704. An Otto Nöldeke

704. An Otto Nöldeke


Wiedensahl 14. Oct. 87.


Lieber Otto!

Sei bedankt für deinen Brief. – Besonders Wichtiges hab ich dir nicht zu berichten. Nur heut Nachmittag beim Kaffeetrinken, wir trauten erst unsern Augen nicht, aber es war so: der Tanz der ersten Schneeflocken hatte begonnen. Das kommt anders, wie im vorigen Jahr, als die Herren Einjährigen im October noch recht schwitzen mußten. Doch ich weiß, du wirst diesen Schwierigkeiten mit ausreichender Tapferkeit zu begegnen wißen. Deine Wohnung scheint ja gut zu sein, und an Durst und Appetit wird es dir hoffentlich auch nicht fehlen.

Gestern kam eine große Kiste mit Birnen und Äpfeln von Hattorf an. Ein Theil des Deckels war etwas gelockert; drunter an derselben Stelle schien der Vorrath ein wenig, doch nur ganz bescheiden, geschmälert zu sein. Vermuthlich durch einen braven Vater, der seinen Kindern doch auch mal gern was Gutes mit nach Hause bringen wollte. – Unser ganzes Haus duftet gar angenehm herbstlich nach Obst.

In den nächsten Tagen werde ich mich wohl auch zur Reise nach Lüethorst entschließen, obwohl dies Wetter nicht eben verlockend ist.

Mutter, die dir bald schreiben wird, läßt derweil herzlich grüßen. Ebenso Adolf und Else; ebenso dein

getreuer Onkel

Wilhelm.


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TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. 704. An Otto Nöldeke. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-1FCE-6