C'est l'erreur que je fuis , c' est la vertu que j'aime .
Je fonge à me connoeitre et me cherche en moi même . Vorrede. a , Vorrede und eine recht unerhörte und nagelneue Vorrede :
Und wenn ihr in dem ganzen ersten Teile meiner Reis fen nicht für einen Liard eigener Erfindung angetroffen hättet wiewohl es ein sehr möglicher Fall wäre , daß die Schuld davon einzig und allein an mich selber Lage so sollt ihr doch , wenn ihr meine Vorrede werdet gelesen ha ben , mein Werken mit der zufriedensten Mine von der Welt vor euch auf den Tisch legen oder in euer Repositorium stellen oder in die Tasche stecken und dabei :
Bravo !
Bravo ! rufen :
Ja , wenn ihr eure paar Pfennige , die ihr für meine Reisen ausgegeben habt , schon tausendmal vermaladent hättet , so sollt ihr doch am Ende gestehen müssen , daß die Vorrede allein so viel wert war. Euer Parturiunt montes erschreckt mich nicht einen Augenblick !
Ich bin meiner Sache gewiß Ritz !
Schnarrrrrrr - Da ist der Vorhang auf und nun sollt ihr ein Spiel zu sehen bekommen , das ihr noch nie gesehen habt , so gewiß mein Kopf kein Guckkasten ist und so gewiß ich euch nicht würde hereinsehen lassen , wenn er es auch wäre .
Erste Szene .
Auweh !
Auweh !
Ouais !
Helas !
Proh dolor !
Diable !
Peste !
Ohime !
Ohime !
Mein Rücken !
Mein Fuß !
Mein Bein !
Meine Lenden !
Mein Kopf !
Meine Zäh ne !
Meine Finger !
Meine Nase !
Meine Hosen !
Ich bin lahm !
Ich bin zum Kropel geschlagen !
Ich bin blutig !
Ich kann nicht gehen !
Ich kann nicht stehen !
Ich kann nicht sitzen !
Ich kann nicht liegen !
Ich kann nicht schreiben !
Ich auch nicht !
Ich auch nicht !
O der Barbar !
Der Ün Mensch !
Der Heide !
Der Türke !
Der Scharfrichter !
Der Nero !
Der Domis tian !
O !
O !
O !
Keine Gnade !
Keine Barmherzigkeit !
Ach !
Ach !
He !
Ihr guten Herrn Leser !
Sagt , ob ihr in eurem ganzen Leben , welches im Durchschnitte genommen immer noch einmal so lang sein mag , als das meinige , eine solche Szene gelesen habt ?
Und habt ihr , nachdem ihr sie jetzt zu eurer größten Verwunderung gelesen habt , wohl eine Silbe davon verstanden ? , , Das mag der Henker verstehen !
Ein Geschrei ohne einen Schreier ! , , Das mag freilich der Henker verstehen !
Aber das ist auch hier nicht der Fall .
Es sind der Schreier in dieser Szene so viel , daß ich reichliche Hundert Jahre schreiben könnte , ehe ich mit ihren werten Namen zu Ende . kam :
Denn wißt , daß ich mit einem guten Knüppel in der Hand mit einem Teufels dinschen alle diejenigen vom Theater der Gelehrsamkeit herabgefegt habe , die seit der Erfindung der Bücherschreibekunst bis auf unsere Tage Vorreden geschrieben und diese Vorreden vor ihre Werke geseht haben .
Das wa Ren sie , die ein so erbärmliches Geschrei erhoben ! ------ Warum ich sie herabgefegt habe ?
Ist das wohl fragens wert ?
Ich bitte euch , lässt sich wohl etwas kläglicheres erdenken , als der Einfall eine Vorrede vor seine Schrift zu schreiben ?
Was wollt ihr denn darin sagen ?
Wollt ihr den Beifall eurer Leser erschleichen ?
Das ist niederträchtig .
Wollt ihr euch selbst loben ?
Das ist garstig .
Wollt ihr euch selbst tadeln ?
Das könnt ihr nicht .
Wollt ihr die Absichten erzählen , die ihr bei euren Schreibereien hattet , so werdet ihr gewiß nur die guten erzählen und dadurch verführt ihr den Leser , daß er die gute Absicht mit der guten Ausführung derselben verwechselt .
Kurz , wenn es wahr ist , was Yorick sagt : Ein jedes Buch muß sich selbst empfehlen , so fallen alle Vorreden über den Haufen , und ich habe in meiner ersten Szene nichts weiter getan , als was Herkules tat Ich habe die Welt von Ungeheuren gereinigt Aber daß man am Ende seiner Schrift noch ein kleines vertrauliches Gespräch mit seinen Lesern anfängt Ein offenherziges : --Leser , wie gefalle ich dir ? ' Leser , wie gefällst du mir ?
Das lässt sich hören ?
Das ist nicht nur erlaubt , sondern auch gerecht nicht nur gerecht , son deren auch billig nicht nur billig , sondern auch notwendig Will man dieses Gespräch Vorrede nennen , wie ich es getan habe , so Will man es Nachrede nennen , nett , wie es eigentlich heißen sollte , so kann man auch -
Nun will ich euch alles Kopfbrechen ersparen , meine guten Leser , die ihr die Güte ge habt habt , mich von meinem Großvater an bis nach Gellerts Grabe zu begleiten Ich will für euch und für mich denken und das kann ich , Kraft der Vielwesenheit eines Autors , der sein Handwerk schlecht verstehen müsste , wenn er nicht bei jedem Worte , was er schreibt , wissen sollte , was die Leser dabei denken werden .
Zum allerersten möchte es euch vielleicht sehr anstößig gewesen sein , daß ich es gewagt habe , den unnachahmlichen Vorig nachzuahmen nicht als wäre ich der erste , der Mut oder Verwegenheit genug dazu hatte sondern weil es überhaupt , eine undankbare Bemühung ist , jemanden nachzuahmen :
Aber nun ist die Reihe zu reden an mir und wenn ich euch erst einen Getan ken werde mitgeteilt haben , der nicht mein eigen ist , so will ich euch auch einen sagen , der wirklich mein eigen ist es müsste ihn denn jemand ohne mein Wißen in meine Seele hereinpraktiziert haben -- Ich finde in meinem Excerptenbuche ein Ur Teil , welches den guten Namen gewißer Nachahmer nicht aller doch das verschlägt . mich nichts :
denn ich gehöre unter die gewissen in Sicherheit seht .
Es lautet also :
Durch Nachahmen gelangt man immer zum Großen und Vollkommenen , wenn nicht das Muster , das man sich vorsäget , unnachahmlich ist .
Wenn dieses Urteil in euren Augen eben die Mine der Wahrheit hat , als in den meinigen , so bleiben wir gewiß wegen des Nachahmens gute Freunde .
Nun mein eigenes Urteil :
Ich stelle mir einen Nachahmer als einen Menschen vor , der ein Licht in der Hand hat und hingeht es bei einem anderen anzustecken .
Das Gleiches Niß ist nicht durch und durch passend :
aber so weit ich es nötig habe , so weit , hoffe ich , soll es zur Not hinreichen .
Nun frage ich euch auf euer zartes Gewißen : Findet ihr wohl den Menschen deswegen tadelnswürdig , daß er sein Licht an einem schon brennenden Lichte ansteckte , oder meint ihr , er hätte besser getan , wenn er sein Licht gar nicht angesteckt hätte ?
Mich dunkt , wenn nur sein Licht , nachdem er es angesteckt hat , ordentlich hinter einander wegbrennt , ohne alle Augenblicke auszuldschen , oder ohne brennende Tropfen um sich herum zu sprüzen , oder ohne einen garstigen Geruch Ruch von sich zu geben , oder ohne auf eine unleidliche Weise zu knistern wenn das ist , dünkt mich , so send ihr mit dem Menschen zufrieden .
War es nicht Virgil , der sein Licht an dem Lichte des Homers ansteckte ?
Brannte nicht der große Klopstock seinen Span an des Miltons seinem an und zwar so meisterhaft an , daß jener noch immer so helle brennt , wie die Sonne , da dieser immer mehr zu verlöschen beginnt ?
Machten es Corneille , Racine , Molière besser ?
Ließen sie nicht ihre Wachskerzen bei den Flammen des Sophokles , Euripides , Plautus und Terenz anbrennen ?
steckte nicht Gleim seine Fackel bei dem Wachefeuer des Griechen Tyrtaus an und Geßner die seist nige bei dem Arkadischen Feuer des Theokrits ?
Und brennen nicht die Lichter aller dieser Manner , die ich euch hererzählt habe und deren Anzahl ich noch um ein merkliches vermehren könnte , wenn ich wollte brennen sie nicht alle noch bis diese Stunde so schön , daß es eine Lust anzusehen ist ?
Der Himmel bewahre mich für dem rasenden Gedanken , daß ich nun auftreten und sagen wollte , ich hätte mein Licht an Yoricks Luftfeuer angesteckt und nun brennte es ebenfalls so schön und so ordentlich hinter einander weg Dies ist ein Gedanke , den ich so sehr haße , daß ich ihn nicht einmal ganz aus sagen mag !
Ich wollte euch nur zeigen , daß man eine schlechte Sache mit guten Gründen verteidigen , könnte :
Übrigens weiß ich es recht gut , daß mein Lichtlein , die ersten drei Seiten meiner Reisen ausgenommen es eben , als ich es ansteckte so schwach und so dunkel hinter einander weggebrannt hat , daß , wenn ihr eure Augen an Yoricks alles erhellende Fackel gewöhnt habt , so habt ihr bei meinem Lichtlein so wenig , als nichts gesehen .
Doch das ist eine Sache , die ich mit den Kunstrichtern auszumachen habe , mit denen ich zu sprechen gedenke , so bald ich meine Leser samt und besonders werde abgefertigt haben . -- oder wenn eure Eine Sache , die euch , wie ich vermute , manches Kopfschütteln Schweißlicher sehr weit sind , manchen sauren Schweiß oder wenn eure Galle , so voll ist , daß sie bei jeder Bemühung von außen oder innen überläuft , manches Ärgernis verursacht haben mag , möchten wohl die unendlichen Ausschweifungen sein , die ihr in meinen Reisen gefunden habt : aber darauf kann ich euch mit einer Antwort dienen , bei der es bloß eure Schuld ist , wenn sie euch nicht befriedigt .
Die Lau ne , lieben Leser ! ist ein ganz verteufeltes Ding Es reift den Menschen , der sie besitzt , ohne Gnade in alle Lüfte fort und spielt mit ihm arger , als Beelzebub mit einem Beseßenen .
Der gelehrte und witzige Verfaßer der Beiträge zur geheimen Geschichte des menschlichen Verstandes und Herzens tadelt es an seinem Freunde Yorick , daß er sich der Freiheiten der Laune nicht mit mehr Diskretion bedient , hätte Der Tadel würde ( mit aller Freimütigkeit sage ich es ) auf ihn selbst zurückfallen , wenn es einer war :
aber es ist keiner , oder wenn er es ist , so ist es ein solcher , den man nur einem Genie machen kann Also nehmt euch in Acht und tadelt mich nicht wegen meiner Ausschweifung gen : sonst werde ich , wenn meine Eigenliebe gerade ihren Tag hat , glauben müssen , daß ihr mich wider meinen Willen zum Yorick en miniature machen wollt . --Anbelangend die langen Perioden , die ihr hin und wieder werdet angetroffen haben , so dient zur freundlichen Nachricht , daß , wiewohl ich von jeher einen großen Abscheu vor dem Sty lo Curiae gehabt habe und noch habe , ich doch diejenigen nie ohne eine kleine Bewunderung ansehen kann , die im Stande sind , den Zusammenhäng eines Perioden , der so lang ist , wie Goliaths Arm , im Sinne zu behalten .
Ich bin also so weit entfernt , die langen Perioden zu tadeln , daß ich sie vielmehr ceteris paribus den kurzen vorziehe und so kann ich wenigstens sagen , daß ich nach Grundsätzen geirrt habe , wenn ich geirrt habe , welches die heilige Arithmetik so lange verhüten wird , als sie im Stande sein wird , einen Beweis zu führen , daß 100 mehr ist , als 1. Über die vielen habe ich selber lachen müssen Ich hätte nicht geglaubt , daß mein Buch dadurch ein so buntscheckiges Ansehn gewinnen sollte .
Glaubt nicht , daß ich mir die Mühe nehmen werde , euch weiß zu machen , daß ein jeder dieser Querstriche seine eigene , geheime Bedeutung habe !
Nur sehr selten ist es so :
In den allermeisten Fällen aber würde es ein Comma eben so gut verrichtet ha ben .
Indessen Not macht erfinderisch Ich will euch einen Vorschlag tun , der zwar eigentlich nur für die Grammatiker gehörte : al lein da es teils für die deutsche Sprache noch kein eigenes Korps davon gibt , teils da ich mich ist nicht darauf einlassen kann , an dieses löbliche Kollegium eine eigene Apostrophe zu machen , so proponiere ich diesen Vorschlag allen meinen Lesern , sie mögen grammatisch oder ungrammatisch sein .
Wie wäre es , wenn wir Das ganze Geschmeiß von Colon , Semikolon , Comma , Parenthese , Ausrufungszeichen , Fragezeichen , welches doch bloß zum Ruin des Nachdenkens erfunden worden ist , ganz und gar abschasten und nichts beibehielten , als den Punkt und den Querstrich ?
Für die Skribenten Ware es wenigstens eine herrliche Sache und für die Leser wäre es freilich anfänglich ein wenig beschwerlich aber sollte denn die Gewohnheit , die alles leicht macht , nicht auch dieses leicht machen ?
Mein Vorschlag , er mag euch nun übrigens so seltsam vorkommen , als er will , hat doch allemal die Praktikabilität vor sich :
Eine Eigenschaft , die die wenigsten haben stünde er vor meinen Reisen , so wette ich , ihr sähet meine häufigen Querstriche für den Anfang der Ausführung meines Vorschlages an und den Überrest von Kolons und dergleichen schriebet ihr auf die Rechnung meiner Schüchternheit , die es nicht gewagt hätte , auf einmal ganz hervorzutreten . und - Nun kommt wieder ein starkes Kopfschütteln von eurer Seite über die neuen Wörter .
Ich könnte euch zwar einmal für allemal I Damit abfertigen , daß , wenn die Sachen gut waren , es auf ein paar Wörter nicht ankäme : allein da das eben die Frage ist , so werfe ich die Flinte weg und siehe den Säbel .
Wir alle sind Narren , recht große Narren , daß wir uns nicht der Freiheiten in unserer Sprache bedienen , der sich die Engländer mit so vielem Vorteile in der ihrigen bedienen : Neue Wörter zu machen .
Nicht solche , wie die Pegnizschäfer - keine Dachnasen - keine Beinscheiden Jungfernzwinger Dafür bewahre uns Apollo und alle neun Musen !
sondern solche sollten wir liefern , die nicht nur unsere Sprache mit Tönen , sondern auch unseren Kopf mit Begriffen , bereicherten .
Insbesondere müsste es der Laune frei stehen , ihre Einfälle so einzukleiden , wie es ihr gut dunkt Bloß um des Drolligen Willen müsste es schon erlaubt sein , ein neues Wort zu machen und wenn ich dem Ueberseßer von Yoricks Reisen bei seiner Arbeit hätte zusehen sollen , so würde ich zu ihm gesagt haben : Wenn Sie mir folgen wollen , so übersetzen Sie das alac - a day sical ohne Umstände durch auweherlich Ich gebe Ihnen mein Wort darauf , ein jeder versteht , was das heiß fen soll und das Drollige bleibt unverletzt .
Ich befürchte also für meine neuen Wörter keinen weiteren Vorwurf , als daß sie unverständlich sind und diesen Vorwurf befürchte ich so wenig , daß ich mich von Herzen erbiete , sie einem jeden , Der es verlangt , durch eine Umschreibung zu erklären :
denn ich habe sie völlig verstanden .
Sind wir nun bald mit einander fertig , Li ben Leser ! oder habt ihr noch etwas auf dem Herzen ?
Ich höre nichts Nun so erlaubet denn , daß ich meine Nachtmuze abnehmen , meinen Schlafrock ausziehen , meine Strümpfe , meine Schuhe und meine Beinkleider ordentlich machen , meinen besten Hut auffetzen und meinen besten Rock anziehen darf .
Bei euch konnte ich mich bequem machen ich weiß , ihr nehmt es nicht übel : aber in der Versammlung der Kunstrichter , in der ich jetzt auftreten will , darf man freilich keinen so kynischen Aufzug machen .
Holla , Friseur !
Mache deine Sache gut !
Geben sie mir mein bestes Hemde her , Frau Wäscherin Junge , wische die Schuhe rein ab : Sie finde ja über und über gepudert -- Nur frisch zugebürstet !
Es muß kein Stäubchen darin Den Spiegel zurechte gerückt , damit ich mich über und über beschauen kann !
Nun bin ich bereit und wenn ich nur erst meine Nase werde ordentlich geschneuzt , mein Gesicht ein paarmal mit dem Schnupftuche abgewischt und siebenmal gehustet haben , so soll es gleich los gehen !
Bischt Domini Critici omnium ordinum honoratiffimi atque aeftumatiffimi ! Hm , Hm !
Wollte ich mich von Stroh Hm !
Hm !
me der Gewohnheit hinreißen lassen oder hätte ich Lust die Weise der ` neuesten Autoren mitzumachen , die zwischen dieser gegenwärtigen und ungefähr zwanzig vorhergehenden Ostermeßen geschrieben haben , so würde ich sie ist auf eine gewaltsame Art anschnauzen ich würde Ihnen arger begegnen , als Räubern und Mördern ich würde alle Ihre Rezensionen im Voraus mit Füßen treten kurz , ich würde den Wert meiner Reisen auf die Verachtung gründen , die ich Ihnen und Ihren Urteilen über mich widerfahren ließe Oder hatte mich die Natur furchtsamer gebildet , als sie es wirrlich getan hat , so würde ich mich zu der Partei derjenigen Autoren schlagen , die Ihnen kriechend ihre Werkchen zu Füßen legen und mit aueherrlicher Gebärde um Gnade und Verschonung bitten : Allein ich verabscheue das eine und das andere und Sie werden keine Mühe haben , mir dieses auf mein Wort zu glauben , wenn Sie , wie ich es hoffe , meine Reisen erst als Leser gelesen haben , ehe Sie sie als Kunstrichter beurteilen wollen .
Ich will nicht naseweis gegen Sie sein auch will ich mich von Ihnen nicht , wie ein armer Wurm treten lassen aber offenherzig will ich sein so offenherzig , als ein jeder Autor gegen Sie sein sollte . so offenherzig , als ich es gegen alle Welt bin so offenherzig , daß ich nicht zweifele , Sie werden es auch in Ihren Rezensionen gegen mich sein .
Wißen Sie wohl , was Sie eigentlich aus meinen Reisen machen sollen ?
Ich traue Je einen alle Scharfsichtigkeit zu : allein es wäre doch ein sehr möglicher Fall , daß Sie das nicht wüssten .
Sie sind scholastisch zu reden , nichts mehr und nichts weniger , als ein Exerzitium ex tempore .
Ich gebe mir nicht erst die Mühe , ein ander Wort zu suchen , wodurch ich die Quiddität meines Büchleins bezeichnen könnte :
Dieses paßt auf ein Haar .
Ich habe es mit der möglichsten Flüchtigkeit geschrieben , als wenn ein Teufel von Diktierer hinter mir Her wäre Ich habe nicht ein einzigesmal vorwärts gesehen Wundern Sie sich also nicht über den greulichen Widerspruch zwischen der fünften und neun und achtzigsten Seite , den ich selbst erst am Ende bemerkt habe Ich habe kein einziges Buch nachgeschlagen , sondern alles aus meinem Kopfe und aus meinem Her : Zähne herausgenommen Ich habe unter eis einer beständigen Bewegung meines Tympanums geschrieben Doch was sage ich :
Meine Situation ist so arg gewesen , wie die Situation eines Menschen , der auf die Leipziger Meße , auf offener Straße ein Buch schreiben sollte wiewohl , um mir dieses zu glauben , hätten Sie mich selber sehen müssen !
Und warum schreibst du dieses Exerzitium ex tempore !
Erlauben Sie , meine Herrn ! daß ich Ihnen darauf ebenfalls eine recht offenherzige Ant " Wort gebe sollte es auch auf Kosten meiner Scham geschehen .
-- Als ich Yoricks Schriften eins , zwei , drei , · viermal gelesen hatte und zum Glück oder Unglück gerade um diese Zeit von meinem Verleger eine Einladung zur Autorschaft empfing , so überfiel mich der Schreibenthusiasmus so heftig und so ungestüm , daß ich ihm allein nicht widerstehen sonnte .
Hätte ich einen scharfsichtigen Mann aus Ihrem Mittel zu meinem Beistande gehabt , so würde ich mich wenigstens noch vor der Hand haben halten lassen ; allein da dieses nicht , war , so ergriff ich ungestüm eine Feder fing an zu schreiben schrieb stand auf zu essen und zu trinken schrieb wieder Gas am Ende Essen und Trinken und schrieb .
Ich strengte alle Nerven meiner Seele an welches Ihnen im Vorbeigehen nicht allzuwohl bekommen wird :
Denn mich dunkt in meinen Jahren haben sie noch nicht ihre völlige Konsistenz und sie vor ihrer Konsistenz so zu strapazzisren , das ist schädlich aber freilich auf der anderen Seite desto heroischer Ich forderte meine ganze Einbildungskraft auf , um so viel möglich , die Erlaubnis meines Verlegers nicht zum Schaden und Nachteil meiner Leser zu gebrauchen »» Und ist , da ich mit meiner Arbeit zu Ende bin : Ist , meine Herrn Kunstrichter ! lege ich sie Ihnen nicht zu Füßen Ich traue Ihnen zu wenig Stolz zu , um dieses sondern in die Hande zu verlangen nicht daß sie meine Fehler einzeln durchgehen und striegeln sollen , wiewohl Sie es auch tun können , wenn Sie wollen , sondern daß Sie überhaupt aus diesem Äxtempore ein Urteil über meinen Kopf fällen sollen .
Wo mir recht ist , legt Ihnen Ihr Amt auch unter anderen die Pflicht auf , junge Autoren auf den rechten Weg zu weisen Ich forder Sie hiermit feierlich auf , mir denjenigen zu zeigen , den ich gehen soll .
Meinen Sie , daß ich einige Anlage zu einem brauchbaren Schriftsteller habe welches Sie ohne allen Zweifel aus meinem extempore werden erkennen können , quelque extempore qu ' il foit so weisen Sie mir das Fach an , worin sie glauben , daß ich mit der Zeit am meisten leisten kann .
Sagen Sie mir es ich bitte Sie darum ich weiß es nicht .
Ich verspreche Ihnen , daß ich in diesem Falle nicht ein Wort mehr Extemporisieren , auch unter sechs bis acht Jahren kein Wort mehr drucken lassen will um mich ' zu dem angewiesenen Fache durch Lesen und Denken zuzubereiten und der Welt etwas reiferes zu Li fern , als diese unreifen Reisen .
Meinen Sie aber aber der Himmel weiß , wie mir zu Mute ist :
denn ich bin ein Mensch mit Eigenliebe , wie alle anderen Meinen Sie aber , meine Herrn ! doch das Meinen entscheidet hier nichts Können Sie mir durch eine recht handfeste Demonstration dartun Ich fordre nicht zu viel :
Ein anderer als würde sich schwerlich einmal darauf ergeben oder nur durch einen rechten handfesten moralischen Beweis , daß meine Reisen nicht des Abschreibens geschweige des Druckens wert sind Ach !
daß ich durch meine verzweifelte Nachahmungssucht den guten Yorick Ach !
noch im Grabe beschimpfe , daß ich besser getan hätte , wenn ich , statt meine Reisen zu schreiben , Erbsen Ach !
Ach ! gezählt hatte , daß in meinem ganzen Kopfe Ach ! kein einziges Quentchen Witz und Verstand Des ist , und daß nie Ach !
Ach ! --Ach ! g Ach ! in alle EwigkeitAch !
Ach ! etwas darein kommen bei Ach !
Ach !
Ach ! wird , und daß ich bei allem Fleiße bei allen Büchern ein allem Nachdenken Kön brauchbarer Skribent werden werde einen Sie mir dieses unwidersprechlich dartun , meine Herrn Kunstrichter ! so streichen Sie auf dem Titulblate sogleich :
Erster Teil aus und halten Sie denjenigen für den Erzschelm aller Schelme , der den zweiten dazu macht .
Der Vetter .
Ist er tot , der alte Vetter , sagte ich , und legte den Brief vor mich hin , den ich in Händen hatte ?
Ich fordre alle Kens einer des menschlichen Herzens , alle Kos modianten , von Garrick an , bis auf den erbärmlichsten Stümper , der je in einer Dorfschenke die Rolle des Kaisers Dagobertus gespielt hat , nebst allen Minenkennerinnen des schönen Geschlechts feierlich auf , die Mine zu erraten , die ich bei diesen Worsten machte .
Es war die Mine eines jungen Herrn , der sich über die hinterlassene Paßen seines Alten freut . , , Nein ! , , Es war die gewöhnliche Mine , die man bei dem Tode eines Unverwandten macht , der schon lange hatte abkommen können . , , Nein ! , ,Nun so war es die einfältige und halb dumme Mine eines Bauern , die er macht , wenn er hört , daß seines Nachbars al : ter Fuchs im Stalle umgefallen ist . , , Auch nicht !
Was war es denn für eine Mine ?
" Das weiß ich selbst nicht ; Ich hatte eben keinen Spiegel bei der Hand :
Aber daß sie sonderbar , höchst sonderbar gewesen sein muß , schließe ich aus der seltsamen Vers Fassung , worin sich meine Seele in eben dem Augens blicke befand , als ich den Brief weglegte .
Hier ist das Gemälde davon !
Gleich bei dem Eingange meiner Seele , hart an dem Kanale , durch den die Empfin Dunen in sie überfließen , lagen Yoricks Reisen .
Ich hatte sie eben ausgelesen und der Himmel weiß , mit welchem Vergnügen . , , Alle Worte , von : , , Was Diese Sache anbetrifft , , an , bis auf : kriegte ich die Hand des Kammermädchens zu fassen , , waren mit kleinen unsichtbaren Lettern in meiner Seele nachgedruckt .
Der Mönch mit der hörnernen Tabaksdose , Monsieur Dasein , Lafleur mit seinem Kurierstiefel , das hübsche Kammermädchen , der arme Mann , der seinen toten Esel beweint , die dienstfertige Grisette , welcher Yorick an den Puls fühlt , kurz alles stand in Lebensgröße in meiner Seele und so etwas , denke ich , Van sin enges Ding , wie die menschliche Seele , schon ziemlich ausfüllen .
Fast unwillkürlich hatte sich meine Erfindungskraft auch bereits ein paar Entwürfe gemacht , wie man Yoriken von der Hand des Kammer : Mädchens loswickeln könnte und diese Entwürfe waren hart neben seinen Reisen hingeworfen .
Jet bekam ich den oben gedachten Brief und das erste , was ich dar : in laß , war :
" Mein Herr !
Ich weiß nicht , ob Sie sich freuen oder betrüben werden , wenn ich Ihnen melde , daß ihr alter Vetter tot ist und daß er Sie zu seinem Universalerben eingesät hat .
So wie ein reissender Strom der Dämme Rücken durchwühlet Könnte ich jetzt füglich meine Beschreibung anfangen ; Vielleicht erschliche ich mir dadurch von manchem Kritiker das Urteil , daß ich eher zum Poeten , als zum Reisebeschreiber tauge :
aber ich will denen , die es wissen wollen , bloß dieses sagen , daß nie eine arme Seele von so vielen Gedanken und Begierden und Wünschen und Fragen und Antworten auf einmal ist durchkreuzt worden , als die meinige .
Die Idee von dem Tode meines Betters flog , wie ein Blitz , durch den Ein : Gang meiner Seele hindurch , stolperte über Yoricks Reisen und über alles , was ihr sonst im Wege war , weg , und eilte , was sie konnte , in den Hintergrund , wo die alten Ideen von meinem Vetter lagen .
Mit diesen wuchs sie augenblicklich in eins zusammen und nun entstand um dieses Bild herum der greulichste Tumult , der nur gedacht werden kann .
Alle Begierden und Verabscheuungen schoßen mit einemmal aus 1 ihren Winkeln hervor und umringten ihren neuen Ges gestand .
Wie viel hat er hinterlaßen , fragte die Habsucht mit hastiger Stimme ?
Wird es wohl ein galoniertes Kleid abwerfen , sagte die Eitelkeit : oder doch wenigstens eine gestickte Weste ?
Nun wird meine Bibliothek mit Quartanten und Folianten prangen , sprach die Büchersucht .
Alle Menschen müssen ster : ben , sagte die Gleichgültigkeit : aber , überschrie sie 3 die Blutsfreundschaft , es ist doch dein Vetter !
Wer weiß , sagte die Zweifelsucht mit bedenklicher Mine , was es mit der Erbschaft für eine Bewandtnis hat !
Und wie viel ich Legate davon werde abgeben müssen , setzte der Geiz hinzu .
Armer Vetter , sagte die Barm : Herzigkeit :
Meinetwegen hättest du noch lange leben mögen !
Wenn nur deine Seele bei Gott ist , seufzte die Frömmigkeit und stieß ihre Schwester , das Ver- : trauen , freundschaftlich in die Seite .
Ich hoffe es , sagte diese :
aber es war doch ein Erzgeizhals , ver setzte der Sport und lachte aus vollem Halse !
Ein rech : ter Erzgeizhals , sprach die unzeilige Wahrheitslicbe :
aber es ist doch dein Vetter , rief die Blutsfreunds schafft zum zweitenmal , ( denn die natürlichen und vernünftigen Neigungen haben gegen die unnatürlichen und unvernünftigen in einer Seele größtenteils 2. Stimmen gegen eine ) und er hat dich zum Erben eingesetzt , sagte die Dankbarkeit .
Zu gleicher Zeit zogen alle diese " kiten und " suchten und " schafften , eine jede an ihrem Faden .
Was das für Faden sind ?
Unsichtbare , geistige Faden , die von der Seele aus bis an die äußersten Teile des Gesichts reichen , und durch ihr Anziehen die Mine hervorbringen .
Eine jede Begierde , oder Verabscheuung hat einen solchen Faden unter ihrer Gerichtsbarkeit und kann ihn nach Belieben zechen , wenn und wie Strafe sie will .
Der Faden , den die Scham hat , soll unter allen der stark : steh sein .
Doch das gehört nicht zur Sache .
Genug , wenn ich sage , daß alle Faden zu gleicher Zeit gezogen wurden .
Und nenn , Rubens , male mir eine Mine , wie die meinige !
Oder du , alter Roscius , mache sie nach , wenn du kannst !
Ich nahm den Brief wieder vor und schlenderte ihn mit meinen Aus gen geschwind durch ; denn das merkwürdigste hatte ich doch schon gelesen .
Ich erfuhr , daß sich meine Universalerbschaft auf 20000 .
Taler belief und ich würde darüber für Freuden außer mir gewesen sein , wenn ich nicht Ich gewesen wäre .
Aber , so sagte ich mit eis einem halb gleichgültigen , halb verächtlichen Tone :
Was fange ich mit so vielem Plunder an ?
Damit nun niemand etwas für Tugend hält , was es nicht ist , so sehe ich mich genötigt , meine Familienumstande etwas näher zu entdecken .
Die Verachtung des Geldes ist bei mir eine unmoralische Eigenschaft , die sich , so wie das Podagra , von meinem Vater und Großvater her auf mich fortgepflanzt hat .
Mein Großvater war ein Herrnhuter und zwar einer von denjenigen , die auf die Dukaten , wie auf Ungeziefer herabsehen ; denn diejenigen , die die Heilandskasse im Beschlage has ben , sollen , wie man sagt , dem Gelde seinen gez hörigen Wert beizulegen wissen .
Er hatte alles das Seinige großmütig aufgeopfert und von seiner Habe nichts zurückbehalten , als seine Frau und seinen Sohn .
Nun war meine Großmutter die simpelste Weiberseele , die je gelebt hat .
Sie hatte eigentlich gar keinen Willen , sondern war nur ein Echo von dem Willen meines Vaters .
Ja war ihr Leibwort ; Je ja , recht gern , sagte sie , als ihr mein Großvater seinen frommen Entschluß meldete und sie fragte , ob sie mit ihm nach Herrenhut ziehen wollte .
Aber dem Sohne meines Großvaters , meinem nachherigen Vater , wollte es durchaus nicht an einem Orte gefallen , wo man aller Vernunft zum Trosse in den Himmel fahren wollte .
Ein paar Bücher hatten seinen Verstand einigermaßen aufgeklärt .
Es war in seiner Seele helle geworden und er konnte sich nicht entschließen , es wieder finster werden zu lassen .
Kurz , er verließ seine Eltern und begab sich nach der ersten , der besten Akademie , wo er sich mit allem Fleiße auf die Philosophie legte .
Ohne Bibliothek , ohne Geld und ohne Barone schwang er sich zum Posten eines Magisters empor und nun konnte er seine Weisheit öffentlich feilbieten .
Weil es aber mit der deutschen Philosophie eben so ist , wie mit Ges wissen Münzsorten , die nur in gewissen Provinzen gels ten : fo waren die öffentlichen Anschläge meines Vaters vergebens und es war um nichts mehr Schade , als um die Nagel .
Diejenigen , die aus fernen Landen gekommen waren , Weisheit zu kaufen , gaf : ten die Juventaria meines Vaters verwunderungsvoll an .
Was ist das für Philosophie , sagten sie ?
Walfische Philosophie ?
Das ist nicht unser Kauf .
Wir haben eine andere Sorte Mein Vater stieg mit der größten Erwartung , ob sich Käufer finden würden , in die Auktionsstube oder in den Hörsaal , wie es sonst heisst , wenn wirklich Hörer iugegen sind , her : ab .
Es pochte an der Tür .
Haha , dachte mein Vater und stieg von seinem Katheder herab aber es war ein Bettelmann .
Kurz darauf pochte es wieder .
Herein , rief mein Vater und machte sich gefaßt , den nach Weisheit begierigen Jüngling mit einer recht väterlichen Mine zu empfangen : aber es kam niemand , und da mein Vater , noch im ? mehr in guter Hoffnung , daß vielleicht der Anklopfen : de sehr blöde sein möchte , zur Türe hinaus sah , so lief der Hund mit dem Knochen eben zur Treppe hinunter , mit dem er im Vorbeigehen von ungefähr an die Türe gepocht hatte .
Es schlug halb und mein Water schlug sich in seinen philosophischen Heften das Kapitel auf , dessen Überschrift war : Trostgründe bei fehlgeschlagenen Hoffnungen .
Er konnte diese Trostgründe in aller ihrer Stärke empfinden :
Kein Pochen an der Türe unterbrach seine Aufmerksamkeit mehr .
Es schlug drei Viertel Roch keine Käufer !
Undankbare oder doch wenigstens unneugierige Jünglinge , sagte mein Vater :
Ich beklage euch , nicht mich und mit diesen Worten verließ er das Zimmer stolzer , als er hereingetreten war .
So gewiß ist es , .
( denn du , der du , wer weiß , aus welchem Bewegungsgrunde sechs oder acht Groschen daran wagst , meine Reisen zu lesen , musst dich allmählich gewöhnen , alle meine Einfälle anzuhören , sie mögen stehen wo sie wollen , Sie mögen dir bekanut oder unbekannt sein und sie mögen nun kläglich oder erträglich sein ) daß eine fehlgeschlasgene Hoffnung nicht eben allemal demütiget .
Ein alter Geck , den ich noch als ein junges Narrchen gekannt habe , läuft schon seit zehn Jahren bei allen mannbaren und übermannbaren Frauenzimmern herum .
Nur eine von Ihnen will er zu seinem ehelichen Gemahl haben ; aber auch nicht eine von Ihnen will sich über : winden , seine welke Junggesellenschaft zu heiraten .
Du musst doch nicht die geringsten männlichen Talente befizen , würde ich denken , wenn ich an seiner Stelle Ware ; Er aber tritt nach jedem erhaltenen Körbchen mit der zufriedensten Mine von der Welt an sein Clas vier und singt : O !
ich bin doch ein schöner Knabe !
Ja , Ja , das ist gewiß !
Der Spiegel , den ich vor mir habe , sagt augenscheinlich dies .
Wie sanft ist mein Gesicht !
( Wie rund : wird bloß um des Reimes Willen gesungen ; sonst müsste es heißen länglich . )
Die blauen Augen schmachten !
( vor Alter ! ) und dieser Armseliges Magisterium , sagte mein Vater , so : bald er den ersten Fuß in seine Studierstube setzte :
Warum habe ich doch so viele Nächte in Hunger und Frost und Blöße durchwacht , um dich zu erringen !
Du bist mir unnuz !
Der verwöhnte Geschmack unseres Jahrhunderts an der Philosophie macht dich mir unnütz !
Man klebt nur an Einem säugt mit gleichem Durste böses und gutes von Ihm ein gleich als wäre die Weisheit das Gebäude eines Menschen und nicht vielmehr ein Magazin , worein ein jeder ein oder ein paar Rationen liefert , je nachdem es seine Ländereien abwerfen - ein Magazin , welches in alle Ewigkeit nicht voll werden wird welches -- Hier wurde mein Vater durch die Ankunft eines jungen Freund : Lichen Mädchens unterbrochen , die ihn zu Ihrer Herrschaft , die eine junge Witwe war , auf eine Tasse , ich weiß selbst nicht mehr , was es war , nötigte .
Mein Vater wusste nicht , was er aus dieser Einladung machen sollte :
Er kannte die Witwe mit keiner Silbe .
Endlich aber fiel es ihm ein , sein Magisterium möchte auf diese weibliche Seele einigen Eindruck gemacht haben und also unterschrieb er die Einladung mit einer schalkhaften und selbst zufriedenen Mine .
Die junge Witwe fing sogleich an , alle ihre Reiße in Ordnung zu bringen :
Denn sie hatte es sich vorgenommen , eine förmliche Attacke auf das Herz meines Vaters zu tun .
Ihr Mann war schon ein Viertel Jahr tot :
Eine schrecklich lange Zeit für ein Weib , die des Chestandes gewohnt ist !
Sie sehnte sich wieder nach einem Gehilfen , der um sie wäre , und dazu war ihr ein armer Magister eben so gut , als jeder anderer .
Was ihm etwan am Ehestands , Talenten abgehen möchte , das hoffte sie schon von guten Freunden ersetzt zu bekommen .
Kurz , mein Vater erschien und zwar , wie man leicht denken kann , mit der blöden und armseligen Figur eines Geichrten , der das schöne Geschlecht nie anders , als in Abstrakta betrachtet hat .
Die Witwe nahm ihn mit der einnehmendsten Höflichkeit auf , entschuldigte ihre Freiheit , sagte ihm , daß der Ruf seiner Philosophie sie neugierig gemacht hätte , ihn kennen zu lernen und sich von ihm einige Trostgründe bei ihrem Witwenstande auszubitten .
Diese Schmeichele war für meinen Vater ( und vielleicht würde sie es auch für jeden anderen gewesen sein ) zu süß , als daß er das erkünstelte derselben hatte merken sollen .
Wäre auch die Witwe weder jung , noch schön mehr gewesen ; Hätte sie auch von ihrem Manne , seligen Andenkens , kein so artiges Vermögen geerbt , als sie in der Tat besaß : so hätte man doch ein unempfindliches Klotz sein müssen , wenn man es hätte übel nehmen wollen , sich auf eine so ansgenchine Art hintergangen zu sehen .
Mein Vater schmiedete in der Geschwindigkeit so viele und so gute Komplimente zusammen , als er konnte und weil er glaubte , daß es mit den Troftgründen wegen des Witts wenstandes Ernst wäre , so nahm er nunmehr die Mine des Lehrers wirklich an , zu der er vor 6 Stunden vergebens Anstalten gemacht hatte .
Vorläufig schick : te er den Erfahrungssatz voraus , daß alle Menschen sterben müssten , und damit ihr auch nicht der entfernteste Zweifel oder Einwurf übrig bleiben möch te , so tat er einen Einfall in das Gebiet der Theologie und bewies seiner Zuhdrerin auf das scharfsinnigste , daß Henoch nicht lebendig , sondern tot Himmel gefahren sei :
Hierauf trug er ihr das Ariom vor , daß man sich über unvermeidliche Zufälle nicht bei : trüben müsse : ein Sack , von dem ich nicht begreife , wie er sich in die Philosophic hat einschleichen und darin undenkliche Zeit her behaupten können , den doch ein je : des gesundes Auge , das sich beim Anblicke des Un Glücks , vermeidlich oder unvermeidlich , mit Tränen anfüllt , zur Gnige widerlegt .
Dieserwegen , Ma : dam , so fuhr mein Vater in seiner Zusammenkettung der Gedanken fort : Ergo , würde der Lateiner sagen , müssen Sie sich nicht über den Tod ihres seligen Herrn Mannes betrüben .
Denn Ihr seliger Herr Mann war , seinen Charakter in Ehren , ein Mensch ; Also musste er sterben und zwar , merken Sie das wohl , Madam :
denn das ist recht das Punktum , recht das Flecken , worauf es bei dem ganzen Beweise ankommt : und zwar , sage ich , war sein Tod unvermeidlich , welches Sie ist nicht mehr leugnen können , nachdem Sie meinen ersten Satz haben gelten lassen .
Weilen man nun über unvermeidliche Dinge sich nicht betrüben darf und soll , welches Axioma ich Ihnen schon ausführlicher dargetan habe : so folget daraus die Konsequenz , daß Sie , Madam , nicht so handeln würden , wie es einem Philosophen , das heisst , dem Vollkommensten unter den Menschen , ziemt , wenn Sie sich über den Tod Ihres seligen Herrn Mannes betrüben wollten .
Hier machte mein Vater eine halbe Verbeugung und zog sich etwas vornehmer in seinen Lehrstuhl zurück , um nunmehr den Beweis aus einem höheren Tone anzustimmen .
Zuvor hatte er sich eines Erfahrung : saßzes bedient und ich muß ihm das Zeugnis geben , daß er den Erfahrungssätzen nicht völlig Gram war :
aber er hielt sie doch immer für Schandflecken in einem rechten handfesten Beweise und vermied sie , so lange er konnte .
Heil sein euch , ihr abstrakten Köpfe , die ihr die Erfahrung ins menschliche Leben verweist , oder sie den ersten , dem besten , zuwerft , der sie braucht :
Heil sein euren philosophischen Gerippen und denen , die daraus den Bau ihrer Seelen studieren wollen Mein Vater war eben im Begriffe , ihr noch ganz andere Dinge zu sagen , als die junge Witwe ihn mit einem Auge , welches ich jetzt aus Respekt gegen die Philosophie nicht beschreiben will , ansah und zu ihm sagte : Ihre Beweise , Herr Magister , sind sehr fürchterlich ; Sie erschrecken mich wohl , aber sie trösten mich nicht .
Mein Vater . errötete ?
Nein ; wurde böse ?
Auch nicht .
Er lächelte stolz auf seine tombakene Schuhschnalle herab und als er den Gedanken , worüber er lächelte , zu Ende gebracht hatte , so sagte er zu der jungen Witwe mit einem Triumphierens den Tone :
Sehen Sie , das ist die Macht der Philosophie !
Sie reist die menschlichen Herzen aus ihrem Gleichgewichte und macht sie , wozu sie will Furcht , Schrecken , Verzweifelung und dann wieder Hoffnung , Vergnügen , Entzücken streut sie , so wie ein ( Mein Vater wollte hier eine Vergleichung anstellen ; Sein gesunder Verstand gab ihm dieses Mittel ein , sich deutlicher auszudrücken .
In seiner Philosophie stand nichts davon , gar nichts : Denn Finde nicht Witz und Philosophie von jeher Todfeinde gewesen ? ) so wie ein Ackersmann seinen Samen , unter den Sterblichen aus .
Sie geht mit eben so gemeßenen Schritten neben her , als der Ackersmann und . ihre ausstreuende Hand dfnet sich eben so leicht , als wie ein die Hand des Ackermanns und ihr Arm wird vom Ausstreuen eben so wenig und noch weniger müde , als der Arm des Ackermanns und Hier kam mein Vater auf einmal in das Land der Ähnlichkeiten : allein die Witwe zog ihn geschwind bei dem Ärmel daraus zurück .
Ich weiß nicht , sagte sie , ob es der Philosophie so fair zur Ehre gereicht , daß sie ein armes , weibliches Herz in Schrecken setzt .
Wunden aufzureißen , oder den Verband wegzunchmen , versteht jeder Barbierjunge ; aber sie zu heilen , das versteht nur der Herr .
Diese Vergleichung schmerzte meinen Vater : aber der Schmerz ging bald vorüber und jetzt empfand er es zum erstenmal , daß die Beleidigungen des schönen Geschlechts lange nicht so wehe tun und auch nicht so lange wehe tun , ( Wie spitzfindig bin ich nicht !
Ge wiß ich habe Genie ! ) als die Beleidigungen des Mannlichen .
Doch Sie sagten ja , fuhr die Witwe in je : rem Gespräche fort , nachdem sie zuvor die krause Stirn meines Vaters durch einen ihrer durchdringend ften Blicke planiert hatte : Sie sagten ja , die Philosophie breitete auch Vergnügen und Entzüfen aus Nun sagen Sie mir , wie wollten Sie wohl einen armen Schülkraben trösten , der sein ganzes Vermögen , das aus einem Groschen bestand , durch ein Loch in seiner Rocktasche verloren hat ?
Hier konnte sich mein Vater kaum eines lauten Gelächters enthalten .
O fancta fimplicitas , sagte er : die Philosophie ist ja nicht für Kinder !
Desto schlimmer , antwortete die junge Witwe : und dennoch traue ich mir die Kunst zu , den armen Knaben völlig zufrieden zu stellen .
Hier , mein Sohn , wollte ich zu ihm sagen :
Hier hast du einen anderen Groschen .
Meinen Sie nicht , mein Herr Philosoph , daß das helfen sollte ?
Und meinen Sie nicht auch , daß sich eben dieses bei Erwachsenen Et mit gutem Erfolge praktizieren ließe ?
Wissen Sie wohl , was ich zu einer Witwe sagen würde , die von mir Trost verlangte ?
Nehmen Sie einen anderen Mann , würde ich sagen : und wenn Sie gegen meine Wenigkeit nichts einzuwenden haben , so nehmen Sie 8 mich .
Ein jeder anderer , als ein Philosoph , würde sich hier die Freiheit genommen haben , der jungen Witwe wenigstens die Hand , wo nicht gar den Mund zu Füßen :
aber das tat mein Vater nicht .
Er blieb tropfmäßig auf seinem Stuhle sißen Doch nein !
das ist unrichtig genug leuchtete sagt !
Verwirrung leuchtet nicht !
Die Verwirrung dammerte in seinen Augen , hustete aus seiner Stimme , scharrte aus seinen Füßen , spielte aus seinen Fingern , die an den Rockknöpfen zupften ; kurz , mein Vater sagte nichts , als die reine Wahrheit , da er die junge Witwe folgendergestalt anredete :
Ich weiß nicht , wo ich bin , was ich sagen soll haben mich ganz aus meiner Gelassenheit gebracht , Madam - medius fidius ! -
Sollte meine Wenigkeit Doch ein armer verachteter Magister , den Bettelmann und Hund aus seinem Hörsaale heraus veriert Sprechen Sie nicht von Verachtung , unterbrach ihn die Witwe .
Unser Geschlecht versteht sich besser auf die Verdienste der Männer , als die gelehrtesten Ihres Geschlechts .
Ich kenne die ihrigen und ich würde stolz darauf sein , ( dieses sagte sie ihre mit niedergeschlagenen Augen ) wenn Sie Verdienste - O ersparen Sie mir das übrige .
Ist es möglich , sagte mein Vater ?
So viel Glück und Unglück an einem Tage ?
Ist es möglich , daß Sie mich lieben ?
Hier sprang er von seinem Stuhle auf und tat das , was er schon lange hatte tun sollen :
Er ergriff die Hand der jungen Witwe und Küste sie mit philosophischen Entzücken .
Ein sanfter Druck , den sie ihm gab , brachte ihn vollends ins Feuer und nun fehlte nur noch ein kleiner Schritt zu den Ehepak : ten .
Mein seliger Mann , sagte sie , hat mir ein Ver- : mögen hinterlassen , von dem wir alle beide , bis an unseren Tod , leben können .
Es kommt bloß auf sie an , ob sie es mit mir teilen wollen .
Ein anderer , als sie , würde mich vielleicht verachten , daß ich die ersten Schritte tue ; allein Sie sind ein Philosoph und Sie wissen , daß unser Geschlecht eben die Rechte hat , ich einen Gatten auszusuchen , als das Ihrige , ob : gleich diese Rechte durch eine unglückliche Gewohnheit fast ganz und gar verloren gegangen sind .
O große Göttin Fortuna , rief mein Vater aus , wie Freunde lich lächelst du mir heute zu !
Ja Ich bin entschlossen Aber bedenken Sie Madam ! was ich Ihnen aufopfere- Meine Ehre Alle Welt wird mit Fingern auf mich zeigen und mich den verheirateten Magister nennen - Vielleicht verschlage ich mir auf ewig den großen Namen eines Profefforis ordinarii Zaghafter und feiger Philosoph , redete ihn hierauf die Witwe mit einem unwiderstehlich freundlichen Lächeln an :
Haben sie noch nicht gelernt , sich über eine unverdiente Schande hinauszusetzen ?
Macht denn der Ehestand verächtlich ?
Oder wird er Ihnen an Ihrem wahren Ruhme hinderlich sein ? Bei : lehren sie die Welt durch Bücher Das ist der Weg zur Ewigkeit , ein weit sicherer Weg , als uns dankbare Jünglinge in der Philosophie zu unterrichten Ja wohl undankbar , sagte mein Vater !
Ich habe es erfahren Sie finde also der Meinige , fragte ihn die Witwe mit einem zuversichtlichen Tone , Der aller abschläglichen Antwort ein Ende machte ? Ja , das bin ich , sagte er und werde es sein und bleiben , so lange meine Augen , das Licht dieser Welt Fehen .
Ein Kuß , der von Seiten meines Vaters ziemlich ungeschickt gegeben , dennoch aber von Seiten der Witwe zufrieden geuung angenommen wurde , verssiegelte alles bis auf die Hochzeit , die nach vier Wochen angesetzt und auch richtig gehalten wurde .
Mein Vater setzte von nun an sein ganzes Magisterium Beys feiere Lebe wohl , sagte er , ehrwürdiger Katheder , Sitz der Weisheit ; Von dir soll meine Stimme nicht weiter erschallen Doch sie hat ja niemals von dir erschalle -
Und wer war Schuld daran ?
Auf das schönste vorbereitet stand ich da Honig würde von meinem Munde gefloßen sein -
Aber , die undankbaren verachteten mich .
Jht sollen sie mich nicht hören und wenn sie für jede Stunde 1000 Sesters zien geben wollten .
Er beschäftigte sich mit weiß ter nichts , als mit Lesen und Schreiben aß und trank , was ihm seine nunmehrige Frau vorsetzte und übrigens ließ er es gehen , wie es gehen wollte .
In einem Jahre erst verdiente er den Namen , den ich ihm pränumerando schon so lange gegeben habe :
Da wurde ich zur Welt geboren und es war ein großes Glück , daß es mir mein Batter so wenig als meine Mutter und die Hebamme ansahen , daß ich einst Aus Tor werden würde , sonst hätte mich gewiß mein Vater vor Freuden in seinen Armen erdrückt .
Meiner Mutter erlaubten es ihre kleinen Ergößlichkeiten und meinem Baster fein Studieren nicht , mich gehörig zu erziehen : Gleichwohl wuchs ich tapfer in die Höhe und ob ich gleich in meinem siebenten Jahre noch keinen Buchstaben konnte , so hieß ich doch zur größten Freude meines Vaters Der kleine Magister .
Ein Zufall , der in der Reihe der .
Begebenheiten so unerheblich ist , wie die Biere und Würste in einer Erdbeschreibung , verschaffte mir unvermutet , eine bessere Erziehung .
Mein Vater hatte einige Piecen drucken lassen .
Waren sie gut oder schlecht , das weiß ich nicht :
so viel aber weiß ich , daß mein Vater an einem Abende einen Hering zu Gesicht bekam , der in ein Blatt von seiner Arbeit eingewickelt war .
Nichts war seiner Wut gleich :
Er fiel über seine Manuskripte her , die sich seit seiner Heirat bis zum Erstaunen gehaust hatten :
Er zerriß sie mit knirschenden Zähnen und tat das feierliche fte Gelübde , nicht eine Silbe mehr zu schreiben .
Jetzt eilte er zu seinen Büchern und würde gewiß eis nes nach dem anderen seinem Grimme aufgeopfert has ben , wenn ich ihm nicht von ungefähr in den Weg gekommen wäre .
Es war sonst nicht seine Sache , mir zu liebkosen und ich kannte ihn bis auf diesen Augenblick unter keiner anderen Idee , als unter der Idee eines kleinen , mageren und finsteren Mannes , mit dem ich in einem Hause lebte .
Ist aber , da seine Seele durch den Zufall mit dem Heringe von dem Gegenstande losgerißen war , an dem sie so lange Jahre unzertrennlich gehangen hatte :
Jetzt wachte seine vaterliche Liebe zu mir mit allen ihren Symptomen auf .
Er drückte mich zärtlich in seine Armen und sagte zu mir mit Tranenden Augen :
O mein Sohn , wenn du wüstest , was deinem Vater für ein großes Unglück widerfahren ist - Doch Wie ?
( Hier ließ er mich los , sprang auf und stellte sich mit einer verwundrungsvollen Mine ans Fenster ) habe ich nicht die Mittel in Händen , mein Unglück erträglich zu machen ? habe ich nicht einen Sohn , aus dem ich einen ic großen Mann schaffen kann ?
Und wenn alles meine Philosophie mit Füßen trat und wenn aus allen meinen Manuskripten Makulatur geworden Ware , bin ich deswegen weniger der , der ich bin ?
Und wenn ich der bin , der ich bin , sollte ich da wohl nicht im Stehen : de sein , der Kraft meiner Lenden eine glückliche Bildung zu geben ?
( Hier kam er wieder auf mich log und umarmte mich von neuen )
Ja , mein lieber Sohn !
Mein Unglück soll dein Glück sein .
Ich trete von dem Schauplatze der Gelehrsamkeit ab , um dich geschickt . zu machen , daß du dich einst mit Ehren darauf zeigen kannst .
Ich verstand nichts von alle dem , was mir $ mein Vater gesagt hatte : allein weil es mir doch vors 1 kam , als ob seine letzteren Worte etwas freudiges für mich enthielten , so Küste ich ihm die Hand und bat ihn , um seine Liebe .
Gleich den folgenden Tag wurden mir alle Dunkelheiten aufgeklärt .
Mein Vater mache 1 te ernstliche Anstalten mich zu unterrichten und wendete nunmehr auf mich eben den unermüdeten Fleiß , den er sonst auf sein Studieren gewendet hatte .
In einigen Jahren hatte ich ein paar Sprachen und etwas weniges von den leichtern Wissenschaften innen .
Da starb meine Mutter .
Ich ziehe einen dicken Vorhang über die Art ihres Todes Sie ist meine Mutter Bei ihrem Tode brach ein förmlicher Bankrott unseres Vermögens aus .
Sie hatte seit der Heirat mir meinem Vater eine Menge Liebesverständnisse unterhalten , die sie nichts kosteten , so lange sie noch jung und schön war , die ihr aber immer teuer zu stehen kamen , je mehr sie aufhörte , beides zu sein .
Die besten Meubeln waren verschwunden und wie leicht ist dieses nicht in dem Hause eines Philosophen | möglich ?
Es fanden sich eine Menge Gläubiger ein , deren Forderungen sich höher beliefen , als unser sämtliches Vermögen austrug .
Mein Vater gab alles das Seinige hin .
Er verließ , an meiner Hand , seine Wohnung und wanderte mit mir nach einem elenden Löge In dem fünften Stockwerke eines abgelegenen Hauses , welches ihm die grausame Barmherzigkeit seiner Gläubiger zur Wohnung angewiesen hatte .
Es wurde ihm nicht schwer , sich von nettem mit der Armut und mit dem Mangel bekannt zu machen ; Er war schon eins Mal arm gewesen :
Aber der Gram über die geringe Aufmerksamkeit auf das Betragen meiner Mutter , über sein unaufhörliches Studieren , welches ihr gewiß die nächste Gelegenheit zur Untreue gegeben hatte und über die Schande , die ihm ist ganz allein zur Last fiel , war für seine Schultern zu schwer .
Er fiel in eine auszehrende Krankheit und in einem halben Jahre starb er meiner Mutter nach .
Nun war ich in einem Alter von zehn Jahren mein eigener Herr : eine Glückseligkeit , nach der so mancher Knabe seufzt und die ich damals für ein massiges Stück Brot hingegeben hätte .
Ich war ohne Eltern , ohne Unverwandten , den alten Better ausgenommen , der aber für mich so gut , wie eine o war , ohne Freunde , ohne Gönner , ohne Wohnung , ohne Geld und auf der anderen Seite , mit unverdienter Schande überhäuft , mit einem leeren Magen , mit einem zerrißenen Rocke und Strumpfe und Schuhe , mit einem ungeheuren Hute , der sich noch aus der Erbschaft meines Vaters herschrieb und der mich zum Spott der Jungen und Alten machte Ich hatte das Ansehn eines ausgelaßenen Straßenbuben -Kurz , feit der Zeit , daß es zehnjährige Knaben auf der Welt gegeben hat , kann unter allen nicht einer so vielen Puffen und Stößen und Schlägen und Fingerknipschen des Schicksals ausgesetzt gewesen sein , als ich .
Gleichwohl wollte ich um alles in der Welt das Unglück nicht von dieser Erde verbannen .
Es macht klug und weise .
Wollt ihr aus jenem dummen , ungeschickten , tragen und bis zum Einschlafen faulen Manne einen gescheuten , klugen , arbeitsamen und Ges schäftigten Menschen haben : so haut ihm sein weiches Bette in Stufen , zerschlagt seine Weinfässer , jagt seine Köchin zum Henker , laßt ihn von dem tönernen Geschirre und mit den hölzernen Messern und mit dem zerstampften , frumungebögenen und halb scharfen , halb stumpfen Löffel essen , mit dem ich so lange gegessen ha :
bei Verdünnt seinen dicken Wanst durch Wassersuppen Ich wette , es hilft : Und wenn es ja nicht helfen sollte , wie es denn das Schicksal so manches Hilfsmittels ist , daß es ohne Effekt bleibt , so geht noch einen Schritt weiter Schmeißt ihm seine eigne Laßt ihn in der Nacht auf Türe vor der Nase zu allen Straßen herumtraben und sich seine Hande an den Laternen wärmen Und am Tage laßt ihn an der Barmherzigkeit der Welt nagen Wahrhaftig , es hilft .
Ich denke immer , ich war damals ohne einen Pfennig Geld Flüge , als ich jetzt bei 20000 , Talern bin :
Meine Leser sollen es noch vor den ersten 6. Bo gen dieses Buches merken .
Ein paar Tage nach dem Tode meines Vaters wurde ich aus unserer bisherigen Wohnung herausgeworfen , recht im eigentlichen Ver- : stande herausgeworfen , wie ein zerbrochenes Stuhl Tabakspfeife .
Ein Mann , den ich nicht kannte , dem aber der Wucher aus den Augen leuchtete , faßte mich bei dem Ärmel und schleuderte mich zu der Tür unserer Wohnung so mächtig heraus , daß ich an eine gegen : überstehende Tür anflog , sie aufstieß und einen Clay : einen Tisch mit dem feinsten Porzellan über den Haufen warf .
Er begleitete seinen Wurf mit dem Segens : Wünsche :
Gehe , Bettelbube !
Sich zu , wo du was zugeben findest :
Ich will und mag dich nicht ernähren .
Als er aber das Porzellan fallen hörte , so fuhr er , wie eine Furie auf mich zu .
O du ungeschickter Tölpel , schrie er , was hast du gemacht ?
Was hast du gemacht ?
Nun war mein Fall einer von den possierlichen Fällen , über die man lacht , wenn sie überstanden sind ; auch bis : weilen wohl noch eher .
Ich war gerade in den Winkel der Türe hineingefallen , in welchem sich die Türangeln bewegen ; und da das Schloß nicht sonderlich konditioniert war so wurde dadurch zweien Übeln vorgebeugt , die sonst meinen armen Rüfen würden jämmerlich zerschmettert haben .
Wäre das Schloß recht fest gewesen , so daß man es nicht anders hätte dfnen können , als durch den Hauptschlüssel zu allen Türen , ich meine durch eine gute Holzart , so würde mein Rücken , so lang er war , in den Winkel der Türe , gefallen fein , und das würde meinen Rippen gewaltige Stöße zur Rechten und Linken gegeben haben .
Wäre hingegen kein Schloß an der Türe gewesen , so würde ich mit meiner Last , die zwar an sich nicht sonderlich groß war , die aber durch den starken Wurf merklich vermehrt worden war , die ganze Türe in einem Augenblicke aufgestoßen haben und ich wäre , wie ein Pfeil , rüflings hingeschoßen Die Dielen würden gerade mit der Breite meines Rückens parallel gewesen sein Mein Kopf wäre , wie eine Bombe aufgefallen und dann lebt wohl , Bewußtsein , Sinnen , Ver- : stand und Vernunft , nebst allen übrigen Pertinenzflüssen der menschlichen Seele !
Lieber hätte ich gerade vor mich hin auf die Nase schießen wollen Meine Nase ist nicht Römisch .
Noch lieber aber war es mir , daß ich so fiel , wie ich wirklich fiel .
Das Schloß an 1 der Türe war ein Mittelding zwischen einem ordentlichen , tüchtigen Schlosse und zwischen gar keinem Schlosse ; und so sehr auch meine philosophischen Leser hierzu die Köpfe schütteln mögen , so tut dieses doch meinem Mitteldinge vom Schlosse so wenig Schaden , als ob kein Haar auf ihren Häuptern in eine zitternde Bewegung geraten wäre .
In allen Schulen der ´ Weisen ist es der Gebrauch , von der Wirkung auf die Ursache zu schließen ; doch nehme ich hiervon eine gewisse Schule aus , die von dem Hunde auf des Huhns des Vater , von des Hundes Vater auf des Hundes Großvater , von diesem auf den Urgroßvater und so : fort an schließt , dergestalt , daß sich das Auge in dies fer langen perspektivischen Reihe von Hundegeschlechtern ganz und gar verliert .
Nun ist die Wirkung eines tüchtigen Schlosses diese , daß , wenn man in eben der Richtung in den einen Winkel der Türe fällt oder gestoßen wird , in welcher ich fiel und gestoßen wurde , so bleibt man gerade sehen , als wäre man hingegoßen , und wenn man mir nicht für Schmerz schreiet oder seufzet oder keichet oder sich die Rippen Widerhalt oder das Gesicht verzerret oder fluchet , so muß das nicht anders aussehen , als hätte man sich Harlekins : mäßig dahin gevflanzt , um sich und andere lachen zu machen .
Ist kein Schloß vorhanden , so purzelt man rüflings hin- Welches ist denn nun das Mittelding zwischen sicken bleiben und hinpurzeln ?
das ist es : Entweder halbsihen oder Halbhinpurzeln , oder anfänglich ganz sißen , nach und nach aber den Rückhalt ver :
Liren und allmählich zurücksinken Oder gibt vielleicht noch mehr Oder , und wenn ich Logik :
lisch handeln wollte , so hätte ich das Recht , sie alle aufzusuchen und meinen Lesern gedruckt zu verkaufen : aber diesmal will ich mich mit dem Notdürftigen begnügen , nach der schönen und güldenen Regel : Natura paucis contenta , auf deutsch :
Man nimmt auch mit einem Dreyer vorlieb , und mich bloß auf das Erste Oder einschränken .
Indem mich also der Mann , dessen ich vorhin gedacht habe , der mir aber bei meinem Rasonniren fast ganz und gar aus den Augen gekommen ist , nach der Türe zuschleuderte , so kam ich gerade an die Schwelle zu sißzen , mit einem ganz kleinen Schwindel behaftet .
Zu gleicher Zeit ging die Türe auf , aber etwas strenge , und knarrend Sie wich allmählich unter meinem Raken weg und dieser , der lieber auf einer geraden Fläche , als in einem Winkel zu liegen wünschte , folgte ihr willig nach Ich langte also frisch und gesund und bei völligem Bestande auf der Diele an ; und ich statte deswegen dem luderlichen Schlosse noch bis auf diese Stunde Dank ab , Wenn man in einer großen Gefahr zu stecken glaubt und man sieht mit einemmal , daß es nur eine Kein dergefahr ist , so kann man sich selten des Lachens enthalten .
Es versteht sich von selbst , daß ich dieses nur von solchen Leuten gesagt haben will , die alle zum Lachen erforderliche Werkzeuge beseßen ; denn wer keine Zähne hat , der schämet sich zu lachen ; Wer hektisch ist , der hustet , anstatt zu lachen ; Wer böser Laune ist oder wohl gar wünscht , in der Gefahr um : gekommen zu sein mit dem mag ich nichts zu tun haben .
Ich hatte mir wenigstens auf einen Armoder Beinbruch Rechnung gemacht oder wenigstens auf ein Loch im Kopfe :
Da es nun weiter nichts war als eine kleine Erschütterung , so zogen sich meine Wangen von freien Stücken nach den Ohren zu , und da ich vollends die Porzellanscherben fallen hörte , so konnte ich mich unmöglich des Lachens enthalten . hast du gemacht ?
Was hast du gemacht ? viel .
Ich habe nur einen Tisch mit Porzellan umgestoßen - Und du lachst noch dazu ?
Ja Was hindert mich , daß ich dich nicht noch einmal an die erste , die beste Wand schleudere ?
Nichts du Erzbösewicht Hier wollte der Wucherer wirklich noch einmal Hand an mich legen :
da ich mich aber während dieses kleinen Gespräches mit ihm von meinem unsanften Lager aufgerafft hatte , so wälzte ich mich geschwind Was Nicht um die Thürpfofte herum und tat einen Seitensprung nach der Treppe - unter seinen aufgehobenen Handen weg Ich flog hinab Er warf mir ein Stuk Holz nach , welches aber weit hinter mir blieb Kurz , ich kam glücklich nach der Straße .
Ich trabte sie einigemal auf and nieder , um nur den Hunger zu vertreiben allein er machte es nur noch ärger Hier war kein Mittelding zwischen Hunger und Betteln , beides im ausästen Grade bittere Kelche .
Ich rede ißt von einem solchen Hungern , welches schon 48 volle Stunden gedauert hat , von dem Hungern ei : nes zehnjährigen Knaben , der noch dazu um das legte Bisschen Brei im Magen gekommen ist Teufel in menschlicher Gestalt hat es ihm herausgeschüttelt und was das Betteln Anbetrist , so ist es für den Sohn eines Philosophen , der selbst schon ein Philofophulus ist , schmerzhafter als der Tod .
Aber der Hunger verjagt alle Philosophie aus der Seele und was den Körper anbetrifft , so jagt er ihn in das nächste Haus , wo ein Bißen Brot und ein wenig Mich trieb er Barmherzigkeit zu vermuten ist in das Haus eines Bäckers , Hier war nun freilich Brots die Fülle : aber wie es um die Barmherzigkeit stehen mochte , das kam auf einen guten oder schlechten Liebe Mutter , sagte ich Wurf des Schiffalse an zu der Bekerin :
Ich habe lange nichts gegeßen Vorgestern früh aß ich das lehte Stück Brot war kaum den vierten Teil so groß , als dieses .
( Hier Ich sehe , zeigte ich auf eines , was vor mir lag ) daß sie viel zu essen hat Will sie mich nicht einmal Vat füttern ?
Das kann sie mir auf mein Wort glauben , daß ich von Herzen hungrig bin Hier legte ich meine - Hand auf die Brust und der Bekerinn gingen Die Augen über .
Komme her , mein Sohn , sagte sie hier hast du Brot stecke dir alle Taschen voll Nur geschwind , daß es mein Mann nicht sieht Sonst bekomme ich für meinen guten Willen Schläge .
Da sei Gott vor , sagte ich ; und mit wehmütigen Augen und zitternden Handen raffte ich , so geschwind als möglich , meinen Vorrat zusammen .
Die gute Frau merkte , daß ich für sie besorgt wäre und den Augenblick griff sie auf das Zahlbrett , was vor ihr lag , nahme so viel Geld , als sie zwischen den 4 Forderesten Fingern fassen konnte , und wollte es mir in die Tasche stecken Liebe Mutter , sagte ich , hier ist ein Loch , mehr als eines also gab sie mir_es in die Hand .
Ich ergriff die ihrige , Küste sie , so wie ich sie bisweilen meinen Vater geküsst hatte und weinte .
Da ich aber jemanden über uns eine Türe mit Ungestüm aufreißen hörte und aus der erschrockenen Mine meiner Wohltäterin schließen mußte , daß dies ihr Mann sei : so flog ich zum Hause hinaus .
Die gute Bekerin rief mir noch nach :
Wenn du wieder hungrig bist , mein Sohn , so hohle dir nur wie wegerte mein armer Magen !
Und was empfand nicht schon damals meine kleine zehnjährige Seele !
Sie war vor Zärtlichkeit und Dankbarkeit und trauriger Freude ganz außer sich ; Die Tränen flossen noch immer über meine freundliche Wangen herab , als ich schon beinahe 26 Schritt von dem Bäckerhause weg war ; Ich hatte meine Hande in meine beiden Rocktaschen gesteckt , nicht etwan des : wegen , damit mir mein Brot nicht durch die Löcher Desertieren möchte → denn dazu waren sie gleichwohl noch zu klein sondern weil ich die kleinen Brote ordentlich lieb hatte Ich sah sie als ein pretium affectionis an , was mir eine rechtschaffene Frau gegeben hatte Dafür konnte ich es wohl vergessen , daß ich kurz zuvor war an die Tür geschleudert wor : den .
Kurz dieser einzige Auftritt , der kaum 2 Mi : nuten währte , machte mich gerade 4 Jahr und 7 Mo : naht alter - Mit den Empfindungen entwickelten sich auch zu gleicher Zeit Gedanken , Überlegungen , Entschließungen Wenn ich es tun wollte , so könnte ich meine empfindsamen Reisen füglich von meinem Eintritte in das Bekerhauß anfangen :
aber ich will diesen Eintritt lieber zum Beweise brauchen , daß ich zum Empfindsamen Reisenden geboren bin .
Jener wurde gefragt , warum er auf der Straße aße :
Weil mich hungert , gab er zur Antwort und das würde auch ich einem Ideen zur Antwort gegeben haben , der 9 mir eine gleiche Frage vorgelegt hatte , als ich mit einem kleinen runden Brote in der Hand die Straße | || hinab wanderte , um mir irgendwo einen Stein auzusuchen , auf den ich mich niedersehen und in Ruhe und Frieden essen könnte , - Da ist eine steinerne Stufe , sagte ich :
Da säße dich nieder mich nur niemand wegjagt oder mir den Nachttopf über den Kopf gießt Kaum hatte ich das Wort aus dem Munde , so hörte ich über mir mit starker Stimme rufen .
Es war gut , daß ich noch nicht ausge : Pakt hatte sonst wäre meine ganze Ware verdorben und der Verderber hätte mir gewiß nicht einen Pfennig dafürgegeben .
Ich flog in gerader Linie über die Straße hinweg und , an das gegenüberstehende Haus : und ein jeder , der über das Wort , Kopfweg , über die Nachttöpfe , über die verschiedenen Arten sie auszus gießen , über ihre Ergießung auf die Straßen , und noch über tausend andere Dinge , die mit den genannten zusammenhängen · ein jeder , sage ich , der über alles dieses jemals ordentlich und methodisch nachgedacht hat - und das , daunkt mich , sollte jeder Phis lesoph getan haben , der sich für einen Erbe : Lehn- und Gerichtsherrn auf und von Omni fcibili ausgibt wird finden , daß ich das klügste tat , was ich bei dergleichen Gelegenheiten tun konnte .
Maya Magen hatte bis auf diesen Augenblick noch nichts zu sich genommen , als Hoffnung : aber auch Hoffnung sättige , wenn sie nur nahe genug ist .
Indem ich mich also wieder auf den Weg machte , um einen sichereren Platz : zu meinem Tisch auszusuchen , so ließ mir mein Huhns ger gerade so viel Kraft übrig , daß ich bei mir selbst denken konnte :
Aber warum musste doch ein anderer sich gerade zu der Zeit ausleeren , da ich mich anfüllen will ?
Unter beständiger Täuschung meines Mas gens , denn ich hielt immer das Brot vor den Mund , als ob ich essen wollte ; und gleichwohl war es mir unmöglich , im Laufen und zwar in vollen Laufen zu essen , wovon ich sehr taugliche Ursachen angeben könnte und auch gewiß angeben würde , wenn ich Mus then könnte , daß sich unter meinen Lesern solche ausgehungerte Seelen befänden , dergleichen ich gewesen bin - und nur diesen sind die Ursachen verständlich kam ich auf einen Gottesacker und setzte mich auf den ersten , den besten Leichenstein .
Erst seufzte ich mich recht satt und sprach mein : Gottlob ! mit einem so tiefgerührten Tone aus , als wäre ich ein Mensch von beinahe fünfzehn Jahren gewesen .
Dann legte ich meinen ganzen Segen von Brote vor mich hin , übersah ihn mit gierigen blicken und bis an ; doch gebrauchte ich die Vorsicht , jeden Bissen erst recht durchzukauen , um den ohnehin schwachen Magen eine Mühe zu ersparen .- wie herrlich schmeckte das !
So herrlich , daß ich ißt bei meinen 20000 Talern fast Willens bin , noch einmal 48 Stunden zu fasten ; und in die 49ste Stunde mit solchem Appetite zu essen Ich bekümmerte mich nicht um die Vorübergehenden Nach der Zeit hat es mich gereut , daß ich es nicht getan habe .
Sie müssen gewiß wunderbare Gesichter bei meinem Anblicke gemacht haben Ich selber hatte damals einen Bissen Brot , auch wohl zwei , darum gegeben , wenn ich mich hatte können essen sehen .
Was , Teufel , ist das für ein Wunder ; Tier ?
Ein kleiner Bube , mit einem entseßlichen groß sein Hute , in einem zerlumpten Röckchen , 8 kleine Brote in 2 Reihen neben sich , eines davon mit allen beiden Handen fest wiedergehalten und davon gebissen , ein Häufigen Geld zur Seite und das auf einem Leichensteine am hellen Tage ?
Heilige Ma Ria !
Was ist das ?
Herr Jemine !
Was ist das ?
O mein lieber Herr , sagen Sie mir um alles in der Welt , was ist das ?
Ich gehe nicht vorben Kommen Sie Um aller Welt Wunder Willen .
Es ist ein Affe Nein es ist ein Mensch Nicht doch , es ist ein Gespenst Je warum nicht gar ?
Es ist eine neue Art von Bam pyren , die über den Gräbern schmatzt -- Meine halbe Erbschaft wollte ich darum geben , wenn ich auf die Vors beigehenden Achtung gegeben hätte So toll kann es . in der finsteren Nacht auf keinem Gottesacker zugegangen sein , wäre er auch die Residenz des Beelzebubs und seines ganzen Hofstaats .
Wenn Erde genug da ist , so kann man auch den tiefsten Graben ausfüllen :
Ich sage , wenn Denn um die Graben unserer Seele auszufüllen , und was das für Dinger finde , mögen die Psychologen erraten , wenn sie können um diese auszufüllen , sage ich , müsste die Welt noch Hunderts tausend Mal mehr Maße haben , als sie wirklich hat .
Mit anderen Worken :
Wenn man 8 Brote vor sich hat , wenn auch jedes nur ein halbes Pfund wiegt , oder auch noch weniger , nur muß der Magen weder Größe fer noch weiter sein , als der meinige , so kann man satt werden , wenn man eines nach dem anderen so wohl gekaut und gewässert den Schlund herabschickt , als ich .
Ha , sagte ich zu mir selbst , als ich eben den letzten Bissen von dem fünften Brote verschlungen hatte : Du musst doch auch einmal sehen , was dir deine Wohl thaterin an barem Gelde gegeben hat .
Eins , zwei , drei -Lauter kleine Münze Vier , fünf , sechs Acht gute Groschen !
Was für eine Menge Geld .
Damit kann ich die halbe Welt durchreisen ! Habe Dank , gute Bekerin , habe Dank !
Und ist , da ich durch den Tod meines Bettern zum reichen Manne geworden bin , gelobe ich dir auf das heiligste , ich will dich aufsuchen und dir vor den Augen deines Mannes deine acht Groschen mit Wucher wiedergeben Mit diesen doch Nein nicht mit diesen , sondern mit jenen Worten sprang ich von meinem Leichensteine auf - so munter , so frisch , wie ein Blumenstrauss Springen die Blumensträusse auch auf ?
Also weg mit den Vergleichungen :
Ein fröhlich Gesicht bedarf ihrer nicht .
Ich lief in der ganzen Stadt umher und sah denen , die mich wegen meiner seltsamen Figur auslachten , dreist aber freundlich in die Augen .
Ich wollte mit meinen blicken ungefähr so viel zu verstehen geben Ihr guten Leute ! glaubt es doch nicht , daß ich der bin , wofür ihr mich halter Seht mich doch nur recht genau an Sieht mir nicht die Geduld in Not aus den Augen ; und wenn das ist , wie könnt ihr so unbarmherzig sein und mich auslachen ?
Allein niemand verstand meine Blicke - Die meisten hielten sich bei meinem Hute auf .
Das ist ein Hut , sagten sie ! und noch dazu auf einen so kleinen Kopfe Das sind Verstände dachte ich :
Und noch dazu in so großen Köpfen .
Unterdessen kam der Abend heran , ohne daß ich die geringste Hoffnung mehr auf ein Nachtlager gehabt hätte , als der Nachtwächter .
Bon Gasthöfen hatte ich keinen weiteren Begriff , als daß sie auf lateinisch hofpitia hießen : und wenn ich ihn auch gehabt hätte , wiewohl ihn mir mein Vater nicht geben könnte denn das gemeine Leben war tief unter seinem Horizonte so würde mich dieses nur um meine acht Groschen gebracht haben .
Also entschloß ich mich unter freiem Himmel zu schlafen und ich war Dabei nicht viel schlimmer daran , als da ich noch mit meinem Vater unter dem Dache schlief .
Wir hatten auch nichts mehr , als ein wenig Stroh , welches durch das Alter so dünne worden war , daß es den völligen Druck der Diele durchließ : und der Druck der Diele und eines Steines werden sich wohl nicht viel nehmen aber in einer Lärmreichen Stadt , auf freier Gaffe zu schlafen , wenn alle äußeren Einladungen zum Schlafe fehlen , als da sind Ruhe und Stille , ein weiches Bette , ein ausgelöschtes Licht und dergleichen , und hinwiederum alle dusere Hindernisse da sind , wenn alles die Straße herauf und hinabläuft , fährt , reitet , springt , schleicht , mit und ohne Laternen , bald an die Türen pocht , bald schreit , bald singt , bald flucht , hoc opus , hic labor eft , das ist kein Pappenstiel .
Gleichwohl schlief ich auf der steinernen Treppe , die ich mir zum Nachtlager ausgesucht hatte , so fest , als hatte ich die stärkste Dosis Opium eingenommen .
Bei meinem Erwachen fand ich meinen Körper in einer ganz verkehrten Lage Da wo ich die Füße hingelegt hatte , war jetzt der Kopf .
Vermutlich mochte ich jemanden im Wege gelegen haben und dieser hatte mich denn , so wie einen Zeiger an der Uhr , 6 Stunden früher gestellt .
Ich fühlte nach meiner Barschaft Nichts war verloren .
Nun will ich auf Reisen Ges ben , sagte ich , indem ich aufstand in alle Welt Meine Batterstadt lacht mich nur aus , aber sie gibt mir nichts Vielleicht finde ich in der nächsten Stadt wider eine Bekerin Doch von der Beke : sin muß ich Abschied nehmen ; Mein Brodr ist alle Ges worden , bis auf eines Vielleicht steckt sie mir die Taschen noch einmal voll Aber wo mag sie wohnen ?
Himmel !
Wo mag sie wohnen ?
Ich fing wieder : an , die Straßen auszumessen ; Ich strich har : te an den Häusern bei und begaffte sie alle Das Bild des Bäckerhauses schwebte mir vor den Augen Es konnte also nicht fehlen , ich musste es endlich finden .
Aber wie erschrak ich ?
Die gute Bekerin stand zwar an ihrem Orte : aber neben ihr stand ihr Mann .
Ich Van ihn nicht beschreiben , weil ich ihn nicht recht gesehen habe :
Denn sobald sein Bild in den linken Winkel meines linken Augapfels fiel , so ging ich mit großfen Schritten vorüber , um erst zu überlegen , ob ich in das Haus hineingehen sollte , oder nicht .
Ich könnte hier ein sehr Praktisches Kapitel vom Vorübrige hen schreiben und überhaupt könnte ich meine Aufführung jedem Ehemanne zum Muster der Nachahmung anpreisen , der zu einer Stunde zu Hause kommt , da er nicht soll Das Vorübergehen würde für ihn immer das klügste sein aber für diesmal liegt mir wirklich die Geschichte mit der Bekerin mehr am Herzen , als die Ausfüllung des leeren Papiers :
Ein seltener Fall bei einem Autor , der mir mehr Ehre bringen muß , als das Kapitel vom Vorbeigehen .
Nach einer kurzen :
Überlegung kehrte ich um und ging mit der Troßchen Mine eines Käufers , der Geld in der Tasche hat , in das Haus hinein .
Ich trat schnurgerade vor die Bäckerin , jag aus dem Zipfel meines Schnupftuches einen Groschen hervor und forderte Brot :
Sobald aber ihr Mann nur den Rücken wendete , sah ich sie mit solchen Augen an , aus denen sie auf das deutlichste lesen konnte , wie unzufrieden ich über die Gegenwart ihres Mannes war und daß ich bloß um seinetwillen den Groschen hervorgezogen hatte .
Sie hingegen sah mich mit solchen tugendhaftlistigen Augen an , von denen sich vielleicht keiner meiner Leser eine rechte Vorstellung machen kann .
Der Beter hatte sich zwar durch mein angenommenes säufrisches Wesen hintergehen lassen , und mich für einen armen Jungen gehalten , bei dem doch wenigstens ein Pfennig zu verdienen wäre : allein er stand uns so nahe , daß mir die gutherzige Bekerin nicht das geringste zustecken konnte , ohne daß er es gemerkt hatte .
Ein Weib weiß sich in alles zu schicken und aus allem zu helfen .
Die Bekerin gab mir ein kleines Brot hin und sagte zu mir : Kleiner !
Du bekommst auf deinen Groschen noch etwas zurück .
Zugleich bückte sie sich und tat , als ob sie in dem Zahlbrette kleine Münze suchte : init der linken Hand aber langte sie in ihre Tasche und holte geschwind etwas heraus , welches sie eben so geschwind in ihre rechte Hand praktizierte . und mir in die Hand gab .
Hier hast du , sagte Ich sah nicht einen Augenblick danach , was sie mir gegeben hatte ; denn das könnte ich leicht dens ken , daß es mehr war , als ich zu fordern hatte aber das tat mir in der Seele wehe , daß ich ihr nicht danken sollte .
Ich schickte zwar aus meinen Augen einen starken Strahl der Dankbarkeit in die ihrigen : allein wenn das Herz voll ist , so strömt es gern zu als lehn Defnungen heraus , und am liebsten durch den Mund ; und wenn man denn diese Defnung aus Not verstopfen muß , so tritt der Strom zurück , übers schwemmt die ganze Seele und ersäuft die Freude und das Vergnügen .
Mißvergnügt , daß ich meinen Dank mehr als halb hatte unterdrüfen müssen , ging ich aus dem Hause heraus , sah alle sechs Schritte zurück und seufzte jedesmal dazu , bis ich um eine Ecke herum war .
Wenn man den Gegenstand seiner Zuneigung oder Abneigung mur erst aus den Augen verloren hat , so kühlt sich die Leidenschaft mit leichter Mühe ab und um ihn aus den Augen zu verlieren , braucht man oft nur um eine Ecke der Straße herum zugehen .
Ich empfehle euch dieses zu weitem .
Nachdenken , ihr Herrn Philosophen Richtet den Lauf eurer Spekulationen auf die Ecken der Straßen und Gassen Beobachtet sie , nach allen ihren Ursachen und Wirkungen Ich wette , es geht euch in der Lehre von den Affekten ein ganz neues Licht auf :
Doch hoffe ich , ihr werdet so uneigennüßig sein , aller Welt zu gestehen , daß ich euch den Ton angegeben habe .
Da ich nun um die Ecke herum war , so fühlte ich mich neugierig genug , das zweite Geschenk meiner Wohltäterin in Augenschein zu nehmen .
Wie an genehm wurde ich nicht erschreckt , als ich einen DuFaten zu Gesichte bekam , der in ein ganz kleines .
Papier gewickelt war , auf welchem die Worte Stunden :
Für die Hausarmen !
Die gute Seele hatte uns Streitig dieses Geld in der Kirche einlegen wollen :
Weil ich ihr aber so glutlich in den Wurf kam und weil sie aus meinem Rocke und aus meiner ehrlichen Mine sah , daß ich ein armer Schelm war , der ein Almosen verdiente , so hatte sie es mir ohne Bedenken gegeben .
Gott segne dich , rechtschaffenes Herz , sagte ich und wischte mir meine nassen Augen mit meinem Schnupftuche ab :
Damit wanderte ich immer nach dem Tore zu ; denn es war fest beschloßen , daß ich meine Vaterstadt noch diesen Tag verlassen wollte .
Wenn man nicht bezahlt wird , so ist es ein wahres Begnügen zu Fuße zu reisen ; besonders für ein neugieriges Geschöpf , welches von der Welt noch nichts ? weiter , als die Charten gefehelf hat und noch das zu , wenn man nicht Ursache hat , sich um die rechten Wege zu bekümmern und diese hatte ich nicht .
Mir war es völlig gleich , ob ich nach Kreta , Phrygia und Pamphylia oder nach Pensylvanien oder sonst was hin käme , wenn ich nur unter Menschen blieb .
Wie viel könnte ich nicht von dieser Reise erzählen ?
Denn das muß mir-ieder zugestehen , daß ein armer Knabe von meiner Denkungsart , das heißt , der Herz genug hatte , einen jeden dreist anzureden , recht dazit gemacht ist , die gute oder schlechte Seite der Menschen aufzudelen , sogar ohne seine Absicht -- allein Jet fällt es mir eben ein , daß die Entdeckung meiner Familienumstände nur eine Note zu den Worten ist :
Über was fange ich mit fo bielem Plunder an ?
Und weil_es doch Noten auch einmal ihr Ende haben wollen , so hüpfe ich über einen ganzen Pak kleiner Begebenheiten weg , um eininal eine große zu erzählen ?
Nein , mein Freund !
Große Begebenheiten sind mir nie begegnet Nur immer ganz kleine für das Herz Eine große würde mich unfehlbar erdrücken :
So klein fühle ich mich Ich wollte bloß sagen :
Um einmalein andere auch kleine Begebenheit zu erzählen .
Was ist das für eine wunderliche Frage :
Wer der reichste Mann in unserer Stadt ist , sagte der Gastwirt , den ich zum Fenster herausgeklopft hatte ?
Wunderlich oder nicht wunderlich , gab ich zur Untwort :
Sagt mir nur , wenn Jets wißt , wer bet euch am reichsten ist ?
Ich möchte es gern wissen .
Und wozu Das kann ich euch nicht sagen So kann ich dir_es auch nicht sagen , verseßte der Gastwirt , und wollte mit dem Kopfe wieder zum Fenster hineinfahren ; aber ich rief ihm zu :
Hört doch ! hört doch ! ich will es euch gern sagen . .
Daß ich ein armer Schelm bin , das seht ihr wohl :
aber das seht ihr Narr wohl nicht an , daß mein Vater ein großer gelehrter Mann gewesen ist , der viel Bücher geschrieben hat .
Mun , ich möchte auch gern einer werden und weil ich nicht einen Heller mehr habe , als einen Dukaten , so soll mich der reichste Mann in eurer Stadt auf seine Unkosten frudiren lassen Der Gastwirt -lachte aus vollem Half und da ich ihn durch meine Einfalt einmal für allemal in gute Laune verseht hatte , so beantwortete er , mir alles nach Wünsche .
Er sagte mir Den Rahmen desjenigen , den er für den reichsten Privates , Mann hielt :
Es war ein Kaufmann , Allein er gab nie Menig Hpfnung , daß ich bei diesem Manne würde vorgelassen werden Er schilderte mir seinen Stolz folebhaft , feine Bedienten sollten so abgerichtet sein , daß das Eleid nie für seine Augen kommen könnte , daß ich einigemal meinen Vorfach aufgab : Allein er Fährte immer wieder in meine Seele zurück Wenn Du diesen Streiche ausführest , dachte ich , so bist du ein glücklicher Mensch und noch dazu war es , als ob mir jemand in die Ohren flüsterte :
Es gelingt !
Es . gelingt !
Nur frisch gewagt !
Kurz , ich verließ meinen Gastwirt und da ich von ihm die Wohnung des Kaufmanns erfahren hatte , so ging ich gerade drauf los , ohne mich nur im geringsten auf eine Anrede an meinen Patron in der Einbildung , vorzubereiten .
Das wird sich schon finden , dachte ich Ein Bedienter , der seine starkbeseßte Livree als ein Staatskleid , nicht als ein wesentliches Stück seiner Dienstbarkeit zu tragen schien , Maß mich gleich bei meinem Eintritte , die Treppe herab , vom Kopf bis auf die Füße Was willst du , rief er mir mit harter .
Stimme zu , als ich den ersten Fuß auf die Treppe setzte ? -
Ich will seinen Herrn sprechen ; Ich habe ihm was notwendiges zu sagen Was denn für das weiß ich wohl du willst Nein Hier hast du 4 Groschen notwendiges ? ein Almosen und damit packe dich Ich mag sie nicht zum Henker bist du denn für ein Junge ? vornehmerer Junge , als er Schweige oder fühle Ich fürchte mich für keinen Schlägen Der Henker hole dich Schurken - Und ihn dazu , wenn er mich nicht für seinen Herrn last .
Der Bediente fing laut an zu lachen :
er mochte wohl in meiner Letten Antwort das Lächerliche entdeckt haben , welches ich ohne alle Absicht hingeworfen hatte .
In der Tat , das Mittel einen Flucher , der recht von ganzem Hers .
Zähne Böses wünscht , aus aller Fassung zu bringen , ist dieses , daß man ihm für einen Zentner Fluch einen Fluch von einem und einem halben Quentchen zurückgibt oder wenn man auch den ganzen Zentner zurückgibt , so umzäune man ihn doch mit einer Bedingung , die feine Kraft schwebend erhält wünschte einmal jemand , daß mir alle Eingeweide im Leibe verfaulen sollten ; und ich wünsche , sagte ich , daß Sie gerade um diese Zeit nicht den Schnupfen haben mögen In 5 Minuten waren wir wieder gute Freunde , Ich darf dich nicht für meinen Herrn Lassen , sagte der Bediente Und warum nicht ?
Du siehst so zerlumpt aus --
Hat sein Herr noch keine zerlumpte Leute gesehen ?
Du siehst so nar rasch aus in deinem großen Hute Ich will mit ihm tauschen Mein Herr ist sehr ekel Doch nicht für Menschen ?
Nun ich will es wagen , dich anzumelden :
aber wenn es Ohrfeigen Sekt , so sollst du sie reichlich wieder haben .
Er ging ganz leise in das Zimmer seines Herrn und ich schlich ganz leise die Treppe hinauf .
Ich hörte , daß er von einem kleinen Bur ben sprach , der sich durchaus nicht hätte wollen abweißen lassen , ob man ihm gleich Geld und Schläge ans geboten hätte Laß ihn hereinkommen .
Der Kaufs Mann war eben bei guter Laune und ohne Geschäfte : sonst wäre ich vielleicht fortgejagt worden .
Ich trat mit der unverz ^ gten Mine eines Menschen herein ` weiter brauche ich nichts zu sagen .
Der Nachdruck liegt in dem Worte Menschen und von hunderten , die in das Zimmer eines vornehmen oder reichen Mannes treten , um sich eine Gnade zu erbetteln , sind nicht zwei , die mit der Mine eines Menschen hineintreten aber desto_mehr gibt es Hasenminen , Lammsminen , Hundeminen ich nehme hier den Hund in dem bestimmten Falle , wenn er sich vor den Füßen seines Herrn krümmt und ihn mit angstlichen Augen ansieht , um einen oder ein paar Schläge abzudingen .
Ich sah gerade vor mich hin und da ich nichts erblickte , was einem Kaufmanne ähnlich gewesen wäre , so sah ich zur Rechten Kein Kaufmann dann zur Linken Ein Mann in einem damastenen Schlafrocke , mit blißenden Schuhschnallen , mit einer mehr geölten , als gepuderten Perücke , saß da , nachlässig auf einen Sofa hingestreckt Der Überfluß , so wie bei mir der Mangel , guckte allenthalben her Um einen recht herrlichen Kontrast zu machen , hätte man mich nur ben meinem 48 stündigen Fasten neben ihn stellen dürfen .
Ich kann eben nicht sagen , daß seine Mine grausam war :
aber sie war in hohem Grade forglos .
Seine Augen schienen so viel sagen zu wollen :
Was geht es mich an , daß du elend bist ?
Bin ich es doch nicht !
Ich machte ihm eine Verbeugung und hielt meinen Hut mit meinen beiden Händen wieder Unter dem Arme hatte er nicht Plaß .
Er dankte mir nicht :
Er niste nicht einmal mit dem Kopfe Pfui , dachte ich : das ist sehr unhöflich !
Dennoch machte ich ihm eine zweite Verbeugung und zog mich Gang langsam zurück , um ihm Zeit zu lassen , sich auch zu bücken : allein er blieb unbeweglich sitzen Mein kleiner Stolz fing an , rege zu werden - Eine fliegende Hihe trat mir ins Gesicht - Die Ader vor der Stirn lief gewaltig auf Ich war schon Willens umzukehren und unverrichteter Sache wegzugehen , als er mich mit einer gleichgültigen Stimme fragte :
Was willst du bei mir ?
Viel , sagte ich , mein Herr ! Recht sehr viel !
Mein Vater ist mir gestorben und meine Mutter auch .
Nun war mein Vater ein gelehrter Mann und ich möchte auch gern einer werden :
aber ich habe kein Geld Einen Dukaten hätte ich wohl , ( hier zog ich mein Schnupftuch hervor und hielt den Zipfel in die Höhe , worein der Dukate gewickelt war ) den mir eine Bekersfrau gegeben :
aber ich muß mehr haben , als einen .
Ich wollte Sie bitten , daß Sie mir die übrigen gaben .
Der Gastwirt da unten ich weiß nicht , wie er heißt hat mir gesagt , daß Sie eine ganze Tonne voll Gold hätten .
Tun Sie es doch , mein lieber Herr ! die Tonne muß und was wird ja nicht gerade so gestrichen voll sein . das nicht für eine Ehre für Sie fein , wenn Sie aus mir einen Gelehrten machen lassen .
Ich sah es dem Kaufmanne an , daß er über mein Geschwäße nicht wenig in Verwunderung geriet : aber das hätte ich mir nimmermehr eingebildet , daß er seine Verwunderung durch die Interjektion ausdrücken sollte :
Junge ! du bist nicht klug !
Da er aber doch auf das Wort Junge einen Akzent legte , der eben nicht beleidigend war : fo ließ ich es gut sein .
Ich bin doch aber auch gewiß nicht närrisch , gab ich ich ihm zur Antwort .
Wenn man Geld braucht :
Zu wem soll man denn sonst gehen , als zu denjenigen , die es überflüssig haben ?
Gehe zum Teufel , sagte er mit einer verdrußlichen Stimme :
Ich will mein Geld nicht zum Fenster hinaus : werfen .
Das sollen Sie auch nicht , gab ich zur Antwort .
Ich brauche nicht viel Einen Taglang zu hungern , das ist mir nichts Ich glaube , ich habe dieses halbe Jahr kaum so viel gegeßen , als Ihr Bedienter da draußen in einer Woche .
Wenn Sie mich studieren lassen : gewiß und wahrhaftig , ich wer de Sie das Jahr durch kaum so viel kosten , als Ihr Schlafrock .
Aber welcher böser Geist führt dich Denn gerade zu mir , fuhr er immer noch in seinem verdrußlichen Wesen fort ?
Kein böser Geist , mein Herr , sagte ich :
Es ist ein guter Geist gewesen .
Der hat mich hierher geschickt , weil er gewusst hat , daß Sie sich meiner annehmen würden . .
O tun Sie es doch !
Glauben Sie es mir nur :
Ich bin ein guter Jungeund ich habe Lust , was zu lernen :
Sie werden an mir kein Herzeleid erleben , sondern lauter Freibe .
Hier fing mein Kaufmann an , etwas erweicht zu werden :
Die Sehnen seines Gesichts wurden schlapper ; seine Augen waren nicht mehr so unerbittlich . strenge .
Bedenken Sie nur , fuhr ich fort :
Eine schlechte Bekerin , die wohl keine halbe Mähe Geld in ihrem Vermögen hat , gibt mir einen Dukaten :
In meinem Leben werde ich an die Frau denken .
Du willst mir . was weiß machen , sagte der Kaufmann Nein , bei , meiner , Treue nicht , gab ich zur Antwort .
Sehen Sie , hier ist der Dukaten Ich zog ihn aus meinem Schnupftuche hervor und hier ist noch ein halbes Dreierbrot , was sie mir gegeben hat .
O die rechtschaffene Frau !
Wenn sie so reich wäre , als Sie sind und wenn sie ihren bösen , unbarmherzigen Mann nicht hatte :
Was hätte es da für Not um mich !
Ich hatte es ihr kaum einmal recht gesagt , daß mich hungerte und daß ich 48 volle Stunden nichts gegeßen hätte , so liefen ihr schon die Tränen aus den Augen und sie steckte mir alle Taschen voll Brot .
O mein lieber Herr !
Was könnten sie nicht erst an mir tun , der Sie so viel Geld haben .
Der Kaufmann verlangte , ich sollte ihm meine ganze Geschichte erzählen : und ich erzählte sie ihm mit einem so unschuldigen .
Tone , der an ihrer Wahrheit nicht den geringsten Zweifel übrig ließ .
Einige Mal war es , als ob ihm die Tränen in den Augen Stunden : allein es war auch nur so ; denn am Ende der Geschichte rief er mit einer spöttischen Stimme aus :
Nicht übel ausgeson einen !
Nicht übel !
Nichts kränkt mich mehr , als wenn man in mich ein ungegründetes Mißtrauen setzt :
Das beleidiget zu gleicher Zeit meinen Stolz und meine Ehrlichkeit .
Der Kaufmann erschien mir ißt in meinen Augen so klein , daß ich mir nicht einmal die Mühe nahm ihm im Herzen böses zu wünschen .
Hätte ich nur eine ganz kleine Erfahrung gehabt , so würde ich einen großen Teil seines Mistrauens auf die Rechnung der Betrügereien geschrieben haben , denen sein Stand , mehr als alle übrigen Stände des menschlichen Geschlechts ausgesetzt ist allein bis jetzt wusste ich nur so viel , daß es Leute Gabe , die über das Elend ihrer Nebengeschdipfe spotten könnten ; Das aber war mir völlig unbekannt , daß man sich der Larve des Etends bedienen könnte um die Barmherzigkeit der Menschen bei der Nase herumzuführen .
Ich warf einen Blick - voll guten Gewissens auf den Kaufmann ; dann sah ich starr vor mich hin , halb auf meinen Hut , halb auf die Diele .
Ich habe in meinem Leben niemanden betrogen , sagte ich :
das weiß der gerechte Gott !
O das schmerzt , fügte ich nach einem kleinen Stillschweigen hinzu , wenn man sich bei seinem Unglücke noch für einen Betrüger soll halten Laffen !
Die Tränen liefen mir heiß über die Backen herab und der Kaufmann stand von seinem Stühle auf und ging einigemal in dem Zimmer herum bei mir vorben und allemal , wenn er bei mir vorbei ging , sah er mich eine halbe Minute an ; aber ich schlug meine Augen nicht auf .
Das viertemal fragte er mich :
Kannst du mir wohl dreist in die Augen sehen ?
Ja , das kann ich , sagte ich .
Wir sahen einander alle beide bis auf den Grund des Herzens -Hast du mir die reine Wahrheit erzählt ?
Die reine Wahrheit , sagte ich und legte meine Hand # auf die Brust .
Sie können alles erfahren , wenn Sie sich nur in meiner Vaterstadt erkundigen wollen .
Willst du die Handlung lernen ?
Nein Und warum nicht ? -
Weil ich nicht eine Ader Luft das zu habe .
Studieren will ich :
Sonst nichts auf der Welt .
Der Kaufmann ging noch einigemal in dem Zimmer auf und nieder :
Nun wird es sich bald zeigen , dachte ich . .
Es sei darum , sagte er endlich und legte seine Hand an eine kleine Glocke .
Sogleich trat der Bediente herein , der mich angemeldet hatte .
Weist diesem kleinen Burschen , sagte der Kaufmann , eine Stube an und sorgt dafür , daß er vom Kopfe bis auf die Füße neu gekleidet wird :
Er bleibt ben mir .
Der Bediente ging fort und ich warf mich für meinem Kaufmanne auf die Knie und benekte seine Haud mit Freudentranen .
Ich war in der Tat über die Erfüllung aller meiner Wünsche so stark gerührt Mein Glück überraschte mich so sehr , daß es mir an Worten fehlte , meine Frende auszudrücken Nun kann ich mit meiner Erzählung geschwinder zu Werke gehen , wenn ich nur erst einem Gedanken wer de Luft gemacht haben , der mir schon damals einfiel , als ich mit meinen kleinen 8 Broten und mit meinen 8. Groschen aus dem Bäckerhause heraus und die Straße hinab ging .
Es gibt wirklich mehr Barmherzigkeit in der Welt , als man gemeiniglich glaubt : sie ist nur mit einer Menge Bollwerke verschanzt , die man erst niederreissen muß , ehe man zu ihr kommen Van ; und der zehnte arme Teufel versteht sich nicht auf die Kunst , sie niederzureissen ; oder ist eine feige Memme .
Ich behalte mir vor , über diesen Text eine eigene Abhandlung zu schreiben , die unstreitig sehr praktisch ausfallen wird und wodurch ich mir den Bei Fall aller Bettelleute zu erwerben gedenke im Falle es mit dem Beifalle für meine empfindsamen Reifen schief gehen sollte .
Mein Kaufmann hatte keine Kinder - Sie waren ihm alle gestorben :
aber er hatte eine Frau , von der ich weiter nichts sagen Van , als daß sie ein Weib war , welches Kinder geboren hatte .
Weil ich in meinen neuen Kleis deren eine ganz gute Figur machte , so konnte sie mich leiden , und das war für mich kein kleines Glück :
Außerdem glaube ich , würde sie mich in vier We chen zum Hause heraus gequält haben .
Ich blieb bei meinem Kaufmanne acht Jahre im Hause und genoß den schönsten Unterricht , den man sich nur in einer kleinen unberühmten Stadt wünschen kann , die in Absicht auf die Gelehrsamkeit kaum ein Mittelmaß figes Dorf war .
Nunmehr war es die höchste Zeit , nicht als ob ich daß ich auf die Akademie ging schon ein so gelehrter Schulknabe gewesen wäre , der seine Lehrer durch die Finger hätte auslachen können ; sondern aus ganz anderen Ursachen .
Sobald mir mein Bart zu wachsen anfing , so erzeigte mir die Frau meines Wohltäters die Ehre , ein Auge auf mich zu werfe fen .
Es ging wohl ein Jahr hin , ehe ich es eins Mal recht werkte , und noch ein Jahr verfloß damit , daß ich ihren verliebten Schlingen mit aller nur möglichen Aufmerksamkeit aus dem Wege ging .
Da ich den ganzen Tag über wenig zu Hause war und auch Dieses wenige , außer dem Hause oder auf meiner Stube zubringen konnte , mit wem ich wollte ; Noch mehr , da mein Wohltäter mich , wie sein Kind liebte und mich gern um sich hatte , so war es mir leicht , alle Stöße auszupariren , die nach meinem Herzen getan wur : den .
Aber jum Unglück musste es sich fügen , daß mein Wohltäter in seinen Handlungsgeschäften eine Reise vornahm , die ihn wenigstens 4 Wochen von seinem Hause entfernte .
Ich glaube , Fürst Kupido wollte sich einmal auf Unkosten einer 48 jährigen Frau und eines 18 jährigen Jünglings recht lustig machen .
Deswegen hatte er den Merkur dahin gebracht , einen Far den in der Handlung meines Wohltäters zu zerreissen , den niemand anders wieder ganz machen konnte , als er selbst .
Allein für dieses Mal hatten sie sich ums fonst bemüht , mein kleiner , lustiger Herr !
Erst hätten Sie mich undankbar , und meine Dulcinea jung und schön und zur Jungfer machen sollen , ehe Sie sich Mein mit dem Herrn Merkur besprochen hätten Kaufmann war kaum aus dem Hause , und ich kaum aus meiner Schule , so war der Teufel los .
Die Kaufmannsfrau hatte sich so prächtig ausgeput Sie hatte ihre Runzeln so künstlich auf die Seite geschafft Sie hatte ihre Reiße so schön zusammen Ges flickt und ausgestopft Ihre Augen funkelten so verliebt- Ihre Heischer Stimme hatte sich in eine so sanfte verwandelt Das Kupfer ihrer Wangen war ist ein so schöner Karmin Ihr schwerfälliger Gang war so schwebend daß ich Ja , wahrhaftig In ein lautes Gelächter wäre ich bei Ihrem Anblicke ausgebrochen , wenn sie nicht die Frau meines Wohltäters gewesen wäre ; so aber blieb es bei einem kleinen mokanten Lächeln .
Sie erklärte mir ohne viele Ums schweife ihr ganzes Herz , gab mir die zärtlichsten Vere weise , daß ich ihrem verliebten Verlangen so lange ausgewichen wäre und freute sich von ganzer Seele über die vorgefallene Reise ihres Mannes .
Sie sagte mir , daß sie mich gleich bei meinem Eintritte in ihr Haus zu etwas mehr , als zu ihrem Tischgange bestimmet hatte und daß ich bloß dieser Bestimmung mein ganzes bisheriges Glück zu verdanken hätte .
Sie hoffte nicht , Sekte sie hinzu , daß ich Schwierigkeiten Maten würde , ihre einträglichen Anerbietungen anzunehmen ; Das Gesinde Ware bestochen ; Ihr Mann Ware gut , wie ein Schaf ; Kurz , es wäre nicht die geringste Bedenklichkeit vorhanden , außer diejenige , Die mir etwan ein wunderlicher Gedanke von Ehre oder Sittsamkeit machen möchte .
Mir wurde Angst und bange , bei einer solchen Schlange in einem Zimmer zu sein .
Ich wollte es machen , wie Joseph , wiewohl ich nicht so viele Ursachen zu fliehen hatte , als er aber sie kam mir zuvor und drückte das Schloß an der Türe ab .
Auwek , dachte ich !
wie wird das gehen ?
Ich seht mich auf einen Stuhl , schlug meine Arme in einander und legte den Kopf oben drauf .
Lofer Schelm , sagte sie , indem sie sich neben mich setzte und mich auf die Wangen klopfte : Du zierst dich ja recht jungfräulich !
Du siehst ja recht allerliebst verdrießlich aus !
Doch ich sehe wohl , worauf es ankommt Ich soll dir deinen kleinen Weger von der Stirn abküßen Sie legte ihren linken Arm um meinen Nacken und machte eben Anstalt , mit dem rechten den halben Zirkel zu ergänzen , als ich plößlich von meinem Stuhle aufsprang und mich trokig von ihr losriß .
Pfui , sagte sie :
Das ist nicht hübsch !
Du wirst mich bald böse machen : und alsdann hast du es dir selbst zuzuschreiben , wenn ich in der Hiße etwas tue , was dir nicht allzuwohl gefallen wird .
Ich hatte mich an das Fenster begeben , um ihr nur den Rücken zukehren zu können allein das Fenster machte aufs neue den Gedanken in mir rege , ob ich nicht entfliehen könnte .
Ich riß es auf und sah was ich schon lange wusste : daß das Zimmer auf die Straße ging und ! drei gut : gemessene Stoffwerk hoch war .
Nun war kein ans drer Rat , als meine rechte Sprache anzunehmen .
Ich sah vorher , wie heftig ich ihren Unwillen erregen würde : allein der Aufschub würde nur das Ue ; bel drger gemacht haben .
Da sie mir also an das Fenster nachkam und mich rücklings umarmte , so wand te ich mich um und stieß sie ziemlich unsanft von mir . weg und auf einen Stuhl , der an der Seite des Zimmers stand . .
Gehe , sagte ich in einem verächtlichen Tone :
Niederträchtige Bärführerin !
Unwürdige Frau eines rechtschaffenen Mannes !
Ich will seine Wohltaten nicht mit Undank vergelten : und meine Unschuld ist mir zu lieb , als daß ich sie dir aufopfern sollte .
Nehmt alle Marwoods , alle Milmouds , alle Olivin und alle Gellertsche Widersprecherinnen zu : sammen !
Laßt sie eine nach der anderen auf ihre Geliebten , mit Dolchen und ohne Dolche , losstürmen Bemerkt auf das genauste den Grad Ihrer Wut und addiert diese Grade zu einander ; Habt ihr eine gute Einbildungskraft , so legt noch oben drauf von eurem eigenen Vorrate so viel ihr wollt : und dennoch seid ihr noch ganze Erddiameter entfernt , euch die Wut meiner Kaufmannsfrau vorzustellen .
Soll ich , als ein Deutscher , die Wahrheit sagen , so wurde die Mine Der Kaufmannsfrau nach demjenigen , was ich ihr gesagt hatte , so zeuflischgrimmig und so unersättlich rachgierig , daß ich lieber gewünscht hätte , in diesem Augenblicke noch einmal in dem Türwinkel zu liegen , in dem ich vor beinahe 8 Jahren gelegen hatte .
Ich nehme mir nicht die Mühe , sie ausführlich zu beschreiben und eben so wenig nehme ich mir die Mühe , mich zu rechtfertigen , daß ich mir nicht die Mühe nehme , sie ausführlich zu beschreiben : wiewohl ich es durch das schönste Dilemma tun könnte ; denn , wer ein böses Weib kennt , ( und wer sollte nicht wenigstens eine kennen ? ) der braucht keine ausführliche Beschreibung ihrer Mine , und wer keine kennt , der bekommt durch alle Beschreibungen keine recht deutliche Vorstellung davon .
Genug , wenn ich sage , daß sie , wie die Franciska der Minna von Barnhelm , alle 10 Finger in die Höhe hob - um mir mit allen 10 Nägeln die Haare , die Augen und das ganze Gesicht zu kracken oder auszukratzen ; je nachdem es mein schwacher oder starker Widerstand erlauben würde .
Sie redete auch aber der Zorn erstickte von jedem Worte eine oder ein paar Silben .
, , du !
Ich reih - toi Graus - Unm Ha ! , , war alles , was ich vernehmen konnte .
Nun ist Fürst Kupido , wie bekannt , ein Erzschelm .
Wenn er eine Alte mit einem Jünglinge oder einen Alten mit einen jungen Mädchen zusammengesetzt hat ; wenn alsdann Der Jüngling oder das junge Mädchen den Alten oder die Alte hämisch auslacht oder troßig von sich stößt :
so lacht er aus allen Kräften mit ; Bisweilen ist er wohl gar so boshaft , einen kleinen lächerlichen Umstand im voraus anzuspinnen , damit es seinem kleinen Götterbauche ja nicht an Erschütterung fehlen möge .
Ich habe gesagt , daß sich die Kaufmannsfrau außerordentlich gebuht hatte und ein jeder , der meine Erzählung liest , wenn er nicht ein förmlicher Zyniker ist , wird , 0 ohne mein Erinnern , zu diesem Außerordentlichen auch das Abschneiden der Nagel gerechnet haben .
Indem also die Grimmigverliebte Hand ans Werk legte , um mein Gesicht auf das unbarmherzigste zu zerwühlen , so fehlte es ihr an Instrumenten und dieses ver : anlaste sie , mitten in Ihrer Arbeit auszurufen : 0 verfl hätte ich mich nicht abgesch Ob ich gleich die geschmeidigsten Gelenke von der Welt hatte , so war es mir doch anfänglich nicht möglich , mich von ihr loszureißen und mein Gesicht hatte bereits eine große Menge von Zirkeln und Linien , die stark mit Blut unterlaufen waren .
Endlich gelang es mir durch eine geschickte Wendung ; Ich tat einen Sprung nach der Türe ; Sie ging , ohne zu wissen wie , unter meinen Handen auf und ich riß sie hinter mir mit dem greulichsten Gepolter zu .
Ich eilte nach meiner Stube , holte mir einen anderen Hut , hielt ein Schnupftuch fürs Gesicht und ging den kürzesten Weg , den ich nehmen konnte , nach dem freien Felde , um mich den Blicken der Neugierigen zu entziehen .
Ich wollte überlegen ; aber der Himmel weiß , wo mein Kopf stand .
Für alle Reichtümer der Welt hätte ich keinen ver nünftigen Gedanken aus meinem Gehirne herauspref fen können .
Nach einem halbstündigen Hin und Herrennen ging ich ganz mechanisch wieder nach meiner Wohnung zurück , mit dem leidentlichen Gedanken , alles zu erwarten , was mir noch begegnen könnte .
Ich schloß mein Zimmer ab , wurde aber bald von unserem Bedienten herausgeklopft , der mit mir zu sprechen verlangte .
Er sagte mir , seine Frau hätte ihm befohlen , alle meine Sachen auszuräumen und auf die Straße zu werfen , mir selbst aber die Türe vor der Nase zuzuschließen : allein er hätte es ihr abgeschlagen , weil ihm sein Herr ausdrücklich befohlen hätte , in seiner Abwesenheit für mich alle nur mögliche Sorge Falt zu tragen .
Ich fragte den Bedienten mit einem verstellten Schrecken , ob er mir nicht sagen könnte , warum seine Frau auf mich so aufgebracht sei : allein er versicherte mich auf das teuerste , daß er von nichts wüsste .
Dieses gab mir Hoffnung , daß der ganze Handel für meinem Wohltäter würde verborgen bleiben eine Hoffnung , die mir meine kritische Lage einigermaßen erträglich machte .
Den folgenden Morgen bekam ich ein Billet .
Ich erbrach es , mehr aus Furcht , die Kaufmanns Frau noch erbitterter zu machen , wenn ich es unerbrochen zurückschickte , als aus Neugierde .
Hier ist es : Barbar !
Wenn ich Ursache habe , mich für dir zu schämen , so hast du gewiß noch vielmehr Ur Sache , für dein und mein Leben zu zittern .
Nach der Schmach , die du mir zugefügt hast , ist der :
Tod für mich eine Wonne :
aber ich will ihn nicht allein sterben .
Erst sollst du in das Reich der Finsternis hinabfahren :
Es hat Kugeln und Dolche genug , um ein Herz , wie das deinige , zu durchbohren .
Doch was sage ich ?
Ich sollte dich mit einer so leichten Strafe davonkommen lassen ?
Nein , beim Himmel und Hölle !
Nein !
Ich will allein sterben : Du sollst leben bleiben : aber dein Leben soll dir bitterer sein , als ein tausendfacher Tod .
Mich soll ein langsames Gift töten ; ` und du sollst mich sterben sehen , sollst 1 alle Qualen eines Menschenmörders , noch mehr , eines Mörders der Frau deines Wohltäters empfinden .
Mein Mann soll es wissen , daß du mein Mörder bist und er soll , er muß dich eben so sehr verabscheuen , als mich .
Wenn du denn von allen Menschen verlassen , eine Hölle in deinem Busen , von einem Orte zum anderen fliehen wirst , so denke , daß dies die Rache eines Weibes ist , die dir ihre Liebe anbot , die du mit Verachtung O ich knirsche vor Wut !
Töte mich , Füße Gift !
Töte mich und du Ungeheuer , sein glücklich , wenn du kannst .
Sehet euch an meine Stelle , ihr , die ihr die Grenzen einer verachteten Liebe so genau ausgemeßen zu haben glaubt ; Seht euch mit eurem System , das ihr euch aus Gellerts Fabel vom Selbstmorde zusammengeschmiedet habt , an meine Stelle ; Fühlt eben Die Dankbarkeit für einen Wohltäter , eben die zartliche Besorgnis für die Ehre seines Hauses , die ich für meinen Kaufmann empfand : und laßt schen , ob ihr nicht eben so , wie ich , gleich nach Empfange dieses fürchterlichen Billetts auf das Zimmer der Kaufmanns Frau rennen werdet , um ihr den Gift aus der Hand zu reißen .
Freilich werdet ihr hinten_her einsehen , daß es mit der ganzen Sache Gaukelei war : aber es vorher zu wissen , es vorher zu glauben , dazu reicht wahrhaftig euer System nicht zu .
Ich stürzte mich mit der Hiße eines Menschen , der einem Freunde das Leben retten will , auf das Zimmer meiner , ich weiß selbst nicht , wie ich sie nennen soll .
Ich glaubte , sie wenig stens mit dem Giftbecher in der Hand anzutreffen : Oich Pinsel !
Wie wenig kannte ich damals das weibliche Herz !
Sie saß frisch und gesund auf ihrem So , pha und hatte sich ordentlich verführerisch angekleidet .
In der Angst , die mir ihr Billet verursachte , hatte ich ihre gestrige Aufführung gegen mich vergeßen ; Ich fühlte gegen sie das zärtlichste Mitleiden ; Es tat mir wehe , daß ich , wiewohl ohne meine Absicht , in ihr eis ne Leidenschaft erregt hatte , die ich schlechterdings weder stillen konnte noch wollte und ich würde alles in der Welt darum gegeben haben , um sie auf eine Art , die meiner Tugend nicht zu nahe trat , davon zu befreien : allein ihr freier Anzug , dessen Absicht nur eine einzige fein konnte , verjagte in einem Augenblicke alle diese wohlwollenden Gesinnungen aus meiner Seele .
Sie war mir ist noch weit abscheulicher als gestern :
Da kannte ich sie nur noch unter der Idee einer Rasendverliebten liebten ; ißt aber erblickte ich zugleich in ihr die listigste Spickbübin , die die Gutherzigkeit eines unerfahrenen Jünglings zu Ihrem Vorteile zu nußen wusste .
Was soll das heißen , sagte ich zu ihr mit einer strengen Stimme ?
Wüsten Sie keinen niedrigen Kunst : griff mich auf Ihr Zimmer zu locken , als den , mein Mitleid rege zu machen ?
Wollen Sie sich in meinen $ Augen noch mehr zum Scheusal machen , als Sie es bereits finde ?
Ja , Sie sind es : und wenn ich Sie noch nicht gehaßt hätte , so würde ich Sie ist haßen . 1 Sie sind nicht die Frau meines Wohltäters : wenigstens verdienen Sie es nicht einen Augenblick länger zu 7 sein .
Er ist ein Engel und ich verehre ihn , als einen solchen : Sie sind ein Teufel und ich verabscheue Sie , : als einen solchen .
Jeder Augenblick , den ich noch mit Ihnen unter einem Dache zubringen sollte , würde für mich bitterer sein , als der Tod .
Ich verlaße Sie von Stunde an .
Ihr Gemahl soll es von mir nie er_es Fähren , was für eine schändliche Geschichte mich aus feinem Hause getrieben hat :
Ich habe ihn zu lieb , als daß ich ihn , dessen Glückseligkeit ich durch den Verlust der meinigen erkaufen wollte , mit der Erzählung Ihrer Schande vor der Zeit ins Grab legen sollte .
Es steht Ihnen frei , mir Kugeln und Dolche nachzuschikey :
Mein Leben steht in keines Menschen Handen und ich biete Ihnen Trotz , mir , ohne eine höhere Zu Jassung , nur ein Haar auf meinem Haupte zu krum : men .
Mit diesen Worten ergriff ich die Türe und war völlig entschloßen , das Haus meines Wohltäters zu verlassen und zum zweitenmal in die Welt hinein . zugehen allein die Kaufmanns Frau eröffnete ißt ein ganz anderes Schauspiel .
Bei dem Anfange meiner Rede , die mir gewiß eben so sehr von Herzen ging , als dem Cicero seine Katilinarischen , bezeigte sie das erschrockene Wesen einer Person , die ihre Absichten durch einen nicht vorhergesehenen Umstand vereitelt fiehet .
In eben dem Grade , in dem mein Affekt stieg , vermehrte sich auch ihr stummes Schrecken :
Da sie mich aber mit standhafter Stimme . sagen hörte , daß ich sie verlassen wollte , so war es , als wenn ein Blick neben ihr in die Lehne des Sofa führe .
Ihr Herz flog : Ihr Gesicht war so blaß , wie das meinige , als ich vor acht Jahren nach dem Leichensteine zuwanderte ; und indem ich nach der Türe griff , schoß sie auf mich zu und hielt mich bei meinem Rocke wieder .
Es war Jet nicht mehr die Frage vom Augenauskraßen :
So tief sinkt die weggeworfenste ihres Geschlechts nicht mehr , als einmal herab .
Tranen strömten über ihre Wangen und - ' öschten das Feuer , welches in meinem Busen brannte .
Es zischte zwar noch laut genug : aber zischen musste es auch , wenn es der Muhe lohnen sollte , es angezündet zu haben .
Du willst mich verlassen , schrie sie ?
Du willst mich verlassen ? Nein , du darfst mich nicht verlassen .
Ich muß dich sehen Und wozu , fiel ich ihr ins Wort ?
Um stets ein unkeusches Feuer in Ihrem Herzen zu unterhalten ? Wer hat es sonst angezündet , als du Grau : famer !
Lösche es , rief sie mit einer fürchterlichen Stimme , auf eine oder die andere Art Hier zu dei einen Füßen bitte ich dich darum War meine Bär : Wirrung jemals groß gewesen , so war sie es ißt : und wurde je ein Geräusch zu einer erwünschten Zeit gehört , so war es Jet .
Die Kaufmanns Frau sprang auf und ich ging zur Türe hinaus , um zu sehen , was da wäre und da ich nichts sah , so holte ich vors erste einmal aus freier Brust Uthem Dann bei dachte ich mich einen Augenblick ich hatte nicht lange zu wählen - und kehrte nach meinem Zimmer zurück .
Ich verschloß mich , ergriff ein Papier und wollte an sie schreiben : aber mein Blut kochte noch zu sehr , als daß meine Seele hatte ordentlich dens -Meis Ein können .
Ich verwarf , zerriß , zerschnitt € ne Ärgerlichkeit wurde Jet von ihrem vorigen Gegenstande abgezogen und auf die Feder und das Papier gerichtet ; oder vielmehr auf mich selbst und weil die Unzufriedenheit mit sich selbst ein Ding von sehr brachte ich endlich einen kurzer Dauer ist , so Brief zu stande , den ich für zu gut , oder doch für zu_lang hielt , um zerrissen zu werden .
Wüste ich , daß irgend eine 48iährige Frau , die Willens ist , ein junges , unerfahrenes Herz , wie das meinige , zur Wohlluft zu verführen , meine Reisen lesen würde , so könnte ich diesen Brief getrost einrücken : allein da dieses wohl nicht der Fall sein möchte wenigstens kann ich mich nicht erinnern , daß meine Kaufmanns Frau vom Anfange ihrer seltsamen Liebe , bis zum Ende , ein Buch gelesen hätte · se denke ich ist zum zweitens Male daran , daß die Erzählung meiner kleinen Begebenheiten nur eine Note ist oder sein soll , die freilich etwas lang geraten wird - denn noch ist sie nicht zu Ens de die aber doch noch viel länger sein könnte und also doch in einer Absicht kurz ist .
Ich schrieb der Kaufmanns Frau unter anderen , ich wäre ist mehr als jemals in dem Entschluß bestärkt worden , auf die Akademie zu gehen und ich erwartete bloß die Zurückkunft Ihres Gemahls , um ihn auszuführen .
Ich bat , ich beschwor sie um Ihrer eigenen Ehre Willen , meine Absichten nicht zu hintertreiben , sondern sie vielmehr mit allem Ihrem Ansehen zu Unterstößen ; sonst würde ich wider meinen Willen genötigt werden , aus der Schule zu schwaßen .
Nach meiner löblichen Gewohnheit , die ich auch , wo Gott will , bis an das Ende meines Lebens beibehalten will , alle Dinge ihren natürlichen Gang gehen zu lassen , überließ ich auch den Brief seinen Operationen und seßte meine bisherige Lebensart ungestört fort .
Die Kaufmanns Frau ersparte mir die Mühe , Ihre Gegenwart zu vermeiden ; sie vermied selbst die meinige .
Sie stellte sich krank und brachte beinahe 4 Tage allein auf ihrem Zimmer zu .
Endlich schickte sie mir folgendes Billet zu :
Junger Laffe !
Deine verachtete Liebhaberin verachtet dich nunmehr eben so sehr , als sie dich vor einigen Tagen hochschätte .
Ihr Herz ist von seinen Verirrungen zurückgekehrt und ist wieder ganz sein eigen .
Bilde dir ja nicht ein , daß dieses eine Frucht deines phantastischen Briefes ist : Ich hatte ihn kaum einmal flüchtig durchgelesen , so war er auch schon zerrissen .
Mein Stoli , den meine Liebe gegen dich auf einige Augenblicke eingeschläfert hatte , ist wieder erwacht :
Ihm habe ich es zu danken , daß ich dich ist so klein , so unbeträchtlich erblicke , wie einen Mückenkönig .
Du würdest mir einen Gefallen tun , wenn du heute noch auf die Akademie zögest :
Weil du aber erst die Zurückkunft meines Gemahls erwarten willst , so muß ich es freilich leiden , noch einige Wochen mit dir unter einem Dache zu wohnen .
Sobald er zurückkommt , will ich ihn selbst fußfällig darum bitten , daß er dich ziehen is lässt : Was wollte ich nicht tun , um dich loszuwerden ?
Deine kindische Aufführung wird unaufhörlich der Gegenstand meines Spottes bleiben : wiewohl was konnte man von einem jungen Herrn ohne Bart anders erwarten , als kindische Streiche !
Posaune nur immer alles getrost aus , was zwischen uns vorgefallen ist : Ich will dir noch Geld dazu geben , wenn du es tust : Sage es meinem Manne ; Sage es , wem du willst ; Ich will mir wahrhaftig nicht die Mühe nehmen es zu leugnen .
Ich schmachte recht nach der Zurückkunft meines Mannes : Wie leicht könnte es dir das Herz abdrücken !
Noch mehr aber schmachte ich danach , um bald das Vergnügen zu haben , dich in einiger Entfernung von mir zu wissen .
Den Abschied kannst du dir ersparen :
Er würde ohnehin eben so abgeschmackt sein , wie alles übrige .
Überhaupt verbitte ich deinen Zuspruch einmal für allemal .
Ziehe nur immer den Schlüssel von deinem Zimmer ab : Du bist sicher , daß dich niemand her ausklopft .
Es stünde in meiner Gewalt , mich wegen der Grobheiten zu rächen , die du mir unter die Augen gesagt hast :
aber ich will sie so aufnehmen , wie den Stich einer Mücke .
Vielleicht lernst du dich mit der Zeit noch schämen , wenn dir mit deinem Barte dein Verstand wach fen wird , welches freilich , aller Vermutung nach , fair langsam zugehen wird .
Lebe wohl , oder nicht wohl : Mir gilt es gleich :
Doch damit du nicht wieder in deine hungrige Epoche zurück fällst , so will ich meinen Mann bitten , daß er dir ichrlich so viel gibt , daß du ordentlich leben kannst .
Ich will dir selber von Zeit zu Zeit etwas zuschicken : habe ich doch wohl eher einem Straßenbuben ein paar Louisdor gegeben !
Und damit Gott befohlen !
Unverdiente Verachtung , sagen die Moralisten , ist schwer zu tragen ; Nach dieser Regel sollte ich also bei Lesung dieses Billetts einmal rot , dann weiß geworden sein , dann mit den Zähnen geknirscht , dann mit dem Fuße gestampft haben :
Allein ich kann bei der Wahrheitsliebe eines Deutschen versichern , daß ich für großer Freude , mich so verachtet zu sehen , hoch in die Höhe sprang .
Der Mückenkönig glitt ohne Schwierigkeit durch den Schlund meiner Seele hinab und war in einer halben Sekunde tauet .
War ich zuvor der Kaufmannsfrau Gram gewesen , daß sie mich liebte , so war ich ihr ißt gut , daß sie mich nicht mehr liebte und ob sie gleich meine Besuche ausdrücklich verbeten hatte , der Himmel weiß , warum ? ob aus .
Verachtung oder aus Mißtrauen gegen sich selbst , so flog ich doch an Ihr Zimmer , um Ihr für Ihre eifrigen Bemühungen , die sie bei Ihrem Gemahle anwenden wollte , mich los zu werden , den feurigsten Dank ab zustatten .
Vielleicht war das nicht allzu weislich gehandelt ; Wenigstens ist mir , als ob die Dankbarkeit hier nicht am rechten Orte stünde : allein wie oft Ges Schiet es nicht , daß unseren thdrichten Handlungen Damme entgegengesetzt werden , die allen Schaden Der Überschwemmung abwehren !
Ich fand die Thus re des Zimmers abgeschloßen ; Ich klopfte leise an das Kammermaden meiner Kaufmannsfrau machte auf und schnell wieder zu , da sie mich erblickte .
Ich glaubte , sie wollte etwan jähr Herrschaft zuvor von meiner Gegenwart einen Wink geben , ehe sie mich fragte , was ich haben wollte : allein sie kam nicht wie : der an die Türe .
Ich klopfte zum zweitenmal und es erhob sich ein schallendes Gelächter einer alten und einer jungen Kehle , welches niemanden , als mir gell : ten konnte .
Fast war ich Willens , es zurückzugeben : Allein der Gedanke :
In wessen Hause bist du ? seßte meinem Mutwillen Schranken .
Ich ging nach meiner Stube zurück , holte ein Buch und wann : Derte damit nach dem Garten .
Ich seßte mich in eine Laube und fing von ganzer Seele an zu lesen , als ich richtet weit von mir ein Geräusche vernahm , welches meine Aufmerksamkeit auf sich zog .
Es war die Kaufmannsfrau mit ihrem Kammermagd .
Ich will we : der behaupten , daß sie mir nachgegangen das wäre auf einer Seite zu stolz für mich und auf Der anderen Seite zu widersprechend mit dem Mückenkönige , wiewohl es auf einer dritten Seite nicht so uns noch will ich die saß wahrscheinlich aussehen möchte denn ich bin vonche für ein Ungefähr ausgeben Philosophischen Geblüt entsprungen :
aber das will ich tun Ich will einen jeden denken lassen , was er will .
Die Kaufmannsfrau kam der Laube immer näher , in der ich saß und ich trat an den Eingang derselben , um ihr meine Verbeugung zu machen .
Wäre ich stillschweigend sicken geblieben , so würde es sich bald gezeigt haben , warum sie in den Garten gekommen war Ein einziger Seitenblick hätte alles ents schieden : allein das war mir schlechterdings unmöglich .
Ihr Anblick brachte mir ihre und meine gegenseitige Lage ins Gedächtnis Ich mochte nun ihre angebotenen Dienstleistungen dieser oder jener Leidenschaft zuzuschreisben haben , so waren es doch in Absicht auf mich wahre Dienstleistungen , gegen die ich nicht unempfindlich sein konnte Ich sah sie Jet mit Augen der Dank : mit Augen der Ehe noch mehr barkeit an Runge , daß sie ihre Leidenschaft so geschwind besiegt hat te und weil mein Körper immer mit meiner Seele zugleich in Bewegung gerat , so stand ich , als sie noch 6 Schritt von meiner Laube war , von meinem Siße auf und trat an die Türe , um ihr durch eine herzliche und wohlgemeinte Verbeugung Dank zu saß Doch nein ! gen .
Allein , seitdem die Welt steht dieser Maßstab ist mir zu lang , ob er gleich übrigens allenthalben eingeführt ist seitdem die Menschen fühlen lernten , daß ihr Rücken auch noch wohl zu ets was anders taugen könnte , als aus dem Menschen ein Grades Tier zu machen , da alle übrigen gebückt gehen und stehen , und seitdem sie , diesem Gefühle zu folge , ihren Rücken in einen halben oder viertel Zirkelbogen , um damit die demütigen Empfindun : gen ihrer Seele auszudrücken seitdem , sage ich , kann man nimmermehr eine Verbeugung so kaltsinnig aufgenommen haben , als die meinige .
Mein Wohlthater dankte mir gar nicht , als ich ihm , wie ich bereits erzählt habe , die erste Verbeugung machte : allem sein Nichtdanken war mir lange nicht so schmerzlich , als das Danken seiner Gemahlin .
Bei ihm konnte ich meine verwundete Ehre doch wenigstens mit dem Viel : leicht verbinden , daß er es nicht so genau bemerkt hat Vielleicht hatte er auch einen steifen Rücken Vielleicht war sein Schlafrock , an den Sofa angenagelt oder angeklebt Alles dieses fand gegenwär tig durchaus keine Stadt .
Ich war seit acht Jahren eine gute Elle in die Länge und elf Zoll in die Dife gewachsen so weit hatte mich das fette Leben , was ich bei meinem Wohltäter , nicht führte , sondern führen musste , aus einander getrieben .
Ich fiel also auch um eben so viel mehr in die Augen , als ehedem Ich war meiner Kaufmanns Frau so nahe , wie mir mein Tintenfaß → Sie brauchte ihren Rücken nicht zu frümmen Sie hatte keinen flebrichten Schlafs rof an .
Dem allen ungeachtet machte sie so ein verteufeltes kurzes Gegenkompliment Ihre Mine war so unausstehlich Spottisch und verächtlich Sie maßte mich nur von der Stirn bis auf die Brust übrige , sagten ihre Augen , ist nicht des Ansehens wert .
Was aber das bitterste bei der ganzen Sache war , so ahmte das Kammermaden ihre Gebieterin so vollkommen nach Kein Römischer Rats : Herr kann gegen einen armen überwundenen König eine so hohe Mine angenommen haben , als dieses iun ge Ding gegen mich Sie war jung und schön :
Noch eine Bitterkeit mehr Sie wusste ihr Gesicht so künstlich in Falten zu legen , daß der Teufel selbst würde geschworen haben , sie wäre mir im Herzen so Gram , als sie aussah , ob ich gleich sah , daß sie von dem Kopfzeuge an bis auf die Schuhe von der Kaufmanns Frau bestochen war - Kurz , nicht die Kaufmanns Frau , sondern ihr Kammermaden brachte mich in Hecke .
Ich musste mich vor ihr schamen , daß sie Zeugin gewesen war , mit welcher Verachtung mir ihre Gebictherin begegnet hatte : und wäre es bloß Taben geblieben , so hätte ich mich ihr entweder mehr genähert , als sonst , oder ich hätte mich von ihr mehr entfernt , als sonst , und in beiden Fällen würde die Scham gar bald verloschen sein .
Allein da sie an ihre Gebieterin eine Mine verkaufte , wie Sie sie nur haben wollte , ohne einmal so uneigennüßig zu sein ,' mich es merken zu lassen , daß sie verkauft Ware Denn in diesem Falle hätte ich es nicht im geringsten übel genommen so verwandelte sich meine Scham in Unwillen und der Unwillen in Zorn und der Zorn in Wut Ich schmachtete nach Rache schnaubte Ich knirschte mit den Zähnen Ich wollte das Kammermaden von der Seite ihrer Gebieterin wegreißen und ihr ihre Verachtung hundert fach zurückgeben Ich wollte ihr und ihrer Gebieterin in den Weg treten und beiden die bittersten Wahrheiten sagen Oper ich wollte dem Kammermagd nachschreien Der Geist der Rache gab mir noch eine Menge Niederträchtigkeiten ein in Nur eine davon konnte ich wählen :
Und ehe ich mit Dieser Wahl fertig wurde , war die Kaufmannsfrau mit ihrem Kammermagd in eine andere Laube im Garen gegangen .
Wenn man nicht mit kalten , sons deren mit heißem Blute nach Rache schmachtet , so kommt die Unmöglichkeit sich zu rächen erwünscht .
Tant mieux toujours , sagte Herr Dessin , wo es was zu verdienen gibt : Tant mieux toaujours , dachte ich auch , als ich meine beiden Gegenstände der Rache nicht mehr sah : Ich werde mir also doch einen oder ein paar dumme Streiche ersparen .
Mit diesem Dekono mischen Gedanken ging ich nach meinem Zimmer zui ruf :
Mit jedem Schritte , den ich tat , fühlte ich es recht deutlich , daß die rachgierigen Entwürfe fort meiner Seele , wie Calf von der Wand abfielen ---- Das Buch , das ich in meiner Tasche zurücktrug , Ehre innerte mich an die Gelehrsamkeit und die Gelehrsamkeit an die Philosophie und die Philosophie an meinen Bas ter .
Was würde er wohl getan haben , dachte ich bei mir selber , wenn er an meiner Stelle gewesen wes re ?
Würde er wohl , wie sein unphilosophischer Sohn , niedrige Entwürfe der Rache geschmiedet haben ?
Würs de er sich wohl durch die spöttische Mine eines Kams mermagdgens haben aufbringen lassen ?
Nein , wahr hastig Nein , rief ich laut aus :
Dazu dachte er zu hoch .
Was litt nicht die gute Seele in dem leßter halben Jahre seines Lebens :
Wie wurde sie nicht von Schande und Verachtung ausgemergelt und von Grob : heit und Unbarmherzigkeit mit Füßen getreten : und Dennoch lächelte er mit ruhigem Geiste um sich her , auf den Trümmern seines Glücks Ich selbst , würde ich mich wohl vor 8 Jahren , aus meiner Gelassenheit haben bringen lassen , da mich jeder nach Her zenslust verachtete , ohne daß ich ihm ein saute Gesicht gemacht hätte ?
Pfui , sagte ich , indem ich hart an meiner Weste vorbeispic :
Der Jüngling ist Trichter , wie das Kind - Aber wider diesen Gedanken empörte sich alles in meiner Seele ; Das ganze Heer der Aus : flüchte , Entschuldigungen Exzeptionen und mehr der gleichen Geschmeiß , welches recht im eigentlichen Ver- stande das Ungeziefer der Seele ist , machte sich über ihn her ; er wehrte sich ein paar Minuten : aber er mußte der Menge weichen : und floh .
Die kleinen Scharmüßel in der Seele pflegen sich immer mit einem Ent : Schlusse zu endigen .
Der meinige bestand darin , daß ich von nun an die Gegenwart der Kaufmanns Frau auf das sorgfältigste vermeiden wollte Ein Dank , dachte ich bei mir selber , muß ja eben nicht mit Worten ausgedrüft werden .
Ich erwartete nun nichts mehr , als die Zurückkunft meines Wohltäters und Damit dieses Erwarten nicht in eine qualvolle Sehnsucht ausbrechen möchte , so zerstreute ich mich so voll : kommen , daß , als mein Wohltäter an einem Abende von seiner Weise zurückkam , ich es nicht einmal merkte , daß er einen vollen Monat abwesend gewesen war .
Wir empfingen einander so , wie jeder Dankbare und jeder Dankverdienende einander empfangen or sollten , auf einer Seite mit Enthusiasmus und auf der First anderen mit einem warmen sanften Gefühle , womit die Natur wohltätige Seelen füßelt .
Mein Wohlthater war müde von der Reise und begab sich bald zu Bette , ohne vorher seine Frau zu sprechen , die eben ausgegangen war , und mir war , ich weiß selbst nicht wie , zu Mute .
Nun musste sich mein Schiffal ent wickeln :
Entweder die Kaufmanns Frau hielt ihr Wort 11 und so ging ich nach der Akademie ; oder der Geist der Rache erwachte von neuem in ihr und so war ich wies der der arme verlaßene Schelm , der ich vor acht Jahren war , in gewisser Absicht noch armer und verlaße einer denn Jet hätte ich nicht mehr das Herz gehabt , nach , dem reichsten Manne in irgend einer Stadt zu fragen .
Hier war kein Tertium zwischen Steigen und Fallen , zwischen Gewinn und Verlust Die Hoffnung zu jenem war auf einen luderlichen Grund gebaut , auch die Versprechungen einer Frau , die mich verachtete und mich auf keine anständigere Art entfernen konnte , als auf diejenige , die ich vorgeschlagen hatte Die Furcht vor diesem war nicht ungegründet .
Heftige Liebe verwandelt sich wohl bisweilen in eben so heftigen Haß : aber in einen standhaften forts dauernden Haß das ist ungewöhnlich .
Heftige Lies bei und heftiger Stolz , wenn sie mit einander in Streit geraten , so siegt oft der erste : allein kaum hat er seine Trophäen aufgesteckt , so kommt die Liebe und schlägt sie ihm mit Ungestüm wieder ab .
Wem bei solchen Umständen wohl zu Mute sein könnte , der würde sich zu nichts besser schicken , als zum Großwesir .
Ich konnte die ganze Nacht kein Auge zutun und so gut ich die Yoriksche Regel theoretisch und praktisch inne hatte : daß Begebenheiten , die sich von selbst entwickeln , nicht wert sind , daß man sich nur einen Aus genblik darüber den Kopf zerbricht , so verließ sie mich doch diesmal gänzlich .
Ich hätte mir ein Glied vont Finger wollen ablösen lassen , wenn ich um diesen Preis die Unterredung hatte anhören können , die mein Wohltäter mit seiner Frau diese Nacht halten musste : und wenn ein Kunstrichter bei der Hand gewesen was re , so würde er gewiß die Operation mit Freuden verrichtet haben , wenn er vorher gesehen hätte , daß ich es einst wagen sollte , Empfindsame Reisen durch Deutschland zu schreiben .
Wie grimmig würde er über das Vorderglied von dem Zeigefinger meiner rechten Hand hergefahren sein wie unbarmherzig würs de er es abgesagt und mit einem glühenden Eisen das Blut Stromauf gejagt haben , um dem guten Yorick einen Nachahmer zu ersparen , der beides am Ver- : stand und Wike so tief unter ihm ist .
Doch , dem Himmel sein Dank ! ich habe es noch , mein geliebtes Fingerglied , welches ich damals hingeben wollte , um eine unzeitige Neugierde zu befriedigen und Jet wäre es mir nicht feil , wenn ich mich auch damit in ein königliches Schlafgemach hären könnte .
Der Morgen kam heran und mit ihm die Entwickelung meines Schicksals .
Mein Wohltäter ließ mich ganz früh zu sich rufen wie klopfte mein Herz , als ich die Türe seines Zimmers eröffnete !
Mein Sohn , sagte er zu mir in seinem gewöhnlichen guten Tone :
Ich habe von meiner Frau gehört , daß du Lust hast , auf die Akademie zu gehen .
Ist es dein Ernst ?
Ja , gab ich zur Antwort .
Nun gut , verseßte er :
Wenn du es meinst , so habe ich auch nichts dawider , und hier hast du meine Hand , daß es dir auf der Akademie in feinem Suite schlechter gehen voll , als in meinem Hause .
Der Mann , der 8 Jahr dein Vater Gewese fen ist , wird es auch die Zeit deines Akademischen Lebens sein , Wie froh war ich !
Wie dankbar ergriff ich die Hand meines Wohltäters !
Wie feurig fufie ich sie !
Und nun war kein Halten Ich flog zum Zimmer hinaus , mit drei Sprüngen über die Treppe hinauf und in das Zimmer meiner Wohltäterin ; denn Jet verdiente sie diesen Namen .
Ich kam ihr zu geschwind über den Hals , als daß sie mich hätte fliehen können und ehe sie sich einmal recht besinnen konnte , hatte ich schon ihre Hand ergriffen und überschwemmte sie mit Küssen .
Sie wollte sie zurüfziehen :
aber ich ließ sie nicht gehen .
Sie wollte böse aussehen : allein ich seht ihr ein so dankvolles und freudiges Gesicht entgegen , daß sie nicht dazu kommen konnte .
Bär ehrungswürdige Frau , sagte ich , wie soll ich Ihnen meine Freude , meine Dankbarkeit ausdrüfen Sie haben Ihr Wort gehalten Hand nicht zurück einander scheiden Sie darum O ziehen Sie Ihre Nehmen Sie nicht diese zors Lassen Sie uns als Freunde von Hier auf meinen Knien bitte ich Lassen Sie sich meine Tränen rühren Ich habe Sie beleidiget Vergeben Sie mir O Bergeben Sie mir - Lassen Sie mich nicht mit Ihrem Unwillen beladen aus Ihrem Hause ziehen Wir sehen , uns vielleicht in unserem Leben nicht wieder Gönnen Sie mir bei meinem Abschiede von Ihnen den Trost , daß Sie mich nicht hassen , und lassen Sie uns unsere verhasste Geschichte auf ewig vergessen O tun Sie es Ich beschwöre Sie bei allem , was heilig ist Hier neigte ich meinen Kopf auf ihre Hand und weinte die bittersten Tränen Stehe auf , mein Lieber ! sagte meine Wohltäterin nach einer langen Pause mit einer gerührten Stimme und mit nassen Augen : Vergib du mir , wie ich dir vergebe .
Dieser Augenblick sein das Ende meiner Feindschaft , die ich dir im Herzen geschworen hatte : Von nun an will ich deine Mutter sein , so wie mein Mann dein Vater ist .
Ich will als le meine Kräfte anwenden , um die Beleidigungen gut zu machen , die ich dir zugefügt habe Ein Pantoffelgeflappere auf der Treppe verkündigte uns , daß mein Wohltäter auf dem Wege wäre , uns zu überraschet .
Wir fuhren beide zu gleicher Zeit nach den Schnupftüchern und wischten uns die Augen ab , wiewohl ich es nicht nötig gehabt hätte .
Mein Wohltäter würde gewiß meine Tränen für Freuden und Dankbarkeitstranen angesehen haben , ohne daß ich zu einer kleinen Notunwahrheit meine Zuflucht hätte Nehmer dürfen .
Mein Schak , sagte er , indem er noch die Tür in der Hand hatte : Du wirst so gut sein und diesen jungen Menschen ausmeubliren .
Es liegt schon alles in Bereitschaft , gab sie zur Antwort , und wenn er will , so kann er mit der nächsten Post abgehen .
Mein Wohltätet sah mich mit großen , aber mit lächelnden Augen an .
Das gefällt mir nicht übt , sagte er !
Du mußt gewiß in meiner Abwesenheit den Schlüssel zu dem Herzen meiner Frau gefunden haben .
Ich wurde rot , wie ein Scharlach und wenn mein Wohltäter ein tiefer Kenner des menschlichen Herzens gewesen wäre , so würde ihm diese Nöte den ganzen Kram verraten haben ; Denn für einen Scherz war sie viel zu groß .
So aber war ihm nichts an der Quantität gelegen und was die Qualität anbetrifft , so lachte er überlaut , daß er mir durch seinen Einfall ein so hochrotes Gesicht gemacht hatte .
glückliche Blindheit , wie wohltätig hat dich die Natur unter das Menschengeschlechte ausgestreut !
Was würden wir sein , wenn wir alle unsere Unglücksfälle , alle großen und kleinen Übel , die uns treffen , getroffen haben und noch treffen werden , mit eigenen Augen sehen sollten ?
Keinen Dreyer Gabe ich da für das Glück , Mensch zu sein : aber ben meiner glücklichen Blindheit ist es mir unschäßbar .
Ich sehe nur das Gute , was mir begegnet :
Für das Böse bin ich blind und taub und stumm .
In dem kleinen Zirkel meiner Freunde überlasse ich mich dem kleinen und herzlichen Vergnügen der Geselligkeit ; und wenn ich allein bin , so ergöße ich mich von ganzer Seele an den Bildern , die sich meine Einbildungskraft teils selbst entworfen ; teils nachgemacht hat .
Mag doch indessen die ganze Zunft der Kunstrichter mich nach Urteil und Recht für einen schlechten Autor erklären :
Ich will mich wohl in Acht nehmen , das Diplom zu lesen .
Mag doch ein ganzes Bataillon unzufriedener Leser mit Waffen klirren :
Ich höre nichts Meine Eigenliebe hat schon mit meinem Tympanum im Ohr einen Akkord getroffen , der so unverbrüchlich ist , als alle Verabredungen , die von Anfange dieses Jahrhunderts an bis auf gegenwärtige Ostermesse sind gemacht worden ; Kein Gebrumme , kein lautes Geschren , kein Austrommeln oder Auspfeifen oder Handklatschen einzus lassen , Mein Wohltäter war eben so blind und folglich eben so glücklich wie ich .
Meine lebhafte Röte war ein unwiderleglicher Zeuge von der Untreue seiner Frau :
Er sah sie auf meinen Wangen glühen und mein Herz klopfte ihm mein böses Gewissen entge gen .
Nur einen Zollbreit tiefer hätte er sehen dürfen :
aber hier fing sich eben sein Star an und das Hautchen , welches ihm das Zutrauen auf seine Frau und auf mich über die Augen gezogen hatte , verhinderte ihn- sein eigenes Unglück undi seine eigene Schande zu sehen .
Alle Punkte , die bei einem Jünglinge , der auf die Akademie ziehen will , in Betrachtung kommen müssen , wurden sogleich ins reine gebracht und es verging keine Woche , so saß ich mit Seegenswünschen und mit Gelde bepackt auf dem Postwagen .
Ist je ein Mensch auf eine verwirrte Art aus einem verwirrten Handel gerettet worden , so bin ich_es : und hat je ein Mensch über seine verworrene Rettung verworrene und unter und wider einander laufende Betrachtungen angestellt , so bin ich es gewiß auch .
Hätte ich leinen Reisegefährten gehabt : wahrhaftig , er wäre mit Gefahr Hals und Beine zu brechen , vom Wagen herabgesprungen , so tollhausmäßig führte ich mich auf .
Bald , wenn der Wagen langsam ging , faße ich ganze Viertelstunden lang , mit ineinandergesschlagenen Armen , mit niederhängendem Kopfe , den Hut tief in die Augen gedrückt , wie ein Englischer Philosoph im Oktober , da und murmelte in meinen Bart .
Bald , wenn der Postillion seinen Pferden mit der Peitsche Mut machte , fuhr ich , wie aus einem Traume , auf und erhob ein lautes Gelächter .
Wir fuhren eben bei einer Pfüße vorbei , als ich heftig zu weinen anfing : Kurz , wer bloß bei Betrachtung meiner Oberfläche stehen geblieben wäre und mich nicht für närrisch gehalten hätte , der hätte es selbst sein müssen .
Ich kam auf der Universität an und ( Erlaube mir , lieber Leser , daß ich dir auf einen Augenblick die Augen zudrücken darf :
Hier kommt ein ganz verzweifelter Sprung . ) und war schon zwei Jahre da gewesen , als meine Wechsel auf einmal ausblies ben .
Bisher waren sie so reichlich gewesen , daß ich die gute Hälfte davon nicht nur zurücklegen konnte , sondern auch wirklich zurüflegte .
Also hatte ich von Seiten des Mangels nichts zu befürchten : aber das Ausbleiben der Wechsel , die Entdeckung der fast vergeßenen Geschichte mit meiner Wohltäterin und der Verlust der Gewogenheit meines Wohltäters schienen mir auf das genaueste in einander zuhängen , und das machte mir unbeschreiblichen Kummer .
Folgender Brief erklärte mir ein Geheimnis , das ich mir am allerwenigsten vermutet hätte . .
Lieber unglücklicher Sohn !
Durch alle Kunstgriffe der weiblichen List ist es mir gelungen , eine Gelegenheit ausfindig zu machen , an Dich zu schreiben : aber der Himmel weiß , wo ich die Standhaftigkeit her . nehmen soll , Dir mein und dein Unglück ; anzukündigen .
Mein Mann weiß alles .
Das Kammermagd , das ich damals zu meiner Vertrauten gemacht habe , hat alles entdeckt .
Gleich nach Deiner Abreise ließ sie mich meine Unbesonnenheit auf das empfindlichste fühlen .
Sie begegnete mir nicht mehr , wie ihrer Frau , sondern wie ihrem Kammermagd und wenn ich die Geschenke zusammenrechne , die ich ihr seit Der Zeit gemacht habe , so kostet sie mich mehr , als Du meinen Mann gekostet hast , seitdem Du auf der Universität bist .
Ich glaubte , sie durch Dankbarkeit zu zwingen :
Ach !
ich hätte es vorher wissen können , daß erzwungene Geschenke , die man bloß aus Furcht , verraten zu werden , Hingibt , weder Dank verdienen , noch erhalten , Die Spißbübin seht ihr herrisches Wesen gegen mich nicht nur fort , sondern trieb es immer höher .
Oft sagte sie mir in Gegenwart meines Mannes die bittersten Großheiten unter die Augen und ob er gleich die unachtsamste Seele von der Welt ist , so hatte ich doch alle nur mögliche Mühe , um ihn weiß zu machen , mein Kammermagd wäre von schlechter Geburt und von noch schlechterer Erziehung und ihre Grobheiten gegen mich wären in ihren Augen Höflichkeiten .
Vor einigen Wochen hatten wir bei uns eine ansehnliche Gesellschaft , und sie beschimpfte mich öffentlich auf eine so beleidigende Art , daß ich mich in der Hecke nicht enthalten konnte , ihr eine derbe Ohrfeige zu geben .
Ich wusste , daß ich von ihrer Rache alles zu befürchten hatte i allein ich wollte es lieber auf das äußerste ankommen lassen , als noch langer die Magd meiner Magd zu sein .
Ich ließ sie von unseren Bedienten zur Tür hinaus werfen , als ich merkte , daß sie im Begriffe war , die Geschichte von den Verirrungen meines Herzens der ganzen Gesellschaft vorzuposaunen : allein dadurch verschob ich mein Unglück nur auf eine sehr kleine Zeit .
Den folgenden Tag geht sie auf das Zimmer meines Mannes und entdeckt ihm alles , was sie weiß , und seht alles aus dem Kopfe hinzu , was sie nicht weiß .
Sie sagt ihm nicht nur , daß ich Dich hätte verführen wollen , sondern auch , daß Du dich hättest von mir verführen lassen .
Sie erdenkt Zusammenkünfte , Briefe ,- kurz , alles , was ihr die Rache nur irgend eingeben will .
Du kennst meinen Mann .
Er ist eifersüchtig und leichtgläubig ; langsam zum Zorne , aber auch grimmig , wie ein Löwe , wenn er aufgebracht ist .
Er kam , wie eine Furie , auf mein Zimmer und drohte mich auf der Stelle umzubringen , wenn ich ihm nicht den Augenblick alles gestände .
Du kennst mich .
Ich besiege Unerschrockenheit und Gegenwart des Geistes .
Ich gestand meine Verirrungen , beteuerte aber zugleich auf das heiligste , daß die ganze Sache bei einem vergebIkchen Versuche geblieben , wäre ; daß Du Deine Unschuld und ich meine Ehre aus dem Schiffbruch gerettet hätte , und daß wir als gute Freunde von einander geschieden wären .
Du kannst Dir leicht vorstellen , wem am meisten Glauben beigemeßen wurde , mir oder meinem Kammermagd .
Mein Mann verließ mich eben so wütend , als er zu mir gekommen war .
Er schloß das Zimmer hinter sich zu und seit diesem Augenblicke bin ich eine Gefangene .
Ich bekomme weder ihn noch sonst jemanden zu Gesichte , den Bedienten ausgenommen , der mir das Eßen auf meine Stube bringt .
Das ist mein Schicksal !
Bitter genug an sich ; Noch bitterer aber dadurch , daß Du , unschuldige Seele ! zugleich mit mir leiden musst .
Mein Mann wird gewiß seine Hand von Dir abziehen und Du wirst durch meine Schuld wieder in Deine ehemalige Armut zurücksinken .
O könnte ich dir helfen !
Mit Freuden wollte ich mein Blut fließen sehen : Aber in meiner gegenwärtigen Lage bin ich die ohnmächtigste Kreatur unter der Sonne .
Ich werde auf das Scharfeste bewacht , so scharf , daß ich Dich bitten muß , mir auf meinen Brief ja nicht zu antworten .
Deine Antwort würde gewiß meinem Manne in die Hände fallen und Wehe mir ! wenn er sähe , daß ich seiner scharfen Aufsicht ungeachtet einen Brief an Dich auf die Post hatte praktizieren können .
Dann glaubte er Ges wiß das ganze Vorgeben des Kammermagdgens , wenn er ja bis ißt aus Liebe zu Dir und mir noch daran , gezweifelt hatte !
O wie peinigend ist die Ungewißheit , in der ich lebe !
Wie schmerzlich ist es an eine geliebte Person zu schreiben , ohne Hoffnung , eine Zeile Antwort von ihr zu lesen Ich muß abbrechen .
Ich werde belauscht .
So hatte mir denn also die Göttin , für der alle Welt die Knie beugt , mich und einige andere Philososphenkinder ausgenommen , die kaum den Hut für ihr ziehen , wieder einen Streiche gespielt , der ihrer Blind heit Ehre machte .
In meinem kurzen zwanzigjährigen Leben hatte ich schon bittere Kelche gekostet :
Ars Mut , Verachtung und Elternlosigkeit ; Ißt musste ich einen trinken , der bitterer war , als alles .
Ich musste mich von meinem Wohltäter für die undankbar fte und niederträchtigste Seele halten lassen .
Das Bewußtsein , daß ich es nicht war , gab mir wenig Trojk Ich konnte es meinen Wohltäter nicht se hen lassen : und das hätte geschehen müssen , wenn es mir etwas hatte helfen sollen Die Abwesenheit von meinem Wohltäter veränderte auch nichts in der Meine Einbildungskraft brachte mir Ibn Ich sah ihn , wie er vor Wut schäumte , wie er den Augenblick verwünschte , da er sich durch meine ehrliche Mine , durch meinen ldchrichten Rot und durch den Zipfel in meinem Schnupftuche zum Mitleiden hatte bewegen lassen Kurz , ich Ges riet in eine schwermütige Traurigkeit , die eben so groß war , als die Quelle derselben .
Ich war auf der empfindlichsten Seite angegriffen .
Ein jeder kam mich nach Belieben für einen Gecken und Narren Hals ten , oder für einen :
O imitatores , fervum pecus . !
Dergleichen Schüsse geschehen nur nach dem Gehirne : und da das meinige sehr hart ist , so prallen sie wieder auf denjenigen zurück , der den Schuß tat :
aber wenn mir jemand mit Nadeln an meinem Herzen spielt oder nur das gesunde Blut , was darin schlägt , abzapfen will , so Schreie ich für Schmerz so laut , daß man meine Stimme auf allen Straßen hören kann .
Wie es aber mit den meisten Traurigkeiten eben so ist , wie mit einem umgekehrten Lichte , welches vor allzuvieler brennbarer Materie verlöscht : so war es auch mit der meinigen .
Nach ein paar Briefen an meinen Wohl . tatter , von denen der erste die Sprache der Verwunderung über die ausgebliebenen Wechsel und der zwei :
te die Sprache der Besorgnis , seine Gunst durch irgend einen mir unbekannten Zufall verloren zu ha ben , redete Nach diesen beiden Briefen , sage ich , die aber alle beide unerbrochen zurückgeschickt wurden , glaubte ich , ich könnte mit gutem Gewißen und ohne Verlegung der Dankbarkeit , das Andenken an meinen Wohltäter und seine Frau aus meiner See : le nicht verbannen Dazu bin ich nicht fasondern nur vor der Hand in die Cameram obscuram der dunklen Ideen an irgend einen verrosteten Nagel aufhenken , bis ich etwa in der Folge meis nes Lebens Gelegenheit finden möchte , dasselbe wieder hervorzusuchen ; Denn daß meine Wohltäterin , im mehr in ihrem Staatsgefängnisse , und mein Wohltäter immer in seiner Wut und ich immer in verhasstem Andenken bei ihm bleiben sollte , da ich doch so uns schuldig war , wie die keusche Lucretia , das schien mie im höchsten Grade unwahrscheinlich .
Ich Sekte also mein Studieren ungehindert fort und der kleine Schak , den ich zrüfgelegt hatte und mit dem ich , wie der arge steh Knicker , umgieng Ich sage dieses , ohne zu steh erröten - Denn in meinen Umständen war der Geiß eine Tugend reiches Jahr zu : aber mit , dem Letten Tage des dritten Jahres war er auch rein aufgezehrt .
Hätte ich meine Mobilien losschlagen wollen , so würde ich mich damit noch beinahe ein Jahr durchgebracht haben : aber am Ende hätte ich doch das tun müssen , was ich ißt eben so gut tun konnte .
Ich wanderte mit trauriger Gebärde nach einem Buchladen und bat den Besitzer desselben demütig um Correftur Ich versicherte ihn , daß ich auf die Druckfehler Argusaugen , hatte Sehen sie , sagte ich , indem ich nach dem ersten , dem besten Buche langte und to Zeilen mit flüchtigen Augen durchlief Sehen Sie :- Hier ist ein Druckfehler :
Da wieder einer .
Ich sah den Buchführer starr in die Augen : da ich aber darin noch nichts weiter erblicken fonnte , als eine ganz massige Verwunderung , so ließ ich mich zu dem ausästen Mittel , zum Großtun herab .
Ich rühmte ihm mein bisschen Lateinisch , mein bisschen Französisch , mein bisschen Englisch Was das Italianifche anbetrifft , sagte ich , so möchte ich den sehen , der den Schaum vom Goldoni besser abschöpfen könnte ; als ich und im Griechischen 4 Das ist meine Sorge !
Ich kann den Acutos und Gravis auf 6 Schritte von einander unterscheiden und im Hebräischen .
Kein Mensch auf der Welt hätte sich besser zum Maforethen geschickt , als ich .
Nun war der Buchführer überzeugt , daß er an mir die Perle aller Korrektoren gefunden hatte .
Er versprach mir alle Bücher , die bei ihm im Verlage erscheinen würden und ich konnte ihm für diese Versprechung nichts weniger , als eine tiefe Berbeugung machen , die aber von einem so saus ern Gesichte begleitet wurde , als ich ungefähr machen würde , wenn ich Ihre Pävstlichen Heiligkeit die Füße küssen sollte .
Diejenigen von meinen Lesern , die mich als einen armen Jungen von 10 Jahren liebgewonnen haben - und es ist kein bloßes Kompliment ; wenn ich sage , daß ich zu dem größten Teile von ihnen das gute Zutrauen habe , daß sie es werden gei than haben - Diese , wenn sie nur den geringsten Begriff von dem ekelhaften und verdrußlichen Dinge haben , was man korrigieren nennt , werden mich gewiß von ganzer Seele beklagen , oder auch vielleicht von ganzem Herzen böse auf mich sein , daß ich nicht lieber Bücher und Kleider und Wäsche und alles auf den Trödel geschickt habe , ehe ich ein lausiger Korrektor würde .
In der Tat ist unter allen lastbaren Tieren in der ganzen Natur vom Efel zum Bauer , vom Bauer zum Bürger , vom Bürger zum Edelmanne und so immer weiter in die Höhe bis zum Könige , dessen Last ich einem jeden anderen gönne , dem die Schultern danach wehe tun Keines unter allen ist mit einer so zerbrechlichen , Langeweilemachenden , Augen und Finger abnußenden , oft groben , oft schmusigen , stets aber Angst und Schweiß und Seufzer auspreßenden Last beladen , als ein Korrektor ; und dieses lastbare Tier wurde ich und blieb es , dem Kalender nach ein und ein halbes Jahr , meiner Empfindung nach aber ein und ein halbes Jahrhundert , ohne die geringste fröhliche Aussicht in die Zukunft .
Der Buchstabenfang machte mich so mürbe , als mich der Zobelfang in Sibirien gemacht haben würde Alle meine Begierden und alle meine Nerven wurden schlapp Nicht bloß aus Verdruß über das korrigieren , sondern hauptsächlich deswegen , weil ich das Unglück hatte , alles zu verstehen , was ich korrigierte , und mich über alles zu argen , was nicht des Abschreibens , geschweige des Druckens wert war .
Waren meine Urteile über den Wert eines Buches untrüglich gewesen , so hätten sich alle Bücherkäufer und Käuferinnen auf der ganzen Universität das Geld für Bibliotheken , Enzyklopädien , gelehrte Zeitungen und dergleichen ersparen können .
Stadt dessen hätten sie nur die kleine Mühe auf sich nehmen und mich auf meinem Zimmer besuchen dürfen , wenn ich eben mit meiner Arbeit beschäftiget war und das hätten sie umsonst haben können .
Hatten sie nun ben dem Scheine meiner Nachtlampe gesehen , daß ich mir groß se Schweißtropfen vom Gesichte abwischte , daß ich mich alles Minuten zurücklehnte , um Atem zu schöpfen , daß ich wechselsweise bald mit der Feder auf den Tisch , bald mit dem Fuße auf die Diele stampfte : so hätten sie nur sicher das Buch ungekauft lassen können , was ich eben in der Korrektur hatte .
Nun , lieber Leser denn nun ist meine lange Note zu Ende , bis noch auf einen ganz kleinen Anhang von meinem Better Ein solcher Mensch , wie ich mich dein beschrieben habe , war ich das waren meine seufzerreichen Beschäftigungen , als ich die Nachricht von meiner Erbschaft erhielt , die den Ausruf beNG mit anlaste :
" Aber was fange ich mit so vielem Plunder an ? , , Nun kann es dir nicht einen Augenblick langer dunkel sein , wie ich von dem Abgott der Welt so verächtlich sprechen konnte .
Wer zweimal in seinem Leben arm , und zwar recht bitterlich arm gewesen ist , da er zwenmal unmittelbar zuvor reich war : der , und vielleicht nur der allein , weiß es aus Währer Überzeugung , daß es mit dem Reichtume eine schlüpfrige Sache ist , die man kaum mit Pechhandschuh festhalten kann und eben weil er es weiß , so macht er sich aus 20000 Talern so wenig , als aus nichts .
Item , wenn man nicht gerade dasjenige erhält , was man wünscht , so gnurrt man sowohl über das Weniger , als über das Mehr .
Mein höchster Wunsch , als Korrektor war , so viel Nahrung für den Leib zu haben , als ein hageres zweibeiniges Tier nötig hat , um die Seele bei völliger Heiterkeit zu erhalten Es versteht sich , daß ich mir diese Nahrung ohne meiner Hande Urbit wünschte :
denn mit meiner Hande Arbeit hatte ich sie .
Nun wurde mein höchster Wunsch Jet mehr , als 6 Mal erfüllt -- Einmal würde mich für Freuden entzüft gemacht haben ; aber so vielmal konnte bei einem Menschen , wie ich war , nicht ohne Kopfschütteln abgehen .
Das kleine Resten von Philosophie , was ich noch aus meines Vaters Erbschaft besaß und was ich bis auf die Zeiten meines Korrektor Rats sorgfältig aufbewahrt hatte , fing an sich in mir zu regen Wunderliche Göttin des Glücks , dachte ich :
Was kann dir doch daran gelegen sein , daß du mir mehr gibst , als ich wünsche und tausend anderen hin gegen weniger ?
Hättest du mein Kapital gehdrig eins geteilt , so hättest du wenigstens 4 bis Korrektoren damit reich machen können und ich hätte es ihnen von Grund der Seele gegönnt , meinen armen Mitseufzern :
So aber wirfst du mir alles zu und ihnen gibst du nichts -- und ich bin ein schlechter Kerl im Geldeinteilen und Austeilen Bei der Kugel , auf der du mit einem Beine eben so fest stehest , als ich auf der Fläche , bei dieser Kugel , Göttin ! schwöre ich dir :
Ich weiß nicht , was ich mit so vielem Plunder anfangen voll ?
So kam ich auf zwei verschiedenen Straßen in eine und eben dieselbe Herberge .
Der Better .
Über , was , Teufel , ist denn das für ein Better ?
So höre ich einen Schwarm ungeduldiger Leser schrein .
Ach Uch Es ist ein Better , dessen Erbe zu sein für ein weichgeschaffenes Herz keine Freude ist .
Der versprochene Anhang .
Mein Großvater , der Herrnhuter hatte einen Bruder , der die Liebe zum Gelde reichlich und überschwenglich besaß , die jenem fehlte .
Es sind der Geißchen und nach Gelde Durstenden so viel in der Welt und sie sind so oft von Alten und Neuen , Poeten und Nichtpoeten , Römern , Griechen , Franzosen und wie sie alle heißen , in ihren Harlekinsgesichtern , Wendungen , Sprüngen und Kapriolen der ganzen Welt gezeigt worden , daß man kaum einmal mehr über sie lacht .
Ich will also nur immer meinen Farbenkasten ruhen lassey Mein Pinsel taucht ohnehin nicht den Henker .
Nur erlaube mir , lieber Leser ! daß ich hier den Würzkrämern , Mäklern und Mäks leinen und allen , die dem Range nach noch unter ihnen stehen , deren werteste Namen ich aber im Kot verloren habe und nicht gern aufsuchen möchte daß ich diesen in aller Kürze das Gewißen ein wenig rühren darf .
Ich werde dadurch nicht um einen Schrittbreit von meiner Erzählung abkommen ; Dafür gebe ich dir mein Wort : aber dafür musst du mir auch das deinige geben , daß du freundschaftlich die Besor gung mit mir teilen willst , wie wir etwa diesem bucherfeindlichen Geschlecht der Menschen , die herzbres chende Stelle , die sie so nahe angeht , als wäre meines Großvaters Bruder ihres Großvaters Brüder Ges Wesen , in die Augen spielen könnten .
Für den Fall , daß meine empfindsamen Reisen durch Deutschland Makulatur werden sollten , habe ich ganz allein , und zwar recht väterlich gesorgt .
Ich habe die Würzkrämerpredigt mit groben Lettern drucken lassen Sie ist gar nicht zu übersehen , man mag die Dutte so oder so um den Finger wickeln : und so lange noch in den Seelen der Würzkrämer und ihrer Zunftgenoßen ein Gran Neugierde nebst einer Unze Aberglauben ist , der die groben Lettern für eine Art von heiligen Buchstaben ansieht , so lange kann ich mir nicht vorstellen , daß ich in den Wind geredet haben sollte . Deinem Parrigtismus , lieber Leser überlasse ich es für den Fall zu sorgen , wenn meine Reisen keine Makulatur werden sollten .
Laß entweder mein Bücheln in einem Würzladen liegen , wenn du etwas darin zu verrichten hast Kannst du es doch wieder abfordern las fen oder schreibe die Stelle ab und wirf sie im Borbeigehen den Mäklern an die Köpfe oder bestelle dir einen Straßenbuben , der sie auf öffentlichen Markte absingt Kurz , mache , was du willst ; Ich will deiner Erfindungskraft nicht Grenzen sehen :
Nur forge dafür , daß sie sich allenthalben weidlich herum tummeln muß .
Mein Großvater war , der geißigste Würzkramer seiner Zeit , feines Lassen des und seiner Vaterstadt :
Gleich wohl fand man bei ihm nie falsch Gewicht , falsch Maß oder falsche Ellen .
Wäre der Geiß nicht ein böses , garstiges Insekt , was alle menschenfreundlichen und wohlwollenden Gesinnungen bis auf die Wurzel aus dem Herzen herausfrisst :
so hatte man diese Anekdote füglich zu seiner Grabfchrift machen und auf seinen Leichenstein säßen können .
Der Geiß wäre alsdann nur die schwache Seite seines Herzens gewesen er hatte ihm keine Schande gemacht oder wohl gar den Ruhm , daß er in seinem kleinen Würzladen keine Betrügereien vorgenommen , erst recht ins Licht geseht .
Ich wenigstens verlange bei meinem Sterben kein größeres : Stehe stille , Wanderer ! als dieses : daß man von der Guss ten und schlechten Seite meines Herzens ein aufrichtiges Geniählde macht und es über mein Grab zu Schau aufhängt und wo ich bei meinem Leben so glücklich bin , die schlechte Seite meines Herzens , wenigstens die größte Hälfte derselben , auszuforschen , so werde ich nicht ermangeln , mir meine Grabschrift selbst zu verfertigen .
Meines Großvaters Brüder als fo brachte eine Menge Geld zusammen und da er , entschloßen war , fein ganzes Leben hindurch weiter nichts Davon zu genießen , als den Anblick , so war er nebenbei auf jemanden bedacht , der einst den Genuß davon haben sollte .
Kurz und gut , er zeugte einen Sohn : und dieser Sohn ist mein Better Ein vollkommes nes Ebenbild feines Vaters Noch geißiger , wenn es möglich wäre , als er .
Er wuchs unter Gold : und Silbermünzen heran , lernte in der Schule nichts als Rechnen und sobald er mit der Regel Detri fertig war , ließ er sich zum Kaufmanns Jungen schlagen , avancierte schnell zum Diener und etablierte sich noch schneller Er heiratete eine reiche Frau :
Da sie aber nicht nur die Interessen ihres Heiratsgutes verzehrte , ohne daß er es ihr mit alle seinem Geiß hatte inverwehren können , sondern auch ganz beträchtliche Eingriffe in seine Schatzkammer tat , so schied er sich unter dem ersten dem besten Vorwande von ihr und verabscheute seit der Zeit das arme Weibergeschlecht ft arger , als , Diebe und Mörder .
Seines Geldes wurde immer mehr und seiner Tage , die er noch zu leben hatte , immer weniger .
Er sabe sich nach einem Erben um und erfuhr , durch einen blinden Zufall , würde Voltaire sagen ich aber sage , durch einen Gelehrten , der dem Buchführer , dessen Korrektor ich war , eine seiner Schriften in Verlag gegeben hatte und deselber mit mir in Briefwechsel stand durch diesen erfuhr er meinen Namen und meine weitläufige Verwandtschaft mit ihm .
Als ein Mensch , der gern von sich selbst spricht , hatte ich diesen Gelehrten die drollige Geschichte meines Lebens erzählt : und diesmal hatte mir meine geschwäßige Eigenliebe zu einem Freunde verholfen .
Der rechtschaffene Mann brannte für Verlangen , mir ein leidlicher Schiffal zu verschaffen Er kannte meinen Vetter par , richeffe Aus seinem Namen vermutete er , daß er mit mie verwandt sein müsste Die Vermutung wurde zur Gewißheit Er ging zu ihm , bewies ihm , daß ich feines Vaters Brüdern Enkel Ware , erzählte ihm , daß ich mich gegenwärtig , als ein armseliger Korrektor auf einer Universität befände , rühmte ihm meine unvergleichliche Geschicklichkeit im Druckfehlerfange und schloß daraus viel mehr , als er geschloßen haben würde , wenn er nicht mein Freund gewesen wäre : Kurzer trieb meinen Vetter fo in die Enge , daß er wider meine Ansprüche auf seine Hinterlassenschaft nicht das geringste einzuwenden fand , außer eine ganz kleine Frage , deren schiefe Beantwortung aber auf einmal meiner Blutsfreundschaft , meiner Armut und meis einer vorgeblichen Geschicklichkeit das Maul hatte stopfen können .
Aber ist mein Vetter auch ein ordentlicher wirtschaftlicher Mensch , der das Seinige zu Rate zieht und mit dem Gelde umzugehen weiß ? , , Ein : Ich weiß es nicht :
Ich hoffe es ; Ich vermute es Ich glaube es , würde mir so gewiß zu nichts geholfen haben , als mich ein :
Was das wirtschaftliche anbekrist , so mag es wohl nicht so recht richtig aussehen , um alles gebracht haben würde .
Zum Glücke hatte mein Gelehrter Freund Beweise meiner Wirtschaftlichkeit in Handen und er ermangelte nicht , sie meinem Better von der Seite zu zeigen , wo sie die größte Klarheit hatten .
, ,Darauf gebe ich Ihnen mein Wort .
Der arme Schelm ich wüsste nicht , ob ich es getan hätte , wenn ich an seiner Stelle gewesen Ware Lieber entschließt er sich , die ekelhafteste Lebensart von der Welt zu ergreifen , als seine Kleider oder Bücher für ein tum Pengeld hinzugeben .
Erst , so schreibt er mir in einem seiner Briefe : Erft muß mich der Hunger 96 Stunden Qualen , so wie er mich bereits 48 Staun Den gequält hat , ehe ich mich entschließen kann , mich von meinen lieben Büchern zu scheiden . , , Allemal , und wo nicht allemal , doch wenigstens Mehrenteilleiten wir die Handlungen anderer Menschen aus solchen Bewegungsgründen her , die wir selbst in gleichen Umständen dazu gehabt haben würden .
Mein Better Leitete die große Anhänglichkeit an meine Bücher aus der Quelle des Geißes her , nachdem er sie zuvor durch einen Kanal aus seinem Herzen in das meinige übergeführt hatte und dieses machte mich zu seinem Erben .
Mein Freund erhielt den Auftrag , mir mein Glück anzukündigen und mir im Namen meines Vetters zu befehlen daß ich mich ihm in Person zeigen sollte : und ich -faß noch immer bei meiner Nachtlampe und : strich und änderte und kritzelte und stampfte nach Herzenslust , ohne zu wissen , wie nahe das Ende meines Leis Dens war , ja ohne einmal zu wissen , daß ich einen Better auf der Welt hatte .
Wir hatten sicherlich in einem ------ Hause bei einander wohnen können :
Keiner würde den anderen gegrüft haben - und wie das zugegangen ist , Das werden diejenigen recht gut wissen , die die Geschichte meines Vaters mit aufmerksamen Augen gelesen ha ben ; und was die übrigen anbetrifft , die sie nicht mit aufmerksamen Augen gelesen haben , so werden sie vier les nicht wissen , vieles nur halb wissen , vieles Unrecht wissen Solchen Lesern wünsche ich , wo nicht als les böse , doch wenigstens nichts gutes auf den Hals ; und wenn nicht mein Beleger so wohl mit Ihnen zufrieden Ware → denn wer geschwind liest , der liest viel so glaube ich , ich würfe heute noch meine Reisen dem Vulkan in den Rachen , um sie auf ewig ihren Augen zu entziehen !
Doch ist sehe ich es : daß ich mich ganz aus dem Zusammenhänge heraus gewünscht habe :
Ich muß mich geschwind wider hinein wünschen .
Ich wünsche also allen , denen ein Glück , essen sein unter oder über 20000 Taler , bevorsteht , daß es sie eben so unverhofft überraschen mag , als mich ; und wenn ja der Teufel fein Spiel haben will , daß er ihnen nicht mehr und nicht weniger abzwacken möge , und was er mir abgezwackt hat , das wird aus mir die Fortsetzung meiner Erzählung lehren . -Fortsetzung des versprochenen Anhangs .
Als mein Freund eben im Begriffe war , mir mein Glück zu melden , so stürzte sich ein Bedienter meines Betters über Hals über Kopf in sein Zimmer und meldete ihm , daß sein Herr , wo nicht ganz , doch gewiß mehr als halb tot wäre .
Mein Freund stürzte sich halb aus Menschenliebe , halb aus Freundschaft für mich - und wenn auch 2 Hälften ohnehin ein Ganzes ausmachten , so würde ich doch etwas hinzufaßen , was in meinen Augen mehr ist , als Menschen Liebe und Freundschaft , was aber in den Augen galanter Philosophen weniger ist , als beides eben so geschwind über Hals über Kopf in das Zimmer meines Vetters und fand ihn in seinem gewöhnlicher Anzuge auf das Bette hingestreckt einen Brief in der Hand oder neben der Hand vom Schlage gerührt und tot .
Alles was plöhlich ist in der Natur , erschüttert die Seele . und dawider hilft we der äußere noch innere Festigkeit , weder Besoffenheit , noch Philosophie :
Die Seele muß stille halten , sie mag wollen oder nicht .
Mein Freund schrieb mir nach der Zeit :
Ob er sich gleich rühmen konnte , in feinem Geiste mehr Standhaftigkeit zu besiken , als alle Weisen des Altertums , die davon so herzbrechend geschrieben hätten Denn , sagte er , das Unglück hat mich in die Schule der Standhaftigkeit getrieben und die Religion ist mein Lehrer gewesen o hätte er doch bei dem flößlichen Anblick meines toten Betters einen so heftigen Schreck gehabt , zu dem er noch nie in so hohem Grade wäre hingerißen , worden .
Eine Aufgabe aus der Seelenlehre nebst der Auflösung derselben .
Wie Rie kann man die Standhaftigkeit einer ganzen Gesellschaft- Die Anzahl mag noch so groß sein , nur muß sie in einem einzigen Zimmer bleiben auf die Probe sehen ?
Ich würde auf die Auflösung dieser Frage einen Preis säßen und ich Fönte es ohne die geringste Gefahr tun : aber eben Deswegen halte ich es für Pofen wenn sie nicht schon bei mir so vollkommen entschieden wäre , daß mir keine andere Auflösung , sie habe Namen , wie sie wolle , Genüge leisten würde .
Ob das Eigensinn oder gelehrter Stolz ( Pfui !
Was habe ich geschrieben ?
Gelehrter Stolz Ich Sinn und sinne und sehe nichts , als einen Ochsen mit 6 Hörnern Jehrter Stolz Ich schwöre bei Lafleurs Kuriers Stiefel , daß ich nicht weiß , was das für ein Ding ist Rede du , Graubartiger Pythagoras :
Kann ein Gelehrter stolz fein ?
Nein , sagst du ; Nun gut , fo mag es heißen : halbgelehrter oder welches einerlei ist , ungelehrter Stolz ) oder sonst etwas ist , was mich antreibt , meine Auflösung allen übrigen vorzuziehen , das bekümmert mich nicht einen Augenblick Die Quelle der Meinungen steckt ganze Klaftern tiefer , als die Quelle der Handlungen : und da wir einst nur allein von diesen werden Rechenschaft zu geben haben welches euch vortrefflich zu statt kommen wird , Ihr großen Genies aller Art , die ihr neben jeder glücklichen Erfindung , die euch die Unsterblichkeit gewährt , auch ein oder ein paar Erzhirngespinste von Meinungen hingepflanzt habt fo grabe ich auch nur nach den Quellen von diesen und räume den Schlamm hinweg , so gut ich kann : und ehe ich mit meinem Grabfcheite bis zu den Meinungen komme , so bin ich so müde , wie ein Hund .
Weist du nun noch , lieber Leser ! wovon die Frage ist ?
Nun so ließ meine Auflösung .
Nehmt einen Menschen Ift er ein geschickter Comddiant , so könnt ihr euch die Mühe des Abrichtens ersparen und lässt ihn im Angesichte der ganzen Gesellschaft für tot niederfallen .
Es versteht sich , daß er den Atem eben so stark an sich ziehen Was das muß , als wenn ihn ein Bar betastete Beinzappeln anberrift , so kann er_es damit halten , wie er es für gut befindet :
Nur daß der Betrug so fein gespielt wird , daß es auch nicht einmal eine weibliche Seele merkt .
Wenn nun das Spiel feinen Anfang nimmt ; wenn sich die Herrn A. B. C. D. E. F. für Angst kreuzigen und fegnen , sich dicht in einander drängen , wild unter einander laufen , nach dem Fenster stolpern , Hut und Stock ergreifen und geschwinder über die Treppe hinabfliegen , als idy , da mich ein Stücke Holz einholen wollte ; und wenn Mesdames und Mesdemoiselles G. H. J. K. L. M. ein Geschrei über das andere , aus dem Moll und aus dem Dur , aus dem F und aus dem Fis erheben , sich hinter ihre Fächer verstecken , sich durch ein ne herzliche Umarmung mit ihren Männern und Ger fiepten aussöhnen , Tassen und File und Messer und Gabel und den Bißen aus dem Munde fallen lassen , Stühle und Tische umrennen , die Tapeten für Türen ansehen und sich daran die Köpfe zerstoßen :
Dann , mein Freund !
Dann gebt auf das Paar gutherziger Seelen Acht , die sich um den ver meinten Toten herumstellen , ihn rütteln und schüttelni , ihm Wasser über den Kopf gießen und Spiritus vor die Nase halten .
" Das sind standhafte Seelen . , , Halt , mein Freund !
Noch sind sie es # nicht .
Ich sehe die ganze Hinterlassenschaft meines Vetters gegen die deinige - und die wird , wenn Du ein armer Landprediger bist , nicht über 2 Taler $ Fleine Mürze betragen daß sie den Toten , so sehr er auch tot zu sein scheint , noch nicht für tot halten .
Der verdammte Gedanke , daß ein Gesunder nicht sterben kann , hat sich , der Erfahrung zum Possen , in allen Gehirnen so tief eingenistelt , daß man lieber den Eindruck seiner Augen , seiner Ohren und al leer feiner Sinnen zum Teufel schickt , als daß man ihn sollte fahren lassen .
Siehst du ?
Da läuft einer hin !
Erst half er den Leichnam tapfer herumzerren , fo tapfer , daß , wenn die Seele- nur noch mit einem dünnen Fäserchen an ihm gehangen hatte , so hätte sie zurückkehren und durch irgend ein Zeichen ihre Gegen wart verraten müssen und das war Gutherzig keit ; Jht aber , da er den vermeinten Leichnam für einen wirklichen Leichnam hält Jht brennt ihm der Kopf Jht läuft er und er wird gewiß nicht wiederkommen Aber der Mann da , im legen Rocke , der bloß zur Gesellschaft gebeten wurde , damit die Zahl der Gaste gerade werden möchte und die Dame da , mit dem häßlichen Gesichte Das sind standhafte Seelen !
Er ist tot , sagt der Mann , mit einem entscheidenden Tone :
Ich spüre keinen Funken von Leben mehr in ihm Großer Gott !
Wie plötzlich )
Die Dame holt einen dies fen Seufzer und ihre Augen schwimmen in Thra Gott fei seiner Seele gnädig , sagt sie .
Das sind standhafte Seelen , so standhaft , als sie das menschliche Leben bedarf !
Man erlaube ihnen immer eine Trane , einen Seufzer , einen kleinen Schauer :
das entehrt ihre Standhaftigkeit nicht .
Ohne jene Ausdrucke der inneren Empfindungen standhaft sein , heisst ein Klos sein . einen -Ende des versprochenen Anhangs .
Mein Freund war von einem Schrecken zurückgekommen , um in ein anders zu fallen .
Er laß den Brief , der neben meinem toten Vetter lag und sah daraus , daß mein Better durch einen Zufall , der in der Handlung nicht ungewöhnlich ist , um 40000 Taler gekommen war .
Nun war die Ursache von dem pldklichen Tode meines Betters am Tage Sein er : schrokner Geiß hatte den Schlagfluß erregt und der Schlagfluß hatte bei einem alten Manne , wie mein - Better war , keinen Widerstand gefunden , sein mdes Derisches Amt zu verwalten .
Hätte ich an meines Freundes Stelle den gedachten Brief gelesen ; Hätte ich gewusst , was er wußte , daß das ganze Vermögen meines Betters mir zugedacht war :
ich weiß gewiß , ich hatte in diesem peinlichen Augenblicke Erbschaft und alles vergessen und nichts bemerkt als die arme Seele meines Vetters .
Er aber , mein Freund , dachte unmittelbar nach dem Schrecken über den unglücklichen Brief an mich Er bedauerte mich und sich von ganzem Herzen , mich wegen meiner verlorenen Hoffnung , sich wegen seiner verlorenen Mühe Er hielt alles für verloren und indem er die Augen halb betrübt , halb unwillig bald auf diesen Winkel des Zimmers , bald auf jenen , bald auf die Decke , bald auf die Diele und dann wieder auf die Wand richtete , erblickte er auf einem kleinen Tische noch ein Papier .
Zu einer anderen Zeit würde er daraus einen Fidibus gemacht haben und in der Tat schien es auf nichts bess fers Anspruch zu machen Es war nicht beschnitten in der Mitte mit Ziffern bemalt -- das übrige war leer : allein ißt waren meinem Freunde als le Zipfel von Papier merkwürdig .
Kurz , er laß und fand eine Spezifikation von dem Ganzenvermögen meines Vetters , die er mit eigener Hand aufgeseht hatte .
Aus der nachlässigen Art , mit der sie auf das Papier hingeworfen war , schien es , als wenn sich mein Better einen Füßen Zeitvertreib daraus gemacht hätte , seinen Mammon mit einem Blicke zu übersehen .
Auf der anderen Seite hatte mein Better angefangen , eis , einen Brief an mich zu konzipieren War es ebenfalls zum Zeitvertreib geschehen oder weil er den Auftrag , Den er meinem Freunde getan hatte , selbst auf sich nehmen wollte , das weiß der , der alles weiß . zu dessen , obgleich der Brief nicht vollendet war , so er teilte er doch eine förmliche Erbeneinsehung , und obgleich auf der anderen Seite die Namen der Gläubiger nur mit dem Anfangsbuchstaben geschrieben waren , so enthielten doch die Ziffern eine Summe von 60000 Talern , das Haus meines Vetters ungerechnet ; Obgleich also der Teufel mir 2 Drittel von meiner Erbe : schafft abgezwackt hatte , so reichte doch seine Gewalt nicht bis an das dritte .
Mein Freund nahm den Beistand der Obrigkeit zu Hilfe Alles wurde untersucht Alles entdeckt Ich zum Erben meines Vetters bestätiget Kurz , der plöhliche Tod meines Vetters anderte in der Sache weiter nichts , als daß er mich mit einer Last von 40000 Talern mehr , verschonte und darüber freue ich mich von ganzen Her : Zähne .
Ich begreife bis diese Stunde nicht , wie die Reichen , die sich eines empfindlichen Herzens rühmen , bei ihren Zentnern von Gold , Silber und Erzt nur eine einzige Nacht ruhig schlafen können , wenn sie bedenken , was ihr ausgeschüttetes Magazin von Gelde für eine Menge von Armen voraussetzt , was für eine Menge Seufzer und Klagen um ihre volle Kasten herum schwärmen und die großen Schlösser , die davor liegen , beachzen und beheulen So gewiß Drei 2 Mal mehr ist , als Eines , so gewiß würden mir 60000 Taler den Kopf zweimal wärmer gemacht haben , als ihn mir meine 20000 Taler machten .
Höre , sagte ich zu mir selbst : Du bist nun aus einem armen Kerle ein reicher Kerl geworden bei ich_es nicht gedacht , daß du dich unnütze machen würdest , verdammter Stolz !
Schon straubest du die Federn weit aus einander -- aber warte ich will Esie dich in einander ziehen lernen → Was ist denn das für Geld , was du geerbt hast ? -- Ergeißtes , zusammengeschunden Geld ist es Vielleicht . finde nicht : 20 Taler rechtmäßiges Gut darunter → Da gehe hin und gib es denjenigen wider , denen es dein Better abgedrückt hat - Pake dich und wenn du alsdann mit dem kleinen Resten großtun willst , so has bei ich nichts einzuwenden ( Hier erfolgte ein Seufzer , der um ein gut Teil tiefer war , als sie gewöhnlich zu sein pflegen ) -
Armes Herz , wie schwer wird es dir , gegen denjenigen dankbar zu sein , den du nicht verehren , nicht lieben kannst -
Ach , Petzer ! wärest du doch nicht so geißig gewesen te dich doch der Verlust des vermaladenten Geldes nicht getötet Mit jedem Pfennige , den ich von deiner Hinterlassenschaft ausgeben werde , wird mir dein Schatz ten vor Augen schweben und mir ein höllisches Gesicht machen Was denkst du denn nun mit deinem Gel de anzufangen ?
Gib es den Armen -- Flicke die Löcher wieder zu , die dein Better in die menschliche Glückseligkeit gemacht hat , das ist brav !
Mochtet ihr doch meinen Entschluß gehört haben , ihr armen Schelmen und Schelminnen !
Wart ihr doch gleich den Augenblick auf mein Zimmer gekommen und hattet mir eure Bedürfnisse entdeckt Das lange Betteln hätte ich euch schenken wollen Wie viel brauchst du ?
Wie viel braucht er ?
Wie viel braucht sie ?
Wie viel braucht ihr ?
Wie viel brauchen Sie ?
Da hast du : Da hat er !
Da hat sie !
Da habt ihr !
Da haben Sie ! :
Wie viel habe ich noch ?
Laufend Taler ?
Genug für mich , übrig genug . !
Bei tausend Talern kann ich meinem Korrektorrate gute Nacht geben und das ist für mich Glück die Menge Aber ihr sainet- nicht mein Entschluß wurde von Minute zu Minute laulicher und meine Selbstliebe rieb sich die Augen und erwachte - Aber soll ich mir denn nicht für die bitteren Stunden , die ich ben meiner Nachtlampe seufzt habe , auch ein paar süßse machen können ?
Ich bin ja auch ein Mensch auch zur Abwechslung des Schmerzes und der Freude geschaffen , wie alle anderen Tue ich Sünde , wenn ich aus dem Geldbeutel , den mir das Glück zuwirft , ein paar Pfennige heraus nehme und sie auf meinen eigenen Leib verwende , ehe ich an das Austheisten denke ?
Rühre dich , Gewissen !
Aber du stichst mich nicht der Puls geht so taktmaßig , wie zuvor und das Herz schlägt so ruhig , wie zuvor - Nun weiß ich schon , was ich zu tun habe Ja- Es ist bei : schloßen Reisen will ich Ich will in Yoricks Fußtapfen treten → Wenn ich sie gleich nicht ausfülle , was schadet das ?
Mein Herz ist nicht so weit , wie das seinige : desto eher kann es angefüllt werden Mein Kopf ist nicht so gesund , mein Gehirn nicht so regelmäßig gewölbt , meine Augen nicht so helle : aber dafür ist er in England und ich in Deutschland geboren , dafür ist er ein Mann und ich ein Jüngling , furz , dafür ist er Yorick , und ich bin nicht Yorick Wenigstens , meine Reise mag nun so empfindsam oder unempfindsam ausfallen , wie sie will , wird das Fahren meinem Körper gut tun : und meiner Seele soll es auch nicht an Begnügen fehlen Ich will meinen vollen Beutel mitnehmen -
Ich will rechts und links austeilen : und wenn meine von vielem korrigieren blödgewordenen Augen die schönsten Szenen für das Herz übersehen sollten , so sollen sie gewiß das Elend nicht übersehen Mag doch mein Plunder von Gelde in der ersten Stadt drauf gehen !
Wenn er nur nußlich für meine Nebengeschöpfe und empfindsam für mich draufgeht , so ist alles gut Ich will doch wohl wieder reich werden , wenn ich arm geworden bin -- Aber wohin ?
Wo reise ich hin ?
Wo ist es am empfindsamsten ?
Nach Frankreich ?
Das ist nichts Ich tauge nicht den Henker unter die Franzosen .
Ich kann nicht badiniren Es kommt das ganze Jahr kein Bon mor über meinen Mund Ich mache keine Komplimente , als solche , die mir von Herzen gehen Ich bete keinen König an Eine mechanische Umarmung ist mein Tod - Das C'eft un Allemand oder Ce n' eft q'un Allemand würde mich rasend machen -Kurz mit Frankreich ist es nichts .
Mit England ?
Es wäre wohl der Mühe wert , eine so oriz Ginelle Insel zu sehen , auf der das beste und schlechteste aller Art gewachsen ist den Sich der Weisheit und Narrheit , des gesunden Verstandes und des Aberwißes - die Mutter der Freiheit und eines immer währenden Mißbrauchs derselben und das Vaters Land des unsterblichen Yoricks : aber ich kann nicht englisch sprechen und ehe ich es lernte → und in Engel Land müsste ich es doch lernen wäre ich vor langer Weile weiter gereift ; Ich kann nicht zur See fahren und ob es gleich von Calais bis Tour nur ein Büchsenschuß ist , so weiß ich doch gewiß , daß ich bei mei einer Anlandung mit Todesangst ringen würde .
Überhaupt mag ich England lieber lesen , als sehen , Li ber bei mir haben , als es selber besuchen , lieber seine Arzneien gebrauchen , als mich in der Apotheke her um führen lassen- England ist nichts für einen Seine Einwohner env empfindsamen Deutschen pfinden zu selten , und wenn es geschieht , so läuft in der Seele alles so bunt unter und über und durch einander , daß ein jeder anderer Mühe hat , daraus klug zu werden Sie stehen in dem Maßstabe der menschlichen Vollkommenheit oben an :
Wer wollte sich den verwegenen Gedanken einkommen lassen , bis zu ihnen heranklettern zu wollen ?
Aber mit Italien ?
Nichts , Nichts .
Du bekommst da die vor : trefflichsten Gemälde zu sehen , von denen ich so viel verstehe , wie der Pinsel , der sie hervorgebracht hat . , Du kannst die berühmtesten Städte und Derter und Gebäude in Augenschein nehmen , Rom , Florenz , Mailand , Venedig , den Vatikan , das Campidoglio , die Peterskirche , den Sankt Markusplak , die Mar : morne Kirche zu Mailand , die Fabrica degli Uffici zu Florenz . , , Und um wie viel bin ich Flüge , wenn ich das alles gesehen und angestarrt habe ?
Du hörst da die schönste Musik , die je ein menschliches Ohr geküzelt tat . , , Deswegen brauche ich nicht über die Alpen zu gehen : Ich kann sie näher haben , " Es gibt in Italien treffliche Mädchens , vollkommene Originale zu den Meisterstücken der berühmtesten Maler und Bildhauer , , So will ich lieber bald nach Cirkaßien reisen .
Du läuft mit deinem Protestantismus keine Gefahr , , aber ich sehe auch für ihn keinen Vorteil und eben so wenig Nahrung für mein Herz Kurz mit Italien ist es nichts .
Aber nach Holland ?
Nach der Schweiz , nach Genf , nach- Lausanne ?
Nach Danemark ? -
Ich kann ja seinen frommen König auch in der Ferne bewundern .
Nach Schweden ?
Nach Rußland ?
Nach der Türkei ?
Warum nicht lieber nach Grönland ?
Das ist mir alles zu weit , zu warm , zu kalt , zu rauh , zu plump In zwanzig Jahren , wo mir nicht eine Menge Wenn_es in die Quere kommen , die ich jetzt nicht vorher sehe , will ich nach Petersburg reisen ; Bis dahin aber bleibe ich in Deutschland .
Du wirst ja wohl wissen , wie ein Deutscher aussieht ? , , Nein , wahrhaftig ; nein :
Das weiß ich nicht Ich wüsste nicht einen Pinselstrich an dem Nationalcharakter von Deutschland anzugeben , und wenn ich damit meine unehrliche Erbschaft ehrijch inas chen könnte .
Vielmehr wollte ich schwdren , daß wir arme Deutschen auch nicht einen Pfeifenstiel von eigentümlichem Charakter haben : und in dieser Absicht haben die Franzosen Recht , wenn sie uns schlechthin Deutsche nennen , weil sie weder ein gutes noch ein schlechtes Beiwort erfinden können , was uns alle ans ginge und was sie mit dem Worte Deutscher verwechseln könnten .
Anstatt Franzosen , können wir sicher sagen : Trallernde Sklaven - Das Beiwort passt auf Anstatt keine lebendige Motion weiter , als auf sie Ebenfalls Engländer : Schwermütige Freie auf ein Haar passend Aber für die Deutschen hat feine Sprache in der Welt ein Paar von Wörtern , die charakterisierend wären .
Doch ich kann mich irrer Gesichtspunkt eines armen Korrektors ist einer der erbärmlichsten , eine Nation auf ihrer guten Seite kennen zu lernen Ich will mir einen 4 bequemeren aussuchen Über Deutschland ist groß : Wohin sehe ich meinen Fuß zuerst ? Ren Die Landkarte .
Was diesen Punkt anbetrifft , dachte ich , so will ich ihn wohl ins reine bringen .
Ich nahm die Charte von Deutschland , breitete sie vor mich auf mein kleines Tischchen und weil mir die Zirkel unter allen ma thematischen Figuren von jeher am besten gefallen ha ben , so fing ich von oben an und wollte gegen die rech te Hand zu im Kreise herumgehen , bis ich an meinen alten Ort zurück kam .
Hamburg Nun Ja , Hamburg Ich Van mir nicht vorstellen , daß es da sonderlich empfindsam hergehen sollte .
Weg mit den Hansestädten !
Mecklenburg - Der Name klingt sehr wendisch !
Stralsund → O arme unglückliche Stadt Dein trauriges Schifsal loft mig eine Trane der Menschheit in die Augen und ich a schrodre es dir , sie soll nicht ohne Folgen für dich bleiben .
Stettin eine Festung , die gut gegen Feinde zu gebrauchen ist und für einen reifenden Ingenieur , der ich nicht bin , viel merkwürdiges enthalten würde .
Custrin Breslau : Dich will ich sehen In die will ich den Empfindsamen spielen , wenn ich erst einige Übung haben werde :
aber für einen Lehrling bist du zu groß und zu tumultuarisch .
Böhmen , Mären Mein Finger glitt hurtig drüber hin Wien Eine lebhafte Rote färbte mein Gesicht als ich diesen Namen aussprach .
Wim Ich bin ein Todfeind vom Fußfallen : aber für deinem Joseph wollte ich mich auf ein Knie niederlaßen :
Der Mann ist es wert und ich weiß , er würde mit einem Knie zufrieden sein , wenn ich Ihm sagte , daß ich sie allebeide für niemanden weniger beugen könnte , als für seinem und meinem Herrn - Über , nach Wien ist es verzweifelt weit Wenn meine Reisegesellschaft nicht nach meinem Geschmacke Ware , so stürbe ich entweder vor Eigensinn oder ich kehrte mitten auf dem Wege um und in beiden Fällen käme ich nicht nach Wien Steuermark , Kärnten , Tirol Ich würde diese Provinzen nicht einmal nennen , wenn sie nicht in meinem Zirkel lagen .
Schwaben mit seinem Stuttgart und mit seinem zwei und einen halben Dußend Reichsstädte Die Lettern würden mich an den Westfälischen Frieden erinnern ; das wäre alles .
} ; Mainz , Trier , Köln , -- Die Haut schaudert mir , wenn ich daran gedenke , daß Geistliche Kurfürsten zugleich in ihren Ländern unumschränkte Könige finde Pfalz Nicht übel ! sagte ich : aber ich hätte mehr sagen müssen , wenn ich mich hätte entschließen sollen , dahin zu reisen .
Hessen Es gab mir einen kleinen wohlgemeinten Stoß an mein Herz , als ich Hessen laß .
Ich verstand ihn recht gut I ja doch , sagte ich :
Nur Geduld !
Das Kleine niedliche Kassel sollst du ja zu sehen bekommen .
Ich ließ ganz Westfalen und noch weiter hin Jülich und Bergen zur linken Hand liegen und begab mich mit meinem Finger nach Göttingen .
Schmuf der Gelehrsamkeit , sagte ich : Perle der Deutschen Akademien , Beschüßerin der gelehrten Freiheit : Dich will ich , dich werde ich , dich muß ich sehen ; aber nicht als ein Reisender , sondern als ein Bürgerssohn der gelehrten Republik .
Hannover Auf der Charte sieht es nicht übel aus Es klingt auch nicht übel Haben no ber Ich wäre wohl neu : gierig , denjenigen zu kennen , der diese 3 Silben so glücklich in ein Wort zusammengeschmolzen hat ; Der Kerl oder der Herr , wer er etwa sein mag , muß gewiß den Quintilian mehr gelesen haben , als ich : DochBraunschweig Hm ! und noch einmal Hm ! --
Aber damit ist es nicht ausgerichtet , sagte ich mit einem unzufriedenen Tone zu mir selber Auf der Landkarte herumschwärmen , das Faun der Schulknabe So fuge dir doch eine Stadt , nach der du einen unmittelbaren , unwiderstehlichen Hang fühlest , deren viel versprechender Anblick dich sogleich von deinem Stuble aufjagt und nach der Post hintreibt Heidideldum !
Heidideldum !
Ich !
Ich habe es !
Ich habe es gefunden ! nahm meine Müße ab und setzte sie auf die gefundene Stadt , damit sie mir nicht entlaufen möchte Ich sprang auf Leipzig !
Leipzig !
Liebes , niedliches , vortreffliches , gelehrtes ; feines , empfindsames Leipzig ! Dich will ich sehen Ich schleuderte meine Pantoffeln an die Wand→ Her mit den Schauen !
Aber auf die Reise Tangen sie nichts Also die Stier feln !
Ich zog einen an und ehe er noch gehörig klebte , griff ich schon nach meinem besten Korrektorrocke Aber er war so abgetragen , daß er sich für niemanden besser geschickt hätte , als für einen inkognito reisenden König Der scharfsichtigste Teufel hätte ihn darunter nicht erkennen können .
Dieses gab meinem wallenden Blute und mithin auch meinen Handen und Füßen Raum genug , den zweten Stiefel anzuziehen Ich war in Gala und wollte spornstreichs nach der Post laufen als es mir einfiel , daß ich bei meinen 20000 geerbten Talern doch nicht 20000 bare Pfennige aufzuweisen , hatte .
Ich schälte mich wieder Ich brummte → Ich knipste mit den Fingern stieß das Kohlenbecken um -- zerzauste eie ne alte Perrufe , die nicht an ihrem rechten Orte hing und sobald ich mich wieder in gute Laune gebrummt und gestoßen und geknipst und gezaust hatte , so seht ich mich hin und schrieb an meinen Freund .
Ihr wart ein Narr . , , Ohne Zweifel war ich es :
aber ein so fröhlicher Narr , als je die Freude einen hervorgebracht hat und fröhliche Narren , mein Herr , sind für sich selbst tausendmal glücklicher und für die ganze gesittete Welt zehntausendmal erfraglicher , als schwermütige Weisen .
Ihr wart ein Narr .
Ja freilich war ich es aber war die Perruke , die ich zerzauste , euer , oder das Kohlenbecken , was ich umsticß , oder die Luft , die ich aus einanderknipsete ?
O so lässt mich doch bei meiner Weife , den Verdruß loszuwerden :
Ich will euch gewiß bei der eurigen lassen .
Botet , fluchet , fahret , reitet , spielet , tanzet , plaudert , schreibet , leset ihn weg ; Es steht bei euch :
Nur erlaubet mir , daß ich ihn zwischen meinen vier Wänden , wenn er mir so geschwind über den Hals kommt , wie diesmal , dh ne irgend einer lebendigen Seele ein Leides zu tun , nach Gefallen wegpoltern darf .
Ich setzte meinen Freund einmal für allemal zu meinem Bankier ein und was meines Vetters Haus anbetrifft , schrieb ich ihm , so möchte er es nur immer für sich behalten ; Ich hätte unter langer Zeit nicht Lust , mich irgend anderswo , als in Gasthöfen einzuquartieren , und wenn ich sie ja einst wiederbekommen sollte , fo hoffte ich , er würde indessen schon für einen zweiten Vetter gesorgt haben . .
Das ist ein Schritt , sagte ich , als ich den Brief gefiegelt hatte :
Das bringt mich Leipzig schon um eine gute Station näher !
Was nun ?
Wenn man einige Zeit unter einer Menge von Vorschlägen herumgewühlt hat , wenn man sie alle nach einander mit ihren Hüllen von Einschränkungen durchgesiebt , und sie nach der Reihe gegen einander abgewogen hat wie denn dieses alles bei jedem vernünftigen Entschluß geschehen sein muß und man niste dann tiefer , als gewöhnlich , mit dem Kopfe oder man hustet ohne Not oder man tut sonst etwas , was ein jeder , wenn er Zeit hat , beobachten und , wenn er Plack hat , hinzusehen kann :
So ist es ein Zeichen , daß die Crisis in der Seele vorgegangen ist .
Ja , sagte ich , indem ich laut der ersten Beobachtung mit dem Kopfe nickte : Ich will Yoriken mein Werkchen dedizieren oder seinem Schatten denn der arme Schelm ist tot .
Durch welche Folgen der Ideen ich aber auf diese Ausrufung kam , oder wie diese Ausrufung der zweite Schritt zu meiner Reise sein kann :
Das ist eine andere Frage !
Schutt zu Ausfüllung des leeren Raums zwischen dem ersten und zweiten Schritte .
Ihr , die ihr jemals , das heisst von Erschaffung der Welt bis auf unsere Zeiten , große , weite , halsbrechende Sprünge gemacht habt Ich meine nicht euch , ihr luftigen Seiltänzer , noch euch , ihr vielfarbigen oder einfarbigen Harlekins Landern euch meine ich , Ihr Epischen , Ihr Tragischen , Ihr Lyrischen Dichter und Euch , Ihr Herren Redner , Geistlichen und Weltlichen Standes , christlicher oder heidnischer Religion , nicht minder euch , Ihr Herrn Komponisten , Sänger , Klavierspieler , Violisnisten und so fort an , die Ihr euren Künsten Ehre macht : Ihr meine Lieben samt und besonders , erzeigt der Welt viel Ehre , wenn Ihr derselben die Geschilichkeit und Geduld zutraut , euren dichterischen oder rednerischen oder musikalischen Sprüngen ( Jzt fallen mir noch mehr Arten von Sprüngen ein :
aber wenn der Satz nicht so lang werden soll , wie eine Latte , fo muß ich sie wohl bei mir behalten ) scharfsichtig nachzuspüren , auf das genaueste zu bemerken , wie ihr es macht , als ihr das erste Bein in die Höhe hobt und wie das zweite dem ersten so pünktlich nachkam Wahrhaftig , viel Ehre !
Aber Ihr seid verraten und verkauft , wenn ihr euch vorstellet , daß die Welt das Schöne in euren Sprüngen so stark empfindet , als ihr selbst .
Hier nimmt ein Poet einen Knaul Binz faden , wirft ihn in die Höhe und klettert so leicht daran hinauf , wie eine Kasse , und so hoch , wie der Turm zu Straßburg - Da schwebt er , fast an den äußersten Grenzen der Atmosphäre und kabriolirt auf seinem Bindfaden so sicher herum , wie auf platter Er :
Dann kommt er , wohl eine deutsche Meile von dem Orte seines Aufsteigens , auf seinem Pferde von Hanf wieder herunter , galoppiert und lebt noch und atmet noch und ist noch so frisch und gesund , wie zu vor .
Und was machen die Zuschauer ? -- Wo mag er hingekommen sein , sagen die Dickköpfigsten unter ihnen , die nur immer gerade zu sehen ?
Ich kann ihn nicht sehen !
Kannst du ihn sehen ?
Ich kann ihn , bei meiner Seele nicht sehen !
Der Teufel muß ihn geholt haben !
Er ist weg !
Ich will auch weg - Da ist etwas , sagen die Blödsichtigen :
Da ist etwas , da oben in den Lüften , dicht unter dem Mond !
Das mag er wohl sein : aber er sieht so klein aus , wie eine Muse Hahahaha :
- Was hat er da oben zu sus chen , ruft eine dritte Partie von Zuschauern !
O seht doch , seht doch , wie er hüpft und springt !
Das ist ein schnakischer Kerl , ein drolliger Kerl , ein Kerl zum totlachen !
Eine vierte Partie sieht gegen den Nordpol zu , da sie gegen den Süderpol zu sehen sollte : Sie sperrt das Maul auf , macht es wieder zu und geht fort In einer Efe stehen ein paar Männer mit langen Sehrdhren Sie recken sie gerade in die Höhe nach dem Dichter Sie sehen ihn in seiner völligen Statur herauf und heruntersteigen nehmen sie die Schröhre von den Augen weg und nun geht es los :
Das ist ein Meisterstück !
Das ist ein Meister !
Das ist ein Künstler !
Das ist ein Genie !
Aber , mein guter Poet !
Es sind nur zwei von dem ganzen Haufen und bringt dir wohl der Beifall dieser beiden so viel ein , als dich dein Bindfaden allein kostet ?
Doch mache , was du willst , du Poet , du Redner und du Musikus :
Ich will keine Sprünge machen und wenn ich ja einen gemacht habe , so will ich geschwind wieder umkehren und meinen Weg mit den jungferlichsten Schritten , die ich nur herausbringen kann , noch einmal antreten .
Was nun , sagte ich ?
Ich will reisen Was hindert mich meine Reise zu beschreiben ?
Nichts hindert mich : alles treibt mich dazu an .
Ich will sie also beschreiben : und wem könnte ich sie wohl uneigenmiziger dedizieren , als ------ Dir , Guter , in aller Absicht Guter · Yorick !
Geschwind die Feder her und die Dedikation gemacht !
Dem wunderlichsten Genie und zugleich Dem empfindsamsten Herzen seiner Zeit , Laurenz Sternen widmet seine Reisen durch Deutschland Der Verfasser .
* Geist meines unschäßbaren Voriks , Wenn du vielleicht noch unsichtbar über unfrer Erdkugel herumirrest - nicht wie ein Gespenst , sondern wie ein Schußengel , der mit schnellen Fluge dick und dünnbewohnte Lander durchstreicht und in jedem freundlich nachfragt : Wo ist Glückseligkeit , daß ich Teil daran nehmen kann ?
Wo ist Elend , daß ich es abwenden oder wenigstens erträglicher machen kann ?
Wenn du die Menschheit , der du bei deinem Leben ein Schmuck gewesen bist , in deinem gegenwärtigen Zustande nicht schon ganz aus den Augen verloren hast oder doch auf die Welt , wie auf ein Raupennest herabsiehst --
Oder , im Fall du eine bleibende State hast , wenn dir durch die Fenster deiner Wohnung das Getummel zu Ohren kommt , was wir armseligen Geschöpfe auf unserer kleinen Erde machen .
Wenn dir alsdann unter ein halb Duckend Millios men von lauten und Heischern Geschrei , von Diskant , Alt , Tenor und Baßstimmen , alle übrigen mit eingeschloßen , die noch drüber , dazwischen und drunter sind , kurz von allen Sonis und Tonis männlichen und weiblichen Geschlechts , auch ein Schall zugeflogen kommt , der dir von meinen Reisen durch Deutschland Nachricht gibt : so wisse , daß ihr Verfasser dein warmer , heißer , brennender Freund ist · Noch mehr Deiit Klient , dein dankbarer Klient , der deinem Tristram Shandy und deinen Reisen durch Frankreich und Italien , wenig gesagt , das halbe Leben schuldig ist .
Wenn ich in meinem Korrektorio , wie ein armer Sünder , da saß Auweh in den Augen Auweh auf der Stirn Auweh im Rücken Auweh in Händen und Füßen Am meisten aber Auweh im Kopfe Wenn Galle und alle anderen bösen Säfte ihre Gefäße zu zersprengen drohten oder wenn sie bereits angefangen hatten , eine Sündflut anzurichten : so folgte ich dir geschwind im Geiste nach Frankreich Ich setzte mich mit dir-in den Vis a Vis Ich fuhr mit die auf der Post und ich wäre dir bis in die Bastille nachgelaufen , wenn es mit deinem Reisepaß nicht von Statten gegangen Ware - oder ich begab mich in die Gesellschaft deines Onkels Tobias und seines Korporals und wenn ich mit je einen eine Meile auf dem Steckenpferde herumge ritten war , so kehrte ich zu meiner Galeerenarbeit , wie zum Tanze zurück -- Und so brach ich meine Dedikation ab , weil ich nicht an Yoricks Schriften denken kann , ohne einen Blick darein zu tun , und weil ich keinen Blick darein tun kann , ohne mich zu vertiefen und alles stehen und liegen zu lassen .
Als ich mit der Geschichte des Le Fere zu Ende war , die sich mir beim Aufschlagen _ des Tristram Shandy freiwillig darbot , so hätte ich meine Dedikation füglich vollenden können : allein der leben : dige Yorick hatte den toten so vollkommen aus meinem Kopfe vertrieben Die Szenen des Lebens , die er so meisterhaft auszumalen weiß , hatten die edleren Empfindungen meiner Seele so sehr erhoben und die niederen Begierden derselben so sehr abwärts gedrüft , daß ich mich ohne Geräusch auf einen Stuhl hinfekte , um die Harmonie recht zu empfinden , die Yorick in meine Seele herein erzählt hatte : und als es damit zu Ende ging als sich das con largo in ein pizzicato und dieses in Nichts auflöste , so fiel es mir ein , zu meiner Reise nach Leipzig den leßten vorläufigen Schritt zu tun .
Ich legte mein Korrektorrat nieder , nahm das Geld , welches mir mein Freund schickte , in Empfang , setzte mich auf die Post und fuhr auf und davon .
Hier wäre ein Sprung , meinen Sie ?
Nun um dieses zu widerlegen , muß ich hier eine Grille anbringen , die in meinem eigenen Gehirne gewachsen ist und mir folglich eben so gute Dienste leistet , als eine ganze Rute voll ausländischer Pflanzen , Wenn jeder Mensch einen Schußgeist hat , wie es uns einige Philosophen weiß machen wollen , woran ich aber aus nicht weniger , als aus 49 Gründen zweifele , die die Waagschale der Wahrscheinlichkeit , wo nicht auf meine Seite neigen , doch wenigstens in dem genauesten Gleichgewichte erhalten würden , wenn ich mich nicht schämte , vor den Augen der Welt solchen Plunder abzuwagen Wenn also jeder Mensch ei einen Schußgeist thatte und wenn dieser Schußgeist die wenigen Augenblicke , die er nicht auf der Schildwache ist , und diese Augenblicke wären meiner Meinung nach die Zeit des tiefen Schlafs damit zubringen könnte oder wollte , daß er über seinen Menschen ein Proto :
voll führte :
so brauchte er , dünkt mich , nur zwei Rubriken zu machen , Zeit .
Auf dieser Seite ginge der Kalkulus nach Stunden , Tagen , Monaten und Jahren .
Hier finge sich die Reche nung von dem Geburtstage des Lebens an .
Hier endigte sie sich mit dem Sterbetage .
Hier wäre das Fazit : Die Summe von Jahren , die ein Mensch durch lebt hat .
Leben .
Auf der anderen Seite nach Moralisch guten Handlungen .
Hier von dem Geburtstage der Vernunft .
Hier ginge sie so weit hinaus , als die natürlichen Folgen rechtschaffener Handlungen reichen .
Hier wäre das Fazit : Die Summe von Vollkommenheit , die der Mensch die Zeit seines Les bens hindurch in die Welt gebracht hat .
Ich schwöre bei Lafleurs Kurierstiefel , daß ich bei einer massigen Laune , in die ich mich verseßen kann , wenn ich will und die für mich immer gut genug ist und bleiben wird , wenn sich auch eine ganze Karawane von Kunstrichtern den Tod dadurch auf den Hals argen sollte daß ich mit meiner Grille den ganzen ersten Teil meiner Reisen bis an den Hals anfüllen wollte Kein Mensch wüsste von mir etwas mehr , als daß ich auf und davon gefahren wäre .
Die Wahrheit mag noch so ein gut Ding sein , so übertrifft sie doch die erbärmlichste Hypothese darin , daß diese tausend Mal beredter macht , als jene .
Dort ist es mit einem Ja und Nein geschehen :
Hier aber Dwie unendlich viel weiß nicht ein Kind von seinem Chartenhause und mit seinem Chartenhause zu sprechen !
Wenn jeder Mensch seinen Schußgeist und auch feinen Teufel hätte - der Schußgeist führte das Protokoll der guten Handlungen , jener rubrizierte nach eben dem Schema die bösen Rechnung und Ger genrechnung würden sauber abgeschrieben und in eine : Bibliothek beigelegt , die so groß seya müsste , wie der Turm zu Babel und ich geriete durch irgend einen Zufall in diese Rechenkammer .
Hilf Himmel und Erde und alle Elemente !
Wo bin ich ?
Mir schwindelt Ich taumele Ich falle Mein Gehirn will blaßen Die Grille ist so groß , wie ein Berg . --PRO Mit was für einer ungeheuren Last von neuen ) unerhörten Kenntnissen beladen , würde ich die Bibliothek verlassen !
Alle Kenner des menschlichen Herzens wären gegen mir nur Abcschuzen !
Ich wäre das Drakel aller Drakel Ob Maria mit oder ohne Sun de gewesen ?
Ob Constantin aus dieser oder jener Urfache ein Christ wurde ?
Ob Julian ein Philosoph oder ein Teufel war ?
Ob Luther ?
Ob Calvin - ?
Ob ?
Wie viel tausend , wie viel Millionen Ob könnte ich nicht entscheiden , die bereits ei einem ganzen Königreiche von Gänsen die Federn gekostet haben !
Ist die menschliche Natur mehr gut als böse , oder mehr böse als gut , oder halb gut , halb Bore Ich wäre der erste Mensch auf Erden , der die Frage entscheiden könnte -------- Und was meine Kleinigkeit anbetrifft Him : Mehl !
wie leer sieht es doch in dem Register meines Schutzengels aus und wie schwarz in dem Register meines Teufels Unmöglich !
Unmöglich !
Teufel , du hast gelogen !
Du hast mich schwärzer ge malt , als ich bin Doch Nein du hast nicht gelogen :
aber du hast mir so scharf ins Herz gesehen , wie der Teufel !
Nun kenne ich mich auf ein Haar Hier , mein lieber Schußengel !
Hier ist eine Feder !
Nimm sie und schreibe den Entschluß auf , den ich ißt fasse und den ich , wo du nur deinem Posten treulich vorstehst , gewiß , ganz gewiß ausführen werde : Ich will so fromm und menschenfreundlich in Deutschland herumreisen , daß du , schwarzer Geist ! nicht eine halbe Seite von mir sollst zusammenbringen können --
Ja , ich hoffe es noch zu erleben , daß du für langer Weile gahnen oder wohl gar deinen Posten niederlegen und ihn einem deiner Lehrjungen überlassen sollst , der das bisschen Teufelen vollends in Rechnung bringt , was mir etwan noch mitunter entfahren möchte .
-- Trotz den Widersprüchen , in denen mein Schuß Geist und mein Poltergeist gegen einander stehen , will ich doch tausend gegen eins wetten , daß in ihren Rechnungen , von der Zeit an gerechnet , da ich mein Korrektorrat niederlegte , bis auf den Augenblick , da ich in den Postwagen stieg , die genaueste Übereinstimmung ist .
Es muß in einer , wie in der anderen Nichts stehen :
denn in der Tat , tat ich die ganze Zeit über nichts , weder für meinen Teufel , noch für meinen Schußengel .
Wenn ich also über diese kurze Zeitperiode fo eilig hinschlüpfe , so übergehe ich Nichts Ich tue einen Sprung über Nichts Mit anderen Worten , ich tue keinen Sprung .
2. E. D. - Aber was ist das für ein verdammter Beweis ?
Für ein lahmer Beweis ?
Für ein Krupel von Beweis ?
Für ein Teufelsdr - von Beweis ? , , Vers geben Sie mir , meine großperrüfichten Herren ! daß ich Ihnen die Antwort schuldig bleiben muß Sie hören den Postillion knallen Ich muß aufs Steigen Leben Sie wohl und behalten Sie die gradlinigen Beweise für sich , so wie ich die krummlinigen für mich behalten will . -- Die Reise nach Leipzig .
Ich bin den Poeten herzlich gut und außer den Verdiensten , die sie um den Parnaß haben , lege ich ihnen noch eines bei , woran vielleicht noch niemand gedacht hat .
Ihre Lieder befördern die Gesundheit Sie treiben das Blut mächtig durch die Gefäße hindurch Sie zerteilen die Nebel , die sich periodisch um des Menschen Gehirn aufziehen Sie locken zum Tanze und der Tanz erquickt den ganzen Menmahlt , als ich Bingen Sie führen die bösen Säfte ab und wenn man nur still hält , so quetschen sie dieselben bis auf den Letten Tropfen aus Kurz , den Dichtern Ges hört unmittelbar der Rang entweder vor oder nach den Ärzten , und nun , dünkt mich , habe ich mir das Recht erworben , ihnen auch eins ayzuhängen Aber wenn ich sie die Einsamkeit so herzbrechend besingen höre wenn sie mir weiß machen wollen , daß es ein himmlisches Begnügen ist , à la Nachteule den Anblick der Menschen zu fliehen und in schwarzen Winkeln herum zukriechen :
O ! dann bin ich ihnen bis zum Augenaustraßen Gram Ich heiße sie Lügner , Menschenfeinde , Anachoreten Ich wünsche sie zwölf Jahrhunderte zurück Da hätten sie ihren Einsamkeitsküßel in den Wüssten Arabiens stillen können , sage ich .
Die Einsamkeit ist so arg , wie der Teufel tausendmal arger , als tausend Teufel Aus ihr kommt alles Unheil auf dem ganzen Erdboden ist schnurgerade wider das Evangelium schnurgerade wider das Gefäß der Natur und wider die gereinigteren Sitten unseres Jahrhunderts Sie V - Ich für meine Person , wenn ich auf der Post rei : se , so wünsche ich mir lieber einen Goldmacher , oder einen Quaksalber oder einen Seiltänzer , oder einen Barführer zu meinem Reisegefährten , als gar keinen : und wenn es der Zusammenhäng der Welt schlechtes Dings erfordert , daß sich alle anderen Menschen nach einer anderen Richtung bewegen sollen , als diejenige ist , in der mein Postwagen mich mit sich fortreißt , so sehe ich mich zu dem Postillon auf den Bock , oder ich lasse ihn neben mich säßen und wenn er nur ein Mensch mit einer Zunge ist , so bin ich zufrieden ; Ist er aber bloß Postillion Hat er bis auf diese Stunde mit niemanden sprechen gelernt , als mit seinen Pferden und kann ihm mein freundlich Gesicht und ein gutes Trinkgeld die Zähne nicht aus einander bringen :
Dann Lebe wohl , Fuhrwerk und Postillion Ich gehe zu Fuße , und dann ist mir jeder Baum , jeder Wegweiser , jeder Hund , der mir begegnet , kurz , alles ift mir zu einer Unterredung gut genug .
Auf meiner ersten Station nach Leipzig ging es erwünscht .
Mein Postillion war ein junger Kerl mutig , wie seine Rosse Er ließ es nie bei einem Peitschenschlage bewenden : sondern seßte allemal ein Bon mor dazu , um die Pferde mit Leib und Seele zu überzeugen , daß es ihr Beruf wäre , jede Stunde eine Meile zu laufen .
Für diesmal hätte ich einen Reisegefährten ents Bären können .
Ich hatte den Postillion bereits durch eine Prise Tabak in mein Interesse gezogen , und so oft er mit einer triumphierenden Mine auf seine beiden Passagiers zurücksah , um den gebührenden Beifall für seine Pferde Demonstration in ihren Augen zu lesen , so oft laß ich in den seinigen eine unwiderstehliche Begierde mit mir oder meinem Reisegefährten zu plaudern : allein mein Reisegefährte Doch ehe ich ein Wort von ihm sage , will ich zuvor , mit Erlaubnis aller derjenigen , die mir etwas zu erlauben haben , einen kleinen Umweg nehmen Bloß zur Motion , Meine Herren !
Unter allen Arten und Weisen , sich mit einem Unbekannten bekannt zu machen , ist die Manier der Franzosen die allerleichteste und für sie selbst die erklecklichste Denn selten ist es ihnen um etwas mehr , als um die Oberfläche zu tun aber für einen Menschen , der den Kern aufbeißen will , ist es die erbärmlichste , die nur gedacht werden kann .
Wer finde Sie ?
Wer sind Sie nicht ?
Wo kommen Sie her ?
Wo sind Sie her ?
Wo wollen Sie hin ? Sehet , daß euch dieser Schlendrian von Fragen Haar klein beantwortet wird , so send ihr um nichts klüger , als ein Thorschreiber .
So wie in manchen anderen Dingen , so gehe ich auch hierin meinen eigenen Weg und ehe ich meinen Mund dfne , so lasse ich erst meine Augen alle ihre Mandvers rechts und links durchmachen .
Ich besehe und beschiele mein unbekanntes Ges schöpf in allen Punkten seiner Peripherie Sieht es neben mir , so horche ich auf jeden Atemzug , auf jede Bewegung Hut und Perruke , Stock und Degen , Rock und Mantel müssen mir einen Zug zu dem Gemalte hergeben , was ich entwerfen will : und wenn ich damit zu Ende bin , so versehe ich mich so gleich in den Charakter meines Unbekannten Ist er traurig , so hange ich den Kopf Ist er lustig , fo-lache ich Kaum parf ich meine Elektrisiermaschine eine Minute spielen lassen , so springen die Funken schon Der Unbekannte horcht Er freut sich , ein Geschöpf gefunden zu haben , das ihm ähnlich ist und er teilt sich demselben ungebeten und unausgefragt mit .
Nach dieser Methode sah ich es meinem Reis nicht an seinem Kragen :
denn er hatte nicht an seinem schwarzen Rocke :
denn er hatte einen Reisemantel an sondern an seiner ungepuderten Perrike sah ich es ihm an , daß er ein Landprediger war .
Nun ist zwar der Schluß von der ungepuderten Perrauke auf den Kopf eines Landpredigers nicht sicherer , als von der gepuderten auf den : Kopf eines Stadtpfarrers Sie haben Recht , mein Herr Logifer !
Major taugt den Henker , so wenig , als wenn ich vom System auf den Gelehrten schließen wollte aber haben Sie wohl auf das Wort ungepudert recht Achtung gegeben ?
Ungepudert heisst hier nicht , ohne Puder , sondern schlecht gepudert , so sparsam mit weißen Stäubchen bestreut , daß zwischen jedem Paare derselben das dickste Pferdehaar Plaß hat .
Nun begreifen Sie wohl , daß unter allen geschorenen Köpfen , die ihr Stand , oder ihr Alter , oder ihre Lies , bei zur Bequemlichkeit zum Perrufentragen verurteilt , keiner mehr in Gefahr ist , von einer erbarmlich gepuderten Perücke verunstaltet zu werden , als der eines Landpredigers .
Also , dunkt mich , könnte mein gebrechlicher Schluß durch ein schlechtes Hausmittel kuriert werden .
Nur einen ganz kleinen Umschlag von Worten :
Eine Perücke wird durch nichts auf : der Welt leichter entpudert , als wenn sie über Land : getragen wird ; Und wenn sie über Land getragen wird , wem kann sie sonst angehören , als dem Land Prediger ?
Allein ich sehe Sie noch immer den Kopf . schütteln , mein Herr Stubenphilosoph !
Nun so erlauben Sie , daß ich mich Ihnen um geliebter Kürze Willen empfehle und meine Sache vor das Tribunal der Weltphilosophen bringe , mit denen ich eher fertig zu werden gedenke , als mit Ihnen !
Ich stelle mir das Reich der Wahrscheinlichkeit als eine große Apothele vor Ersparen Sie sich die Mühe , meine edlen Herrn ! sich Ihre Nasen zuzuhalten :
Es ist keine Medizin in den Büchsen Es sind gar keine Buchen da , sondern lauter Glückstöpfe , die in langen und hohen Galerien , wo nicht zierlich , doch wenigstens ordentlich aufgestellt sind .
In jedem Topfe sind eine gewisse Anzahl Lose von Wahrscheinlichkeiten Es versteht sich , daß ihr Objekt ein Individuum sein muß - Der höchste Gewinn ist die Wahrheit .
Der Eingang zu dieser moralischen Apotheke steht ei : einem jeden offen Tag und Nacht wimmelt es von Menschen , die aus wahren oder falschen Bedürfnissen bald in diesen , bald in jenen Glückstopf greifen , bald ein pro , bald ein contra davon tragen : aber deren , die höchste Gewinne zurückbringen , sind so wenig , daß sie unter den unzählbaren Nieten verschwinden Großer Gott Merkur !
Sage mir , wo ist mein Reisegefährte ? , , Da , wo du ihn gelassen hast :
Aber wo bist du ? , , Im Reiche der Wahrscheinlichkeiten , und ist mache ich mich auf den Rückweg .
Nach : dem ich also die Perücke meines Reisegefährten in Augenschein genommen hatte , so tat ich geschwind eine Reise nach der Wahrscheinlichkeitsapotheke und war so glücklich , das höchste Los zu ziehen .
Tausend andere an meiner Stelle würden tausend andere Lose zurüfgebracht haben Es ist eine Kaufmannsperücke Es ist eine Reise Perücke , die auf jeden Kopf passt Alles Nieten !
Es ist eine Wechsler Perücke Ich weiß nicht , war es vorher oder nachher oder zu gleicher Zeit mit meinem Perrukenschluße , als ich an meinem Reisegefährten einen so hohen Grad von Tiefs fing und Schwermut bemerkte , die kein gemeines Unglück zur Quelle haben konnten .
Bei dem Aufsteigen auf den Postwagen bezeigte er mir alle die kleinen Höflichkeiten , die beinahe noch der einzige von allen 4 übrig gebliebene Beweis sind , daß alle Menschen von ! einem gewissen Adam her unter einander in Blutsfreundschaft stehen : allein kaum saßen wir neben einander , so sah er auf einen Fleck vor sich hin - Kummervoll faltete er seine Hände Sein Atemzug war fast unmerklich Mir kam es vor , als fande er eine Erleichterung des Schmerzens , wenn er nach einer langsamen Aufschwellung der Lunge ihre Schleien auf einmal durch einen recht herzlichen Seufzer dfnen konnte Meiner Rechnung nach konnte es we : der körperliche Melancholie noch körperliche Hypochondrie sein Die Krankheit musste in der Seele ihre Quelle und ihren Siß haben. t Ich wartete sehnlich darauf , daß er nur einen einzigen Seitenblick nach mir tun möchte Ich wollte meine Augen den seinigen gerade entgegen stellen Ich wollte ihn den Kummer lesen lassen , in den mich fein trauriger Anblick verseht hatte und ich weiß gewiß , mein teilnehmender Blick hätte das Band seiner Zunge gelöst : allein er verschloß sich hartnalig in sich selbst und das fastete mir sowohl um meinet als um seinetwillen einen unwillkürlichen lauten Seufzer .
Er hörte ihn ; erwachte von seinem Kummer , um sich nach dem meinigen umzusehen ; blickte nach mir erst aufmerksam dann starr Auch Sie sind ein Unglücklicher , sagte er ?
Ich bin es gewesen recht sehr gewesen , gab ich ihm zur Antwort ; Jht aber bin ich es nur , wenn ich Unglückliche sehe .
Mein Reisegefährte ergriff geschwind meine Hand Eine sanfte Flamme der Zuneigung leuchtete aus seinen Augen .
So lassen Sie uns doch , sagte er , unsere Reise durch eine gegenseitige Vertraulichkeit würzen .
Die Last des Unglücks die ich zu tragen habe , ist sehr schwer .
Wenn es die Vorsehung gebietet , so trage ich sie als lein : allein wenn sie mir ein mitleidiges Geschöpf zuführt , welches mit Freuden einen Teil davon auf seine leichtern Schultern nimmt , so danke ich ihr , und dem mitleidigen Geschöpfe von ganzer Seele .
Hier ging eine lange und traurige Unterredung an , die für mich und meinen Reisegefährten gleich interessant war , die es vielleicht auch für manchen Press diger sein möchte , die ich auch mit leichter Mühe aß meinem Gedächtnisse , aus meiner Schreibtafel und aus meiner Einbildungskraft ergänzen könnte :
die aber gewiß für ein ganzes Land uninteressant sein würde , uninteressant für den größten Haufen der Prediger , uninteressant für den größten Haufen meiner Leser Allein einen kleinen Auszug will ich dennoch mitteilen !
Ich bestimme ihn für den Klugen : Sie , mieneübrigen Herrn ! können ihn nach Belieben überschlagen oder dabei einschlafen oder auf mich schmälen Ich gebe Ihnen meine Person und meine Reisen Preis !
Hier ging eine lange und traurige Unterredung an , die für mich und meinen Reisegefährten gleich interessant war , die es auch vielleicht für manchen Prediger sein möchte , die ich auch mit leichter Mühe aus meinem Gedächtnisse , aus meiner Schreibtafel und aus meiner Einbildungskraft ergänzen könnte :
die aber gewiß für ein ganzes Land uninteressant sein würde , uninteressant für den größten Haufen der Prediger , uns interessant für den größten Haufen meiner Leser .
Alles , was ich davon sagen kann , ist dieses , daß mein Reisegefährte ein bedauernswürdiger Unglücklicher war Kurz , ein Mann mit einem theologischen Unglücke , das sich nur sagen , nicht drucken last .
Kann ich euch , meine lieben Leser ! sonst worin dienen :
Seid ihr z. E. neugierig , den Charakter dieses Unglücklichen kennen zu lernen , so habt ihr nur zu befehlen .
Der Mann hatte einen gefunden , aufgeweckten Kopf und ein Herz , voll edler Grundsäcke Seine Sprache war die nachdrückliche und eindringliche Sprache des Herzens , die sich ich gebe es zu mit der Feder , aber nicht mit dem Munde nachmachen lässt Er redete mit gleichem Feuer von Gott , von seiner Gemeine und von seiner Familie :
Doch von dem ersteren mit einem höheren Grade von Ehrerbietung und von den beiden letzteren mit einem höheren Grade der Zärtlichkeit Allgemeine Menschenliebe lächelte aus seinen Augen Sanfter ungefünftelter Ernst saß auf seiner Stirn :
Seine Manieren schienen die Frucht einer guten Erziehung zu sein ber an den Knochen der Gelehrsamkeit gesaugt hatte , das weiß ich nicht :
aber das weiß ich , daß er das Mark Derselben eingesogen hatte Er rasonnirte richtig bisweilen wikig Sagen Sie mir nur , fragte ich jeu unter anderen , wie Sie in Ihrer Einsamkeit die Zeit zubringen ?
In welcher Einsamkeit , sagte er lächelnd ?
Auf Ihrem Dorfe , sagte ich : Kana wohl ein Ort , wo Sie keine einzige Seele antreffen , die mit der Ihrigen auf einen Ton gestimmt ist , wo Sie keine Ausflucht auf das Zimmer eines Freundes nehmen können und wo Sie gleichsam an den ausästen Grenzen der gelehrten Welt wohnen :
Kann der wohl für Sie anders als einsam sein ?
Wenn ich Ihnen nun aber sage , Sekte der Prediger , daß niemand weniger einsam ist , als ich , oder daß wenigstens niemand weniger Ursache hat , mit seiner Einsamkeit unzufrieden zu sein , als ich ?
Hm , sagte ich Ich habe , fuhr der Prediger fort , eine Gattin , die mich liebt Ich habe Kinder , in deren unschuldigen Gesellschaft ich täglich frisches Vergnügen antreffe Ich habe Bücher- Ich habe ein Klas vier Ich habe ein Schachbrett Ich habe einen Garten Ich habe ein ganzes Dorf voll gutherziger und ehrlicher Bauern Ich habe die ganze schöne Matur rings um mich her Alles ist mir bei der Hand Ich darf nur wählen Ich darf nur von einem Gegenstande auf den anderen fliegen Nennen Sie das einsam oder wenn Sie ja das Wort nicht wollen fahren lassen : Glauben Sie wohl , daß man bei einer solchen Einsamkeit vor langer Weile sterben wird ?
O dreimal glüflicher Mann , sagte ich Sehen Sie , sagte er mit einer spaßhaften Stimme , die mir eine Träne der Zärtlichkeit in die Augen Loft : Sehen Sie " Gewesener , , hinzu , so Tat es feine Richtigkeit .
Nun , das ist etwas sehr seltsames !
Über einen Scherz zu weinen !
Es ist es freilich , lieber Leser :
Indessen wenn du , deiner Geschäfte unbeschadet , eine Lustreise nach Leipzig tun und mich im Gasthofe zum erfragen willst , so will ich dir wenn ich nicht etwan gerade um diese Zeit bei meiner Kranken oder bei meiner Naiven oder im Komödienhause oder auf dem Coffeehause oder bei Gellerts Grabe bin , und in dürfen fünf Fallen wirst du die Güte haben , ein oder ein paar Stündchen auf mich zu warten .
--- so will ich dir mit ein paar Worten das ganze Geheimnis erklaren .
Damit du es aber nicht für eine ganz unmögliche Sache haltest , über einen Scherz zu weinen oder , welches auf eins heraus kommt , damit du eine Trane , die einem Scherze zu Ehren fliest , nicht für eine nonsensikalische Trane für einen Tropfen Wasser schlichtweg ausschreien mögest so versichere ich dich bei aller meiner Aufrichtigkeit , daß mir der schnekische Einfall des sterbenden Yoricks : " , , daß ich mit Sancho Pansa sagen kann , wenn ich besser werden sollte und die Bischofshüte auch so dicke wie Hagel vom Himmel regneten , so würde doch kein einziger davon auf meinen Kopf paßen , gm die Augen gewässert , und zwar auf eben die Art und fast in eben dem Grade gewässert hat , als seine rührende Grabschrift : Ach , armer Yorick !
Und warum wollen Sie Ihre Predigten nicht drufen lassen , fragte ich meinen Reisegefährten ?
Ich habe Ihnen schon gesagt , antwortete er , daß ich sie bloß für meine Gemeinde halte . B i Gut , verseßte ich : Landpredigten haben auch ihren Wert und vielleicht sind sie , wenn sie in dem rech ten Tone angestimmt werden , gemeinnüßiger , als die schönsten Ciceronianischen Stadtpredigten .
Um Vergebung , sagte er :
Ich habe mich nicht deutlich genug ausgedrüft .
Wenn ich sage , daß ich meine Predigten bloß für meine Gemeinde halte , so will damit so viel zu verstehen geben , daß sie auf die Denkungsart meiner Zuhörer eine unmittelbare Beziehung haben .
Von dem Augenblicke an , da ich mein Amt antrat , nahm ich mir auf das heiligste vor , alle Kräfte meiner Seele aufzubieten , um das Ding , was man einen gemeinen Mann nennt , in seinem ganzen Umfange Fennen zu lernen , Ein Jahr lang seht ich mein Studieren fast gänzlich bei Seite und legte mich bloß auf das Erfahrung machen → Ich machte mich mit einer jeden Familie in meiner Gemeine auf das genaueste bekannt -
Ich suchte meinen Bauern und Bauerinnen auf eine unvermerkte Art bis auf den Grund des Herzens zu kommen -- Ich erforschte mit aller Scharfsichtigkeit , so viel es dem Herrn der Natur gefallen hat , davon in meine Seele zu legen , wie weit die Seelenkräfte eines gemeinen Mannes reichen Ich drang mich hinter seine Vorurteile und hinter ihre Quellen - Diese gefunden suchte ich die Mittel auf , sie auszurotten Ich gründete meine Beredsamkeit auf die Schwäche meiner Zuhörer .
Ich machte mir die Urteile zu Nuß , die von meinen Zuhörern über meine Predigten gefällt wurden Ich ließ mich immer mehr zu ihnen herab , weil sie es wünschten Ich redete zu ihnen in der vertraulichen Sprache eines Vaters zu feinen Kindern und ich rede diese Sprache noch Meine Gemeine hört sie . gern und aufmerksam und wenn ich die Zunge eines Mosheims harte , so wollte ich damit entweder in ein Mosheimisches Auditorium wandern oder wenn ich mein bisheriges Auditorium behielte , so wollte ich nicht eine Silbe damit aussprechen wartet Was neu ist , gefällt .
Ich ergöhte mich von ganzer Seele über das Rasonnement meines Reiseges Fährten Es war mir in der Tat neu und uner neu in Absicht seines Inhalts Roch nie hatte ich gehört , daß ein Mann , dem es nicht um das drucken seiner Predigten zu tun war , so phi : losophische Präparatorin zu seinen Kanzelvorträgen gemacht hätte oder irgendwo machte unerwartet in Absicht der Person , die dieses Räsonnement führte Bedenken Sie , meine Herrn- !
Ein Landprediger !
Ein armer verachteter Landprediger !
Nimmt Sie das nicht selbst ein wenig Wunder ?
Sie sind ein vortrefflicher Mann , sagte ich und er : griff seine Hand mit der ungestümen Zärtlichkeit , die mir eigen ist und die ich , wo Gott will , noch nicht so bald los zu werden gedenke , wenigstens nicht eher , als bis mir sie das Alter gegen ein Dußend Runzeln auf der Stirn abwechseln wird Erröten Sie nicht , fuhr ich fort :
Das Lob , was ich Ihnen gebe , kommt aus dem Innersten meines Herzens → Doch ich unterbreche Sie Der Punkt wegen der Predigten ist noch nicht in sein volles Licht gesäckt Er ist es , sagte der Prediger nicht für einen jeden , der mein Rasonnement gehört hätte , aber gewiß für Sie .
Sagen Sie , welche Figur ich mit meinen einfältigen Reden , in denen ich nichts , als die bekanntesten Wahrheiten aus der Schrift und Vernunft vorgetragen und zwar so vorgetragen habe wie sie für den gemeinsten Verstand faßlich und ans nehnungswürdig sind . - aus denen ich vorseklich allen Schmuf der Beredsamkeit und allen Prunk der Gelehrsamkeit verbannet habe - Die wider alle Regeln der Kanzelberedsamkeit sind oft ohne Eingange oft mit Eingängen , die fast halb so lang sind , wie die Predigt selbst -- bald mit einer Anwendung von einer Viertelstunde , bald mit einer von 3 Worbald mit einer versteckten Proposition , bald mit gar keiner kurz die mehr einem vertraulichen Gespräche als einer gefaßten männlichen Rede ähnlich Finde : Sagen Sie mir , ich bitte Sie , welche klägliche Figur ich mit diesen Reden neben den tiefsinnigen , gründlichen , wißen , nach allen Regeln entworfenen Predigten machen würde , von denen unser Jahre hundert eine nicht kleine Bibliothek aufzuweisen hat ?
Und welcher Leser würde sich die Mühe nehmen , sich in die individuelle Denkungsart meiner Gemeine zu sehen und eben so anwesend zu tun , als sie ?
Ich , sagte ich , Rechtschaffener Mann !
Ich würde es thun-- Ich traue meiner Einbildungskraft so viel Geschmeidigkeit zu , daß sie sich in den Geist eines Ihrer Bauern versetzen könnte Gut , verseht der Prediger !
Geben Sie mir die Versicherung , daß sich außer Ihnen noch 999 Sees Ten finden werden , deren Einbildungskraft eben so geschmeidig und eben so willfährig ist , wie die ihrige - und daß diese 1000 Seelen , die ihrige mit eingerechnet , alle Exemplaria von meinen gedruckten Predigten auftauffen werden , so , daß den Kunstrichtern auch nicht ein einziges in die Hände fällt : so verspreche ich Ihnen , daß ich die Torheit begehen will , Autor zu werden .
O , sagte ich :
Mit welcher unerfüllbaren Bedingung umjäumen Sie einen Ihrer schönsten Vorsäge .
Der Prediger legte mir die Hand auf den Mund und ich schwieg .
- Die Übergange der menschlichen Seele von eis einem Gegenstande auf den anderen , meine Herren Philosophen ! finde verteufelte Dinger , rufen sie mir ungeheißen zu :
Noch bis diese Stunde haben wir ihren Modum mit allem Spekulieren , Meditieren , Raffinieren , Consideriren , weder a priori , noch a pofteriori , weder in Folio- noch in Quart , noch in Oktavbanden ins Reine bringen können !
Ich glaube es ihnen auf ihr Wort und ich hob das vollkommene Zutrauen zu ihrer Eigenliebe wenn ihs einen anders nach der genauen Selbsterkenntnis , die Sie ohne Zweifel ihren Grundsäßen gemäß von sich selbst haben werden , eine Dosis davon übrig geblieben ist des sie nicht ihre eigene Ungeschicklichkeit ausposaunen würden , wenn es damit nicht völlig sein Bär wenden hätte .
Ungeschiflichkeit ?
Vergeben Sie mir dieses harte Wort .
Es würde mir ein und eine halbe Zeile mitnehmen , wenn ich es ausstreichen wollte und ein und eine halbe Zeile gibt man nicht so leicht hin .
Nehmen Sie dafür hochgeneigt die Versicherung an , daß niemand auf der Welt mit ihrer Ungeschicklichkeit mehr zufrieden sein kann , als ich :
Denn sie erspart . mir die Mühe , Ihnen und meinen übrigen unphilosophischen Lesern zu erklären , wie ich in der Und terredung mit meinem Reisegefährten von Predigten auf /Voltaren zu sprechen kam .
Haben Sie Voltare gelesen , fragte ich ihn ?
Ja , sagte er Rousseau ? Ja Mandeville ? Ja Woolston , Cherbury , Hume , Morgan , Bollingbroke ?
größtenteils Edelmann ?
Ja 747 Und Sie wanken nicht in Ihrem Glauben ?
Nicht einen Augenblick Sie werden nicht von Zweifeln gequält ?
Gequält ?
Von keinem !
Über angefochten werde ich von einigen , Sind sie unauflöslich oder nicht ?
Sie sind auflöslich Unauflösliche fechten mich nie an aber sie sind es nicht für mich : Doch glauben Sie nicht , daß die Anfechtung , von der ich rede , beschaffen ist , daß sie mich um die Ruhe . meiner Seele und um meine Überzeugung bringt .
Etwas benimmt allen meinen Zweifeln ihr Bitteres und ich danke der Vorsehung , daß sie meine Seele so gebildet hat , daß sie dieses Etwas sich fast so oft vorstellen und fühlen kann , als sie es nötig hat .
Geschwind sagen Sie mir dieses Etwas !
Jet bin ich ein Mensch :
aber es wird eine Zeit kommen , wo ich etwas beßers sein werde .
Arrigite aures !
Intendite oculos !
Ihr , die ihr mit meinem Reisegefährten eines Standes seyb !
Ein jedes Wort von : Ja , Ja , Ja an , bis auf das Wort , was unmittelbar vorhergeht , ehe ihr eure Ohren spicket ist für mich ein unerschöpflicher Brunnen des reinsten moralischen Quellwassers , Ich denke doch , daß ein jeder von euch mit einem Eimer versehen sein wird !
Ich genoß meinen Reisegefährten nur eine Poststation :
Bei der folgenden nahm er einen anderen Weg .
Unser Abschied was beweglich Er weinte Ich weinte und unfre Seelen weinten mit .
Auf meine Bitte versprach er mir , er wollte 1 mich auf seiner Rückreise in Leipzig aufsuchen und entweder seinen Schmerz oder seine Freude in meinen freundschaftlichen Busen ausschütten .
Der rechtschaffene Mann ! Hatte mir das Schiffal auf meiner ferneren Reise nach Leipzig nur den Postillion gelassen , den ich auf der ersten Station hatte .
Ich hätte ihm Dank , sagen wollen .
Der Kerl schien in seiner Seele ein paar Saiten zu haben , die mit den meinigen auf einen Ton gestimmt waren Es schien , als bekümmerte er sich um die ganze Welt nicht Eis ne ununterbrochene Frdlichkeit lächelte aus seinem Gesfichte Kurz , der Kerl hatte mir trefflich angestanden !
Allein , das war zu viel Glück für mich .
Ich bekam einen so rauhen und plumpen Fuhrmann , durch dessen hölzerne Seele auch nicht einmal das Vorurteil gedrungen war , daß vornehme Kleider vornehme Leute machen .
Seine Augen waren für die meinigen Schwerter Es war mir , als ob er mich damit durch und durch bohren wollte Er fuhr bis zum Einschlafen langsam : Als ich aber vom Postwagen abstieg und zu Fuße gehen wollte , so drohte er mir er wollte auf und davon , fahren Fab re zum Henker , sagte ich .
Der Kerl hielt sein Wort und in weniger , als 10 Minuten war er mir aus den Augen .
Wenn mir jemand einen Gefallen tut , indem er mir einen Possen zu tun gedenkt , so kann ich unmöglich böse fein .
Ich befand mich auf freiem Felde an einem schönen , heiteren Tage .
Bor mir sabe ich ein Dorf Ich hatte meinen Mund und meine Schreibetafel bei mir und ich konnte sie beide wechselsweise brauchen , wie und wozu ich wollte . 2 , dachte ich , Postillion ! fahre zu , wohin und so sehr du willst Dein Wagen ist mir sehr entbehrlich !
Ich zog meine Schreibtafel heraus und schrieb mitten im Gehen : Gedanken über die Grobheiten des gemeinen Mannes , oder Philosophische Betrachtungen über die Quellen , über die Moralität und über die Heilungsmittel der rauhen Sitten des Pöbels , Soll ich sie mitteilen ?
Ich dächte , nein ; Und das bloß allen meinen Lesern zum Possen , die gewiß Leib und Seele verwetter taten , daß ich Ja sagen würde .
Nur ein Wort !
Die besten Grobheitsärzte auf den Dörfern könnten unstreitig die Prediger sein .
Ich sage , sie könnten es sein Freilich nicht an : des , als unter gewissen Bedingungen !
Wenn sie selbst die Kunst zu konversieren recht inne hätten und man klagt , man schmalte , man schimpft von allen Seiten , daß die guten Sitten nirgends mehr fehlen , als da , wo sie zur größten Zierde dienen würden Wenn sie diese Kunst nach der Verschiedenheit der Personen und ihrer Denkungsarten abandern und allen alles werden könnten Wenn sie endlich in der Thar Hand ans Werk legten , unablässig an ihren Bauern polierten , durch Höflichkeit Höflichkeit erzeug ten , häufig mit ihnen umgingen und ihnen durch ihr eigenes Beispiel die Reiße der guten Sitten sichtbar machten Wenn Doch es ist Zeit , daß ich allen diesen Wenn ihren Ort unter den Pis votis anweise .
Der Schall einer Glocke , der mir in die Ohren fiel , als ich eben über die Moralität der Baurischen Sitten herwar , erinnerte mich an das Dorf , was vor mir lag und dieses erinnerte mich , meine Schreibtafel einzustecken .
Der Weg , auf dem ich dem Postwagen nachwanderte , ging harr an der Kirche vorbei .
Es war Sonntag Ich hörte singen .
Ich ging hinein und das erste , was mir einfiel , war der Einfall eines : rechtschaffenen und gelehrten Mannes - Eis nes großen Theologen , meine Herren !
Also hoffe ich , Sie werden mir weder Haß , noch Skopticismus gegen den Geistlichen Stand Schuld geben Brauchte jemand auch mehr , die argste Satire auf uns Geistliche zu schreiben , als wenn er auf Reisen die mannigfaltigen Themata von Predigten sammelte , die er zu hören Gelegenheit hat ?
Ich schäme mich Sowohl in meinem Namen , als im Namen aller würdigen Geistlichen schäme ich mich , den Inhalt der Predigt zu erzählen , die ich in Dieser Kirche hörte .
Trotz dem allgemeinen Geschrei von aufgeklärten Zeiten und Sitten habe ich stets in meinem Herzen eine hohe Meinung von der Ignoranz unseres Jahrhunderts unterhalten und ich bin völlig überzeugt , daß die so sehr gerühmte Aufklärung bei weitem weder so allgemein noch in so hohem Grade vorgegangen ist , als es uns die Vergrößerungssucht unserer selbst und die Verkleinerungssucht unserer Vorfahren weiß machen will -
Nach dieser Überzeugung würde ich mich auch eben nicht verwundern , wenn ich in zehn Kirchen , die ich hinter einander besuchte , zehn mittelmäßige Predigten zu hören bekäme :
Allein über eine solche Predigt , als ich da hörte Ich stand vor Verwunderung , wie eingewurzelt Vergebens suchte ich mir sie aus den Fehlern der Studierenden , aus ihren geringen Fähigkeiten , aus dem Mangel der Hilfsmittel , aus der Kürze der Zeit , die man Es man auf Akademien zubringt , zu erläutern blieb mir ein Rätsel , wie ein Mann , der nicht einmal die Laterne des gemeinen Menschenverstandes hatte , den Weg in den geistlichen Schafstall hatte finden können .
Ich hatte mir vorgenommen , das Ende des Gottesdienstes abzuwarten , teils , weil ich der Ge : meine kein Ärgernis geben wollte , teils Meine Leser müssen es mir bereits abgemerkt haben , daß ich ein Projektvoller Mensch bin Auch bei dieser Ge legenheit fonnte ich mich nicht enthalten , ein kleines in alle Ewigkeit unerfüllbares Plänchen zu entwerfen - Ich wollte nämlich den Aufsehern der Kirche von meiner gehörten abenteuerlichen Predigt ausführlichen und zuverlässigen Bericht erstatten Ich wollte ihnen zu Gemüte führen , daß vielleicht eine Menge andere Kanzeln keine besseren oder doch wenigstens nicht viel bessere Redner aufzuweisen hätten - Ich wollte sie bewegen , unerkannt in ihren Kirchensprengeln herumzureifen und sich mit ihren eigenen Augen und Ohren Überzeugung von meinem Berichte zu verschaffen Und da das Christentum des gemeinen Mannes größtenteils auf den anserlichen Gottesgdienst , und zwar auf Gebet , Gesang , und Predigt hinausläuft , so wollte ich sie flehentlich bitten , auf die Reinigung der Verbesserung dieser drei Stücke ihr ganzes Augenmerk zu richten Und was die Predig : ten anbetrifft , da es unmöglich ist , daß die Natur bei aller ihrer Fruchtbarkeit für jedes Dorf einen guten Redner liefern kann , so wollte ich Ihnen den verspotteten , aber gewiß aus Einfalt und Vorurteil verspotteten Vorschlag eines verehrungswürdigen Jakobi Emma pfählen , den Sie auf der sechs und vierzigsten Seite seines Beitrags zur Pastoraltheologie lesen und beherzigen können Ich wollte Sie bitten , aus ihren schlechten , unerträglich schlechten Predigern gute und gemeinnüßige Postillenreiter zu machen Ich wollte Sie ersuchen , die Mühe des Abrichtens selbst über sich zu nehmen O was wollte ich nicht alles tun !
Allein eben in dem Augenblicke , da das Rad meiner Einbildungskraft in dem besten Schwunge war , erschallte von der Kanzel aus ein Befehl , mich mit Leib und Seele zur Kirche hinaus zu packen .
Der Prediger , den ich , so viel ich mich erinnern fanu , auch nicht durch die geringste Verzuckung der Mine beleidigte , dem ich auch , allek meiner Streifereien in das Land der vergeblichen Vorfaße unerachtet , recht , aufmerksam zuhörte denn er sprach so langsam , daß zwischen jedem Gliede von meinem Projekte , kaum zwei Worte aus seiner Predigt zu stehen , kas Dieser Mann geriet auf einmal durch eine rechte Erzwendung auf das Kapitel von Reisenden .
Sein finsteres Auge , das auf mich gerichtet war , gab mir deutlich genug zu verstehen , wie nahe ich der Abkanzelung wäre .
Er tadelte es mit vieler Bitters keit an den Reisenden , daß sie in die Kirche hineingeschlendert kämen , um sich ein Maulvoll Predigt mitzunehmen Mehr brauchte ich nicht zu hören , um für Scham und Verdruß zu bersten .
Die ganze Gemeine ließ den Faden der Predigt fahren , so wie ihn der Prediger selbst hatte fahren . lassen , um mich mit sogroffen Augen anzusehen , als sie nur herausbringen . konnte ; zum Teil auch schon mit so grimmigen , daß wenn der Uffekt stufenweise : gestiegen wäre und wenn ich es nun noch für gut befunden hätte , das Ende des Gottesdienstes abzuwarten , so würde gewiß die Sache . sehr Empfindsam für meinen Rüfen ausgefallen fein und so wäre ich , ohne mein Bestreben , ein In dividuum zu einer ganz neuen Art von Märtyrern geworden , von denen man in Geschichten noch nichts Ges lesen hat .
Allein ich griff unmittelbar nach dem Maulvoll Predigt zur Türe und schloß sie ganz leise hinter mir zu . --Wäre ich ein neugieriger Reisender , so würde ich mich in aller Stille an das Schlüsselloch geschmiegt haben , um zu hören , durch welche entgegengesetzte Wendung der Prediger sich wieder auf seinen ersten Gaul geschwenkt hätte .
Eben dieses würde ich getan haben , wenn ich ein heimtückischer Reisender wäre , der ein .
Vergnügen daran fande , seine Schreibtafel von den physikalischen und moralischen Fehlern der Welt . und ihrer Einwohner vollzuschmieren , Allein da ich ein Empfindsamer Reisender bin wiewohl das Em : pfindsame bei mir nicht Absicht , sondern bloß ein Mittel ist , die bösen Säfte abzuführen und zu zerteilen und zu reinigen , die die Saure meines Korrektorrats in meinem Inneren erzeugt hat -- und da die Ems : pfindungen , die mir in der Dorfkirche abgedrungen wurden , nicht von der Art waren , wie ich mir sie wünschte :
so lief ich mit großen Schritten zum Dorfe hinaus .
Ich gab mir alle Mühe von der Welt , das Bild des Predigers aus meinem Gehirne zu verjagen : allein es wollte durchaus nicht von der Stelle Also griff ich wieder zu meiner Schreibtafel und spannte alle Nerven meiner Seele ' an , um das Problem aufzulösen , was doch irgend den Prediger bewogen haben müsste , mir die Ehre der Abkanzelung zu erzeigen Hielt er seine Predigt , für zu gut für mich oder mich für zu gut für seine Predigt ?
Sah er mich für einen Studenten aus oder sonst für einen Reisenden an , den bloß Neugierde oder die noch niedrigere Sucht , den geistlichen Stand lächerlich zu machen , in die Kirche getrieben hätte ?
War es Einfalt , oder Dummheit , oder Bosheit , oder Fertigkeit im Abkanzeln oder was war es sonst , was ihm bei meinem Unblike den Gedanken eingab :
Der junge Mensch da unten , im roten Rocke , der soll eins auf die Nase haben ?
Der Himmel weiß es , sagte ich endlich mit lauter Stimme , indem ich meinen Kopf in die Höhe schlug , der von den vielen Auflösungen , die das rinn herumliefen und immer eine die andere über den Der Haufen warfen , ganz schwer geworden war Himmel weiß es , sagte ich und steckte meine Schreibtafel wieder ein .
Der Teufel weiß es , rief mein Pos Stillion mit einer donnernden Stimme aus -Weder der Himmel noch der Teufel weiß es , sprechen vielleicht einige meiner Leser , was das bedeuten soll ?
Nun so weiß ich es doch und wenn Sie es wissen wollen , meine Herrn ! so sollen Sie es den Augenblick erfahren .
Der zerbrochene Postwagen .
Nicht wahr , Sie erraten nun schon die ganze Geschichte ?
Sic wären also befriedigt und ich brauchte Ihnen weiter nichts zu sagen ?
Nun erlauben Sie , daß ich auch meinen Verleger befriedigen darf .
Der gute Mann möchte gern aus verlegerischen Ursachen , daß meine Reisen etwas lang würden Wie kann ich seinen Wunsch anders erfüllen , als daß ich hier und dar ein Blattchen mit Dingen anfülle , die der denkende Leser schon gelesen hat , ehe er sie lieft !
Allfo Der zerbrochene Postwagen .
Mich-dünkt , ich habe es schon gesagt , daß mein Postillion wie toll und rasend davon fuhr , um mich so sehr im Stiche zu lassen , als es ihm nur möglich Ware : allein die Nadel , mit der er mich zu rissen gedachte , fuhr ihm diesmal selber in die Finger .
Ein großer , großer Stein , der hinter dem Dorfe auf dem Wege lag und es sehr übel nahm , daß ihm ein schlechter hölzerner Wagen nicht ausweichen wollte , versetzte dem einen Vorderrade einen so unsanften Stoß , daß der ganze Wagen auf die andere Seite hingeworfen wurde .
Wie gern wollte ich hier die Lage des Postwagens beschreiben Wie viel : Stelle dir vor , lieber Leser !
Hier stand das Nun stelle dir weiter vor Nun noch weiter , , Wie viele könnte ich nicht hier anbringen , einen Nachsatz haben müsste .
Is dort stand jenes Nun noch weiter dergleichen Formelchen von denen doch jedes Und wie würde sich mein Verleger freuen , wenn die Beschreibung recht lang würde Und wie würden sich diejenigen von meinen Lesern freuen , die meinem ungeschliffenen Postillion alles Unglück auf den Hals wünschen , wenn sie lasen , in welcher verteufelten Lage sich der Postwagen befand O wie gern wollte ich , wenn ich · Fönte .
Aber ich bin ein so ungeschickter Mensch in Lokalbeschreibungen und überhaupt in Beschreibung lebloser Dinge , daß ich mich meiner Ungeschicklichkeit schämen würde , wenn Ungeschicklichkeit in solchen Dingen , die man keinen Beruf hat , zu wissen , Schande wäre .
Was also die Lokalbeschreibungen anberrift -- die paar Worte von der Ecke in der Türe ausgenommen , in der ich als Knabe so unbarmherzig zusammengequetscht werden sollte , aber durch Hilfe des lüde : Lichen Schlosses so barmherzig davon kam -- so verbanne ich sie hiermit , ein für allemal aus meinen Reis fen und wenn ich nicht Wort halte , so sollen alle meine Leser das Recht haben , mich einen Poeten zu heißen .
Der große Stein , von dem ich gesagt habe , hatte eigentlich nur sein Meuten an dem Postwagen kühlen wollen allein da der Postillion nun einmal mit seinem Wagen in einem solchen Verhältnisse stand , daß beide sich in einer Linie bewegen mussten , die Richtung mochte geradeaus oder seitwärts gehen , so machte sich Der Stein auch weiter kein Gewißen , den Postillion nach eben dem Orte zu schleudern , wohin er den Was gen schleuderte und dieser Ort war sandig und der Postillion fiel gerade mit dem Gesichte in den Sand hinein .
Der Beschreibung nach mußte ich schon in der Kirche gewesen sein , als er nach langem Abwischen der Sandstäubchen und nach längeren Fluchen sein Hebezeug aus dem Wagen langte , um ihn wieder in die Höhe zu winden .
Er hatte nach Hilfe geschrien : allein , da in dem Dorfe alles in der Kirche war , so hatte jeu niemand gehört und die Kinder und alten Weiber und Männer , die ihn gehört hatten , konnten ihm nicht helfen .
Der Postwagen war eben nicht schwer beladen , aber doch so schwer , daß mehr als die Kraft eines Postillons erfordert wurde , um ihn wieder in die Höhe zu richten .
Als ich mich mit peripatetischen Schritten dem Postwagen naherte , machte der Postillion bereits nach zehn vergeblichen Versuchen den elften .
Er sah mich nicht , ich ihn - nicht Denn ich hatte nichts vor Augen , als meine Schreibtafel und er nichts als seine Winde Da er aber meine Reklamation hörte , so tat er durch die Hinterrade einen Blick nach mir - Er glaubte , ich verwunderte mich oder freute mich wohl gar über sein gehabtes Unglück und das allerwenigste , was er mir darauf zur Antwort geben konnte , war :
Der Teufel weiß es .
Ich konnte mich des Lachens nicht enthalten wenn der es weiß , sagte ich , so kommt er dir auch gewiß zu Hilfe !
Du musst ja wohl wenigstens Bruder und Gevatter mit ihm sein Aber die großen Schweißtropfen , die dem Postillion über das Gesicht liefen und die Besorgnis , daß ich ihn durch meine Spotterei verhindern möchte , durch Schaden klug zu werden , machten mich den Augenblick wieder ernsthaft .
Ich bot ihm meinen Arm an Ich befahl ihm , er sollte mir befehlen , wo und wie ich zugreifen sollte Es währte keine fünf Minuten , so war das Fuhrwerk wieder gangbar .
Ein jeder anderer , als der Postillion , würde sich darüber erfreut und mir für das Supplement meiner Kräfte Dank gesagt haben : allein dieser verzweifelte Kerl , der gewiß mit Leib und Seele verkehrt auf die Welt gekommen war , warf mir mit grimmigen Gebärden vor , daß ich bloß durch mein Absteigen an seinem Unglücke schuld wäre und von diesem Augenblicke an erkläre ich mich öffentlich für einen Materialisten .
nutzten mur gelehrte Streitigkeiten den Verstand und Willen der Fechtenden nicht so sehr ab : so wollte ich mich ißt den Augenblick mit meiner Instanz von Postillion bewaffnen und das sämtliche Korps der Punktesten oder Immaterialesten so hiesig angreifen und in die Enge treiben und in die Flucht schlagen , daß es ihnen durch alle Generationen hin , durch bis ans Ende der Welt nicht wieder einfallen sollte , Krieg zu führen .
Wie tapfer wollte ich mich , mit dem Beweise in der Hand " daß die Seele meines Postillions wenig stens allerwenigstens so groß war , wie eine welsche Nuß " -- auf dem Schlachtfelde herumtummeln !
Wie tapfer Aber wie gesagt , ich befürchte für meinen Verstand und für meinen Willen , deren Wohlsein mir über alles am Herzen liegt , eine verzehrende Krankheit Also mag es bleiben !
Ich war eben im Begriffe , wieder auf den Wagen zu steigen , als mich mein Schlingel von Postillion zum Urheber seines Unglücks machen wollte .
Kerl , sagte ich , indem ich den Fuß , den ich bereits in die Höhe gehoben hatte , wieder zurükjog :
Halt das Maul oder ich steige den Augenblick wieder ab und dann nimm dich in Acht , daß du nicht Hals und Beine brichst Der Postillion machte ein langes Brr ! auf seine Pferde - und die Tiere fingen an zu laufen und ich schwang mich auf meinen Sich .
Die sanfte Luft , die mir , um mein Gesicht und um meine Haare spielte und die ich schon Jahre lang nicht so rein und unvermischt eingeatmet hatte Der hereinbrechende Abend Die gelinde Bewegung des Wagens , der über den Sand , so leicht , wie Venus über die Blumen , wegglitt und meine Müdigkeit wiegten mich in einen so Füßen Schlaf , daß ich es der Mühe wert halte , meinen menschenfreundlichen Lesern davon Nachricht zu geben .
Wenn ich ihr Herz nach dem Maßstabe des meinigen meße , so halte ich sie wirklich für fähig , sich an einer solchen Kleinigkeit zu interessieren Du , der du unter 400 Nächten 100 verwacht , und 100 ängstlich verträumt hast , sage mir , daß du endlich auch einmal eine geschlafen , recht süß geschlafen hast , und wenn ich nicht Anteil Daran nehme , wenn mein Puls nicht in einer halben Minute einen oder ein paar Schläge mehr tut , so glaube , daß ich eine Welsche Nuß Seele habe !
Die Bewegung des Postwagens hatte mich ein geschläfert :
Was war natürlicher , als daß mich ihr Gegenteil wieder munter machte ?
Ich sah mich mitten in der Nacht in einem kleinen luderlichen Städtchen - vor einend eben so luderlichen Posthause , aus dessen einem Zimmer in der untersten Etage mir ein Licht kläglich entgegenschimmerte .
An der Thure standen drei bis vier Personen , die sich mit großen Pelken und Müßen gegen die Nachtluft bebollwerkt hatten .
Die Post sollte in einer Stunde wieder ab : gehen Es war die lehte Station nach Leipzig :
Ich fahre mit , indem ich vom Wagen herabsprang und gerade vor das Fenster des Postschreibers zu stehen fam. - Ich halte es für eine garstige Sache , wenn man Jemanden durch das Fenster oder Schlüsselloch oder durch sonst eine Defnung behorcht einer solchen Zeit behorcht , wo er sich vorstellt , daß ihn und zwar zu ei kein menschliches Auge sieht und kein menschliches Ohr hört .
Ich sage es noch einmal , daß ich es für eine recht garstige Sache halte , sowohl von Seiten des Behorchers Denn die Tugend geht nicht auf Strümpfen als auch von Seiten des Behorchten - Denn , wenn wir allein sind oder allein zu sein glauben , so nehmen wir die Larve ab und hängen sie an die Wand .
Gleichwohl würde ich mir in ein paar Fällen aus dem Horchen kein Bedenken machen ` und in dem einen Falle würde ich mir es sogar zur Pflicht auferlegen .
Eine Geliebte , die unter meinen Augen ihr ganzes Leben zubringen voll Die ich durch und durch kennen muß , wenn ich sie um ihrer guten Seite Willen lieben und wenn ich ihre schlechte Seite ertragen soll - mit der ich lachen und Weinen , Ehre und Schande , Glück und Unglück , kurz , alles ohne Ausnahme teilen voll die mir nicht mehr mißfallen darf , sobald sie mir einmal gefallen hat die würde ich , die müsste ich behorchen .
Vielleicht betrog ich mich Dennoch Sie sind ein gar zu schlaues Bälkchen , meine Schönen !
aber dann hätte ich doch wenigstens das meinige getan .
Bei einem Freunde , defs sein Verstellung mir Schaden bringen kann , würde ich mir das Horchen eben nicht zur Pflicht machen :
aber wenn mich der Zufall vor seinem Zimmer vorbeiführte , wenn er eben in einem Gespräche von mir begriffen Ware Ich horchte ohne Bedenken !
Nun war zwar der Postschreiber , vor dessen Fenster ich zu stehen kam , weder mein Freund , noch meine Geliebte ; allein da ich doch nach allen Regeln der Springekunst von dem Wagen herabgesprungen war und da mein Sprung mich gerade in die Stellung eines unter dem Fenster Horchenden hinein verseßte , so war ich eben nicht Willens , meine Augen und Ohren vor demjenigen zu verschließen , was in dem Zimmer vorging , und ich würde ohne Bedenken gehorcht haben , wenn etwas zu horchen gewesen wäre : Allein der Postschreiber war so stumm , wie die Briefe , mit denen er sein Amt verwaltete .
Meine Seele behielt als so Muße genug , über den Postschreiber oder über seinen Herrn , den Postmeister ein paar Einfälle auszuhellen , die aber so wenig persönlich sind , daß ich selbst der der Göttin der Verleumdung Trok biete , mich zum Pasquillanten zu machen .
Unter allen Ständen , Hemtern und Bedienun gen , dachte ich , zu denen ich mich nicht schiele - ( und deren sind unendlich viel Ich schicke mich nicht zum Soldaten :
Auch aus den rechtmäßigsten Ursachen von der Welt , könnte ich keinem Menschen das Leben nehmen Folglich schicke ich mich auch nicht zum Scharfrichter Folglich auch nicht zum Arzte Eben so wenig zum Juristen :
denn an statt die Geseke auszulegen und anzuwenden , würde ich ohne Unterlaß fragen :
Aber was , zum Henker ! bewog denn den Gesetzgeber , dies und jenes so oder so einzurichten ?
Warum befahl er dies ?
Warum verbot er das ?
Sind auch seine Untertanen damit zufrieden ?
Auch gewiß ? -
Zum Historikus tauge ich nicht .
Soviel :
Meine Leser müssen es bereits gemerkt haben , daß ich ein erzldchrichtes Gedächtnis habe , wiewohl ich von Ihrer Politesse einen allzuhohen Bei griff habe , als daß ich glauben könnte , sie würden mir deswegen nur den geringsten Vorwurf machen Zumi Politiker ? ) Quae !
Qualis !
Quan ta !
Welch eine Parenthese ist das !
Muß ich nicht , wohl oder übel , auf gut Krebsisch zurückgehen ? -- Unter allen Standen , Ämtern und Bedienungen , dachte ich , zu denen ich mich nicht schicke Ich brenne vor Begierde , wieder eine Parenthese anzufangen Diesmal würde sie also lauten : ( und das sind sie alle , wenn schicken so viel heisst , als : allen Pflichten seines Standes , seines Amtes oder seiner Bedienung Genüge leisten )
Wieder ein Parentheschen ! schreit ein ganzer Haufe von Lesern , meine Herrn ! so bedenken Sie doch nur , daß man auch weder Heide noch Türke ist .
Als ich den Vorsatz faste : Du willst allen Kunstrichtern zum Possen Autor werden , und als ich , Kraft dieses Vorsackes , Die Feder ergriff und in 8 Stunden einen Bogen voll machte , um mich sobald als möglich gedruckt zu sehen : so tat ich auch das feierlichste Gelübde , nicht ein Jota auszustreichen , was einmal geschrieben wäre .
Was also das Ausstreichen des Parentheschens betrifft , so kann ich Ihnen , ohne mein schriftstellerisches Gewiss sein zu verlaßen , nicht willfahren :
Doch , damit nur das Zanken und das Schreien einmal ein Ende nimmt , fo lassen Sie uns zum dritten und lehtenmale anfangen ; my Unter allen Ständen , Ämtern und Bedienungen , zu denen ich mich nicht schiele , steht die Bedienung eines Postschreibers oben an .
Wie ich das meis ne ?
Geduld !
Geduld !
Ich will gleich Licht ans Relen .
Die Neubegierde , die bei dem Gelehrten rühmlich , bei dem schönen Geschlecht verzeihlich , bei den Kindern natürlich , und bei den Narren ausstehlich , ist :
Dieses Ding ist einzig und allein bei einem Poste Schreiber tarabel und zum Glück oder Unglück besiße ich davon eine so starke Dosis , daß mein jährlicher Gehalt als Postschreiber , kaum zur Geldbuße eines ein Ziegen Tages hinlänglich sein würde .
Indessen ist doch meine Neubegierde nicht ein sogar närrisches Ding , als man es vielleicht auf den ersten Blick glauben möchte .
Es ist keine Lumpenneubegierde , keine Bagatelle Neubegierde : Ihr Gegenstand ist ein überaus wichtiges Ding , wo nicht außer unserer Erdkugel , doch wenigstens auf derselben .
Es ist der Mensch .
Ihn möchte ich gern von allen Seiten Fennen lernen : Ihn möchte ich gern durch und durch studieren und weil man ihn nicht besser ertappen kann , als in seiner Conversation und weil Briefe eine wirkliche , obwohl stumme Conversation finde , so würde mich nichts auf der Welt abhalten , meinen Durst nach der Kenntnis der menschlichen Natur zu Löschen .
Was die großen , mit großen Siegeln bes klebten Briefe anbeträfe , so ließe ich sie sämtlich paßis Bei diesen bliebe gewiß meine Neubegierde in tiefem Schlafe und meine Pflicht unverletzt .
Aber die kleineren Privatschreiben , die das Herz diktiert hat , von denen oft eine Zeile so viel wert ist , als eine ganze Postladung Wie hihig würde ich über sie herfallen !
Wie würden die Siegel unter meinen Handen schreien !
Und welche Anekdoten und welch eine Menge Anekdoten würde ich mir daraus sammeln !
Mein Blut fing mächtig an , in seinen Gefäßen auf und niederzutraben , als ich dieses dachte und ein freudiges , O , welches ungeheißen von meinen Lippen flog , lockte den Postschreiber ans Fenster .
Er machte es auf , nachdem er sich zuvor von seiner Brille Geschieben hatte und rief :
Wer da ?
Ein Reisender , sagte ich .
Und was hat dieser Reisende vor meinem Fenster zu O en ?
Nicht viel , gab ich ihm zur Antwort .
Er überlegte nur , was er tun wollte , wenn er an Ihrer Stelle Postschreiber wäre .
Und was denn , fragte er weiter ?
Auch nicht viel , erwiderte ich .
Er wollte nur ein klein wenig in die Briefe gucken , die er unter Handen hatte .
Und für diese kleine Bemühung , fuhr der Postschreiber mit einem trocknen Tone fort , würde er nur ein klein wenig auf den Bau kommen .
Ei , En , sagte ich :
Das wäre ja ein zwei fehlt starker Rekompens .
Der Postschreiber lachte und bat mich , bis die Post abginge , in sein Zimmer zu treten .
Die Einladung kam erwünscht Ich strich mitten unter den bepelzten Passagierern , die noch immer an der Türe standen und an deren keinem ich das geringste Auffallende bemerkte , hindurch .
Der Post Schreiber nahm mich freundlicher auf , als ich es von ihm erwartet harte und ich sehe nun auf das deutlichste ein , daß der Schluß von der finsteren Mine auf die finstere Seele ein Schluß ist , wie sie alle sind , wenn Sie sich auf bloße Ähnlichkeiten gründen .
Dieser Mann , der schon ziemlich bei Jahren zu sein schien , klopfte mich freundschaftlich auf die Schultern .
Er bedauerte von Herzen , sagte er , daß er sich nicht ein Stündchen mit mir unterhalten sollte :
Ich schiene ihm ein junger Mensch zu sein , mit dem sich noch etwas anders sprechen ließe , als vom Baue :
Über -- Sie sehen wohl , setzte er mit einem kondolierenden Achfelzuken hinzu , daß ich ißt nicht mein eigener Herr bin .
Ich gab ihm seinen freundschaftlichen Schulterschlag eben so fremdschaftlich zurück und bat ihn , sich in seiner Arbeit ja nicht durch mich oder um meinetwillen stören zu lassen .
Er setzte also seine Brille wieder auf und ich blieb bei der nächsten Wand stehen und ging meinen Grillen nach , Wenn ich König wäre , dachte ich Das ist ein Widerspruch , werden meine Leser sagen , die ein treueres Gedächtnis haben , als ich !
Schon oben hast du gesagt , du wolltest die Last des Königs einem jeden gönnen , dem die Schultern dar nach wehe täten !
Jht jucken sie dich selber !
Ich aber , der ich Autor und Kommentator z gleich bin , oder es doch sein kann , so oft ich will : Ich behaupte , daß ich mir in diesem bestimmten Falle nicht widersprochen habe , ob ich gleich sonst für keinen Widerspruch Bürge sein will noch sein kann Merken Sie das wohl , meine Herrn Kunstrichter !
Noch sein kann , sage ich Bei der scharfen Geißes Lunge , die Sie nicht vor langer Zeit mit Marmontels Belisar vornahmen , schien es fast , als hätten Sie geglaubt , Marmontel könnte für alle Widersprüche in seinen Schriften Bürge sein , wann er nur wollte . ---- Wenn ich König wäre , ich meine , wenn ich die höchste Gewalt in Handen hätte , so wolltest du vielleicht denen die Augen ausstechen lassen , die es wagten , deine Reisen schäl anzusehen ?
Nein , mein Freund !
Ich habe weder Klauen , wie ein Bar , noch einen Rüssel , wie ein Elefant , noch Hörner , wie ein Ochse , noch einen Stachel , wie die Bienen Unter allen Tieren granze ich am nächsten an die Natur des Schafes Kein einziger von Ihnen , meine Flügen und dummen , nicht minder halbklugen und halbdummen Herrn ! die Sie meine Reisen durch die Epißruthen der Kritik laufen lassen :
Kein einziger von Ihnen sollte nur ein Haar von seinem Haupte , geschweige ein Auge aus seinem Kopfe verlieren , und wenn Sie den Rücken meines armen Kindes blutrünstiger geißeln sollten , als den eines Diebes .
Im Reiche der Minerve ist eine eben so strenge Mannszucht nötig , als im Reiche des Mars und wenn man als Volontär dient , so hat man immer eine Urs fache weniger über Gewalt zu schreien .
Aber wenn ich König wäre : Wahrhaftig , ich wollte mit den Postmeisterstellen nicht so luderlich um gehen , als es gemeiniglich geschieht .
Seitdem Yorick seine Reisen geschrieben hat , seitdem ist es eine ausgemachte Sache und mir ist es völlig evident , daß man das Ding , was sich Mensch nennt , auf keine nur ersinnliche Art von der Welt besser beobachten Pan , als auf Reisen .
Weil aber das Reisen nicht jedermanns Ding ist denn es frißt Kapital und Interessen rein auf , macht den Körper anfänglich gesund und stark , um ihn nachmals desto ungesunder und schwächer zu machen und in einem Lande , so viel ich weiß , gehört es unter die Konterbande so has bei ich ein Mittel ausgesonnen , wodurch man in den Stand gesetzt wird , zu reisen , ohne einen Fuß aus der Stube oder aus dem Hause zu sehen .
Ein narrisches Mittel , sagt ihr : Aber ist es nicht einerlei , sage ich , ob zwanzig Personen bei euch vorbeigehen und euch , eine nach der anderen , ins Gesicht sehen oder ob ihr bei zwanzig Personen vorbeigeht und einer nach der anderen ins Gesicht sehet ?
In einem und dem anderen Falle sehet ihr gleichviel wenn ihr sehet - und gleich wenig wenn ihr nicht sehet , Wel Kurz , gebt mir eine gute Quantität Yorike che Forderung !
Nun so gebt mir nur halbe Yorike , pur Viertel Yorike , und nur so viel , daß ich mit ihnen die Postmeisterstellen in denjenigen Städten meines Königreichs beseßen kann , die am häufigsten von Fremden durchkreuzt werden :
so sollt ihr Wunderdinge sehen !
Alle Messen sollt ihr ein paar hundert Versuche über die menschliche Natur zu lesen bekommen und dann will ich die Natur bitten , daß sie noch vor ihrem Ende einen rechten Erz : Yorick erzeugt , der alle diese Versuche unter einen Gesichtspunkt bringt und die Quintessenz daraus zieht .
Aber wenn nun endlich der ganze Plunder auf den Ausspruch des Boileau hinauslaufen sollte , den ihr in seinen Satiren nachschlagen könnt , wenn ihr es für gut bei findet oder wenn ihr es etwan nicht für gut befinden möchtet :
so will ich ihn hter abdrucken lassende tous les animaux qui f'elevent dans l'air , dans qui marchend für la terre , ou nagend la mehr , de Paris au Peron , du Japon jusqu'à Rome , le plus fot animal , à mon avis , c'est l'homme Dann hohle es der Henker , sagte ich genug , daß mich der Postschreiber hören konnte .
Gedulden Sie sich nur noch eine kleine Viertels fand , sagte er :
Ich werde bald fertig sein .
* Von Herzen gern , sagte ich und bis mich in die Lippen , um nicht in ein lautes Gelächter auszubrechen , welches mich zum Narren würde gemacht haben , der Postschreiber mochte es verstehen oder nicht. 1 Über können Sie mir nicht sagen , fragte ich ihn , was ich diese Nacht für Reisegefährten haben werde ? - laut Der Postschreiber consulirte in der Geschwindige Peit sein Buch Die Gesellschaft ist auserlesen , sagte er Ein Schneider , ein Kammermagd , ein Jude und ein Feldwebel .
--Auweh ! sagte ich , und fuhr mit dem kleinen Finger meiner rechten Hand ' nach dem Munde .
→ Und Sie bekommen Ihren Platz neben dem Kam mermagdgen Immer arger Ja wohl , immer arger , würde mein kleiner Finger gesagt haben , wenn er hatte reden können :
denn indem ich immer arger sagte , bis ich ihn unbarmherzig auf das Vorderglied ------_______ Der Postschreiber sah mich lächelnd an Sie finde doch wohl kein Misogyn ?
Nein , sagte ich aber ich bin ein Misokammer . Magd und das aus den triftigsten Ursachen von Der Welt .
Nun , das muß ich gestehen , sagte er Es argerte mich , daß er nichts weiter sagte :
denn wenn ich mir einmal die Mühe genommen habe , ies mandes Neugierde rege zu machen , dann ist mir an der Befriedigung derselben mehr gelegen , als dem Neugierigen selbst :
Aber dachte ich , ist wohl ein Geschöpf auf der Welt , was zur Neugier oder zur Verwunderung weniger Zeit hat , als ein Postschreiber ?
* Und so ging ich zur Türe hinaus , um meine Reisegesellschaft wenn Licht da wäre in Augenschein oder in Ermangelung dessen , in Ohrenschein zu nehmen , Um Vergebung mein Herr ! redete der Feldwebel mich oder vielmehr meinen Schatten an : Sie er Jauben es doch , daß ich meinen Plaß . neben dieser Frauensperson nehmen darf !
Es ist eine weitläufige Anverwandtin von mir Wir sind Geschwisterkinder , sagte das Kammermagd Der Ton , mit dem sie es sprach , hatte fair viel ähnliches , mit dem Tone eines Galanterie Kramers Ma foi , Monfieur !
if ab gegeben selber so viel davor Um aller Welt Wunder Willen , sagte ich , indem ich meine linke Hand auf die Schulter des Feldwebels und meine rechte an den linken Arm des Kammermagdgens legte :
Um aller Welt Wunder Willen wollte ich keine Geschwisterkinder von einander trennen und ich gebe ihnen beiden mein Wort darauf , daß ich die Rechte der Blutsfreundschaft in keinem Stüfe Franken will Das ist ein charmanter Herr , sagte das Kammermagd - Das ist ein braver Herr , sagte der Feldwebel Sie sollen neben einander sißen , fuhr ich fort wo sie wollen , wie sie wollen , wie lange sie wollen Das ist ein allerliebster Herr , sagte das Kammermagd Ein Kreußbraver Herr , sagte der Feldwebel Bei solchen Herrn wollte sich dienen , sagte das Kammermagd Ich auch , sagte der Feldwebel Es war das erstemal in meinem Leben , daß ich mich so herzlich loben hörte und da ich mir , als Autor , auf kein Lob Rechnung mache und da ich mein ganzes Leben hindurch Autor bleibe , nachdem ich es einmal geworden bin so war es auch gewiß das einzigemal .
Triumphierend kehrte ich in das Zimmer des Post Schreibers zurück , der eben Brille und Feder weglegte und mir schalkhaft entgegen sah Vermutlich glaubte er , meine vorgebliche Antipathie gegen das Kammermagogengeschlecht hätte sich bei den Finsternissen der Nacht in Sympathie verwandelt .
Ich bin sie los , rief ich ihm ganz leise zu , damit es das Kammermagd nicht hören sollte :
Ich bin sie los Der Feldwebel hat sie w So bleibt Ihnen also noch die Wahl zwischen dem Schneider und dem Juden übrig , sagte der Postschreiber :
Welchen wollen Sie ?
Welchen nähmen Sie , wenn Sie an meiner Stelle wären , fragte ich # bn ?
Ohne Bedenken , antwor ich Und ich nehme den Juden ohne Bedenken , sagte Wollte der Himmel , es wäre ein Mendelssohn !
Doch , wenn er es auch nicht ist , so will ich Doch an ihm die Menschheit nicht verkennen ,' und wenn sein Bart so lang und so verworren sein sollte , wie des Charons seiner .
Den Schneider täte er -------- War Charon auch ein Jude , fragte mich der Postschreiber mit einem so treuherzigen Tone daß es Sünde gewesen sein würde , ihn wegen seiner kleinen Unwissenheit zu verspotten .
• Nichts weniger , sagte ich : Charon ist ein Mann , der das Schachern in den Tod nicht leiden kann Also lebet er noch , fragte der Postschreiber weißte So gewiß , wie Ihre Brille , sagte ich In dem Augenblicke rief der Postillion zum Fenster herein , ob ich nicht aufsteigen wollte ? und dieses tat er mit einem solchen Akzente Die Griechen nennen ihn den Gravis - aus dem ich den geraden Schluß ziehen konnte , daß man schon auf mich gewartet hatte .
Deswegen → Glauben Sie es mir , meine Herren ! bloß deswegen denn es ist schändlich , jemanden auf sich warten zu lassen → empfahl ich mich dem Postschreiber mit drei Worten und ließ ihn in der finstersten Ungewißheit , ob Charon noch am de ben wäre oder nicht und wenn das Schiffal nicht etwan einmal den Einfall bekommt , einen Mythologen und zwar einen solchen , der seiner Gelehrsamkeit gern Luft macht , nach eben dem Posthause hinzutreiben , so behält der Postschreiber bis an seinen Tod einen Knoten , gegen den der Gordische nur ein Kutschen ist Alexander konnte ihn doch zerhauen : Aber hier ist weder an Aufknüpfen noch zerhauen zu gedenken .
Seker , daß der Postschreiber eben so neu gierig Ware , als er es zu seinem Glücke nicht ist :
Sez ket , daß er meine knotige Proposition , , So gewiß wie Ihre Brille , , zehnmal an einem Tage und fünf Mal in einer Nacht , und folglich mehr als hundert : Mal in einer Woche , oben und unten , hinten und for ne , im ganzen und einzeln betrachtete : Würden ihn wohl die tiefsinnigsten Grübeleien nur zu einem Schatten von Gewißheit führen , ob Charon lebendig oder tot wäre ? - * Laßt sehen !
Ich will mich in die Stelle des Postschreibers sehen .
So gewiß , wie ihre Brille , Aber welcher böser Geist musste doch den Postillion Grude in dem Augenblicke ans Fenster führen und dem Fremden das Wort auf der Zunge töten ?
So gewiß , wie Ihre Pefte foit la reponse ! weder Engel noch .
Soll es heißen :
So gewiß , wie Ihre Brille , , Wenn ich mich doch noch auf meine Frage besinnen könnte !
Also lebte er noch , fragte ich Brille , war die Antwort Daraus Van ja kein Mensch Teufel kann daraus klug werden .
So gewiß , wie Ihre Brille auf dem Tische liegt ?
Oder soll es heißen :
So gewiß , wie Ihre Brille lebt ?
Eins ist so ungewiß , wie das andere Eins fo wahrscheinlich , wie das andere Vielleicht wollte .
Der Fremde jenes sagen und wurde bloß von dem verdammten Postillione verhindert , die angefangene Proposition zu endigen : oder vielleicht war die Propofitis ohne aus , und der Fremde behielt das Wort : lebt , in petto .
Wer weiß es ? Wer sagt mir_es ?
Wen frage ich darum ? ----- Ohne Komplimente , mein Kind ! nehmen Sie mit Ihrem Unverwandten den Forderesten Platz ein , , Es würde unhöflich von mir sein Wenn Sie es auf meine Bitte nicht tun . wollten , , Sogleich seht sich das Kammermagd mit je rem Geschwisterkinde nieder und ich --schichtete mich auf den zweiten sie neben den Juden .
Finge ich ist die Fortseckung meiner kleinen Begebenheiten auf der Reise nach Leipzig mit der Überschrift an : wo Die Nacht ist keines Menschen Freund , den Augenblick würden die Voreiligen unter meinen Lesern Kopf und Weib und Kind und alles verwetten , Daß ich sie mit einer Gespenstergeschichte in den Schlaf schreiben wollte .
Gut !
Ich wähle das Sprichwort ; Die Nacht ist keines Menschen Freund , zur Überschrift und hier sind alle meine Finger , an der Zahl zehn hier ist mein Federmesser , so scharf , als es nur irgend auf einem endlichen Weg Steine geschliffen werden konnte - Mit diesem sollen Sie mir alle meine Finger bis auf den Knochen ab schneiden , wenn Sie Blut sehen können nicht , so will ich die Operation an mir selber verrichten wenn ich Ihnen nur ein einziges Wort von Gespenstern erzähle : und damit Sie mir für diesen kleinen Gefallen keine weitere Verbindlichkeit schuldig finde , so haben Sie die Güte , mir sogleich zwei andere Gegengefälligkeiten zu erweisen .
Erstlich erlauben Sie mir , daß ich mich einmal auf Unkosten Ihrer Boreiligkeit recht satt lachen darf , ohne daß Sie böse auf mich werden .
Zweitens erlauben Sie mir , daß ich nunmehr die Überschrift in forma machen darf , die ich schon zweimal , aber extra formam gemacht habe :
denn , wenn sie formell sein soll , so muß schlechterdings ein Punkt vorhergehen .
Die Nacht ist keines Menschen Freund .
Welch ein lügenhaftes Sprichwort !
Unendlich leichter ließe sich umgekehrt behaupten :
Daß die Nacht aller Menschen Freund wäre .
Sie ist ein Freund , oder grammatisch richtiger eine Freundin der Gelehrten , samt und besonders --
Bei ihrem Stillschweigen haben die Menschen die Meisterstücke Ihres Verstandes und Weißes ausgearbeitet Sie ist eine Freuen Dein der Liebenden und Wiederliebenden und wenn ich in der heidnischen Götterlehre etwas anzuordnen hatte , so machte ich sie ohne Umstände zur Schwiegermutter der Frau Venus Sie ist eine Freundin aller derjenigen , die die Last des Tages getragen has ben und deren ist ein unzählbares Volk Sie ist eine Freundin der Traurigen und Schwermütigen , die an ihrer Traurigkeit oder Schwermut Begnügen finden Mich dunkt , ich habe genug gesagt , um es in ein völliges Licht zu sehen , daß der Erfinder des Sprüchworts von der Nacht entweder ein aber gläubiger oder sonst ein einfältiger Tropf gewesen ist .
Allein ich nehme sogleich den einfältigen Tropf mit der aufrichtigsten Beschamung und mit der demütigsten Abbitte zurück , wenn seine Meinung diese ist , daß Die Nacht , in ihrem strengsten Verstande genommen eine Nacht , ohne Mond und Sterne , die fo verzweifelt schwarz ist , daß man einen Baum nicht von einem Galgen und eine schlafende Bestie nicht von einem Steine unterscheiden kann Daß eine solche Nacht keines Menschen Freund ist , der auf der Post fährt und seinen Nachbar gern aus seiner Mine beurteilen will In diesem Falle erbiete ich mich freiwillig zur Geldbuße , zur Ehrenerklärung , kurz , zu allem , was ich nach göttlichen und menschlichen Gesetzen verwirkt habe .
Ich hustete , ich nieste , ich überließ mich dem Schütteln des Postwagens .
-- Mehr als einmal flog ich an meinen Jüdischen Nachbar an Ich hoffte , es sollte ihm wenigstens ein Wort im Zorne Ich bot ihm meine Tabaksdose an Ich fragte ihn , wohin er reiste entfahren Er dankte Wort !
Nach Leipzig , , Wo er herkäme Keine Ants Ich fuhr mit Fragen fort Der Jude fing an zu schnarchen Eher würde ich die Post Pferde zum Reden gebracht haben , als ihn .
Aber kaum war die Sonne aufgegangen kaum konnten wir einander ins Gesicht sehen , so löste sich das Band feiner Zunge .
Er entschuldigte sich , daß er sich mit mir in kein Gespräch eingelassen , wie ich es zu wünschen geschienen hätte In der Nacht , sagte er , hat man immer eine Ursache mehr mißtrauisch zu sein , als am Tage ; Man weiß nicht , mit wem man zu tun hat .
Guter Jude : deine Entschuldigung kam zu spat !
Schon sabe ich in der Ferne die Türme von Leipzig blinken und dieses Blinken zog mich so unwiderstehlich an sich , daß ich nur ein einzigesmal auf die beiden Geschwisterkinder zurücksah , die ich hinter mir hatte .
Sie hatten sich auf das blutfreundschaftlichste umarmt und rieben sich die Augen . Hand Konsequenzen daraufziehen Juden noch allerhand tröstliches sagen ihn versichern , daß ich ihn und sein ganzes Geschlecht unter die Menschen rechnete , und stets darunter rechnen würde , wenn auch die halbe Christenheit anders urteilte :
Aber das Sehen drang das Wollen .
Ich bat den Postillion , er möchte seine Pferde den besten Trab gehen lassen , den sie nur konnten .
Er tat es und schnell war ich in Leipzig .
Leipzig , Lateinisch Lipfia , ist eine der schönsten und berühmtesten Städte in Deutschland , welche an der Pleiße liegt ; auch eine der vornehmsten Handelsstädte , deren jährliche drei Messen Ich wollte i Ich wollte dem Ich wollte Ich wünsche alle Reisebeschreiber , die mir von den Städten , die sie gesehen und besehen haben wollen ' , weiter nichts zu erzählen wissen , als was mir ein jeder Meßhändler umsonst sagt Ich wünsche , sie alle auf den Saturn ; nicht daß sie vor Kälte zaps peln sollen denn ich erbiete mich von ganzem Herzen , einem Ideen von ihnen einen Pelz mitzugeben , so weich und so warm , als ihn nur irgend menschliche Kürschner liefern können sondern bloß deswegen , damit es ihnen an Tinte zum Schreiben fehlen möge .
Nein , liebes Leipzig !
So geographisch unbarmherzig will ich mit dir nicht umgehen Ich habe etwas mehr von dir zu sagen , als daß du breite Straßen und hohe Häuser hast und wenn dieses Etwas in den Augen meiner Leser noch immer viel zu wenig ist , so ist es wahrhaftig bloß meine Schuld .
--- " O meine Brieftasche !
Uch meine Brieftasche !
Sie ist weg weg - und meine schöne Empfehlungsschreiben sind auch weg Ich kann sie nicht finden In der Rocktasche ist sie nicht In der Weste auch nicht Postillion ! hast du meine Brieftasche nicht gesehen ?
Passagiers ! haben Sie meine Brieftasche nicht gesehen helfen Sie mir doch ein Ach , sie ist fort wenig suchen fort und ich muß auch wieder fort was wollte ich in einer fremden Stadt ohne Empfehlungsschreiben anfangen ?
Nun , mit diesem , , denke ich die Aufmerke samkeit meiner Leser auf die Scharfeste Probe zu stellen .
Wenn sie meine Reisen vom Vetter an bis auf die Brieftasche nach dem Leseschlendrian unseres Jahrhunderts gelesen haben - Wenn ihre Augen , trok dem schnellsten Perpendikel , von der Linken zur Rechten , und von der Rechten zur Linken geflogen sind , so daß auch nicht das geringste von dem Gelesenen in ihr Gedächtnis durchkriechen konnte Wenn dieses ist , so glauben sie gewiß , daß meine eigene Brieftasche irgend einen Sprung über den Postwagen getan hat und ohne Barmherzigkeit weg ist .
Sind sie aber ordentliche , aufmerksame , bedachtsame Leser , die den Faden der Geschichte wenn sich anders der Autor die Mühe genommen hat , einen zu spinnen und was die Autores von einer gewissen Philosophischen Sekte ans Philos betrifft , so ist es wider ihre Grundsäße , dergleichen Faden zu spinnen Rote Rüben , saure Gur : ken , Füße Sekt , Chokolate , Roßoli , Rhabarbar , Kofent , Hering und Austern hangen bei ihnen eben so schön zusammen , als das regelmäßigste diätetische Gerüchte Ich sage , wenn meine Leser den Faden der Geschichte behalten haben : so werden Sie wohl wissen , daß ich keine Empfehlungsschreiben nach Leipzig mitbringen konnte , da ich die ganze Zeit meines akademischen Lebens so wenig einen Patron hatte , als ich selbst einer bin oder jemals sein werde .
Wißen Sie dieses , so verstehen sie auch meine Reklamation ohne Erklärung :
Allein etwas , was ich weiß , möchten sie doch wohl nicht wissen .
Scilicet : Wenn ich das Reisen , als eine Kunst oder als ein Handwerk betrachte , so halte ich diejenigen Reiz fänden für die erbarmlichsten Pfuscher ihrer Kunst oder ihres Handwerks , die sich ohne Empfehlungsschreiben an eine oder mehrere Familien , nicht in eine Stadt was gen oder wenn sie sich ja zu dem einen Tore hereinwagen , sich nach ein paar Tagen vor Langeweile zu dem anderen wieder herausgahnen .
Ich reise zu Menschen - und wenn ich nach Leipzig reise , zu feinen , gesitteten Menschen :
Was brauche ich da für eine an derer Empfehlung , als daß ich auch ein Mensch bin ?
Ich kenne Niemanden Niemand kennt mich Gut !
So wollen wir mit einander bekannt werden .
Ich will gegen ein jedes Geschöpf von meiner Gats tung freundlich tun :
Was folgt natürlicher , als daß ein jedes Geschöpf auch gegen mich freundlich tun wird ?
Wir sind nicht Hölzer oder Steine , sagt Tristram ; Nein , wahrhaftig , das sind wir nicht , und wenn wir es bisweilen zu fein scheinen oder gar sind , so macht man uns gewiß erst dazu .
Kurz , ich stieg vom Postwagen ab , so fest überzeugt , daß das galaire Leipzig seinen Charakter auch gegen mich behaupten würde , daß , wenn ich ein Dußend Empfehlung schreiben in meiner Tasche gehabt hätte , so würde ich sie alle herausgezogen und meinem Reisegefährten , dem Schneider gegeben haben , 35 ** Als ich in Begleitung eines armen Schelmen , der 5 mir seine Dienste angeboten hatte , die eine Straße hinaufwanderte , um einen Gasthof für mich auszusuchen : fo fiel mir unter dem Troß von Alten und Jun : gen , die bei mir vorbeigingen , ein Mädchen in die Augen ; " Nicht wahr , Sie meinen die schöne oder die allerliebste * * * oder die entzückende *** Nein , mein süßer Herr !
Es war ein gemeines Magd , die weder schön noch allerliebst , noch entzückend war Ihre Gesichtsbildung war nichts mehr , als leidlich Ihre Farbe blaß Ihr Auge schien mit dem Tode zu ringen Ihre Tritte was Ren ungewiß und taumelnd Sie schien sich nach einem Orte oder nach einer Person umzusehen und doch war es , als mangelte es ihr entweder an Entschließung oder an Kräften , nach diesem Orte hinzugehen Sie fabe mich nicht , als sie in einer kleinen Entfernung bei mir vorbeiging :
aber ich sah sie und mein klopfendes Herz kam meinem Mitleiden zuvor Mein Kopf und meine Augen drehten sich freiwillig nach dein Rüben , um ihr nachzusehen und ich glaube , wenn ansiedem Hause auf beiden Seiten der Straße an Edikt gehangen hätte , , , daß sich niemand bei Leibs und Lebensstrafe unterstehen sollte , rückwärts zu sehen , , so würden sich weder mein Kopf , noch meine Augen daran gekehrt haben Das kranke Magd → denn krank musste sie meiner Rechnung nach sein , ob ich gleich auf keine Weise weder die Urt ihrer Krankheit , mach die Verbindung zwischen Kranksein und sich dem Getümmel einer vollgepfropften Straße aussehen , eins sehen konnte Das kranke Magd , sage ich , ging immer langsamer und taumelnder - Auf eins Mal wurde sie durch den Schatten einer Menge von Personen bedeckt , die sich zwischen sie und mein Auge hinpflanzten ohne daß ich das geringste Recht hatte , sie wegzujagen Hier ist ein Gasthof , sagte mein Führer Der Schall fiel in meine Ohren ; aber nicht in meine Seele DOW2 and Es ist der Beste in der ganzen Stadt , fuhr er fort Ich antwortete nicht eine Silbe Sie werden wie ein Prinz bedient werden sagte er und zupfte mich bei dem Ärmel wenn Sie wie ich es Ihnen ansehe , Geld genug haben Das Ärmelzupfen brachte mich zu mir selber .
Wer ist da , sagte ich ?
Ein Gasthof Und wo ?
Kommen Sie nur kommen Sie nur Ich tat zehn Schritte , in tiefen Gedanken , vors wärt , als mir sin tumultuarisches Geschren nachgeflogen fam .
Ich horchte auf .
{ Mein Herz weissagte mir nichts Gutes ed sup Es ist nichts , sagte der arme Schelm : zu groß sein Städten hat der Lärm kein Ende Juli Aber ich hörte ihn nicht , und flog die Straße herab und gerade nach dem Orte zu , woher das Geschrei gekommen war .
Ein paar :
Ach !
die mir aus ein paar weiblichen Kehlen entgegentönten , machten meine Ahnung zur Gewißheit Ich drang mich durch den dicken Haufen von Menschen durch , der in der größten Eile zusammengelaufen war und sah die arme , bedauerte Kreatur auf der Erde liegen mit verzogenem Gesichte Schaum vor dem Munde Eine so heftige Erschütterung hat meine Seele nie empfunden , als bei diesem grauenvollen Anblicke .
Ich stürzte mich mit der ungestümsten Hecke auf das Mädchen log Ich fühlte mich so stark , wie ein Ries Te Ich schloß sie fest in meine Armen und eilte mit ihr nach dem Gasthofe , den mir mein Begleiter gezeigt hatte .
Geschwind , mein Herr ! sagte ich zu dem Wirte , der vor seiner Türe stand und bei meinem Anblicke Voran vor Schrecken zusammen fuhr : Geschwind schicken Sie nach einem Doktor Lassen Sie Arzenen hohlen Geben Sie mir ein Zimmer und fordern Sie von mir , was Sie wollen .
Der Wirt wusste nicht , ob er ja oder nein sagen sollte Er sabe mich unbeweglich Ich warf einen flüchtigen Blick auf ihn und glaubte in seinem Gesichte zu lesen , daß er zu der mit lerne Gattung der Gastwirte gehörte Hier haben Sie meine Uhr , sagte ich und ohne einen Augenblick Langer zu warten , lief ich mit meiner Last die Treppe hinauf und nach dem ersten Zimmer , was mir auf . stieß .
Zum Glück war es nicht verschloßen -- es war von Fremden leer und an der Seite stand ein Bette .
Dahinein legte ich die arme Kreatur vorüber ganz Der Parorismus war noch nicht Ich rennte die Treppe wieder herabschalt den Wirt , daß er noch keinen Doktor gerufen hatte :
denn noch stand er da , mit meiner Uhr in der Hand , ohne einen Fuß aus seiner Stellung gerückt zu haben .
Sagen Sie mir doch nur , sagte ich zu ihm , was ich mit der Mit welcher , armen Unglücklichen anfangen soll fragte er mich mit einem Tone , aus dem ich schließen konnte , daß er noch nichts dachte Es ist unglaublich , was das Schrecken für eine Zerstörung in dem Gehirne anrichtet -- ---O das ist kläglich , sagte ich , und ging wieder nach dem Zimmer herauf Aber das arme Mädchen war unterdessen wieder zu sich gekommen Ich hörte sie seufzen , als ich die Türe erdfnete Sie sah sich schüchtern um - Ich trat zu ihr an das Bette , nahm sie bei der Hand ! und weinte :
Denn bis ißt hatte ich noch zu leis einer Träne kommen können .
Sie sah mich mit einer aus Rührung und Verwunderung zusammengeseßten Mine an und draukte mir die Hand .
Haben Sie mich hierher gebracht , sagte sie ?
Die Frage selbst und die sanfte Stimme , mit der sie vorgebracht wurde , waren mir unwiderlegliche Beweise , daß meine Kranke kein gemeines Mädchen war . -
Ich bitte meine Leser , mich -recht zu verstehen !
Ich sage , ein kleiner Umstand hätte mich veranlasst , meine Kranke für kein gemeines 1 Mädchen zu halten .
Ich wünschte , daß ich mich ans des ausdrüfen könnte !
Die Worte : , , Kein Gemei Ines Mädchen , , haben in unserer Sprache eine Emphafin , die ich ihnen gern rauben wollte , wenn es in meiner Macht stünde .
Sie involvieren vermittels der unwiderstehlichen Gewalt der Gewohnheit einen Begriff von Superioretat über die entgegengeseßte gemeine Gattung von Mädchen , den ich verabscheue und stets » verabscheuen werde , so lange ich nichts zum Menschen rechnen werde , als was wahrhaftig zum Menschen gehört .
Du wirst ernsthaft ? , , Ja , ich werde es und möchte es gerne noch einen Augenblick ungestört sein .
Meine Kranke hatte mein Mitleiden weg , ehe ich sie für etwas anders als für ein gemeines Mädchen hielt und es stieg nicht um eine Linie höher , als mir 2 4 Der feine Ton ihrer Stimme verriet , daß sie es nicht war .
Wenn das Unbarmherzigkeit oder Niederträg tigkeit oder stumpfes Gefühl oder sonst ein Laster oder Fehler ist , so erkläre ich mich öffentlich , daß ich bis an Das Ende meines Lebens , in dieser Absicht , unbarmherzig oder niederträchtig , oder stumpf am Gefühle bleiben werde .
, , Haben Sie mich hierher gebracht ? , , .
Ja , sagte ich :
Ich habe Sie auf meinen Armen von der Straße weggetragen Die Kranke machte eine Bewegung , als ob sie sprechen wollte Ich besinne mich , sagte sie Ich war ausgegangen : aber kaum hatte ich zehn Schritte getan , so fühlte ich die Vorboten meiner Krankheit Ich wollte in das nächste Haus gehen : aber es war schon zu spät Ich sank hin Uch : Ach ! seufzte sie und fuhr mit ihrer Hand , in der die meinige lag , nach dem Kopfe Er ist mir ganz zerschlagen , sagte sie -------- -- Arme , bedauernswürdige Kreatur , sagte ich , und legte meine Hand unter ihren Kopf : Sagen Sie mir nur , wie und womit ich Ihnen helfen soll ?
Wollten Sie mir wohl , verseht sie mit einer schmeichelnden Stimme - nicht mit einer verführerisch schmeichelnden Stimme , sondern nur mit der schmeichelnden Stimme schlecht weg , die dem schönen Geschlecht eigen ist und die das unfeige unwiderstehlich zur Dienstfertigkeit antreibt wohl ein *** reichen lassen ?
Ich Die Aufforderung zu einer geringen Dienstleistung , die einer Kranken einen schmerzlichen Stich am Kopfe oder am Herzen ersparen kann , bringt auch einen Dr. gehen auf die Füße wenigstens könnte sie es und wenn sie es nicht kann , so ist es desto schlimmer für den Herrn Orgon .
Die meinigen beflügelte sie nahm mir nicht einmal die Zeit , ihr durch ein , , Von Herzen gern , , vorläufig zu versichern , daß sie das verlangte *** sogleich haben sollte Reichen Schon war ich mitten in der Stube .
Lassen Schon riß ich die Türe auf Bei solchen Gelegenheiten ist die jugendliche Hiße keine so schlimme Sa : che , wie es uns die Alten weiß machen wollen Sie spornt zur Eilfertigkeit und hat ihren Zweck schon erreicht , ehe das trage Alter mit der Wahl der Mittel fertig ist . ----Unerweißlich nicht in der Erfahrung weißlich ist .
Wollten Sie mir Oppofitorum oppofita eft ratio , schreien die Philosophen und machen dazu ein so demonstrativisches Gesicht , daß auch der hartnäckigste Skeptiker bei sich denken muß :
Es könnte doch wohl wahr sein .
Ich aber behaupte mit eben so demonstrativischer Gewißheit , obgleich nicht mit einer solchen Mine , daß gedachte Proposition unerweislich Was wäre sie ?
Hier steht ja der Beweis Met. Ja , im System , aber Daß sie , sage ich , uners Als mein Wirt , wie ein Pinsel , mit meiner Uhr in der Hand , stehen blieb , so argerte ich mich über fein Stillstehen .
Als er in eben dem Augenblicke zu der Tür meines Zimmers herein wollte , da ich in der größten Eile herausgehen wollte , so argerte ich mich auch und wo mich nicht meine Augen , Ohren und alle anderen Werkzeuge der Empfindung , nebst dem inneres Lichen Senfus , vornehmlich aber und zuförderst das edle Geschenk des Himmels , Verstand und Vernunft wo mich diese alle nicht arger hintergehen , als der Spitzbube Maskarill den alten Pandolf oder Anselm , so glaube ich steif und fest , daß des Wirts Stillstehen und Geben Oppofita waren und zwar oppofita , quorum par eft ratio .
Aber was richtet nicht die Höflichkeit aus ?
Glaubet mir , meine Freunde !
Eine apropoe Verbeugung ein Hut oder eine Müße zu rechter Zeit und auf Die rechte Art abgenommen , zerteilt die kleinen Nebel , die sich um unsere Seele aufgezogen haben , unendlich leichter , als die zierlichste Rede .
Der Wirt sah meine Eilfertigkeit Schnell trat er an die Seite der Taure , um mir den Durchgang frei zu lassen Wie ein Soldat im Gliede stand er da → die Mücke in der Hand Ich konnte nicht länger auf ihn böse fein und um ihm darüber Brief und Siegel zu geben , fange ich ihn mit einer nur möglichst freundlichen Mine An Ift etwas zu Ihren Befehlen , sagte er ? -- Haben Sie warmen Wein ; sagte ich In zwei Minuten sollen Sie ihn haben , sagte er , und ging weg .
Das war also das geheimnisvolle *** ?
WarJa , das war es ? : mehr Wein und weiter nichts ?
Warmer Wein und weiter nichts .
Ich eilte wieder an das Bette meiner Kranken und legte meine Hand wieder dahin , wo ich sie weg : genommen hatte .
Eine vertrauliche Lage des Kör Pers befördert die Vertraulichkeit der Gemüter , dente ich entdecken Sie mir doch , meine liebe Kranke ! sags te ich zu dem Magd , indem ich meine linke Hand , die ich fern hatte , auf die ihrigen beiden legte :
Welch ein unglücklicher Zufall Ihnen die schwerste unter allen .
Krankheiten zugezogen hat ?
Meine Geburt , sagte sie Nie habe ich zwei .
Worte mit einem so standhaften und gelaßenen Tone . aussprechen hören Und nichts , fuhr ich fort , kann Sie von Ihrem Übel befreien ?
Keine Urzeney ?
Kein Arzt ?
Nichts , sagte sie Gerechter Gott ! rief ich mit einer durchdringen den Stimme aus Mehr ließ mich der Schmerz nicht aufbringen als der Tod .
Das Mädchen druckte mir sanft die Hand Sie stellen Sich mein Leiden größer vor , sagte sie als es in der Tat ist .
Es überfällt mich nicht oft und seitdem meine armen Eltern tot sind , ^ fühle ich es nur allein .
Als sie noch lebten , fühlte ich es dreifach .
Gott , sagte ich und ein kalter Schauer fuhr durch meine Glieder Nein ! es ist unmöglich !
Höher kann das menschliche Elend nicht steigen , als auf diesen Gipfel Ein Kind mit einer unheilbaren Krankheit mit der Epilepsie aus väterlichen , noch mehr , aus mütterlichen Augen zu sehen nie gezittert hat , der zittre bei dieser Vorstellung Armes , bedauernswürdiges Mädchen , fuhr ich nach einem kleinen Stillschweigen fort :
Ich beklage Sie von ganzer Seele - von ganzer Seele , sagte ich noch einmal und legte meine Hand auf ihre Stirn Wer brich danke Ihnen von ganUnd ich , sagte sie zehr Seele für ihr Mitleiden Die Tränen zitterten in ihren Augen wie rührend !
Wie unendlich rührend war das !
Nie , liebes Leipzig !
Nie wird das Bild ; deiner Kranken in meiner Seele verlöschen So lange meine Einbildungskraft nur noch ihren Pinsel halten kann , so lange soll sie neben diesem Bilde Wache stehen und jeden Zug , den die Zeit auslöscht , mit neuen Farben überziehen .
" Von ganzer Seele für ihr Mitleiden .
Sie sind seit dem Tode meiner Eltern der Erste , der es mir auf eine so unerwartete Art erzeigt .
Ich , der erste ? rief ich mit der Stimme eines Menschen , dem man einen Vorzug beilegt , der ihn stolz macht und bis zur Erde niederbeugt Ja , sagte sie .
Meine Vormünder , Gott verges Hier trat der Wirt mit einem Glas se in der Hand ins Zimmer und machte unserem Gespräche ein Ende ... bei es Ihnen Geben Sie her , sagte ich zu ihm Erlauben Sie mir Geben Sie her , sage ich Ich bitte recht sehr Keine Komplimente , mein Herr Es wird Ihnen übel werden Zum Henker , sagte ich , und nahm ihm das Glas aus der Hand :
Ich will aber durchaus Mich dunkt , diese Weigerung war nicht bloß gasthöfische Galanterie .
Der Mann schien wirklich , eine vornehme Eselhaftigkeit an mir vorauszusehen , die das Heer der Stuker affektiert und über die ich auf gut Demokritisch lachen würde , wenn sie nicht , mit moralischen Augen betrachtet , eine Scheidewand zwischen dem Elende und dem Mitleiden Ware .
Darf ich mich deutlicher erklären , meine Füßen Herrn !
Denn ich sehe voraus , daß Ihnen meine Reisen in die Hände fallen werden Darf ich ?
Nun so lassen Sie sich auf ein paar Augenblicke nieder Es doch Es ist Ihnen befand , meine wohlriechenden Herrn ! wie lustig man sich auf dem ganzen Erdbakle über Ihr wertes Geschlecht macht .
Halten Sie !
Halten Sie !
werfen Sie mein Buch noch nicht weg !
Sie wissen nicht , wo ich hinaus will !
Ich bin ja eben deswegen vor Ihrer balsamischen Versamme Lunge aufgetreten , daß ich mich Ihretwegen mit dem ganzen Erdballe zanken will Banken ? Ja Ich bin äußerst unzufrieden , wenn ich sehe , daß man sich da den Bauch Widerhalt , wo man sich die Augen reiben sollte Betrachte ich Sie , wie der ungestörte Genuß der Vergnügungen Ihr Herz so weich gemacht hat , wie Gallerte Sehe ich Sie , wie Sie bei dem Anblicke eines Elenden , der Ihnen feine Wunde zeigt , um Sie zur Barmherzigkeit zu bewegen , Fersengeld geben oder , wie Sie bei dem kläglichen Gefchren eines anderen die Ohren zustopfen oder wie Sie von einem zerlumpten Rocke oder Hemde die Augen wegwenden oder wie Sie mit Ihrer samtenen Hand in die Tasche fahren , wenn ein armer Schelm , mit seiner groben danach greift , um sie gutherzig zu schütteln oder wie Sie sich vor einet Krankenstube kreuzigen und segnen Betrachte ich Sie aus diesem Gesichtspunkte , meine Herren !
Dann können Sie mir immerhin die Hosenkollation des Herrn und der Frau Shandy oder Schlaufenbergs Fabel oder die Geschichte der Äbtissin von Andouillets und ihrer Novize oder die Operationen auf dem grünen Kugelplack , oder , was Sie sonst für gut befinden , vorlesen und ich schwöre Ihnen bei der krausen Stirn des Phutatorius , die er bei dem Vorfalle mit der Kastanie machte :
Ich will nicht lachen .
Dixi !
Euch , meine männlicheren Leser ! die ihr dem Elende , nur einmal , nur ein paarmal _ herzhaft in die Augen gesehen habt : Euch will ich es im Vertrauen sagen , daß ich meiner Kranken die Wunden , die sie durch ihren Fall auf das Pflaster bekommen hatte , selbst mit dem warmen Weine , den der Wirt gebracht hatte , auswusch und wenn ihr im Stande wderet aber ihr seid es nicht mich deswegen für einen Bastard von einem Chirurg oder für einen Menschen ohne Nase zu halten , so müsste ich notwendig denken , entweder Ihr wäret an mir irre , oder ich an euch .
Meine Kranke befand sich nunmehr etwas besser und bat mich , ich möchte sie nach ihrer Wohnung bringen lassen .
Nach demjenigen , sagte sie , was Sie an mir getan haben , bin ich völlig überzeugt , daß Sie weder zu ekelhaft noch zu vornehm sein werden , mich bisweilen auf meinem schlechten Zimmer zu besuchen .
Ja , sagte ich :
Ich will Sie besuchen Ich will Ihnen Ihr Creuß tragen helfen und wenn menschliche Hilfe etwas vermag , so sollen Sie noch vor Ihrem Tode die Süßigkeiten dieses Lebens kosten , so wie Sie bisher nur seine Bitterkeiten geschmeckt haben .
Ein Handschlag ein freundliches Gesicht - ein nasses Auge sammen , so habt ihr ein Bild Seht diese 3 Stühle zuvon unserem Abschiede .
Hier , sagte der Wirt , der mir nachgelaufen kam , als ich meine Kranke zur Treppe herabbegleitet hatte und wieder nach meinem Zimmer zurüfging :
Hier haben Sie Ihre Uhr wieder .
Ich nahm sie in der Angst hin , ohne zu wissen , was ich tat :
Ikt aber weiß ich doch wohl , daß Sie mir die Ehre erzeigen wollen , mein Gast zu sein .
Wer hätte einer so juversichtlichen Voraussetzung entgegen handeln wollen !
Ich mietete sogleich ein paar Zimmer auf einen Monach und wenn Sie mir die Versicherung ge ben , sagte ich zu meinem Wirte , daß jeder Tag , den ich in Leipzig zubringe , für mich so empfindsam ist , als der heutige , so pranumerire ich sogleich auf den zwei ten Monat .
O dafür kann ich Ihnen stehen , sagte er :
Bei uns gibt es immer Vergnügen immer Lustbarkeiten Ich sah nun wohl , daß ich mit meinem Wirte aus keinem allzuhohen Ton sprechen durfte Worsinn bestehen denn ihre immerwährenden Vergnügen , fragte ich ihn ?
Da haben Sie , sagte er , indem er seine linke Hand in die Höhe hob und die Finger aus einander sperrte , um mir ein Vergnügen nach dem anderen vorzukalkulieren Da haben Sie Komödie , Konzert Das sind zwei , sagte ich :
Nun weiter !
Da haben Sie , fuhr er fort , die schönsten Promenaden , um die Stadt , nach G** ins R*** Wollen Sie tanzen ?
Musik die Menge !
Wollen Sie spielen ?
Kaffehäuser die Menge !
Wollen Sie ausfahren ?
Wagen die Menge , von denen Ihnen ein jeder zu Befehle steht .
Wollen Sie in Gesellschaften gehen ?
Ich sehe es Ihnen an : Sie sind gewiß an unsere vornehmsten Familien rekommandiert Das haben Sie schlecht getroffen , Herr Wirt ! sagte ich Es tut nichts , sagte er :
So wie Sie hier stehen und gehen , können Sie schon bei einer artigen Familie Entre finden und wenn Sie erst Ihren Koffer öffnen Da ist nichts drin , sagte ich , und schüttelte den Kopf G Sie belieben nur zu spaßen , sagte er Gar im geringsten nicht , verseßte ich , sagte er , ich würde Sie beleidigen , wenn ich Ihrer Galanterie nicht so viel zutrauen wollte .
( der Henker hohle die Galanterie , dachte ich , und der Wirt müsste den Star gehabt haben , wenn er nicht jedes Wort auf meiner Stirn und in meinen Aus gen gelesen batte ) Daß Sie sich ein wenig aus : staffiert Taten ; wäre es auch bloß um unsres Schönen Willen Ich bin kein Freund von Schönen , sagte ich :
Ich liebe die Häßlichen Um Der Wirt wollte vor Lachen Erstteilen feine Brust zu schonen , lenkte ich das Gespräch einen Grad rückwärts .
Aber sagte ich mit dem Tone , mit dem man einen Tadel harmonisch macht : Sie sind ein schlechter Lobredner Ihrer Vaterstadt .
Sie geben mir nicht uns deutlich zu verstehen , daß , wenn es in meinem Koffer so leer aussieht , wie es wirklich aussieht Troff Ihres Unglaubens , Herr Wirt ! so habe ich mir nicht die günstigste Aufnahme zu versprechen und das ist für Leipzig keine Ehre .
4. , sagte er , indem er bei dem Schusse , den ich nach ihm tat , auf die Seite sprang : Bei Ihnen wird Leipzig in dieser Absicht gewiß keine Schande einlegen !
Welch ein hartnäckiger Kopf , dachte ich Und da ich nicht Willens bin , meinen Lesern jedes Wort wieder zu erzählen , was mir in Leipzig aus dem Munde ging , noch auch den Catalogus der Gerüchte drucken zu lassen , die mir da in den Mund gegangen finde wiewohl es für meinen Wirt eine große Ehre sein würde und für manchen leckerhaften Reisenden eine anmutige Küßelung der Zunge Kurz , da ich überhaupt zum Journalisten zu stolz , insbesondere aber zu demütig bin , mein eigener Journalist zu fein : so Das Komödienhaus , Da ist er wieder , Yoricks kläglicher Nachahmer Er Van feinen Schritt allein gehen :
Ohne Unterlaß muß er sich au seinen Vordermann anhalten , immer hinter ihm herhinken , immer ich bitte euch , lieben O Leser !
Übereilt euch nicht !
Es ist an sich schon Unglücks genug , daß mich meine verve indifcrete , wie sich der Poet Boileau irgendwo sehr geschickt ausdrüft , verführt hat , meinen Schreibereien einen Titel zu geben , der mich entweder unsterblich macht oder mir auf der Stelle den Hals bricht :
Wollt ihr nun die Last meines Unglücks noch dadurch schwerer machen , daß ihr auch da schon über Nachahmung und Diebstahl schrent , wo noch nichts Möglichkeit dazu weiter vorhanden ist , als die Ein Es ist wahr , Yorick ging hinein :
Ich ging auch hinein , aber ein Kaufmanns Junge ging vor mir her War der auch ein Nachahmer von Yoriken ?
Ich hoffe , ihr sollt euch schämen .
Können Sie mir nicht sagen , fragte ich meinen Wirt , was heute für ein Stück aufgeführt wird ?
Romeo und Julius , sagte er : Ihnen aufzuwarten ? Es war eine Kleinigkeit und aus dem Munde eis nes Wirtes , dessen Einsichten selten weiter reichen , als von den Vordergebäuden seines Gasthofes bis in den Hof und von dem Hofe rückwärts bis auf die Straße Aus eines solchen Mannes münde war es eine große Kleinigkeit :
Dennoch glaube ich , würde ich schwach genug gewesen sein , den Wirt ins Gesicht auszulachen , wenn nicht schon bei dem Worte Romeo meine ganze Seele von dem Titel auf den Inhalt des Trauerspiels übergegangen wäre .
Romeo und Julie , sagte ich ?
Das Stück voll ganz gut sein , sagte er .
Einige Herren , die mir die Ehre erzeigen , ( Hum , dachte ich , schon wieder Ehre !
Ehre , jemandes Gast zu sein , Ehre - ) bei mir zu Mittage zu speisen , hatten sich in die eine Aftrice sterblich verliebt .
Das haben Sie nicht gut gemacht , sagte ich Sie würden besser getan haben , wenn Sie das Stück gelesen hätten .
Sie würden es aber nichts besser gemacht haben , sagte der Wirt mit einer triumphierenden Mine Nicht um ein Haar besser , setzte er in einem noch höheren Tone hinzu Wie meinen Sie das , fragte ich ihn : Denn in der Tat konnte ich seine Meinung nicht sogleich erraten Hm , hm , sagte er , und perpendikelte mit dem Kopfe :
Wie ich das meine ?
Wißen Sie nicht , was Sie heute früh zu mir sagten ?
Besinnen Sie sich nur !
Worüber ich so herzlich lachen musste ?
Es fiel mir ein und nun konnte ich mich selbst des Lachens nicht enthalten .
Der Herr Wirt , mit dem ich die Ehre habe zu sprechen , sagte ich , ist ein Schelm und das mit ging ich fort :
Aber ich wusste den Weg nach dem Komödienhause so wenig , als ihn Yorick nach der Opera comique musste ; nur war zwischen uns beiden der Unterschied , daß ich ihn in dem kleinen Leipzig leichter erfragen konnte , als er ihn in dem großen weiten Paris .
Ich hatte zurückgehen und den Wirt fragen Fönen : allein außerdem , daß mir der Krebsgang unter allen Gang der verhaßteste ist , hatte ich zu einer jeden gangbaren Zunge in Leipzig das Vertrauen , daß sie auf meine Bitte die kleine Mühe über sich nehmen würde , ein paar Worte auszusprechen .
Ich schleuderte also mit aller nur möglichen Poco kuranze der Frau Shandy die Straße herab .
Es begegnete mir eine große Anzahl Menschen , großer , mittler , und kleiner Statur , Weiber , Männer , Greise , Greisamen ( Von diesem und einigen anderen Wörtern beliebe der geneigte Leser die Vorrede nachzuschlagen , die ich zwar aus Gründen , die ich nicht ermangeln werde , der Welt vor Augen zu legen , noch nicht geschrieben habe , die ich aber , Geliebt es Gott !
nun bald zu schreiben gedenke ) vollständige Jungfern , werdende Jungfern , Knaben , Jünglinge , nach der Mode , und wider die Mode , galant , sowohl im eis gentlichen Verstande als à la negligeance , schön , haßlich , und dann wiederum weder schön , noch häßlich , freundlich und unfreundlich et sic in infinitum Ich hatte das Recht , ein jedes von diesen Geschöpfen anzuhalten und auszufragen : allein es war doch auch nicht notwendig , blindlings auf das erste , das beste loszutappen → Meine Uhr sagte mir , daß es in die Tragödie noch Zeit wäre , und wenn sie mir_es auch nicht gesagt hatte , so würde ich doch getan haben , was ich wirklich tat .
Ich sah bald links , bald rechts , bald gerade vor mich hin Es war beschloßen , daß ich eine weibliche Seele anreden wollte Das war das Urteil meines Kopfs : aber mein Herz wünschte noch überdies , daß diese weibliche Seele ein freundliches , holdes , gütiges Gesicht haben möchte ein Gesicht mit so menschenfreundlichen Zügen , daß ich daraus auf den ersten Blick die Unmöglichkeit einer uns gütigen Aufnahme meiner Frage oder einer unhöflichen Antwort darauf lesen könnte und dieses gewünschte Gesicht fand ich nach einigem Suchen oder glaubte es wenigstens zu finden .
Ein Mädchen , aus der ein Modeschneider sehr leicht eine baute , wo nicht der ersten , doch gewiß Der zweiten Ordnung , thatte zusammeneßen können , in einem zierlichen Anzuge mit einem Fuße , der zum Tanze gewölbt zu sein schien leichten schwebenden Gange mit einem Gesichte , ut fupra - mit ein paar Augen , die auf der Straße albern aussahen , die aber Mine machten , als ob sie zwischen vier Wänden , wie Yorick sagt , einem das Garaus machen könnten Ein solches Mädchen war es , die so nahe bei mir vorbeiging , daß wenn sie im Gehen gestolpert und gefallen und zwar nach der Seite zugefallen wäre , wo ich ging , so würde sie mir gerade in die Urmen gefallen sein in dem Falte nämlich , wenn ich mich etwas gebüft und meine Armen auseinander gebreitet hätte , um sie aufzufangen : und daß ich dieses getan haben würde , das ist flarer als die Sonne , flarer als die Wahrheit , wie sie bei den Geistern einer höheren Ordnung Mode istDenn bei uns armen Erdwürmern ist sie oft trübe Ges nung .
Doch wo gerate ich hin ?
Das ist sie , das ist sie , sagte mein Herz , als der Dunstkreis des schönen Mägdgens den meinigen berührte :
Die wird dich nach dem Komödienhause hinweisen .
Mein liebes Magd , sagte ich , indem ich meinen Hut nicht albern abnahm , wie Thomas Diafoirus , noch trokig , wie ein Musensohu , noch nachlässig , wie ein Franzos , noch ihn unter den linken Arm zusams menbalgte , wie ein Stußer , noch ihn vor den linken Urm postierte , wie ein Almosensammler , sondern indem ich ihn weder zu langsam , noch zu geschwind abnahm und ihn ganz luftig in meiner linken Hand hielt , so , daß ein jeder sehen konnte , daß die Konferenz nicht lange dauern sollte Mein liebes Magd , sagte ich , nicht mit einer vertraulichen , noch mit einer verführerischen , noch mit einer kriechenden Stimme , sondern in einem freundlichen , liebreichen Tone eines Menschen , der sich nichts Böses bewusst ist und folglich nichts Böses befürchtet : Wollten Sie wohl die Güte haben , mir den Weg nach dem Komödienhause zu zeigen ?
Nun sebet euch hin und ratet !
Ich habe euch alle Daten angegeben ; Ihr habt alle Ingredienzien ; die ihr nur verlangen könnt ; Es ist nun eure Sache , den Schluß oder das Deco& tum daraus zu extrahieren : Allein ich sage euch , um dieses zu können , müsstet ihre wenigstens noch hundertmal weiser sein , als die Weisen aus dem Morgenlande und weil zu vermuten steht , daß diese Herrn in puncto der Gelehrsamkeit keine sonderlichen Helden gewesen sind , so steige ich noch einen Erddiameter höher und sage euch , ihr müsstet wenigstens so weise sein denn weiser könnt ihr unmöglich sein wie Herr Shandy , der Vater des unsterblichen Tristram .
Send ihr es ?**** Nein !
Nun so bin ich es doch .
Das schöne Magd sah mich . ich glaube , wenn sie es ohne offenbare Unhöflichkeit hätte tun können , sie würde mich gar nicht angesehen haben ; allein Da dieses nicht anging Denn wie will man einen Menschen los werden , der einem so geradezu in die Augen hereinsichte , wie ich es tat so sabe sie mich mit einer so angstlichen , ächzenden Gebärde an , die mir Angst und Bangigkeit und Engbrüstigkeit machte .
Ich will eben nicht sagen , daß diese Gebärde das Magd schlechterdings verunstaltet harte und wenn sich auch die Sache so verhielte , so würde ich doch ißt nichts davon sagen , da mich mein Wirt mit dieser Schönen so vollkommen ausgesöhnt hat , daß , wenn mir das Komödienhaus , nachdem ich einmal darin gewesen bin , wieder so unbekannt werden könnte , als ob ich noch nie darin gewesen wäre Wenn alle Umstände , die ich bereits erzählt habe , sich zum zweitenmal einstellten , ich mich doch an keine andere lebendige Seele wenden würde , als an das mehrgedachte Mädchen : aber der Wahrheit zu Ehren muß ich urz fanden und bekennen , daß dieses angstliche Wesen das hübsche Mädchen wahrhaftig nicht verschönerte .
Die Mine und die Sprache sind oft , wie bekannt , nicht in dem besten Vernehmen :
Hier waren sie es vollkommen .
Diese war ängstlich und ächzend :
Jene war achzend und ängstlich .
-- Wenn Sie diese Straße hinunter sind , sagte sie , dann gehen Sie linker Hand ; dann stößt Ihnen das Komödienhaus entgegen und ohne zu warten , ob ob ich auch an dem ersten Unterrichte genug haben würde , ja , ohne einmal meine Dankverbeugung abzuwarten , ging das Mädchen fort .
Drei Schritte sabe ich ihr nach - nicht drohend nicht verdrießlich aber mit der dusersten , Verwunderung :
Dann seßte ich meinen Hut wieder auf und ging auch weiter .
Aber der Himmel weiß , wie toll es unter diesem Hute zuging !
Ein Geist mit einem Luftkörper , der sich an meine Ohren angeschmiegt batte , müsste es ganz deutlich in meinem Kopfe haben sumsen hören , Wengstlichkeit !
Ängstlichkeit !
Nur eine einzige Auflösung derselben war mir möglich .
Das gute Magd , dachte ich , ist vielleicht schüchtern gemacht .
Vielleicht hat sie eine Schlange von unseren Geschlecht gestochen recht tödlich gestochen und nun mag sie hinsehen , wohin sie will , so erblickt sie nichts , als Schlangen .
Dann beklage ich dich :
Und ob ich gleich gegen dich und gegen keine einzige deines Geschlechts eine Schlange bin und ob es mich gleich schmerzt , von dir dafür angesehen zu werden , so bleibst du mir doch mitten in deiner ächzenden Gebärde lieb .
Noch eine andere Auflösung fiel mir bei :
Aber sie wurde stracks verworfen .
Vielleicht dachte ich , war das Mädchen nicht mehr weit von ihrer Wohnung Ein Barte Vater , der die Keuschheit seiner Tochter nach ihrer Entfernung von dem Mannsvolke abmißt , oder eine strenge Mutter oder sonst ein Holz von einem Anverwandten konnte sie belauern und bittere Vorwürfe , Mark und Bein durchdringende Verweise oder gar Schläge wären ihr Teil geworden , wenn man sie mit einer Mannsperson auf der Straße hatte sprechen sehen : aber dergleichen Vater und Mütter und Anverwandten hegt Leipzig nicht in seinem Schoße !
Wo Sitten sind , da ist keine Barbarei !
Und wenn es wäre so müsste doch der Vater oder die Mutter oder der Unverwandte besessen gewesen sein , der dem guten Mädchen deswegen etwas hätte zu Leide tun wollen , weil sie einem Fremden , der sie darum bat , Den Weg nach dem Komödienhause wies .
Weiter konnte ich mit allen Hin : und Herwälzen meiner Ideen nicht kommen : aber mein Wirt Soll ich die Unterredung mit ihm hier schon er_es zählen ?
Oder soll ich sie bis nach der Tragödie aufheben ?
Die Ordnung , die Seele der Erzählung , will jenes : aber die Chronologie , ein Ding , was in einer Geschichte keine kleine Figur macht , besteht auf diesen .
Ich dachte unmaßgeblich , ich tat - was ich wollte , oder welches auf eines therqusläuft , was meine Leser wollten !
Es bleibt dabei , sagte ich zu meinem Wirte , for bald ich den ersten Fuß in sein Zimmer seht :
Ich haße die Schönen und liebe die Häßlichen . Habe ich_es nicht gesagt , rief er , und schlug sich für Freuden in die Hände ? Habe ich_es Ihnen nicht prophezeit ?
Nicht wahr , es wäre nun auch besser , wenn Sie den Romeo gelesen hatten ? O , sagte ich :
Davon ist ißt nicht die Rede .
Ihre Schönen , mein lieber Herr Wirt ! mögen wohl für die Maler ganz gut sein : aber für die Fremden Nun für die Fremden ? taugen sie nichts . und En , En , was sagen Sie ?
Über Sie haben vielleicht eine nächtliche Avantüre gehabt dann gebe ich Ihnen doppelt Recht .
Sie taugen weder für die Fremden noch für die Einheimischen Bischt ! zischte ich und hielt dem Wirte den Mund zu Herr Wirt ! sagte ich gleich darauf mit einem warnenden Tone Nun , fragte er .
Sagen Sie mir doch , fragte ich ihn , ob Ihre Schönen alle ächzen , wenn Sie mit Mannspersonen sprechen ?
Ächzen , sagte er ?
Ächzen ?
Was für eine Frage !
Antworten Sie mir , sagte ich Zum Henker , sagte er : Warum sollten Sie Denn ächzen ?
Nun so hören Sie , sagte ich .
Eine Ihrer schönsten Mägdgeft Ihrer schönsten Mädchen , wiederholte er in eis einem freundschaftlich spöttischen Tone Sie müssen also schon viele gesehen und mit einander verglichen haben Unterbrechen Sie mich nicht , sagte ich .
Ich has bei den Maßstab der Schönheit in meinem Kopfe mitgebracht .
Eine ihrer schönsten Magd , sagte ich Ihnen , die ich auf der Straße mit aller nur möglichen Höflichkeit anredete , konnte mir vor Ächzen kaum sagen , wo das Komödienhaus wäre .
Es ist nicht möglich Es ist wirklich , sage ich Ihnen So hatte das Mädchen den Husten Nein Oder den Katarr ?
Nein An etwas muß es doch gelegen haben Das glaube ich auch , sagte ich mit einer ziemlich Spättischen Stimme Zum Henker , sagte der Wirt , der sich nun der Sache ernstlich annahin .
So liegt die Schuld an Ihnen An mir ?
Ich denke es frei mit ihr gesprochen empfindlich ------------- Wer weiß haben Sie nicht zu Unfre Schönen sind sehr Owen sie es wären , sagte ich Der Wirt schwieg eine halbe Minute still und legte den Finger an die Nase .
Was Wunder , wenn er nun der Sache so nahe kam , als es sich in der folgenden Frage ausweisen wird !
Sagen Sie mir nur , sagte er , wie Sie das Magd anredeten ?
Herr Wirt , sagte ich Sagen Sie mir_es nur , fuhr er fort und niste mit dem Kopfe 7 Sie machen einen Schulknaben aus mir , sagte Doch es sei darum !
Mein liebes Magd , sagte ich :
( Schon fing der Wirt an zu lachen ) Wolligen Sie wohl die Güte haben , mir den Weg nach dem Komödienhause zu zeigen ?
Hahahaha ! und nun Atem geholt und dann wie der Hahahaha !
Ich sehe darin nichts lächerliches , sagte ich Das are g Desto schlimmer für das Mädchen me Ding soll Schuld haben und Sie haben sie doch einzig und allein Ein jedes Wort war mir Arabisch Ich ver Achere Ihnen , sagte ich , bei allem Ihrem Kredit , den Sie haben und geben , ( Mich dünkt , das war ein so paßender Schwor , als je einer unter der Son ne ist geschworen worden ) daß ich nicht weiß , was Sie haben wollen Ich bitte Sie um alles in der Welt , sagte er :
Was ist das für eine Anrede für eine Leipziger Schöne : Mein liebes Mädchen !
Und ich bitte Sie um alles in der Welt , sagte ich :
Wie hätte ich anders sagen sollen ?
Führen Sie mich nicht in Versuchung Nein !
Nein !
Reden Sie nur Sie auch Wahrhaftig , Ich muß mich schämen Was , Scham ?
Reden Sie nur ?
Ikt würde ich aus Ihnen erst einen Schollnaben machen Herr Wirt !
Ich werde böse Nun weil Sie es denn durchaus haben wollen , so will ich es Ihnen sagen Aber wahrhaftig Kein Über !
Mamsell , hatten Sie sagen sollen !
Mamsell !
Das wäre der rechte Titel gewesen und dann stehe ich Ihnen davor , das Mädchen hätte nicht geächzt Sonderbar , sagte ich sehr sonderbar !
Nicht so sonderbar , sagte er , als Sie denken , Hören Sie nur , wie vertraulich das klingt :
Mein liebes Magd !
· Es würde mich nicht Wunder nehmen , wenn die Schöne gar vor Ihnen gelaufen wäre - Über Mamsell !
Mamsell !
Das klingt ganz * anders Ganz natürlich , sagte ich :
Denn das ist französisch und jenes deutsch Nicht bloß deswegen , sagte er .
Mamsell ist überhaupt vornehmer und sehen Sie nur : Mädchen ist jedes Mädchen , aber nicht alle Mägdgens finde Mamsellen , So , sagte ich !
Es ist gut , daß ich Ihre großen Einsichten in die Leipziger Etikette durch einen glutlichen Zufall erfahren habe .
Sie sollen mir ein Kollegium drüber lesen und morgen früh Merken Sie wohl , Herr Wirt ! die erste Stünde . nehme ich Ich sah nach meiner Uhr ich ging zu Bette .
, mein lieber Herr ! wollten Sie wohl die Güte haben , mir Damms Götterlehre oder sonst ein System der Mythologie auf einen Augenblick zu erlauben ?
Ich will nur in aller Eile den Gott oder die Göttin nachschlagen , der oder die den Skribenten aus ihren Verworrenheiten hilft und wenn ich ihm oder ihr eine Hekatombe von Exemplaren meiner Reis fen durch Deutschland opfern müsste , so sollte es mich nicht gereuen !
Ich habe mich da in einen verteufelten Knoten verwickelt Ich habe gesagt , daß ich zu Bette gegangen wäre und doch stehe ich noch auf der .
Straße , und sehe mich nach einer neuen Wegweiserin nach dem Komödienhause um !
O hätte ich der heiß fegen Chronologie gefolgt :
aber ich bin ein widerspenstiger Jüngling , wie Sie alle sind und ich mache mir keine Rechnung , eher Flug zu werden , als durch Schaden .
Es war spat und Für diesmal , lieber Leser ! könntest du mich durch ein bisschen Augenzudrüfen aus aller meiner Not reißen oder , noch leichter , durch ein bissigen Auswischen .
Nimm den Schwamm der Vers geßenheit und lösche damit die Unterredung zwischen mir und meinem Wirte auf der Tafel deines Gedächtnisses aus : so ist mir geholfen .
Die Nachrichten , die mir mein ächzende Schöne gegeben hatte , waren nicht authentisch oder , wenn sie es auch waren , so wurde doch dabei vorausgeseßt , daß ich es dem Komödienhaus ansehen sollte , daß es ein Komödienhaus und sonst kein anderes Gebäude auf der Welt wäre .
Ich vergebe es Ihnen von Grund der Seele , meine Liebe ! Vielleic " : war es Ihnen nicht bloß darum zu tun , mich so kurz als möglich abzufertigen .
Sie bedachten vielleicht nicht , wie schwer es ist , sich eine Sache vorzustellen , die man noch nie gesehen hat Sie bedachten vielleicht nicht , daß man einem Fremden , der nach diesem oder jenem fragt , alles , alles haarklein zergliedern und handgreiflich machen muß , wenn er nicht nach 6 Schritten wieder so unwißend sein soll , wie ein Kind und etwas nicht zu bedenken , ist ja kein so großer Fehler !
überdies würde ich , wenn ich mich mit Ihnen - nur eine Minute langer aufgehalten hätte , eine meiner liebsten Avantüren in Leipzig eingebüßt haben O haben Sie Dank , daß Sie mich fortschickten .
Ihren Nachrichten zufolge , meine die Straße herabgegangen Ich war Ächzende !
Ich hatte mich links gewendet - Ich wartete alle Augenblicke , daß mir doch das Komödienhaus entgegenstoßen sollte : aber vergebens Eine Menschin ging in einer kleinen Entfernung vor mir her - Was , Teufel ?
Eine Menschin ?
Nicht anders , eine Menschin !
Wäre sie nicht gerade vor mir hergegangen , so hätte ich mir sie unter einem konkreteren Ausdrucke vorstellen können : allein bei so bestallten Sachen musste ich den abstraktesten nehmen Eine Menschin also ging vor mir her Hatte ich a pofteriori schließen wollen , so würde ich sie geradehin für ein junges Mädchen gehalten haben : aber in einer galanten Stadt , wie Leipzig ist , sind dergleichen Schlüsse a posteriori die argsten Trugschlüsse , die nur irgend durch die Verbindung Feier Dinge , von denen eins da ist , das andere gemuter wird , hervorgebracht werden können Sintemal nun alles an mir harmonisch ist in ganzem Ernste , meine Herren ! und doch bin ich so weit entfernt eine Lobrede auf mich selbst zu schreiben , als Sie es sind , eine Satire auf sich selbst zu machen :
Denn sehen Sie nur Sintemal nun alles an mir ungestüm ist ungestüm mein Kopf ungestüm mein Herz in allen seinen Zuneigungen und Abneigungen , ein paar ausgenommen , die Tobias - nicht der Verfasser des apokryphen Buches , sondern der Kapitan Tobias Shandy sanfter gemacht hat ungestüm mein Körper in allen seinen Bewegungen und folglich auch im Gange : ( und mich dunkt , das ist Harmonie , wenn mehrere Dinge in uno tertio übereinkommen ) so geschah es , daß ich die Menschin , die vor wir herging , auf das schnellste einholte .
Hätte ich ist schon das Sentiment meines Wirts über den Unterschied eines Mägdgens und einer Mamfell gewusst , wie ich es , chronologisch zu reden , noch nicht weiß , ungeachtet ich es bereits allen meinen Lesern der Lange nach erzählt habe und - wäre es mir in eben dem Augenblick beigefallen , da ich das Mägds , gen einholte :
so würde ich vielleicht Gebrauch davon gemacht haben .
Ich sage vielleicht :
denn wenn mich eine meiner Capricen , deren ich Millionen habe , ans gewandelt hätte , so wäre es vielleicht unterblieben .
Entweder ich hätte mir einmal für allemal vorgenommen , dem Strome der Gewohnheit entgegenzurudern und ein jedes Magd Mädchen zu nennen und in diesem Falle würde ich auch die Argesten Folgen , die daraus hätten entstehen können , großmütig ertragen haben oder ich hätte mir die Grille in den Kopf gefeht , nur noch einmal einen Versuch zu machen , wie es mit " Meinem lieben Mädchen , , ablaufen würde und in diesem Falle hätte ich entweder über meinen Wirt oder mein Wirt über mich triumphiert : oder ich hätte bloß das vertrauliche Mein , von meiner Anrede abgeschnitten und es darauf ankommen lassen , ob es ein Mädchen übel näh : men könnte , daß ich sie lieb hätte !
Aber in dem Augenblicke , da ich meine Vorgängerin einholte , wusste ich , so wenig , wie mein Hut , daß das Wort Mamfell ein Präservativ wider das Ächzen wäre :
Also blieb ich bei meiner ersten Anrede .
Erst ging ich einen guten Mannsschritt vor der gedachten Menschin vorbei sie rückwärts bei dem Ärmel zu zupfen oder sonst auf irgend eine andere Art anzuhalten , schien mir teils zu verbuhlt , teils zu spitzbübisch , teils zu bettlerisch .
Dann kehrte ich mich um und sah ihr ins Gesicht .
Hatte ich , nachdem ich dieses getan hatte , ein stolzes Gesicht mit störrigen Augen , gebieterischer Stirn und höhnisch aufgeworfenen Lippen , oder ein nichtsbedeutendes , albernes Gesicht oder sonst ein Fratzengesicht erblickt , so daß mir mein Zurücksehen auf der Stelle leid geworden wäre Kurz wäre es selbst des Beelzebubs Maiestät eingefallen , sich Weiberkleider anzuziehen und nach dem Komödienhause zu gehen und ich hätte ihn dann bei meinem Zurücksehen an seinem Pferdefuße erkannt :
so wäre es doch schlechterdings wider den Wohlstand gewesen wenn es Ihre Maiestät der Teufel waren , so hatte ich ein Crimen laefae begangen , wenn ich mein Gesicht geschwind wieder zurückgezogen und ohne zu fragen meinem Laufer , der Nase , nachgewandert was Mein Zurücksehen war ein untrügliches Kennzeichen , daß ich irgend etwas zu sagen oder zu fragen hatte , und es musste nun gesagt oder gefragt sein , es mochte ein Gesicht sein wie es wollte .
Zum Glück war es ein solches , bei dem ich nicht Ursache hatte , das geringste in meiner Anrede zu ändern . und Mein liebes Mädchen , sagte ich :
Gehe ich den rechten Weg nach dem Komödienhause ?
Nun nehme ich das Abstraktum Menschin zurück und gebe euch dafür das Concretum Mädchen : dem in der Tat war es ein rechtes liebes Mädchen , die ich anredete : nicht zum Entzücken schön , aber lieblich und süß , anzuschauen ; nicht zum Aufeßen , aber zum Lüsternmachen ; Kurz , ihr muster in der Kenntnis der Mädchen Erzpfuscher sein , wenn das Paar Züge , das ich euch nachlässig auf das Papier hinwerfe , nicht für euch so gut sein sollte , als ein vollständiges Portrat .
Ja , sagte sie und sah mir freundlich dreist in die Augen Nun war diese Abfertigung unendlich kürzer , als Diejenige , die mir meine ächzende Schöne gab Sie war die kürzeste , die in unserer Sprache möglich ist : aber ich hatte sie selbst durch meine Frage veranlaßt ; und zudem Sah Sie mich nicht freundlich an , da jene mich mit solchen Augen anblickte , die mir auf das vernehmlichste entgegenseufzten :
Das Gott erbarm ! machen Sie , daß Sie fortkommen !
Ich kann mich mit Ihnen auf öffentlicher Straße in kein Gespräch einlassen !
Ich bin keine Freundin von Mannspersonen !
Von Unbekannten am allerwenigsten !
O gehen Sie !
Gehen Sie !
Und würde nicht das freundliche Gesicht des lieben Mägdgens die Kürze ihrer Antwort entschuldiget haben , wenn sie auch fehlerhaft gewesen wäre ?
Aber , wie gesagt :
Mein ungeschicktes Fragen war an allem Schuld und da der Fehler zu verbessern war , fo Aber ; ich bin ein Fremder , sagte ich , der das schöne Leipzig ( das Mädchen wurde noch freundlicher ) nie mit einem Auge gesehen hat und wenn Sie nicht die Güte haben , mir naher Auskunft zu geben , so werde ich vielleicht vor dem Komödienhause rund vors beigehen und es für eine Kirche oder sonst für ein öffentlich Gebäude ansehen .
Das Mädchen lächelte und hörte mir ohne alle Ängstlichkeit zu Es ist nicht zu verfehlen , sagte sie Ja , für einen Leipziger , sagte ich Wenn Sie mir folgen wollen , sagte sie gehe selber in die Tragödie , Ich Ich will Sie begleiten , sagte ich und bot ihr meinen Arm .
Das Mädchen machte eine Verbeugung und ich begleitete sie , denkt ihr ?
Abermals sehr schlecht getroffen !
Die Verbeugung war für meinen guten Willen für die Anbietung meines Arms : aber die Mine , die Mine Beleidigend war sie nicht : aber die Worte " Vergeben Sie mir , mein Herr !
Ich kann mich unmöglich von Ihnen begleiten lassen . zu der Tat !
Es geht nicht an .
Wenn es bloß ben mir stünde , so wollte ich wegen einer solchen Kleinigkeit keine Schwierigkeiten machen , , waren von Buch stabe zu Buchstabe darin zu lesen Dem guten Magd die Mühe , mir dasjenige noch Ich ersparte einmal laut zu wiederholen , was sie mir bereits stumm gesagt hatte .
Gut , sagte ich , so will ich Ihnen von fern nach folgen .
Das Mädchen machte mir eine zweite Verbeugung und ging voran .
Nun damit bin ich sehr unzufrieden nicht als ob das gute Mädchen der Gegenstand meines Unwillens wäre , sondern ich hasse es überhaupt , daß man ein Männlein und ein Weiblein , die doch aus einans der , für einander und zu einander geschaffen worden finde , nicht neben einander auf der Straße kann gehen sehen , ohne ihnen eins anzuhängen .
Ich bitte euch , finde wir nicht alle Adams Kinder ?
Sind wir nicht alle leibhafte Brüder und Schwestern unter einander ?
Erfüllen wir wohl etwas Ärgers , als die Pflichten unserer gegenseitigen Blutsfreundschaft , wenn wir uns vertraulich an der Hand oder unter dem Arme anfassen ?
Mehr mag ich nicht sagen , um den mächtigen Nachdruck , der in diesen Fragen liegt , nicht zu Wasser zu machen .
Überdem habt ihr noch nie Gelegenheit ges. habt , zu bemerken , daß diejenigen Männlein und Weibs lein , die vor den Augen der ganzen Welt mit einander freundlich tun , auch da , wenn sie kein fünftes Auge sieht , fehlten das allergeringste mehr , als freundlich mit einander tun sie müssten denn Mann und Weib sein und in diesem Falle , denke ich , habt ihr euch über das Mehr nicht zu beschweren Da hingegen diejenigen Männlein und Weiblein , die vor den Augen der Welt weniger , als freundlich mit einander rhun , den Augenblick in das : Mehr und : Noch viel Mehr und Noch unendlich Mehr übergehen , sobald sie allein finde ?
O so bemerkt es noch Die Sache ist richtig Sie ist der Schlüssel zu allen Rendez Vous und zu allen aber ehe ich dieses böse , garstige Wort niederschreibe , will ich zuvor allen Eheman nicht denen Organs :
denn für sie ist mein Wunsch sehr entbehrlich , sondern nur allen denen , die keine Organs finde . von ganzem Herzen anwaunschen , daß weder Schlüssel noch Schloß jemals auf der ganzen Welt weder gewesen sein , noch ißt sein , noch in der Zukunft sein möchte und zu allen Hahnreischafte .
Hätte ich nicht schon eine so schöne Ausschweifung über ein Ding außer mich gemacht , so würde ich ist ganz gewiß eine über mich selbst machen .
Ein Mensch , der mit langsam erzwungenen Schritten hinter einem Magd hergeht sie immer im Auge hat und doch einem jeden , der bei ihm vorbeigeht , durch eine affektierte Zerstreuung weiß machen will , als ob er sie nicht im Auge hatte wahrhaftig , wer über einen solchen Menschen nicht einen ordentlichen Gedanken , geschweige denn eine Ausschweifung erzeugen könnte , dessen Seele müsste so sett sein , wie der Körper des Doktor Slops .
Aber ich begreife wohl , daß meine Leser eben so wenig Luft haben , immer gerade aus zugehen , als unaufhörlich hin und her zu rennen , bald in die Höhe bald in die Tiefe , bald rechts bald links , bald so , bald so Ich will mich also nun mit meiner weiblichen Avantgarde in gerader Linie an das Komödienhaus begeben .
Ich sage an das Komödienhaus , nicht in das Komödienhaus :
Das zu hat es noch Zeit .
Als das gute Magd zu dem großen Tore her : einging , welches nach dem Komödienhause führt , so glaubte ich , ich könnte ihr nunmehr auf dem Fuße nachfolgen , ohne ihre Ehre in Gefahr zu sehen .
In einem engen dunklen Gange , dachte ich , wo man eis ne Art von Wettlauf nach den ersten Blähen anstellt , wird sich gewiß kein Mensch die Zeit nehmen , das Verhältnis zwischen dir und ihr auszumessen :
und wenn ja ein Falke von einem Beobachter in irgend eis einem Winkel stecken und seine ausspähenden Augen nach uns aussenden sollte , so würde er doch in alle Ewig : feit nichts weiter herausbringen , als daß uns der Zufall so hart hintereinander gestellt hätte denn so wie ich hinter ihr herging , war ich zu ihrem Bedien :
ten zu vornehm , und um ihr Liebhaber zu sein , hätte ich sie schlechterdings in einem engen dunklen Gange bei gleiten müssen .
Kurz ich füllte , poetisch zu reden , jeden Fußtapfen des lieben Mägdgens aus und dieses ersparte ihr eine Scham , die sie um das Vergnügen des ganzen Abends hatte bringen können .
Sie trat an die Tür des Komödienhauses , und forderte einen Plack auf dem Parterre Sie erhielt das Billet langte mit ihrer rechten Hand nach Der Tasche , um ihre Geldbörse heraus zu hohlen Sie konnte sie nicht finden Tasche Re Tasche sie fühlte in die andere Keine Börse Noch einmal in die er_es Das Mädchen wurde bange Ich auch Ich drang mich durch nahm sie unter den Arm und sie bezahlte für mich Sie Widerstand nicht und so ging ich mit ihr nach dem Parterre .
Aber nun bitte ich euch inständigst :
Erlaubet mir , daß ich meiner vollen Bruft eine Defnung verschaffen und ein paar Unzen von Einfällen auf dieses Papier abzapfen darf .
Säße ich an dem Eingange des Komödienhauses und hätte die Billetts auszuteilen :
Wißt ihr wohl , was ich tun wollte ?
Schönes Kind !
Haben Sie doch die Güte mir zu sagen , warum Sie in die Tragödie gehen ?
Ich will weinen Gut !
Hier ist ein Billet " Sie sehen sich auf den bequemsten Plaß , den Sie finden können und bezahlen nichts .
Und Sie , mein junger artiger Herr , was treibt Sie an , den Galeerensklaven sehen zu wollen ?
Ich will fühlen Bravo !
Hier ist ein Billet Ihre Börse stecken - Ich nehme nichts .
Lassen Sie Um Vergebung , mein Herr !
Ich sehe es Ihnen an , daß Sie die Miß Sara Sampson bloß zum Zeitvertreibe besuchen doppelt .
Sie bezahlen " Salt !
" Salt !
Was haben Sie da in der Hand ?
Ein Glas ?
Nicht wahr , Sie wollen nach den Sternen auf dem Theater gucken ?
Gut !
Sie können es tun : aber dafür , daß Sie der Abicht des Dichters entgegenhandeln , der Ihr Herz fühlbarer machen wollte : Dafür , mein Herr ! beließ ben Sie Ihren Plaß dreifach zu bezahlen .
--Monsieur & Madame verlangen ein Loge ?
Sie steht zu deren Befehlen ; aber für die Erlaub Niß , aus einer Loge ein Rendez Vous machen zu wollen , bezahlen Sie 4 Louis .
Ich schwöre bei dem Geldkasten des reichsten Josten auf dem ganzen Erdboden :
Ich wollte bei meiner Freigebigkeit nicht bankrott werden .
Derer , die das Komedienhaus aus schiefen Absichten besuchen , sind so viel , daß , wenn ich meine erhöhte Tar exekutivisch beitreiben könnte , so sollte meine Einnahme noch zu Pensionen für die invaliden Akteurs und Aftricen hinreichen .
Das war eins !
Und kein schlechtes , deckte ich ! --- Was aber das andere anbetrifft ich meine die Scham des guten Mägdgens , die ohne mich in Gefahr war , für so arm angesehen zu werden , als die Frau Irus wenn anders Herr Irus , den seine Betteseln so berühmt gemacht hat , wie den Crosus seine Reich : tumber , beweibet war , welches ich nicht weiß -- Was dieses anbetrifft , sage ich , so harte ich mir vorgenommen , meine lieben Leser ! verschiedenes über diesen Punkt abzuhandeln .
Ich wollte euch z. E. fragen , wie viel ihr wohl nähmet , wenn ihr mit Vorbedacht die , Rolle . ganz spielen solltet , die mein gutes Mädchen Zufällschweisse und nur halb spielte ?
Es ist eine der Verteufelesten Verlegenheiten , in die uns ein Schnupftuch , oder ein Loch in der Tasche , oder ein Spißbube , oder Die Eilfertigkeit , oder die Verwechselung der Kleider versehen kann --
Aber ich habe mich anders besonnen und ich will nun nicht ein Wort davon sagen . - Das Parterre .
Ich danke Ihnen tausendmal , sagte das Mädchen Gang leise , indem sie meinen Arm sanft mit dem ihrigen an ihre linke Seite andrückte :
Ich danke Ihnen tausendmal , daß Sie mir die Scham erspart haben , die mir der Verlust meiner Börse verursacht haben würde 1 : chen Ich vergalt ihren sanften Druck mit einem ähulis Und ich werde Ihnen zweitausendmal danken , wenn Sie für Ihre verlorene Börse die meinige annehmen wollen , sagte ich , indem ich sie hervorzog und sie ihr in die Hand gab Das Mädchen machte Schwierigkeiten Ich kann ja eine andere nehmen , sagte ich , und wenn sich Ihre verlorene wiederfindet , so nehme ich sie auch Das Mädchen machte noch Schwierigkeiten Sie sollen sie ja nur auf den Notfall bei sich stealen , sagte ich , damit Sie nicht wieder in die heutige Verlegenheit geraten Noch immer Schwierigkeiten Unbiegsames Mädchen , sagte ich , und sah sic mit einem Blicke an , aus dem sie , der Finsternisse des Paterres ungeachtet , schließen konnte , daß sie mich durch die Abschlagung meiner Bitte beleidigen würde O geben Sie her , sagte sie , indem sie die Börse einsteckte : Sie sind unwiderstehlich und so ließen wir uns in einer ziemlichen Entfernung vom Theater nieder : Sie zur Linken , ich zur Rechten .
Wieder ein Band der Freundschaft geknüpft , dachte ich und jetzt da ich diesen Gedanken niederschreibe , kann ich nicht unterlassen , allen finsteren Weisen ins Gesicht auszulachen .
Die lieben Herrn erheben aus ihren Studierstuben solch ein erbärmliches Heus lehn und Schreien und Weinen über den Mangel der Freundschaft in diesem Jammertale , daß man mit Ihnen Mitleiden haben muß , weil sie die Würze des menschlichen Lebens weder je gekostet haben , noch wahrscheinlicherweise je kosten werden aber auch über sie lachen muß , weil sie bei aller ihrer eingebildeten Weisheit unwißender sind , als ich , der ich mich bei dem Verluste des Ruhms , den ich als Verfasser der empfindsamen Reisen durch Deutschland zu erwerben gedenke , anheischig mache , daß ich Der Zufall müsste mir denn seine Hand , die er mir in Leipzig so liebreich geboten hat , auf einmal gänzlich versagen daß ich mich blindlings in jeden Protestantischen Winkel von Deutschland wagen will und wenn mir meine Herrn nur eine oder zwei Wochen Zeit lassen , so will ich nicht ermangeln , Ihnen einen oder ein paar Freunde oder Freundinnen aufzuweisen , die ich mir in diesem kurzen Termine erworben habe .
Ich faste mein gutes Mädchen bei der Hand Sie war nicht die weichste , nicht die zarteste : aber , um desto augenscheinlicher ist es , daß bloß die Mutter Natur ihr Spiel mit mir hatte .
Ich hätte auch um alles in der Welt ihre Hand nicht weicher und zarter wünschen mögen , als sie es war :
Wie leicht hätte sie mich nicht um den ganzen Romeo bringen können Das währt ja sehr lange , sagte das Mädchen , indem sie vor Ungeduld aufstand und nach dem Theater hinsah 1 Pink , Pink , Pink , Pink , machten die Violinen zum erstenmal Nun wird es gleich angehen sagte ich , indem ich sie sanft auf ihren Siß zurückzog ; Erst muß die Musik unsere Lebensgeister in Ordnung bringen ---- Das Mädchen machte eine Mine einer angenehmen Verwunderung Es schien , als käme ihr als Les fremd vor Haben Sie noch nie eine Komödie oder Tragödie gesehen , fragte ich sie ? - Noch niemals , sagte sie Glückliches Mädchen , sagte ich :
Wie viel werden Sie da heute empfinden !
Eine Symphonie Himmel !
Was habe ich geschrieben !
Wie uns ausstehlich journalistisch sieht das aus und gleich wohl habe ich , ich weiß selbst nicht mehr wo , mich für einen erklärten Feind vom Journallisieren ausgegeben !
Send nachsichtig gegen mich , lieben Leser !
Wenn meine Reisen , wo Gott will , bis zum Zwanzig sten Teile werden angewachsen sein : dann hoffe ich , ich will mit mir selber etwas einiger geworden sein .
Wir sprachen nicht eine Silbe - Der Vorhang ging auf Das Mädchen hohl te kaum Atem !
O wie wünschte ich , daß mir Romeo und Julie und Tragödie und Theater und alles noch eben so unbekannt sein möchte , als ihr !
Und wie wünschte ich , daß der liebenswürdige Verfasser von Romeo und Julie , sichtbar oder unsichtbar neben meiner Nachbarin hätte sißen mögen !
Der Beifall eines Kindes der Natur würde für ihn gewiß eben so schmeichelhaft gewesen sein , als der Beifall der Kenner , von Denen gewiß die Hälfte lobt , weil sie nicht tadeln kann . wowdin Hat je die Poetische Floskel :
Ich bin ganz Ohr : Du bist ganz Ohr !
Er , sie ist ganz Ohr !
auf eine lebendige Seele gepaßt : so war es auf meine Nachbar rein .
Die Täuschung war bei ihr auf den höchsten Grad gestiegen Der Afteur und Romeo , Julie und ----- 234 / 334 ----208 **** ------ und die Aftrice , waren bei ihr eine Person Armer Romeo !
Arme unglückliche Julie !
Bedauernswürdige Mutter !
Das waren ihre Exklamationen , die sie zwischen den Akten mit Seufzen , mit Tranen und mit Handringen von sich stieß Beim fünften Akt fuhr die arme Seele vor Schreck zusammen - drängte sich hart an mich an - Schweißtropfen standen in ihrem Gesicht Romeo ! rief Julie mit schwacher Stimme aus ihrem Sarge heraus Ach !
Ach ! rief mein Teilnehmendes Mädchen und die Brust wollte ihr vor Schmerz zerspringen Ach !
Er wird sterben !
Er muß sterben ! der arme Romeo !
Der Vorhang fiel nieder alled stürzte sich nach der Türe Nur mein gutes Mädchen blieb unbeweglich sißen * Sie sah mich mit starren Aus gen an Wollen wir nicht auch gehen , sagte ich , und drückte ihr die Hand Sie gab mir keine Ants Wort Man wird uns einsperren , fuhr ich fort O das ist traurig , sagte sie nach einer kleinen Pause und die Tränen liefen ihr von neuem über die Wann gen : über die Maße traurig ! -
Aber nun ist alles vorbei , sagte ich :
Bald sollen Sie den Romeo und die Julie frisch und gesund zu sehen bekommen Q Romeo !
Julie ! fing sie von neuem an Ich stand auf und zog sie von ihrem Sicke in die Höhe Kommen Sie , konimen Sie , sagte ich :
Wir were den ohne Barmherzigkeit eingesperrt , wo wir nicht eilen .
Nun hatte ich mit dem Mädchen eine schon mehr als dreistündige Bekanntschaft der Zeit nach Ges rechnet :
aber dem inneren Wert nach war unsere Bekanntschaft wenigstens zweijährig und dennoch hatte ich noch keine Zeit gehabt , noch war es mir eins gefallen zu fragen , wer sie Ware Ein Punkt , der jedem anderen außerordentlich wichtig ist , und der mir so unerheblich vorkommt , daß ich ihn gar nicht einmal auf das Tapet gebracht haben würde , wäre es mir nicht darum zu tun gewesen , mein liebes Mädchen auch außer dem Komödienhause zu sprechen .
Also laßt mich mit Sie war es wert Frieden !
Wir müssen uns trennen , sagte das Mädchen , als wir zum Komödienhause herausgegangen waren und fast ganz allein auf der Straße standen Ja , leider ! sagte ich Aber wenn ihr in diesem Leider etwas mehr zu fins den glaubt , als Freundschaft , so irret ihr euch : und wenn ihr , nachdem ich euch dieses gesagt habe , immer noch hartnäckig dabei bleibt , daß Leider in allen Sprachen ein Ausdruck des Schmerzens sei und daß ein schmerzlicher , wehmütiger Abschied zwischen Personen Zweierlen Geschlechts eine Portion Liebe voraussäße , so thur ihr mir Unrecht .
Und was das schlimmste ist , fuhr ich fort , so babe ich keine Hoffnung , Sie wiederzusehen Sie haben mir noch nicht gesagt , wer Sie sind , wo Sie wohnen Und Sie haben mich noch nicht darum gefragt , fiel mir das Mädchen freundlich in die Rede So tue ich es noch , sagte ich Erst sagen Sie mir , wer Sie sind ?
Ich bin ein Avantürier , sagte ich Ein Avanturier ?
Sie spaßen von dieser Art Leute nie viel gutes gehört Nun so bin ich ein Reisender , sagte ich halten Sie von dieser Art Leute ? ---- Und wo wohnen Sie ?
Im ** Ich habe ---- Wenn ich Sie ausnehme , sagte das Mädchen mit einer altklugen Mine :
Nicht viel !
Hahaha , lachte ich Im Ernst nicht viel , sagte das Mädchen noch . Mals Was Ich danke Ihnen für Ihre gütige Ausnahme , sage ; te ich aber wenn sie auch keine gemacht hätten , so würden Sie doch Ihr strenges Urteil von den Reifens den in Absicht meiner milderen , wenn ich Ihnen sage , daß ich erst ein Lehrbursche im Reisen bin .
Leipzig ist die erste Stadt , die ich sehe und der heutige Tag ist der erste , an dem ich es sehe Dann begleite ich Sie bis nach Ihrer Wohnung Auf den kleinen Umweg kommt es nicht an Das Mädchen erzählte mir unterwegs , sie Ware in einer angesehenen und tugendhaften Familie in Leipzig , wo sie der Tochter vom Hause , einem Mädchen von 15 Jahren , zur Aufwartung diente .
" Also zur Aufwartung !
Sie sprach von ihrer jungen Gebieterin mit vielem Enthusiasmus Ihre Eltern , sagte sie , halten sie , wie ihren Augapfel Es ist ihr einziges Kind und wenn sie es auch nicht wäre , so würde sie gewiß alle ihre Geschwister verdunkeln Sie ist bei ihren jungen Jahren so verständig , so sittsam , so fromm , wie ein Lamm und auch eben so unschuldig Sie hat noch keine Gelegenheit gehabt , das mannliche Geschlecht auf einer anderen , als auf einer schlechten Seite Fennen zu lernen Das bedaure ich von Herzen , sagte ich Sie geht wenig in Gesellschaften , fuhr das Mädchen fort Ihre Eltern , ihre Bücher , ihr Klavier und ihre weiblichen Arbeiten nehmen ihr die meiste Zeit weg und ich bin ihre Gesellschafterin Dich habe unendlich viel von ihr gelernt !
Sie hat mir Ges schmal am Lesen beigebracht Sie hat mir ein groß Teil unserer gewöhnlichen weiblichen Torheiten abgewöhnt Und welche sind das , fragte ich mit einer verstellten Unwissenheit Das Mädchen sah mir lachend in die Augen Welche , sagte sie ?
Hm !
Hm !
Welche ?
In der Tat , sagte ich , ich habe mich nie viel darum bekümmert :
Das überlaße ich den Satirenschreibern und dem Teufel Das Mädchen lachte laut und da wir eben vor meinem Gasthofe angelangt waren , so blieb sie stehen Schade ! sagte ich , daß unser Diskours in der schönsten Blüte verwelken soll :
Doch Sie haben - mich bis nach meiner Wohnung begleitet Es würde türkisch gehandelt sein , wenn ich Sie nicht nach der Ihrigen bringen wollte Nur noch zehn Schritt , sagte das Mädchen : dann muß ich von Ihnen Abschied nehmen und ohne lange zu untersuchen , fing ich an zu zählen Eins .
Ich werde Sie also wiedersehen , sagte ich * Zwei .
Ich hoffe es , sagte das Mädchen Drei .
Und wenn ?
Vier .
Das weiß ich nicht fen wir uns wieder Fünf . auf dem Parterre ter in die Komödie Sechs , gehen Vielleicht Treff Ich will nun ofs Sieben .
Über vielleicht treffen wir uns auch nicht Acht .
Weiß ich doch Ihre Wohnung Neun .
Ich werde selten zu Hause sein Zehn .
Sie sollen aber , sagte das Mädchen , wand sich von meinem Arme los und verließ mich .
Nur noch ein Wort , sagte ich , indem ich ihr nachlief und sie mit dem Arme wiederhielt : Sie haben mir gesagt , daß Sie heute zum erstenmal im Komödienhause gewesen sind und doch rühmten Sie mir vorhin den guten Geschmal Ihrer Gebieterin !
Sie wird also auch ohne Zweifel eine Freundin des Theaters sein : Und wenn sie es besucht hat , warum sind I denn Sie bis diesen Abend zurückgeblieben ?
Ist Ihnen dieser Umstand so wichtig , sagte das Magogen Ja , sagte ich , Im Ernst ?
Ja , Ja Und um ihn zu wissen , kommen Sie mir nach ? Ja , Ja , Ja Oso schlafen Sie recht wohl , recht sehr wohl Bi , Bl , Bi aber das Mädchen ließ sich nicht zurükbsen .
Nun das tut mir sehr leid , meine , lieben Leser ! Bloß euch zu gefallen lief ich ihr nach .
Nach meinem schriftstellerischen Vorhersehungsvermögen wusste ich , daß ihr euch einst über diesen Umstand gewaltig die Köpfe zerbrechen würdet Ich dachte , das Mädchen über diesen Punkt gewissenhaft zu befragen :
aber ihr seht es selbst , das schelmische Ding hat mich zum Besten Könnt ihr wohl bdse auf mich sein , wenn ich euch ein wenig bei der Nase herumführe ?
Genug wenn ich euch mit Hand und Mund verspreche , daß . ich euch alles haarklein zergliedern will , wenn ich es erst selber wissen werde .
Welch ein Tag , dachte ich , indem ich meinem Gasthofe zuwanderte Mein Herz ist fast keinen Augenblick müßig gewesen Erst die Kranke , dann die Ächzende , dann die Gesunde Topp , Herr Wirt !
Sie behalten mich zwei Monate Welch eine Nacht , dachte ich , als ich am folgen : den Morgen aufwachte :
denn der Gott der Trau : Er heisst ja wohl Morpheus ! hatte ungefähr gegen Aufgang der Sonne solche lebhafte Repetitionen der gestrigen Abenteuer auf der Oberfla : che meines Gehirns vorgenommen , daß ich mich bei meinem Erwachen lallen hörte .
- Mein Wirt stellte sich sogleich pflichtschuldigst bei mir ein Die Luft zu plaudern Sasse ihm aus den Augen Ich würde ihm wehe getan haben , wenn ich sie nicht hätte stillen wollen .
Nun , sagte er : Wie hat Ihnen das gestrige Stück gefallen ?
Schön , sagte ich , sehr schön der bittersten Tränen nicht enthalten können .
Ich habe mich Was , sagte er mit einer ausesst zweifelhaften Mis ne : Sie hätten geweint , sagen Sie ?
Ja , das habe ich , sagte ich Sie ?
Ja , Ich Ich hätte keine Augen haben müssen , wenn ich nicht hätte weinen wollen Nimmermehr , sagte er und fange aus allen Kräfte ten nach meinen Augen , ob sie vielleicht noch rot waren 1 Herr Wirt , sagte ich :
Mit Ihrer Erlaubnis , Sie scheinen nicht viel von Weinen zu halten Nicht doch ! sagte er :
Ich bin kein Unmensch ´ :
Aber so viel ich weiß , geht man ins Komddienhauß , um lustig zu sein , um sich die Grillen zu vertreiben Das kann man auch , sagte ich :
aber es ist nur ein Himmelweiter Unterschied zwischen einer Tragödie und Komödie Ein Unterschied , der noch tausendmal größer ist , als zwischen ihrem Gasthofe und einer Dorfschenke , wo man kaum ein reines Glas Wasser und einen Bißen Brot haben kann ---- In der Komödie lacht man und in der Tragödie weint man Wenn man will , seht der Wirt hinzu Man muß wohl , sagte ich Das wollte ich sehen , sagte er und stutzte sich in die Seite !
Ich bin ein Mann und kein Weib *. Desto schlimmer , sagte ich Der Wirt schüttelte den Kopf und so hatte das Gespräch auf einen Augenblick ein Ende , Aber , fing er von neuem an , ich habe doch auch schon mehr als einmal von Tragödien reden hören die Herren , die mir die Ehre erzeigen , bei mir zu Mit Tage zu speisen , haben oft unter einander davon gesprochen , aber vom Weinen ist mir nicht ein lautes Wörtchen zu Ohren gekommen .
Ich habe sie mit lachendem Mute von Romeo sprechen hören und Genug , genug , Herr Wirt ! sogleich und Ich laufe den Augenblick fort , wo Sie nicht schweigen Ich hatte genug gehört , um das ganze Projekt der Reformation , die ich mit meinem Wirte vornehmen wollte , zum Henker zu schicken .
Hätte ich bloß Unwissenheit zu bekämpfen gehabt , so wäre es angegangen :
aber gegen das Vorurteil des Ansehens T und zwar des Ansehens vornehmer Tischgänger bei je 1 rem interessierten Gastwirte Gegen dieses waren meine Waffen zu stumpf , Der Wirt wollte weggehen Warten Sie doch , rief ich ihm nach : Sie sollen mir erst eine Belustigung auf heute vorschlagen Fahren Sie spazieren , sagte er Ohne : : Widerrede , sagte ich Ich will einen Wagen hohlen lassen , sagte er -- Nein , sagte ich , ich will mir selbst einen vor dem Tore aussuchen .
Die Spazierfahrt .
Ein Kapitalfehler , den das reife Alter unserer uns reifen Jugend von Iche vorgeworfen hat und in alle Ewigkeit vorwerfen wird , ist die Unbedachtsamkeit , die levitas animi der Lateiner und die etourderie det Franzosen Jüngling ! :D Jüngling ! erschallen die Kanzeln Jüngling !
Jüngling ! ertönen die philosophischen Katheder O Jüngling !
Jüngling heisst es in allen Komödien , in denen ein Hausvater bei der Hand ist .
O Jugend !
O Jugend ! leichtsinnige Jugend ! schreien die alten Heischern .
Tanten ihren jungen raschen Niecen in die Ohren Jugend !
O Jugend ! rufen die Fas beln , die Märchen , die Lehrgedichte , die Geschichtsbücher , die Sprichwörter , die Romane alle in dem schönsten Unisono !
Und was denkt ihr das bei , meine lieben Jünglinge ?
" Laßt sie schelten ! , , Gut , das denke ich auch :
Aber damit sie uns doch nicht für böse , gottlose , ungehorsame Kinder halten können , so will ich geschwind , ehe ich in die Kutsche steige , in Eurem und meinem Namen eine Apologie für unsere gemeinschaftliche Unbedachtsamkeit aufeßen .
Bedachtsamkeit ! zu der Tat , ein recht feines Wort !
Und Unbedachtsamkeit , so wie alle Wörter , die sich mit " Un , , anfangen ein recht tölpisches Wort !
Aber was hindert uns denn , die Nuß aufzuknacken und den Kern zu besehen ?
Ohne das We : sein der Bedachtsamkeit und Unbedachtsamkeit zu untersuchen Halt !
Das musst du untersuchen : sonst bist du ein schlechter Philosoph Ich will es aber nicht untersuchen , sage ich , und euch doch so in die Enge philosophieren , daß euch Angst werden soll Also ohne alle Untersuchungen des Wesens der Sa chen , von denen hier die Rede ist , laßt uns nur einen kleinen Augenblick aufmerksam sein , wie es unsere Al ten machen , wenn sie sich am bedachtsamsten dünfen !
Da sehen sie sich mit einer Gravidatischen Mine hin Mit großen Schweißtropfen auf der Stirn ranimeln sie einen Zweck in ihrem Gehirn fest Nun werden die Mittel , ihn zu erlangen , ebenfalls mit vielem Kreißen aus dem gesamten Reiche der Natur herbei ? geholt eins nach dem anderen abgewogen eins gegen das andere seinem Werte nach berechnet eins aus dem Haufen herausgenommen und wieder weggeworfen ein anderes hervorgezogen und noch geschwinder weggeworfen , als das Erste , bis endlich eines unter allen das Glück hat für das Beste gehalten zu werden Nun geht es an die Ausführung !
Und was sagt das Schicksal dazu ?
Es sieht den angstlichen Bemühungen unfrer Alten lächelnd zu und schickt ein paar Umstände ab , um dem ganzen Krame ein Ende zu machen .
Und wie machen wir es , lieben Jünglinge ! wenn wir unseren Alten am unbedachtsamsten vorkommen ?
Wir nehmen auch einen : 3wef Denn daß wir , sobald die Kinderschuhe ausgezogen sind , ohne alle Absicht in die Welt hineinleben sollen , das ist Verleumdung aber wir stampfen ihn nur ganz locker in den Boden unseres Gehirns und ohne uns um die Wahl der Mittel einen Augenblick zu bekümmern , rennen wir die erste die besteStraße nach dem Ziele .
Und was tut das Schiffal ?
Es freut sich , daß wir ihm die Ehre geben und schickt auch ein paar Umstände ab , die uns nach der Landstraße bringen und uns bis an Ende der Lauf : Bahn begleiten .
Also , vorausgesetzt , daß bei einem jeden Dinge in der Welt alles auf die Umstände an kommt , wird sich das Betragen der Alten und Jungen kürzlich so vorstellen lassen :
Die Alten wollen die Umstände regieren und ------ Die Jungen lassen sich von den Umständen regieren .
Die Alten : kommen in Ihren Anschlägen , Vorsätzen , Beschließungen , Projekten u. f. f. so weit , als es die Umstände erlauben ' :
Die Jungen auch .
Die Alten wollen verzweifeln , wenn sie Je res zwecks verfehlen :
Die Jungen nehmen geschwind einen anderen , und wenn dieser fehlschlägt , wieder einen anderen und wenn dieser abermals fehlschlägt , noch einen und so vergeßen sie über der Annehmlichkeit der Abwechslung das Verdrußliche des Fehlschlagens .
Belieben Sie mit dieser Wenigkeit vorlieb zu Nähe men , Sie , meine Herrn mit den grauen Haaren ! und erlauben Sie , daß ich in den Wagen Doch , Pog Velten !
Ich habe ja den Übergang von der Bedachtsamkeit auf die Spazierfahrt vergeßen und es würde mir in unserem kalten Occidente sehr übel ausgelegt werden , wenn ich ihn .
Doch nein !
Nicht Pog Belten !
Ich kann erst die Erzählung meiner Spazierfahrt anfangen , ehe ich den Übergang dazu mache .
Mich dünkt , dieses ist sogar dem Zusammenhänge gemäßer , wie es sich gleich zeigen wird .
Ich will spazieren fahren , sagte ich zu einem Kutscher , der mit seinem Wagen vor dem Tore müßig hielt und mich mit der Mine in denselben einladet Wohin befehlen Sie , sagte er Allenthalben hin , sagte ich Der Kutscher lächelte Das wird wohl nicht gut angehen , sagte er Mir gilt es gleich , verseßte ich Nun , sagte er , Sie wollen sich doch ein Vergnügen machen Das versteht sich , sagte ich und stieg in den Was gen Nun das ist Unbedachtsamkeit , äußerste Unbedachtsamkeit , sich einem fremden Kutscher in einer fremden Stadt in die Armen zu werfen und sich von ihm hinführen zu lassen , wohin er und seine Pferde wollen .
Baren die Entführungen in der Welt eben so stark Mode , als sie es in Romanen sind Wöeren sie es in der Gegend von Leipzig eben so , wie um London oder Paris und wäre es eben so gewöhn lich , junges Mannsvolk zu entführen , als junges Weibsvolk :
Wie leicht hätte mich mein Kutscher nach einem Landhause zu einer verliebten Fräulein bringen können !
Oder wie leicht hätte er mich , wie Voltare in seinem Meisterstücke des zum Ruin der Wahrheit angewendeten Witzes im Candide , von einem anderen Kutscher erzählt , nötigen können , aus dem Wagen zu steigen , meine Kleider auszuziehen , sie ihm zu geben , die seinigen dafür anzuziehen und mich auf den Bock zu sehen , so daß ich auf der Stelle aus einem empfindsamen Reisenden in einen Kutscher und zwar in den Kutscher meines Kutschers wäre metamorphosiert worden ?
Oder wie unendlich leichter hätte er , nach : dem ich mich einmal seinem Eigensinne überlassen hatte , meine Vergnügen nach dem Maßstabe der seinigen abmessen und mich in sein Paradies , in eine gute Dorfschenke fahren können ?
Recte !
Bene !
Ich habe nichts dawider :
aber nun wende ich die Ausschweifung über die Bedachtsamkeit und Unbedachtsamkeit auf mich an und sage es einem jeden ins Gesicht , daß ich der Unbedachtsamkeit unerachtet , die ich beging , als ich in den Wagen stieg , inclufive der zweiten die ich beging , als ich aus dem Wagen stieg , dennoch recht wohl gefahren bin .
Holla !
Wo treffe ich den Mann oder das Buch , denn beides gilt mir gleich welches mir Auskunft geben kann , wie man ein garstiges Ding , das nach dem Lauf der Natur auch einen garstigen Namen hat , mit einem Ausdrucke bezeichnet , der in der Einbildungskraft feine schmusigen Bilder erregt noch auch denjenigen , der durch einen Zufall in dieses garstige Ding geraten ist , mit Kot überschmiert das ist sehr möglich , daß man in einem garstigen Dinge ist , ohne selbst garstig zu sein oder zu werden Nur muß der Aufenthalt darin so kurz als möglich Fein Das Lange stählt freilich an denn Jade Ist niemand zu finden , weder Mann , noch Buch ?
Nun so sein denn dieses garstige Ding Ein garstiges Ding und bleibe es so lange , bis meine Leser aus der Fortsehung meiner Erzählung einsehen werden , daß es für mich nicht garstig war .
Mein Kutscher rüfte mich mit der größten Geschwindigkeit eine Ecke von Leipzig weg · Brr ! hielt der Wagen .
Belieben Sie abzusteigen , sagte er in einem fragenden , bittenden und befehlenden Tone .
Ich sah durch das Fenster der Kutsche ein Haus Warum absteigen , rief ich ihm zu Hier ist Vergnügen , sagte er Ist dies ein Koffehauß , fragte ich Ja freilich , sagte er und nickte mit dem Kopfe Daß der Kutscher Ich stieg aus und sah heimlich lachte Eine Bauersfrau , ich denke wenigstens , daß es eine war , ging eben bei mir vorbei und sah mir so kläglich in die Augen , als wäre sie von meinem Elende gerührt Das war auffallend -- äußerst auffallend es machte mich so perplex , daß mich meine gewöhnliche Dreistigkeit , jeden Unbekannten frei anzureden , verließ Ich stand da sah der Frau nach und dachte nichts .
Der Kutscher , der es schon für ausgemacht hielt , daß ich wider sein vorgeschlagenes Vergnügen nichts einzuwenden haben könnte , fragte mich als eben diese Seelenfinsternis bei mir vorging , ob er nicht unters Dessen zurückfahren dürfte , um sich etwas zu verdienen Die Frage brachte meine auf einen Augenblick in ihrem Laufe aufgehaltene Denkmaschine wieder in Gang --Ja , sagte ich und lief der Bauerfrau mit starken Schritten nach Hieraus könnet ihr schließen , daß mein Ja , so zuversichtlich es auch ein jeder dafür ansehen könnte , wenn nicht Handlungen der beste Kommentar über die Worte wären daß mein Ja , sage ich , keine Ants Wort auf des Kutschers Frage war .
Es war ein Wort in der Verwirrung fast im Schlafe hingesagt Meine aufgewachte Seele konnte keinen ans deren Gegenstandhaben als den , der auf sie einen so tiefen Eindruck gemacht hatte .
Aber der Kutscher , der weder den Blick der Bauersfrau bemerkt hatte , noch auch meine Bestürzung darüber und der , wenn er auch beides bemerkt hätte , sich doch nicht würde von seiner Frage haben abhalten lassen , deren Beantwortung , wenn sie für ihn günstig ausfiel , seinen Beutel mit acht und mehr Groschen spicken konnte Dieser Kerl , que le Ciel confonde , dachte ich damals , que le Ciel beniffe , denke ich ißt , betrachte te mein Ja außer dem Zusammenhänge mit demjenigen , was in meiner Seele vorging , lenkte um und fuhr davon eben in dem Augenblicke , als ich das Gespräch mit der Bauersfrau angefangen hatte und ihre Antwort heißhungrig erwartete :
Also könnt ihr auch leicht denken , daß ich das Gerassel der Kutsche anfänglich nicht hörte .
Ich bitte sie , gute Frau , sagte ich : Warum sah sie mich vorhin so kläglich an ? Warum , fragte sie Es ist Schade um Sie Sie sind ein so hübscher artiger Mensch Hilf Himmel , sagte ich !
Die Frau stukte : aber ein Blick , den sie auf den fortfliehenden Wagen warf und ein folgender , den sie auf mich warf , gaben mir deutlich genug zu verstehen , daß sie meinen fromm scheinenden Ausruf mehr für Verstellung , als für Ernst hielt K Jht erst merkte ich es , daß mein Kutscher auf der Flucht war Heh , he , he , schrie ich ihm nach !
Halt stille !
Halt doch !
Der Kerl drehte sich nach mir zu : Aber mein Ja steckte ihm so fest im Kopfe , Daß er in vollem Jagen fortfuhr und mir bloß zurief :
Ich will schon zu rechter Zeit wieder dasein , "
Ich verdoppelte mein Schreien Nichts !
Er fuhr fort und als ich mich endlich in mein Schicksal finden wollte und mich wieder nach der Bauersfran umsah , um mir von ihr den Grund des Mitleidens entdecken zu lassen , den ich nun ziemlich erraten konnte , so - war sie auch fort .
Nun das , dünkt mich , ift eine Situation , die auch einen Sokrates über und über verwirrt machen könnte .
Versaßt euch nur einmal darein : so werdet ihr es finden !
Das erste , was ich tat , nachdem ich von meinen vielen Verwirrungen nur einigermaßen zu mir selber kam , war , daß ich zu gehen anfing .
Es waren also keine Flüche hinter dem Kutscher hergedonnert , noch war es ein Monolog , wie es etwan ein Komödien oder Tragödienschreiber vermuten möchte , noch irgend etwas anders auf der Welt .
Als mich aber mein Gehen vor das Haus des Vergnügens , wie mein Kutscher zu sagen beliebte , gebracht hatte Nein !
Es ist vergebens !
Ich kann es nicht beschreiben selbst nicht mit Yoricks Feder !
Nur anzeigen Van ich es .
Ein Je ne fais quoi beklemmte meine Brust so heftig , daß ich kaum Atem hohlen konnte .
Mein Herz pochte Mein Puls war rasend geworden Ich glühte über und über Meine Augen waren wie zugeschwollen .
Waren diese heftigen Bewegungen Warnungen der Natur , so war es ein Verbrechen , daß ich ihnen nicht Gehör gab ein Verbrechen , welches dadurch noch nicht zur guten Handlung wurde , daß mein Ausgang aus diesem Hause für mich ein Triumph war : aber dann , dünkt mich , hätte auch die Natur so laut und so deutlich warnen müssen , daß ich ihre Stimme mit keiner anderen Stimme auf der Welt hätte verwechseln können und das geschah nicht .
Ich hielt alle diese Phänomena für Ahnungen Es war , als ob mir mein Schußgeist ins Ohr flüsterte : Fürchte dich nicht , armer Schelm !
Gehe getrost in dieses Haus .
Es wartet ein Abenteuer auf dich , welches du kaum so sonderbar Traumen kannst . , , Ich ging mehrmals vor dem Hause auf und nieder Wer mich gesehen hätte , würde geschworen haben , daß meine Keuschheit mit dem Tode Range : aber das war es nicht .
Sollte denn so viel Gefahr dabei sein , dachte ich , in ein Haus zu gehen , wo das Laster in aller seiner Abscheulichkeit , in allem seinem Ekel pranget ?
Nimmermehr Das Ges schminkte Laster ist wohl verführerisch , aber das entlarvte Aber ich bin ein Mensch mit Sinnlichkeit , wie alle anderen und um diese zu entzünden , braucht es nur ein paar Funken Feuer Aber ich bin ja auch ein Mensch mit Vernunft und mit Scham ausgerüstet Aber vielleicht leiden Vernunft und Scham Schiffbruch Vielleicht scheitern sie an der Klippe der Schönheit oder der nachgeäfften Sittsamkeit oder der verstellten Unschuld Das war das Sentiment der Furchtsamkeit : aber der Stolz : , , Du bist Herr über dich selbst . , , Die Verwegenheit : , Frisch gemast , ist halb gewonnen ; , , und die Neubegierde : wollen sehen , , überstimmten die Furchtsamkeit Wir Sie packte ein und floh , und ich armer Sünder zum Hause hinein .
Ehe ich weiter erzähle , muß ich erst etwas mit einer gewissen Art von Lesern abtun , deren keusche Ein Bildungskraft durch das geringste zweideutige Wort besudelt wird .
Wenn ihr bis auf meinen Eintritt in das garstige Ding ununterbrochen fortgelesen habt , ohne etwas mehr zu empfinden , als hin und wieder ein kleines Sausen und Brausen in den Ohren und ein paar kleine Stiche in der Seite - denn ohne das geht es bei euch nicht ab : so leset nur getrost weiter Ich gebe euch mein Wort darauf , daß ihr nichts arges finden werdet , als ihr bis ißt gefunden habt .
Habt ihr aber meine Reisen gleich auf der Stelle weggeworfen , als ich von dem garstigen Dinge zu reden anfing Zählt ihr mich um eines Wortes Willen , das ihr noch nicht verstehen konntet , weil es erst im folgenden erklärt wurde , unter die Schüler eines Voltare als Verfaßer der Philosophischen Briefe oder des Magdgens von Orléans betrachtet :
so weiß ich in der Tat nicht , was ich mehr zu Herzen nehmen voll Den Verlust meines guten Namens in euren Augen oder eure unvergeßliche Voreiligkeit in Beurteilung meines Charakters .
Ich werde mich bes finnen ! -ging , wie ein Was euch anbetrifft , meine übrigen Leser ! die ihr nicht von dieser skrupuldsen Art seid , so will ich euch bloß zu Gemüte führen , daß ich euch bereits drei Historitten von drei verschiedenen Mädchen erzählt habe Bon meiner Kranken , von meiner Uechzenden und von meiner lieben Nachbarin im Komödienhause .
Ihr wißt es , ob sie schmutzig waren :
Sehet nun zu , ob es etwan die Vierte ist . -Zitternd und bebend war ich in das Haus hineingegangen Noch zitterte und bebte ich auf der obersten Stufe der Treppe Ich öffnete eine Türe und sah ein Mädchen Ich zitterte und bebte nicht mehr .
Ihr sehnt euch nach einer Beschreibung !
Da ist sie :
Doch wenn ihr Fanny Wilkes gelesen hättet , so könnte ich mir eine kleine Mühe ersparen .
Ich nähme dann das Bild der Miß Heavy zu Hilfe !
Das Mädchen Ich mußte sie für lasterhaft : halten aber darauf hätte ich bei ihrem ersten Anblicke schwören wollen , daß sie einmal in ihrem Leben tugendhaft gewesen wäre .
'Thut mir den Gefallen , meine lieben Leser ! und widersprecht mir bei den paar folgen : den Säßen nicht , von denen ich euch aus Mangel der Erfahrung keinen Beweis liefern kann Mein Herz interessiert sich so stark dabei Sie sind für mich so lachend , daß wenn die Wahrheit selbst sich die My : he nahme , mir zu beweisen , daß sie falsch wären , so würde ich die gute Frau auf den Knien bitten , mir meine Füßen Irrtümer zu lassen Dafür verstatte ich euch das Recht , mir in allen meinen übrigen Behauptungen zu widersprechen , so oft es euch beliebt .
Ich glaube , daß sich die Tugend und vorzüglich die weibliche Tugend so deutlich in der Mine abmalt , daß sie ein scharfsichtiges Auge nicht verkennen kann .
Das ist eins !
Das zweite sieht fast aus , wie eine Folge aus dem ersten .
Ich bilde mir ein , daß die erstorbene Tugend in der Mine Spuren zurückläßt , die sich ebenfalls bei einer genauen Beobachtung nicht verkennen lassen .
Es wäre jammerschade , wenn diese beiden .
Säße nicht allgemein wären und nur bloß auf das Mädchen paßten ! aus Ich habe gesagt , daß ich auf ihre ehemalige Tus gähnt hätte schwören wollen : Nun will ich euch sagen , warum ich es wollte .
Es ist wahr , sie sah verbuhlt Ihre Augen waren nicht die sittsamen Augen einer aus Grundfaßen , nicht aus Einfalt Keuschen Aber gleichwohl , wenn ich sie in Gedanken gegen das Ideal einer Buhlerin von Profession hielt , fo spürte ich einen merklichen Abfall .
Ihre Mine im ganzen genommen hatte immer noch etwas würdiges , welches mich verhinderte , sie zu verachten Ich erblickte an ihr nichts freches Eine Seltenheit in einem garstigen Dinge , die sich fast aus nichts als aus meinen Hypothesen erkoren läßt !
Übrigens , wer sie in der Abnahme ihrer Schönheit und ihrer zagend Ihre runden Wangen bekamen den ersten Ansacke , länglich zu werden und ihr feiner Teint schien der Überkleisterung nahe zu sein .
Mein Zittern und Beben machte der Wundes Runge Plack .
Ich blieb an der Türe stehen und betrachtete dieses Mädchen mit unersättlichen blicken .
Sie stand an dem entgegengesetten Ende des Zimmers sah mich um ein ziemliches freundlicher an , Mich dunkt , sie wartete , daß als es Not war ich mich ihr nähern sollte und da ich es nicht tat , so tat sie es mit offenen Armen .
Hier kam es auf ! ein Haar an , so verschwand das gute Vorurteil , was ich für sie gefaßt hatte .
Wäre sie heftig auf mich zugelaufen kommen - mit einem Gelächter oder mit einem unverschämten Gruße oder hätte sie nur ein einziges vertrauliches Wort über ihre Lippen fliegen Lassen :
ich hätte sie verächtlich von mir gestoßen und Ware in Begleitung des ersten des besten nach der Stadt zurückgegangen :
Aber ich wünschte , daß 1 ihr sie gesehen hättet , ihr , die ihr es mir vielleicht sehr übel auslegen werdet , daß ich ihre Umarmung nicht gänzlich ausschlug sie kam mit einer gewissen Schüchternheit auf mich zu Sie hat es mir nachher selbst gestanden , sie hätte aus meinem Betragen geschloßen , daß mich der Zufall , nicht Absicht zu ihr geführt hatte , und dieses wäre die Quelle ihrer Schüchternheit gewesen Sie sah mir starr in die Augen Erst da sie mir auf ein paar Schritte nahe war , dfnete sie ihre Armen Ich widerstand nicht Sie näherte ihren Mund dem meinigen : aber ich wendete mein Gesicht wehmütig von ihr weg und ließ eine Träne auf ihre Hand fallen Gleich Darauf noch eine Wehe euch , wenn ihr diese Tranen für erkünstelt haltet !
Dann habt ihr gewiß kein Gefühl gegen eine schöne tugendhaft gewesene und lasterhaft gewordene Kreatur und dann ist in eurem Herzen eine große Lücke :
Bis ißt war die Szene noch stumm Ich hatte bei meinem Eintritte in das Zimmer kein Wort gesagt :
Das Mädchen auch nicht Es war auch bis ist noch keine Veranlassung zum Lautwerden da !
Kaum brannten meine Tranen das Mädchen auf die Hand , so bekam sie eine ähnliche Art von Paroppsmen , als ich vor der Türe gehabt hatte Nur mit dem Unterschiede : Sie wurde totenblaß Auf einmal stürzte sie sich mit dem Kopfe auf meinen Busen und fing jämmerlich an zu weinen und zu schluchzen .
Ich habe die Tücken des weiblichen Geschlechts noch allzu_wenig empfunden , als daß ich den Ausbruch einer so heftigen Rührung für Verstellung hatte halten können :
aber wenn ich es auch gekonnt hatte wenn es nur sogar wahrscheinlich gewesen wäre , daß das Mädchen auf nichts weiter ausginge , als auf die Nukung meiner schwachen Seite , so Ware es mir doch schlechterdings unmöglich gewesen , sie mit ihren Tränen trotzig von mir zu stoßen .
Kurz , ich zog ihren Kopf wieder in die Höhe , legte meine Wange auf die ihrige und weinte von ganzer Seele mit .
Fragt mich nicht , wie lange dieser weinerliche Auftritt dauerte !
Hätte er einen Tag gewähret , so würde er mich ' nur eine Stunde gedünkt haben :
Hatte er eine Stunde gewährt , so würde er mich nur 3. Minuten gedünkt haben und in beiden Fällen hatte ich doch meine Uhr nicht zu Rate ziehen können .
Aber wenn ihr mich fragt , wie sich endlich die stumme Sprache der Uffekten in laute , vernehmliche Worte verwandelte , so wird euch folgendes zur Antwort dienen !
Arme Seele , sagte ich , indem ich mein Schnupf : Tuch hervorzog und mir und dem Mädchen die Tranen von den Wangen abtrocknete Mich dunkt , zum Anfange war dieses genug gesagt !
Das Mädchen fing von frischen an zu weinen Welch unglückliches Schiffal , sagte ich , hat dich in dieses schwarze Haus geführt ? --O , schluchzte sie die Liebe .
Man hatte ohne Schikane von dieser Antwort eine sehr schlimme Auslegung machen können : aber , kurz , ich machte sie nicht und legte sie ohne allen Argwohn so aus , wie sie der Wahrheit nach ausgelegt werden musste . dürfte Willst du es verlassen , fragte ich sie ?
Mit Freuden , sagte sie Gib mir deine Hand , sagte ich Das Mädchen reichte sie mir nicht , sagte sie Wenn ich nur Das ist meine Sorge , sagte ich mir , daß deine Tränen aufrichtig sind Das Mädchen sah gen Himmel die kein Tartuffe nachmachen kann PS Aber ich darf ------ Schwöre mit Augen , See Genug , sagte ich Noch heute bist du frei !
Das ist der Verfasser der Sitten behauptet gewiß : aber wo , das mag er selbst wissen .
Wo fern es Menschen Gabe , die man mit einigem Rechte haßen könnte , ( es versteht sich , daß er hier von einem Jahre quaefito redet :
denn einiges Recht hat jeder Tugendhafter , einen lasterhaften zu haßen , ) so waren es die , welche öffentlich bekennen , daß sie Gott haßen .
Dieser Einfall , dunkt mich , macht dem Kopf und dem Doch das gehört Herzen des Verfassers Ehre nicht hierher , da ich ihn bloß als einen Nagel brauchen will , um einen meiner eigenen Einfälle daran auszuhangen .
Sofern es Menschen Gabe , die man Kraft einer Afte des ewigen Gesetzgebers von ganzem Herzen hassen dürfte , so wären es in meinen Augen und zwar in meinen jetzigen , beinahe vier und zwanzig jährigen Augen :
Wer weiß , ob ich nicht nach den zweiten vier und zwanzig Jahren ganz andere Augen habe , welches jedoch der Himmel in Gnaden verhüten wolle se waren es Ich sehe mich , leider ! genötigt , das eigentliche Wort zu gebrauchen Die Kuppler und Kupplerinnen .
Gott vergebe mir_es , wenn es Sünde ist aber bei dem jugendlichen Feuer , welches ist noch meine Nerven und Adern und Gebeine durchglüht , kann ich mich bei dem Anblicke dieser Teufel von Menschen des heftigen Unwillens nicht verwehren .
Ich sehe sie mit mehr als Löwengrimmigen Augen an Jeder Blick , den ich ihnen zuwerfe , spricht bitteren Hohn und Beachtung Ich fahre sie und wenn ich in Gefahr wäre , von ihnen bis an auf das Hemde ausgeschalt zu werden , so würde ich dennoch mein Betragen nicht um ein Haar andern .
Sagt einmal , sind nicht ein paar solcher Bestien für die Welt eben so schädlich , als eine Pest oder als ein Regiment feindlicher Soldaten oder eine Kartuschische Gesellschaft ?
Wer begrabt mehr Seelen , hundert der arbeitsamsten Totengraber oder ein einziger Kuppler ?
Wer reißt so , wie dieses vermaledeite Menschenges schlecht , die Tugend von ihrer Blüte ab , tritt so die Scham mit Füßen , lacht so der Tranen und der Menschlichkeit ?
Beim Himmel , wer hier , jenes bis zum Ekel abgedroschene , moralische Regelchen praktizieren und der Person Freund und der Sache Feind sein kann , dessen Abstraktionsinstrument muß so scharf sein , wie ein Scheermeßer und das meinige , dagegen verglichen , muß so stumpf sein , wie das Abgußteste Brodmeßer :
Denn ich das könnt ihr auf mein Wort glauben war der Kupplerin , von der ich euch gleich erzählen will nicht bloß ihrem Laster , sondern , wie gesagt , ihr selbst , so herzlich Gram , daß ich sie auf der Stelle aus dem Haus heraus und in das finsterste Gefängnis hatte werfen mögen , um sie ihre Verbrechen doch einigermaßen büßen zu lassen .
zurück !
zurück ! lieben Leser !
Deur auf einen Aus genblik und ein paar Worte .
Das lehte , was ich zu der armen verführten Denn das war sie :
Also habt im Voraus Mitleiden mit ihr sagte , war das Versprechen , daß sie noch Heute fern sein sollte .
Unsere Augen waren noch von wielem Weinen rot Ich hielt noch ihre Hand in der ple der meinigen :
aber ich war eben im Begriff sie loszulaßen , und denjenigen oder diejenige aufzusuchen , von dem ich des Mägdgens Rettung erkaufen könnte Mein Blick war entschloßen Der ihrige ernsthaft So standen wir an der Türe , als die Kupplerin hereintrat .
Beiläufig erinnere ich euch ißt an den Nocken der Ausschweifungen , und insbesondere an den Nußen der meinigen - Denn für fremde kann ich nicht stehen .
Hätte ich euch vorhin nichts von dem Verfasser der Sitten gesagt :
Nicht das geringste wüstet ihr da , wie ich mich gegen die Kupplerin aufführte .
Nun ich aber durch meine Ausschweifung reine Bahn gemacht habe : nun kann ich tapfer drauf ´ los erzählen und ich wette , ihr versteht alle Worte .
Die Kupplerin behielt die Stubentüre stoßend in der Hand Ein so unlasterhafter Auftritt mochte in ihrem Hause der erste sein Kopf bis auf die Füße an Dann wiederum mich und stemnite sich in di Seite -- - Sie sah mich vom Dann das Mädchen Was , Teufel , sagte sie --- Die Jht warf ich ihr einen meiner Blicke zu ganze Wirkung davon war , daß sie den Kopf schüttelte und mich , wie zuvor , ansah Teufel von einem Weibe , sagte ich mit einer wütenden Stimme zu ihr : Du allein bist an dem Unglücke dieses armen Mägdgens Schuld Du hast sie um ihre Unschuld gebracht Das Weib erhob ein unsinniges Gelächter und das Mädchen druckte mir zitternd die Hand Das arme Ding fürchtete sich , sie würde die Härte entgelten müssen , mit der ich sprach : aber ihre Besorgnis war ungegründet .
Da ich einmal für alles Mal entschloßen war , sie den Klauen ihres Raubtiers zu entreißen , so konnte die ergrimmte Bestie ihre Tatzen nun auf niemanden werfen als auf mich und ich wusste schon , wie ich mit ihr fertig werden wollte Aber sie war nichts weniger , als ergrimmt : denu Menschen , die im Laster alt und grau geworden sind , nehmen die bitterste Verachtung für bloßen Scherz auf I , I , sagte sie :
Seht doch auf den jungen Naseweiß , wie er sich anstellt Bei meiner Seele , sagte sie zu dem Mädchen : Du musst deine Rolle gut gespielt haben Das Mädchen sah mich mit einem Blicke an , der mir allen Verdacht benahm Glauben Sie es nicht , sprachen ihre Augen :
Ich habe sie nicht hintergangen :
Ich bin unschuldig Ich nehme mich dieses Mägdgens an , sagte ich trokig : Sie soll nicht länger in diesem Hause bleiben Das Weib machte eine spöttische Verbeugung Sie steht Ihnen zu Diensten , sagte sie :
Nur wird der junge Herr erst geneigt sein , eine kleine Rechnung für sie zu bezahlen .
Ich hatte es vorausgesehen Rechnung , sagte ich -- Den Augenblick , sagte sie und ging zur Türe hinaus . und Triumph schwamm in den Augen des Mägdgens .
Sie wollte im voraus einen Sakvoll Danksagungen für ihre Befriedigung ausschütten : allein ich ließ sie nicht dazu kommen nicht aus Demut wenn es Demut gewesen wäre , so würde es doch in dem Augenblicke Stolz sein , da ich die Erzählung da von , einem jeden , der sie verlangt , gedruckt in die Hande gebe sondern weil ich an das Mädchen eine Frage zu tun hatte , die mir schon einmal , aber sehr unvollständig beantwortet worden war .
Nur her mit der Sein offenherzig , gutes Mädchen , sagte ich zu ihr und gestehe mir , wie du in dieses Haus gekommen bist Himmel , welch ein Geständnis war das !
Wie fruchtbar für einen Romanschreiber !
Sie war von guten Eltern von guter tugendhafter Erziehung Ihr Vater war ihr in ihren jüngern Jahren gestorben und hatte ihr ein anständiges Vermögen hinterlassen Ihre Mutter , eine Frau von einer sanften weiblichen Tugend , hatte ihr Den Umgang mit einem tugendhaften Jünglinge erlaubt Dieser war nach Leipzig auf die Akademie gegangen , sein Studieren zu vollenden Nach einem Jahre stirbt die Mutter und hinterläßt ihre achtzehnjährige Tochter sich selbst Sie bekommt den unschuldigen , aber unglücklichen Einfall , ihrem Geliebten nach Leipzig zu folgen und seine Aufführung zu beobachten - Sie wird ein Jüngling -miethet sich in eben dem Hause , wo ihr Geliebter wohnt , ein Zimmer und wird nach tausend Proben überzeugt , daß die Tugend ihres Geliebten Schiffbruch gelitten hat .
Nach tausend vergeblichen Versuchen , ihre Liebe zu bekämpfen , überlässt sie sich der schmeichelhaften Hoffnung , ihren Geliebten von seinen Beirrungen zurückzuführen Sie entdeckt sich ihm Er verspricht Besserung entzündet nach und nach in dem Herzen des armen Mägdgens das Feuer der Wollust durch Kunstgriffe , denen ihre Unschuld nicht ausweichen konnte Die Flamme bricht zu einer unglücklichen Stunde aus - und verlischt in eben dem Augenblicke auf der Seite des sinnlichen Liebhabers Das Mädchen ist in Verzweifelung Die Scham verbietet ihr , in ihre Vaterstadt zurückzukehren Der Räuber ihrer Ehre liefert sie selbst in das Haus , in dem ich sie fand Monate war sie in dasselbe geraten . schmeichelt Erst vor einem Macht eure Bücher auf einen Augenblick zu , ihr strengen Sittenrichter ! und laßt bloß nur Herz forschen Ich wette , ihr fühlt bei aller eurer Harte gegen diese arme verführte Mitleiden .
So ungern ich für einen Menschen angesehen sein möchte , der die Laster nach Maaßgebung seiner Neigungen oder Abneigungen in große und kleine abteilt unbarmherzig zu Felde zieht und nach diesen kaum einen Pistolenschuß tut :
so wenig mache ich mir doch ein Bedenken daraus , offenherzig zu gestehen , daß ich diejenigen Laster für die verzeihlichsten halte , die bloß in einer falschen Richtung eines Naturtriebes bestehen .
Ich protestiere nochmals auf das feierlichste gegen die Beschuldigungen eines schlafen Moralisten Ich halte jedes Laster ohne Unterschied für ein Laster in seiner vollen Bedeutung : aber wenn von den Geraden des Lasters die Rede ist und mich dünft , davon ist in geoffenbarten und nicht geoffenbarten Moral die Rede dann sehe ich die durch Naturtriebe ich will nicht sagen verursachten :
denn solche gibt es nicht , was uns auch Voltaire und seines gleichen weiß : machen wollen sondern nur veranlaßten Laster auf die unterste Stufe .
Wollt ihr sie höher sehen , so ha bei ich nichts dawider :
Genug ich sehe sie nicht höher .
Hier ist die Rechnung , sagte das Weib und gab sie mir mit einem Geldgierigen Blicke in die Hände .
Und hier ist die Bezahlung , sagte ich , indem ich von dem ganzen Plunder nichts weiter ansah , als die Summe und meine Börse zog Zum Teufel , sagte sie :
Ich habe noch etwas vergessen Ist es nicht schade , daß das Laster die Umstände immer per zu nußen weiß , als die Tugend ?
Vermutlich , sagte ich , ist es der Teufel von Weibe , den ich dich vorhin geheißen habe ist ein *** und noch ein *** und für diesen Lettern sage ich dir , daß , wenn ich in diesem Lande Verbrecher zu bestrafen hätte , so solltest du an dem Nächten Galgen paradieren .
--- Das Weib nahm das Geld und warf es mir ins Gesicht ?
Nein : So grausam ist eine Kupplerin nicht ob ich gleich ißt , da ich die Sache mit kaltem Blute überlege , gestehen muß , daß ich es ver : dient hatte .
Sie nahm es an- mit einiger Errdthung , mehr über die Gegenwart des Mägdgens , als über dasjenige , was ich sagte und steckte es ein Das ist ein böser Mann , sagte sie Ich nahm mir nicht die Mühe , ihr zu antworten sondern gab ihr bloß durch einen Blick zu verstehen , daß ich nun mit ihr zu Ende wäre und daß es mir sehr lieb sein würde , wenn sie sich wieder entfernte .
Sie tat es und nun wünschte ich von ganzer Seele , daß mein Kutscher kommen möchte Er fam und nun war ich über und über besanftiget .
Einflüchtiger Gedanke an meinen Wetter stieg in meiner Seele auf Gott Lob ! dachte ich , ein Teil deines Mammons ist geheiligt und so nahm ich das Mädchen unter den Arm , setzte mich mit ihr in die Kutsche und fuhr nach der Stadt zurück .
Da zum Glück war die Kutsche zugemacht :
Denn ihr müßt euch erinnern , daß der Anzug des Mägdgens nicht der sittsamste war es versteht sich , in meinen Augen : Denn in den Augen der großen Welt war er nichts weiter , als galant , Nun was dunkt Ihnen , sagte ich zu meinem Wirte , der eben vor der Türe stand und mir mit einem schalkhaften Lachen die Kutsche öffnete Der Mann hatte immer einen Einfall bei der Hand und mich dunkt , das war sein Glück , als Gastwirt betrachtet Sie sind der ordentlichste Mann von der Welt , sagte er :
Erst die Kranken , dann die Gesunden Sie haben doch noch ein Zimmer , fragte ich ihn Ja , sagte er :
das hätte ich wohl : aber das Ihrige ist ja groß genug , um zwäng Das folgende Wort hustete ich ihm vor dem Munde weg .
Unter denjenigen von meinen Handlungen , die mir selber ein Rätsel sind , ist auch diese , daß ich es meinem Wirte nie übel nehmen konnte , wenn er in seinen Reden , wie er es sehr oft tat , der Ehrbarkeit einen kleinen Puff gab .
Kam es daher , daß mich der Mann durch seine natürliche Beredsamkeit oder durch seine ungemeine Dienstfertigkeit oder durch seine Freundlichkeit gewonnen hatte - oder daher , daß ich mir einbildete , der Mann dächte weniger , als er sagte - - oder daher , daß ich mir ihn als einen Plaifanteur ex profeffo vorstellte , der bisweilen dem Schicksale seines Ordens unterworfen Ware oder kam es von keiner einzigen von allen diesen Quellen , sondern aus aus einer ganz anderen her , das weiß ich nicht .
Genug ich begnügte mich damit , daß ich seine Puffe entweder mit einem Husten , wie diesmal , oder mit einem warnenden :
Herr Wirt ! oder mit der Hand auf den Mund ausparirte - dann wurden die Waffen von beiden Seiten weggeworfen und wir waren wieder gute Freunde .
Er kam mir hintennach , als ich das Mädchen die Treppe herauf nach meinem Zimmer führte Er zupfte mich an meinem Kleide Ich wendete mich um Er sah mich an und nickte mit dem Kopfe auf das Mädchen ; gleich als wollte er sagen ; Nehmen Sie doch Nehmen Sie doch Das Mädchen ist ja recht hübsch und → es ist nicht gut , daß der Mensch alleine sein Ich schüttelte den Kopf und kehrte mich wieder um ---- Ich wünschte , daß ich ein taugliches Wort zu eis einer neuen Überschrift finden könnte .
Die Spaziere : fahrt ist nun zu Ende Die Geduld meiner Leser vielleicht auch :
sie müssten denn neugierig sein , den Ausgang der Geschichte des armen , verführten Magd :
4. gens zu wissen .
O wenn sie es wären , so batte ich die Überschrift Aber warum sollten sie es nicht fein ?
Ihre Geschichte ist zwar nicht so verworren , wie sie es sein müsste , um die Neubegierde fest zu halten :
aber sie ist doch eine menschliche Geschichte Kurz , hier ist der Ausgang .
Also lieben Sie ihn nicht mehr , sagte ich Nein , sagte sie und legte ihre Hand auf die Brust :
Nun nicht mehr Aber vielleicht wird er noch besser , sagte ich + Ach ! sagte sie und holte einen tiefen Seufzer aus dem Innersten ihres Herzens :
Dieses Vielleicht ist an allem meinem Unglücke Schuld Nach einer so schwarzen Tat , die er an mir begangen hat , wird er nie wieder besser werden wenigstens nicht für mich Und Sie wollen wieder in Ihre Vaterstadt , Fax te ich Ja , das will ich , sagte sie Heute noch , sagte ich Der Ja , sagte sie , wenn Sie es erlauben Name Leipzig ist für mich bitterer , als der Tod und so oft ich Sie ansehe , möchte ich vor Scham vergehen Nein , sagte ich , und drückte ihr den ERSTEN Kuß auf die Lippen :
Das sollen Sie nicht Mun den zweiten Das sollen Sie durchaus nicht Ich bin kein Engel Ich habe auch menschliche Schwachheiten und wenn ich nicht in diejenigen gefallen bin , in die Sie unglücklicher Weise geraten sind , so ist es wahrhaftig nicht mein Verdienst Die Tranen funkelten in dem Auge des guten und eine .
Sekunde darauf auch in Mägdgens dem meinigen Leben Sie wohl , sagte sie , und glauben Sie , daß Sie nicht bloß eine Buhlerin aus dem Hause des Lasters , sondern eine Seele vom Verderben gerettet haben Sie ging - ich sah ihr nach Sie war mir schon aus den Augen : gleichwohl sah ich noch unbeweglich auf den Fleck , auf dem sie verschwunden war Ich ging nach meinem Zimmer zurück lief mit starken Schritten auf und nieder Soll ich kommen , rief mein Wirt zur Türe hereinlassen Sie mich , sagte ich Aber ich sehe es Ihnen an , fuhr er fort , daß Sie mich nötig haben Ich bez darf Ihrer nicht , sagte ich 2- Nun so bedürfen Sie vielleicht dieses Mädchen hier , sagte er , indem er nach einer kleinen Weile zuruffam und meine liebe Nachbarin im Komödienhause mit sich brachte Legt mein Buch weg und stellt euch , das mit sich selbst zufriedene .
Gelächter meines Wirts und die plöhliche Aufheiterung meines Gemüts vor : so erspart ihr mir den Vorwurf , als ob ich eine lebhafte Szene nicht lebhaft genug ausgemalt hätte .
Sie haben ihr Wort vollkommen gehalten , sagte das Mädchen :
Ich bin heute schon zweimal bei Ihnen gewesen , ohne Sie anzutreffen Ich bin auf guten Wegen gewesen , sagte ich Der Wirt , hat es mir wohl gesagt , sagte sie lachend Ich bin auf guten Wegen gewesen , sagte ich nochmals in einem ernsthafteren Tone Das Mägden streichelte mir sanft die Wange Ich glaube es Ihnen auf Ihr Wort , sagte sie aber ich bin nicht auf Güten Wegen Jht war die Reihe zu lachen an mir Was werden Sie sagen , fuhr das Mägdgenfort , wenn Sie hören , daß ich als Kupplerin zu Jhs men Tomme Daß sie spaßen , sagte ich Nein , sagte sie :
Es ist lauter Ernst !
Ich bei : stelle Sie diesen Abend um 8 Uhr auf ein Rendez Vous Wenn es mit Ihnen ist , sagte ich , so komme ich Nein , es ist nicht mit mir , sagte sie So komme ich nicht Sie werden aber kommen Ganz gewiß nicht Sie müssen kommen Sie sollen aber kommen und wenn Sie nicht kommen , so sind Sie nicht der , h-wofür ich Sie halte über das Weibsvolk , sagte ich Nur fein geduldig , sagte das Mägbgen :
Das Raten Sie einmal , Rendez Vous ist es wert mit wem ?
Ich will nicht raten , sagte ich Und so will ich es Ihnen ungeraten sagen Mit meiner jungen Gebieterin Es ist nicht möglich , sagte ich mit einer lebhaften Stimme , die die Möglichkeit auf das stärkste behau prete Gut , sagte sie :
so will ich gelogen haben .
Nein , sagte ich :
Ist es wirklicher Ernst Glauben sie es nicht , sagte sie :
Ich wollte Sie nur auf die Probe stellen Ist es denn nicht möglich , sagte ich , daß das verzweifelte Frauenvolk auf einen Augenblick ernsthaft sein kann ?
Und daß das verzweifelte Mannsvolk , fuhr das Magogen fort , einem Mädchen Glauben beimessen kann , das die reine Wahrheit sagt ?
Ich will ja gern glauben , sagte ich Nun so glauben Sie denn , sagte sie , daß ich meiner Gebieterin das ganze Abendteuer , was mir mit Ihnen begegnet ist , der Länge nach erzählt habe Daß sie mir der Länge nach zugehört hat sie mich über jede Kleinigkeit der Länge nach ausgefragt hat Daß sie mir , wie ein Mensch vorkam , der einen Schaß gefunden hat Daß sie mit einer recht schwesterlichen Stimme zu mir sagte : Höre nur , du gutes Magd ! den Jüngling muß ich auch see hen !
Du sollst ihn nicht allein gesehen haben Daß sie mich heute schon zweimal vergeblich zu Ihnen gejagt hat und daß Sie mir mit ihrem Unwillen Ges droht hat , wo ich Sie nicht diesen Abend um 8 Uhr zu ihr bringe .
Ich komme , sagte ich , und machte einen Entre Ganz gewiß , ich komme Ich dachte , sie wollten nicht , sagte das Mädchen Ich habe mich anders besonnen , sagte ich Aber das ändert in unserer Freundschaft nicht ein Haar Das denke ich auch , sagte das Mädchen :
Ich habe auf Ihre Freundschaft ein älter Recht , als meine Gebieterin und ich bin nicht Willens , es mir von ihr streitig machen zu lassen Lind Und wenn auch dieses nicht wäre , sagte ich , so tann ich Sie versichern , daß mein Herz ein weites , geräumiges Ding ist , in dem die ganze Menschheit Plack hat außer die Kuppler und Kupplerinnen Diese habe ich nach Urteil und Recht um einen guten Fuß tiefer ins Exilium verwiesen → Sie logieren in meiner Galle f Das Mädchen lachte aus vollem Halse Und mein Wirt auch :
denn sein Müßiggang oder seine Neugier oder seine Plaudersucht oder alles zugleich hatte ihn auf mein Zimmer geführt und er hatie die Ausnahme von den Kupplern und Kupplerinnen aufgeschnappt .
Und wo logieren denn die Wirte , sagte er i Ich weise ihnen ihre Wohnung nach Stand und Würden an , sagte ich In meiner Herzkammer ist noch keiner Außer ich , sagte er --- und bloß um dieser zwei Worte Willen würde ich ihm eine Stelle darin angewiesen haben , wenn er sie nicht bereits gehabt hätte .
Sie gehen doch wohl in die Komödie , fragte mich das Mädchen Ja , sagte ich :
aber ich werde meine Nachbarin sehr vermißen Das Der schelmische Wirt hustete Magd fange ihn an und lachte und ich warf ihm freundschaftlich meinen leeren Geldbeutel an den Kopf Er nahm ihn auf hielt ihn in die Höhe Hoho , sagte er der ist ja schon so rein ausgeleert , als wenn Sie zwei Jahr in Leipzig wären , da es doch noch keine zwei Tage finde Das Mädchen ging fort und ich -- ging in die Komödie .
--La Naive .
Das einzige Wort , welches ich den Franzosen beneide , ist dieses in unfrer Sprache unausdruckbare la naive und ich würde mir die Gelbsucht an den Hals argen , wenn sie mit dem Worte auch zu : gleich die Sache , ganz allein haben sollten :
Aber die Natur , was man ihr auch böses nachsagen mag , ist immer die kreuzbravste Frau auf dem ganzen Erdboden Sie gibt den Franzosen nichts mehr , als den Deutschen und wenn es bloß auf sie ankäme , so würde alles , was aufrechtes auf der Erde geht , naiv sein . --- Wenn ich die Wahrheit sagen soll , so weiß ich nicht recht oder um die Wahrheit ganz zu sagen , so weiß ich nicht , wenn ich sterben sollte , wie ich die Franzosen und die Deutschen und die Natur und das Naive mit der Erzählung zusammenflicken soll , die ich ist im Kopfe und folglich auch in der Feder habe .
Zum Glück fällt mir die Geschichteschreibermethode bei Dieser Art von Unwissenheit ein : Wir lassen es an seinen Ort gestellt sein , Ich lasse es auch an seinen Ort gestellt sein oder ich lasse es einen jeden hinstellen , wohin er es haben will und erzähle weiter .
Das Mädchen erwartete mich vor dem Komödienhause Kommen Sie , sagte sie Sie werden mit Schmerzen erwartet Meine Gebieterin hat sich wider ihre Gewohnheit ganz abscheulich gebuht Ich sagte ihr , als ich wegging :
Senn sie ja auf Ihrer Hut !
Der Fremde , ob ich ihm gleich selber nicht Gram bin , könnte doch wohl den Schelm im Nacken haben Das hätten Sie nicht sagen sollen , sagte ich - Es hat auch nichts geholfen , sagte Sie -- Meine Gebiecherinn sprach von nichts , als ihrem Herzen , welches ihr lauter Gutes von Ihnen wahrsagte Kurz , der Himmel hing ihr voll Geigen So we nig sie sonst aus ihrer Schönheit macht , so betrachtete sie sich doch mit Entzücken in ihrem Spiegel Ohne Unterlaß fragte sie mich :
sieht dieses recht ?
siehst jenes recht ?
Das Fizelte meine ganze Seele :
Denn ihr möchte es nicht nur wissen , sondern ihr müßt es wissen , daß die Eigenliebe mein moralisches Steckenpferd ist , fo wie die Musik und der Tanz mein physikalisches .
Ich Pönnte euch davon eine Menge schnakisches Zeug erzählen :
denn so oft ich auf meiner Eigenliebe einer Ritt getan habe und dann das Pferd wieder in den Stall ziehe , so oft lache ich so heftig über mich sehlst , daß ich bis an mein Ende vor Geschwüren in der » Brust und in dem Halse sicher zu sein gedenke Vielleicht werde ich euch auch noch hin und wieder etwas von dieser Art erzählen : aber ißt wollte ich es für eine Leibrente von tausend Talern nicht tun ob sie mir gleich bei den Lücken , die ich in meines Vetters Erbschaft bereits gemacht habe , noch täglich mache und so lange machen werde , bis ich ohne Hilfe der Luftpumpe einen leeren Raum heraus gebracht habe -- ob sie mir gleich , sage ich , nach einem halben Du : Zent Jahre nicht übel behagen würde :
denn von uns selbst , meine Herren ! sind wir so geschwäßig , wie die Elstern und wenn ich erst in dieses Kapitel geriete : Weg wäre das Mädchen und ihre Gebieterin und ihre Eltern und alles Der erste Teil meiner Reis sein würde geschlossen und statt , daß er sich mit einer recht herzbrechenden Szene endigen sollte , endigte er sich mit der Hartmauligkeit meines Steckenpferdes . ---- Das fisselte meine ganze Seele , sagte ich vor ei einer kleinen Weile Ich unterbrach das Mädchen in ihrer Erzählung nicht Ich wünschte sogar , daß ihr nicht etwan ein Gedanke einfallen möchte , der sie davon abbrachte Ihr werdet mich für einen Nars Ren halten , daß ich euch alles dieses so offenherzig bekenne : aber , merkt wohl , was ich ißt sagen werde !
Wenn wir Autoren unter denen ich , wo ` nicht der jüngste , doch gewiß einer der jüngsten bin Wenn wir Autoren doch will ich , im Vorbeigehen , einen jeden refpective gewarnt haben , daß er dieses Wir nicht für jenes Mächtige WIR ansieht , dessen sein sich die Könige und Bürgemeister bedienen , sondern bloß für das Pronomen collectivum primae perfonae für nichts weiter , als für ein Wort , was man eben so gut für : arnen Schelme , als für : von Gottes Gnaden sehen kann Wenn wir Autoren also , wir Meister und Gefällen und Lehrjungen im Skribentenhandwerke , eben so offenherzig unter einander wären , als ich es gegen alle Welt bin : denkt selbst nach , um wie viel die gelehrte Welt glücklicher sein würde !
Es ist zu viel !
Ich kann mich unmöglich ins Detail einlassen und wenn ihr mit Nach denken fertig seid , so nehmt den Narren , den ihr mir meiner Offenherzigkeit wegen in den Bart geworfen habt , zurück oder ich werfe euch einen in den Eurigen !
Num , sagte ich zu dem Mädchen Haben Sie noch nicht genug , fragte sie ?
Das ist doch ein verzweifeltes Volk Das Mannsvolk Es ergötzt sich in der Seele an den Schwache heiten des Weibsvolks Ich habe das Mädchen an - Mit welcher Mine , das muß ein jeder mit Handen greifen paßte nur eine einzige Es Nein , sagte sie :
Ich sage Ihnen keine Silbe Sie werden es selbst sehen ! mehr Das Mädchen zog ein Schnupftuch aus ihrer Tasche Ha , sagte ich :
Nun geht es gewiß an das Aus Geneverbinden Das Mädchen lachte .
Wenn es möglich ist , sagte ich , so machen Sie mich nicht zum armen Sünder Ich möchte nicht gern zu ihrer Gebieterin , wie ein Verbrecher zum Tode gehen .
Das Mädchen lachte fort Nein , sagte sie ; Sie haben nichts zu befürchten Das Rendez Vous , wovon Sie der Ritter und ich die Kupplerin bin , gehört nicht zu den gewöhnlichen Heute wird Sie meine Gebieterin allein sehen : aber morgen wenn Sie ---- Nun , wenn ich sagte ich ?
Wenn Sie es wert sind , fuhr das Mädchen fort , wird meine Gebieterin nicht ermangeln , Sie ihren Eltern vorzustellen Defto besser , sagte ich Und so standen wir vor der Türe .
Halt sagte das Mädchen :
Ich lasse Sie keinen Schritt weiter gehen , ehe Sie mir nicht mit Hand und Mund versprechen , daß Sie ihr Herz nicht von der Schönheit meiner Gebieterin bis an den Hals wollen anfüllen lassen Ich gab dem Mädchen meine Hand und daß Sie sich darüber wegsehen wollen , wenn ich auch gegen meine Gebieterin wie eine Eule aussehe Ich gab dem Magd meine andere Hand - und daß Sie mich nicht , wie eine Magd traßfiren wollen , wenn Sie meine Herrschaft kennen wer den Ich gab dem Mädchen einen Kuß Haben Sie je eine so schöne Gradation gemacht , meine Herrn Redner !
Oder Sie , meine Herrn Barmanne und Lipsiuße , haben Sie je in allen Banden groß und klein , die Sie manu indefeffa pervolvirt has ben , eine so schöne angetroffen ? -
Doch ißt merke ich , daß die Beschreibung davon nicht vollständig genug ist .
Die zweite und dritte Sprosse scheinen viel weiter von einander zu stehen , als die erste und zweite Das macht , ich habe bloß gesagt , daß ich dem Mädchen meine andere Hand auch gab ; aber ich habe die kleinen Umstande aus der Ucht gelassen , die dabei vorfielen und die Umstände , besonders die kleinen , mus sein doch , wie bekannt , allen Sachen den Ausschlag geben .
In der ersten Sprosse der Gradation hielt ich mit meiner rechten Hand die rechte Hand des Mägdgens In der zweiten ergriff ich mit meiner linken ihre linke Unsere Hände lagen also kreuzweise über einander und weil mit den Handen die Arme und mit den Armen der Körper auf das genaueste zusammenhängt , fo - waren unsere kreuzweißgelegten Hände auf irgend eine Art , die ich damals nicht Zeit hatte zu beobachten und ist , da die Sache vorüber ist , nicht erraten mag , ein zureichender Grund , daß auch unsere Körper , astronomisch zu reden , in eine Konjunktion gerieten Kurz , wir waren so nahe an eins Wir standen so kußfertig , daß die dritte Sprosse das schönste geometrische Verhältnis zu der zweiten hatte und daß ich , wenn ich auch in meinem bisherigen geführten Leben , alles ohne Unterschied schlecht gemacht hätte , ja , wenn mich auch ein widriges Geschick dazu verdammt hätte , daß ich den noch übrigen Rest meines Lebens alles schlecht machen soll_es schlecht denken , schlecht schreiben , schlecht Händeln so würde ich doch stets dabei bleiben und es noch auf meinem Totbette behaupten und es in mein Testament sehen lassen wenn ich anders eins mache oder etwas übrig behalte , de quoi faire daß ich unter allen Gradationen , die je in Prosa oder Besen , mit Worten oder mit der Tat gemacht worden sind und noch mögen , sollen oder müssen gemacht werden diejenigen mit eingeschloßen , die weder in Prosa noch in Versen und doch in Worten sind , deren Erfindung ich der Nachwelt überlaße , einem Dinge , dem man noch wohl größere Chimaren zutraut , als die meinige ist daß ich , sage ich , unter allen diesen Gradationen , von denen ich nun nicht ein Wort weiter sagen will , die allergenaueste , empfindsamste , nachahmungswürdigste , kurz , die allerbeste gemacht habe .
Erlaubt mir nun , meine lieben Leser ! daß ich mich einen Augenblick auf meinen Stuhl zurücklehnen und einmal vernünftig Odem hohlen kann Nun ist es geschehen und nun erzähle ich weiter .
---- und wenn Das Mädchen führte mich , ohne lange Umwege auch nicht durch die Hintertür sondern durch die Vordertür gerade nach dem Zimmer ihrer Gebieterin .
Wenn ich euch sage , daß ich mich die : sein Zimmer mit klopfenden Herzen näherte , so werdet ihr austufen :
Das ist natürlich ) ihr euch erinnert , mit welchem Herzklopfen ich mich , nicht lange zuvor , einem gewissen anderen Zimmer na : Härte und davon die gute , gestrichene Hälfte abziehet und die übriggebliebene Summe mit einer starken Da : sis fröhlicher Erwartung und süßer Ungeduld temperiert , so habt ihr auf ein Haar den Grad von meinem Herzklopfen .
Die Türe ging auf Ich sabe Ich Über ehe ich euch sehen lasse , ihr guten Leser ! To willkommen oder unwillkommen es euch sein mag muß ich vorher noch eine Menge Manuskript an meinen Verleger abliefern . fabe Hat je ein Mensch auf Erden ich möchte nur bald sagen , ein Dichter :
denn der Rest der Menschen fühlt bloß , wiewohl er sich dabei so vollkommen wohl befindet , als sich nur irgend ein Dichter befinden kann die Schönheit seiner Schönen enthusiastisch bei sangen : so ist es Petrarca .
Alle übrige Dichter aus den alten und neueren sprechen zwar auch von Ihr Ren Schönen nicht schlecht ; allein das mögen sie mir nicht übel nehmen , so unerschöpflich , so reich , so Ges pfropftvoll von den Reizen eines Mägdgens ist die Einbildungskraft keines einzigen , als die des Italianers oder un : und , wo ich mich nicht irre , ist er auch der einzige , der den Gegenstand seiner keuschen Flammen so ex profeffo befangen hat , wiewohl er nicht der einzige ist , den der Gegenstand seiner keuschen keuschen Flammen zum Dichter gemacht hat .
Nun diese Anekdote vom Petrarca , die in der Tat meine eigene ist , ob ich gleich nicht einsehe , daß nicht Huhns Dart andere eben so klug gewesen sein sollten , als ich , sie auch bei Lesung der Dichter zu machen Diese habe ich deswegen doch ist dieses noch nicht der finis ultimus , sondern erst ein Intermedius - angezettelt , um euch , meine lieben Leser ! sagen zu können , daß ich mit Erlaubnis des Herrn Petrarca , der zwar schon , ich weiß selbst nicht wie lange tot ist , aber doch eben so leicht noch im Grabe eifersüchtig sein könnte , als Gellerts Crispine eitel daß ich der Laura unter allen Schönen , die ich bis diese Stunde gesehen und nicht gesehen habe , am besten bin und so lange mir mein Petrarca nicht gestohlen wird auch bleiben werde .
Es tut nichts , daß die Schöne seit , ich weiß in der Tat nicht , wie lange , in Italien begraben liegt und daß wahrscheinlich von dem bel vifo di Madonna nichts mehr übrig ist , als etwan eines oder das andere von ihren biondi capelli Denn was ihre bei occhi anbetrifft , so werden sie wohl die Schlangen und Würmer abgeholt haben Das tut nichts , sage ich , so sehr auch übrigens die Wirkungen einer gegenwärtigen und lebenden und auf der anderen Seite , einer abwesenden und toten verschieden sind .
Petrarca weiß mir die Reize seiner Schönen so vortrefflich ins Auge zu bringen in einer so geraden Richtung , als selbst die Lichtstrahlen : und ich sage nicht zu viel , wenn ich behaupte , daß , wenn ich aus seinen Augen nach Italien und nach der Laura sehe , so sehe ich mehr , als wenn ich aus meinen Augen die schönste deutsche Schöne auf meinem Zimmer sähe : Noch kürzer , bei Lauren empfinde ich alles und im höchsten Grade , was ich für die Schönheit empfinden kann .
Aber wie viel oder wie wenig dieses ist , dazu gehört eine eigene Abhandlung eine eigene Überschrift und diese soll heißen :
Das Mikroskop .
So schmeichelhaft es für einen Autor ist , wenn er völlig überzeugt ist aber die Überzeugung muß sich auch gewiß auf Wahrheit gründen daß seine Leser am Ende der einen Seite nicht mit einer Eylbe erraten können , was auf der anderen vorkommen soll : so wenig mache ich mir Rechnung , daß mir dieses Schmeichelhafte diesmal zu gute kommen wird .
Einigen von meinen Lesern traue ich wirklich die Schlauheit zu , alles zu erraten und wenn sie eben den Geschmnak an Ausschweifungen finden , den ich daran finde , so traue ich ihnen auch das Vermögen zu , alles von Wort zu Wort niederzuschreiben , was ich unter den Titel :
Mikroskop anbringen will : Und damit die übrigen von meinen Lesern , nach demjenigen , was ich Jet gesagt habe , nicht Lunte riechen , so will ich geschwind über das Mikroskop herfahren .
Die .
Ich wünschte , daß ich eine Krote , oder eine Laus , , - und weil die : oder einen Floh , oder ein Krokodil se in unseren Landern nicht zu haben sind , nun so wünschte ich , daß ich lieber eine Fledermaus , oder eine Ratte , oder eine Spinne , oder sonst ein schändliches --- . oder die Ungeziefer , oder Tier , oder Insekt weiße Materie zwischen den Zähnen , oder die gelbe in den Ohren , oder sonst eine garstige , unflatige Mate : rie mit dem Mikroskop betrachtet hätte , als Hand eines Frauenzimmers .
Mein Teufel , glaube ich , muß eine recht höllische Freude gehabt haben , als er mich mit dem Glase in der Hand vor den Schweißlöchern ein flämisches Gesicht machen und so arg zusammenfahren sah , als blökte mich mein toter Vetter aus dem Grabe an , daß ich mit seinem Gelde so locker umgehe , oder als riefe er mir mit einer dumpfigen Stimme aus dem Sarge zu : Bösewicht !
Gib mir meine Erbschaft wieder .
Keinen dummen Streiche Doch will ich nicht davor stehen oder vielmehr , keinen an sich so unschuldigen , aber von so schlimmen Folgen begleiteten Streiche habe ich in meinem Leben gemacht :
Denn , meine Herren ! so oft es sich nun ereignet , daß mein Petrarca und mein Mikroskop neben einander liegen oder nur ein ans dress Ding , was mich mittelbar oder unmittelbar an das Mikroskop erinnert , etwan ein Fernglas oder ein Brennglas oder eine Brille oder ein Glasscherbe : so oft erscheint mir Laura in einer so häßlichen Gestalt , daß ich vor ihr fliehen würde , wenn sie nicht Ware Ich werfe den Petrarca weg dich zum Henker , sage ich : Du and deine garstige Laura oder wenn ich das Mikroskop nicht selbst gesehen , sondern nur daran erinnert worden bin , so rede ich Petrarchs Schatten an Armer Schelm ! sage ich :
Wem hast du deine Unsterblichkeit zu danken ?
Dem Mangel oder der Nichtbeider Handseyung , der Mikroskopien ( Ich wünsche , daß meine Leser dieses abenteuerliche Wort mit eben der Lust lesen mögen , mit der ich es gemacht habe :
so geraten wir einander gewiß nicht in die Haare )
Ein oder ein paar Lieberkühne mehr ! --
oder auch nur einen Gran Neube gierte mehr , die kleinen Mikroskopien auf die Hände und Gesichter der Schönen zu richten und von Seiten der Schönen so viel Geduld , als nötig ist , einen Augenblick stille zu halten : so ist Petrarca vergessen --➖➖ Nun habe ich zwar nur selten das Unglück , ein Opfer meines Mikroskops zu werden :
aber wenn meine Herren nur jemals etwas gesundes von der Verknüpfung der Ideen gelesen haben oder im Fall sie etwan Avtodidakti sein sollten , etwas gesundes aus sich selbst geschöpft haben , so würden Sie leicht begreifen , daß , wenn ich ein schönes Geschöpf es ver : steht sich , daß ich vom weiblichen Geschlecht rede :
Männliche Schönheit ist nur insofern Schönheit , als Sie sich der weiblichen nähert ich sage , wenn ich ein schönes Geschöpf sehe , oder einem die Hand Füße , öder drucke , oder es nur schlechthin bei der Hand halte , welches in Leipzig desto öfter geschah , je seltener es sonst geschehen war , so bin ich allemal in Gefahr an das Mikroskop erinnert zu werden denn Hand und Mikroskop , denke ich , ist nicht weiter von einander , als Mikroskop und Hand und wenn ich wirklich daran erinnert werde Zu meinem Glücke aber gibt es tausend Kleinigkeiten , wovon eine jede im Stande ist , es zu verhindern dann zu Mute , wenn nicht in dem in meinen Augen so häßlichen Körper eine schöne Seele ist , die die Aus gen meines Geistes so stark an sich ziehet , daß ich es nicht einmal gewahr werde , welche Eindrücke in den Augen meines Körpers vorgehen Wie übel wird mir Wo nun mein Verleger nicht jubiliert , so jubiliert er niemals !
Ich habe mich wenigstens um ihn zu befriedigen , so vollkommen aus der Erzählung meines Rendez Vous herausgeschrieben , daß ich kaum die Türe zu dem Zimmer meiner mich erwartenden Schönen wiederfinden kann .
Heh da !
Welcher von meis einen Lesern hat mich am liebsten ?
Der stecke geschwind eine Laterne an und leuchte mir Es ist mir auf meiner Hin und Herreise nach Italien ganz schwarz vor den Augen geworden Es ist gut , mein Freund !
Ich bin nun in dem Zimmer und ich denke nun , wo der liebe Mond , die Muss se der Launischen Schriftsteller - und meine Feder will , nicht so bald wieder herauszukommen .
Ich sah Ich sah Bei der Venus , ich sah an meiner Fünfzehnjährigen Schönen , so viel reizendes , so viel anmutiges , so viel sanftes , so viel unschuldiges , so viel naives , daß ich geschwind vom Körper auf die Seele Fortschloß und mich durch diesen Kanal vor den Verfolgungen meines Mikroskops in Sicherheit seht .
Hätte ich nicht eine gewisse Bedenklichkeit auf dem Herzen , die ich auch gern auf das Papier haben möchte , damit sie diejenigen lesen und beherzigen können , die mir sie verursacht haben : so erzählte ich sofort den Anfang der Conversation zwischen mir und meiner lieben Fünfzehnjährigen .
Da ich meine Leser so lange danach habe schmachten lassen , so , dunkt mich , sollte er ihnen willkommen sein und , in der Tat , ist er auch das Beste , so wie der Händedruk und zwar der erste Handedruk , den Marmontel in einer seiner Erzählungen so köstlich beschrieben hat , der Beste war Das übrige ist gut zum Empfinden , aber schon nicht so gut zum Lesen Aber ich sehe mich gendthis geht gedrungen mit den Haaren herbeigezo gen , erst meine Bedenklichkeit niederzuschreiben :
dann aber sollen mich weder Himmel , noch Erde , noch Meer , noch alles , was darinnen und darauf ist selbst der liebe Mond nicht , für dessen Influenz ich mich durch eine wollene Nachtmüße Schüssen will nichts soll mich aufhalten , in meiner Erzählung fortzufahren .
Ich fürchte , ich fürchte , wenn die Esprits de Bagatelle , die sich etwan unter meinen Lesern vorfinden möchten , in meinen Reisen auf meine junge Schöne kommen werden , so werden sie ohne Anstand alle schönen Kinder von circa 15 Jahren durchmustern und nicht eher nachlaßen , bis sie ihrer Meinung nach eine gefunden haben , bei der sie ausrufen können : Sie ist es !
Sie ist es !
Ich wollte ihnen diese kleine Narrheit gern vergeben , so , wie ich mir und einem jeden anderen tausend und abermals tausend vergebe wenn sie nur nicht von so großen Folgen sein könnte , als ich vorhersehe :
Aber wie leicht könnte es nicht geschehen , oder vielmehr , wie wahrscheinlich ist es nicht , daß meine Herrn Bagatellgeister die unrechte treffen werden und da sie nach ihrer Schwahhaftigkeit gewiß nicht ermangelu werden , deuenienigen , die meine Reisen entweder nicht lesen können , oder nicht wollen , den ganzen Handel zu erzählen :
Wie leicht könnte es nicht geschehen , daß das gute Maden , um eines Fremden Willen , den sie nie mit einem Auge gesehen hat , den sie aber nach der Aussage jener Müßiggange und Mückenfänger von Lesern , schlechterdings soll und muß gesehen haben in ein böses Geschrei vielleicht gar um einen Mann kam !
Auch die entfernteste Möglichkeit , daß ich durch meine Reisen jemandes guten Namen beflecken oder die Welt un ein oder ein paar Einwohner mehr bringen könnte , ist mir wichtig genug , ein Proclama an alle meine Les sehr ergehen zu lassen , worin sie auf das dienstlichste requiriert werden , sich bei mehrgedachter Geschichte von der fünfzehnjährigen Schönen alles Ratens auf Das genaueste zu enthalten und nichts mehr davon wissen zu wollen , als was ich , den Umständen der Zeit , des Ortes und der Personen gemäß , für gut befinden werde , ihnen mit deutlichen Worten zu sagen Actum in dem Gasthofe zum Und nun will ich in einer so geraden Linie forte erzählen , daß mich meine Leser kaum selbst mehr kennen Follen Wenigstens sollen sie zweifelhaft sein , ob ich eben derjenige bin , der noch kurz zuvor das Land , quantum quantum patet , so tapfer in den nur möge : lichst schiefen Direktionen durchstrich . denn Meine fünfzehnjährige Schöne war mir nicht bis an die Türe entgegen gekommen ein sicheres Zeichen , daß sie Delikatesse besaß sondern stand mite ten im Zimmer , als ich die Tür eröffnete .
Ich naherte mich ihr , mit einer Art und mit einem Gange , welcher dem ersten Eindrucke gemäß war , den sie auf mich gemacht hatte und dieser war sehr stark und sehr vorteilhaft .
Sie regte sich nicht Ihre Augen waren unbeweglich , nicht bloß auf die meinigen , sondern in die meinigen gerichtet et vice verfa durch ein sanftes Auge bis auf den Grund eines sanften weiblichen Herzens sehen , das ist eine Sache , zu der sich wohl ein jeder anderer an meine Stelle würde erbitten lassen , wiewohl ich mich schwerlich an seine Stelle würde erbitten lassen Ich büfte mich tief vor ihr ergriff ihre Hand Wenn ihr Romeo und Julie gelesen habt und euch erinnern könnt , was Julie für eine reizende Beschreibung von der Hand ihres Romeo macht und nun a minori ad maius von Romeos auf Juliens Hand Forschliest : so schließt ihr auch zugleich auf die Hand meiner Schönen J'embrasfois cette main Chrie .
Ich muß es französisch sagen Wie albern würde es im Deutschen klingen , wenn ich sagen wollte :
ich umarmte ihre liebe Hand Allenfalls hätte ich mich wohl mit anderen Worten ausdrücken können :
Ich nahm ihre volle Hand auch in die volle meinige , um sie in allen Punkten zu berühren Aber ich liebe die Kürze Lacht nicht !
Man Dann ja wohl einander lieben , ohne deswegen einander immer auf dem Half zu liegen Ich führte diese geliebte Hand zu meinem Munde und drückte einen langen , langen Kuß darauf Und was tat die Schöne ?
Sie widerstand nicht und seht ihre Augenausspahung ununterbrochen fort - denn Die gewöhnliche Stellung des Handkusses hat eis ne große Unbequemlichkeit , die nicht bloß darin bei : steht , daß man sich unnatürlich büken muß die Natur hat uns gerade gemacht sondern hauptsächlich darin , daß man seine Augapfel in die Höhtehren und nolens volens Betschwestern muß , wenn man die Schöne , der man die Hand küßt , indem man sie ihr füßt , ansehen will und das wollte ich , oder ich hätte nicht Ich sein müssen Der Hands Kuß an sich ist nichts : aber seine Wirkungen im Auge der Schönen zu lesen die sympathetische Empfindung zu lesen , die durch die einstimmige Berührung der Hand und des Mundes in dem Herzen erregt wor : den ist zu lesen , wie diese Empfindung von Aus genblik zu Augenblick steigt : Das ist alles oder ich verstehe mich auf das Empfindsame so wenig , als Onkle Tobias auf das rechte und linke Ende eines Frauenzimmers .
Um nun eine Unbequemlichkeit über die Seite zu schaffen denn im Vorbeigehen Es ist weiter nichts , lieber Leser !
Der Ausschweiffungsparorismus machte nur Mine , mich anzuwandeln ; aber durch einen flüchtigen Gedanken an Himmel , Erde und Meer und durch einen Ruck meiner wollenen Mücke habe ich ihn vertrieben Um also tene große Unbequemlichkeit über die Seite zu schaffen , bog ich mich eben so langsam wieder in die Höhe , als ich mich niedergebogen hatte und nahm die Hand meiner Schönen mit - an meinem Munde .
War es so recht ?
Ich sollte denken - wenigstens schaffte es die gedachte Unbequemlichkeit weg und gab mir die erwünschte Bequemlichkeit , meiner Schönen nach Herzenslust in die Augen zu sehen . ---------- -- Sein mir gegrüßt , lieber Fremdling , sagten mir ihre Augen Sein mir gegrüßt , holdes , sanftes Mädchen , sagten ihr die meinigen Ich sehe dich mit Vergnügen Ich sehe dich mit Entzülen Bist du der Jüngling , den mein Herz eines Kusses würdig halt Ich schmeichle es mir ´ Das Magd Und welche ?
Denn wo zwei finde , ist diese Frage nicht überflüssig Nun meine Nachbarin im Komödienhause war mir bei meinem Eintritte ins Zimmer gefolgt Sie stand vom Ferne und fange zu - und gewiß ohne Eifersucht , wenn sie ihre Gebieterin so lieb hatte , wie sie sagte-- Sie mochte befürchten Als Zuschaner würde ich es selber befürchtet haben Wir würden gar nicht zum Worte kommen Um uns also die Sache zu erleichtern , erhob sie ein großes Gelächter , kam aus ihrer Ferne herbeigelaufen , und zog uns , jedoch auf die sauberste Manier von der Welt , auf zwei Stühle , die an der Wand standen .
Die stummen Szenen , meine Herren ! finde an sich rechte gute Dinger : aber die lauten sind doch auch unter gewissen Umständen nicht zu verachten .
Wenn mir aus einer weiblichen Kehle eine harmonische , sanfte , feine Sinime - ein reiner Silberklang entgegen tönt :
Wie horchen nicht meine Ohren !
Wie aufmerksam hören sie nicht der unregelmäßigen Modulation der Tone zu !
Das sanftertönende Klavier selbst es wäre denn , daß es ein Bach spielte -
Auch nicht die liebliche Flöte es wäre denn , daß sie König Friedrich spielte Auch nicht die sanfte Cremona 1 es wäre denn , daß sie Vorig jenseits des Grabes spielte klingt mir so schön , wie eine weibliche Stimme , welche mit dem Ideale übereinstimmt , welches ich in meinen Nerven habe . ------ ---Nun müßt ihr wissen , daß ich bei einem schönen Magogen auch eine schöne Stimme vorauseße und wenn ich mich hierin betrüge , so ist das weiter nichts , als ein Zufall , der allen Vorausessern und allen Voraussehungen unzähligemal begegnet .
Dannenher und deswegen pflege ich die stumme Conversation mit einem Magogen , so geschwind als es sich nur immer tun lassen will , in eine laute zu verwandeln , um auch meinem musikalischen Ohr Nahrung zu verschaffen .
Ein gleiches tat ich auch hier und sobald ich neben meiner Fünfzehnjährigen auf dem Stuhle saß , so Holdes , Füße Mädchen , sagte ich :
In welchen Himmel voll Freude Das übrige , welches , wie ich vermute , ziemlich dulcineisch herausgekommen sein würde , sagte mein Mund , den ich in die hohle Hand des Mägdgens legte --Lieber Fremdling , sagte sie endlich , indem sie mit ihrer Hand eine sanfte Bewegung um meinen Mund und um mein Kinn machte und mit einer Stimme , welche meine Vorausseßung weit übertraf welches dann wiederum dieses zur Folge hatte , daß ich vor musikalischer Freude ihre andere Hand ergriff und sie nach meinem Herzen hinzog O warum begnügen wir uns doch nicht mit den unschuldigen Wollüsten , die uns die Natur erlaubt und laufen wie toll und rasend nach denen , die sie uns verbietet !
Das Mädchen ließ sich das Klopfen meines Her zens verführen , sich allmählich an mich anzulehnen und nun und nun Wenn ich nichts weiter sagte , so würdet ihr gewiß das allerschlimmste vermuten , da es doch nichts weiter war , als eine Ums armung und ein Kuß .
Es ist ein gewißer Bürger in Genf Maitre Jean Jacques Rouffeau , über den sich die Skribenten noch tot schreiben , die Theologen noch tot argen , die Philosophen noch tot widerlegen , die Freigeister noch tot freuen und ich mich noch tot lachen werde .
Ganz gewiß wird das noch geschehen , wo nicht der Tod seinem Leben und seinen Schriften bald einmal ein Ende macht !
Was insbesondere mein Totlachen anbetrifft , so wird es euch vielleicht ein bisschen fremd , vielleicht auch ein bisschen übel angebracht vorkommen : allein laßt euch nur belehren !
Ich gebe euch mein Wort darauf , daß ich über die Scharfsinnigkeit dieses Mannes nicht lache .
Sie ist eine Gabe des Himmels Auch lache ich nicht über die Anwendung , die er davon macht , um seltsame , unerhörte , noch in keines Menschen Gehirn gekommene Grillen ausjuheken , die weder für ihn , noch für die ganze Welt erfreulich sein können Das ist zu beklagen :
Aber über die Heloise lache ich und werde stets darüber lachen , so lange die Scham , meine Zähne sehen zu lassen , die Begierde zu lachen nicht überwiegen wird .
Ich wünschte , daß ich sie bei der Hand hätte , so wollte ich euch die Stelle zitieren , bei der meine Lunge in Gefahr war , aufzublasen !
Es ist die , wo der seltsame Mann über einen Kuß einen folunmäßigen Spektakel anfängt , als wäre Jungferschaft und alles auf einmal zum Henker .
Ich berste anderem reden ! - Mein System vom Küssen ist dieses :
Wenn das Herz von schmutzigen Begierden rein ist Wenn es weder durch Erziehung noch durch Beispiele verdorben worden , oder doch seinem Verderben wieder entronnen ist , in welchem Lettern Falle zwar die Reinheit des Herzens vielen Gefahren ausgesetzt ist , denen es aber wenn es weise ist , ausweichen wird Wenn das Herz von einer allgemeinen Menschenliebe brennt , und da sich das menschliche Geschlecht in den mannlichen und weiblichen Haufen abteilt , so füge ich insbesondere hinzu :
Von einer allgemeinen Liebe gegen das schöne Geschlecht , die immerhin ein gut Teil starsker und heftiger sein mag , als die Liebe gegen das männliche Geschlecht :
Denn die Natur will es nun einmal für allemal so haben Wenn dieses alles ist , so sehe ich nicht die geringste Gefahr bei dem Küssen - und wenn dieses alles nicht ist , so sehe ich bei der Berührung eines Handschuhes oder eis r Enveloppe oder eines Schuhes - oder bei noch geringeren Kleinigkeiten , etwan bei dem Anblicke eines Strumfbandes oder einer Schnalle oder einer Nadel , eben so groß se Gefahr , als bei dem Küssen ja noch größere :
Denn bei dem Küssen hat doch , aufrichtig zu reden , Die Empfindung so viel zu tun , daß die Einbildung nicht zu Kräften kommen kann :
aber bei den Berührungen und Anblicken , von denen ich gesagt habe , geht die Empfindung müßig sie schläft und läßt die Einbildung machen , was sie will .
Laßt mich von etwas Eine Unarmung und ein Kuß war es also nicht das geringste weiter Dem ersten folgten zwar der andere und der dritte und der vierte und so fort an : allein sie folgten nicht so mechanisch hintereinander , wie ich sie hintereinander hergesagt habe Sie wurden durch moralische , oder wenigstens durch halb moralische , halb physikalische Veranlaßungen gegeben ge Ein guter Geist , sagte ich zu meiner Nachbarin im Komödienhause , hat Ihnen den Gedanken eingegeben , Romeo und Julie zu besuchen Der war ich , sagte meine Funfzehniahris ---Nun mich dunkt , das verdiente in aller Absicht einen Kuß !
Doch ich bin so wenig gesonnen , euch alles Haar klein zu erzählen , wie es auf diesem Rendez Vous einherging wiewohl es immer eins der allerunschul :
Digesten sein mag , die je Abends zwischen 8 und 9 Uhr , ohne irgend einen unsichtbaren Zeugen , als Gott und ohne irgend einen sichtbaren , als das Mädchen , sind gehalten worden daß ich vielmehr diesen Augenblick von meinem Stuhle aufstehen und nach Hause gehen will und habe ich je zu einer Sache viele und triftige Gründe gehabt , so habe ich sie hierzu und habe ich je viele und triftige Gründe gehabt , die vielen und triftigen Gründe zu einer Sache in petto zu behalten , so habe ich sie jetzt .
Also send so gut , lieben Leser ! und schickt euch in mich oder wenn ihr meint , daß es Caprice ist , nun so schickt euch in meine Caprice !
Aber es ist eine Schande , sagte ich zu mir selber Schon so lange in einer Stadt gewesen zu sein , in der die Gelehrsamkeit in voller Ernte steht und noch nicht eine einzige Garbe Gebinden zu haben Herr Wirt ! rief ich zu meiner Türe heraus Nun hielt sich mein Wirt mehrenteils vor der Türe auf oder wenn er in einem Zimmer war , so befand er sich immer in der Nachbarschaft der Stubenthare , um immer bei der Hand zu sein hatte also nicht vergebens gerufen Ich -------- Welches ist wohl der beste Buchladen in ihrer Stadt , fragte ich ihn er Ich weiß es in der Tat nicht , sagte er mit einiger Verlegenheit Sie sollen es aber wissen , sagte ich Und weswegen , wenn ich fragen darf , sagte er → Um einem Fremden , der es wissen will , Auskunft zu geben , sagte ich Es ist wahr , sagte er , und griff nach der Stubentaure Wo wollen Sie hin , sagte ich Ich will meinen Hausknecht darum fragen , sagte Eine schöne Frage , sagte ich : Warum fragen Sie nicht lieber Ihren Haushund Ich schwöre Ihnen , sagte er : Sie sind der erste Fremde , der nach einem Buchladen fragt Dann ist es was anders , sagte ich , und nahm meinen Hut Der Buchladen .
Ich gestehe , daß ich eine ungemeine Hochachtung für die Buchladen und Buchhändler habe Das macht du bist Autor !
Nein , mein Freund !
das macht es nicht : Du musstest denn annehmen , daß die Wirkung eher sein könnte , als die Ursache .
Noch lange zuvor , ehe mir der Gedanke einfiel : Du willst die Welt mit einem Buche heimsuchen , war ich schon ein tiefer Verehrer der Buchhändler und ihrer Laden .
Nun so kommt es daher , daß du einst Korrektor warst Auch das nicht , mein Freund !
Eher möchte die ses der gerade Weg sein , alle Buchläden und Buchhändler und folglich alle Buchdruckereien und Schriftgießereien und dann inner weiter alle Erzgruben und Bergwerke und die ganze Erde aus dem Weltgebaude herauszuwünschen .
- Meine Hochachtung schreibt sich von dem Ideale her , was ich mir von einem Buchladen und von einem Buch :
Händler entworfen habe .
Ich habe nicht nötig , tiefes Ideal zu beschreiben ein Ideal für ein Ding ist Aber das möchte vielleicht nötiger zu sagen sein , daß ich diese Hochachtung für das Ideal in jeden Buchs laden und zu jedem Buchhändler mitbringe Ihr wißt ja wohl , was Und das möchtet ihr vielleicht gar nicht erraten , daß ich zu einem jeden Menschen in concreto , der eis . ne gewisse Würde oder einen gewissen Stand bekleidet , die Hochachtung mitbringe , die ich dem Stande und der Würde in abftrakto schuldig bin .
Ihr solltet mich nur einmal zu einem Doktor der Theologie , oder zu einem Prediger , oder zu einem Richter , oder zu einem Advokaten , oder zu einem Ärzte , oder zu einem Offizier , oder zu einem Landesherrn gehen Fehen : Ihr würdet euch über mein ernsthaftes Wesen verwundern !
Kein Mensch auf Erden kann das so streng ausüben , als ich .
Quilibet praefumitur bonus , donec probetur contrarium Doch das könnte mich leicht wieder eine Million Meilen von dem Buchladen wegführen Also setzt euch nur nieder , damit ich euch erzählen muß .
Ich trat mit einer ehrfurchtsvollen Mine in den Buchladen , in den mich meine Nase geführt hatte und was den Buchhändler anbetrifft , den ich gleich bei dem Eintritte in den Laden zu Gesichte bekam , so mache te ich ihm eine so tiefe , demütige Verbeugung , als ihm vielleicht noch nie ein Mensch gemacht hatte , der sich seines feintuchenen Rockes , seiner galonierten Weste und seiner vollen Börse bewusst war .
Der Mann geriet in keine kleine Verlegenheit Ich hätte es denken können Eine so Ehrfurcht : volle Verbeugung , wie die meinige eines Frems den der gar nicht , weder wie ein Bettelmann , noch wie ein Autor , noch wie ein Korrekturbedürftiger armer Student aussah , musste ihn verwirrt machen .
Mich dunkt , ich habe schon einmal von den Unbequemlichkeiten der Verbeugungen gesprochen doch nein es war von den Unbequemlichkeiten des Handkusses aber es läuft auf eins heraus Nun so will ich denn jetzt mit den Verbeugungen den besten Frieden machen , den ich ' nur kann widerrufen mag ich nicht quemlichkeiten sprechen . denn und auch von ihren Bei ------ nicht immer , oder den , Den Fall ausgenommen , wenn man sich das Ges ficht bedeckt - welches aber bei Mannspersonen immer und bei dem schönen Geschlecht aber doch oft genug albern Aussicht wenn man einen Anfall von Husten erkünstelt oder den , wenn man geschwind nach der Tasche fährt , das Schnupftuch herausholt und unter dem Vorwande der Emunktion das Gesicht über und über bedeckt Außer diesen Fällen sind die Verbeugungen und zwar die tiefsten , die man nur herausbringen kann , ohne auf den Kopf zu schießen , das beste Mittel , eine Verwirrung , die in der Mine sichtbar geworden ist , zu verbergen .
Mein Buchhändler mochte dieses vielleicht eben so logisch wissen , als ich es weiß oder wenn er es nicht wusste , so war es ein Zufall , daß er durch die unermeßlich tiefe Gegenverbeugung , die er mir machte , sein Gesicht so vollkommen vor mir verbarg , daß ich sogleich vom Kaufmann auf die Ware überging Denn hätte ich die Verwirrung in seinem Gesichte gelesen , so würde ich ihn auf der Stelle von meinem Ideale unterrichtet haben , um ihm den Schlüssel zu meiner Berbeugung zu geben Aber der Himmel weiß , ob er für Zittern den Schlüssel in der Hand würde haben halten können Leben und Taten , Geschichte der Miß * Geschichte der Lady Abendstunden , , , Ein Lustspiel , , ,Dito , Dito , Robinson , bliothek , , , Ein Roman von JA " Bits -- Ich sah mich nach dem Buchhändler um Die Frage schwebte mir schon auf der Zunge , die ich an ihn tun wollte Allein zum Glück fiel es mir ein , daß man in einen Buchladen ginge , um zu kaufen , nicht um den Buchhändler gegen sein Ideal zu halten 黑 Haben Sie *** sagte ich Der Buchhändler zuckte die Uchfeln Sie haben es nicht , sagte Iche Mein , sagte er Und warum nicht , sagte ich Es ging wieder an ein Achselzücken Sie glauben vielleicht , sagte ich , daß ich aus diesem Buche Gift saugen werde Der Mann machte eine negative Verbeugung Sollte sie heißen :
Ich bitte um Vergebung , mein Herr !
das traue ich Ihnen nicht zu , oder sollte sie heißen :
Ich bitte um Vergebung , mein Herr !
Das ist nicht meine Sorge , das ist zweifelhaft Ich dächte , wir würfelten !
Aber dann , fuhr ich fort , müsste ich selber schon giftig sein Keineswegs , sagte er -Allerdings , sagte ich Aber kaum hatte ich das Wort gesagt , so besann ich mich , daß des Buchhändlers Keineswegs wohl vielleicht kein Widerspruch , sondern nur die Fortsetzung seiner negativen Verbeugung sein sollte Also lenkte ich das Gespräch wieder ein Ich werde also nach diesem Buche anderwärts fragen müssen , sagte ich Sie werden vergebens fragen , sagte er Ich wurde böse Zum Henker , sagte ich , und war eben im Begriffe , mit meinem Fuße auf die Erte Erde zu stampfen : allein der Buchhändler ließ mich nicht dazu kommen Es ist konfisziert , sagte er Mein angespannter and aufgehobener Fuß sanft ganz langsam nieder Einen Augenblick stußte ich -- Um desto eher sollten sie es haben , sagte ich Der Mann zuckte die Achseln noch um ein gut Teil mehr , als er es bisher getan hatte Das ist nicht auszustehen , dachte ich und so griff ich nach dem ersten dem besten Buche , bezahlte es und ging fort .
Nun hierin , lieben Leser ! werdet ihr vielleicht ein wenig Dunkelheit antreffen : allein merket wohl , die Dunkelheit ist vorseßlich !
Das Kaffeehaus .
Halt ! dachte ich , indem ich einige Dußend Schritt :
te von dem Buchladen den Aushang eines Billards erblickte :
Hier finde Menschen Hier müssen Anekdoten zu haschen sein Das Fragment .
Ich möchte bersten , sagte ein Mann , den ich auf ´ den ersten Blick für einen Gelehrten von Profession er : !
Kante und der in einer Ecke des Zimmers , mit einer Pfeife in dem Munde , und mit einer Tasse vor dent Munde , saß Ich möchte bersten , sagte er zu seist einem Nachbar , der dem Dinge , was man Gelehrsam feit nennt , weder Gram , noch gut zu sein schien und seinen Knaster langsam von sich blies Ich möchte bersten , sagte er , indem er seine Pfeife aus dem Munde nahm und einen Schlurf aus der Tasse tat Wenn ich bedenke , fuhr er fort , und tat den zweiten Schlurf wie viel schlechte , nichtswürdige , flagliche Hier seht er die Tasse wegmeschante , vernmaladeyte Untoren es in der gelehrten Welt gibt . Wide - Ein junger Mensch , mit einem offenen Gesichte , der an der einen Ecke des Billards mit seinem Stocke in der Hand stand und den Spielern zusah , kehrte sich nach der Seite des Gelehrten um Das möchte ich nun eben nicht , sagte er denn der schlechten Autoren sind höchfiens so viel , als der schlechten Leser Das ist mein Mann , dachte ich Der Gelehrte war eben in voller Arbeit , seine ausgeloschene Pfeife wieder anzustecken Dieses gab dem jungen Menschen Raum , noch etwas von Dieser Art hinzuzuschen Und gefeßt auch , fuhr er fort , der schlechten Autoren wären noch so viel , so ist es desto besser Dem Gelehrten ging seine Pfeife zum zweitens er vergaß vor großer Verwunderung über ein so seltsames Urteil das Schmauschen Destoweniger sind der guten , fuhr der Jüngling fort Der Gelehrte legte seine Pfeife weg dann den Jüngling dann nahm er seine Pfeif : feinen Nachbar anwidere seinen Nachbar fe wieder ---- Um desto eher , sagte der junge Mensch , kann man sie übersehen alle übersehen alle Fennen lernen alle verdauen Mir wenigstens sollte es sehr leid sein , wenn ich nicht alle Sterne der ersten Größe am Himmel der Gelehrsamkeit auf ein Haar kennen sollte Dann würde ich bersten , wenn ihrer so viel wären , daß mich die Menge verwirrt machte · fab dann Ich näherte mich dem Jünglinge und nahm ihn so freundschaftlich bei der Hand , als hätte ich mit ihm unter einem Herzen gelegen Er umarmte mich Das Band war geknüft !
Das Rätsel .
Ich will eben nicht behaupten , daß der Mensch durch und durch ein rätselhaftes , verworrenes Ding ist , das in seinem ganzen Leben , wäre es auch so lang als der Patriarchen ihres , aus sich selbst nicht klug werden kann wäre dieses , so hätten wir nichts beßers zu tun , als unser ganzes Kramwerk von Philosophie einzupacken und zu Zunder zu brennen und der gute Yorick , der bei allen seinen Lesern , die ihn verstanden haben , die gute Meinung vor sich hat , daß er am tiefsten in die menschliche Natur eingedrungen ist unendlich tiefer , als seine unwißigen und sich das her um desto verständiger dünkenden Mitbrüder , die mit ihrem : Nosce re ipsum alle Wände bemalen dieser gute Yorick muste dann zuerst lodern Allein so viel hat doch seine völlige Richtigkeit , daß wir bei einer Menge von Veränderungen in unserer Seele vergebens fragen :
Wie geht das zu ?
-- Als ich mich von meinem Rekruten in der Rolle meiner Freunde getrennt hatte und wieder nach meiner Herberge wanderte , so schoß mir der Gedanke an meine arme , liebe , Kranke auf einmal so plößlich und so ungestüm ins Herz , daß es über und über davon voll war .
Kein duserer Gegenstand hatte ihn veranlaßet Ich hatte weder ein Lazarett , noch ein Krankenlager , noch einen Kranken , noch einen Krüppel , noch irgend einen Menschen mit einem Naturfehler gesehen Ich hatte weder Menschen noch Tier einen schmerzlichen Akzent von sich geben hören und meine übrigen Sinnen hatten auch , so viel ich weiß , keinen Reiz bekommen , der den Gedanken an meine Kran : te hätte erregen können Was mein Inneres anbe trifft , so hatte zwar meine Kranke einen tiefen Eindruck auf mich gemacht , so , daß es nur einer kleinen Veranlaßung bedurfte , um ihr Bild wieder lebendig in meiner Seele herzustellen ; allein Schande muß ich es bekennen -bekenne es mit der innigsten Rührung :
denn dieses Mal hat mich die Zerstreuung um die schönsten Empfindungen von der Welt gebracht , nach denen ich die ganze übrige Zeit meines Lebens vergebens trachten werde seitdem mich meine Kranke verlassen hatte , seitdem war sie mir auch , nicht aus dem Herzen , sondern nur aus dem Kopfe gekommen die vielen Zwischen : fälle , die mich ohne Unterlaß beschäftigten , hatten sie Daraus vertrieben Ich hatte es vergeßen , daß ich meiner Kranken verßörochen hatte , sie auf ihrem Zimmer zu besuchen Eine schändliche Vergeßenheit , die mir mehr Schaden gebracht hat , als ich aus allem demjenigen , woran ich dachte , Vorteil schöpfte !
Doch das gehört nicht hierher wenigstens ist noch nicht Hier ist dieses die Frage , wie es zuging , daß mir gerade zu der Zeit , da ich mich von meinem neuen Freunde getrennt hatte und an nichts , als an ihn , an den Eiferer über die Menge der schlechten Autoren , an seinen phlegmatischen Nachbar und - wie : wohl schon etwas dunkler an den Buchhändler und an sein Uchselzuken dachte daß mir gerade zu der Zeit , ein fremder Gedanke an meine Kranke auf das Herz schießen musste - und zwar so mächtig , als wollte er mir auf der Stelle das Herz abstoßen ?
Ich halte das für ein Rätsel Wenn ihr es nicht da für haltet :
Nun gut , so löset es auf Ich will unterdessen erzählen , was weiter geschah .
--- Der Gedanke an meine liebe Kranke war mit eis einem ganzen Schwarme von Gewißensbißen begleitet und wie konnte er es anders sein , wenn ich nicht so unempfindlich war , als die Dame Küchenmagd des alten Shandy ?
" I O , dachte ich und drückte den Hut tief in die Aus gen , um den vorbeigehenden wenigstens den Teil der Scham und Verwirrung zu verbergen , der auf meiner Stirn saß :
Was habe ich getan !
Ich habe ineine arme Kranke verlassen vergeßen bin ein unbarmherziger Ich Wer weiß , ob sie nicht eckt in dem Augenblicke von ihrer Epilepsie auf die Diele geworfen wird und die arme Seele hat kein Geschöpf um sich , was ihr die Daumen ausbricht Die Tränen liefen mir heiß über die Backen berab er -------- Gott stehe ihr bei , dachte ich ich habe es verdient und mich strafe aber ich will in diesem Augenblicke zu ihr gehen sie soll die Tränen meiner Reue fließen sehen Wie konnte ich es über das Herz bringen , meinen Ergöklichkeiten , wie der weichlichste Jüngling nachzuhängen , und darüber die leidende Tugend -----Frische Tränen quollen aus meinen Augen , als ich dieses dachte 7 Ein armer Junge , den meine Tranen Mut Ges macht haben mochten , mich um ein Almosen anzusprechen , trat mir in den Weg und hielt mir seine Mus Bei entgegen Wäre ich nicht mit meiner Kranken und mit mis so sehr beschäftiget gewesen , so würde mich gewiß die Figur des armen Jungen an meine eigene ehemalige erinnert haben und se würde ich ihm gewiß ein solches Allnosen gegeben haben , wie ich damals gewünscht hätte , daß mir jemand eines geben möchte allein daran war ißt nicht zu gedenken Ich warf dem armen Jungen so viel in die Müße , als ich in der Augst aus meiner Börse herausbringen konnte ------------ Geschwind , mein guter Junge , sagte ich , Lauf mit mir nach der ** Straße Ich will dir noch mehr geben -- Der nächste Weg nach dieser Straße war Jet in meinen Augen keine Kleinigkeit und ich würde ihn gewiß ohne Begleiter nicht gefunden haben , teils , weil ich in der Stadt Leipzig noch wenig bekannt , teils , weil ich zu eilfertig war .
Der arme Junge trabte schnell vor mir her und ich lich die Vorbeigehenden über diesen meinen zerlumpten Läufer Glossen machen , welche und wie viel sie wollten und lief mit starken Schritten hinterher - Nie habe ich mich bei den seltsamen Rollen , da ich oft bei hellem Tage auf öffentlicher Straße gespielt habe , darum bekümmert , was die Leute von mir dachten Ich wusste die Nummer des Hauses , in dem meine Kranke wohnte ich wusste das Stoffwerk und Das Zimmer des Stockwerks , in dem sie wohnte Ich hatte mir alles von ihr selbst auf das genaueste beschreiben lassen , um sie ganz allein besuchen zu können Sobald ich also nur die Straße erreicht hatte , so hatte ich weiter nichts zu tun , als zu zählen ---- Nun habe ich dich nicht mehr nötig , sagte ich zu meinem armen Schelmen und bezahlte ihm die Strapaze , die er um meinetwillen seiner Milz hatte antun müssen Ich ging in das Haus die Treppe hinauf kam vor das Zimmer Es war verschloßen Ich klopfte an niemand wollte mich hören Ich klopfte stärker horchte an der Türe nichts regte sich Vielleicht ist es nicht das rechte Zimmer , dachte ich :
aber der Beschreibung nach muß es schlechterdings dieses und kein anderes sein Ich klopfte von neueni alles war stille Die arme Seele wird etwan ausgegangen sein , dachte ich :
Ich werde also wiederkommen müssen de -- Ich war schon im Begriff , die Treppe wieder herunterzugehen allein eine geheime , starke , unwiderstehliche Regung in meinem Herzen ein eben so unauflösliches Rätsel , als das vorige zog mich wieder nach der Türe Ich pochte aus allen Kräften Die Bewegung , die ich machte , teilte sich meinem Rocke mit - folglich auch den Rocktaschen folglich auch den Schlüsseln , die darin staken halte , dachte ich :
Vielleicht glückt es dir , das Schloß mit einem deiner Schlüssel aufzumachen Ist deine ars me Kranke nicht zu Hause , so willst du ihr ein Billet auf den Tisch legen und ihr einen kleinen freundschaftlichen Schreck einjagen Voll von meinem Projekt , welches an sich unschuldig genug war , welches mich aber gewiß zum Diebe gemacht haben würde , wenn man mich bei der Ausführung desselben ertappt hätte , jag ich einen Schlüssel hervor Er kroch in das Schlüsselloch Ich drehte ihn herum und die Türe ging auf ------------ Ich erblickte gleich das Bette meiner Kranken zur Linken Hand Es war leer Getroffen , sagte ich : Sie ist nicht zu Hause Nun will ich ihr eis ne recht unverhoffte Freude machen - Ich lief nach einem kleinen Tische , der gerade vor mir stand meine Schreibtafel aus der Tasche und legte sie darauf streckte meine Hand nach einem Stuhle aus , der zur rechten Hand stand : aber Jag Erlaubet mir , daß ich hier meine Feder auf eine Viertelstunde niederlegen und mich von neuem recht satt weinen darf Gang Nein !
Mit Menschenzungen auch nicht mit Engelszungen :
Denn Engel , was man auch immer von ihren großen Fähigkeiten sagen mag , sind doch nur endliche Geister ist es nicht auszusprechen , wie mir zu Mute war , als ich meine Hand nach dem Stuhle ausstreckte -
Ich habe schon lange nach eis einem Dinge herumgesonnen , wodurch ich euch mein Schrecken nur einigermaßen begreiflich machen könnte Stellet euch einen Sohn vor , der von Liebe und Hochachtung gegen seinen abwesenden Vater brennet Lange gegengesehen zwei Briefe sagt der entzückte Jüngling Lange hat er einem Schreiben von ihm schmerzlich ent :
Der Briefträger kommt , und bringt O das übertrifft meine Erwartung , Er erbricht den ersten Er ist von seinem Vater - Jedes Wort erweitert seine Brust Das Herz kann sich vor großer Freude nicht fassen Den ersten durchgelesen erbricht er den anderen Nehmen Sie alle Standhaftigkeit zu Hilfe , die Ihnen Vernunft und Religion darbot und hören Sie die schreckliche Nachricht , die ich Ihnen anzukündigen habe .
Ihr Vater ist tot , , Der Jüngling springt auf tut einen lauten Schrei und lässt den Brief fallen Das ist etwas , liebe Leser ! allein an mein Erchreken reicht es lange nicht Um der Sache näher zu kommen , stellt euch ein so zärtliches Weib vor , wie sie Gellert so oft geschildert hat , und wie er es gewiß selbst gewesen sein würde , wenn es der Himmel nicht für besser befunden hätte , aus ihm einen Mann zu machen Erst noch vor einer Stunde ging sie mit ihrem Gatten Hand in Hand spazieren und fühlte es an seiner Seite , daß die ganze Welt nichts füßers , nichts reis Zanders , nichts sanfteres , kurz , kein größer Glück auf : zuweisen hat , als eine tugendhafte eheliche Liebe Ihr Gatte legt sich auf das Ruhebette Die schwarze Stunde schlägt Die zärtliche Seele eilt , ihn aufzuwecken :
Denn , sagt sie , Jet kann ich ihn ganz genießen ; die ganze übrige Zeit ist er mir zu arbeitsam und zu voll von Geschäften Sie schleicht leise an sein Bette fährt ihm lächelnd mit ihrer sanften Hand über das Gesicht er will nicht erwachen sie ruft stark Sie schüttelt ihn nicht Sie wird bange schreit nach Hilfe hebt seinen Kopf in die Höhe und schüttelt noch stärker er erwacht noch nicht :
Denn , ach ! er ist auf immer entschlafen Das Schrecken der Gattin gleicht dem meinigen :
aber es kommt ihm nicht bei Jenes wurde stufenweise herbeigeführt .
Das meinige kam plößlich so plößlich , wie die Rache des Himmels , wenn die Langmut erschöpft ist sie füßt ihn immer stärker er erwacht noch nicht er erwacht noch ------ Macht einen Versuch , ob ihr es euch vorstellen Font , wie mir zu Mute sein mochte , als ich , indem ich nach dem Stuhle langte , den Leichnam meiner Kranken , in ein weißes Tuch eingewickelt , auf einem Brette , zu Gesichte bekam Ich bin von Natur nicht furchtsam und was die Furchtsamkeit anbetrifft , die mir die alten Weiber in männlicher und weiblicher Kleidung von dem dritten Jahre meines Lebens bis in das zehnte und drüber verursacht haben , so ist es mir gelungen , sie , ich will nicht sagen , ganz auszurotten , aber doch zu unterdrücken : allein das muß ich euch offenherzig gestehen , daß ich bei diesem unerwarteten Unblike in einem Zimmer , in welches ich fast trallernd hereingetreten war ein so unmäßiges Geschren erhob , daß kurz darauf der Wirt und die Wirtin vom Hause , mit einem starken Nachtrabe von Hausgenoßen und Ge Ende herbeigelaufen kamen .
Ware der Wirt oder die Wirtin nur allein gekommen , so würde ihr Schreck über das Zetergeschrei eines Menschen in einem verschloßenen Zimmer , in dem nichts weiter als ein Leichnam war , gewiß eben so groß gewesen sein , als der meinige der Wirt oder die Wirtin hätten denn der Meinung sein müssen , daß Leichname auch schreien könnten : allein da ihrer viel waren , so teilten sie den Schreck , der einen allein genommen über den Haufen geworfen haben würde , in gleiche Teile und so drängten sie sich alle die hintersten die vordersten zur Türe herein .
Der Wirt stand an der Spieße Was haben Sie hier zu suchen , bramarbasierte er mit zitternder Stimme auf mich los war Ich trat bei den Leichnam nahm das Tuch weg , welches über das Gesicht des Mägdgens gelegt Sie ist es , schrie ich :
Ja , sie ist es --
O ich Unglücklicher !
Warum habe ich ihre sterbenden Augen nicht zudrüfen können Warum habe ich sie vor ihrem Tode nicht noch einmal sehen sollen Eine große --And Der Tumult wurde immer größer Menschenmaschine kam auf mich los --Zurük , sagte ich mit einer gebieterischen Stimme :
Wenn ihr Menschen seid , so stört mich nicht in meinen Ich will aber wissen , sagte der Wirt , wie Sie hier in dieses Zimmer gekommen sind Durch die Türe , sagte ich trokig Ich habe sie aber doch selber abgeschloßen , sagte Mun so habe ich sie aufgemacht , sagte ich Der Wirt sah seine Hausehre an Hausehre sah ihn an seine Der große Kerl sperrte das Maul und die Augen auf Wenn ist dieses Mädchen gestorben , fragte ich den Wirt Gestern , sagte er Und wenn soll sie begraben werden sie begraben Die Obrigkeit , sagte er Da fei Gott vor ! sagte ich graben lassen und daran sollen mich in der ganzen Welt nicht verhindern Sie werden ein Werk der Barmherzigkeit tun , sagte die Wirtin Wer läßt Ich will sie ber alle Gerichtshofe Ich bin es dieser armen Kreatur tausendmal Schule dig , sagte ich Ich habe mich gröblich an ihr vergangen Ich hatte ihr versprochen , sie auf ihrem Zimmer zu besuchen und ich habe mein Wort nicht gehalten Aber sie ist gerächt auf das nachdrücklichste gerächt Verzeihe mir , fuhr ich fort , indem ich neben ihrem Leichnam niederkniete und meine Hande rang :
Verzeihe mir , gütige , himmlische Seele Die Wirtin fing an zu schluchzen rieb sich die Augen die große Maschine stand wie ein Tropf da und rührte sich nicht Es war so stille in dem Zimmer , als es zuvor war , ehe ich es eröffnete Stets wird mein Herz um dich Leid tragen , sagte ich und wenn du keinen Unverwandten , keinen Freund mehr hast , der hinter deinem Sarge hergeht und deinen Leichnam bis an das Grab begleitet , so will ich es tun - Hier ist Geld , sagte ich zum Wirte , indem ich aufstand und ihm meine ganze Barschaft ungezählt Hingab Ich will den Augenblick wieder da sein und mehr mitbringen Sage er nur der Obrigkeit Bitte er sie , daß sie mir die Freude nicht raubt , dieses Mädchen begraben zu lassen ne Kosten Sie ist es wert Schone er fies I Ich ging und der ganze Haufe folgte mir nach Ich kam wieder , gab dem Wirte Geld und ging wieder nach dem Zimmer der Verstorbenen Die Gesellschaft ihres kalten Leichnams dünkte mir Jet angenehmer , als selbst die meiner fünfzehnjährigen Schönen und glaubt mir , meine Freunde ! eine tugendhafte , unschuldige Freude hat ihre großen Reis ze und ich danke dem Himmel für jede , die er mir gibt aber eine tugendhafte Traurigkeit hat noch größere Ich würde euren , zum , Teil sehr schwachen Magen allzuviel zu verdauen geben , wenn ich euch alle Schwärmereien das würden sie gewiß in euren Augen sein erzählen wollte , die ich auf diesem Zimmer vornahm So viel Van ich euch vers sicheren , daß ich hier nicht der lachende , ausgelaßene Jüngling war , wofür ihr mich im Durchschnitte Hals ten müßet - Ich verließ das Zimmer nicht eher , bis alle Anstalten zum Begräbnis fertig waren , welches zwar lange genug dauerte , aber doch nicht so lange , als ihr euch vielleicht einbilden möget Denn in einer Stadt , wo alles zu haben ist , da sind auch Sarge zu haben und das ist , dünkt mich , die Hauptsache bei einem Begräbnisse .
Das übrige , das Grab aus , genommen , ist sehr entbehrlich Von ungefähr doch das ist unrichtig :
Denn ich suchte mit aller Aufmerksamkeit in dem ganzen Zimmer herum , um etwas zu finden , welches ich zu einem immerwährenden Andenken an meine franfe und nun tote Freundin aufbewahren könnte fiel mir ein Papier in die Hände , welches ich von der Diele aufhob - schließt auf meine angenehme Bestürzung , als ich sah , daß es der Anfang eines Briefes an mich war Lieber Fremdling !
Fin in und ein halber Tag ist schon vorbei und du kommst noch nicht zu deiner einsamen Freundin , die die Annäherung ihres Todes fühlt und dich vielleicht , wo du nicht bald kommst , nie wiedersehen wird ! ( glückliche , Ewigglückliche Freundin , sagte ich , nachdem ich erst einen tiefen Seufzer ausgestoßen hatte : Deine Weissagung ist erfüllt Raum hat mir meine strafbare Nachlässigkeit erlaubt , Deinen Leichnam zu sehen : aber Du bist nicht mehr Winke ihm doch , du , der du unsichtbar über ihm wachst : oder du , mein Schußgeist ! säße sein Blut in eine ängstliche Wallung Erfülle sei ne Brust mit einer Ahnung , die ihn zu seiner Freundin hintreibt Eile , Eile , weichgeschaffener Fremdling , wenn du mir die Augen zudrüfen und mich noch einen Dank für deine liebreiche Aufnahme auf deinem Zimmer willst stammeln hören !
Ich bin matt Sterbensmatt Meine Krankheit , denke ich , soll nun bald ein Ende haben -( Ja , sagte ich : dem Himmel sei Dank ! sie hat ein Ende Du brauchst nun fein mitleidiges Geschöpf mehr , welches Dich dem starren Anblicke des leeren , untätigen Mitleidens ent und dein armer Kopf wird auf keinen harten Stein mehr fallen » zieht Ich bedarf deines Trostes nicht : aber du bedarfst vielleicht des meinigen Ich bin am Ende meiner Laufbahn und du trittst die deinige erst an Vielleicht klangen dir die guten Lehren einer sterbenden Freundin nachdrücklicher , als alle Weisheit der Lebenden Schon wieder sechs Stunden vorbei und du bist noch nicht da !
Laß ihn nicht auf die Abwege des Lasters geraten , o Gott !
Leipzig ist gefährlich Ich muß meinem Bette zuei~-------- « Ich laß dieses Papier ein , zwei , drei , viermal durch ich Küste es - steckte es in meinen Busen- laß es wieder ging zu dem Leichnam nahm das Tuch wieder vom Gesichte weg Reine , unschuldige , liebe Seele ! sagte ich :
Wie verehre ich Dich !
Wie werde ich Dich stets verehren !
So . lange ich lebe , soll dieses Blatt , welches Deine sterbende Hände geschrieben haben , nicht aus den meinigen kommen Ich will es , wie meine Augen vor dem Staube bewahren und wenn ich sterbe , voll es mich ins Grab begleiten Und nun , da ich euch dieses Blatt gedruckt in die Hande gebe : nun bitte ich euch , verehrt die Hand , die es schrieb Es war die Hand eines Magdgens , die bei ihren zwanzig Jahren mehr gelitten hatte , als Hiob bei einem vierfachen Alter und ohne Murren Schont dieses Blatt und geht dafür mit allen übrigen Blattern meiner Reisen so unbarmherzig um , als ihr wollt .
Das Leichenbegangniß ging gegen Abend vor sich Ich und das ganze Haus folgten der Bahre von Ferne nach Ich kam tiefgebeugt in meine Hers berge zurück und ich war es den folgenden Tag noch so sehr , daß ich ein zweites Rendez Vous zu meiner Fünfzehnjährigen Schönen ausschlug .
Welche Narrheit !
Die Verwunderung .
Was sebe ich , sagte meine Nachbarin im Komödienhause , als sie an einem Morgen in mein Zimmer trat und mich in einem Trauerrocke erblickte Einen Menschen im Trauer , sagte ich Wen haben Sie verloren , fragte sie hastig : Sagen Sie mir es geschwind , daß ich auch Teil daran nehmen kann Ein Mädchen , sagte ich Eine Geliebte , fragte sie Mein , nur eine Freundin , sagte ich :
aber der Ton , den ich auf das Nur legte , Sekte es außer allen Zweifel , daß ich nach meiner gegenwärtigen Denkungsart zwischen einer Freundin und einer Geliebten keinen Unterschied machte Ich will sehen , wo ich Gelegenheit finde , mich hierüber deutlicher zu erklären -- Her mit dem Schnupftuche und einen Knoten darein gemacht ! - Im Ernst , sagte sie Im Ernst , sagte ich So kann ich mir also auch schmeicheln , daß sie bei meinem Tode um mich Trauer anlegen werden Das können Sie Aber es ist wider die Kleiderordnung , sagte sie Aber nicht wider die Ordnung der Natur , sagte ichSie werden Strafe geben müssen , wenn man es erfährt , sagte sie Und ich werde sie mit Freuden geben , sagte ich Das Begnügen , dem Hange seines Herzens folgen zu dürfen , kann man nicht teuer genug bezahlen Wenn Sie das meinen , sagte das Mädchen :
Aber es ist ist nicht Zeit von Strafe , von Ordnung der Natur und vom Trauer zu reden !
Sie sollen zu meiner Gebieterin kommen : Hören Sie ?
Ich will sehen , sagte ich Pfui , sagte das Mäydgen :
Was sind Sie für ein frostiger Liebhaber Is Ich will wohl wieder warm werden , sagte ich Warm werden , sagte das Mädchen :
Das müssen Sie immer sein Ja , in Romanen , sagte ich Nein , sagte sie :
Auch außer den Romanen Ich schüttelte den Kopf Ich sage es meiner Gebieterin , sagte das Mädchen und drohte mir mit dem Finger Ich werde es ihr heute noch selber sagen , sagte ich Das ist ein Kopf , sagte sie und klopfte mit ihrem Finger ganz leise auf mein Gehirn Das ist auch einer , sagte ich , und tat deschbengleichen -- ce Sie ging fort und ich ging einen kleinen Augensblik arnach nach dem Johanniskirchhofe , wo meine Freundin begraben lag .
Ich hatte sie krank gesehen Ich hatte sie tot gesehen Ich hatte sie zum Grabe tragen seheri Ich wollte nun auch ihr Grab Felber sehen .
Hatte ich gewußt , daß Gellert auf eben diesem Kirchhofe begraben läge , so würde ich gewiß nicht ermangelt haben , mich auch auf den Hi gell von Erde zu sehen , der seinen Leichnam bedeckt aber ich wusste es nicht und so kehrte ich nach einem Aufenthalte von , ich weiß selbst nicht wie lange , Zuruf und ging zu meiner jungen Schönen .
Ich hatte mir vorgenommen , ihr die ganze Geschichte der Länge nach zu erzählen und ich weiß gewiß , das gute Kind hatte mir den Nachtrupp von Tränen , der bei der Erzählung aus meinen Augen gefloßen sein , würde , mit ihrer seidenen Hand abgetrocknet : allein bei ihrem ersten Anblicke gab ich meinen Vorsaß auf .
Sie erwartete mich an der Türe mit einem so fädlichen Gesichte , daß es mir unmöglich war , es durch meine traurige Erzählung trübe zu machen und da die Freude so gut , wie die Traurigkeit ansteckend ist , so erheiterte sich meine Mine auf der Stelle so vollkommen auf , daß das gute Magd aus meinen trüben Augen nicht das geringste Argemage --Kommen Sie , rief sie mir entgegen und schlang ihren rechten Arm um meinen linken : Sie sollen mit mir zu meinen Eltern gehen Ich zog meinen linken Arm aus der Falle , machte eine Wendung und schlang meinen rechten Arm um den linken der st : Nein , sagte sie und machte geschwind eben die Wendung , die ich gemacht hatte -- nur versteht es sich von selbst , mit etwas mehr Grace !
So und nicht anders einen So soll es sein Widersteht wenn ihr könnt !
Meine Eltern wissen noch nichts , sagte sie Wie werde ich sie überraschen !
Und so flatterte sie mit mir die Treppen hinauf und ohne anzuklopfen in das Zimmer ihrer Eltern Hier , sagte sie , guter Papa , bringe ich Ihnen einen Fremden er ist mein Freund Der Vater sah die Tochter lächelnd an -- dann mich Die Mutter trat in das Zimmer Liebe Mama , sagte die Tochter :
Hier bringe ich Ihnen einen Fremden Er ist gut Sie nichts für die Unschuld ihrer Tochter sagte die Tochter : Küssen Sie meiner Mama nicht Die Hand ?
Fürchten Nun , Ich tat es Die Dame nahm meinen Hand : fuß so auf , als wäre es ihr nicht zuwider , mich mit ihrer Familie in Verbindung zu sehen , ob sie gleich über meine sonderbare Entre etwas betreten zu fein schien Kurz , ich hatte das Glück , welches andere von den Wirkungen ihrer Empfehlungsschreiben erwarten und oft genug vergebens erwarten Das Glück , in einer angesehenen , und was mehr als alles ist , in einer tugendhaften Familie freien Zutritt zu haben dieses hatte ich dem Komödienhause zu danken .
Fürchtete ich mich nicht , den guten Diderot zu plündern , so wollte ich euch ist von den Eltern meiner ißt Fünfzehnjährigen ein Bild entwerfen , welches euch gewiß wiß gefallen würde : allein zum Glück oder Unglück habe ich den Hausvater zu oft gelesen wiewohl ich ihn nur erst einmal auf meinen Reisen angetroffen habe .
Ich nahm den Augenblick in Acht , da meine Schdne das Zimmer verlassen hatte und fragte die Eltern :
Wem ihre liebenswürdige Tochter ihre naiye Bildung zu danken hätte ?
Denn sie hatten mir schon gesagt , daß sie ihre Tochter nicht ganz allein erzogen hätten Unserem guten Gellert , sagte die Mutter mit einem unnachahmlichem Tone der Rührung Tone der Dankbarkeit gegen einen Verstorbenen mit dem Dafür belohne ihn der Himmel , sagte ich In diesem Augenblicke trat die Schöne wieder in das Zimmer Wen , sagte sie Ich nahm sie bei der Hand Ich bitte den Himmel , sagte ich , daß er den guten Gellert für die Erziehung belohnen soll , die er Ihnen ---- Das Mädchen fiel mir ins Wort O dafür ist er schon belohnt , sagte sie Der gute Mann wird sich auf seinem Johanniskirchhofe besser befinden , als in seinem Auditorium oder auf seiner Studierstube Ist es möglich , rkef ich mit allem Ungestüm der Verwunderung aus Auf dem Johanniskirchhofe Weder die Eltern noch die Tochter wussten , was sie aus meiner Verwunderung machen sollten Auf dem Johanniskirchhofe , sagte ich nochmals und hielt einen Augenblick inne - Oso bringt ein Zufall zwei der besten Seelen zusammen , die je einen menschlichen Körper belebt haben Ihr könnt leicht ermeßen , daß ich hier die ganze Geschichte von meiner verstorbenen Freundin erzählte Und nun , sagte ich , nachdem ich sie vollendet hat : nun erlauben Sie , daß ich mich gleich auf den Weg machen und des Mannes Grab besuchen darf , den ich so oft zu sehen gewünscht habe 1. Ich ging und wenn ihr euch noch erinnern könnt , welchen Vorsaß ich damals faste , als mir die Erbschaft von meinem Better zufiel , so könnt ihr auch mit leichter Mühe zusammen buchstabieren , was ich Unterwegs dachte .
, , Du willst deine Wallfahrt nach Gellerts Grabe beschreiben .
Wenn du vor der Hand noch keine eigentümlichen Verdienste hast , so willst du wenigstens der Welt zeigen , daß du fremde Verdienste zu schaßen weist .
Du willst den guten Gellert öffentlich für den gemeinnützigsten Schriftsteller erklären , der je auf Erden gelebt hat .
Du willst ihn gegen diejenigen verteidigen , die ihn deswegen weniger hochschäßen , weil sie ihn nicht im eigentlichsten Verstande bewundern können .
Du willst es aller Welt sagen , daß du lieber wünschtest das Rhinozeros geschrieben zu ha ben , als selbst Homers vergötterte Iliade .
Du willst Oich Tor !
Ich wusste nicht , was für ein sonderbarer Contrecoup meiner erwartete Ich Ich war fast an dem Gottesacker , als ich ein zerrißenes Blatt Papier auf der Erde erblickte nahm es auf O du verzweifeltes Blatt , sagte ich und warf es wieder weg Ich nahm es wieder auf Dich hat ein böser Geist mir in den Weg gelegt , sagte ich , warf es wieder weg und trat es mit Füßen Ich nahm es zum drittenmal auf säuberte es von dem Kot und laß es mit etwas kaltem Blute Es ist wohl wahr , sagte ich :
Der Autor , wer er auch sein mag , hat nicht so Unrecht , aber desto schlimmer für mich Und was stand auf diesem Blatte ?
Ein bitterer , spöttischer Einfall stand darauf , den ich selber für wikig erkenuen musste - und doch würde ich eine ganze Handvoll Geld darum gegeben has ben , wenn ich ihn dadurch hätte unwißig machen können Das Das ist er :
Jeder kleiner Schriftsteller unternimmt in Prosa und Versen eine Wallfahrt nach Gellerts Grabe .
Fürwahr die Gelegenheit Hier war das Blatt zu Ende : aber ich konnte mir das übrige leicht hinzudenken Ware Ich kehre um , sagte ich zu mir selber ich einmal bei Gellerts Grabe gewesen , so würde ich mich doch nicht enthalten können , die ganze Geschichte in meine Reisen einzurücken - und das sollte mich sehr schmerzen , wenn das gute Herz , mit dem ich zu Grabe ging , durch die Kleinheit des Schriftstellers lächerlich werden sollte Ich kehrte also um :
aber , um des Himmels Willen , nicht zu meiner Schönen , sondern gerade nach . meiner Herberge Herr Wirt , sagte ich und ging auf die Stube meines Wirtes : Bringen Sie mich in gute Laune Es ist mir ein argelicher Streiche begegnet Das soll den Augenblick geschehen , sagte er und fing mit seinen Schlüsseln an zu klimpern Was wollen Sie , sagte ich Ich will Sorgenbrecher hohlen Was ist das , sagte ich So etwas , sagte er , wodurch man wieder in gute Laune kommt Und was ist denn dieses so etwas , sagte ich Was ist es , was ist es , sagte er : Ein gut Glas Wein ist es und sonst nichts auf der Welt Sie müssen also ihrem Keller fleißig zusprechen , sagte ich denn seitdem ich bei Ihnen bin , habe ich sie noch nicht in böser Laune gesehen Meine Frau ist tot , sagte er O du Spißbube , dachte ich , und schnell war ich wieder aufgeräumt Der Wein meines Wirts hatte auf mich eine . ganz entgegengesetzte Wirkung Anstatt mich in gute Laune zu bringen , oder weil ich schon darein Ges brachte war , mich darin zu befestigen , schläferte eri mich ein und das se vollkommen , daß ich erst gegen Abend erwachte Die Apotheker , Weinschenken und Ärzte mögen das unter einander ausmachen , wo es herkomme , wiewohl der Wirt , wie mich duünkt , die Frage am allerleichtesten würde entscheiden können .
Große Schweißtropfen standen mir im Gesichte , als ich erwachte Ich langte nach meinem - Schnupftuche Halt !
Jet fällt mir mein eigenes Schnupftuch ein .
Ich erinnere mich , daß ich vorhin einen Knoten daran knüpfte , um meinen Lesern zu sagen , daß ich nach meiner Essigen Denkungsart keinen Unterschied zwischen Freundin und Geliebte machte : allein ich will den Knoten immerhin noch daran lassen .
Ich bin ißt erwacht mit frischen Kräften erwacht , stehe an meinem Fenster und ergdße mich an der Stille des Abends Wäre mir das Schnupftuch eingefallen , che ich erwachte , so würde ich meinen Lesern von einem seltsamen Menschen erzählt haben , der keine Scheu trüge , öffentlich zu bekennen , daß er alle tugendhafte Mädchen liebte und mit allen lasterhaften Mitleiden hätte daß er eine eben so herzlich , eben so beständig und eben so uneifersüchtig liebte , wie die andere daß ihm die Freundschaft mit dem schönen Geschlecht ein ganz anderes Ding zu sein schiene , als die Freundschaft mit dem männlichen und daß Plato ein Marx fen Dieses und noch mehr würde ich erzählt haben , wenn mir nicht das Aufwachen so geschwind über den Hals gekommen wäre : aber ich muß sehen , was mein Ich am Fenster macht . -- Das ist ein Abend , sagte ich , der dir Ehre . bringt , gütige Mutter Natur - Er ist zur frommen Schwärmerei gemacht und ich will , ich muß schwärmen Und so ging ich , ohne nur einmal daran zu gedenken , was mir an diesem Tage verdrußliches begegnet war , wieder nach dem Gottesacker Erst ging ich nach dem Grabe meiner verstorben ? einen Freundin ich hatte mit ihrem Schatten noch verschiedenes abzutun Noch immer war es mir bis zum Weinen kränkend , daß ich sie vor ihrem Tode nicht noch besucht hatte Deine Standhaftigkeit im Leiden , würde auch meine Brust Gestalt haben , sagte ich und dein frommer Tod würde mich angespornt haben , auch einen solchen zu sterben Gellerts Grab war bloß geändert Dieselben Drauf wendete ich mich nach der Seite , wo Gels der außer Gegenstand wurde meine Empfindungen blieben Es war nicht Nacht : allein es war doch Abend und bei der allgemeinen Furcht , die man für Gottesdkern hat , war es nicht zu vermuten , daß noch irgend jemand , außer mir , dem Schwärmer , etwas auf dem Gottesacker sollte zu verrichten haben den : noch sabe ich eine menschliche Figur , der Länge und Breite nach , gerade auf mich zukommen Ich stußte Die menschliche Figur auch Waren wir Papisten gewesen , so würden wir uns ab lebeide gekreuzigt haben : allein weder ich , noch sie , taten es Ich blieb stehen Laß sie kommen , dachte ich Die menschliche Figur hatte mehr Herz als ich Sie fam Ich blieb stehen :
Also hatte ich doch auch Herz Die Figur entwickelte sich allmählich in meinen Augen weibliche 50 Jahren mit Runzeln sie kam mir bekannt vor he unverwandt nach ihr schraken Himmel , ich ? - schlafe ich ? nicht möglich Vorrang auf schreien Es war eine dem Mondscheine nach zwischen 40 und 50 Jahren - noch nicht voller Runzeln , aber doch mit Runzeln - sie kam mir bekannt vor - ich fasse unverwandt nach ihr sie näherte sich mir unerschrocken - Himmel , was sehe ich ?
Wache ich ?
Schlafe ich ? träume ich ? - Es ist nicht möglich Ja , Ja , Ja , sie ist es Ich sprang auf - die Frau fing jammerlich an zu schreien - aber das half nichts Ich fiel ihr wie unsinnig um den Hals - Kaum kann ich es für Freuden schreiben Es war die gutherzige Besitzerin , die mir den Dukaten gegeben hatte Ende des ersten Teils

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TextGrid Repository (2025). Schummel, Johann Gottlieb. Empfindsame Reisen durch Deutschland: Teil 1. Bildungsromankorpus. https://hdl.handle.net/21.11113/4c0gc.0