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An Johann Heinrich Meyer

Jena den 8. July 1817.

Den schönsten Dank, mein theuerster Freund, für

1) alles Gute. Zuvörderst also die Vorschläge zur Medaille. Ich wünschte daß man sie beide brauchen könnte als Vorder- und Rückseite, da sie denn einander gar hübsch antworteten. Man machte die Medaille etwas stark und prägte die Inschrift auf den Rand, doch will ich auf so etwas Ungewöhnliches nicht antragen. Ist zu wählen, so möchte wohl die Wahl auf den Vorhang fallen der so schön eröffnet und verbirgt. Das Nähere schreibe Herrn von Voigt.

2) Liegt ein Blatt bey wegen der Prämien.

Denken Sie darüber nach und melden mir das Weitere.

3) Die sowohl für uns, als für die Bibliothek anzuschaffenden Kupferwerke billige durchaus, ich habe sie in beyliegendem Catalog nochmals roth vorgezeichnet, auch hab ich manches schwarz angestrichen, was ich wohl um einen leidlichen Preis besitzen möchte. Das warum? werden Sie Sich bey dem Einzelnen wohl auslegen. Auch sprechen wir nochmals darüber denn ich muß doch nächstens einmal nach Weimar. Halten Sie Sich eine kleine Nota was alsdann noch etwa zu verhandlen wäre.

[172] 4) Für die Beyträge zur Thierfabel danke schönstens. Sehen Sie einmal gelegentlich auf der Bibliothek die Kupfer zu Lafontaines Fabeln in Folio. Die Künstler waren auch auf dem falschen Naturwege. Und so mögen diese Blätter denn auch zu früherem oder späterem Gebrauch still liegen.

5) Hierbey auch die Revisionsbogen meines ersten Aufenthalts in Neapel. Druckfehler lassen Sie Sich nicht irren, sie sind verbessert, lassen Sie aber dieses Schattenspiel mit Bedacht vorüber gehen und deuten mir an womit ich allenfalls noch meinen 20tägigen 2. Aufenthalt in Neapel ausstatten und würzen könnte. Es sind noch recht artige Sachen zurück auch schon redigirt. Es fällt Ihnen gewiß noch etwas ein was mir Lethe schon getrübt hat. Erinnere ich mich recht so stand Herkules Farnese schon in der Porcellan-Fabrik, der Toro aber war noch in Rom. Sagen Sie mir doch auch etwas von Benuti, was man dem zu Lieb und Ehren noch anbringen könnte. Alle diese Dinge sind so weit weg und werden noch durch das Interesse des Tags verdunkelt.

6) Drey Bogen von Kunst und Alterthum sind gedruckt. Hier mag eine Pause stehen. Viel Stoff ist da, manches schon geordnet und behandelt. Ruckstuhls Brief theile nächstens mit; benehmen Sie Sich freundlich mit ihm, er verdient's, ich schreib ihm auch noch im Laufe dieses Monats.

[173] 7) Die große Bewegung die unter Nazarenern und Hellenen durch das 2. Stück hervorgebracht worden, giebt uns zu Ernst und Scherz köstliche Gelegenheit. Zuerst, dächt ich, wären wir ganz stille, ja ließen ein Stück vorübergehn ohne der Angelegenheit zu erwähnen. Darnach hab' ich einen Einfall dem ich Ihren Beyfall wünsche, und den ich mündlich zu fernerm Nachdenken mittheile.

8) Die Abgüsse der geschnittenen Steine am Cölner Reliquienkasten wären dankbar anzunehmen und zu erforschen ob man etwa Herrn Pick etwas Freundliches erzeigen könnte. Ich habe die Steine freilich nur bey Kerzen-Grubenlicht gesehen, wo sie nicht zu würdigen waren. Finden sich keine Werke von großem Kunstwerth so ist doch vielleicht manches historico-curiosum darunter. Eine Rennbahn z.B. schien mir recht nett zu seyn.

9) Hiebey ein Vorschlag zur Medaillen-Inschrift. Ich schickte sie Herrn von Voigt mit dem Zusatz: in gegenwärtigem Augenblicke ist es vielleicht den Um ständen gemäß auf die Zukunft hinzudeuten, da in so vielen protestantischen Gemüthern die katholische Legende spuckt.


[174] Den

Evangelischen

ins

Vierte Jahrhundert

segenreiche

Wirkung.


Weimar

MDCCCXVII.


G.

Von Ihrem Befinden erbitte mir einige Nachricht.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1817. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6F93-1