Der Stern der Liebe

Blumen duften, Sterne funkeln
Fern am Guadalquivir. –
Schon beginnt die Nacht zu dunkeln,
Und die Oleander rauschen,
Wenn Fernando und Elvire
Sanfte Liebesworte tauschen
In dem dunklen Laubreviere
Fern am Guadalquivir.


»Oh, sieh nur!« so flötet Elvira und deutet mit ihrem lilienweißen Zeigefinger in den nächtlichen Sternenhimmel, »sieh nur den lieblich strahlenden Stern da droben! O sprich, Fernando, geliebter Freund, kennst du ihn wohl?« – Und Fernando, mit dem lyrischen Tenor einer schwärmerischen Neigung, haucht ihr die säuselnden Worte entgegen: »O Elvira, wer sollte ihn nicht kennen, den schönen, ewig strahlenden Stern! Das ist der Stern der Liebe!!«


Blumen duften, Sterne funkeln
Fern am Guadalquivir.
Schon beginnt die Nacht zu dunkeln;
Ach, die Zeit ist schnell entschwunden.
Und Fernando und Elvire,
Längst vom Hymens Band umwunden,
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Sitzen bei dem Kellerbiere
Fern am Guadalquivir. –


Und wieder flötet Elvira: »O Fernando, sieh nur den lieblichen Stern da droben! Nicht wahr, Fernando, das ist der ewig strahlende Stern der Liebe!« – Doch Fernandos Baß weckt das Echo des halbgeöffneten Maßkrugs und spricht die etwas mehr als säuselnden Worte: »Himmelherrgottsternelement! Was weiß ich, wie all' die dummen Stern' heißen!«


Notes
Fliegende Blätter, München (Braun und Schneider), 1860, Nr. 795: S. 100.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. Der Stern der Liebe. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-1D66-F