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An Carl Ludwig von Knebel

Hierbey erhältst du das Geld, das schon einige Zeit bey mir lag und nur auf einen Boten wartete.

Wegen deines Teleskops hätte ich folgendes zu sagen:

Sogleich einen Kaufmann dazu zu verschaffen wird vielleicht schwer fallen, die hießige kleine Sternwarte ist längst geschleift und sonst sind auch die Umstände so daß man an eine solche Acquisition nicht leicht denken kann.

Indessen wenn du mir das Werk gelegentlich senden willst, so habe ich in meinem Hause wohl Gelegenheit es aufzustellen und durch unsern geschickten Mechanikus Auch, der sich aus Schwaben hieher begeben hat, in vollkommene Ordnung bringen zu lassen. Vielleicht verspräche man einem solchen Manne einige Procente, wenn das Werk durch sein Zuthun verkauft würde, man ließe es in den Ephemeriden [18] und sonst ausbieten, man ließe Fremde, die hier sind oder durchgehen, den Mond einmal darin beschauen und so fände sich in der großen deutschen Welt vielleicht bald ein Liebhaber, wenn sich jeder gleich selbst überzeugen könnte daß das Werk in gutem Stand ist.

Zum Transport könnte ich ja wohl einmal eine Extrafuhre, ohne daß es uns was kostet, hinaufschicken. Schreibe mir deine Gedanken darüber.

Überhaupt mag ich die Sache ansehen wie ich will, so glaube ich es wird besser seyn die Waare aufzustellen und aufzuputzen, wenn man die Käufer locken will. Man müßte Bertuch, Gaspari, der gegenwärtig hier ist, und wer sich sonst mit dergleichen Dingen befassen mag, interessiren. Mit Hülfe des gedachtenAuchs eine recht kunst und handwerksgerechte Beschreibung liefern, auch einige Observationen über die Mondsgegenden machen und dasjenige was man sieht mit den Schröderischen Selenotopographischen Tafeln vergleichen, welches das beste wäre um Liebhaber von der Wirkung des Teleskops zu überzeugen. Ich wollte das recht gerne selbst thun, um so mehr als ich mich den vorigen Sommer bis auf einen gewissen Grad in die Mondsfläche einstudirt habe. Dies sind meine Vorschläge, aus denen du wenigstens meinen guten Willen sehen wirst. Den Erfolg muß man abwarten. Lebe recht wohl und laß bald von dir hören.

[19] Heute Abend wird Mahomet aufgeführt. Den Proben nach zu urtheilen wird es, im ganzen genommen, recht gut gehen und einzelnes ganz vorzüglich vorgetragen werden. Da das Stück so obligat und in sich selbst zusammengearbeitet ist, so entsteht eine Wirkung sui generis, der man nicht entrinnen kann, und ich sollte denken es müßte für die Menge imposant und rührend seyn, wenn sie gleich übrigens die Regungen, welche die neusten Theaterstücke hervorbringen, vermissen wird.

Mir ist übrigens alles recht sowohl wie das Stück gefällt, als was übrigens daraus entsteht. Ich sehe es als einen Versuch an bey welchem Autor, Schauspieler und Publicum wenigstens manche gute Lehre gewinnen können.

Nochmals ein Lebe wohl, danke dem Herrn Bergrath Voigt für Briefe und Buch, ich werde ihm nächstens das weitere schreiben.

Weimar am 30. Jan. 1800.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1800. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6C03-1