1426. An Nanda Keßler

1426. An Nanda Keßler


Mechtshausen 11. Jan. 1904.


Meine liebe Nanda!

Für deinen Brief aus Heidelberg sag ich Dir besten Dank. Der Profeßor scheint die Sach gründlich zu nehmen, und da, wie ich aus der Einlage ersehe, der Hudi selbst bei gutem Humor ist, so wird der Erfolg sicher nicht ausbleiben.

Zu meinem stillen Vergnügen find ich, daß du den Schopenhauer von hinten beginnst. Das ist, glaub ich beinah, ein Naturgesetz bei den Damen. Die Anfangsgründe sind unbeliebt.

Unser Winter war gemäßigt bislang. Die Hühner legen bereits, während die Puter und Enten in dieser Hinsicht noch immer verschloßen sind. – Etwas bedrückend war der beständige Nebel. Am Dreikönigstage fuhr ich durch eine Welt voll Watte nach Hannover, allwo ich mit meinem Bruder Hermann aus Celle und drei Neffen recht gemüthlich zu Mittag aß.

Vor unserm Fenster im Zimmer blühn die Tulpen. Daran erfreu ich mich denn, wenn ich morgens zum Kaffee die üblichen Zigarretten rauche.

Laß dir's gut gehn, liebe Nanda. Sei herzlich gegrüßt im neuen Jahr, und grüß die Nellie und besonders auch den Hudi, sobald du ihm schreibst, von deinem alten

Onkel Wilhelm.


License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. 1426. An Nanda Keßler. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-1860-5