48. Thränen der Liebe

1776.


Träufle, mein süßes Mädchen, diese Thränen
Auf die silberne Leier deines Stolberg!
Sitz auf meinen Knien, und laß die Thräne
Über die Wange
Deines Geliebten rinnen auf die Saiten,
Daß sie beben, wie deine Busenbänder,
Und daß meine Thräne mit deiner Thräne
Tönend sich mische!
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Thräne der Liebe, ach! der stummen Wonne
Thräne! könnt' ich sie fassen und verwahren!
Und mit ihr den ersten der Küsse, da du
Schüchtern dich umsahst,
Dann um den Hals mir fielst, und sanfterrötend
Deine Lippen an meine Lippen drücktest:
Unsre Seelen huben sich auf der Liebe
Seufzer, und schwebten
Wonneberauschet auf des Kusses Flügeln,
Wie auf Hauchen des Lenzes süße Düfte
Um die Wangen rötlicher, taubenetzter
Blüten des Apfels!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Stolberg, Friedrich Leopold Graf zu. Gedichte. Gedichte. 48. Thränen der Liebe. 48. Thränen der Liebe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-1AFD-8