1790.

Januar

Januar.

Arens Gegenwart Schloßbau berichtigt.
Faust abgeschickt
Metamorphose fertig gearbeitet.
Lips machte des Prinzen Portrait.
War ich in Gotha und Erfurt.
Neujahr Epiphanias für mich.
[1]

Februar

Februar.

Die Rechnung des Vorigen Jahrs und die Jan. Rechn. in Ordnung.

März (2. Italienische Reise)

Post.StationenTagangek.abgeg.
1Jena101013 3/4 7
Ulstädt 3 M.131/4 121/2 1
Saalf. 2 M.-– 43/4 5
Gräfenthal 2 M.-3/4 9– 9
Judenbach 2 1/2M.143/4 2– 4
Coburg 3 M.-1/2 111/2 1
1Gleisen.-41/2 5
[1]
1Rattelsdorf-– 6– 6
1Bamberg-1/2 1010
1Forchheim15Fr.34
1 1/2Erlang-3/4 77
1 1/2Nürnberg-1/2 105
1Schwobach
1Wassermungenau.
1Gunzenhausen
Donauwerth
1 1/2Gundelsdorf
1 1/2Augsburg
1Schwobach-89
1Roth-3/4 111/2 12
1Pleinfeld161/2 51/2 6
1Ditfurt-1/2 99
1Monheim-1/2 121/4 1
1Donauwerth-21/4 3
1 1/2Meitingen1656
Augsburg-9
19-7
1 1/2Schwabmünchen111/4 12
3/4Büchelohe.-3/4 22
1 1/4Kaufbeuern.-1/2 5
1 1/4Steten.-3/4 8
20-6
1 1/4Füeßen.-3/4 99
1Reiti.-3/4 1212
[2]
1 1/3Lermos.-31/4 4
1Nassareith.-6-
1Parwis-81/2 9
1Dirschenbach-11-
1Insbruck21Fr. 2-
22-8
1Schönberg221/2 11-
1Steinach-1/2 1-
1Brenner-31/2 4
1Sterzing-5-
1Mittelwald-8-
1Brixen-1/2 11-
1Colmann231/2 23/4 2
1Deutschen-1/2 43/4 4
1Botzen-8-
1Brandsol-1/4 11-
1Neumarck-3/4 12-
1Salurn-1/4 2-
1 3/4Lavis-1/4 4-
1Trient-5-
241
1Aqua viva-3-
1Roveredo-5
1 1/4Alla[25]
1 1/4Beri
1Volargine
1 1/2Verona

[3] d. 13 von Jena auf Saalf. pp war heiteres Wetter, schöne Sonne doch der Himmel weisl. und viel Duft in dem Saal thale.

d. 14 früh von Judenbach auf Coburg Morgenröthe Wolckenstreifen, der Himmel umzog sich und vom Land nach dem Gebirg zu fing es an zu schneyen.

NB. der Fruchtbau auf dem Rücken des Thonschiefer Gebirgs Rocken, auch Krautpflanzen der verwitterte Thonschiefer treffl. Boden.

Sand biß Saalfeld, dann Marmor |:der Toschnitzer:| dann Thonschiefer von Judenbach hinunter wieder Sandstein und aufgelöster Sand biß Koburg. Mager Erdreich in der Nähe des Gebirgs wo es von dem alten Wasser auf Flächen gemischt ist leicht und mäßig gut.

Beßer nach Rodach wo der rothe Thon zum Grunde liegt schweeres Erdreich, Dünger durch Pferche.

Das beste nach dem Itzgrunde zu. Wahrscheinl. alter Polder.

Itzgrund Thon und Sandgebirg durchs Ackern und bebauen auf den Höhen gemengt. In den Tiefen durchs alte Wasser die Wiesen feucht.

Gelbe, rothe Weiden. Die Ziegeln werden alle schwarz mit der Zeit. ?

⋃

Moriz Prof Gott gab.

Von Ditfurt seiner Kalckstein an der Chaussee biß Donauwerth. Platten davon und Fenstergewände. [4] Solinger Fläche um Augsb. alte Wirckung der Flüsse fruchtbarer schon gemischter Boden. 1

Holzers Kunstfreyheit.

Von Donauwerth sind die Chausseen schlecht weil der Kies, den sie darauf führen, zu sehr mit Erde vermengt. Von Augsburg gegen das Gebirge ist eine große Plaine von gemischtem Boden, doch meist etwas kiesig, die Wiesen nach dem Fluß scheinen feucht zu sein.

Es war die Saat und alles hier noch sehr zurück, die Dörfer sind schön gebaut, und die Leute reinlich und rechtlich.

Der aufgeschwemmte Kiesboden, der nichts als Kalkgeschiebe zeigte, geht bis nach Füssen fort, dort kommt man in die Tiroler Kalkarten, bis dahin war keine Blume zu sehen. Im Tirol zeigten sich die Lärchen Bäume zuerst. Bis Insbruck lag viel Schnee auf den höhern Bergen, über Insbruck kam anemone hepatica zum Vorschein. Vorher schon tussilago farfara. Gegen Botzen blühten die Mandel- und Pfirschen Bäume, auch war eine schöne Erika aufgeblühet, die Cypressen, der Epheu, Weinreben und Eidexen zeigten sich. Von Insbruck und auch vorher waren außer Fichten Tannen Lärchen Bäumen sehr zusammengeschnittene Eschen zu sehen, auch viel Kreuzdorn [5] als Strauchwerk; mit Birken Eichen Buchen und Wachholdersträuchen waren die Berge ganz bedeckt.

Euphorbium das Spitzen hervorbringt und die Spitzen endl. zu Blüten werden diese Spitzen sind eine Art Aeste an denen schon die Blätter aufgehoben sind.

[22.] Auf dem Schloß Ambras ist eine Abschrift des alten Gedichts, welches handelt von Heinrich von Argon, Sohn Wilhelms Grafen von Narbon, gedichtet von Wolfram von Eschenbach, übersetzt von Thurlin, dedicirt König Wenzel.

Unter denen Broncen eine kleine Figur mit eingelegten silbernen Augen und mannigfaltigen, sehr einfach herabhängenden, fürtrefflich studirten Falten.

[Verona, 25. – 28.]

Amor der auf der Leyer spielt zwischen zwey Delphinen. Waren in Bronz am Klopfer.

Alte Nachahmung der Rustica

Amor auf der Leyer spielend zwischen zwey Delphinen ein Bronceklopfer an einem Thor auf der Insul in Verona.


in dem Museo

merkwürdig Nr. 11 wahrscheinlich Eteokles und Polynices und zwey Schicksals Göttinnen die beyde ergreifen, ein altes Werk von Thon vortrefflich componirt.

[6] Ingleichen Nr. 44 Hermes scheint der Erde aus einer Schale zu libiren wahrscheinlich im Bezug als führe er die Todten.

Ingleichen ein runder Altar eine Art von Bachanal aber sehr gemäßigt und sittlich, die Frauen bekleidet, anständig, ruhig, die Männer wild doch nicht unanständig.

Campanò heißt das unerträgliche Gebimmele, das sie drey Tage zu verschiedenen Zeiten von den Thürmen der Kirche hören lassen, welcher ein Fest bevorsteht.

De Monti Colonnari e altri fenomeni vulcanici dello Stato Veneto. Memoria di Giov. Strange. 1778.

In der Baukunst in Verona außer an den ältesten Gebäuden eine unschickliche Nachahmung der Rustica, welche an der noch stehenden Außenseite des alten Amphitheaters mit großem Verstand gebraucht ist. Die Gebäude des M. Sanmicheli verdienen alle Achtung und ein besonder Studium.

Die Architektur des neuen Hospitals ist nicht glücklich. Es scheint mir kein Theil derselben wohl räsonnirt zu sein, überhaupt in denen neuern Gebäuden scheint nur noch ein Gespenst der alten Kunst nachzuspuken. Beyspiele von dem schlimmsten Geschmack der mittlern Zeiten, ja so gar der völligen Kunst- und Handwerksfähigkeit der mittlern Epoche würden sich hier aufweisen lassen. Von diesen sehe man die große [7] Thür in St. Zenone, von jenem vier aus einem Stück gehauene und in der Mitte einmal verschlungene Säulen, ferner Säulen, welche auf Rücken von liegenden Greifen gesetzt sind.

Die großen Wasser, welche sie befürchten, kommen entweder im Mai oder October; jene, wenn der Schnee auf einmal schmilzt, diese wenn starke Regengüsse zu dieser Jahreszeit auf den Bergen fallen. Der Fluß steigt dann zu einer Höhe, welche gegen seinen gewöhnlichen Wasserstand unglaublich ist. 1789 im October war eine solche Überschwemmung. Glücklicherweise daß eine solche Fluth nur alle 10 Jahr die Stadt zu befallen pflegt.

In einer Sakristey ist eine Grablegung von Paul Veronese, ein sehr schönes Bildchen. Von dem Wall des Kastells und dem Garten des Giusti muß man nicht versäumen die Gegend zu sehen. Über dem Walle nahe am Kastell ist eine merkwürdige Kasematte; Sie zeigt von den sonderbaren Befestigungsanstalten jener Zeit.

[8] Schon bey Trente fingen die Pfirschen- und Kirschbäume an zu blühen, wo sie aber den 26ten März in Verona in völliger Blüthe standen.

Unter einem Grabstein worauf sich zwey Ehleute die Hand reichen. Sie sitzt er steht vor ihr:

DIODÔRA CHRÊSTÊ

CHAIRE KAI SYGE der Nahme des Mannes fehlt.

[28] Flug Erde vor Monte Bello
=

Mandelst..... an der Strasse

[Venedig, 31. März – 22. Mai.]

Venedig.

Schatten auf Schwarzblau
Kegelbahn aufwärts
Ursati Monumenta Patavina

April (2. Italienische Reise)

Griechische und Römische Alterthümer.


Im Vorsal der Bibliotheck
Im Hofe des Palazzo Ducale.
Muse an der Ecke eines Hauses in der Nähe der Pieta.
Gyps Abgüsse Casa Falsetti.
Pallast Grimani.
Löwen vor dem Arsenal.
Pferde auf der Kirche
Kinder Maria de Miracoli.
[9]
Maria de Miracoli.
unter der Orgel zwey Basreliefs von Kindern welche den Scepter Jupiters tragen und ein Schwerdt.
Greci moderni

In der Kirche der Griechen sehr merckwürdige Bilder.

[6.] St J. e. P. der erste Altar lincks ein sitzender Büsser

Bartolomeus Vivarinus

De Muriano pinxit.

MCCCCLXXIII

Scuola di S. Francesco. 256.
Pordenone. 256.

6ten. Ging ich des Morgens nochmals nach der Griechischen Kirche, um die alten Gemählde da zu besehen. Es sind welche darunter, welche ungeachtet ihrer Trockenheit mit einem sehr leichten und fertigen Pinsel gemahlt sind; man erinnert sich dabei der indianischen Gemählde. An der Madonna, welche sich da befindet, bemerkt ich wieder den Begriff des neugriechischen Ideals, die Stirnknochen über den Augen sehr stark, die Augen übermäsig groß und lang geschlizt, das Nasenbein schmal aber erhöht, die Nasenspitze fein, den Mund äußerst klein und nur die Lippen in der Mitte breit. Ich ging hernach nach St. Joh. und Paul, besahe das schöne Blatt von Vivarini, ingleichen sehr aufmerksam den grosen Titian, [10] darauf den Paul Veronese im Refectorio. Nachmittag St. Maria formosa und den Pallast Grimani, in demselben der colossalische Agrippa merkwürdig.


Neu Griechische Gemälde

Die Geschichte des Bilder diensts und des Bilderstürmens nothwendig eh man sich von jener Schule einen Begriff machen kann. Das Bild das Gemälde war als Bild heilig. ? Ob sie in jenen Zeiten weltliche Gegenstände gemahlt ich glaub es nicht. Das Bild stellte heilige Dinge vor und die heiligen Dinge gewannen durch das Bild die Verehrung. so amalgamirt war der Begriff von Religion und Kunst. Trockenheit Ausgedörrtheit der Nation. tetes creuses.

Venetianer erste.

Begriff von der Heiligkeit der Tafel. Wurden nur Marien und Heilige gebildet, einzeln oder versammelt. Historische Bilder selbst Biblische aus jener Zeit. Wenige. Daher das Gemüth und die jungfräulichste Behandl. Daher fehlt alles was gereiftere entwickeltere Sinne gewähren. Besonders das Helldunckel.

die Griechischen Gemälde

Wercke des trocknen Mönchs Bigotismus

die neuen

Wercke der menschlichen reinen Frömmigkeit

die folgenden.

Wercke gesunder aufgeweckter Sinne froher starcker Männlichkeit.
[11]

die neusten.

Representation oft leere Pracht. obgleich mit viel Kunst und handwercks verdienst.

Bey Titian pp. werden schon die neben Figuren Hauptsache. bey Paul Ver noch mehr oder vielmehr hat dieser Gegenstände gewählt wo die Menge herrscht.

Die grosen Wände luden sie ein.

Meister die nicht in die neue Manier herübergingen wenn sie sie gleich erlebten.

Mai (2. Italienische Reise)

Anhang: Reisetagebuch von Goethes Diener Paul Götze)

[Anhang: Reisetagebuch
von Goethes Diener Paul Götze]

Reise von Weimar gut; von Jena nach Uhlstedt desgleichen. Zank daselbst mit der Postmeister. Von da eben gut, die Gegenständen abwechselnd bis Saalfeld, wo der Postmeister besonders artig; seine Frau, eine gebohrne v. Könitzer, der welcher sich auf dem Gut des Herrn v, Grünberg sich aufhält und Stiefsohn von denselben. Der höchste Gebirgs Punct grau verwittert Dachgestein; schöner fetter Boden, guter Frucht- besonders Roggenbau auf dieser Bergspitze, auch Pflanzen und ander Gemüs.

Gräfenthal und Judenbach sind die schlimmsten Stationen; die Lage von Coburg ist angenehm wegen dem schönen und fruchtbaren Itzgrund, worin es liegt.

In Nürnberg sahen wir die noch übrigen prächtigen Gemählde des Albrecht Dürers, wovon sich eines in der ...... Kirche die andern aber auf dem Rathhaus befinden, wo auch noch viel gute und schöne Gemählde zu sehen. Von [Nürnberg] ist die Reise nach Augspurg ganz ruhig. Augspurg selbst ist wohl eine der prächtigsten Reichsstädte wegen denen prächtigen und reichen Kirchen und Privatgebäuden. Von den Kirchen ist besonders der Thom ober die sogenannte Kreuzkirche die größte, aber in der Pracht glaube ich übertraf sie die von St. Ulrich. Den 18ten März wurde das Leichenbegängniß mit einer Predigt und Trauermusik feierlich begangen. Den 25ten von Roveredo abgegangen, denselben Tag nach Verona. Da bis den 28ten; von da nach belle Monte, Mittag gegessen und nach Vicenza und übernachtet.


[13] Venedig d. 31 März.

Nachmittags sind wir mit der Barke von Padua hier angekommen, und durch den Zufall kamen wir in eine kleine Locanda nahe am Rialto zu logiren. Der Wirth ist der leibhafte verstorbene Professor Musäus.

Den 1ten frühe sind der Hr. Geh. Rath zu denen Banqueurs gefahren, nach deren Zurückkunft aber zusammen nach dem Brau, und hernach auf den Markus Platz, wo wir beym Aussteigen sogleich eine große Feierlichkeit gewahr wurden: nehmlich der Doge brachte die Päbstlichen, Indulgenzen in die Kirch zu ......; bey seiner Abfahrt von St Markus Platz wurden von der Staatsgalere, welche beständig hier vor Anker liegt, 4 Kanonen gelöst, von der andern aber, welche just hier auf der Reede lag, nur 2, und so ging seine Fahrt in einer der prächtigsten Barken unter Begleitung des Päbstlichen Nuntius, welcher neben ihm saß, und der übrigen Hrn Senatoren den Rialto hinunter. Der Doge hatte einen großen rothbrokatenen mit Pelz aufgeschlagenen Rock und dergleichen Schuhe an, seine Müze schien auch von dergleichen Stoff, war aber unten mit einer breiten Tresse eingefaßt. Die Senatoren hatten Kleider vom nehmlichen Schnitt, aber violett und schwarz.

Den 2ten konnten wir wegen in der vorigen Nacht gefallenem Schnee und heftigem Winde nicht fahren, gingen also zu Fuße auf den Markus Plaz spazieren, besahen diese Kirche und Anstalten zu dem auf den Abend folgenden Begräbniß Christi.

Abends um 1/2 7 oder 18 1/2 Uhr gingen wir wieder auf den Markus Plaz, und sahen zuerst, wie die Brüder aus der Schule von St. Roc ihren Heyland begruben, die [14] Handlung machte einen prächtigen Anblick wegen der vielen und großen Wachslichter, wovon die meisten wenigstens 5 Zoll im Durchschnitt hatten. Die Fackelträger waren alle egal in ein grau Leinewand mit dem Wappen der Brüderschaft auf jeder Seite der Brust gekleidet. Ihr Zug ging rund um den Plaz herum und dann in die Kirche, wo ihnen, und noch tausend Menschen das noch flüssige Blut des Heylands in einem gläsern Becher, nebst andern Reliquien gezeigt wurde, und so ging das ununterbrochen fort. Wenn eine von den Brüderschaften mit ihrem Zug herum war, folgte eine andere: der wenn sie ihren Herr Gott in die Kirche gebracht, ihr auch die nehmlichen Heiligkeiten gezeigt wurden.

Doch ist es einem der diese Feierlichkeit zum ersten mal sieht, sehr auffallend; wenn dieser feierliche Zug indem er über diesen grosen Plaz gehet mit seinem göttlichen Gesang etwa eine kleine Pause macht; diese benutzen denn sogleich die ...... welche ihre gebratenen Kastangen, Äpfel, Oliven, Gebackenes und noch hundert andere Sachen mit einem unbändigen Geschrey im Moment ausrufen.

Den 3ten Morgens weil sich der Wind wieder gelegt, wurde wieder eine Spazierfahrt auf dem Rialto nach der Schule von St. Roc gemacht, wo zuerst die Kirche, hernach aber die Schule besehen wurde, wo wir außer denen schönen und guten Gemählden von Tintorett noch an den Schrankthüren die ganze Lebensbeschreibung des hl. Roc auf das sauberste aus Holz geschnitten antrafen. Von da sind wir in die Schule der Carità gefahren wo wir gleichfalls schöne Gemälde, in einer kleinen Kapelle aber rechts am Saale eins von Titian antrafen, welches das schönste was ich noch auf der ganzen Reise gesehen habe.

Rechter Hand durch den Hof zeigt sich ein neuer prächtiger Anblick: nehmlich ein Gebäude von Palladius, welches [15] wegen seiner besondern Bauart alle Aufmerksamkeit verdient. Das ganze Gebäude von 3 Stock Säulen über einander ist von Backsteinen, Säulen, Architrav und Gebälke, ausgenommen die Säulenfüße und Capitäl, welches aus Kalkstein gearbeitet ist, doch ist alles mit einer außerordentlichen Accuratesse und Fleiß gearbeitet.

Besonders merkwürdig aber ist das Architrav, welches auch ganz von Backsteinen, und einen großen Bogen unter und eine Last auf sich hat; um diesen nun einen Halt zu geben, hat er den Kragstein, welcher sonst zur Sprengung des Bogens dient, in den Architrav, und auf den Bogen gelegt, doch so, daß derselbe gerad umgekehrt, und also macht, daß sich das Architrav selbst, doch allemal auf dem Centrum der Säule, sprengt.

Den 4ten Morgens hatte es wieder stark geschneiet, wurde aber doch eine Fahrt auf dem Rialto nach dem Pallast Falsetti wo wir einige prächtige Statuen nebst denen Arabesken, wie sie im Vatikan in Rom in der nehmlichen Größe fanden. Auch befand sich im nehmlichen Pallast unter der Gemälde Sammlung eines von Titian, vorstellend die Tochter des Herodes mit dem Kopf Johannes.

Von da wurde weiter nach der Casa Pisano Moreto gefahren, wo wir ein Gemälde von Paul Verones fanden, welches wohl für das schönste dieses großen Künstlers gehalten werden kann. Es stellt die Familie des Darius knieend vor dem Alexander vor.

Den 5ten Morgens 4 Uhr als den ersten Feiertag wurde schon angefangen mit allen Glocken zu lauten, hierauf erfolgten mehr als hundert Kanonenschüsse, welches abwechselnd bis beynahe 10 dauerte. Um diese Zeit ging der Doge mit sämtlichen Senatoren in die St. Markus-Kirche, um der Function beyzuwohnen. Ersterer war mit einem [16] prächtigen goldgewirkten Kleid angethan, letztere aber in purpurfarbenen Drapd'or.

In der Kirche Pietà hörten wir die Messe, und die in derselben Kirche aufgenommenen Mädchen musiciren, welche sowohl die Vocal- als auch alle Instrumental-Stimmen unter sich besetzen.

Abends 6 Uhr fuhr der Doge abermals in der nehmlichen Begleitung wie Vormittag unter Abfeurung der Kanonen nach der Kirche St. Zacharie, um auch da eine Predigt zu hören.

6ten wurde wieder eine Fahrt auf der Gondel nach der Ecole St. Markus gemacht, in dieser Kirche fanden wir wieder ein großes Altar Blatt von Titian; welches wir wegen der vielen Fackeln, welche auf dem Altar aufgesteckt, nicht genau erkennen konnten. Der Versammlungs-Saal der Ecole aber war wieder ganz mit Tintorets ausgeziert. In einem kleinen neben Saale fanden wir auch ein schönes Bild von Paris Bordone, einem Schüler des Titian. Auch wurde diesen Vormittag noch in verschiedene Kirchen gefahren, wo außer der Griechischen, welche prächtig mit alten Gemählden ausgeziert, nichts merkwürdiges gesehen wurde. Abends wurde wieder nach der Kirche Mendicanti gefahren, wo wir abermals ein Chor junger Frauen musiciren hörten, welche die Erstern in Geschicklichkeit, als auch in Sittsamkeit weit übertrafen.

7ten Morgens wurde wieder eine Fahrt in verschiedene Kirchen gemacht, als La Croce, Corpus Domini, Scalzi, St. Simeon piccolo, St. Giobbe, Madonna dell' Orto, und daselbst die Gemählde der alten Meister nach Anleitung des Zanetti aufgesucht.

den 8ten wurde wegen schlimmer Witterung gar nicht ausgegangen, hatten aber das Vergnügen zu hören daß sich alle Augenblicke ein paar Schiffer zankten.

[17] den 9ten wurde wieder eine Reise in folgende Kirchen gemacht: St. Martha, St. Theresa, St. Sebastian, Spirito-Santo, i Carmini, L'anzolo, wo in Sebastian, beynahe die ganze Sammlung von Gemählden, welche sich daselbst befindet, von Paolo Veronese, auch befindet sich daselbst auf dem Chor einige Frescomahlerei von ihm.

den 10ten wurde wegen schlechter Witterung wieder zu Hause geblieben.

11ten Morgen wieder nach denen Jesuiten und nach der Schule der Schneider, welche auch einige Gemählde der besten Meister besitzen; von da nach de Miracoli, wo wir aber wegen der großen Function nichts sehen konnten.

12ten bey denen Frari und in der Kirche zu St. Rocco, St. Silvester, St. Aponale, St. Thomas, St. Joh. von Rialto.

15. Wurde eine Seefahrt nach der Insul Murano gemacht, allwo das berühmte Venezianische Glas, sowohl Fenster als auch andere Gläser gemacht werden. Aus der Fabricke wurde in folgende Kirchen daselbst gegangen: St. Donato, St. Pietro Martire, Degli Angeli, St. Michele, St. Christp. wo wir die prächtigsten von alten Gemählden fanden. Abends wurde auf den Piazzo St Marc spazieren gegangen, wo wir uns an den immer herumgehenden Sängern amüsirten.

16ten zu Hause geblieben und Briefe geschrieben.

17 wurde eine Fahrt über den großen Kanal nach St. Giorgio und der Salute gemacht, wo wir in ersterer eins der prächtigsten Bilder von P. Veronese antrafen.

18 waren in der Scuola de Sartori und sahen das Gemählde von Giorgione und Abends in der Pietà.

19 fuhren der Hr. Geh. R. nach dem Banqueur und Hrn Zucchi; nachmittag spazieren gegangen.

20 spazieren gegangen.

21. Spazieren am Arsenale; die beyde ungeheuren Löwen, welche aus dem schönsten Griechischen Marmor gearbeitet, [18] besehen. Einer dieser prächtigen Thiere, welcher bloß auf den beyden Hinderpfoten sizt, wird in der Höhe wohl 10 Fuß haben, und ist das Thier aus einem Stücke. Nach dem wurde auf die Schiffswerfte gegangen; wo zwey neue Kauffahrer in der Arbeit, der Baumeister versicherte, daß das eine auf 19000 Dukaten käme.

22ten Frühe nach dem Lido, das ist die große Erdzunge, welche das Adriatische Meer von den Venetianischen Lagunen trennt und welches einen der schönsten Anblicke verursacht. Wenn man aus den Lagunen heraus, welches ohngefähr eine gute halbe Stunde dauert, kommt man auf diese Erdzunge, welche ohngefähr 300 Stritt breit und 3 bis 4 Stunden lang. Wenn man dieses übergangen, so sieht man sogleich die ungeheure Meeresfläche mit hunderten von großen und kleinen Schiffen bestreut. Auf der Retour fuhren wir auf die Certosa zu denen Augustinern, wo wir ein Altarblatt von Basaiti und in dem Refectorium ein Nachtmahl von Bonifacio und in der Sakristey eines von Vivarini. Beyde erste sind außer dem Titian und schönen Paul Veronese im Palast [Pisani] gewiß die schönsten in Venedig.

d. 23 und 24ten ist nichts merkwürdig.

25 als das Fest des Hl. Markus und Patron der Stadt Venedig. Zogen wieder sämtliche Brüderschaften mit ihren ungeheuren Herzen über den Markus Plaz und in selbige Kirche, wo der Doge und das ganze Conseil dem Gottesdienste beiwohnt. Auch wird diesen Tag in Maske gegangen. Besuch beym dänischen Capitain am Bord an der Junfr Anna.

26ten Besuch von Hr. Zucchi, Nachmittag spazieren gegangen.

[19]

Juli-Sept. (Reise nach Schlesien)

Aus dem Notizbuche
von der schlesischen Reise.

[Bl. 2b]

Briefe.


No 1. Dresden
[No] 2. d. 6 Aug. Zirlau
[No] 3. d. 12 [Aug.] Breslau
[12. Aug.] an Herder
[12. Aug.] Werther

[No] 4. d. 14 [Aug.] Bresl. mit d. Postwagen,

N die tücher

[No] 5. d. 21. [Aug.] Bresl. mit d. Staff.

[d. 21. Aug.] an Herder
[d. 21. Aug.] an Voigt
[d. 21. Aug.] an Sutor

[No] 6. d. 31. [Aug.] Landhut.

[d. 31. Aug.] H. Mutter
[d. 31. Aug.] Fr. Stein
[d. 31. Aug.] Kön. Post Amt Hirschbr.

[No] 7. 1. Sept. Bresl.

11. [Sept.] Bresl. Herder
[11. Sept.] Bresl. Frankenbr.
[20]

[Bl. 3a]

No. 8. Bresl. d. 12 Sept. durch Seidel
[Bresl. d. 12 Sept.] an Seidel mit Assignation.
[Bresl. d. 12 Sept.] Voigt.
[Bresl. d. 12 Sept.] Eglofstein.
[Bresl. d. 12 Sept.] Gr. Reden.

No 9 Bresl. d. 18. S. durch d. Br.

[Bresl.] Herzog v. Gotha
[Bresl.] Bertuch Brossard.
No 10. Dresden d. 28 S.
No 11 [Dresden] d. 3 Octbr.

[Dresden, 28. Juli und folgende Tage.]

[Bl. 38b]


2 : 16 Antiken
– : 16 Thurn
2: 10 Porzellan
5: – Gallerie
– : 16 Thurn
– : 2 Barbier

[Fahrt von Dresden nach Schlesien und Breslau.]

[Bl. 2a]
Basalte von Stolpen sind die regelmäsigsten, weniger regelmäsige Säulen.

Granite in Säulen lagen am Wege von Stolpen nach Schmiedefeld, auch waren viele am Weg als Prellsteine, sogar eine Reihe am Zaun angebracht.


[21]
[Bl. 1b]
Lauban
Greifenb.
Hirschberg.
[2. loses Bl.a]
Rhön Waldenbg Weinhandl.
[Bl. 11a]
Granit

Teichenau eine Stunde von Schweidniz Dunckendorf bey Schw. nach Strigau Grediz nach Reichenbach. Brüche, woraus auch Silberberg gebaut ist.

[Breslau, 10. August und folgende Tage.]

[Bl. 37b]
Herr v. Paczinsky, in Altscheitnig
Herr BR von Klöber.
Herr OR von Schuckmann.
Herr Probst Hermes.
Herr Min. Hoym.
Herr R. Manso.
Herr Pror. Schummel.
Herr Prof. Gedike
Herr OR. Rettel.
3 Grafen Haugwitz.
[Bl. 36b]
Sonntag früh 10 Uhr Cour
Nachmittag Pacensky
Montag früh Bibl. 10 Uhr
– Mittag Graf Reden
– Abend Graf Hoym
Mittwoch Mittag G. R. v. Impert.
[22]
Freytag Mittag Rothkir
Mitwoch Abend Coadjutor
Donnerst. Danckelmann.
[Bl. 38b]
Montag auf der Schmiedebrücke.
[Bl. 38b]
Schuckmann Minnesinger
[Bl. 6b]
Die drey schönsten Dinge die in der Belagerung von Breslau zu Grunde gingen.

[Reise in die Grafschaft Glatz, 26. August und folgende Tage.]

[Bl. 3a]
Rentmeister des Grafen Sandratzki in Biela Ruthhart.
[Bl. 35b]
Basalt Silbiz

[2. loses Bl.b]

Rubrik zum Verständniß der Reifensteinischen Sammlung. Das Gebirg der goldne Esel soll eine Art Gneis seyn; ich hab es selbst nicht untersuchen können, vermuthe aber das es eher Glimmerschiefer und auf alle Weise Kalckartig ist. In denselben steigt ein mächtiger Gang von Kalckspath-Hornstein, ja die feineren Theile werden fast Nefritartig, es kommen Ausbestrümmer darinnen vor und der Arsenickkies ist besonders am Hangenden und liegenden des Ganges in dem Hornstein eingesprengt, mehr oder weniger derb zu finden.


[Bl. 35b]
Neuheide Major Rauh.
[23]
[Bl. 6b]
Leyer Dörfel
Von Wünschelberg auf die Heuscheuer den Leyersteig herauf rechts
[Bl. 31b]
Hauptmansdorf
Dittersbach
Bodisch
Ober Weckelsdorf
Adersbach

[Reise nach Krakau etc.,
2. September und folgende Tage.]

[Bl. 1a]
Prof. Scheidt.

[Reise ins Riesengebirge, Mitte September.]

[Bl. 35b]
Riesengebirge über die Schneekupp nach Breslau. d. 15 Sept.

[Bl. 19a]

NB Der Kelch der Gentiana von der Schnekoppe ist noch nicht ganz anastomosirt und zeigt uns oft 4 Theilungen, oder 4 Haken oben. (Zeichnung) einer ist verschlagen.


[Bl. 5b]

Der Entian von der Schneekoppe. Eine Art von Syngenesia spuria. Die fünf staubfäden lassen sich in ihrem gesunden Zustand ungerne und nicht ohne |:anscheinende:| Zerreisung trennen. Wenn sie dorren so bleiben doch drey und zwei pp beysammen.


[Bl. 35b]
Steinschneider Ludwig in Friedeberg

Fußnote

Note:

1 Von Dittfurt auf Moningen Kalckstein an der Chaussee feinkörnig gelbl. NB. Solenhofen in der Nähe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Tagebücher. 1790. 1790. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-5DF2-6