Metaphern der Liebe

Welche Augen! Welche Miene!
Seit ich dich zuerst gesehen,
Engel in der Krinoline,
Ist's um meine Ruh' geschehen.
Ach! in fieberhafter Regung
Lauf' ich Tag und Nacht spazieren,
Und ich fühl' es, vor Bewegung
Fang' ich an zu transpirieren.

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Und derweil ich eben schwitze,
Hast du kalt mich angeschaut;
Von den Stiefeln bis zur Mütze
Spür' ich eine Gänsehaut.

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Wahrlich! Das ist sehr bedenklich,
Wie ein jeder leicht ermißt,
Wenn man so schon etwas kränklich
Und in Nankinghosen ist.

Würde deiner Augen Sonne
Einmal nur mich freundlich grüßen,
Ach! vor lauter Lust und Wonne
Schmölz ich hin zu deinen Füßen.
Aber ach! Aus deinen Blicken
Wird ein Strahl herniederwettern,
Mich zerdrücken und zerknicken
Und zu Knochenmehl zerschmettern.
[98]

Notes
Fliegende Blätter, München (Braun und Schneider), 1861, Nr. 834: S. 203 f.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. Metaphern der Liebe. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-1CBD-4