sehen und mit einiger Ruhe genießen willst und so ginge dir der Monat vergnügt hin. Die Kosten mußt du nicht scheuen! Mein einziger Wunsch ist daß du heiter und liebend zurückkommst. Auf deine Erzählungen freu ich mich sehr. Wenn ich es kann möglich machen; so schicke ich dir Gusteln damit du ihn nach Dessau mitnehmen kannst. Übrigens ist er gar artig und hat so auf die Lauchstedter Reise ziemlich Verzicht gethan.

Mittwoch d. 13ten.

Deinen Brief von gestern habe ich heut nach Tische erhalten und freue mich dir immer zu folgen [257] wohin du gehst und aus deinen Nachrichten zu sehen daß es dir recht gut geht.

Seit meiner Rückkunft von Jena greift sich die Köchin besonders an und kocht sehr gut. Die Bohnenstangen sind auch angekommen, die noch fehlten, das war das einzige was im Garten abging und ich wüßte überhaupt nichts was dir Sorge zu machen brauchte.


Donnerstag. spät.

Herr Hofrath ist angekommen und hat mir deinen Brief gebracht. Ich freue mich deiner Freude und schicke dir Gegenwärtiges durch einen lieben Boten.

Er wird hoffe ich glücklich bey dir eintreffen und dir sagen wie viel wir an dich gedacht haben. Dem Kutscher habe ich einen Cronenthaler mit gegeben daß er für August unterwegs bezahlen soll, höre was übrig geblieben ist und gieb dem Menschen ein gutes Trinckgeld. Auch erhältst du nach 6 Bouteillen Wein.

Jetzt da du Augusten hast besinne dich nicht lange und fahre auf Dessau und wieder auf Lauchstedt zurück, bleibe noch etliche Tage und komme Ende des Monats wieder; so hast du einen hübschen Genuß, gehabt und ich werde mich an deiner Erzählung nachfreuen.

Schicke mir mit nächster Gelegenheit deine letzten, neuen, schon durchgetanzten Schue, von denen du mir schreibst, daß ich nur wieder etwas von dir habe [258] und an mein Herz drucken kann. Lebe wohl. Grüße Silien und dancke ihr für ihren artigen Brief.

Schreibe mir so bald als möglich wieder.

W. d. 14. Jul. 1803.

G.


Deine Briefe habe, wie du siehst, sämmtlich erhalten.

Da du mehrere Personen in Lauchstedt findest welche in Dessau getreten; so erkundige dich nur nach der Art und Weise wie man dort verfährt. Die Trinckgelder in Wörliz, wo man an soviel Gärtner und Castellane zahlen muß, betragen vielleicht einen Carolin. Ein Lohnbedienter macht das gewöhnlich. Du mußt ja alles sehen. Lebe recht wohl und liebe mich.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1803. An Christiane Vulpius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6FCD-1