339. An Erich Bachmann

[163] 339. An Erich Bachmann


Wiedensahl 5 Febr. 76


Mein lieber Erich!

Dein Brief empfing mich, als ich vorigen Mitwoch von Ülzen zurück kam. Ich hatte mir schon länger vorgenommen dorthin zu reisen, um mal zu sehn, in was für Verhältnißen Hermann dort lebt; und am letzten Sonnabend führte ich plötzlich meinen Vorsatz aus. Ülzen ist eine hübsche, freundliche Stadt mit sehr breiten Straßen und schönen, breiten Plattentrottoirs; die Umgebung ist gar nicht so Haidemäßig, sondern hügelig; ein stattlicher Eichenwald grenzt fast dicht ans Thor. – Die Leute fand ich sehr lustig und gesellig. Gleich den ersten Abend war Bowle beim Directer, die bis 3 Uhr Nachts dauerte. – Sonntag Mittag Champagnerdiner im Hôtel. – Montag Austern mit Rheinwein im Keller des Hôtelbesitzers. – Ich hatte eigentlich vor, am Montag wieder abzureisen, weil ich an Hermann seine Schule dachte; blieb aber bis Mitwoch morgen. – Also Euer Docter ist da mit ––? Hat er denn das Fixum angenommen? Es scheint so ein Fixum doch leicht zu gegenseitigem Mißtrauen zu führen, wie ich hier vernehme. Die Leute meinen leicht, der Docter käme nicht genug, und der Docter meint dagegen, die Leute belästigten ihn unnöthiger Weise. – Recht unangenehm ist mir, daß unser Bäcker und Droschkenbesitzer sein Fuhrwerk abschafft. Ich [muß] nun wohl mit Einem in Stadthagen accordiren.

Von Mathilde Tischmeyer erhielt ich ein Glas zugeschickt, welches eine Witwe in Kelbra verkaufen wollte. Es war leider nicht alt sondern neu, so daß es für mich gar keinen Werth hatte. Ich habe es zurückgeschickt, und will nur hoffen, daß sie das nicht übel nimmt oder vielmehr den Muth nicht verliert, auch fernerhin auf diese Dinge zu fahnden.

Das Wetter scheint verdrießlich zu werden; doch denk ich in acht Tagen etwa nach Lüethorst zu fahren und dann hoffentlich auch nach Ebergötzen zu kommen.

Viel Vergnügen auf Donnerstag!

Herzliche Grüße an Alle!
Stets dein getr. Freund

Wilhelm

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. Briefe. 339. An Erich Bachmann. 339. An Erich Bachmann. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-21CF-A