[355] Der Renommist

In einem Winkel, genannt die Butze,
Wo allerlei Kram,
Der nichts mehr nutze,
Zuammenkam;
Bei alten Hüten, alten Vasen,
Bei Töpfen, ohne Henkel und Nasen,
Befand sich ein Reiterstiefel auch,
Jetzt nur noch ein faltiger Lederschlauch.
Großmächtig hat er das Wort geführt
Und ganz gewaltiglich renommiert:
»Ha, damals! Ich und mein Kamerad!
Immer fein gewichst von hinten und vorn,
Blitzblank der Sporn,
Durch die Straßen geklirrt,
Alle Herzen verwirrt,
Es war ein Staat!
Hurra, der Krieg,
Maustot oder Sieg!
Unser Herr Leutenant,
Schneidig, Schwert in der Hand;
Doch hätt ich nicht gespornt sein Pferd,
Verloren wär die Schlacht von Wörth.«
In dem Moment, zu aller Schrecke,
Trat plötzlich hervor aus seiner Ecke
Ein strammer Reiserbesen.
»Hinaus!« rief er, »du alter Renommist!
Was schert es uns, was du gewesen;
Wir sehen, was du bist!« –
Ein Schubbs. Ein Schwung.
Der Stiefel liegt draußen auf dem Dung.

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TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. Gedichte. Schein und Sein. Der Renommist. Der Renommist. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-1A7C-8