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Subjektives Dichten

Erst wollte ich mit vieler Mühe flechten
'ne lange Schnur von schläfrigen Terzinen,
Mit breitem Klatsch die Kläffer zu bedienen,
Die mit dem Ich in diesen Liedern rechten.
Der Teufel aber möge das verfechten,
Was solchen Langgeöhrten krumm erschienen!
Und feige wär's, nach jedes Narren Mienen
Zu drehen sich und gar das Lied zu knechten.
Ein wunderlicher Kauz ist der Poet,
Der das, was alle andern bloß empfinden,
Mit wunderlichen Worten sagen kann.
Wenn's unter seinem Namen besser geht,
Wie möget ihr ein Ärgernis da finden,
Ihr nüchternes Geschlecht: er, sie, es, man?

Notes
Entstanden und Erstdruck 1846.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. 19. Subjektives Dichten. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9F93-E