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An die Großherzogin Maria Paulowna

Durchlauchtigste Erbgroßherzoginn,
gnädigste Fürstinn und Frau,

Wenn auch die körperlichen Leiden, die mich länger als billig in diesen letzten Wochen gefangen hielten allenfalls durch standhafte Geduld zu übertragen waren, so mußten doch die geistig-gemüthlichen Entbehrungen welche meine schönsten Aussichten auf das vergangene Vierteljahr verdüsterten unerträglich zu nennen seyn: denn wenn ich die aus der Ferne herangekommenen Freunde nur durch den trüben Schleyer einer verdüsterten Gegenwart begrüßen konnte so fehlte mir dagegen ganz und gar die erquickliche Nähe meiner jungen gnädigsten Herrschaften, an deren gesundem Lebensmuth, geregelter Thätigkeit und unschätzbarem Wohlwollen ich mich von Zeit zu Zeit aufzuerbauen das Glück hatte.

Doch blieb ich auch in dieser Entbehrung nicht ohne tägliches Zeugniß huldreicher Theilnahme, und ein ersehnter Genuß brachte mich nach und nach in den Zustand zurück wo ich das frühere Heil einer unschätzbaren Gegenwart abermals hoffen darf.

Möge es mir alsdann erlaubt seyn gründliche, wohlausgesprochne Wünsche darzulegen und alles was [3] noch von mir übrig ist Höchst Ihro Diensten und gnädigster Zufriedenheit wiedmen zu können.

Verehrend

unterthänigst

Weimar d. 1 Jan. 1824.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1824. An die Großherzogin Maria Paulowna. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6DA1-4