705. Pädagogischer Aberglauben.

1.

Wenn man ein Messer auf den Rücken legt, schneiden sich die Engel in die Füße, weshalb man solche Messer gleich abbrechen soll; dafür bekommt man den Lohn von den Engeln 1.

Ehingen.

Fußnoten

1 Vgl. Panzer II. 295.

2.

Im Märzen geht der Tod als sog. »März« um mit einer Sichel. Man sagt von ihm, daß er die Kinder, welche schon im März barfuß gehen, hake. – Die Redensarten, den haket der März, der hai(r)t den Guckigau nimmer schreien etc., beziehen sich auf eben den Tod im Märzmonat.

Ertingen.

3.

Lächelt ein Kind im Schlaf, pflegt man gleich zu sagen: jezt scherzt sein Schutzengelein mit ihm.

4.

Man soll keinen Rechen mit den Zähnen nach oben gerichtet liegen lassen, weil es den Engeln beim Laufen wehe thut, denn die Engelein sind barfuß 1.

Ertingen.

Fußnoten

1 Panzer I. 268. 186.

[492] 5.

Wenn ə Mandsbild uff ə-n Bôm 'nuff guckət, må ə Frauənâm, dôbə işt nå wud ëər blind 1.

Fußnoten

1 Schmeller, bair. Grammatik S. 473.

6.

Abgeschnittene Haare muß man an einen Ort hinlegen, wo weder Sonne noch Mond scheint, also in die Erde unter einen Stein u. dgl. Baut ein Vogel mit solchen Haaren, so bekommt man Kopfweh.

7.

Wenn man bei Nacht ohne Kopfbedeckung ausgeht, so pissen die Fledermäuse in's Haar und man bekommt einen Kahlkopf, oder sie verwickeln sich auch im Haar.

8.

Bresthafte Leute soll man nicht boshaftig nachäffen, weil man zur Strafe das gleiche Gebrechen bekommt.

Ertingen.

9.

Wenn Kinder an Christi Himmelfahrtstag in's Wasser pissen, so weint die Mutter Gottes.

Illerthal, Dietenheim.


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TextGrid Repository (2012). Birlinger, Anton. 705. Pädagogischer Aberglauben. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-084C-7