282. An Maria Anderson

282. An Maria Anderson


Wolfenbüttel 23 Mai 75


Liebe Frau Anderson!

Sie sagen: Der Mensch hat sich nicht selbst gemacht. – Könnt' ich's doch glauben! – Ich glaube vielmehr, daß wir haftbar sind für unser Thun und Sein; besonders für das Letztere, welches das Erste ist. – So sind wir, so ist unser Charakter: eine ganz bestimmt geartete Kraft. Er kommt in's Handgemenge mit andern Kräften; man handelt; das Resultat erfolgt mit Nothwendigkeit; und wenn wir auch im Rechte sind, so thut uns dennoch zuweilen der »Rücken« weh. Man leidet eben, weil man da ist; das ist die Kern- und Wurzelsünde. – Ja, aber man hat sich doch nicht selbst gemacht! – Wie? – Ist nicht die Quelle unsers Daseins die Liebe? – Und nun sagen Sie mir einmal: Warum schämt sich die Liebe?

Der Thee ist ausgezeichnet. Darum segnet Sie von ganzem Herzen

Ihr Wilh. Busch.


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TextGrid Repository (2012). Busch, Wilhelm. 282. An Maria Anderson. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-0EE8-2