10/2946.

An Christian Friedrich Schnauß

Durchl. der Herzog erhalten Ihren Brief, theuerster und werthester Herr College und Freund, als zum Aufbruch vom Lager bey Verdun zwar nicht geblasen aber doch komandirt wird und befehlen mir wenige Worte, wie es in procinctu möglich ist, sogleich zu antworten weil ein Courier in wenig Stunden abgeht. Unser lieber Fürst, der wohl, munter, rüstig und in seinem militarischen Wesen recht zu Hause ist grüßt Sie herzlich und freut Sich daß Ihre Füße Sie so weit tragen und wünscht daß Sie munter und gutes Muths dem bevorstehenden Jubiläo entgegen gehen mögen. Er schätzt Sie gewiß wie Sie es verdienen und nimmt lebhaften Antheil an Ihrem Wohlbefinden.

Morgen wird man Verdun im Rücken lassen und den Wiederspänstigen näher auf den Leib rucken, um uns sehen wir unzählige weiße Cokarden und viele wenigstens werden mit gutem Willen und mit Freude des Herzens getragen.

Die unsinnigen Auftritte vom 3. Sept. in Paris werden Sie nun auch schon wissen, es wird immer toller und toller, daß zuletzt beyde Partheyen die Mächte segnen werden die ihnen Ruh, es sey um welchen Preis, verschaffen werden.

Was das Reichs Contingent betrifft, so möchten Sie, sagt unser Fürst, nur vorerst ruhig seyn. Die [19] Pindarischen Oden des Grafen Görz möchten wohl unser kaltes und bedächtiges deutsches Reich nicht gleich in Flammen setzen. Es liegen in der Form noch Hindernisse genug die man diesem Andringen entgegen setzen kann.

Es wird Nacht, es regnet und ist eine unfreundliche Zeit für alles, sogar fürs Schreiben an Freunde.

Leben Sie recht wohl. Behalten Sie mich lieb. Empfehlen Sie einen unwürdigen Collegen seinen Gönnern und glauben Sie daß ich mich herzlich freue Sie gesund wieder zu sehen. Jardin Fontaine vor den Thoren von Verdun d. 10. Sept. 1792.

Goethe.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1792. An Christian Friedrich Schnauß. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6C3A-7