384) Die weiße Jungfrau zu Erfurt. 1

Am 15. März des Jahres 1677 und folgende Tage ließ sich ein Mägdlein zu Erfurt sehen, so man ohngefähr zehn Jahre alt geschätzt. Ihre Haare waren in Zöpfe geflochten, sie hatte ein weißes Kleid an und sah im Gesicht blaß aus. Sie ging durch die Alacher und Bintersleber Felder, redete mit sich selbst, allein es konnte sie Niemand verstehen. In der Hand hatte sie ein braunrothes Stäblein und schlug damit, indem sie durch's Getreide oder über die Wiesen ging, die Blumen ab, also daß man solche an allen Orten daselbst herumliegen sah. Wollte ihr Jemand nach oder entgegen gehen, so kam ihm ein gewaltiges Grausen an, daß er zurückweichen mußte. Diese Begebenheit wurde dazumal von etlichen Personen eidlich in der Vogtei ausgesagt, das Mädchen ist aber nachmals nicht mehr gesehen worden.

Fußnoten

1 Nach Falkenstein, Hist. crit. Erfurtensis. Erfurt 1739 in 4. S. 1037.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Erster Band. Provinz Sachsen und Thüringen. 384. Die weiße Jungfrau zu Erfurt. 384. Die weiße Jungfrau zu Erfurt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-5518-0