Dreyhundert und fünftes Sonett.

Die heil'ge Luft, sie kommt so oft, zu weben
Um meine Ruhestatt, daß ich es wage,
Zu nennen ihr, was ich einst trug und trage,
Was, weil sie lebte, nimmer sich begeben.
Vom Liebesblick dann pfleg' ich anzuheben,
Der Anfang war von also langer Plage;
Dann, wie mir, arm und froh, von Tag' zu Tage,
Von Stund' zu Stunde Amor zehrt' am Leben.
Sie schweiget, und, von Mitleid tief durchdrungen,
Erseufzet sie, das Aug' auf mich gesenket,
Und ziert mit frommen Thränen ihre Blicke;
Und meine Seele dann, von Schmerz bezwungen,
Indem sie weinend sich darüber kränket,
Kehrt, frey vom Schlafe, zu sich selbst zurücke.

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TextGrid Repository (2012). Petrarca, Francesco. Dreyhundert und fünftes Sonett: [Die heil'ge Luft, sie kommt so oft, zu weben]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-6FE9-9