449) Der unverbrannte Luther zu Eisleben.

In der langen Gasse zu Eisleben steht Luthers Geburtshaus in einer Ecke; ob nun wohl selbige Gasse vielmals abgebrannt ist, ist doch dieses Haus allemal stehen geblieben und hat das Feuer hier Halt gemacht, ja als am 9. August 1689 der allergrößte Theil der Stadt in Rauch aufging, brannte auch nur der obere Theil aus, der untere hingegen, wo Luther geboren ist, blieb unversehrt. In dem obern Stockwerk befindet sich auch der sogenannte unverbrannte Luther, ein Bildniß desselben auf Holz gemalt, 2 Fuß hoch und 1 Fuß breit, mit dem Heilande zur Rechten und mit Luthers Petschaft zur Linken, ein rothes Herz mit einem schwarzen Kreuze in einer weißen Rose, über dessen Bedeutung sich bekanntlich Luther selbst in dem bekannten Briefe an Lazarus Spengler in Nürnberg unter dem 8. Julius 1530 erklärt hat. Unten steht: »Anno 1483 ist Dr. Martinus Luther in diesem Hause geboren und zu St. Peter getauft.« Darunter stehen die Worte: »Hostis eram Papae, sociorum hostis et hujus, Vox mea cum scriptis nil nisi Christus erat«, die jedoch nicht von Luther sind, der aber einen andern Vers ähnlicher Art machte, nämlich:»Pestis eram vivus, moriens ero mors tua, Papa!« Auch soll er die bekannten Verse zur Erklärung jenes Petschafts, die sich auf Münzen finden, gemacht haben, in denen übrigens das Chronodistichon 2717 steckt, womit er das so weit entfernte Jubeljahr seiner Reformation also andeuten wollte:


Der ChrIsten Herz aVf Rosen geht,

Ob's MItten VnterM CreVze steht.

MMDCCVVVII.


Dieses Bild hat sich beim letzten Brande in der Oberstube befunden; als man, nachdem das Feuer gelöscht war, die Brandstelle durchsuchte, fand man dasselbe in dem ausgebrannten obern Stock gänzlich unversehrt und von keinem Feuer berührt. Uebrigens ist dasselbe Haus auch, wenn die Pest in Eisleben grassirte und kein Haus davon befreit blieb, allein unangesteckt geblieben.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Grässe, Johann Georg Theodor. Sagen. Sagenbuch des Preußischen Staats. Erster Band. Provinz Sachsen und Thüringen. 449. Der unverbrannte Luther zu Eisleben. 449. Der unverbrannte Luther zu Eisleben. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-54B5-3