Thomas Brunner
Jacob und seine zwölf Söhne
Ein evangelisches Schulspiel aus Steyr
Die schöne Biblische Historia / von dem heiligen
Patriarchen Iacob / vnd seinen zwölff Sönen /
Spielweis gestellet vnd gehalten zu Steyr im Land Osterreich ob der Ens /
Durch
Thomam Brunner von Landshut / Latinischen Schulmeister daselbst.

[1]

[Motto]

Genes. 37.


Es ist meines Sons Rock /

ein böses Thier hat jn gefressen /

ein reissend Thier hat Ioseph zerrissen.


[1][3]

[Widmung]

Den Fürsichtigen / Ersamen vnd Weisen Herrn N. Bürgermeister / Richter vnd Rat der Stad Steyr / Meinen gebietenden günstigen lieben Herrn etc.

Es hat vns der Ewige / Allmechtige vnd Barmhertzige Gott / zu diesen letzten zeiten / nach langwirigen vnd gar erschrecklichen Finsternissen / des leidigen Bapstumbs / nicht allein das ware vnd helle Liecht des Euangelij / gnediglich widerumb scheinen lassen: sondern auch zu erweiterung vnd ausbreitung desselbigen / solche Lerer geschicket / vnd mit des heiligen Geistes gaben gezieret vnd gesalbet / dergleichen warhafftig / seit der Apostel zeiten vnd erst anfahenden Kirchen / im newen Testament nie gewesen sein. Daraus denn nu durch Gottes gnedige versehung erfolget /das man die reine / ware / vnd allein seligmachende Lere / aus den höchsten vnd fürnemsten sprachen / nit allein in vnser Deudsche / sondern auch in viel andere / auslendische vnd frembde gebracht hat. So sind auch nicht allein die gewönlichen [3] Euangelia / so man durchs gantze Jar der gemeine Gottes erkleret vnd ausleget / sondern auch die fürnemsten Psalmen des Königlichen Propheten Dauids / in die aller schönsten vnd tröstlichsten Melodias / durch geistreiche / vnd von Gott hochbegabte Dichter gestellet. Zu diesem /sein auch die schönsten / vnd fürnemsten Biblische Historien / in artliche Comedien vnd Tragedien verfasset / darinnen die wunderlichen Wercke vnd thaten Gottes / die er von anfang in seiner Kirchẽ / geübet und bewiesen / mit jren lebendigen vnd natürlichen Farben / entworffen vnd abgemalet / den gemeinen Leyen / sonderlich der lieben Christlichẽ jugent /gleich als in einẽ Spiegel / für die augen gestellet werden. Das also die reine Lere des heiligen Euangelij /mit predigen / schreiben / lesen / singen / spielen /nicht allein in Christlichen Kirchen vnd Schulen /sondern auch in fromer Gottfürchtiger Eheleute behausungen / schier in der gantzen weiten Welt (Gott lob) getrieben wird. Für solche vnaussprechliche / vns von Gott erzeigte wolthat / sollen wir uns billich / ein jeder seinem stande vnd beruff nach / zu rechter warer danck(b)arkeit / gegen jm / vnsern ewigen Himlischen Vater / beuleissen vnd vben / damit sein Göttlicher Name / wirdiglichen / vnd mit höchsten ehren bey vns Christen / seinen zukünfftigen Erben / geheiliget werde. Zu welchem denn er vns sein gnade / vmb vnsers lieben Herrn Ihesu Christi willen / miltiglichen / vnd Veterlichen wölle verleihen vnd mitteilen. So viel mein Person / Ampt vnd Vocation belanget /habe ich diese zeit her / [4] die ich in E. F. W. Schuldiensten zugebracht / meinem lieben Gott / zu lob / ehr vnd danck anders nichts erzeigen können / denn das ich jerlich nach gelegenheit der zeit / neben andern meinen laboribus / eine Biblische Historiam für die hand genomen / vnd dieselbig der lieben jugent / zu guter Christlicher anweisung / spielweis gestellet /vnd als denn / altem gebrauch nach / mit E. F. W. günstiger bewilligung / öffentlich gehalten habe.

Vnd wiewol ich mich an andern wolgestelten Comedien vnd Tragedien / von sinnreichen vnd hochbegabten Leuten / durch den Druck ausgegangen / wol hette mögen benügen lassen / vnd diese meine vieleicht vnnotwendige arbeit / ersparet / vnd die zeit in ander weg zugebracht: So hat mich doch warhafftich auch dieses dazu verursachet / da mit ich mich selbs /in vleissiger betrachtung Biblischer Historien / zu inbrünstiger anruffung vnd danck sagung Gottes / die sonst liederlich / wo man nicht jeder zeit / in Christlicher vbung erfunden wird / erkalten / ermunteret vnd auffwecket.


Denn mir gar nicht zweiuelt / es werden mir hierinnen alle die jenigen / so mit dergleichen Exercitijs vmbgehen / gern beyfallen vnd zeugnis geben / das sie durch vleissige contemplation vnd nachdenckung der wünderlichen Geschichten / so vns in Göttlicher heiliger Schrifft / durch die Propheten / Christum vnd Aposteln / sein befohlen vnd vbergeben worden / allerley Affectus vnd bewegungen / beide zu leid vñ freud / zu erschreckung vnd [5] tröstung / in den hertzen erheben / vnd den Menschen billich / als von Gott eingepflantzte stimuli / zu newen Tugenden / vnd Gott wolgefelligem gehorsam antreiben sollen. Bin demnach guter hoffnung vnd zuuersicht / es werde ein jeder guthertziger Leser / von diesem oder andern meinen Spielen / Christlich vnd glimpfflich iudicirn /vnd mich vmb jtzt erzelter vrsachen willen / die mich bisher zu dieser Schulübung angetrieben / gutwilliglich / wo seinem Judicio nicht in allem gnug beschehe / entschüldigt haben. E. F. W. aber meinen gebietenden / günstigen lieben Herrn / habe ichs darumb dedicirn vnd zuschreiben wöllen / das ichs derselbigen jugent / anfenglich zu danck gestellet vnd gehalten habe / vnd das ich also mein danckbar gemüte /für alle bisher / an mich vnd die gantze Schul angelegte wolthaten erzeigte. Bitte derwegen E. F. W. meine gebietende günstige liebe Herrn / wöllen diese klein vnd geringschetzige arbeit / im besten erkennen vnd auffnemen / bis so lang ich / durch verleihung Göttlicher gnaden / mit etwa höhern vñ ansehlicherm mein schüldige danckbarkeit vnd geneigten willen /erkleren möge. Der ewige / allmechtige vnd barmhertzige Gott wölle E. F. W. in seinem Veterlichen schutz / langwirig erhalten / glückselige Regierung des gemeinen nutzes / gnediglich verleihẽ / vnd vmb seines lieben Sons / vnsers Herrn Ihesu Christi willen / die reine Lere des heiligen Euangelij / von dieser Stad nit auffheben / damit jm auch an diesem ort / ein ewige Kirche / durch das heilige Predigampt / gesamlet werde / die jn hernach / sampt [6] seinen lieben Son /vnsern Herrn vnd Heiland Ihesu Christo / vnd den heiligẽ Geist / in alle ewigkeit / ehre / lobe vnd preise / Amen.


Datum Steyr / am heiligen

Christage / Anno

1566.


E. F. W.

Dienstwilliger

Magister Thomas

Brunner.

Zu dem Leser in gemein

[7] Zu dem Leser in gemein.

Dem Leser wündsch ich meinen grus /

Vnd jn vmb ein ding bitten mus /

Er wöll glimpfflichen iudicirn /

Vnd sich dieses nit lassen jrrn /

Das nit diese Histori gantz /

Wie wol sein sol / hat jren glantz /

Vnd recht herfür gestrichen ist /

Wie man die in der Bibel list.

Der kürtz ich nachgegangen bin /

Vnd fürnemlich gsehen dahin /

Das nit die Action lang werdt /

Vnd mehr als einen tag begerdt.


Doch wird der Leser sehen wol /

Wo er das Spiel recht lesen sol /

Das in den Reimen ist gemelt /

Was im Act nicht wird fürgestelt /

Setz darauff einem jeden zu /

Wie er von iudiciren thu.

Er lass jms gfallen oder nicht /

Wenn er nur hat diesen bericht /

Den ich jm hie thue zeigen an /

Wil also mich befohlen han /

Vnd annemen von hertzen gern /

Was jeder schreibt / Christo zu ehrn /

[8]

Dadurch niemand geergert wird /

Vnd von dem rechten weg abgfürt.


Der ewig Gott verleih noch mehr /

Das alles graich zu seiner Ehr /

Zu heil der Kirchen in gemain /

Was wir Menschen auff Erden thain /

Auff das wir nach der strengen zeit /

Mit jm pflegen ewiger freud.

Personen

[9] Nomina personarvm

    • Prologvs.

    • Argumentator primus.

    • Argumentator secundus.

    • Iacob der Patriarch.
      Iacobs Söne
    • Ruben XXIII
    • Simeon XXII
    • Leui XXI
    • Iuda XX
    • Dan XIX
    • Naphthali XVIII. , Diese sechs sein vor Ioseph geboren / jeder seines alters / da sie jn verkaufften.

    • Ioseph seins alters XVII
    • Gad XVI
    • Aser XV
    • Isaschar XIIII
    • Zebulon XIII
    • Beniamin, Anniculus aut bimulus. , Diese sein nach Ioseph geborn / jeder seines alters.

    • Sichimita, der Ioseph den weg weiset.

    • Primus mercator, der erste Kauff(m)an.

    • Secundus mercator, der ander Kauffman.

    • [10] Tertius mercator, der dritte Kauffman.

    • Belial
    • Molech, zween Teuffel.

    • Pharao, König in Egypten.

    • Potiphar, sein Hoffmeister.

    • Iezabel, Potiphars Hausfraw.

    • Thamar
    • Selpha , pedissequae, Hoffjungfrawen.

    • Cancellarius oder Secretarius.

    • Pincerna, der oberste Schenck.

    • Pistor der Hoffpfister.

    • Primus cursor
    • Secundus cursor, zwen Lackey.

    • Asnath, Iosephs Hausfraw.

    • Manasse
    • Ephraim, Iosephs zween Söne.

    • Landuogt
    • Rentmeister
    • Kemmerer
    • Schaffner, Iosephs Officier.

    • Carcerarius, Kerckermeister.

    • Lictor, der Hencker.

    • Lorarius primus
    • Lorarius secundus, zween Steckenknecht.

    • Epilogvs.

    • [11]

Prologvs

Fvrsichtig / Erbar / Weise Herrn /

Wir möchten euch vieleicht beschwern /

Das wir jerlich zu dieser zeit /

Da man sonst pflegt weltlicher freidt /

So viel vns dürffen vnterstan /

Vnd für euch tretten auff den plan /

Mit spilen / der viel sein am tag /

Vnd jeder selbs wol lesen mag.

Aber vns tröstet offt vnd viel /

Das wir wissen den geneigten will /

Befürderuug der jugent klain /

Vmb welche dieses ist zu thain /

Wo die erzogen werden sol /

Zu Gottes furcht Christlich vnd wol /

Wie denn wir auch nichts bringen her /

Es stimme denn mit reiner Lehr /

Die wir Gott lob in Schulen treibn /

Vnd durch sein gnad darbey beleibn /

Was werden sol weiter fürbracht /

Haben wir ein new Spiel gemacht /

So viel dazu verliehen hat /

Der gütig Gott segen vnd gnad /

Vnd ist die Gschicht euch wol bekant /

Vom Patriarchen Iacob gnant /

Welcher zwölff leiblich Söne het /

Ioseph für andern lieben thet /

Daher erwuchs der Brüder neidt /

Wie man findt alweg böse Leut /

Auch wol vnter Gottes gemein /

Die in dem hertzen sein vnrein /

Stelten jm also heimlich nach /

Bis jn ein mal geriet die sach /

Da Ioseph in seins Vaters nam /

Den Thetern in die Hende kam /

Vnd ward durch zugebung des Herrn /

Versencket bald in ein Cistern /

[12] Doch widerumb heraus gethan /

Vnd muste sich verkaufen lan /

Vnd etwa dient ins dritte Jar /

In Egypten bey Potiphar /

Der jn lies ins Gefengnis legn /

Vmb seiner falschen Frawen wegn /

Das lidt er alles williglich /

Mit Gottes wort selbs tröstet sich /

Der jn denn het in seiner acht /

Vnd zu eim grossen Herren macht /

Der trewlich hielt ob Gottes wort /

Ernert die Kirch am selben ort /

Mit König Pharaonis gunst /

Der gegen Gott aus liebes brunst /

Ein Vater war Christlicher Leit /

Wie alle Fürsten jeder zeit /

Fürnemlich sollen gulissen sein /

Das sie in jren Landen fein /

Fürdern die war Religion /

Vnd sich trösten mit diesem lon /

Den jn Gott wird gewislich gebn /

Nach dieser zeit im ewign Lebn.

Seit still / vnd nempt verner bericht /

Ehe wir angreiffen diese Gschicht.


PRIMUS ARGUMENTATOR.
Jr lieben Christen nemet war /
Was wir bringen in dieser schar /
Hie stet Iacob der alte Man /
Nach dem secht jr sein Sön auch stan /
Ioseph im gschlecht der siebend ist /
Die fünff nach jm geboren wist /
Iacob den liebet für sy all /
Darumb er denn kümpt in vnfall /
Die Brüder den in ein Cistern
Versencken / das thut Gott erhörn /
[13] Schickt frembde Leut / die keuffen jn /
Füren den in Egypten hin /
Da er ein zeit mit frieden lebt /
Wiewol sich auch vnglück erhebt /
Das er kümpt vmb seins Herren huld /
Wird gfangen / doch on alle schuld.
Drumb Gott verkert sein leid in freudt /
Vnd hilfft jm aus zu rechter zeit /
Macht seinen Namen weit bekandt /
Setzt jn vber Egypten land /
Gibt jm segen / genad vnd heil /
Das sein Vater jm wird zu teil /
Der stirbt bey jm / vnd wird als dann
Gefüret ins Land Canaan /
Da er schlefft bey sein Vetern gut /
Vnd ewig bleibt in Gottes hut.
SECUNDUS ARGUMENTATOR.
Diese schön Biblische geschicht /
Ist nicht vergebens zugericht /
Habens mit gutem vorbedacht
Also newlich Spielweis gemacht /
Das jr daraus lernt vnd verstet /
Wie es in der Kirchen zughet /
Nemlich das diese hie auff Erdt /
Durchs Creutz mus werden offt bewert /
Wie jr mögt sehen an Iacob /
Vnd euch zum höchsten wundern drob /
An Ioseph desselben geleich /
Bedt in erkentnis Gottes Reich.
Vnd dennoch solches Creutz hie tragn /
Das man nicht gnug daruan kan sagn.
Ioseph des Vatern einig freudt /
Verkaufft wird in Egypten weit /
Der Vater meint / er sey schon todt /
So helt ob jm der liebe Gott /
[14] Setzt jn vom staub zu hohen Ehrn /
Lest jn zu einem Fürsten wern /
Der ausbreit in Egypten landt /
Die reine Lehr / vnd macht bekandt
Christum / der denn versprochen war /
Von do er neun vnd dreissig Jar
Alt ward / komen die Brüder sein /
Für jr Haus Traid zu keuffen ein /
Er kent sie wol / doch nicht anzeigt /
Ist jn gleichwol zu helffen gneigt /
Zeucht Simeon gefenglich ein /
Aber die andern Brüder sein /
Lest er zum Vater ziehen hin /
Den jüngsten bringen sie mit jn /
Als denn er nach versuchung hart /
Sich jnen nent / vnd offenbart /
Verzeiht jn was sie haben than /
Schickt vmb Iacob den alten Man /
Der kümpt zu jm dieselbig zeit /
Vnd leben beid in grosser freud /
Bis man Iacob den alten Man /
Zum Grab beleit in Canaan /
Dem höret zu mit allem vleis /
Dem lieben Gott zu ehr vnd preis /
Das spiel fecht an / seid fein zu rhu /
Wer hören wil / das maul halt zu.

1. Akt

1. Szene
Scena prima.
Conspiratio fratrum contra Ioseph.

SIMEON.
Wie dünckt euch liebe Brüder mein /
Zimpts euch auch recht vñ billich sein?
Das Ioseph bey dem Vater hat /
Für vns all ander huld vnd gnad /
[15] So wir doch sein geflissen sehr /
Jm zu erzeigen alle Ehr /
Mit diensten frü vnd spat bereit /
Meins teils ist mir im hertzen leid /
Möcht mich auch an jm rechen wol /
Wenn ich nur glegnheit haben sol.
LEUI.
Fürwar du hast fast meinen sinn /
Von hertzen ich auch grimmig bin /
Möcht wol zuthun die augen mein /
Wenn man jn vberhoblet fein /
Er thut doch nichts zu aller frist /
Denn das er ein Verrheter ist /
Liebkost / vnd sagt dem Vater an /
Was der vnd jenig hab gethan /
Do wir dieweil mit arbeit schweer /
Sein jmmerdar beladen sehr /
Vnd gleich schier neben sein verschmecht /
Als weren wir des Leckers knecht /
Darümb das jm getreumet hat /
Als soln wir leben seiner gnad /
Vnd er noch vnser Obherr werdn /
Wir seine Diener hie auff Erdn /
Jn sol wol ghen all vnglück an /
Das er so gleich sol sein der Man /
Dem wir sein müsten vnterthan.
DAN.
Was war / halt liebste Brüder mein /
Den er vns sagt der Trewme sein?
SIMEON.
Du wirst ja nicht vergessen gar /
Das er vns sagt für gwis vnd war /
Jm wer im trewmen fürgestelt /
Wir bünden Garben auff dem Feld /
Die sein aber für vnser all /
Hett sich auffgrichtet dazumal /
[16] Die vnsern aber sittiglich /
Sich hetten gneiget vnter sich
Vor seiner Garb. Was deutet das?
Denn das er tracht on vnterlas /
Wie er möcht komen bald zu ehrn.
Zu diesem denckt auch an die Stern /
Da er vns sagt wie Sonn vnd Mon /
Vnd eyleff Stern sich neigten schon
Vor jme. Ists nit gleicher art?
Vermessenheit / stoltz vnd hoffart /
Die er lest schein auff solche weis /
Da sollen wir ankeren vleis /
Zu dempffen seinen vbermut /
Sonst wird es in die leng nicht gut.
LEUI.
Das wündsch ich auch / vnd bleib darbey /
Wölt jn auch selbs hernemen frey /
Wens mir möcht werden nur so gut /
Zusamen stimpt nicht vnser blut.
RUBEN.
Was hilffts vns liebe Brüder mein /
Von einem Vater wir all sein /
Er ist noch jung / verstehts nicht wol /
Bedenckt nicht was er reden sol.
SIMEON.
Ja lieber gib jm fug vnd recht /
Du bist auch gar ein weiser Knecht /
Was du gethan hast / man wol weis / 1
Dein schand las dir selbs machen heis.
RUBEN.
Was wil er mich bekümmern viel /
Geschehen mus des HERREN wil /
Mügt mit jm handlen / wie jr wölt /
Bin seinethalben nicht bestelt.
[17]
IUDA.
Es hat bey mir auch wenig feel /
Ein jeder sorg für seine Seel /
Sthen gar zu lang an dieser stat /
Das Vieh sich schier vergangen hat /
Lasts vns zusamen treiben hie /
Machen vns selbs vbrige müh.

Allhie treten sie ab / vnd setzen sich nider /entzwischen komen die Teuffel.
BELIAL.
Molech / wie gfelt dir diese that /
Bin ich nit fein gsessen im Rat?
MOLECH.
Du hast dich ghalten meisterlich /
Must weiter noch versuchen dich /
Das nit dazwischen kom ein rhew.
BELIAL.
Kümmer dich nichts / sy sein vntrew /
Jr hertz ist vol mit neid vnd zorn /
So haben die zween zsamen gschworn / 2
Sy wöllen nichts guts richten an /
Den Pact ich schon bestetigt han.
Rast nur ein weil / wirst sehen bald /
Wie sy der sach geben ein gstalt.
2. Szene
Scena secvnda.
Colloquium inter Iacob & Ioseph.

IACOB.
Kom her Ioseph mein lieber Son /
Der du bist meines hertzen Kron /
Mein auffenthaltung vnd mein freudt /
Auff Erden hie in dieser zeit.
[18]
IOSEPH.
Mein Herr vnd Vater / hie bin ich /
Thue alles gern vnd williglich.
IACOB.
Dieweil die andern Brüder dein /
Sein daussen bey dem Vihe mein /
So ghe zu jn / auff Sichem zu /
Vnd schaw / ob all ding sey mit rhu /
Vnd bring mir wider Botschafft her /
Bleib nicht lang aus / ich bitt dich sehr.
IOSEPH.
Im namen Gottes vnsers HERRN /
Wiewol ich ghe nit sonders gern /
Zu meinen Brüdern / denn sie mich /
Plagen vnd hassen vnbillich /
Den ich doch hab kein leid gethan /
Vnd dennoch gunst nicht haben kan.
IACOB.
Was fragstu vil nach jrem gunst /
Weist gegen dir meinr liebe brunst /
Der magstu allzeit frewen dich /
Wer dir thut / auch betrübet mich /
Wil dir für jn wol tragen schutz /
Vnd sey jn ja gebotten trutz /
Das sy zu wider handlen dir /
Jr gunst wer warlich aus bey mir /
Drumb furcht dich nichts / ghe frölich hin.
IOSEPH.
Mein Vater dir gantz willig bin /
Vnd sol ich ghen gar in den Todt /
Wolt ich nicht achten solcher nott.
IACOB.
Der lieb Gott friste dir dein Lebn /
Vnd bschere dir vil glück darnebn /
[19] In seinem schutz erhalt er dich /
Das du möchst lang erfrewen mich.
SICHIMITA.
Mein lieber Son wo wiltu aus?
Bistu nicht von Israels Haus?
IOSEPH.
Ja ich bin gleich Israels Son /
Vnd ghe hin zu mein Brüdern nun /
Zu sehen / was sy machen heut.
SICHIMITA.
Dieser strass nach du jrrest weit /
Sie sein nicht mehr an jenem ort /
Sonder auff Dothan zogen fort /
Da findest sie beysamen all.
IOSEPH.
Zum höchsten danck ich dir zumal /
Behüt dich Gott / ich ghe zu jn.

Mit Jme selbs.

Seltzam ist mir in meinem sinn /
Mein gmüth sich gantz entsetzen thut /
Hab sorg / die sach werd nicht sehr gut /
Mit hass vnd neid sein sie behafft /
Tragen zu mir grosse feindschafft /
Welchs ich nicht darff dem Vater klagn /
Wolt jn denn williglichen plagn /
Wolan mein Gott steh du mir bey /
Vnd schütze mich / sey wo ich sey /
Mein leben ist allein von dir /
Kansts fristen vnd auch nemen mir /
Wie es dir gfelt / gfelts mir auch wol /
Weis das ich dir vertrawen sol /
Bin also in dem Namen dein
Gantz tröstlich in dem hertzen mein.
3. Szene
[20] Scena tertia.
Condemnatio Ioseph ad Cisternam.

SIMEON.
Wenn mich mein gsicht nicht treuget sehr /
So kumbt fürwar der trewmer her /
Wer ers nur gwiss / ich het gleich lust /
Zu stechen jne durch sein brust.
LEUI.
Er ists / ich kenn jn an dem Rock /
Nur abgestochen wie ein Bock /
Ich wil jn dir selbs halten her.
RUBEN.
Ah was thut jr / nit grimt so sehr /
Er ist je auch von vnserm Blut /
Fart jr so fort / es wird nicht gut /
Der zoren Gottes folgt vns nach /
Sein blut wird vber vns schrein rach.
IOSEPH.
Ich frew mich liebste Brüder mein /
Das ich euch find beynander sein /
Stet auch wol all ding dieser zeit /
Dem Vatern brecht es warlich freud.
SIMEON.
Was fragstu viel heuchlischer Bub /
Du must hinunter in die Grub /
Vnd vns dein trewmen legen aus /
Ob du wirst sein der Herr im Haus.
IOSEPH.
Ach liebe Brüder last mich lebn /
Wil euch durchaus nicht wider strebn /
[21] Werd nicht schüldig an meinem Todt /
Vnd stifft euch selbs jamer vnd not.
LEUI.
Nur her vnd dran / den Rock zeug aus /
Kumbst nicht mehr in des Vaters Haus /
Schick dich / du must hinab behent /
Dein trewmen sol haben ein end.
IOSEPH.
Ich bit durch Gott nicht hand legt an /
Gedenckt doch an den alten Man /
An vnsern Vattern / der euch hat /
Als guts bewisen frü vnd spat /
Seins trosts beraubt jn nicht so gar /
Möcht noch erleben etlich jar /
Do er sonst stirbt vor schmertz vnd leid /
Schont mein durch Gotts barmhertzigkeit.
SIMEON.
Es ist vergebens / spar der wort /
Sterben mustu an diesem ort /
Greifft zu mit hauff / hinein mus er /
Fahr hin du sichst vns nimer mehr.

Zu den andern Brüdern.

Nun her / mir nach / wolauff daruon /
Hat schon empfangen seinen Lohn /
Wölln empfahen vnser speis /
Nichts weis daruon der alte Greis /
Wöllen sagen / merckt mich eben hie /
Wir haben jn gesehen nie /
Ist ebn zu thun vmb etlich tag /
In des er sein vergessen mag /
Setzet euch nieder auff die Erd /
Vnd esset was vns ist beschert.
IOSEPH.
O HERR Gott kum zu meinem end /
Mein leben stet in deiner hend /
[22] Vnd lasse dir befohlen sein /
Den alten lieben Vattern mein /
Mach trost vnd sterck in seinem hertz /
Das er nicht sterb vor leid vnd schmertz
O Vatter nun ist aus dein freud /
Sterben mus ich zu dieser zeit /
Gesegen vnd behütt dich Gott /
Hie mus ich leiden Todes not.
BELIAL.
Schaw zu / ists nicht fein gangen fort /
Wie bald hab ich gestifft ein mord.
MOLECH.
O schweig / es ist noch lang dahin /
Auff jr zween ich sehr schellig bin /
Jetweder heimlich denckt vnd tracht
Wie Ioseph würd ledig gemacht.

Hie entzwischen sol Ruben von den Brüdern abtretten.
BELIAL.
Das wölt Sanct Veltin lieber Gsell /
Wir kemen nicht wol in die Hell /
Da lass vns sparen keinen vleis /
Weil er ist einmal geben preis /
Ob er vns gleich nicht wird zu theil /
Kümpt vns doch von den andern heil.

Ruben steht allein / vnd beklaget Ioseph.

Ioseph / Ioseph / hart kümmerst mich /
Wer besser / ich stürb selbs für dich /
O das ich dich erlösen soll /
Meim alten Vattern kem ich wol /
Wil trewlich da geflissen sein /
Ob gnad verlieh der Herre mein.
4. Szene
[23] Scena qvarta.
Venditio Ioseph in Aegyptum.

IUDA.
Warlich dort komen frembde Leut /
Vnd wenn sie gwislich reisten weit /
Riet ich fürwar / vnd deucht mich gut /
Wir geben jn das junge blut /
Ioseph / der sonst vor hunger stirbt /
Vnd in der tieffen grubn verdirbt.
SIMEON.
So kümbt vnd ziehet jn herfür /
Wiewol er nichts erbarmet mir.

Zu Ioseph.

Kum / steig heraus du arger Schalck /
Wöllen dir fristen noch dein Palck /
Aber verkauffet mustu werdn /
Vnd dienen einem frembden Herrn.

Zu den Kauffleuten.

Hört liebe Freund / ein kleins halt stil /
DER ERSTE KAUFFMAN.
Aus was vrsach / Was ist dein wil?
SIMEON.
Wir haben hie ein jungen Knecht /
Wer euch zu dienen eben recht /
Vnd so jr diesen keuffen wolt /
Vmb grings gelt er euch werden solt.
DER ANDER KAUFFMAN.
Schön ist der Knab / ist er auch frumb?
[24]
SIMEON.
Da weis ich warlich wenig drumb.
Auff wolgeradt ein jeder kaufft /
Vnd so er euch nur nit entlaufft /
Acht ich / er werd sich halten wol.
IOSEPH.
An diesem niemand zweiflen sol /
Keufft mich / durch Gott wil vleissig sein /
Vnd thun / was gfelt dem Herren mein.
DER DRITTE KAUFFMAN.
Wie tewer ist er euch denn feil?
SIMEON.
Damit er euch nur werd zu teil /
So zelt auff dreissig Silberling /
Müst sagen / das der kauff sey gring.
DER ANDER KAUFFMAN.
Wenn du sagest vom halben gelt /
So wer ich hie / ders bar auffzelt.
IUDA.
Lasts bleiben bey dem spruche mein /
So wil ich gleich der Schiedman sein /
Zelt auff die zwenzig Silberling /
Vnd lasts denn also sein ein ding.
DER ERSTE KAUFFMAN.
Bar gelt herfür / so glückt der Kauff.
DER ANDER KAUFFMAN.
Hie hastus bar ob einem hauff /
Das gelt nim hin / mein ist der Knab /
Vnd muss mit in Aegypt hinab.

[25] Zu Ioseph.

Mein lieber Son so folg hernach /
Magst vberkomen noch gut sach /
Nur halt dich frümlich allezeit /
An allen orten find man Leut /
Die guts erzeigen deins geleich.
IOSEPH.
Ich traw meim Gott im Himelreich /
Er wird sich mir erzeigen lindt /
Er ist mein Vatter / ich sein Kindt /
Wie ers mit mir macht / ist mir ebn /
E tödt mich / oder lass mich lebn.
DER DRITTE KAUFFMAN.
O schweig / wir wissen schon ein Man /
Der dich wird geren nemen an /
Bey Pharaon dem gwaltign Herrn /
Dahin wir dich jetzt füren werdn.
MOLECH.
Wer hat die Kauffleut jetzt herbracht /
Des kauffs fürwar kein Teuffel lacht /
Wolt das sy solten diese weil /
Daruon sein gwesen tausent meil.
BELIAL.
Es ist halt wol ein seltzam ding /
Weil sonst nichts gschegen kan so gring /
Es mus der Teuffel haben than /
Wolt das sy gieng all vnglück an /
Vnd kaufften dafür in ihr Seck /
Für Stupp vnd Pfeffer Teuffels dreck /
Ein anders her / das ist schon hin /
Aber er sols nicht haben gwin /
Wil dem Lecker schencken ein prob /
Das er noch möcht verzagen drob.
[26]
RUBEN
kümpt allein zu der Grub / vnd spricht.
Ioseph / mein Bruder / wie ghets dir /
Ioseph / wilt nicht reden mit mir?
Ach lieber Gott / der Knab ist hin /
Zu lang ich ausgeblieben bin /
Besorg seins lebens sey nicht mehr /
Ach weh / ich bin betrübet sehr /
Wolt das ich wer gleich selber todt /
O Vatter mein nun tröst dich Gott /
Menschlicher trost ist nun vergebn /
Ioseph dein freud ist nicht bey lebn /
Wolan ich kans nicht vnterlan /
Die Brüder müssens hören an.
5. Szene
Scena qvinta.
Deliberatio fratrum de remouendo à se crimine.

RUBEN.
Jr Brüder / wie ist das ein ding?
Fürwar der handel ist nicht gring /
On gsehr ich kam jetzt zu der grub /
Zu sehen / was doch macht der Bub /
So ist er nicht mehr an der stat /
Ach hetten wir jn doch begnadt.
Wo wil ich hin / wo wil ich aus?
Hab kein lust in meins Vaters Haus /
Ein trübsal auff die ander kümpt /
Der alte Man daheim sich grümpt /
Dem leider jtzt vor leid vnd schmertz /
Zerbrechen wird sein trawrig hertz.
SIMEON.
Wie hastu ein verzagten mut /
Ob er gleich ist von vnserm blut /
[27] Sein wir doch an jm schüldig nicht /
Wer weis? wer jn hat hingericht.
LEUI.
Der sach leichtlich zu helffen ist /
Last vns schlachten zu dieser frist /
Von vnser Herd ein Ziegenbock /
Vnd mit dem blut Iosephi Rock /
Besprengen / so gleubt gwis der Man /
Ein wildes Thier hab das gethan /
Nur bleibt auff einer meinung all / 3
Du sonderlich thue vns beyfall /
Das wirs verbergen in der stil /
Wirst sonst gut tag nit haben vil /
Hast vor auff dir ein schweren last /
Wie du dich zu erinnern hast.
Jr Jungen ewer maul auch halt / 4
So ist die sach schon wol gestalt.
DAN.
Was kümmerts vns / lassen euch das
Verantworten / die jrs künd bas /
Den Vater wil ich meins teil nicht
Betrüben jtzt / mit der geschicht.
NAPTHALI.
Ich setz es heim auch Gottes gricht /
Sol ich was sonders machen draus /
Hett kein platz in meins Vaters haus.
GAD.
Ich wil mein Maul wol halten zu /
Der Vater hat sonst gnug vnruh /
Müst mich rewen mein lebelang /
Solt ich seins kummers sein anfang.
ASER.
Meinthalben dürfft jr kein sorg han /
Ich wil es auch nicht zeigen an /
[28] Gott wöll / das jrs nur machet gut /
Vnd dem Vater ausreden thut.
ISASCHAR.
Ich las es auch mit euch gut sein /
Verantworts liebe Brüder mein /
Ich bin der sach zu kindisch noch /
Leg mir nicht auff ein solches joch.
ZEBULON.
Darbey las ich es auch beleibn /
Was sol ich drumb für reden treibn /
Machts wie es euch geliebt vnd gfelt /
Bin sunders darzu nicht bestelt.
IUDA.
Was geschen ist / das ist schon hin /
Wils auch schlagen aus meinem sinn /
Vnd dem nicht weiter dencken nach.
RUBEN.
Mich aber ghet hoch an die sach /
Hett ja vmb euch ein leichten sinn /
Weil ich aber der eltist bin /
Mus ich leiden grössere pein /
Vnd trawren vmb den Vater mein.
Doch weil jr habt erfunden rat /
Zu vnterdrückung dieser that /
Wil ich auch eben sein zu rhu /
Nur richtet bald (wie jr sagt) zu /
Das man den Rock dem Vater bring /
So las ich es auch sein ein ding.
SIMEON.
Nur all mir nach zu vnser Herdt /
Ein Böcklein mus werden ermördt /
So ist verdeckt schon diese that.
[29]
LEUI.
Ja fort / das ist der beste Rat /
Wöllen jm zuschicken das Kleid /
Entbieten / wie vns sey sehr leid /
Vnd doch der sach wissen kein grundt /
Ob er sey frisch oder verwundt /
Haben das Kleid funden on gfehr /
Do wir giengen dem Vieh nach her.
Weis schon ein Man zu solchem spiel /
Zween Silberling sein nicht zu viel /
Die geb man jm / so zeucht er dar /
Vnd machts dem Vater offenbar.

Hie tretten sie zugleich mit einander ab / als die sache zu verrichten.

2. Akt

1. Szene
Scena prima.
Tacita querela Iacob, de longa filij Ioseph mora.

IACOB.
Ah Gott / wie ghet es jmer zu /
Wie hab ich doch so gar kein rhu /
Viel kümmernus bey nacht vnd tag /
Gar selten freud / tagliche klag /
Freud hab ich / wenn ich Ioseph sieh /
Nun hab ich jn gschickt zu dem Vieh /
Er sol mir Botschafft zeigen an /
Wie es thet vmb die Herdte stan
Obs auch mein Sönen wol ergieng /
Daraus ich freud vnd lust entpfieng /
So bleibt er nun so lang von Haus /
Das mir gleich wil zughen ein graus /
Weis nicht / wie die sach gschaffen ist /
Gieng vor so lang zu keiner frist /
[30] Vnd ist sein gmüth / sein hertz vnd sinn /
Wo ich jn etwo sende hin /
Das er wündscht / ehe er ghet von Haus /
Er het schön alls gerichtet aus /
Vnd bald möcht wider sein bey mir /
Alles aus hertzlicher begier /
So hat er sich auff diese fart /
Warlich von mir gescheiden hart /
Welchs er zuuor gethan hat nie /
O het ich jn gelassen hie /
So wer viel ringer jetzt mein hertz /
Seint halben trag ich doppelt schmertz /
Ist mir das liebst viel alle Kind /
Hat wenig wider mich gesind /
Gottsfürchtig gwesen für vnd an /
Was kümpt dort für ein frembder Man?
Zu mir wil er / ich siechs jm an /
Got wöl / das dis sey alles gut /
Mein hertz mir böses sagen thut.
2. Szene
Scena secvnda.
Triste spectaculum cruente uestis.

SICHIMITA.
Israel alter Herre mein /
Mich schicken her die Süne dein /
Zu zeigen an / das sie mit leidt /
Auff diesen tag haben ein Kleidt /
On gfehr gefunden auff der Strass /
Welchs denn vor Blut war alles nas /
Kennens doch eigentlich nicht wol /
Von wem solches herkomen sol /
Bidden demnach / wölst sagen mir /
Ob Ioseph sey herheim bey dir /
Ist er hie / so ists alles gut /
Vnd dir nichts deutet dieses Blut.
[31]
IACOB.
O jammer / o gros hertzen leidt /
O Göttliche Barmhertzigkeit /
Wie machstus mit mir alten Man /
Nu mus ich faren auch daruan
Vnter die erd wil scheiden ich /
Ioseph hie sieh ich nicht mehr dich /
O Ioseph vor mein trost vnd freud /
Wie machstu mir trawrige zeit /
Mein auffenthaltung soltu sein /
Wo bleibstu lieber Sone mein /
Ein wildes Thier / o weh der that /
Mit Zenen dich zerrissen hat /
Hett ich dich ghalten hie bey mir /
Nicht komen lassen für die thier /
Wie gut wer das / nu ists vergebn /
Beger mir weiter nicht zu lebn /
Hab kein lust mehr auff dieser Erd /
All freud in trawren ist verkert /
Entpfind gar vnaussprechlich schmertz /
Mein Gott tröst mein betrübtes hertz /
Du bist doch aller gnaden vol /
Leit mich durch deine güte wol /
Das ich nicht murre wider dich /
Sterben wil ich sonst williglich
Nim mich nur hin / mach mit mir end /
Setz meinen Geist in deine hend /
Vnd lasse dir befohlen sein /
Die lebendige Kinder mein.
SICHIMITA.
Warlich sie komen auch herein /
Bekümmerts gwis in jrem sinn /
Das ich nicht wider kom zu jn.
SIMEON.
Wie steht all ding / mein Vater sag /
Bey dem Vieh keiner bleiben mag /
Ghört auch der Rock dem Ioseph zu?
[32]
IACOB.
Ich hab genug / las mich zu rhu
Vnd solche fragen vnterlass /
Mein schmertz ist vber alle mass /
Vnd von mir hin all freud vnd lust.
IUDA.
Gott tröst dein Veterliche brust /
Er ist allein dein Gott vnd HERR /
Wird auch von dir nicht weichen ferr /
Vnd weil alles ist recht vnd gut /
Was er durch seine mittel thut /
So las dich trösten Vater mein /
Gedenck an jüngsten Sone dein /
Ben Jamin / den dir bscheret hat /
Der liebe Gott an Iosephs stat.
RUBEN.
O Vater / ja las bitten dich /
Wiewol ich hab versündigt mich /
Vnd nicht wirdig vor augen dein /
Das du mich lest dein Sone sein /
Dennoch bitt ich demütigleich /
Durch vnsern Gott im Himelreich /
Du wöllest tröstung nemen an /
Nicht krencken dich betagten Man /
Ben Jamin wird nu sein fürbas /
Der dich tröste an vnterlas.
DAN.
Ich bitt auch / gib dein hertz zu fried /
Hertzlich sein wir betrübt auch mit /
Wolten doch alles leicht verklagn /
Weñ nür dein gmüt nicht wer zerschlagn.
NAPTHALI.
Gleich eben das thut mich auch plagn /
Vnd ist mein hertz kalt wie ein eis /
Mir schmecket weder tranck noch speis /
[33] Allein Vater vmb deinent wegn /
Bitt dich / wölst deinen kummer legn.
GAD.
Mein hertz erken der liebe Gott /
Wölt ich nicht lieber selbs sein todt /
Denn dich sehen so gantz betrübt /
Nichts weis ich / das mir fürbas liebt.
ASER.
Nach lieb vnd auch Kindlicher trew /
Hab ich ein wunden / die ist new /
Vmb dich hertz liebster Vater mein /
Ich bitt dich / las deins trawrens sein.
ISASCHAR.
Das bitt ich auch durch Gottes güt /
Der gebe sterck in deinem gmüt /
Dast vberwindest den vnfal /
Bekümert bin ich auch zumal.
ZEBULON.
Der alles trosts ein Vater ist /
Erbarm sich dein zu dieser frist /
Nem von dir allen kummer wegk /
Vnd mach dich tröstlich / starck vnd keck.
IACOB.
Last nu von ewren trösten ab /
Gar wenig freud ich daran hab /
Nempt weg die Kleider von meim Leib /
Mit aschen ich mich billich reib /
Gebt mir ein Sack vmb meine Lendt /
Trawren wil ich bis an mein endt /
Do hilfft nichts für kein trost durchdringt /
Mein trawrig hertz mit sterben ringt /
Zicht hin / vnd wart der arbeit aus /
Last mich armen herheim zu Haus /
[34] Zu klagen meinem lieben Gott /
Dem ist allein bewust mein not.

Die Söne treten widerumb ab.
3. Szene
Scena tertia.
Potiphar constituit Ioseph super uniuersam domum.

POTIPHAR.
Ioseph dein wesen wolgefelt mir /
Seh wol / das Gott mus sein mit dir /
Was du anfechst / glückt alles wol /
Viel höher ich dich achten sol /
Als bschehen ist bis hieher an /
In grössern wirden mustu stan /
Darzu ich dir wil helffen gern /
An gwalt vñ macht solst mir gleich werdn /
Setz dich vber mein gantzes Haus /
Vnd wil nichts haben gnomen aus /
Wie du wilt / ordne alle ding.
IOSEPH.
Mein Herr / ich bin der sach zu gring /
Las mich also bey diesem thain.
POTIPHAR.
Nein / dein verstand der ist nicht klain /
Von Gott hastu der weisheit viel /
Drumb ich dir vbergeben wil /
Alls was ich hab / nims vber dich /
Wirst wol wissen zu halten mich /
An deinem Tisch wir wollen sein /
Ich vnd die liebe Hausfraw mein.
Darauff gib mir zu einem pfand /
Die trewe dein / bey rechter hand /
Wie du mirs hast bisher erzeigt.
[35]
IOSEPH.
Zu dienen bin ich dir geneigt /
Und weils denn nicht anders sein kan /
So glob ich dir hie frölich an /
Zu thun / als was mir müglich ist /
Wo ich siech / das etwas gebrist /
Wil ichs wenden durch die genad /
Die mir mein Gott verliehen hat.
POTIPHAR.
Des frew ich mich zu dieser stund.
IEZABEL SEIN HAUSFRAW.
Ich frew michs auch von hertzen grund /
Kein gelt ist hie vmb sonst ausgebn /
Gott friste diesen lang jr lebn /
Die Ioseph haben hergebracht /
Hab bey mir selbs vielmals gedacht /
Jr solt ein solchen Menschen han /
Weil jr nu seid ein schwacher Man /
Der euch in alweg vbertrieg /
Vnd selbs entscheidet alle Krieg /
Die euch sonst offt stossen zu hand /
Weil denn Gott hat ein solchen gsand /
Sein wir jm schüldig danck zu sagn /
Weil maniger thut lang vmbfragn
Vmb solche Leut / findet doch kain /
Dem er dörfft solchs vertrawen thain.
POTIPHAR.
Gar recht sagstu / vnd ist auch war /
Ich hab auff mir nun etlich Jar /
Vnd sol mich ja schier thun zu rhu /
Drumb mir denn Gott hat gschicket zu /
Mein lieben Ioseph / meinen Son /
Für den ich jn wil halten nun /
Vnd frölich drauff zu Hoff hinghen /
Ioseph richt mehr denn meiner zween.
[36] Esset / wens euch wil glegen sein /
Wil mir den tag gnug trincken Wein /
Als zu gedechtnus dieser zeit /
Da mir entsprungen ist die freud.
POTIPHAR
solvs.
Mein Gott wie sol ich dancken dir /
Das du bist so genedig mir /
Hast mir gegeben auff der Welt /
Mehr denn ich darff gros gut vnd Gelt /
Vnd ob ich schon mit diensten schweer /
Beladen gwesen bin bisher /
So hastu mir doch jetzundt gschickt /
Ein Menschen / dem alles wol glückt /
Ist trew / verstendig / klug vnd weis /
Vor andern wirdig lobs vnd preis /
Also das ich auff dieser erdn /
Nichts köstlichers wüst zu begern /
Sein leben jm / mein Gott / behüt /
Mir sagt zu jm mein gantzes gmüt
Vnd bin so gar on allen graus /
Wenn ich gleich selbs nicht bin zu Haus /
Als sey ich aller dienst enthebt /
Hab frölicher mein tag nie glebt /
Lass mich das redn zu guter stund /
Bit dich / mein Gott / von hertzen grund.
4. Szene
Scena qvarta.
Iosephi captiuitas, thalamum heri sui foedare renuentis.

MOLECH.
Avff Belial / vnd tummel dich /
Ein schantz gewinst / sey listiglich.
Da ist ein bös verhurtes Weib /
Mach dich hinzu / vnd jr einpfeiff /
[37] Das sie mit Ioseph treib den schertz /
Den sy schon hat in jrem hertz /
Was gilts? sie wird dir volgen gern.
BELIAL.
O schweig / die Kunst thu mich nicht lern /
Sey frölich / vnd gehab dich wol /
Weis was ich jr einpfeiffen sol.

Nu tritt er hinzu / vnd spielet zu rucks / dieweil sie redet.
IEZABEL.
Wie ist mir vmb mein hertz so weh /
In einer grossen brunst ich steh /
Seit Ioseph ist komen ins Haus /
Darff mein anlign nicht sprechen aus /
Vnd kans doch lenger nicht wol tragn /
Ich mus jm in vertrawen sagn.
BELIAL
mit halber stimme.
O ja / er wird dirs nicht versagn /
Nur bald heraus / wirds geren thain /
Sunderlich weil jr seid allain.
IEZABEL.
Ioseph meins Herrn Diener frum /
Las sagen dir / zu mir her kum.
IOSEPH.
Hie bin ich Fraw / sagt / was jr wölt /
Wil thun was meinem Herren gfelt.
IEZABEL.
Das ist gar recht / must weiter fragn /
Wolstu auch mir was nicht versagn?
IOSEPH.
Was nicht ist wider meinen Gott /
Vnd daraus möcht eruolgen spot /
[38] Darmit dien ich von hertzen gern /
Gleich euch so wol als meinem Herrn.
IEZABEL.
O das ich dörfft vertrawen dir /
Vnd dein hertz stünd recht gegen mir /
Wie meins ist gegen dir ertzint /
Wolt dir mein gmüt entdecken gschwind.
IOSEPH.
An wo ligts denn / sagt frölich her /
Seid jr bedürfftig meiner Lehr /
Mit Gotts wort ich euch vnterweis.
IEZABEL.
Ich dancke dir für solchen vleis.
Ein anders ists / das ligt mir an /
Ich wolt / das du solt sein mein Man /
Im sinn du mir ligst nacht vnd tag /
Darümb so wende jetzt mein klag /
Weil dein Herr nicht verhanden ist /
Vnd schlaff bey mir / jetzt zu der frist /
Oder wirst schüldig an meim todt.
IOSEPH.
Darfür bhüt mich mein lieber Gott /
Das ich da handle wider Ehr /
Anderst weist er mich durch sein Lehr /
Ein Gottloser Mensch müst ich sein /
So ich das thet dem Herren mein /
Der so viel auff mein frumbkeit bawt /
Vnd mir hat alls im Haus vertrawt /
Wolt sterben ehe / hie an der stat /
Als thun ein solche missethat.
IEZABEL.
Weil du hast gwalt vber das Haus /
Hat er mich auch nicht gnomen aus /
[39] Darumb ergib dich frölich drein /
Mein leib sol gantz dein eigen sein.
IOSEPH.
Ich thue es nicht / O frawe mein.

Hie sol sie jm nach dem Mantel greiffen.

Laß mich zu fried / Ich bit durch Gott.
IEZABEL.
Erst wil ich dich bringen in not /
Darzu sey mir dein Mantel gut.

Alda schreiet sie.

Ah wer ist hie / der hülffe thut /
Ist niemands da / der mir beysteht.
THAMAR.
Mein liebe Fraw / sagt wies euch geht.
SELPHA.
O Fraw / was ist das für ein gschrey /
Ich meint euch brech das hertz entzwey.
IEZABEL.
Secht zu den Hebreischen Man /
Was er mir hat für gwalt gethan /
Meinr Ehren er mich brauben wolt /
Die ich nicht geb vmb rodes Golt /
Zum zeugnis / hab ich hie sein Kleid /
Schenckts jm mein Herr / es wird jm leid.
THAMAR.
Schweigt liebe Fraw / man find wol weg /
In ein Gefengnis man jn leg /
Darin er mag werden gereckt /
[40] Wer weis / was alles in jm steckt /
Kleins gfallen wird haben mein Herr.
SELPHA.
Ich hör jn schon / er ist nicht verr.
POTIPHAR
zu Ioseph.
Was magst hie Ioseph an ein Rock?
IOSEPH.
Ich kan nicht redn vor grossem schreck /
Las mich / Herr / sein befohlen dir.
IEZABEL.
Mein lieber Herr / kumpt her zu mir /
Wie mügt jr so lang bleiben aus?
Kümmerlich stets in diesem Haus /
Den jr darüber habt gesetzt /
Het mich meinr Ehren schier verletzt /
Trutzlich trat er zu mir herein /
Begert ich sol sein Schlaffbuel sein /
Alda zu schreien ich anfieng /
Der Böswicht zu der Thür ausgieng /
Liess in der flucht fallen sein Kleid /
Das mag ich sagn bey meinem eid.
POTIPHAR.
Schweig stil / es sol jm werden leid /
Sein gunst hat schon bey mir ein end /
Gehört dem Hencker in sein hend.

Hie trit er hinaus zu Ioseph vnd spricht.

Ioseph du vngetrewer Knecht /
Du magst wol sein von argem gschlecht /
Was fechstu an in meinem Haus /
Het ich dich zuuor lassen daus /
[41] Hab mein hertz gantz auff dich gebawt /
Vnd dir keins bösen zuuertrawt.
IOSEPH.
Mein Herr ein klein weil hab gedult /
Das ich mög darthun mein vnschuld /
Gott weis / ich hab nichts böss gethan.
POTIPHAR.
Schweig stil / du bist ein ehrloss Man /
Sol ich meim Weib nicht glauben mehr /
Die mit mir lebt in zucht vnd ehr /
Der gfengnis zu / dort must hienein /
Vnd ewig mein gefangner sein.

Zu dem Amptman.

Sperr auff Amptman nim diesen weck /
In ein Gefengnis jn versteck /
Bis ich dir gib weiter Bescheid.
SELPHA
redet mit jr selbs.
Vmb diesen Menschen ist mir leid /
Dsach mich nicht recht wil sehen an /
Besorg jm werd vnrecht gethan /
Es müst je sein die erste stund /
Da vnzucht gieng aus seinem mund /
Mein Herr sol nicht handlen so gach /
Sonder der sach wol dencken nach /
Der Frawen nicht stracks glauben gebn /
Sonder jn auch hören darnebn.
Wolan / Gott weis vnd siecht all ding /
Der mag auch helffen dem Jüngling /
Nach seinr vnaussprechlichen güt /
Mir ist seinthalben ring mein gmüt.
BELIAL
zu Molech.
Gelt / gelt / ich hab ein spiel zugricht.
Sag aber mehr / ich sey für nicht.
[42]
MOLECH.
Die Karten hast ja recht gemischt /
Nun sein wir schon wider erfrischt /
Obs spiel gleich nicht ist gwunnen gantz /
Etwo gered vns noch ein schantz.
5. Szene
Scena qvinta.
Colloquium Ioseph, cum Carcerario & captiuis.

IOSEPH.
Mein Gott siech an mich deinen knecht /
Du weist wie mir geschicht vnrecht /
Sietz am gericht / du must es thain /
All mein vermügen ist zu klain.
CARCERARIUS.
Lieber / wer ist denn dieser Gott?
Den du anrüffst in deiner not.
IOSEPH.
Er ist der Gott / der alls vermag /
Der bschaffen hat bed nacht vnd tag /
Den Himel vnd die gantze erd /
Mit manigerley Thierlein werdt.
Vnd der aus lauter lieb vnd gnad /
Ein Heiland vns versprochen hat /
Der alle selig machen sol /
Die seiner zusag glauben wol /
Der ist allein mein zuuersicht /
Vnd wird mich auch verlassen nicht /
Er kent mein hertz vnd gros vnschuld.
CARCERARIUS.
Mein lieber freund trag nur geduld /
Zu streng ich dir mit nicht wil sein /
[43] Erzel mir nur den handel fein /
Wie du seist komen in vngnad?
IOSEPH.
Mein lieb vnd trew dis gwircket hat /
Die ich bewiess an meinem Herrn /
Nicht thet nach seines weibs begern /
Die meiner zu vnzucht begert /
Ich aber mich von jr abkert /
Aus furcht gegen meim lieben Gott /
Drauff setzt sie mich in diesen spot /
Nam mir mein Kleid mit jrer hand /
Zu decken mit jr eigen schand /
Wil darauff leiden alles gern /
Zu lob vnd preis Gott meinem Herrn.
CARCERARIUS.
Schweig stil / solst sein befohlen mir /
Den Gwalt ich jetzt wil geben dir /
Das du hierin solst ledig sein /
Vnd trösten die gefangnen mein /
Weil du so hoch begabet bist /
Das dir an tröstung nicht gebrist /
Da schaff vnd thue / was dir gefelt.
Bist vber alls von mir bestelt.
IOSEPH.
Gott lohne dir für deine güt /
Vnd dich allzeit vor vnglück bhüt /
Was du schaffst / thue ich williglich /
Alls guten dich zu mir versich.

Nach diesem redet er die gefangnen an / vnd spricht.

Wie kumpts / das jr so trawrig seit?
PINCERNA.
Das macht wir sein gefangne Leit /
Haben verloren alle gnad /
[44] Bey Königlicher Maiestat /
Vnd das vns jetzt das schwerest ist /
Hat vns trewmet zu dieser frist /
Wünderlich ding / wissen doch nicht /
Was jedem deute sein gesicht /
Wir hetten denn ein weisen Man /
Der vns zeigt die bedeutnus an.
IOSEPH.
Dasselbig allein Gott vermag /
Doch seinen trawm ein jeder sag /
Wil daraus mit euch reden gern /
So viel ich gnad hab von dem Herrn.
PINCERNA.
Mir trewmet in der letzten wach /
Wie ich ein Weinstock vor mir sach /
Mit dreien Reben grün vnd zart /
Jede mit Trauben bhenget ward.
Vnd ich hat Pharaons Pocal /
Drücket dar ein die Beer zumal /
Vnd trug dasselb dem König dar /
Wie ich zuuor gewonet war.
Was nun des trawms bedeutnus sey /
Weis ich selbs nicht / doch mich des frey /
Vnd nim mir gleich ein ringen muth /
Ob mein sach noch möcht werden gut.
IOSEPH.
Dein trawm sehr gut vnd glücklich ist /
Gwislich wird dir dein leben gfrist.
Die drey Reben deuten drey tag /
Daruon ich dir warhafftig sag /
Als denn du wider kumpst zu Ehrn /
Vnd gnad findest bey deinem Herrn /
Auch nichts der gfengnis wirst verletzt /
Sünder in dein ampt wider gsetzt.
Derhalb wenn du wirst wider Schenck /
[45] Als denn meiner im besten denck /
Mein vnschuld Pharaon entdeck /
Heimlich bin ich gestolen weck /
Aus der Hebreer Land bisher /
Vergiss des nicht / ich bit dich sehr /
Kein böse that mich hat herbracht.
PINCERNA.
Will trewlich darauff sein gedacht.
PISTOR.
Diese auslegung ist sehr gut /
Vnd mich gleich selbs erfrewen thut /
Wil drauff erzelen meinen trewm /
Gott wöl / das er mir sey angenem.
IOSEPH.
So sag nu an / ich hör den gern /
Deutet er guts / ich dichs auch lern.
PISTOR.
Ich lag im schlaff / vnd kam mir vor /
Wie ich trüg auff dem heupt entpor /
Drey weisse Körb. Im ersten lag /
Gebackne speis / hör was ich sag /
Die Vogel wischten jmmer her /
Nach der speis sie verlanget sehr.
Was nu des trewms bedeutnus ist /
Magst mir auch sagen zu der frist.
IOSEPH.
Gleich sein die Trewm in einem stück /
Drey tag ein jeder setz zu rück /
So wird jedweders Trawm erfilt /
Aber vngleich das glück sich spielt /
Der Schenck erhöhet wird zu ehrn /
Du wirst schendlich erhencket werdn /
Nach dreien tagn / darauff gedenck.
[46]
PISTOR.
Ich wolt mein Trewme het der Schenck /
Weil des bedeutung ist zum strick /
Vmbgeben bin ich mit vnglück /
Wenn nür die zeit verhanden wer /
Zu leben ich nicht mehr beger.

3. Akt

1. Szene
Scena prima.
Liberatio pincernœ ex carcere, & pistoris ad patibulum condemnatio.

PHARAO.
Lang bistu ausgwesen von mir /
Kum Potiphar / las sagen dir /
Wie stehts vmb die gefangne mein?
POTIPHAR.
In dem Gefengnis sie noch sein /
Gewartent von deinr Maiestat /
Wie ich versthe / gunst vnd genad.
PHARAO.
Ich wil ja ein begnadung thain /
Gleichwol dem Schencken nür allain /
Der sol sein Ampt widerumb han /
Der ander sein Vrteil ausstan.
Zu hoch er sich vergriffen hat /
Vnd nu fürbas nicht findet gnad.
Derhalb ich den Befehl dir lass /
Das man jn für auff gwönlich strass /
Vnd an den Galgen heb entpor /
Den er auch hat verdient zuuor /
Als denn wil ich zu lust vnd freud /
Ein Malzeit halten dieser zeit /
Zu gleich dem gantzen Hoffgsind mein /
Da meniglich sol frölich sein.
[47]
POTIPHAR.
Grosmechtiger König vnd Herr /
Des gwalt sich strecket weit vnd ferr /
Diesem Befelh gnug gschehen sol /
Wil dem zu hand nachkomen wol /
Vnd geh jtzt hin / nachs Königs wort /
Die sach zubringen an ein ort.

Zu dem Amptman.

Amptman kom her / dir sagen las /
Dir hab ich anzuzeigen was.
Des Pharaonis meinung ist /
Das man den Schencken zu der frist /
Aus dem Gfengnis entledign thu /
Vnd jm sein Ampt stel wider zu.
Deswegen ringer jm die Band /
Vnd schick jn hin gen Hoff zu hand /
Das er sein dienst wart weiter aus /
Den Pfister bhalt noch in dem Haus /
Bis hernach kümpt weiter bescheid.
CARCERARIUS.
Ich hör es gern bey meinem eid.

Zu dem Schencken.

Sey frölich Schenck / dein sach stet wol /
Herfür ich dich jetzt lassen sol.
Gehe hin zu Hoff / vnd dien mit vleis /
Die gütigkeit des Königs preis /
Der dich begnadet miltiglich /
Wens dir wolgeht / gedenck an mich.
IOSEPH.
Desselben gleichen lieber Schenck /
Sey meiner auch gut ingedenck.
PINCERNA.
Das wil ich ja bey glauben thain /
Mein danckbarkeit sol nicht sein klain.
[48]
LICTOR.
Hoscha Amptman / mach auff die Thür /
Vnd gib mir meinen teil herfür.
CARCERARIUS.
Wie steht es denn? Wer mus heut dran?
Wil Pharao mehr richten lan?
LICTOR.
Ja darumb ich verhanden bin /
Den Pfister sol ich füren hin /
Zum Galgen / wie mir Potiphar /
Entboten hat zu Hause dar.
CARCERARIUS.
Pfister / es mus gescheiden sein /
Bist weiter nicht der Gfangne mein /
Dein missethat bricht dir dein lebn /
Drumb wolst dich williglich drein gebn.
LICTOR.
Ja zwar / der handel also steht.
PISTOR.
Erst mir die sach zu hertzen geht /
Hab jmer ghofft auff gnad vnd gunst /
Nu siech ich / das es ist vmb sonst.
LICTOR
ad Lorarium primum.
Bind jm die hende auff den rück.
PRIMUS LORARIUS.
Wenn dis sol sein das meisterstück /
Wolt ich bald thun mein erste prob /
Das mancher sich müst rümpffen drob.
LICTOR.
So für jn fort hin zu dem Galg.
[49]
PISTOR.
Ey ey wie zittert mir mein Palg.
LORARIUS SECUNDUS.
Wie ist dein hertz so schwach vnd klain /
Es ist vmb einen rumpff zu thain.
LORARIUS PRIMUS.
O ja es ist ein Kinderspiel.
PISTOR.
Gar gern ich dirs vergünnen wil /
Wolt das du solt steigen für mich /
Weil der kürtzweil gelüstet dich.
LICTOR.
Nempt von seim hals den Mantel weck /

Zum Pfister.

Mein lieber Pfister sey nur keck /
Vnd steig her / wils nicht machen lang.
PISTOR.
Hey was thue ich heut für ein gang /
Zu rück bin ich vor gstiegen nie.
LICTOR.
Es ist zu thun vmb diese müh /
Wirst dessen sein bald vberhebt /
PISTOR.
Ich hett aber gern lenger glebt /
Vĩ schmeckt mir noch wol speis vñ tranck /
Thet einem jetzt ein Drunck zu danck.
LICTOR
reicht jm ein Fleschlein.
Seh da / vnd dich deins leids ergetz /
Thue noch ein Drüncklein zu der letz.
[50]
PISTOR.
Danck hab mein Meister Fabian /
Nu wil ich viel dest lieber dran.
LICTOR.
Steig noch vmb einen sprissel her.
PISTOR.
Mach nu bald end / ich bitt dich sehr.
LICTOR.
Sey keck / befihl dich vnserm Herrn /
Wil gar bald mit dir fertig werdn.
Schaw noch zu letzt die Sonne an /
Es ist gar schier vmb dich gethan.
Hinaus in lufft / das ist dein Lohn /
Hast dein straff vberstanden schon.

Zu den Steckenknechten.

Ziecht heim / vnd tragt mit seinen Hut /
Desgleichen auch den Mantel gut.
LORARIUS PRIMUS.
Nims du / ich wil das ander tragn.
LORARIUS SECUNDUS.
Den Mantel wird mir niemt abiagn /
Hab ich das glück / mag mir wol werdn /
Vieleicht schenckt mirn der Meister gern.

Hie komen die Teuffel den Pfister abzulösen.
BELIAL.
Siech Molech / wie frey hengt der Beck /
Kum / las vns den dieb nemen wegk /
Er mus doch zu vns in die Hell.
[51]
MOLECH.
Eil / eil von stat / mein trawter Gsel.
BELIAL.
Fach auff Molech / er ist schon los /
Wie sein jm seine wang so gros /
Hat gwis der Semel gfressen viel.
MOLECH.
Nu ist auch gwunnen dieses spiel /
Der Hellen zu / die nechste stras /
Den Semmeldieb nicht fallen las.

Nach diesen worten mögen sie mit geschrey dauon lauffen.
2. Szene
Scena secvnda.
Liberatio Ioseph, & somniorum interpretatio.

PHARAO
zu seinen Reten.
Es kümmert mich in meinem sinn /
Das ich so gentzlich rahtlos bin /
Vnd nicht hab so viel weise Leut /
Die wüsten / was mir würd bedeut /
Durch meine Trewm / die jr wol wist /
Vnd mir mein gmüt machen entrist.
Hab so viel Zeubrer in meim Land /
Auch weise Leut / ists nicht ein schand?
Das keiner der / auslegen kan /
Was mir doch Gott wöll zeigen an /
Mit den Ochsen / vnd Ehern gleich /
Obs glück bedeut in meinem Reich /
Oder vieleicht das widerspiel /
Was news er gwislich deuten wil.
[52] Wenn er mir nur erzeigt die gnad /
Das ichs befünd / durch guten rat /
So wüst ich nichts auff dieser Erdt /
Dessen mein hertz weiter begert.
CANCELLARIUS.
Gott ist der alle ding beschert /
Der wird auch Pharaoni gebn /
Wie bisher / noch ein friedsam lebn /
Vnd etwa durch ein frembden Man /
Der Trewm bedeutnus zeigen an /
Weil doch herumb in diesem Land /
Niemand so klug ist an Verstand /
Der ausfürlich von dieser sach /
Redet / vnd nicht zweiflet darnach.
POTIPHAR.
Erfrewen wolt ich mich der stund /
Wenn einer kem / ders machet kund /
Allein König von deinent wegn /
Weils dir so hart ist angelegn.
PHARAO.
Ich acht nicht / das bald kum herbey /
Der mir solches auslegte frey /
Gscheh das / ich wolt zu frieden sein.
PINCERNA.
Wunderlich felt mir jtzund ein /
Des ich vergessen hab bisher /
Darff ich mit gunst noch reden mehr?
PHARAO.
Von menniglich Rath ich beger.
PINCERNA.
So wil ich kürtzlich zeigen an /
Was ich ken für ein jungen Man.
[53]
PHARAO.
Sag vnuerzagt / vnd triffs nur wol /
Trewlich belohnt dirs werden sol.
PINCERNA.
Da ich vmb meine Missethat /
Beraubt war Königlicher gnad /
Im Gfengnis bey dem Pfister lag /
Begab es sich auff einen tag /
Das einer da dem andern klagt /
Vnd seine trewm erzelt vnd sagt /
Da war ein Hebreischer Man /
Desgleichen ich nie ghöret han.
POTIPHAR
bey sich selbs.
Das ghet fürwar den Ioseph an.
PINCERNA
fert fort.
Legt jedem seinen trawm fein aus /
Macht mir gros freud / dem Pfister graus /
Sagt / ich würd komen zu meim Ampt /
Der Pfister zum Galgen verdampt.
Welchs sich denn hat so gtragen zu /
Vnd ichs darumb erzelen thu /
Das Pharao erken vnd spür /
Sein heil sey auch angelegen mir.
PHARAO.
Sehr gute Mer du mir da sagst.

Zum Laggey.

Lauff hin Laggey so gschwind du magst /
Vnd bring den Menschen her für mich /
Kum wider bald / nicht seume dich.
DER ERST LAGGEY.
Gnad Herr ich geh / wil komen gschwind /
Weil ich diesen im Ampthaus find.

[54] Zu dem Kerckermeister.

Schleus auff Amptman / las mich hinein /
Es sol hie ein gefangner sein /
Begabt von Gott mit weisheit viel /
Diesen der König sehen wil /
Kan er jm seine trewm anzeign /
Gnedig er sich zu jm thut neign.
CARCERARIUS.
Hie siehstu jn an dieser stat /
Mit jm ist ja des Herren gnad /
Sol auch zum König treten hin /
Seinthalben ich selbs frölich bin.

Zu Ioseph.

Ioseph gen Hoff geh frölich ein /
Dein Gott wird gwislich mit dir sein /
Gewaschen bist nun schon darzu /
Allein dis Kleid anziehen thu.
IOSEPH.
Im namen Gotts ich bin bereit /
Der wöll durch sein allmechtigkeit /
Sein willen an mir gschehen lan /
Mit freuden wil ich für jn gan.
DER ERST LAGGEY.
Gott geb dir glück / du junger Man /
Das du fur jm nur wol besthest /
Für einen grossen Herren ghest /
Der dir auff geben wird ein frag /
Die keiner noch auff diesen tag /
Hat ausgelegt / drumb sey bedacht /
Geredt es dir / gros er dich macht /
Nun wöllen wir hinein zu jm /
Wirst hören ein liebliche stim.

[55] Zu Pharaon.

Gwaltiger König Pharaon /
Hie bring ich die begert Person.
PHARAO
zu Ioseph.
Mein lieber Son sag mir dein nam /
Was gschlechts bistu / von welchem stam?
IOSEPH.
Das wil ich ja verbergen nit /
Ich bin ein recht Israelit /
Aus Canaan verkauffet her.
PHARAO.
Man sagt mir viel von deiner Lehr /
Wie du könst weisslich trewm auslegn /
Hab dich beruffen her derwegn /
Vnd wirstu mir die deutung sagn /
So wil ich dich in wenig tagn /
Erhöhen zu Wirden vnd Ehrn /
Machen zu ein gwaltigen Herrn.
IOSEPH.
Trewm auszulegen steth bey Gott /
Der Menschen kunst ist lauter spot.
Doch sag der König seinen trewm /
Gott wirds jm lassen sein angnehm.
PHARAO.
Mir trewmet / wie ich stünd am gstat
Des Wassers / auff den abend spat /
Daraus stiegen siebn feiste Khü /
So schön ichs vor hab gsehen nie /
Giengen im Gras dahin vnd her /
Bald thet ich weiter sehen mehr /
Andere sieben magre Khü /
So hellig ichs gesach auch nie /
Weil ich leb in Egypten Land /
[56] Dieselben frassen da zu hand /
Die ersten sieben geitziglich /
Kundten doch nicht sat fressen sich /
Blieben gantz dürr wie zuuor hin /
Darauff ich munter worden bin /
Bald mich der schlaff weiter einnam /
Da sach ich sthen auff einem Stam /
Siebn Eher hoch / schön dick vnd vol /
Ich het sie kaum recht gsehen wol /
Da schossen sieben ander auff /
So dün / das ich mich wundert drauff /
Diese verschlungen auch gar bald /
Die ersten sieben / gleicher gstalt.
Was aber nun jedweders deut /
Ist mir verborgen dieser zeit /
Desgleichen den Warsagern mein /
Wunderlich mus die deutung sein.
IOSEPH.
Die trewm beid haben ein verstand /
Dar durch wil Gott machen bekand /
Was er zu thun vorhabens sey /
Pharao sol drauff mercken frey.
Siebn feiste Khü / siebn Eher vol /
Bedeuten (weis ich gwislich wol)
Siebn fruchtbar Jar / da gnug wird sein /
An allem gwechs / Getreid vnd Wein.
Die magern Khü / die Eher klain /
Auch sieben Jar bedeuten thain /
Tewrung wird nemen vberhand /
Das man nicht wissen wird im Land /
Wo alles doch hinkomen sey /
Vnd ist zu mercken hoch darbey /
Weil Pharao zur andern fart /
Also im trawm erinnert ward /
Das solches werd also ergehn /
Vnd gwislich nicht sehr lang anstehn.
Demnach mein rat / wol gring vñ schlecht /
Aber gemeinet wol vnd recht:
[57] Pharao bstel ein weisen Man /
Mach dem Egypten vnterthan /
Vnd schaff / das er Amptleut verordn /
Die sieben Jar zu samlen Korn /
Im Land durch aus den fünfften teil /
Denn diese jar wird sein wol feil /
Auff das hernach die andern jar /
Im Land dest wenger bring gefahr /
Vnd alle Sted dahin vnd her /
Versehen werden / vnd noch mehr /
Vielen zu gut kümpt dis gewerb /
Vnd nicht das Volck für hunger sterb.
PHARAO
zu Ioseph.
Sehr weis bistu mein lieber Knab /
Gefelst mir wol / doch trit jetzt ab /
Bis ich mich mit den Reten mein /
Entschlies auff die auslegung dein.

Ioseph tritt ab.
PHARAO
zu seinen Hoffleuten.
Wie ziempt euch / wie ist euch zu mut?
Meins teils dünckt mich die deutung gut /
Vnd wie ich nachgedenck der sach /
Wil ich der gentzlich setzen nach /
Nicht durch vnuleis schlagen in wind /
Was mir der liebe Gott verkündt /
Durch diesen Menschen vnbekand /
Wil jn gros machen in meim Land /
Denn gwis ist Gottes gnad mit jm /
Ein Geistreich hertz ich da vernim.
CANCELLARIUS.
Für mein person hab ich sein gleich /
Erhöret nie im Königreich /
So bredt / so gar verstendig / weis /
Billich hat er für andern preis /
[58] Vnd hat ja gwislich Gottes geist /
Der jm zukünfftig sachen weist.
POTIPHAR.
Ja warlich ist kein zweinel dran /
Wird werdn ein hoch fürtrefflich Man /
Frew mich der stund / des tags / der zeit /
Do jn herbrachten frembde Leut.
PHARAO
zu Potiphar.
Weil er dir denn ist vor bekandt /
So sag mir seinen Nam zu handt.
POTIPHAR.
Ioseph ist der recht Name sein.
PHARAO
zu dem Laggey.
So heis jn widerumb herein.
LAGGEY.
Kom wider für mein gnedign Herrn /
Wird dich bringen zu hohen ehrn.
3. Szene
Scena tertia.
Exaltatio Ioseph ad principatum regni Aegypti.

PHARAO.
Ioseph du mein vertrawtes hertz /
Was ich wil reden / ist kein schertz /
Weil dir Gott mitteilt so viel gnad /
Vnd dieses dir eröffnet hat /
Bistu billich der weisest Man /
Wil dir drauff machen vnterthan /
Durch aus das gantz Egypten land /
Nim hin mein Ring zu einem pfand /
[59] Dis seiden Kleid nim auch darzu /
Zum dritten ich dir schencken thu /
Die gülden Ketten / alls der gstalt /
Das du hast volmechtigen gwalt
Nach mir / vnd sol nu hinfort an /
Dir meniglich sein vnterthan /
Wider das wort vnd willen dein /
Sol bey mir kein Mensch angnehm sein /
Mein heimlich Rat bistu erwelt /
Versiech das Land / wies dir gefelt /
Dein Ehr vnd gschenckte Dignitet /
Sollen erfaren alle Stedt /
Ausruffen sol man her vor dir /
Das du Landsfürst gefallest mir /
Was ich demnach weiter thun sol /
Wil ich dich auch versehen wol /
Mit einem Weib / mit gelt vnd gut /
Mir sagt zu dir mein gantzes blut /
Stel dir auch hiemit diener zu.

Zu etlichen aus den Hoffleuten.

Nach Iosephs wil ein jeder thue /
Seins willens lebt / was er euch schafft /
Das lasset bey euch haben krafft /
Der lieb Gott wöll sein gnade gebn /
Das wir hie lang beynander lebn.
IOSEPH.
Ich danck Könglicher Maiestat /
Zu gros ist die erzeigte gnad /
Bin wirdig nicht zu solchem thain /
Weis wol / das mein verstand ist klain.
Doch weils dem König also gfelt /
Das er mich vber sein Land stelt /
Wil ich mein trewe dienst erzeign /
Mit schüldigem gehorsam neign /
Darzu wird mir verleihen gnad /
Der mich bisher erhalten hat /
[60] Auff das in allem / so ich wierdt
Anfangen / sein güt werd gespiert /
Vnd dieses Land in fried vnd rhu /
Von tag zu tag nem glücklich zu.
So viel denn antrifft alle speis /
Wil ich versorgen alls mit vleis /
Das zu der zeit der tewren Jar /
Meinr trewen dienst werd gnomen war.
4. Szene
Scena qvarta.
Colloquium Iacob cum filiis de frumenti penuria.

IACOB
zu Beniamin.
Beniamin liebster Sone mein /
Bruff her für mich die Brüder dein /
Die thewerung wechst vber aus /
Mus sie einmal schicken von haus /
Zu keuffen Treid an frembdem ort.
BENIAMIN.
Sie sein nicht weit / siech sy all dort /
Wil sie von stundan bringen dar.

Zu den Brüdern.

Jr lieben Brüder nemet war /
Das ewer der Vater begert.
RUBEN.
Wir komen für jn vnbeschwert /
Weist auch / was müg der handel sein.
BENIAMIN.
Gedenck jr müst Treid keuffen ein.
RUBEN
zu Iacob.
Hie sein wir liebster Vater mein.
[61]
IACOB.
Jr lieben Sön / hört an mein wort /
Jr müst ziehen an frembde ort /
Hab ausgestanden nu viel gfahr /
Doch nie erlebt so schwere jar /
Als jtzund sein / wie jr selbs wist /
Das ein sehr grosse thewrung ist /
Vnd alls Getreid wird auffgezert
Wiewol Gotts hand nicht ist gespert /
Der allzeit kan ernehren thain /
All die auff jn hoffen allain.
Doch müssen wir nicht müssig sein /
Der glegenheit warnemen fein /
Erkennen seine mittel gut /
Dadurch er mit vns handlen thut /
Vnd ob schon offt leiblicher weis /
Vns manglet an getranck vnd speis /
Sollen wir doch verzagen nicht /
Sein angsicht ist auff vns gericht.
Vnd gibt was fodert Leib vnd Seel /
Er ist der starck Gott Israel /
Wil auch beweisen mit der that
Alles / was er versprochen hat /
Abraham / Isaac / vnd mir /
Darumb müst auch getrost sein jr /
Nicht zagen / wens gefehrlich sthet /
In seiner Kirch nicht anders ghet /
Vnd wen er liebt / den züchtigt er /
Wie jr offt höret diese Lehr /
Gedult vnd hoffnung vberwind /
Das alles Creutz vnd leid wird lind.
Weil vns denn jetzt an speise felt /
Vnd doch nicht manglet an dem Gelt /
Müst jr die mittel vnsers Herrn /
All williglich versuchen gern /
Weit ist die Welt / vnd diese erd /
Wer weis / wo er vns hat beschert /
Vnser notturfft / gwis weis ich das /
Schicken wird ers mit guter mas.
[62] Darumb ziecht in Egypten Land /
Denn ich hab nun gwissen verstand /
Das man da gnug versehen sey /
Mit Treid / vnd noch verkauff dabey /
Hie habt jr Gelt / keufft wo jr find /
Für vns / vnd alles Hausgesind /
Vnd kompt denn wider her zu Haus /
Gott wöll / das jr nicht lang bleibt aus /
Beniamin sol hie bey mir sein /
Weil der nun ist die hoffnung mein /
Mus seine rheis noch lenger sparn /
Bis er bas zunimpt an den jarn /
Sol jm etwo vnglück zusthen /
Mein leben müst zu trümmern ghen.
RUBEN.
Mein Vater / deine Sön sthen hie /
Haben ja auch erlebet nie /
So schwere zeit / doch tröst vns sehr /
Das du vns weist durch Gottes lehr /
Der wünderlich sein Kirch erhelt /
Ob er sich gleich offt zornig stelt /
Wöllen darauff hinziehen gern /
Herbringen / was vns Gott wird bschern /
Derselb wöll dich dieweil bewarn /
Bis wir wider zu haus her farn.
SIMEON.
Mich sol verdriessen keiner rheis /
Wo ich Getreid zu keuffen weis /
Wil ich sparen kein vleis noch müh /
Der ewig Gott pfleg deiner hie /
Vnd tröste dich erlebten Man /
In deinem hertzen für vnd an.
LEUI.
Von hertzen zeuch ich mit euch gern /
Weil sich die tewrung so thut mehrn /
Der Leib mus je sein narung han /
[63] Wiewol vns bisher nie zerran.
Der segen Gottes sey mit dir /
Bis das wir wider komen schier.
IUDA.
Mein liebster Vater segn dich Gott /
Vnd bhüte dich fur aller not /
Bitten wil ich trewlich für dich /
Wie du denn auch bittest für mich /
Verhoff es werd komen die zeit /
Das du werst alter Man erfrewt.
DAN.
Der Gott / so all ding bschaffen hat /
Erhalte dich durch sein genad /
Das wir dich Vater finden gsund /
Wündsch ich von meines hertzen grund.
NAPTHALI.
Ich wündsch dir auch desselben gleich /
Das dir der ewig Gott verleich /
Gsundheit / vnd was dir dienen mag /
Wil bitten für dich nacht vnd tag.
GAD.
Gott Abrahams wöll mit dir sein /
Vnd Isacs des Grosuatern mein /
Der vns in dieses Land hat gsetzt /
Das du alls leides werft ergetzt.
ASER.
Von mir sey auch befohlen Gott /
Wil meins teils lieber leiden not /
Denn das es dir sol vbel ghen /
Der Allerhöchst wöll dir beysthen.
ISASCHAR.
Was ein Kind nür guts wündschen kan /
Seim lieben Vater für vnd an /
[64] Das wündsch ich dir von gantzem gmüt /
Der ewig Gott dich lang behüt.
ZEBULON.
Der dir hat gross Verheissung gebn /
Erhalte dich in diesem lebn /
Wündsch ich nach recht Kindlicher art /
Durch Gottes Engel sey bewart.
IACOB.
Ziecht hin im fried / mein Gott vnd Herr /
Wird gwislich sein von mir nicht fern.

Nach diesen worten sollen sie abtretten / vnd ein weil sich verhalten.
BENIAMIN.
So bleib ich bey dir Vater mein /
Den liebsten Son lest du mich sein /
Wenn ich nur wer so hoch bedacht /
Das ich dir lust vnd freuden macht.
IACOB.
Schweig mein Son / gnugsam magst mir freud /
Wenn ich dich nur hab diese zeit /
Soll ich deiner auch braubet werdn /
Ich müst scheiden von dieser erdn /
Möcht nicht ertragen mehr solch schmertz /
Wie vor in meim zerschlagnen hertz /
Da ich vmb meinen Ioseph kam /
Nun bleibt mir hie allein sein nam /
Vnd sein gestalt in meinem sinn /
Biss ich von der Welt fahr auch hin /
Zu Isaac vnd Abraham /
Da wir komen wider zu sam /
Vnd leben denn im Himelreich /
On end jmmer vnd ewigleich.
5. Szene
[65] Scena qvinta.
Precatio Ioseph ad Devm, & fratrum insperatus in Aegyptum aduentus.

IOSEPH.
Herr Gott Vater vnd Schöpffer mein /
Ich kom mehr für das Angsicht dein /
Dir auffzuopffern mein Gebedt /
Dieweil kein Creatur versteht /
Meins hertzen tieff vnd heimligkeit /
Ob ich hab freud / oder trag leid /
Gross lieb vnd gnad hast mir erzeigt /
Im elend dich zu mir geneigt /
Erlöst aus meiner Brüder hand /
Im Gfengnis glindert meine Band /
Viel guts an mir armen gethan /
Gsehen herab von deinem Thron /
Auff mich / vnd auff mein gantzes thain /
Bit dich darauff vmb dis allain /
Von wegen des versprochnen Sam /
Du wöllest mein geschlecht vnd stam /
Erhalten durch dein güt vnd gnad /
Das jn die schwere zeit nicht schad /
Vnd etwes meiner Brüder Kind /
Entgelten jrer Veter Sünd /
Sönderlich wölst haben in hut /
Mein lieben alten Vater gut /
Jn trösten durch dein heilsam wort /
Weil ich je sol an diesem ort /
Verzeren meine stund vnd tag /
Vnd jn selbs nicht mehr trösten mag.
Für solche gnad / wil ich allzeit /
Dein namen preisen fern vnd weit /
Dein ware Kirchen helffen mehrn /
Mein Gott / mein Gott thu mich erhörn.

Nun sollen die Brüder widerumb fürkomen.
[66]
RUBEN.
Jr Brüder mein seid frölich doch /
Haben nicht weit zu rheisen noch /
Sein nun schon gantz aus Canaan /
Das Land Egypti fecht hie an.
Secht was es hat für Felder gros /
Wie wol sie auch on frucht sein blos /
Besorg es werd die tewrung schwehr /
Auch in Egypten nicht ghen lehr.
SIMEON.
Das wer nicht gut / wo wolt wir aus?
Wenn wir nichts brechten heim zu haus /
Trawren würden die kleinen Kind /
Vnd vnser gantzes Hausgesind.
IUDA.
Habt gute hoffnung auff den Herrn /
Er wird vns narung wol beschern /
Vnd facht viel mehr zu denken an /
Wie jr das wort bringt auff die ban /
Denn von dem Schlos sein wir nicht weit /
Dort sein schon Egyptische Leut.
OECONOMVS IOSEPHI.
Wo aus? Von wannen rheist jr her?
Kompt jr in das Land on gefehr?
Oder habt jr zu richten was?
Zeigts an behend / mus wissen das.
RUBEN.
Wir ziehen her aus Canaan /
Da hat man vns gezeiget an /
Wie man Treid hie zu keuffen find /
Drauff wir sein hergezogen gschwind /
Zu keuffen da vmb bares Gelt /
An speis in vnserm Land vns felt.
Kanstu mein Herr / hie dienen was /
Ich bitt dich solchs nicht vnterlas /
[67] Vmb Gottes Willen sey vermant /
Wöllens nicht lassen vnbelohnt.
OECONOMUS.
Ob ich euch müg hie dienstlich sein /
Weis ich nicht gwis lieb Freunde mein /
Wil meinem Herrn sagen dauon /
Beger darfür kein söndern lohn.

Hie gehet er hinein zu Ioseph / gleich als mit jm zu reden.
ISASCHAR.
O das der Man gut Botschafft brecht /
Man wolt vns Treid verkeuffen recht /
Nichts lieber wer mir diese zeit.
ZEBULON.
Es brecht mir auch nicht wenig freud /
Das Gelt ist alles drumb zugebn /
Das wir nur retten vnser lebn.
OECONOMUS
zu Ioseph.
Es sein frembd Leut jetzt komen an /
Wie ich verstehe aus Canaan /
Vnd bitten demütig vmb Treid /
Verhoffent einen guten bscheid.
IOSEPH.
Wie viel sein der? Zeig mir das an.
OECONOMUS.
Jr zehen ich gezelet han.
IOSEPH.
Lieber so forder sie herein /
Es mügen wol Kundschaffer sein.
[68]
GAD.
Nun kümpt der Mensch schon wider dar /
Wird vns nun machen offenbar /
Ob auch was zu verhoffen sey.
OECONOMUS.
Wolan ich kom wider herbey /
Kompt hrein für mein gnedigen Herrn /
Vieleicht wird er euch Treid beschern.

4. Akt

1. Szene
Scena prima.
Colloquium filiorum Iacob cum fratre Ioseph, ad cuius genua supplicantes procumbunt.

RUBEN.
Mein Herr / siech vns mit gnaden an /
Wir ziehen her aus Canaan /
Darin sehr grosse thewrung ist /
Sey vns barmhertzig zu der frist /
Vmb bares Gelt vergün vns Treid /
Wölln dancken dir in ewigkeit.
IOSEPH.
Jr mügt mir wol recht Kauffleut sein /
Das jr euch last ins Land herein /
Vnter dem schein / den jr gebt für /
Des Lands ausspeher sein mögt jr /
Der Buben sein mir komen viel /
Nach vngnad ich euch straffen wil.
RUBEN.
Das wöll Gott nicht / mein Herr / hör an /
Haben daheim ein alten Man /
Welcher vns all erzeuget hat /
[69] So viel du hie siechst an der stat /
Der ainlefft ist nicht mehr bey lebn /
Den zwölfften hat Gott auch gegebn /
Vnserm Vatern / ist jung vnd klein /
Zu haus des alten freud allein.
IOSEPH.
Mein sinn vnd gmüt mich treuget nicht /
An euch ist haut vnd har entwicht /
Jr müsset ein Prob vberstan /
Ehe jr ziecht ins Land Canaan.
Wil sehen was args bey euch steck /
Ehe las ich ewer kein hinweck.
RUBEN.
Ach lieber Herr las bitten dich /
Nicht stell dich so gar grimmiglich.
Hie sein wir allsam deine Knecht /
Wie du vns thust / ist vns auch recht /
Aber ich bitt vmb Gottes wil /
Wölst setzen vns ein gnedig ziel /
Vnd lassen kundschafft bringen her /
Nicht mehr ich für vns all beger.
IOSEPH.
Kein andre kundschafft nim ich an /
Den jüngsten Bruder wil ich han /
Daraus ich kan probiren frey /
Ob nicht verrheterey da sey.
Derwegen euch beweis die gnad /
Das jr einen last an der stat /
Jr aber ziehet heim zu haus /
Vnd schüttet ewer Treid da aus /
So euch jetzt sol werden gegebn /
Doch / wie vor / sag ich euch darnebn /
Das jr den jüngsten Brudern bringt /
Thut jrs / zum besten euch gelingt /
Vnd kan erkennen / das jr seid
Nicht Kundschaffer / sonder gut Leut.
[70]
RUBEN.
Wies dir gefelt / nim handlung für /
Einer aus vns sol bleiben dir /
Vnd der jüngst werden hergefürt /
Wiewols den Vatern schmertzen wird.
IOSEPH
zeigt auff Simeon.
Gleich du must mein gefangner sein.

Zum Oeconomo.

Zeig jm den weg zum gfengnis ein.

Ioseph wendet sich ab.
Die Brüder klagen jr elend.
ISASCHAR.
Dem Vatern gebe Gott gedult /
Wir habens doch gantz wol verschuldt /
An Ioseph vnserm Bruder all.
IUDA.
Wer es gstanden in meiner wahl /
Vieleicht er noch bey leben wer /
Den Vatern wir betrüben sehr.
ZEBULON.
Ja gleich vmb jn ist es zu thain /
Für schmertz vnd leid / mich lust zu wain.
GAD.
Ah Ioseph / hat vns nichts gethan /
Vnd wolt jn dennoch tödtet han /
Sein blut jtzund erfodert wird /
Vns widerfert wie sich gebiert.
IOSEPH
bey sich selbs.
Mein Gott / der alls erkennen thut /
Du weist / das dieses meinem blut /
[71] Zu wider ist / vnd mir thut weh /
Das ich jn hart entgegen steh /
Wolt lieber / wenn das nür het fug /
Von hertzen mir hie weinen gnug /
So mus ich mit der sachen fort /
Vnd ernstlich sein an jedem ort.

Zu seinem Rentmeister.

Rentmeister kom las sagen dir /
Die Menner auff den Kasten fier /
Das man den jre Secke fill /
Jr Geld aber nicht haben wil.
Drumb gib der sachen diese gstalt /
Wenn sie das Treid haben bezalt /
So lös die Seck jn heimlich auff /
Sein Gelt leg jedem oben drauff /
Auch gib jn zerung noch dazu /
Wirst hören bald / warumb ichs thu.
QUAESTOR.
Ich wil zum besten richten das.

Nach diesem gehen sie heraus.
IOSEPH
zu seinen Brüdern.
Folgt diesem nach / vnd füllen las /
Ein jeder seinen Sack mit Treid /
Auch solle euch aus gütigkeit /
Ein zerung mitgeteilet werdn.
RUBEN.
Ich dancke meim gnedigen Herrn /
Für vns hie all / vnd wöllen bald /
Vns stellen hie ehrlicher gstalt /
[72] Vnserm Vater dein lob vnd ehr /
Wie sich gebüret / preisen sehr.

Nach diesem gehn sie zur thür aus / als das Getreidt auffzuladen.
Komen die Teuffel.
MOLECH.
Ey / ey der handel wird nicht gut /
Was er redt / ist jm nicht zu mut /
Stelt sich streng / vñ geht nicht von hertz /
Es ist ein lauter Kinderschertz /
Auff den weg weislich handlet er /
Wenn einer nach dem andern her /
Getödtet würd / wie es sein sol /
Vnd auch hetten verdienet wol /
So würd recht vnser spiel angan.
Weil keiner noch hat Bus gethan.
BELIAL.
Es ist vmb sonst / da gewinstu nicht /
Gott hat jn zu vast vnterricht /
Das er nicht wil vergiessen Blut /
All Sünd er jn verzeihen thut /
Gwis aber ists / merck eben drauff /
Es wird vns noch ein grosser hauff /
Durch diese Gsellen komen zu /
Las vns dieweil nür sein zu rhu /
Wischen vns gwis nit all hinaus /
Jr samen wird auch vnser haus
Fein mehren / fort an mit der zeit /
Werdn haben viel Gottlose Leut /
Des las vns nun sein guter ding.
MOLECH.
Vor freud ich in die höch auffspring.
2. Szene
[73] Scena secvnda.
Reditus filiorum ad patrem.

IACOB.
Mein lieber Gott / wie ghet es zu /
Mir ghet vor augen mehr vnrhu /
Die Söne mein zu lang sein aus /
Sollen langst komen sein zu haus.
Was Creutz / vnd jamer kümpt auff mich /
Nach deiner güt erbarme dich /
Welche vber die mas ist gros /
Las mich nicht werden gantz trostlos.
BENIAMIN.
Ich bitt mein Vater frölich sey /
Sie werden komen bald herbey.
Den Ruben hab ich gsehen schon /
Die andern sein nicht weit daruon /
Verhoff es werd all ding wol sthen /
Werden jtzt bald zum haus einghen.
IACOB.
Belohn dir Gott / die guten Mehr /
Sich endert schon / mein gantz gebehr /
Vnser Gott sey gebenedeit /
Sein gnad erstreckt sich fern vnd weit.

Nu tretten die neun Söne für Iacob.
IACOB.
Wie hoch erfrewt mich diese stund /
Das ich euch siech noch frisch vnd gsund /
Seid jr allhie? ghet keiner ab?
RUBEN.
Mein Vater gute hoffnung hab /
Es steht Gott lob ziemlicher mas /
[74] Ein ding dich nicht bekümmern las /
Simeon ist noch nicht verhand /
Wird bhalten in Egypten land /
Was vrsach ist / wil ich dir sagn /
Wie du magst auch die andern fragn.
Der Herr so vbers Land regiert /
Bey dem dein Son behalten wird /
Hielt vns für vnredliche Leut /
Als weren wir komen der zeit /
Aus zu kundschafften dieses Land /
Schalt vns Auspeher alle sand /
Ich sagt / mein Herr / wir deine Knecht /
Sein her von gutem stam vnd gschlecht /
Zwölff Sön / eins Vaters / der ist alt /
Vnd hat mit vns ein solche gstalt /
Der jüngste ist daheim zu haus /
Vnd wartet vnserm Vatern aus /
Der nechst vor jm / nicht mehr bey lebn /
Gründlich wir dir berichte gebn /
Vnd bitten gar demütiglich /
Wöllest vnser erbarmen dich /
Mit Treid versehen / vmb bar Gelt /
Bey missratung der Frücht im Feld.
Er sagt / ich las euch nicht von dann /
Sunderlich bhalt ich einen Man
Zum pfand / bis jr kumpt wider mehr /
Vnd bringt den jüngsten Brudern her /
Lies Simeon darauff verwarn /
Vns aber das Treid widerfarn /
Dazu auch zerung auff die rheis /
Nu wil vns erst eins machen heis /
Das wir dein Gelt haben ausgebn /
Vnd meniglich gedanckt darnebn /
Jtzt aber / da wir schütten aus /
Das kaufft Getreid / vor in dem haus /
Da fand ein jeder oben drauff /
Sein bares Gelt ob einem hauff /
Wie solches wir hie fürten weck /
Wers aber bracht hab in die Seck /
[75] Ist vns warhafftig vnbewist /
Haben hierin gebraucht kein list.
IACOB.
Wie macht jr mir viel grawe har /
Beraubt mich meiner Kinder gar /
Ioseph ist hin / auch Simeon /
Wolt diesen auch füren daruon /
Vnd mir abermals leid zufügn?
Last euch an vorigem benügn /
Seid ingedenck meiner trawrign zeit /
Vnd braubt mich nicht gantz aller freud.
RUBEN.
Vater gib den in meine hand /
Bring ich jn nicht wider zu Land /
So töde meine beide Sön /
Wil mit meim Leib gut sein für jn.
IACOB.
Gwis las ich den nicht ziehen hin /
Sol jm ein vnglück komen zu /
Hett ich auff erd fürbas kein rhu.
IUDA.
Ah du mein Vater dencke doch /
Das wir Treid müssen keuffen noch /
Vnd dürffen doch gedachtem Herrn /
Vnter die augen nicht begern /
Wir bringen denn den Brudern mit /
Darauff ich dich zum höchsten bitt /
Las diesen mit vns ziehen hin /
Mit meinem Leib ich Bürge bin /
Wissen sonst nichts zu richten aus /
Auch Simeon kümpt nicht zu haus /
On dieses mittel / drumb gib rat /
Dich wird nicht rewen dieser that.
[76]
IACOB.
Was hettet jr dem Man zu sagn /
Das ich in meinen alten tagn /
Noch hett ein Son / wie mögt jrs thain?
So er doch ist mein freud allein?
RUBEN.
O Vater ich kan nicht gnug sagn /
Wie er thet so gar vleissig fragn /
Vmb all vmbstend / als er vor wist
Dorfften fürwar brauchen kein list.
IUDA.
Vater gib dich zu fried vnd rhu /
Den Knaben mir vertrawen thu /
Wil jn stellen in deine hend /
Oder schuld tragen bis ans end /
So wollen wir vns machen auff /
Die tewre zeit hat jren lauff /
Das wir nicht leiden hungers not /
Mit vns wird sein der liebe Gott.
IACOB.
Weil es denn nicht kan anders sein /
So mus ich willigen darein /
Vnd das befehlen Gott dem HERRN /
Wiewol ichs siech nit sunders gern /
Von besten früchten füret mit /
Balsam / Honig / nach vnserm sit /
Gewürtz / Myrrhen / Datel vnd Mandel /
Am Gelt sols auch nicht haben fel /
Nempt was jr dürfft / vnd noch darzu /
Sein vorigs Gelt ein jeder thu.
Wer weis / wie all ding gschaffen ist /
Vnd ziehet hin zu dieser frist /
Beniamin sol mit ziehen hin /
Ob ich gleichwol bekümmert bin /
Der ewig Gott geb euchs geleit /
Vnd vor dem Man barmhertzigkeit /
[77] Das er euch beyde Brüder geb /
Vnd ich noch desto lenger leb /
Wil hie dieweil im elend sein /
Der ich bin braubt der Kinder mein.
BENIAMIN.
Mein Vater / ein ding bitt ich hoch /
Las mich zuuor dich küssen noch /
Vnd dich nicht meinenthalben krenck /
An Gottes gnad ich starck gedenck /
Der wird mich gwislich wol bewarn /
Das mir nichts bös sol widerfarn.
IACOB
hertzet jn.
Zeuch hin mein trost / meins hertzen freud /
Gott sey mit dir zu aller zeit.
RUBEN.
Beware dich der starcke Gott /
Der deinen Vetern halff aus not /
Wünschen wir all von hertzen grund /
Vnd ziehen hin jetzt zu der stund /
Frölich / getrost / in Gottes nam /
Wirst vns bald sehen all beysam.

Nach diesen Worten treten sie ab / bis Ioseph seine Wort schier volendet hat.
3. Szene
Scena tertia.
Tacita Iosephi, de fratrum suorum reditu & mirandis Dei factis, disputatio.

IOSEPH
bey sich selbs.
Mein Gott / wie bist so wünderlich /
Wenn ich nim deine werck für mich /
Die du hast jeder zeit gethan /
Genug ich mich zu verwundern han.
[78] In gfehrligkeit mich fallen list /
Meinr Brüder neid ward da gebüst /
Die mich wolten gantz haben tod /
Errettest mich aus solcher not /
Liest mich verkauffet werden her /
Da ich erlangt bald grosse ehr /
Doch widerumb durchs Teuffels rat /
Bey Potiphar kam in vngnad /
Doch vmb vnschuld / darumb du auch
Erbarmest dich / nach diesem brauch /
Nach dem du hilffest in der not /
Den / so vmb vnschuld leiden spot.
Nun hastu mich alls leids ergetzt /
Vber das Land Egypten gsetzt /
Vnd meine Brüder sehen lan /
Ist das nicht wünderlich gethan?
Ist das nicht dein fürsichtigkeit?
Das sie hie müssen suchen Treid /
Vnd mir komen in meine hend /
Wiewol mich keiner hat erkent /
Wens nür dem liebsten Vatern mein /
Daheim nicht brecht sunderlich pein /
Das Beniamin her ziehen sol /
Sonst wist ich alls zu richten wol /
Befilch jn dir in deine hend /
Bis alles kümpt zu gutem end /
Wie du es Herr kanst schicken recht /
Sey gnedig auch mir deinem Knecht /
Vnd las mich deiner güte nach /
Noch sehen meinen Vatern schwach /
Des ich hab lang müssen entbern /
Gib gnad mein Gott. Ich siech von fern /
Die Brüder wider komen dar /
Sey dir gedanckt / sie seins fürwar.

Nach diesen worten kert er sich vmb zu seinem Rentmeister / so in dem Haus sein sol.

[79] Ich siech frembd Leut komen hie her /
Wirst sie vor haben gsehen mehr /
Geh hin zu den / vnd fürs zu haus /
Den gfangnen las zu jn heraus.

Zum Oeconomo.

Richt du dieweil die Malzeit an /
Zu Gesten wil ich sie all han.
QUAESTOR.
Seid willigkom jr frembden Gest /
Mein Herr euch allhie bruffen lest /
Zu der Malzeit / drauff mit mir ghet /
In meines Herren Haus versteht.
RUBEN.
Ah lieber Herr / was deutet das /
Ich fürchte mir vber die mas /
Wir müssen ewig sein verpflicht /
Vnd werden ledig glassen nicht /
Ein torheit ist vns widerfarn /
Da wir am nechsten hie da warn.
Denn do jeder sein Sack auffthet /
Sein Seckel gelts ein jeder het /
Wissen nicht / wie das ist ein ding /
Darumb ichs Gelt herwider bring /
Gott geb was vns der Herr auffleg /
Habens erfaren auff dem weg /
Mit kleiner freud / das weis Gott wol.
QUAESTOR.
Schweig still / dein hertz nicht zagen sol /
Ewer Gelt ich empfangen hab /
Der Schatz kümpt euch von oben herab /
Seid frölich / jetzt wird gut all ding.

Hie füret er Simeon zu jnen.

Allhie ich ewren Bruder bring /
[80] Geht all herein in Gottes nam /
Vnd richtet was jr habt zusam.
RUBEN.
Wir bringen etlich wenig gab /
Mit vns aus Canaan herab /
Gott wöll / das sie dem Herren mein /
Von vns armen annemlich sein.
4. Szene
Scena qvarta.
Secunda & tertia uexatio, qua exagitat fratres, Ioseph.

IOSEPH.
Nvn spür ich / das jr redlich seid /
Vor hielt ich euch für böse Leut.

Hieneben sollen Iosephi Diener herumb stehen.
RUBEN
felt jm mit sampt den andern zu fus / vnd spricht.
Mein Herr / hie sein ja deine Knecht /
Bringen mit etlich Gaben schlecht /
Wie sie wachsen aus vnser erd /
Iacob dein Knecht hat dirs verehrt /
Mit gnaden wöllests nemen an /
Vmb dis allein ich zbitten han.
IOSEPH.
Steht auff / vnd sagt mir zu der stund /
Ist ewer Vater frisch vnd gsund?
Den jr habt Iacob nennen thain?
Ist auch der ewer Bruder klain?
RUBEN.
Dein Knecht Iacob ja lebet noch /
Vnd diesen Knaben liebet hoch /
[81] Sonst ist fast all sein freud dahin /
Ins ewig Leben steht sein sinn.
IOSEPH
zu Beniamin.
Mein Son / das dir Gott gnedig sey /
Dein Vatern lieb / vnd lang erfrew /
So wirstu gfallen Gott dem Herrn /
Der wird dir auch viel glück beschern.

Zu den Dienern.

Setzet jr meine Gest zu Tisch /
Wil mit jn sein frölich vnd frisch /
Last sitzen die nach jrer weis /
Bringt jn auch dar besondere speis /
Wies vns hat bschert der liebe Gott /
Legt jedem für die notdurfft Brot.
OECONOMUS.
So setzet euch in Gottes nam /
An diesen Tisch / mögt wol zusam /
Esset vnd drinckt / habt guten mut /
Meim Herren jr ein gfallen thut.
IOSEPH.
Schencket jn auch die notdurfft ein /
Wie ich trinck / von dem besten Wein /
Der jüngst ein vorteil haben sol /
Mit speis vnd dranck verseht jn wol.

Dieses sol alles verborgen vnter einem Fürhang gehalten werden / vnd entzwischen zu erlengerung der Malzeit / ein sonderlicher Chorus / nach
welches volendung Ioseph spricht.

[82] Nun heb man auff hie Wein vnd Brot /
Ein jeder danck dem lieben Gott /
Der bschaffen hat Himel vnd Erd /
Für alls / so er vns hat beschert.

Zu dem Kemmer / so die Trinckgeschir auffhebt.

Kemerlin sey heut wol bedacht /
Hab auff den jüngsten Bruder acht /
In seinen Sack leg jm mit vleis /
Mein Mundbecher heimlicher weis /
Was denn weiter geschehen sol /
Wirstu auch von mir hören wol.

Zu seinen Brüdern.

Mit der Malzeit nemet für gut /
Vnd wenn jr nu heimkomen thut /
So grüsset ewren Vatern werd /
Seinthalben hab ich euch geehrt /
Alles Getreid verordnet ist /
Suchet das wie zu erster frist /
Vnd macht euch auff / wenn es euch liebt /
Heim ziehen solt jr vnbetrübt.
RUBEN.
Mein Herr wie bistu so geneigt /
Dein gunst sehr gros sich vns erzeigt /
Der ewig Gott belohn es dir /
Vmb dein heil wöllen bitten wir.
BENIAMIN.
Gott sey gnedig meim Herren hie /
Den ich zuuor hab gsehen nie /
Sein ehr vñ gwalt werd teglich gmehrt /
Zu meim Vatern mein hertz begert.
IOSEPH.
Zeuch hin mein Son / der Herr dich segn /
Vmb deines lieben Vaters wegn /
[83] Ehr diesen / vnd jm volge schon /
So wird dir Gott geben den lohn.

Nach diesem sollen sie für die Thür abtretten / vnd jeder seinen Sack verordnet haben.
Accusatio furti propter amissum poculum.
IOSEPH
zu seinem Kemmerer.
Kemerlin nim der Gest recht war /
Wirst hören noch in diesem Jar /
Wunderlich ding / jetzt ichs nicht sag /
Vnd ist allein an dich mein frag /
Hast than was ich beuelchen thet.
CUBICULARIUS.
Die sach gnad Herr nicht anders steht /
Den Becher hat der jüngst im Sack.
IOSEPH.
Eilend dich hin nach jnen pack /
Vnd red sie an / wie du bist glert /
Müssen noch eins werden bewert.
CUBICULARIUS
eilet den nach / vnd spricht.
Verziecht jr Menner / last euch sagn /
Hört warumb ich euch thu nachjagn /
Ein böse Ziecht euch volget nach /
Meim herren das vor nie geschach /
Das er hett so vndanckbar Gest /
Hat euch gehalten auff das best /
So fürt jr auch dauon den raub /
Werd euch nicht packen aus dem staub /
Meins Herren Becher habt jr gstoln /
Das sag ich euch frey vnuerholn.
[84]
RUBEN.
Ich bitt / zeih vns nicht dieser that /
Keiner aus vns den gstolen hat /
Besuch vns all / on allen scheich /
Dem schüldigen mit nicht verzeich /
Getödtet sol er billig werdn /
Vnd wir die andern Knecht deins Herrn.
CUBICULARIUS.
Dem sey also / wo ich den find /
Denselben ich gefangen bind /
Ewiger Dienstknecht der sein mus /
Den andern leg ich auff kein bus /
Vnd wil am eltern fahen an.
RUBEN.
Mein Gott weis das ichs nicht hab than.
CUBICULARIUS.
Du bist gerecht. Löst auff die Seck.

Zu Simeon / Leui vnd Iuda.

Jr drey mügt auch wol ziehen weck /
Hab sorg / ich kum schier auff den Schalck /

Zu Dan / Napthali vnd Gad.

Ziecht hin / jr frist auch ewren Balck /
Vnter den Dreien gwis jchn findt /
Der vierd ist nicht so viel besindt /
Das er ein solches vbel stifft.

Zu Aser / Isaschar vnd Zebulon.

Das los auch euch fürwar nit trifft /
Vnd steht noch hie der jüngst allain /

Zu Beniamin.

Wol her / den Sack must auch auffthain.
BENIAMIN.
Willig vnd gern / fürcht mir vmb nicht.
[85]
CUBICULARIUS.
Ey / ey / du Lecker bist entwicht /
Wer hett dir solches trawet zu.
BENIAMIN
hebt die hende gegen dem Himel / vnd spricht.
Herr Gott dich mein erbarmen thu /
Du weist / das ich vnschüldig bin /
Vnd solches nie gehabt im sin.
CUBICULARIUS.
Die that dich vberweisen thut /
Machst also deine sach nicht gut /
Leibeigen bist / da hilfft nichts für /
Ziecht jr hinaim / den bhalt ich mir.
IUDA.
Ah / ah / das wöll Gott nimermehr /
Von hertzn bin ich bekümmert sehr /
Ehe ich jn thue also auffgebn /
Ehe mus es kosten auch mein lebn.

Vnter diesen worten sollen sie dem Kemmerer jmerdar nachfolgen.
RUBEN.
Wir wöllen all beynander sein /
Zu gleich fürs Herren Gnad hinein /
Wo einer bleibt / bleiben wir all /
Es sey zu glück oder vnfall.
ISASCHAR.
O weh dieser betrübten zeit /
Wie bald folget gros leid nach freud /
Billich solln wir auff dieser fart /
Vns selbs ausreissen har vnd bart.
[86]
CUBICULARIUS.
Nu tret hinein / ist anderst nit /
Zu fussen falt / vnd trewlich bitt /
Ob er euch thet beweisen gnad.

Zu Ioseph.

Dieser ist schüldig an der that.

Hie fallen sie Ioseph zu füssen.
IOSEPH.
Was zeihstu dich o junges Blut /
Hab dir gewündchet alles gut /
Geehrt für alle Brüder dein /
Nun / must im Diensthaus ewig sein /
Dein Vatern nicht mehr sehen an /
Euch aber wil ich ziehen lan /
Fart hin / seid ledig dieser zeit.
IUDA.
Wir wöllen auch sein gfangne Leit /
Keiner kümpt in seins Vaters haus /
Weil je der jüngst soll bleiben aus /
Aber o Herr lass durch dein güt /
Mich reden aus hertzlichem gmüth /
Welchs ich doch fur seufftzen vnd klag /
Nach notdurfft nicht verbringen mag /
Du weist den anfang aller sach /
Hast ghört von vnserm Vater schwach /
Das der alhie in dieser zeit /
An diesem Son hab all sein freud /
Vnd jn nicht het geschicket her /
Wenn ich nicht het beten so sehr /
Vñ bringt mir gleich den grösten schmertz /
Das ich sein alt betrübtes hertz /
Sol bringen in die küle Erd /
Weil er mich hat meinr bit gewert /
Den Knaben vertrawt in mein hand /
Der sonst nicht wer in diesem Land /
[87] Denn so ich recht bekennen sol /
So kan ichs nicht aussprechen wol /
Wie gar erbermlich er sich klagt /
Wie trawrig er von Ioseph sagt /
Der eben war von diesem stam /
Von dem der jüngste Knab her kam /
Nemlich von Rachel / die sonst war
Vnfruchtbar gwesen gantz vnd gar /
Was sol er denn für freud nun han /
So ich Beniamin hie mus lan /
Der fluch bleibt mir mein lebelang /
Weil ich den alten dahin trang /
Mit meim gebed / das ers zugab /
Drumb las jn mit ziehen hinab /
Selbs wil ich sein dein trewer Knecht /
Wil thun was billich ist vnd recht /
Nur gib diesen gefangen aus /
Hie bleib ich / lass die heim zu Haus.
5. Szene
Scena qvinta.
Ioseph fratribus se aperit, & bono animo esse iubet.

IOSEPH
zu seinen Brüdern.
Steht auff / ich hab ein red zu thain.

Zu seinen Dienern.

Sonst weicht all ab / mus sein allein /
Tret ab ein klein weil für die Thür /
Zu reden hab ich gros begier.

Zu seinen Brüdern.

Nicht weis ich / wie steht ewer gmüth /
In mir verkert sich mein geblüt /
Kan anders nichts mehr machen draus /
Für freud dringt mir das Wasser aus /
Das weinen mir die red verlegt /
[88] So gar ist mir mein hertz bewegt.
Schawt mich doch an / ob jr mich kent?
Bin Iacobs Son Ioseph genent /
Den jr verkeuffen thet hieher /
Seid tröstlich / euch nicht fürcht so sehr /
Nur zeigt mir recht die warheit an /
Ob Iacob leb der alte Man /
Was er erlidden hab die zeit /
Seit ich von jm bin gwesen weit.
RUBEN.
Ah weh / nu ist es mit vns aus.
IOSEPH.
Tret her zu mir on allen graus /
So war ich ewer Bruder bin /
Trag ich kein rach in meinem sin /
Gott hat mich also her gesand /
Auff das ich in Egypten land /
Euch dienen möcht in zeit der not /
Das jr nicht hungers stürbet todt /
Die tewrung hat gewert zwey jar /
Drauff folgen andre fünffe dar /
Viel schwerer denn die gwesen sein /
Vom Feld wird man nichts bringen ein /
Darauff ziecht hin in Canaan /
Vnd zeiget meinem Vater an /
Das er mit euch zu mir her kum /
Vmb vnterhaltung sich nicht grum /
Reichlich solt jr versorget werdn /
Durch Gottes gnad auff dieser erdn /
Nicht seumt euch / bringt jn bald herein /
Beniamin liebster Bruder mein /
Du machst mir meine augen nass /
Der lieb Gott dich lang leben lass.
BENIAMIN.
Mein Herr / hab ich genad fur dir?
Ich frew michs von hertzen begier /
[89] In freud verwandlet ist mein leid /
Gott seis gedanckt in ewigkeit.

Hie sol er ein wenig zu rück sich vmbsehen.

Ah mein Vater / nu wird dein hertz /
Erlediget von allem schmertz /
Den du getragen hast bisher /
Fur wein ich nicht mag reden mehr.
IOSEPH.
Schweig still / vnd sey frölich getröst /
Desgleichen jr / seid all erlöst /
So war Gott lebt / las ichs hinfarn /
Was geschach vor zwey vndzwenzig jarn /
Brüderlich hertz vnd ware trew /
Sol gegen euch erst werden new.
RUBEN.
Den tod wir all verdienet habn /
Ausgnomen diesen jungen Knabn /
Der nit ist gwesen bey der that /
Das du vns aber zeigest gnad /
Ist zuzumessen deiner güt /
Der ewig Gott hat dich behüt /
Vnsert halb werest du langst tod /
Waren dir feind on alle not /
Allein das du in jungen tagn /
Hest lust / vns deine Trewm zu sagn /
Die denn nu sein ziemlich erfilt /
Den zwölfften Stern auch sehen wilt /
Iacob den fromen alten Greis /
Drumb sagen wir Gott lob vnd preis /
Vnd bitten dich in dessen nam /
Wöllest vns darumb nit sein gram /
All wöllen wir sein deine Knecht /
Erhalten thust Israels gschlecht.
[90]
SIMEON.
Ja / alles was du schaffst mit mir /
Wil ich vleissig ausrichten dir /
Verzeih allein / siech nach die straff /
Betrübt bin ich verirtes Schaff /
Mein Gwissen mir erst jtzt thut sagn /
Was ich thet in mein jungen tagn.
LEUI.
Warlich es mir auch zhertzen ghet /
Mein Gwissen erst die Sünd versteht /
Gegen dir trug ich neid vnd hass /
O Bruder mein / verzeih mir das /
Gedenck nicht meiner bösen wort /
Da wir wolten beghen das mord.
IOSEPH.
Seid mir all lieb / habt gunst vnd gnad /
Ob sich gleich schon vergriffen hat
Etwa einr / zwen / es ist menschlich /
Solt deshalben nicht fürchten mich /
Mag dem weiter nicht dencken nach /
Werd haben bey mir fried vnd gmach /
Mit Iacob vnserm Vatern from
Hat mir die Jar her bracht viel grum /
Wil euch abfertigen geschwind /
Gut ordnung geben meinem Gsind /
Das jr solt alle notdurfft habn /
Wil euch auff die Rheis wol begabn.

Zu den Dienern.

Wo seid jr nun jr Diener mein /
Thut auff die Thür / tret all herein.

Hie sollen die Diener widerumb hinein gehen / on einen / der dem Pharaoni newe zeitung bringt / zu diesen spricht Ioseph.

[91] Secht was hab ich für wunn vnd freud /
Mein Brüder sein die frembden Leut /
All einleff / eines Vaters Kind.

Gegen den Brüdern.

Sey Gott gelobt / das jr mich find /
Setzet euch mit frölichem mut /
Vor freud mein hertz brint wie ein glut.

5. Akt

1. Szene
Scena prima.
Colloquium Ioseph cum Pharaone, & fratrum à se demißio.

LANDUOGT
bey sich selbs.
Ey wie ein wünderliche sach /
Lang seumen sie sich in dem Gmach /
Das hett ich mein tag nie gemeint /
Nun gleub ichs erst / weil Ioseph weint /
Das er jr rechter Bruder sey /
Ist aber zu versthen darbey /
Das sie sich haben gros versindt /
An jm / weil er noch war ein Kind /
Jr hertzlich bitten das ausweist /
Drumb er denn billig wird gepreist /
Das er zu jn kein hass thut tragn /
Wil warlich Pharaoni sagn /
Der diesen Man acht hoch vnd werd /
Soviel ich itzund hab gehört.

Zu Pharao.

Hör Pharao mechtiger Herr /
Des Iosephs Brüder sein von ferr
Komen hieher aus Canaan /
Hat sich jn selbs gezeiget an /
Hertzlich geweint / vor grosser freud /
[92] Denn sein Vater lebt noch der zeit /
Ein alter Man / eins grossen gschlecht /
Wiewol Ioseph kam wie ein Knecht /
Vnd lang must im Gefengnus sein /
Bis er kam recht zu gnaden dein.
PHARAO.
Der post ich mich von hertzen frey /

Zu dem andern Laggey.

Ghe hin / vnd sag Ioseph darbey /
Das er kom eilent für mich her /
Zu reden ich mit jm beger.
DER ANDER LAGGEY
zu Ioseph.
Gnad Herr / der König Pharao /
Ist vber alle massen fro /
Hat schon der wunderlichen gschicht /
Guten verstand vnd vnterricht /
Solt komen für sein Maiestat /
Gros lust er jtzt zu reden hat.
IOSEPH
zu seinen Dienern.
Bleibt hie / vnd tröst von meinent wegn /
Mein liebe Brüder hie entgegn /
Bringet jn auch her Brot vnd Wein /
Ich wil zu Pharao hinein.
PHARAO
rüfft Ioseph entgegen.
Ioseph ich frew mich deines heils /
Hab ghört mit lust / doch nur eins theils /
Wie deine Brüder jetzt sein hie /
Warumb thetest mirs sagen nie /
Het ich erkend langst deinen stam /
Solst haben noch ein grössern nam.
[93]
IOSEPH.
Gros gnug hastu mich König gmacht /
Beger mir keinen grössern pracht /
Meins Vatern lebn erfrewt mich sehr.
PHARAO.
Den soltu lassen bringen her /
Mit seinem gantzen Hausgesind /
In meinem Landt er herberg find /
Vnd schicks also / wie ich thu sagn /
Gib deinen Brüdern Ross vnd Wagn /
Auch Gelt darzu / hin auff die Strass /
Weil ich leb / diese nicht verlass.
IOSEPH.
Gott lohne deiner Maiestat /
Für solche mir erzeigte gnad /
Wie mein Herr schafft wil ich jetzt thain /
Sie sein daheim bey mir allein.

Bey sich selbs.

O Gott / du heist wol Wunderbar /
Dein mechtigkeit ich hoch erfar /
Die doch vns vnerforschlich ist /
Verleih auch gnad zu dieser frist /
Das mein Vater her zu mir kum /
Vnd gstillet werd sein schmertz vnd grum.

Zu seinen Brüdern.

Fur freud ist mir gantz worden heis /
Jr Brüder mein müst auff die Rheis /
Kein rhu hab ich / ich sehe dan /
Iacob den fromen alten Man /
Darumb ziecht hin mit Ross vnd Wagn /
Thut also meinem Vater sagn /
Vater wir bringen gute Mehr
Ioseph dein Son schickt vns hie her /
Ist mechtig / in Egypten Land /
Wil vns erneeren alle sand /
[94] Gosen das land wil er dir gebn /
Da du in fried vnd rhu solt lebn.
Hie habt jr Gelt / nempt alle hin /
Beniamin / dir mehr schüldig bin /
Mein lieb ist gegen dir nicht gring /
Nim hin dreyhundert Silberling /
Auch sol man dir geben fünff kleid /
Ewer jedem ist seins bereit /
Kemmerlin für sie mit dir hin /
Stell jn die zu nach meinem sin.
Hauspfleger bleit sie weiter fort /
Kanst suchen an dem rechten ort /
Ross vnd auch Wagen / saum dich nicht /
Mein hertz nach meinem Vattern ficht.
CUBICULARIUS.
Furderlich wil ich richten das /
Erfrew michs vber alle mass.
OECONOMUS.
Wagen vnd Ross ist bald bereid /
Weil man gibt jedem seine kleid /
Wil ich die fuer zurichten wol /
Das man kein mangel spüren sol.
RUBEN.
Dein wolthat vnd sehr gros geschanck /
Weit vbertriffet allen danck /
Der ewig Gott belohn es dir /
Trewlich wöllen den bitten wir.
IOSEPH.
Gott sey mit euch / mit seinem segn /
Gros freud hab ich vmb ewret wegn.

Alda neigen sie sich / vnd ziehen dauon.
2. Szene
[95] Scena secvnda.
IOSEPH
bey sich selbs.
Nun wil ich für den König gahn /
Seinr Maiestat erst zeigen an /
Wie es mit meinem Vatern alt /
Vnd seinen Kindern hab ein gstalt /
Im leib erst rürt sich alls mein Blut /
Ah du mein liebster Vater gut /
Was denckstu jtzt in deinem hertz /
Was hastu ghabt dieweil für schmertz /
Weil auch Beniamin ist von dir /
Deins schwachen leibes lust vnd zier /
Ah Herr mein Gott / thue mir gnad gebn /
Das ich jn seh in meinem lebn /
So wil ich dich für solche gnad /
Loben vnd preisen frü vnd spat.

Nach diesen worten sollen die Brüder wider fürkomen.
RUBEN
zu seinen Brüdern / da sie schier bey jres Vaters haus sein.
Gelobt sey der Gott Israel /
Der hat erlöset vnsre Seel /
Vnd vns glücklich gefüret aus /
Wider gebracht zu vnserm Haus /
Gad / Aser vnd du Bruder Dan /
Jr drey solt zuuor hinein gan /
Stracks wöllen wir folgen hinach /
Er wird sich wundern dieser sach.
GAD / ASAR VND DAN
zu Iacob mit einander.
Freud vber freud / alls glück vnd heil
Wird dir mein Vater jtzt zu teil.
[96]
IACOB.
Bringt jr mir böses oder gut?
Das jr zu gleich so schreien thut?
RUBEN.
Mein Vater / wol steht alle sach /
Von Canaan dich bald auffmach.
Ioseph ist in Egypten Land /
Haben jn zuuor nicht erkant /
Sein Kindlich trew lest er dir sagn /
Wil dich in deinen alten tagn /
Auch vns vnd alles Hausgesind
Versehen / wie ein trewes Kind.
IUDA
weiset Beniamin hinzu vnd spricht.
Mein Vater ja / dem ist also /
Hie bring ich wider vnd bin fro /
Beniamin der für andern hat
Bey Ioseph gfunden gunst vnd gnad.
IACOB.
Hey wie seid jr so nerrisch gar /
Meint jr / das ichs annehm für war /
Glaub es hab euch getrewmt im schlaff /
Wie seid jr einfeltige Schaff /
Macht nur / das ich mich herter krenck /
Wenn ich an seinen namen denck /
Sein schon hin zwey vnd zwenzig Jar /
Da er leider verloren war.
Sein Seel lebt ja / vnd ist bey Gott /
Leiblich aber ist er langst tod /
Darumb schweigt stil / betrübt mich nit /
Bin sonst mit euch gantz wol zu fried /
Weil jr mir hat Beniamin bracht /
Hab nacht vnd tag an jn gedacht.
[97]
BENIAMIN.
Hertz lieber Vater glaub doch mir /
Wenn hab ich vor gelogen dir?
Dis Gelt hat er mir alles gebn /
Fünff feyer kleid auch noch darnebn /
Nur mach dich auff / bey guter zeit /
Wirst finden vnaussprechlich freud.
3. Szene
Scena tertia.
IACOB
kniet nider vnd spricht.
Mein Gott / dir sey lob / preis vnd ehr /
Gibst dich mir zu erkennen mehr /
Jtzt reist du mich aus aller not /
Fürst mich ins leben aus dem tod /
Vermeint erloschen wer all freud /
So schickstu mir die gnaden zeit /
Das ich mein Son widerumb sech /
O Herr mein Gott dein wil geschech /
In deinem namen wil ichs wagn /
Nach andern dingen nichts mehr fragn.

Zu seinen Sönen.

Jr Söne mein / nun macht euch auff /
Vnd bringt hernach den gantzen hauff /
Zu frieden ist mein hertz gestelt /
Die frölich Botschafft mir gefelt.
RUBEN.
Vater / bald ists gezeiget an /
Das sich auffmache Fraw vnd Man /
Mit jren Kindern / vnd dem Vich /
Vor an wir wöllen bleiten dich.
IACOB.
So ziecht nu an / im nam des HERRN /
Wil meinen Ioseph sehen gern /
Nach jm sich sehnt mein gantzes hertz /
[98] Hab ausgeschlagen allen schmertz /
Sol mich verdriessen keiner Reis /
Weil ich jn nür zu finden weis /
Wil auch denn sterben hertzlich gern.
RUBEN.
Vater / wir sein nu nit gar ferrn /
Sihe / dort ist das schöne Schlos /
Daraus sein komen vnsre Ross.
IACOB.
Iuda mein Son / zeuch vor hinein /
Vnd zeig so an dem Sone mein /
Ich sey zu Gosen in dem Land /
Was er dir sagt / mach mir bekand.
IUDA
kümpt für Ioseph vnd sagt.
Mein Herr / das Botenbrot gib mir /
Der Vater ist herbey nu schier /
Lest fragen / ob er weiter sol
Fort rheisen / wirst mirs sagen wol.
IOSEPH.
Ich frew mich der frölichen stund /
Zeuch hin / wil jn mit hand vnd mund
Entpfahen jtzt / Gott sey gelobt /
Mein Seel in mir fur freuden tobt.
4. Szene
Scena qvarta.
Ioseph patrem excipit, & ad Pharaonem, cui bene dicit Iacob, deducit, deinde ad se domum.

Gebenedeit sey dieser tag /

Daran ich Iacob sehen mag /

O Vater mein / was leid und schmertz /

[99] Hab ich gebracht deim alten hertz /

O du alter erlebter Greis /

Wie ist dein Har vnd Bart so weis /

Die kümmernis hat diese gmacht /

Die du hast ghabt bey tag vnd nacht /

O du mein trost / meins hertzen freud.

IACOB.
Der tag sey auch gebenedeit /
Da ich dich siech / O Ioseph mein /
Nun ist verschwunden alle pein /
Nun wil ich sterbn von hertzen gern /
Mein Gott mir mehr hat thun beschern /
Denn ich von jm gebeten hab /
Nun wil ich steigen in mein Grab.
O Ioseph wie bringstu mir lust /
Erfrischest mein verdorte Brust /
Alles leids ist vergessen gar /
Als hett ich glebt erst zehen Jar.
IOSEPH.
Mein Vater / nu wölln wir hinein /
Wil dir hernach wol geben ein
Den Flecken / da du wohnen solt /
Für den König dich füren wolt /
Wird sehen dich von hertzen gern /
Vnd halten thun in allen ehrn.
IACOB.
Mein Son Ioseph / thue was dir gfelt /
Du bist meim hertzen auserwelt.

Nach diesem tretten sie für Pharaonem.
IOSEPH.
Gwaltiger König Pharaon /
Hie ist mein Vater / ich sein Son /
Hie meine Brüder alle sandt /
[100] Jr Weib vnd Kind auch in dem Land /
Mit jrem klein vnd grossem Vich /
Hab than / wie hast geheissen mich.
PHARAO.
Nach meinem willen bschehen ist.

Zu Iacob.

Mein Alter / sag wie alt du bist?
Deins gleich ich nit viel gsehen han /
Bist gwislich ein Gottselig Man.
IACOB.
König / die zeit meins alters hör /
Ist hundert vnd dreissg on gefer /
Wenig vnd bös ist diese zeit /
Hab ghabt mein tag sehr wenig freudt /
Aber alls ist es hin vnd ab /
Weil ich mein Son gefunden hab.
PHARAO.
In meinem Reich hat er gewalt /
Das er dich reichlich vnterhalt /
Mit deinen Sönen / vnd was mehr /
Sampt dir zu vns ist komen her
Wil auch schützen mit meiner hand /
Weil ich leb in Egypten Land /
Ioseph solchs alls verdienet hat /
Geholffen mir durch Gottes gnad /
Das ich nun kenn den waren Gott /
Vnd zu dem fleuch in aller not /
Gewis auch bin der seligkeit /
Kom wenn er wöll / ich bin bereit
Zu sterben / vnd gleub festiglich /
Er werde mein erbarmen sich /
Von des versprochnen Samen wegn /
Der gwis wird meine Sünd ablegn /
Diese erkentnis tröstet mich /
[101] Zu rück ich nicht denck hintersich /
Mit hülff des Höchsten fahr ich fort /
Zu vben mich in seinem Wort.
IACOB
segnet Pharaonem.
Der ewig vnd allmechtig Gott /
Der bschaffen hat erstlich aus Kot /
Das Menschlich gschlecht / aus lieb vnd gnad /
Die er noch zu vns Menschẽ hat /
Sey hoch geehrt / gelobt / gepreist /
Das er in dir durch seinen Geist /
Hat solchs erkentnis gfangen an /
Des ich mich zu verwundern han /
Weil dir auch König ist bewist /
Der Samen / so versprochen ist /
Abraham / Isaac vnd mir /
Mein lieben Vetern / sag ich dir /
Durch den der ersten Eltern faal /
Sol püset werden vberal /
Denn ausser dieser Lehre grund /
Wird niemands Gott gethan recht kund /
Vnd ist aller Gottsdienst entwicht /
Wo man den Samen kennet nicht /
Den Gott verhies im Paradeis /
Adam vnd Eua auff die weis /
Des weibes Samen sol der Schlang /
Das ist / dem Teuffel machen bang /
Sein Kopff zerknirschen / Tod vnd Sünd /
Im sieg auffüren in den wind /
Vnd diese freudenreiche Lehr /
Ist bis auff vns erweitert her /
Also das nun aus vnserm stam /
Sol komen der verheissne Sam /
Der Seligmacher aller Welt /
Also ist es bey Gott bestelt /
Dem ich wil dancken früe vnd spat /
Das er dich auch beruffen hat /
Vnd wil / das du im leben hie /
[102] Seinr Kirchen helffst in angst vnd müh /
Darnach bedanck ich mich auch fast /
Das du nicht allein Ioseph hast
Erhebt zu Ehren in deim Reich /
Sonder mich auch begnadt zu gleich /
Mit meinem gantzen Hausgesind /
Mit meiner Sönen Weib vnd Kind /
Die sonst müsten wol hungers not
Dulden / wo das nicht schicket Gott /
Der seinen hilfft zu aller zeit /
Wenn man offt meint / er sey gar weit /
Damit alln Menschen werd bekand /
Er hab all ding in seiner hand /
Der König hertz kön er bewegn /
Das sie seinr Kirchen müssen pflegn.
Wie er denn dich auch bruffen hat /
Vnd wil dir hie erzeigen gnad /
Verleihen fried in deinem Land /
Darzu ich wündsch mit mund vnd hand /
Langs leben nach dem willen sein /
Bis er dich nimpt in seinen Schrein /
Da wir denn werden ewig lebn /
Mit jm in allen freuden strebn.
PHARAO.
Gott sey gelobt / all ding steht wol /
Was sonst nu weiter gschehen sol /
Ist auch Ioseph befohlen dir /
Weist wie du solt nach der gebür
Erhalten / den heiligen Man /
Für ein Propheten ich jn han /
Mit dem gwis sey der Geist des Herrn /
Teil mit jm / was er thut begern.
IOSEPH.
Gütiger König Pharao /
Deins gneigten willen bin ich fro /
Der ewig Gott geb dir den lohn /
[103] Mein Vatern für ich hin daruon /
Zu meinem Haus / das er hab rhu /
Bis ich all ding verrichten thu.
5. Szene
Scena qvinta.
IOSEPH
zu Iacob.
Mein Vater kom mit mir zu haus /
Nach der Rheis soltu rasten aus /
Vnd mit mir sein recht guter ding /
Bis man dein Gsind alls vnter bring /
Zu Gosen mit dem hauffen Vich /
Da kümpt / vnd wil entpfahen dich /
Mein liebes Weib / dir schön entgegn /
Gewartend auch von dir den Segn.
ASNATH.
Mein Vater vnd mein lieber Herr /
Das du zu vns kümpst her so ferr /
Erfrew ich mich von hertzen grund /
Wil auch gesegnen diese stund /
Darin jtzt worden ist zu teil /
Dem gantzen Haus ein newes heil /
Geh ein im fried / in Gottes nam /
Der vns gefüget hat zusam.
IOSEPH.
Da komen auch die Söne mein /
Die Ioseph hat der Sone dein
Erzeuget in Egypten land.

Zu Manasse.

Manasse kum / beut dar die hand /
Du Ephraim grüs auch den Herrn /
Mein Vater ists / thue jn recht ehrn.
[104]
MANASSE.
Bistu denn der Grosuater mein /
So sol der tag gesegnet sein /
Daran ich siech mit augen dich /
Mein gantz gemüth erfrewet sich.
EPHRAIM.
In mir vor freuden auch das tobt /
Der Gott Israel sey gelobt /
Israel hab ich offt genent /
Aber die Person nie erkent /
Bis mir noch in mein ersten jarn /
Das heil von Gott ist widerfarn.
IACOB.
Wie schickt mir Gott so grosse freud /
Das ich in meiner alten zeit /
Auch siech meinr Söne Kinder an /
Der Herr hat alles wolgethan /
Den liebt / vnd fürcht von hertzen grund /
Jr lieben Kinder alle stund /
Vnd habt ewre eltern in Ehrn /
So wird er euch viel glück beschern.
IOSEPH.
Mein Vater sitz / vnd hab nun rhu /
Vnd hör mein Sönen weiter zu /
Wie ich diese in Gottes Lehr /
Hab vnterwiesen noch bis her /
Manasse sag dein Glauben an /
Du / solt dich gleichs fall hören lan.
MANASSE.
Ich gleub in Gott / der all ding hat
Beschaffen nach seim weisen Rat /
Himel vnd Erd / vnd was drin lebt /
Vnd zwischen den / im luffte schwebt.
[105] Das er auch Menschlich Creatur /
Erschaffen hab / rein / lauter / pur /
On alle Sünd / vnd das durch list /
Des Teuffels / der Mensch gfallen ist /
In Gottes zoren / straff vnd pein /
Vnd müst auch ewig darin sein /
Wo nicht so gros wer Gottes gnad /
Der vns aus lieb versprochen hat /
Ein Samen / der durch eigen krafft /
Dem Teufel nem die Ritterschafft /
Vnd für die Sünd / vnd Adams faal /
Für vns Menschen die schuld bezal /
Vnd dieser Samen hören wir /
Ist sonderlich versprochen dir /
Auch Isaac vnd Abraham /
Von denen herkümpt vnser stam /
Gleuben auch / das ein Kirchen sey /
Wo diese Lehr wird funden bey /
Welcher Gott Israel werd gebn /
Nach dieser zeit das ewig Lebn /
Vmb sonst / von dieses Samen wegn /
Der Menschlich natur sol anlegn /
Für sich sonst / war ewiger Gott /
Sol vberwinden Sünd vnd Tod /
Auffrichten ewig Grechtigkeit /
Alles aus gnaden vns bereit.
Dis gleub ich vest / vnd frew mich auch /
So offt ich siech der Opffer rauch /
Die vns sein gwisse Sacrament /
Vnd allererst werden vollendt /
Wenn dieser Samen auserkorn /
Vns wird in diese Welt geborn /
Durch welchen alles wird erfilt /
Was vns jtzund ist fürgebilt.
EPHRAIM.
Der Glauben vnd bekentnis mein /
Sol auch also verstanden sein /
Vnd auff den Gott allein gericht /
[106] Der all ding hat gemacht aus nicht /
Himel vnd Erd / die Sternen klar /
Den Menschen aus Kot wunderbar /
Dem er sein liecht hat pflantzet ein /
Vnd in dem wöllen gsehen sein /
Wo er wer blieben in dem pfat /
Vnd nit hett gfolgt des Teuffels rat /
Der jn hat gfangen durch die Sünd /
Desgleichen alle seine Kind /
Also das wir weren verlorn /
Wo nicht der Samen auserkorn /
Bey Gott vns wider brecht zu gnad /
Der sich in dem Göttlichen Rat /
Erboten hat genug zu thain /
Auff den ich mich verlas allain /
Vnd ob ich schon bin Sünden vol /
So ghab ich mich doch dennoch wol /
Hoffent / Gott wert mir gnedig sein /
Weil der versprochen Sam ist mein /
Auff den entschlaffen sein in Gott /
Vnd wider aufferstehn vom Tod /
Isaac vnd Abraham from /
Zu denen ich auch gwislich kom /
So ich mich an den Samen halt /
Der mich erlöst aus Teuffels gwalt /
Vnd für dieses vergenglich lebn /
Im Himel wil das ewig gebn.
IACOB.
Dem lieben Gott sey lob vnd preis /
Das jr jn junge rechter weis
Erkennet / vnd auch ruffet an /
Der halte euch auff seiner Ban /
Das jr im Glauben faret fort /
Zu vben euch in seinem Wort.
ASNATH.
Jm sey ja geben alle Ehr /
Das er vns speist mit seiner Lehr /
[107] Die vns zuuor war vnbekandt /
Ehe mein Herr kam in dieses Land /
Derselb hat mich / durch Gottes geist /
Mit dieser lehre vnterweist /
Das ich nun weis den rechten weg /
Vnd also meiner Kinder pfleg
Das sie zu furcht / tugent vnd Ehr /
Fürnemlich in der reinen Lehr
Zunemen / vnd so wachsen auff /
Vnd durch sie wachs ein grosser hauff /
Die all den Gott ehren allein /
Den wir zu gleich anruffen thain.
IACOB.
Amen das gscheh vnd werde war /
Vnser Gott alls kan schicken dar /
Dem sey preis / lob vnd ehr bereit /
Von nun an bis in ewigkeit.

Epilogvs

Epilogvs.

Diese Histori lieber Christ /

Gantz vleissig zu betrachten ist /

Wichtige stück werden erzelt /

Viel gleichnus vns für augen gstelt /

Die sich zumal erstrecken weit /

Vnd wol bedürffen langer zeit.

Wir aber wollens vnterlan /

Vnd nür auffs kürtzest sehen an /

Gottes so wünderlichen rath /

Darin er einmal bschlossen hat /

Das seine auserwelte hie /

Müssen verfolgung / Creutz vnd müh /

Von den Gottlosen gwertig sein /

Wie man sicht im Exempeln fein /

War nicht Abel gerecht vor Gott /

Vnd dennoch must leiden den tod /

Durch Cain / seinen Brudern gram.

Joannes der Teuffer vmb kam /

Herodes jm vergoss sein Blut.

[108] Paulo ergieng es auch so gut /

Vnter Nerone dem bludhund /

So ist aus diesem Spiel auch kund /

Das Iacob war frum vnd gerecht /

Vnd wandlet vor dem Herren schlecht /

Vnd dennoch in seim gantzen lebn /

Jmmerdar must in trübsal strebn /

So ghets auch Ioseph kümmerlich /

Des einer mag verwundern sich /

So doch frum vnd Gottsfürchtig war /

Vnd noch nicht het erlebt viel jar /

Must nicht allein verkauffet werdn /

Zum andernmal eim frembden Herrn /

Sonder auch seiner Ehr verletzt /

Vmb vnschuldt in ein Gfengnus gsetzt.

Doch aus fürsehung Gottes gros /

Mit solcher Ehr ward wider loss /

Das gwislich nicht mus sein erdicht /

Was Dauid in den Psalmen spricht /

Den armen thut erheben Gott /

Vnd reist in mitten aus dem kott /

Das er jn alles leids ergetz /

Vnd neben grossen Fürsten setz /

Wie denn Iosephus ward zu hand /

Ein Fürst vber Egypten land /

Dem Pharaoni gleich an gwalt /

Bey welchem vns wird abgemalt /

Das leben Christi / zimlich klar /

Der auch vmb Gelt verkauffet war /

Gefangen bunden vnd verspot /

Gestorben / erstanden vom tod /

Vnd Gott ist in dem Himelreich /

An mechtigkeit vnd ehren gleich /

Also / das / wer nur Christum hat /

Bey Gott dem Vater findet gnad /

Wie auch bey Pharaon gunst het /

Wen dieser Ioseph lieben thet /

Der in dem Egyptischen Reich /

Auch war dem König selber gleich /

[109] An wirdigkeit vnd andern mehr /

So zughört Königlicher ehr.

Vnd wird vns solche bildnus zwar /

Im Zacharia deutet klar /

Der im neundten Capitel spricht /

Vnd von Christo gibt den bericht /

Durch das blut deines bundes fein /

Fürestu aus die gfangnen dein /

Aus der grub drin kein Waser ist.

Denn Gottes Son mein lieber Christ /

Hat vns gefürt aus der Cistern /

Vnd darumb wöllen Creutzigt werdn /

Das wir aus dem Gfengnis der Sünd /

Darin das Gwissen jmmer brindt /

On einign trost / würden erlöst /

Durchs lebendig Wasser getröst.

Derhalben last vns mit andacht /

Dem Herren dancken / tag vnd nacht /

Weil alles was er hat gethan /

Zum besten vns hat reichen lan /

Sonderlich last vns dancken jm /

Das er durch seines wortes stim /

Noch heutigs in Egypten ist /

Vnd vns Heiden zu aller frist /

Verkünden lest sein heilig wort /

Fürnemlich hie an diesem ort /

Da vor jaren der Teuffel het

Sein Kirchen / wie jr wol versteht /

Vnd noch dahin wol komen kan /

Wenn man mit vndanck das nimbt an.

Dafür vns aber Gott bewar /

Vnd las vns jtzt in diesem Jar /

Auch hinfür an zu aller stund /

Sein wort lieben von hertzen grund /

Damit wir nach dem strengen lebn

Sehen das Reich / so er wil gebn

Den Gleubigen / da alles leid /

Ist hin vnd ob in ewigkeit /

Entgegen vnaussprechlich freid

[110] Bereitet zu ewiger zeit /

Die niemand hie aussprechen mag /

Wer die begert mit glauben sag

Amen / das gescheh durch Christi tod /

Durch den vns der barmhertzig Gott

Verziehen hat all vnser Sünd /

Des frewet euch jr Gottes Kind.

Finis.
[111]

Fußnoten

1 Incestum intelligit Gene. 35.

2 Simeon, Leui.

3 Ad Ruben sermonem uertit.

4 Ad fratres natu minores.

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TextGrid Repository (2012). Brunner, Thomas. Drama. Jacob und seine zwölf Söhne. Jacob und seine zwölf Söhne. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-455B-2