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Aűsfűhrliche Beſchreibűng des Fichtel Berges

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Ausfuͤhrliche
Beſchreibung
Des
Fichtel-Berges,
Jn
Norgaŭ liegend,
Jn
Dreyen Theilen abgefaſſet,

Deren
Der Erſte handelt von dem beruffenen Fichtel-
See, von denen Fluͤſſen und Waſſern des Fichtel-Berges,
dann vom Gebuͤrge ſelbſten, und was vor Mineralien, Vege-
tabili
en und Animalien alda anzutreffen, ſamt mancher-
ley Geſchichten ſo ſich daſelbſt zugetragen haben.
Der andere Theil, handelt von etwas entfernetern, iedoch
ehe deſſen auch zu den Fichtel-Bergiſchen Graͤntzen gerechneten
Orten: Als Eger, Ellenbogen, Schlackenwald und Carls-Bad.
Der dritte Theil handelt von denen Nachrichten derjenigen fuͤndi-
gen Oerter auf- an- und um den Fichtel-Berg,ꝛc.ꝛc. Nebſt einer Land-
Carte, auch einigen in Kupffer geſtochenen accuraten Abbildungen
etlicher Seltenheiten am Fichtel-Berge,


Leipzig: , 1716.
Verlegts Johann Chriſtian Martini,
Buchhaͤndl. in der Nicolai-Straſſe.

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Ausfuͤhrliche Beſchreibung
Des
Fichtel-Berges
in
Norgau liegend,
in
Dreyen Theilen abgefaſſet,
Deren
Der Erſte handelt von dem beruffenen Fichtel-See, von
denen Fluͤſſen, Baͤchen, und andern Waſſern des Fichtel-Berges,

dann vom Gebuͤrge ſelbſten, und was vor Mineralien, Vegetabilien, und Anima-
li
en allda anzutreffen, ſamt mancherley wunderbahren Geſchichten und Begeben-
heiten, ſo ſich in dieſem und andern dergleichen Orten ſollen zugetragen haben, womit
nebſt einigen allda an etlichen beſonders Pfaͤltziſchen Orten uͤblichen aberglaͤubiſchen
Haͤndeln und Oeconomiſchen Gewohnheiten dieſer Theil beſchloſſen wird.
Alles nicht nur aus denen bewertheſten Scribenten, als Bruſchio und ſeines
gleichen, ſondern auch aus ſelbſt eigenener Erfahrung beſchrieben.
Der Andre Theil handelt von etwas entfernetern, iedoch ehedeſſen
auch zu denen Fichtel-Bergiſchen Grentzen gerechneten Orten: Als Eger, Ellen-
bogen, Schlackenwald, und Carls-Bad. Wobey man mehrentheils
Bruſchio, Summern, Plumbtre nebſt der ſelbſt befundenen
Experienz gefolget.
Der Dritte Theil handelt von denen Nachrichten derjenigen fuͤndi-
gen Oerter auf-an- und um den Fichtel-Berg, Pfaltz, Beyern, Boͤhmen, Ober-
und Nieder-Sachſen, am Hartz,ꝛc.ꝛc. Wie ſolche ehedeſſen die Wallonen, Venetia-
ner, Maͤylaͤnder, Modeneſer, Brabander, und Flanderer in ihren Wahlen-Buͤchlein
aufgezeichnet, ſamt ihren Verblendungs- und Eroͤffnungs Kuͤnſten, auch einem nuͤtzlichen
Wegweiſer zu verborgenen Ertzgaͤngen, nicht weniger ſchoͤnen Ertzbeitzungen, Extracti-
onen,
und Niederſchlaͤgen der guten Metallen, aus Sand, Kieſeln und Letten, auch
aus Zinn, ohne deſſen Verluſt. Nebſt einigen accuraten Abbildungen etli-
cher Seltenheiten am Fichtel-Berg.
Verfertiget undcolligiretvon einem Liebhaber goͤttlicher und
natuͤrlicher Wunder-Wercke.


Leipzig,1716.
Verlegts Johann Chriſtian Martini.
[]

[]

Vorbericht.


WAs in dieſer Schrifft enthalten, iſt alles aus dem Ti-
tul-Blat deutlich zuerſehen, und verſpricht ſolches
nichts, was in dem Tractat nicht abgehandelt wird.
Jedennoch iſt dabey zu erinnern, daß hier nichts er-
zehlet wird von allen und ieden Fatis, Feuers-Brun-
ſten, Kriegs-Troublen, Mißwachſen, Sterbens-Laͤufften, Todtes-
Faͤllen, Succesſionen der hohen und niedern Obrigkeiten, oder an-
dern dergleichen taͤglich vorfallenden Begebenheiten, welche faſt ein
iedes Ort mit dem andern gemein hat: Dann weil ich mich eugent-
lich befliſſen, ſonderlich nur Naturalia, und Phyſica in dieſer Fichtel-
Bergiſchen Beſchreibung zu tractiren, ſo habe ich mich politiſcher
Dinge nach aller moͤglichkeit mit fleiß enthalten wollen, indem ſolche
gantz auſſer meinem Zweck ſind, ſonderlich was den erſten Theil be-
trifft. Gleichwohl aber habe ich mich hierinnen auch ſo viel be-
ſchieden, daß wo ja ſich an beſagten Orten gar was ſonderbahres in
politiſchen und dergleichen Faͤllen vor andern zugetragen, oder es
ſonſten die Connexion erforderte, ſolches anzufuͤhren, ich dißfalls
nichts verabſaͤumet habe. Solchem nach habe ich nicht mit Still-
Schweigen uͤbergehen wollen, daß da nach proportion ein gar groſſes
Feindliches, wuͤttentes Krieges-Heer das gantze Land und die halt-
barſten Oerter erobert, auch mit Feuer und Schwerd verderbt, das
einige und gegen die beſagte Plaͤtze zu rechnen, damahls kleine unbe-
feſtigte Wunſiedel, mit einer Hand voll armer Buͤrger und Bau-
ern von 4. bis hoͤchſtens 500. Koͤpffen, eine Armee von 18000 wohl
verſuchten und duꝛch ſo viele Siege encouragirten Combattanten vom
Sturm ab, und aus dem Felde geſchlagen, mithin das gantze Land
von dem Grimm deß ſo blutduͤrſtigen Feindes wiederum befreyet:
Dann weil dieſer Caſus ſich ſelten genug zutraͤget, ſo habe ich ihn und
ſeines gleichen eben vor ſondeꝛbar und wuͤrdig gehalten, ſeiner allhier
zugedencken. Jm uͤbrigen aber werde ich nach einigen abgehandel-
ten generalioribus dieſe Ordnung halten, daß ich von dem weitbe-
ruffenem Fichtel-See anfange, hernach werde ich mich daraus nach
behoͤri-
[] behoͤriger Reyhe auf die 4. Fluͤſſe begeben, alsdanndie andere Waſ-
ſer betrachten, endlich aͤuf das Gebuͤrge ſteigen und ſo wohl unter
als uͤber mich ſchauen, was ich ſonderbares antreffen moͤge. Man
wundre ſich nicht daß ich von dem See anfange, dann dieſer iſt eben
faſt das Haubtſtuͤck und die eigentliche Urſache, warum der Fichtel-
Berg in der Welt ſo beruffen iſt, und alſo gebuͤhret ihm ohne Wider-
rede die Oberſtelle. Noch weniger aber laſſe man ſich es fremde
vorkom̃en, wann ich unmittelbahr nach dem See unter denen Fluͤſ-
en am erſten zu dem Mayn ſchreite, dann auſſer dem, daß er von
Morgen gegen Abend flieſſet, ſo Handleitet mich die Natur und Be-
ſchaffenheit der Sachen ſelbſt alſo: Jndem er ſowol der conſidera-
belſte, groͤſte und beruͤhmteſte Fichtel-Bergiſche Fluß iſt, als auch,
daß er immediaté aus dem See entſpꝛinget. Daß ich mich abeꝛ hernach
lincker und nicht rechteꝛ Hand heꝛum wende, geſchiehet aus deꝛ Raiſon,
weil die Naabe ebenfals unmittelbar aus beſagtem See entſprin-
get, (nicht aber die Eger und die Saal:) von dannen ſie gegen Mit-
tag ablaͤuffet. Alsdann wird mich der natuͤrliche Weg von Suͤden
gegen Oſten zur Morgenwaͤrts flieſſenden Eger, und von dieſer
gar herum nach Norden, zur dahin rinnenden Saal fuͤhren.
Wann ich hier weit genung geſchiffet, werde ich mich wieder zu-
ruͤcke begeben, und mich in denen andern Fichtel-Bergiſchen Waſ-
ſern erluſiigen, nachgehends aber betrachten, was in allen dieſen Fluͤſ-
fen und Waſſern von denen vornehmſten Vegetabilien, Animalien,
und Mineralien anzutreffen. Ferner werde ich mich auf das Land
begeben, und nach aller Moͤglichkeit von Gebuͤrg zu Gebuͤrg wie
es aneinander hanget, ſteigen, und deſſen Seltenheiten betrach-
ten, welche ich nach allen dreyen Reichen referiren werde, wobey ver-
ſchiedene Denckwuͤrdigkeiten von Wunſiedel, Weiſſenſtadt, Artz-
berg, Thiersheim, Gold-Cranach, und einigen Doͤrffern anzutref-
fen. Letzlich werde ich mit der Obſervation der Lufft, derſelben Me-
teoren,
der Elevation deß Poli, auch andern Merckwuͤrdigkeiten, und
Oeconomiſchen Gewohnheiten dieſen erſten Theil beſchließen, und
weil der 2te und 3te Theil ihre beſondere Nachrichten geben, hiemit
dieſen Vortrab endigen.


Beſchreib-
[]
Figure 1. Eigentliche Vorſtellung der Situation deß Meitberŭffenen Edlen Fiechtelberges, deß darinnen be-
findlichen SeeS, ŭnd der Vier alldorfen entſpringenden Haŭht Flűße, Nahmentlich deß May̋nſ ŭnd der Naab, welche beede ŭn mittelbahr aŭs
dem See abfließen, jener gegen Abend dŭrch Franckenland, dieſe gegen Mittag dŭrch die Obere Pfaß ŭnd Bay̋ern, dann der Eger gegen
Morgen dŭrch Bőhmen, ŭnd endlich der Haal gegen Mitternacht dŭrch Voigtland, Thüringen ŭnd Sachſen ihren laŭff nehmende, wobey̋ Zŭgleich
die Lager Stelle deßjenigen Stiick Landes, welches von Alters her Zŭm Fichtelberg gerechnet, ŭnd mit dieſen Nahmen beleget worden, anzŭtreffen,
ſo bey̋ Biſchoffgrün ŭnter dem Ochſenkopff von Mesten biß an Schonberg oder die Stadt Eger gegen Oſten nach der La̋nge űber vier gŭte
Teiitſche Meilen, ŭnd dann vom vrſprŭng der Saal im Zeller Mald űber Weißenſtadt von Norden biß an die Pfa̋lziſche Stadt Remmath
oder Chemnat gegen Sűden nach der breite ſich eben ſo weit erſtrecket.

[[1]]

Beſchreibung
Des
Fichtelbergs
und
Deſſen angraͤntzenden Oerter im Norgan
gelegen/
Erſter Theil.


DEr Fichtelberg im Norgau gelegen/ iſt wo nichtFichtelbers
iſt eines der
hoͤchſten
Gebuͤrge
Teutſchlan-
des.

das hoͤchſte/ jedoch unter ſolchen auch nicht das
geringſte Gebuͤrge in gantz Teutſchland/ welches
wegen ſeiner groſſen ungeheuren Hoͤhe/ unge-
meinen Wildnuͤßen/ entſetzlichen Stein-Klip-
pen und hochauffgethuͤrmten Felßen/ auch haͤuf-
figen Suͤmpffen/ und Moraͤſten/ ſehr beſchwer-
lich zu erſteigen iſt.


Den Nahmen Fichtelberg fuͤhret dieſes Gebuͤrge ohne Zwei-Nahmen
woher?

fel von der unzehlichen Menge der Fichten/ ſo darauff wachſen.


CaſparBruſchius ſchreibet/ der Fichtelberg liege in der al-Fichtelberg
liegt in der
alten Nari-
ſcen Land.

ten Nariſcen Lande/ welche Nariſci (oder Norgauere) erſtlich
Heyden geweſen/ hernacher aber zum Chriſtlichen Glauben ge-
Abracht
[2]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Wer dieſe
geweſen?
bracht worden. Denen habe Theodorus I. Hertzog in Baͤyern
dieſe Gegend zu bewohnen und zu bauen eingegeben/ welche man
noch anheute das Norgau nenne.


Woher die
Norgauere
den Namen
haben/
und wer ihr
Stam̃-Va-
ter geweſen/
unteꝛſchiedl.
Meynungē.

Vom Uhrſprung der Norgauere/ und woher ſie dieſen Nah-
men haben/ ſeynd die Meynungen unterſchiedlich/ wovon das
2. Cap. Part. 1. Originum Bonſidelienſium D. Joh. Georgii Pertſchii,
nunmehro Hochgraͤffl. Reußiſchen General-Superintendens/ zu le-
ſen. Wir wollen uns hier der Kuͤrtze befleiſſen/ und nur das
Wahrſcheinlichſte hievon anfuͤhren:


Solchemnach ſchreibet der Hochfuͤrſtliche Brandenburg-
Bayreuth-Onolzbachiſche reſpective Geheimbdeund Gemeinſchafftl.
aͤlteſte Rath/ Herr W. Gabriel Pachelbel von Gehag in der An-
leitung des
Summariſchen Berichts von Onolzbach/ §. 2. 3. und 4.
Woher die
Teutſche uͤ-
berhaupt
kommen?
daß die Teutſche von Japhet des Nohaͤ Sohn herkommen/ und aus
Armenien ſich in Europam gewendet/ zu Lande bey dem ſchwartzen
Meer vorbey gezogen/ und ſich biß an die Onolzbachiſche Redniz
und noch weiter gegen Abend niedergelaſſen/ꝛc. wuͤrckliche
Alteteutſche
auch uͤber
Norgau
herrſchende
Koͤnige und
Fuͤrſten.
Koͤnige und Lands-Fuͤrſten auch uͤber die Onolzbachiſche Redniz
hinaus waͤren Hermio, des Tuiſconis Enckel/ (welcher Noaͤ Uhr-
Enckel war/) vom 2124ten Welt-Jahr an/ und ſeine Nachfolgere
geweſen. Wann nun/ wie hochbelobter HerrAutorin ſeinem
Summariſchen Bericht von Norgau §. 5. ſchreibet/ im Jahr der
Welt 2188. des Hermions Nachfolger Marſus war/ und §. 6. im
Jahr der Welt 2392. und 2458. Alemannus (oder Hercules) Nori-
Norgau hat
den Namen
von ſeinem
Lands-Fuͤr-
ſten Norico.
cus und Bojus Vorfahrere derer Lands-Fuͤrſten im Norgau ge-
weſen; ſo iſt/ wie ich dafuͤr halte/ allerdings wahrſcheinlich/ daß
Norgau den Nahmen von ſeinem Lands-Herren Norico bekom-
men/ und alſo Norici Aue oder Noricgau oder Land genannt
worden.


Dieſer Koͤ-
nige erſte
Reſidenz im
Norgau.

Des Hermions Koͤnig- und Lands-Fuͤrſtliche/ auch uͤber die
Onolzbachiſche Redniz hinaus herſchende Nachfolgere haben ihre
erſte Reſidenz-Stadt und dabey noͤthigen Begraͤbnuͤß-Ort im
Norgau auf der Koͤnigs Heide gehabt/ alwo zu Bruſchens Zeiten
ein weites Feld geweſen/ nunmehro aber ſehr verwachſen iſt/ auff
welchem offt Menſchen-Todten-Beine heraus gegraben worden.


Es
[3]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Es lieget aber dieſe Koͤnigs-Heide eine und zum Theil 2.Wo dieſe
Koͤnigs-
Heide lie-
get?

biß 3. Stunden vom Uhrſprung derer 4. nach ihrem Wachsthum
Schiffbahren Waſſer/ des Mayns/ der Eger/ der Nab und der
Saale/ (wovon der erſte gegen Abend/ die 2te gegen Morgen/ die4. Fluͤſſe des
Fichtel-
bergs.

3te gegen Mittag/ und die 4te gegen Mitternacht flieſſet/) 3. Stun-
den von Bayreuth/ nicht weit von Gold Cronach.


Von der Beſchaffenheit des Baues ſothaner Reſidenz-
Stadt iſt aus Flori L. 3. C. 10. abzunehmen/ daß ſie um und um mit
guten Bollwercken wohl verwahret geweſen/ wiewohl man keine
Maueren dabey auffgefuͤhret/ weswegen die Roͤmer ſolche Oerter
nur vor Doͤrffer gehalten/ vid. Tac. de Mor. Germ. c. 16. von be-
ſagter Koͤnigs-Heide ſchreibt Bruſch/ daß ſie zwiſchen des Fich-
telbergs Haubt und Weitenberg gegen dem Marckgraͤffiſchen Fle-
cken Gold Cronach liege/ und ein faſt groſſes und weites Feld ſey/
allwo ehedeſſen ein Koͤnig eine Schlacht ſoll gethan haben/ wel-
ches auch bezeugen die Gebeine/ Hirnſchalen/ alte roſtige Degen/
Schild/ Helm/ und dergleichen Ruͤſtung/ ſo noch jetzo von den
Bauern ausgegraben werden. Vermuthlich iſt es der Attila
geweſen/ welcher nach obigem ſummariſchen Bericht §. 6. Ur-
ſach an der Zerſtoͤhrung derſelben Stadt geweſen.


Es erſtreckete ſich aber Norgau ſehr weit vor Alters/ wie es dannWie weit
ſich Norgan
erſtreckt?

auch heute zu Tage noch einen ziemlichen Umfang hat/ und ohne
Strittigkeit die Burg-Graffthuͤmer Bayreuth und Onolzbach/
ſambt der Stadt Nuͤrmberg/ wie auch die gantze obere Pfalz/ wenig-
ſtens biß Eger dem Schluͤſſel zum Koͤnigreich Boͤhmen in ſich be-
greifft. Von welchem allen Hochbelobter HerrAutorin der Anleitung
des
Summariſchen Berichts von Onolzbach §. 5. 7. 8. 16. 17. zu le-
ſen iſt. Caſpar Bruſch ſchreibt: Norgau liege zwiſchen der Do-
nau/ Elb/ und dem Mayn/ graͤntze an Bamberg/ Nuͤrmberg/
Coburg; werde jetzo getheilt ins Voigt-Land/ Ober-Pfalz/ Eger-
laͤndlein/ das Gebuͤrg/ und der Peckler-Art/ (i. e. Wunſidel.)
Wann nun unſer Fichtelberg ſchon im grauen Alterthum/ unge-Fichtelberg
im grauen
Alterthum
ſchon be-
wohnet.

achtet aller Wildnuͤßen (die auch wohl in denen folgenden Zeiten
ſich von neuem wieder moͤgen ausgebreitet haben/ wie ſolches die
auf denen uͤberbliebenen Mauern der alten zerſtoͤrten Raub Schloͤſ-
A 2ſer
[4]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſer befindliche oͤffters ſehr groſſe und dicke Baͤume ſatſam zu er-
kennen geben) bewohnet/ und ſo gar nach obigem Bericht eine Koͤ-
nigliche Reſidenz-Stadt auff der Koͤnigs-Heide darinnen anzu-
Alte Fichtel-
berger habē
eine Religi-
on gehabt/
nemlich die
natuͤrliche.
treffen geweſen: Als iſt auch allerdings nicht nur zu muthmaſſen/
ſondern wohl gewiß/ daß unſre alte Fichtelberger eine Religion muͤſ-
ſen gehabt haben/ und zwar die natuͤrliche/ oder vernuͤnfftige/ dann
(1.) hat ſich GOTT keinem Menſchen unbezeigt gelaſſen/ ja wann
die Heyden/ ſo das Geſetze nicht haben/ doch von Natur des Geſetzes
Wercke thun/ und alſo dieſelben ihnen ſelbſt ein Geſetz ſeynd/ als
welche erzeigen das Werck des Geſetzes/ ſo in ihre Hertzen ge-
ſchrieben iſt/ und ihr Gewiſſen mit zeuget/ꝛc. ſo werden auch unſre
Vorfahrere hoffentlich hievon nicht ausgeſchloſſen geweſen ſeyn.
Wann nun ſo gar die Feinde/ als wie der Roͤmer Cornelius Tacitus,
Alte Teut-
ſche waren
Tugendhaf-
te Leute/
inſondeꝛheit
auch die
Fichtelber-
ger.
denen Teutſchen das Lob geben/ daß es ein Volck ſey/ ſo ſich der
Redlichkeit/ Aufrichtigkeit/ Vergnuͤgſamkeit/ Keuſchheit/ Treue
und dergleichen befleißige/ (die einige Maͤßigkeit ausgenommen/
indem ſie ſich des Tꝛuncks ſehr belieben laſſen) die Fichtelbeꝛger aber in-
ſonderheit das Lob haben/ daß ſie ein fromm/ getreu/ freundlich/ ob
wohl dabey grobes bauriſches/ hartes und ſtarckes Volck ſeynd/ das
Hitz und Froſt in aller Muͤhe und Arbeit wohl leiden und vertragen
mag/ wie Caſpar Bruſch ihnen das Zeugnuͤß giebt; ſo haben wir
abermahls die Bekraͤfftigung des obbeſagten/ daß ſie nehmlich ſich die
Vernunfft haben regieren und leiten laſſen/ weil ſie nicht erfuͤllet wa-
ren mit Ungerechtigkeit/ Hurerey/ Schalckheit/ Geitz/ Boßheit/ voll
Neids/ Mords/ Haders/ Liſt/ Gifftigkeit/ denn ſie waren keine Ohren-
Blaͤſer/ Verlaͤumbder/ (welche die Natur lehrte) Frevler/ Hoffaͤr-
tige/ Ruhmraͤthige/ Erfinder boͤſer Tuͤcken/ noch denen Eltern unge-
horſam/ nicht unvernuͤnfftige treuloſe/ ſtoͤrrige/ unverſoͤhnliche/
unbarmhertzigeꝛc. Sie hielten die Warheit nicht in Ungerech-
tigkeit auf/ Rom. 1, v. 18. 29. 30. 31. ſondern bewahrten das Geſetz/
welches in ihre Hertzen geſchrieben worden/ in dem/ daß ſie von
Natur thaten des Geſetzes Werck/ Rom. 2, v. 14. 15. 26. ſie liebten
fich/ nach der Feinde Zeugnuͤß/ unter einander/ und keiner that dem
andern unrecht/ und alſo wuſten ſie zu unterſcheiden zwiſchen wahren
und falſchen/ guten und boͤſen/ſoweit als die Natur ihnen ſolches lehꝛte.
(2.) Weil
[5]Beſchreibung des Fichtelbergs.
(2.) Weil die Teutſche/ mithin auch die Norgauere/ und alſo ins beſon-Alte Teut-
ſche/ Nor-
gauere und
Fichtelber-
ger ſeynd
auch muͤnd-
lich in der
Religion
unterrichtet
worden/
und zwar
auch durch
Gleichnuͤße/
Raͤtzel/ Bil-
der und Ce-
remoni
en.

dere unſere Fichtelberger von Noah/ und zwar von ſeinem andern ge-
ſegneten Sohn Iaphet abſtammeten/ ſo iſt kein Zweiffel/ daß ſie auch
auſſerdem Licht der Natur/ noch dazu durch muͤndliche Lehr und Un-
terricht in der Religion unterwieſen worden. Aus dieſer muͤndlichen
Unterweiſung iſt es dann auch geſchehen/ daß ſie nach der Mor-
genlaͤndiſchen Voͤlcker allgemeinem Gebrauch die Geheimnuͤßen
der Religion und der natuͤrlichen Weißheit dem gemeinen Mann
nur durch Gleichnuͤße/ Raͤtzel/ Bilder/ gewiſſe Kleider/ Geber-
then/ und Ceremonien vorgebildet/ das Volck in Bezaͤhmung der
Begierden und zur Tugend abgerichtet; die Erkaͤnntnuͤß des We-
ſens GOttes und der Geſchoͤpffe aber iſt allein bey denen Hauß-
Vaͤtern der Familien (woraus hernach Koͤnige/ ſo zugleich Prie-
ſter waren/ entſtanden/) geblieben/ die ſolches nur denen erſtge-
bohrnen Soͤhnen eroͤffnet; oder ſie haben gepruͤfet/ welche von
Natur angetrieben wurden denen Geheimnuͤßen nachzuſpuͤhren/
welche ſie nun hierinnen tuͤchtig und faͤhig befanden/ die erwaͤhl-
ten ſie zu ihren Schuͤlern. Dahero es dann auch kommen/Nicht zur
Abgoͤtterey/
ſondern zur
Reitzung zuꝛ
Weißheit.

daß unſere Norgauere den Allmaͤchtigen/ Allweiſen und Allguͤti-
gen GOTT unter gewiſſen Bildern dem gemeinen Volck vor-
ſtellten/ wie etwan dorten Moyſes, welcher (auff Goͤttlichen
Befehl) eine eherne Schlange aufrichtete/ umb CHriſtum den
gecreuzigten vorzubilden/ Joh. 3, v. 14. nicht der Meynung/ das Volck
zur Abgoͤtterey zu verfuͤhren/ ſondern ihnen Anlaß zu geben/ Nach-
frage zu halten/ was doch dieſe aufgerichtete Figur bedeuten und
anzeigen ſolte; Damit man doch ſehe/ wer unter ihnen begierig/
und folglich faͤhig waͤre/ in die Geſellſchafft der Weiſen aufge-
nommen zu werden. Solchemnach haben ſie uͤberhaupt mit
allen andern Teutſchen GOtt unter dem Nahmen Thaut verehret/Was ſie
durch den
Gott Thaut
verſtanden?

wodurch ſie abſonderlich Mercurium, das iſt/ die Goͤttliche Weiß-
heit und Vorſichtigkeit verſtanden. Jns beſondere aber haben die
Norgauere den Belenum zu einem GOtt gehabt/ wodurch ſie/ wieWas ſie
durch Bele-
num
ver-
ſtanden?

oben gedachter Herr D.Pertſch in ſeinenOriginibus Bonſidelienſi-
bus pag. 227.
aus unterſchiedener alter Autorum Zeugnuͤßen klaͤr-
lich erweiſet/ nichts anders als die Sonne oder Apollinem ver-
A 3ſtanden.
[6]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſtanden. Und warhafftig durch die Sonne hat ſich GOTT im
Reich der Natur ſelbſten am helleſten abgeſchildert/ da man durch
ihre fruchtbarmachende Waͤrme/ durch ihr helles und praͤchti-
ges Licht/ und durch die ſchnelle Bewegung ihrer effluviorum
die Sonne der Gerechtigkeit/ oder die Gottheit nach ihrer
Allmacht/ Weißheit und Guͤtigkeit einiger maſſen abbilden
Parlis vereh-
ren GOTT
unter dem
natuͤrlichen
Bild der
Soñen und
des Feuers.
mag. Weil nun dieſes von denen alten Parſis oder Sonnen-Prie-
ſtern in Perſien gewiß/ daß ſie durch ihre Verehrung der ſicht-
baren Sonne und Feuers/ auf die verſtaͤndliche ewige Sonne
und Feuer abgeziehlet/ warum ſolten wir nun nicht auch ein glei-
ches von unſern uhralten Norgauern hoffen? Gleichwohl aber blei-
bet es auch gewiß/ daß nachdem der Leute allenthalben je laͤnger/
Teutſche
und Nor-
gauere
ſeynd end-
lich nach
und nach in
Jrrthum
verfallen.
je mehr worden/ mithin auch ſich groͤſſere Gelegenheit gefunden/
in ein laſterhafftes Leben zu gerathen/ und der Tugend zu vergeſ-
ſen/ aller Orten der wahren Weißheit und natuͤrlichen Religion we-
nig mehr nachgeſpuͤret/ das Zeichen (welches vor ſich ſelbſt wider
Goͤttlichen Befehl war) vor das Bezeichnete gehalten/ und al-
ſo der ſuͤndlichen Abgoͤtterey und dem Goͤtzen-Dienſt mehr und mehr
Und dieſes
etwan aus
Gelegenheit
der Roͤmer.
ſich ergeben/ welches gleichwie es ſich bey denen Juden mit der eher-
nen Schlangen zugetragen/ 2. Koͤn. 18, v. 4. alſo auch unſern Norgau-
ern mit der Zeit begegnet iſt/ wozu dann die an Teutſchland grentzende
Abgoͤttiſche Roͤmer nicht wenig Gelegenheit moͤgen gegeben haben/
Taciti gutes
Zeugnuͤß
von der
Teutſchen
Religion.
zumahlen da ſelbſten der Roͤmer C. Tacitus denen Teutſchen zu ſeiner
Zeit uͤberhaupt das Zeugnuͤß giebt/ daß ſie nicht auf Art der Roͤmi-
ſchen Religion ihren Gottes-Dienſt pflegten/ indem weder ein
Bild/ noch ſonſten einige Spur eines frembden Aberglaubens bey
Haben ſich
keiner kuͤnſt-
lichen/ ſon-
dern der le-
bendigen
Natur Bil-
der am Fir-
mament be-
dienet.
ihnen anzutreffen/ Tac. de Mor. Germ. c. 43. Fuͤrwahr ein herrli-
liches Zeugnuͤß von einem feindlichen Geſchicht-Schreiber. Daß
alſo mehr als zu gewiß/ daß unſere gar alte Norgauere die Gott-
heit unter keinem andern/ als unter dem natuͤrlichen und lebendi-
gen Bild der Sonnen am Firmament verehret/ und durch dieſes
ſchoͤne Geſchoͤpff den Schoͤpffer gepreiſet/ und erkennet. Conf. Sap. 13.
v.
5. Welches noch mehr bekraͤfftiget der Roͤmiſche Kaͤyſer und
Julii Cæſaris
Zeugnuͤß
hievon.
Held Julius Cæſar lib. 6. de Bell. gall. allwo er ſagt/ daß die Teut-
ſche dieſe allein vor Goͤtter halten/ durch deren Wuͤrckung und
Gaben
[7]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Gaben ihnen offenbahr geholffen wird/ nehmlich die Sonne/ das
Feuer und den Mond; die uͤbrigen haben ſie nicht einmahl nen-
nen hoͤren: wobey aber gleichwohl wieder zu erinnern/ daß ſie
durch dieſe ſchoͤne Geſchoͤpffe nicht ihre Coͤrper/ ſondern die unſicht-
bare Krafft und Gottheit in ihnen und alſo den Schoͤpffer ſelbſten
nach der alten Parſer Art werden verehret und geprieſen haben. JaTaciti wei-
teres Zeug-
nuͤß.

daß die Teutſche auch noch zu Taciti Zeiten eine alte Religion muͤſſen
gehabt haben/ geben ſeine Worte de Mor. Germ. c. 10. zu erkennen/ da
er ſpricht: Germani nec cohibere parietibus Deos, neque in ullam hu-
mani oris ſpeciem aſſimilare magnitudine Cœleſtium arbitrantur:

Welche Worte mit denen/ ſo in der Apoſtel Geſch. C. 17, v. 24, 25.
Rom. 1. v.
23. zu finden/ in etwas uͤberein kommen/ weil nehmlich
unſere alte Teutſche GOTT in Tempeln mit Menſchen Haͤn-
den gemachet/ eingeſperret/ dabey aber ſich an GOtt verſuͤndiget/
weil ſie die Goͤttliche Eigenſchafften unter menſchlichen Figuren
vorgeſtellet. Was aber einige Seulen und Statuen belanget/ als da iſtJrmenſeul
und derglei-
chen Statuē.

die beruͤhmte Jrmenſeul in Sachſen/ꝛc. ſo iſt die Sache noch in groſ-
ſem Zweiffel/ ob ſolche nicht vielmehr zu einem Ehren-Gedaͤcht-
nuͤß ihrer beruͤhmten Leute/ z. e. deß Teutſchen Heermanns/ der
die Roͤmer geſchlagen/ als zu Goͤttlicher Verehrung/ aufge-Waren viel-
leicht nur
Ehren-Ge-
daͤchtnuͤße
ihꝛeꝛ Helden.

richtet worden. Und vielleicht iſt dieſes auch dahin zu referiren/
wann der Tacitus fortfaͤhret: Lucos ergo illis (Diis ſcil.) ac nemo-
ra conſecrant, Deorumque nominibus appellant:
daß ſie nehmlich ih-
ren beruͤhmten Helden gewiſſe Waͤlder/ und Haͤyne zugeeignet/
und ſie mit ihren Nahmen beleget; gleichwie die Chineſer und die
Roͤmiſche Kirche ihren wohlverdienten Leuten Grabmaͤhler aufrich-
ten/ und die Kirchen zu ihrem Gedaͤchtnuͤß mit ihren Nahmen
belegen laſſen/ wie ja aller Orten bekant iſt. Weil nun alſo
unſere alte Teutſche/ und beſonders die Norgauere keine Goͤtter
mit Menſchen-Haͤnden gemachet/ noch auch dazu gehoͤrige Tem-
pel hatten/ ſondern in ihren Wildnuͤßen allenthalben GOtt nachHatten kei-
ne Prieſter/
waren ihnē
auch keine
noͤthig.
Iulii Cæſa-

ſeinen Eigenſchafften verehrten/ wie wir oben dargethan/ alſo
hatten ſie auch folglich keiner beſondern Prieſter vonnoͤthen/ wel-
che denen Tempeln vorſtunden/ wie hievon auch Jul. Cæſ. Libr. 6.
de Bell. gall.
Erwehnung thut/ da er ſpricht: die Teutſchen haben
eine
[8]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ris Zeugnuͤß
hievon.
eine weit andere Gewohnheit/ als die Gallier/ dann ſie haben we-
der Druiden/ welche denen Gottes-Dienſtlichen Sachen oder
Verrichtungen vorſtehen/ noch daß ſie ſich einiger Opffer befleiſ-
Bey wem
die Natuͤrli-
che Religion
unter denen
Teutſchen
beſtanden?
ſigen. Woraus dann leicht zu ſchlieſſen/ daß bey denen Teut-
ſchen damahls nach dem alten orientaliſchen Gebrauch/ ſowohl
die Natuͤrliche Religion/ als die Erkaͤntnuͤß der Natur ob-
beſagter maaſſen annoch bey denen Koͤnigen/ Obriſten des
Volcks/ und denen Oberhaͤubtern der Familien beſtanden/ wel-
Worinnen
ſolche be-
ſtanden?
che alſo das Prieſterthum in der Erkaͤntnuͤß GOttes und der
Natur verwalteten/ das Volck aber in der Tugend unterrichte-
ten. Nachdem aber die Roͤmiſche Kriege die Teutſchen auf ihren
Wie nach
und nach/
und warum
ſolche bey
ihnen in
Vergeſſen-
heit kom̃en?
Schutz und Beſchirmung immer bedachtſamer machten/ ſo daß ſie
endlich alle ihre Gedancken darauf richten muͤſſen/ zumahlen da
etliche Provincien denen Roͤmern theils zinßbar/ theils Alliirte wur-
den/ auf welche die uͤbrige Teutſchen wegen ihrer Sicherheit ſelb-
ſten ein wachſames Aug zu haben noͤthig hatten/ anbey die Roͤ-
miſche Laſter der Wolluſt/ Eitelkeit/ und Abgoͤtterey ſich nach
und nach einſchliechen/ ſo verlohre ſich daneben die Lehre der Tu-
gend/ die Handhabung der Gerechtigkeit/ die Erkaͤntnuͤß Got-
tes und der Natur; Nam nulla ſalus bello, \& inter arma ſilent
leges.
Weswegen dann unſere Vorfahren wiederum einer Emen-
dation
und Verbeſſerung in denen folgenden Zeiten noͤthig gehabt/
Werden
wieder e-
mendi
ret.
welche/ wie Hr. D.Pertſchin originibus Bonſidelienſibus Part. 2.
c. 8.
ausfuͤhrlich beſchreibet/ ſchon zur Apoſtel Zeit etlicher maßen
und in denen darauf folgenden Jahr hunderten je mehr und mehr
durch Chriſtl. Lehrer in Teutſchland vorgenommen und befoͤrdert
worden/ wie ſich dann dießfalls abſonderlich BonifaciusBiſchoff/
VVinifridus.ein gebohrner Engellaͤnder/ ſonſten Winifridus genannt/ welchen Al-
bertus Stadenſis
einen wahren Philoſophum Chriſti nennet/ dem we-
gen ſeiner beſondern Tugend der Nahme Bonifacius beygeleget
worden/ im Jahr Chriſti 740. ſolle beruͤhmt gemacht haben/ indem
er die Thuͤringer/ Voigtlaͤnder/ und mithin auch die Norgauer in
der Lehre vom Reich GOttes unterrichtet. Wovon beſagter Al-
bertus Stadenſis, Enoch Widmann
in Annal. curienſibus,
und Hochbe-
lobter Hr. D.Pertſchd. l. c. 9. zu leſen/ biß ſie endlich bey denen
Reli-
[9]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Religions-Zwiſtigkeiten ſich wiederum getrennet/ da ein Theil der
Roͤmiſchen/ der andere aber der Proteſtantiſchen Lehre anhaͤngig
worden. GOtt der ein GOtt der Wahrheit und des Friedens
iſt/ ſteure kuͤnfftig hin allen Jrrthuͤmern/ und gebe aller Orten wah-
re Lehrer/ ruͤſte ſowohl ſelbige als Zuhoͤrer mit ſeinem Heiligen Geiſt
aus/ damit ſie uͤber die ſeeligmachende Wahrheit beſtaͤndig halten/
ſich unter einander in Liebe begegnen/ einer des andern Laſt trage/
und einer den andern in Sanfftmuth dulte/ GOtt laſſe auch die
alte Teutſche/ ins beſondere ober die beruͤhmt-geweſene Fichtelber-
giſche Treue/ Redlich- und Auffrichtigkeit in kurtzen wiederum
auffkommen und in ihrem ehemaligem Glantz ohne Heucheley von
neuem ſcheinen.


Nun wollen wir uns wiederum zu unſerm Fichtelberg ver-
fuͤgen/ und von der Beſchaffenheit/ Natur/ und Eigenſchafft deſ-
ſelben gewiſſe und wahrhaffte Nachricht mehrentheils aus eigener
Erfahrung/ und dann auch aus anderer bewehrten augenſcheinli-
cher Zeugen Beſchreibung darſtellen; Jedennoch zuvor kuͤrtzlich
noch melden/ daß das Norgau jetzo beherrſchet werde 1) von Jh-Die jetzi-
ge Landes-
Herrſchafftē
von Noꝛgau.

ro Churfuͤrſtl. Durchl. zu Pfaltz-Bayern/ 2) von Jhro Hochfuͤrſtl.
Durchl. Brandenburg-Culmbach und Onolzbach/ als beeden
Herren Burggraffen zu Nuͤrmberg/ 3) Ein kleines Theil von dem
Magiſtrat der Stadt Eger/ und dann von dem Magiſtrat zu Nuͤrm-
berg die Stadt Nuͤrmberg/ꝛc. Der Fichtelberg nun ſtoͤßet ge-Fichtelbeꝛgs
Grentzen.

gen Auffgang der Sonnen an Boͤhmen/ gegen Niedergang gren-
tzet er an Francken/ gegen Mittag an die Obere Pfaltz/ ſo Baye-
riſch/ gegen Mitternacht aber an Voigtland und Thuͤringen/ und
wie Bruſch ſaget/ ſo ſtrecket er etliche Stuͤcke als Hoͤrner oder
Aeſte aus biß an den Boͤhmer Wald hinan/ daher er auch von etli-
chen nicht unrecht ein Marck-Stein oder Grentze Teutſchlands ge-Jſt ein
Marckſtein
zwiſchen
Teutſchland
und Boͤh-
men/ und
heiſſet mit
Recht ein
Berg des
HErrn.

gen Boͤhmen genennet worden. Herr M.Johann Matthias
Groß
nennet in ſeinen vier herrlichen Troſt-Stroͤhmen mit allem
Recht dieſen Berg einen Berg des HErrn/ dieweil der HErr an
dieſem entſetzlichen hohen Gebuͤrg ſowohl ſeine Allmacht/ Weiß-
heit/ als Guͤtigkeit durch die wunderbahre Hoͤhe/ oͤffters faſt uner-
ſteigliche Felßen/ die mit ſo wunderbahrer Art an etlichen Orten
BHaͤuſer
[10]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Haͤuſer-hoch vielfaͤltig auffeinander liegen/ nutzbaren Geſchoͤpffen
der Mineralien/ Metallen/ Holtzungen/ Kraͤuter/ allerley groß und
kleinem Wild/ Gevoͤgel und Fiſchen/ geſunder Lufft/ Waſſerrei-
chen Bruͤnnen und Fluͤßenꝛc. deutlich ausgedrucket und zu er-
Alte haben
nichts von
dieſem Ge-
buͤrge be-
ſchrieben/
und war-
um?
kennen gegeben. Die Alten haben zwar von dieſem weitberuͤhm-
ten Gebuͤrg/ ſo bey nahe alle andere in Teutſchland/ wo nicht in Eu-
ropa uͤbertrifft/ wenig oder nichts geſchrieben/ deſſen keine andere
Urſach Herr Bruſch zu ſeyn meynet/ als weil die Roͤmer dieſen
Theil Teutſchlandes (worinnen Voigtland/ die Obere Pfaltz/ das
Egerlaͤndlein zur Zeit Kayſers Friedrich des Rothbarts ein gantz
Herzogthum/ nun aber ein Laͤndlein/ ingleichen das Laͤndlein/ ſo man
nennet der Peckler Art/ worinnen Wunſiedel lieget/ und die Ge-
gend/ ſo man das Gebuͤrg nennet/) weder geſehen/ erkannt/ noch we-
Roͤmer
ſeynd nicht
uͤber die Do-
nau kom̃en.
niger innen gehabt. Wie dann von denen Roͤmern/ ob ſie gleich
gantz Bayern in die 500. Jahre innen gehabt/ doch nirgend geleſen
oder gefunden wird/ daß ſie uͤber die Donau gezogen/ ſondern ſtets
jenſeits der Donau geblieben: Dazu ſo ſey dieß Land vor 800. Jah-
ren noch nicht beruͤhmt geweſen.


Vor 156.
Jahren
wurde
Bruſch/ der
erſte aus-
fuͤhrliche
Geſchicht-
Schreiber
des Fichtel-
bergs er-
ſchoſſen.

Wann aber offtbelobter Bruſchius meldet/ daß der meiſte Theil
daran vor 200. Jahren (nehmlich von ſeiner Zeit anzurechnen/ da
er bereits 1557. den 20. Nov. und alſo ſchon bey 156. Jahren zwi-
ſchen Rothenburg und Windsheim/ nicht weit von Burgbern-
heim durch eine Buͤchſen-Kugel umbkommen/ wie ſolches Hoch-
belobter Herr D.Pertſch an offt angefuͤhrtem Ort aus der ge-
ſchriebenen Chronic des Burggrafthums Nuͤrmberg erzehlet) und
alſo von jetzt an vor 356. Jahren noch eine ungeheure greuliche
Wildnuͤß geweſen/ ſo muß man ſolches nicht dahin deuten/ als ob
Vor 356.
Jahren der
Fichtelberg
annoch eine
erſchreckli-
che Wild-
nuͤß/ wie ſol-
ches zu ver-
ſtehen?
dieſe Fichtelbergiſche Wildnuͤß von Menſchen nicht bewohnet wor-
den; Dann es wohneten ja zu Julii Cæſaris und Taciti Zeiten gar
viele teutſche Nationen in ungeheuren Wildnuͤßen/ wie heute zu Ta-
ge viele 1000. Horden Tartarn annoch zwiſchen Rußland und
China in der groſſen Tartariſchen Wildnuͤß und Wuͤſteney woh-
nen: ſondern es hat nur ſo viel zu ſagen/ daß keine andere Nationen
in ſolche wilde Oerter kommen/ noch auch daß die Jnwohner ſich
groß um Geſchicht-Buͤcher bekuͤmmert/ wie man auch noch heu-
te
[11]Beſchreibung des Fichtelbergs.
te zu Tage von denen Nord-Armericaniſchen vielen Nationen in dem
erſt erfundenen groſſen Land Loviſiana oder Sonnenlandſchafft/ die
ſich bey die 800. Meilen vom Eiß-Meer laͤngſt dem Fluß Meſchaſippi
biß zum Mexicaniſchen Golfo erſtrecket/ lieſet/ daß ſie ſich wenig
umb die Hiſtorien ihres Geſchlechtes bekuͤmmern/ und alle Dinge
geringe oder gleichguͤltig achten. Die neue Scribenten/ ſo vomNeue Scri-
bent
en vom
Fichtelberg.

Fichtelberg geſchrieben/ waren Conradus Celtes ein Franck/ Wili-
bald Pirckheimer/
ein Geſchlechter von Nuͤrmberg/ Conrad
Peutinger/
Geſchlechter von Augſpurg/ der Rechten Doctor,
mit wenigen Andreas Althamer ein Schwabe/ und Betulius ein
Egraner/ welche alle dieſe Gegend beſonders preiſen/ keiner aber unter
allen hat ausfuͤhrlicher vom Fichtelberg geſchrieben/ als der ſeelige
Herr Caſpar Bruſch; nach ihm offtbelobter Herr D.Johann
Georg Pertſch
in Originibus Bonſidelienſibus, und letzlich aus eigener
Erfahrung Herr M. Ioh. MatthiasGroß/ damahls Hochfuͤrſtli-
cher Brandenburgiſcher Bayreuthiſcher Pfarrer zu Biſchoffgruͤn
am Fichtelberg/ nunmehro aber zu Uhlefeld im Unterlaͤndiſchen
Baͤyreuthiſchen Bezierck. Dieſer drey lezten Bericht nun wer-
de ich meiſtens hier folgen/ anbey aber dasjenige/ was ich als ein
Augenſcheinlicher Zeuge ſelbſten erfahren/ auch von andern glaub-Der Au-
tor
dieſes
Buchs iſt
ein Augen-
ſcheinl. Zeu-
ge des Fich-
telbergs.

wuͤrdigen Leuten gehoͤret/ mit beyfuͤgen. Jch werde aber die
Ordnung meiner Beſchreibung anfangen von dem weltberuffe-
nen Fichtelberger See/ damit ich mich von deſſen aus ihm ent-
ſpringenden Waſſern und Fluͤſſen laͤngſt denen ſelben von Ort zu
Ort biß zu ihrer endlichen Ergieſſung in andere Fluͤſſe herab ver-
fuͤgen koͤnne. Alsdenn werde ich beſchreiben das Gebuͤrge/ undWas er
in dieſer Be-
ſchreibung
vor eine
Ordnung
haͤlt.

was darinnen enthalten/ endlich die Lufft/ und andre Seltenhei-
ten. So lieget demnach der Fichtel-See ungefehr drey gute
Stunden von Wunſiedel gegen Weſten uͤber einem Dorff Vor-
dorff genannt/ in einer hohen Wildnuͤß/ welche insgemein die
See-Lohe benahmet wird. Er liegt alſo in Jhro Hochfuͤrſtl.Fichtel-See
liegt auf der
See-Lohe 3.
gute Stun-
den von
Wunſiedel.

Durchl. zu Brandenburg Culmbach Landen/ wiewohl hart an
Pfalz grentzend/ Anno 1699. im Auguſto habe ich ſolchen beſehen.
Der ſeel. Herr Bruſch ſchreibet: Oben auf dem Fichtelberg ſey
ein Fiſchreicher und unglaͤublich tieffer See/ zu dem man auch/Was Herr
Bruſch von

B 2ſonder-
[12]Beſchreibung des Fichtelbergs.
dieſem See
geſchrieben?
ſonderlich aber im Sommer/ von Sumpffs wegen nicht kommen
koͤnne: ich aber ſage/ daß entweder unſer redlicher Herr Bruſch
perſoͤhnlich dahin nicht gekommen/ und alſo geſchrieben/ was er
von andern gehoͤret/ oder aber der See (welches am glaublich-
ſten) iſt ſeit deme einigen Veraͤnderungen unterwuͤrffig worden.
Daß er ſehr und ungemein tieff ſey/ laſſe ich zwar gar gerne zu/ in-
dem ich ſelbſten ſolchen mit einer Stangen von ungefehr 4. ſtar-
cken Clafftern gar bey weiten nicht ergruͤnden konte: daß er
aber jemahls Fiſchreich geweſen/ zweiffele ich ſehr/ und daß man zu
demſelben/ ſonderlich in Sommers-Zeiten/ nicht wegen des
Sumpffs gelangen koͤnne, habe auch erfahren/ daß es nicht all-
gemein ſey; indem ich in der am Fichtelberg waͤrmſten Sommer-
Wie der Au-
tor
1699.
dieſen See
beſchaffen
befunden?
Zeit/ nehmlich obbemeldter maſſen im Auguſto 1699. wiewohl
freylich durch viele/ jedoch aber einem begierigen Erforſcher natuͤr-
licher Seltenheiten noch wohl uͤberwindliche Suͤmpffe/ Moraͤſte/
unwegſame Klippen/ Hecken/ Staudten/ Storren und Baͤume zu
bemeldten See nicht allein gekommen/ ſondern auch faſt trockenes
Fußes und zwar mit Kleidern und Hungariſchen Stieffeln (ob
wohl nicht ohne Furcht deß Sinckens/ weil der ſumpffichte Mooß
ziemlich nachgegeben/ gleichwohl bey einem jeden verſetzten Tritt
wieder empor ſchwolle/) zwey mahl daruͤber gegangen; daß alſo
dieſer See/ heute zu Tage nicht mehr offen/ ſondern uͤber und uͤber
mit Mooß und Binſen-Stoͤcken oder Raſen uͤberwachſen iſt: Durch
dieſen ſumpffichten Mooß nun/ habe ich obbemeldter Maßen eine
ungefehr vier-clafftrige Stange (deren ſehr viel auff dem See la-
gen/ auch etliche bereits darinnen ſteckten/ daß man ſie kaum ſehen
konnte/) geſtecket/ und mit meinem Stab/ ſo weit ich gekonnt/ ſolche
tieffer hinab gedrucket/ aber gleich wohl keinen Grund ſpuͤren koͤn-
nen/ ſo daß er freylich tieff genug iſt. A. 1713. den 5. Sept. habe ich
ihn wieder beſehen/ weil aber die Stangen alle uͤberwachſen waren/
konte ich nicht weiter als biß in die Mitten hinein kommen: An
dieſem See gegen Oſten nach Wunſiedel zu ſtehet ein ziemlicher
Baum mit drey großen bald von unten an gleich drey Staͤmmen
ſich anfangenden Aeſten/ zwiſchen welche man als in einem Seßel
ſich hineinſetzen kan/ an dieſe Aeſte pflegen die hieher Reiſende ihre
Nah-
[13]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Nahmen zu ſchneiden/ zu einem Wahrzeichen/ daß ſie bey dem See
geweſen. Ehrenermeldter HerrM.Groß/ welcher perſoͤnlichWie ihn Hr.
M. Groß be-
ſchreibe?

auch unſern See beſichtiget/ ſchreibet von ihme alſo: Es ſey gar
wohl zu vermuthen/ daß dieſer weit-beruffene wundertieffe Fichtel-
See zu der Zeit/ da Herr Bruſch ſeine Beſchreibung gemachet/
nehmlich 1542. weit anders als jetzo ſey beſchaffen geweſen; Daher
er (Hr. Groß) denſelben/ wie er den 28. Jul. 1702. von ihm und eini-
gen bey ihm geweſenen Jnwohnern zu Biſchoffgruͤn/ befunden
worden/ auffrichtig beſchreiben wolle. Es ſind anderthalb Stun-
den gar wohl zuzubringen/ biß man von Biſchoffgruͤn an denje-
nigen Platz/ der insgemein die See-Lohe genennet wird/ gelangen
kan. Es liegt derſelbe ziemlich hoch/ wegen der Hoͤhe der Biſchoff-
gruͤnen Gegend in einem von dem Fichtelbergiſchen Kleeblat der
drey Berge (nehmlich des Ochſenkopffes/ Schneebergs/ und Mit-
tel-Felßens) gemachtem Thal auff hohem Lande/ und kan nirgends-
wo in der Ferne/ als auf einem Felßen des Schneeberges/ der Ha-
berſtein genannt/ fuͤglichen geſehen werden: iſt ehedeſſen gleich ei-
nem andern See und Weyher offen geweſen/ deßen ſich noch etliche
erlebte Leute ſowohl in Biſchoffgruͤn/ als auch in der Naͤhe hier-
umb wohl zu entſinnen wiſſen; wurde derowegen vielmahl ſowohl
mit zuſammen gebundenen Stangen/ als auch mit eingeworffenen
Bley-Schnuͤren gemeßen/ und konte oͤffters/ wo man recht hat
beykommen koͤnnen/ (damit relata deſto behutſamer wieder vermel-300. Claff-
ter/ ſo aber
kaum
glaublich/
iſt Herr M.
Groſſen ge-
ſagt wordē.

det werden/) auf 30. biß 40. Claffter nicht ergruͤndet werden/ wobey
aber wohl vermercket worden/ daß ſich die ungemeine Tieffein krum-
me Stein-Kluͤffte hinunter gezogen/ alſo daß deßwegen die An-
wohner ihn gar gewoͤhnlich den unergruͤndlichen See genennet ha-
ben. Daß dieſer See aber von Hrn. Bruſchen als Fiſchreich be-
ſchrieben wird/ moͤchte vielleicht mehr von denen aus ihm ablauf-
fenden Fluͤßen/ als vom See ſelbſten zu verſtehen ſeyn/ indem jene
zwar Fiſchreich/ in dieſem aber wenig Fiſche gefangen/ aber von de-
nen alten Forſt-Leuten wilde Endten und anders wildes Feder-
Viehe darauf ſolle geſchoßen worden ſeyn. Und nunmehro iſt er
durchgehends zugewachſen/ und mit einem von Mooß/ und Binſen-
Stoͤcken zuſammen-gefuͤllten Waſen uͤberzogen/ ſo gar/ daß jemand
B 3unter
[14]Beſchreibung des Fichtelbergs.
unter denen/ ſo ihn/ Hrn.M.Großen begleitet/ nach abgelegten
Kleidern mit einer Stange uͤber den gantzen See zu gehen/ ſich hat
wagen duͤrffen. Mitten auf dem See konte die Stange/ ſo un-
gefehr 3. oder 4. Claffter lang geweſen/ ohne ſonderbahre Muͤhe
durch den Moßigten Waſen hinein geſtoſſen werden/ daß alſo an
deſſen groſſer Tieffe durchaus nicht zu zweiffeln war. Jn der Cir-
cumferenz
oder Umbſchweiff/ ſo weit er bloß und mit Baͤumen nicht
bewachſen ſtehet/ iſt er auf 154. Schritte abgemeßen/ und der War-
heit gantz gemaͤß befunden worden/ daß man in Sommers-Zeit/ ab-
ſonderlich bey lang anhaltendem Regen-Wetter/ ohne groſſe Be-
ſchwerligkeit von Sumpffs wegen/ dahin nicht leichtlich kommen kan.
Doch laſſen deſſen ſtarcke Qvellen 2. Fluͤße gleich von ihm ausge-
hen/ den weißen Mayn nach Biſchoffgruͤn/ die Naabe nach dem
neuen Bau in die Pfaltz: Davon dieſer letzte vor ungefehr 50.
Jahren/ die an dieſem Fichtelberg in dem Pfaͤltzſiſchen erbauete ho-
he Oefen mit ſattſamen Waſſer zu verſehen/ durch einen tieffen
Graben gleich einem andern See gefuͤhrten Stollen iſt verſtaͤrcket
worden. Hier iſt zwar Wunderns wuͤrdig 1) die ziemlich hohe
Situation dieſes tieffen Sees: jedennoch aber iſt er vor andern dar-
innen wunderlich/ daß man an ſolchem kein Waſſer ſiehet/ und doch
die Schuhe voll Waſſer ſchoͤpffet/ ſo bald man nur einen Tritt hin-
ein thut; 2) daß man keinen Abfluß erblicket/ und doch das Waſſer
mit einem lieblichen Geraͤuſch abfließen hoͤret/ daß es alſo ein See
iſt/ und doch vor keinen See will angeſehen werden. So ſehr will
die Natur ihre Wunder an dieſem wunderſamen See/ gleichſam un-
ter einer Decke verborgen halten. Biß hieher belobter Hr.M.Groß.
See iſt eine
Gꝛentze zwi-
ſche Pfalz
und Bran-
denburgl.
Culmbach.
Wann die
Grentz-
Steine ge-
legt wordẽ/
und durch
Dieſer See iſt eine Graͤntze zwiſchen Jhro Chur Fuͤrſtl. Durchl.
zu Pfalz-Baͤyern und Jhro Hoch Fuͤrſtl. Durchl. zu Vrandenburg
Culmbach Landen/ zwiſchen welchen Hohen Potentaten es ehedeßen
der Grentze wegen immer einige Zwiſtigkeiten gegeben/ welche
doch endlich 1535. ſeynd beygeleget worden/ indem dazumahl von
dieſem See an biß gen Waltershoff/ ein Marck Jhr Gnaden
dem Herrn Prælaten von Waldſachßen Ciſtertienſer-Ordens zuſtaͤn-
dig/ bey 40. Graͤntz-Steine ſeynd geſetzt worden/ deren eine Sei-
te mit dem Pfalz Graͤviſchen/ die andere aber mit dem Marggraͤvi-
ſchen
[15]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſchen Wappen bezeichnet wurde. Welches durch Anlaß undwelche Ver-
mittelung?

Vermittelung Jhro Fuͤrſtl. Gnaden Herrn Chriſtophs von Sta-
dian/ Biſchoffs zu Augſpurg/ eines gelehrten und frommen Fuͤrſten/
und dann Herrn Hauſens von Egloffetein/ Abtens im Cloſter
Speinsart in der obern Pfalz eines Fried- und Einigkeit-lieben-
der Cavalliers/ der viel Hader und Streit zwiſchen manchem
Fuͤrſten beygelegt/ und nicht nur einem Krieg in Teutſchland unter-
kommen/ geſchehen iſt/ wie ſolches alles ausfuͤhrlich Herr Bruſch
in ſeiner Beſchreibung des Fichtelbergs im 8. und 9. Blat beſchrei-
bet. Bey dieſem Vertrag waren Pfaͤlziſcher Seiten zugegen/Wer alles
dabey ge-
weſen?

Herr Sebaſtian von Guh/ Hauptmann auf Waldeck/ Herr Wolf-
gang Buͤllenreuter/ Pfalzgraͤfiſcher Rath/ Herr Sebaſtian von
der Cappell/ Pfalzgraͤfiſcher Forſimeiſter: Von Jhro Hochfuͤrſtl.
Durchl. zu Brandenburg Herrn Georgen/ und Herrn Albrechts
wegen/ (weil dazumahl dieſer Fuͤrſten Land noch nicht getheilet
war) Herr Wilibald von Wipſchberg/ ein in Rechten hoch ſtu-
dirt
er Edelmann/ Hauptmann auf dem rauhen Culm/ Herr
Heinrich von Delau Plechſchmiedt genannt/ Marggraͤfiſcher
Rath/ Herr Friederich Lehener/ und Martin Heerdegen/ Marg-
graͤfiſcher Forſtmeiſter umb den Fichtelberg; beſiehe Bruſchen im
angezogenen Ort.


Gleichwie nun dorten im Paradieß ein Strohm ausgienge/Die 4. Fluͤſ-
ſe des Para-
dießes wo
ſie erklaͤret
zu finden.

ſo ſich in vier goldreiche Haupt-Waſſer austheilete/ nehmlich Pi-
ſchon, Gichon, Chidekel,
und Perath, (von deren wunder-vollen
Erklaͤrung die Cabbaliſten das BuchSohar, Herr Franciſcus Mer-
curius
vonHelmont uͤber die vier erſten Cap. Geneſ. Julii Sperbers
Iſagoge; Jeſu ImmanuelsGoͤttliche Liebes-Geſchichte und derglei-Vergleichen
ſich wegen
deꝛ Zahl und
deß Goldes
mit denen
vier Fluͤſſen
des Fichtel-
bergs.

chen Geheimnuͤß-volle Schrifften zu leſen/) alſo entſpringen auch
in unſerm Fichtelberg 4. goldreiche Waſſer/ nehmlich der Mayn/
die Eger/ die Nabe/ und die Saale. Daß man aber ſagen will/
alle vier beſagte entſpringen aus dem obgedachten wundertieffen
See/ ſolches iſt nicht; indeme allein der Mayn und die Nabe
ihren Uhrſprung daraus nehmen; von dieſen vier Fluͤßen Herr Be-
tulius
und Herr Groß alſo dichten:Welche Fluͤſ-
ſe aus dem
See ent-
ſpringen?


Arx
[16]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Arx Nariſcorum celſo contermina cœlo,

Pinifer undarum celerum Pater inclute Mœni,

Egræ piſcoſæ, Nabi, Salæqve Potentis, \&c.

Du veſte Fichtenburg! biß Himmel anerbauet/

Wer iſt ſo kuͤhn/ der dich zu ſtuͤrmen ſich getranet/

Du Fluͤße Vater du/ Mayn/ Eger/ und die Nab/

Die Sal und andre mehr fließen von dir herab.

Und wiederum:


Vier Littern/ eine Sylb ein kleines Woͤrtlein bringen/

So doch vier Fluͤße ſeynd/MENS,rathe/ ſie entſpringeny/

Aus unſerm Fichtelberg: Mayn/ Eger/ Nab und Sal/

Die zeigen an der Stirn Wort/ Sylb/ und Littern Zahl.

Dann das Wort MENS begreifft die Anfangs-Buchſtaben der
Nahmen eines jeden der vier Fluͤße in ſich. Von dieſen vier Fluͤſ-
ſen ſinget Herr Bruſchius nach der Relation des Herrn D. Pertſchii
alſo:


Piniferi cum forte vagos ego ſolus ad amnes

Errarem, patriæ ductus amore meæ,

Moenus ubi Pater, \& cum Sala nobilis Egra,

Et Nabus ex uno monte lacuque fluunt,

Quatuor in partes abeuntia flumina mundi,

Quorum Albis bibit \& Rhenus \& iſter aquas.

Wir wollen uns aber wieder zu denjenigen Fluͤſſen wenden/ wel-
che unmittelbahr aus unſerm See ſelbſten entſpringen; deren wir
eigentlich gedachter maſſen zwey antreffen/ den Mayn nehmlich
gegen Abend/ und die Nab gegen Mittag flieſſend/ weil nun je-
ner der ſtaͤrckſte und laͤngſte Fluß unter allen iſt/ und durch der
tapffern Francken Land gehend/ ſich mit dem Haupt- und ſehr
Schiffreichen Waßer in Teutſchland dem Rhein vereiniget/ ſo
Beſchrei-
bung des
Mayns/
und zwar
deß weißen.
ſchiffen wir billich zuerſt auf ihn von ſeinem Urſprung biß zu ſeiner
Einſtuͤrtzung in den Rhein fort.


Der Mayn/ und zwar der weiße/ entſpringet alſo aus dem
hochgelegenen und tieffen Fichtel-See/ da er ſich aus dem Mo-
raſt
[17]Beſchreibung des Fichtelbergs.
raſt unter dem Mooß hervor begiebt/ und nach einer ſtarcken vier-
tel Stund in die groſſe; Floͤß-Weyher lauffet/ welche bey dem
Holtzfloͤßen im Fruͤhling gebraucht/ und von dem darein flieſſenden
weiſſen Baͤchlein/ die Weiß-Mayns-Weyher genennet werden.
Daſelbſten treibet er die vor etlichen Jahren in dem Wald dahin
erbauete Schneid-Muͤhle/ und nachdem ihm etliche Fluͤßlein/ als
das Weißen-Baͤchlein/ das mit Gold-Schlich vermengte Schi-
merel-Baͤchlein/ das von Schneeberg herabſtuͤrtzende Fiſcher-Baͤch-
lein ſind zugefloßen/ kommet er zwiſchen dem Ochſenkopff und
Schneeberg herfuͤr/ nimmt den Froͤbers-Bach in ſich/ treibet zu
Biſchoffsgruͤn den Froͤbers-Hammer/ die drey Biſchoffgruͤner
Schneide- und Mahl-Muͤhlen; und nachdem er ſich bey der untern
Muͤhle mit dem Luͤzel-Mayn vermiſchet/ lauffet er gegen Weſten/
und kommet uͤber Biſchoffgruͤn zu dem unlaͤngſt erbaueten Kempf-
feriſchen doppelten hohen Ofen und Hammerwerck zu Roͤhrenhoff/
von hier gehet er auff die Goldmuͤhle an den Flecken Berneck/
allwo er ſich mit der Oelßniz vereinigt/ und auf Lanzendorff zuflieſ-
ſet/ allwo er zwiſchen Kießelhoff und Germiz die auf der andern
Seiten deß Fichtelbergs zuſammenflieſſende Cronach in ſich nimmt/
ſodann an dem Cloſter Himmel-Cron ſeinen Lauff fortſetzet/ her-
nach vereiniget er ſich mit der Drebgaſt bey einem Dorff/ ſo wegen
deß Flußes auch dieſen Nahmen fuͤhret: Die Drebgaſt aber nimmet
ihren Lauff aus dem Ochſenberg bey Bayreuth; Ferner nimmt er
zu Kauerndorff die zu Foͤrſtenreuth entſpringende und mit dem
Kupffer-Baͤchlein und der Steinach verſiaͤrckte Sforgaſt in ſich/
womit er endlich nacher Culmbach als die Haupt-Stadt des
Burggraffthums Nuͤrmberg oberhalb Gebuͤrgs/ ſo die treffliche
Veſtung Blaßenburg auf einem Berg ob und neben ſich liegend
hat/ zuwandert; da er ferner zwiſchen den Weinbergen nach Mel-
ckendorff forteilet/ und ſich endlich bey dem Schloß Steinhauſen in
den Rothen Mayn ſtuͤrtzet. Der biß hieher beſchriebene weiſſe
Mayn nun fuͤhret/ wie Hr.M.Groß gar wohl muthmaßet/ ſeinen
Bey-Nahmen von ſeinem erſten Zufluß dem obgedachten weiſſen
Baͤchlein her; Auf dieſem Fluß wird das Holtz nacher Culmbach
und denen hiezwiſchen liegenden Orten gefloͤßet. Von dem Weiſſen
CMayn
[18]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Mayn nun iſt ein gemeines Sprichwort; Daß der Mayn ſich hoch
entſproßen/ lang genoſſen/ viel verfloßen.


Des Rothen
Mayns Be-
ſchreibung.

Von dem Rothen Mayn aber/ welcher durch die erſte Haupt-
und Hochfuͤrſtl. Brandenburgiſche Reſidenz-Stadt Bayreuth
flieſſet/ ſchreibet Hr.M.Groß alſo: Daß er von dem rothen Let-
ten oder Leimen ſeinen Zunahmen fuͤhren mag: er ſey aber nicht
nach etlicher Meynung derjenige Fluß/ welcher durch das Dorff
Warmen Steinach flieſſet/ und das viele Floͤß-Holtz uͤber Weiden-
berg nach Bayreuth fuͤhret/ wie alſo auch der Heidelbergiſche Pro-
ſeſſor Jacobus Schopperus
in ſeiner neuenCoſmographiaund Hiſtorie
Teutſcher
Nation davor gehalten/ und deſſen Uhrſprung bey Gold-
Cronach beſchrieben hat/ maßen dieſer Fluß nirgends anders als die
Steinach genennet wird/ und iſt eigentlich zweyerley/ einmahl die
Warme Steinach/ welche aus dem hohen Fichtelberg entſpringt/
und durch einen ſehr ſteinichten Graben zu einem Pfaͤlziſchen Doͤrff-
lein die Obere Steinach genannt/ herab gehet/ und allererſt in dem
Dorff Warmen Steinach ſich mit der in dem Geyersberg aus dem
Graße Mann hervorflieſſenden Kalten Steinach vermenget; Dieſe
gehet von daraus nach Weidenberg/ und faͤllet allererſt zu St. Jo-
hannis in den Rothen Mayn. Aber der Rothe Mayn nimmet ſei-
nen Urſprung in der Simnel Buch/ einem verwildeten Hoff uͤber
Hoͤrnleinsreuth/ unweit von Lindenhart/ und nachdem er die Stadt
Creufen mit Fiſchen verſehen/ nimmet er zu St. Johannis die Stei-
nach an/ und hilfft ihre ſchwere Laſt des alljaͤhrlichen Floͤß-Holtzes
in einer ſchoͤnen Auen gar nach Bayreuth in die Haupt- und Reſi-
denz
-Stadt dieſes Landes fuͤhren. Darnach gehet er in Beglei-
tung des Miſtel- und Sendelbachs durch Heinersreuth/ Ploß/ und
Droßenfeld/ und lencket ſich neben Langen-Stadt/ Goͤßers- und
Weiß u. Ro-
ther Mayn
mit einan-
der verei-
nigt/ heiffen
nun uͤber-
haupt der
Mayn.
Katſchenreuth hin zum Weiſſen Mayn/ mit welchem er ſich bey ob-
gemeldtem Steinenhauſen conjungirt. Biß dahin hat ein jeder
gleiche Weite von ſeinem Urſprung ungefehr 5. Meilen/ ſie haben
faſt gleiche Dienſte geleiſtet/ und kommen alſo in gleichen Ehren zu-
ſammen/ derowegen beede auch ihre Zunahmen Weiß und Roth bey-
ſeits legen/ und recht bruͤderlich mit einander verfahrend/ ein
Mayn geheiſſen werden. Von dannen dieſer vereinigte Mayn/ in
2. Meilen
[19]Beſchreibung des Fichtelbergs.
2. Meilen nach Burgk und Stadt/ und eben ſo bald nach Lichtenfelß/
nachdem er zwiſchen dieſen beeden Orten zuvor die beruͤhmte Rodach
in ſich geſoffen/ flieſſet: Hierauf gelanget er in 1½ Meil auf Staf-
felſtein/ und wann er bey Guͤßbach die Coburgiſche Jtſche und
Fraͤnckiſche Baunach angenommen/ iſt er von dort an 4. Meilen
zu Hallſtadt/ da ihm auch der Leuͤtenbach und Ellern zuflieſſen. Bald
darauf vermaͤhlet er ſich erſt kaum eine Stunde von Bamberg
mit der edlen Nordgauerin der vortrefflichen Redniz/ welche ſchon
zuvor durch herrliche Zufluͤße/ ſonderlich durch die Pegniz/ Wiſent/
und Ayſch-Fluß bereits zu Forchheim Fiſchreich worden iſt: und
kommet hernach in 4½ Meilen nach Haßfurth/ von dannen errei-
chet er in 3. Meilen die Reichs-Stadt Schweinfurth/ und gehet in
3. Meilen auf Volckach/ und in 3. Meilen auf Kizingen. 2. Mei-
len hat er von daraus auf Ochſenfurth/ 3. Meilen auf die Biſchoff-
liche Reſidenz-Stadt Wuͤrzburg/ und 5. Meilen auf Gemuͤnd/ all-
wo er 2. Fluͤße die Saal und Sinna genannt/ annimmet/ und in
2. Meilen nach Lohr kommet/ daſelbſt er auch ein Waſſer gleiches
Nahmens mit wegfuͤhret: 5. Meilen wandert er auf Wertheim/
und laͤſſet allda die Tauber in ſich fallen/ welche bey der freyen
Reichs-Stadt Rotenburg ihren Urſprung nimmet/ von da an flieſ-
ſet er in 3. Meilen auf Miltenberg/ und in 3. Meilen auf die Chur-
Maynziſche Winter-Reſidenz-Stadt Aſchaffenburg. Hierauf be-
willkommet ihn nach 5. Meilen die in der gantzen Welt beruͤhmte
freye Reichs- und Kayſerl. Wahl-Stadt Franckfurt am Mayn/
zuletzt aber empfaͤhet ihn nach 4. Meilen die Churfuͤrſtl. Ertz-Bi-
ſchoffliche Reſidenz-Stadt Mayntz/ welche zu ſeinem ewigen Eh-
ren-Gedaͤchtnuͤß von ihm ihren Nahmen zu fuͤhren ſcheinet/ (wie
ſolches auch von Hrn.M.Großen ſchon Gerhard Mercator und Jodo-
cus Hondius
in ihrem Atlante p. m. 284. obſerviret/) woſelbſt er vomMayn er-
gießt ſich in
den Rhein/
nachdem er
60. Meilen
Schlangen-
weiß gefloſ-
ſen.

Rhein/ als dem vortrefflichſten Strohm unſers Teutſchlandes an-
und aufgenommen wird/ nachdem er alſo von ſeinem Urſprung an
nicht in gerader Linie/ ſondern in ſeinem Circumflexo auf die ange-
fuͤhrten Oerter 60. Meilen gereiſet iſt. Biß hieher belobter Hr.
M.Groß/ womit auch die Erfahrung allerdings uͤbereinſtimmet
C 2Solchem-
[20]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Solchemnach nimmt der Mayn ſeinen Strich durch Franckenland/
biß er ſich in den Rhein ſtuͤrtzet/ weßwegen auch Philippus Melanchthon
in dieſes Flußes Griechiſchem Nahmen einig Geheimnuͤß geſuchet/
weil durch deſſen eintzele Buchſtaben/ ſo die Griechen auch zugleich vor
Zahlen gebrauchen/ die Zahl der 365. Tage des Jahrs heraus kommen/
wie folget: weswegen er die Francken zum Stern-ſehen
alſo ermahnet:


Diſcite præcipuè ſolis motumque viasque

Vos, quibus eſt Patrium Francicaterra ſolum,

Namque dies totus quos traxerit ambitus anni,

Fluvii veſtri vox, bene vota, ſonat.

Jhr/ welche Francken-Land gezeuget und gebohren/

Solt auf der Sonnen-Lauff meiſt richten euren Sinn/

Dann wie viel Tage ſie in einem Jahr verlohren/

Das ſtellet euer Fluß durch ſeinen Nahmen hin.

Nunmehro wenden wir uns von dem nach Weſten lauffenden
Mayn lincker Hand herum gegen Mittag/ allwo wir dann die
Suͤdwaͤrts-lauffende Naab/ ſo aus unſerm Fichtel-See entſprin-
get/ antreffen; Weil wir aber keine beſſere/ und richtigere Be-
ſchreibung machen koͤnnen/ als uns hierinnen Herr M.Groß ſchon
vorgegangen/ ſo behalten wir ſolche billig/ und folgen ſeinen
Der Naa-
be Beſchrei-
bung.
Worten auf dem Fuß folgender maſſen nach: Es finden ſich un-
terſchiedliche Fluͤße/ die zwar endlich zuſammen flieſſen/ doch an-
faͤnglich alle dieſen Nahmen Nab vielleicht von hinabfallen fuͤhren/
und dahero zum Unterſcheid jeglicher mit einem beſondern Beynah-
men bemercket wird: Dann ein anderer Fluß iſt die Heyd-Nabe/
ein anderer die Wald-Nabe/ und nachmahls iſt ein anderer Fluß
Fichtelber-
giſche Wald
Nabe.
die Boͤhmiſche Wald-Nabe/ ein anderer die Fichtelbergiſche Wald-
Nabe. Unter dieſen halten wir billich die letztere darum vor die
fuͤhrnehmſte/ weil ſie gleich dem Mayn ihren Urſprung auch aus
dem
[21]Beſchreibung des Fichtelbergs.
dem tieffen Fichtel-See herfuͤhret/ und auf der andern Seiten
durch einen tieffen Graben Mittagwerts oder gegen Suden ab-
flieſſet. Sie wird unweit von ihrem Urſprung alſobald von zwey
großen See-Weyhern aufgefangen/ bekommet hernach ein Zufluͤß-
lein/ ſo von dem Ochſen-Kopff herunter gehet/ und gelanget in
einer Stunde zu dem Pfaͤlziſchen Dorff Neuenbau/ allwo ſie ihre
Kraͤffte zum erſtenmahl verſuchet/ und daſelbſt ſchon eine Mahl-
und Schneide-Muͤhle zu treiben vermag. Hierauf kommet ſie in
einer viertel Stunde zur GOttes Gab/ einem an dem Fichtelberg/
unlaͤngſt erbaueten Pfaͤlziſchen Flecken/ der insgemein nur der Ho-
he Ofen genennt wird/ verſiehet allda einen vortrefflichen hohen
Ofen/ Eiſen-Hammer/ Rohr-Schmiedt/ Brauhauß und Muͤhle/
bekommet zu Unterlind die Kraza/ welche Gold-Koͤrner fuͤhren
ſoll/ und unter der Drathmuͤhle das Fuͤrtesbaͤchlein/ auch
unter Gruͤnberg das Kohlbaͤchlein/ und gelanget alſo in anderthalb
Meilen von ihrem Urſprung auf den alten Hoch-Adelich-Hirſch-
bergiſchen Flecken Ebnath. Oberhalb des Fleckens vor dem
Blech-Rohr- und Schleiff-Hammer/ geſellet ſich die Kredniz zu
ihr/ und unter dem Flecken verſchlinget ſie das Gold- und Schwar-
tzen Baͤchlein/ wie auch zu Riegtsreuth den Gruͤmersbach/ dar-
auf gehet die Wald-Nab in die ſo genannte Junge Pfalz/ be-
kommet nahe an dem ſchoͤnen Edelſiz Gretſchareuth nebſt andern
geringen Fluͤßlein die Sala/ und gelanget in zwey Meilen zu dem
gemeinſchafftlichen Neuburgiſchen und Sultzbachiſchen Berg-
Staͤdlein Erben-Dorff. Hierunter ergreifft ſie das Galgenbaͤch-
lein/ vereiniget ſich bey dem Ritter-Sitz Trautenberg mit dem
Steinbach/ empfaͤhet zwiſchen Wundiſchen Eſchenbach und Neu-
haus/ 2. Pfaͤltziſchen Maͤrcken/ wieder in 1½ Meilen die Boͤhmi-Boͤhmiſche
Wald Nabe.

ſche Wald-Nabe/ welche aus dem Boͤhmiſchen Wald bey dem
Doͤrfflein Nab herauskommet/ und durch unterſchiedliche Fluͤßlein/
die der Boͤhmer Wald ausſchwizet/ auch andere Zugaͤnge/ ſich der-
geſtalt ſtaͤrcket/ daß ſie bey Neuhauß der Fichtelbergiſchen Wald-Na-
be nicht viel zuvor laͤßet; Hernach trincket ſie den Eſchenbach/ erreichet
die Gefuͤrſtete Graffſchafft Stern-Stein/ und ruͤcket in 1. Mei-
le zur Hoch-Fuͤrſtl. Reſidenz-Stadt Neuſtadt. Nachdem ſie nun auf
C 3beeden
[22]Beſchreibung des Fichtelbergs.
beeden Seiten wieder ein paar Zufluͤßlein angenommen/ kommet
ſie in 1. Meile auf Weiden/ genuͤßet ober- und unter der Stadt wieder
ein paar Baͤchlein/ und vereinbaret ſich in 1. Meil an Wildenau
Fichtelber-
giſche Heyd-
Nabe.
mit der Heyd-Nabe. Dieſe entſpringet auch an dem Fichtelberg zur
rechten Seiten des Sees aus der ſo genannten Naßen Heyde/ zwi-
ſchen Warmen Steinach und Muͤhlmeußel/ ſtaͤrcket ſich bald durch
den Zwerbach/ und unterſchiedene andere Zufluͤſſe/ gehet immer zur
rechten Seiten auf das alſo von ihr benannte ſchoͤne Dorff Heyd-
nabe/ ſo auch allezeit das alte Stamm-Hauß der Edlen von Heyd-
nabe geweſen/ und nach dem ſie ſich mit der Tauriz vereinigt/ ge-
langt ſie auf Wirbens/ bekommet zu Reiſig den ſchoͤnen Flerniz-
Fluß/ und lencket ſich hernach umb den rauen Culen/ vermenget
ſich hierauf mit der Floͤz/ und gleich darunter mit dem Letten-
Bach/ kommet auf das Ritterguth Wolfframshoff/ von dannen
auf den Chur-Pfaͤlziſchen Marck Preſſat/ erwaͤchſet erſt/ vermit-
telſt der zu Gemuͤnd ankommenden Creuͤßen zu einem rechtſchaffe-
nen Fluß: Gelanget hernach auf unterſchiedliche Edel-Size/ und
nachdem ſie zuvor noch den Rotenbach/ nebſt andern Fluͤſſen
verſchlucket/ verſchweſtert ſie ſich alsdann zu Wildenau mit der
Fichtelber-
giſche Wald-
und Heyd-
Nabe ſambt
der Boͤhmi-
ſchen Wald-
Nabe verei-
nigt heiſſen
uͤberhaupt
die Nabe.
erſt beſchriebenen Wald-Nabe. Dieſe nun vereinigte und faſt
Schiffreich erwachſene Nab erreichet in ihrem Fortgang den Marck
Luhe/ allwo ſie auch einen Zufluß gleiches Nahmens entpfaͤhet/
und ſtroͤhmet alsdann recht anſehnlich durch die Grafſchafft Leuch-
tenberg/ kommet in 1. Meile von Wildenau zum Flecken Wern-
berg/ und empfaͤhet davor den Schnettenbach. Ferner gelan-
get ſie in 3. viertel Meilen zur Leuchtenbergiſchen Haupt-Stadt
Pfreuͤnd/ empfaͤhet daſelbſt den vornehmen Fluß Pfreuͤnd/ von
welchem die Stadt den Nahmen bekommen/ und kommet in 3. vier-
tel Meilen auf die Chur-Pfaͤltziſche Zirck-Stadt Nabburg.
Nachdem ſie nun allda ihres Nahmens Gedaͤchtnuͤß geſtiefftet/ ver-
einiget ſie ſich bey dem Marckt Schwarzfeld mit der Schwarzach/
einem aus dem Boͤhmer-Wald herkommenden vornehmen Fluß/
verſchlinget in 1½ Meilen unter dem Neuburgiſchen Staͤdtlein
Schwanendorff den Krumbach/ gelanget wieder in 1½ Meilen
zu der ſchoͤnen und veſten Neuburgiſchen Stadt Burg-Langen-
felſt/
[23]Beſchreibung des Fichtelbergs.
felſt/ und empfaͤhet nebſt vielen andern geringen Baͤchlein in 1½
Meilen bey dem Neuburgiſchen Marck Calmuͤnz die herrliche
Vills; gehet von dannen in 1½ Meilen auf Pullenhoffen/ in eine
Meil auf Alsberg zwey Neuburgiſche Flecken/ in ¾ Meilen auf
Reichlingen/ allwo ſie endlich eine gute halbe Meile oberhalb Re-Nabe eꝛgieſ-
ſet ſich in die
Donau.

genſpurg ſich in die vortreffliche Donau ergieſſet/ nachdem ſie al-
ſo 18. und ¼ Meile von ihrem Urſprung im Umſchweiff herumb-
gewandert iſt. Nun wollen wir uns gegen der nacher Oſten flieſ-
ſenden Eger wenden/ nachdem wir die unmittelbahr aus dem ſehr
tieffen und hochgelegenen Fichtel-See entſpringende Fluͤße genug-
ſam betrachtet haben.


Anno 1699. im Auguſto habe ich ſolchen Fluß bey ſeinemBeſchrei-
bung der E-
ger.

Urſprung beſehen/ und wahrgenommen/ daß Herr Bruſch und
nach ihm Herr Groß in der Beſchreibung deſſelben/ gar richtig
verfahren. Dann/ wie beede ſchreiben/ ſo entſpringet er zwiſchen Ge-
freeß und Biſchoffgruͤn bey Heydles/ einem nach dieſem letzten Ort
gepfarrten Dorff/ aus einem Berg/ die Heyde genannt/ welche ein
Stuͤck des Fichtelbergs iſt; Dieſer Bronnen liegt 3. viertel Stun-
den von Biſchoffgruͤn gegen Weiſſenſtadt zu/ wann man die
Heyde/ ſo ein gar hoher Berg iſt/ uͤberſtiegen hat. Dieſer Fluß
hat einen gar kleinen und geringen Urqvell/ ſo gleich umb die mitten
deß Bergs entſpringet/ welche Gegend der Kreßenbach oder Kreb-
ſenbach genannt wird/ welchen Nahmen er eine 4tel Stunde
lang biß zur Straſſen behaͤlt/ hernach nennen ihn die Bauern zu
Voitſumrach/ wann ſie ihre Wieſen damit waͤſſern/ die Eger/
von dannen er ſich einer ſtarcken 4tel Stunden lang zum Dorff
Weißenheyde erſtrecket. Es flieſſet aber auch auf der rechten
Seiten aus einer Lohe des Schneebergs/ das Butter-Faß genannt/
ein ander Fluͤßlein hervor/ welches aus unterſchiedenen Bronnen
zuſammen rinnet/ lauffet gegen Schoͤnlind/ ſtaͤrcket ſich daſelbſten mit
einem andern Baͤchlein/ und treibet alſo gleich eine Muͤhle und
hohen Offen/ vergeſellſchafftet ſich aber zu Weiſſenhaͤyd mit
dem aus dem Krebſenbach entſprungenen Fluß. Etliche von
denen Anwohnern halten dafuͤr/ dieſer letzte Fluß ſey vor
den rechten Urſprung der Eger zu halten/ welche auch eine da-
bey
[24]Beſchreibung des Fichtelbergs.
bey gelegene Gegend die Eger-Leiten davon zu nennen pflegen: An-
dere aber halten es mit unſerm alten ſel. Bruſchen/ wobey Herr
M.Groß gar wohl ſchluͤßet/ daß/ weil beede ſehr nahe/ und kaum
eine Stunde von einander entſpringen/ auch gleich darauf in ein-
ander flieſſen/ und einen einigen Fluß machen/ ſo werde nicht viel
daran gelegen ſeyn/ ob man nur eines von beeden Fluͤßlein vor die
rechte Eger-Qvelle/ oder beede zugleich dafuͤr halte. Ob aber die
Eger auch aus dem tieffen Fichtel-See entſpringe/ kan man ſo
ſchlecht weg nicht ſagen/ indem dem Augenſchein nach vielmehr das
Wiederſpiel erſcheinet/ weil beede Gegenden wohl eine Stunde
weit/ und zwar auf gantz beſondern Bergen von einander liegen.
Wann aber dannoch der Fichtel-See noch hoͤher als der Urſprung
dieſer Qvellen lieget/ und dabey erwogen wird/ daß ſo tieff die Waſ-
ſer fallen/ ſelbe auch wieder ſo hoch zu ſteigen pflegen/ wann ſie ein-
gefangen ſind/ und nicht austreten koͤnnen/ ungeachtet ſie offt ſehr
weit geleitet werden/ als meinet HerrM.Groß/ man koͤnte doch
wohl auf die Gedancken gerathen/ es moͤchte vielleicht von dem tief-
fen See eine Ader durch die Erde hinuͤber ſtreichen/ und an bemeld-
ten Orten wieder heraus qvellen/ welches ich aber als eine ungewiſſe
Muthmaſſung mit ihm dahin geſtellet ſeyn laſſe; genug iſt es/ daß
die Eger nebſt denen andern dreyen Haupt-Fluͤßen aus/ in/ und an
dem Fichtelberg/ und zwar alle in Jhro Hochfuͤrſtl. Durchl. zu
Brandenburg Culmbach Gebiethe entſpringen. Nachdem nun
alſo die Eger von 2. Qvellen und einigen kleinen Baͤchlein ſchon
ziemlich angewachſen/ nimmet ſie ihren Lauff gegen Oſten nach
Boͤheim zu/ und kommet beſagter maßen von Voigt-Sumrach
und der Weißen Heyde/ 2. Marggraͤfiſchen Doͤrffern/ nechſt unter
der Land-Straßen durch die erſte nur von einem Bogen geſchloſſene
ſteinerne Bruͤcken/ die wegen des ſehr hoch erhobenen Landes vor
Die hoͤch-
ſte Bruͤcke in
Teutſchland
die hoͤchſte in gantz Teutſchland insgemein ausgeſchriehen iſt/ und
ziehet alsdann mitten durch den groſſen Weiſſenſtaͤdter Herrſchafft-
lichen See eine Meile von ihrem Urſprung an Weiſenſtadt/ ei-
nem Staͤdtlein Hochfuͤrſtl. Brandenburgl. Culmbachiſcher Herr-
ſchafft: Dieſer Weyher wird mehrentheils von der Eger angefuͤllet/
und iſt nebſt dem groſſen Brandenburger Weyher zu Bayreuth/
einer
[25]Beſchreibung des Fichtelbergs.
einer von denen beruͤhmteſten dieſes Burggrafthums oberhalb
Gebuͤrgs/ reichet biß uͤber die Stadt hin/ und haͤlt in die 300. Tag-
werck Landes in ſich/ wird mit mehr dann 100. Schock Fiſchen be-
ſetzet/ und wegen der wohlgeſchmacken Fiſche ſehr geruͤhmet: Jn
deſſen Damm wegen des ſandigen Bodens mehr Holtz/ als in die
Stadt ſelbſt ſolle verbauet ſeyn.


Merckwuͤrdig iſt es/ daß in dieſem Weyher miteinander keinJn Weißen-
ſtaͤdter See
giebt es kei-
ne Froͤſche.

Froſch bleiben kan/ weswegen dann auch das gantze Jahr keiner
darinnen gehoͤret/ noch geſpuͤret wird/ wovon die Weißenſtaͤdter
insgemein dieſe Urſach zu geben pflegen/ daß einsmahls (vielleicht
noch vor der Reformation Lutheri) der Pfarrer allda/ durch das
heßliche Geſchrey dieſer Waſſer-Thiere/ bey nahe in der Predigt
waͤre irre gemachet/ und dahero zum Eiffer bewogen worden/ dieſe
Thiere zu verfluchen/ welches dann ſolchen Effect gethan/ daß ſie al-
le gleich ſtille worden und geſtorben. Etliche geben vor/ ſie waͤren
durch einen Landſtreicher verbannet worden/ mit welchem die Jn-
wohner und der Pfarrer umb eine gewiſſe Summa Geldes tractiret.
Theils geben vor/ dieſe Verbannung ſey durch Worte/ andere/ ſie
ſey durch ein Bild/ und wieder andere/ ſie waͤre durch natuͤrliche
Mittel geſchehen. Das weiß ich wohl/ daß ſo man Hollwurtz oderFroͤſche zu
vertreiben.

Ariſtolochiam rotundam in ein Waſſer wirfft/ kein Froſch darinnen
bleiben ſolle/ ſondern entweder fliehen oder ſterben muͤſſe/ weil aber
die geſtoſſene Hollwurtz mit lebendigem Kalch vermengt/ und in das
Waſſer geworffen/ auch die Fiſche toͤdtet/ ſo zweiffele ich/ ob die Holl-
wurtz hiezu gebraucht worden. Sonſten ſoll auch dieſes gewiß
ſeyn/ daß/ wann man den Magen unausgeputzt/ alſo mit allem Un-
flat von einem verſchnittenen Hammel nicht ſo gar tieff unter die Er-
de vergraͤbt/ ſich alle daherum befindliche Froͤſche dazu verſammlen/
daß man ſie entweder nach Gefallen auf einem Hauffen todt ſchla-
gen koͤnne/ oder ſie ſonſten verderben muͤſſen: Gleiche Wuͤrckung
ſollen auch Ziegen-Gallen in einem kuͤpffernen Gefaͤß nicht ſo gar
tieff unter die Erden vergraben/ thun/ daß ſich die Froͤſche dazu ver-
ſammlen muͤſſen/ wie Henricus Cornelius Agrippa in Occult. Philoſ.
L. 1. C. 20.
lehret. Etliche geben denen gar zu ſtarck ſchlagenden Wel-
len dieſes groſſen Sees die Schuld/ deren Gewalt die Froͤſche nicht
Dver-
[26]Beſchreibung des Fichtelbergs.
vertragen koͤnten. Jhm ſey nun endlich/ wie ihm wolle/ ſo iſt es doch
gewiß/ daß ſobald man nur einen Froſch in dieſen See wirfft/ der-
ſelbe alſo bald heraus eilet/ und ſo man dieſes oͤffters thut/ muß er
endlich entkraͤfftet werden und ſterben. Ja es iſt auch gewiß/ daß
wann man vom Schlamm oder Erden aus dieſem See einen Cent-
ner ſchwer in ein anders Froſchreiches Waſſer wirfft/ in kurtzem
ſich alle Froͤſche verlieren/ oder crepiren muͤſſen.


Aus dieſem See ſtuͤrtzet ſich nun die Eger vor dem neuem
Thor durch eine ſteinerne Bruͤcke wieder heraus/ treibet die Schnei-
de- und Mahl-Muͤhlen/ nimmet bey Francken den Birckenbach/ ſo
am Schneeberg entſpringet/ und durch den Maͤjenhoff-Weyher
am Roͤhrholtz hinlauffet/ an ſich/ von dannen gehet ſie eine kleine
Meile nach Roͤßlau/ einem Dorff/ welches ſie durch ihren Fluß in 2.
Theile entſcheidet/ als in Unter-Roͤßlau/ ſo Jhro Hoch-Fuͤrſtl.
Durchl. zu Bayreuth/ und Ober-Roͤßlau/ ſo dermahlen dem Hoch-
Adel. Hauſe von Waldenfelß unterthaͤnig iſt. Von dannen gehet
ſie auf Neudorff/ allwo die Loͤſten/ ein ſchoͤner Bach/ ſo von Reichers-
gruͤn herab kommet/ in ſie lauffet/ endlich gelanget ſie in 1. Meilen
mit einem ziemlich reichen Strohm durch luſtige Gruͤnde nacher dem
Brandenburg-Culmbachiſchen Flecken Marckleiten/ unter die
Hauptmannſchafft Wunſidel gehoͤrig: allwo eine ſteinerne Bruͤ-
cken mit 3. Schwibboͤgen daruͤber geſchloſſen iſt. Dann treibet ſie
3. ſchoͤne Hammerwercke/ bey deren jeden ſie mit beſondern Fluͤßen
verſtaͤrcket wird/ nehmlich oberhalb dem Kayſershammer/ mit
der Stein-Selbe/ zwiſchen dieſem und dem Schwartzhammer mit
dem Tangelsbach/ welcher bey dem Dorff Braunersgruͤn aus ei-
nem ziemlich groſſen Weyher entſpringet/ da er durch den Obern
und Untern Taͤnger Weyher lauffet/ und fuͤr das veſt geweſene
Marggraͤfiſche Schloß Thierſtein vorbey flieſſet/ biß er ſich endlich
beſagter maßen in die Eger ergieſſet/ und dann bey dem Hendel-
hammer mit der Selb/ welche durch Selb/ einem beruͤhmten
Marggraͤfiſchen Flecken am Selber Wald gelegen/ herab flieſſet/
vereiniget/ dazu ſetzet Herr Bruſch noch den im Selber Wald ent-
ſpringenden Lottersbach/ und den Rottersbach/ welcher die Marg-
graͤfiſche und Adel. Jedwiziſche Waͤlder und Herrſchafften ſcheidet;
Hernach
[27]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Hernach gelanget die Eger in 2½ Meilen zu dem veſten Graͤntz-Hau-
ſe Hohenberg/ welches das Burggrafthum Nuͤrmberg oberhalb
Gebuͤrgs vom Eger-Laͤndlein und Boͤhmen ſcheidet.


Bruſchius nennet es Hohen Wirckheim/ und beſchreibet es/ als
ein herrlich und faſt weitlaͤufftiges Schloß derer Herren Marg-
grafen von Brandenburg/ ſo in der alten Nariſcen Land liege/ꝛc.
bey welchem Berg-Schloß der Graßbach/ ſo oben vom Lobenſtein
einem maͤchtigen Schloß derer von Zedwiz herein faͤllet/ ſich mit
der Eger vereiniget/ worauf ſie zwiſchen Fiſchern und Marckhau-
ſen den von ſehr vielen Zufluͤßen ziemlich groſſen Roͤßlau-Fluß/ ſo
oberhalb Vordorff/ oder Farendorff aus der Hohen Fahrenleuten
oder vielmehr nach der Anwohner Auſſage aus dem daran ſtoſſen-
den Rußler entſpringet/ in ſich faſſet; Nachdem ſie nun durch die
ſchoͤne helle Roͤßlau bereits Schiffreich worden/ ergieſſet ſich auch
bey denen herrlichen Doͤrffern Marckenhauſen und Milbach im E-
geriſchen Gebieth in ſie der Buchbach/ ſo aus dem Buch-Bron-
nen entſpringt und die Marggraͤfiſchen und Egeriſchen Herrſchaff-
ten zwiſchen dem Buch- und Kohl-Wald ſcheidet/ hernach laͤſſet ſie
auf der rechten Seiten das Guth Libeneck liegen/ gehet Zeltendorff
und Stein aufder andern Seiten vorbey/ treibet die Egeriſche Pa-
pier-Muͤhl/ und erreichet endlich in 1½ Meilen von Hohenberg die
vortreffliche Stadt Eger/ ſo an der rechten Seiten des Strohms/
und nunmehro der Schluͤßel des Koͤnigreich Boͤhmens gegen Nor-
gau iſt. Recht gegen dem Schloß uͤber/ ſchreibet Herr Bruſch/
empfah [...] die Eger den ſchoͤnen Bach Prignitz/ der aus einem groſſen
und dicken Wald/ Culm und Dechler genannt/ Egeriſcher Herr-
ſchafft/ herab fleußt. Jn gemeldtem Holtz liegt die St. Annen-
Kirche. Unter der Stadt liegen am Eger-Strohm St. Jobſt eine
ſchoͤne und alte Kirche/ an der rechten Seiten des Flußes in einem
ſchoͤnen und luſtigen Feld/ einen Buͤchſen-Schuß weit von der
Stadt: Jngleichen Reichendorff/ ein Dorff und Schloͤßlein/ denen
Herren in Eger zuſtaͤndig. Bald hernach verſchlingt ſie zu Thirs-
niz/ oder wie Hr. Bruſch ſchreibet zu Huͤnersdorff/ einem Egeri-
ſchen Doͤrfflein/ die Schletta oder Schleittach/ einen ſchoͤnen Bach/
ſo von Seeburg/ einem herrlichen Schloß Egeriſchen Gebieths/
D 2herab-
[28]Beſchreibung des Fichtelbergs.
herabrinnet/ zwiſchen Cornau und Culſam/ oder wie unſer Bruſch
ſaget/ unter Woga einem Dorff und Schloß der Edelleute von
Neuburg/ ergieſſet ſich das ſchoͤne und mit etlichen Fluͤßen vermehr-
te Baͤchlein Wondera in die Eger/ worauff ſich dieſe hernach recht
voͤllig in das Koͤnigreich Boͤhmen begiebt. Bey Woga iſt ein
Sauer-Bronnen/ den die Bauern daſelbſt zu ihrem ordentlichen
Tiſch-Trunck haben/ wie ich An. 1699. Menſ. Julii erfahren/ wie dann
viel dergleichen Bronnen/ worunter ſonderlich der beruͤhmte
Sauerbronnen bey Eger/ nicht weniger hart an der Qvelle des
Carls-Bades einer/ den ich zugleich in jetzt-beſagtem Jahr und Mo-
nath gekoſtet/ ſo alle von Schwefflichtem und Victrioliſchem Erdreich
herkommen/ in Boͤhmen uͤberfluͤßig anzutreffen/ wovon die aller-
meiſten gegen der Pfaͤlziſchen Seiten ſeynd. Der beruͤhmte Geo-
graphus Petrus du Val
zeiget vom Koͤnigreich Boͤhmen/ daß es
ſeines Lagers halber billich unter die hoͤchſten Laͤnder Europens zu
zehlen ſey/ weil es ſein eigenes Waſſer trincket/ und auſſer dem aus
dem Fichtelberg entſpringenden Eger-Strohm kein einiger Fluß
in das Land einfließe/ viele aber darinnen entſpringen und davon
abflieſſen: Hiemit wird wahrhafftig die hoͤhere und oͤffters biß uͤber
die Wolcken ſteigende Hoͤhe unſers Fichtelbergs (wovon ich nebſt
andern curieuſen und gelehrten Leuten nicht nur einmahl ein au-
genſcheinlicher Zeuge worden) und deſſen herumliegenden Gegend
ohne alle Ausnahme bewieſen/ zumahlen da der Augenſchein giebt/
daß die Eger immer Berg ab biß in die Elbe flieſſet. Von Eger
lauffet ſie 2. Meilen Koͤnigsberg einem Staͤdtlein und Schloß auf
einem Berg gelegen/ rechter Hand vorbey. Jn dieſer Gegend
jenſeit der Eger eine halbe Meil liegt auf einem faſt hohen Berg
eine ſchoͤne Wallfahrt mit 2. hohen Thuͤrmen/ Maria Culm ge-
nannt/ 2. kleine Meilen von Eger. Von dieſem Berg fallen auch
viel ſchoͤner Bronnen und Baͤchlein herab/ ſo den Eger-Strohm
vermehren/ wie dann dieſes Laͤndlein von der Stadt Eger an biß
unter Schlackenwerth ein ſehr ſchoͤner und luſtiger Ort Landes
von hohem Gebuͤrg/ holdſelig/ ſchoͤnen Thaͤlern und Waͤldern/
unzaͤhligen/ nicht allein ſuͤßen/ ſondern auch Sauerbronnen und
Baͤchlein iſt. Von Koͤnigsberg laufft die Eger an das Guth
Pochlo-
[29]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Pochlowiz hin/ nimmet die Lieben und Leibitſch an ſich/ wovon
jene von Arlesgruͤn/ dieſe aber vom Marck Schoͤnbach her-
ab faͤllet/ kommet endlich uͤber Faͤlckenau/ einem ſchoͤnen
Staͤdtlein und Schloß/ (ſo Graff Niclaus von Schlick A. 1480.
zu bauen angefangen und jezt Jhro Hoch-Graͤffliche Excellenz von
Noſtiz beſizen) an der rechten Seiten deß Flußes/ auf einem
gar fruchtbaren Grund und Getraidreichen Boden gelegen/ wo
abermahls eine ſteinerne Bruͤcke mit 3. Pfeilern uͤber die Eger
geſchlagen/ und der Strohm Zwota aus der Kuttenheit/ und
der aus dem Boͤhmiſchen/ und der Stadt Falckenau nahe gele-
genen Gebuͤrge entſpringender Fluß Lobſa ſie verſtaͤrcket/ dem Dorff
Koͤnigswerth vorbey in 1. Meilen nacher Ellenbogen/ welches
eine kleine Stadt/ aber ſehr veſtes Berg-Schloß nur von einem
Thor iſt/ ſo nach Eger dem Koͤnigreich Boͤhmen/ zumahlen da-
ſelbſt ein enger Paß nach dem Carlsbade zugehet/ vor einen Haupt-
Schluͤßel dienet; von deſſen Erbauung/ Auf- und Abnahm/ ver-
ſchiedenen Abwechſelungen der Herrſchafften/ und andern Bege-
benheiten Bruſchius weitlaͤufftig zu leſen/ dann weilen dieſer Ort
ſchon etwas zu weit von unſerm Fichtelberg entlegen/ achten wir
es außer dem Circul zu ſeyn/ von ihm weitlaͤufftig allhier zu han-
deln/ weswegen wir es auf den andern Theil ſparen/ hier aber
uns der Kuͤrtze befleißigen/ und mit unſerm Eger-Strohm wei-
ter ſegeln wollen. Nachdem die Eger das veſte Staͤdtlein und
Berg-Schloß Ellenbogen/ ſo auf einem hohen und jehen Felſen
liegt/ mit einem tieffen Graben ringsweiſe umfloſſen/ und außer-
halb der Stadt/ den Schlacken Waldenbach/ (ſo von Schoͤnfeld
und Schlacken Wald/ zwey beruͤhmten Berg-Staͤdten mit groſ-
ſer Gewalt herabfaͤllet/ und aus dem Boͤhmiſchen Gebuͤrg nicht
weit von dem Schloß und Marck Koͤnigswerth entſpringet/) in
ſich genommen/ ſtreichet ſie an Teſchwiz/ lauffet fuͤr das Schloͤß-
lein Eich/ welches die Buͤrger von Ellenbogen einmahl gewon-
nen haben; Jn dieſer gantzen Gegend ſeynd hin und wieder viel
hoher groſſer Berge/ und hebt auch das Boͤhmiſche Gebuͤrge recht
an dieſem Ort an. Dann kommet ſie ferner in einer Meil von Ellen-
bogen nach dem beruͤhmten warmen Carlsbad/ hernach begiebt ſie
D 3ſich
[30]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſich nach der etwas weit unter dem Dorff Eich empfangenen/ und
durch das warme Bad lauffenden Doͤpel/ wie auch der von Neuͤ-
deck herab- und bey Fiſchern in ſich fluͤſſenden Rolau/ neben Zed-
liz/ allwo ſie eine Meile hernach auch den großen von Lichtenſtadt
auf Schlackenwerd fließenden Bach Wiſteriz in ſich faſſet/ uͤber
Egerwerth/ Radisfurth/ (bey welchem Dorff eine hoͤlzerne be-
deckte und faſt herrliche Bruͤcke uͤber die Eger geſchloſſen/ ſo/ wie
Bruſch ſchreibet/ uͤber 800. Guͤlden zu bauen gekoſtet) worunter
an der Eger unſehliche hohe Berge und Stein-Klippen liegen/
auf deren einem das Schloß und Kloſter Neuſchoͤnberg ſich be-
findet/ und der Boͤhmiſchen Stadt und Schloß Cada in 7. Meilen
nach Saz/ weiter uͤber Waſtelberg in 2. Meilen nacher Laums
oder Laum/ und endlich neben Pateck/ Liboſchowiz und Doxon in
3. Meilen an die von Boͤhmiſchen guten Wein-Wachs beruͤhm-
te Stadt/ Leutmeriz 6. Meilen von Prag/ allwo ſie nach einem
genommenen Umbſchweiff von ein oder 22. Meilen ſich in die
Welt-beruffene Elbe ſtuͤrzet/ welche in dem Gebuͤrge/ ſo Schle-
ſien und Boͤhmen ſcheidet/ bey Wyſakoy oder den Teuffels-Grund
aus 11. Bronnen/ daher ſie den Nahmen haben ſoll/ entſprin-
get/ durch Boͤhmen/ Meißen/ und Sachſen/ nachmahls unter
Hamburg in die See oder Meer gegen Mitternacht gelegen/
gantz Schiff-reich laͤuffet. Solchemnach iſt unſere Eger gelauf-
fen von ihrem Uhrſprung biß Weißenſtadt eine Meil/ von hier
nach Eger 4. Meilen/ von da nach Koͤnigsberg 2. Meilen/ von dor-
ten nach Falckenau ¼ Meil/ alsdann biß Ellenbogen 1. Meil/
weiter biß Rodisfort 2. Meilen/ dann nach Cada 4. Meilen/ fer-
ner nach Saz 2. Meilen/ gen Laun 2. Meilen/ nach Leutmeriz
in die Elbe 3. Meilen. Summa 21. Meilen.


Roͤßlau-
Fluß.

Ehe wir zur Saale uns verfuͤgen/ muͤſſen wir mit noch we-
nigem auch die Roͤßlau/ wovon die Eger guten theils verſtaͤr-
cket wird/ beſchreiben. Die Roͤßlau iſt ein ſchoͤnes/ helles/ und
Fiſchreiches Waſſer/ entſpringet aus einem hohen Gebuͤrg des
Fichtelbergs/ die hohe Farmleuten genannt/ wovon ein ſtarckes
Baͤchlein herab faͤllet/ welches ein Theil der Roͤßlau ausmachet/
(weil aber ſolcher Fluß aus verſchiedenen Baͤchlein/ ſo aus ei-
nem
[31]Beſchreibung des Fichtelbergs.
nem Gehaͤng oder abhangenden Ort gleich an dem Schneeberg han-
gend/ und die Rußel oder der Rußler genannt wird/ zuſammen
flieſſen/ halten die Vordoͤrffer Bauern dafuͤr/ die Roͤßlau fuͤhre
vielmehr den Nahmen von dieſem aus beſagter Rußel oder Ruß-
ler flieſſenden Baͤchlein/ als von jenem aus der hohen Fahrenleu-
ten herabſchießenden Fluͤßlein/) uͤber Vordorff oder Farrendorff
Marggraͤviſchen Gebiethes 2½ ungefehr von Wunſiedel lauffet
an Vordorff und Leipoldsdorff hin/ dienet denen Jnnwohnern
zu Wunſidel zu ihrer Holz-Floͤße/ trincket in ſich den Zweiffer-
bach/ ſo von dem Plattenberg hereinfaͤllet/ ingleichen den Schnel-
lenbach/ ſo zwiſchen dem Schiffer-Stein und Plattenberg ent-
ſpringet/ lauffet von dannen auf das Dorff Droͤßda/ laͤßet her-
nach rechter Hand Groͤtſchereuth/ und nachdem ſie am Furtham-
mer vorbey flieſſet/ lincker Hand das nach Wunſidel gehoͤrige
Filial Schoͤnbronnen auf einem Berg liegen. Bey Troͤſta und
dem Furthammer war vor kurzen Jahren ein Zinn-Seiffen-
Werck/ ſo ein feines Zinn/ das dem Engliſchen nicht wieche/ und
gediegene Gold-Koͤrnlein gegeben/ ich weiß aber nicht/ durch was
vor eine Fatalitaͤt beede Wercker liegen geblieben/ ohne daß ſich das
Metall ſolte abgeſchnitten haben. Endlich lauffet dieſer Fluß
rechter Hand an der 4ten Brandenburgiſchen Haupt-Stadt des
Burggraffthums Nuͤrmberg oberhalb Gebuͤrgs/ Wunſidel vor-
bey/ allwo er ober und unter der Stadt unterſchiedliche Muͤh-
len treibet. Wobey merckwuͤrdig iſt/ daß die Roͤßla zwiſchen
dem obern und untern Thor zu Wunſidel vermittelſt eines aus
ihr geleiteten Muͤhl-Grabens creutzet mit dem an dem Schoͤn-
bronnerberg herabflieſſenden Kriegels- oder Krugelsbach/ und doch
ſich mit demſelben/ wo ſie beede mit einander creutzen/ nicht ver-
miſchet; welches etliche als ein Wahrzeichen von denen/ die da vor-
geben/ in Wunſidel geweſen zu ſeyn/ fordern. Es flieſſet nehmlich
der Krugelsbach in den Wunſidler Stadt-Weyher/ und von dar
aus laͤngſt der Stadt-Mauer abwarts/ woruͤber Mannshoch der
Muͤller eine Waſſerleitung von Holtz zu ſeinem Muͤhl-Graben ge-
machet/ und die Roͤßla darein geleitet/ ſo daß beſagter Bach unter
der Roͤßla qveer durchlauffet/ ohne einander zu beruͤhren/ biß ſie end-
lich
[32]Beſchreibung des Fichtelbergs.
lich doch unter denen Hirten-Haͤuſern ſich miteinander paaren. Uber
dem untern Thor gegen den Catharinenberg/ gleich an deſſen Wur-
tzel/ hat die Roͤßlau ſonſt ihren ordentlichen Lauff unter einer ſteiner-
nen Bruͤcken von 3. Schwibboͤgen/ dergleichen wieder eine von eben
ſo viel Schwibboͤgen ein wenig oberhalb gleich der Stadt Huͤrten-
Haͤuſer/ von neuem gebauet worden/ weiln aber die Loͤffel- und
Muͤntz-Muͤhlen das Waſſer durch ihre Graͤben ableiten/ ſo lauffet
ſie nur/ wann das Waſſer hoch angelauffen/ durch.


Unter Wunſidel flieſſet ſie an Delau und Lorenzenreuth vor-
bey/ welche Doͤrffer zum theil nach Eger zinßen/ aber unter Marg-
graͤfiſchen Schutz ſtehen/ und daher Schutzverwandte genennet wer-
den. Bey Lorenzreuth hat man ſich zu erinnern/ daß die alte Teut-
ſche gemeiniglich die Oerter haben Reuth genennet/ da viel Holtz
und Wald geſtanden/ ſo ſie ausgereutet/ und dagegen Doͤrffer/ Fle-
cken/ und Staͤdte daſelbſt angelegt haben/ welches an unſerm Fich-
telberg augenſcheinlich zu ſehen/ indem hierum viel Doͤrffer und
Oerter ſeynd/ die wegen der daſelbſt ausgereuteten Waͤlder alſo ge-
nennet werden/ z.E. Bayreuth die Hochfuͤrſtl. Reſidenz-Stadt am
Mayn gelegen/ ungefehr 3. Meilen vom Fichtelberg/ hat den Nah-
men von zwey Waͤldern/ die vor Erbauung der Stadt daſelbſt ab-
gehauen/ abgebrennet/ und ausgereuthet worden; wie Bruſchius
ſchreibet.


Dahero haben auch den Nahmen Riegelsreuth/ Frauenreuth/
Polenreuth/ Poppenreuth/ Weimersreuth/ Hamerreuth/ Pergners-
reuth/ Siegersreuth/ Goͤringsreuth/ Groͤtſchereuth/ Hauerreuth/
Pfaffenreuth/ und viele dergleichen mehr. Die meiſten Doͤrffer
umb und an dem Fichtelberg endigen ſich auf ein reuth/ bronn/ bach
und gruͤn: nehmlich wegen der vielen Reuthen/ Bronnen/ Baͤche
und gruͤnen Gruͤnden/ wo ſie angeleget worden. Unter Lorenz-
reuth faͤllet in die Roͤßlau der Goldbach/ welcher durch den Geiß-
berg und derſelben getriebenen Stollen faſt Waſſerreich faͤllet:
Weiter lauffet die Roͤßlau von Seußen einem Dorff/ unter welchem
ſie abermahlen zwey ſchoͤne Baͤchlein in ſich nimmet/ deren einer heiſ-
ſet die Coͤßein/ ſo aus einem Gebuͤrg gleiches Nahmens entſprin-
get/ wovon unten weiter; die andere iſt der Trebniz/ lauffen beede
fuͤr
[33]Beſchreibung des Fichtelbergs.
fuͤr Redwiz/ einem ſchoͤnen mit einer Ring-Mauer umbſchloſſenen
Marck derer Herren von Eger/ welcher wegen ſeiner Jahrmaͤrcke
oder ſogenannten Kirchweyhen gar beruͤhmt iſt/ ſo/ daß Pfaͤlzer/ E-
geraner/ Boͤhmer/ Marggraͤfiſche/ Voigtlaͤnder und Thuͤringer/
ſolche haͤuffig beſuchen; Er liegt bey 5. Stunden von Eger. Von
Seuͤßen laufft die Roͤßlau weiter auf Arzberg/ einen Marggraͤfi-
ſchen Flecken/ darinnen eine veſte und mit einer hohen ſtarcken Mauer
bewahrte Kirche iſt. Alldorten wird die Roͤßlau von der von dem
Marggraͤfiſchen Flecken Thiersheim herabflieſſenden Feuſtriz/ und
dem Littersbach/ zwey ſchoͤnen Waſſern/ verſtaͤrcket. Unter Arz-
berg lauffet die Roͤßlau vor Moſchwiz einem Egeriſchen Dorff/ und
dem Marggraͤfiſchen ſchoͤnen Paß Schirnding vorbey/ allwo eine
ſteinerne Bruͤcke uͤber dieſelbe geſchloſſen/ da ſie bald darunter in
die Eger faͤllet. Alſo daß die Roͤßlau von ihrem Urſprung biß
Wunſidel 1. gute Meile/ von dannen biß Schirnding 2. Meilen/
und von hier biß in die Eger faſt eine Meile zu lauffen hat.


Die Wondera/ ſo ſich bey Culſam in die Eger ergieſſet/ iſt einWondera-
Fluͤßlein.

ſchoͤnes Fluͤßlein/ entſpringet im Boͤhmer Wald/ lauffet erſtlich vor
viele kleine Doͤrfflein/ kommet an dem Cloſter Waldſaßen/ ſo ein garWaldſaßen.
herrliches und reiches/ auch wegen ſeines Gebaͤudes und ſehr ſchoͤ-
nen Kirchen/ ſehenswuͤrdiges Convent Ciſtercienſer-Ordens iſt/
vorbey/ und nach etlichen angenommenen Fluͤßlein/ ſtreichet ſie eine
gute Meile unter dem Cloſter in die Eger/ laͤſſet das Dorff Cul-
ſam auf der rechten Seiten liegen. Jhr gantzer Lauff iſt vom Ur-
ſprung gen Waldſaßen eine Meil/ von hier biß Culſam faſt zwey
Meilen/ von da in die Eger faſt eine halbe Meile.


Die in die Eger lauffende Zwota entſpringet aus denen Waͤl-
dern/ ſo Meiſſen und Boͤhmenſcheiden/ in einem Berg auf der Kut-Zwota Fluß.
tenheit genannt/ theilet Meißen und Boͤhmen/ faͤllt zwiſchen dem
Gebuͤrg herfuͤr/ laufft etliche Doͤrfflein vorbey auf Graͤſel zu/ ſo ein
Marck und Schloß iſt/ von dannen kommet ſie auff das Dorff und
Schloß Heynersgruͤn/ von hier auf das veſte Schloß Gertenberg/
ſo ſie faſt gantz umbgiebt und zu Falckenau bey der Bruͤcken lauffet
ſie in die Eger.


EDer
[34]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Der Schlackenwalder Bach.


Schlacken-
walder
Bach.

Weil der Schlackenwalder Bach die Eger auch trefflich ver-
mehret/ ſo meritiret er gleichfalls hier conſiderirt zu werden; ſolcher
entſpringet nun aus dem Boͤhmiſchen Gebuͤrg/ nicht weit von Koͤ-
nigswerth einem ſchoͤnen Marck und Schloß in dem Ellenboger
Gebieth/ und wird mit mercklichen Koſten der Gewercken deß rei-
chen Zinn-Bergwercks auf der Hueb umb viel hohe Berge gefuͤh-
ret. Dieſen Graben hat erſtlich ein Hirt abgegangen/ und iſt 1530.
durch einen/ der Roßmeiſel genannt/ abgewogen und zum hoͤchſten
Nutz und Frommen/ beedes wegen des Waſſers zum naſſen Buch-
werck/ das zu Schlackenwald Hanß Portner An. 1525. auffgerich-
tet/ und dann auch wegen des Holtzfloͤßens/ welches man in dieſem
Graben von Koͤnigswerth dahin foͤrdert/ verfertigt worden. Es
flieſſet dieſer Graben durch Schoͤnfeld und Schlackenwald/ zwey
vornehme und faſt die aͤlteſten von Zinn/ Berg-Staͤdte in Teutſch-
land/ mit Zinn Bergwerck weit und breit beruffen/ eine halbe Mei-
le von einander gelegen/ worunter Schoͤnfeld die aͤlteſte iſt/ ſo/ daß
auch alle Berg-Staͤdte in Teutſchland/ ſo Zinn machen/ ihr Recht
daher hohlen muͤſſen. Unter Schlackenwald lauffet nun gemeld-
ter Bach gen Ellenbogen/ ſo jetzt ein Haupt-Paß zum Koͤnigreich
Boͤhmen und ein feines Staͤdtlein und Schloß auf einem Berg iſt/
ſo die Eger faſt gantz umfleußt/ allda nun faͤllet der Bach mit ſol-
cher Macht und Gewalt in die Eger/ daß er auch von Schlacken-
wald bißgen Ellenbogen/ dahin eine gute Meil iſt/ viel Sand/ ♃-
Stein/ und Grauppen von den Muͤhlen mit ſich dahin fuͤhret. Von
welchen allen Bruſchius zu leſen.


Von der
Doͤpel.

Die Doͤpel giebt unſerer Eger auch einen trefflichen Zuwachs
an Waſſer/ dieſelbe entſpringet eine Meilwegs uͤber dem Cloſter
Doͤpel/ aus einem Boͤhmiſchen Gebuͤrg/ Badhorn genannt/ bey
welchem auch ein gewaltiger See iſt/ den man den Badhorner See
nennet/ durch dieſen See lauffet die Doͤpel/ ſtreichet hinter dem Clo-
ſter Doͤpel/ Præmonſtratenſer-Ordens/ hin/ von hier kommet ſie fuͤr
ein feines Staͤdtlein/ ſo auch Doͤpel genannt wird/ und dem Praͤla-
ten zu Doͤpel gehoͤret/ lauffet von dannen durch viele Waͤlder und
zwiſchen hohen Bergen auf Petſchau einem Staͤdtlein und herrli-
chen
[35]Beſchreibung des Fichtelbergs.
chen Schloß/ da ſie einen ziemlichen Bach/ ſo aus dem Koͤnigswer-
ther Teiche fleußt/ unterhalb Einſidel zu ſich nimmet. Von Pet-
ſchau lauffet die Doͤpel 2. Meilen zwiſchen faſt hohen Bergen aufs
Warme Bad zu/ welches man ſonſt Carlsbad nennet/ weil es von
Kayſer Carln dem Vierdten/ zuvor Koͤnig in Boͤhmen/ iſt erbauet
worden. Daſelbſt flieſſet ſie lincker Hand den heiſſen Haupt-
Qvell/ von denen Einwohnern der Bruͤdler genannt/ unter der Bruͤ-
cken vorbey/ biß ſie endlich unter dem Warmen-Bad etliche Ge-
wend Feldes in die Eger faͤllet/ nachdem ſie alſo von ihrem Ur-
ſprung biß ans Cloſter eine Meil/ von hier biß in das Staͤdtlein
Doͤpel eine Viertel Meil/ von dar biß gen Petſchau eine groſſe
Meil/ von dorten biß in das Warme Bad zwey Meilen/ alſo in
allem 4¼ Meilen gelauffen. NB. Wer dahin reiten will/ muß 31.
mahl durch die Doͤpel reiten: ſo einen wunderlichen krummen Lauff
hat ſie/ von der vielfaͤltigen Berge wegen/ wie Bruſchius erzehlet.


Von der Saale.


Nun wenden wir uns von Morgen gar herum gegen Mit-Die Saale.
ternacht/ allwo wir den 4ten und lezten Haupt-Fluß/ ſo aus
unſerm Fichtelberg entſpringet/ gar beſchauen wollen/ ſolcher nun
iſt und heiſſet die Fichtelbergiſche/ Voigtlaͤndiſche oder Thuͤrin-
giſche Saal/ zum Unterſcheid der Fraͤnckiſchen und Salzburgi-
ſchen Saal alſo benamſet. Etliche halten dafuͤr/ ſie habe den
Nahmen von dem ſaalen oder truͤben Waſſer/ ſo ſie zu Zeiten
zu fuͤhren pfleget/ andere aber wollen ihn lieber von Salpeter und
Salz herleiten/ welches ſie (wie Hr.M.Groß ſaget) gar reich-
lich bey ſich fuͤhret/ und die anliegende Laͤnder gleichſam wuͤrzet/
und ihnen einige Krafft/ Salz zu zeugen mittheilet/ denen nicht
nur das edle Salz-Werck zu Halle an der Saale beyſtimmig
iſt; ſondern es iſt auch bereits zu Hoff durch etliche Proben wahr-
genommen/ daß das Saal-Waſſer umb des vielen Salpeters
willen zum Bierbrauen nicht gar zu dienlich ſey/ und dahero an
ſtatt des durch die Waſſer-Kunſt vorhin in die Brauhaͤuſer ge-
ſchoͤpfften Saal-Waßers vorjetzo ein Bronnen zu ſolchem Ge-
brauch von einem Dorff hineingeleitet worden. Die Saale ent-
ſpringet nun zwar an dem Fichtelberg im Zeller-Wald/ nicht weit
E 2von
[36]Beſchreibung des Fichtelbergs.
von dem Flecken Zelle/ aus dem Bronnen/ ſo mit dem Fluß glei-
chen Nahmen fuͤhret/ und der Saal-Bronnen genennet wird/
allein vom See iſt ihre Urqvelle wohl bey 3. Stunden weit ent-
fernet/ und alſo unter allen andern Fluͤßen des Fichtelbergs der
entlegenſte/ auch ſeiner Lagerſtaͤdte nach der niedrigſte. Dieſer
Fluß gehet Anfangs gar klein daher in ſchwachen Gerinſel/ wo-
rein doch bald etliche kleine Baͤchlein aus dem Wald ſolchen ver-
ſtaͤrcken/ wozu das vom Waldſtein nacher Zelle herab ſich ergieſ-
ſende Fluͤßlein ſo viel contribuirt/ daß unſere Saale in einer hal-
ben Stunde unter dem Flecken Zell 2. Mahl-Muͤhlen und eine
Schneide-Muͤhle treibet. Von Zell erſtrecket ſie ſich gegen Nor-
den zwiſchen Stockenroth einem Marggraͤfl. Culmbachiſchen ſchoͤ-
nen Schloß/ nebſt dabey liegenden Doͤrfflein/ ſehr anmuthiger Ge-
legenheit/ und Heunersreuth zur Rohr- und Neuen Muͤhl/ unter
welcher die Loͤſtniz ſich mit ihr vereinigt/ ferner geſellet ſich auch
das von Sparneck herab rinnende Fluͤßlein zu ihr/ worauf ſie
ihren Lauff nach dem Ritter-Guth Weißdorff nim̃et/ unter Bruch
faͤllet die Pulſchniz in ſie/ wie auch unter Uppenroth der Ulrichsbach/
zu Seilbiz der Welbersbach/ uͤber Foͤrba die Forniz/ worauf
ſie alsdann ſchon ziemlich ſtarck durch Schwaͤrzenbach an der Saa-
le/ einem freyherrlichen Steiniſchen ſchoͤnen Flecken ihre Reiſe
fortſetzet/ biß ſie ſich nach bey Fattiga mit der Laniz/ ſo von Kir-
chenlamiz einem Marggraͤfl. Culmbachifchen unter die Hauptman-
ſchafft Wunſidel gehoͤrigen Ambt und Flecken/ herabfließet/ ver-
einiget. Zwiſchen Fattiga und Autengruͤn nimmet ſie die Poͤrßniz
in ſich/ worauf ſie durch das herrliche Guth Oberkozau/ ſo der
Hohen Familie des Herrn von Kozau zuſtaͤndig/ flieſſet/ und all-
dort die Schweßniz und bald darauf das Doͤlabaͤchlein verſchlin-
get. Ferner ergieſſet ſich uͤber Moſchendorff die Untreu oder
Oelſchenbach in ſie/ von dannen ſie ſich zur Hoͤffiſchen Papier-
Muͤhle begiebet/ allwo ſie das aus dem daran liegenden Alzen-
berg herein rinnende Baͤchlein verſchlinget. Ferner kommet die
obere Regniz in ſie/ und bald darauf das Otterbaͤchlein/ und be-
ſchleuniget alſo ihre Reiſe nach 4. Meilen von ihrem erſten Uhr-
ſprung zu der dritten Marggraͤflich-Culmbachiſchen Haupt- und
Handels-
[37]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Handels-Stadt Hoff. Daſelbſt wird ſie wieder durch einige
Fluͤßlein verſtaͤrckt/ und vor der erſten ſteinern Bruͤcken durch ei-
ne Wehr in 2. Arme getheilet/ welche ſich vor dem hohen Steg
wieder mit einander paaren/ und nachdem ſie denen Mahl-Schleiff-
und Walckmuͤhlen/ ingleichen dem Schlacht-Hauſe der Stadt
ihre Dienſte geleiſtet/ gehet ſie wieder durch eine ſteinerne Bruͤcke/
treibet vorher die Hoͤffiſche Capellen-Muͤhle/ ſatzet alsdann ih-
ren Weg auf die zwey Ritter-Guͤther Hoffeck/ und unter Ko-
zau fort/ darunter zur rechten die untere Regniz/ zur lincken die
Goͤſtera/ alsdann das Jodiz- und ferner das Doppenbaͤchlein in
ſie flieſſen. Nun nimmet ſie ihren Weg aus dem Marggraͤfiſchen
auf die Graͤfflich-Reußiſche Reſidenz Hirſchberg zu/ ſo ein ſchoͤ-
ner Marck iſt; darunter nimmt ſie das Tieffen Gruͤnerbaͤchlein
in ſich. Zu Sparnberg/ einem Saͤchſiſchen Flecken/ bekommet ſie
ein anders Fluͤßlein/ ſo von Gefell einem Saͤchſiſchen Marck
herab rinſelt/ zu Planckenſtein geſellet ſich die Selbiz zu ihr/ da
ſie ſofort ihren Strich auf Harra einen Flecken/ und weiter
auf Lemniz nimmet/ allwo ſich bey dem Hammer-Werck ein
Fluß gleiches Nahmens in ſie ergieſſet/ da ſie denn in ihrer kruͤm-
me ſo fort ziehet unter dem Stuff-Felß/ biß ſie/ 5. Meilen von
Hoff/ Saalburg/ eine Graͤfflich-Reußiſche Stadt/ erreichet.
Nun beginnet ſie immer mehr und mehr anzuwachſen/ und
Schiffreich zu werden/ indem ſie von Saalburg auf Graͤf-
fenwarth zur Burg zueilet/ und dorten von der Wetterau/ hier
aber von der Wieſenthau verſtaͤrcket wird; hierauf ſtreichet ſie
in 2. Meilen auf Ziegenruͤck/ nimmet bey Moy die Loguiz zu ſich/
verfuͤhret ihren Lauff uͤber Kauls- und Fiſchdorff in 3½ Meilen
auf Saalfeld/ zu Schwarza paaret ſich das Waſſer Schwar-
za mit ihr/ die Rembda aber in 1½ Meilen zu Rudel- oder Ru-
dolphs-Stadt/ dann flieſſet ſie vor Uhlſtadt unter Orlamuͤnda vor-
bey/ vereinigt mit ſich die Orla/ und ſtroͤhmet uͤber Naſchhauſen
in 2½ Meilen auf das Staͤdtlein Kahla zu/ dann kruͤmmet ſie ſich
auff Rodenſtein und Lobeda/ woſelbſt auch die Rotha dazukom-
met/ und erreichet endlich nach 2. Meilen die beruͤhmte Univerſitaͤt
E 3Jena.
[38]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Jena. Von hier gehet ſie auf Dornburg/ allwo ſie die Naura
und Fleißa/ und zu Comburg die Jlm in ſich nimmt. Darauf
kommet ſie in 4. Meilen zur Schule Pforta/ an Naumburg;
lencket ſich hernach in 2½ Meilen an die Saͤchſiſche Herzogliche
Reſſdenz-Stadt Weiſſenfelß/ und wieder in 3. Meilen auf Mer-
ſeburg/ allwo die Geißel ſich zu ihr geſellet. Ferner eilet ſie in 3.
Meilen auf die Weltberuͤhmte Konigl. Preußiſch- und Chur-Bran-
denburgiſche Vniverſitaͤt Halle zu/ welche Stadt ohnehin wegen der
trefflichen Salz-Siederey ſehr beruffen iſt/ alldorten bekommet
ſie die groſſe Elſter/ und unter der Stadt die Salza/ wodurch ſie
vermittelſt der von Jhro Koͤnigl. Majeſt. zu Preußen/ und Chur-
Fuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg Friedrich dem III. Glorwuͤrdig-
digſten Andenckens/ (der auch zugleich den 3. Jul. 1694. die Vniver-
ſit
aͤt allda fundiret/) erbaueten herrlichen Schleußen Schiffreich
gemachet wird/ ſo/ daß ſie eine zahlreiche Flotte von feinen Schif-
fen mit Salz beladen uͤber Gibichenſtein einem feſten Schloß na-
cher Wettin traͤget/ (von dannen hingegen beſagte Schiffe mit
Steinkohlen angefuͤllet wieder nacher Halle zuruͤcke gehen/) und
endlich in 5. Meilen auf Alßleben zuflieſſet/ bey Berenburg die
Wipper und Zitta/ und bey Nienburg die Buda zu ſich nimmet/
und darauf vor Calba vorbeygehend unter Gottesgnade zwiſchen
Roſenburg und Barby nach vier Meilen ſich in die Elbe ergieſſet.
Worinnen ſie ihre Fichtelbergiſche Schweſter die Eger/ ſo ſich ſchon
zu Leutmeriz in die Elbe geſtuͤrtzet/ wieder antrifft/ nach dem ſie alſo
auf die 24. Meilen in unterſchiedenen Land- und Graffſchafften/ Fuͤr-
ſten- und Churfuͤrſtenthuͤmern herum geſchweifft. Nunmehro
haben wir die 4. Haupt-Fluͤße unſers Fichtelbergs nach allen 4. Thei-
len der Welt durchſchiffet/ als den Mayn gegen Abend/ die Nabe
gegen Mittag/ die Eger gegen Morgen/ und die Saale gegen Mit-
ternacht.


Fichtelberg
reich von
guten und
geſunden
Waſſern u.
alten Leuten.

Uber dieſe nebſt deren zuflieſſenden Baͤchlein iſt der Fichtelberg
voll allerhand wunderbahren Stroͤhmen/ ſehr geſunden Bronnen/
und vielerley Qvellen/ deren etliche mit Gold gleich denen gedach-
ten Haupt-Stroͤhmen/ einige mit Zinn-Steinlein/ Eiſen-Erz/ und
maͤßigem Salpeter angefuͤllet ſeynd/ insgemein ſeynd ſie ſehr geſund
zu
[39]Beſchreibung des Fichtelbergs.
zu trincken/ wie dann die meiſten Leute umb/ an/ und auf dem Fich-
telberg wohnend/ ſehr alt werden/ und nicht viel kranck ſind/ da-
hero dieſe Gegend vor die geſundeſte in gantz Teutſchland geachtet
wird/ wovon weiter unten folgen ſoll. Vor mehr dann 50. Jah-
ren iſt zwiſchen Mengersreuth und der Warmen Steinach aus
dem Fichtelberg ein Heyl- und Geſund-Bronnen entſprungen/ wo-
durch Blinde/ Lahme/ Duͤrre/ und mit anderen Kranckheiten bela-
dene wieder gluͤcklich curiret worden/ welches aus denen an dem
daruͤber erbaueten Haͤußlein uͤber der Thuͤr geſchriebenen Lateini-
ſchen Verſen zu erſehen/ welche alſo lauten:


Curantur claudi, cæci, muti, atqve leproſi,

Fonte hoc, \& morbi in corpore qvidqvid habes.

Es heilet dieſer Bronn/ die Lahmen und die Blinden/

Die ſtumm und unrein ſind/ und ſonſt ſich kranck be-

finden.

Wovon des damahligen Chur- und Hochfuͤrſtl. Hof- und Stadt-
MediciHr.D.Adam Schaffers wahrhaffter Bericht vom Ur-
ſprung/ Krafft und Wuͤrckung dieſes Bronnens
zu leſen iſt.
Es iſt zwar gar gewiß/ daß viele Waſſer beſondere Eigenſchafften
haben/ und alſo auch eine beſondere Wuͤrckung herfuͤr bringen/ wo-
von in ſpecie Hn. Joh. Heinrich SeyfriedsMedulla mir abilium Na-
turæ
zu leſen; was aber die ſo genannten Geſund-Bronnen/ Sauer-Was von
denen Ge-
ſund-Heyt-
und Sauer-
Bronnen/
it. von war-
men Baͤ-
dern zu hal-
ten?

Bronnen/ Warmen Baͤder und dergleichen betrifft/ beruhen ih-
re gute Wuͤrckungen mehrentheils in der hefftigen Einbildung/
ſtarcken Glauben/ und anfaͤnglichem groſſen Ruff der Patienten:
wie mir dann einige Exempel bekant/ das Blinde ihr Ge-
ſicht und Lahme ihre geſunde Glieder durch gemeine Waſſer
wieder erlanget/ welche ſie in feſtem Glauben und irriger Perſvaſion,
als waͤren ſolche aus dieſen und jenen Geſundbronnen geſchoͤpffet
worden/ gebrauchet hatten: Weßwegen es dann auch geſchiehet/
daß gemeiniglich nach etlichen Jahren ſolche Heylbronnen wieder
in Verachtung und Vergeßenheit kommen/ wie auch dem obigen
wiederfahren. Daß aber in ſpecie einige warme Baͤder und
Sauerbronnen in Ruff bleiben/ und fleißig beſuchet werden/ das ruͤh-
ret
[40]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ret nicht ſo wohl von ihrer Geſundheits-Krafft/ als von politiſchen
Urſachen her/ wie dann freylich manche unfruchtbare Frau mit
geſegnetem Leibe von dar nacher Hauſe kommet/ welches aber nicht
der Krafft des Waſſers/ ſondern der fruchtbar-machenden Compa-
gnie
zuzuſchreiben iſt/ indeſſen will ich weder der Ehre GOttes/
noch der Tugend des Waſſers etwas hiemit zu nahe geredet ha-
Sauerbron-
nen.
ben. Die naͤchſten Sauerbronnen an und umb den Fichtelberg
ſeynd in dem Marggraͤfiſchen der zu Schoͤnwald/ zu Kotichen
Biebersbach/ Groſchlazgruͤn/ im Schutz verwandeten Dorff Fi-
ſchern/ wovon nicht gar weit mehr der beruffene Egriſche Sauer-
bronnen: Nordwaͤrts des Fichtelbergs aber iſt der Sauerbronnen
zu Steeben bey Lichtenbergꝛc. Sonſten iſt die gantze Gegend des
Fichtelbergs an/ umb und zwiſchen dem Haupt-Gebuͤrg voll von
Qvellen/ Bronnen/ Fluͤſſen/ Teichen/ Weyhern und Seen in Waͤl-
dern und Wieſen/ daß es nicht zu beſchreiben. Wie dann merckwuͤr-
dig/ daß in dem unter dem Schneeberg gelegenen und an Biſchoff-
gruͤn ſtoſſenden Dorff Birnſtengel/ ingleichen Heydlerey und Ran-
gen ein jedes Haushalten feine friſche Bronnen und herrliche Quel-
len gleich an ihren Hausthuͤren haben. Ja das Dorff Biſchhof-
gruͤn hat allein faſt mehr dann 30. Weyher und Fiſch-Teiche;
Fichtelberg
ein feuchter
Berg
Alſo daß der Fichtelberg ſeinen Nahmen nicht allein von den vie-
len Fichten/ ſo darauf wachſen/ ſondern auch wegen der vielen nuͤz-
lichen Waſſer und Feuchtigkeiten den Nahmen des Feuchtenbergs
fuͤhren kan.


Wunder-
bach/ ſo alles
in Stein
verwandelt.

Obgedachter Herr Johann Heinrich Seyfried in ſeiner
Medulla mir abilium Naturæ ſchreibet aus Johann HeinrichâPflau-
mern
Mercurio Italico, daß am Fichtelberg ein Bach ſey/ welcher
andere Dinge in Stein verwandele/ wie dann in deſſen Waſſer ein-
ſten eine Schlange/ ſo in Stein verkehrt/ gefunden worden. So
ſehr ich mich aber bemuͤhet/ dieſen Bach auszukundſchafften/ ſo
konte ich doch nirgends etwas von ihm erfahren.


Der Fichtel-
bergiſchen
Waſſer
Fruchtbar-
keit.

Biß hieher haben wir die Fluͤße/ Bronnen/ Qvellen/ Tei-
che umb und an dem Fichtelberg beſehen/ nun wollen wir auch dieſer
Waſſer ihre Fruchtbarkeit und was ſie in ſich enthalten/ betrachten.


An denen flieſſenden Waſſern nun wachſen Erlen/ Klee/
Waſſer-
[41]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Waßer-Pfeffer/ Kalmusꝛc. it. in ihnen abſonderlich viel Bron-1) An Baͤu-
men und
Kraͤutern.

nengreß/ welcher denen Leuten vor ein gutes Salateſſen dienet/ auch
giebt es in denen Teichen und Weyhern viel Pfeilkraut/ gelbe und
weiße Seeblumen oder Waſſer-Lilien/ und dergleichen mehr.


Von Thieren giebt es auſſer denen ſchaͤdlichen Waßermaͤu-2) An Thie-
ren.

ſen/ und unangenehmen Froͤſchen (die doch obgedachter maſſen im
Weißenſtaͤdter See nicht anzutreffen/) auch hin und her in de-
nen Fichtelbergiſchen Waßern ziemliche Fiſch-Otter/ deren in ſpe-
cie
an der Eger und der Roͤßlau geſchoſſen werden/ welche zwar
eben denen Fiſchen ein ſchlechter Nutzen/ jedoch wegen ihres ra-
ren Felles und Rauchwercks hoch zu achten ſeynd.


An Waßer-Voͤgeln haben dieſe Seen und Teiche/ ſo an3) An Voͤ-
geln.

und zwiſchen denen Waͤldern liegen/ auch keinen Mangel; dann
da trifft man an Rohrthummeln/ wilde Gaͤnße/ allerley Arthen
wilde Endten/ klein und groß/ Taucher/ Waſſerhuͤner/ in denen
fließenden Waßern/ ſonderlich wo das Ufer mit Geſtreuch von
Buͤrcken und Erlen bewachſen/ giebt es hin und her ziemliche Waſ-
ſer-Schnepffen/ Bachſtelzen und dergleichen; auch mangelt es nicht
an Gaubizen bey denen ſtehenden Seen/ ja man hat dann und
wann auch Eiß-Voͤgel angetroffen. Die Teiche an denen be-
wohnten Orten ſeynd ebenfalls voll zahmer Gaͤnſe und Endten/
alſo/ daß die Fichtelbergiſche Waſſer reich an Gefliegel ſeynd.


Der Fiſche iſt ſo zu ſagen in unſern Waſſern keine Zahl.4) An Fi-
ſchen.

Dann da giebt es allenthalben die beſten und groͤſten Karpffen/
Hechten/ Pertſchen/ Grundeln/ Forellen/ Aalen/ Aalrup-
pen/ Weißfiſche/ Rothaugen/ Renner/ (von ihrem geſchwin-
den hin und her rennen/ alſo genannt) Orfen/ Bruͤnlinge/ Oehr-
lezen/ Neunaugen/ (ſo eine kleine Art von Lampreten/ und
von etlichen geſpeiſet werden) große und ſehr delicate Krebſe/ die
weit und breit/ auch nach Nuͤrmberg verfuͤhret werden; allerley
Arten Waßer-Schnecken/ ſonderlich Muſcheln/ die die Mahler
zun Farben gebrauchen/ welche auch auf vornehmer Leute Taf-
fel ſtatt der Auſtern verſpeiſet werden/ wovon ich ſelbſt ein Zeuge
mit bin. Der Waßer-Schlangen und dergleichen Ungezieffer
gar nicht zu gedencken/ it. in ſpecie werden vor allen gelobet dieſe
FKarpf-
[42]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Karpffen/ ſo im Weißſtaͤdter- und dann im groſſen Brandenbur-
ger See bey Bayreuth/ in der Eger und in der Roͤßlau gefan-
gen werden/ welche nicht ſelten zu etlichen/ ja vielen Pfunden an-
wachſen.


Die Eger und die Roͤßlau ſeynd uͤber die Karpffen auch der groſ-
ſen und guten Hechten wegen ſehr beruͤhmt/ deren ich ſelbſten zu ſechs
und mehr Pfunden ſchwer bereits verzehren helffen: auch wer-
den ihre Krebſe/ die zu einer mercklichen Groͤße kommen/ vor die
delicateſte unter allen gehalten/ eben beſagte zwey und endlich ſich
vereinigende Fluͤße bringen vor allen andern die groͤſten und be-
ſten Aalruppen/ jene bey Marckleuten/ und dieſe bey Lorenzreuth
herfuͤr: ihre Pertſchen ſeynd oͤffters auch von mercklicher Groͤße/
wie es dann biſagten Fluͤßen auch an groß- und kleinen Aalen nicht
mangelt: ja ſie haben auch an etlichen Orten/ und die Roͤßlau zwar
bey Vordorff ſehr delicate Forellen. Jedoch aber wann man ei-
nem umb die Gegend Wunſidel eine Ehre erweiſen will/ ſo la-
det man ihn auf ein Gericht Eger-Karpffen/ Eger-Hechten/ oder
Eger-Krebſeꝛc. Die Saale iſt in ſpecie wegen der haͤuffigen und
groſſen Aalen/ ſo abſonderlich ſchon bey Hoff in ihr gefangen wer-
den/ ſehr beruffen. Der Mayn fuͤhret vornehmlich die ſchoͤnſten
und delicateſten Forellen mit ſich/ daher umb den gantzen Fichtel-
berg ein Mayn-Fohrn vor allen ihres gleichen den Preiß behaͤlt.
Der Naabe fehlet es auch nicht von allerley Arten guter und ge-
ſchmackter Fiſche.


5) An Me-
[...]allen.

Kommen wir auf den Grund unſerer Fluͤße/ ſo treffen wir
unter dem ſchoͤnen gelb- und weiß/ ja von allerhand Farben glaͤn-
zenden Sand genugſame Spuren von allerley Metallen an. Jch
will hier nicht anfuͤhren/ was in denen Wahlen Buͤchlein/ welche
hier als eine Zugabe in einem Compendio mit beygefuͤgt ſeynd/
hievon vorgetragen wird/ ſondern nur dieſes melden/ was ich
ſelbſten geſehen/ und von Augenſcheinlichen Zeugen dißfals gehoͤ-
ret/ wie folget: Aus der Roͤßlau bey dem Furth-Hammer ober-
halb Wunſidel habe ich aus dem Sand gediegene Gold-Koͤrnlein
nebſt Zinnſteinlein ſichern ſehen/ auch habe ich zu Halle im Mag-
deburgiſchen gediegene Goldflittern und Koͤrner aus unſerer Fich-
telber-
[43]Beſchreibung des Fichtelbergs.
telbergiſchen Saale vom Sand waſchen ſehen: das Schimmelbaͤch-
lein/ ſo in den Weißen Mayn faͤllet/ ſoll nach HrM.Großens
Zeugnuͤß Gold-Schlich bey ſich fuͤhren/ auch bin ich glaubwuͤrdig
berichtet worden/ daß aus dem Mayn und Eger oͤffters gediegene
Gold-Koͤrnlein ſamt anderm mit Zinn- und Eißen vermengten
Gold-Schlich geſichert worden. Jn dem Weißen Mannsbaͤch-
lein liegen theils ſchwartze/ theils ſehr glaͤntzende Steine als ein
Spiegel/ die nicht ohne Halt ſeyn moͤgen. Nicht weit davon
nun iſt das bemeldte Himmelbaͤchlein/ da liegen auch dergleichen
Steine. Ja es giebt es der Augenſchein/ daß faſt in allen Fluͤß-
lein des Fichtelbergs etwas Zinnſchlich anzutreffen/ ob es gleich
nicht allezeit der Muͤhe und Koſten werth iſt/ einige Arbeit darauf
zu wenden. Das ſich mit dem Weißen Mayn vereinigende Kupf-
fer-Baͤchlein fuͤhret ſeinen Nahmen vermuthlich von nichts anders
her/ als daß unter deßen Sand Kupfferkieſe anzutreffen. Die
zu Unterlinda in die Nabe ſich ergießende Kraza ſolle nach Herr
M.Großens Bericht auch Gold-Koͤrner fuͤhren/ von welchem
Metall dann auch das unter Ebnath mit der Naabe ſich vereini-
gende Gold-Baͤchlein den Nahmen hat. Auch fehlet es denen6) An Edel-
geſteinen.

Fichtelbergiſchen Waſſern an Edelgeſteinen nicht. Dann auſſer
dem/ daß die Eger jezuweilen Diamanten unter ihrem Sand mit
an das Ufer legen/ und bey Schirnding der Horn nebſt dem Zaun-
bronnen im Holtz Agaten-Koͤrner u. Granaten geben ſolle: ſo habe
ich doch ſelbſt Granaden verehrt bekommen/ die (wo mir recht)
aus dem unter Erbendorff in die Wald-Nabe flieſſenden Galgen-
baͤchlein gefiſchet worden: alſo/ daß kein Zweiffel/ es gebe auch noch
andere Edelgeſteine in denen Fichtelbergiſchen Waſſern/ wie ich
dann Rubinen/ Topaſen/ Amethiſten und Schmaragden/ auch Jas-
pis
geſehen/ ſo daraus gehohlet worden/ allein der Neid der Men-
ſchen wolte die Fluͤſſe nicht nahmentlich wiſſen laſſen/ jedoch ſo viel
ich von einem Pfaͤlziſchen Bauern habe Nachricht einziehen koͤn-
nen/ ſo ſollen dergleichen in der Kalten und Warmen Steinnach
an dem Geyersberg zu finden ſeyn.


Es ſaget der Wahle Giovanni Carneroin ſeinem geſchriebe-7) An Per-
len.

nen Buͤchlein vom Fichtelberg/ daß in dem H. Conradsbronnen
F 2oberhalb
[44]Beſchreibung des Fichtelbergs.
oberhalb Wunſidel zu gewißen Jahrs-Zeiten/ als zu Micha elis/ ſol-
ten Perlen gefunden werden/ welches ob es wahr ſey/ ich dahin ge-
ſtellet ſeyn laſſe/ wenigſtens habe ich keine darinnen angetroffen.
Auch will ich nicht ſtreiten/ ob der Rothe Mayn dergleichen mit
ſich fuͤhre. So viel aber ſoll gewiß ſeyn/ daß die Saale etliche
Meilen von ihrem Urſprung Perlen-Muſcheln heege: So ſolle
auch der Silberbach bey dem Neuenhauß Perlen-Schnecken in ſich
enthalten. Uber dieſes ſeynd unſere Fichtelbergiſche Waſſer hier-
innen ſehr fruchtbar/ daß die meiſten aus Felſen rinnend nicht nur
geſund zu trincken/ und Menſchen und Viehe den Durſt loͤſchen/ ſon-
dern/ daß ſie auch denen Wißmathen und Feldern in trockenen Zei-
ten zu einer fruchtbaren Waͤſſerung und Erfriſchung dienen/ wo-
durch dem Viehe ſein Futter/ dem Wild ſeine Nahrung/ und dem
Menſchen ſeine Speiſe waͤchſet/ und gegeben wird. Aus allen die-
ſem erhellet nun/ wie wahr es ſey/ was Hr. Bruſchius von unſerm
Fichtelberg geſchrieben: Daß nehmlich dieſes Gebuͤrge ſo viele ſchoͤ-
ne Bronnen/ Qvell-Baͤchlein/ helle/ lautere und Fiſchreiche/ ja
auch Goldfindige Fluͤße habe/ daß ſie auch von denen Einwohnern
nicht moͤgen oder koͤnnen gezehlet werden; Jngleichen was Hr.M.
Groß ſchreibet/ daß an unſerm Schatzreichen Fichtelberg durch die
wunderſame Natur in ſo viel ſchoͤnen Goldfindigen Fluͤßen/ Qvel-
len/ Baͤch- und Broͤnnlein die herrlichſte Koͤrner und koſtbarſte
Steinlein aus dem Bauch/ und innerſten Theil des Bergs heraus
gefuͤhret werden. Hievon iſt allerdings (faͤhret er fort) faſt uͤber-
all ein groſſer Ruff/ auch von denen frembden hieher reiſenden Per-
ſonen ein ſehr ſorgfaͤltiges Nachforſchen/ ſo gewißlich nicht ohne al-
len Grund geſchehen mag. Dann einmahl die in ſolchen Qvellen
an vielen Orten (welche zu nennen/ weder nothwendig/ noch nuͤtz-
lich/) befindliche gantz rare/ harte/ manchfarbige und glaͤntzende
Koͤrner/ die wunderſame hin und wieder ausgeſpuͤlete Gold- und
Silberflammige Steinlein/ und der in der Sonnen ſchoͤn glaͤntzen-
de Sand von denen dieſer Sachen verſtaͤndigen nicht ohne Nuzen
moͤgen tractiret werden. So iſt auch uͤber dieſes bekant/ daß von
vielen in dieſe Laͤnder kommenden Auslaͤndern/ theils eine ſehr groſſe
Wiſſenſchafft/ und bereits an ſich habende Kundſchafft von vielen
an
[45]Beſchreibung des Fichtelbergs.
an ſolchen Bergen befindlichen Dingen an Tag gelegt/ theils oͤffent-
lich von ihnen bezeuget werde/ daß dieſer unſer Fichtelberg wegen ſei-
nes unvergleichlichen Reichthums in frembden/ und von uns weit
entlegenen Landen in viel groͤſſerm Ruff und Ruhm/ als bey denen
Jnwohnern ſelbſt ſtehe. Welche Reden nicht wenig bekraͤfftigt
werden durch die zu unterſchiedenen Zeiten in denen Berg-Hoͤhlen
hin und wieder gefundene Manuſcripta, oder in allerhand frembden
Sprachen geſchriebene Buͤchlein/ in welchem gar offtmahls mit
gewiſſen Characteren gar umſtaͤndlich angemercket worden/ an wel-
chen Orten/ bey welchen Baͤchlein das koͤſtliche Gold/ das reinſte
Silber/ das edelſte Metall/ ja auch die koͤſtlichſte Perlen und Edel-
geſtein ſeynd gefunden worden. So hat man auch ſonſten glaub-
wuͤrdige Nachricht/ daß die Saale ihre Gold-Schlich biß in Thuͤ-
ringen mit ſich fuͤhre/ ſo zu Rudolphs-Sadt oͤffters ſollen zu finden
ſeyn/ da ſonſten der Rothe Mayn Perlen/ die Eger aber Diamanten
iezuweiln unter ihrem Sand mit ans Ufer legen ſolle. Daher
dasjenige wohl wahr ſeyn koͤnte/ weſſen ſich ſonſten die Auslaͤnder
zu ruͤhmen pflegen: Es ſollen denen Wahlen/ Jtaliaͤnern/ Fran-
zo ſen und Spaniern die Schaͤtze und der Reichthum/ ſo in des
Teutſchlands Gebuͤrgen verborgen liegen/ als Frembdlingen beſſer/
dann denen Teutſchen ſelbſt bekant ſeyn. Das Sprichwort aber/Spruͤch-
wort vom
Fichtelberg.

daß an und umb den Fichtelberg oͤffters eine Kuhe mit einem Stein
koͤnne geworffen werden/ da doch der Stein von groͤſſerm Werth/
als die Kuhe ſelbſt ſeyn moͤchte/ wird abſonderlich von denen goͤlde-
nen Zeiten/ da die Gold-Bergwercke noch in rechtem Flor geſtan-
den/ muͤſſen zu verſtehen ſeyn/ da es hingegen bey gegenwaͤrtigen ei-
ſernen Zeiten ſehr ſelten eintreffen moͤchte: Biß hieher HerrM.
Groß. Ehe wir aber unſere Fichtelbergiſche Waſſer verlaſſen/Woher die
gediegene
Gold-Koͤr-
ner im Waſ-
ſer kommen/
zweyerley
Meinungen

wollen wir noch kuͤrtzlich betrachten/ woher doch die gediegene Gold-
Koͤrner/ ſo in etlichen derſelben Fluͤßen gefunden werden/ kommen
muͤſſen/ ob ſie nehmlich ſchon im Gebuͤrge ſeyn/ und nur vom Waſ-
ſer abgeſtoſſen werden/ oder ob ſie im Waſſer durch die Krafft der
Sonnenꝛc. mittelſt der Lufft gezeuget und generiret werden. Die-
jenige nun/ und welches der meiſte Hauffen heute zu Tag ſeyn wird/
welche denen Metallen keinen Wachsthum zugeben/ noch denen
F 3Ein-
[46]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Einfluͤßen der obern in die untere einigen Zugang geſtatten wollen/
werden ſagen/ die Metallen waͤren ſchon im Anfang der Welt ge-
ſchaffen/ ohne daß ſie weiter wachſen/ ſondern nur duͤrffen ausge-
graben werden/ daher geben ſie auch denen Metallen keinen Saa-
men zu/ ſondern meinen/ daß das Waſch- oder Seiffen-Gold nur
durch die Suͤndfluth von ſeinen Kluͤfften und Gaͤngen ſey abge-
ſtoſſen worden/ oder aber/ daß es zum wenigſten die Fluͤße/ worin-
nen es gefunden wuͤrde/ noch heute zu Tage abſtieſſen/ und es alſo
keinesweges in denen Waſſern wuͤchſe. Allein wann wir auf die
Beſchaffenheiten der Sachen genau acht haben/ ſo lehret uns dies-
falls die Erfahrung gar ein anders: Dann 1) hat es ſich offt und viel
zugetragen/ daß man dieſer Orten/ wo die Goldfuͤhrende Waſſer ih-
ren Urſprung/ Lauff/ u. Striech haben/ eingeſchlagen/ tieffe Schach-
ten geſencket/ langſtreckende Stollen getrieben/ ober nicht ein Flaͤm-
lein oder Staͤublein Gold angetroffen/ da doch der am Tage dabey ja
gar daruͤber ſtreichẽde Fluß nach wievor ſeine Gold-Koͤꝛner gezeuget/
alſo/ daß wuͤrckl. und in der That Gold im Waſſer/ aber keines unter
der Erden daſelbſt anzutreffen geweſen/ daß es das Waſſer haͤtte koͤn-
nen abſtoſſen/ und mit ſich fuͤhren. 2) Findet man wunderſelten ge-
diegen Gold in denen Bergen/ am Fichtelberg aber gar nicht/ ſon-
dern es muß alles von ſeinem Kieß mit großer Muͤhe durch Waſſer
und Feuer erſt herausgebracht werden. Dieſes in denen Fluͤßen aber
iſt ſo rein/ und fein/ als wann es aus dem Cement gekommen. 3) Lauffen
etliche Waſſer/ worinnen dieſe Gold-Koͤrner gefunden werden/ ſo
ſtille/ und ſeynd dabey an einigen Orten ſo ſchwach/ daß ſie unmoͤglich
etwas vom Gang abſtoſſen koͤnten. 4) Bezeuget es ſo wohl die Kunſt/
daß durch bloſſes Zuthun der Lufft ohne einige andere Materie/ Gold
und Qveckſilber/ Schwefel/ und Salz/ im Waſſer koͤnnen ge-
zeuget werden/ wovon unten/ wenn wir von der Fichtelbergiſchen
Lufft werden zu reden kommen/ eine wunderbahre/ aber doch ge-
wiſſe und wahrhaffte Geſchicht/ ſoll erzehlet werden. Als 5)
auch die Natur durch folgendes Augenſcheinliches Exempel/ wel-
Eine Hiſto-
rie vom
Goldwach-
ſen.
ches Herr Acxtelmeier in ſeiner Idea barmonicæ correſpondentiæ ſu-
periorum cum inferioribus, p. m. 126.-128.
mit folgenden Worten an-
fuͤhret: Ein wohl nachdencklich Exempel eines Wachsthums des ge-
diegenen
[47]Beſchreibung des Fichtelbergs.
diegenen Goldes/ in einem Muͤhlbach unter dem Erz-Stifft Salz-
burg. Dieſes ſehr angenehme und erbauliche Natur-Werck ha-
be ich die Ehre gehabt/ zu ſehen/ bey dem Herrn Grafen Maximilia-
no Erneſto
von Scharffemberg/ Dohmb-Probſten des Erz-Stiffts
Salzburg/ wovon die Umbſtaͤnde folgende ſeynd: Ein Muͤller im
Lande hatte in ſeinem Bach einen kleinen Flecken von einer gewiſ-
ſen Erden/ die er nicht kennet/ ſahe aber dabey durch der Sonnen
Glantz unter dem Waſſer einen ſchoͤnen Gold-Sand/ von welchem
er heraus nahme/ das ſchoͤnſte Gold davon ſichert/ das er
nach ſolchem wiederumb an den Orth in den Bach legte/ und von
Zeit zu Zeit in obacht nahm/ wie die Gold-Koͤrner in der Groͤße
ſich vermehrten/ daß endlich gantz gediegene Stuͤcklein daraus wur-
den/ die ich mit Augen geſehen/ und ſelber in Haͤnden gehabt ha-
be. Und hat das Gold gedachte Zunahme nur an gemeldtem Ort
gehabt/ und ſonſten an keinem Ort im gantzen Bach/ welches boͤ-
ſe Leute/ umb welcher Urſachen/ iſt unbewuſt/ dem guten Muͤller
unfruchtbar gemacht/ nachdem ſie ihm heimlich unter dem Waſſer
im Bach die Erde geſtohlen/ daß hernach kein Gold mehr an dem
Ort hat zunehmen oder wachſen wollen. Suchen wir nun die
Urſach dieſes Abgangs/ ſo finden wir ſie unſchwer in der Aufhe-
bung des Solariſchen Magnetens/ durch welche die Strahlen der
Irradiation der Sonnen an dem Ort angezogen/ concentrirt und ver-
mehrt wurden. Die Erde ward allda von dem Aſtro Solis ge-
ſchwaͤngert/ deſſen Irradiation von dem Wind oder der Luſſt dahin
getragen/ in dieſer Mutter-Erde ihre Wohnung ſetzte/ und ſich
allda gerne aufhielte. Deme dieſes zu glauben ſehr ſchwehr vor-
kommet/ der betrachte nur den Krafft-Punct oder Polpunct an der
Magnet-Nadel/ wie groß dieſes kleinen Anſtrichs Wuͤrckung iſt/
umb aus dem Firmament und einem von denen kleinen Sternen
unaufhoͤrlich die Sympathetiſche Nahrung an ſich zu ziehen/ welche
ſo viel 1000. Meilen davon iſt. Und wie die Magnet-Nadel auch
durch ein duͤckes Glas/ Holz und Waſſer ſeine Gewalt erzeuget/
alſo auch hat der Goldiſche Magnet der Gold-Letten dieſes Muͤl-
lers unter dem Waſſer und durch das Waſſer ſeine Krafft und herr-
liche Wuͤrckung nicht ohne Freude curieuſer Leute und zum Troſt
der
[48]Beſchreibung des Fichtelbergs.
der Philoſophen erwieſen. Ja dieſes Natur-Werck in dem Waſ-
ſer und durch daſſelbe kommet mir vor/ wie eine Filtration der
Kunſt/ wo nur das reine durch gehet/ und ſich anſetzet/ das unreine
hingegen in dem Filtro zuruͤcke bleibet. Fuͤrwahr dieſe Irradiation
muß ſehr ſtarck und magnetiſch geweſen ſeyn/ weil ſie ſo gar durch
gediegene Einſchmelzung die Gold-Koͤrner hat vermehren/ und
das Metall zum Wachsthumb bringen koͤnnen. Biß hieher be-
lobter Autor, welcher meines wenigen Erachtens ſehr ſchoͤn rai-
ſonn
irt.


Aus dieſer Begebenheit ſiehet man nun/ daß das Gold wach-
ſe/ und zwar in dem Waſſer aus einer Magnetiſchen ſuperficialen
Erde/ die bald weg zu bringen iſt. Was hindert es nun/ daß
wir nicht ein gleiches Raiſonnement von unſerm Goldanziehenden
Daß das
Ertz u. Me-
tall wachſe.
Sand in denen Fichtelbergiſchen Fluͤßen geben ſolten? Daß aber
auch das Gold und andere Metallen nicht nur von Erſchaffung der
Welt her in denen Gaͤngen und Kluͤfften unter der Erden geſchaf-
fen worden/ ſondern biß dieſe Stunde darinnen wachſen/ zu- und
abnehmen/ iſt unlaugbar/ und muß man ſich wundern/ daß es Leu-
te geben koͤnne/ ſo dergleichen nicht zugeben wollen/ da doch die
allgemeine Erfahrung es taͤglich allein mit der Witterung bezeu-
get. Dann lieber/ was iſt doch die Witterung anders/ als ein
Metalliſcher oder Ertzhaffter Dampff oder deutlicher Zureder/
ein Metall oder Ertz in Dampffs-Geſtalt/ welches entweder ſich
in die gebuͤhrende Erde einſchlaͤget/ und dann heiſſet es einwittern/
oder aber aus dem Metalliſchen Qvarz ausſtreichet/ und dann heiſ-
ſet es auswittern: bey dem erſten trifft man offt nur ein angefol-
gen Zeug in denen Gaͤngen an/ welches noch nicht zur Reiffe ge-
diehen/ oder doch wenig und arm/ hingegen der Brodem deſto
haͤuffiger iſt/ von ſolchem pflegen die Bergleute zu ſagen/ ſie waͤ-
ren zu fruͤhe/ oder zu bald kommen/ dann das Metall oder Ertz
ſey noch im Wachſen begriffen/ es wittere erſt ein. Bey dem
lezten aber trifft man taubes/ offt als wie von Bienen durchſo-
genes Gebuͤrg/ oder gar Gemilm und leichte Erde an/ die bißweiln
eintzelnweiſe noch einigen Metalliſchen Glanz zeigen/ und dann pfle-
gen die Bergleute zu ſagen/ ſie waͤren zu ſpate kommen/ dann
das
[49]Beſchreibung des Fichtelbergs.
das Metall oder Ertz waͤre ſchon wieder ausgewittert und ausge-
zogen. So lange nun dieſer Dampff oder Broden unter der Er-
den ſtreichet/ ſo kan er ſich ja wohl wieder an einem beqvemen
Ort einſchlagen/ dringet er aber an irgend einem ſehr poroſen Ort
mittelſt der Waͤrme durch/ daß er uͤber der Erden an die freye Lufft
kommet/ ſo entzuͤndet er ſich/ daß er bey Nachts als ein Lauff-Feu-
er auf der Erden bogenweiß hinlauffend geſehen wird: und dann
ſprechen die Bergleute/ das Ertz verkundſchafftet ſich/ die Witte-
rung ſchlage oder ſtreiche zu Tage aus/ und dergleichen. Wem
nun dieſes noch nicht Beweiß genug iſt/ dem wollen wir wegen des
Wachsthums der Metallen noch aus des Mattheſii Sarepta eines
und das andere zu Gefallen anfuͤhren/ und die Sache mit ſolchen
Exempeln beſtaͤrcken/ daß Niemand den fernern Wachsthum der
Metallen mehr in Zweifel ziehen ſolle. Dieſemnach ſpricht er in
der dritten Predigt: daß GOtt der Metallen Leib in Kluͤfften/
Gaͤngen/ Floͤtzen/ und Stoͤcken ſchaffe oder wuͤrcke aus ſubtiler o-
der deſtillirter Erden und fetten duͤchten Duͤnſten oder Brodmen/
die er durch natuͤrliche Hitze aus Erde und Waſſer zuſammen zie-
he/ temperire/ und Waſſer und Erde miteinander vermenge/ daß ei-
ne Guhr und ſchweflichter qveckſilbrichter Saamen werde/ dar-
aus allerley Berg-Art und Metall geziegelt werde/ und von der
Kaͤlte geſtehe; welches von Tage zu Tage waͤchſet/ und in beſſer
Metall verwandelt wird/ biß es dichte und gediegen wird/ und
zu ſeinem vollſtaͤndigen Weſen formirt/ und gar rein aus natuͤrli-
cher Wuͤrckung/ oder im Schmeltz-Treib- und Brenn-Ofen gema-
chet wird. Alſo ſeynd kuͤrtzlich die Metallen irrdiſche Leiber aus
Staub/ feuchten und feiſten Duͤnſten/ ſo die natuͤrliche Hitze aus
der Erden oder Felßen zuſammen treibet/ oder die aus dem Geſtein
in die Gaͤnge brodmet/ gebohren. Ferner ſprichter: Die Ertzte
wachſen noch heute zu Tage in unverſchrottenen Gaͤngen/ auch wohl
in Bergfeſten/ ſo verſtraßet ſind. Dann ſo Steine und Felßen
wachſen/ (wie man noch Stollen findet/ die nach uͤblichem Stoll-
Recht ſo weit genommen ſeynd/ daß man mit einem Lauff-Karn
geraume drinnen fortkommen/ und ſich beruͤhren hat koͤnnen/ die
mit der Zeit ſo zuſammen gewachſen/ daß einer kaum auf der Sei-
Gten
[50]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ten hinein dringen kan: ſo ſiehet man auch/ daß offt das Gebuͤrge/
die Kappen an Thuͤr-Stoͤcken und an denen Trage-Stempeln gar
in einander ſcheubt/ und gleich zuſammen/ oder groſſe Strauben
dran druͤckt/) ſo wachſen ja auch Bergarten und Ertze ſowohl in
Hiſtorien/
deß die Me-
tallen wach-
ſen.
unverſchrotenen/ als verfahrnen Feldern. Wie dann eine Guhr
aus der Fuͤrſt auf einem kluͤfftigen Stein geſintert oder getroffen/
da zeinicht Silber draus gewachſen. Zu St. Lorentz hat eine
Bergfeuchtigkeit aus einer Straßen geſintert/ und das liegende
darunter in der Strecken gar uͤberſilbert/ und in denen Klunſen
des Trage-Stempels oder Kappen und Strauben zeinicht Silber
gewachſen/ da das Holtz nicht viel uͤber 20. Jahr im Berg iſt gele-
gen. Daſelbſt hat man auch zu Tage ausgefordert einen tauben
Wißmuth/ und auf der Halle beſonders geſtuͤrtzt/ nach etlichen Jah-
ren hat man etliche Marck Silber draus gemachet. Desgleichen
hat man auf der Unruhe einen Kobelt ausgefuͤhrt/ der nichts ge-
halten; da er aber eine Zeitlang am Wetter gelegen/ hat man Sil-
ber drinnen gefunden: drum laſſen Gehaͤng und Geſpreng ſich und
ihre Fruͤchte offt ſehen; Ja die Erfahrung lehret/ daß ein Fleck in
Weſtphalen Khurbach/ da etliche Einwohner ihr Reuten/ Graupen/
und Schlichhauffen haben/ daß ſie je in 4. Jahren einen arbeiten/
und Gold daraus waſchen; wie auch Salpeter- und Alaun-Hallen/
wann man ſie eine Zeit ruhen laͤſſet/ wieder beſſer werden. Alſo
wachſen die Ertze aus Staub/ Erd/ oder Aſche/ und feuchten feiſten
Duͤnſten oder Brodmen/ oder fetten und effern Waſſer/ ſo die na-
tuͤrliche Hitze zuſammen ſchmeltzet/ oder die aus dem Geſtein in die
Gaͤnge brodmen/ woraus alsdann eine Guhr wird/ welche ſo fer-
ner aus denen Straßen guͤhrt und treufft und einer Butter-Milch
nicht ungleich ſiehet/ dieſe Guhr oder Schweflicht Qveckſilbrichte
Materie nun/ wann ſie zuſammen lauffet oder treufft/ leget ſich in
Kluͤfften und Gaͤngen oder inliegenden an/ wie man in Glas Ertz-
Stuffen ſiehet/ daß die fluͤßigen und ungeſtandenen Tropffen auff-
einander getroffen und alſo geliefert und geſtanden ſeyn/ biß ſie end-
lich in der Kaͤlte recht lieffern und geſtehen. Daher die Berg-
leute ſagen/ daß die Ertze aus Schwefel und Qveckſilber herwach-
ſen.ꝛc.ꝛc. Biß hieher Mattheſius: Ja daß die Ertze und Metallen
nicht
[51]Beſchreibung des Fichtelbergs.
nicht nur im Waſſer/ wie oben erwieſen; noch allein unter der Er-
den/ und auf Hallen uͤber der Erden/ wie wir jetzt nacheinander
dargethan/ gezeuget und gebohren werden/ ſondern ſo gar aus der
Erden herfuͤr zu Tage auswachſen/ und herfuͤr dringen/ das bekraͤff-
tiget als ein Augenſcheinlicher Zeuge Hr. D. Joh. Joachim Becher
in ſeiner Natur-Kundigung der Metallenp. m. 1. 2. mit folgenden
Worten: Jch habe/ ſpricht Er/ einen Bolum geſehen/ welcher mit
goͤldenen Adern durchwachſen mit ſtattlichen Kraͤfften iſt begabt ge-
weſen/ und dieſes kan in unterſchiedlichen dergleichen Erden gefun-
den werden/ welche entweder Solariſch/ Martialiſch/ Veneriſch/
oder Saturniſch ſeynd/ bevorab/ wo ſie uͤber Berg-Adern wachſen/
dann alſo ſtreichen die Berg-Duͤnſte durch/ und perfumiren ſie/ wie
ſolches NB. bißweiln auch gar in Vegetabilien geſchiehet/ welche uͤber
ſolchen mineraliſchen Adern gewachſen ſeyn; geſtaltſam ich eineEine merck-
wuͤrdige Hi-
ſtorie des
Goldwach-
ſens.

Wein-Rebe mit Weintrauben geſehen hab/ welche in Ungarn uͤber
einer goͤldiſchen Ader gewachſen/ und an welcher nicht allein der
Stengel/ als wie mit goͤldenen Spinnenfaͤden umbwunden iſt ge-
weſen/ ſondern auch in etlichen Beerlein haben ſich gediegene Gold-
Koͤrnlein gefunden/ dieſer Weinſtock hat einen rothen Wein gege-
ben/ von welchem ich auch getruncken habe: Biß hieher/ HerrD.
Becher. Nun iſt wohl gewiß/ daß die Trauben von dieſem Wein-
ſtock alle Jahre ſeynd abgeleſen worden/ weil nun in dieſem Jahr/
da Hr.D.Becher die mit Gold umbgebene Wein-Rebe ſamt denen
Gold-Koͤrnlein in denen Beeren geſehen/ das Gold auch muß zu
Tage an denen Reben und in die Beere ausgewachſen ſeyn; Wer
will ſich nun erkuͤhnen den Wachsthum der Metallen/ und zwar
in einem einigen Jahr zu laͤugnen/ es ſey dann/ daß man alle Raiſon,
alle Experienz und zugleich fidem hiſtoricam auffheben und ſich ſelbſt
die Augen blenden wolle.


Von dem Gebuͤrg des Fichtelbergs.


Nachdem wir die Fluͤße des Fichtelbergs/ und die darinnenVom Ge-
buͤrg des
Fichtel-
bergs.

enthaltene Schaͤtze ſamt dem Wachsthum der Metallen biß hie-
her betrachtet haben/ ſo wollen wir einmahl die Waſſer verlaſſen/
und uns auf das Land begeben/ da wir dann Berg und Thal/ Wild-
G 2nuͤße
[52]Beſchreibung des Fichtelbergs.
nuͤße und angebauete Felder und Wieſen/ Felßen und Klippen/ Hoͤh-
len und Loͤcher zu Geſichte bekommen. Damit ich aber bey der
von dem ſeel. Hn. Bruſchen in Beſchreibung dieſes Gebuͤrgs an-
gefangenen Ordnung bleibe/ ſo werde ich ſo viel als moͤglich ſeine
Worte auch behalten/ dasjenige aber/ was ich als ein Augenſchein-
licher Zeuge ſelbſten obſerviret/ fleißig mit beyfuͤgen. Solchemnach
Celtes erſter
teutſcher ge-
croͤnter
Poet.
hat offt ernannter Hr. Autor aus dem Celte dem erſten Poeten/ ſo
in Teutſchland von Kayſerl. Majeſtaͤt Haͤnden auf einem Reichs-
Tag iſt gecroͤnet worden/ angefuͤhret/ daß der Fichtelberg ſey und
Fichtelberg
ein Haupt
des
Schwartz-
Waldes.
genennet werde ein Haupt des Schwartzwaldes/ welches dann un-
ſer Autor auch gaͤntzlich vor wahr haͤlt/ daß ihm alſo ſey/ und recht
alſo von der wunderbahren greulichen Hoͤhe wegen genannt wer-
de; indem nicht allein dieſer Berg/ ſondern auch das gantze herum-
Der hoͤchſte
und geſun-
deſte Ort
in gantz
Teutſchland
iſt am Fich-
telberg/ in
ſpecie
bey
Weiſſen-
ſtadt.
liegende Laͤndlein/ ſo man am Fichtelberg nennet/ fuͤrnehmlich aber
die Gegend/ ſo am naͤchſten umb Weiſſenſtadt lieget/ der hoͤchſte
und darum auch geſundeſte Ort von gantz Teutſchland iſt. Wel-
ches auch Kayſer Maximilian I. Hochloͤbl. Gedaͤchtnuͤß/ ſoll affir-
m
irt und bezeugt haben/ da ſeiner Kayſerl. Majeſtaͤt einsmahls ein
Edelmann Veit von Bith/ Kayſerlicher Rath/ viel von gemeldten
Bergs Art/ Natur/ und Gelegenheit geſagt hatte. Wie dann
gewiß iſt/ daß nicht nur die Leute in beſagter Gegend gemeiniglich
ſehr alt/ ſondern auch wenig kranck/ ja wann ſie kranck/ meiſtens oh-
ne Artzney wieder geſund werden/ und wird man faſt ordentlich ob-
ſerv
iren/ daß jaͤhrlich ein gut Theil mehr gebohren werden/ als ſter-
ben/ welches ſonderlich von der Weiſſenſtaͤdter Gegend zu obſervi-
Die Stuͤcke
des Fichtel-
bergs.
ren. Es hat aber offtgenannter Berg ſo viel Stuͤcke/ Hoͤrner/
Seiten/ und gleichſam Glieder/ die ſich in mancherley Lande aus-
theilen/ daß man die kaum kan oder mag erzehlen/ wovon etliche von
Auf etlichen
Bergen die-
ſes Gebuͤrgs
kan man
viele Laͤnder
ſehen.
einer ſolchen entſetzlichen Hoͤhe ſeynd/ daß man auf deren Gipffeln
viel Staͤdte/ Flecken/ Doͤrffer/ ja gantze Laͤnder zu Geſicht bekom-
men kan/ dann da ſiehet man das Fuͤrſtl. Burggraffthum Nuͤrm-
berg oberhalb Gebuͤrgs faſt biß an die Nuͤrmberger Gegend. Man
ſiehet das Bambergiſche/ Coburgiſche/ Voitlaͤndiſche/ Ober-Pfaͤl-
tziſche/ ja in die Ferne das Saͤchſiſche/ und ſo gar tieff in das Boͤh-
miſche und deſſen Gebuͤrg hinein. Alſo/ daß man in dem Umkreiß
weit
[53]Beſchreibung des Fichtelbergs.
weit uͤber 50. teutſche Meilen das Auge kan herum wandern laſſen.
Die fuͤrnehmſten Glieder des Fichtelbergs nun ſeynd die Los- oderLos- oder
Luchsburg.

Luchsburg/ eine gute halbe Stunde lincker Hand oberhalb Wun-
ſidel/ einer nach Herrn Bruſchii Beſchreibung unuͤberwindlichen
ſchrecklichen Hoͤhe/ worauff noch heutiges Tages alte Burgſtellen
eines Raub-Schloßes etwan der Edelleute von Losburg/ welches
vor alten Zeiten die Herrn von Eger zerſtoͤret und zerworffen ha-
ben. Woher der Nahme Losburg komme/ ſtimmen die Autores
nicht uͤberein; Bruſch zwar will bemeldter maßen/ daß die Wild-
nuͤß und darin ſich befindliche Raubſchloͤßer den Nahmen von dem
Geſchlecht der Edelleute ſollen bekommen haben/ allein HerrD.
Pertſch in ſeinen Originibus Bonſidelienſibus p. m. 38. zweifelt gar
ſehr/ ob iemahl ein dergleichen Adelich Geſchlecht dieſes Nahmens
geweſen: Er will hingegen/ daß dieſer Nahme vielmehr herruͤhre
von dem gegebenen Zeichen und Loos/ welches dieſe Raͤuber andern
ihres gleichen/ (wann ſie Beute vermercket/ und darauf geſamter
Hand ausfallen wollen) gegeben: dann daß der Ort von denen darauf
veruͤbten loſen Haͤndeln ſolle alſo ſeyn benamſet worden/ will er
nicht glauben. Die aber den Nahmen von dem grimmigen Thier
dem Luchſen herfuͤhren wollen/ haͤlt er vor blinde oder doch ſol-
che Leute/ die weniger Scharffſichtigkeit/ denn die Luchſen/ haͤtten/
und mithin der Jaͤgerey gantz unerfahren waͤren/ indem nehmlich
dergleichen Thiere dieſer Gegend nicht anzutreffen. Deme ſey
nun wie ihm wolle/ ſo iſt doch gewiß/ daß vor etlichen Jah-
ren in dem faſt durch gantz Europa ungemein ſich kalt erzeigten
Winter die Bauern zu Sichersreuth/ einem Dorff/ ſo eben nicht
weit von der Losburg ablieget/ in dem Schnee durch ihr DorffLuchſen gibt
es auf der
Losburg.

Fußtapffen eines ihnen unbekanten Thiers geſpuͤret/ und
als ſolche der auf den Forſt achthabende Unter-Knecht wahrge-
nommen/ hat er ſie vor Luchsſpuren erkannt: Wie es dann/ wo
mir recht iſt/ in dem gleich darauf folgenden Fruͤhling die Er-
fahrung gegeben/ daß man ſich dißfalls nicht betrogen; dann da
die Schaaf-Heerde zu Ober-Redwiz/ einem Ritter-Guth/ ſo der-
mahlen der Hoch-Wohlgebohrne Herr Chriſtoph Caſimir vonHr. Chri/
ſtoph Caſi-
mir von

Waldenfelß beſeſſen/ in das unweit davon gelegene Holtz Buzenreuth
G 3getrie-
[54]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Waldenfels
erleget ei-
nen Luchſen
in dem Holtz
Buzenꝛeuth.
getrieben wurde/ ſpuͤreten die Schaf-Hunde einen Luchſen auf ei-
nem Baum ſizend aus/ der Schaͤfer ſolches Thier auf gegebenes
anſchlagen der Hunde wahrnehmend/ gienge fort/ es beſagtem Hn.
von Waldenfelß anzuzeigen/ der dann ſogleich ſich dahin erhoben/
das Thier geſchoſſen und ertoͤdet/ und ſodann zur Hoch-Fuͤrſtl.
Hoffhaltung nacher Bayreuth eingeliefert/ an deſſen Zizen man
wahrgenommen/ daß es ein junges geſaͤuget. Nachdem nun
Sichersreuth zwiſchen der Losburg und dem Buzenreuth lieget/
ſo iſt wahrſcheinlich/ daß aus dem erſten Ort durch das Dorff in
den andern Wald dieſes Thier muͤſſe ſeinen March genommen ha-
ben; nachgehends biß ich auch von einem Bauern zu Leutendorff
berichtet worden/ daß/ als er in dem dabeyliegenden Holtz/ welches
ebenfalls nicht weit von der Luchsburg iſt/ Streu gehauen/ habe
er hart an ſich etwas blaſen und ſpeyen hoͤren/ wie die boͤſen Ka-
tzen zu thun pflegen/ da er ſich nun umbgeſehen/ waͤre es ein greulich
groſſer Luchs geweſen/ welcher in Mannslaͤnge an einem Baum hin-
auf geklettert/ ſo daß er vor Schrecken davon gegangen: uͤber dieſes
bin ich glaubwuͤrgig von dem Unter-Knecht berichtet worden/ daß er
zuweiln etliche dergleichen Thiere geſpuͤret/ aber wegē der entſetzlichen
Felßen und Klippen ihnen niemahls beykommen koͤnnen. Wann
nun ſonſten in der gantzen Gegend des Fichtelbergs dergleichen
Thiere meines Wiſſens nicht als nur in der Luchsburg und beym
Tiſch nacher Gold-Cronach zu geſpuͤret worden/ ſo koͤnte es ja
doch wohl ſeyn/ daß dieſe Wildnuͤß von dergleichen Raubthier
den Nahmen fuͤhret; wann es anders nicht aus dem alten teutſchen
Wort Lugen/ das iſt/ ſchauen/ ſehen/ her zu deriviren iſt; alſo daß
Lugsburg/ ſo viel als Schauburg hieſſe. Dann man ſagt am
Fichtelberg noch heute zu Tage/ ich will Lugen/ das iſt/ ich will
ſchauen oder ſehen. Wann man nun von Wunſidel aus dieſe
Losburg oder Luchsburg beſteigen will/ ſo gehet man neben einem
Cryſtallen
Jm Weg an
der Losburg.
Hohlweg hinan/ in dieſem Hohlweg giebt es viele Cryſtallen/ und
Cryſtallen-Druͤſen/ deren ich ſelbſt einige zu etlichen Pfunden auf-
gehoben/ und mit mir genommen/ jedoch gedeyhen dieſe groſſe ſel-
ten zur Reiffe/ je kleiner ſie aber ſeynd/ je reiffer ſie auch werden/
mehrentheils langſtrachlicht mit 6. Ecken/ als wann ſie ſchon ge-
ſchliffen
[][]

[figure]

[55]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſchliffen waͤren/ wann man nun hoͤher hinan kommet/ ſo præſen-
tir
et ſich uͤber denen an beeden Seiten angebaueten Feldern/ ein
flaches weitlaͤufftiges ungebauetes Feld/ ſo uͤberaus beqvem zum
exerciren der Soldaten iſt. Von fernen aber præſentirt ſich im
Wald eine hohe ſteinerne Pyramyde, die von weiten ausſiehet/ alsPyramide
von Felßen.

waͤre ſie durch Kunſt gemachet/ und ſo man ſie in der Naͤhe be-
ſchauet/ ſolte man doch dafuͤr halten/ eines Kuͤnſtlers Hand haͤt-
te ſie aus dem groͤbſten gehauen/ da ſie doch von Natur ſo ſtehet/
es brauchte auch nur noch etwas Muͤhe/ ſo wuͤrde ſie voͤllig regel-
maͤßig/ ſie iſt in der Hoͤhe eines kleinen Hauſes. Kommet man
noch weiter hinauf/ ſo lieget zur lincken Hand/ wo eigentlich die
hohen unerſteigliche Felßen und unwegſame Klippen angchen/ ein
Felß/ wie ein groſſer Backofen geformet/ auf welchem wieder ein
andrer noch ſchwerer und groͤßerer Felßen/ welcher gar breit und
raͤumlich iſt/ ſo daß man drauf fuͤglich tantzen kan/ lieget/ der
untere aber hat in der mitten einen Spalt gegen den Erdboden zu/
etwan eines halben Zolls weit von einander/ daraus flieſſet mit
groſſer Verwunderung der Anſchauenden das allerhelleſte haͤrteſte
und geſundeſte Waſſer/ welches bereits manchen Krancken/ den
darnach geluͤſtet/ erlabet hat/ insgemein wird es der ApffelbronnApffelbroñ.
genennet; warum aber/ kan Niemand wiſſen/ weiln weder wilde/
noch zahme Aepffel allda wachſen; wann es etwan nicht heiſſen ſoll
ſo viel/ als Abfall-Bronnen. Unter dieſen Felßen hoͤret man nun
zwar das Waſſer rauſchen/ allein wo es herkommet/ das kan man
nicht ſehen. Hier nun uͤber dieſem Apffelbronn fangen die FelßenHohe Fel-
ßen.

an immer Haͤuſer hoch auffzuſteigen/ ja ſie thuͤrmen ſich gantz uͤber
einander/ daß immer einer uͤber den andern/ auf dem andern und
hinter dem andern herfuͤr raget/ viele davon ſind wegen ihrer Jeche
gantz und gar unerſteiglich/ andere aber/ ob ſie gleich zuweiln hoͤher/
als jetztbemeldte/ koͤnnen dennoch erſtiegen und darauff in Boͤh-
men und Sachſen/ auch in die Pfaltz weit und breit geſehen wer-
den. Die Natur hat ſicherlich in dieſer Felßen- und Klippen-vol-
ler Wildnuͤß manch Wunder vorgeſtellet/ wie wir nicht nur an ge-
dachter ſteinernen Pyramide und Apffelbronn erſehen/ ſondern es
erhellet auch ſolches an denen entſetzlichen hohen/ und dem/ der darob
herab
[56]Beſchreibung des Fichtelbergs.
herab ſchauet/ Schwindel verurſachenden Felßen. Bald auf einer
maͤßigen Hoͤhe/ ober dem Apffelbronn rechter Hand/ liegt ein ent-
ſetzlicher breiter Felß/ welcher viele andere immer in- und auseinan-
der gehende kleinere ſtatt eines Daches bedecket/ dieſe untere kan
man zwar durchkriechen/ aber nicht durchwandeln/ dann ſie ma-
chen eine niedrige von Mittag gegen Mitternacht durchſichtige
Hoͤhle mit vielen Winckeln aus. Auf der Seiten gegen Abend
dieſer Hoͤhle iſt ein Stein-Felß/ ſo hoch ein Mann langen kan/ der
iſt ausgehoͤhlet/ daß ein Menſch gar beqvemlich ſich darinnen an-
lehnen und auf einem Stein darunter zugleich ſitzen kan/ zu deſſen
beeden Seiten gehen 2 Felß-Waͤnde ſchreeg hinaus/ und oben dar-
uͤber ſtrecket ſich bemeldter breiter Felß als ein Obdach/ ſo daß es
im Sommer ein feines Muſæum in der Wildnuͤß abgiebt/ dann von
allen Seiten iſt man bedeckt/ nur von Abend ſtehet es offen/ hinge-
gen ſtehen daſelbſt die anmuthigſte junge Tannen und Fichten/
welche das Gewitter von Abend her auch aufhalten. Gehe ich von
hier/ weiter zur Lincken hinauff/ ſo finde ich breite Felßen/ da nicht 1.
2. oder 3. ſondern viele wie Blaͤtter-weiſe aufeinander liegen/ end-
lich aber werde ich von ſo entſetzlichen Felß-Waͤnden umbſetzt/ die
weder zu erſteigen/ noch zu durchkriechen ſeynd/ da ſiehet man aus
einer undurchkommlichen Hoͤhle in die andere/ dann weil alles ſteil-
und gehe abgehet/ kan man unmoͤglich darinnen hafften. Wendet
man ſich von da wieder weiter im Umkehren rechter Hand hinauf/
ſo hat man etliche uͤbereinander gethuͤrmete Felßen mit dazwiſchen
fallenden Kluͤfften ziemlich beſchwerlich zu uͤberſteigen/ wann ſolche
aber gewonnen/ ſo trifft man einen von Felßen und Baͤumen um-
ſetzten kleinen Platz an/ worauff einige Mannſchafft ſtehen kan/ ge-
gen Mitternacht aber gehet eine enge Oeffnung in Felß-Waͤnden
hinein/ und von dannen uͤber ein paar Schritte ſteiget man wieder
in eine weitere Oeffnung/ welche ungefehr von Anfang biß zu Ende
25. biß 30. Schuhen lang ſeyn mag/ uͤber ſolche raget gegen Abend
ein entſetzlicher/ dicker/ breiter/ und langer Feiß als ein Dach ſchrege
herab/ ſo daß man von Anfang biß faſt zum Niedergang der Son-
nen das Licht in dieſer Hoͤhle haben kan/ dieſe iſt in der gantzen
Luchsburg die raumlichſte/ daß man darunter kan ſpatzieren gehen.
Denck-
[57]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Denckwuͤrdig iſt es/ daß vor ungefehr 30. Jahren ein melancholi-Ein melan-
choliſches
lediges
Weibsbild
wohnet etli-
che Jahre in
einer Hoͤhle
auf der Los-
burg.

ſches Weibsbild/ ledigen Standes/ ſich hieher in dieſe Hoͤhle ver-
fuͤget/ etliche Jahre vor ſich darinnen gehauſet/ und endlich auch ge-
ſtorben iſt. Von dieſer Hoͤhle/ (wann ich darinnen bin/) muß ich
mich wenden lincker Hand/ ſo kan ich durch die Felßwand ſchrege
gehen/ und dann muß ich ſogleich wieder rechter Hand mich wen-
den/ ſo ſteige ich Suͤdoſt (zur Lincken eine entſetzliche Felßwand lie-
gen laſſend/ die ich aber zur Rechten jetzt zugleich uͤberſteige/) an/
und da kan ich abermahl rechter Hand eine Hoͤhle antreffen/ die
wunderbahr in einander gehet. Auf deren rechten Seiten/ zwi-
ſchen lauter Felßen-Waͤnden eine entſetzliche Tieffe iſt/ wer da hin-
einkommet/ wird ſchwerlich ohne Kunſt wieder herauskommen koͤn-
nen/ ungeachtet alles an dem Tag lieget/ daß man den Grund ſehen
kan; Urſache/ es iſt alles ſteil/ jehe und gerade ab; Dieſe Hoͤhle
laſſen wir zur Rechten/ und erſteigen gerade an das erſte Raub-
Schloß auf deßen zu Hauff gefallenen und mit Baͤumen/ Staud-
ten/ Raſen und Moos bewachſenen Stein-Hauffen/ ſo als ein jeher
Felß ſich in die Hoͤhe erſtreckt. Hier ſehen wir nun ein beruffenesErſtes
Raubſchloff
auf der Los-
burg.

zerſtoͤrtes Raub-Neſt/ wovon gegen Nord-Oſt noch ein ſtarckes
Stuͤck Mauer (woruͤber man ſich nicht genug verwundern kan/
daß es in ſo langer Zeit vom Gewitter hat koͤnnen unbeſchaͤdiget
bleiben) von ungemeiner Feſtigkeit auf hohen ſtarcken Felßen ge-
gruͤndet/ mit einer Schieß-Scharten zu ſehen. Man muß erſtau-
nen/ wie Leute ſich in dieſe Wildnuͤße/ auf anderer Menſchen Ungluͤck
zu lauern/ ſich haben ſetzen koͤnnen; noch entſetzlicher iſt es/ daß in
ſo greulichen Wildnuͤßen die rauberiſche Leute haben koͤnnen ohne
Feldbau/ und anderen noͤthigen taͤglichen Unterhalt ſubſiſtiren/ (da
man heute zu Tage gar nicht ſiehet/ wo ſie nur genugſames Waſſer
vor die Pferde/ꝛc.ꝛc. moͤgen gehabt haben/) am erſtaunlichſten a-
ber iſt es/ daß in ſo abſcheulichen abgelegenen und faſt unausforſch-
lich u. unerſteiglichen Orten dergleichen Raub-Neſter haben koͤnnen
attaqvirt/ beſtuͤrmbt und erobert werden: Allein hievon ſoll unten
ein mehrers folgen. Jnwendig in denen Ruderibus ſehen wir nochDaſelbſt ſo [...]
ein Schatz
liegen.

ein oder zwey Stuffen von einer Treppen/ welche vermuthlich in
den ſo beruffenen Keller gehen/ worinnen ein groſſer Schatz liegen
Hſoll/
[58]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſoll/ der ſich der Leute und Wahlen-Buͤcher Sage nach/ am Sonn-
tag Epiphanias zu zeigen pflege. Von hier aus wendet man ſich
gegen Suͤden abwerts/ und gehet ſo dann gegen Oſten eine kleine
Strecke/ da man unterdeſſen wunderbahre auf- und uͤbereinander
liegende Felßen zu Geſichte krieget/ alsdann (wann man will) wen-
det man ſich gegen Norden in unterſchiedliche Felßen-Hoͤhlen ein-
werts/ und betrachtet deren wunderbahre in- und aneinander Haͤuf-
fung/ biß man wieder ſchrege durch 2. Felßenwaͤnde ſchlieffet/ und re-
Das andere
Raubſchloß
auf der Los-
burg
cta gegen das andere alte Raub-Neſt/ wovon auch noch einige weni-
ge Rudera vorhanden/ anſteiget. Hier ſiehet man an etlichen Orten mit
groſſem Entſetzen wieder tieff hinab/ daß einem/ der es nicht gewoh-
net/ die Haut ſchauert. Von dieſem Raub-Neſt/ weiter gegen Oſt/ und
Suͤd-Oſt hinaus/ præſentiren ſich hoch aufgethuͤrmte und an etli-
chen Orten unerſteigliche entſetzliche Klippen/ Felßen/ duͤſtere und
Wohnungē
der Nacht-
Eulen/ Uhu-
hen/ Geyern
und ande-
rer groſſer
Raubvoͤgel.
moderichte Speluncken/ und Loͤcher/ welches rechte Wohnungen der
Nacht-Eulen/ Uhuhen/ Geyern und anderer groſſer Raub-Voͤgel
ſeynd/ die man auch in dieſer gantzen Gegend ſonſten nirgend zu
Geſichte krieget/ dann hier/ wie ich dann zu etlichen mahlen einen
geſehen/ welcher wenigſtens noch einmahl ſo groß als ein Huͤner-
Geyer geweſen. Hinten beſſer nach Suͤden/ gegen dem Dorff
Wendern iſt ein Felßichter Grund/ woſelbſt in einer Klippen-Hoͤh-
Ziegeuner-
Lager.
le die Ziegeuner oͤffters ihre Niederlage haben/ daher derſelbe Oꝛt von
etlichen das Lager genennet wird. Von obigem alten Schloß gegen
Suͤdweſten iſt ein ziemlicher Weg biß man an ein gantz Gehaͤng
Felßen und Klippen kommet/ die wie Thuͤrmer hoch aufſteigen/ und
blaͤtter-weiß uͤbereinander liegen/ welche gantz unerſteiglich ſeynd/
ſo daß man auf die oberſten Gipffel gar nicht kommen kan/ dieſes
Haberſtein
auf der Los-
burg.
iſt der ſo beruffene Haber-Stein/ d. i. hoher oder erhabener Stein/
welcher nebſt der daran liegenden noch unvergleichlich weit hoͤhern
Coͤßein auf viel Meilwegs weit vor allen andern Bergen kan geſe-
Woraus
dieſe Felßen
beſtehen?
hen werden. Dieſe Felßen beſtehen aus ſehr feſtem Geſtein/ wel-
ches mit roͤthlicher Farbe hin und her durchzogen und dick mit
ſchwartz-braunen auch gelb- und weißglaͤntzenden Talck-Koͤrnern
zu was ſie zu
gebrauchen?
eingeſprengt iſt; Man kan ſchoͤne Qvater-Stuͤcke und Pfoſten zu
Thuͤren und Fenſtern/ wie auch Moͤdel/ ſo denen Rothgießern zu
ihrer
[]

Figure 2. Der Kleine Haberſtein pag. 58.

[][]

Figure 3. Der Große Haber Hlein pag. 58.

[][59]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ihrer Arbeit dienlich/ daraus machen/ weswegen ſie auch weit undweꝛden weit
und breit
verfuͤhret.

breit nach Nuͤrmberg/ Franckfurt/ Mayntz/ Coͤllen/ ja gar nach
Holland gefuͤhret werden. Kein Gebuͤrg auf dem gantzen Fichtel-
berg iſt ſo gar voller und unerſteiglicher Felßen und Klippen/ als e-
ben dieſe Los- oder Luchsburg/ wie ſie dann auch ſonſten eine unge-
heuere Wildnuͤß von Fichten und Tannen/ Wacholder und andern
Baͤumen dichte beſetzet iſt. Weiln ich oben deß Kellers gedacht/Von Eroͤff-
nung der
Schaͤtze und
Berge.

worinnen ein Schatz nach der Wahlen-Buͤcher Beſchreibung lie-
gen ſoll/ der ſich am Sonntage Epiphanias zu oͤffnen pflege/
ſo erinnere ich mich dergleichen anderwerts geleſen zu haben/ daß
auf dem Rieſen-Gebuͤrg nahe bey dem Hirßbergiſchen Warmen
Bronnen in Schleſien/ ſonderlich auf der Aventrotburg unter demAventrot-
burg.

Stein mit 7. Eckenꝛc. ſich auch dergleichen zu begeben pflege. Wie
dann auch in des Teutſchen Wunder-MannsJ. B. P. T.Lebens-Hiſtorie
J. B. P. T.

Beſchreibung geleſen wird/ daß als er in ſeiner Jugend ſeiner El-
tern Viehe nebſt andern Hirten-Jungen gehuͤtet/ habe er ſich eins-
mahls umb die Mittags Stunde von andern Knaben abgeſondert/
und auf einen Berg (bey alt Seidenburg ſeiner Heymath/) die
Lands-Cron genannt/ allein fuͤr ſich geſtiegen/ allda zu oberſt/ wo
es mit großen rothen Steinen faſt einem Thuͤr-Geraͤthe gleich ver-
wachſen und beſchloſſen/ einen offenen Eingang gefunden; in wel-
chen er aus Einfalt gegangen/ und darinnen eine groſſe Butte mit
Geld angetroffen/ woruͤber ihn ein Grauſen ankommen/ darum
er auch nichts davon genommen/ ſondern alſo ledig und eilfertig
wieder heraus gegangen. Ob er nun wohl nachmahls mit andern
Huͤte-Jungen zum oͤfftern wieder hinauff geſtiegen/ habe er doch
ſolchen Eingang nie mehr offen geſehen. Es iſt aber ſelbiger Schatz
nach etlichen Jahren von einem frembden Kuͤnſtler gehoben und
hinweg gefuͤhret worden/ woruͤber ſolcher Schatzgraͤber/ weil der
Fluch dabey geweſen/ eines ſchaͤndlichen Todes verdorben. EineHiſtorie
J. Beerens
eines Medici

noch viel nachdencklichere Geſchichte von Eroͤffnung der Berge iſt
diejenige/ ſo ſich mit dem beruͤhmten Medico Johann Beeren von
Schweidnitz 1570. zugetragen/ und von Hrn. BaronAbraham
von Franckenberg/
wie auch Hrn. Nicolao Henelio ab Hennenfeld,
in Sileſiographia renovata C. 11. §. 13.
folgender Geſtalt vorgetragen
H 2wird:
[60]Beſchreibung des Fichtelbergs.
wird: Jn vorigem Seculo lebte in der Stadt Schweidnitz ein Mann/
Nahmens Johann Beer/ deſſen Vater ein Becker in Schweid-
nitz geweſen/ als dieſer ſeiner Gewohnheit nach im Jahr 1570. an
dem gemeldter Stadt nahegelegenen alſo genannten Zottenberg
umher ſpatzierte/ ward er an einem Ort des Gebuͤrgs einer zuvor
niemahls bemerckten Oeffnung gewahr; heruͤber bedachte er ſich/
was ihm zu thun? und gehet auf gefaſſeten Schluß in dieſe Hoͤhle
des Bergs hinein; ihm kommet aber ein gewaltiger Wind mit et-
was greßlichem Schauer entgegen/ welcher Urſach halber er da-
mahls wieder zuruͤck gegangen iſt. Nach etlichen Wochen ent-
ſchließt er ſich/ noch mahls in dieſe Hoͤhle zu gehen/ machet ſolches
auch am Sonntag Quaſimodogeniti werckſtellig. Als er etwas
tieff hinein kommet/ findet er einen gar engen/ doch gerathen Gang
zwiſchen zwey Felßwaͤnden/ empfindet ferner keinen Wind/ er-
blicket aber von weitem einen lichten Schein/ dem gehet er nach/
biß zu einer verſchloſſenen Thuͤre/ in welcher eine eingeſchnittene
Glaßſcheibe/ wodurch der Lichtes-Strahl dieſen finſtern engen Gang
gantz wunderlich beleuchtet. Hierauf klopffet er an der Thuͤr
und zwar zum drittenmahl/ die wird ihm geoͤffnet/ er ſiehet eine
kleine Hoͤhle/ und in derſelben an einem runden Tiſch 3. lange
gantz abgemergelte Maͤnner gegen einander ſitzen/ die hatten alt-
teutſche oder Spaniſche Barete auf denen Haͤuptern/ ſahen gantz
betruͤbt aus/ und zitterten. Auf dem Tiſch fuͤr ihnen lag ein
ſchwartz Sammet mit Gold beſchlagenes Buch. Er/ Beer/
ſchreitet uͤber die Schwelle in die Hoͤhle hinein/ ſtehet ſtille und
ſpricht; Pax vobis! ſie antworteten: hic nulla Pax; er thut einen
Schritt gegen den Tiſch/ und ſpricht nochmahlen zu ihnen/ Pax
vobis in Nomine Domini:
Sie erzitterten, ſagen jedoch mit halber
Stimme: Hic non pax. Er ſchreitet biß vor den Tiſch/ wieder-
hohlete: Pax vobis in Nomine Domini Noſtri JESU CHRISTI! Sie
erſtummen mit Erſchrecken/ Forcht und Zittern: Legen hierauf ihm
das vorgemeldete Buch vor/ dieſes oͤffnet er/ beſiehet den Titul,
der lautet: LIBER Obedientiæ. Hierauf fragt Beer/ wer ſie waͤren?
ſie antworteten/ ſie kenneten ſich ſelber nicht. Er fraget ferner:
was ſie am dieſem Ort macheten? Sie ſagten: Sie erwarteten
mit
[61]Beſchreibung des Fichtelbergs.
mit Schrecken das ernſte ſtrenge Gerichte GOttes/ zu empfahen
den Werth ihrer Thaten. Er faͤhret fort: Was ſie dann gewuͤr-
cket bey Leibes Leben? Sie zeigen auf einen Vorhang/ dahinter
wuͤrde er finden die Zeichen und Zeugen ihrer Handlung. Er
ziehet hierauf den Vorhang von der Seiten/ ſiehet eine groſſe
Menge allerhand moͤrderiſcher Waffen/ wie auch alte/ theils
halb/ theils gantz verweſete Materien unterſchiedlicher Dingen
zuſambt etlichen Menſchen Gebeinen und Hirnſchaͤdeln/ woraus
erſchienen/ daß ihre Wercke ihnen gefolget/ und daß ſie Raͤuber
und Moͤrder geweſen. (Wie dann die Schleſiſche Chronick unter
andern vom Zottenberg und dem darauf zerſtoͤrten Raub-Schloß
[deſſen Rudera noch vorhanden/] hievon auch gedencket.) Beer
fragte ſie: Ob ſie ſich zu dieſen Wercken bekenneten? ſie ſagten: ja;
Er: ob es gute oder boͤſe Wercke? Sie ſprachen: boͤſe. Er: ob
es ihnen leid/ daß ſie ſolche boͤſe Wercke gethan? ſie antworteten
nichts/ erzitterten nur. Er fragte ferner: ob ſie bekenneten/ daß
ſie gute Wercke haͤtten thun ſollen? ſie antworteten: Ja. Er: ob
ſie auch noch gute Wercke wuͤrcken/ und gut ſeyn wolten? ſie ſag-
ten: ſie wuͤſten es nicht. Beer ſagte: GOtt das hoͤchſte Guth hat
alle Dinge/ ſonderlich aber die Menſchen gut/ und zu guten Wer-
cken erſchaffen; weil ihr dann bekennet/ daß dieſe eure Wercke boͤſe
ſeynd/ und ihr aber haͤttet gute Wercke thun ſollen/ ſo muͤſſet ihr
auch bekennen/ daß auch euch GOtt anfaͤnglich gut/ und zum Gu-
ten erſchaffen/ und ihr alſo gute Wercke thun ſollet/ und koͤnnet/
wann ihr nur ſelber wollet/ dann GOtt hat nichts boͤſes gemachet/
noch unmoͤgliches zu thun gebothen. Sie ſagten/ ſie wißten von
keinem Wollen/ koͤnten in ſich nichts finden/ noch empfinden/ Boͤſes
oder Gutes zu wollen. Er haͤlt alſo an/ und ſpricht: ihr ſehet aus
eueren eigenen Worten/ daß ihr erſtlich gut geweſen/ und Gutes ge-
wolt/ aber euch vom Guten entbrochen/ und boͤſe worden/ dann es
iſt nach GOtt kein Ding ſo gut/ es kan boͤſe werden/ wann es ſich
ſcheidet und trennet von GOttes guten Willen/ und ſich kehret zu
ſeinem eignen boͤſen Willen; hingegen aber/ ſo iſt es auch nicht ſo
boͤſe/ es kan wieder gut werden/ wann es ſich haͤlt zu dem Gantzen/
wovon es abgewichen und getheilet/ und boͤſe worden uͤber und wi-
H 3der
[62]Beſchreibung des Fichtelbergs.
der das Gantze/ und ſolches darum/ weil GOtt keinen Gefallen an
denen Gottloſen hat/ ſondern will/ daß ihnen allen ſolle geholffen
werden/ und ſie zum guten kommen. Wie es nun iſt moͤglich gewe-
ſen/ daß ihr euch dem Guten entnommen/ und aus dem Guten in
das Boͤſe kommen ſeyd/ alſo iſt es auch nicht unmoͤglich/ daß ihr
aus dem Boͤſen wieder koͤnnet zu dem Guten gelangen/ und mit
GOtt dem hoͤchſten einigen Guth und Gantzen verſoͤhnet und geei-
niget werden/ ſo ihr nur das von GOtt gegebene Mittel/ nehmlich
das Wollen und Begehren wieder gut zu werden und zu GOtt zu
kommen wollet ergreiffen/ und beſtaͤndig darinnen fortfahren und
verharren. Sie werden daruͤber beſtuͤrtzet/ befinden zwar auch et-
was Aenderung bey ſich ſelber/ ſtehen dennoch im Zweifel und Un-
wiſſen/ ob ſie koͤnnten oder wolten das Wollen und Koͤnnen in ſich
ſelber finden/ und fortſtellen. Weil aber unterdeſſen die Stunde
der Offenbahrung verlauffen/ und die Zeit zum Ausgang vorhan-
den/ laͤßet Autor gedachte 3. Maͤnner auf weiters Beſinnen beyſam-
men/ zeiget ihnen auch im Proceß der Hoͤllenfahrt und Aufferſte-
hung JEſu Chriſti/ den Weg GOttes recht/ und nimmet alſo Ab-
ſchied von ihnen/ mit vermelden/ ob es dem HErrn ſeinem GOtt
gefaͤllig/ wolle er uͤber 8. Tage wieder zu ihnen kommen. Gehet
darauf im Nahmen und Geleite GOttes wieder aus dieſer Hoͤhlen
des Zottenbergs in den Tag hinaus. Ob er aber uͤber 8. Tage
wieder in den Berg gegangen/ habe ich Abraham von Francken-
berg
von ſeinem Lehrjuͤnger Johann Springer nicht koͤnnen er-
fragen/ wiewohl nicht allein dieſer Johann Springer/ ſondern auch
Joh. Beers hinterlaſſene Wittbe/ eine verlebte Gottliebende Ma-
tron
von dieſem und andern Dingen gute Wiſſenſchafft getragen/
mit vermelden gegen ihren Tochter-Mann/ einen Evangeliſchen
Prediger zu Adelsbach/ (von dem ich A. v. F. es muͤndlich gehoͤret/)
daß uͤber andern Sachen in ſelbiger Wunder-Hoͤhle auch noch ein
ſchoͤnes Poſitiv mit Silber vergoͤldeten Claviren geſtanden/ auf wel-
chem Joh. Beer/ vielieicht die Geiſter zur Erkaͤnntnuͤß ihrer ſel-
ber/ und dem Lobe GOttes zu erwecken/ zu unterſchiedenen mahlen
ſolle geſpielet/ und alſo ferner mit dieſen verſchloſſenen und ver-
bannten Geiſtern geredet haben. It. berichtete ſie/ ſie haͤtte gar offt
bey
[63]Beſchreibung des Fichtelbergs.
bey Nacht einen lichten Schein umb ihr Bette geſehen/ vor wel-
chem ſie ſich erſtlich entſetzet/ aber von ihrem Mann berichtet wor-
den/ ſie ſolle ſich nicht fuͤrchten/ dann es waͤren die heiligen Schutz-
Engel GOttes/ welche durch ernſtlich anhaltendes Gebeth ihnen
zum Dienſt und Troſt von GOtt gegeben/ ihre Nachtwache mit
himmliſchen Geſpraͤchen von GOtt allda verſorgten. Worauff ſie
ruhig und andaͤchtig/ wie auch aufmerckſamer auf ſich ſelbſten wor-
den/ und mit ihrem Ehe-Herren gar eine Chriſtliche und friedliche
Ehe beſeſſen. Durch dieſe Geſchichte iſt Joh. Beer bewogen wor-
den ein Buͤchlein zu ſchreiben von Gewinn und Verluſt/ d. i. ein
geiſtlicher und ſehr nuͤtzlicher Bericht/ wie man allerley geiſt-
liche und leibliche/ himmliſche und irrdiſche Guͤther gewin-
nen und verliehren kan/ aus denen Schaͤtzen GOttes herfuͤr ge-
geben durch einen getreuen Liebhaber der Goͤttl. und natuͤrli-
chen Wahrheit.
Wofuͤr A. v. Franckenberg eine Vorrede gema-
chet/ in welcher er berichtet/ daß beſagter Joh. Beer an. 1570. nicht
weit von Bolckenheim in Schleſien gelebet/ fleißig in H. Schrifft
und Taulero ſtudiret/ und nachdem er zuvor nach dem Rath Pauli
Col. II,
8 und dem Exempel der Apoſtoliſchen Gemeinde zu Epheſo
Act. XIX,
19. die Buͤcher der heydniſchen und vorwitzigen Kuͤnſte
hinweg gethan/ durch unablaͤßliches Gebeth/ und GOttes gnaͤdi-
ges Erbarmen und Einleuchten endlich neben Goͤttlicher und natuͤr-
licher Erkaͤnntnuͤß der Artzney auch die Gabe bekommen/ durch die
geheime und verſiegelte Pforten der Berge in die untern Oerter
der Erden einzugehen/ und NB.daſelbſt nebſt wuͤrdig- und noth-
duͤrfftigen Gebrauch des innliegenden Gutes/ den Geiſtern

in der Gefaͤngnuͤß zu predigen. \&c.\&c.\&c. Aber genug von dieſem.


Nunmehro muͤſſen wir unſerer Losburg Schloͤßer ihre Zer-
ſtoͤhrung auch in etwas betrachten/ wie ſolche angefangen und vol-
lendet worden. Nachdem nehmlich dieſe GOtt- und Edel-loſe
Edelleute des Pluͤnderns/ Raubens/ Mordens und dergleichen
ſo viel machten/ daß alle Straſſen unſicher und nicht mehr frey
zu betreten waren/ zumahlen da dieſer verfluchten Raub-Neſter al-
lein umb Wunſidel 12. anzutreffen waren/ die einander treffli-
che Huͤlffe in ihrer Boßheit leiſteten/ welche hernach ein jedes an
ſeinem
[64]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſeinem Ort ſollen benannt werden/ ſo dachte der Stadt Magiſtrat
in Eger mit allem Ernſt darauf/ wie dieſem hoͤchſtſchaͤdlichen Un-
weſen moͤchte abgeholffen werden/ nun merckten ſie wohl/ daß
die Sache wegen des engen Paßes dahin/ und der ſo hohen ſtei-
len und jehen Felßen/ ſich unmoͤglich mit Gewalt wuͤrde angreiffen
laſſen/ dahero war guter Rath theuer/ wie dieſe Unthiere mit Liſt
in die Falle zu bringen waͤren/ welches endlich durch Goͤttliche
Schickung zu Werck gerichtet wurde/ denn als einsmahls die
Beſitzere der beeden Losburgiſchen Caſtellen auf den Raub aus-
giengen/ und Niemand als die Wache zuruͤck lieſſen/ wurde ſolches
denen Egeriſchen Herrn durch ausgeſchickte Kundſchaffter ſogleich
heimlich angezeiget/ welche alſobald eine ſchon dazu in Bereitſchafft
gehaltene bewehrte Mann ſchafft unten am Berg anrucken und alſo
poſtiren lieſſen/ daß ſie unter der Menge der Felßen/ Steine/ Klip-
pen und Baͤume bedeckt ſiehen konten. Alsdann lieſſen ſie eben
ſo viel Mann mit eben dergleichen Montur und Pferden/ als ſie
wuſten/ daß jene ausgezogen/ den Berg an marchiren/ und ſich de-
nen Schloͤßern naͤhern. Die Wachten meinten alſo nicht an-
ders/ als die Jhrigen waͤren es/ und kaͤmen mit einer guten Beute
wieder/ weswegen ſie ſolche ohne Bedencken einmarchiren lieſſen/
aber in einem Augenblick wurden ſie niedergeſtoſſen/ wornach auf
gegebenes Zeichen der Hinterhalt voͤllig anruckte/ alles was ihm
unter die Hand kam/ niedermachete/ und ohne Verweilen anfinge/
dieſe 2. Raub-Neſter zu zerſtoͤren/ auch nicht nachlieſſen/ biß ſie zu ei-
nem Steinhauffen worden/ wie ſolches alles Zeidler in denen
Wunſidleriſchen Geſchichten/ und aus ſolchen der offtbelobte Hr.
D.Pertſch erzehlet. Nunmehro ſtehen ſtatt der Wacht-Thuͤrme
ziemlich hohe Baͤume auf und an beſagten Raubſchloͤßern/ wozu
annoch ein gebahneter Weg hinter dem Apffelbronnen ſich hinumb
ziehet. Nun wollen wir einmahl unſre Losburg verlaſſen/ und uns
gegen Suͤdweſt hinumb wenden/ ſo kommen wir den Haberſtein
rechter Hand vorbey gehend etwan eine Strecke Bergab zu der be-
Coͤßein iſtruͤhmbten Coͤßein/ deren ſogenannter Huͤgel/ oder vielmehr ent-
ſetzlich hohe Felßen-Klippen vor allen Bergen des gantzen Fichtel-
bergs auf viele Meilen in die Ferne gantz kaͤndtbar zu ſehen; Gegen
Abend
[65]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Abend nun entſpringet das Fluͤßgen Coͤßein genannt/ welches bey
Redwitz ziemlich ſtarck iſt/ und ſich darunter in die Trebnitz ergeußt.
Wollen wir aber von dieſem Broͤnnlein uns auf die Hoͤhe der Fel-
ßen ſelbſten begeben/ ſo muͤſſen wir erſtlich gegen Norden an den
Fuß der Klippen/ von hier aber gegen Weſten geraden Wegs faſt
mit Haͤnden und Fuͤßen uͤber viele Klippen biß zur hoͤchſten Hoͤhe/
worauff nicht uͤber 3. Mann gantz ſchmal ſtehen koͤnnen/ mit ziem-
licher Muͤhe klettern. Hier iſt einer der allerhoͤchſten Oerter vomeines der al-
lerhoͤchſten
Oerter des
ganzen Fich-
telbergs.

gantzen Fichtelberg/ worauf man ſich weit und breit gegen alle vier
Theile der Welt umb/ und etliche Laͤnder uͤberſehen kan. Ein nicht
ferne von hier gegen Nord-Oſt gelegener Berg und Wildnuͤß faſt
von gleicher Hoͤhe/ (ſo auch die Coͤßein genannt wird/) auf welcher
aber kein ſo freyes Ausſehen wegen der Baͤume iſt/ machet mit un-
ſerm jetzt gedachten Felßen in die Ferne ein Ausſehen wie zwey Hoͤr-
ner/ und ſcheinen beede hart aneinander zu ſtoßen/ da doch zwiſchen
ihnen ein ziemliches mit einer groſſen Wildnuͤß beſetzetes ungleiches
Thal iſt. Zugleich præſentiret ſich von ferne der Haberſtein gantz
nahe daran und faſt gleicher Hoͤhe zu ſeyn/ allein in der That lieget
er noch eine ziemliche Strecke gegen Nord-Oſt von unſerm Huͤgel/
und ſtehet dagegen als ein kleiner Zwaͤrg gegen einen groſſen Rieſen.
Wann wir nun von dieſem Coͤßein-Gebuͤrge gegen Suͤden und
Suͤd-Weſten in die obere Pfaltz hinein ſehen/ ſo erblicken wir von
fernen den Schwarzberg von einer groſſen Hoͤhe/ auf deſſen Gipf-Der
Schwartz-
berg.

fel ein maͤchtiger Felßen iſt/ der Berg iſt gar Metallen reich/ iſt
nicht weit von der Stadt Chemnat in der obern Pfaltz in der alten
Nariſcen oder Norgauer Land gelegen. Nicht gar weit davon iſt
der Oehlberg/ worauf ein Doͤrfflein/ Oehlbronn genannt/ gehoͤretDer Oehl-
berg.

zur Graffſchafft Waldeck und iſt nicht weit davon. Neben dieſem
Berg iſt einer zum Rothen Furth genannt/ welcher den NahmenDer Rothe
Furth.

hat/ daß ehedeſſen ein reiches Gold-Bergwerck da geweſen: in die-
ſem Berg findet man unterſchiedene Stollen und alte Gaͤnge/ dar-
innen Gold und Silber verborgen/ ſo aber jetzt guten theils ver-
fallen. Jngleichen die Floͤtze/ iſt ein Berg/ woraus viel ſchoͤneDer Floͤtz-
berg.

Baͤchlein fallen. Zur rechten Hand beſſer herumb lieget der von
Herrn Bruſchen genannte Wiersberg/ welcher doch ſonſten viel-Der Wiers-
berg

Jleicht
[66]Beſchreibung des Fichtelbergs.
oder
Geyeꝛsbeꝛg.
leicht wegen der vielen allhier befindlichen Geyere der Geyersberg
genannt wird/ umb welchen 2. ſchoͤne Fluͤße die Warme und Kal-
te Steinach fließen/ ſo von des Fichtelbergs Gliedern herab kom-
men. Gehen wir nun von unſerer Coͤßein gegen Norden abwarts/
ſo laſſen wir den Haberſtein auf der Luchsburg rechter Hand lie-
St. Con-
radsberg/
gen/ und gerathen auf den St. Conradsberg eine Stund von
Wohnſiedel/ auf dieſem Berg ſtundte zu Bruſchens Zeiten ein
altes baufaͤlliges Kirchlein Sanct Conrad genannt/ welches aber
ſchon vor gar vielen Jahren gantz und gar eingegangen. Hier iſt
deſſen
Bronnen
ſolle Perlein
hegen.
ein huͤbſcher Bronnen/ den Herr Bruſch fuͤr koͤſtlich und viel Lo-
bens werth achtet/ und eben dieſer iſt es/ welcher nach der Wah-
len-Buͤcher Relation zu Michaelis zeitige Perlein geben ſolle/ wie-
wohl ich deren keine gefunden.


Schloß
Fahrenbach
verborgener
Gang unter
der Erden
daſelbſt.

Nicht weit davon iſt das Schloß Fahrenbach/ woſelbſt ein
verborgener Gang unter der Erden weggehet/ zu deſſen Ende man
noch niemahlen gekommen; dergleichen hat es auch ehedeſſen auf
der unfern von hier liegenden Luchsburg gegeben/ ſo aber nun-
mehro verfallen. Muthmaßlich haben die alten Rauber derglei-
War ein
Raubſchloß.
chen verborgene Schlupffwinckel/ vermittelſt deren ſie unter der
Ein gantzes
Gehaͤng Ge-
buͤrge.
Erden zuſammen kommen moͤchten/ gemachet/ wie dann der Fah-
renbach ehedeſſen auch ein Raubſchloß geweſen. Nun gehet ein
gantzes Gehaͤng hoher Gebuͤrge zur lincken Hand von Fahrenbach
Ehe- oder
Oedewald.
von Suͤden gegen Norden nacheinander weg. Dann da erſtre-
cket ſich der ſo genannte Ehe- oder Oedewald an ein anders Ge-
Matzen odeꝛ
Hohe Metz.
Kuͤnenberg/
Todtenkopf.
buͤrg und Wildnuͤß die Matzen oder Hohe Metz genannt/ dann
folgt der Kuͤnenberg und Todtenkopff/ von etlichen Felßen/ ſo
einem Todtenkopff gleichen ſollen/ aber gewißlich von einem Tod-
Schieffer-
ſtein u. Sil-
ber-Anger,
Blatten-
berg.
ten- oder doch bloͤden Kopff damit vergliechen worden/ alſo be-
nahmſet. Alsdann folget der Schiefferſtein und Silber-An-
ger/
woraus das Silberbroͤnnlein entſtehet. Woher der Nah-
me kommet/ iſt ungewiß/ dann Silber wird hier nicht gefunden.
Kleine
Farmleuten
mit dem
Neubauer
Weg.
Hernach ſtoͤſſet daran die Platten/ oder der Plattenberg/ vielleicht
weil er oben platt iſt/ alſo genannt; Nach dieſem kommet die Klei-
ne Farmleuten/
mit dem Neubauer Weg. Hart daran ſtoͤſſet
die Hohe Farmleuten/ wegen ihrer beſondern Hoͤhe und des vie-
Hohe Farm-
len
[]

Figure 4. 1. Schneeberg. 2. Ochſenkopff. 3. der Nuͤßhart. 4. die hohe Farmleűten.
5. Platten. 6. der Hilberanger 7. der Todten kopff. 8. hohe Mätze.
9. Ode- oder Ehe Mald 10. hohe Cößein. 11. Haber Stein auͤf der Loosbuͤrg. 12. Fichtel Hee
dieſes ſeind die Hauͤpt gebürge deß Fichtelbergs im prospect.

[][67]Beſchreibung des Fichtelbergs.
len darauf wachſenden Farmkrauts alſo benahmet. Dieſer Bergleuten iſt
weit ausſe-
hend.

iſt oben gar breit und von Holtz daſelbſten gantz entbloͤſſet/ alſo/
daß man gegen alle 4. Theile der Welt ein freyes ungehindertes
Ausſehen uͤber die 40. Meilen in der Rundung herumb haben kan.
Da ſiehet man weit hinein in Boͤhmen/ Sachſen/ Voigtland/
Franck enland/ obere Pfaltz/ \&c. koͤnnen gar fuͤglich etliche Eſqva-
dron
s Reuterey darauff ſtehen/ dieſer Berg lieget ſo beqvem/ daß
man alle Gebuͤrge des Fichtelbergs darauf erſehen und betrachten
kan; ſo hat er auch einen gantz freyen und raͤumlichen Horizont/
daß er deswegen wohl meritirte ein Obſervatorium Aſtronomicum
auf ſich zu tragen. Gegen Sud-Weſten von hier gehet ein ordent-Biſchoff-
gruͤn/ eine
Glashuͤtte
daſelbſt.
Seelohe.
See.
Ochſenkopff.

licher Weg nach Biſchoffgruͤn/ allwo eine Glaß-Huͤtte/ da unter
Wegs man auf der lincken Seiten etwan eines Buͤchſen-Schußes
weit zu der Seelohe und dem See kommen kan. Uber Biſchoff-
gruͤn/ wann man das Geſicht gegen Weſten wendet/ lieget zur lin-
cken Hand gegen Suͤden der ſo entſetzlich hohe Ochſenkopff/ wel-
cher auch das Haupt und Hertz des gantzen Fichtelbergs iſt/ und
vor das hoͤchſte Gebuͤrg uͤber alle die andern geachtet wird. Herr
Bruſchius hat ſeiner gar nicht erwehnet/ woruͤber ich mich nicht ge-
nug verwundern kan. HerrM.Groß ſchreibet/ daß auch der
Schneeberg von ihm an der Hoͤhe weit uͤberſtiegen werde. Was
mich betrifft/ ſo bin ich auf allen dieſen Bergen geweſen/ ſtehe aber
im Zweiffel/ ob der hochgelegene Schneeberg dem Ochſenkopff
vieles bevor laſſen ſolte: Von Biſchoffgruͤn als dem nechſten Dorff
daſelbſt/ hat man eine gantze Stunde lang hinauf zu ſteigen/ und iſt
der Weg zwar ziemlich beſchwerlich wegen vieler Klippen/ Ge-
ſtraͤuch und Wildnuͤße: auf der hoͤchſten Hoͤhe iſt eigentlich der
Felß/ der den Nahmen des Ochſenkopffs fuͤhret/ woher aber der-
ſelbe alſo benahmet werde/ kan Niemand ſagen/ und werde ich diß-
falls mich abermahl Hr.M.Großens Worte bedienen/ welche
alſo lauten: Es findet ſich zwar auf der Spitzen des Bergs an dem
hoͤchſten Felßen die Geſtalt eines Rinds oder Ochſenkopffs einge-
graben/ (allein ich habe ihn nicht dafuͤr erkennen koͤnnen/ und iſt ge-
wißlich der Kuͤnſtler/ ſo ihn vor einen Ochſenkopff gemachet/ nicht
gar weit in ſeiner Hand-Arbeit kommen) aber (faͤhret er fort) nicht
J 2ein-
[68]Beſchreibung des Fichtelbergs.
einmahl der Nahme/ vielweniger die Urſache der Benennung von
unſerm Autore (Bruſchio) [welcher doch andere geringere Felßen
und Berglein nahmentlich beſchrieben] noch von einem neuern
Scribenten mit einem Wort gedacht. Die Muthmaßung einiger
Jnwohner: ob ſolte nicht der Felßen allein/ ſondern die gantze Ge-
gend/ beede Berge/ (nehmlichen Ochſenkopff und Schneeberg) als
Hoͤrner/ die Bloͤße das Haupt/ und darinnen die 2. Doͤrffer/ Bi-
ſchoffgruͤn und Birnſtengel/ ſo durch den Mayn-Fluß unterſchie-
den werden/ als Augen die Geſtalt repræſentiren/ will ſich gar hart
erzwingen/ und ſchwerlich behaupten laſſen: dann es wuͤrde darum
auch nicht geſchehen ſeyn/ daß man den einigen zu rechten Hand
liegenden (nehmlich von Biſchoffgruͤn aus/ das Geſicht gegen O-
ſten kehrend/) Berg und Felßen allein den Ochſenkopff nennen muͤ-
ſte: vielmehr koͤnte ſolcher Nahme ein Weid-Wort ſeyn/ dadurch wie
Hirſchhorn.eine andere Gegend unweit davon das Hirſchhorn/ alſo dieſer Berg
zum Unterſcheid und Wahrzeichen der Ochſenkopff benennet wor-
den/ oder es koͤnte geſchehen ſeyn/ daß bey denen im langwierigen
teutſchen Krieg auf dieſe Berge als in eine von der Natur erwach-
ſene ſichere und faſt unuͤberwindliche Veſtung genommenen viel-
faͤltigen Floͤhungen und dem unweit vom Felßen zur Auffenthalt
des Viehes erbaueten Ochſen-Hauſe eine nachdenckliche Begeben-
heit Urſach und Gelegenheit zu dieſer Benennung gegeben habe;
daß dannenhero ſolches Bildnuͤß auf faſt allen in hieſigen Glas-
Huͤtten verfertigten Fichtelberger Glaͤſern wird zu ſehen ſeyn: Biß
Loch beym
Ochſenkopf.
hieher belobter Herr M.Groß. Bey dieſem Felßen nun iſt ein
Loch/ ungefehr 2. biß dritthalb Lachter tieff/ daſelbſt habe ich mit-
Schnee im
Sommer
daſelbſt.
ten im Auguſt-Monath 1699. noch Schnee vom vergangenen
Winter angetroffen/ in der Tieffe deſſen iſt wieder ein Loch wie ein
Stollen in die Strecke hinein getrieben/ welches nach etlicher Mei-
nung die Wahlen ſollen gemachet haben/ etliche aber wiſſen nicht/
wer es gegraben; weil es etliche 100. Jahre alſo ſtehen ſoll. Man
muß von oben hinunter auff einen abgehauenen Baum ſteigen/ un-
ten aber kan man nicht anders hineinkommen/ man lege ſich dann
auff den Bauch/ und krieche hinein: innen aber ſoll eine gar raum-
liche weite Hoͤhle ſeyn. Vor ungefehr etlichen und 20. Jahren iſt
ein
[69]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ein Bauer/ (der mir es bereits vor 14. Jahren ſelbſt erzehlet) dahinWas ſich
einsmahls
daſelbſt zu-
getragen.

gekommen/ und in die Gruben hineingeſtiegen/ daſelbſt fande er vor
dem Stollen-Loch ein mit frembden Sprachen geſchriebenes Buͤch-
lein/ ſambt einem Piſtol und ein paar Handſchuch/ darauf legte er
ſich auf den Bauch/ ſchauet hinein/ und hoͤret von weiten hauen
und pochen/ doch ſahe er kein Licht/ ſondern es war alles finſter/ dar-
auf nimmt er das gefundene alles zu ſich/ ſchieſſet das Piſtol vor dem
Loch loß/ machet ſich wieder auf den Weg/ und uͤberbringet beſagte
Stuͤcke dem Amt: Muthmaßlich werden wohl Jtaliaͤner damahls
drinnen gearbeitet haben. Jch muß allhier noch einer Begebenheit ge-
dencken/ von welcher mir ein alter Glasmacher zu Biſchoffgruͤn fol-
gendes erzehlete: Er ſey/ ſprach er/ noch ein junger Bube geweſen/ alsWas ſich
noch mehr
zugetragen.

Jhro Hoch F. Durchl. Hr. Marggraf Chriſtian zu Brandenburg
Culmbach/ Glorwuͤrdigſten Andenckens (welcher oͤffters auf die
Glaß-Huͤtte gekommen/) auch einmahl dahin gereiſet/ da habe deſſen
Cammerdiener bey dem Glaßmahler einen Stein von etlichen weni-
gen Pfunden geſehen/ welchen dieſer bey dem Ochſenkopff von einem
ungefehr viertels Centner ſchweren Stein abgeſchlagen/ und vor
Streuglantz gehalten; der Cammerdiener nimmet ſolchen zu ſich/
und giebt ihn ſeinem Gnaͤdigſten Fuͤrſten/ woraus hernach das
feinſte Gold geſchmeltzet worden. Nachgehends muſte der Mah-
ler die Fuͤrſtl. Commiſſarios hinauf fuͤhren umb den uͤbrigen Stein
zu zeigen/ allein er konte ihn nicht mehr finden/ weswegen er faſt
zu groſſer Verantwortung gebracht worden. Ehebevor ich denVorgegebe-
ne Abend-
theuer beym
Ochſenkopff/
wie ſie dem
Autori er-
zehlet wor-
den.

Ochſenkopff gar verlaße/ muß ich noch einer beſondern Aben-
theuer gedencken/ wie ſie mir erzehlet worden/ wie wahr ſie aber
ſey/ dafuͤr ſtehe ich nicht/ weil ich nicht dabey geweſen. Ein
alter Fichtelberger erzehlte mir nehmlich/ daß es an einem goͤlde-
nen Sonntag einsmahl fruͤhe geregnet/ ſo habe der Aſchenbrenner/
umb die Aſchen zu retten/ hinauf in den Wald geeilet; da man
nun indeſſen unten im Dorff Biſchoffgruͤn zuſammen geſchlagen/
ſiehet er ungefehr in einer Felß-Wand eine Oeffnung/ daſelbſt gehet
er hinein/ und ſiehet mit erſtaunen einen Altar/ von gediegenem
Gold/ woruͤber er ſich entſetzet/ heraus lauffet/ den Ort bemer-
cket/ und will es ſeinen Cammeraden im Dorff ſagen/ hoͤret aber
J 3zugleich
[70]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Dem Vor-
geben nach
werden
Menſchen-
und Geiſter-
Kirchen zu-
gleich am
Fichtelberg
gehalten/
wie ſolche
Geſchichte
Hn. M. Groſ-
ſen erzehlet
worden.
zugleich ein entſetzlich Brechen hinter ihm her/ und konte die Oeff-
nung nicht mehr finden. Dabey/ ſpricht er/ ſey die gemeine Sage/
daß/ wann zu Biſchoffgruͤn Kirche gehalten werde/ ſo gehe dieſe
Geiſter-Berg- und Wald-Kirche zugleich an/ wie dann auch bee-
de Dorff- und Berg-Geiſter-Kirchen gerade auf einander ſehen
und juſt gegen uͤber ſtehen ſollen. Eben dergleichen wunderbare
Hiſtorie iſt Herrn M.Großen mit etwas andern Umbſtaͤnden
ſeiner Beſchreibung nach erzehlet worden. Jch will/ ſchreibt Er/
den vortrefflichen Gold- und Silber-Schatz dieſes Bergs zu be-
weiſen/ nicht viel auf die gar gemeine Rede etlicher einfaͤltiger Leu-
the gruͤnden/ welche vorgeben/ daß vor einiger Zeit ein Jnwoh-
ner allhier (in Biſchoffgruͤn) einige zum Aſchen-brennen oder
Glasmachen noͤthiger Pot-Aſchen anſtaͤndige Baͤume habe aus-
geſuchet/ und unverſehens in ein Gewoͤlb/ ſo einer Kirchen gleich
geweſen/ kommen ſey/ darinnen er Gold und Silber wie Eyß-
zapffen/ Perlen und Edelgeſtein/ wie Strenge Zwieffel herabhan-
gend angetroffen. Als er aber heraus gegangen/ und ſein Weib
habe herbey ruffen wollen/ waͤre ihm ſolcher Ort ſambt dem Schatz
vor den Augen wieder verſchwunden. Es wuͤrde ſich aber alle
Jahre dieſer Berg am S. Johannis-Tag vor aufgehender Sonne/
an einem gewiſſen/ doch gar ſelten zu finden ſtehenden Ort alſo er-
oͤffenen/ und nachdem er ſeine Schaͤtze gezeiget/ bald wieder ver-
ſchließen. Auff welche einfaͤltige Tradition auch diejenige an den
Fichtelberger Glaͤſern umb den Ochſenkopffs-Felßen gemachte goͤlde-
ne Kette/ die mit einem ſtarcken Schloß verſperret iſt/ ſich gruͤn-
den mag. Allein unerachtet hiebey an dergleichen Begebenheit
billich mag gezweiffelt werden/ ſo kan doch ſolches/ wofern es
nur geſchehen/ vor nichts anders/ als vor eine ſchaͤdliche Verblen-
dung des verfuͤhrenden/ und zu einer gefaͤhrlichen Nachforſchung
reitzenden Satans gehalten werden. Hier endigen ſich Herr M.
Großens Worte. Dem ſey nun/ wie ihm wolle/ ſo geben doch
der Zeiten Lauff noch mehr ſolcher Geſchichte an. Wovon ich
eine erzehlen will/ von welcher mich ein redlicher Mann/ ſo ein
Fuͤrſtlicher Miniſter geweſen/ glaubwuͤrdig berichtet/ daß ſie ihm
referirel/ der ſolche von dem Autore muͤndlich gehoͤret/ und ſich al-
ſo verhaͤlt:


Jm
[71]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Jm vorigen Seculo, ungefehr A. 16. etlich und 70. trugeDie Ge-
ſchicht von
der Grotta
Sibyllaͤ.

es ſichs zu/ daß ein Schottiſcher von Adel des Geſchlechts der
Buttler auf ſeiner Reiſe durch Jtalien unter andern auch die Ge-
gend umb Pozzolo, Baya und Cuma, wegen der vielen dort her-
um befindlichen Antiqvitaͤten und natuͤrlichen Wundern perluſtriret/
und daruͤber mit einer Ordens-Perſon in einem unfern davon ge-
legenen Cloſter in vertrauliche Kunſchafft gekommen. Als jetzt-
gedachte Ordens-Perſon/ die in Philoſophia abſtruſiori, Magia und
mehr andern gemeinen Wiſſenſchafften excellirte/ des Buttlers
Curioſité in genauer Erforſchung der Wunder GOttes in der Na-
tur vermerckte/ erbothe ſie ſich von ſelbſten/ ihm auf Belieben ei-
nige in der Grotte der Sibyllen Cumanæ, (welche nach etlicher
Meynung noch am Leben ſeyn/ und ſich hierum aufhalten/ auch un-
terſchiedenen Perſonen erſchienen/ und ihnen Rath gegeben haben
ſolle/ vid. Leand. Albert.in Beſchreibung Jtaliens) befindliche/
aber gleichſam verſiegelte Geheimnuͤße zu zeigen und ſchauen zu
laſſen/ und als hieruͤber ſie ſich vergliechen/ nahm mehrgedachte Or-
dens-Perſon noch 3. andere aus dem Cloſter zu ſich/ und nachdem
ſie etwas Vorrath an Victualien mit ſich genommen/ verfuͤgten ſie
ſich zu dieſer Grotta, woſelbſten ſie mit Untergang der Sonnen an-
gelangt/ bevor aber ſie in ſolche hinein giengen/ erinnerte ſie ihr
Fuͤhrer/ daß Niemand nichts reden/ nichts anruͤhren/ oder mit ſich
nehmen/ beyſammen bleiben/ und keiner etwan aus Entſetzen deſſen/
was er ſehen oder hoͤren werde/ zuruͤcke weichen ſolle: als dieſem
alſo zu geleben und zu folgen ſie angelobet/ gabe der Fuͤhrer jedem
eine brennende Kertzen in die Hand/ verrichtete nachmahls etliche
Ceremonien/ und gienge hierauff ſtracks in die Hoͤhle hinein/ und ſie
ihm nach/ befanden darinnen eine unglaubliche Hoͤhe und Weite/
und kamen nach einer ziemlich langen Reiſe endlich an einen Ort/
da es wie ein Thuͤr-Geſtelle formiret war. Hier gabe ihr Fuͤhrer
durch deuten ihnen zu verſtehen/ daß ſie ſich etwas auffhalten und
warten ſolten/ wie geſchehen; Er aber nach verrichteten Ceremo-
ni
en und gar tieffer Reverence trat mit ſeinem noch immer brennen-
den Licht in das Zimmer hinein/ und auf gegebenes Zeichen ſie ihm
hinnach. Da ſie nun alſo durch die Thuͤr hinein und in das Zim-
mer
[72]Beſchreibung des Fichtelbergs.
mer gekommen/ ſahen ſie nicht ohne Schrecken und Entſetzen eine
Frauens-Perſon ungemeiner Groͤße vor ihnen ſtehen/ deren Be-
wegung ein ſolches Rauſchen und Raſſeln verurſachte/ daß es ihnen
faſt unerleidlich war. Jhre Kleidung war von Farben gruͤn und
blau faſt gantz durchſichtig/ wie lauter Schmaragd und Sapphier/
dieſe gabe durch Zeichen und Geberthen ihrem Fuͤhrer ein und an-
deres zu verſtehen. Das gantze Zimmer ſchiene von lauter feinem
Gold und Silber mit Edelgeſteinen untermiſchet/ alſo/ daß nichts
dann eitel Glantz und Licht der durcheinander ſpielenden helleſten
und hoͤchſten Farben zu ſehen war. Hier hielten ſie ſich etwas auf/
biß gedachte Frauens-Perſon in ein ander Zimmer ſich verfuͤgte/
der ihr Fuͤhrer/ und ſie ihm nachfolgten. Dieſes andere Zimmer
war zwar eben von ſolchem Glantz und Licht/ allein die viele durch-
einander ſpielende Farben macheten ihm gar ein anders Anſehen.
Aus dieſem Zimmer ſahen ſie/ wie von fernen noch ein anders/ aber
kleineres und nicht ſo gar hellglaͤntzendes Zimmer/ in welchem noch
mehr Frauens-Perſonen ſtunden/ und bey Annahen dieſer ſich gar
tieff neigten/ und ihr Ehr bezeigten. Als ſie biß hieher gelanget/
und ſahen/ daß es uͤberall alſo voll hellſtrahlender Edelgeſteine lag/
uͤbereilete einen von denen Dreyen/ die ihr Fuͤhrer aus dem Clo-
ſter mit ſich genommen/ der Fuͤrwitz/ daß er ein Stuͤck zu ſich in
Sack ſteckete/ und darauff ſeinen Geſellen folgen wolte/ die eben in
ein anderes Zimmer eingetreten waren. Es verlaſch ihm aber Au-
genblicklich ſein in Handen getragenes brennendes Licht/ und ſie be-
fanden ſich in der tieffſten und finſterſten Hoͤhle: Alles was ſie ge-
ſehen/ verſchwand vor ihren Augen/ alſo daß aus aͤuſſerſten Schre-
cken/ Forcht/ und Entſetzen ſie nicht wuſten/ wohin ſie ſich wenden
ſolten; in ſolchem verwirrten Zuſtand ſtellete ihr Fuͤhrer/ (dem die
Urſach dieſes nicht unbekant war) ihnen die vor Augen ſchweben-
de Gefahr beweglich vor/ erinnerte ſie anbenebenſt/ daß/ wann je-
mand zuwider der ihnen getreuen gethanen Vermahn- und War-
nung etwas zu ſich genommen haͤtte/ er alsbald ſolches hinwieder-
umb durch die Fuͤße hinter ſich von ſich werffen ſolte/ welches dann
auch von demjenigen/ der ſchuldig war/ ſchleunig geſchahe/ zuvor a-
ber dennoch beſehen wolte/ was es dann waͤre/ ſo er eingeſtecket/ und
es
[73]Beſchreibung des Fichtelbergs.
es einem natuͤrlich-ſchwartzen Probier-Stein gantz aͤhnlich und
gleichſehend befande. Nach dieſem gienge zwar ihr Fuͤhrer noch
ferner voran/ jedoch mit Unwillen und in lauter Confuſion, und ſie
folgten ihm in groͤßtem Schrecken und Angſt nach/ biß endlich nach
langem verdrießlichen hin- und wieder kriechen und ſchluͤpffen durch
enge Kluͤffte und Schluͤpffloͤcher (da ſie doch beym Eingang der-
gleichen nicht/ ſondern eine ſehr hohe und groſſe Weitſchafft befan-
den/) von fernen etwas Licht erblickten und deme zueileten/ und alſo
nach erſtandener beſchwerlicher Muͤhe und Arbeit auf einem ihnen
unbekanten Gebuͤrg an das Tageslicht gelangten/ nirgend aber
ſich erkennen konten/ biß ſie unten am Gebuͤrg in einem Dorff
Kundſchafft erhalten/ wo zugegen ſie waͤren/ da ſie dann ſich weit
vom Cloſter/ woraus ſie gegangen/ entfernet zu ſeyn befanden/ und
erſt nach Ablegung einer ziemlichen weiten Reiſe hinwiederum all-
da anlangten. Jch habe dieſe Hiſtorie hieher geſetzt/ wie ſie Herr
Joh. Heinrich Seyfried in ſeiner Mirabilium Naturæ Medulla, p.
197. \&c.
It.
Hr. D.Weigel in ſeinem Jtaliaͤniſchen Paradieß
erzehlet/ weil ſie gantz und gar mit meines Herrn Referenten Aus-
ſage uͤbereinkommet.


Wegen der hier ſich præſentirenden Frauens-Perſonen deuch-Die Ge-
ſchicht des
Oldenbur-
giſchen
Horns.

tet mir ebenfalls nicht uneben zu ſeyn die abentheuerliche Geſchicht
des Oldenburgiſchen Horns einzuruͤcken/ welche bemeldter Herr
Seyfriedp. 443. 444. alſo beſchreibet: A. 967. begabe es ſich/ als
Graff Otto in Oldenburg regierte/ daß einſten er auf der Jagd
an dem ſo genannten Bernefeuers Holtz ein Wild angetroffen/ und
daſſelbe biß an den Ofenberg gantz allein verfolgt hat. Als nun
der Graf mitten auf dem Berg ſtille hielte/ und nach ſeinen Wind-
ſpielen ſich umbſahe/ auch wegen Hitze nach einem kuͤhlen Trunck
verlangte; trat aus einer Klufft am Berge eine ſchoͤne wohlge-
kleidete Jungfer in fliegenden Haaren/ und einem auffhabenden
Kraͤntzlein/ vor ihm haltend in der Hand ein koͤſtlich Silber-vergol-
detes Jaͤger-Horn mit einem beſondern Tranck angefuͤllet/ die er-
ſuchte den Grafen/ daß zu ſeiner Erlabung er davon trincken wolte.
Der Graf nahm das Horn/ beſahe den Tranck/ ſchuͤttelte ihn
durcheinander/ wolte aber nicht trincken. Die Jungfrau/ da ſie
Kſolches
[74]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſolches merckte/ redete ihm zu/ er ſolte auf gut Trauen trincken/
ſintemahl dieſer Tranck ihm und ſeinen Nachkommen wohl er-
ſprießen/ auch hiedurch das gantze Graͤffliche Oldenburgiſche Hauß
zu mercklicher Auffnahm gedeyhen wuͤrde. Wofern er aber ihren
Worten nicht Glauben beymeßen und trincken wolte/ ſo ſolte in
kuͤnfftigen Zeiten dieſes Graͤffliche Geſchlecht in vielen Wieder-
waͤrtigkeiten ſchweben. Deſſen ungeachtet tranck der Graf doch
nicht/ ſondern ſchwunge das Horn ruͤckwaͤrts/ und verſchuͤttete den
Tranck/ welcher in ſo viel er ſein weißes Pferd beruͤhrete/ demſel-
ben die Haar ausfallen machete. Die Jungfer forderte das Horn
vom Grafen wieder/ dieſer aber eilete mit demſelben Berg ab/ und
als er ſich umkehrete/ ſahe er/ daß die Jungfer wieder in Berg ge-
gangen war/ worauf er gantz beſtuͤrtzt zu den Seinen wiederkeh-
rete/ und ihnen das erlangte Horn gezeiget. Es iſt aber dieſes
Horn ſehr wohl und kuͤnſtlich formiret mit vielerhand gar alten
theils unbekandten Schrifften/ Waffen und Bildern geziehret:
geſtalten es auch noch dato als eine ſonderbahre Raritaͤt zu Olden-
burg auffbehalten wird. Biß hieher Hr. Seyfried. Die Abbil-
dung dieſes Horns/ wie auch noch eines andern von einem Bau-
er-Maͤdgen auf der Straſſen gefundenen und in der Koͤniglichen
Daͤhniſchen Kunſt-Kammer in Coppenhagen auffbehaltenen/ iſt in
Happelii Relationibus curioſis zu ſehen.


Die Ge-
ſchicht des
wunderbah-
ren Britan-
niſchen Be-
chers.

Wovon gleichfalls nicht weit abgehet dasjenige/ was Gviel-
helmus Neubrigenſis L. I. Hiſtor. Angl. Cap. 38.
mit folgenden Wor-
ten erzehlet: Jn der Provintz DEIR, ſpricht er/ nicht weit von
meinem Vaterland/ hat ſich dieſe wunderbahre Geſchicht zugetra-
gen/ welche ich von Jugend auf weiß. Es iſt ein Fleck etliche Meil-
wegs vom Orientaliſchen Meer gelegen/ dabey die beruͤhmbte Waſ-
ſer Vipſæ genannt/ aus welchem ein Bauer zu ſeinem Freund/ im nech-
ſten Flecken wohnend/ ihn zu beſuchen gezogen/ und als er nicht zu gar
nuͤchtern in eiteler Nacht wieder nacher Hauſe verreiſen wolte/ ſie-
he/ da hat er in dem nechſten Berg/ welchen ich offt geſehen/ und 2.
oder 3. Stadien vom Dorff lieget/ liebliche Stimmen der Saͤnger
und ein luſtiges Gelach gehoͤret/ er verwundert ſich/ wer doch an
dem Ort in ſolcher Nacht mit ſo herrlichen Freuden der Nacht ihre
Ruhe
[75]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Ruhe zerſtoͤret/ hat ſolches ſelbſten ſehen wollen/ und als er an der
Seiten des Bergs eine offene Thuͤr geſehen/ iſt er hinzugetreten/
und hat hinein geſehen/ allda er ein ſchoͤn weites und ſcheinbarliches
Haus angetroffen/ ſo gantz voll war von Manns- und Weibs-Per-
ſonen/ ſo da zu Tiſche ſaßen/ einer aber aus denen Aufwartern/ als
er ihn geſehen an der Thuͤr ſtehen/ hat ihm einen Becher gebracht/
welchen/ nachdem er ihn genommen/ hat er mit Fleiß nicht wollen
trincken/ ſondern ihn ausgegoſſen/ den Becher behalten/ und ſchnel-
le davon gerennet/ und als ſich ein Tumult im Gelach wegen des
Bechers erhoben/ und ihm etliche nacheileten/ iſt er mit ſeinem
ſchnellen Pferd davon geritten/ und mit ſeinem Raub ſich in den
Flecken begeben. Und iſt ſolcher Becher von unbekanter Materie
einer ſeltſamen und ungewoͤhnlichen Farbe und Form Henrico dem
alten Koͤnig von Engelland vor ein Geſchenck offeriret/ darnach
der Koͤnigin Bruder David/ Koͤnig von Schottland uͤberbracht/
viele Jahre in dem Schatz des Koͤnigs behalten/ und fuͤr etlichen
Jahren Koͤnig Heinrich dem II. ſo ſelben zu ſehen begehrt/ wieder
von Koͤnig Wilhelmo aus Schottland zugeſchicket worden.


Nun waͤre hier wohl zu fragen/ was dann dieſes vor eine Be-
wandtnuͤß haben muͤſte/ daß ſich die Berge auffthun/ worinnen
ſo viel herrliche Sachen/ auch ſo gar Menſchen geſehen werden? weil
es aber unſers Thuns hier nicht iſt/ ſo wollen wir bloß einen Locum
aus Theophraſt. Paracelſ. Libr. Magic. \& Aſtrolog. p. m. 188. 189.Paracelſi
Meynung
von denen
Nymphen.

ſummariſch anſetzen/ welcher alſo lautet: Alſo aus ſolchen Leuten/
nemlich Nymphen/ iſt entſtanden eine Sammlung/ die man heiſſet
den Venusberg/ das allein iſt eine Nymphiſche Art/ die ſich zuſam-
men geſchlagen hat in ein Huͤlin und Loch ihrer Welt/ und doch
nicht in ihrem Chaos, welches das Waſſer iſt/ ſondern im Menſchen
Chaos als in der Lufft/ aber in ihren regionibus. Nun wiſſet von
demſelben/ daß ſie eines groſſen Alters werden/ und doch nicht an-
zuſehen/ dann in einer Geſtalt bleiben ſie vom erſten biß zum letzten/
und alſo ſterben ſie. Nun iſt Venus eine Nymph und eine Undena uͤ-
ber andere aus/ welche lange Zeit regiert hat/ aber abgeſtorben/ und
die nachkommende Venus dermaßen nicht als ſie in ſolcher Haus-
haltung/ und alſo mit der abgeſtorben/ und alſo daſſelbe Reich zer-
K 2gangen/
[76]Beſchreibung des Fichtelbergs.
gangen/ꝛc. Daß nun aber ein anderer Anfang da ſey/ als man ſagt
von einer Koͤnigin/ ſo da ſey geſeſſen und eingeſuncken; das wiſſet/
eine Waſſer-Frau iſt da geſeſſen/ die hat ſich hin im Berg gelaſſen
unter den Weyher/ der ob ihr iſt in ihre Region, und da hat ſie ihre
Wohnung gemachet/ und nach Art der Bulerey ein Kroͤcken durch
den Berg getrieben heraus zu denen Geſellen/ und die Geſellen hin-
ein. Biß hieher Paracelſus.


Wann nun dieſes Raiſonnement des Theophraſti ſamt der Ge-
ſchicht beym Ochſenkopff wahr ſeyn ſolte/ ſo ſtuͤnde zu unterſuchen/
ob dieſe Erſcheinung des Schatzes im Berge denen Nymphen oder
denen Pygmæis zuzuſchreiben/ weiln ſowohl dieſe wegen der vielen
Berge und Mineralien/ als jene wegen des wundertieffen und ehe-
mahls offen geweſenen Sees/ und anderer an und umb den Fich-
telberg haͤuffig anzutreffender Teiche und Weyher daſelbſt eine be-
Theophraſti
Paracelſi

Meynung
wegen der
jungblei-
benden Ge-
ſtalt wird
confirmirt
durch die
Daͤniſche
Wunder-
Geſchichte.
qveme Wohnung haben koͤnnen. Was aber Theophraſtus von dem
hohen Alter und jung-bleibenden Geſtalt der Nymphen ſchreibet/
das ſcheinet bekraͤfftiget zu werden durch diejenige Geſchichte/ wel-
che Eraſmus. Lætus in Hiſtoria Nati \& Renati Chriſtiani IV.Koͤnigs
in Dennemarck/
und aus ihm Seyfriedd. l. p. 548. alſo erzehlet:


Zu Zeiten Koͤnig Friederichs II. in Dennemarck lieſſe ſich
beym Vorgebuͤrg Samo Danica eine Nymphe mit einem Landmann
in ein Geſpraͤch ein/ und befahle ihm einige Sachen an gedachten
Koͤnig. Meldete auch/ daß die Koͤnigin mit einem Cron-Prin-
tzen ſchwanger gienge/ welcher Chriſtianus IV. war. Sie nen-
nete ſich Ibrand, und ſagte/ daß ihre Mutter/ Groß-Mutter und
Uhranfrau ſchon etliche 100. Jahre her dieſer Gegend im Meer
ſich enthalten/ ſie aber waͤre bey 80. Jahren/ ihre Geſtalt war ei-
ner Jungfrau gleich/ der Leib mit weiſſen Haaren/ gleich denen
Meer Kaͤlbern und See-Woͤlffen dicht bewachſen/ die Bruͤſte mit
ihren Wartzen ſtunden erhaben/ die Augen ziemlich groß/ das
Angeſicht von gar erbarer Geſtalt und linde/ Naſen/ Ohren/ Mund
und Kuͤhn gantz foͤrmlich/ die Arme ſamt den uͤbrigen Theilen
des Oberleibs haaricht/ die Haͤnde aber glatt/ doch etwas flach.
Der Unterleib war bedecket durch einen langen gefaltenen Rock
von Delphinshaͤuten.ꝛc. Solcher Geſchichten finden ſich nun
noch
[77]Beſchreibung des Fichtelbergs.
noch viele/ wovon dieſe eine der nachdencklichſten iſt/ die ſich A.Die Lauen-
burgiſche
Wunder-
Geſchicht.

1596. bey der Lauenburg in Caßuben zugetragen/ da man eine ab-
ſcheuliche tieffe Klufft auf einem Berg gefunden/ welche zu beſichti-
gen der Magiſtrat daſelbſt 2. auf den Halß geſeſſene Miſſethaͤter
hinein fahren laßen/ welche auf dem Grund einen ſchoͤnen Garten
geſehen/ worinn ein Baum geſtanden/ der gar liebliche weiſſe Blu-
men getragen/ die ſie aber nicht anruͤhren duͤrffen. Ein Kind hat
ſie uͤber einen weiten Plan zu einem Schloß gefuͤhret/ darinn ſie
mancherley Saitenſpiel gehoͤret/ auch einen Koͤnig auf einem ſil-
bernen Thron ſitzend geſehen/ in der Lincken hatte er einen goͤldenen
Scepter/ in der andern aber einen Brief/ welchen er dieſen beeden
uͤberreichen laſſen.ꝛc. Conf.Seyfriedl. c. p. 489. Hieher ge-
hoͤren auch die zwey Meer-Maͤnner in Norwegen und Gottland/
durch welche ziemlich recente Geſchichte dann die Alten vom edlen
Thannhaͤuſer/ ſo Avent. L. 1. de Vet. Germ. beſchreibet: It. von der
Perſinna, Meluſina, Meliora, Palentina, it. Hippocratis Tochter/ Koͤnig Ho-
thero
in Schweden von denen drey Schottiſchen Nymphen von der
Hoͤhle bey Baſel/ und dergleichen/ ſo ſonſten nur vor Fabeln gehalten
wordē/ ziemlich illuſtrirtund verificirt werden. Aber genug von dieſem.


Wir wenden uns aber wiederum zu unſerm Fichtelberg. Hinter
dem Ochſenkopff nun beſſer gegen Suͤden und Suͤd-Weſten beyMuͤhlmeiſel
Ohorn-
Eychhorn
oder Velch-
berg. Doͤb-
reiner-Berg.
Mittelberg.
Chemnat.
Luͤtzel Main.
Kalte Buch.
Zweifel-
ſtein/ Einſie-
del/ Peiln-
Stein/ Got-
tesgab.
Goͤldne
Hirſch.
Waldeck.

Muͤhlmeiſel iſt der Ohorn-Eychhorn oder Velchberg. Wei-
ter hinaus der Dobreinerberg/It.Der Mittelberg nahe bey
Chemnat einem ſchoͤnen Pfaͤltziſchen Staͤdtlein gelegen. Dage-
gen ſtoßen auch die Luͤtzel Main/ die Kalte Buch/ der Zweiffel-
Stein/ der Einſiedel/ der Peilnſtein/
(Dieſes iſt der hohe Ofen-
ſtein
zur Gottesgab/ woſelbſt ſchoͤne Eiſen-Arbeiten gegoſſen wer-
den/) daſelbſt iſt ein Bergwerck/ ſo Jhro Chur-Fuͤrſtl. Durch-
lauchtigkeit zu Pfaltz
bauen laſſen/ und der Goͤldne Hirſch ge-
nennt wird. Uber Chemnat hinauf liegt der Flecken Waldeck/
allwo ein feſtes Pfaͤltziſches Berg-Schloß geweſen/ weil ſolche Be-
ſatzung aber in dem Bayriſch-Frantzoͤſiſchen Krieg durch Ausfaͤl-
le denen Margaraͤfiſchen ſehr beſchwerlich war/ wurde es 1704.
meiſt nur durch Land-Miliz bloqvirt/ belagert/ erobert/ und geſchleif-
fet. Etwan eine Meile von Chemnat liegt Neuſtaͤtdlein zwi-
K 3ſchenNeuſtaͤdt-
[78]Beſchreibung des Fichtelbergs.
lein/ zwiſchẽ
den Rauhen
Cuimen/ wo-
ſelbſt ein
altes Raub-
Schloß.
ſchen dem kleinen und groſſen Rauhen Culm: allwo ein altes
Raub-Schloß geweſen/ wovon noch viele Gewoͤlber und ſtarcke
Mauren vorhanden/ welche ich 1701. beſichtiget. Jn dieſem
Staͤdtlein haben ſich 1693. die Weiber wohl ſignalirt/ dann als
ſich in dem Marck eine ſtarcke Compagnie Hußaren mit Gewalt
Tapffere
Weiber im
Neuſtaͤdt-
lein.
einlogiren/ und die Buͤrger uͤbel tractiren wolte/ geriethen dieſe
Heldinnen in den Harniſch/ ergrieffen Heu-Miſt- und Ofengabeln/
Stangen/ Droͤſchflegel/ und was ihnen unter die Hand kame/
und ſchlugen augenblicklich die Hußaren dergeſtalt zum Staͤdtlein
hinaus/ daß dieſe mit ihren fluͤchtigen Pferden kaum ſchnelle ge-
nug ausreiſſen konten/ worauf ſie die Thore nach ihnen zuſperre-
ten. Ferner giebt es noch viele andere und groſſe Ruͤcken
und Glieder des Fichtelbergs/
welche alle zu erzehlen zu lange
Obere Kalte
Steinach.
waͤre. Daher verfuͤgen wir uns wieder uͤber die obere oder kal-
te Pfaͤltziſche/
und untere oder warme Marggraͤfiſche Stei-
Untere War-
me Stei-
nach.
nach (allwo 2. Huͤtten/ in welchen man glaͤſerne Knoͤpffe und Halß-
gehaͤnge von allerley Farben machet/ deren jaͤhrlich einige 100.
Knoͤpf-Huͤt-
ten daſelbſt/
deren Arbei-
ten in die
Tuͤrckey ver-
fuͤhret wer-
denꝛc.
Centner uͤber Leipzig und Hamburg/ wie auch uͤber Franckfurt
und Amſterdam nach Moſcau/ Tuͤrckey und Weſt-Jndien ver-
fuͤhret werden) nach dem Ochſenkopff und Biſchoffsgruͤn auf
den daſelbſt gegen Oſten ſtehenden ungemein hohen/ und hart an
die hohe Farmleuten ſtoßenden Schneeberg. Von dieſem ſchrei-
bet ſchon von mehr dann anderthalb hundert Jahren unſer offt
Schneebeꝛg.
daſelbſt war
vor deſſen
das gantze
Jahr
Schnee.
belobter Herr Bruſch/ daß er ſo hoch ſey/ daß man auch uͤber
das gantze Jahr Schnee daroben findet/ daher er dann auch den
Nahmen habe. Heute zu Tage aber/ da er anfaͤngt entbloͤſet zu
werden/ findet man im Sommer keinen Schnee darauf/ wohl aber
ſcharffe Winde. Wiewohl nach des offtermahl gedachten Hr.
M.Großens Bericht er doch vom Ochſenkopff an der Hoͤhe weit
ſolle uͤberſtiegen werden/ deſſen entſetzliche Hoͤhe am allerbeſten von
der Hohen Farmleuten kan betrachtet werden. Von dieſem Berg
laſſen ſich unterſchiedliche herrliche Felßen/ auch in die weite Ent-
fernung ſehen. Von Weiſſenſtadt aus hat man faſt 2. Stunden
lang hinauff zu gehen/ welcher auch guten theils mit ſeiner Wal-
dung dieſſeits in den Weiſſenſtaͤdter Forſt gehoͤret. Auf dieſen
gewal-
[][]

[figure]

[79]Beſchreibung des Fichtelbergs.
gewaltig hohen Schneeberg nun und auf deſſen oberſten Mitte ha-
ben An. 1520. beede regierende Herren Marggrafen/ Caſimir und Ge-
org/ Gebruͤdere/ und zwar noch bey ihres Herrn Vaters/ Herrn
Marggraf Friederichs Lebens-Zeiten/ dem Weiſſenſtaͤdter Stadt-
Rath Gnaͤdigſt anbefohlen einen hohen Thurm oder Warth zu bau-
en/ welches dann auch unverzuͤglich geſchehen. Von dieſem Warth-
Thurm ſtehet gar ein weniges noch/ und zwar kaum eines Mannes
hoch/ das andere Gemaͤuer iſt alles zerfallen und eingegangen.
Nechſt an dieſer eingegangenen Warth ſtehet ein groſſer Felſen faſt
2. Gaden hoch/ welcher an der einen Seite dergeſtalt zubereitet/
daß man wie auf Staffeln hinauf ſteigen kan/ oben auf iſt derſelbe
etwas breit und eben/ daß man fuͤglich daroben ſtehen und gehen
kan/ auf dieſem Felßen kan man gegen die 4. Theile der Welt uͤber-
aus weit herum ſehen/ daß man alſo dafuͤr erſtaunen muß/ und
ſind andre herumgelegene Berge ſehr geringe anzuſehen/ welches
man ſich unten nimmermehr einbilden kan. Es ſolle dazumahl
Gnaͤdigſte Landes-Herrſchafft ſolche gemeldte Warthe zu bauen an-
befohlen haben/ da die benachbarte Unterthanen im Reich ſich wie-
der ihre Herrſchafften zuſammen rottiret/ auch da dieſer Lermen
Ann. 1525. im Lande ebenfalls ausgebrochen/ hat man von Weiſſen-
ſtadt aus/ welcher Ort getreu geblieben/ eine Wacht auf ſolcher
Warth gehalten/ damit man der benachbarten Vorhaben obſervi-
ren koͤnnen. Wunderbarlich ſeynd umb dieſe Warth 2. groſſe
Plaͤtze mit Steinen zu ſehen/ welche daherumb aneinander liegen/
als wann ſie mit Fleiß zuſammen gelehnet/ und vom Werckmeiſter
zubereitet waͤren/ ſeynd auch gantz weiß ohne Moos und Erden/ als
ſehe man eine groſſe Heerde Schaafe/ da doch ſonſten der gantze
Berg mit Holtz und Gebuͤſch auch zu nechſt an dieſen Steinen be-
wachſen/ daß man faſt zu thun hat/ dadurch zu gehen. Merckwuͤr-
dig iſt/ daß auf dieſes Berges hoͤchſter Hoͤhe faſt alle Zweige und Ae-
ſte der Fichten-Baͤume unter ſich gegen die Erden wachſen/ ſo im
Winter von der Schwerigkeit des haͤuffigen Schnees herruͤhrenSchloßbeꝛg.
Rudolph-
ſtein oder
Roll enſtein/
ein altes
Raubſchloß.

ſoll. Hart daran und zwar gegen Nord-Oſt iſt der Schloßberg/ dar-
um alſo genannt/ weiln vor Zeiten ein gewaltiges Raub-Schloß Ru-
dolphſtein
(insgemein Rollenſtein) genannt (welches Rudolph der
Fran-
[80]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Francken Pfaltzgraf im Norgau An. C. 857. erbauet/ und die Her-
ren von Hirſchberg lange Zeit beſeſſen) daſelbſt geſtanden/ wovon
noch etliche Rudera vorhanden/ welches auch die Herren von Eger
zerbrochen und zerſtoͤhret haben/ darum daß die Edelleute hierumb
Hauß hielten/ die eher einem Kauffmann/ der voruͤber zoge/ dorfften
10. oder mehr Gulden nehmen/ dann einem Bettler einen Heller
12. Raub-
Schloͤſſer
umb Wun-
ſidel.
geben. Und ſolcher Raub-Schloͤſſer ſeynd 12. umb Wunſidel her
gelegen/ unter welchen dieſes das hoͤchſte geweſen/ und ſo offt et-
was vorhanden war/ oder man ſich einer Beute verſehen/ hat man
in dieſem Schloß eine Fahne auffgerichtet/ die haben etliche der an-
dern Raub-Schloͤßer koͤnnen ſehen/ ſo hat ſich dann eine Reuterey zu-
ſammen gefunden/ und ſeynd zu Zeiten die Winde ſo ſtarck gegangen/
und denen Kauffleuten ſo kalt in die Buſen geblaſen/ daß ihnen kein
Geld weder in Saͤckeln/ noch Watſaͤcken geblieben iſt/ biß ſolche Ty-
ranney endlich nach Bruſchens Bericht/ durch die herum gelegene
Herrſchafft unterkommen und ihnen abgerennet iſt. Es ſolle aber
dieſer Rudolphſtein nicht zu gewinnen geweſen ſeyn/ biß man eine
unſaͤgliche Menge Holtz/ Reiſig und brennende Materien zu Hauf-
fen gebracht/ angeſtecket/ und ihn alſo mit Feuer und Gluth be-
zwungen. Man ſolte faſt nicht glauben koͤnnen/ wie hoch und ge-
faͤhrlich dieſes Schloß am Gemaͤuer auf einem wunderlichen Fel-
ſen erbauet geweſen/ es war auch von Natur mit gewaltigen Fel-
ſen umbſchloßen/ und dazwiſchen mit ſtarcken Mauern aneinander
gehangen/ daß wann man ſolches alte ruinirte Werck noch anſie-
het/ einem Menſchen darob ein Erſtaunen ankommet. Man kan
darauf gar weit und breit herum ſehen/ abſonderlich aber faͤllet das
eine kleine Stunde weit hievon gelegene Staͤdtlein Weiſſenſtadt
mit ſeinem groſſem See allhier gar ſchoͤn in das Geſichte. Jm
Was allhier
alles merck-
wuͤrdig.
letzten Bayriſchen Krieg hat man 1703. das alte Gemaͤuer von
dem hohen Felſen faſt gar herabgeſtuͤrtzet/ und dagegen eine Hoͤl-
tzerne Bruſt-Wehre ſambt einem Wach-Feuer geordnet/ umb im
Fall die Bayriſche aus der Pfaltz in das Marggraͤfiſche einfallen
ſolten/ dem Land-Sturm durch das angezuͤndete Feuer eine Loſung
zu geben. Dergleichen Lermen-Feuer ſeynd faſt auf alle Meilen
auf hohen Orten angeordnet geweſen. Sonſten hat hier die Na-
tur
[]

[figure]

[][]

[figure]

[][]

[figure]

[][]

[figure]

[][]

[figure]

[][]

[figure]

[][81]Beſchreibung des Fichtelbergs.
tur ein Wunder-volles Anſehen an etlichen Felßen gemachet/ wel-Wunderba-
re Felßen.

che ſehr hoch wie groſſe breite laͤnglicht-runde Taffeln in ziemlicher
Anzahl/ und zwar mehrentheils gantz ſteil und unerſteiglich/ derge-
ſtalt auffeinander liegen/ daß man meynen ſolte/ es waͤre durch
Menſchen Fleiß ein ſolches geſchehen. Der Leſer beliebe hievon die
vornehmſten in gegenwaͤrtigen accuraten Abbildungen zu betrach-
ten. Zwiſchen der Hohen Farmleuten/ und dieſem gewaltig hohem
Schneeberg gegen Biſchoffgruͤn zu/ ſteiget der Nußhart in dieNußhart.
Hoͤhe/ welches ein rauhes und faſt unuͤberwindliches Klippen-Ge-
buͤrge iſt/ ſo freylich einem/ der es erſteigen will/ harte Nuͤße aufzu-
beiſſen giebet. Dieſer Felß kan gegen Wunſiedel zu faſt nicht
wohl geſehen werden/ ſondern verſtecket ſich gleichſam hinter die Ho-
he Farmleuten und den Schneeberg/ von hinten aber iſt er am be-
ſten vom Ochſenkopff zu betrachten. Unten am Schneeberg iſt ein
Gehaͤng meiſt Ahorn-Holtz/ das nennen die Waldleute den Adel-Adel-Knock
oder Ahorn-
Knopff.

Knock/ (vielleicht Ahorn-Knopff.) Weiter etwas gegen Norden
iſt der Rußler/ oder die Rußel/ woraus eigentlich die Roͤßlau ent-Rußleꝛ oder
Rußel.
Schindel-
hengſt.

ſpringet. Unter der Farmleuten aber iſt ein kleiner Berg/ heiſſet
der Schindelhengſt/ daran iſt die Hammerleuten/ allwo es 1713.
am Himmelfahrts Abend dermaßen eine halbe 4tel Stunde lang
gehagelt/ daß etlich 100. Claffter Holtz auff einmahl/ als wie vonHammer-
leuten/
ſtarcker Ha-
gel daſelbſt.

einer eintzigen Salve mit dem entſetzlichſten Gepraßel zu Boden fie-
len. Dem zunechſt daran liegenden Dorff Vordorff und andern hat
der Hagel groſſen Schaden an Feld-Fruͤchten gethan/ wie er dann
auch ſo hoch an etlichen Orten gelegen/ daß man am andern Pfingſt-
Tag und alſo 12. Tage hernach noch ein gutes Fuder Hagel-Steine
haͤtte bekommen koͤnnen/ welches das gantze Dorff bezeugen wird.


Von Weiſſenſtadt gegen Biſchoffgruͤn lieget ein Berg dieSternſehe-
rin.

Sternſeherin genannt; gleichwie hingegen Nordwaͤrts der
Sparnecker Wald lieget/ auf deſſen Gipffel ſehr hoch ein altesSparnecker
Wald.

Raub-Schloß geweſen/ Waldſtein genannt. Es ſollen 2. Kauff-Waldſtein
ein Raub-
Schloß.

leute lange Zeit daroben im Gefaͤngniß ſeyn gehalten/ und eine
groſſe Rantzlon von ihnen gefordert worden/ ſolche nun erſehen ihre
Gelegenheit auszureiſen/ welches die Raͤuber im Schloß aber bald
innen wurden/ und ihnen nachſetzeten/ ſie waren aber ſo gluͤcklich/
Ldaß
[82]Beſchreibung des Fichtelbergs.
daß ſie im Angeſicht ihrer Verfolger/ biß an Moͤnchberg gekommen/
allwo ſie in das vorbeylauffende Waſſer geſprungen/ und ſich unter
ſelbe ſteinerne Bruͤcke verkrochen/ mithin denen Nacheilenden auſ-
ſer Geſicht kommen/ welche zwar allenthalben nachgeſuchet/ aber
nichts gefunden/ ohne Zweiffel hat ihnen GOtt die Gedancken ver-
wirret/ daß ſie bey der Bruͤcken nicht geſuchet/ ob ſie gleich gar ge-
ringe iſt: Dieſe beede Kauffleute ſollen hernach denen Fraͤnckiſchen
Bundes-Verwandten Gelegenheit gegeben und offenbahret ha-
ben/ wo dieſes Schloß anzugreiffen/ und die Eroberung zu erlan-
gen ſey/ welches ſodann geſchehen/ und das Neſt mit geringer Muͤ-
he erobert worden. Dieſes iſt heut zu Tage von neuem wieder
unter Dach gebracht/ und kan ſehr weit geſehen werden. Jn de-
nen letzten Bayriſchen Troublen iſt hier auch eine Wacht mit einem
Baͤhren-
fang.
Lermen-Feuer geordnet geweſen. Zu nechſt daran iſt ein Baͤh-
ren-Fang befindlich/ welcher im Zufallen ziemlich weit kan gehoͤ-
ret werden. Dieſer Ort hat ehedeſſen denen edlen Herren von
Sparneck zugehoͤret/ nun aber iſt er Marckgraͤfiſch. Gleich hart
Zeller Wald.an dieſem Sparnecker Wald ſtoͤſſet auch der Zeller Wald/ wor-
innen die Saale entſpringet/ welche dann beede zuſammen eine ent-
ſetzliche Wildnuͤß machen.


Eine Stund von Weiſſenſtadt gegen Gefreß auf der Straße
Hoͤlle.iſt der beruffene Wald/ die Hoͤlle genannt/ wodurch man nach
Bayreuth und Culmbach hin und her reiſen muß/ der zwar jetzt
zehr abgetrieben wird. Nach Auſſage der Alten iſt der Nahme
2. Raub-
Schloͤſſer/
Langenſtein/
Epprecht-
Stein.
daher entſtanden/ daß die Reiſende/ wann ſie hieher gekommen/ ſich
vernehmen laſſen/ es ſey ihnen eben als wann ſie durch die Hoͤlle
muͤſten/ welches aus Hertzens Bangigkeit wegen der beeden hohen
Raub-Schloͤßer Rudolph- und Waldſtein geſchehen/ welche ihnen
3. Raub-
Schloͤſſer
Hallerſtein/
Karlſtein/
Wolffſtein.
auffgepaſſet. Nicht weit von Kirchen Lamiz ragen zwey andere
Raub-Schloͤſſer herfuͤr/ worunter das zur Rechten Langenſtein/
das zur Lincken aber Epprechtſtein genennet wird. Beſſer hinter
dem Waldſtein/ iſt Hallerſtein/ allwo jetzt ein Marggraͤfiſch
Culmbachiſches Amt/ eſſedeſſen aber ein Raub-Schloß. Deßglei-
2. Raub-
Schloͤſſer
bey Schoͤn-
bronn.
chen waren auch Karlſtein/ Wolffſtein. Gleicher Weiſe waren
auch 2. ſolche Raub-Neſter bey Schoͤnbronn 3. Viertel Stunden
von
[83]Beſchreibung des Fichtelbergs.
von Wunſidel/ eines auff dem Schoͤnbronnen Berg/ das andere/
wo die Kirche ſtehet/ hinter welcher man noch ziemliche Rudera da-
von findet. Wie dann in der Stadt Wunſidel auch eines iſt ge-Jn Wun-
ſidel ein
Raubſchloß/
war derer
von Bor-
burg.

weſen/ ſo ehedeſſen denen von Boxburg (wie Hr. D.Pertſch in
Originibus Bonſidelienſibus will/) oder denen Bogſpurg oder
Vogtsbergern (wie Herr Bruſch ſchreibet/) zugehoͤret/ daher iſt
das Laͤndlein umb Wunſidel in der Boeckler Art genennet wor-
den/ vor welchem Nahmen auch die Kauffleute noch zu Hn. Bru-Das Laͤnd-
lein umb
Wunſidel
wurde ehe-
deſſen in der
Boeckler Art
genannt.

ſchens Zeiten einen Scheu getragen/ wie dann auch die Einwoh-
ner des Laͤndleins/ ſo offt ſie dergleichen Raͤuber und Stauden-
hechtlers gedachten/ ſie nicht bey ihrem Nahmen die Bogſperger
heiſſen dorfften/ ſondern nenneten ſie die Boͤcke/ daher nach Herrn
Bruſchens Berichte das Laͤndlein den Nahmen haben ſolle. Heu-Heute zu
Tage aber
heiſſet es die
Stadt und
6. Aemter
Wunſidel.

te zu Tage aber heiſſet es die Stadt und 6. Aembter Wunſidel/
dann von jener Forcht weiß man auſſer Kriegslaͤufften/ GOtt ſey
ewig Danck/ jetzt nichts mehr. Dieſer beſagte Creyß wird gegen-
waͤrtig mit groſſem Ruhm dirigirt von dem Reichs-Frey-Hoch-
wohlgebohrnen Herrn Leo Bernharden von Lindenfels auf
Wird jetzt
dirigirt von
dem RFrey-
Hochwohl-
gebohrnen
Herrn Leo
Bernhardē
von Linden-
fels.ꝛc.

Erckersreuth/ Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt in Pohlen/ und Chur-
fuͤrſtl. Durchl. zu Sachſen Hochanſehnlichen Cammer-Herrn/
wie auch Sr. Hochfuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg-Culm-
bach/ Hochbeſtalltem Geheimbden Rath und Amts-Haupt-
mann der Stadt und 6. Aemter Wunſidel/
einem Hochgelehr-
ten/ und in allerley raren Kuͤnſten und Wiſſenſchafften ſehr erfahr-
nen Herrn. Bruſch ſchreibet zu ſeiner Zeit:


Wunſidel

Wunſidel
die vierdte
Hauptſtadt
Jhꝛo Hochfl.
Durchl. Hn.
Georg Wil-
helms/
Marggra-
fens zu
Branden-
burg.

ſey ein Staͤdtlein Marggrafen Albrechts von Brandenburg
(jetzo aber die 4te Haupt-Stadt Jhro Hochfuͤrſtl. Durchl.
Herrn Georg Wilhelms/ Marggrafens zu Brandenburg/
Burggrafens zu Nuͤrmberg/
\&c. \&c. \&c.) an der Roͤßlau einem
faſt Fiſchreichen Fluß 3. Meilen vom Fichtelberg/ 3. Meilen von
Eger/ und 3. von Hoff/ der Haupt-Stadt in Voigtland gelegen.
Dabey zu mercken/ daß wann Herr Bruſch unter dem Nahmen
Fichtelberg das Haupt deſſelben/ nehmlich den Ochſen-Kopff ver-
ſtanden/ (deſſen er doch nicht einmahl mit einem Buchſtaben ge-
L 2dencket/)
[84]Beſchreibung des Fichtelbergs.
dencket/) ſo moͤchte es in ſo weit einiger maßen ſeine Richtigkeit ha-
ben/ daß Wunſidel drey kleine Meilen davon entfernet ſey: Vom
Schneeberg aber/ dem See/ und uͤbrigen Gehaͤng des Gebuͤrgs/
von der Coͤßein biß zum Rollenſtein iſt dieſe Stadt theils nicht uͤ-
ber eine/ theils nicht uͤber 1. und eine halbe Meilen zum hoͤchſten ent-
fernet. Vor ungefehr 400. Jahren war (ſo viel man aus alten Do-
Wunſidel
eine wilde
Wuͤſteney/
ſtande
nichts als
das Schloß/
eine
Schmiedte-
ſtadt und
Schencke.
cumenten Nachricht haben kan) Wunſidel mit ſeiner gantzen Gegend
nichts als eine wilde Wuͤſteney/ und iſt damahls/ nach Hn. Zeidlers
Relation, nicht mehr/ dann das Schloß und eine Schmiedſtadt zu dem
Haus unter dem Schloß am Bach/ und dann eine Schenckſtatt in
dem Haus am Ecke der Raths-(jetzt Fleiſch-) Gaß/ ſo man zu dem
Koppeten-Thor ausreiſen will/ geſtanden. Als aber die Zinn-
Seiffen der Enden gefunden und gearbeitet worden/ iſt die Stadt
von Tage zu Tage alſo in Aufferung kommen. Es iſt auch al-
Wie nach
die Stadt in
Aufferung
kommen?
Raub-Neſt.
les Zimmerholtz/ davon die Stadt erbauet/ am St. Catharinen-
Berg/ auch an dem Ort/ wo jetzt die Stadt ſtehet/ geſtanden.
Daß aber der Orten ein Raub-Neſt geweſen/ iſt aus dem glaub-
wuͤrdig zu vermuthen/ daß in dem rotunden Thurn an dem
Schloß viele todte Menſchen-Beine gefunden worden. Das Schloß
Wann und
wie es an
die Herrn
Burggraf-
fen kommen?
zu Wunſidel (ehe das Staͤdtlein zu bauen angefangen ward)
ſtunde alſo bemeldter maſſen nach Bruſchii Bericht denen Edelleuten
von Bogſpurg/ oder wie etliche wollen/ von Vogtsburg/ oder
aber/ wie Herr D.Pertſch ſchreibet/ von Boxburg zu/ weil aber
dieß nicht gute Haußhalter waren/ oder das Gut ſonſten hingien-
ge/ wie es war hergangen/ (weil es nehmlich ein Raub-Schloß
geweſen/) muſten ſie dieß Schloß als ihren einigen Sitz Armuth
halber verkauffen. Es kauffte es aber umb 70. alte Boͤhmiſche
Schock Herr Burggraff Friedrich zu Nuͤrmberg von Eberhar-
ten/ Heinrichen und Ludwigen/ Gebruͤdern von Bogſpurg im
Jahr 1321. wiewohl etliche wegen des Preißes ſehr differiren/ wo-
von Herr D.Pertſch in ſeiner Beſchreibung von Wunſidel zu
leſen: Worauf bemeldte Edelleute hernach ſo arm worden/ daß
ſie ſich haben ihrer Reuterey/ und wie man ſagt/ aus dem Stegreiff
naͤhren muͤſſen. Daher iſt die Gegend umb Wunſidel in der
Boͤckler Art
genennet worden/ vor welchem Nahmen ehedeſſen
die
[85]Beſchreibung des Fichtelbergs.
die Kanffleute groſſen Scheu getragen. Das Staͤdtlein Wun-Von wem/
und warum
das Staͤdt-
lein zu bau-
en angefan-
gen worden?

ſidel/ faͤhret Bruſch fort/ iſt von des Zinnbergwercks wegen/ ſo
ſich dazumahl allda reichlich erzeiget/ aber doch bald wieder fieh-
le/ von Burggraff Friedrichen zu bauen angefangen worden/ im
Jahr nach Chriſti Geburth 1328. dahingegen aus dem vom Herrn
D.Pertſchenallegirten Freyheits-Brieff/ welchen Fridericus IV.
Burggraff zu Nuͤrmberg ertheilet/ klaͤrlich erhellet/ daß bereits
dazumahl im Jahr 1326. der Ort ſchon wuͤrcklich eine Stadt ge-
nennet und mit Freyheiten verſehen worden/ welche Kaͤyſer Lud-
wig der Bayer verſtattet/ und nachgehends Kaͤyſer Carl der 4te
1355. guten Theils vermehret/ ſo daß nach des letztern ertheilten
Freyheits-Brieff/ Wunſidel eben die Gerechtigkeiten als Eger
genuͤßen ſolle. Nachdem man aber nicht geſonnen/ alle und jede
Special-Begebenheiten der Stadt Wunſidel anzufuͤhren oder ei-
ne gantze Chronick von ihr zu ſchreiben/ weil ſolches alles offtbe-
lobter Herr D.Pertſch in ſeiner Wunſideleriſchen Beſchrei-
bung
bereits hoͤchſt ruͤhmlichſt gethan/ als wollen wir nur in ſo
weit dieſer Ort etwas beſonders vor andern Staͤdten des Lan-
des hat/ dadurch er in Ruff kommen/ und ſo viel es zu denen Sel-Wunſidel
iſt beruͤhmt
von natuͤr-
lichen Kuͤn/
ſten u. tapf-
fern Sel-
tenheiten/
1) die Natur
betreffend.

tenheiten des Fichtelbergiſchen Diſtricts dienet/ ein und anderes an-
fuͤhren/ und ſolches wird beſtehen aus Dingen/ welche entweder
1) die Natur/ 2) die Kunſt/ oder 3) die Tapfferkeit darreichet.
Was nun die Natur belanget/ ſo iſt merckwuͤrdig/ daß Wunſidel
auſſerdem/ daß ſie an einem der geſuͤndeſten Oertern von gantz
Teutſchland zwiſchen lauter fruchtbaren Bergen und Thaͤlern/
Waͤldern und Feldern/ Wißmathen und Fiſchreichen Waſſern
auf einem Metallreichen Boden lieget/ vor andern die Stadt mitStadt mit
Marmel-
ſteinern
Mauren.

denen Marmelſteinernen Mauren und Thuͤrnen von Alters
her genennet worden/ darum/ daß die Steine/ ſo allda gebrochen
werden/ dem Marmel/ nach Bruſchens Bericht/ nicht faſt un-
gleich ſeyn/ ſo ſie poliret werden. Ja wie weit und breit die Los-
buͤrger Steine verfuͤhret werden/ iſt oben angedeutet. Die Kunſt2) die Kunſt.
betreffend/ ſo iſt in Wunſidel ein herrlich und reiches Hoſpital/
welches gebauet worden A. D. 1451. von einem Buͤrger und Stadt-
Kind/ Siegmund Wann
genannt. Dieſer lernete das Becken-
L 3Hand-
[86]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Hoſpital in
Wunſidel
wird mit-
telſt der Al-
chymie
er-
bauet u. ge-
ſtifftet von
Sigmund
Wann.
Handwerck/ und wanderte ſeiner Profesſion nach auf Venedig/
daſelbſt verlobte er ſich mit der Magd im Hauß einer gebohrnen
Wahlin/ Catharina/ oder nach Bruſchens Meynung/ Barbara
genannt/ und brachte ſie mit heraus in ſein Vaterland/ dieſe war
der Alchymie hoch erfahren/ und konte ohne Schaden des Zinns
(deſſen damahls umb Wunſidel genug zu haben war) von dieſem
Metall Silber und Gold ſcheiden/ womit er uͤber die maßen groſ-
ſen Reichthum bekam/ indem er nun kein Kind hatte/ bauete er die-
ſes Hoſpital/ machete die Herren von Eger zu Schutz-Herren dar-
uͤber/ gabe denen eine groſſe Summa Geldes/ davon muſten ſie
alle Jahr in das Hoſpital nach Wunſidel 410. Gold-Gulden zu
Unterhaltung 12. ehrlicher armer alter Maͤnner und 3. Prieſter ge-
ben. Bey gemeldtem Hoſpital iſt auch eine feine Kirche/ welche
ebenfalls bemeldter Wann geſtifftet/ darinnen hanget noch eine
Tafel/ worauff des Stiffters und der Stiffterin Abconterfeyung
ſamt der Zeit und Stunde ihres Todtes zu ſehen. Gleich bey der
Thuͤr des Hoſpitals ſeynd in einer Tafel folgende alte Reimen zu
leſen:



Als die Stifft-Brief ſagen fuͤrwar/

Jſt dieß loͤblich Haus gefangen an/

Gebaut durch einen Chriſtlichen Mann/

Sigmund Wann iſt er genannt/

Seinem Vaterland wohl bekannt/

Eine Wahlin gehabt zum Weib/

Ohne Leibs Erben verſchied ihr beeder Leib.

Von GOtt mit dieſer Kunſt begnadt/

Wie man von Alten Uhrkundt hat/

Das Gold von dem Zinn zu ſcheeren/

Dadurch ſich ihr Guͤter thaͤten mehren/

Gewendet zu GOttes Ehr/ und der Armen Noth/

Nach der Lehr und Ordnung GOttes Gebot/

Zwoͤlff arme Leyhen Bruͤder davon zu ernaͤhren/

Die Gottesfoͤrchtig und ehrlich in Armut kommen waͤren/

Jhr
[87]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Jhr Handwerck nimmer treiben koͤnnen/

Noch das Brod mit ihren Haͤnden gewinnen/

Leuterlich umb GOttes Willen einzunehmen/

Die Perſon zuvor wohl lernen erkennen/

Nicht anſehen Gab/ Freundſchafft/ noch die Perſon/

Noch etwas nehmen von ihnen zu Lohn.

Das hat alles geſtifftet dieſer Wann/

Der ſeines Lebens End zu Eger nahm.

Welches 1469. geſchehen iſt/

Wie man in ſeinemEpitaphiolieſt.

GOtt woll ihm ſeine Ruhe geben/

Und nach dieſem das Ewige Leben.

Letzlich haben die Religions-Zwiſtigkeiten Anlaß gegeben/ daß der
Magiſtrat zu Eger vor alles und jedes nacher Wunſidel 8000. Thl.
vor ein und allemahl bezahlet/ und ſich alſo von dieſer Wanniſchen
Stifftung loßgekauffet/ wofuͤr man das Ritter-Guth Ober Hoͤch-
ſtaͤdt erhandelt/ von deſſen jaͤhrlichen Einkuͤnfften das Hoſpital
unterhalten wird. Eben dieſer Sigmund Wann hat auch zu E-
ger einen Thurn an der Pfarr-Kirchen zu bauen angefangen/ weil
aber das Fundament zu ſchwach war/ iſt es verblieben. Er hat zu
Eger gewohnet/ und iſt auch allda geſtorben.


Endlich ſo iſt Wunſidel wegen der Tapfferkeit ihrer Buͤr-3) Tapffer-
keit dev
Wunſidler/
a) Gegen die
Huſſiten.

ger auch uͤber die Maaſſen beruffen; dann wem iſt nicht bekant/
daß da die ſo genannten Hußiten faſt gantz Teutſchland zu Tru-
tzen ſich unterſtunden/ und unter andern A. 1430. oder 1431. die Stadt
Plauen/ ingleichen Culmbach/ Bayreuth/ Hoff/ und faſt alle
Flecken in Vogtland verheeret/ die einige Stadt Wunſidel den
Feind von Sturm abgetrieben/ und ſich erhalten: wie ſolches
Altenberger in Specul. incend. cap. 1. beſchreibet. Womit harmonirt/
was Rentſcheliusim Brandenburgiſchen Stamm-Buch ſchrei-
bet/ daß nehmlich die Hußiten das gantze Land oberhalb Gebuͤrges/
ausgenommen Wunſidel/ jaͤmmerlich verheeret. Eben alſo ha-b) Gegen die
Boͤhmen/
u. Egraner.

ben ſich auch die Wundſidler gegen die Boͤhmen und Egraner
verhalten/ denn als ſolche A. 1462. Weiſſenſtadt verbrannt/ ſeynd ſie
gleich
[88]Beſchreibung des Fichtelbergs.
gleich an demſelben Tag noch/ welcher S. Georgen-Tag war/ un-
gefehr in 18000. Mann ſtarck vor Wunſidel geruͤcket/ alwo ſie
auf dem Katharinen-Berg poſto gefaßet; damahls war in der Stadt
Jobſt von Schirnding Hauptmann/ ein tapffrer und im Krieg
hocherfahrner Edelmann/ dieſen lieſſen die Feinde guͤtlich zu ſich
bitten unten an den Catharinen-Berg/ als er erſchienen/ fuͤhrten
ſie ihn zur Linden/ ſo faſt mitten am Berge geſtanden/ und jetzt
zum Gedaͤchtnuͤß wieder eine hingepflantzet worden/ alda ſpra-
chen ſie ihm mit guten Worten zu/ er ſolte die Stadt uͤbergeben/
er aber ſchlug es kurtz ab/ ungeachtet er wuſte/ daß die wenigen
Buͤrger in der Stadt dieſem groſſen Heer der Feinde gar zu un-
gleich an der Zahl waren; hierauff machte er ſich wieder zu ſeinen An-
vertrauten in der Stadt/ ordnete die Buͤrger aufs beſte/ und war
ſelbſt uͤberall vorn dran/ griffe die Sache ernſtlich an/ und ſprach
Jedermann einen Muth zu. Worauff dann gleich des an-
dern Tags zufruͤhe/ (war Freytags vor Pfingſten) von 4. Uhr an
biß um 9. Uhr der Feind die Stadt zu dreyen mahlen beſtuͤrmete/ a-
ber ſo reſolut abgeſchlagen wurde/ daß er mit Schanden und groſ-
ſem Verluſt der Seinen abziehen muſte/ wobey zwar der Buͤrger
von Wunſidel auch zu 50. auf dem Platz blieben. Wegen dieſer
ungemeinen Wachſamkeit/ und mit Blut verſiegelten ſonderbah-
ren Treue/ hat die Stadt zum Wappen bekommen einen Blutro-
then wachſamen Bracken- oder Hundskopff mit langen hangenden
Ohren und aufgerichtetem Halß auf einer goͤldenen Cron und offe-
nem Helm ſamt einem Schild von ſchwartz und weiß abwech ſelen-
c) gegen die
Pfaͤltzer u.
Bayern A.
1703. und
1704.
den Feldern mit zwey ſchrege gegen einander ſtehenden W. \&c. Wie
reſolut ſich die aus der Stadt und 6. Aembtern Wunſidel comman-
d
irte bey der Belagerung zweyer Feindlichen Veſtungen gehalten/
aus welchen Orten einem abſonderlich die Feindliche Gvarniſon einen
Ausfall tentiret/ und die in denen approchen gelegene von andern Or-
ten hergeweſene Mannſchafft von dannen delogirt/ ſo bald aber durch
das Wunſideliſche Commando wieder chargirt/ und mit nachdruͤck-
lichem Verluſt in die Veſtung repousſirt worden/ worauf ſie ſich auch
bald ergeben muͤſſen/ das iſt eine ſo bekante Sache/ daß auch die
Kinder davon reden.


Eben
[89]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Eben nun in dem 1462. Jahr/ da die Boͤhmen von denen zuCathaꝛinen/
Kirche auf
St. Cathari-
nenberg.

Wunſidel unter dem Commando des Schirndingers ſo geſchlagen
worden/ wurde das ſchoͤne Kirchlein auf St. Catharinenberg/ ſoge-
gen der Stadt uͤber liegt/ zu der St. Catharinen Ehr gebauet. Dann
nachdem die Buͤrger in der Boͤhmiſchen Belaͤgerung von demſel-
ben Ort her geaͤngſtet wurden/ rufften ſie die Jungfrau St. Ca-
tharina an/ ſie ſolte ihnen zu Huͤlffe kommen/ ſo wolten ſie ihr eine
Kirche zu Ehren bauen; nachdem ſie nun ſiegreich uͤberwunden/
meyneten ſie/ St. Catharina haͤtte ihnen geholffen/ und baueten
ihr dieſe Kirche noch daſſelbe Jahr auf/ welche/ ob ſie wohl auſſer ei-
nigem Gemaͤuer/ und dem ſehr dicken/ auch ziemlich hohen ſteiner-
nen Thurm/ den der Magiſtrat zu Wunſidel annoch in baulichen
Wuͤrden erhaͤlt/ und worauf in denen letzten Bayriſchen Kriegs-
Troublen eine Wacht mit einem Allarm-Feuer angeordnet gewe-
ſen/ voͤllig ruinirt iſt/ doch biß auf den heutigen Tag die Catha-
rinen-Kirche/ und der Berg/ worauf ſie ſtehet/ der Catharinen-
Berg genennet wird/ auf Seiten der Stadt iſt er ſehr jehe und hoch/
und ziemlich muͤhſam zu erſteigen/ ſonſten iſt er wohl von Feld-Fruͤch-
ten angebauet/ und wie die Witterungen anzeigen/ auch von Me-
tallen nicht leer/ desgleichen findet man Cryſtallen auf ihm. Zwey
und eine halbe Stunde von Wunſidel gegen Morgen liegt der
Marggraͤfiſche Flecken


Artzburg/

Artzburg.

welcher Ort wegen der feſten Kirche/ (als die da mit einer ſtarcken
Mauer/ wie eine Stadt befeſtiget/ und auf einem Berge lieget/
worin das Volck in Kriegs-Laͤufften ſeine Zuflucht nimmet/ auch
ſich eine Zeitlang daraus wohl ſchuͤtzen kan/) und einer dabey erhal-
tenen Victorie gar beruͤhmet iſt. Dann es begab ſich A. 1504. daßWird von
denen Boͤh-
men beſtuͤr-
met.

gemeldter Marck von denen Boͤhmen/ (die Pfaltz-Grafen Ruprech-
ten zu Huͤlffe kommen/ und von Kayſer Maximiliano waren ge-
ſchlagen worden/ und alſo im Voigtlande herum vagirten/) mit ei-
nem groſſen Heer belagert/ und angelauffen ward. Die Buͤr-
ger nun hatten all ihr Haab und Guth in die Kirchen getragen/ den
Kirchhoff zugeſchloſſen und verwahret/ ſtunden mit ihren Weibern
auf der Mauer/ wehreten ſich mit Steinen und Geſchuͤtz auffs
Mmaͤnn-
[90]Beſchreibung des Fichtelbergs.
maͤnnlichſte/ desgleichen die Weiber mit Pech und heiſſem Waſſer/
und womit ſie konten. Es war aber ein Fleiſchhacker oder Metz-
ger unter ihnen mit Nahmen Nicolaus Unruh/ der hatte dieſen
Nahmen nicht vergebens/ war ein ernſtlicher Mann/ und Spot-
tens nicht gewohnet: und nachdem die Boͤhmen viel unnuͤtzes
Windes in der Naſen hatten/ nichts konten/ dann der guten Leute
ſpotten/ ſchencket ihnen dieſer Unruhe eine Kugel/ traff damit unter
andern fuͤrnehmlich den commandirenden Obriſten Hauptmann/
ſo ein Graf von Sternberg war/ der die Weiber auf den Mauern
Boͤhmen
werden von
denen Artz-
burgern ge-
ſchlagen.
Zeitelmoos.
ſehr verſpottet hatte. Da nun dieſer ſamt andern mehr darnieder
lagen/ hatte der Krieg ein Ende/ die Boͤhmen zogen mit ihren ar-
men Leuten davon/ ſo fielen die von Artzburg aus der Kirchen/ ei-
leten ihnen nach/ und ſchlugen ihrer noch viel in der Flucht todt.


Ehe ich das Gebuͤrg gar verlaſſe/ muß ich noch mit wenigem
des Zeitelmooſes gedencken/ welches ein ziemlich groſſer Wald
zwiſchen Wunſidel und Weiſſenſtadt iſt/ darinnen iſt ein feiner
Teich/ der Zeitelmoos-Weyher genannt/ bey welchem ſich oͤffters
Soll voll
wunderli-
cher Bege-
benheiten
ſeyn.
eine und andere abentheuerliche Begebenheit von Geiſtern/ der ge-
meinen Sage nach/ zutragen ſoll. Jch will hier auf des unwiſſen-
den Volcks Reden mich nicht viel gruͤnden/ ſondern nur dasjenige
erzehlen/ was einem ſehr hochgelahrten und beruͤhmten Mann/ der
Was in die-
ſem Forſt ei-
nem gelehr-
ten Mann
einmahl be-
gegnet?
ſonſten eben nicht aberglaͤubiſch iſt/ begegnet. Als derſelbe eins-
mahls bey ſpaͤter Abend-Zeit durch dieſen Wald ritte/ ſahe er 2.
Kinder am Wege/ und/ wo ich nicht irre/ auf- oder bey einem Holtz-
ſtoß ſitzen/ dieſe redete er an/ was ſie bey ſo ſpaͤter Abend-Zeit allein
hier im Walde machten/ und weil er ſie vor Bauern-Kinder
hielte/ ermahnete er ſie/ ſie ſolten nach Hauſe gehen/ damit ſie von
der inſtehenden Nacht nicht uͤberfallen wuͤrden/ worauf die Kinder
uͤberlaut an zu lachen fingen/ indem er aber ſeinen Weg proſeqvirte/
traff er eben dieſe Kinder wieder vor ſich/ und/ wo mir recht iſt/ aber-
mahl lachend/ am Wege ſitzendan; woraus er wohl merckte/ daß
es etwas anders zu ſagen haͤtte/ ritte ſie alſo vorbey ohne ein Wort
mehr auf ſie zu ſprechen.


Was dem
Autori dieſeꝛ
Schrifft be-
gegnet?

Jch ſelbſten bin vor etlichen Jahren tieff im Herbſt bey Mond-
ſchein am ſpaͤten Abend dieſen Wald pasſirt/ als ich nun uͤber dem
Teich
[91]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Teich bereits auf der Hoͤhe war/ und eben das Geiſt-erqvickende
Lied: Himmel/ Erde/ Lufft und Meer/ preiſen ihres Schoͤpffers
Ehr/ꝛc. anſtimmete/ wurde ich gantz unvermuthet von einem ſehr
dicken und ſchwartzen Nebel umbſetzet/ wobey ein Geraͤuſch war/
als wann einige Reuter neben mir (der ich nur zu Fuß war/) her-
ritten/ als ich aber nach 3. oder 4. Minuten auf die Worte in dem
Lied kam: Donner/ Blitz/ Dampff/ Hagel/ Wind ſeines Willens
Diener ſind/ꝛc. und ſolche mit groͤßter Vergnuͤgung ohne einige
Forcht und Entſetzen abſange/ wiche der Nebel hinter mich/ und
ſtriche ſo ſchnell/ als ein Pfeil uͤber den Zeitelmoos-Weyher weg/
ich aber kame/ GOtt Lob/ friſch und geſund an Ort und Stelle.


Sonſten ſoll es/ der gemeinen Sage nach/ in dieſem Holtz garButzenreu-
ther Forſt
ſoll auch
unheimlich
ſeyn.

ſehr zu Nacht-Zeiten jagen/ ſo ſich auch in der Buzenreuth einem
Holtz zwiſchen Wunſidel und Redwitz zutragen ſoll; welches
man jedoch alles in ſeinem Worth und Unwerth beruhen laͤſſet. Ob
aber dergleichen Begebenheiten dem Satan allezeit zuzuſchreiben/
iſt allhier unſers Orts nicht/ ſolches auszufuͤhren. Bey obiger
Occaſion der 2. lachenden Kinder/ ſo einem gelehrten Manne im
Zeitelmoos erſchienen/ faͤllet mir bey/ was aus Georgii AgricolæPygmæi oder
Kobolte/
Erd- oder
Bergmaͤnn-
lein
zweyerley
Arten/
nehmlich
eine ſchaͤd-
liche/ wo-
von zwey
Exempel;

Chemnicenſis des vortrefflichen Metallurgiſten Buͤchlein de ani-
malibus ſubterraneis, M. Johannes Prætorius
in ſeinem ausfuͤhrlichen
Bericht von dem Schleſiſchen Geſpenſte Ruͤbezahl
erzehlet: Er
(ſpricht er) gedencket zweyerley Berg-Geiſter/ die erſten nenaet er
greuliche/ abſcheuliche/ erſchreckliche boͤſe Geiſter/ denen Bergleuten
aufſetzig/ und ſchaͤdlich. Dergleichen geweſen iſt auf St. Annenberg
in der Grube auf dem Roſenkrantz genannt/ welcher in Geſtalt ei-
nes Roßes mit einem langen Halſe und greulichen ſcheußlichen Au-
gen aus dem Rachen einen gifftigen Dunſt geblaſen/ dadurch
mehr dann 12. Hauer erſtoͤckt worden und umbkommen. Weßwe-
gen auch die Zeche nicht iſt fortgebauet worden/ ſondern liegend
geblieben. Ein ſolcher war auch auf dem Schneeberg vor etlichen
Jahren/ der mit einer ſchwartzen Kappe oder Moͤnchs-Kutte an-
gethan in der Zeche zu St. Georgen erſchienen/ welcher einen Berg-
mann erwiſchet/ vom Boden aufgehoben/ und aus dem tieffſten zu
oberſt in die Hoͤhe/ ſo vor Zeiten gar Silberreich geweſen/ gefuͤh-
M 2ret/
[92]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ret/ und nicht ohne Verletzung ſeiner Glieder hart gedruͤcket. Die
und un-
ſchaͤdliche.
andere heiſſet er mites, ſittſame oder zahme Geiſter oder Kobol-
te/ welche denen Menſchen alles nachthun wollen/ dann ſie er-
ſchuͤttern ſich manchmahl mit lachen/ ſind arbeitſam und geſcheff-
tig/ verrichten aber nichts. Dieſer Art ſeynd die kleinen Berg-
maͤnnlein/ welche kaum drey Spannen lang in Geſtalt eines alten
grauen Bergmaͤnnleins mit einer Berg-Kappen verhaubet/ und
einem Leder beguͤrtet auf fuͤrnehmen und reichen Bergwercken
hin und wieder in denen Schachten und Stollen fahren/ aller-
ley Arbeit mit Graben/ Ertzhauen/ mit Ausgieſſen der Eymer
oder Berg-Zuber/ mit Haſpelziehen und dergleichen vorgeben/
und uͤberall nichts ſchaffen. Sie thun und verletzen aber Nieman-
den/ es ſey dann/ daß man ihrer ſpotte/ und ſie mit Fluchen reitze.
Ob nun die obgedachte lachende Kinder im Zeitelmoos von dieſer
letzten Gattung der lachenden Erd- oder Bergmaͤnnlein geweſen/
Jn dem
Bayreuthi-
ſchen Fuͤr-
ſtenthum
gabe es ehe-
deſſen Erd-
maͤnnlein.
iſt dieſes Orts nicht zu eroͤrtern. Sonſten aber iſt gar gewiß/ daß
in dem Fuͤrſten- und Burggraffthum Nuͤrmberg oberhalb Ge-
buͤrgs ehedeſſen Pygmæi oder ſolche unter der Erden wohnende
Zwaͤrge vorhanden geweſen/ wie ſolches Herr Johann Wolff-
gang Rentſch in der Beſchreibung merckwuͤrdiger Sachen
und
Antiqvitaͤten des obgedachten Fuͤrſtenthums aus der glaub-
wuͤrdigen Relation Herrn Hieronymi Hedlers/ damahligen Pfar-
rers zu Selbitz/ wohin Marlsreuth eingepfarret/ ſo er d. 15. Ju-
lii,
1684. abgeſtattet/ folgender Geſtalt erzehlet: Zwiſchen Selbitz
und Marlsreuth/ und zwar auf der Marlsreuther Guͤthern iſt ein
Zwaͤrg-Loch
zwiſchen
Selbitz und
Marlsreuth
bey Naila.
Loch im Gehoͤltz zu befinden/ das insgemein das Zwerg-Loch ge-
nennet wird/ weil ehedeſſen und vor mehr als 100. Jahren Zwaͤr-
ge allda gewohnet/ und unter der Erden ſich aufgehalten haben
ſollen/ die da in Naila gewiſſe Jnwohner an ſich gewoͤhnt ge-
habt/ daß ſie ihnen ihre Nothdurfft zugetragen. Wie dann von
zwey alten ehrlichen und glaubwuͤrdigen Maͤnnern/ nehmlich Al-
bert Steffeln/ ſeines Alters 70. der den 30. Junii 1680. zu Marls-
reuth begraben/ dann auch Hanßen Kohmann/ ætatis 63. und den
6. Martii 1679. zu Marlsreuth begraben/ etlichmahl berichtet wor-
den/ daß jetztgedachten Kohmanns Groß-Vater mit zwey Pfer-
den
[93]Beſchreibung des Fichtelbergs.
den nahe an dieſem Loch auf ſeinem Acker (welches Guth und FeldBegeben-
heit eines
Bauern mit
eineꝛ Zwaͤꝛg-
Frauen.

noch ein Enenckel anjetzt Simon Kohmann beſitzet) geackert/
dem ſein Weib ein neugebackenes Brod zum Fruͤhſtuͤcke gebracht/
und am Rain niedergelegt/ in ein Tuͤchlein gebunden/ und ihre
Wege/ Gras an der nechſtgelegenen Wieſen mit nach Haus zu-
nehmen/ gegangen/ ſeye bald ein Zwerg-Weiblein gegangen kom-
men/ ihn den Ackermann umb ſein Brod angeſprochen/ er waͤre
noch nicht hungrig/ ſie haͤtte aber ihr Brod im Backofen/ ih-
re Kinder waͤren hungrig/ und koͤnnten nicht erwarten/ biß daß
es fertig wuͤrde/ er ſolte ihrs vor ihre Kinder laſſen/ ſie wolte auf
den Mittag es ihm erſtatten/ welches gedachter alte Kohmann
gerne gewilliget/ und das Brod uͤberlaſſen. Auf den Mittag
aber iſt ſie wiederkommen/ und hat ihm einen Kuchen von ihrem
Brod noch warm gebracht/ auf ein ſehr weiſſes Tuch gelegt/ und
ihm Danck geſaget/ mit vermeldten/ er ſolte das Brod nach ſei-
ner Gelegenheit wegnehmen/ und ohne Scheue genieſſen/ ihr
Tuͤchlein aber liegen laßen/ ſie wolte es ſchon abhohlen/ welches
auch alſo erfolget/ worauf die Zwaͤrgin geſagt: Es wuͤrden ſo
viel Hammer-Wercke in der Gegend aufgerichtet/ daß ſie dadurch
beunruhiget/ muͤßten alſo weichen/ und ihren beqvemen Sitz ver-
laſſen; auch vertriebe ſie das Schweren und groſſe Fluchen/ das
ſo gemein unter denen Leuten wuͤrde/ wie auch die Sabbaths-
Entheiligung/ da ein jeder Haus-Vater fruͤhe vor der Kirchen-
Beſuchung am Sonntag auf daß Feld lieffe/ und ſeine Fruͤchte
beſchauete/ welches gantz ſuͤndlich waͤre.


Vor etlich wenig Jahren haͤtten ſich an einem SonntagBauern-
Knechte be-
geben ſich
in das
Zwaͤrg-Loch
bey Naila.

Nachmittag unterſchiedliche junge Bauern Knechte von Marls-
reuth zuſammen gerottet/ Schleiſen-Spaͤhne zu ſich genommen/
zum Loch gegangen/ Licht gemachet/ und dahinein gekrochen/ umb
ſolches zu beſehen/ da ſie dann bald aufrechtes unter der Erden
gehen koͤnnen/ bald gebucket/ bald gar kriechen muͤſſen/ weil derWie ſolches
inwendig
beſchaffen?

Gang in etwas verfallen. Als ſie nun ein paar Ackerlaͤnge ge-
kommen/ haͤtten ſie einen weiten Platz angetroffen/ aufs netteſte
mit Felßen ausgearbeitet/ hoͤher als Manns hoch und recht in
viereckichter Forme/ da auf jeder Seiten viel kleine Thuͤrlein
M 3einge-
[94]Beſchreibung des Fichtelbergs.
eingegangen/ und gleich wie Kaͤmmerlein geweſen/ welche ſie zum
Theil beſehen/ und damit ſie das rechte Loch nicht vergeſſen moͤch-
ten/ einen mit einem Licht in dem Eingang ſtehen laſſen/ darauf
ſie ſaͤmbtlich ein Grauſen ankommen/ und ſie darauf wieder zu-
ruͤcke gegangen/ und etliche Tage uͤbel aufgeweſen/ doch habe es
keinem nichts geſchadet/ und ſo viel haͤtte er/ Pfarrer/ aus der Rela-
tion
der beeden alten und noch anderer/ die am Leben/ und zum
Theil mit im Loch geweſen.


Berg-Zwaͤꝛ-
ge hat es
ſonſten in
Teutſchland
auch hin u.
wieder ge-
geben.

Eben dergleichen Berg-Zwaͤrge hat es ſonſten auch an vie-
len Orten in Teutſchland gegeben/ welche zu erzehlen dieſes Orts
zu weitlaͤufftig; jedennoch aber wollen wir nur eine der merckwuͤr-
digſten Begebenheit/ welche ſich in Holſtein zugetragen/ anfuͤhren/ und
alsdann das Gebuͤrg des Fichtelbergs ferner betrachten/ was ſolches
vor Schaͤtze und Reichthuͤmer an Baͤumen/ Kraͤutern/ Thieren/
Gewuͤrmen/ Voͤgeln und Metallen oder andern Ertzten in ſich
hege. Bemeldte Geſchicht nun beſchreibet Herr Seyfried in
ſeiner Medulla mir abilium Naturæ Pag. 488. \&c. mit folgenden
Worten:


Wunder-
bahre Bege-
benheit mit
einem Berg-
Zwaͤrgen in
Holſtein;

Jn dem wohlbenahmten Hoch-Adelichen Geſchlechte derer
von Rantzau in Hollſtein ſoll es ſich zugetragen haben/ daß de-
ro Groß-Frau-Mutter einſten des Nachts an der Seiten ihres
Ehe-Herrens aus dem Bette durch ein kleines Maͤnnlein/ ſo ein
Laternlein getragen/ ſey aufgewecket/ und aus dem Schloß/ deſ-
ſen Thuͤr und Thor ſich geoͤffnet/ in einen hohlen Berg auſſer-
halb zu einem kreißenden Weibe gebracht worden/ welche nachdem
ſie ſelbiger auf Begehren die rechte Hand auf das Haupt geleget/
ſobald geneſen. Als ſie nun durch ihren Fuͤhrer wieder in das
Schloß zuruͤcke gebracht worden/ habe ſie von demſelben ein Stuͤrk
Goldes zu einer Gabe empfangen/ daraus angegebener maaſſen 50.
Rechen-Pfennige/ einen Hering/ und Spille nach der Zahl ihrer
zweyer Soͤhne/ und einer Tochter verfertigen laſſen. Wobey ſie
dieſe Warnung mit empfangen/ daß dero Nachkommen dieſes
wohl wuͤrden zu bewahren wiſſen/ ſonſten ſie in aͤußerſtes Abneh-
men gerathen wuͤrden; wie hingegen/ ſo lang ſolche bey dem
Geſchlecht verbleiben/ an Ehre und Guth zunehmen werden.


Faſt
[95]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Faſt eine gleiche Geſchicht wird erzehlet von dem alten Ade-Jngleichen
in Sachſen.

lichen Geſchlecht derer von Alvensleben in Sachſen mit einem
auf ſolche Weiſe empfangenen Ringe/ welcher aber nunmehro
in gar viele Particuln ſoll zertheilet worden ſeyn. Biß hieher be-
lobter Autor.


Wer von der Natur/ Eigenſchafft/ Herkommen/ Hand-Was vor
Autores von
ſolchen Cre-
aturen ge-
ſchrieben?

thierung und Gewerb/ auch Thun oder Laſſen dieſer Erd-Zwaͤrge
Nachricht zu haben begehret/ der leſe Theophraſti Paracelſi Buch
de Nymphis, Sylvis, Pygmæis \& Salamandris. ingleichen Nouveaux
Entretiens ſur les ſciences ſecretes ou le Comte de Gabalis.
nicht
weniger JohannBaptiſtæGroß chedels Hermitiſches Klee-
blat
part. 3. wie auch RabbiAbrahamsCoben Irira Domum DEI,
und Adumbrationem Kabbalæ Chriſtianæ C. 5. §. 6. Auch werden
etlicher maſſen Robertus de Fluctibus, Henricus Cornelius Agrippa in oc-
culta Philoſophia,
und das Buch/ genannt Arbatel oder die Weiß-
heit der alten/
ein und anders davon haben; ein weniges hat
auch J. BoͤhmeTeutonicus Philoſophus, Baſilius Valentinus,
in gewiſſem Verſtand auch Zoroaſter in Oraculis, Hermes Trisme-
giſtus in Poëmandro \& Aſclepio.
Jedennoch muß man dieſe Ge-
ſchoͤpffe nicht confundiren mit denen/ welche Pſellus nach dem Ne-
cromanti
ſten Marco Dæmones ſubterraneos \& Lucifugos, die unter-
irrdiſche und Lichtfliehende nennet: Aber hievon genug.


Damit wir nun beſehen/ was unſere Berge u. Wildnuͤße weiter inFichtelbeꝛgs
Reichthum
an
1) Holtz/
Baͤumen u.
Stauden/

ſich hegen/ ſo iſt bekant/ daß alle dieſe Berge/ ungeachtet jaͤhrlich eine
unglaubliche Menge Holtz/ beſonders zu denen Hammerwercken und
Hohen Oefen/ gefaͤllet wird/ dannoch mit allerhand Baͤumen auf
das dickeſte bewachſen/ worunter der groͤſte Theil Fichten/ (als
wovon das Gebuͤrg ſeinen Nahmen hat) Tannen/ Foͤhren/ und
Buchen/ auch an etlichen Orten Eichen/ Jlmen/ Ahorn/ Buͤrcken/
und Linden-Baͤume ſeynd/ wovon die an und umb den Fichtelbergwovon die
Fichtelber-
ger ihꝛe mei-
ſte Nahrung
haben.

wohnende Bauern ihre meiſte Nahrung haben/ indem ſie den
Sommer uͤber das Holtz faͤllen/ und theils zu Kohlen brennen/
theils aber auffſchlichten/ biß ſie den Winter uͤber ſolches im tieffen
Schnee von denen hohen Waͤldern (worauf Sommers-Zeit man
wegen der unwegſamen Gegend mit keinem Wagen gelangen kan/)
auf
[96]Beſchreibung des Fichtelbergs.
auf Schlitten herabfuͤhren/ und im darauf folgenden Fruͤhling/
wann der Wald-Schnee zu ſchmeltzen beginnet/ und die Fluͤße an-
lauffen/ zur Floͤße bringen/ und alſo die Staͤdte/ Flecken und Doͤrf-
fer reichlich damit verſehen/ theils aber im Winter unmittelbahr
zu Marcke fuͤhren. Auch iſt dieſes Gebuͤrg nicht arm/ ſondern vor
vielen andern groſſen Laͤndern reich an Wacholder-Holtz/ Hollun-
der- und Vogelbeer-Baͤumen/ deren Fruͤchte jede inſonderheit die
herrlichſte Brandweine/ Oehle und Latwergen geben/ welche des ge-
meinen Manns umb dieſe Gegend faſt allgemeine Artzneyen vor
Menſchen und Viehe ſeynd. Dann wann dem Bauers-Volck
oder deſſen Viehe etwan eine Kranckheit zuſtoͤſſet/ ſo lauffen ſie auf
ihren im Vorrath habenden Vogel-Brey/ das iſt/ Vogel-Beer-
Latwerge zu/ und ſchwitzen darauff/ wobey ſie ſich auch ſchroͤpffen
und zur Ader laſſen. Viel angenehmer aber ſeynd die Wachol-
der und Hollunder Latwergen/ jene zwar an einer picanten Suͤßig-
keit/ und dieſe an einer erqvickenden ſubtilen Saͤure; mit jener præ-
ſerv
iren ſie ſich vor anſteckenden Kranckheiten und ungeſunder Lufft/
dieſer aber bedienen ſie ſich in hitzigen Fiebern und dergleichen Zu-
faͤllen/ umb die Hitze und den Durſt zu loͤſchen/ indem ſie die Hol-
lunder Latwerge in Bronnen-Waſſer zerruͤhren/ und davon trin-
cken/ womit ſie zugleich denen boͤſen Haͤlſen und der Braͤune ſteuern.
So ſeynd auch in der gantzen Gegend des Fichtelbergs Schlee-
hen und Hanbotten oder Hiefften-Staudten in groſſer Anzahl an-
zutreffen; jener Fruͤchten machen ſie in ſauern Bier-Eßig ein/ wo-
von ſie des Winters uͤber ſich damit erlaben/ auch in Ruhren/
Durchfaͤllen des Leibes und Fiebern ſich ſolcher bedienen; Die
Hanbotten aber werden ausgeputzet/ gedoͤrret/ und dann gekochet/
deren man ebenfalls in Ruhren und dergleichen gebrauchet. Deß-
gleichen fehlet es nicht an wilden Holtz-Aepffeln/ und Birnen/ wel-
che die Bauern unter das Heu legen/ weich werden laſſen und alſo
entweder gekocht/ oder ungekocht genuͤßen. Haſelnuͤß-Staudten
wachſen hin und her in ziemlicher Anzahl wilde/ wovon viele vom
Land-Volck zu Marckt gebracht werden. Auch ziehlet man hin
und her an denen Haͤuſern Wein-Reben/ in der Culmbacher Ge-
gend aber werden gantze Wein-Gaͤrten angetroffen/ wovon die
Beeren
[97]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Beeren gekeltert und zu Moſt und Wein gemachet werden. Hopf-
fen giebt es auch noch hin und her zur Noth. Nicht weniger iſt an
vielen Orten dieſer Fichtelbergiſchen Gegend ein feiner Vorrath
an allerley Garten-Obſt-Baͤumen/ nehmlich mancherley Arten von
Aepffeln/ Birnen/ Welſchen- und Zeller-Nuͤßen/ Zweſpen/ Spie-
lingen/ Pflaumen/ ſchwartz- und rothen ſuͤßen Kirſchen/ (die ſo
gar in vielen Doͤrffern an denen Rheinen ſtehen/) Amarellen/ ſauern
Kirſchen oder Weichſeln. Allerley Arten von Johannis- und
Kloſter- oder Stachel-Beeren ſeynd in denen Gaͤrten in ziemlicher
Anzahl anzutreffen/ und was dergleichen fruchtbare Baͤume und
Staudten mehr ſeynd/ welche alle zu erzehlen dieſes Ortes nicht
iſt. Steigen wir wieder auf unſer Gebuͤrg/ und beſchauen daſelbſt2) Wurtzeln
und Kraͤu-
tern.

den Erd-Boden/ ſo kan man mehrentheils wegen der unbeſchreib-
lichen Menge der ſchwartzen- und rothen Heidel-Beeren/ (deren
die letzten hier zu Lande Breußel-Beeren genannt werden/) kaum
einen Fuß ſetzen/ und einen Schritt ferner thun: Beede bringen ſo
wohl die Kraͤuter-Weiber haͤuffig zu Marcke/ als auch daß ſich
das Land-Volck ſolcher ſelbſten bedienet/ und vornehmlich die rothen
mit Eßig einmachet/ ſolche des Winters als eine Delicateſſe zu ge-
nieſſen/ wiewohl ſie auch mit Wein-Eßig und Zucker eingemacht
auff vornehmer Leute Tafeln verſpeiſet werden. Die rothen
Moos-Beeren findet man im Fruͤhling/ wann der Schnee ge-
ſchmoltzen unter dem Moos. Uber dieſe alle giebt es in denen
groͤßten Wildnuͤſſen haͤuffig auch rothe Erd-Him- oder Hohl-
und Brom-Beeren/ welche ſaͤmbtlich ſowohl annehmlich zu eſ-
ſen/ als auch denen feiltragenden Bauers-Weibern zu ihrer Nah-
rung behuͤlfflich ſeynd. Sonſten giebt es im Fruͤhling/ wann es
einige Zeit geregnet/ und hernach die Sonne warm ſcheinet/ auf
unſern Gebuͤrgen und Waͤldern Spitz- und Stockmorgeln/ welche
aufgedoͤrret/ hernach auf unterſchiedliche Weiſe zugerichtet groſſe
Herren gerne auf ihre Taffeln bringen laſſen/ die letztern wachſen
auch zuweiln im Herbſt/ zu welcher Zeit auch die Roͤthling und
Braͤtling oder Herbſtling/ im Sommer aber die gelben Pfiffer-
linge oder Eyerſchwaͤmme herfuͤr kommen/ ſo allerſeits nebſt de-
nen Buchſchwaͤmmen und ſogenannten Steinpilſen von gutem
NGeſchmack
[98]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Geſchmack ſeynd/ wann ſie wohl zugerichtet werden. Anderer
vielen Arten Schwaͤmmen zu geſchweigen. Kommen wir auf die
Artzney-Kraͤuter/ ſo ſeynd deren auf dieſen Gebuͤrgen ſo viele/
und mancherley/ daß man ein gantzes Kraͤuter-Buch von ihnen
beſchreiben koͤnte/ und gewißlich/ was faſt in keinem Ort Teutſch-
landes anzutreffen/ das reichet die guͤtige Natur in dieſer Gegend
faſt in Menge dar. Jch will hier nur etliche wenige/ ſo bey dem
Land-Volck am meiſten im Gebrauch ſeynd/ anfuͤhren/ und ſodann
mich zu dem Geſchlecht der Thieren verfuͤgen. Es werden dem-
nach in unbeſchreiblicher Menge/ (ſonderlich auf denen Felßichten
Hoͤhen/) gefunden mancherley Arten Farren-Kraut/ Engelſuͤß/
goͤlden Wiederthon/ rother Wiederthon/ Wiederthadt/ wilder
Bertram oder Verſchrey-Kraut/ allerley Arten von Dorant oder
Orant/ Beerlap oder Truttenfuß/ Wuͤrbeldoſt/ Johannis-Kraut
oder Hypericon, auf denen alten Schloͤſſern giebt es viel Eiſen-
Kraut/ und in mooſichten Orten Sonnenthau/ auf denen Wie-
ſen des Gebuͤrgs Monraute/ in denen Gaͤrten Wohlgemuth oder
Doſten/ Tauſendgoͤlden-Kraut/ Fuͤnffinger-Kraut/ Liebſtoͤckel/
Angelica, Beyfuß/ welche Kraͤuter ſambt und ſonders von dem
gemeinen Mann wieder alle Zauberey Menſchen und dem Vieh
dienlich zu ſeyn vorgegeben werden. Deßgleichen giebt es Ehren-
Preiß/ Waldmeiſter/ Sanickel und Berg-Sanickel/ allerley
Arten Lungen- und Leber-Kraut/ Jſopen/ und viele dergleichen/
deren ſich der Bauers-Mann in der Schwindſucht bedienet. Die
Schwalbwurtz mit gelben Blumen gebrauchet das Landvolck wie-
der die Waſſerſucht. Allerley Arten von Diſteln und Neſſeln/
mancherley Gattung von Wermuth/ und ſehr viel andere bekan-
te Kraͤuter/ welche ſowohl auf hohen Gebuͤrgen/ als Thaͤlern/
angebaueten und ungebaueten Orten wachſen; Alſo daß der Fich-
telberg nicht nur keiner Gegend in Teutſchland der Kraͤuter we-
gen weichet/ ſondern auch diesfalls die meiſten uͤbertriefft. Der
wohlriechenden Mertzen-Veiligen/ Schluͤſſel-Blumen/ Majen-
Bluͤmlein/ Margarethen-Bluͤmlein/ Baldrian/ Scheel-Kraut/
Hirſch- Ochſen- und Hunds-Zungen/ Siegwurtz/ Gauchheil/ꝛc.
ſo alle wild wachſen/ ingleichen Hufflattich/ Hauswurtz/ Guͤl-
den-
[99]Beſchreibung des Fichtelbergs.
denguͤnſel/ Tromentill/ und ſehr vieler andern zu geſchweigen. Die
ſchaͤdlichſten Kraͤuter aber/ ſo dieſer Gegend anzutreffen/ ſeynd
allerley Arten von Wolffsmilch/ Pilſen-Kraut/ und Eiſenhuͤt-
lein/ ſambt den Fliegenſchwaͤmmen/ welche aber mehrentheils
durch die Kunſt koͤnnen transmutirt/ und ihr Gifft in Artzney ver-
wandelt werden. Auf denen Feldern aber trifft man hin und her
Weitzen/ mehrentheils aber Rocken/ Gerſten/ Haber/ Erbſen
und Linſen an; ingleichen gantze Felder mit Erdaͤpffeln/ Kap-
pus-Kraut/ Kohl und Wierſig/ ſo nebſt der Milch die gemeinſte
Koſt der Bauren ſeynd. Uber alles iſt dieſe Gegend beruͤhmet„
wegen des ſchoͤnen und haͤuffigen Flachſes/ wovon jaͤhrlich eine„
groſſe Menge nach Nuͤrmberg/ Bamberg/ und andere Orten„
verfuͤhret wird/ alſo daß die Gegend am Gebuͤrg vor andern Laͤn-„
dern/ das Flachs- und Kraut-Land genennet wird; wovon viele„Flachs- und
Kraut-Land.

Fichtelberger ſich zu naͤhren pflegen. Des Hanffs und anderer
dergleichen Feld-Fruͤchte vorietzo nicht zu gedencken. Ehe wir die
Kraͤuter gar verlaſſen/ iſt noch mit wenigem zu gedencken/ daß die-
jenige Kraͤuter/ welche ſonſten ohne menſchliche Kunſt wild auff
dem Gebuͤrge wachſen/ ihre beſte Krafft verliehren/ wann man ſie
in die Gaͤrten pflantzet/ und mithin weit nicht mehr ſo dienlich ſeynd/
als wann ſie unmittelbahr von dem Gebuͤrg gebracht werden. Wir
beſchlieſſen alſo unſere Kraͤuter-Anmerckungen mit des Fichtelber-
giſchen Landsmanns BetuliiLob-Gedicht:


Adjiciam herbarum ſegetem, numerumqve Virorum

Perg amei Medici, qvas admir ata propago,

Qvos aluit Vigor æthereus, virtutis \& ardor

Traxit ad æternum nomen laudesqve perennes?

Deſicit ingenium! \& c. \& c.

Nunmehro wollen wir uns zu denen Thieren/ ſo auf/ an/ und3) An Thie-
ren/ u. zwar

umb den Fichtelberg anzutreffen/ verfuͤgen/ da wir dann vornehm-
lich die Edelſten/ nehmlich die von ihrem Allmaͤchtigen/ Allweiſen/α) der Men-
ſchen;

und Allguͤtigen Schoͤpffer mit Vernunfft begabte Menſchen zu Ge-
ſichte bekommen: Von dieſen ſchreibet nun der bereits hierinnen
offt angezogene Bruſch oben Anfangs bemeldter maßen folgender
Geſtalt: Es hat/ ſagt er/ der Fichtelberg/ und ſchier das gantze her-wie ſie be-
ſchaffen?

N 2umge-
[100]Beſchreibung des Fichtelbergs.
umgelegene Land/ ein fromm/ getreu/ freundlich/ aber doch faſt
grob/ baͤuriſch/ hart/ und ſtarckes Volck/ das Hitz und Froſt in al-
ler Muͤhe und Arbeit wohl leiden und vertragen mag. Jn Sum-
ma/ es ſeynd Leute/ umb von Natur angebohrner Staͤrcke willen/
wilde Saͤue und grauſame Baͤren zu faͤllen/ und zu fahen/ faſt ge-
ſchicket/ wiewohl ſie nicht von Leib grob und ungeheuer/ ſon-
dern zum Theil auch ſonſten von Art des Hoͤltzleins ſeynd/ das ſie
ſelbſt gemeiniglich an den Spieſen tragen/ daher auch ein teutſch
Sprichwort erwachſen/ daß/ wann man von einem guten Knittel
Spꝛichwoꝛt.will ſagen/ ſpricht man/ es ſey ein grober Fichtelberger: Wor-
aus abzunehmen/ daß zu Bruſchens Zeiten die Leute umb den Fich-
telberg viel ungeſchlachter muͤſſen geweſen ſeyn/ dann heute zu Ta-
ge/ da auch ſo gar die ungeſchickteſten Bauern/ welche an dem
Wald wohnen/ gar vernuͤnfftig und geſcheid genug von allerley
Welt-Sachen zu raiſonniren wiſſen/ ob gleich die Sitten und
Sprache an ihnen ziemlich grob heraus kommen/ beſonders denen/
Der recht
groben Fich-
telberger
Sprache.
ſo gegen Oſten oder gegen Wunſidel wohnen. Dann in dem Aus-
ſprechen verwechſeln ſie mehrentheils das A mit dem O, und das
E mit dem A, offt laſſen ſie die Vocalen aus/ undſprechen allein den
Wie ſolche
beſchaffen?
Thon des Conſonanten/ oder ſie verhalten die Conſonanten/ und
exprimiren allein den Vocal, nicht ſelten machen ſie aus Vocalen Di-
phtongos,
das N verzwicken ſie mehrmahlen voͤllig/ und wann es hoch
kommet/ ſo nußeln ſie es/ ſonderlich zu Ende eines Worts/ durch
die Naſen; den Buchſtaben R ſprechen ſie in der Mitten und zu Ende
des Worts ſelten deutlich aus/ ſondern verdruͤcken ihn gantz und
Exempel
hievon.
gar. Hier folgen etliche Exempla: J will einge in d’ſtot gein/
un will ma Laua laua; das iſt: ich will hinein in die Stadt ge-
hen/ und will mir die Ader ſchlagen laſſen/ oder (von Wort zu
Wort) und will mir laßen laßen.


Ferner: Bau geih aſſe/ un heit d’oſſen/ daus oba niet ins
Graut eingelaua; das iſt: Bub gehe hinaus/ und huͤte die Och-
ſen/ thue ſie aber nicht in das Kraut hinein laſſen.


Jngleichen: Maidl geih haima/ un ſog za da Mauda/ da
Vota is hungri wi a Wuaͤlf/ as ſcheln zeſſen bringa; das iſt:
Maͤgdlein gehe heim/ und ſage zu der Mutter/ der Vater iſt
hun-
[101]Beſchreibung des Fichtelbergs.
hungrig wie ein Wolff/ ſie ſolle ihm zu Eſſen bringen. It. Wei
geih aſſe/ un huaͤl ma a Woſſa/ as duſcht mi/ i moͤgt vaſchmoch-
te; das iſt: Weib gehe hinaus/ und hole mir ein Waſſer/ es dur-
ſtet mich/ ich moͤchte verſchmachten. Moah dau hauß/ ſaffta
gnaug; d. i. Mann/ da haſtu es/ ſauffe dir genug. It. Wea is
dea Hea? das iſt: wer iſt der Herr?ꝛc.


Die Sitten betreffend/ ſo ziehet heute zu Tage ein groberJhꝛe Sitten.
Fichtelberger Bauer vor einem Herrn oder erbarn Buͤrger den
Huth ab/ neiget auch zuweiln den Kopff ein wenig; aber noch bey
Manns Gedencken/ muſte auch eine vornehme Standts-Perſon oͤff-
ters vergnuͤgt ſeyn/ wann ein dergleichen Waldmann nur nach dem
Hut mit der Hand gegriffen/ und ihn doch auf dem Kopff ſitzen laſ-
ſen/ wann es hoch kam/ ſo ruͤckte er denſelben ein wenig auf die halbe
Seite bey einem Ohr herab/ und hielte ihn mit der Hand/ daß
es nicht gar herab fallen konte. Die Tiſchzucht iſt ſich auch leicht-
lich einzubilden/ daß ſolche ohne einigen Ceremonien-Meiſter ge-
ſchehe.ꝛc. So einfaͤltig aber und grob dieſes Volck an der SprachSeynd von
gutem Ver-
ſtand.

und Sitten zu ſeyn ſcheinet/ ſo klug/ nachdenckend und liſtig iſt
es doch in der That/ daß man ſich verwundern muß/ was ſie vor
Judicia faͤllen/ wann ſie treuhertzig werden. Sie ſehen gewißlich
ſo gut als ein erfahrner Staats-Mann/ ubi lateat angvis in her-
ba,
und gleichwohl wiſſen ſie ſich bey aller ihrer Redlichkeit ſo zu
verſtellen/ daß man vermeinen ſolte/ ſie koͤnten nicht 2. geſchwei-
ge 4. zehlen. Woraus dann ſattſam erhellet/ daß das Fichtelber-
ger Landvolck von gutem Verſtand und zu nuͤtzlichen Wiſſenſchaff-
ten und Kuͤnſten nicht ungeſchickt ſey. Wie dann der ſeelige Bruſch
ſchon zu ſeiner Zeit geſchrieben/ daß/ ob wohl das gantze Land faſt
ungeheuer ſey von denen Bergen und vielfaͤltigen Waͤlder wegen/
daſſelbe auch gemeiniglich grobe und wuͤſte Leute gebaͤhre/ die
zum Krieg oder harter Bauern-Arbeit tauglicher ſeyn/ dann ho-Seynd dau-
erhafftig/
arbeitſam u.
zum Krieg
geſchickt.

he theure Kuͤnſte zu lernen/ ſo ſey es doch gelehrter und geſchick-
ter Leute nicht gar beraubt/ deren es auch bey andern und weit-
gelegenen Landen Ehr und Ruhm habe. Wann aber (wie er
ſelbſt ſchreibet/) erſt zu ſeinen Zeiten das Laͤndlein mit Schulen und
Kuͤnſten erbauet und begabet worden/ ſo konte er freylich nicht viel
N 3alte
[102]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Was vor
gelehrte Leu-
te Bruſch
aufuͤhret/ ſo
ehedeſſen
umb den
Fichtelberg
gebohren
worden?
alte Gelaͤhrte dieſes Landes anfuͤhren/ ja er muſte bißweilen dieſel-
be biß 8. oder 10. Meilen weit vom Fichtelberg entlegen zum Be-
weiß herhohlen/ daher fuͤhret er von Bamberg den beruͤhmten
Hrn. Joachimum Camerarium, einen im Griechiſchen und Lateini-
ſchen hocherfahrnen Mann an; ingleichen Hrn. Johann Ruͤhrer/
geweſenen Prediger bey Hrn. Marggrafen Georgen von Bran-
denburg/ Glorwuͤrdigſten Andenckens/ auch aus Bamberg gebuͤr-
Cameraius
Ruͤhrer.
tig. Aus der Bambergiſchen Stadt Cronach/ 6. Meilen vom
Fichtelberg fuͤhret er Meiſter Lucas den Kunſtreichen Mahler und
Lucas.Burgermeiſter zu Wittenberg an/ den er den teutſchen Apellem
nennet.


Jngleichen aus dem Bambergiſchen Staͤdtlein Weiſſenfeld/
Nauſea.an der We [...]ßent gelegen/ den gelehrten Hrn. Johann Nauſeam, da-
Wildenau-
er/
mahlen Biſchoffen zu Wien. Aus Eger Hrn. Johann Wil-
denauer/
einen gelehrten Theologum; Hrn. Paul Knod/ einen zu
Knod/ſeiner Zeit frommen/ gelehrten und beruͤhmten Muſicum, der lange
Jahre Capellmeiſter des Chors zu Wittenberg geweſen/ inglei-
Schomber-
ger/
chen Hrn. Erhard Schomberger/ einen gelehrten Licentiatum
Juris, Christiani
damahligen Koͤnigs in Dennemarck Secretarium.
Nicht weniger die zur ſelben Zeit annoch im Leben geweſene Witt-
Junckerin/be/ Frau Catharina Junckerin/ von welcher er ſchreibet/ daß ſie
auch wohl einem hohen Theologo ſolte zu ſchaffen geben/ indem
ſie alle Buͤcher/ ſo damahlen lange Zeit von denen Religions-Sa-
chen geſchrieben worden/ ſo fleißig durchſuchet und geleſen/ daß der
Autor gaͤntzlich dafuͤr gehalten/ ſie muͤſten ihr bekanter/ dann de-
nen ſelbſt/ die ſolche Buͤcher geſchrieben/ geweſen ſeyn. Bey die-
ſer Wittbe hielte ſich ſtets in beſonderer Vertraulichkeit eine uͤber
Gverit von
Pucha/
die maßen erbare und gelehrte Frau/ Margaretha Gverit/ des
Adelichen Geſchlechts derer von Pucha (ſo zu Elſterwerck in
Meißen wohneten/) auf/ welche nebſt der teutſchen/ auch der lateini-
ſchen Sprach kundig war. So hat auch/ faͤhret er fort/ das Eger-
Laͤndlein
den faſt gelehrten und weitberuͤhmten Mann Hrn. Georg
Froͤlich/Froͤhlich/Oratoren und Poeten/ der Herrn von Augſpurg Cantz-
lern und Rath gegeben. Jngleichen Frauenreuth ein Dorff der
Fritzhannß/Herrn von Eger den ſehr gelehrten Theologum Hrn. Joh. Fritz-
hann-
[103]Beſchreibung des Fichtelbergs.
hannßen getragen/ der erſtlich in Eger ein Minorit, hernach zu Mag-
deburg in Sachſen an der Elbe Pfarrer zum Heil. Geiſt geweſen.
Redwiz ein ſehr ſchoͤner Marck der Herren von Eger/ mag ſich
Hn. Nicolai Krotſchmieden/ eines geſchickten Juriſten/ zu Naum-Krot-
ſchmied/

burg in Thuͤringen geweſenen Stadtſchreibers/ ingleichen Herrn
Johann Freißlebens eines gelehrten frommen Theologi ruͤhmen.Freißleben/
Aus dem Marggraͤfiſchen Flecken Rheau/ 2. Meilen vom Fichtel-
berg/ benahmet er Herrn M.Johann Haͤndel/ einen gelehrtenHaͤndel/
Poeten. Aus Hof im Voigtland nennet er NicolaumMedler/Medler/
Doct. Theologiæ, ſeinen Præceptorem. Aus Weiſenſtadt am Fichtel-
berg gelegen/ D.Johann Schoͤffeln/ einen gelehrten Juriſten inSchoͤffel/
Leipzig. Aus Culmbach fuͤhret er den wuͤrdigen und gelehrten
Herrn Johann Kurtz/ Abten zu Doͤpel in Boͤhmen/ welcher in La-Kurtz/
teiniſch- und Boͤhmiſcher Sprache faſt beredt war/ an. Endlich
aus Bayreuth/ Herrn MGeorg Schmaltzing/ einen gelehrtenSchmal-
tzing.

Theologum, Poeten/ und Muſicum. Will hier ſchweigen/ (beſchlieſ
ſet er) der unzehlichen guten und Kunſtreichen Singer/ die umb den
Fichtelberg/ wie die Fichten am Berge/ gantz fruchtbar und reichlich
in allen Staͤdtlein wachſen/ welche/ ſo ſie alle erzehlet werden ſolten/
es an Papier mangeln ſolte/ die alle nach Gebuͤhr und Nothdurfft
zu preiſen.


Dieſes hat bereit Bruſch zu ſeiner Zeit geſchrieben/ haͤtte er
aber biß hieher leben ſollen/ dann wuͤrde er gar nicht haben wiſſen
koͤnnen/ wo er genug Papier nicht nur die Muſicos, ſondern auch die
andere Gelehrte in allen Facultaͤten/ ſo an und umb den Fichtelberg
gebohren worden/ zu beſchreiben/ haͤtte hernehmen ſollen.


Weil nun die Menge deren zu groß iſt/ ſie alle aufzeichnen
zu koͤnnen/ hingegen bey denen meiſten ein Verdruß entſtehen moͤch-Was vor
Kuͤnſte und
Wiſſen-
ſchafften
umb den
Fichtelberg
im Schwan-
ge gehen?

te/ wann man/ nur ein und andern anfuͤhrete/ die uͤbrige aber
mit Stillſchweigen uͤbergienge/ ſo habe ich es vor rathſamer er-
achtet/ die Gelehrte und Kuͤnſtler mit einander nicht zu nennen/ ſon-
dern nur die Wiſſenſchafften/ worinnen jene excelliren/ und wel-
che umb den Fichtelberg im Schwange gehen/ zu recenſiren.


Solchemnach wird nicht nur die Theologia Symbolica bey de-
nen Herren Catholiſchen und Proteſtirenden an vielen Orten durchTheologia
Symbolica.

vor-
[104]Beſchreibung des Fichtelbergs.
vortrefflich gelehrte Leute auf allerley Art und Manier dem Volck
Theologia
Contempla-
tiva
und Na-
talis. Jus Na-
turæ \& Gen-
tium; Jus pu-
blicum, civi-
le, provincia-
le, feudale,
belli \& pacis
\&c.
publice in denen dazu verordneten Kirchen vorgetragen/ ſondern
es wird auch zu Hauſe privatim die Theologia Contemplativa und
Naturalis exercirt. Da trifft man Leute an/ welche in Jure Naturæ \&
Gentium,
im Jure publico, Civili, provinciali, feudali, im Jure bel-
li \& pacis \&c.
vortrefflich excelliren. Es florirt ſowohl die Medi-
cina dogmatico-Hippocratica,
als Spagyrico Chemica. Es feh-
let auch nicht an Leuten/ welche Medicinam ſecretiorem und Che-
miam abſtruſiorem
zu perſcrutiren ſich angelegen ſeyn laſſen. Alle
Mathematiſche und Mechaniſche Kuͤnſte gehen in dieſer Gegend
Medicina
dogmatico-
Hipprocrati-
ca, ſpagyrico
Chemica,
Medicina ſe-
cretior, Che-
mia abſtru-
ſior.
im Schwange. Die Schreib und Rechen-Kunſt/ die Feldmeß-
Kunſt/ die Optica mit allen ihren Speciebus, die Architectura Civilis
und Militaris, die Mahlerey/ die Dicht-Kunſt und Muſica, die Me-
tallurgi
e und Scheide-Kunſt/ Pyrotechnia, Bergwerck und derglei-
chen andere Mechaniſche Kuͤnſte und Handwercker/ welche alle zu
erzehlen/ viel zulangweilig/ haben ihren Sitz in der Fichtelber-
giſchen Gegend. Wir wenden uns aber von denen Menſchen zu
Mathema-
tiſche u. me-
chaniſche
Kuͤnſte gehe
hieſiger Ge-
gend im
Schwang.
denen Thieren/ und zu dem vierfuͤßigen zahmen Viehe; da iſt
nun an vielen Orten kein Mangel an Pferden; mit Rind- und
Horn-Viehe/ Schaafen/ Ziegen/ Schweinen/ allerley Art Hun-
den/ Cipper- und gemeinen Katzen ſeynd die meiſten Staͤdte/ Fle-
cken/ und Doͤrffer zur Genuͤge verſehen; die fruchtbaren Caninchen
werden hin und her in vielen Haͤuſern gezielet/ und dienet ſowohl
β) des vier-
fuͤßigen
zahmen
Viehes.
ihr Fleiſch dem armen Landmann bißweilen zur Speiſe/ als ihr
Fell oder Rauchwerck Winters-Zeit zu Muͤtzen- und Hauben-Fut-
ter/ꝛc. Ratten/ und allerhand Arten von Haus- Feld- Spitz- und
Haſelmaͤuſen/ (der Waſſer-Maͤuſe haben wir oben bey denen Fluͤſ-
ſen ſchon gedacht/) wie auch Maulwuͤrffe oder Scheer-Maͤuſe
in Gaͤrten und Feldern/ desgleichen Wieſeln/ Kroͤten/ Feld- und
Garten-Froͤſche (der Waſſer-Froͤſche haben wir oben bereits bey
denen Waſſern erwehnet/) machen ſich leider bey unſern Fichtel-
bergern mehr gemein/ als ihnen lieb iſt; wie dann auch die ſtach-
lichten Jgel nicht ungemein ſeynd/ indem aber ſolche denen Maͤuſen
γ) der vier-
fuͤßigen wil-
den Thiere.
ſehr nachgehen/ als werden ſie von dem Landmann gar gerne ge-
duldet. Auf dem Gebuͤrge und ſelbſt in denen Wildnuͤßen treffen
wir
[105]Beſchreibung des Fichtelbergs.
wir in groſſer Menge die allergroͤſten Wald-Hirſchen an/ wo-
raus abzunehmen/ daß an kleinern und juͤngern Wild deſto weni-
ger ein Mangel vorhanden: Auch ſeynd die wilden Schweine in
groſſer Anzahl/ und offt von ungemeiner Leibes-Groͤſſe/ zuweiln
von ſo gepuͤchter Haut anzutreffen/ daß nicht wohl eine Kugel in
ſie eindringen kan. Der Haaſen und Fuͤchſe giebt es ſo reichlich/
daß dieſe Gegend hierinnen vielen andern wildreichen Orten den
Vorzug benimmet; auch iſt kein Mangel an Dachſen gegen an-
dere Laͤnder zu rechnen. Der groſſen Kuͤhe und Wald-Baͤron
giebt es in ziemlicher Zahl/ daß man ſo wohl Marggraͤfiſch-
als Pfaͤltziſcher Seiten Beeren-Faͤnge/ und Fall-Thore aufgerich-
tet. Die Woͤlffe in hieſigen Wildnuͤßen ſeynd ſo arg/ daß man nicht
nur oͤffters von ihnen zerriſſene Hirſchen/ oder 4tel und Stuͤcke da-
von/ Wolffsriße insgemein genannt/ findet/ ſondern ſie zerreiſſen
auch manches Stuͤck Schaaf/ ja es iſt ſo gar geſchehen/ daß ſie den
Hund von der Ketten losgemachet/ und gefreſſen. Daß das Fich-
telbergiſche Gebuͤrge auch eine Wohnung der Luchſen ſey/ habe ich
oben bey Beſchreibung der Loos- oder Luchsburg erwieſen: nicht
weniger giebt es auch hierumb wilde Katzen; Eichhoͤrner oder
Baum-Maͤuſe aber in ziemlicher Anzahl/ Buch- und-Stein-Mar-
der von trefflichem Rauchwerck; ingleichen auch Jltißen giebt es zur
Genuͤge/ daß ſie im Winter ſich auch ſo gar in die Staͤdte und Fle-
cken wagen/ und darinnen gefangen werden. Des Fiſch-Otters
iſt oben bey denen Waſſern gedacht. Die meiſten dieſer Thiere
nun ſeynd mehrentheils nicht allein wegen ihres Fleiſches zur Spei-
ſe/ ſondern auch wegen ihres Felles zur Kleidung nuͤtzlich und dien-
lich/ hingegen ſeynd auch dem Landmann der groͤſte Theil ſehr ſchaͤd-
lich/ indem ſie ihm entweder Schaden an Viehe und Gefluͤgel/ o-
der aber uͤber der Erden an Kraut und Korn-Fruͤchten/ oder unter
der Erden mit Umwuͤhlung und Untergrabung der Felder und
Wieſen oͤffters einen ziemlichen Verluſt verurſachen.


Wie fruchtbar die Fichtelbergiſche Gegend am Gefluͤgelwerckδ) an Voͤ-
geln.

ſey/ iſt kaum ſattſam zu beſchreiben/ dann auſſer dem/ daß nebſt de-
nen ſchon oben gedachten Waſſer-Voͤgeln/ als denen Rohrthu-
meln/ wild- und zahmen Gaͤnſen/ allerley Arten wild- und zah-
Omen
[106]Beſchreibung des Fichtelbergs.
men Endten/ Tauchern/ Waſſer-Huͤhnern/ Waſſer-Schnepffen/
Gaubitzen/ zuweilen Eiß-Voͤgeln/ Bachſteltzen/ die bewohnte Orte
auch mit allerley Arten zahmer Huͤner und Tauben angefuͤllet/ und
bey Standes-Perſonen auch wohl Pfauen und Calecutiſche Huͤ-
ner anzutreffen/ ſo niſten auf denen Haͤuſern Stoͤrche/ unter de-
nen Daͤchern aber groſſe und kleine Schwalben/ Sperlinge/ und
dergleichen. Erheben wir uns auf die Stein-Klippen in die Wild-
nuͤßen/ ſo treffen wir bald in denen Speluncken und Hoͤhlen/ bald
aber auf denen hoͤchſten Felſen uͤber denenſelben die groͤßten Raub-
Voͤgel an. Dann wie ich oben bey Beſchreibung der Luchsburg
erwehnet/ ſo habe ich zu etlichen mahlen daſelbſten geſehen einen
Raub-Vogel/ der an der Groͤße einen Weyher oder Huͤner-Geyer
wenigſtens noch einmahl uͤbertroffen/ von braunrother Farb der
Federn/ mit einem dicken krummen Schnabel/ nicht gar ſchuͤch-
tern/ dann er lieſe mich auf 10. oder 12. gemeine Schritte an ſich kom-
men/ ehe er wegflohe/ ob er ein Geſchlecht der Stein-Adler ſey/ uͤ-
berlaſſe ich denen Jaͤgern zu judiciren. Ferner laſſen ſich in dieſen
Wuͤſteneyen antreffen allerley Arten der Geyere/ Habichten/ und/
wie ich hoͤre/ auch Sperber und Falcken/ it. Weyhen/ von Aſchen-
und ſchoͤner rother Farbe; dann da ſeynd Huͤner-Geyer/ Tauben-
Hachte/ Haaſen-Stoßer/ Voͤgel- oder Lerchen-Geyer/ Fiſch-Hach-
te/ klein und groß/ Nacht-Eulen/ Uhuhen/ Kautzen/ Reyger/ die
ſich gerne bey denen Wald-Weyhern und Seen auffhalten;
Raaben/ Kraͤen/ Tulen/ Aglaͤſter/ oder Hetzen/ ingleichen Nuß-
haͤren/ Gruͤn- und mancherley Art andere Spechten/ Steinbeißer/
Baumhacker/ Guͤmpeln/ Guckuck/ Wiedhopffen/ Sittiche/ Holtz-
Kraͤhen/ allerley Gattung Amſeln/ Schnerrer oder Miſtler/
Krambets- oder Wacholder-Voͤgel/ Zipp- und Wein-Droſcheln/ zu-
weilen viele (bißweilen aber gar keine) Seidenſchwaͤntze/ dergleichen
Staaren/ Gruͤnling oder Gruͤneſen/ Haͤnffling/ Fincken/ Diſtel-
Fincken/ oder Stieglitzen/ Zeiſinge/ Meer-Zeiſinge/ allerley Arten
Meyſen/ als Kohl-Meyſen/ Pfaff-Meyſen/ Blau-Meyſen/ eine
kleine Art ſchoͤner gelber Meyſen/ nur ſo groß als eine Hummel
oder groſſe Biene/ allein von gar ſubtiler anmuthiger Stimme/
weiche ich etliche mahl Hauffenweiſe im Sparnecker Wald ange-
troffen/
[107]Beſchreibung des Fichtelbergs.
troffen/ umb welche Gegend es auch Nachtigallen giebt. Nicht
weniger ſeynd auch vorhanden Zaunſchluͤpfflein oder Koͤniglein/
Rothkaͤhlgen/ Rothſchwaͤntzlein/ Graßmuͤcken/ und dergleichen an-
dere kleine Wald-Voͤgelein mehr. Damit wir aber auch des ſonſt
raren delicaten Gefluͤgels/ ſo aber in der Fichtelbergiſchen Gegend
haͤuffig genug anzutreffen/ nicht gar vergeſſen/ ſo iſt maͤnniglich be-
kant/ wie jaͤhrlich bald da/ bald dorten/ an und umb/ auch auf dem
Fichtelberg die Auerhanen-Faltze manche Fuͤrſten-Luſt erwecke/ da
giebt es Birck- und Haſelhanen/ auch Wald-Schnepffen in ziemli-
cher Anzahl/ der Rebhuͤner aber eine ſolche Menge/ daß ſie oͤff-
ters in kalter Winters-Zeit zu 10. 15. biß 18. Stuͤcken mit einem
ſtarcken Geraͤuſch in die benachbarten Staͤdte und Flecken fallen/
auch ſo gar eine Zeitlang liegen bleiben/ daß man ſie gar wohl ſchießen
und fangen koͤnte/ jedoch geſchiehet es NB. nur bey gar kalter Winters-
Zeit: zu welcher Zeit dann auch die goldgelben ſchoͤnen Emmerlinge
haͤuffig in Staͤdten/ Flecken und Doͤrffern ſich bey denen Getreyd-
Scheunen/ wo viel gedroſchen wird/ einfinden. Jm Fruͤhling zu An-
fang des Sommers biß faſt zur Schnitt-Ernde laſſen ſich die Wach-
teln auch luſtig in denen Fichtelbergiſchen Feldern hoͤren/ da girret
gleichfalls die Holtz-Taube mit der Lach- oder Turtel-Taube umb die
Wette/ welche denen meiſten Leuten viel angenehmer zu hoͤren
ſeynd/ als die bey heitern Naͤchten im Sommer haͤuffig in die-
ſer Gegend herumſchwermende Fletter-Maͤuſe. Das Todten-Voͤ-
gelein hoͤret man zwar ſelten/ jedoch auch zu ſo ſparſamen mah-
len hoͤchſt ungern. Ja wer wolte alles Gefluͤgel-Werck des Fich-
telbergs erzehlen koͤnnen? Es iſt genug/ daß wir die bekanteſte/
wovon ein jeder Fichtelberger Kundſchafft hat/ allhier benennet. Sol-
ten wir die Geſchlechter und Gattungen des fliegenden Gewuͤrms/ z. e.ε) an fliegen/
den Gewuͤr-
men.

der in etlichen Orten am Fichtelberg/ ſonderlich wo Buͤrcken/ Buchen
und Eichenholtz iſt/ ſich befindlichen gehoͤrnten groſſen Baum-Schroͤ-
ter/ Horniſſen/ allerley Kaͤfer/ Fliegen/ Muͤcken/ Schnacken/ Zwey-
faͤlter/ ſo wohl deren/ die ſich an Fluͤßen mit durchſichtigen Fluͤgeln/
als derer in denen Gaͤrten und Wieſen von mancherley Farben/ wie
auch der zu Nachts leuchtenden und im Sommer herumfliegen-
den Johannis-Wuͤrmer/ ingleichen der Hummeln und Weſpen/
O 2und
[108]Beſchreibung des Fichtelbergs.
und viel anderer dergleichen Thiere/ als da ſeynd Heuſchrecken und
Grillen/ alle erzehlen/ wuͤrde es viel Zeit und Papier verderben/
an und vor ſich aber keinen gar groſſen Nutzen geben: Daher
wir aller andern geſchweigen/ und allein das ſehr nuͤtzliche fliegen-
Bienen.de Wuͤrmlein/ nehmlich die Biene oder Jmme hier einfuͤhren/ dieſes iſt
nun in ziemlicher Menge an und umb das Fichten-Gebuͤrge anzu-
treffen/ und ob zwar die meiſten in Staͤdten/ Flecken/ und Doͤrf-
fern nur in denen Gaͤrten gehalten werden/ ſo hat man doch auch
derſelben zum oͤfftern in denen groͤſten Wildnuͤßen hierumb ge-
funden. Was nun dieſes edle Thierlein vor eine wunderbahre
Geburth hat/ was vor ein ſchoͤnes und ordentliches Regiment es
fuͤhret/ wie Geometriſch und Regelmaͤßig es bauet/ wie reinlich
es ſich haͤlt/ auch nur reine und getreue Leute umb ſich leidet/
unreine und falſche aber mit Zorn verfolget/ oder aus Unmuth
die gewoͤhnliche Arbeit liegen laͤſſet/ mit allen ſeinen Haußgenoſſen
davon flieget/ oder ſich zu todte hermet/ ſeinem Weiſel oder Koͤnig
biß in Todte getreu bleibet/ wie nett und kuͤnſtlich es den Safft aus
denen Blumen und Kleen oder Baum-Bluͤthen ſauget/ und zu
Honig machet/ ja was groſſen Nutzen es ſo wohl mit dem Honig/
als Wachs/ ſo wohl Staͤdten/ als Doͤrffern bringet/ das giebt die
taͤgliche Erfahrung zur Genuͤge an die Hand. Weswegen dann
auch der unvergleichliche lateiniſche Poet Virgilius bewogen wor-
den/ dem edlen Geſchlecht der Bienen zu Ehren ein beſonders Buͤch-
lein zu ſchreiben/ ja ihnen gar einen Theil des goͤttlichen Gemuͤths
wegen ihrer erſtgedachten herrlichen Eigenſchafften zuzueignen/
wann er ſinget:


His qvidam ſignis, atqve hæc Exempla ſeqvuti,

Eſſe Apibus partem divinæ mentis, \& hauſtus

Æthereos dixere; Deum namqve ire per omnes

Terrasqve tractusqve maris, cœlumqve profundum:

Hinc pecudes, armenta, viros, genus omne ferarum,

Qvemqve ſibi tenues naſcentem arceſſere vitas.

Scilicet huc reddi deinde, ac reſoluta referri

Omnia: nec morti eſſe locum, ſed viva volare

Sideris in numerum, atqve alto ſuccedere cœlo.

Das
[109]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Das iſt:


Zu Folge dieſer Spur hat mancher frey geſprochen/

Die Bienen haͤtten was vom Goͤttlichen Verſtand/

Der Himmel zeuge ſie: Ja man iſt ausgebrochen/

GOtt geh durch alle Ding/ Meer/ Himmel/ Erd und

Land/

Von welchem alles Vieh/ die Menſchen/ wilde Thiere

Und jede Creatur ihr zartes Leben haͤtt’/

Wohin auch aufgeloͤſt GOtt alles wiederfuͤhre/

Weil lebend ohne tode es flieg zur Himmels-Staͤtt.

Kommen wir nun endlich zu dem kriechenden Gewuͤrm/ ſoζ) an krie-
chendem Ge-
wuͤrm.

wollen wir hier nicht gedencken der vielerley Arten von Rauppen/
(worunter abſonderlich eine/ ſo wie ein eingewickelt Kind ausſie-
het/ und eine Farbe wie masſiv Gold hat/) noch des gruͤn-gelbglaͤn-
tzenden Gold-Kaͤfers/ nach der mancherley Gattungen der Spin-
nen/ und anderer dergleichen Wuͤrmer/ welche dem Menſchen mehr
eine Plage/ als Nutzen verurſachen/ wie dann faſt alle Garten-
Kraͤuter ihre beſondere Ungezieffer haben/ ſondern wir wollen nur
mit Wenigem derer gedencken/ welche in der Artzney und im Haus-
halten dienlich ſeynd. Da kommet uns in der Wildnuͤß und auf
dem hohen Gebuͤrg zum oͤfftern die Viper oder Natter/ (hier zu
Lande heiſſet man ſie Ottern/) zu Geſicht. (Dann von Schlangen
erinnere ich mich niemahlen in dieſer Gegend etwas gehoͤret oder
geſehen zu haben.) So gefaͤhrlich dieſes Thier nun Menſchen und
Viehe mit ſeinem Biß iſt/ ſo heilſam iſt dagegen auch ſein Fleiſch/
Hertz/ Leber/ und Haut in allerley/ beſonders gifftigen Kranckheiten/
welches eine ſo bekante Sache/ daß es nicht noͤthig/ etwas mehr
davon hier zu gedencken. Einsmahls habe ich ein dergleichen Thier
abgeſtreifft/ und 22. Junge in deſſen Leib angetroffen/ woraus die
Fruchtbarkeit dieſer Creatur genugſam erhellet/ zu einer andern
Zeit thate ich wieder dergleichen/ fande aber eine gantze groſſe Feld-
Maus als eine mittelmaͤßige Ratte in ihrem Bauch/ welches
ich mit Verwunderung betrachtete/ weil ich nicht begreiffen konte/
wie dieſes Thier durch den ſo gar kleinen Mund der Viper/ da ihr
O 3gantzer
[110]Beſchreibung des Fichtelbergs.
gantzer Kopff kaum einer groſſen Haſelnuß groß geweſen/ in den
Schlund habe kommen koͤnnen. Nach ſolchen ſtoſſen uns haͤuffig
die Heydexen auf. Die Molchen betreffend/ habe ich nicht mehr als
einen einigen dieſer Gegend geſehen/ doch ſiehet man daraus/ daß
es deren auch auf dem Fichtelberg giebet; wie dann deren bey
Gold-Cronach ſo gar in Kellern und Milch-Gruben in Menge
ſeyn ſollen. Der Kroͤten und allerley Arten der Froͤſche haben wir
unter denen vierfuͤßigen Thieren bereits gedacht. Regen-Wuͤr-
mer giebt es die Menge/ des gleichen in Waͤldern Ameyſen-Hauf-
fen in groſſer Anzahl. Nicht weniger mancherley Gattungen
Wald- und Garten-Schnecken mit und ohne Haͤuſer: die Mauer-
Schaͤflein oder Aſelli koͤnnen die Apothecken auch reichlich verſe-
hen/ aber hievon genug.


4) An Me-
tallen und
Mineralien.

Wir wollen aber einmahl das Reich der Thiere verlaſſen/ und
uns zu dem Metalliſch-Mineraliſchen wenden/ als wodurch eben
der Fichtelberg ſo weit und breit bekant worden/ da kommen uns
(1.) Felßen.nun 1.) zu Geſichte/ die gar tieff unter der Erden gewurtzelte und
hernach ſich hoch uͤber dieſelbe in die Lufft hinauf thuͤrmende Fel-
ſen/ welche meiſtens mit ſchwartz-weiß- und rothglaͤntzenden talck-
hafftigen Koͤrnern eingeſprenget ſeynd; dieſe Felßen-Steine werden
dann von denen Steinmetzen gearbeitet/ und weit und breit verfuͤh-
ret/ dahero Hr. M.Groß nicht unbillich in dieſe Worte ausbricht:
Wañ jemand die Wundergeburth der Natur an denen wunderſamen
Felßen betrachtet/ wer koͤnte ſich des Verwunderns dabey enthalten?
Wann man nicht nur die beeden Gipffel-Felßen am Ochſenkopff und
Schneeberg/ als groſſe veſte Schloͤßer/ und hohe ſichere Thuͤrme muß
anſehen; bald andere als hocherhabene Haͤuſer von trefflich groſſen/
doch ſchoͤnen glatten Steinen recht zierlich in die runde hoch auf
einander zuſammen gekaſtet/ antreffen wird: oder wann man auf
dem Mittel-Felßen die vortrefflichſten Wald-Steine/ welche kaum
durch Kunſt glaͤtter koͤnnen zubereitet werden/ und einige davon
bey 14. Schuh lang und 11. Schuh breit zu ſehen ſeynd/ wie
Tiſch und Tafeln in groſſer Menge befindet/ ſo muß man ſich bil-
lich uͤber die Allmacht des hoͤchſten GOttes verwundern/ welcher
ſolche ungeheure Geſchoͤpffe mehrentheils zum Zeugnuͤß ſeiner
Macht
[111]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Macht erſchaffen hat/ und wachſen laſſen.ꝛc. 2.) Giebt es aller-(2) Kieße.
hand Arten ſchoͤner Kieße/ deren etliche/ wann man ſie gluͤhet/ und
im Maſſer abloͤſchet/ ſich ſo hoch gradiren/ als ob ſie mit lauter Blat-
Gold uͤberzogen waͤren/ und zwar nicht nur auſſen/ ſondern auch in-
nen; dergleichen dann abſonderlich umb Wunſidel/ uͤber dem Dorff
Klein Wendern auf der Hoͤhe/ und von dort noch weiter hinein in
dem Leutendoͤrffer Holtz bey der ſogenannten Silber-Grube anzu-
treffen. Dieſe Grube iſt wie ein Kellerhals/ und kan man aufrecht
darinnen ſtehen; ſie ſoll von denen Wahlen/ deren man oͤffters/
auch erſt vor wenig Jahren einige daſelbſt angetroffen/ ſeyn gegra-
ben worden/ was ſie aber mit dieſem Kieße gemachet/ oder wozu ſie
ihn angewendet/ weiß man nicht. Der Wahle Giovanni Carnero
ſaget zwar in ſeiner Anzeige des Fichtelbergs/ daß nahe bey Leu-
tendorff eine Viertel Meile gegen Wunſidel von Waltershoff ein
Gold-Kieß ſey/ dieſen ſolle man roͤſten/ ſo finde man Gold/ welches
dann gar gewiß von dieſer Silber Grube zu verſtehen/ weil ſonſten
dergleichen Kieß hier umb Leutendorff nicht iſt; Jn der That aber
findet man entweder gar kein corporaliſches Gold darinnen/ oder
doch deſſen ſo wenig/ daß es Muͤhe und Unkoſten nicht belohnet:
Dahero dann zu muthmaſſen/ daß es allein von dem durch das
Ausgluͤhen dieſes Steins erſcheinenden goͤldiſch gefaͤrbten Schwe-
fel/ welcher freylich vortrefflich und wie Gold ausſiehet/ zu verſte-
hen. 3. ) Giebt es Kalch-Steine/ wovon der beſte Kalch gebrennt(3.) Kalch-
Stein.

wird/ in groſſer Menge/ ſo daß allein umb Wunſidel und Redwitz
herumbꝛc. etliche Kalch-Oefen anzutreffen. Anderer mancherley
Arten gemeiner Steine/ ſo der Fichtelberg heget/ nicht zu gedencken/
iſt am meiſten 4.) der ſo genannte Schmeerſtein/ ſo bey Thiersheim4) Schmesr-
Stein.

bricht/ zu betrachten: wovon Caſpar Bruſchd. l. alſo ſchreibet:


Thiersheim

Thiers-
heim.

iſt ein Marck Marggraffen Alberts/ (jetzo Jhro Hoch-Fuͤrſtl.
Durchl. Herrn Georg Wilhelmen/ Marggraffens zu Branden-
burg/) an dem Titersbach eine halbe Meile von Artzburg auf hal-
bem Weg zwiſchen Eger und Wunſidel gelegen. Jn dieſem
Marck wird jaͤhrlich eine unzaͤhliche Menge Kugeln/ damit die Kin-
der ſpielen/ [...]em der groſſen Kugeln/ ſo man aus den Buͤchſen
ſchießet/
[112]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Aus
Schmeer-
Stein wer-
den allerley
Kugeln/
ſchießet/ aus einem zehen und friſchen Erdreich (welches die Ein-
wohner Schmeer-Stein nennen/ und es umb den Flecken allent-
halben herum ausgraben/) von allen Einwohnern alten und jun-
gen Leuten gemachet/ die werden darnach vom Feuer gehaͤrtet/
und mit vielen Waͤgen gen Nuͤrmberg/ und wieder von dannen
durch gantz Teutſchland gefuͤhret. Es haben auch gemeldten Fle-
ckens Einwohner neben dem Ackerbau keine andere Handthierung/
der ſie ſich erhalten oder ernaͤhren.


Was hier Bruſch geſchrieben/ hat zwar viele Jahre nach
ſeinem Todt continuirt, allein vor ungefehr 18. oder 20. Jahren/
iſt der letzte Mann geſtorben/ der ſolchen Schmeer-Stein/ wel-
chen man auch hier zu Lande Meel-Batz nennet/ im Feuer zu
ingleichen
allerley
Gieß-For-
men ge-
macht.
haͤrten gewuſt/ da er dann Steinfeſte worden/ daß er ſich hat
poliren laſſen/ wovon allerley Kugel-Knoͤpff- und andere derglei-
chen Guͤß-Moͤdel und Formen ſeynd gemacht worden: Und iſt
zu betauren/ daß/ da dieſer Steine genugſam am beſagten Ort
anzutreffen/ gleichwohl die Kunſt ihn zuzurichten/ untergehen
ſolle.


(5.) Schne-
ckẽ-Steine.

Bey Streitberg im Burggraffthum oberhalb Gebuͤrgs
liegt Wuͤſtenſtein/ wenn man von dar nacher Trupp [...]ch gehet/ fin-
det man eine Art groſſer und kleiner Steine/ deren etliche gar viel
Pfund ſchwer ſeynd/ auf freyem Felde/ auf deren Superficie, ſo
breit als ſolche iſt/ die alleraccurateſte und netteſte Form einer
Schnecken-Windung zu ſehen/ eben als ob ſie durch kuͤnſtliche
Hand eines Bildhauers zubereitet worden/ und wann man etwas
oben davon herabſchlaͤget/ ſo zeiget ſich unter derſelben eben dieſe
Figur in ihrer Proportion wieder/ ſo daß auch hieraus die wunder-
volle Weißheit des Schoͤpffers erhellet. Dieſe Steine ſeynd faſt
ſo feſt und hart als ein Marmor/ und haben einen ziemlichen ſtar-
cken Geruch/ bey nahe wie die Terra Lemnia, ſie ſeynd weiß-grauer
Farbe/ wann man ſie zerſchlaͤget/ ſehen ſie dem grauen Marmor
(6.) Juden-
oder Don-
ner-Steine.
gleich/ ſie werden offt ausgepfluͤget. Vor wenig Jahren hat
ein Bauer uͤber Bernſtein/ ſo eine gute Stundte von Wunſidel
lieget/ bey einem Baum mehr dann 2. Naͤpffe Juden-Steine aus-
gegraben/ die ſeynd auſſenher mit einer braͤunlichten ſteinernen
Rinde
[113]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Rinde umbgeben/ welche/ wann man ſie mit einem Meſſer ſchabet/
einen ſtarcken ſchweffelhafften Geruch von ſich geben: Dieſes Ab-
ſchabicht gebrauchten ſie vor das Bauchgrimmen; innenwendig
aber iſt der Stein an und vor ſich in vollkommener Kegel-Form/
von Cryſtall-kieſichter Conſiſtenz, als ob er mit Fleiß in dieſe Ge-
ſtalt zuſammen geſchmeltzet worden. Weiln aber kurtz zuvor der
Donner in dieſer Gegend ſolle eingeſchlagen haben/ ſo vermeinen
etliche/ ſie waͤren vielmehr Donner-als andere Steine zu nen-
nen. Umb Schwartzenbach an der Saale findet man eine Art(7.) Streich-
oder Pro-
bier-Steine.

ſchwartz-blauer und grauer Steine/ welche wann ſie polirt werden/
denen Gold- und Silbers-Arbeitern zu Streich- oder Probier-Stei-
nen dienen. Jn der Gegend Nelau bey Loͤſten/ iſt der beruͤhmte
Schiefer-Bruch/ wovon viele Kirchen und Haͤuſer im Burggraf-(8) Schiefer-
Steine und
Marmor.

thum oberhalb Gebuͤrgs mit Dachwerck verſehen werden. Ein
ſchoͤner roth-melirter Marmor aber wird bey Lichtenberg gebrochen.
Von Cryſtallen iſt es an und umb den Fichtelberg faſt alles voll/(9.) Cryſtal-
len-Steine.

dann mitten in dem Staͤdtlein Weiſſenſtadt hat man darauf ein-
geſchlagen/ und deren in Menge angetroffen/ welche gar ſein ſeynd.
Auch iſt das Gebuͤrg bey Wunſidel im Weg gegen die Loosburg
hinan/ ingleichen hinter dem Catharinenberg gegen Redwitz/ da-
mit verſehen. Wie dann auch bey Redwitz gegen Delau zu/ der
beruffene Cryſtallenberg iſt/ allwo eine Berg-Grube/ daraus ſie
mit Hauffen gebracht werden/ wobey ſich dann und wann auch ei-10.) Topa-
ſen.

nige gelblichte Cryſtallen oder Topaſen zeigen.


Jn Reichsforſt bey Großlatzgruͤn iſt die Silber-Grube/ wel-
che ein Schacht im puren Felßen/ und ein ſehr weites Loch iſt/ all-
wo vorzeiten ſoll Silber an Tage gebracht worden ſeyn. Von
dieſem Schacht nun gegen Großlatzgruͤn zu/ iſt eine Grube/ worin-
nen terra ſigillata, welche weder der Lemniſchen/ noch Schleſiſchen(11.) Terra ſi-
giflata.

etwas bevor geben ſoll/ haͤuffig anzutreffen.


Mercator und Hondius ſchreiben in ihrem Atlante pag. 292. der
Fichtelberg habe viel und mancherley Metall/ und ſonderlich des La-(12.) Laſur.
ſur-Steins eine groſſe Menge. Jch meines Orts habe zwar aller
gethanen Nachfrage ungeachtet/ gleichwohl nichts davon erfor-
ſchen koͤnnen/ auſſer/ was ich oben bey denen Fluͤßen aus des Wahlen
PGiovanni
[114]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Giovanni CarneroBeſchreibung des Fichtelbergs bereits ange-
fuͤhret/ daß nehmlich nahe bey dem Urſprung der Saale ein Loch
ſey/ deſſen Erden wie ein weißer Laimen ausſehe/ und wann ſolche
ein wenig von der Sonnen gedoͤrret werde/ ſo faͤrbe ſie/ wie eine
blaue Laſur/ daß man alſo wohl etwas mit machen/ und anſtreichen
(13) Grana-
ten.
koͤnne. Bey Reuthlaß nicht weit von Redwitz ſollen Granaten im
Erdreich ſeyn. Dergleichen giebt es auch umb Erbendorff auf dem
Haſenberg/ wo man nacher Preßet gehet in einem Loch/ ingleichen
(14) Agaten.im Galgen-Baͤchlein bey Erbendorff; nicht weniger ſollen deren
auch bey Waltershoff und bey Schirnding nebſt Agaten gefunden
(15.) Rubin-
Spinellen.
werden. Zu Erbendorff frage man nach Steinbach/ unten herum/
wo Wieſen ſeynd/ findet man ſehr kleine Rubin-Spinellen/ beſſer
im Wald dem Waſſer hinnach findet man deren ſo groß als Linſen/
welche Arbeit ſchon vor etlich 100. Jahren daſelbſt ſolle ſeyn ge-
trieben worden.


(16.) Jaſpis.

Von Erbendorff auf Kemmat gehet eine richtige Fuhr-
17. 18. 19.)
Saphier/
Diamantē/
Schmaragd
Straße/ da frage man nach der Korn-Muͤhl/ von dar gehe man
gegen Kemmat ein klein wenig hinunter/ ſo findet man viele gruͤne
Jaſpiſen/ und wie man ſagt/ Fuder-weiß. Melirte Jaſpiſen wer-
(20) Perlen.den bey Weidenberg gefunden.


21. 22. 23. 24.
25.) allerley
Letten/ Er-
den/ Talcks/
Fꝛauen-Eiß/
Sandꝛc.

Uber dieſes ſollen auch Saphiere/ Diamanten/ Schmarag-
den an und umb den Fichtelberg nach der gemeinen Sage gefunden
werden. Was in Fluͤßen von Edelgeſteinen und Perlen anzu-
treffen/ haben wir oben bereits erzehlet. Die mancherley ſchoͤne
26. 27. 28.
29. 30.)
Schwefel-
Kieſe/ unzei-
tige Arſeni-
caliſche Er-
tze/ Salpe-
triſch victri-
o
liſch Alau-
niſch Erden.
gefaͤrbte Letten/ Erden/ Talcke/ Frauen-Eiß/ Sand und dergleichen/
ſo allenthalben umb den Fichtelberg in Menge anzutreffen/ wol-
len wir wegen Kuͤrtze der Zeit uͤbergehen.


Auch ſoll der mancherley ſchoͤnen Schwefel-Kieſe/ unzeitigen
Arſenicaliſchen Ertze/ Salpetriſch-Victrioliſch- und Alauniſchen Er-
den und Mineralien nicht viel gedacht werden/ maßen der Fichtelberg
damit umb und umb reichlich und zur Genuͤge verſehen.


Nur allein wollen wir melden/ wie die Erfahrung bezeuge/
daß der Fichtelberg und deſſen herumgelegene Gegend theils keinen
Fichtelberg
iſt reich an
allerley Me-
tallen.
Mangel/ theils aber gar einen Uberfluß an allerley Metallen habe/
dann an wie vielen Orten dieſes Gebuͤrgs zeigen ſich nicht fuͤndige
Eiſen-
[115]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Eiſen-Gruben/ welche uns das allernoͤthigſte und zu der menſchli-(31.) An Ei-
ſen.

chen Nothdurfft unentbehrlichſte Metall in ſolcher Menge liefern/
daß nicht allein das Fichtelberger Land reichlich damit verſehen/ ſon-
dern ſolches auch auſſerhalb Landes ſtarck verfuͤhret wird. Wes-
wegen dann Herr M.Groß nicht unrecht ſetzet/ wann er ſpricht/
daß dieſes Metall allhier (an dem Fichtelberg/) in groſſer Menge
unter der Erden aus denen Bergwercken/ Eiſen-Gruben/ und
Schachten herfuͤrgebracht werde/ allwo es noch allezeit fuͤndige
Gaͤnge und Kluͤffte/ auch Edle Faͤll und Floͤtze/ allerhand reichhalti-
ge Ertze und reiche Ausbeute und noch ſtets beſtaͤndige Anbruͤche
gegeben hat/ alſo/ daß alljaͤhrlich eine groſſe Menge Eiſenſtein in
die allhier und nahe herum liegende Hammerwercke und Hohe
Oefen zu Winters-Zeit von denen Jnwohnern gefuͤhret wird.
Wann es nun wahr iſt/ was Herr D.Joh. Joachim Beckerin
Pantaleone Delarvato
meldet/ daß aus einem jeden Pfund Eiſen
auf das allerwenigſte ein Loth oder halbe Uncia Qveckſilber zu brin-
gen/ welches mittelſt eines gewiſſen Handgriffes in pur Gold zu
figiren ſey; der beruffene Glauberus aber in ſeinem dritten Theil vonFichtelber-
ger Eiſen iſt
vor allen
andern goͤl-
diſch.

Teutſchlandes Wohlfahrt ausdruͤcklich meldet/ daß alles und
jedes Eiſen/ an und umb den Fichtelberg/ it. alle und jede Mine-
rali
en/ ja faſt alle Steine/ Letten/ Sand/ Erden und das gantze Ge-
buͤrg von innen und auſſen reich von Gold und Silber ſey/ wie er
ſelber aus der Probe erfahren; uͤber dieſes auch Mattheſius in ſei-
ner Sarepta vom Eiſen/ dem Gold Cronacher das Zeugnuͤß giebet/
daß es Aeuglein oder Zeinlein Gold fuͤhre; ſo kan man leicht erach-
ten/ was vor einen unglaublichen Reichthum der Fichtelberg allein
an Eiſen beſitze/ und in ſich hege? Bley-Gaͤnge/ deren etliche(32.) An
Bley.

Silberhaltig/ ſollen bey Artzburg und andern Orten am Fichtel-
berg/ ſonderlich bey denen Tantz-Flecken in der Pfaltz ein gar
fuͤndiger und beruͤhmbter Gang anzutreffen ſeyn.


Sonſten haben wir ſchon aus Bruſchen vernommen/ daß(33.) An
Zinn.

Wunſidel des Zinn-Bergwercks wegen in Aufferung kommen/
wie dann dergleichen Seiffen-Werck noch genug vorhanden/ nur
daß ſie nicht getrieben werden; ich weiß nicht/ iſt die Untreue der
Bergleute oder aber die Koſten/ welche vielleicht den Nutzen uͤber-
P 2ſteigen
[116]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſteigen/ Schuld daran/ daß dieſe ehedeſſen ſehr austraͤglich ge-
weſene Zinn-Waͤſchen ins ſtecken gerathen/ und gar liegen geblie-
ben. Es hat vor gar kurtzen Jahren die Erfahrung gegeben/
wie war es ſey/ was Herr Profeſſ.Kyrchmeyerin Inſtit. Metall.
ſchreibet/ daß nehmlich Zinn-Bergwercke umb Weißenſtadt/ und
den gantzen Strich unter und ober Wunſidel nicht allein vor al-
ters geweſen/ ſondern auch annoch zu erforſchen/ dann es hat ge-
wißlich bey dem Seiffen-Werck an dem Furth-Hammer/ und
Troͤſta ein recht ſchoͤnes und feines Zinn gegeben/ deßgleichen auch
auf der Zuffer ober Vordorff/ wiewohl dieſes letzte die Koſten
(34.) An
Kupffer.
nicht ertragen wolte. Neylau und deſſen gantze Refier iſt wegen
des herrlichen Kupffers uͤber die maßen beruͤhmt; was vor ein
(35.) An
Spießglaß.
vortreffliches Spieß-Glas in dem Schmiede-Stollen auf der Fuͤr-
ſten-Zeche/ wie auch in der Silbernen Roſen bey Gold-Cronach
in Menge zu haben/ (welches ſowohl Silber/ als Gold mit ſich
zu fuͤhren pfleget/ ſo nach Herrn Peter Leutholds/ Unter-Aufſehers
der Bergwercke daſelbſt/ Bericht von Paracelſo vor das beſte
nach dem Hungariſchen; vom Alexandro von Suchten aber jenes
im Schmiede-Stollen vor das Maͤnnlein/ und dieſes auf der Sil-
bernen Roſen vor das Weiblein gehalten worden/) iſt faſt aller Or-
ten bekant/ wie es dann auch nebſt dem Hungariſchen das gewoͤhn-
lichſte iſt/ ſo die Gold-Arbeiter und Scheider zu ihrer Arbeit ge-
brauchen. MarcusFriederich Roſencreutzer ſchreibet hievon in
Aſtronom. inferior. pag. 20.
alſo: zu Gold-Cronach einem Staͤdt-
lein unter dem Fichtelberg gelegen/ wird ſolche graue Minera in
groſſer Menge gebrochen und reich herfuͤrgezogen durch den Berg-
mann/ und offt NB. in weitliegende Handels-Staͤdte verhandelt
und verkaufft/ und wird dieſer das Zeugnuͤß gegeben/ daß dieſe
nach der Hungariſchen unter allen am beſten befunden worden/ dann
auch zu unterſchiedlichen mahlen Gold und Silber heraus geſchmelzt
worden ſey. Wobey in der Randgloſſe folgende Worte ſtehen:
Jn der Probe gebe 1. Centner ein halb Qvintlein Gold/ zeigen die
Schmeltzer an. Daß auch/ faͤhret er fort/ ohne dieß die nechſt-
beyliegende Bergwercke ſehr reich an Gold halten/ ja auch ge-
ſchehen/ daß offt an den untenfließenden Baͤchen gute gediegene
Gold-Koͤrner ausgeleſen worden/ꝛc.


Ob
[117]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Ob jemahls auf/ an/ und umb den Fichtelberg Qveckſilber-(36.) Ob
Qveckſilber-
Ertz daſelbſt
gegraben
worden?

Ertz gegraben worden/ habe ich in keine Erfahrung bringen koͤn-
nen; dieſes aber iſt gewiß/ daß die Lufft an und umb den Fichtel-
berg mit qveckſilberichten Duͤnſten geſchwaͤngert iſt/ und habe
ich ſelbſt dieſes lauffende Metalliſche trockene Waſſer aus der
Fichtelbergiſchen Lufft auf dem hohen Schneeberg/ da die Son-
ne im Widder gienge/ und die Erde ihre Daͤmpffe haͤuffig von
ſich gabe/ durch die Kunſt eines Pilgrims aus Orient herfuͤr-
bringen ſehen/ wovon unten ein mehrers folgen ſoll. Jetzund
aber will ich nur anfuͤhren/ was dießfalls der hoherfahrne Me-
tallurgiſte/ Herr Johann Heinrich Rudolff in ſeinen Elementis
Amalg amationis
gedencket/ dabey ſchreibet er p. 6. dann zu beklagen/ daß
man im Ober-Ertzgebuͤrglichen Creyſe Meißens/ wie auch Voigt-
lande/ und Bayreuthiſchen/ deſſen Confinen Fichtelberge und an-
derer Orthen dieſes Metalls (Qveckſilbers nehmlich) oder Mineræ
halber/ nicht embſiger Recherges und Unterſuchung/ unter guter
Anordnung einiger Freyheiten vor die Erfinder thut/ allwo viel
Cinnober-Erden zu finden ſeyn duͤrffte; mangelt aber die Erkaͤnt-
nuͤß hievon/ und weiß der tauſende Bergmann nicht/ das Qveck-
ſilber aus dem Cinnober oder andern dergleichen rothen Erden zu
bringen/ oder daß dieſer ſo theuer ſey. Ferner ſchreibet er/ dieſes
Ertz ſey gemeiniglich viererley Sorten:


1.) Sey ein Cinnober-Ertz/ wie es uns aus Hungarn/
Siebenbuͤrgen/ Peru in Weſt-Jndien und andern Orthen/ doch
in weniger Quantitaͤt zugefuͤhret wird.


2.) Finde ſich ein ſchwartz-brauner Stein/ welcher angerie-
ben roͤthlich wird/ von groſſer ſchwere.


3.) Jſt ein grauer Schieffer zu finden/ gar weich und muͤr-
be/ dergeſtalt/ daß wann man ihn mit Haͤnden feſte druͤcket/ das
klare Qveckſilber herfuͤrdringet.


4.) Jſt ein weiß-graulicher Letten oder Thon/ darein es ſich
geſetzet/ und als die Perlen darinnen ſtehet/ und die Tropffen des
Mercurii ſich pur erzeigenꝛc. Wann man nun dieſe Worte des Hn.
Rudolffs wohl und genau betrachtet/ ſo findet ſichs/ daß an und
umb den Fichtelberg nicht nur ſehr rothe und ſchwere Erden/ ſon-
P 3dern
[118]Beſchreibung des Fichtelbergs.
dern auch ſchwartzbraune ſchwere Steine/ und ſchwere graulich-
te Letten oder Thon hin- und her anzutreffen/ daß alſo muth maß-
lich genug iſt/ der Fichtelberg ſey nicht leer von dieſer flieſſenden
Metalliſchen Mutter/ oder Qveckſilber.


Wobey es auch nicht undienlich waͤre/ wann wan die in de-
nen Baͤchen des Fichtelbergs mancherley befindliche Koͤrner etwas
genauer unterſuchete/ gleichwie belobter Herr Rudolff in Boͤh-
men gethan/ da er unter einer gewiſſen Herrſchafft (vielleicht un-
ter dem Herren Graffen von Tſchernin oder Thalberg) den Cin-
nober in Baͤchen Koͤrnerweiſe als Erbſen und Linſen/ wie auch
bey denen Bauern in ihren Haͤuſern in der Erden/ wann ſie ge-
graben/ gefunden/ uͤber welche eine rothe Erde befindlich/ welche
ſie des Zinnobers Mutter gar ſchicklich genennet; 1. Pfund die-
ſes Zinnobers giebt ¼ Pfund Qveckſilber und noch vor 16. Gro-
ſchen Materialiſch pures Gold nebſt etwas Eiſen/ welches letzte-
re verurſachet/ daß der Mercurius von ſeinem Coagulatore dem
Schweffel ſich rein ſcheidet/ wann er durch das Feuer dazu ge-
bracht wird/ -- -- dazu ſetzet er noch dieſes/ es ſey gantz gewiß/
daß umb beſagte Gegend und edle Revier zweyer Koͤnigreiche Schaͤ-
tze verborgen liegen.


37. 38.) An
Silber und
Gold.

Wie reich auch der Fichtelberg an Silber und Gold ehedeſ-
ſen geweſen/ und vielleicht noch ſeyn wuͤrde/ wenn man im Seif-
fen- und Bergbauen nachſetzen wolte/ das geben nicht allein die
noch in denen Fichtelbergiſchen Fluͤßen und Waſſern enthaltene
Gold-Koͤrner/ ſondern auch folgende Documenta und Zeugnuͤße
Herr Peter
Leutholds/
Unter-Auff-
ſehers/ Be-
richt.
ohne Wieder-Rede zu erkennen; dann 1. berichtet Herr Peter Leut-
hold/
Unter-Berg-Aufſeher/ und Hannß Traͤger alſo von dem
Gold-Bergwerck zu Gold-Cronach am Fichtelberg. Dieſes edle
Gold-Bergwerck die Fuͤrſten-Zeche genannt/ iſt erſtlich erbauet
worden von Herrn Marggraf Friderico Anno. 1365. von dem die
Gold-Cro-
nach/ woher
es den Nah-
men und
Freyheit?
Stadt Gold-Cronach (welche mit zwar theils ſehr jehen und
hohen/ meiſt aber angebaueten fruchtbaren Bergen umbgeben iſt/)
ihren Nahmen und Freyheit bekommen. Dieſes hochkoſtbaren und
beruͤhmbten Gebaͤudes Stollen gehet an ob der Gold-Muͤhle/ und
gehet hinauf in die Zoppaten und Brandholtz; von beſagter Gold-
Muͤhle
[119]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Muͤhle an ſeynd getrieben 2800. Lachter biß in das Gebuͤrg hinauf/
mit vielen Licht-Loͤchern und Schachten in harten Gefelßen/ nem-
lich der Biener-Schacht und Scheuben-Schacht/ der Walbur-
gis-Schacht/ in denen jetztbeſagten Schachten (abſonderlich in
dem obern und untern Scheuben-Schacht) hat die Befoͤrderung
zu Tage aus 184. Lachter gehabt/ von dieſem nutzbarn Gebaͤude/
welches etliche Tonnen Goldes gekoſtet/ hat man woͤchentlich zweyReiche woͤ-
chentliche
Gold-Aus-
beuthe.

tauſend vier hundert Rheiniſche Gold-Guͤlden zur Ausbeuthe uͤber
alle Unkoſten erhoben/ ja ſo reich/ daß bey unſerer Eltern Zeiten
Stuͤcke Rheiniſch Gold auf der Gold-Muͤhlen geſchmeltzet/ ſo groß
als man zur ſelben Zeit bey denen Becken vor einen Creutzer Brod
hat kauffen koͤnnen/ und ſolches in denen Fleiſch-Baͤncken gewogen/
von dar in die Schatz-Kammer auf das veſte Hauß Plaßenburg
geliefert worden. Bey des Bergmeiſters Hn. Matthiaͤ Coͤlers
Zeiten An. 1560. iſt manches ſchoͤnes Marck Gold durch den da-
mahligen Gold-Waͤſcher Abraham Buͤttnern aus Siebenbuͤrgen
gemachet worden/ und iſt dieſer Gold-Gang immer zu einer halben
Lachter maͤchtig und maͤchtiger geweſen. Der Schmidt-Stollen/
welcher in der Fuͤrſten-Zeche beſtehet/ aber in ſeiner beſten Ausbeu-
the wegen groſſen Krieg und Sterbens An. 1626. muͤſſen liegen
bleiben/ ſo iſt derſelbe 1665. durch gemeines Landes Anlag bene-
benſt dem Schmutzler (welcher auf dem Goldberg im Gold-Cro-
nacher Holtz gelegen/) gebauet/ und aufgemachet worden/ dem Stei-
ger Salomon Beeren etliche Lachter auf gedachten Schmiede-
Stollen verdungen/ ich habe ihm die Stuffen geſchlagen/ und nach-
gemeßen/ dabey einen Gold-Gang zur rechten Hand gefunden/ der
flach fiele/ in der lincken Hand aber eine Anweiſung auf einen Anti-
monii
Gang/ davon die Hochfuͤrſtliche Bergwercks-Wappen
auf ein unverſcharrtes Feld reichhaltig Antimonium weiſet/ welches
Paracelſus das Beſte nach dem Hungariſchen beſchrieben. Hr. Ale-
xander
v. Suchten haͤlt dieſes Antimonium vor das Maͤnnlein/ und
auf der Silbernen Roſen vor das Weiblein. A. 1666. wie unſer (nun-
mehr in GOtt ruhender) Gnaͤdigſter Fuͤrſt und Herrr/ Herr
Marggraf Chriſtian Ernſt/
dieſes Bergwerck beſichtiget/
iſt Er unten bey dem Schmiedeweyers-Stollen eingefahren/
und
[120]Beſchreibung des Fichtelbergs.
und bey dem Schacht 130. Claffter mit hertzhafftem Gemuͤthe zu
Tage ausgefahren in Gegenwart ſeeligſt verſtorbener Hertzogin zu
Sachſen: A. 1669. iſt dieſes in hohem Ruhm geſtandene Berg-
werck durch mich Peter Leutholdt/ dieſer Zeit Unter-Aufſehern
nebſt mir Hannß Traͤgern/ auf dem Gold-Berg wohnend/ das
letzte mahl befahren worden/ und haben zu der rechten Hand die-
ſes Stollens im gut verzimmerten Ausbau noch 80. Lachter rich-
tig durchfahren koͤnnen/ zu der lincken Hand aber 60. Lachter.
Weil die Waſſer-Seiger immer richtig/ biß an die Knie in Waſ-
ſer waden muͤſſen. Ein halb Jahr nach dieſem iſt die Einfarth
am Schmiedenweyer unter Hannß Goͤtzen Haͤußlein zu Bruch
gangen neben dem ſchoͤnen Schacht. Hat alſo das hochberuͤhmbte
Gold-Bergwerck die Fuͤrſten-Zeche und Schmiede-Stollen ihre
Endſchafft genommen/ ſo es geſtanden vom erſten Anfang bißhero
304. Jahr; dieſer Zeit ward Joh. Friedrich Reminger zu Culm-
bach Aufſeher.


Ferner/ faͤhret er fort/ waͤren annoch zu beſchreiben nach-
folgende Bergwercke: 2.) S. Daniels-Stollen; 3.) von der ſchoͤnen
Suſanna; 4.) Rauten-Krantz; 5.) Oſtertag. 6.) Fuͤrſten-Stein; 7.)
Mittelgang/NB.ſehr Gold-reich; 8.) Grasleuthen; 9.) vom
hochberuͤhmbten Schmutzler;
(wovon unten.) 10.) der Nahme
GOttes auf dem Gold-Berg; 11.) Bey S. Maria am Schlegelberg;
12.) Der Faule Nicol auf dem Haag Gold-reich. (13.) der Otter-
huͤgel/ ein Silber-Bergwerck; 14.) Die Silber Roßen/ auf der
Silber-Leuten/ da Antimonium gewonnen; 15.) Der Puͤrcken-Buͤhl
ober Nemmersdorff/ darinnen findet man Gold-Koͤrner/ laſſen
ſich bletzen/ ſeynd gediegen Gold; 16.) Warme Steinach/ NB. bey
Warmen Steinach auf dem Ochſenkopff zu/ da ſtehet ein Stein/
daran iſt das Marggraͤffiſche Wappen/ dann an der andern Sei-
ten das Chur-Pfaͤltziſche Wappen/ heiſſet mit Nahmen der
Dreßel. Stein/ davon kan man Silber kratzen; dann nicht weit
davon/ da heiſt es Reit- oder Veith-Stadt/ dann auch auf der
Grentz/ da gehet ein gediegener Gold-Gang/ iſt gewiß. 17) Ehren-
oder Erbendorff/ frage nach der Nuͤrmberger Arbeit ein in Kranz-
la genannt/ ſo findeſtu einen groſſen Stock/ den Niemand umclaff-
tern
[121]Beſchreibung des Fichtelbergs.
tern kan/ unten raum dem Stock die Wurtzel auf gegen der Nuͤrm-
berger Arbeit/ darunter findeſt du ſchwartzes Ertz/ iſt ſehr Gold-
reich. 18.) Bey Maldershoff gehe daſelbſt an das nechſte Dorff/ da
man nach Weißa (Wieſa) gehet/ dann frage nach dem Lotterbron-
nen/ eine Acker-Laͤnge davon/ da grabe eines Ellenbogen tieffs/ ſo
wirſtu finden ein Sieb/ und im Sieb gerathen- und auch bißwei-
len gediegene Gold-Koͤrner/ dieſe ſeynd klein und wenig/ und die
Granaten ſeynd gut und ſchoͤn; Peter Leuthold/ und Hannß Traͤ-
ger. 2.) ſchreibet Herr Joh. Beyer/ Wardein zu Gold-Cronach
alſo: Jch Johann Beyer der juͤngere/ Buͤrger zu Gold-Cronach/
habe auf dem Hach den Faulen Nicolsgang entbloͤßet/ und fuͤndig
gemacht/ A. C. 1612. worauf 1616. nach Hardeck auf das Richter-
Amt wegen einer muͤßguͤnſtigen Verfolgung in Gold-Cronach ge-
zogen/ dabey aber den Wardein-Dienſt und Berg-Auffſicht zugleich
mit angenommen. A. 1612. den 17. Septembr. habe den Faulen Ni-
col gemuthet/ und den 27. dito zu arbeiten angefangen. A. 1616. den
16. Januar. ſind Sr. Hochfuͤrſtl. Durchl. Herr Marggraf Chri-
ſtian
benebenſt dem Edlen und Veſten Junckern Bernhard von
Kinsberg zu Weidenberg/ dann Heinrich von Wilmersdorff/ und
Chriſtian von Rabenſtein/ mit Andreas Kolb/ Hof-Goldſchmidt/
fruͤhe umb 9. Uhr zu mir kommen/ und in Dero Gegenwart von
3. und einem halben Centner Schlicht durch den Mercurium gehoben
und gemachet 18. und 1. halb Loth Gold. Darnach ſeynd Jhro
Durchl.
in mein Gruben-Gebaͤude gefahren/ und haben alles beſe-
hen/ auch Jhro Hochfuͤrſtl. Durchl. den 18. Januar. fuͤr das Gold
bezahlet 185. fl.


Qvick-Arbeit/ wie ich Johann Beyer das Ertz aufm FaulenJ. Beyers
Qvick-Ar-
beit.

Nicol zu gute gemacht in Beyſeyn Jhro Durchl. des Herrn
Marggrafen Chriſtian
und anderer Fuͤrſten/ ſo ſolches mit
Verwunderung der andern ihrer eigenen Kuͤnſtler angeſehen.
Da ich auf einmahl mehr Gold mit dem Mercurio gehoben
und geſchmoltzen/ weder ſie auf 10. oder mehrmahlen.


Nemlich ich habe genommen *. 1. Loth in eine Kandel oder Noͤßel
Wein-Eßig/ nach dem des Schlichts viel oder wenig geweſen/
warm aufſolvirt/ und dann daruͤber gegoſſen in ein Kuͤbelein oder
QGelden
[122]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Gelden/ mit einem hoͤltzernen Keil wohl und lange umgeruͤhrt/ und
alſo erbeitzen laſſen/ dann wohl warm Waſſer dran gegoſſen/ lan-
ge geruͤhrt/ biß der Mercurius voll Gold zu Grund und wieder le-
bendig zuſammen geſammlet/ dann den Schlicht und Waſſer oben
abgeraumet/ und den Mercurium zuſammen durch ein Leder feſt ver-
bunden durchgedruͤcket/ und was im Leder hinterſtellig geblieben/
vollends in eine gluͤhende Kohle mit einem Gruͤblein/ und noch ei-
ne druͤber gedecket abrauchen/ und das Gold durch zublaſen zu ei-
nem Korn flieſſen laſſen. Jch Johann Beyer habe mit 1. biß 2.
Marck Mercurio dieſe Arbeit verbracht/ und doch zuletzt den Mer-
curium
wieder gehabt/ und habe auf einmahl aus 3. und einem halben
Centner Ertz 20. Loth Gold ausgeqvickt/ davon verblaſen: 16. q.
(vielleicht Loth) verblieben.


Jch/ Johann Beyer/ habe am Schlegelberg unten im Hag in
einem gelb und klaren ſchoͤnen roth gediegenem Gold-Gehaͤng ge-
ſichert/ davon 20. und ein halb Loth auf einmahl gemachet/ das gantz
fein und rein geweſen/ das andere mahl 8. Loth/ it. 5. Loth/ ſo die
Wunderba-
rer Zufall
des Ertzes.
Qvart beſtanden; hernach von Bergmann Abeln in demſelben
Bergwerck oder Gruben kein Gold allein/ ſondern Gold-Kupffer
und Silber gefunden worden/ woruͤber ich mich nicht wenig ver-
wundert/ ſondern zuvor und hernach nichts dann fein gediegen Gold
gefunden und gemachet/ hoͤher Gold wird man nicht bald finden/
als in dieſem Nicol-Gang. Biß hieher Joh. Beyers Bericht.
3) Jſt merckwuͤrdig/ was Hr. ProfeſſorKirchmajer/ im wohlge-
meinten Bedencken
wegen der Bergwercke in Francken und
Voigtland p. 83. und aus ihm Herr ProfeſſorKiesling in Erfurt/
in Diſſertatione Hiſtorico-Phyſica de Admirandis Naturæ in regne
minerali. §. X.
anfuͤhret mit folgenden Worten: Vor allen Din-
gen iſt dieſes remarquabel, daß an der Naͤhe des Fichtelbergs mehr
Gold hiebevor/ als ſonſten in einigen Orten Teutſchlandes gefun-
den worden. Und zwar 1) an gediegenem Gold-Ertz/ 2) an Gold-
Marcaſit, ſo graulicht und voller goͤldenen Aeugelein; 3) in ſchoͤnen
weiſſen Qvartz und Kießelſteinen Flaͤmmlein-Gold; 4) Jn etli-
chen Baͤchlein Gold-Schlich/ ſo geſeifft wird; 5) in ſchwartz- und
braunen Gold-Koͤrnern; 6) in Granaten bey Redwitz; 7) in ge-
wiſſen
[123]Beſchreibung des Fichtelbergs.
wiſſen Kalckſteinen: Anders zu geſchweigen. 4.) Schreibet hievon
aus Georgii AgricolæBuchde Veteribus \& novis metallis, und an-
dern Documenten Hr.M.Groß in ſeinen 4. Troſt-Stroͤhmen
am Fichtelberg
folgender geſtalt: Es hat auch das Haus Bran-„
denburg/
allwo es die Francken beherrſchet/ nicht geringes Berg-„
Gluͤck gehabt/ indeme das am Fichtelberg zu Gold-Cronach„
gangbare Bergwerck wochentlich 1500. Rheiniſche Gold-Guͤlden„
Ausbeuthe gegeben. Deſtoweniger wird ſich jemand verwundern/
wann man von der Ausbeute aller in der Fichtelberger Refier
befindlichen Ausbeut Zechen die ſchoͤne Summa vernehmen ſolte.
Jch werde zur Nachricht in Benennung der Zechen und Anzeige
der ordentlichen Ausbeute am auffrichtigſten verfahren/ wann ich
desjenigen Berg-Zettels/ der alle Qvartal in Druck gegeben/ wie
er mir von Qvartal Crucis An. 1695. zu Geſicht und Handen kom-
men/ mit unveraͤnderten Worten allhier gedencken werde.


Nach demſelben ſind des Hoch-Fuͤrſtl. Brandenburg-Bay-
reuthiſchen Fuͤrſtenthums
oberhalb Gebuͤrgs Ausbeut-ZechenAusbeut-
Zechen.

nachfolgende benennet: Der reiche Koͤnig Salomon und Wilde
Mann/ Chriſtians-Fuͤrſten-Zeche/ Silber-Roſe/ Große Mann/
Ober-Geyersberg/ Unter-Eulenlohe/ Hohenberg/ Niderlamitz/
Siebenſtern/ Stryckenberg/ Mordlau/ Kemlas/ Plech/ Thiers-
heim/ Artzberg/ Redwitz/ Schafleiten/ Schertlitz/ Nahmen
Gotttes/ Schmutzler/ Rothe Loͤw/ Abendſtern/ Tieffengruͤn/
ſammt dem blauen Farbwerck/ Jungfer in der Lamitz/ Waͤlde-
maͤnner/ Allaunwerck/ Seegen Gottes/ und Geyersberg. De-
rer NB. Ausbeute-Summa 5526½ Rrhl. befunden worden. Da-
bey iſt aber NB. zu mercken/ daß nicht nur Gold und Silber-
ſondern am meiſten Eiſen-Spiesglaß- und andere dergleichen mi-
nerali
ſche Zechen und Fundgruben unter dieſer Specification begrif-
fen. Die Zubuß-Zechen hingegen waren in der Gold-Erona-Zubuß-Ze-
chen.

cher Refier der S. Daniel/ Teſchel/ Schoͤne Suſanna/ Eſcheri-
cher Heyde/ Graßleiten/ Sophia-Alaunwerck/ Marter/ Nuß-
leuten/ Vogelheerd/ Foͤllmersberg/ Moßbach/ Doͤringerberg/
Alten Steinachergrund/ Haßelſtauden/ Schwartzbauer/ Spitzi-
gehuͤtten/ Gottesgnad/ Kauffmanns Zeche/ Platten/ Jßkera/
Q 2Ham-
[124]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Hammer Saure/ Seybothenreuth/ Biergpuͤhl/ Schamlesberg/
Keßel/ Aychig/ Schnabelweyd/ Stockau/ Pegmitz/ und Bronn;
Jn der Wunſidler-Refier iſt Ober-Eulenlohe/ Singentengruͤn/
Stemitz/ Hohenberg/ Kottigen Biebersbach/ Qvellenreuth/ Rei-
chenforſt/ Meiſtersdorff/ Leutendorff/ Breitenbronn/ Schoͤn-
bronn/ Fahrenleiten/ und Schoͤnlind. Jn der ein wenig vom
Fichtelberg entlegenen Neylauiſchen Refier findet ſich die Son-
ne/ Morgenſtern/ Saturnus, Biſchoff/ die drey Koͤnige/ Doͤren-
weyd/ Groß-Vater/ Grubenberg/ Sorg/ Tennich/ Kroͤtenpuͤhl/
Zeydelweyd/ Doͤrrngrund/ Ulahoͤltz/ Lebenſteiner Weg/ Jena-
berg/ Hauß Brandenburg/ Printz Wilhelm/ Kupfferpuͤhl/ Guͤm-
pelmann/ und Rottenberg/ Kupffen/ Kaulichenſiein/ Langzech/
Pfarrholtz/ Weydesgruͤn/ Hußbuͤhl/ Radt/ und Lohwießen. Jm
Ambt Hoff iſt Geigen/ Ratſchin und Tragenau; Und im Ambt
Lauenſtein iſt Bechberg/ Lerchenberg/ Katzwich/ Eberdorff/ Fiſch-
bach/ und Ottendorffꝛc. Ferner faͤhret Herr M.Groß alſo
fort: daß ſich die Wuͤrckung der Sonnen-Hitze in Kochung des
Schwefels und Mercurii dergeſtalt hervor gethan in den Gruͤn-
den des Erdreichs/ daß ſo wohl das herrlichſte Silber/ als auch
das edelſte Gold in einigen erſtberuͤhrten Bergwercken gefunden
worden.-- uͤber dieſes koͤnne auch der Reichthum dieſes Gold- und
Silber-reichen Fichtelbergs aus der denen Herren Burggrafen
ehedeſſen vom Roͤmiſchen Kaͤyßer ertheilten Gerechtigkeit der
Gold-Silber-Kupffer-Eyſen-Bley-Zinn und andern Bergwercke/
ſo ſonſten ſelbiger Zeit vermoͤge der goͤldenen Bulle nur denen
Chur-Fuͤrſten zukame/ gruͤndlich bewieſen werden. Die Worte
Caroli IV. in dem Anno 1362. d. 17. Martii auf dem Reichs-Tag
zu Nuͤrmberg ertheilten Diplomate lauten alſo: Wir haben ih-
nen/ ihren Erben/ und Nachkommen/ aus ſonderbahren Gna-
den und mit unſerer guten Wießenſchafft zu einem wahren und be-
ſtaͤndigen Lehn verliehen/ alle Gold-Silber-Kupffer-Eyſen-Bley-
Zinn und allerley Bergwercke/ die in ihren Landen und Herrſchaff-
ten bißhero ſind gefunden worden/ oder ins kuͤnfftige noch moͤch-
ten gefunden werden.ꝛc. Wobey der weyland hochberuͤhmbte
Profeſſor in Wittenberg Herr Georg Caſpar Kirchmayer an ei-
nem
[125]Beſchreibung des Fichtelbergs.
„nem Ort gar nachdencklich fraget: Wo ſolten wohl dieſe Berg-
„wercke zu finden ſeyn/ außer allein umb den Fichtelberg? welche
Bergwercke nicht nur die Herren Burggrafen/ Friederich der V.
und deſſen Sohn Friederich VI. reichlich genoſſen/ ſondern auch
hernach ſich noch fuͤr und fuͤr ereignet. Zu dieſer Zeit iſt/ (faͤh-
ret er fort/) durch des Hoch-Fuͤrſtl. Bayreuthiſchen hochverdien-
ten (geweſenen) Berg- Haupt- und Ober-Ambtmanns zu Gefreß/
Berneck/ und Gold-Cronach/ Herrn Johann von Kempffer groſ-
ſe Bemuͤhung und Sorgfalt vornehmlich ſehr beruͤhmbt und in
Flor geweſen der vortreffliche Chriſtian-Stollen nahe bey Gold-
Cronach befindlich/ welcher von dem Hoch-Fuͤrſtl. Nahmen un-
ſers Durchlauchtigſten (geweſenen) Landes-Vaters alſo benennet
worden/ und in ſeinem vollreichen Ertz und Kieß ſehr herrliches
Cronen-Gold hervorgebracht/ von welchem 1695. das ſchoͤne Gold-
Gepraͤg gemuͤntzet worden/ auf deſſen einer Seiten Phœbus auf
einem von zwey Loͤwen gezogenen Wagen zu ſehen/ unter welchem
ein Bildnuͤß eines mit dem Lauff-Karn/ Schlacken (vielmehr
Ertz) in die Schmeltz-Huͤtten fuͤhrenden Bergmanns/ das herr-
liche Bergwerck entworffen/ mit der Beyſchrifft: Aurifodina Gold-
Chronachis,
die Gold-Grube zu Gold-Cronach/ und der am Ran-
de ſtehenden Uberſchrifft:


Parturiunt montes, perfectum naſcitur aurum:

Weil unſer Fichtelberg von GOtt geſegnet wird/

So kommts/ das er gut Ertz/ und Cronen-Gold gebiehrt.

Die andere Seiten zeiget die beeden Hochfuͤrſtl. Bildnuͤße/ das
eine unſers Durchlauchtigſten (geweſenen) Landes Fuͤrſten mit
Dero Hochfuͤrſtl. Nahmens Uberſchrifft: CHRISTIANUS ER-
NESTUS,
Marggraf zu Brandenburg: Das andere unſerer
Durchlauchtigſten (geweſenen) Printzeßin und Landes-Fuͤr-
ſtin
mit gleichfalls obgeſchriebenem Hochfuͤrſtl. Nahmen SOPHIA
LOYSA,
vermaͤhlte Marggraͤfin zu Brandenburg/ gebohrne Her-
zogin zu Wuͤrtemberg; ſambt unterſchriebener Reſidentz-Stadt
Bayreuth/ und oben gemeldter Jahrzahl. Solten wir bey derglei-
chen Bergwercken nicht ſagen doͤrffen/ was ehemahlen Hiob/ c. 28, 1.
geſprochen? Hier hat das Silber ſeine Gaͤnge/ und das Gold ſei-
Q 3nen
[126]Beſchreibung des Fichtelbergs.
nen Ort/ da man es ſchmeltzet. Wer wolte dann nun an denen ſehr
herrlichen Schaͤtzen der Bergwercke und groſſen Reichthum un-
ſers Seegenreichen Fichtelbergs nur im geringſten mehr zweif-
feln?ꝛc.ꝛc. 5.) Beſchluͤße ich endlich mit denen Worten unſers
offtbelobten Bruſchens/ das Erdreich des Fichten-Gebuͤrgs/
wann er ſpricht: Es iſt auch mit Gold/ Silber/ Eiſen und in Sum-
ma allerley der beſten Metallen/ mit Schwefel und Qveckſilber/
aus welchen 2. Stuͤcken doch alle andere Metalle in den Gruͤnden
des Erdreichs durch die Sonne gekocht/ gewuͤrckt und gemachet
werden/ dieſer Berg und gantz herumliegende Gegend und Land-
Welche wiſ-
ſen/ wo die
Schaͤtze des
Fichtelbeꝛgs
liegen?
ſchafft allen andern Laͤndern und Gegenden teutſchen Landes weit
vorzuziehen/ welches auch denen von uns gelegenen Voͤlckern/ als
Wahlen/ Venedigern/ Spaniern/ unſerer Lande Kundſchaffer
gantz wißlich und kundig iſt. Dann ſie pflegen ſich zu ruͤhmen/
(wiewohl heute zu Tage nicht mehr/ da ſie lieber alles laͤugnen) die
Schaͤtze und Reichthuͤmer/ ſo in des Teutſchlandes Gebuͤrgen ver-
borgen liegen/ ſeyen ihnen/ ſo ſie doch Fremdlinge ſeynd/ bekanter
denn uns Teutſchen ſelbſt. So ſind auch zum oͤfftern von unſern
Leuten auf gemeldtem Berg und ſeinen Grentzen dergleichen Frem-
de Leute als Ziegeuner/ Wahlen und Spanier gefunden worden/
die dieſes Bergs und des gantzen herum gelegenen Landes Natur
und Reichthum ausgeſpuͤret und erkundet/ ja auch groſſe Schaͤtze
von dannen mit ſich weggefuͤhret: Wovon/ und daß man im ge-
meldten Gebuͤrg hin und wieder Jtaliaͤniſche/ Frantzoͤſiſche/ und
Nieder-Teutſche geſchriebene Buͤchlein gefunden/ darinnen die
Oerter angezeuget werden/ wo Gold/ Silber/ Perlein/ und Edel-
geſteine zu finden/ wie auch vom Sprichwort/ daß man an und umb
den Fichtelberg offt eine Kuhe werffe mit einem Stein/ der Stein
aber beſſer als die Kuhe ſey/ wir oben bey denen Schaͤtzen der Fich-
telbergiſchen Waſſern bereits ausfuͤhrliche Erwehnung gethan.
Wunſch des
Autoris.
GOtt der Allerhoͤchſte gebe/ daß ſich dasjenige Berg-Gluͤck/ ſo ſich
nach obigem Beweiß auf lange und viele Jahre ſo reichlich erzeiget/
aber wegen vieler Verhinderungen/ dazwiſchen kommenden Kriegs-
Troublen/ groſſen Contributionen/ und dergleichenꝛc. wiederum
theils zuruͤcke geblieben/ theils aber ſich die Gaͤnge und Adern der
Ertze
[127]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Ertze abgeſchnitten/ denen hernach nicht ferner nachgeſetzet wor-
den/ von neuem unter Goͤttlicher Benedeyung herfuͤr thun moͤge!
Es laſſe der Geber alles Guten reiche Geſchicke zu denen Ertz-Gaͤn-
gen fallen/ daß ſich ſolche fein veredlen; Er der Schoͤpffer aller Din-
ge beſchere maͤchtige Gaͤnge/ ſchoͤnen Glantz und feine derbe Ertze/
die guten Halt haben/ und reichlich ſilbern/ Er laſſe von neuem wie-
der goͤldiſche gute Anbruͤche erſcheinen/ und verleihe/ daß man ſol-
che unter-irrdiſche Guͤther zu Tage ausfoͤrdere/ auch zu ſeines aller-
heiligſten Nahmens Ehre und zu des Duͤrfftigen Nutzen danck-
barlich anwenden moͤge/ Amen. Nachdem wir nun alſo die 2. un-
tern Elementiſche Regionen des Fichtelbergs mit ihren Schaͤtzen
gruͤndlich genug betrachtet; ſo wollen wir auch von denen Ber-
gen die 2. obern Regionen/ nehmlich die Lufft und den Himmel uͤber
dieſem Gebuͤrg ein wenig erforſchen.


Die Lufft

Lufft am
Fichtelberg
iſt mehren-
theils ge-
ſund.

Nun an und vor ſich betrachtet/ iſt auf/ an/ und umb den Fich-
telberg immer recent, und friſch/ dahero auch mehrentheils/ ſon-
derlich umb Biſchoffgruͤn/ Weiſſenſtadt/ und Wunſidel gar ge-
ſund: Weßwegen auch oben angeregter maſſen Bruſchius geſchrie-
ben/ daß nicht allein dieſer Berg/ ſondern auch das gantze herum-
liegende Laͤndlein/ ſo man am Fichtelberg nennet/ fuͤrnehmlich
aber die Gegend/ ſo am nechſten umb Weiſſenſtadt lieget/ das
allerhoͤchſte/ ſo darum auch der geſundeſte Ort gantzes teutſchen
Landes iſt. Welches auch der Theuere und Großmaͤchtige Kaͤyſer
MAXIMILIANUS I. Hochloͤblicher Gedaͤchtnuͤß/ ſolle affirmirt und
bezeuget haben/ da ſeiner Kaͤyſerl. Majeſtaͤt einsmahls ein Edel-
man Veit von Bith/ Kaͤyſerl. Majeſtaͤt Rath viel von gemel-
ten Bergs Art/ Natur und Gelegenheit geſagt hatte. Wann
nun aus der Beſchaffenheit des Gebuͤrgs (welches voller Metal-
len und Mineralien/ wie auch reich von friſchen Waſſern und
Bronnen iſt/) auch die Beſchaffenheit der Witterung in der LufftWitterung
am Fichtel-
berg/ wor-
aus ſie ab-
zunehmen/
und wie ſie
beſchaffen?

kan abgenommen werden/ ſo iſt leicht zu erachten/ daß es an Sal-
petriſch Schwefelhafften-Mercurialiſchen Daͤmpffen/ wovon ſowohl
Donner/ Blitz/ und Hagel/ als fruchtbare Regen natuͤrlicher
Weiß abſtammen/ umb das Fichtengebuͤrg keinen Mangel habe.
Man
[128]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Man hat zum oͤfftern obſervirt, daß wann es auf dem Gebuͤrg
geſchneyet/ es hingegen auf dem platten Lande geregnet; und
wann es dorten geregnet/ es hier kaum ein wenig getauet/ oder gar
die Sonne geſchienen/ ob es auch gleich kaum eine Stunde vom
Hohe Coͤſ-
ſein zeiget
die bevor-
ſtehende
Witterung
an.
Gebuͤrg iſt. Wann es im Sommer auf der hohen Coͤßein des Mor-
gends ſchoͤn helle iſt/ alſo daß das Gebuͤrg ſchoͤn blau erſcheinet/
ſo hat man ſich mehrentheils denſelben gantzen Tag eines beſtaͤn-
dig ſchoͤnen Wetters zu getroͤſten: Jm Gegentheil aber/ wann ſich
beſagtes Gebuͤrg in der Lufft verliehret/ mit Wolcken gantz bede-
cket wird/ und vor Nebel/ rauch/ und Dampff gar nicht kan ge-
ſehen werden/ iſt es ein unfehlbarers Kennzeichen eines bald da-
rauf erfolgenden Ungewitters/ oder doch wenigſtens eines Regens/
welches auch von denen andern Bergen des Fichtengebuͤrgs zu
Was ſich
einsmahls
der Witte-
rung wegen
mit dem
Autore auf
der Coͤßein
zugetragen?
verſtehen. Jch kan anbey nicht unberichtet laſſen/ daß ich mich
nebſt noch zweyen einsmahls auf den Gipffel der Coͤßein begeben/
da es nun ober uns helle und heiter war/ ſtiege nichts deſto weni-
ger unter uns ein duͤcker Dampff auff/ der die gantze Wildnuͤß
unter uns bedecket/ und da wir im herabſteigen begriffen waren/
geriethen wir mitten in dieſe Wetter-Wolcken hinein/ hoͤreten
gar dumper Donnern/ und wurden ſo Waſchnaß/ als ob wir
hefftig waͤren beregnet worden. Es geſchiehet auch gar offt/ das
ſich ein Nebel daſelbſt erhebet/ horizontaliter fortſtreichet/ ſich end-
lich in wuͤrckliche Wolcken formiret/ alſo daß das eine Ende da-
von ein Nebel/ das andere aber eine wuͤrckliche duͤcke groſſe Wol-
cken iſt/ und den Coͤßein-Felßen als einen Crantz umgiebet/ ſo
daß er uͤber der Wolcken herfuͤr raget und gar fein ſich denen Au-
Sprichwort
von der
Coͤßein.
gen præſentiret. Von dieſem ſehr hohen Coͤßein-Gebuͤrg pflegen
die Fichtelberger Schertzweiſe zu ſagen/ es habe der Satan den
Herrn Chriſtum da hinauf gefuͤhret/ und ihm die reiche der Welt
gezeiget/ auch im Fall er ihn anbeten wuͤrde/ verſprochen/ dieſe
Laͤnder alle ihm zu geben/ auſſer N. und R. nicht/ (welche man
allhier mit ausgedruckten Namen zu nennen Bedenken traͤget/) denn
dieſe beede Doͤrffer waͤren ſein des Satans Leibgeding. Die Jnwoh-
ner dieſer beyden Doͤrffer/ (welche eine Meilwegs von Wunſidel lie-
gen/) ſeynd nehmlich von der allergroͤbſten Art mit/ die nur umb
den
[129]Beſchreibung des Fichtelbergs.
den Fichtelberg zu finden; zumahlen iſt N. wegen der Zauberey
ſehr beſchriehen/ und welches nachdencklich/ findet man unter dem
Weibes-Volck daſelbſt kaum eine einige/ die nicht einen Fehler oder
Gebrechen irgendwo am Leib habe/ dann ſie haben entweder Kroͤpf-
fe am Halß/ oder es fehlet ihnen an Augen/ Ohren/ Haͤnden oder
Fuͤßen etwas/ oder ſie haben wenigſtens genug Wartzen und Kraͤ-
hen-Augen an ſich. Wegen der Rauhigkeit ſo wohl der Menſchen/Warum ſie
die kleine
Tartarey
genennet
wird?

als der Gelegenheit des Orts wird dieſe Gegend von vielen die klei-
ne Tartarey oder Tuͤrckey genennet. Es iſt auch gewiß/ daß ob
wohl dieſe 2. Doͤrffer mehr gegen Suͤd-Weſten liegen/ als Wun-
ſidel und Weiſſenſtadt/ welche in Anſehen derſelben beſſer Nord-
und Oſtwaͤrts liegen/ gleichwohl die Erndte mehrentheils gantzerSpaͤte
Erndte da-
ſelbſt.

14. Tage/ ja gar ſehr offt 4. voͤllige Wochen ſpaͤter in jenen als die-
ſen ſich ereignet/ ungeachtet die Situation theils nur eine/ theils an-
derthalb Meilen von einander entfernet. Dieſe ſpaͤte Erndte traͤ-
get ſich zwar mehrmahlen auch in andern Doͤrffern nahe am Ge-
buͤrg/ und mithin auch ſelbſt zu Biſchoffsgruͤn nicht ſelten zu. Ob
nun ſchon die Nitroſiſch- und Schwefeliſche Daͤmpffe viele Entzuͤn-Viel Blitz/
Donneꝛ/ und
Hagel in der
Fichtelber-
giſchen Ge-
gend.

dungen/ Blitz/ Donner/ Hagel/ꝛc. in der Fichtelbergiſchen Lufft
verurſachen/ ſo giebt doch die Erfahrung/ daß nichts deſto minder
dieſelbe geſund und ſelten von boͤſen Duͤnſten inficirt iſt/ welches end-
lich auch kein Wunder: Dann Salpeter und Schwefel ſind jedes
vor ſich gar heilſame und in der Artzney-Kunſt unentbehrliche Mit-Warum deſ-
ſen ungeach-
tet dannoch
die Lufft
geſund?

tel/ wann ſie aber zuſammen aufs genauſte vereinigt werden/ ſo ent-
ſtehet ebenfalls daraus ein gar nuͤtzliches und zu aller dreyer Rei-
chen Fruchtbarkeit ſehr dienliches Sulphuriſch-Laugenhafftes Saltz/
ob gleich unter waͤhrender Vereinigung wegen Hinausſtoſſung der
fluͤchtig ſauern und untermiſchten Mercurialiſchen waͤſſerigen Gei-
ſter ein ſolcher Tumult und Getoͤß oder Donnern und Blitzen ſo
wohl in der Natur und Lufft/ als auch in der Kunſt der Artzneyi-Thau/
Regen/
Schnee und
Eiß.

ſchen Bereitung erreget wird. Gleichwie es aber im Sommer
Thau/ und Regen zur Genuͤge giebt/ alſo fehlet es auch im Winter
an Schnee und Eiß nicht. Der Fruͤhling und Herbſt geben Reiff
und Nebel nebſt der Sultzichten Materie der Stern-Geſchoßen/ daReiff und
Nebel.

ſtatt dieſer hingegen der Sommer offt gar haͤuffig das ſo genannteStern-Ge-
ſchoß.

Rgelbe
[130]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Drachen-
Schmaltz.
gelbe Drachen-Schmaltz/ ſo wohl in bewohnten/ als unbewohnten
Orten dieſer Fichtelbergiſchen Gegend aus der Lufft auf die Erden
Aberglau-
ben hievon.
fallen laͤſſet/ wodurch bey dem gemeinen aberglaubiſchen Volck
nicht ſelten manche redliche Leute in den Verdacht der Zauberey
kommen/ wann dieſe Materie bey ihren Haͤuſern niederfaͤllet/ in-
dem ſie ſagen/ der Drach bringe ihnen Schmaltz/ und laſſe bißwei-
len etwas davon fallen/ ehe er die Feuer-Mauer gar erreiche/ als
Drach.wo er hinein fahre. Gleichwie nun dieſes beſagte Lufft-Zeichen/
oder der Drach gar nichts ungemeines in dieſer Gegend iſt/ daß
auch ſo gar die Kinder auf der Gaſſen davon zu reden wiſſen/ alſo
giebt es auch noch andere dergleichen feurige Meteora um den Fich-
Mineraliſche
Witterungẽ.
telberg: Die bekanteſten ſeynd die mineraliſche Witterungen/ wel-
che ſich bey naͤchtlicher Weile in einem hellen Schwefel-blaulichten
und Bogen-weiß fahrenden Lauff-Feuer/ je nachdem entweder der
Ertz-Gang unter der Erden ſtreichet/ oder aber ſelbige von einem
gelinden Winde uͤber der Erden fortgetrieben werden/ præſentiren/
Gemeine
Meynung
hievon.
von ſolchem pflegt bey deren Erblickung das gemeine Volck zu ſa-
gen/ es brenne ein Schatz/ und iſt in der Meynung/ als wann/ wo
ſich dieſe Witterung ereignet/ allezeit Geld oder Gold- und Sil-
ber-Geſchmeid
daſelbſt vergraben ſeyn muͤſte; Desgleichen ſeynd
Jrrwiſche.die Jrrwiſche oder Jrrlichter/ welche/ wiewohl ohne ihre Schuld/
die Reiſenden bey Nacht-Zeiten offt verfuͤhren/ ihnen bald vor-bald
nachlauffen/ je nachdem die Lufft ſie beweget/ hieſiger Orten nicht
Feurige
Maͤnner.
ungemein. Die ſo genannte Feurige Maͤnner/ welche von denen
Jrrlichtern weiter nicht differiren/ als daß ſich gantze Schiebel
Feuer in Mannes Groͤße bey Nacht-Zeiten herfuͤrthun/ ſeynd in
dieſen Gegenden auch nicht unbekant/ und iſt eine artige Augen-
Luſt/ wann 2. oder 3. derſelben gegeneinander gleichſam im Streit
zuſammen gehen/ im Augenblick gar coaleſciren/ und dann wieder
unverſehens ſich in 2. 3. 4. oder mehr Theile ſepariren/ nach allen 4.
Plagis weglauffen/ und aber augenblicklich wieder zuſammen ſtrei-
ten/ und gar in ein einiges Feuer wachſen/ endlich aber gaͤntzlich
Drey unge-
woͤhnliche
Lufft-Zeichẽ.
verſchwinden. Das Sternen-ſchießen iſt hierum haͤuffiger/ als ich
irgend anderswo jemahls geſehen/ uͤber dieſes aber/ haben ſich drey
gar ungewoͤhnliche Phænomena ſeit einigen Jahren in der Lufft
hierum
[131]Beſchreibung des Fichtelbergs.
hierum zugetragen. Das Erſte war an der Sonnen/ das JahrDas erſte.
vor dem Bayriſch-Frantzoͤſiſchen letzten Krieg: Dann da eins-
mahls im Herbſt des Abends die Sonne untergehen wolte/ gienge
von ihr ein helle leuchtender langer ſich immer breiter und breiter
ausdehnender Schweiff oder Strohm gegen Suͤden aus/ welches
gar herrlich anzuſehen war/ und bey einer guten Viertel Stunde
dauerte; Es kriegte dieſes Lufft-Zeichen einer meiner Verwandten
von ungefehr zu Geſichte/ der es uns im Hauſe ſo gleich notificirte/
daß wir nemlich ſolches auch zu ſehen bekamen/ wie lange es aber
zuvor/ ehe er es obſervirt/ ſchon geſtanden/ kan man nicht eigentlich
wiſſen; nach und nach verzoge es ſich wieder gaͤntzlich/ jedoch eher
nicht/ als die Sonne gar unter dem Horizont war. Dieſe Figur

[figure]

war ungefehr alſo: A. der Sonnen Coͤrper.
B. der ſich ausbreitende Schweiff oder Strohm.
Das andere Phænomenon war dasjenige/ wel-Das an-
dere.

ches da durch gantz Teutſchland auf einen Tag
und zu einer Stunde geſehen wurde/ und welches
am wunderbahrſten/ erſchiene ſolches in denen
niedrigſten Theilen der Lufft/ ja offt an manchem
Ort nicht 2. Lachter hoch von der Erden/ weswe-
gen dann allerdings wahrſcheinlich/ was einige
gelehrte Leute hievon raiſonniret haben/ daß nem-
lich eine groſſe Menge ſolcher Individuorum zu-
gleich und auff einmahl ſich in der Lufft muͤſſe erhoben haben/ weil
es ſonſt unmoͤglich waͤre/ daß ein ſolches Phænomenon, welches hier
eine niedrige/ dort eine hoͤhere/ und anderswo eine noch hoͤhere
Diſtanz der Lufft von der Erden eingenommen/ in ſo vielen Laͤn-
dern durch gantz Teutſchland auf einmahl und zugleich haͤtte koͤn-
nen geſehen werden. Es war nehmlich/ wo mir recht/ der 14. Dec.
des 1704ten Jahrs/ da Abends zwiſchen 6. und 7. Uhr uͤber unſere
Fichtelbergiſche Gegend in denen niedrigſten Theilen der Lufft von
Oſten nach Sud-Weſten ein langes Feuer/ ſo wie eine Raqvete zi-
ſchete/ und Feuer von ſich abgeworffen/ theils Orten uͤber denen
Haͤuſern/ theils halben Hauſes hoch/ theils aber gar nahe an der
Erden/ und etwan nur Mannes hoch/ dahin ſchoße. Etliche
R 2Doͤrf-
[132]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Doͤrffer hierum ſchienen in vollem Feuer zu ſtehen/ und daſelbſt hoͤ-
reten die Leute ein Donnern/ als ob etliche Stuͤcke abgeloͤſet wuͤr-
den. Dieſes Lufft-Zeichen nun wurde in verſchiedenen Fuͤrſten-
thuͤmern und Herrſchafften des Francken-Landes/ auch in Beyern/
Pfaltz/ Sachſen/ Brandenburg/ꝛc. in einem Tag und Stunde ge-
ſehen. Es gaben auch die Nuͤrmbergiſche Felßeckeriſche Zeitun-
gen/ daß eben ein dergleichen Meteoron zu Madrit/ in Spanien aber
erſt am Heil. Chriſt-Tag mit Erſtaunen geſehen worden.


Das dritte.

Das dritte außerordentliche Lufft-Zeichen hat ſich von noch
juͤngern Jahren in der Erndte-Zeit Abends zwiſchen 9. und 10. Uh-
ren begeben/ da bey hellem heitern Himmel in dem untern Theil
der Lufft ſich unverſehens gegen Nord-Oſt eine Stern-gleiche Fi-
gur in Geſtalt und Groͤße einer kleinen Kugel oder Tellers præſen-
tirte/ die bald hernach einen ſo hellen Schlangen-weißen Schweiff
als einen Blitz gegen Sud-Weſt ausſchoße/ daß bey 4. Minuten
lang alles davon erleuchtet wurde. Die Figur dieſes feurigen
Lufft-Zeichens war alſo geſtaltet: Es war von einem Blitz/ und
ſo genannten Stern-Geſchoß
ſehr weit unterſchieden; dann
1) verſchwande es nicht ſchleu-
nig/ wie ein Blitz/ ſondern ſtun-
de bey 4. Minuten an der Lufft
ſtille/ und konte gar wohl mit
Muße beobachtet werden; 2)

[figure]


Schiene es nicht als ein Stern-Geſchoß auf die Erden zu fallen/
ſondern disſipirte ſich horizontaliter gar gemaͤchlich nur nach und
Fichtelber-
giſche Lufft
iſt voll
Schwefel-
haffter Sal-
peteriſchen
Daͤmpffe/
nach. Dieſes alles giebt nun genugſam zu erkennen/ daß die Fich-
telbergiſche Lufft
voll Schwefelhaffter/ und Salpeteriſcher
Daͤmpffe ſey/ und mithin Schwefel und Saltz oder Salniter in
ſich hege.


Ob aber beſagte Lufft dieſer Gegend auch Mercurialiſche Me-
talliſche Gold- und Silberhaffte Anfaͤnge in ſich verborgen halte/
daran moͤchte noch mancher zweifeln/ zumahlen ein ſolcher/ wel-
cher meynet/ die Metallen wuͤrden heute zu Tage nicht generirt, pro-
ducirt
und multiplieirt, ſondern waͤren allzumahl ſchon bey der er-
ſten
[133]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſten Erſchaffung der ſichtbaren Welt zum Vorrath auf das gan-
tze Welt-Alter geſchaffen worden. Aus dieſem nun zu kommen/
und zu beweiſen/ daß auchMercurius,Gold/ und Silber inauch voll
Mercuriali-
ſcher Gold-
und Silbe-
riſcher Thei-
le; ſolches
wird durch
eine wun-
deꝛbahꝛe Be-
gebenheit
bekraͤfftiget.

der Fichtelbergiſchen Lufft anzutreffen/ ſoll uns nachfolgende
zwar ſehr wunderbahre/ aber in aller Warheit auf ſeine Art gantz
gewiſſe und unfehlbare Begebenheit richtige Unterweiſung geben.
Wir haben oben bereits erwehnet/ daß Ziegeuner/ Welſche/ und
allerley frembde Leute ſich auf den Fichtelberg begeben/ theils ſel-
bigen aus Neugierigkeit nur zu beſehen/ theils deſſen Schaͤtze zu
erkundigen/ und ſolche zu ihrem Beſten anzuwenden/ theils aber/
weil ſie ſonſten der Weg dahin traͤget. Solchemnach geſchahe
es/ daß ich vor 14. Jahren ſelben in Geſellſchafft einiger Nuͤrm-
berger und Schleſier das erſtemahl beſtiege/ und durchkroche.
Wir traffen unter Wegs allerley Leute an/ welche wir ſo wenig/
als ſie uns auch kenneten/ gleichwohl aber konte ich muthmaßen/
daß deren etliche auf unſerm Gebiethe nicht zu Hauße gehoͤreten.
Einsmahl aber erſtiege ich mit ziemlicher Muͤhe das oberſte Haupt
dieſes Gebuͤrgs/ zu der Zeit/ da die Sonne mit dem Mond in
dem Zeichen des Widders gienge/ und der Erdboden bereits ſich
aufſchloſſe/ und ſeine Daͤmpffe von ſich zu geben begunte. Als
ich nun daſelbſt angelanget/ traffe ich unferne von mir eine gantz
unbekante Perſon an/ die zuſehends vor meinen Augen/ und zwar
ſo nahe/ daß ich ſie haͤtte ergreiffen moͤgen/ in gewißer Maaße
verſchwandt. Es kam mich Forcht und Schrecken an/ weil ich
ſie gaͤntzlich vor einen Geiſt hielte/ in einem Augenblick aber wa-
re ſie wieder da/ und verſprach mir/ wann ich wuͤrde reinen Mund
halten/ ſolte mir kein Leid wiederfahren/ als ich nun ſolches zu
thun angelobte/ wurde ſie etwas vertraͤulicher/ und fragte mich/
ob ich die Fichtelbergiſche Lufft kennete? Jch ſagte/ ſie waͤre frey-
lich/ wie eine andere Lufft. Der Frembdling replicirte/ ob ich dann
ſowohl dieſe/ als die andern Luͤffte probirt haͤtte/ was ſie in ſich
hielten? ich antwortete/ dieſe Rede verſtuͤnde ich nicht/ was da-
mit gemeynet waͤre. Ey! verſetzte er/ ihr arme Leute/ wann
ihr nicht verſtehet/ was bey euch iſt/ wie wollet ihr dann auslaͤn-
diſche Sachen erkennen? Aber fuhre er fort/ damit ihr ſehet/
R 3daß
[134]Beſchreibung des Fichtelbergs.
daß man die Lufft probiren koͤnne/ was ſie in ſich halte/ ſo wol-
len wir zufoͤrderſt eine feuchte Grube ausgehen/ da er mir dann
bald eine zeigte; als wir uns nun dahin begaben/ und ich gefra-
get wurde/ ob ich kein Glaͤßgen/ oder ſonſten ein Gefaͤß bey mir
haͤtte/ reichte ich ihm mein kleines Balſam-Vitæ Glaͤßgen/ ſo ich
bey mir zu tragen pflegte/ hin/ worauf ich ſolches auf ſein Ge-
heiß in einem Bronnen ſauber ausreinigte/ und es an der Lufft und
helleſcheinenden Sonnen wieder trocknen lieſſe/ biß nicht das Gering-
ſte mehr darinnen geſpuͤret wurde. Darauf ſprach er: nun wohl-
an/ wo gehet die Lufft her? ich antwortete/ von Orient; er ver-
ſetzte/ gebt mir das Glaͤßlein/ als ich ſolches gethan/ richtete er es
gegen die plagam Orientalem, das der Oſt-Wind darein wehen
konte/ worauf es nach Verfließung einiger Zeit voll Waſſer wur-
de. Auf dieſes fragte er/ ob ich nun verſtuͤnde/ was Lufft pro-
bir
en hieſſe/ und ob ich folglich glaubte/ daß in der Fichtelbergi-
ſchen Lufft Waſſer ſey? ich replicirte, dieſes glaubte ich nicht nur/
ſondern ich ſehe es mit Verwunderung. Gut/ ſprach er/ dieſes
iſt nur der Anfang/ ich wil euch wohl mehr zeigen/ allein dieſes
habet in acht/ daß/ ſo bald ich dieſes Glaͤßgen mit ſeinem Cryſtal-
liniſchen hellen und reinen Lufft-Waſſer werde in dieſe feuchte
daͤmpffichte Grube geſetzet haben/ ihr Stockſtille ſeyet/ und
den Mund nicht aufthuet/ biß ich euch die Zeit beſtimme/ dann
die Geiſter koͤnnen der Menſchen-Stimme nicht leiden/ ſondern
fliehen und verliehren ſich. Was/ ſagte ich/ Geiſter? da habe
ich nichts mit zu ſchaffen. O Einfalt! erwiederte der Peregrinan-
te/ foͤrchtet ihr euch vor Geiſtern/ ſo doͤrfft ihr nicht leben/ nicht
Odem hohlen/ weder eſſen/ trincken/ weder hoͤren/ noch ſehen/
weder riechen/ noch ſchmecken/ weder fuͤhlen/ noch gefuͤhlet werden;
Dann der Geiſt iſt das Leben/ und regiert ſowohl euren Leib/
als er ihn fabricirt und bereitet hat; dieſer hat die Lungen und den
hohlen Leib/ wo die Gedaͤrme liegen/ zu Blasbaͤlgen gemachet/
wodurch er die uͤberfluͤßige Lufft von ſich blaͤſet/ und odmet/ und
wieder ſo gleich friſche Lufft ſamt der darinnen verborgenen Spei-
ſe des Lebens in ſich ziehet; dieſer iſt es/ der den Magen reitzet zu
Speiſe und Tranck/ damit derer Geiſter ſich mit ihm vereinigen/
und
[135]Beſchreibung des Fichtelbergs.
und ihre grobe Coͤrper wirfft er durch die natuͤrliche Emunctoria von
ſich; Er iſt es/ der anderer Geiſter Stimmen in/ mit und durch die Lei-
ber hoͤret/ auch ihnen wieder auf ſolche Art antwortet; Er iſt es/
der durch eure Augen andere Dinge ſiehet; Er iſt es/ der anderer Coͤr-
per ihre Geiſter durch die Naaßen riechet/ und durch den Mund
ſchmecket/ ja der da fuͤhlet und gefuͤhlet wird/ in Summa/ der da
gedencket und verſtehet. Der Geiſt iſt es/ der da lebet/ der da
geſund iſt/ der da kranck/ und dem durch gute Artzeney in ſeinem
Leib geholffen wird. Dabey muͤſſet ihr wiſſen/ daß zwiſchen zwey
Sonnen-Staͤubgen/ die nur mit einem Punct aneinander ruͤhren/
nichts dann lauter Geiſter ſeynd; ja was ſoll ich ſagen/ die groͤb-
ſten Eoͤrper ſeynd nichts als zuſammen gepreſte oder geraffte und
coagulirte Geiſter/ welche zu ihrer Zeit alle wieder koͤnnen ſich aus-
breiten/ und verduͤnnen: Mit einem Wort/ es iſt alles voll Gei-
ſter/ der Geiſt durchdringet und erfuͤllet alles. Darumb/ ſprach
er weiter/ bitte ich euch/ ſchweiget und bleibet ſtille/ damit ihr die
aus ihrer Natur aufſteigende Pygmæos oder Erd-Geiſter nicht
verſchichtert/ welche werden bereitet ſeyn/ dieſes edle Lufft-Waſ-
fer zu kochen. Jch replicirte, wann es die Bewandnuͤß hat/ und
die obbeſagte Geiſter keine Teuffel ſeyn/ ſo will ich ſchon gehorchen/
und dabey verziehen. Mit euern Poßen/ verſetzte er/ wer hat nun
von Teuffeln geſagt/ iſt dann ein jeder Geiſt ein Teuffel? oder habt
ihr den Teuffel geſehen/ wie ſiehet er aus? gewiß/ es kan ein jeder ge-
ſchaffener Geiſt/ wann er ſich zum Guten/ ein heiliger Engel/ und
wann er ſich zum Boͤſen lencket/ ein abtruͤnniger Teuffel ſeyn: was
aber Gut und Boͤſe ſey/ wollen wir zur andern Zeit ausmachen/
wann wir erſt Wahres und Falſches erkennet haben/ darum ge-
buͤhret uns jetzo zu unſerm Vorhaben weiter nichts als Schweigen/
wollet ihr nun dieſes thun? Jch verſetzte/ Ja/ ich ſchweige! Dar-
auf ſagte er/ ſo bleibet dann fein ſtille nebſt mir bey der Grube ſitzen.
So gleich legte er das Glaͤßgen mit dem Lufft-Waſſer in die feuch-
te daͤmpffichte Grube/ wir aber redeten nicht ein Wort mehr/ da
kamen die auffſteigende Erd-Geiſter in Geſtalt eines dinnen ſub-
tilen Dampffes umb das Glas herum/ und bedecketen es uͤber
und uͤber/ daß wir nichts mehr davon ſehen konten. End-
lich
[136]Beſchreibung des Fichtelbergs.
lich finge der Frembdling an zu huſten/ da verſchwand der Ne-
bel/ der Frembdling aber nahm das Glaͤßlein und zeigte mir es/ da
ſahe das Waſſer wie ein Milch-Schotten aus/ und ſetzte ſich ei-
ne ſehr zarte ſubtile ſchloßweiſſe Erde zu Grund. Als er aber bey
einer gar gelinden Waͤrme die Feuchtigkeit eintrocknen lieſſe/ ver-
kehrte ſich dieſe weiſſe Erde in ein ſchoͤn goldgelbes Saltz/ worinnen
ſich nach und nach ein lauffender Mercurius, und aus ſolchem Sil-
ber und Gold von dem ſchoͤnſten Glantz/ obwohl in gar geringer
Qvantitaͤt/ jedoch in etlichen Koͤrnern/ wie auch gewiſſe Edelgeſtei-
ne generirten. Als ich dieſes alles ſahe/ wuſte ich nicht/ ob ich mei-
nen eigenen Augen glauben ſolte/ dann ich konte mich nicht begreif-
fen/ daß aus Lufft ſolte koͤnnen Waſſer/ aus Waſſer Erden und
Saltz/ hieraus aber Mercurius, Silber/ und Gold werden; Was?
ſprach ich bey mir ſelbſt/ ſollen in der Lufft Metallen wachſen koͤnnen?
Der Landfahrer ſolches vermerckend/ laͤchelte/ und ſagte/ muͤſſet ihr
nun nicht geſtehen/ daß dieſes eine Lufft-Probe ſey/ und habt ihr
wohl jemahlen die Lufft alſo probiren ſehen? ich weiß/ daß ob ihr
mich gleich vor einen allgemeinen Landfahrer oder Ziegeuner wegen
meiner unachtbaren Geſtalt haltet/ gleichwohl wuͤnſchen werdet/ daß
Aſan Aphjah Haſum von Engaddi in Orient (dann daher ware/ und
ſo hieße er) beſtaͤndig bey euch bliebe. Nun koͤnnet ihr eure Fichtel-
bergiſche Lufft beſſer als vorhin; doch wiſſet/ daß dieſe eure Lufft es
nicht alleine ſey/ woraus dieſes zu bringen; Dann das Rieſen-
Schleſiſch- und Boͤhmiſche/ wie auch das Carpatiſche/ ja zum theu-
erſten das Alpen- und Pyræneiſche Gebuͤrge ſambt andern derglei-
chen haben ebenfalls eine ſolche Lufft/ woraus Metallen koͤnnen
gebracht werden. Mitten in dieſem Diſcours hoͤreten wir ein Ge-
raͤuſch/ das machten die Holtzhauer/ weßwegen der Landſtreicher
ſich unſichtbar machete/ und vor meinen Augen verſchwande/ die
Bauern aber wieſen mich wieder auf den Weg/ und ich kame zu
meiner Compagnie, von der ich mich in ſolchen ſchrecklichen Wuͤ-
ſteneyen verirret hatte; ſagte aber keinem etwas von dieſer Geſchich-
Marci Frie-
derichs Ro-
ſencreutzers
Relation.
te/ weil ich es angelobet hatte/ biß auf einen von Aſan Aphjah Ha-
ſum
mir geſetzten Termin zu ſchweigen. Jch ſtehe in Zweiffel/ ob
nicht eine dergleichen Begebenheit ſich mit MarcoFriedrich Ro-
ſencreu-
[137]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſencreutzer zugetragen; zum wenigſten giebt er in ſeiner Aſtronomiæ
Inferiori p. 165.
biß 170. (allwo er unter andern auch vom Fichtel-
berg ſchreibet/) eine ſolche Anleitung/ die der obigen Lufft-Probe
gantz conform iſt. Weil nun das/ was mir begegnet/ durch dieſes
Mannes ſeine Lehre deſto glaublicher gemachet wird/ als will ich
ſeine Worte mit hieher ſetzen. Wann du/ ſpricht er/ mit Huͤlffe
der himmliſchen Minerva und irdiſchen Vulcano dieſe deine Arbeit
recht beſtellen und zu Wercke richten wilſt/ ſo ermahne ich dich/ da-
mit du wohl Achtung drauf gebeſt/ daß gleich bey ſolcher Zeit der
Standt des geſtirnten Himmels und Lauff der Planeten beſchaf-
fen ſeyn ſolle/ wann im Meridiano im Oſten herfuͤr ſteiget der Grad
des ☊ cum Lucida Hydræ \& corde ♌, und faſt eben ſo viel Grad
des ♈ cum Capite Meduſæ im hohen Mittag ſchweben: die ☉ im
7benden Hauſe ſambt dem ☿ will untergehen/ der volle ☽ aber
nahe bey dem ☋ ſich befinden laße/ dann der Drachenſchwantz iſt
der Natur ♄ und ♂is, alsdann iſt ſeine Wuͤrckung viel kraͤfftiger
und ſtaͤrcker/ als zur andern Zeit. Dann ſolten boͤſe und ungluͤck-
liche Aſpecten und wiederwaͤrtige Conſtellationes oder Gegenſchein
am Himmel ſtehen/ ſo wuͤrdeſtu die nackende Venus vergeblich
kuͤßen/ obwohl der guͤtige und holdſelige ♃ ſeinen Scepter darrei-
chen/ und mit ſeiner Gegenwart dir auch gerne Beyſtand leiſten
moͤchte. Wann dann hierauf dieſe gluͤckſelige Tages-Zeit anbrechen/
die ſchoͤne Tithonia ſich herfuͤr thun/ und der gelblichte Eous auch ſein
augenſcheinliches und helles Licht ausgieſſen will/ ſo ſtehe auf vom
Schlaff im Nahmen der H. Dreyeinigkeit/ und ſtelle deine Fuͤße hin-
aus unter den freyen Himmel/ gleich in den Mittel-Punct der Er-
den/ ſo gegen Mittag gelegen; wende dein Angeſicht zum Auf-
gang nach der geſchwinden und ſchnellen Reiſe Phaethontis, ſo wirſtu
vermercken und gewahr werden/ daß umb dieſen Ort ſie die Lufft
zwar mit einem lieblichen Thau durchſprengen/ bald darauf aber
ſich ſtarck aͤndern/ ein ſchnell Brauſen und Sauſen ſich erheben
werde/ als eines gewaltigen Windes/ der Aqvilo oder Nord-Wind
gegen den Sud-Wind durchzublaſen ſich unterſtehen. Dann
wird aus denen Poris oder Lufft-Roͤhren der Erden aufſteigen ein
Schwaden/ Nebel oder Rauch/ der wird endlich dicke/ ſchwerer/
Sreſol-
[138]Beſchreibung des Fichtelbergs.
reſolvirt und ſchleußt ſich auf in ein Corpus, und wird zu einem kla-
ren und reinen durchſcheinenden Waſſer einem faſt Regen-Waſſer
gleich/ faͤllet dann tropffen-weiß wieder herunter gegen ſeinem Cen-
tro
als durch eine Syderiſche Deſtillation der groſſen Welt.


Dieſen Vaporem oder fluͤßige Lufft nun fange auf mit groſſer
Beſcheidenheit/ ehe er die Erden beruͤhrt/ und ſammle ihn in ein
dazu gerechtes Gefaͤß/ auffs allerbeſte du ihm thun kanſt/ dann du
wirſt ſein beduͤrffen.


F. Baſilii
Ausſpruch.

Allhier (faͤhret er fort) kommet es in die uͤberaus ſchoͤne Gleich-
nuͤß-Rede des Fr. Baſilii, der da ſpricht: Wann die Sonne ihre
Strahlen von ſich giebet und ausbreitet unter den Wolcken/ ſpricht
der gemeine Mann/ die Sonne zeucht Waſſer/ und es wird re-
gnen: und ſo das oͤffters geſchiehet/ giebt es ein fruchtbares Jahr.
Item, wiße/ wann die Feuchtigkeit der Erden auffſteiget und der Ne-
bel aufgezogen wird/ giebt es ſich in die Hoͤhe zuſammen/ und faͤl-
let durch ſeine Schwere wieder nieder/ dadurch dem Erdreich ſeine
verlohrne Feuchtigkeit wieder gegeben wird/ das erqvicket dann
die Erden/ und giebt ihr Nahrung und Fuͤgung/ daß Laub und
Graß aus ihr wachſen koͤnnen. Jetzt darffſtu Juͤnger der Kunſt
nicht fragen/ wo/ umb welche Zeit/ an welchem Ort/ auch auf was
eigentliche Weiſe du dieſe Philoſophiſche Manna ſammlen/ das
fruchtbare himmliſche Syderiſche Regen-Waſſer zu ſchoͤpffen/
Macht uͤberkommen habeſt/ deme fuͤrwahr ſonſten kein Waſſer
gleich iſt in der gantzen Welt: wornach du zwar weder in
Egypten zum Fluß Nilo ziehen/ noch in Jndien zu denen reichen
Gold-Bergen ſchiffen/ vielweniger in die Tartariſche Grentzen
nach der beruͤhmbten Stadt Caſan verreiſen darffſt: gar nicht/
GOtt hat das edle Teutſchland mit ſo vielen herrlichen Fluͤßen/
koͤſtlichen Bergwercken und fruchtbaren Erdreich alſo begnadet/
daß auch an Gold und Silber/ Mineralien und andern Steinen/
kein Mangel erſcheinen thut.


Ungarn
voll guter
Mineralien.

Hats nicht in Ungarn die herrlichſten Bergwercke? Es iſt
fuͤrwahr ein Land mit Uberfluͤßigkeit aller Dinge begabet/ darin-
nen man Gold und Silber/ Edelgeſteine/ Farbenꝛc. graͤbet: Item
Saltz/ Alaun/ den beſten Victriol, der in der Artzney auch hoch
geruͤh-
[139]Beſchreibung des Fichtelbergs.
geruͤhmet wird/ und viel vermag/ und vor allen andern den Vor-
zug hat.

desgleichen
Boͤhmen/
Joachims-
Thal/ Meiſ-
ſenꝛc.

Was mangelt hieran dem Koͤnigreich Boͤhmen/ dem Joa-
chimsthal/ im Lande zu Meißen/ St. Annaͤ- und Mariaͤberg/
Freybergꝛc. Jch will nicht weit gehen/ faͤhret der Autor fort/ im
Voigtland ſtehet nicht der Fichtelberg faſt auf lauterm Gold und
Silber/ und allerley koſtbaren Steinen? Bey Gold-Cronach/ Ne-Jn der Naͤ-
he der Fich-
telberg/

lau und andern Orten herum/ giebt es nicht der wunderbahren mi-
nerali
ſchen Fluͤße/ daraus der Salpeter/ Alaun/ und Victriol geſot-
ten und gegraben wird in ſeiner gantzen natuͤrlichen Subſtanz? wer-
den nicht allda gefunden mancherley Hand- und Schieferſteine/ mit
wunderbarlichen Farben und Characteren gezeichnet? Jn den un-
tern Baͤchen hat man offt die ſchoͤnſten/ gleich denen Orientali-
ſchen/ Perlen ausgewaſchen und aufgeleſen.


Es iſt bekant der Melmeuſel gegen Biſchoffgruͤn zu/ auch
Warmen Stein; item das Doͤrfflein/ der Brandt genannt/ da
findet man in denſelben beyflieſſenden Bronnen und Baͤchen ſehr
viel groſſe und kleine ſchwartze Koͤrnlein/ die laſſen ſich pfletſchen/
darinnen findet man Gold/ Silber/ und Edelgeſtein. Und moͤchtewelcher ei-
nes der
fuͤꝛnehmſten
Oeꝛteꝛ/ Waͤl-
der/ und Ge-
buͤrge in
gantz
Teutſch-
land.

dieſer Fichtelberg wohl unter die fuͤrnehmſten Oerter/ Waͤlder/
und Gebuͤrge in gantz Teutſchland gerechnet und gezehlet werden/
welchen GOtt und die Natur ſelbſt erbauet/ aufgefuͤhret/ und alſo
wunderbarlichen gezieret und begabot hat/ aber dieſes gehoͤret
an einen andern Ort. Biß hieher belobter Autor. Aus welchen
Worten dann zu ſchluͤßen/ das oben bemeldter Roſencreutzer
nichts anders andeuten wollen/ als was der Orientaliſche Peregri-
nant
mir gewieſen und angedeutet hat/ wie nehmlich Metallen aus der
Lufft zu bringen/ und darinnen Wurtzeln ſchlagen.


Es kan auch wohl ſeyn/ daß der beruͤhmte Lullius, (vonLullii Aus-
ſpruch von
der Erden
aus der
Lufft.

deme Ars Lulliana herkommet/ und in denen Schulen bißweilen
noch bekant iſt/) hierauf ſein Abſehen hat/ wann er ſpricht: Neceſſe eſt
tibi, terram habere ſubtilem, \& non illam, qvam cum pedibus calcas, ſed il-
lam, quæ volat ſupra caput tuum, hanc accipe, amplectere, \& caram tene.


Allein nunmehro will ich dieſe Materie von denen Lufft-Theophraſti
Paracelſi

Ausſpruch

Metallen mit einigen wenigen Worten des Theophraſti Pa-
S 2racelſi
[140]Beſchreibung des Fichtelbergs.
von denen
Lufft Metal-
len.
racelſi beſchlieſſen. Die Metallen/ ſpricht er/ ſo von oben
herab kommen/ nehmen ihren Urſprung aus denen 7. Planeten;
dieſer 7. Planeten ſeynd viel: als/ viele ſeynd/ die Soles ſeynd/
viel Lunæ, viel Martes, viel Mercurii, viel Joves, viel Saturni,ꝛc.
und heißen 7. darumb ſie 7nerley Metallen machen/ wird eine
Arth zuſammen vor einen Planeten genommen. Und ſeynd nicht
die/ ſo die Aſtronomi alſo nennen/ ſondern irrig/ practiciren nach
denſelben/ alſo/ daß ſie die denen Metallen zulegen/ und reimen ſich
gantz nicht zuſammen/ wie ſie das fuͤrgeben.ꝛc. ---- Allein die
feuriche Metallen haben an ihnen nicht die waͤßeriche Fixation,
und die waͤßerichten haben der firmamentiſchen ihre Fixax nicht. ---
Auf das zu mercken iſt/ das die obern Metallen weit uͤber die un-
tern ſind in der Guͤte/ Reinigkeit/ und Arth mehr NB. als die un-
tern/ und in allen Dingen mehr lobens werth.ꝛc. Theophraſt.
Paracelſ. in Tractatu de Metallis e ſuperis \&c.
Biß hieher habe
ich nun nicht allein aus anderer bewehrter Leute Erzehlung/ ſon-
dern auch aus eigener Erfahrung als ein augenſcheinlicher Zeuge
zur Genuͤge dargethan/ daß die edelſte Metallen nicht nur in denen
Waſſern und Erdreich ſo wohl des Fichtelbergs/ als andern Or-
ten/ ſondern ſo gar auch ja NB. am allerreinſten und beſten in der
Lufft/ und in ſpecie auch umb das Fichtengebuͤrge/ durch eine himm-
liſche Influenz gezeuget und noch heute zu Tage herfuͤr gebracht
Herbſtliche
Witterung
umb den
Fichtelberg.
werden. Mit wenigem habe ich dieſes noch von der Herbſtlichen
Witterung umb den Fichtelberg gedencken wollen/ daß gemeini-
glich in dem Monath Novembr. die gantze Reyhe des Gebuͤrgs oͤff-
ters dergeſtalt in der Lufft verlohren wird/ daß es nicht anders an-
zuſehen/ als ob die Horizontaliſche Gegend des Gebuͤrgs ein lau-
teres Tahl ohne Berge waͤre/ und das ſo genannte Firmament in
Winde.einer Runde die Flaͤche der Erden umbgebe. Sonſten giebt es
auch dann und wann Sommers und Winters ſtarcke Winde hie-
rumb/ welche aber am meiſten ordentlich im Martio und April, wie
auch im October und November ſich einfinden/ und gemeiniglich
von Weſten und Suͤd-Weſten in bemeldten Monathen zu wehen
pflegen: Wiewohl es auch ſonſten an Nord- und Oſt-Winden
Die Situati-
op, Latitudo,
keinen Mangel hat. Die Situation und Lagerſtelle dieſes Gebuͤrges
iſt
[141]Beſchreibung des Fichtelbergs.
iſt auf 50. Grad und 7. Minuten der Norder Breite/ welchesund Elevatio
Poli.
Der
laͤngſte und
kuͤrtzſte Tag
umb den
Fichtelberg.

denn auch die Elevatio Poli iſt; weswegen dann auch leichtlich zu er-
achten/ daß/ wann die Sonne in des Zeichen des Krebßes tritt/
umb den Fichtelberg der laͤngſte Tag 16. Stunden/ 4. Minuten/
die Nacht aber nur 7. Stunden/ 56. Minuten lang iſt/ hinge-
gen wann die Sonne in das Zeichen des Steinbocks tritt/ iſt der
Tag daherumb am kuͤrtzſten und nur 7. Stunden/ 56. Minuten/
hingegen die Nacht am laͤngſten/ nehmlich 16. Stunden/ 4. Mi-
nuten lang.ꝛc.


Von andern Merckwuͤrdigkeiten auf/ an/ und
umb den Fichtelberg.


Sonſten iſt noch ein und anders umb den Fichtelberg zu be-
mercken wuͤrdig und werth/ worunter am erſten dasjenige mir in
die Gedancken kommet/ was ich von Weiſſenſtadt/ als der nech-
ſten Stadt am Fichtelberg/ durch Vorſchub Herrn Johann Kieß-
lings/
Burgermeiſters daſelbſt/ von Herrn Chriſtian Erdtmann
Poͤhlmann/
gleichfalls Burgermeiſtern allda/ aus ſeiner Beſchrei-
bung der beſagten Stadt ſchrifftlich erhalten.


Weißſtadt oder Weiſſenſtadt/

Weiſſen-
ſtadt eine
uhralte
Berg Stadt.

Schreibet er/ ſey eine Hoch-Fuͤrſtliche Brandenburgiſch-Culm-
bachiſche uhralte Berg-Stadt/ oberhalb Gebuͤrgs am Eger-Fluß
auf einem erhobenen Ort/ und 1. Meil weg von Gefreß/ 1. MeilJhr Lager.
vom Fichtelberg/ 1. Meil von der Haupt-Stadt Wunſidel/ 1. Mei-
le von Marckleuthen/ 1. Meile von Kirchenlamitz/ und 1. Meile
von Moͤnchberg/ und alſo dieſer Orten/ mit welchen die Stadt
und Gebieth grentzet/ in der mitten gelegen. Sie iſt der erſte
Ort/ und gleichſam der Eingang in die ſo genannte Hoch-Fuͤrſtl.
6. Aembter/ wann man von denen Fraͤnckiſchen Laͤndern herein-
reiſet. Von ihrem Alter/ Aufkunfft und dergleichen finde manJhr Alter
und Auf-
kunfftꝛc.

daſelbſt faſt wenig Nachricht mehr/ weiln die alleraͤlteſten Stadt-
Buͤcher durch offterlittenen Krieg und Brand ſchon vor etlichen
100. Jahren mit verlohren gegangen. Jn einem noch uͤbrig ge-
bliebenen alten Stadt-Buch/ welches A. 1409. ſeinen Anfang hat/
und nach denen Kriegs-Zeiten unter einem Hauffen Schiefer auf
S 3dem
[142]Beſchreibung des Fichtelbergs.
dem Rathhauß-Gewoͤlb wieder gefunden worden/ finden ſich noch
etliche alte Copien/ woraus zu ſchluͤßen/ und an den Tag zu legen/
das ſie von alten Kayſern Privilegia gehabt. Jnsgemein aber wird
dafuͤr gehalten/ daß Weiſſenſtadt ſchon unter Kayſers Conradi III.
Regierung ſolle geſtanden/ und zur ſelbigen Zeit denen Herren
Marggrafen von Vohburg gehoͤret haben/ welche auch die Stadt
Eger und dieſe meiſt herum liegende Lande innen hatten; und als
Herr Marggraf Dippold/ oder Theobaldus von Vohburg/ der
auch zugleich Burggraf zu Nuͤrmberg geweſen/ auf Permisſion des
Kayſers/ das Cloſter Waldſaßen/ Ciſtertienſer Ordens A. 1133. ge-
ſtifftet/ ſolle er Weiſſenſtadt (welche auch nach Hrn.D.Pertſchens
Bericht/
noch vor der Hußitiſchen Zerſtoͤrung/ wegen ihrer ſchoͤnen
Hat ehe-
deſſen auch
Weiß Kirchē
geheiſſen.
weißen Kirchen/ Weiß-Kirchen geheiſſen/ hernach aber/ als ſie
An. 1472. wieder angebauet/ und erweitert/ Weiſſenſtadt genennet
worden/) nebſt noch 3. andern Orten an dieſes dazumahl neue Clo-
Wann ſie
den Namen
Weiſſen-
ſtadt bekom-
men?
ſter uͤbergeben haben. Es ſollen aber hernach die Aebte beſagten
Cloſters viele Verdruͤßlichkeiten von denen Herren von Hirſch-
berg/ welche das Schloß in der Stadt mit vielen Einkuͤnfften zu-
ſambt dem Rudolphſtein beſeßen/ gehabt haben/ dahero An. 1347.
der Abt/ Franciſcus Gruͤbel genannt/ dieſes Staͤdtlein an die beede
Herrn Burggraffen/ Johann dem II. und Albertum den I. Ge-
bruͤdere umb 88000 fl. ſolle verkaufft haben. Wiewohl zwar noch
andere Umbſtaͤnde wollen/ daß ſolcher Kauff von Herrn Burggraf
Friedrich dem 3ten A. 1281. ſolle geſchehen und von Kayſerl. Majeſt.
Rudolph dem Erſten/ zu Nuͤrmberg derſelbe daruͤber belehnet wor-
den ſeyn/ worauff die Stadt von dieſem Preißwuͤrdigen Burg-
grafen mit neuen Privilegien verſehen/ und die Confirmation von
Hoͤchſtermeldtem Kayſer gegeben worden. Deme ſey nun endlich/
wie ihm wolle/ ſo erhellet doch aus einer jeden beſagter Relationen/
daß es eine ſehr alte Stadt ſey.


Von wel-
chen Dingen
Weiſſen-
ſtadt inſon-
derheit be-
ruffen?

Daß umb Weiſſenſtadt die geſundeſte Gegend in gantz Teutſch-
land auch von Kaͤyſer Maximiliano dem Erſten zu ſeyn geachtet
worden/ und dieſer Ort wegen des groſſen Sees/ worinnen die
allerſchmackhaffteſten Karpffen und Pertſchen/ hingegen aber gar
keine Froͤſche gefunden werden/ be[;r];uffen ſey/ davon haben wir
bereits
[143]Beſchreibung des Fichtelbergs.
bereits oben Erwehnung gethan. Der ziemlich hohe und ſehr
ſpitzige Kirchen-Thurm wird vor den hoͤchſten in denen 6. Aemb-
tern gehalten. Sonſten ſolle der Stadt zum Wahrzeichen die-Wahrzei-
chē daſelbſt.

nen/ daß von dem Platz oder Mittel-Punct das Waſſer davon
ab und zu denen 4. Thoren (welche die Stadt nebſt einem Pfoͤrt-
lein hat/) hinauslauffet; it. wie ein langer Stein unter dem
neuen oder Weyher-Thor mit eingepflaſtert/ und gleichſam die 4.
Raͤder der Waͤgen ſolchen wie eine Claͤiß betreffen muͤſſen. Letztens/
daß der Eger-Fluß unterhalb der Stadt ſeinen Lauff ſolcher Ge-
ſtalt fuͤhret/ daß derſelbe gleich hinter einander auf einer Wieſen
dreymahl ſich wendet/ und eine gute Strecke wieder zuruck/ oder
geberg lauffet.


Sonſten hat die Stadt auſſer dem Rathhauß/ Kirchen undWeiſſen-
ſtadt hat
wenig be-
ſonders an
Gebaͤuden.

Schulen wenig beſonders an Gebaͤuden/ indem das vielfaͤltige
Kriegs-Weſen/ Feuer und Brand die Jnwohnere auſſer Standt
geſetzet/ ſich auf zierliche Gebaͤude zu befleißigen; ohne daß ein
Nuͤrmbergiſcher Kauffmann/ Herr Johann Kießling/ als einDurch weſ-
ſen Vorſchub
die Gottes-
Acker-Kirche
daſelbſt er-
weiteꝛt wor-
den?

Weiſſenſtaͤdter Stadt-Kind/ vierhundert Rthl. zur Erweiterung
und Vergroͤſſerung der auſſer der Stadt uͤber dem groſſen Wey-
hers-Thamm gelegenen gar klein-geweſenen Gottes-Acker-Kir-
chen/ Anno 1707. an baarem Gelde hergegeben/ und durch ſeinen
Bruder/ Herrn Johann Kießling den juͤngern/ Burgermeiſtern in
Weiſſenſtadt/ auszahlen/ die Rechnung fuͤhren/ und dem BauWeiſſen-
ſtadt hat
gleiche Pri-
vilegia mit
Wunſidelꝛc.

vorſtehen laſſen. Sonſten hat dieſer Ort gleiche Privilegia mit
Wunſidel/ iſt auch von verſchiedenen nach einander folgenden
Landes-Regenten mit beſondern herrlichen Freyheiten begabet wor-
den/ worunter vornehmlich dieſes am merckwuͤrdigſten/ daß Weiſ-War ehe-
deſſen ein
ſicher Ge-
leits-Ort in
gewiſſen
Faͤllen.

ſenſtadt ehemahlen in gewiſſen Faͤllen ein ſicherer Geleits-Ort vor
ſolche/ die etwas groſſes verſehen/ geweſen/ wozu Herr Johann
der Dritte/ Burggraf zu Nuͤrmberg
den Freyheits-Brieff gnaͤ-
digſtertheilet.


Der Erdboden umb dieſe Stadt iſt ſehr rauch/ ungeſchlacht/Landes Be-
ſchaffenheit
hierumb.

und ſteinicht/ weswegen man ſich ehedeſſen allhier mehr auf
Bergwercke/ als den Feldbau gelegt/ iſt alſo das Staͤdtlein gu-
ten Theils von Bergleuthen/ Fuhrleuthen und Blechzinnern/
auch
[144]Beſchreibung des Fichtelbergs.
auch andern Handels-Leuten bewohnet worden/ welche meiſtens
nacher Leipzig/ Magdeburg/ Naumburg und dergleichen Han-
Wie Weiſ-
ſenſtadt in
Auffnahm
kommen?
dels-Staͤdten ihren Vertrieb gehabt. Wie dann dieſer Ort nicht
weniger als Wunſidel durch die Zinn-Bergwercke ſein Aufkom-
men erlanget. Man findet allenthalben noch Berg-Gruben ſo
wohl umb die Stadt/ als weiter gegen die Dorffſchafften hinaus;
Ein Ort
Seitig.
Woher alſo
genannt?
Eine halbe Stunde von der Stadt iſt ein Ort/ der Seitig genannt/
da die Bergleute vor dieſen in groſſer Anzahl gearbeitet/ auch das
Zinn-Ertz ſo ergiebig geweſen/ daß aus jedem Centner deſſelben
noch 10. Loth des beſten Silbers hat koͤnnen gelaͤutert werden/ und
Reiches
viel Silber-
haltendes
Zinn-Ertz.
ſollen ſelbige Bergleute des Sonntags in Seidenen Hembdern zu
Kirchen gegangen ſeyn/ woher dann dieſer beruffene Berg-Ort
den Nahmen Seitig bekommen. Wie dann auch bey dem Dorff
Schoͤnlind ein ſehr reiches Eiſenwerck geweſen/ ſo 1620. noch voͤl-
lig getrieben worden/ im dreyßig-jaͤhrigen Krieg aber liegen
Auf was Art
ein reiches
Bergwerck
auf einmahl
aufgehoͤꝛet?
geblieben; 1670. aber durch zwey Nuͤrmberger wieder eroͤffnet
und groſſer Nutzen etliche Jahre lang dadurch erhalten wor-
den/ biß der Steiger/ ſo ein beruͤhmbter und ſehr fleißiger Mann
geweſen/ durch Sprengung eines Steines unverſehens umb das
Leben kommen/ worauf nichts mehr anſchlagen wollen/ ſondern
Wunſiedler
ſchmeltzen
ihren Eiſen-
Stein in
Weiſſen-
ſtadt.
alles Gewonnene wieder verlohren gegangen. Anno 1410. und
etliche folgende Jahre haben ſo gar die Wunſidler zu Weiſ-
ſenſtadt ihren Zinn-Stein geſchmeltzet/ wie dann das Schmeltz-
huͤtten-Recht noch allda anzutreffen. Die Prærogativ und das Al-
terthum dieſev Berg-Stadt erhellet unter andern daraus/ daß
Zu Weiſſen-
ſtadt war
das Berg-
Gericht des
Burggraf-
thums ober-
halb Ge-
buͤrgs.
das Berg-Gericht allda zu halten/ von Gnaͤdigſter Herrſchafft iſt
verordnet worden/ da dann alle entſtandene Jrrungen/ ſo in Berg-
Sachen in dieſen Landen oberhalb Gebuͤrgs vorgefallen/ allhier
haben muͤſſen vertragen werden; von welchem dann der Stadt-
Magiſtrat allda in ziemliches Anſehen kommen/ und der Ambts-
Burgermeiſter bey jedem Gerichte mit beygeſeſſen/ ohne deſſen
Ungemeine
Wohlfeile
des Zinns.
Gegenwart die gefaͤllten Spruͤche unguͤltig geachtet worden.
Daß aber dieſe Zinn-Bergwercke ſo gar in Abgang gekommen/
ſoll die Urſache ſeyn/ weilen wegen Menge dieſes Metalls/ ſol-
ches
[145]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ches ſo unwerth iſt geachtet worden/ daß der Centner nur 4. Rthl.
gelten wollen/ wozu zwar auch die Kriege viel geholffen.


Das beruffene Cryſtallen-Bergwerck in der Stadt ſolle ſchonCryſtallen-
Bergwerck
in Weiſſen-
ſtadt/ wann
es entdecket
worden?

zu Herrn Burggrafen Johannſen des Dritten Zeiten/ als er noch
bey ſeines Herrn Vaters Leben dieſe Lande oberhalb Gebuͤrgs zu re-
gieren uͤberkommen/ entdecket ſeyn worden. Es ſolle nehmlich
dieſer Glorwuͤrdige Fuͤrſt einen Ritter an ſeinem Hof zu Plaßen-
burg gehabt haben/ welcher zum Herrn Burggrafen geſprochen:
Es haͤtte dieſer Fuͤrſt auf ſeinen Theil ein Staͤdtlein mit bekom-
men/ das laͤge auf einem Cryſtallenen Grund und Boden/ womit
er zugleich auf ferneres Befragen etliche der ſchoͤnſten Cryſtallen-
Steine hervor gezeiget/ worauf der Herr Burggraf voller Freu-
den anbefohlen/ dergleichen Steinen nachzuſuchen/ ſo auch durch
Eroͤffnung dieſes Bergwercks geſchehen/ weswegen dieſer Herr dem
Staͤdtlein ſo guͤnſtig worden/ daß er ſolchem vor andern immer
groſſe Gnade erzeiget. Der Schacht dieſes Cryſtallen-Berg-
wercks iſt faſt mitten in der Stadt/ in der foͤrdern Haiter-Gaſſen
an eines Buͤrgers Stuben-Fenſter bey 5. Lachter tieff/ und iſt un-
ter der Stadt durchgearbeitet/ und ein Stollen durchaus auf 594.
Schritt lang getrieben/ welcher gleich hinter der Untern- oder An-
ger-Muͤhl ſeinen Ausgang hat. Es iſt aber ſolcher Gang jetziger
Zeit ziemlich eingegangen/ wird auch/ weil der Bergleute Bericht
nach/ der gantze Gang allzuſehr verſchleimet/ nicht viel auszurichten
ſeyn/ ſo ferne der Stollen von unten auf nicht geoͤffnet wird.


Bey Abgang der Bergwercke nun hat inſonderheit wegenJetzund
ſchlechte
Nahrung
in Weiſſen-
ſtadt.

des rauhen Erdbodens dieſer Ort anjetzt ſich gar kuͤmmerlich zu
naͤhren/ und waͤre dieſen guten Leuten nebſt dem edlen Frieden
wohl das vorige Berggluͤck wieder zu goͤnnen. Sonſten hat das
Staͤdtlein viel von Krieg und Brand ausſtehen muͤſſen/ und nurDie Stadt
muß viel
von Krieg
und Brand
ausſtehen.

etwas zu gedencken/ ſo haben A. 1429. oder wie etliche wollen/ 1430.
die Hußiten/ A. 1462. aber die Boͤhmen; nachgehends A. 1492. die
Bayern/ dann A. 1533. die Hungarn/ wiederum 1635. die Croaten/
die Stadt entweder gantz und gar/ oder den meiſten Theil ausge-
brennet/ von andern dergleichen Fatalitaͤten nichts zu gedencken.

Andere
Denckwuͤr-
digkeiten.

A. 1498. hat das Suͤmern Korn 4. fl. golten.


TA. 1508.
[146]Beſchreibung des Fichtelbergs.

A. 1508. iſt eine ſolche wohlfeile Zeit geweſen/ daß 5. Maaß Korn
einen Gulden gegolten/ und noch dazu auf Borg gegeben worden.


NB. Weg
auf den Fich-
telberg ge-
machet.

A. 1575. haben die Weiſſenſtaͤdter auf des gantzen Amts Un-
koſten einen Weg auf den Fichtelberg gemachet/ worauf man zuvor
faſt unmoͤglich hat kommen koͤnnen.


Action ge-
gen die Zie-
gaͤuner.

A. 1642. ſolte auf Hoch-Fuͤrſtl. Befehl alles Ziegaͤuner Ge-
ſinde fortgeſchaffet/ und nichts davon geduldet werden/ als aber deſ-
ſen ungeachtet zu Ausgang des Jahrs ſich dennoch eine ſolche Rot-
te zu Voigtſumbrg eingeniſtet/ und dem damahligen Weiſſenſtaͤd-
ter Stadt-Voigt Herr Joh. Chriſtoph Fiſchern nur gepuchet/
nachgehends gar ſich in die Stadt beym Kirchenlamitzer Thor ein-
dringen wollen/ aber zuruͤcke gewieſen worden/ hat ihnen beſagter
Voigt mit etlichen neu-geworbenen Soldaten nachgeſetzet/ ſolche
eine halbe Stunde von der Stadt auf dem Spenglersrangen at-
trapp
irt/ in die Pfanne gehauen/ und alleſambt maſſacrirt/ auſſer zwey-
en/ welche ſich durch die Flucht ſalvirt. Die todte Coͤrper bey 18. an
der Zahl/ ſeynd etliche Tage hernach auf Schlitten geladen/ und
gegen den Fuß des Loͤſtenbergs geſchleppet/ auch allda verſcharret
worden/ welches man noch heutiges Tags das Ziegaͤuner-Grab
Was dar-
auf erfolget?
nennet/ und an der Scheiben-Wieſen zu ſehen iſt. Allein nach
Verlauff etlicher Wochen fande man einen Brief an dem Kirchen-
Lamitzer-Thor angehefftet/ darinnen viele Bedrohungen und Fluͤ-
che dem Staͤdtlein angemeldet geweſen/ ſo vermuthlich von dieſen
boͤſen Leuten hergeruͤhret/ gleichwohl iſt gewiß hierauf erfolget/ daß
auf 7. Jahr lang die Maͤuſe faſt alle Frucht vom Felde umb dieſe
Stadt hinweg gefreßen/ welches von einigen dieſer Begebenheit
hat wollen zugeſchrieben werden/ wie dann noch etliche in dem Wahn
ſtehen/ daß aller Getraid-Seegen auf 100. Jahr von dieſem Zie-
gaͤuner Geſind waͤre verbannet worden/ nach deren Verfließung
ſie wieder beßern Feld-Seegen hoffen. Sonſten hat auch viel Di-
ſcur
irens gegeben/ daß der Voigt Fiſcher bald ſelbſt darauf geſtor-
ben/ und kaum ein Viertel Jahr nach ſolchem Streich gelebet/ wie
dann auch viele von der Burgerſchafft uͤbel damit zufrieden ge-
weſen.ꝛc.


A. 1674.
[147]Beſchreibung des Fichtelbergs.

A. 1674. hat ein Steiger auf dem Schoͤnlinder Zinn-Berg-Ein Berg-
mann/ ſo zu-
vor den
Berg-Moͤn-
chen geſe-
hen/ kommet
durch
Sprengung
eines Stei-
nes umb.

werck ſein Leben durch Sprengung eines groſſen Steins geendi-
get/ wobey dieſes merckwuͤrdig iſt/ daß dieſer Steiger zu fruͤhe/ als
die Bergleute in die Arbeit gegangen/ zu ihnen geſaget/ es ſolte ſich
anheute ein jeder wohl in acht nehmen/ er haͤtte geſtern Abends den
Berg-Moͤnchen geſehen/ es doͤrffte wol heute etwas geben; da es ihn
dann am ſelbigen Tag durch eine ſonderbahre Fatalitaͤt ſelbſten getrof-
fen. NB. Dieſer Berg-Geiſt ſolle gar oͤffters ſich haben ſehen laſſen/
und nichts ungemeines geweſen ſeyn.


Etwas ſeltſames iſt es/ daß A. 1711. im Februario ein Hirſch/Ein Hirſch
lauffet mit-
ten in Weiſ-
ſenſtadt.

welchen etwan die Woͤlffe aus dem Wald gejagt/ bey hartem Froſt
und Schnee bey dem Hirten-Thor zu fruͤhe umb 8. Uhr herein in
Weiſſenſtadt gelauffen/ iſt auf dem Kirchhoff hin und uͤber die Kirch-
Mauer tieff hinunter geſetzt/ hernach zum Neuen Thor hinaus und uͤ-
ber die hohe Weyher-Bruͤcke hinunter auf das Eiß geſprungen/
und ſich alſo davon gemachet: man hat uͤber ſolchen hohen Sturtz
nichts ſpuͤren koͤnnen/ als daß etliche Tropffen Schweiß auf dem
Eiß gelegen. Weiln Weiſſenſtadt unſtreitig die allernaͤchſteWeiſſen-
ſtadt iſt die
aller naͤchſte
Stadt am
Fichtelberg.

Stadt unter allen am Fichtelberg iſt/ als habe ich mich in deren
Beſchreibung etwas lange aufgehalten; wobey ich nicht umbhin
kan/ dasjenige noch zum Beweiß des Alterthums dieſer Stadt bey-
zufuͤgen/ was mir von einer vornehmen Hand aus alten Documen-
ten dießfalls iſt communicirt worden; daß nemlich A. C. 984. zu
Weiſſenſtadt das wichtigſte Reichs-Geſchaͤfft/ wer unter den zweyen
damahligen Competitoribus (welche OttoIII. und Heinrich Herzo-
ge in Bayern waren/) Kayſer ſeyn und bleiben ſolle/ aus gemachet
worden. Das Lager wird vermuthlich damahls auf der Koͤnigs-
Heide geweſen ſeyn. Nun fahre ich fort/ die andere Denckwuͤrdig-
keiten an etlichen uͤbrigen Orten dieſer Gegend gar zu erzehlen.


Jn Herrn Johann Wolffgang RentſchensAntiquitaͤten
des Burggrafthums oberhalb Gebuͤrgs
habe ich gefunden/ daß/
als zu Roͤßlau (einer Stunde von Weiſſenſtadt/) das Hoch-Adel.
Waldenfelſiſche Begraͤbnuͤß ſey gebauet worden/ habe man in
der Kirche tieff in der Erden liegend gefunden etliche MenſchenRieſen-Ge-
beine zu
Roͤßlau.

Roͤhren und Knochen von groſſer Laͤnge/ die heute zu Tage an kei-
T 2nem
[148]Beſchreibung des Fichtelbergs.
nem Menſchen zu finden/ wurde demnach von maͤnnigl. geſchloſ-
ſen/ es muͤſte ein Rieſe da ſeyn begraben worden. Jch will hier noch
einige Sachen anbringen/ welche ich aus obbemeldter Renthſchi-
ſcher Beſchreibung
gezogen.


Marckleu-
ten was all-
da vor
Merckwuͤr-
digkeiten?

Etwan eine halbe Viertel Stunde von Marckleuten/ unfern
der Pfarr-Guͤther/ ſey eine Capelle geſtanden/ welche St. Wolff-
gang
gewidmet geweſen/ gleich hinter dem Huͤgel/ worauf gedach-
te Capelle geſtanden/ ſey ein kleines Bruͤnnlein/ zu welchem unter-
weilen etliche in der Pfaltz wohnende Paͤbſtiſche Leute ſich befaͤn-
den/ und daraus Waſſer ſchoͤpffeten/ und mit hinweg truͤgen/ zu was
Ende aber/ ſey unbewuſt.


Selb/ Thier-
ſtein.

Faſt eine Stunde von Selb/ Mittagwerts gegen Thier-
ſtein/
nicht weit vom Eger-Fluß/ iſt nahe an der Straſſen ein ziem-
lich groſſer Stein zu ſehen/ der alſo zubereitet/ daß ein Mann
Wunderba-
rer Stein
daſelbſt.
ſich gantz beqvemlich darein ſetzen/ lehnen oder faſt legen koͤnne.
Dann es alles vor die aͤußerlichen Glieder des Geſeßes/ der
Schenckel/ Fuͤſſe/ Lenden/ Arme/ Haͤnde und Haupt ſo propor-
tionir
lich ausgehoͤlet/ als wann es ein klumpen Wax waͤre/ darein
ein Mann ſolche Figur und Poſitur von ſeinem Leib eingedrucket
haͤtte. Der gemeine Mann nenne ihn noch den Herr Gotts-
Stein/ weil der HErr CHriſtus darauf geruhet/ und durch
ſein Niederlehnen oder Niederlegen die Menſur und Groͤſſe ſei-
nes heiligen Leibes in den Stein eingedrucket haben ſolle. Sed
fabula anilis.


Thieꝛſteiner
Schloß-
Thurm.

Sonſten iſt Thierſtein wegen des gewaltigen duͤcken und
hohen Schloß-Thurms/ ſo ziemlich weit kan geſehen werden/
bekant.


Albernhoff.

Bey dem Dorff Albernhoff/ ſo nach Muggendorff im
Ambt Streitberg gepfarret/ iſt ein etlich 1000. Schritt weit um-
Heydenſtadt
daſelbſt.
fangener Platz/ welcher von der gantzen Nachbarſchafft die Hey-
denſtadt
(oder ſonſten die Hundsbruͤck/) noch dieſe Stund ge-
Was hier-
innen denck-
wuͤrdig iſt?
nennet wird/ zu finden/ allwo unterſchiedliche Rudera zu ſehen/ und
finden die Leute noch immer Heydniſch Geld/ Kupffer/ und das
beſte Silber an ſelbigem Ort/ iſt auch bey der Nacht umb der Polder-
Geiſter und wuͤtenden Herrens willen ſehr unſicher vorbey zu
reiſen.


Jn
[149]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Jn Muggendorff/ und zwar in des verſtorbenen Ambts-Muggen-
dorff. Heyd-
niſche Ca-
pelle da-
ſelbſt.

Vogts Johann Joachim Biſchoffs Hoff-Garten/ ſolle die Heyd-
niſche Cappelle geſtanden ſeyn/ wie noch einige Anzeigungen davon
vorhanden/ maſſen ſo wohl Todten-Beine/ als Geld mit der Heyd-
niſchen Koͤnige Effigie, dergleichen Herr Pfarrer Johann Meyer
allda ſelbſt geſehen/ je zu Zeiten ausgegraben und gefunden wor-
den. Sonſten ſey gewiß/ daß Apollo, oder Eppelein von Geili-Eppelein
von Geili-
gen reſidirt
zu Dramey-
ſel.

gen bald Anfangs des XIV. Seculi unter andern ſeine Reſidentien
auch zu Drameyſel/ ſo nach Muggendorff gepfarret/ einen Sitz
gehabt/ (wie noch die Rudera zu ſehen/ und die Bauern oben mit
Holtz zu Aufſchuͤttung ihres Getreydes uͤberbauet/) und von da-
raus oͤffters gen Muggendorff nach S. Lorentz geritten/ und zwar
uͤber einen hohen Felßen und Riß/ der mit groſſer Muͤhe an
Haͤnden und Fuͤßen ſonſt geklettert werden muß/ und ferner uͤber
den Fluß Wieſend ohne Anruͤhrung des Waſſers uͤbergeſprenget/ ja
bißweilen das Waſſer betreten. Man ſage noch heutigs Tags
von ihm in alten Reimen/ ſo faſt die Kinder auf der Gaſſen wiſ-
ſen/ und lautet alſo:


Eppela Geila von Dramauß/ reit allzeit zum vierzeht aus;

Item:

Da reit der Nuͤrmberger Feind aus/ Eppela Geila von

Dremaus.

Biß hieher des Herrn Pfarrers Johann Meyers Bericht
vom 2. Jun. 1684. an Herrn Hof-Prediger Rentſchen. Wobey
zu mercken/ das dieſer Eppele von Gaila ein Fraͤnckiſcher Edel-
mann (deſſen Stamm-Hauß Gailing 1. Meile von Rottenburg
an der Tauber ein feſtes Schloß war/) und ein großer Magus ge-
weſen/ deſſen Waffen (womit er die Nuͤrmber ger ſtets allarmirt,)Wer er ge-
weſen?

noch auf der Burggraͤflichen Veſtung in Nuͤrmberg gezeiget
werden/ und an der Schloß-Mauer ſiehet man die Merckzeichen
von dem Fuß ſeines Pferdes/ als er von daraus uͤber den ſehr
weiten Stadt-Graben geſprenget ſeyn ſoll. Wie ſolches auch
EdwardBrovvnin ſeinen ſonderbahren Reiſen/p. m. 67. ge-
dencket: NB. nicht weit von Muggendorff iſt Gailenreuth/ welcher
Ort von ihm den Nahmen bekommen/ endlich iſt er zu Neu-
T 3marck
[150]Beſchreibung des Fichtelbergs.
marck mit andern ſeinen Helffern/ weil er denen Nuͤrmbergern
viel Leides angethan/ gerichtet worden. Er hat vermuthlich ehe
ante als poſt electionem Rudolphi. 1. Imper. ſein Weſen gehabt.
Fernerer
Bericht we-
gen der Hey-
denſtadt.
Allein wieder auf die Heydenſtadt zu kommen/ ſo ſchreibet oben
ermeldter Herr Pfarrer Meyer an Herrn Rentſchen ſerner fol-
gendes: daß die Heydenſtadt eine Heydniſche Stadt/ ob zwar
etwan ohne Mauren geweſen ſeyn muͤſſe/ die ohne Zweiffel tem-
pore Henrici I.
der von Bamberg aus die Reichs-Marggraffen
auf dieſe Fraͤnckiſche Gebuͤrge conſtituirt, vermittelſt ſolcher
ſambt dem Abgoͤttiſchen Heydemhum in Grund geſchleifft wor-
den/ davon ſeynd verſchiedene Conjecturen vorhanden.


1.) Die uhralten muͤndliche Traditiones von denen Proavis
\&c.
herruͤhrend/ die der Poſteritaͤt ein langes und breites von ſol-
cher Heydenſtadt erzehlet.


2.) Die luſtige Refier/ artige Situation, und ſchoͤne Proſpect
des Orts/ daß ich kaum glaube/ daß dergleichen auf dieſem Ober-
Gebuͤrg mehr anzutreffen ſey. Sie lieget eine gute halbe Stun-
de von Muggendorff nahe an dem eingepfarrten Dorff Albernhoff
in einer ziemlich weit ausgeſtreckten Refier/ die zu beyden Theilen
zur lincken und rechten Hand ziemlich abhaͤngig/ und in die Thaͤ-
ler ſich neiget/ unten am Fuß aber gar biß an den Wießgrund und
den Fluß Aufſees ſich erſtreckt/ und kan man zu allen Theilen
auf und nieder fahren/ reiten und ſpatziren/ hat anbey eine ſchoͤ-
ne Circumference, daß eine Armee von 100000. Mann daſelbſt
campiren/ und von deren Haupt allerdings und zwar auf der er-
hoͤheten Ebene auf einmahl in Augenſchein koͤnte genommen wer-
den/ iſt aber jetzt mehrentheils mit etlichen Wacholder-Buͤſchlein
angeflogen.


3.) Seynd auf der Ebene uͤber 200. Manns- und halben-
Mannes-tieff mit Graß uͤberwachſene Gruben/ wie ein Biſchoffs-
Hut formirt, zu ſehen/ da in jede ſich ungefehr 8. 10. biß 12. Mann
hinlegen koͤnten/ allwo der Muthmaſſung nach Heydniſche Huͤtten
und Wohnungen muͤſſen geſtanden ſeyn/ zumahlen da bey jeder
Gruben auf dem Rand ein hauffen Stein angeſchuͤttet/ und die
nachgehends entweder von den bekehrten Heyden oder angrentzen-
den
[151]Beſchreibung des Fichtelbergs.
den Chriſten aus Hoffnung Geld und Geldes-werth zu finden/
auf ſolche Manier durchgraben und durchſuchet worden/ maſſen
noch in dieſem Seculo Hirten und dergleichen Volck daſelbſt mit
ihren Hauen eingeſchlagen.


4.) Oben in der Hoͤhe bey dem Eingang wurde mir beyWo des
Heydniſchē
Regenten
Sitz vermu-
thet wird?

meiner geſtrigen Anweſenheit ein mit Korn beſtellter Acker in
24. Schritt in die Breite und biß 100. und daruͤber in die Laͤnge ge-
zeiget/ welcher zu beeden Seiten mit einer ausgegrabenen Claff-
ter-breiten Steinmauer von Qvater-Steinen umbzingelt/ und
meinen die alten/ daß daſelbſt des Heydniſchen Regenten Sitz ge-
weſen ſeyn muͤſſe.


5.) Seynd noch in vivis, die in vorigen Jahren zu Speyer
im Kaͤyſerlichen Cammer-Gericht zu appelliren gehabt/ die betheu-
ern hoch/ daß man daſelbſt ihnen aus den Reichs-Urbarien bey
Aufſuchung des Ambts Streitberg die Heydenſtadt bey Albern-
hoff ausdruͤcklich mit vorgeleſen/ und iſt der Zeit etlichen Bau-
ern vererbt.


6.) Daß in vorigen und jetzigen Seculis die Bauern viel-Heydniſch
Geld.

mahls Heydniſch Geld/ Kacheln/ zertruͤmmerte Schuͤßeln/ al-
lerhand ſeltſam Eiſen-Werck/ theils aufgeackert/ theils von vie-
len Hirten ausgegraben und gefunden worden.


7.) Daß beygelegte Muͤntz-Sorten zu unterſchiedlichen Zei-
ten in ziemlicher Zahl in der Nachbarſchafft zu Dorff und Feld/
bald da/ bald dort gefunden worden/ welches aber als ein un-
brauchbar Geld theils denen Juͤden/ theils denen Welſchen Hau-
ſirern verſchachert/ ja durch die Kinder zum Kurtzweilen wieder
verliedert worden: wiewohl ich erfahren/ daß viel noch unter den
eingepfarrten verſiecket/ die ſich ſcheuen/ damit an den Tag zu
kommen.ꝛc.


8.) Daß von itztbeſagter Heydenſtadt man drey ViertelDas hohle
Loch.

Stunden weit hinuͤber zu einem groſſen Felßen/ das hohle Loch
genannt/ und an hieſig heilig Holtz ſtoſſend/ in mera planitie wallen
koͤnnen/ da rings umb den Felßen herum luſtige Waͤldlein und
Gebuͤſch-Werck von Aſpern-Eſchbaum-Buͤchen-Eichen- und
dergleichen harten Holtz. Der Felßen iſt von Natur ſo appoſite
aus-
[152]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ausgehoͤhlet/ und ſo hoch/ daß eine Piqve darinnen aufgeſtecket
werden kan/ ſo weit aber mit ziemlichen Licht/ daß eine Compagnie
zu Pferd und zwey zu Fuß/ darinnen halten und ſtehen koͤnnen.
Man kan mit Kutſchen hinein fahren und darinnen wieder umkeh-
ren/ und begreifft 75. Schritt in die Laͤnge. Es hat dieſer ſehens-
wuͤrdige durchhoͤhlete Felß alsbald im Eingang einen Weyhe-
Keßel/ d. i. ein in Stein gehauen oder durch Kunſt der Natur ge-
bildet Ciſternlein einer Viertel Ellen tieff und 2. Ellen von der Er-
dem empor/ in welches oben aus dem Felſen ſonſt ſtetigs ein klei-
nes Bruͤnnlein rinnet/ welches aber bey heuriger faſt uͤbernatuͤr-
licher Duͤrre ausgetrocknet: kan ſeyn/ daß die Heyden allda ihre
Luſtrationes gehabt/ juxta illud Senecæ: Nunc lavabo, ut rem divi-
nam faciam.


9.) Wann man durch jetzt-beſagten Felſen hindurch iſt/
durch das hohle Loch/ kommet man nicht weit davon zu einer
andern und noch weit verwunderlichern Felſen-Krufft/ die man
Wizze-Loch.von Alters her das Wizze-Loch nennet/ wohinein als zur Thuͤr
ein Mann auffgerichtet ſelbander gehen/ oder ein Pferd gefuͤhret
werden kan/ hat gleicher Geſtalt eine große Capacitaͤt/ ſintemahl
man Kuͤhe und Kaͤlber darein ſtellen/ hacken und backen/ ſticken
und flicken kan/ und ſuchet die Nachbarſchafft in bellicis tumulti-
bus
ihre Retirade allda/ maſſen man im Fall der Noth nur mit
einer Hand voll ſo zu reden behertzt und bewerther Mannſchafft
einer gantzen Armee Anlauff genugſam Reſiſtenz thun koͤnte/ umb
der ungaͤngigen Wege und unerſteiglichen Beyfelßen wegen. Man
kan in der Hoͤhle ſo weit in einem Stuͤck forthgehen/ als weit
vom Bayreuthiſchen Obern-biß zum Untern-Thore uͤber 500.
Schritt lang. Es hat vornen und in der mitten große Plaͤtze/
Steine/ wie Altaͤre mit hohlen Zapffen groß und klein/ und
werden die Frembden mit Laternen hin und wieder gefuͤhret; das
bloſſe rinnende Waſſer lapideſcirt darinnen. Der andern Hoͤh-
len zwiſchen Muggendorff und Streitberg/ worinnen Cryſtallen/
helle Bronnen/ und groſſe Todten-Knochen anzutreffen/ (wie
auch der haͤuffig in dieſem Burggrafthum oberhalb Gebuͤrgs ehe-
mahls geweſenen Wahlfarten/ Capellen/ Cloͤſter/ Kirchen und
Schloͤßer
[153]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Schloͤßer/ wovon noch hin und her die Rudera anzutreffen/) vorjetzo
zu geſchweigen/ alſo daß wohl glaublich/ daß ſich in vicinia die Hey-
den muͤſſen niedergelaſſen haben. So weit der Meyer-Rentſchi-
ſche Bericht/
vom 28. Jun. 1684.


Sonſten gehen an etlichen Orten des Fichtelbergs/ ſonderlichAberglaͤubi-
ſche Haͤndel.

aber im Pfaͤltziſchen Gebiet unter dem gemeinen Mann viel Aber-
glaubiſche Haͤndel vor/ wovon ich ein und anders/ ſo weit es die
Gebuͤhr wird zulaſſen/ eroͤffnen werde.


Wann z. E. einem etwas geſtohlen worden/ oder jemand un-
verſehens erkrancket/ oder einer etwas wichtiges vorzunehmen/ o-
der ſich zu verheyrathen willens iſt/ u. ſ. f. gehen die leicht-ſinni-
gen Leute zu einem ſogenannten Weiſen Mann/ oder Klugen
Frauen/
und fragen ſie/ wer wohl den Diebſtahl begangen/ wo
die Kranckheit herruͤhre/ ob dieſes und jenes gluͤcklich ausſchlagen
werde/ ob man dieſe oder jene Perſon zur Ehe bekommen werde?
u. ſ. f. Der Weiſe Mann oder Kluge Frau gehet hierauf in dieJm Cryſtall
oder Stein
das Zukuͤnf-
tige ſchen.

Kammer/ ſchauet in den Stein/ (welches ein Necromantiſcher
Cryſtall/ oder Spiegel/ zuweilen auch ein Jaſpis iſt/) nachdem ſie
vorher die Spruͤche und Seegen heimlich geſprochen/ ſo ſolle als-
dann im Spiegel das Begehrte erſcheinen/ wie es ſich zutragen
werde/ welches die Necromantiſten alsdann dem Fragenden refe-
r
iren.


Andere verkundſchafften den Diebſtahl alſo: Sie ſtecken ei-Verkund-
ſchafftung
des Dieb-
ſtahls.

nen Schluͤßel in ein Pſalm-Buch/ (welche ſie beede nicht gekaufft/
noch bezahlet/ ſondern ererbet/ dahero ſie dieſe Stuͤcke auch den
Erb-Schluͤßel und Erb-Pſalter nennen/) auf einen gewiſſen Vers
eines gewiſſen Pſalms/ von oben hinein/ daß die Handhabe oben
herauſſen bleibt/ binden alsdann das Pſalm-Buch feſte zu/ halten
den Schluͤßel nur mit denen zween Zeuge-Fingern/ und nennen
nacheinander etliche verdaͤchtige Perſonen mit Nahmen: bey wel-
chem Nahmen nun ſich der Schluͤßel mit dem Buch herum drehet/
denſelben halten ſie vor den Dieb.


Sonſten bringen ſie auch wohl den Diebſtahl folgender maſ-Herbrin-
gung des
Diebſtahls.

ſen wieder zu Handen: Sie ſtecken an das Ort/ wo ſie gewiß wiſ-
ſen/ daß die entwendete Sache verwahrt gelegen/ eine beſondere
UNehe-
[154]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Nehe-Nadel/ begießen ſolche hernach mit einem gewiſſen heißge-
machten Liqvore, und laßen ſie 24. Stunden lang ſtecken/ ſo lei-
det der Dieb innerhalb ſolcher Zeit einen entſetzlichen Brand/ daß
das Geſichte voller Blaſen wird/ die nicht vergehen/ noch auffhoͤren/
biß er den Diebſtahl wiederbringet.


Herbrin-
gung eines
entlauffenē
Menſchens/
durch das
Angſtthun.

Wann einem ein Geſinde/ oder einer ſchwangern Dir-
ne ihr Galand entlauffen/ legen ſie einen gewiſſen Pfennig in das
Pfaͤnnlein einer Muͤhlen/ laſſen hernach die Muͤhle angehen/ und
ſtarck lauffen/ ſo kommet dem Fluͤchtigen eine ſolche Angſt an/ daß
er ſich nicht zu bleiben weiß/ ſondern er muß uͤber Halß und Kopff
lauffen und wieder zuruck kehren. Das heiſſen ſie/ einem die Angſt
thun.


Den veꝛzau-
berten Nu-
tzen der Kuͤ-
hen wieder
zu bringen.

Es giebet auch hin und her/ beſonders auf Pfaͤltziſcher Seiten
am Fichtelberg/ ſolche boͤſe Leute/ daß ſie an einem Montag oder
Samſtag/ oder im erſten Mayen zu ihren Nachbarn in die Kuͤhe-
Staͤlle ſchleichen/ daraus ſtillſchweigends etwas (das nicht rathſam
zu offenbahren/) in gewiſſer Anzahl wegtragen/ und damit ihren Kuͤ-
hen die Eyter reiben/ ſo koͤnnen jene keine nutzbare oder Schmaltz-
reiche Milch mehr geben/ hingegen bekommen dieſe allen Nutzen.
Dieſem aber habe ich alſo begegnen ſehen: Wann die Haus-Muͤt-
tere ausruͤhrten/ und Butter machen wolten/ aber keine herausbrin-
gen konten/ haben ſie alſobalden das Butter-Faß auswendigam
Boden mit friſchem Menſchen-Koth beſchmieret/ den Milch-Ram
aber heiß werden laßen/ in das Butter-Faß gethan/ und eine gute
halbe Stunde lange ſtarck geruͤhret/ hernach ſ. v. in das heimliche
Gemach gegoſſen/ ſo iſt dann der Zauberin ihre Milch/ und But-
ter ſo ſtinckend worden/ als nimmermehr ein Menſchen-Koth/ daß
ſie nichts davon haben gebrauchen koͤnnen; Dann kamen die diebi-
ſchen Leute/ und wolten etwas aus dem Hauſe entlehnen/ man lieſſe
ihnen aber nichts zukommen/ da giengen ſie dann traurig davon/ und
der Nutzen kame von Stundt an wieder.


Andere procediren in dieſem Fall alſo: Sie nehmen am Frey-
tag fruͤhe Morgends/ wann ſie gemolcken haben/ die Gelten unaus-
geſchwanckt/ und hangen ſie alſo in Rauch: Da kommet dann auch
die Zauberin/ und will etwas borgen/ wann man ihr aber nichts
leihen
[155]Beſchreibung des Fichtelbergs.
leihen will/ gehet ſie hin und her im Haus/ ob ſie etwas erwiſchen
moͤchte/ wann ſie aber nichts bekommen kan/ ſo kommet der Nutzen
wieder.


Andere ſtoſſen Weyrauch/ Myrrhen/ und rothen Knoblauch
an einem Donnerſtag zu gleichen Theilen untereinander/ geben ſol-
ches dem Viehe nach Mittag/ wann es ausgehen will; ſie nehmen
nemlich einen neuen Leib Brod/ ſchneiden 3. Bißlein davon/ ſtreuen
darauf ein wenig Saltz/ und legen ein wenig von obigem darauf/ und
geben es alſo dem Viehe/ hernach ausgetrieben.


Wann ſie an einem verdaͤchtigen Nachbarn wohnen/ und ſichEin Præſer-
vativ
wider
alle Zaube-
rey vor
Menſchen
und Viehe.

Zauberey beſorgen/ nehmen ſie Johannis-Kraut/ d. i. Hypericon,
des edlen Dorants im abnehmenden Mond gegraben/ gleiche Thei-
le/ und legen bißweilen auch Beyfuß dazu/ dieſes alles hencken ſie in
4. Winckeln des Hauſes/ in Stuben/ Cammern/ und Keller/ legen
es in das Bette/ und tragen es am Halß/ gebrauchen auch alle 8. Ta-
ge eine Meſſerſpitzen voll innerlich/ und geben es dem Viehe mit
Saltz vermiſchet/ ſo achten ſie ſich vor aller Zauberey gantz ſicher zu
ſeyn.


Etliche perſvadiren ſich zu erfahren/ was das Jahr durch pas-Horchen
gehen.

ſiren werde/ wann ſie in der Chrift-Nacht umb 12. Uhr ſich auf einen
Scheide- oder Creutz-Weg ſtellen/ und alſo eine Stunde lang Stock
ſtille ſtehen/ ohne etwas zu reden/ da ſich dann alles vor ihren Augen
und Ohren præſentiren ſolle/ was daſſelbe Jahr an Krieg/ Theurung/
Peſt/ und dergleichen ſich zutragen werde. Welchen Fuͤrwitz ſie
das Horchen gehen nennen.


Etliche Bauersleute halten auch ſteiff und feſt auf die 12. Naͤch-12. Raͤchte.
te/ und die 3. Wieder-Naͤchte/ weil aber ſolche andere Voͤlcker mit de-
nen Fichtelbergern gemein haben/ will ich mich damit nicht aufhal-
ten. Jedoch muß man ſich wundern/ daß die Bauern in dieſem Stuͤ-
cke weit richtiger prognoſticiren/ als die Calendermacher.


Damit ich mich aber mit aberglaͤubiſchen Sachen nicht laͤngerWann die
Kuͤhe ver-
ſeyhen/ daß
ſie wieder
viel Milch
geben.

aufhalte/ ſondern auch etwas Nutzbares und in das Haushalten dien-
liches anbringe/ will ich dasjenige mittheilen/ das ich obſervirt habe/
wie die Fichtelbergiſche Bauern-Weiber die Milch der Kuͤhen
zu vermehren
pflegen. Sie nehmen nehmlich die Schellwurtz
U 2mit
[156]Beſchreibung des Fichtelbergs.
mit ſambt dem Kraut/ und gebens denen verſiehenen Kuͤhen zu eſſen/
ſo geben ſie viel Milch. Oder aber Gundelreben/ ſo geſchicht es
Vor den
Viehe-
Sterb.
auch. Wann aber ein Sterben unter das Viehe kommet/ ſtoſſen
ſie Schnecken-Haͤuſer und Weißwurtz zu Pulver/ und gebens dem
Viehe etliche mahl zu trincken. Krancken Geißen oder Ziegen a-
ber geben ſie geſtoßene Krebs-Schalen/ es hilfft auch.


Das Feuer
zu loͤſchen.

Wann an denen Pfaͤltziſchen Grentzen Feuer auskame/ pflegte
ein Jaͤger ein Buͤndelein in das Feuer zu werffen/ ſo verloſche es
gleich/ ſeinem Sagen nach/ ſolle es hierinnen beſtehen: Er verbren-
nete einen rocken Leib Brod/ biß es ſchwartz ward/ ſtieße ihn zu Pul-
ver/ thaͤte ein wenig Stuben-Auskehrig/ und das Boͤtzig aus einer
Meßer-Scheiden geklopfft dazu/ bande es in ein Buͤndelein/ und
wurffe es in die Brunſt.


Ein Pfaͤltziſcher Soldat aber nahm nur ein gantzes Hembd
von einer Magd/ worinnen ihr Menſtruum war/ oder ein beflecktes
Leilach von einer Kindbetterin/ und wurffe es ſtillſchweigends zu-
ſammen gewickelt in das Feuer/ ſo verloſche es zur Hand.


Præſervativ
vor Feuers-
Noth.

Uber dieſes lehrete ein Ziegaͤuner folgendes bewerthes Stuͤck-
lein. Man ſolle Morgends oder Abends ein Kohl-ſchwartzes Huhn
aus dem Neſt nehmen/ ſolchem den Halß abſchneiden/ auf die Er-
den werffen/ und den Magen gantz aus dem Leibe ſchneiden/ aber
nichts daraus nehmen/ ſondern alles beyſammen bleiben laſſen.
Alsdann ſolle man den Magen in ein Stuͤcklein Menſtruoſiſches
Hembd/ wo es am meiſten iſt/ eines Teller breits von einem noch un-
fehlbar reinen Jungfraͤulein wickeln ſambt einem Ey/ das gantz ge-
wiß an einem Gruͤnendonnerſtag gelegt worden/ dieſe 3. Stuͤck mit
Wachs umgeben/ in ein Achtels-Maaß Haͤfelein thun/ und wohl
verdecket unter ſeine Hausſchwelle vergraben/ ſo ſeye man mit GOt-
tes Huͤlffe unfehlbar/ weil ein Stecken vom Haus ſtehe/ vor aller
Feuers-Gefahr ſicher/ wann gleich hinten u. vornen alles verbrenne.


Ein veꝛlohr-
nes Stuͤcke
Viehe wie-
der zu be-
kommen.

Es geſchiehet gar offt/ daß ſich auf dem Hohen Gebuͤrg/ wohin
die Fichtelberger Bauern ihr Viehe zur Weyde treiben/ ein oder an-
ders Stuͤck in der groſſen Wildnuͤß verirret/ und nicht wiederum zu
Hauſe kommet/ da ſeynd ſie dann hurtig her/ und nehmen den Strick
oder die Kette/ woran das Viehe im Stalle ſie anzuhangen pflegen/
und
[157]Beſchreibung des Fichtelbergs.
und werffen ſolche in das Feuer/ ſo kommet dann das Thier nach
moͤglichſter Eile wieder zu Hauſe.


Nicht ſelten pflegen auch die Bauern-Weiber am FichtelbergDaß ſich
das Gefluͤ-
gelwerck/
nehmlich
Gaͤnſe/ Huͤ-
ner/ Endten/
Tauben
nicht vom
Hauſe zu
weit weg
begeben.

ihrem Gefluͤgelwerck/ als Gaͤnſen/ Huͤnern/ Endten/ Tauben/ꝛc.
5. oder mehr Federn vom Schwantz oder unter denen Fluͤgeln aus-
zurauffen/ und ſolche zwiſchen die Thuͤr-Angeln der Stuben- oder
Haus Thuͤren zuſammen gebunden zu ſtecken/ ſo ſollen ſich dieſelbe
nicht zu weit von der Wohnung entfernen oder verlauffen.


Wann die Anwohner am Fichtelberg neue Huͤner bekommen/
waſchen ſie ihnen die Fuͤße mit reinem Waſſer/ und ſetzen ihnen her-
nach daſſelbe zu trincken vor/ ſo kommen ſie nicht weg/ ſondern blei-
ben zu Hauſe. Jedoch muß man ſie ein paar Tage erſt einſperren/Neue Huͤner
zu behalten.

und hernach gegen den Abend lauffen laſſen.


Damit auch die Huͤner fein viele Eyer legen/ geben ſie ihnenDaß die Huͤ-
ner viel Eyeꝛ
legen.

Haaſen-Koth (der umb dieſe Gegenden genugſam zu bekommen/,
klein zertrieben/ und unter naße Kleyen gemenget/ zu eßen/ (woran
ſie zwar nicht gar gerne beißen/ wann ſie nicht wohl hungrig ſind/)
ſo legen ſie ſehr wohl; aber uͤber einmahl darff man es nicht thun/
ſie legen ſich ſonſten zu todt. Andere pflegen einer jungen Hennen/
wann ſie anfangen will zu legen/ eine halbe Aalrauppen-Leber zu ge-
ben/ ſo wird ſie eine ſehr gute Leg-Henne/ giebt man ihr aber eine
gantze ſolche Leber/ leget ſie ſich zu todte. Von Geißrauten-Saa-
men/ wann man ſolchen denen Huͤnern zu eſſen giebt/ legen ſie auch
viele Eyer. Speiſet man ſie aber mit Hanff-Koͤrnern und Neſſel-
Saamen/ ſo legen ſie den gantzen Winter. Wann aber ſonſten
die Huͤner nicht legen wollen/ ſo giebt man ihnen ſchwartzen wohl-
riechenden Coriander.


Wann ein Sterb unter die Huͤner kommet/ legt man Tau-Vor den Huͤ-
ner-Sterb.

ſendguͤlden-Kraut in ihr Trinck-Waſſer/ und auf das Kraut einen
gluͤhenden Schmiede-Sinter.


Diejenigen/ welche Bienen halten/ pflegen ihnen/ ſo bald derDaß die
Bienen fruͤ-
he ſchwaͤr-
men?

Schnee abgehet/ und ſolche anfangen zu fliegen/ die Bruͤhe oder Sup-
pe von gekochtem duͤrren Obſt/ als Birnſchnitzen oder Zwetſchken
vorzuſetzen/ und ſolche damit zu aͤtzen/ damit ſie fein fruͤhe ſchwaͤr-Raub Bienẽ
wie ſie wer-
den?

men. Weiln aber aus ſolchen Bienen gar gerne Raub-Bienen
U 3werden
[158]Beſchreibung des Fichtelbergs.
werden/ die andern das Honig und Wachs ſtehlen/ als hat man
ſich wohl damit in acht zu nehmen.


Die Raub-
Bienen zu
toͤdten.

Wann man aber ſolche Diebs-Rotte loos werden will/ iſt
am beſten/ daß man an einem Sonnabend zu Nachts umb 8. oder
9. Uhr die Flug-Loͤcher an ſeinen Stoͤcken wohl vermacht/ da-
mit die gute Bienen nicht herauskommen/ (dann man hat durch
die vielfaͤltige Erfahrung/ daß wann die Raub-Bienen die Wo-
chen durch/ die gantze Nacht an denen andern Stoͤcken ſich auf-
halten/ ſolche doch alle Sonnabend bey Untergang der Sonnen
ſaͤmbtlich nach Hauſe fliegen/ und dann am Sonntag fruͤhe wie-
der von neuem zu Raub ausgehen/) und des folgenden Tags un-
ſchuldiger Weiſe nicht mit verderben moͤgen. Dann wann am
Sonntag fruͤhe die Raub-Bienen wieder haͤuffig zu denen andern
Stoͤcken kommen/ ſolle man ihnen das Labhonig mit Bierhaͤfen
anmachen und alſo vorſetzen; wann ſie nun davon freſſen/ wer-
den ſie theils matt und ſterben/ theils aber/ die dieſen Raub nach
Hauſe bringen/ inficiren damit ihr eigen Honig und Wachs/
daß es anfaͤngt zu jaͤhren/ und ſauer zu werden/ wodurch dann
Honig und Bienen zugleich drauf gehen. Wann du alſo ſie-
heſt/ daß die Diebiſche-Rotte ausgerottet iſt/ ſo mache deine
Flugloͤcher wiederum auf. Probatum eſt.


Vorbedeu-
tung/ ob der
Flachs
wohl gera-
then werde.

Vom Flachs habe ich nicht/ ohne Verwunderung geſehen
ein Prognoſticon ſtellen/ welches ſelten fehlet/ ungeachtet man
nicht weiß/ was ſolches vor eine Gemeinſchafft haben ſolle. Es
obſerviren nehmlich die Fichtelberger die drey Winter-Monathe/
welcher die laͤngſten und ſchoͤnſten Eißzapffen trage/ ſonderlich die/
ſo an denen Tropffrinnen unter denen Daͤchern herabhangen.
Wann nehmlich der December feine ſchoͤne lange einfache Eiß-
zapffen mit ſich bringet/ ſolle man den Lein fruͤhe im Fruͤhling
ausſeen. Jſt es aber/ daß im Januario ſich ſolches zutraͤgt/ ſo
geraͤthet die Mittel-Satt wohl. Wo aber im Februario, iſt die
ſpaͤte Satt am beſten. Wann die Eißzapffen zwießlich mit ne-
ben Zapffen wachſen/ ſolle auch der Flachs nicht ſchoͤn/ ſondern
ebenfalls zwießlich werden.


Daß der
Flachs wie

Etliche Fichtelbergiſche Weiber ſollen den Flachs auf folgen-
de
[159]Beſchreibung des Fichtelbergs.
de Art wie eine Seiden bereiten: Sie nehmen guten geſchlach-eine Seide
werdẽ ſolle.

ten Flachs/ hecheln ihn von Grund aus/ hernach beſtreichen ſie ihn
mit friſchen Kaͤlber-Koth/ laſſen ihn 4. biß 5. Tage lang ſtehen/
und waſchen ihn letzlich wieder wohl aus/ ſo ſolle er wie Seiden
werden/ und ſehr ſubtil zu arbeiten ſeyn.


Einige haben die Gewohnheit/ daß ſie vor dem ſaͤen dieDaß die
Feld-Fruͤch-
te wohl
wachſen.

Frucht in Miſtpfuͤtzen-Waſſer eine Nacht liegen laſſen/ da dann
der Saamen ſo ſtarck treiben ſolle/ daß auch auf ungetuͤngten Fel-
dern eine ſchoͤne Frucht wachſe.


Daß aber kein Getraͤyde brandicht werde/ ſo vorſchlagenDaß das
Getraͤyde
nicht bran-
dicht werde.

etliche bald einige Garben deſſelben zuſammen/ ſchuͤtten es auf den
Boden/ breiten es aus/ daß es auffs hoͤchſte nur einer Handduͤck
lieget/ ſieben alsdann Holtz-Aſchen darein/ ruͤhren es wohl durch-
einander/ und ſaͤen es aus/ wann die Sonne in der Wage iſt/
welches allein vom Rocken und Weitzen zu verſtehen. Bey dem
Sommerbau aber pflegen ſie den Saamen auszuſaͤen/ wann
der Mond in der Waag/ Zwilling/ oder Waſſermann iſt/ wann
es nehmlich die Witterung zulaͤſſet. Viele ſind/ die da meinen/
die beſte Winter-Saat waͤre am allerheiligen Tag anzuſtellen/
welches dann erſt geſchehe/ wann die Sonne im Scorpion lauf-
fet/ allwo man ſich aber gleichfals nach der Witterung zu richten
hat. Dann es geſchicht offt/ daß umb dieſe Zeit/ an und auf dem
Fichtelberg ein hefftiger Froſt und rechter Winter iſt/ ja es iſt
manchmahl hart am Gebuͤrg ſtarck gefrohren/ und liegt ein ziem-
licher Schnee/ da hingegen etwan 1. oder 2. Stunden davon es
linde genug iſt/ daß man gar wohl zu Felde ziehen kan.


Etliche Fichtelberger pflegen ſehr auf die Neue-Jahrs-NachtVorbedeu-
tung was
vor ein Jahꝛ
werdẽ ſolle.

achtung zu haben/ dann wann die Lufft helle und ſtille daran iſt/
bedeutet es ihnen ein gutes Jahr; iſt aber Nebel an dem Wald/
ſo foͤrchten ſie ſich vor einem Viehe-Sterb/ wo aber der Nebel
das gantze Land bedecket/ ſind ſie eines Sterbens unter denen Men-
ſchen beſorgt; kommet ein Wind von denen 4. Gegenden der Welt
einer/ ſind ſie wegen eines Kriegs von dorther bekuͤmmert; wo
aber ein ungeſtimmer Regen faͤllet/ ſo prognoſticiren ſie einen Miß-
wachs und groſſe Theurung. Wann aber dergleichen Witterung
eine
[160]Beſchreibung des Fichtelbergs.
eine auch auf den Tag Pauli Bekehrung eintriefft/ halten ſie es
vor deſto gewiſſer und ohnfehlbarer.


Vorbedeu-
tung/ wie
das Obſt
gerathen
ſolle.

Wo an dem Fichtelberg ein und anderer Ort/ mit Obſtbaͤu-
men angebauet iſt/ pflegen ſie gar ſehr darauf zu ſehen/ ob die Aeſte
und Zweige der beſagten Baͤumen/ umb Weyhnachten/ das Neue
Jahr/ am drey Koͤnig-Tag/ oder umb Lichtmeß/ von Schnee an-
geflogen oder angereumelt ſind/ welches dann ein gutes Obſt-Jahr
bedeuten ſolle. Sind aber die Baͤume bloß/ ſo halten ſie es vor
ein unfruchtbares Jahr. Wann aber der Schnee haͤuffig darauf
lieget/ achten ſie es denen Baͤumen nicht gut zu ſeyn/ weiln ſie
foͤrchten/ ſie duͤrfften ungeſchlacht werden.


Aus Kraut-
Samen
wachſen Ruͤ-
ben.

Wann die Weiber umb den Fichtelberg Kappis- oder Kraut-
Samen ausſaͤen/ und es begegenen ihnen Schweine/ ſo ſollen
aus dem gedachten Saamen ſtadt des Krauts lauter Ruͤben wach-
ſen/ welches durch oͤfftere Erfahrung ſolle verificirt worden ſeyn.
Ein Phyſicus bekaͤme hier Materie zu unterſuchen/ ob etwan der
Geruch oder andere exhalationes von denen Schweinen eine ſolche
Veraͤnderung verurſachen.


Ubelꝛiechen-
de Waͤchter
zu verab-
ſchieden.

Bey etlichen Anwohnern am Fichtelberg habe ich wahrge-
genommen/ daß wann ihnen junge muthwillige Geſellen aus lau-
ter Boßheit einen uͤbelriechenden Waͤchter vor die Thuͤre geſetzet/
dieſelbe ſolchen mit darauf geſtraͤueten gebratenen heiſſen Erbſen
und Pfeffer ſeinen Abſchied annoch fein warm gegeben/ da dann
dem Herrn Commendanten ſein Sitz ſo feurig worden/ daß er kei-
ne bleibende Staͤdte etliche Tage lang haben koͤnnen.


Daß einem
der erlittene
Schlag
nicht ſcha-
den ſolle.

Wann hingegen an dieſen Orten ihrer zwey miteinander un-
einig werden/ und kommen mit Faͤuſte-Schlaͤgen zuſammen/ daß ei-
ner einen ziemlichen Theil bekommet/ und es gereuhet hernach den
Schlaͤger/ pfleget er gleich darauf in die ſchlagende Hand zu ſpeyen/
und ſolche mit der andern ſanffte zu reiben/ da dann der Schlag dem
leidenden Theil nicht ſchaden ſolle. Nachdem aber dergleichen
Dinge auch in andern Laͤndern pflegen im Schwange zu gehen/ als
will ich nichts weiters hievon melden/ ſondern
dieſen erſten Theil hiemit be-
ſchlieſſen.



[[161]]

Der
Andere Theil
Von
Beſchreibung
Des Fichtelbergs

Und
Deſſen angrentzenden Oertern/
Worinnen
Von etwas entferneten/ jedoch ehedeſſen auch
zu denen Fichtelbergiſchen Grentzen gerech-
neten Orten/
Als
Eger/ Ellenbogen/ Schlackenwald/
und Larlsbad
gehandelt wird.
Dabey man inſonderheit dem Bruſchio und ſeines glei-
chen gefolget; die eigene Erfahrung aber zugleich zu Huͤlffe
genommen/ ſo gut/ als es die Zeit und Gelegenheit
hat zugeben wollen.


[[162]]

Vorbericht.


NAchdem ich im Erſten Theil durch Gottes Beyſtand den
Fichtelberg mit denen vornehmſten ihm zugeeigneten
Gebuͤrgen/ Holtzungen/ Waͤldern und Feldern/ Fluͤſ-
ſen und Waſſern/ Lufft und Erden/ Menſchen/ Thieren/ Voͤ-
geln/ Fiſchen/ Inſecten/ Baͤumen/ Staudten/ Kraͤutern/ Mi-
nerali
en und Metallen kuͤrtzlich/ deutlich und auffrichtig aus ſo
wohl eigener Erfahrung/ als anderer glaubwuͤrdiger Zeugen
Erzehlungen beſchrieben/ ſo koͤnte ich mit Fug die Feder nie-
derlegen/ und dieß Werck beſchlieſſen. Weiln ich aber zu-
vorhero ſehe/ daß der geneigte Leſer auch wird begierig ſeyn/
dasjenige/ was Herr Bruſch von Eger/ Ellenbogen/ Schla-
ckenwald/ dem Carlsbad/ und der Hoch-Graͤflich-Schlicki-
ſchen Familie/ ſeiner Fichtelbergiſchen Beſchreibung inſerirt/
beybehalten/ und alſo das Bruſchiſche Wercklein vollſtaͤn-
dig zu ſehen/ damit er ſodann alles/ was ſo wohl dieſer/ als an-
dere Autores von denen Grentzen des Fichten-Gebuͤrgs ge-
ſchrieben/ hier moͤchte beyſammen/ und mithin nicht noͤthig ha-
ben/ aus vielen zertragenen Stellen verſchiedener Autorum
mit Muͤhe ſich ein gantzes zu ſammlen/ zumahlen da Bruſchii
Beſchreibung nicht gar wohl mehr zu haben; Als habe mich
entſchloſſen/ hierinnen dem geneigten Leſer auch zu gratifici-
ren/ und ihm alles/ was beſagter Autor von oben ernannten
Orten und Geſchlechten erzehlet/ ohne Ausnahm/ obwohl ein
wenig in einer andern Ordnung zu communiciren. Wir
wollen demnach die Beſchreibung von Eger (als dem naͤhern
Ort gegen den Fichtelberg) anheben/ und dann von hier auf
Ellenbogen/ und Schlackenwald fortfahren/ endlich aber bey
dem Carlsbad den Beſchluß machen. Wobey das Merck-
wuͤrdigſte/ was ſeit Herrn Bruſchens Todt an dieſen Or-
ten iſt obſervirt worden/ und alſo von ihm ungemeldet blie-
ben/ fleißig ſoll beygefuͤget werden. Folget alſo von Wort zu
Wort


Caſpar
[163]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Caſpar Bruſchens
Beſchreibung
der Stadt Eger.


NAchdem der Poet Ovidius, da er die Buͤcher/ wie man
kuͤnſtlich buhlen ſolle/ geſchrieben hatte/ nicht allein von
Rom/ ſeinem lieben Vaterland/ ſondern auſſerhalb des
gantzen Roͤmiſchen Reichs Grentzen/ in Tomos, eine
Stadt in Ponto gelegen/ unter die Scythen und Feinde der Roͤ-
mer von Kayſer Auguſto relegirt/ und weggeſchicket wurde/ ſchrieb
er zu Zeiten ſeinen guten Freunden wiederum gen Rom/ beklaget
ſich ſeines Elendes/ daß er vielleicht ewiglich muͤſte nun ſeines lieben
Vaterlands entbehren. Und in ſolche Klag miſchet er mit ein/ wie
ein lieblich Ding es ſey ums Vaterland/ lobet daſſelbe/ und ver-
flucht und ſchielt die grobe/ kalt und unfreundliche Art/ ſo in Ponto
unter den Scythen und Tartarn war/ und mit ſolchen Kurtzweilen/
gleichſam mit einer Artzney/ vermeynet er ſein Elend und Jammer
zum theil zu lindern und zu ſtillen.


Gleich eben dieſe Luſt und Begierde gegen dem Vaterland/
ſo GOtt und die Natur in unſere Hertzen wunderbarlich geſetzet
und geſtecket hat/ gleich eben dieſe Lieblichkeit und holdſelige Ge-
daͤchtnuͤß des Vaterlands (von der der Poet nicht allein ſaget/ ſon-
dern die auch ſo hoch verwundert und preiſet/) zwingt und verur-
ſacht mich auch wiederum zu meiner lieben Heimat zu gehen/ und wei-
ter zu erhohlen und zu repetiren dasjenige/ ſo ich verhoffe/ es werde ge-
meldtem meinem Vaterland/ welches bißher wenig bekant gewe-
ſen/ zu Lob/ Ehren und Zierde gereichen: welches dann auch mein
liebes Heimat (wie ich wohl weiß/) freundlicher Meynung wird von
mir gern/ williglich und mit Danck empfahen.


Eger unter den Boͤhmiſchen Staͤdten nicht die geringſte/ iſtEger/ wo es
liegt?

wohl nicht innerhalb dem Boͤhmiſchen Gebuͤrg oder dem Wald/
(ſo gantz Boͤhmen nicht anders/ dann wie eine Ring-Mauer eine
X 2Stadt
[164]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Stadt umgiebet/) ſondern an den Grentzen deſſelben Gebuͤrgs und
Walds in der alten Nariſcen Land/ auf einem faſt fruchtbaren und
luſtigen Boden gelegen. Dieſe Stadt von wem ſie ihren Ur-
ſprung habe/ oder von wem ſie zu bauen ſey angefangen worden/
Warum
man nicht
weiß/ wenn
und von
wem Eger
erbauet?
kan Niemand eigendlich und vor gewiß ſagen. Die Urſach ſolcher
Unwiſſenheit/ wie ich in alten Schrifften funden/ und geleſen hab/
iſt eine jaͤmmerliche Brunſt; denn als man gezehlet hat nach Chri-
ſti unſers HErrn Geburt 1270. Jahr/ am 16. Tag des Mayen/ iſt
die Stadt auf den Boden hinweg gebrannt/ und jaͤmmerlich ver-
dorben. Jn dieſer Brunſt ſeynd auch bey anderthalb hundert Per-
ſonen/ Weibs- und Manns-Bilder/ ja auch Privilegia, Brief/ und
andere Schaͤtze und Guͤther umkommen.


Dieſer Jammer und Schaden hat vielleicht auch das jeni-
ge/ ſo im Stadt-Buch nach Gewohnheit/ von Urkund der Stadt
aufgezeichnet iſt geweſen/ verderbet/ und hinweg genommen;
doch hab ich in etlicher Cloͤſter alten und vor 400. Jahren geſchrie-
Was Eger
erſtlich ge-
weſen?
benen Buͤchern und Schrifften gefunden/ nehmlich zu Waldſaſ-
ſen/ Speinshart/ Caſtel/ und Michelsfeld/ auch zu Rebdorff
bey Ayſtadt gelegen/ welches Kaͤyſer Friedrich/ Barbaroſſa ge-
nannt/ geſtifftet hat/ daß Eger ſey der Marggrafen von Vohen-
burg geweſt: das waren Fuͤrſten und Grafen zu Cham/ einer
Stadt am Regen/ in der obern Pfaltz/ faſt am Boͤhmer-Wald
gelegen/ ſie hatten ihre Wohnung und Reſidentz zu Vohenburg/
iſt ein herrlich Schloß/ und ein Marck in Beyern an der Do-
nau/ zwiſchen Jngolſtadt und Chelheim gelegen/ gehoͤret jetzt
Hertzog Ludwigen von Beyern zu.


Nun acht ich aber gaͤntzlich/ die Stadt Eger ſey von ge-
meldten Fuͤrſten von Vohenburg/ auch zu bauen angefangen wor-
Jſt vor 600.
Jahren ge-
weſen.
den; alſo daß Eger vor 600. Jahren ſchon waͤre eine Stadt ge-
weſen/ denn wie man ins Aventini Auszug in ſeiner Cronick findet/
darinnen er/ wie ich einsmahls zu Regenſpurg geſehen/ vieler Fuͤr-
ſten und Graffen/ ſonderlich aber auch der Marggrafen von Vo-
henburg Genealogiam erzehlet/ ſo ſeynd gemeldte Marggrafen ſehr
alte Fuͤrſten geweſt/ ſo hat auch ihr Stamm erſt vor vierthalb
hundert Jahren aufgehoͤrt/ und iſt ihr Land an die Fuͤrſten von
Bayern
[165]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Bayern gefallen. Daß aber Eger zu einer Reichs-Stadt wor-
den/ iſt alſo zu gegangen: Es war ein Marggraff von Vohen-
burg/ und Graf zu Cham/ Theobold oder Diepold genannt/ der
hatte das gantze Egerland innen. Dieſer Marckgraf war einEger eine
Fuͤrſten-
Stadt.

ſehr frommer und Chriſtlicher Fuͤrſt/ bauete von ſonderlicher
Liebe und Gunſt wegen/ ſo er zur Religion trug/ und durch
Trieb und ſteten Anliegen Loicardis ſeiner Mutter (ſo zu Caſtell
im Cloſter begraben liegt/) eine Meilwegs von ſeiner Stadt Eger/
an einem Fluͤßlein/ die Wondera genannt/ als man zehlt nach
Chriſti Geburt 1134. Jahr eine herrliche ſchoͤne Abtey Ciſterci-Das Cloſter
Waldſaſſen.

enſer Ordens/ nennet die Waldſaſſen/ denn etliche Bruͤder aus
fremden Landen dahin kommen waren/ haͤtten ihnen allda in der
Wildnuͤß eine Huͤtten gebauet/ u. vermeinten allda GOtt zu dienen.
Er begabet auch ſolch Kloſter reichlich und Fuͤrſtlich/ ſparet kei-
nen Koſten; (wie dann der herrlich neuerbauete Tempel allda kei-
nem in Europa leichtlich weichet/) er hatte ein Fuͤrſtlich Gemahl/
war Hertzog Heinrichs von Bayern Tochter/ Frau Mechtildis
genannt/ ein ſehr fromm Gottsfuͤrchtig und loͤblich Weib/ mit der
zeuget er eine Tochter/ die nennet er Fraͤulein Adelheit: Und nach-
dem es ein ſehr ſchoͤnes und zuͤchtiges Fraͤulein war/ der Mutter
an Erbarkeit der Sitten gantz nachſchlug/ alſo/ daß ſie auch allent-
halben gelobet/ und geprieſen war/ begehrt ihr der Großthaͤtig und
theuere unuͤberwindliche Fuͤrſt und Herr/ Kayſer Friedrich der
Schwab/
welchen die Jtaliaͤner darum/ daß er einen rothen Bart
trug/ Barbaroſſam nenneten/ zu einem Ehelichen Gemahl: und nach-
dem die Heyrath bald bewilliget/ und beſchloſſen war/ iſt diß Kay-
ſerliche Beylager zu Eger in Gegenwart vieler Chur- und Fuͤr-
ſten/ Grafen und Herren/ aufs herrlichſte und mit gewoͤhnlicher So-
lennit
aͤt gehalten worden/ als man zehlet nach Chriſti unſers Hey-
landes Geburth 1179. Jahr. Die Heyrath war dermaſſen beſchloſ-
ſen/ daß Marggraf Diebold ſeiner Tochter Adelheiten die Stadt
und das gantze Laͤndlein dazu gehoͤrig/ (welches dazumahl ein ſon-
der Fuͤrſtenthum war/ zu welchem Land viel gehoͤret/ das jetzt an-
dere Herrſchafft ihre Nachbarn inhaben und beſitzen/) dazu auch
die neue angefangene Abtey Waldſaſſen ſolte vermorgengaben;
X 3ſolches
[166]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſolches iſt auch alſo ohne Sperrung bald gewilliget worden. Durch
die Heyrath (welche doch endlich durch den Biſchoff von Coſtnitz/
als die dem Blut zu nahe ſeyn ſolt/ wiederum gebrochen worden/
Eger wird
eine Reichs-
Stadt.
alſo daß gemeldtes Fraͤulein Adelheit/ als eine Wittib/ Grafen
Diethen von Ravenſpurg vermaͤhlet ward/) iſt Eger aus einer
Fuͤrſtlichen eine Kayſerliche Reichs-Stadt worden/ im Jahr wie
oben gemeldet. Jſt auch eine Kayſerliche Stadt blieben bey 136.
Jahr/ nemlich biß man zehlt nach Chriſti Geburt 1315. Jahr.
Ludovicus
Bavarus.
Imp.
Um dieſe Zeit war Ludwig der Bayer (ſo zu Regenſpurg in St.
Heinieran Cloſter begraben/) mit eintraͤchtigem Rath und Beſchluß
faſt aller des Heiligen Reichs Churfuͤrſten/ zum Roͤmiſchen Kay-
ſer erkieſt und erwehlet.


Dieſer Herzog in Bayern (nachdem er mit dem Pabſt und
allerley Cleriſey zu Rom nicht faſt wohl ſtund/) ward bald/ wie
man zu Rom gehoͤrt/ daß er zum Kayſer erwehlet worden/ ſtracks
in den Bann gethan/ durch Pabſt Johannem den XXII. des Nah-
mens; und aufdaß dennoch das Reich nicht ohne ein Haupt
Kayſer Lud-
wig und
Herzog
aus Oeſter-
reich Fride-
ricus
wider
einander.
(Electores
Ludovici Ba-
vari fuerunt
Johann. Bo-
hemiæ Rex \&
VVoldema-
rus Marchio
Brandenb.
Friderici ve-
ro Colonien-
ſis Henricus
de Vornburg.
Rudolphus
Palatinus ad
Rhenum Lu-
waͤre/ erwehlet er mit ſeiner Cleriſey wider gemeldten Kayſer
Ludwigen/ einen andern/ nehmlich Friederichen/ (Alberti filium,) ei-
nen Herzog aus Oeſterreich/ vermeynet/ dieſer wuͤrde ihm fuͤgli-
cher ſeyn. Nun erhub ſich aber zwiſchen dieſen beyden erwehlten
Kayſern ein groſſer Krieg/ denn keiner ließ ſich gern von ſolcher
Dignitaͤt und Herrlichkeit abdringen.


Dieſe Spaltung und Fehde wehret laͤnger denn acht gantzer
Jahr/ Kayſer Ludwigen/ (welcher auch zuletzt das Feld behielt/
Fridericum uͤberwand/ und ihn zwey gantze Jahr auf Triſeneck
einem Schloß in Oeſtereich gelegen/ gefangen hielt/) ſtunden bey
faſt alle Chur-Fuͤrſten/ desgleichen Reich-Staͤdte/ ausgenommen
die einige Stadt Ulm in Schwaben/ der vier Doͤrffer des Reichs
eines/ wolte ihn fuͤr keinen Kaͤyſer erkennen oder annehmen/ ſo
gar geiſtlich erzeigten ſie ſich an dieſem Ort/ desgleichen that auch
Straßburg; Jtem gantz Schweitz/ ausgenommen Bern/ und
Solodurn. Friderico dem Hertzogen von Oeſtereichen halffen der
Pabſt/ der Biſchoff von Coͤlln/ Pfaltzgraf Rudolph am Rein/
Kaͤyſer Ludwigs leiblicher Bruder/ welcher auch hernach um die-
ſer
[167]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſer groſſen Untreu willen von Ludovico des gantzen Landes verja-dovici Fra-
ter, \& Rodol-
phus dux
Saxoniæ.
)

get/ in Engelland fliehen/ und darein elendiglich hat ſterben muͤſ-
ſen. Es halffen ihm auch die Stadt Ulm und Straßburg/ gantz
Schweitzer-Land/ ohne Bern und Solodurn/ alſo daß er auch
ſchier maͤchtiger war den Ludovicus. Kaͤyſer Ludwig hatte einen
Hauptmann/ Seyfried Schweppermann genannt/ war ein Bur-Seyfried
Schwep-
permann.

ger von Nuͤrmberg/ liegt zu Caſſel im Cloſter der obern Pfaltz
begraben/ auf ſeinem Grab ſtehet nichts anders/ dann der nach-
folgende Reim:


Einem jeden ein Ey/

Dem frommen Schweppermann zwey.

Dieſe Schlacht iſt geſchehen nach Chriſti Geburt im 1323. Jahr/
zwiſchen Oeting und Muͤhldorff auf einem Feld die Fehen-Wie-
ſen genannt. Es iſt dazumahl in Kaͤyſer Ludwigs Laͤger ſo groſſer
Mangel geweſen an allerley Proviant und Victualien/ daß man
nichts anders zu eſſen gehabt hat/ dann ein wenig Eyer/ die hat
man unter die Knecht getheilt/ daher achte ich/ daß aufkommen
der obengemeldte Reim/ den ich ſelbſt von des Schweppermanns
Grab abgeſchrieben hab. Nachdem aber Kaͤyſer Ludwig ei-
nen ſolchen langwierigen Krieg nicht kunt oder vermocht zu fuͤh-
ren/ ohne ſonderliche Koſten/ und unzehliche Summen Geldes/
dadurch er Kriegs-Volck uͤberkaͤme/ und daſelbſt die Laͤng hal-
ten moͤchte; Eger auch als eine Stadt/ die dem Reich und an-
dern Reichs-Staͤdten weit gelegen war/ ſich offt bey Kaͤyſerli-
cher Majeſtaͤt beklaget hatte/ der Injurien und Uberlaſt/ ſo ihr
von ihren Nachbaren/ den Boͤhmen und andern nahe herum lie-
genden Herrſchafften wurden beſchwerlich aufgeleget/ gedachte
Kaͤyſer Ludwig gemeldter Stadt ſolcher Beſchwerden zu entledi-
gen/ ihm alſo und dem Reich dadurch Foͤrderung zu thun; ver-Eger dem
Koͤnig in
Boͤhmẽ ver-
ſetzt.

ſetzet derohalben die Stadt Eger um 40000. Marck Silbers
Koͤnig Hanſen in Boͤhmen und Polen/ von dem ſie das meiſte
war geplaget worden/ und ſolches geſchah nach Chriſti Geburt
im 1315. Jahr. Durch dieſe Verpfaͤndung hat Eger aufgehoͤret eine
Reichs-Stadt zu ſeyn/ erkennt auch den Koͤnig in Boͤhmen heuti-
ges Tags noch vor ihren Herrn/ und iſt eben jetzt in dieſem 1542.
Jahr
[168]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Jahr recht 227. Jahr ein Pfandſchilling geweſt; daher iſt auch
des Adlers (welchen die Stadt Eger zuvorn gantz frey gefuͤhret/)
unterer Theil zum Zeugnuͤß ſolcher Verpfaͤndung cancellirt und
in Schrancken eingeſchloſſen/ wie man ſiehet am Rathhauß alda
Eger nach
der Mey-
nung Pirck-
heimers
Monosgada.
gegen den Marck herab. Ptolomeus in ſeiner Geographia, das
iſt des gantzen Erdbodens Beſchreibung/ nennet eine Stadt Mo-
nosgadam,
nun meinet aber Pirckheimer/ es ſey Eger. Woher
dieſer Nam der Stadt Eger kommt/ habe ich bißhero nicht moͤ-
gen erfahren: ich achte aber/ ſie habe vor Zeiten einen andern Na-
men gehabt/ denn jetzt/ wie dann auch Straßburg von des uralten
Namens wegen Argentina heiſſet/ denn mans vor Zeiten Silber-
Saltzburg.thal nennet. Jtem Saltzburg die Ertz-Biſchoffliche Stadt in
Bayern heutiges Tags Juvania genennet wird/ von des alten Na-
mens wegen/ dann ſie vor Zeiten Helffenburg iſt genannt worden/
und dieſen Namen hab ich zu Saltzburg in St. Ruprechts Stifft
an einem alten Stein ſelbſt geleſen/ eben an dem Tag/ da Biſchoff
Ernſt zu Paſſau von ſeinen Bruͤdern Wilhelm und Ludwigen
Herzogen in Bayern ins Biſthum zu Saltzburg mit groſſem Ge-
praͤng/ und einem faſt wohlgepuzten Zeug (der ſich in tauſend Pfer-
den erſtrecket/) geſetzt und eingefuͤhret iſt worden. So viel/ und nicht
mehr weiß man von alten Herkommen der Stadt Eger; Doch
muß ich hier auch ein wenig von gemeldter Stadt Gelegenheit und
Gebaͤuden ſchreiben/ und ſintemahl die Liebe des Vaterlands mich
dahin treibet/ verſehe ich mich guͤnſtiger Leſer/ werdeſt es gut-
Situs der
Stadt.
willig und im beſten verſtehen. Die Stadt Eger liegt in einem
faſt luſtigen und holdſeligen Thal/ an einem doch nicht faſt hohen
Gebuͤrg/ auf welches Gehaͤng der groͤſte Theil der Stadt gebauet iſt/
alſo daß der meiſte Theil der Stadt auf einem Felßen liegt. Sie
iſt rings umher mit zweyen ſtarcken Mauern/ an etlichen und
den meiſten Orten auch mit dreyen Mauern/ item mit einem
faſt weiten gefuͤtterten Graben aufs herrlichſte umgeben und beve-
Wie das
Land um
Eger recht
genennet
wird.
ſtiget. Man zehlet ſie keiner andern Urſachen halber fuͤr eine Boͤhmi-
ſche Stadt/ denn daß ſie der Cron Boͤhmen vom Reich verſetzt iſt.
Das Land darinnen ſie lieget/ hat Theodorus der Erſte/ Hertzog
von Bayern (nachdem er die Roͤmer aus Bayern vertrieben/)
den
[169]Beſchreibung des Fichtelbergs.
den Nariſcis zu bewohnen eingegeben; daher heiſt mans heutigesGeu heiſſeit
die Teutſchẽ
ein Land o-
der Feld/
wie im Lied
ſtehet: ſo
fahr der
Teuffel ins
Heu/ nach
Grunet in
das Gett.

Tags mit abgekuͤrtztem Namen das Narckau/ ſo mans doch bil-
licher vollkommentlich das Nariſcen End/ oder Nariſcen Geu nennen
ſolt/ wie man andere Land hin und wieder Geu nennet/ als Sund-
geu/ Rinckgeu/ Heggeu/ Walgeu/ Algeu/ Bintzgeu/ Brißgeu/ꝛc.
Die Stadt Eger iſt mit Meth/ einem Tranck aus Honig geſotten/
durchs Teutſchland beruffen/ dann dieſes Getraͤnck an keinem Ort
koͤſtlicher und lieblicher zu trincken/ gemacht wird. Den Fluß/
welcher auch die Eger heiſſet/ von dem ich droben genug geſagt/ hat
ſie gantz tieff und breit/ in Summa Schiffreich gegen Mitternacht/Beſchrei-
bung der
Stadt.

gegen den Ort iſt auch die Burg oder Veſte hinaus gebauet/ die
hat auch ihre ſonderbahre Befeſtigung: Die Stadt hat hoher und
veſter Thuͤrne/ die zum theil an den Mauern ſtehen/ zum theil hin
und wieder durch die Stadt biß an die Kirchen zerſtreuet liegen/ eine
ſehr groſſe Menge/ desgleichen veſte ſtarcke Paſteyen/ herrliche
weite Zwinger/ dicke und hohe Mauern/ einen weit gefuͤtterten
Graben/ alſo/ daß Eger keiner andern Boͤhmiſchen Stadt weichet:
man ſehe nun an oder betrachte die Herrlichkeit der Gebaͤu/ Zier-
de und Pracht der Kirchen/ Weite der Gaſſen/ die ordentliche und
uͤberall wohl beſtellte Policey/ eines Erbarn Weiſen Raths hoͤch-
ſte Fuͤrſichtigkeit/ Mannheit und gewohnte Sanfftmuͤthigkeit ge-
gen die Unterthanen oder des gemeinen Volcks Freundlichkeit
und erbarn Wandel. Es iſt allda ein herrlicher Tempel zu derDer Kiꝛchen.
Ehr St. Nicklas gebauet/ mit zweyen hohen Thuͤrnen/ die gegen
Aufgang der Sonnen ſtehen/ gezieret: darinnen ſind auch ein nam-Das Teut-
ſche Haus.

hafftig Haus des Teutſchen Ordens: it. ein Haus des Ordens mitCloͤſter zu
Eger.

dem rothen Creutz und Sternen/ der Spittel-Orden genannt/ ſo
hat der Ciſtercienſer Orden auch eine ſchoͤne Capell/ Haus und
Wohnung. Jtem drey Cloͤſter/ zwey der Moͤnchen/ Barfuͤſſer
und Prediger Ordens/ das dritte ein reich Jungfrauen- oder Non-
nen-Cloſter/ welche Cloͤſter alle ſeynd aufs herrlichſt und luſtigſte
erbauet. Herrlich iſt auch das Collegium derer Hrn. Patrum ex So-
cietate Jeſu,
ſo erſt vor wenig Jahren erbauet worden.


Daß ich der andern Kirchen und Capellen (ſo hin und wieder
durch die Stadt liegen/) geſchweige/ derer viel allda ſeyn/ unter denen
Yiſt
[170]Beſchreibung des Fichtelbergs.
iſt fuͤrnehmlich eine zu St. Johannes genannt/ nahend bey dem
Die erſte
Pfarr.
Das erſte
Rathhaus.
Prediger-Cloſter/ da iſt vorzeiten die Pfarr geweſt/ ehe die Stadt
groͤſſer gemacht und erweitert iſt worden. Gegen dieſer Kirchen
uͤber ſiehet man noch das alte Rathhauß/ ein ſchoͤn und herrlich
Haus/ jetzt eines Burgers Wohnung/ zwiſchen dieſem Rathhauß
Der erſte
Marck.
und St. Johannes Kirchen war vor Zeiten der Marck/ ietzund hat
ſie einen andern Marck/ und ein ander Rathhauß/ wie hernach fol-
gen wird. Es iſt zu Eger auch eine andere und ſehr alte Kirch/ zwi-
ſchen dem alten und neuen Rathhaͤuſern/ unſer Frauen Kirch ge-
nannt/ die iſt vor Zeiten der Juden Schul und Synagoga geweſen/
das bezeugen noch heutiges Tags die Hebraͤiſchen und Chaldaͤiſchen
Schrifften in der Kirchen in Steinen gehauen/ und Buͤcher auf
groß Pergament geſchrieben/ und allda von einem Erbarn Rath
fleißig als ein Schatz in Verwahrung gehalten. Diß bezeugen
Judengaß.
Mordgaͤß-
lein.
auch zwo Gaſſen/ ſo man heutigs Tags noch die Juden-Gaſſen/ von
wegen der Juden Einwohnung nennet: Jtem das Mordgaͤßlein/
darinnen die Juden erwuͤrget und erſchlagen ſeyn worden/ im Jahr
nach Chriſti Geburt 1350. So iſt auch auſſerhalb der Stadt ein
alter Kirchhof/ darauf die Juden ihre Todten haben vergraben/
den auch die Einwohner der Stadt noch heutiges Tags nennen der
Marck.
Rathauß.
Juden Freyenhof oder Freundhof. Der neue Marck/ daran das
neue Rathhauß ſtehet/ iſt ſo herrlich/ ſo weit und raumich/ daß ich
ſeines gleichen kaum einen achte zu ſeyn in Boͤhmen: Das Rath-
hauß ſo am Ring ſtehet/ iſt aufs ſchoͤnſte gebauet/ wie es einer ſolchen
Stadt gebuͤhrt/ und wohl anſtehet/ an demſelben ſind unter der
Wappẽ der
Stadt Egeꝛ.
Uhr (die auch ſonder Kunſtreich iſt/) der Stadt Eger Wappen ge-
mahlet/ der ſeyn drey/ das erſte iſt ein Adler mit aufgethanen Fluͤ-
geln/ des Roͤmiſchen Reichs Zeichen/ des halber Theil iſt cancellirt
und in Schrancken geſchloſſen/ zum Zeichen und Zeugnuͤß der Ver-
pfaͤndung/ von der oben geſagt. Das andere iſt ein herrlicher Loͤw/
mit einer guͤldenen Cron und uͤberguͤldeten Klauen/ dadurch die
Cron von Boͤhmen bedeut wird/ welcher die Stadt Eger nach
Recht der Verpfaͤndung unterthaͤnig und gehorſam iſt/ und Kay-
ſerlicher Majeſtaͤten Cammer-Gerichten/ desgleichen dem Reich
nicht mehr verbunden. Das dritte hat weiß und rothe Linien un-
terſchied-
[171]Beſchreibung des Fichtelbergs.
terſchiedlich diſtingvirt/ iſt ein Zeichen der Ungariſchen Cron/ woherEgo puto, eſ-
ſe domus
Auſtriacæ.

das die Stadt Eger hab/ weiß ich nicht/ habe es auch nicht erfahren
moͤgen/ dann daß wir ſehen/ daß auch Koͤnigliche Majeſtaͤt von
Boͤhmen dieſes Wappens ſich gebrauchet.


Das Siegel/ das ſich ein Erbarer Weiſer Rath in groſſen undSiegel der
Stadt.

kleinen Haͤndeln braucht/ iſt ein Koͤnigliche Perſon biß zu dem
Nabel diſtingvirt/ die haͤlt in der rechten Hand ein Schwerdt/ in der
Lincken einen Koͤniglichen Scepter/ unter dieſer Perſon ſteht ein
gantzer Adler mit freyen ausgeſtreckten Fluͤgeln.


Das Rathhauß hat ſechs herrliche Saal oder Stuben/ nach
mancherley Handlungen und Sachen ausgetheilet. Jtem ſechs
andere Stuben fuͤr der Stadt Diener. Es hat auch eine ſchoͤne
Capelle/ zu der H. Dreyfaltigkeit Ehr erbauet.


Einen gantzen und groſſen Rath gemeldter Stadt machenRath zu
Eger/ u. wie
er erſetzet
wird.

(nach der alten Roͤmer Gewohnheit) hundert Perſonen/ unter de-
nen ſeynd neunzehen von den aͤlteſten Geſchlechten der Burgerſchafft/
und ſonſt dreyzehen/ die ſind Richter/ und werden Schoͤpffen ge-
nannt. Aus den neunzehen des Raths pflegen vier Burgermei-Burgeꝛmei-
ſter.

ſter zu ſeyn/ die wechſeln alle Qvartal um/ und werden jaͤhrlich vier
Chur-Herrn/ zween vom Rath/ und zween von der geſchwornen
Gemein gewehlet. Die ſetzen Rath/ Gericht und die geſchwornen
Gemein/ derer an der Zahl von der geſchwornen Gemein ſeynd 68.
Perſonen. Dieſe aber oben gemeldte Raths- und Gerichts-Per-
ſonen ſprechen ſelbſt Recht/ und faͤllen Urtheil/ nicht aus den Kay-
ſerlichen Geſetzen/ oder Conſtitutionibus, ſondern nach ihren altenRecht der
Stadt.

lang hergebrachten loͤblichen Freyheiten/ und erbarn Gebraͤuchen.Fꝛeyheit deꝛ
Herren von
Eger.

Von ihnen kan man nicht appelliren/ dann ſie auch davor gefreyet;
vor dem Boͤhmiſchen Koͤnig aber zu Prag und nur ſeiner eigenen
Perſon/ ſonſt vor Niemand/ ſtehen ſie kecklich jedermann. DieKorn-Haͤu-
ſer.

Stadt hat ihre gewaltige und reiche Getraͤids-Boͤden/ darauf al-
lerley Getraͤids-Hauffen liegen.


Sie hat auch eine Ruͤſt-Kammer oder Zeug-Haus/ und dasZeuch-
Haus.

mit allerley Wehren/ Geſchoß/ Kriegs-Inſtrumenten/ und Ruͤſtun-
gen dermaßen ſtaffieret/ daß/ ſo du es ſeheſt/ wuͤrdeſt du es warlich
nicht minder als ich loben.


Y 2Sie
[172]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Muͤhl.

Sie hat innerhalb der Mauern zwo Muͤhlen/ auſſerhalb drey/
Spittal.zwey Spittal/ derer eins das Bruͤder-Haus genennet/ vier gemei-
Badſtuben.ne Badſtuben/ drey Haupt-Thore/ drey kleine Thuͤrlein/ dadurch
Thor.man die Burgermeiſter/ ſo ſie etwan auſſen geweſt/ und verſpaͤtet/
einlaͤſt: dann ſchwerlich jemand anders wird allda bey naͤchtlicher
Weil eingelaſſen. Unter den Haupt-Thoren iſt eines/ wird das
Bruͤckthor genennet/ dann da iſt eine hoͤltzerne und veſte Bruͤcke
uͤber die Eger geſchloßen; vor dieſem Thor iſt nicht weit von der
Stadt ein edler und faſt beruͤhmter Brunn/ hat ſauer Waſſer/
Saͤuerling
zu Eger.
wird derohalben auch der Saͤuerling genannt. Dieſes Waſſer iſt
ſehr geſund und luſtig zu trincken/ wird auch im Sommer von dem
jungen Volck/ Knaben und Jungfrauen taͤglich hauffenweiß in
Kruͤglein in die Stadt getragen/ und allda den armen Hand-
wercksleuten und gemeinem Mann verkaufft. (Jetzo wird auch dar-
innen gebadet.) Es iſt auch vor dieſem Thor eine faſt groſſe und
weite Vorſtadt jenſeit der Eger/ mit ſehr ſchoͤnen und wohlgebau-
Egeriſch Le-
der.
ten Haͤuſern/ darinnen eine groſſe Menge reicher Lederer wohnen/
deren Arbeit und Leder durch Teutſchland gefuͤhret/ faſt gelobet und
Vorſtaͤdt.gepreiſet wird. Sonſten ſeynd auch noch zwo groſſe Vorſtaͤdte/
derer eine hat drey ſonderliche Gaſſen/ und zu einer jeden ein be-
ſchloſſen Thor/ die ander hat zwo ſolche Gaſſen und Thor/ ſeynd
auch dieſe Vorſtaͤdt alle mit einem ſonderlichen groſſen auffgeworf-
Eger-Laͤnd-
lein frucht-
bar.
fenen Graben verwahrt. So iſt auch die Stadt Eger an ihr
ſelbſt eine reiche Stadt/ hat um ſich ein ſonderlich fruchtbar Laͤnd-
lein/ das man das Eger-Laͤndlein nennet/ und der Stadt Eger zuge-
hoͤrig iſt: Es haben auch die von Eger ihre ſonderliche und eigene
Egeriſche
Muͤntz.
Muͤntz/ die ſie/ wiewohl ſelten ſchlagen; unter der iſt eine ſo gering/
denn 4. Heller Egeriſch Muͤntz machen erſt einen Nuͤrnberger Pfen-
ning. Dieſe Muͤntz gilt nicht weiter/ dann in derer von Eger Land-
Schloß zu
Eger.
ſchafft. Das Koͤnigliche Schloß (davon auch oben geſagt iſt/)
liegt gegen Mitternacht/ in demſelben pflegt von Koͤniglicher
Majeſtaͤt von Boͤhmen wegen zu wohnen ein Burggraf oder Pfle-
ger von Eger/ der war dießmal der Wohlgebohrne Herr/ Herr
HyeronimusSchlick/ Graf zu Paſſauen/ Herr zu Weißkirchen\&c.
Nunmehro/ weil Eger eine Veſtung/ commandiret ein General
darin-
[173]Beſchreibung des Fichtelbergs.
darinnen. An dieſem Schloß ſtehet ein hoher/ veſter und kohl-Thurn am
Schloß.

ſchwartzer Thurn gegen der Stadt. Es ſind auch im Schloß
zwo ſchoͤne Kirchen/ zu der Ehre der heiligen St. Martini undCappellen
des Schloſ-
ſes.

St. Urſulen uͤber einander gebauet/ ſind auch der Stadt mit zu-
gehoͤrig. Dieſer zweyen Cappellen Pfeiler ſeyn Marmelſteinern/
und allwegen einer von einem Stuck gehauen. Auſſerhalb der
Stadt/ gegen dem Schloß uͤber/ werden noch heutiges Tags viel
Stuͤck einer alten Burg (welche man die Winſelburg genennetWinſelbuꝛg.
hat/) geſehen/ nemlich ſtarcke Mauern mit einem gefuͤtterten Gra-
ben/ und etlichen veſten Paſteyen. Zwiſchen dieſen zweyen Schloͤſ-
ſern laufft die Eger gantz gewaltig und breit. Kuͤrtzlich zu be-
greiffen/ ſo iſt die gantze Stadt eine zierliche/ ſchoͤne/ und viel
Lobeswuͤrdige Stadt/ darinnen viel trefflicher/ jetzt edler und hoch
geachter Geſchlechte gewohnet/ und allda Buͤrger geweſt ſeyn/
auch zum Theil noch ſeyn/ und daſelbſt um wohnen. Hat auch
eine unzahlbare Meng ſchoͤner zierlicher/ auch nutzbarer Obſt- und
Luſt-Gaͤrten um ſich. Dieſe Stadt iſt meiner Eltern und meinerBruſchius zu
Eger erzo-
gen woꝛden.

gantzen Freundſchafft Heimat und Wohnung bißhero geweſt;
darinnen bin ich auch von Schlackenwald meinem lieben Vater-
land (da ich etwan zwey Jahr alt war/ und mir meine liebe Mut-
ter Barbara ſtarb/) gebracht worden/ darinnen ich hernach erzo-
gen worden/ und erſtlich in die Schul gangen bin. Diß hab
ich der Stadt Eger zu Ehren und Gefallen wollen anzeigen/ wol-
leſt es guͤnſtiger Leſer im beſten annehmen.


CaſparBruſchius ward gebohren im Jahr Chriſti 1518. den
19. Auguſti, und iſt hernachmahls in einem Wald zwiſchen Ro-
thenburg und Windsheim/ der Schillingsbach genannt/ von et-
lichen (wider die er ſchreiben wollen/) meuchelmoͤrderiſcher Weiß
erſchoſſen worden: ſolches iſt geſchehen im Jahr Chriſti 1559. den 15.
Novembr. ſeines Alters im 41. Jahr. Hæc in Catalogo celebr. Vi-
rorum
Krügeri. pag. 54.


Y 3Kurtze
[174]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Kurtze Verzeichnuͤß etlicher Sachen/ ſo zum
Theil ſich zu Eger zugetragen/ zum Theil
anderswo von den Herrn von Eger
gehandelt.


Fridericus
Barboroſſa

haͤlt ſein
Beylageꝛ zu
Eger.

Nach Chriſti Geburt im 1179. Jahr iſt zu Eger mit groſ-
ſem Gepraͤng und Solennitaͤt Kaͤyſer Friderichs des Barbaroſſen
Hochzeit gehalten worden/ dem vermaͤhlet Marggraf Diepold
von Vohenburg ſeine Tochter Adelheiden. Nach dieſem ſeiner
Majeſtaͤt Beylager zog der Kaͤyſer mit vielen Fuͤrſten und Bi-
ſchoffen hinaus gen Waldſaſſen/ ließ allda das Kloſter (ſo
neulich zuvorn war zu bauen angefangen worden/) Biſchoff Cu-
nonen von Regenſpurg weihen: eben in dieſem Jahr iſt durch ge-
meldte Heyrath die Stadt Eger aus einer Fuͤrſtlichen eine Kaͤy-
ſerliche Stadt worden. Nach Chriſti Geburt im 1270. Jahr
am 16. Tag des Monaths May, iſt die gantze Stadt Eger durch
Eger aus-
gebrannt.
eine jaͤmmerliche greuliche Brunſt elendiglich verwuͤſtet worden/
und ſeynd von gemeldtem auch hundert und funftzig Menſchen ge-
toͤdtet/ verderbet/ und jaͤmmerlich umgebracht worden. Die Jahr-
Zahl dieſer Brunſt ſtehet in dieſem Diſticho:


Egra IaCet, MIſere trIſtes abſorpta per Ignes

InsIgnesqVe IaCent nobILIs VrbIs opes.

Es war dazumahl weder Kaͤyſer/ noch Pabſt; dann nach Kaͤyſer
Wilhelmen (welcher ein Graf aus Holland war/) ſtunde das Kaͤy-
ſerthum 15. Jahr ledig/ und nach Pabſt Clementem IV. das Pabſt-
thum auch zwey gantze Jahr.


Endlich im 73. Jahr wurde Graf Rudolph von Hapsſpurg
zum Roͤmiſchen Kaͤyſer/ und Gregorius der Zehende zum Pabſt er-
kohren und gewehlet.


Anno Domini 1296. iſt der Prediger Moͤnchen Convent in die
Stadt Eger genommen worden. Die Barfuͤſſer ſeynd vor der
obgenannten Brunſt darinnen geweſen.


Anno Domini 1315. iſt die Stadt Eger ein Pfandſchilling
der Cron Boͤhmen worden/ um droben angezeigter Urſachen
willen.


Anno
[175]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Anno Domini 1350. trug ſichs zu/ daß bey den Barfuͤſſern zuDie Juden
werden zu
Eger er-
ſchlagen.

Eger ein Minorit nach Gewohnheit am gruͤnen Donnerſtag die Pas-
ſion predigte; es war aber bey gemeldter Predigt ein unſinniger
und vielleicht derer Sachen (davon man prediget/) unerfahrner und
unverſtaͤndiger Kriegsmann/ und nachdem dieſer hoͤret/ daß
JEſus Chriſtus der einige Sohn GOTTes/ ein GOTT und
Menſch ohne Suͤnde/ ſo ein heiliger und unſchuldiger Mann/
ſo eines ſchmehligen und bittern Todts waͤre von den treuloſen
Juden umbkommen; welches dann der Moͤnch aufs beſt und hoͤch-
ſte mit viel Geſchrey aufmutzt und herausſtriche. Durch dieſe
Unbilligkeit iſt der Kriegsmann alſo bewegt und erzuͤrnet worden/
daß er in Summa das unſchuldige Blut Jeſu Chriſti hat raͤchen und
von der Juden Haͤnden fordern wollen/ iſt alſo in der Predigt ei-
nem Altar zugeſprungen/ hat von dem ein Crucifix erwiſcht/ und
mit groſſer Stimme auf gut Landes-Knechtiſch die Gemein (ſo
bey der Predigt war/) ermahnet/ und gebeten/ ſo ſie wolten ſol-
chen unſchuldigen Todt und ſolche an den frommen Chriſtum ge-
legte Schmach helffen raͤchen/ ſolten ſie ihm nachfolgen/ er wolte
es raͤchen/ und ihr treuer Fuͤhrer und Hauptmann ſeyn. Da
aber das Gepoͤbel (welches ohne das den Juden/ von denen es
lang war geplaget worden/ gram und feind war/) ſolche Rede
und Vermahnung des Kriegsmanns hoͤrte/ und vernahm/ wil-
liget es bald dazu/ folgete dem Lands-Knecht mit Hauffen nach/
was ein jeder im Sturm erwiſchte/ war ſeine Wehr und Schwerdt.
Uberfielen alſo die Juden/ ſchlugen die alle zu tod/ nahmen und
theilten ihre Guͤter unter ſich/ die Buͤcher (ſo auch noch vor-
handen/) gaben ſie einem Erbaren Weiſen Rath zu bewahren. Alſo
wurden die von Eger ihrer Juden loß. Und wiewohl dieſes alles
angefangen und geſchah ohne Bewuſt eines Ehrſamen Raths/ mu-
ſten ſie doch dem Koͤnig zu Boͤhmen etliche tauſend Guͤlden zu
Straff geben.


Anno Domini 1389. hat Koͤnig Wenceslaus, Roͤmiſcher Kaͤy-Wencesl.
Kayſer ver-
leihet Lehn
zu Eger.

ſer/ zu Eger dem Biſchoff von Tryer Lehen geliehen/ und waren
dazumahl in der Stadt Eger mit gemeldtem Kaͤyſer 24. Fuͤrſten/
43. Grafen/ 63. Reichs-Staͤdte/ Bothſchafften aber/ Freyherren
und
[176]Beſchreibung des Fichtelbergs.
und andere von Adel eine groſſe Zahl. Von denen iſt dazu-
mahl der Krieg zwiſchen den Fuͤrſten und Reichs-Staͤdten/ der
zu dieſer Zeit in Teutſchland brannte/ gerichtet und hingelegt
worden.


Egriſche
verbrennen
ihre Vor-
ſtaͤdt.

Anno Domini 1399. am allerheiligen Abend/ brachen und brann-
ten die von Eger ihre Vorſtaͤdte ſelbſt ab/ aus Beſorgnuͤß eines
Kriegs zwiſchen Wenceslao dem Roͤmiſchen Kaͤyſer/ und Boͤh-
Rupertus,
Romano-
rum Rex.
miſchen Koͤnig/ auch dem neuerkohrnen Roͤmiſchen Koͤnige/ Ru-
prechten/ Hertzogen in Bayern/ und Pfaltz-Grafen am Rhein/
ſo wider ihn erwehlet war.


Neuhaus
von denen
von Eger
zerſtoͤret.

Anno Domini 1412. am Sonnabend nach Bartholomæi zogen
die von Eger mit ihren Bundsverwandten fuͤr das Schloß Neu-
hauß
/ welches Edelleute/ die Forſter genannt/ innen hatten/ zer-
brochen das/ und wurde darnach bedinget/ daß ſolch Schloß und
alle Zugehoͤrung forthin denen von Eger zugehoͤrig/ und ſie dafuͤr
den Forſtern 4000. fl. Kauff-Summa geben ſolten/ das auch ge-
ſchehen/ wie ſolches der Forſter Kauff-Brieff unter ihren Sigil-
len ausweiſet.


Eben diß Jahr iſt auch das Schloß Greßlaus von denen
von Eger zerbrochen worden.


Die von E-
ger verwuͤ-
ſten wegen
der Boͤhmẽ
alle ihre
Gaͤrten.

Anno Domini 1428. haben die von Eger ſelbſt alle Baͤume
und Gaͤrten vor der Stadt laſſen abhauen/ Unfriedes halben.


Anno Domini 1431. im Mayen/ als von Kaͤyſer Sigiſmundo
ein Concilium wurde gehalten zu Baſel/ iſt zu Eger auch ein Tag
gehalten worden/ von Marggraf Friederich von Brandenburg/
Zu Eger
werden die
Boͤhmen uͤ-
berredet/
daß ſie auf
das Conci-
lium
gen
Baſel kom-
men.
Hertzog Johann von Bayern/ einem Rath von Nuͤmberg und
etlichen Biſchoͤffen/ die handelten mit den Boͤhmen (ſo mit 20.
Pferden gen Eger waren kommen/) und uͤberredeten ſie/ daß/ ſo ſie
beruffen wuͤrden aufs Concilium gen Baſel/ ſie kecklich und ohne
Furcht dahin kaͤmen/ dieſer Tag wehrete drey Wochen.


Anno Domini 1437. hat Kaͤyſer Sigismundus zu Eger etlichen
Fuͤrſten und Grafen teutſchen Landes Lehen geliehen.


Wuͤrſchen-
gruͤn bey
Koͤnigs-
wart von

Anno Domini 1452. iſt das maͤchtige und veſte Schloß Wuͤr-
ſchengruͤn
(welches ein kleines Weglein von Koͤnigswart/ ei-
nem Schloß und Marck Herrn Caſpar Pflugens liegt/) von
denen
[177]Beſchreibung des Fichtelbergs.
denen von Eger gewonnen/ und auf den Boden hinweg ge-Egriſchen
zerbrochen.

ſchleifft worden/ darum/ daß groſſe Rauberey aus dieſem Schloß
geſchah.


Anno Domini 1467. iſt Urſula/ Marggraf Albrechts Tochter/
Herzog Heinrichen von Muͤnſterberg/ des Koͤnigs in Boͤhmen
Sohn vermaͤhlet/ und die Hochzeit zu Eger an der Faſtnacht aufs
herrlichſt und koͤſtlichſte in Beyſeyn vieler Fuͤrſten gehalten worden.


Anno Domini 1469. iſt die Stadt Eger vom Pabſt Paulo II. ex-Eger iſt im
Bann.

communicirt worden/ und iſt in ſolchem Bann geweſen drey gantzer
Jahr/ die Urſach war dieſe: Es war Koͤnig Matthias in Ungarn
mit dem Pabſt dermaßen uͤberein kommen/ er wolt leichtlich alle
Ketzereyen und Jrrthume des Glaubens/ ſo in Boͤhmen waͤren/ aus-
rotten/ und austilgen/ wenn ihm die Stadt Eger wuͤrde dazu ein-
gegeben/ alſo/ daß er darinnen zu ſchaffen und zu gebieten/ als in dem
Seinen haͤtte. Bat derohalben/ Jhre Paͤbſtl. Heiligkeit wolte
ihm ſolches bey denen von Eger erlangen/ und bey ihnen ſolches
ſchaffen und gebiethen. Dieſes ſagte ihm der Pabſt zu/ ſchickte auch
alſobald Brieffe an einen Rath zu Eger/ darinnen er ihnen groſſe
Freyheiten zuſagte/ wo ſie ſich gemeldtem Koͤnige von Ungarn er-
gaͤben. Die Legaten kamen gen Eger/ brachten ſolche Brieffe vor
den Rath/ und nach dem dieſelbige geleſen wurden/ desgleichen die
Sach nach Nothdurfft deliberiret und berathſchlaget/ wurden ſie
zu Rath/ ſolches dem Pabſt und Koͤnige abzuſchlagen/ wie ſie auch
thaͤten. Da ſolches dem Pabſt verkuͤndiget/ ward er zornig/ thaͤt
auch derohalben die von Eger in den Bann.


Anno Domini 1477. iſt von denen von Eger das NeuſtaͤdtleinEger nimmt
Neuſtaͤdtel
ein.

an der Waldnab gepucht und gewonnen worden/ iſt ein Staͤdtlein
in der Obern Pfaltz gelegen/ gehoͤret jetzt einem Herrn von Heydeck/
nun aber Jhro Fuͤrſtl. Gnaden von Lobkowitz zu/ war jensmals
(da es die von Eger puchten/) Herrn Hintſchken Pflugs/ eines
Boͤhmiſchen Herrns/ welcher zur ſelben Zeit nicht faſt wohl mit
denen von Eger ſtund.


Anno Domini 1509. am Montag nach der Heiligen Dreyfal-Nehmen
Liebenſtein
ein.

tigkeit Tag/ iſt der Liebenſtein/ ein Schloß/ eine Meil von Eger ge-
legen/ darinnen viel boͤſer Buben dazumahl ſich aufhielten/ und nur
Zauf
[178]Beſchreibung des Fichtelbergs.
auf anderer Leute Schaden da allerley Muthwillen trieben mit
Rauben und Stehlen/ von denen von Eger (die ſolche Bubenſtuͤck
laͤnger nicht dulten konten/) belaͤgert/ und am Abend Corporis Chri-
ſti
gluͤcklich erobert worden. Die fuͤrnehmſten Zween aber/ und
die das Raͤdlein am meiſten fuͤhrten/ hatten ſich aus dem Staub
gemacht; die andern/ ſo im Schloß blieben/ derer uͤber ſiebenzig ge-
weſt/ unter denen auch vier und zwantzig von Adel waren/ ſeynd in
die Stadt Eger gefuͤhret/ allda gefaͤnglich Jahr und Tag gehal-
ten/ endlich doch mit ſchwerem Geding wiederum ledig gelaſſen
worden. Bey dieſer Belaͤger- und Eroberung iſt auch mein lieber
Anherr oder Groß-Vater/ Georg Bruſch ſeeliger/ ein Beambter/
oder wie ſie es nennen/ ein Fuͤhrer geweſen/ iſt hernachmahls in
GOtt verſchieden/ im 1536. Jahr/ ſeines Alters im 70. Jahr/ als
er das fuͤnffte Weib genommen hatte/ und ein Vater zwantzig Kin-
der war. Und iſt hierum ein Ehrſamer Weiſer Rath/ ja auch die
gantze erbare Gemein der Stadt Eger faſt zu preiſen/ daß ſie auch
von Anfang ihres Regiments her/ je und allweg ſind Feinde und
Verfolger geweſen aller derjenigen/ ſo ſich haben laſſen beduͤncken/
ihnen gebuͤhr/ von weiß nicht was erdichtem Adels wegen/ alles/
was ſie nur gedencken/ und fuͤrnehmen/ dadurch ſie gemeinen Fried
und gemeinen Nutzens Wohlfahrt betruͤbt und zerriſſen haben.
Es hat auch GOtt dieſe Tugend an denen von Eger hoͤchlich be-
gluͤcket/ und allweg mit ſchoͤnem Sieg und Triumph begnadet.
Dann er auch dergleichen hoffaͤrtigen Scharrhanſen/ Cainiſchen
Moͤrdern und Straßen-Raͤubern im Himmel feind iſt/ dagegen
allen denen hold und gnaͤdig/ die ſolche Rauberey ſtraffen und
raͤchen.


Es haben aber die von Eger nicht allein die oben angezeigte
Raub-Schloͤßer und Hunds-Loͤcher zerſtoͤret/ ſondern auch andere
mehr/ deren alte Gemaͤuer und zerriſſene Thuͤrn man noch hin
und wieder im Eger-Land und dem Voigtland ſiehet: Als da iſt
Loosburg/ das Buͤrglein an der Eger gegen Muͤlbach uͤber wel-
ches die von Eger laͤnger dann vor zwey hundert Jahren zerbro-
chen haben. Anno 1621. wurde die Stadt Eger vom Churfuͤrſten
zu Sachſen erobert. Anno 1634. wurde allhier in dem damahls
Pachel-
[179]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Pachelbliſch-nunmehro Junckeriſchen Hauß der Kayſerl. Genera-
lisſimus
Herzog von Friedland/ ſonſten von Wallenſtein genannt/
erſtochen. Anno 1647. hat der Schwediſche General Carl Guſtav
Wrangel die Stadt auf Diſcretion erobert. Anno 1650. kame ſie
durch den Nuͤrnbergiſchen Frieden-Schluß wieder an die Cron
Boͤheim. Gegen dem Ende dieſes beſagten Seculi wurde das vor-
treffliche Jeſuiter-Collegium gebauet/ auch die Fortification dieſer
Veſtung und Boͤhmiſchen Grentz-Stadt immer je mehr und mehr
auf die neueſte Manier verbeſſert. Dieſes ſey in ſo weit von E-
ger genug geſagt.


Nun folget Ellenbogen.


Ellenbogen/ ein Staͤdtlein und ſehr veſt Berg-Schloß/Ellenbogen
ein Schluͤſſel
des Boͤh-
mer-Lands.

weyland Herrn Hieronymi Schlickens/ an der lincken Seiten des
Eger-Strohms gelegen/ ein Schluͤſſel des teutſchen Landes zu der
Cron Boͤhmen. Um dieſes Staͤdtlein und Schloß wandert die
Eger Ringsweis mit einem faſt tieffen Graben/ alſo/ daß man
auch nur an einem einigen Ort und nur durch ein einiges Thor
zum Staͤdtlein kommen kan.


Dieſes Staͤdtlein iſt etwan der Marggrafen von VohenburgWer Ellen-
bogen fun-
d
iret.

geweſen/ deren einer auch Ellenbogen und Eger fundiret und er-
bauet hat/ daher heiſt man noch heutiges Tages das Haus/ ſo alldaUrſprung
und Genea-
logia
der
Marggra-
fen von Vo-
henburg.

im Schloß naͤchſt bey dem Thor ſtehet/ des Marggrafen Haus.
Dieſe Grafen aber von Vohenburg ſeyn aus der Fuͤrſtlichen Linie
der Fuͤrſten in Bayern geweſen/ und wohneten auf dem Schloß
Vohenburg/ ſo ietziger Zeit ein herrlich Schloß und Marck iſt zwi-
ſchen Jngolſtadt und Kehlheim gelegen. Sie hatten unter ihnen
den gantzen Tractum und Refier von der Donau an/ durch die jun-
ge Pfaltz/ Egerlaͤndlein und den Kraipſtein Ellenbogen/ und war
dieſer Lande Haupt-Stadt Cham/ eine Stadt an den Boͤhmi-
ſchen Graͤntzen gelegen. Denn als Anno 907. Luipoldus neben ein
und zwantzig Bayriſchen Herren von den Hungarn erſchlagen
wurden/ theilten ſeine Soͤhne Arnulphus und Berchtoldus das Land/
und bekam Berchtoldus obgedachten Theil/ dieſer zeuget Henricum,
Henricus Berchtoldum II. Berchtoldus II. Arnulphum, Arnulphus
Henricum, Henricus Theobaldum I. Theobaldus I.
mit Luigarda,
Z 2Graͤfin
[180]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Graͤfin von Caſtelberg Theobaldum II. der hatte zween Soͤhne/
Theobaldum III. und Berchtoldum, ſo ohne Erben geſtorben/ und iſt
mit dieſen der Stamm der Grafen von Vohenburg untergangen
um das Jahr 1170. auch das Land an den Roͤmiſchen Kayſer Fri-
dericum I.
kommen/ ſo Adelheidin/ obgedachter Bruder Schwe-
ſter/ zu eimem Ehe-Gemahl gehabt/ von dannen iſt es bey dem
Reich blieben biß auf Primislaum I. Ottogarum, da es dem Land zu
Wenn El-
lenbogen zu
der Cron
Boͤheim
kommen?
Boͤheim zugeeignet worden/ und zu einem Burggrafen geſetzet
Herrn Wilhelm von Rieſenberg/ der es Wenceslao Ottogaro, als
ihn ſein Sohn Primislaus II. Ottogar verfolget/ zu gut erhalten.


Denn weil es von Natur ein veſter Ort/ auf einem hohen je-
hen Felſen/ darzu mit Waſſer ringſt herum umfloſſen/ haben es die
Koͤnige je und allezeit/ ehe man das Geſchuͤtz erfunden/ vor eine un-
Eliſabetha,
Regina Bo-
hemiæ.
uͤberwindliche Veſtung gehalten/ und iſt Koͤnigin Eliſabetha, Koͤ-
nigs Johannis in Boͤheim Gemahl/ ſambt ihrem Sohn Wenceslao,
ſo hernach Carolus IV. genennet worden/ und zweyen Toͤchtern Mar-
garetha
und Judita, zu ihrer Verſicherung auf Ellenbogen Anno 1317.
da in gantz Boͤheim wider den Koͤnig ein gefaͤhrlicher Auffruhr ent-
ſtanden/ geflohen.


Schlicken
bekommen
Ellenbogen.

Nachfolgender Zeit iſt Burggraf zu Ellenbogen geweſen der
Edle Puota von Eglenburg; doch weil das Land und Burgerſchaft
ſich mit ihm nicht vertragen konten/ hat es Anno 1434. Hr. Caſpar
Schlick
/ Hauptmann zu Eger/ umb eine Summa Geldes von
Wie lang
die Schli-
cken Ellen-
bogen be-
halten?
Kayſer Siegmund uͤberkommen/ von welcher Zeit an es unter den
Herren Grafen Schlicken verblieben/ biß auf das Jahr 1547. das
iſt 113. Jahr/ in welcher Zeit die Stadt viel ausſtehen muͤſſen.
Denn als Graf Caſpar Schlick/ der Erſte dieſes Nahmens/
Graf von Paſſau/ Freyherr von Weiſſenkirchenꝛc. ohne Erben
Anno 1449. geſtorben/ iſt es auf ſeinen Bruder Matthæum, und ſei-
nes Bruders Sohn Wenceslaum gefallen/ denen ſie nicht voͤllig
Ellenbogen
durch die
Schlicken
dem Chur-
fuͤrſten zu
Sachſen
verkaufft.
gehorſamen wollen/ daher ſie es Anno 1470. Herzog Ernſt des Hei-
ligen Reichs Ertz-Marſchall/ Churfuͤrſten/ꝛc. und Herzog Al-
brechten
/ Herzogen zu Sachſen Gebruͤdern/ um 23000. Rheiniſcher
Guͤlden/ guter Landswehrung/ davor Leipzig/ Zwicka und Penick
ſich in Buͤrgſchafft eingelaſſen/ verkaufft: Als aber die Buͤrgerſchafft
nicht
[181]Beſchreibung des Fichtelbergs.
nicht huldigen wolte/ ſchickte Herzog Albrecht heimlich viele Lands-
Knecht und Reiſſige in die Stadt/ die ſich heimlich/ als Frembd-
ling einſchlichen. Weil aber die Burgerſchafft ſahe/ daß ſie ſich
ſtaͤrckten/ und nicht aus der Stadt wolten/ laſſen ſie ihnen von ei-
ner Verraͤtherey traͤumen/ und ſchreiben eilend dem Burggrafen
von Plauen um Huͤlff/ der auch ohn allen Verzug mit ſeinem Reiſ-
ſigen Zeug ihnen zu Huͤlff kommen/ und bey Nacht in die Stadt iſt
eingelaſſen worden. Haͤtte auch alle Meißner erſchlagen/ wo ſie
nicht den Tag zuvor von einem Buͤrger gewarnet/ aus der Stadt ge-
flohen waͤren.


Weil nun Herzog Albertus, der hernacher Rolandus Ger-Ellenbogen
von Herzog
Albrecht
von Sachſen
belagert.

manicus und Dextera Imperii Romani genennet iſt/ geſehen/ daß ſein
Anſchlag zu Waſſer worden/ iſt er mit gantzer Kriegs-Macht auf/
und belagert A. 1471. in der Faſten die Stadt zuſambt dem Schloß
auf das Hefftigſte/ laͤſt auch viel Geſchuͤtz vor die Stadt pflantzen/
mit welchem er die Mauern beſchoſſen/ ſo feyerten hergegen die in
der Stadt auch nicht/ ſondern haben mit ihrem Geſchuͤtz viel in
dem Lager des Herzogen/ Edel und Unedel erſchoſſen/ ja/ wie Fa-
bricius
ſchreibet/ die Trabanten an der Seiten des Herzogen/ der
doch nichts erſchrocken oder verzagt worden; ſondern/ weil er ge-
wuſt/ daß in der Stadt kein Proviant war/ hat er mit der Belaͤge-
rung fortgeſetzet/ biß endlich ein Accord durch ſonderliche Schi-
ckung GOttes den Montag nach Judica Anno 1471. getroffen wor-
den/ daß nemlich Herzog Albertus Schutz-Herr des Landes/ Graf
Matthes aber und Graf Wentzel Herren ſeyn ſolten/ und ſich der
Herrſchafft in Ellnbogen gebrauchen/ immaſſen ſie fuͤr dem entſtan-
denen Unwillen gethan haben/ und ſie ſollen die von Ellenbogen
bleiben laſſen bey aller ihrer Freyheit und Gewohnheit.


Dieſer Friede wehret nicht lange. Denn nach dreyen Jah-Ellenbogen
von Graf
Niclas und
Hieronymo
Gebruͤdern
uͤberfallen.

ren/ daß iſt/ Anno 1474. als ſich die Buͤrgerſchafft wiederſinnig
erzeigte/ uͤberfielen Graf Niclas und Graf Hieronymus Gebruͤ-
der/ Graf Mattheſen von Ellenbogen/ vertrieben aus der Stadt
die Buͤrger/ und nahmen gemeiner Stadt Privilegien und Gerech-
tigkeiten hinweg/ zwangen auch die Stadt nach ihrem Willen
zu leben. Beſonders aber/ da der alte Graf Matthes in ſeinem
Z 3hoͤch-
[182]Beſchreibung des Fichtelbergs.
hoͤchſten Alter Anno 1487. am Tag Tudmillæ geſtorben/ haben die
Theilung
der Bruͤder.
Soͤhne Ellenbogen Anno 1489. getheilet. Der aͤlteſte Graf Ni-
cklas bekam Falckenau/ Henrichsgruͤn/ Sebberg/ Neudeck/ Die-
poltsgruͤn/ Voitsgruͤn/ neben des Marggrafen Haus/ in dem
Ellenbogen. Der mittlere Graf Hieronymus bekam ein das
Schloß Ellenbogen/ die zwo Kemmet/ neben Kuͤchen und Keller/
die Stadt Ellenbogen/ Warm Bad/ die Abloͤſung Koͤnigsberg
mit aller Zugehoͤrung. Der juͤngſte Graf Caſpar bekam Schla-
ckenwerdt/ Moͤnnichhoff mit aller Zugehoͤrung/ und in dem Schloß
Ellenbogen die andern Gemach/ denn ſie das Schloß in drey
Theil abgetheilet haben.


Jn folgender Zeit/ da Graf Hieronymus A. 1449. in Hun-
garn zwiſchen Gran und Ofen auf dem Schildberg erſchoſſen wor-
den/ unterfingen ſeine Soͤhne Sebaſtianus, Qvirinus und Albertus
ſich des Regiments.


Ellenbogen
durch Her-
tzog Geor-
gen einge-
nommen.

Weiln aber die Stadt ihnen entgegen war/ nahmen ſie bey
Nacht durch Huͤlff Hertzog Georgen zu Sachſen/ꝛc. im Monat
Februario die Stadt ein/ Anno 1504. wie aus dem dicto Chronolo-
gico
zu ſehen: FeCIt SChLICken tIMere fLageLLIs.


Die Wiederſinnigen lieſſen ſie zwar leben/ doch muſten ſie
aus der Stadt mit bloſſen Haͤnden ziehen; daher einer/ weil er
wegziehen muͤſſen/ wie Fabricius ſchreibet/ ſein eigen Hauß ange-
zuͤndet/ dadurch ſiebenzig Haͤuſer in kurtzem weggebrennet ſeyn/
waͤre auch die gantze Stadt ausgebrennet/ wo die Kriegs-Knecht
das Feuer nicht geloͤſchet haͤtten.


Andere ſagen/ es ſey das Feuer durch einen Burger in ſei-
nem eigenen Hauß/ doch aus Verraͤtherey eingeleget. Nach die-
ſer Eroberung/ welches die Einwohner das Stadt-Einnehmen
nennen/ iſt es erſtlich unter Graf Sebaſtiani, (unter welchem es
Anno 1505. de novo von den Boͤhmiſchen Staͤnden belagert wor-
den/ und ſeyn die Obriſten des Volcks geweſen Albrecht von Kol-
lowrath/ und Adam von Neuenhauß/ weil ſie aber nichts ausrichte-
ten/ iſt am Tag Benedicti Anno 1506. ein neuer Vertrag aufge-
richtet/) hernacher ſeines Bruders Alberti Regierung geweſen/
der es Anno 1533. mit Hieronymo, Graf Caſpars Sohn um Win-
deritz
[183]Beſchreibung des Fichtelbergs.
deritz und Radenitz vertauſchet hat/ bey welches Grafen Hiero-
nymi
Zeit es wieder durch Wilhelm Thumshirn Anno 1546. iſt
belagert worden/ und in dem nachfolgenden Jahr an die Boͤh-
miſche Kammer kommen. Zu dieſer Zeit hat es ſich gantz frey
durch einen Kauf gemacht. Nun aber iſt es wieder eine Koͤ-
nigl. Boͤhmiſche Grentz-Veſtung.


Jn der Kirchen dieſes Staͤdtleins/ welche unter dem SchloßMatthæus
Schlick.

liegt/ iſt begraben der Edel und Wohlgebohrne Herr/ Hr.Matthæus
Schlick/ Graf zu Paſſau und Weiſſenkirchen/ welcher verſchieden
iſt im Jahr nach Chriſti Geburt 1487. am Tag Ludmillæ, als er die
Herrſchafft Ellenbogen zwey und funfftzig Jahr hat innen gehabt/ wie
heutiges Tages noch auf ſeinem Grab ſtehet mit folgenden Wor-
ten: Anno 1487. die Sanctæ Ludmillæ, obiit magnificus \& generoſus
Dominus, D. Matthæus Schlick, qui juſto titulo Dominus Elnbo-
gæ ad quinquaginta duos annos poſſedit, cujus anima ſit in pace.


Sonſten iſt zu mercken/ daß dieſer Ort-Kreiß Ellenbogen
vor der Zeit viel groͤſſer/ als er jetziger Zeit iſt/ geweſen: und ob
er wohl zu unterſchiedlichen Zeiten geſchmaͤhlert worden/ hat er
dennoch heut zu Tag fuͤnff Staͤdt/ als Ellenbogen/ (ſo FabriciusEllenbogen.
Anconam, Aventinus Helenobogium, andere Cubitum, item Saxo-
Cubitum
von dem Schloß/ das der Stein heiſſet/ genennet/) Schla-
ckenwerd/ welches die Boͤhmen in ihrer Sprach Woſtrow heiſ-
ſen/ und vor etlichen 100. Jahren ein Herr von Rieſenburg/ Schlacco
genannt/ ſolle gebauet haben/ Karlsbad/ Koͤnigsberg/ und Lich-
tenſtadt/ welche 5. Staͤdte ihre beſondere Privilegien und Freyhei-
ten aus Koͤniglicher Kaͤyſerlicher Begnadigung haben/ und ſich
derſelben in ihren Rechten gebrauchen.


Nachdem bereits zum oͤfftern in der Ellenbogiſchen Hiſtorie
derer Herren Grafen Schlicken gedacht worden/ als wollen
wir alles dasjenige/ was unſer Bruſch von ihnen ſchrifftlich hin-
terlaſſen hier beyfuͤgen.


Allhier (ſchreibet er) muß ich einen richtig gruͤndlichen Be-Genealogia
derer Her-
ren Grafen
Schlicken.

richt vermelden von denen Herrn Graffen Schlicken/ ſo den mei-
ſten Theil des Egerlaͤndleins innen gehabt/ derer auch in dieſen
und andern mehr Orten gedacht wird/ damit der guͤnſtige Leſer
wiſſen
[184]Beſchreibung des Fichtelbergs.
wiſſen moͤge derer Ankunfft/ Erhoͤhung zu Graͤflichen Ehren/
und loͤblichen Poſteritaͤt/ die ſich des heiligen Evangelii je und all-
wege treulich angenommen/ und daſſelbe nach Vermoͤgen befoͤr-
dert haben.


Anlangend die Ankunfft Ehrengedachten Herren Grafen/
ſeynd zwey Stuͤcke in acht zu nehmen: 1.) Wes Landes/ und 2.)
wes Standes ſie vor Erhoͤhung zu Graͤflichen Ehren geweſen ſeyn.
Jn welchen beeden Stuͤcken ſich wiederſinnige und zweyſpaltige
Wieder-
wertige
Meynung
der Scriben-
t
en von An-
kunfft der
Schlicken.
Meynungen finden laſſen. Dann erſtlich Johann Lindener/
ſonſten der Pirniſche Moͤnch/ ſchreibet in ſeinem Manuſcripto: Die
Herren Schlicken im Egriſch und Boͤhmiſchen Lande haben ei-
ne Adeliche Ankunfft aus Welſchland und Schwaben. Dieſes
iſt wohl recht von dem Muͤtterlichen Geſchlecht/ weil Caſpari und
deſſen Bruͤdern Frau Mutter eine Jtaliaͤnerin oder aus Jtali-
ſchen Grentzen als Friauln geweſen: aber daß die vaͤterliche An-
kunfft ſolle aus Schwaben ſeyn/ iſt gantz und gar unerwieſen/
wird auch bey keinem Scribenten gefunden.


Henricus Pantaleon ſchreibet in ſeiner Proſopographia auch an-
ders/ deſſen Worte ſind: Er/ Caſpar Schlick/ der beruffene drey
Roͤmiſchen Kaͤyſer Cantzler/ und ſonſten etlicher Koͤnige und Fuͤr-
ſten Rath/ iſt in Meißen von ehrlichen Eltern gebohren worden.ꝛc.
Weil aber der Dom-Herr Pantaleon, wie auch andere den gantzen
Refier und Tract zwiſchen der Elbe/ Saale/ und Eger/ wie aus
Homilio, Chriſtophoro Manlio und andern zu ſehen/ dem Meißner-
Lande zueignen/ kan ſeine Meynung nicht beſtehen/ es wuͤrdens auch
viele Nationen nicht zugeben. Der fuͤrtreffliche und gelehrte Mann
Gregorius Fabricius als ein Auslaͤnder/ wie ſichs anſehen laͤſſet/ un-
terſcheidet (lib. 7. Orig. Sax. fol. 800.) das muͤtterliche und vaͤter-
liche Geſchlecht nicht recht/ da er ſaget: Scliccorum familia c Baſſano
Venetiæ oppido oriunda, nobilis \& antiqua eſt, \& virorum fortium
alumna:
d. i. der Schlicken Geſchlecht von Baſſaun einer Ve-
netiſchen Stadt herruͤhrend/ iſt ein Adelich und altes Geſchlecht/ und
eine Erzieherin vieler tapffern Leute.


Æneas Sylvius, der hernacher Pabſt worden/ gedencket ſeiner
lib. de Orig. Bohem. C. 53. und ſchreibet/ (wie dann auch Bonfinius Rer.
Ung.
[185]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Ung. decad. 3. lib. 3. f. 408.) Er ſey wegen ſeines Vaters ein Franck
geweſen. Dieſe Opinion als von einem/ der Caſpari guͤnſtiger
Freund/ und in gleichem Alter geweſen/ iſt der Wahrheit ſehr aͤhn-
lich. Allein daß Silvius eben an dem Ort ſchreibt/ es liege Ellen-
bogen und Eger in Francken/ das machet die gantze Sache verdaͤch-
tig/ und iſt daraus zu ſchluͤßen/ daß Silvius, ein Auslaͤnder/ dieſe
Oerter nicht recht unterſchieden/ ſondern aus den Variſcis, welcheRechte
Meynun,
von dem
Land/ aus
welchem
die Schli-
cken ſind.

vor Zeiten Advocati genennet worden/ und heute zu Tage Voigt-
laͤnder heiſſen/ francicam gentem machet/ derohalben halte ich (ſalvo
tamen rectius ſentientium judicio,
) gantz davor/ ſie haben in dem Eger-
Laͤndlein gegen Ellenbogen gewohnet/ wie ſolches aus allen Um-
ſtaͤnden/ die in Graf Caſpars und ſeines Bruders Matthæi Leben
fuͤrlauffen/ zu ſchluͤßen iſt. Und das ſey von dem Land/ daraus ſie
ſind. Folget nun von ihrem Standt/ darinnen ſie geweſen/ ehe
ſie zu Graͤflichen Ehren erhoben ſind/ da die Meynungen auch nicht
uͤbereinſtimmen. Der gemeine Mann/ wie auch Caſpar Wolff/
Pfarrer zu Radenitz/ in der Leich-Predigt Graf Albrechts ſeel.
zu Jena gedruckt/ halten gaͤntzlich dafuͤr/ Graf Caſpars Eltern
ſeyen Buͤrger zu Eger geweſen.


Nun iſt es wohl an dem/ daß Schlicken zu Eger gelebet/ alsEs ſind
Schlicken
zu Eger und
Wunſidel
geweſen/ die
den Herrn
Grafen
nichts zuge-
hoͤret.

Heinrich Schlick/ der Anno 1423. Buͤrger und des Raths daſelbſt ge-
weſen: es iſt auch zu Wunſiedel geweſen Niclas Schlick/ der Aeltere/
und an Kayſers Sigismundi Hof Niclas Schlick/ der Juͤngere.
Durch Vorbitte Caſpari, damahls Kay ers Sigismundi Secretarii,
ſind ſie zwar in den Reichs-Schutz genommen/ und des Zolls be-
freyet/ wie es Sigismundi Diploma de datoBlindenburgAn. 1426.
bezeuget: Doch iſt aus dieſem nichts gewiſſes zu ſchluͤßen/ und ge-
ſchiehet offt/ daß viele Geſchlechte einen Namen fuͤhren/ darneben
weder verwandt/ noch bekant ſind.


Daß aber Heinrich Schlick von Laſon ein Adelicher RitterDie Herren
Schlicken
haben eine
Adeliche
Ankunfft.

geweſen/ iſt aus vielen zu ſchluͤßen/ darunter fuͤrnehmlich iſt/ daß
er titulirt worden/ Nobilis \& famoſus de militari genere, ein Adeli-
cher und beruͤhmter Ritter. Item, daß ihm Illuſtris (ut eſt in anti-
quis) Marchio Rolandus,
Marggraf von Tarviß/ Graf von Alticoll
und S. Salvatoris, ſeine einige Tochter Conſtantiam, die er mit ſeinem
A aGemahl
[186]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Gemahl Beatrice, Graͤfin von Camin gezeuget/ zur Ehe gegeben/ mit
der er/ ſo viel jetziger Zeit bewuſt/ 3. Soͤhne/ Caſparum, Matthæum,
Jꝛꝛige Mey-
nung der
Scribenten
von der
Poſteritaͤt
Caſpari.
und Nicolaum, derer infra ſoll gedacht werden/ erzeuget. Und ob wohl
Mattheſius und andere/ ſo ihm folgen/ ſetzen/ es ſey Graf Matthes
Caſpari Enckel/ Hieronymi Sohn/ ſo iſt es doch wider alle alte
Schrifften/ darinnen zuſehen/ daß Graf Caſpar und Matthes in
einem Alter geweſen. Nun waͤre es wider die Vernunfft/ daß ein
Enckel ſeinem Groß-Vater gleich ſeyn ſolte.


So ſchreibet auch Fabricius Orig. Sax. L. VII. f. 801. Matthæus
ſey Caſpari Sohn/ welches durch vorgedachte Urſach nicht allein
widerlegt/ ſondern auch aus nachfolgender zu nichte wird/ da man
in einem alten Contract dieſe Worte findet: wird von Caſpar Schli-
ckens ſeinem Gemahl/ ſeinen Bruͤdern Matthæo und Nicolao verſetzt die
Herrſchafft Weißkirchenin Hungarn/ umb 1900. Gulden Hungariſch/
den Erbarn und Veſten Nicolaiſchen von Woißlanitz auf Abloͤſung.
Dergleichen Brief und Contract werden etliche gefunden/ darin alle-
Caſpar
Schlick.
zeit Matthæus Caſpari Bruder genennet wird. Und damit ich
ſchließlich von Caſpari und ſeiner Bruͤder Erhoͤhung zu Graͤflichen
Ehren richtig melde/ iſt zu wiſſen/ daß er in ſeinen maͤnnlichen Jah-
ren/ Koͤnig Sigismundo in Hungarn zu Hof gezogen/ daran er ne-
ben ſeinem Bruder Nicolao ſich aufgehalten/ auch gedachtes Kay-
ſers zu der Zeit noch allein Koͤnigs in Hungarn Secretarius gewe-
ſen/ in Kriegslaͤufften ein Obriſter/ wie zu ſehen im Diplomate,
welches datum Rom. ult. Maj. Anno 1433. Er wird auch in einem
Diplomate vom Sigismundo, deſſen dat. Nuͤrmberg den 31. Auguſti
Anno
1431. Hauptmann zu Eger und Burggraf zu Ellenbogen ge-
nennet.


Wann die
Schlicken
zu Graͤfli-
chen Ehren
kommen?

Seiner treuen Dienſt/ hohen Tugend/ beſondern Verſtandes
und nahmhafften Wohlverhaltens halben/ iſt er vom Kayſer Si-
gismundo
in Welſchland/ wie etliche ſchreiben zu Penthuſio, A. 1432.
neben ſeinen Bruͤdern zu Grafen von Paſſaun und Weißkirchen er-
hoben worden. Wie aber die Poſteritaͤt vom Stamm zu Grad
und Graden erfolget/ iſt in folgender Genealogia zu ſehen.


Caſpar
Schlick.ꝛc.

Heinrich Schlick zeuget 3. Soͤhne/ Caſparum, Matthæum, Ni-
colaum.
Caſpar Schlick iſt der 3. Roͤmiſchen Kayſer Cantzler ohne
einigem
[187]Beſchreibung des Fichtelbergs.
einigem Tuͤck des Gluͤcks geweſen/ hat entweder keinen Erben mit
ſeinem Gemahl Agnes/ einer Fuͤrſtin von Olſen und Keßel/ Kay-
ſers Sigismundi Bluts-Freundin gezeuget/ oder ſo er derſelben be-
kommen/ ſo ſind ſie in ihrer bluͤhenden Jugend vor dem Vater ge-
ſtorben/ wie dann deſſelben Gemahl auch A. 1448. in der Geburth
geblieben/ und das nachfolgende Jahr A. 1449. Sonnabends nach
Ulrici Caſparus durch den Schlag getroffen/ Todtes verbliechen/ und
mit groſſer Solennitaͤt neben ſein Gemahl (mit der er XI. Jahr
in der Ehe gelebet/) zu Wien in dem Carmeliter-Kloſter begraben
worden.


Nach ſeinem Todt ſeynd ſeine Herrſchafften auf ſeinen Bru-
der Matthæum, und ſeines juͤngſten Bruders Nicolai, (ſo vor ihm
verſchieden/) Soͤhne/ Wilhelm und Wentzel Schlicken gefallen/
wie von ihnen bald ſoll vermeldet werden. Matthæus Schlick/Matthæus
Schlick.

Graf Caſpars Bruder/ iſt Herr uͤber den gantzen Stein Ellenbo-
gen geweſen gantzer 52. Jahr: Er iſt zu einem ſondern hohen Alter
kommen/ und A. 1487. geſtorben/ liegt in der Stadt-Kirchen zu El-
lenbogen zur lincken Seiten des Altars. Seine Soͤhne ſind Graf
Nicolaus zu Falckenau/ Graf Hieronymus, Herr zu Ellenbogen/
Graf Caſpar/ Herr zu Schlackenwerd/ von deren Nachkommen
ordentlich ſoll gemeldet werden.


Von GrafenNicolaiNachkommen.

Der Falcke-
nauiſche
Stamm.

Graf Nicolaus, Herr auf Falckenau/ Heinrichsgruͤn/ See-
berg/ Neudeck/ Diepoltsgruͤn und Voigtsgruͤn iſt A. 1468. bereitNicolaus
Schlick.

Mannbar geweſen/ und Anno 1522. in dem Herbſt geſtorben/ liegt zu
Falckenau begraben/ verlieſſe 4. Soͤhne/ Graf Wolffen/ Albin/
Victorin, Chriſtoph.


Graf Wolff iſt A. 1556. den Donnerftag nach Oculi ohne Er-Wolff
Schlick.

ben geſtorben/ liegt zu Falckenau begraben.


Graf Albin war Herr zu Pommeiſel/ iſt A. 1547. in UngnadenAlbin
Schlick.

kommen/ und in das Elend vertrieben worden/ darinnen er bey dem
Grafen von Bleichen geſtorben/ liegt zu Wandersleben in Thuͤ-
ringen begraben/ wie es auch ſein Leich- oder Grab-Stein bezeuget.
Mit einer Graͤfin von Leißneck (das iſt ein alt Geſchlecht/ und aus
dem Stamm der Fuͤrſten von Sachſen/) zeugete er Grafen Chri-
A a 2ſtoph/
[188]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſtoph/ Herrn auf Falckenau und Tuͤppau. Graf Chriſtophs Sohn
iſt Johann Albin/ Herr auf Tuͤppau.


Victorin
Schlick.
Abundus
Schlick.

Victorin, Herr zu Heinrichsgruͤn und Schoͤnlind hatte zwey
Soͤhne/ Graf Abundum und Nicolaum.


Graf Abundus, Herr auf Heinrichsgruͤn/ iſt ohne Erben Anno
1547. geſtorben.


Niclas
Schlick.

Graf Niclas/ Herr zu Heinrichsgruͤn und Schoͤnlind/ lieſſe
3. Soͤhne/ Victorinum, von dem Graf Hugo und Victorinus; der
andere Graf Nicolaum, ſo im Joachimsthal geſtorben/ und der [...]te
Graf Joachim.


Chriſtoph
Schlick.

Der Vierdte Sohn Graf Niclaſen des Aeltern war/ wie ge-
dacht/ Graf Chriſtoph/ dieſer dienete unter dem Duca di Bourbon,
halff A. 1527. Rom einnehmen/ und iſt den 26. May davor erſchoßen
worden.


Der Ellen-
bogeniſcheStamm.

Von GrafenHieronymiNachkommen.


Hieronymus, Herr auf Ellenbogen/ teutſcher Lehen-Haupt-
mann im Koͤnigreich Boͤhmen/ iſt Anno 1491. in Hungarn auffm
Hieronymus
Schlick.
Schiltberg zwifchen Ofen und Gran erſchoßen worden/ liegt zu
Wien in dem Carmeliter Kloſter/ wie es heute zu Tage die Grab-
Schrifft ausweiſet/ begraben.


Sehaſtian
Schlick.

Seine Soͤhne ſind 1. Sebaſtianus, der A. 1504. Ellenbogen be-
lagert. A. 1528. iſt er in Hungarn gezogen/ und darinnen geblieben.
D. Martinus Luther iſt ihm ſehr gewogen geweſen/ wie es auch auswei-
ſet ſeine Epiſtola dedicatoria, ſo zu leſen Tom 2. Wittenbergenſi fol. 355.


Quirinus
Schlick.

Qvirinus iſt geiſtlich und ein teutſcher Ordens-Herr geweſen/
A. 1498. in Pohlen gezogen und darinnen blieben.


Albert
Schlick.

Albertus hat nach Abſterben ſeiner Bruͤder Ellenbogen bekom̃en/
warmen Bad gebauet. A. 1533. Ellenbogen mit Hieronymo, Graf
Caſpars Sohn/ um das Spital im Winderitz und Radenitz vertau-
ſchet. Jm proteſtirenden Krieg hat er unter dem Obriſten Carl von
Tſcheratin 100. Curaßirer gefuͤhrt/ iſt der Cron Boͤhmen Oberſter
Cammermeiſter/ des Marggrafthums Niederlaußnitz Land-Voigt
geweſen/ deſſen Sohn iſt Andreas/ Herr auf Winderitz/ geweſen/ und
Andreaͤ Sohn Graf Albrecht/ ſo ohne Erben geſtorben/ und mit
ihm ein Aſt des Schlickiſchen Stammes untergangen.


Von
[189]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Von Graf CaſparsPoſteritaͤt.


Graf Caſpar der Dritte/ Graf Mattheſens Sohn/ Herr aufCaſpar
Schlick III.

Schlackenwerd/ Lichtenſtadt und Moͤnichshoff iſt der 31ſte Schult-
heiß zu Nuͤrmberg geweſen vom Jahr 1503. biß auf das Jahr
1505. als eben zu der Zeit war der Bayeriſche Krieg zwiſchen
Hertzog Albrecht von Moͤnchen/ und Pfalzgraf Ruprechten/ ut eſt in
MSC. Norimbergenſi.
Mit einer Graͤfin von Guttenſtein hat er
10. Soͤhne und 3. Fraͤulein gezeuget/ teſte Mattheſio, derer 5. in
der Jugend geſtorben/ die andern haben geheiſſen 1.) Burian, ſo
ohne Erben geſtorben; 2.) Stephan/ 3.) Hieronymus, 4.) Hen-
ricus, 5.) Laurentius,
von welchem ordentlich Graf Stephan
A. 1487. den 24. Decembr. gebohren. Dieſer Stephan hat neben
Graf Alexander, Grafen von Leißneck/ Herrn Wolffen von Schoͤn-
berg/ Johann Pfluͤgen und Hanß Thomas Horn die durch gantz
Teutſchland beruͤhmte Berg-Stadt Joachimsthal/ ſo vor 36.Joachims-
thal der be-
ruͤhmten
Beꝛg-Stadt
Aufkunfft.

Jahren ein klein elend Doͤrfflein geweſen/ Conradsgruͤn genannt/
mit Gebaͤuen beleget/ und zu einer Volck-reichen und beruͤhm-
ten Berg-Stadt dergeſtalt erhoben/ daß wenig Staͤdte in Teutſch-
land dieſer in ſolchem Reichthumb und Gebaͤuden durch Silber
erwachſenen Stadt der Groͤße nach vergliechen werden moͤgen.
Dieſer theure Herr Graf Stephan Schlick iſt wenig Jahr her-Stephan
Schlick.

nach/ des lieben Vaterlands wegen/ mit ſeinem Koͤnig Ludwig in
Hungarn wider den Tuͤrcken gezogen/ und darinnen in der Schlacht
bey Mohaz entweder gantz erſchlagen/ oder jaͤmmerlich gefangen/
und in die Tuͤrckey weggefuͤhret worden.


Sein Sohn iſt der fromme Graf Moritz/ Herr auf PlauMoritz
Schlick.

und Zwirſchen geweſen/ derſelbe/ ob er wohl in dem Pfluͤgiſchen
Handel/ wie die Boͤhmiſchen Acta ausweiſen/ in Ungnad kommen/
iſt er doch ausgeſoͤhnet worden/ zu Plau Anno 1578. Novembr.
d.
9. ohne Leibes-Erben geſtorben/ und daſelbſt begraben worden.


Graf Hieronymus hat mit ſeinem juͤngern Bruder Graf Lo-Hieronymus
Schlick.

rentzen/ nach dem Todt Graf Stephans und Heinrichs den Joa-
chimsthal wechſelweiß jeder zwey Jahre regieret/ biß 1545. da
ſie denſelben Koͤnig Ferdinando eingeraͤumet/ mit der Bedingung/
A a 3daß
[190]Beſchreibung des Fichtelbergs.
daß ſie ihres Zehends/ Erbkux/ und Huͤtten-Wercks unverhindert
vor maͤnniglich gebrauchen moͤgen. Er iſt erſtlich Herr auf Win-
deritz geweſen/ hats aber mit Graf Albrecht umb Ellenbogen
vertauſchet/ und Anno 1547. Herr auf Rabenſtein und Maſchau
worden.


Joachim
Schlick.

Mit ſeinem erſten Gemahl/ einer von Schoͤnberg/ zeugte er
Graf Joachim/ Roͤmiſchen Cammer-Præſidenten/ Herrn auf Schla-
ckenwerd und Rabenſtein/ teutſcher Lehen Hauptmann/ und Kaͤy-
ſerlicher Majeſtaͤt vornehmer Rath/ und in vielen Legationibus
gebrauchet/ iſt endlich bey dem Herrn von Schwartzenburg A. 1571.
geſtorben/ und zu Schlackenwerd begraben. Deſſen Soͤhne ſind
1.) Graf Julius, Herr zu Schlackenwerd/ ſo 1575. geſtorben/ und
einen Sohn Graf Joachim Andream/ Herrn auf Zwihan und
Thurnowa/ der 1569. Sept. 9. gebohren/ verlaſſen. 2.) Graf Hie-
ronymus,
3.) Graf Ferdinand/ Appellations-Rath im Koͤnigreich
Boͤhmen.


Sebaſtian
Schlick.

Mit dem andern Gemahl/ einer Graͤfin von Gleichen/ hat er
Grafen Sebaſtian, erſtlich Herrn auf Rabenſtein und Schwan-
berg/ hernacher Anno 1578. Pfand-Herren zu Petſchau/ gezeuget/
iſt A. 1594. in Hungarn geſtorben. Seine Soͤhne ſind Caſpar/
ſo an den Polniſchen Grentzen erſchlagen worden/ und Hierony-
mus,
Herr auf Winderitz und hohen Frinau.


Heinrich
Schlick IV.

Graf Heinrich der IV. Graf Caſpars Sohn/ Herr zu
Schlackenwerd/ iſt Anno 1528. als er aus Hungarn kommen/ ge-
ſtorben/ hat zwey Soͤhne gezeuget/ Caſpar und Heinrichen/ die
beede Anno 1547. in Ungnaden gefallen/ doch ausgeſoͤhnet worden.


Die von
Hauenſtein.

Graf Caſpar/ Herr von Hawenſtein/ zeuget 1.) Friedrich/ Herrn
auf Plau/ Gottſchau/ und Schoͤnhoff/ ſo Anno 1611. den 18. Dec.
verſchieden. 2.) Heinrich/ ſo vom Schlag aufm Wagen getroffen/
todt geblieben/ und einen Sohn Graf Caſpar/ Herrn auf Ha-
wenſtein/ Plau/ und Gottſchau verlaſſen. 3.) Procopium, der in
Niederlanden ſein Leben geendet.


Graf Heinrich vertauſchet Schlackenwerd mit Graf Joa-
chim umb Herrendorff/ hielte letzlich Petſchau/ iſt zu Prag ge-
ſtorben/ und zu Petſchau begraben worden/ ſeine Soͤhne ſind 1)
Georg
[191]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Georg Ernſt/ ſo gezeuget Graf Heinrich/ und Graf Friederich;
2) Philipp, deſſen Sohn Leopold Heinrich.


Der 5te Graf Caſpars Sohn/ iſt Graf Lorentz/ Herr nebenDie von
Neudeck.

Graf Hieronymo im Thal/ hernacher Herr auf Ludiz/ Raben-
benſtein/ und Neudeck. Er iſt Anno 1575. der aͤlteſte Schlick ge-
weſen/ und hat wegen ſeines hohen Alters ſeinem Sohn Chri-
ſtoph Neudeck uͤbergeben/ iſt gen Dieppoltsgruͤn gezogen und da-
ſelbſt geſtorben. Seine Soͤhne ſind 1.) Johann Schlick/ ſo an
Kaͤyſer Carls Hoff/ und endlich ſein Mundſchenck worden. 2.)
Chriſtoph/ 3.) Stephan/ ſo in Hungarn blieben. Graf Chri-
ſtoph aber hatte 5. Soͤhne: 1.) Graf Stephan/ Herr auf Utritſch/
der gezeuget Chriſtoph Ernſt/ und Stephan; 2.) Wilhelm/ Herr
auf Trachenz/ der zwey Soͤhne gelaſſen/ Albin/ und Johann
Heinrichen; 3.) Ludwig/ der Chriſtoph Melcher/ Hans Friedrich/
und Hanß Caſpargezeuget; 4.) Matthes/ Herr auf Welchau/ 5.
Chriſtoph. Und dieſes ſey von der loͤblichen Grafs Matthæi Schlicken
Poſteritaͤt: folget jetzt ſeines Bruders Nicolai.


Nicolaus Schlick der Juͤngere von Lazon/ Graf CaſpersNicolaus
Schlick.

des erſten und Matthæi Bruder/ hat gleichfalls 1426. an Kaͤyſers
Sigismundi, hernacher Alberti Hoff gedienet/ iſt Anno 1439. mit ei-
ner Voigtey umb Preßlau/ Neumarck und Jauer begnadet wor-
den. Seine Soͤhne ſind Graf Wilhelm und Graf Wentzel.
Wilhelm iſt ohne Erben geſtorben/ iſt Herr auf Seeberg ge-
weſen. Graf Wentzel/ Pfleger zu Eger/ Herr zu Schoͤn- und
Hertenberg/ hat 3. Soͤhne verlaſſen: Erasmum, Pancratium, regie-
renden Herrn/ und Albert/ ſo keine Erben verlaſſen. Dieſe ſind
geweſen/ die man die Burggrafen von Schoͤnbach geheiſſen. Und
das ſey von denen Hoch- und Wohlgebohrnen Herren Grafen
Schlicken/ ſo weit Bruſchius von dieſer Familie. Nun wollen wir
ferner betrachten/ was unſer Bruſch von ſeiner Geburt-Stadt


Schlackenwald

Schlacken-
wald nach
Schoͤnfeld
die aͤlteſte
Zinn-Berg-
Stadt in
Teutſchland.

beſchrieben. Was er nun vom Schlackenwalder Bach auf-
gezeichnet/ haben wir bereits oben in dem Bericht vom Eger-
Strohm angehencket/ dahero nicht noͤthig iſt/ ſolches allhier zu wie-
derhohlen/ weswegen wir uns gleich zu der Stadt Schlacken-
wald
[192]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Wer Schla-
ckenwald
fundiret?
wald ſelbſten wenden. Es iſt aber Schlackenwald (ſchreibet
der Autor,) ſo nach Schoͤnfeld faſt die aͤlteſte Zinn-Berg-Stadt in
Teutſchland/ (wie noch alte Briefe/ ſo vor 300. Jahren geſchrie-
ben/ ausweiſen/) Herrn Burſen und ſeines Bruders Schlauko
oder Schlacko geweſen/ der zur Erhebung des Fleckens es nicht
allein mit Aufrichtung der Gerichten und Stadt-Freyheiten/ auch
Saltz-Kaſten u. Wochen-Marck begnadet/ ſondern 5. Doͤrffer mit
Ruh und Recht zu dieſem Stadt-Gericht geſchlagen/ welchen
Gehorſam ſie alle Jahre 6. mahl leiſten muͤſſen. Nach geraum
verfloſſener Zeit ſind gedachter Herren Guͤther/ als Petſchau
Schlackenwald/ Schoͤnfeld/ Lauterbach (ſo allezeit vor ein Cor-
Wer folgen-
de Zeit
Schlacken-
wald gehal-
ten.
pus gerechnet worden/) an die Grafen von Gleichen kommen/ de-
ren einer Graff Ernſt die alten Stadt-Freyheiten/ ſo im Ellen-
bogener Krieg und Unfried umbkommen/ Anno 1489. am Tage Ma-
riæ
Empfaͤngnuͤß wieder verneuert/ und die Herrſchafft dem alten
Herrn Heinrich/ Burggrafen zu Meiſſen/ Herrn zu Plauen einge-
raͤumet/ welcher ebenmaͤßig dieſelbe Privilegien A. 1494. in Pfingſt-
Feyertagen confirmiret/ und in etlichen Articuln vermehret/ in
welchem Jahr es gegen andern Land-Guͤthern mit den Hrn. Pfluͤ-
gen von Rabenſtein verfreymarcket/ bey welcher Herren Pfluͤgen
Regierung GOtt die Klufft gantz reichlich nicht allein mit Zinn-
werck/ ſondern auch fuͤndigen Silber-Gaͤngen auf S. Barbara/
S. Urſula und andern Ober-Schlackenwald-Zechen mehr eroͤffnet
hat/ durch welchen reichen Seegen GOttes die Stadt an Volck
und Gebaͤuden maͤchtig zugenommen/ und Anno 1520. um den untern
Theil als jetzigen Marck und Neuſtadt erweitert worden.


Dann vor dieſem war es ein kleiner Flecken an dem Ort/
welchen man heute zu Tage den alten Marck nennet/ hernach aber
ſind nicht allein die Oerter S. Anna in der Zech und Seyfartgruͤn
mit Gebaͤuden erfuͤllet worden/ ſondern die Herren Pfluͤgen ha-
ben auch Anno 1532. die Leßnißgaß/ ſo zuvor eine ſchoͤne des Troͤt-
ſchers Wieſen geweſen/ zu Hoff-Staͤdten erkauffet/ und der Stadt
zum beſten die Jahrmaͤrcke aufgerichtet/ wie dergleichen im gemeld-
ten Jahr die zwey Mahl-Muͤhlen in der Stadt zu gemeinen
Nutz erkaufft ſind.


Anno 1538.
[193]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Anno 1538. iſt Schlackenwald/ nach Abſterben Herrn Hanß
Pfluͤgens/ der Cron Boͤhmen Cantzler und teutſchen Lehn-Haupt-
mann/ ſo zu Prag geſtorben/ und in der Prager Schloß-Kirchen
begraben liegt/ kommen in die Hand und Regierung Herrn Ca-Caſpar
Pflug.

ſpars Pfluͤgen/ Herrn auf Rabenſtein/ Breitenſtein/ Petſchau und
Koͤnigswerth/ der hernacher erſtlich wegen verſchwiegener Lehen
Anno 1542. in Koͤnigl. Majeſtaͤt Ungnad kommen/ und dieſelbe umb
80000. Schock loͤſen/ und denen von Plauen vor die erſtandene
Rechte 40000. geben muͤſſen. Hernacher A. 1546. iſt er zu einem
General der Cron Boͤhmen Obriſten erkieſet/ dadurch in Koͤnigli-
che Ungnade/ wie es die Acten ausweiſen/ gefallen/ und in das Exi-
lium
getrieben/ darinnen er gelebet/ biß er zur Zeit Maximiliani II.
ausgeſoͤhnet zu Falckenau A. 1585. verſtorben/ und zu Petſchau be-
graben worden. Von dieſer Zeit an ſtehet Schlackenwald in der
Hand der Boͤhmiſchen Cammer/ und iſt nichts mehr als ein Cam-
mer-Guth/ oder eine Berg-Stadt der Cammer.


Dieſe Stadt iſt mein Caſpari Bruſchii liebes Heimat undBruſch ein
Schlacken-
walder
Kind.

Vaterland/ in der ich angefangen habe in dieſem Jammerthal und
elenden jaͤmmerlichen Leben zu leben.


Aus dieſer Stadt loͤbl. und Zinn-reichen Bergwerck hat meinWie viel Hꝛ.
Caſp. Pflug
von Schla-
ckenwald
jaͤhrlich ge-
habt.

Gn. Herr Caſpar Pflug/ Herr auf Petſchau und Taſchau jaͤhrlich
uͤber dreyßig tauſend Gulden genommen. GOtt der Allmaͤchtige/
der wie der Prophet ſagt/ die Adern und Gaͤnge der Berge begna-
det/ gebe laͤnger Gluͤck und Wohlfahrt/ wie er bißher gnaͤdiglich
und vaͤterlich gethan/ wenn wirs nur auch treulich erkenneten/ und
uns nicht undanckbar finden lieſſen.


Zwiſchen Schoͤnfeld und Schlackenwalde liegt ein Berg dieHueb.
Hueb genannt/ drauf arbeitet man jaͤhrlich in unzehlicher Sum-
ma Zwitter/ daraus man mit wunderbahrer Arbeit das Zinn ma-
chet/ welches nachmahls von dannen durch gantz Teutſchland gefuͤh-
ret wird.


Unter Schlackenwald laufft der Bach gleiches Nahmens genSchlacken-
walder
Bach.

Ellenbogen/ allwo er mit ſolcher Macht und Gewalt in die Eger
faͤllet/ daß er auch von Schlackenwald biß gen Ellenbogen/ dahin
eine gute Meile iſt/ viel Sand/ Zinnſtein und Grauppen von denen
B bMuͤh-
[194]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Z. Theobal-
dus.
Muͤhlen mit ſich dahin fuͤhret. Und an dieſem Ort will ich M. Za-
char. Theobaldus
auch das Lob der Schlackenwaldiſchen Metallen
nicht verſchweigen/ weil unter allen Sachen der Natur/ durch wel-
che ſich GOtt denen Menſchen hat offenbahret/ nicht das geringſte
iſt das loͤbl. Bergwerck/ welches GOtt mit Kluͤfften und Gaͤn-
gen ſelber erſchaffen/ mit Floͤtzen/ Geſchuͤck und allerley Berg-Art
veredelt/ꝛc.ꝛc.


Dann in denen Schaͤchten/ Laͤng- und Brenn-Oertern/ Stre-
cken/ Weiten/ Tieffen und Federnutz kan man ſo wohl Goͤttl. All-
macht/ Gnade und Guͤte mit dem Gruben-Licht erkennen/ als ober
der Erden bey dem edlen Licht der hellen Sonnen. Man be-
wundert die ſchoͤnen Stuffen von Zinn-Grauppen/ Floͤtzen und
Straͤlen. Aber wann man dieſelbe in ſtaubichten Truſen/ rothen
und weißen Mader findet/ muß man ſagen/ daß es GOttes Ge-
ſchoͤpff und Werck ſey. Da ſind wunderbahre Gaͤngſtreichen/
Rammeln-Geſchicke/ Kluͤffte/ die auf Hangendes oder Liegendes
dazuſtehen/ und ſich mit des Haupt-Gangs Art vermiſchen/ und
vermengen.ꝛc.ꝛc.


Weil dann nun GOtt der Allmaͤchtige auch mein Vaterland
Schlackenwalde mit dergleichen Gabe verehret und erhaben/ als
Hueb.will ich kuͤrtzlich die Hueb/ wie ſie zu dieſer meiner Zeit iſt/ be-
ſchreiben.


Wann das
Bergwerck
angangen?

Erſtlich iſt weder mir oder andern in Schlackenwald bewuſt/
in welchem Jahr nach Chriſti Geburth GOTT dieſen Ort mit
Berg-Arten und Mineralien erfreuet/ und ſo man biß auf das jetzt
lauffende 1612. Jahr es rechnen will von dem Jahr an/ da die Jn-
wohner neben dem Feld-Gebaͤude des Bergwercks als Zinn auf
Gefaͤhrten und Mahlzuͤgen ſich gebrauchet/ ſo ſind bereits 370. Jahr
Multzen
Geſchlecht.
verfloßen. Uber das iſt der alte Heyno Multz vor 190. Jahren
von Kuttenberg in dem Boͤhmiſchen A. 1422. Unfried/ wegen des
Zinn-Bergwercks gezogen/ und ſich neben ſeinen 3. Soͤhnen/ Er-
hard/ Georg/ und Niclas Multzen allhier niedergelaſſen/ von
welchem der Multzen Geſchlecht hernach etliche Staͤmme zu Ade-
lichen Ehren erhoben worden.


So ſind auch/ wie die Alten annotirt/ viel Schurpff und Pin-
gen
[195]Beſchreibung des Fichtelbergs.
gen hinter der Hueb/ Binzinger und andern Orten mehr/ ehe der
Hueb angangẽ/ geweſen/ die eine Anzeigung eines aͤltern Bergwercks.


Weiln aber die Monumenten ſambt denen alten Stadt-Wann der
Zwitterſtock
auf deꝛ Hueb
angetꝛoffen?

Freyheiten im Ellenbogner Krieg und Streit umkommen und von
deneñ zuvorhergehenden Zeiten Gelegenheit kein gruͤndlicher Be-
richt aufzubringen/ ſo will ich vom Jahr 1516. anfangen/ da nach
dem Symbolo Chronologico des Chriſtlichen Berg-Predigers Mat-
theſii
(eCCe fLorent VaLLes CVM eVangeLIo)
auch dieſes Zinn-
reiche Bergwerck/ deſſen ſich die Jnwohner auf Gefaͤrthen und
Mahlzuͤgen/ zu der Zeit gebrauchet/ auch fuͤndige Silber-Gaͤnge
auf St. Barbara/ St. Urſula und andern Ober-Schlackenwald-
Zechen mehr/ die mit dem alten Geſellſchafften Stolln/ ſo in der
Zech uͤberfahren/ ereigneten.


Weiln auch vor deſſen durch den Egriſchen Stolln und der
alten Stoͤllner Stolln/ ſo ſie nach dem Bauern Schacht zutrie-
ben/ ſich die jetzige Hueb mit Zinn-Stein etwas reich erzeiget/ iſt
Bergleuten/ ſo ſich von andern Orten anhero begeben/ Hertz und
Muth wallend gewachſen/ auch hat Schlegel und Eiſen klingen
muͤſſen/ beſonders umb das Jahr 1520. als Hanß/ Sebaſtian/ und
Hynzſchko Pflug/ Herrn von Rabenſtein/ regierende Herren gewe-
ſen/ in welchem Jahr eben das groſſe Sterben im Schlackenwal-
de grasſirt/ und man den obgedachten Zwitterſtock auf der Hueb
mit ſtattlichen bauen beleget.


Es war zu der Zeit Bergmeiſter Hanß Seyda von Bam-
berg/ und ſtundte das Silber-Bergwerck in guten Wuͤrden/ wel-
ches folgends wegen der uͤberſchwenglichen Grund-Waſſer hat
muͤſſen aufgelaſſen werden.


Das Zinn golte dasmahl nicht uͤber 10 oder 11. fl. und trug
dennoch der Zehende eine unglaubliche Summa/ die bey unſerer
Zeit/ da doch das Zinn geſtiegen/ nicht erreichet wird/ aus Urſachen/
daß es tieffer kommet/ und der Koſten taͤglich ſteiget/ auch die Al-
ten/ wie es in der Hueb zu ſehen/ alles ſo ſie erreichet/ weil ſie ge-
konnt/ herein geſchlagen.


Jn dem 1525. Jahr iſt die Muͤntz zu Schlackenwald aufge-Muͤntz.
richtet worden.


B b 2Weil
[196]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Weil auch vordeſſen Zwitter gemahlen/ welches einen groſſen
Puchwerck.Koſten trug/ erfande Hanß Poͤrtner das naſſe Puchwerck zu der
Zwitter-Arbeit/ welches noch im Gebrauch iſt.


Auffſtand
der Knab-
ſchafft.

Jm gemeldten Jahr iſt auch die Knabſchafft am Montag in
der Creutz-Wochen aufgeſtanden/ und hat ſich bey St. Anna an
dem Berg gelagert/ ſo doch wieder geſtillet worden.


Zwitter ſind
reich.

Umb dieſes und nachfolgende Jahr ſind die Zwitter reich und
gut geweſen/ beſonders in des Niclas Multzen Maas/ da das Fu-
der zu Centnern geben/ und das Zinn auf 14. und 15. fl. geſtiegen.


Pflugen.
Stollen.

Damit man nun auch das Grund-Waſſer gewaͤltigen moͤchte/
haben ſie A. 1539. Herrn Caſpar Pflugen Stollen zu treiben ange-
fangen. Dieſer Stollen iſt angefangen unterhalb Schlacken-
wald bey der 9. Theil Muͤhl/ und wird eine groſſe Viertel Meil
durch Berg und Thal auf die Hueb zugetrieben.


Schnoͤden-
ſtock gefun-
den.

A. 1543. iſt ein neuer Zwitterſtock mit dem Schnoͤden Stol-
len bey Hanß Bern Muͤhl angetroffen/ und die Kuckes dieſes
Stollens pro 4. rthl. verkaufft worden.


Berg-Ord-
nung.

Anno 1541. haben die Koͤnigliche Commiſſarien die Berg-
Ordnung uͤberſehen und gemehret/ welche folgends zu Zwickau
durch Wolffgang Meyerbeck gedrucket worden.


Neue Hueb.

Anno 1550. iſt der Zwitter-Stock hinter der alten Hueb im
Keghutspingen durch die Stoͤllner angetroffen/ eroͤffnet worden/
und iſt am gemeldten Ort das erſte Brechen Anno 1568. geſchehen/
Brechen in
der Hueb.
da das Wetter zu aller Schaͤchten zugleich ausgeſtoſſen/ die Be-
ambten waren damahls gleich in der Hueb/ derer hat etliche das
Wetter wider die Bergveſten geworffen/ daß der Seelſack ge-
knackt hat. Dergleichen Brechen iſt den 14. April aufm Schaͤ-
der-Stock geſchehen/ da es zu Tage ausgebrochen/ wie es die Pin-
gen annoch bezeuget.


Sonſten habe ich zwey merckwuͤrdige Stuͤcke wohl obſervi-
r
et; das erſte iſt die Waſſerkunſt/ das andere die gefaͤhrliche Ar-
Waſſer-
Kunſt.
beit der Bergleute. Die Waſſer-Kunſt iſt auf dem alten Waſſer-
Schacht/ weicher der tiefſte unter allen andern Schaͤchten/ in
welchem/ ſo man zwoͤlff Fahrten/ (5. Spriſſel an einer ſolchen
Farth geben eine Claffter) abgefahren/ kommet man in die ober-
ſte
[197]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſte Rade-Stuben/ darinnen ein uͤbergroſſes Rad/ ſo im Diame-
tro
7. Klaffter/ in Peripheria 22. Klaffter aus Angeben eines ge-
lehrten Mannes hat. Was das fuͤr eine Groͤſſe ſey/ iſt ſich wohl
zu verwundern/ beſonders weil ſolches Rad mit einer ſolchen
Geſchwindigkeit herum lauffet/ daß einem das Geſicht vergehet/
ob es wohl mit einem ſolchen ſchlechten Waſſer/ das vom Tag
hinein durch einen Stollen gefuͤhret/ getrieben wird. Durch
dieſes Rad hebt das Geſtaͤng die Grund-Waſſer/ ſo mit dem
Pflugiſchen als dem tieffſten Stollen nicht koͤnnen abgefuͤhrt wer-
den/ daher weil das Bergwerck noch tieffer kommen/ und taͤg-
glich kommet/ man unter die jetzt gedachte Kunſt/ noch eine neue/
ſo das Grund-Waſſer aus denen Erdtieffen hebt/ hat haͤngen
muͤſſen.


Es iſt gantz luſtig und wunderbahr zu ſehen/ wie das Waſ-
ſer in 4boͤrichten Roͤhren eines Schenckels dick (ſo es ſtarck ge-
lietert iſt/) aus einem Satz in den andern gehoben wird/ und end-
lich in den Stollen faͤlt und abfleußt.


Dieſe Kunſt weil ſie tieff in der Erden/ kan in der groͤßten
Winter-Kaͤlte nicht verfrieren/ ſondern gehet fort/ welches doch
in andern Bergwercken/ da ſie am Tag gehaͤnget ſind/ nicht ge-
ſchehen kan.


Anlangend die gefaͤhrliche Gelegenheit der gefaͤhrlichen Ar-Gefaͤhrliche
Arbeit der
Bergleute.

beit/ ſo iſt zu mercken/ daß ſie in und an zwey Orten iſt/ als Brenn-
ort/ und den Weiten. Dann die auf Laͤngoͤrtern arbeiten mit
Schlegel und Eiſen ſicher und verſchraͤmen/ da das Feuer herna-
cher ausweitet. Wann ſie ſetzen/ ſo iſt es am Mittwoch und
Freytag/ das treiben ſie/ bis abgelaͤnget iſt/ alsdann machet
man Brennoͤrter/ und aus denen Brennoͤrtern groſſe Weiten
daraus.


Weil dann nun der Schlackenwaldiſche Zinn-Stock wegenBeſondere
Art des
Beꝛgweꝛcks.

ſeiner Arbeit dieſe beſondere Art hat/ daß man mit bloſſem Leib
arbeiten/ und die Bergveſte ſambt denen Knauten mit Feuer ge-
winnen muß/ da hergegen die auf den Silber-Bergwercken es
mit Schlegel und Eiſen thun/ ſo geſchichts auch in denen Brenn-
oͤrtern/ in welchen man/ nachdem es groß oder klein iſt/ ſetzet; iſt
B b 3es
[198]Beſchreibung des Fichtelbergs.
es nicht hoch/ 1. 2. 4. Klaffter u. ſ. f. a. iſts groͤſſer/ 10. Klaffter
und mehr. Jſt nun in einem Brennort angeſtoſſen/ ſo giebt es die
folgende Tage boͤſes Wetter/ ſo/ daß man manchmahl vor Montag
und laͤnger aufs Ort nicht kommen kan. Alsdann iſt der Ort nie-
drig/ ſo wird es mit der Keilhauen erlanget/ wo nicht/ wirfft man
Farthen an/ ſchuͤret ein Feuer in die Mitte des Orts/ beſiehet/ wo
es am leichteſten zu gewaͤltigen/ und die Zwitter durch Brech- und
Stoßſtangen zu werffen ſind/ welches ſie in den Keſtel und in der Hoͤ-
he abarbeiten/ und ſicher machen mit hoͤchſter Gefahr/ weil manch-
mahl die Floͤtz auf 2. oder 3. Stuͤck die Fahrt hauen/ den Arbeitern
herab in die ſcharffen als Glaß oder Meſſer Waͤnde brellen/ dar-
ein er am Leib hefftig verwundet wird.


Liegt es herunten/ ſo ſchlaͤgt man es mit groſſen und kleinen
Faͤuſteln/ und foͤrderts ferner durch die Knechte zu Tage aus. Was
vor eine Hitze noch in der Hoͤhe ſeyn muß/ iſt leicht zu erachten/ weiln
ſie mit bloſſem Leib arbeiten/ allein das Grubenhuͤtlein und Schu-
he wegen der Hitze anbehalten/ und ſich fornen mit einen Flecklein
bedecken.


Jch wolte gerne einen Bader ſehen/ der ſeinen Gaͤſten ſo warm
einheitzet. Sie ſtehen in Leibs- und Lebens-Gefahr/ groſſer Ar-
beit und Muͤhe in dieſer unertraͤglichen Hitze/ daß der Schweiß
totis undique rivis, d. i. Strohm-weiſe von ihnen fleußt/ wie ſie
dann mit einem Holtz/ welches ſie einen Schaͤbel nennen/ denſel-
ben von ſich abſchaben. Kommen ſie von der Farth/ und genuͤßen
des friſchen Wetters/ mein GOtt/ wie ein Lechzen iſt dal viel legen
ſich/ und ſchnappen nach der Lufft. Andere ſo einen Schlaͤgel mit
Waſſer/ d. i. ein Legel uͤberkommen/ fallen viel eiffriger drein/ als
Gideonis Lands-Knechte/ und gieſſen mit ihrem Schaden auf die
Lump/ welches auch dazu hilfft/ daß wenig alte Hueb-Arbeiter ge-
funden werden.


Jſt aber das Brennort/ beſonders ſo es etwas klein iſt/ ſicher
gemacht/ und ausgeſaͤubert/ ſo iſt es wie ein ſchoͤn herrlich Gewoͤlb/
wie ich dann kein ſchoͤners in Graͤflichen/ Fuͤrſtl. und hoͤhern von
neuer Jtaliaͤniſcher Art erbauet Zimmer geſehen/ gantz iſt es in einer
Bergveſten/ weiß mit mancherley von Natur der Berg-Arten
gefaͤr-
[199]Beſchreibung des Fichtelbergs.
gefaͤrbet/ welches/ ſo man dran klopffet/ gleich einem Metall klingt.
Sonſten iſt es in denen Strecken eine ziemliche Sache/ bald biſtu
warm/ bald kalt/ und muſt offt klettern/ offt mit gebogenen Knien
kriechen/ offt gebuͤcket eine gute Strecke gehen/ auf daß du keine
Kappen bekommeſt/ wie mir ſelbſten beſonders in der Maas/ die
man die 7. Poͤltze heißt/ geſchehen. Mit denen Arbeiten aber/ die in
denen Weiten geſchehen/ hat es dieſe Gelegenheit: wann die groſſen
Brennoͤrter/ in einer/ offt wohl 2. Maaßen ausgefeuert ſeyn/ und
die Feſten auf Pfeilern ruhet/ ſo werden die Pfeiler entzwey gefeu-
ert/ daß es zu Bruͤchen kommet/ alsdann iſt die Gefahr gedoppelt/
weil das Gebuͤrg mit Gewalt hernach druckt/ welches allezeit/ wie
allen Bergleuten bewuſt/ ſchwerer zu Nacht iſt/ und drucket/ alsDas Ge-
buͤrg iſt zu
Nacht
ſchwerer als
bey Tag.

bey Tag. Wird das Gebuͤrg ledig/ ſo gehet es mit einem Gepraſ-
ſel/ als donnerte es/ oder man brennete etliche Carthaunen loß/
und wird das Wetter ſo ſtarck/ daß es die Arbeiter weit in die Stre-
cken fortſtoͤßet/ in welche ſie/ wann ſie das Brechen aus dem Kra-
chen/ Schnappen und Drucken mercken/ gewichen ſind/ dann wo ſie
den Staub in der Orten erwarteten/ ſo muͤſte GOtt helffen/ oder
es waͤre zu lange gewartet/ wie zu ſehen an dem ſchrecklichen Exem-
pel derer/ die von unverſehenem Brechen ſind uͤbereilet/ verſchuͤt-
tet/ bißweiln erhalten/ bißweiln jaͤmmerlich zerſchmettert/ erdruͤckt/
und erſchlagen worden. Ferner muß man in denen Bruͤchen auf
ein neues Auszimmern Strecken machen/ aufdaß man das Ge-
buͤrg/ ſo herein gangen/ bewaͤltigen und das Mahlmerck genuͤßen
kan.


Wird es nun wohl bewahret/ wohl gut den Arbeitern/ wo
nicht/ ſo iſt es ſo gefaͤhrlich/ als auf den groͤßten Brennoͤrtern;
ja was gefaͤhrlichers/ ehe man die groſſen Waͤnde/ ſo auf einan-
der geſeſſen/ zergaͤntzet/ mit Feuer zertheilet/ mit Faͤuſteln zer-
ſchlaͤgt/ und durch die Knechte an das viele Ort foͤrdert.


Jſt aber das hereingegangene Gebuͤrge heraus geraͤumet/
ſo giebt es ſolche Weiten/ daß die groͤßten Haͤuſer darinnen ſte-
hen koͤnnen/ wie dann heute zu Tage ſolche gefunden werden un-
ter dem untern Kopphanen/ in Chriſtops Multzen/ und Valtin
Kuͤglers oͤberer Maaß.


Zwar
[200]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Zwar vor Jahren ſeynd noch groͤſſere Weiten in Nicolaus
Multzen Maaß geweſen/ davon Bergleute und andere/ ſo es be-
fahren/ an allen Orten geredet/ und haben es die Zuhoͤrer nicht
glauben wollen/ waͤre auch noch unglaublich/ ſo nicht heute zu
Tage Weiten funden wuͤrden/ auch glaubwuͤrdige Beambte und
Arbeiter waͤren/ die ſie ſelbſten geſehen/ ehe ſie zu brechen kom-
men/ oder aber mit Sahlwerck ausgeſtuͤrtzt worden.


Jn dieſen alten Bruͤchen hingen die Waͤnde/ ſo ſich auf
Kluͤfften abgedruckt/ wie groſſe Kacheloͤfen herein/ die man ſehen
Bart was
es ſey?
konte/ ſo man einen Bart (das heiſſen die Bergleute ein Holtz/
ſo gantz duͤrr iſt/ und uͤber ſich geſchnitz/ davon Faͤſen als an ei-
nem Fluͤgenwedel hangen) auf eine Stange geſtecket/ angezuͤndet/
und in die Hoͤhe ausgerecket. Jch habe in denen Bruͤchen der-
gleichen groſſe hereinhangende Waͤnde geſehen/ die mit ſtarcken
Baͤumen unterſetzt waren/ daß ſie vielmahl die Baͤume alſo zer-
druckt haben/ daß mir die Haut geſchauert/ wann ich durch eine
ſolche Mausfalle kriechen ſolte/ da ſie doch ungeſcheuet friſch dar-
unter arbeiteten. Jn Summa/ ſo du die Arbeit alle/ ſo mit Ge-
fahr Leibes und Lebens auf den Brennoͤrtern und Bruͤchen ſolteſt
ſehen/ wuͤrdeſtu dich verwundern/ wie Menſchen ſich in eine ſolche
augenſcheinliche Gefahr wagen duͤrffen.


Stoͤſſet man 4. Haͤnge Holtz an/ daß iſt/ 20. Klaffter/ dann
eine Haͤnge 5. Klaffter giebt/ welches alles in Kaͤſten geſchlichtet
iſt/ ſo ſieheſtu deine Wunder/ wie das Feuer die Bergveſten be-
zwinget/ da iſt ein donnern/ krachen/ praſſeln/ daß auch der be-
hertzteſte Eiſenfreſſer/ ſo es nicht gewohnet/ davor erzittert. Sin-
temahln die gantze Bergveſte/ ſo es anzuheben faͤngt/ erſchuͤttert/
daß der/ ſo zuvor nicht dabey geweſen/ vermeint/ es breche gleich
hinter ihm wieder.


Solteſtu ſehen/ wie ſie die oͤffnen Floͤtz mitbrechte oder ei-
chenen Stangen/ ja offt wohl mit den Seulen werffen/ die kluͤff-
tigen Oerter mit eiſernen Keilen auftreiben/ wollen ſie anderſt
den Ort ſicher machen/ wuͤrde dir ſelbſten der Balg grauſen/ ſie
ſtehen auf der Farth/ muͤſſen alles/ ſo hoͤher als ſie iſt/ herabwerf-
fen/
[201]Beſchreibung des Fichtelbergs.
fen/ betrifft es die Farth/ ſo hauet es dieſelbe entzwey/ und muß
der Arbeiter in die wie ein meſſerſcharffen Floͤtz fallen.


Nachdem Herr M. Zacharias Theobald in dieſem ſeinem Hue-
biſchen Berg-Bericht
oͤffters vom Wetter Erwehnung gethan/
ſo wollen wir auch ſeine Unterſuchung anhaͤngen/ die er
DE HALITU MINERALI
quem metallici vocant

den Schwaden

gethan hat. Wovon er alſo ſpricht:


I. Fertilis hæc doctorum virorum ætas non modo ambulacr[;a];
maxime præceptoris omnia perreptavit, ſed juxiſſe inſcrutabilia naturæ
adyta rimari voluit. Teſtantur hoc artes, loquuntur ſcientiæ, decla-
rant ſcripta doctorum. Quid ergo! nihil tentandum? abſit, nam ma-
le de natura cenſet, quicunque illam uno aut altero partu effectam eſſe
arbitratur.
II. Hæc cum aliis cauſis haud levibus me, aut aliquid [...]
[...], de halitu illo minerali, quem Germani vocant

den Schwaden/ præſertim Schlaccowaldenſium fodinarum (nam in
aliis locis pro metalli varietate, ut videre eſt in metallicis venis montis
Cuthnæ, alius eſſe poteſt,) conſcriberem, impulerunt, quod jam misſis
longis ambagibus faciam.
III. Antequam autem ad rem veniam, quædam præmittere \&
volo, \& debeo, ut aures philoſophorum moroſas placem; quorum pri-
mum eſt: Naturam hujus halitus ex natura deleteriorum non eſſe quæ-
rendam, alias ad nullam certam ſufficientemque cauſam, quæ animum
noſtrum cognitionis [...] cupidisſimum explere poteſt, pervenie-
mus. Variæ ſunt peſtes \& mille nocendi artes, nec ſolum pontus fert
vegetabilia venenata, vel juxta Homerum Ægyptus, ſed \& Saxonis ar-
va ſoli, aut Alpes Bohemiæ patriæ meæ. Quid? quod mel dulcisſi-
mum, ſed ex eo venenum præſentisſimum parare, nullius artis eſt. Et
hoc multis ſine juſta, multisque nominibus neceſſaria occultatione ha-
rum rerum probare nequeo. Ea propter ſtatuo, ex metallo, quod illo
in loco foditur, venenatæ illius exhalationis naturam eſſe cognoſcen-
dam: Alium enim halitum \& minus noxium plumbi, per nitroſiorem
vero hydrargyri ſpecus gignunt \& producunt, ceu Experientia mater

C cartium
[202]Beſchreibung des Fichtelbergs.
artium comprobat. Hinc in Bohemia non procul ab urbe Myſa ſunt
fodinæ, quas vocant
die Katzen/ quæ omnes metallicos ultra ſemeſtre
in illis opus facientes, membris captos a laboribus conſvetis arcent.
IV. Inſuper ſciendum, mineralia volatilia venenata eſſe. Mercu-
rius ſublimatus ſive exaltatus qvale ſit venenum, ſcribere, quam per Expe-
rientiam diſcere malo. Arſenicum volatile venenum plus quam Gorgo-
neum, ſed fixum tuto \& ſine periculo in aſtmate aſſumitur. Hinc Li-
bavius inquit: ſalubriter aſſumimus mineras venenatas, ſi alas præcidi-
mus, ne volare posſint.
V. His præmisſis ad deſinitionem me conferam. Cumque alia
ſit [...]: alia [...], de ambabus agam. Ad ety-
mologiam igitur quod attinet, appellationem hujus, de qua agimus, re
invenire nondum potui, ſi a Libavio diſcedo, qui halitum vocavit mi-
neralem. Goclenius peſtilentes halitus cum adjectione germanicæ vo-
cis
Schwaden/ indigitavit. Quapropter æquus cenſor id mihi vitio
non vertet, qui eandem vocem germanicam, majoris lucis ergo inſcri-
ptioni apponere, exemplo aliorum, non erubui. Quid autem ſignifi-
cet halitus vocabulum, ſciunt ii, qui guſtum ſaltem [...]
[...] habent, quo etiam remitto. Nam poſitiones, non com-
mentarium ſcribo. Minera Metallorum matrix eſt, locusque patrius.
Zabarella per mineras omnia intelligit fosſilia metallaria, quæ minera-
lia ab aliis vocantur. Medici per hoc nomen intelligunt illum locum,
ubi materia ſita eſt: ſic dicunt minera morbi. Sed nos in præſenti [...]
[...] ſumimus cum Zabarella in illa ſignificatione, quæ ſub ſe com-
prehendit omnia fosſilia.
VI. Definitionem rei talem pono: Halitus ille mineralis eſt
craſſus Arſenicalis vapor, vi caloris ſummi in fodinis ſtanniferis ex
ſtanni fecibus ortus.
VII. Diviſionem nullam invenio. Nam idem ſpecie, numero
modo diverſus invenitur. Quicquid autem forma non differt, ſpecie-
bus quoque oppoſitis, in quas rem unamquamque dividimus, deſtitui-
tur. Quid? quod ſicut nubes hæc ab alia non differt ſpecie: nec a-
qua Albis, quæ eſt Wittebergæ ab illa, quæ Magdeburgi aut in Tibridos
alveis rapidive Oaxis; ſic etiam hi halitus.
VIII. Sed ut res fiat magis perſpicua, cauſas una indagabo \&

primo
[203]Beſchreibung des Fichtelbergs.
primo efficientem. Sola autem cauſa eſt calor \& non ſubterraneus,
qui quidem circa meam patriam, ob loca bituminoſa (ceu Thermæ
Carolinæ rem probant,) multus eſt, ſed is, qui venit ab igne, quo
metallurgi ſaxa ſolido adamante (liceat ita loqui,) duriora molliunt:
is enim non in tertio, non quarto, ſed ſuper omnem gradum eſt:
Imo major illo, quo calcis utuntur coctores. Nam 20. ulnas expli-
catas ſive majores ligni fagini uno tempore accendunt; hic audire eſt
bombos, quos edunt rupes diſſilientes, hic calore penetrante nimio
fragores. Quid ergo mirum? ſi calor nimius a lapidibus ſegregat ar-
ſenicum connatum? nam ſtrues lapidum æroſorum ignibus ſubjectis
toſta, terraque contecta, in ſuperficie ſua ſumma ſummarum relinquit
arſenici ſulphurati copiam.
IX. Nec eſt, quod nobis objicis illud excrementum lapidum
metalliferorum eſſe minus noxium. Nam aër purus, \& libera avo-
landi copia, malitiam corrigunt ex parte. Imo diu iisdem in locis
hæſitare nolo, aut illam materiam intra corpus ſumere, qua mu-
res, muſcas, canes interficere quivis poteſt. Quid opus eſt verbis?
ſtannum nimio calore pennas accipit, \& venenum eſt maximum
propter ſolam arſenici vim. Hinc mirum non eſt, cur tot ſunt iis
in locis phtiſici, cum ille venenatus halitus pulmones exulceret, multos
catarrhos progeneret, qui vel ſunt intra calvariam, vel extra; ſi intra
cranium ſunt, deſcendunt, \& vel ſtomachum (hinc nauſea,) petunt,
vel pulmones (hinc phtiſis,) irrigant. Si extra cranium ſunt, tunc,
accedente putredine aliqua, caput fit ſcabioſum, vel ſi deſcendunt
in membra, tunc arthritis, podagra \& ligatio omnium membrorum
naſcitur.
X. [...] proin ſunt, qui contra hoc venenum mane pro-
pinant foſſoribus butyrum, ut videl. pingvedo retineat. Nam ad
pulmones quomodo butyrum deſcendet? inſuper per totum corpus
aërem haurimus.
XI. Materiam hactenus exſpirationis eſſe vaporem multo ar-
ſenico mixto, indubitanter credo. Nam lapides illos æroſos veneno
illo abundare, probant experientia \& oculi, qui in furni concavitate
illud vident. Multi volunt Cobaldum adjicere, quod ego non nego,
ſed primas do ſoli arſenico.

C c 2XII.
[204]Beſchreibung des Fichtelbergs.
XII. Hinc opinionem illorum nauci pendent emunctioris ju-
dicii viri, dicentium: ut aër putridus \& corruptus (qualis deprehen-
ditur tempore peſtis, aut in puteis longo tempore contectis,) delete-
rium eſt, hominesque interficit: ſic aër corruptus in cavernis terræ ta-
le gignit venenum. Nam ſtante hac opinione, nunquam tuti erunt
metallici a metu hoc, qui alias exigui mercedis gratia ſummis cum la-
boribus vitam circumferunt venalem. Ego certe mallem decies ſta-
re in acie, \& cum hoſte pugnare, quam ſemel loca jugis veneni vi-
dere, vitamque inglorius amittere: Nullo enim non momento evola-
rent \& obvium factos perimerent. At hoc falſum: ſciunt enim Me-
tallurgi tempus ſpatiumque temporis ad aeris purgationem neceſſa-
rium. Quid? quod aer etiam illis in cavernis movetur, agitatur, pur-
gatur. Imò ipſemet tam purum aliquibus in locis Schlaccowalden-
ſium cuniculorum inveni, ut puriorem in terræ convexo deſiderarem.
XIII. Dicis forſan: Crederem, ſi non ſulphur in ſpiraculis fur-
nulorum metallicorum reperiretur. At heus tu! ſimplexne ſulphur?
nonne arſenicum ſeparare poſſum? quapropter illud fornacibus adhæ-
rens venenum arſenicum ſulphuratum eſt. Facillime autem ſulphur \&
arſenicum commiſceri ſciunt illi, qui ex arſenico, antimonio, \& ſulphu-
re lapidem fecere dulcisſimum.
XIV. Adhuc dubitas forſan, cum credere non posſis, quomodo
tanta posſit adeſſe arſenici copia, ſi ſolummodo in extremitate lapidum
a lapidibus ſecernatur? at ego dico, calorem illum maximum etiam
in medulla, ut ita dicam, lapidum æroſorum in arſenicum agere \& fa-
cere, ut evolet. Nam, ſi per 3. alembicos transeunt ſpiritus, quid ob-
ſtabit, quo minus per lapides poris abundantes? Natura cauta viam
monſtrat, \& educit non prohibente lapidum ſoliditate. Quid in em-
pyicis pus per Urinam vel alvum, ceu ipſemet vidi, excernitur. Quis
anatomicorum vias illas occultas vidit? natura inſcrutabilis, natura, in-
quam, invenit, \& per illas materiam nocentem educit.
XV. Dicis: Omne ſolidum denſum \& durum eſt; ſi itaque la-
pides ſolidi ſunt, duri ac denſi erunt, prohibebuntque tranſitum corpo-
ris arſenici, cum penetrationem non concedant. At heus? Spongia eſt-
ne ſolida? eſt certe. Aer \& ignis ſuntne corpora ſolida? lectis certe
ingeniis ſunt: cum tota Sphæra ignis vel aeris ſit ſui plena, non alieni.

Vide
[205]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Vide ſis Scaligerum Exercit. 76. Sect. I. Quam tu duritiem vel denſita-
tem illis in corporibus invenis. At [...] nolo.
XVI. Forma, quæ ex mixtione vaporis cum arſenico oritur, pla-
ne ignoratur. Ideoque debitum hoc in loco naturæ venatori \& ſpecu-
latori diligenti perſolvere non poſſum, cogorque pignoris loco relin-
quere ingenui candidique animi verbum NESCIO. Obiter ſciant curioſi,
me ſtatuere, arſenicum realiter a vapore non differre, cum propter
mixtionem unum ſint corpus, unamque formam conſequuti. Valeant
ergo, qui putant, arſenicum manere arſenicum, \& communicare ſal-
tem vapori vim nocivam.
XVII. Finis hujus halitus eſt proprius purgare ſtannum ab ar-
ſenico, \& auferre deleterium pesſimum. Per accidens autem interficit
homines incaute ad venenatum illum vaporem accedentes. Nam non
hoc fine eſt, ut homines interficiat, ſed ut eis proficiat: Nihil enim
eſt in rerum natura, quod non ad uſum aliquem hominum, ut homi-
nes propter Deum ſunt conditi, tendit. Si ergo aberrat a ſuo fine, non
per ſe, ſed per accidens agit. Et hæc de natura halitus venenati con-
ſcribere voluit Theobaldus.


Sonſten iſt von Schlackenwald noch dieſes zu erinnern/ daßKriegs-
Fatalitaͤten
der Stadt
Schlacken-
wald.

die Stadt Anno 1621. vom Grafen Ernſt von Mannsfeld/ und
bald darauf von denen Bayeriſchen/ Anno 1631. von denen Chur-
Saͤchſiſchen/ und Anno 1632. von denen Kayſerlichen eingenommen
und erobert worden. vid.den Getreuen Reiß-Gefaͤrten durch O-
ber- und Nieder-Teutſchland.
pag. 640.


CASPARI BRUSCHII
ENCOMION HUBÆ SLACCENWALDENSIS,
Montis inexhauſtas albi plumbi mineras
continentis.

QVi putat eſſe novum, veterum, vel prorſus ab uſu

Scriptorum vulgari alienum, aut vatibus impar

Verſibus, aut montes cantare, aut dicere colles,

Præcipue naturæ aliqvid quos ſcimus habere

Conditæ, \& ex ſeſe fluvios effundere, dignos

C c 3Laude,
[206]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Laude, aut theſauros alios in ventre tenere,

Quos Deus in noſtros uſus, vitamque creavit,

Fundamenta ſua jaceret cum totius orbis:

Id qui forte novum veluti mir atur, \& optat

Cauſas noſſe, qvibus conatus tractus in iſtos

Non teneros potius juvenum deſcripſerim amores,

Qualis Naſo canit reliqvorum turbaque Vatum,

Gallus, Acidalia celebrisque Propertius arte,

Et quem clare tulit cultum Verona Catullum:

Is legat Andini doctiſſima ſcripta Maronis,

Invenietque rogos Æthnæ, flammasque furentes

Heroo dictas verſu, verſuque perenni,

Quem nec avara dies (quæ dederit omnia) rumpet,

Nec poterunt undæ, nec edaces perdere flammæ.

Vos igitur juvenes! qui talia ſcripta Poëtæ

Fel legitis, vel judicium de Carmine fertis:

Deſinitote rei tanquam novitate moveri,

Quæ fuit antiquis etiam ſervata diebus.

Ergo meo lingvis, animisque favete labori,

Quo charæ imprimis patriæ volo gratificari,

Mentis \& exercere aciem ſtudiique vigorem.

Quamvis hac etiam laudi ratione Deorum

Conſulitur, quam nos certe decet usque tueri:

Cum ſit finis is hæc humanæ cauſa cohortis

Factæ ac diſpoſitæ præſentis adocia vitæ.

Ut taceam, quod \& hic Naturæ arcana latentis

Commemor antur, \& ante hominum ponuntur ocellos,

Quæ forſan DEUS \& Natura abſcondere cæcis,

Ne nobis eſſent vitiorum cauſa malorum

Aut irritamenta, ut ſunt, uoluere tenebris.

Aut DEUS in noſtros fortaſſis condidit uſus,

Hunc cum ſideribus lucentem condidit orbem,

Nec dubito, quin præclare mere antur \& illi

De genere humano, quibus explicuiſſe Deorum

Res pulchre ornatas præclarum aut dulce videtur.

Ordiar
[207]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Ordiar ergo jugumque canam, quo Teutonus orbis

Non habet \& ſtanni plumbique feracius ullum.

Tu mea Phaeba impelle furoribus ora ſacratis,

Nec quem juviſti toties, nunc deſere vatem.

Qui cupit ad fontesque tuos aſcendere caſtos,

Ac haurire tuæ dulcisſima pocula turbæ:

Sunt ſalubres longo qua terra Bohemica tractu

Seſe aperit, fama notæ usque ad ſidera Bajæ;

Carolus his quartus nomen dedit, ille ferarum

Venator, latebras exquirens, fertur easdem

Ut primus vidiſſe, ita toto primus in orbe

Sumtibus excoluiſſe ſuis, ornaſſe locumque

Libertatibus ob tepidas absque ignibus undas,

Quas Natura coquit ferventis ſulphure ſolis

Accenſo radiis media telluris in alvo.

Talibus a Thermis non eſt procul urbs mediocris

Slacconis Autoris nomen de nomine primi

Accipiens, antiqua docent ut ſcripta vetuſtis

Obſervatalocis. Addas Cognomina ſylvæ

Sclacconis, appellabitur hac cognomine ſylva.

Patria chara mihi, miſeræ cui debeo vitæ

Iſtius auſpicium, cui debeo denique cuncta,

Quæ debere poteſt aliquis nat alibus oris,

Vallibus illa bis eſt amplis incluſa duabus,

Quorum quæ prior eſt Schönfeldum attingit, eodem

Munere præclarum longeque vetuſtius, a quo

Jura petunt aliæ, quibus eſt excudere ſtannum

Et labor \& ſtudium: Quam late Teutona turba

Et puteos telluris adit veſtigat \& urbes.

Turribus hæc altis non eſt circumdata muris,

Qui poſſent hoſtes arcere, repellere tela,

Atque laborantes intus defendere cives.

Mœnia non illic, non propugnacula ſurgunt:

Non arces, quia pax in ea dominatur, \& armis

Nullus ibi locus eſt: non hoſtes atque tumultus

Barba-
[208]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Barbara terra fovet, verum aurea tempora pacis

Diligit, \& magnæ ſcrutatur viſcera matris.

Eſt urbs divitiis toto notiſſima cœlo

Candida quam ſpargit late ſua lumina Phœbe.

Has neque per fraudes aliquas artesve malignas,

Ut fortaſſe ſolent aliæ, per aromata prava,

Aut allata peregrinis per vellera terris,

Per piper atque crocum, quod Eois fertur ab Indis,

Sed virtute ſua vigilique labore paravit.

Dum terræ venas latebras \& opaca recludit,

Obſcurisque locis abſtruſa perambulat antra.

Ac ita ſub telluris agit teſtudine crebras

Ac infinitas foſſas, mireque profundas

Speluncas, ut ad Antipodum mox tecta domosque

Oppoſitas nobis videatur poſſe venire,

Vel Phlegethonthæi tumidam Plutonis ad Aulam.

Scilicet ex illa Schænfeldum verſus ituris,

Obvius eſt tractu longo mons arduus HUBAM

Patria Turba vocat. Non exhauribilis albi

Theſaurus plumbi, Cererem e quo Teutones omnem

Haurimus, bibimusque ſiti impatiente coacti.

Ille ſuos grata dominos pietate beavit,

Præmia quoque habitis dedit ampla laberibus annos

Ac adeo longos, adeo conſtanter, ut illi

Ne ſimilem posſis monſtrare, aut dicere, quamvis

Fertilis innumcros habeas Germania montes

Auro famoſos, argento omnique metallo.

Ac multis adeo fuit hæc fortuna ſecunda

Inferiore loco modicisque parentibus ortis

Mæonios merito valeas ut dicere Crœſos,

Qui vel Dulichio prius Iro pauperiores

Extiterant, (adeo fortuna volubilis errat

Pasſibus ambiguis) namque hunc modo deprimit, illum

Evehit, ac iterum cum vult, detrudit eundem

In nimium miſeras ex ampla ſede ruinas,

Exuit
[209]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Exuit ac opibus bene quem vix induit amplis.

Quin etiam cujus ditioni eſt ſubditus, Heros

Cui dedit Æratum titulos \& nomen aratrum

Juſtitia nulli, nulli pietate ſecundus,

Dexteritate, fide ac meritis ad ſidera notus,

Albis \& Egra rigant quam late flumina Boemos,

Scilicet ille etiam titulo dignisſimus omni

Ex hoc innumeros theſauros Monte recepit:

Effodiuntur enim vena quam divite nusquam

Iſtius e montis puteis diverſa metalla:

Horum candidius plumbum eſſe frequentius ipſo

Hoc in monte ſolet: nusquam numeroſius atque

Dignius eruitur fulvo aut opulentius auro.

Auſones id norunt, \& Gallia tota fatetur,

Brachia quam late ſua nobilis Adria tendit,

Ac Antenorei dives fluit unda Timavi

Qua fluit \& Rodanus, quam late Sequana Phoebi

Nobilitatus aquis Celtarum terminat agros.

Hi ſegregant ſtannum, ac auri prædulce metallum

Divite Vulcano flammis ac igne ſubactum.

Sed quæ cauſa metallorum ſit materiesque,

Id Sophiæ partim deſcribunt dogmata nobis,

Mentibus humanis partim Deus indidit author

Cunctarumque Creator, opum terræque marisque

Rector, \& ætherea Princeps Dominator in Aula,

Qui Poenas ſtatuit reprobis, ac Præmia juſtis.

Stannum ſulphuris eſt modici mixtura, levisque

Argenti vivi. His accedit craſſa vaporum

Materies e terra ortorum, ac ſulphureorum.

Hæc ita miſcentur pulchre tellure ſub ima

Ac Solis radiis agitantur \& igne coquuntur

Æthereo, donec coaleſcat tale metallum.

Nam Priſci veluti Vates Sophiæque Magiſtri,

Commemorant, teſtatur \& experientia rerum,

Terra metallorum eſt mater, quia continet illa

D dVentre
[210]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Ventre fovetque ſuo. Titan Pater ille calore

Vique ſua vegetat ſub terræ nata profundis

Viſceribus. Generant naturam ſcilicet ipſis

Sulphur \& argentum vivum: Ex his omnia ſiunt,

Quæ toto ſiunt gener antur \& orbe metalla.

Quorum quod prius eſt terra, eſt ſubtilis \& aer

Pingvis: in effigiem ſolari lumine coctum.

Poſterius terra eſt valde ſubtilis, aquarum

Aſſumens aliquid gravium. Ac urentis id ipſum eſt

Sulphuris \& Solis fervente calore coactum.

Ex his omnia ſub vaſta tellure metalla

Conflantur, quæ ſunt irrit amenta malorum,

Et quo purius eſt ſulphur, quo purius atque

Argentum vivum, quanto \& perfectius illa

Purg antur Solis radiis, Solisve calore

Omnia luſtr antis, tanto ſolet eſſe metallum

Purius ac præſtantius ac ſubtilius ipſum.

Hæc noſter quia pura nimis mons continet iſte,

Et pravi nihil admittit crasſique vaporis

Ipſum etiam ſtannum tenerum ſolet eſſe, magisque

Nobile, quam reliquisve locis regionibus. Atque

Mons recte jacet, Eoos erectus adignes

Non ſylvis gaudens, varieque frequentibus antris

Expoſitus Soli, ſævo Solis que calori,

Quo ſic venarumque viæ ſibræque coquuntur,

Ut melius posſint dein reſpondere colonis,

Qui ſemper cupiunt, nunquam ſatiantur avari [...]

Hunc ſi conſcendes, fortasſis amore videndi

Res \& mirandas \& viſu ac nomine dignas,

Tot nova ſcilicet \& vetera inſtrumenta videbis

Totque caſas, quas verius \& tentoria dices,

In quarum medio funis ductarius urnas

Fortibus actus equis circum perducit ab imo

Ad ſummum putei, decuſſo monte refertas.

Totque moletrinas, fabricas tot ſaxa novasque

Res,
[211]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Res, quibus apta dari vix poſſunt nomina, quas nec

Viderunt veteres. Certe mirabere, quorſum

Talia pertineant, ad quos proſintve labores,

Aut quibus uſibus inſtaurentur: Paulo videbis

Poſt, opera \& ſtudia ac adeo diverſa, nec unquam

Viſa ſub hoc toto prius æthere. Scilicet illic

Turba metallica Perſephones illabitur antris

Per puteos, \& ibi foſſas agit, atque lapillos

Excindit, quos mox tractoria machina ſurſum

Viribus e puteo juvenum rapit, acta duorum

Sive trium. Videas ſudoribus eruta Saxa

In cumulum congeſta pyram velut igne cremari,

Atque ita molliri Vulcano, ut deinde minori

Posſint contundi, \& toler abiliore labore

Grandia frangendo, in tenués mutentur arenas

Saxa, repurgentur quæ mox fluvialibus undis:

Sic quæ pondere ſunt leviora, minusque futura

Utilia, abſorbentur aquis: ſed quæ meliora,

Illa ſedent imo (cum ſint graviora) bar athro,

Atque manent. Hæc illyria pice ſunt nigriores

Qvi lapides fuerant prius amplæ molis arenæ.

Quæ nigra ſunt gravioraque conſervantur: at alba

Ac leviora molas extra congeſta jacere

In tumulo videas, donec labor iſta ſecundus

Perquir at, ſi forte boni quid inhæreat: ac ſic

Cuncta ad perfectum lavet ac examinet unguem.

Nigra ſolent Patulæ fornacis in Igne liquari

Inque albi plumbi maſſas ac fruſta reſolvi.

Tales quotidie videas hic eſſe labores,

Ac exerceri nullo non tempore ab illis

Contempta quos pauperie juvat ire per altum,

Et cum fortuna criſtas attollere læta.

Nec ſecus incumbunt operi duroque labori

Quam formic arum ſolet agmen apumve propago

Parvula. Formicæ, patitur dum temporis ætas,

D d 2Dum
[212]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Dum calidi ſplendent Soles, \& gramina terras

Obducunt, flavisque æſtas exult at ariſtis:

Farra legunt, parvis humeris congeſtaque grana

In terræ caveas notisſima tecta reponunt

Pro ſe, proque ſuis. Gelidæ ne tempore Brumæ,

Quando breves ſoles \& hyems glacialis eidem,

Non inſtare ſinunt operi, moriantur egenæ.

Sic \& apes æſtate nova, dum plurima circum

Floret ubique ſeges, tellus dum procreat herbas,

Et violæ molles \& candida Lilia ſurgunt:

Per ſummos volitant apices, \& ſingula libant,

Ac rorem cælo lapſum ſuccosque ſvaves

Floribus eliciunt, ex his fragrantia ſummo

Mella labore legunt, in caſtraque cerea trudunt,

Et dulci tandem diſtendunt nectare cellas,

Ignavumque abigunt longo pecus ordine fucos.

Sic etiam quorum foditur ſudore metallum

Conatu \& ſtudio nunquam ceſſante laborant,

Ignavosque procul pellunt, velut otia amantes,

Atque libidinibus Cereri Bacchoque vacantes

Talibus ergo parum tantisque laboribus aptos:

Alter enim venas, extenſaque brachia quærit

Venatum, Divina ſibi quas virgula monſtrat

Solis ad Eoos dum providus ambulat orbes

Sollicitusque videt, quod inclinatura caput ſit

Parvula theſauri latitantis conſcia virga.

Alter emit partes foveæ, quas vendidit alter,

Atque reliquit ut aut ſteriles, aut utilitate

Non reſpondentes operæ duroque labori.

Partibus his ſolet inter dum diteſcere ſpretis

Cui Placidam fortuna magis ſe præbuit alter

Pauperie qui nuper erat vel presſior Iro.

Sic regit hos etiam Cœli clementia montes,

Qvæ certo duodena regit moderamine ſigna

Atque gubernat id omne ſacri munimen Olympi.

Alter
[213]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Alter agit foſſas ac ſaxa metallica monte

Decutit. Hæc alius multo ſudore for amen

Ad putei trahit, ac ſitulos ingentibus implet

Molibus, hos ſolet ex atris traxiſſe tenebris

In patulas auras rudis ac robuſta juventus.

Quæ magno rurale ſolet reſonare boatu

Carmen, ſtentoreaque ſuis placuiſſe puellis

Voce cupit. Phœbi ac Muſarum ignara juventus,

Nata laboribus, \& rebus ſervilibus illas

Præpoſuiſſe ſolet Phœbi doctæque Minervæ.

Acutinem tali qvoque ſcrutaremur amore

Scripta Prophetarum, Sanctorum dogmata Patrum

Verba voluntatemque DEI: Cœleſtia nempe

Ac ſanctas animas facientia dia metalla,

Qvæ (quanto plumbum eſt argento vilius: aurum

Dignius argento, præſtantius \& mage gratum)

Tanto nobiliora auro argentoque putari

Debent a nobis \& haberi. Quantaque diſtant

Inter ſe ſpatia hæc tellus cœleſtis \& orbis

Æterno diſtant æternaque gaudia luctu:

Tanto abſunt telluris opes, cœlique metalla

Inter ſe ſpatio: Quanto lux atque tenebræ

Dura ſilex, fulvo radiansque Chryſolitus auro.

Nemo tamen miratur opes, venasque recludit,

Biblia quas monſtrant ſuperique volumina cœli

Scripta DEI digitis. Iſtas rarisſima turba

Cur at opes terræ, potius mir amur honores.

Et quæ debebant nobis abſcondita forſan

Eſſe voluptatum, dum ſunt fomesque malorum.

Hæc nos exuimus ſtudio ſummoque labore

Sæpe in perniciem noſtri quoque ſangvinis. Et quam

Cogitat id jam jam nimium rarisſima turba?

Natus Jeſſæa CHRISTUS de virgine, Summi

Filius ille DEI, cujus nos ſangvine ſumus

Participes vitæ, civesque novemplicis aulæ.

D d 3Scili-
[214]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Scilicet is ſua dogmata nos noctesque diesque

Scrut arijubet, \& Cœli cognoſcere Numen.

Scripturasque vocat teſtes, quia teſtificentur

De ſe, de meritisque ſuis, de morte, perennem

Qva vitam peperit cunctis credentibus in ſe.

Hæc ſi tu foderes etiam pretioſa metalla

Patria clara, mihi nimium gratisſima tellus:

Si ſcrutareris patrii myſteria Cœli,

Ac res æthereas generis pia ſemina noſtri:

Ah felix eſſes nimium, nimiumque beata,

Ergo agnoſce DEUM vitæ rerumque parentem,

A cujus bonit ate fluunt quæcunque decori

Aut aliquid bonitatis habent. Hunc dilige toto

Pectore, \& huic offer totum Te. Scilicet ille eſt,

Qui fœcundat agros, venas telluris, \& omne id

Quod ſpectamus opus, quam late mundus uterque

Solis luſtr atur radiis, luſtratur \& igne

Omnia, quo totum redduntur viva per orbem;

Clara equidem es Stanni ſeu candidioris acervis

Perpetuis plumbi: DEUS autem conditor horum

Aufferet hæc a te præſtantia munera, ſi te

Senſerit ingratum meritis pro talibus eſſe.

Nam quot præclaras urbes lugere videmus?

Amiſſum propter decus, amiſſumque metallum,

Quo viguere olim. Quid ſi te pœna maneret

Hæc eadem, quod Dii potius tamen omen in ipſum

Convertant. Ergo his Exemplis docta Donantis

Verba fove ſuperi. Veniet mox temporis ætas

Ultima, cum terris qua corruet omnibus æther,

Quicquid condidit \& Cauſæ ſapientia primæ

Cauſarum merito quæ perfectisſima fertur.

Ac ut cunctarum rerum venit ægra ſenectus

Mole ſua, quia nunc \& Majeſtate laborat

Mundus, \& ingentem ſecum traxiſſe ruinam.

C [...]nitur aeri a Cœleſtis ab arce Tonantis:

Sic
[215]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Sic quoque (ne dubita teſtantur id aurea Cœli

Sidera \& humanæ ſcelera \& peccata cohortis,)

Præ foribus telluris adeſt exhauſta ſenectus:

Nam ſe non adeo ſolet hæc præbere benignam,

Quam ſe præteritis felicem præbuit annis,

Ergo aliquem vitæ finem eſt extare neceſſe

Iſtius, ac reſtare aliam, quæ longius iſtam

Vincat \& exuperet. Magni tu Conditor orbis

Hanc famulis largire tuis, largire miniſtris,

Ad tua confugimus miſeri qui templa, tuamque

Imploramus opem, noſtrasque agnoſcimus vmni

Perfidia ſordes ac impietate refertas.

Hactenus Bruſcbius de Sclaccowalda.

Helden-Gedicht oder Lob-Rede
CASPARI BRUSCHII
Uber den Hueb-Berg zu Schlackenwald/ als
welcher einen groſſen Schatz von Zinn-Metall
in ſich haͤlt.

BEwiß nichts neues iſt/ die Berge zu beſingen/

Die Alten ſtimmten ſchon den Huͤgeln Lieder an/

Jn derer Grund und Schlund ſich reine Adern ſchlingen/

Die mancher kluger Geiſt nicht wohl ergruͤnden kan.

Man ſieht Cryſtallen-Fluth aus ihren Kluͤfften fallen/

Man ſieht Gold-Silber-Schaͤtz ergoͤtzen unſer Licht:

Die GOtt/ als er gebaut den wunder Erden-Ballen/

Zu unſrer Lebens-Huͤlff und Nahrung eingericht.

Sollt aber einer ſeyn/ der dieſes Lied bewundert/

So ich dem Welt-Gebuͤrg und Huͤgeln angeſtimmt:

Warumb nicht meinen Trieb die Jugend-Lieb bezundert/

Und meine Feder nicht von ihrem Eiffer glimmt/

Wie
[216]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Wie Naſo hat gethan/ und manche Dicht-Kunſt-Lichter/

Die von dem Liebes-Oehl ihr Ruhm-Licht feurten an:

Und wie Propertius der Kunſtberuͤhmte Dichter/

Wie der/ den jetzund noch Verona liebt/ gethan.

Der leſ’ des Maro Schrifft/ die Mantua noch preiſet/

Jhm werden Licht und Feur anflammen das Geſicht/

So wann der Ætna-Berg aus ſeinem Zuͤgel reißet/

Die Scheiter-Hauffen ſelbſt im ſchnellen Nu vernicht/

Er wird mit Augen ſehn und unbetrogen finden/

Wie dieſes jenes red/ in ein Gedicht geſchrenckt/

So auch der Zeiten Neid/ zu keiner Zeit wird binden/

Wann man der Menſchen ſchon auf Erd nicht mehr gedenckt.

Die Wellen ſchwoͤllen ſich mit unſern Ohren gellen

Auch dieſe Macht beherrſcht der Ohnmacht Hefftigkeit:

Die Flammen gelten nichts/ man laͤßt den Neidhund bellen/

Der mit den Froͤſchen frech die Cedern-Baͤum’ anſchreyt.

Du kluge Jugend-Schaar/ die du die Kunſt-Gedichte

Zum reiffen Urtheil ruffſt/ und redeſt klug davon/

Laß dich bewegen nicht der Neuigkeit-Geruͤchte/

Als die vor Alters hat erlangt der Dichter Cron.

Schenck mir dein Lippen-Paar/ und bleib dem Werck gewogen/

Womit dem Vaterland ich meiſtens dienen ſollt:

Als deſſen Kindes-Lieb mich zu dem Thun gezogen/

Dadurch ich meinen Geiſt und Sinne ſchaͤrffen wolt.

Doch muß man auch ein Aug auf GOttes Ehre haben/

Die gehet unſerm Zweck und Willen ewig fuͤr:

Weil alle die Geſchoͤpff und hohe Schoͤpffers Gaben

Dem Menſchen ſind geſchenckt zur Lebens Luſt und Zier.

Jch will jetzt ſagen nicht/ daß die verborgnen Sachen

Der Mutter aller Ding/ der kuͤnſtlichen Natur

Ein ſolches Kunſt-Gedicht pflegt offenbahr zu machen/

Wann es vor Augen ſtellt derſelben Wunder-Spur/

Die
[217]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Die GOtt und die Natur vielleicht verborgen lieſſen

Jn dichter Finſternuͤß und ewig dunckler Nacht.

Damit wir dieſe nicht als ſtumme Goͤtzen gruͤßen/

Und unſer zarter Geiſt zum Abfall werd gebracht.

Es kan auch dieſes ſeyn/ GOtt wolte ſie als Waffen

Jn unſerm Armuth-Standt und Nothdurfft reichen dar.

Als er dieß Wunder-Rund und Himmels-Zelt erſchaffen/

Und Lichter aufgeſteckt auf ſeinem Stern-Altar.

So bleibt dann derer Nahm den Sternen einverleibet/

Jhr Ruhm flieht Adlern gleich zur goͤldnen Sonne hin/

Wann ihr erhitzter Kiel von den Geſchoͤpffen ſchreibet/

Die GOttes Wunder-Hand ſtellt auf die Erden-Buͤhn.

Darum ſo fang ich an von einem Berg zu ſingen/

Desgleichen Teutſchland nicht in ſeinen Grentzen haͤgt/

Aus deſſen Adern uns viel edle Fruͤcht entſpringen/

Der ſchweres Zinn und Bley in ſeinem Buſen traͤgt.

Auf! meine Phœbe auf! entzuͤnde meine Lippen/

Den du offt treulich halffſt/ verlaß nicht dieſes mahl;

Jch ſteig nach deinem Born und Wolcken gleichen Klippen/

Und ſuch den Nectar-Tranck in deiner Schweſtern Saal.

Die Qvellen meyne ich/ dort in den Boͤhmer Grentzen/

Wo dieß weit breite Land eroͤffnet ſeinen Kreiß/

Als deſſen Ruhm-Gericht uns pfleget zu beglaͤntzen/

So ſeinen Wuͤrden nach das gantze Teutſchland weiß/

Selbſt Carolus der Viert/ der Weltberuͤhmte Kayſer/

So einſtens auf der Jagd den Thieren nachgejagt/

Und in dem Wald-Gebuͤſch durchkroche manche Reiſer/

Nahm dieſes Bronnen-Bad zum erſtenmahl in acht.

Durch ſeine Helffers-Hand ſteht es nun aufgefuͤhret/

Jndem das Landes-Volck die Freyheit lachet an/

Mit welcher jenes Gnad den edlen Ort gezieret/

Weil man das warme Bad ohn Feuer brauchen kan.

E eDann
[218]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Dann ſelbſten die Natur daſſelbe zubereitet/

So bald der Sonnen Flamm den Schwefel angeflammt/

Der ſamt dem Waſſer wird an dieſe Grentz geleitet/

Aus dem die Hitz und Flamm des warmen Strohms her-

Nicht weit von dieſem Bad iſt eine Stadt zu finden/ (ſtam̃t.

Die nicht zu klein und groß in ihren Mauern gleißt:

Und Slacco ſelbſten wolt auf ſeinen Nahmen gruͤnden/

Wie ſolches manche Schrifft des Alterthums beweißt/

Die von dem alten Land in Schlackenwald geſchrieben.

Hier iſt mein Vaterland und meine Mutter-Stadt/

Die meine junge Bein in rechte Laͤng getrieben/

Und mich in duͤſtern Wuſt der Welt geſetzet hat.

Dem ich auch bleib verpflicht/ wie der ſich haͤlt verbunden/

Dem eine Stadt und Land das Leben hat geſchenckt.

Jch fahre aber fort/ was ich mich unterwunden/

Es iſt der ſchoͤne Wald beliebig eingeſchrenckt/

Von einem Doppel-Thal. Das erſte Thal beruͤhret

Des Schoͤnfelds ſchoͤnes Feld/ den weitberuͤhmten Ort/

Der andre edle Staͤdt mit klugem Rath gezieret/

Und ihre Zinn-Arbeit verguͤnſtigt frembden Port.

Dahin der Teutſchen Fuß ſich oͤffters hat gewendet/

Nachdem die Luſt-Begier ſie hitzig angefeurt:

Und ſich ſo manche Zeit bald zu dem Rad verpfaͤndet/

Bald durch die Zinn-Arbeit der heißten Luſt geſteurt.

Doch iſt die ſchoͤne Stadt mit Thuͤrnen nicht geſchmuͤcket/

So ſind die Mauern nicht von Qvater-Stuͤck gebaut/

Daß/ wann ein ſtarcker Feind waͤr in das Land geruͤcket/

Man den zu treiben ab ſich haͤtte zugetraut/

Und ſo der Buͤrger Fleiß in ſtoltze Ruh geſetzet;

Man ſieht hier keinen Wall/ auch keine Bollwerck nicht/

Kein Felßenfeſtes Schloß; weil ſie der Fried ergoͤtzet/

Auch nie ein Wuͤrger-Schwerdt nach ihrem Leben ſticht.

Man
[219]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Man weiß von keinem Feind/ man weiß von keinem Raſen/

Die Erde liebet nicht der Voͤlcker Barbarey:

Es prangt das Friedens-Gold auf ihrem gruͤnen Waſen/

Sie zeiget/ daß ihr Sinn auch Friedenliebend ſey.

Sie ſuchet freudig durch das Eingeweid der Erden/

Als die im gantzen Jahr mit Fruͤchten ſchwanger geht.

An Reichthum kan kein Land ihr leicht vergliechen werden/

Kein Stadt/ kein Land/ wo nur der Phœbe Lampen ſteht.

Die aber hat ſie nicht durch Land-Betrug erlanget/

Wie man ſonſt pflegt zu thun durch halb verdorbne Waar/

Durch Felle und Gewuͤrtz/ womit der Kauffmann pranget/

Durch Pfeffer und was mehr die Erde ſtellet dar.

Nein ſie hat ihre Schaͤtz durch ihre Muͤh bekommen/

Und ihre Tugend hat ſie gleich beruͤhmt gemacht:

Wann der behertzten Leut Hertz/ Muth und Haͤnd geglommen/

Daß ſie nicht Noth und Todt in dieſem Werck geacht/

Wann ſie der Adern Spur in ihrer weiten Erden

Als ein geheimes Ding durchſuchet auf den Grund;

Wann auch der Schatten ſelbſt muſt durchgeblicket werden/

Und ihr erhitzter Fuß in duncklen Kruͤfften ſtund/

So/ daß man in dem Land ſo manch Gewoͤlb erblicket/

So manche tieffe Krufft in ihren Grentzen findt.

Jch mein/ es ſey ihr Fleiß auch gar dorthin geruͤcket/

Wo ſich der Menſchen Fuß mit unſerm Fuß verbindt/

Sie ſeyen bey dem Thron des Pluto ſchon erſchienen/

Jhr unermuͤdter Fuß ſey Hoͤllen abgericht:

Wo bey dem Blut-Gericht auf Flammen vollen Buͤhnen

Des Rhadamanthens Mund das ſtoltze Urtheil ſpricht:

Da/ gegen Schoͤnfeld zu/ bey dieſen tieffen Hoͤhlen

Faͤllt einem ins Geſicht des Hubenberges Hoͤh:

Als deſſen weiſſes Bley und Zinn-Ertz nicht zu zehlen/

Davon der teutſche Mann vertreibt der Nahrung Weh.

E e 2Der
[220]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Der uͤberedle Schatz hat gleichſam wohl belohnet

Der Buͤrger Gottesforcht und kluge Emſigkeit/

So in derſelben Sinn und Hertzen ſtets gethronet/

Mit kurtzen/ dieſer war der Arbeit fette Beut:

So/ daß dergleichen nicht in Teutſchland iſt zu finden/

Das ſonſt viel feines Gold in ſeinem Buſen traͤgt/

Das manche Silber-Qvell pflegt kuͤnſtlich zu ergruͤnden/

Und in dem Eingeweid manch ſchoͤne Ertzſtuff hegt.

Ja dieſes hohe Gluͤck hat tauſend hoch erhoben/

Den alleraͤrmſten Mann in ſolchen Standt gebracht/

Daß ihn die Tugend nun muß Ruhm vergnuͤglich loben/

Aus Irus wurde offt ein Crœſus-Kind gemacht.

So iſt des Gluͤckes Rad/ es irret hin und wieder/

Es wird den Kugeln gleich bald hin bald her gedreht:

Den ſie erhoben hat/ den ſtuͤrtzt ſie wieder nieder/

Und der Geſtuͤrtzte wird gleich ſo von ihr erhoͤht/

Den ſie itzt reich gemacht/ der muß veraͤchtlich darben/

Sie raubet ihre Gab/ und ſtielt/ was ſie geſchenckt:

Dem ſie vor hat gegoͤnnt die Koͤrnerreichen Garben/

Der iſt wie leichtes Stroh/ ins Armuth-Feuer geſenckt.

Doch daß ich wiederkehr/ von dem ich abgewiechen/

So hat der theure Held/ den unſer Pflug bekroͤnt;

Der wegen Gottesfurcht dem Joſeph iſt verglichen/

Und ungerechte Leut wie Ariſtides hoͤhnt.

Der durch die Redlichkeit ihm dieſes hat erſtritten/

Daß Eger und die Elb von ſeinem Nahmen weiß:

Den ſeine Thaten ſelbſt mit Ehren uͤberſchuͤtten/

Jn deſſen Ohren klingt ſein immerſteter Preiß.

So/ ſprech ich/ hat der Held unzaͤhlbars gut erlanget

Von dieſem Hubenberg und ſeinem reichen Bauch:

Jn deſſen Adern-Fluß das ſchoͤnſte Ertzwerck pranget/

Und weder Stadt noch Land weiß von dergleichen Hauch.

Hier
[221]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Hier wird mit heiſſer Muͤh/ doch ſondrer Luſt gefunden/

Was andern wird verſagt/ des Zinnes Reinigkeit/

Mit derer Schlund und Grund ſich offt das Gold verbunden/

Wie dieß das Franckenreich gewuſt hat jederzeit.

Es weiß Auſonien des Landes hohen Adel/

Jhr Ruhm flog von uns aus biß an Venedig hin.

Auch Friaul ſaget ſelbſt/ dieß Zinn ſey ohne Tadel/

Sequana und Rhodan ruͤhmt annoch den Gewinn.

Der Laͤnder Buͤrgerſchafft weiß kuͤnſtlich zuzurichten

Mit kluger Feuers-Kunſt dieß Zinn- und Gold-Metall.

Die Urſach und den Zeug kan ihr Witz nicht erdichten/

Und was vor Weiſe fuͤhr der edle Ertz-Canal.

Dieß aber lehren uns der Weiſen weiſe Schrifften/

GOtt ſelbſten hat uns was davon gepflantzet ein/

Als der ein Schoͤpffer iſt der Schaͤtze in den Kruͤfften/

Und dieſem erſten nichts gab ein vergnuͤglichs ſeyn.

Den Erden/ Meer/ und was ſich reget in dem Himmel

Und ſeiner Engel-Stadt als Fuͤrſten bethet an:

Der als Gerechter ſtrafft das boͤſe Welt-Getuͤmmel/

Und denen gutes thut/ die auch was guts gethan.

Demnach ſo iſt das Zinn vom Schweffel Dampff vermenget/

Wozu Qveckſilber ſich in warmer Erd geſellt/

Die werden durch und durch ſehr kuͤnſtlich eingedrenget/

Biß ſie die Sonn und Lufft vermiſcht zuſammen haͤlt.

Und dieſes Zinn-Metall wird in der Erd bereitet/

Wie dieß vor Alters ſchon die Dichter zeigten an;

Als derer heiſſer Kiel ſich auch dahin geleitet/

Was die Erfahrenheit bracht laͤngſten auf die Bahn/

Daß dieſe Erde ſey die Mutter der Metallen/

Die ſie in ihrem Bauch und Eingeweide naͤhrt:

Die Sonn der Vater ließ die Waͤrme auf ſie fallen/

Als welcher derer Seyn und gantzes Weſen mehrt.

E e 3Drum
[222]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Drum wie ſchon angezeigt/ ſo wird das Zinn gezeuget

Durch des Qveckſilbers Krafft und Schwefelheiſſen Rauch.

Aus welchen zweyen iſt/ was aus der Erden weichet/

Und was die Welt vor Ertz hat in derſelben Bauch.

Zu ſolchem Coͤrper thut viel eine reine Erde

Und ziemlich fette Lufft die kocht das Sonnen-Licht;

Daß aber dieſe Erd auch angezuͤndet werde/

So mangelt an der Schweer des Waſſers nichtes nicht/

Mit Schweffel angefuͤllt: und dieſes ſeind die Schaͤtze/

Die uns doch offtermahls ableiten von der Bahn

Des edlen Tugend Wegs: der allgemeine Goͤtze

Reitzt auch der Weiſen Sinn zu tauſend Laſtern an.

Je reiner Schweffel nun ſich bey der Sach befindet/

Wo das Qveckſilber auch in gleicher Maaß iſt rein:

Je mehrer Hitze ſich mit dieſem Paar verbindet/

Je koͤſtlicher Metall wird in der Erde ſeyn.

So iſt auch unſer Berg deswegen hoch zu preiſen/

Als welcher wenig grobs von Daͤmpffen mit ſich fuͤhrt:

Drum kan vor andern er viel edlers Zinn-Ertz weiſen/

Mit welchem die Natur hat ſeinen Grund geziert.

Man ſiehet dieſen Berg recht gegen Morgen liegen/

Wo Phœbus ſeine Pferd zum erſten ſpannet an:

Wo keine Baͤume ſich von Zephyrs Wehen ſchmiegen/

Wo man ſo manche Krufft mit Augen ſehen kan:

Dort wirfft die Sonne hin die angefeurten Strahlen/

Und waͤrmt der Adern Lauff und der Metallen Gaͤng/

Daß ſie der Knabben Muͤh verguͤlden und bezahlen/

Die doch nicht werden ſatt von ſolcher Schaͤtze Meng.

Treibt einen nun die Luſt auf dieſen Berg zu gehen/

Gewiß er ſiehet hier/ was ſeine Augen weidt:

Da ſieht er Kunſt vergnuͤgt den Zeug der Wercke ſtehen/

Und ſchoͤne Wohnungen nach Art der Zelt bereit.

Jn
[223]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Jn derer Mitten iſt ein Zug-Seil aufgezogen/

An welchem ein Geſchirr und ſchweerer Eymer hangt/

Wann dieſer in dem Grund wird hin und her gewogen/

Und von dem edlen Ertz beſchwehrt den Grund erlangt.

So wird er wiederum erhoben mit den Pferden/

Und ſamt dem weiſſen Bley vom Grund herauf gebracht

Bald werden dir gezeigt die Muͤhlen in der Erden/

Bald Steine die von Ertz ſehr kuͤnſtlich ſind gemacht/

Die Menge heiſſet mich und meine Feder ſchweigen/

Weil ſie die Nahmen nicht der Sachen nennen kan/

Die auch das Alterthum nicht konte recht erreichen/

Und im Gedaͤchtnuͤß nur mit Wundern ſchreibet an:

Gewiß man wundert ſich/ wozu ſie doch gehoͤren/

Zu weſſen Nutzen dieß und jenes eingericht:

Wie ſie der Knabben Luſt in ihrer Arbeit mehren/

Als derer Hertz und Sinn in dieſes Ertz verpicht.

Man ſiehet uͤber das bey ſolchem Werck und Zeugen/

Was vor der Himmel nie dem Menſchen fuͤrgeſtellt/

Wie der Bergleute Fuͤß der Kruͤfften End erſteigen/

Und ihr behertzter Leib in dieſe Hoͤhlen faͤllt.

Wie manchen Graben ſie bald hier/ bald dorten machen/

Und Felßenharte Stein mit Muͤhe hauen aus:

Biß durch den Haſpel ſie mit unerhoͤrtem Krachen

Die Leute ziehen auf nicht ſonder groſſem Graus.

Die Steine haͤuffet man auf einen Ort zuſammen/

Wie man geſchlachtes Holtz gerad zuſammen ſchlicht:

Und zuͤndet alles an/ damit es durch die Flammen/

Werd deſto ſchuͤcklicher und feiner zugericht.

Biß daß das heiſſe Ertz gerinnet/ und zerſchlagen/

Und alles wird ſo klein/ als an dem Meer der Sand/

Das ſie von dieſem Werck hin in das Waſſer tragen/

Und ſaͤubern in dem Fluß es mit genetzter Hand.

Was
[224]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Was nun was leichtes ſcheint/ und wenig moͤchte dienen/

Das wird hinweg gefuͤhrt vom erſterwehnten Fluß/

Was einen Nutzen ſchafft auf der Berg-Knabben Buͤhnen/

Den Boden/ weil es ſchweer/ zu nechſt erkieſen muß.

Dieß letzte aber iſt wie Pechſchwartz angeſchwaͤrtzet/

Und wie ich ſchon gemeldt/ faſt ziemlich angeſchweert:

Das weiſſe hebt man auf/ als welches ausgemertzet/

Und noch der andern Hand und Arbeit angehoͤrt.

Allwo man fleißig ſucht/ ob nicht noch was zu finden/

Das vielleicht anderswo viel Nutzen ſchaffen koͤnt:

So will ihr hoͤchſter Fleiß das kleinſte gar ergruͤnden/

Damit die edle Gab werd nuͤtzlich angewendt.

Das angeſchwaͤrtzte Ertz wird noch einmahl zerlaſſen/

Biß endlich weiſſes Bley daraus bereitet iſt:

Dergleichen Muͤh die Leut faſt alle Tag erfaſſen/

So daß auch mancher gar die Speiß und Tranck vergießt/

Damit bey reichem Lohn die Armuh er verjagen/

Und ſich in hoͤhern Standt moͤg ſchwingen aus dem Koth/

Nicht anders als die Bien die Speiß zuſammen tragen/

Damit ſie nicht verderb die rauhe Winters-Noth.

Und wie die Ameiß thun/ ſo lang der Sommer lachet/

So lang der Himmels-Fuͤrſt die warmen Strahlen zeigt:

So lang ſo manches Kraut die Erde lieblich machet/

Und mancher ſchwerer Halm ſich vor den Winden beugt.

Sie traͤgt die Koͤrner zu auf ihrem ſchwachen Ruͤcken/

Verſteckt die gantze Haab tieff in die Erd hinein:

Sich uud die ihrigen in Mangel zu erqvicken/

Damit der lange Froſt ihr Todt nicht moͤchte ſeyn.

Der Koͤnig macht es ſo/ der Wunderkleinen Bienen/

Wann in der Fruͤhlings-Zeit der gruͤne Saame ſteigt;

Wann in Adonis Heyn die Silber-Lilien gruͤnen/

Und Zephyrs kuͤhle Lufft den blauen Veil beſtreicht.

Sie
[225]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Sie fliegen an die Spitz der Zuckervollen Blumen/

Und loͤſen nur das Beſt/ das Honigſuͤße/ ab:

Sie ſchnappen nach dem Thau in theuern Kunſt Idumen,

Und tragen allen Raub die wohl beſaffte Gab

Jn ihre Zellen ein/ die ſie mit Wachs beſchmuͤcken/

Jn dem verborgen liegt die eingebrachte Speiß:

Und wann ſie neidiſch will die Hummel Rott beruͤcken/

Sie in das breite Feld hinfliegen hauffenweiß.

So muß der heiſſe Schweiß die warme Stirne netzen/

Der aus der Erden Hoͤhl will graben ſolch Metall:

Er haſſet alle die/ ſo ſich zu Bacchus ſetzen/

Und bey der Schwelgerey nur lieben Hall und Schall.

Dann dieſe taugen nicht dergleichen zu verrichten/

Hier findt nur einen Platz die treue Emſigkeit:

Man muß das Leben faßt zu dieſem Thun verpflichten/

Die Adern der Metall zu finden jederzeit/

Die ihm die Ruthe zeigt/ ſo ſie die Erd beſtreichet/

Wann dieſer/ ſo ſie fuͤhrt/ ſich gegen Morgen wendt:

Und gantz bekuͤmmert merckt/ wo ſelbe ſich hinneiget/

Und ſo des Knabben Sinn zu den Metallen lendt.

Als ob ihr wiſſend waͤr/ wo alle Schaͤtze liegen/

Und wo der Adern Lauff ſich fuͤglich fange an/

Denn dieſe Ruthe wird ſich auf die Seite ſchmiegen/

Daß auff der andern ſie nicht wuͤrcklich ruhen kan.

Hat aber an der Krufft der ſchon Verdruß bekommen/

Weil ſie/ wie vor geſchah/ nicht reiche Zinße giebt:

So iſt bey dieſem wohl die Reitzung angeglommen/

Der ſich mit einem Kauff in dieſes Ertz verliebt.

Doch es geſchiehet auch/ daß der ſich angekauffet/

Mit einem groͤſſern Gluͤck die alte Krufft beſitzt:

Und daß in dieſem Grund die Adern reicher lauffen/

Ob dieſer nicht alſo wie jener hat geſchwitzt.

F fJa
[226]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Ja er wird offtermahls in einem Jahr begluͤcket/

Und mit Verwunderung in Crœſus Standt gebracht/

Da ihn und ſeine Hoͤhl die Armuth vor zerſtuͤcket/

Daß ihn vor der Natur der Mangel todt gemacht.

So iſt des Himmels Gnad ja alles zuzuſchreiben/

Als welche hohe Berg und Huͤgel auch regiert/

Nicht anderſt wie ſie pflegt die Zeichen umbzutreiben/

Mit deren zwoͤlffen iſt das blaue Zelt geziert.

Der graͤbet muͤhſam aus die tieffen Bronnen-Qvellen/

Behauet das Metall/ reiſt ab die harten Stein:

Der will auch ſeinen Fleiß zu jenes Schweiß geſellen/

Und ja mit Schanden nicht ein Muͤßiggaͤnger ſeyn.

Er ſendet das Geſchirr/ den Eimer in die Hoͤhlen/

Und zieht es in die Hoͤh mit einem feſten Seil/

Wozu man ſtarcke Leut vor andern muß erwaͤhlen/

Und dieſes wird verricht nicht ohne Mord-Geheul.

Dann ſteht die Sache wohl/ ſo wird auch eins gedudelt/

Damit der junge Burſch der Gret gefallen will:

Ob gleich zuvor die Noth und Todt auf ſie geſtrudelt/

Und ihren frechen Mund die Furcht hieß ſchweigen ſtill.

Nun dieſe Arbeit pflegt die harten Leut zu treiben/

Die faſt mit einem Wort zur Muͤh gebohren ſind;

Weil GOtt wolt dieß Geboth in ihre Seele ſchreiben:

Mit Schwitzen iß dein Brod/ du Suͤnden-Menſchen-Kind!

Ach aber wolte GOtt! daß wir auch wuͤrden kluͤger/

Ach daß auch unſer Sinn waͤr alſo angeſteifft!

Ach daß doch unſre Lieb liebt der Propheten Buͤcher/

Die ſonſten nach der Welt Vergaͤnglichkeiten greifft!

Ach daß wir lerneten den GOtt beliebten Willen/

Der uns hie/ der uns dort auf ewig ſeelig macht!

Es kan dieß Himmels-Ertz den Seelen-Hunger ſtillen/

Wann ſie der Mangel hat in herbe Noth gebracht.

Das
[227]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Das mag nun unſern Geiſt vergnuͤgen und ergoͤtzen/

Als welcher lieber ſoll/ was GOtt und goͤttlich heißt/

Kein Silber und kein Gold iſt ihme gleich zu ſchaͤtzen/

Wie dieß vor ſchlechten Stein auch ſelbſt die Einfalt preißt.

So weit ſteht von der Erd die blau Saphierne Buͤhne/

So weit die Himmels-Luſt iſt von der Eitelkeit:

So weit/ wann Phœbus nur im duncklen Schmuck erſchiene/

Auch uͤberlegen iſt das Licht der Dunckelheit.

So weit ein Chreyſolit den Kießling uͤberwindet/

So weit ein Sammet-Rock dem Barchet gehet fuͤr/

Ja wann ſich alle Welt mit allem Guth verbindet/

So langt es dennoch nicht an dieſer Buͤcher Zier.

Wann unſer Augen-Paar zu einer Qvelle wuͤrde/

Und ſich gar Tag und Nacht ein heiſſer Strohm ergieß/

Fuͤrwar die koͤnten nicht die groſſe Suͤnden-Buͤrde

Wegſchwemmen mit dem Bach; wer aber glaubet dieß?

Faſt keinen findet man/ der dieſe Schaͤtze achtet/

Und mit erhitztem Sinn die Biebel Adern ſucht:

Der dieſe Wuͤrdigkeit der Buͤcher recht betrachtet/

Was Wunder? daß uns GOtt gar in die Hoͤll verflucht?

Sie ſind von GOttes Hand und Fingern ſelbſt geſchrieben:

Wer aber/ leider! acht die Gnad der Ehren werth?

Sie lieben vielmehr das/ was einmahl muß zerſtuͤben/

Die Erde haſſet nicht/ was kommet von der Erd.

Der Reichthum fuͤllt den Raum/ der nimmerſatten Augen/

Man ſuchet hohen Standt und ungemeine Ehr:

Die aber zu der Suͤnd/ wie Stroh zum Feuer taugen/

Und machen/ daß der Menſch nur ſuͤndigt mehr und mehr.

Da henget unſer Hertz/ da ſchweben unſre Sinnen/

Hier klebet unſer Geiſt gleich als an einem Pech:

Da will nicht Muͤh noch Fleiß in Kaͤlt und Froſt zerrinnen/

Es wird der gantze Menſch in ſeinem Weſen reg.

F f 2Seht/
[228]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Seht/ Chriſtus GOttes Sohn aus Davids Stam̃ entſproſſen/

Als deſſen theures Blut uns Himmels-Buͤrger macht:

Der an des Creutzes-Stamm wie fettes Wachs zerfloſſen/

Und uns durch ſeinen Todt das Leben hat gebracht.

Die Himmels-Wahrheit ſpricht auch mitten in dem Schatten/

Jngleichen wann die Sonn am heitern Himmel ſteht:

Soll ſich der Himmels-Theil mit ſeinem Wort vergatten/

Biß nach der Eitelkeit er zu der Weißheit geht.

Dieß ſey ein wahrer Zeug/ die fuͤglich von ihm zeuge/

Jndem erſehe man ſein Leiden/ Blut/ und Todt;

Durch welchen ſeine Hand der Glaubens-Schaar darreiche/

Was ferner ſie erloͤß von Suͤnd und Hoͤllen-Noth.

O theures Vater-Land! ihr mir geliebte Grentze/

Ach daß auch eure Treu moͤcht ſuchen dieſen Schatz!

Ach wolte wolte GOtt/ daß deinen Grund beglaͤntze/

Daß dieß geheime Guth bey dier auch finde Platz!

Ach ſolteſtu den Glantz mit offnen Augen ſchauen/

Der ſcheinet deinem Fuß/ und faſt dein eigen iſt!

Du wuͤrdeſt dir ein Schloß der ſteten Wohlfarth bauen/

Das in dem groͤßten Sturm der Feinde wird nicht wuͤſt.

Ach ſo bedencke doch/ der dich ſowohl bedencket/

Von deſſen Guͤtigkeit du Guth und Leben haſt!

Ach ſchencke dieſem dich/ der ſich dir gantz geſchencket/

Der einig dir zu gut das ſchlimmſte aufgefaßt.

Auf! gegen dieſe Gnad entflamme deine Geiſter/

Entreiſſe dich der Welt/ und reiß zu deinem GOtt:

Laß ſpielen GOttes Lieb in deinem Hertz den Meiſter/

Denn frembde Liebe bringt mit Mißvergnuͤgen Spott.

Der Hoͤchſte ſegnet dich/ dich und auch deine Felder/

Der leget deinem Grund die reichen Adern ein/

Dann alles kommt von ihm/ was geben Wild und Waͤlder/

Und was auf dieſem Rund faͤllt in den Augenſchein.

So
[229]Beſchreibung des Fichtelbergs.
So weit das Sonnen-Rad mit Strahlen umb ſich greiffet/

Und durch vergnuͤgte Waͤrm erhaͤlt dieß weite Rund/

So viel entlegne Ort die Feuers-Flamm beſtreiffet/

Und was verborgen liegt im Abgrundtieffen Grund.

Es weiß von deinem Ruhm der herrlichen Metallen

Faſt eine jede Cron/ und wo ein Scepter blinckt:

Bedencke aber dieß/ daß dieſer koͤnne fallen/

Wie offt ein hoher Thurm in eine Tieffe ſinckt.

Wann du dem Guckuck gleich verachteſt dieſe Gnade/

Und reicheſt deinem GOtt vor hohen Danck Geſtanck/

Wie ſolches manche Stadt erfuhr mit ihrem Schade/

Die zwar viel guts empfing/ gab aber wenig Danck.

Sie liegt in ihrem Blut/ und mag nicht recht beklagen

Die Staats-Veraͤnderung und gantz verlohrnen Pracht.

Wie/ wann auch traͤffen dich dergleichen Klag und Plagen?

Der Himmel wende es durch ſeine groſſe Macht!

So ſpiegle ſpiegle dich an frembder Staͤdt Exempel/

Laß frembdes Ungluͤck dir dein Gluͤck und Wohlfarth ſeyn.

Schenck GOtt und ſeinem Wort dein Hertz zu einem Tempel/

Soll anderſt Land und Hand befreyet ſeyn von Pein.

Zuletzt kommt doch die Zeit/ da Himmel und die Erde

Wird in dem Augenblick zu kleinen Truͤmmern gehn.

Da alles/ was gemacht mit einem Wort: es werde/

Wird mit Verwunderung in vollen Flammen ſtehn.

Daß aber dieſes End nun allgemach ſey kommen/

Und uns den Untergang mit Schrecken drohe an:

Wird von dem Alterthum der Erden abgenommen/

Als welche nicht wie vor ſo guͤtlich handeln kan.

Ja dieß beweiſen gar die blancken Himmels-Lichter/

Die ihren hellen Glantz mit Unmuth ziehen ein:

Die groben Suͤnden ſind auch unſre ſcharffe Richter/

Und was dergleichen Marck- und Merckmahl moͤgen ſeyn.

F f 3Doch
[230]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Doch bringt dieß Lebens End den Anfang eines beſſern/

Und welches dieſen Standt weit uͤbertreffen wird:

Jndeme unſer GOtt uns alle wird vergroͤſſern/

Wann in den Schaafſtall treibt ſein Schaaf der gute Hirt.

Du groſſer Lebens-Fuͤrſt gieb ſolches deinen Knechten/

Die mit gefluͤchtem Geiſt vor deinem Throne ſtehn:

Wilſtu mit dieſer Schaar nach deiner Strenge rechten/

Gewiß/ ich muͤſte gleich fuͤr Aengſten untergehn.

Dann ſeh’ ich meine Schuld/ die uͤbermachten Suͤnden/

So bin ich dir mein GOtt mehr als treuloß geweſt:

Laß mich fuͤr ſcharffes Recht die hohe Gnade finden/

Und denck/ daß mich dein Sohn mit ſeinem Blut erloͤßt.

Biß hieher das Helden-Gedicht des ſeel. Hn. Bruſchens. Nun
beſchreibet er etwas vom


Cloſter Doͤpel [...]


wovon eine Meile die Doͤpel aus dem Boͤhmiſchen Gebuͤrge Bad-
horn entſpringt/ und durch den gewaltigen Badhorner See laufft/
und hinter dem Cloſter Doͤpel wegſtreichet. Jn beſagtem Cloſter
Præmonſtra-
ten
ſer Clo-
ſter Doͤpel.
ſchreibt Bruſch/ welches Præmonſtratenſer Ordens/ war ein faſt
gelehrter Mann/ Herr Joh. von Culmbach/ ein Liebhaber aller
Wann es
fundirt?
ehrlichen Kuͤnſte/ der Wahrheit faſt geneigt. Dieß Kloſter iſt der
Jungfer Mariaͤ zu Ehren geſtifftet und zu bauen angefangen wor-
Roſenatha.den Anno 1196. von Roſenatha/ einem Boͤhmiſchen Herren/ unter
Præmislao oder Ottocaro, Koͤnig in Boͤhmen/ was Geſchlecht aber
dieſer Herr geweſen/ weiß man nicht gewiß. Die Schilde/ wann
ihnen zu glauben/ zeigen an/ daß er ein Herr von Guttenſtein ge-
weſen. Man findet in Schrifften/ daß er zu Koͤnigsberg/ einem
Schloß an der Eger gelegen/ im Gefaͤngniß verhafftet/ geſtorben
ſey A. 1207. warum er gefaͤnglich gelegen ſey/ findet man nirgend/
ſo gar hat bey denen alten Teutſchen Niemand nichts aufgezeichnet.
Sein todter Leib iſt ins Cloſter Doͤpel gefuͤhret/ und allda herrlich
Wyzlawa.begraben worden. Seine Schweſter Wyzlawa/ nachdem ihr
Hauswirth/ ſo Hauptmann zu Crocau geweſen/ geſtorben war/
hat
[231]Beſchreibung des Fichtelbergs.
hat ein herrlich Jungfrauen Cloſter Cotiſchau genannt/ ſo 2. Mei-Cloſter Co-
tiſchau.

len von Pilßen einer Boͤhmiſchen Stadt liegt/ zu St. Wenceslai Ehr
gebauet A. 1197. Jn gemeldtem Jahr hat ſie ihr Leben geendet/ iſt et-
liche Jahr Abbtißin darinnen geweſen.


Das Staͤdtlein Doͤpel/ wohin der Fluß dieſes Nahmens (vonStaͤdtlein
Doͤpel.

obigem Cloſter) vorbey fließet/ gehoͤret gleichfalls dem Abbt zu
Doͤpel.


Das Staͤdtlein Petſchau

Petſchau/
wer das
Staͤdtlein
und Schloß
erbauet?

ſamt dem uͤberaus herrlichen Schloß dieſes Nahmens hat ehehin
dem Edlen und Wohlgebohrnen Herrn Caſpar Pflugen/ Herrn
auf Petſchau und Tochau zugehoͤret/ und iſt zu bauen angefangen
worden von Herrn Sclaccovon Rieſenberg; das Schloß hat ver-
neuert und mit mancherley Gebaͤuen aufs ſchoͤnſte gezieret der Ed-
le und Wohlgebohrne Herr/ Hr. Hans Pflug/ Boͤhmiſcher Cantz-
ler und uͤber die teutſchen Lehen Oberſter Hauptmann/ welcher ver-
ſchieden A. 1537. den 14. Auguſt, liegt zu Prag in S. Wenceslai Kir-
chen in der erſten Capell nach dem hohen Altar begraben.


Nachdem wir bereits im Erſten Theil gemeldet/ daß von Pet-
ſchau die Doͤpel aufs Warme Bad zuflieſſet/ ſo wollen wir auch
gar beſehen/ was unſer ſeel. Bruſch


von dem Carlsbade

Carlsbad/

ſchrifftlich hinterlaſſen. Welches wie er ſchreibet/ ſeinen Nahmen
vom Kayſer Carl dem IV. bekommen/ indem er als zuvor Koͤnig
in Boͤhmen ſolches erbauen laſſen.


Dann vor dieſem iſt es ſchon bekant geweſen/ und haben esſchon uͤber
1000. Jahr
bekant.

die erſten Boͤhmen umb das Jahr 664. das iſt ſchon vor 1000. (und
jetzt mehr) Jahren den Flu Teplywoda/ d. i. ein warm Waſſer
geheiſſen/ wie ſolches aus dem Kosma und Pulkawa bewuſt/ (wieTeplywoda
dann die Doͤpel ſich an vielen Orten mit dem heiſſen Waſſer ver-
miſcht/ und lau wird/) welche auch den Eger Fluß Ohrze oderOhrze/
Ohrzi Wa-
gity. Eger-
Fluß.

Ohrzi Wagity von Waͤrmen genennet/ und doch als Barbari die-
ſes edle Waſſer nichts oder gantz wenig geachtet/ biß der loͤbliche
Kayſer Carolus IV. ein Vater aller Gelehrten/ und ſeines Vater-
landes Boͤheim/ die Krafft und Wuͤrckung dieſes Waſſers durch
ſeine Gelehrte/ ſo allzeit umb und bey ihm ſeyn muͤſſen/ erlernet/ und
erfah-
[232]Beſchreibung des Fichtelbergs.
erfahren/ nicht allein die Zeit uͤber/ die er neben ſeiner Mutter Eli-
ſabetha auf dem Schloß Ellenbogen umb das Jahr 1319. zuge-
bracht/ ſondern/ wie ich vermeine/ umb das Jahr 1358. als er ge-
croͤnter Koͤnig in Boͤhmen im guten Frieden regieret hat/ umb
welche Jahrs-Zeit er es mit Gebaͤuen erhoben/ ein Schloͤßlein an
einen ſcharffen gegen dem Marckfelfen befriedigt/ und nach ſeinem
Nahmen und Gebrauch Carls-Stadt geheiſſen/ wie er dann alle
Oerter/ ſo er gebauet/ nach ſeinem Nahmen hat nennen wollen/ als
Carlshoff/ Carlſtein/ ja auch die Neuſtadt an Prag/ Carlsſtadt/
wie es die Privilegien vermoͤgen/ welches doch hernach unterwegen
blieben. Der fuͤrnehmſte Bronnen aber an dieſem Ort wird von
Brudler.denen Jnwohnern der Brudler genannt/ und iſt an der rechten
Seiten des Geſtadts des Flußes Doͤpel an dem Steg/ vor wel-
chem man vom Marck nach der Kirchen gehet/ er iſt gefaßt in 2.
Roͤhren/ ſo auswendig mit mineraliſchen Kalchſtein bewachſen/
darob 2. Kaͤſtlein/ in welche das Waſſer von ſich ſelbſten mit groſ-
ſem rauſchen und brudeln ſteigt/ offt wohl gar uͤber die Kaͤſtlein
ausſpringet; aus dieſen Kaͤſtlein wird das Waſſer durch viel Rin-
nen in der Buͤrger Haͤuſer geleitet. Uber das ſind gerings umb
das Carlsbad in Bergen und Wißmath etwas laͤhlichter Bron-
nen/ doch iſt keiner ſo heiß/ als dieſer/ mit welches Waſſer man al-
ſobald bey der Qvelle Eyer ſieden/ auch Huͤner und Gaͤnſe abbruͤhen
kan. Sonſten iſt es jetziger Zeit (nehmlich zu Bruſchens Zeit) ein
kleines Staͤdtlein/ ſamt einem Schloͤßlein/ gehoͤret dem Herrn
Schlicken (ehemahls) zu. Unter dem Warmen Bad etliche Ge-
went Felds faͤllt die Doͤpel in die Eger.


So weit vom Carlsbad Bruſch/ deſſen voͤlliges Wercklein
wir auch hiemit durch GOttes alleinige Gnade zu Ende gebracht.
Daß Bruſch ſchreibet/ es ſey das Carlsbad ſchon lange vor Kay-
ſer Carln/ ja uͤber 1000. Jahr bekant geweſen/ aber von denen Bar-
bariſchen Boͤhmen wenig oder nichts geachtet worden/ giebt ſo viel
zu erkennen/ daß beſagter Kayſer (wie auch aus den uͤbrigen Wor-
ten erhellet) dannoch der eigentliche Erfinder des Gebrauchs dieſes
Bades geweſen/ als welcher zwar von den Boͤhmen etwas hievon
mag gehoͤret/ aber von der wahren Beſchaffenheit und Lager deſ-
ſelben
[233]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſelben wenig oder keine eigentliche Nachricht bekommen haben/ bißWie Kayſer
Carl IV.
hinter die-
ſes Bad ge-
kommen?

er einſt von Ungefehr auf der Jagd in dieſe Gegend kommen/ allwo
ehedeſſen viele groſſe Waͤlder und Wildbahnen geweſen/ da ein
Hund einem Stuͤck Wild hefftig nachgeſetzet/ in den Pfuhl oder
Brudler gefallen/ und wegen der grauſamen Hitze hefftig geſchrien/
welchem Geſchrey die Jaͤger nachgegangen/ und den Hund in dem
Pful gefunden/ auch denſelben herausgezogen und das ſiedheiſſe
Waſſer wahrgenommen; Auf deren Bericht der Kayſer es ſelbſt
in Augenſchein genommen und dahero gemuthmaſſet/ es muͤſſe eine
Heil-Krafft darinnen verborgen ſeyn/ weswegen er es ſelbſt an ſei-
nem boͤſen Schenckel erſtlich probirt/ und Beſſerung befunden/ wor-
auf er dann den Ort wohnhafftig machen laſſen/ und privilegirt. D.
Fabian Summerin Thermis Carolinis, p. m. 3. ſchreibt/ der Ort/ da
der Kayſer gebadet/ ſey nach der aͤlteſten Jnwohner Bericht an der
Stelle geweſen/ da die gemeinen Baͤder geſtanden/ zu ſeiner Zeit a-
ber das Rathhauß dahin gebauet worden/ bey welchem ein Bron-
nen/ deſſen Waſſer nicht ſo gar heiß/ ſondern ein wenig laulichter iſt/
und ſolle ehe hin an demſelben Ort ein Stuhl im Felß gehauen/ ge-
ſtanden ſeyn/ da der Imperator geſeſſen/ welchen man den Kayſer
Carl Stuhl genannt/ aber nun ſey er eingefallen/ und das Rath-
hauß dahin gebauet.


Dasjenige Thal/ worinnen das Bad-Waſſer entſpringet/ iſtVon der
Gegend bey
dem Carls-
bad/ und
derſelben
Beſchaffen-
heit.

mit ziemlichen Bergen umſetzet. Wovon der Buchberg dreyeckicht
und ſehr hoch iſt/ er wendet ſich Nord-Oſtwaͤrts/ wo der Wind
Cæcias herblaͤſet; dieſer hat den Nahmen von denen ehemahls vie-
len darauf geftandenen Buchen bekommen/ daſelbſt werden bey
Nacht viele Jrrwiſche geſehen/ ſo ein Zeichen vieler ſchweflichten
aus dieſem Berg ſteigender Duͤnſte ſind. Das kleine Berglein
aber/ ſo ſich auf der Seiten des Buchbergs abwendet/ lencket ſich
gegen Suͤden/ und heiſſet der Saͤuerlingberg/ wegen des Sauer-
bronnens/ ſo unter ihm mit rauſchendem Brudeln aufqvillet/ und das
Waſſer in die Hoͤhe treibt/ dann dieſes Waſſer hat in ſich einen ſchwef-
lichten Dunſt mit Alaun/ zum theil auch mit Victriol vermiſcht/ ſoll
innerlich und aͤuſerlich hitzigen Urſachen der Kranckheiten wiederſte-
hen/ auch boͤſen Maͤgen und Nieren wohl bekommen. Der Czirl-
G gberg
[234]Beſchreibung des Fichtelbergs.
berg vom zſchirn und rauſchen der Stein und Fuͤße alſo genannt/
indem er ſehr hoch iſt und gar jehling/ daß man daran nicht wohl
fußen kan/ liegt Suͤdweſtenwaͤrts. Der große Felß Hirſchen-
ſtein/ deswegen genannt/ weil ehehin viel Hirſchen ihre Gelegenheit
und Luſt darauf gehabt/ und offt von demſelben in das Thal und
fuͤrfließende Waſſer herunter geſehen/ hat 3. Theile/ wovon der
erſte dem Creutzberg nahe liegt/ und faſt der hoͤheſte/ der mittle-
re ein wenig niedriger/ und der letzte ein wenig hoͤher iſt. Dieſer
Felß iſt ſo hoch/ daß er auch denen andern Bergen in der Hoͤhe
faſt gleich erſcheinet. Er liegt nicht juſt gegen Weſten/ ſondern
etwas Seitwaͤrts/ und zwar ſtracks uͤber dem Staͤdtlein/ giebt
offt Gelegenheit zu vielen Spectaculn. Der nicht ſo gar hohe Stein-
berg/ von denen vielen und ſchoͤnen dem Marmor aͤhnlichen kleinen
Steinen alſo genennet/ die in groſſen Hauffen aufeinander liegen/
und faſt ſelbſt einen kleinen Berg formiren/ liegt gegen Suͤden.
Steinerne
Eyche.
Unten am Berg iſt eine Eiche/ die Stein hart worden/ welches
Theil auſſerhalb der Erden zermalmet/ aber alle ihre Wurtzeln ſind
ſteinern/ und ziemlich groß/ auch die Rinden/ ſo auſſer der Erden
geſehen werden/ ſind gar ſteinern. Der Klitzſchenberg iſt etwas
groͤſſer und hoͤher.


Der Ort waͤchſet immer je mehr und mehr zu einer feinen
Stadt an/ wiewohl der Brudler in dieſem 1714. Jahr weit nicht
mehr mit ſolcher Gewalt das Waſſer herfuͤr ſtoͤſſet/ als ehehin/ und
erſt vor 12. biß 15. Jahren geſchehen/ denn das Waſſer will an an-
dern Orten ausbrechen.


Doͤpel-Fluß
unterſchei-
det die
Stadt in
2. Theil.

Die Doͤpel unterſcheidet die Stadt in 2. Theile/ worunter das
eine auf dem Kirch-Weg voller ſchwefflichten graͤulichen/ auch an
etlichen Orten/ fuͤrnehmlich wo man die Erden auffgegraben/ giff-
tiger Duͤnſten iſt. Dann unter dem Kirchhoff/ da eine Gruben
Der Theil
bey der Kir-
che iſt voll
ſchaͤdlicher
Daͤmpffe.
Grube bey
Pozolo in
Campania.
wegen des Kalchbrechens gemachet worden/ ſteigen ſchaͤdliche
Daͤmpffe auf/ daß auch allerley Thiere/ ſo hinein gefallen/ alsbald
umbkommen/ als Huͤner/ Ziegen/ Hunde und dergleichen/ welche
gar bald von dem Schwaden erſteckt werden. Dieſe Grube kom-
met derer gleich in Campania bey Pozolo ſeu ad Puteolos, nicht weit
a lacu Agnano gelegen/ in welche ſo ein Hund geworffen/ ſolcher ſo ſehr
vom
[235]Beſchreibung des Fichtelbergs.
vom Dunſt afficirt wird/ daß er muß umbs Leben kommen/ wo man
ihn nicht bey Zeiten mit dem Waſſer des nahen Flußes AgnaniFluß
Agnaui.

begeußt. Jn dem Carlsbad giebt es nun viel dergleichen Gruben
voll gifftigen Dampffs/ ſo aber meiſtens mit Erden verſchuͤttet/Jm Carls-
bade viele
Gruben mit
gifftigen
Daͤmpffen.

daß alſo die daran grentzende Teutſche gar nicht noͤthig haͤtten/
deren wegen nach Jtalien zu reiſen. Die Jnnwohner nennen die-
ſe ſchaͤdliche Duͤnſte den Schwaden.


Unter dem Kirchhoff werden kleine Steingen ausgegraben/ wieArtige
Steinlein
bey dem
Kirchhof im
Carlsbade.

Erbſen/ in einem groſſen Stuͤcke zuſammen gewachſen/ rund/ gantz
glatt von mancherley Farben/ ſo gewiß eine wunderbahre Arbeit
der Natur. Summer meynet/ und zwar eben nicht gar unwahr-
ſcheinlich/ dieſe runde Form komme her von dem maͤhligen Zuflieſ-
ſen des Waſſers/ und von der Materien/ die ſich im Waſſer anein-
ander haͤnget. Dann wann das zuflieſſende Waſſer die Materien/
ſo aus viel Sand zuſammen gehaͤuffet/ durchfleußt/ werden die
kleine Koͤrnlein mit Sand und Kalch umbgeben/ und alſo durch zu-
nehmende Anhaͤngung derſelben Materie die Formation gemehret/
weil aber die Sand-Koͤrnlein rund ſind/ ſo werden auch die Steini-
gen rund: Alſo der ſeel. Hr. Summer. Jch aber gobe die Frage
zu eroͤrtern/ Sind dann alle Sand-Koͤrnlein rund? und kan dann
der Anhang nicht etwan auf dieſe Art an einem Ort einen Buckel
oder Hogger/ oder Spitzen bekommen? ich halte es ſey noch neben
ſeiner gegebenen Urſach eine andere in receſſu.


Eben an ſelbem Ort wird viel Kalchſtein mit viel unterſchied-Wunder-
bahre Kalch-
ſteine im
Carlsbad.

lichen Farben herausgegraben/ welche Farben Hr. Summer da-
her zu ſeyn achtet/ wann ein neu zuflieſſend Waſſer und Materien
an die vorigen ſtoͤßet/ dann die unterſchiedene Farben kaͤmen von
denen verſchiedenen Materien her/ ſo das Waſſer mit ſich fuͤhret/
und den Kalchſtein daraus machet/ dann das Waſſer mache dieſen
Kalchſtein/ und nicht werde das Waſſer von denen Kalchſteinen er-
hitzet/ derowegen wuͤrden verſchiedene Farben des Kalchs gemachet
von dem zuflieſſenden Waſſer/ wann es nehmlich allezeit andere
Materien zu der vorigen bringe. Dann da ſind rothe/ weiße/ A-
ſchenfarbe/ harte und weiche wie Spar-Kalch/ marmorirte/ Sand-
ſteinichte/ loͤchrichte und dergleichen.


G g 2Jn
[236]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Was ferner
bey dem
Eaꝛlsbad zu
obſerviren?

Jn denen Rinnen/ wodurch das Waſſer in die Buͤrger-Haͤuſer
gefuͤhret wird/ waͤchſet viel Kalchſtein/ der an einem Ort dicker und
haͤrter/ an dem andern weicher und roͤrichter iſt/ wie ein Sandſtein/
jetzt gelblicht/ bald roͤthlich/ oder mit andern Farben/ dann je naͤ-
her das Waſſer dem Brudler/ je haͤrter und roͤthlichter iſt der
Kalchſtein: Je weiter aber das Waſſer vom Brudel/ je weicher und
gelblichter der Stein iſt/ nicht ungleich dem Sand- und Marmel-
ſtein. Das Waſſer aber/ ſo dem Brudler am allernaͤchſten/ ſetzt
einen gar harten und rothen Stein von wegen der groſſen Hitze/ und
der zehen fetten Materie/ ſo ſie rubricam oder Bergroͤthe nennen/
welche durch den Broden noch nicht vom Waſſer geſchieden.


Aber welches Waſſer von dem Brudel fern fleuſſet/ hat nicht
ſo viel Hitze und ſchleimigte Materie oder Fettigkeit/ indem ſie
vom Broden zertheilet worden. Daher denn auch der Stein
mehr ſandiger/ luckerer/ und nicht ſo roth iſt/ weil die groſſe Hi-
tze das Waſſer verlaſſen hat. Es ſetzet auch mehr Steins/ wann
groſſe Abſonderung der Materie im Waſſer geſchiehet. Solches
erfahren gar wohl die Buͤrger/ die das Waſſer durch lange Rin-
nen in ihre Haͤuſer fuͤhren muͤſſen/ dann ſie oͤffters denſelben
Stein mit Gewalt von denen Rinnen abhauen/ und da ſolches
nicht geſchehe/ wuͤrden die Rinnen gar zuwachſen/ daß das Waſ-
ſer darinnen nicht flieſſen koͤnte. Weniger Stein waͤchſet an de-
nen Rinnen/ wo das Waſſer heiſſer fleußt/ dieweil alsdann
nicht ſo groſſe Zertheilung der Materien geſchiehet/ und auch das
Waſſer noch nicht ſo viel Duͤnſte und Broden von ſich gelaſſen.
Aber die ſchleimigte gruͤne Materie/ welche von des Waſſers maͤh-
lichem zufluͤſſen herkommet/ haͤnget bißweiln an denen Rinnen/
auch in denen Baͤdern an denen Waͤnden/ und ſcheinet aus ſchlei-
migtem Bolo mit Victriol vermiſcht gewachſen zu ſeyn/ dann ſie
wird zuletzt gar ſchwartz/ welches nach Herrn D. Summers Mey-
nung nicht ſeyn koͤnte/ wo nicht etwas von Victriol und Berg-
roͤthe/ daraus man Eiſen machet/ in derſelben ſchleimigten Fettig-
keit verborgen laͤge. Uber das/ ſo wird auch auſſen an denen Rin-
nen anklebend geſehen eine weiſſe Materie/ deren Geſchmack an-
zeigen ſolle/ daß es Salpeter und Alaun ſey. Jedoch habe NB.
der
[237]Beſchreibung des Fichtelbergs.
der Salpeter/ auf dieſe Weiſe vermiſcht/ bißweiln mehr/ bißweiln
weniger Kalchſtein/ wovon unten Unterſuchung geſchehen ſoll. Je-
nes/ je weiter er vom Brudel/ dieſes/ je naͤher er demſelben iſt.
Bißweiln ſey auch die Materie NB. darinnen der Salpeter, hi-
tziger/ bißweiln kaͤlterer Natur. Jenes nahe bey dem Brudel wegen
der Duͤnſte und Brodem des heiſſen Waſſers; dieſes an kaͤltern
Orten ferne vom Brudler/ ſolcher Duͤnſte iſt das gantze Carls-
bad voll/ woraus dieſe Materie hin und her waͤchſet. Aber wie-
der auf den Brudel zu kommen/ ſo giebt alda das Waſſer wegen
groſſer Hitze auch groſſen Dampff und Broden von ſich/ derſelbe
iſt duͤcker und ein Zeichen des Regens oder truͤben Wetters/ wann
die Lufft feucht wird/ duͤnner aber und kleiner als ein Zeichen ſchoͤ-
nen Wetters/ wann die Lufft drucken iſt/ dann der Broden wird
eher zertheilet. Bey dem Steg nun auf der lincken Seiten/ da
man von der Kirche herunter gehet/ iſt ein ebener Platz/ dahin
das Waſſer zu mancherley Nutz fleußt/ dann daſelbſt allerley
Speiß-Thiere mit dem heiſſen Waſſer abgebruͤhet werden/ auch
wird daſelbſt die Suͤde angebruͤhet/ allerley Gefaͤße gereinigt/ da-
ſelbſt hohlet man das Waſſer zum Brodbacken/ nur kein Gewand
kan man daſelbſt reinigen/ als welche roͤthlich werden/ ſowohl we-
gen der Hitze/ als wegen der Bergroͤthe.


Eben daſelbſt/ wo man nach dem Stege zugehet/ iſt das
groſſe gemeine Bad/ welches in zwey Theile unterſchiedlich ge-
bauet iſt/ dann in dem erſten die Maͤnner/ in dem andern die
Weiber baden. Die Kraͤtzige/ Auſſaͤtzige und dergleichen aber
werden in andere Baͤder gewieſen/ welche hart bey denen gemei-
nen Baͤdern liegen. Dann da ſind drey Baͤder auffgebauet/
das 1) iſt fuͤr die gemeinen Kraͤtzigen/ das 2) fuͤr die Auſſaͤtzige/
das 3) fuͤr die/ ſo mit hefftigen und gefaͤhrlichen Geſchwuͤren be-
laden.


Bald an dem Eingang des gemeinen Weiber-Bades iſt eine
nicht ſo gar heiſſe Qvelle als der Brudler/ ſondern ein wenig
laulichter/ die andern aber ſind alle an der Doͤpel gelegen. Die-
ſelbe Gaſſen reichet biß an den Ofen/ darinnen man Kalch brennet.
Nicht weit vom Kalch-Ofen iſt ein klein Bruͤnnlein/ (in einem Gar-
G g 3ten/)
[238]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ten/) welches nicht heiſſes/ ſondern laulichtes Waſſer giebt/ daſelbſt
hanget an der Erden nach Herrn Summers Meynung weiſſe Sal-
peter-Materie/ von Duͤnſten herruͤhrend. Von dannen weiter zu
einer Muͤhle iſt ehedeſſen ein Eiſen-Bergwerck geweſen/ woraus
Herr Summer geſchloſſen/ daß das Carlsbad auch Eiſen fuͤhre/
wie dann daſelbſt viele Gaͤnge mit gruͤner Farbe und ſchleimigter
Fettigkeit umbgeben gefunden werden/ welches anzeiget/ daß der
Victriol mit einem fetten Dunſt vermiſcht werde/ dann dieſelbe
gruͤnen Gaͤnge und Adern haben eine Krafft mit einer Schaͤrffe
Etwas
meꝛckwuͤꝛdi-
ges.
etwas feſt zuſammen zu ziehen. Gegen dem Waſſer uͤber/ ſchreibet
Herr Sommer/ waͤre eine Wieſe/ warauf ein Platz/ der mit kei-
nem Schnee koͤnne bedecket werden/ obgleich ſonſten die gantze
Wieſen voller Schnee liege; Die Urſach deſſen ſchreibet er nicht oh-
ne Grund denen daſelbſt vielen aufſteigenden Duͤnſten zu/ welche mit
ihrer Waͤrme den Schnee aufloͤſen. An demſelben Ort/ wachſen
auch gar nicht viel Kraͤuter/ derer doch ſonſten die Wieſe voll iſt.
Dieſer ziemlich groſſe Platz wird noch biß dieſe Stunde die Wieſe
genennet/ ungeachtet ein groſſes Theil davon wohl mit Haͤuſern/
offenen Kaufflaͤden/ Kunſt und Handwercks-Staͤdten/ und beſon-
ders zweyen trefflichen Luſt-Haͤuſern ſamt angenehmen Alleen ange-
bauet iſt. Dahin gehen die Bade-Gaͤſte hohe und niedrige ſpa-
zieren/ wie ſie dann zu ſagen pflegen/ wir wollen eins auf die Wie-
ſe gehen. Hievon gegen Suͤden nach dem Felß/ der hart am
Waſſer liegt/ iſt ein kleines Berglein voller laulichter kleiner Qvel-
len/ die nicht hefftig gleich dem Brudler ſpringen/ ſondern maͤh-
lich herfuͤr qvellen. Eben dergleichen laue Qvelle iſt auch unter
dem Felß. Eben an dem unterſten Theil des Felſens wird gar eine
weiſſe Materie wie Salpeter geſehen/ welche von vielen Duͤnſten
kommet/ und am Felſen hangt. Es geben auch daſelbſt die ſchwar-
tzen Adern und Farben Anzeigung eines Victrioliſchen Dunſtes.
Dieſe Qvellen haben gar wenig Kalchſtein/ aber viel Alcali, haben
auch nicht ſo viel ſchweflichter und hitziger Duͤnſten/ als die an-
dern Qvellen. Hinter dem Felß bey dem Waſſer/ da man in ei-
nen Garten hinunter gehet/ ſind viel laue Qvellen. Die Qvelle a-
ber bey der Muͤhle aus dem groſſen Felßen qvellend/ giebt gleich de-
nen
[239]Beſchreibung des Fichtelbergs.
nen andern Qvellen dieſer Gegend viel Alcali und wenig Kalch-
ſtein/ derhalben erhitzen und trocknen ſie nicht ſo ſehr/ als das Waſ-
ſer vom Brudler. Dahero/ faͤhret. D.Summer fort/ hilfft es
vor Kranckheiten/ die einer Zertrennung/ Durchdringung/ und Ge-
ringmachung/ doch ohne groß Austroͤcknen und ſchwaͤchen der
natuͤrlichen Kraͤfften von noͤthen haben/ dienen wegen ſeiner nicht ſo
hefftigen Hitze mehr hitzigen Complexionen als das ſehr heiſſe bey
dem Brudler/ und hat dabey eine ſonderliche Krafft die Haut auf-
zubeiſſen/ und zu reinigen/ daher es auch Phlegmaticis gut iſt/ die
das Reiſſen in Gliedmaſſen fuͤhlen. Gegen der Muͤhl uͤber auf
dem weiſſen Felß wird ein weiſſer Gang geſehen/ der nach Herrn
Summers Meynung Salpeter/ Alaun/ und ein wenig Sand-
Stein haͤlt/ wegen der Duͤnſten/ derer daſelbſt gar viele ſind/
welches man deſto eigentlicher fuͤhlet/ wann die Lufft feucht und
regneriſch wird. Nicht weit hievon hat Hr. Albrecht Schlick/ ſel. Ge-Hoſpital.
daͤchtnuͤß/ ein Hoſpital geſtifftet 5531. Unter dem Felß/ wo das Schloß
gebauet/ iſt ehedeſſen eine groſſe Qvelle geweſen/ die mit groſſem rau-
ſchen und brauſen aufgeqvollen/ die zwar heiſſer als die andern
Qvellen/ aber doch nicht ſo heiß/ als der heiſſe Brudler geweſen/
und weil ſie der Leute Haut bald aufgebiſſen oder aufgefreſſen/
und darinnen alle andre Waſſer uͤbertroffen/ iſt ſie der Freſſer ge-
nennet worden. Hievon gegen uͤber iſt das Rathhauß/ unterFreſſer.
Rathhauß.

welchem auch laulichtes Waſſer herfuͤr qvillet. Es iſt aber mit
dem Gewoͤlbe unter der Erden ſo verfaſſet/ daß mans nicht leicht
ſehen kan/ als an dem Ort/ wo es durch die Roͤhren unter der
Erden in die Doͤpel faͤllet. Dieſes iſt wegen ſeines Auffreſſens
auch der Freſſer genennet worden/ und eben hier ſoll Kaͤyſer Carl
gebadet haben. Es iſt aber das ſehr heiſſe Waſſer vom Brudel
uͤber die Doͤpel in die alte gemeine Baͤder/ ſo beym Rathhauß
geſtanden/ eingefuͤhret worden. Und weil das Waſſer allzuheiß
geweſen/ ſo iſt das laulichte/ ſo am bemeldten Ort aufgeqvollen/
daß es zum Baden beqvem werden moͤchte/ durch ſonderliche Rin-
nen ins heiſſe Waſſer gefuͤhret und damit vermenget worden. VonVon Be-
ſchaffenheit
der Baͤder.

dem Ort/ wann man hinaufwarts nach dem Marckzugehet/ ſeynd
die vornehmſten Bewirthungen gegen der Doͤpel zu/ da in einem
Hauß/
[240]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Hauß/ 2. 3. biß 4.ꝛc. Baͤder anzutreffen/ alſo daß jede Bad-Gaͤ-
ſte ihre beſondere Beqvemlichkeit haben koͤnnen. Die Baͤder ſind
faſt alle viereckicht und haben Baͤncke/ darauf die Bade-Gaͤſte ſitzen
koͤnnen/ ſie werden alle Tage abgelaſſen/ und rein gemacht von
dem alten unreinen Waſſer/ und friſches eingelaſſen/ es waͤre
dann/ daß einer wegen deß aufbeiſſens ſeiner Haut das Waſſer ei-
nen Tag oder etliche wolte ſtehen laſſen/ denn in dem Fall beiſſet
das Waſſer die Haut ſehr auf/ fuͤrnehmlich/ wann es gar lau-
licht iſt. Wann man aber das Waſſer jehlings und hauffenweiß
einlaͤſſet/ und ſolches etliche Stunden ſtehet/ ſo ziehet ſich oben
eine fette Materie zuſammen von Kalch/ die eines Menſchen-
Kalch-Bluͤ-
the.
Haͤutlein nicht ungleich ſiehet. Dieſe meinete Herr Summer/
kaͤme her von einer des Kalchs und Sandſteins ſchleimigter Fet-
tigkeit/ dann wann man ſie trocknet und zerreibet/ wird ſie zu Pul-
ver. Sie moͤchte wohl flos calcis, d. i. des Kalchs Bluͤthe heiſſen.
Es wird aber oben auf dem Waſſer mehr ſolcher Materie geſamm-
let/ jemehr das Waſſer auf einmahl eingelaſſen wird: Weniger
hingegen/ wann das Waſſer langſam lauffet/ dann alſo wird das
Waſſer kaͤlter/ und gehet dieſe Bluͤthe durch den Broden/ der
in dem Waſſer gar viel iſt/ hinweg/ und wird von der Lufft zerthei-
let. Wann aber das Waſſer geſchwinder und auf einmahl ein-
gelaſſen wird/ ſo bleibet auch der Broden beyſammen/ und wird
auch mehr ſolcher fetten Materie auf dem Waſſer ſchwimmend
Cautela vor
die Bad-
wirthe.
geſammlet. Und ſolten hierinn die Wirthe/ ſo offt nicht wiſſen/
ob das Waſſer mit Salpeter/ Schweffel/ Bergroͤthe oder der-
gleichen uͤbermenget/ fuͤhrſichtiger ſeyn/ aufdaß ſie/ wann der
Leib des Patienten getrocknet und warm werden ſoll/ das Waſ-
ſer nicht maͤhlig die gantze Nacht hindurch einlauffen/ und denſel-
ben darinnen baden laſſen/ ſondern ſollens auf einmahl und mit
Gewalt einlaſſen/ damit es die Nacht uͤber recht kuͤhle werde/
dann alſo bleiben die Kraͤfften des Waſſers beſſer beyſammen.
Will man aber den Leib nicht austrocknen und hitzig machen/ ſo
Doͤpel flieſ-
ſet faſt uͤber
eitel Kalch-
ſtein.
ſoll man das Waſſer maͤhlicher einlauffen laſſen.


Sonſten iſt merckwuͤrdig/ daß die Doͤpel faſt uͤber eitel
Kalchſteine flieſſet/ welcher mit Sand bedecket iſt/ und wird der-
ſelbe
[241]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſelbe an wenig Oertern geſehen. Doch iſt ehedeſſen unter der ober-
ſten Bruͤcken ſehr weiſſer Kalchſtein ausgegraben worden/ den die
Doͤpel ſo abgewaſchen/ und weiß gemacht/ daß auch nicht eine
Ader an demſelben gefunden/ auch an keinem Ort Kalch geſehen
worden/ dann wo das Waſſer gefloſſen. Darumb bleibt es da-
bey/ daß der Kalchſtein vom Waſſer geſetzt werde/ und nicht das
Waſſer vom Kalchſtein erhitzt werde/ ſagt Hr. D.Summer. Mit-Jn der Doͤ-
pel ſelbſt
ſind viele
heiſſe bru-
delnde
Qvellen.

ten in der Doͤpel ſind auch viele heiſſe Qvellen/ die mit groſſem rau-
ſchen und brudeln ausbrechen.


Nach Hrn. D.Summers Bericht und Meynung/ ſoll das
Carlsbad folgende Materien/ ſo viel er aus dem deſtilliren/ bren-
nen/ kochen/ und dem natuͤrlichen ausbroͤdmen/ (dem fuͤrnehmlichWas das
Cavlsbad
vor Materi-
en in ſich
enthalten
ſolle.

zu glauben/ weiln ſich ſolches auch aus der Deſtillir-Kunſt auswieſe/)
auch am Geſchmack und Geruch/ ingleichen aus dem/ welches von
dem Waſſer in denen Rinnen/ und andern Oertern geſetzt/ und ab-
geſondert wird/ auch aus dem Effect abnehmen koͤnnen/ in ſich ent-
halten: Salpeter/ Saltz/ Kalchſtein/ Alaun/ Schwefel/ Bergroͤ-
the/ Victriol und Bergweiß/ temperirt und vermiſcht.


Daß es Salpeter oder Bergſaltz halte/ vermeynet der gedach-Unzulaͤngli-
che Probe
des Salpe-
ters im
Carlsbad.

te Hr. Autor aus dem Geſchmack und Geſicht abzunehmen/ weiln
nemlich deſſelben viel an Rinnen/ und Waͤnden zuſammen gewach-
ſen/ und hin und her an Felßen hange/ auch der Geſchmack anzeige/
daß dadurch eine durchdringende Schaͤrffe des Salpeters gefuͤhlet
werde. Allein die Warheit zu bekennen/ dieſe angeſetzte ProbenWorinnen
die wahre
Probe des
Salpeters
beſtehe?

des Salpeters ſcheinen mir viel zu general und unzulaͤnglich zu ſeyn.
Dann 1) haͤtte der ſeel. Hr. Autor ſetzen ſollen/ wie er angewachſen
waͤre/ ob er in langen eckichten Strahlen angeſchoßen/ (welches die
eigentliche Geſtalt eines gerechten von andern Saltzen gereinigten
Salpeters iſt;) 2) Ob er auf der Zungen kuͤhle/ dann die Kuͤhlung
oder Kaͤlte im Geſchmack iſt die wahre Probe eines Salpeters/ nicht
aber die Schaͤrffe/ welche andere Saltzen auch haben; 3) Ob er auf
einem Stuͤcklein Schleiß-Holtz angezuͤndet/ brenne/ als worinnen
er ſich von andern Saltzen ſonderlich diſtingvirt; 4) Ob er im
Feuer zerſchmoltzen/ und mit gluͤhenden Kohlen angezuͤndet/ ſtarck
efferveſcire und ebullire/ welches kein ander Saltz thut. Weiln aber
H hdieſe
[242]Beſchreibung des Fichtelbergs.
dieſe 4. Proben ſich keines weges biß dato im Carlsbader Saltz-Satz
gefunden/ ſo koͤnnen wir auch nicht ſagen/ daß derſelbe Salpeter ſey.


Vermeinte
Probe des
Saltzes im
Carlsbade.

Das Saltz will der redliche Hr. Autor aus dem Geſchmack
beweiſen/ er ſetzet aber 1) nicht/ was es vor ein Saltz ſeyn ſolle/ ob
Koch-Saltz/ oder ein anders. 2) Beruffet er ſich nicht auf ſeinen
eigenen/ ſondern auf vieler anderer Leute Geſchmack/ welche eine
ſonderliche Art zu koſten gehabt/ und geſagt/ es ſey geſaltzen. Gleich-
wie es aber gar mißlich iſt/ mit anderer Leute Augen zu ſehen/ alſo
iſt eben ſo gefaͤhrlich/ mit frembden Zungen zu koſten/ zumahl/ da es
ein bekantes Sprichwort iſt/ quod de guſtibus non ſit diſputan-
dum,
weswegen wir auch von dieſem weiter nichts gedencken wol-
len. 3) Spricht er/ fuͤhle man das Saltz im Waſſer/ dann die ſich
von demſelben aufbeiſſen laſſen/ klagen ſehr uͤber das ſcharffe Beiſſen
und Schmertzen/ ſo vom Saltz herkomme. Weiln aber dieſe Pro-
be mit andern Saltzen gleichfalls gemein iſt/ und ſonderlich der le-
bendige Kalch und Aſchen-Laugen dergleichen Proben darlegen/ ſo
iſt dieſer Beweiß abermahl unzulaͤnglich. 4) Beruffet er ſich auf
das hoͤren ſagen der aͤltern Jnwohnere/ wie nehmlich die Hirſchen
vom Hirſchenſtein-Felßen zu dem Waſſer/ da noch viel Holtz gewe-
ſen/ und nur kleine Haͤußlein geſtanden/ herab gelauffen/ und das
Saltz von denen Rinnen abgeleckt. Allein die Hirſchen lecken an
andere Materien auch/ beweiſet alſo ihr Lecken eben nicht/ daß es
Koch-Saltz ſeyn muͤße. Den Kalchſtein beweiſet er daraus/ daß
er vor jedermanns Augen beedes inwendig im Waſſer/ und auswen-
dig an denen Rinnen hange: welches ich zugebe. Den Alaun will
er beweiſen 1) aus dem Geſchmack/ wann nehmlich das Waſſer ein
wenig kaͤlter worden; 2) aus dem Augenſchein/ weiln der Alaun
nahe bey dem Brudel an einer Mauer hange/ daran der Rauch
vom Waſſer ſtoße; 3) aus der Wuͤrckung des Waſſers ſelbſt/
dann es den Magen ſtaͤrcke/ und Appetit erwecke; 4) aus denen nahe
gelegenen Alaun-Gruben. Was das 1. 2. und 3. anlanget/ ſind ſolche
eben die Frage/ ob es eben Alaun ſey/ zumahln da Alaun als Alaun
ſich α) vom Dampff viel eher ſolviren/ als an die Haus-Wand anſe-
tzen wuͤrde; β) ſolcher niemahlen dem Magen vortraͤglich/ ſondern
vielmehr ein Eckel iſt. Des Alauns und Salpeters ſaure deſtillirte
Gei-
[243]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Geiſter ſtaͤrcken und erwecken zwar den Appetit, die concreta ſelbſten
aber erwecken einen ſchreckl. Unwillen und Eckel im Magen. Daß
eine Materie im Waſſer ſey/ die zuvor Alaun und Victriol auch
Schwefel geweſen/ will ich gerne zugeben/ aber daß dergleichen in
ſubſtantia
darinnen ſeyn ſollen/ ſolches iſt nicht/ ſondern ſie ſind zum
wenigſten durch die Fermentation bereits in eine dritte Subſtanz ver-
ſetzt worden. Kein gemeiner Berg-Schwefel iſt/ wie der Autor ſelbſt
ſaget/ gleichfalls nicht darinnen/ auch ſo gar nicht/ (wie er will) ein
Schwefel-Dampff oder Geruch/ ſondern vielmehr ein Geruch ei-
nes fixen Laugen-Saltzes/ wann es gekochet wird. Wir wollen
uns aber bey der Relation des ſel. Hn. D.Summers/ der zu ſeiner
Zeit/ ſo weit das damahlige Seculum es hat zulaſſen wollen/ in Un-
terſuchung natuͤrlicher Dinge groſſen Fleiß angewendet/ nicht laͤn-
ger aufhalten/ ſondern uns zu der neuern Unterſuchung unſerer Zei-
ten begeben/ als in welchen die natuͤrl. Urſachen weit mehr an das
Tages-Licht gebracht/ und/ ſo zu reden/ erſt recht zeitig werden/ ſich
denen Liebhabern der Warheit nackend und bloß darzuſtellen. Un-
ter welchen dann/ inſonderheit was die Eigenſchafften unſers Carls-
bades angehet/ keiner von denen geringſten Erforſchern iſt/ das in
der Koͤnigl. Cantabrigiſchiſchen Engliſchen gelehrten GeſellſchafftHenricus
Plumptre,

ein gelehr-
ter Engel-
laͤnder/ der
diſputirt
vom Carls-
bade zu Hal-
le auf der
Vniverſitaͤt
im Magde-
burgiſchen.

ſehr erfahrne Mitglied Hr. Henricus Plumptre, ein gebohrner En-
gellaͤnder aus Nottingham/ welcher als ocularis \& expertus Teſtis
in ſeiner zu Halle im Magdeburgiſchen auf der Univerſitaͤt gehal-
tenen Diſſertation de Thermis Carolinis im zweyten Capitel die wah-
re und eigendliche Contenta der Warmen Carlsbadiſchen Waſſer
anſetzet/ nachdem er §. 3. zuvor die falſch eingebildete Ingredientia
derſelben wiederlegt. Wie es nehmlich hoͤchſt ungegruͤndet ſey/
daß in beſagten Baͤdern ein wuͤrcklich Mineraliſcher Schwefel/ A-
Llaun/ Salpeter/ Victriol, noch viel weniger im geringſten weder
Gold/ noch Kupffer anzutreffen/ indem die Scheide-Kunſt derglei-Wiederlegt
die falſche
Ingredientia,
nahment-
lich/
durch ange-
ſtellte Pro-
ben.

chen nicht heraus bringen koͤnnen. Dann beſagte Waſſer uͤberfaͤr-
ben das Silber nicht braͤunlicht; und ſo man Gallaͤpffel darein
wirfft/ ſo wird das Waſſer nicht ſchwartz; ingleichen erhitzet ſich
ſolches nicht mit einem zugeſetzten Laugen-Saltz. Der anzuͤndliche
Salpeter aber/ indem er ein luͤfftiges Saltz iſt/ wird weder unter der
Erden/ noch im Waſſer gefunden.


H h 2Jm
[244]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Zeiget die
wahre In-
gredientia

des Carls-
bades durch
angeſtellte
Proben an:
Als daß
ſolches ent-
haͤlt
1. Das aller-
reinſte Lau-
gen-Saltz.

Jm Gegentheil zeiget belobter Herr Plumptre die wahre und
eigentliche Ingredientia beſagten Bades an. Nehmlich/ daß ſolches
in ſich enthalte 1) ein allerreineſtes Sal alcali oder Laugen-Saltz.
Welches er durch folgende Proben beweiſet: indem α) dieſes
warme Bade-Waſſer mit einer jeden Saͤure/ ſie ſey gleich gelin-
de/ als der Eßig/ oder ſtarck/ als der Saltz-Geiſt/ Salpeter-Geiſt/
Victriol-Geiſt/ in eine Jehrung und Erhebung tritt mit einer
groſſen Menge Blaſen/ und Ausdaͤmpffung. Die groͤßte Saͤu-
re/ als das zerfreſſende Victriol-Oehl/ wird dadurch gemildert/
gelindert/ und verliert die Saͤure. Dann mit 10. Tropffen be-
ſagten Victriol-Oehls wurden zwey Uncien Bade-Waſſers oder
das darinnen enthaltene Laugen-Saltz geſaͤttiget/ und in eine dritte
Natur gebracht; indem man nehmlich das Waſſer abdaͤmpffen
laſſen/ ſo entſtunde daraus ein Saltz/ ſo weder ſauer/ noch laugen-
hafft war/ ſondern kam dem Doͤpel-Saltz/ arcanun duplicatum ge-
nannt/ oder dem Tartaro Victriolato gantz gleich. β) Gieſſet man dann
blauen Veilen-Safft auf dieſe Waſſer/ ſo erlangen ſie eine gruͤne
Farbe/ eben als wann man Weinſtein-Saltz in Waſſer aufloͤſet/
und beſagten Safft darein gieſſet/ ſo geſchichts es auch. γ) Wann
man in dieſes Waſſer gepuͤlverte Rhabarbara ſchuͤttet/ ſo faͤrbt ſich das
Waſſer roth/ eben dergleichen Farben ziehen nun auch die alcali-
ſche oder laugenhaffte aufloͤſe Waſſer aus dieſer Wurtzel. δ) Loͤ-
ſet man einen Mercurium ſublimatum auf/ und gieſſet ſolchen in die-
ſes Waſſer/ ſo entſtehet daraus ein Gemiſch von Pommrantzen-
Farbe/ welche Dinge ſaͤmbtlich dann das Laugen-Saltz uͤberfluͤſ-
ſig an den Tag legen. ε) Uber dieſes/ ſo man theils das Waſ-
ſer deſtillirt, theils nur ſchlechterdings abrauchen laͤſſet/ ſo bekommt
man von einem Pfund Waſſer drey und ein halb Qvintlein ſal-
tzig irrdiſcher Materien/ ſolvirt man dieſes Saltz wider in Waſ-
ſer/ filtrirt und coagulirt es wieder/ ſo bekommet man zwey Qvint-
lein: Nun zeiget der Geſchmack deutlich/ daß es auf der Zungen
einem Sali tartari oder beſtaͤndigen Laugen-Saltz/ und der geblaͤt-
terten ſehr ſtarck laugenhafft gemachten Erden des Weinſteins
gantz gleich kommet. ζ) Es ſtreitet und tumultuirt mit einem je-
dem Sauer-Saltz. η) mit dem Salmiac vermiſcht/ giebt es den aller-
durch-
[245]Beſchreibung des Fichtelbergs.
durchdringlichſten fluͤchtigſten Geiſt. ϑ) Mit Schweffel im Feu-
er vereinigt/ wird es zu einer Leber/ waraus mit Spiritu vini eine
ſchoͤne Schweffel Tinctur kan gezogen werden. ) Wann man drey
Theil Salpeter mit einem Theil Schweffel und zwey Theilen die-
ſes Saltzes vermiſchet/ ſo entſtehet daraus ein Pulver/ welches in
einem Loͤffel uͤber gluͤhende Kohlen gehalten/ einen groſſen Schlag
oder Schuß thut. Welches alles ja augenſcheinliche Kennzeichen
ſind/ daß ein reines Laugen-Saltz im Carlsbade anzutreffen.


2) Jſt im Waſſer des Carlsbades eine groſſe Menge Kalch-2) Eine
Kalch- und
Tropff Erde.

und Tropff-Erde anzutreffen. Dieſe ſetzet ſich an die hoͤltzerne
Rinnen/ worinnen das warme Waſſer in die Haͤuſer geleitet
wird/ an/ und wird man nicht leicht ein einiges von dieſen Waſ-
ſern finden/ welches innerhalb 24. Stunden nicht alles/ was man
darein leget/ es ſey Stroh/ Holtz/ Eyerſchalen/ Baumblaͤtter/ꝛc.
mit einer ſteinichten Rinde uͤberziehet. Man findet umb die Baͤ-
der gar groſſe Steine/ welche vom abtropffenden Waſſer alſo zuſam-
men wachſen von gelb- und brauner Farbe/ Tropff-Steine genannt.
Es iſt aber dieſe ſteinigte Materie in unſerm Carlsbad nicht einer-
ley Gattung: α) dann es iſt ſeltzſam/ daß unter der Erden/ wo
der Brudler entſpringet/ ein harter weiſſer Stein wie ein Gyps
ausgegraben/ und auch allda gezeuget wird/ indem die Waſſer
aus denen Bergen/ in deren innerſten der Spath haͤuffig anzu-
treffen/ etliche Theilgen davon abſchwemmen/ und mit ſich fuͤhren/
und dann vermittelſt der dazukommenden Waͤrme/ und Wallung
in der Flaͤche der Erden wieder ablegen/ auch die Qvelle mit einer
ſolchen ſteinigten Haut gleichſam umbzaͤunen/ damit kein fremb-
des Waſſer aus der nechſt vorbeylauffenden Doͤpel ſich damit
vermiſche. Wann dieſe ſteinerne Rinden oder Schalen entwe-
der durch Gewalt einer groſſen Uberſchwemmung/ oder zu Win-
ters-Zeiten durch das Eiß zerbrochen und zerriſſen werden/ (wie
es dann zuweiln wohl geſchiehet/ alsdann ſchwaͤchen die dazukom-
mende frembde Waſſer das Bade-Waſſer an ſeiner Krafft/ biß
nach Verlauff einiger Monathen/ die Oeffnungen und Ritzen
durch einen neuen Stein-Satz wiederum verſtopfft und ausgefuͤl-
let werden. ζ) Noch ſetzet ſich bey dem Prudier/ wann deſſen
H h 3Waſſer
[246]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Waſſer in das untergebauete Holtz faͤllet/ ein anderer ſehr ſchoͤner
von verſchiedenen auf einanderliegenden Blaͤttern und Schiefern
zuſammen gefuͤgter Stein/ von rother Ziegel-Farbe/ und ziemli-
cher Feſtigkeit zu Boden. An ſeiner aͤuſerſten Flaͤche hat er man-
cherley glatte und gleichſam polirte Erhoͤhungen und Buckel/ er
giebt/ wann man ihn gleich laͤſſet gluͤhend werden/ nicht den al-
lergeringſten Schweffel-Geruch von ſich/ hingegen tritt er mit
einem jeden Sauer-Saltz in eine Jehrung. Seine rothe Farbe/
und feſte Zuſammenfuͤgung entſtehen von der unter der Hitze und
gewaltſamen Bewegung ſich ereignenden ſo genauen und zuſam-
men gelriebenen Anwachſung. γ) Eine dritte Gattung des Ba-
de-Steins waͤchſet in denen Rinnen und ſelbſt in denen Baͤdern.
Dieſer nun laͤſſet ſich zerreiben/ und iſt gleich einem ſandichten
Tropffſtein von gelber Farbe/ wie Ochra, einer beſtaͤndigen Eigen-
ſchafft/ indem er auch durch das allerſtaͤrckſte Feuer nichts fluͤch-
tiges von ſich giebt/ er verbrauſet aber/ und wird aufgeloͤſet von
ſauern Saltz-Geiſtern/ welches ein offenbahres Zeichen ſeiner
laugenhafften Natur iſt. Jedennoch wird er NB. (wie wir be-
reits oben aus Herrn D.Summers Bericht angefuͤhret/) nicht
allenthalben von gleicher Feſtigkeit angetroffen: Dann je heiſſer
und naͤher dem Prudler das durch die hoͤltzerne Rinnen flieſſende
Waſſer iſt/ je haͤrter/ und roͤther aber auch ſparſamer dieſer Stein ge-
zeugt wird; je lauer und weiter aber das Waſſer vom Bronnen
iſt/ deſto weicher und heller iſt er auch.


3) Eine ſub-
tile/ weiſſe/
ſchmierbige
leichte Erde.

3) Findet man noch im Carlsbade eine ſubtile/ weiſſe/ ſchmier-
bige/ leichte Erde. Dieſe ſchwimmet als ein durſichtiges blaͤtte-
richtes Haͤutgen auf denen Baͤdern/ (Herr Summer hat es oben
des Kalchs Bluͤthe genennet/) wann nehmlich das Waſſer lang-
ſam in die Baͤder flieſſet/ und 24. Stunden lang ruhig darinnen
ſtehet. Noch beſſer gehet es von ſtatten/ wann ſchoͤnes helles/
nicht truͤbes/ noch zu kaltes und windichtes Wetter iſt/ und die
Thuͤren und Fenſter wohl verſchloſſen bleiben. Wann man die-
ſe Materie trocknet/ ſo iſt ſie uͤber die maſſen weiß/ und hat einen
Geſchmack wie Fiſchbein/ verbrauſet mit ſauern Saltz-Geiſtern/
und kan ſtatt des Zahn-Pulvers gebraucht werden. Es dienet
treff-
[247]Beſchreibung des Fichtelbergs.
trefflich zur Austruͤckenung der Geſchwuͤre. Ein Qvintl. getruncken/
ſoll den Urin treiben.


Dieſes iſt es nun/ was die genaue Unterſuchung an die Hand
giebt/ daß das Carlsbad in ſich halte/ und weiter nichts weder von
Mineralien/ noch Metallen. Woraus dann zur Genuͤge erhellet/
daß alle Krafft des Carlsbades einig und allein von einem Laugen-
Saltz/ und von einer ſowohl zarten/ als groͤbern laugenhafften Er-
den/ wie auch ſelbſt von der Eigenſchafft des Waſſers herruͤhre.


Nun waͤre wohl eine Frage/ auf was Art dann das Laugen-Auf was Aꝛt
das beſtaͤn-
dige Laugen-
Saltz in der
Carlsbader
Erden gene-
r
irt werde?

Saltz in der Erden bey dem Carlsbade herfuͤrgebracht werde/ da
doch gewiß iſt/ daß kein Laugen-Saltz anders als durch groſſe Ge-
walt des Feuers durch des Kuͤnſtlers Hand jemahls bereitet wor-
den? Antwort: Es iſt nicht ohne/ die Natur bringet an und vor
ſich/
weder in der Erden/ noch uͤber derſelben niemahlen ein Laugen-
Saltz herfuͤr. Gleichwie aber die Kunſt uͤber der Erden aus an-
dern Dingen erſt ein Laugen-Saltz machet/ alſo kan auch wohl die
Natur unter der Erden dergleichen aus andern Dingen herfuͤr
bringen. Wann wir nun wiſſen/ wie die Kunſt hierinnen verfaͤh-
ret/ ſo werden wir auch unſchwer ermeſſen koͤnnen/ wie die Na-
tur damit zu Wercke gehet. Nun iſt aber gewiß/ daß uͤber der
Erden die beſtaͤndige Laugen-Saltzen der Kraͤuter bereitet werden
durch Vermiſchung eines Sauer-Saltzes mit einer laugenhafften
ſchweflichten Erden vermittelſt des Feuers/ als welches dieſe Ma-
terien auf das innigſte miteinander vereiniget. Dann nur allein
ſolche Pflantzen/ welche ein tartariſches Sauer-Saltz/ oder einen
oͤhlichten und ſauern Anfang in ſich haben/ geben eine zieml. Menge
gedachten Saltzes. Wie dann auch gewiß iſt/ daß aus Salpeter/ ar-
cano duplicato, Tartaro vitriolato,
nebſt der dazukommenden verbrenn-
lichen ſchweflichten Erden der Kohlen mittelſt des Feuers/ laugen-
haffte Saltzen koͤnnen herfuͤr gebracht werden. Jngleichen/ ſo
man deſtillirten Eßig oder deſſen Geiſt/ nicht weniger den gemeinem
Saltz-Geiſt mit laugenhafften Erden/ z. E. mit Corallen/ Krebs-
augen/ Eyerſchalen/ und dergleichen vermiſchet/ und ſolvirt/ ſo ent-
ſtehet daraus ein Saltz/ welches durch Niederſchlaͤge und Aufloͤ-
ſungen ſolche Wuͤrckungen wie ein Laugen-Saltz von ſich giebt.
Miſchet
[248]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Miſchet man dann Victriol, oder gemein Koch-Saltz mit lebendigem
Kalch/ und kochet ſie miteinander mit Waſſer/ ſo entſtehet ſowohl
dem Geſchmack als der Wuͤrckung nach ein laugenhafftes Saltz
daraus.


Wir werden alſo nicht irren/ wann wir die beſagte Erfah-
rungs-Proben auf die Herfuͤrbringung des Laugen-Saltzes unter
der Erden appliciren/ indem daſelbſten eben dergleichen Materien/
wodurch ein ſolches Saltz entſtehen kan/ haͤuffig anzutreffen ſind.
Z. E. Jn der Erden ſind Kalch-Steine/ worunter auch der Spath
zu rechnen/ in groſſer Menge/ dieſe nun werden durch das ſo heff-
tige unterirdiſche Feuer zu Aſchen gleichſam/ und zu einem her-
ben ſchwammigten luckeren Weſen verbrennet. Auch ſind daſelb-
ſten ſchweffelhaffte/ ſaure/ mineraliſche und victrioliſche Saltzen/
womit die Erde uͤber die maſſen angefuͤllet/ wann nun dieſe ver-
mittelſt einer groſſen Hitze miteinander vereinigt werden/ warum
ſolte nicht eben ſowohl/ als durch Kunſt/ ein laugenhafftes Saltz
unter der Erden daraus entſtehen koͤnnen?


Ein ziemli-
cher Beweiß
hievon.

Dabey iſt wohl zu bedencken/ daß allenthalben/ wo warme
Baͤder gefunden werden/ ſo mit einem Laugen-Saltz geſchwaͤn-
gert ſind/ daherum auch Sauerbronnen anzutreffen/ und unweit
davon Kupffer-Waſſer/ Schwefel oder Alaun gegraben werden.
NB. 300.
Saueꝛbron-
nen ſind 5.
Meilen umb
das Carls-
bad/ worun-
ter der Ege-
riſche der
beruͤhmte-
ſte iſt.
Es iſt merckwuͤrdig/ daß in einer Weite von 5. Meilen bey dem
Carlsbade mehr dann 300. Sauerbronnen gezehlet werden/ wo-
runter der Egeriſche der beruͤhmteſte iſt. Eine Meile vom Carls-
bad entſpringet im Wald der vortreffliche Saͤuerling/ welchen
die Carlsbader zur Zeit des badens abſonderlich vor ihren ordent-
lichen Tranck gebrauchen/ und Puch-Saͤuerling nennen. Nicht
weit hievon gegen Mittag entſpringet obgedachter maſſen ein an-
derer am Saͤuerlings-Berg. Und hart am Brudler ſelbſt entſprin-
get unten ein anderer gar lauer und gleichſam warmer Saͤuerling.
Saueꝛbron-
nen halten
ſelbſten ein
Laugen-
Saltz in
ſich.
Es iſt wunderbahr/ daß auch ſelbſt in einigen Sauerbronnen/
z. E. in dem Egriſchen und Puch-Saͤuerlingꝛc. ein Laugen-Saltz
anzutreffen/ dann/ ſo man nur einen Vitriol-Geiſt hineintropffen
laͤſſet/ ſo ſpuͤhret man eine Aufwallung/ und die Saͤure des Vi-
triol
s wird gemildert/ ſo kan auch der Puch-Saͤuerling durch einen
leich-
[249]Beſchreibung des Fichtelbergs.
leichten Handgriff ſo wohl dem Geſchmack/ als der Wuͤrckung nach/
gantz und gar in den Egriſchen Saͤuerling verwandelt werden. Es
iſt bekant/ daß gedachte Sauerbronnen/ ſo man Rhein-Wein da-
mit vermiſchet/ viele Blaſen/ Schaum und einen haͤuffigen Dampff
von ſich geben/ zumahl wann gar Zucker dazu kommet: deſſen dann
keine andere Urſach iſt/ als daß die ſubtile laugenhaffte Erden/ ſo im
Saͤuerling enthalten/ mit der Saͤure des Weins aufwallet/ wann
es nun verbrauſet hat/ iſt es gar ein lieblicher Tranck. Sonſten iſt
die gantze Gegend umb das Carlsbad und Falckenau mit Eiſenſtein/
Schwefel- und Alaun-Kieß reichlich angefuͤllet/ welche ſchon vor
langen Jahren biß hieher zu Tag ausgefoͤrdert werden.


Wir haben auch ſchon oben erwieſen/ daß das andere noͤthige
Stuͤck zum Laugen-Saltz gehoͤrig/ nehmlich eine Kalch-Erde auch
vorhanden ſey/ wie dann dergleichen nicht fern vom Brudler in Men-
ge anzutreffen/ zu geſchweigen/ daß eine Meile davon der beſte Kalch
gebrannt wird. Solchemnach iſt gaͤntzlich dafuͤr zu halten/ daß dieWas ei-
gentlich
Warme Baͤ-
der ſind?

Warme Baͤder uhrſpruͤnglich nichts anders dann Sauerbronnen/
welche mit einem Sauer-Saltz von Schwefel und Victriol geſchwaͤn-
gert ſind/ die da/ wann ſie zu denen unterirdiſchen feurigen Orten
gelangen/ wo die Steine zu Kalch gebrennet ſind/ warm werden/
und eine laugenhaffte Eigenſchafft an ſich nehmen. Wobey zu mer-
cken/ daß je laͤnger das Waſſer durch die mit Kalch-Erden angefuͤll-
te Oerter lauffet/ deſto mehr es auch von beſagter Erden annimmet/
und deſto laugenhafftiger es auch wird/ wie dann dieſes in dem Carls-
bade klar u. offenbahr iſt. Dann es werden nicht leicht ſeines gleichenWoher die
Steine ge-
ner
irt wer-
den?

Waſſer gefunden/ welche ſo viel Steine herfuͤrbringen/ ſo einig und
allein der groſſen Menge beſagter Kalch-Erden zuzuſchreiben iſt.
Wie man dann wahrgenommen/ daß alle Steinmachende Waſſer
durch ſolche Berge und Gegenden fließen/ welche mit Kalch-Erden
angefuͤllet: Wie man auch in der Baumannshoͤhle ſiehet/ allwo die
Topff- oder Tropffſteine aus denen Waſſertropffen zuſam̃en wachſen.


Nun moͤgte man wohl fragen/ wie es doch komme/ daß faſtWoher es
komme/ daß
immer ei-
nerley Ge-
wicht des
Laugen-

immer einerley Gewicht des Laugen-Saltzes im Carlsbader Waſ-
ſer anzutreffen/ indem ℔j Waſſer zij gedachten Saltzes in ſich ent-
haͤlt/ und wo dann die Menge deſſelben herkomme/ da beſagtes
J iWaſſer
[250]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Saltzes im
Carlsbader
Waſſer an-
zutreffen?
Waſſer ſchon ſo viel 100. Jahr gefloßen/ alſo/ daß wohl ſchon 100000.
Centner deſſelben abgefuͤhret worden? Es iſt aber zu wiſſen/ daß eine
unerſchoͤpffliche Menge der Mineralien als des Victriols/ Alauns/
Schwefels/ꝛc. womit die Waſſer geſchwaͤngert und ſauer werden/
alldorten anzutreffen/ welche ſich nach der Tieffe und nach der Weite
unausſprechlich ausbreiten. So ſind auch ſehr groſſe und uner-
gruͤndlichtieffe Oerter unter der Erden daſelbſt/ welche mit Stein
und Kalch-Erden angefuͤllet. Nun reiſſet aber das Waſſer zu ge-
wiſſer Zeit/ indem es nehmlich dadurch fließet/ nur ein gewiſſes Theil
von dieſen Saltzen ab/ und wann es dann zu denen brennenden
Kalch-Oertern kommet/ und das Sauerſaltz iſt verwandelt worden/
ſo kan es nicht mehr Laugenſaltz an ſich nehmen/ als die Gegenwart
des Sauerſaltzes zulaͤſſet/ desgleichen auch nicht mehr Topff-Erden/
Saltzbron-
nen zu Halle
in Sachſen/
liefern taͤg-
lich faſt
1000. Cent-
ner Saltz.
als es in ſich beherbergen kan. Und gewißlich 100000 ℔. dieſer Mi-
nerali
en/ ſo das Waſſer mit ſich an den Tag bringet/ iſt in Anſehen
der groſſen Menge derſelben unter der Erden nur wie ein Staͤub-
gen zu rechnen. Man bedencke nur die Saltzbronnen zu Halle/ welche
uͤber 1000. Jahre gefloßen/ und doch faſt taͤglich 1000. Centn. Saltz
liefern/ was vor eine Menge deſſelben das Waſſer in ſich faſſen mag.


Wo eine ſo
groſſe Men-
ge Waſſers
unter der
Erden her-
komme?

Noch ereignet ſich eine Frage/ wo nehmlich eine ſo groſſe Men-
ge Waſſers unter der Erden muͤſſe herkommen? Hr. D. Beccher in
ſeiner Phyſica ſubterranea p. m. 53. ſtatuiret nicht unwahrſcheinlich/
daß das Meer-Waſſer durch des Meeres Grund und Sand gleich-
ſam durchgeſeyet werde in den Mittel-Punct der Erden/ daſelbſt aber
Wobey zu-
gleich vom
Urſprung
der Bron-
nen gehan-
delt wird.
werde es in einen Dunſt verwandelt/ welcher ſeiner Natur nach vom
Centro gegen die Oberflaͤche wieder uͤber ſich ſteige/ ſich alldorten
ſammle/ wieder in Waſſer verdicket/ zu Bronnen/ Baͤchlein und
Fluͤßen werde/ welche wieder in das Meer flieſſen/ und durch dieſe
beſtaͤndige Circulation werde des Waſſers nicht weniger. Herr
Plumptre giebt zwar dieſer Meynung Beyfall/ doch haͤlt er dafuͤr/
daß die unterirdiſche Waſſer auch zugleich viele Nahrung und Zu-
wachs von dem Regen-Waſſer bekommen/ welches durch die luckere
Subſtanz des Erdreichs hindringe und durchgeſeyet wuͤrde/ hernacher
aber an lettichten Orten ſich ſammle und verdicke/ und in gewiſſe
Baͤchlein und Fluͤße austheile/ vornehmlich aber an denen niedrig-
ſten
[251]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſten Orten der Berge/ derſelben Wurtzeln/ und Thaͤlern herfuͤrbre-
che. Man ſiehet auch/ je laͤnger und beſtaͤndiger ſich das Gebuͤrg in
einem Stuͤcke fortgeſtrecket/ ja je hoͤher die Berge ſind/ deſto dauer-
hafftiger/ beſtaͤndiger und hoͤher auch die Bronnqvellen ſteigen. Hr.Beſonderer
Fluß des
Pfeffer-Ba-
des.

Plumptre fuͤhret diesfalls zum Beweiß das Pfefferbad/ nicht weit
von der Stadt Cur/ an/ dann indem dieſe Waſſer jaͤhrlich umb den
3. Maji entſpringen/ und gegen den 14. Tag Septembris zu fließen auf-
hoͤren/ ſo meynet er die Urſache deſſen ſey/ weiln umb bemeldte Zeit
der Schnee auf dem hohen Gebuͤrg zergehe/ durch die Strecken der
Erden herab ſteige/ und das Waſſer durch die daſelbſt befindliche
unterirdiſche Waͤrme warm werde. Dahero dann gar nicht zu
zweifeln/ daß das Carlsbader Waſſer theils aus denen unterir-
diſchen Waſſer-Schaͤtzen/ theils aber von dem geſammelten Regen-
Waſſer/ ſo durch die Hoͤhlen der Berge herab rinnet/ ſeinen Uhr-
ſprung nehme. Und iſt allerdings wahrſcheinlich/ daß dieſe Waſſer
vom Hirſchenſtein/ welcher ſich auf etliche Meilwegs ausſtrecket/
herabkommen/ welche hernach in der Erden die Waͤrme/ ja die mine-
rali
ſche Krafft empfangen. Daß aber beſagte Waſſer vom gedach-
ten Berg herabkommen/ iſt daher zu ſchließen/ weil man an dem
Ort/ wo das Rathhauß ſtehet/ das Waſſer ſehr ſtarck unter der Er-
den rauſchen hoͤret. So iſt auch denen Jnwohnern/ beſonders dem
Apothecker bekant/ daß in deſſen Laboratorio das warme Waſſer et-
liche mahl herfuͤrgedrungen/ ſo daß man es kaum hat ſtopffen koͤn-
nen. Es bekraͤfftiget ſolches auch die Qvelle/ ſo unter des bemeldten
Bergs Wurtzel nicht weit von der Muͤhlen aus einem ſehr feſten
Felß herfuͤr dringet/ die aber nicht ſo heiß/ als der Brudler/ ſondern
nur lau dagegen iſt. Die Urſache deſſen iſt/ weil das Waſſer gar
hurtig daſelbſt fließet/ und nicht durch ſo haͤuffig mit Kalch und Feuer
angefuͤllete unterirdiſche Oerter gehet/ welche ohne Zweifel unter
dem Flecken und der Doͤpel ſich befinden. Uber dieſes bekraͤfftigetWarumb
der Brudler
ſo hoch
ſpringe?

auch der Brudel durch ſein hohes ſpringen und ſteigen in die freye
Lufft/ (ſo ſich/ wann die Roͤhren enger waͤren/ uͤber 10 Ellen hoch er-
ſtrecken ſolte/) daß das Waſſer hoch herab fallen muͤſſe/ indem deſſen
keine andere Urſache iſt/ als weil das Waſſer ſtarck von oben hoch
herabfaͤllet/ und gedruckt oder gedrenget wird.


J i 2Noch
[252]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Woher doch
das Feuer
unteꝛ der Eꝛ-
den entſtehe/
wird durch
unterſchied-
liche Kunſt-
Stuͤcke un-
terſuchet.

Noch iſt uͤbrig zu unterſuchen/ woher doch das unterirdiſche
Feuer entſtehe? Dann es iſt kein Zweifel/ daß bey allen Warmen
Baͤdern das kalte Waſſer/ wann es durch die hitzige unterirdiſche
Oerter lauffet/ erwaͤrmet und erhitzet werde; dann gleichwie uͤber
der Erden das kalte Waſſer durch das Feuer erhitzet/ eben alſo ma-
chet das unterirdiſche Feuer das Waſſer heiß. Und daß ein Feuer
unter der Erden ſey/ ſolches bezeugen ſo viel Feuerſpeyende Berge in
unterſchiedenen Laͤndern/ ſo grauſame Erdbebungen/ unterirdiſche
Donnerwetter/ entſetzliche Blitzen/ und erſtaunliche Entzuͤndungen
groſſer Felſen und Berge. Wo aber dieſes Feuer herkomme/ und wie
es genaͤhret werde/ iſt eine Frage/ die Hr. Plumptre auf folgende Art
am deutlichſten aufzuloͤſen gedencket: Wir ſagen/ ſpricht er/ daß die
Materie/ die Mutter/ oder die Nahrung des unterirdiſchen Feuers
beſtehe in fetten ſchweflichten Coͤrpern/ welche nicht nur der Flam-
men ihren Urſprung geben/ ſondern auch gar bald in eine feurige Be-
wegung dahin geriſſen werden. Es wird aber ein jeder Schwefel
durch eine uͤber die maßen geſchwinde und hefftige innerliche Bewe-
Was ei-
gentlich das
Feuer ſey.
gung in Feuer verkehrt. Dahero iſtdann das Feuer nichts anders/
als eine Art einer uͤberaus hurtigen innerlichen Bewegung/ welche
die Vereinigung und die Miſchung eines Coͤrpers aufloͤſet und zer-
gaͤntzet. Wer derohalben aus 2. kalten Coͤrpern eine Flamme her-
fuͤrbringen will/ der muß ſchwefelhaffte Materien dazu erwaͤhlen/
und ſolche mit der gewaltſamſten aneinander reibenden und ſchla-
genden Bewegung in eine feurige Bewegung bringen. Das Eiſen
iſt ein ſehr ſchwefelhafftes Metall/ und dahero vor allen andern ge-
ſchickt erhitzet zu werden/ dahero es auch/ wann es im Fluß ſtehet/
unzaͤhliche Funcken von ſich ſpritzet. Dieſer Eiſen-Schwefel nun
wann er durch das ſchlagen und reiben in eine hefftige Bewegung
gebracht worden/ bringet ein offenbahres Feuer anden Tag. Es iſt
auch ein artiges Probſtuͤck/ daß man durch hurtiges ſchlagen mit
dem Hammer einig und allein einen eiſern Stab ſo feurig machen
kan/ daß er brennet und Schwefel anzuͤndet. Noch gar ein ſchoͤnes
Kunſtſtuͤck iſt folgendes/ wodurch wir angenblicklich die allerhelleſte
Flamme zuwege bringen koͤnnen/ wann wir nehmlich einen ſehr
concentrirten ſtets dampffenden Salpeter-Geiſt auf Terpentin- oder
Nege-
[253]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Negelein-Oehl gieſſen/ ſo entſtehet zur Hand ein offenbahres Feuer/
indem dieſes mit viel dickem/ Schwefel geſchwaͤngerte Oehl durch
Vermiſchung dieſes Geiſtes in die allerhefftigſte innerliche Bewe-
gung gebracht wird/ welche dann das Feuer iſt.


Was nun alſo den erſten Urſprung des unterirdiſchen Feu-
ers betrifft/ wie auch deſſen Nahrung/ ſo kan dergleichen unſerer
Meynung nach/ auf keine andere Art entſtehen/ als daß die ſchwe-
felhaffte Coͤrper unter der Erden durch eine Gegenwuͤrckung ge-
geneinander in die allerhefftigſte Bewegung gebracht werden/ und
alſo das erſte Feuer darſtellen/ welches hernach gar leicht durch an-
dere nahe ſchweflichte Coͤrper fortgepflantzet/ und vermehret wird.
Dergleichen leichtlich Feuerfangende Materien nun ſind Eiſenſtei-
ne/ und Schwefel-Kieſe. So iſts auch eine bekante Sache/ daß
gantze groſſe Gegenden und Strecken voller Eiſen-Ertz ſind/ nicht
weniger iſt auch gewiß/ daß die tieffſten Oerter mit Victriol und
Schweffel-Kieſen gantz angefuͤllet ſind: dieſes beſtaͤttiget die ſchon
faſt gantzer 1000. Jahr gangbahre Schwefel- und Victriol-Gru-
ben zu Goßlar auf dem Ramelsberg. Zu geſchweigen/ daß in Welſch-
land einige Oerter von Schwefel gleichſam pauſten/ wie dann der
uͤberfluͤßige Schwefel eben die Urſach daſelbſt iſt der Feuerſpeyen-
den Berge und der alldorten ſo gewoͤhnlichen Erdbebungen. Bey
denen Feuerſpeyenden Bergen iſt viererley zu beobachten/ ſo allda an-
zutreffen: 1) ein gemeiner brennlicher Schwefel; 2) eine luckere Er-
de; 3) die Lufft; 4) das Meer. Der Schwefel verurſachet nicht
nur durch ſeinen flammenden Brand dieſelbe ſchreckliche Entzuͤn-
dung/ ſondern indem er die Erden ſehr erhitzet/ ſo machet er auch
das vorbeylauffende Waſſer warm/ dahero dann an denen Orten
in Welſchland/ wo der Schwefel unter der Erden brennet/ auch
warme Baͤder gefunden werden.


So geſtallten Dingen nach iſt der Schwefel/ gleichwie eines
jeden Feuers/ alſo auch des Unterirdiſchen Materie; Wann nehm-
lich ſchwefelhaffte Coͤrper miteinander vermiſchet/ und durch eine
innerliche ſehr hefftige Bewegung gegen einander erregt und erweckt
werden: Kurtz/ wann der lediggemachte aufgeloͤſete Schwefel in die
eiſenhaffte Erde/ Eiſen-Ertz/ und harzigte Erden wuͤrcket/ ſo ent-
J i 3ſtehet
[254]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſtehet dieſes Feuer. Z. E. wann in dem Jnnerſten der Erden der
Schwefel mit dem Berg-Wachs/ oder Stein-Hartz und mit Ei-
ſen-Ertz vermiſchet iſt/ und in groſſen Hauffen aufeinander lieget/
zu dieſen Berg-Arten aber ſodann Waſſeꝛ kommet/ ſo wird das Victri-
oli
ſche Sauer-Saltz im Schwefel aufgeloͤſet/ und verurſachet
durch ſeine Wuͤrckung in die hartzigte Erde und ſchwefelhaffte Ei-
ſen-Ertzte nicht allein eine innerliche ſehr hefftige Hitze/ ſondern
es wird auch/ wann die Erde lucker iſt/ und genugſame Lufft da-
zu kan/ ein oͤffentliches Flammen-Feuer entzuͤndet/ wie dann folgen-
Kunſt-
Stuͤcklein/ ſo
dieſe Sache
beweiſet.
des Kunſt-Stuͤcklein ſolches erleutert: Nimb ℔j pulveriſirten le-
bendigen Schwefel/ und eben ſo viel Eiſenfeilig/ miſche alles ſehr
wohl untereinander/ thue es in ein Glas/ gieſſe ſo viel Waſſer
dran/ biß es wie ein Teig wird/ ſo wird nach 12. Stunden die
Materie einen groſſen Schaum aufwerffen/ die ſich innerlich uͤber
die Maſſen ſehr erhitzet/ daß vor Hitze das Glaß zerſpringet/ die
vorhin gelbe Farbe wird nunmehro ſchwartz/ und die Materie durch
die Hitze ſehr feſte/ ſolche nimb aus dem Glas/ zertheile ſie in kleine
ſtuͤcke/ haͤuffe ſie aufeinander zuſammen/ und lege ſie an die freye Lufft/
ſo erhitzet ſie ſich in kurtzen nicht nur viel hefftiger/ ſondern ſie ſtoͤſ-
ſet auch eine offenbahre Flamme mit einem Schwefel-Dampff her-
fuͤr. Gewißlich/ iſt ein Kunſt-Stuͤck in der Welt/ das die Zeugung
des unterirdiſchen Feuers klar entdecket/ ſo iſt es warhafftig dieſes.


Ein anders.

Es iſt auch bekant/ daß die Marchaſiten und Schwefel-Kieſe/
woraus der Victriol gemachet wird/ wann man ſie zu Hauffen ſchlaͤgt/
und an die feuchte Lufft leget/ in kurtzer Zeit uͤber die Maſſen heiß
Noch eines.werden. Jngleichen/ wann aus denen Schwefel-Kieſen der Schwe-
fel bereits ſublimirt worden/ ſo bleibet ein ſchwartzer Boden-Satz zu-
ruͤcke/ welcher/ wenn er zu hauffen geſchlagen und an die feuchte Lufft
geſtuͤrtzet wird/ eine ſolche Hitze empfaͤngt/ daß man ohne Gefahr
keine Hand drein ſtecken kan. Wie man ſolches zu Altenſattel 1. Meil-
wegs vom Carlsdad abnehmen kan/ allwo Alaun/ Schwefel/ Vi-
Abermahl
eines.
ctriol in groſſer Menge gemacht wird. Eben an beſagtem Ort/ (wie
auch zu Dieben) und Commoda in Boͤhmen/ wo Alaun geſotten
wird/ erhellet es abermahls. Es werden nehmlich aus der Erden
Steinkohlen/ oder eine ſchwartze/ hartzigte/ anzuͤndliche Erde gegra-
brn/
[255]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ben/ worinnen ein ſchwefelhafftes/ ſaures/ alaunhafftes Saltz ver-
borgen iſt; wann dieſe Erde zu hauffen geſtuͤrtzt und vom Regen be-
feuchtet wird/ ſo wird ſie nicht nur ſehr heiß/ ſondern ſie ſtoͤſſet auch ei-
nen Dampff und Rauch/ ja zuweiln gar eine offenbahre Flamme aus/
und dieſes darum/ weiln das ſaure ſchwefllichte Alaunſaltz vom Waſ-
ſer aufgeloͤſet wird/ und die ſchweflichte hartzigte Erde angreiffet/
durch welche Jneinanderwirckung ſich der Schwefel erhitzet/ oder
wohl gar/ wann die freye Lufft mit ihrer Bewegung dazu kommet/
in ein Feuer ausbricht.


Dieſe Kunſt-Stuͤcke/ hoffe ich/ ſollen uns gnugſame Kennzei-Dieſe Kunſt-
Stuͤcke er-
klaͤhren

chen geben/ auf was Art die unterirdiſche Hitze und Feuer herfuͤrge-
bracht/ die warme Baͤder verurſacht/ und in Welſchland die Erdbe-
bungen und feuerſpeyenden Berge eroͤffnet werden. Dann wann
durch eine ſo gar hefftige innerliche Bewegung/ vermittelſt einer Ge-1) Das Erd-
beben.

geneinanderwuͤrckung der Mineralien entweder der gemeine/ oder
der hartzigte und ſteinkohlichte/ oder aber der Eiſen-Schwefel erwe-
cket wird/ und die Bewegung der Lufft in denen Hoͤhlen der Erden
dazukommet/ welche durch den Lauff und Bewegung der Waſſer her-
fuͤrgebracht wird/ und die unterirdiſche Lufft vermittelſt des trei-
bens/ drengens und fortſtoſſens zu Wind machet/ (dann daß die
Waſſer mit ihrem Fallen durch Roͤhren Wind machen koͤnnen/ den
man ſtatt der Blaſebaͤlge gebrauchen kan/ iſt eine gar bekante Er-
fahrenheit/) ſo entſtehet durch die vermehrte innerliche Bewegung2) Die Feu-
erſpeyende
Berge.

eine Flamme/ welche Erdbeben/ erſchreckliche Blitzen/ unterirdiſche
Donnerwetter herfuͤr bringet/ auch ungeheure entſetzliche Erd-
ſchollen und Felßen-Stuͤcker hoch in die Hoͤhe zu Tage auswirfft.
Wann aber aus Mangel des Meers kein hefftiger Wind in der Er-3) Die war-
me Baͤder.

den zugegen iſt/ wie in Teutſchland geſchiehet/ ſo entſtehet zwar eine
ſehr hefftige Hitze/ aber das Feuer iſt gleichſam verſchloſſen/ und
bricht in keine offenbahre Flamme aus/ doch ſtoͤſſet es uͤberaus heiſſe
Daͤmpffe von ſich/ wodurch das kalte Waſſer/ ſo in denen Hoͤhlen
und Gaͤngen der Erden daſelbſt vorbey flieſſet/ geſchwaͤngert und er-
waͤrmet wird/ welche Waͤrme es dann auch beym Ausbruch annoch
behaͤlt.


Daß aber eine ſolche beſtaͤndige Hitze ſo viele 100. Jahr immer-Wie es kom-
me/ daß eine

fort
[256]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſolche Hitze
ſo beſtaͤndig
ſo viele Secu-
la
daure?
fort unter der Erden daure/ und das vorbey flieſſende Waſſer mit ei-
ner gleichen Waͤrme beſeelige/ kommet daher/ weiln 1) unter der Erden
eine unerſchoͤpffliche Menge und Tieffe von Schwefel/ Hartz/ Stein-
kohlen/ Victriol-Kieſen/ꝛc. anzutreffen/ wie dann zu Altenſattel nicht
weit vom Carlsbade uͤber 200. Jahr/ Schwefel/ Steinkohlen/ und
Victriol gegraben und gemachet worden; 2) Wann in dem Jnnerſten
der Erden vermittelſt des vorbey flieſſenden Waſſers dieſe Mineralien
in die allerhitzigſte/ bißweiln gar entzindende feurige Bewegung da-
hin gerafft werden/ ſo findet dieſe umb und umb eine gleichmaͤßige
Nahrung/ und pflantzet ſich ſehr leichte fort/ theilet mithin denen
fetten verbrennlichen Dingen als Steinkohlen und dergleichen eine
eben ſolche Bewegung mit. 3) Sehen wir auch/ daß ein jedes ver-
ſchloſſenes Feuer/ wozu keine freye Lufft kan/ ſehr lange daure. Z. E.
Wann Haͤuſer abbrennen/ ſo haͤlt ſich die glimmende Aſche noch lan-
ge in dem Grunde des zu hauffe gefallenen Hauſes/ desgleichen glim-
met das Feuer der Steinkohlen auch lange unter ihrer Aſchen. Jn-
Machina Pa-
piniana.
gleichen die Machine oder Topff des Papini, welcher wohl verſchloſ-
ſen und verſchraubt iſt/ ſo daß nicht der geringſte warme Dunſt der
Lufft und des Waſſers heraus kan/ kochet mit wenig Kohlen das
Fleiſch gar/ die kuͤpfferne Machine aber wird geſchwinde warm/ und
haͤlt die Waͤrme uͤberauslange nach. Jngleichen wann unſers Lei-
bes Schweißloͤchlein in Fiebern verſtopfft und verſchloſſen ſind/ daß
der Dunſt nicht frey heraus kan/ ſo werden wir viel laͤnger von der
Hitze angefochten/ als wann der warme Dunſt durch die offenen
Schweißloͤchlein frey heraus kan. Wann nun eben alſo die ſo heiſſe
Daͤmpffe unter der Erden nicht in die freye Lufft ausſtreichen koͤn-
nen/ ſondern in ſich ſelbſt wieder kehren muͤſſen/ ſo dauren ſie auch ſehr
Kohlberg
bey Zwi-
ckau.
lang. Jn dem vorigen Seculo haben die Schweden den Kohlberg
bey Zwickau angezuͤndet/ welcher ſehr lange gebrennt/ ſo/ daß man
ihn endlich mit Erden ausfuͤllen/ und das Feuer erſtecken muͤſſen.
Vor nunmehro 18. Jahren aber wurde er wieder geoͤffnet/ weiln er
ſich aber von neuem entzuͤndete/ muſte man ihn abermahls ausfuͤl-
len. Deſſen gedencket ſchon vor 100. und mehr Jahren Agricolaim
Erdbeben
und unter-
Buchde Foſſilibus. Eben beſagter Autor, de Re metallica p. 562. und
Balbinus in Hiſtoria Regni Bohemiæ C. 32. p. 81. bezeugen klaͤrlich/ daß
ehedeſ-
[257]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ehedeßen umb die Carlsbader- und Ellenbogener Gegend/ ſowohlirdiſche Feu-
ersbruuſten
in der Caꝛls-
bader und
Ellenbognet
Gegend.

Erdbeben als unterirdiſche Feuersbrunſten verſpuͤret worden/ wie
man dann bey Falckenau unfern dem Dorff Koͤnigswehr einen Berg
antrifft/ in welchem/ ſo man das Ohr gegen den Erdboden haͤlt/ ein
Getoͤs/ und Brauſen von Winden oder Flammen hoͤret; daſelb-
ſten iſt ehedeſſen Eiſen-Ertz gegraben worden/ ſo giebt es auch Stein-
Kohlen allda. Es iſt auch merckwuͤrdig/ daß im warmen Carlsbade
die angrentzende Erden warm iſt. So koͤnnen auch wegen der un-
terirdiſchen Hitze in dem Ort ſelbſten keine Keller gegraben werden/
ſondern dieſelbe ſind in denen nechſten Bergen. Dahero ſchmiltzet im
Winter auch der Schnee bald daſelbſt. Solchemnach iſt gar kein
Zweifel/ daß umb das Carlsbad ein unterirdiſch Feuer verborgen/
welches das vorbeyflieſſende Waſſer erwaͤrmetꝛc. Dann daß be-Nicht alle
warme Baͤ-
der haben
etwas mi-
nerali
ſches
in ſich.

ſagtes Waſſer von der warmen Erden im Durchflieſſen erhitzt wer-
de/ geben viele ſuͤße warme Waſſer/ die keine Mineralia in ſich enthal-
ten/ zu erkennen/ als unterſchiedliche in Jtalien/ beſonders das St.
Johannis-Bad bey Lucaꝛc. it. das Pfeffer-Bad in der Schweitz.


Nun wollen wir mit wenigem auch etwas von denen KraͤfftenCarlsbades
Kraͤfften
und Wuͤr-
ckungen.
Woher die
gute Wuͤr-
ckungen?

und Wuͤrckungen/ ſo das Carlsbad præſtiren ſoll/ beruͤhren. Nach
Hn. Plumptres Bericht nun haͤlt ℔j des Waſſers/ zij Laugenſalzes/
und wenigſtens eben ſo viel Kalch-Erden. Jenes/ das Saltz/ iſt eben
das heilſame Ingrediens des Waſſers/ und dieſe/ die Erde/ das unheil-
ſame oder ſchaͤdliche/ welche letztere ſeine ſchlimme Wuͤrckungen ſon-
derlich erweiſet/ ſo das Waſſer zu lau oder gar kalt gebrauchet wird/Woher die
unheilſame?

durch Eckel/ Blehungen/ Bauchreißen/ Schwachheiten. Jedoch
werden ſolche durch die Tugend des Laugenſaltzes wieder gebrochen/
wann das Waſſer in gebuͤhrender Ordnung und warm getruncken
wird. So wohl Payerus, als unſer Hr. Autor meynen/ das Carls-
bad ſchicke ſich eher zum trincken/ als baden/ und verrichte mehr in
innerlichen/ als aͤuſerlichen Kranckheiten. Je waͤrmer das WaſſerWie es zu
gebrauchen?

gebraucht/ je beſſer und kraͤfftiger es die Adern durchdringet/ man
ſchencket aus einem 2. Maͤßigen Krug 6. oder 7. Toͤpffgen voll/ und
ſuppert ſie nach und nach ſo warm/ als es vom Bronnen kommt/ wie
einen Thee unter wehrenden herum ſpatzieren hinein. Man muß
von Tage zu Tage mit der Maas des Trinckens ſteigen/ biß endlich
des Tags 4. biß 5. Stuhlgaͤnge wenigſtens erfolgen. 7. Naͤpffgen
K kmachen
[258]Beſchreibung des Fichtelbergs.
machen eine Maaß/ oder ℔ij. Empfindliche Naturen ſollen uͤber 20.
Toͤpffgen nicht ſteigen/ ſtarcke Naturen aber/ ſo vollbluͤtig/ fett/ und
langſam zu bewegen/ koͤnnen mit 20. Toͤpffgen anfangen und biß auff
40. oder 50. ſteigen/ und biß zu Ende damit fortſetzen. Zarte empfind-
liche Naturen ſollen 5. biß 6. Tage/ Mittelmaͤßige 7. und harte Natu-
ren 9. Tage mit dem Trincken nach einander anhalten/ alsdañ 3. oder 4.
Tage damit ausſetzen/ und dagegen baden/ wann ſie es ertragen koͤn-
nen. Hernach trincken ſie wieder in voriger Ordnung/ und baden als-
dann wieder/ welches man alles im Nothfall zum drittenmahl wech-
Wie es
wuͤrcket?
ſelsweiß wiederhohlen mag. Bey einigen wuͤrcket es durch den
Stuhl/ daß ſie wohl innerhalb 3. Stunden 20. mahl zu Stuhl gehen/
jedoch ohne einige Schwaͤchung der Kraͤffte. Andere bewegt es hefftig
zum Schweiß. Wiederum andere zum Urin/ welcher anfangs ge-
faͤrbt/ hernach weiß und zuletzte truͤb gehet. Dieſer letzte ebullirt mit
dem Spiritu Vitrioli. Die erſten 2. aber nicht. Wann man ankommet/
ſo ruhet man den erſten Tag aus/ den andern Tag Abends vor der
Mahlzeit gebrauchet man gelinde laxirende Pilulen. Den 3ten Tag
hebt man an fruͤhe zu trincken/ den 5. 7. oder 9ten Tag/ nehmlich nach
der erſten Cur/ braucht man wieder Pilulen/ u. ſ. f. auch nach der
dritten Cur/ aber ein gut Theil ſtaͤrcker/ damit aller Unrath aus-
gefuͤhrt werde. Dabey gebraucht man auchTincturam Antimonii Tartati-
ſatam,
odereſſentiam amaram,oderSpiritum Nitri dulcis,oderSal. volat. oleo-
ſum \&c.
Dieſes Bad wuͤrcket durch Eroͤffnung des Leibes/ treibt den U-
rin/ befoͤrdert den Schweiß und
Tranſpiration, temperirt die zu hefftige
Jn welchen
Kranckhei-
ten es dien-
lich?
Magen-Saͤure/ oͤffnet und zertheilet die Verſtopffungen/ ſtaͤrcket dentonum
viſcerum \& fibrarum,
und iſt allen Naturen beqvem. Dahero dienet es α) in
allen tartariſchen und ſauern Zufaͤllen/ z. E. in dem Blaſen- und Nieren-Stein/
kalter Piß/ Gliederſchmertzen/ Kraͤtze/ fahrende Gicht/ Zipperlein/ Huͤfft- und
Lenden-Wehe.
β) Jn verſtopfften Eingeweyde u. zehen Saͤfften/ z. E. Schar-
bockiſcher Mattigkeit/ feuchter Engbruͤſtigkeit/ verſtopffter Leber/ Bleichſucht/
Gelb- und aller Waſſerſucht/ Verſtopffung der Roſen-u. goͤldenen Ader/ Miltz-
Geſchwulſt.
γ) Verwicklung der Gedaͤrmen/ ſchlappen Nerven und Mu-
ſculn/ Geſchwulſten/ Eckel/ Durchlauff/ Vorfaͤllen der Mutter und Maſtdarms/
verſchleimten Mutter/ und Unfruchtbarkeit/ Colic/ lahmen Gliedern/ Mutter-
Beſchwehrungen/ Seiten und Miltz-Wehe/
Cacochymia,brennenden Blattern/
Flecken der Haut/ꝛc. Das Baden aber dienet in verrenckten und gebrochenen

Jn welchen
Kranckhei-
ten es ſchaͤd-
lich?
Gliedern/ Geſchwuͤren/ Geſchwulſten/ Schlag/ Gicht/ Zipperlein/ Waſſerſucht/
ſchwachen Nervẽ/ Glieder-Schmertzen/ lahmen Gliedern/ und Huͤfft-Schmeꝛzen/
geſchwollenen Nieren und Blaſen. Hingegen dienet es nicht in allen Kopff-
Hirn-Augen-Ohren-Naſen-Mund-Rachen-Kranckheiten/ gar in keinen Fie-

Beſchluß.bern/ Franzoſen/ undhectiſchen Zufaͤllen. Hiemit ſey nun auch dieſe Be-
ſchreibung im Nahmen GOttes beſchloßen.



[[259]]

Dritter Theil
Der
Fichtelbergiſchen Beſchreibungꝛc.


Worinnen
Eigentlich dasjenige enthalten/ was die Auslaͤn-
der/ nemlich Wallonen/ Venetianer/ Meylaͤnder/ Mo-
deneſer/ ingleichen Brabander und Flandrer in ihren
theils verlohrnen/ und hernach gefundenen/ theils aber
ihnen abgenommenen Verzeichnuͤßen der fuͤndigen Oer-
ter auf/ an und um den Fichtelberg; wie auch in Ober-
und Nieder-Sachſen/ am Hartz/ in Boͤhmen/ Baͤyern/
Pfaltz und Voigt-Landꝛc. bemercket und beſchrieben
haben/ inſonderheit die Verkundſchafftung der beſag-
ten Oerter des Venedigers Giovanni Carnero, Johann
Schottens/ des Gratiani Grundelli eines Venetianers/
der ſich 18. gantzer Jahre umb den Fichtelberg aufgehal-
ten/ und ſeine Verzeichnuͤß 1531. am Dienſtag nach
Galli aufgeſetzet; item des Sebaſtian Verſo ei-
nes Venedigers/ wie auch 3. anderer
Unbenannter.
Deme ein nuͤtzlicher Weg-Weiſer zu verborgenen
Ertz-Baͤngen

vorangefuͤget/
Am Ende aber
Eine Eroͤffnung der Kunſt zugethan worden/
Wie man die
arſenicaliſche undſulphuriſche Wildigkeit der fluͤchtig-
und wilden rohen Ertzen davon bringen/ bezaͤhmen/ und zeitigen ſolle/
daß ſie das gute nicht verfuͤhren. Jtem: wie man aus Kieſeln/ Sand/ und
Letten das Gold
extrahiren; auch aus dem Zinn/ ohne Verluſt deſ-
ſelben/ das darinnen ſteckende Gold und Silber nie-
derſchlagen und ſcheiden ſolle.


[[260]]

A. Ω.
Das Silber hat ſeine Gaͤnge/ und das Gold hat ſei-
nen Ort/ da man es laͤutert.
Das Eiſen wird aus der Erden genommen/ und die
Steine zu Kupffer geſchmoltzen.
Das Ende/ ſo GOtt geſetzt hat der Finſternuͤß und al-
ler Vollendung/ erforſchet er/ ja auch die Steine/
ſo im tuncklen/ und Todes-Schatten liegen.
Wann ſchon ein Bach herfuͤr bricht von denen/ die da-
bey wohnen/ ſo tieff/ daß man nicht dadurch ge-
hen kan/ ſo wird er doch vom Menſchen erſchoͤpfft/
und weichet davon.
Belangend die Erde/ aus welcher Brod herfuͤr kom-
met/ unter derſelben verwandelt ſichs wie Feuer.
Derſelben Steine ſind eine Enthaltung des Saphiers/
und ſind Gold-Schollen daſelbſt.ꝛc.ꝛc. Job. XXVIII.
§§. 1.-6.


[261]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Wege-Weiſer
zu verborgenen Ertz-Baͤngen.


Wie man nehmlich durch aͤußerliche Gemercke
und Zeichen die in der Erden verborgenen Minern/
Ertz-Adern und Gaͤnge erkundigen und ausma-
chen ſoll. Darauf ein Bergmann ſich gruͤn-
dend wohl einſchlagen/ ſchuͤrffen und
bauen kan.


THEOPHRASTVS PARACELSVS
BOMBAST
von Hohenheim
hat vom Bergwercks-Bau alſo geſchloſſen:


ERtze und Bergwercke zu ſuchen in der Erden/ in Stei-Ertze und Berg-
weꝛcke zu ſuchen iſt
eine ſchwere und
ungewiſſe Arbeit.

nen/ iſt faſt ſchwer und ungewiß. Weiln aber alle
Metallen anfaͤnglich muͤſſen geſucht werden/ iſt ſolches
Suchen und Arbeiten nicht zu verachten/ ſondern hoch
zu loben. Und ſoll dieſe Luſt und Begierde ſo wenig abgehen/Soll aber doch
nicht unterlaſſen
werden.

und unterlaſſen werden/ als junger Leute Liebe/ und ſo begie-
rig die Bienen auff die Roſen und andere liebliche Blumen
ſind/ das ſuͤße Honig und Wachs heraus zu ziehen/ alſo be-
gierig ſoll auch der Menſch zum Ertz und Bergwerck ſuchen in derWeiln davon aller
Reichthum her-
kommet.

Erden ſeyn/ dann davon kommet aller Reichthum der Welt
her/ doch ohne Geitz und Neid. Dann NB. wer zu viel will/Jedoch ohne Geitz
und Neid.

dem wird wenig/ und wer andern nichts goͤnnet/ erhaͤlt ſelber
nichts. Aber zur Sache.


1) Ertze wachſen gemeiniglich in groſſen Gebuͤrgen/ wil-Wo die Ertze am
liebſten wachſen?

den Waͤldern und Wuͤſteneyen/ da Getraͤyde/ Wein/ und an-
dere Fruͤchte nicht wachſen. Jedoch iſt ſolches nicht univerſal,
maſſen ſie auch in Franckreich/ Piemont, Thuͤringen/ Hun-
garn/ꝛc. zum theil in fruchtbaren Gebuͤrgen wachſen. Jn Ty-
K k 3rol
[262]Beſchreibung des Fichtelbergs.
rol aber in rauhen Stein-Kluͤfften/ und gehen offt in denen faſt
ſeiger ſtehenden Felßen zu Tage aus. Dahero dann die Ein-
wohner ſelben Orts ihre Bergmaͤnniſche Anmerckungen zu neh-
men/ und darauf zu ſchuͤrffen pflegen. (Dergleichen Gebuͤrge/
Waͤlder/ Wuͤſteneyen/ rauhe Stein-Kluͤffte und Felßen giebt
es am Fichtelberg ſehr viele.)


Sehr ſchwere Stei-
ne und Klumpen/
und Cryſtallen-
Druͤßen verkund-
ſchafften die Me-
tallen.

2) Wo Steine und Klumpen/ ſo wieder die Natur ih-
rer Groͤſſe ſchwer ſind/ oder am Tage liegende Druͤßen/
wie angeſchoſſene Cryſtallen/ oder geſchnittene Diamanten/
als die Boͤhmiſche ſind/ gefunden werden/ daſelbſten liegt ge-
meiniglich Ertz in der Erden verborgen. (Dergleichen ſchwe-
re Steine nun giebt es nebſt Cryſtallen-Druͤßen umb den Fich-
telberg viel.)


Desgleichen ein
Schweffel-
Dampff.

3) Wo gantz ſchweflichter Dampff und Geruch auf einem
Gebuͤrg ſich mercken laͤſſet/ daſelbft giebt es Ertze. (Wie zu
gewiſſen Zeiten umb den Fichtelberg.)


It. Gelbes Graß.

4) Wo das Graß ſehr gelbe/ als ob es durch blitzen/ oder
ſonſten verſenget waͤre/ (wie auf dem hohen Fichtelberg) da
ſteigen gemeiniglich ſcharffe Schwefel-Duͤnſte auf/ und ſtrei-
chen maͤchtige Ertz-Adern und Gaͤnge darunter/ dergleichen
Urtheil iſt auch vom Fruchttragenden Lande zu faͤllen/ auf wel-
It. Wieder die Na-
tur niedrigs/ klei-
nes/ duͤnnes Graß/
und dunckele Blu-
men.
chem ein Striech des darauf wachſenden Getraͤydes vor der Zeit
gelbe wird: it. Wann Graß/ Kraut/ und Blumen wieder
ihre Natur niedrig/ klein/ duͤnne/ und dunckler Farbe ſind/ ſo
iſt es ein gewiſſes Zeichen eines Ertz-Ganges darunter.


It. Erd-Feuer oder
Berg-Witterung.

5) Wo ſich ein Blitz oder Feuer offt uͤber der Erden ver-
nehmen laͤſſet/ ſo von fetten Schwefel-Duͤnſten zu entſtehen
pfleget/ daſelbſt iſt Ertz vorhanden/ (wie haͤuffig umb den Fich-
telberg geſchiehet/) NB. iſt nun dieſer Blitz grob/ oder groß/
ſo ſind die darunter enthaltene Ertze rohe und unvollkommen/
iſt er aber ſubtil und duͤnne/ ſo ſind es reiche und derbe Ertze.
NB. wohin nun dieſe Witterung den Bogen machet/ dahin ſtrei-
chet auch der Gang.


It. Wo der Schnee
bald zergehet/ und

6) Wo der Schnee und Reiff auf Gebuͤrgen/ Baͤumen/
Kraͤutern bald vergehet/ und der Thau nicht wie anderer Or-
ten
[263]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ten auf dem Graß oder Erdreich liegen bleibt/ da ſind gemei-der Reiff/ auch
Thau ſchleunig
verzehret wird.

niglich fuͤndige und maͤchtige Ertz-Gaͤnge. Dann es verraͤ-
thet ſich zuweiln ein durch Wieſen und Flecken ſtreichender Ertz-
Gang durch ſeine Auswitterung/ indem er den ſowohl Fruͤh-
lings-als Herbſt-Zeit fallenden Thau verzehret und an ſich zie-
het/ dahingegen anderer Orten/ wo kein Gang iſt/ der Thau
bleibt. Je ſchneller nun der Reiff/ Thau/ und Schnee zer-
gehet/ und je mehr Rauch geſehen wird/ je hoͤher liegt auch
das Ertz.


7) Wo Ritze und Spalten in denen Gebuͤrgen mit ei-It. Ritze und Spal-
ten in Gebuͤrgen.

nem ſcharffen Salpeter-Dunſt ſich zeigen/ da ſind mehren-
theils Ertze verborgen. (Dergleichen Ritze giebt es viel am
Fichtelberg.)


8) Rauhe/ unfruchtbare/ kahle und glatte Berge zeigen an/It. Rauhe un-
fruchtbare/ kahle
und glatte Berge.

daß Ertze darinnen enthalten/ weiln die daraus gehende ſcharffe
Duͤnſte verhindern/ daß etwas darauf waͤchſet. Jedoch koͤn-
nen auch wohl Baͤume und Kraͤuter drauf wachſen/ wann
nehmlich die Duͤnſte im Gebuͤrge etwan von einem harten Fel-
ſen ſehr gehindert und aufgehalten werden/ daß ſie nicht ad ſuper-
ficiem montis
oder an die Wurtzeln der Gewaͤchſe reichen koͤn-
nen. (Juſt dergleichen giebts am Fichtelberg.)


9) Wann die auf Bergen ſtehende Gewaͤchſe unſcheinbar/It. Auf Bergen ſte-
hende halb ver-
brannte Gewaͤchſe.

und gleichſam halb verbrannt erſcheinen/ ſo pflegen auch Ertze
darunter/ wiewohl gemeiniglich tieff zu liegen. (Dergleichen ſind
abſonderlich auch auf dem Schneeberg.)


10) Wann die Baͤume am Gipffel verdorren/ als waͤrenIt. Am Gipffel ver-
dorte/ kroͤpffichte/
zwieſelichte Baͤu-
me/ und Hirſch-
Schwaͤmme.

ſie erfrohren/ oder ſind kroͤpfficht/ und zwleſelicht/ oder wo viel
Hirſch-Schwaͤmme ſtehen/ daſelbſt ſind gerne Ertze enthalten.
(Wie am hohen Fichtelberg.)


11) Wann die Baͤume auf denen Gebuͤrgen langſam undIt. Kurtzſtaͤmmich-
te Baͤume mit blei-
chen Blaͤttern/ die
bald verwelcken.

nicht in die hoͤhe wachſen/ kurtzſtaͤmmig bleiben/ bleiche Blaͤt-
ter tragen/ und bald verwelcken/ oder verdorren/ daſelbſt lie-
gen gemeiniglich Ertz und Steine verborgen; desgleichen ſpaͤ-It. Spaͤte Bluͤthe
und Frucht wider
die Natur.

te Bluͤthe und Frucht wider die Natur.


12) Wann die Blaͤtter der Baͤume im Anfang des Fruͤh-It. Bleich- und
lings
[264]Beſchreibung des Fichtelbergs.
blaulichte Baum-
Blaͤtter im Fruͤh-
ling. It. Schwartze
Zweige.
lings bleich und etwas blaulicht ſcheinen/ und die obern Zweige
ſchwaͤrtzlich oder anderfaͤrbig ſind/ als ſie natuͤrlicher Weiſe
zu ſeyn pflegen/ zeigen ſie gleichfalls darunter enthaltene Ertze an.


It. Ein Striech
krummer Baͤume
mit verkehrten Ae-
ſten und Blaͤttern.

13) Wann unter andern gerade aufgewachſenen Baͤumen
eine Reihe oder Striech krumme mit verkehrten Aeſten und Blaͤt-
tern erſcheinende Baͤume ſich mercken laſſen/ daſelbſt ſind gemei-
niglich Ertze verborgen. (Dergleichen ſeynd vielfaͤltig am Fich-
tel-ſonderlich am Schneeberg.)


It. Uber der Erden
ſtehende Wurtzeln.

14) Wann die Wurtzeln der Baͤume ſehr uͤber der Erden
ſtehen/ zeigt es auch auf Ertze/ weiln deren feſte wegen/ ſie nicht
unter ſich dringen/ und wachſen koͤnnen/ welches zwar auch auf
andern felßichten Boden zu geſchehen pflegt. (wie am Fich-
telberg.)


It. Unfruchtbare
Baͤume/ ſtachlich-
te Standtenꝛc. als
Wacholder/
Epheu/ Kiefern.

15) Wann unfruchtbare oder doch gar kleine Fruͤchte tra-
gende und ſtachlichte Baͤume/ Staudten/ oder Gewaͤchſe/ als der
kleine Wacholderbaum/ Epheu/ Kiefern/ oder Kuͤhnbaum auff
Bergen wachſen/ da laſſen ſich gerne Ertze finden: (von allerley
dergleichen iſt der Fichtelberg voll.)


It. Zwirffel-
ſchwartzſuͤſſe Kir-
ſchen-Baͤume/ Ha-
ſel-Staudten in
einer Reihe.

16) Wann Baͤume/ Gebuͤſche/ und andere Gewaͤchſe/ ſon-
derlich Zwirffel- oder ſchwartz-ſuͤße-Kirſchen-Baͤume/ Haſel-
Staudten/ laͤngs in einer Reihe/ gleich als gepflantzet nach ein-
ander ſtehend auf Gebuͤrgen und in Waͤldern gefunden werden/
darunter pflegen offt Ertz-Adern und Gaͤnge zu ſtreichen. (Umb
den Fichtelberg giebt es viele Haſelſtaudten.)


It. Gold/ Silber/
Kupffer/ Qveckſil-
ber zu Tage/ oder
in die Wurtzeln der
Baͤume/ Wein-Re-
den und Trauben/
Staudtenꝛc. aus-
gewachſen.

17) Noch ein gewiſſer Zeichen iſt/ daß Ertze an einem Ort
verborgen liegen/ wann Gold/ Silber/ Kupffer/ Qveckſilber zu
Tage auswachſen/ oder in denen Wurtzeln der Baͤume/ welches
an vielen Orten zu geſchehen pflegt/ it. in Weinreben und Trau-
ben/ dergleichen in Hungarn mit Gold geſehen worden/ und in
Staudten und Kraͤutern/ in welchen man jezuweilen in Teutſch-
land Qveckſilber und Zinn angetroffen/ gefunden werden. Al-
lein insgemein ſetzen ſie in die Teuffe nicht nach/ oder ſind gantz
ausgewittert/ als haͤtten ſie die Bienen durchſogen.


It. Berge/ deren
Spitze gegen Suͤ-
den/ und der Fluß
gegen Norden.

18) Berge/ deren Spitze gegen Mittag/ und der Fuß nach
Mitternacht zu ſtehet/ (als am Fichtelberg der Schneebergꝛc.
it. Schoͤn-
[265]Beſchreibung des Fichtelbergs.
it. Schoͤnbronnerberg/) zeigen/ daß ſie mit Ertz ſchwanger gehen/
tragen der Erfahrung nach gemeiniglich Silber/ deren Adern
gehen gerade von Oſten zu Weſten.


19) Wo der Erdboden unterſchiedliche Farben hat/ mitIt. Unterſchiedliche
Farb und Glantz
des Erdbodens.

einem Glantz und Schein von weiten/ liegen gemeiniglich Ertze
darunter verborgen. (Dergleichen Erdboden iſt viel umb den
Fichtelberg.)


20) Die Farben der Berge/ Erden/ Steine/ und SandesIt. Die Farb der
Berge/ Erden/
Steine/ und San-
des.

zeigen/ was fuͤr Ertze oder Metallen darinnen enthalten: Z. E.
die ſchwartze Farbe zeiget gemeiniglich Gold und Silber an; des-
gleichen auch die gelbe/ braungelbe und rothgelbe: Beede letzten
ſind etwas Eiſenſchuͤßig dabey/ und dahero was unfluͤßig/ denen
doch durch guten Zuſatz zu helffen. (Dergleichen ſind viele umb
den Fichtelberg.) Gruͤn und blau zeiget Kupffer/ die rothe Farb
Eiſen und Kupffer-Ertz/ ſo Eiſenſchuͤßig iſt. Bleich zeiget Eiſen
und Bley. Aſchen- und Dunckelfarb Schwefel. Schwartz-
gelb oder Bleyfarb Vitriol, doch die Farben truͤgen zuweilen.


21) Aus dem Geſchmack der Erden erkennet man die ErtzeIt. Der Geſchmack
der Erden.

auch/ als wann ſie uͤbel und wiedrig ſchmecket/ dann die rohe
Mineralien gemeiniglich einen garſtigen Geſchmack haben/ reine
Erde aber keinen. Es iſt eine gewiſſe Warheit/ daß Gold und
Silberꝛc. offt wohl in einer Erden als Steine und Ertzen ge-
funden werden. Man laͤſſet zur Probe die Erde in reinem
Waſſer bey dem Feuer ein paarmahl aufſieden/ hernach erkal-
ten/ und dann koſtet man das Waſſer. (NB. dieſes gehet an/ wo
einerley Ertz in der Erden enthalten/ wo aber derer viel ver-
miſchet beyſammen/ ſo fehlet es.


22) Wo viel Molche und andere gifftige Thiere ſich haͤuf-It. Die Molche und
andre gifftige
Thiere.

fig aufhalten/ (wie zu Gold-Cronach am Fichtelberg/) da pfle-
gen gerne Gold-Gaͤnge zu ſeyn/ dann ſie lieben dergleichen Oer-
ter ſehr/ wie die Erfahrung bezeiget. Maſſen noch unlaͤngſt in
einer Grube bey Nordhauſen/ die ein ſchoͤn Gold-Ertz in einer
gelbglaͤntzenden Ader fuͤhret/ bey einfallender Wand eine groſ-
ſe Menge der Molche herfuͤr gekrochen/ und von denen Berg-
Leuten wahrgenommen worden.


L l23) Wo
[266]Beſchreibung des Fichtelbergs.
It. Zinnober-Ertze.

23) Wo Zinnober-Ertze gefunden werden/ da ſtehen ins-
gemein reiche Gold-Gaͤnge nicht weit davon.


It. Baͤchlein/ Fluͤß-
lein und Schnee
aus dem Gebuͤrg.

24) Zinnober-Ertz meldet ſich offtermahls durch Qvellen
oder Baͤchlein/ Fluͤßlein/ ſo aus denen Gebuͤrgen herfuͤrbre-
chen/ item durch den Schnee/ ſo auf dem Gebuͤrge lieget/ und
davon/ ſonderlich/ wo es in Menge oder nicht tieff ſtehet/ roth-
gefaͤrbet oder roͤthlich ausſehen.


It. Schwartzroth
oder gelbe mit
weißroth gefaͤrh-
ter Erde.

25) Gold wird gemeiniglich in ſchwartzroth oder gelber
mit weißroth gefaͤrbter Erden/ die einem hartgebrennten Zie-
gelſtein faſt aͤhnlich ſiehet/ gefunden/ ſonderlich wann es allein
und ohne Silber iſt.


It. Weiſſer Kalch-
ſtein oder Erden
zuweilen.

26) Gold wird auch zuweilen in einem weiſſen Kalchſtein
oder weiſſer Erden als in den Spaniſchen Bergwercken Oruro
It. Grau-gelb-ge-
aͤderte mit ſchwar-
tzen Streiffen oder
Flecken vermiſchte
Steine.
und Chianta, wie auch um Nordhauſen in vicinia, oder grauen
gelb-geaͤderten und mit ſchwartzen Streiffen oder Flecklein ver-
miſchten Stein/ als wie im Zitterthal/ in Tyrol/ und im Ho-
henſteiniſchen Territorio gefunden. (Jm Fichtelberg will ich
gantze Schiffs-Flotten mit der letzten Gattung beladen.)


It. Der Ausfluß
des Waſſers an
der Seiten der
Berge.

27) Der Ausfluß des Waſſers an der Seiten der Ber-
ge iſt ein gutes Zeichen/ daß Ertz-Gaͤnge nahe ſind/ weiln ſie
gemeiniglich derſelben Leitroͤhren ſind. Dann es giebt die Er-
fahrung/ daß groſſe Bronnqvellen von Gebuͤrgen/ Kluͤfften
oder offenen Gaͤngen herkommen/ offt Sand und Grieß mit
herausſtoſſen/ in welchen man Gold und Silber findet/ wie
Mattheſius meldet/ und die hin und wieder/ auch vor kurtzen in
Thuͤringen/ ſonderlich an der Schwartza bey Rudelſtadt/ und
in der Saale bey Jena angeſtellte Gold-Waͤſche/ deren Sand
ohne die Flaͤmmlein Gold und Silber haͤlt/ bezeugen. (Wovon
am Fichtelberg an unterſchiedlichen Orten es ſich aͤußert.)


It. Langwieriges
Regen-Wetter
veꝛkundſchaftet oft
die Ertz-Gaͤnge.

28) Von groſſen Platz- oder langwierigen Regen-Wet-
ter werden offtmahls Ertz-Adern oder Gaͤnge entbloͤſet/ und
kan man auch aus dem Floß-Sand/ nachdem ſich das Waſſer
geſetzet/ den Halt eines Gebuͤrges erkundigen.


It. Viele Steine in

29) Wann ein Fall oder Duͤmpffel in einem fluͤßenden
Waſ-
[267]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Waſſer in der Sicherung viel Steine hat/ iſts eine ſtarckeeinem Waſſer-Fall
oder Duͤmpffel.

Vermuthung/ es ſey ein Gang/ oder Floͤtz in der Naͤhe.


30) Wann im Waſſer-Floͤſſen glatte Ertz-Stuͤfflein ge-It. Glatte und rau-
he Ertz-Stuͤfflein
im Waſſer-Floͤſſen.

funden werden/ ſo iſt der Gang vermuthlich weit entlegen/
und muͤſſen ſolche Stuͤfflein im forttreiben mit dem Waſſer
zwiſchen den harten Steinen alſo abgerieben und glatt worden
ſeyn. Wann ſie aber noch rauhe ſind/ oder im Erdreich ſte-
cken/ ſo iſt der Gang nicht ferne. (Beyderley Arten ſind hin
und wieder im Fichtelberg anzutreffen.)


31) Der Geſchmack der Qvellen/ fluͤß- und ſtehenden Waſ-It. Der Geſchmack
der Waſſer an Ge-
buͤrgen/ und der da-
rinnen enthalte-
nen Steinlein und
Sand.

ſer auf und neben denen Gebuͤrgen/ auch der darinn enthaltene
Sand und Steinlein/ ſo man insgemein Gold-Koͤrner nennet/
ſo die alten Wahlen haben wiſſen zu gute zu machen/ meldten
die darinnen enthaltene Ertze an. Und iſt zu bewundern/ NB.
daß dergleichen Ertz in der gemeinen Probe offtmahls nichts o-
der doch gar wenig halten/ im groſſen aber das Jhrige wohl ge-
ben. Wie dann auch eine Art Schiefern in Thuͤringen gefun-
den ſolle werden/ ſo in der kleinen Probe nichts halten/ aber im
groſſen Feuer das Jhrige wohl thun. Dieſer Sand und Stein-
lein ſind offt gediegen/ laſſen ſich platzen und ſchlagen/ oder er-
weiſen doch durch Schmeltzen und auf dem Teſt ihre Guͤte.
(Der gedachten Steinlein und Sand ſind genug am Fich-
telberg.)


32) Man findet zuweiln auch auſſer dem Waſſer in Thaͤ-It. Schoͤne ſchwere
Steinlein und
Sand.

lern ſchoͤne ſchwere reiche Gold- und Silberhaltende Steinlein
und Sand-Koͤrnlein; ingleichen im Moraſt am Gebuͤrge ſte-
cket offtmahls ein herrlich Ertzhaltender Sand/ welcher ausge-
waſchen und gereinigt/ ſich ſchlagen/ oder doch leicht ausſchmel-
tzen laͤſſet.


33) Warme Baͤder und Sauerbronnen zeigen auch in derIt. Warme Baͤder
und Sauerbron-
nen.

Naͤhe liegende oder ſtehende Ertzgaͤnge an.


34) Zu Zeiten ſindet man auch in denen Maͤgen und Ge-It. Maͤgen und Ge-
daͤrme der Forel-
len/ und Koth der
Endten und Voͤ-
gel.

daͤrmen der Forellen/ auch im Koth der Endten und anderer Waſ-
ſer-Voͤgel/ ſo nahe an Gebuͤrgen/ in herfuͤrqvellenden Waſſer
oder Teichen ſich aufhalten/ Ertz-Koͤrner/ und Sand/ wie ſol-
L l 2ches
[268]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ches die Erfahrung bezeiget/ welches auch die in der Naͤhe ſtehen-
de Gold- oder andere Ertze/ daraus die Koͤrner beſtehen/ andeutet.


It. Groſſe Steine
zerſchlagen/ zeigen
zuweilen ihre Me-
tallen.

35) Die Ertzgaͤnge werden bißweiln auch uͤber dem Grund
in groſſen Steinen gefunden/ welche/ wann ſie zerbrochen wer-
den/ ihre Metallen zeigen. Bedeckte Gaͤnge aber ſuchet man
alſo: man nimmet ein Jnſtrument/ ſo an dem einen Ende eine
ſtaͤhlerne Spitze/ womit man graben und hacken kan/ am andern
Ende aber einen ſtumpffen Knopff oder Kopff habe/ die Steine
damit zu zerſchlagen. Hiemit gehet man zu denen Loͤchern des
Gebuͤrges Fußes/ und ſiehet ſich nach Steinen umb/ die ſchlaͤgt
man in Stuͤcken entzwey/ findet man ſie nun Metalliſch/ ſo ſie-
het man/ wie der Ort liegt/ und woher die Steine kommen oder
fallen koͤnnen/ welches unfehlbar von einem hoͤhern Ort geſche-
hen muß/ und alſo folget man der Spur dieſer Steine auf dem
Berg ſo lange nach/ biß man einen dergleichen Stein wieder fin-
det/ und wann man ſo hoch kommen/ daß keine dergleichen Stei-
ne mehr zu ſehen ſind/ ſo iſts ein gewiſſes Zeichen/ daß allda her-
umb der Gang ſeinen Anfang habe/ allwo man dann die Erde
oͤffnet/ und die Bergwercke verfolget/ nachdem die Ertz-Adern
fuͤhren und leiten.


It. Eiſenſchuͤßige
Berg-Art oder
Glantz/ oder Wiß-
muth in der Tham-
Erden.

36) Schuͤrffende Bergleute machen ſich gute Hoffnung/
wann ſie in der Thamm-Erden eine Eiſenſchuͤßige Berg-Art/
oder einen Glantz- oder Wißmuth-Gang finden/ dann alſo iſt an
gutem Erfolg nicht zu zweiffeln.


It. Alte tieffe Gaͤn-
ge.

37) Alte Gaͤnge ſind die beſten/ je tieffer und breiter ein
Gang nun iſt/ je aͤlter iſt er auch/ wo aber der Gaͤnge Streichen
ſich fern erſtrecken/ ſelbſt verliehren/ und nicht abſchneiden/ iſt es
ein boͤſes Zeichen.


It. Laimichte Erde
mit gediegenem
Schliech.

38) Laimichte Erde in ſich haltend einen gediegenen Schlich.


39) Feiſte Erden ohne Ertz/ ſchwartz/ weiß/ gelb/ roth/ gruͤn/
It. Feiſte Erde oh-
ne Ertz/ gefaͤrbt.
Dieſe und folgen-
de ſind lauter gar
gewiſſe Kennzei-
chen der Ertz Gaͤn-
ge.
blau; it. 40) dieſe Farben: Berg-Schiefer-Spangruͤn/ ſo
Kupffer anzeigen. 41) Laſur/ weiſſer Arſenic, Silberglette
zeigt Silber an. 42) Zinnober und Bergroͤth/ ſo Gold oder
Silber andeutet/ oder beede miſcirt; 43) Opperment, rother
Schwefel/ oder Goldglette/ ſo Gold bedeutet. 44) Laſur mit
Berggruͤn
[269]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Berggruͤn und Opperment vermenget/ zeigt ein reich Gold-Ertz
an. 45) Roſtig Geſtein und Erden deutet auf Eiſen. 46) it.
Wo Ertz zu Tage ausbricht. 47) Duͤnne Ertzblaͤttlein dem
Talck gleich in Steinen oder Felßen. (Wie auf dem Fichtel-
berg.) NB. Item 48) Kieſigte/ laimigte und mit trockener Er-
den oder mit Kluͤfften vermengte Gaͤnge/ ſo gleich mit in die
Teuffe fallen. Item 49) Braun-ſchwartz-leber- und hornfar-
ber Kießling. 50) Grober Sand in Bergen. 51) Blau-
ſchwartz- oder melirter Schiefer. 52) Kalchſtein. 53) Groß Ge-
ſtein mit viel kleinen ſchwartzen Steinlein vermiſcht/ zumahl ſol-
che gantze Keilberge. NB. ſo gewiß Silber andeuten. 54) Wo
ein trefflich Geſtein mit einer edlen Klufft iſt zuſammen geſetzt/ und
die Rinnen des Gangs Ertzreich iſt/ und ſein Seyger gericht in
der Teuffe faͤllt/ iſt ein trefflich gutes Zeichen/ dann gewißlich
da der Schatz der Gruben vorhanden iſt. 55) Da offt ein ſicht-
barer Rauch und Dunſt/ wie von einem heiſſen Waſſer auffaͤh-
ret von der Erden. 56) Wo die Baͤume kleine und unkraͤfftige
Fruͤchte tragen wider ihre Natur. 57) Wo ſich viel Wit-
terung zeiget/ die ſiehet man nehmlich bey Nacht als ein fun-
ckendes Feuer/ als ob man Buͤchſen-Pulver nach der Laͤnge her-
gezettelt und foͤrderſt angezuͤndet haͤtte/ ſolch einen Streiff oder
Bogen nimmet ſie vor ſich offt von Morgen gegen Abend/ \&
vica verſa, oder von Mittag gegen Mitternacht/ \& v. v. und alſo
von einer jeglichen Stund oder Theil des Berg-Compaßes den
Compaß durchſchneidet mit einer geraden Linie in die nechſte
Stunde gegen uͤber/ welcher Compaß dann in 24. Stunden o-
der Theile getheilet iſt. Je groͤſſer nun dieſe Witterungen ſind/
je unzeitiger iſt noch das Ertz. Wie aber die Witterung ſtreichet/
eben ſo ſtreichet auch das Ertz: welches aber wegen der Witte-
rung noch in primo ente liegt. Weiſſe Witterung zeiget an
weiße Metallen/ als Bley/ Zinn/ Silber. Rothe Witterung
zeiget rothe Metallen an/ als Eiſen und Kupffer. Gelbe Wit-
terung zeiget gelb Metall an/ als Gold.


58) Vom Primo ente auri iſt dieſes in ſpecie zu mercken/Primum en-
auri.

daß/ wo dieſes iſt/ da machet es fruͤhe Bluͤthe/ fruchtbare Baͤu-
L l 3me/
[270]Beſchreibung des Fichtelbergs.
me/ und Erdboden/ und renovirt die alten Baͤume/ ob ſie auch
ſchon in 20. Jahren keine Frucht getragen. 59) Wann aber
gar Flammen und Zwizern geſehen werden/ ſo mercke/ daß das
Metall aus dem primo ente kommen/ und in die Coagulation ge-
treten. Alle dieſe Zeichen nun deuten gewiß Ertz-Gaͤnge an.


Geſtalt und Farben der Gold-Koͤrner/
wie ſie Sebaſtian
Verſoin ſeinem Wahlen-Buͤchlein
beſchrieben:


Geſtalt und
Farben der
Gold-Koͤrner.

1) Etliche Gold-Koͤrner ſind roth/ wie roſtig Eiſen; 2)
Etliche wie Granaten/ dunckel/ durchſichtig; 3) Etliche kuglicht
rund; 4) Etliche wie Erbſen; 5) Etliche wie Bohnen; 6) Etliche
ſehen wie Pech aus; ſind auch gut. 7) Etliche zerſpringen wie
Glaß im Zerſchlagen/ ſind gut. 8) Etliche ſehen rauh/ grau/ und
Bleyfarb aus/ ſind mild und muͤrbe/ ſind auch gut. 9) Etliche
graulicht wie Mohnfarb/ oder 10) blau inwendig mit einem fri-
ſchen Glantz. 11) Etliche laſſen ſich fletſchen und plezen wie Bley/
dieſe NB. ſind die beſten. 12) Gold iſt auch in weiſſen Kieſelſtei-
nen/ die blaue Aederlein haben.


Gluͤcks- oder
Wuͤnſchal-
Ruthe.

Letztlich kan man die Ertze auch durch die Gluͤcks- oder Wuͤn-
ſchel-Ruthe finden/ wann man nehmlich einen kleinen Zwieſel-Aſt
oder einen alſo

[figure]

gebogenen Drath in die Hand faſſet/ und
im feſten Glau-ben/ ungezweifelter Imagination, (daß die
Ruthe ſich beugen werde/ wann man das Ertz in der Reihe nen-
nen wird) die Ertze und die Oerter nennet/ bey welchem ſich
nun die Ruthe beuget/ das iſt der Ort und das darinnen anzu-
treffende Ertz. NB. Es muß aber der Ruthen-Gaͤnger eines
beftaͤndigen unpartheyiſchen und ſedaten Gemuͤthes ſeyn und un-
verruckter Gedancken/ ſonſten fallirt die Ruthe; dann das Ge-
muͤth iſt der Director derſelben/ und kan man auch andere Dinge
auf dieſe Art ſine DEI offenſa, ſine religionis injuria ausforſchen.
Conf.Johann Gottfried ZeidlersPantomyſterium, Paracel-
ſum
und Fr. Baſilium Valentinum im Bergbuch.


Beſchrei-
[271]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Beſchreibung derjenigen Oerter auf/ an/ und umb
den Fichtelberg/ welche von Gold/ Silber/ Edelge-
ſteinꝛc. ehehin fuͤndig beſchrieben
worden.


Vom Fichtel-See

ſchreibet Giovanni Carnero, ein Venediger/ und Joh. SchottFichtel-See.
alſo: Dieſer See ſey in des Hn. Marggrafen Land anzutreffen/
zu hoͤchſt auf der See-Lohe/ und ſey auf 40. Claffter nicht zu er-
gruͤnden. Man ſolle zu oberſt auf dieſem Berg etwan einerWie die Gold-
Steine auf dem
Fichtelberg zu
erkennen?

Spannen tieff einſchlagen/ ſo finde man gar gruͤne Steine/ wann
man dieſe in einer Gluth waͤrmet/ ſo wuͤrden ſie roth/ und wann
man ſie dann zu Silber leget/ ſo werde aus dieſen Steinen gar
gut Gold/ welches bißher allen Menſchen verborgen geblieben.


NB. Es ſagt auch dieſer Venediger/ Gold liege auf etlichenAuf eine andre
Art.

Gebuͤrgen im Fichtelberg wie Steinhauffen auf der Erden/ und
werde alſo erkannt: Nimm Wohlgemuth/ thue es in einen Ha-
fen/ gieſſe Regen-Waſſer daran/ daß es uͤber das Kraut gehe/
wirff ein wenig Gold darein/ laße es wohl ſieden/ dann laſſe es
wieder kalt werden/ und beſprenge die Steine mit dieſem Waſ-
ſer/ lege es in ein Feuer von Hopffen-Reben gemachet/ welche
roth werden/ die nimm/ und ziehe ſie zu Goldſchlich/ ſo wird dar-
aus ohne allen Zuſatz ein gut Gold.


Carnero ſpricht/ und zwar mit Recht/ aus dem FichtelbergLauff der 4.
Fichtelbergi-
ſchen Haupt-
Fluͤße.

entſpringen 4. Schiffreiche Waſſer/ als der Mayn/ der laufft
gegen Occident, die Nabe gegen Suden/ die Eger gegen Orient,
die Saale gegen Norden.


Zelle: Saale.

Zu Zelle ſoll einer vor Alters gewohnet haben/ Hilde-Zelle.
brand genannt/ der zu Hof 9. Haͤuſer gebauet/ und das Ertz da-
zu gehohlt haben ſoll/ wo die Saale am Fichtelberg bey Zelle
entſpringet/ welches der Schmied zu Zelle (ehedeſſen nehmlich)
wohl weiß.


Bey dem Urſprung der Saale findet man ein Loch/ deſſenSaale. Weiſſe
Laſur-Erde.

Erde
[272]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Erde wie ein weiſſer Laimen iſt/ NB. wann dieſe ein wenig von
der Sonnen gedoͤrret wird/ ſo faͤrbt ſie wie eine blaue Laſur/ daß
man alſo wohl etwas mit machen und anſtreichen kan. Jn die-
ſer Gruben oder darunter/ daneben/ dabey ſchlage einen Sinter
durch den Laimen/ bey 1. biß 5. Ellen tieff/ ſo findeſtu einen rei-
Gold-Gang.nen und wohlgediegenen Gold-Gang/ und von dannen einen
Armbruſt-Schuß weit bey dem Fluͤßlein gegen Hoff zu/ da ſte-
het auf einem kleinen Buͤhl eine Tanne mit vielerley Zeichen an
der Rinden/ woſelbſt man findet dreyerley theure Marcaſiten/
Gold-Silber-
Kupffer-Marca-
ſit.
als Gold/ Silber/ Kupffer. Der Huͤgel iſt mit Reißig ver-
hauen/ NB. daß es nicht jedermann finde/ wegen des Huͤgeleins
und Fluͤßleins allda/ damit es verblendet iſt. NB. darunter fin-
det man des Hildebrands ſeinen Marcaſit. Carnero.


Luchsburg bey Wunſidel.

Luchsburg.

Dieſes Gebuͤrg nahe bey Wunſidel am Fichtelberg iſt ei-
ner unuͤberwindlichen ſchrecklichen Hoͤhe; darauf ſiehet man alte
Gold und
Silber.
Stollen/ und unterſchiedliche Gaͤnge/ darinnen findet man Gold
und Silber/ und das iſt nahe bey denen alten Schloͤſſern/ ſo vor
Zeiten Raub-Schloͤßer derer von Losburg geweſen/ daher die-
ſer Berg den Nahmen hat. Vor dem einen Schloß gegen dem
Thor herauswaͤrts zur rechten Hand iſt ein alt Gewoͤlb oder
Keller in die Erden hinein/ dafuͤr liegt ein ſehr groſſer Stein/
darinnen liegt ein ſehr groſſer eiſerner Kaſten mit einem un-
Schatz von
Gold/ Sil-
ber und Kleino-
dien.
glaublichen Schatz von Gold/ Silber/ und Kleinodien/ dieſer
ſtehet auf einem viereckigten kupffernen Keßel/ der iſt voll ge-
miſchter Gulden einer Ellen hoch und breiter dann eine Ellen/
Goͤldene Crone.oben auf ſtehet ein Kupffern Gefaͤß/ darin iſt eine goͤldene Cro-
ne und ſchoͤne Kleinodien von Edelgeſteinen/ ſo ehemahls die
Herren von Losburg einem Koͤnig abgeraubet/ und dahin ver-
graben/ wie das Schloß iſt zerſtoͤhret worden. Wann du ihn
ſuchen wilſt/ ſo ſuche ihn unter der Staffel/ da iſt ein viereckicht
Loch/ darinnen der Schatz ſtehet/ darum muͤſſen die Staffeln
von oben herab biß auf den Grund zur unterſten abgebrochen
werden. Am Sonntag Epiphanias iſt er am beſten zu heben.
Probatum eſt. Carnero. Jch meines Orts halte dafuͤr/ wann
es
[273]Beſchreibung des Fichtelbergs.
es wahr waͤre/ daß jemahls ein ſolcher Schatz hier geweſen/ es
haͤtte ihn Carnero mit andern ſeinen Geſellen laͤngſtens gehohlet/
wenigſtens ſind die Staffeln alle abgebrochen/ alſo daß man dieſer
Muͤhe ſchon uͤberhoben. Nicht weit von dieſem Berg entſprin-
get die


Coͤßein/
Coͤßein.

ein Fluͤßlein/ ſo ſich bey Redwitz in die Trebenitz ergeußt/ bey die-
ſem Baͤchlein gehe biß an den Urſprung/ ſo ein ſtarcker Bronnen
iſt/ darinnen ſind ſchwaͤrtzlichte Koͤrner/ ſo groß als eine Erbiß/ undSchwartze
Gold-Koͤr-
ner.

auch kleiner/ dieſe wirfft der Qvall im Herausflieſſen mitten im
Bronnen in die Hoͤhe/ wie den Sand/ und kein Menſch kennet
ſie/ die ſind gut Gold/ und gehet der dritte Theil davon ab/
traͤgt man ſie zum Goldſchmied/ ſo giebt er vor das Pfund 9.
Rthl. Carnero. NB. Anno 1699. Menſe Auguſt. hat mich ein Bau-
er dahin gefuͤhret/ welcher mich verſichert/ daß die welſchen He-
chel- und Mauſefallen-Traͤger etliche mahl allda geſichert. Jch
traffe auch wuͤrcklich eine alte blechene Pfanne daſelbſt nebſt be-
ſagten Koͤrnern an/ wie gut ſie aber ſeyn moͤgen/ weiß ich nicht.


St. Conradsberg bey Wunſidel.
St. Con-
radsberg.

Auf dieſem Berg iſt ein baufaͤlliges Kirchlein/ St. Conrad genannt/
(ſo nun aber ſchon lange gar eingegangen) dabey iſt ein uͤberaus
ſchoͤner koͤſtlicher und Waſſerreicher Bronnen/ darinnen wachſenSchwartz-
braune
Gold-
Steine.

Goldſteine wie Huͤner-Eyer/ und ſind von auſſen ſchwartzbraun/
ſo man aber ſolche mit einem Hammer zerſchlaͤgt/ ſchimmert das
helle und klare Gold heraus. Es werden auch in dieſem Bronnen
Perlnlein zu gewiſſen Jahrs-Zeiten/ als zu Michaelis/ gefunden/ dasPerlnlein.
habe ich in der That ſelbſt war befunden/ ſchreibet Carnero. Jch
aber habe nichts gefunden. Zwiſchen


Wunſidel und Nagel

gehe in das Holtz zur rechten Hand/ ſo findeſtu 2. Felßen/ und denHoltz zwi-
ſchen Wun-
ſidel und
Nagel.

dritten Felß/ da iſt es wie ein Backofen/ und gegen Mittag am
Felßen ſtehet ein Endten Fuß/ da hebe den Stein auf/ kreuch in
das Loch/ ſo wie ein Fuchsloch iſt/ vor dem Loch ſtehet eine ge-
ſtuͤmmelte Buche mit 7. Aeſten/ raͤume daherum hinweg/ du
M mfindeſt
[274]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Gold-Zapf-
fen.
findeſt Gold als Eiß-Zapffen. Verſo. NB. Wann man von Wun-
ſidel auf Leipoldsdorff zu denen Weyern kommet/ da treibt das
Weiſſe Mains-Baͤchlein das Werck/ darinn findet man ſchwar-
tze und glaͤntzende Steine als ein Spiegel. Nicht weit vom Weiſſen
Schimmel-
bruͤnnlein.
Mains-Baͤchlein iſt das Schimmelbruͤnnlein/ da liegen ſchwartze
und glaͤntzende Steine wie ein Spiegel/ die ſind gut Gold/ unter
demſelben Stein aber iſt ein Gold-Gang. Zu


Biſchoff-
gruͤn.
WeiſſerMain.

Biſchoffsgruͤn frage nach dem Weiſſen Main/

gehe darnach hinauf/ biß das Waſſer uͤber einen hohen Felßen
herab faͤllet/ daſelbſt nimb eine fichtene Ruthe/ decke ſie uͤber dich/
und gehe durch den Strohm/ der vom Felßen herab faͤllet/ und
wann du hindurch kommeſt/ ſo iſt ein Loch in dem Felß/ allda krie-
Gold-Koͤr-
ner.
che hinein/ darinnen findeſtu Gold-Koͤrner in einem Gang/ und
iſt aller Gezeug darinnen. Carnero.


NB. Anno 1699. Menſ. Auguſt. habe ich dieſen Ort in Augen-
ſchein genommen/ und die Koͤrner gefunden/ von deren Guͤte ich
aber keine Probe genommen.


Gehe den Weiſſen Main hinauf auf einen Felßen/ ſo findeſtu 2.
✠✠ eingehauen/ ſiehe dich umb/ ſo findeſtu drey Bletzen an einem Bir-
cken-Baum eingehauen/ darunter findeſtu einen verdeckten Stollen/
der iſt ſehr gut und reich/ ſchmeltze das Ertz in einer Schmieden/ gehet
nicht mehr dann der 4te Theil ab/ derſelbe Stollen iſt nicht viel
Gold und
Granaten.
gearbeitet/ darinnen iſt ein reicher Gold-Gang und Granaten
Ertz/ ſchmeltze ſie/ wie gemeldtet/ es brauchet keinen andern Zuſatz/
als den Sinter in der Schmieden. Carnero.


Bey der Bi-
ſchoffsgruͤ-
ner Kirchen
am Waſſer
ein Silber-
Gang.

Zu Biſchoffsgruͤn nicht weit von der Kirchen fleußt ein
Waſſer uͤber herunter dem Stein/ darnach ſind zwey Steine/ da
findeſtu einen Stollen/ den decke auf/ darinnen iſt ein Silber-
Gang/ und liegt ein grob Geriele vor dem Stollen/ trage das
Ertz zu einem Goldſchmied/ ſetze zu drey Pfund nicht mehr dann
ein Viertel Theil Bley/ daß iſt der Zuſatz und ſonſten nichts.
Anonymus.


Weiſſe Koͤr-
ner.

Zu Biſchoffsgruͤn auf der Forſt-Wieſen/ der Foͤrſter-Bron-
nen genannt/ iſt druͤber Gereiſch/ da ſind weiſſe Koͤrner. idem.


Wann du von Biſchoffsgruͤn nach dem Hohenſtein ge-
heſt/
[275]Beſchreibung des Fichtelbergs.
heſt/ und dahin kommeſt/ ſo ſieheſtu gerade die Kirche zu Bi-
ſchoffsgruͤn/ uͤber demſelben Stein flieſſet Waſſer uͤberhin/ unter
demſelben ſind zwey Steine/ da findeſtu einen Stollen/ decke ihn
auf/ darinnen iſt ein Gold-Gang/ und liegt eine groſſe RindeGold-Gang.
dafuͤr/ ſetze demſelben Ertz drey Pfund (alias ein Pfund/) zu vom
Bley ein Pfund/ (alias ein viertel Pfund) es darff ſonſten keinen
Zuſatz zum ſchmeltzen. Carnero.


Zu Biſchoffsgruͤn frage nach dem Thollenſtein/ wann du
da biſt/ ſo ſiehe nach Biſchoffsgruͤn/ uͤber demſelben Stein iſt
ein Stollen/ das Waſſer faͤlt uͤberhin/ da liegt eine Ranne oder
Schock dafuͤr/ das mache auf/ ſo findeſtu einen Silber-Gang/
ein Pfund gielt viel/ da ſetze ein Viertel Bley zu einem Pfund
Silber. Anonymus.


Zu Biſchoffsgruͤn an einem Felßen ſtehet ein Oſterlaͤmlein
gehauen/ da raume das Moos hinweg/ und krieche hinein unter
dem Laͤmlein/ ſo findeſtu einen maͤchtigen Gold-Gang/ giebt Ara-Gold gleich
dem Arabi-
ſchen.

biſch Gold. Idem.


Zu Biſchoffsgruͤn frage nach dem Steig nach Weiſſenſtadt/
ſo kommeſtu in das lange Holtz/ zu demſelben flieſſenden Baͤch-
lein uͤber den Weg gehe zur rechten Hand/ dem Baͤchlein zur lin-
cken daſſelbe hinauf/ das entſpringet aus dem Schneeberg/ iſt ein
groſſer Bronnen/ darinnen findeſtu viel ſchwartze Koͤrner/ dieSchwartze
Gold-Koͤr-
ner.

ſind ſehr gut/ der Goldſchmied giebt vor das Pfund 10. biß 13. fl.
Idem, und Carnero. NB. das Baͤchlein ſoll Schoͤnbach heiſſen. Fra-
ge nach dem


Moosbach/
Moosbach.

gehe an demſelben hinauf/ biß du ein Creutz in einen Felßen ge-
hauen findeſt/ allda ſiehe dich umb/ ſo wirſtu einen Buchſtaben
finden an einer Tannen geſchnitten/ darunter ſuche einen verdeckten
Stollen mit einem Stein/ den thue hinweg/ ſo findeſin Gold-Gold-Gaͤn-
ge.

Gaͤnge. Zu einem Wahrzeichen iſt ein Trog und eine Kratzen
dabey. Dieſer Moosbach liegt zwiſchen Biſchoffsgruͤn und
Warmer Steinach/ bey welcher auch der ſo genannte Bach da-
her rierend Moosweyer lieget/ ſo werden auch an bemeldtem
Moosweyer drey verdeckte Stollen liegen. Carnero, Anonymus.


M m 2Am
[276]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Milmeiſel.

Am Steig von Milmeiſel

gegen Biſchoffgruͤn/ ſo man uͤber die Warme Steinach kommet/
eine Ackerlaͤnge zu einem Bronnen/ an demſelben gehe ſtracks
Gold-Koͤr-
ner.
hinauf/ in demſelben Fluͤßlein findeſtu Koͤrner/ die laſſen ſich flet-
ſchen/ und iſt gut Gold. Kommeſtu allda uͤber das Waſſer/ die
Kalte Steinach genannt/ ſo eine gute Ackerlaͤnge/ iſt ein guter
Gold-Ertz
wie Haſen-
Koth.
Steig/ in demſelben Fluͤßlein (alias Felßlein/) iſt Ertz gleich ei-
nem Haaſen-Koth/ ſo man es zerſchlaͤgt/ iſt es lauter Gold/
ſchmeltze es in einer Schmieden/ als wann man Eiſen ſchmeltzt/
du bedarffſt keinen Zuſatz/ gehet nur der 4te Theil ab. Carnero
und Anonymus.


Bey Meel- oder Milmeiſel gehe den Steig hinauf/ ſo finde-
ſtu ein Zeichen in einer Fichten/ da gehe fort einer Ackerlaͤnge/
ſo findeſtu zwey Zeichen/ dazwiſchen einen Stollen eine Klaffter
tieff mit Brettern bedeckt/ darinnen findeſtu einen ſchwartzen Gang/
Gold-Koͤr-
ner.
iſt gleich dem Lettenthon/ da ſind Gold-Koͤrner. Verſo.


Gegen Muͤhlmeiſel einem Doͤrfflein am Fichtelberg iſt ein
weiſſer Eckſtein an der Kirchen/ gerathe am Fichtelberg/ dann ge-
he den Berg hinauf den Nabel/ (vielleicht Nagel/) ſo kommſtu an
die Wieſen an das Waſſer/ heiſſet die Nabe/ gehe an die Nabe
hinauf biß auf das erſte Baͤchlein/ ſo von der rechten Hand hin-
ein faͤllet/ und heiſſet Kraͤtznitz/ im ſelben Baͤchlein gehe wieder
hinauf/ nehmlich an der rechten Hand/ und ſiehe dich umb nach
dem Stein-Felß/ ſo findeſtu ein Zeichen/ einen Ochſenkopff einge-
hauen/ darnach gehe wieder uͤber das Baͤchlein/ biß du ein Creutz
in einen Felßen gehauen findeſt/ ſchreitte uͤber das Waſſer zur
rechten Hand/ ſo faͤllet abermahl ein Fluͤßlein in das Baͤchlein/
darinn findeſtu Koͤrner klein und groß/ laſſen ſich flaͤtſchen/ das iſt
Gold-Koͤr-
ner.
ſehr gut Gold. Anonymus.


Jngleichen gehe foͤrder uͤber zur rechten Hand/ ſo findeſtu ei-
ne Grube/ decke auf/ ſo findeſtu ein Loch/ darinnen iſt ein Stein/
Gold.der iſt gut lauter Gold/ es liegt auch Geraͤthe dabey. Idem.


Jngleichen gehe wieder an Albenſtein hinauf zur lincken Hand/
da der Bach hineinfaͤllt/ da findeſt du einen alten Stollen eines
Spieſſes lang/ oder wohl tieffer/ darauf ſtehet eine Buche/ in dem-
ſelben
[277]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſelben Stollen ſtehet ein Silber-Gang/ das Ertz roͤſte/ und ſichereSilber-
Gang.

es. Hanß Beer zum Brand weiß den Ort. Idem.


Gehe gegen Muͤhlmeiſel einem kleinen Flecken/ liegt andert hal-
be Meilen (Jtaliaͤniſche nehmlich) vom Fichtelberg/ ſo kommſtu zu
ſogenanntem Berg/ da ſtehet eine Kirche/ darinnen raſtet St. Mar-
tin/ wie ich ſelbſten geſehen/ und gehe fort hinab an das Waſſer die
Naabe/ an dem Waſſer gehe ich hinauf ſo lange/ biß das erſte Waſ-
ſerbaͤchlein in die Naab flieſſet/ ſo ſiehe dich um nach einem Zeichen
2 X O alſo gemachet/ da iſt ein Stein/ den hebe auf/ darunter fin-
deſt du Koͤrner/ die laſſen ſich floͤtzen/ darinnen iſt gut Gold. GeheGold-Koͤr-
ner.

dann hinuͤber biß zur lincken Hand/ ſo findeſt du ein Gereich/ das
decke auf/ darinnen ſtehet ein Stein/ der iſt ſcheinbarlich/ darinnen
iſt fein Gold. Ein ungenannter Venetianer de dat. 1301.

Gold.

Am Steig von Meelmeiſel gehe gen Biſchoffgruͤn/ etwan eine
Ackerlaͤnge davon oder nicht ſo weit gegen der lincken Hand/ da
iſt eingeſchnitten eine Hand und eine Miſtgabel/ nahe dabey iſt ein
Loch/ darinnen iſt gut Gold-Ertz. Idem.

Gold-Ertz.

Zu Muͤhlmeiſel gehe am Steig auf Kemnath/ an dem erſten
Bach/ an den du kommeſt/ gehe am Bach zur rechten Hand/ da
wirſt du finden ein Zeichen in einer Fichten/ gehe ferner eine Acker-
laͤnge/ ſo findeſt du 2. Zeichen/ zwiſchen denen zween Zeichen findeſt
du einen Stollen einer Lachter tieff/ der iſt verdeckt mit Brettern
und Mooß/ mache auf/ und fahre ein/ ſo findeſt du einen ſchwartzen
Letten-Gang/ darinnen ſehr gute Gold-Koͤrner ſind. Anonymus.

Gold-Koͤr-
ner im
ſchwartzen
Letten.

Von dannen wandere auf Knoͤchburg/ Knoͤchbuͤgel oder Hoͤ-
chelberg/ da findeſtu einen Felßen 3. Gerten hoch/ darauf ſind ge-
hauen 3. X. oben 2. unten 1. unter demſelben Creutz gehet ein
Loch in den Felßen/ haue die Steine heraus/ roͤſte ſie in einem neuenGold- Stei-
ne.

Hafen/ ſo iſt es dem Gold gleich. Idem.


Zu Muͤhlmeiſel frage nach einem Bach/ welcher der


Ziegenbach oder Geißbach
Ziegen- oder
Geißbach.

heiſſet/ dem gehe biß an ſeine Qvelle nach/ daſelbſt ſiehe dich nach
einem Stein umb/ daran ein Creutz gehauen/ darunter iſt ein
Schacht 2. Lachter tieff/ worinnen ein ſehr reicher Goldgang ent-Gold-Gang.
halten. Carnero. Anonymus.


M m 3Am
[278]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Am Fichtelberg Frage nach einem Dorff/ heiſſet

Sand.

Sand/

liegt 3. Viertel Meilen von Eger/ darinn iſt ein Muͤller/ der weiß ei-
nen Ort/ da Stuͤcker Gold in Eyer Groͤße zu finden/ das Waſſer
dabey iſt faſt wie die Eger/ darinnen ſind auch mittelmaͤßige Koͤrner/
Gold.die ſich fletſchen laßen/ und halb Gold ſind; ſehet euch aber fuͤr vor
Geiſt da-
ſelbſt.
dem Huͤtter-Geiſt/ der vertreibt die Leute. Carnero und Anonymus.
Das gedachte Dorff ſoll bey St. Thomas liegen/ der Muͤller a-
ber die Leute umb Geld und Gaben willen dahin weiſen/ allein die
Arge Geiſteꝛ.
Urſprung
der Nabe.
Geiſter ſind arg. Der unbenannte Venediger ſub dat. 1301.


Am Urſprung der Naabe

Gold/ Sil-
ber/ Edel-
ſteine.

zu oberſt fallen 3. Fluͤßlein nacheinander in die Naabe/ im oberſten
zur lincken Hand im Feld ſind Gold/ Silber/ Edelgeſteine. Car-
nero. Anonymus.
Jn dem unterſten/ das darein faͤllet/ findet man
wunderlich Ertz und Edelgeſtein. Der unbenannte Venediger
ſub dato 1301. Gehe an dem Waſſer


Kalte Stei-nach.

die Kalte Steinach

hinauf/ zur lincken Hand faͤllet ein Baͤchlein Moosbach hinein/ an
dieſem gehe zur lincken Hand hinauf/ ſo findeſtu einen Stollen oder
Silber-
Gang. Gold-
fletzen.
Gang von Silber/ darunter ſtecket auch Ertz gleich einem Kuͤhe-
koth/ ſo findeſtu Goldflezen/ die ſind lauter Gold. Carnero.Schott.


Frage nach Moosbach/ von dannen gehe gen


Hirſchleuten
oder Hir-ſcheud.

Hirſchleuth.

Bey Hirſcheud iſt ein altes Dorff/ das ſtehet nahe dabey/ da iſt ein
Bronnen/ da liegt eine Buchen nach der Seiten/ raume das Moos
hinweg/ findeſtu das Loch als einen alten Keller/ ſo gehe hinein/ da
Gold und
Silber.
findeſtu Gold und Silber nach Wunſch. Der unbenannte Ve-
nediger ſub dato 1301.


Gehe von dem Doͤrfflein Wohl nach der Waage fragend
hinauf/ oder gehe von Mielmeißeln die Naab/ und das erſte Waſ-
ſer/ das zur rechten Hand herein in die Naab faͤllt/ das heiſſet die


Begnitz-
Fluß beyMielmeiſel.

Begnitz/

daran gehe zur rechten Hand hinauf/ und ſiehe dich umb neben dem
Steinfelß/ ſo findeſtu das erſte Zeichen/ nehmlich einen Ochſenkopff
ein-
[279]Beſchreibung des Fichtelbergs.
eingehauen/ darnach wieder uͤber das Baͤchlein/ biß du ein Creutz
in einem Felßen gehauen findeſt/ daſelbſt ſchreite wieder uͤber das
Baͤchlein/ zur rechten Hand faͤllt abermahl ein Fluͤßlein in das
Baͤchlein/ in beeden findeſtu groſſe und kleine Koͤrner/ die ſich flet-Gold-Koͤr-
ner.

ſchen laſſen/ und ſind gut Gold. Dann gehe zur rechten Hand
hinunter/ ſo findeſtu ein Broͤnnlein mit Moos bedeckt/ das decke
auf/ ſo findeſtu ein Loch darinnen/ allwo Steine gut lauter GoldGold-Stei-
ne.

ſind. Probatum eſt. Carnero. Schott.


Gehe weiter im Altenſtein hinauf lincker Hand/ daAltenſtein.
der Bach hineinfaͤllt/ da iſt ein alter Stollen/ eines Spießes lang/
darinn iſt ein Silbergang/ roͤſte und ſichere das Ertz/ ſo wirſtu esSilbergang.
leicht ſchmeltzen/ und einen groſſen Schatz finden. Carnero. Schott.


Ferner frage nach dem


Eichhoͤrnleinsberg
Eichhoͤrn-
leins Berg.

von der Naab/ da das Waſſer in die Weyer gehet/ da ſtehet eine ab-
gehauene Tanne/ und ein Stumpff/ unter der Tanne/ raͤume die
Wurtzel weg/ ſo findeſt du das beſte Gold/ auch Edelgeſtein und Ru-Gold/ Rubi-
nen/ Edel-
ſteine.

binen: Dann die Waldhuͤner haben gerne ihren Auffenthalt allda.
Iidem.


Am Hornberg an der Naab frage weiter nach dem


Heyters- oder Thonhaͤuſers-Teich.
Thonhaͤu-
ſers Teich.

Eine Ackerlaͤnge ob dem Teich bey dem Furth ſtehet ein aufgehaue-
ner (alias beſchrittener) Baum/ dabey iſt eine Grube mit Holtz uͤ-
berlegt/ raͤume aus/ darinnen findeſtu einen herrlichen gediegenen
Goldgang und die beſten Edelgeſteine. Dieſes iſt erſunden wor-Gold-Gang
und edle
Steine.

den An. 1661. Carnero. Schott. Anonymus. NB. Nach dieſem
Berg und Teich muß man zu Ebnath in der Pfaltz fragen. ibid.


Zu Auersberg frage nach der Naabe/ und an dem Auers-
berg bey des Dannhaͤuſers Teich/ da das Waſſer uͤber den Teich
gehet/ da ſtehet ein abgeſchnittener Baum rumb bey einer Gruben/
da findeſtu gediegen Gold/ dieſer Berg iſt eine halbe Meil von
Duͤrſchenreuth. Sic Anonymus.


Dannhaͤuſers-Berg.
Dannhaͤu-
ſers-Berg

Zu Ebnath frage an die Naabe/ eine Ackerlaͤnge ob dem Teich
und
[280]Beſchreibung des Fichtelbergs.
und dem Furth ſtehet ein geſcheelter Baum/ dabey eine mit Holtz
belegte Gruben/ raͤume auf/ darinnen findeſtu gediegen Gold und
Gold/ edele
Steine.
Edelgeſtein. Idem.


Horuberg/
neuer Teich.

Gehe an die Naabe an dem Hornberg/ frage nach dem neuen
Teich/ eine Ackerlaͤnge ob dem Teich bey dem Furth iſt eine mit Holtz
Gold/ Dia-
manten/ Ru-
bin.ꝛc.
belegte Grube/ raͤume auf/ da findeſtu einen Goldgang/ Edelgeſtei-
ne/ Djamant und Rubin. Idem.


Haͤndels-Grube bey

Die Handel-Haͤndel- oder Henckers-Grube

iſt nicht weit von Redwitz/ da iſt gediegen Gold-Ertz/ gilt das Pfund
Redwitz.14. fl. Carnero. Schott. Der unbenannte Venediger 1301. Ein
Gold und
Silber.
anderer Anonymus ſchreibt/ gediegen Silber ſey daſelbſt.


Leutendorff.

Nahe bey Leutendorff/ eine Viertel Meile gegen Wohnſidel
Gold-Kieß.und Waltershoff iſt ein Gold-Kieß/ roͤſte ihn/ ſo findeſtu Gold.
Carnero. NB. Dieſer Ort iſt wie ein Gewoͤlb von einem Keller-
halß ausgearbeitet/ unten/ wann man mit dem Fuß ſtampfft/
lautet es hohl. Die Bauern zu Wendern und Leutendorff heiſſen
es die Silbergruben/ und ſprechen/ daß die Welſchen offt da gear-
beitet/ der Felß oder Kieß iſt roͤthlich oder gelblich. Wann man
ihn gluͤhet und abloͤſchet/ ſo wird er/ als ob er mit Blat-Gold be-
ſtrichen waͤre.


Chur-Pfaltz.

Zu Stadt Kemmat in der Obern Pfaltz liegt der ſo genannte
Schwartze
Berg bey
Kemmat.
Schwartze Berg/
iſt einer ſehr groſſen und maͤchtigen Hoͤhe/ und iſt reich von aller-
hand Metallen/ mitten auf der Hoͤhe des Bergs iſt ein ungeheue-
Gold-Stei-
ne/ Silber
und Cry-
ſtallen.
rer groſſer Felſen/ darinnen ſind Gold-Steine wie Tauben-Eyer/
Silber und Cryſtallen. Carnero. Schott.


Nicht weit von obigen iſt der


Oehlberg/
Oehlbron-nen.

Oehlberg/

worauf ein Doͤrfflein zu Oehlbronn genannt/ unter dieſem Doͤrff-
lein liegt ein alter Brenn-Ofen in der Mitten des Bergs/ in welchem
man vor zeiten allerhand Metallen hat deſtillirt/ und allda Gold
und Silber geſchieden und geſchmeltzt/ neben dieſem Brenn-Ofen
findet man einen tieffen moſigten Graben/ darinnen groſſe ſchwartze
Steine
[281]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Steine liegen/ die thue weg/ und raͤume mit einer Hauen 2. Werck-
ſchue hinein/ ſo findeſtu Gold-Ertz/ und etwas Silber-Ertz/ undGold- und
Silber-Ertz.

gehet nicht mehr ab/ dann der vierdte Theil. Die Einwohner des
Orts wiſſen davon nichts/ gleichwie die Anwohner des Fichtel-
bergs offt einen Stein nach einem Vieh werffen/ der mehr werth
iſt/ dann das Vieh/ ſolches habe ich durch meine Kunſt ſelbſt probirt
und richtig befunden. Carnero, Verſo, Schott.


Neben dieſem Berg iſt noch einer/


zur Rothen Furth
Zur Rothen
Furth.

genannt/ welcher den Nahmen hat/ daß vor zeiten ein reiches Gold-
Bergwerck da geweſen/ in dieſem Berg findet man unterſchiedliche
Stollen und alte Gaͤnge/ darinnen Gold und Silber verborgen.Gold und
Silber.

Carnero. Schott. Umb den


Geyersberg

fließen zwey ſchoͤne Fluͤßlein/ ſo von des Fichtelbergs Gliedern
abkommen/


die Warme und Kalte Steinach
Warme
und Kalte
Steinach.

genannt/ in dieſen 2. Fluͤßlein nechſt am Berg ſind ſchwartze und
braune Koͤrner/ ſo groß als Erbſen/ die laßen ſich fletſchen/ ſind gutSchwartze
und braune
Goldkoͤrtzer.

Gold/ es gehet nur der 3te Theil davon ab. Es werden auch in die-
ſen Baͤchlein gute Edelgeſteine gefunden. Carnero, Schott.

Zu


Ebnath
Ebnath.

bey der Naab gehe gegen den Berg hinauf/ da kommſtu zu einemGold- und
Silber-Ertz.

Waͤſſerlein an der Naab/ da findeſtu Gold- und Silber-Ertz/ und
iſt wahrhafftig/ dann ich habe es ſelbſt gefunden/ und iſt dieſes Loch
mit einem Stein verdeckt. Carnero, Grundelli, Verſo, Schott, der
unbenannte Venediger/ 1301.


ͰE S argenti darinnen hat es Koͤrner/ die laſſen ſich pfletſchen/
das Pfund derſelben gilt 19. fl. das Pfund ſoll 4. Loth Gold hal-
ten/ wie ich dann ſolches ſelbſten geſehen/ indem ich die Koͤrner ei-
nem Goldſchmied zu kauffen gegeben.


Frage weiter zu Ebnath nach


Farmersreuth/
Farmers-
reuth.

da fließet ein Baͤchlein durch das Dorff/ da gehe am Baͤchlein Ge-
N nberg
[282]Beſchreibung des Fichtelbergs.
berg hinauf/ ſo kommeſtu zu einem Stein-Felß/ ſolches raͤume hin-
weg/ und ſuche fleißig/ ſo findeſtu einen Stein/ der laͤſſet ſich aufhe-
ben/ wie eine Keller-Thuͤre/ da krieche hinein in das Loch/ ſo findeſtu
Goldkoͤrnẽr.gediegene Gold-Koͤrner; oben auff dem Stein liegt ein groſſer
Schwell Moos/ der verſteckt den Stein. Carnero, Schott, Grun-
delli, Verſo.


Frage ferner zu Ebnath nach dem

Hundsbach.

Hundsbach/

der bey Emath und bey Reichenbach herabfaͤllet/ derſoll auch von
der Coͤßein kommen/ nun liegt die Coͤßein zwiſchen Emath und
Waldershoff/ wer den rechten Weg weiß/ der kommet durch die
Coͤßein/ darum wird der Urſprung des Hundsbachs nicht weit da-
von ſeyn. Von dieſem Hundsbach waͤre viel zu reden/ welcher aus
Nuͤrmberg ſeinen Reichthum allda gehohlet/ der zuvor arm war.
An dieſem Hundsbach nun gehe hinauf/ biß er entſpringet/ daſelbſt
ſiehe dich umb nach einer Tanne/ daran ein Zeichen/ wie ein Buch-
ſtab oder eine Hand/ darunter iſt ein Stollen oder Hoͤhle mit ei-
nem groſſen Stein verdeckt/ den thue auf/ darinnen findeſtu einen
Gelber
Goldgang.
gelben Gold-Gang/ und im Waſchen gediegene Gold-Flammen/
des Ertzes ein Pfund gilt bey dem Goldſchmied 12. fl. auch 16. fl.
Gold-Flam-
men.
Dieſer Hundsbach hat ſeinen Urſprung auf dem Pfaͤlziſchen. Car-
nero, Grundelli, Schott, Verſo,
der unbenannte Venediger/ 1301.
ein anderer Anonymus. Dieſer letzte ſchreibt/ der Urſprung des Hunds-
bachs ſey bey Ulrichsgruͤn oder Albereith zu erfragen/ da iſt ein
Dorff/ der Holtzbach genannt.


Zu Ebnath/ da die Hirſchberger Edelleute wohnen/ frage nach

Brand.

Brand und dem Fichtelberg/

von dieſem gehe an der Naabe gegen den Berg (alias Stahlberg)
eine Vierthel Meile hinauf/ ſo kommſtu zu einem Bach/ der heiſſet
der


Fichtel-Sil-
ber- oderSiegelbach.

Fichtel- oder Silber- oder Siegelbach/

und da die 2. Fluͤßlein zuſammen ſtoßen/ und in einander fallen/ da-
ſelbſt iſt ein Gemerck/ und ſtehet da ein Ahorn/ unter dem Ahorn
daͤmme das Waſſer auf/ und raͤume auf/ ſo findeſtu 2. Muͤlterlein
und ein Loch mit Waſſer darunter/ das Waſſer ſchoͤpffe trocken
aus/
[283]Beſchreibung des Fichtelbergs.
aus/ ſo findeſtu einen ſehr maͤchtigen Gold-Gang in einem weiſſenGeldgang
in weiſſen
Qvartz.

Qvartz. Carnero, Schott, Grundelli, Verſo, Anonymus.


Auf dem Fichtelberg iſt ein Felß/ darinnen iſt gehauen der


Ochſenkopff/
Ochſenkopf.

der recket eine lange Zunge heraus/ (NB. die Zunge habe ich nicht
geſehen/ ſo iſt auch der Ochſenkopff gantz undeutlich/) und ſo die
Sonne zu Mittag ſcheinet/ ſo ſcheinet ſie oben darauf/ und gegen
dem Kopff uͤber ſtehet eine krumme Bircken/ einer Stuben lang
vom Felßen/ dazwiſchen iſt wie ein Wieſen-Flecklein/ dadurch flieſ-
ſet ein Waͤſſerlein aus dem Felßen des Kopffs/ darinnen findeſtu
Perlnlein und Edelgeſteine. Und oben auf den Felßen des SteinsPerlnlein/
Edelſteine.

iſt ein Loch/ das haben die Welſchen vermachet/ das mache auf/ ſo
wirſtu darinnen finden Gold als die Arm-Roͤhren. Carnero, Schott.Gold.
NB. Das Loch iſt nicht auf/ ſondern an dem Felßen. Wie ich ſolches
ſelbſt A. 1699. in Augenſchein genommen.


Gehe auf den


Hohen Fichtelberg/
Hoher Fich-
telberg

allwo der Main entſpringt/ und gegen Franckenland fließet/ als-
dann gehe von St. Lorentz-Kirche vom Thor den Weg hinaus uͤ-
ber die Wieſen/ uͤber den Nagel/ ſo kommeſtu zu einer Wieſen bey
dem Waſſer/ die Fichtelberger Waldnaabe genannt/ gehe daſelbſtbey der
Walduabe.

hinauf gegen den Berg/ biß das Baͤchlein auf der rechten Hand in
die Naab faͤllet/ heiſſet der Krezebach/ an dieſem Baͤchlein an der
rechten Seiten gehe hinauf/ und ſiehe dich wohl umb nach dem
rechten Stein-Felß/ daſelbſt wirſtu in ſelbigem 3. Zeichen eingehauen
finden/ als einen Ochſenkopff/ dem nun gegen uͤber iſt das beſagte
Kretzbaͤchlein/ gehe zur rechten Hand/ dem Baͤchlein aber zur lin-
cken hinauf/ ſo findeſtu das andere Zeichen/ iſt ein Crucifix im Felßen
gehauen/ nach dieſem gehe weiter fort uͤber das Baͤchlein zur rech-
ten Hand/ da wirſtu finden ein Fluͤßlein/ das faͤllet auch in das
Baͤchlein/ darinnen findeſtu groſſe und kleine Koͤrner/ die gutenGoldkoͤrner.
laſſen ſich breit ſchlagen/ die boͤſen aber ſpringen in Stuͤcken. Dem-
nach gehe zur rechten Hand am beſagten Krezbaͤchlein hinuͤber/ und
immer fort/ ſo wirſtu ein verdeckt Loch oder Grube finden/ decke auf/
und begieb dich hinein/ du findeſt einen Stein darinnen/ derſelbe iſt
N n 2ſchein-
[284]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Wunderba-
rer Gold-
Stein.
ſcheinbarlich wie ein Beſen/ und lauter Gold/ dabey ein Trog/
Hauen/ und Schauffel. Carnero, Schott. Am


Creutzen-buͤhl.

Creutzenbuͤhl

iſt ein Felß eines Gadens hoch/ und ſeynd daran 3. Creutze gehauen/
oben 2. und das dritte unten/ unter demſelben nun ſoll man das
mit einem groſſen Stein verdeckte Loch eroͤffnen/ darinnen Steine
aushauen/ ſelbe in einem neuen Haven roͤſten/ ſchmeltzen/ und abtrei-
Gold.ben/ ſeynd dem Gold gleich. Carnero, Schott.


Am Fichtelberg liegt ein gewiſſes Dorff/ das wird genennet


Mocken-reuth.

Mockenreuth/

nicht weit davon iſt ein Graben/ den heiſſet man den


Schramm-Graben.

Schramm-Graben/

allda findeſtu 2. Bronnen/ laſſe den erſten liegen/ gehe zu dem an-
Goldkoͤrner.dern/ darinnen findeſtu Koͤrner/ die laßen ſich fletſchen/ die ſind mit
Gold abzuwaͤgen.


Zu
Walters-
hoff.
Waltershoff

frage nach dem


Lotter- oderLettenbroñ.

Lotter- oder Letten-Bronnen/

mitten im Holtz/ ehe man uͤber eine Wieſen gehet/ eine Ackerlaͤnge
davon grabe Manns-tieff/ ſo wirſtu finden ein Geſchuͤck/ von klei-
Gold- und
Granaten-
Koͤrner.
nen Gold- und Granaten-Koͤrnern/ aber die Granaten ſind ſchoͤn/
und ſo groß als eine Erbiß. Carnero, Schott, Anonymus, der un-
benannte Venediger/ 1301.


Zu
Dirſchen-
reuth.
Dirſchenreuth

frage nach Wondra und Siegelbachmannsdorff/ da findeſt du
drey Stein-Felßen/ deren erſten und andern laße liegen/ und gehe
nach dem dritten/ darinnen findeſtu ein Loch/ eines Knies hoch uͤber
der Erden/ krieche darein als in einen Back-Ofen/ haue inwendig
Goldſtein.etwas vom Stein ab/ roͤſte ihn in einem neuen unglaßurten Topff/
und ſtoße es/ ſo wirſtu Gold daraus ſchmeltzen koͤnnen. Carnero,
Schotte.


Warber-
than.

Zu Dirſchenreuth frage nach denen Guͤttern zu Warber-
than
/ da findeſtu drey Steine aufeinander liegen/ als ein Galgen
groß/ von dannen fort oben dabey zu allernechſt findeſtu einen
Stein
[285]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Stein eines Back-Ofens groß/ daſelbſt oben auf der rechten Sei-
ten/ findeſtu einen kleinen Stein/ den hebe auf/ da findeſtu einenGoldgang.
Goldgang. Verſo.


Zu Dirſchenreuth frage nach Großen/ darnach auf die Gut-Gutten/ Lin-
derlach.

ten oder Linderlach/ da findeſtu 3. Steine auf einander liegen/ wie ein
Galgen/ ſo gehe hinab/ allernechſt dabey findeſtu einen Steinhauf-
fen eines Kachel-Ofens hoch/ darnach auf der andern Seiten auf
der lincken Hand/ da findeſtu reines Gold und Silberꝛc. DerGold und
Silber.

unbenannte Venediger.


Zu Dirſchenreuth frage gegen die Hoͤhle/ da liegen 3. Steine
auf einander als ein Galgen/ gehe hinab in die Staudten/ nahe da-
bey findeſtu einen Stein in einer Haſelſtaudten eines Back-Ofens
hoch/ dabey einen kleinen Stein/ darein iſt ein Creutz gehauen/ den
hebe auf/ ſo findeſtu einen rechten Goldgang. Anonymus.

Gold.

Zu Dirſchenreuth frage nach Labion/ Laun/ oder Lamb/ da
frage auf die Guͤtter/ da findeſtu 3. Steine auf einander liegen als
ein Garten hoch/ und allernechſt dabey findeſtu einen Stein/ wie
einen Back-Ofen hoch darneben auf der rechten Seiten/ den hebe
auf/ ſo findeſtu einen Goldgang. Idem.

Gold.

Zu Dirſchenreuth frage nach Siegelbauers Holtz/ ſo findeſtSiegelba[;u];-
ers Holtz.

du 3. Felßen/ laße den erſten und andern liegen/ und gehe an den
dritten/ da iſt ein Loch eines Knies tieff/ darinn ein Creutz ♃ ausge-
hauen/ als ein Back-Ofen/ haue Steine heraus/ und roͤſte ſie/ ſo
findeſtu das Metall im Topff/ nach dem Roͤſten ſind ſie ſchwartz-Schwartz-
braune und
weiſſe Gold-
Steine.

braun/ und weiß/ ſind gut. Zu Aſch frage darnach/ da ſind ſie hin
graßen gangen. Idem.


Zum H. Creutz von der Kirchen gegen Weſten ſieheſtu ei-Heil. Creutz.
Barthel Fi-
ſchers Wie-
ſen.

nen hohen Berg/ daſelbſt frage nach Barthel Fiſchers Wieſen/
ſo kemmſtu zu einem duͤrren Kirſch-Baum und Kohlſtadt/ dann
gehe eine Ackerlaͤnge/ und ſuche im Siegelbaum- oder Maͤu-
ſeholtz/ ſind drey Felßen/ unter dem dritten iſt ein Loch eines
Knies tieff/ wie ein Backofen ausgehauen/ da ſind braune Stei-
ne/ ſind gut. Der Ort am Heßer oder Jgelsbach. Idem.


Mercke eben von Dirſchenreuth gegen Kreben/ alsdannKreben.
gegen Baͤyreuth/ (NB. Dieſes ſoll ein Dorff dieſer Ge-
N n 3gend
[286]Beſchreibung des Fichtelbergs.
gend ſeyn/ nicht aber die Fuͤrſtl. Reſidenz gleiches Nahmens/)
zwiſchen dieſen beeden Doͤrfflein gehe zu der Marter oder Creutz
auf dem Steig/ der gegen Waldſaßen gehoͤret/ da gehe zur
lincken Hand in das Bruͤckicht/ daſelbſt findeſtu eine Gruben/
die hat das Waſſer geriſſen/ darinnen iſt eine groſſe birckene
Stange/ darein ein Creutz geſchnitten/ dann unter der Stangen
Goldgang.ein Loch/ darinnen ein ſehr maͤchtiger Gold- Gang. Id.


Zu Dirſchenreuth frage nach Roͤſel/ und dann gegen Wien-
reith/ zwiſchen den zwey Doͤrffern zu der Marter-Seulen auf
dem Steig/ der gegen Waldſaßen gehet/ darnach zur rechten
Hand unter der birckenen Stangen/ daran ein ☩ gemachet/
Goldgang.findeſtu einen koͤſtlichen Gold-Gang. Idem.


Weiter durch die Bircken bey dem alten Teich/ da ſoll
der ſchwartze Teich ſeyn/ dabey ſind aber zwey Teich/ die ſind
beyſeits/ gehe hinab bey dem Tham zur rechten Hand/ wo Wald-
ſaßen und Baͤyreuth/ gehe gegen groſſen Seu oder Suͤß/ gegen
Baͤyreuth/ und in den zweyen Doͤrffern auf dem Berg der
Marter/ der da gehet gegen Waldſaßen/ zur rechten Hand durch
das Bruͤckich/ in dem Waſſer-Teich/ der liegt zwiſchen zwey Tei-
chen/ ſind beyſeits/ in dem obern/ da grabe auf der breiten E-
cken gegen der rechten uͤber/ ein zur Stangen mit einem Creutz
Goldgang.bezeichnet/ dabey findeſtu einen maͤchtigen Gold-Gang/ und da-
von hat Adam gewaſchen. Idem.


Zu Dirſchenreuth frage nach Wunden/ dann nach Roͤßel
gegen Eckersgruͤn am Lauſe-Spiegel/ da findeſtu einen Felß
hoͤher dann einen Gaden/ daran findeſtu drey ☩. bey dem drit-
ten iſt ein Loch/ davon roͤſte die Steine/ ſo findeſtu gut Gold.
Idem.


Wennern

Von Dirſchenreuth frage gegen Wennern/ und darnach gegen
Paßen/ gehe an dem lautern buͤchenen Wald hinauf/ ſo findeſtu ei-
nen Felßen als einen Stadel/ darinnen ſtehet ein X. gehauen/ und
zwey beyſammen/ uͤber dem einen Creutz/ das alleine ſtehet/ iſt
Goldkieß.ein Loch/ darinnen findeſtu Kieſelſteine/ die roͤſte und brenne nach
Nothdurfft auf Gold/ ſo findeſtu reich Gold darinnen. Idem.


Frage gegen Roͤßel/ gegen Eckersgruͤn an der Lauffbuͤhl/
da
[287]Beſchreibung des Fichtelbergs.
da findeſtu einen Felßen hoͤher dann einen Galgen/ darinnen
ſind drey X. gehauen/ zwey ſtehen oben/ eines unten am Felß/
in demſelben Loch findeſtu einen Gang von gantz gediegenem GoldGold-Mar-
caſit.

Marcaſit, anderthalbe Meil von Eger/ allwo er iſt probirt wor-
den. Idem.


Zum Siegelbauers Holtz Einſiedel im Muſtholtz findeſtu
in einem Felßen ein Loch wie ein Backofen/ darinnen ſind braun-
ſchwartze Steine/ die roͤſte/ ſo findeſtu gut Gold drinnen. Idem.

Goldſteine.

Zu Dirſchenreuth frage nach S. Peters Capellen/ undS. Peters
Capelle.

S. Peters Bronnen/ gehe demſelben Fluß nach/ der faͤllt in ei-
nen andern Bach/ ſo findeſtu zwey Zeichen/ eines in einer Tan-
nen/ das andere in einer Fichten nahe bey einander/ dazwiſchen
ſuche/ ſo findeſtu einen gantzverdeckten Schacht/ decke ihn auf/
ſo findeſtu einen gelben Gold-Gang/ gilt ein Pfund 20. fl. dergelber Gold-
Gang.

Centner 1400. Guͤlden. Carnero,Schott.Verſo haͤlt das Pfund
vor 10. Guͤlden.


Zu Dirſchenreuth frage nach Ackerfeld/ da iſt ein FelßAckerfeld.
hoͤher dann eines Gadens hoch/ daran ſtehet ☉. ☽. *. unter die-
ſen Zeichen iſt ein Loch/ darinnen findeſtu Steine/ die roͤſte in
einem neuen Haͤfelein/ ſo findeſtu gediegen Gold. Der unbenann-Gold-Stei-
ne.

te Venediger ſub dat. 1301.


Zu
Waldſaßen
Waldſaßen.

frage nach S. Nicolaus, ſuche wo die Linden ſtehet/ gehe gegen
der lincken Hand eine Ackerlaͤnge davon/ ſo findeſtu einen alten
Ahornbaum/ daran iſt geſchnitten ein Stern mit 5. Ecken/ bey
der Wurtzel raͤume hinweg/ da iſt ein Loch mit Hoͤltzern bedeckt/
gehe recht hinunter/ ſo findeſtu Gold und Silber genug. Carne-Gold und
Silber.

ro,Schott.


Der unbenannte Venetianer ſub dat. 1301. ſchreibet/ es ſey
ein Birnbaum/ woran der Stern ſtehet.


Grundelli ſagt hievon alſo: zu Waldſaßen frage gen Ho-Hochelſtein.
chelſtein/ wann du kommeſt zur S. Niclaus Capellen/ da die groſſe Lin-
den ſtehet/ ſo gehe eine Ackerlaͤnge davon/ ſo wirſtu eine kleine
Linden finden/ daran iſt ein Stern geſchnitten/ unter dem Stern
raͤume die Wurtzel auf/ ſo findeſtu Hoͤltzer liegen/ die thue hin-
weg/
[288]Beſchreibung des Fichtelbergs.
weg/ und krieche hinein/ ſo findeſtu einen reichen Silber- und
Gold-Gang. NB. Dieſe Linden weiß ich nicht eigentlich/ ich
meine aber/ ſie und der Birnbaum ſtehen auf einem Gang/ und
man kan wegen der Straſſen nicht wohl ſicher ſeyn: ich meinete
aber/ wann man den Gang mit einer Ruthen ausginge/ und
ein wenig im Geſtreuch einſchlaͤge/ item, wann man dem Waſ-
ſerfluͤßlein nachginge Berg und Thal/ man koͤnte wohl etwas
waſchen oder ausſchuͤrffen/ dieweil der Wald ziemlich groß.


Grundelli ſpricht weiter/ von S. Niclaus zum Hochelſtein ge-
gen Mittag iſt erſtlich ein Bronnen zur lincken Hand/ ſo mit
bleyernen Roͤhren belegt ſeyn ſoll/ 2) eine Linde/ 3) wieder ei-
ne Linde/ und endlich gegen der rechten Hand ein Steinwurff
weit vom hinterſten Bronnen die dritte Linde/ ſo mit einem Stern
bezeichnet iſt. Bey derſelben und unter ihrer Wurtzel iſt eine
Grube/ mit Reißig verdeckt/ darinnen gut Gold zu finden/ dabey
auch ſonſten Waſchwerck mit groſſem Nutzen ſind.


Grundelli der Venediger ſpricht abermahl/ nach dem Hochel-
ſtein frage von Alberreuth gen Maͤring/ und wann du hinter die
Muͤhl hinaus kommeſt bey einer halben guten Meil/ ſo kommſtu
zur Wieſen/ darauf ein altes Kirchgemaͤuer iſt/ welches S. Ni-
claus
zum Hohelſtein geheiſſen/ eine Ackerlaͤnge von dieſer Mau-
er kommeſtu zu einem groſſen Birnbaum/ daran iſt eine Pflug-
ſchaar gehauen/ unter dem Baum raͤume die Wurtzel hinweg/
ſo kommeſtu zu einem Loch/ darinnen iſt ein Silber-Gang/ der
groß und reich iſt von Gold-Koͤrnern. NB. den Baum weiß
ich/ aber das Loch habe ich nicht aufgethan.


Anonymus ſchreibt hievon alſo: zu Waldſaßen frage nach
Nicolaus gegen Hohelſtein/ wo die groſſe Linden ſtehet/ eine
Ackerlaͤnge davon kommſtu zu einem groſſen Birnbaum/ darin-
nen iſt eine Pflugſchaar gehauen/ mitten unten bey des Baums
Wurtzel raͤume aus/ ſo kommeſtu zu einem Loch/ darinnen ein
Silber-Gang iſt/ groß und reich von Gold. Jſrael Gießel zu
Waldſaßen weiß den Ort/ wie die Hoͤltzer hingelegt/ und man
aufraͤumen muß. Jch habe daran angefangen zu gewaͤltigen/
aber Waſſers halber muͤſſen nachlaſſen.


Nicht
[289]Beſchreibung des Fichtelbergs.

Nicht weit von Hohlſtein/ nehmlich eine Meilwegs/ im


Wieſenbach unter dem Oerdenhammer
Wieſenbach

zu der Fichten/ da der geſtimmelte Herr Gott hangt/ gehe eine
Ackerlaͤnge hinab in den alten Hammergraben/ ſo kommſtu zu
einer abgeſchnittenen Fichten/ allda findeſtu ein Loch/ und unten
darinnen einen weiſſen Gold-Gang/ und wann man es probirt,Weiſſer
Goldgang.

ſo uͤbertriefft es das Hungariſche Gold. Grundelli.


Nicht weit von Waldſaßen bey Eger gegen den Wuntzberg/Wuntzberg.
da die groſſe Linden ſtehet/ eine Ackerlaͤnge davon iſt ein groſ-
ſer Kirſchbaum/ daran iſt eine Pflugſchaar/ raͤume es hinweg
umb die Wurtzel/ ſo findeſtu ein ſehr reiches Silber-Ertz/ derSilber- und
Gold-Ertz.

Gang iſt auch reich an Gold. Carnero, Schott.


Von Waldſaßen gehe gen Groſſen Suͤße das Dorff/ oderGroſſen
Suͤße.

Groſſen Teich/ dann gehe gegen Baͤyreuth/ zwiſchen den zwey
Doͤrffern auf dem Steig der Marter/ der da gehet gen Wald-
ſaßen zu der rechten Hand durch das Bruckicht/ in dem alten
Weyer/ der liegt ob denen zwey Weyern/ die ſind beſetzt/ der
eine iſt nicht beſetzt/ in dem obern da grabe an der breiten Ecken/
neben an der rechten Hand unter einer birckenen Stange/ da-
ran iſt ein Creutz gemacht/ dabey findeſtu einen maͤchtigen Gold-Gold-Gang.
Gang/ darinnen hat Adam gewaſchen ein Wahle. Amblerbach
zu Waldſaßen/ der Mannsfelder genannt/ weiß einen Bronnen/
darinnen gute Koͤrner ſeyn ſollen. Anonymus.


Nota: eine halbe Meile von Waldſaßen/ wann du kommeſt
nacher Hardeck/ ſo gehe uͤber das Hefeld oder Hochfeld in desHardeck.
Siegelbaumes-Hotz/ kommeſtu zu einem Stein/ der iſt hohl
gegen Niedergang der Sonnen/ da raͤume unter einer groſſen
Fichten/ das Wahrzeichen iſt ein Ochſenkopff/ da findeſtu ge-Gold wie
Hungriſch.

diegen Gold/ das gleichet ſich dem Hungariſchen. Idem, der un-
genannte Venediger ſub dat. 1301.


Zu Rothenheyd gehe auf Wußlam/ (vielleicht Wueßlitz/)Rothenhey-
de.

in dem Holtz ſind zwey Felßen/ und unter dem Felßen iſt ein
Loch wie ein Backofen/ und gegen Mittag ſtehet ein Dreyfuß/
unter demſelben hebe die Steine auf/ und krieche hinein in das
Loch/ ſo findeſtu Gold wie ein Eiß-Zapffen herunter gewachſen/Zapffen-
Gold.

O ound
[290]Beſchreibung des Fichtelbergs.
und das Loch wie ein Fuchsloch/ und vor dem Loch ſtehet eine ge-
ſtimmelte Buche mit hohen Aeſten. Anonymus.


Oelßnitz.
Rothe (o-
der Kutten-)
Heyde.

Zwey Meilen von Oelßnitz im Voigtland auff der
Rothen Heyde (forſan Kuttenheide/)

frage nach S. Peters Bronnen/ gehe demſelben Fluͤßlein nach/
ſiehe dich umb/ da findeſtu zwey Zeichen/ eines in einer Tanne/ das
andere in einer Fichten. Dazwiſchen findeſtu einen Schacht/ iſt
Gold-Gangmit Reißig bedeckt/ auch mit Moos uͤberzogen/ iſt ein reicher Gold-
Gang/ gielt ein Pfund Ertz 26. fl. Carnero,Schott.

Wießna.

Zu Wießna

frage nach der alten Capellen/ das H. Creutz genannt/ liegt auf
einem Berg gegen Occident, iſt ein hoher Berg/ der Duchel oder
Barthel Fi-
ſchers Wie-
ſen.
Reichelberg genannt/ daſelbſt frage nach Barthel Fiſchers Wie-
ſen/ (dann in demſelben Grund ſind Wieſen/) ſo kommeſtu zu ei-
nem duͤrren Kirſchbaum/ auf einer alten Kohlſtadt/ darnach gehe
eine Ackerlaͤnge zu einer duͤrren Fichten/ daran iſt ☉. und ☽. ge-
ſchnitten. Gehe hievon weiter eine Viertel Ackerlaͤnge fort/ ſo
kommſtu zu einem Bronnen/ der iſt mit 4. Steinen ſchoͤn ausge-
ſetzt/ da hebe den Stein/ woruͤber das Waſſer herausflieſſet/ auf/
9. Schluͤſſel
im Broñen.
Damit wer-
den 9. Thuͤ-
ren eroͤffnet
in der rei-
chen Stein-
Mauer/ da-
rinnen ein
groſſer
Schatz.
ſo findeſtu darunter ein Loch/ darinnen liegen 8. oder 9. Schluͤſ-
ſel/ damit gehe unter die ſo genannte Reiche Steinmauer/ allda
findeſtu ein Loch/ und darinnen 9. eiſerne Thuͤren und Riegel mit
ſo viel Vorleg-Schloͤſſern/ ſchließe eine nach der andern auf/ und
hebe mit dem kleinſten Schluͤſſel an/ u. ſ. f. ſo findeſtu Gold
und Guth genug ſambt Edelgeſteinen vollauf/ und uͤberaus/ wann
du davon recht verkauffeſt/ kanſtu die Zeit deines Lebens genug
haben. NB. Allda habe ich den goͤldenen Scepter gefunden/
und wann gleich deiner 500. waͤren/ vermoͤchten ſie das Geld
Goͤldener
Scepter.
nicht aus dem Land zu tragen. Biß hieher Carnero, it. Verſo,
Schotte.


Goͤldener
Reuther.

Anonymus ſagt: Es ſey auch daſelbſt ein goͤldener Reuther
geweſen/ den habe ein gewiſſer Wahle hinweg.


Der ungenannte Venediger ſub dat. 1301. ſchreibet alſo: von
Wießna gehe zum H. Creutz gegen Oſten/ da iſt eine Wieſen/ da-
rauf
[291]Beſchreibung des Fichtelbergs.
rauf ſuche/ und ſichere/ ſo findeſtu Koͤrner/ die halten Gold/ Sil-Gold und
Silber Mar-
caſit
en.

ber/ und Marcaſiten.


Zu Wießnau gehe in das Korichholtz/ da findeſtu eine ein-Korichholtz.
gefallene Capelle/ auch drey Steine von einander zerſtreuet/ in
deren einem ein Creutz/ man ſiehet es kaum vor alter/ hebe den
Stein auf/ ſo findeſtu einen Gold-Gang. Anonymus.

Goldgang.

Zu Wießna/ (ein anderer hat Wilſau/) frage auf die Guͤ-
ther ein Doͤrfflein im Grund/ ſind noch drey Bauern allda wohn-
hafft/ da ſichert man ſchoͤne braune Granaten/ in dieſem Ort NB.Granaten.
hat der Schulmeiſter von Schoͤnbronn mit dem Buͤblein gewa-
ſchen. Idem. NB. Dieſer Schulmeiſter hieſe Koͤlbel/ und war ein exa-
ct
er Kuͤnſtler/ deſſen Nachkommen annoch in Wohnſiedel leben.
Zu Wießnau/ (ein anderer hat Wilſau) gehe in das Karren-
hoͤltzlein/ da findeſtu eine Capelle iſt eingefallen.ꝛc. ſiehe kuͤrtzlich
oben.


Zu Erbendorff/
Erbendorff.
Gold-Koͤr-
ner.

nicht weit vom Gericht/ giebt es gute Bruckkoͤrner/ und braune
Koͤrnlein wie der Heidelſaamen/ ſind mit dem Arabiſchen Gold
abzuwaͤgen. Verſo, Anonymus.


Zu Erbendorff in dem Galgenbaͤchlein giebt es gute Gold-Gold-Flam-
men und
Granaten.

Koͤrner/ Granaten und Gold-Flammen. Idem. NB.


Item in Kreuthen zu Erbendorff hat es Gold-Flammen undWiederum
auch
Schweffel-
Kieß.

Granaten. Der Richter zu Erbendorff weiß ein gutes Ertz/ ja
er ſagt/ im Toͤpffel ſolle auch ein guter Schwefel-Kieß auf dem
Stollen ſeyn. Anonymus.


Item auf dem Haßen-Heßen- oder hoͤchſten Berg/ wann manHeßenberg.
Granaten
und Gold-
Koͤrner.

nach Preßet von Erbendorff gehet/ darinnen findet man Grana-
ten und Gold-Koͤrner. Wann man nach dieſem Heßenberg will
gehen/ ſo ſind etliche Bronnen/ darinnen findet man Flamm-Gold.Flam̃ Gold.
Idem, Verſo.


Frage gegen Erbendorff von Heßenberg/ da findeſtu eine
verborgene Arbeit im Creutz genannt/ da findeſtu einen groſſen
Stock auf der verborgenen Arbeit/ da iſt ein Gold-Gang/ dasGold-Gang.
iſt eine ſchwartze Erde/ wie Pulver/ die roͤſte/ ſo findeſtu gut Gold.
Verſo.


O o 2Wann
[292]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Wizelsdorf.

Wann man nach Wizeldorff oder Wizelersdorff gehet/
hat es eine Grube/ darinnen Samſon Hirſchberg (alias Hirſch-
Gold-Koͤr-
ner.
lein/) gearbeitet/ hat Koͤrner wie Heidelſaamen/ die ſind gut Gold.
Verſo, Anonymus.


Heyde.
Gute Koͤr-
ner.

Bey der Heyde oder Latwieſen iſt ein Baͤchlein/ darinnen
giebt es gute Koͤrner. Verſo.

Schirnding

Bey Schirnding

iſt ein Holtz/ darinnen findeſtu zwey Bronnen/ den Horn- und den
Agaten/
Granaten.
Zaunbronnen/ darinnen findeſtu Agaten-Koͤrner/ und ſchoͤne
Granaten. Verſo.


Neuhauß.

Zu Schirnding frage nach dem Neuenhauß/ und alldor-
ten nach dem

Silberbach.

Silberbach/

Gold-Koͤr-
ner.

ſo findeſtu Koͤrner/ die laſſen ſich bletzen/ ſind gut Gold. NB.
Perlen-
Schnecken.
Daſelbſt ſoll es Perlen-Schnecken geben. Die Schnecken in brei-
ten Muſcheln die haben die Perlen in Koͤpffen/ und werden zeitig
umb S. Michaelis Tage. Die Muſcheln ſo X. haben/ haben ge-
wiß Perlen in Koͤpffen. Verſo.


Wondra.
[...]lꝛichsgruͤn
[...]eußbruͤhl.

Frage nach Wondra/ von dar nach Erlaß/ oder Ulrichs-
gruͤn
/ am Eiß- oder Leuß-Buͤhl findeſtu einen Felß/ hoͤher dann ei-
nes Gadens hoch/ darinn iſt 34. gehauen/ zwey ſtehen bey einan-
der/ das dritte ſtehet oben allein/ unter dem Fluß am Creutz iſt ein
Gold-Stei-
ne.
Loch/ da findeſtn Steine/ die roͤſte in einem neuen Topff im Back-
ofen/ ſo findeſtu gut Gold. idem.


Gutſchen-
reuth bey
Groſchlitz-
gruͤn.

Jn der Gutſchenreuth nicht weit von Groſchlitzgruͤn ei-
nem Dorff/ gehe hinauf gegen Aufgang der Sonnen/ ſo kom-
meſtu zu einem Linden-Baum/ daſelbſt lege dich unten an der Er-
den/ und horche/ wo das Waſcher rauſchet/ da raͤume weg/ ſo
Zapffen-
Gold.
findeſtu einen gediegenen Gold-Gang wie Eiß-Zapffen. Idem.


Hohes
Creutz.

Zu dem Hohen Creutz eine Meile von Waldſaßen iſt der


Schmaltzbach/

Schmaltz-
Bach.

da die zwey Fluͤßlein in einander flieſſen/ da iſt ein alter Stumpff
eine ebene Ecke zwiſchen dem andern Bach iſt ein Loch mit einer
Thuͤr/ iſt verdeckt mit Erden/ nur mit einem Fuß umbhergetram-
pelt/
[293]Beſchreibung des Fichtelbergs.
pelt/ ſo wirſtu es wohl finden/ iſt ein gediegen Gold-Ertz/ derGold-Ertz.
Gang iſt Ellenlang und breit. Carnero,Schott.


Von dannen frage nach Auerswalde/ im Grund iſt eineAueꝛswald.
groſſe Fichte/ iſt angehauen/ darinnen ſtehet eine Marter/ und
iſt eine Grube gerad vor dem Baum/ wann du in der Gruben ſte-
heſt/ ſo ſieheſtu die Marter in der Gruben/ da wirſtu groſſesGroſſes
Guth.

Guth finden. Iidem.


Gegen Voigtland liegt das Schloß


Schoͤnfelß/
Schoͤnfelß.

da iſt ein Grund herumb/ daſelbſt iſt ein Waͤſſerlein/ ſo gedie-
gen Gold fuͤhret/ das Waſſer entſpringet bald am Schloßberg/
nicht weit davon iſt ein Stein/ heiſſet der Wohlſtein/ an dem
findeſtu viel Zeichen/ auch einen Moͤnch gehauen/ es ſtehet eine
groſſe Tanne dabey/ es iſt ein Pilgram-Staab auf einem Stock
gehauen/ da grabe ein/ ſo findeſtu groſſes Guth und Gold. Car-Groſſes
Guth.

nero,Schott.Anonymus nennet es Schoͤnfeld/ und den Stein Na-
gelſtein.


An dieſem Ort frage nach dem


Stangenberg/
Stangen-
berg.

da iſt eine groſſe ſteinerne Marter/ daran iſt gehauen ein Pilger-
Staab/ und eine Hand/ nahe bey der Marter iſt ein Loch/ und dar-
uͤber ein Stein gelegt/ eines Tiſches breit/ den hebe auf/ darunter iſt
Gold und Silber genug. Carnero, Schott, der unbenannte Ve-Gold und
Silber.

nediger ſub dat. 1301.


Am Fichtelberg frage nach einem Dorff heiſſet Sand. ObenSand.
am Ende bey Sand wohnet ein Muͤller am Stangengebuͤrge/ da
findeſtu einen ſpitzigen Felßen/ und eine Buchen/ darinnen Sonn
und Mond gehauen/ darneben iſt ein Loch/ da findet man 2. Gaͤnge/
der eine haͤlt Silber/ der andere Gold/ der Ort iſt 3. Meil von E-Silber und
Gold.

ger. Anonymus.


Von Naabburg frage gen Tietz/ von dar gegen Obernreuth/Naabburg.
von dannen gegen Brieckl/ (alias Binckl/) darnach am Stangen-
berg herab gegen Niedergang der Sonnen findeſtu eine ſteinerne
Seule/ darinnen iſt gehauen ein Crueifix/ und ein Ochſenkopff/ iſt
ein Stein/ darunter iſt ein Loch/ da ſchlieff hinein/ darinn iſt gut æs
O o 3argen-
[294]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Silbeꝛ-Ertz.
Gold-Koͤr-
ner.
argenti, darinnen hat es Koͤrner/ die laſſen ſich fletſchen/ gielt das
Pfund 12. fl. und ſoll das Pfund der Koͤrner halten 4. Loth puri
Solis,
wie ich berichtet worden von einem Goldſchmied/ dem ich es
ſelbſten zu kauffen gegeben. Der unbenannte Venediger ſub dat. 1301.


Lochbronn.

Darnach iſt ein Staͤdtlein Lochbronn/ ein wenig herab gegen
Oſten/ da iſt eine geſcheelte Buchen/ in demſelben Bach ſichert man
Gold/ Sma-
ragden/ Ru-
binen/ Sap-
phire.
Gold/ Smaragden/ Rubinen/ und Sapphire. Anonymus.


Gehe von hier aus/ nach Floß/ Rothen Strauß/ Moosbach/
(vielleicht/ Floß/ Rothenſtadt/ Moosburg/) Drebitz/ Stangenhoff
zum Stangenbauer zu erfragen/ der am Stangenberg wohnet. Idem.


Marckers-
reuth.
Goldwaͤſche

Zu Marckersreuth iſt uͤber Moͤnchsberg eine Goldwaͤſche.
Idem.


Auf dem
Reichen-o-
der Reichs-
Forſt. NB.
Reichen- oder Reichs-ForſtNB.

iſt ein verſetzter Goldgang von dem Lett getragen/ iſt Ellen breit/
ein brauner Gang/ je tieffer/ je beſſer/ wie ein Kohl/ iſt verſetzt unter
Brauner
Gold-Gang.
dem aͤuſerſten gefletſchten Fichtenbaum/ daran noch ein Span han-
Gold/ Gra-
naten/ ande-
ꝛe Edelſteine
get/ iſt der Baum abgehauen/ und in der Gruben bedeckt. Jn
dieſem Reichs-Forſt ſichert man Gold/ Granaten/ und andere Edel-
Steine. Idem.


Reut-Plern.

Frage nach Reut gegen Plern an die Naab auf eine Viertel
Gold in
weiſſen Let-
ten.
Meil in einem Loch/ da iſt Gold in einem weiſſen Letten oder Koth.
Der unbenannte Venediger ſub dat. 1301.


Bingarten.

Gehe von Bingarten gegen Heidnab/ ſo findeſtu ein Baͤch-
Heidnabe.lein/ dazwiſchen raume das Moos auf/ ſo findeſtu Gold-Koͤrner.
Gold-Koͤr-
ner.
Idem.


Jm Buchholtz nicht weit von der groſſen Tannen/ da fin-
Buchholtz
groſſe Tañe.
Saphier/
Diamantẽ/
Schmarag-
den.
deſtu Edelgeſteine/ Saphier/ Diamanten/ und Smaragden. Car-
nero, Schott,
der unbenannte Venediger ſub dat. 1301. Anonymus.


Von der Hohen Tannen gehe gegen den Galgenberg an
dem Silberbach/ da die 2. Fluͤßlein einen Steinwurff weit herab-
und zuſammen fluͤßen/ da iſt ein alter Bircken-Stumpff/ darein iſt
Hohe Tañe.
Galgenbeꝛg.
Silberbach.
Schieffrich-
ter Gold-
Gang.
gehauen ein Pilgram-Stab mit einem Sack/ zwiſchen dem
Stumpff und Bach iſt ein Bret/ das hebe auf/ da iſt ein Loch im
Stein/ ein gediegener ſchieffrichter Gold-Gang/ trample nur mit
den Fuͤßen/ ſo wirſtu die Hoͤhlung bald ſpuͤren. Idem. Item alius
Anony-
[295]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Anonymus. NB. Dieſer Ort iſt eine halbe Meile von Tirſchen-
reuth. Von dannen iſt das Stadtholtz/ genannt Burgerholtz/
da findeſtu 3. Baͤchlein/ gehe vom 1ſten zum 2. und 3ten/ ſo findeſtu
ein Loch uͤber der Erden eines Knies hoch/ gehe hinein/ haue die
Steine heraus/ brenne ſie/ ziehe ſie zu Schlacken/ darinnen findeſtu
gut Gold. Anonymus.


Frage nach Neuenhauſen/ von dannen gegen Gruͤn/ dar-Neuenhauß
Gruͤn. Hoꝛn.

nach gegen Horn/ da kommen zwey Fluͤßlein gegen dir zu der lin-
cken Hand an einem Felß/ und ſeynd voll Silber.ꝛc. Der unbe-Silber.
nannte Venediger.


Zu Pfaffenreuth in der Pfaltz/ eine halbe Meile von Wald-Pfaffen-
reuth.

ſaßen iſt ein Eiſenſtein/ haͤlt viel Gold. Anonymus.


Item droben zu Keller-Schencken frage nach der Eger/ vonGoldhalti-
ger Eiſen-
Stein.

dar nach Moſel/ und nach dem Geiſt-Teich/ ſo findeſtu ſchwartzen
Sand/ den roͤſte/ ſo wirſtu Gold finden. Idem.

Keller-
Schencken.

Bey dem Waſſer/ der kleine Fichtelberg genannt/ im Dorff
Hagen iſt ein Baͤchlein/ im Fuchsloch genannt/ da findeſtu meineSchwartzer
Goldhaltẽ-
der Sand.

Hauen und Schauffel/ und all mein Werckzeug/ darinnen iſt ein
reicher Goldgang. Der unbenannte Venediger 1301.


Uber Grumenau iſt ein heller Brunnen/ da iſt eine Grube/Grumenau.
Gold.

da liegt Gold. Anonymus.


Am Hirſchberg gegen Oſten findeſtu einen ſteinern Trog/ ge-Hirſchberg.
he eine halbe Ackerlaͤnge/ ſo kommeſtu zu einem Fluͤßlein und zu
einem 4eckichten Stein/ der iſt hoch/ ſo mercke nun auf/ wo du
ſieheſt das Angeſicht Chriſti eingehauen/ da findeſtu eine ſteinerne
Stiegen/ und unter der 43ten Staffel da findeſtu drey Schluͤſſel/
ſo ſperre auf/ und hoͤre biß auf die 9te Stundte am Johannis-
Tag/ das iſt der 24. Junii, und NB. wann du das goͤldene CreutzNB. ſchwe-
bendes goͤl-
denes Creutz
unter der
Thuͤꝛ am Jo-
hannis Tag.

ſieheſt ſchweben unter der Thuͤr/ ſo gehe hinein/ ſo findeſtu ſol-
chen Reichthum in der Welt/ was deine Seele begehret. Der
unbenannte Venediger ſub dat. 1301.


Am Hirſchberg kommeſtu zu einem abgeſchnittenen Baum/
davon gehe eine Ackerlaͤnge/ ſo kommſtu zu einer zwißlichten (aliasHirſchberg.
zinnernen) Gabel/ allda lege dich nieder auf die Erde/ und hoͤre/ wo
das Waſſer rauſchet unter der Erden/ raͤume das Mooß daſelbſt
weg
[296]Beſchreibung des Fichtelbergs.
weg/ ſo auf Holtz gegen Mitternacht zugelegt iſt/ da triffſtu einen
Gold dem
Arabiſchen
gleich.
Ertz-Gang an/ welcher das herrlichſte Arabiſche Gold fuͤhret/ als
die Finger und Eißzapffen. Von dannen gehe weiter auf dem Raſen
fort gegen Mittag vom Holtz an/ da wirſtu zu einem Bronnen
kommen/ in ſelbigem iſt auch das ſchoͤnſte Gold enthalten. Von
dieſem Bruͤnnlein gehe dem Waſſer/ das daraus entſtehet/ nach/ ſo
kommſtu an ein Stein-Gewoͤlb/ da warte auf. Verſo.


Otten.
Kuttenheide
St. Peters
Capellen.

Hinter Otten im Voigtland auf der Kutten-Heyde/ oder
Kotten-Heyde/ gehe zu oder vor St. Peters Capelle gegen
Oſten bey 1. oder 2. Ackerlaͤnge/ da iſt ein hoher Felß/ nahe dabey
ein alter Glaß-Ofen/ und hat vor Zeiten eine Glaß-Huͤtte da ge-
ſtanden/ gegen dem ſchwartzen Berg zu/ da findeſtu ein weiſſes
Goldwaſch-
Koͤrner.
Waͤſſerlein/ darin ſind gute Goldwaſch-Koͤrner/ dem Arabiſchen
Gold gleich/ bißweiln Erbſen oder Bohnen groß. Idem. Wilſtu
da nicht waſchen/ ſo gehe entweder wieder hinab zum Hiersberg/
oder hinauf gegen Oſten/ ſo kommſtu zu einem Bronnen/ da iſt
eine Linden/ da kommſtu zu einer Stangen und Gabel/ da lege dich
nieder auf die Erden/ und hoͤre/ wo das Waſſer lauffet/ da raͤume
Gediegen
Zapffen-
Gold.
hinweg/ da findeſtu gediegen Gold/ das ſo groß/ als Eißzapffen. Der
unbenannte Venediger 1301.


Auf der Kutten-Heyde bey St. Peters Capell unter den
Fenſtern gegen Mittag/ findeſtu eine Hand geſchnitten an einem
Baum/ da richte dich nach dem Daumen in derſelben Hand/ die
zeiget dich zur zinnern Gabel/ da kommſtu zu einem Bruͤnnlein/
Zwota.woraus die Zweit oder Zwota entſpringt/ dem Fluͤßlein gehe nach
biß zur zinnern Gabel/ da forſche nach dem Goßern/ unter der Er-
Gold dige-
ſtum.
de brich auf/ raͤume ab/ ſo findeſtu viel Gold digeſtum. Verſo.


Item an St. Peters Capellen/ ſo es iſt vor Johannis Bapt. oder
Petri Pauli/ gehe bey der Capellen gegen der Sonnen alſo biß
auf eine Wieſen/ oder Kohlſtaͤtt/ gehe alſo fort biß zum Mittag
halben Weg 11. uhr/ ſo kommſtu zu einer dicken Heyden/ da Erlen
und Bircken ſtehen/ alsdann 2. Steinwurff weit gegen dem Mit-
tag/ ſo kommſtu zu einem Gemoos/ habe mit Fleiß achtung darauf/
da gehet ein Waͤſſerlein verborgen darunter/ darinnen grabe/ ſo fin-
Gold.deſtu ſehr groß reich Gold/ ſiehe dich umb zum naͤchſten/ ſo findeſtu
ein
[297]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ein Waſſer gegen Abend/ da grabe Guͤrtel tieff ein/ ſo findeſtu
Gold-Koͤrner klein und groß. Anonymus. Die Schoͤnecker ſagen/
es ſey unter dem alten Schloß bey dem Clauſenbuͤhl zu. Idem.


Auf der Kuttenheide frage nach St. Peters-Bronnen/ der
Fluß faͤllt in einen andern Bach/ gehe hinunter dem Fluß nach/
ſiehe dich umb/ ſo findeſtu 2. Zeichen/ eins in einer Tannen/ das an-
dere in einer Fichten/ dazwiſchen iſt ein verdeckter Schacht/ da iſt
ein gelber Goldgang/ gilt das Pfund 10. fl. Anonymus, Verſo.

Gelber
Goldgang.

Auff der Kuttenheide frage nach Weyer/ iſt ein Dorff eine
Meile davon/ da liegt eine Muͤhl/ Geig-Muͤhl genannt/ gegen
der Muͤhl gehe an den Bach ein Armbruſt-Schuß auff die lincke
Hand/ iſt ein Felß/ darinn bricht ein gantz ſchoͤner Gold-Talck/ undGold-Talck.
Schwartzer.
Marcaſit.

ſonſten ein Ertz/ das ein gantz ſchwartzer Marcaſit iſt. Da frage
nach dem Gold-Bronnen. Anonymus.


Zu Auerbach bey Falckenſtein/ oder Duͤrresbach
Auerbach.
Duͤrres-
bach.
Fletſchmaul.

im Voigtland frage nach dem Fluß- oder Fletſchmaul/ darnach


Eibenſtock/

eine Meil davon und 3. Meilen von Zwickau liegt der Goldbron-Eibenſtock.
nen/ oder Neidbronnen. Darinnen ſichere/ ſo findeſtu ſchwartzeGold-Koͤr-
ner.

Koͤrner/ die ſind ſehr gut/ das Pfund gilt 14. biß 18. fl. Dieſe Ge-
legenheit iſt eine Meile vom Schneeberg/ und kanſtu in einem Tag
wohl 1. biß 2. Pfund waſchen. Von dem Gold-Bronnen frage
nach/ wo es entſpringt/ ſo findeſtu meinen Nahmen Joh. Schott
an einer Tannen/ dabey iſt ein Loch verdeckt/ iſt Gold-Ertz/ gilt dasGold-Ertz.
Pfund 102. fl. Schott, Carnero, Grundelli.


Jm Auerbaͤchlein findet man Koͤrner/ und huͤbſche Steine.
Der Auerbach ſoll eine Meil von Stollberg ſeyn. Verſo.


Bey dem Eibenſtock iſt am Rangen ein Sauerbronnen/ dar-
innen findet man ſchwartzen Schlich und ſchwartze Koͤrner/ derenSchwartzer
Schlich.

giebt 1. Marck 2. Loth gut Gold/ auch iſt zur rechten Hand ein ver-
fallener Stollen und darin einer Klaffter tieff ein guter Silber-Giebt Gold.
Silber-
Gang.

Gang. Grundelli.


Groͤßlitz.
Groͤßlitz.

Von Groͤßlitz aus gehe uͤber eine Wieſen am Waſſer hinauf/
P pund
[298]Beſchreibung des Fichtelbergs.
und ſiehe dich nach einer Buchen umb/ daran ein Creutz gehauen/
von demſelben gehe eine Ackerlaͤnge am Berg hinauf/ ſo wirſt
du eine ſehr groſſe alte Fichten finden/ und nahe dabey einen Stol-
Gold Ertz-
Gang.
len/ darin iſt ein Gold-Ertz-Gang/ deſſen Pfund iſt vor 14. fl.
verkaufft worden. Verſo.


Wann man aus Groͤßlitz aus der Hoͤhlen gehet/ ſo kommt
man zu dem Fohrenbach/ der fleußt Creutz-weiſe uͤber den Weg.
davon gehe zur rechten (alias lincken) Hand hinten hinauf/ biß an
die Qvelle des Bachs/ die liegt auf einem hohen Berg/ und wirfft
Schwartze
Gold-Koͤr-
ner.
viel Sand aus/ den ſichere/ ſo wirſtu ſchwartze Koͤrner finden/ die viel
Gold halten/ das Pfund gilt 15. fl. Idem.


Schoͤneck.

Wann du von


Schoͤneck

ausgeheſt gegen Groͤßlitz ſo frage nach dem Schifferbach/ darunter
ein alter Stolln/ am Steig fließt ein Waſſer hin/ ſo gehe zu lincken
Hand hinauf/ ſo lange/ biß du kommeſt zum langen Holtz/ ſiehe dich
umb/ da iſt ein Zeichen in einer Tannen/ alsdann nicht weit davon
ſiehe dich umb nach einem alten Stock/ daran iſt ein ✠. darunter
Goldgang.aber ein Gold-Gang/ nicht weit davon flieſſet ein Waſſer. Idem.


Wann du ausgeheſt von Schoͤneck an St. Peters Capell/
frage nach Breitenbronn/ demſelben Fluͤßlein gehe nach/ das faͤl-
let in einen andern Bach/ davon geheſtu hin/ unten am Waſſer fin-
deſtu einen Schacht/ iſt gantz verdeckt/ den Decke auf/ ſo findeſtu
einen Gang/ deſſen 1. Pfund gilt 10. fl. Idem.

Hagenſtein.

Hagenſtein.

Hievon gehe den Fluß hinauf biß an ſeinen Urſprung/ grabe da-
Gold-Ertz.herum ein/ du findeſt ein ſehr herrlich und reiches Gold-Ertz/ da-
von ſich 3. Lande behelffen koͤnten. Idem.

Schneebeꝛg.

Auf dem Schneeberg

Wieſenbuꝛg.

frage nach Wieſenburg einem Schloß/ dabey fleußt ein Waſſer
hinweg/ an dieſem gehe aufwerts fort/ biß du dem Schaafſtall
gleich kommeſt/ da iſt ein Teich/ uͤber dieſem Teich ſind in einem
Gold-Koͤr-
ner.
Waͤſſerlein viele gute reiche Gold-Koͤrner/ die dir die Muͤhe wohl
Glaß-Ertz.belohnen. Idem. Daſelbſt auf St. Georgen ſoll gut gediegen
Glaß-Ertz verſetzt ſeyn. Anonymus.


Nicht
[299]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Nicht weit von Zwickau
Zwickau.

iſt ein Dorff und Felß Kohlſtein genannt/ darin iſt ein Loch mit
Reißig verdeckt/ darein iſt ein tuͤchtig Gold-Ertz von Kieß undGold-Ertz.
Glantz/ gar gediegen. Dieſen Ort haben 2. Venediger gewuſt/
und allda gehohlet/ ſie ſind aber lange nicht da geweſen/ die Muth-
maſſung iſt/ daß ſie todt/ oder ſind reich davon worden. Anonymus,
Carnero, Schott, Weigard, Verſo.


Eine Meil von Zwickau liegt ein Dorff Hartmannsgruͤn/
unter dem Dorff iſt ein enges Waͤſſerlein/ darinnen findeſtu gute
Gold-Koͤrner/ die ſich fletſchen laſſen. Carnero, Schott.

Gold-Koͤr-
ner.

Bey Zwickau liegt auch ein Dorff/ Rothenbach/ da ſoll einSilber/
Gold/
Granaten.

Bach ſeyn/ der Gold/ Silber/ und Granaten fuͤhret. Anderthal-
be Meil von Zwickau zur Neumarck/ iſt ein gut Gold-Seiffen/
auch bricht da Silber und Spießglaß herumb. Iidem.

Neumarck.
Seiffen-
Gold/ Sil-
ber/ Spieß-
glaß.

Jm Meißner Lande bey Dreßden im Plauiſchen Grunde
unter dem Dorff/ das auf dem Berg liegt/ iſt ein vortrefflicher
Gold-Gang im Talck/ und ſind 3. Stollen gantz tieff in den Berg
getrieben. Verſo.

Dreßden.
Goldgang.

Wann man nach Radeberg gehet/ da ſind am Wege
Bronnen/ und eine Buche/ darein iſt eine Hand geſchnitten/ dieRadeberg.
zeiget in das Holtz/ da kommeſtu zu einer groſſen Linden/ darinnen
ſtehet ein Sichertrog/ Kratze und Keilhaue/ und eine Hand/ die
zeigt unter ſich auf eine Buchen/ darunter grabe ein/ und ſuche den
Gang/ er iſt mehr denn halb Gold. Idem.

Goldgang.

Vom Dorff Obern Gerßdorff im Schariſchen Wald ge-Obern
Gerßdorff.

he auf die Straßen nach dem neuen Bau zu dem Weg uͤber nach
dem Waſſer/ und den Berg hinauf/ ſo kommſtu zu einem Waͤſ-
ſerlein/ das fleußt von einem Bronnen/ da gehe wohl hinauf/ ſo
kommſtu zu einem Bruͤnlein/ darinnen findeſtu ſehr gute Koͤrner/Schwartze
Koͤrner.

und auch ſchwartze/ das Werck/ darinn ſie liegen/ iſt noch gantz. Idem.


It. Wann du von Gerßdorff ausgeheſt/ und an das bemeldte
Waſſer kommeſt/ ſo gehe 1. oder 2. Steinwurff zur rechten Hand/
da ſtehet eine Thongruben/ darinn ſind gute Koͤrner. Idem.

Gute Koͤr-
ner.

Elsdorff

liegt bald bey Ruſpen/ das hat 2. Spitzen/ und am Weg/ ſo manElsdorff.
P p 2nach
[300]Beſchreibung des Fichtelbergs.
nach Faͤrbersdorff gehet/ an dem Freybergiſchen Weg/ wann du
von Ruſpen nach Freyberg gehen wilſt/ ſo laße den Weg in dem
Dorff auff die lincke Hand liegen/ und ſo du zum Dorff hinaus
kommeſt/ ſo nimm/ den Schlamm in dem Weg aus dem Gleiß/ und
Goldkoͤrner
im Wagen-
Gleiß.
ſichere ihn/ ſo findeſtu in der Sicherung viel ſehr reiche Gold-Koͤr-
ner. Idem.


Nicht weit davon iſt ein Grund/ der heiſſet der


Tieffenbach.
Goldkoͤrner.
Granaten.
Schmalen-bach.

Tieffenbach/

darinnen findet man viel Gold-Koͤrner und Granaten. id. Von
dar frage nach Schmalenbach/ einem Dorff/ daſelbſt wohnet ein
Bauer/ Nahmens Valtin Land/ durch deſſen Guth fleußt ein Waſ-
ſer aus dem Dorff/ zu Ende auſſen auf der Wieſen am Ufer auf der
Goldkoͤrner.
Goldkieß
oder Mar-
caſit.
lincken Hand findet man ſehr reiche Gold-Koͤrner/ ungefehr eines
guten Steinwurffs von dem Zaun der Wieſen/ da iſt ein Gang/ der
fuͤhret Kieß/ als ein ſchoͤnes Gold/ d. i. Marcaſit. Idem.

Henichen.

Henichen/

Ein Staͤdtlein zwey Meilen von Freyberg/ dabey liegt ein Dorff/
Waſchwerck
von Gold-
Koͤrnern.
heiſſet Machern/ allda iſt ein Waſchwerck von guten Koͤrnern und
Gold/ liegt nicht weit von Ottendorff an der Waldeck/ da man
durch den Wald gehet. Idem.

Zella.

Bey der Zella

Blauer
Schiffer u.
gut Ertz.

im Wald bey Sibeln und Noßn an der Mulda/ da liegt gutes
Ertz/ und ein guter blauer Schieffer. Id.


Ulrichsbeꝛg.

Ein Dorff Ulrichsberg/ unweit Ruſpen gelegen/ da fleußt
nicht weit vom Steig uͤber der Mulda ein Fluͤßlein in die Mulda/
Goldkoͤrner.
Granaten.
das fuͤhret viel Gold-Koͤrner und Granaten/ und unter dem Dorff
iſt ein Stollen/ darinnen bricht ſchoͤne Art/ und maͤchtig/ ſo man fuͤr
Marcaſit.Marcaſit haͤlt. Idem.


Eine Meile von Noßen unter Zella liegt

Voitsdorff.

Voitsdorff/

Marcaſit.

da iſt ein herrlicher Marcaſit, und zu Koͤnigswalda ſind gute
Ertz-Fluͤße.Fluͤße auf Ertz. Id.


Nicht weit von Stahlfelden liegt

Helmsdorff.

Helmsdorff.

Dieſes Dorff gehoͤrt Hrn. Chriſtoph von Carlwitzen/ da liegt ein
Guth
[301]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Guth uͤber dem Waſſer/ uͤber ſelb Guth ſiehe hinein/ ſo wirſtu ei-
nen ſpitzigen Berg ſehen/ auf deſſen Hoͤhe ſtehet ein Baum/ gehe
gleich dem Berg zu/ dann in dem Grund des Bergs gegen der
lincken Hand nach dem Morgen/ ſo findeſtu einen Apffel-Baum
gantz gebogen/ ungefehr 12. Schritte vom Baum nach Mittag zu/
da findeſtu ein groſſes Guth. Idem.

Großes
Guth.

Darnach niederwarts nach dem Waſſer hinter dem


Stolpen
Stolpen.

nach der rechten Hand/ da fleußt ein Waſſer im Grund herunter
in die andere Baͤche/ gehe vom Waſſer hinauf gegen den Berg/Reiches
Waſchweꝛck.

da liegt ein groſſes ſehr reiches Waſchwerck. Idem.


Hochwald.
Hochwald.

Wilſtu zum weiſſen Grund gehen/ ſo frage nach Wolfersdorff/
gehe nach Schnackendorff biß zum Thalenſtein/ dann gehet der
Weg nach Rußdorff von Thalenſtein auf die hohe Keule/ da ge-
he auf die rechte Hand nach der Glaß-Huͤtte gegen der kleinen
Huͤtten uͤber/ und gehe foͤrder durch ein Weidbruͤchig/ ſo finde-
ſtu einen Wahlenſtein/ darein iſt ein Biſchoff gehauen/ und
viel andere Zeichen mehr. Von dar gehe nach der lincken Hand
gegen Mittag ein halb Gewende/ ſo kommſtu zu einem Grund/
der iſt nicht lang/ in demſelben ſieheſtu einen Baum/ der hat Aeſte
wie ein Arm/ daſelbſt hat Antonius Walck groß Guth gefunden/Großes
Guth.

davon ſich wohl bey 300. Menſchen erhalten koͤnten. Auch ſte-
het ein Baum etwan einen Armbruſt-Schuß weit davon/ dabey
liegt auch groß Guth begraben. Es ſtehet Mooß daneben/ wann
man drauf gehet/ meinet man zu verſincken. Das Mooß raͤu-
me mit Haͤnden weg/ ſo findeſtu Sand einer halben Ellen tieff/
darunter liegen Goldhaltige Koͤrner als Erbſen groß. Der GrundGold halti-
ge Koͤrner.

iſt ungleich als ein Schiff/ und ſagen etliche/ man muͤſſe drey El-
len tieff ſuchen/ ſo finde man viel Ertz/ dem nichts abgehe/ dann
nur die Oberhaut. Bey dieſer Gruben iſt viel Gehoͤltz niederge-
fallen/ und ſtehet eine Tanne dabey/ daran iſt ein Creutz gehauen/
und gegen dieſem Baum uͤber ſind drey Steine auf einander ge-
legt/ und auch ein ſolch ✠ drauf gehauen/ darunter iſt die Gru-
be vermacht. NB.JchBASTIAN VERSO von Venedig be-NB.
P p 3kenne
[302]Beſchreibung des Fichtelbergs.
kenne hiemit vor jedermann/ daß ich bey dem Hoch- (alias Holtz-)
Walde beym Neuſtaͤdtlein in einem Dorff Neukirch an Biſchoffs-
Groß
Guth und
Gold-Ertz.
werth gelegen in einer Pfuͤtze nicht weit von Ottendorff wohl
mitten am Berge/ allwo eine Tanne ſtehet/ darein ich drey XXX.
gehauen/ groß Guth und Gold-Ertz gefunden habe. Verſo.

Dreßnitz.

Dreßnitz

Silber-Ertz.
Goldwaͤſche.

bey der Brett-Muͤhlen iſt ein Ertz-Zug/ der mehr dann halb
Silber iſt/ da haben wir auch gut Gold gewaſchen und geſchlem-
met/ welches man noch am Gemerck ſieht. idem.

Arnsbach.

Arnsbach eine Meile von Soda/

zwiſchen dem Vorſchenſtein/ und Ramerswalda/ daſelbſt gehe
durch den nechſten Hoff unter der Kirchen/ und folge dem Raſen-
Gold wie
Arabiſch.
Weg nach/ der fuͤhrt dich an einen Fluß/ in welchem du ſchoͤne ſchwar-
tze Koͤrner findeſt/ ſo das beſte Gold halten gleich dem Arabiſchen.


Wolcken-
ſteinꝛc.

Bey Wolckenſtein und Rockerswalda liegt eine Glaß-
Huͤtte/ daraus flieſſen zwey Baͤchlein/ in welchen man gedie-
Gold-Koͤr-
ner.
gene groſſe und kleine Gold-Koͤrner findet/ die ſich fletzen laſſen.
Idem.


It. Ein Fluß gelegen/ wann man von Wolckenſtein auf


St. Anna-berg.

St. Annaberg

gehet/ und du mitten in das Dorff kommeſt/ ſo gehe darnach ei-
ne Hoͤhe auf die lincke Hand einen guten Weg/ ſo wirſtu an ein
ſchwartzes Holtz kommen/ da verlaſſe die Straſſe/ und gehe den
Holtzweg/ ſo findeſtu vor dem Holtz eine Tanne allein bey einem
Amethiſten/
Granaten/
Gold-Koͤr-
ner.
Haſelſtrauch ſtehen/ gehe gleich dabey weg auf eine Viertel Meil
lang/ ſo kommſtu an einen Fluß/ der fuͤhret Amethiſten und
Granaten/ auch Koͤrner wie Eiſenſtein/ die halten gar reichlich gut
Gold. Idem.


Muͤllnau.Talck.

Zu Muͤllnau/

eine Meile von Wolckenſtein/ da bricht ein reiner Talck/ deſſen
hat der Chur-Fuͤrſt von Sachſen zwey Fuder nach Dreßden fuͤh-
ren laſſen An. 1584. Idem.

Oſterlitz.

Zu Oſterlitz/

einem Staͤdtlein von der Sitta eine Meil gelegen/ da iſt ein
langer
[303]Beſchreibung des Fichtelbergs.
langer Berg mit Gold-Talck/ ſieht braun aus/ und fuͤhret weiſ-Gold-Talck.
ſe Granaten. Es iſt einer da/ heiſſet der ſchwartze Georg/ der kansWeiſſe Gra-
naten.

einem weiſen. Idem.


Bey Frauenſtein
Fꝛauenſtein.

iſt ein Fluß gelegen/ zwey Meiln etwan von Soda bey einem Ge-
richt/ da findeſtu zwey Wege/ einen zur Rechten/ den andern zur
Lincken/ da gehe den Raſen-Weg fort/ derſelbe fuͤhret dich an einen
Steig/ dem folge nach/ ſo kommſtu an das Waſſtr Grimnitz/ gehe
daran zur Rechten wohl hinauf/ ſo kommſtu an einen alten Gra-
ben/ da ehedeſſen eine Muͤhle geſtanden/ folge demſelben aber-
mahl nach/ ſo kommſtu an einen Forellen-Bach/ der fuͤhret Koͤr-Gold-Koͤr-
ner.

ner/ die ſind wie natuͤrlich Gold/ und habe ich Hieronymus Wei-
gard Hauß und Hoff darvon erbauet. Weigard/ Verſo. NB. Wann
die Koͤrner naß ſind/ ſehen ſie ſchwaͤrtzlich aus.


Gehe von dar weiter die Grimnitz hinabwaͤrts/ biß du zu
einem Steig kommeſt/ gehe aber nicht druͤber/ ſondern den Weg/
der da das Holtz herabgehet/ ſo kommſtu wieder an einen Fluß/
dem folge nach/ ſo kommſtu an ein Bruͤchig/ waſche dar/ ſo
findeſtu ſchwartze Koͤrner/ die man nicht gnugſam ihres Nutzens we-Schwartze
Koͤrner.

gen verloben kan. Verſo,Weigard.


Lengenfeld.
Lengenfeld.

Bey dem Stahler gehe in dem Bach nach dem andern Berg zu/ ſo fin-
deſtu Gold-Koͤrner/ die ſich fletſchen laſſen/ man findet auch Gold inGold-Koͤr-
nerꝛc.

etlichen Bronnen da herumb. Weigard/ Verſo.


Gera. Weida.
Gera/ Wei-
da.

Hinter dem Wald nechſt dem groſſen Loch iſt ein Grund/ und da-
rinnen eine Fichte ausgehauen/ und eine Marter-Seule dran/ auch
ein Bronnen dabey/ fuͤr demſelben iſt eine Grube von reichem Gold-Gold-Ertz.
Ertz. Weigard/ Verſo.


Zwiſchen Gera und Weida liegt ein Grund/ daſelbſt iſt
ein Fluß/ die Lippſen genannt/ darinnen findet man viel Gold/Gold/ Sil-
ber-Gang.

und iſt ein guter Silber-Gang dabey. Iidem, Anonymus nennet
den Fluß Grundlerbach.


Umb
[304]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Weyda.

Umb Weyda

Koͤrner im
Schieffer.

im Voigtland/ nicht weit von Elſterberg im Teufelsgraben/ findet
man auch Koͤrner im Schiefer. Umb

Pegau.

Pegau

ſind ihrer auch.

Teinitz.

Teinitz

gegen Pegau zu/ gehe in den Stangenberg/ und zu dem Bron-
nen der Todtenkopff/ der fleußt gegen Weſten/ gehe uͤber den Bron-
nen zu einem ſpitzigen Felß/ da iſt eine Buche/ woran iſt ☉. und ☽. ge-
hauen/ und unter dem Felßen vorn iſt ein Loch eines Knies tieff/
Gold im
weiſſen
Qvartz.
findeſtu 2. Geſchuͤcke/ zur Rechten iſt Gold in einen weiſſen Qvartz/
zur Lincken Wißmuth und Z. Anonymus.

Suhl.

Bey Suhl/

Haͤrlein
Gold.

im Henneberger Land/ findet man Haͤrlein Gold. Id.

Leutenberg.

Leutemberg

im Schwartzburgiſchen/ in dieſer Gegend ſind nicht nur ſchoͤ-
Kupffer-
Ertz.
ne reiche Kupffer-Ertz/ ſondern auch unterſchiedliche Anzei-
Gold-Ertz.gungen von Gold-Ertzen hin und wieder zu finden/ wovon der
Fluß die Schwartza genannt vermuthlich ſein Gold empfaͤnget.
Verſo,Weigard.


Unter dem Graffen von Schwartzburg am Tiffhuſersberg
ſoll ein Stollen oder alte Binge ſeyn in einem Eychen-Wald/
da ſoll gut Ertz ſeyn weggetragen worden/ iſt auch geſchehen von
langen Barthel in Sangerhauſen. Anonymus.


Jngleichen Kiffhaͤuſersberg bey Kaͤlbern/ darein Kaͤyſer Hein-
rich gezogen. Id.

Georgthal.

Georgthal.

Niclas Gutſch zu Georgthal ein Bauer zu Greiffenheu/ gehe
zum Wald zu die Steuer/ da wird vor dem Wald-Holtz eine
Haaſel-Staudten ſtehen/ wann man in das Holtz kommet/ wird
ein Bach von einem Bronnen flieſſen/ der Bronnen iſt mit Mooß
Gediegene
Silber-Koͤr-
ner.
verdeckt/ darinnen ſind gediegene Silber-Koͤrner/ darinnen iſt
ein eiſern Drath-Sieb geſetzt. Der Mann hat Hanß Eckart ge-
heiſſen zu Greiffenhahn/ im Dorff koͤnnen ihn die Leute noch/ der
hat die Koͤrner gewaſchen. idem.


Auf
[305]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Auf St. Georgenberg
St. Geor-
genberg.

zum Stein findet man viel und gute Cryſtallen. Idem.

Cryſtallen.

Blauenſtein.
Blauenſtein.

Bey dem Aſch- oder Maͤuſebronnen am Saalberge iſt ein Bron-
nen/ ob der Heren Stipfel/ in dem Bronnen iſt ein guter Gold-Gold-Gang
weiß Ertz.

Gang/ groß als ein weiß Gold-Ertz/ das iſt einem Staub gleich/
das brenne in einem neuen Topff/ und ſichere es/ ſo findeſtu gediegen
Gold. Idem. Verſo ſagt/ das Ertz ſehe aus als ein fauler Baum/
und nennet den Bronnen Muſtbrunnen.


Unter denen Herren Reußen von
GraͤtzGraͤtz.
iſt uͤberall gut Gold-Seiffen/ abſonderlich aber an dieſen Orten ge-Gold-Seif-
fen.

wiß. NB. Zwiſchen Graͤtz und Reichenbach bey der Pferd-Reichenbach
Schwemme nach dem Waffen-Hammer zu/ den Fluß hinaufwarts
findeſtu reiche Goldgeſchiebe/ ungefehr gegen der rechten Hand/
und da ſuche mit der Ruthen/ der Gang wird nicht weit mehr
ſeyn/ dieſes wird wohl auf des untern Herrn Herrſchafft ſeyn o-
der kommen. Idem.


Item bey dem alten Waffen-Hammer in demſelben Fluß auf-Gold-Flam-
men.

warts/ da giebt es Gold-Flammen/ und im Fluß hat es Forellen. Id.


Uber Graͤtz bey Elſterberg findet man groſſe Stuͤcke Gold.Elſterberg.
Idem.

Gold-Stuͤ-
cker.

Nicht weit von der Papier-Muͤhlen/ da die Pleiße in die El-2. Goldgaͤn-
ge.

ſter faͤllet/ kommen die 2. Gold-Gaͤnge zuſammen/ da waſche. Id.


Bey der Schaͤferey giebt es auch Gold-Flammen. Id.

Gold-Flam-
men.

Der reichſte Gold-Gang ſoll ſeyn auf dem Berg uͤber derGoldgang.
Elſter gegen Oſten auf der lincken Hand. Id.

Gold-Waͤ-
ſche.

It. Jn der Zwieſel am Meuß iſt Gold zu waſchen. Id.


Zu Lebmauer
Lebmauer.

gehen 2. Fluͤßlein/ da im Buſch ſteht ein Felß rechter Hand/ haue
die Steine heraus/ ſie ſind gediegen Gold/ neben dem Felß hin-Gediegen
Gold.

auf habe ich den Fluß gefunden. Id.


Zu Saalburg
Saalburg.

iſt ein Hammer/ Ellingerſtein/ da findeſtu Rubinen. Id.

Rubinen.

Q qZu
[306]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Schlaitz.
Antimonii-Ertz.

Zu Schlaitz

liegt gut Gold-Ertz oder vielmehr Antimonii Ertz. Id.


Wann man von Schlaitz ausgehet nach Hoff/ iſt ein Schacht
auf der rechten Hand/ iſt etliche Lachter tieff im Grund/ der Gang
iſt eines Brets maͤchtig. Idem.


Gold-Seif-
fen.

It. Zu Schlaitz auff dem Schweinberg/ findet man Gold-
Seiffen. Id.


Wann du ſchoͤne Perlen haben wilſt/ frage nach einem
Elſter.Staͤdtlein im Voigtland/ heiſſet Elſter/ eine Viertel Meil davon
liegt ein altes Schloß/ Stein genannt/ das laſſe auf der rechten
Hand liegen/ gehe den Felß und Grund hinunter/ ſo ſieheſtu eine
groſſe Buchen/ da iſt ein Moraſt/ daß man meinet zu verſincken/ die
Gold und
ſchoͤne Per-
len.
Grub iſt laͤnglicht wie ein Schiff/ und mit Moos vermachet/ an-
derthalb Lacht. tieff/ da findeſtu Gold und ſchoͤne Perlen. Id.


Frage nach einem Dorff


Schnecken-gruͤn.

Schneckengruͤn/

im Dorff liegt ein Huͤbel/ heiſſet der Scheberling/ auf der Seiten
Granaten/
Edelgeſtei-
ne/ Gold.
ſtehen etliche Bircken/ dabey findeſtu Granaten/ und andere Edelge-
ſteine/ auf dem Ufer aber Gold. Idem.


Blancken-burg.

Zu Blanckenburg/

ein Dorff zwiſchen Saalfeld und Hoff/ iſt gewiß ein reich Gold-
Reich Gold-
Ertz.
Ertz. Idem.

Hof.

Zu Hof

frage nach dem Pfaffen-Teich/ da ſtreicht ein gelber Letten-Gang
uͤber den Weg/ und auch uͤber den Bach/ dieſen Letten ſichere/ und
Braune
Gold-Koͤr-
ner.
truͤcke ihn wohl/ daß er im Waſſer hinweg gehet/ ſo findeſtu brau-
ne Koͤrner/ die ſind gut Gold. Carnero, Schott.

Gefreß.

Zu Gefreß

frage nach Metzgerreuth/ da kommſtu zu einem Grund und Berg/


Eulenberg

genannt/ und der Grund hebt ſich an bey dem Schloß Gruͤnſtein/
Mancherley
ſehr gute
Ertze.
darinnen findeſtu viel Bronnen/ Fluͤße und Qvellen/ darinnen ſind
mancherley ſehr gute Ertze. Carnero, Schott.


Zu
[307]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Zu Waldenfelß/
Waldenfelß

eine Meile von Cronach/ im Bißthum Bamberg/ gehe an das
Waſſer zu Thal an die lincke Hand/ da findeſtu ein kleines Huͤrtlein/
(Heckelein/) da hacke hinein/ ſo findeſtu Marcaſiten. Der unbe-Marcaſiten.
nannte Venediger ſub dato 1301.


Zwiſchen Miles und Lutiz in Boͤhmen
Miles und
Lutiz.

NB. (andere ſchreiben gantz corrupt,Mois und Lobat; andere
Wuſcheim und Labancken; wieder andere Mois und Labis/)
fleußt ein Fluß an einem Kirſch-Baum vorbey/ daherumb ſuche
eine verborgene Hurte/ daherum ſuche eine verborgene Arbeit/
da iſt ein Loch/ raͤume eines Mannes tieff auff/ ſo findeſtu einen herr-Reicher
Goldgang.

lichen gediegenen Gold-Gang. Das Zeichen am Kirſch-Baum
ſoll einer Pflug-Schaar gleich ſeyn. Verſo, Weigard, Anonymus,
der unbenannte Venediger. Daſelbſt hat man im freyen Feld aus-
geſchmeltzt/ Koͤrner und Schlacken liegen in einem tieffen Loch.


Zwiſchen beſagten beeden Oertern ſoll eine groſſe Linden ſte-
hen/ daran ſey an einem Aſt ein Lamm oder Stern geſchnitten/ ei-
ne Ackerlaͤnge davon ſtehe ein kleines Lindlein/ darunter ſolle manGold-Gang
gewaltig.

die Wurtzel umbraͤumen/ ſo finde man einen gewaltigen Goldgang.
Anonymus.


Zwiſchen beeden Oertern ſoll man in das Holtz zur rechten
Hand gehen auf 3. Ackerlaͤnge/ ſo komme man zu einem Felß/ der
ſteht gegen Weſten/ an demſelben ſey eine Pflug-Schaar gehauen/
daſelbſt iſt ein Loch/ wie ein Keller/ darinnen iſt Ertz/ das ſchmel-
tze/ es iſt gut Gold/ uͤber dem Loch iſt eine Buche geſtimmelt mit 7.Gold-Ertz.
Aeſten. Zu Speingenberg im Dorff ſtehet die Linde eines Buͤchſen-
Schußes weit. Idem.


Lobandt eine Meilwegs von Frauenberg am Boͤhmer WaldLobandt.
nahe dabey/ wann man ins Holtz gehen will/ ſiehe dich umb nach ei-
ner groſſen Fichten/ darinnen iſt geſchnitten ☉. und ☽. dabey iſt ein
Loch mit Reißlein verdeckt/ daruͤber iſt ein Stein ſehr tieff hinun-
ter/ darinnen findeſtu Gold-Koͤrner/ und ſind die Steine lauterGold-Koͤr-
ner.

Gold/ ſo groß als die Rohr-Kugeln. Der unbenannte Venedi-
ger/ ſub dat. 1301.


Gehe allda in das Holtz zur rechten Hand/ ſo findeſtn 2. Fel-
Q q 2ſen
[308]Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſen wie einen Back-Ofen/ darinnen iſt ein Drutten- oder Kroͤtten-
Fuß gehauen/ und darunter noch ein Endten-Fuß am Stein/ den
raͤume weg/ ſo findeſtu ein herrlich Gold-Ertz/ ſehr reich von Halt/
Gediegen
Gold-Ertz.
und faſt gediegen/ und vor dem Loch iſt eine geſtimmelte Buchen
mit 7. Aeſten. Verſo. Anonymus ſchreibt/ es ſey gantz gewiß/ darin-
nen iſt Peter Schneider geweſen.

Falckenau.

Zu Falckenau

iſt auch eine Grube/ da findeſtu 2. Bronnen ober der Cantelorin/
Gold.da findeſtu Gold. Anonymus.

Albenreuth.

Frage nach Albenreuth/

darnach nach Ulrichsgruͤn/ alsdann ans Dorff Mayngruͤn/ dann
an den

Dillenberg.

Dillenberg/

darauf ſiehe dich umb nach einem Stein/ daran iſt gehauen ein
Creutz und ein Ochſenkopff/ nahe dabey iſt ein Loch/ darinnen iſt gut
EdelgeſteineEdelgeſtein. Der unbenannte Venetianer.


Am Dillenberg bey der dicken Tannen oder Fichten/ daran
dieſe Zeichen geſchnitten ſind/ △. ✠. ☽. da iſt ein Loch gleich hin-
Rubinen/
Topaſter/ u.
Hiacyuthen.
ein/ da findeſtu gute Rubinen/ Topaſier und Hiacynthen. Idem.


Auf dem Dillenberg findeſtu 2. oder 3. Platten/ Bloͤßen oder
Plaͤtze/ auf dem erſten findeſtu einen Bronnen/ dabey ſtehet eine
Buchen/ daran iſt eine Hand geſchnitten/ in dieſem Bronnen findeſt
Diamanten/
Amethiſten/
Smaꝛagden/
Laſur/ Gra-
naten.
du Edelgeſteine/ als Diamanten/ Amethiſten/ Smaragden/ Topa-
ſen/ Laſur/ und Granaten. Darnach gehe auf die andere Platten/
ſo wirſtu eine duͤrre Bircken (alias 1. oder 3. Bircken) finden/ die ſte-
het neben einem Felßen/ darein iſt ein Oſterlaͤmmlein (alias ein Huͤnd-
lein) gehauen/ darunter raͤume das Moos gar wohl hinweg/ ſo
findeſtu ein Loch/ und darinnen ein ſehr reichen herrlichen Gold-
Arabiſch
Gold.
Gang/ ſo gut als Arabiſch Gold. Die Granaten ſeynd auch ſehr
gut. NB. Allda hat des Hirten Michels Sohn zu Friebes gewa-
ſchen. Anonymus, Grundelli,Guͤzdel.


NB. Den Bronnen weiß ich/ der liegt an einem Weg/ und
man ſiehet/ was vor große Arbeit man dabey gethan/ und gehoͤrt der
Dillenberg ſelbigen Orts gen Koͤnigswerth/ man iſt deswegen
nicht wohl ſicher allda. Die andere Platten muß noch beſſer gegen
Orient
[309]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Orient von dem Bronnen herfuͤr gegen dem alten Waſſer zu lie-
gen/ da muß man den Stein oder Felß mit Fleiß ſuchen. NB. Her-
nach bey dem Dillenberg wird des dritten Orts auch gedacht/ und
ſtehen 2. Fluͤßlein gegen Weſten/ die bey der Reichel-Muͤhl hinaus
kommen/ ich habe aber das Zeichen am Felßen nicht finden koͤnnen/
weilen aber etliche Wahlen-Buͤcher von Orient ſagen/ ſo weiß ich/
daß ein ſtarckes Waſſer vom Dillenberg kommet gegen Orient/
hinter dem alten Waſſer gegen dem Wald zu/ daran Gruben lie-
gen/ ob es nun daſſelbe ſeyn mag/ oder ob der Waſſer auch 2. ſind/
weiß ich nicht. Dieſe Waͤlder gehoͤren meiſtentheils nach Koͤnigs-
werth. NB. Wann man dieſem Waſſer am Dillenberg biß zum
Urſprung nachgienge/ und verſuchte die Waͤſchwercke/ ſolte man
wohl allda etwas ausrichten. Dann dieſes Gebuͤrg und Wald iſt
wohl Metalliſch. Dann der Hochelſtein iſt des Dillenbergs hin-
terer Theil/ und duͤrffte man noch beſſere Gelegenheit antreffen/ als
man meynen moͤchte. Vom Hochelſtein beſiehe oben bey Wald-
ſaßen
/ pag. 287. ſeqq.


Am Dillenberg von Eger 2. Meilen gegen Orient kommſtu
zu 2. Fluͤßlein/ folge dem zur Lincken nach/ ſo kommſtu zu einem groſ-
ſen Felßen/ an dem Felß iſt ein Pilgrams-Staab eingehauen/ dar-
unter raͤume hinweg/ da findeſtu eine Hurt oder Pfort wie eine
Thuͤr/ darein magſtu kommen am St. Johannis-Tag/ zu fruͤhe von
6. biß 9. Uhr/ dann NB. ſie thut ſich ſelbſten auf/ und wann du einenNB.
Gewaltig
gut und viel
Gold.

goͤldenen Schein ſieheſt in Geſtalt eines Creutzes/ ſo gehe nur keck
hinein/ und laße dich nichts irren/ du findeſt da ein gewaltig Guth/
und uͤber die maßen viel Gold/ wie dein Hertz begehret.


NB. Jn einer andern Schrifft ſtehet dieſe Gelegenheit gegen
Occident/ vielleicht iſt es/ wann der Reiſende gegen Orient gehet/
ſo ſteht der Felß ihm entgegen. Oder ſo er von Occident kommet/
ſo ſtehet er ihm auch entgegen. Gratianus Grundelli iſt mit einem
ſeiner Geſellen gluͤcklich hineinkommen/ hat aber wenig Gutes mit
herausgebracht: Urſach/ man hat daſelbſt fleißigs Aufſehen/ und iſtNB.
hart beſtellet/ darum allein GOttes Gnade zu erbitten/ und zu ge-
warten iſt. Grundelli,Guͤzdel/ Anonymus.


Oben auf dem Dillenberg iſt eine Buchen/ daran ſtehen zwey
Q q 3Stern
[310]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Stern/ einer gegen Mittag/ der andere gegen Abend/ der Buchen iſt
ein Aſt abgehauen/ daran in auch ein Stern/ daſelbſt thue 3. oder 4.
Schritte gegen Abend/ ſtoße mit den Fuͤßen auf die Erden/ ſo thoͤ-
Gediegen
Gold.
net es/ als ob es hohl waͤre/ da grabe hinein/ da findeſtu gediegen
Gold. Guͤzdel.


Gold-Waͤ-
ſche.

Unter Albenreuth iſt eine gute Goldwaͤſche/ und Seuffen-
Werck. Da haben die Friebeſer Bergleute Gold gewaſchen/ ſind
bey einem Schuſter zu Albenreuth im Qvartier gelegen. Anonymus.

Bernau.

Zu Bernau/

eine Meile von Dirſchenreuth frage nach der Kandel zu Reichen-
bach
/ (Aichenbach oder Wiedersbach alias) in dem Garten fin-
deſtu 2. Broͤnnlein zuſammen fließen/ dazwiſchen raͤume den Waſen
Gold-Koͤr-
ner.
auf/ ehe ſie zuſammen ſtoßen/ ſo findeſtu gediegene Gold-Koͤrner.
Grundelli.


Sonſten:

Zu Bernau frage nach der Cantelorin Bach in der Eichen/
da findeſtu zwey Bronnen zwiſchen dem Fluͤßlein/ ehe ſie zuſammen
Gold-Zapf-
fen.
kommen/ ſo findeſtu Gold als die Roͤhren und Eißzapffen. Da-
bey liegt ein Dorff/ heiſſet Rothenbach. Anonymus.


Von Bernau frage in die Hancken in dem Reichenbach/ da
findeſtu 2. Baͤche/ zwiſchen den zweyen/ ehe ſie zuſammen kommen/
Gediegen
Gold.
raͤume hinweg/ ſo findeſtu gediegen Gold als die Zwetſcken. Idem.


Eine Viertel Meile von


Mittler-
teich.Silber-Ertz.

Mittlerteich/

auf einer Wieſen/ findet man gut Silber-Ertz. Item im Loͤffels-
baͤchlein und im Natterbronnen giebt es gut Waſchwerck. Dieſe
Reichs-
Forſt.ꝛc.
liegen hinter dem kleinen Buͤchelberg im Reichenfoͤrſter Wald.
Grundelli,Guͤzdel.


Klein Stei-
nig.

Bey Unterteich liegt ein Dorff Kleinen Steinig/ und bey
dem Dorff nicht weit von dem Bronnen in der Hagenreuth ſoll
Gut Waſch-
werck.
gut Waſchwerck ſeyn/ nicht weit davon iſt der Silberbronn/ darin-
nen ſollen auch Waſchwerck ſeyn. Die Hofwieſen iſt auch bey
kleinen Steinig/ da ſind auch viel Waſch-Bronnen. Iidem.

Hagenreuth

Jn der Hagenreuth

ſind 3. Felßen/ nicht weit von dem Bronnen/ ob es etwan die 3. Felſen
im Mieß- oder Maͤuſeholtz waͤren: Die Harckgruben iſt in dem
Schee-
[311]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Scheeſerbaͤchlein/ da muß man fleißig darnach ſuchen/ und in der
Gruben ſollen gruͤne Steine ſeyn/ etwan Smaragd oder Tuͤrckis.Smaragd.
Tuͤrckis.

Der Haſpelbronn iſt bey Kern/ auf einer Wieſen oder Beunden.
Grundelli,Guͤzdel.


Zwey Meilen von Eger/ wann man will nach Rabiz oderEger. Seiſſẽ.


Redwitz
Redwitz.

gehen/ iſt ein Dorff/ heiſſet Seißen/ in demſelben bey der Muͤhl
bricht ein ſchoͤner Gold-Gang oder Talck/ je mehr man ihn roͤſtet/Gold-Talck.
und waͤſchet/ je ſchoͤner er wird. Anonymus.


Vom Hartz.
Elbingrode/
Vom Hartz.
Elbingꝛode.

ſo am Hartz liegt/ da frage nach einem Berg/ der heiſſet Mor-
genland/ Morgenbrodsberg
/ oder Georgenberg/ und gehe im
tieffen Grund/ das Waſſer hinaufwarts/ dieſer Ort liegt 5. Vier-
tel Meilen von Ratteburg/ ſo findeſtu 2. Stein-Klippen/ an deren
einen iſt ein Moͤnch oder Schuch gehauen/ daſelbſt iſt ein Stollen
von gediegenem Gold-Ertz. Deſſen ein Pfund gilt gern 112. fl.Gediegen
Gold-Ertz.

Davon einſten ein Welſcher Noth und Zehrung halber zu Nuͤrm-
berg 1. Pfund vor 106. fl. verkaufft. Der Stollen iſt mit einer Hurt
verdeckt/ darum muß man ihn fleißig ſuchen und raͤumen. Dar-
nach gehe weiter am Waſſer hinaufwerts/ ſo findeſtu wieder zwey
Steinklippen/ und 2. Moͤnche dran gehauen; einer weiſet dir mit
einem Finger einen Platz an/ da du gediegene Gold-Koͤrner findeſt.Gediegene
Goldkoͤrner.

Noch beſſer hinaufwerts iſt ein geſtimmelter Baum/ dabey iſt ein
Steinhauffen/ den thue weg/ ſo findeſtu einen Stein mit einem
Ring/ den hebe auf/ und ſuche/ du findeſt einen Fuͤrſtlichen Schatz/Fuͤrſtlicher
Schatz.

gilt das Pfund gleich den beeden vorigen 112. fl. Zwey Anonymi.


Hinter der Hartzburg
Hartzburg.

in dem langen Thal ſtehen drey Tannen am Weg/ darunter iſtGold-Waͤ-
ſche.

ein Loch/ worinnen eine ſehr gute und reiche Gold-Waͤſche iſt.
Iidem.


Wann man von Wernigeroda
Wernigero-
da/
Baͤhꝛenbeꝛg.

gen Baͤhrenberg gehet/ ſo kommet man vor zwey Sege-Muͤh-
len/ daſelbſt ſtehet eine Buche/ die iſt abgeſtimmelt/ lehne dich
mit
[312]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Schwartze
Gold und
Silberhaff-
te Kohlen
Ertze.
mit dem Ruͤcken daran/ und ſiehe gegen Abend/ ſo wirſtu 4. oder
5. Schritte von dem Baum ein Loch finden/ darinnen ſchwartze
Kohlen Ertze/ welche Gold und Silber halten/ ſind. Es ſoll
auch ein gelber Laimen drinnen ſeyn/ der Gold haͤlt. Etliche mei-
Goldhalti-
ger gelber
Laimen.
nen/ dieſer Laimen liege an der Ader. it. gehe von Wernigeroda
nach dem groſſen Brocksberge/ nach dem


GroſſerBrocksberg.

Kloſterberg

nach Triebenack/ halte dich auf die rechte Hand des Brockens
Kloſterberg.gegen das Thal/ ſo findeſtu an einem Baum dieſe Zeichen B. 7.
geſchnitten/ drey Schritte davon iſt das Guth mit Bohlen be-
Gold und
Silber.
deckt/ ſiehet wie Weitzen-Kleyen/ und iſt Gold und Silber.
Anonymus.


Ecker. Jlſe-
burg.

Jn der Ecker bey Jlſeburg iſt ein Loch in dem Branden-
berg/ worinnen viel Gutes ſteckt/ wers findet/ hat ſein lebtag ge-
Viel Guts.nug. Anonymus.


Gehe hinter dem Brockenberg auf die alte Straſſe nach
dem Morgenbrodsthal zu/ in demſelben gehe hin/ biß du wieder
an zwey andere Thaͤler kommeſt/ deren 1. zur Rechten/ das 2.
zur Lincken liegt/ bleibe aber im mittelſten/ biß du an einen groſ-
ſen Stein kommeſt/ zum ſelben gehe/ und ſiehe dich umb/ ſo wir-
ſtu daran eingehauen finden einen Moͤnch mit einer Keilhauen
auf dem Ruͤcken/ derſelben Spitzen nach gehe den Berg hinauf/
ſo findeſtu eine Saalweide/ und nahe dabey ein Loch mit Wellen
oder Reiſig und Raſen belegt/ die hebe auf/ und ſuche darinnen/
Gute Koͤr-
ner.
ſo findeſtu Koͤrner/ die ſich bletzen laſſen/ und ſehr gut ſind/ die
andern aber taugen nichts. Idem. An eben ſelbem Ort iſt auch ein
Moͤnch am Waſſer in Stein gehauen/ gehe am Waſſer hinan/
ſiehe dich umb/ ſo findeſtu einen Ahorn einer Kertzen gleich drey
aus einem Stamm/ daſelbſt ſind auf einer Wieſen drey Loͤcher/
als wann ſie von Schweinen gewuͤhlet waͤren/ allda findet man
Gute Koͤr-
ner.
Koͤrner/ die ſich breit ſchlagen laſſen; ein Pfund gilt 20. Guͤlden.
Idem.


Kahlen Koͤ-nigsberg.

Am Kahlen Koͤnigsberg/

Baͤhꝛenbeꝛg.
Gediegen
Gold.

wie auch nahe am Baͤhrenberg ſind auch verdeckte Gruben/ wo-
rinnen groſſes Guth an gediegenem Gold enthalten/ woruͤber man-
cher
[313]Beſchreibung des Fichtelbergs.
cher hingehet/ und es nicht weiß. Bey dem Koͤnigsberg rechtReiches
Gold Ertz
wie Baͤhren-
dreck.

gegen Suͤden iſt ein Moraſt/ da iſt Zeug innen wie Baͤhren-
Dreck/ und iſt eine Horde druͤber gelegt/ welche wieder mit
Mooß/ und Raſen bedeckt iſt. Ein Pfund haͤlt 6. Loth Gold. Idem.


Bey dem neuen Schloß ſtehet ein Mahlſtein/ woran dasNeues
Schloß.

Regen- und Hohenſteiniſche Wappen gehauen. Zwiſchen dieſem
Mahlſtein und dem Schloß liegt ein unterhohlter Huͤgel/ darin-Himmel-
blau Silber-
Ertz.

nen iſt Himmelblau Ertz/ das gut Silber haͤlt. Idem.


Wann du von Ellrich
Ellrich.

auf die alte Eiſen-Huͤtten geheſt/ da liegt unter der Glaß-Huͤtten
eine Bruͤcke/ daruͤber kommſtu in Hartz/ gehe allda fort/ ſo wirſtu
ein altes verwachſenes Mauerwerck finden/ davon halte dich zur
lincken Hand/ etwan 2. Ackerbreit/ ſo kommſtu zu einer Stein-
Klippen/ an derſelben gehe hin/ u. ſ. f. biß du fuͤr 9. Stein-Klippen
fuͤruͤber biſt/ dann lehne dich an die Letztere/ und ſiehe zur lincken
Hand/ ſo wirſtu etwan 3. Acker breit davon wieder eine Stein-
Klippen ſehen/ da gehe hinein/ ſo findeſtu eine Fichten/ die mit
Reißig zugedeckt iſt/ darunter iſt ein Loch/ worinnen gediegen GoldGediegen
Gold.

iſt. Idem.


Gehe von dar gegen Mitternacht in das Morgenbrods-Morgen-
brodsthal.

Thal/ da ſind 2. Moͤnche an einem Stein ausgehauen/ der eine
weiſet mit der Keilhauen auf ein Loch hart oder nahe am Waſſer
an einer Saal-Weiden/ das iſt mit Steinen verſetzt/ darunter ſind
Koͤrner/ die ſich fletſchen laßen. 1. Pfund derſelben gilt 40. fl. Die
ſich aber nicht breit ſchlagen laßen/ ſondern zerſpringen/ gelten nur
20. fl. Darnach iſt ein Wieſen-Platz/ darinnen ſind auch Loͤcher/
worinn Koͤrner/ ſo ſich breit ſchlagen laſſen. Ferner wirſtu ei-
nen Stein finden/ daran ein Ring gehauen/ daran lehne dich mit
dem Ruͤcken/ ſo ſieheſtu etliche Schritte davon einen andern Stein
mit Moos bewachſen/ hebe ihn auf/ ſo findeſtu im Suchen Koͤrner/Reiche Koͤr-
ner.

die ſehr gut und reich. 1. Pfund a 20. oder 30. fl. Idem.


Gehe von Ellrich aus nach dem Kleinen Brocken/ unter-Kleiner
Brocken.
Suppen-
thal.

wegs muſtu durch ein Thal das Suppenthal genannt/ da fin-
deſtu ein Bruſt-Bild einem Moͤnch gleich in Stein gehauen/ das
R rweiſet
[314]Beſchreibung des Fichtelbergs.
weiſet mit 2. Fingern/ und wo es hinweiſet/ da lehne dich mit dem
Ruͤcken an/ ſo wirſtu an einem Stamm einen Schluͤßel einge-
ſchnitten erblicken/ daran lehne dich abermahl mit dem Ruͤcken/ und
Gediegene
Silber-
Koͤrner.
ſiehe dich umb/ ſo wirſtu 2. Saalweyden-Buͤſche ſehen/ da ſchlage
ein/ und ſuche/ ſo wirſtu gediegene Silber-Koͤrner/ die ſich flet-
ſchen laſſen finden. Von dieſem Bruſt-Bild gehe weiter auf-
Schwartze
Schlufft.
werts nach der Schwartzen Schlufft/ halte dich zur Lincken/
und habe gute Acht/ ſo wirſtu ein Bruͤnnlein/ ſo ein Stroͤhmlein
von ſich giebt/ finden/ ſchoͤpffe es aus/ und ſuche den Sand durch/ ſo
Gediegene
Gold-Koͤr-
ner.
findeſtu gediegene Gold-Koͤrner groͤßer als Erbſen: ſo Schlamm
dabey/ ſo waſche ſie durch ein Sieb oder groben leinen Sack/ ſo
kan man ſie erkennen. Gehe noch weiter aufwerts in der ſchwar-
tzen Schlufft/ ſo kommſtu zu 3. Eichen/ ſo etwan Klaffter weit von
einander/ dazwiſchen ſind Loͤcher/ wie von Schweinen gewuͤhlet/
Gediegene
Silber-Koͤr-
ner.
und iſt Waſſer darinnen/ das gieße aus/ ſo findeſtu gediegene Silber-
Koͤrner. Nicht weit von dieſen Eichen liegt ein kleiner Wieſen-
Platz/ in demſelben iſt ein Loch mit einer Horden und Raſen bedeckt/
Silber-
Gang.
das raͤume ab/ und oͤffne es/ ſo findeſtu einen guten Silber-Gang/
und dabey Schlegel und Setz-Eiſen/ damit ſchlage ab/ was du wilſt.
NB. Wann du nun genug haſt/ ſo lege das Zeug wieder hinein/ wie
du es gefunden haſt/ muſt aber ohne Betrug damit handeln/ ſonſten
haſtu kein Gluͤck dabey. Aus der ſchwartzen Schlufft gehe ferner
uͤber den kleinen Brocken/ ſo kommſtu an einen breiten gantz waͤß-
Gediegene
Gold-Koͤr-
ner.
richten Sumpff/ darinnen findeſtu gediegene Gold-Koͤrner/ reinige
ſie vom Schlamm durch ein weites Haartuch. Von hier gehe auf
den Groſſen Brocken und daruͤber hin/ dann halte dich lincker Hand/
ſo ſieheſtu ein altes Gemaͤuer etwan einer Capellen/ da gehe hin-
ein und gleich fuͤr dich den Berg hinunter/ ſo kommeſtu an drey
zuſammenſtoſſende Thale/ daſelbſt faͤllet ein Waſſer den Berg
herab/ das heiſſet die Neue/ an demſelben gehe hinauf/ ſo kom-
meſtu an zwey grauſam hohe Klippen/ dabey faͤllet das Waſſer
mit groſſem rauſchen herab/ wann du nun hindurch kommeſt/ ſo ge-
he einen Buͤchſen-Schuß an dem Waſſer hinauf/ da wirſtu drey
kleine Fluͤßlein auf der lincken Hand dir entgegen lauffend antref-
fen/
[315]Beſchreibung des Fichtelbergs.
fen/ daruͤber gehe hin/ und gleich fuͤr dich fort/ da wirſtu eines
groſſen Steins gewahr/ woran ein ✠ gehauen/ lege dich mit dem
Ruͤcken daran/ und ſiehe gleich fuͤr dich weg/ ſo wirſtu kurtz fuͤr
dir an demſelben Berg eine Horde von Fichten-Holtz zuſammen ge-
flochten gewahr werden/ hebe ſie auf/ ſo findeſtu ein Loch darunter/
und einen gediegenen Gold-Gang darinnen/ dabey Keilhauen/ Faͤu-Gediegener
Gold-Gang.

ſtel/ und Setz-Eiſen liegen/ ſchlage nach Nothdurfft davon ab/ und
lege das Werckzeug fein wieder dazu hinein/ damit es andere auch
gebrauchen koͤnnen/ dann es iſt deſſen genug allda zu bekommen/ daß
ſich auch ein gantzes Land davon erhalten koͤnte/ wann man ohne
Betrug damit umbgehet. NB. Idem.


Bey dieſer Gruben iſt Anno 1620. ein Venetianer ertapptNB.
worden/ welcher bekennet/ daß er 11. mahl dabey geweſen/ und alle-
mahl fuͤr 1400. fl. werth weggetragen/ wolte aber nun nicht mehr
kommen. Dieſe Nachricht iſt gewiß/ und Anno 1625. von einem
erfahren worden/ welcher vielleicht auch einen Nutzen davon ge-
tragen.


Von der Neuſtadt nach dem Schieferberg
Neuſtadt/
Schiefer-
berg.

kommet man 1) an ein Waſſer/ Kolbe genannt/ davon gehe uͤber
die Aecker ein wenig unter der alten Mauer/ und von dar ferner
uͤber das weiße Waſſer/ darnach gleich aufwerts nach dem Schie-
ferberg findeſtu auswendig ſchwartze/ inwendig aber weiße und ge-
diegene Silber-Koͤrner/ und iſt allda ein großes Guth obhanden/Gediegene
Silber-
Koͤrner.

ſo nach abgeſchlagenem Schiefer/ Neſter weiß gefunden wird. Von
der Neuenſtadt nach dem


Nabenthal in dem Morgenbrods-Thal/
Nabenthal.

ſo bald auf voriges folgt/ bey der Steilen Wand iſt NB. der Ve-Venediger
Gold-
Grube.

netianer Gold-Grube/ die einer lange Jahre im Gebrauch gehabt/
und groß Gut erlanget/ gewiß iſts/ daß 1. Pfund Ertz 100. fl. gilt/
ein wenig von ſelbem Ort rechter Hand aufwerts iſt auch ein gu-Silber-Ertz.
ter Gang von Silber-Ertz/ ſo auch gebraucht worden. NB. BeyNB.
dieſen beeden Orten fließt ein Waͤſſerlein/ das kalte Waſſer ge-Kaltes Waſ-
ſer.

nannt zur lincken Hand der beeden Gaͤnge. Der Silber-Gang
iſt oben am Berg; der Gold-Gang aber unten am Thal. Idem.


R r 2NB.
[316]Beſchreibung des Fichtelbergs.
Hiſtorie.

NB. Vielleicht iſt dieſes eben dasjenige kalte Waſſer/ wovon
Herr Joh. Heinrich Seyfried in ſeiner Medulla mir abilium Na-
turæ p. m. 396.
vom groſſen Brocksberg erzehlet/ daß allhier ein ge-
wiſſer Doctor Medicinæ aus einem Bronnen trincken wolte/ aber
die unleidliche Kaͤlte des Waſſers lieſſe ihm ſolches nicht zu/ weß-
wegen er den Arm tieff unter den Felßen/ wo das Waſſer heraus
floße/ geſtoßen/ die Kaͤlte beſſer zu erkundigen/ da rolleten ihm Koͤr-
ner fein Silber als Erbſen in die Hand/ deren er nach und nach
bey einer Untze geſammlet.

Auerberg.

Auerberg oder Uhrberg/

Gold-Ertz.

eine Meile uͤber Stollberg/ hat viel Gold-Ertz/ und iſt vor vielen
Jahren allda gewaſchen worden/ daher allda noch ein Ort die Waͤ-
ſche genennet wird. Uber dem Waſſer ſtehet ein abgehauener
Gediegen
Gold.
Baum/ dabey iſt eine verdeckte Grube/ ſuche und raume ſie auf/ du
wirſt gediegen Gold darin finden. Idem.

Todtenbach.

Am Todtenbach

iſt ein Waſſer/ da ſtehet eine groſſe Buchen nicht weit vom Weg/
und gehet unter der Wurtzel derſelben Buchen ein Loch hinein in
den Bach/ da muß man hinein kriechen und ſuchen/ ſo findet man
Gutes genug/ und iſt leicht zu gewinnen/ ſieht aus wie Fiſch-
Ertz wie
Fiſch-
Schuppen.
Schuppen. Von dar gehe weiter hinauf/ ſo kommſtu an ein Waͤſ-
ſerlein der kalte Born genannt/ dabey iſt gut Ertz/ ſo ſein Theil
Silber-Ertz.Silber haͤlt/ und iſt deſſen genug allda zu bekommen. Idem.

Weiſſenklee.

Gegen Weiſſen Klee

Goldiſcher
Laimen.

iſt ein Ort/ da findeſtu eine runde Grube/ darin ſteht ein Laimen/
der wohl zu langen/ und ſehr Goldiſch iſt. Idem.


Gehe von dar wieder nach der Neuenſtadt/ ſo kommſtu an
ein Waſſer/ das heiſſet der faule Loͤwenbeck. Daſelbſt iſt unter
Sandig
Gold-Ertz.
einer duͤrren Tannen ein Loch/ ſo ſehr ausgetragen wird. Das Ertz
iſt ſehr Sandig/ und haͤlt gut Gold/ in groſſer Menge. Idem.


Haſelbach.
Gut Ertz.

An dem Haſelbach ſteht auch ein Ertz der Taubenkopff ge-
nannt. Deſſen 1. Pfund gilt 1. Rthlr. iſt nahe bey der Hartzburg
gelegen. Idem.


Schwartzer
Silber-
Taick.

Nicht weit davon iſt auch ein Ertz/ der ſchwartze Talck ge-
nannt/
[317]Beſchreibung des Fichtelbergs.
nannt/ ſo auch gut Silber haͤlt/ ſteht nicht weit vom neuen Schloß.
Idem.


Bey Brunnlage iſt ein Bronnen/ da iſt gut Ertz innen/ manBrunnlage.
Gut Ertz.

muß ihn aber ausgieſſen/ ſo man es haben will. Gehe von dar
etwan eines Buͤchſen-Schußes weit vom Weg ab zur rechten
Hand/ da iſt eine alte Kohlſtaͤdte/ daſelbſt ſchlage ein/ ſo findeſtu ein
Eiſen/ das koſtbare Eiſen genannt/ das haͤlt Gold in allen Proben/Koſtbares
Goldhalten-
des Eiſen.

iſt leicht zu gewinnen. Idem.


Was nun weiter in Ober und Nieder-Sachſen/ Heſſen/
Schleſien/ Boͤhmen/ Maͤhren/ Oeſterreich/ Hungarn
/ Item
in Baͤyern/ Schwaben/ Franckenlandꝛc.ꝛc. vor Metallen und
Steine gegraben und gefunden werden/ das erforderte ſo wohl
lange Zeit/ als auch viel Papier/ ſie alle zu beſchreiben/ weswegen
wir den begierigen Leſer und Liebhaber dieſer Dingen an die beſon-
dere Beſchreibungen aller dieſer Laͤnder verweiſen/ da er dann von
deren Fruchtbarkeit an Steinen/ Metallen/ Ertzen/ Saltzen/ꝛc. ſo
wohl als an Baͤumen/ Kraͤutern/ Staudten/ auch Fiſchen/ Voͤ-
geln/ wilden und zahmen Thieren genugſame Nachrichten finden
wird. Ehebevor ich aber dieſe Wahliſche Nachrichten von denen
fuͤndigen Oertern beſchließe/ muß ich noch dasjenige/ was ich dar-
innen von ihren Abentheuerlichen und aberglaubiſchen Verblen-
dungs- und Eroͤffnungs-Kuͤnſten gefunden/ mit wenigen erzehlen.



Folgen nun der Wahlen und Jtaliaͤner
Verblendungs- und Eroͤffnungs-
Kuͤnſte.


1.
Ein Licht/ womit man in einem Haus oder Feld einen
Schatz oder verſetzten Ertz-Gang aus-
Ein Licht/ ei-
nen Schatz
im Haus/ o-
der einen
verſetzten

kundſchafftet.


Nimb Weyrauch/ Schwefel/ ungebraucht Wachs/ ſiede darin-
R r 3nen
[318]Der Wahlen und Jtaliaͤner
Ertz-Gang
im Feld zu
verkund-
ſchafften.
nen ein Garn/ mache daraus ein Licht/ und leuchte damit in alle
Winckel des Hauſes/ oder an die verdaͤchtigen Oerter des Fel-
des; und wo Geld vergraben/ oder ein Ertzgang verſetzt und ver-
blendet iſt/ da gehet das Licht aus. Carnero,Schott.


2.
Einen
Schatz/ Gut/
oder Ertz zu
verſetzen/
und zu ver-
blenden/ daß
man es
nicht finden
kan/ als mit
dem Schwe-
fel-Licht.
Einen Schatz/ Guth/ oder Ertz zu verſetzen und zu
verblenden/ daß mans nicht finden kan/ als mit
obigem Licht.


Wann du etwas vergraͤbeſt/ oder einen Ertz-Gang verblen-
den wilſt/ ſo thue es/ wann der Mond zu Mitternacht umb 12.
Uhr neu wird/ und dann beraͤuchere den Ort mit Coriander/ Saff-
ran/ Pilſen-Kraut-Saamen/ Eppig/ ſchwartzen Pfeffer/ jedes
gleich viel/ zerſtoßen/ und mit Schirling-Safft angemachet/ ſo
kommen die Erd-Geiſter oder Pygmaͤer und huͤten den Schatz/
und ſo jemand kommet und den Schatz oder Ertz heben will/ ſo
treiben ſie ihn mit Gewalt ab/ und bringen ihn in Raſerey. Ano-
nymus.


Auff eine
andere Art.

Oder: Nimb Wahlrath/ Holtz von Aloe/ Coſtwurtz/ Mo-
ſchus/ Saffran/ Thymian/ gleiche Theile/ mache es mit Widd-
hopffen-Blut an/ und beraͤuchere den Ort/ ſo kommen die Geiſter
gleich/ und werden nicht eher vertrieben als mit brennenden
Schwefel/ oder obigem Licht vom Schwefel. Alſo ſind die Schaͤ-
tze bey Sand unweit Eger verſetzt und verblendet. Carnero, Schott,
Anonymus,
der unbenannte Venediger.


3.
Sich un-
ſichtbar zu
machen.
Jn hoͤchſter Noth ſich unſichtbar zu machen.


Wann du in hoͤchſter Leibs- und Lebens-Gefahr biſt/ und dei-
nen Verfolgern nicht mehr entrinnen kanſt/ ſo ſetze die Nebelkap-
pe ruͤcklings hurtig auf. Die wird gemachet von denen Haaren ei-
nes
[319]Verblendungs- und Eroͤffnungs-Kuͤnſte.
nes an den lichten Galgen gehenckten Menſchen/ und in Widdhopf-
fen-Blut getuncket. Anonymus.


Oder/ nimb den Stein/ Sonnenwende-Stein genennet/ undAuf eine an-
dere Art.

befeuchte ihn mit dem Safft von dem Kraut gleiches Nahmens
oder Goldblume genennet/ und binde ihn an deine Stirne. Ein
anderer Anonymus.


4.
Perlen in einem Jahr im Glaß zu zeugen.

Perlen in
einem Jahr
im Glaß zu
zeugen.

Fange mit einem Tuͤchlein den Mayen-Thau im zunehmen-
den Monden auf/ filtrire/ und decke es wohl im Glaß zu/ laße es
unbeweglich ein gantzes Jahr an einem wohl-temperirten Ort ſte-
hen/ ſo wachſen Perlen. Carnero,Schott.


5.
Die Tiegel zum Probiren und Laboriren feſtDie Tiegel
zum Probi-
ren und La-
boriren feſt
zu machen.

zu machen.


Nimb Kreiden und Federweiß oder weißes Bleyweiß ana,
das weiße von einem Ey dazu/ beſchmiere den Tiegel inwendig da-
mit eines Meſſerruͤckens dick/ laſſe es trocken werden/ es haͤlt wie
Eiſen. Carnero, Schott.


6.
Vor die Feuer-Mauer-Feger.

Vor die
Feuermau-
er-Feger.

Trage das Hertz eines Molchen in einem gelben Tuͤchlein
auf der bloßen Bruſt/ ſo wirſtu behertzt wieder alle Gefahr des
Feuers/ und bleibſt im Brand unverſehrt. Anonymus.


Hiemit nun endigen ſich die Nachrichten der Wahlen-Buͤ-
cher von denen fuͤndigen Oertern in Teutſchland/ ſo viel man de-
ren vor dieſes mahl hat aufbringen koͤnnen.


Nun
[320]Kunſt-Griffe/ bey Schmeltzung

Nun folget eine Eroͤffnung der Kunſt/
wie man die Arſenicaliſche Sulphuriſche Wildig-
keit der fluͤchtig und wilden rohen Ertze davon
bringen/ bezaͤhmen und zeitigen ſolle/ damit
ſie das Gute nicht mit ver-
fuͤhren.


1.
Ertz zube-
reiten/ daß
der Schwe-
fel nicht
raube.
Ertz zubereiten/ daß der Schwefel nicht
raube.


Mache eine ſcharffe Lauge von lebendigem Kalch/ Buchen-
und Weid-Aſchen/ und dazu Koch-Saltz/ darnach laße das Ertz
ergluͤhen/ und loͤſche es in dieſer Laugen ſieben mahl ab/ dann reibe
und miſche es mit gekoͤrnten Bley/ Glette/ und einen guten ſchnel-
len Fluß/ bedecke es oben im Tiegel mit klein geſtoßenem Glaß/
und ſiede es mit ſtarckem Feuer an.


2.
Den Schwe-
fel aus dem
Ertz zu brin-
gen.
Den Schwefel aus dem Ertz zu bringen.


Stoße das Ertz klein/ und waſche den Berg mit warmer Lau-
gen fein ſauber davon/ ſiede es in einer Pfannen mit Laugen/ alſo
daß du 3. mahl Laugen wieder angieſſeſt/ ſo ſeudt ſich der Schwe-
fel aller in die Laugen/ ſo magſtu dann aus dem Ertz bringen/ was
darinnen iſt.


3.
Alle Kieſe
und Schli-
che zu bei-
tzen.
Ein ſtarck Waſſer alle Kieſe und Schliche
darinnen zu beitzen.


Rec. Eine Metzen Kalch/ der nicht genetzet iſt/ gieße ſuͤd-
heiß Waſſer daruͤber/ ſo offt und viel/ biß kein Waſſer mehr ſcharff
durchlauffet/ alsdann geuß die Laugen alle zuſammen/ ſolvire darin-
nen Salpeter/ Vitriol/ ana 1. Pfund/ ſo iſt das Waſſer fertig.


Oder
[321]derer Ertze zu gebrauchen.

Oder nimm Seiffenſieder-Lauge/ gieſſe uͤber den Salpeter und
Vitriol/ darinnen ſiede den Ertz-Schlich.


4.
Ein ander ſtarck Waſſer die Ertze und SchlicheDie Ertze
und Schli-
che zu bei-
tzen.

zu beitzen.


Rec. Eßig und Vitriol ana, deſtillire daraus ein Waſſer/
darinnen beitze den Schlich/ je laͤnger/ je beſſer.


5.
Wilde Ertze zu beitzen.

Wilde Ertze
zu beitzen.

Mache eine Laugen von Buchen- und Weid-Aſchen/ und le-
bendigem Kalch/ ana, geuß warm Waſſer daruͤber/ mache daraus
eine Lauge/ dann thue ein Pfund Vitriol dazu/ darinnen ſeud den
Ertz-Schlich.


6.
Ein anders/ daß der Schlich im Trog nicht aufſteige/Daß der
Schlich im
Trog nicht
aufſteige/
und im Feu-
er nicht ver-
rieche.

und im Feuer nicht verrieche.


Rec. Zwey Maas ſtarcken Manns-Harn/ und eine Hand
voll Koch-Saltz drein/ beitze den Schlich 3. oder 4. Tage nach Ge-
legenheit der Sachen.


7.
Die wilden Ertze zu bereiten/ daß ſie nichtDie wilden
Ertze zu be-
reiten/ daß
ſie nicht
rauben.

rauben.


Gieße gantz friſchen Harn auf den Schlich/ daß es ein Taig
werde/ laß es ein Nacht und Tag ſtehen/ roͤſte es uͤber gelindem
Feuer/ dieſe Arbeit wiederhohle wenigſtens 7. mahl. NB. Friſcher
Urin figirt/ aber putreficirter volatiliſirt.


S sEnd-
[322]Kunſt-Griffe/ bey Schmeltzung

Endlich ſchmeltze das Ertz mit einem der fol-
genden Fluͤßen:


1.
Schwartzer
Fluß.
Der ſchwartze Fluß.


Rec. Tartari crudis 2. oder 3. Pugillen/ Nitri puri 1. Pugill,
wohl pulveriſirt/ durchs Haar-Sieb getrieben/ in einen ungla-
ſurten Topff gethan/ oben mit einer gluͤhenden Kohlen angezuͤn-
det/ zugedeckt/ und ſo mit einander verbrennen laßen/ dann wohl
vermacht an einem warmen trockenen Ort aufbehalten. NB. Jm
reduciren thue ein wenig trockenes Sal commune oder geſtoßen
Glaß darauf/ damit es nicht verrauche noch uͤberlauffe.


2.
Schneller
Fluß.
Der ſchnelle Fluß.


Rec. Tartari crudis, Nitri puri, ana, wohl pulveriſirt/ durch-
geſiebet/ Loͤffel-weiß in einem gluͤhenden Tiegel verpufft: wie das
obige verwahret.


3.
Ein guter
Ertz-Fluß.
Ein guter Ertz-Fluß.


Rec. Sal Alcali, Nitrum, Tartarum crudem, Glette/ Sal com-
mune, ana,
nach Beſchaffenheit der Leicht- oder Strengfluͤßigkeit der
geroͤſteten Ertze und Kieſe 2. oder 3. Pugillen zu 1. Pugill Ertz ge-
nommen/ 1. Pugill Bley granulirt/ unter dem Fluß und Ertz zu-
ſammen geſchmeltzt in recht ſtarckem Feuer/ 2. oder 3. Stunden lang/
nachdem es leicht oder ſtrengfluͤßig iſt. Das Bley abgetrieben.


Aus Kieſel-
Steinen/
Sand/ Let-
ten/ und der-
gleichen das
Gold zu ex-trahiren.

Aus Kieſel-Steinen/ Sand/ Letten und dergleichen
das Gold zu extrahiren.


1) Gluͤhe die Steine; 2) abgeloͤſcht im Waſſer; 3) pul-
veriſirt: NB. das beſte wird am erſten klein/ gieße 3. queer Finger
hoch Spiritum Salis daruͤber/ extrahirs in gelinder Waͤrme/ biß der
Spiri-
[323]derer Ertze zu gebrauchen.
Spiritus hochroth tingirt iſt/ die Extraction gieße auf neue Steine/
Sand/ oder Letten/ biß Blut-roth worden/ letzlich gieße ge-
mein Waſſer auff die extrahirten Steine/ und lauge alſo die reſti-
rende Saltz-Geiſter aus/ deſtillire alle Solutiones aus der Retorta,
ſo bleibt ein rothes Pulver.


NB. Wann auff ſolche Weiſe fluͤchtige Ertze/ als rother
Talck/ Granaten/ Smirgel/ Marcaſiten bereitet werden/ lege zur
Solution im abſtrahiren etwas Eiſen/ ſonſten gehet das meiſte Gold
im Schmeltzen weg.


Dieſes nun gut zu machen/ nimm des rothen Pulvers eine
Pugill, Spießglaß zwey Pugillen/ ſchmeltze es wohl vermacht im
Wind-Ofen/ wann alles fließet/ ausgegoſſen/ nach dem Erkalten
den Regulum abgeſchlagen: das uͤbrige Spießglaß laße wieder
fließen/ wirff etwas Eiſenfeilig darauf/ u. ſ. f. biß alle Gold- und
Silberhaffte Reguli gefallen.


NB. Wann wegen des Eiſens das Spießglaß unfluͤßig
wird/ wirff ein wenig Salpeter darauf/ ſo ſcheidet es ſich gar/
der erſte Regulus iſt lauter Gold/ der andere geringer/ die Letzten
Silberhafftig.


Das Gold rein zu bekommen.

Das Gold
rein zu be-
kommen.

1) Geſchiehet es durchs Verblaſen/ aber ins Große nicht
rathſam.


2) Durchs Abtreiben/ aber wegen Zerreiſſung der Teſten
gefaͤhrlich.


3) Am beſten iſt per Sublimationem, da ſich das Spießglaß
ſublimirt/ und das Gold liegen laͤßt.


4) Durch Verſchlacken des Spießglaßes/ mit dem Salpe-
ter/ auch gar gut.


NB. Wann es durchs Sublimiren finirt wird/ ſo reducire die
unreinen Flores mit ana Sulphuri comm. ſo wird es wieder zu Spieß-
glaß/ auch koͤnnen die Schlacken ſublimirt/ die Flores aber mit Spi-
ritu Tartari extrah
irt/ ad medietat. abſtrahirt und das Reſiduum als
eine Panacæa in omnibus abſtructionibus gebraucht werden.


S s 2Noch
[324]Kunſt-Griffe/ bey Schmeltzung
Auf andere
Art das Ei-
ſenhaltige
Gold zu re-duciren.

Noch ein Modus das Eiſenhaltige Gold
zu reduciren.


Rec. 1. Pugill Salpeter/ 4. Pugillen Spießglaß/ reibe es/ und
ſchmeltzs zuſammen/ giebt ein ſchwartzes Glaß/ pulveriſirs/ und
vermiſche damit das unfluͤßige wilde Gold/ ſchmeltze es/ giebt einen
Regulum, darinnen Gold iſt/ das Eiſen aber bleibt im Schlacken.
Nun ſetze dieſen Regulum in einem guten Tiegel in Wind-Ofen/
laße ihn fließen/ wirff nach und nach trocknen Salpeter darauf/ ſo
wird das Spießglaß zu Schlacken/ wann dieſe nun wie Waſſer
fließen/ ſo iſts gar/ gieſſe es aus/ ſo iſt das Gold rein.


Die Schlacken thue in einen Tiegel/ laße etwas Kohlen mit
fließen/ ſo bekommſtu dein Spießglaß meiſt wieder zu dergleichen
Arbeit tuͤchtig. Dann dieſer Regulus das extrahirte Gold ſo wohl
reducirt als obiges Glaß.


Das Gold
rein aus
dem Tiegelzu gieſſen.

Das Gold rein aus dem Tiegel zu gieſſen.


Beſtreiche Papier mit Wachs und Venediſcher Seiffe/ wirff
ein Stuͤcklein auffs gefloßene Gold/ und weil es noch brennet/ ſo
gieſſe das Gold unter der Flamme heraus/ ſo gewinnet es keine
Haut/ und bleibt nichts am Tiegel hangen.


Ungeſchmei-
diges Gold
bald ge-
ſchmeidigzu machen.

Ungeſchmeidiges Gold bald geſchmeidig zu
machen.


1) Wann im Schmeltzen eine Kohlen in den Tiegel auffs
Gold faͤllet/ ſo wirds ungeſchmeidig wegen des arſenicaliſchen
Rauchs/ der ſich an gas Gold haͤngt.


2) Wann man mit der Kohl-Klufft oder Zange/ ſo ſie nicht
rein iſt/ und Kohlſtaub dran hanget/ den Tiegel anfaſſet/ ausgieſ-
ſen will/ und der Staub hineinfaͤllet/ ſo wird es ſproͤde.


3) Geſchieht es auch von der vielen unreinen Aſchen im Zu-
blaſen.


4) Wie
[325]derer Ertze zu gebrauchen.

4) Wie auch/ wann etwas ungefehr von geringen Metallen
hinein kommet.


Dieſem hilff alſo:

Gieße das Gold in einen Zain/ ſetze es in einen Tiegel/ gieb
ſtarck Feuer/ wann nun das Gold ſchweißt/ und faſt fließen will/
ſo wirff guten gelaͤuterten trockenen Salpeter darauf/ ſo wird das
Gold vom Salpeter brennend und bald fließen/ und ſo bald das ge-
ſchiehet/ ſo wird der Salpeter das Gold gar bedecken; treibe es
nur nicht zu hart/ damit du das Gold unter dem Salpeter nicht
blicken ſieheſt/ ſondern geuß es darunter in einen mit Wachs ge-
ſchmierten Jnguß/ ſo iſts geſchmeidig. Warteſtu aber zu lang/
ſo bleibts ungeſchmeidig/ und muſt die Arbeit repetiren. NB. Der
Salpeter muß nach und nach aufgetragen werden.


Oder wirff auf das Gold nach und nach ein wenig Mercurium
ſublimatum,
wann es am beſten fließt.


Oder aber ſchoͤnen gelben Schwefel/ aber NB. das Gold muß
bald darauf ausgegoſſen werden.


Der beſte Weg unter allen iſt dieſer:


Rec. Duͤrren Menſchen-Koth/ calcinire ihn im Tiegel zum
ſchwartzen Pulver/ wirff davon auf das ſproͤde Gold im Fluß/ laſſe
es wohl treiben/ daß ſich das Pulver darauf verzehrt/ ſo iſt das
Gold lind. So man aber NB. das Sal aus dieſem Pulver extra-
hirt,
und auff 1. Marck Gold nur eine halbe Untze wirfft/ ſtarck
fließen laͤßet/ biß ſichs verzehrt/ ſo wirds noch ſchoͤner und geſchmei-
diger. Dieſes Gold iſt ſo leicht fluͤßig als ein Sal Tartari.


Lebendigen Kalck unter Salpeter gerieben/ auf das Gold im
Fluß getragen/ thut es auch.


Mercurium ſublimatum, und Sal ammoniac ana gemiſcht/ ſuc-
cesſive
aufs gefloßene Gold getragen/ wird ſehr fein.


Oder Mercurium ſublimatum eine halbe Untze zu 2. Marck Gold
im Tiegel geſetzt/ wann man gieſſen will/ eine kleine Weile mit dem
Gold ſtehen laßen/ den Tiegel zugedeckt/ ſo bald mans aufftraͤgt/
daß nichts verrieche/ ſo wird das Gold ſehr geſchmeidig und zehe
davon.


S s 3Ein
[326]Kunſt-Griffe/ bey Schmeltzung
Ein ſcharffCement.

Ein ſcharff Cement oder Gold-Purgie-
rung.


Rec. Vitriol, Sal ammoniac, ana 1. Untz/ Gruͤnſpan 1. Qvent-
lein/ reibe es wohl untereinander/ imbibire es mit Urin/ cementire
das Gold 2. 3. 4. Stunden/ nachdem es viel iſt.


Ein bleiches
Gold dem
Hungari-
ſchen gleichzu bringen.

Ein bleiches Gold dem Hungariſchen gleich
zu bringen.


Ziegelmehl ſehr klein pulveriſirt 2. Qventlein/ Sal commune
1. Qventl. Sal ammoniac, Gruͤnſpan ana 1. Qventl. mit Urin im-
bib
irt in einem Tiegel 4. Stunden gradatim cementirt.


Oder:


Rec. 4. Untzen Vitriolum hung. Sal ammoniac, Alaun/ Gruͤn-
ſpahn/ ana 1. Untz/ Salpeter ſubtil pulveriſirt/ auf einem Scheem
bey gelindem Feuer zergehen laßen/ coagulirt/ ſo wird ein gelbes
Pulver daraus/ damit cementire bleich Gold 5. Stunden/ Argen-
tum fix.
aber 9. Stunden/ bringt alles auf den hoͤchſten Grad. Pro-
batum eſt.


Den mit
Saltz præci-
piti
rten Sil-
ber-Kalch zureduciren.

Den mit Saltz præcipitirten Silber-Kalchꝛc.
zu reduciren.


Ein ſolches Silber fließet uͤberaus gerne/ damit ihm aber die
corroſiviſche Geiſter nichts rauben/ ſo ſetze ihm ein wenig Sal alcali
zu/ ſo rauben ſie nicht. Oder thue den Silber-Kalch in ein aus
gemeiner Aſchen gemachtes Geſchirr/ ſo zieht ſich das Corroſiv
ſelbſten hinein.


Oder trockene den Silber-Kalch wohl/ druͤcke ihn wohl in
einen Tiegel ein/ laß ihn wohl zwiſchen denen Kohlen warm wer-
den/ aber nicht ſchmeltzen/ dann wirff ein wenig Unſchlit/ Baum-
oͤhl oder ein anderes Fett hinein/ gieb vor dem Geblaͤs ſtarck Feuer/
ſo toͤdt es die ſcharffen Geiſter/ das Silber wird wieder hart-flieſ-
ſig/ und geht ihm nichts ab. Damit aber die Koͤrner ſich nicht
an den Tiegel hangen/ affunde Sal fuſum, ſo gießt ſichs ſo accurat
aus/ daß kein Gran behangen bleibt.


Wann
[327]derer Ertze zu gebrauchen.

Wann man Silber/ ſo im Scheide-Waſſer geweſen/ will
abtreiben/ ſo ſoll man zu jeder Marck Silber/ 2. Loth Kupffer
ſetzen/ ſo raubt das Bley das Silber wegen ſeiner noch angleben-
den ſcharffen Geiſter des Scheide-Waſſers nicht.


Kupffer aus dem Scheide-Waſſer zuKupffer zu
præcipitiren.

præcipitiren.


Rec. Zwey Pugillen Vitriol/ 1. Pugill Salpeter/ pulveriſirt/
ſolvirs in warmen Waſſer/ gieße es ins Scheide-Waſſer/ ſo ſchlaͤgt
ſich das Kupffer nieder.


Contrarium fit cum Aqua ſalis communis, das ſchlaͤgt die ſol-
vir
te Silber nieder.


Gold und Silber aus dem Zinn ohne deſſen Ver-Gold und
Silber aus
Zinn ohne
deſſen Ver-
luſt zu ſchei-
den.

luſt zu ſcheiden.


Laße dir von gutem Thon einen ſolchen Topff
machen/ darein ungefehr 1. Viertel Centner gehet/ ſetze
ihn uͤber das Feuer/ biß das Zinn darinnen zergan-
gen/ dann wirff auf jedes Pfund Zinn gerechnet 2.
Loth des nachſtehenden Pulvers mit Wachs ver-
miſcht/ darauf ruͤhre es wohl umb/ doch nicht biß auf
den Boden/ wann das Wachs verraucht/ und das

[figure]


Zinn eine Viertel Stund im Fluß geſtanden/ dann ziehe den obern
Zapffen/ und laße das Zinn ablauffen/ wirff wieder vom Pulver
darauf/ wie obenꝛc.ꝛc. biß der letzte Zapffen gezogen/ ſo wird ſich
das Gold und Silber præcipitirt haben/ und in dem Regulo gantz
unten ſeyn/ den man abtreiben muß. So fern das abgelaßene
Zinn etwas unſchmeidig worden/ ſchmeltze es zuſammen/ und wirff
Hartz im Fluß darauff/ ruͤhre es umb/ ſo iſts wieder ſchmeidig.
1. 2. 3. 4. Dreyfuß. 5. 5. 5. die Zapffen. 6. 7. der Ofen.


Das Pulver hiezu.


Rec. Alaun/ Saltz/ ana, laße jedes beſonders fließen/ und
erkalten/ pulveriſirs klein/ dazu thue pulveriſirten calcinirten Wein-
ſtein/
[328]Kunſt-Griffe bey Schmeltzung derer Ertze.
ſtein/ Seiffen/ Antimonium crude oder beßer regul. Antimonium
Martiale,
jedes halb ſo viel als des Alauns und Sal am Gewicht
geweſen/ laße es zuſammen fließen/ trage auf ein Pfund dieſer
Maſſæ 2. Untzen pulveriſirten Schwefel im Fluß/ ruͤhre es wohl
umb/ laß erkalten/ pulveriſirs.


Sehr gute
Teſte die
nicht rau-ben.

Sehr gute Teſte zu machen/ die nicht
rauben.


Rec. Reinen Spat/ ſubtil pulveriſirt/ imbibire ihn mit So-
lutione Vitrioli;
oder pulveriſire rein calcinirte Rinds- und Pfer-
de-Knochen/ imbibire ſie mit ſolutione Nitri, laße ſie wohl trocknen/
ſo kan man ſie ohne alles abaͤthmen gleich gebrauchen/ und hat
man ſich keines Raubens/ noch Springens zu beſorgen/ man darff
auch das Waſſer nicht ſonderlich regieren/ dann man kans nicht
zu ſtarck machen. Oder: Rec. Halb Bein- und halb Holtz-Aſchen/
machet mit Laimen ein Waſſer an/ damit imbibirt ſie/ ſo rau-
ben ſie nicht. Von guten Tiegeln ſiehe oben
pag. 319.


ENDE.



Regi-[]

Appendix A Regiſter
Der vornehmſten Sachen/ ſo in dieſem Buch
enthalten.


Appendix A.1 A.


  • ABerglaubiſche Haͤndel umb
    den Fichtelberg. 153
  • Adelknock/ oder Ahorn-Knopff. 81
  • Agaten. 114/ 292
  • Aiſch- oder Ayſch-Fluß. 19
  • Alaun-Ertze. 114/ 138
  • Albernhoff. 148
  • Albertus Herzog von Sachſen ero-
    bert Ellenbogen. 181
  • Alchymie dadurch das Hoſpital in
    Wohnſiedel geſtifftet. 86
  • Alemannus teutſcher Koͤnig in Nor-
    gau. 2
    • deßen Zeit-Alter. 2
  • Alßleben. 38
  • Alzenberg. 36
  • Amethiſten. 302/ 308
  • Angſt anthun. 154
  • Anna St. 27
  • Apfelbronn auf der Loos- oder Luchs-
    burg. 55
  • Apollo oder Eppelein von Geilin-
    gen/ reſidirt zu Drameyſel. 149
    • War ein freyer Edellmann/
      und Magus.149
    • Sein Stammhauß. 149
    • Sein Ende. 149/ 150
  • Arlesberg. 23
  • Arlesgruͤn. 29
  • Arbeit gefaͤhrliche der Bergleute.
    197. 198
  • Arſenicaliſche unzeitige Ertze. 114
    • Dieſelbe zu zeitigen/ und gut
      zu machen. 320/ 321
  • Artzberg oder Artzburg. 33/ 89
    • Kirchmauer daſelbſt. 89
    • Von Boͤhmen vergeblich be-
      ſtuͤrmet. ibid.
  • Artzney der groben Fichtelberger. 96
  • Aſchaffenburg. 19
  • Attila.3
  • Aventrotburg/ Begebenheit daſelbſt.
    59
  • Ausbeuthe des Fichtelbergiſchen
    T tGold-
    []Regiſter.
    Gold-Bergwercks zu Gold-Cro-
    nach. 119
  • Autengruͤn. 36
  • Autor ſchreibt als ein augenſcheinli-
    cher Zeuge vom Fichtelberg. 11/ 28
    • Seine Ordnung in dieſer Be-
      ſchreibung. 11
    • Was ihm begegnet. 90/ 128/ 133
  • Autores, ſo von Pygmæis geſchrie-
    ben. 95

Appendix A.2 B.


  • Bach Endung vieler Oerter. 32
  • Baͤder warme/ was ſie find. 249
    • ihr Urſprung. 247/ 248
    • Kunſtſtuͤcke hievon. 254
  • Badhorner-See. 34
  • Bamberg. 19
  • Barby. 38
  • Baͤrenfang. 82
  • Baſtelberg. 30
  • Bauern begeben ſich in ein Zwaͤrg-
    Loch. 93
  • Baͤume/ ſo an denen Fichtelbergi-
    ſchen Waſſern wachſen/ 40/ 41
    • ſo auf dem Land und Gebuͤrg
      wachſen. 95-97
  • Baunach/ Fluß. 19
  • Bayern beſaßen die Roͤmer. 10
  • Bayers Berg-Bericht/ und Qvick-
    Arbeit. 121/ 122
  • Bayreuth Fuͤrſtl. Reſidenz.32
    • Liegt am Mayn. ibid. 18
  • Beerens Joh. wunderbahre Bege-
    benheit. 59-63

  • Begebenheiten wunderbahre. 59-63.
    69-77. 90-92/ 93/ 94/ 128
  • Belenus, was dadurch die Alten ver-
    ſtanden. 5. Wird von denen
    Norgauern verehrt. ibid.
  • Beerenburg. 38
  • Berg-Gericht oberhalb Gebuͤrgs
    war zu Weiſſenſtadt. 144
  • Berg-Geſchichte wunderbare. 59-63.
    69-77
  • Bergmaͤnnlein zweyerley Art. 91
  • Berg-Moͤnch. 147
  • Berg-Zwaͤrge. 94
  • Berge-Lob der Alten. 215
  • Bergwerck zu Gold-Cronach. 118.
    biß 120
    • Auf was Art ein reiches auff
      einmahl aufgehoͤrt. 144
    • Auf dem Schlackenwalder
      Zinnwerck. 191-201
  • Berneck. 17
  • Bienen am Fichtelberg. 108/ 109
    • ihr Lob. ibid. Fruͤhe ſchwaͤr-
      mend machen. 157.
    • Raub-Biene. 157/ 158
  • Birckenbach ein Fluß. 26
  • Birnſtengel. 40
  • Biſchoffgruͤn. 17/ 23/ 40/ 67
  • Blaſſenburg Veſtung. 18
  • Blattenberg. 66
  • Bleygaͤnge ſo Silberhaltig. 115
  • Boͤckler Art/ Wohnſiedler. 83
  • Boͤhmens Jacob Begebenheit. 59
  • Boͤhmen Lager. 28.
    • Gebuͤrg. 29/ 163

Boͤh-
[]Regiſter.
  • Boͤhmen beſtuͤrmẽ vergeblich Wun-
    ſidel 88. Artzberg. 89
    • kommen auf das Baßler Con-
      cilium.
      176
  • Bojus teutſcher Koͤnig in Norgau. 2
  • Boxburg. 83. Raubſchloß. 84
  • Brandenburger See. 24
  • Braunersgruͤn. 26
  • Brittanniſchen Bechers Begeben-
    heit. 74/ 75
  • Bronnen Urſprung. 250
  • Bronn Endung vieler Oerter. 32
  • Bruͤcke die hoͤchſte in Teutſchland.
    24
    • zu Ratisfurt. 30
  • Brudler. 35/ 232. warum er ſo hoch
    ſpringt. 251
  • Bruſch/ wann/ wo und wie er ge-
    ſtorben. 10/ 173
    • beſchreibet am erſten den Fich-
      telberg recht. 10/ 11
    • ſein Vaterland. 173/ 193
    • zu Eger erzogen. 173
  • Buch. 36. Buchbach Fl. 27
  • Buch kalte. 77
  • Buda. 38
  • Burggraf zu Nuͤrmberg Hr. Georg
    Wilhelm. 83
  • Burg Langenfeld. 22
  • Burgundſtadt. 19
  • Buttlers wunderbare Begebenheit.
    71-73
  • Buttervaß eine Lohe am Schnee-
    berg. 23
  • Buzenreuther Forſt. 91

Appendix A.3 C.


  • Cada. 30
  • Cæſaris Julii Zeugniß von der alten
    Teutſchen Religion. 7/ 8
  • Calbe. 38
  • Calchſteine umb den Fichtelberg. 111
  • Calmuͤntz. 23
  • Carl Kayſer der IV.35/ 108232/ 233
  • Carlsbad. 29/ 35. Wird beſchrieben.
    231-258. iſt ſchon uͤber 1000.
    Jahr bekant. 23 [...]. woher alſo
    genannt. ibid. Wie Carolus
    IV.
    dahinter kommen. ibid. 233
    • Deſſen Gegend und derſelben
      Beſchaffenheit. 233
    • Steinerne Eyche daſelbſt. 234
    • viele gifftige Gruben allda. ibid.
    • artige Steinlein. 235
    • Calchſteine. ibid.
    • Noch mehrere Merckwuͤrdig-
      keiten. 236-242
    • Was die Alten gemeynet vor
      Materien dariñen zu ſeyn. 241
    • Unzulaͤngl. Proben. ibid.
    • Was es wahrhafftig in ſich
      halte. 244-247
    • Laugenſaltz im Carlsbad wie es
      generirt werde. 247
    • Woher deſſen gleiches Gewicht.
      249
    • Woher das haͤufige Waſſer. 250
    • Erdbeben daſelbſt. 256/ 257
    • Deſſen guteu. boͤſe Wuͤrckun-
      gen/ Gebrauch und Miß-
      brauch. 257

T t 2Carl-
[]Regiſter.
  • Carlſtein/ Raubſchloß. 82
  • Catharinenberg. 32/ 89
    • Kirche. 89
  • Celtes erſter teutſcher gecroͤnter
    Poet. 52
    • Deſſen Bericht vom Fichtel-
      berg. ibid.
  • Chemnat. 77
  • Chymia vulgaris \& abſtruſior.104
  • Coͤßein Fl. 32/ 65
    • Gebuͤrg. 32/ 64/ 65
      • iſt eines der hoͤchſten Fich-
        terbergiſchen Oerter. 65
      • Witterung. 128
  • Comburg. 38
  • Conradsberg. 66
  • Cornau. 28
  • Cotiſchau Cloſter. 231
  • Creußen Fluß. 22
    • Marck. 18
  • Cronach Fl. 17
  • Cryſtallen. 54/ 113/ 280/ 305
  • Cryſtallen-Bergwerck in Weiſſen-
    ſtadt. 145
  • Cryſtall zukuͤnfftige Dinge darin-
    nen ſehen. 153
  • Culm-Mariaͤ eine Wahlfarth. 28
    • Wald. 27
  • Culmbach. 17
  • Culſam. 28/ 33
  • Cuno Biſchoff zu Regenſpurg wey-
    het das Cloſter Waldſaßen ein. 174

Appendix A.4 D.


  • Dampff metalliſcher. 48
  • Daͤniſche Wunder-Geſchicht. 76

  • Dechler/ Wald. 27
  • Delau. 32
  • Diamanten. 114/ 280/ 294/ 308
  • Diebſtahls Verkundſchafftung/ und
    Wiederbringung. 153
  • Diepold Graf von Vohburg be-
    herrſchte Eger. 164
  • Doͤbreiger Berg. 77
  • Documenta vom Fichtelberg. Gold-
    Bergwerck zu Gold-Cronach.
    118-126
  • Doͤla Baͤchlein. 36
  • Donau. 23
  • Donnerſtein. 112/ 113
  • Doͤpel Fluß. 30/ 34/ 35
    • Cloſter. 230
    • Staͤdtlein. 231
  • Doppen-Baͤchlein. 37
  • Dornburg. 38
  • Doxon. 30
  • Drach/ Drachenſchmaltz. 130
  • Drameiſel. 149
  • Drebgaſt Fluß. 17
  • Droͤßda. 31
  • Droßenfeld. 18

Appendix A.5 E.


  • Ebnath. 21
  • Edelgeſteine in denen Fichtelbergi-
    ſchen Waſſern. 43/ 113/ 114/ 139/ 278/
    283/ 292/ 294
    • in Fichtelbergiſchen Gebuͤrgen.
      113/ 114/ 139/ 279/ 284/ 291/ 294
  • Eger-Flußes Urſprung. 23
    • Lauff. 23/ 30

Eger-
[]Regiſter.
  • Eger-Flußes Vereinigung mit an-
    dern Fluͤßen. ibid.
    • faͤllet in die Elbe. 30
    • fuͤhret Gold. 43
      • Zinn. ibid.
      • Eiſen. ibid.
      • Diamanten. ibid.
  • Eger-Leuten/ oder Leiten. 24
  • Eger/ Stadt und Veſtung. 27
    • deren Beſchreibung. 163-173-
      179

      • Lager. 163/ 164/ 168/ 169
      • Erbauungs Unwiſſenheit.
        164
      • Große Brunſt. ibid. 174
    • was ſie erſtlich geweſen. 164
      • ungefehres Alter. ibid.
    • war eine Fuͤrſten-Stadt. 165
    • wird eine Reichs-Stadt. 166
      • dem Koͤnig in Boͤhmen
        verſetzt. 167/ 174
      • Monosgada genannt. 168
    • deren Wappen. ibid. 170
    • Siegel. 171
    • Rathhauß. 170
    • Recht und Freyheit. 171
    • Sauerbronnen oder Saͤuer-
      ling. 172
    • Leder. ibid.
    • Muͤntz. ibid.
    • Schloß. ibid.
    • Thurm an dem Schloß. 173
  • Egriſche was ſich alles mit ihnen zu-
    getragen und begeben. 174-79
    • nehmen Liebenſtein/ it. Neu-
      ſtaͤdtlein ein. 177
    • brennen ihre Vorſtaͤdte ab. 176
    • zerſtoͤren Neuhauß. ibid.
      • Greßlau. ibid.
      • alle ihre eigene Gaͤr-
        ten. ibid.
      • Wuͤrſengruͤn. ibid.
      • Loosburg. 63/ 64
  • Eger brennet ab. 174
    • Moͤnchen wann ſie hinein kom-
      men. ibid.
    • darinnen werden alle Juden er-
      ſchlagen. 170/ 175
    • wird vom Pabſt in Bann ge-
      than. 177
    • vom Churfuͤrſten zu Sachſen
      erobert. 178
    • darinnen wird General Wallen-
      ſtein/ oder der Herzog von
      Friedland erſtochen. 179
    • wird von denen Schweden er-
      obert. 179
    • kommet durch den Friedens-
      ſchluß wieder an die Cron
      Boͤhmen. ibid.
    • Jeſuiter Collegium daſelbſt. ib.
    • neue Fortification.ibid.
  • Ehe- oder Oedewald. 66
  • Eich. 29. wird von Ellenbognern
    erobert. ibid.
  • Einſidel. 35/ 77
  • Eiſen am Fichtelberg. 115
    • iſt goͤldiſch. ibid.
  • Encomion Hubæ Slaccenwaldenſis.
    205-215
  • Elbe Urſprung. 30

T t 3Elbe
[]Regiſter.
  • Elbe Nahmen/ 30. Lauff. ibid.
  • Ellenbogen. 29/ 34
    • wird beſchrieben. 179-183
    • deſſen Lager. 179
    • ein Schluͤßel des Boͤhmer-
      landes. ibid.
    • wer es fundirt. ibid.
    • kommet an die Cron Boͤhmen.
      180
      • Grafen Schli-
        cken. ibid.
      • an Chur Sachſen.
        ibid.
    • wird belagert u. erobert/ 181/ 182
    • brennet ab. 182
    • Erdbeben und unterirdiſche
      Feuersbrunſten daſelbſt. 256/ 257
  • Ellernbach. 19
  • Elſter große/ Fluß. 38
  • Entlauffene wiederbringen. 154
  • Epprechtſtein/ Raubſchloß. 82
  • Eppelein von Geilingen. 149
  • Erbendorff. 43
  • Erdmaͤnnlein zweyerley Art. 91/ 92
  • Erden allerley am Fichtelberg. 114
    • in der Lufft. 136/ 139
    • -Beben wie es geſchehen. 253/ 255
  • Ertz waͤchſet biß dieſe Stunde. 48-51
    • an dem Fichtelberg. 114. ſeqq.
    • fluͤchtige und arſenicaliſche gut
      zu machen. 320/ 321
    • wo ſie am liebſten wachſen.
      261-270
    • und deren Kennzeichen. ibid.
    • zu verſetzen u. zu verblenden. 318

  • Ertze zu gewinnen. 318
  • Eſchenbach Fluß. 21
  • Eychhorn/ Ohorn/ od’ Velchberg. 77
  • Eyer daß die Huͤner viel legen. 157

Appendix A.6 F.


  • Fahrembach Schloß. 66
    • verborgener Gang. ibid.
    • war ein Raubſchloß. ibid.
  • Fahrendorff oder Vordorff. 27/ 31
  • Fahrmleuten/ 30. iſt zweyerley/ ho-
    he und niedrige oder kleine. 66
    die hohe. ibid. iſt eines von
    denen ſehr hohen Gebuͤrgen
    des Fichtelbergs. ibid.
  • Falckenau. 29
  • Fattiga. 36
  • Feld-Fruͤchte/ daß ſie wohl wachſen.
    159
  • Felßen hohe/ unerſteigliche/ und wun-
    derbahre am Fichtelberg. 55-58.
    59/ 81/ 110
  • Feuerſpeyende Berge/ was dabey zu
    beobachten. 253
    • werden durch Kunſtſtuͤcke
      erlaͤutert. 254
  • Feuer unterirdiſches/ wie es ent-
    ſtehe. 252. ſeq.
    • wird durch Kunſtſtuͤcke bekraͤf-
      tiget. 254/ 255
  • Feuer von denen alten Parſis ver-
    ehrt. 6
    • was dadurch verſtanden wor-
      den. ibid.
    • Mittel darwider. 156
    • was es ſey. 252

Feurige
[]Regiſter.
  • Feurige Maͤnner am Fichtelberg. 130
    • Feuermauer-Feger. 439
  • Feuſtriz Fluß. 33
  • Fichtelberg eines der hoͤchſten Ge-
    buͤrge Teutſchlands. p. 1
    wo nicht das hoͤchſte. 28/ 52
    • Nahme. 1
    • Lager. 1/ 28/ 140/ 141
    • Latitudo Loci.140/ 141
    • Elevatio Poli. ibid.
    • Laͤngſter und kuͤrtzter Tag. ibid.
    • Witterung. 140/ 127
    • Winde. 140
    • Luffts Beſchaffenheit. 127-140
      • 3. ungewoͤhnliche Zeichen.
        130-132
      • iſt voll Salpeter- und
        Schwefliſcher Daͤmpffe.
        132
      • auch voll metalliſcher mer-
        curiali
        ſcher ſilbeꝛiſcher/ und
        Goldiſcher Daͤmpffe. 133-
        136
        / 140
    • Beſchaffenheit. 1/ 38/ 40/ 52/ 127
    • deſſen 4. Fluͤße. 3/ 15/ 24
    • war ſchon vor Alters bewohnt. 3
    • Koͤnigliche Reſidenz allda. 4
    • Grentzen. 9
    • ſcheidet Teutſchland von Boͤh-
      men. ibid.
    • iſt ein Haupt des Schwartz-
      waldes. 52
    • Warumb die Alten nichts da-
      von gedacht. 10
    • wie es zu verſtehen/ daß vor
      356. Jahren noch eine groſſe
      Wildnuͤß daſelbſt geweſen.
      ibid.
    • wer dieſes Gebuͤrg beſchrieben.
      10/ 11
    • See/ und Seelohe. 11. ſeqq.271
    • Grentzſcheide zwiſchen Chur-
      Pfaltz und dem Burggraf-
      thum Culmbach. 14
    • iſt reich an guten und geſunden
      Waſſern. 38/ 39/ 40
    • Waſſer Fruchtbarkeit nach al-
      len 3. Reichen. 40-43/ 139
    • Erden Fruchtbarkeit nach al-
      len 3. Reichen. 95-127/ 139
    • geſundeſter Ort von Teutſch-
      land. 52/ 127
    • Glieder/ oder Berge. 51-59.
      64-70. 77-83
    • Kuͤnſte und Wiſſenſchafften/ ſo
      daherum im Schwange ge-
      hen. 103/ 104
    • Sprichwort. 45
    • Wunderbach. 40
    • Waſſer geſunde u. gute. 38-40
      • fuͤhren Gold/ Zinn/ Ei-
        ſen. ibid.
  • Fichtelberger der alten Religion. 4
    • Lehr-Art. 5
    • Alter und neuer Sitten und
      Natur. 4/ 99/ 100
    • der recht groben Sprache. 100/
      101
    • Nahrung. 95/ 97/ 99
    • Koſt. 99

Fich-
[]Regiſter.
  • Fichtelberger Artzney. 96
    • geſunde und alte Leute. 39/ 52
  • Fiſche in denen Fichtelbergiſchen
    Waſſern. 41/ 42
  • Fiſchdorff. 37
  • Fiſcherbaͤchlein. 17
  • Fiſchern. 27/ 30
  • Flachsland am Fichtelberg. 99.
    158/ 159
  • Flernitz Fl. 22.
  • Fleußa Fl. 38
  • Fliegendes Gewuͤrm umb den Fich-
    telberg. 107. ſeqq.
  • Floͤtz. 22
  • Floͤtzberg. 65
  • Floͤtzweyer. 17
  • Fluͤße des Fichtelbergs. 3/ 24
    • Vergleichen ſich mit denen 4.
      Fluͤßen des Paradieſes. 15
    • welche aus dem Fichtel-See
      entſpringen. ibid.
  • Foͤrba. 36
  • Forchheim. 19
  • Fornitz. 36
  • Forſtenreuth. 17
  • Fridericus Auſtriacus.166
  • Froͤbersbach. 17
  • Froͤbershammer. ibid.
  • Froͤſche ſind nicht im Weiſſenſtaͤdter
    See. 25
    • zu vertreiben. ibid.
    • zu ſammlen. ibid.
  • Fruͤchte am Fichtelberg. 96/ 97
  • Fraueneiß. 114
  • Fuͤrtesbaͤchlein. 21

  • Furthhammer. 31

Appendix A.7 G.


  • Gailing/ Eppeleins von Gailingen
    Stammhauß. 149
  • Galgenbaͤchlein. 21
  • Gaͤnge unterirdiſche. 66
  • Gau oder Geu was es heiſſe. 2/ 169
  • Gebuͤrg iſt ſchwerer bey Nacht als
    bey Tage. 199
  • Gefell. 37
  • Gefluͤgel zu Hauſe behalten. 157
  • Gefreß. 23
  • Geißberg. 32
  • Geißel Fl. 38
  • Geld Heydniſcher Koͤnige zu Mug-
    gendorff gefunden. 149
  • Gelahrte Leute umb den Fichtelberg.
    102-104
  • Gemuͤnd. 19
  • Germuͤtz. 17
  • Geſundbronnen umb den Fichtel-
    berg. 38/ 39
    • was von ſolchen Bronnen zu
      halten. 39
  • Getraͤyde freſſen die Maͤuſe 7. Jahr
    lang weg. 146
    • daß es nicht brandigt werde. 159
  • Gewuͤrm fliegendes umb den Fich-
    telberg. 107. ſeqq.
    • kriechendes daſelbſt. 109
  • Geyersberg. 18/ 66
  • Gießbach. 19
  • Glashuͤtte zu Biſchoffgruͤn. 67
  • Goͤldener Hirſch. 77
  • Gold. 272/ 278-317

Gold-
[]Regiſter.
  • Goldbach. 32
  • Goldbaͤchlein fuͤhrt Gold. 21/ 43
  • Gold-Steine auf dem Fichtelberg
    zu erkennen. 271/ 273/ 274/
    276/ 279-317
    • Seiffen. 31/ 271-317
    • im Fichtelberg. 42-45. 118-126/
      139. 171-285
    • im Waſſer ob es wachſe. 45-48
    • Koͤrner Geſtalt und Farben.
      270/ 273/ 274/ 277/ 275/ 276/
      277/ 279
    • Gang bey der Saale. 272
      • ſonſten. 275/ 277/ 278-317
    • aus Kieſeln/ Sand/ Letten/ꝛc.
      zu extrahiren/ und gut zu
      machen. 322-328
    • aus Zinn ohne deſſen Verluſt
      zu ſcheiden. 327
    • Muͤhle. 17
    • Cronach. 116
      • Nahmen und Freyheit
        woher. 118
      • Bergwerck. 118-120
  • Goͤſtera Fl. 37
  • Goͤſters. 18
  • Gottesgab. 21
  • Gottesgnad. 38
  • Graͤffenwerth. 37
  • Granaten. 114/ 274/ 284/ 261/ 292/
    294/ 299/ 300/ 302/ 306/ 308
  • Graßbach Fl. 27
  • Graſſe Mann. 18
  • Grentzſteine am Fichtelberg/ durch
    weffen Vermittlung und Gegen-
    wart ſie geſetzt worden. 14/ 15
  • Greßlaus zerſtoͤrt. 176
  • Groſchlatzgruͤn. 113
    • Sauerbronn. 40
  • Groͤlſchareuth. 21
  • Groͤtſchenreuth. 31
  • Gruͤn/ Endung vieler Oerter am
    Fichtelberg. 32
  • Gruͤnesbach. 21
  • Guhr oder metalliſcher Saamen 50

Appendix A.8 H.


  • Haberſtein auf der Loosburg. 58/ 65
  • Halitus mineralis.201-205
  • Halle in Magdeburg. 38
    • was allda merckwuͤrdig. ibid.
    • reicher Saltz-Seegen. 250
  • Hallerſtein Raubſchloß. 82
  • Hallſtadt. 19
  • Hammerleuten. 81
    • ſchwerer Hagel allda. ibid.
  • Hammerwerck Fl. 37
  • Harra. ibid.
  • Haßfurth. 19
  • Hedlerey. 40
  • Heiners- oder Heinrichsreuth. 36/ 18
  • Hercules teutſcher Koͤnig in Nor-
    gau. 2
    • deſſen Zeit-Alter. ibid.
  • Herrgottsſtein bey Selb und Thier-
    ſtein. 148
  • Hermio ein Enckel Tuiſconis.2
    • ein teutſcher Koͤnig im Nor-
      gau. ibid.
    • deſſen Zeit-Alter. ibid.

U uHey-
[]Regiſter.
  • Heydenſtadt bey Albernhoff. 148/ 150.
    • ihr Lager. 150
  • Heydniſch Geld. 149/ 151
  • Heyde ein hoher Berg am Fichtel-
    berg. 23
  • Heydles. ibid.
  • Heydnaabe Fichtelberg. 22
    • deren Urſprung und Lauff. ibid.
    • ein Dorff. ibid.
    • ein edles Stamm-Hauß. ibid.
  • Hiacynthen. 308
  • Himmelcron. 17
  • Hirſchberg. 37
  • Hirſchhorn. 68
  • Hirſch goͤldener. 77
    • lauffet mitten in Weiſſenſtadt.
      147
  • Hiſtorie vom Goldwachſen im Waſ-
    ſer. 47
    • vom Ertz und Metall-wachſen.
      50/ 51
    • aus der Lufft. 132-140
    • von Berg-Schaͤtzen und Gei-
      ſtern. 59-63. 69-77
  • Hitze unterirdiſche wie ſie ſo lange
    dauern koͤnne. 255/ 256
  • Hohenberg oder Werckheim feſtes
    Grentz-Schloß. 27
  • Hohe Mazen oder Maͤze. 66
  • Hoͤhlen wunderbahre. 56/ 57
    • Begebenheiten. 59-63.
      68-77
  • Hohles Loch. 151
  • Hoͤlle. 82
  • Holtz-hauen/ floͤtzen/ und zu Marcke
    fuͤhren/ iſt der rechten Fichtelber-
    ger Nahrung. 95
  • Hoff. 35/ 37
  • Hoffeck. 37
  • Hoͤrnleinsreuth. 18
  • Horn Oldenburg. 73
  • Horchen gehen. 155
  • Hoſpital in Wohnſiedel mittelſt der
    Alchymie fundirt. 86
  • Hueb. 193/ 194-201
    • Encomion und Lob. 205-215
  • Hundsbruͤck. 148
  • Hungern voll guter Mineralien. 138
  • Huͤnersdorff. 27
  • Huͤner/ daß ſie viel Eyer legen. 157
    • -Sterb. ibid.
  • Hußiten verheeren Voigtland. 87
    • beſtuͤrmen Wohnſiedel vergeb-
      lich. ibid.

Appendix A.9 J.


  • Japhet der Teutſchen Stamm-Va-
    ter. 2
  • Jaſpis. 114
  • Jbrand eine Daͤniſche Waſſer-
    Nymphe.76
  • Jena. 38
  • Jlm Fl. ibid.
  • Joachimsthal/ dieſer Berg-Stadt
    Aufnahm. 89
  • Jobſt St. 27
  • Jodiz-Baͤchlein. 37
  • Johannis St. 18
  • Jrrlichter. 130
  • Jtſche Fl. 19

Juden-
[]Regiſter.
  • Juden-Stein. 112/ 113
    • Schule in Eger. 170
    • werden in Eger erſchlagen
      ibid. 175
    • Begraͤbniß in Eger. 170
  • Jus Naturæ \& Gentium, Publicum, ci-
    vile, Provinciale, feudale, belli \&
    pacis \&c.
    wird von gelehrten Leu-
    ten umb den Fichtelberg excolirt.
    104

Appendix A.10 K.


  • Kahla. 37
  • Kalte-Buch. 77
    • Waſſer/ Hiſtorie. 315/ 316
  • Kattſchenreuth. 18
  • Kauerndorff. 17
  • Kaulsdorff. 37
  • Kayſer Fridericus Barbaroſſa haͤlt
    Beylager in Eger. 174
    • Ludovicus Bavarus.166/ 167
    • Wenceslaus verleyhet Lehen
      zu Eger. 175
  • Kirchen der Menſchen und Geiſter
    zu Biſchoffgruͤn/ ſollen zugleich
    gehalten werden. 70
  • Kirchen Lamitz. 36/ 82
  • Kieſe am Fichtelberg. 111
  • Kieſelhoff. 17
  • Kitzingen. 19
  • Knopffhuͤtten beruͤhmte in der Stei-
    nach. 78
  • Kobolte zweyerley Art. 91/ 92
  • Kohlbaͤchlein. 21
  • Koͤnigsberg. 28

  • Hoͤnigsheyde ihr Lager. 2/ 3
    • iſt der alten Norgauiſchen Koͤ-
      nige erſte Reſidenz.2
    • und Begraͤbnuͤß-Ort. ibid.
    • deren Beſchaffenheit. 3
    • was da gefunden wird. ibid.
    • Reſidenz-Stadt allda wird von
      Attila zerſtoͤret. ibid.
  • Koͤnigswerth. 29/ 34
  • Kotiſchen Biebersbacher Sauer-
    Bronnen. 40
  • Kozau Ober- 36
    • Unter. 37
  • Kraut- und Flachs-Land am Fichtel-
    berg. 99
  • Kraͤuter an und in denen Fichtel-
    bergiſchen Waſſern. 40/ 41
    • Gebuͤrgen und Land. 97
    • was bey denen auf dem Gebuͤr-
      ge zu beobachten. 99
  • Kraut-Saamen bringet Ruͤben.
    160
  • Kraza Fl. 21
    • fuͤhret Gold. ibid. 43
  • Krebſe in denen Fichtelbergiſchen
    Waſſern. 41
  • Krebſenbach Fl. 23
  • Kredniz Fl. 21
  • Kriechendes Gewuͤrm umb den Fich-
    telberg. 109
  • Kruͤgelsbach Fl. 31
  • Krumbach Fl. 22
  • Kuͤhnenberg. 66
  • Kuͤhe verzauberter Nutzen wieder
    zu bringen. 154

U u 2Kuͤn-
[]Regiſter.
  • Kuͤnſte ſo umb den Fichtelberg im
    Schwange gehen. 103/ 104
  • Kupffer. 116. 148. 272. 304
    • Baͤchlein Fl. 17/ 43
  • Kuttenheyd. 29

Appendix A.11 L.


  • Lager der Zigeuner am Fichtelberg.
    58
  • Lands-Crone Berg-Geſchicht allda.
    59
  • Langenſtadt. 18
  • Laugenſtein Raubſchloß. 82
  • Laniz. 36
  • Lann- oder Laun. 30
  • Lantzendorff. 17
  • Lauenburgiſche Wunder-Geſchicht.
    77
  • Laugen-Saltz wie es uͤber und unter
    der Erden werde. 247
  • Laſur. 113. 271/ 272
    • am Urſprung der Saale ſon-
      ſten. 308
  • Leibitſch Fl. 29
  • Lemnitz. 37
  • Letten allerley. 114
  • Lettenbach Fl. 22
  • Leuchtenberg. ibid.
  • Leupoldsdorff. 31
  • Leutenbach. 19
  • Leuten-Marck. 26
  • Leutmeritz. 30
  • Libeneck. 27
  • Lieben. 29
  • Liebenſtein erobert. 77

  • Liboſchowiz. 30
  • Licht einen Schatz oder Ertz aus der
    Erden zu gewinnen. 317/ 318
  • Lichtenfelß. 19
  • Lindenfelß Herr von 83
  • Lindenhart. 18
  • Littersbach. 33
  • Lob der Fichtelberger Waſſer. 44/ 45
    • Geſang der Schlackenwaldi-
      ſchen Hueb. 215-230
  • Lobeda. 37
  • Lobenſtein. 27
  • Loch hohles/ und Wizeloch. 51/ 52
  • Loos- oder Luchsburg. 53-59
    • oder Lugsburg. 54
    • Felßen Nutz. 58/ 59
    • Raubſchloͤßer. 53/ 57/ 58
    • deren Zerſtoͤrung. 63/ 64
      • Schatz. 57/ 58
  • Loqvitz Fl. 37
  • Lorentzreuth. 32
  • Lor Fl. 19
  • Loͤſten Fl. 26
  • Loͤſtnitz Fl. 36
  • Lottersbach. 26
  • Luchsburg. Siehe Loosburg.
  • Luchſen umb den Fichtelberg. 53
    • einer wird von dem Herrn von
      Waldenfelß erlegt. 54
  • Lugen/ was es heiße. 54
  • Luhe Fl. und Marck. 22
  • Lufft daraus wachſen Metallen. 46/
    47. 133-140
    • Fichtelbergiſcher Beſchaffen-
      heit. 127-140. iſt geſund. 127

Ludovi-
[]Regiſter.
  • Ludovicus Bavarus.166
    • Imperator contra Fridericum. ib.
    • ſeine Beyſtaͤndtere. 166/ 167
    • und Sieg. 166
    • leidet Mangel an Proviant.
      167

Appendix A.12 M.


  • Machina Papiniana.256
  • Marggraf zu Brandenburg Herr
    Georg Wilhelm. 83
    • von Vohenburg/ Herr zu E-
      ger. 64
      • Urſprung. 179
  • Maria Culm Wahlfahrt. 28
  • Marckhauſen. 27
  • Marck Leuten. 26
    • Denckwuͤrdigkeiten allda. 148
  • Marlsreuth. 92
    • daſelbſten gab es Zwaͤrge. 92/
      93
  • Marmor. 113
  • Mathematiſche und Mechaniſche Kuͤn-
    ſte umb den Fichtelberg. 104
  • Marſus teutſcher Koͤnig im Norgau. 2
    • Zeit-Alter. ibid.
  • Mayerhoff. 26
    • deſſen Teich. ibid.
  • Mayn entſpringet aus dem See.
    15/ 16
    • deſſen Lauff. 16-19
    • Weißer. 16-18
    • woher ſein Nahme. 17
    • Rother. 18
    • woher ſein Nahme. ibid.
    • fuͤhrt Perlen. 45
    • beeder Vereinigung. 18
    • Luͤzel-Mayn. 17. 77
    • was vor Fluͤße er in ſich nim̃t
      17-19
    • fuͤhrt Gold/ Zinn/ und Eiſen. 43
    • ergießet ſich in den Rhein. 19
  • Mayntz woher den Nahmen. ibid.
  • Maͤuſe freſſen das Getraͤyd 7. Jahr
    lang vom Felde weg. 146
  • Mazen oder Maͤtze hohe. 66
  • Seelbaz/ ſuche Schmeerſtein.
  • Melckendorff. 17
  • Medicina dogmatico-Hippocratica,
    it. Spagyrico-Chemica, it. Secretior

    umb den Fichtelberg. 103/ 104
  • Merſeburg. 38
  • Meth von Eger iſt beruͤhmt. 169
  • Metallen in denen Fichtelbergiſchen
    Waſſern. 42/ 43
    • wachſen biß dieſe Stunde. 48-51
    • auch aus der Lufft. 46. 133-140
    • im Fichtelbergiſchen Gebuͤrge.
      115-126
    • wo ſie am liebſten wachſen/
      161-270
  • Metalliſch-Mineraliſche Witterun-
    gen. 48. 130
  • Meteora am Fichtelberg. 127-140
    • ungewoͤhnliche. 130-132
  • Milch viel zu wege bringen. 155/ 156
  • Miltenberg. 19
  • Miſtelbach. 18
  • Mittelberg. 77
  • Moſchendorff. 36
  • Moſchwitz. 33

U u 3Moͤn-
[]Regiſter.
  • Moͤnchen im Berg ſiehet ein Berg-
    mann. 147
  • Moy. 37
  • Muͤhlbach. 27
  • Muggendorff. Heydniſche Capelle
    daſelbſt. 149 Geld. ibid.
  • Muͤhlmeiſel 22/ 139
  • Mulzen Geſchlecht. 194
  • Muſcheln in denen Fichtelbergiſchen
    Waſſern. 41

Appendix A.13 N.


  • Naab ein Dorff. 21
  • Naabburg. 22
  • Naabe entſpringt aus dem See. 15/ 16
    • Unterſcheid und Lauff. 20-23
    • fuͤhrt Gold. 43
    • faͤllet in die Donau. 23
  • Naͤchte zwoͤlff. 55
  • Nagel. NB.128/ 129
  • Nahrung der rechten Fichtelberger.
    95/ 97/ 99
  • Nariſci. Siehe Norgau.
  • Naſchhauſen. 37
  • Naumburg. 38
  • Naura. ibid.
  • Nayla/ unweit davon ein Zwaͤrge-
    Loch. 93
    • Kupffer. 116
  • Neudeck. 30
  • Neudorff. 26
  • Neuer Bau. 21
  • Neuhaus. ibid.
    • zerſtoͤret. 176
  • Neuſchoͤnberg. 30

  • Neuſtadt. 21
    • erobert. 177
  • Neuſtadt an dem rauhen Culm. 77/
    78
    • tapffere Weiber daſelbſt. 78
  • Nienburg. 38
  • Nohaͤ Sohn Japhet der Teutſchen
    Stamm-Vater. 2
  • Norgau. Woher es den Nahmen. 2
    • Umfang/ Grentzen/ und Ein-
      theilung. 3
    • heutige Beherrſchere. 9
    • erſte Jnwohnere. 1/ 2
    • wer ihnen dieſe Gegend zu be-
      wohnen gegeben. 2. 168/ 169
    • ihr Nahme. 1/ 2
    • Urſprung. 2
    • Koͤnige und Fuͤrſten. ibid.
    • erſte Reſidentz. ibid.
    • Begraͤbniß-Ort. ibid.
    • Gelegenheit zum Jrrthum. 6
    • Emendation.8
  • Noricus teutſcher Fuͤrſt im Norgau. 2
    • gibt dem Land den Nahmen. ib.
  • Nußhart. 81
  • Nutzen Verzauberten der Kuͤhen
    wieder zu bringen. 54
  • Nympſen Theophraſti Paracelſi Mei-
    nung hievon. 75
    • eine erſcheinet einem Bauer in
      Dennemarck. 76
    • leben lange. ibid.

Appendix A.14 O.


  • Obſt ob es gerathe. 106

Ochſen-
[]Regiſter.
  • Ochſenberg. 17
  • Ochſenfurth. 19
  • Ochſenkopff das Haupt am Fichtel-
    berg. 17/ 21/ 67/ 70/ 78
    • Begebenheiten allda. 68-70
  • Oede- oder Ehewald. 66
  • Ohorn-Eychhorn/ oder Velchberg.
    77.
  • Oehlberg. 65
  • Oehlbronn ein Doͤrfflein. ibid.
  • Oldenburgiſche Horns-Geſchicht.
    73/ 74
  • Oelſchenbach Fl. 36
  • Oelßnitz Fl. 17
  • Orla Fl. 37
  • Orlamuͤnda. ibid.
  • Otterbaͤchlein. 36

Appendix A.15 P.


  • Pabſt Paulus II. thut Eger in den
    Bann. 177
  • Padeck. 30
  • Papini Machina.256
  • Paracelſi Meynung von Nympfen.
    75
    • Lufft-Metallen. 139/ 140
  • Pegnitz Fl. 19
  • Peilnſtein. 77
  • Perlen in Fichtelbergiſchen Waſſern.
    44/ 45/ 66/ 114/ 139/ 273/ 283
    • Sonſten. 306
    • in einem Jahr zu zeugen. 319
  • Petſchau. 34
    • wer es erbauet. 231

  • Pfaͤltziſche zwey Grentz-Veſtungen
    helffen die Wohnſiedler erobern.
    88
  • Pfefferbad. 251
  • Pflug Caſpar bekommet Schlacken-
    wald. 193
  • Pforta. 38
  • Pfreund Fl. und Stadt. 22
  • Planckenſtein. 37
  • Plattenberg. 66
  • Ploß. 19
  • Pochlowitz. 29
  • Poͤrßnitz Fl. 36
  • Prag. 30
  • Preßat. 22
  • Prignitz Fl. 27
  • Probierſteine. 113
  • Prognoſticon, ob der Flachs gerathe.
    158
    • des kuͤnfftigen Jahrs das Obſt.
      160
  • Pullenhofen. 23
  • Pygmæi zweyerley Art. 91/ 92
    • bey Naila. 92
    • in Holſtein und Sachſen. 94/ 95
  • Pyramide natuͤrl. von einem Felßen
    auf der Luchsburg. 55

Appendix A.16 Q.


  • Qveckſilber in der Fichtelbergiſchen
    Lufft. 117
    • -Ertz/ mancherley. 117/ 118
  • Qvick-Arbeit Johann Beyers. 121/
    122

R. Rad
[]Regiſter.

Appendix A.17 R.


  • Rad in der Schlackenwalder Berg-
    Waſſer-Kunſt. 197
  • Rangen. 40
  • Rathhauß in Eger. 171
    • Rath daſelbſt. ibid.
  • Raub Schloͤßer umb den Fichtel-
    berg. 53/ 57/ 58/ 66/ 78/ 80/ 81/ 82/
    83/ 84
  • Rauher Culm. 22/ 78
  • Rednitz Fl. 19
  • Redwitz. 33
    • gute Jahrmaͤrckte allda. ibid.
  • Regenſpurg. 23
  • Regnitz Ober- 36
    • Unter-Fl. 37
  • Rhein Fl. 19/ 20
  • Reichenbach. 28
  • Reichendorff. 27
  • Reichersgruͤn. 26
  • Reichlingen. 23
  • Rembda Fl. 37
  • Reuth Endung vieler Orten am
    Fichtelberg. 32
  • Reutlaß. 114
  • Religion der alten Fichtelberger. 4
    • Teutſchen. 7
    • Zertrennung. 8/ 9
    • Wunſch zu deren
      Vereinigung. 9
  • Rieſen-Gebeine zu Roͤßlau. 147/ 148
  • Rodenſtein. 37
  • Rolau Fl. 30
  • Rollenſtein. Siehe Rudolphſtein.
  • Roͤhrenhoff. 17

  • Roͤmer haben vom Fichtelberg
    nichts gewuſt. 10
    • ſind nicht uͤber die Donau kom-
      men. ibid.
    • beſaßen Bayern 500. Jahre. ib.
  • Roſenburg. 28
  • Roͤßlau Fluß. 27. 30-33
    • machet ein Wahrzeichen. 31
    • fuͤhret Gold. ibid.
  • Roͤßlaudorff Ober- und Unter- 26
    • Rieſen-Gebeine allda. 147/ 148
  • Rotha. 37
  • Rothenfurthberg. 65
  • Rotenbach Fl. 22
  • Rottersbach Fl. 26
  • Rottenburg. 19
  • Ruͤben wachſen aus Kraut-Saa-
    men. 160
  • Rubin-Spinellen. 114
  • Rubinen. 279/ 294/ 305/ 308
  • Rudel- oder Rudolph-Stadt. 37
  • Rudolph-vulgo Rollenſtein. 79
    • Raub-Schloß.
  • Rußler. 31/ 81

Appendix A.18 S.


  • Saal Fichtelbergiſche. 35/ 271
    • ihr Nahme/ Urſprung/ Lauff.
      35-38
    • fuͤhret Gold. 42/ 43/ 45
    • weiße Laſur. 271/ 272
    • faͤllet in die Elbe. 38
  • Saal ein Bach. 19
  • Saala Fluß. 21
  • Saalburg. 37

Saal-
[]Regiſter.
  • Saalfeld. 37
  • Salpeter-Erden. 114
  • Salpeters wahre Probe. 241
  • Saltza. 38
  • Saltzburg. 168
  • Sand allerley. 114
  • Saphier. 114/ 294
  • Sauerbronnen. 28/ 39/ 40/ 172
    • wie ſie offt wiederum in Ver-
      achtung kommen. 39
    • was davon zu halten. 39
    • umb den Fichtelberg. 40
    • bey Eger. 172
    • umb das Carlsbad bey 5. Mei-
      len ſind deren auf 300. zu
      zehlen. 248
    • halten ein Laugen-Saltz in
      ſich. ibid.
  • Schaͤtze auf der Loos- oder Luchs-
    burg. 57/ 58/ 59/ 272
    • in andern Bergen/ 59-63. 290/
      295
    • mit einem Licht zu verkund-
      ſchafften. 317
    • zu verſetzen/ und zu verblenden.
      318
  • Schiefferbruch. 113
  • Schiefferſtein und Silber-Anger.
    66
  • Schimmelbaͤchlein. 17
    • fuͤhrt Gold. 43
  • Schindelhengſt. 81
  • Schirnding ein Paß gegen Boͤh-
    men und Eger. 33

  • Schirnding von Jobſt/ Hauptmann
    in Wohnſiedel. 88
  • Schlackenwald. 29/ 34
    • Beſchreibung. 191-205
    • Zinn-Bergwerck. 191-201
      • beſondere Art. 197
  • Schlackenwalder Bach. 29/ 34/ 193
  • Schlackenwerth. 28
  • Schlag/ daß er einem andern nicht
    ſchade. 160
  • Schletta oder Schleitach Fl. 27
  • Schlickiſcher Grafen Genealogia.
    183-191.
  • Schloßberg. Raubſchloß. Felßen
    allda. 79/ 80/ 81
  • Schmeerſtein umb den Fichtelberg.
    111/ 112
    • was daraus zu machen. ibid.
  • Schmaragd. 114/ 294/ 308/ 311
  • Schneeberg. 17/ 78/ 79
    • iſt ungemein hoch. 78
  • Schnee auf dem Ochſenkopff. 68
  • Schnecken in denen Fichtelbergi-
    ſchen Waſſern. 41
    • auf dem Fichtelbergiſ. Land. 110
  • Schneckenſtein. 112
  • Schnellenbach Fl. 31
  • Schnettenbach Fl. 22
  • Schoͤnbach. 29
  • Schoͤnbronn. 31
    • 2. Raubſchloͤßer allda. 82
  • Schoͤnfeld. 29/ 34/ 192
  • Schoͤnlind. 23
  • Schwaden was er ſey. 201-205

X xSchwa-
[]Regiſter.
  • Schwanendorff. 22
  • Schwartza Fl. 37
  • Schwartzach Fl. 22
  • Schwartzberg. 65
  • Schwaͤrtzenbach an der Saale. 36
  • Schwartzenbaͤchlein. 21
  • Schwartzfeld. 22
  • Schwefel-Kieſe. 114
  • Schweine bringen aus Kappis-
    Saamen Ruͤben zuwegen. 160
  • Schweinfurth. 19
  • Schweßnitz. 36
  • Schweppermanns Lob. 169
  • See Brandenburger. 24
    • Weißenſtaͤdter. 24-26. 142
    • des Fichtelbergs. 11/ 67
    • deſſen Grentzen. 14
    • Weyher. 21
  • Seeburg. 27
  • Seitig/ ein Ort bey Weiſſenſtadt.
    144
  • Selbe Fl. 26
    • Flecken. ibid.
    • Denckwuͤrdigkeiten. 48
  • Selbitz Fluß. 37
    • Flecken. 92
  • Seilbitz. 36
  • Sendelbach. 18
  • Seulen und Statuen der alten Teut-
    ſchen. 7
  • Seußen. 32
  • Sibyllæ Cumanæ Grotta, und wun-
    derbahre Begebenheit allda. 71.
    ſeqq.

  • Siegel in Eger. 171
  • Silber am Fichtelberg. 118-126/
    122/ 148/ 272/ 274/ 277/ 278/ 279/
    280/ 281/ 285/ 287/ 289/ 291
  • Silberbronnen. 66
  • Silbergruben. 111/ 113
  • Silberhaltige Bley-Gaͤnge. 115
    • Gaͤnge/ und Koͤrner. 293/ 294/
      297/ 299/ 302/ 303/ 304/
      310-317
  • Simmelbuch. 18
  • Sinna Fl. 19
  • Sonne ein Gegenbild GOttes. 6
    • von denen alten Parſis verehrt.
      ibid.
    • was ſie dadurch verſtanden.
      5/ 6
  • Sparnberg. 37
  • Sparneck. 36
  • Sparnecker Wald. 81
  • Sprache und Sitten der rechten
    Fichtelberger. 99-101
  • Spießglas. 116/ 119
  • Spiegel abweſende Dinge zu ſehen.
    153
  • Sprichwort vom Fichtelberg. 45/
    100/ 126/ 128
  • Staffelſtein. 19
  • Staudten am Fichtelberg. 96/ 97
  • Steebener Sauerbronnen. 40
  • Stein. 27
  • Steinach Fl. die warme und kalte. 18
    • Doͤrffer gleiches Nahmens.
      18/ 22/ 78

Stein-
[]Regiſter.
  • Steinbach Fl. 21
  • Steine am Fichtelberg. 110-113
    • wunderbahrer bey Selb. 148
    • woher ſie kommen. 249
  • Steinhauſen. 17
  • Stein-Selbe Fl. 26
  • Sterb/ Mittel dawieder. 156
  • Sternſeherin. 81
  • Sternſtein. 21
  • Stockenroth. 36
  • Straßburg. 168
  • Streitberg. 112/ 148

Appendix A.19 T.


  • Taciti Cornelii Zeugniß von der al-
    ten Teutſchen Religion. 6
  • Talck/ allerley. 114
  • Tangelsbach Fl. 26
  • Tapfferkeit der Wohnſiedler. 87/ 88
    • Weiber zu Neu-
      ſtadt. 78
    • Artzberger. 89
  • Tauber Fl. 20
  • Terra ſigillata.113
  • Taſchwitz. 29
  • Teſte gute/ die nicht rauben. 328
  • Teutſche woher ſie kommen. 2
    • ihr Zug nach Europa. ibid.
    • erſte Koͤnige und Fuͤrſten.
      ibid.
      • Reſidenz-Stadt im
        Norgau. ibid.
    • alte waren tugendhaſſt. 4
      • deren Religion. ibid.

    • Lehrart in was ſie beſtan-
      den. 5/ 6
      • bey wem ſie beſtanden. 8
      • wie ſie in Vergeſſenheit
        kommen. ibid.
      • hatten weder Goͤtzen/
        Tempel/ noch Prie-
        ſter. 7
      • Seulen und Statuen. ibid.
      • Gelegenheit zum Jrr-
        thum. ibid.
  • Thauritz Fl. 22
  • Thaut/ was die Alten dadurch ver-
    ſtanden. 5
  • Theophraſti Paracelſi Meynung von
    Nymphen. 75
    • Lufft-Metallen. 140
  • Theologia Symbolica, contemplativa,
    und Naturalis werden umb den
    Fichtelberg exercirt. 103/ 104
  • Theodorus Bavarus giebt denen Na-
    riſcis
    einen Wohn-Platz. 2/ 168/ 169
  • Tieffengruͤner Baͤchlein. 37
  • Thiere auf denen Fichtelbergiſchen
    Gebuͤrgen und Thaͤlern. 99/ 104/
    105/ 106. \&c.
    • Waſſern. 41
  • Thiersheim. 33/ 111
  • Thierßnitz. 27
  • Thierſtein. 26
    • wovon es bekant. 148
  • Tiegel zum Probiren feſt zu machen. 319
  • Topaſen. 113/ 308

X x 2Todten-
[]Regiſter.
  • Todten-Kopff. 66
  • Trautenberg. 21
  • Trebnitz. 32
  • Thuiſco Nohæ Uhr-Enckel. 2
  • Tuͤrckiß. 311

Appendix A.20 U.


  • Ubelriechende Waͤchter abzuferti-
    gen. 160
  • Velch-Ohorn/ oder Eychhornberg.
    77
  • Verſtand der Fichtelberger. 101
  • Uhlſtadt. 37
  • Victriol-Kieſe. 114
  • Viehe-Sterb Mittel dawieder. 156
    • verlohrnes Viehe wieder zu haben.
      ibid.
  • Vills Fluß. 23
  • Ulm will Ludovicum vor keinen
    Kayſer erkennen. 166
  • Ulrichsbach. 36
  • Unſichtbar zu machen. 318/ 319
  • Unterirdiſche Gaͤnge. 66
    • Feuer. 252-256
    • Hitze. 255/ 256
  • Unterlind. 21
  • Untreu Fl. 36
  • Voͤgel in denen Fichtelbergiſchen
    Waſſern. 41
    • auf dem Fichtelbergiſchen Land.
      105-107
    • rauberiſcher Wohnung. 58
  • Vogelbeer-Brey iſt eine allgemei-
    ne Artzney der Fichtelberger. 96
  • Vohburg der Marggrafen Ur-
    ſprung. 179
  • Voit Summrach. 23/ 24
  • Volckach. 19
  • Voitlaͤnder/ Variſci olim advocati.
    185
  • Uppenroth. 36

Appendix A.21 W.


  • Wacholder beſonders viel am Fich-
    telberg. 96
  • Waͤchter uͤbelriechende abzuferti-
    gen. 160
  • Waldeck. 77
    • belagert/ erobert/ geſchleifft. ib.
  • Waldenfelß Herr von-erlegt einen
    Luchſen. 54
  • Waldnaabe zweyerley. 20/ 21
  • Waldſaßen. 33
    • wer das Cloſter geſtifftet. 142/
      165
    • wer ſie geweſen. 165
  • Waldſtein/ Raub-Schloß. 36/
    81
  • Wann Siegmund ein Alchimiſt ſtiff-
    tet das Hoſpital in Wohnſiedel.
    85. ſeqq.
  • Wappen von Eger. 168/
    170
  • Warmes Bad. Siehe Carlsbad.
    • derſelben Urſprung. 248
    • Was ſie ſind. 249

Warme
[]Regiſter.
  • Warme Baͤder/ was davon zu hal-
    ten. 39
  • Waſſer der Fichtelbergiſchen Frucht-
    barkeit an allen 3. Reichen.
    40-45
    • darinnen wachſen Metallen.
      45-48
    • Lob. 43-45
    • wird Stein. 249
    • deſſen Menge unter der Erden
      woher. 250
  • Weibsbild melancholiſches wohnte
    in der Loosburg etliche Jahre. 57
  • Weiber Tapfferkeit. 78/ 90
  • Weiden. 22
  • Weidenberg. 18/ 114
  • Weißbaͤchlein. 17/ 43
  • Weißdorff. 36
  • Weiſſenfelß. 38
  • Weißen Heyde. 23/ 24
  • Weißenſtadt. 23/ 24
    • geſuͤndſter Ort in Teutſchland.
      52/ 142
    • See/ deſſen Eigenſchafft. 25/ 26/
      142
    • deren Hiſtorie. 141-147
    • Wahrzeichen. 143
    • Berg-Gericht allda. 144
  • Weiß Mayns-Weyher. 17
  • Webersbach. 36
  • Wernberg. 22
  • Werthheim. 19
  • Wetterau. 37
  • Wierßberg. 65

  • Winſelburg. 173
  • Wildenau. 22
  • Wipper. 38
  • Wirbens. 22
  • Wiſent Fl. 19
  • Wiſenthau. 37
  • Wiſtritz Fl. 30
  • Wiſſenſchafften um den Fichtelberg.
    103/ 104
  • Witterung umb den Fichtelberg. 127/
    128/ 140
    • Metalliſche. 48/ 130
  • Wogau. 28
    • Sauerbronnen. ibid.
  • Wohnungen rauberiſcher Voͤgel.
    58
  • Wolffſtein Raubſchloß. 82
  • Wolfframshoff. 22
  • Wondera Fl. 28/ 33
  • Wonſiedel oder Wunſiedel. 31
    • deren Hiſtorie. 83-89
    • Lager. 83
    • alter und neuer Zuſtand. 84
    • Aufnahm. 84/ 85
    • Wahrzeichen. 31
    • Wird privilegirt. 85-88
    • dreyerley Sachen wegen be-
      ruͤhmt. 85/ 88
    • Boͤckler Art. 83/ 84
    • von denen Hußiten/ und Boͤh-
      men vergeblich belagert. 87/
      88
    • ſchmeltzet ſeinen Zinnſtein in
      Weiſſenſtadt. 144

Wunder-
[]Regiſter.
  • Wunderbach Fichtelbergiſcher. 40
  • Wuͤndiſchen Eſchenbach. 21
  • Wuͤſtenſtein. 112
  • Wuͤrßengruͤn zerſtoͤrt. 176/ 177
  • Wuͤrtzburg. 19
  • Wurtzeln am Fichtelberg. 97

Appendix A.22 Z.


  • Zauberey. 154
    • Kraͤuter dawieder. 98/ 155
  • Zeitel Moos. 90/ 91
    • Weyher. 90
    • ſoll voll wunderbahrer Bege-
      benheiten ſeyn. 90/ 91
    • was daſelbſt einsmahls einem
      gelehrten Mann begegnet.
      90
    • was dem Autori begegnet. 90/
      91
  • Zeiten wohlfeile in Weiſſenſtadt. 146
  • Zelle. 36/ 271
  • Zeller Wald. 82

  • Zeltendorff. 27
  • Ziegenruͤck. 37
  • Ziegeuner Lager. 58
    • werden bey Weißenſtadt nie-
      der gemacht. 146
  • Zinn-Bergwerck. 144/ 192-200
  • Zinn/ ſo Silber-haltig/ zu Weiſſen-
    ſtadt. 144
    • zu Schlackenwald. 192/ 195
  • Zinn-Seiffenwerck. 31/ 115/ 116/ 84
  • Zitta. 38
  • Zottenberg Geſchicht wunderbahre
    allda. 60-62
  • Zweifelſtein. 77
  • Zweifferbach. 31
  • Zwerbach Fluͤßl. 22
  • Zwickau Kohlberg daſelbſt. 256
  • Zwotta Fl. 29/ 33
  • Zwaͤrge im Burggrafthum Nuͤrm-
    berg oberhalb Gebuͤrgs.
    92/ 93/ 94
    • in Teutſchland. 94/ 95


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CC-BY-4.0
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2025). Anonymous. Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bqj8.0