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Der
Vollkommene
Teŭtſche Jäger.
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Der
Vollkommene
Teuͤtſche Jäger,
Darinnen
Die Erde, Gebürge, Kräŭter ŭnd
Baͤume, Waͤlder, Eigenſchaft der
wilden Thiere und Voͤgel,
So wohl
Hiſtorice, als Phyſice, ŭnd Anatomice:
Dann auch die behoͤrigen
Groß- und kleinen Hunde, und der voͤllige Jagd-Zeug;
Letzlich aber
Die hohe und niedere Jagd-Wiſſenſchaft
Nebſt einem
Jmmer-waͤhrenden Jaͤger-Calender
Mit vielen darzu gehoͤrigen, und nach dem Leben gezeichneten Kupffern,

Leipzig: , im Jahr 1719.
Verlegts Johann Chriſtian Martini, Buchhaͤndler in der Nicolai-Straſſe.
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Dem
Allerdurchlauchtigſten Großmaͤchtigſten
Fuͤrſten und Herrn,
HERRN
Friederich Auguſto,
Koͤnige in Pohlen,

Groß-Hertzogen in Litthauen, Reuſſen,
Preuſſen, Mazovien, Samogitien, Kyovien, Vol-
hinien, Podolien, Podlachien, Liefland, Smolensko, Seve-
rien und Schernicovien: Hertzogen zu Sachſen, Juͤlich, Cle-
ve, Berg, Engern und [Weſtphalen,], des Heil. Roͤm. Reichs
Ertz-Marſchallen und Churfuͤrſten, Landgrafen in Thuͤrin-
gen, Marggrafen zu Meiſſen, auch Ober- und Nieder-Lau-
ſitz, Burggrafen zu Magdeburg, Gefuͤrſteten Grafen zu
Henneberg, Grafen zu der Marck, Ravensberg und
Barby, Herrn zu Navenſtein
ꝛc. ꝛc.
Meinem allergnaͤdigſten Koͤnige
Thurfuͤrſten und Herrn.


[]
Allerdurchlauchtigſter, Groß-
maͤchtigſter Koͤnig und
Churfuͤrſt,
Allergnaͤdigſter Herr!

EW. Koͤnigl. Majeſtaͤt Hohen Prote-
ction
gegenwaͤrtigen Teutſchen
Jaͤger zu unterwerffen, trage um
ſo viel weniger bedencken, je Welt-
kuͤndiger es iſt, daß Ew. Koͤnigl. Maj. nicht weniger,
als Dero in GOtt ruhende Hohe Vorfahren al-
lezeit die Jagden ſo hoch gehalten, und daruͤber ein
ſolch
[]Zuſchrift.
ſolch hohes und gnaͤdiges Gefallen bezeuget, daß
Ew. Koͤnigl. Maj. ſelbſten in hoher Perſon, dieſer
einen Monarchen hoͤchſt anſtaͤndigen Ergoͤtzlich-
keit oͤfters mit allerhoͤchſtem Ruhme beygewohnet.


Dannenhero auch Ew. Koͤnigl. Maj. zu Dero
hochloͤbl. Jagd- und Forſt-Bedienten jederzeit qua-
lificirte Perſonen ernennet, und dem gantzen Lande,
Leuten, Waͤldern und Wild-Bahnen zu Nutzen,
hoͤchſt-ruͤhmlich beſtellen laſſen, wodurch Sie, wie in
andern Thaten, vor andern Mornarchen und Po-
tentaten, auch hierinnen um ein groſſes prævaliren.


Zudem ſo ſind von Ew. Koͤnigl. Maj. die Mei-
nigen vieler Koͤnigl. Gnade gewuͤrdiget worden,
maſſen mein ſel. Vater in Ew. Koͤnigl. Maj. Dien-
ſten geſtanden, und die Charge eines Commendan.
ten auf Dero Welt-beruͤhmten Feſtung Koͤnigſtein
bekleidet, welche er auch bis in ſeinen Tod verwaltet.
Jngleichen habe ich das hohe Gluͤck gehabt, mich in
Ew. Koͤnigl. Maj. Militair-Dienſten zu engagiren,
und anfaͤnglich unter Saͤchſ. hernach aber unter
Pohlniſcher Cron-Armee die Milice als Obriſter
Lieutenant continuiret.


Nachdem ich aber wegen meiner kraͤncklichen
Leibes-Conſtitution abdancken muͤſſen, ſo habe mich
auf mein Gut zur Ruhe begeben, und mir vorge-
nommen, meine geringe Jagd-Wiſſenſchaft, ſo viel
ich vor dieſen in- und auſſerhalb Landes bemercket,
mit
[]Zuſchrift.
mit wenigen zu colligiren, und der Poſteritæt zu Liebe
zu hinterlaſſen, welches ich auch unter Goͤttlichen
Seegen hiemit ins Werck gerichtet.


Weil ich aber beſorge, daß, gleich wie es denen
mehreſten Schriften zu geſchehen pfleget, auch dieſe
ſeine Neider finden moͤchte. Als gelanget an Ew.
Koͤnigl. Maj. mein allerunterthaͤnigſtes Bitten,
die hohe Gnade zu haben, und dieſes zwar geringe,
doch wohlgemeinte Werck, welches ich dem Publico
zum beſten heraus gegeben, in Dero hohen Schutz
und Schirm aufzunehmen. Getroͤſte mich dahero
gnaͤdiger Erhoͤrung, und verharre in unablaͤßlicher
unterthaͤnigſter Devotion Lebenslang


Ew. Koͤnigl. Majeſt. und
Churfuͤrſtl. Durchl.

Haus Weißach, den 22.
Septembr. 1719.
allerunterthaͤnigſt treu-gehorſamſter
Hanns Friedrich von Fleming.


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Vorbericht
an den
nach ſeinem Stand und Wuͤrden geehrten Leſer.


VErdienet die Sonne, nach einiger Philoſophen Mei-
nung, das Auge der Natur genennet zu werden, wo-
mit ſie die verwunderns-wuͤrdige Vortreflichkeit die-
ſes groſſen Welt-Gebaͤudes betrachtet; ſo kan ich
verhoffentlich mit viel groͤſſerem Recht das Auge des
Menſchen eine Sonne der kleinen Welt heiſſen, mit
welcher er den Spiegel der gantzen, ihm ſichtbaren
Natur beleuchtet.


Und der muͤſte gewiß ſehr verblendete Augen haben, der die unum-
ſtoͤßlichen Zeugniſſe und Merckmahle einer unbegreiflichen Weisheit, und
mehr als vaͤterlichen Vorſorge eines wunderbaren GOttes nicht deutlich
und klar ſehen ſolte. Ja, es wird ein jeder, der nur mit geſunden Sinnen
begabet, wol nicht in Abrede ſeyn koͤnnen, daß keines unter allen Geſchoͤ-
pfen anzutreffen, in welchem zwar nicht auf eine naturalitiſche Art ſeinem
Weſen nach, GOtt ſelbſt, ſondern Fußſtapfen einer Goͤttlichen Exiſtenz, uner-
forſchlichen und unverdienten Liebe, gegen das menſchliche Geſchlechte zu
finden. So, daß man ſich wundern muß, wie einige bey dem ſich ſelbſt an-
klagenden und verdammenden Gewiſſen, ihre Sinnen zu gewiſſen Stun-
den ſo einſchlaͤfern koͤnnen, daß ſie ſich der groͤſten, und nur zu erſinnlichſten
(a)Thor-
[]Vorbericht.
Thorheit ſchuldig machen, und aus einer affectirten Klugheit wollen ange-
ſehen ſeyn, als wenn ſie nichts glaubeten, da ſie doch zu gleicher Zeit inwen-
dig ihr mit Furcht und Bangigkeit umgebenes Hertze zu Luͤgnern machet,
und eben mitten im Zweifel einer ungezweifelten Wahrheit uͤberzeuget.


Biſt du, G. L. in das dich ergoͤtzende Regnum vegetabile (Kraͤu-
ter-Reich) gefuͤhret worden, haſt du bey Baͤumen, Straͤuchen, Stauden,
Pflantzen, Blumen und Kraͤutern, die verwunderns-wuͤrdige Saam-Koͤr-
ner betrachtet, wie auf eine dir unbegreifliche Art, die gantze Fabric deines
Baumes darinnen zu finden; Haſt du bey deren Hervorkaͤumung den kraͤfti-
gen, in der erſten Schoͤpfung beygelegten Goͤttlichen Segen: Wachſet, deut-
lich leſen koͤnnen; Haſt du die wohl ausgearbeiteten Canaͤle, die darinnen
befindliche Erhaltungs-Saͤfte, die in der zierlichſten Ordnung in einander
geſchlungene Fiebern faſt mit bloſſen Augen entdecket; Haſt du die in Moß,
Rinde und Schale weiſe Einkleidung des alles gut machenden Urhebers
betrachtet; Dich an der tauſendfaͤltig-veraͤnderten Farbe, Geruch, Ge-
ſchmack, Geſtalt der Fruͤchte ergoͤtzet, und die Gewogenheit dieſes groſſen
Welt-Erhalters in der tiefſten Demuth beehret und bewundert; ſo laß nun-
mehro dein begieriges Auge auch in das dir allhier eroͤffnende Regnum ani-
male
(Thier-Reich) einen Blick thun, und ſiehe, wie ſolches zu deinem
Nutz und Ergoͤtzung ausgezieret, und wie die darin befindliche Creaturen,
als lebendige Prediger, von der Weisheit und Allmacht ihres Schoͤpfers
reden.


Haſt du nun ſelbiges auf ſolche Art, als ein herrliches Monument
ſeiner Allmacht und Guͤte betrachtet, ſo ſiehe noch, ehe du dein Gemuͤthe
in ſelbigem nach Wunſch vergnuͤgeſt, auf was Art und Weiſe du in ſelbiges
geſetzet, wie er ſolches deiner Herrſchaft unterworffen, wie du dich deſſelben
vernuͤnftig zu gebrauchen, und was du vor hohe Urſache dich deſſen nicht oh-
ne ſchuldige Danckſagung zu bedienen, ſo wird dir die darin befindliche Luſt,
den dir einmal aufgelegten ſauren Schweiß des Angeſichts wiederum ver-
ſuͤſſen.


Dich in ſolchen Stand zu ſetzen, muſt du nothwendig die Augen dei-
nes Gemuͤthes auf den Zuſtand der erſten Menſchen einen Blick zuruͤcke
thun laſſen, und aus dem heiligen Bibel-Buch dich erinnern, daß GOtt
alsbald den Menſchen bey ſeiner Schoͤpfung allen Creaturen des Erdbo-
dens ſo weit vorgezogen, als er den Himmel von der Erden entfernet. Denn
da hieß es bey der gleichſam uͤberlegten Formirung deſſelben: Laßt uns
Menſchen machen, ein Bild das uns gleich ſey. Ob wir nun gleich mit de-
nen Gottsgelehrten gantz einig, daß dieſes Bild nicht in der aͤuſſerlichen Form
deſſelben ſondern in Heiligkeit und Gerechtigkeit beſtanden; ſo koͤnnen wir
doch nicht unberuͤhret laſſen, daß auch die Herrſchaft uͤber die Thiere, die
Moſes alsbald dieſen Worten beyfuͤget, gleichſam ein mit demſelben ver-
knuͤpftes Regale geweſen.


Und
[]Vorbericht.

Und ob ihnen gleich in dem Mittel-Punct alles Vergnuͤgens, ich will
ſagen in den Schrancken des Paradieſes, die nothwendig vollkommen-koͤſt-
lichen Fruͤchte dieſes vollkommen-ſchoͤnen Gartens zur Speiſe zulaͤnglicht
waren, und ſie alſo dazumal die Herrſchaft uͤber die Thiere nur in allerhand
Vergnuͤgungen, die ſie ſich nach ihrem Gefallen mit denſelben machten, ſe-
hen ließ, ſo beſaſſen ſie dieſelbige doch voͤllig. Und vielleicht irre ich nicht,
wenn ich ſage, daß das gantze Regnum animale dazumal nichts anders, als
ein Spiel und Zeit-vertreib dieſer jungen Welt-Regenten geweſen. Und
wie gluͤcklich waͤren wir noch, wenn der ungluͤckliche Vorwitz einer weibli-
chen Begierde, dieſen unſchaͤtzbaren Wohlſtand nicht mit einer verbotenen
Frucht vertauſchet, ſo duͤrften wir nicht mit Muͤhe und Sorge unſer Brod
ſuchen. Und wie gluͤcklich waͤren ſie geweſen, wenn ſie die unzehlbare Men-
ge ihrer Nachkommen die Welt erfuͤllen, und in der groͤſten Gluͤckſeligkeit
darinnen ſehen ſollen: So aber muſten ſie alsbald wegen dieſes frevelen Un-
gehorſams den angenehmen Sammel-Platz ſo vieler tauſendfachen Ver-
gnuͤgung verlaſſen, und als arme Exulanten im Schweiß ihres Angeſichts
ihr Brod eſſen. Und was am allerelendeſten, ſo verlohren ſie das ſie ſo
hoͤchſt-gluͤckſeligmachende Bild GOttes dermaſſen, daß ihnen nur gantz
kleine Ruinen davon, zum Andencken des Verluſtes, uͤberblieben. Und hie-
her ziehe auch, daß ſich die Herrſchaft uͤber die Thiere um ein merckliches ge-
aͤndert.


Denn ob zwar die grundloſe Guͤte des allerheiligſten GOttes das
verzehrende Feuer ſeines gerechten Zorns durch die Suͤndfluth einiger maſ-
ſen ausgeloͤſchet, und ihnen bey der aufgeſteckten Leuchte des Regenbogens
die ſchoͤnen Bluͤthen einer erwuͤnſchten Hoffnung wieder hervor kaͤumen
ließ, da er den lieblichen Geruch ihres Opfer-Viehes gnaͤdig annahm, den
Fluch in Seegen verwandelte, und ſie alſo anredete: Eure Furcht und
Schrecken ſey uͤber alle Thiere auf Erden, uͤber alle Voͤgel unter dem Him-
mel, und uͤber alles, was auf dem Erdboden kreucht, und alle Fiſche im Meer
ſeyn in eure Haͤnde gegeben. Alles was ſich reget und lebet, das ſey eure
Speiſe, wie das gruͤne Kraut habe ich es euch alles gegeben. So ſcheinet
es doch, als wenn die wilden Thiere ſich einiger maſſen dieſer Herrſchaft
nachgehends zu entziehen geſuchet, und aus Furcht von den Menſchen ge-
toͤdtet zu werden, ſich in Wald und Wuͤſteneyen retiriret, ihre vorige Zu-
verſicht in ein Mißtrauen, und ihre den Menſchen vorher geneigte Natur
in eine oͤffentliche Feindſchaft verwandelt. Dannenhero ſie itzo ſelbige zu
uͤberkommen groſſe Sorge, Fleiß und Muͤhe anwenden muͤſſen, da ſie vor
als Spiel-Geſellen, ihren Haͤnden ſich nicht entzogen, damit auch hierin-
nen der Goͤttliche Ausſpruch erfuͤllet wuͤrde: Jm Schweiß deines Ange-
ſichts ſolt du dein Brod eſſen, und ſo wol ſie als ihre Nachkommen einen
oͤffentlichen Beweiß des Goͤttlichen Zornes, den ſie ſich durch ihre eigene
Schuld aufden Hals gezogen, ſehen moͤchten. Und ob wir zwar, wie be-
reits angefuͤhret, noch bis itzo eine rechtmaͤßige Herrſchaft uͤber die Thiere
beſitzen, auch ſo gar bey den heran-rauſchenden Fluthen einer wohlverdien-
ten Suͤndfluth ein deutlich Exempel antreffen, da ſich auf Befehl eines ein-
(a) 2zigen
[]Vorbericht.
zigen Noaͤ, auf Goͤttlichen Winck, alsbald von allen Sorten Thiere im
Kaſten einfanden, ſo iſt doch unterdeſſen nicht zu laͤugnen, daß ihr Gehorſam
bey weitem nicht ſo groß, als er wohl nach dem uns von GOTT gegebe-
nen Rechte ſeyn ſolte, ja es iſt derſelbige mit dem Gehorſam den ſie
unſern erſten Eltern præſtiret, nicht im geringſten in Vergleich zu zie-
hen, ſondern wir muͤſſen mit Gewalt und Bemuͤhung ſuchen, was uns
von Rechtswegen ohne Muͤhe zukoͤmmt.


Jch will itzo der von uns insgemein zahm genennten Thiere nicht
gedencken, und mit dem Mißtrauen, ſo ſie zu uns haben, mit der Ge-
walt, mit der ſie uns widerſtreben, mit der Heftigkeit, damit ſie ſich
vertheidigen, und mit was vor Guͤte und Lockungen wir ſie an uns
ziehen muͤſſen, hier dem G. L. nicht aufhalten, ſondern ich verhoffe es
klar zu machen, wenn ich nur der Jaͤgerey des Wildes gedencke. Wem
iſt unbekandt, was vor Muͤhe, Schweiß, Unkoſten, Vorſichtigkeit und
Gefahr ein Jaͤger ausſtehen muß, ehe er bisweilen das geſuchte Stuͤ-
cke erhaͤlt, und haͤtte unſere Klugheit uns nicht gelehret durch verſchmitz-
te Verſchlagenheit zwiſchen einem und dem andern Thiere Antipathien
aufzurichten, und ein Thier, das andere zu erlangen, zu Huͤlfe zu neh-
men, ſo wuͤrden wir vielleicht wol gar von einigen nicht Meiſter wer-
den koͤnnen.


Was nun das Jagen der wilden Thiere, die wir nicht, wie die
zahmen in unſern Haͤuſern erzogen, ſondern die ſich in oͤffentlichem Feld
und Waͤldern von jedermans Gut naͤhren, anbelanget, ſo iſt wol nicht
zu laͤugnen, daß ſolches in den erſten Zeiten jederman unverwehrt ge-
weſen, ſo daß, wer einen guten Bogen, und einen Koͤcher voll Pfeile
gehabt, uͤbrigens im Treffen exercirt geweſen, auch das Jagd-Recht
uͤber alles Wild, was ihm beliebt, gehabt. Wie wir ſolches im
Alten Teſtament an dem Exempel des Eſau, Jſmael und anderer, wahr-
nehmen koͤnnen, die, wenn ſie der Appetit ankam, ſich aufmachten,
dem Wilde nachjageten und an ihrem Tiſche mit einem Rehbock ergoͤtzten,
da ihnen vorher ein Ziegenbock den Hunger geſtillet; und wer wolte es
ihnen auch veruͤbeln, da ja die Jagd an und vor ſich ſelbſt, auch der Goͤtt-
lichen Ordnung nach, zu des Menſchen Nahrung und Kleibung nuͤtzlich
und erlaubet iſt.


Da aber die Menſchen ferner ſich vermehret haben, hat auch die
Zeit, wie insgemein zu geſchehen pfleget, den uſum in abuſum ver-
wandelt, daß ſich die Menſchen ſolches Jagens und Fangens wilder
Thiere nicht zur Nothdurft und Erhaltung ihres Lebens bedienet, ſon-
dern aus einem freveln Muthwillen, einer dem andern zum Verdruß miß-
brauchet, oder aus Muͤßiggang und Uppigkeit nichts anders, als die
wilden Thiere zu erwuͤrgen, vorgenommen, ſo, daß auch in den ural-
ten Zeiten ein Tyrann und gewaltiger Jaͤger, wie wir ſolches in der
Schrift an dem Exempel des Nimrods erſehen, Synonyma oder gleich-
guͤltige
[]Vorbericht.
guͤltige Woͤrter geweſen. Und dannenhero einige auf die Gedancken
gerathen, es haͤtten ſich viele bey ſolcher unverhinderten Gelegenheit
des Todtſchlagens, Raubens, Pluͤndern und Stehlens befliſſen; Und
alſo der Staͤrckere dem Schwaͤchern das Seine mit Gewalt genommen,
woruͤber ſich nicht allein groſſe Unruhe, Hader und Zanck ereignet, ſondern
auch viel ander Unfug und Ungluͤck entſtanden, ſo, daß niemand ſicher
unter ſeinem Weinſtock und Feigenbaum wohnen, und ſich ſeiner Haͤnde
Arbeit naͤhren koͤnnen. Wie denn dergleichen Streit ſchon zwiſchen den
Hirten des Abrahams und Loths, wegen ihres Viehes, vielfaͤltig vor-
gefallen, daß ſich dieſe beyden naͤchſten Vettern, welche als leibliche
Bruͤder mit einander, wie Abraham ſelbſt geſtehet, lebeten, Verdruß
und Ungluͤck zu verhuͤten, von einander ſcheiden, und einer gegen Oſt
der andere gegen Weſt ziehen, ſich in das vor ihnen liegende Land thei-
len, und Grentzen abſtechen muſten, welche keinem zu uͤberſchreiten er-
laubet, wo er nicht vor des andern Unterdruͤcker wolte angeſehen
ſeyn.


Ob nun gleich aus dieſen allen deutlich genung erhellet, daß der groſ-
ſe GOTT, nach ſeiner unbetruͤglichen Weisheit dem geſamten menſch-
lichen Geſchlechte, ohnangeſehen hohen und niedrigen Standes, alles
wild und zahme Vieh zur Speiſe gegeben, auch von Natur, jure gentium,
einem jeden daſſelbe zu jagen frey ſtehet; ſo iſt man dennoch genoͤthiget wor-
den, um den ſchaͤdlichen Mißbrauch des unnoͤthigen Jagens einiger maſſen
zu hem̃en, und demſelbigen folglich abzuhelfen, dem allgemeinen Nutzen und
Wohlfahrt des Landes zum beſten, dem gemeinen Mann das Jagen voͤllig zu
unterſagen, (ex malis enim moribus bonæ leges naſcuntur) damit der
noͤthige Ackerbau und andere Gewerbe deſto beſſer abgewartet wuͤrden.
Wie wir, daß ich nur eines einzigen Exempels gedencke, ſonderlich an
unſern uralten Deutſchen ſehen, die leider eine geraume Zeit die frey-
en Kuͤnſte, Wiſſenſchaft und buͤrgerliche Handthierung liegen laſſen, und
ihre Zeit mit Kriegen und Jagen zugebracht, von dem Fleiſch des Wil-
des ſich ernaͤhret, und mit den Haͤuten ſich bekleidet; So, daß auch ei-
nige behaupten wollen, daß man die alten Deutſchen Ritter, weil ihre
erſten Vorfahren gemeiniglich in Loͤwen- oder auch bey Ermangelung
deren, in Baͤr-Haͤute ſich gekleidet, Ehren halber Baͤren-Haͤuter
ſoll genennet haben, welcher Titul aber, weil ein jeder ſich
mit Haͤuten, deren Thiere er nicht erleget, behaͤnget, ſo degeneriret,
daß er zu einem Spott- und Schimpff-Wort worden. Mit was
vor Recht die Obrigkeit das Jagen ſich allein vorbehalten koͤnnen, wird
zwar noch weitlaͤuftig diſputiret, doch, was iſt wol billiger als diß, weil
das Wild nothwendig in Schrancken gehalten werden muſte, damit es
nicht Land und Leute verderbete, ſich die Obrigkeit, bey ihren ohne
dem ſchweren Amts-Sorgen dieſe angenehme Gemuͤths-Ergoͤtzung und
anſtaͤndlichen Nutzen vorbehielten, zumahl da es ein Werck iſt, welches
einem groſſen Herrn gar wohl anſtehet, und auch mit deſſen andern Re-
giments-Geſchaͤften gar wohl noch beſtehen kan, wie wir an dem unge-
(a) 3mei-
[]Vorbericht.
meinen Liebhaber der Jagd, und dennoch klugen Regenten MA-
XIMILIANO I.
erſehen, und ich geſchweige, ob man recht gehabt,
Mahomed den vierdten dieſes Namens unter den Tuͤrckiſchen Kaͤyſern,
auch wegen der allzu groſſen Gewogenheit zum Jagen, unter andern
Anklagen des Regiments unfaͤhig zu erklaͤren. Es kommt noch da-
zu, daß, da vielleicht unter denen Privatis einer mehr als der andere die-
ſe Luſt liebete, oder den Nutzen achtete, andere ſich die Zeit auf dieſe
Weiſe nicht vertreiben wolten, und gutwillig fahren lieſſen, ſo hat es
gar leicht geſchehen koͤnnen, daß mancher ſein Recht verlohren, und
hingegen ein ander ſich deſſelbigen, nach der bekannten regula juris: was
einer verlaͤßt, koͤnne der andere annehmen, zugeeignet. Und alſo ſind
die Jagden der Obrigkeit anheim gefallen, und hat das Verboth, daß
die Unterthanen auch auf ihrem eigenen Grund und Boden nicht ja-
gen ſollen, voͤllig obtiniret, welches ſich folgends die Nachkommen,
nachdem es die Vorfahren durch die ruhige Poſſeſſion, langwierige Præſcri-
ption, titulo legitimo, hæreditario, venditionis, emptionis aut donatio-
nis,
als ein rechtmaͤßiges Jus, und als ein beſonderes Prærogativ, als ein ho-
hes Obrigkeitliches Regale, durch vorgeſchriebene Geſetze, angemaſſet, ſich
beſtaͤndig conſerviret. Sind derohalben ausdruͤckliche abſonderliche
Leges im Jure, das Wild in Heiden und Waͤldern zu ſchonen, ange-
ordnet, wie denn ſonderlich unter andern Preiß-wuͤrdigen Regenten,
CAROLI Magni heilſame Verordnungen desfalls zu ruͤhmen.
Solches edle Privilegium haben nachgehends Kaͤyſer, Koͤnige und Fuͤr-
ſten, aus beſondern hohen Gnaden, denen Grafen und Standes-
Herrn oder andern vornehmen Miniſtris, wegen Jhrer ſonderbahren Me-
rit
en auf Deroſelben Herrſchaften, geiſtlichen Stiftern, auch edlen Ge-
ſchlechtern, um dieſelben deſto mehr in Krieges- und Ritterlichen Ubun-
gen aufzumuntern, zugeſtanden; oder auf ihre Guͤter und Nachkommen
erblich damit belehnet.


Bey ſolcher neuen Wieder-Erlangung dieſes Rechtes haben unſe-
re in GOtt ruhende alte Vorfahren ſich nicht allein ungemein daran er-
goͤtzet; ſondern dieſe edle Wiſſenſchaft durch vielen Fleiß, groſſe Muͤhe
und langwierige Erfahrung gleichſam in formam artis redigiret, ſo daß
ſie nunmehro die Nachkommen gleich wie eine andere Kunſt oder Wiſſen-
ſchaft erlernen, und alſo wieder auf andere Nachkommen fortpflantzen
koͤnnen. Wiewol ſie, wenn man die Wahrheit ſagen ſoll, die vornehm-
ſten Principia, ich weiß nicht, ob mit Willen geheim gehalten, oder aus
Gemaͤchlichkeit aufzuſetzen verabſaͤumet; oder nicht Huͤlfs-Mittel gnung,
ſolche vorzutragen gehabt, ſo, daß dieſe recht Fuͤrſtliche Wiſſenſchaft leicht
wie andere Kuͤnſte wieder untergehen, und in den Sand der Vergeſſen-
heit eingeſchrieben zu werden, zu beſorgen.


Dieſes bey mir uͤberlegend, habe, weil ich von Jugend auf eine ſon-
derbare Freude und innigſtes Vergnuͤgen daran gehabt, aus wohlgemein-
ter Aufrichtigkeit, nach dem Maaß meines Vermoͤgens, weil wir doch
alle
[]Vorbericht.
alle, wie ich voͤllig uͤberzeuget, mit unſerer Wiſſenſchaft dem Naͤchſten zu
dienen verbunden, etwas davon aufſetzen und der Nachwelt hinterlaſſen
wollen, indem ich den Abgang eines dergleichen Werckes, da ſonſt die
Welt mit allerhand Sorten Buͤcher uͤberhaͤuffet, vorlaͤngſt angemercket.


Damit aber der G. L. von dem gantzen Werck einen kleinen Vor-
ſchmack haben moͤge, ſo habe Jhm in dieſem Vorbericht die erſten Grund-
Riſſe davon abzeichnen, und von der Oeconomie des gantzen Werckes
urtheilen laſſen wollen. Und wie in allen Dingen Ordnung das beſte, ſo
habe ich, um deſto deutlicher zu ſeyn, das Buch in fuͤnf Theile abgetheilet.


Jn dem I. Theile habe ich die Erde, Gebuͤrge, ſo wol an Vege-
tab ilibus,
Kraͤutern und Baͤumen, als auch unterirrdiſchen Waſſern,
bis auf die Aſche, phyſice expliciret.


Jm II. Theile habe derer wilden Thiere und Gefluͤgel vom groͤß-
ten bis kleinſten, Natur, Eigenſchaft, und Unterſcheid zu Holtze, Feld und
Waſſer, anatomice vorgeſtellet.


Jm III. Theile habe ich die Eigenſchaft, Auferziehung und Unter-
ſcheid, derer mancherley Hunde, Abrichtung, Recepte, ſamt ihren Kranck-
heiten medice beſchrieben.


Jm IV. Theile, da mir der Waͤlder Situation mit dem mancher-
ley kleinen und groſſen Jagd-Gezeug zu umſtellen, zu beſchreiben vor-
kommt, habe ich ſolches geometrice abgehandelt, und letzlich


Jm V. Theile habe ich von der Jagd wilder Thiere zu Holtz,
Waſſer und Felde, Rechts-Reguln juridice; item Behaͤngens Zeit, Arbeit
des Leit-Hundes, aſtronomiſchen Sagacite des Wetters, und dann ſowol ei-
nes Deutſchen Haupt-Jagens, als anderer Jagd-Luſten œconomice, ſo viel
mir GOtt Kraͤfte verliehen, abgehandelt. Und dieſes waͤre etwan ein
generaler Begriff des gantzen Werckes. Wiewol hernach in dem weit-
laͤuftigen Appendice von der Falcken-Beitze, Phaſanerie., \&c. \&c. aus-
fuͤhrlich gehandelt wird, deſſen Jnhalt der G. L. aus dem gleich nach dieſer
Vorrede folgenden ſummariſchen Jnhalt mit mehrern erſehen wird.


Nun kan ich mir zum Beſchluß leicht die Rechnung machen, daß es
mir mit dieſem meinem Wercke nicht beſſer als andern Autoribus ergehen
werde, weil es unmoͤglich, daß man es einem jeden nach ſeinem Gefallen
einrichten kan, viell eicht wird es auch hiervon heiſſen: Laudatur ab his,
culpatur ab illis.
Einige werden als in dieſer Wiſſenſchaft Erfahrne, ihre
Cenſuren alſo einrichten, daß es wird das Anſehen haben ſollen, als ob ſie
das Werck beſſer verſtuͤnden; Andern wird es vielleicht zu weitlaͤuftig ſeyn;
Andere werden aus Neid diß und jenes deſideriren; Andern wird vielleicht
dieſes,
[]Vorbericht.
dieſes, was jene getadelt, gut heiſſen, und wiederum was anders fehlen;
Allein, ich werde mich hieran wenig kehren, ſondern mit dem alten Spruͤch-
wort: Nec Jupiter omnibus placet, troͤſten, und einem jeden ſeine reiffe,
unreiffe und uͤberfluͤßige Gedancken laſſen; Wenn ich aber etwas beſſern
gelehret, werde ſolches mit aller Beſcheidenheit und Danck annehmen, und
mich von meinem ferneren Vorhaben nicht abſchrecken laſſen; nemlich, wie
ich der Nachwelt kuͤnftig hin zeigen moͤge, auf was Art und Weiſe Holtzun-
gen und Wild-Bahnen nuͤtzlich zu gebrauchen. Weil ich gaͤntzlich glaube,
daß noch eine Zeit kommen duͤrfte, darinnen man dergleichen Conſilia, die
den Nutzen, und das Wohl des Vaterlandes zum Zweck haben, hervor ſu-
chen werde.


Und endlich, damit es dem Wercke an nichts fehlen, und der G. L.
ſich von allen eine deſto deutlichere Vorſtellung machen moͤge, ſo habe dem
Herrn Verleger dahin vermogt, daß Er im I. Theile derer Kraͤuter, Baͤu-
me und Gepuͤſche natuͤrliche Abbildung. Jm II. die nach dem Leben ori-
ginaliter
gezeichnete grimmige und reiſſende, wie auch edle, und Raub-Thie-
re, auch das im Walde, im Felde und Waſſer ſich befindliche Vogel- und
Feder-Wild vom groͤſten bis zum kleinſten; Die groſſen und kleinen Hunde
und was dem anhaͤngig, nach dem Leben im III. Das Jagdzeug,
und andere der zugehoͤrige Dinge im IV. Die unterſchiedliche Manie-
ren zu Jagen im V. in ſaubere Kupffer auf das accurateſte und lebhaftigſte
ſtechen laſſen. Und in ſolcher Abſicht habe es dem G. L. meine Intention
daraus zu erſehen, und zu judiciren uͤbergeben, aber hauptſaͤchlich das Ja-
gen ſelbſt gluͤcklicher zu practiciren, anerwuͤnſchen wollen. Verbleibende
nach Anwuͤnſchung alles Goͤttlichen Seegens, meines nach ſeinem
Stand und Wuͤrden G. L.


Haus Weiſſach, den
16. Septembr. 1719.
dienſtwilligſter
Hanns Friedrich von Fleming.

Sum-
[]Summariſcher Jnhalt.

Summariſcher Jnhalt
des vollkommenen
Teutſchen Jaͤgers.


JN der Vorrede wird aus der Natur und
Schrift gezeigt, daß GOtt die Welt zum Nutz
des Menſchen erſchaffen, und ihm die Herr-
ſchaft uͤber die Thiere und alle Creaturen ge-
geben; und ob die Menſchen gleich ſelbige bey
dem Fall verlohren zu haben ſchienen, dennoch
rechtmaͤßig beſaͤſſen, und alſo das Wild mit Jagen faͤllen koͤn-
ten; es ſey dieſes Recht allen Menſchen gemein, aber aus Miß-
brauch der Privat-Perſonen der Obrigkeit anheim gefallen;
dennoch aus beſondern Meriten denen Privatis concediret;
endlich wird mit der General-Eintheilung des gantzen
Wercks geſchloſſen.


Erſter Theil.


  • I.
  • Wird die Erde phyſice pro fundamento expliciret, und wie
    derſelben Anima vegetativa beſchaffen, woraus die vegeta-
    bilia
    ihr nutriment haben, deutlich demonſtriret.
  • II.
  • Wie die Gebuͤrge, theils oberwaͤrts, theils innerlich, ſowol vor
    als nach der Suͤndfluth generiret, transportiret, und for-
    mi
    ret worden.
  • III.
  • Diejenigen 108 Kraͤuter, wovon die wilden Thiere ſich zu ernaͤh-
    ren pflegen.
  • IV.
  • Des Kraͤuter-Manns Such-Zeit, und der Jrrwiſche, Dra-
    chen und Sternputzen Beſchreibung.
  • V.
  • Von unterirdiſchen verborgenen Gewaͤchſen, Hoͤhlen, und
    Mißgeburthen.

(b)VI. Von
[]Summariſcher Jnhalt.
  • VI.
  • Von der generation aller Edelgeſteinen, Metallen, Gold-Koͤr-
    nern, und Waſſer-Quellen Urſprung, auch Eigenſchaft des
    humidi radicali.
  • VII.
  • Heiden und Waͤlder generaliter, uͤberhaupt und phyſice be-
    ſchrieben.
  • IIX.
  • Vom Unterſcheid des Holtzes, und diſtinction aller Baͤume
    und Gewaͤchſe.
  • IX.
  • Von dem Baum-Saamen, deſſen weſentliche, innerlich ma-
    terie.
  • X.
  • Von dem Laub-Holtze, als 1) der Eiche, 2) Buche, 3) Aeſche,
    4) Bircke, 5) Erle und 6) der Eſpe. Von dem Tangel-
    Holtze, als 1) der Ceder, 2) Tanne, 3) Fichte, 4) Kiefer, 5)
    Wachholder und 6) Daxbaum.
  • XI.
  • Von Sturmwinden und Feuers-Braͤnden, uͤberhaupt die
    Urſache.
  • XII.
  • Wom Anflug und Wiederwachs, wie die vegetativ renaſcire.
  • XIII.
  • Vom Geſtraͤuch und jungen Dickigten, Eintheilung und Alter
    der Baͤume.
  • XIV.
  • Von Gebuͤſch und Stauden, des Haſelſtrauchs, Weyden,
    Werften und Dornen.
  • XV.
  • Von Eintheilung der Heiden und Waͤlder, und geometri-
    ſcher Ausmeſſung derſelben.
  • XVI.
  • Heiden und Waͤlder zu taxiren, und in Erbſchaft einzuthei-
    len.
  • XVII.
  • Von Befluͤgelung der Heiden und Waͤlder, nach ihrer Situa-
    tion.

XVIII
[]Summariſcher Jnhalt.
  • XVIII.
  • Von der Grentze, Marck und Scheide, ſolche zu conſervi-
    ren.
  • XIX.
  • Von der Forſt-Gerechtigkeit, und deren noͤthigen Requiſitis.
  • XX.
  • Von der Wild-Bahn und Gehaͤge, ein Gehaͤge natuͤrlich an-
    zulegen. Von einem Thier-Garten, item benoͤthigte Saltz-
    Lecke, Heu-Scheune, Wild-Acker und Wildfahr.
  • XXI.
  • Von dem Holtz-Marckte, und deſſen Gewohnheit, auch noͤthi-
    ge Holtz-Floͤſſe.
  • XXII.
  • Von einem Forſt-Hauſe, und eines Foͤrſters Inſtruction.
  • XXIII.
  • Die Abgabe des Holtzes, 1) einer Glas-Huͤtten, 2) hohen Ofen,
    3) Eiſen-Hammer 4) Zimmerung der Berg-Gebaͤude, 5)
    Ziegel-Schaͤune, 6) Kalck-Ofen, 7) Pech-Ofen, 8) Thie-
    len ſchneiden, 9) Staff-Schlagen, 10) Bret-Muͤhle, 11)
    Zimmer-Holtz, 12) Schindel und Splitt-Baͤume, 13)
    Klafter-Schlagen, 14) Kohlenbrennen, und letzlich 15) die
    Aſche, denn die Nahrung des Wilds, Apfel-Baum, Birn-
    Baum, Pflaum-Baum, Kirſch-Baum, Eberiſch-Baum,
    und von dem Acker, Weitzen, Korn, Gerſte, Haber, Erbſen,
    Wicken, und dergleichen.

Anderer Theil.


  • I.
  • Handelt von denen wilden Thieren, nach dem Climate, varia-
    tion,
    deren Nutriment, aus der Erde, uͤberhaupt und ge-
    nerali
    ter beſchrieben.
  • II.
  • Von der Natur und Eigenſchaft der wilden Thiere, Conſerva-
    tio Naturæ
    auch fernern Fortpflantzung ihres Geſchlechts,
    und wunderſamen Transmutation.
  • III.
  • Vom Unterſchied der wilden Thiere, als 1) von den grimmig-
    (b) 2reiſſen-
    []Summariſcher Jnhalt.
    reiſſenden 2) von den edlen, und 3) von den raͤuberiſchen
    Thieren.
  • IV.
  • Vom Loͤwen, vom Tyger, vom Baͤr, vom Auer-Ochſen, item
    vom Hirſch, Hirſch-Gefaͤhrde, auch einem tragenden Wilde,
    vom Dann-Hirſch, von dem Schwein, von der Schweins-
    Gefaͤhrde, von dem Rehe, vom Gembs, vom Haſen, und Ca-
    ninichen, von dem Wolf, von dem Lux, von dem Fuchs, vom
    Bieber von dem Fiſch-Otter, vom Tachs, vom Marder,
    von der Katze, von dem Jltniß, von dem Eichhoͤrnlein und
    Wieſel, aller dieſen wilden Thiere aͤuſſerliche und innerliche
    Eigenſchaft.
  • V.
  • Eines Haͤge-Reuters Inſtruction, zu conſervirung des Ge-
    haͤgs.
  • VI.
  • Von der Anatomia der wilden Thiere, und Urſprung derſel-
    bigen.
  • VII.
  • Anatomia eines Loͤwens, Tygers, eines Baͤrs, und eines Hir-
    ſches. Ferner eines tragenden Wilds, wilden Schweins,
    einer Bachn, Reh oder Gembs, eines Biebers, Haſens,
    Fuchſes, und Tachſes.
  • XII.
  • Phyſicaliſche Beſchreibung, von dem ſaͤmtlichen Feder-Wil-
    de: Als Erſtl. von dem Wald-Gefluͤgel, dem Auer-Hahn,
    Birck-Hahn, Haſel-Huhn, Wald-Schnepfe, Ringel-Tau-
    be, Blau-Taube, Turtel-Taube, Schnerre, Ziemer,
    Krammets-Vogel, Droſſel, Amſel, Pyrohl. Und dem an-
    dern Theil von dem Feld-Gefluͤgel, als Trappen, Phaſa-
    nen, Rebhuͤner, Wachteln, Brach-Voͤgel, Stahren, Ler-
    chen, Nachtigallen. Und Drittens dem Waſſer-Gefluͤgel,
    als Schwahnen, Reyher, Gaͤnſe, Enten, Krieg-Enten,
    Blaͤſſen, Kywitz, Waſſer-Schnepfe. Vierdten Theils aber,
    vom Raub-Gefluͤgele, dem Adler, Schuhu, Habicht, Sper-
    ber, Baum-Falcke, Eule, Kaͤutzgen, Rabe, Kraͤhe, Aelſter,
    Kuckuck
    []Summariſcher Jnhalt.
    Kuckuck, vom Papagoy und Jndianiſchen Raben, und denn
    letzlich die phyſicaliſche Betrachtung des Feder-Wildes,
    auch Anatomie des Gefluͤgels und der Eyer.

Jm Dritten Theil.


  • I.
  • Wird gehandelt von denen Hunden, phyſicaliſche Eigenſchaft
    und Merckwuͤrdigkeiten, auch Unterſcheid aller derſelben
    Sorten.
  • II.
  • Als nemlich derer groſſen Engliſchen Tocken, Baͤren oder Boll-
    beiſſern, leichten Cours-Hunden, von denen Sau-Ruͤden,
    von Windſpielen, von Blendlingen, von des Leit-Hunds
    Erziehung, vom Schweiß-Hunde, vom Sau-Finder, vom
    Huͤner-Hund, von Jagd-Hunden oder Chiens courans,
    Waſſer-Hunden, Stoͤber, Otter-Hunde, Dachs-Kriecher,
    Auferziehung der Hunde.
  • III.
  • Von Anlegung und Aufbauung eines Hunde-Stall, und
    Zwingers.
  • IV.
  • Wart- und Pflegung, auch Artzney der Hunde, Unterſcheid
    der Wuthen, Recepta hiervor, Ohren-Weh und Wuͤr-
    mer zu vertreiben, Salben vor die Naude, Wunden zu
    heilen. Von dem Ruͤden-Knecht. Anatomia eines
    Pferdes, vom Aderlaſſen der Pferde, vom Affen, Anato-
    mie
    eines Hundes.

Vierdter Theil.


  • Dieſer handelt von dem ſaͤmtlichen Jagd-Gezeuge, warum
    er noͤthig.
  • I.
  • Von hohen Tuͤchern, von Mittel-Tuͤchern, von Puͤrſch-
    (b) 3Wagen
    []Summariſcher Jnhalt.
    Wagen, von Zeug-Wagen, Tuͤcher zu ſtellen, vom Lauf
    oder Quertuche, Tuͤcher-Lappen, Pantzer und Jacken,
    vom Jagd-Schirm, von Hirſch-Netzen, von Sau-Netzen,
    von Spiegel- und Prell-Netzen, von der Wild-Trage und
    Wage, von Wild-Garn, Wolfs-Netzen, Reh-Netzen,
    Haſen-Netzen, Lauſch-Netzen, Dachs-Hauben, Bieber-
    und Fiſch-Otter-Netzen, Marder und Jltniß Garn, Feder-
    Lappen, und was ein iedes koſten moͤge.
  • II.
  • Den Jagd-Gezeug wieder zu trockenen, und auszubeſſern.
  • III.
  • Ferner vom Baͤren-Kaſten, Hirſch- und Sau-Kaſten, Reh-
    Fuchs- und Haſen-Kaſten, Gabel und Zangen, Stichel
    und Froſtbohrer, und denn von Erbauung eines Zeug-
    Hauſes.
  • IV.
  • Vom Baͤren-Fang, von Sau-Garten, Wolfs-Grube,
    Schlag-Baum, Selb-Geſchoß, von einem Fuchs-Eiſſen,
    Marder-Falle und Drath-Schlinge, von dem Wagen-
    Meiſter und Zeug-Knechte, deren ausfuͤhrliche Verrich-
    tung, Inſtruction und Amt.

Der Fuͤnfte Theil.


  • I.
  • Handelt von der Jagd und Weyde-Werck. Eintheilung, Ur-
    ſprung und Alterthum, auch zulaͤßigen oder verbothenen
    Jagen. Ferner CAROLI Magni heilſame Ord-
    nungen vom Jagen, von ſchaͤdlichen Thieren, ſchaͤdlichen
    Pferden, zahmen Thieren, allerley Hunde zu ſtehlen und
    ſchlagen, Sperber und Feder-Spiehlen, von Bienen,
    von Gras-Fiſch- oder Holtz-Dieben, Verboth auf andern
    Grund zu Jagen. Die Folge des Schweiß-Hundes.

II. Von
[]Summariſcher Jnhalt.
  • II.
  • Von der loͤbl. Jaͤgerey Anfang, eines Jaͤgers Verrichtung, von
    Hunde-Jungen, von Jaͤger-Purſchen, von der Behangens-
    Zeit, von Arbeit des Leit-Hundes, vom Beſtaͤtigen und
    Probe-Jagen, von Genuͤß des Leit-Hundes, von Aufbrechen,
    Zerwircken und Zerlegen eines Hirſches, von einem reiſenden
    Jaͤger, von einem Beſuch-Knecht, vom Jagd-Pagen, vom
    Hof-Jaͤger, von Aenderung des Wetters, wenn es regnen
    ſoll, wenn Ungewitter kommt, vom Schnee und Wind,
    hell- und klar Wetter, Blitz und Donner, Regens Ur-
    ſprung, vom Schnee und Schloſſen.
  • III.
  • Von einem Teutſchen umſtellten Haupt-Jagen, vom Treiben,
    vom Zwang Treiben, von Jagd-Quartieren, vom Lauf-
    Platz, vom Abjagen und Ausſchieſſen, vom Jaͤger-Panquet
    vom Gehoͤrn-Vortragen, Weyde-Geſchrey, vom Weyde-
    Meſſer ſchlagen, oder Pfunde geben, Weyde-Spruͤche, von
    der Hirſch Brunſt, vom Puͤrſchen, Puͤrſch-Pulver zu ma-
    chen, vom Puͤrſch-Meiſter, vom Leib-Schuͤtzen oder
    Buͤchſen-Spanner, von einem Jagd-Juncker, von dem
    Ober-Forſt- und Wild-Meiſter, von dem Ober-Jaͤger-
    Meiſter, vom Hof-Kampf-Jagen, Raqueten und
    Schwaͤrmer zu machen.
  • IV.
  • Von dem Frantzoͤſiſchen Parforce-Jagen, von einem Piqueur,
    von denen Parforce-Hunden, von Engliſchen Pferden, von
    dem Forciren und Fangen eines Hirſches.
  • V.
  • Von einer Waſſer-Jagd, Netz-Jagen, Schwein-Hatz, Wolfs-
    Jagd, Reh-Fuchs- und Haſen-Jagd, von Wind-Hetzen,
    Verlappen und Klof-Jagen.
  • VI.
  • Von der Wuth oder Raſen der Hunde, von unterſchiedl.
    Thonen bey der Jagd zu blaſen.
  • VII.
  • Von Beſtraffung der Wildpraͤts-Diebe, von einem Jaͤger-
    Haus, von einem Loͤwen-Haus, und deſſen Wartung.

AP-
[]Summariſcher Jnhalt.

APPENDIX.


  • I.
  • Von der Falcken Beitze, und deren Antiquitaͤt, von dem Falcken, vom
    Unterſcheid des Falckens, Farbe und Geſtalt des Falckens, wie ein
    Falcke abzurichten, von eines Falconiere Function, von der Reyher-
    Beitz.
  • II.
  • Von der Phaſanerie, wie ein zahmer Phaſian-Garten anzulegen, inglei-
    chen vom Enten-Fang.
  • III.
  • Von dem Huͤner-Fangen, vom Treibe-Zeuge und Hahmen, Kuh und Schild.
    Vom Treib- und Schieß-Pferde, Tyras und Schnee-Garn, Huͤner-
    Zeug zu ſtricken, Wachteln zu fangen.
  • IV.
  • Vom Frantzoͤſchen Lauf- und Flug-Schieſſen. Ferner
  • V.
  • Von einem Teutſchen Feder-Schuͤtzen.
  • VI.
  • Von dem Vogelſteller, von dem Vogel-Heerd, die Vogel-Waͤnde und
    Netzen ſelber zu ſtricken, von Lock-Voͤgeln, und Vogel-Bauern, von
    dem Thonen-Fang und Vogel-Leim, Raub-Voͤgel zu fangen, von der
    Kraͤhen-Huͤtte. Vom Lerchenſtreichen. Anatomie des Falcken. Vom
    Ortulano und deſſen Wartung, und vom Canarien-Vogel. Endlich
    folget:
  • VII.
    Der immerwaͤhrende Jaͤger-Calender,
  • Darinnen das Ab- und Zunehmen aller vagetabilien, item die Natur und
    Eigenſchaft der wilden Thiere und Vogel durch alle Monathe des
    Jahres obſerviret, und letztens
  • IIX.
    Ein Anhang
  • Unterſchiedener nuͤtzlicher zur Jaͤgerey gehoͤrigen Rechts-Sachen, und
    einem vollſtaͤndigen Jaͤger-Dictionario.
Erſter
[[1]]
[figure]

Erſter Theil/
handelt
Von der Erden.


OB wohl dieſe Naturmaͤßi-
ge irdiſche Betrachtung die
Erde zu beſchreiben, nur
eintzig und allein, in Muth-
maſſung einer unvollkom-
menen menſchlichen Wiſ-
ſenſchafft, zu halten iſt, auch
unſerem Vorhaben gantz nicht gemaͤß,
ſondern billig denen Geographis zu uͤber-
laſſen; So wollen wir doch, weil aus
der Erde die Baͤume ihre Animam ve-
getativam
haben, und ihre Nahrung aus
deroſelben warmen und doch feuchten
Duͤnſten genießen, dieſe Naturmaͤßige
Eigenſchafft die Erde als unſer aller Mut-
ter deutlicher betrachten, und pro Funda-
mento phyſice explicir
en. Wie nun ei-
ne lebendige Creatur in ſich ſelbſt in al-
len Gliedern und Adern eine allgemeine
Hitze ausgetheilet befindet, ohne deren
Erwaͤrmung alles erſtarren und erkaͤl-
ten wuͤrde, nechſt dieſem auch eine Feuch-
tigkeit im Gebluͤth die vorige Hitze tem-
perir
en muß, und beyde unter ſich ein re-
ciprocum commercium
zu dem benoͤthig-
tein Nutriment ihres Coͤrpers verſchaf-
fein muͤßen, da ſonſten, in Ermangelung
des letztern, durch allzu groſſe Hitze alles
verdorren muͤſte: Alſo hat auch gleicher
Geſtalt die Goͤttliche Providenz dieſe bey-
de Elementa, nehmlich Feuer und Waſ-
ſer, mit der Erden coaguliret, und be-
ſe elet, damit nicht allein durch ſolche Mine-
rali
ſche Hitze und deren innere Austhei-
lung, ſondern auch, vermittelſt der in der
Erden befindlichen Feuchtigkeit, eine wach-
ſende und zeugende Krafft verſchaffet
wuͤrde, wie wir leſen im Erſten Buch Mo-
ſis am 2. Capitel, vers am 6. da bey Er-
ſchaffung der Welt ein Nebel oder waͤſſe-
richter Dampff von der Erden aufgan-
gen und das Land zur Fruchtbarkeit be-
feuchtet, dergleichen noch taͤglich obſervi-
r
et wird; Dahero dann unſtreitig zu
muthmaſſen, daß in der Erden, woraus
dieſes Vegetabile, oder ſolcher warmer
waͤſſerichter Dunſt entſtehet, eine Waͤr-
me, und zugleich eine Feuchtigkeit, jedoch
ſeparatim zu befinden ſeyn muͤße, welches
an verſchiedenen Orten, die warmen Baͤ-
der in Teutſchland, wie bekant, zeigen koͤn-
nen, und daraus ihren Urſprung neh-
men, davon ich abſonderlich hiernechſt an
ſeinem Ort, ausfuͤhrlicher vom Urſprung
der Waſſerqvellen ſchreiben will. Was
nun aber zu unſerm Vorhaben die Erde
eigentlich vor eine Materie ſeyn muͤße,
finden wir nach menſchlicher Vernunfft
dieſes, daß es eine von Staub und Sand,
Koth, und Lehm oder Thon, feuchte coa-
gulir
te Maſſa oder gebackener klebichter
Klumpen ſey, worinnen eine chymiſche
ſalnitriſche oder ſaltzigte und kalte Eigen-
ſchafft, ſo mit einer zuſammenziehenden
Krafft verſehen, befindlich, daraus der
Geſchmack ſein Nutriment haben muͤße
und die Fruͤchte der Erden mit dieſen
Duͤnſten vereinigen koͤnne. Gleicher ge-
ſtalt findet ſich auch bey dieſer kalten Ei-
genſchafft ein mineraliſcher Sulphur oder
Schwefel, welcher von hitziger und trocke-
ner feuriger Eigenſchafft, flieſſend u. ſchlei-
migt iſt, woraus die humi odores u. man-
cherley Duͤnſte, daher entſtehender Ge-
Aruch
[2]Erſter Theil/
ruch oder verſchiedener Geſtanck entſprin-
gen. Eben auch fabriciret dieſer Sulphur
durch die Poros der Erde denen lebloſen
Creaturen und Gewaͤchſen verſchiede-
ne Farben, daraus die vielerley Vermi-
ſchungen der hell-licht- oder dunckeln Far-
ben derer Creaturen, Gewaͤchſen und
Fruͤchte ihren Uhrſprung nehmen. Und
weil, vermittelſt dieſer beyden ungleicher
Vereinigung, da der erſtere, nemlich Sal,
kalt und feuchte, der Sulphur aber hitzig,
und trocken, durch obige gemeldte, von
Staub und Sand, Koth und Lehm feuchte
coagulirte Maſſam oder gebackenen klebich-
ten Klumpen ſtrichweiſe, theils dick, theils
aber ſchwach, ſich zertheilet, ſo hat man
aus Erfahrung, daß man unterſchiedliche
Vermiſchungen, von ſchwartzen oder weiſ-
ſen, rothen oder vermiſchten, gelben far-
bichten Strichen, theils hart, theils weich,
theils trocken, theils feuchte, bey graben
des Erdreichs angetroffen: Weiln nun,
bey Coagulirung zweyer wiederwartigen
Eigenſchafften, eine Antipathie von ſich
ſelbſt innerlich generiret wird, und ſo
wohl dem erſtern, als dem andern, ſeine
Krafft benimmet, Vinculum Amicitiæ
und Vereinigung diſſipiret, und aus
zweyen wiederwartigen Dingen ſeinen
Originem hat, mutiret ſich dieſer Mercu-
rius
in ein ſchaͤdliches Gifft, und was der
eine oder der andere in mineralibus gu-
tes coaguliret und wuͤrcket, verdirbet
dieſer alles mit einander; Dahero un-
ſtreitig, wie aus taͤglicher Erfahrung be-
kant, theils die gifftige mercurialiſche Mi-
nerali
en und Metallen, theils auch die ſelt-
ſame gefundene Mißgeburthen oder Ge-
waͤchſe der Erden generiret werden. Und
weil das unterirdiſche elementariſche Feu-
er durch dergleichen evaporiret, ſo ent-
ſtehet von der Erden ein gifftiger Nebel-
daraus zu zeiten, nachdem das Clima ge-
legen iſt, eine toͤdtliche Seuche denen le-
bendigen Creaturen entſpringet, auch die
gifftigen Gewuͤrm und Kraͤuter ihr Nu-
triment
haben, und dahero, wie gemeldet,
hat das Boͤſe und Gute ſeinen Urſprung
genommen. Bey dieſer innern mine-
rali
ſchen Haͤrte coaguliret ſich das Geſtein
als ein Extract, darinnen der Sulphur,
von trockener und hitziger Eigenſchafft,
vermittelſt des elementariſchen Feuers,
die Metallen, jedes nach ſeinem Climate,
generir
et, und uns Menſchen das Ertz
zum beſten wachſen laͤſſet, ſo wir im
Schweiß unſers Angeſichtes, nach Goͤtt-
licher Ordnung, tief aus der Erden mit
groſſer Muͤhe, aus harten Geſtein mit
mancher Lebens-Gefahr, ſowohl derer
tieffen Kluͤffte, als oben gemeldten mer-
curiali
ſchen gifftigen Duͤnſte, ſchwer und
ſauer erwerben muͤſſen. Dieſes Geſteins
nun findet man dreyerley Sorten, als
den harten Kieß, und coagulirten Mar-
morſtein, dann auch den Schiefer, und
letztlich den Sandſtein, jedoch iſt in allen
ein Unterſcheid, an Haͤrte, Groͤbe, oder
Klaͤre, auch deren verſchiedenen Farben,
womit die Geſtein-Gebuͤrge gangweiſe
ihr Ertz fuͤhren, unter der Erden ſtreichen,
wachſen und mit der Erden bedecket, Huͤ-
gel und Berge formiren koͤnnen, jedoch
iſt nach dem Climate hierbey zu diſtingvi-
r
en, daß, wie im Gebuͤrge der Eyſen-
und Kalck-Stein in feſten Steinfelßen
gebrochen, in ebenen flachen Sandlaͤn-
dern aber Stuͤckweiſe locker liegend ge-
graben wird, eben ſo muͤßen ſich andere
Metallen durch ihre Vegetation daſelbſt
tranſmutiren.


Von dem Gebuͤrge.


Daß die Erde bey Erſchaffung der
Welt nicht eben ſo gar gleich einem Tiſch,
ſondern von Anfange mit Huͤgeln und
Bergen, Felßen und Geſteine verſehen
geweſen, ſolches bezeuget die H. Schrifft
Gen. VII, 20. VIII, 4. ausdruͤcklich, indem
daſelbſt das Waſſer der Suͤndfluth, ſo
der groſſe GOtt um der Menſchen Straffe
willen kommen laſſen, uͤber die hoͤch-
ſten Berge gegangen; Und ferner iſt zu
finden, daß der Kaſten Noaͤ, als die Ge-
waͤſſer gefallen, ſich auf das Gebuͤrge
Ararath niedergelaſſen, und am erſten
Tage des zehenden Monaths haben ſich
die Gebuͤrge mit ihren Spitzen wieder-
umb erfreulich blicken laſſen, da des Noaͤ
Taͤublein, umb Veſpers-Zeit, ein Oehl-
blat zum Zeichen gebracht: Daraus zu
urtheilen, daß die Berge, Baͤume, und an-
dere Gewaͤchſel, ebenfalls vor der Suͤnd-
fluth geweſen, dann ſonſten Noa ſeine Ar-
che
oder Kaſten, in Ermangelung derſel-
ben, nicht bauen koͤnnen. Daß aber wohl
durch Verurſachung der Suͤndfluth, und
Auffſchwemmung des weichen Erdbo-
dens, nachdem das Gewaͤſſer gefallen,
und die Erde hin und wieder ausgehoͤh-
let, das ſchwartze fette Erdreich mit Sand,
und
[3]Von der Erden.
und dieſer wiederum mit jenem uͤber-
ſchuͤttet tranſportiret, daraus neue Ber-
ge generiret und entſtanden, ſolches be-
weiſet noch heut zu Tage das in ſolchen
Bergen liegende Holtz oder Baͤume, ſo in
der Erden gefunden werden, welches ver-
muthlich vormahlen die Suͤndfluth, da
der Boden erweichet, von Wurtzeln aus-
geriſſen, dahin geſchwem̃et, und folgends
mit der Thamm-Erde bedecket und uͤber-
ſchuͤttet, auch dasjenige, was ſie waͤhren-
dem Gewaͤſſer, und Zuſammenflieſſung
vorigter Gebuͤrge, an Sand, Lehm, Thon
oder Geſtein abgerießelt, und abgewa-
ſchen gefunden, verſetzet hat, daraus die-
ſe neue Berge geworden, welche denn
nach Gelegenheit ihrer Situation, und in-
nerſten Elementariſchen Eigenſchafft,
daher entſtehenden Nebel, Kraͤuter
und Graß, vermittelſt des guͤtigen Cli-
matis
und derer Sonnenſtrahlen Reper-
cuſſion,
nach ihrer Hoͤhe wachſen laſſen,
wie ſolches nach des Philoſophi Varenii
Meynung Geogr. General. Lib. I. cap. X.
Prop. 8. p.
96. mit mehrern zu erſehen.
Was nun eigentlich die Gebuͤrge be-
trifft, theilen ſolche die Bergverſtaͤndige
in das Vor-Gebuͤrge, welches nach dem
ebenen Lande allgemach zu ſteigen anfaͤn-
get; Das Mittel-Gebuͤrge, ſo zwiſchen
dieſem und dem hohen Gebuͤrge lieget,
und endlich das hohe Gebuͤrge, als das
Hoͤchſte, weil es ſich nach demſelben wie-
der dahinter abwaͤrts ſencket, und dem-
nach das Hinter-Gebuͤrge genennet wird.
Jn ſolchen rauhen, unfreundlichen, und
erſchroͤcklichen Gebuͤrgen hat der groſſe
Gott, durch ſeine ſonderbahre Allmacht,
in denen feſten Geſteinen, durch Kluͤffte
und Gaͤnge, das edele metalliſche wach-
ſende oder gediegene Gold und Silber,
Kupffer und Eyſen, Zinn und Bley-Ertz-
te, oder andere Mineralien, wachſen laſ-
ſen, daß ohne deſſelbigen Huͤlffe, als dem
Nervo rerum gerendarum Handel und
Wandel, der noͤthige Ackerbau, und alle
nuͤtzliche Nahrung, dieſem menſchlichen Le-
ben zu Schaden, nachbleiben muͤſte. Zu
ſolchem Ende nun hat die guͤtige Natur,
der menſchlichen Unwiſſenheit zu Huͤlffe,
wie zeithero aus vieler Erfahrung zu ob-
ſervir
en, deutlich remonſtriret, daß, wann
die Gebuͤrge, bey hoͤchſter Elevation der
Sonnen und hitzigem trockenem Wet-
ter, oder langwieriger Duͤrre um Johan-
nis-Zeit rauchen, oder das Korn und Ge-
traͤyde oder Graß, bald zeitiger, reiffer,
oder duͤrrer zu ſehen iſt, als auff der an-
dern Seiten, item, wann zwieſeligte dop-
pelte Baͤume, oder dergleichen Anzeigung
gemercket werden, daſelbſt Ertzte oder Me-
talle verborgen liegen, und ſind die edelen
Metallen, als Gold, Silber, oder Kupffer
gegen Mittag, die geringern, als Ey-
ſen, Stahl, Zinn und dergleichen, gemei-
niglich gegen Mitternacht, gegen Auf-
gang und Niedergang der Sonnen aber
nichts, oder doch unvollkommene Me-
talle und Mineralien anzutreffen, ſo durch
Goͤttliche Providentz, Donnerſchlaͤge,
Erdbeben, Felßen und Windbruͤche, der
Wurtzeln Ausreiſſung aus der Erden,
Wolcken-Bruͤche, und Platz-Regen,
ausgefahrne Wagen-Gleiſſe, auch oͤff-
ters durch den Pflug des einfaͤltigen
Bauersmannes, ohngefehr und caſu
fortuito
offenbahret, und von dem groſ-
ſen GOtt uns Menſchen, wiewohl un-
verdienter Weiſe, die unterirdiſche Schaͤtze
der Erden gnaͤdiglich gezeiget, und mitge-
theilet werden. Jn ſolchen Ertz-Gebuͤr-
gen nun, wird der Bergbau, als eine uhr-
alte chriſtliche Nahrung, geſuchet, und
zur menſchlichen Nahrung durchs Feuer
geſchmoltzen, die Metalle, zum taͤglichen
Gebrauch, daraus bereitet. Und ob wohl
in der Heil. Schrifft der Thubal Cain, ein
Meiſter alles Ertztes und Eyſenwercks,
vor den erſten Bergmann gehalten wird,
Gen. am 4. verſ. 22. ſo hat man doch das
meiſte aus Egypten und Arabien bekom-
men, weil die alten Hebraͤer es nicht ſon-
derlich geachtet. Der Gothiſche Koͤnig,
Adalaricus, lobet das Bergwerck, his ver-
bis:
Arm fahren ſie ein, reich wieder aus;
Sie greiffen nach Reichthum, ohne Dieb-
ſtahl, mißgoͤnnen einander ihre Schaͤtze
nicht, und erwerben groſſe Schaͤtze, nicht
mit Wucher, Krieg, oder gewaltigem
Unrecht, Schiff- oder See-fahrender
Liſt, Falſchheit und Betrug, Mord und
Brand: Sondern ſie ſuchen und nehmen
dieſen ehrlichen Gewinn, in dem Schooß
der Erden, mit zuverſichtlicher Hoff-
nung zu GOtt, und feſtiglichen Ver-
trauen. Wie nun eigentlich ſolcher Berg-
bau nuͤtzlich vorgenommen werde, hier-
von, weil ich dergleichen zulaͤngliche Wiſ-
ſenſchafft nicht habe, auch zu unſerm
Vorhaben allzuweitlaͤufftig, will ich den
geneigten Leſer hiermit an die Berg-
wercks verſtaͤndige Autores, nemlich Ge-
org Engelhart von Loͤhn Eys, item Abra-
ham von Schoͤnberg, oder Balthaſar
Roͤßlers Berg-Bau-Spiegel, gewieſen
haben, das meiſte aber, wie in aller Praxi
A 2zu
[4]Erſter Theil/
zu finden und weit beſſer zu begreiffen
ſeyn wird, beſtehet ſonderlich in der
Ubung. Es bauen die Bergleute von
hohen Gebuͤrgen tiefen Schacht mit Holtz
verzimmert, finden ſie das Geſtein, wird
ferner durchgehauen ſo tieff, biß Ertz an-
getroffen, hauffen ſich die Waſſer in der
Grube, wird es entweder durch Plum-
pen und Roͤhren, oder durch den Stollen
abgezapffet, und die Grundwaſſer, ſo ih-
nen hinderlich, ausgeſchoͤpffet, dann ſie
ſonſten nicht arbeiten koͤnten; die gewon-
nenen Ertzte werden ſodann durch Poch-
wercke klar geſtampffet, und in der Huͤt-
ten oder Schmeltz-Ofen durchs Feuer ge-
laͤutert, biß das reine Metall in Kuchen
geſchmoltzen, und zu fernerm Gebrauch
der menſchlichen Nothdurfft jedes nach
ſeiner Art fabriciret und verbrauchet
wird. Dieweil nun zu ſolchem Bergbau
taͤglich, ja ſtuͤndlich, eine groſſe Anzahl ver-
ſchiedenes Holtz ſeyn muß, nicht allein zur
Verzimmerung der Schaͤchte und Stol-
len, benoͤthigten Waſſer-Getriebe, und
Kuͤnſte, ſondern auch zur Verſchmeltzung
der gewonnenen Metalle hoͤchſtnoͤthige
Kohlen, hat man hieſiger Lande, bey groſ-
ſer Abnahme des Holtzbaues und ſparſa-
men Anflug und Wiederwachs, ein ſiche-
res Experiment in Vorſchlag gebracht,
nicht allein kuͤnfftighin, durch einen hier zu
Lande gefundenen Turff, und der Stein-
Kohlen Gebrauch, das zu erſpahren, ſon-
dern auch die abgeoͤdeten Gehoͤltze, uñ kah-
le Plaͤtze durch nuͤtzlichen Saamen zu cul-
tivir
en, und nechſt Goͤttlichem Seegen, die
verwuͤſteten Waͤlder zu einem gluͤcklichen
Anflug und Wiederwachs zu befoͤrdern,
wie hiervon hoͤchſt ruͤhmliche Nachricht ge-
geben der Herr Ober-Berg-Hauptmann
von Carlowitz, in ſeiner Sylvicultura Oe-
conomica,
darinnen er alles ſpecialiſſime
beſchrieben. Sonſt ſtatuiren die Berg-
Verſtaͤndige, daß das Geſtein des Berg-
wercks in der Erde meiſt ein gantzer Felß
ſeyn ſolle, welcher mit der Damm-Erde
bedecket, weil man ja an vielen Orten, da
es im Gebuͤrge ſeine Art hat, augenſchein-
und deutlich, nach vielerley Formen und
Geſtalt, die Geſteine und Felſen-Klippen
maͤchtig hoch hervor ſtehen ſiehet, ſo dann
theils vom Alterthum gantz grauer Far-
be, an der Wetter-Seite mit Mooß oder
Kraͤutern verwachſen ſind; Und will man
aus Erfahrung gewiß behaupten, daß
noch heut zu Tage die Felßen-Gebuͤrge
und Geſteine in ihrer unterirdiſchen Ge-
neration
taͤglich wachſen. Es ſchreibet der
Weltberuͤhmte curioͤſe Autor, Herr Jo-
hann Heinrich Seyfried, Hochfuͤrſtlicher
Sultzbachiſcher Hof-Cammer-Rath, in
ſeiner wunderbaren Erſchaffung der
Welt, von denen hohen und beruͤhmten
Bergen, folgendes pag. 385. Unter allen
Bergen Teutſchlandes, wird der Bro-
ckes- oder Blocks-Berg, Mons Bructerus,
auf dem Hartz, fuͤr den hoͤchſten geachtet,
auch ſonſten, umb daß eine gemeine Rede
iſt, daß jaͤhrlich in der Nacht Walpurgis
oder den erſten Maji, die Hexen und Un-
holden, auf demſelben ihre Zuſammen-
kuͤnffte anſtellen, wohl bekant. Man
hat etliche Stunden zu ſteigen, bevor deſ-
ſen oberſte Hoͤhe zu erreichen, der Weg
auf dem Berg iſt verfallen, muß dem-
nach meiſtens zu Fuß verrichtet werden.
Ehe man deſſen Gipffel beſtiegen, hat
man ſtets dunckel, thauicht und naſſes
Wetter; auf der Hoͤhe aber empfindet
man eine durchdringende Kaͤlte, auch
wohl Reiff und Froſt, ob es ſchon mitten
im Sommer iſt. Oeffters wird man
ploͤtzlich mit Wolcken und Nebeln derge-
ſtalt gleichſam eingehuͤllet, daß wegen
Finſternuͤß und Dunckel, ein Menſch den
andern nicht ſehen kan; wann aber ſol-
che ſich aus einander geben, oder in die Hoͤ-
he ziehen, ſo ſcheinet es anders nicht, als
wann man vom Himmel herunter auf
die Welt ſaͤhe, da das Geſicht die Weite
umher nicht wohl begreiffen mag; Dann
auf einen Blick ſiehet man viele Laͤnder
und Fuͤrſtenthum in Teutſchland, als da
ſind: Ober- und Nieder-Sachßen, Meiſ-
ſen, Thuͤringen und Magdeburg, der naͤ-
hern zu geſchweigen; Wann nun alſo
man im beſten Schauen begriffen iſt,
kommt ploͤtzlich eine dicke finſtere Wolcke,
die alles bedecket, und dem Geſicht hin-
wiederumb entziehet. Sobald aber ſol-
che abweichet, ſiehet man durch dieſelbe ſo-
wohl unter ſich nach der Erden, als uͤber
ſich in der Lufft, gleich wie ein brennend
Feuer, welches man durch einen Rauch
zu ſehen pfleget; Die Urſach iſt, weil mitt-
ler Zeit, da man mit der Wolcke umge-
ben, es ſo unterhalb, als oben gegen dem
Himmel gantz klar und helle von dem
Sonnenſchein iſt. Auff dem Berg giebt
es keine Baͤume; der Boden iſt ſum-
pfig, mit langen Graß, vielerhand Kraͤu-
tern und Wurtzeln bewachſen, und vol-
ler Mooß. Es hat auch zu oberſt eine
ſchoͤne Brunnen-Quelle, ſo gar ſchmack-
ſam im trincken, aber ſehr kalt iſt. Wann
ein Rohr abgeſchoſſen wird, giebt es einen
ſchlech-
[5]Von der Erden.
ſchlechten Knall, und keinen Wiederhall.
Unter denen hohen Gebuͤrgen Teutſch-
landes hat auch das zwiſchen Schleſien
und Boͤhmen gelegene ſo genannte Rie-
ſen-Gebuͤrge, zu Latein Sudetes, ſeine
Stelle, nicht allein wegen deſſen Hoͤhe,
und vielerhand andern daran und dar-
auf befindlichen merckwuͤrdigen Sachen,
ſondern fuͤrnehmlich, wegen des daſelbſt
ſich enthaltenden Spectri, Berg-Geiſts
oder Huͤters des Schatzes, insgemein der
Ruͤbezahl genannt, wiewohl dieſen Na-
men er nicht wohl vertragen mag, dahero
von den Kraͤutlern, und denen, ſo dieſes
Gebuͤrge beſuchen muͤſſen, Domine Jo-
hannes
genennet wird. Dieſer Berg-
Geiſt oder Ruͤbezahl pfleget die Reiſenden
durch wunderliche Verſtellungen in man-
cherley Geſtalten oͤffters zu vexiren, thut
jedoch niemand keinen Schaden, es ſey
dann, daß er beſpottet werde. Welchen
Falls man aus der Erfahrung weiß, daß
vielmahl bey heiterer Lufft und klaren
Himmel, ploͤtzlich ein greulich Gewitter
mit Donner, und ungeſtuͤmen Platz-Re-
gen entſtanden, oder die Reiſenden ver-
irren ſich, oder ihnen wiederfaͤhret ein ſo
ander Abentheuer. Es geſchicht auch nicht
ſelten, daß er die Reiſenden unter man-
cherley Verſtellungen pfleget zu begleiten,
mit ihnen zu reden, jemahlen auch ſie zu
beſchencken, davon Praetorius ex profeſſo
ein gantz Buͤchlein zuſammen getragen
und ediret hat. Biß hieher ſchreibet vor-
ermeldter Autor. Und ſo viel genug von
dem Gebuͤrge. Was aber die Geſpenſter
und Geiſter betrifft, laſſe ich einen jeden
glauben, wie er will, weiln ſolches zu un-
ſerem Zweck undienlich. Wollen alſo
nunmehro die Kraͤuter und Baͤume der
Erden betrachten, und ferner ad ſcopum
ſchreiten.


Von denen Kraͤutern.


Gleichwie der Allmaͤchtige Schoͤpf-
fer, das himmliſche Firmament, nicht al-
lein die Sonne, als ein groß Licht, das den
Tag regiere, ſondern auch den Mond, als
ein klein Licht, das die Nacht regiere, be-
nebſt dieſen die Planeten, Conjunction
der Aſpecten, erſchroͤckliche Cometen, und
ſaͤmtliches ad Aſtra gehoͤrige Geſtirne, zu
Unterſcheid, Wuͤrckung derer Zeiten,
Jahre, Tage und Naͤchte, Sommer und
Winter, Froſt und Hitze, und deren maͤch-
tigen Influenz, erſchaffen und herrlich
geſchmuͤcket; Alſo hat er nicht allein
die hoͤchſten Klippen, und Felßen, Ge-
buͤrge, Berge und Thal, nebſt dem gan-
tzen Erdboden, mit herrlichen unzehl-
bar vielen Kraͤutern, jedes nach ſeiner
Art, verſehen und denen ſterblichen Crea-
turen zu Nutz, ihnen eine Mediciniſche
Krafft mitgetheilet, woraus die Goͤttli-
che Allmacht nicht genungſam zu bewun-
dern. Dann einige wachſen gegen Auf-
gang, andere dargegen gegen Nieder-
gang der Sonnen; Es giebt Kraͤuter ge-
gen Mittag, auch ohnſtreitig zur Mitter-
nacht-Seite. Man findet derſelben auf
denen hoͤchſten Felßen und Klippen, auch
andern rauhen Gebuͤrgen, und wieder-
umb dargegen in denen tieffſten verbor-
genſten Gruͤnden, theils auf der Erden
hin und wieder ausgebreitet, theils um
Staͤmme, auch an Stein-Felßen gewun-
den; Ja man findet welche Kraͤuter auf
den trockenen, andere dargegen an feuch-
ten Oertern, bald haben ſie hitzige, bald
kalte Eigenſchafft, und dennoch iſt von
allen dieſen nach dem alten Sprichwort,
kein Kraͤutlein find man noch ſo klein, das
nicht preiſete den Schoͤpffer ſein, deren
kraͤfftige Wuͤrckung nicht gnungſam zu
bewundern. Und obwohl der rauhe,
unfreundliche, kalte Winter-Mantel, Fel-
ſen, Gebuͤrge und Erde durch Schnee,
Froſt und Eiß bedecket, muß doch ſolcher
durch hoͤhere Elevation der Sonnen-
Strahlen weichen. Was bißhero die
Natur durch des Allerhoͤchſten Kuͤnſtlers
Hand verborgen gehalten, koͤmmt zur
Fruͤhlings-Zeit herrlich hervor, ſolcher-
geſtalt erlangen alle lebendige Creatu-
ren, deren keine umſonſt erſchaffen, ver-
mittelſt der Himmliſchen Conſtellation
und Jahres-Zeiten ihre abwechſelnde
Wuͤrckungen, wie ich hierbey die Krafft
und Eigenſchafft derer wilden Kraͤuter, ſo
um ſteinigte Felſen, Klippen und Gebuͤr-
ge, Gruͤnde und Thaͤler, zu wachſen, und
deren ſich die wilden Thiere zu bedienen
pflegen, ſo viel mir nur bekant, ſpecifice
beſchreiben will.


No. 1.
Gemſen-Wurtzel/Doronicum.


Dieſe Gemſen-Wurtzel, Alpinum
oder Schwindel-Wurtzel, waͤchſet in de-
nen hohen Schweitzer-Gebuͤrgen, oder
Alpen, daran die daſelbſt befindlichen
Gemſen herum klettern, und von ſolchen
A 3Wur-
[6]Erſter Theil/
Wurtzeln und andern Kraͤutern ein klei-
ner Ball, als eine welſche Nuß groß,
voller zarter Faͤßgen meiſtens in Ma-
gen dieſes Thieres gefunden wird;
Es gebrauchen die Wurtzel-Kraͤmer die-
ſes auch mit zu dem Theriack, weil es ein
Antidotum wider Gifft ſeyn ſoll, heilet
Wunden, ſchwere Gebrechen, Kopff-
Weh, iſt gut vor den Schwindel, Colicam,
ſchweren Athem und Hertzbochen zu ge-
brauchen, davon es den Namen be-
kommen.


No. 2.
Baͤren-Wurtzel/Meum.


Dieſe Wurtzel wird vornehmlich ge-
brauchet vor Auffblehung des Magens,
Eroͤffnung der Leber, Befoͤrderung der
Geburt und Urin, Reiſſen im Leibe und
Colicam, wird auch zu den Mithridat wi-
der den Gifft nebſt andern ſimplicibus ge-
nommen. Und weil die wilden Baͤre
ebenfalls im Gebuͤrge herum kriechen,
und ſich deren gebrauchen, mag dieſes da-
her vermuthlich ſeine Derivation haben;
Wiewohl andere wilde Thiere auch dieſes
Krauts oder Wurtzel zu ihren Vortheil
ſich bedienen.


No. 3.
Wintergruͤn/Hedera.


Dieſes waͤchſet an Steinen, Felßen, und
alten Staͤmmen, oder Baͤumen in die
Hoͤhe, flechtet und breitet ſich hart dar-
an, iſt ein herrliches Wund-Kraut, ſtil-
let das Blut, ſtopffet den Durchfall, ſo
es nur im Mund gehalten wird, mehret
die Milch, reiniget die Geſchwaͤr im Halß
und Leibe, fuͤhret den Schleim ab, eroͤff-
net und treibet alles Boͤſe heraus. Es
hat den Namen, weil es des Winters
allezeit dunckelgruͤn waͤchſet und iſt mei-
ſtens aller Orten um felßigte Gebuͤrge
und der ebenen anzutreffen, wiewohln
alle Kraͤuter, wie bekant, wegen der
Sonnen-Hitze, auf hohen Gebuͤrgen
weit kraͤfftiger.


Auf dem Rieſen-Bebuͤrge/
No. 4.
Hirſch-Melde/Pulmonaria.


Hirſch-Melde oder Hirſch-Mangold,
waͤchſt auff der Schnee-Koppe, hat brei-
te zanckigte Blaͤtter, riechet angenehm,
bluͤhet blaulicht, wie die Schluͤſſel-Blu-
men, waͤchſt in Sieben Gꝛuͤnden im Schat-
ten, davon die Hirſche ſtarck und feiſte
werden und mehr, als ſonſt, wachſen.

No. 5.
Pilati Kraut/Herba Pilati.


Eben dergleichen Beſchaffenheit hat es
auch mit dieſem Kraut, welches gelbe
Blaͤtter hat, auch einen gelben Saamen
traͤget, iſt von einem ſchoͤnen Geruch,
waͤchſet an ſelbigen ermeldten Orte, wo-
von ſich ebenfalls das Wildpraͤth haͤuffig
ernehren ſoll.


No. 6.
Johannis Kraut/Hypericum.


Hat gruͤne breit und lange Blaͤtter,
bluͤhet blaulicht, waͤchſet gerne bey Klee,
treibet den Harn, zertheilet geronnen Ge-
bluͤt, foͤrdert die Geburt, ſtaͤrcket das
Haupt, heilet Wunden, Geſchwuͤr und
Beulen, treibet den Schweiß und allen
Gifft, machet gute Nahrung.


No. 7.
Baldrian/Valeriana.


Diß waͤchſet an quellichten Bergen,
bluͤhet weißlicht, traͤgt blaue Beere, iſt
ein trefflich Wund-Kraut, heilet inner-
liche Bruͤche, Wunden und Geſchwuͤr,
ſtaͤrcket das Geſichte, heilet Lunge, Sei-
tenſtechen und kurtzen Athem, oͤffnet
Nieren und Leber, treibet allen Gifft,
Schweiß und Urin, iſt gut vor die ſchwe-
re Noth.


No. 8.
Michael-Wurtzel/Colchicum.


Hat kein Kraut, die Bluͤthe ſteiget ſo-
fort aus der Wurtzel heraus, iſt blau
und hat ſchwartze Koͤrner, wird aber gar
ſelten gefunden.


Jn Sieben Eck-Steinen/
No. 9.
Oſterlucia/Ariſtolochia.


Waͤchſt mit gruͤner Bluͤthe, wie Zwie-
beln, hat eine Fingers lang und dicke
Wurtzel: Eroͤffnet die Verſtopffung, zer-
theilet den Schleim, und reiniget alle boͤ-
ſe Feuchtigkeiten.


N. 10.
Eber-Wurtzel/Carlina.


Diß waͤchſet eben an ſelbigen Orte, bluͤ-
het weißlicht wie die Diſteln, riechet ſtarck,
treibet aus den Gifft, Schweiß und ſcor-
buti
ſch Gebluͤte, Wuͤrmer und Schleim,
ſtaͤrcket die Natur, eroͤffnet Miltz und Le-
ber, und vermehret die Lebens-Geiſter.


No. 11.
Chriſt-Wurtzel/Elleborus niger.


Waͤchſet auch daſelbſt, hat weiſſe Blu-
men,
[]

[figure]

[][]

[figure]

[][]

[figure]

[][7]Von der Erden.
men, bluͤhet im Chriſt-Monath, waͤchſet
nicht hoch von der Erden, die Blaͤtter
machen groſſen Umfang; Es purgiret und
reiniget das ſchwere und Melancholiſche
Gebluͤt, ſtillet Zorn, Raſerey und alles
Boͤſe.


No. 12.
Schlangen-Kraut/Biſtorta.


Diß waͤchſet auch daſelbſt, mit einem
langen Stengel, bluͤhet weiß und blau-
licht, die Wurtzel gleichet einer Schlan-
gen, weil ſie einen buntſcheckigten Sten-
gel hat, iſt ſcharff und bitter, zertheilet
den Schleim von der Bruſt, widerſtehet
dem Gifft, treibet den Schweiß, eroͤffnet,
reiniget Lung und Leber.


No. 13.
Roſen-Kraut/Radix Rhodia.


Jſt gruͤn, hat eine rothe Wurtzel, rie-
chet wie Roſen, bluͤhet weiß, und traͤget
weiſſen Saamen; Staͤrcket den Verſtand
und Gedaͤchtniß, heilet und kuͤhlet heff-
tige Kopff-Schmertzen.


Jm Stein-Felßen-Gebuͤrge/
No. 14.
Zehr-Kraut/Hepatica fontana.


Dieſes waͤchſet gerne an Stein-Klip-
pen, worbey Brunnen-Quelle anzutref-
fen; Stillet Blut- und Blaſen-Beſchwe-
rung, eroͤffnet die verſtopffte Lunge, kuͤh-
let die hitzige Leber, heilet innerliche
Wunden.


No. 15.
Engelſuͤſſe/Polypodium.


Jſt rauh an Wurtzeln, waͤchſet auff
Stein-Felßen, auch um alte Eichen, und
bluͤhet nicht; Eroͤffnet die Miltz und Le-
ber, heilet die Lunge und alles innerliche
Geſchwuͤr, treibet das boͤſe ſcorbutiſche
Gebluͤt, Gall und Schleim aus dem Lei-
be, gruͤnet des Winters.


No. 16.
Weiſſer Diptam/Fraxinella.


Hat Blaͤtter wie die Weyden, und
bluͤhet weiß; Heilet innerliche Wunden,
foͤrdert die Geburth, toͤdtet die Wuͤrme,
eroͤffnet Verſtopffung, treibet den
Schweiß und Harn, zertheilet die Fluͤße,
ſtillet Schlag, Schwindel und Haupt-
Wehe, machet helle Augen. Es ſoll da-
mit der Hirſch die geſchoſſenen Pfeile aus
dem Leibe treiben.


No. 17.
Creutz-Kraut/Senecio.


Jſt gut wider das Blut-Auswerffen,
vor die Wuͤrmer, hitzige Leb er, Len-
denſtein, gifftigen Nebel und Magen-
Weh, heilet alte Geſchwuͤr und Wun-
den, oͤffnet die Harn-Gaͤnge; Bluͤhet
weiß, und waͤchſet wie die Roſemarie.


No. 18.
Hirſch-Zunge/Lingua ceruina.


Bluͤhet ſcheckigt, waͤchſet gerne bey
Quellen, iſt das gantze Jahr gruͤn; Stillet
Durchlauff und Blut, heilet Geſchwuͤr
und Wunden, reiniget Miltz und Leber,
zertheilet ſchwehr melancholiſches, oder
geronnen Gebluͤt, treibet den Stein
und Harn heilſam.


No. 19.
Entzian/Gentiana.


Siehet aus wie Weyden-Blaͤtter,
zanckigt, traͤget gelbe Blumen, waͤchſet
unter Stein-Felßen, in Sieben Gruben;
Zertheilet geronnen Gebluͤt, treibet den
Gifft, Schleim und Wuͤrmer, heilet in-
nerliche Wunden, reiniget die Mutter,
ſtaͤrcket den Magen und Lunge.


Jn Teuffels Luſt-Garten/
No. 20.
Paradieß-Kraut/Herba Paradiſi.


Hat angenehme gruͤne Farbe, bluͤhet
weiß, und waͤchſet an dieſem ſo genannten
Orte; Jſt ein treffliches Wund-Kraut.


No. 21.
Koͤnigs-Crone/Corona Imperialis.


Hat viereckigte gruͤne Blaͤtter, und
vier Stengel, worauf eine weiſſe Crone
gewachſen, traͤget keinen Saamen, waͤch-
ſet allda.


No. 22.
Je laͤnger je lieber/Matriſylua.


Hat einen langen Stengel, weiſſe kol-
bigte Blumen, laͤnglichte gruͤne Blaͤtter;
Zertheilet geronnen Gebluͤt, heilet inner-
liche Wunden, eroͤffnet die verſtopffte Le-
ber, treibet den Nieren- und Blaſen-
Stein.


No. 23.
Stengel-Kraut.


Waͤchſt auch allda mit kleinen blauen
Bluͤmlein; Treibet die Wuͤrmer, Ender-
linge und ſcorbutiſch Gebluͤte aus dem
Leibe, heilet innerliche Wunden.


Am Teuffels-Teiche/
No. 24.
Braune Doſte/Clynopodium.


Hat blaue Bluͤth; Heilet innerliche Ge-
ſchwuͤr, vertreibet das boͤſe ſcorbutiſche
Gebluͤt,
[8]Erſter Theil/
Gebluͤt, widerſtehet dem Gifft, toͤdtet und
treibet die Wuͤrmer aus, heilet innerliche
Wunden, eroͤffnet Verſtopffung, und
ſollen ſich die Hirſche mit dieſem Kraut
alles innerliche ausheilen.


Jm Teuffels-Grunde/
No. 25.
Haaſen-Kraut.


Waͤchſet mit runten Blaͤttern, bluͤ-
het blaulicht; Staͤrcket das Hertz, Magen
und Leber, widerſtehet dem Gifft und al-
ler Unreinigkeit, iſt ſauer und loͤſchet den
Durſt.


No. 26.
Gruͤne Freude.


Waͤchſet wie die Maulbeer-Blaͤtter,
hat ſchwartze Beerlein, und ſoll dieſes ein
innerlich gut Wund-Kraut ſeyn Blut
zu ſtillen.


No. 27.
Rother Wiederthon/Adianthum.


Diß waͤchſet wie Mooß an der Erde,
hat runte Blaͤtter und weiſſe Bluͤmlein,
iſt ſobald der Schnee ein wenig abgeht,
gruͤn zu ſehen; Reiniget und veraͤndert
die Natur, macht neues junges Haar
wachſen.


No. 28.
Leber-Kraut/Hepatica.


Gruͤnet Winters und Sommers, hat
runte zanckigte Blaͤtter, waͤchſet an feuch-
ten ſteinigten Orten; Staͤrcket das Hertz
und Leber, heilet innerliche Wunden,
fuͤhret die Galle ab.


No. 29.
Muͤnchs-Blatte/Dens Leonis.


Bluͤhet blau, hat einen Stengel und
blaue Crone, gruͤn und blau beſprengte
Blaͤtter; Oeffnet Miltz und Leber, heilet
innerliche Wunden, Magen, Lung und
Leber, ſtillet das Blut, und treibet allen
Schleim und boͤſe Gebluͤt aus dem
Leibe.


No. 30.
Knaben-Kraut/Fabaria.


Hat breite Blaͤtter, traͤget Himmel-
blauen Saamen; Reiniget das Gebluͤt,
heilet innerliche Bruͤche, Brand und
Wunden, ſtillet die geſchoſſene Schmer-
tzen, welches das Wild eyferig ſuchet.


Jn denen Sieben Gruben.
No. 31.
Schwalben-Kraut/Vincetoxicum.


Jſt gruͤn wie ein Schuͤſſel-Wiſch ge-
wachſen, ſuͤſſe wie ein Nuß-Kern; Wi-
derſtehet Schlag-Fluͤßen, Ohnmachten,
treibet den Stein, heilet innerliche alte
boͤſe Geſchwuͤr und Wunden, treibet
Schweiß und Urin, und iſt ein trefflich
Wund-Kraut.


No. 32.
Drey-Ocker/Dentaria Baccifera.


Jſt ein Kraut von gelben Blaͤttern,
welches oben eine weiſſe Blume, als ein
Creutz formiret, hat, wovon ſich die Hir-
ſche und Rehe gar ſehr ernehren ſollen,
und waͤchſet im Gebuͤrge an feuchten
Orten.


Auf dem Rieſen-Bebuͤrge
ſind ferner

No. 33.
Teuffels Abbiß/Succiſa.


Dieſes Kraut bluͤhet gelbe, traͤget
Koͤrner wie Pfeffer-Koͤrner; Jſt gut wi-
der gifftige Nebel, treibet den Schweiß
und Urin, heilet friſche Wunden, zer-
theilet geronnen Gebluͤt, iſt gut vor Hu-
ſten und Seiten-Stechen, reiniget Lung
und Leber.


No. 34.
Weiß-Wurtzel-Kraut/Poly-
gonatum.


Bluͤhet weiß, die Blaͤtter ſind wie
Weyden-Blaͤtter; Reiniget die Haut
von Enderlingen, zertheilet geronnen
Gebluͤte vom Fallen, Stoſſen oder Schla-
gen, befoͤrdert die Geburth, die Beerlein
davon ſollen wohl purgiren.


No. 35.
Weiß-Wende-Wurtzel/Helle-
borus albus.


Diß Kraut iſt gruͤn, bluͤhet weiß, die
Blaͤtter ſind gruͤn und kraußlicht, traͤ-
get weiſſen Saamen, und iſt ein trefflich
Wund-Kraut, alles innerliche geronne-
ne Gebluͤt zu vertreiben, waͤchſet auch in
denen Thuͤringiſchen Gebuͤrgen, und
Schwartz-Wald.


No. 36.
Meiſter-Wurtzel/Imperatoria.


Waͤchſt auch im Schwartz-Walde, hat
runde gruͤne Blaͤtter, bluͤhet geſchmir-
gelt, iſt bitter von Geſchmack; Wider-
ſtehet dem Gifft, treibet aus geſchoſſenen
Schrot und Kugeln, zertheilet geronnen
Gebluͤte, eroͤffnet Lung und Leber, und
ſtillet die Schmertzen, heilet innerliche
Wunden.


No. 37.
[]
[figure]
[][]
[figure]
[][]
[figure]
[][9]Von der Erden.

No. 37.
Gold-Wurtzel/Aſphodelus.


Waͤchſt wie Knoblauch, bluͤhet blau-
lich, die Wurtzel iſt gelb; Eroͤffnet die Miltz
und Leber, widerſtehet den gifftigen Ne-
beln, reiniget die Mutter, vertreibet die
Geſchwulſt, heilet die innerlichen Schaͤ-
den, und ſchaͤrffet das Geſichte, biß ins
Alter zu ſehen.


No. 38.
Fuchs-Kraut/Aconitum.


Waͤchſt auf einem langen gruͤnen
Stengel, bekommt oben eine Ahre von
bleygelber Farbe, das Kraut iſt braun-
licht gruͤn.


No. 39.
Haarſtrang/Peucedanum.


Waͤchſet an dunckeln und ſchattich-
ten Bergen, hat einen duͤnnen magern
Stengel gleich dem Fenchel, iſt umb die
Wurtzel ſehr haaricht, bringt im Julio
und Auguſto ſeine gelbe Blume, die Wur-
tzel iſt lang, auswendig ſchwartz, inwen-
dig weiß, hat einen ſtarcken Geruch und
iſt voller Safft; Dienet wider den
Schlangen-Gifft. Die wilden Schweine
ſuchen dieſe Wurtzel fleißig, und wuͤhlen
offt gantze Plaͤtze dadurch umb.


No. 40.
Einbeer/Herba Paris.


Jſt ein ſchwartz Beerlein, waͤchſt einer
Hand hoch, bluͤhet nicht; Wird dem Be-
zoar
an Tugend gleich gerechnet, wi-
derſtehet dem Gifft, hilfft vor Zorn und
Raſerey, heilet die hitzigen offenen Schaͤ-
den, kuͤhlet und trocknet das inflammir-
te Gebluͤte und Brand.


No. 41.
Aron-Kraut/Arum.


Bluͤhet violenblau; Vertreibet die
boͤſen Feuchtigkeiten, reiniget das kleine
Geaͤder, heilet die Bruͤche, ſtaͤrcket den
Magen, foͤrdert die Verdauung, reini-
get Miltz und Leber, heilet die innerli-
chen Wunden, treibet den Nieren- und
Blaſen-Stein.


No. 42.
Koͤnigs-Kertze/Verbaſcum.


Hat einen hohen langen Stengel, es
waͤchſet auch hier zu Lande an ſan-
digten Orten gar haͤuffig, hat groſſe gruͤ-
ne Blaͤtter, in der Mitten ſtehet die Ker-
tze von ſchwefflicher Farbe.

Auf denen Meißniſchen Ge-
buͤrgen/

No. 43.
Borragen/Borrago.


Staͤrcket das Hertz, treibet das me-
lancoli
ſche dicke Gebluͤt, erquicket die Le-
bens-Geiſter, vertreibet den Schwindel
und Hertz-Zittern, iſt gut vor Lung und
Leber, widerſtehet dem Gifft, erweichet
das Geſchwuͤr, vermehret die Milch, ma-
chet einen froͤlichen Muth, und vertrei-
bet die Traurigkeit.


No. 44.
Geiß-Raute/Galega.


Jſt gut wider Gifft, und ein edles
Kraut, welches den Schweiß treibet, hei-
let gifftiger Thiere Biß, vertreibet die
Schlangen und Wuͤrme, erſetzet die vo-
rigen Kraͤffte, und ſtaͤrcket wunderſam,
die Blumen ſind Purpurfarbig, waͤch-
ſet gerne an Felſen und Quellen.


No. 45.
Hirſch-Klee/Eupatorium.


Jſt ebenfalls ein gutes Wund-Kraut
vor Lunge und Leber; Hat ſchoͤne Dol-
den oder Cronen, mit vielen kleinen Leib-
farbenen Bluͤmgen, waͤchſet gerne an
feuchten Oertern, wo Quellen ſind.


No. 46.
Braunelle/Prunella.


Jſt gut vor die Braͤune, und ein treff-
lich Wund-Kraut, heilet alles innerliche
und aͤuſerliche, zertheilet geronnen Ge-
bluͤt, curiret die Lunge und Entzuͤndung
der Gurgel und Lufft-Roͤhre.


No. 47.
Thorant/Antirrhinum.


Dieſes Kraut ſoll gut vor die Zaube-
rey ſeyn, wann es die wilden Thiere ge-
nuͤßen, ſollen ſie von denen Weyde-Leu-
ten nicht bezaubert werden koͤnnen; Es
hat roth und weißlicht laͤngliche Blumen,
man findet es auch in ebenem Lande,
doch aber nicht ſo ſtarck und groß gewach-
ſen.


No. 48.
Hirſch-Holder/Sambucus
ceruina.


Wovon ſich die Hirſche gerne erneh-
ren, waͤchſet haͤuffig in Gebuͤrgen; Ver-
treibet das Geſchwuͤr, machet Luſt zu eſ-
ſen, traͤget rothe Beerlein, deſſen Blaͤt-
ter haben eine angenehme gruͤne Farbe
und ſind von gutem Geruch.


BNo. 49.
[10]Erſter Theil/

No. 49.
Baͤren-Klau/Sphondylium.


Jſt unter denen erweichenden Kraͤu-
tern bey der Verſtopffung der Leber dien-
lich, treibet den Schleim, und heilet die
Lunge, davon die Bauern in Pohlen ei-
nen Tranck machen, und ſich damit ſel-
ber curiren.


Von Wald-Kraͤutern in ebe-
nem Felde.

No. 50.
Waldmann.


Eroͤffnet erhitzte Gall, ſtaͤrcket das
Hertz und Leber, befoͤrdert die Geburth,
hilfft vor Kopff-Schmertzen, innerlich
heilet es die Wunden, und treibet das
unreine Gebluͤt aus dem Leibe heraus.


No. 51.
Sanickel/Sanicula.


Jſt unter allen Kraͤutern eines von
denen allerbeſten Bruch- und Wund-
Kraͤutern, es heilet innerlich und aͤu-
ſerlich, leimet und hefftet die Wunden
zuſammen, alle Fiſteln und Spaltungen,
Geſchwuͤr und Beulen, hilfft vor Ver-
ſehrung der Lungen, offene Bruͤche,
Blutſpeyen und Schaden.


No. 52.
Lungen-Kraut/Lichen arboreus.


Jſt ein duͤrres Kraut, waͤchſet in hoh-
len Eichen, iſt blaßgruͤn, hat keinen Sten-
gel; Jſt innerlich trefflich gut zu den
Wunden, Geſchwuͤr der Lunge, Blut-
Speyen, Schwindſucht und dergleichen.


No. 53.
Weiſſe Heyde/Erica.


Soll gut vor Zauberey ſeyn; Sonſt fuͤh-
ret die Heyde den zaͤhen Schleim aus
dem Magen, heilet innerliche Geſchwulſt,
treibet den Schweiß und Urin mit Nu-
tzen aus dem Leibe heraus.


No. 54.
Ehrenpreiß/Veronica.


Jſt ein vortrefflich Kraut, heilet die
Lunge von Grund aus, machet Schweiß
und widerſtehet denen gifftigen Nebeln,
treibet das ſcorbutiſche Gebluͤt und En-
derlinge, reiniget und waͤrmet die Mut-
ter, hilfft zur Fruchtbarkeit, ſaͤubert
die Wunden, fuͤhret den Nieren- und
Blaſen-Stein ab, eroͤffnet die verſtopfte
Miltz und Leber, und ſtaͤrcket das Ge-
daͤchtniß trefflich wohl.

No. 55.
Huff-Lattig/Thuſſilago.


Loͤſchet und daͤmpffet alle Hitze, iſt gut
wider die Engbruͤſtigkeit, ſchweren A-
them, Huſten und Schwindſucht, kuͤhlet
die Entzuͤndungen, und Verſehrung der
Lunge, eroͤffnet die Geſchwuͤr und heilet
alles innerliche.


No. 56.
Tauſend-Guͤlden-Kraut/Cen-
taurium minus.


Dieſes haben die Alten ſehr hoch ge-
halten; Jnſonderheit dienet es wider Le-
ber-Miltz- und Glieder-Kranckheiten,
heilet innerliche Wunden, verurſachet
Waͤrme, machet Appetit zum Eſſen, ſtil-
let den Huſten und das Bauch-Wehe, wi-
derſtehet dem Gifft und heilet alles in-
nerliche.


No. 57.
Wund-Kraut/Solidago.


Hat den Namen von innerlichem Hei-
len der Wunden, weil es alles innerliche
durch ſeinen heilſamen Safft wunder-
ſam heilen ſoll.


No. 58.
Tormentill/Tormentilla.


Waͤchſt gerne bey denen Bircken-Buͤ-
ſchen; Widerſtehet dem Gifft, treibet den
Schweiß, ſtaͤrcket das Hertz, verzehret
den uͤberfluͤßigen Schleim, treibet die kal-
ten Fluͤſſe und Feuchtigkeiten ab, ſtillet
das Blut, iſt denen Lungenſuͤchtigen
vor Blutſpeyen gut.


No. 59.
Preußel-Beer/Vaccinia rubra.


Die Preußel-Beeren erwecken einen
Appetit, ſtopffen die Bauch-Fluͤſſe, trei-
ben den Harn und Stein, ſind dem Ma-
gen nuͤtzlich, haben kleine rothe Beerlein
und gruͤne Blaͤtter.


No. 60.
Heydel-Beer/Myrtillus.


Sie kuͤhlen den hitzigen Magen, loͤ-
ſchen den Durſt, ſtillen das Blut und den
Durchfall; Haben blaue Beerlein und
kleine gruͤne Blaͤtter, wachſen beyder-
ſeits haͤuffig in Heyden und Waͤldern.


Auf Leimichtem Grund/
No. 61.
Feld-Kuͤmmel/Serpyllum.


Jſt gut vor den Magen, ſtaͤrcket das
Haupt, Mutter und Nieren, vertreibet
den
[]

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[][11]Von der Erden.
den Schwindel, foͤrdert den Schweiß,
Urin und Nach-Geburth, eroͤffnet Lun-
ge, Miltz und Leber, vertreibet den
Schlang- und Kroͤten-Gifft, zermalmet
Blaß- und Nieren-Stein.


No. 62.
Eppich/Hedera arborea.


Treibet den Harn und Stein, eroͤff-
net die Verſtopffung der Leber und Miltz,
zertheilet die Beulen und Flecke von Stoſ-
ſen und Fallen, heilet alle innerliche und
aͤuſerliche Wunden, vermehret die Milch.


No. 63.
Althee/Althea.


Erweichet die Beulen und Geſchwuͤr,
machet ſie zeitig, lindert und mindert
die Schmertzen, iſt gut in Bruſt-Seiten-
und Blaſen-Stechen, treibet den Nieren-
und Lenden-Stein, befoͤrdert die Muͤt-
terliche Reinigung, ſtillet die Schmertzen
der verbrannten Glieder.


No. 64.
Entzian/Gentiana minor.


Hat faſt eine gleiche Wuͤrckung mit
vorigen, heilet gifftiger Thiere Biß, er-
oͤffnet Miltz und Leber, ſtaͤrcket den ſchwa-
chen Magen, treibet den Schleim und
Wuͤrmer ab, ſtillet den Huſten und das
Keichen, zertheilet geronnen Gebluͤt, rei-
niget die Mutter.


No. 65.
Schlangen-Zuͤnglein/Ophio-
gloſſum.


Jſt ein gutes Wund-Kraͤutlein, hei-
let die friſchen Wunden, reiniget und
trocknet, loͤſchet die hitzige Geſchwulſt,
Brand und Entzuͤndung der Wunden,
heilet die innerliche Bruͤche, kalten Brand,
Blutſpeyen, und widerſtehet dem Gifft
trefflich.


No. 66.
Peſtilentz-Wurtzel/Petaſites.


Jſt eines bittern Geſchmacks, gut vor
Bauch-Grimmen, ſchwerem Athem und
Huſten, treibet den Schleim, Stein und
Urin, widerſtehet denen gifftigen Nebeln,
und heilet die freſſenden Wunden.


No. 67.
Biebernelle/Pimpinella.


Jſt anmuthig vom Geſchmack, wider-
ſtehet dem Gifft, ſtaͤrcket Hertz und Haupt,
befoͤrdert die Daͤuung des kalten Ma-
gens, eroͤffnet Lung und Leber, reiniget
das Gebluͤt, zermalmet den Nieren- und
Blaſen-Stein, treibet Schweiß und
Urin, zertheilet geronnen Gebluͤt, Ge-
ſchwuͤr und Beulen, und iſt ein vortreff-
lich Wund-Kraut.


No. 68.
Wegerich/Plantago.


Reiniget die Nieren, und treibet den
Nieren- und Blaſen-Stein durch den
Urin aus, eroͤffnet die Lung und Le-
ber; Waͤchſet an Straßen und Wegen,
hat weißbraune Blumen.


No. 69.
Ochſen-Zunge/Bugloſſum.


Jſt ein Hertzſtaͤrckendes Kraut, gleich
dem vorigen, præcaviret vor Ohnmach-
ten, Hertzzittern, Melancoley, hitzige
Fieber, widerſtehet dem Gifft, ſtillet der
Lungen Hitze und Schmertzen.


No. 70.
Bethonien/Betonica.


Jſt ein edles Tugendſames Kraut, zu
innerlichen Gebrechen des Leibes, heil-
ſam und wohl zu gebrauchen, ſtaͤrcket
den ſchwachen Magen, befoͤrdert die Ver-
dauung, hilfft der Lunge, Leber und
Miltz, vertreibet die Verſtopffung, foͤr-
dert die Geburth, reiniget die Mutter,
zermalmet den Stein, ſtaͤrcket das Ge-
daͤchtniß vor allen andern.


Auf denen Wieſen ſind
No. 71.
Wieſen-Klee/Trifolium.


Der Wieſen-Klee iſt zweyerley, theils
mit Purpurrothen, theils aber mit wei-
ſen kolbichten Blumen, aus deren ſuͤßen
Geſchmack ſich die Bienen ihr Honig col-
ligir
en; Sie haben eine erweichende, in-
nerliche Geſchwuͤre heilende Natur an
ſich, machen einen geſunden Chylum, rei-
nigen die weibliche Natur, geben dem
Wildpret gute Nahrung.


No. 72.
Meyen-Bluͤmlein/Lilium Con-
vallium.


Wachſen gerne in Thaͤlern und Gruͤn-
den, ſind weiſſe Bluͤmlein, ſtaͤrcken das
Haupt, vertreiben kalte Fluͤſſe, Schwin-
del, Gicht und Ohnmachten, machen gut
Gedaͤchtniß, vermehren die Milch, wi-
derſtehen dem Gifft, toͤdten die Wuͤrme,
machen klare Augen, ſtillen das Zittern
der Glieder, kuͤhlen die hitzige Entzuͤn-
dung, reinigen das Gehirn, lindern die
reiſſende Gicht-Schmertzen.


B 2No. 73.
[12]Erſter Theil/

No. 73.
Gaͤnſe-Bluͤmlein/Bellis.


Dieſes Kraͤutlein und Blume ſtillet den
ſchwindſuͤchtigen Huſten, kuͤhlet die Le-
ber und innerliche Hitze, heilet die Braͤu-
ne und innerliche Wunden, reiniget das
Gebluͤt und zertheilet es ordentlich, die-
net vor Engbruͤſtigkeit und kurtzen A-
then, und iſt nicht gnugſam zu loben
wegen verlaͤhmter Glieder.


No. 74.
Sauerampff/Acetoſa.


Jſt ein Hertz-ſtaͤrckendes Kraͤutlein,
bey hitzigen Kranckheiten dienlich, loͤſchet
den Durſt, ſtaͤrcket das Hertz, Magen und
Leber, widerſtehet dem Gifft, iſt den Ge-
ſchwuͤr und Wunden heilſam.


No. 75.
Schaaffs-Garbe/Millefolium.


Jſt ein ſonderliches Wund-Kraut, in-
nerlich und aͤuſerlich, zertheilet geronnen
Gebluͤte, heilet geſtochene und gehauene
Wunden, alte Schaͤden und Bruͤche, iſt
vor die Schwindſucht und Lungen-Ge-
ſchwuͤr ſehr gut.


No. 76.
Graß/Gramen.


Jſt unterſchiedlicher Art, eroͤffnet die
verſtopffte Leber, Miltz, Mutter- und
Harn-Gaͤnge, ſtillet das Blut-Auswerf-
fen, vertreibet die Wuͤrmer und Stein
der Blaſen und Nieren.


An feuchten Orten/
No. 77.
Farren-Kraut/Filix.


Der Wurtzel dieſes Krauts wuͤhlen
oder brechen die wilde Schweine, wie
maͤnnlich bekant, mit groͤſter Begier-
de nach; ſie eroͤffnet Miltz und Leber,
ſtillet den Brand, heilet innerliche alte
Schaͤden, machet fruchtbar, doch ſteigen
die Duͤnſte ſtarck auff.


No. 78.
Bagan/Ledum,


Oder wilde Roßmarie, waͤchſet haͤuf-
fig im Spree-Walde, wird von denen
betruͤglichen Bier-Brauern, weil es bald
truncken machet, und groſſes Kopff-Weh
verurſachet, mißbrauchet; Soll die
Schaben und Motten vertreiben, das
Ungeziefer des Wilds abhalten, hat ei-
nen ſehr ſtarcken Geruch, weiſſe, gruͤne
und gelbe Bluͤthen.

Jn Quellen/
No. 79.
Brunnen-Kreſſe/Naſturtium
paluſtre.


Treibet das ſcorbutiſche Gebluͤt, zer-
malmet den Stein, Grieß und Sand,
eroͤffnet die Miltz, dienet der Leber, toͤd-
tet die Wuͤrmer, zertheilet geronnen Ge-
bluͤte, verurſachet Schweiß, hat kleine
weiſſe Bluͤmlein, und gruͤnet gar zeitlich.


No. 80.
Mooß an Baͤumen/Muſcus
arboreus.


Hiervon genuͤßet ſonderlich das Wild-
praͤth des Herbſts- und Winters-Zeit;
Dienet wider den Durchlauff und Ubel-
keit des Magens, ſtillet das Bluten, trock-
net die boͤſen Feuchtigkeiten, und reini-
get die Natur, waͤchſt gerne in dunckeln
Waͤldern, an denen Felßen und Baͤumen,
theils auch an der Erde, wo die Sonne
nicht hinſcheinet.


No. 81.
Von Puͤltzen und Morgeln/Fun-
gi \& Tubera.


Dieſe Schwaͤmme ſind vielerley, theils
der Erden, theils der Baͤume; Es beſte-
hen aber alle aus uͤberfluͤßiger Feuchtig-
keit des Orts, wo ſie wachſen, weswegen
ſie, wann ſie zur Speiſe gebrauchet wer-
den, mit gutem Gewuͤrtz, Jngwer und
Pfeffer verſehen ſeyn muͤſſen: Wachſen
haͤuffig in naſſen Jahren, wo die Sonne
anſcheinet, erfoꝛdeꝛn einen guten und ſtar-
cken Magen, die Schwaͤmme der Eichbaͤu-
me aber ſind zum Feuerfangen nuͤtzlich.


Jm Gewaͤſſer/
No. 82.
Schilff/Arundo.


Der Schilff oder Geroͤhricht, ſo am
Rande oder Ufer eines waͤſſerichten Lan-
des zu wachſen pfleget, iſt weiter zu nichts
anders dienlich, als daß ſich das Wild-
praͤth vor des Sommers groſſer Hitze,
und Aengſtigung des Ungeziefers, der
Horniſſen, Weſpen, Fliegen und Muͤ-
cken daſelbſt beſchuͤtzen und durch die kuͤh-
le Feuchtigkeit erfriſchen koͤnne.


No. 83.
Enten-Grieß/Lenticula paluſtris.


Dieſes iſt das letztere, und ſchwimmet
auf dem Waſſer; Es kuͤhlet und erfriſchet
das Gebluͤt, loͤſchet alle innerliche Ent-
zuͤndungen, treibet das ſcorbutiſche Ge-
bluͤt aus dem Leibe.


Nach-
[]
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[figure]
[][13]Von der Erden.

Nachfolgende Kraͤuter des Wilds habe erhalten
vom Gebuͤrge:


No. 84.
Haaſen-Oehrlein/Piloſella.


Waͤchſet gerne auff rauhen lattichten
Bergen; Jſt denen Hirſchen gut wider
der Schlangen Gifft, heilet innerliche
Wunden und Halß-Geſchwuͤr, bekom̃t
Dolden mit gelben Bluͤmlein, die Blaͤt-
ter ſind geſchaͤrfft.


No. 85.
Stechende Winde/Smilax
aſpera.


Dieſes waͤchſet gerne in Mooßlacken
und rauhem Erdreich, auff Bergen und
in Thaͤlern, wird gar ſehr von denen Hir-
ſchen geliebet, weil ſolches ein trefflich
Kraut wider allen Gifft iſt; Es iſt ſcharff
und ſtechend, wie Brummbeer, windet
ſich um Baͤume, und traͤget rothe Traͤub-
lein.


No. 86.
Creutzbeer-Stauden oder Wege-
Dorn/
Rhamnus.


Wachſen an denen Wegen beyn Schlee-
Straͤuchern, und auff Bergen, ſind nie-
drige und Dornigte Straͤuche, haben
gelbicht Holtz, und ſchwartze gruͤne linde
Blaͤtter, ſo glatt ſind. Die Bluͤmlein ſind
von vier Spitzgen, und wie ein kleines
Sternlein anzuſehen, bekommen ſchwar-
tze Beere, wovon die Hirſche die Blaͤtter
ſehr gerne eſſen, weiln es alle flieſſende
Schaͤden und Faͤule heilet, wie auch Rau-
higkeit im Halſe.


No. 87.
Weiß und ſchwartze Hirſch-Wurtz/
Ceruaria.


Dieſes wird ebenfalls von Hirſchen
ſehr genoſſen; Jſt zu allen Gebrechen
nuͤtzlich, vermehret die Milch, heilet ver-
giffter Thiere Biß, iſt gut vor Schmer-
tzen der Seiten, reiniget Nieren- und
Blaſen, alte fluͤßige Schaͤden und der-
gleichen. Waͤchſt auff hohen Gebuͤrgen,
in ſteinichtem rauhen Erdreich, hat ei-
nen rauhen Crantz, deſſen Cronen weiſſe
Bluͤmlein tragen.


N. 88.
Hirſchheyl-Wurtz/Libanotis.


Waͤchſet gleichfalls in rauhen felßig-
ten Gebuͤrgen, hat gekerbte Blaͤtter und
weiſſe Cronen, die Hirſche bedienen ſich
deſſen auch gern; Jſt gut zu allen Wun-
den, gifftiger Thiere Biß, und Infection.

N. 89.
Schlaffbeer-Kraut/Solanum.


Dieſes traͤget bleich-laͤnglichte Blu-
men, welche rings um den Stengel her-
umb ſtehen, waͤchſet gerne an ſteinigten
Orten, es wird auch vom Roth-Wild-
praͤth genoſſen; Jſt gut denen Zaͤhnen,
und bringet Schlaff.


No. 90.
Steinbreche/Saxifraga.


Waͤchſt an rauhen duͤrren ſteinigten
Orten und Felßen, die Huͤndin purgiret
ſich mit ſolchem vor und nach der Ge-
burth, darmit ſich die Milch reinige und
mit dem Safft vermiſche. Reiniget ſon-
ſten Nieren und Blaſen vortrefflich, zer-
theilet den groben Schleim in der Bruſt,
und iſt gut zum Auffſtoſſen und Kluch-
ſen des Magens.


No. 91.
Frauen-Diſtel/Carduus Mariæ.


Traͤget Roſenrothe Knoͤpfflein, umb-
her mit Dornen beſetzet, waͤchſet uͤber-
all. Die Baͤre curiren ſich darmit, wann
ſie verwundet; Jſt gut zum Blut-Aus-
werffen und Bauch-Fluͤßen, vermehret
die Milch, kuͤhlet alle Hitze, eroͤffnet Lung
und Leber.


No. 92.
Baͤr-Sanickel/Auricula urſi.


Waͤchſet auff ſehr hohen ſteinigten
Gebuͤrgen, hat ſchoͤne zierlich gelbrie-
chende Blumen. Jſt trefflich gut zu al-
len Wunden, Bruͤchen und Blut-Gaͤn-
gen, wie auch denen Nerven und Haupt;
Es brauchen ſolches die Jaͤger in hohen
Gebuͤrgen vor Schwindel: Jſt auch gut
zu faulen Schaͤden und zerſchrundener
Haut.


No. 93.
Odermennige/Agrimonia.


Jſt ein recht wunder edel Leber-Kraut,
ſtillet das Blutſpeyen, benimmt den Hu-
ſten, toͤdtet die Wuͤrmer im Leibe; Jſt
gut vor contracte Glieder, gifftiger Thie-
re Biß, alte Schaͤden, friſche Wunden,
Druͤßen und Faͤule, ſtopffet die Bauch-
Fluͤße, waͤchſet in Hecken hin und wie-
der, auff trockenen Wieſen, hat kleine
bleichgele geſtirnte Bluͤmlein.


No. 94.
Gaͤnſerich/Anſerina.


Waͤchſet in Auen und Gaͤrten, die
B 3kein
[14]Erſter Theil/
kein Graß haben, traͤget bleichgele
Bluͤmlein: Jſt vor die verſehrten Daͤr-
me gut, wie auch vor Fiſteln, geronnen
Gebluͤt, ſo von Stoſſen oder Fallen her-
koͤmmet, innerliche und aͤuſerliche Schaͤ-
den und Wunden, ziehet die Hitze aus
dem Leibe, und hilfft fluͤßigen Geſchwaͤr,
Zahn-Weh und Mund-Faͤule.


No. 95.
Berg-Muͤntze/Mentha mon-
tana.


Waͤchſet auff Bergen, hat was pur-
purfarbene Blumen; Jſt gut vor zaͤ-
hen Schleim, Magen-Weh, Keichen, Hu-
ſten, Wuͤrm und vergiffte Schlangen-
Stiche.


No. 96.
Knoblauch-Kraut/Alliaria.


Hat kleine weiſſe Blumen, waͤchſet bey
Zaͤunen an ungebaueten Oertern; Jſt
gut wider kurtzen Athem, zertreibet den
Schleim, reiniget das Gehirn, dienet
auch wider alte Schaͤden und Bruͤche.


No. 97.
See-Blumen/Nymphaea.


Wachſen in Weyhen, Pfuͤhlen und
Waſſerſtaͤtten, tragen weiſſe, wie auch
gelbe Blumen; Sind nuͤtzlich wider die
Bauch-Fluͤſſe, vertreiben den Durch-
lauff, und Hitze, ſtaͤrcken das Hertz, ſind
ſonderlich vor das Haar-Ausfallen be-
werth.


No. 98.
Dreyfaltigkeit-Kraut/ oder Jeſus-
Bluͤmlein/
Viola tricolor.


Waͤchſet auf denen Aeckern, hat gelb
und blaue, oder gelb und weiſſe Bluͤm-
lein; Jſt vor boͤſe Feuchtigkeit und Frey-
ſam im Leibe gut, hilfft vor Raͤudigkeit,
Schleim, Bruͤche, Schaden, Halß-Ge-
ſchwuͤr, luͤfftet verſtopffte Leber und
Miltz.


No. 99.
Haſel-Wurtz/Aſarum.


Jſt gut vor Keichen, erkaͤlteten Ma-
gen und Leber, ingleichen vor Haupt-
Schmertz, und treibet den zaͤhen Schleim;
Waͤchſet an ſchattigten Orten in Waͤl-
dern und Hecken, hat purpurbraune
Blumen.


No. 100.
Stick-Wurtz/Bryonia.


Hat weiſe Bluͤmlein, und bekommt
erſt gruͤne, hernach rothe Beere; Waͤch-
ſet uͤberall in Hecken. Jſt gut vor Seiten-
Schmertzen, kurtzen Athem, geſchwollene
Miltz, machet viel Milch, und hilfft vor
den Schlangen-Stich, ziehet Schiefer
aus denen Wunden und heilet hitzige
Geſchwulſt.


No. 101.
Taͤſchel-Kraut/Burſa Paſtoris.


Waͤchſt hin und wieder auff ſan-
dichtem und duͤrrem Erdreich, traͤget
weiſſe Bluͤmlein; Jſt gut vor Blut-
ſpeyen, und Lungen-Sucht, heilet inner-
liche Bruͤche, und gifftiger Thiere Biß.


No. 102.
Scharten-Kraut/Serratula.


Waͤchſet in feuchten Waͤldern und
ſchattigten Oertern, auch auff Bergen,
hat purpurbraune Blumen; Jſt gut
vor geronnen Gebluͤt, Bruͤche, Wun-
den, und faule fluͤßige Schaͤden.


No. 103.
Glied-Kraut/Sideritis.


Wird uͤberall an ſteinigten trockenen
Huͤgeln und Reinen gefunden, hat ſchoͤ-
ne weißgele Bluͤmlein; Heilet Stich,
Wunden und Kugel-Schuß, iſt gut vor
Entzuͤndung der Wunden, Brand und
Feuer, ingleichen vor Gifft.


No. 104.
Sterck-Kraut/Catanance.


Dieſes Kraut waͤchſet nirgends als im
Gebuͤrge auf Stein-Felſen, die Blaͤtter,
welche gantz glatt auf dem Boden oder
Felſen anliegen, ſind klein und zanckicht
gleich dem Farren-Kraut, wachſen nie
uͤber eine Hand breit im Umfange, der
Stock oder Stengel iſt einer Hand lang,
traͤgt 2. 3. biß 4. weiſſe Bluͤthen, die
Wurtzel ſchmaͤcket als Suͤßholtz. Wel-
ches wilde Thier von dieſem Kraut aͤſſet,
oder friſſet, bleibet 24. Stunden, oder ſo
lange das Kraut im Magen lieget, und
nicht per excrementa fortgangen, feſte,
ſo, daß, wenn es geſchoſſen und gut ge-
troffen wird, die Kugel nicht durch, ſon-
dern nur die Haare wegſchlaͤget, wor-
von eine Beule aufflaufft, auch inner-
lich die Ribben zerſchlaͤgt, und mit
Schweiß unterlauffet, davon das Thier
Schmertzen hat, endlich verdorret und
crepiren muß, woferne es ſich nicht mit
andern Kraͤutern wiederum ausheilen
und helffen kan.


No. 105.
Fette Henne/Telephiumoder
Craſſula.


Jſt ein Wund-Kraut, hat fette dicke
Blaͤt-
[]

[figure]

[][15]Von der Erden.
Blaͤtter, an den Wurtzeln viele Knothen,
und wird bey 2. Spannen hoch. Wann
Jemand aus einem Hauſe, der ein Erb
deſſelben iſt, es ſey Vater, Mutter, Sohn
oder Tochter, auf einer Reiſe begriffen,
und uͤber beſtimmte Zeit auſſen bleibet,
man auch keine Nachricht ſeinetwegen
haben mag, wie es umb ihn ſtehe, ob er
lebendig, oder tod, ſo bricht man ea in-
tentione
einen Stengel von dieſem Kraut,
und ſtecket ihn an einen Ort unter des
Hauſes Dach, iſt es nun Sache, daß die
verreiſete Perſon noch am Leben, ſo faͤ-
het ein ſolcher abgebrochener Stengel an,
bey einer Hand lang fortzuwachſen, blei-
bet auch eine Zeitlang gruͤn, und gewin-
net von oben aus neue Blaͤttlein, die
unterſten aber beginnen gemehlich zu
verwelcken, in contrario aber verwel-
cket das gantze Kraut alſogleich.


No. 106.
Welſch Wegerich/Plantago Italica.


Waͤchſet an ſumpffigten Orten, hat
kleine ſchmale Blaͤtter, welche auff der
Erden umher gebreitet, einen runden
Stengel anderthalb Spannen hoch, dar-
an lichtgruͤne Bluͤmlein als kleine Gloͤck-
lein hangen; Hat ſeinen ſonderbahren
Nutzen in- und aͤuſerlich in Verwundung
und Geſchwuͤren, Durchlauff und Blut-
ſpeyen verletzter Lunge, kuͤhlet die Leber,
dienet in Schwind- und Waſſer-Sucht,
toͤdtet die Wuͤrme, treibet den Stein,
dienet wider den Gifft, und gifftige Biſſe.


No. 107.
Weiß Biber-Klee.


Dieſes Kraut waͤchſet an ſchattichten
und feuchten Orten, hat 5. biß 6. dicke
glatte dunckelgruͤne Blaͤtter, einen Sten-
gel, an welchem oben ſchoͤne weiſſe wohl-
riechende Bluͤmlein gleich denen Meyen-
Bluͤmlein hervor kommen; Jſt gut in
friſchen Wunden, trocknet und zi[e]het zu-
ſammen, ſaͤubert und heilet auch die al-
ten Schaͤden, vertreibet den Scharbock,
dienet in Engbruͤſtigkeit, Huſten und
Keichen, erfriſchet Lunge und Leber, wird
in- und aͤuſerlich zu Wund-Traͤncken und
Pflaſtern ſehr gebrauchet.


No. 108.
Klein Maͤuß-Oehrlein/Piloſella
minor.


Jſt ein zartes rauches Kraͤutlein, deſ-
ſen Blaͤtteꝛ oben laͤnglicht rund, gruͤn und
ein wenig rauch ſind, bꝛeiten ſich zum theil
auf der Erden herum, traͤgt im Mayen
und Junio am Gipffel des Stengels
weiſſe oder roͤthliche knoͤpffigte Bluͤm-
lein, ſo faſt wie eine Wolle ſtehen; Es
waͤchſet gerne auf duͤrren ſandigten Huͤ-
geln und Bergen. Dieſes Kraͤutlein kuͤh-
let, trucknet, ziehet zuſammen und hei-
let, thut ſonderlich gut der verletzten
Lungen und denen, die Blut ſpeyen.


Von dem Kraͤuter-Mann.


Dieſes waͤren nun alſo die wenigen
Kraͤuter und Wurtzeln, deren ſich die
wilden Thiere zu ihrer Leibes-Nahrung
bedienen; wiewohl deren unlaͤugbar ei-
nige noch kraͤfftigere und beſſere zu fin-
den ſeyn moͤgen, welche uns Menſchen
aber nicht allzeit bekant. Die Jahres-
Zeit betreffende, iſt wohl notoriſch, daß
ſolche zu ſuchen nach der Jahres-Witte-
rung, groͤſſern oder geringern Frucht-
barkeit, Duͤrre oder Naͤſſe, Waͤrme oder
Kaͤlte, harten oder weichen Lufft, einer
zeitlichern oder ſpaͤteren wachſenden
Frucht der Erden, welche nechſt Goͤttli-
chem Seegen das meiſte darbey thun.
Gemeiniglich aber haͤlt man davor, daß
vom May, biß auff den Auguſt die beſte
Zeit die Kraͤuter zu ſammlen ſey. Wor-
bey noch dieſes letztens zu erinnern, es
wolle ein jeder Kraͤuter-Begieriger bey
waͤhrendem Suchen keine aberglaͤubiſche
Mittel gebrauchen, maaſſen ſolches nur
Fallſtricke des Teuffels ſind, und zu nichts
helffen.


Von denen Jrrwiſchen.


Es moͤchte ſich vielleicht unſer im rau-
hen Klippen-Gebuͤrge ſich verweilender
begieriger Kraͤuter-Mann biß in die ſpaͤte
Nacht auffgehalten und verirret haben,
unter ſich im Thal aber einiges Licht er-
blicken, dahero, in Hoffnung Jemand an-
zutreffen, der daſelbſt wohne oder wande-
re, demſelben nacheylen, wodurch er aber
ſchaͤndlich verfuͤhret und entweder vom
Felſen herab in tieffe Kluͤffte verfallen,
oder aber in Moraſt zu ſtecken gerathen
koͤnte, dahero ſchluͤßlich muthmaſſen
ſolte, ob ruͤhre dieſes vom Satan her,
ſo aber keinesweges geſchiehet, weiln die
Jrrwi-
[16]Erſter Theil/
Jrrwiſche aus natuͤrlicher Urſache her-
kommen, wiewohlen nicht zu laͤugnen,
daß der Teuffel zuweilen ſein Gau-
ckel-Spiel auch damit treibe. Sind
alſo die Jrrwiſche nichts anders, als Me-
teora,
welche von denen entzuͤndeten
ſchwefflichten Dienſten entſtehen, ſo die
Sonne vormahlen am Tage aus der
Erden an ſich gezogen, und wiederumb
fallen laſſen. Sie werden gemeiniglich
an fetten ſchwefflichten Oertern, wo es
moraſtig, oder bey Gottes-Aeckern, Kirch-
hoͤffen oder Gerichten, niedrig gelegenen
Gruͤnden, und Thaͤlern dann und wann
Abends bey kalter Lufft geſehen; Nie-
mahls aber an duͤrrem ſandigten Erd-
reich vermercket. Und weil ſie, wie gemel-
det, aus ſchwefflichten Duͤnſten ihren Uhr-
ſprung haben, und die feurigen Atomi
von der kuͤhlen Abend-Lufft zuſammen
halten, ſo verurſachen ihnen die Winde
theils die Entzuͤndung, theils die Hin- und
Wieder-Bewegung und eine ſolche Illu-
mination
wie etwan ein ausgeloͤſchtes
Licht, wie bekant, wieder auffgeblaſen
werden kan. Dahero entſtehen eben-
falls auch die Stern-Putzen, ſo wir ver-
meynen, die Sterne reinigten ſich, da ſie
doch nichts von ihrem erſchaffenen Sub-
ſtantial-
Licht fallen laſſen, ſonſten ſie vor-
laͤngſt kleiner worden waͤren, ſondern es
ſind nur ſchwefflichte Materien, die in der
kalten Lufft colligiret, biß ſie von oberir-
diſchen Effluviis entzuͤndet, je mehr ſchwe-
rer werden, und gleichſam brennend zur
Erden ſincken, ſo als denn anzuſehen,
als ob ein Stern herunter ſchieſſe. Glei-
che Bewandniß hat es ebenfalls mit de-
nen feurigen Drachen, umb derer willen
mancher armer Mann in Verdacht
kommt, welche alle aber nur von de-
nen theils oberirdiſchen, theils unter-
irdiſchen, und zwar nicht coͤrperiſchen,
ſondern elementariſchen, mineraliſchen,
ſchwefflichten Atomis, unlaͤugbare Deri-
vation
haben koͤnnen.


Von unterirdiſchen verborgenen Bewaͤchſen und Hoͤhlen.


Nachdem ich den Anfang dieſes Buchs
von der Erden Eigenſchafft, ſowohl de-
rer Gebuͤrge und darauff befindlichen
Kraͤuter Natur gemacht, und, nach Ab-
ſteigung dieſer hohen Gebuͤrge, das vor
mir liegende Thal und die tieffen Ab-
gruͤnde erblicke; So erachte vor noͤthig
zu ſeyn, hierbey dem geneigten Leſer auch
de rebus ſubterraneis curioſis einige Nach-
richt zu geben. Daß zum oͤfftern, bey Gra-
bung tieffer Graͤben, Teiche und Brun-
nen, und zwar in ſolchem Erdreich, wel-
ches vor dieſem niemahl beruͤhret wor-
den, unterſchiedliche wundernswuͤrdige
ſeltſame Steine, von rarer Farbe und
Gewaͤchs, theils mit Zierrathen, beſon-
dern Bildnißen, oder Ziffern und Buch-
ſtaben, item Einhoͤrner, Elephanten-
Zaͤhne, nicht weniger Rieſen-Gebeine von
ungemeiner Groͤße mit allen Requiſitis,
ingleichen auch recht ordentliches Holtz,
und andere Dinge mehr, in der Erden
gefunden werden, ſolches kan man ſo
wohl aus vieler Gelehrten Scribenten
Schrifften, als z. E. aus dem Kirchero
de Subterraneis,
oder Herrn Heinrich
Seyfrieds Mirabilibus naturæ, und
dergleichen, als auch aus taͤglicher Er-
fahrung lernen. Ob nun ſolche gefun-
dene Dinge, als Holtz, Rieſen-Gebeine
und dergleichen, unterirdiſche natuͤr-
liche Gewaͤchſe, oder von der Suͤndfluth,
alſo vor langer Zeit, nemlich 4000.
Jahr, wuͤrckliche verſchwemmete Cor-
pora
ſind, deſſen hegen die Autores nicht
einerley Meynung. Jch meines Orts
gebe der erſteren Meynung Beyfall, weil
die Erde ſolche verweſeliche Coͤrper, als
Gebeine oder Holtz, innerhalb 150. Jah-
ren, zu Staub und Aſche verwandelt,
wuͤrden alſo ſolche ſchwerlich ſo lange
ohne Verweſung Beſtand haben: Da
nun die Erde dieſelben nutriret, und ſie
ohne Verweſung beſtaͤndig bleiben, muͤſ-
ſen es wohl unterirdiſche, doch unbekan-
te Gewaͤchſe ſeyn. Als ich Ao. 1698. zu
Stuttgard, im Hertzogthum Wuͤrten-
berg gelegen, mich bey meinem Anver-
wandten aufgehalten, hat zu Kannſtadt,
unweit davon, ein Soldat, dem von ei-
nem Schatz, den er finden wuͤrde, ge-
traͤumet, eingegraben, da er nun nach
vielem Suchen nichts gefunden, und des-
halber uͤberdruͤßig worden, auch zu gra-
ben auffhoͤren wollen, findet er endlich
ein groß Rieſen-Gebein, faſt eines Kin-
des dicke, und einer Klaffter lang, doch
weich und zerbrechlich; Nachdem er nun
ſolches nach Stuttgard in die Kunſt-
Kammer gelieffert, und einen Recom-
pens
vom Hertzog erhalten, iſt er ſowohl
dadurch, als durch anderer Leute Be-
ſchenckungen weiter zu graben, auffge-
muntert worden, da es ſich dann gefuͤ-
get,
[17]Von der Erden.
get, daß er noch ein groͤſſeres Rieſen-Ge-
bein, von Mannes dicke, und acht Schuh
lang, gefunden, und, weil er obſerviret,
daß es in der Erde weich, durch die Lufft
aber haͤrter werde, hat er ſolches umb-
graben mit Gyps begoſſen, und ſolcher-
maſſen gantz gluͤcklich heraus gebracht,
auch hierauff ebenfalls zur Kunſt-Kam-
mer geliefert, da es von vielen Doctori-
bus Philoſophiæ
von Tuͤbingen und
Stuttgard, auch von Jedermann insge-
mein vor ein wuͤrckliches Rieſen-Gebein
mit Verwunderung gehalten worden.
Es hat aber einesmahls der Kunſt-
Kaͤmmerer von dieſer Erde etwas ge-
nommen, getrocknet und durch ein Haar-
Sieb auff ſchwartzes Papier geſiebet, da
er per Microſcopium obſerviret, daß der-
gleichen und mehrere Arten kleine Coͤr-
perchen geweſen, als der natuͤrliche Saa-
me ſolcher Erd-Gewaͤchſe, darinnen
befindlich. Und weil der Mann mehre-
re dergleichen, mittlere und kleinere Sor-
ten, in groſſer Menge gefunden, ſo, daß
Jedermann derſelben uͤberdruͤßig ge-
worden, hat man endlich geſtehen muͤſ-
ſen, daß es keine Rieſen-Gebeine, ſon-
dern unterirdiſche Gewaͤchſe ſeyen, maaſ-
ſen er ebenfalls dergleichen mehr, wie
Elephanten-Zaͤhne, Einhoͤrner, Buͤffels-
Hoͤrner, auch Rehbocks-Gehoͤrngen,
von eben dieſer Eigenſchafft gefunden.
Die Materie war kalckicht, und dem Gyps
gleich, leichte, wie ſolches noch heutiges
Tages zu ſehen; Daraus zu urtheilen,
daß die Natur der Erden mancherley
Tranſmutation mit denen unterirdiſchen
Gewaͤchſen vornehme, wie ſolches der
beruͤhmte Happelius in ſeiner Wunder-
baren Welt von dem mineraliſchen Hol-
tze, pag. 1293. experimentiret, da er
ſchreibet: Unter die Mineralien will man
auch zehlen dasjenige Holtz, ſo mancher
Orten ſehr tieff in dem Schooß der Erden
gefunden wird, und dieſe hoͤltzerne Sub-
ſtantz
en haben ihren Urſprung nicht
von der wachſenden Natur, ſondern ſind
ein pur lauter Werck der Natur, welche
in ihrem fruchtbahren Schooß Beine,
Hoͤrner, und alſo auch Hoͤltzer, welche
der wachſenden Krafft der Natur nach-
aͤffen, herfuͤr bringet, welches hieran
abzunehmen, daß gemeiniglich ſolche
Sachen, in denen allertieffſten Erd-
Gruͤnden, nemlich in der Jungfraͤulichen
Erde, wie man es nennet, das iſt, in
der reinen unverfaͤlſchten, ſo von auſſen
zu, oder von oben, mit nichts anders ver-
miſchet, und zu welcher, allem Vermu-
then nach, niemahls einige Baum-We-
ſenheit hinab gedrungen, gefunden wer-
den. Von dieſer Art iſt dem Kirchero aus
Boͤhmen ein Holtz geſchicket worden, wel-
ches man in den unterſten Berg-Kluͤfften,
und in dem reineſten Schooß vorerklaͤrter
Jungfern-Erde gefunden, und das dem
Ebenholtz am allergleichſten geſehen, aber
viel haͤrter und ſchwerer geweſen. Eben
derſelbige berichtet, daß vor 20. Jahren,
verſtehe von der Zeit an zu rechnen, da
er ſein Werck von der unterirdiſchen
Welt ausgehen laſſen, ein mineraliſcher
Gang oder Strich entdecket worden
von gegrabenem Holtz, daraus man die
ſchoͤnſten Creutze, Taffeln und Tiſche, ſo
dem Eben-Holtze nichts bevor gegeben,
bereitet, und ſelbige umb der Raritaͤt
willen, hin und wieder, in denen Roͤmi-
ſchen Kunſt-Cammern, zum Schau-
werck auffgehoben. Uber welches mi-
nerali
ſche Holtz der gelehrte Mann,
Franciſcus Stellatus, von wegen des Roͤ-
miſchen Fuͤrſten Cæſii, als erſten Ent-
deckern ſolcher Berg-Gruben, ein be-
ſonders ſchoͤnes Werck ausgehen laſſen;
Und gleichfalls offtbemeldter Kircherus
beurſachet worden, offt deshalben mit
geſagtem Stellato ſich zu beſprechen, ja
endlich gar ſelbſt nach Aqvaſparta, 50.
Meilen von Rom, zu reiſen, daſelbſt ei-
nen der Orten ſehr wohlkundigen
Menſchen zu dingen, und mit dieſem fer-
ner 3. Meilen fortzufahren, biß zu der
Bruͤcken eines Bachs, in der Gegend,
wo Tudertum (iſt eine Stadt im Hertzog-
thum Spoleto) lieget, woſelbſt ihm der
Weg-Weiſer zwiſchen einem kleinen Thal
mancherley Gaͤnge gewieſen, da ſie hin-
ein gangen, und eine gewiſſe Art von
Erdreich geſchauet, welches gar grob,
und gleichſam wie mit etlichen Baum-
Rinden verſchaͤrffet geweſen. Solches ꝛau-
hes Erdreich haben ſie hinweg geraͤumet,
und folgends in etwas haͤrterer Erde ei-
ne glintzende glatte Ader getroffen, von
welcher der Geleits-Mann geſprochen,
daß es diejenige Erde waͤre, woraus die
koͤſtliche vorberuͤhrte Roͤmiſche Taffeln
gemachet: Hier ſahe man keine Spuhr,
noch Merck-Zeichen einiges Baums und
nichts, als die lautere reine Erde, wel-
che in ihrem inwendigen Schooß etwas
weicher iſt, an der Lufft aber zu einer
hoͤltzernen Subſtanz erhaͤrtet, und nicht
anders, als ein jedwedes anderes Holtz
ſich ſchneiden, hobeln, und poliren laͤſſet,
Cwie
[18]Erſter Theil/
wie das Eben-Holtz: Maaſſen es dann
auch mit der Mannigfaltigkeit ſeiner
Striche dem Nuß- oder Birn-Holtz
gar ſehr nacheyfert, alſo, daß mancher,
welcher die daraus geſchreinerte Tafeln
ſiehet, ſchwerlich ihm anders einbilden
kan, denn es ſey wie ein anderes Holtz,
weil es von dem rechten wahren Holtz
ſchier in keinem Ding, was die aͤuſerli-
che Geſtalt antrifft, zu unterſcheiden:
Aber alsdann ſchaͤtzet man es erſt fuͤr
ein rechtes Minerale, wann es ſolche
Wuͤrckung, und Eigenſchafften, die ei-
ner Berg-ausgegrabenen Materie zu-
kommen, an ſich ſpuͤhren laͤſſet; Dann
fuͤrs Erſte ſchwimmet ſolches Getaͤfel-
Werck, das daraus gemacht, nicht oben,
ſondern ſincket alsbald im Waſſer zu
Grunde. Fuͤrs andere, wann man es
zum Feuer leget, faͤnget es keine Flam-
men, nicht anders, gleich brennete man
Erden, oder einen Erd-Raſen. Fuͤrs
Dritte, hat es gar keine ſolche Faͤſer,
wie andere Baͤume, womit ſie ihre Nah-
rung an ſich zu ziehen pflegen, ſondern
allein gleichſam einen zuſammen gewi-
ckelten Klumpen, oder Knaul von ge-
ſtumpfften und zermalmeten Faͤſern.
Kurtz: Es iſt weder Erde, noch Stein,
noch Baum, nicht das Erſte, weil es in
keiner zerreiblichen Materie beſtehet, ſon-
dern aus einer ſo feſt zuſammen gefuͤg-
ten, daß es fuͤr den Hobel beqvem;
Nicht das andere, weil nichts daran zu
finden, das mit dem rauhen und ſcharf-
fen Stein, entweder am Gewichte, oder
an der Haͤrte uͤbereintrifft. Weshal-
ben man es auch nicht unter ſolche Ma-
terie, die durch einen Steinmachenden
Safft in Stein veraͤndert, rechnen kan,
ſintemahl es keine Faͤſer, noch Adern hat,
womit die Baͤume von der Natur bega-
bet, welches daraus zu erkennen, weil es
ſich nach der Laͤnge und Breite, uͤber
zwerg und ſchraͤg ohne Muͤhe ſpalten
laͤſſet, wie man begehret. Durch was
fuͤr Kunſt oder Mittel und Gelegenheit
nun die Natur ſolches zuwege bringe,
darvon ſetzet vielgelobter Autor dieſe
ſeine Meynung hinzu: Es ſind ehemahls
in den Erd- und Berg-Gruͤfften, hin
und wieder Baͤume geweſen, welches die
noch vorhandene Uhralte Rinden zur
Genuͤge erweiſen, jedoch nicht durch ei-
nen Steinmachenden Safft zum Stein-
Felßen verhaͤrtet worden, ſondern ſonſt
durch einen gar ſcharffen und erweichen-
den Safft in allerkleineſte Stuͤcklein
von einander geloͤſet, welchen kleinen win-
tzigen Theilen ein irdiſcher Leim, welcher-
ley er auch mag geweſen ſeyn, eingefloſ-
ſen, und untermiſchet worden. Solcher
Leim, und Koth hat endlich die diſſol-
virt
e allerkleineſte Theile der Baͤume
wiederumb in einen irdiſchhoͤltzernen
Klumpen zuſammen gezogen, alſo, daß
es, aus obangezeigten Urſachen, weder
lauters Holtz, noch lauter reine Erde,
noch Stein mag genennet werden, ſon-
dern aus ſolchen allen gemiſchtes, und
dergeſtalt zuſammen gebacken, daß es
die Holtz-Striche vermittelſt Ausbrei-
tung und Ergieſſung der zwiſchen durch-
flieſſenden Feuchtigkeit nicht anders wei-
ſet, weder ein rechtes zierlich gehobeltes
Holtz, aber dennoch mit der Schwerig-
keit dem rechten natuͤrlichen Holtz ob-
ſieget, wodurch folgends das Ober-
ſchwimmen im Waſſer verurſachet, und
gleichfalls durch die Einvermiſchung der
irdenen Theile verhindert wird, daß es
im Feuer ſich in keine Flamme entzuͤn-
den kan, denn die irdiſchen Saͤffte unter-
ſchiedlich. Faſt dergleichen habe ſelbſt auf
meinem hieſigen Guthe doch in Geſtalt ei-
nes Holtzes gefunden, als ich ſolchem
Dorffe zum beſten, in Ermangelung des
Waſſers, an. 1707. meinen Teich-Graͤber,
einen Mann von 80. Jahren, einen
Brunnen graben laſſen; Dann da die-
ſer anfaͤnglich von oben an unter dem
abgeſtochenen Raſen gegraben, fande er
acht und zwantzig und drey vierthel Ellen
tieff lauter groben Sand mit Lehm
vermenget, ſo vermuthlich wohl etwan
die Suͤndfluth dahin zuſammen ver-
ſchwemmet hatte; alsdann war wie ein
abgehauener Stamm mit ſeinen Wur-
tzeln, Zapffen, Rinde und aller Zube-
hoͤr zu ſehen, darneben ein Stuͤck et-
was ſchwaͤrtzlichter lag, dann zeigte ſich
ein Quell, von der Seiten gegen Mor-
gen, ſo klar Waſſer gab, unter dem-
ſelben war eine ſchwartze und fette Gar-
ten-Erde zwey Ellen dicke, nach die-
ſer wiederumb Lehm zwey und eine
halbe Ellen, dann kam grober weiſ-
ſer Sand gar ſehr tieff, faſt auff dreyſ-
ſig Ellen; Als nun mein Teich-Graͤber
verzagt wurde, ließ ich durch Sanger-
hauſiſche Berg-Knappen noch zehen El-
len tieffer einſchlagen, welche dann den
Triebſand fanden, da die Grund-Qvell-
Waſſer herauf wuͤrbelten, worauff der
Waſſer-Kaſten von Erlen Holtz drey El-
len hoch geſetzet, und der Brunnen mit
Feld-
[19]Von der Erden.
Feldſteinen, und Waſſer-Mooß gluͤcklich
auffgemauert wurde, in welchem das
Waſſer jederzeit uͤber den Kaſten geſtie-
gen. Dieſes unterirdiſche Gewaͤchß, da-
von ich noch etwas in meiner Ruͤſt-Cam-
mer aufgehoben, und vielen Vornehmen
und Gelehrten gezeiget, hat Jedermann
vor ein Holtz gehalten, ſo die Suͤndfluth
uͤberſchwemmet gehabt; Die Berg-Leu-
te aber hielten es vor ein mineraliſches
Gewaͤchße einer Art Stein-Kohlen, ge-
ſtalt ſie zum Beweiß deſſen ein Stuͤcklein
verbrannten, woraus eine gantz rothe
Farbe wurde, damit man mahlen koͤn-
nen, da man im Gegentheil, bey Ver-
brennung ſowohl friſchen, als verſtock-
ten Holtzes, weiſſe Aſche finden wuͤrde;
roche auch darbey nach Schwefel und
alſo mineraliſch; Dergleichen habe auch
in einem Thal flachliegend gefunden.
Woher nun die an vielen Orten der Welt,
ſowohl im Meer, der See und andern
Waſſern, als auf der trockenen Erde, Ge-
buͤrgen und Felßen befindliche Hoͤhlen, Loͤ-
cher, Abgruͤnde und tieffe Thaͤler entſtan-
den, ſtatuiren die meiſten Philoſophi ein-
hellig, daß, als die Erde durch das Waſ-
ſer der Suͤndfluth gaͤntzlich ausgewa-
ſchen, zerriſſen, erweichet und muͤrbe
gemachet worden, haͤtten, da die Ge-
waͤſſer gefallen, die ſtrengen Sturm-
Winde ſolche Hoͤhlen und Loͤcher ausge-
blaſen, welche nachhero, von ſo langer
Zeit, durch der Sonnen Hitze und die
kalte Lufft erhaͤrtet und erwachſen, folg-
lich daher ihren Urſprung genommen.
Wiewohl ſolches meiſtens in einer
menſchlichen leicht irrenden Muthmaſ-
ſung beſtehet, und wohl ſeyn kan, daß
ſolche Hoͤlen auch vor der Suͤndfluth ge-
weſen; Doch moͤgten ſie wohl, weil das
Gewaͤſſer 150. Tage geſtanden, und vor-
hero 40. Tage geregnet, alſo uͤber ein
halb Jahr die Erde naß geblieben, da
GOtt die Winde kommen laſſen, un-
laugbahr in andere Form tranſmutiret
worden ſeyn. Daß aber auch vor der
Suͤndfluth bey Erſchaffung der Welt
Berg und Thal muͤſſen geweſen ſeyn,
ſolches bezeuget die Heilige Schrifft Gen.
cap. 7. verſ.
19. ingleichen verſ. 11. da bra-
chen auf alle Brunnen der groſſen Tief-
fen, id eſt, der Abgruͤnde und tieffen
Thaͤler der Waſſer-Qvellen; Ferner c. 8.
verſ.
2. die Brunnen der Tieffen wur-
den verſtopfft; Daraus abzunehmen,
daß ſie alſo von Anfange der Welt un-
ſtreitig geweſen ſeyn muͤſſen. Ferner
ſind ſie wohl auch zweiffelsohne von Erd-
beben und Wolckenbruͤchen entſtanden,
weil aus Erfahrung auch die haͤrteſten
Steine unter einer Dachtrauffe aushoͤ-
len; Dahero das Sprichwort: gutta ca-
vat Lapidem.
So waſchen auch oͤffters
die ſtarcken Platz-Regen die leichte Erde
oder Sand durch das wieſelnde und
freſſende ſchieſſende Gewaͤſſer hohl aus,
welches die ſtete Bewegung und lange
Zeit nach und nach conſumiret. Hierzu
contribuiret auch nicht wenig das Cli-
ma,
und die Conſtellatio cœli, indem ent-
weder die penetranten Nord-Winde, oder
die Sonnen-Strahlen die Feuchtigkeit
der Erden austrocknen und conſequen-
ter
aushoͤhlen. Es iſt recht ſehr wun-
dernswuͤrdig, daß auch die Stein-Felßen
vermuthlich ihre Radicem ſubterraneam,
wurtzelende, und zeugende, ab- und zu-
nehmende Krafft oder Animam vegeta-
tivam
haben, weiln ſie nicht allein, wie-
wohl ſparſam, wachſen, indem in Berg-
wercken, in Stollen und Schaͤchten der
Kluͤffte und Gaͤnge Thuͤr-Stoͤcke zuſam-
men gedrucket wahrgenommen worden;
Sondern auch dasjenige Clima, woher
ſie genommen worden ſind, behalten und
bezeugen, dann man taͤglich wahrnim-
met, daß die Bruch-Steine, welche von
der Wetter-Seiten aus den Felßen ge-
hauen, und vermauret worden, bey Aen-
derung des Wettes zu ſchwitzen, und zu
ſchimmeln pflegen.


Von innerlicher Generation aller Edelgeſtein/ Metalle,
Minerali
en und Waſſer-Qvellen.


Es meldet uns in Heiliger Schrifft als
ein bewaͤhrter und aufrichtiger Philoſo-
phus
nicht allein der Heilige Apoſtel Pe-
trus
in ſeiner andern Epiſtel, c. 3. v. 5.
daß der Himmel vorzeiten auch war,
darzu die Erde aus Waſſer und im Waſ-
ſer beſtanden durch GOttes Wort; ſon-
dern es gedencket auch der Prediger So-
lomonis cap. 1. verſ.
7. des Waſſers, als
einer ſtetswaͤhrenden Circulation, da er
ſpricht: Alle Waſſer lauffen ins Meer,
noch wird das Meer nicht voͤller, an den
Ort, da ſie herflieſſen, flieſſen ſie wieder
hin; Und im Buͤchlein Hiob cap. 38. v. 8.
C 2ſpricht
[20]Erſter Theil/
ſpricht GOtt ſelbſt: Wer hat das Meer
mit ſeinen Thuͤren verſchloſſen, da es
heraus brach, wie aus Mutterleid, da
ichs mit Wolcken kleidet und in Dunckel
einwickelt, wie in Windeln; So ſaget
auch Koͤnig David in ſeinem 140. Pſalm:
das Erdreich gruͤndeſt du auf ſeinen Bo-
den, mit der Tiefe deckeſt du es, wie
mit einem Kleide, du haſt eine Graͤntze
geſetzet, daruͤber kommen ſie (die Waſ-
ſer) nicht, und im 10. verſ. du laͤſſeſt Brun-
nen quellen in denen Gruͤnden, daß die
Waſſer heraus zwiſchen denen Bergen
hinflieſſen, daß alle Thiere auf dem Fel-
de trincken und das Wild ſeinen Durſt
loͤſche. Aus welchen und andern der-
gleichen Spruͤchen der Heiligen Schrifft
unſere Philoſophi einſtimmig ſtatuiren,
daß, weiln vor der Schoͤpffung ſolcher di-
cke unfreundliche feuchte Welt-Klumpe
oder Chaos, wie ſie es nennen, geweſen,
ſolche waͤſſerichte Eigenſchafft, Ocean,
als ein Uhr-Saame allem weſentlichen
Geſchoͤpffe beyzumeſſen ſey: Dahero He-
raclitus de Subterraneis,
oder unterirdi-
ſchen Dingen, den Originem als ein Hu-
midum radicale ſtatuir
et, da er ſaget:
des Feuers Tod ſey eine Geburt der Lufft,
der Lufft Tod eine Geburt des Waſſers,
und die Lufft lebete im Feuer, und dieſes
in jener, das Waſſer in der Erde, und
dieſelbe im Waſſer, und das Waſſer in
der Lufft. Das Feuer reinige die Lufft,
die Lufft reinige das Waſſer und das
Waſſer die Erden, das Feuer aber durch-
wirckte allen andern ihre durchſichtige
Klarheit, weil kein Element ſo gar rein
zu finden; Dahero wuͤrde die Lufft gar
oͤffters zu einem gar ſubtilen Waſſer,
und das Feuer eine zarte Lufft, das Waſ-
ſer aber vor eine dicke zuſammen geba-
ckene Lufft, und die Erde vor ein dickes
Waſſer, und Initium ſeminale gehalten,
wie von Helemontio, dem Archeo und
dem Waſſer, als dem erſten Uhr-Saamen
alles Gefluͤgels, der Fiſche, Felſen, und
Edelgeſteinen, Metallen, und Minerali-
en, ſo eine ſaltzigte Feuchtigkeit in ſich
haben, pro qualitate pasſiva gehalten
worden, ja er præſumiret feſtiglich, daß
die Erde, woraus die Hoͤhlen, Kluͤffte
und Abgruͤnde formiret, in Centro ein
elementariſches Feuer habe, ſo er Ar-
cheum,
oder eine kochende Krafft, wie
in einer Kuͤchen befindlich, nennet,
dieweiln ohne ſolcher innern hitzigen Ei-
genſchafft weder der Sonnen-Strah-
len, noch der Planeten Krafft, ſufficient
waͤre, zum Wachßthum genugſame
Wuͤrckung contribuiren zu koͤnnen,
durch welche Hitze des Archei die neblich-
ten Duͤnſte durch die Poros der Erden
uͤber alle Berge exhalirten, und ſich in
waͤſſerichte Wolcken verwandelten, da-
von wiederumb alle Vegetabilia aus-
keimeten, die Erd-Gewaͤchße begoſſen,
und angefeuchtet, durch die aͤuſerliche
Sonne diſtilliret, und alſo durch Regen
und Thau zu wachſen befoͤrdert wuͤr-
den. Der bey allen Gelehrten Weltbe-
kante und geprieſene Pater Athanaſius Kir-
cherus
in ſeinem Mundo Subterraneo mel-
det von denen durch die Erde inficirten
Waſſern dieſen Unterſcheid, und ſaget:
Sie ſind entweder geſaltzen, oder von
Nitro, Alaun, Vitriol, Schwefel,
Kupffer, Kalch, oder Gips, Metallen,
oder andern Mineralien veraͤndert, da-
hero ſie auch oͤffters ſauer, bitter, geſal-
tzen, warm, kalt, fett, oder oͤhlicht, giff-
tig, oder gefaͤrbet befunden werden,
und iſt deren ſo vielerley Unterſcheid, als
wohl bey denen Kraͤutern zu finden ſeyn
moͤgte; Sollen dahero oͤffters gewiſſen
Gliedern heilſam, und nuͤtzlich ſeyn.
Ferner ſaget er: Jn des inwendigen
Schooßes derer Gebuͤrge, unferne des
aͤuſerſten Erdbodens befindlichen Hoͤh-
len, oder Waſſer-Keſſeln, wuͤrden die
Waſſer von denen Pyrophylaciis, Feuer-
behaͤltern, durch groſſe Hitze gewaͤrmet,
und draͤngen alſo heiß durch ihre Ca-
nales
durch die Erde. Wann nun in
dieſen Ductibus unter der Erden etwas
von Schwefel, Saltz, Vitriol, Petroleo,
und andern Mineralibus waͤre, naͤhmen
dieſe Waſſer die Eigenſchafft derſelben
an ſich: Und wuͤrden dadurch warm,
erlaͤuternt, ſauer und dergleichen, nach
Art derer angenommenen Eigenſchaff-
ten: Und daher præſumiret er den Ori-
ginem
derer warmen Baͤder, und Sau-
erbrunnen. Es hat aber nicht allein die
Erde dergleichen Waſſer an manchen
Orten in ſich, wie bereits gemeldet, ſon-
dern es finden ſich auch auff derſelben,
und zwar mehrentheils, nach des Welt-
weiſen Ariſtotelis wohlgegruͤndeter Mey-
nung, friſche, klare und doch geſunde
Waſſer-Qvellen, welche am meiſten in
denen hohen Felſen-Gebuͤrgen nach
Doct. Bechers Bericht, in blaulichter
Letten, oder thonichter Erde angetrof-
fen werden, und geben die unterirdi-
ſche Duͤnſte, als welche von der da-
ſelbſt wohnenden Kaͤlte zuſammen ge-
drungen
[21]Von der Erden.
drungen werden, hierdurch allen empor
oder herauf wuͤrbelenden Schlund-
Grund-Waſſern und Qvellen ihren na-
tuͤrlichen Uhrſprung; Wo nun nach der
Nord-Seiten hohe ſpitzige Gebuͤrge, Fel-
ſen, und tieffe Abgruͤnde, ſo meiſtens mit
Schnee bedecket, und nach der alten Phi-
loſophorum
Meynung, die Kraͤuter
Hufflattig, Hahnen-Fuß, Rinnen-
Graß, Bach-Muͤntze, Nachtſchatten,
und Klee, oder Brumbeerſtraͤucher und
dergleichen feuchte Kraͤuter ſich finden
ſolten, waͤre ſolches eine unfehlbahre An-
zeigung des Waſſers und der Qvellen.
Aus ſolchen Felſen-Gebuͤrgen, Kluͤfften
und Gaͤngen und darinnen ſich enthal-
tender zuſammen gedruckter und extra-
hirter chriſtallini
ſcher waͤſſerigter kla-
rer Feuchtigkeit nebſt denen durchſichti-
gen hellen mannigfarbigen Mineralibus
generir
et ſich nun per ſpiritum petrifi-
cantem
eine coagulirte helle und klare
durchſichtige Maſſa, woraus der herrlich-
ſte Schmuck dieſer Welt an Diaman-
ten, Rubinen, Agathen, Smaragden,
Saphiren, und dergleichen gemacht wird.
Und ſind ſolche Edelgeſteine anfaͤnglich
unfoͤrmliche Steinlein, derer viele, we-
gen unterſchiedener Farben, nicht eher
zu erkennen, biß ſie, durch des Kuͤnſtlers
Hand geſchliffen, ihre edle Pracht blicken
laſſen: Gleichwie die edele liebliche klare
Perlen in ihren Muſcheln des Fruͤhlings
bey hellem klarem Wetter am Ufer vom
reinen Thau ihr Nutriment als die
Steine in Krebſen haben, welche zu ge-
wiſſer Zeit, ſo ſie reiff, wieder in Feuch-
tigkeit verwandelt werden und dahero
renaſciren koͤnnen; Wiewohl nach Salo-
monis
Auſſage unſer Wiſſen Stuͤck- und
Flickwerck und alles eitel unter der Son-
nen iſt. Weil nun ſolche Qvellen, wie
gemeldet, in Kluͤfften und Gaͤngen die
Ertz oder Mineras fuͤhrende Metalliſche
Ductus mit ihren Waſſer-Adern beruͤh-
ren, waſchen ſie von dergleichen etwas
ab, und fuͤhren es durch die Erde an die
Qvellen, Baͤchlein, und Fluͤſſe als
ſchwartzen Schlich, welcher von Ertz ge-
waſchen, auch wohl gar Gold-Koͤrner,
in Groͤſſe, Farbe und Geſtalt eines eckig-
ten bleyern mittel Schrots, wie etwan
am Reinſtrohm, oder der Donau in Un-
gern ſolches Waſch-Gold bekant iſt,
dahero das bekante Reiniſche, oder auch
Ungariſche Gold kommt, wie dann auch
im Boͤhmiſchen Rieſen-Gebuͤrge, umb
Hirſchberg, an der Queiß verſchiedenes
anzutreffen; Und muͤſſen dergleichen
Berg-Qvellen allerſeits ſtuͤndlich als ein
Perpetuum mobile aus ihrem innerſten
Aerario oder feuchten Schatz-Kammer
jedesmahl ihre Qvotam denen Wald-
Baͤchlein und dieſe denen Fluͤſſen con-
tribuir
en, ſolche aber dem groſſen Welt-
Meer alles Waſſer berechnen. Jn derglei-
chen Mineraliſchen, Metalliſchen, mit
Steinritzen und Kießling befindlichen
Waſſer-Baͤchlein und ſchattichten ver-
wachſenen hohlen Ufern befinden ſich
oͤffters die herrliche und edele Forellen,
als der vornehmſte Fiſch, ſo im Septem-
ber
ſtreichet, mit vielen ſchoͤnen Zinno-
berrothen Flecklein gezieret; Sie ſollen
monathlich ihre Reinigung wie ein
Weibsbild haben, deren die ſchwaͤrtz-
lichten ein weit koͤrnigters und wohlge-
ſchmackteres ſuͤßlicher Fleiſch haben, als
die gelblichten oder weißlichten. Es iſt
ein wie ein Pfeil wider den Strohm
ſchnellſchießender behender Fiſch, welcher
ſonſt mit ſeinen hellen Augen auch den
Schatten des Menſchen fuͤrchtet, jedoch
am Rande unterm Ufer ſtehend, mit
dem Finger unterm Bauch ein wenig
beruͤhret, vor Wohlthun ſich zur Sei-
ten umbwendet, daß man ihn behend
greiffen und herauswerffen kan, mit
welcher Thorheit er oͤffters gefangen
wird. Es geſchiehet zwar auch durch
Reußen, Qverder und Angeln, ſo mir
aber nicht bekant, auch meines Vorha-
bens nicht iſt, ſondern ich will ſolches
denen Fiſchern uͤberlaſſen. Wiewohl
man zwar auch das Fiſchen, gleichwie
das Vogelfangen, mit zu dem Weyde-
wercke rechnen will. Hieraus nun wird
der geneigte Leſer den Uhrſprung des
Waſſers und aller weſentlichen Geſchoͤpf-
fe, ſo in Phyſica naturali ſubterranea oc-
culta,
oder in denen verborgenſten un-
terirdiſchen wunderswuͤrdigen Geſchoͤpf-
fen Goͤttlicher Allmacht vorkommen ſind,
genau betrachten, und erſehen, daß die-
ſer allweiſe Schoͤpffer allen Creaturen
ſolches humidum radicale zur Erqvickung
reichlich verordnet. Wie gluͤckſeelig le-
beten doch nicht die Menſchen der erſten
Welt in ſo einer geſunden Natur, und
kamen zu hohem Alter, wie Adam, Me-
thuſalem, und andere, als ſie Wurtzeln
und Kraͤuter, Gewaͤchß und Fruͤchte aſ-
ſen, und das liebe Waſſer trancken, ſich
nuͤchtern und maͤßig hielten: Nahm nicht
gleich nach der Suͤndfluth die Natur ab
und das Alter, wie Noa anfing Wein-
C 3berge
[22]Erſter Theil/
berge zu bauen, hitzige Getraͤncke zu ma-
chen, ſich voll zu trincken und Kebs-Wei-
ber zu beſchlaffen? Wir ſehen es ja
taͤglich noch an der Bauren Alter und
Geſundheit, welche bey ſteter Arbeit,
Brod und Waſſer, viel geſuͤnder, als
voꝛnehme reiche, wolluͤſtige und faule Leu-
te ſind, bey welchen die Unzucht die Gicht
und Reiſſen der Glieder erwecket, folglich
die Spiritus Vitæ gaͤntzlich enerviret und
diſſipiret werden. Die alten Heyden
vergoͤtterten und beteten zum oͤfftern,
nach Varronis Meynung, an die hellrau-
ſchende klare flieſſende Waſſer-Baͤch-
lein, wegen ihres anmuthigen Thons,
Klangs oder Geraͤuſche, ſo ſie in einſa-
men Hoͤhlen, gleichſam als ein Sacrum
perpetuum mobile
von ſich hoͤren lieſſen,
und lobeten daſſelbige, weil es nicht al-
lein ihren Verſtand erhalte, ſondern
auch ihren Durſt loͤſche, darinnen uns
auch die Heyden beſchaͤmen muͤſſen, da
ſie aͤlter geworden, als wir. Jſt alſo
unſtreitig das liebe Waſſer nebſt dem
taͤglichen Brod eines der vornehmſten
Requiſitorum, womit ſich alles erqvicket
und labet. Wie bruͤnſtig der Hirſch
nach friſchem Waſſer ſchreyet, deſſen ge-
dencket Koͤnig David in ſeinen Pſalmen.
Mehrere Exempel und Spruͤche der H.
Schrifft, oder phyſicaliſche Definitiones
zu allegiren, wollen wir umb geliebter
Kuͤrtze willen uͤbergehen, und uns oh-
ne laͤngern unnoͤthigen Verzug zu un-
ſerm vorhabenden Scopo wenden, und
die ausfuͤhrliche Beſchreibung der Hey-
den, und Waͤlder, ſo eigentlich auf ſol-
chem Erdboden und Gebuͤrgen wachſen,
als welche der Allmaͤchtige dem Wilde
zum Hauſe, und die Wuͤſte zur Woh-
nung gegeben, vor uns nehmen. Es
dienet aber hierbey dem geneigten Leſer
zur hoͤchſtnuͤtzlichen Nachricht, daß bey
Erſchaffung der Welt, nach Goͤttlicher
Ordnung, die Erde Graß und Kraut,
auch fruchtbare Baͤume, jegliches nach
ſeiner Art, auffgehen, und jedes durch
ſeinen eigenen Saamen ferner auf Er-
den vermehren laſſen, zu welchem Ende
und weil kein Wild ohne Holtz, wie be-
kant, ſeyn kan, wir des Holtzes und de-
rer Baͤume Eigenſchafft genauer be-
trachten wollen. Und wie in allen Wiſ-
ſenſchafften die Erfahrung das beſte thut,
alſo kan man ſich auch in dieſem Stuͤck
bey denen Pechleuten, Holtzhauern,
und Hirthen mit Fleiß erkundigen, die
durch ſtete Betrachtung ſolcher Natur
in Einfalt mehr wiſſen, als mancher ſtol-
tzer und aufgeblaſener Mann: welches
ich aus treuhertziger Meynung hierbey
rathen will.


Von Heyden und Waͤldern.


Was ungeheuere dunckele Wildnuͤſſen,
weitlaͤufftige groſſe Waͤlder und lang-
wierige Heyden denen Laͤndern, ja wohl
gantzen Koͤnigreichen vor ein furchterli-
ches Anſehen, Schrecken und Entſetzen
verurſachen koͤnnen, bezeugen nicht al-
lein die alten Scribenten, als Corneli-
us Tacitus,
von dem unſer liebes altes
Teutſchland ein duͤſter und fuͤrchterli-
ches, oder Regio ſylvis horrida, ein er-
ſchreckliches Holtz-Land, ingleichen von
denen Roͤmern Sylva Hercynia, der
Hartz- oder Schwartz-Wald genennet
wird, von welchem Julius Cæſar geſchrie-
ben, daß er auf neun Tage-Reiſen in der
Breite ſich erſtrecket habe, die Laͤnge aber
man nicht eigentlich wiſſen koͤnnen; Son-
dern es erweiſet auch annoch heut zu Ta-
ge die taͤgliche Erfahrung, was zwiſchen
denen in der Nachbarſchafft angraͤntzen-
den Koͤnigreichen, als Pohlen, Moſcau,
Schweden und dergleichen Europæi-
ſchen Laͤndern, woſelbſt zeithero wegen
des groſſen langwierigen Krieges ziemli-
che Unſicherheit geweſen, und unſerm itzi-
gen cultifirten und bewohnten Teutſch-
land vor ein mercklicher Unterſcheid ſey.
Ja wir finden in der Heiligen Schrifft,
daß unſer Herr Chriſtus vom Geiſt in
die Wuͤſten gefuͤhret, und vom Satan
allda allenthalben, auch im Gebuͤrge,
gantzer viertzig Tage herumb gefuͤhret
und unterſchiedlich verſuchet worden,
daraus leicht zu urtheilen, daß vor alten
zeiten in ſolchen Wildnuͤſſen wohl vor-
mahls ſolche Satyriſche Geiſter und Teuf-
feliſche Geſpenſter gewohnet haben muͤſ-
ſen. Es melden Zeilerus und Præto-
rius,
daß man auf dem Hartz-Walde im
Jahr 1240. zween Satyros oder wilde
Menſchen mit langen Schwaͤntzen ge-
fangen, davon das Weiblein, da es ver-
wundet worden, geſtorben, das Maͤnn-
lein aber lebendig blieben und zahm ge-
machet worden, auffrecht gangen, auch
endlich reden lernen, doch keine Vernunfft
gehabt, groſſe Geilheit erwieſen und wie
eine Ziege geſchrien. Eben dieſer Autor
meldet,
[23]Von der Erden.
meldet, daß daſelbſt 1597. auff dem Hartz,
unter dem Klettenberg ein ſtarcker Lind-
wurm von gelb und gruͤner Farbe, un-
ten am Bauch Fuͤße habend, manns-
dicke, uͤber die achzehen Schuh lang, ge-
weſen, und habe einen Kopff wie eine
Katze gehabt. Desgleichen ſoll auch in
der Graffſchafft Hohenſtein von zweyen
Holtz-Hauern ein Lindwurm mannsdi-
cke, von zwoͤlff Schuh lang, und einen
Wolffs-Kopff habend, todgeſchlagen wor-
den ſeyn. Jn der Schweitz zu Solo-
thurn umb Jacobi 1654. gieng ein Am-
mann nebſt einem Jaͤger dem Wilde
nachzuſpuͤhren, und traffen in einer
Berg-Hoͤhlen einen Drachen an, der ei-
nen Schlangen-Kopff, Halß und
Schwantz, auch vier Fuͤße, eines Schuhes
hoch gehabt, und war allenthalben mit
grau, gelb und weißlicht gefleckten Schup-
pen geſprengelt geweſen; Wie er ſie ge-
mercket, iſt er in die Hoͤhle mit ſtarckem
Geraͤuſch gekrochen. Aus dieſem und
dergleichen Begebenheiten nun, iſt un-
ſtreitig abzunehmen, daß vor dieſem in
dergleichen verwachſenen Wildnuͤſſen,
es wuͤrckliche Satyros oder wilde Maͤn-
ner, desgleichen Drachen, Lindwuͤrmer,
groſſe Schlangen und anderes Unge-
ziefer mag gegeben haben: Wie denn
nicht weniger die haͤuffige wilden Baͤh-
re, Woͤlffe, Luchſe und dergleichen, de-
nen Menſchen graͤuliches Schrecken ver-
urſachen muͤſſen. Es hatten die Hey-
den ihre Oracula und Goͤtzen in hohlen
Eichen, woſelbſten ſie die Goͤtter conſu-
lirt
en, und hielten es vor veraͤchtlich, die
Goͤtter in Kirchen und Mauern einzu-
ſperren. Ja ihre Wohnung war meiſt
im Wald unter dem Schatten derer
Baͤume, an Bergen, da ſie ſich durch
der Voͤgel-Geſang und rauſchen derer
Waſſer-Baͤchlein vergnuͤgten; Wann
ſie keinen Krieg hatten, beluſtigten ſie
ſich mit Jagden wilder Thiere; Jn ei-
nem Wald bey Antiochia wurde ein
Tempel der Dianen und dem Appollini
zu Ehren geheiliget, an deren Feſt-Ta-
gen man Kraͤntze von Laub tragen mu-
ſte. Die Kinder Jſrael hatten noch ſol-
chen Aberglauben im Gebrauch, wo ſie
nur einen dicken Baum gefunden, brach-
ten ſie ihre Opffer dahin und raͤucherten
daſelbſt. Den Gideon haͤtte bald
bey Abhauung des Baal-Haͤyns zu
Ophra der raſende Poͤbel erſchlagen;
Ja als der chriſtliche Glaube eingefuͤh-
ret worden, haben die Einſiedler ſattſam
bezeuget, daß in den Waͤldern der An-
dacht beyzuwohnen, dem eiteln Welt-
leben weit vorzuziehen ſey. Wie nun
die Waͤlder zu Friedens-Zeiten herrli-
chen Nutzen und Vergnuͤgung ſchaffen;
alſo koͤnnen auch die Einwohner in
Krieges-Zeiten ſich mit denen ihrigen
dahin ſalviren, ſich verhauen und be-
ſchuͤtzen, ſowohl in Peſt-Zeiten aus de-
nen inficirten Oertern ſich in die freye
Lufft dahin begeben und durch Holtz und
Wacholder raͤuchern ſich vom Sterben
erretten. Ob nun wohl beſagter maaſ-
ſen vor Alters Wald und Holtz genung
mag geweſen ſeyn, ſo hat dennoch Zeit-
hero das Holtzhauen dermaaſſen uͤber-
hand genommen, daß faſt allenthalben
die entbloͤſten Gebuͤrge und kahle Waͤl-
der Jederman ihre Armuth an Holtz zei-
gen und ihre Einwohner bey dem
Schoͤpffer verklagen, wie uͤbel ſie Hauß
gehalten, und daß, wenn ihnen gleich die
Natur zu zeiten mit Saamen behuͤlff-
lich waͤre, ein geringer Anflug und Wie-
derwachs ſich auch zeigete, ihnen doch ſol-
cher von dem Viehehuͤthen beraubet
wuͤrde. Dahero der ſeel. Lutherus ge-
weiſſaget, es werde Teutſchland vor dem
juͤngſten Tage an drey noͤthigen Requi-
ſitis
mangeln, als an guten aufrichti-
gen Freunden, an tuͤchtiger und wichti-
ger Muͤntze, und an wildem Holtze, wel-
ches leyder! die taͤgliche Erfahrung mehr
als gar zu gewiß bezeuget. Man erwe-
ge ja nur, wie das Holtz dem menſchli-
chen Geſchlechte, ja wohl allen lebendi-
gen Creaturen durch Gottes gnaͤdige
Vorſorge hoͤchſtnoͤthig ſey. Muͤſten wir
nicht bey grimmiger Winterkaͤlte er-
ſtarren und erfrieren, wovon ſolte Hauß,
Wagen, und Pflug, oder Ege, Schiff
und Geſchirr, ja alles erdenckliche Hauß-
Geraͤthe der Menſchlichen Nothdurfft
und Nahrung dieſes Lebens in Erman-
gelung des Holtzes gemachet werden? auch
blieben unſtreitig in denen Gebuͤrgen die
Schaͤtze der Erden, Gold, Silber, Eyſen
und Zinn, alle Metallen, Mineralien
und Farben, ohne Holtz und Kohlen, ver-
borgen und vergeſſen liegen, als worin-
nen doch Nervus rerum gerendarum
wuͤrcklich verhanden. Haͤtte nicht die
Goͤttliche Providenz denen wilden Thie-
re beſondere finſtere Dickigten oder jun-
ges Holtz zu Behaͤltnuͤßen geordnet, wo
wolten denn dieſe armen Thiere vor
Nachſtellungen derer Menſchen, derer
Raub-Thiere und Hunde, ja vor Kaͤlte
des
[24]Erſter Theil/
des grimmigen Winters, Schnee und
Eyß, Sturm und Ungewitter ſich ver-
bergen koͤnnen? Anderer unzehlbahrer
Merckwuͤrdigkeiten, wegen unentbehr-
lichen Nutzen des Holtzes ferner zu ge-
dencken, wollen wir umb geliebter Kuͤr-
tze willen, uͤbergehen, uns ad Scopum
vornehmlich machen, und worinnen ei-
gentlich die Materien des Holtzes beſte-
he, phyſice anſehen. Es ſind die Baͤu-
me einiger maaſſen vor anders nichts zu
conſideriren, als oberirdiſche Erd-Ge-
waͤchße, ſo nebſt andern Vegetabilibus
terræ
aus dem Schooß der Erden, oder
Matrice ihren unterirdiſchen Nahrungs-
Safft oder ihre zeugende Krafft durch
die Feuchtigkeit in die Wurtzeln anzie-
hen und nach Beſchaffenheit derer dar-
unter befindlichen Mineralien an Ge-
ſchmack, Geruch, Farbe und Geſtalt un-
terſchiedlich ſich veraͤndern, denen auch
die Conſtellatio Cœli, worunter ſie gruͤ-
nen, vieles beyfuͤget; dahero mancher
Baum, welcher etwan von Vitriol,
Schweffel, Saltz, oder anderer minerali-
ſcher Erde ſeinen Nahrungs-Safft
durch die Wurtzeln, wie gemeidet, an ſich
ziehet, einen aromatiſchen und balſami-
ſchen Hartz-Geruch giebet, oder, nach-
dem die Ductus der mineraliſchen Duͤn-
ſte ſind, auch eine Bittrigkeit, ſauern
oder ſuͤſſen Geſchmack, geſunden oder
gifftigen Liqvorem denen Fruͤchten,
Saamen, Knoſpen und Blaͤttern mit-
theilet. Dieſer angezogene Safft, er
ſey beſchaffen, von welcherley Subſtanz
er wolle, ſteiget von denen Faͤßlein durch
die Wurtzeln nicht allein in Kern mitten
in den Stamm des Baums, ſondern
auch durch die rings umbher gewachſene
Poros, Ductus, oder ſo genannte Jahr-
wachs in die Hoͤhe hinauff, biß in den
Gipffel, und treibet umb ſich durch ſol-
che Ringel den Stamm je mehr und
mehr in die Dicke; Und weil der inner-
liche feuchte Liqvor ein Saltz bey ſich fuͤh-
ret, welches ihn tauerhafft, hart und feſt
machet, und zu einem hohen Alter brin-
gen kan, gleichwohl aber inwendig kuͤhle
und auswendig warmer Complexion iſt,
ſo ſtreiten beyde, aus welcher Mixtur ver-
mittelſt der Sonnen-Strahlen, des Re-
gens Naͤſſe, und der Winde Erhaͤrtung
die Schale, Haut, oder Rinde des
Baums generiret wird, worunter ſol-
cher innewohnende ſalnitriſche Liquor
ſowohl zwiſchen Rinbe und Holtz durch
groͤſſere Ductus oder Schweiß-Loͤcher,
als auch durch das innerſte Marck oder
Kern, und die umbhergewachſene Rin-
gel, ſeinen in der Wurtzel præparirten
Safft mit ſolcher Wirckung evaporiret,
und aufſteigen laͤſſet, daraus er die neu-
en Schoͤßlinge, Knoſpen, Bluͤte, Blaͤt-
ter, Fruͤchte und Saamen, vermittelſt
Goͤttlicher Krafft, wunderſam generi-
r
et, und des Sommers-Zeit nebſt andern
floriret, biß im Herbſt, nach abgefallenen
reiffen und zeitigen Fruͤchten oder Saa-
men, die Blaͤtter verwelcken und end-
lich abfallen, ſodann die trockene pene-
trant
e Herbſt-Winde den Safft durch
die Poros derer abgefallenen Fruͤchte,
Saamen und Blaͤtter zuruͤck treiben
und die Kaͤlte ſolche Poros verſchlieſſet,
hierauf faͤllt dieſer herrliche Liquor oder
zeugende Nahrungs-Safft, er ſey duͤn-
ne oder fett, oͤhlicht oder fließigt, wiede-
rumb durch die Ductus herunter in ſeine
Wurtzeln und den Erden-Schooß, dar-
aus er entlehnet, haͤlt gleichſam Still-
ſtand und ruhet von ſeiner Arbeit, be-
wahret ſeinen Lebens-Geiſt vor des Win-
ters rauhen Froſt gleichſam unten ver-
ſchloſſen, biß ſeine Zeit wiederumb zu
gruͤnen herbey koͤmmet: Es ſetzet aber
ſolcher Liquor nicht allein alle Jahre des
Sommers umbher einen groͤſſern Cir-
cul und erweitert die Dicke ſeines Stam̃s,
wiewohl ſolche Circul von auſſen im-
mer dichter kommen, innewendig aber,
nach dem Marck und Kern zu, da ſie in
der Jugend gewachſen, weiter zu befin-
den ſeyn, daß man wohl oͤffters, nach
Dicke des Stamms, hundert und fuͤnf-
zig und mehr dergleichen Circul gefun-
den, welche gegen die Mittags-Seite
dichter und haͤrter verwachſen; Son-
dern er zeuget auch uͤber ſich empohr
jaͤhrlich ſeine Ramos oder Aeſte, Zweig-
lein oder Qvirll biß in die oberſte Spitze,
woraus das Alter des Baums, ſoviel
man abgemercket, zu erkennen. Nach
voͤllig erlangtem Wachsthum und Still-
ſtand ſetzet er weder Circul, noch Aeſte,
ſondern ſtirbt ab.


Von Unterſcheid des Holtzes.


Es hat der Allweiſe Schoͤpffer Him-
mels und der Erden durch die guͤtige Na-
tur die Baͤume aus der Erden auff wun-
derſame und vielerley Art an Wachs-
thum,
[25]Von der Erden.
thum, Farben, Geſtalt, Fruͤchten, Saa-
men und Blaͤttern unterſchieden, und
weißlich geordnet, damit eines vor dem
andern wohl erkannt, und hieraus deſ-
ſen Allmacht betrachtet und geprieſen
werden moͤge. Es ſind aber dererſel-
ben zweyerley Gattungen, nemlich zah-
me und wilde. Die zahmen wer-
den von uns armen Menſchen in denen
Gaͤrten und Wohnungen mit groſſer
Muͤhe im Schweiß unſers Angeſichts und
vielem Fleiß erzogen, und deren Fruͤchte
unter Erkaͤnntniß unſerer erſten Eltern
Suͤnden-Falls von uns genoſſen. Was
aber die wilden Baͤume betrifft, welche
durch Goͤttliche Allmacht ohne Zuthu-
ung des Menſchen ihren Stamm viel
hoͤher, geraͤder, ſtaͤrcker und anſehnlicher
treiben und ſo herrlich wachſen, ſo haben
dieſelben deshalben unſtreitig eine weit
mehrere Prærogativ vor denen zahmen.
Die wilden Baͤume in Heyden und Waͤl-
dern ſind abermahls zweyerley Gattun-
gen, als das Blat- odeꝛ Laub-Holtz, und fer-
ner das Tangel- oder Hartz-Holtz. Das
Laub-Holtz nun zu beſchreiben, iſt zu wiſ-
ſen, daß, wann im Herbſt deſſen Blaͤtter
verwelcket, abgefallen, und der Safft in
dem Schooß der Erden verſchloſſen lieget,
deſſen Zweiglein den kalten und ſtrengen
Winter uͤber rauch, mit Froſt uͤberzo-
gen, traurig ſtehen: Dargegen aber
bald im Fruͤhling durch ihren Safft mit
jungen Knoſpen ſich verſehen, anmuthig
ausſchlagen, bluͤhen, gruͤnen und ſich
mit Laub, Fruͤchten und Saamen, jeg-
liches nach ſeiner Art, vortrefflich ſchmuͤ-
cken, als wie die Eiche, die Buche, die
Eſche, Bircke, Erle und Aeſpe, oder der-
gleichen laubigte Baͤume mehr. Sol-
che gedachte Gattungen des Laub-Holtzes
ſind abermahls zweyerley, als hartes und
weiches, zu deren Unterſcheid das harte
ein kleineres Blat traͤget, von dunckeler
gruͤner Farbe und oͤhlichter Subſtanz, iſt
auch von haͤrterem und tauerhaffterm
Holtze, als die andere Art, ſo groͤſſer
Laub, von lichterer Farbe, und wei-
cherm Holtz hat, wie man denn in der Er-
fahrung befinden wird, daß die Stein-
Eiche haͤrter, als die Roth-Eiche iſt, und
die Weiß-Buche feſter, als die Roth-Bu-
che; dergleichen man auch von der Weiß-
und Roth-Bircke, Weiß- und Roth-Er-
le und anderem Laub-Holtz ſagen kan.
Das Tangel- oder Hartz-Holtz hat
zwar keine Blaͤtter, iſt aber an de-
ren ſtatt mit deſto ſchoͤnern holdſeelig
angenehmen gruͤnen Nadeln gezieret.
Und weil deſſen balſamiſcher und aro-
mati
ſcher erzeugender Nahrungs-
Safft von einer Terpentiniſchen oͤhlich-
ten Subſtanz, und dahero vor der Kaͤlte
und Naͤſſe ſehr tauerhafftig iſt, ſo gruͤ-
net er die Sommers- und gantze Win-
ters-Zeit uͤber hoͤchſt angenehm und er-
freulich, jedoch wie der Safft des Fruͤh-
Jahrs, wie vorgemeldet, in die Hoͤhe
und alſo in die Aeſte ſich ausbreitet, und
denen Zweiglein friſchen Safft mitthei-
let, purgiret ſich die Natur, und verſuͤn-
gert nach und nach durch junge Na-
deln, da die alten, deren Zugang die
Kaͤlte verſchloſſen, ausgedorret abfallen,
und dahero die jungen eine gantz neue
ſchoͤne Geſtalt lieblich vorſtellen, biß ſie
ihre Zapffen und den darinnen befindli-
chen Saamen, jedes nach ſeiner Art, des
Herbſts, wenn er reiff, abfallen laſſen;
Dergleichen der Ceder-Baum, der Tan-
nen-Baum, die Fichte und Kiefer, auch
der Wacholder- und Tax-Baum ſind,
unter welchem Tangel-Holtze eben, wie
bey dem Laub-Holtze, hartes und wei-
ches zu finden ſeyn ſoll, ſo die Praxis am
beſten lehret. Uberdiß ſtatuiren nicht
allein die meiſten Philoſophi, ſondern
auch die erfahrnen Holtz-Arbeiter, daß
auch wiederumb bey jeder Gattung Hol-
tzes zweyerley Naturen, oder Geſchlech-
ter ſeyen: als Maͤnnliches und Weibli-
ches, deren das Maͤnnliche keine Fruͤchte
oder Saamen trage; Das Weibliche
hingegen ſich mit Fruͤchten und Saamen
vermehre. Beyde Geſchlechter haͤtten
wunderſam ihre Correſpondenz durch
die Wurtzeln in der Erden, ſtuͤnden aber
aͤuſerlich zuͤchtig, keuſch und erbar, wel-
ches andere vor eine Muthmaſſung hal-
ten, und ich in ſeinem Werth beruhen
laſſen will; doch iſt vieles in der Natur
uns Menſchen verborgen. So nun der
Baum ein wohl temperirtes Clima und
Conſtellationem Coeli oder gute Witte-
rung und recht geſunden Erdboden an-
getroffen, anbey von Menſchen und
Vieh, beſonders von der unverſchaͤmten
Holtz-Axt Friede hat, ſo kan er auch ſein
natuͤrliches Alter wohl erlangen, und
auf unglaubliche Jahre hinaus bringen,
welches durch viele Experimenta erweiß-
lich iſt. Daferne aber in der Erden mo-
raſtiger Grund, mineraliſche oder Vitrio-
li
ſche Duͤnſte, Kalck, Muͤrbel-Farbe, oder
todte Erde ſich befinden, und die Wurtzel
treffen, auch wuͤthende Sturm-Winde
Ddie
[26]Erſter Theil/
die Baͤume mit den Wurtzeln loßreiſſen,
die Hitze, Kaͤlte und Winde die Wur-
tzeln ausdrocknen, das Ungeziefer, die
Raupen und Kaͤfer Schaden thun, oder
durch vieles Hartzreißen, Lochen und
Baumringeln, oder Baſtſcheelen, Scha-
den geſchicht, ſo muß der Baum verdorren
und abſterben, denn das Hartz, als des
Baumes edelſte Krafft verſtaͤrcket ſeinen
Wachsthum und Lebens-Geiſt. Durch
deſſen Beraubung aber bleibt er zu-
ruͤck und nimmet ab. Wie dann an-
derweit die innerlichen Kranckheiten de-
rer Baͤume, als der Brand, der Wurm,
Hertzklufft, Rindſchaͤlig und dergleichen,
durch aͤuſerliche Excrementa, Schwaͤm-
me oder andere Merckmahle ſich mercken
laſſen. Recht wunderſam iſt zu ſehen,
wie Goͤttliche Vorſorge zu des Baums
Nahrungs-Safft, Wachsthum, Præcau-
tion
vor Kaͤlte und Hitze, vor Vieh, Un-
geziefer, und mehrer Ungemach ihme
die Rinde oder Schaale gleichſam zu ſei-
ner Haut und Beſchirmung geordnet,
welche an der Nord-Sturm- oder Wet-
ter-Seite gemeiniglich ſtaͤrcker und groͤ-
ber, auch wegen Feuchtigkeit vom Schnee
oder Regen, oͤffters mit Mooß bewachſen
iſt, woraus man die Nord- oder Mitter-
nacht-Seite mercken kan. Letztlich iſt
auch nicht zu vergeſſen, daß unter denen
wilden Baͤumen auch die Fruchtbahren
zu bemercken ſind, als: Aepffel-Birnen-
und dergleichen wilde Obſt-Baͤume, wel-
che aber weit kleiner, niedriger und knor-
richt wachſen. Die ſo genannte Miſtel,
welche zuweilen oben auf dem oberſten
Gipfel, oͤffters auch auf denen Aeſten o-
der Zweigen, ja wohl gar, wiewohl ſel-
ten, am Stamme heraus waͤchſet, hat
ſeinen ordentlichen Uhrſprung von der
uͤberfluͤßigen Terpentiniſchen Fettigkeit
des Baums; Jſt ein gelblichtes Gewaͤchß,
das zuweilen weiſſe Beerlein traͤgt, und
hat kleine Blaͤtter, wie Buchs-Baum;
Jngleichen findet man auch zuweilen
auf denen Aeſten der Baͤume ein ſtrau-
bigtes kurtz verwirrtes Gewaͤchß, mei-
ſtens bey dem Tangel-Holtz, wie ein Neſt,
der Donnerbeſem genannt, wovon der
gemeine Mann ſtatuiret, ob ſolle es von
denen Strahlen oder Blitz des Gewitters
herruͤhren; Jch halte aber davor, daß
es vor eine Mißgeburth des Baums zu
achten, und ſeinen Urſprung von einem
unreinen Nutriment, und vergiffteten
Nahrungs-Safft habe, wie bey theils
Menſchen der uͤbrige Neben-Zehe oder
Finger, item die Gewaͤchſe, Beulen o-
der Kroͤpffe, die Hoͤcker und dergleichen
ſind, weiln die Natur oͤffters eine wun-
derſame Tranſmutation vornimmet, oh-
ne, daß man deſſen gruͤndliche Urſache
genau penetriren kan. So wachſen und
ſtehen auch die meiſten Aeſte gegen die
Mittags-Seite, weiln daſelbſt die Son-
ne mehr wuͤrcket. Nach der Nord-
Seiten aber waͤchſet alles haͤrter, glatt,
und ohne Aeſte. Man wird befinden,
daß die Natur die Baͤume an dem Rand
eines Waldes viel feſter vor Sturm-
Wetter verwachſen laſſen, als die andern;
Auch muß bey Ausgrabung und Ver-
ſetzung junger Baͤumlein billig, wie ſie
geſtanden, bemercket werden, daß die vier
Theile oder Winde wieder eintreffen,
ſonſten wuͤrde das Pflantzen vergeblich
ſeyn, und koͤnten die Baͤume nicht wach-
ſen, wann die zart gewachſene Sommer-
oder Mittags-Seite gegen die rauhe
Nord-Seite gekehret wuͤrde. Wo das
Wetter, Regen, Schnee und Thau von
oben herunter trifft, oder anſtiebet, da
waͤchſet das Mooß am liebſten. Wann
die Holtzſchreyer, Eichhoͤrner oder Feld-
Maͤuſe des Herbſts die Eicheln und Buch-
Eckern verſcharren, und nachhero ver-
geſſen, wachſen haͤuffige Straͤucher.


Von dem Baum-Saamen.


Es ließ der allmaͤchtige und allwei-
ſe Schoͤpffer anfaͤnglich gleich bey
Erſchaffung der Welt aus der Er-
den Graß und Kraut, nebſt frucht-
bahren Baͤumen, die ihren eigenen
Saamen bey ſich hatten, ein jegliches
nach ſeiner Art, aufgehen und ſich be-
ſaamen, wie wir in der Heiligen
Schrifft Geneſ. I, v. 11. 12. mit mehrerm er-
ſehen; Woraus abzunehmen, daß dieſe
goͤttliche Vorſorge zu Fortpflantzung und
Vermehrung ſorgfaͤltig bedacht geweſen.
Jſt alſo nach der Schoͤpffung der Saa-
men einig und allein der Uhrſprung al-
ler Baͤume, und zwar jegliches nach ſei-
ner Art, von Anfang her geweſen, und
werden dieſelbe auch vermuthlich nach
Goͤttlicher Ordnung ſich auff keine andere
Weiſe vermehren, ſo lange die Welt ſte-
het. Es will aber eine jede Art Ge-
waͤchß ſein abſonderliches himmliſches
Geſtirn und Clima haben, worinnen
deſſen
[27]Von der Erden.
deſſen Saame am fuͤglichſten auskaͤu-
men, wachſen und bald auffſchieſſen, auch
von widerwaͤrtiger contrairer uͤbeler
Witterung am wachſen nicht verhindert
werden moͤge. Es ſtehet aber insge-
mein aller Baum-Saame ſehr feſte an
denen Zweigen, ehe und bevor er reiff
geworden; Da er aber nun ſeine Zeit
vollkommen erlanget und ferner keinen
Zugang mehr zu hoffen hat, faͤllet er
durch der Sonnen Hitze, des Regens
Feuchtigkeit und der Winde Zerthei-
lung ab, und appliciret ſich zu fernerer
Vermehrung. So er nun die Erde bey
ſeiner erſteren Ankunfft beruͤhret, deren
natuͤrlichen Feuchtigkeit aus innerlichem
Trieb an ſich ziehet, und die Atomi der
Erden, als die Matrix ſolcher Geburt ei-
nes hierzu geſchickten Climatis, vermit-
telſt der warmen mineraliſchen Duͤnſte
ſich zugleich eindringen, ſo ſchwillet von
der Hitze und Feuchtigkeit die Materie
des erfuͤllten Saamen-Korns auff, biß
es auffbricht oder kaͤumet, und kleine
Faͤßgen zeiget, welche ferner die Erde er-
greiffen, durch die Poros einwurtzeln,
zum Wachßthum mehrere Feuchtigkeit
an ſich ziehen, und ſolcher Geſtalt ihre
Geburts-Statt nehmen; Dieweiln nun
caſu fortuito zum oͤfftern ſolcher Baum-
Saame im Herabfallen entweder auff die
Aeſte, Blaͤtter, andere Baͤume, Staͤm-
me oder Straͤucher, Felßen oder Steine,
Mooß oder Laub, und dergleichen faͤllet,
alſo die Erde zu ſeinem Wachßthum nicht
genugſam erreichen kan, ſondern ohne
Nutzen liegen bleibet, ſo verzehret er ſich
in ſich ſelbſt, verdirbet und vergehet,
entweder von der Kaͤlte, Froſt, groſſer
Duͤrre oder erſticket ſonſten im Mooß
oder Graß, wird von Voͤgeln gefreſſen,
oder koͤmmet anderswo umb. Deshal-
ben hat der allweiſe Schoͤpffer durch die
guͤtige Natur deſto mehrern Uberfluß
des Baum-Saamens verordnet, da-
mit kein Geſchlecht der Baͤume, zu groſ-
ſem Schaden der Menſchen und Thiere,
untergehen und verlohren ſeyn ſolle:
Maaſſen ohne diß nicht alle Jahre der
Saamen gerathen will, ſondern, nach-
dem die Witterung einfaͤllet, vermehret
oder verringert ſich auch die Natur und
Fruchtbarkeit des Baums. Derohal-
ben ſolte man ſich hierinnen nicht eben
gar zuviel auf die guͤtige Natur verlaſ-
ſen, und nur das Holtz vertilgen, nicht
aber auf den Wiederwachß bedacht ſeyn,
ſondern es koͤnte nicht ſchaden, wann
man mehrere Sorgfalt brauchte, und
durch Saͤung des Baum-Saamens,
vermittelſt Goͤttlicher Huͤlffe, die wuͤſte
und leere abgehauene Holtz-Flecke wie-
derumb anwuͤchſig machte, indem ja
gnugſam bekant, wie geſchwind ein Baum
in einer kurtzen Zeit umbgehauen und
verbrauchet iſt; Dagegen ſolcher lange
Zeit wachſen muß, ehe er zum Gebrauch
dienlich werden kan. Wunderſam hat
die Natur den Saamen der Baͤume ſo
fleißig und wohl verwahret, und ihn
vor allem Schaden, aͤuſerlichem Froſt und
Hitze mit harten Schuppen oder Sta-
cheln beſchirmet, dem Kern aber ſowohl
aͤuſerlich eine feſte Haut, als innerlich ein
beſonderes Haͤutlein und zu ſeiner lang-
wierigen Conſervation eine Terpentini-
ſche Olitaͤt oder einen Balſamum innatum
mit einer verborgenen Waͤrme mitge-
theilet, wodurch er aus innerlichem Trieb
die aͤuſerlichen Accidentia, als die durch
der Sonnen-Hitze extrahirte Tincturam
e matrice
zu ſeinem Nutriment coaguli-
ret, biß er durch ſolche innerliche Wuͤr-
ckung aufbrechen muß, und zu kaͤumen
und wurtzeln anfaͤngt, wie ich bereits
vorhero erwehnet habe. Ja man ſiehet
ferner die bewundernswuͤrdige Allmacht
GOttes bey Aufkaͤumung ſolches Saa-
mens, ſo klein er auch ſeyn moͤchte, in-
dem in kurtzer Zeit an ſolchem durch ein
Microſcopium augenſcheinlich und klar
die Wurtzeln, der Stamm, die Aeſte oder
Zweige, die Schaale, ja gar die Blaͤtter
oder Tangel wahrgenommen werden
koͤnnen, jedoch alles, wie leicht zu erach-
ten, gleich einem weichen warmen fluͤſ-
ſigen, oder zarten Wachs, ſo auch ein
rauher Wind leicht verderben koͤnte,
wann die Natur nicht auf ihren Schutz
bedacht waͤre, und manchen Schaden
verhuͤtete. Aus dergleichem wilden
Baum-Saamen nun und deſſelben Phy-
ſicali
ſchen Naturmaͤßigen Eigenſchafft,
wie ich bereits beſchrieben habe, wachſen
die wilden Baͤume aus der Erden her-
vor, wann entweder natuͤrlicher Weiſe
von denen ſtehend gelaſſenen Saamen-
Baͤumen bey vollkommener Zeitigung
der Saame eines jeden Baumes Art
von ſich ſelbſt, ſo er reiff worden, herab
faͤllet und vom Winde diſſipiret wird,
daß er gleichſam anfleucht, dahero der ſo
genannte junge Anflug entſtanden; Oder
wenn an verwuͤſteten ruinirten und lee-
ren Holtz-Plaͤtzen, da kein Wiederwachß
zu hoffen, durch des Menſchen Fleiß und
D 2em-
[28]Erſter Theil/
emſige Cultifirung des Saamens wieder
junges Holtz angebauet wird, wovon mit
Gottes Huͤlffe an ſeinem Ort mit meh-
rerm Meldung thun werde. Nachde-
me ich nun, ſo viel mir bekant, die na-
turmaͤßige Betrachtung des Gehoͤltzes
generaliter benebſt deren phyſicaliſchen
Uhrſprung der Menſchlichen Vernunfft
nach moͤglichſt demonſtriret; So wird
nunmehro wohl noͤthig ſeyn, eine ſpeci-
al
e Anatomie vorzunehmen und eines
jeden Baums abſonderliche Naturmaͤſ-
ſige Eigenſchafft, deſſen Saamen,
Wachßthumb, Nutzen und Beſtes, mit
aller Zubehoͤr dem geneigten Leſer, durch
kuͤnfftige Praxin, ſoviel mir moͤglich
ſeyn wird, hiermit vorzuſtellen.


Von der Eiche.


Unter denen wilden Baͤumen, die
Gott der Herr denen Menſchen zu Nutz,
denen zahmen und wilden Thieren aber
zur Nahrung erſchaffen, iſt die Eiche der
edelſte Baum, darvon auch der Menſch
in Hungers-Noth, aus denen Eicheln
oder Fruͤchten dererſelben ſich Brod ba-
cken, oder Oehl ſchlagen kan; Die wil-
den und zahmen Thiere werden auch da-
von reichlich ernehret, und geben von der
Eckern Maſt dem Menſchen zu ſeinem
Unterhalt nicht allein fett und wohlge-
ſchmacktes Fleiſch und Speck, (darunter
ſonderlich die Weſtphaͤliſchen und Pom-
meriſchen Schincken oder Wuͤrſte be-
ruͤhmt ſind,) ſondern ſie ſind dem Wild-
praͤth auch, darvon feiſte zu werden, ſehr
dienlich, und haben nicht allein friſche Ei-
chen, ſondern auch die gantz hohl ausge-
brannt und krumb ſind, oͤffters mehr
Maſt, als die vollkommenſten. Der
Eichen zu Ehren wollen wir einige An-
tiquitæt
en anfuͤhren: Unter einer Eichen
erſchiene Gott der Herr dem Abraham
bey Sichem in dem Haͤyn More, als er
in Canaan ſich niedergelaſſen hatte; Un-
ter einer Eichen richtete Joſua einen
Stein auf, und vermahnete daſelbſt die
Kinder Jſrael den Bund mit Gott zu
halten; So ward auch Koͤnig Abimelech
unter einer Eichen zum Koͤnig derer Si-
chemithen erwehlet und gekroͤnet. Wie
Sozomenus vor gewiß berichtet, ſo ſollen
zu Kaͤyſers Conſtantini Magni Zeiten jaͤhr-
lich viele Wallfarthen nach des Abra-
hams Eichen geſchehen ſeyn. Von dem
Eichenholtze ſoll ja auch das Creutz unſers
Erloͤſers geweſen ſeyn, welches Valerianus
der Eichen zum Ruhm angemercket. Es
meldet Plinius, daß in denen hercyni-
ſchen Waͤldern unglaubliche groſſe und
hohle Eichen geſtanden, darinnen ſich die
Creutz-Ritter wieder die Heyden tapffer
gewehret, auch ſonſten ihre Archive und
Schaͤtze darinnen verwahret; Daraus
zu muthmaſſen, was vor undenckliche
Jahre ſolche Eichen geſtanden; Wie ich
denn ſowohl in meinem Thier-Gar-
then, als hinter meinem Jaͤger-Hoff
Eichen gefunden, deren Stamm in der
Dicke zwantzig und eine vierthel Elle,
Dreßdeniſch Maaß, gehabt, und den-
noch innerlich ohne allen Mangel gewe-
ſen. So werden auch hier zu Lande
faſt bey allen Doͤrffern ziemliche dicke Ei-
chen angetroffen, weiln vorzeiten die
Einwohner derſelben umb ſolche der-
gleichen Baͤume gepflantzet haben. Ei-
ne dergleichen unglaublich groſſe Linde
ſtehet in meinem Dorff Gehrau auff
dem Kirch-Hof, deren Schatten auff 60.
Schritt lang und breit ſich erſtrecket:
Dieſe haben die erſten Chriſten bey Er-
bauung der Kirchen gepflantzet, der
Stamm iſt 18tehalb Ellen Dreßde-
niſch Maaß dicke, und ſo hoch, wie der
Kirch-Thurm; Stehet annoch unver-
ſehrt in ihrem beſten Flor. Ovidius und
Virgilius melden, es ſollen die Bienen
ihren Honig wegen des ſuͤſſen Thaues,
ſo auff denen eichenen Blaͤttern waͤre,
nirgends lieber, als auf Eichen ſuchen;
ſo greiffen auch ihre Wurtzeln ſoweit
umb ſich, ſohoch der Gipfel iſt, damit
ſie ſich vor Sturmwinden unbeweglich
halten koͤnnen. Wie unentbehrlich, ja
mehr als Goldes wehrt die Eichen ſind,
ſiehet man daraus, daß zu dem Schiff-
bauen mit unglaublichem Vortheil die
Thielen und Pfoſten aus denen teutſchen
Waͤldern angeſchaffet, und die Schiffe
der See, worauf man alle Reichthuͤmer
und Schaͤtze der gantzen Welt zuſammen
bringet, daraus gebauet werden; Nicht
weniger hat man bißhero, ja taͤglich, vie-
le neue Laͤnder, mit Nutzen Europæ
durch Huͤlffe derer Orlogs- und Kriegs-
Schiffe entdecket, wovon die Hollaͤndi-
ſche Nation die beſte Nachricht geben
kan. So werden auch die Bruͤcken
und Muͤhlen in Stroͤhmen, Fluͤßen
und Waſſern, ja Keltern und Preſ-
ſen, Schieff und Geſchirre, und mit ei-
nem Wort, alles Haußgerath zur
menſchlichen Nothdurfft, eintzig und al-
lein von Eichen-Holtze gemachet, die alle
ſehr
[]

[figure]

[][29]Von der Erden.
ſehr nuͤtzlich ſind. Die Spaͤhne von Ei-
chen-Holtz ſind bey der Faͤrberey, weil
der Safft noch darinnen befindlich, ſehr
beqvem zur Farbe zu gebrauchen. Es
iſt die Eiche ferner ein rechter Prophet
und weiſſagender Baum, davon man
kuͤnfftige Dinge præſagiren kan; Maaſ-
ſen wann in denen darauf wachſenden
Gallaͤpffeln, ſo ſie gantz ſind, und auf-
gebrochen werden, eine Fliege gefunden
wird, es Krieg, da aber ein Wuͤrmlein,
Theurung, oder eine Spinne, Peſtilentz
bedeuten ſoll, wie Matthiolus ſchreibet.
Es war vorzeiten dem Gott Jupiter die
Eiche gewidmet, daher ſie auch ſa-
cra Jovis Arbor
genennet wurde. Plini-
us lib. 16. cap. 44.
ſchreibet ausfuͤhrlich,
daß bey den Celten, denen Gallis und al-
ten Deutſchen die Stein- oder Hag-Eiche
in ungemeinem groſſen Æſtim geweſen,
da die Druiten, als gelehrte Leute, ſo de-
rer Gallier Prieſter geweſen, nichts hei-
ligers als den Miſtel von Hag-Eichen ge-
halten, immaſſen ſie ohne denſelben kei-
nen Gottesdienſt verrichteten, und gleich-
ſam als vom Himmel gegeben hielten,
auch mit groſſen Ceremonien zu denen
Opffern abnahmen; Nemlichen der Prie-
ſter, ſo weiß angethan war, ſtieg auf den
Baum und ſchnitte mit einem guͤldenen
krummen Meſſer den Miſtel ab, daß er
auf ein Schneeweiſſes Kleid fiel, alsdenn
wurden zwey weiſſe Ochſen geopffert.
Woraus wir erſehen, wie die Eiche ſo
groſſe Ehre bey denen Alten gehabt, ja
ſie iſt auch in Kriegs-Zeiten, nach ge-
wonnener Schlacht und erhaltenem
Sieg, zu Aufhaͤngung der uͤberwunde-
nen Feinde Waffen auf erhabene Oer-
ter gebrauchet, und von deren Zweigen
denen Uberwindern Kraͤntze geflochten
worden. Die Gall-Aepffel, woraus
wir Dinte machen, und die auf den Ei-
chen in warmen Laͤndern nur allein
reiff werden, bey uns aber zu keiner Voll-
kommenheit gelangen, dienen zur Faͤr-
berey, auch in der Medicin, das Blut zu
ſtillen, und die Fluͤſſe zu vertreiben, ſehr
herrlich; Jn dem Waſſerbau und ſteter
Naͤſſe, auch zu Schwellen iſt das Eichen-
Holtz ſehr dienlich. Man haͤlt davor,
daß der Eich-Baum wohl uͤber dreyhun-
dert Jahr tauren ſolle, wie der gemeine
Mann hiervon zu ſagen pfleget, nemlich
daß er hundert Jahr Zeit haben muͤſſe,
ehe er von der Eichel ankaͤume, aus-
ſchlage, in die Hoͤhe wachſe, und zur Voll-
kommenheit gelange; Hundert Jahr
bleibe er in ſeinem beſten Flor, trage ſei-
ne Maſt-Fruͤchte, wormit er die Men-
ſchen und Thiere ernehre, auch zu deſſen
Bauen und Beduͤrffniß ſich gebrauchen
laſſe, und hundert Jahr ſterbe er, von
dem oberſten Gipfel der Spitzen nach und
nach wiederumb ab, daß er im Kern
duͤrre werde, und wann er umbgefal-
len, verſtocke und verfaule er von der
Erde an biß er gar verderbe und zu
Spahn-Erde werde; Davon die al-
ten Jaͤger zu ſagen pflegen, daß ei-
ne Eiche, ein Hirſch und eine Rabe,
unter allen Gewaͤchſen und Thieren das
aͤlteſte ſey, und am laͤngſten tauren koͤn-
ne. Es hat die Eiche eine tieffe Hertz-
Wurtzel, welche am beſten im Leimich-
ten Boden zu wachſen pfleget, und ob
ſie wohl ſehr ſparſam waͤchſet, bekoͤmmt
ſie dannoch bey gutem Boden in funffzig
Jahren einen Stamm, als Mannesdi-
cke. Des Fruͤhlings umb St. Georgi
ſchieſſen gelbichte Faͤßergen oder lange
Zaͤpflein mit dem Laub hervor, darauf
folgen kleine purpurrothe faͤßigte Bluͤm-
lein auf Stiehlen, daraus die Eicheln
wachſen. Es ſind dererſelben zweyerley
Arten, als Stein-Eichen und Roth-Ei-
chen; Die Stein-Eichen haben kleinere
Blaͤtter, von dunckelgruͤner Farbe,
wachſen gerne auf Feldern, Wieſen und
Angern; Sie ziehen den Safft vom
Getraͤyde und Graß durch die Wurtzel
an ſich, und beſchweren daſſelbige mit
dem Schatten, haben aber zu bauen
weit haͤrteres Holtz, auch groͤſſere und
ſuͤſſere Eicheln. Die Roth-Eichen wach-
ſen meiſtens in Heyden und Waͤldern,
weit geraͤder, laͤnger und hoͤher, aber
nicht mit ſo vielen fruchtbahren Aeſten,
maͤßiger an der Winter- als Sommer-
Seiten, jedoch allda deſto feſter, von
kleinern Jahren, als ſonſt ein Horn ver-
wachſen iſt. Das Laub der Roth-Ei-
chen iſt etwas groͤſſer, aber an Farbe
lichter als der Stein-Eiche. Der Safft
faͤrbet die Axt blau; Derohalben die Faͤr-
ber ſolches Holtz brauchen. Die Knoſpen
derſelben werden wegen der Kaͤlte und
des Froſtes von der Natur biß zuletzt be-
halten, und wird im Winter oͤffters die
Rinde vom Froſt zerborſten, daß ſolches
biß in Kern gehet, und wiewohl ſolcher
Riß durch den Safft wieder zuheilet,
bleibt er doch innerlich entzwey, und zu
ſehen.


D 3Von
[30]Erſter Theil/

Von der Buche.


Nach der Eiche iſt die Buche auch
ein fruchtbarer Baum, davon die wil-
den und zahmen Thiere ihre Maſt genieſ-
ſen, auch wegen viel anmuthigern ſuͤſ-
ſern Geſchmacks und ſonderbahrer oͤh-
lichter Krafft, fetter und beſſer, als von
Eicheln, wegen der hitzigen Eigenſchafft
aber recht toll kuͤhne, und die Menſchen
gleichſam truncken und ſchlaͤffrig wer-
den. Es giebt die Buche des Sommers-
zeit einen angenehmen Schatten, dar-
von beym Virgilio zu leſen, wie die Hir-
ten der alten Welt unter derer Schat-
ten bey ihren Heerden ein Wald-Liedlein
nach dem andern angeſtimmet. Sie waͤch-
ſet viel maſtiger in der Tieffe und Winter-
als Sommer-Seiten. Es ſind zwey-
erley Buchen, als die Roth-Buche und
Weiß-Buche. Die Roth-Buche traͤ-
get Maſt von ſuͤßlichter Frucht in drey-
eckigten Schaalen, welche in rauchen
ſtachlichten Knoͤpfflein verwachſen, und
haben von ſolchen Buch-Eckern die Be-
lagerten in der Stadt Chio aus Man-
gel des Proviants ſich lange Zeit erhal-
ten. Sonſten machet es den Menſchen
ſchlafftruncken und giebt zum Verſpei-
ſen gut Oehl; Hat ein roͤthliches Holtz
und glatt Laub von einer anmuthigen
gelblichtgruͤnen Farbe. Jn Franck-
reich und der Schweitz brauchen die
Einwohner das Laub ſtatt des Bett-
Strohes. Aus Buchen-Holtze hat man
vorzeiten unterſchiedene Gefaͤße geſchnit-
zet, die bey denen Opffern gebrauchet
worden ſind, dergleichen auch bey Ein-
fuͤhrung des Chriſtl. Glaubens, wie
S. Bonifacius hiervon geſchrieben: Die
Kelche waren hoͤltzern und die Prieſter
guͤlden; Jetzo aber ſind die Kelche guͤl-
den und die Prieſter hoͤltzern. Die al-
ten Poëten haben nach Virgilii Mey-
nung ihre Verſe auf deren Rinde ge-
ſchrieben. Vorzeiten, ehe noch das Pa-
pier erfunden wurde, hat man von Bu-
chen hoͤltzerne Bretlein gemachet, ſeine
Meynung mit einem Griffel darauff ge-
kratzt, die Bretlein zuſammen verſiegelt,
und durch einen Bothen dem andern
zugeſchicket, dahero ſolche Bothen Ta-
bellarii
genennet worden, und hat das
Teutſche wort Buch, qvaſi ex derivatio-
ne
der Buche, hiervon ſeinen Namen.
Es werden auch ſonſt allerhand Hauß-
Geraͤthe, als Kannen, Teller und Loͤf-
fel, Schauffeln, Flachsbrechen, Rollen,
Kumpter, Sattelbaͤume, Spaden, He-
cheln, ja Maͤuſefallen und dergleichen,
aus ſolchem Holtze gemachet. Die Koh-
len ſind die beſten, wodurch man die
harten Metalle am fuͤglichſten zu ſchmel-
tzen zwingen, und aus deren Aſche gute
Potaſche ſieden und Glaß machen kan.
Es wurtzelt die Buche breit und vielfaͤl-
tig auf der Erden flach umb ſich, iſt nicht
gar tauerhafft vor dem Wetter, ſondern
ſtocket leichte und hecken die Spechte in
deren abgebrochener Aeſte Loͤcher. Das
Waſſer vom Regen, ſo in alten Buchen
ſtehet, ſoll dem Menſchen und Viehe vor
den boͤſen Grind helffen. Die Weiß-
oder Stein-Buche aber, welche ein Horn-
hartes Holtz und von ungemeiner Feſtig-
keit, auch im Wetter ſehr tauerhafftig
iſt, giebt der Eiche nicht viel nach, wird
auch Haͤyn-Buche genennet. Mag den
Namen wohl vom Haͤyn oder Luſt-
Wald haben, weil ſolche nicht in groſſen
Heyden, ſondern kleinen Waͤldgen am
liebſten wachſen; Jſt von weißlichtem
Holtz und Rinde, das Laub von mitteln
Blaͤttern, weich und gekerbt, von dun-
ckelgruͤner Farbe, traͤget aber keine
Maſtung, ſondern wirfft nur Saamen,
welcher in laͤnglichten Huͤlſen, als ein
Traͤublein, eingefaſſet. Die Cramets-
Voͤgel ziehen ſehr darnach, ſo verſchlep-
pen auch ſolches die Haſel-Maͤuſe: Die
Weiß-Buche breitet umb ſich ihre Aeſte
und Wurtzeln, wodurch ſie groſſen Schat-
ten verurſachet, und pfleget darunter
nichts als Mooß zu wachſen; Sie be-
nimmt auch allen andern Baͤumen umb
ſich herum ihre Krafft, und ziehet alle
Geilheit und Safft des Wachßthumbs
an ſich, dahero auch, wann ſie abgehau-
en wird, derſelben Stock nachhero lange
Zeit mit Waſſer belauffet. Das Weiß-
buͤchene Holtz brauchen die Zimmerleute
und Muͤller gern wegen ſeiner Feſtigkeit
zu Schrauben, Axthelmen, Preſſen, For-
men der Buchdrucker und Faͤrber, der
Muͤhl-Raͤder, Kaͤmmen und Spillen,
Holtz-Keilen und andern feſten und har-
ten Arbeit mehr. Die Gaͤrtner lieben
am meiſten die jungen Pflantzgen von
denen Weiß-Buchen wegen deren ange-
nehmen Farbe, damit ſie in Luſt-Gaͤr-
ten die Alleen, Spatier-Luſt-Gaͤnge und
Jrr-Gaͤrten bepflantzen, und ſolche glatt
verſchneiden, weiln die Weiß-Buche, in-
dem ihre Blaͤtter, wann ſie im Herbſte
abfallen, von dem Wind leichtlich ver-
ſtreuet werden, es unter ſich reinlich
haͤlt,
[]

[figure]
Figure 1. Die äſche.


Figure 2. Die Bircke.


Figure 3. A


[]

[figure]

[31]Von der Erden.
haͤlt, auch eine angenehmere dunckelgruͤ-
ne Farbe in weiß kieſelharten Luſt-Gaͤn-
gen vergnuͤgter vorſtellet, als die Roth-
Buche, deren Blaͤtter Winters-Zeit fe-
ſte daran ſitzen bleiben, ungeſtalter Far-
be ſind, und Fruͤhjahrs die Gaͤnge haͤuf-
fig verſchuͤtten, daß immer darnach zu
reinigen und zu ſaͤubern iſt.


Von der Aeſche.


Dieſer Baum, welcher hier zu Lande
ſehr haͤuffig in einem feuchten Grund,
doch gutem Boden, als im Spreewalde,
waͤchſt und nach ſeinem alten Sprich-
wort: Der Aeſchen-Baum, liebet feuch-
ten Raum, hierinnen wohl eintrifft, iſt
ein zur feſten Arbeit nicht allein derer
Stellmacher, ſondern auch der Tiſchler
und anderer Handwercker ſehr nuͤtzli-
ches und dienliches Holtz. Er wird von
dem Homero trefflich hoch geruͤhmt, daß
er zu des Achillis Spieß gebrauchet ge-
weſen: Wie er dann auch, weil das Holtz
leichte, und wegen ſeines vielen Saffts,
ſo er bey ſich fuͤhret, ſehr zaͤhe iſt, nicht
allein zu vielem Geraͤthe, als ſehr tauer-
hafftig, ſondern auch abſonderlich, da er
ohne diß ſo ſchnell und leichte in der Ju-
gend gerade aufwaͤchſet, zu Piquen-Faͤhn-
leins- und der kurtzen Gewehr Stangen
vor Kriegesleute gebrauchet wird. Er
waͤchſet ſehr ſchnell auf, gleichwie aͤndere
Sommerlatten, alſo, daß er, nachdem
der Boden getrieben, in 6. 8. oder 10.
Jahren zu hauen bereits erwachſen; Fuͤh-
ret innerlich einen weiſſen Kern oder
Marck, wie das Haſelholtz, hat faſt der-
gleichen Blaͤtter wie die Ebiſch, oder ro-
the Vogelbeern, ſchmahl und zanckigt;
Der Stamm hat eine weiſſe Rinde, faſt
wie die Aeſpe und iſt innerlich von einem
zehen ſehr feſten und flaßerichten Holtz,
woraus ſchoͤne Tiſche, ingleichen Schraͤn-
cke und ander Beduͤrffnuͤß gemachet
werden: Am allerwunderſamſten aber
iſt faſt deſſen Eigenſchafft und ſonderba-
re innerliche Krafft, wegen ſeiner heil-
machenden gluͤcklichen Curen per Sympa-
thiam,
und Antipathiam wider allen Gifft,
ſo nach des hochberuͤhmten Plinii Mey-
nung nicht genugſam zu begreiffen, und
iſt hierbey nicht zu uͤbergehen, was maaſ-
ſen aus vielen Experimentis genugſam
bekant, daß aus dem Decocto der Ae-
ſchen-Wurtzel-Safft ein Univerſal-Anti-
dotum
wider allen Gifft bereitet werde,
womit viele gluͤckliche Sachen in der Me-
dicin
vielfaͤlfaͤltig probiret erfunden wor-
den, ſondern es wird auch eo ipſo ein
Wund-Holtz genennet, weil es, wann
die Wunden damit beſtrichen wer-
den, per Sympathiam eine ſonder-
bahre heilende Krafft hat, das Blut
zu ſtillen, Geſchwuͤr zu verhindern,
auch gar Abweſender Wunden gluͤcklich
zu heylen, welches einige am Sanct
Johannis Tage, andere dargegen am
Char-Freytage, jedoch fruͤhe vor der
Sonnen Auffgang und unbeſchrien ab-
hauen ſollen, ſo aber gar aberglaubich
heraus kommt. Jch halte vielmehr da-
vor, daß vieles hierinnen verborgen,
welches die Natur ſua ſponte dieſem
Holtze gegeben und beſagter Aberglau-
ben gewiſſer Tage unnoͤthig ſey, maaſſen
bedencklich, daß dieſer Baum nicht eher
bluͤhet, als biß die Schlangen des Fruͤh-
lings aus der Erde, und nicht eher ſein
Laub wirfft, biß dis Ungezieffer ſich wie-
der verborgen, daraus deſſelbigen ſon-
derbahre Averſion abzunehmen, zu-
mahl, da auch die Schlangen vor deſſen
Laub und Schatten ſich ſchrecklich fuͤrch-
ten ſollen. Der Saame ſtecket in klei-
nen laͤnglichten zugeſpitzten Huͤlſen, dar-
innen ein kleiner Kern, hart und roth,
wie ein Haberkorn mit einem Fluͤgel
auf Tangel-Art, doch groͤſſerer Geſtalt,
befindlich; Jſt herbe und bitter vom Ge-
ſchmack, oͤhlichter Subſtanz und liegt
uͤber Jahr und Tag, auch noch laͤnger,
ehe er aufgehet, nachdem die Witterung
einfaͤllt. Sonſten iſt deſſen Laub abſon-
derlich vortrefflich beruͤhmt und nuͤtzlich,
nicht allein in der Wirthſchafft zur Fuͤt-
terung fuͤr Rind- und Schaaff-Vieh,
ſondern auch vor das Wildpreth, und hat
hierinnen, weil es viel ſuͤſſer und ange-
nehmer, mehrern Vorzug vor der be-
kanten Dorff-Ruͤſter und deren Laub,
als welches ſonſten auch zu fuͤttern ſehr
gebrauchet wird. Dieweil es nun ob-
beſagter maaſſen ein Wund-Holtz ſeyn
ſoll, laſſen ſich viele daraus Krippen,
Backtroͤge, Mulden, ja Vaͤſſer, Kan-
nen, Becher und Teller machen, denn
es leydet, wie gemeldet, durch ſeine na-
tuͤrliche Eigenſchafft nicht allein keinen
Gifft, Spinnen und dergleichen, ſon-
dern heilet auch alles innerliche wunder-
ſam, alſo gar, daß theils Leute deſſen
Saͤge-Mehl oder gepuͤlverte Rinde ein-
nehmen. Per traditionem ſoll des U-
riæ
Mord-Brieff hiervon geweſen ſeyn,
welches ich dahin geſtellet ſeyn laſſe.


Von
[32]Erſter Theil/

Von der Bircke.


Die Bircke bricht ihre Knoſpen und
ſchlaͤgt mit dem Laub des Fruͤhlings
nicht eher aus, biß alle Froͤſte vorbey
ſind: Das junge Bircken-Reiß oder Un-
ter-Holtz hat braune Rinde, und wird,
weil es am Geſchmack bitter iſt, von dem
Vieh ſelten beſchaͤdiget. Wie nuͤtzlich
und heilſam ſolches Reiß und Ruthe
zur Schulen- und Hauß-Zucht in Auff-
erziehung der lieben Jugend ſey, das
Boͤſe dadurch zu beſtraffen, zum wenig-
ſten eine Furcht und Scheu davor zu
haben, iſt mehr als zu bekant. So die-
net es auch zu Kehr-Beſen, die Zimmer
damit rein zu halten, ohne welches ſau-
bern der Koth mit vielem Verdruß lie-
gen bleiben wuͤrde. Sonſten iſt die Bir-
cke ein bekanter Baum, welcher gerne
an kalten Orten, wo der Schnee lieget,
an Stein-Waͤnden und altem Gemau-
er waͤchſet; Der Stamm hat weiſſe
Rinde, iſt im Wetter ſehr dauerhafft,
hat ſeine Nahrung meiſtens vom Sal-
peter. Er giebt des Fruͤhlings viel ge-
ſunden Safft oder Bircken-Waſſer, wie
bekant, von ſich, welches eine treffliche
Artzeney iſt, und das innerliche ſaltzigte
Gebluͤt, Auſſatz und Kraͤtze von dem
Menſchen innerlich austreibet, davon die
Tartarn ſehr guten Meth machen, und
glauben, daß ſolches ein gutes Præſer-
vativ
vor Kranckheiten ſey. Der Saa-
me, welcher in rauchen Kertzlein und
laͤnglichten Gloͤcklein, wie an den Ha-
ſelſtauden, waͤchſet, woraus er in un-
zehlichen Blaͤttlein in der Lufft fortflie-
get, wird reiff zwiſchen Johannis und
Michaelis, nachdem die Witterung iſt.
Es ſind der Bircken zweyerley, als Ro-
the oder Henge-Bircken, deren Holtz
roͤthlicht und die Blaͤtter klein glockwei-
ſe herunter hangen; Und ſollen nach
des Plinii Nat. Hiſt. Lib. I. c. 18. Zeug-
niß die Ruthen der Geiſſelung unſers
liebſten Heylandes in ſeinem Leyden hier-
von geweſen ſeyn, zu deren Andencken
ſie dißfalls abwaͤrts hangen muͤſten, wie-
wohl dieſes mehr vor Geiſtliche Gedan-
cken, als eine Gewißheit kan gemercket
werden, und man in ſeinem Werth be-
ruhen laͤſſet. Die andere Art ſind Weiß-
Bircken, deren Laub aufrecht ſtehet und
die groͤſſere Blaͤtter, auch weiß Hlotz hat;
Sie waͤchſet in dreyßig biß vierzig Jah-
ren ſo ſtarck, daß ſolche zu Klaffter-
Schlaͤgen nuͤtzlich iſt; Und ſind an etli-
chen Orten ſo ſtarcke Bircken zu finden,
daß man aus denſelben Bretter zu Ti-
ſchen ſchneiden kan. Jm alten Teſta-
ment wurde denen Kindern Jſrael von
Moſe befohlen das Feſt mit Meyen zu
ſchmuͤcken biß an die Hoͤrner des Altars:
So werden auch des lieblichen Geruchs
halber in Kirchen, Haͤuſern und Stu-
ben die Meyen geſtecket. Die Roͤmer
hatten vorzeiten im Gebrauch, zum
Triumph und Sieges-Zeichen die Eh-
ren-Pforten von Meyen dem Uberwin-
der zu ſetzen, dahero heutiges Tages
noch die Kriegs-Leute ſich bey Setzung ſol-
cher Meyen vieler Luſtbarkeiten gebrau-
chen, und denen Vornehmen gegen
Trinckgeld ſolche vor ihre Haͤuſer zu ſetzen
pflegen. Die Liefflaͤndiſchen Bauern
machen ſich vom Bircken-Holtz und Reiß
Sattel und Zaum, und binden mit de-
rer Baſt die Schuh; Und weiln meiſt
der Stamm von unten auf krum wach-
ſet, wird er zu Schlitten-Kufen und Ra-
de-Felgen, auch die jungen Bircken zu
Leitern und Karn-Baͤumen vor Wa-
gen und Kutſchen, und wann ſie noch
zaͤhe und jung, zu Faß- und Kannen-
Reiffen gebrauchet; So bedienen ſich auch
die Drechßler dieſes Holtzes. Die Spaͤh-
ne von gruͤnlich verweſtem und feuch-
tem Bircken-Holtze ſcheinen bey Nacht
im finſtern als hellgluͤende und feurige
Kohlen, ſo, daß ſolche von einfaͤltigen
und leichtglaͤubigen Leuten mit Furcht
und Schrecken fuͤr dergleichen angeſehen
werden; Wann ſie aber ausgedrocknet,
wollen ſie ſo helle nicht mehr ſcheinen.
Den Saamen und Knoſpen brauchen
des Fruͤhlings zum oͤfftern die Birck-
Huͤhner zu ihrer Nahrung. Der
Schwamm an Bircken ſoll die guͤldene
Ader und das Blut ſtillen, auch ſolchen
ins Trinck-Gefaͤße geleget und taͤglich da-
ruͤber getruncken, ſoll die Kroͤpffe am
Halß und ſtetiges Haupt-Weh vertrei-
ben. Das vorgemeldte Bircken-Waſ-
ſer oder Safft, ſo im Fruͤhling durch ei-
nen Federkiehl abgezapffet wird, ſoll auſ-
ſer denen innerlich austreibenden Eigen-
ſchafften auch aͤuſerlich die erhitzten und
inflammirten Gliedmaſſen kuͤhlen, ja wie
einige wollen, gar den kalten Brand loͤ-
ſchen. Die Jungfern, umb ihr Ange-
ſicht ſchoͤn und lieblich zu machen, auch
die Leber-Flecken und Sommerſproſſen
zu vertreiben, legen uͤber Nacht ein da-
mit benetztes Tuͤchlein darauf. Er trei-
bet und zermalmet innerlich den Blaſen-
und
[]

[figure]
Figure 4. Die Errle.


Figure 5. Die äſge.


Figure 6. Q


[]

[figure]

[33]Von der Erden.
und Nieren-Stein; Eroͤffnet und rei-
niget Lung und Leber, anfaͤnglich ſchme-
cket dieſes Waſſer gar ſuͤſſe und ange-
nehm, jedoch von einer Bircke beſſer als
von der anderen, nachdem der Boden
oder Clima iſt, ſobald es aber etliche Ta-
ge aͤlter geworden, oder die Blaͤtter aus-
ſchlagen und es anfaͤngt zu giehren oder
zu rauſchen, (es ſey dann vorhero ab-
geſotten,) verliehret es den Geſchmack
und wird ſauer, wie ein jeder bey ſich
ſelbſt leicht erachten kan.


Von der Errle.


Wie nuͤtzlich und unentbehrlich, ja
hoͤchſt noͤthig die Errle ſey, daß ohne der-
ſelben Huͤlffe kein Fundament zu dem ge-
ringſten Hauſe in ſumpffigten Laͤndern
gebauet werden koͤnne, erſehen wir nicht
alleine in gantz Holland, an denen da-
ſelbſt befindlichen Staͤdten, Palatien und
Gebaͤuden, ſondern auch an der in der
See liegenden Republic Venedig, da
durch Huͤlffe des Errlen Holtzes und ein-
gerammleter Pfaͤhle durch Menſchen-
Hand der Grund dergeſtalt befeſtiget
wird, daß auf ſolchen Roſten die Haͤuſer
und Wohnungen gebauet werden koͤn-
nen, und iſt alſo die Errle in dieſen waͤſ-
ſerichten Laͤndern faſt ſo noͤthig und nuͤtz-
lich, als die Eiche, und gehet in denen
Waſſerbauen allen andern Gehoͤltzen
weit vor; Maaſſen, ſo es von Waſſer
oder Sumpff beſtaͤndig uͤberſchwemmet
und bedecket bleibet, es immerwaͤhrend,
und undenckliche Jahre tauren, ja
in ſolcher Naͤſſe ſich ſo hart wie ein Stein
verwandlen und faſt verewigen kan, wie
man denn in einigen Kunſt-Kammern
zur Raritaͤt der Natur ſolche Verwande-
lung zu ſehen bekoͤmmt, und wird gleich
dem eichenen Holtze von der Naͤſſe ſo
ſchwartz, als eichen Holtz, bleibet auch in
ſolcher Naͤſſe beſtaͤndig friſch, ſo es aber
trocken, ſtocket und faulet es leichter, als
anderes Holtz. Es iſt die Errle auch
zweyerley, ſchwartze und weiſſe Errle:
Die ſchwartze Errle, ſo im Waſſer und
tieffen Moraſt waͤchſet, hat roth Holtz
und dunckelgruͤn fett und klebricht Laub;
Die weiſſe Errle aber, ſo auf trockenem
Lande ſtehet, hat weißlicht Holtz und
lichtgruͤn Laub. Sonſt waͤchſet insge-
mein das Errlen-Holtz in denen ſumpf-
figten Bruͤchen, an Ufern der Seen,
Fluͤßen und Teichen; Jm Waſſer trei-
bet es hohe Staͤmme, im trockenen aber
nicht. Es iſt ein treffliches gutes Schlag-
Holtz, ſo man, nachdem der Boden feuch-
te und gut iſt, alle vier biß fuͤnff Jahr des
Herbſts oder Fruͤhlings im zunehmen-
den Mond zu Kuͤchen- und Brenn-Holtz
abhauen kan; wiewohl man nicht eher
an ſie koͤmmt, als des Winters beym
harten Froſt, wie allhier zu Lande im
Schraden- und Spree-Walde genung-
ſam bekant. Die Errle bewaͤchſet die
Ufer des Waſſers mit ihren Wurtzeln,
daß die Wellen des Waſſers nicht ſcha-
den, und das Erdreich des Ufers nicht ab-
waſchen koͤnnen; Unter deren Wurtzeln
halten ſich die Fiſch und Krebſe gerne auf:
Zu Brauen, Darren und Maltz iſt dieſes
ein vortrefflich Holtz: Die Kohlen wer-
den zu Schieß-Pulver gebrauchet, ihrer
Knoſpen bedienet man ſich zur Din-
te im Mangel der Gall-Aeffel, und
die Rinde nehmen die Schwartz-Faͤrber
zu ihrer Arbeit. Das Laub iſt wegen
ſeiner Fettigkeit unter den Miſt zum
Streuling zu gebrauchen: Die Brau-
Schauffeln und andere Geraͤthe werden
von dieſem Holtz zubereitet; Jn Franck-
reich machen die Bauern ſich Schuh von
Errlen-Holtz, wie auch in Braband zur
Menage. Es ſchlaͤgt die Errle am aller-
liebſten vom Stamm aus, und hat eine
ſolche Geilheit, daß ſie wegen ihrer fettig-
ten Erde offt jaͤhrlich Fingersdicke auff-
ſchieſſet. Der Saame waͤchſet an lan-
gen Stiehlen, daran die Zaͤpfflein Trau-
ben-weiſe hangen; Der gelblichte Saa-
men, welchen die Zeißig gerne freſſen,
und deswegen uͤber Winter da bleiben,
wird von dem Wind hin und her gewe-
het und mit dem Waſſer an die Ufer ge-
trieben, daſelbſt er wurtzelt und aus-
waͤchſet. Das Weiß-Errlen-Laub ſoll
denen Schaafen zur ſonderlichen Artzney
dienen, das Schwartz-Errlene bittere
Laub aber unter dem Getraͤyde denen
Maͤuſen zuwider ſeyn, daß ſie dem Korn
keinen Schaden zufuͤgen. Die Blaͤtter
ſind auch heylſam, die hitzige Geſchwulſt
zu vertreiben: Der Saame wird zwi-
ſchen Michaelis und Martini reiff. Wann
der Stamm abgehauen, belaͤufft der
Hieb gantz roth, und ſchlagen aus der
Wurtzel junge Sproſſen aus. Die
Brunnen-Quelle werden damit einge-
faſſet: Jngleichen die Waſſer-Roͤhren
daraus gemacht. Mit denen klebrichten
Blaͤttern der ſchwartzen Errlen faͤngt
man die Floͤhe.


EVon
[34]Erſter Theil/

Von der Aeſpe.


Dieſes Holtz waͤchſet gemeiniglich in
groſſen Waͤldern ſowohl, als in Buͤſchen
und Vorhoͤltzern, umb die Doͤrffer, an
feuchten Orten, in leimichtem und halb
magern Boden, wird uͤber dreyßig Jahr
ſelten alt, weil der im Kern von ſich ſelbſt
gezeugte Wurm ſolche anfrißt, wovon
ſie wandelbahr wird, und nachhero
ſchwartz anlaͤufft: Jnwendig wird ſie
gerne muͤlbigt und ſo ein Aſt abgebrochen
wird, gleich an demſelben Ort faul, da
ſie alsdenn der Specht aushacket, darin-
nen wohnet und Junge hecket. Jm
Martio ſchieſſen Fingerslange rauche
Kaͤutzgen hervor, worinnen der Saame
befindlich, ſo von der Sonnen abgedoͤr-
ret von einander zerſtaͤubet. Dieſes
Holtz iſt inwendig ſandigt, welcher Sand
aus der Erden mit dem Safft in die Hoͤ-
he treibet, ſo die Muldenmacher an ih-
rem Gezeug aus der Erfahrung bewei-
ſen koͤnnen. Sie iſt im Wetter von kei-
ner Dauerhafftigkeit, und werden dar-
aus Backtroͤge, Mulden und anderes
Geſchirre gemacht, auch zum Stacken
von denen Kleibern, weil es nicht ſchwin-
det oder aufreiſſet, gebrauchet, dahero
auch die Drechßler und Bildhauer viel
und mancherley Arbeit daraus machen,
weil es ein ſchoͤn weiß, glatt und leicht
Holtz iſt. Sonſt dienet es zu anderm
Bauen gar nicht, weil es alſobald ſto-
cket. Der junge Wiederwachs ſchlaͤget
haͤuffig unter ihme aus, welchen das
Wildpraͤth ſowohl, als die Rinde und
Knoſpen mit groͤſter Begierde abaͤſſet.
Das Aeſpen-Laub hat runde dicke fette
Blaͤtter, ſo auf einer Seiten aſchegruͤn,
auf der andern blaß ſind. Und weiln
die Blaͤtter an duͤnnen gelben langen
Stiehlen hangen, und ſich ſtets bewegen,
ob ſie gleich keine Lufft anwehet, ſtetig
zittern und Geraͤuſch verurſachen, wird
vom Raſeln der Baum auf Hollaͤndiſch
Rateler genennet. Die Teutſchen ver-
gleichen eine feige Memme oder zaghaff-
ten Menſchen im Kriege einer Aeſpe, da-
hero das Sprichwort entſtanden: du zit-
terſt wie ein Aeſpen-Laub. Man haͤlt
per Traditionem davor, es habe ſich
der Verraͤther Judas an eine Aeſpe ge-
haͤnget, als er in Verzweiffelung gera-
then ſey. Sonſten wollen einige, daß
man zu Behaͤngens-Zeit fruͤhe an der
Aeſpe, den Wind, und ob ſelbigen Mor-
gen mit dem Leithhund etwas nuͤtzlich zu
verrichten ſey, wahrnehmen koͤnne, wel-
ches aber nicht ſeyn kan, weil derſelben
Laub beſtaͤndig wackelt; Vielmehr iſt
ſolches von einer Linde zu verſtehen, bey
welcher dieſes Experiment eintreffen ſoll.


Von der Leder.


Nachdem ich vom Laub-Holtze wil-
der Baͤume, ſoviel die noͤthigſten und
bekanteſten zu ſeyn erachte, geſchrieben, ſo
folget nun in der Ordnung das Tangel-
oder Hartz-Holtz, welches ſowohl im rau-
hen Winter, als zur warmen Som-
mers-Zeit in ſeinem Terpentiniſchen Li-
quore
immerwaͤhrend gruͤnet. Unter
ſolchem haben unſtreitig den Vorzug die
Cedern, als welche vornehmlich der An-
tiquit
aͤt nach in Heiliger Schrifft am mei-
ſten beruͤhmet ſind, daß ſie auch Cedern
GOttes genennet werden, welche in ei-
ner unglaublichen Menge der Hochweiſe
Koͤnig Salomon auf dem Berge Liba-
no, mit Bewilligung des Koͤnigs Huram
zu Tyro, durch achtzig tauſend Zimmer-
Leute oder Holtz-Hauer ſchlagen, und
durch ſtebenzig tauſend Laſt-Traͤger her-
unter an das Meer bringen, und ferner
zu Waſſer nach Japho floͤſſen laſſen, von
wannen es weiter zu Lande nach Jeru-
ſalem zum Tempel des groſſen GOttes
gebracht worden, zu welcher Arbeit er
abſonderlich drey tauſend, und ſechs hun-
dert Voͤgte, Aufſeher oder Verwalter,
die das Volck zur Arbeit antreiben mu-
ſten, gehalten, welchem Volcke zu ihrer
Verpflegung zwantzig tauſend Maaß
oder Cor geſtoſſener Weitzen, zwantzig
tauſend Cor Gerſte, eben ſoviel tauſend
Bath Weins, und auch ſoviel Oehls ge-
ſchicket, umb ſolche Arbeit deſto eher zu
beſchleunigen: Vorjetzo haben beſagte
Cedern auf dem Berge Libano von vor-
mahls gehabter groſſen Menge derge-
ſtalt abgenommen, daß davon heut zu
Tage von denen Reiſenden kaum noch
etliche zwantzig eintzlen hin und wieder
ſtehende gefunden werden, moͤgen alſo
damahls wohl ziemlich ruiniret worden
ſeyn. Die Eigenſchafft aber des Ceder-
Baums betreffend, findet man deſſelben
zweyerley Gattung oder Arten, eine die
groͤſſer, welche Zapffen traͤget, die ande-
re aber, die kleiner, welche Beere, denen
Wacholder-Beeren nicht ungleich, her-
vor bringet. Die rechte groſſe Ceder,
deren Art auf dem Berge Libano gewach-
ſen ſeyn ſoll, iſt ein gerader, und ſehr
hoher
[]

[figure]
Figure 7. Die Leder.


Figure 8. Die Tanne.


Figure 9. R


[]

[figure]

[35]Von der Erden.
hoher Baum, daß er auch alle andere, ſo
Zapffen tragen, an ſeiner Hoͤhe weit uͤ-
berſteiget; Am Stamme ſoll er zuwei-
len, nach Theophraſti Meynung, derge-
ſtalt dicke wachſen, daß er kaum von vier
Maͤnnern umbklafftert werden koͤnne;
Die Aeſte ſchlagen rund umb den Stamm
von unten an weit und breit aus, und
formiren gleichſam, weil ſie nach dem
Gipffel zu immer ſpitziger verwachſen,
eine Pyramide. Die Nadeln vergleichen
ſich denen Kiefern, ſind aber kuͤrtzer und
ſtumpffer anzuſehen, ihre Zapffen ſtehen
ihnen dergeſtalt feſte und gerade an
denen Aeſten in die Hoͤhe, daß man ſie
nicht ohne Muͤhe abbrechen kan. Es hat
dieſer Baum ein balſamiſches weiſes und
ſehr tauerhafftes Holtz, ſo im alten Te-
ſtamente zu vielfaͤltigen Sachen und Ge-
raͤthe verbrauchet worden, weilen der
Wurm darinnen gar nicht ſchaden thun
ſoll; Und haben die abgoͤttiſchen Heyden
aus dieſer Urſache und weil es niemahls
auffzureiſſen pfleget, ihre Goͤtzen und Bil-
der daraus gemachet. Weswegen auch
der Koͤnig Salomon den Tempel GOt-
tes ſowohl oben, als an denen Waͤnden
herumb mit Cedern-Holtze ſpinden laſ-
ſen, 1. Reg. 6, v. 9. Die in der Officin zu-
bereiteten Ceder-Traͤncke ſollen den
Nieren- und Blaſen-Stein zermalmen
und gaͤntzlich abtreiben; Der Rauch von
ſolchem gebrannten Holtze ſoll denen
Schlangen ſehr zuwider ſeyn. Die klei-
nere Art Cedern aber, die in Jtalien
waͤchſet, auch hier zu Lande in denen
Gaͤrthen erzeuget wird, iſt ein kleiner
Niederſtaͤmmiger Baum, welcher nicht
einmahl einen Armsdicken Stamm be-
kommt, und hier zu beſchreiben unnoͤ-
thig iſt, will derohalben ſolchen denen
Gaͤrthnern uͤberlaſſen. Wie man vor-
geben will, ſo ſollen auch gar in den kalten
nordiſchen Siberien ſolche hohe Cedern
wachſen, darinnen ſich die Zobel aufzu-
halten pflegen; Jch halte aber dafuͤr,
daß es wohl ordentliche Fichten ſeyn moͤ-
gen, wie denn nicht wohl glaublich, daß
dergleichen allda zu finden ſeyn. Es
ſollen die Spanier, als ſie in America
ankommen und das Koͤnigreich Mexico
eingenommen, aus ihrem angebohrnen
allzugroſſen Hochmuthe ſich herrliche
Pallaͤſte aus dergleichen Cedern erbau-
et, unzehlich viel dergleichen umbgehau-
en, und die armen Jndianer alſo tota-
lit
er ruiniret haben, da ſie ohnediß die-
ſelben durch Liſt umb das ihrige gebracht,
und viel tauſend Seelen, die Nation zu
vertilgen, unter dem Schein einer Him-
melfarth, auf der See maſſacriret und
erſaͤuffet haben; Und haben ſie ihnen
bey ihrer Gravitaͤt gegen geringſchaͤtzige
bundgemahlte Nuͤrenbergiſche Wah-
ren, Gold, Silber und Edelgeſteine ab-
geſchwatzet, anbey ſich vor Goͤtter aus-
gegeben, wie hiervon in denen Reiſe-Be-
ſchreibungen ausfuͤhrlicher und weitlaͤuf-
tiger kan nachgeleſen werden. Geſtalt
ſie denn zum Beweiß deſſen den einfaͤl-
tigen armen Leuten aus denen Calen-
dern prophezeyhet, daß auf einen be-
ſtimten Tag die Sonne verfinſtert wer-
den ſolle; Als nun ſolches geſchehen und
ſie ihre Magnificenz mit Donnern der
Stuͤcken, Trompeten-Schall und der-
gleichen vollends illuſtriret, haben dieſe
arme einfaͤltige Leute ſie als Goͤtter an-
gebetet, und dergleichen Unfug haben
die Spanier mehr getrieben, biß endlich
ſolcher Betrug vermercket worden. Und
weiln mir von der Ceder ferner nichts
mehr bewuſt, will ich hirmit derſelben
Beſchreibung endigen, und zu andern
dergleichen Baͤumen fortgehen.


Von der Tanne.


Naͤchſt dem Ceder-Baum, welchen
wir hier zu Lande nicht haben, (auſſer
daß hier zu Sachßen, und zwar zu Dreß-
den in dem Koͤniglichen und Churfuͤrſt-
lichen Phaſan-Garthen zu Oſter als ei-
ne groſſe Raritaͤt etliche hocherwachſene
Ceder-Baͤume gefunden werden, der-
gleichen aber ſonſt in Waͤldern nicht an-
zutreffen,) folget nunmehro die Tanne,
als der edelſte Baum; Maaſſen auch die-
ſer in Heil. Schrifft hin und wieder offt-
mahls gedacht wird, nehmlich daß auf
dem Berge Libano ſowohl Ceder-als
Tannen-Holtz gewachſen. Auf GOttes
Befehl muſte der Alt-Vater Noa ſeinen
Kaſten oder groſſes Schiff von Taͤnnen-
Holtz verfertigen, damit bey Uberſchwem-
mung der Suͤndfluth ſowohl Menſchen,
als Vieh, ein jegliches nach ſeiner Art,
conſerviret werden kunte. Auch muſte
Moſes die Lade des Bundes, nach Goͤtt-
licher Ordnung von Foͤhren oder Taͤn-
nen-Holtz machen: Wie kuͤnſtlich der
Koͤnig David die Harffen und allerley
Saͤiten-Spiel von Taͤnnen-Holtze fabri-
cir
et und nebſt dem Volcke Jſrael vor
dem Herrn lieblich geſpielet, ſogar, daß
er mit froͤlichem Gemuͤthe vor der Lade
E 2des
[36]Erſter Theil/
des Bundes getantzet, koͤnnen wir mit
mehrerm in der Heiligen Schrifft finden:
Woraus zu erſehen, wie die Tanne ſo-
wohl, als die Ceder, in ſonderbarem
Werth gehalten worden. Es werden
heutiges Tages auch noch ſowohl in Kir-
chen, dem groſſen GOtt zu Ehren, die
Orgeln, als auch auſſer derſelben ande-
re muſicaliſche Inſtrumenta zu des Men-
ſchen Vergnuͤgen aus Tannen-Holtze ge-
machet. Die alten Heyden haben vorzei-
ten dieſen Baum dem Baccho gewiedmet;
Maaſſen ſie bey deſſen Opffer Kraͤntze und
Zweige von Tannen getragen, wie beym
Virgilio davon mit mehrerm zu erſehen
iſt. Es waͤchſet die Tanne am liebſten
in kalten hohen Gebuͤrgen gerade und
ſtarck ſehr hoch empor, und will in naſ-
ſem Boden nicht Art haben; Hat eine
ſtarcke Hartz-Wurtzel, breitet die andern
Wurtzeln weit umb ſich und laͤßet nichts
als Mooß unter ſich wachſen. Der
Stamm hat eine Silbergraue weiſſe
Rinde, welche dicke, morſch und bruͤchig
iſt, und unter ſich ein verborgen durch-
ſichtig Hartz von terpentiniſchem Geruch
fuͤhꝛet, welches oͤffters duꝛch die ſo genann-
ten Tannen-Blaͤtter ausflieſſet, und zu
einer trefflichen Heil-Salbe dienlich iſt.
Die Zweige oder Aeſte haben eine ange-
nehme Farbe von ſtahlgruͤnen Nadeln,
welche in der Breite ſtehen und oben bloß,
unten aber dunckelgruͤn ſind. Jm Ma-
jo
fallen die alten Nadeln ab und wach-
ſen neue hervor. Die Tannen-Zapf-
fen, worinnen der Saame von hartzig-
ter Materie in kleinen Fluͤgeln im Herb-
ſte ausflieget, ſtehen auffwaͤrts. Die
Miſteln, ſo von uͤbriger Fettigkeit des
Baums oben als Corallen-Cincken zu
wachſen pflegen, und von welchen der
Vogel-Leim gemacht wird, tragen Beer-
lein, ſo weiß einer Erbſen groß, und mit
ſchwartzen Koͤrnlein untermenget ſind,
worinnen ſich ein weiſſer zeher Schleim
befindet. Das Wildpraͤth aͤſſet ſich gern
von ſolchen Miſteln und die Bauern hau-
en ihn des Winters-Zeit vor ihr Vieh
mit nicht geringer Gefahr von oben her-
ab. Sonſt dienet dieſer Baum denen
Schifffahrenden, wegen ſeiner ungemei-
nen Hoͤhe und Staͤrcke zu trefflichen
Maſtbaͤumen: Das Holtz iſt ſehr weiß
und leichte, und weichlicht zu arbeiten;
Weil es aber ſeiner Zaͤrtligkeit halber
im Wetter nicht ſo tauerhafft, als das
ſichten und kieferne, ſo werden meiſtens
trockene Gefaͤſſe und Tiſcher-Brette,
Schraͤncke, Betten, Tiſche, Baͤncke,
Stuͤhle und dergleichen Geraͤthe daraus
verfertiget, die Ober-Gipffel der Spitzen
aber zu Quirlen gemachet. Und weil
dieſer Tannen-Baum mit ſeiner ſchoͤnen
Farbe des Menſchen Auge ermuntert,
das Gehoͤltze zieret, der Voͤgel Geſang
erfreuet und mit ſeinen Zweigen oder an-
muthigen jungen Taͤnnen-Straͤuchern
in finſtern Hoͤhlen die wilden Thiere des
Winters und Sommers vor Froſt und
Hitze, Schnee und Regen bedecket, ha-
ben ihm zu Ehren die Alten nicht unbil-
lig Lieder und Verſe erdichtet, und bey
ihrer Zuſammenkunfft ſich des Tannen-
Baums errinnert, wie man noch heu-
tiges Tages von denen ſo genannten
Berg-Saͤngern hoͤret. Von der Tan-
nen-Aſche ſollen auch, wie man vor ge-
wiß behaupten will, die helle und klahre
ſchoͤne durchſichtige Glaͤſer gemachet wer-
den, weiln das fichtene oder gar vollends
das kieferne Holtz, wegen ſeiner hartzi-
gen Eigenſchafft, nichts als unreines blat-
ter- oder kraͤtziges gruͤnes Bauer-Glaß
machet, wie dann hiervon die Glaß-Huͤt-
ten in Boͤhmiſchen Gebuͤrgen ſattſam
Nachricht geben koͤnnen, wiewohl man
auch von Buchen, Aeſchen, und Ahorn
oder anderm hartem Holtz, auſſer Eichen-
Holtz, weil es faͤrbet, hell Glaß machen
kan.


Von der Fichte.


Nebſt der Tanne iſt die Fichte auch
ein nuͤtzlicher Baum, welcher ebenfalls
in kalten nordiſchen Gebuͤrgen weit ge-
raͤder, laͤnger und hoͤher waͤchſet, als die
Tanne und Kiefer; Hat eine roͤthlichte
Rinde, welche gantz zehe ſich biegen laͤſ-
ſet, und nicht ſo ſproͤde, als der Tannen
Rinde iſt; Belauffet ſich mit Wurtzeln
flach auf der Erde ohne Hertz-Wurtzel,
deswegen die Sturm-Winde groſſe Nie-
derlagen unter ihnen verurſachen: Sei-
ne Zweige und Aeſte ſind mit etwas
gruͤnlichen Nadlen allenthalben gezieret;
Haben Zapffen, worinnen der Saame
als Hirſche-Koͤrnlein mit breiten duͤn-
nen Fluͤgeln verborgen, ſo durch den
Wind des Fruͤhlings weit und breit ge-
ſaͤet wird, von welchem junge Fichten
aufwachſen, aus denen, weil ſie dunckele
und finſtere Behaͤltniße machen, darun-
ter ſich die wilden Thiere am liebſten ver-
bergen, herrliche Dickigte werden. Es
werden auch wegen ihrer Laͤnge Maſt-
Baͤume
[]

[figure]
Figure 10. Die Eichte.


Figure 11. Die Kiefer.


Figure 12. S.


[]

[figure]

[37]Von der Erden.
Baͤume zu Schiffen von ſolchen Fichten
gemachet, ingleichen, wo keine Hartz-
Gallen zu finden, welche die Sonne aus-
ſchmeltzen koͤnte, giebt es gute Schindeln.
Wo man keine Kiefern hat, wird es
auch zu Bau-Holtze gebrauchet, und iſt
gar dienlich, Balcken, Sparren und
Riegel daraus zu machen. Es hat die
Fichte ein trefflich Hartz, dahero der
Hartz-Wald oder Sylva Hercynia den
Namen bekommen, weil die Einwoh-
ner daſelbſt ihre Nahrung vom Hartz-
reiſſen und Pechmachen ſtarck treiben,
und damit handeln, da ſie die Fichten
mit beſondern Eiſen zwey Finger breit
Manns hoch reiſſen, daraus das Hartz
flieſſet, und geſchiehet durch ſolches Hartz-
reiſſen an denen Baͤumen nicht geringer
Schaden. Bey denen Heyden wurde
dieſer Baum dem Titi zugeeignet, und
in Leichen-Haͤuſer aufgeſtecket, nach Vir-
gilu
Meynung; Auch werden die Todten
Coͤrper von denen Roͤmern durch ſolches
Holtz verbrannt, nach Alexandri Mey-
nung. Die Sineſer pflantzen einen Fich-
ten-Baum bey den Graͤbern und hal-
ten ſolchen vor ſehr heilig. Die Amey-
ſen bereiten ihre Myrrhen aus ſolchem
und anderer Baͤume Hartz, welche ſie
in der Naͤhe herumb ſammlen, in ihre
Hauffen tragen, und daſelbſt zu un-
terſt auf dem Boden verbergen; Die
Gerber brauchen die Rinde, damit das
Leder gar zu machen, doch werden anietzo
meiſtens die eichene Rinden darzu genom-
men, weil ſolche beſſer ſeyn ſollen. Das
Hartz, welches eine ſubtile Olitaͤt bey ſich
fuͤhret, wird ebenfalls, wie das tannene,
zur Salbe gebrauchet, doch iſt das erſte-
re beſſer: So dienet auch das Hartz de-
nen wilden Schweinen zum Harniſch,
als welche ſich, wann ſie aus der Suhle
kommen, an niedrig geriſſene Fichten
reiben, und mit dem daraus flieſſenden
Hartz ihre Haare und Borſten derge-
ſtalt beſtreichen und feſte machen, daß
daraus gleichſam ein Pantzer wird, und
kein Hund durch die Haut greiffen, auch
kein Waffen, Fang-Eiſen oder Hirſch-
Faͤnger durchdringen kan, er ſey denn
ſehr ſteiff, ſtarck und ſpitzig, Sie laſſen
im Herbſte ihre alte Nadeln fallen; den
Saamen aber ſtreuen ſie des Fruͤhlings
darauf, und weil der Saame oͤhlicht,
haͤlt er ſich lang, ehe er auffgehet, es
komme dann eine ziemliche Feuchtigkeit
und Waͤrme darzu. Jhre Zapffen hen-
gen niederwerts und ſind etwas groͤſſer,
auch braͤunlichter an Farbe, als der Tan-
nen ihre anzuſehen. Die Eichhoͤrnlein
nehren ſich davon, huͤlſen den Saamen
aus, nagen und beiſſen die Zapffen maͤch-
tig ab, daß man zuweilen haͤuffig Schup-
pen von abgefreſſenen Zapffen unter dem
Baum liegen ſiehet.


Von der Kiefer.


Die Kiefer oder der Kuͤhn-Baum iſt
wegen ſeiner Fettigkeit ein zu bauen vor
allen anderen Baͤumen ſehr dienlicher
Baum. Er iſt bey denen Heyden nach
Urſini Meynung dem GOtt Pan gewied-
met geweſen, von deſſen Zweige man
Kraͤntze bey denen Opffern getragen.
Er hat einen geraden Stamm, welcher
untenher voller Riſſe, rauch und aſcher-
farbigt, oberhalb aber ſchuppigt und
roͤthlicht iſt; die Zweige oder Aeſte ſind
mehrentheils krum gebogen; Die Na-
deln oder Tangeln Fingerslang, von
gelblichter gruͤner Farbe, einer fetten und
oͤhlichten Subſtanz. Die Zapffen ſind
klein, rundlich und kuͤrtzer als der Tan-
nen und Fichten, hengen an kurtzen Stie-
len und ſitzen feſte daran, ob ſchon die
neuen hervor wachſen. Der Saame,
den die Natur mit Fluͤgeln, als Kaͤfer-
lein verſehen, flieget durch die Lufft im
Herbſt aus, und bleibet lange liegen, ehe
er aufgehet, biß er Lufft bekommt zu
wachſen. Sonſt waͤchſet das Kiefern-
Holtz meiſtens in ſandigtem Boden jaͤh-
ling am beſten auf, wurtzelt flach auf
der Erde, dahero die Sturm-Winde an
demſelben groſſen Schaden verurſachen.
Es dienet dieſer Baum wegen ſeines
vielen Hartzes, womit er im Wetter der
Faͤulung trefflich widerſtehet, zu herrli-
chem Bau-Holtz, und iſt weit mehr, als
Taͤnnen- oder Fichten-Holtz zu æſtimiren,
wie denn daraus die Haͤuſer erbauet,
ingleichen Bretter und Pfoſten geſchnit-
ten werden, ja man braucht ſie auch we-
gen in ſich habenden Kuͤhns und Tauer-
hafftigkeit in denen Waſſer-Brunnen zu
Roͤhren, auch in dem Berg-Bau zu
Waſſer-Kuͤnſten und Zimmerung der
Schaͤchte und Stollen. Die Stadt Aug-
ſpurg fuͤhret in ihrem Wappen eine Kie-
ferne Zapffe, weil in ſelbiger Gegend diß
Holtz ſehr gemein. Aus denen Kuͤhn-
Staͤmmen, knorrigten Aeſten, und har-
tzigten Wurtzeln, welches einen guten Ge-
ruch giebet, wird der Kuͤhn in kleine
Stuͤckgen ausgehacket, ſolche in einen
E 3hier-
[38]Erſter Theil/
hierzu gemachten Ofen geſetzet, ange-
zuͤndet und der Theer daraus geſchmol-
tzen, welcher unten in einen Keſſel zu-
ſammen flieſſet. Daraus das beſte, als
Kuͤhnoͤhl-Spiritus abgezogen, das ſchwar-
tze Pech aber in Sand-Formen gegoſſen,
zu Schiff und Vaͤſſer verpichen gebrau-
chet, und das uͤbrige, als der Theer, zu
Wagenſchmieren verlaſſen wird; Die
Kohlen davon kauffen die Schmiede. Es
geben aber die Pechbrenner jaͤhrlich ei-
nen gewiſſen Ofen-Zinß. Aus ſolchen
Kiefern ſind auch gute Schleußen zum
leuchten zu machen; Jngleichen, wo ſie
ſplittig, gute Schindeln und tauerhaffte
Tachſplitte. Sonſt waͤchſet die Kiefer
nicht ſo hoch und lang, als die Fichte oder
Tanne, das Wild ſcheelet die junge Rin-
de von denen Gipffeln und Aeſten der
Wind-Bruͤche des Winters gerne ab,
ob ſie gleich bitter von Geſchmack ſind,
ſonderlich den Kenſter oder Miſtel, ſo
darauf waͤchſet; So beiſſen ſie auch de-
nen jungen Kiefern, ſo ſie Manns hoch
ſind, die junge Rinde ab. Jm Hartz-Walde
wird der Kuͤhn-Ruß gemachet und haͤuf-
fig hier zu Lande denen Mahlern, Buch-
druckern, Faͤrbern und andern mehr ver-
kauffet, welches ſie in einer nahe am Ofen
verſchloſſenen Kammer ſammlen, denn
der Rauch oder Ruß leget ſich darinnen
an eine von Leinewand gemachte Decke,
wovon er mit einem Stecken abgeklopf-
fet, in kleine Ruß-Butten gethan, und
weit und breit auſſer Landes verkaufft
wird, wovon man in obgedachtem Hartz-
Walde mehrere Nachricht einhohlen
kan.


Vom Wacholder- und dem
Tax-Baum.


Der Wacholder iſt zweyerley Gat-
tung: die eine Art waͤchſet zu einem ziem-
lichen Stamm, nicht aber in unſerm
Climate, ſondern in warmen Laͤndern;
Die andere Art bleibet nur eine niedrige
Staude oder Buſch und Strauch. Es
wird vor ein edeles Gewaͤchß gehalten,
welches mit ſeinen Fruͤchten vor Men-
ſchen und Vieh zu einer herrlichen Artz-
ney ſehr nuͤtzlich in denen Officinis ge-
brauchet wird. Der Wacholder, wel-
cher aus ſeinem Saamen, nachdeme der
Erdboden und die Jahres-Witterung
beſchaffen, innerhalb acht, zehen, biß
zwoͤlff Wochen auffgehet, und in einem
magern ſandigten Boden, ſonderlich in
kalten nordiſchen Laͤndern waͤchſet, traͤ-
get ſtatt der Bluͤthe kleine gelblichte
Zaͤpfflein, darauf folgen gruͤne Beerlein,
ſo im erſten Jahr gruͤn, im andern Jahr
blau, und im dritten Jahr ſchwartz wer-
den, nach einiger Meynung aber in ſie-
ben Jahren erſt reiffen ſollen. Deſſel-
ben ſollen zweyerley Geſchlechter ſeyn,
als maͤnnliches und weibliches, deren
das letztere nur allein Saamen truͤge;
Aus denen Wacholder-Beeren wird eine
herrliche Medicin und Antidotum wider
die Peſt und Gifft, ingleichen eine Latt-
werge, Salſen, gebrannte Waſſer, zur
Reinigung der Nieren und Leber, Trei-
bung des Steins, nuͤtzlich zu gebrau-
chen zubereitet. Sein Hartz oder Gum-
mi,
ſo durchſichtig und gelb, wie Maſtix,
iſt, ſoll an Tugenden dem Agt-Stein
gleich und der Menſchlichen Natur ſehr
zutraͤglich ſeyn. Der Hiſtorien-Schrei-
ber Milius meldet, daß zu Sagonta in Hi-
ſpanien vor alten Zeiten ein Heydniſcher
Tempel der Goͤttin Dianæ geweihet,
zweyhundert Jahr vor Zerſtoͤhrung
Trojaͤ erbauet worden ſey, worinnen
von dem Wachholder-Holtze Balcken ge-
weſen, welche noch unverweßlich gefunden
worden, als Hannibal die Zerſtoͤhrung
vorgenommen. Sonſten iſt gewiß das
Wachholder-Holtz von einem heylſamen
Gewaͤchſe und balſamiſcher Eigenſchafft,
davon der Rauch das Ungeziefer ver-
treibet, auch von ſeinem Holtze eine
gluͤende Kohle uͤbers Jahr kan erhalten
werden; Die Lauge von ſeiner Aſche ſoll
dieſe Wuͤrckung haben, daß, ſo man die
Haare woͤchentlich eine zeitlang damit
waͤſchet, ſelbiges das Geſichte ſchaͤrffen,
Nuͤſſe und Laͤuſe vertreiben, das Kopff-
Weh verhuͤten, keine graue Hare wach-
ſen laſſen, das Gedaͤchtniß ſtaͤrcken und
viel dergleichen Tugenden mehr haben
ſolle.


Zum Beſchluß des Tangel-Holtzes will
ich auch zu dieſer Claſſe noch letztlich anne-
ctir
en und beyfuͤgen den Tax-Baum/
als von welchem Holtze die Jaͤger-Goͤt-
tin Diana ihre Bogen und Pfeile gehabt
haben ſoll. Es waͤchſet dieſer Baum
nicht in einen ſtarcken Stamm, ſondern
verflechtet ſich mit vielen Zweigen unter
einander. Die Tangeln oder Nadlen
ſind nicht ſo hart und ſteiff, wie die Fich-
te oder Tanne, ſondern weichlicht, von
einer angenehmen gruͤnen Farbe. Es
ſchrei-
[]

[figure]
Figure 13. Der Wacholder.


Figure 14. Der Tag Bauͤm.


Figure 15. J.


[]

[figure]

[38[39]]Von der Erden.
ſchreiben viele Natur-Kuͤndiger, daß der
Schatten von dieſem Baum dem Men-
ſchen an der Geſundheit gar ſchaͤdlich ſeyn
ſolle, welches doch nicht erweißlich, in-
deme ich oͤffters in Franckreich und zwar
ſowohl zu Pariß, als auch zu Verſailles
in denen Koͤniglichen Gaͤrten unter dem
Schatten der Luſt-Gaͤnge von ſolchen
Gewaͤchſen mit mancher Plaiſir die Zeit
paſſiret, ohne daß ich hiervon was wie-
driges vermercket. Es machen die Gaͤrt-
ner in denen Luſt-Gaͤrten hiervon ſowohl
die lebendigen Hecken, Spatier- oder Luſt-
Gaͤnge, als auch viereckigte oder runde
Pyramiden, auch andere Figuren, ſo in
der Scheere gehalten werden. Es ſind
zwar mehr Arten Tangel-Holtzes, als
der Eiben-Baum, Lerchen-Baum, Sa-
the-Baum, Roßmarien und derglei-
chen mehr, davon ich aber, weil es zu
unſerm Zweck nicht dienlich, weiter nichts
melden, ſondern, weiln ſowohl das Laub-
als Tangel-Holtz beſchrieben, nunmehro
von wilden Baͤumen zu handeln aufhoͤ-
ren, und mich zu andern Materien
wenden will.


Von Sturm-Winden und Feuer-Braͤnden.


Wie der groſſe GOtt dem menſchli-
chen Geſchlechte zu hoͤchſt nuͤtzlichem Ge-
brauch Waͤlder und Gehoͤltze durch ſeine
Allmacht erſchaffen, und deren unent-
behrlichen Nutzen zur Genuͤge augen-
ſcheinlich erweiſet; So hat er auch Mit-
tel und Wege ſich vorbehalten, ſolche
Hoͤltzer zur Beſtraffung der ungehorſa-
men Menſchen mit groſſen ungeheuern
Sturm-Winden niederzureiſſen und zu
vertilgen, ja gantz oͤde und wuͤſte zu ma-
chen und durch ſolche Wald-Brecher der
armen Waͤlder einige Zierde abzureiſ-
ſen, daß bey dergleichen Zuſtand ein er-
baͤrmlich Mitleyden zu haben und entſetz-
lich anzuſehen iſt, wann die ungeheuern
tobenden Winde bey groſſem Schnee
oder langwierigem Regen und Naͤſſe die
Baͤume ſo hefftig bewegen, daß ſie die
Wurtzeln mit der Erden empor reiſſen,
und andere zugleich mit niederwerffen,
oder auch bey gefrorner Erde die Staͤm-
me halb von einander brechen, daß oͤff-
ters Haͤuſer hoch Windbruͤche uͤber ein-
ander liegen und weder mit kriechen,
noch gehen durchzukommen iſt. Und
wird ein ſolcher Baum bey dem Bruch
und Fall dergeſtalt ſtarck erſchuͤttert, daß
er ſich zwiſchen denen innerlichen Jah-
ren loßſchiebet. Wann nun hier von ge-
bauet, oder von ſolchem Holtze Breter
geſchnitten, und darvon Schraͤncke oder
Tiſche gemachet werden, ſo pfleget es bey
Aenderung des Wetters oͤffters zu kna-
cken, weil ſolchem Holtze innerlich die
Jahrwachſe verſchoben. Dergleichen
auch das gruͤne Holtz, wenn es im Feu-
er brennet, wegen des innerlichen Waſ-
ſers ſeines Saffts, und Antipathie des
Feuers zu thun pfleget. Es ſtehen aber
die meiſten Leute in denen Gedancken,
daß ſolches Holtz, ſo der Wind niederge-
riſſen, dem Winde fatal und zu bauen un-
gluͤcklich ſey, dahero ſie Bedencken tragen,
mit ſolchem zu bauen. Sonſten iſt vor Al-
ters nach Saͤchſiſchẽ Rechten im Gebrauch
geweſen, daß die Windbruͤche, ſo die Graͤn-
tze beruͤhret haben, den Foͤrſtern ſolchen
Revieren als ein Accidens zugekommen,
damit ſie um deſto mehr auf der Graͤn-
tzen Richtigkeit achtung gegeben, welches
aber nach dieſem abgekommen ſeyn mag,
und werden heut zu Tage nicht allein von
Lager-Holtze, ſondern auch von Wind-
bruͤchen Herrſchafftliche Kuͤchen-Klaff-
tern von denen Unterthanen geſchlagen.
Nicht allein thun obgemeldter maaſſen
ſolche und dergleichen Waldreiſſende
Sturm-Winde denen Heyden und Waͤl-
dern einen unglaublichen Schaden, ſon-
dern es ruiniret ſolche nicht weniger auch
bey groſſer lang anhaltender Duͤrre und
Sommer-Hitze der in denenſelben entſte-
hende Brand; Da ohnediß das von
ſchwefflichter und hartzigter Fettigkeit zur
Hitze und innerlichem Feuer bereits incli-
nir
ende Tangel-Holtz leichte zur Flam-
me ausſchlaͤgt; Dergleichen Brand auch
durch Unvorſichtigkeit der Koͤhler, ſo
nachlaͤßig mit dem Meulerbrennen um-
gehen, entſtehen kan; oder es verurſachen
ſolchen die Zimmerleute und Holtzhauer,
Schaͤffer und Hirten durch ihre To-
backs-Feuer, ſo ſie in hartzigte Spaͤhne
fallen laſſen; Oder es geſchicht auch wohl
gar durch gottloſer Leute und boͤſer Bu-
ben Leichtfertigkeit, daß Feuer in die
Waͤlder mit allem Fleiß angeleget wird,
welches leichtlich an der duͤrren Erde das
Mooß, alt Graß, Reißig und derglei-
chen Feuerfangende Sachen ergreiffet,
ferner um ſich friſſet, und dergeſtalt bey
nachlaͤßiger Aufficht uͤberhand nimmet,
daß zuweilen groſſe Heyden auf viele
Meil-
[40]Erſter Theil/
Meilweges ruiniret werden. Was ſolche
entſtandene Feuers-Bruͤnſte ſodann vor
ein entſetzliches Geraͤuſch und grauſames
Sauſen verurſachen, ſonderlich in dem
Hartz- oder Tangel-Holtze, iſt faſt nicht
zu beſchreiben. Es ſind ſodann ſolche
mit Jammer und Schrecken anzuſehen-
hende ſchwartz ausgebrannte Trauer-
volle Bloͤßen und zu Staub und Aſche
verwandelte Flecken hoͤchlich zu betrauern
und ſonderlich, weil hierdurch am mei-
ſten die Erde von ſolcher grimmigen
Glut hefftig durchbrennet und zu aber-
mahligem Anflug und Wiederwachß un-
faͤhig gemacht wird; Jndem in der Aſche
oder Lauge eine ſolche Schaͤrffe befindlich,
welche den Baum-Saamen angreiffet,
und zuꝛ Faͤulung bringet, auch der Saame
durch ſolche Aſche keine Feuchtigkeit der
Erde oder ſein naturliches Nutriment er-
halten kan, und wird ſolchen Schaden
ein dergleichen Wald oder Heyde in vie-
len Jahren und faſt bey Menſchen Geden-
cken nicht wiederumb verwinden. Oeff-
ters bleiben etzliche Baͤume an Schalen,
Rinde und Aeſten biß zum Gipffel hin-
aus verbrennet und verſenget ſtehen, an-
dere liegen dargegen auf einander zum
traurigen Spectacul, und laſſen unter ſich
nichts als Mooß, eintzeln Graß, Far-
ren-Kraut, oder wenn es viel iſt, etwan
Brom-Beeren- oder Dorn-Straͤucher
wachſen; Zuweilen, nachdem die Jah-
res-Zeiten feuchte oder duͤrre einfallen,
ereignet ſich dennoch mit der Zeit einiger
Wiederwachß, da man befinden wird,
daß meiſt nach vormahls daſelbſt geſtan-
denem und abgebranntem Tangel-Holtz
nachhero ſtatt deſſen Bircken, Aeſpen und
dergleichen ausſchlagen, biß endlich durch
deren Schatten die Feuchtigkeit und das
Nutriment des vegetabiliſchen Saamens
mehreres conſerviret, ſo alsdenn nach
und nach haͤrter waͤchſet, wiewohl es da-
mit ſparſam hergehet, weil, wie gedacht,
die verbrannte Erde und Aſche hieran
ſehr hinderlich iſt. Bey ſolchem ereigne-
ten Ungluͤck und entſtehenden Feuers-
brunſt muͤßen von GOtt, der Natur und
rechtswegen alle Menſchen leſchen helffen,
aller Fleiß angewendet und die umblie-
genden Staͤdte, Aemter und Doͤrffer
durch die Glocken eyligſt aufgebothen,
was retten, rennen, und lauffen kan,
erfordert und das Feuer zu loͤſchen viele
Mittel, nach Beſchaffenheit des Orts,
in der Angſt vorgenommen werden. Ei-
nige loͤſchen es mit Waſſer; Andere ſchla-
gen es entgegen mit Aeſten, oder Zweigen
aus; Einige graben vor das Feuer tie-
fe Graͤben und werffen die Erde wieder
das Feuer, daß es da bleiben und nicht
ferner fortbrennen ſoll; Andere pfluͤgen
eyligſt uͤber Stock nnd Stein tieffe Fur-
chen, raͤumen duͤrre Reiß, Mooß und
Raſen ab, doch brennet es zuweilen un-
ter der Erden in denen Wurtzeln, ſon-
derlich wo turffigte oder Holtz-Erde vor-
handen, immerhin, und hilfft da kein Loͤ-
ſchen, ſonderlich wann gantzverbrannte
Baͤume mit voͤlliger Glut uͤber die Gra-
ben fallen, und mit ihrer Flamme den
Kiehn oder Hartz anſtecken, weswegen
in duͤrrer Zeit eine treufleißige Aufſicht
hoͤchſt vonnoͤthen.


Vom Anflug und Wiederwachs.


Wann entweder erſtbeſagter maaſ-
ſen der groſſe GOtt uns Menſchen zur
wohlverdienten Strafe umb unſerer
Suͤnde willen, die Heyden und Waͤlder
durch Sturm-Winde, oder Brand-
Schaden verderben laſſen, oder wann
zu des Menſchen Nothdurfft und Nah-
rung bey vollkommenen Haubaren alt-
erwachſenem Holtze vorhero die Bret-
Baͤume, Schwellen-Saͤulen-Balcken-
Schindel- oder Splitt-Baͤume, Spar-
ren, Schal-Holtz und Latten herausge-
nommen worden ſind, und das krum-
me oder Lager-Holtz, Schoppen und
Abraum in Klafftern geſchlagen, die uͤ-
brigen Spaͤhne und Hinderniß abgeraͤu-
met, ſo werden zu ſolchem Ende und
Fortpflantzung des neuen Wiederwach-
ſes die ſtaͤrckſten und beſten Saamen-
Baͤume, ſo die meiſten Aeſte oder Zwei-
ge haben, und jaͤhrlichen Saamen tra-
gen, hin und wieder ſtehen gelaſſen, da-
mit ſolche ihren Saamen durch der Son-
nen Hitze bald reiff und zeitig erlangen,
und der Wind denſelben in freyer Lufft
ungehindert deſto beſſer ausſtreuen koͤn-
ne. Es hat dahero wohl unſtreitig den
Namen Anflug erhalten; Wegen des
anfliegenden Saamens, welcher von de-
nen Baͤumen nach ſeiner Zeitigung her-
ab gefallen, darbey gleichſam hin und
her geflogen, biß er ſich an die Erde und
deren Vegetation begierig annectiret und
gleichſam renaſciret oder wieder hervor
waͤch-
[]

[figure]
Figure 16. Buͤrben Dickigt.


Figure 17. Haleln Dickigt.


Figure 18. J.


[]

[figure]

[]

[figure]
Figure 19. Sichten Dickigte.


Figure 20. Kiefern Dickigt.


[]

[figure]

[41]Von der Erden.
waͤchſt. Damit aber nicht allein der
Saame, ſondern auch das bereits ver-
handene junge Holtz ungehindert deſto
beſſer wachſen koͤnne, muß ſolcher Ort
vor allen Dingen mit Viehhuͤthen und
Graſen verſchonet werden: Denn ſol-
cher junger Wuchs, weil er noch zart,
wird von dem Vieh ſowohl des Winters,
wegen junger Rinde, als auch des Fruͤh-
lings an ſeinem Jahr-Wuchs, vornehm-
lich am Gipffel abgebiſſen, daß es nicht
hoͤher wachſen, ſondern knorricht, kurtz
und krum bleiben muß; Durch das Gra-
ſen aber wird der Schatten denen Wur-
tzeln benommen, und die jungen Pflaͤntz-
gen unvorſichtig ausgeriſſen, oder abge-
ſchnitten, darumb muß der Ort gleich
vom erſten Jahre an mit Viehhuͤthen
und Graſen verſchonet werden, biß das
Vieh den Gipffel nicht mehr erreichen
kan. Die Schaafe aber, ſonderlich die
Ziegen, muͤſſen, weil ſie ein ſchaͤdlich Ge-
biß haben, gar vom Holtze wegbleiben;
Nicht weniger thun die Zimmer-Leute
mit ihren Spaͤhnen und langwierigem
Trempeln, wie auch die Fuhr-Leute in
weichem und naſſem Erdboden dem Wi-
derwachs Schaden, daß ſolcher nicht auf-
kommen oder wachſen kan; Jſt dahero
am beſten, wann das Bau-Holtz im
Winter bey dem harten Froſte unbeſchla-
gen an einen beſondern Ort gefuͤhret
wird. Die alten Staͤmme und ver-
faulten Stoͤcke ſind zwar vor Alters
ein langhergebrachtes Accidens derer
Forſt-Bedienten geweſen; Weiln aber
durch Berechnung der angewieſenen
Baͤume ſolche Staͤmme mit dem Stem-
pel oder Eyſen bezeichnet worden ſind,
koͤnte der Forſt-Herr, oder der Obere
nicht wiſſen, was verkaufft oder geſtoh-
len worden; Zudem werden heutiges
Tages die Kuͤhn-Staͤmme denen Pech-
Brennern an Ofen-Zinß uͤberlaſſen,
weiln darinnen der beſte Kiehn, wodurch
mancher Baum erſpahret wird. Es
wuͤrde auch nur denen Forſt-Bedienten
einen Verdacht machen und durch das
Ausreiſſen derer Wurtzeln von alten
Staͤmmen viel jung Holtz zu Schaden
gehen. Wo das Holtz durch Ungluͤck
oder Verwahrloſung des Feuers Scha-
den gethan, da will bey Mannsgeden-
cken der junge Saame nicht aufgehen,
ſondern wird durch die verbrannte Erde
oder Aſche gantz untuͤchtig und verbiſſen,
es werde dann die friſche Erde aufgea-
ckert oder gehacket, ſo wurtzelt es noch
eher auf. Es koͤmmt oͤffters, daß, ob-
gleich eine Art Holtzes weggehauen, dan-
noch an ſelbigem Orte eine andere Art,
ſo vor langen Zeiten da geſtanden, aus
verfaulter Holtz-Erde ſich aus denen
Wurtzeln generiret, und wie die Kraͤu-
ter nach voriger Geſtalt renaſciret, und
wieder hervor waͤchſet, woran die ſeltſa-
me Eigenſchafft der Natur zu erkennen,
und goͤttliche Allmacht nicht genugſam
wundernswuͤrdig zu preiſen. Gleich-
falls ſchadet dem jungen Anflug und Wie-
derwachs nicht wenig das uͤberfluͤßige
Mooß und allzu geitzige Streuling re-
chen, wormit man die kleinen Pflaͤntz-
gen unvorſichtig ausreiſſet und alſo hier-
durch groſſen Schaden verurſachet.


Von Beſtraͤuche und jungen Dickigten.


Gleichwie alle lebendige und lebloſe,
vernuͤnfftige und unvernuͤnfftige Crea-
turen, nemlich die Menſchen, die wilden
Thiere, die Baͤume und Kraͤuter, ja auch
wohl gar die Steine und unterirdiſche
uns meiſtens noch unbekante Gewaͤchſe,
nachdem ſie aus ihrem Saamen generi-
ret, vermittelſt der Erden Vegetation
und deren Nutriment auf die Welt kom-
men und das Tage-Licht erblicken oder
ihren Lebens-Geiſt oder Animam vege-
tativam
erhalten: alſo beginnen dieſel-
ben allmaͤhlich je mehr und mehr durch
ihren erlangten Nahrungs-Safft ferner
zu wachſen, von Tage zu Tage in die Hoͤ-
he und Staͤrcke mercklich zuzunehmen
und hierinnen den Anfang ihres Lebens
oder die Kindheit und Jugend vorzuſtel-
len. Die fernere Zeit geſchiehet mit Ver-
groͤſſerung und Vermehrung ihres
Wachsthums und zunehmenden Kraͤff-
te, wird Adoleſcentiae oder eines Juͤng-
lings Alter billig verglichen. Die Voll-
kommenheit der Natur in ihrem beſten
und kraͤfftigſten erhaltenen Flor iſt, wann
gleich dem Maͤnnlichen Alter auch Trieb
der Natur durch Fruͤchte oder Saamen
jegliches nach ſeiner Art zu fernerer Ver-
mehrung und Propagation nunmehro
tuͤchtig worden iſt; Und dann letztens der
Untergang oder Abnehmen der Natur,
wann die Bluͤth und Frucht, auch der
Safft und Krafft ſich verringern, und
endlich zum Untergange neigen, kan
Fwohl
[42]Erſter Theil/
wohl Senectuti oder dem abnehmenden
hohen Alter gar fuͤglich verglichen wer-
den. Eben dieſe Beſchaffenheit hat es
auch mit denen Baͤumen, welche, wie oͤf-
ters gemeldet, nachdem ſie durch ihren
Saamen in der Erden durch ihre Vege-
tation
gekaͤumet, alsdann zu wachſen
anfangen und alſo junge Straͤucher
oder Gedickigt genennet werden, weiln
dieſelben dergeſtalt tuͤchte in einander
verwachſen, daß Niemand wohl durch-
kommen kan, und ſich daſelbſt die wilden
Thiere verbergen. Es kan ſolches waͤh-
renden Wachsthums ſowohl von allem
Laub-Holtze, als auch von der andern
Gattung des Tangel- oder Hartz-Holtzes
ebener Geſtalt auf gleiche Art verſtan-
den werden. Und hat die Goͤttliche All-
macht ſolche Wohnungen und Dickigte
nicht allein in jungem Gehoͤltze im Wald,
ſondern auch ſowohl auff denen hoͤchſten
Felſen-Gebuͤrgen, als in denen finſtern
Abgruͤnden und tieffen Loͤchern, oder
nach der Landes-Art in moraſtigen, mit
Rohr und Schilff verwachſenen, ver-
borgenen Oertern durch die Natur hier-
zu Lager und Behaͤltniſſe derer wilden
Thiere verordnet, und vaͤterlich verſor-
get, wie er uns Menſchen in Haͤuſern
vor allem Ungewitter bewahret, ſo ſor-
get er auch hieꝛinnen vor die Vermehrung
und Geſundheit derer wilden Thiere,
dieſelbe vor unnuͤtzem Nachſtellen derer
Muͤßig-Gaͤnger, ſchaͤdlicher Raub-Thiere
und Hunde zu beſchuͤtzen. Werden alſo,
wie bereits gemeldet, alle Baͤume in ih-
rer Jugend und Wachsthum Straͤucher
und dahero verwachſene Dickigte genen-
net, hernachmahls wenn ſie ihren Stam̃
hoͤher treiben, ſo heiſt es alsdenn junges
Holtz, Stangen und dergleichen, biß ſie
zu ihrer vollkommenen Groͤße zu einem
haubaren Holtze erwachſen und gelan-
get ſind.


Von Bebuͤſchen und Stauden.


Nechſt denen jungen Baͤumen, wel-
che, wie gemeldet, in der Jugend als
Straͤucher anzuſehen, mit der Zeit aber
ihren Wachsthum, Hoͤhe und Staͤrcke
vergroͤſſern, erachte nicht vor undienlich
zu ſeyn, zum Beſchluß der Beſchreibung
alles Holtzes hierbey die Gebuͤſche und
Stauden anzufuͤgen. Solche, weiln
ſie nicht hoch werden, und nimmer kei-
nen rechten Stamm erlangen, ſondern
nur als niedrige Stauden aufſchieſſen,
wachſen ſowohl in denen Heyden und
Waͤldern, als Aeckern und Feldern, und
werden ebenfalls nicht unbillig unter die
Vegetabilia gerechnet, von welchen hier
ſpecifice Meldung thun will. Und zwar
erſtlich von dem Haſel-Strauch, wel-
cher unter andern hoͤchſt nuͤtzlich, maſ-
ſen er nicht allein denen Menſchen mit
ſeiner angenehmen Frucht und Haſel-
Nuͤſſen, ſondern auch dem Schwartz-
Wildpraͤth, denen Sauen, zur Maſtung
dienet. Es iſt ein abſonderliches verbor-
genes Werck und Heimlichkeit der Na-
tur, daß der Haſel-Staude Jahrwachs
oder Zwieſel zur Wuͤntzſchel-Ruthe am
beſten dienet, wodurch wunderbahrer
Weiſe die Ertzte, Metallen und Minera-
li
en, ja alle verborgene Schaͤtze der Er-
den, Kluͤffte und Gaͤnge entdecket und
durch diß Werckzeug das Reichthumb
der Welt erworben wird. Ferner ſol-
len ſich auch die Schlangen und ander
gifftig Gewuͤrm vor ſeiner Eigenſchafft
fuͤrchten. Es dienet dieſes Holtz denen
Pulvermachern zu Kohlen und hat ein
groſſes haarichtes Laub, ſo auf der ei-
nen Seiten lichtgrau iſt, ſchlaͤget am
Stamm aus in viele Sommerlatten
und giebt zuweiln, wie ich in Pohlen
befunden, gantze groſſe Waͤlder davon;
Bey uns hier zu Lande aber wachſen
ſolche meiſtens im Gebuͤſche hin und wie-
der: Sie haben des Fruͤhlings lange
Zoͤpfflein, ſo anfaͤnglich gruͤn, letztlich
gelb ſind, u. hernach abfallen, deren Fruͤch-
te ſind die bekante Haſel-Nuͤße, welche
vor den Nierenſtein trefflich gut. Agri-
cola in Chirurgia
ſchreibet, daß eine un-
glaubliche Krafft wider die Zauberey in
denen Haſel-Miſteln oder Kenſter ver-
borgen ſey: Es wird in denen Officinis
vieles hiervon gebrauchet. Die Ein-
wohner der Stadt Præneſtis, wie Virgi-
lius
meldet, haben ſich damit des Hun-
gers lange Zeit erwehret, als ſie von
Hannibale belagert geweſen. Nechſt
dieſen iſt die Weyde ein ſehr nuͤtzlich
Gewaͤchs, welches Niemand beſſer atte-
ſtir
en kan, als diejenigen, die ſonſt kein
Holtz haben, maaſſen ſie ſolches mit
Koͤpffen der Aeſte jaͤhrlich reichlich nutzen
und zu ihrem Gebrauch zu brennen,
pflechten, zaͤunen, auch ſtatt der Stri-
cke und Baͤnder brauchen. Es waͤchſet
die Weyde gemeiniglich gerne an waͤſſe-
richten
[]

[figure]
Figure 21. Haſel Strauͤch.


Figure 22. Weyden.


Figure 23. Werffen.


Figure 24. Pingeling ſc. Lip.


Figure 25. Y.


[]

[figure]

[]

[figure]
Figure 26. Hage Dornen.


Figure 27. Schwartz Dornen.


Figure 28. Weiß Dornen.


Figure 29. Erenß Dornen.


Figure 30. Z.


[]

[figure]

[43]Von der Erden.
richten Oertern, und ſchreibet Plinius,
daß vor alten Zeiten die Heyden ihre
Schilder von Weyden geflochten haben,
woraus heut zu Tage Koͤrbe gemachet
werden. Die Weyde iſt vor dieſem,
nach Urſini Meynung, dem Herculi zu-
geeignet geweſen: So werden auch die
Waſſer-Taͤmme und Ufer damit nuͤtz-
lich bepflantzet, daß das Waſſer nicht
ausreiſſen kan. Es ſind unterſchiedli-
che Art Weyden, deren die gewoͤhnlich-
ſten lange Zweige mit gelben Schaalen
und ſpitzigen ſchmahlen Blaͤttern von
Silber-Farbe haben. Die Werfften
iſt auch eine Art der Weyden, welche
aſchfarbene laͤnglichte runte Blaͤtter
tragen und niedrig hin und wieder in de-
nen waͤſſerichten Wieſen wachſen, ſind
von graulichter Schaale, und weil ſie
zaͤhe, werden damit Zaͤune geflochten,
oder zu andern Flecht-Reiſern gebrau-
chet: Sie wachſen ſehr dichte zuſammen
in einander. Letztlich ſind auch die
Dornen-Straͤucher, als Hage-Dorn,
Weiß- und Schwartz-Dorn, oder Creutz-
Dorn zu beſchreiben noͤthig, unter wel-
chen der letztere, als der Creutz-Dorn,
den Vorzug billig hat, weiln mit dem-
ſelben, nach Marcelli Empirici Meynung,
der Herr Chriſtus gekroͤnet worden:
Dahero die Alten demſelbigen Creutz-
Dorn beſondere Tugenden wider die
Zauberey beygeleget, und zur Waldpur-
gis-Nacht ihre Stuben und Betten da-
mit beſtecket: Sie haben eine ſchwaͤrtz-
lichte Rinde und ſchmahle gruͤne Blaͤt-
ter, ſo herbe von Geſchmack, tragen
ſchwartze runte Beere; wachſen an wuͤ-
ſten Oertern und tragen lange Sta-
cheln oder Dornen. Einige Autores
melden, daß von Schwartz-Dorn die Kro-
ne des Herrn Chriſti geweſen ſey. Die
Schwartz-Dornen oder Schleehecken
aber haben eine ſchwartze Rinde, lange
Stacheln, blaue Beere, und wachſen
nicht ſo hoch, als die Creutz-Dornen. Die
Weiß-Dornen haben ein zackigtes
Blatt, eine weiſſe glatte Schale, ſcharfe
Stacheln, rothe Beere als Erbſen groß.
Letzlich die Dage-Dornen haben Luchs-
klauen, krumb und ſcharff, ihre Frucht
ſind die Haͤynbutten, derer die Men-
ſchen genieſſen koͤnnen, ſie werden dar-
umb Hage-Dorn genennet, weil mei-
ſtens dergleichen an Zaͤunen und Hecken
wachſen, und ſich durchwinden. Noch
mehrere Arten einiger Dorn-Hecken
waͤren wohl noch uͤbrig, als Bromm-
beere und dergleichen, weiln ſie aber
nach Heiliger Goͤttlicher Schrifft, im 1.
Buch Moſis am 3. v. 10. unſerm Stam̃-
Vater Adam, nach ſeinem ſchweren
Suͤnden-Fall ſeinen Acker mit Dornen
und Diſteln zu bewachſen, als ein ſchwe-
rer Fluch auffgeleget, wollen wir ſie da-
hero weitlaͤufftiger zu beſchreiben, nicht
einmahl wuͤrdig achten, und hiermit von
allem Holtz, Straͤuchern und Stauden
ſaͤmtlich aufhoͤren.


Von Eintheilung der Heyden und Waͤlder/ auch
Geometriſcher Ausmeſſung derſelben.


Alle Gehoͤltze der wilden Baͤume,
welche ich anfaͤnglich uͤberhaupt und in
genere,
nachmahls aber auch jegliches
nach ſeiner Art in ſpecie bißher beſchrie-
ben habe, werden, wo derſelben eine
groſſe Menge gewachſen und ſich uͤber
gantze Laͤnder weit und breit erſtrecken,
nicht unbillig Wildnuͤſſen geheiſſen, weil
es in ſelbigen vermuthlich rauch und
wild genung ſeyn, auch ein wuͤſt und
wildes Anſehen haben mag. Nechſt
dieſem heiſſen dergleichen Gehoͤltze auch
Heyden, vermuthlich entweder von dem
Heydekraut, ſo auf ſolchen wuͤſten Fle-
cken haͤuffig waͤchſet, ob gleich kein Holtz
verhanden, oder es moͤgen dieſelben viel-
leicht in vorigen Zeiten, und meiſtens
bey Einfuͤhrung des chriſtlichen Glau-
bens, da die unglaͤubigen Menſchen in
Waͤldern oder Heyden gewohnet und da-
ſelbſt ihre Goͤtzen angebetet, davon den
Namen erhalten haben. Wann man a-
ber einen Wald nennet, wird ſolches
insgemein von dergleichen Oertern und
Plaͤtzen verſtanden, ſo mit Eichen und
Buchen oder Haſeln zur Maſtung, oder
andern dergleichen Behaͤltniſſen verſe-
hen ſind, wohin des Herbſts die Maſt-
Schweine getrieben werden. Ein klei-
ner Mald
, welcher beſonders alleine
fern ablieget, wird genennet ein Buſch,
darinnen etliche einzelne Eichen, Bu-
chen, Bircken, Aeſpen und vielerley Gat-
tung Holtz, doch meiſtens an Geſtraͤuche
zu befinden. Die Bruͤche ſind mora-
ſtige Gehoͤltze, ſo meiſtens wegen ihrer
natuͤrlichen Feuchtigkeit mit Errlen-
Holtz, Eſchen, oder Bircken, Weyden,
F 2Werfft,
[44]Erſter Theil/
Werfft, Rohr und Schilff verwachſen,
darinnen groſſe Behaͤltnuͤſſen vor Sau-
en, Woͤlffe und Fuͤchſe zu finden, und
man ihnen vor Waſſer und Moraſt
nicht beykommen kan. Die Vor-Doͤl-
tzer
ſind dieſe, da die Felder oder Acker-
ſtuͤcken, mit Holtze und Buſche verwach-
ſen, an den groſſen Wald anſtoſſen und
angraͤntzen. Die Feld-Buͤſche aber ſind
dieſe, welche abgeſondert in Feldern lie-
gen, worinnen keine rechte wichtige Baͤu-
me, ſondern nach des Bodens Gelegen-
heit, Haſel-Bircken-Errlen- oder Werff-
te-Straͤucher zu finden ſeyn. Und die-
ſes waͤren nun eigentlich die ſubdiviſio-
nes
aller Wildnuͤſſen, Heyden, Waͤlder,
Buͤſche, Bruͤche, Vor-Hoͤltzer und Feld-
Buͤſche. Was nun aber die Geometri-
am
betrifft, iſt notoriſch, daß ſolches ein
griechiſch Wort ſey, und ſeinen Origi-
nem,
wie alle freye Kuͤnſte, aus Grie-
chenland habe, welches Land leyder ietzo
unter das Tuͤrckiſche Joch und Sclave-
rey hingeriſſen iſt, da es vor dieſem die
Mutter derer freyen Kuͤnſte geweſen.
Es bedeutet aber Geometria ſoviel, als
die Ausmeſſung derer Heyden, Waͤlder,
Moraͤſte, Buͤſche, Aecker und Felder,
wie nemlich deren Laͤnge, Breite, Wei-
te, Hoͤhe und Tieffe, ſie liegen gerade
oder krum, abzumeſſen, die Winckel, ob
ſie ſpitzig oder ſtumpff, zu mercken, her-
nach aufs Pappier, nach Anzahl des
groſſen durch den verjuͤngten Maaßſtab
abzutragen und in einem Riß deutlich
vorzuſtellen. Sie wird getheilet in drey
Theile, als Linien, Flaͤchen, und Coͤr-
per, darvon wir nur zu unſerm Scopo
vornehmlich von der erſtern, als Longi-
metria
handeln wollen, die uͤbrige Zu-
behoͤr der Geometriæ aber wollen wir
denen Feld-Meſſern voͤllig uͤberlaſſen.
Nun iſt vornehmlich dieſes wohl zu mer-
cken: Wann ich einen Wald an der Sei-
te ausmeſſen will, ſo muß ich nothwen-
dig auf der Ecken oder Winckel anfan-
gen und den Winckel durch mein Ge-
ſichte und Inſtruments-Viſir genau mer-
cken, wie ſich ſolcher der Natur nach mir
vorſtellet, ob es ein ſpitziger, gerechter, oder
ſtumpffer Winckel oder Schmiege ſey,
wie es die Werckleute nennen, ſolches
annotiren und von dem Stand richtig
ſchreiten, wie viele Schritte ich biß an die
Eck oder Winckel bekommen moͤge, wo-
hin ich geſehen habe, welches ich auch no-
tir
en und allezeit nach ſolchem Ziel ein
weiß Pappier ſtecken laſſen muß; Auf
ſolchen neuen Winckel oder Schmiege
muß ich mein Abſehen, ſowohl ruͤck-
werts, wo ich hergekommen, als dahin,
wohin ich ferner verlange, viſiren, und
ſolchen Winckel ebenfalls, ob es Angulus
acutus, rectangulus aut obtuſus, ſeu
obliqvus, notir
en; Gleicher geſtalt auch
ſolche Laͤnge, wohin ich will, anmercken,
und auf dieſe Art und Weiſe, obbe-
ſchriebener Maaſſen mit allen vor-
fallenden Winckeln oder Schmiegen
procediren und die Laͤnge abſchrei-
ten: Es mag eine groſſe Heyde, Wald,
Buſch, Moraſt oder Dickigt ſeyn,
auch die darinnen befindliche Straſſen,
Fluͤgel, Wege und Stege gerade oder
krumb gehen, ſo beſtehen ſie in nichts
anders, als in Winckeln und Laͤngen zu
mercken. Wann ich dann nun hauſ-
ſen im Wald die gefundene Winckel ob-
ſervir
et und die Laͤnge abgeſchritten, ſo
verzeichene ich mir mit dem Transpor-
teur
nach dem gefundenen Grad die Win-
ckel auf dem Pappier und ſchreite mir
ins kleine der Laͤnge nach durch den Cir-
cul die Anzahl der gehabten Schritte,
verzeichne ſolches mit blinden Linien oder
Bleyſtifft, nach dem verjuͤngten Maaß-
ſtab richtig aufs Pappier, ſo kan nicht
fehlen, es muß der Wald mir auf
dem Pappier eben ſolche Figur vor-
ſtellen und ſich accurat repræſentiren, wie
er ins Groſſe gewachſen, hauſſen zu
befinden iſt. Nechſt dieſen Waldes nach-
barlichen Graͤntzen und Namen muß
ich auch nothwendig die zwey und dreyſ-
ſig Winde, ſonderlich die vier Haupt-
Theile, als Morgen, Mittag, Abend,
und Mitternacht, durch die Magnet-
Nadel genau annotiren, und alle Specia-
lia
bemercken. Solchergeſtalt kan ei-
nem Forſt-Herrn eine dergleichen Land-
Charte, oder nach dem verjuͤngten
Maaßſtab verfertigter Grund-Riß gar
ſehr nuͤtzlich und vortraͤglich ſeyn, wann
er darinnen gleichſam von oben herab
derer Nachbaren Graͤntze, ſeine Hey-
den und Waͤlder, Behaͤltnuͤße, Dickigte
und Moraͤſte, dadurch befindliche Straſ-
ſen und Wege, die Namen der Oer-
ter, alles bekant und deutlich be-
ſchrieben findet; Er kan auch alsdann
die Waͤlder und deren Dickigte auf de-
nen Wegen oder Fluͤgeln mit dem Cir-
cul nach dem verjuͤngten Maaßſtab rich-
tig abmeſſen, und wieviel Fuder Zeug,
Tuͤcher oder Netze er zu einem Jagen
noͤthig habe, und wie eines oder das an-
dere
[45]Von der Erden.
dere anzuſtellen ſey, gar leicht ohne Muͤ-
he daraus judiciren. Er kan auch fer-
ner auf ſolchem Riß die natuͤrlichen
Straßen, Wege und Stege des Wal-
des, ob ſie zu Haupt-Stelle- oder Treibe-
Fluͤgel tuͤchtig, oder ob es zu weitlaͤuff-
tig und er mit dem Zeuge zu ſtellen aus-
komme, oder ob er nothwendig andere
neue Fluͤgel an beqvemen Oertern muͤſ-
ſe hauen laſſen, woher das treiben kom-
me, und wohin der Abjagungs-Fluͤgel
und Lauff-Platz ſich ſchicken moͤgte, nebſt
andern Dingen mehr, deutlich erſehen,
ſo zu ſeiner Nachricht ſehr dienlich ſeyn
wuͤrde. Solchergeſtalt kan er ohne
groſſe Muͤhe in kurtzer Zeit allenthalben
derer Wege und Stege recht kundig wer-
den, da er ſonſten, wenn er zumahl der
Gelegenheit und Oerter noch frembde
und unbekant waͤre, ſolches in langer Zeit
durch eigene Erfahrung mit vielfaͤltigem
Umblauffen, ſaurer Muͤh und Fleiß, er-
kundigen muͤſte, und dennoch ohne die-
ſes Mittel nicht ſattſam weder ſich ſelbſt,
oder ſeinen Vorgeſetzten, noch ſeinen Un-
tergebenen vorſtellen und zeigen koͤnte.
Betreffend nun eigentlich den. Modum
procedendi,
oder wie ſolche Geometri-
ſche Einhohlung oder Ausmeſſung recht
accurat und juſt muͤße vorgenommen
werden, wovon gar wohl und fuͤglich ein
abſonderlicher Geometriſcher Tractat, wie
ich ſolchen ebenfalls lernen muͤſſen, zu be-
ſchreiben hoͤchſtnoͤthig waͤre, ſo dienet
kuͤrtzlich zu wiſſen, daß die Ingenieurs o-
der Feld-Meſſer bey der Geometrie in
Obſervirung aller Winckel entweder
durch ihr mathematiſches Inſtrument, das
Aſtrolabium genannt, worauf in einem
Circul 360. Grad getheilet, durch das
Viſir ſehen, und bemercken: Nachge-
hends auf den Riß ins kleine, durch den
Transporteur oder Halb-Circul, welcher
in 180. Grad getheilet, alſo folglich ſeinen
rechten Winckel mit 90. Grad auswei-
ſet, ſolche gefundene und bemerckte Grad
abtragen: Oder es bemercken andere je-
den Stand oder Winckel auch Arte Na-
vali
durch den See-Compaß, worauf
die 32. Winde verzeichnet und vornehm-
lich die vier Haupt-Theile, als Morgen,
Mittag, Abend, und Mitternacht zu be-
finden, vermittelſt der Magnet-Nadel,
als welche allzeit natuͤrlicher Weiſe nach
Norden, oder Mitternacht zeiget, wie es
ebenfalls in denen Bergwercken die
Marck-Scheider obſerviren. Die Laͤn-
gen aber werden durch Ruthen, ſo in
10. Schuh, die Schuh in 10. Zoll, die
Zoll in 10. Gran, die Gran in 10. Scrupel
getheilet werden, von etlichen auch
durch Klafftern oder Ellen gemeſſen, und
ſolches nach dem verjuͤngten Maaßſtab,
oder kleineren proportionirten Laͤnge,
auf dem Pappier durch den Circul ab-
getragen, wie es ſonſten Theoretice \&
Practice
deutlich vorgeſtellet habe. Und
weilen ich beſorge, es moͤgte der geneigte
Leſer ſich ſowohl in die Grad des Aſtro-
labii
und behoͤrigen Transporteurs ver-
irren, oder durch den See-Compaß in
die vielfaͤltige fremde Namen derer 32.
Winde verwickeln, auch wohl in die Ru-
then, Schuh, Zoll, Gran, oder Scrupel
ſich confundiren, alſo verdrießlich werden,
und diß Werck liegen laſſen; Als habe,
meiner einfaͤltigen Meynung nach, hier
eine gantz leichte und deutliche beqveme
Manier melden wollen: Nehmlich ich
ſtecke mir einen Stock in den Winckel
recht perpendiculariter feſte ein, habe
auf ſolchem ein recht viereckigt klein Bret-
lein, ſo im Centro durch ein Linial feſt
angenagelt iſt, unter ſolches Linial kleb
ich mit Wachs ein weiß Pappier, dicht an
das Centrum, und viſire oder ſehe durch
die uͤber dem Centro gehende Linie nach
dem Linial mir in der ferne vorgeſetzte
zwey Ziehle; Wann ich nun beyde Zieh-
le bemercket, wie der Winckel geweſen,
ſo notire mir ſolches Pappier, mit dem ge-
fundenen Winckel No. 1. oder Lit. A. wel-
ches mir gefaͤllt, und hebe dieß Pappier
auf, komme ich auf den andern Stand,
Winckel oder Ecke, ſo procedire auf ein
rein Pappier, und bemercke ebenfalls den
Winckel, zeichne ſolches mit Lit. B. oder No.
2. und auf ſolche Art verfahre ich mit al-
len Winckeln, welche Pappiere oder ge-
fundene Winckel ich beym Abtragen auf
den Riß, nach ihren Numern deutlich
durchſtechen und verzeichnen kan, wie es
hierinnen die Praxis am beſten lehret.
Die Laͤngen, Weiten, oder Diſtantzen
von einem Stand zum andern werden
am fuͤglichſten durch Schritte abgemeſ-
ſen und nach dem verjuͤngten Maaßſtab,
oder kleinern Laͤnge, mit dem Circul ab-
getragen: Und dieſes iſt meines Erachtens
die geſchwindeſte Methode, alle vorfallende
Winckel und Laͤngen zu bemercken, aus-
zumeſſen und auf den Riß abzutragen.
Was aber die Planimetriam oder Su-
perficial-
Flaͤchen der Waͤlder, Continen-
t
en, Jnhalt und Quadrat-Maaßes Calcu-
lir
ung betrifft, wieviel ſolcher Platz oder
F 3Area
[46]Erſter Theil/
Area Jnnhalt habe: Jngleichen Geodæ-
ſiam,
oder die richtige Theilung derſelben,
will ich hier, weil es dem geneigten Leſer
zu weitlaͤufftig fallen wuͤrde, mit allem
Fleiß uͤbergehen: Aereometria aber,
oder die Ausmeſſung der Coͤrper, mit
ihren Hoͤhen, und Staͤrcken iſt uns un-
noͤthig.


Heyden und Waͤlder zu taxiren und in Erbſchafft einzutheilen.


Jm vorigen Capitul habe unter-
wieſen, wie man geometrice Heyden und
Waͤlder ausmeſſen und einhohlen, und
ſelbige nach dem verjuͤngten Maaß-Stab
auff die Mappa oder Pappier in Riß
bringen ſolle. Hier moͤchte aber nun die
Frage vorfallen, was dann eigentlich
der eingehohlte Wald gruͤndlich in der
That werth ſey, und wie ſolcher zu taxi-
r
en, zu verkauffen, Erbe daraus zu ma-
chen, Leib-Gedinge darauff zu verſchrei-
ben, zu vertauſchen, Onera darauff zu
legen, zu kauffen, an ſich zu handeln, der
rechte eigentliche Preiß zu erfahren. Hier
præſumire ich aber, daß der geneigte Leſer
alle diejenige noͤthigen geometriſchen Pro-
blemata,
oder Propoſitiones, Auffgaben o-
der Handgriffe, welche mit dem Circul
zu machen, verſtehen, und dieſen wohl
zu regieren wiſſen werde, als eine Per-
pendicular
mitten auf der Baſin oder am
Ende zu faͤllen, eine Diagonal-Linie in
einen Quadrat von einer Eck zur andern
zu ziehen, eine Parallel-Linie, inglei-
chen Triangel und Quadrat und ſo fort,
biß auff Zwoͤlff-Eck, in einen Circul zu
formiren, und dergleichen mehr, deren
die Geometriſten 36. an der Zahl rech-
nen; wiewohl einige davon zu entbeh-
ren. Ferner will auch hoffen, daß er
des Rechnens einiger maaſſen erfahren,
wenigſtens die ſechs gewoͤhnlichen Speci-
es
der Arithmeticæ Decimalis verſtehe,
als: Additio, Subtractio, Multiplicatio,
Diviſio, Regula de tribus, \& Extractio Ra-
dicis quadratæ,
damit umb deſto leich-
ter die Sache in gruͤndlichem Verſtande
erwogen und begriffen werden koͤnne.
Was nun die vorgenommene Ausrech-
nung derer Continenten, Superficia-
l
en oder Jnnhalt eines Waldes betrifft,
welches die Geometriſten Planimetriam
heiſſen, ſo geſchiehet ſolche folgender Ge-
ſtalt: Nemlich habe ich den Wald oder
Aream, den Grund und Boden in ſeiner
Superficial-Flaͤche nach dem verjuͤngten
Maaß-Stab auf den Riß gebracht, es
repræſentire ſich nun die Figur des
Waldes ſo irregulair, als ſie wolle,
ſo ziehe ich eine Diagonal-Linie von einer
Eck zur andern, daß ich aus allen vier-
eckigten Figuren lauter Triangel habe,
nehme ſolche Triangel einen jeden nach
ſeiner Groͤſſe beſonders vor mir, und
faͤlle aus dem kurtzen Winckel eine
Perpendicular auff der Baſi, meſſe die
Baſin, wieviel Ruthen, wie auch
der Perpendicular ihr Quantum; Als-
denn ſetze ich die Summa von der
Baſi und multiplicire mit der halben
Perpendicular, ſo bringet das Facit rich-
tig heraus, wieviel Qvadrat Ruthen die-
ſer triangelte Platz Jnnhalt habe;
Habe ich aber ein regulair Quadrat vor
mir, ſo ſetze ich das Quantum der Baſis
und multiplicire es mit der Perpendi-
cular,
ſo bekomme ich das Qvantum des
Qvadrats. Wie ich nun mit dieſen proce-
dir
et, ſo muß es mit denen andern Trian-
geln gleicher geſtalt geſchehen; Letztlich
muß ich aller Triangel Facit ſummiren,
ſo wird des Waldes wahrer und eigentli-
cher Jnnhalt heraus kommen. Nun
iſt notoriſch, daß bey denen Geometri-
ſt
en jederzeit ein Acker Landes Jnnhalt
300. Qvadrat-Ruthen habe, welche ich
hiermit dem geneigten Leſer, umb ſol-
che deutlicher zu begreiffen, nicht beſſer
vergleichen kan, als mit denen viereckig-
ten Feldern auf einem Bret-Spiele, ſo
ſchwartz und weiß eingetheilet ſind, und
in der Summa ein Qvantum austragen;
Eben auf die Art muß ein Acker Landes
dieſe 300. Qvadrat-Ruthen Jnnhalt ha-
ben, er mag nun ſeyn rund, drey- oder
viereckigt, regulairer oder irregulairer Fi-
gur,
und alſo habe ich auf dieſe Art den
eigentlichen Jnnhalt des Waldes. Be-
ſtehet nun ſolcher in einerley Erdboden,
einerley Art Baͤume, einerley Wachs-
thumb und dergleichen, ſo [neh]me ich einen
Platz vor mich, etwan am Rande des
Waldes, wo ein Schlag oder Gehaͤue zu
machen nicht ſchaͤdlich, laſſe mir daſelbſt
etwan einen halben Acker oder weniger
Holtz wegſchlagen, zu Klafftern ſetzen,
nach landuͤblichem Preiß, wieviel dar-
aus Klafftern worden, zu Gelde taxiren;
Wie viel mir nun ein Acker genutzet,
eben ſoviel traͤgt der gantze Wald, ſoviel
er Acker in ſich haͤlt. Wobey aber zu
diſtingviren, daß an den Oertern, wo
hin
[47]Von der Erden.
hin und wieder magerer ſandigter Grund
und Boden, folglich kurtz gewachſene
verbutte Baͤume ſind, ſo nicht viel her-
aus geben, das Quantum zu mindern;
dergleichen auch an ſolchen Orten zu thun,
wo die Vorfahren zuviel Baͤume umb-
gehauen, und wenig oder gar kein Wie-
derwachs zu vermuthen; Nicht weniger
ſind auszunehmen die groſſen Bloͤßen,
Moraͤſte ohne Holtz, breite doppelte Fuhr-
Straſſen, gangbare Wieſen und Aecker,
ſo in dem Walde befindlich. Letzlich iſt
auch zu judiciren die Art des Holtzes,
dann in ſchwartzem feuchten Boden
waͤchſet das ebſene, errlene, Aeſpen- und
Aeſchen-Holtz nach dem Hieb in kurtzer
Zeit geſchwinder zum Gebrauch wiede-
rumb auf, als das taͤnnene, fichtene und
kieferne: Und dieſes doch noch eher, als
das harte eichene und buchene. Was
nun dieſe letztere, als eichene und buchene
Maſt-Hoͤltzer zu taxiren eigentlich be-
teifft, ſolches muß aus derer alten abge-
lebten erfahrnen Einwohner wahren
eydlichen Auſſage, wieviel bey guter
Maſt, auch zuweilen, da es nur Spreng-
Maſt geweſen, durch Schwein-huͤthen
und Eichel-leſen vor dieſem genutzet
worden? Ob auch nachdem die Bohlen-
Schneider und Staff-Hauer oder Boͤtt-
ger eine Menge Eichen heraus gehauen?
Nach dieſen und dergleichen Circum-
ſtanti
en muß das Quantum der Maſt
taxiret und zu dem andern Holtze als
ein Intereſſe, wie es ſich nutzet, gerech-
net werden, ſo wird man den Jnnhalt
des gantzen Waldes, was er recht eigent-
lich werth ſey, gruͤndlich begreiffen. Sol-
te nun aber dieſer Wald in Erbſchafft
getheilet werden, welches die Geometri-
ſt
en nach ihren Terminis die Geodæſiam
heiſſen, oder die Land-Theilung, ſo muß
derſelbe vorhero durch die Planimetriam
eingehohlet und ausgerechnet, ſodann
woferne anders nicht gewiſſe Dorff-
Graͤntzen richtig durch den Wald gehen,
wornach ſich zu richten waͤre, oder die
Erben ſich ſonſten gewiſſer maaßen nicht
vergleichen koͤnten, nach der vorhabenden
Figur ſoviel, als moͤglich, pro æquo \&
bono
die Scheine oder Graͤntze derer Erb-
theile abgezeichnet werden. Es haben
zwar die Geometriſten hierinnen eine
weitlaͤufftige Unterweiſung der Tri-
angel und Quadraten, auch anderer
Figuren durch die Arithmetique eine
Graͤntze zu treffen; Weil aber ſol-
che dem geneigten Leſer allzuweitlaͤuff-
tig und verdrießlich fallen moͤgte, das
vielfaͤltig ſchwere Rechnen, Regula Tetri
und dergleichen zu allegiren, es auch ſel-
ten und niemahls braͤuchlich einen Wald
alſo erblich in viele Theile zu diſtrahiren,
ſo habe ich dieſes billich mit Fleiß hier
uͤbergehen wollen; muß alſo hierbey die
Ocularis Inſpectio das Beſte thun.


Von Befluͤgelungen derer Heyden und Waͤlder.


Nachdem man nun vorgeſchriebe-
ner Maaſſen, wie gemeldet, ſolche Hey-
den und Waͤlder geometrice in einen
richtigen Grund-Riß verzeichnet, oder
eingehohlet und nach dem verjuͤngten
Maaß-Stab auf dem Pappier abgetra-
gen, wird man ſonder Zweiffel nicht al-
lein die Dickigte, Moraͤſte, oder Behaͤlt-
niſſe, ſondern auch die Fuhr-Straſſen,
Weg und Stege, auch alle vorfallende
Gelegenheiten darinnen erſehen und da-
bey obſerviren koͤnnen, von welchen
Feldern und an welcher Seite das mei-
ſte Wildpraͤth ſeinen Wechſel halte, oder
Abends und Morgens das Geaͤß zu ſu-
chen pflege, wo es hierauf, gemeiniglich
des Tages uͤber, ſein Behaͤltniß, Lager
und Stand zu nehmen pflege, und ſo es
darinnen verſtoͤhret, wohin es ſodann
ſeine Flucht nehmen werde. Solche
und dergleichen merckwuͤrdige Obſer-
vationes
muͤſte man ſich auf ermeldtem
Grund-Riß annotiren. Aus was vor
eine vorfallende Situation mir aber der
von mir eingehohlete und ins kleine ver-
zeichnete Wald-Riß mit ſeinen Zube-
hoͤrungen vor eine Figur, Form und Ge-
ſtalt zeiget und repræſentiret, und wo-
hin ich mit der Zeit etwan gedaͤchte den
noͤthigen Lauf-Platz zu ordiniren, muß
ich vornehmlich hierauf Reflexion ma-
chen und meinen Scopum gantz darauf
einrichten, daß vor allen Dingen daſelb-
ſten die behoͤrige Dickigten oder Behaͤlt-
niſſe, ingleichen auch Qvell-Waſſer ver-
handen ſeyen, wobey der Lauf, nach Ge-
legenheit des Wildpraͤths Wechſel und
Windes Vermerckung, auf einen freyen
Platz, Wieſen oder Leddigen heraus
komme, auch wo die zur Jagd begie-
rige Herrſchafft ihr Nacht-Qvartier
nicht zu weit davon haben koͤnne, den
Anfang zu ſolcher Abtheilung der hier-
zu ſehr vortheilhafftigen Befluͤgelung
ſolcher
[48]Erſter Theil/
ſolcher Heyden und Waͤlder vornehmen.
Nun iſt ja Jedermann bekant, daß die
Natur ermeldten Lauff-Platz, Qvell-
Waſſer und Dickigten nicht nach unſe-
rer Phantaſie, ſondern nach ihrem eige-
nen Gutbefinden, Grund und Bodens
Gelegenheit, freywillig hat wachſen laſ-
ſen; Zudeme gehen ja die meiſten Fuhr-
Straßen, Wege und Stege, krum, rund,
hin und wieder und gantz irregulair, wie
man aus dem gefundenen Abriß klar erſe-
hen kan. Daferne man nun ſolte nach ſol-
chen Straßen oder Wegen dem Gleiſſe
nach mit dem Jagd-Gezeuge, Tuͤchern,
oder Garnen, ſohin ſtellen und abfuͤhren
laſſen, ſo wuͤrde zweifels ohne noch ein-
mahl ſoviel Zeug hierzu erfordert wer-
den. Dahero ermeldte Befluͤgelung
hierzu hoͤchſtnoͤthig und nuͤtzlich erfun-
den worden. Wie ich mir nun auf mei-
nem Pappiere, oder gemachten Abriß
mein Concept nach Gutbefinden und
Gelegenheit gemachet habe und auf was
Art und Weiſe ich mich reſolviret, nach
der Figur des Waldes die Haupt-Fluͤ-
gel, ingleichen die Treibe-Fluͤgel, wie
auch die Stell-Fluͤgel zu ordiniren und
nach meinem Riße ſolche Linien, ſo auff
die Straſſen treffen, mir zum Vortheil
dienen; So kan ich mir alsdenn leichte
helffen und zur beſſern Praxi an den
Ort, wie ich es in meinem Concept ha-
ben wollen, anfangen. Wie mir nun
drauſſen an dem Wald der Compaß
oder die Magnet-Nadel anfaͤnglich zei-
get, mit ſolchem unverruͤckt muß ich die
Linie oder den verlangten Fluͤgel an-
faͤnglich durch wenige Flecken verzeich-
nen laſſen, biß ich richtig auf begehrten
Ort durchgekommen, alsdenn kan ich
nach und nach, daferne ich gefehlet,
durch Anſchalmen oder Laſchen deutli-
cher bemercken, und wenn alles verlang-
ter maaſſen richtig, endlich die noͤthige
Zeichen an ſtarcke Baͤume ſchlagen laſ-
ſen, nemlich auf die Treibe-Fluͤgel ge-
braͤuchliche Ziffern oder Zahlen, und auf
die Stell-Fluͤgel gebuͤhrliche Buchſtaben,
und werden dieſelben, ſo ſie verzeichnet,
ausgehauen und mit hellrother Oehl-
Farb angeſtrichen. Wann es aber nach
etlichen Jahren mit Hartz verlauffen,
oder die Rinde uͤberwachſen, wird es
renoviret, ſolche Fluͤgel von Wind-Faͤl-
len und verwachſenen Straͤuchern ge-
raͤumet, und ebenfalls zum Nutzen ver-
brauchet. Hierbey iſt auch zu mercken,
daß wo es lichte Holtz und die Baͤume
eintzeln und weit von einander ſtehen,
auch ſolche Treibe-Fluͤgel viel weitlaͤuff-
tiger kommen, als wo es groſſe Dickig-
ten und dickverwachſene Behaͤltniße gie-
bet, da kommen die Fluͤgel ſchon viel
enger, weil das Treibe-Volck allda ſchon
dicker in einander zu ſtehen kommt, wel-
ches alles ſich nicht ſo gar eigentlich er-
zwingen laͤſſet, ſondern hauptſaͤchlich
auff die gruͤndliche Praxin ankommt.
Wie dann ein Jaͤger nicht allezeit bey
Befluͤgelung der Waͤlder mit Stellen
des Gezeugs ſich nach den ordentlichen
Fluͤgeln richten kan, ſondern es muß
derſelbe ſein Abſehen vornehmlich mit
auff das Wildpraͤth haben, was fuͤr Art
deſſelben, wie, wo und wie viel darin-
nen befindlich, oder wo es hinaus lauf-
fen moͤgte, dann daſelbſt muß er nach
Gelegenheit ſolche alte Wege zu ſtel-
len ausſuchen, damit er ſich nicht auff-
halten duͤrffe; Und koͤnnen dahero die
weiſe oder Seiten-Fluͤgel zum Abja-
gen niemahls ehe gemachet werden, als
biß man das Wildpraͤth zuſammen hat,
alsdenn kan man von der Seiten antrei-
ben, und die Wildpraͤths-Cammer, als
die beyde weiſe Fluͤgel und Rundirung,
verfertigen laſſen, weil das Wildpraͤth
ſehr veraͤnderlich, und man daher mit
dem Lauff- und Abjagen, wo man es an-
bringen kan, nach dem Wildpraͤth ſich
richten muß; Es waͤre denn Sache, daß
eine groſſe Heyde an einem bequemen
Ort mit einem Abjagungs-Fluͤgel be-
ſtaͤndig verſehen, und geordnet, und
daß man einmahl wie das andere einen
Ort bejagen koͤnte, ſo haͤtte man allezeit
fertige Fluͤgel beſtaͤndig. Es pfleget
aber das Dickigt in der Cammer auszu-
wachſen, daß es mit der Zeit ſchwach,
lang, und durchſichtig, alſo hierzu un-
tauglich wird, welches man nothwendig
conſideriren muß.


Von der Braͤntze.


Als bey Vermehrung menſchlichen
Geſchlechts und Ausbreitung deſſelben
in andere Laͤnder einem jeden zu Verhuͤ-
tung Zancks und Wiederwillens ſein Ei-
genthum abgetheilet worden, und das
Mein und Dein aufkommen; ſind die
Fines oder Graͤntzen erdacht worden,
daß keiner dem andern wider ſeinen Wil-
len
[49]Von der Erden.
len in ſein eigen Guth gehen ſolle, und
werden dahero zu ſolchem Ende Creutz-
Baͤume, Mahl-Hauffen und Steine
gefunden, damit anzuzeigen, wie weit
eines jeden Gebieth ſich erſtrecke. Jn
dem alten Teſtament wurden die Hebraͤ-
er, welche eine Graͤntze verruͤcket hatten,
nach Goͤttlicher Ordnung verfluchet und
von der Gemeine geſteiniget: Auch wur-
den bey denen Roͤmern ſolche Verbrecher
fuſtigiret, oder angebunden und mit
Ruthen geſtrichen: ja es ſollen auch gar
einige barbariſche Voͤlcker wegen der
Graͤntze ſolche ſcharffe Obſervanz halten,
daß ſie die Ubertreter auf ſolcher Graͤntze
haͤngen, die Augen ausſtechen, oder wohl
gar lebendig ſchinden. Die Alten haben
nicht unbillig ſolche Graͤntze eine Schei-
de, Marck,
oder Mahl genennet, weiln
da an ſelbigem Ort ein Feld von dem an-
dern geſchieden wird, oder auch die jun-
gen Leute ſolchen Ort wohl mercken und
ſich deſſen gleichſam ſtets erinnern ſollen:
dahero ſie die Verbrecher, welche Marck-
Steine ausgegraben oder verruͤcket, in
die Erde biß an den Halß verſcharret, und
durch einen neuen Pflug mit vier fri-
ſchen Pferden den Halß andern zum Ab-
ſcheu abgeriſſen haben. Man ſolte aber
eigentlich, umb beſſerer Richtigkeit wil-
len, wo nicht jaͤhrlich, doch alle drey Jahr
des Fruͤh-Jahrs umb die Faſten-Zeit
die Benachbarten und Angraͤntzenden auf
die Graͤntze zu einer gewiſſen Zeit beſchei-
den, die Graͤntze beziehen und in Augen-
ſchein nehmen, auch vermittelſt alter Leu-
te guten Bericht und Auſſage in Gegen-
wart junger Leute zu deren fernern Nach-
richt die Graͤntze beſichtigen, was daran
unkenntlich oder verwachſen, wiederumb
renoviren und verbeſſern, und ſich nichts
entziehen oder ſchmaͤhlern laſſen, auch zu
deren Verbeſſerung die Graͤntze verordnẽ
und zu unvergaͤnglicher Beſtaͤndigkeit et-
wan an ſtarcke Fluͤſſe, oder Waſſer-Baͤche,
Teich-Taͤmme, Graben, Zaͤune, junge
Obſt-Baͤume oder Eichen, Mahl-Steine
oder Saͤulen, Auffwuͤrffe und Mahlhauf-
fen, darunter Steine mit Wappen, Ei-
ſen-Schlacken, Kohlen oder geſchmoltzen
Glaß und dergleichen Sachen mehr ver-
ſetzet, und ſich vergleichen, auch alles
durch einen Notarium und Zeugen regi-
ſtrir
en laſſen, zu welcher Zeit es geſche-
hen, wer ſolche Graͤntze bezogen, was je-
desmahl darbey vorgegangen, und wie-
viel Schritt, Ellen, oder Ruthen ein
Mahl-Stein oder Hauffen von dem
andern gelegen, und ſolche Graͤntz-Regi-
ſtratur
zur ſicheren Nachricht und unver-
bruͤchlicher Feſthaltung von ihren Nach-
bahren unterſchreiben und beſiegeln laſ-
ſen, auch zu deren rechtmaͤßigen Poſſes-
ſion
durch lange Gewohnheit præſcribiret
und bey Menſchen-Gedencken erhalten,
andern von dem Jhrigen verbothen und
abgehalten werden. Jnsgemein pfleget
man bey Erneuerung oder Renovirung
der Graͤntze zum Merckmahl und Denck-
zeichen der ſtetswaͤhrenden Erinnerung
junger Leute, umb der Nachkommen wil-
len, eine merckwuͤrdige Geſchicht daſelbſt
vorzunehmen und hierzu etliche kleine
Knaben zu Zeugen zu beruffen, damit
es nachgehends beſtaͤndig in ſtetswaͤh-
rendem Andencken verbleiben, und gleich-
ſam verewigen moͤge, wobey man ihnen
ein NB. oder Mercksmahl mit Haar-
zopffen, mit einem und anderm Pꝛitzſcher,
Auffheben in die Hoͤhe, Ritteln, und in
die Grube des Marck-Steins unſchaͤdlich
einlaſſen macht; Man leget auch bißwei-
len ein Stuͤck Geld in die Grube, dahin
die Marck kommen ſoll, und uͤberlaͤſſet
es einem Jungen, daferne er es mit dem
Munde auffhebet, im Auffheben aber
ſtoͤſſet man denſelben mit dem Maule
leidlich auff die Erde, ſaget ihm dabey ei-
nige Merck-Spruͤche fuͤr, und giebet ihm
ſolche zu lernen, zu dem Ende man ihm
ſolche hernach zum Andencken auff ein
Pergament oder groß Pappier ſchreiben
und auffzeichnen laͤſſet, mit dem Befehl,
daß er dieſes wohl verwahren ſolte, es
waͤre ihm ehrlich und loͤblich, dienete zu-
foͤrderſt zur Ehre GOttes und Liebes
und Friedens Unterhaltung; Man bin-
det es auch ſeinem Vater, Freunden,
Vormunden und andern Anweſenden
ein, daß ſie ſolche Merck-Zettul wohl ver-
wahrlich halten ſollen, zumahl wann al-
le Namen der Anweſenden mit in den
Brief einverleibet worden. Nicht un-
dienlich waͤre es auch, wann nach denen
gelegten Grund-Steinen die Anweſende
ſowohl denen Parteyen, wann ſie ihres
gleichen ſind, die Hand boͤthen und allen
Seegen anwuͤnſchten. Die Jungen koͤn-
ten zum beſondern Zeichen die Haͤnde uͤ-
bers Creutz gegen einander ſchlieſſen, al-
ſo, daß des einen rechte Hand des an-
dern lincke faſſete, das muͤſte aber alles
ohne Schertz, Geſpoͤtte und Gelaͤchter,
und mit Ernſt und Manier ohn alles
Fluchen und Gotteslaͤſtern, nuͤchtern und
mit gutem Verſtande vollzogen werden.


GVon
[50]Erſter Theil/

Von der Forſt-Berechtigkeit.


Dieſes iſt ein uraltes Werck und be-
greiffet in ſich die freye unumſchraͤnckte
Gewalt eines Grund-Herrens uͤber den
Wald oder Holtz zu gebieten, Forſt-Ord-
nungen denen Unterthanen zu publici-
ren und die Verbrecher zu beſtraffen,
die Walder in gangbarem Stand pfleg-
lich zu erhalten, Gehaͤue zu verordnen,
zu deren Auffſicht Jaͤger, als Foͤrſter,
Schuͤtzen und Knechte anzunehmen und
zu beſtellen, ſo zu ihrer Defenſion Buͤch-
ſen tragen, zu gebieten uͤber das wilde
Obſt, Eicheln und Buch-Maſt, Vieh-
Huͤtung und andere Wald-Fruͤchte; Jn-
gleichen uͤber Wind-Bruͤche, Lagerholtz
und Kuͤhn, auch Pech- und Kohlen bren-
nen, die Luder-Plaͤtze auſſer den Gehaͤ-
gen zu ordnen, die Raub-Thiere abzu-
halten, zu befehlen, daß die Schencken,
Muͤller und Richter Jagd- und Hetz-Hun-
de halten, Bret-Muͤhlen, Ziegel- und
Kalck-Oefen, Eyſen-Haͤmmer und Glaß-
Huͤtten nebſt Holtz-Floͤßen anzulegen,
uͤber das Gehaͤge zu gebieten, Haͤge-
Saͤulen zu ſetzen, die Hunde kleppeln,
auch Wild-Zaͤune, Thier-Gaͤrten, Wild-
Aecker, Saltz-Lecken und Heu-Rauffen,
Kirr-Plaͤtze und Vogel-Heerde anrichten
zu laſſen, uͤber die Fiſch-Waſſer und
Krebs-Baͤche, ingleichen Thonen- und
Vogel-Striche zu gebieten, die Graͤntze
ungehindert zu beziehen, Forſt-Haͤuſer
und Wohnungen aufzubauen, und mit
allen Zubehoͤrungen zu verſehen, Holtz-
Marckt und Verkauff auszuſchreiben
und frey zu handeln, und was dem allen
mehr anhaͤngig; wie denn das Holtz aus-
zuzeichnen, ein abſonderlicher Stempel
gegeben wird. Es muß aber auch ein
ſolcher Grund-Herr erweiſen koͤnnen,
daß er das Weydewerck oder die Hohe
und Niedere Jagd bißher und bey Men-
ſchen Gedencken oder zum wenigſten uͤber
zehen Jahr geruhiglich beſeſſen, und
ohne Jemandes Verboth ungehindert
gejaget, gehetzet, geſtellet, geſchoſſen und
gebeitzet, oder auch nach ſeiner Willkuͤhr,
das Wild gehaͤget und geſchonet, auch
ſolches alles andern zu verbieten, und
die Ubertreter zu beſtraffen Macht ha-
be, und ſolcher maaſſen in dieſem Recht
ſich durch ſteten Gebrauch beſtaͤndig er-
halten koͤnne; welcher Beweiß entweder
ſchrifftlich, oder durch eine von langer Zeit
hergebrachte Poſſeſſion, oder durch eyd-
liche Auſſage derer Zeugen geſchehen kan,
wie hiervon der geneigte Leſer in Ahaſve-
ri Fritzſchii Corpore Juris Venatorio-Fo-
reſtali
mit mehrerm ausfuͤhrlich zu erſe-
hen belieben wolle, wo er in allen deut-
liche Erklaͤrung finden wird. Wann
nun eines Herren Land oder Herrſchafft
weitlaͤufftig und groß iſt, darinnen
Staͤdte und Doͤrffer herumb liegen, in
welcher Gegend nicht allein Heyden, Waͤl-
der und Gebuͤſche, ſondern auch Aecker,
Felder und Wieſen, oder Huthungen,
Bruͤche, Teiche und Fluͤſſe ſind, muͤſſen
ſolche in gewiſſe Forſt-Reviere eingethei-
let und nach vorhandenen Gelegenhei-
ten in richtige Graͤntzen mit ſonderlichen
Zeichen, Mahl-Steinen oder Hauffen ab-
geſtecket, und einem jeden Foͤrſter, wie
weit ſeine Auffſicht ſich erſtrecke, ange-
wieſen werden. Nachdem nun das Land
weitlaͤufftig und groß iſt, darinnen viel
Forſt-Reviere und conſequenter zu de-
ren Auffſicht viel Foͤrſter ſeyn muͤſſen,
wird uͤber ſolche ein Ober-Foͤrſter, oder
nach Gutbefinden, da es noch weit-
laͤufftiger waͤre, ein Wild-Meiſter oder
Forſt-Meiſter als deren Vorgeſetzter
verordnet, die Auffſicht uͤber dieſelben zu
haben, daß kein Unterſchleiff unter ih-
nen, oder von andern keine Schmaͤhle-
rung oder Eingriff wegen Holtz- und
Wildpraͤt-Sachen dem Herrſchafftli-
chen Regali zum Præjudiz, unverant-
wortlich vorgenommen oder nachgelaſ-
ſen werde: Dannenhero einem Jeden die-
ſerwegen eine ausfuͤhrliche Beſtallung
gegeben, und wie er ſich in ſeinem Dienſt
zu verhalten, vom Hoͤchſten biß zum Nie-
drigſten inſtruiret: Zu deſſen Wohnung
am nuͤtzlichſten und gelegenſten Ort ein
Forſt-Hauß angewieſen, und ſein Unter-
halt an Deputat und Tractament ihme
jaͤhrlich gereichet wird. Wann nun die
Forſt-Reviere vor einen Foͤrſter zu weit-
laufftig und ſonderlich mit vielen Wal-
dungen verwachſen, wird dem Foͤrſter
noch ein Fuß-Knecht, Heyde-Laͤuffer o-
der Holtz-Knecht untergeben, welchem
ſeine Huth, wie weit er acht zu geben hat,
angewieſen wird. An der Graͤntze aber,
wo die Wild-Bahne von der Herrſchafft
Reſidenz weit abgelegen, und das Wild-
praͤth auszutreten pfleget, oder feindſeeli-
ge Nachbarſchafft giebet, wird ein Graͤntz-
Schuͤtze gehalten, das wechſelnde Wild-
praͤth ſtets alldar zu ſchieſſen und zu lief-
fern. Wer mehrers und ausfuͤhrlicher
von
[]

[figure]

[]

[figure]
Figure 31. Ein Gehaͤge.


[]

[figure]
Figure 32. L L L.


[]

[figure]

[51]Von der Erden.
von denen Forſt-Sachen zu wiſſen ver-
langet, der beſehe die vormahls vielfaͤl-
tige herausgegebene Koͤnigliche Pohl-
niſche, Koͤnigliche Preuſiſche, auch Chur-
Saͤchſiſche, Chur-Brandenburgiſche,
Chur-Beyeriſche, Chur-Hannoveriſche,
Hoch-Fuͤrſtl. Braunſchweigiſche und Luͤ-
neburgiſche, Sachſen-Weymariſche, Go-
thiſche, Merſeburgiſche, Coburgiſche, des
ſaͤmtlichen Hoch-Fuͤrſtl. Hauſes Sach-
ſen, auch Hoch-Fuͤrſtl. Engern und Weſt-
phalen, Marg-Graͤffliche Brandenbur-
giſche, Fuͤrſtl. Deſſauiſche, Fuͤrſtl. Eyſe-
nachiſche, Fuͤrſtl. Hennebergiſche, Fuͤrſtl.
Wuͤrtenbergiſche, Fuͤrſtl. Mecklenbur-
giſche, Fuͤrſtl. Heſſen-Caſſeliſche, inglei-
chen derer Herren Grafen, Graͤfliche
Schwartzburgiſche, Graͤfl. Hohenlo-
hiſche, Graͤfl. Stollbergiſche, Graͤfl.
Reuſiſche, Graͤfl. Muͤmpelgardiſche,
und andere Ordnungen mehr, welche
alle in Fritzſchii Corpore Juris zu be-
finden.


Von der Wildbahn und Behaͤge.


Die Wildbahn oder Wildfuhr iſt
vor uhralters gemacht, ehe die Leith-
Hunde aufkommen ſind, zu ſpuͤhren,
was taͤglich auff den Graͤntzen gewechſelt,
weil man es gantz neu, wie auff einem
Schnee, haben koͤnnen, und iſt der ey-
ſerne Leith-Hund genennet worden. Es
iſt aber die Wildbahn ein Pertinens Ju-
ris foreſtalis,
und kan keines wohl ohne
das andere ſeyn; Wann nehmlich ein
Wald oder Forſt-Revier mit richtigen
Graͤntzen umſchloſſen, darinnen des Wil-
des Bahn oder Wandel, Wechſel und
Stege ungehindert gelitten und erdul-
det werden: Als wo das Wildpraͤth ſei-
nen beſten Stand haben kan. Hierun-
ter wird nicht allein der Wald verſtan-
den, ſondern es extendiret ſich auch die-
ſes auff die herumbliegende Felder, Ae-
cker und Wieſen, wo das Wildpraͤth ſei-
ne Nahrung, Weg und Stege, unver-
wehrt haben muß, da gleichſam ſo zu ſa-
gen ihm eine freye Bahn, ohne Jeman-
des Hinderniß, willig vergoͤnnet wird;
Jnſonderheit aber wird nicht unbillig in
ſolchen Waͤldern, zum wenigſten waͤh-
render Satz-Zeit alle Verſtoͤhrung des
Wildes, ſo durch Viehe-huͤthen, Holtz-
hauen, Abfuͤhren oder Zimmern, Kiehn-
graben, Laub-ſtreiffeln, Streulingrechen,
Puͤltze und Beere ſuchen, und derglei-
chen Unfug mehr verurſachet wird, ver-
bothen, weil ein Stuͤck Wild oder Thier,
ſo es in der Satz-Zeit, da es ſetzet, ver-
ſtoͤhret wird, erſchrickt ausſpringet, ſich
leicht Schaden thut, daß es crepiren
muß. Daher auch kein Hirte Schaaf-
oder Rind-Vieh, vielweniger Hunde zu
ſolcher Zeit daſelbſt zu dulden. Was
aber ein Gehaͤge bedeutet, iſt ſolches gleich-
ſam der Extract ſolcher Wildbahn, oder
vielmehr die Jurisdictio foreſtalis, da
nicht allein das Wildpraͤth zu jagen mit
Fleiß verſchonet, von Menſchen, Hunden
und Raubthieren, Ruhe und Friede hat,
und ſeine Behaͤltniſſe und Nahrung in
Waͤldern und Feldern uͤberall ungehin-
dert nehmen kan; ſondern auch andern
zu jagen durch Haͤge-Zaͤune, Sepimenta,
Setzung der Haͤge-Saͤulen, Jagd-Man-
data,
Pfaͤndung und oͤffentliche Verboth
abgehalten und verwehret wird, und der
Grund-Herr dergleichen ſich alleine an-
maaſſet, auch ſolches entweder bey Men-
ſchen-Gedencken, doch wenigſtens binnen
zehen Jahren hergebracht und waͤhren-
der Zeit geruhig ohne Jemandes Eintrag
oder Hinderung ſolchen Actum venatio-
nis exercir
et, da man oͤffentlich bey Tage
mit Stellung des Zeugs, Jagung der
Hunde, oder gemeinem Wald-Geſchrey
das Wild gefaͤllet, und dadurch eine recht-
maͤßige Poſſeſſion erlanget hat. Vid. Joh.
Chriſt. Heroldi Obſervationes Foreſtales,

darinnen er die Juris Conſultos Erffurten-
ſes allegir
et, die Anno 1679. de Jure geſpro-
chen, ad legitimam præſcriptionem de-
cem annos pertinere, ſciente \& non con-
tradicente altero,
wie ſolches pag. 1168. zu
finden. Die noͤthigen Requiſita zu einem
Gehaͤge aber ſind vornehmlich dieſe: des
Wildes Behaͤltniſſe, Lager und Staͤnde
in Waͤldern geruhig laſſen, dieſelben
waͤhrender Satz-Zeit ſchonen, ihnen zu
ihrem Unterhalt und Nahrung das wil-
de Obſt, Eicheln und Buch-Maſt, ſowohl
das Getraͤyde und die Frucht-Felder,
Kohl-Gaͤrthen und Wieſen vergoͤnnen,
ſie auch des Winters mit Heurauffen
fuͤttern und mit Saltzlecken verſorgen.
Zu deſto mehrerer Verwahrung ſolches
Gehaͤges, wo zumahl die Gelegenheit an
der Herrſchafft Reſidentz gar nahe lieget,
wird ein Haͤge-Reuter verordnet, welcher
vornehmlich auff Vertilgung der Raub-
Thiere und Haͤgung des Wildes mit al-
G 2len
[52]Erſter Theil/
len Ernſt bedacht ſeyn muß: Dafern ſich
aber ſolches durch Vermehrung uͤber-
haͤuffen, und denen Unterthanen an ih-
ren Fruͤchten, davon ſie leben und ihre
Gaben abtragen muͤſſen, gar zu viel
Schaden thun wuͤrde, iſt es verantwort-
licher zu Hirſch-Feiſt-Zeit entweder der
Herrſchafft zur Luſt einige Stuͤck ſchieſſen
laſſen, oder ein Beſtaͤttigungs-Jagen an-
zuſtellen, und alſo in etwas denen ar-
men Leuten Erleichterung zu geben, ſon-
derlich ſind die Sauen nicht ſogar zu ſcho-
nen, als welche ohnediß ſich genugſam
vermehren koͤnnen, auch in dem Getraͤy-
de- und Frucht-Feldern durch ihr ſchaͤd-
liches Umwuͤhlen oder Brechen groſſen
Verderb zu verurſachen pflegen. Sol-
te aber wegen ſtetigen ſchieſſen alles aus-
gerottet ſeyn, muͤſte man lieber zahm er-
zogene Thiere, oder Wild gezeichnet frey
herum gehen laſſen, damit ſie ſich ſodann
vermehren.


Ein Gehaͤge natuͤrlich anzulegen.


Jm vorigen Capitel habe gemeldet
von der Wild-Bahn und Gehaͤge, auch
wie ſolches gebuͤrlicher maaſſen, in guter
Ordnung nuͤtzlich zu erhalten wann es
von Natur, Art und Gelegenheit von ſich
ſelbſt alldar Wildpraͤth erzeuget, oder
an benachbahrte Graͤntzen hieruͤber un-
gehindert zu wechſeln pfleget. Wann
aber zuweilen umb einen Wald, Heyde
oder Holtz-Revier kein Gehaͤge iſt, und
denſelben dennoch der liebe GOtt durch
die guͤtige Natur mit Eichen- und Buch-
Maſt, Waſſer und Graß, Kiefern oder
Fichten, ja mit dickverwachſenen Behaͤlt-
nuͤſſen und allen noͤthigen Requiſitis ge-
naͤdiglich verſorget und mit trefflichen
Gelegenheiten, Bergen und Gruͤnden,
und was nur zu wuͤnſchen, herrlich be-
gabet, hingegen ſich alldar kein Wild-
praͤth halten will, ob ſchon der Eigen-
thums-Herr ſo ſehnlich verlangete zu
ſeiner Augen-Luſt einiges Wildpraͤth in
ſeinem Wald dann und wann ſtehend zu
ſehen, auch daß zu ſeiner Renomee rei-
ſende Leute alldar einiges Wildpraͤth er-
blicken moͤgten, wenigſtens daß man doch
in ſeinem Revier Spuren und Gefaͤhr-
de des Wildes anſichtig werden koͤnte,
und nicht ſo alles rein und oͤde von al-
lem Wild verſtoͤhret und verheeret ſey,
ohne welches Wild das Jagen eine nichts-
wuͤrdige Sache, und laͤcherlich ſeyn wuͤr-
de, alſo ſich die Jagd-Luſt auf einmahl
hierdurch endigte; So habe dem geneig-
ten Leſer hiermit nach meiner Einfalt ei-
ne wohlgemeynte Methode vorſchlagen
wollen: Nemlich, es muß vor allen Din-
gen ein ſolcher zum Gehaͤge des Wildes
deſtinirter Wald von allem und jeden
Rind-Schaaff- und Schweine-Vieh-huͤ-
then gaͤntzlich verſchonet ſeyn, ja, wo
moͤglich, keine groſſe Land-Straſſen hin-
durch paſſiret, nach haͤuffiges Land-Volck,
Puͤltzen, Morgeln, Heydel- und Preuſ-
ſel-Beere zu leſen, oder umblauffen und
ſchreyen, Holtz-leſen und Streuling-
harcken verſtattet, vielweniger darin-
nen gar geſchoſſen und geplatzet, oder mit
Hunden gejaget, geſchrien und gehetzet,
oder Feuer und Lermen gemachet wer-
den, ſondern es muß der Wald von al-
lem dieſem Unfug gaͤntzlich befreyet ſeyn
und bleiben, darff auch alldar kein Holtz-
hauen, Verkauffen und Fahren vorge-
nommen werden, wo es anders nach
Wunſch ergehen ſoll, in Summa es muß
alldar alles einſam und ſtille ſeyn, daß
es ſicher zuſeyn vermercket, und alldar
bleibet. Vors andere muß man es
hauptſaͤchlich mit denen Benachbarten
halten, und mit ihnen nach Condition
ihres Standes accordiren, und zwar
wann es vornehme Eigenthumbs-Her-
ren, ob ſie nicht aus nachbarlicher Freund-
ſchafft, oder etwan gegen ein gewiſſes
Deputat Wild, jaͤhrlich perpetuirlich,
oder auff gewiſſe Zeit etliche zahme Thie-
re, ſo man an einem Ohr halb verſchnit-
ten zeichnen koͤnte, in ihren Revieren
ungehindert pasſiren und repasſiren laſ-
ſen wolten, damit dieſe zahme Thiere, ſo
des Fruͤhlings aus Neugierigkeit weit
und breit nach der neuauffgeſchoſſenen
gruͤnen Saat herumb ſtreiffen, ihre Kaͤl-
ber nach Belieben ohnſchaͤdlich ſetzen koͤn-
ten, mit denenſelben des Herbſts zur
Brunfft, und Winters zu ihres Herrn
Fuͤtterung gluͤcklich wieder kommen
moͤchten. Da es aber Pacht-Leute, wel-
che ſchon geitziger, auch mehr intereſſiret
ſind, muͤſte mit ſolchen, wann ſie das Ja-
gen von ihren Eigenthums-Herren
wuͤrcklich gepachtet, anders contrahiret
werden, auſſer dieſen muͤſte man mit
dem rechten Herrn richtig contrahiren;
Daferne man nun dieſes alles wohl verſi-
chert, bauet man in dem Wald einen war-
men Stall, und haͤlt vier oder ſechs Stuͤck
gute
[53]Von der Erden.
gute Melck-Kuͤhe Sommers und Win-
ters darinnen, laͤſſet ſie auch huͤthen,
weil Graß genug da iſt, aber vom Herbſt
an den Winter durch giebet man ihnen
Heyde und Kraut zu freſſen, und muͤſ-
ſen ſolche wenigſtens ein Jahr vorher
darinnen ſich zu halten gewohnet ſeyn,
ehe man was vornehmen kan. Des
Fruͤhlings darauff nimmt man vier
Wild-Kaͤlber, und zwey Hirſch-Kaͤlber,
ſetzet ein jegliches unter eine Kuh und ge-
woͤhnet es an ihr zu ſaugen, treibet es
taͤglich mit aus, daß es daſelbſt allent-
halben kundig werde, und ſeine Sicher-
heit vermercken kan; Welche Hirſch- und
Wild-Kaͤlber, daß ſie zahm erzogen, wie
oben gemeldet, mit Abſchneidung eines
halben Ohrs gezeichnet werden, maaſ-
ſen dieſelben, wann ſie mit Halß-
Baͤndern gezeichnet, darinnen in de-
nen Straͤuchern, dahin ſie ohngefehr
von denen Hunden gejaget, gar leichte
hengen bleiben und ſich erwuͤrgen koͤn-
ten. Dieſe Kaͤlber ob ſie ſchon jaͤhrig,
gehen beſtaͤndig mit den Kuͤhen aus und
ein, und werden von der Kuͤh-Milch gantz
zahm erzogen. Das andere Jahr laͤſſet
man dieſe zahme Hirſche hauſſen, und ſe-
tzet abermahl andere Wild-Kaͤlber un-
ter die Kuͤhe, erziehet ſelbige nach vorge-
ſchriebener Methode wiederumb zahm,
wie die vorigen, und dieſes kan man al-
le Jahre gar fein gemaͤhlich continuiren,
biß man nach Belieben will auffhoͤren,
und Wild genung hat; Maaſſen ſolcher-
geſtalt ſchon ein Troupp Roth-Wild-
praͤth von 24. biß 30. Stuͤck in 4. oder 5.
Jahren durch GOttes Seegen zu hoffen,
weiln alle dieſe zahm erzogene Thiere ih-
ren geweſenen Pfleg-Muͤttern, oder Am-
men mit beſonderm Æſtim allenthalben
nachfolgen, ſich zuſammen halten, theils
wegen ihrer erhaltenen Nahrungs-Milch
per Sympathiam, theils durch die Ge-
wohnheit per Educationem: Welche
man aber auch Winters-Zeit vor allen
Dingen bey groſſer Kaͤlte und Schnee an
beqvemen Oertern mit Haber und Heu
reichlich verſorgen muß, damit ſie nicht
gezwungen werden, ſich anders wohin
zu begeben und ihre Nahrung zu ſuchen.
Ein ſolcher Troupp Wildpraͤth, welcher
zuſammen erzogen und gewohnet iſt,
darunter ſonder Zweiffel auch ſchon
brunfftmaͤßige Hirſche ſich befinden, wird
ſich nachgehends von ſich ſelbſt alleine oh-
ne fernere Muͤhe durch GOttes Seegen
ſchon reichlich vermehren, wann nur kei-
ne tragende Wild- oder Mutter-Thiere
davon weggefangen, weniger unbeſon-
nen darunter geſchoſſen wird. An denen
Graͤntzen aber, zumahl wo nichts geſcho-
net wird, koͤnnen ſchon die Spieſſer oder
uͤbꝛige frembde Hirſche weggefangen wer-
den, weil es ohnediß nachgehends umb
ein merckliches ſich vermehren, und de-
nen Einwohnern auch an ihren Feld-
Fruͤchten allzu groſſen Schaden thun
wuͤrde. Die Wild-Kaͤlber umb hierzu
den Anfang ſolchen Gehaͤgs zu machen,
kan man entweder aus einem Thier-
Garten jaͤhrlich nehmen laſſen, weil man
ohnediß das uͤbrige wegen Mangel des
Futters ausſchieſſen muͤſte; Jn Mangel
deſſen aber muͤſte es anderswo von groſ-
ſer Herren Gehaͤge mit Permiſſion pro-
curir
et werden: weiln ſolche kleine Kaͤl-
ber noch jung mit Milch unterwegens er-
halten einen weiten Weg koͤnnen ge-
fuͤhret werden: welches meines Erach-
tens rathſamer, als des Monſ. Robert
de Salnove,
Koͤnigl. Frantzoͤſiſchen Rath
Lieutenant bey der groſſen Wolffs-Jaͤ-
gerey ehedeſſen heraus gegebener Tra-
ctat, darinnen er zu Ende deſſen demon-
ſtrir
en will, wie die Waͤlder mit Wild-
praͤth zu peubliren, und unter andern
anzeiget, man ſolle vier Thiere und ei-
nen Hirſch in Netzen fangen, ihnen die
Augen und Laͤuffte binden, in beſtimm-
ten Wald fahren und loß laſſen, daß er
den Weg zuruͤcke nicht wieder finde; Jch
glaube aber, er ſolte den Weg wohl beſ-
ſer riechen, woher er kommen waͤre, iſt
auch mit einem groſſen wilderwachſenen
Thiere ohne Schaden nicht wohl zu pra-
cticir
en, wie leicht zu erachten. Mit dem
Schwartz-Wildpraͤth oder Sauen aber
muß man eine andere Mode anfangen:
Nemlichen man handelt ſich hin und wie-
der drey oder vier ſchwartz-graue zahme
Sauen von Bauern, welche nahe an Ge-
haͤgen wohnen: Weiln dieſe Bauern ih-
re Sauen immerfort in die Heyde lauf-
fen, auch zu Maſt-Zeiten zuweilen von
wilden Kaͤulern beſpringen laſſen, davon
ſchwartz-graue Ferckel fallen, ſo faſt wie
die wilden ausſehen, weil es ſchon eine
halb wilde Art iſt. Dieſe Sauen muͤſ-
ſen ebenfalls an einem Ort im Dickigt ei-
nen Stall haben, durchs gantze Jahr
herum lauffen, und zum Stall mit Fuͤt-
terung gewoͤhnet werden: weil die Sau
ein gefraͤßiges Thier, ſo wird nicht feh-
len, es kommet Herbſts-Zeit, ſonderlich
wo Maſt iſt, ein wilder Kaͤuler und be-
G 3ſpringet
[54]Erſter Theil/
ſpringet dieſe Sauen, da ſie ſich ſodann
auf einmahl genung vermehren. Sol-
te aber daſelbſt kein Kaͤuler hinkommen,
wiewohl ein Kaͤuler auf 7. biß 8. Meilen
und weiter des Herbſts nach der Maſt
und zur Brunſt laͤufft, ſo muͤſte man
dieſe ſchwartze Sauen zur Maſt-Zeit vor-
her durch Artzney-Mittel, wie ich von
Hunden beſchreiben werde, laͤuffiſch ma-
chen, und in die Maſt eines groſſen Wal-
des oder Gehaͤgs vermiethen, da es dann
nicht fehlen koͤnte, daß man Art genug
erhalten wuͤrde: Weiln vielfaͤltig aus
der Erfahrung bekant iſt, daß oͤffters
groſſe hauende wilde Schweine oder Kaͤu-
ler des Abends mit denen zahmen Sau-
en, wie gantz blind in die Doͤrffer einge-
trieben worden ſind, woraus die groſſe
Geilheit zu erſehen. Solche Sauen aber
ſind in ihrem Gehaͤge beſtaͤndig zu erhal-
ten, muͤſſen allezeit an ihrem Kirr-Platz
ihr Futter finden, auſſer dem ſie ſonſten
weit und breit herumb lauffen, weil ſie,
wie geſagt, ſehr gefraͤßige Thiere ſind.
Mit denen Rehen iſt es noch viel anders
beſchaffen, dann ſolche bleiben noch eher
paarweiſe beyſammen, ohne daß ſie ſich
leicht wegbegeben ſolten: Hier ſehe man,
daß man kleine junge Reh-Kaͤlber be-
komme, laſſe ſolche unter einer Ziegen
ebenfalls im Wald erziehen, biß ſie ſelbſt
freſſen, ſo bald ſie jaͤhrig, bleiben ſie da-
ſelbſt beſtaͤndig, ernehren und vermeh-
ren ſich leichtlich, weil eine Ruͤcke allezeit
zwey Junge ſetzet, wiewohl die zahme
Ziegen wegen ihres ſchaͤdlichen Gebiſſes
nicht gerne in Waͤldern geduldet werden.
Man muͤſte ein Paar dergleichen daſelbſt
huͤthen laſſen, wo nichts ſchaͤdliches zu
befuͤrchten; Die Haaſen aber ſind wohl
aller Orten meiſt zu finden. Und ſoviel
habe aus auffrichtiger Meynung eroͤff-
nen wollen. Wann nun in ſolchem Wal-
de vor dieſem wegen der ſchoͤnen Berge
und Gruͤnde, Roth-Buchen und Waſſer-
Qvellen, Dickigten, Behaͤltniſſen, Erd-
Heydel- und Preuſſel-Beere, Auer-Hah-
nen-Paltz geweſen, dieſelbe aber durch
Wegſchieſſung derer Huͤner von eigen-
nuͤtzigen Pachtern verſtoͤhret und verhee-
ret worden, und man ſolches gerne auf-
richten wolte, muͤſte man umb den Mar-
tium
und zwar bey Zeiten von groſſer
Herren Gehaͤge ſich Supplicando recht-
maͤßiger Weiſe umb Eyer bemuͤhen,
darbey aber acht haben, daß ſie nicht be-
reits bebruͤtet ſeyn, und ſolche an ver-
langtem Ort einer rechten Truth-Hen-
ne oder Huhne zu bruͤthen unterlegen,
dieſelben anfaͤnglich mit Ameyß-Eyern
und dergleichen, biß ſie ſelbſt ſich erneh-
ren, und des Herbſts vollwachſend wer-
den, uͤber Winter fuͤttern und umbs
Neue Jahr, gegen Fruͤhling, zur Paltz
in beliebiger Gelegenheit auslaſſen, da
dann durch Goͤttlichen Seegen, und fleiſ-
ſige Hegung des Forſt-Bedienten eine fer-
nere Fortpflantzung ohnfehlbahr zu hof-
fen. Gleichergeſtalt kan auf weitlaͤuff-
tigen kurtzen Heyden, wo viel Bircken
und Heyde-Kraut ſtehet, die Birck-Hah-
nen-Paltz gar nuͤtzlich zu vermehren,
vorgenommen werden, wann ſolche
Birck-Huͤner-Eyer zu ordentlicher
Zeit einer zahmen Hauß-Henne auszu-
bruͤten untergeleget, auferzogen, uͤber
Winter gehalten und gefuͤttert, und im
Fruͤhling bey Zeiten an beliebige Gele-
genheiten ausgeſetzet werden. Mit de-
nen Haſel-Huͤnern iſt es etwas mießlich,
weil dieſelben paarweiſe, auch ſich nicht
aller Orten und Gelegenheiten zu halten
pflegen, doch wo Haſel-Straͤucher in
groſſer Menge, wie in Pohlen, oder Fel-
ſen, Gruͤnde und finſtere Tannen, wie
in Meißniſchen Gebuͤrgen ſind, wuͤrde es
zu verſuchen frey ſtehen. Wie aber die
Vermehrung der Rebhuͤner zu beſor-
gen, zeiget pag. 199. der Herr Eſparrow,
da er die Rebhuͤner-Eyer von jeder Sorte
eingetheilet, einer Hauß-Henne unterle-
gen, ausbruͤten und hernach mit dem
Huhn ins Feld lauffen laͤſſet, da deren
rechte Mutter indeſſen andere ausgebruͤ-
tet, ihre vorige aber an der Stim̃e kennet,
wiederumb zu ſich nimmet und ſie ſich
alſo doppelt vermehren, welches er als
ein Secretum haͤlt.


Von einem Thier-Barten.


Was es mit Acquirirung des Juris
foreſtalis,
der Wild-Bahn, und dem Ge-
haͤge des Wildpraͤths vor eine Beſchaf-
fenheit hat, dergleichen hat es auch mit
dem Thier-Garten oder Jure circumcin-
gendi ſylvam venatoriam ſepimento,

mit einem umbſchloſſenen Wild-Zaun:
Weiln einem jeden das freye Arbitrium,
Prædium ſuum cuſtodiendi \& circumcin-
gendi
zukommt. Und ob wohl ſonſten
Jure gentium die wilden Thiere allgemein
erſchaffen, daß dahero die Verbrecher
ratio-
[55]Von der Erden.
ratione groſſer Herren Verboth zwar
mit Arbitrar-Leibes-Straffe, doch
nicht am Leben zu beſtraffen ſind;
ſo wollen doch die Rechte, quod Feras in
vivariis capiens furti teneatur:
Maaſſen
ſolch Wild in ſylva concluſa vel circum-
ſepta
nicht in ſeiner Freyheit, ſondern ein-
geſchloſſen iſt, und da es demjenigen, dem
es zugehoͤret, heimlicher Weiſe oder mit
Gewalt entwendet wuͤrde, als ein Spoli-
um,
Diebſtahl oder Raub zu beſtraffen
iſt, wie in Fritzſchii Corpore Juris Fore-
ſtalis
mit mehrerm zu befinden. Es ha-
ben vor alten Zeiten die Roͤmer zu ih-
rer Vergnuͤgung, wie Cato meldet, ih-
re Vivaria, Thier-Gaͤrten, Leporaria,
Haaſen-Gaͤrten, \& Aviaria, oder Vo-
gel-Haͤuſer gehabt, darinnen ſie ſolche
Thiere gehalten und ernehret, auch zu
ſonderbahren Lecker-Bißlein erzogen,
worauf ſie viele Unkoſten verwendet:
Heutiges Tages aber werden die Thier-
Gaͤrten darumb aufgerichtet, damit das
Tannen-Wild vor denen Woͤlffen beſchuͤ-
tzet werde, oder es werden zur ſonder-
bahren Raritæt etwan neulich eingefan-
gene weiß oder geſcheckte Hirſche, Thie-
re oder Rehe darin geſetzet, und zur
Renommé aufbehalten; Oder es hegen
auch Herrſchafften darinnen das Wild
zu ihrer Vergnuͤgung; Doch muß in ei-
nem ſolchen umbfangenen Ort nur ei-
nerley gehalten werden, und hat man
aus Erfahrung, daß, wo die weiſſen o-
der bunten Tannen-Hirſche in einem
Garten ſind, und man auch roth Wild-
praͤth halten wolte, ſich eine ſolche An-
tipathié
ereignet, daß die letzteren ab-
nehmen und umbfallen; Die Sauen a-
ber in Wieſen brechen, alles umbreiſſen,
gern umbwandern, ſtets gefuͤttert ſeyn
wollen, auch nach kurtzen Jahren ab-
nehmen und nicht dienen. Die Rehe hin-
gegen, als ein anmuthiges Wild, dienen
zwar, wiewohl ſie als ſchwache Thierlein
gegen die andern den kuͤrtzern ziehen.
Die Gelegenheit eines Thier-Gartens,
dafern er an luſtiger Gegend angeleget
wird, und die Requiſita hat, die in einer
freyen Wildbahne vorhanden ſeyn ſol-
len, gleichen faſt dem Paradieß, da man
ſich an denen anmuthigen, und ſprin-
genden Thieren, liebreichem Geraͤuſch der
Waſſerbaͤche, und holdſeeligem Geſang
der Voͤgel genugſam vergnuͤgen, an
Schattenreichen Baͤumen eine ſonder-
bahre Erkaͤntniß Goͤttlicher Allmacht und
Betrachtung der Natur und Jahres-Zei-
ten, ja den Zuwachs auf Verlangen je-
derzeit friſch haben kan. Sonſten gehoͤ-
ret insgemein zu ſolchem Thier-Garten
ein luſtig gelegener Wald, worinnen
wild Obſt, Eichen, und Buch-Maſt zu
finden, ingleichen Behaͤltniſſe und Di-
ckigte vor das Wild, auch Graßreiche
Weyde, gute geſunde Quellen, und al-
lerhand Kraͤuter, Acker und Wieſen,
Gebuͤrge und Gruͤnde; Wie auch Heyde-
Kraut, flieſſende Baͤche und Teiche, auch
alle andere Nahrung, damit ihnen, wie
in einer Wildbahn, nichts mangele, und
ſie ihre Freyheit haben, auch ſich darin-
nen vermehren und zunehmen koͤnnen,
daß die Herrſchafft auf Beduͤrffniß zu
deren Vergnuͤgung jaͤhrlich davon was
ausſchieſſen kan, und haben die Thiere
den Sommer hindurch ihre Nahrung
von Kraͤutern, Graß, Getraͤyde, wild
Obſt und Maſt: Jm Winter aber muͤſ-
ſen dieſelben mit Heu-fuͤttern, wo die
Sonne warm anſcheinen kan, gewartet
werden. Die Groͤſſe und Umbfang des
Thier-Gartens ſtehet in der Herrſchafft
Belieben nach Gutbefinden zu ordnen,
und werden zur Vermachung umbher
an theils Orten Mauren, Schal-Waͤn-
de, oder Stangen-Zaͤune gemachet, das
Wild darinnen zu verwahren; Weil a-
ber ſolches mit der Zeit wandelbar wird,
das Mauerwerck einſincket und durch
Waſſer erweichet, die Saͤulen der Schal-
Waͤnde und Stangen-Zaͤune von der
Erde ſtocken und faulen, auch wohl oͤff-
ters durch den Wind umbgeworffen
werden; So rathe ich hierzu auswendig
herumb einen lebendigen Zaun von jun-
gen Buchen und darzwiſchen Dornen
des Fruͤhlings anzulegen, in groſſer
Som̃er-Hitze fleißig zu begieſſen und bey
Anwachſung derſelben vor das Vieh mit
Stangen verwahren zu laſſen; Ein ſol-
cher Zaun kan leichtlich, wenn er wohl
unterhalten wird, in fuͤnff oder ſechs
Jahren vollkommen erwachſen und ſich
ſehr dichte in einander flechten; Es ſie-
het ein ſolcher Zaun ſehr anſehnlich, und
die Nachtigallen hecken gerne darinnen,
und wann mit der Zeit die Wand oder
der Zaun umbfiele, ſo waͤre die lebendi-
ge Hecke ſchon da, das Wild zu verwah-
ren. Durch den Luſt-Wald muͤſſen
auch Alleen gehauen ſeyn, umb ſich mit
Spatzieren deſto beſſer zu ergoͤtzen;
Jngleichen an denen Waͤldern, pro-
portionir
te Statuen, als etwan Diana,
Orpheus, Satyri
und nach Gelegenheit
der
[56]Erſter Theil/
der Situation, Fontainen, Caſcaden, oder
Waſſerkuͤnſte, worbey Neptunus oder Sy-
renen
ſich ſchicken, hinſetzen, damit ſol-
che den Thier-Garthen um ſo vielmehr
zieren helffen. Sonderlich iſt curieux und
einer Herrſchafft ruͤhmlich, wenn das
Wild alſo gewoͤhnet worden, daß ſie alle
insgeſamt nach dem Waldhorn ſich ein-
finden, da die zahmen, ſo anfaͤnglich
zum Futter gewoͤhnet, ihre jungen aus
Gewohnheit mitbringen. Das Jagt-
Hauß wird nach der Herrſchafft Gutbe-
finden zu deren Plaiſir ſo koſtbar, als es
ihnen beliebig, und mit benoͤthigten Zim-
mern, Tapeten und Schildereyen meu-
bli
ret. Zu welcher Aufſicht und damit al-
les in gutem Stand erhalten werde, ein
Wild-Waͤrther daſelbſt wohnen muß,
der gleich andern Bedienten ſeine Un-
terhaltung jaͤhrlich bekommt und ſolches
wohl in acht zu nehmen, gehalten wird.
Auch iſt notoriſch, daß die Hirſche ja nicht
mit dem harten haber uͤberfluͤßig gefuͤt-
tert werden doͤrffen, weil ihr zu Kraͤu-
tern gewohnet Gebiß ſonſt ſtumpf wuͤrde.


Von der Saltz-Lecke/ und Heu-Scheune.


Dieſelben ſind nicht allein ſehr nuͤtz-
lich und vortraͤglich in Thier-Gaͤrten,
ſondern auch in Gehaͤgen; Ja wohl gar
an denen Graͤntzen in Waͤldern, da
Wildpraͤth wechſelt, maaſſen ſich zu ver-
wundern, wie die Hirſche des Morgens
und Abends ſich ſo gerne darbey finden
laſſen und auffhalten. Es liebet aber der
Hirſch und das Wildpraͤth ſolche des
Jahrs zweymahl, als des Fruͤh-Jahrs,
wann das Laub ausſchlaͤget, und der
Hirſch ſein Gehoͤrn geworffen, und wie-
der auffſetzet, das Wildpraͤth aber zur
Kalbe-Zeit; Und des Herbſts nach der
Brunfft, ſo der Hirſch davon matt wor-
den, und an Kraͤfften zunehmen will,
dahero die Lecken jedesmahl vier Wochen
vorher angerichtet werden ſollen, damit
ſie etwas hart und alt ſcheinen. Es ſind
aber die Saltz-Lecken eine Erfindung de-
rer alten Jaͤger, ſo vor das Wildpraͤth
gut befunden worden, und werden die-
ſelben des Fruͤhjahrs, wann das Laub
ausſchlagen will, jaͤhrlich zugerichtet, o-
der doch wenigſtens verneuert, damit das
Wild darvon friſche Witterung haben
koͤnne: Und pfleget das Wild ſolche zu
lecken umb des Saltzes Willen, welches
ihnen ſonderlich und ohne Zweiffel an-
nehmlich und geſund ſeyn muß. Auch
iſt denen Hirſchen ihr Gehoͤrne weit hoͤ-
her verecket und ihre Haͤuthe werden
viel reiner befunden, als wo ſolche nicht
zu finden, doch wo an einem Orte Salni-
tri
ſche oder ſaltzigte Salpeter-Erde zu
finden iſt, achten ſie die Saltzlecken nichts,
ſondern gebrauchen ſich ſolcher Erde eben-
falls. Wo groſſe Koͤnigliche Gehaͤge des
Wilds ſind, da werden derer angraͤn-
tzenden Graffen und Herrn, oder derer
von Adel ihre Saltzlecken nicht geduldet
in denen gehoͤrigen Revieren, wenigſtens
doch nicht oͤffentlich zu halten erlaubet,
weiln gemeiniglich die Jaͤger durch ſolche
Saltzlecken (darein ſie unterſchiedliche
Species und Kunſtſtuͤckgen mengen,) das
Wild aus dem Gehaͤge dahin zu locken
und wegzuſchieſſen pflegen, als wor-
nach es gerne gehet. Es werden aber
die Saltzlecken am nuͤtzlichſten geſchlagen,
wo ſich entweder das Wild auffzuhalten
oder doch wenigſtens zu wechſeln pfleget
und vor allen Dingen, wo Waſſer und
Graß, wie auch Dickigte und Behaͤlt-
nuͤſſe vor dieſelben verhanden: Sie wer-
den auf unterſchiedliche Art zugerichtet;
wo ſie heimlich und verſchwiegen ſeyn
muͤſſen, werden ſie an einen Huͤgel gema-
chet; Die Materie in die Erd eine halbe
Elle tieff eingeſchlagen, daß nichts ver-
mercket werden kan, als ein bloſſer
Erd-Huͤgel, welcher mit Streuling duͤn-
ne zu uͤberſtreuen, wovon der Wind
dennoch den Geruch der Materie ſehr
weit dem Wilde zufuͤhren kan. Sol-
che halte ich vor die beſte Art, davor ſich
das Wild nicht ſcheuet: Weiln aber be-
kant iſt, daß die ſaltzigte Materie ſtets ſich
nieder ziehet und gleichſam in der Erde
verſincket, oben aber nur bitter bleiben
wuͤrde, ſo muͤſte man hierzu in der Erd,
wie eine Schuͤſſel einen guten Grund von
fettem Thon und Eichenlaub rammlen,
und ſodann die Materie darein ſchlagen,
wo es aber oͤffentlich erlaubet iſt, wird ein
Kaſten ins Gevierdte zwey Ellen von
Schaalholtz beſchlagen und eine Elle hoch
uͤber der Erden, oͤffters auch groͤſſer,
gemachet, darinnen die Materie einge-
ſchlagen, daß je mehr und hoͤher ein ſpi-
tziger Hauffen wird, allwo in der Mitten
ein etwas fein ausgeſchnoͤdleter Bruch,
oder jung Baͤumlein, nach Weydemanns
Gebrauch von Tannen oder Fichten ein-
geſtecket
[57]Von der Erden.
geſtecket wird. Und nimmt man zu ſol-
cher Materie Lehm aus alten Back-Oef-
fen, Heerings-Lacke, Campher-Oehl,
Eber-Wurtzel, Liebſtoͤckel, das Waſſer
von der Blaſe eines Thiers, Membrum
genitale,
alles zuſammen wohl vermen-
get und die Sultze darvon geſchlagen.
Theils ſchmieren dieſe Materie an alte
Staͤmme, wo das Wild wechſelt, in ein-
gehackte Loͤcher und nicht an der Wetter-
Seite, damit es laͤnger den Geruch all-
da behalten koͤnne, welches ich zwar al-
les nicht probiret habe und an ſeinen Ort
geſtellet ſeyn laſſe, doch kan es ein Je-
der nach ſeinem Gutbefinden thun oder
laſſen. Die Heu-Scheune oder Heu-
Raufen aber vor das Wild ſind eben-
falls ſowohl in Thier-Gaͤrten, als in Ge-
haͤgen hoͤchſtnoͤthig, maaſſen bekant, daß
ſo bald das Getreyde auf dem Felde ein-
geerndet und nichts mehr zu finden, das
Wild nicht alleine von Hunger, ſondern
auch von harter Winter-Kaͤlte wegge-
trieben wird: Solches nun in den Ge-
haͤgen zu erhalten, muß an einer Som-
mer-Seite oder an einem abhaͤngigen
Berg, da die Sonne fein warm anſchei-
net, unweit des Waſſers, ſo nicht zufrie-
ret, und wo dicke Behaͤltniße vorhanden,
hier und da eine Heuſcheune, mit dop-
pelten Rauffen gemachet werden, jede 16.
Ellen lang, und 8. Ellen breit, woruͤber
oben der Heuboden, den Vorrath aufzu-
heben; Jn der Mitten wird ein Loch ge-
laſſen, das Heu in die Rauffen zu werf-
fen und zu vertheilen. Wann nun der
Winter kommt und die Hirſche insge-
mein nach der Brunfft noch mager ſind
da ſie ſich nicht wieder erhohlet, muß ih-
nen ſowohl mit Heu fuͤttern, als Ken-
ſter oder Vogel-Kuͤhn, ingleichen gefaͤll-
ten jungen Kiefern, davon ſie die Rinde
zu ſchaͤlen pflegen, geholffen werden;
Wann es aber wieder thauet, wird das
Wild durch ſein Auſſenbleiben von ſich
ſelbſten anzeigen, daß es nichts mehr noͤ-
thig hat, und kan ſodann geſpahret wer-
den. Einige, die nicht ſoviel Unkoſten
auf die Scheune wenden wollen, laſſen
das Heu Bundweiſe in dem Gehoͤltze auf
Straͤucher hangen, ſie damit zu fuͤttern.
Von der Nord-Seite, wo das Sturm-
Wetter herkommt, muͤſſen billig zur Be-
ſchirmung gute Dickigte verhanden ſeyn,
damit das Wild vor ſtuͤrmiſchem Unge-
witter, Froſt, Schnee, oder Schlacken-
Wetter einigen Schutz und Schirm ha-
ben kan, weil ſonſten kein Wild in eine
vermachte Heuſcheune einkriechen, ſon-
dern vielmehr ſich davor entſetzen und
ſcheuen wuͤrde. An theils Orten habe
auch geſehen, daß die Rauffe unterm
Dach allenthalben umher und das Heu
darinnen beſtaͤndig gelegen, welches in-
newendig allenthalben angefuͤllet, und
wann es vom Wild abgefreſſen, iſt es
von innewendig an deſſen Stelle nachge-
fallen. Weil aber die Sonne, Regen
und Lufft die beſten Kraͤffte des Heues,
worinnen die rechte Nahrung beſtehet,
extrahiren und nichts als duͤrre Spreu
oder Stroh laſſen, halte ich hiervon nichts,
doch ſtehet es einem Jeden frey, nach
ſeinem Gefallen es hierinnen zu machen.


Vom Wild-Acker und Wild-Fahre.


Es iſt wohl ſonder Zweiffel einem
Jeden bekant, wie feindſeelig und neidiſch
das arme Wild Tages und Nachts von
denen Bauern auf vielerley Art wegen
der Frucht-Felder herum gejaget, und,
wo es nur moͤglich ſeyn koͤnte, lieber gar
vertilget wuͤrde. Die gefundenen Hirſch-
Kaͤlber, wo ſie die Bauern nicht gar er-
ſchlagen und die Haͤutlein beym Kuͤrſch-
ner, Muͤtzen daraus zu machen, verkauf-
fen, bleiben zum wenigſten aus Leicht-
fertigkeit von ihnen nicht unbeſchaͤdiget,
indem dieſelben ſolche lahm machen oder
ihnen die Ohren und Geburths-Glieder
beſchneiden, da ſie doch in kurtzen Naͤch-
ten wenig Schaden thun koͤnnen. Der-
gleichen pflegen meiſtens die Schaͤffer,
Hirten und Bauerjungen, oder muͤßige
Buben zu thun; Die Sauen aber, als
welche die Felder zu ſchanden brechen
und durchwuͤhlen, koͤnten, wann ſie ſich
nicht zur Wehre ſtellen, gar wohl ver-
wieſen werden. Damit nun denen Un-
terthanen auff ihren Feldern nicht allzu
groſſer Schade durch das Wild geſchehen
moͤge, hat man in Heyden und Waͤl-
dern zu deſſen beſſerer Erhaltung die
Wild-Aecker erfunden, welche vornehm-
lich von gutem gewuͤchſigem Grund und
Boden, nach Gelegenheit, wo moͤglich,
an dickverwachſenen Behaͤltnißen ſitui-
r
et ſeyn muͤſſen, auff welche Aecker man
vor die Hirſche unterſchiedenes Getrey-
de an Weitzen, Erbſen, Haber und Wi-
cken, Kraut und Ruͤben ſeen und pflan-
tzen koͤnte, vornehmlich aber muͤſte man
Hihnen
[58]Erſter Theil/
ihnen gute Sicherheit, Ruhe und
Friede vor vielem Geſchrey, Huͤten,
Schieſſen, Platzen und Hundejagen,
laſſen, welches ſie dann balde mer-
cken, gerne bleiben und zahm werden,
auch wohl zum oͤfftern in denen nechſt
darbey dickverwachſenen Behaͤltniſſen
lange Zeit, zumahl wo Waſſer oder Qvel-
len ſind, ſich gerne auffhalten, und nach
Begehren allezeit beſtaͤttiget, mit Zeu-
ge eingeſtellet und gefangen werden koͤn-
nen; Dahero kan ich hierbey nicht un-
terlaſſen, der Antiquitaͤt zu Ehren, ei-
nen alten Weydemanns-Gebrauch, ehe
noch der Leith-Hundes-Beſuch erdacht
worden, allhier mit wenigem zu beſchrei-
ben. Es wird ein geackerter oder auff-
gegrabener gepfluͤgter Weg, welcher
entweder an der Graͤntze vor dem Wald,
wo das Wild aus- und einwechſelt, oder
in dem Wald umb ein Dickigt, Knack,
Moraſt oder Behaͤltniß herumb mit
der Ege, oder dem Harcken gleich und
eben gemachet, worauf man das Wild-
praͤth uͤberſpuͤhren koͤnne: Dieſes die-
net auch vor Feuers-Gefahr, daß das
Feuer auf dem duͤrren Lager-Holtze,
oder Heyde-Kraut, Kuͤhnſtreuling und
dergleichen auf der Erde nicht uͤberlauf-
fen und fernern Schaden thun koͤnne.
Sonſten werden ſie meiſtens nur zum
ſpuͤhren gebrauchet und ſind gar nuͤtzlich
von unſern alten Vorfahren erfunden
worden, ſich des Wilds ohne Hund gar
genau zu erkundigen, ob deſſen etwas
hinein, oder ſchon wieder heraus gegan-
gen ſey, auch wird man bey gefundener
friſcher Spuhr zum aufpaſſen angerei-
tzet. Wo aber ſolche Gelegenheiten ver-
handen, und ſandichte und reinliche Wege
umb die Dickigte zu finden, da man fuͤg-
lich ſpuͤhren koͤnne, hat man nicht noͤ-
thig, Unkoſten auf die Wildbahne zu
wenden, ſondern kan auf denen Wegen
eben ſo wohl ſpuͤhren, nur daß die Wild-
ſpuhr auf denenſelben von denen Reiſen-
den zugetreten, oder gefahren und verle-
ſchet wird, auf der Wildbahne aber al-
lein unverletzt bleibet. Und kan man
auf ſolcher Wild-Fahr von dem daſelbſt
verhandenen Wildpraͤth gantz genaue
Erkundigung haben, und nuͤtzliche Nach-
richt erhalten, ob was daruͤber herein
gekommen, und es noch drinne, oder
wohin es den Kopff wieder heraus ge-
wendet: Solte etwan Herbſt-Zeiten das
Laub drauff fallen, muß es vor die Sau-
en wiederum aufs reine geeget, oder mit
dem Rechen wieder abgereiniget wer-
den, ſo kan man die neue und friſche
Spuhr wieder vernehmen; Dann wann
man des Abends nichts geſpuͤhret, des
Morgens aber was gefunden, ſo iſt man
verſichert, daß etwas des Nachts dage-
weſen: Findet man fruͤh nichts und
ſpuͤhret gegen Abend, ſo wird man, daß
des Tages was daſelbſt gewechſelt, da-
durch leichte vernehmen, und, wo es nicht
zur andern Seite wieder heraus iſt, es
noch darinnen zu vermuthen ſey. Heut
zu Tage aber, wie gemeiniglich alles
nuͤtzliche verworffen wird, haͤlt man die-
ſe Sache vor altvaͤteriſch.


Vom Holtz-Marckte.


Wo in einem Amt oder Herrſchafft,
viele Heyden und Waͤlder ſind und die
jaͤhrlichen Einkuͤnffte meiſtens von Hol-
tze beſtehen, wird des Jahres zu gewiſ-
ſen Zeiten Holtz verkauffet; Als nehm-
lich des Fruͤhjahrs oder Oſtern vor der
Saat, und des Herbſts nach der Ernd-
te, wann die Leute von ihrem Ackerbau
und Feld-Arbeit am beqvemſten ſich ab-
muͤßigen koͤnnen; umb Michaelis. Zu
ſolchem Ende wird durch den Amtmann
oder Schoͤſſer auf Verlangen des Forſt-
Meiſters ein gewiſſer Tag zu dem Ter-
min ernennet und publiciret. Wann
nun die Kaͤuffer ſich anmelden, wird
nach dem vorgeſchriebenen Holtz-Tax das
Holtz verkaufft, die Baͤume nach Be-
gehren angewieſen und mit einem Holtz-
Zeichen oder Stempel geſchlagen, das
Geld wird der Herrſchafft verſiegelt uͤ-
berſchicket, und von dem Forſt-Meiſter
nebſt dem Amtmann die Rechnung un-
terſchrieben und beygeleget, das Stamm-
Geld aber abgezogen und nach Propor-
tion
unter die Foͤrſter ausgetheilet. Die
Staͤmme oder Baͤume, welche verkaufft
und angewieſen werden, muͤſſen jedes-
mahl an ſolchen Oertern ſtehen und aus-
geſuchet werden, wo ſie bey deren Faͤl-
lung nicht ander jung Holtz beſchaͤdigen,
den Wiederwachs nicht verderben, noch
des Wildpraͤths Behaͤltniſſe oder deren
Wechſel verhindern; Maaſſen ſodann
nicht allein bey ſolchem gefaͤllten Holtz
ſowohl mit Klappen und Hauen, als mit
Gepraſſel der Baͤume abgeſchlagenen
Spaͤhne angelegten Feuer und Dampff,
herum
[59]Von der Erden.
herum trempeln der Zimmerleut, als
auch in Abfuͤhrung des Holtzes, mit
Niederſchleiffung durch die Wagen-Raͤ-
der, Geſchrey der Fuhrleute und Pfer-
de das junge Holtz verwuͤſtet, mit ſol-
chen Tumult auch das Wild aus ſeinem
gewoͤhnlichen Stand und gehabten Wech-
ſel ſcheu gemachet, verjaget, und alſo all-
dar verheeret und verſtoͤhret wird. Es
haben unſere liebe alten Vorfahren vor-
mahls das Wort pfleglich, als einen uhr-
alten Holtz-Terminum gebrauchet, wor-
unter ſie verſtanden, daß man mit ſchlag-
barem Holtze wohl nuͤtzlich, doch mit
Maaß und ſpahrſam, als ein Pfleger oder
Verwalter, deme ein Guth anvertrauet
iſt, umbgehen und vor allen Dingen das
junge Holtz oder Wiederwachs beſter
maaſſen befoͤrdern, und vor deren Be-
ſchaͤdigung ſchonen ſoll. Zu dem Ende
und umb mehrer Auff-Munterung wil-
len haben ſie einem Holtz-Verſtaͤndigen
als ein ſonderliches Lob den Bey-Nah-
men eines Holtz-Gerechten gegeben und
ihn hochgeachtet: Ja wenn ſie Holtz-
Anweiſungen an ihre Forſt-Bedien-
ten ſchickten, allzeit das Holtz, mit
ſolcher Expresſion genennet: An duͤrren
abgeſtandenen Baͤumen, ſo ferner zu
keiner Maſt oder Saamen mehr tuͤch-
tig, wo es der Wildbahn nicht ſchaͤd-
lich iſt.
Alſo werden die Waͤlder und
Gehoͤltze zur Aufſicht denen Foͤrſtern an-
vertrauet deren Pflicht erfordert, Acht
zu haben, ne Sylvæ vaſtentur, ſed earum
utilitas conſervetur.
Jm Alten Teſta-
ment hat Hiram dem Salomoni zu Auff-
bauung des Tempels Cedern und Taͤn-
nen-Holtz auf dem Berge Libano an-
gewieſen, 1. Buch der Koͤnige 5. und die-
ſelben auf dem Meere an den Verlang-
ten Ort floͤßen laſſen, wie ich bereits
ſchon hiervon bey der Ceder beſchrieben
habe; Ja als dorten Luc. 13. der Herr
des Weinberges einen unnuͤtzen Feigen-
baum ſahe, befahl er, ſolchen, weil er
das Land hindere, abzuhauen. Aus
welchen allen wir erſehen, wie nicht al-
lein von unſern alten Vorfahren, ſondern
auch im Alten und Neuen Teſtament
die Ordnung im Holtzhauen genau
obſerviret worden.


Von der Holtz-Floͤſſe.


Die Holtz-Floͤſſe iſt vor Alters umb
des Willen angeleget worden, weil die
weit abgelegenen Gehoͤltze in denen Ge-
buͤrgen auff der Ax oder denen Wagen
nicht ſo fortzubringen geweſen, oder das
Holtz anders conſumiret werden koͤn-
nen, da dann, umb die Koſten zu erſpah-
ren, das Holtz in die flieſſende Baͤche und
Stroͤhme geworffen, und hierdurch an
andere weit abgelegene Oerter geſchaffet
worden, welches alſo auch noch heut zu
Tage an vielen Orten der Beqvemlich-
keit wegen geſchiehet; Doch ſoll man,
wie in allen Dingen, alſo auch hierin-
nen die Mittel-Maaß beobachten, damit
man nicht allzu viel Holtz, umb nur Geld
zu machen, liederlich verſchwendet, mit
der Zeit aber ſelbſten aus andern Laͤn-
dern Holtz anzuſchaffen, und theuer zu
bezahlen genoͤthiget werde. Wann nun
bey denen Waͤldern, oder unweit da-
von ein Schiffreicher Strohm oder flieſ-
ſend Waſſer ſich befindet und nahe an-
gelegen iſt, ſo kan das Holtz mit weit
groͤſſerm Profit und mehrerm Nutzen
in andere Laͤnder auf demſelben gefloͤſ-
ſet und verhandelt werden. Das Floß-
holtz iſt nun zweyerley, als die Scheit-
Floͤſſe, da etliche Hundert oder Tauſend
Klafftern oder Schragen in den Strohm
geworffen, und die Zimmer-Floͤſſe, da
gantze Baͤume zu Trag-Floͤſſen verbun-
den, oder Stammweiſe gefloͤſſet werden.
Zu ſolchem Ende nun werden Floß-
Meiſter und Floß-Schreiber zur Auff-
ſicht geſetzet, auch Floͤſſer und Floß-Knech-
te beſtellet, welche an denen Ufern zu
beyden Seiten des Floſſes das auffge-
haltene Holtz durch Haacken abſtoſſen,
und, wo es ſich geſetzet, abſchwemmen,
biß an die darzu verfertigte Rechen, wo
es zu gewiſſer Zeit anlandet und ausge-
nommen wird, davor ſie ihre Ausloͤſun-
gen haben. Es wird aber ſolches Floß-
Holtz jedesmahl durch die Forſt-Bedien-
ten angewieſen. Das Floßwerck iſt als
ein beſonder Regale von einer Landes
Herrſchafft reſerviret und denen Unter-
thanen gleich dem Weydewerck gaͤntzlich
verbothen, damit ſolche nicht zu Muͤßig-
gang oder andern Laſtern verurſachet
werden. Die Floß-Schreiber haben die
Einnahme und Ausgabe in Rechnung
zu bringen, und die Floͤſſer und Knechte
zu belohnen: Der Floß-Meiſter aber
hat das Directorium und Auffſicht uͤber
H 2die
[60]Erſter Theil/
die Floͤßen. Es geſchiehet das Holtz-
Floͤßen insgemein umb Johannis, da
die Waſſer hierzu am beqvemſten. Es
pflegen die Hollaͤnder aus Deutſchland
viele Pfoſten und Tiehlen, auf Floͤßen
nach denen Niederlanden zum Schiff-
bau zu bringen und damit groß Verkehr
zu treiben.


Von einem Forſt-Hauſe.


Nachdem nun von einem Forſt-Re-
gale,
deſſen Revier und andern zu die-
ſer Materie behoͤrigen Requiſitis gemel-
det, will ich nun auch ein Forſt-Hauß
beſchreiben. Dieſes iſt eigentlich die
Wohnung eines Foͤrſters, welchem umb
ſelbige Gegend ein gewiſſer Bezirck von
Holtz und Jagd-Regalien zur treufleißi-
ger Auffſicht anvertrauet worden, daß
derſelbige alldar ſich allzeit weſentlich ent-
halten und von daraus die Heyden,
Waͤlder, und Wildbahne, ſo weit dieſelbe
ſich erſtrecken, ſonderlich die Graͤntzen taͤg-
lich fleißig bereiten und beſichtigen moͤge.
Jnsgemein wird das Forſt-Hauß an
denen Straſſen oder Holtz-Wegen, auch
in Doͤrffern, ſo an der Heyden liegen, ge-
bauet, damit in Feuers-Gefahr die Bau-
ern huͤlffliche Hand leiſten koͤnnen, mit
Stuben, Kammern, Kuͤchen und was
mehr vonnoͤthen, verſehen, wie auch
Scheunen und Stallungen und andere
Beduͤrffniße zu des Forſtbedienten
Nothdurfft erbauet, nach der Gelegen-
heit und zum Zeichen, daß die Herr-
ſchafft deſſelben Waldes oder Forſts die
Hohe und Niedere Jagd-Gerechtigkeit
privilegiret beſitze. Und daß in ſolchem
Hauß auch ein Hirſchgerechter Jaͤger
und Weydemann wohne, werden auf
denen Giebeln des Dachs die Hirſch
Gehoͤrne angeſchlagen; Das Dach mit
Ziegeln eingedecket und reinlich ausge-
weiſſet. Wo die Herrſchafften weit von
Dero Reſidence, die Amts-Haͤuſer, oder
andere Schloͤſſer haben, wird ſolches
Forſt-Hauß noch eins ſo zierlich erbau-
et und uͤberſetzet, darinnen oben Gemaͤ-
cher gelaſſen, woſelbſten ſie bißweilen uͤ-
ber Nacht logiren koͤnnen: Jedoch haben
manche Herrſchafften hierzu an luſtig
gelegenen Oertern abſonderliche Jagd-
Haͤußer, ſich daſelbſt zu divertiren, und
zu der Birck- oder Auerhan Paltzzeit,
ingleichen auch Hirſchbrunfft, Schwein-
hatz, Puͤrſchen, oder anderen vorfallen-
den Gelegenheiten etliche Wochen lang
aufzuhalten. Es wohnen auch wohl
oͤffters die Forſt-Meiſters, Wild-Mei-
ſters, oder Wald-Voigte in ſolchen Forſt-
Haͤuſern.


Von einem Foͤrſter und deſſen Inſtruction.


Zu einem jeden Revier, welches von
der Natur Holtzreich verwachſen, iſt von
Alters her ein Foͤrſter geordnet worden,
deme die Auffſicht uͤber das Holtz auff-
getragen iſt, damit ſolches nicht verwuͤ-
ſtet werde, dahero er auch Sylvarum Præ-
fectus,
des Holtzes Vorſteher, oder Foͤr-
ſter mit allem Recht billig genennet wird,
weil er zu des Holtzes Auffnehmen,
Wart- und Pflegung, als ein treuer
Hauß-Halter uͤber ein gewiſſes Revier,
ſolches pfleglich mit Maaſſe zu verwal-
ten, von ſeiner Herrſchafft geſetzet, und
dieſerwegen mit einer beſondern Pflicht
treu zu ſeyn verbunden iſt. Vor ſeine
Perſon ſoll er vor allen Dingen Holtz
gerecht
ſeyn: Nehmlich daß er den
Grund des Erdreichs recht und wohl
verſtehe, was in dieſem fetten oder je-
nem mageren Boden der darein fallen-
de zeitige Baum-Saame und deſſen in-
nerliche Materie vor eine weſentliche
kaͤumende Krafft und Feuchtigkeit zum
Anfluge und kuͤnfftigem verhoffenden
Wiederwachſe vermuthlich haben moͤge,
damit er nicht bey Anordnung der
Schlaͤge und jungen Gehaͤuigte ſolches
wider die Natur, oder wo wenig und
gar nichts von Wiederwachs zu hoffen,
ohne Verſtand anordne. Er muß fer-
ner nicht allein eine Phyſicaliſche oder
Naturmaͤßige Wiſſenſchafft derer Kraͤu-
ter, wovon ſich die wilden Thiere zu er-
nehren pflegen, haben, ſondern auch die
Diſtinction derer Unterirdiſchen Minera-
li
en und Waſſer-Qvellen; Jedoch dieſes
nur als ein Parergon und Neben-Werck,
doch ohne Aberglauben, wiſſen und ge-
brauchen, vornehmlich aber die Natur
und Eigenſchafft aller Baͤume von dem
Saamen, Kaͤumung, Anflug, Wieder-
wachs, von deren Jugend biß ins Alter
genau judiciren, den Unterſcheid alles
Holtzes und ſpecialen Diſtinction eines
jeden
[61]Von der Erden.
jeden Baums, ſowohl des Laub-als des
Tangel-Holtzes, ob ſolches friſch oder
ſchadhafft, und worzu ein jedes zu
brauchen tuͤchtig, nuͤtzlich anordnen, und
ſich hierinnen keinen Kaͤuffer etwas un-
moͤgliches imprimiren laſſen, den Holtz-
Verkauff, und Holtz-Taxa zwar, was
ein jedes werth, wohl verſtehen, das
Verkauffen aber nicht eigenmaͤchtig, oder
eigennuͤtzig vorzunehmen, ohne ſpecia-
l
e Conceſſion ſich unterſtehen, maaſſen
er ſich hierdurch in Verdacht einiger Un-
treue ſelbſt bringen und in Verantwor-
tung kommen koͤnte, geſchweige der
Straffe, ſo hierauf folgen wuͤrde. Die
Graͤntze, Marck und Scheidung, inglei-
chen Weg und Stege ſeines anvertrau-
ten Reviers ſollen ihme billig dermaaſ-
ſen bekant ſeyn, daß er nicht allein die
richtige Graͤntze fleißig renoviren laſſe,
die ſtreitbahre Graͤntze zu ſeines Princi-
palen Intereſſe
und Gerechtigkeit in Pos-
ſesſione mainteni
re, und ſich davon nichts
ſchmaͤlern laſſe. Wege- und Stege-
Recht aber ſoll er billig ſeyn, die Graͤn-
tze ſowohl, als die Wege auch bey fin-
ſterer Nacht richtig zu finden, die Schad-
hafften Straßen, Bruͤcken und Daͤm-
me, verfallene Windbruͤche und der-
gleichen, dem Bono publico zum Beſten,
zu repariren, fleißig anordnen, nicht al-
lein nach der Situation derer von Natur
gebuͤrgiſchen gewachſenen Heyden und
Waͤlder und dabey befindlichen Stroͤh-
me und Fluͤſſe, an nuͤtzlichen und bequem
gelegenen Holtz-Schlufften das noͤ-
thige Floß-Werck anzugeben wiſſen, ſon-
dern auch die zu Jagden, Zeugſtellen
und treiben der Heyden und Waͤlder,
unentbehrliche noͤthige Befluͤgelung,
wie es die Gelegenheit giebet, anzuord-
nen verſtehen, und waͤre darbey wohl
ruͤhmlich, wann er ſich einiger maaſſen
auff das Feldmeſſen verſtuͤnde, wenig-
ſtens ſich durch einen Riß ſein Revier
zu Hauſe imprimiren, und deſto fuͤglicher
ſeinem vorgeſetzten Forſt-Meiſter das noͤ-
thige hinterbringen koͤnte. Die Præ-
caution
und treufleißige Vorſorge bey
vorfallenden Sturm-Winden und Feu-
ersbraͤnden hat er bey groſſer Hitze, Ge-
witters-Zeiten, Sturm-Wetter, oder
andern Urſachen mit allem Fleiß abzu-
wenden und zu beſorgen. Denen Klaff-
ter-Schlaͤgern, Zimmerleuten, Koͤhlern
und Aſchbrennern oder andern Ge-
wercksleuten, ſoll er bey erlaubter Ab-
gabe des Holtzes keinen Muthwillen
noch Eigennutz verſtatten, ſo ihm her-
nach verantwortlich fallen moͤchte. Die zu
der Wildbahn benoͤthigte Saltz-Lecke zu
repariren, Heu-Scheune und Wild-Acker
jedes nach der Jahres-Zeit mit Fleiß zu be-
ſorgen, ſtetig bedacht ſeyn; Maaſſen er
ratione des Wildpraͤths auch als ein
Heger das Wild mit Fleiß zu hegen und
zu verſchonen beflieſſen ſeyn muß, damit
zu deſſelben Vermehrung weder das
lauffende, noch das fliegende, groß oder
kleine Wild, durch Eyer oder Jungen-
Ausnehmung ſchaͤdlich, und unverant-
wortlich vertilget werden moͤchte. Ob
nun wohl dieſes alles eben auch oͤffters
aus langer Erfahrung ein ſchlechter Ge-
meiner Mann, ein Schuͤtze, Forſt-Knecht,
Heyde-Laͤuffer, Holtz- oder Fuß-Knecht,
auch mit verrichten koͤnte, ſo diſtingviret
ſich dennoch dieſer Foͤrſter, daß er darbey
auch zugleich ein Hirſch-Gerechter erlern-
ter Jaͤger ſey, welchem zur Inſpection
und Maintenirung des Juris Foreſtalis
dieſes alles anvertrauet worden, und
daferne daſſelbe Revier zu weitlaͤufftig,
wird ihm gemeiniglich noch zu Huͤlffe ein
Fuß-Knecht untergeben, deſto richtiger
ſolches zu beſtreiten. Ein Schuͤtz iſt aber
entweder ein ſolcher Bedienter der Herr-
ſchafft, welchem zwar ein Revier, jedoch
an der Graͤntze, das uͤberwechſelnde
Wildpraͤth alldar fleißig wegzuſchieſſen,
anbefohlen worden, weswegen ſolche auch
meiſt Graͤntz-Schuͤtzen genennet wer-
den, vor welche aber eigentlich die Forſt-
Sachen nicht gehoͤren, oder es werden
auch derer Herren von Adel, welche an
ſolchen Oertern nicht allzeit Jurisdictio-
nem Foreſtalem
haben, ihre Leute
Schuͤtzen geheiſſen oder genennet; Weilen
gemeiniglich ihre meiſte Kunſt in Wild-
Schieſſen beſtehet, worzu ſie nicht eben
allzeit erlernte Jaͤger-Purſche der Bil-
ligkeit nach annehmen, ſondern meiſtens
ihre Unterthanen, oder Knechte, ſo hier-
zu ſich durch Kuͤnſtgen qualificiren, ge-
brauchen, dahero oͤffters hierdurch die
uͤbele erfolgte Interpretatio, als ob ein
Jaͤger Kuͤnſte verſtehen muͤſte, verurſa-
chet worden, welches man in ſeinem
Werth und Unwerth zu judiciren uͤber-
laͤſſet. Es wohnen aber Foͤrſter, wo ſie
ihre Beqvemligkeiten haben, ihre Hauß-
haltung zu fuͤhren; Was gemeine Foͤr-
ſter ſind, ſo an denen Straſſen wohnen,
pflegen zuweilen Bier zu ſchencken und
Ausſpannung zu haben, jedoch alles und
jedes, wie es auf Erlaubniß der Herr-
H 3ſchafft,
[62]Erſter Theil/
ſchafft, die Zeit, der Ort und Gelegen-
heit erleiden will. Manche haben ad
Partem ſalarii
etwas Feld und Wieſe-
wachs, andere genieſſen den Wildacker
in der Heyde, wenigſtens wird ihnen
der Garten, wo das Forſt-Hauß ſtehet,
billig erlaubet. Damit auch der Forſt-
Bediente wegen Abgabe der Holtz-Nu-
tzung ſich vom Kaͤuffer nichts wunderli-
ches imaginiren laſſe, habe ich die wich-
tigſten und gebraͤuchlichſten hierbey ex-
plicir
en wollen.


Von der Glaß-Huͤtte.


Unter allen andern haͤuffig Holtzfreſ-
ſenden Vorhaben unſerer menſchlichen
Nahrung finden wir keine dem Gehoͤltze
hoͤchſtſchaͤdlichere Procedur, als die Auff-
richtung einer Spingel- oder Glaß-Huͤt-
te; Maaſſen ſolche gleichſam ſo zu ſa-
gen ein offenbahrer Rachen, welcher in
kurtzer Zeit ein groſſes Gehoͤltze wegfreſ-
ſen und verſchlingen kan, und wird da-
hero nicht unbillig, weil es die Waͤlder
ruiniret, in vielen Laͤndern ohne Specia-
l
e Conceſſion auffzurichten verbothen.
Sie vertreibet das Wild, verſcheuchet
die Voͤgel, und verurſachet viel leere und
abgetriebene wuͤſte Flecken; Wo aber groſ-
ſe weitlaͤufftige Heyden und Waͤlder ſind
und ſowohl an Bau- und Brenn-als an-
derm Holtz ein groſſer Uberfluß vor-
handen, ſo, daß man davon gar keinen
Abgang, oder doch nicht gnugſame Be-
zahlung davor haben kan, und ſonſten
mit dem Holtze nichts anders vorzuneh-
men weiß, da kan gar wohl und nuͤtzlich
eine Glaß-Huͤtte angeleget werden, ſon-
derlich, wann an ſolchen Orten rauhe
knorrichte Gebuͤſch, ſo zu nichts nuͤtz, zu
ſchoͤnen Feldern und Wieſen gemachet
und abgeraͤumet werden. Weil es auch
darbey, wie leicht zu gedencken, vielfaͤl-
tige kuͤnſtliche Meiſter, Glaß-Schneider
und Schleiffer, auch andere hierzu noͤ-
thige Arbeiter, Handlanger, und Holtz-
Schlaͤger giebt, ſo kan der Grund-Herr
daſelbſt einen trefflichen Nutzen an baa-
rer Bezahlung, und ſteter Abnahme al-
ler benoͤthigten Victualien, wie ſie im-
mer Namen haben moͤgen, davon zie-
hen. An und vor ſich ſelbſt iſt freylich
das Glaß ein uͤberaus angenehmes alt,
und jungen Leuten wegen ſeiner durchſich-
tigen Klarheit erfreuliches Werck. Muͤſten
wir nicht im Finſtern ſitzẽ, wann nicht das
Tage-Licht duꝛch die Fenſteꝛ durchſchiene?
Mit was vor Appetit trincket man nicht
in groſſer Hitze und Durſt aus ſolchen
durchſichtigem reinem Geſchirre die an-
genehmſten Getraͤncke, die Olea, Liquo-
res
und Spiritus, halten ſich in Glaͤſern
am beſten, da man denn ihre Farbe,
und ob ſie hell oder truͤbe ſind, gar wohl
erkennen kan. Auch werden ja, wie be-
kant, alle ſeltſame Spiegel, ſo wohl ſchoͤ-
ne, als garſtige Geſichte zu unterſcheiden,
wie nicht weniger, die Augen-Glaͤßer,
Brenn-Glaͤßer, Wetter-Glaͤßer, Per-
ſpective, Teleſcopia, Tubi, Microſco-
pia, Cameræ obſcuræ
daraus gemacht,
darinnen ſo wohl kuͤnſtliche Sachen, als
auch andere Thorheiten und bunte Klei-
nigkeiten vor Narren und Kinder ſich
præſentiren, und daher ſolche nach jenes
gelehrten Engelaͤnders Ausſpruch nicht
unrecht Paradiſus Stultorum heiſſen moͤch-
ten. Die Materie des Glaßes beſtehet
aus weiſſem reinem und klar gepuͤlver-
tem Kieſel-Stein, oder Kieſel-Sand, wor-
zu Potaſche von Rohr oder anderm dien-
lichen Holtze kommt, (die Venetianer
nehmen ein beſonderes Saltz darzu,)
womit es zuſammen geſchmoltzen wird,
und alsdenn laͤſſet ſichs ziehen, wird kleb-
richt, und haͤnget ſich an. Wann nun
ſolches nach Beduͤncken im groſſen
Schmeltz-Tiegel genugſam zergangen,
und zu einer ſchoͤnen hellen und reinen
Maſſa worden, ſo coaguliret ſich dieſe Ma-
terie,
ſo thut denn der Meiſter ein hohles
Eyſen in Tiegel, und nachdem er viel o-
der wenig haben will, ſtoͤſſet er ſolches
tief oder flach, oder halt es lang oder
kurtz darinnen, ſo haͤnget ſich alsdenn
ein runtes leimichtes Kluͤmggen daran,
welches durch den hohlen Kolben ange-
blaſen, wie eine Schweins-Blaſe immer
groͤſer und groͤſer wird, hernach ſchwengt
er es herumb, druckt es in eine nach
verlangen gemachte Forme, ſchneidets
auff, und giebet ihm eine Geſtalt, wie es
begehret wird. Es iſt daſelbſt, wer es
ſonderlich zumahl nicht gewohnet, eine
unertraͤgliche Hitze, davon man Kopff-
Schmertzen und andere Zufaͤlle gar leich-
te bekommen kan; Und werden daher
die daſelbſt benoͤthigten Oeffen, ſonder-
lich der erſte gar oͤffters von ſolcher grau-
ſamen Hitze wandelbahr. Wann das
Glaß beſagter maaſſen auf unterſchiede-
ne Arten gemachet, wird es entweder in
der
[63]Von der Erden.
der Glaß-Huͤtten zur Stelle verkauf-
fet, wobey mancher friſcher Trunck pas-
ſir
et, oder durch Glaß-Traͤger in ande-
re Laͤnder weit und breit verhandelt,
wie dergleichen von denen Boͤhmiſchen
Herrſchafften und andern genungſam
bekant, doch hat vornehmlich allezeit bey
allen Glaͤßern das helle und klahre Glaß
eine weit mehrere Prærogativ vor un-
durchſichtigen, und gruͤn dunckeln Wald-
Glaͤßern, welche letztere nur vor Bau-
ern ſind. Gleichwie aber kiefernes Hartz
ſchwartz Pech, fichtenes dargegen roth
Pech giebt, alſo iſt leicht zu dencken, daß
kieferne Aſche dunckel-gruͤn, fichten
und taͤnnene aber gantz klare und helle
Glaͤſer verurſachen koͤnne.


Von dem hohen Ofen.


Nebſt der Spiegel- oder Glaß-Huͤtte
iſt der hohe Ofen zwar ein gar nuͤtzlich
Ding, wegen der ſtrengen und geringen
Ertze, ſonderlich wegen des bey aller und
jeder Nahrung unentbehrlichen Eiſens,
deſſen ſo wenig der Bergmann in Gru-
ben-Gebaͤuden, als auch der Ackers-
Mann das Brod zu erbauen, aller an-
dern Handwercker zu geſchweigen, nim-
mermehr entrathen kan. Allein wegen
hierzu ebenfalls hoͤchſtnoͤthigen unent-
behrlichen vielen Holtzes, ſo in groſſer
Quantitæt darauff gehet, iſt ſolches glei-
cher maaſſen eine Holtzfreſſende und be-
ſchwerliche Conſumtion: angeſehen der
Ofen, ob er gleich ſchon geheitzet, den-
noch kaum in vier Wochen ſeine benoͤ-
thigte Hitze und Gluth, oder rechte Wuͤr-
ckung bekommen kan, ehe und bevor das
Eiſen zu rechtem Fluße koͤmmt, weil er
anfaͤnglich lange nicht ſo viel Eiſen, als
hernach, wenn er in rechter behoͤriger
Gluth angebracht, giebt, da er dann wohl,
nachdem der Eiſen-Stein gut iſt, oder
nicht, woͤchentlich mehr als hundert
Centner brauchbar Eiſen lieffert: Denn
mancher Eiſen-Stein giebt viel und gut
Eiſen, mancher auch viel und boͤſes Ei-
ſen, mancher iſt fluͤßig, mancher auch
unfluͤßig und geſtrenge zu ſchmeltzen,
auch iſt mancher gantz ſproͤde und un-
tauglich zur Arbeit, wie denn hierinnen
die Erfahrung muß conſuliret werden.
Was nun den hohen Ofen, darinnen
die Zerſchmeltzung des Eiſens geſchicht,
betrifft, muß ſolcher inwendig mit ſan-
digten Werckſtuͤcken von unten auf dem
Boden und auff beyden Seiten auffge-
mauert und zugerichtet ſeyn; Hierzu
werden dieſer Sache wohlerfahrne hohe
Ofen-Meiſter erfordert, die ihn recht
und wohl anzulegen wiſſen; und hat
ein jeder ſein Maaß, woran der Vortheil
liegt, ſo Niemand gerne allen offenbahr
machet, weil ihrem Vorgeben nach, an
dem Unterſcheide der Kohlen und des
Eiſen-Steins viel gelegen. Es werden
auch hoͤchſtnoͤthig, wie leicht zu geden-
cken, bey ſolchen ziemlich weiten, und
groſſen Feuer-Oefen beſtaͤndige Hitze zu
erhalten, gar groſſe lange Blaſe-Baͤlge
gebrauchet, da immer einer auff-der an-
der nieder gehet: Ferner muß unter-
ſchiedlicher Eiſen-Stein hierzu ſeyn, daß
einer dem andern helffen kan: Etlicher
muß den Fluß geben, der andere hinge-
gen giebet das Eiſen: Wann aber nur
einerley Stein verhanden, muß doch der
Zuſatz von Schlacken oder geringem Ei-
ſen-Stein ſeyn; Es werden dann in de-
nen Oefen, nach ihrer gewiſſen Maaß,
wie ſie es nennen, Schichten-weiſe Koh-
len und Eiſen-Stein geſetzet, und zum
Schmeltzen angerichtet. Wann es nun
ſeine gebuͤhrende Zeit in der Gluth aus-
geſtanden und ſchmeltzet, ſo wird es her-
nacher durch ſein hierzu bey Seite gelaſ-
ſenes Floßloch in eine Form heraus flieſ-
ſend gelaſſen, ſo ein langes dreyeckigtes
Eiſen formiret, und meiſt drey biß vier
Centner wiegt, welches ſie eine Ganß
nennen, und wie ich hernach melden will,
auf den Hammer zu fernerm Verbrauch
geliefert wird. Hier bey dem hohen O-
fen und Eiſen ſchmeltzen aber werden an-
dere Dinge mehr gegoſſen, worzu in der
eingegrabenen Erde von Lehm u. Stroh
wohl ausgefuͤtterte und gewaͤrmete For-
men gemachet ſind, damit es nicht umb
ſich ſchlage, und werden ſolcher geſtalt un-
terſchiedene eiſerne Gefaͤße, nehmlich,
nachdem die Form iſt, Ofen-Platten mit
Figuren, gezogenen Namen oder Wap-
pen, auch glatte und ſchlechte, ingleichen
Oefen-Toͤpffe und andere Gefaͤße mehr
verfertiget; Ja weñ es kuͤnſtliche Formen-
Meiſteꝛ ſind, die ihr abſondeꝛliches zutraͤg-
liches Lohn genugſam woͤchentlich erhal-
ten, ſo werden nach verlangter Groͤße
ebenfalls eiſerne Canonen, Mortiers,
Bomben, Carcaſſ
en, Grenaden, Stuͤck-
Kugeln und dergleichen mehr zur Defen-
ſion
[64]Erſter Theil/
ſion des Landes auf Hoher Obrigkeit Ver-
willigung fabriciret, indem das weiche
fluͤßige Eiſen, ſo vors beſte gehalten, zum
Gieſſen geſammlet, das gemeine ſproͤde
Eiſen aber zur Ganß oder zum Hammer
in Stab Eiſen zu ſchmieden verbrauchet
wird, welches nach Gelegenheit die Auff-
geber in der Zeit abzuſtechen und das
beſte zum Guſſe zu ſammlen wiſſen. Der
Ofen-Meiſter muß ſolches zu dirigiren
wohl verſtehen: Der Meiſter arbeitet bey
Tage vor dem hohen Ofen, der Geſell
oder Knecht aber bey der Nacht; Jeder hat
ſeinen Handlanger und Jungen bey ſich,
die immerzu, weil es in der Gluth und
vollem Fluße ſtehet, einander beyſtehen.
Mehrere Nachricht erfordert die Expe-
rienz.


Vom Eiſen-Hammer.


Nach dieſem folget billig der Eiſen-
Hammer oder das Hammer-Werck, all-
wo die vormahls erwehnte und im ho-
hen Ofen gegoſſene Eiſen oder Gaͤnße fol-
gender maaſſen ferner bereitet werden:
Nehmlich es werden ſolche ſonderlich zu-
vorher noch einmahl geſchmoltzen, oder
auf den ſo genannten Friſch-Heerd geſtel-
let und aufs neue mit ſtarckem Geblaͤſſe
abgegluͤhet, biß ſie zu verſchmieden dien-
lich werden. Denn bringet vermittelſt
ſtarcker Zangen der Friſcher nebſt ſeinem
Knecht eine Ganß nach der andern be-
ſcheidentlich in ein Corpus und haͤlt ſie
unter den groſſen Hammer, deren einer
von zwey biß drey Centner wieget, wel-
che vom Waſſer oder flieſſenden Bach
durch das Waſſer-Rad, und derer Wel-
len befindliche Heb-Arme am hintern
Theil des Hammers aufgehoben und
das auf dem groſſen Amboß unterlegte
gluͤhende Eiſen durch das ſchwere Nieder-
fallen des Hammers geſchmiedet und
nach des Meiſters eigenem Belieben, nach
Befinden des guten, weichen oder harten
ſproͤden Eiſens gebildet; woraus denn
unterſchiedliches Stab-Eiſen zu allerhand
noͤthigem Gebrauch, ingleichen eiſerne
Platten, Bleche und Schienen, groſſe Am-
boſſe, Pflug-Schaaren, Feuer-Haacken
und dergleichen mehr, von dem Mei-
ſter oder Hammer-Schmied, nach
ſeiner ſelbſt eigenen Invention, durch ſein
Werck-Gezeug verfertiget, oder durch die
Geſellen gemachet werden, da er von je-
dem Centner ſein gewiſſes bekoͤmmt. Es
werden aber meiſtens auch, nach dem die
Arbeit vorfaͤllt, abſonderlich hierzu gewiſ-
ſe Blech-Schmied-Meiſter, Heerd-
Schmiede, Stab-Schmiede, ein Uhr-
Waͤller, item Gleicher und Handlanger
erfordert, welche ihr abſonderliches Ge-
zeug ſich anſchaffen. Dieſe Blaſe-Baͤlge,
welche das Feuer in der Eſſe erhalten, wer-
den auf Beduͤrffniß zwaꝛ, wie gewoͤhnlich,
gezogen, nach des Herrn Johann An-
dreaͤ Boͤcklers mechaniſcher wohlerſon-
nener Invention aber am fuͤglichſten
durch das treibende Waſſer-Werck zu-
gleich auf und nieder gehoben, und hier-
durch das gluͤhende Eiſen in ſeiner Gluth
und Kohlen durch ſteten Wind erhalten,
damit man alſo dabey einiger Leute er-
ſpahren kan. Das Zerren-Feuer iſt
zwar noch im Brauch, aber am ſtaͤrcke-
ſten an denen Oertern, wo man nur
Land- und Waſch-Steine hat. Eines
Orts werden drey Lauff-Karren voll
ſolches Land-Steines auf ein Eiſen oder
Theil gerechnet, dieſes wird mit gar ſtar-
ckem und ſchnellem Geblaͤſe in drey Stun-
den geſchmeltzet uf einem breiten Heerde,
daran ein Ofen, nicht ſonderlich tieff,
darein wird das Eiſen in ein Stuͤck ge-
ſchmeltzet, die Schlacken davon abgelaſ-
ſen und das Stuͤck Eiſen oben uͤbern
Heerd herausgezogen und mit hoͤltzern
Schlaͤgeln zuſammen geſchlagen, wiegt
ein ſolch Eiſen ohngefehr einen halben
Centner ſchwer, oder ſiebentzig Nuͤrrn-
berger Pfund, und nachdem ſolch Eiſen
iſt, kan man es alſobald verſchmieden,
theils muß auch noch einmahl geſchmol-
tzen werden. Wie dann ſolches die Ham-
mer-Meiſter am beſten verſtehen.


Von Zimmern derer Berg-Gebaͤude.


Was vor eine unglaubliche Men-
ge Holtzes gleichfalls die unter der Er-
den befindlichen Berg-Gebaͤude an Ver-
zimmerung der Gruben, Schaͤchte und
Stollen wegnehmen, daß oͤffters um ſel-
bige Gegend kaum oben auf der Erden
ſo viel Holtzes zu finden, als wohl unter
der Erden verbauet worden iſt und da-
ſelbſten ſtecket, kan man ausfuͤhrlicher
und deutlicher bey denen weitlaͤufftigen
Berg-
[65]Von der Erden.
Bergwercken des Hartz-Waldes und
Ertzgebuͤrgiſchen Creyſes augenſchein-
lich erſehen. Es iſt aber das Zimmern
ein nothwendiger Bau bey denen Berg-
wercken, weil das Geſtein nicht aller Or-
ten ſo feſt, daß es an ſich ſelbſt beſtaͤndig,
ſonderlich nahe am Tage, auch bey ge-
brochenen Gaͤngen, Faͤulen und dero Or-
ten, wo zumahl ſandigte Gebuͤrge und
keine andere Schickſal des Landes an-
zutreffen, und wann es gleich manchen
Ort eine Zeitlang haͤlt, ſo loͤſet es ſich
doch endlich und wird bruͤchig, entweder
wegen der Kluͤffte, oder durchs Waſſer,
Erd-Duͤnſte und Wetter. Jn Schaͤch-
ten iſt das ſtaͤrckſte Gezimmer ein gan-
tzer Schroth, welcher am Tage gebrau-
chet wird und beſtehet von vielen Gevie-
ren, eines auf das andere geleget: Ein
Geviere aber iſt von zwey Joch und zwey
Kappen zuſammen gemachet. Man hat
noch eine andere Art Schaͤchte-Zim̃erung:
Wann ein Geviere auf vier Boltzen ge-
leget, welche auf einem guten Fuß im Ge-
ſtein ſtehen, darhinter werden Schwar-
ten, Schal-Hoͤltzer oder Stangen gele-
get, iſt aber nicht ſo beſtaͤndig. Wenn
aber eine Schacht im Geſtein feſte haͤlt,
ſo wird nur ein Strich mit Seiten-Bret-
tern verſehen, ſonderlich wird auf der
Seite, wo es noͤthig, oͤffters in Schaͤch-
ten nur halb Gezimmer gebrauchet.
Ein jeder rechter Schacht wird unter-
ſchieden durch die Einſtriche in Fahr- und
Foͤrder-Schacht. Jn Fahr-Schaͤchten
werden die Fahrden nach einander nieder
angehaſpet, daran eine Fahrd von 24.
Sproſſen oder 12. Ellen lang. Jn Foͤr-
der-Schaͤchten, wo die Kuͤbel anſtrei-
chen und die Tonnen aufgezogen wer-
den, wird es mit Stangen verzimmert,
daß ſie daran glatt auf und nieder ſtrei-
chen. Jn den Stollen gebrauchet man
nur zwey Thuͤr-Stoͤcke, und oben eine
Kappe, unten einen Steg, worunter
das Waſſer lauffen ſoll, da denn, wo es
noͤthig und das Gebuͤrg nicht ſtehen will,
ſolche Thuͤr-Stoͤcke nahe beyſammen ge-
ſetzet ſtehen, darhinter mit Schwarten
Schal-Holtz oder Stangen ausgezim-
mert wird, auf die Stege werden Bret-
ter geleget, darauf man fahren und foͤr-
dern kan, unten laufft das Waſſer her-
vor. Wo es auf fuͤndigen Gaͤngen lan-
ge Weiten hat, auch hangend und lie-
gend nicht ſtehen will, da will es Holtz
zum Uberfluß und geſchickte Leute ha-
ben, bey dergleichen ſind ſtarcke Stuͤtzen,
Saͤulen oder Trage-Stempel hoͤchſt noͤ-
thig. Jm ſandichten Gebuͤrge erfordert
das Zimmern einen recht verſtaͤndigen
Mann und muß ſehr tuͤchte verwahret
ſeyn, es ſey Schacht- oder Stoll-weiſe,
weil es ſonſt leichte und offt eine Rolle
machet, hindurch waͤſchet und das Ge-
zimmere uͤbern hauffen wirfft. Jn ſol-
chen Gebuͤrgen hat das Gezimmere kei-
nen langen Beſtand, ſondern es ſtocket
gar leichte, laufft von Feuchtigkeit
ſchimmlicht an, biß es innerlich gantz
morſch wird, zerberſtet, aufbricht und
einfaͤllt. Es tauret auch in der Gruben
ein Holtz beſſer, als das andere. Das
friſche kieferne, ſo im zunehmenden
Monden gefaͤllet worden, und alſo gruͤn
und hartzig in die Grube geſchaffet wird,
tauret ziemlich lange; Etliche haben ei-
ne gewiſſe Zeit zu Faͤllung des Holtzes,
zum Gebrauch in der Gruben, daß es
tauerhafftiger bleiben ſoll. Wiewohl
auch ein groſſer Unterſcheid unter der
Art des Holtzes, auch dahin zu ſehen iſt,
ob es in trockenen, feuchten, oder gar
naſſen Boden koͤmmet. Wo feuchte
Duͤnſte ſind, oder boͤſe Wetter, da ſtockt
es bald und faͤllt ein, wie mir wieder-
fahren. Ferner braucht man Holtz zu
Waſſer-Kuͤnſten, Roͤhren und Kunſt-
Geſtaͤnge, Raͤder und dergleichen, Goͤ-
pel und Huth-Haͤuſer: ja wenn man das
Geſtein mit Feuer innerlich zwingen
muß, gehet Holtz genung auff, des uͤbrigen
zum Bergbau ſehr vielen benoͤthigten
Werckzeuges nicht zu gedencken, den alle
zu erzehlen zu weitlaͤufftig ſeyn duͤrffte.


Von der Ziegel-Scheune.


Als die Menſchen der erſtern Welt
nach der Suͤndfluth auf Erden einerley
Sprache hatten und aus ihrem vorigen
Vaterland wohl luͤſternd in ein ebenes
Land zogen, unterſtunden ſie ſich hoch-
muͤthig einen ſolchen Thurm zu bauen,
deſſen Spitze biß an den Himmel reiche,
ſich hierdurch einen unſterblichen Ruhm
zu machen, und reſolvirten ſich hierauf
mit geſamter Macht ihre geſchloſſene
Verbuͤndniße vor der Feinde Macht
tapffer zu defendiren, demnach ſie Zie-
gel ſtrichen und brannten, die ſie ſodann
ſtatt gehauener Steine, und Thon ſtatt
Jdes
[66]Erſter Theil/
des Kalcks zu dieſem Bau nahmen und
gebrauchten, auch ſo lange damit conti-
nuirt
en, biß Gott der Allmaͤchtige ſolchen
Ubermuth nicht laͤnger anſehen koͤnte,
ſondern durch Verwirrung und Miß-
verſtaͤndniß ihrer Sprache dieſen Bau
verhinderte, verſtoͤret und die irrigen
Werckleute hin und wieder zerſtreuete,
daß dieſes Werck nachgehends liegen blie-
ben. Wie davon noch heutiges Tages,
nach dem Zeugniß vieler Reiſe-Beſchrei-
bungen, die Veſtigia und Rudera von ei-
ner ziemlichen Circumferenz zu finden
ſeyn ſollen. Doch hat man obſerviret,
daß dieſelben Ziegel nicht roth, ſondern
falb und weißlich, gleichſam als geba-
ckene oder gedoͤrrte Steine ausſehen,
wiewohl ſolches vielleicht die daſelbſt be-
findliche Erde verurſachet; maaſſen die
Erfahrung lehret, daß von Thon oder
lettigter Erde blaſſe oder weiſſe Ziegel-
ſteine werden, es moͤgen dieſelben auch
ſo ſtarck als immer moͤglich, gebrannt
werden, weil der kalte ferte Thon vom
Feuer zu keiner Farbe ſich zwingen laͤſ-
ſet, ſondern jederzeit blaß verbleibet, wie
man ja augenſcheinlich an denen gebꝛann-
ten Hafen oder Toͤpffen ſattſam erſehen
kan. Jſt alſo dieſes Ziegelſtreichen eine
gar ſehr uhralte Procedur, wie gemel-
det, geweſen. Wann man nun recht
gute und tauerhaffte Ziegelſteine haben
will, ſo muß vor allen Dingen von ei-
nem hierzu noͤthigen und wohl verſtaͤn-
digen Meiſter der Lehm, oder die hier-
zu tuͤchtige Ziegel-Erde vorhero im Au-
guſt-Monat in groſſer Menge gegra-
ben und in Hauffen vertheilet werden,
daß ihn die Hitze der Sonnen durchko-
chen und folgends der ſtrenge Herbſt
durchwinden, letzlich die harte Winters-
Kaͤlte recht wohl geſchmeidig durchzwin-
gen moͤge. Hierbey iſt aber eine genaue
Erkaͤntniß der Ziegel-Erde hoͤchſtnoͤthig,
daß dieſelben kein allzufetter Lehm, auch
nicht allzufluͤßig ſey, davon die Steine
im Brand ſchwinden und viel kleiner
werden; Ferner, daß ja unter derſelben
kein Schmiergel oder freſſende minerali-
ſche Erde ſich befinde, davon die Steine
beym Wetter zerſchuͤrbeln, (wie bey
manchem Glaß auch geſchiehet,) oder auch
allzu mager, ſandigt und ſproͤde ſey,
von welcher nur zerbrechliche Steine
werden; Muß alſo feine geſchmeidige
gelbe Ziegel-Erde geſammlet, und des
Fruͤhlings darauf in einen Sumpff
nach der Ziegel-Scheune gefuͤhret, aus
welchem bey zeiten die Mauer-Tach-
Hohl- und Pflaſter-Steine in ihre behoͤ-
rige Formen gedrucket, mit dem Holtz
beſtrichen und mit trockenem Sand be-
ſtreuet, ſodann die Pflaſter- und Mau-
er-Steine unten in freyer Lufft und
Schatten, die Dach-Steine aber auf
kleinen Bretlein oben im Tach allge-
mach nach und nach ausgedrocknet, biß
man einen Brand nach dem der Ofen
groß, etwan 24. biß 30. Tauſend bey-
ſammen fertig hat, alsdenn werden die
Ziegel in den Ofen Schichtweiſe geſetzet,
und durch zwey biß drey lange Feuer-
Roͤhren, deren jede faſt 3. viertel breit,
angezuͤndet, welcher Brand meiſtens 14.
Tage und Nacht waͤhret, darauf wohl
30. biß 40. Klafftern Holtz gehen, nach-
dem der Ofen groß iſt, ohne das dabey
im Anfange benoͤthigte Schmauch-Holtz.
Wann nun in einem Jahr drey biß
viermahl gebrannt wird, nimmt es aller-
dings ebenfalls gleichwohl viel Holtz hin-
weg. Nach geendigtem Brand und 14.
taͤgiger Kuͤhlung werden die Steine aus-
gekarret und zum Verbrauch oder Ver-
kauff Hundert oder Schichtweiſe aufge-
ſetzet. Und ſoviel hiervon.


Vom Kalck-Ofen.


Warumb unſere in Gott ruhende lie-
be alte Vorfahren bey ihrem Bau und
Mauern viel veſter, als wir heut zu Ta-
ge gebauet haben, alſo, daß man bey de-
nen alten verfallenen Thuͤrmen, Schloͤſ-
ſern, Kirchen und Mauern eher den
Stein zermalmen, als ein Stuͤcklein
Kalck abbrechen kan, hiervon ſind bey
unſerer leider! groſſen Unwiſſenheit un-
terſchiedene ſeltſame Meynungen. Ei-
nige ſtatuiren, es ſey der Kalck gleichwie
von der Ziegel-Erde gemeldet, lange Zeit
vorher ehe er gebrannt gegraben und
durch Hitze, Regen und Froſt zaͤhe,
weich und klebicht gemachet, und ſobald
er gebrannt, geloͤſchet worden, weil dem
gebrannten Kalck ſonſt die Lufft alle
Krafft entziehet, ſowohl vermuthlich ſei-
ne natuͤrliche Wuͤrckung haben mag.
Andere fabuliren gar, daß die Alten den
gebrannten Kalck mit Ziegen-Milch ge-
leſchet haͤtten, welches etwas unglaub-
lich zu ſeyn ſcheinet; Doch wann bey
groſſen weitlaͤufftigen Viehe-Nutzungen
des
[67]Von der Erden.
des Sommers uͤber in ziemlicher Quan-
tit
aͤt die Molcken geſammlet und damit
der Kalck geloͤſchet wuͤrde, hierauf ein-
geſummet etwan ein paar Jahr liegen
bliebe, und oͤffters bey heiſſem Wetter
angefeuchtet wuͤrde, ſolte daraus zweif-
fels ohne ein trefflicher weichklebichter
zaͤher Kalck zu einem tauglichen und feſt-
haltenden Gemauer werden, weiln die
Erfahrung lehret, daß zwiſchen zerbro-
chenen Steinen, Gips, Thon oder Glaß
keine beſſere Kuͤtte, als eben der unge-
loͤſchte Kalck und friſcher Quarck, ſcilicet
ex derivatione
der Milch oder vorerwehn-
ter Molcken, unglaublich feſte zuſammen
halte. Er wird aber ſonſten nur am
beſten mit laulichtem Waſſer geloͤſchet,
weil das gar zu friſche Waſſer ihn ploͤtz-
lich erſchreckt und ſproͤde machet, und
darbey immer zu beſtaͤndig durch eiſerne
Kruͤcken geſtoſſen und umbgeruͤhret, daß
das Waſſer allenthalben durchkomme
und er nicht an manchem Ort zu tro-
cken zuruͤck bleibe, gelbe werde und ver-
brenne, da er dann nicht halten kan, ſon-
dern zu Staub wird. Es wird aber der
Kalck-Stein auf zweyerley Art gewon-
nen: Der eine bricht in feſtem Sand,
theils Schiefer-Geſtein, im Gebuͤrg, der
ander aber im ebenen Lande Floͤtzweiſe,
und flach ſtreichend unter der Erden,
als eintzelne Mittel und Feld-Steine,
ſolcher wird bey gefrorener Erde Win-
ters, da es nicht nachfallen kan, gegra-
ben, der taugliche ſortiret und mit de-
nen Graͤbern Tonnen weiſe verdungen,
nachdem in den Ofen geſetzet und faſt
acht Tage gebrannt, ehe er tuͤchtig, ſo-
dann ihm zum Auskuͤhlen 10. biß 12. Ta-
ge Friſt gelaſſen und waͤhrender Zeit,
daß ihm nicht die Lufft, der Thau oder
Regen von ſich ſelbſt loͤſchen moͤge, mit
Brettern bedecket wird. Und geben 150.
Tonnen Stein 300. Tonnen Kalck, wor-
zu ohne Schmauch-Holtz etzliche 20. Klaff-
tern ſeyn muͤſſen.


Von dem Bech-Ofen.


Der ſchlechteſte, aber doch auch nuͤtzli-
che Ofen iſt der Bech-Ofen, welcher, weil
er in Waͤldern und von denen Forſt-Be-
dienten oͤffters frequentiret und beſuchet
wird, alſo dieſe davon die beſte Nachricht
geben koͤnnen, wohl merckwuͤrdig iſt, all-
hier zu beſchreiben. Es wird erſtlichen
vornehmlich ſolcher Bech-Ofen an ſich
ſelbſt von unten auf gantz Circul rund
etwan den dritten. Theil unten in einer
Weite, hernacher allgemach immer en-
ger, biß oben gantz ſpitzig zugewoͤlbet,
damit die Hitze zuſammen komme; Un-
ten im Ofen iſt der Boden wie ein fla-
cher Keſſel geſtalt, woſelbſten ſich in der
Mitten ein ſchmal Raͤumgen anfaͤnget
und gehet verdeckt nach dem Bech-Trog
hinaus: Auswendig herumb iſt der
Mantel oder eine tuͤchtige Brand-Mau-
er, zwiſchen welchen das Feuer umbher
gemachet wird, forne iſt das Brand-Loch,
doch nur in die Brand-Mauer, hinten
gegen uͤber das Kohl-Loch in den Ofen
und Brand-Mauer, zur Seiten iſt oben
das Setz-Loch, den gehackten Kuͤhn dar-
innen auffwaͤrts zu ſetzen, und gehoͤren
zu einem ſolchen rechten Bech-Ofen faſt
auf 1000. Mauer- oder Ziegel-Steine,
welcher meiſtens vier biß fuͤnff Jahr tau-
ren kan, wiewohl die Weite, Hoͤhe oder
Groͤſſe, nach eines jeden Beliebung am
fuͤglichſten einzurichten iſt. Die Arbeit
hierzu beſtehet theils in Ausrotten der
alten Stoͤcke und Kuͤhn-Staͤmme,
Windbruͤche und Lagerholtz, theils be-
kommen auch auf jeden Brand noch ei-
nen Rindſcheeligen Baum, worzu ſie
nach abgeſchnittenen Kloͤtzern und ge-
grabenen Staͤmmen den benoͤthigten
Kuͤhn aushauen und den weiſen Splint
gantz abſondern, zu welchem Ofen-
Brand ſie dergleichen ausgehackten ro-
then Kuͤhn faſt zehen Fuder brauchen.
Wann nun ſolcher an den Ofen gefuͤh-
ret worden iſt, wird er hernach wie Fiſch-
Holtz gantz ſchmahl zerſpalten, auff den
Haufen geworffen, und wie oben gemel-
det, gantz dichte ſchichtweiſe auf einan-
der geſetzet, biß der Ofen voll, dann wer-
den die beyden Loͤcher im Ofen zugemau-
ert und umb die Brand-Mauer im An-
fange durch Schmauch-Holtz ſtarck ge-
feuert und mit dem Brennen zwey Ta-
ge angehalten, daß es Tag und Nacht
ſeine Zeit zu wuͤrcken hat, ehe es klar
laufft, anfaͤnglich koͤmmt Hartz, aus
welchem das Kuͤhn-Oehl ſo klar, wie
Brandewein in Kuͤpffernen Blaſſen ge-
laͤutert wird; Nachdem folgt der
Schweiß, welcher zu nichts dienlich.
Dann kommt letzlich der rechte
Theer, oder Wagenſchmier, aus wel-
chem das Faß-Bech in einem hier-
zu gemachten Oefen und groſſen Keſ-
J 2ſel,
[68]Erſter Theil/
ſel geſotten und durch die Schauffel, biß
es gerecht, gebrauet, letzlich aber in hier-
zu gemachte Tonnen gegoſſen und zum
Schiffbau nach Hamburg haͤuffig ver-
fuͤhret wird, da ſie oͤffters auf der Stel-
le beym Ofen zwey biß drey Thaler vor
eine Tonne von 10. Steinen bekommen,
und erhaͤlt man zuweilen, nachdem der
Kuͤhn fett, gut, oder gar gering aus ei-
nem Ofen-Brand, fuͤnff biß ſechs Ton-
nen hartes Pech; Daferne aber auch
Wagen-Schmiere darbey bleiben ſoll, kan
man nicht ſoviel haben. Ferner geben
auch die Kohlen vier biß fuͤnff Fuder, ſo
die Schloͤſſer und Schmiede hauffig kauf-
fen und gern drey Thaler und mehr da-
vor geben. Hiervon muß ein gewiſſer
Ofen-Zinß dem Forſt-Herrn, und Stam̃-
Geld dem Foͤrſter, ſoofft ein Ofen aus-
gebrannt, gegeben werden, ſo theils Or-
ten an gewiſſem Gelde, am rathſamſten
aber an gewiſſer Zahl Tonnen harten
Pech geliefert wird, wiewohl ſolches nach
eines Jeden beliebigem Gefallen einzu-
richten. Der Kuͤhn-Ruß wird entweder
in denen Caminen, in welchen hier zu
Lande der gemeine Mann Kuͤhn-Holtz,
damit zu leuchten, brennet, geſammlet,
oder man hat, wie im Thuͤringer-Walde,
rechte darzu erbauete Kuͤhn-Ruß-Huͤt-
ten, worinnen der Kuͤhn-Ruß in groſſer
Menge aufgefangen wird. Da bauen
ſie eine viereckigte allenthalben auf denen
Seiten zugeſchloſſene bedeckte finſtere
Cammer, oben iſt eine Leinwand ſpitzig
ausgeſpannet, an der Seite machen ſie
einen laͤnglichten gewoͤlbten Ofen und
forne ein kleines Loͤchlein; Wann nun
das Hartz oder Kuͤhn angezuͤndet und
es in der finſtern Kammer anders kei-
nen Ausgang findet, leget ſich der Rauch
oben an die Leinewand gantz dicke an,
ſobald man fertig, wird oben die Leine-
mand von dem Jungen mit einem Ste-
cken geklopffet, alsdann faͤllt der Ruß in
die Kammer aufs Pflaſter oder den Bo-
den und wird hernach in gewiſſe Butten
oder Faͤßlein geſammlet, verfuͤhret und
weit und breit verkaufft. Es giebt da-
von die ſchoͤnſte ſchwartze Farbe vor die
Buchdrucker, Mahler, Farber, Tuch-
macher oder vielmehr Tiſchler, zu aller-
hand zu gebrauchen, wie man in Thuͤ-
ringen dergleichen am fuͤglichſten wahr-
nehmen kan. Bey ſolchen Pech-Oefen
oder Ruß-Huͤtten gehoͤret ſich auch billig
vor den Brenn-Mann ein Hauß, Gar-
then, Wohnung, und Stall, etwas Vieh
zu halten, ſonſten muß er alles Holtz an-
zufuͤhren theuer bezahlen. Letzlich mel-
de, daß der meiſte Kuͤhn in Stoͤcken
bleibt, was im Winter gehauen, auch
nimmt der Wind viel Pech weg und ſetzt
es an die Baͤume.


Von Thielen- und Pfoſten-Schneiden.


Das Thielen- und Pfoſten-Schnei-
den von Eichen in Waͤldern iſt auch kein
geringer Ruin ſowohl der Baͤume an ſich
ſelbſt, als der hoͤchſtnuͤtzlichen Maſtung
zahmer und wilder Thiere, welche hier-
durch vertilget und verſtoͤhret werden;
maaßen nicht nur die Wild-Bahn an
roth und ſchwartz Wildpraͤth, welches
ſonſt daſelbſt ſeine Nahrung, Stand o-
der Wechſel gehalten, ſondern auch in der
Wirthſchafft die nuͤtzlichen Maſt-Schwei-
ne und daher ruͤhrende Schincken und
Speck-Nutzungen, ſo man vormahls ha-
ben koͤnnen, auf einmahl mit kuͤnfftigem
allzuſpath bereuendem Schaden der
Nachwelt hinweggeriſſen werden. Es
haben bereits zeithero einige abſonderli-
che hierzu ergebene Kauff- und Handels-
Leute aus Holland, theils von Ham-
burg, dieſen Handel mit groſſem Verlag
vieler Summen Geldes getrieben und
denen teutſchen Herren durch Verblen-
dung ihrer Silber-Muͤntze manche ſchoͤ-
ne Eiche abgenoͤthiget, wie mir dann der-
gleichen ebenfalls wiederfahren, und ich
am beſten aus der Experienz bezeugen
kan. Vornehmlich ſiehet der Kaͤuffer
hauptſaͤchlich dahin, daß ein Schiffreicher
Strohm, als die Elbe oder Molde, wor-
auff es nach Hamburg und conſequen-
ter
ferner zu Waſſer transportiret wer-
den kan, nicht weit von dem Wald ge-
legen, damit er die geſchnittenen Pfoſten
oder Thielen auf dem Lande nicht ſo weit
fuͤhren laſſen duͤrffe; Ferner, ob auch hier-
von etwan ſchwerer Zoll, Geleith oder
Acciſe abzugeben, nach welchen Umb-
ſtaͤnden allen der Kaͤuffer ratione Pretii
ſich genau zu richten hat, weiln eine am
Strohm nahe ſtehende Eiche viel mehr
gelten muß, als die etzliche Meilen davon
entfernet, zumahl wann noch viele Ge-
leithe, Zoll oder Acciſe abzugeben iſt,
nebſt dem ſchweren Fuhrlohn bey ſchlim-
men boͤſen Straſſen. Wenn nun der
Kaͤuffer von dem Grund-Herrn des Wal-
des
[69]Von der Erden.
des die Eichen Stammweiſe erhandelt
und bezahlet hat, erkundiget er ſich nach
einem erfahrnen, und klugen Saͤge-Mei-
ſter, welcher die Anzahl der erhandelten
Eichen nach Gutduͤncken wohl auslieſet,
findet er eine ſolche lang und gerad ge-
wachſene ſtarcke Eiche umgehauen, ſuchet
er an ſelbiger ſo lang, als moͤglich, den
Klotz zu bringen: Dieſer wird an
beyden Enden verſchnitten, die Aeſte ab-
geputzet und aus dem groͤbſten vierkan-
tigt beſchlagen, ſodann durch beſondere
Hebezeuge empor in die Hoͤhe gehoben,
beveſtiget und zu beyden Seiten geſtuͤtzet,
dann ordnet der Saͤge-Meiſter einen
Lohn-Saͤger oder Tageloͤhner oben auf
dem Klotz ſtehend, den andern unten, wel-
che die darauf abgeſchnuͤrete Linien mit
einer groſſen Bogen-Saͤge von oben her-
unter ſchneiden. Solche Bewegung
kommt denen Arbeitern anfaͤnglich in
Achſeln und Schultern ungewoͤhnlich vor,
wie leicht zu dencken, und bekommt der
Saͤge-Meiſter ſein gewiſſes accordirtes
Gedinge, von jeder Pfoſte auf der Stel-
le zu ſchneiden, welches Maaß ihm der
Kauffmann richtig andeuten muß, wie
dicke und breit die Pfoſten ſeyn ſollen:
Wann nun ſolche in ziemlicher Anzahl
geſchnitten, ſo werden ſie auf der Achſe
zu Lande, biß ans Waſſer gefuͤhret, und
darauf zu Waſſer ferner gefloͤſſet, wo-
raus denn nachmahls die großen Orlogs-
oder Kriegs-Schiffe, ingleichen die Kauf-
farthey und Handels-Schiffe der See-
fahrt und Schiff-Handlung zum Beſten
gemachet werden: ja in ſolchen Hanſee-
Staͤdten in Holland, Amſterdam, oder
Hamburg gilt eine Pfoſte von etlichen
Schuh lang viel mehr als an manchen
Orten in Teutſchland eine Eiche gekoſtet,
dahero leicht zu muthmaßen, daß es kuͤnff-
tig umb ein merckliches koſtbahrer ſeyn
moͤgte, zumahlen die Eiche nicht ſo ge-
ſchwind, wie ander Holtz wachſen kan.
Wer nun die Fuhren durch ſein ſelbſt ei-
gen Geſpann verrichtet, hat freylich
mehrern Nutzen, als wann es durch die
Bauern anzufuͤhren verdungen wird,
wiewohl auch auf Geſchirr, Futter, Ge-
ſpann, Lohn und Brod derer Knechte, ein
merckliches aufgehet, ohne was der Kaͤuf-
fer dabey von ſeinen Leuten bevortheilet
und betrogen wird.


Von Staff-Schlaͤgern.


Noch eine viel groͤſſere und mehr
ſchaͤdlichere Verwuͤſtung der Eichen ver-
urſachen die Staff-Schlaͤger mit Schla-
gung der ſo genannten Pipen-Staͤbe, oder
Tauben zu Heerings-Tonnen und an-
derm Gefaͤſſe, Ringweiſe zu handeln, wie
mir leyder! dergleichen unuͤberwindlicher
Schade wiederfahren, da in meiner Ab-
weſenheit und damahligen Kranckheit zu
Fertigung ſo genannter fuͤnff hundert
Ringe der Pipen-Staͤbe nur alleine
funffzehen hundert Staͤmme Eichen elen-
diglich niedergeſchlagen worden, da von
manchem Stamm kaum ein Schroth ab-
geſchnitten worden, das uͤbrige aber er-
baͤrmlich zu allem Spectacul liegen blie-
ben und zu manchem Holtz-Dieb Gele-
genheit gegeben hat. Will daher dem
geneigten Leſer auffrichtig rathen, daß
dafern er ja eine ſolche Maſſacre vorzu-
nehmen reſolviret, er den Kaͤuffern die
Eichen nicht anders, als Stammweiſe
verkauffe, und ſich keinesweges in ihre
betruͤgeriſche Ringe bereden laſſe, weiln,
da ſie zu einem Ringe ſechs Schock Pi-
pen-Staͤbe rechnen, gar zu unglaublich
viel ſchoͤnes Holtz gottloſer Weiſe verwuͤ-
ſtet wird, zumahl da das uͤbrige zu oͤf-
fentlichem Abſcheu verfaulen muß, oder
geſtohlen wird. Die Pipen-Staͤbe oder
Faß-Tauben werden von denen Staff-
Schlaͤgern aus fein glattſpaltigten Eichen
Schrothweiſe abgeſaͤget, nach der rech-
ten Laͤnge, Breite und Dicke geſpalten,
und faſt wie die Boͤttiger die Tauben
machen, geſchlagen, nachmahls richtig ih-
rem Kauffmanne berechnet, und eben,
wie vormahls erwehnet, zu Lande biß
ans Waſſer gefuͤhret, auch von dar fer-
ner nach Hamburg zu Waſſer gefloͤßet,
woraus ſie nachdem, ihrem Vorgeben
nach, die Heerings-Tonnen machen
ſollen.


Von der Brett-Muͤhle.


Die Schneide- oder Brett-Muͤhle
iſt ein recht nuͤtzliches Werck, wo es ein
beqvemes Treib-Waſſer und Gefaͤlle,
auch viel haubahres unweit herzufuͤh-
rendes Gehoͤltze haben kan, dieweil man
allezeit die Bretter ſowohl des harten,
J 3als
[70]Erſter Theil
als des weichen Holtzes, nicht allein zu
allem Bauen hoͤchſt vonnoͤthen hat, ſon-
dern man kan dieſelben in Ermange-
lung des Bauens, in groſſen Staͤdten
an die Tiſchler, Schreiner, und Zimmer-
leuthe, ja faſt an die meiſten Handwer-
cker zu ihrer Nothdurfft haͤuffig vor baa-
re Zahlung verkauffen, und werden von
Eichen-Holtze dicke Pfoſten zu Muͤhl-
und Camm-Raͤdern, Laveten der Ca-
nonen und Mortiers, Baͤren-Kaſten,
Auffzug- und Fallbruͤcken, Fall-Thuͤren
und Faͤnge wilder reiſſender Thiere, und
dergleichen feſten Arbeit, als auch von ei-
chenen Brettern die wohlverwahrte Ka-
ſten, Laden, Thuͤren, Schraͤncke, und
Fenſter-Raͤhmen, ja wohl auch endlich
die Saͤrge wohl bemittelter Leuthe, ge-
machet. Von der Buche und Eſche wer-
den die Mandeln oder Rollen, ingleichen
ſchoͤne Tiſch-Blaͤtter, und dergleichen ver-
fertiget. Aus Bircken Brettern, wer-
den verſchiedene muſicaliſche Inſtrumenta
gemacht. Die Errlenen Bretter dienen
zu immerwaͤhrender Naͤſſe, als Fiſch-
Kaſten, Ahl-Faͤngen und dergleichen.
Die Aeſpen oder Linden, weil ſie gar zu
weich, ſind zu anders nichts dienlich, als
wohl inventirte Modelle daraus zu ſchni-
tzeln und hierzu nach Beduͤrffniß dicke
Pfoſten oder duͤnne Bretter ſchneiden
zu laſſen. Die tannene Bretter, weil ſie
leicht, weiß, zart und ſchoͤn, geben viel
muſicaliſche Inſtrumenta, wie im Alten
Teſtament geſchehen; Desgleichen, weil
ſie leicht und zart, werden hieraus Rei-
ſe-Coffre, item Laden, Schraͤncke und
dergleichen mehr gearbeitet. Die fichtene
Bretter dienen zu ſpinden der Stuben,
Kammern und Korn-Boͤden; Die Kie-
ferne aber, weil ſie mehr hartziger, haͤlt
man vor tauerhaffter. Ein jeder Brett-
Stamm, ſo hierzu tuͤchtig ausgeleſen
werden ſoll, muß nothwendig einen ſtar-
cken, wenigſtens Klaffter dick geraden,
und ohne alle Aeſte, glatt und reinen
Schafft oder Stamm haben, nach des
Bodens Gelegenheit, von zwey biß drey
Kloͤtzer hoch gewachſen, deren jegliches 8.
biß 10. Ellen lang ſey, u. da auch nur ein
Klotz hiervon zu nutzen, muß ſolcher doch
rein von ſtarcken Aeſten, weder eißkluͤff-
tig, noch faulfleckigt, ſchwaͤmmigt, oder
kernſchaͤligt ſeyn, weil es ſonſt nur hier-
von fleckigte, aͤſtige oder untaugliche
Bretter geben wuͤrde, da im Aushobeln
der Aſt ausſpringet und ein Loch machet,
ob gleich nicht anfaͤnglich, doch mit deꝛ Zeit,
wenn es duͤrre worden: Jngleichen darff
das Tangel-Holtz keine Hartz-Gallen
oder Bechriſſe haben, weil ſolche rothe
garſtige Flecken verurſachen, auch nicht
wammicht oder knothigt ſeyn, welches
alles der Augenſchein deutlicher zu erken-
nen geben kan und die Praxis hierbey am
beſten lehren wird. Was nun die Brett-
Muͤhle an treibendem Gezeug betrifft, er-
fordert ſolches vornehmlich einen ver-
ſtaͤndigen Waſſer-Muͤller, ſolches leich-
te und ohne beſchwerlichen Vorgelege an-
zugeben, wie denn ein Jeder ſeine Inven-
tion
hat. Jnsgemein und vornehmlich
muß das Waſſer-Rad nach Hoͤhe ſeines
Gefaͤlles, wie auch Breite und Menge
des Waſſers, entweder mit weiten,
oder engen Schauffeln, von duͤnnen
leichten Tannen-Brettern gemachet
ſeyn, damit es nicht zu ſchwer, ſondern
fein fluͤchtig und ſchnell umblauffe und
die Welle mit dem daran gemachten in-
nern Stirn-Rade und Kaͤmmen zu-
gleich umbtreibe, welche Kaͤm̃e die Kumpt-
Welle und das Schwang-Rad trei-
ben, und ſodann am Ende derſelben den
Krumb-Zapffen umbdrehen, daß ſolcher,
wie an einem Schleiff-Stein, den Lencker,
welcher unterm Gatter angemachet,
das Gatter und die Brett-Saͤge zugleich
auf und niederſchiebe und den Brett-
Klotz durchſchneide. Weil nun die Saͤ-
ge in ihrer Bewegung auf und nieder
beſtaͤndig an einem Ort bleibet, ſo muß
der Brett-Klotz alle Schnitte gegen die
Saͤge ruͤcken, und wird hierzu das Schie-
bezeug durch das Gatter eben beweget,
daß die Schiebe-Stange den Zahn-Ring
eingreiffe und fortruͤcke, welcher das Ge-
triebe und Stirn-Raͤdgen unter ſich
umbtreibet. Die Welle an dem Stirn-
Raͤdgen hat darneben ein Getriebe, wel-
ches uͤber ſich den Kamm-Baum an dem
Wagen ergreiffet und ſolchen allgemach
fortſchiebet; Wann nun der auf ſolchem
Wagen feſt geklammerte Brett-Klotz
einmahl durchgeſchnitten, wird der Wa-
gen zuruͤck geſchoben, ſo entweder von
dem Muͤller oder vermittelſt eines ab-
ſonderlichen Getriebs nach eines jeden
Invention geſchieht, und der Klotz loß-
gemachet, nach Staͤrcke der Bretter oder
Pfoſten, vorn und hinten geſtellet, und
zum neuen Schnitt angeſetzet wird.
Wann denn der Klotz mit ſeinen Bret-
tern geſchnitten, wird es am fuͤglichſten
berechnet, wann es zuſammen mit ſei-
nen Schwarten, wie es geweſen, vor-
gezei-
[71]Von der Erden/
gezeiget wird: Oder es werden ſonſt
auch die Bretter, damit ſie deſto beſſer in
der Lufft trocknen, gebuͤhrlich aufge-
ſchraͤncket und entweder zum bauen
und noͤthigen Gebrauch, oder zum Ver-
kauff parat gehalten: Letzlich iſt noͤthig
zu erinnern, daß die im Wald abgehau-
ene Brett-Kloͤtzer nicht allzulang in ih-
rer Rinde auf bloßer Erde und angezo-
gener Feuchtigkeit liegen bleiben, denn ſon-
ſten dieſelben leichtlich unter der Rinde
im Splint blau anlauffen oder gar ver-
ſtocken moͤchten, daß hieraus nur lauter
untuͤchtige Bretter und vergebliche Muͤ-
he zu ſchneiden waͤre: Wofern ſie aber
ja liegen ſollen, muß man die Rinde da-
von abſcheelen und ſie auf Traͤger zule-
gen, am allerbeſten aber iſt es, daß man
ſie gantz friſch ſchneide, da ſie denn tau-
erhaffter ſind. Jn Saͤge-Spaͤhnen hal-
ten ſich die Schlangen gerne.


Vom Zimmer-Holtz zu bauen.


Das Zimmer- oder Bau-Holtz iſt
gar in vielen Dingen wohl zu unterſchei-
den und kan am fuͤglichſten anders nicht
als in dreyerley Sorten eingetheilet wer-
nen, nehmlich in des ſtarcke, mittele und
ſchwache Bau-Holtz. Zu dem ſtarcken
Bau-Holtze werden gerechnet die Schwel-
len, worauf das Fundament und der
Grund des Gebaͤudes ſtehen ſoll, ſo man
am beſten von Feld- oder Stein-Eichen,
weil ſolches am tauerhafftigſten und der
Feuchtigkeit und Faͤulung von der Erde
lange Zeit wiederſtehet, oder doch von
andern feſten Eichen, zum allerwenigſten
aber von gutem kuͤhnichten, kernichten
kiefern Holtze, nach Groͤße des Gebaͤu-
des, ſo man haben will, beſchlagen
laͤſſet. Nechſt der Schwellen kom-
men auch 2. die Saͤulen, worbey wohl
zu obſerviren, das ſolche recht von ker-
nichtem Holtze ſeyn muͤſſen, das iſt, wel-
ches Holtz innewendig vom Kern an in
ziemlicher Staͤrcke von eitel kuͤhnichten
Jahrwaͤchſen biß an Splint durch und
durch roͤthlich verwachſen, da der Splint
dargegen auſſenherumb ſich weiß abzeich-
net; Weiln die Zapffen am meiſten hal-
ten muͤſſen, darmit bey Faͤulung der
Schwellen, nachgehends neue unterzo-
gen werden koͤnnen. Nach dieſen folgen
3. die Balcken, welche nach Breite des Ge-
baͤudes der Laͤnge nach gearbeitet eben-
falls kernicht, glatt und gerade beſchla-
gen werden. Dann kommen 4. bey groſ-
ſen breiten Gebaͤuden und langen Bal-
cken, ſo ſich nicht beugen ſollen, die Un-
terzuͤge, als welche der Balcken Staͤrcke
und moͤglichſte Laͤnge haben. Hierzu
rechnet man 5. die Rahm-Stuͤcken, ſo
etwas ſchwaͤcher, als vorige und bey
Mauer-Wercke zum Tach-Stuhl umb
deſto tauerhaffter zu ſeyn, gern von Ei-
chen genommen werden, beyn Holtz-
Gebaͤuden aber nur von Kiefern. Das
Mittel-Bauholtz beſtehet 1. in Ziegel-
Sparren, welche um ein merckliches
kleiner, doch vor allen Dingen kernicht,
gerade und lang, nach Hoͤhe des Tachs
beſchlagen ſeyn muß, hat den Namen
von ſeiner Staͤrcke, weil es das ſchwere
Ziegel-Dach, mit ſeinem Kalck und Split-
te belaͤſtiget, tragen muß; Zu ſolchem
Ende auch werden ſowohl auf der
Schwelle die Saͤulen, als darauf gelegte
Balcken und Ziegel-Sparren, oder ſo
genannte Gebunde enger zuſammen ge-
ruͤcket; Ferner kommen 2. die Stuhl-
Saͤulen, welche mit denen Ziegel-Spar-
ren gleiche Staͤrcke haben, doch nach Hoͤ-
he des Dachs eingetheilet ſind. 3. Kom-
men die Stroh-Sparren, welche umb
ein merckliches ſchwaͤcher und die Gebuͤnd
weiter, weil das Stroh-Dach leichter; Glei-
che Staͤrcke haben auch ſowohl die Rin-
gel, als die Baͤnder im Dach. Endlich
kommt 4. das Schal-Holtz, welches umb
ein gutes ſchwaͤcher, auch oͤffters zu Waſ-
ſer-Roͤhren gebraucht werden muß, ſo
ebenfalls gut und kernicht erfordert wird.
Letzlich iſt 5. das Latten-Holtz oder Lat-
ten-Staͤmme, welches ebener maaſſen
zu beſſerer Tauerhafftigkeit ſeinen Kern
haben muß, und werden zu ſolchem En-
de geſpalten, und ſauber beſchlagen.
Das gar ſchwache Holtz, ſo zwar nicht
zun Gebaͤuden, doch zu Zaͤunen-Ruͤck-
oder Hopffe-Stangen gebrauchet wird,
beſtehet in jungem Holtze, und ſind ſol-
che zu fernerm Wachsthum billig zu
ſchonen; Weiln ſolche junge Stangen,
ſo ſie dick in einander ſtehen, am Stamm
gleich anfaͤnglich gerade in die Hoͤhe wach-
ſen und an demſelben keine Aeſte aus-
ſchieſſen, ſondern verdorren, abfallen, in
der Jugend ausheilen, und einen glat-
ten geraden hohen Stamm geben, ehe
oben die Aeſte, oder Zweige ausſchießen
und mit der Zeit nach Guͤthe des Bo-
dens
[72]Erſter Theil/
dens hoch empor treiben, ſie muͤſten
dann in der Jugend am Gipffel verſtuͤm-
let, und an fernerm Wachsthumb ver-
hindert werden, oder koͤnte vor magerm
ſandigten Boden nicht recht hoch ge-
nung aufkommen. Hierbey muͤſſen nur
die duͤrren mangel- oder ſchadehafften,
weil ſie nicht alle genung Nahrung ha-
ben koͤnnen, zum noͤthigen Gebrauch
ausgeſuchet und zu beſſerer Dauerhaff-
tigkeit zun Hopff-Stangen geſchaͤlet, zu
Zaun- oder Ruͤck-Stangen aber geſpal-
ten werden. Schluͤßlich ſind die Band-
Ruthen, oder das Zaun-Reißig wohl die
allerkleinſten, wiewohl es bey denen
erſtern nutzbahrer und wirthlicher ein
feiner gleichſpaltiger Schindel-Splitt-
und Schleuſſen-Baum verrichtet; Dar-
gegen die armen unſchuldigen kleinen
zarten und noch wuͤchßige Staͤmmgen
billig zu ſchonen. Das Zaun-Reiß iſt
noch eine groͤßere Verſchwendung, das
gar abzuſchaffen hoͤchſtnoͤthig erachte,
zumahl, wenn ſolches von jungem Hol-
tze vorgenommen wuͤrde, wiewohln ei-
nige dieſelben von Zweigen oder Aeſten
nehmen. Und diß waͤre nun eigentlich
das ſaͤmtliche Bau-Holtz. Vornehm-
lich iſt uͤberhaupt bey allem Bau-Holtze,
groß und klein, genau und wohl zu mer-
cken, daß ſolches nach fleißigem Augen-
Maaſſe fein gerade und lang nach Moͤg-
lichkeit ausgeſuchet; Ferner muß man
durch einen Schlag mit der Axt hoͤren,
ob es einen hellen Klang habe, oder
tumpffigt und hohl ſey, ingleichen, ob
der Stamm windigt, wie ein Strick von
Jugend auf gewachſen, oder ſchwaͤm̃icht
oder Fluß-Gallen habe, faul, fleckigt oder
rothſeidigt ſey und zum Bauen taug-
bar ſich befinde, welches offt dem kluͤg-
ſten fehlet, weil man nicht darinnen ſi-
tzet. So wird folglich des Herbſts oder
im Chriſt-Monden bey abnehmendem
Licht und trockenem Wetter der Stamm
nach dem Vortheil gehauen und gefaͤl-
let, daß er nicht in das Dickigte oder das
junge Unter-Gehoͤltze niederſchlage;
Doch darff es nicht bey gefrorner Zeit
oder naſſem Wetter geſchehen, weiln der
gefrorne Stamm beym Fall zerſprin-
get und wie Glaß zerbricht, das naſſe
Holtz aber leicht zur Faͤulung geneigt
und wurmſtichigt wird. Es kan nicht
ſchaden, wann ſolches nach dem Hieb und
Faͤllung etliche Wochen uͤber liegen blei-
bet, biß es bey Gelegenheit beſchlagen,
und beym harten Froſt abgefuͤhret wer-
de; Koͤnte es aber beſchlagen an einem
trockenen Ort im Schatten bedecket, et-
was welcken, oder ſolches die Lufft, wann
es aufgeſchraͤncket, austrocknen, waͤre es
umb ein merckliches beſſer, biß es mit
Gelegenheit auf den Zimmer-Platz ge-
fuͤhret wird. Als ein Arcanum fuͤhre
ich hierbey an, daß es nuͤtzlicher und noch
eins ſo tauerhafft, wenn man der Na-
tur nach des Baums nordiſche Seite,
wie er geſtanden, genau bemercket, eben
zu ſeinem Gebrauch wiederumb dahin
wendet, es ſey zu Schwellen, Saͤulen,
Balcken oder Sparren, weiln viel in der
Natur verborgen, ſo man nicht ausler-
net; Ferner, daß man ſowohl zu Saͤu-
len, als Sparren das Stamm-Ende
unten und die Spitze oben gebrauche,
und nicht, wie man Juden haͤnget, ver-
kehrt baue; Letzlich und zum Schluß iſt
das hoͤchſtſchaͤdliche Holtz verderbliche
Pohlniſche oder Wendiſche Haͤuſer ſchro-
then abzuſchaffen, als worzu noch zwey-
mahl ſo viel Holtz aufgehet, und nur bey
groſſen Wildniſſen und uͤberfluͤßigem
Holtz, aus Faulheit des Mauren, Sta-
cken und Kleiben erdacht worden. Meh-
rere Experimenta kommen wohl unſtrei-
tig auf einen erfahrnen Zimmer-Mei-
ſter an, als deſſen eigene Wiſſenſchafft
ſolches iſt.


Vom Schindel- und Splitt-Baum.


Wo in Laͤndern nicht uͤberfluͤßiger A-
ckerbau und Stroh, ſondern daſſelbe auf
Fuͤtterung uͤber Winter vors Vieh ge-
braucht wird; Desgleichen wo kein
Rohr oder Schilff bey trockenen Laͤn-
dern, ſondern meiſtens groſſe Heyden
und Waͤlder zu befinden, muͤſſen in Er-
mangelung der Ziegel oder der Schief-
fer-Steine die hoͤltzernen Schindeln das
beſte Dach geben, wie man vieler Orten
davon in Staͤdten, Flecken und Doͤrf-
fern haͤuffig findet. Wann nun hier-
zu benoͤthigtes Holtz verlanget wird, ſo
muß der Schindel-Macher nach Be-
ſchaffenheit einen feinen gleichſpaltigen
Stamm ausſuchen, weiln ſonſten offters
das Holtz, ſonderlich wenn es im Wet-
ter u. Wind ſich traͤherig herum windet,
hierzu untauglich iſt: Ferner muß der-
ſelbe nicht etwan wammigt, noch kern-
aͤſtig,
[73]Von der Erden.
aͤſtig, ſproͤde oder rothſeitig, eißkluͤfftig
oder windbruͤchig ſeyn, auch muß er, wo
moͤglich, gegen der Mittages-Seite die
Schindel-Baͤume ausſuchen, welches
viel tauerhaffter und von der Sonnen
hitzigen Schein hartziger verwachſen, wie-
wohl es nicht ſo leichte ſpalten will, als
das grobjaͤhrige nach der Nord-Seite,
welches aber ſchwammigt und vom Re-
gen-Wetter bald verdirbt, auch muͤſſen
keine Hartz-Gallen darinnen ſeyn, wel-
che die Sonne auf dem Dache ausſchmel-
tzen und nachgehends hinein regnen kan;
Auch iſt die beſte Zeit im Herbſt oder
Winter Schindeln zu machen, da das
Holtz am beſten reif und tauerhafftig iſt;
Und weil die Kiefern, wie auch die Fich-
ten innerlich offters Hartz-Gallen haben,
ſo nimmt man gemeiniglich lieber Tan-
nen-Holtz hierzu, ſo man es anders ha-
ben kan. Ein Splitt-Baum, woraus
die Splitte der Dach-Ziegel geſpalten
und beym Decken zwiſchen die Fugen der
Dach-Ziegel geleget werden, hat gleiche
Beſchaffenheit, daß er geradeſpaltig und
nicht windig erwachſen, wiewohl die
Schindeln viel groͤſſer und breiter und
dieſe Splitt kaum gute zwey Finger breit
und Ziegelſteins Laͤnge haben. Gleiche
Beſchaffenheit hat es auch wegen des
ſpaltens der Band-Ruthen, welche auf
Rohr- und Stroh-Daͤchern als Staͤb-
gen gebrauchet werden, die Stroh-Scho-
be zuſammen zu halten, ingleichen der
Weinpfaͤhle an denen Reben der Wein-
berge, welche auch hieraus geſpalten wer-
den. An denen Orten, wo es nicht viel
Kuͤhn oder Camin-Feuer zu breñen Ge-
brauch iſt, brennen die Einwohner des
Abends Schleuſſen, welche von duͤrren
Kiefern gantz duͤnne geſpalten werden,
wiewohl ſie auch im Gebuͤrge an ſtatt
deſſen gehobelte Spaͤne, von roth Bu-
chen brennen; Ferner gebrauchen auch
die Kleiber zu ihrem Staacken gerne
gleichſpaltiges Holtz von Kiefern, welches
Rindſchaͤlig, duͤrre und bereits abgeſtan-
den iſt, damit es nicht eintrocknen oder
ſchwinden moͤge.


Von Klaffter-Schlagen.


Das Scheit-Hauen oder Klaffter-
Schlagen ſcheinet zwar ein gar ſchlechtes
und faſt allen Bauern wohlbekantes
Werck, dahero allhier zu erinnern, gantz
unnoͤthig zu ſeyn. Wie aber bey allen
Dingen ein Vortheil, ſo findet ſich auch
hierbey eines und das andere wohl zu
mercken hoͤchſtnoͤthig, wo es anders mit
Nutzen geſchehen ſoll. Die Klafftern zu
Kuͤchen-Backen-Brauen- und Brenn-
Holtz werden geſchlagen, wann bereits
das haubare und nuͤtzliche Bau-Holtz
an Brett-Kloͤtzern, Schindeln, Balcken,
Sparren und dergleichen vorhero her-
aus genommen worden ſind, ſo man da-
ſelbſt gern ein junges Gehaͤuigt oder fri-
ſchen Anflug und Wieder-Wachs haben
will, laͤſſet man das noch uͤbrig ſtehend
verbliebene krumb und knorrigte Holtz
letzlich auch niederhauen, und zu Schei-
ten ſchlagen, ſo gehet hernach der kleine
Anflug und Wiederwachs, oder junges
Holtz nachdem fein alles zugleich in die
Hoͤhe und waͤchſet mit einander fein ge-
rade auf. Oder es werden offters auch
die abgeſtorbenen und gipffelduͤrren
Baͤume, ingleichen die Windbruͤche, ſo
zu bauen nicht tuͤchtig, hierzu gehauen
und geſchlagen, wie auch das vor lan-
gen Zeiten befindliche Lager-Holtz und
nach dem Abhauen der Baͤume liegen
verbliebene Wipffel, Aeſte, und Zopff-
Enden, hierzu gebrauchet: ja von Rechts
wegen werden die breiten Zim̃er-Spaͤh-
ne aufgeſchraͤncket und das Reiß in Buͤn-
del gebunden, zu Feuer-Holtze gebrau-
chet, auch wohl gar, wo das Holtz rahr,
ſeltſam und theuer, zu benoͤthigter Feu-
erung die Tann-Zapffen und Kuͤhn-
Aepffel ſo reinlich aufgeleſen, als ob es
daſelbſt mit Beſemen gekehret waͤre, wel-
ches die Holtzduͤrfftigen armen Leute aus
Erfahrung am beſten bezeugen koͤnnen.
Vor allen Dingen iſt bey dem Klaffter-
Schlagen wohl zu mercken, daß nach rech-
ter Laͤnge der Scheite die Waltzen oder
Kloͤtzer ja nicht zerhauen, weiln davon
vieles in Spaͤne abgehet, ſondern mit
der Saͤge zerſchnitten werden: Ferner
ſollen keine gantze Kloͤtze oder Waltzen
mit in die Klafftern eingelegt, ſondern
dieſelben ſeyn, wie ſie wollen, in Scheite
zerſpaltet werden, auch muͤſſen die Schei-
te in gleicher Laͤnge geſchnitten ſeyn, ob
gleich die Aeſte hinderlich waͤren, ſo auf
ein paar Zoll macht, ſonſt koͤnte der An-
ſchlag oder die Holtz-Taxa nicht richtig,
zumahl wann unterſchiedliche Schnitte
von hartem und weichem Holtze unteꝛein-
ander gemenget ſeyn, gemachet werden.
KMuß
[74]Erſter Theil/ von der Erden.
Muß man alſo eine jede Sorte Holtz zu-
ſammen ſetzen, ingleichen muͤſſen die Un-
terlagen nicht von Scheiten, ſondern von
duͤrren Stangen ſeyn, wiewohl bey man-
chen Herrſchafften, wo die Klafftern zur
Kuͤchen kommen, und die Unterlagen de-
rer Forſtbedienten Accidens ſind, ſolches
gerne nachgeſehen wird. Auch muͤſſen
die Scheite fein dichte in einander auf die
flache Seite, und ja nicht auf die Schaͤrf-
fe, oder alſo hohl geleget werden, weni-
ger kurtze Kloͤtzergen zu beyden Enden in-
ne liegen, welches ein Betrug iſt, und
die Klafftern verwerfflich machet. Letzlich
iſt auch das rechte Maaß aufrichtig zu
geben, nemlich ſo hoch und breit, als ein
erwachſener Mann mit beyden Armen
ausklafftern kan, das iſt, drey Ellen
lang, davon es den Namen oder Ter-
minum Technicum
erhalten. Ferner
ſollen auch die Scheite, wenigſtens zwey
Ellen lang ſeyn, wornach ſich in der Holtz
Taxa unterſchiedlich zu richten und heiſ-
ſet hierinnen: Landlich, ſittlich, weiln
wo wenig, oder gar kein Holtz, es frey-
lich theuerer, als wo deſſen eine groſſe
Menge zu befinden, auch iſt das harte
weit koſtbarer, als das weiche. Die be-
ſten Gehaͤuigte zu Kuͤchen-Brenn-Holtz
ſind unſtreitig die Bruͤcher von Elſen-
Holtze, weiln ſolche in wenig Jahren ge-
ſchwinder wieder erwachſen, als das an-
dere Holtz, zumahlen das harte einen gu-
ten gewuͤchſigen Grund und Boden, dar
zu eine geraume Zeit zu wachſen haben
will und bey geringerm ſandigten Boden
langſam aufgehet, weniger treibet und
waͤchſet. Zum Beſchluß melde auch
letzlich, daß, wo eine Menge und groſſe
Anzahl in langer Reyhe an einander vie-
le Klafftern beyſammen ſtehen und an
hohen Berg-Seiten herunter geſetzet
ſind, muͤſſen die Klafftern wohl Win-
ckelrecht gerechnet werden, und werden
drey Klafftern ein Schragen genennet,
ſo bey denen Holtz-Floͤhſen im Gebuͤrge
wohl in acht zu nehmen. Und wird ei-
ne jede verkauffte Klaffter an einem
Scheit, unten auf dem Boden, damit
ſolches nicht heraus gezogen werden moͤ-
ge, geſtempelt. Endlich iſt noch zu mer-
cken, daß zu einer Klaffter Holtz, ſo drey
Ellen hoch, und drey Ellen breit iſt, ge-
wiß acht Schaal-Baͤume, oder ſechs biß
ſteben Stroh-Sparren, vier biß fuͤnff
Ziegel-Sparren, item drey Balcken, o-
der zwo Saͤul-Baͤume, auch nur ein
Brett-Baum auffgehen: Wann ich nun
fuͤr eine Klaffter 8. oder 10. gl. bekom-
me, habe ich an Klaffter-Schlagen groſ-
ſen Schaden, will geſchweigen von Ei-
chen-Buchen- und Bircken-Holtz. Jſt
alſo behutſam mit denen Klaffter-Schlaͤ-
gen umzugehen, und darzu nur des La-
ger-Holtz, ſo ohne dieß verfaulet, zu neh-
men. Und dieß waͤren die meiſten Ob-
ſervationes
bey denen Klafftern.


Vom Kohlen-Brennen.


Nach dem Klaffter-Schlagen folget bil-
lig das Kohlen-Brennen, welches ein bey
Schmeltzung aller Metallen der Berg-
wercken hoͤchſtnuͤtzliches und unentbehr-
liches Werck iſt, ſo auch die Gold- und
Silber-Arbeiter, ingleichen Schloͤſſer,
Schmiede und andere Handwercks-Leu-
te, ja faſt Jedermann zu unzehlichem
Gebrauch nicht wohl entrathen koͤnnen,
und werden ſelbige ohnweit des geſchla-
genen Holtzes auf einem ebenen Platz
und trockenen Boden circulrund ange-
richtet, worzu in der Mitten eine Stan-
ge von 4. biß 5. Ellen ausgeſtecket und
daran die Scheite, rings umbher geſe-
tzet, und ein Zuͤndloch mit benoͤthigten
trockenen Spaͤnen innenwendig gelaſſen,
worauf drey Schichten umb die Stange
geſetzet, biß oben die dritte Schicht von
kleinem Holtz eine Haube bekomme;
Letzlich wird es mit Deck-Reiß fein ge-
ſchicklich bedecket, und mit Erde uͤber-
worffen, ſo iſt es fertig. Hierauf wird
an der Zuͤnd-Stange ein ſchweffligter
Hartz-Lappe fruͤh Morgens angebren-
net und in das Zuͤndloch nach denen
Spaͤhnen gefahren, da denn das Feuer
innenwendig an der Stange anlaufft
und man es arbeiten hoͤret: Nachdem
nun viel Holtz darzu geweſen, und der
Maͤuler groß oder klein worden, muͤſ-
ſen auch etliche Tage hierzu ſeyn, ehe es
genungſam ausgebrannt, alsdann wer-
den ſie durch einen Haacken von einan-
der geſtoſſen und dieſe verfertigte Kohlen
auf einen Hauffen geſtuͤrtzet, ſo ſind ſie
fertig, und koͤnnen zum Gebrauch fer-
ner abgefuͤhret werden. An theils Or-
ten, wo es fuͤglich zu bekommen, wird
unten der Fuß ſtarck herumb mit Raſen
bedecket, auch, wo moͤglich, uͤberall da-
mit bekleidet, zum wenigſten aber doch
mit
[75]Von der Erden.
mit guter Erden dick beworffen, daß die
Hitze und Gluth deſto beſſer beyſammen
bleiben und alſo am fuͤglichſten durch-
dringen koͤnne. Es iſt, zumahl bey tro-
ckener duͤrrer Zeit, umb Verhuͤtung des
Feuer-Schadens etliche Vaß Waſſer
darbey zu haben hoͤchſtnoͤthig, auch daß
alles Holtz-Reißig in der Naͤhe wegge-
ſchaffet werde, weiln die hartzige Fettig-
keit, ſo aus dem Holtze herunter gefloſ-
ſen, ſich leicht entzuͤnden, und fernern
Schaden thun koͤnte, wie bey einem
Bech-Ofen bekant, daß das Hartz her-
unter auf den Boden ſich ſammlet, weil
das Holtz geſetzet wird. Und dieſes iſt
hier zu Lande die gebraͤuchlichſte Art Koh-
len zu brennen.


Von der Aſche.


Zum Beſchluß der Holtz-Verpach-
tung, und was dem anhaͤngig, fuͤge hier-
bey auch letzlich zu nuͤtzlicher Errinnerung
der endlichen unfehlbaren Verweſung
aller Creaturen, annoch die Aſche mit
an, welche insgemein an ſolchen Orten
geſammlet wird, da in Waͤldern faules
oder ſonſt nichtswuͤrdiges Lager-Holtz
verhanden, das ſonſten zu nichts mehr
ferner zu gebrauchen, das pfleget man
des Winters-Zeit an einem gelegenen
Ort in Gruben umb gebuͤhrlichen Zinß
zu verbrennen, und wird die Aſche denen
Glaß-Machern verkaufft, auch zu Pot-
Aſche ſieden, Seife zu machen und an-
dern Beduͤrffniß mehr nuͤtzlich gebrau-
chet. Es muͤſſen aber ſowohl die Koh-
lenbrenner, als Aeſcherer, wegen beſorg-
licher Feuers-Gefahr, ſo in Waͤldern
entſtehen duͤrffte, gebuͤhrliche Caution
oder Buͤrgſchafft ſtellen: Anderswo
brennen ſie in ſolchen Gruben des Fruͤh-
lings und Herbſts; Jm Sommer bey
groſſer Hitze aber iſt es gaͤntzlich verbo-
then. Sonſt pflegen auch wohl die Ae-
ſcherer an die Baͤume zu klopffen, wenn
ſie nun hohl, hauen ſie mit langen ſpi-
tzigen Aexten Loͤcher darein und zuͤnden
den Baum innewendig an, ſo brennet
das morſche Holtz von unten biß oben
gantz aus und giebt viel Aſche von ſich,
welche im Baum unten alle zuſammen
faͤllet, dahero man ſolche leicht ſammlen
kan, und weil ſie von der Erden gar
nicht beruͤhret wird, ſo iſt ſie gut. Zu
dem Glaße haͤlt man von Tannen Hol-
tze die beſte zu ſeyn. Es iſt aber auch
eine Wiſſenſchafft bey denen Aeſcherern,
das Holtz zu erkennen, ob es tuͤchtig, Aſche
zu brennen, denn es muß wie eine Lun-
te nach einander wegglimmen und nicht
viel Flamme oder Rauch von ſich ge-
ben, ſo laͤſſet es Aſche hinter ſich, die
wohl zu brauchen, wenn nun ein Baum
innewendig noch nicht recht faul, odeꝛ nach
ihrer Art hierzu noch nicht reiff iſt, muß
damit ferner gewartet werden, biß er
tuͤchtig ſey, ſolchen zu aͤſchern, dann ha-
ben ſie noch einmahl ſoviel Aſche, als
wenn er unreif gebrannt waͤre: Oeff-
ters machen auch die Aeſcherer nach Ge-
legenheit des Waldes, an vielfaͤltigen
Orten hin und wieder Feuer an in al-
te Stoͤcke, auch ſowohl in ſtehendes, als
liegendes anbruͤchiges morſches Holtz,
oder Baͤume, etliche Tage nacheinander
und ſammlen die Aſche zuſammen: Man
haͤlt davor, daß ſie das Feuer verſpre-
chen koͤnnen, weiln nicht leichtlich Scha-
de geſchiehet; Wann aber groſſe Wol-
cken-Bruͤche oder ſtarcke Platz-Regen
jaͤhling einfallen, ſo leſchen ſie das Feu-
er aus, uͤberſchwemmen und verwa-
ſchen die Aſche, ſo da iſt, oder wenn ſtar-
cke Sturm-Winde bey trockener Zeit
kommen, blaſen ſie die Aſche in Wind
und zerſtreuen ſie allenthalben herumb,
da denn der Profit davon geflogen und
der armen Leute ihre muͤhſame Arbeit
alle umſonſt und vergebens iſt.


Von der Nahrung wilder Thiere.


Nachdem ich nun in dieſem Erſten
Theile von der Erden, Gebuͤrgen, und
Felſen und deren inneren Vegetation,
Wachsthumb und Vermehrung derer
ſo mannigfaltigen wilden Kraͤuter, als
auch der Beſchreibung derer wilden
Baͤume, ſowohl des Laub-als Tangel-
Holtzes Natur und Eigenſchafft, wie
und worzu ein Jedes in menſchlichem Le-
ben nuͤtzlich gebrauchet werde, verhoffent-
lich ſattſam gehandelt habe und nun be-
griffen bin, die ſaͤmtlichen wilden Thie-
re zu præſentiren; So kommt mir an-
noch noͤthig vor, die Nahrung derſelben
phyſice zu expliciren. Wem iſt nicht
bekant, wie ſorgfaͤltig GOtt der Allwei-
K 2ſe
[76]Erſter Theil/
ſe Schoͤpffer unſern Alt-Vater Adam in
den holdſeeligen Luſt-Wald des Para-
dieß-Gartens dergeſtalt gluͤcklich einge-
ſetzet habe, daß er ihn bauete und bewah-
rete, welches ihm keinesweges damahls
ſo ſchwer worden, ſondern in einer ver-
gnuͤgten Betrachtung der Natur beſtan-
den, nach dem klaͤglichen Suͤnden-Fall
aber, da nach dem Fluch des Groſſen
GOttes die Erde Dorn und Diſteln zu
tragen condemniret worden, in eine
ſchwere und ſaure Arbeit verwandelt
iſt. Und was damahls die guͤtige Na-
tur an fruchtbahrer Vegetation denen
armen Menſchen noch reſerviret hatte,
muſte die greuliche allgemeine Suͤnd-
Fluth disſipiren, alles uͤberſchwemmen,
mit Sand, Staub und unreiner, auch
unfruchtbahrer Materie uͤberſchuͤtten,
ruiniren und verderben, daß alſo frey-
lich nachdem der Menſch im Schweiß ſei-
nes Angeſichtes ſein Brod ſuchen und er-
werben muͤſſen. Wie erſchrecklich und
ungeheuer unſer liebes Teutſchland faſt
allenthalben rauch und wild verwachſen
geweſen und wie die Einwohner auf ih-
ren Thier-Haͤuten in Hoͤhlen gewohnet,
ihre beſte Meubeln in Spieß, Bogen,
und Pfeilen beſtanden, und wie ſie das
Jagen der wilden und Huͤthen des zah-
men Viehes abgewartet, kan man aus
dem Tacito mit mehrerm erſehen. Wann
nun vorjetzo die lieben Alten wiederumb
auffſtehen und die jetzige Wirthſchafft in
Cultifirung des Erdbodens anſehen ſol-
ten, wuͤrden ſie ſich uͤber die veraͤnderte
Geſtalt unſers lieben Vaterlandes ziem-
lich verwundern, da ſich die greulichen
furchterlichen Waͤlder, bey ferner Ver-
mehrung menſchlichen Geſchlechts, in die
ſchoͤnſten Felder, Aecker, Wieſen, Gaͤr-
then, Weinberge, Teiche und Trifften,
auch wohl in unzehlbare Staͤdte, Schloͤſ-
ſer und Doͤrffer verwandelt haben, daß
man alſo keine dergleichen Waͤlder an-
zutreffen ſich beſorgen darff. Eine der
aͤlteſten Oeconomie iſt ſonder Zweiffel
anfaͤnglich geweſen die Sammlung der
Kraͤuter, wovon wir bereits gemeldet:
Nechſt dieſem wird auch unlaugbar ge-
folget haben die Sammlung der Baum-
Fruͤchte. Was die wilden Eicheln und
Buch-Eckern betrifft, davon habe an ſei-
nem Ort bereits erwehnet; Folget alſo
nun, wie billig, nach denen vorigen die
Beſchreibung der Obſt-Baͤume, deren
Betrachtung wir vornehmen wollen.
Die Obſt-Baͤume ſind hinwiederumb
zu diſtingviren in zahme und wilde, die
zahmen, die wir Menſchen theils mit
groſſen Unkoſten, theils mit groſſer Muͤ-
he, beſchwerlich, langſam und verdrieß-
lich in unſern Gaͤrten und Wohnungen
erziehen muͤſſen, welches, weil es mei-
nem Vorhaben gar nicht gemaͤß, denen
Gaͤrtnern billig uͤberlaſſe. Die wilden
Obſt-Baͤume aber, wovon die wilden
Thiere ihre Nahrung haben, will ich, ſo-
viel mir davon bewuſt, ihrer Art und Na-
tur nach gegenwaͤrtig beſchreiben.


Von dem Apffel-Baum.


Dieſe Art wilder Aepffel-Baͤume
oder Holtz-Aepffel iſt zwar ein Gewaͤchs,
ſo faſt Jedermann unlaugbar bekant,
weil dieſelbigen faſt allenthalben und viel-
faͤltig durch ihre Kerne, ſowohl in de-
nen Waͤldern und Feldern, als auch in
Gaͤrthen von ſich ſelbſt fortgepflantzet an-
getroffen werden. Es iſt dieſes ſonſten
ein feſtes, wiewohl meiſt ungerades in-
nerlich verwachſen Holtz, welches zu nichts
ſonderliches, als zu feſten Stuͤhlen, oder
Helmen der Aexte, Schmiede-Hammer
und dergleichen, auch zum theil, da es
gerade gewachſen, von denen Tiſchlern
gebrauchet wird. Die Frucht davon,
weswegen der Baum ſonderlich zu ſcho-
nen, iſt ſowohl dem Menſchen, als dem
Wildpraͤth ſehr angenehm und fuͤllen
vornehmlich dieſe wilde Holtz-Aepffel, da
ſie zumahl uͤber Winter gelegen und
weich worden, den hungerigen Magen
des arbeitſamen Bauers: Auch da ſie
noch friſch, faͤttigen ſie das Wild; jedoch
fermentiren ſie das Gebluͤt, daͤmpffen
die innerliche Hitze, verurſachen Durch-
lauff und Laxirung, ſonderlich kuͤhlen
und leſchen ſie den innerlichen Brand,
ſo vom Schuß entſtanden und ſtillen den
Durſt.


Von dem Birn-Baum.


Dieſer hat ein Horn-feſtes Holtz,
welches kleinjaͤhricht verwachſen, iſt im
Wetter ſehr tauerhafftig, waͤchſet auch
aus ſeinem Kern, ſo von Voͤgeln, Eich-
hoͤrnern und Daͤchſen fortgetragen, ſo-
wohl in Waͤldern, als Feldern gefun-
den wird, iſt mit ſeinen Fruͤchten Men-
ſchen und wilden Thieren nutzbar, und
wird von Tiſchlern ſonderlich gebrauchet,
wegen ſeiner Fruͤchte aber beſonders ge-
ſchonet, dieſe Nahrung koͤmmt mit der
vorigen ziemlich uͤberein, nur daß das
Gewaͤchß der Birnen von einer weit
mehrern Feuchtigkeit ſich befindet, dahero
deſto
[77]Von der Erden/
deſto leichter zu verdauen, aber auch
umb deſto leichter zu purgiren pfleget.
Er hat ein innerlich braunes Holtz.


Von dem Pflaum-Baum.


Man hat dieſes Holtz wenig in de-
nen Waͤldern, ſondern wird meiſtens
in denen Gaͤrten erzogen. Das Pflaum-
Baum-Holtz iſt von einer Roth-kernig-
ten feſten durchwuͤchſigen Natur, hat
ſehr wenig Splint und wird von denen
Tiſchlern wegen ſeiner ſchoͤnen Feſtigkeit
und rothbraunen angenehmen Farbe
zu vieler kuͤnſtlichen Arbeit gebraucht,
iſt aber im Wetter gantz nicht tauerhaff-
tig. Seine Frucht, die Pflaumen, kuͤh-
len, befeuchten und laxiren, machen ei-
nen kalten boͤſen Magen, verurſachen
Durchfall und uͤberfluͤßig purgiren, ge-
ben daher ſchlechte Nahrung.


Von dem Kirſch-Baum.


Dieſes Holtz iſt auch ſelten in denen
Waͤldern zu finden; Theils Orten aber
beym harten Holtz, da es ſchnell und ge-
rade in einen Stamm jaͤhling erwaͤchſet;
Es iſt aber ein gar ſehr ſproͤdes Holtz,
ſo leicht zerbrochen werden kan, von deſ-
ſen Nutzen an ſich ſelbſt nicht viel zu mel-
den. Die Fruͤchte davon, als die Kir-
ſchen, kuͤhlen innerliche Hitze, ſtaͤrcken und
erfriſchen das Hertze und den Magen,
reinigen das Gebluͤte, treiben den Harn,
Nieren- und Blaſen-Stein, loͤſchen den
Durſt und ſind eine angenehme Nah-
rung. Sie verkuͤndigen durch ihre an-
genehme Bluͤthe den fruchtbaren Som-
mer.


Von dem Ebriſchbeer-Baum.


Der Ebriſch- oder Vogelbeer-Baum
iſt auch mit unter das wilde Obſt zu rech-
nen, maaſſen deſſen rothe holdſeelige
treffliche geſunde Beerlein Menſchen
und Vieh zur herrlichen Artzney dien-
lich. Sie ziehen zuſammen wegen ſtren-
gen Geſchmacks, ſtopffen und ſtillen den
Bauch- und Mutter-Fluͤße; Haben ein
gekerbtes Laub, wie die Aeſche: Die Voͤ-
gel werden damit auff den Vogel-Heerd
und die Thonen gelocket und gefangen.
Aus ſeinem jungen Stamm, ſo im Fruͤh-
ling gekerbt, werden vor die Herrſchaff-
ten koſtbahre Fang-Eiſen-Schaͤffte zier-
lich bereitet.


Von dem Acker- und Feld-Bau.


Nechſt vorerwehnten Arten die
Nahrung zu ſammlen iſt auch ohnſtrei-
tig der Acker- und Feld-Bau deren
Fruͤchte eine der vornehmſten, wovon
Menſchen und Vieh ihren Unterhalt
und Leibes-Nahrung nehmen muͤſſen,
welches gewiß als eine der uhraͤlteſten,
und auffrichtigſten Nahrungs-Profeſſi-
on
hoͤchlich und billig zu loben iſt. Wie
aber ſelbige nach Guͤte des Erdbodens zu
erbauen ſeyn muͤſſe, will ich, zumahl als
eine bekante Sache andern uͤberlaſſen,
auch dergleichen Beſchreibung zu weit-
laͤufftig fallen wuͤrde. Was nun die
Feld-Fruͤchte des Ackerbauns betrifft,
beſtehen ſolche in folgenden.


Von dem Weitzen.


Der Weitzen hat den Vorzug vor
allen Feld-Fruͤchten; Er nehret und ge-
deyet am meiſten, machet feiſt, wie man
aus denen Auen-Hirſchen ſiehet, lindert
und kuͤhlet innerliche Hitze, treibet die
Wuͤrme, doch ſtopffet er etwas, machet
einen geſunden Chylum, vermehret den
Saamen und zeitiget die Leibes-Frucht
mit vermengter Hitze.

Von dem Korn.


Nechſt dem Weitzen iſt das Korn
auch eine gute Nahrung, daͤmpffet die
Hitze, ſtaͤrcket den Magen, zertheilet die
Gewulſt und ſtillet den Durchlauff, iſt
bitteren Geſchmacks, vertreibet die Wuͤr-
me im Leibe.


Von der Gerſte.


Die Gerſte kuͤhlet und ernehret
auch zugleich, ſie loͤſchet den Durſt, ſtil-
let die innerliche Schmertzen und Haupt-
Wehe, erweichet das Geſchwuͤr, iſt gut
vor die Lunge und Blutſpeyen, ſtopffet
das Durchlauffen und mehret die Milch.


Von dem Hafer.


Nechſt dieſem iſt der Hafer vor das
Wildpraͤt eine angenehme Nahrung,
welcher wohl ernehret, heilet das ſcorbu-
ti
ſche Gebluͤt, treibet den Nieren- und
Lenden-Stein, machet leichte Knochen in
Beinen und erfriſchet Lung und Le-
ber.


Von denen Erbſen.


Die Erbſen ſaͤttigen und nehren tref-
lich wohl, wie von denen Auen-Hirſchen
K 3aus
[78]Erſter Theil/
aus Erfahrung bekant und die Einwoh-
ner atteſtiren koͤnnen. Sie geben einen
feiſten Chylum, wie der Weitzen; heilen
innerliche Wunden und ſcorbutiſch Ge-
bluͤth.


Von denen Wicken.


Jſt gleichfalls eine Art derer Erb-
ſen, daher ſie auch als ein Futter vor
wildes und zahmes Vieh gebrauchet
werden, ſie ſtopffen und fuͤllen den Ma-
gen und nehren ziemlich.


Von denen Linfen.


Sie verurſachen Blehungen des Ma-
gens, machen einen ſchweren Chylum,
dickes Gebluͤt, ſtopffen den Stuhlgang,
vertreiben die Wuͤrmer, verdunckeln das
Geſichte und geben dem Magen keine gu-
te Nahrung.


Von dem Heyde-Korn.


Heyde-Korn oder Buch-Weitzen iſt
der wilden Schweine ihre liebſte Nah-
rung, welche ihren hungerigen Magen
ſaͤttigen und erfuͤllen kan.


Vom Hierſchen.


Er verurſachet Blehung und Verſtopf
fung, treibet den Schweiß und Urin,
und lieben die wilden Schweine ebenfalls
dieſe Frucht ſehr.


Von dem Hanff.


Dieſes iſt das Kraut, wovon die
Seyler-Arbeit des ſaͤmtlichen Jagd-Ge-
zeugs verfertiget wird, der Saamen
wird von allem Gefluͤgel mit groͤſtem
Appetit verzehret, ſonſt vertreibet er
die Wuͤrmer, lindert die Hitze, nehret die
Eyer der Voͤgel, und iſt eine gute Nah-
rung des ſaͤmtlichen Feder-Wildes.


Von dem Flachs.


Aus dieſem edelen Kraut werden die
Tuͤcher zum leinenen Jagd-Gezeug fa-
bricir
et; den Saamen genieſſen die Hir-
ſche alleine, welcher ihnen innerlich die
Geſchwuͤr erweichet und zeitiget, die
Schmertzen lindert, die Lunge heilet, das
Blut ſtillet, den Nieren- und Lenden-
Stein treibet, trefflich geſund iſt.


Von dem Kraut.


Was das Kraut dem Wildpraͤt, ſon-
derlich denen Hirſchen und Haaſen, vor
eine angenehme Speiße ſey, iſt denen
Kraut-Laͤndern bekant, die es offte mit
Schaden erfahren. Es giebt dem Ma-
gen eine gute Nahrung, lindert den
Huſten und Engbruͤſtigkeit.


Vom Braun-Kohl.


Ob wohl dieſes ein dickes Gebluͤt
verurſachet, ſo vertreibet doch der Saa-
me die Wuͤrmer im Leibe, ſtillet das
Bauch-Grimmen, heilet innerliche Wun-
den und Seiten-Stechen, machet die
Haare wachſend, vertreibet den Huſten.


Von Ruͤben.


Die Ruͤben kuͤhlen den Schuß-Brand
des Pulvers, widerſtehen dem Gifft, trei-
ben den Nieren- und Lenden-Stein, hei-
len die Lunge, blehen zwar, jedoch ge-
ben ſie eine gute Nahrung des Magens.


Von denen Wein-Trauben.


Daß ich der Weinberge nicht gaͤntz-
lich vergeſſe, maaſſen das Wildpraͤt,
ſowohl rothes, als ſchwartzes, Fuͤchs
und Haſen ſich darvon gerne zu erneh-
ren pflegen, ſo kuͤhlet dieſer edle Reben-
Safft Lung und Leber, ſtaͤrcket und er-
freut das Hertz, reiniget und erfriſchet
das Gebluͤt, erwecket die Lebens-Gei-
ſter, reiniget die Harn-Gaͤnge und iſt
mit einem Wort unter andern eine vor-
treffliche Gabe GOttes, deren ſich ſowohl
die Jaͤger, als das Wildpraͤt, recht er-
freuen koͤnnen.


Und diß waͤre nun der erſte Theil,
wormit der nach Standes Gebuͤhr
Hoch- und Vielgeehrte Guͤnſtige Leſer
dieſesmahl vorlieb nehmen, und mei-
ne hierunter fuͤhrende gute Intention
erſehen wolle. Ubrigens recommen-
dir
e darbey vornehmlich die Praxin und
fleißige Naturmaͤßige Betrachtung;
maaſſen meine wenige Schrifft gegen
dem groſſen Welt-Buche der Natur
kaum einem Sonnen-Staͤublein gleich
zu rechnen, und ich ohne diß nur eine ge-
ringe Anleitung zu fernerm Nachden-
cken und Erforſchung der Natur un-
ſern Nachkommen hinterlaſſen wollen.
Wormit ich nunmehro zum andern
Theile, nehmlich zur Beſchreibung derer
wilden Thiere, dererſelben Eigenſchaff-
ten und Natur, von derer Jugend biß
ins Alter ſchreite.


Der
[]
[figure]
Figure 33. Gefaͤhrd und Spuͤhr Wilder Thiere.

Figure 34. Lowe.

Figure 35. Tuͤger.

Figure 36. Lahr.

Figure 37. Auͤer.

Figure 38. Hirſch.

Figure 39. Thier.

Figure 40. Schwein.

Figure 41. Rehe.

Figure 42. Wolff.

Figure 43. Luͤp.

Figure 44. Luͤchs.

Figure 45. Tachs.

Figure 46. Liever.

Figure 47. Otter.

Figure 48. Marder.

Figure 49. Katz.

Figure 50. Haſen.

Figure 51. Fltnis.

Figure 52. Eichhornlein.

Figure 53. Wiefel.

Figure 54. A A.

[]
[figure]
[[79]]
[figure]

Der Andere Theil/
handelt
Von denen wilden Thieren.


ALs uns Menſchen un-
begreifflich und hoͤchſt-
wunderſam GOTT der
Allmaͤchtige Schoͤpffer
Himmels und der Er-
den bey Anfang der
Welt aus groſſer Lie-
be erſchaffen hatte, ſind ſowohl die
grimmig reiſſende, als andere wil-
de Thiere im Paradieß gantz gewoͤhnt
und zahm umb den Menſchen einher
gegangen und haben ihre Unterthaͤ-
nigkeit durch deſſen willkuͤhrliche Be-
nennung bezeuget, hingegen hat durch
des Menſchen mißbrauchende Gewalt,
feindſeeliges Erwuͤrgen und Verjagen
die vorige Liebe und Gewogenheit der-
ſelben ſich von Natur in einen Haß und
Abſcheu verwandelt, daher ſolche vor
demſelben ſo ſcheu und fluͤchtig worden
ſind, wie wir davon in Heiliger Schrifft
mit mehrerm erſehen, auch der Ver-
nunfft nach leicht erachten koͤnnen. Nach-
dem nun das Clima Cœli oder die himmli-
ſche Firmaments-Krafft, ferner das Nutri-
ment
der Erd-Gewaͤchſe, oder das Humi-
dum radicale
derer unterirdiſchen feuch-
ten Duͤnſte entweder heiß oder trocken,
feuchte oder kalt ſich befindẽ, ſo veraͤndern
ſich auch dahero alle Voͤgel in der Lufft,
ſowohl die wilden Thiere, als die Men-
ſchen auf Erden, und alle Fiſche im Waſ-
ſer gar mercklich an ihrer gantzen Natur
und Eigenſchafften, an ihrer Geſtalt,
Groͤße, Farbe, Haaren, und Federn,
Stimme, Geſchmack und dergleichen
mehr, wie ſolches aus der taͤglichen Er-
fahrung zu ſehen, darinnen man nim-
mer auslernen kan. Dann woher kom-
men ſonſten die Mohren, als aus hitzi-
gen Mittags-Laͤndern, desgleichen die
braͤunlichen Spanier und Jtaliener;
Dagegen findet man in kalten nordiſchen
Laͤndern nicht alleine weiße Leute, ſon-
dern auch haͤuffige weiſſe Thiere, als in
Groͤnland oder Nova Zembla die weiſ-
ſen Baͤre, ingleichen ſolche Woͤlffe, Fuͤch-
ſe und Haaſen, ja gar Raben. Welche
wunderſame Variation nach GOttes al-
lein weiſem Rath die Natur vorhin er-
meldter maaſſen unerforſchlich hervor-
bringet. Wem iſt nicht bekant, daß
die wilden Thiere uns Menſchen in vie-
len Dingen uͤbertreffen, auch offt gar
beſchaͤmen, wie wir ſowohl von allen in
genere,
als von einem jeden ſpecialiter
melden wollen. Beſchaͤmen nicht die
wilden Thiere uns Menſchen an der
Keuſchheit, zum wenigſten halten ſie
doch ihre Zeit und Ordnung darinnen,
gegen menſchlicher Geylheit, ſo taͤglich ge-
ſchiehet. Ferner auch an der Maͤßig-
keit, da man nicht finden wird, daß ein
wildes Thier ein mehrers eſſen oder trin-
cken werde, als was ihm dienlich, gegen
unſere Schwelgerey. Was ſie in der
Wachſamkeit vor uns fuͤr eine Præro-
gativ
haben, iſt denen Erfahrenen nicht
unbekant. Ja die meiſten haben einen
weit ſchaͤrffern Geruch, als wir und præ-
valir
en alſo in vielen Dingen; Als der
Adler im Sehen, das wilde Schwein im
Hoͤren, der Affe im Schmecken, die
Spinne im Fuͤhlen, und dergleichen. Jn
dem
[80]Anderer Theil/
dem Alten Teſtament wurde von dem
groſſen Gott denen Kindern Jſrael nach
Jnhalt ihres Geſetzes ein mercklicher Un-
terſcheid zwiſchen denen reinen und un-
reinen Thieren zu halten verordnet. Auch
wurden oͤffters Loͤwen und Baͤre, un-
ter ſie zur Straffe geſchicket; Wie dann
auch leyder noch vor dem Hunnen-Krie-
ge, als ein Præſagium, die greulichen
Woͤlffe in unſern Landen dermaaſſen uͤ-
berhand genommen, daß ſie gar vielfaͤl-
tig die Kinder an der Mutter Bruͤſten
zerriſſen; Dergleichen ungeheure uns an-
noch unbekante Thier annoch in ſo groſ-
ſer Menge, ſowohl in denen kalten Nor-
diſchen Laͤndern, als andern Wildnuͤſ-
ſen vermuthlich ſich auffhalten moͤgen.
Wann dann nun dem gemeinen Beſten
vornehmlich daran gelegen, ſicher zu woh-
nen, zu handeln und zu wandeln, ſo ſind
ſolche ſchaͤdliche Raub-Thiere, die uns
zur Straffe erſchaffen, zu vertilgen und
von denenſelben das Land zu befreyen,
welches nicht allein hoͤchſtnoͤthig, unent-
behrlich und nuͤtzlich iſt, ſondern auch der
Landes-Herrſchafft oder Obrigkeit bey
der ihr obliegenden muͤhſamen Regie-
rungs-Sorge durch das Jagen und
Weydewerck ſowohl zur Recreation und
Vergnuͤgung des Gemuͤths, als continu-
ir
licher Betrachtung der ſonderbahren
Allmacht Gottes dienen kan. Dahero
auch eines Jaͤgers oder Weydemanns
Requiſitum primum neceſſarium iſt, de-
rer Thiere Natur und Eigenſchafft ge-
nau zu erkundigen und von deren Nah-
rung, Gewohnheit, Behaͤltniſſe, Merck-
mahle und Kennzeichen, gruͤndliche Nach-
richt geben zu koͤnnen. So erfordert
auch ſolche zu fangen eine vollkommene
Wiſſenſchafft. Wie denn leicht zu er-
achten, daß zwiſchen den wilden Thieren,
und dem Menſchen eine Antipathie ſey,
ſo durch Wuͤrgen und Toͤdten verurſa-
chet worden. Ob es nun wohl eine
ziemliche langwierige Erfahrung und
vielen groſſen Fleiß erfordert, die Na-
tur und Eigenſchafft derer wilden Thiere
gruͤndlich zu erforſchen und der Nach-
welt zu hinterlaſſen, zumahlen, da die
meiſten entſetzliche Raub-Thiere, als
Loͤwen, Baͤren, Tieger, Woͤlffe, Luchſe
und dergleichen mehr, dem Menſchen
vielmehr ein Entſetzen und Abſcheu ver-
urſachen, als daß er an die Unterſu-
chung derſelben Eigenſchafft ſich machen
ſolte; So haben ſich doch gleichwohl viele
Naturkuͤndiger aͤuſerſt bemuͤhet, viele
ſeltſame Eigenſchafften derer wilden
Thiere u. was von denenſelben zur Artze-
ney dienlich, zu beſchreiben und uns zu
hinterlaſſen. Wie man denn in Heiliger
Schrifft mit beſonderm Lobe von dem
Koͤnig Salomon lieſet, daß derſelbe ex
profeſſo,
ſowohl die Kraͤuter, Gewaͤchſe
u. Baͤume, als auch die Eigenſchafften der
wilden Thiere aufs genauſte unterſuchet
und davon viele herrliche Buͤcher geſchrie-
ben, maaſſen er von derſelben Natur
aus vortrefflicher Erkaͤntniß und Ein-
geben des Heiligen Geiſtes herrliche Nach-
richt hinterlaſſen, welche aber, weil die
Aberglaͤubiſchen Jſraeliter alle ihr Ver-
trauen darauf ſetzten, von dem Koͤnig
Hiskia aus einem ſonderbaren Eyfer ver-
brannt, und uns daher nichts davon uͤ-
brig gelaſſen worden. Alexander Ma-
gnus
hat aus beſonderer Curioſitaͤt durch
ſeinen geweſenen Informatorem, den A-
riſtotelem,
alle erſinnliche Nachricht
von denen Naturen und Eigenſchafften
derer wilden Thiere, von vielen Hun-
dert Weydeleuten, Jaͤgern, Vogelſtel-
lern und Fiſchern, ſo aus ſeinen Laͤndern
hierzu erfordert worden, erforſchen, auf-
ſchreiben und bemercken laſſen; wie-
wohl glaublich, daß dem guten Ariſto-
toli
manche Legende darbey mag auff-
gebunden worden ſeyn; Es ſind aber ſol-
che Schrifften guten Theils leyder durch
Brand, Krieg und Raub ebenfalls ver-
lohren gangen. Es haben wohl auch
nachgehends andere Autores, als Plinius,
Cicero, item Petrus de Creſcentiis, Al-
bertus Magnus, Cornelius Agrippa
und
andere noch mehr denſelben imitiret, ſo
aber meiſt in frembden Sprachen ge-
ſchrieben und mir nicht bekant ſind. Des
Geſneri Thier-Buch halten einige in die-
ſer Materie am vollſtaͤndigſten; Nicht
weniger hat auch Herr Colerus in ſei-
nem Hauß-Buche, ingleichen der Herr
von Hohberg in dem Adelichen Landle-
ben von der Eigenſchafft wilder Thiere
geſchrieben. Des Herrn Taͤntzers her-
aus gegebenem Jagd-Buch der drey
Theile, der Dianen Hohe und Niedere
Jagd Geheimniſſe genannt, desgleichen
des Anno 1710. zu Nordhauſen unge-
nannten Autoris gedruckten Tractat, deſ-
ſen Titul Notabilia Venatoria heiſſet,
weiln dieſe Autores beyde rechte Jaͤger
geweſen, waͤre wohl am meiſten Glau-
ben beyzumeſſen: Weil nun vermuth-
lich iſt, daß die meiſten Autores und ge-
lehrten Leute ſolche in Druck gegebene
Nach-
[81]Von denen wilden Thieren.
Nachrichten, nicht aus eigener Erfah-
rung uͤberkommen oder wuͤrcklich in der
That befunden haben, ſondern entweder
diſcurſive gehoͤret oder etwan ihnen zum
Theil in Buͤchern vorkommen ſind, ſol-
cher maaſſen meiſtens in Muthmaſſun-
gen beſtehen moͤgen, oder etwan Relata
ſind, ſo ihnen von einigen Auffſchneidern,
eines Trinck-Gelds halber, vorgeſchwa-
tzet, und, da es ihnen nicht bekant, ſol-
ches von ihnen geglaubet worden; So
habe vor noͤthig erachtet, mit wenigem
dasjenige zu bemercken, was denen An-
faͤngern des Weydewercks zur Nachricht
dienen moͤchte und der Natur gemaͤß zeit-
hero befunden worden, ſoviel nemlich,
menſchlicher Vernunfft nach, man biß-
hero von denen wilden Thieren abmer-
cken koͤnnen.


Von Natur und Eigenſchafft derer wilden Thiere.


Es hat der groſſe Gott, gleich zu An-
fange bey der Schoͤpffung als ein All-
weiſer Stiffter pro conſervatione Na-
turæ
zugleich allen lebendigen Creatu-
ren eine zeugende Krafft dergeſtalt ein-
gepflantzet, daß ſie vermittelſt ihres Saa-
mens, aus innerlichem Antrieb der Na-
tur ferner ihres gleichen, ein jegliches
nach ſeiner Art zeugen ſolten. Sobald
nun der innerliche von der Feuchtigkeit
des Gehirns, Marr und Safft der Kno-
chen, der Subſtantz, Uhrſprung, Nah-
rung und Weſen nach, eigentlich erzo-
gene Saame reiff und weiter zu ver-
mehren gantz zeitig worden; ſtoͤſſet ſol-
chen die Natur, der Geſundheit zum be-
ſten, vermittelſt der Phantaſie und des
Gemuͤths, durch den Ruͤckgrad, Ductus
und Nerven, wenn derſelbe in die Ge-
burths-Glieder gefuͤhret wird, durch
hierauf erfolgte Hitze, Begierde, Luſt,
Bewegung beſagter Geburths-Glieder,
und die Impresſion des Gemuͤths her-
aus und generiret gleichſam den aller-
beſten Safft, oder herausgezogenen Ex-
tract
zu einem weſentlichen Saamen,
welcher durch hitzigen Trieb der Natur
vermittelſt der Roͤhꝛe ausgeſpruͤtzet wird.
Dahero geſchiehet, daß durch allzu offte
der Natur zuwieder uͤberfluͤßige Be-
wegung, insgemein die Glieder matt
und zitternd, der Leib mager und kraͤnck-
lich, die Kraͤffte entzogen und verzehret
werden. Wann denn die Spiritus Ce-
rebri
oder Gehirn-Geiſter irritiret und
eingenommen, werden die Thiere oͤffters
gantz unſinnig und wird alſo ihr Leben
verkuͤrtzet, wie man an denen Haaſen,
Sperlingen und andern zur allzu groſ-
ſen Geilheit geneigten Thieren gantz deut-
lich und klar vermercken kan. Hinge-
gen empfaͤhet das Weibliche Geſchlecht
in voller zeitiger Bluͤt mit groͤſſerer Be-
gierde und innerlich hierzu aptirter Hi-
tze, ſo durch die Impresſion eines vorha-
benden Objecti vermittelſt ihres Saa-
mens coaguliret, dahero hierdurch eine
gleichfoͤrmige Subſtantial-Eſſenz und
durch die Waͤrme concentrirete Frucht,
nicht allein am Leibe und Gliedern, Far-
ben und Haaren, ſondern auch am Ge-
muͤth und dem Weſen nach empfangen
wird, welche die Natur, ſobald ſolche
vollkom̃en reiff u. zeitig worden, ausſtoͤſ-
ſet und zur Welt bringet, auch ferner bey
zarter Jugend durch die Milch ernehret.
Nun haben manche Thiere eine weit hi-
tzigere Complexion als die andern; Theils
ſind grauſam grimmig; Theils ſind
rachgierich, zornig oder raͤuberiſch;
Andere hingegen ſind ſanfftmuͤthig, ſtill
und freundlich; Wiederumb ſind einige
tollkuͤhn, boßhafft und verwegen, an-
dere hingegen furchtſam, fluͤchtig und
ſcheu. Solches verurſachet offters zum
Theil ſowohl die Influenz des Lunæ,
und die Conſtellation oder das Clima des
Orts, wo ihre Conception geſchehen, als
der vielfaͤltige Unterſchied des Nutri-
ments
und Erdbodens, dahero derglei-
chen mehrere choleriſche Feuchtigkeit der
Fruͤchte von ſalnitriſcher oder ſulphuri-
ſcher Eigenſchafft folglich nebſt andern
Umbſtaͤnden die Gemuͤths-Neigung,
Groͤſſe, Farben, und andere Kennzeichen
mehr herruͤhren. Es verſiehet ſich auch
oͤffters ein tragendes Thier, ſowohl in
ipſo Actu conceptionis, als kurtz nach
demſelben, wie des Labans Schaafe an
den bunden Staͤben, oder wann ſolches
bey wuͤrcklicher Empfaͤngniß von einem
weiſen Hund oder Wieſelchen ploͤtzlich
erſchrecket wird, imprimiret ſich ſolches die
Matrix, variiret zugleich die Farbe ihrer
Frucht, und concipiret ein Merckmahl.
Wie man denn durch die Gemaͤhlde bey
Beſchaͤlung der Stutten oder Vermeh-
rung der Caninchen ſolchen Effect der
Imagination wuͤrcklich wahrgenommen.
Wiewohl auch nicht zu laͤugnen, daß oͤff-
Lters
[82]Anderer Theil/
ters die Natur eine wuͤnderſame
Transmutationem Animalium vornim̃t,
wie mir bekant, daß einmahls bey har-
tem Winter im Meißner-Lande, im Amt
Pirne, von einem groſſen ſchwartzen
Hunde eben dergleichen Woͤlffe erzeuget
und beym Lilien-Steine gefangen wor-
den ſind, davon einer zu Alt Dreßden
im Jaͤger-Hoff abgemahlet, wo auch e-
benfalls ein rother zu ſehen. Daß ſich
zu Maſtzeiten gar offters die zahmen
mit denen wilden Sauen leichtlich ver-
miſchen, ſo auch gar die Hirten nicht ver-
wehren koͤnnen, habe bereits oben ge-
dacht, und iſt wohl Jederman bekant,
daher die weiſſen und bunden wilden
Sauen und vice verſa die ſchwartzen
zahmen Sauen kommen; Wiewohl ich
von ſolcher Transmutation von alten er-
fahrnen Jaͤgern diſcurſive judiciren ge-
hoͤret, daß auf dergleichen ungewoͤhnliche
Veraͤnderung derer Thiere als ein Præ-
ſagium
meiſt etwas merckwuͤrdiges im
Lande ſich begeben habe, ſo ich aber in
ſeinem Werth und Unwerth beruhen laſ-
ſen will. Es hat ferner Gott der All-
maͤchtige die unvernuͤnfftigen Thiere
auch mit aͤuſerlichen Sinnen begabet,
daß ſie 1. Hoͤren, wenn die Hunde bellen,
Menſchen ſchreyen, oder geſchoſſen wird,
2. Sehen, was auf ſie langſam oder ſach-
te geſchlichen oder gelauffen kommt; 3.
Fuͤhlen, wann ſie verletzet werden, ſo ſie
durch Schreyen oder Bloͤcken anzeigen;
4. Schmecken, den Unterſcheid geſunder
Kraͤuter, oder madigter Eicheln; 5. Rie-
chen, oder im Wind vernehmen, und
mehr als zu weit ihre Feinde vermer-
cken. So haben ſie auch von innerlichen
Sinnen etwas wunderſames, als Me-
moriam, vel Recordationem Animi,
ei-
ne Erinnerung der Sache, ſo an dem
Orte geſchehen, z. E. wenn nach einem
Thier geſchoſſen oder geſchlagen worden,
ſolches aber entkommen, behaͤlt es dieſes
in friſchem Andencken; Ferner auch Sen-
ſum communem,
das Dichten und Trach-
ten, da es ſein Kalb zu verbergen, dem
Hunde zu entkommen, und ſich zu ret-
ten ſorget; Und Phantaſiam aut Impresſio-
nem, vel Imaginationem
oder die Ein-
bildung, da die Thiere ſich auf der Erde
in eine Grube druͤcken, in Meynung, es
koͤnne ſie daſelbſten Niemand ſehen, oder
aber vor einem ungefehr erſehenen
ſchwartzen oder weiſſen Stamm, Schat-
ten, Stroh, oder Federn ſich entſetzen
und hierdurch eine Furcht einbilden. Fer-
ner hat der liebe Gott die wilden Thiere
mit Haͤuten, und Haaren zur Kleidung
verſorget, dieſelben vor groſſer Winters-
Kaͤlte, Froſt, Schnee und Eiß zu beſchir-
men; Auch denen Thieren der Erden
ſchnelle Fuͤſſe, denen Voͤgeln in der Lufft
Federn und Fluͤgel, und denen Fiſchen
das Schwimmen unterm Waſſer umb
ihren Feinden zu entfliehen, weißlich ge-
ordnet. Dahero z. E. die Hirſche, wann
ſie Hoffnung haben, uͤber den Zeug zu
ſpringen und ihre Freyheit zu erlangen,
aus Liebe und Begierde zur Freyheit,
darauff alle Muͤh anwenden, und, ſo ſie
entkommen, ſich daruͤber freuen und ver-
gnuͤgt ſind. Hieruͤber haben die Thiere
vor denen Menſchen, Raub-Thieren und
Hunden einen Zorn und Abſcheu, fuͤh-
len Schmertzen in der Geburth, ſind
mitleidig, ſo ſie ihr Kalb ſchreyen hoͤren,
wiſſen die Gelegenheit des Orts, ob es
da ſicher ſey oder nicht, verdaͤchtig oder
ohne Gefahr, ſich daſelbſt auffzuhalten.
Was nun ein wildes Thier, jegliches nach
ſeiner Art, vor eine Nahrung zu ſich ge-
nommen, und im Magen verdauet hat,
dergleichen Nahrungs-Safft wird durch
die Putrefaction generiret, ſolcher wird
per Spiritus disſipiret und endlich der
Saame, als ein Extract hieraus coagu-
lir
et, das andere wird durch die Leber in
Blut verwandelt und durch die Adern
ausgetheilet. Der Reſt aber, als die
Excrementa, Koth und Waſſer behalten
ihren natuͤrlichen Ablauff gewoͤhnlich
durch ihre erſchaffene Roͤhren. Und die-
ſes waͤre nun ungefehr die Natur und
Eigenſchafft derer wilden Thiere in ge-
nere,
ſoviel man bißhero ergruͤnden koͤn-
nen und mir bekant iſt. Es wuͤrde auch
ſonder Zweiffel alles und jedes ſpecialis-
ſime ad minutisſima
deutlich zu beſchrei-
ben, menſchlicher Vernunfft allzuſchwer
und zu weitlaͤufftig fallen. Welches der
Schoͤpffer aller Creaturen ſich nicht un-
billig allein reſerviret hat.


Vom Unterſcheid wilder Thiere.


Die von dem groſſen Gott lebendig er-
ſchaffene Creaturen ſind zweyerley, als
die Vernuͤnfftigen und Unvernuͤnfftigen.
Die Vernuͤnfftigen ſind wir Menſchen,
die wir durch Goͤttliche ſonderbahre Gna-
de nach dem Goͤttlichen Ebenbilde erſchaf-
fen
[]

[figure]
Figure 55. Der Loͤw.


Figure 56. Der Tyger.


Figure 57. B B.


[]

[figure]

[83]Von denen wilden Thieren.
fen und mit einer vernuͤnfftigen Seele
begabet worden ſind. Die Unvernuͤnff-
tigen ſind die Thiere, welche Gott dem
Menſchen zu gut erſchaffen und ihme un-
terwuͤrffig gemacht hat. Solche ſind nun
ſowohl zahme, als wilde: Die Zahmen
ſind, nachdem beſagter maaſſen das Cli-
ma,
ſowohl die frembden z. E. Camele,
Puͤffel und Maulthiere, als unſere ein-
heimiſche, nemlich Pferde, Ochſen, Kuͤ-
he, Schaafe, Ziegen und dergleichen.
Derer wilden hingegen giebts eigentlich
dreyerley Arten, als die Fiſche im Waſ-
ſer, die Thiere auf Erden und die Voͤ-
gel in der Lufft. Die Fiſche, weil ſolche
zu unſerm Vorhaben nicht dienen, wer-
de hier billig uͤbergehen; Von denen Voͤ-
geln des Himmels hingegen bin geſon-
nen vom groͤſten biß zum kleinſten einen
abſonderlichen Tractat zu ſchreiben. Was
aber die Thiere auff Erden betrifft, dar-
von wir uns vorgenommen haben zu
handeln, ſind dieſelben gar fuͤglich in
drey Claſſen abzutheilen: zu derer erſten
die grimmig reiſſende wilde Thiere oder
Beſtiæ, als der Loͤwe, das Tiegerthier,
der Baͤr, der Auer-Ochs und dergleichen
zu rechnen; Dann kommen in der an-
dern Claſſe die edelen Thiere oder Ani-
malia,
als der Hirſch, das Schwein, die
Gemſe, das Rehe, der Dachs, der Haſe,
das Caninchen und dergleichen; Und in
der dritten ſind die Raub-Thiere, oder
Raptores, als der Wolff, der Luchs, der
Fuchs, das Marder, der Bieber, und
Otter, die Katz, das Jltniß, Eichhoͤrn-
lein und dergleichen, von welchen allen
wir in dieſem Tractat handeln und eines
jeglichen Natur und Eigenſchafft, ſo viel
menſchlicheꝛ Vernunfft gemaͤß, betrachten
wollen. Ob nun wohl zwar, dem Hoͤch-
ſten ſey Danck, die in der erſten Claſſe ge-
dachte grimmig und reiſſende wilde Thie-
re, als Loͤwen und Tieger, in unſern
Laͤndern nicht, der Baͤr und Auer-
Ochs aber nur in Preuſſen oder Poh-
len zu finden; So werden ſie doch al-
lerſeits bey Hoher Landes-Herrſchafft
Hoff- und Kampff-Jagen am meiſten
æſtimiret und hochgehalten, dahero wohl
auch ruͤhmlich ſeyn ſolte, hiervon einige
Nachricht zu haben. Weiln nun der Loͤ-
we ein Koͤnig aller wilden Thiere, ſei-
ner Großmuͤthigkeit wegen, von allen
Phyſicis, Naturkuͤndigern und Jaͤgern
genennet und als das vornehmſte Thier
in unſerm Teutſchland in beſondern Loͤ-
wen-Haͤuſern zu groſſer Raritaͤt von Vor-
nehmen Potentaten, mit groſſen Unko-
ſten unterhalten wird, wollen wir von
demſelben, bey ſpecialer Beſchreibung de-
rer Thiere den Anfang machen, damit
auch hierbey kein Mangel ſeyn moͤge und
ein Loͤwen-Waͤrter hiervon Nachricht
nehmen koͤnne, maaſſen dieſe Thiere
zum Hoff- und Kampff-Jagen gerechnet
werden.


Von dem Loͤwen.


Ob wohl dieſes grimmig und reiſſen-
de fremde Thier hier in Teutſchland in
unſerm kalten Climate und denen nor-
diſchen Laͤndern gar nicht anzutreffen,
weniger deſſelben Eigenſchafft gruͤndlich
zu erforſchen; So kan doch nicht umb-
hin, deſſelben Natur, ſoviel mir bekant,
mit wenigem zu gedencken. Es wird
der Loͤwe wegen ſeiner edelmuͤthigen
Freudigkeit, tapffern Staͤrcke und Hertz-
hafftigkeit, auch unerſchrockenem Ge-
muͤthe, der Koͤnig aller wilden Thiere ge-
nannt, ſo billig auch den Vorzug derſel-
ben haben muß. Jhr rechtes Vaterland
iſt eigentlich Aſia, Africa, Perſia, und der-
gleichen warme Laͤnder, woſelbſt ſie in
groſſen Wildniſſen und Einoͤden zu fin-
den, und ihre Nahrung vom Raub
der Camele, Maulthieren und Rind-
Vieh, auch von der Frucht des Palmen-
baums haben. Jhre Brunfft und ſtrei-
chen iſt wie bey denen Hunden, und lauf-
fen ihrer viel einer Loͤwin nach, da es
denn darbey ohne grauſamen blutigen
Streit nicht abgehet, biß der ſchwaͤchere
dem ſtaͤrckern Platz laſſen und wei-
chen muß; Und weil in der groͤſten Hi-
tze der Sonnen der Loͤwe zur Brunfft
untuͤchtig, die Loͤwin aber ſehr begierig
iſt, ſo vermiſcht ſich dieſe offt mit Thieren
von anderer Gattung. So er anfaͤn-
get zornig zu werden, beginnet er den
langen Wedel gerade auffzurichten, wie
eine Katze, die man uͤber den Ruͤcken
ſtreichet: Wann er aber die Erden oder
wohl gar ſeinen Ruͤcken darmit ſchlaͤget,
erbittert er ſich durch Grimm: Sonſt
wird er niemahls leicht zornig werden,
es ſey denn, daß man Jhn eingeſperret
Hunger leyden laͤſſet, oder durch Zer-
chen, Naͤcken und Schlaͤge verletzet und
beleydiget. Die Menſchen, welche ihnen
L 2in
[84]Anderer Theil/
in der Wildniß auffſtoſſen, beleidigen ſie
nicht leicht, es triebe ſie denn der aͤuſer-
ſte Hunger darzu; Doch greiffen ſie auff
ſolchen Fall viel eher die Maͤnner, als die
Weiber, und die Weiber eher als die Kin-
der an. Die Loͤwin traͤget ihre Jungen
ein halbes Jahr und ſetzen meiſtens,
wie die Katzen, zur erſten Geburth fuͤnff
Jungen, alle Jahr aber eines weniger u.
nach fuͤnf Jahren nur ein Junges; Nach-
dem ſoll ſie ferner unfruchtbar verblei-
ben. Die Loͤwin iſt ſchmaͤchtiger und duͤn-
ner von Leibe, auch fluͤchtiger als der Loͤ-
we, welcher letztere braune zottlichte lan-
ge Haar als Locken umb den Kopff, die
Bruſt und halben Leib traͤgt, als eine
gar alte Peruque: Der uͤbrige Leib, Ruͤ-
cken, Keulen und die Vordern-auch Hin-
tern-Laͤuffte ſind roth, wie ein Hirſch:
Sein langer Wedel iſt wie ein Kuh-
Schwantz und ſehr lang, am euſerſten
Ende mit einer ſchwartzhaarigten langen
Qvaſte gezieret: Sein Kopff und Geſich-
te gleichet am Kiehn, Lippen, Naſen-
Loͤcher, Augen und runten Kopff, faſt
einer Katzen, hat auch ſolchen Bart und
kurtze runte dicke Ohren, graue Naſe
und weiſſe Augenbraunen und hat ein
Heldenmuͤthiges Anſehen; Soll auch
nach Ariſtotelis Meynung, ſowohl als der
Leopard und Tyger, wegen ſeiner hitzi-
gen Natur feurig ſcheinende Augen ha-
ben, wie die Luchſen und Katzen, und ſolche
ſollen im dunckeln mehr wahrzunehmen
ſeyn, als bey hellem Tage, weil ſolches
Licht von dem hellen Tages-Licht zerſtreu-
et wird, bey finſterer Nacht aber, da ſich
ſolches nicht mehr disſipiren kan, deſto ve-
hementer
ſcheinet. Derowegen derſelbe
vielfaͤltig in Koͤnigl. Fuͤrſtl. und Graͤffl.
Heldenmaͤßigen Ritterlichen Wappen
und Schildern mit Ruhm gefuͤhret wird.
Sie ſollen ein hohes Alter erreichen,
auch endlich ihre Zaͤhne verliehren, da
ſie dann auf die Menſchen am grauſam-
ſten ſeyn, weiln ſie ſolche leichter als an-
dere Thiere bezwingen koͤnnen. Wann
ſie das Fieber haben, ſo ſie offters be-
kommen ſollen, curiren ſie ſich mit Af-
fen-Fleiſch. Das Feuer fuͤrchten ſie ſehr,
und ſind mit Fackeln am leichſten zu
verjagen. An denen vorderſten Fuͤſſen
haben ſie fuͤnffe und an denen hintern
vier Klauen: Jm gehen verbergen ſie
ſolche wie eine Katze zwiſchen denen Zaͤ-
hen und laſſen ſie alleine ſehen und fuͤh-
len, wann ſie zum Kampff und Zorn erhi-
tzet werden. Jhre Farbe iſt gelb und falb-
licht, lichter und dunckeler, nachdem da-
ſelbſt das Clima, Nahrung, Lufft und
Waſſer befindlich iſt, im Winter aber
graulicht. Es gehet der Loͤwe und Loͤ-
win, jedes beſonders, auf den Raub;
Bey Aenderung des Wetters bruͤllet der
Loͤwe, welches ſchrecklich zu hoͤren, ſein
Athem iſt grob und ſtincket. Er ſchlaͤffet
auch mit offenen Augen; Seine Brunfft
geſchiehet im Monat Septembr. und ſe-
tzen ihre Jungen des Monats Martii,
da ſolche anfaͤnglich blind gebohren und
von denen Einwohnern derer warmen
Laͤnder mit Lebens-Gefahr in Abwe-
ſenheit der alten Loͤwen gehohlet wer-
den, und ruͤſten die Einwohner ſich in
groſſer Anzahl hierzu mit Spieſſen,
wann ihnen die alten begegnen moͤgten,
ihr Leben zu ſchuͤtzen. Sie werden dann
zahm erzogen und uͤbers Meer zu uns
nach Europa an Koͤnigliche und Fuͤrſt-
liche Hoͤfe uͤberbracht und alldar theuer
verkaufft, in hierzu abſonderlich erbaue-
ten Loͤwen-Haͤuſern aufbehalten und
theils zur Pracht, theils zum Kampff-
Jagen ernehret. Ein ſolcher Loͤwe muß
taͤglich ſeinen richtigen Fraß zu rechter
Zeit haben, nach ſeiner Groͤſſe vier biß
ſechs Pfund gewaͤſſert Rindfleiſch, jedoch
ohne Blut, davon ſie boͤſe werden, auch
ohne Fett, ſo ihnen ungeſund, weniger
Knochen, ſo unnuͤtzlich ſind, bekommen;
Dann wann er eingeſperrt und hunge-
rig waͤre, wuͤrde er zornig und boͤſe wer-
den. Wann aber ein ſolch Thier ſatt, iſt
es freundlich und ſpielet gerne; Man
darff auch frembde Leute nicht gantz al-
leine herzu gehen laſſen, weil ihr erſtes
Vorhaben gemeiniglich iſt, ſo weit ſie
immer moͤglich dabey reichen, ſtoſſen oder
werffen koͤnnen, daß ſie es zum Zorn
anreitzen und den Waͤrther hierdurch
nicht wenig in Gefahr ſetzen; Dann
leicht zu dencken, wie zornig ein grimmig
Thier zu machen, wann man es mit dem
Stock im Schlaff ſtoſſen, beunruhigen,
viel naͤrren und ſchlagen, oder wann es
hungerig, ihm ſein Freſſen nehmen wol-
te, worauf der Waͤrter, ſo niemahls ver-
drießlich, ſondern gedultig und ſonder-
lich von Jugend auff ein Liebhaber wil-
der Thiere ſeyn muß, achtung zu geben
hat; Vor allen Dingen muß er mit ei-
nerley Kleidung, ſo ja nicht etwan mit
Blut beſpritzet, ſondern reinlich iſt, oͤffters
zu ihnen gehen, denſelben zureden,
mit ihnen ſich bekant machen, und auf
ihre Minen, Augen und Gebaͤrden, ob
ſie
[85]Von denen wilden Thieren.
ſie zornig oder freundlich, wohl Achtung
geben: Vornehmlich aber ſie nicht trun-
ckener Weiſe unbedachtſam frey angreif-
fen. Sie werden eher aus Großmuͤthig-
keit eiſerne Ketten und Gitter zerbrechen,
als hoͤltzerne Behaͤltniſſe, Latten, Git-
ter oder Stricke, deren ſie ſich ſchaͤmen,
auch eher ein grimmig Thier anfallen,
als ein Schaaf. Vor ſeinem Ende ſoll
er in die Erde beiſſen und Thraͤnen fal-
len laſſen. Aus ſeiner Haut machet der
Reuter gerne Sattel und Zaum, welche
zu gewiſſer Martis-Stunde und der In-
fluenz
des Lunæ im Julio, da der himm-
liſche Aſpect im Zeichen des Loͤwens re-
gieret, martialiſch und im Streit gluͤck-
lich gehalten wird. Wegen der Spur
des Loͤwens, ſo meiſt eine Curioſitaͤt und
allhier in teutſchen Waͤldern wohl nicht
zu beſorgen, daß man ſie antreffen wird,
ſtatuire einfaͤltig nach meinem Verſtand,
dieweil nicht allein des Loͤwens Kopff in
allen Partibus, ſondern auch deſſen Ballen
der Fuͤſſe, Zaͤhen und eingezogenen Klau-
en, einiger maaſſen der Katzen-Art gleich,
doch nach Porportion, oder a minori ad
majus,
ſo kan man ſich die Geſtalt ſolcher
Loͤwen-Spuhr wohl vorſtellen, wie un-
gefehr der Caninichen gegen der Haſen
Gefehrd. Es ſoll, wie mir vor gewiß
und ſicher vertrauet worden, ein groſſer
annoch lebender Monarch in ſeiner Ju-
gend von der Loͤwin Milch (welche doch
wohl kuͤnſtlich zu erlangen mag geweſen
ſeyn,) ernehret worden ſeyn, wovon der-
ſelbe nachgehends eine unglaubliche Staͤꝛ-
cke erhalten, und ſattſam bewieſen ha-
ben ſoll. Von des Loͤwen Anatomie und
ruͤckſtaͤndigem Sceleton werde zu Ende
dieſes andern Theils bey der Section an-
derer Thiere, ſoviel mir bekant, oder ich
erforſchen koͤnnen, Nachricht geben.


Von dem Tyger.


Dieſes iſt ebenfalls ein frembdes,
auslaͤndiſches und wildes Raub-Thier,
welches auf ſeiner Haut von gelblichtem
Boden wohl ausgetheilete ſchwartzglaͤn-
tzende Flecken hat: Seine Groͤſſe des Lei-
bes gleichet faſt der Loͤwin, jedoch iſt es
kurtz von Halſe; hat hellglaͤntzende feu-
rige Augen, auch ſcharffe und ſpitzige
Klauen. Jhr rechtes Vaterland iſt ei-
gentlich Aſia, Peru, auch India, umb den
Fluͤß Ganges, Albania und Braſilia, wo
ſie ſich auch zuzeiten mit groſſen Hunden
belauffen ſollen. Jn Jndien ſollen ſie
ſo grimmig und rauberiſch ſeyn, daß ſie
nicht allein zwiſchen Straͤuchern und
Dornen auffpaſſen und die Buͤffel, wil-
de Schweine und andere Thiere, ſondern
ſogar die Mohren und Jndianer, als
deſſelben Ortes Einwohner, mit Liſt uͤ-
berfallen und niederreiſſen. Sie koͤnnen
ſehr hoch ſpringen und wann ſie was
von Gefluͤgel geraubet, rupffen ſie die
Federn ordentlich ab. Wann ihnen ih-
re Jungen von denen Einwohnern ge-
raubet werden und ſie ſolche nicht mehr
erreichen koͤnnen, ſondern leer zu ihrer
Hoͤhlen kehren, ſollen ſie greulich und
grauſamlich heulen und klaͤglich thun.
Und weiln in ſolchen hitzigen Mittags-
Laͤndern von Natur ein warm und
trocken Clima, Lufft und Erdreich iſt,
ſolcher maaſſen wenig Qvell-Brunnen,
Waſſer oder Pfuͤtzen daſelbſt gefunden
werden, und dahero offters geſchiehet,
daß zu Zeiten der Brunfft unterſchiede-
ne Sorten wilder Thiere bey der Traͤn-
cke zuſammen kommen; ſo verurſachet
ſodann die Gelegenheit des Orts und die
Anleitung und Begierde zur Brunfft,
daß viel ſeltzame Thiere theils durch Lieb-
koſen, theils mit Gewalt, von andern
Thieren beſprungen werden: Wie denn
die Panther oder Leoparden vermuth-
lich durch dergleichen vermiſchte Con-
ception
oder Mixtur ihre Derivation ha-
ben. Die Tyger-Haͤute werden von de-
nen Ungarn und Siebenbuͤrgen ſonder-
lich von ihrer fluͤchtigen Milice, denen
Huſaren, zur Zierde und Pracht auff
denen Achſeln getragen, auch bey vor-
nehmer Herren und Generals Hand-
Pferden zu Sattel-Decken gebrauchet.
Und nachdem die Landes-Art, Erdreich,
Raub oder Nahrung, Lufft und Waſ-
ſer, warm oder kalt befindlich, ſo giebet
es auch derer Tyger entweder große oder
kleine, lange oder kurtze, traͤge oder hur-
tige und an einem Ort mit ſchoͤnern Fel-
len oder Haͤuten gezieret, als am andern;
Denen Affen ſollen ſie hefftig nachſtellen
und dieſelben artig betriegen koͤnnen.
Sie werden ebenfalls zu uns gebracht
und in Loͤwen-Haͤuſern bey andern Thie-
ren gehalten. Von dem Tuͤrckiſchen
Kaͤyſer in Aſien und dem Perſianiſchen
Koͤnig, auch andern Potentaten werden
nicht allein die Panther oder Leoparder,
ſondern auch dieſes Thier, nehmlich der
L 3Tyger,
[86]Anderer Theil/
Tyger, von Jugend auf zahm erzogen
und zur Jagd anderer Thiere, wie ein
Falck oder Habicht abgerichtet, ſehr ge-
woͤhnlich gebraucht, da werden ſie hin-
ter ihrem Waͤrter auf einem Kuͤſſen zu
Pferde ſitzend getragen, von welchem ſie
nach vorgezeigtem Wilde unglaublich
hurtig und ſchnell abſpringen und lauf-
fen, nach gefangenem Wild und Beguͤ-
tigung aber ebenfalls jaͤhling wiederum
aufſitzen koͤnnen, worzu denn wohlab-
gerichtete Pferde erfordert werden. All-
hier bey uns Teutſchen iſt dieſe Art zu
jagen nicht gewoͤhnlich, ſondern es wer-
den die Tyger nur theils zur Pracht in
Loͤwen-Haͤuſern, wie gemeldet, behal-
ten, theils aber zur Hoff- und Kampff-
Jagd mit andern wilden Thieren ange-
reitzet, oder durch ſtarcke Hunde behetzt,
wie unten gemeldet werden ſoll. We-
gen ſeiner Spuhr und Gefaͤhrd hat man,
da ſie ohnedieß in unſern Laͤndern nicht zu
finden, bey uns wenig Nachricht, auſſer,
daß ſie, wie beym Loͤwen gemeldet, der Ka-
tzen Art nach ſolche an Ballen und Klau-
en, doch viel kleiner, laͤnger und ſchwaͤcher,
als der Loͤwe, formiren ſollen. Ein mehres
iſt mir von dieſem Thier nicht bekant.


Von dem Baͤr.


Dieweiln der Baͤr meiſtens in Poh-
len, ſehr wenig aber auf Boͤhmiſchen
und Schlaͤßiſchen Gebuͤrgen gefangen
und hier zu Lande zur Hoff- und Kampff-
Jagd gebrauchet wird, ſo wird dem ge-
neigten Leſer nicht mißfallen, wann deſ-
ſen Natur und Eigenſchafft hier bemer-
cket wird. Es werden die jungen Baͤ-
ren den Chriſt-Monath, und meiſtens
deren zwey, ſelten aber drey auff ein-
mahl geſetzet. Sie ſind ſehr klein, doch
zeigen der Kopff und die Vorder-Tatzen
die kuͤnfftige Groͤſſe: Anfaͤnglich ſind ſie
weißgelblicht und werden blind geboh-
ren: Daß ſie aber ſo klein ſind, iſt die
Urſach, weil die alte Baͤrin kein offenes
Schloß hat, wie andere Thiere. Sie wer-
den zu Anfang ihrer Jugend von der
alten leicht erdruͤcket. Wann ſie etliche
Tage vorbey haben, kriechen ſie der al-
ten in die Haare dem Bauch nach, klet-
tern auch auf den Ruͤcken; Am fuͤnff-
ten oder ſechſten Tage lernen ſie ſehen.
Wann nun etliche Wochen hin ſind und
es nicht ſehr kalt iſt, auch die Sonne fein
warm ſcheinet, kriechen ſie hervor umb
die alte herumb, und, ſobald zwey Jun-
gen zuſammen kommen, wollen ſie ſo-
fort mit einander ſpielen, welches mit
dem Maul und Vorder-Tatzen geſchie-
het, und machen mit allerhand krummen
Gebaͤrden dem Zuſeher eine artige Vor-
ſtellung. Sie ſaugen an der alten Baͤ-
rin, biß ſie wieder laͤufft und wann es
nur warm und Sommer wird, ſo gehen
ſie nach ihrer Nahrung, jedoch je laͤnger,
je weiter. Wann ihre alten von jun-
gem Wildpraͤth was gefangen, bringen
ſie es denen Jungen halb lebendig, daß
ſie wuͤrgen lernen, dann verzehren ſie
es zuſammen: Alles, was ſie freſſen, hal-
ten ſie mit den Vorder-Tatzen: Sie neh-
men alles, was fleiſchig iſt, gerne an, als
die jungen Voͤgel und Maͤuſe, wo ſie es
aber nicht haben koͤnnen, graben ſie aller-
hand Wurtzeln aus, die ſie eſſen, wie
auch einige Kraͤuter. Sie uͤben ſich mit
klettern und ſteigen auf die Baͤume, wie
die Katzen: Faͤllt gleich einer runder, gehet
er doch wieder hinauf. So bald die Heydel-
beer, Preußelbeer oder Erdbeer und Puͤl-
tze reiff werden, freſſen ſie gerne davon,
und wo die Baͤre haͤuffig in Waͤldern ver-
handen, gehen ſie des Nachts in die Wein-
trauben und zu allerley Obſt-Baͤumen,
da ſie ſich uͤberfluͤßig fuͤllen, daß offters
ihre Lohſung breit liegen bleibet. Die
Hummel-Neſter nehmen ſie gerne aus,
ingleichen die wilden Bienen aus denen
hohlen Baͤumen, wornach ſie ſteigen:
Finden ſie einen hohlen Baum, da Bie-
nen darinnen ſind, und vermercken es,
werden ſie ſo lange arbeiten, reiſſen und
in Stuͤcke beiſſen, biß ſie zu dem Honig
kommen; Das beſte, worauf ſie ſich ver-
laſſen, iſt, daß ſie eine gute Naſe haben
und leicht im Wind vernehmen koͤnnen,
derowegen halten ſie oͤffters die Naſe in
die Hoͤhe, und dahero kommts, daß ſie
leicht uͤberſichtig werden; Es ſind ohne
diß die Baͤre zur Blindheit ſehr geneigt,
und koͤnnen von Natur lange nicht ſo
ſcharff ſehen, wie andere Thiere: Wann
ſie noch klein, lernet man ihen allerhand
Kuͤnſte, als tantzen, uͤberwerffen, ſitzen
und ſtehen, in denen Armen was tra-
gen und anders mehr, es muß aber al-
les mit draͤuen und ſchlaͤgen geſchehen,
wie denen Pohlen bekant iſt. Ob gleich
die jungen Baͤre ſchwartz werden, be-
halten ſie doch am Halſe einen weiſſen
Ring, welcher nach und nach immer
dunckler
[]

[figure]
Figure 58. Der Baͤhr.


Figure 59. Der Auͤer Oehſe.


Figure 60. C C.


[]

[figure]

[87]Von denen wilden Thieren.
dunckler wird, biß er im dritten oder
vierdten Jahr allgemach vergehet und
nicht mehr zu ſehen iſt. Wann ein jun-
ger Baͤr zwey Jahr alt iſt, ſpuͤhret man
ihn ſtaͤrcker in der Faͤhrde, als die alte
Baͤrin, ſeine Mutter, wie anders Wild,
weil das maͤnnliche ſtaͤrcker als das weib-
liche iſt. Nach vier oder fuͤnff Jahren,
wann der weiſſe Ring umb den Halß
ihm vergangen und die Haare braͤuner
geworden, erlanget er ſeine Vollkommen-
heit. Wo ſich Baͤre aufhalten, da muͤſ-
ſen groſſe Wildnuͤſſen, Heyden und
Waͤlder ſeyn, ziemliche Felßen und wuͤ-
ſte Hoͤhlen, darinnen ſie des Winters
und des Sommers als in ihren Behaͤlt-
niſſen wohnen. Denen Woͤlffen folgen
ſie auff der Spuhr nach und was die-
ſelben gefangen, nehmen ſie ihnen ab und
jagen die darvon, welche ſich ihnen nicht
wiederſperren. Der Baͤr und Baͤrin
ſpuͤhren ſich, als wenn ein groſſer Menſch
mit bloſſen Fuͤſſen gegangen waͤre, und
iſt zu mercken, daß ihnen nicht, wie an-
deren Thieren, die Vorder-Spuhr groͤſ-
ſer, als die hintere, ſondern, wegen des
ſitzens und ſtehens, die Hinter-Spuhr
groͤſſer als die vordere iſt. Die Klauen
kan man in der Faͤhrd ſehen, auch gehet
der Baͤr mit der Baͤrin offte beyſam-
men. Zu Ausgang des Monats May
laͤufft die Baͤrin, gehet drey Viertel Jahr,
gleich einem Menſchen, oder Weibs-
Volck, tragend, biß ſie ſetzet. Jm Herbſt
bey der Eichel- oder Buch-Maſt werden
ſie ſehr feiſte: Wenn aber ein kalter Win-
ter einfaͤlt, koͤnnen ſie wohl zur Noth
etliche Wochen aushalten: Sie liegen
dann (ſo ihnen der Groſſe GOtt in der
Natur eingegeben hat,) in ihrem Lager,
welches ſie mit Mooß zuſammen getra-
gen und warm ausgefuͤttert. Des Win-
ters beym groſſen Schnee, da ſie nicht
viel finden, ſondern vielmehr ihr Lager
verrathen wuͤrden, gehen ſie nicht aus,
ſondern ſaugen an den Klauen, wie auch
an den Hinter-Tatzen, knorren und mur-
meln vor Suͤßigkeit, die ſie darvon ha-
ben; Maaſſen in deſſen Anatomia befun-
den worden, daß von denen Tatzen an
innerlich gewiſſe Ductus und Roͤhrgen
gehen, wodurch ſie ihr Fett oder Feiſte,
wie auf eine andere Art der Dachs, zu
ſaugen pflegen: So haben ſie auch vie-
les vom Dachs, zum Theil auch vom
Schwein. Seltſam aber iſt es, daß ſie
wegen ihrer Hinter- und Vorder-Fuͤſſe
auch im Brunfften ſtehen, gehen, ſchla-
gen, und werffen, item ſteigen, umb-
greifen und dergleichen dem Menſchen
in allem ziemlich gleich kommen, mit dem
Geruch aber denen Hunden aͤhnlich ſind.
Es iſt ein Thier von einer wunderbaren
Complexion und wohl zu betrachten.
Seine innerlichen Viſcera und Einge-
weyde an Hertz, Lunge, Leber und Gal-
le, Diaphragma oder Zwerg-Fell, der
Wanſt und Magen, Gedaͤrme und al-
les innerliche Zubehoͤrige, ingleichen die
Fuͤſſe, Ferſe, Fußſohlen, Ballen, Zaͤhen,
der hinteren, wie auch der Voͤrder-Tatzen
Ballen, Gelencke, Fingeꝛ und Klauen, Ell-
bogen und Schultern, Knie nnd Arſchba-
cken, gleichen in allen, der Anatomie nach,
dem Menſchen, nur daß der Kopff, Naſe,
Maul und Ohren, einem Schwein oder
Hunde, die Augen aber einem Dachs
ahnlicher ſind. Wann im Fruͤhling das
Thau-Wetter einfaͤllt, gehen ſie aus ih-
rem Lager nach ihrer Nahrung, und
nehmen mit dem vorlieb, was ſie im Laub
finden. Sie koͤnnen ein groß Stuͤck Lu-
der tragen, und tragen, was ſie fangen
und kriegen, recht in Armen gleich nach
ihrer Wohnung; Wann ſie was verzeh-
ren, halten ſie es feſt in Vorder-Tatzen
und legen ſich darbey nieder. Sie ſind
nicht lange fluͤchtig, hoͤren bald auf, und
verlaſſen ſich auff ihre Staͤrcke. Wann
ſie unter einander uneinig werden, beiſ-
ſen, kratzen und ſchlagen ſie ſich mit groſ-
ſem Geſchrey, brummen und ſchnau-
ben, ſchlappen mit der Zunge und Lippen,
und laſſen ſich nichts nehmen. Jhr
Wildpraͤth, weil ſie faſt wie die Dachſe
und Schweine ſich von Gewuͤrm und
Wurtzeln nehren, ſchmecket ſuͤß und eckel,
als zahm Schweine-Fleiſch und wird bey
Hoff in der Kuͤchen verbrauchet; Die
Tatzen aber werden als eine Delicateſ-
ſe
vor die Herrſchafft angerichtet. Die
Haut, ſo im Winter am beſten, wird
gaar gemachet und zu Decken der Reit-
Pferde, auch in denen Kutzſchen zur
Waͤrme und uͤber die Kaſten, ſolche vor
der Naͤſſe zu verwahren, gebrauchet. Sein
Schweiß ſoll denen erſchrockenen und
furchtſamen Menſchen eingegeben, ei-
nen Muth machen; Auch ſoll man mit
ſeinem Fett einem andern unwiſſend ei-
nen grauen Bart zuwege bringen.
Sonſt iſt er ein Raͤuber derer wilden und
zahmen Thiere; Suchet Fiſche, ſtreif-
felt den Hafer, am allermeiſten a-
ber bedienet er ſich gleichſam zu ſei-
ner Wuͤrtze der Ameiſen, welche er
in
[88]Anderer Theil/
in denen faulen Stoͤcken ſuchet, die er
zerbricht, und die Ameiſſen daraus ge-
nuͤſſet: Dahero ſeine Lohſung meiſten-
theils von Ameiſen als ein zuſammen ge-
druckter Ballen ausſiehet. Die Baͤrin
ſauget ihre Jungen nicht wie andere
Thiere hinterwaͤrts, ſondern vorwaͤrts,
nach dem Bruſt kern zu, mit zweyen Ge-
ſaͤugen, gleich einem Weibsbild. So die
Baͤren von Jugend auf bey denen Men-
ſchen zahm auferzogen werden, ſind ſie
artig und fromm, doch muͤſſen ſie kein
Blut oder Fleiſch kriegen, ſo roh iſt, wo-
von ſie grimmig werden. Jm Alter a-
ber werden ſie boͤß. Sie leben nicht uͤber
zwantzig Jahr. So ſie in der Hoͤhle ge-
hungert haben, gebrauchen ſie Sauer-
ampff, und andere Kraͤuter zu ihrer
Nahrung, wegen des Magens und Ge-
daͤrms. Der Baͤrin ihre Faͤhrd iſt laͤnger
und ſchmaͤhler, als des Baͤrs, welcher
groſſe Branten und Klauen, ſonderlich an
der Hinter-Spuhr hat: Der Baͤrin ihre
Ferſe aber ſind kleiner, des Baͤrs ſchwaͤch-
ſtes Glied iſt gleichwie bey dem Tachs die
Naſe und Stirn, ſo er daſelbſt verletzet
wird; Jſt auch ſonſt ein ſehr geyles Thier.
So es eine unrichtige Weibes Perſon
vermercket, wuͤrde es mit derſelben durch
Gewalt Unzucht treiben. Sie brunff-
ten oͤffters vorwarts, wie Menſchen,
theils auch von hinten, wie Hunde. Jhre
angebohrne Bloͤdigkeit der Augen curi-
r
en ſie durch Aderlaſſen, weñ ſie der wil-
den Bienen, Weſpen, und Hummeln
Neſter beſteigen und reiſſen, wobey ih-
nen die Naſe dergeſtalt beſtochen wird,
daß viel dickes Gebluͤth abgehet, alſo die
Augen umb ein ziemliches heller werden.
Es ſoll auch der Baͤr ruͤckwaͤrts in ſei-
ne Hoͤhle gehen, daß man meynen ſol-
te, er ſey heraus gegangen. Jnsgemein
ſind deren Baͤren vielerley Gattungen,
nachdem das Clima iſt; die bekanteſten
aber ſind zweyerley: Die eine Art iſt
groß, deren theils Oerten gantz ſchwartz,
groß und lang ſind, wie in Preuſſen
und Litthauen, andere hingegen ſind
Braun, auch ziemlich groſſer Art, wie
in Pohlen; Dieſe ſind ſchlechter und zer-
reiſſen alles, was fleiſchig iſt, nicht nur
in der Satz-Zeit die Wild-Kaͤlber, ſon-
dern auch das gefallene Wild, und zahm
Vieh, geſtorben Aß und Luder, und ha-
ben dunckelbraune Haare, ſind auch
grimmiger nach denen Menſchen. Die
andere Art aber iſt viel kleiner, kurtz
und dick, heiſſen Zeiddel-Baͤre, weil ſie
den Honig zeiddeln; dieſe koͤnnen auf die
Baͤume beſſer klettern, als jene, ſind
auch etwas lichtbraͤuner an Farbe. Sie
thun einem Menſchen leichte nichts, wenn
ſie nicht boͤſe gemachet werden. Ein Baͤr
hat einen ſchwerlichen Lauff und nicht
viel ſchneller, als ein Menſch, ſo er einem
Menſchen nahe kommt, oder ſich ange-
griffen vermuthet, hebt er ſich empor auf
die hintern Fuͤſſe und zeiget ſeinen Zorn
an durch Brummen, doch iſt die Baͤrin
grimmiger und etwas laͤnger, als der
Baͤr. Sie trincken nicht wie andere
Thiere, ſondern freſſen gleichſam Biſſen
weiſe aus dem Waſſer. Nach dem Bey-
ſchlaff abſentiren ſich die Baͤrinnen und
ſtreiffen den Haber mit denen Tatzen oder
Maul ab, vorhero aber ſehen ſie ſich wohl
umb. Daß es in denen Nordiſchen kalten
Laͤndern, als Groͤnland, Jßland und No-
va Zembla,
wegen des kalten Climatis
und grim̃igen Schnees und Froſts gantz
weiſſe Baͤre geben ſoll, welche ſo wohl un-
ter dem Waſſer von denen Fiſchen und
andern Waſſer-Gewaͤchſen, als auch auf
dem Lande, wie die Amphibia ſich neh-
ren, findet man aus denen Reiſebeſchrei-
bungen vor gewiß verſichert, und ſollen
ſie ſich auf Acht Tage im Waſſer erhal-
ten koͤnnen und daſelbſten ſich ſehr haͤu-
fig finden laſſen; Doch iſt dieſes eine gantz
andere Art, als die hier zu Lande ge-
woͤhnliche Baͤre. Letzlich wegen ihrer
Spuhr, woran am meiſten gelegen, iſt
zu mercken, daß die Vorder-Tatzen brei-
te dicke Ballen innerlich gegen einander
zu zwey Gruͤblein haben, und fuͤnff Zaͤ-
hen, woran die Naͤgel oder Klauen im-
mer kleiner zuſam̃en gezogen; Die Hin-
ter-Spuhr aber einen kurtz und breiten
Menſchen Fuß mit Ferſen, Fußhoͤhle (ſo
rauch verwachſen) u. Ballen mit 5. Zaͤhne
haben, nur daß die innern Zaͤhen allzeit
immer kleine, als die aͤuſern gewachſen.


Vom Auer.


Die Auer oder Auer-Ochſen ſind von
dunckelſchwartzer Farbe, welche vor die-
ſem in denen gꝛoſſen Wuͤſteneyen Teutſch-
landes oder dem Sylva hercinia, dem
Hartz- oder Schwartz-Walde geſehen
worden, bey Ausrottung aber ſolcher un-
geheuern Waͤlder, ſich jetzo nach denen
ſeptentrionaliſchen Laͤndern, als Litthau-
en
[]

[figure]
Figure 61. Der Hirſch.


Figure 62. Das Thier.


Figure 63. D D.


[]

[figure]

[89]Von denen wilden Thieren.
en, Reuſſen und Preuſſen begeben haben,
woſelbſten ſie gefangen, oder vielmehr
jung erzogen zu uns in Teutſchland zum
Kampff-Jagen gebracht werden. Die-
ſes tobende Thier, ſo einem wilden Rind
billig zu vergleichen, iſt ſchuͤchtern, fluͤch-
tig und ſcheu, auch ſtaͤrcker, groͤſſer und
laͤnger als unſer gemeiner Stier, und
unglaublich geſchwinde. Sie haben ei-
ne breite Stirn, darneben kurtze dicke
ſchwartze Hoͤrner, auch einen ſolchen ſtar-
cken Halß, Kopff und Genuͤck, und koͤn-
nen einen gantzen Reuter ſamt dem Roß
mit ihren Hoͤrnern zugleich aufheben
und in die Hoͤhe werffen. Sie ſollen ſo
einen harten Kopff und Hirnſchale ha-
ben, daß ſolche in keinerley Weg, auch
durch keinen Buͤchſen-Schuß, wie ſtarck
der ſey, verletzet werden kan; Wann ſie
aber todt ſind, ſoll ſich dieſe Eigenſchafft
nicht mehr finden, und ſoll alsdenn ihre
Hirnſchale durch einen jeden Schuß
durchbohret werden koͤnnen; Welches
Sr. Churfl. Durchl. zu Brandenburg,
Friedrich Willheln, probiren laſſen,
und wahr befunden. Jhre Haut und
Haare ſind gantz glatt und halten ſich
ziemlich feiſte: Sie haben eine harte und
ſcharffe Zunge, welche faſt wie eine eyſer-
ne Feile alles zerreibet; Was nun an-
deres Rind-Vieh vor Nahrung nimmt,
friſſet der Auer gleichfalls. Es iſt ein
ſchaͤdliches Thier, ſo abſonderlich dem
Menſchen haͤßig, und leget ſich gemeini-
glich bey ſolchen Wildnuͤſſen in Bruch mit
Rohr und Schilff verwachſenen Moraſt
hinein tief ins Waſſer, daß man nichts
als kaum den Kopff davon ſehen kan;
Wann es erzuͤrnet und grimmig wird,
ſo faͤhret es heraus und ſtoͤſſet nieder,
was vor es kommt, druͤcket mit ſeinen
Hoͤꝛneꝛn unglaublich ſtarck und geſchwin-
de, und beharret hartnaͤckig ſo lange,
biß es vermercket, daß kein Leben mehr
vorhanden. Es ſiehet der Auer auf der
Stirn rauch zopffhaarigt, mit ſeinen
kleinen tieffen Augen erſchroͤcklich und
fuͤrchterlich aus, und hat ein greuliches
Anſehen, wie man denn vor gewiß in Hi-
ſtorien angeben will, daß dieſe abſcheu-
liche Beſtia noch zu Zeiten des Julii Cæ-
ſaris
und ferner des Cornelii Taciti in
dem damahligen wilden verwachſenen
Teutſchlande geweſen; Bey beſſerer
und mehrerer Cultifirung der Nachkom-
men aber haben ſich ſowohl die Auer,
als andere ungeheuere Thiere in die groſ-
ſen Mitternaͤchtiſchen Wildnuͤſſen Sa-
mogytien und dergleichen begeben. Er
hat ein grobes unverdauliches Fleiſch, iſt
dahero dem Menſchen hoͤchſtſchadlich und
wird nur, wie oben gedacht, von groſ-
ſen Herren wegen ſeiner Staͤrcke und
Geſchwindigkeit zum Kampff-Jagen un-
ter andere Thiere gebrauchet; Und weiln
er in keinen Kaſten wegen ſeiner Groͤße
und grimmigen Staͤrcke kommen kan,
wird er an groſſen Ketten, zwiſchen
vorn und hinten ſchweren mit Steinen
beladenen zweyen Wagen gefuͤhret. Letz-
lich melde von deſſen Spuhr ebenfalls,
ſoviel mir wiſſend, und etwan noͤthig ſeyn
moͤgte, maaſſen er hier auch gar nicht
anzutreffen iſt; Dieweil er nun, beſchrie-
bener Maaßen nach ſeiner Eigenſchafft
in allen einem Rind-Vieh faſt gleich
kommt, nur daß er wild iſt, ſo waͤchſt
die Schaale viel laͤnger, krummer und
haͤrter, auch mehr gewoͤlbter, beſchloſſe-
ner, als denen zahmen Ochſen, deren
Fuß freylich mercklicher, fleiſchichter ver-
wachſen, flacher und runter, auch
ſchraͤncket der Auer richtiger und gleicher,
als der zahme Ochſe, welches zur Nach-
richt dienen kan. Von deſſen Anato-
tomie
iſt wohl nichts ſonderlich merck-
wuͤrdiges zu betrachten uͤbrig, als daß
deſſen Sceleton einem Rind-Viehe glei-
chet, nur daß die Knochen und Gelencke
mercklich ſtaͤrcker ſind.


Von dem Hirſch.


Der Hirſch iſt das edelſte und be-
kanteſte Wild unter denen wilden Thie-
ren in Teutſchland, deſſen in Heyliger
Schrifft mit beſonderm Lob hin und wie-
der gedacht wird. Das Weiblein, nehm-
lich die Huͤndin oder das Thier, ſobald
ſie im Septembri in der Hirſch-Brunfft
von dem Hirſch empfangen hat, bemuͤ-
het ſich alleine abzuſondern. Wunder-
lich iſt es, daß in der Brunfft am vierd-
ten oder fuͤnfften Tag nach der Em-
pfaͤngniß ſich der Saame gleich formiret
und wird die Frucht, nachdem ſie ſechs-
zehen Wochen in Mutterleibe gelegen,
nach alter erfahrner Jaͤger Meynung
lebendig. Das Thier traͤget ſeyn Kalb
viertzig Wochen, auch wohl acht Mo-
nat und neun Tage: Sie ſtaͤrcket ihre
Frucht durch den Geruch der Ameiß-
Hauffen, durch Wurtzeln und Kraͤuter,
Mvon
[90]Anderer Theil/
von der Heyde und andern Knoſpen,
Brunnen-Kreſſe, Mooß und allerhand
Rinden derer Baͤume. Jn Behaͤltniſ-
ſen und dickem Gebuͤſch verbirget ſie ſich
vor rauher Winter-Kaͤlte, Froſt und
Schnee; Des Nachts aber, ſo lange es
finſter, gehet ſie auf die Winter-Saat
vorſichtig aus, ihre Nahrung zu neh-
men. Es haͤlt ſich meiſtens das Wild
zur Herbſt- und Winters-Zeit Troupp-
weiſe beyſammen auff, worbey jedes-
mahl eines umb das andere genau auf-
fiehet und die Wache haͤlt, umb ihren
Feinden zu entfliehen. Wann es zwi-
ſchen Oſtern und Pfingſten kommt, des
Fruͤhlings umb den May-Monat, ſu-
chet ein jedes Thier einen abſonderlichen
ſtillen Ort aus, ſein Kalb zu ſetzen, wel-
ches gemeiniglich, aus Furcht der Raub-
Thiere, an Straſſen oder Wegen, in
kleinen Gruͤnden, Wieſen, jungem Ge-
haͤu, unter einem dicken Gebuͤſch oder
Lager-Baum und Zopff-Ende geſchie-
het. Umb welche Zeit kein Hirte, Schaaf-
oder Rind-Vieh, weniger Hunde in o-
der bey denen Heyden oder Buͤſchen zu
dulden; Dann wann ein Stuͤck Wild
oder Thier in der Satz-Zeit, da es ſetzet,
verſtoͤhret wird, erſchrickt und ausſprin-
get, thut es ſich leicht Schaden, ſo, daß
es oͤffters crepiren muß. Wann ſie nun
ihr Kalb ſetzen, ſo thun ſie ſich gar offt
nieder und kruͤmmen ſich zuſammen.
Jm 39. Cap. Hiobs wird deren Geburth
alſo beſchrieben: Sie beugen ſich, wann
ſie gebaͤhren, und reiſſen ſich und laſſen
aus ihre Jungen. Das Kalb iſt an-
faͤnglich naß, dunckelroth, mit vielen weiſ-
ſen Flecken gezieret, und, weil es noch
gantz matt von der Geburth, liegt es
drey biß vier Tage ſtille und druͤcket ſich
wie ein Haaſe zur Erden; Jnsgemein
fuͤhret das Thier das Kalb von der Ge-
burths-Stelle etwas weiter, meiſtens
ins Korn, damit es von Menſchen oder
Raub-Thieren, ſo oͤffters geſchiehet,
nicht weggenommen werden moͤgte. So
das Kalb von einem Menſchen geſuchet
wird, wird das Thier denſelben durch
viele Wendungen hin und wieder wun-
derlich mit groſſer Liſt verfuͤhren, daß es
nicht zu finden. Waͤhrender Zeit wird
oͤffters in Abweſenheit des alten Thie-
res das Kalb von Menſchen, Hunden
oder Raub-Thieren weggenommen; So
es nun ſchreyet, ſpringet ſie in hoͤchſter
Eyl darzu, ſchlaͤget ſtarck mit denen Laͤuff-
ten und jaget manches Raub-Thier da-
von; Wo aber Gewalt vor Recht gehet,
muß ſie es geſchehen laſſen, was nicht zu
aͤndern. Sie laͤſſet das Kalb taͤglich
fruͤh, mittags und abends fleißig ſau-
gen, lecket und liebet es, ob es gleich vom
Kalbe geſtoſſen wird; Doch habe ſelber
geſehen, daß ein Thier ſein eigenes Kalb,
weil es gebrechlich geweſen, angegriffen,
und bereits das rechte Ohr und die lin-
cke Klaue davon aufgezehret hat; Muth-
maſſe dahero, daß eben nicht ſo ſchlech-
terdings zu verwerffen ſey, was Plini-
us
von dem Hirſch und der Schlange ge-
ſchrieben hat, und iſt uns noch vieles
verborgen, welches wir auszulernen nicht
vermoͤgend ſind. So es geſogen, gehet
das Thier nach ſeiner Nahrung, wann
es das Kalb nicht gleich findet, wird es
ſo lange ruffen, biß das kleine antwor-
tet, ſo in kurtzer Zeit lauffen lernet. An-
faͤnglich gehet es allzeit hinter dem Thier
her, wann es aber kundiger und ſtaͤr-
cker wird, laͤufft es alsdann vorwitziger
voran. Das Thier fuͤhret ſein Kalb al-
lenthalben vorſichtig aus, zeiget ihm alle
Gefahr, Nahrung und Sicherheit, biß
es uͤberall kundig iſt und alle Gelegenhei-
ten mercket. Wann nun das Wild-
Kalb zu andern Kaͤlbern ſeines gleichen
koͤmmt, machen ſie ſich luſtig und uͤben
ſich im Lauffen, dummeln ſich mit kur-
tzen Wendungen, ſpringen fluͤchtig uͤber
die Straͤucher weg, ſchlagen mit denen
Vorder-Laͤufften und ſind ſehr artlich.
Das Thier laͤſſet es taͤglich ſaugen, biß
zur Brunfft, auch oͤffters etliche Wochen
nach der Brunfft, ob ſie ſchon wiederum
empfangen hat, wann aber das Thier
gelde gehet, ſauget ſie es durchs gantze
Jahr, biß ſie wiederum brunfftet. Jm
Sommer verliehret das Kalb ſeine weiſ-
ſe Flecken, etliche Wochen nach der Satz-
Zeit, und wird gelbroͤthlich, wie das an-
dere Wildpraͤth; Maaſſen alles rothe
Wildpraͤth insgemein umb die Satz-Zeit
die grauen Winter-Haare fallen laͤſſet,
und ſich roͤthlich faͤrbet. Des Fruͤhlings,
wenn ſie haaren, treibet ihnen die Natur
aus dem innerſten ſcorbutiſchen und ſal-
tzigten Gebluͤthe durch alle Poros, ſo zu
ſolcher Zeit ſich oͤffnen, zwiſchen Haut
und Fleiſch ſolche Materie, aus welcher
Putrefaction Wuͤrmer wachſen, Ender-
linge genannt, ſo auch zuweilen durch den
Schlund, Naſen und Maul heraus ge-
hen und eine Reinigung des Gebluͤts ſind,
zuzeiten aber durch beſagten Schlund ſo
ſtarck treiben, daß das Thier erſticken
und
[91]Von denen wilden Thieren.
und crepiren muß; Werden von denen
Tholen aus der Haut gehacket, welches
dem Wild ſo ſanfft thut, daß ſie bey ſol-
chem Schroͤpffen ſtille halten: Dahero
es koͤmmt, daß uͤm ſolche Zeit die Haͤute
voller Loͤcher, und nichts nuͤtze ſind, biß
es von ſich ſelbſt zulaͤuffet und verheilet,
ſo eine artige Eigenſchafft iſt. Auch ſchlu-
cken ſie gerne leinene Lappen in Magen,
vermuthlich denſelben mit denen Faſen
zu reinigen. So habe ich auch ſelbſt mit
meinen Augen geſehen, wie ſich ein Stuͤck
Wild durch die Naſe die Ader ſelbſt gelaſ-
ſen, woraus, nachdem es hefftig genieſ-
ſet, gantze Stuͤcken Schweiß anfanglich
gefallen, nachgehends iſt der Schweiß
Strohhalms dicke klar geronnen, ſo lan-
ge, biß es ihm genung gedeucht, da es
den Kopff uͤber ſich geworffen, und alſo
den Schweiß geſtillet; Oder es brauchet
ein ſolches Wild das Mooß von Roth-
Buchen oder Aeſchen. Die Wild-Kaͤl-
ber kan man in Sommers-Zeit anders
wohl nicht unterſcheiden, was ein Hirſch
oder Wild-Kalb ſey, als wann man ſie ge-
ſetzet findet, oder das Feigenblaͤttlein oder
Kurtz-Wildpraͤth vorne oder hinten ſtal-
len ſiehet, oder auch dieſelben grob oder
klar ſchreyen hoͤret: Auf der Stir-
ne iſt das Kalb braͤunlicht oder roth,
wiewohl ſich die Farbe meiſtens nach der
Mutter richtet. So es aber jaͤhrich, hat
es einen haͤngigen Bauch, und von na-
tuͤrlicher Hitze ein Brandfleckgen, ſiehet
weiß am Kien, daran ein klein ſchwartz
Baͤrtgen iſt. Nach der Brunfft im
Herbſt verliehren die Kaͤlber den Na-
men eines Kalbes und werden Schmahl-
Thiere genennet, ſolange, biß dem
Hirſch-Kalbe ſein erſtes Gehoͤrne her-
aus waͤchſet. Nachdem er Nahrung
und Weyde, Natur und Vermoͤgen hat,
bekommt er in dem erſten, theils auch im
andern Jahre, zwey Buckeln, als wel-
ſche Nuͤſſe, welche taͤglich hoͤher aufſchieſ-
ſen und zum theil ein Viertel der Ellen,
auch theils noch laͤnger wachſen und zur
Brunfft-Zeit erſt vollkommen werden,
dann wird er ein Spieß-Hirſch genen-
net, welcher ſich Sommers und Win-
ters bey anderm Wildpraͤth auffzuhal
ten pfleget, wegen ſeiner Mutter. Jm
andern, auch wohl im dritten Jahre
des Sommers, wenn dieſe Spieſſer ab-
geworffen haben, ſetzen ſie offtmahl wie-
derumb Spieſſe auf, jedoch laͤnger und
ſtaͤrcker, als die vorigen: Theils bekom-
men Augenſproſſen, oder vier Enden,
dann werden ſie Gabel-Hirſche genen-
net, welche Augenſproſſen ihnen dann
allezeit am laͤngſten wachſen. Es mag
ein Hirſch ſo viel Enden bekommen, als
ſeine Natur heraus zwinget. Jm vierd-
ten oder fuͤnfften Jahre, nachdem der
Hirſch Nahrung und Ruhe gehabt, oder
ihme gemangelt, ſetzet er wiederum vier
Enden, doch ſtaͤrcker und laͤnger, meh-
rentheils aber ſechs Enden auf. Dieſe
junge Hirſche ſind dem Wildpraͤth zur
Brunfft-Zeit ſehr angenehm, wie ein
Juͤngling von zwantzig Jahren unſern
Weibern und machen durch Liſt und Ge-
ſchwindigkeit denen Alten viele vergebli-
che Gaͤnge und Muͤhe, ſie von dem Wild
abzuhalten. Jm fuͤnfften oder ſechſten
Jahre bekommen ſie meiſtentheils acht
Enden. Dieſe ſind fluͤchtige Hirſche und
geſchwinde im kaͤmpffen, werden aber
dennoch mit Ungeſtuͤmm von denen gro-
ſen abgetrieben, daß ſie weichen und an-
derswo ihr Heyl verſuchen muͤſſen; Jm
ſechſten oder ſiebenden Jahr, ſoll er we-
nigſtens zehen biß zwoͤlff Enden haben,
nachdem, wie gemeldet, ſeine Natur und
Nahrung geweſen. Das Wachsthumb
und Zunehmen eines Hirſches in ſeiner
Hoͤhe, Dicke, Staͤrcke und voͤlligen Voll-
kommenheit waͤhret ſieben biß acht Jahr,
ſo groß er werden ſoll; Und wird zu ei-
nem rechten Jagdbahren Hirſch, wie er
zu Boden faͤllet, mit vollem Wanſt, Ge-
ſcheide und Gehoͤrn gerechnet drey Hun-
dert Pfund am Gewichte und zehen En-
den am Gehoͤrne. Dahero die Alten pfle-
gen zu ſagen, was dem Hirſch an Ge-
hoͤrn oder Zahl derer Enden fehlete, muͤ-
ſte er am Wildpraͤth umb ſo viel mehr
haben. Es halten ſich die groſſen Jagd-
bahren Hirſche meiſtens drey oder vier
beyſammen auff. Die kleinen aber von
ſechs biß acht Enden jagen ſie fort und
leyden ſie nicht bey ſich. Einige Hir-
ſche, welche zehen oder zwoͤlff Enden
getragen haben, pflegen folgendes Jahr
zuruͤck und weniger zu ſetzen, jedoch von
Stangen ſtaͤrcker und laͤngere Enden,
welches ein Merckmahl, daß ſie des Win-
ters offt Hunger ausgeſtanden, keine gu-
te Nahrung gehabt und nirgends ſicher
geweſen; Ja ſie tragen wohl gar zuwei-
len nur Spieſſe oder Gabeln, welches de-
nen Kuͤmmerern, ſo im kaͤmpffen am kur-
tzen Wildpraͤth verletzet worden, wieder-
faͤhret und nur ein Augenmaß derer er-
fahrnen Jaͤger iſt, doch werden ſie deſto
ſtaͤrcker und feiſter am Wildpraͤth. Aus
M 2dem
[92]Anderer Theil/
dem Kurtz-Wildpraͤth, Hoden oder Te-
ſticulis
koͤmmt aller Zugang, Nahrung
und Krafft her, ſo zum Gehoͤrn dienet,
weiln, ſo ein Hirſch-Kalb klein geſchnit-
ten wird, es nimmer ein Gehoͤrn bekoͤm̃t
und wenn er Kolben aufgeſetzet, ſich
aber durch Uberſpringen an dem Orte
ritzen wuͤrde, oder Schaden thut, wird
ſolches knorricht, unfoͤrmlich, und krumb
verwachſen. Wann aber ein Hirſch, der
ſein Gehoͤrn traͤgt, in der Brunfft da-
ſelbſt verletzet wuͤrde, ſo wird er das Ge-
hoͤrn, ſo er traͤget, zeit Lebens behalten
muͤſſen; Weil ihme der Zugang ver-
dorret; oder wird doch ſpater werffen
und als ein Kuͤmmerer niemahls recht
auffſetzen koͤnnen. Die Eigenſchafft ei-
nes Hirſch-Gehoͤrnes gleichet einer Ei-
chel, welche den Safft durch den Sten-
gel in die Muſchel ſetzet, und den Zugang
dadurch hat, biß die Eichel reiff, harte
und duͤrre wird, endlich aber abfaͤllet.
Eben auf ſolche weiſe qvillet gleichſam,
nach abgeworffenem Gehoͤrn oder Stan-
gen, das ſaltzigte Gebluͤth, ſo vom Kurtz-
Wildpraͤth ſeinen Zugang dahin hat,
zwiſchen Haut und Fleiſch umbher, wie
ein Crantz in die Muſchel, ſetzet ſich mehr
und mehr oder haͤuffiger an, ſo viel nem-
lich die Natur heraus zwinget, und ſchwil-
let ferner empor, biß es von der Son-
nen-Waͤrme ſeinen Wachsthum er-
haͤlt, zur voͤlligen Zeitigung gelanget und
verecket wird, ſo innerhalb acht auch ze-
hen, biß zwoͤlff Wochen geſchicht. Dar-
uͤber von der Lufft, Sonn und Regen
ein duͤnn blaulicht Haͤutlein gantz rauch
waͤchſet, wird ſo lange die Kolben genen-
net, biß alle Enden verecket, ihren voll-
kommenen Wachsthum erlangen, und
hart werden. Sie halten ſich, waͤhren-
der Zeit, meiſtens in lichtem Holtze auff,
das weiche Gehoͤrn zu ſchonen. Wenn
es nun vollkommen erwachſen und kẽi-
nen Zugang ferner zu hoffen, wachſen
von der Faͤulung zwiſchen dem Gehoͤrn
und Haͤutlein kleine Wuͤrmlein; Das
Baſt vom Gehoͤrn weiß der Hirſch in
ein Paar Tagen, auch offt in einer Nacht,
beym Thau und naſſen Straͤuchern
dergeſtalt reinlich abzuſaͤubern, daß am
Kopff, Gehoͤrn und Halß weder vom
Baſt, noch Schweiß-Tropffen das
geringſte zu ſehen iſt und ſtreichet mit
demſelben nach ſeiner Hoͤhe an die jun-
gen langen Bircken und kleine Haar-
Weyden, hoch hinauff, biß das Baſt alle
abgeſchlagen. Das bloſſe Gehoͤrn iſt an-
faͤnglich weiß, wird von der Lufft gel-
ber, endlich braͤuner und von der Son-
nen-Hitze, nachdeme viel Marck darinnen,
ſchwaͤrtzlicher ausgepraͤgelt und ſchwe-
rer. Die Spitzen derer Enden werden
durch viel Stoſſen in Erde, Sand und
Kießel vom ſteten Gebrauch weiß, und
durchs Waſſer gereiniget. Weiln auch
das Hirſch-Gehoͤrn, ſo vom Wind hart
gemachet, und vom innerlichen Marck
ſchwer worden, von hitziger, trockener
und ſproͤder Natur uͤberſtandlich, und
nicht allein die Kaͤlte des Windes, ſondern
auch die friſche Materie zum neuen Ge-
hoͤrn die alten Spangen in denen Mu-
ſcheln abdruͤcket, verurſachet es Jucken,
und machet daß ſie das Gehoͤrn in Straͤu-
chern reißen, und alſo abfallen laſſen.
Den Anfang zur Abwerffung des Ge-
hoͤrns machen die alten und beſten Hir-
ſche gemeiniglich im Martio, ja die ſtaͤrck-
ſten und beſten, nach dem die Landes-Art
iſt, ſchon zu Anfang des Februarii; Die
geringern im April, die Sechſer im Ma-
jo
und oͤffters ſpaͤter, die kleinern pfle-
gen ſolches noch im Auguſto, zu thun;
Die Spieſſer aber haben mehrentheils
zur Brunfft-Zeit noch ihr Gefaͤge. Es
giebet unter denen Hirſchen unterſchied-
liche Arten von Natur, Geſtalt und Far-
ben, nehmlich braͤunlichte, roͤthlichte und
gelblichte, ſowohl langer als kurtzer Ge-
ſtalt, auch hurtig und traͤge. Ein Hirſch
iſt, ſo er unvermuthet einen Wagen fah-
ren, oder einen Fuhrmann gewoͤhnlich
ruffen, ſingen oder pfeiffen hoͤret, begierig,
ſolches anzuſehen, und ſo er im Walde von
Woͤlffen verfolget wird, ſuchet er Zu-
flucht bey denen Menſchen, ſich zu retten.
Sonſt hat ein Hirſch innerlich einen dop-
pelten Magen, wegen ſeines wiederkau-
ens, an der Leber aber iſt keine Galle zu
finden, hingegen iſt das Geſcheide gantz
bitter, und hinten am Zimmel der Buͤr-
tzel innewendig gruͤn und am Geſchmack
auch bitter, daß ihn auch die Hunde nicht
freſſen moͤgen: Deswegen einige ſolches
vor die Galle halten. Ein Hirſch ſoll
ſehr alt werden, weil er des Jahres nur
einmahl die Geylheit brauchet und zu ſol-
cher Zeit zornig iſt, ſonſten aber ſehr di-
æt
lebet und ſeine Natur ſtets ſchonet,
wie nicht weniger durch geſunde Qvellen,
Wurtzeln und Kraͤuter alle Fruͤhling
ſein Gebluͤth reiniget, und ſich alſo
ſtaͤrcket; Genuͤſſet nichts unverdauliches,
womit er ſich verderben koͤnne. Es ha-
ben die Alten geſaget, wann der Hirſch
die
[93]Von denen wilden Thieren.
die Eichel in die Erde getreten, ſo koͤnne
er mit der Zeit erleben, daß daraus ein
ſtarcker Baum wachſe, der ihm jaͤhrlich
Maſtung trage, mit der Zeit abnehme,
umbfalle und verfaule, daß er ſolchen mit
dem Gehoͤrn zerſtoſſen, oder denen Laͤuff-
ten zerkratzen koͤnne, welches ſie auff
drey hundert Jahr lang geſchaͤtzet. Vom
Kaͤyſer Julio Cæſare ſchreibt man, er ha-
be einigen Hirſch-Kaͤlbern Halß-Baͤn-
der von Golde machen, ſeinen Namen
und Jahrzahl darauf ſtechen laſſen, wel-
che etliche hundert Jahr nach ſeinem To-
de gantz verwachſen befunden worden,
ohne daß man denen Hirſchen groß Alter
angeſehen habe. Hingegen erlanget ein
Thier, Huͤndin oder Stuͤck Wild kein
ſonderlich hohes Alter, und habe ich ob-
ſervir
et, daß ſolche ſelten uͤber 24. biß 30.
Jahr alt werden, weil dieſelben wegen
des jaͤhrlichen Setzens der Kaͤlber abge-
mattet werden, und ihre Natur dadurch
von Jahren zu Jahren ſchwaͤcher wird.
Sonſt iſt ein gar alter Hirſch wohl zu er-
kennen, wann die Roſe voller groſſer Per-
len oder Steine nahe und breit ihm auf
dem Kopffe ſitzet; Die Stangen lang
und dicke, von tieffen und perrlichten Ri-
tzen, oben feine und flache gedoppelte Kro-
nen, lange weiſſe abgenutzte Enden, uͤ-
ber denen Augen tief eingeſunckene Gru-
ben, blaſſe Zunge und truͤbe Augen,
ſtumpffe wackelnde Zaͤhne, abgenutzte
kleine Schaalen, ſtumpffe Klauen, groſſe
flache dicke Ballen und dergleichen, nach
dem Augen-Maaß zu ſehen ſind. Jm
Sommer gehen das Wild und die Hir-
ſche fleißig in das Getraͤyde, als Erbſen,
Gerſte, Wicken, Haber, Flachs-Knoten,
Eichel-Maſt, wild Obſt, Kraut, Ruͤben,
und dergleichen. Sie halten ſich heim-
lich und gehen nicht weit zu Felde, auch
nicht weit zu Holtze, daß ſie nicht verra-
then werden. Gegen Jacobi umb die
Erndte-Zeit, werden ſie ſehr feiſte und
nehmen zu, daß man wohl zu Zeiten Jo-
hann Georg des Erſten allhier in Sach-
ſen Hirſche gefunden, welche acht biß neun
Centner gewogen, ob es gleich faſt eine
Unmoͤgligkeit zu ſeyn ſcheinet. Sobald
Ægidii koͤmmt, jedoch nach der alten Zeit,
wann viel wild Obſt oder Eichel-Maſt
vorhanden und die Hirſche feiſte worden
ſind, woraus die Geilheit entſtehet, auch
Froͤſte und kalte Nebel kommen, welche
die Schweiß-Loͤcher verſtopffen und die
Brunfft-Hitze vermehren, wovon ſie
gleichſam raſend werden, ſo gehen die
Hirſche von einander, werden begierig,
ſuchen das Wild und ſpuͤhren ihnen fleiſ-
ſig nach. Was nun ein Hirſch vor Wild
antrifft und nicht abgetrieben wird, dar-
bey bleibter: So er eines beſpringen will
und ſolches will nicht halten, faͤnget er an
vor Grimm zu ſchreyen, ſcharret dann
in die Erde, reiſſet und wirfft den Koth
uͤber ſich, beſpritzet ſich mit Saamen
und Harn. Vor Hitze der Brunfft be-
kommt er unter dem Zaͤum einen
ſchwartzen Fleck, welcher je laͤnger je groͤſ-
ſer wird, namentlich der Brand, und
vom Schreyen einen ſtarcken Halß, wie
einen Kropff, daran lange Spieß-Haa-
re ſind; Haͤlt das Maul offen: So er
einmahl ſeinen Willen erlanget hat, trei-
bet und jaget er das Wild zuſammen und
laͤſſet keines ablauffen. Waͤhrender
Brunfft-Zeit ſoll er anders nichts
als Puͤltze und rothe Schwaͤmme
genieſſen: Vor Hitze, ſonderlich da Ma-
ſtung iſt, kuͤhlen ſich in Brudel und
Moraſt, daß ſie uͤber den gantzen Leib
voller Koth ſchwartz ausſehen, ſowohl
die Hirſche als das Wild. Wann
der Hirſch in voller Brunfft ſtehet und
recht grimmig iſt, ſo weicht er vor
nichts aus, ſondern thut offters ſo-
wohl Menſchen als Vieh Schaden: Ein
ſolcher Brunfft-Hirſch gehet allezeit hin-
ter dem Wild her, und ſo er einen an-
dern ſchreyen hoͤret, antwortet er heff-
tiger: Gegen Abend und Morgen waͤh-
ret ihr Schreyen am meiſten, ſonderlich,
wenn es kalt und neblicht iſt, oder das
Wetter ſich aͤndert und er nicht ſeinen
Willen haben kan, ſeinen Wiederparth
damit abzuſchrecken: Wann nun ein
anderer kommt, der noch kein Wild hat
und dieſer ſiehet ihn, ſo gehet er auff ihn
loß und jener reiſſet aus: Doch mancher,
welcher ihm gewachſen, und ſich zu weh-
ren getrauet, weichet nicht, denn fahren
ſie vor Grimm ploͤtzlich mit dem Gehoͤrne
zuſammen, daß man es eine Viertel-
ſtunde, ja bey ſtillen Wetter noch weiter
klappen hoͤret, und kaͤmpffen mit groſſer
Geſchwindigkeit; welcher nun den Platz
behaͤlt, ſchuͤtzet ſich ſo lange, biß ein ſtaͤr-
ckerer uͤber ihn kommt, der ihn wieder-
um davon abtreibet. Offte verwirren und
verbeugen ſie das Gehoͤrn in einander ſo
feſte, daß ſie ſowohl ſelbſten, als andere ſol-
ches nicht wieder von einander bringen
koͤnnen, und oͤffters beyde auff dem Pla-
bleiben muͤſſen, wenigſtens ſich viele zu
ſchanden, krumb und lahm ſtoſſen, oder
M 3gar
[94]Anderer Theil/
gar auff dem Platze todt liegen bleiben.
Wo ein groſſer Troupp von vielem Wild
iſt, und etliche Hirſche darzu kommen, ſo
jagen ſie ſich ziemlich herumb, ſpringen
dann unter das Wild hinein, umb ſie
von einander zu trennen, welches denn
ſchwerlich angehen will, ſo es aber gelin-
get, gehet einer hier mit einem Troupp,
der andere mit etlichem Wild dort hin-
aus. So nun ein Hirſch das Wild be-
ſpringet, oder beſchlaͤget, giebt er demſel-
ben mit dem Zaͤun nicht uͤber vier Stoͤſ-
ſe, aufs geſchwindeſte und etliche mahl
biß Vergnuͤgung kommt, ſo iſt es vor-
bey. Es kan ein Hirſch, nachdem er
ſtarck oder ſchwach iſt, zehen biß funffze-
hen Thiere beſchicken. Sie brunfften
ziemlich lang, und nehmen denn mit gan-
tzer Gewalt ab. Jhre Feiſte an Nieren,
faͤnget an, ſich zu verlieren und fahren in
der Brunfft fort, biß ſie gantz mager ſind,
daß faſt nichts an ihnen, als Haut und
Knochen bleibet. Nach der Brunfft-Zeit
begeben ſich die Hirſche zuſammen und
bleiben den Winter uͤber mehr, als im
Sommer, bey einander, es moͤgen auch
alsdenn die groſſen Hirſche die kleinen
beſſer leiden. Jm Winter aber ſchar-
ren ſie nach der Heyde, beiſſen die Kno-
ſpen von jungen Baͤumen, Eichen und
Bircken, auch ſchaͤlen ſie die junge Rin-
de von Aeſpen und Kiefern, ingleichen
pflicken ſie den Vogelkiehn und Miſpel
von Windbruͤchen ab. Der Bauern
Ruͤben und braune Kohl wird auch be-
ſuchet und ſcharren nach der Eichel und
Buch-Maſt, was ſie unter dem Laub fin-
den. Sie verbergen ſich vor der Kaͤlte
in Behaͤltniſſen, tieffen Gruͤnden und
Dickigten, ſuchen in warmen Qvellen
Nahrung von Brunnenkreſſe, Kraͤu-
tern und Wurtzeln. Wo die Sonne
fein anſcheinet, waͤrmen ſie ſich. Des
Nachts aber, da alles Wild viel kuͤhner
und lange nicht ſo vorſichtig, als am Ta-
ge iſt, gehen ſie auf der gruͤnen Saat.
Wann gifftig ſtinckende Nebel ſind, zer-
ſcharren ſie die Ameißhauffen, riechen
darein und brauſen von ſolchem ſtarcken
Spiritu, reinigen durch das Nieſen ihr
Gehirn, daß viel boͤſes damit weggehet,
und brauchen es gleichſam zu ihrem Nie-
ſe-Pulver. Wann ein Hirſch was ver-
mercket, gehet er gemeiniglich dem Wind
entgegen und ſo er gejaget wird, laufft
er mit dem Winde, daß keine Witterung
von ihm zuruͤck bleibe. Eben alſo
ſchwimmet er lieber abwerts, als wider
den Strohm. Wird er geſchoſſen, ver-
laͤſſet er balde die andern und gehet bey
Seite, thut ſich nieder. So er aber vom
Schieß-Hunde gefunden wird, laufft er,
wo es ihme moͤglich, weil ihn der Schuß
brennet, nach dem Waſſer, ſich zu kuͤh-
len, ſpringet hinein und wehret ſich.
Wann viel Wild und Hirſche beyſam-
men fluͤchtig werden, lauffen die Staͤr-
ckeſten hinten nach, ſtoſſen und ſchlagen
die andern vor ſich fort. Wenn es don-
nert, und groſſes Ungewitter entſtehet,
bleiben ſie nicht gerne unter denen Baͤu-
men, ſondern begeben ſich lieber, wo kein
Dickigt iſt, in flache Felder, Wieſen und
lichte Plaͤtze, und ſtehen daſelbſt auch in
dem groͤſten Regen. Bey Aenderung
des Wetters kaͤmpffen die Hirſche mit
dem Gehoͤrn, rennen und jagen einan-
der herumb, und ſuͤhlen ſich im Prudel
oder Tuͤmpel. Bey Sturmwinden a-
ber ſehen ſie allezeit nach denen Baͤumen
in die Hoͤhe, wohin dieſelben in der Noth
fallen moͤgten. Von dem Hirſch iſt zur
Medicin, zwiſchen zwey Frauen-Tagen,
faſt alles zu gebrauchen: Als die Kolben,
woraus ein herrlich Waſſer gebrannt
wird, ingleichen das Gehoͤrne, oder Ge-
weyhe, wie auch die Hirſch-Thraͤnen, ſo ei-
ne ſtarcke gelbe zaͤhe Materie u. in tieffen
Ritzen bey alten Hirſchen zu finden iſt,
ferner das Hirſch-Creutz, ſo ein Beinlein
im Hertzen und dem Bezoar an Tugen-
den gleich gerechnet wird. So iſt auch
das Unſchlitt und Marck eine gute Heil-
Salbe, wie auch der gedoͤrrte Schweiß,
welcher des Bocksbluts Wirckung hat,
anderer Tugenden mehr, wovon die Me-
dici
beſſere Nachricht geben koͤnnen, zu
geſchweigen. Auch ſchlucket das Thier,
wenn es geſetzet, das Haͤutlein, worin-
nen das Kalb gelegen hat, wiederumb zu
ſich, wie die Hirſche das abgeſchlagene
Baſt vom Gehoͤrne.


Von des Hirſches Befaͤhrd.


Die Spuhr, Merckmahl oder Ge-
faͤhrd des Hirſches iſt deutlich zu erken-
nen, indem deſſen ſtarcke Ballen breit
als Huͤner-Eyer und weit von einan-
der ſtehen. Die Lauff-Klauen ſind im
Fuſſe lang und rund gewoͤlbt: Die Aff-
ter-Klauen, welche uͤber denen Ballen
nahe ſtehen, und der Ober-Ruͤck iſt, ſind
manch-
[95]Von denen wilden Thieren.
manchmahl gar deutlich zu ſehen und
ſtehen hinter denen Ballen, als haͤtte
man zwey Daumen eingedruͤcket. Das
Thier oder Stuͤck Wild aber hat kleine
Ballen, als die Tauben-Eyer, iſt enge
zwiſchen denen Ballen: Die Schalen ſind
flach, lang und ſpitzig, oder ſchmahl.
Den Ober-Ruͤck, welcher hoͤher uͤber den
Ballen, als dem Hirſche und enger bey-
ſammen ſtehet, kan man nicht ſehen,
es trete denn Berg unter oder ſey fluͤch-
tig. Ein Hirſch ſchreitet auch weiter und
breiter als ein Thier, welches kuͤrtzer und
ſchmahl ſchreitet. Er ſetzet ſein Gefaͤhrd
hin und wieder mit denen Ballen ein
und mit denen Klauen auswerts, und
dieſes heiſſet geſchraͤncket; Das Wild aber
gehet mit ſchlechtem flachen und ſpitzigem
Gefaͤhrd gerade vor ſich weg. Er tritt
das Graß mit denen Schalen ab, weil er
ſchiebet; Das Wild aber qvatſchet nur
ſolches: Wann das Graß im Abtritte ge-
gen den Himmel gehalten noch gruͤne, iſt
es friſche Gefaͤhrd, ſo es aber gelblicht,
iſt es ſchon aͤlter: Jngleichen ſo der Thau
klar abgetreten, iſt es friſcher, als wenn
nur vom Thau Tropffen in dem Ge-
faͤhrd drinnen hangen: oder ſo man in
trockenem Erdreich die Gefaͤhrde mit dem
Finger auffkratzet, wofern ſie einerley
ausſiehet und locker iſt, iſt ſie noch
neu, wann aber die zerbrochene und
hart getretene Erde ſich ſchiebet,
die auffgekratzte friſcher und die Spuhr
trockener iſt, ſo iſt ſie aͤlter. Der Hirſch
ſchiebet mit denen Ballen vor ſich und
ziehet mit denen Klauen die Erde an ſich,
daß im Gefaͤhrd mitten ein kleiner Huͤ-
bel wird, und dieſes heiſt der Burgel:
Wann er nun die Erde an ſich ziehet,
ſo zwinget er die Schaalen vorn an de-
nen Spitzen eng, und ſchmahl und das
heiſt das Zwingen, ſolches thut kein Stuͤck
Wild, ſondern es ſchleiffet gerade vor
ſich weg. Es wird zu der Gefaͤhrd ei-
nes alten wichtigen jagdbahren Hirſches,
der gut am Gefeiſte iſt, erfordert, daß
vornehmlich der Schranck eine gute
Spann breit, weil der Zimmel ſtarck iſt,
der Schritt drittehalb Werck-Schuh
weit, beyde Ballen vier Finger breit,
die Schaalen an der Schaͤrffe abgenu-
tzet und die Spitzen kleiner rund und
ſtumpff ſeyen. Der Hinterlaß iſt, wann
der Hinterlaufft, da die Flaͤchſe, ſo uͤber
die Kaͤule hinten im Fuß ſteiff ſpannet,
hinter dem vordern zuruͤcke bleibet, ent-
weder weil die Flaͤchſe vor Alter einge-
ſchrumpelt, zaͤh und ſteiff, oder weil
der Zimmel am Wildpraͤth und Fei-
ſten die Flaͤchſen oder Sehne ſpannet:
Solches geſchiehet von guten alten Hir-
ſchen. Auch iſt ferner zu mercken, wann
ein Hirſch mit ſeinem Gehoͤꝛn in einem Di-
ckigt oder Knack die duͤrren Aeſte antrifft,
daß er dieſelben, wenn er ſich wenden und
fortgehen will, zerbricht und knicket, daß
ſie abhangen, woran man die Hoͤhe, und
Breite des Gehoͤrns mercken kan, oder
er wendet mit dem Gehoͤrne das Laub
umb, und ſtreiffet es gleichſam verkehrt,
wo er durch die Straͤucher fluͤchtig wird,
und ſolches wird das Wenden, die Him-
mel-Spuhr oder das Himmels-Zeichen
genennet. Der Beytritt iſt, da der
hintere neben dem vordern zu ſehen, weil
das Creutz und der Zimmel hinten ſtarck
und dicke ſind; Und geſchiehet von rech-
ten feiſten Hirſchen; Wie auch der Creutz-
Tritt, da er mit dem Hinter-Laufft,
halb in vordern und halb neben austritt,
daß die zwey Schaalen, als die rechte vor-
dere und die lincke hintere uͤbers Creutz
gehen, und man nur drey Ballen ne-
ben einander ſehen kan, im Beytritt
aber vier Ballen. Das Ubereylen ge-
ſchieht von jungen Hirſchen, wann ſie
den Hinterlaufft uͤber den vordern ſetzen,
weil im Gelencke, Flaͤchſen und Seh-
nen alles noch jung, raſch und fluͤchtig
iſt: Wann der Hirſch fortſchreitet, wirfft
er zur Seiten aus, was er zwiſchen de-
nen Klauen an naſſem Laub oder Erd-
reich gefaſt, und dieſes heiſſet das Aus-
nehmen; Jn naſſem feuchten Thon aber
druckt er ſein Gefaͤhrd deutlich als ein
Jnſiegel, welches auch ſo genennet wird.
Der Schloß-Tritt wird genennet, wann
der Hirſch von ſeinem Lager oder Wahn-
bette aufſtehet, mit dem rechten Fuß,
welchen er unter ſich leget, ſich auffſtem-
met und denſelben rechten Vorder-Fuß
gantz alleine mitten ins Lager ſetzet: Das
Wild aber mit dem lincken zur Seiten
naußtritt. Auch wenn er uͤber einen
Zaun ſpringet, findet man nicht mehr
als drey Fuͤße, den vierdten ziehet er an
ſich; Das Wild aber thut ſolches nicht.
Eines jungen Hirſches Gefaͤhrde zu er-
kennen, iſt zu mercken, daß ſolche laͤng-
licht und weit von Ballen ſcharff geſchaa-
let, der Ober-Ruͤck hoch gelencket und
je aͤlter ein Hirſch, je niedriger er gelen-
cket iſt, daß oͤffters bey alten Hirſchen der
Ober-Ruͤck von Schaalen Fingers-
breit ſtehet, innewendig aber rund ge-
woͤlbt
[96]Anderer Theil/
woͤlbt, ſchreitet auch nach ſeiner Groͤſ-
ſe weiter, als ein Thier und uͤber-
eilet allezeit die Vorder-Spuhr; Ge-
het geſchraͤncket mit denen Ballen ein-
werts und die Spitzen auswerts und
macht, ſo jung er iſt, alle Zeichen ſeines
Vaters, und wie ein Hirſch, nur nicht
ſo vollkoͤmmlich, ſondern nach ſeinem Al-
ter, auch den Beytritt, aus welchem
man die Staͤrcke oder Schwaͤche des Hir-
ſches obſerviren kan, und deswegen muß
ein Jaͤger ſolchen wohl obſerviren;
Der zehende Jaͤger kennet ihn
nicht, man findet ihn auch ſehr ſelten,
doch wenn man ihn findet, muß man
nur vorne nach der Weite ſehen, je ſtaͤr-
cker der Hirſch iſt, ja weiter ſtehet er ab.
Man muß aber fein hierzu die Augen
aufmachen. Wann eine Spuhr oder
Gefaͤhrd gangen iſt, zeigen zwey Schritt
lang die Laͤnge des Leibes vom Thiere
an. Jngleichen das Lager oder Wohn-
Bette und die Suhle weiſen einem die
Groͤſſe und Staͤrcke des Leibes deutlich:
Ein Henge-Seil von demſelben oder
dreyßig Schritt lang laͤſſet er die Lohſung
fallen und ſtallet, ehe er weiter fortgehet.
Das Gehoͤrn wird vom Hirſch wegen des
Baſts an die jungen Baͤumlein und
Straͤucher geſchlagẽ, wormit er das Baſt
abfeget, ſolches heiſt geſchlagen, woran
man die Hoͤhe abnehmen kan. Die Loh-
ſung zur Hirſch-Feiſt-Zeit im Sommer
iſt flach und breit, als ein zwey Groſchen-
ſtuͤck: Henget ſchleimigt an einander, wie
eine Weintraube und je feiſter der Hirſch,
je ſchleimigter iſt ſeine Lohſung und glaͤn-
tzet wie Oehl an der Sonnen, im Win-
ter getrungener, ſchwaͤrtzer und rund-
eckigter; Des Wildes Lohſung aber klei-
ner und am Ende ſpitzig, verzettelt ſol-
ches, als einen zerriſſenen Roſenkrantz
und laͤſſet die Lorbern zerſtreuet hin und
her fallen, wie die Ziegen und was das
Wildpraͤth gutes oder boͤſes, verdaulich
oder unverdauliches genoſſen, und im
Magen und Wanſt gehabt, wird man
finden, doch iſt die Tages-Lohſung von der
Ruhe beſſer verdauet, als die Nachts-
Lohſung.


Von Befaͤhrd eines traͤchtigen Thieres.


Wenn ein Thier tragend und die
Frucht umb St. Georgen-Tag uͤber
die Helffte iſt, muß man wohl acht geben
und die Kenn-Zeichen genau betrachten.
Und iſt folgendes zu mercken: Weil das
Kalb im Hinter-Theil des Leibes lieget,
ſo bleibet der Hinter-Laufft eine Spanne
oder mehr zuruͤcke und ſetzet das Thier
ſolchen zur Seiten neben aus, weiln es
ſeine Frucht ſchonet und mit der Keulen
nicht vorſchieben will, indem die Frucht,
wo ſie lieget, ſolche Seite ausgefuͤllet
und eingenommen hat. Wann nun
das Thier gehet und ſchreitet, tritt es
viel tieffer mit demſelben Hinterlaufft
ein und ſchleiffet bißweilen auf der Er-
den, nehmlich, wann es ein Hirſch-Kalb,
mit dem rechten Hinterlaufft, ſo es aber
ein Wild-Kalb iſt, mit dem lincken Hin-
terlaufft, wie vorgemeldet, neben aus,
und bleibet zuruͤck. Das tragende Thier
aͤſſet ſich von Flachs-Knothen und Faul-
Baum hoͤher als ſonſt; Machet den
Schloß-Tritt ins Wahn-Bette mit dem
rechten Laufft, ſchraͤncket mit dem rech-
ten Hinterlaufft und ſo es ſtehet, ſtaͤm-
met ſichs auf denſelben, wenn es ein
Hirſch-Kalb traͤget: Die Zeichen der
lincken Seiten bedeuten ein Wild-Kalb:
Dieſes verlaͤugnen die meiſten Jaͤger,
wiewohl ſie ſolches auch geheim hal-
ten wollen, und gruͤndlich anzuſpre-
chen ein ſehr ſubtiles Werck iſt, wird
auch nicht eben hauptſaͤchlich erfor-
dert, ſondern iſt nur ein abſonderlich
rares Kunſt-Stuͤck, wer ſich mit Fleiß
darauff legen will, ſich bey einer Herr-
ſchafft vor andern zu ſignaliſiren und be-
ruͤhmt zu machen. Und nunmehro hof-
fe, ich werde wohl bißhero daß meiſte und
noͤthigſte von dem Hirſch, ſoviel deſſen
Eigenſchafft und Gefaͤhrde betrifft, und
mir davon wiſſend iſt, beſchrieben haben;
Wiewohl man nimmer gaͤntzlich die Na-
tur auslernen wird. Das uͤbrige muß
auf die Erfahrung, fleißige Unterſu-
chung und Nachdencken wohl am meiſten
ankommen, welches beſtens recommen-
dir
et haben will; Maaſſen nicht aller
Orten einerley Hirſche, ſondern nach-
dem das Land, die Nahrung, Gelegen-
heit, Witterung, Mineralien, Clima und
dergleichen mehr anzutreffen ſind, ver-
aͤndern ſich auch alle Thiere, wie ich da-
von bereits zur Gnuͤge in der Vorrede
des andern Theils ausfuͤhrlicher beſch rie-
ben habe.


Von
[]
[figure]
[][97]Von denen wilden Thieren.

Von dem Daͤnn-Hirſch.


Dieſes Thier iſt allhier zu Lande nicht
ſo haͤuffig, als in der Schweitz, da ſie gar
viel und offt in Waͤldern anzutreffen,
ſondern ſie werden nur entweder in
Stadt-Graͤben oder groſſer Herren
Thier-Gaͤrthen eingeſperret gehalten,
zur Raritaͤt auffgehoben, und vor den
Woͤlffen daſelbſt beſchuͤtzet, weiln ſie mit
dem Lauffen nicht wohl fortkommen koͤn-
nen, alſo nothwendig denen Raͤubern
zu Theil werden und Haar laſſen muͤſten.
Dieſe Daͤnn-Hirſche ſind mittelmaͤßiger
Groͤſſe, kleiner als die vorgemeldete groſ-
ſen rothen Hirſche, aber doch groͤſſer als
die Rehe. Haben unterſchiedene Far-
ben, man findet gantz weiſſe, auch zu-
weilen gantz ſchwartze, ingleichen etliche,
welche rothgelb, mit weiſſen Flecken, als
ein Hirſch-Kalb gezieret ſind, wie auch
weiß und braunfleckigte. Das Geweyhe
oder Gehoͤrn, wovon die unterſten vier
Augenſproſſen, die uͤbrigen Enden aber,
ſo gleich als ob ſie mit Spinnweben bezo-
gen ausſehen, Schauffeln genennet wer-
den. Sonſt iſt die Eigenſchafft dieſes
Daͤnn-Hirſches, was das innerliche be-
trifft, denen groſſen Hirſchen in vielen
gleich: Maaſſen ſie ebenfalls keine Galle,
aber einen laͤngern Buͤrtzel oder Schweiff
wie die groſſen haben. Das Thier ſetzet
zu Ende des Maͤy-Monats ſeine Jun-
gen, meiſtens zwey, wie die Rehe. Seine
Brunfft geſchiehet faſt 14. Tage ſpaͤter;
Den Anfang machen ebenfalls die alten
Hirſche eher, als die jungen. Die
Stimme aber iſt gleichſam als in der
Gurgel verſchluckend und lange nicht ſo
ſtarck als derer rothen Hirſche. Seine
Faͤhrd iſt ebenfalls der Art nach zu ſpuͤ-
ren, wie der groſſen Hirſche, laͤſſet auch
unterſchiedliche Lohſung fallen, nachdem
er Weyde oder Graß gehabt. Er wird
viel leichter von Hunden gefangen, weil
er nicht eine ſo ſchnell lauffende, aber viel
angenehmere und ſuͤſſere Gefaͤhrd hat:
Er wird in Franckreich eben auch mit
denen Chiens courans par Force gejagt,
weiln ſie daſelbſt, wie in der Schweitz,
haͤuffiger in denen Waͤldern, als bey
uns, anzutreffen. Sie halten ſich ger-
ne in trockenen Heyden im Unter-Holtz
und jungen Gehaͤu auff, gehen auch nicht
ſo zu Felde wie Roth-Wildpraͤth, ſon-
dern nehren ſich im Holtze von Graß,
Kraͤutern, Knoſpen und Laub von Baͤu-
men: Gehen im uͤbrigen Troupp-weiſe
beyſammen, auſſer vom Ende des Maͤy
an biß zu Ende des Auguſti. Wegen der
Sommer-Hitze, aus Furcht fuͤr denen
Brehmen, Fliegen und Muͤcken, laſſen
ſie ſich gerne in ſolchen Laͤndern finden,
wo es kleine Gebuͤrge und Thaͤler giebt,
wenigſtens ſuchen ſie ihre Zuflucht im di-
cken Gebuͤſch. Jn der Brunfft folget
der Hirſch dem Wildpraͤth nicht nach,
ſondern machet ſich gewiſſe Staͤnde,
ſcharret mit den Laͤufften eine Grube
umb ſich, und ſchreyet, welch Wild nun
Luſt hat, das gehet zu ihm, welches er ſo-
fort beſchlaͤget und alsdann wieder in ſei-
nen Stand ſich begiebet; Das Wild aber
kommt wieder zur vorigen Geſellſchafft:
Dahero dieſe Hirſche in denen Waͤldern
gar ſelten kaͤmpffen, auſſer wenn einer
dem andern in ſeinen Stand gehen wol-
te. Jn Thier-Gaͤrten aber, da ſie na-
he beyſammen, geſchiehet es oͤffters. Die-
ſes Wildpraͤth iſt nicht ſo wild, als an-
deres; Hat ſichs nieder gethan, und ver-
nimmt etwas, ſo druͤcket es ſich mit dem
Kopff vollends auff die Erden und war-
tet ziemlich nahe, alsdann faͤhret es
im Dickigte fort und lauret wieder; Es
laͤſſet ſich nicht ſo zuſammen treiben, we-
gen ſeiner Zahmheit, wie das andere.
Das Gehoͤrn wirfft es eben jaͤhrlich
gleich andern Hirſchen ab, und ſetzet ſol-
ches wieder auff. Die Huͤndin iſt klei-
ner, traͤget eins, bißweilen zwey und
fuͤhret ſie, wenn ſie lauffen koͤnnen, zu ih-
res gleichen; Die Hirſche ſondern ſich
auch nicht darvon, breiten ſich im Geaͤß
von einander und thun ſich des Tages
beyſammen nieder. Es iſt eine recht
wunderſame Antipathie zwiſchen denen
groſſen rothen Hirſchen und dieſen Daͤñ-
Hirſchen dergeſtalt in der Natur einge-
wurtzelt, daß, wo ſich Daͤnn-Hirſche auff-
halten, daſelbſt die andern groſſen ro-
then Hirſche weit davon abweichen, gar
wegziehen, und ferner ſolche Gelegen-
heiten meiden. Wo aber beyderſeits
Gattungen in einen Thier-Garten ein-
geſperret, ſich zuſammen ernehren muͤſ-
ſen, nehmen die groſſen rothen Hirſche
mit gantzer Gewalt an allen Kraͤfften
ab und fallen endlich gar dahin, ohne
daß man hiervon die eigentliche Urſache
gruͤndlich begreiffen kan, wie ich ſolches
augenſcheinlich ſelbſt erfahren, weswe-
Ngen
[98]Anderer Theil/
gen man ſie auch nicht gerne im Gehaͤ-
ge bey dem hohen Roth-Wildpraͤth dul-
det. Sonſt iſt es zu ſpeiſen unter an-
dern gar ein liebliches delicates Wild-
praͤth, in Wacholder-Beer eingemacht;
Sonderlich haben ſie feſte und zarte
Haͤute.


Von dem Schwein.


Wie der Hirſch ein edeles, alſo wird
das wilde Schwein ein ritterliches Thier
genannt, maaſſen es ihm niemahls an
Muth und Hertze fehlet. So es ange-
troffen wird, haͤlt es ungeſcheuet aus,
und tritt ſeinem Feind unerſchrocken un-
ter die Augen, ja uͤberlaͤufft oͤffters ſo
wohl Hunde, als Jaͤger, und achtet we-
der Spieß, Lantze, Schuß, noch Stiche,
wird vielmehr dadurch erhitzter und ver-
urſacht ſeinem Wiederpart durch ſeine
Waffen Schaden genung: Jſt von hi-
tziger Eigenſchafft nach ſeiner Natur.
Das weibliche, ſo man eine Bache nen-
net, nachdem es in der Brunfft umb
Advent empfangen hat, traͤget ungefehr
achtzehen biß zwantzig Wochen und ſetzet
des Fruͤhlings darauff umb die Faſten-
Zeit im Maͤy-Monat ihre Friſchlinge,
welche in wenig Tagen in Mutterleibe
gebildet und ſo ſie die Helffte erlanget,
ebenfalls erwachen und lebendig wer-
den. Die Ameiß- Hauffen und warme
Bruͤcher, Qvellen und Dickigte dienen
ihnen des Winters zur Waͤrme. Sie
wandern des Nachts nach denen Eicheln,
und Buch-Maſt ſehr weit. Die wilden
Sauen werden das Schwartz-Wild, wie
die Hirſche das Roth-Wild genennet, und
haben ihre Maſt des Herbſts- und Win-
ters-Zeit von Eicheln und Buch-Maſt,
wie auch von Haſel-Nuͤſſen, Erd-Wuͤr-
mern, Farren-Wurtzeln und andern
mehr. Zu ſolcher Zeit halten ſich ins-
gemein gantze Rudel Sauen beyſammen
auff und wehren ſich vor allen ohne
Furcht. Wann ihre Satz-Zeit herbey
koͤmmt, ſo ebenfalls meiſtens zwiſchen
Oſtern und Pfingſten geſchiehet, ſuchet
eine jede Bache ihr einen abſonderlichen
Ort aus, die Friſchlinge zu ſetzen, da ſie
ſich ernehren koͤnnen, haͤlt ſich nahe bey
ihren Friſchlingen auff, umb denſelben
zur Zeit der Noth beyzuſtehen und ſie zu
beſchuͤtzen. Die kleinen Friſchlinge ſind
zu Anfang ihrer Jugend rothfaͤlbigt mit
ſchwartzen und weiſſen Streiffen, lauf-
fen mit der Bache hin und wieder. Und
ſobald die alte gruntzet, ſtieben ſie in ei-
nem Augenblick auff zehen Schritt hin
und wieder von einander, ins alte Graß,
Schilff, Laub, Graben, Hoͤhlen und Loͤ-
cher, oder in die Straͤucher, fallen nie-
der und druͤcken ſich zur Erde, liegen
ſtill und lauren, biß die Alte ein Zeichen
giebt, dann ſammlen ſie ſich wiederum.
Sie hoͤren ſcharff und uͤben ſich von Ju-
gend auff im Hauen und Kaͤmpffen,
weil ſie ihre Zaͤhne gleich mit auff die
Welt bringen und dererſelben nicht
mehr, ſondern nur dieſe ferner in die
Laͤnge und Staͤrcke wachſen, und zwar
ſo, daß die vier vorderſten, als zwey un-
ten, und zwey oben, und bey denen Kaͤu-
lern oder Schweinen inſonderheit die zur
Seite herausſtehende am laͤngſten und
ſchaͤrffſten wachſen, worauff ſie ſich ver-
laſſen muͤſſen. Des Morgends, Mit-
tags und Abends, ſo die alte koͤmmt, giebt
ſie ihnen ein Zeichen, worauff die Jun-
gen augenblicklich als die Maͤuſe zuſam-
men lauffen: die alte wirfft ſich darnie-
der und die Jungen ſaugen an ihr; So
aber Jemand in Abweſenheit der Alten
einen Friſchling haſchen wolte, und ſie
hoͤrete es ſchreyen, wuͤrde ſie denſelben
anfahren, uͤber einen Hauffen werffen
und uͤbel zurichten. So die Friſchlinge
acht biß zehen Tage alt, lauffen ſie wei-
ter darvon, daß man ſie ſo leicht nicht
finden kan, oder reiſſen aus mit der Ba-
che in andere Behaͤltniſſe. Wann die
alte Bache den Sommer uͤber ſie ſaugen
laͤſſet, ſo vergehen ihnen die bunten Haa-
re, davon man im Herbſte nichts mehr
ſehen kan, und ſo die alte gebrochen, ge-
hen die jungen in den Bruch und nehren
ſich von dem, was ſie uͤbrig finden, von al-
lerley Wurtzeln, Erd-Maſt u. Wuͤrmeꝛn,
biß ſie nach und nach die Eicheln und
Buch-Eckern beiſſen lernen. So bald
ſie derer Wege ein wenig kundig werden,
lauffen ſie vor der Bache her, welche ih-
nen alle Gelegenheit weiſet, wo ſie ſicher
ſind oder nicht. Wann aber die Bache
wiederumb gebrunfftet, und des Fruͤh-
lings darauff andere Friſchlinge ſetzet,
ſo werden die erſtern von ihr getrieben
und, da nun ſolche weichen muͤſſen, hal-
ten ſie ſich zuſammen und nehren ſich ſo
gut, als ſie koͤnnen. Jm andern Jahre
zur Satz-Zeit im Sommer, werden ſie
jaͤhri-
[99]Von denen wilden Thieren.
jaͤhrliche Friſchlinge genennet; So ſie
verfolget werden, fliehen ſie zu denen
Groſſen, bleibet aber die Bache gelde,
welches ihnen ſehr dienlich iſt zu ihrem
Wachsthumb, halten ſie ſich bey ihrer
Mutter auff und ſuchen Schutz und Huͤlf-
fe bey derſelben. Sie nehren ſich eben-
falls mit der Alten in denen Sommer-
Feldern von Hierſche, Heydekorn und
anderm Getraͤyde: Des Herbſts aber
vom Feld-Obſt und andern Maſtungen:
Derer Hamſter und Feld-Maͤuſe Be-
haͤltniſſe und Loͤcher, worinnen ſie un-
terſchiedlich Getraͤyde finden, werden auch
von ihnen zum oͤfftern viſitiret. Jm
andern Jahre ſind ſie zur Brunfft noch
nicht tuͤchtig, und wann die Satz-Zeit
koͤmmt, werden ſie zweyjaͤhrigte Friſch-
linge genennet: Jm dritten Jahre, nach-
dem ihre Natur und Nahrung geweſen,
und nicht viel Hunger des Winters aus-
ſtehen muͤſſen, oder in der Jugend ver-
buttet ſind, da ihnen denn nichts gefeh-
let, werden ſie im Herbſt und November
vollkommen angeſprochen und in ihrer
Brunfft das Schwein ein Kaͤuler, die
Sau aber eine Bache genannt: Dann
werden ſie ſehr hochmuͤthig, und
erſchrecken nicht leichtlich. Jhre Ge-
wehr oder Faͤnge ſtehen ihnen insge-
mein eines guten Daumen breits ſcharff
und ſpitzig neben aus und ſind in ſol-
chen Jahren die aͤrgſten Hunde-Schlaͤ-
ger. Jm vierdten Jahre aber wer-
den ſie angehende Schweine genennet:
Solche ſind ſchon ſtaͤrcker, am Gewehr
zwey Finger breit, reiſſen nicht leicht
aus. Die Spohren am Gefaͤhrd ſind
breiter, ſie ſind auch ſehr geſchwind, a-
ber noch behertzter als die Kaͤuler, und
koͤnnen die Hunde vorſichtig machen.
Und weiln ſie ſich nun ſtarck befinden,
ſehr trotzig und verwegen ſind, reiſen ſie
des Sommers und Herbſts durch Fel-
der und Waͤlder nach ihrer Nahrung
Tag und Nacht auf zehen Meilen in ei-
nem Trab fort; Ob ſie auch ſchon Nah-
rung und Behaͤltniſſe vor ſich antreffen,
bleiben ſie dennoch nicht uͤber zwey oder
drey Tage lang, ſondern brechen auf und
machen ſich weiter fort. Jm fuͤnfften
Jahre werden ſie hauende Schweine ge-
nennet. Jhre Brunfft geſchicht mei-
ſtentheils im Chriſt-Monath, nachdem
die Kaͤlte und Froͤſte kommen und ſie gu-
te Maſt gehabt, oder feiſte worden ſind,
woraus ſie geil werden: Die groſſen laſ-
ſen ebenfalls die jungen Kaͤuler nicht
darzu, werden hitzig, ſchaͤumen und we-
tzen mit ihrem Gewehr, ſuhlen ſich in Mo-
raſt und Pfuͤtzen und reiben ſich hernach
an die Baͤume, woraus man ihre Hoͤhe,
wie auch die Groͤſſe an der Suhle erken-
nen kan. Die hauende Schweine ſind
nun am allerkuͤhnſten, abſonderlich in
jagen und hetzen, wann ſie erhitzet wer-
den. Jhr Gewehr iſt drey Finger breit
lang heraus ſtehend, ſehr ſcharff und
ſpitzig; Was ſie nur ſehen, darauf gehen
ſie loß, und ſchonen nichts, es ſeyen Men-
ſchen, Pferde oder Hunde. Sie haben
groſſe Staͤrcke, werden ſie ja mit groſſer
Muͤhe endlich zur Flucht gebracht und
ſehen einen Brudel, Dickigt oder Mo-
raſt, ſetzen ſie ſich hinein, fahren heraus,
und ſchlagen alles, was ſie antreffen,
lahm und zu Schanden, oder gar todt.
Solche Schweine, wo ſie ſich aufhalten,
ſonderlich in der Brunfft, geben einen
ſtarcken ſuͤßlichen Geruch von ſich. Das
Lager, ſo insgemein in groſſen Behaͤlt-
niſſen, Bruch und Loͤchern, oder groſſen
Dickigten iſt, koͤnnen ſie gar weich ma-
chen von Mooß, ſo ſie im Ruͤßel herzu
tragen: So jemand zum Lager koͤmmt,
oder hinein tritt, koͤmmt es ſobalde nicht
wieder und machet ſich ein anders, biß
es mercket, daß lange Zeit daſelbſt Nie-
mand geweſen, oder hinkommen. Jhre
Brunfft-Zeit waͤhret ungefehr vier Wo-
chen, nachdem viel Obſt und Maſtung
daſelbſt verhanden, und brunfften die al-
ten zeitlicher, als die jungen, dahero
koͤnnen ſie nicht zu einer Zeit ſetzen, und
gehet eine Bache wie bereits oben gedacht,
achtzehen biß zwantzig Wochen nach der
Brunfft, ehe ſie ſetzet, alſo nicht ſo lange,
als das rothe Wild; die Urſache iſt, weil
die Bachen von hitzigerer Natur ſind, als
das Roth-Wild. Die hauende Schwei-
ne, ſo ſich einander gewachſen ſind, kaͤmpf-
fen auch, doch auff eine andere Art, als
die Hirſche, dann ſie fahren zuſammen,
lehnen ſich mit dem Ruͤcken hart an, ſchla-
gen einander auff die Vorder-Blaͤtter
mit dem Gewehr, hauen ſich viele Ritzen
und tieffe Schlaͤge ein, daß wohl oͤffters
manche im Kaͤmpffen und ſolchem Streit
lahm, beſchaͤdiget, oder wohl gar todt
geſchlagen werden, ſo es aber dennoch
wohl abgehet, ſchwellen ſie auff ihren
Schultern und wann wiederum neue
Schlaͤge darzu kommen, reiben ſie ſich
an das Hartz und heylen ſich mit der Zeit
wieder aus, davon ſie eine dicke Haut
kriegen, welche als ein Pantzer feſte ver-
N 2waͤchſet.
[100]Anderer Theil/
waͤchſet. So ſie aber in waͤhrendem
Kampff eines Wolffes gewahr werden,
vereinigen ſie ſich beyde und verfolgen
den Wolff als ihren Feind mit groſſem
Eyfer. Wenn ſie in der Brunfft-Zeit
keine Bachen finden, gehen ſie mitten
unter die zahmen Maſt-Schweine und
berauſchen ſich mit ihnen, alſo werden
durch ſolche Vermiſchung der zahmen
und wilden die ſeltſamen weiſſen, und
auch ſcheckigten wilden Sauen gezeuget.
Jm ſechſten und folgenden Jahre wer-
den ſie groſſe Haupt-Schweine genannt,
welche aber nicht ſo fluͤchtig als die hau-
enbe und angehende Schweine ſind: Ha-
ben ihr Gewehr vier Finger breit her-
aus ſtehend, groß und ſtarck, doch etwas
gebogen, einem Knebelbarth aͤhnlich,
nicht ſo ſcharff, von Farbe gelblicht und
nur an denen Spitzen weiß. Der Kopff
iſt auff der Stirn und an dem Ruͤſſel
gantz grau, wie auch die Vorder-Blaͤt-
ter. Alles Schwartz-Wildpraͤth lebet
nicht uͤber dreyßig biß viertzig Jahr, ſon-
derlich wann groſſe Winter ſeyn und
nirgends Maſt verhanden, auch duͤrre
Sommer geweſen, weiln ſie von Ju-
gend auff biß ins Alter an Eigenſchafft
grimmig und zornig, groſſe Geilheit und
hitzige Nahrung haben, ja oͤffters Lu-
der vom todten Vieh, ſonderlich von
Pferden zu ihrem Fraß nehmen: Sie
werden niemahls finnicht, wie die zah-
men, und hat ihnen die Natur gelehret,
daß ſie wiſſen koͤnnen, wo ſie eigentlich
Maſtung finden. Wann nun der Herbſt
kommt und der Froſt die Eicheln und
Buch-Eckern druͤcket, auch Erd-Maſt
verhanden, lauffen ſie darnach: So
aber groſſe und harte Winter einfallen,
werden ſie ſo mager, daß nichts an ihnen
als Haut und Knochen bleibet; Dann
legen ſich etliche zuſammen ins Lager und
ſterben dahin. Jhr kurtz Wildpraͤth
und Geylen, wie auch Gehirn zu Pul-
ver verbrannt, in Wein eingenommen,
ſoll gut ſeyn vor die ſchwere Noth, groſ-
ſen Zorn und die Schwermuͤthigkeit.
Das Unſchlitt und die Galle, beydes zu-
ſammen zu einer Salbe gekocht, ſoll vor
das Podagra helffen.


Von des Schweins Befaͤhrd.


Ein ſtarck alt ſchlagend Schwein
wird an der Spuhr erkannt, wann es zwi-
ſchen denen Klauen ſehr offen und weit
geſperret iſt, auch viel Koth gefaſſet hat,
ingleichen wenn beyde Lauff-Klauen
krum gebogen gegen einander ſtehen,
die Schaalen gewoͤlbt und auf denen
Seiten ſtumpff, die Ballen ſtarck, vor-
waͤrts geſchoben und mit denen krum-
men Klauen angezogen ſind: So ſind
auch hinter denen Ballen etliche kleine
Runtzeln und nahe daran die Affter-
Klauen, zu beiden Seiten breit von ein-
ander ſtehend, allzeit deutlich zu ſehen.
Die Bache hat kleinere Ballen, ſo enge
beyſammen ſtehen: Die Schaalen find
flach und kuͤrtzer, jedoch auch krum gebo-
gen. Die Affter-Klauen ſind hoͤher und
viel naͤher beyſammen, auch nicht ſo breit
von einander: Hat einen kuͤrtzeꝛn Schritt,
als der Kaͤuler. Ein Haupt-Schwein
gehet auch geſchraͤncket mit denen Bal-
len ein- und mit den Klauen auswaͤrts,
ſchreitet insgemein zwey gute Werck-
Schuh lang. Das Gefaͤhrd iſt drey biß
vier Finger breit, der Schranck eine
Spanne weit, nachdem es feiſte iſt uͤber
dem Ruͤcken, und die Kaͤulen von einan-
der geſperret. Ein feiſtes gutes Schwein
thut den Beytritt wie ein Hirſch, auch
das Blenden und den Hinterlaß. So
es bricht, kan man (ſonderlich aber wann
es in der Suhle geweſen und ſich an ei-
nen Baum gerieben hat,) deſſen Hoͤhe,
Staͤrcke und Groͤſſe ſehr deutlich ſehen,
ingleichen aus ſeinem Lager, worinnen
es den Schloſſtritt thut als ein Hirſch.
Das Schwein ſtallet neben aus, gehet
mit einem beſchloſſenen und gar gezwun-
genen Fuß. Die Bache hingegen hat
eine Schaale ein wenig laͤnger, als die an-
dere: Schraͤncket gar nicht, ſondern ge-
het gantz gerade ſchlecht vor ſich hin. Es
brechen alle wilde Sauen oder ſchwartz
Wildpraͤth, wo ſie hinkommen, durch
Maſthoͤltzer, oder Frucht-Felder, alle-
zeit gerade aus, faſt wie in einer Fur-
chen, tief in die Erden und umb die
Staͤmme oder Wurtzeln, von einem Ort
zu dem andern und haben die Spuhr
laͤnglicht und rund gewoͤlbt. Sie ſtreif-
feln den Hierſche, Heydekorn und ande-
re Fruͤchte im Felde. Die zahmen Sau-
en aber wuͤhlen flach in die Erde hin und
her, auf runde Plaͤtze und ihre Spuhr
iſt nicht hohl, ſondern fleiſchicht, mit der
Haut flach verwachſen, haben kurtze
Schalen und das Getraͤyde kauen und
ſchmatzen ſie, ſpucken es auch zum Theil
wieder aus. Das Gefaͤhrd oder die
Spuhr
[]

[figure]

[][101]Von denen wilden Thieren.
Spuhr einer Bachen, wann ſie tragend
worden und ſchon umb die Helffte iſt,
kan man deſto leichter mercken und vor
gewiß tragend anſprechen, wenn die bey-
den Hinter-Laͤufft eine gute Qver-Hand
hinter denen Vordern zuruͤcke bleiben,
weit von einander ſind und zu beyden
Seiten auswaͤrts ſtehen. Wenn auch
viel Jungen im Leibe ſind, ſo ſie ſperren
und ſchwer machen, ſchleppen ſie offte ei-
nen Hinter-Laufft um den andern,
welches mehr als zu gewiß iſt, wiewohl
auch hierinnen leicht zu fehlen, daher es
gar genau obſerviret werden muß. Die
Lohſung eines wilden Schweins, wann
es in der Feiſte und Maſtzeit, iſt ſchlei-
migt beyſammen und von ſtarckem Ge-
ruch, im Sommer von Fruͤchten als ein
Dann-Zapffen getrungen; der Bachen
Lohſung aber iſt kleckweiſe, jedennoch
auch unterſchiedlich.


Von dem Rehe.


Dieſes liebliche und anmuthige Thier-
lein, ob es wohl klein vom Leibe iſt, er-
ſetzet es doch ſolches umb deſto mehr, mit
der Guͤte ſeines zarten und wohlge-
ſchmackten Wildpraͤths. Es hat mit
ſeinen Gehoͤrngen, Natur, Eigenſchafft
und Spuhr oder Gefaͤhrd einige Gleich-
heit mit denen Hirſchen, doch wie gemel-
det, von kleinerer Art: Auch hat es der
Ziegen Eigenſchafft und iſt von geyler
Natur ſehr hitzig. Seine Brunfft waͤh-
ret im December ungefehr vierzehen Ta-
ge und hat der Rehebock nur eine Ruͤcke
bey ſich, auch bleiben Maͤnnlein und
Weiblein gerne beyſammen, biß die Zeit
koͤmmt, daß das Weiblein ſetzen ſoll.
Dann gehet die Ruͤcke ziemlich weit ſeit-
waͤrts, aus Furcht, daß der Bock die
Jungen umbbringen moͤchte. So lan-
ge, biß die kleinen ſelber freſſen koͤnnen,
erziehet ſie ſolche, alsdann begiebt ſie
ſich wieder zu ihrem Rehbock. Meiſten-
theils bringen ſie im Majo auf einmahl
zwey Jungen, ein Boͤcklein und ein
Ruͤcklein, die denn gemeiniglich beyſam-
men bleiben. Ein Reh-Kalb iſt auch
bundfleckigt, wie ein Hirſch oder Wild-
Kalb, nur daß es kleiner iſt, welches die
Alte ſauget und bey ſich behaͤlt, biß uͤbers
Jahr, hernach wechſeln ſie weiter. Der
Rehebock, wann er ein Jahr alt iſt, ſe-
tzet ſein Gehoͤrngen mit zwey Spitzen,
wie die Hirſche. Jm andern und drit-
ten Jahre vier Enden oder Gabeln, auch
wohl ſechs Enden, bey welcher Zahl er
verbleibet, wiewohl man Rehbocks-Ge-
hoͤrne von acht und mehr Enden ange-
troffen hat. Es wird aber ſolches nie-
mahls, wieviel es Enden habe, ange-
ſprochen, ſondern nur ein Gehoͤrn genen-
net. Sie werffen daſſelbige im Chriſt-
Monat und noch zeitlicher ab, ſetzen
auch balde wieder ihre Kolben auf, daß
ſie im Januario oder Februario ihr Ge-
hoͤrn vollkommen haben. Doch werf-
fen die alten Boͤcke eher als die Jungen
ab, und ſetzen auch eher wieder auf. Jm
Fruͤhling und Sommer ſind ſie gerne in
denen jung aufgeſchoſſenen Hoͤltzern, wo
ſie nahe die Saat-Felder finden und des
Nachts ſich weiden koͤnnen. Jm Win-
ter aber verſtecken ſie ſich in tieffe Waͤl-
der, wo es Brunnquellen, gruͤne Kraͤu-
ter, Brombeer-Straͤucher, Werfften
und Bimſen giebt, da ſie die Knoſpen,
gruͤne Blaͤtter, und Schoͤßlinge, der neu
wachſenden Straͤucher abbeiſſen. Der
Bock hat einen ſtaͤrckern Fuß, rundere
Schaalen und einen voͤllern Ballen, als
das Weiblein, bey welchem alles ſpitzi-
ger. Der Bock tritt allezeit am erſten
aus dem Holtze umb zu kundſchafften,
ob keine Gefahr verhanden und die Ruͤ-
cke folget hernach: Hingegen wann ſie ge-
jaget und geſchrecket werden, bleibt das
Boͤcklein allezeit zuruͤcke. Die Rehe
halten ſich nicht zuſammen wie die Hir-
ſche in einem Troupp, ſondern paarwei-
ſe und theilen ſich breiter aus, daß ſie
mehr Nahrung haben. Sie koͤnnen uͤ-
ber drey hundert Schritt Menſchen und
Hunde wittern. Sie brunfften, wie
bereits oben geſaget, im Chriſt-Monat,
und jagt der Bock die Ruͤcke ſo lange her-
umb, biß ſie muͤde wird. Wann die
Ruͤcke empfangen hat, traͤgt ſie zwantzig
Wochen. Jn ihrer Faͤhrd, ſo ſie fluͤch-
tig iſt, oder gejaget wird, machet ſie viel
krumme Spruͤnge; Wenn ein Rehbock
erſchrickt, ſpringt er ſehr hoch, daß es
auff die Erde putzet und ſchreyet zugleich
hefftig. Wann das Reh von einem
Wolff, Hunde oder Fuchß jaͤhling er-
ſchrecket wird, daß es ſich fluͤchtig ſalvi-
r
en will, ſogleich aber und in continenti
confus
wird, ſo kommet es aus dem
Sprung, huͤpffet hin und her, und wird
dahero leichte ergriffen: Ratio phyſica
N 3iſt,
[102]Anderer Theil/
iſt, weil die Spiritus animi, oder die Ge-
muͤths-Geiſter von Furcht eingenom-
men ploͤtzlich erſtarren, und die Bewe-
gung des Gebluͤths der Glieder gehem-
met wird, ſo, daß dieſe zum Gebrauch
untuͤchtig werden, und ſich nicht zu recol-
ligir
en wiſſen. Wann die Ruͤcke ihren
Bock verlohren hat, hohlet ſie Augen-
blicklich einen andern, wann aber die Ruͤ-
cke wegkoͤmmt, gehet der Bock auch fort.
Sie halten ſich, wie gedacht, gerne paar-
weiſe alleine auff und ſind nicht gerne
bey denen Hirſchen oder anderm Wild-
praͤth, ſondern lieber einſam und allein.
Jm Jagen und Treiben lauffen ſie ins
runde, auch zuweilen durch die Treiber,
oder druͤcken ſich in einen Strauch, biß
man vorbey iſt, wie die Haſen zur Er-
den. Sie faͤrben ihre Haare des Fruͤh-
lings wie die Hirſche, laſſen die grauen
Winter-Haare fallen, und werden roth.
Wann das Wetter ſich aͤndern will, hoͤ-
ret man den Bock offte ſchreyen, er bel-
let faſt wie ein Hund, aber langſamer
und heiſcher. Die Rehe ſcharren einen
runden Platz, wann ſie ſich legen wol-
len, des Sommers in friſche Erden,
des Winters aber kratzen ſie den Schnee
weg, umb trocken zu liegen. Sie haben
ein ſcharff Geſicht und ſtarcken Geruch.
Es treibet zwar im Auguſt-Monat aus
groſſer Geylheit der Bock das Reh, da
man ihn alsdann auf einem Blatt wohl
locken kan, und vermeynen die alten Ja-
ger, daß er brunffte, ſo aber nicht ge-
ſchicht, ſondern er jaget nur aus Geyl-
heit die gelde oder ſchmahle Ruͤcke,
brunfft aber nur im Chriſt-Monat, wie
ſchon gemeldet. Jn Ungarn ſoll es groſ-
ſe Rehe geben, welche, ſonderlich an de-
nen Gebuͤrgen, wegen derer trefflichen
Kraͤuter, ſehr geſund ſind und lange le-
ben. Ein Reh bekommt des Fruͤhjahrs
von denen jungen aufgeſchoſſenen ſaffti-
gen Sproſſen viele Duͤnſte im Gehirn:
Es haͤlt ſich der Bock zu ſeiner Ruͤcke,
gleich, als wenn er in einer ordentlichen
Ehe lebete, welche nichts, als der Todt
ſcheiden mag, und verlaͤſſet ein ſolches
Paar einander nimmermehr. Vermer-
cket die Ruͤcke ihre Satz-Zeit von Natur,
ſo begiebet ſie ſich etliche Tage vorher
taͤglich ein paar Stunden von ihm, umb
daß er nicht in ander Gehoͤltz von ihr
ſcheide. Sind die Jungen geſetzet, fuͤh-
ret ſie ihn hin, wann ſie ſchon etwas
lauffen koͤnnen, nach etlichen Tagen ihm
ſolche zu zeigen, ob er ihnen leids thun
werde. Die jungen Rehe ſepariren ſich
von denen Alten, wann ſie jaͤhrigt ſind,
und paaren ſich gleichfalls. Jm Fall 3.
geſetzet ſind, muß das uͤbrige Boͤcklein an-
dere Heyrath ſuchen, wann es aber
nichts erhalten kan, oder von voriger
Ehe getrennet worden, muß es einen im-
merwaͤhrenden Wittwen-Stand fuͤh-
ren.


Von Bemſen.


Die Gemſen ſind zwar wohl in
Teutſchland, doch aber nur meiſtens in
denen Schweitzeriſchen Alpen-Gebuͤrgen
zu finden, und wohnen allein in grauſa-
men hohen Tyroler-Gebuͤrgen, woſelbſt
ſie gar haͤuffig anzutreffen ſeyn ſollen.
Es iſt dieſes Thierlein in etwas kleiner,
als ein Reh, niedriger und ſchmaͤchtiger
vom Leibe: Die Farbe iſt caſtanienbraun.
Es hat ſehr helle und ſcharffſehende roͤth-
lichte Augen; Das Gehoͤrngen beſtehet in
2. Spitzen, welche oben wie Haacken vor-
waͤrts gebogen und ſcharff ſind, und ſol-
len ſie ſich oͤffters damit an die Klippen
anhaͤngen. Es iſt glatt und ſchwartz
und gehet von dieſen Gehoͤrngen am
Kopff zu beyden Seiten neben denen Au-
gen auf das Maul ein ſchwartzer Strich.
Auf der Stirn hat es ein Blaͤßlein. Es
genieſſet vortreffliche Kraͤuter und Wur-
tzeln, ſo in dergleichen hohen Gebuͤrgen
wachſen, welches ihme allen Schwindel
benimmt, da es ſonſt in ſolchen hohen fel-
ſigten Klippen gefaͤhrlich waͤre. Jn ſei-
nem Magen findet man die hochberuͤhm-
te Gemſen-Kugel, welche von ſolchen
Kraͤutern ihren Uhrſprung haben ſoll,
weil ſie innewendig voller unzehlbahr vie-
len zuſammen gebackenen Faͤßergen iſt,
ſo ſonder Zweiffel von denen genoſſenen
Wurtzeln und Kraͤutern geſammlet ſeyn
moͤgen. Manche ſind weich und leichte,
rund, auch laͤnglicht, dargegen andere
haͤrterer, ſchwerer, von Farben lichter
und dunckler, nachdem ſie ihre Nahrung
gehabt: Einige haben einen lieblichen Ge-
ruch und faſt einen Geſchmack, wie Ge-
wuͤrtze; Dargegen ſind andere wie hoͤl-
tzern: Jhre Groͤſſe iſt wie ein Tauben-
Ey, Caſtanie oder welſche Nuß, die
Schaalen gemeiniglich Wachsgelb, auch
blaſſer, oder Aſchfarb, mit vielen Duͤpff-
lein
[103]Von denen wilden Thieren.
lein uͤberſeet. Es ſchreiben ihrer viel
dieſer Gemſen-Kugel unterſchiedene vor-
treffliche Tugenden zu, welches einige
glauben, einige aber verwerffen, und ſoll
hiervon eingenommen, ſolche hauptſaͤch-
lich wider die Peſt, Ungariſche Kranck-
heit, Schwindel, Kopffweh, Schwere
Noth, Schlagfluͤſſe, Melancholie, Hertz-
zittern, auch wohl Gifft und alle Zau-
berey dienen, ja wie einige wollen, nuͤch-
tern eingenommen, ſoll es gar 24. Stun-
den vor allen Waffen feſte machen, wel-
ches doch dem Gembs, ſo es gantz gehabt,
nicht geholffen. Dahero wohl diß Ar-
canum
nicht probat ſeyn mag. Man
haͤlt die zwiſchen halbem Auguſt und hal-
bem September gefundene Kugeln vor
die kraͤfftigſten. Bald nach Jacobi im
Herbſt begiebt ſich der Gems wieder in
die Hoͤhe, des Winters Kaͤlte bey zeiten
zu gewohnen, woſelbſt er in denen rau-
heſten Klippen, wo er die geſundeſten
Wurtzeln und Kraͤuter haben kan, ſich
auffhaͤlt. Gegen Fruͤhling vermercken
ſie von Natur die Aenderung des Wet-
ters und begeben ſich auf niedere Gebuͤrge
wegen der zeitigen Kraͤuter, ſonderlich
wo Sand-Flecken ſind, welchen ſie gerne
lecken und damit den Schleim von der
Zunge abſchaben, auch beſſern Appetit
zum Eſſen kriegen: Daſelbſt, oder wo
man ſonſt gemeiniglich ihren Wechſel ge-
mercket, wird ihnen von Schuͤtzen auf-
gepaſſet, und ſie alſo geſchoſſen. Wann
ſie in ihrem Land von denen Einwoh-
nern oder Gemſen-Steigern von einem
Ort zum andern getrieben werden, be-
geben ſie ſich je laͤnger, je hoͤher und ſprin-
gen von einer Felſen-Klipp auf die ande-
re; Maaſſen ſie alle vier Laͤufft zuſam-
men ſetzen und von Natur hoch und weit
ſpringen, auch, wo moͤglich, noch eine
Reſerve vorbehalten, biß ſie nicht weiter
koͤnnen. Ein ſolcher Gems ſchreyet nicht,
ſondern wiſpelt gleichſam nur mit einem
Druck durch die Naſe: Wann der Wey-
demann nachklettert, und ſo nahe kommt,
daß ers erreichen kan, es auch ſtechen, fan-
gen, oder abwerffen will, und ihm das
Tillmeſſer anſetzet, reibet es ſich ſelbſt in
das Meſſer, als ob ſichs daran ſtemmen
wolte und faͤllet ſodann hoch vom Fel-
ſen herab. Sein Haͤutlein aber blei-
bet gemeiniglich gantz und unverſehrt.
Der Schweiß wird vom Jaͤger vor den
Schwindel gebrauchet und muß er we-
gen der ſchluͤpffrigen ſchmahlen Kleber-
Gaͤnge ſcharffe Fuß-Eiſſen haben, daß
er nicht herunter falle. Es iſt eine ge-
faͤhrliche Jagd, da man ſich leicht verſtei-
gen und elendiglich umbkommen kan,
wie dergleichen ehemahlen dem Kaͤyſer
Maximiliano dem Erſten ohnweit Jn-
ſpruck bey der ſo genannten Martins-
Wand wiederfahren, daſelbſt er lange
Zeit von denen Seinigen zwar geſehen
worden, aber Huͤlffloß bleiben muͤſſen,
biß ihn durch GOttes ſonderbahre Gna-
de ein Engel in Geſtalt eines Maͤnnleins
durch einen unbekanten Weg einer
Felſen-Klufft wunderlich errettet, und zu
denen Seinigen gebracht hat, in welchen
Felſen-Gang er zu GOttes Ehren ein
Crucifix einhauen laſſen, ſo an ſelbigem
Ort annoch heut zu Tage zum Wahrzei-
chen gewieſen wird. Sonſten war er-
meldter Glorwuͤrdigſter Kayſer bereits
von allen den Seinigen fuͤr verlohren
geſchaͤtzet, wie er dann nicht alleine von
denenſelben Abſchied nahm und ſich zu
dieſem erbaͤrmlichen Verderben bequem-
te, ſondern genoſſe auch im Glauben
das Heilige Sacrament, geſtalt ihm ſein
Beicht-Vater die Hoſtie und den Kelch
zeigen muſte. Von dem Gems ſoll das
Unſchlitt, in Milch zerlaſſen und einge-
nommen, die Lunge heilen, die Galle
aber vor die Augen, und der Koth vor
den Stein helffen.


Vom Haſen/ und Laninen.


Dieſes wohlbekante Thierlein hat
GOtt ſonderlich geſegnet, daß es ſich des
Jahrs vielmahl vermehret, weil es ſonſt
die vielerleyen undencklichen Nachſtellun-
gen derer Menſchen, Raub-Thiere und
Raub-Voͤgel ſchon laͤngſt ausgerottet
haͤtten. Wann es ſein leben laſſen
muß, kan es ſehr klaͤglich ſchreyen und
erbaͤrmlich umb Huͤlffe ruffen. Jſt ein
furchtſames trauriges Thierlein, be-
kommt auch zuzeiten die Pocken, ja
offt von groſſer Geilheit, die von ihm ſo
offte getrieben wird, wohl gar die Fran-
tzoſen. Jm Januario, ſo es halbwege
Wetter iſt, lauffen die Haſen nach der
Haͤſin etliche Meilweges herum, ſuchen
die Haͤſin und riechen ihr nach, ramm-
len mit groſſer Begierde, daß offt hin-
ter einer Haͤſin drey biß vier Rammler
lauffen, und findet man zuweilen ſchon
im
[104]Anderer Theil/
im Februario junge Haſen, wiewohl ſie
wegen der groſſen Kaͤlte und des Schne-
es meiſt erfrieren muͤſſen; Wenn aber
ein harter Winter einfaͤllt, laſſen ſie die-
ſe Kurtzweile bleiben. Sonſten ſetzet die
Satz-Haͤſin ordentlicher Weiſe im Mar-
tio,
wo alt Graß, dicke Saat oder Far-
ren-Kraut iſt, in Straͤuchlein oder an ein
Erd-Huͤglein eines oder zwey Jungen,
nachdem ſie alt iſt. Wann ein Fuchs
oder Hund nahe an die Jungen kommt,
ſtellet ſich die Haͤſin, ob ſie lahm waͤre,
daß er ihr nachlauffe und ſie ihn abfuͤh-
ren koͤnne, damit er die Jungen nicht
raube. Wann die Jungen ein wenig
aͤlter werden, ſo verbergen ſie ſich ſelb-
ſten. Der andere Satz geſchiehet im Ma-
jo
ſchon beſſer, und bekommen meiſtens
dreye. Beym dritten Satz, ſo im Julio
geſchieht, bekommen ſie bißweilen vier
biß ſechs Jungen, die ſie ſchon beſſer im
Getraͤyde verbergen koͤnnen. Jm Se-
ptembri
oder zur Erndte-Zeit geſchicht
der vierdte Satz, bißweilen auch nicht,
nachdem ſie Friede haben. Es haben die
Alten geſagt, der Haaſe gehe des Fruͤh-
lings nur ſelbander zu Felde, kehre
aber umb Bartholomæi ſelb funffzehen
biß ſiebenzehen wieder zuruͤcke; Wie-
wohl nach einiger Meynung die Haſen
faſt alle Monat ſetzen ſollen, auſſer im
November und December nicht. Die
Haͤſin iſt eine untreue Mutter, laͤſſet ih-
re Jungen nicht uͤber ſechs Tage ſaugen,
dann verlaͤſt ſie dieſelben und laͤufft aus
groſſer Geylheit dem Rammler wieder
nach, welcher die Jungen, wann er ſie
friſch findet, auffriſt, damit er die Haͤ-
ſin wiederumb zur Geylheit brauchen
moͤge. Der Rammler iſt insgemein ge-
ſchwind und kleiner, hat einen kurtzen
mollechten Kopff, lange Haare am Ba-
cken und Barth: Die Ohren ſind kurtz,
breit und weißlicht, welche er ſteiff traͤ-
get und im Sitzen und Horchen eins nach
dem andern geſchwind in die Hoͤhe re-
cket; im Lager aber die Ohren nach dem
Halß beyſammen leget. Auff dem Ruͤ-
cken iſt das Haar ſchwartztoͤpfflicht: Die
Vorder-Blaͤtter und Schultern roth,
hinten herumb weiß, als wenn er
berupffet waͤre. Der Satz-Haſe
aber hat einen laͤngerern und ſchmaͤh-
lern Kopff, bißweiln auch ein Blaͤß-
lein auf der Stirn, groſſe lappichte et-
was hangende Ohren. Jſt nicht ſo
geſchwinde; Auf dem Ruͤcken falbicht
und graulicht auf denen Schultern, hat
nicht viel roͤthlichtes, ſondern iſt meiſt
aſchefarb; Jm Lager haͤnget ſie die Oh-
ren neben dem Kopff zur Erden; Sitzet
mit dem Hintertheil gerne hoch. Die
Haſen, wenn ſie ja Friede haben, le-
ben niemahls uͤber acht biß zehen Jahr
und dieſes wegen ihrer bekanten allzu
groſſen Geylheit, ſie ſchlaffen mit offe-
nen Augen und haben leiſe Gehoͤr.
Wann ſie Abends nach dem Felde wol-
len, ſehen ſie ſich wohl umb, ehe ſie nach
dem Graß huͤppeln und ſich aͤßen, wann
Jemand kommt, druͤcken ſie ſich an die
Erden lang und breit: Wenn aber das
Korn oder Graß noch zu klein, ſo reiſſen
ſie aus, ſind ſie eine Weile gelauffen, ſe-
hen ſie ſich umb und machen ein Maͤnn-
gen. Wann ein Haſe von einem kleinen
Huͤndgen geſtoͤhret wird, ſo laufft er
zwar fort, machet aber etliche Abſpruͤn-
ge und kommt richtig wieder dahin.
Wird er aber von Treibern getrieben,
drucket er ſich, biß ſie vorbey, dann reiſt
er aus. Sein Lager pfleget er allewe-
ge zu machen an einem Huͤgel, Furche,
Stamm oder Wurtzel, alt Graß oder
Farren-Kraut, graͤbet vor ſich eine laͤng-
liche Grube gegen den Wind, ſetzet ſich
mit dem Hintern ruͤckwaͤrts hinein, daß
er der Erden faſt gleich ſey und ruͤcket ſich
zuſammen an den Raͤndern beym Thau-
Wetter in die Miſt-Stuͤcken, oder
Sturtz-Aecker, biß die Saat waͤchſet.
Nach der Erndte in Schwaden, Fur-
chen, Kraut-Aecker und dergleichen;
Jm Winter aber in Wind-Wehen nach
der Gedult. Wo ein Haſe geſetzet wird,
bleibet er am liebſten; Alſo giebet es Holtz-
Haſen, die insgemein ſtaͤrcker und nicht
weit zu Felde gehen, auch Herbſt-Eicheln
und andere Kraͤuter eſſen, und Feld-Ha-
ſen, die nur ſtets in Feldern liegen und von
der Saat, Haber und Kraut ſich aͤßen,
des Winters aber Miſpeln, birckene
Rinde, wie auch die von Obſt-Baͤumen
abſchaben und genieſſen, und des Win-
ters die gantze Nacht mit ſo vielen Spuh-
ren, Wiedergaͤngen, und Abſpruͤngen
vorſichtig herumb lauffen, daß man ſie
nicht finden ſolle: Nemlich wann ein
Haſe vom Felde zu Holtze gehet und
ſein Lager abgeſehen hat, kehret er auf
ſelbiger Fahrd zu ruͤcke und ſpringet zur
Seite ab, laufft wieder etliche Schritt
und thut abermahl einen Abſprung,
manchmahl noch mehr, biß er ins La-
ger einen Sprung thut, zu ſeiner Si-
cherheit. Wann ſie gejaget werden,
lauf-
[105]Von denen wilden Thieren.
lauffen ſie Berg an, weil ſie hinten hoͤ-
her als vorne: Sie ſind ſodann von kur-
tzen Wendungen. Jn der Noth fahren
ſie in das Loch vor Angſt und verbergen
ſich. Die Haſen werden ſonderlich an
Graͤntzen mit Netzen gefangen, oder da
ſie durch Stoͤber-Hunde gejaget, an de-
ren Wechſeln mit Schroth geſchoſſen, in-
gleichen, wie bekant, mit Winden gehe-
tzet. Es thun die Raben und Kraͤhen
denen Haſen viel Schaden, ſowohl wann
ſie noch jung, als auch alt und erwach-
ſen ſind, und koͤnnen zwey Kraͤhen einen
alten Haſen ſo gut ſtoſſen, als ein Raub-
Vogel. Wann der Haſe ein Jahr alt
worden, iſt er zu ſeiner Vollkommenheit
gewachſen. Sie lauffen auf den Fuß-
ſtegen und Wegen, weil ſie niedrig und
je haͤrter der Winter, ja feiſter ſind die
Haſen; Dann ſie freſſen vor eitel Kaͤl-
te die birckenen Knoſpen und Rinde der
Obſt-Baͤume. Sonſten ſind die Haſen
einfaͤltige Creaturen und ſpielen gern,
mit welcher Thorheit ſie der Fuchs mei-
ſterlich fangen kan, wie ich hernach be-
ſchreiben werde. Sie vermercken von
Natur das Wetter und den Wind und
veraͤndern daher ihr Lager. Wann ſie
rammlen, ſo jagen ſie einander in vol-
lem Curier herumb, daß die Haare ſtie-
ben, als wann ſie blind waͤren, davon die
Baͤlge ſo fleckigt ausſehen. Nach eini-
ger Meynung ſoll der Haſe ein Herma-
phrodit
ſeyn, ſo aber ohne Grund. Und
weiln der Rammler das Kurtz-Wild-
praͤt in den Leib ziehet, alſo der Haͤſin
nicht ungleich ſiehet, haben einige ſolche
Meynung von ihm gehabt, wiewohl die-
ſe Art zuzeiten wunderliche Mißgebur-
then zeuget. Wann ein Regenwetter
vorhanden, macht der Haſe ſein Lager
ins Feld und meidet den Buſch, daß ihn
die Regentropffen von Blaͤttern nicht be-
unruhigen: Wann es kalt und Windigt
iſt, ſuchet er das Gehoͤltz und den Buſch:
Wann ſie aber rammlen, kommen ſie
aus aller Ordnung. Der Haſe ſitzet nicht
ſo feſte im Lager, als die Haͤſin, ſondern
ſtehet leichter auff, und ſeine Lohſung iſt
klein, trocken und eckigt, der Haͤſin Loh-
ſung aber groͤſſer, runder und feuchter.
Sie trocknen ſich vom Sonnenſchein in
Furchen ab, wann ſie des Nachts vom
Thau oder Regen naß worden. Wann
das Getraͤyde im Herbſt von den Fel-
dern iſt, kommen dann die Haſen in der
Nacht ſpaͤth auf die Saat, doch in zuneh-
mendem Monden etwas zeitlicher, als im
abnehmenden, auch ſtehen ſie eher aus
dem Lager auf, dargegen im abnehmen-
den ſitzen ſie feſte. Wann ein paar alte
Haſen eine Gegend zu ihrer Wohnung
eingenommen, laſſen ſie daſelbſt keine
fremde auffkommen, ſondern beiſſen und
kratzen ſie weg, auſſer diejenigen, die von
ihnen gebohren werden: Diejenigen Ha-
ſen, welche in moraſtigen, oder waͤſſe-
richten Bruͤchen wohnen, ſind gemeini-
glich anbruͤchig, ungeſund und haben die
Pocken, welches ſie brennet, dahero ſie
ſich kuͤhlen wollen. Die Haſen aber auf
den Heydekraut-Bergen, ſonderlich wo
weiche Maſt gewachſen, ſind viel geſuͤn-
der, hurtiger und geſchwinder. Jm Win-
ter machet der Haſe ſein Lager umb der
Waͤrme halber gegen die Sonne: Jm
Sommer aber wegen des Schattens ge-
gen der Nord-Seiten. Sie begeben ſich
im Fruͤhling und Sommer aus dem
Holtze, wegen der Schlangen, Kroͤthen,
Nattern und anderm Ungeziefer, ſo ſie
austreibet und muͤſſen ihr Lager, weil
die Nacht kurtz, bey denen Saamen-Fel-
dern nehmen: Jm Winter aber, da das
Ungeziefer in der Erde ſich verkreucht,
lagern ſie ſich ins dicke Gebuͤſch und kom-
men wieder zu Holtze. Sie werden nicht
blind gebohren, ſondern mit offenen Au-
gen. Wann ſie gejaget oder gehetzet wer-
den, begeben ſie ſich zur Zeit der Noth
unter die Schaaffe, oder andere Vieh-
Heerden, kriechen wohl in ein Loch, oder
ſchwimmen durchs Waſſer: Sie freſſen
die Miſtel oder Kenſter gern, am lieb-
ſten aber den braunen Kohl: zur Medicin
haͤlt man vor gut junge Mertz-Haſen, ſo
aus Mutterleibe zu Pulver gebrannt,
in weiß Kirſchen-Waſſer eingenommen,
vor die ſchwere Noth helffen, ingleichen
eine kraͤfftige Confortanz des Membri
virilis
ſeyn ſollen, eines Rammlers Te-
ſticuli
befoͤrdern die Fruchtbarkeit;
Wie dann das Haſen-Wildpraͤt von
Plutarcho fuͤr ein ſonderbahres veneri-
ſches Eſſen gehalten wird, weil ſie ſich
durch ſonderbahre Krafft fleißig vermeh-
ren und generiren, faſt monatlich ramm-
len, und doch ihre Jungen erziehen; ſon-
derlich aber ſollen nach gemeiner Sage
die innerlichen Nieren-Bratgen hierzu
am dienlichſten ſeyn. Haaſen-Spring
zu Pulver geſtoſſen und eingenommen,
ſoll gut vor die Colica ſeyn; Das Haſen-
Fett ziehet einen Splitt oder Schief-
fer aus; Der Schweiß von Mertz-Haſen,
auff rohe Leinewand geſtrichen, ſoll
Ovor
[106]Anderer Theil/
vor die Roſe ein bewaͤhrtes Mittel ſeyn,
anderer dergleichen mediciniſcher Din-
ge mehr, ſo mir ebẽ nicht allzu bekant ſind,
zu geſchweigen. Wormit ich des Haſens
Eigenſchafft Beſchreibung beſchlieſſe und
mich zu denen Caninen, ſo einige Gleich-
heit mit demſelben haben, wende. Was
nun die Caninen, Carnickel, oder, wie es
manche nennen, Koͤniglein betrifft, wel-
che zwar hier zu Lande nicht in ſo groſ-
ſer Menge, als in Braband, oder denen
Cleviſchen Landen, auch in Engelland
und Franckreich anzutreffen, und wie
mir es vorkommt, gleichſam der Haſen
Zwerge zu nennen ſind, indem ſie nicht
allein dergeſtalt an Gliedern, an gewoͤhn-
licher Farbe und aller Zubehoͤr, ſondern
auch an der Natur und Eigenſchafft in
allen Stuͤcken denen Haſen gleichen, nur
daß ſolche, wie gemeldt, mercklich kleiner
und geſchwinder ſind, ihre Wohnung a-
ber in der Erde nehmen. Sie werden
daſelbſt mit dem Fredel oder Zahm ge-
machten Jltniß, aus ihren Hoͤhlen ins
Gaͤrnlein getrieben und gefangen, und
wird der Fredel mit einem Leder verwah-
ret, daß er nicht beiſſen kan und ihm
ein Schellgen angehangen, umb die
Caninen mit mehrer Furcht zu jagen. Sie
ſind ſehr fruchtbar und kan ein Maͤnn-
lein wohl zehen Weiblein begatten, maaſ-
ſen ſie alle Monat meiſtens Junge ha-
ben, welche blind gebohren werden. Es
ſtopffet ſodann das Weiblein die Loͤcher
zu, woꝛinnen die Jungen liegen; weiln das
Maͤnnlein die Jungen wuͤrgen ſoll: Sie
graben ihre Loͤcher, oder Gebaͤude nicht
in ſandigten, da es nachfallen moͤgte,
ſondern in leimigten Boden, an Huͤgel
oder Berge, gegen die Sonne. Jhre
Nahrung nehmen ſie von Graß, Saat,
Kraͤutern und Pflaͤntzgen, wohnen auch
in Straͤuchern.


Von dem Wolffe.


Unter denen hier zu Lande bekante-
ſten Raub-Thieren iſt wohl ſonder Zweif-
fel der Wolff das ſchaͤdlichſte und arg-
liſtigſte zu nennen, welches der Groſſe
GOtt dem menſchlichen Geſchlechte, auch
ſowohl zahmen, als wilden Thieren, zu
ſonderbarer Straffe erſchaffen, indem
derſelbe nicht allein auf der Weyde und
Feldern, ſonderlich in denen Horden des
Nachts, ſondern auch am Tage die
Schaafe, das Rind-Vieh, die Pferde,
auch wohl das Wildpraͤt in Waͤldern, ja
offte gar in Doͤrffern, Gaͤrten und
Straſſen die Menſchen angreiffet, zer-
reiſſet und friſſet. Sie vermehren ſich
in Wildniſſen oder groſſen Bruͤchen,
Stein-Felßen, Loͤchern und Behaͤltniſ-
ſen, doch mehrentheils in Kriegs-Zeiten,
weiln zu ſolcher Zeit ihnen Niemand
nachſtellet, ſondern ſie ſich vielmehr we-
gen des Raubes der Coͤrper von Men-
ſchen, Pferden, Ochſen und anderm Vieh,
ſo zu ſelbiger Zeit erſchlagen werden,
mehren und von andern Laͤndern dahin
ziehen: Jn Friedens-Zeit aber werden
dieſelben mehr gefangen und ausgerot-
tet. Die Woͤlffin ſetzet ihre Jungen,
nachdem ſie im Chriſt-Monat in denen
zwoͤlff Naͤchten, laͤuffiſch geweſen und
zwey Monat und eine Woche lang
getragen. Sie wirfft ſo viel Jungen im
Fruͤhling, als wie die Hunde, welche
blind gebohren werden und alſo neun Ta-
ge bleiben: Sie laͤſſet die Jungen mit
allem Fleiß ſaugen und bringet ihnen
lebendige Junge Rehe, Friſchlinge, Ha-
ſen, Laͤmmer und dergleichen, daran
lernen ſie wuͤrgen, fallen grimmig an
und fuͤllen ſich, daß ſie auffſpringen
moͤchten. Sie bleiben bey ihrer Alten,
biß ſie wiederum laͤuffiſch wird. Wann
der Wolff zwey Jahr alt wird, ſo kan
er ſchon vollkommen mit lauffen, fan-
gen und rauben, und iſt alsdenn ſehr
geſchwind und gaͤnge; jedoch nicht ſo groß
und ſtarck, als die Alten, auch ziemlich
lichter und wollichter von Haaren. Wann
man ſie klein findet, kan man ſie un-
ter Hunden zu ſaugen und mit Brod zu
fuͤttern, zahm aufferziehen, allein ſie
bleiben nicht uͤber ein halb Jahr zahm,
ob ſie ſich noch wohl ſo gut anſtellen, und
laſſen ihre Mucken nicht, ſondern fan-
gen an die jungen Huͤnner, Gaͤnſe oder
Endten und anderes Vieh anzufallen,
zu wuͤrgen und zu beiſſen. Vieh und
Hunden, auch wohl gar denen Kin-
dern Schaden zu thun; iſt alſo nicht
rathſam. Die Woͤlffe wechſeln weit,
in unterſchiedenen Wald-Revieren her-
umb, haben an etlichen Orten ihr Lager,
und ſo ſie was gefangen, legen ſie ſich
nicht weit davon nieder. Wann etliche
Woͤlffe beyſammen, ſuchen ſie des Nachts
an einem andern Ort uͤber Feld ihre
Nahrung und traben oͤffters in einer
Faͤhrde weit weg, ſonderlich in tieffem
Schnee, als wenn es nur einer geweſen
waͤre:
[]

[figure]

[][107]Von denen wilden Thieren.
waͤre: Wann ſie aber uͤber einen Weg
traben, ſo gehen ſie gerne ein wenig auf
dem Weg hin und her und alſo von ein-
ander und ſuchen ihre Nahrung allent-
halben. Wann der Wolff etwas zu ſe-
hen bekoͤmmt, ſo ſtehet er gleich ſtille, buͤ-
cket ſeinen Kopff und ſchielet dahin: wo
er nun ſiehet, das ihn das Thier nicht
vermercket, ſo ſchleichet er hinter Baͤu-
me, Stoͤcke, Straͤucher und andern Vor-
theil mehr, ſo nahe er kan, auch oͤffters
lauret er lange, biß das Thier ſich zu ihm
nahet, dann wiſcht er hervor: Oder ſie
ſuchen auch des Nachts und theilen ſich
beſonders aus, wie die Jagd-Hunde, ein
jeder vor ſich, welcher nun etwas an-
trifft, demſelben folgen die andern, ma-
chen es muͤde, und reiſſen es nieder:
Sie ſehen auch ziemlich ſcharf und hoͤren
leiſe, koͤnnen auch im Lauffen lange tau-
ren, wittern die Faͤhrde gar ſcharf, wie
die Hunde: Wann deren etliche bey-
ſammen ſeyn, ſo beugen ſie immer vor,
damit ſie deſto eher ein Thier einhohlen
koͤnnen. Wann ein Hirſch vor ihnen
fluͤchtet und ſich ins Waſſer ſtellet, trau-
en ſie ihm nicht, wegen ſeines Gehoͤrns:
Gegen Morgen traben ſie an einen ſtillen
Ort, da ſie ſich den Tag uͤber aufhalten
und verbergen: Wann ſie was von
Wildpraͤt gefangen haben, koͤnnen ſie die
Haut ſo artig in der Duͤnnung aus-
ſchaͤlen; Nach der Lung und Hertz reiſſen
ſie zuerſt, und freſſen ſich dick und fett:
Bißweilen laſſen ſie den Kopff und Kno-
chen liegen, und wenn die Woͤlffe ſatt
und dicke, weltzen ſie ſich und wiſchen den
Schweiß auf dem Raſen ab, hauchen vor
innewendiger Hitze. Jhre Faͤhrd oder
Spuhr iſt bald den groſſen Hunden gleich:
alleine der Woͤlffe ihre Ballen ſind
ſchmaͤhler und die Faͤhrd ein gutes laͤn-
ger; Denn die Hunde-Spuhren viel
runder ſind: Was ſie mit ihrem Gebiß be-
ſchaͤdigen, heilet nicht wohl. Sie purgi-
r
en ſich mit Graß und reinigen den Ma-
gen mit ſandigter Erde. Wann die jun-
ge Woͤlffin zwey Jahr alt und zum er-
ſtenmahl ſetzet, hat ſie nicht uͤber zwey
biß drey Junge, doch hat ſie alle Jahr
eins mehr, biß ins neundte Jahr, her-
nach wiederumb, weil die Natur ab-
nimmet, eines weniger. Sie leben nicht
uͤber zwantzig Jahr ihres Alters. Jm
Winter, wenn es ſtill und hell Wetter
und darbey ſehr kalt iſt, koͤnnen ſie greu-
lich heulen, daß man es weit hoͤren kan;
Zuweilen auch gar oͤffters vor Hunger.
Eine Woͤlffin kan ſich mit groſſen Hun-
den belauffen und Junge darvon em-
pfangen, welche ſie eben ſowohl in ſol-
cher Liebe aufferziehet, als ihre eigene
Art: Desgleichen kan auch ein Wolff ſich
mit einer Huͤndin vermiſchen, dahero
koͤmmt es dann, daß oͤffters wunders-
wuͤrdige ſchwartze oder rothe Woͤlffe ge-
funden werden, ſonderlich wann die groſ-
ſen zahmen Hunde in der Winter-Kaͤlte
wuͤthend werden, und laͤuffiſch in Waͤl-
dern umbher lauffen, auch ſich gar ver-
liehren; Wovon das Sprichwort ent-
ſtanden: Lupus pilos, non animum
mutat,
der Wolff veraͤndert zwar die
Haar, nicht aber ſein Gemuͤthe. Wann
ein Wolff unter die Schaaffe kommt, wird
er eins nach dem andern wuͤrgen und
oͤffters nichts davon bekommen. Ein
alter Wolff nimmt ein Schaaff auf den
Ruͤcken und laufft mit davon: So ſie
aber nichts fangen, koͤnnen ſie auf drey
Tage faſten und muͤſſen bißweilen man-
chen Fehl-Gang thun. Die Wolffs-
Baͤlge ſind gut zu Peltzen auff Reiſen:
Das Wildpraͤt oder ihr Fleiſch, iſt de-
nen Hunden von Natur zuwieder. An
denen voͤrderſten Fuͤſſen hat er fuͤnff
Zehen, an denen hintern aber nur vie-
re, und kan man die vorderſten zwey
Klauen deutlich ſehen: Er macht in de-
nen Ballen drey Gruben, hat auch eine
haͤrtere Lohſung als die Woͤlffin; jedoch
nachdem ihr Fraß geweſen. Sie jagen
das Wild aufs Eiß, daß es gleitet und
zerreiſſen es. Finden ſie aber anders
nichts, ſo greiffen ſie die Bauer-Hunde
im harten Winter bey der Gurgel an.
Sie leiden keinen verwundeten Wolff
unter ſich, ſondern zerreiſſen ihn alſobald;
was ſie nicht freſſen, verſcharren ſie und
heben es zur andern Zeit auff. Die
Speiſſen, welche ſie denen Jungen brin-
gen, Kotzen ſie aus. An denen Nieren
ſollen ihnen Schlangen wachſen, welche
Fingers lang. Der Woͤlffe ordentliche
Farbe von Haaren iſt grau und ſchwartz
vermiſcht und weißlicht am Bauche, ha-
ben einen dicken molligten Kopff, mit
langem ſtarckem Gebiß, kurtze aufrechte
Ohren und hellglaͤntzende Augen. Jn
Engelland, Schottland und Ruͤgen ſoll
kein Wolff bleiben wollen, was aber die
Urſache, iſt unbekant. Sonſt hat ein
Wolff ſeine Staͤrcke am meiſten im vor-
dern Theil des Leibes, der Bruſt, Schul-
tern, Halß und Kopff, hinten aber iſt er
ſchwach, daß er auch leicht daſelbſt ge-
O 2ſchlagen
[108]Anderer Theil/
ſchlagen lahm wird. Er ſoll gegen den
Eſel, Stiehr und Fuchs eine ſonderliche
Feindſchafft haben. Jn ſeinem Alter,
wann er das Wild zu jagen untuͤchtig
und allzuſteiff worden, faͤllt er meiſtens
die Menſchen an, und ſo er einmahl der-
gleichen genoſſen, wird er ſo begierig,
daß er kein anders achtet: doch greiffet
er lieber was verzagtes an, ſo er ſich
zu bezwingen getrauet, als einen behertz-
ten Mann. Wo ein paar Woͤlffe he-
cken, leiden ſie zwar in ſelbigem Revier
auf zwey Meilen weit keinen andeꝛn; Wo
ihrer aber haͤuffig ſind, als in Pohlen, Lit-
thauen und dergleichen, da ſie zumahl
Winters in einer Schaar oder Rotte
wohl funffzig und mehr zuſammen weit
und breit herumb ſtreiffen und was ih-
nen vorkommt angreiffen, hat es ande-
re Beſchaffenheit. Jn ihren Faͤngen und
Rauben des Wilds theilen ſie ſich in Vor-
lagen beſonders aus, wie ein Jaͤger die
Hetz-Hunde und einer ſprenget das Wild
auf der Faͤhrd: Faſt dergleichen Liſt ge-
brauchen ſie in Schaaf-Horden, da laͤſt
ſich ein Wolff vom Hunde weit jagen,
die andern brechen indeſſen ein und neh-
men heraus, was ihnen beliebig, ſo ſie
aber verjaget werden, muß der Hund
die Muͤhe bezahlen: Wunderlich iſt es,
daß ein Wolff, ſo ſtarck er ſey, was er
gefangen, alles gantz alleine, biß auf den
Kopff und wenige Knochen, verzehren
kan, ob es gleich noch einmahl ſo groß
und ſchwer als er ſelbſt geweſen, weil
immittelſt, ehe er fertig, der erſte Fraß
durch ſtarcke Hitze des Magens vertau-
et, mit vielfaͤltigen Lohſen wieder fort-
gehet und oͤffters groſſe Hauffen darbey
zu finden. Wo er nun was gutes ge-
noſſen, ob gleich nichts uͤberblieben, be-
ſucht er doch ſolchen Ort im vorbeywech-
ſeln. Und weiln der Wolff ein ſehr
ſcheues fluͤchtiges Raub-Thier iſt, ſo ge-
het er nach dem Luder nicht gerade zu,
ſondern gehet vorher erſtlich herumb,
und erkundiget ſich nach dem Wind, ob
nicht etwa einige Unſicherheit vorhanden
ſeyn moͤgte, und wann er ja angreiffet,
reiſſet er ploͤtzlich ein Maul voll und ſprin-
get beyſeite, es zu verzehren. Mehrere
Nachricht hiervon wird man am beſten
in der Experienz finden. Bey dieſer
Gelegenheit kan zum Schluß dieſes Ca-
pitels nicht umhhin, annoch mit wenigem
zu gedencken, wie einige ſtatuiren, daß
durch GOttes Zulaſſung ſich die Zaube-
rer vermittelſt des Teuffels Huͤlffe in ſo
genannte Weer-Woͤlffe verwandeln koͤn-
ten; Welches ich aber fuͤr Blendwerck
halte; Dann wie in der Schoͤpffung
GOtt der Allmaͤchtige Schoͤpffer eine je-
de lebendige Creatur an Menſchen und
Vieh nach ſeiner Art mit Leib und Seel
erſchaffen, ſo muß dieſelbe auch biß zur
Verweſung bleiben, und kan der Teuffel
nimmermehr einen menſchlichen Coͤrper
nach ſeinem Gefallen in ein unvernuͤnff-
tiges Vieh wuͤrcklich verwandeln, ſo, daß
er Leib und Seele verwechſele, welches
unmuͤglich iſt; Doch kan wohl ſeyn, daß
er dem Zauberer eine Imagination bey-
bringet, oder einbildet, ob ſey er ein
Wolff, denen andern aber die Augen
verblendet, und durch einen nebelichten
Dunſt oder die zuſammen gezogene Lufft
einen Wolff repræſentiret.


Von dem Luchs.


Dieſes Thier iſt ebenfalls ſeiner Nah-
rung nach, die andern Thiere zu rau-
ben und zu wuͤrgen von Natur geneigt,
wie der Wolff, doch auf andere Art;
Denn gleich wie der Wolff derer Hunde,
alſo hat der Luchs derer Katzen Eigen-
ſchafft, klettert gerne auf die Baͤume und
lauret nach dem Wild, wo daſſelbe ſei-
nen Gang und Wechſel hat. Es haben
die Luchſe unter allen Thieren das ſchaͤrf-
ſte Geſicht und meiſtentheils ihre Klau-
en eingezogen, auſſer wenn ſie fangen,
und kurtze Schwaͤntze, welche ſie krumb
tragen koͤnnen: Sind groͤſſer als die Ka-
tzen und kleiner als ein Tyger: Haben ei-
nen gelinden lichtgelben Balg, mit ro-
then Flecken: Der Bauch iſt weiß, umb
das Maul wie eine Katz, von ſtarckem Ge-
biß. Die Klauen ſind ſcharff, krum und
ſpitzig und koͤnnen den Raub erhaſchen
und feſt halten. Nachdem ſie nun im
Februario gebrunfftet, traͤget die Luchſin
funffzehen Wochen und ſetzet ihre Jun-
gen im Monat Maji, zwiſchen Oſtern
und Pfingſten, wo es moͤglich in Felſen,
Hoͤhen und Klippen, halten ſich auch
ſonſt nirgends, als nur in groſſen Ge-
buͤrgen und dicken Waͤldern auf. Hier
zu Lande werden wenig angetroffen:
Die Jungen ſind Anfangs weiß und
neun Tage blind, werden aber im wach-
ſen bald gelber und bleiben die Maͤnn-
lein
[109]Von denen wilden Thieren.
lein allezeit weiſſer, als die Weiblein.
Wann ſie noch klein ſind, ſpielen ſie, wie
die Katzen, beiſſen und ſpringen, klettern
an Baͤumen auf und nieder. Die Alten
bringen ihnen zuzeiten einen lebendigen
Fang, welches ſie oben auf den Hals in
dem Nacken hefftig anfallen, einbeiſſen,
und dem Thier den Schweiß ausſaugen,
biß es todt, dann verzehren ſie ſolches
hernach. Wann ſie noch kleine ſind, brin-
gen ihnen die Alten einen groſſen Vogel,
oder jungen Haſen, und wenn ſie groͤſ-
ſer worden, ein junges Reh oder Wild-
Kalb, ſo ſpringen die Jungen auch zu,
dann laͤſts die Alte aus und wuͤrgens die
Jungen, dadurch werden ſie begierig,
daß ſie ſelbſt nachſchleichen, ſich hinter die
Stoͤcke und Straͤucher ſtecken, ſachte krie-
chen und darnach ſpringen; Wann ſie
aus dem Finſtern ſehen, ſcheinen ihre Au-
gen feurig. Jhre Spuhr iſt, wie einer
Katze; Die Groͤſſe aber als eines Jagd-
Hundes. Sie kriechen auf einen Baum,
ſetzen ſich auf einen Aſt und paſſen auff,
wo das Wildpraͤt wechſelt, und ſo eines
vorbey gehet, ſpringen ſie ihm geſchwinde
auf den Ruͤcken, halten ſich feſte mit ihren
Klauen und beiſſen es in das Genuͤcke,
ſaugen das Blut aus, es lauffe, wie es
wolle, biß es umbfaͤllet. Sie freſſen zu
Anfang den Zimmel, das uͤbrige ver-
ſcharren ſie mit groſſer Sorgfalt und he-
ben ſichs auff, biß ſie nichts friſches fan-
gen moͤgen. Die Luchſe werden von dem
Thier noch eher, ſonderlich aber von
den wilden Schweinen, wann ſie mit
groſſer Ungeſtuͤmmigkeit durch die dicken
Straͤucher fahren, abgeſtrichen. Weil
aber die Schaden oder die Wunden dem
Wildpraͤt von oben einwaͤrts gehen, ſo
heilen ſie ſchwerlich, ſonderlich in der
Waͤrme des Sommers. Ein Hirſch a-
ber kan den Luchs nicht ſo leichte abſtreif-
fen, weil ſolchen das Geweyhe, darhinter
er ſitzet, vor dem Abſtreiffen der Aeſte
und Straͤucher ſchuͤtzet. Ein Luchs blei-
bet eher und feſter in Behaͤltniſſen, wenn
man kreiſſet, als ein Wolff, und wird,
weil er dem Wildpraͤt ſchaͤdlich, eben
wie der Wolff, mit dem kleinen Zeug ge-
fangen. Die Luchſin iſt kleiner, als der
Luchs und nicht ſo ſchoͤn, als derſelbe,
wiewohl es in denen Steinfelßigten Ge-
buͤrgen eine weit ſchoͤnere und ſpieglich-
tere Art von Luchſen giebt, als die in de-
nen ebenen groſſen Waͤldern wohnen,
ſind aber nunmehro nicht ſo haͤuffig,
weil die groſſen Wildniſſen durch Auff-
bauung Staͤdte und Doͤrffer ausgeoͤdet
und daher die Luchſe vertilget worden
ſind. Hat ein ſtarckes Gebiß von zwan-
tzig Zaͤhnen und an denen Vorder-Laͤuff-
ten fuͤnffe, an denen Hintern aber nur
vier Klauen: Einen kurtzen dicken
Schweiff, ſo am Ende ſchwartz iſt: Des-
gleichen dreyeckigte Ohren, daran oben
ſchwartz ſtehende Haare ſind. Der Balg
iſt glatt und gelinde, dem Sammet gleich
und haben insgemein drey oder vier
Jungen, nach der Katzen Art. Sie
ſpringen und lauffen ſchnell, ſo ſie ſich a-
ber in der Gruben, oder ſonſt gefangen
vermercken, ſind ſie, wie die Woͤlffe im
Gebrauch haben, aus Furcht erſchrocken
und bloͤde: Maaſſen einige davor hal-
ten, daß die Luchſe von einer Vermi-
ſchung zwiſchen einer wilden Katz und ei-
nem Wolff ſeyen, ſo ich dahin ſtelle: Jn-
dem bekant, daß die Naturkuͤndiger oͤff-
ters ſeltſame Dinge ſtatuiren, welches ſo
wohl denen Thieren, als der Natur
ſelbſt gantz zuwider ſcheinet und nicht al-
lezeit eintreffen kan. Es iſt der Luchs
aus dieſer Urſachen, weil er viel ſchaͤdli-
cher und gefaͤhrlicher als andere Raub-
Thiere iſt, umb ſo viel mehr zu vertilgen,
maaſſen er nach ſeiner Gewohnheit we-
gen des Schweißes ausſaugen alle Ta-
ge einen friſchen Riß zu nehmen gewoh-
net, weswegen er, wo es ihm moͤglich,
insgemein am liebſten nach denen Rehen
trachtet, weiln ein Reh gleich erſchrickt,
und aus dem Sprung koͤmmt, da er ſol-
ches am beſten fangen u. bezwingen kan:
Doch muß in Mangel deſſen gar offters
manches Wild-Kalb, oder zahmes Schaf
und Ziege, ingleichen mancher Haſe
herhalten. Es folgen insgemein alſobald
die Fuͤchſe und Marder dem Luchſe flei-
ßig auf der Spuhr nach, weil ſie gewiß
verſichert, von dem uͤberbliebenen Riß
noch was zu finden. Welches aber der
Wolff nicht thut, weiln derſelbe ſeinen
Raub alsbald verzehret, nicht viel uͤbrig
laͤſſet, wenigſtens das ruͤckſtaͤndige nach-
hohlet, er muͤſte dann Unſicherheit ver-
mercken und lieber den Raub als ſein
Leben laſſen wollen. Sonſt ſtatuiren
auch einige erfahrne Weydeleut, daß es
zweyerley Arten von Luchſen geben ſolle,
als nehmlich Katzen-Luchſe und Kaͤlber-
Luchſe: Die Katzen-Luchſe ſollen mei-
ſtens in Steinfelßigten hohen Klippen
und Gebuͤrgen ſich befinden, deren Balg
von weichen gelinden lichtgelben Haa-
ren, mit rothen Flecken und weiſſem
O 3Bauch,
[110]Anderer Theil/
Bauch waͤre, wegen Nordiſcher Kaͤlte,
und waͤren wie alle Raub-Thiere, an
Haaren viel edler zu ſchaͤtzen, auch deſſen
krumme Klauen ſo klahr und durchſich-
tig, als ein Glaß, welche denen Kindern
anzuhaͤngen und damit zu kratzen in
ſchweren Gebrechen dienlich ſeyn ſollen:
Sind auch niedriger von Leibe, kurtz
und dicke, auch mollichter von Haaren,
Die Kaͤlber-Luchſe, welche in groſſen ebe-
nen Waͤldern, wo keine Gebuͤrge, wie
in unſern warmen Laͤndern, ſich auf hiel-
ten, haͤtten nicht ſo ſchoͤne Farbe, auch
nicht ſo viel Haare, als jene haͤtten,
zwar wohl wie der Luchs einen Katzen-
Kopff, mit hohen ſpitzigen Ohren, waͤre
aber ſonſt wie ein jung gebohren Bau-
er-Kalb, falbicht, ziegelroth, mit weiſ-
ſen Flecken, geſchlanck und hochbeinigt,
wiewohl ſie, GOtt Lob! nunmehro bey
uns ziemlich vertilget worden. Dann
wo ſich dieſes ſchaͤdliche Raub-Thier
haͤuffig vermehren ſolte, duͤrffte es wohl
manchen armen Menſchen ſo erwuͤrgen,
wie ich von denen Jndianern wegen
des Thieger-Thiers bereits gemeldet ha-
be: Er wird zu Winters-Zeit auf ſeiner
Spuhr, wie die Woͤlffe, ebenfalls einge-
kreiſſet, woſelbſt er viel feſterer liegen
bleibet und aushaͤlt. Was von ihme
ſonſten zur Medicin nuͤtzlich gebrauchet
werden kan, hiervon, weiln man ſelten
einen Luchs bekommt, iſt mir nichts wiſ-
ſend. Jn ſeiner Section und Anatomie,
davon an ſeinem Ort handeln werde,
wird er wohl einer Katzen, wie ein Wolff
dem Hunde gleichen.


Von dem Fuchs.


Zur Geſellſchafft derer zwey vorge-
meldten Raͤuber, nehmlich des Wolffes
und des Luchſes, fuͤge ich nicht unbillig
hier den Fuchs mit an. Was vor ein
[l]iſtiges, kluges und verſchlagenes Raub-
[t]hier der Fuchs iſt, wird ſonder Zweif-
[fel] von ihm zur Gnuͤge bekant ſeyn:
Maaſſen derſelbe durch ſeine vielfaͤltige
Raͤncke und unterſchiedene liſtige Ver-
ſtellungen die kleineren wilden Thiere zu
ſeinem Raube erwuͤrget und ſolches al-
len andern weit zuvor thut. Es hat
die Fuͤchſin, nachdem ſie neun Wochen ge-
tragen, vier biß ſechs junge im Monath
Majo, verwahret ſolche in Gruben und
Loͤchern, die ſie wohl ausſiehet: Die Jun-
gen ſind Anfangs weißgelblicht, die Haa-
re aber werden immer dunckler. Die
alte bringet junge Voͤgel und nehret ſie:
Bey Sonnenſchein ſpielen ſie vor denen
Loͤchern. Umb Jacobi lauffen die Jun-
gen mit der alten zu Felde, lernen ſprin-
gen, Heuſchrecken, Grillen, Fliegen, und
Gewuͤrm fangen, ingleichen Maͤuſe, jun-
ge Wachteln und Lerchen: Jhre Woh-
nung finden ſie ſelbſt. Umb Martini iſt
der Balg am beſten. Jm andern Jahr
des Herbſts hecken ſie alleine. Hinter
denen zahmen Gaͤnſen und Huͤnern ſind
ſie ſcharff her. Des Fruͤhlings, wann
die Froͤſche vorkommen, fangen die Fuͤch-
ſe dieſelbigen, davon ihre Haare ausfal-
len, die Mey-Kaͤfer freſſen ſie auch ger-
ne, desgleichen thun ſie denen jungen
Rehen groſſen Schaden. Sie rantzen
oder rollen zu Anfang des Februarii um
Lichtmeß-Zeit und traben ihrer etliche
hinter einander einer Fuͤchſin nach, wie
die Hunde, bleiben auch beyſammen
haͤngen, und thun ſolches faſt lieber bey
neblichtem, als ſchoͤnem Wetter bey Tage,
wañ es aber gar zu garſtig Wetter iſt, krie-
gen und verbergen ſie ſich in ihren Baͤu-
en. Wann ſie von Hunden gejaget werden
und anders nicht heraus koͤnnen, nehmen
ſie ihre Flucht auf kurtze knorrichte vom
Wind gebogene Baͤume, kriechen gantz
hinauff und ſehen dem Jagen derer Hun-
de unter ſich zu. Sie werden vor dem
Hunde, oder durch klopffen geſchoſſen,
oder auf dem Felde mit Winden gehetzet,
ingleichen in Netzen geſchlagen, meiſtens
aber in Eiſen gefangen. Wo groſſe
Herrſchafftliche Jagden ſind, werden die-
ſelben auch auf dem Lauff-Platz durch
kleine ſchmale Netze geprellet, welches ei-
ne rechte Koͤnigliche Luſt iſt. Es haben
die Fuͤchſe in allen derer Hunde Eigen-
ſchafft: Maaſſen die Fuͤchſin neun Tage
laͤuffiſch iſt, die Jungen auch ſo lange
blind bleiben. Ja ſie koͤnnen ſich auch
mit Hunden belauffen und davon Jun-
ge ziehen: Jn Miſcowitiſchen Laͤndern,
Syberien und dergleichen giebt es gantz
ſchwartze Fuͤchſe, deren Rauchwerck ziem-
lich theuer. Die meiſten Fuͤchſe aber
ſind in denen Nordiſchen Laͤndern, we-
gen der grimmigen Kaͤlte ſehr haͤuffig zu
finden. Die hier zu Lande gewoͤhnli-
chen Fuͤchſe ſind zweyerley: Als die
Brand-Fuͤchſe, die etwas groͤſſer, ha-
ben ſchwartze Laͤuffte, Ohren und
Schwantz
[111]Von denen wilden Thieren.
Schwantz, als ob ſie verſenget waͤren,
einen grauen Peltz auf dem Ruͤcken und
nicht viel roͤthlichtes. Die Roth- oder
Birck-Fuͤchſe aber ſind etwas kleiner und
roͤther von Haaren, an Laͤufften, Ohren
und Schwantz braͤunlichter und haben
an dem Schwantz eine weiſſe Spitze: Die
Fuͤchſe haben auch gemeiniglich des Som-
mers, da ſie raͤudig werden, viel Floͤhe,
welche doch magerer, als der Hunde
Floͤhe ſind: Wann nun der Fuchs ſich
reinigen will, wadet er im Waſſer ſo tief
er kan, ſetzet ſich hinten langſam nieder
und immer tieffer, daß ſie nach dem
Kopffe lauffen, dann dunckt er endlich
den Kopff auch hinein, ſpringet jaͤhling
heraus und kratzet die uͤbrigen reinlich
ab. Der Fuchs hat einen ſcharffen Ge-
ruch und kan den Wind uͤber etliche hun-
dert Schritte haben. Wann er das ge-
ringſte unrichtig vermercket, ſo recket er
die Naſe in die Hoͤhe und nimmt bald
die Flucht. Jn ſeiner Hoͤhlen, aus wel-
cher er viel Ausgaͤnge machet, ſoll er mit
der Schlange ſehr friedlich leben, wohl
wiſſende, daß dieſes gifftige Thier ihn
vertreiben wuͤrde. Jn welcher Politi-
que
er viele Menſchen uͤbertrifft und
nicht unbillig einem klugen Hoffmann
verglichen wird: Dem Raben aber, wel-
cher ihr Verraͤther und ſeine Jungen
raubet, iſt er von Natur ſehr feind.
Wann umb Lichtmeſſe hell und kar Wet-
ter iſt, bleibet der Fuchs in ſeinem Bau,
weil er noch Winter vermercket: Maaſ-
ſen denn die Fuͤchſe bey Aenderung des
Wetters, ſonderlich im Winter, ſo es
kalt werden ſoll, wie ein Hund bellen,
daß es weit zu hoͤren iſt. Wo ſie anpiſſen
welches ſie wie die Hunde thun, kan man
es weit riechen. Wann die Fuͤchſin
Jungen hat, trachtet ſie denen Huͤhnern
hefftiger nach, als der Fuchs, und ſo ſie
unter Huͤhner und Gaͤnſe kommet,
wird ſie, wo moͤglich, alles wuͤrgen und
eine nach der andern ins Getraͤyde oder
Rohr ſchleppen; Eine Fuͤchſin iſt ſo be-
gierig darauf, daß ſie ſich gegen ein Gaͤn-
ſe-Maͤgdgen wohl zur wehre ſtellet. Es
kan der Fuchs des Fruͤhlings, wann die
Haſen rammlen, ſich zu ihnen geſellen
und artlich mit ihnen ſpielen, da nun der
eine ſeine Schalckheit mercket und fort-
laͤuffet, erwiſchet er den andern beym
Halß und behaͤlt ihn zur Beute bey ſich:
Sonſten koͤnnen ſie auch die alten Haſen
in ihrem Lager gar oͤffters betruͤgen,
wann ſie den Wind in acht nehmen, ſie
beſchleichen und beſpringen. Seine
Spuhr oder Gefaͤhrd iſt wie eines klei-
nen Hundes, nur laͤnglichter und ſpitzig-
ter, hat zwiſchen denen Ballen merck-
lich mehr Haare, trabet einen geraden
Schritt in den andern, ſo die Hunde
nicht thun, friſſet Maͤuſe, mit deren
Stimm er ſich am liebſten locken laͤſſet,
wie auch Obſt und Weintrauben. Jm
Winter aber werden ſie mit duͤrren
Pflaumen weit gekirret. Wunderſam
iſt es, daß, wann der Fuchs kranck iſt,
er Tannenhartz oder Weyrauch freſſen
ſoll, ſo er aus denen Ameißhauffen kra-
tzet, wovon ihm hinten eine Querhand
vom Creutz auf dem Schwantz in de-
nen Haaren eine Materie waͤchſet, die
Fuchsblume genannt, ſo ein klein Blaͤſ-
gen iſt, von allerhand Haaren bewachſen
und wie eine blaue Viole riechet, an wel-
cher er in ſeinem Lager, weil er rund zu-
ſammen lieget, ſtets die Naſe hat, ſol-
che zu ſeinem Balſam brauchet, und ſich
damit curiret. Von dem Fuchs wird
zur Medicin als eine bewaͤhrte Artzney
vor die Schwindſichtigen die Lunge treff-
lich gut gehalten: Jngleichen ſoll der
Schweiß den Stein zermalmen und aus-
treiben: Die Mumia eines geraͤucherten
Fuchſes in Spieligt, ſoll vor das Rind-
Vieh gut ſeyn, wie auch das Fett zu einer
herrlichen Heil-Salbe dienen. Es macht
dieſer Gaſt, ob er gleich gerne in der Er-
den wohnet, doch ſelten ſein Lager, ſon-
dern er erkundiget ſich eines Dachs-Bau-
es und treibet den Dachs durch vielen
Streit aus demſelben, wann er ihm ge-
wachſen iſt, oder, wann er vermercket,
daß der Dachs ausgangen, leget er ſeine
Lohſung haͤuffig vor die Roͤhre. Weil
nun zwiſchen ihnen beyden, wegen Be-
raubung der Jungen, eine beſondere
Feindſchafft iſt, und der Dachs bey ſeiner
Ankunfft den Geſtanck mercket, ſo ver-
laͤſſet er ſeine Wohnung und fliehet da-
von, worauf der Fuchs ſie ſogleich be-
ziehet: Oder wann er des Sommers
raͤudig worden iſt, durchſchlufft er den
Dachs-Bau, verſtaͤnckert ſolchen allent-
halben, welches der Dachs, als ein rein-
lich Thier, nicht vertragen kan, ſondern
gern ausziehet. Da aber der Fuchs kei-
nen Dachs-Bau findet und doch ſicher
ſeyn will, muß er nothwendig ſeinen Bau
unter einen wurtzelichten Baum oder
Stein machen, welches doch nur mit ei-
ner Roͤhre geſchiehet: Man findet auch
offters in freyen ebenen Korn-Feldern
Fuchs-
[112]Anderer Theil/
Fuchs-Gruben, welches man einen Noth-
Bau nennet, ſo nur von jungen Fuͤch-
ſen geſchiehet, welche von ihren Alten
vertrieben worden und ſich ſelbſt zu neh-
ren nirgends hin wiſſen. Wann ei-
ne Fuͤchſin, welche ihre monatliche Zeit
hat, oder gar laͤufiſch iſt, von Hunden
gejaget oder behetzet wird, und die Hun-
de bald daran kommen, ſeiget ſie in
Schwantz und wirfft ſolchen umb ſich,
daß es die Hunde in die Augen beiſſet, ſo
wird ſie kein Hund leicht greiffen, daher
das Sprichwort iſt: Er will den Fuchs
nicht beiſſen. Wann die Fuͤchſe mit
Netzen umbſtellet ſind, lauffen ſie an dem
Zeuge ungeſcheuet herumb, ob ſie viel-
leicht unten hindurch, oder im Wechſel
ausſchlupffen, oder auff einem Stamm,
Windbruch, oder andern Vortheil uͤber-
ſpringen koͤnnen, auch ſchlagen ſie mit
dem Schwantz an die Netze, ſolche abzu-
werffen und uͤberzukommen.


Von dem Bieber.


Es giebet leyder! wie wir vernom-
men, nicht nur allein ſchaͤdliche Raub-
Thiere auf dem Lande, ſondern auch in
Waſſern, deren hier zu Lande die bekan-
teſten ſind der Bieber und der Fiſch-Ot-
ter, ſo als Amphibia zugleich ſo wohl un-
term Waſſer, als auf der Erden leben
koͤnnen, ihren Raub nehmen und ſchaͤd-
lich ſind. Es fallen die jungen Bieber
im May-Monat; Weiln aber die Bie-
ber, wie gemeldet, das Waſſer lieben, ſo
werden ſie unter dem hohlen Waſſer-U-
fer, wo es von verfallenem Holtz wuͤ-
ſte iſt, gebohren. Sie kommen blind auf
die Welt und wann ſie etwan vier Wo-
chen alt, bringen ihnen die Alten kleine
Aeſtgen von Weyden, daran lernen ſie
die Rinde ſchaͤlen und Laub beiſſen, was
ſie dann liegen laſſen, ſtoſſen und tragen
die Alten hernach allemahl wieder ins
Waſſer, ſo bald aber 5. biß 6. Wochen
vorbey, begeben ſie ſich ſchon mit in das
Waſſer nach dem Lande und ſteigen
mit aus, daß ſie alle der Orten hin und
wieder bekant werden; Dann hauen ih-
nen die Alten Pappeln und Weyden um,
da ſich dann hernach die Jungen mit de-
nen Alten in die Aeſte ſetzen und ſich nach
Begehren aͤſſen. Gott hat ihnen auch
in der Natur gegeben, daß ſie ſehen koͤn-
nen, wo der Baum, den ſie abhauen wol-
len, hinfaͤllet, da ſie dann an der Seiten
erſt mehr einkerben, hernach da ablaſſen,
auf der ander Seiten anfangen und ihn
vollend umbfaͤllen. Sie hauen auch ein
Aeſtlein nach dem andeꝛn davon ab, ſchlep-
pen es nach dem Waſſer und ſetzen ſich
ein wenig drein, abſonderlich mit dem
Schwantz, und nehmen darvon zu ſich,
was ihnen gefaͤllt. Jm andern Jahr
ihres Alters, werden die jungen Bieber
gegen Ausgang deſſelben recht vollkom-
men; Jhr Schwantz iſt von ferne als
wenn ihn ein Karpe ungefehr von drey
Pfunden hinten angebiſſen haͤtte. Der-
ſelbe iſt auch bald wie ſchuppigt und hat
keine Haar auf ſich, ihre Hinter-Laͤufft
ſind breit und zum ſchwimmen wohl ge-
ſchaffen, auch ſchwartz wie der Schwa-
nen ihre Fuſſe, vorn aber ſind dieſelben
ziemlich veraͤndert, denn ſie koͤnnen dar-
mit zugreiffen und die Aeſte halten, ſon-
ſten aber ſind ſie nicht raſch von lauffen,
darumb gehen ſie auch nicht weit vom
Waſſer. Jhr Wildpraͤt ſchmeckt hin-
ten ſehr nach Fiſchen, gleich den Fiſch-
Ottern, vorne aber gleichet es denen
Dachſen und wird ihr Schwantz vor gro-
ſe Herren gebraten und vor eine Deli-
cateſſe
gehalten. Sie haben groſſe Zaͤh-
ne wie Meiſſel und koͤnnen darmit einen
Baum von ein, auch anderthalb Klaff-
ter umbhauen. Erſtlich ſuchen ſie wohl
die kleinen ſelbiger Gegend, hernach muͤſ-
ſen die groſſen auch herhalten und wann
das Holtz gar will ein Ende nehmen, ſo
machen ſie ihren Bau an einen andern
Ort, da ſie beſſer ihre Nahrung haben
und gelegener wohnen koͤnnen. Des
Tages gehen ſie oͤffters heraus an die
Sonne, legen ſich auf Staͤmme und koͤn-
nen ſich mit ſonderm Fleiß zu rechte pu-
tzen: Oder wo keine Staͤmme ſeyn, ha-
ben ſie die Art an ſich, daß ſie eine Zeit-
lang an einem Ort etwan zwiſchen
Straͤuchern im Waſſer das Holtz, dar-
von ſie ihre Nahrung gehabt, zuſam-
men legen, gleich einem kleinen Kaͤſtgen,
ſo lange biß ſie trocken darauff liegen
koͤnnen, darauff ſie dann hernach ihre
ſommerliche Beqvemligkeit haben und
manche Stunde liegen. Es haben die
Bieber groſſe Geylen, faſt wie die
Schweine, doch etwas laͤnger und
ſchmaͤhler, worinnen eine gelbe Wachs
foͤrmige weiche Materie von ſtarckem gei-
lem unzuͤchtigem Geruch befindlich, da-
von ſie den Namen haben. Sie ſind von ei-
ner
[]

[figure]

[][113]Von denen wilden Thieren.
ner hitzigen, ſubtil durchdringendẽ ſcharf-
fen Eigenſchafft und zu veneriſchen Lie-
bes-Traͤncken dienlich, auch in der Apo-
thecen, weil ſie eine waͤrmende und tro-
ckene Art haben, ſehr braͤuchlich, inglei-
chen gut in Kinds-Noͤthen, dienen wider
Gifft und Grimmen. Andere Nutzbar-
keiten ſind denen Medicis bekant. Diß
haben ſo wohl Maͤnnlein als Weiblein
und wieget offt des Maͤnnleins uͤber ein
Pfund ſchwer, des Weibleins aber iſt
mercklich kleiner. Der Balg iſt etwas
falb oder dunckel, Aſchen-Farb von Haa-
ren, davon beſondere ſehr theuere Bie-
berhaͤrene Struͤmpffe, auch Bieberhaͤ-
rene oder Caſtor Huͤthe fabriciret und
reichen Leuten verkaufft werden. Seine
Spuhr oder Gefaͤhrd iſt an vordern
Fuͤſſen gleich einem Hund, doch flach;
Die hintern gleichen, wie gemeldet, ei-
nem Schwan oder Ganß. Sie koͤnnen
damit im Waſſer ſehr wohl fort kom-
men und unter dem Waſſer eine ziem-
liche Ecke ſchwimmen und fortfahren,
doch muͤſſen ſie auch bisweilen die Naſe
in die Hoͤhe recken und Athem hohlen:
Sind dick und unbehelfflich. Jhre Nah-
rung iſt nur meiſt Rinden von Weyden,
Werfften, Pappeln und dergleichen
Waſſer-Gehoͤltze, ſo ſich ſchaͤlen laͤſſet,
und halten einige davor, daß ſie keine Fi-
ſche rauben; Weil aber ihr Wildpraͤth,
wie gemeldet, meiſt nach Fiſchen ſchme-
cket, muß folglich auch die Nahrung da-
von ſeyn. Sie brunfften mit ihrem kur-
tzen dicken Leibe ſehr begierig auf einan-
der lange Zeit und traͤgt die Bieberin
ſechzehen Wochen, biß ſie ſetzet: Sie
hauen mit ihren ſcharffen Faͤngen al-
les auffwaͤrts mit ſolcher unglaublicher
Macht, daß es nicht zu beſchreiben. Es
wird ihr Wildpraͤth auch in der Fa-
ſten-Zeit auf unterſchiedene Arten deli-
cat
zugerichtet, ſo aber, wegen Undau-
ligkeit des Magens, mit Gewuͤrtz reich-
lich verſehen ſeyn muß.


Von der Fiſch-Otter.


Dieſes iſt ein Raub-Thier, welches
nichts zu Lande, ſondern alles im Waſ-
ſer, als Fiſche, Krebſe und dergleichen
raubt. Sie wohnen in hohlen Ufern,
Werdern und alten hohlen Stoͤcken von
Erlen, oder Weyden unter denen Fluth-
betten, Teichſtaͤndern und verborgenen
Loͤchern, wo allerhand Reiß verworf-
fen. Wann die Fiſch-Otter umb die
Faſten-Zeit im Februario gerantzet und
ihre Jungen zwoͤlff Wochen getragen,
ſetzet ſie ſo dann im Majo gemeiniglich
drey biß vier Jungen, welche neun Ta-
ge blind liegen, ehe ſie ſehen koͤnnen und
werden von der Alten fleißig ernehret,
biß ſie drey oder vier Wochen alt, dann
ſchlupffen die Jungen ſchon mit und ler-
nen die kleinen Fiſchgen fangen, darauff
ſie ſehr eiffrig werden und ſich ſtetig hier-
innen uͤben, ob wohl mancher Fehl-
Gang vorgehet: Wann ungefehr Hun-
de zu ihrem Bau kommen, koͤnnen die
Alten ſich ſehr wehren und dieſelben be-
ſchaͤdigen, weiln ſie ſcharff Gebiß haben;
Jmmittelſt wiſchen die Jungen darvon
und die Alte folget nach. Der Balg iſt
ſo feſt, daß ihn nicht leicht die Hunde faſ-
ſen koͤnnen, haben einen kurtzen runden
Kopff, kleine Augen und Ohren, wer-
den im Waſſer gar nicht naß, auſſer
wenn ſie verwundet. Wann die Jun-
gen zwey Jahr alt, ſo ſind ſie zu ihrer
vollkommenen Groͤſſe; Sie wohnen lieber
bey denen kleineren Waſſern, und deren
Baͤlge ſind auch weit ſchoͤner und beſſer,
als derer, die bey denen groſſen Waſſern
ſich auffhalten. Sie thun des Nachts
nach denen Fiſch-Baͤchen weitlaͤufftige
Gaͤnge und geben genau Acht, ſo ſie
Wind von denen Menſchen vernehmen,
ſchieſſen ſie alſobald unter das Waſſer,
wie die Blaͤſſ-Enten, und kommen an ei-
nem andern Ort mit der Naſen empor,
Athem zu hohlen: Wann ſie fiſchen, ſind
ſie viel geſchwinder unter dem Waſſer,
als ein Fiſch, und ſo ſie etwas gefangen,
kommen ſie mit dem Raub in die Hoͤhe,
und wann es zu groß, ſchwimmen ſie
an das Land oder Ufer des Nachts, wo
ſie Friede haben und verzehren es mit
groͤſtem Appetit. Die Fiſch-Ottern ſind
geſchwind, braun von Haaren, welche
kurtz und glatt, haben einen langen di-
cken glattharigten Schweiff; Wann ſie
Fiſche vermercken, ſchlagen ſie den
Schwantz ins Waſſer, daß die Fiſche er-
ſchrecken und ſich unter die Wurtzeln
und Loͤcher des Ufers verkriechen, da ſie
ſolche am meiſten fangen. Gemeiniglich
geſchiehet ihr Gang vor Tage aus dem
Bau, ſie fiſchen unter dem Waſſer ge-
gen den Strohm weit weg, und wenn ſie
ſatt worden, laſſen ſie ſich den Strohm
allmaͤhlig zuruͤck treiben. Jhre ange-
Pnehmſte
[114]Anderer Theil/
nehmſte Speiſen ſind die Krebſe, wenn
ſie die in denen Fiſch-Reußen mercken,
kriechen ſie mit ſolcher Begierde hinein,
daß ſie nicht wieder heraus koͤnnen, und
aus Mangel der Lufft erſticken muͤſſen,
wiewohl ſie ſonſten ein ſehr hartes Le-
ben haben. Sie haben breite Gaͤnſe-
Laͤuffte, wormit ſie rudern und in
Mangel der Fiſche muͤſſen ſich die Froͤ-
ſche willig ergeben. Recht wunderſam
iſt es, was ſie die Natur gelehret, daß
wenn ſie des Fruͤhlings groſſe Wolcken-
Bruͤche oder Waſſer-Guͤſſe vermuthen,
ſie zu deren Anzeigung an denen Ufern
das Lager etwas hoͤher erheben, damit ſie
nicht erſticken moͤchten; wo ſie andeꝛſt Frie-
de haben, ſetzen ſie ſich gerne auf alte
Staͤmme oder ſonſt im Winckel an Waſ-
ſern und laſſen ſich mit ihrer beſonderen
Vergnuͤgung die Sonne beſcheinen und
trocknen. Wo ſie in die Forellen-Waſ-
ſer kommen, thun ſie groſſen Schaden.
Jhre Lohſung, ſo meiſtens von Krebs-
Schalen und Fiſch-Schuppen beſtehet,
werffen ſie gemeiniglich auff die Steine.
Wann des Winters die Stroͤhme oder
Teiche mit Eiß befroren, werden ſie die
auffgehacktn Wuhnen, oder offene Loͤ-
cher wohl in acht nehmen und ſich nicht
zu weit unters Eiß wagen, ſondern bald
wieder heraus kommen: Jhr Weg ge-
het alsdenn auff dem Eiſe nach denen offe-
nen Loͤchern und ſpuͤhren ſich, wie die
Marder, ſetzen die Tritt zwey und zwey
beyſammen in der Groͤſſe eines Dachſes,
aber nicht mit ſo vollkommenen Ballen,
ſondern flacher Spuhr und ſchleppen den
langen Schwantz zu weilen. Sie freſ-
ſen von groſſen Fiſchen alles, auſſer den
Kopff, Graͤthe, und Gerippe, ſo ſie liegen
laſſen; Verhaͤren ſich niemahls, wie an-
dere Thiere, ſondern bleiben am Balg
Sommer und Winter gut: Jhr Fleiſch
oder Wildpraͤth iſt ungeſund und ſehr
zaͤhe, wird denen Carthaͤuſer-Muͤnchen
zu eſſen erlaubet. Umb die Faſten-Zeit
rantzen ſie gemeiniglich, da ſie ſich dann
bey ihrem Ausgange des Nacht wie die
Menſchen mit ſonderlichen helllautenden
Pfeiffen zuſammen ruffen. Und ſo viel
von deren Eigenſchafft. Sie werden
gefangen auf unterſchiedene Arten, wo
es deren viel giebt, ſind rechte Otter-
Faͤnger, welche abſonderliche beißigte klei-
ne und behertzte Otter-Hunde haben,
etwas groͤſſer als Dachs-Schlieffer und
braun von Haaren, mit ſteiffen Ohren
zu beyden Seiten umb ihre Loͤcher aus-
zuſtoͤbern, darzu werden beſondere Ha-
men oder Netze vorgeſtellet, deren Ge-
ſencke auf dem Boden von Bley, das o-
berſte aber Korck oder Pantoffel-Holtz
iſt, ſo ſchwimmen muß, wann nun die
Fiſch-Ottern bey dem Zipffel hinein
ſchlupffen, und ſich in die Hoͤhe werffen,
werden ſie durch eine dreyzackigte Gabel
geſtochen, wie ich ausfuͤhrlicher beſchrei-
ben werde: Oder ſie werden in Eyſen
mit beſonderer Witterung gefangen,
zum Theil auch durch ihr Pfeiffen ver-
rathen und geſchoſſen.


Von dem Dachſe.


Dieſes Thier wohnet unter der Er-
den in Bergen und Huͤgeln, wo keine
Felſen, ſondern lockerer Boden und
Wurtzeln zu finden. Haben auch oͤff-
ters im freyen Felde ihre Behaͤltniſſe.
Der Dachs iſt ein dickes Thier, von lan-
gen Haaren, ſchwartz graulicht und weiß
eingeſprenget, hat kurtze ſchwartze dicke
Laͤuffte und groſſe krumme Klauen dar-
an, einen kleinen ſpitzigen Kopff, und zu
beyden Seiten der Augen breite ſchwar-
tze Striche, kurtze weiſſe Ohren und klei-
ne ſchwartze Augen: Sein ſchwaͤchſtes
Glied iſt die Naſe; Hat einen unbehen-
den und beſchwerlichen Gang. Wann die
Daͤchſin ſich im Februario belauffen und
meiſt zwoͤlff Wochen getragen, ſetzet
ſie im Majo und bringet gemeiniglich vier
Jungen. Da ſie am meiſten mager iſt
und den Winter durch vom Leibe gezeh-
ret, muß ſie dennoch ſolche Jungen mit
ihrer Milch ernehren, und ſich kuͤmmer-
lich behelffen, weil die Daͤchſe keine Nah-
rung eintragen. Wann aber nur ſol-
che in etwas erwachſen, denn jagen ſie
dieſelben aus ihren Roͤhren und muͤſſen
ſich allein ernehren, auch ihnen andere
Qvartier ausſuchen: Gemeiniglich hat
ein jedes Paar Daͤchſe ihre a parte Roͤh-
ren, wo nun ihr rechtes Lager, da ſie
im Winter liegen, iſt es wie ein Keſſel,
welches ſie von Moß, Farrenkraut und
langen Graß im Munde herzu tragen
und ſehr weich machen. Wo aber der
Ein- und Ausgang, machen ſie die Roͤh-
ren forne ſehr enge. Wann die Jun-
gen etliche Wochen alt, ſpielen ſie vor
dem Bau, und ſobald ſie fort koͤnnen,
neh-
[115]Von denen wilden Thieren.
nehmen ſie die Alten des Nachts mit aus
auf die nechſten Graß-Plaͤtze im Walde:
Sie graben mit ihren langen Klauen
und ſpitzigen Naſen die kleinen Wur-
tzeln von allerhand Kraͤutern aus, freſ-
ſen gerne die ſchwartzen Kaͤfer unterm
Kuͤh-Fladen, Schnecken und ander Ge-
wuͤrm; Sonderlich aber gehen ſie des
Nachts gerne auff die Ruͤben und
Moͤhren: Wo die Daͤchſe Friede haben,
wohnen in einer Gegend etliche Paar.
Jhren Bau haben ſie gerne gegen den
Mittag, daß die Sonne in die Roͤhre ſchei-
nen und ſie darinnen waͤrmen koͤnne.
Jm andern Jahr kommen die jungen
Daͤchſe zu ihrer Vollkommenheit. Sie
leben nicht uͤber zwantzig Jahr und wer-
den im Alter meiſt blind, daß ſie nicht
mehr fortkoͤnnen, wiewohl auch oͤffters
junge Dachſe, von zwey Jahren alt, am
hellen Tage in ſolchem blinden Exilio an-
getroffen werden, daher zu muthmaſſen,
daß ſie ſehr dazu geneigt ſeyn muͤſſen.
Sie haben ein ſcharffes Gebiß mit Fang-
Zaͤhnen, wie die Hunde, wormit ſie ſich
ſehr wehren und in Geſchwindigkeit um
ſich beiſſen. Wann es truͤbe Wetter iſt,
gehen ſie am liebſten aus, weiln ſie ſich
im Mondenſchein vor ihrem eigenen
Schatten fuͤrchten, zum wenigſten wan-
deln ſie doch im Holtze, da es finſter iſt
und gehen ziemlich ſpaͤth heraus, ſuchen
ihre Nahrung unter denen wilden Obſt-
Baͤumen, Eicheln und Buch-Maſt, dar-
von ſie feiſt werden und wandeln vor
Tage mit groſſer Muͤhe wiederumb zu
dem Bau. Wann des Fruͤh-Jahrs,
wie bereits gemeldet, die Fuͤchſe raͤudig
werden, ſo ſtecken ſie darmit die Daͤchſe
an, es ſetzet ſodann groſſen Streit, biß
einer dem andern weichen muß und ins-
gemein der Fuchs den Dachs durch Ge-
ſtanck und Unflath ſo lange plaget, biß
dieſer ausziehet. Des Dachſes Ausgang
waͤhret biß in November, ſo lange Ruͤ-
ben und Kohl im Felde ſind, oder Ei-
cheln und Buchen gefunden werden, und
es ſo lange gelinde Wetter bleibet; Wann
es aber frieret, gehet er nicht mehr aus,
ſondern begiebet ſich in den Bau, bleibet
den gantzen Winter uͤber darinnen,
und ſauget ſein Fett durch ein beſonde-
res Sauge-Loch wiederumb vom Leibe,
biß umb Lichtmeſſe, nach der alten Zeit
zu rechnen, dann gehet er wieder aus,
und ſuchet die uͤberbliebene Maſt unter
dem Laub hervor. Es iſt recht zu ver-
wundern, daß die Natur dieſem Thier
ſolch Sauge-Loch abſonderlich verord-
net, daß ſie im Winter ihre ſpitzige Na-
ſe unterwaͤrts zwiſchen denen Hinter-
Beinen, biß an die Augen hinein ſtecken
und davon ihre Saͤttigung haben, wie
der Baͤr an denen Tatzen. Sie ſind
ſo liſtig, daß, ſobald ſie mercken, daß
Hunde in ihren Bau kommen, ſie die Erd
hinter ſich verkratzen und zurammlen;
Wann ſie aber an ſolchem Ort zu offte
geſtoͤhret werden, weichen ſie da weg.
Sie haben eine harte Natur und ſind
von kalter Eigenſchafft, graben mit de-
nen Klauen vor ſich creutzweiß, mit wun-
derlicher Geſchwindigkeit. Man haͤlt da-
vor, es ſollen zweyerley Art Daͤchſe ſeyn,
als Hunds-Daͤchſe und Schwein-Daͤch-
ſe; Die Hunde-Daͤchſe haben ſpitzigere
Maͤuler, ſind groͤſſer von Leibe und ha-
ben eine laͤngere Naſe, ſind fetter und
weißlicht von Farbe, auch ſtaͤrcker von
Haare. Die Schwein-Daͤchſe hinge-
gen haben kuͤrtzere Maͤuler, ſchwaͤrtzere
Haare, der Kopff iſt in der mitten
ſchwartz, beyde Wangen weiß und etwas
gelblicht an der Gurgel, Naſen und Oh-
ren, wohnen gerne in feſtem und hartem
Erdreich, ſind nicht ſo groß, als die an-
dern und wohnen nimmer beyſammen,
ſondern weit von einander; Jngleichen
wann die Schwein-Daͤchſe das Gelohs
von ſich geben, graben ſie ein Gruͤblein,
haben auch etwas hoͤhere Laͤuffte. Wo
die kleinen Ferckel in Maſt-Zeiten ge-
worffen werden, oder die Carnickelgen
ihnen nahe kommen, thun ſie darunter
Schaden und ſchleppen ſie nach ihrem
Bau, wie auch junge Voͤgel und derglei-
chen, dahero ſie in etwas unter die Raub-
Thiere zu zehlen ſind. Jhr Wildpraͤt
und Fleiſch, ſo es eingeweichet und ge-
waͤſſert, iſt vom Geſchmack weich und
ſuͤßlich, als zahmes Huͤhner-Fleiſch und
wird gar oͤffters von Leuten gegeſſen,
wiewohl es zu Fluͤſſen ſehr geneigt iſt.
Das Schmaltz oder Dachs-Fett iſt eine
gute innerliche Heyl-Salbe, vor die zer-
brochenen Glieder zu gebrauchen, ma-
chet auch gleich dem Baͤren-Schmaltz ei-
nen grauen Bart und Haare wachſen;
Der Schweiß wird in der Apothec zu
einer herrlichen Medicin verbrauchet und
daraus wider die Contagion oder peſti-
lentziſche Seuche ein gewiſſer Mithridat
nebſt andern ſpeciebus herrlich elabori-
r
et. Wann die Daͤchſe jung und noch
klein ſind, koͤnnen ſie wohl aufer zogen
werden und ſind ſodann gar artlich, wer-
P 2den
[116]Anderer Theil/
den mit allerhand duͤrrem Obſt gefuͤttert.
Die Dachs-Haut iſt zu anders nichts
mehr nuͤtze, als Reiſe-Kaſten zu beſchla-
gen, auch Raͤntzel und Uberzuͤge zum
Gewehr zu machen; Jngleichen Kump-
te an Pferde-Geſchirre und Hunde-
Halß-Baͤnder daraus zu verfertigen.


Von dem Marder.


Die Marder ſind zweyerley: Baum-
Marder und Stein-Marder. Die
Baum-Marder ſind hier zu Lande in
Teutſchland faſt ſo edel gehalten, als in
Moſcau die Zobeln, ſie ſind von ſchoͤner
Caſtanien-brauner Farbe, haben einen
gelblichten Fleck an der Kehle, halten ſich
auff in Waldern, in hohlen Baͤumen,
liegen des Tages oͤffters wegen der Son-
ne in wilden Tauben-Neſtern, ſind viel
kleiner als Katzen, doch groͤſſer als Jlt-
niſſe; Jhre Nahrung iſt Eich-Hoͤrner,
Voͤgel und Maͤuſe, Hummel-Neſter
und Honig, worvon die Baͤlge Flecken
kriegen. Jhre Brunfft geſchiehet im
Januario und ſetzen im Martio, wenn ſie
neun Wochen getragen, auff einmahl
drey biß vier Jungen, welche von ihnen
mit jungen Voͤgeln erzogen werden, ſind
artlich und lauffen wie die Eich-Hoͤrner
biß in den oberſten Gipffel, koͤnnen ſich
wohl hinter die Aeſte verbergen: ſauffen
in der Bruth-Zeit die Eyer aus und ge-
hen nach denen Blau-Tauben und an-
dern jungen Voͤgeln in hohle Baͤume,
und wo ſie ſonſt zu finden: haben einen
ſchwaͤrtzlichten Schwantz und halten ſich
nur allein in groſſen wilden Waͤldern
auff. Sie werden wegen ihres ſchoͤnen
und raren Peltzes Edel-Marder genen-
net: Sie leben gerne, wo es Buchen- und
Tannen-Waͤlder giebet und haben ſehr
weiche gelinde und dicke braune Haare.
Sie ſtreichen des Nachts und ſpringen
auf die Baͤume weit herumb, kommen
ſelten auff die Erden, daß ſie nicht ge-
ſpuͤhret werden wollen, beſchleichen die
groſſen und kleinen Voͤgel, pluͤndern ihre
Neſter und rauben die Jungen. Wann
ſie der Tag uͤbereylet, legen ſie ſich krumb
zuſammen in das nechſte Eich-Hoͤrnel-
oder Tauben-Neſt und koͤnnen ſich ſo
klein ſchmiegen, daß man nichts von ih-
nen ſehen kan: Jn ihrer Brunfft beiſſen
und ſchreyen fie ſehr, daß es in der Nacht
weit zu hoͤren: werden auch blind ge-
bohren. Die Stein-Marder halten ſich
in Felßen, alten Gemaͤuer, Steinritzen
und Loͤchern auff, darvon ſie den Na-
men haben: Des Winters aber in Doͤrf-
fern, Haͤuſern und Scheunen: Sie trach-
ten dem zahmen Gefluͤgel und jungen
Tauben, die ſie oͤffters beſuchen, ſehr nach,
ſind etwas kleiner und falblichter, haben
eine weiſſe Kehle, was ſie wuͤrgen, ſchlep-
pen ſie nach ihrem Lager ins Heu,
Stroh oder ſonſt in ein Loch. Sie brunff-
ten im Februario, tragen neun Wochen,
und haben im April Jungen, welche
ebenfalls blind gebohren werden. Sie
lieben gerne den Schlaff und ſo ſie was
mercken, wuſchen ſie ins nechſte Loch;
Sie beiſſen alles todt an denen Koͤpffen
und ſchleppen es nach ihrem Lager, da
ſie denen Bauern viel Schaden zu thun
pflegen. Man ſiehet ſie des Nachts beym
ſchein auf denen Stroh-Taͤchern ſpatzi-
ren gehen: So ſie nichts anders bekom-
men, ſauffen ſie die Eyer aus und ſehen,
wo ſie ſich etwan mit Maͤuſen nehren
koͤnnen.


Von der Katzen.


Die wilde Katze iſt auch ein ſehr
ſchaͤdliches Thier, ſowohl das Feder-
Wild, als andere junge Thiere und klei-
nes Wild zu vertilgen. Und werden
die jungen wilden Katzen von der alten
des Fruͤh-Jahrs im Monat April blind
gebohren, man findet ſie gemeiniglich in
hohlen Baͤumen oder Felßloͤchern: Sind
grau und ſchwartzſtreiffigt, auch fleckigt,
mit einem dicken zottelichten Schweiff und
ſchwartzen Ringel gezieret mit einer
ſchwartzen Spitz daran; Uber dem Hals
und Ruͤcken haben ſie einen ſchwartzen
Strich. Die Pfoten ſind innenwendig
gantz ſchwartz, ſonſten ſehen ſie denen zah-
men Katzen faſt aͤhnlich. Sie halten ſich
gerne in dicken Waͤldern, oder groſſen
Bruͤchern, Moraſt und geroͤhrigt auff
und thun dem Gefluͤgel zu Holtz und Fel-
de, ſowohl alt, als jungen, groſſen Scha-
den, fangen auch mit beſonderer Behen-
digkeit Haſen, Carnickul, Hamſter,
Maul-
[]

[figure]

[][117]Von denen wilden Thieren.
Maulwuͤrffe und Feld-Maͤuſe; Wann
ſie was mercken, liegen ſie ſtill, biß ſie ih-
ren Vortheil erſehen und darauff ſprin-
gen. Wann die Jungen zwey Jahr alt
werden, ſind ſie zu ihrer vollkommenen
Groͤſſe und werden ſonderlich die Kather
im Alter ſehr groß: Sie koͤnnen in denen
hohlen Baͤumen die Voͤgel mit ihren
Klauen aus den Loͤchern hervor ziehen
und werden im Herbſt ſehr fett; Sie ge-
hen nicht weit zu Felde, ſondern behelffen
ſich im Gehoͤltze oder moraſtigen Oer-
tern, wo ſie die Vogel-Neſter der End-
ten, Taucher und andern Gefluͤgels
pluͤndern, ja wenn bey abgelaſſenen Teichẽ
ſich einige Fiſche ins Rohr oder Schilff ver-
ſchlagen haben, freſſen ſie dieſelben und
nehren ſich auch davon. Die wilde Katzen
ſind ein wehrhafftes Thier und boͤſe Cre-
atur: Sie lauren auf denen Baͤumen,
hoͤren leiſe, ſehen ſcharff, und ſo ſie was
gewahr werden, druͤcken ſie ſich auf dem
Aſt nieder und koͤnnen wie ein Pfeil her-
unter ſpringen. Wenn ſie von Hunden
angepacket werden, wehren ſie ſich grau-
ſam. Jhre Brunfft iſt wunderlich, der
Kather faſt die Katz bey dem Nacken u. die
Katz drehet ſich unteꝛ ihm herum mit dem
Ruͤcken zur Erde, da er denn zu rechte
kommt, wenn es geſchehen und der Ka-
ther loß laͤſſet, hauet die Katze mit denen
Klauen auf ihn zu, und geſchiehet ſolche
Brunfft im Januario des Nachts mit
grauſamem Geſchrey und Gemurmel,
von vielerley Stimmen, es beiſſen und
kratzen ſich auch zu ſolcher Zeit viele Ka-
ther lahm und zu Schanden. Die Ka-
tze traͤget ebenfalls neun Wochen, wie
andere Raub-Thiere; Es werden auch
zuzeiten die zahmen Katzen, wann ſie
nach Maͤuſen, Vogel-Neſtern, und jun-
gen Haſen in die umb die Doͤrffer gelege-
ne Felder und Buͤſche ſich gewoͤhnen,
wild, alſo, daß ihnen ſolche Nahrung
beſſer ſchmecket, als die Hauß-Maͤuſe,
zumahl wann der Wirth ihnen nichts zu
freſſen giebet, und ſie Noth leiden laͤſſet,
und bey dem Naſchen oͤffters ſchlaͤget,
oder der Hauß- Hund dieſelbe ſtetig
zwacket, da ſie dann Deſerteurs abgeben
und ein ander vitæ genus ſich erwehlen,
alſo gantz verwildern und durch eine lan-
ge Zeit eine rechte wilde Natur an ſich
nehmen; Dahero auch durch deren Ver-
miſchung oͤffters ſchwartze, oder roͤthlich-
graue wilde Katzen gefunden werden.
Der Balg wird von denen Medicis de-
nen dicken Waſſerſuͤchtigen und corpu-
l
enten geſchwollenen Leuten zu Bruſt-
Laͤtzen dergeſtalt verordnet, daß ſie ſol-
chen mit denen Haaren auf bloſſer Haut
tragen muͤſſen, den Kopff unten, und
das Hintere oben, da denn ſolcher das
Auffgedunſene abzehren und die ſchwa-
chen Magen ſtaͤrcken ſoll. Denen ma-
gern Leuten aber ſoll es hoͤchſtſchaͤdlich
ſeyn. Das Fett erwaͤrmet und lindert
allerley Glieder-Schmertzen. Sie wer-
den gemeiniglich durch Stoͤber-Hunde
geſuchet und auffgeſprenget, herunter ge-
ſchoſſen, auch in Schlagbaͤumen oder
Drath-Schleiffen gefangen.


Von dem Jltniß.


Dieſes Thierlein iſt auch von boͤſer
Art, dem Landmann zu ſonderbaren
Plagen erſchaffen, indem es nicht allein
in deſſen Wirthſchafft unter dem Ge-
fluͤgel und denen Eyern, ſondern auch
denen wilden Thieren Schaden thut,
maaſſen es allem was es in Tauben-
Neſtern und Huͤner-Haͤuſern findet,
die Koͤpffe abbeiſet, und ihnen nur das
Blut ausſauget. Es iſt ein boͤſes Ding,
hat einen Dicken Halß und ſtincket greu-
lich, wo es hinpiſſet, dahero wird es ein
Staͤncker genennet, wehret ſich ſcharff
gegen die Hunde mit beiſſen und ſeichet
ihnen ins Geſichte, iſt ein wenig kleiner,
als der Stein-Marder, doch groͤſſer als
ein Wieſel; hat zweyerley Haare unter-
menget, derer die langen ſchwartz und
die kurtzen gelblicht ausſehen. Es woh-
net gemeiniglich gern in denen Hecken
oder Dorff-Zaͤunen unter denen Schwel-
len der Haͤuſer und Scheunen, bißwei-
len auch in Waͤldern unter denen Wur-
tzeln und allerhand Geſtruͤppe des La-
ger-Holtzes, oder in Dorn-Hecken der
Felder, wo ſichs in die Erde graͤbet. Sie
werden blind gebohren, im andern Jah-
re ſind ſie zu ihrer Vollkommenheit und
thun allezeit groſſen Schaden. Sie lie-
gen auch gerne an Ufern der kleinen
Waſſer-Baͤche, wegen der Maͤuſe und
Froͤſche, die ſie fangen; Sie lauffen nicht
auff denen Taͤchern herumb, wie die
Stein-Marder, ſondern bleiben auf der
Erden, wo etwan Reißig oder Stangen
liegen, welche ſie durchſuchen: Sie ſauf-
fen auch gerne den Huͤnern die Eyer aus
und koͤnnen ſolche durch ein klein Loch
P 3mit
[118]Anderer Theil/
mit der Zunge rein auslecken, davon ſie
die Schalen liegen laſſen. Theils ver-
ſchleppen auch die Eyer. Jhre Brunfft
geſchiehet, gleich denen Mardern, im Fe-
bruario. Sie tragen neun Wochen und
haben im April Jungen, welche man
leichtlich ihres Geſtancks halber ſinden
kan. Zu ihrer Brunfft-Zeit haben ſie
des Nachts viel Beiſſens und Schreyens.
Jhre Baͤlge brauchen die Bauers-Leut
gemeiniglich zu ihren Klapp-Muͤtzen vor
die Kaͤlte, ſind tauerhafftig und warm.
Die Bauer-Maͤgde aber fuͤttern ſie un-
ter ihren gewoͤhnlichen Kopff-Schleyer,
ſonſten dienen ſie zu nichts; Und weiln
das Jltniß denen Phaſianen und anderm
wilden Gefluͤgel nicht wenig Schaden
thut, habe ich ſolches, ob es wohl klein,
dennoch als ein ſchaͤdliches Raub-Thier
anzeigen wollen. Sie werden mit ei-
nem Ey in hoͤltzern Fallen gefangen,
oder aus der Erden gegraben.


Von dem Eich-Hoͤrnlein.


Nachdem ich bißher die Eigenſchafft
derer groſſen und kleinen wilden Thiere
beſchrieben und zu Ende gebracht habe,
will ich annoch zum Beſchluß von dem
Eichhoͤrnlein, als einen luſtigen Thiergen
dem geneigten Leſer etwas vorſtellen,
weil es gemeiniglich dem lieben Frau-
enzimmer und der Jugend zu ihrem Zeit-
vertreib in Gemaͤchern zahm erzogen
und erhalten wird, im Walde aber am
meiſten mit deſſen Schieſſen von der
Jugend der Anfang zum Weydewerck
gemachet wird, und derſelben ihr erſtes
Wildpraͤth iſt. Sie wohnen im Gehoͤl-
tze, werden im April blind gebohren in
Tauben-Neſtern, die ſie verſtoͤhren, woh-
nen gerne in hohlen Baͤumen; Die Al-
te erziehet ſie mit der Milch, biß ſie freſ-
ſen koͤnnen. Wann ſie drey biß vier
Wochen alt, lauffen ſie heraus, jagen
und klettern umb die Baͤume herumb
und ſpringen von einem Aſt zum an-
dern. Die Alte bringet ihnen Tannen-
oder andern Holtz-Saamen, Feld-Obſt,
oder Nuͤſſe, biß ſie ſelber hohlen lernen.
Sie machen viel Kurtzweile dem Zuſe-
her und thun groſſe Spruͤnge: Wann
ſie nur ein klein Aeſtgen an der Spitz er-
greiffen, hangen ſie ſich daran und lauf-
fen geſchwinde fort: Gemeiniglich ſind
ſie braunroͤthlicht und haben weiſſe Kehl-
gen: Man findet auch wohl ſchwartze
und graue, ingleichen weiß und roͤth-
licht vermenget, doch ſelten. Umb Mi-
chaelis
ſind ſie zu ihrer vollkommenen
Groͤſſe, und koͤnnen das andere Jahr
wieder Jungen zeugen: Sie haben auff
einmahl drey biß vier Jungen, wann
ſie auff der Erden lauffen, geſchiehet es
mit eitel ſpringen. Sehen ſie was, ſo
richten ſie ſich hoch auff, und ſpringen
zur andern Seiten des Baums, lauffen
hinauff biß an erſten Aſt, allwo ſie ſich
umbſehen, oder zum wenigſten den Kopff
wenden, dann lauffen ſie weiter hinauff,
biß auff einen breiten Aſt, da ſie ſich feſt
andruͤcken. Wann an den Baum ge-
ſchlagen wird, lauffen ſie in Gipffel, und
ſo ſie keinen Friede haben, ſpringen ſie
weiter auff den nechſten Baum. Des
Herbſts, wo Maſt oder Haſel-Nuͤße ver-
handen, begeben ſie ſich aus andern Ge-
hoͤltzen dahin: Sie tragen Eicheln und
Haſel-Nuͤße fleißig in die hohle Baͤume,
zu ihrer weitern Nahrung und beſchaͤ-
men hierinnen die faulen Menſchen, ſo
das ihrige nicht zu rathe halten. Das
Fleiſch von dieſem Thierlein wird von
vielen mit beſonderem Appetit gegeſſen,
und gleichet faſt am Geſchmack dem Huͤh-
ner-Fleiſch. Das Fett hiervon wird
von dem Galeno vor die Ohren-Schmer-
tzen ſonderlich gelobet. D. Fried. Hoff-
mann
ſchreibet in ſeiner Pharmacopæia
Chymico-Medica,
daß ein Seil-Taͤntzer,
als ein ſonderbahres Arcanum wider
den Schwindel, das Pulver hiervon ein-
genommen. Ein anderer Gauckler die-
ſer Profeſſion habe das Gehirn hiervon
gegeſſen, daß es vor den Schwindel helf-
fen ſollen; Wie man denn auch vor ge-
wiß behaupten will, daß in denen Schwei-
tzeriſchen Pyreneiſchen und Alpen-Ge-
buͤrgen die Einwohner zur Gemſen-
Jagd deſto beſſer in denen Klippen ohne
Schwindel zu ſteigen, Gemſen-Hirn eſ-
ſen, das Eichhoͤrnlein-Fleiſch aber mit be-
ſonderm Fleiß ihren ſchwangern Wei-
bern geben, damit die Kinder vor dem
Schwindel ſicher ſeyn ſollen. Wann ſie
ſpringen, dienet ihnen ihr langer Schweif
ſtatt der Fluͤgel und ſo ſie uͤber Waſſer
wollen, ſetzen ſie ſich auff einen ſchwim-
menden Spahn oder abgebrochenen
Zweig, dann dienet ihnen ihr hoch aufge-
reckter Schweiff zum Segel, der das Holtz,
wo-
[119]Von denen wilden Thieren.
worauff ſie ſitzen, durch den Wind, wor-
nach ſie ſich genau richten und muthmaſ-
ſen koͤnnen, dahin treibet: Und ſo viel
hiervon.


Von dem Wieſelgen.


Letzlich kan nicht umbhin, appen-
dicis loco
das Wieſelgen zu beſchreiben,
weiln es auch ſeinen ſonderbaren Nu-
tzen hat. Es haͤlt ſich das Wieſelgen,
weil es ein zartes, geſchwindes Thier-
lein iſt, insgemein auff in Erd-Kluͤfften
oder Ritzen und andern Loͤchern, ſo von
der Sonnen-Hitze auffgeborſten, in Reiß-
Zaͤunen, alten Gemaͤuer, Scheunen
und Staͤllen, auch oͤffters in Haͤuſern,
wo es fleißig die Maͤuſe, Huͤner-Eyer
und junge Voͤgel zu ſeinem Raub hervor
ſuchen kan. Man findet ihrer unter-
ſchiedene Farben, theils roͤthlicht, oder
geſcheckt, theils falb, gar ſelten aber
weiß, welche ein ſchwartzes Spitzgen am
Schwaͤntzgen wie die Hermelin haben.
Wie denn ſolche auch von gleicher Art zu
ſeyn ſcheinen, und in denen kalten Nor-
diſchen Laͤndern mit beſonderm Fleiß ge-
fangen und zu uns in Teutſchland, als
ein theures Rauchwerck vor Fuͤrſtliche
Herrſchafften gebracht werden. Unſere
Wieſelgen aber werden ſo ſehr nicht ge-
achtet, auſſer die weiſſen, deren Baͤlg-
lein fuͤr ein ſonderbares Arcanum vor
die Schwulſt gebrauchet, und von eini-
gen gar vor ein Amuletum gehalten wer-
den, davon mancher Reuter im Kriege
vor gedruckte Pferde, oder Schwulſt
auffgeleget, auch bey ſich getragen, groß
Miracul machen kan. Sonſt hat das Wie-
ſelgen, nach ſeiner Eigenſchafft, einen giff-
tigen Athem und Zaͤhne, daß alles was es
nur anhauchet, augenblicklich ſchwillet,
welches das Vieh oͤffters auff der Weyde
und in Staͤllen erfaͤhret und muß der
Schaden ſodann mit einem ſolchen Baͤlg-
lein wieder beſtrichen oder gar beraͤuchert
werden, da ſich die Geſchwulſt wieder
wegziehet. Wann ihr Neſt verſtoͤhret
wird, nehmen ſie ihre Jungen ins Maul
und tragen ſie an einen andern Ort.
Dahero die alte Fabel entſtanden, das
Wieſel gebaͤhre ihre Jungen aus dem
Maul, welches doch der Natur ſchnur
ſtracks zu wieder iſt. Die Schlange iſt
ihr Ertz-Feind, wider deren Gifft und
Biß ſich das Wieſel mit Rauthe ver-
wahren ſoll. Das friſche Blut eines
Wieſelgen, zwey Untzen ſchwer, gantz
warm eingenommen, ſoll, nach Zeugniß
des Horatii Augenii in conſultationibus
de Epilepſia curanda,
ein vortrefflich
herrlich bewaͤhrtes Mittel ſeyn, die ſchwe-
re Noth zu vertreiben, maaſſen er einen
Menſchen von dieſer beſchwerlichen
Kranckheit, der ſchon fuͤnf und zwantzig
Jahr damit behafftet geweſen, gluͤcklich
curiret haͤtte: Mehrere mediciniſche
Nachricht hiervon zu geben, iſt mir un-
bekant. Sie werden allhier zu Lande
mit einem ſtinckenden Ey in beſonderen
Faͤllen, wie die Jltniſſe, gefangen, weiln
ſie ſchaͤdlich.


Und nunmehro waͤren, meines
wiſſens, alle die zur Jagd behoͤrige
wilde Thiere, vom groͤſten biß zum klei-
neſten, nach ihrer Natur und Eigen-
ſchafft, ſo viel mir bekant, beſchrieben.


Von einem Haͤge-Reuter und deſſen Inſtruction.


Nachdem ich bißher in dieſem andern
Theil die wilden Thiere nach ihrem Cli-
mate,
ingleichen die Variation ihres Nu-
triments,
aus der Erden uͤberhaupt be-
ſchrieben, ſowohl von derſelben Conſer-
vation
und fernern Fortpflantzung ih-
res Geſchlechts, wunderſamen Tranſmu-
tation
ihrer Natur und Eigenſchafft,
auch von derſelben Eintheilung, in die
grimmig reiſſende, Edeln oder Animalia,
und rauberiſche Thiere gehandelt; Zum
Uberfluß auch eines jeden beſondere
aͤuſſerliche und innerliche Eigenſchafft,
[v]erhoffentlich zur Genuͤge remonſtriret;
Nicht weniger im Erſten Theil die Kraͤu-
ter und deren wundersnwuͤrdiger natuͤr-
licher Krafft, nebſt denen mineraliſchen
Waſſern, Gewaͤchſen, Baͤumen, wilden
Obſt, und Feld-Fruͤchten, wovon die wil-
den Thiere ihre Nahrung zu nehmen pfle-
gen, erwehnet. So kommt in der Ord-
nung ein Haͤge-Reuter vorzuſtellen.
Dieſer ſoll nun, ein von Jugend auff er-
fahrner qualificirter Mann ſeyn, wel-
cher nicht allein der wilden Thiere vor-
her beſchriebener Maaſſen, aͤuſſer- und
inner-
[120]Anderer Theil/
innerliche Natur und Eigenſchafft dem
Leben nach aus dem Grund verſtehe,
und dieſelben an ihrer Spuhr und Ge-
faͤhrde als ein Jaͤger erkenne, ſondern
auch in der Anatomie ſolcher wilden Thie-
re wohl verſiret ſey, auf daß er mit deſto
reifferm Judicio, was dieſem oder jenem
Thiere zur Nahrung ſchaͤdlich oder nuͤtz-
lich, mithin zur Vermehrung befoͤrder-
lich oder hinderlich ſeyn moͤchte, deſto beſ-
ſer zu urtheilen wiſſe, wiewohl deren
wenig anzutreffen, und die meiſten ſolches
als ein unnoͤthiges Ding nicht achten.
Es wird ein Haͤge-Reuter nicht weit von
einer Herrſchafftlichen Reſidence deswe-
gen geordnet, daß er die Gehaͤge taͤglich
fleißig bereute und daß das an demſelbi-
gen Orte geſchonete Wild vor andern ſei-
ne Ruhe behalten moͤge, beſorge. Was
nun ein Gehaͤge betrifft und was hier-
unter verſtanden werde, ingleichen
wie die benoͤthigten Saltz-Lecken, Heu-
Scheunen u. Wild-Aecker bey vorfallen-
der harter Winters-Zeit anzulegen, ſo-
wohl wie die Feld-Nahrung des Wildes
genau zu obſerviren ſey, habe ich bereits
oben gezeiget, dahin ich den geneigten Le-
ſer gewieſen haben will. Maaſſen hier
wiederumb alles anzufuͤhren und ver-
botenus
zu repetiren, zu weitlaͤufftig fal-
len wuͤrde. Die Function eines Haͤge-
Reuters erfordert, Niemanden, wer
er auch ſey, in ſeinem anvertrauten
Gehaͤge ſchieſſen und platzen zu laſſen,
viel weniger mit den Falcken zu peitzen,
und mit Wind-Hunden zu hetzen, Huͤ-
ner und Wachteln zu fangen, Vogel
oder Eyer auszunehmen noch derglei-
chen Unfug mehr zu verſtatten, ſondern
ſolchen Ubertretern die Flinten, Falcken,
Hunde und Netze abzunehmen und zur
Beſtraffung anzugeben, die Hunde klep-
peln oder erſchieſſen zu laſſen; Denen
Schaͤffern das muthwillige Heidebren-
nen, in der Birck-Huͤner Lege-Zeit zu
verbieten, auf die Graß-Maͤder wegen
Huͤner und Waͤchteln, daß ſie ihnen
die Eyer und Jungen nicht ſtehlen, acht
zu haben, nicht weniger wegen derer
jungen Haſen in der Sat-Zeit wie auch
Rehe und Wild-Kaͤlber, mit allem Fleiß
beſorget zu ſeyn und dahin zu ſehen,
daß ein jedes in harter Winters-Zeit mit
Futter genungſam verſehen werde; Die
Woͤlffe, Fuͤchſe, Marder, Katzen, Jltnis,
ingleichen die groſſe, mittele und kleine
Raub-Voͤgel, Eulen, Kraͤhen, Aelſtern
und insgemein alles und jedes Raub-
Wild muß er ſtetig zu vertilgen bedacht
ſeyn; Maaſſen die Ausloͤſung der Klau-
en und Faͤnge ein gutes Mittel iſt, die
Leute deſto emſiger und erpichter hierauff
zu machen. Die Behaͤltniſſe und Di-
ckigte muß er durchaus nicht vertilgen
laſſen, damit nicht das Wild, wann es
zumahl auch im Winter Noth leiden
muß, Sommers-Zeit aber mit Hunden
u. Schieſſen geplaget, und zuletzt gaꝛ ſeiner
Wohnung beraubet wird, ſich hinweg
zu begeben genoͤthiget werde, daher er auf
alles, was nur dem Wildpraͤt zur Ver-
mehrung, Unterhaltung und Nahrung
dienlich ſeyn mag, mit allen Ernſt be-
dacht und beflieſſen ſeyn muß: Da es
ſich auch im Gehaͤge gar zu uͤberfluͤßig
haͤuffen und denen Unterthanen an ihren
Fruͤchten allzu groſſen Schaden thun
ſolte, koͤnte er ſolches angeben, umb ein
beſtaͤttigtes Jagen zu machen, oder der
Herrſchafft zum Luſtpuͤrſchen Anlaß ge-
ben. Wie er dann gleich andern Jagd-
Bedienten ſeine Herrſchafft durch die
Jagd zu divertiren billig ſuchen ſoll. An
manchen Orten werden ſie Haſen-Haͤ-
ger genennet, vermuthlich weil ſie die
Haſen, als luſtige Thierlein, welchen
faſt von Jedermann ihrer kleinen Groͤſ-
ſe und delicaten Wildpraͤths halber auf
vielerley Arten nachgeſtellet wird, mit
Fleiß hegen ſollen. Sodann ſoll er de-
nen eingeqvartierten Reutern oder Sol-
daten das Flinten-Schieſſen nicht geſtat-
ten: Derer Bauern Zaͤune, ob etwan
darinnen Loͤcher ſind, und Haſen-
Schleiffen geleget werden, fleißig be-
ſuchen und dergleichen mehr, wie
eines jeden Landes-Herrn Gewohnheit
erfordert, nach Gelegenheit beobachten.
Auch wird theils Orten viel darauf ge-
halten, daß ein ſolcher Haͤge-Reuter dar-
neben die Wiſſenſchafft von der Phaſa-
nerie
habe, und wie, und auff was Art ſo
wohl ein wilder, als zahmer Phaſan-
Garten anzulegen, zu ordiniren verſte-
he, ingleichen, wie ſie auff zu ziehen, zu
hegen und zu fangen ſeyn, wiſſe, wes-
wegen die Ameiß-Hauffen, Tannen- und
Fichten-Dickigte geſchonet, die Phaſanen
des Herbſts nach dem Rauch fleißig ein-
gefangen, Fruͤhjahrs die Bauern-Ka-
tzen im Felde erſchoſſen, die Eulen gefan-
gen, Kraͤhen- und Aelſter-Neſter ver-
ſtoͤhret werden muͤſſen, damit dieſer
frembde Vogel der Herrſchafft zum
Ruhm ſich in dem Gehaͤge ihrer Reſi-
dentz
deſto fuͤglicher vermehren koͤnne.
Die-
[121]Von denen wilden Thieren.
Dieſes waͤren nun alſo meiſtens die
Contenta von eines Haͤge-Reuters Fun-
ction
geweſen; Wiewohl jeder Herr-
ſchafft nach Belieben zu aͤndern frey
ſtehet. Theils Orten hat er auch die
Schluͤſſel der Fuͤrſtlichen Spatzier-We-
ge bey ſich.


Von Anatomia wilder Thiere.


Nachdem ich vorgemeldte wilde Thiere
dem Leben nach beſchrieben, finde noͤ-
thig zu ſeyn, dieſelben bey ihrem Tode
und deren Zergliederung, jedes nach ſei-
nem Geſchoͤpff, Art und Natur etwas
genauer zu betrachten. Wie ſich nun
ſonder Zweiffel gar viele uͤber dieſe un-
vermuthete Materie, darvon ich hier
handele, ziemlich verwundern werden,
weil ſolches keines weges zur Jaͤgerey,
vielmehr aber denen Medicis und Chi-
rurgis
zugehoͤre, als warumb ſie beſorgt
ſeyn, und hieraus alle Bewegungen,
Coctiones, Fermentationes, Chyloſin,
Circulationem ſangvinis
und dergleichen
mehr betrachten muͤſten, damit ſie umb
deſto nuͤtzlichere und gluͤcklichere Curen
thun koͤnten. So dienet aber hierauff
zur freundlichen Nachricht, daß ich nicht
vor ſufficient erachte, wann gleich ein
Jaͤger ein wildes Thier, ſo er gefaͤllet
und erleget, wie gewoͤhnlich, auffzubre-
chen den Wanſt und Geſcheide auszu-
werffen, die Luntze abzuloͤſen, die Haut
gebraͤuchlich zu zerwuͤrcken und letzlich
das Wildpraͤth in Braten, Zimmel,
Keulen und Blaͤtter zu zerlegen weiß,
ſo zwar gar gut vor einen Jaͤger oder
Weydemann iſt, uͤbrigens aber ſich umb
des Wildes innere Eigenſchafft nicht wei-
ter bekuͤmmert; ſondern er muß und ſoll
auch billig die Anatomie odeꝛ Section eines
wilden Thieres gruͤndlicher verſtehen,
wo er anders will gute Renomee und
ausfuͤhrliche Information von der Eigen-
ſchafft eines wilden Thieres haben. Und
ob zwar die grim̃ig reiſſende wilde Thie-
re, Gottlob! in unſerm kalten Climate
nicht befindlich, alſo deren genaue Un-
terſuchung zu entbehren ſeyn ſolte, ſo iſt
es doch loͤblicher, ſonderlich aber einem
Loͤwen-Waͤrter nuͤtzlicher, damit er
bey vorfallenden Gelegenheiten, Kranck-
heiten und Curen, ſolchen unterhaben-
den Thieren deſto beſſer helffen, oder,
wann dieſelbigen unvermuthend geſtor-
ben, bey Oeffnung des gefallenen Thieres,
genungſame Relation thun koͤnne. Ei-
nem Jaͤgeꝛ abeꝛ kom̃et die Anatomie deꝛeꝛ
hier zu Lande gewoͤhnlichen wilden Thie-
re zu betrachten und ſich derſelben nuͤtz-
lich zu bedienen offters vor, Exempli gr.
Man erwege nur, wann ein wildes
Thier in langen Tagen ſich vor Furcht
verſtecket, und wohl ausgehungert hat,
wie der Magen, Wanſt und die Gedaͤr-
me leer und zuſammen gefallen ſind, da-
von der innere Leib leer und hohl gewor-
den; Dargegen ſo es die Nacht uͤber ſei-
ne Nahrung genommen, iſt der Wanſt,
Magen und Gedaͤrme allenthalben aus-
gefuͤllet, dahero ſo dann der Schuß,
Stich, oder Fang hieraus toͤdtlicher zu
judiciren, als ſo es durch den hohlen lee-
ren Leib gangen waͤre. Ferner, wie ſol-
te man urtheilen koͤnnen, ob ein getrof-
fenes Wild toͤdlich verwundet waͤre oder
ſich ausheilen werde, ſo man nicht deſſen
innerlicher Beſchaffenheit genungſam
kundig waͤre: Ja es hat auch die Ana-
tomie
wegen der Hunde, als des Jaͤgers
noͤthigen Gehuͤlffen, von welchen an ſei-
nem Ort ausfuͤhrlich handeln werde, ih-
ren ſonderbahren Nutzen, nicht daß man
ſcoptice hiervon judiciren ſolte, ſondern
die Wiſſenſchafft habe, bey vorfallender
Kranckheit, oder Verletzung derer Glie-
der ſolchen armen Thieren in Zeiten
durch beqveme Mittel zu helffen. Es
hat wohl eher Alexander Magnus dieſe
Wiſſenſchafft der Anatomie mit beſonde-
rem Fleiß von ſeinem Lehr-Meiſter dem
Ariſtotele erlernet und zum oͤfftern ſich
nicht geſcheuet, in Feld-Schlachten mit
eigenen Haͤnden, umb ſich ſelbſt er-
kennen zu lernen, die blutigen Einge-
weyde zu durchſuchen. Auch haben in
vorigen Zeiten die Egyptiſchen Koͤnige
ſelbſten in Perſon vielfaͤltig anatomiret.
Dergleichen auch der Roͤmiſche Kaͤyſer
Marcus Antonius vormahls mit groͤſter
Begierde gar offt gethan. Die Roͤmi-
ſchen Buͤrgemeiſter, Boethius und Pau-
lus Sergius
haben dergleichen zum oͤfftern
getrieben. Hippocrates hat dieſe Wiſ-
ſenſchafft vor eine lange nachdenckliche
Kunſt gehalten. Was nachdem ferner
aus des beruͤhmten Galeni Schrifften
zeithero vortreffliche Autores colligiret
und entdecket, iſt zu ruͤhmen. Woraus
Qdann
[122]Anderer Theil/
dann ohnſtreitig genungſam zu urthei-
len, daß die Anatomie keine veraͤchtliche
und unanſtaͤndige Sache ſeyn muͤſſe,
weiln auch in vorigen Zeiten dieſelbe von
gelehrten und klugen Leuten iſt getrie-
ben worden. Jch vor meine wenige Per-
ſon beklage hertzlich, daß ich in meiner
Jugend auf der Univerſitaͤt nicht mehr
hierinnen profitiret, da mir es dann jetzo
leichter fallen ſolte. Was aber vorbey, iſt
nicht zu aͤndern: Jmmittelſt muß der ſtete
Fleiß dennoch dasjenige einiger maaſſen
contribuiren, was die Jugend negligiret.
Will demnach, ſo viel ich von guten Freun-
den aus Manuſcriptis colligiren koͤnnen,
hierdurch dem geneigten Leſer vorſtel-
len, mit dienſtlicher Bitte, daferne ein Feh-
ler vorgehen ſolte, ſolchen guͤtigſt zu excu-
ſir
en, weil ich dergleichen ſelbſt in Experi-
enz
wenig gehabt.


Was Anatomia ſey.


Wie Niemand ein Uhrwerck rich-
ten oder ſtellen kan, der deſſen Spillen,
Raͤdergen und Bewegung des Perpen-
diculs
nicht genau verſtehet oder begreif-
fen kan, und von einander zu unterſchei-
den weiß: Alſo kan Niemand das vorha-
bende Subjectum judiciren, der dieſen be-
ſchloſſenen Coͤrper nicht vorhero durch al-
le zarte Theilgen geoͤffnet und zuvor be-
trachtet. Es iſt aber eigentlich Anato-
mia,
ihrem Urſprunge nach, wie alle freye
Kuͤnſte, aus Griechenland kommen, und
lehret die Zergliederung einer lebendigen
Creatur, die Theile zart abzuloͤſen, umb
zu ſehen, woraus die Compoſition des
Coͤrpers beſtehe, und wie die fluͤßigen
Theile durch ihre Roͤhren lauffen, und
hin und her gehen. Es werden aber nicht
alleine Menſchen, wie gemeldet, umb ſich
ſelbſt zu erkennen, anatomiret, auf daß
man die Kranckheiten Menſchlicher Zu-
faͤlle gluͤcklicher zu curiren wiſſen moͤge,
ſondern auch die zahmen und wilden
Thiere. Die zahmen, daß wir in Zeit der
Noth ihrer Kranckheit helffen: Die wil-
den Thiere aber ſind vornemlich einem
Jaͤger oder Weydemann zu wiſſen noͤ-
thig, weil viel Thiere in einem und an-
dern Theil, wie leicht zu erachten, an-
ders beſchaffen ſind. Nun beſtehen die
Leiber derer lebendigen Thiere aus fe-
ſten und flieſſenden Theilen: Alle die fe-
ſten Theile ſind nicht anders als Pfeif-
fen und Roͤhrgen, von weiſſen Knochen
formiret, welche nach ihrer unterſchiede-
nen Geſtalt das kuͤnſtliche Gebaͤu vor-
ſtellen und ein Sceleton genennet wer-
den. Nun kan dieſes aus Roͤhrgen be-
ſtehende Geſtelle nicht beweget werden,
daferne dieſe nicht durch eine fluͤſſige
Feuchtigkeit und Lufft ſtets auffgeſpan-
net werden, an welcher Bewegung denn
auch das Leben oder die Kranckheit und
der Tod haͤnget: Denn ſo lange der Leib
geſund leben ſoll, ſo lange muͤſſen nicht
alleine alle dieſe Werckzeuge rein und
wohl diſponiret ſeyn, ſondern die Saͤffte
muͤſſen auch hierdurch ohne die gering-
ſte Verhinderung lauffen und correſpon-
dir
en. So bald nur dieſe Roͤhrgen zer-
brochen oder die Saͤffte verdicket wer-
den und durch dieſe Pfeiffen nicht durch
gehen koͤnnen, ſo verurſachen ſie folgends
Verſtopffung, wodurch der Umblauff
der Saͤffte verhindert wird und die
Kranckheiten entſtehen. Wann es aber
geſchiehet, daß die Saͤffte gar zu dick und
zum Umblauff gantz unbeqvem, auch
die Pfeiffen ſo zerbrochen, daß alle Saͤff-
te heraus lauffen, ſo iſt das Sterben ver-
handen: Gleich wie man ſiehet, wenn
das Hertz verwundet iſt, daß aus dem-
ſelbigen alles Blut heraus flieſſe. An die-
ſen Roͤhren ſind angefuͤget die Flech-
ſen, Spann- und Sehn-Adern, ſo umb
die Muſculos oder Fleiſch Stuͤckgen umb-
wunden: hierauff vertheilen ſich die A-
dern, ſo mit einer duͤnnen Haut uͤber-
zogen und letzlich mit der dicken Haut be-
decket. Der nechſte Weg iſt: Man oͤff-
ne vom Halſe die gantze Bruſt zugleich
mit dem Unter-Bauch und ſecire von
dem Hertzen vor erſt die Pulß-Adern,
wie ſie nach einem jeglichen Theile lauf-
fen und das Gebluͤte vertheilen, welches
durch die Blut-Adern wieder zum Her-
tzen, ſo dann in die Lunge und wieder
zum Hertzen kommt, von dar aus aber
durch die groſſe und Schlag-Ader in dem
gantzen Leib zertheilet wird, und durch
alle Theile des Coͤrpers in viele Zweig-
lein herumb laͤuffet. Wann nun dieſes
geſchehen, nimmt man die Geſtalt eines
jeden Eingeweydes zu betrachten vor ſich,
erforſchet, woher die Pulß-Adern in die
Beine und Glieder vertheilet ſind; Her-
nach erkundiget man den Lauff des Chy-
li
oder Nahrungs-Saffts, item die Ge-
ſtalt
[123]Von denen wilden Thieren.
ſtalt des Gehirns, wie von demſelben al-
le Nerven zu allen Theilen des Leibes
gehen und derſelben Haͤutgen: Ferner
den Magen, welchen man umbkehret
und des Coͤrpers Nahrung betrachtet.
Nechſt dieſem den Wanſt, wie die Ver-
daͤuung geweſen, und die uͤbrigen Vi-
ſcera,
letzlich die Gedaͤrme, welche im Netz
gewickelt. Nachdem man nun die in-
nern Theile der Concoction, wie auch die
Geburths-Glieder ſaͤmtlich betrachtet;
ſeciret man aͤuſerlich die Fleiſch-Stuͤck-
lein, oder Maͤuſelein, Fett, Haut, Ober-
Haut, Augen, Ohren, Naſe, Zunge und
dergleichen. Endlich unterſuchet man
die Geſtalt der Gebeine und Knochen,
woran die Gelencke, Knorpel, Ligamen-
t
en und anders mehr zu erſehen. Ob
wohl kein Theil oder Gliedmaß des
menſchlichen Leibes vor dem andern ei-
nen Vorzug hat, ſondern allerſeits un-
entbehrlich ſind, ſo haͤlt man doch das
Gehirn und das Hertze vor die vornehm-
ſten, weiln dieſe beyde dem gantzen
menſchlichen Leibe und allen andern
Gliedern alle Bewegung und Nah-
rungs-Saͤffte mittheilen. Eigentlich
wird der Coͤrper einer Creatur in vier
Theile getheilet; Nehmlich in drey Hoͤh-
len, als der Unter-Bauch, in welchem
der Magen, der Wanſt, Gedaͤrme, Bla-
ſe, Nieren, Miltz und Leber liegen, dann
ſcheidet das Zwerg-Fell von dem Unter-
Bauch die Bruſt, darinnen die Lunge
das Hertz umbgiebet: Drittens iſt die
Hoͤhle des Kopffs oder der Hirnſchaͤdel,
worinnen das Behaͤltniß des Gehirns:
Vierdtens ſind die aͤuſerlichen beinigte
Fleiſch-Glieder, als die Keulen und Bei-
ne nebſt andern Zubehoͤr.


Anatomia eines Loͤwens.


Nachdem ich bey Beſchreibung de-
rer wilden Thiere Natur und Eigen-
ſchafft von dem Loͤwen als von ihrem Koͤ-
nige den Anfang gemachet, ſo werde
verhoffentlich nicht unrecht thun, wann
auch dieſe Ordnung bey deren Anatomie
halte. Weiln ich aber niemahls einen
Loͤwen gehabt, vielweniger ſolchen ana-
tomir
et, mir auch als einem Cavallier
dergleichen Arbeit nicht zukommet, ſo
habe ſo viel, als zu dieſer Beſchreibung
fuͤr noͤthig erachtet, aus des Weltbe-
ruͤhmten Hollaͤndiſchen Profeſſoris Hrn.
Gerhardi Blaſii Anatomia Animalium,
ſo zu Amſterdam in Qvarto gedrucket,
p. 80. extrahiret, woſelbſt er anfaͤnglich
von einem kleinen Africaniſchen Loͤwen,
ſo nur neun Monat alt geweſen, folgen-
des ſchreibet: Es waͤre nemlich der Un-
ter-Leib von dem Waſſer auffgelauffen
geweſen, welches haͤuffig aus dem Ra-
chen gefloſſen. Die Inteſtina oder Ein-
geweyde waͤren voller ſchwartzen Koths,
ſtinckend und auffgeſchwollen geweſen,
welches den Leib in zwey Creyße ver-
theilet in der Groͤſſe eines Schaf-Ma-
gens, worunter das kleine Gedaͤrme,
ſo gantz ledig und geringe, zu ſehen gewe-
ſen. Das Netz haͤtte der Magen an ſich
gezogen gehabet, wie eines Beutels Ge-
ſtalt, und waͤre ohne Unſchlitt geweſen.
Der blinde Darm waͤre denen Inteſtinis
crasſis
ziemlich gleich geweſen, daß man es
kaum unterſcheiden koͤnnen, wann man
nicht die Excrementa darinnen verſchloſ-
ſen angetroffen haͤtte. Der Magen waͤ-
re zur lincken Seiten hoch getrieben,
und in der Mitten zuſammen gezogen,
zur rechten aber weiter, und die Oeff-
nung oder Pfoͤrtner mit vielen Knor-
peln verſehen geweſen. Jnnerlich
waͤre der Magen von zwoͤlff Haͤutgen
formiret angetroffen worden, deren ein
jedes wiederumb ſeine ſubdiviſiones ge-
habt, in welchen Falten dieſer kleine Loͤ-
we die Daͤuung verrichtet. Die Leber
waͤre groß genung, von acht Stuͤcken
unterſchieden und dunckelbrauner Far-
be, das Gall-Blaͤßgen aber groß und
voller ſchwartzer Galle geweſen, weil
er ſeiner Natur nach ein kuͤhnes verwe-
genes boͤſes Thier ſeyn ſoll. Die Na-
bel-Schnur waͤre nicht in die Leber, ſon-
dern mitten in den Daͤrmen-Kroͤß an
zwey Orten inſeriret, die Miltz aber
ſchwaͤrtzlicht geweſen und haͤtte der Groͤſ-
ſe und Geſtalt nach, wie eine Kalbes-
Zunge ausgeſehen. Das Gekroͤß-Druͤß-
lein waͤre wie eines Menſchen, nur et-
was haͤrter geweſen; Die Saamen-
Gaͤnge ſeyn voller weiſſer Materie des
Saamens befunden worden. Der Mit-
tel-Bauch oder Bruſt waͤren enge ge-
weſen, mit einem beſondern Bruſt-Bein,
welches biß an die Ribben gegangen, und
allda durch Knorpel abgetheilet geweſen.
Die Muſculi des Bruſt-Beins waͤren
zu beyden Seiten lang und breit gewe-
Q 2ſen
[124]Anderer Theil/
ſen, doch der an der Bruſt etwas kleiner;
Das Bruſt-Bein an ſich ſelbſt haͤtte aus
ſechs runden Beinen, ſo durch Knorpel
von einander unterſchieden und in eins
zuſammen gewachſen geweſen, beſtan-
den. Das Hertz-Fell oder Pericardium
waͤre ſehr fett geweſen, darinnen das
Hertz wie eines Menſchen Hertz der Groͤſ-
ſe und Form nach ausgeſehen: Jn bey-
den Ventriculis waͤren etwas Fett und
Druͤſen zuſammen gewachſen angetrof-
fen worden, welches einem Polypo aͤhn-
lich geſehen: Die Lufft-Roͤhre waͤre un-
gewoͤhnlich weit geweſen: Dahero ein
Loͤwe eine ſtarcke Stimme haben mag,
ſo er ſich mit Bruͤllen hoͤren laͤſſet, wird
ohne Zweiffel noch groͤſſer, wenn der Loͤ-
we aͤlter wird. Die Mandeln haͤtten
laͤnglicht und roͤthlich 8. qver Finger lang
und zwey Finger breit heraus gehangen
und waͤren zur Seite hindurch nach der
arteria aſpera gegangen; Der oberſte
Theil der Lufft-Roͤhre waͤre in allen Stuͤ-
cken wie bey einem Menſchen geweſen,
doch etwas groͤſſer. Die Zunge waͤre
ſehr rauh, mit ſteiffen kurtzen Stacheln
bewachſen, wie eine Raſpel befunden
worden, daß auch durch bloſes Lecken
bey andern Thieren das Blut nachge-
hen muß. Die Zaͤhne haͤtten denen
Hundes-Zaͤhnen aͤhnlich geſehen, waͤren
ihrer aber nicht ſo viel geweſen; Das
Schlaf-Maͤußgen waͤre breit und ſtarck
befunden worden. Die Hirnſchale aber
dicke, ſo viele Poros gehabt, waͤre aber
noch nicht recht harte geweſen, das Ge-
hirn nebſt dem Cerebello haͤtte wie bey
einem Menſchen ausgeſehen, jedoch ze-
henmahl kleiner. Die Ventriculi waͤren
weiß, und ziemlich weit in Anſehung des
Gehirns geweſen; Der vierdte Ventri-
culus
haͤtte an capacite den menſchlichen
uͤbertroffen, weil der Loͤwe zu ſeiner
Staͤrcke viel Spiritus animales brauchet.
Seine Force ſtecket in denen Gliedern,
weil ſie kurtz und die Muſculi zuſammen
gedrungen und mit ſtarcken Spann-A-
dern verſehen ſind. Zu dieſen Gliedern
kommen viele Spiritus, welche in gedach-
ten ventriculo nobili generiret und durch
das haͤuffig darzukommende Gebluͤte
vermehret werden. Die Gebeine waͤ-
ren nicht dichte, ſondern von groſſer Ca-
vit
aͤt geweſen, worinnen viel Marck be-
funden worden.


Eine andere Anatomie eines groͤſ-
ſern Loͤwens, welche zu Pariß 1667. ge-
halten worden, beſchreibet er alſo: Es
war der Kopff dieſes Loͤwens ſehr dicke
und merckwuͤrdig, eines Theils weil er
mit ungewoͤhnlich vielem Fleiſch bewach-
ſen, andern Theils die Kinnbacken von
uͤberaus ſtarcken Knochen geweſen, hat-
te eine ſtarcke Bruſt, mit langen dicken
Haaren behangen: Das Bruſt-Bein
war niedergedruckt, ſonderlich am En-
de, dergleichen man nicht leicht bey Pfer-
den oder Hunden findet. So ſchiene
auch der Schwantz am Ende dicker als
am Anfange, weil die Haare oben kuͤr-
tzer, unten aber laͤnger waren. Er war
an ſeinem Halſe mit langen Haaren ge-
zieret: Die Klauen waren ziemlich ſcharf,
denn es weiß ein Loͤwe die Klauen, de-
nen Katzen gleich, gar artig zu verſte-
cken, damit ſie im Niedertreten nicht
ſtumpf werden; Jn ſeinem Rachen hat-
te er an beyden Kinnbacken 14. Zaͤhne,
als 4. Vorder-Zaͤhne, 4. Augen-Zaͤhne,
und 6. Backen-Zaͤhne, die vorderſten wa-
ren kleiner, die Augen-Zaͤhne aber wa-
ren ungleich, zwey groſſe und zwey kleine,
die groſſen waren anderthalb Zoll lang,
wie die Schweins-Zaͤhne, worbey ande-
re kleinere ſpitzigere ſtunden. Die Backen-
Zaͤhne waren ebenfalls ungleich, ſonder-
lich die oberſten, da denn der erſte, ſo ne-
ben dem Augen-Zahne ſtunde, nicht viel
groͤſſer war, als ein Vorder-Zahn. Die
uͤbrigen Backen-Zaͤhne waren groͤſſer,
von drey ungleichen Spitzen, welche gleich-
ſam eine Lilie repræſentirten. Der Halß
war ſtarck, beſtunde aber nicht, wie ſonſt
etliche meynen, aus einem gantzen Kno-
chen, ſondern vielen Gelencken, welche
ſo lange Spitzen hatten, und ſo feſte zu-
ſammen verbunden waren, als wenn ſie
aus einem zuſammen gewachſen. Die
Zunge war ebenfalls auch ſehr rauch
und ſtachlicht, daran die Spitzen faſt wie
die Klauen, aus einer harten Materie
beſtunden, welche gegen den Schlund ge-
bogen am laͤngſten waren: Die Augen
waren hell und klar, und kam die Stru-
ctur
des Loͤwens mit der Structur einer
Katze uͤberein, ſowohl was die Augen,
Zunge, Zaͤhne und Form des Fuſſes, als
auch die innerlichen Theile des Leibes be-
trifft. Die Haut des Loͤwens war eben
nicht ſtarck, ſondern feſte an viele Ner-
ven angewachſen. Die Speiſe-Roͤhre
war nicht uͤber anderthalb Zoll breit,
und etwas enger, wo ſie durch das Dia-
phragma
gieng. Der Magen war 18.
Zoll lang, 6. Zoll weit. Die Gedaͤrme
waren uͤberhaupt 10. Ellen lang, wobey
das
[125]Von denen wilden Thieren.
das Colon 18. Zoll, das Coecum aber
nur 3. Zoll groß. Die Leber beſtund
aus ſieben lobis, wie bey denen Katzen,
war von dunckler brauner Farbe und
ſehr weich, deſſen Hoͤhle unter dem Gal-
len-Blaͤßlein voller Galle, wie auch das
uͤbrige darmit angelauffen war, daraus
der Tod dieſes Loͤwens zu judiciren ge-
weſen; Weiln nach des Plinii Meynung
ein Loͤwe vor greulichen Zorn, die Galle
zu uͤbergieſſen pfleget, und davon ſter-
ben muß: Die Gallen-Blaſe war 7. Zoll
lang, zwey breit, und wie bey denen Ka-
tzen in unterſchiedliche Faͤchlein eingethei-
let. Die Miltz war eines Schuhes lang,
und zwey Zoll breit, doch nicht dicker,
als ein halber Zoll. Die Nieren waren
rund, vierdtehalb Zoll lang, drittehalb
Zoll breit, und wug eine etwas mehr als
14. Loth. Die Lunge war von 6. lobis,
drey zur rechten und drey zur lincken des
Hertzens; Die Lufft-Roͤhre hatte Ring-
foͤrmige Knorpeln, auſſer denen zwey
oder drey oberſten unter dem Schlun-
de, welche nicht gantz geſchloſſen, aber de-
ſto breiter waren, dahero der Loͤwe ſo
eine ſtarcke Stimme zu bruͤllen hat. Das
Hertz war gantz trocken, und hatte im
Saͤckgen kein Waſſer, war 6. Zoll lang,
und 4. Zoll breit, groͤſſer als bey andern
Thieren, von innerlichen groſſen Hoͤh-
len und kleinen Ohren: Das Gehirne
war nicht mehr als 2. Daumen dicke und
breit, der Hirnſchaͤdel hergegen deſto ſtaͤr-
cker, und gegen der Stirne zu faſt eines
Zolles dicke. Uber dem Wuͤrbel war
die Hirnſchale wie eine Sturm-Haube
gebildet, wo zu beyden Seiten die Schlaf-
Maͤußgen ſich endigten. Und ob man
ſchon von dem Loͤwen ſaget, daß er nach
ſeinem Tode ſehr ſtincken ſolle, ſo hat
man doch, ohnerachtet es Sommer war,
das Widerſpiel befunden. Doch genug
hiervon.


Anatomia eines Tygers.


Weiln niemahls Gelegenheit gehabt,
ſelbſten einen Tyger anatomiren zu laſ-
ſen, ſo habe deſſen Beſchreibung, wie ſol-
che von Laur. Wolfſtrigel beym Blaſio
angefuͤhret wird, hier einruͤcken wollen:
Dasjenige wilde Thier, ſo die Jndianer
einen Tyger nennen, haͤlt Scaliger Exerc.
208. vor einen Parder; weil es nicht
ſchnell lauffen kan, und ſich von dem
Raube erhaͤlt, welchen es erlauert, doch
ſehen die Tyger-Flecken anders aus, als
an unſern Pardern, in der Seiten ſind
ſie auch runder: das Fell iſt mehr haa-
richt, als wollicht; der Halß iſt kurtz,
wie bey einem Loͤwen oder Baͤr, hingegen
hat ein Panter-Thier oder Parder einen
langen Halß, gelblichte Farbe mit ſchwar-
tzen Flecken untermenget. Nach Alberti
Bericht ſollen die Tyger einer Katzen ſehr
gleich kommen, maaſſen auch die Kuͤrſch-
ner die Felle davon fuͤr Tyger-Haͤute
verkaufften. Den rechten Tyger beſchrei-
bet Bontius, wie er denſelben in Jaua ge-
funden. Und dieſer Beſtie Anatomie wol-
len wir hier beyfuͤgen: Die Viſcera im
Unter-Leibe ſind der Katzen ihren gleich,
ſonſt hat es nicht viel Gedaͤrme, dahero
daſſelbe offters ſeine Nothdurfft verrich-
tet. Der blinde Darm iſt lang, auff deſ-
ſen Seiten zwey laͤnglichte Druͤſen aus
dem Meſenterio heraus gehen. Die Le-
ber nimmt beyde Hypochondria ein, thei-
let ſich in 6. lobos, wovon der groͤſte ge-
ſpalten, darinnen das Gallen-Blaͤßgen
liegt. Die Miltze iſt nicht gar zu groß.
Die Nieren ſind von friſcher Farbe und
Druͤſicht, dergleichen Structur man auch
an jungen Katzen bemercket: Das Mem-
brum virile
iſt nach Proportion des Lei-
bes klein, und die Harn-Roͤhre, wie bey
denen Hunden, cartilaginoͤß. Das Dia-
phragma
iſt ſehr hohl, das Hertz iſt nicht
ſo groß, wie bey einem Loͤwen. Die
Lungen ſind in viel Theile eingetheilet:
Die Zunge iſt halb rund wie ein hohler
Dach-Ziegel. Die Muſculi ſind alle ſehr
ſtarck, in welchen man viel Nerven be-
mercket, inſonderheit die Muſculi am
Schlaf: Die Knochen ſind gar ſtarck
und dicke, haben aber viel Marck. Die
Zaͤhne ſind ſehr ſcharff und ſpitzig, wie
bey denen Katzen, die Ober- und Unter-
Backen-Zaͤhne treffen auf ein ander. Am
Schwantze ſind ſieben und zwantzig Ge-
lencke.


Anatomia eines Baͤres.


Als ich 1716. des Herbſts einen le-
bendigen Baͤr, eines Jahres alt, von
Dantzig aus Pohlen gebracht, wel-
chen auf meinem Guthe allhier im Schloß
Q 3an
[126]Anderer Theil/
an dem Graben zur Luſt gehalten, und
mich uͤber deſſen ſeltſame Eigenſchafften,
weil er zahm war, offt ergetzet; Dann
er nicht allein zuweilen die vor ihn auf-
gerichtete Saͤule als ein Menſch umb-
armet, an derſelben mit Haͤnd und Fuͤſ-
ſen ordentlich auf- und abſtiege und ſich
vor dem Fallen in acht genommen, ſon-
dern auch, wann er niemand vermer-
cket, aus Muthwillen offters ſeine Huͤt-
te, ob ſie feſt oder nicht, auffrecht ſtehend,
mit denen Armen verſuchet und da er
ſie beweget, gleich ins Waſſer geworf-
fen, zuruͤck geſprungen und ſich umbge-
ſehen. Wann er ſeiner Gewohnheit nach
an denen Vorder-Tatzen eine umb die
andere geſogen, murmelte er, daß es als
eine Trommel von weiten geklungen;
Bey heiſſer Sonne hat er meiſt geſchlaf-
fen: Weil er nun gewohnet war im
Waſſer zu baden und die Calmuß-Wur-
tzeln auszuſuchen, ſo iſt er des Fruͤh-
Jahrs darauff, morgens fruͤh vor Ta-
ge, in dem Graben erſoffen gefunden
worden, welchen folgends anatomiren
laſſen. Dieſer Baͤr war von einer di-
cken Haut, ſchwartzbraunen langen Haa-
ren, woraus ich, weil er mittelmaͤßiger
Groͤſſe, einen Dudel-Sack machen laſ-
ſen, welcher nachgehends an einen ge-
wiſſen Fuͤrſtlichen Hoff præſentiret wor-
den. Was ſonſten deſſelben Structur oder
ungeſtaltes Gewaͤchſe betrifft, ſo gleichet
alles an Haͤnden und Fuͤſſen (auſſer daß
keine Daumen verhanden) mit Ellbo-
gen und Knien, in vielen Stuͤcken dem
Menſchen, welches bey andern Thieren
nicht anzutreffen: Die Ballen in denen
Vorder-Tatzen und Sohlen der Hinter-
Fuͤſſe hatten, weil ſie ſtets darauf gehen
muͤſſen, eine gekerbte dicke graue Haut,
ohne Haare auſſer etwas weniges in der
hohlen Fuß-Sohle; Die Finger oder Ze-
hen waren kurtz und enge, in der Mit-
ten gegen einander zuſammen gezogen,
an welchem jeden letztern Vorder-Glied
die hornichten Klauen angewachſen wa-
ren, welche Spitzen er ſtets hoch fuͤhrete,
umb im Gehen dieſelbe zu menagiren.
Nachdem man nun die glatte innere
Haut der Vorder- und Hinter-Tatzen
abgeloͤſet, befand man darunter eine ſehr
weiße, feiſte und fluͤßige ſpeckigte Sub-
ſtanz,
von zwey Finger dicke, inwendig
an Haͤnden und Fuͤſſen gewachſen, wel-
che Feuchtigkeit der Baͤr bey ſeinem Le-
ben durch die mit ſeinem warmen Athem
eroͤffnete Poros, wie vorhin erwehnet,
als der Dachs an ſich gezogen, umb da-
mit ſich zu nehren, ſo ihm GOtt in der
Natur gegeben. Als nun dieſer Baͤr
hierauff geſtrecket, und von den Kinn der
Gurgel nach, uͤber der Bruſt und Bauch,
biß zum Membro anfaͤnglich die Haut
geſcherffet und zerwuͤrcket, fand man
uͤber den gantzen Leib faſt zwey Fin-
gers dicke Feiſt, wovon ſechs Kannen
Schmaltz gewonnen: Dann offnete man
ihm von Kinn an uͤber den Halß, Bruſt,
Bauch und gantzen Leib, biß an das
Membrum, und ſahe in der Bruſt die
Lunge in fuͤnff lobos vertheilet, das
Hertz umbgeben, welches Hertz von ei-
nen ſehr weichen und zarten Fleiſch,
6. Zoll lang, und 4. Zoll dick, mit einer
ſtumpffen Spitze gewachſen, woriñen der
Unterſchied eines Daumens dicke war:
die Lufft-Roͤhren giengen, wie bey an-
dern Thieren, nach der Gurgel, und
war die Bruſt von 14. Ribben zuſam-
men geſetzet, an deren Ende das Dia-
phragma
oder Zwerg-Fell gewachſen.
Als nun dieſes Zwerg-Fell abgeloͤſet,
war die Leber von ziemlicher Groͤſſe,
welche den Magen verdecket, mit ſieben
lobis verſehen, worbey die Galle ſehr
klein, wie auch die Miltz. Der Magen,
welcher gleich einem wiederkauenden
Thier, zweyfach, war ſehr klein, faſt
eines Dreyer-Brods groß, von inwen-
diger harter Haut mit fuͤnff Linien,
worbey ein kleines Saͤckgen gewachſen,
und ſoll der Magen eines Baͤres, ob er
noch ſo klein, auch vielerley kalte un-
ordentliche Nahrung, als roh Fleiſch
oder Luder, Fiſche, Ungeziefer, Krebſe,
Ameiſen, Obſt, Weintrauben, Honig,
Getraͤyde, Wurtzeln, Kraͤuter und der-
gleichen mehr genieſſet, dennoch eine voll-
kommene geſchwinde Verdauung, und
duͤnnen Chylum vor allen Thieren als
ein beſonderes Prærogativ haben. Die-
ſer arme Schelme hatte vor dißmahl in
ſeinem kleinen Magen nichts mehrers
als etwan einen Loͤffel voll Suppe mit
untermengten Schleim und etliche kleine
Stuͤckgen Brod, ſo er Abends zuvor be-
kommen. Das Gedaͤrme erſtreckte ſich
der Laͤnge nach, auf 22. Ellen hieſiger
Laͤnge; Die vorgedachte Miltz war 5.
Zoll lang, 2. Zoll breit, u. 1. Zoll dick, duͤnn
und zarte. Die Nieren waren 7. Zoll
lang und zwey Zoll breit, woran ein fett
Haͤutlein angewachſen, und in demſelben
noch eines verborgen, ſo dicke wie ein
Sack geſtaltet, darinnen 56. kleine Nie-
ren
[127]Von denen wilden Thieren.
ren theils vier-theils ſechseckigt in Groͤſſe
einer Kaſtanien, gleichſam als eine fla-
che Weintraube, auff verſchiedenen
Stengeln zuſammen gewachſen, dar-
aus durch die Spitzen der kleinen Nie-
ren die Saamen-Gefaͤſſe und der Harn-
Gang ihren originem haben ſollen und
ferner gehoͤriger Maaſſen ihren Zugang
nach dem zeugenden Gliede, oder Mem-
bro genitali
vertheilen, welches Mem-
brum cum Teſticulis
in allen denen
Woͤlffen, Hunden und Fuͤchſen ziemlich
gleichete und am aͤuſerſten Ende der Ru-
the ein Beinlein von 5. Zoll hatte, bey die-
ſem aber noch ziemlich ſchwach war. An
dem Kopff hat man wahrgenommen,
daß die Naſen-Roͤhren von ſtarcken Bei-
nen ſchieffricht nach dem Gehirn zu gin-
gen, weßwegen ſich ein Baͤr huͤtet, daß
er daſelbſt nicht verletzet werde. Die
Ober-oder Hinter-Hirnſchale war har-
te, das innerliche Gehirn 4. Zoll lang,
3. Zoll breit von einem duͤnnen Bein-
lein unterſchieden. Ubrigens war die
Naſe, das Maul, Kinn, und die Zunge
breit und duͤnne, ingleichẽ auch die Ohren,
wie bey einem Hunde. Die Augen aber
dargegen ſchwartz und klein, einer Haſel-
Nuß groß, nahe beyſammen, gleichſam,
als bey einem Dachs, nach denen großen
Augen-Winckeln ſchielend, mit dem Au-
genliede bedecket. Sein Gebiß war von
kleinen Zaͤhnen, indem er die meiſte
Force in denen vordern Armen zum
brechen, zum zerreiſſen und zum druͤcken
brauchet, die Fang-Eiſen, Tuͤcher, Ne-
tze und Hunde derer Jaͤger zu bemei-
ſtern. Die Laͤnge ſeiner Haut war 3.
Ellen. Er hatte einen gantz flachen
Hirnſchaͤdel, war auf der Stirn, Naſe
und dicken Lippen wie die Heydelbeer ge-
faͤrbet, von einer breiten Bruſt, kurtz
und dicken Halß. Die Hinter-Schen-
ckel oder dicke der Beine waren laͤnger,
als an andern Thieren: Die Knie mit
Scheiben und Gelencke wie bey dem
Menſchen; Die Schienbeine aber kurtz,
da er offtmahlen bey ſeinem Leben als
ein Menſch geſeſſen, ſeinen lincken Arm
auf das Knie geleget, die Hand oder Ta-
tze aber abhangen laſſen; Ja wann er
erzuͤrnet und vexiret worden, mit Stei-
nen und Sand umb ſich geworffen, wie
dann ein wilder Baͤr auch den empfan-
genen Schuß verſtopffen ſoll. An der
Scham war krauß kurtz wollicht zart
Haar.


Anatomia eines Hirſches.


Aus Mangel eines wilden Hirſches,
weil meine Nachbaren nichts ſchoneten,
habe aus meinem Thier-Garten einen
Spieß-Hirſch geſchoſſen, ſolchen den 30.
Jan. 1718. anatomiret, und folgendes
dabey obſerviret: Als dieſer anfaͤnglich
vom Kinn an lang dem Halß, Bruſt,
und Bauch, biß an das Weydeloch ge-
ſcherffet, und die Haut abgeloͤſet wor-
den, ſahe man das Membrum genitale
cum Teſticulis,
oder kurtz Wildpraͤth;
Die Ruthe ging ferner zwiſchen denen
Keulen hin und war an das Schloß
befeſtiget. Von denen Hoden oder Te-
ſticulis
aber hatte eine jede zwey ſtarcke
Adern zu beyden Seiten, welche durch
den Bauch zu denen Nieren gingen, von
dannen ſie ſich in vieles kleine Geaͤder
vielfaͤltig vertheileten. Der Zain aber,
ſo am Schloß befeſtiget war, gieng fer-
ner durch das Schloß und den hohlen
Leib zuruͤck in den Bauch, allda er ſich
an der Blaſe endigte, welche ſich in vie-
les kleine Geaͤder nach denen Nieren aus-
breitete. Der Maſt-Darm, woran das
kleine Gedaͤrme, war uͤber der Blaſen
gewachſen und fuͤhrete die Excrementa
oder Lohſung aus dem Wanſt zum Wey-
deloch heraus, die Feuchtigkeiten aber
durch ihre beſondere Ductus in die Bla-
ſe, ſo von dar durch den Zain heraus-
geſpritzet worden. Als man ihn nun
ferner, umb deſſelben innerlich habende
Eigenſchafft gruͤndlicher zu betrachten,
vom Kinn an biß an Bruſt-Kern ge-
oͤffnet, fand man folgendes: Er hatte an
dem untern Kinnbacken vorne am Kinn
6. kleine Zaͤhne, womit er ſein Geaͤß ge-
nommen, mit der Zunge gekoſtet, und
ſolches uͤber den Gaumen verſchlucket;
die Kinnbacken, welche zu beyden Sei-
ten durch ſtarcke Flechſen befeſtiget, hat-
ten jede 9. dreyfache Backen-Zaͤhne; oben
gleicher Geſtalt beſchaffen, nur daß vor-
ne an der Naſe im obern Gebiß nichts,
als ein hartes Gewaͤchs, wie eine Raf-
fel zu ſehen. Die Naſen-Roͤhren wa-
ren mit einem perlfarbichten Knorpel
unterſchieden, wodurch die Geruch-Roͤh-
ren zu beyden Seiten in die Empfind-
lichkeit
[128]Anderer Theil/
lichkeit des innerſten Gehirns, auch folg-
lichen Geſchmacks geleitet werde. Man
hat ferner wahrgenommen, daß das
eingenommene Graß, wenn es durch die
Gurgel biß an die Droſſel kommen,
ſeitweg durch den Schlund nach dem
Magen gefuͤhret wird, an der Droſſel
aber ein Deckel, den Athem zu hohlen,
ſich auff und zu machet und durch zwey
knarplichte Gewaͤchs zu beyden Seiten
an Gaumen gewachſen. Nach Eroͤff-
nung der Bruſt und ſo genanten Hertz-
Kammer, welche auf jeder Seiten mit
13. Ribben verſehen, hinge das Hertz
perpendiculariter mit deꝛ Spitze abwaͤrts
nach der Bruſt an der fuͤnfften Ribbe
befeſtiget, welches die Lunge oben vom
Ruͤckgrad umbhuͤllete. Die Gurgel
ging ferner nebſt dem Schlund biß zur
Lunge, da ſie ſich zu beyden Theilen des
Hertzens in zweyen Lufft-Roͤhren ver-
theilete; Der Schlund aber ging zwi-
ſchen Lung und Hertzen durch das Dia-
phragma,
oder Zwerg-Fell in den Magen.
Die Lunge war mit dem Hertzen an das
Zwerg-Fell nach dem Gedaͤrme zu an-
gewachſen. Als nun das Diaphragma
oder Zwerg-Fell an denen kurtzen Rib-
ben abgeloͤſet, fand man die Leber gantz
flach an das Zwerg-Fell zur rechten Sei-
ten angewachſen, worbey man aber im
geringſten keine Galle an der Leber fin-
den koͤnnen. Die Miltz, welche den Ma-
gen bedecket, war auff der lincken Sei-
ten: Die Nieren an der Leber gewach-
ſen. Der Magen war zweyfach, davon
der eine Theil oder Beutel theils in fuͤnff
theils in ſieben kleine Fach getheilet wie
Bienen Roſt: Der ander Magen oder
Beutel hatte wegen ſeines Wiederkau-
ens innewendig 20. Blaͤtter oder Fache
in Groͤſſe derer Buchblaͤtter darinnen ſich
Feuchtigkeit coagulirte: Dieſe beyde Ma-
gen, deren jeder eines Dreyer-Brods
Groͤſſe, waren in gleicher Correſpondentz
mit dem groſſen Wanſt, welcher die Ge-
ſtalt eines groſſen Buͤndels, groͤſſer als
ein Haußbacken Brod, vorſtellete; Die-
ſer groſſe Wanſt war von dicker Haut,
und innewendig rauhſtichlicht verwach-
ſen, darinnen die Lohſung doch ungefor-
met diſtrahiret lag; Von dar gieng ferner
das kleine Gedaͤrme umbher, ſo mit
dem Netze umbzogen war, in welchem
kleinen Gedaͤrme alle Correſpondentz
der verdaueten Nahrung und Chyli iſt,
maaſſen von dem Magen durch den
Wanſt die waͤſſerigte Feuchtigkeit in die
Blaſe tritt, und ferner durch das Mem-
brum
weggehet, die Excrementa und
Lohſung aber nach dem Maſtdarm zu-
ziehet, ſich formiret und ſeinen Ausgang
durch das Weydeloch wirfft. Das klein
und groß Gedaͤrme war in allen 50. El-
len Dreßdniſcher Laͤnge lang. Von dem
Creutze an gehet eine ſtarcke dicke Ader,
welche alles Gebluͤthe des Kurtz-Wild-
praͤths der kleinen Adern colligiret und
ſolches zwiſchen denen Nieren angewach-
ſen, als eine Roͤhre geſtalt, zwey gute
Spannen lang uͤber die Lunge in das
Hertz fuͤhret. Das Hertz iſt in ein Hertz-
Saͤckgen eingewickelt, an ſich ſelber von
einem zarten dichten Fleiſch formiret und
hat ſeine doppelte Hoͤhlen; Weilen nun
darinnen alle Pulß-Adern des gan-
tzen Hirſches concurriren, ſo wird mit der
Zeit im alten Hirſch ein knarplichtes Ge-
waͤchs oder Beinlein geformet, welches
das Hirſch-Creutz genennet wird, und
ein junger Hirſch nicht haben kan. Von
dem Hertzen ging ferner die ſtarcke Ader
heraus nach dem Halß und Genicke zu,
dahin dann folglich zu beyden Seiten die
edele Materie, wie geſaget, aus denen Te-
ſticulis
durch das Hertz und von dar
zur Befoͤrderung des Hirſchgeweydes
Wachsthumb uͤber denen Augen in die
Muſcheln eintritt. Aus dem Hertzen ge-
het abermahl eine andere ſtarcke Ader,
welche ſich in die Lunge zu beyden Sei-
ten nach der Gurgel und Lufft-Roͤhren
vertheilet. Die Hoden waren innerlich
von einer ſchmaltzigten Materie von
ſonderbaren geilen Geſchmack. Der
Schwantz oder Buͤrtzel war inwen-
dig Graß-gruͤn, welchen einige vor
die Galle halten. Er hatte ſchon
unter der Haut viel Enderlinge. Die
Vorder-Blaͤtter oder Buche waren
durch ſtarcke Flechſen, derer vorne ſie-
ben, an dem Bruſt-Kern angewachſen;
Hinten an der Schauffel aber mit einer
breiten Flechſen befeſtiget, wodurch der
Vorder-Laufft gehalten und regieret
wird. Die Hinter-Keulen haben ihr
Gelencke im Creutz, durch ihre Kugel
in der Pfanne, welche mit einer Flech-
ſe durch die Kugel und Pfanne befeſti-
get, auch mit einer andern Flechſe uͤber
die Pfanne nach dem Ruͤckgrad an-
gewachſen, welche Flechſen dann ſowohl
der Vordern-als Hintern-Laͤuffte, uͤber
die Keulen, Gelencke oder Heſſen an die
Roͤhren, vorn und hinten im Fuß, durch
die Ober-Ruͤck und Ballen gehen, durch
die
[129]Von denen wilden Thieren.
die drey Gelenck in der Schaale des Fuſ-
ſes, die Form halten und die Bewegung
der Faͤhrd machen: Der Oberruͤck oder die
Abeꝛ-Klauen, welche jede mit einer kleinen
Flechſe angehefftet, ſtehet zwiſchen denen
beyden erſteren Gelencken: Die Schuh o-
der Schaalen und Ballen aber ſind gleich-
ſam angezogen, von hornigtem Ge-
waͤchs. Der ſaͤmtliche Ruͤckgrad von
dem Hinter-Puͤrtzel biß uͤber die Schul-
tern, war mit ſtarcken Sehnen und
Flechſen, von dar aber dem Halß nach,
biß ins Genuͤcke, mit doppelten Flechſen
veꝛſehen, woſelbſt zwiſchen denen zwey letz-
ten Flechſen am Knorpel des Hirnſchaͤ-
dels der behoͤrige Nickfang geſchiehet,
allwo die Hirn-Schaale einen guten
Daumen unterwerts in drey Linien
oder Bruͤche ſich ſeparirete und in gleicher
Linie von dar unter den Augen und Na-
ſenloͤchern gefuͤhret wurde.


Anatomia eines tragenden Wilds.


Nachdem ich nun ebenfalls par cu-
rioſitæt
ein tragend Stuͤck Wild anato-
mir
en wolte, ſelbiges aber aus meinem
Thier-Garten zu nehmen, Schaden
geweſen waͤre, als habe ich meinem Foͤr-
ſter Hannß Chriſtoph Koͤttlizen befohlen,
eines zu ſchieſſen, der es auch des andern
Tages, als den 10. Martii verwichenen
Jahres, in denen ſo genannten Sand-
ſchellen-Hoͤltzern fruͤh Morgens gepuͤr-
ſchet, welches folgenden Tages anatomi-
r
et, da denn folgendes gefunden: Nem-
lich es war ein ſtarck gewachſenes Thier,
dem Anſehen nach 5. biß 6. Jahr alt, wel-
ches ſein jaͤhriges und zweyjaͤhriges
Kalb bey ſich gehabt, und hatte ſeine grau-
braunlichte Winter-Haare, deſſen Hoͤ-
he 5. gute Spannen und eine Qver-
Hand; die Laͤnge des Leibes aber 6.
Spannen und die Dicke 3. Spannen
war. Wir machten, nachdem man von
Kien den gantzen Leib hinunter biß hin-
ten die Haut auffgeſchuͤrffet, auffgebro-
chen, und die Viſcera gehalten, den An-
fang von der Vulvula oder dem Weibli-
chen Gliede, jaͤgeriſch das Feigenblatt
genannt, welches von dem Weydeloch 2.
Qver-Finger ſepariret war. Aeuſerlich
war dieſes Glied ein laͤnglichtes Loch,
von einer harten ſchrumpfflichten Haut,
ſo kleine Falten hatte, von brauner Far-
be, darinnen der Ductus oder die Ge-
burths-Roͤhre oberwerts nach dem Ruͤck-
grad gienge, welche ſchon weicher und
Fleiſchigter, doch mercklich enger, als ei-
nes Fingers dick war, und ferner Ober-
halb des Schloſſes ſeinen Gang uͤber die
Blaſe nach dem Geburths-Schlauch, ſo
noch weich war, eine Spanne lang nahm;
Allda fund ſich ein knorplichtes Hartes
und enges Gewaͤchs, worin man kaum
mit einem Feder-Kiel kommen koͤnnen,
einer Quer-Hand breit an drey Orten
gewachſene Wiederhacken und ſchleimigte
Materie zu deren Ausgang andere Ovu-
la
oder Eyergen angewachſen, welche zur
kuͤnfftigen Generation mehrerer Kaͤlber
von der Natur geordnet ſind. Dann
lag die muͤtterliche Buͤrde in der Groͤße
einer groſſen ſtarcken Katzen unter de-
nen Nieren beyſammen, mit denen
Laͤufften nach dem Hertzen, wornach die
Nabel-Schnur gienge, mit dem Kopff
aber nach der rechten Seiten, weil es ein
Hirſch-Kalb geweſen. Die Nabel-
Schnur war einer Spannen lang, von
perlichter Farbe und weiſſen Druͤßgen,
worinnen der Nabel und eine Sehne,
auch darinnen zwey Ductus befindlich
waren, welche ſich nach einer Spannen
lang in funffzehen Adern oberwerts
vertheileten und dieſe wiederumb ſich in
unzehliche kleinere Blut-Adern zu drey-
en Ovulis oder Eyergen umbwendeten.
Ein jedes Eygen war in der Groͤſſe ei-
nes gemeinen runden Kaͤſes, theils klei-
ner, theils groͤſſer, und innerlich von ei-
nem harten ſchwammigten Fleiſche, ſo
aͤuſerlich die Natur mit einer feſten
ſchwammigten Haut beſchirmet hatte.
Das Kalb war ein Hirſch-Kalb, in der
Groͤſſe einer Katzen, jedoch noch ohne
Leben, hatte keine Haare, aber alle
Gliedmaaſſen, wie die Namen haben
moͤgen. Die Lauff- und Aber-Klauen
waren gantz weich und Saffran gelbe;
Das Koͤpffgen weißlicht, der Ort ſeines
kuͤnfftigen Gehoͤrns und die Naſe
ſchwaͤrtzlicht, der uͤbrige Leib aber allent-
halben wie ein rohes Fleiſch; Geſtalt es
dann nur die Helffte an ſeinem Gewaͤchs
damahls war. Auſſerhalb war die Mut-
ter zu beyden Seiten des Maſtdarms un-
glaublich feiſte, mehr als Spannen lang,
einer Hand breit und dicke; Wie denn
auch das gantze Eingeweyde, nach denen
RNie-
[130]Anderer Theil/
Nieren allenthalben voller Feiſte be-
wachſen zu ſehen war. So war auch
das Netze, worinnen die Gedaͤrme einge-
wickelt, wie auch der gantze Maſtdarm,
biß zum Weydeloch, allenthalben feiſte
bewachſen. Die Nieren waren gleich-
falls feiſte und das Zwerg-Fell ſamt
der Leber und Miltz an den Wanſt ge-
wachſen. Der zweyfache Magen und
der groſſe Wanſt war ebenfalls geſtalt,
wie von dem Hirſch bereits beſchrieben.
Nur daß ſelbiges, weil es ein altes Stuͤck
Wild geweſen, umb ein ziemliches groͤſ-
ſer, die aͤuſerliche und innerliche Geſtalt
aber wie bey dem Hirſch war. Die Nah-
rung des Wildes war geweſen Kenſter
oder Miſtel von Baͤumen, Mooß und
Knoſpen, ingleichen die kieferne gelbe
Rinde und Heyde-Kraut. Die uͤbri-
gen Eingeweyde und Viſcera, als die
Droſſel, Lufft-Roͤhren, Lungen-Adern,
ingleichen das Hertz, ſo groß und mit vie-
len Feiſten bewachſen, war auch an die
fuͤnffte Ribbe perpendicular mit der
Spitze angewachſen, welches von oben
die Lunge bedeckete; Ubrigens war es
wegen des Diaphragmatis Leber und
Miltz, ſamt uͤbrigen Zubehoͤr, nicht an-
ders beſchaffen, als wie ich ſchon bereits
vom Hirſch gemeldet. Der gantze Ruͤ-
cken vom Zimmel biß an den Halß war
in dem Wildpraͤth oder Fleiſch voller gel-
ber Enderlinge, Fingers dicke, gleichſam
beſpickt, welche theils halb drinne, halb
die Haut durchloͤchert hatten. Jnne-
wendig an der Leber war ebenfalls kei-
ne Galle, wie bey dem Hirſch, zu finden,
und war eben auch der Puͤrtzel oder
Schwantz graß gruͤn: Das Pericardi-
um
oder Hertz-Saͤckgen war all uͤber
die Maaſſen feiſte, alſo, daß zu beſorgen,
daß es vor Feiſte haͤtte erſticken muͤſſen:
die Sehnen und Flechſen, Nerven und
Spann-Adern der Vorder- und Hin-
ter-Laͤuffte, Lauff-Klauen und Ober-
Ruͤck, Schloſſ und Kugeln, Keulen und
Vorder-Blaͤtter, ingleichen der Kopff,
Zaͤhne u. Kienbacken waren, wie bey dem
Hirſch zu finden, wovon ich ſchon gemel-
det: Merckwuͤrdig aber war es, daß an
denen Lauff-Klauen dieſes jungen Hir-
ſches, oben an der Crone nach dem O-
berruͤcke, dieſelben ſchon begunten reiff
und ſchwartz zu werden, daraus unfehl-
bar zu judiciren, daß er das voͤllige
Wachsthum von oben herunter in Mut-
terleibe gehabt. Die Haare fingen ſich
an umb das Kien, Maul und Augen-
brauen, wiewohl es dazumahl noch blind,
dennoch in allen neceſſariis Requiſitis
ratione
ſeines Hirſchgerechten Kurtz-
wildpraͤths und Ruthen, voͤllige An-
zeigung eines Hirſches hatte, der kleine
Puͤrtzel auch ſo gar war nicht vergeſſen.
Summa: es fehlten dieſem kleinen Hir-
ſche nichts als die Haare und das Leben,
welches von dem Allerhoͤchſten eintzig und
allein dependiret, wovon wir Menſchen
nur einige Præſumtiones ſtatuiren, nichts
poſitives aber vor gewiß ausgeben koͤn-
nen. Die Viſcera waren nach dem Mi-
croſcopio
oder Vergroͤſſerungs-Glaſe
in gleichen Gewaͤchſen eines der aͤlteſten
Hirſche; Maaſſen es anfaͤnglich bey Loͤ-
ſung ſeiner Nabel-Schnur und Separa-
tion
von ſeiner Mutter ſeinen edlen
Schweiß auff der Welt zum erſten erbli-
cken lieſſe. Das Hertzgen dieſes kleinen
Hirſchen war einer Caſtanien groß und
nach gewoͤhnlicher Form ordiniret. Die
Lunge war klein, ſubtil, voller Adern und
weißlichter Farbe; Die Leber, wie ein ge-
ronnnen Gebluͤt; Der Magen und
Wanſt, wie ein Waſſer-Blaͤßlein. Die
Gedaͤrme gekraͤuſſelt, wie eines Vogels,
welche Federkiels dicke. Seine Nieren-
Braͤtgen waren ebenfalls deutlich zu ſe-
hen und hatte ſeine ordinaire dreyzehen
Ribbgen, nur daß alles Gebaͤude zart
und ſchwach war. Gegen den Halß zu,
an der Bruſt und Ruͤckgrad waren zwey
ſchwammigte Gewaͤchs, als ob ſolche
gleichſam von Nutriment einige Corre-
ſpondence
nach dem Magen und Her-
tzen haͤtten und iſt zu vermuthen, daß
ſolche Alimentation und Nahrungs-Mit-
tel eintzig und allein von der Nabel-
Schnur dieſer alten Mutter kommen
muͤſſe, ſodann ſich vorwaͤrts und hinter-
waͤrts per Circulationem ſangvinis di-
ſtrahir
en moͤge. Die Chriſtall des Aeug-
leins war biß dato noch ziemlich dunckel,
wie eine Heydelbeere nach Eroͤffnung,
geſtalt es noch verſchloſſen war. Das
Zuͤnglein war weiß, an der Unterkiefer,
wo die Zaͤhne ordiniret, etwas weniges
hartes zu fuͤhlen: Die Hinter-Laͤuffte
hatten, ob wohl ſehr ſchwach, dennoch ih-
re angezeigte Pflaumen, welches ſehr
wundernswuͤrdig, von einer ſolchen
Frucht genau zu erkennen. Es hatte
bereits Excrementa und Lorbeeren, gleich
wie Maͤuſe-Koth, ob es gleich noch nicht
auf der Welt geweſen, dahero es ſich ne-
ceſſario
aus dem reinen Chylo ſeiner
Mutter und wahren Ernehrungs-Safft
in
[131]Von denen wilden Thieren.
in Utero als das erſtere Excrementum,
ob wohl ſchwach, dennoch verjuͤngter
maaſſen formiret und per Microſcopium
wundernswuͤrdig anzuſehen war.


Anatomia eines wilden Schweins.


Den 28. Aprilis vorigen Jahres
ſchickte mir der Herr Graff von Solms,
auff Sonnenwalde, von welchem eben-
falls nachfolgenden Rehbock erhalten, ei-
nen jaͤhrigen Kaͤuler durch einen ſeiner
Unterthanen zur Anatomie, und ob wohl
es auſſer der Zeit, ſo haben Sie doch hoͤchſt-
ruͤhmlich dieſes loͤbliche Werck auch zu-
gleich mit befoͤrdern wollen, wovor noch-
mahls mit allem Danck hoͤchſt verbun-
den bin. Dieſer junge Kaͤuler war ein
jaͤhriger Friſchling, dem der Jahres-Zeit
nach die Haare ziemlicher maaſſen ausge-
gangen waren, alſo, daß er auf dem Ruͤ-
cken gantz nackend, wie eine Mohren-
Haut anzuſehen geweſen. Als man nun
die Haut zerwuͤrcket, ſahe man, daß ſol-
chen die Hatz-Hunde vermuthlich gegrif-
fen, weiln am Kamme uͤber den Schul-
tern im Genuͤcke und an den Blaͤttern
alles zerbiſſen war; Er roche wegen der
Jahres-Zeit ziemlich empfindlich; Ge-
ſtalt er dann bereits, ſonderlich zur lin-
cken Seite in der Duͤnnung gantz gruͤn
angelauffen war. Die Teſticulos, Ho-
den oder Kurtz-Wildpraͤth hatte dieſer
Kaͤuler eingezogen, daß ſie anfaͤnglich
nicht zu mercken waren; nach Eroͤff-
nung aber lagen ſie gehoͤriges Orts ne-
ben der Ruthe zu beyden Seiten zwey
Glied eines kleinen Fingers lang, wo-
von aus jeder Hode eine ſtarcke Ader
durch den Leib gieng, wie ich bey dem
Hirſch beſchrieben. Die Ruthe war an
das Schloß angewachſen und aͤuſerlich
ſpitzig, wie ein ſtarcker Regen-Wurm,
krum gebogen als ein Nagelbohrer. Die
Teſticuli oder Hoden hatten innerlich
eine ſchmaltzigte verwachſene Materie.
Als man nun den Leib eroͤffnet und vom
Kien an den Halß auffgeſchuͤrffet, die
Droſſel, Gurgel und Schlund ergrif-
fen, u. die Hertz-Kammer geſpalten, war
das Hertz ungemein mit vielen blauen
Haͤutgen umbhuͤllet, theils an denen
unterſten Ribben, theils an dem Dia-
phragmate
oder Zwerg-Fell angewach-
ſen, man ſahe dieſes Pericardium oder
Hertz-Saͤckgen ſehr ſtarck von vielem Ge-
aͤder verwachſen: Das Hertze war gantz
fahl, welck und einem menſchlichen Her-
tzen aͤhnlich; Geſtalt es dann ebenfalls ſei-
ne zwey Hoͤhlen hatte, wovon bey der
kleinen Hoͤhle alles zerquetſchet und weich,
auch braun und blau angelauffen war,
welches vermuthlich von dem Hunde-
Biß verurſachet worden: aus welchem
Hertzen die Pulß- und Lufft-Adern, Ar-
teria magna,
und andere behoͤrige corre-
ſpondirt
en. Die Lunge war weißlicht
roth, von ſieben Lobis und hatte das
Hertz umbhuͤllet; Als man ſolche auff-
geblaſen, war ſie noch dreymahl ſo groß,
weißlicht und glaͤntzend anzuſehen, wel-
ches alles bey dem Menſchen, nach Auſ-
ſage derer Herren Medicorum, gleicher
geſtalt zu befinden ſeyn ſoll; Man ſecir-
t
e die Lufft-Roͤhren dieſer Lungen al-
lenthalben, und fund in verſchiedenen Ca-
vis
oder Hoͤhlen kleine Wuͤrmgen, eines
duͤnnen Zwirn-Fadens ſtarck, verwickelt
haͤuffig hier und da liegen. Das Dia-
phragma
oder Zwerg-Fell war ſehr ſtarck,
Meergruͤn ſpieglicht nach dem Hertzen
eines Lindenblatts Groͤſſe durchſichtig;
Nachdem dieſes Zwerg-Fell auff denen
Seiten abgeloͤſet, lag die Leber zur rech-
ten Seiten uͤber dem Magen von fuͤnff
Lobis, war von Bley-Farbe, dunckelgruͤn
anzuſehen, allwo in der Mitten das Gal-
len-Blaͤßgen eines Huͤhner-Eyes Groͤſ-
ſe, laͤnglicht zu befinden war; Als
dieſes eroͤffnet, war die innerliche
Materie gantz klar und lauter, wie
braun Bier. Die Miltz war laͤnglicht,
von einer halben Ellen lang und lag zur
lincken Seite, zwey Qver-Finger breit,
ebenfalls von blaulichter Farbe; Der Ma-
gen war eines Menſchen Magen aͤhnlich;
Geſtalt dann ſonſt ein Schweins-Magen,
nach des Weltberuͤhmten Philoſophi und
Medici, auch Practici zu Amſterdam,
Herrn Doctoris Stephani Blancardi her-
ausgegebenen Anatomia des Menſchli-
chen Leibes, in gemein wie eines Men-
ſchen Magen beſchaffen ſeyn ſoll, wie er
ſolchen ausfuͤhrlicher und weitlaͤufftiger
pag. 624. uſque 642. beſchrieben, darin-
nen er pag. 636. im 31. Paragrapho nach-
folgendes meldet: Jn einem Schweins-
Magen iſt die inwendige Haut voll
Runtzeln, die andere Haut aber nicht.
Die aͤuſerſte kan von der andern leicht-
lich abgeſondert werden, indem die an-
R 2dere
[132]Anderer Theil/
dere fleiſchig iſt, ſo, daß man ihn mit
Recht vor einen Muſculum halten kan.
Die Faͤſelein dieſes Muſculi ſind mit ſei-
nem Tendine unterſchiedlich vereiniget,
endigen ſich aber in der aͤuſerſten Haut.
Zwiſchen dieſer und der innerſten, die
man gemeiniglich die dritte nennet, iſt
eine andere ſehr duͤnne, die leichtlich ab-
zuſondern iſt, durch welche ſehr viel Ge-
vaͤße oder Vaſa lauffen. Die inner-
ſte iſt weiß, nervig, dick und haͤnget feſt
an einer rothen Subſtanz, davon man an
dem Boden ſehr viel ſiehet, weniger a-
ber umb die Mund-Loͤcher: Doch iſt die
Couleur am rechten Mund hoͤher, als am
lincken. Wann man dieſe Haut, von
einander reiſſet: So befindet man, daß
ſie aus zweyerley Subſtanz beſtehet, die
eine kehret ſich gegen den Magen zu und
iſt druͤſiger, die andere, ſo ſich auswaͤrts
kehret, iſt weniger. Wann man dieſe
druͤßige Faͤſelein druͤcket, ſo laͤufft ein
Safft in den Magen. Solche druͤſige
Haut ſiehet, was ihre Structur betrifft,
aus, wie ein gantz ſeidenes Gewebe mit
einem offenſtehenden Gruͤblein. Die
Speiſe-Roͤhre breitet ſich, wo ſie in den
Magen kommt, auff 2. Fingerbreit in ih-
rem Umbkreiß aus und haͤnget an der
darunter liegenden Haut des Magens feſt
an. Um den rechten Magen-Mund iſt
eine fleiſchige Valvula, einen Qver-Dau-
men lang und einen kleinen Finger breit,
feſt an vorgemeldter Haut, ſo, daß dieſe
nervige bedeckt wird. Dieſe fleiſchige Faͤſe-
lein ſind gerade, auch mit einer Schale
verſehen. Biß hieher obgemeldter Autor.
Jn dem Magen unſers Kaͤulers war
gantz duͤnne Geaͤß zu befinden, von kei-
nen Wurtzeln oder Knoſpen, ſondern
es war eine Maſſa von gruͤner Saat,
Graß und Kraͤutern: Aus dem Magen
giengen ferner 17. Ellen Dreßdniſcher
Laͤnge, anfaͤnglich kleine Gedaͤrme, dar-
nach 7. Ellen groſſe von drey Qver-Fin-
ger breit, darinnen lag die Lohſung oder
die Excrementa, biß zum Weydeloch. Die-
ſer Kaͤuler hatte an ſeiner Structur 14.
Ribben auf jeder Seite. Die Nieren,
welcher jede eines Gaͤnſe-Eyes groß, je-
doch flach anzuſehen war, hatten jede ih-
re Adern nach denen Teſticulis, Hoden
oder Kurtz-Wildpraͤt. Der Kopff war
mit Zaͤhnen ſcharff verſehen, geſtalt er
dann am Kien forne vier ſpitzige Zaͤh-
ne vorwaͤrts heraus ſtehen hatte, womit
die an der oberſten Kiefer gleichfalls cor-
reſpondirt
en; Jedoch mercklich ſtuͤmpf-
fer waren. Das kuͤnfftige Gewehr zu
beyden Seiten oder die groſſe Hau-Zaͤh-
ne waren noch ziemlich klein.


Anatomia eines Rehes oder einer Baͤmſe.


Als ich auff Verlangen von dem
Herrn Grafen, Heinrich Willhelmen,
Grafen zu Solms und Teckelnburg,
meinem vornehmen Nachbar, den 4.
Aprilis vorigen Jahres durch deſſen aͤl-
teſten Bedienten einen Reh-Bock mit ei-
ner Fuhre uͤberſchickt bekommen, wel-
cher ſelbigen Tages von dem Graͤflichen
Sonnewaldiſchen Forſt-Schreiber ge-
puͤrſchet worden, war dieſer Reh-Bock
in ſeinen grauen Winter-Haaren annoch
zu ſehen: Er hatte ſein Gehoͤrngen be-
reits geworffen, kolbicht auffgeſetzet und
weil er ſich uͤber die Maaſſen haͤrete, ließ
ich ihn zerwuͤrcken. Dieſer Rehbock
war von zweyjaͤhriger Groͤſſe gewach-
ſen und hatte hinten eines Glieds lan-
ges kurtzes Schwaͤntzgen, ſo nicht zu ſe-
hen und eine hell weiſſe Blume einer
Qver-Hand groß hinten vor. Das Mem-
brum Virile
war eines Feder-Kieles Staͤr-
cke, zu deſſen Spitze ein rauches Puͤſchel
Haare ging; Die Teſticuli, Hoden oder
Kurtz-Wildpraͤth waren von der Groͤſ-
ſe eines Tauben-Eyes und hatten ihre
Correſpondenz mit denen Adern, wie
ich bereits von dem Hirſch beſchrieben:
Jnnerlich waren ſie von weißſchmaltzig-
ter Materie. Da nun der gantze Leib
erbrochen und die Hertz-Cammer geoͤf-
net, war das Hertz mit vielen duͤnnen
Haͤutleins an das Diaphragma ange-
wachſen und voller Schweiß unter-
lauffen: Die Lunge war weißfleckig,
von 7. Lobis; Da man das Diaphragma
abgeloͤſet, war die Leber aͤuſerlich ange-
wachſen; Der Magen war anders, wie
beym Hirſch formiret, geſtalt er unten
einen kleinen Keutel a parte hatte: Jn-
wendig war ein zwiefacher Magen mit
einer dicken Haut unterſchieden, wel-
cher ſtichlicht verwachſen. Von denen
oberſten zwey Keuteln hatte der eine wie
beym Hirſch fuͤnffeckigte Faͤchlein, der
andere war blaͤttericht und beſtund das
Geaͤß in jungem Graß und Saat. Die
Miltz war flach und roth: Das Gedaͤr-
me, welches ſehr in einander verwachſen,
war
[133]Von denen wilden Thieren.
war 13. ein und eine halbe Ellen, biß zum
Ausgange des Weydelochs. Die Hertz-
Cammer war von 13. Ribben, die Lufft-
Roͤhre gieng an dem Ruͤckgrad, wie
beym Hirſche, war auch keine Galle an
der Leber zu mercken, aͤuſſerlich waren
die Flechſen und Sehnen der Vordern-
und Hintern-Laͤuffte ordiniret, wie
beym Hirſch vermeldet, wie auch die
Kugel und Pfannen der Hintern-Keu-
len. Die Vorder-Blaͤtter hatten eine
gleichmaͤßige Structur mit dem Hirſch
ebenfalls mit Flechſen und Sehnen an-
gehefftet. Jm Koͤpffgen hatte es gleiche
Beſchaffenheit, geſtalt es denn vorne ſechs
Zaͤhngen unten gewachſen und obẽ nichts
hatte, als eine raſplichte dicke Haut: Die
Back-Zaͤhne waren eben auch, wie beym
Hirſch, formiret, deren zu jeder Seite acht
doppelte unten und oben ſtunden. Die
Zunge war ſehr zart und delicat gewach-
ſen, daß ſolche vermuthlich von einem
ſubtilen Geſchmack ſeyn muß. Die Na-
ſen-Loͤcher waren zwar formiret, wie
beym Hirſch; aber wegen zarter empfind-
lichkeit etwas vorwaͤrts ſituiret; Weiln
ſie ungemein von Ferne biß auff drey-
hundert Schritt riechen koͤnnen. Das
Cerebrum oder innerliche Gehirn war ei-
ner Birnen groß, mit vielen Blut-A-
dern durchwunden, von einer milchig-
ten Materie colligiret. Ein mehrers
merckwuͤrdiges hat man bey der Ana-
tomie
dieſes Rehbocks nicht wahrneh-
men koͤnnen.


Ob man nun zwar allhier zu Lande
nicht eben nach Begehren auch eine Gems
zu anatomiren haben koͤnnen, ſo iſt doch
wegen deſſen innerlichen Structur, ratio-
ne
der Viſcerum oder Eingeweyde, zu
muthmaaſſen, daß ſolche meiſt gleicher
Geſtalt wie das Reh innerlich beſchaffen
ſeyn muͤſſe. Es ſchreibet der Weltbe-
ruͤhmte Medicinæ Doctor, Geſnerus in
ſeinem herausgegebenen groſſen Thier-
Buche pag. 143. dieſe Worte: der Gem-
ſen Magen iſt, gleichwie bey dem Rehe,
in vier Theile eingetheilet, darinnen eben-
falls in einem die Faͤcher, im andern die
Blaͤtter, die zwey letztern aber durch eine
Haut im groſſen Wanſt ſepariret ſind:
Man findet darinnen meiſtens bey denen
alten Gemſen die beruͤhmte Gemſen-Ku-
gel, wie bey denen alten Hirſchen das
Hirſch-Creutz im Hertzen, welches jedoch
bey denen jungen wegen ihrer Unvoll-
kommenen Nahrungs-Wiſſenſchafft
nicht anzutreffen, ſondern ſo wohl bey
denen Gemſen als Hirſchen durch das
maͤnnliche Alter und eine offtmahlige
ſpiritueuſe kraͤfftige Circulationem San-
gvinis
verurſachet wird. Obgemeldte
Gemſen-Kugeln, welche in den Magen
der alten Gemſen gefunden werden, ſind
von unterſchiedener Groͤſſe, Figuren und
Geſtalt. Es ſchreibet ermeldter Autor,
daß er einsmaͤhls eine Gemſen-Kugel
in einem Gems gefunden, welche am Ge-
wicht 5. Qvint, 2. Scrupel gehabt, und
braun von Farbe ausgeſehẽ, hingegen ha-
be er auch eine von 2. Qvint und 2. Scru-
pel von Aſchgrauer Farbe gefunden, in-
gleichen auch ſchwartze runtzelichte und
glaͤntzende, ſowohl runde, fahle und al-
lenthalben mit kleinen Puͤncktlein uͤber-
zogene: Als man vorgemeldte groſſe laͤng-
lichte Gemſen-Kugel auffgeſpalten und
dieſelbe, umb zu ſehen, woraus die com-
ponir
te Materie beſtehen wuͤrde, ſeciret,
habe man in derſelben nachfolgendes
gefunden, als ein langes Faͤſelein von
Wurtzeln, ein mittelmaͤßiges Faͤſelein von
Kraͤutern, ein wollichtes Faͤſelein von
Baum-Moß, einen Stengel wilde Roſe-
marien oder hiergenannten Pagan, kleine
Blaͤtter unbekanter Kraͤuter, einen
Stengel Farren-Kraut und Frauen-
Haar, einen krum gebogenen Dorn und
dergleichen collectanea mehr, welche man
nicht ſo gar eigentlich expliciren, oder er-
kennen koͤnnen. So weit obgemeldter
Autor. Ein mehrers habe ich nicht von der
Gemſen Eigenſchafft erfahren koͤnnen,
und halte ich gaͤntzlich dafuͤr, daß die
Gemſen uͤberhaupt eine Art von Ziegen
oder wilden Geiſſen ſeyen, nach ihrer Lan-
des-Art, wie bey uns allhier die Rehe, in-
dem ſie deꝛgleichen geſpaltene Lauff-Klau-
en, auch nur unten ihre Zaͤhne, item die
Nahrung der Kraͤuter und Wurtzeln,
wie allhier bey uns die Rehe, durch das
Wiederkauen zu ſich nehmen und con-
coquir
en, nur daß ſie in der aͤuſerlichen
Structur, Haar und Farben, nach dem
Climate Cœli, Nahrung, Lufft und Waſ-
ſer ſehr different variiren. Von dem Ge-
hoͤrngen aber habe biß dato ſowohl nach
deſſen Natur und Eigenſchafft phyſice,
als deren innerlichen Beſchaffenheit ana-
tomice
noch keinen Grund, ob das Ge-
hoͤrn einer Gems ebenfalls die jaͤhrliche
Veraͤnderung, wie eines Reh-Bocks
Gehoͤrngen, oder Hirſchs-Geweyh ha-
be, daß es jaͤhrlich abgeworffen, und wie-
der auffgeſetzet werde und ſeinen Zu-
gang, Wachsthum und Nahrung per
R 3Ductus
[134]Anderer Theil/
Ductus zwiſchen Haut und Fleiſch habe,
oder ob es innewendig hohl, perpetuir-
lich, wie andere Geiſſen oder Ziegen, fe-
ſte aus der Hirn-Schale gewachſen,
weilen ſich, der Einwohner und Gemſen-
Steiger Vorgeben nach, die Gems da-
mit an die Klippen anhaͤngen ſolle: Und
weil dieſes ein fremdes Thier, ſo mir
niemahls zu Hand kommen, habe nichts
gewiſſes melden koͤnnen.


Anatomia eines Biebers.


Weil dieſes Thier gleichfalls hier zu
Lande ſehr rar und man wenig oder kei-
nes antreffen wird, hingegen Jemand
ebenfalls curieux ſeyn moͤgte, deſſen inne-
re Beſchaffenheit zu wiſſen, ſo habe ſo-
viel hierzu fuͤr noͤthig erachtet, aus einem
Frantzoͤſiſchen Autore colligiret. Der
Bieber, von welchem itztbeſagter Autor
handelt, iſt in der Jnſul Canada gefan-
gen worden, deſſen Structur einer Fiſch-
Otter ziemlich gleich geweſen, jedoch groͤſ-
ſer, und dicker, am Gewicht 30. Pfund,
die Laͤnge war drey und ein halber Fuß,
die Dicke des Leibes aber 10. Zoll, die Haa-
re waren zweyerley, etliche lang, von ein
und einen halben Zoll u. ſtarck wie Pfer-
de-Haar, von Farbe braun und glaͤn-
tzend, etliche kurtz, und weich, wie Sam-
met, wovon die bekanten Caſtor-
Huͤthe und Struͤmpffe fabriciret wer-
den: Der Kopff war 5. Zoll lang und
eben ſoviel Zoll breit und hatte kurtze
runde Ohren, wie eine Fiſch-Otter. De-
rer Vorder-Zaͤhne waren 4. wovon die
unterſten laͤnger und wie Meiſſel geſchaͤrf-
fet ſtunden, von gelblichter Farbe, die o-
bern aber kuͤrtzer; am Kienbacken hatte
er zu jeder Seiten acht Back-Zaͤhne.
Die Hinter-Fuͤſſe und Finger waren
lang und zwiſchen denen Zehen, wie bey
der Fiſch-Otter, denen Gaͤnſe-Fuͤſſen
aͤhnlich, mit einer Haut zuſammen ge-
fuͤget und zu ſchwimmen ſehr bequehm,
die Vorderſten hingegen hatten kein
Haͤutgen, waren auch kuͤrtzer und ge-
ſtalt wie Menſchen-Haͤnde; Die Naͤgel
waren krum und hohl wie eine Schrei-
be-Feder. Der Schwantz hatte was
beſonders, maaſſen er gantz keine aͤhnlich-
keit des Leibes, ſondern eine Natur wie
von Fiſchen componiret an ſich hatte: Er
war von einem zuſammen geſetzten
ſchuppichten Weſen, welches ein Haͤut-
lein zuſammen fuͤgete, die Schuppen wa-
ren meiſt ſechseckigt, ungleicher Geſtalt,
darzwiſchen viel kleine gedrehete Haͤrlein
heraus giengen. Sobald der Balg ge-
ſtreiffet, fielen die Schuppen des Schwan-
tzes von ſich ſelbſt herab, als man nun
dieſen Schwantz auffgeſchnitten, hatte er
ein fiſchigtes ſchwammigtes fleiſchig-
tes Weſen und Geruch; Die Groͤſſe war
11. Zoll lang, oben am Leibe 4. Zoll breit
und dicke, in der Mitten 5. Zoll breit, 2.
Zoll dick, welches ſich mit einer ovalen
Spitze endigte: Unter dem Schwantz
war das Weydeloch zu ſehen, welches
laͤnglicht rund, ſchwaͤrtzlicht und ohne
Haare war. Als nun die Ruthe und
der Bauch geoͤffnet, fand man zwey klei-
ne Hoͤhlen zu jeder Seite, ſo ſehr enge
und klein waren, nicht weit davon ſahe
man zwey Huͤbel, darinnen unten die
Biebergeyl waren. Als nun die Huͤbel
eroͤffnet, fand man vier groſſe Saͤckgen,
wovon zwey unten, und zwey oben la-
gen, welche faſt einem Hertz aͤhnlich, die
Breite und Dicke war zwey Zoll, von A-
ſchegrauer Farbe, mit weiſſen Linien
untermiſchet. Nach Eroͤffnung der Bla-
ſe fand man die innerlichen gleichfalls
grau und fleiſchicht, welche ziemlicher
maaſſen geſtuncken und oben zu ſammen
correſpondirten; Die unterſten beyden
Geylen waren geſtalt wie eine umbge-
kehrte Birn, von einer eyterigten Ma-
terie, darinnen eigentlich die rechten Gey-
len von gelblichter Farbe colligiret la-
gen, auch hefftiger von Geſtanck waren:
Die unterſten waren druͤßigt componi-
r
et, welche aͤuſſerlich mit kleinen Buckeln
und ſchwammigtem weichen Fleiſch ver-
ſehen und mit einem Haͤutgen eingewi-
ckelt waren. Als nun dieſe unterſte Gey-
len eroͤffnet, gieng eine ſehr hefftige un-
angenehme ſtinckende Materie heraus,
welche dick, wie Meth und gelb, wie Ho-
nig, von terpentiniſcher hitziger Com-
plexion
oder Subſtanz war, maaſſen,
als ſolches ins Feuer geworffen, es ſo-
gleich in Flamme ausgeſchlagen. Unter
dieſen am Grunde war abermahl ein
Saͤckgen voll Liquoris dem Eyer-Dot-
ter aͤhnlich. Die Teſticuli oder Hoden
dieſes Thiers waren ſehr verborgen, wel-
che man aͤuſſerlich nicht ſo gar augen-
ſcheinlich wahrnehmen koͤnnen, als die
Ruthe oder den Schwantz und das zeu-
gende
[135]Von denen wilden Thieren.
gende Glied; Die Figur war denen Hun-
des-Hoden gleich, auſſer etwas laͤngeꝛ und
groͤſſeꝛ, was die Haꝛn-Gaͤnge u. deren Zu-
behoͤrung betrifft; Jngleichen der Unter-
Bauch, die Muſculi, der Schmeer-Bauch,
das Netz, u. Gedaͤrme, deꝛ Magen, die Bla-
ſe u. derſelben allgemeine Structur, waren
in allem einem Hunde gleich. Der blin-
de Darm war 10. Zoll lang, 3. Zoll breit,
unter der Miltz gelegen, und belieff ſich
endlich in eine runde Spitze: Jn dieſem
krummen Darme waren die Blut- und
Pulß-Adern befeſtiget, aus dem Ge-
kroͤße kam 2. Daumen unter der Miltz
ein kleines Gewaͤchs. Das Gedaͤrme
war 28. Fuß lang, darinnen waren 8.
lange Wuͤrme, deren dreye jeder von 7.
Zoll, und fuͤnffe jeder von 4. Zoll, die
Miltz lag in die Laͤnge an der lincken
Seiten des Magens, welche mit acht
Pulß-Adern angehefftet war, von ro-
ther Farbe und 7. Zoll lang. Die Le-
ber war in fuͤnff Lobos oder Stuͤcke ein-
getheilet, das Gall-Blaͤßgen war unter
der hohlen Leber verborgen. 2½. Zoll lang
und Daumens dicke. Der gantze Un-
terleib war mit Blut unterlauffen, da-
von er ſterben muͤſſen. Er war ſehr feiſte,
ſonderlich an dem Schwantz und Bauch,
jedoch aber hatte er an Nieren und
Netze nichts von Fett. Die Nieren wa-
ren 2. Daumen lang und 1. Daumen
dicke; Nachdem man nun das Zwerg-
Fell oder Diaphragma und die Hertz-
Cammer eroͤffnet, hatte die Lunge ſechs
Lobos, drey zur rechten und drey zur
lincken. Das lincke Ohr vom Hertzen
war groͤſſer, als das rechte. Das Hertz
war 2. Zoll lang, und 2. Zoll breit. Das
Gehirn war mit beſondern Hoͤhlen ver-
ſehen, theils zur rechten, theils zur lin-
cken, deren jede abermahls ſich in zwey
Ductus vertheilete, alles groſſe von dem
kleinen Gehirne ſeparirte, und endlich
insgeſamt eine ovale Figur vorſtellig ma-
chete: Und ſo viel habe hiervon extrahiret.


Ein anderer Bieber iſt von Herrn
Weppern in Holland anatomiret wor-
den. Dieſer Bieber wurde von den
Fiſchern im Rhein mit dem Ruder er-
ſchlagen. Er ſahe dem vorigten aͤhnlich,
nur daß er an der Spitze des Schwan-
tzes etwas haaricht. Als der Balg ge-
ſtreiffelt, der ſehr feſte verwachſen, und
der Schlitz geoͤffnet, war zwar das maͤñ-
liche Glied, aber keine Teſticuli zu ſehen.
Aus dieſer Spalt gieng zu beyden Sei-
ten der Sinus nach denen Huͤbeln. Das
Obertheil des Leibes war von feſter flei-
ſchigter Subſtanz: Das Untertheil hin-
gegen deſto fluͤſſiger und weich, da die
Eyer-Blaſe wie eine Gaͤnſe-Blaſe war,
auff deſſen Druͤcken gelbe Materie her-
aus gieng, ſo ſehr muͤrbe war und nach
Biebergeyl roche, aus der Blaſe aber
floſſe eine weiſſe Feuchtigkeit, ſo ohlicht,
leimicht und zaͤhe anzuſehen war. Da
die Blaſe eroͤffnet, lagen die Geylen, wel-
che hart und puͤcklicht, mit vielen kleinen
Loͤchlein formiret. Nach Eroͤffnung des
Unter-Leibes ſahe man die Teſticulos,
welche vorwerts nach dem Schambein
ſituiret und oben nach dem Schloß beve-
ſtiget waren. Dieſe waren jeder eines
Tauben-Eyes groß, weiß, glatt, und
fahl, mit einem ſtarcken nervoſen Haͤut-
gen uͤberzogen, innewendig weiß und
faͤſericht verwachſen, von dañen die Saa-
men-Gefaͤße giengen. Der Unter-Leib
war ausgedehnet, welchen der Magen
und Daͤrme occupireten. Die Gedaͤr-
me waren neun Ellen lang. Der Maſt-
und krumme Darm aber nur zwey
Ellen, der blinde Darm kam von lin-
cker Seite, welches Herr Wepper bey
andern Thieren nicht gemercket, er war
faſt Ellen lang, weit eroͤffnet wie ein
Magen, darinnen aber nichts als Ex-
crementa
lagen; Am Ende deſſen lag
dicker gedrungener ſchwartzer Koth.
Die Miltz war ſehr hager, Spannen
lang, Fingers breit und dicke und blaß
von Farbe. Die Nieren waren eben-
falls ſchlecht und blau angelauffen. Die
Leber hatte ſechs lobos, aus jedem gien-
gen gallfuͤhrende Roͤhren, nach der
Gallen-Blaße, ſo voller Galle war. Das
Diaphragma war von ſtarcken Nerven;
Die Lunge war weißlicht und roth un-
termiſchet; Das Hertz war eines Hun-
des Hertz gleich; Die Hertz-Cammer
lag voll geronnen Gebluͤte; Der Ma-
gen war recht wunderſam, welchen Hr.
Wepper mit Doct. Hurleo genau unter-
ſuchete: Er ſahe eines Schweins oder
Hundes Magen gleich, nur daß in der
Mitten eine Grube, als ob zwey Magen
ſich ſeparirten, in der lincken Seiten hatte
er ein Gewaͤchs, ſo ihm die Kranckheit ver-
urſachet. Der Magen war voller kleiner
Druͤßgen als Weitzen-Koͤrner groß, dar-
zwiſchen kleine Roͤhrgen voller fluͤßiger
Feuchtigkeit waren, welche immer naͤß-
ten, und einen beſtaͤndigen feuchten
ſchleimigten Chylum verurſachten, weil
die Natur dem Bieber zu deſto beqve-
merer
[136]Anderer Theil/
merer Digeſtion und Verdauung ſeiner
ſonſten gewoͤhnlichen trockenen Nah-
rung, dieſe immerwaͤhrende Feuchtig-
keit zu Huͤlffe gegeben. Jn dem Ma-
gen war alles voller Stuͤcken Holtz-Rin-
de und Wurtzeln von allerhand Baͤu-
men, wie auch etliche wenige Stuͤck von
Aepffeln und Birnen oder Feld-Obſt;
Aber Fiſche oder Krebſe, wie beym Ot-
ter, waren nicht zu mercken, welches
man leicht wahrnehmen koͤnnen. Und
ſoviel habe von dieſen zweyen Biebern
Nachricht colligiren koͤnnen.


Anatomia eines Haſens.


Weilen ich mich wegen anderer wich-
tigen Verrichtungen mit des Haſens
Anatomie nicht auffhalten koͤnnen, ha-
be aus des Herrn Blaſii Anatomia ex-
trahir
et, wie einer von Georgio Segero
in Holland ſey ſeciret und befunden wor-
den; Nehmlich die Miltz war klein und
hager und zu aͤuſerſt ſcharff und ſpitzig,
der Groͤſſe nach kam ſie einem Finger,
der Breite nach, aber kaum, und der Dicke
nach gar nicht einem kleinen Finger gleich
und hinge an dem Ventriculo vermoͤ-
ge zweyer Aedergen. Die Leber hatte
auſſer den dreyen aͤuſſerſten Theilen ei-
nen kleinen Anhang, ſo in des Netzes
Duplicatur lag, bey der Pfort-Ader wa-
ren die Waſſer-Roͤhren: Das Gallen-
Blaͤßgen war klein und von gallichter
Feuchtigkeit auffgetrieben und alſo in die
Leber eingewachſen und eingewickelt,
daß man es kaum ſahe. Die Nieren
waren groß und hohl und hiengen an
denen Lenden, doch daß die rechte hoͤher
hing, als die lincke. Die Harn-Gaͤnge
waren duͤnne und der Blaſen nicht weit
von dem Halß einverleibet. Die Harn-
Blaße war groß, laͤnglicht und voller
Waſſer, war aber nicht laͤnger als acht
und nicht breiter als vier Qver-Daumen.
Die Saamen-Blaͤßgen unter dem Bla-
ſen-Halſe waren voller weiſſer Feuchtig-
keit. Die beyden Teſticuli lagen am
Unter-Bauche unter denen gemeinen
Decken des Leibes, und waren nicht laͤn-
ger als drey, nicht weiter, als ein, und
nicht dicker als ein halber Qver-Dau-
men. Es giengen uͤber dieſelbe weg ei-
nige fleiſchigte Fibræ, welche feſt an den
Huͤfften hiengen, die Teſticuli aber wa-
ren mit einem weiſſen Haͤutgen umbge-
ben und aus einem druͤſichten Weſen zu-
ſammen gewachſen, daher ſie keine
ſonderliche Cavitaͤt hatten. Das maͤnn-
liche Glied war voller Nerven, aͤuſerſt
ſcharff, und ſchien zum Theil etwas ge-
bogen bey deſſen Ende, waren Aſcherfar-
bichte Druͤſen, zeigten aber keine ſonder-
liche Cavitaͤt an; Gegen dem maͤnnli-
chen Glied uͤber, zuaͤuſerſt der mit Haa-
ren bewachſenen Haut, war ein Loch,
welches der Scham aͤhnlich ſahe, jedoch
alſo verdrehet war, daß mans ohne Se-
ction
mit keinem Inſtrument finden koͤn-
nen und gieng biß in die Proſtatas hin-
ein. Und weil Herr Seger an zwey
Haſen ſolch Loch bemercket, ſo muth-
maſſet er, daß auch bey andern maͤnnli-
chen Haſen dergleichen zu finden, dahero
vielleicht der gemeine Mann Gelegenheit
genommen, die Haſen vor Hermaphro-
dit
en anzuſehen. Die Lungen waren
gelblich, giengen umbs Hertz und be-
ſtunden aus fuͤnf Stuͤcken: Waren auff
der lincken Seiten an das Diaphragma
und die groſſe Blut-Ader angewachſen.
Der Hertz-Beutel, worinnen viele Feuch-
tigkeiten waren, hatte das Hertz, wel-
ches groß war, in ſich, deſſen rechtes Ohr
groͤſſer als das lincke war und auf deſ-
ſen rechter Seite man viel geronnenes
Blut ſahe. Den 22. Martii 1718. ließ ich
auff der Graͤntze einen Haſen ſchieſſen,
welchen auch oben bemeldter Foͤrſter lie-
ferte. Dieſer war ein jaͤhriger Mittel-
Haſe und waren ihme die Roͤhren de-
rer Hintern-Laͤuffte beyde dergeſtalt zer-
ſchoſſen, zerſplittert und mit Blut un-
terlauffen, daß man die Gelencke, Flaͤch-
ſen und Sehnen nicht genau betrachten
koͤnnen. Die ſo genannten Haſen-
Spruͤnge, (oſſo picculo, wie es die J-
taliaͤner nennen,) waren im letzten Ge-
lencke, wo die Flechſe uͤber die Heſſe ge-
het, welchen in der Medicin groſſe Tu-
genden beygeleget werden; Von dar
giengen vier Klauen Glieder-Beingen, die
erſten waren 2. Zoll lang, und Feder-
Kiels dicke, von dieſem Gelencke ferner
1. Zoll lang, jedoch duͤnner, abermahls
gelencket: Die letzten Glied-Beinchen wa-
ren kaum ein und ein halb Zoll, an wel-
chem aͤuſerſten Gelencke eine ſchwartze
Klaue, wie eines Vogels Geſtalt, durch
weiſſe Flechſen unterwerts angezogen,
zu-
[137]Von denen wilden Thieren.
zuſammen nach dem Haſen-Sprung
und in eine Union uͤber die Heſſen
ferner nach denen Keulen giengen.
Zwiſchen denen vier Klauen waren
gantz duͤnne verwachſene Haͤutgen mit
ſubtilen Flechſen verſehen, wie Spinne-
weben duͤnne, doch faſt nach der Gaͤnſe
Art formiret; Maaſſen die Haſen auch
ſchwimmen koͤnnen, wie aus der Erfah-
rung bekant, auch hierzu von der Na-
tur aptiret ſind. Die voͤrderſten Klau-
en waren ebenfalls faſt in ſolcher Geſtalt
mit drey Gliedern gewachſen, jedoch daß
ſie mercklich kuͤrtzer und kleiner waren,
ſonderlich war remarquable, daß an jegli-
chen Vorder-Klauen einwaͤrts eine kur-
tze Klaue, gleichſam als ein Daum, von
der Natur angefuͤget, woraus zu muth-
maſſen, daß ſie ſolche fuͤnf Vorder-Klau-
en gleichſam als Haͤnde mit Daumen
nicht umbſonſt haben: Die Flechſen die-
ſer 5. Klauen giengen zuſammen, theils
ober, theils unter das Vorder-Blatt.
Am aller curieuſten aber war das Mem-
brum genitale,
die Ruthe mit dem Kurtz-
Wildpraͤth, maaſſen ſelbiges nicht wie
bey andern Thieren vorwaͤrts gegen die
Bruſt, ſondern hinterwaͤrts heraus ge-
wachſen, an deren Enden zwey kleine
Muſculi, als kleine Coffé-Bohnen an
dem Maſt-Darm hingen, woſelbſt man
die Excrementa erſahe. Uber ſolchem
Maſt-Darm war das Schwaͤntzgen von
12. Gliedern, welches ferner nach dem
Ruͤck-Grad correſpondirte. Dieſe zwey
kleine Muſculi hatten eine gewiſſe Eigen-
ſchafft, gleich denen Geilen, rochen auch
alſo. Die Ruthe war wie ein Feder-
kiel dicke, Fingers lang und an das
Schloß gewachſen, mit kleinen Druͤß-
gen befeſtiget, woran die Saamen-Ge-
faͤße als eine Gallerte zu erſehen. Die
zwey Teſticuli waren beyde ungleicher
Groͤſſe, mit Flechſen und Adern wohl
verſehen. Als man aber das Schloß er-
oͤffnet, ſahe man Augenſcheinlich, daß
dieſer Rammler ſolche nach Belieben ein-
ziehen und ausſpannen koͤnnen. Weil bey
den Haſen die Ruthen ſpitz hinterwaͤrts
mit einem Loch zu ſehen und die Hoden
eingezogen ſind, halten die meiſten ſol-
chen vor eine Haͤſin, da man doch zwiſchen
beyden einen mercklichen Unterſcheid fin-
det. Die Hoden, ſo einerley Groͤſſe hat-
ten, waren einer kleinen Mauß lang,
ſchlaͤnglicht geaͤdert, wovon die groͤſten
Adern, nach denen Nieren zugiengen.
Als man dieſe eroͤffnet, war alles inner-
lich voller geronnenen Milch, von geilem
Geruch. Das Weydeloch gieng uͤber
die Blaſe weg; Jn der Blaſe war di-
cker Urin. Dieſer Haſe war noch ziemlich
feiſte an denen Nieren-Braͤtgen zu bey-
den Seiten wohl verwachſen. Die Gur-
gel und Schlund war, wie beym Hirſch
oder andern Thieren, mit einem kleinen
Droſſel-Deckel verſehen; Die Gurgel
war faſt wie ein Gaͤnſe-Halß knorplicht.
Jn der Hertz-Kammer, als ſolche geoͤf-
net, ſahe man das Hertz mit einem zar-
then Haͤutgen angeſpannet an der Bruſt
befeſtiget, deſſen Spitze ſich unterwaͤrts
neigete, welches Haͤutgen auch an das
Diaphragma wunderswuͤrdig durch klei-
ne Geaͤder, als Spinneweben, ange-
wachſen war. Das Hertz war von
Groͤſſe einer Zuckerrath-Birnen, woran
die behoͤrigen Pulß-Adern hingẽn: Die
Lunge war weißlicht und hatte 7. Lobos
oder Blaͤtter, welche durch eine Roͤhre
nach der Gurgel zuſammen giengen;
Die Hertz-Cammer beſtund von 12. Ribb-
gen: Als nun das Diaphragma eroͤffnet,
war die Leber gantz flach liegend, Aſcher-
farbe von drey und einem kleinen Lobis.
Die Nieren waren als eine Caſtanie
formiret, von auſſen braunlich, inne-
wendig weiß. Die Miltz war unglaub-
lich klein, wie ein Regenwurm faſt ge-
ſtalt. Der Magen aber eines Poſthorns
Groͤſſe, ſo den Schlund in der Mitten
hatte. Die excrementa aber waren
nach dem Horn ferner Extendiret; Als
ſolcher geoͤffnet, war er innerlich gantz
glatt und nicht, wie bey dem Hirſch, ge-
falten. Der blinde Darm oder Cœ-
cum
war 5. und einen halben Zoll: Nach
dem waren einer Ellen Dreßdniſcher
Laͤnge die Gedaͤrme in 32. Particulas ſe-
parir
et, darinnen vermuthlich die Ex-
crementa
oder Lohſung ſich formiren
muͤſſen, von dar war das kleine Gedaͤrm-
Gekroͤße 9. Ellen Dreßdniſcher Laͤn-
ge lang, der Ruͤckgrad war mit langen
Muſculis verſehen, woruͤber etliche blaue
Haͤutgen. Als der Kopff geſpalten, wa-
ren die Naſen-Loͤcher oberhalb nach dem
Schlund gebogen; Und weil oben die
Hirnſchale kaum Meſſerruͤcken dicke, iſt
unmoͤglich, und wider die Natur, daß
es gehoͤrnte Haſen geben koͤnne. Das
kleine Gehirn war mit vielen Aedergen
ſehr vermiſchet. Das groſſe Gehirn ei-
ner welſchen Nuß, die zunge aber eines
kleinen Fingers groß. Vorne hatte er
vier Zaͤhne, wie die Eichhoͤrner oder
SMaͤu-
[138]Anderer Theil/
Maͤuſe, zwey oben und zwey unten: Die
oberſten ſchienen geſpalten zu ſeyn, war
aber nicht alſo. Auf jedeꝛ Seite waꝛen fuͤnf
Back-Zaͤhne, unten und oben. Die Oh-
ren fuͤnff Zoll lang, die Augen einer Ha-
ſel-Nuß groß, hinter welchen ſchwam-
migte Druͤſſen waren: Das Criſtall von
Stroh-Farbe, mit einem ſchwartzen
Duͤpfflein gezieret und verſehen.


Anatomia eines Fuchſes.


Nachdem ich meinem Phaſan-Waͤr-
ther, Chriſtoph Schwanebecken, den 23.
Martii nach Mittages anbefohlen, einen
Fuchs zu liefern, hat derſelbige den 24.
Martii vorigen Jahres fruͤh Morgens
eine Fuͤchſin, hinterm Schloſſ, im Ha-
ſen-Gehaͤge mit dem Fuchs-Eiſen gefan-
gen und lebendig geliefert. Dieſe Fuͤch-
ſin war zwey jaͤhrigter Groͤſſe, eine ſo ge-
nannte Brand-Fuͤchſin. Als ſolche nun
lebendig, umb die Circulationem Sangvi-
nis
deutlich zu demonſtriren, gehalten und
ſeciret wurde, gieng ihr vor Angſt vie-
ler Geſcht aus der Naſe. Da man ſol-
cher nun den Balg auffgeſcherffet, das
Schloſſ eroͤffnet, kam die Buͤrde mit vier
Jungen herausgefahren, ſo mit denen
Koͤpffen nach dem Hertzen lagen, einer
laͤnglichten Gorcken Groͤſſe. Als eines der-
ſelben eroͤffnet wurde, war es innewen-
dig voller waͤſſerichter Gallerte, darin-
nen die Frucht, als eine jaͤhrige Mauß
lag, welche bereits lebendig war. Das
Buͤrdlein war auswendig gruͤn, etwas
feiſte und hatten alle viere eines zum an-
dern Correſpondence: Jnnerlich war ein
doppelt gruͤner Crantz, die Koͤpffe lagen
meiſt zuſammen und waren einerley
Groͤſſe; Wie man ſolcher voͤllig die Hertz-
Kammer aufgeſpalten, ſahe man das
Diaphragma nervoͤs verwachſen: Das
Hertze ſprang perpetuirlich, geſtalt denn
waͤhrender Anatomie ſo wohl die Mut-
ter, als die vier jungen Fuͤchſe, einer
Stunden lang, biß das Hertze heraus
genommen, lebeten, daraus denn zu
muthmaaſſen wie dauerhafftig ſolches
Thier ſeyn moͤge. Mitten im Zwerg-Fell
war ein hell Chriſtall Haͤutgen, durchſich-
tig, eines Thalers gꝛoß, welches recht einen
Haſen Kopff mit zwey Ohren formirte
und klar wie ein Glaß war, an welchem
durch viele kleine Haͤutgen das Hertz mit
der Lungen angewachſen befunden wur-
de. Die Lunge waꝛ weißlicht und hatte ſie-
ben Lobos; Das Hertz war vor Angſt und
Bangigkeit gantz welck und doch ziem-
lich feiſt. Die Leber hatte die Galle in
der mitten, war auswendig an das Dia-
phragma
angewachſen und bedeckte das
klare Haͤutgen, die Miltz war in der
Groͤſſe und Farbe wie der Fuͤchſin Zun-
ge. Die Leber hatte fuͤnff Lobos, war
brauner Farbe, darzwiſchen die Galle
eines Tauben-Eyes groß, heraus blickte,
am Ende faſt wie eine Bley-Kugel an-
zuſehen. Jn dem Magen, als man ihn
umbgekehret, war eine ſehr dicke Haut,
welche dem Anſehen nach als krum ge-
ſchlungene Regenwuͤrmer gewachſen zu
befinden, zwiſchen welchen Falten die
Concoction vermuthlich zu geſchehen
pfleget. Jn dieſem Magen nun waren
viel Maͤuſe-Haare, zerbiſſene Knochen,
Kaͤfer, ſo theils noch gantz, theils ver-
weſet, wie auch Holtz-Maden, zahme
Schweins-Haare und Brod, welches
letztere er bey der Kirrung genommen,
das vorige aber ſeine gewoͤhnliche Nah-
rung geweſen. Der Darm war ſehr
feiſt und dicke, dergleichen bey keinem
Thier ſo ſtarck zu finden, als ſolcher der
Laͤnge nach auffgeſchlitzet, war er 2¾
Dreßdniſcher Laͤnge nach, darinnen viel
Lohſung von Kaͤfern und unglaublich vie-
le Spuhlwuͤrme, eines ſtarcken Zwirnfa-
dens dicke, ſo lebendig und haͤuffig her-
umb kriebelten, zu ſehen waren: Zu En-
de des Darms waren zwey Gewaͤchs,
darinnen gleichfalls, als wie im blinden
Darm die Lohſung ſich formirte, von
da der uͤbrige Darm annoch ¾ biß zum
Weydeloch continuirte. Die Nieren de-
ren jede einer Caſtanien-Groͤſſe, waren
feiſt verwachſen: Die Gurgel war eben
wie bey andern Thieren. Der Kopff, als
das remarquableſte dieſes beruͤhmten
klugen Thieres, war wundernswuͤrdig
zu betrachten; Uber denen Augen war die
Hirnſchale voll geſchwollen Fleiſch auff-
gelauffen, welches der Schlag des Buͤ-
gels am Halſe verurſachet hatte, zu
jeder Seiten eines Huͤhner-Eyes Groͤſ-
ſe. Als die Hirnſchale eroͤffnet, welech
zwar feſt, aber eines Meſſer-Ruͤckens
dicke war, ſahe man das Gehirn in drey
Theile unterſchieden, das vornehmſte
und ordentlichſte war hinten im Genuͤ-
cke
[139]Von denen wilden Thieren.
cke, einer Caſtanien groß und durch un-
zehlbare kleine Ductus von milchigter Ei-
genſchafft miſciret, auch mit kleinen Blut-
Aedergen als rother Seide, umbwickelt.
Das mittelſte Gehirn war als weiſſe
Schlicker-Milch und dem innerlichen An-
ſehen nach das oberſte wie das Gedaͤrme
eines groſſen Vogels durchwunden, in-
nerlich aber durchwachſen, von welchem
die Ductus nach denen Augen zugin-
gen. Das Gebiß war ſcharff verſehen,
davon vorne 6. kleine Zaͤhne unten und
oben waren: Die Groͤſten Faͤnge waren
die zwey oberſten, nechſt ſolchen die zwey
unterſten, zu beyden Seiten derer Kien-
backen hatte er auff einer jeden 5. drey-
doppelte Zaͤhne, oben aber gleichfalls 5.
einfache worbey unter denen Augen
Haacken Zaͤhne. Die Naſe war duͤrre
und ſpitzig, deſſen Roͤhre aber oben halb
nach dem Schlund gebogen. Die Ru-
the iſt ¾ weniger ein Zoll Dreßdniſch
Maß lang von 7. Gliedern geweſen.
Dieſe Fuͤchſin hatte zwey hellgruͤn chri-
ſtallniſche Augen einer Haſelnuß Groͤſ-
ſe, in der Mitten einen ſchwartzen
Punct.


Anatomia eines Tachſes.


Den 9. May lieferte der Foͤrſter von
Gahrau, Hannß Chriſtoph Koͤttlitz, ei-
nen lebendigen Tachs, welcher auff hie-
ſigem Jaͤger-Hoffe durch 4. Stoͤber ge-
hetzet wurde, er hielte ſich zwey gantzer
Stunden, biß er todt blieb, da er bey ſei-
nem Ende gickerte, als wann er lachte.
Es war ein alter Knabe: Geſtalt ihm
dann ſeine Faͤnge ſowohl oben, als un-
ten gantz kurtz und ſtumpff waren. Auſ-
ſer dieſen vier Faͤngen hatte er zu bey-
den Seiten, oben und unten, das gan-
tze Maul voller Zaͤhne, auch war ſein
Alter an der kurtzen dicken ſtumpffen
blaſſen abgenuͤtzten Naſe und duncklen
eingefallenen Augen, ingleichen an denen
ſtarcken Teſticulis zu erſehen. Die zwey
Hinter-Fuͤſſe hatten kurtze abgenuͤtzte
Klauen, ſo wegen Alter gantz faßlicht
waren, und machten die Faͤhrd faſt, wie
beym Baͤr beſchrieben, dargegen waren
die Vorder-Fuͤſſe auch wie des Baͤrs
Vorder-Tatzen, auſſer daß ſie hinten ei-
nen kleinen Ballen hatten. Die Klau-
en der zwey Vordern-Tatzen waren ei-
nes Zolls lang, hart und krum gebogen,
wormit dieſer kleine Bergmann ſeine
Unterirdiſche Schaͤchte und Stoͤlle in
kurtzer Zeit durcharbeitet; Geſtalt dann
ihm die Natur in jeder Vorder-Tatz fuͤnff
lange Klauen von ungemeiner Feſtigkeit
gegeben hat. Die Augen waren klein
und das Criſtall einer Stengel-Erbſe
groß, von Farbe dunckelblau, als eine
Heydelbeere, der mittelſte Punct aber
hell und klar. Die Haare waren an der
Haut noch ſehr feſte, ob es wohl auſſer
der Zeit. Als dieſer Dachs geſtreiffet
oder zerwircket wurde, war der Hals
von ungemeiner Dicke und Staͤrcke, von
vielen ſtarcken Muſculis befeſtiget. Man
ſchuͤrffte vom Halß an den gantzen Leib
auff und oͤffnete die Hertz-Cammer:
Als man nun die Gurgel und den
Schlund durchſchlingend abgeloͤſet, Hertz
und Lunge herausgenommen, war das
Hertz ziemlich groß, doch ſehr welck und
von groſſer Hitze auffgelauffen, in deſſen
Hoͤhlen viel geronnener Schweiß zu ſe-
hen war. Die Lunge hatte 7. Lobos.
Als man nun das Diaphragma abgeloͤ-
ſet, lag die Leber auch von 7. Lobis hart
daran, und das Gallen-Blaͤßgen dar-
zwiſchen. Die Miltz, einer Kaͤlber-
Zunge lang, lag auf dem Magen zur
lincken Seiten: Der Magen war in-
nerlich wie eines Schweines Magen
geſtalt, voller Runtzeln, wie Regen-
wuͤrmer durch Wunden, darinnen
keine Nahrung zu finden war, auſ-
ſer Waſſer und gruͤnlichte Feuchtigkeit
von der Galle, weil er ſich waͤhrenden
Hetzens hefftig erzuͤrnet. Die Gedaͤrme
waren 14. Ellen Dreßdniſcher Laͤnge lang;
Die Hertz-Cammer war zu jeder Seiten
von 15. Ribben. Das vornehmſte und
wichtigſte war das Sauge-Loch, welches
hart unter dem Buͤrtzel oder Schwantz
von der Natur geordnet: Unter dem-
ſelben war das Weydeloch, oder der Aus-
gang ſeiner Lohſung. Die Teſticuli hat-
ten gleichſam ihre Correſpondenz nach
denen Nieren. Der Zain oder die Ruthe
war nach der Structur eines Baͤres ober-
halb ans Schloß befeſtiget: das vorge-
meldte Saͤuge-Loch gieng zu beyden Sei-
ten nach denen Nieren, jedoch nur eines
Fingers tieff, und war von ſolcher Groͤſ-
ſe, daß der Tachs mit ſeiner Naſen und
Maul die Winter-Nahrung daſelbſt neh-
S 2men
[140]Anderer Theil/
men koͤnnen: Jnnerlich war es gantz
haaricht bewachſen, und war daſelbſt ei-
ne weiſſe ſchleimigte Materie, wie weiſſe
Bleyweiß-Farbe anzutreffen, welche ver-
muthlich von denen Nieren dahin gelei-
thet wird.


Von dem ſaͤmtlichen Feder-Wild.


Gleichwie der Groſſe Gott bey Er-
ſchaffung der Welt auff der Erden die
kriechenden Thiere und im Waſſer die
ſchwimmenden Fiſche gemacht, alſo hat er
auch zu gleicher Zeit die fliegende Voͤgel
unter dem Himmel in dem zarten E-
lement der Lufft erſchaffen, und einige
davon in die Waͤlder, andere hingegen
in die Felder, und etliche in die Gewaͤſ-
ſer verordnet, und dem menſchlichen Ge-
ſchlecht uͤbergeben. Und wird in der gan-
tzen Heiligen Schꝛifft voꝛnehmlich von die-
ſem lieblichen Geſchoͤpff derer Voͤgel des
Himmels, welche mit ihren ſchnellen
Fluͤgeln denen Engeln gleich ihres
Schoͤpffers Befehl ſchleunig verrichten,
mit ſonderlichem Lobe gedacht, ja es ge-
reichet noch mehr zu ihrem Ruhm, daß
Gott der Heilige Geiſt in Geſtalt einer
weiſſen Taube zum oͤfftern erſchienen;
Man ſehe die Voͤgel des Himmels, ſie
ſaͤen nicht, ſie erndten nicht und ſammlen
nicht in die Scheuer, jedoch ernehret ſie
Gott wunderlich, welches allen Geitzhaͤl-
ſen zum morale dienen kan, die Goͤttli-
cher Providenz mißtraͤuiſch und unglaͤu-
big ſind. Was vor eine gnaͤdige Ver-
heiſſung des Wohlergehens und langen
Lebens wurde nicht denen Kindern J-
ſrael von Gott verſprochen, ſo ſie ein Vo-
gel-Neſt mit Eyern oder Jungen fin-
den und nicht alles vertilgen, ſondern die
Mutter fliegen laſſen wuͤrden, weil ohne
des Himmliſchen Vaters willen auch kein
Sperling auf die Erden fallen kan; Auch
daß ein Storch, Turtel-Taube, und
Schwalbe die Zeit ihrer Wiederkunfft
wuͤſten, ruͤhmet ebenfalls die Heilige
Schrifft. Was war nicht des Noæ
Taube zur Zeit der Suͤndfluth vor ein
lieber angenehmer Bothe, als ſie umb
Veſper-Zeit zum Gnaden-Zeichen, daß
die Gewaſſer gefallen, ein Oehl-Blatt
zu Hauſe brachte. Ob gleich die loſen
Jſraeliter undanckbarlich in der Wuͤſten
Sina wider das ſo herrliche Manna
murreten und Moſi ihre Egyptiſche
Fleiſch-Toͤpffe verwurffen, gab ihnen
den noch der Groſſe Gott eine unglaubli-
che Menge Wachteln zu ihrer Speiſſe:
andere herrliche Lobſpruͤche und Exem-
pla
Heiliger Schrifft Kuͤrtze halber anjetzo
zu uͤbergehen. Solte wohl nicht einem
Atheiſten die herrliche Aufferſtehung
glaublich vorſtellen eine des Winters im
Moraſt gelegene Schwalbe, wann ſie
in einer Waͤrme lebendig wuͤrde, oder
wenn er ſaͤhe, wie ſo froͤlich die Feld-Ler-
che ſich gen Himmel in die Hoͤhe ſchwin-
ge, ihren Schoͤpffer durch ihren Geſang
lobe und preiſe, und das menſchliche
Gemuͤthe erfreue, ſolcher maaſſen ihn
von irdiſchen auf himmliſche Gedancken
bringen? Nicht weniger unterlaͤſſet nicht
die keinen Fleiß ſpahrende unermuͤdete
Nachtigall, da andere Voͤgel ruhen, ihre
Dienſte treulich zu verrichten, Gott zu
loben und den Menſchen bey Schlafflo-
ſen Naͤchten zu vergnuͤgen; Ja man fin-
det wohl gar Voͤgel, die durch Fleiß de-
rer Menſchen verſchiedene Sprachen re-
den und Lieder ſingen lernen, ſo recht
wundernswuͤrdig. Uber dieſes alles,
ſo itzt erwehnet worden, geben uns noch
darzu die lieben Voͤgel ſich ſelbſt zu herr-
lichen Speiſen, und ſolten wir nur den
reichlichen Vogelfang im Herbſt von Zie-
mern, Kramets-Voͤgeln und andern be-
trachten, an bey Gottes Allmacht und Guͤ-
thigkeit danckbarlich erkennen. Alldie-
weilen nun ich in dieſem andern Theil
die vierfußigen Thiere der Erden, ſo in
Waͤldern, Feldern und Waſſern ſich neh-
ren und aufhalten, ſowohl nach ihrem
Leben phyſice, als nach ihrem Tode ana-
tomice
beſchrieben, ſo erachte fuͤr noͤthig,
des edeln Feder-Wildes, nemlich derer
Voͤgel, als von dem groſſen Gott eben-
falls erſchaffener Creaturen Eigenſchafft
vorjetzo nach dem Leben, dann, wo moͤg-
lich, auch mit wenigem anatomice zu be-
trachten; Das Fangen und Weyde-
Werck dererſelben aber reſervire biß zum
Beſchluß.


Erſte
[]
[figure]
[][141]Von denen wilden Thieren.

Erſte Abhandlung
Von dem Wald-Befluͤgel/


Und zwar Erſtlich
Von dem Auer-Hahn.


Es iſt der Auer-Hahn einer deren
vornehmſten Wald-Voͤgel, faſt der groͤ-
ſte unter denen wilden Huͤhnern, von
Farbe am Halſe ſchwartz und gruͤnlicht,
auff dem Ruͤcken Aſcherfarb, mit brau-
nen Flecken vermiſchet; Die Augbrau-
nen ſind helleroth, die Fuͤſſe ſtarck,
rauch und federicht, wohnet gerne in ho-
hen Gebuͤrgen und Waͤldern, wo es
Brunnen-Quellen giebet, die Sandkoͤrn-
lein fuͤhren, deren er ſtets einige im Ma-
gen behaͤlt. Seine Paltz faͤnget ſich des
Fruͤhlings gar zeitlich zu Anfange des
Martii an, ob gleich noch Schnee und
Froſt vorhanden, daran er ſich nicht keh-
ret, und zwar kurtz nach Mitternacht,
biß es Tag wird. Gemeiniglich geſchie-
het ſolches auf der Hoͤhe an hangenden
Bergen, allwo er den Morgen kan kom-
men ſehen, ſonderlich haͤlt er ſich gerne
auf, wo Roth-Buchen, oder auch rau-
ſchende Baͤchlein zu finden ſind, welche er
gerne hoͤret: Derer Knoſpen von Roth-
Buchen aber bedienet er ſich des Win-
ters zu ſeinem Geaͤß, wie auch derer
Preuſſel- und Heydel-Beere. Wo er ſich
einen Ort zur Paltz-Zeit ausgeſehen hat,
und angetroffen wird, da iſt er meiſtens
alle Morgen zu finden, dafern er anders
Ruhe haben kan und nicht verſtoͤhret
wird. Wann der Auer-Hahn in ſeiner
Paltz-Zeit ſchreyet, ſo klinget es faſt, als ob
ein Graſe-Maͤder mit ſeinem Wetzſtein
mit doppelten Strichen gerade die Senſe
ſtrieche. Er wird, damit man naͤher zu
ihm kom̃en moͤge, in waͤhrendem Schrey-
en etliche Schritt eyligſt beſprungen und
ſo er auffhoͤret, muß man ſtille ſtehen,
dann ſonſt, wo er auſſer dem das ge-
ringſte hoͤren oder mercken ſolte, fliehet
er davon, und ob gleich dem allzu begieri-
gen Schuͤtzen unter wehrendem Paltz-
Geſchrey ein Fehl-Schuß entgehen ſolte,
vermercket er ſolches dennoch nicht, ſon-
dern bildet ſich ein, es ſey ſonſten etwan
ein Donner Wetter, oder falle ein Baum
umb. Wann er aber mit einem Schroth
getroffen wird, oder ſonſten den Schuͤ-
tzen mercket, ſo ziehet er fort, wie leicht
zu dencken. Jn waͤhrendem Paltz-Ge-
ſchrey, wie gemeldet, hoͤret und ſiehet er
nichts und gehet wie ein Jndianiſcher
Hahn mit abwaͤrts ſpitzen Fluͤgeln und
ſtraubigten Federn auff einem dicken Aſt
des Baumes hin und wieder. Und
gleichwie er an ſeinem Wildpraͤth und
ſchoͤner Geſtalt durch ſolche Geilheit ab-
nimmet, alſo gehen auch die Federn von
Fuͤſſen ſodann weg. So bald nach ge-
ſchehener Paltz der Hahn auf den Erd-
boden geſtrichen, kommet gleich das Huhn
zu ihm herbey und wird von ihm, wie
anderes Gefluͤgel zu thun pfleget, ordent-
lich getreten, keines weges aber, nach
der alten Fabel, der Saame auf die Er-
den gelaſſen, vielweniger alsdann von
der Henne zur Fruchtbarkeit dienlich ge-
noſſen, weiln die Natur, was im Ma-
gen verdauet, zu keiner Frucht wircket,
und es auch wider die geſunde Ver-
nunfft lauffet. Solcher Auer-Hahn-
Paltz wird vorhero, wo er anzutreffen
iſt, zur gewiſſen Nachricht richtig verhoͤ-
ret, ehe man ſolches der Herrſchafft an-
meldet, und auff ein ungewiſſes anfuͤh-
ret, weil hierdurch nur vielfaͤltige ver-
gebliche Muͤhe, ſchlaffloſſe Naͤchte und
Unluſt wuͤrde erwecket werden. Der
Auer-Hahn ziehet nicht im Herbſt mit
andern Voͤgeln weg, ſondern haͤlt ſeinen
Stand des Jahres durch beſtaͤndig: Er
gehoͤret auch unter die Hohe Jagd und
wird einem Hirſch gleich gerechnet. Die
Auer-Henne oder das Huhn, deren ſich
viel zur Paltz-Zeit bey dem Hahn be-
finden, weichet, nachdem ſie empfangen
hat, heimlich von der Geſellſchafft. Wann
die Roth-Buche ihre Knoſpen oͤffnet
und die Blaͤtter auseinander gehen, denn
ſuchet das Huhn ſeine Gelegenheit un-
ter Straͤuchern, Gehaͤu und Schlaͤgen,
bloß im Heyde-Kraut und leget daſelbſt
ihre Eyer, theils acht, zehen, biß zwoͤlff
Stuͤck, bruͤtet auch ſolche meiſtentheils
innerhalb vier Wochen aus. Es wuͤr-
de ſich vielleicht dieſes Feder-Wild wohl
vermehren, wann ſie nicht in der Brut-
Zeit, ehe die Jungen recht fluͤcke wuͤr-
S 3den,
[142]Anderer Theil/
den, von denen Raub-Thieren Schaden
leyden muͤſten. Die Henne iſt kleiner als
der Hahn und braunfleckigt, mit roͤth-
lichten Streiffen, hat auch rauche Fuͤſſe.
Jhr Wildpraͤth iſt ziemlich hart, ſchme-
cket nach Tannen-Hartz und wird in Eſ-
ſig gepeitzet; Das Geaͤß iſt Knoſpen de-
rer Eichen und Roth-Buchen, Tannen-
und Fichten-Nadeln des Winters; Hin-
gegen des Sommers Wacholderbeer,
Mehl-Feiſten, Brombeer und derglei-
chen.


Von dem Birck-Hahn.


Der Birck-Hahn iſt zwar kleiner,
als der Auer-Hahn, aber ein weit beſſer
ſchmeckendes Wildpraͤth, ſchwartz von
Farbe, hat kurtze rauche Beine, umb die
Augen hellrothe Flecken, aͤſſet ſich von
birckenen Zaͤpfflein, darvon er auch den
Namen hat: Er wohnet gerne auff wei-
ten wuͤſten Feldern mit Heyde-Kraut be-
wachſen und paltzet gerne an ſolchen Plaͤ-
tzen, da es rein iſt und die Schaͤffer Hey-
de-Kraut gebrannt haben: Die Paltz ge-
ſchiehet des Fruͤhlings, wann die Bir-
cken-Knoſpen ausſchlagen, vor Tage an
ſeinem gewoͤhnlichen Platz: Er gurgelt
und pullert wie die kleinen Pflug-Raͤ-
der, daß man es weit hoͤret; Er zuſchet
und ſperret die Fluͤgel auf der Erden
rumb, machet den Schwantz breit, wor-
innen er gantz weiß von forne ſiehet: zu
beyden Seiten deſſelben hat er krumme
Federn; Wenn es aber Tag wird, be-
giebt er ſich mit denen Huͤhnern auf die
Baͤume, biß gegen 8. Uhr, alßdann ge-
het er fort. Sie verbergen ſich des Ta-
ges uͤber in dicke Gebuͤſche mit Fleiß.
Der Birck-Hahn wird gleich einem Reh
auch unter die hohe Jagd gerechnet und
ſeine Paltz-Zeit von Hoher Herrſchafft
gebrauchet, daß ſie ſolche wie den Auer-
Hahn-Paltz fleißig abwarten, doch wird
er nicht beſprungen, wie der Auer-
Hahn, ſondern an dem Ort eine Gru-
be eine Zeitlang vorhero unvermercket
gemachet, worinnen ſich die Herrſchafft,
biß der Birck-Hahn koͤmmet, anſtellet,
welches auch hinteꝛ denen nechſten Stꝛaͤu-
chern geſchehen kan. Er bleibet nicht ſo
in der Enge, als der Auer-Hahn, dann
er manche Zeit im Jahre wegſtreichet,
doch koͤmmt er in der Paltz-Zeit wieder
an den Ort, wo er jung worden: Wann
er paltzet, ſo ſpringet er oͤffters auff der
Erden in einem Creiß in die Hoͤhe:
Nach der Paltz, wenn alles ſtille, tritt er
die Huͤhner, wie anders Feder-Wild-
praͤth. Jhre Nahrung iſt des Winters
auf denen Bircken, biß der Baum im
Fruͤhling gruͤne wird. Sie beiſſen die
jungen Knoſpen und Huͤlſen die Schaa-
len ab. Des Sommers aber iſt ihr Geaͤß
von Beeren und Kraͤutern, wie des Au-
er-Hahns. Das Huhn ſiehet braun-
licht und geſprenckelt auf dem Ruͤcken,
einer Schnepffe aͤhnlich, doch mercklich
groͤſſer, die Fuͤſſe aber ſind mit Federn
rauch. Das Birck-Huhn leget eben-
falls ſo viel Eyer, als die Auer-Henne,
bruͤthet auch an ſolchen Oertern und
auf ſolche Art gleichfoͤrmig und vorſich-
tig, nimmt auch Graß von der Saat.


Von dem Haſel-Huhn.


Dieſes iſt ein ſehr wilder Vogel, wel-
cher ſich in dicken Gebuͤſchen, vielen Tan-
nicht und fichten Dickigten, jedoch mei-
ſtens an ſolchen Gegenden und Gruͤn-
den auffhaͤlt, wo viel Haſel-Straͤucher
zu finben, davon es den Namen hat,
weiln es die Haſel-Kautzen und
Zaͤpfflein, Krammet-Beer, Hollunder,
Brumm-Beer, Ebriſch-Beer und
Stein-Klee genieſſet. Das Haſel-Huhn
hat zweyerley Wildpraͤth, auf dem Ruͤ-
cken ſchwaͤrtzlicht, und am Bauche weiß;
Jſt ein gutes groͤſſer, als das Reb-Huhn,
hat auf dem Ruͤcken roͤthlich und ſchwartz
eingeſprengte Federn, der Bauch iſt weiß-
licht und mit ſchwartzen Flecken einge-
theilet: Der Schwantz iſt graulicht,
ſchwartz und weiß, mit einem Fingerbreit
ſchwartzen Qverſtrich. Die Fuͤſſe ſind
mit Federn bewachſen, die Zaͤhen ſchup-
pigt. Der Hahn iſt an Federn ſchoͤner
und groͤſſer geſtalt, als die Henne, hat
dickere Backen und umb die Augen ro-
the Flammen. Sie fliegen ſehr raſch,
begeben ſich aber niemahls aus dem Holtz
und ſetzen ſich auf die unterſten Aeſte,
ſehen allezeit mit einem Auge uͤber ſich
und fuͤrchten ſich ſehr vor denen Raub-
Voͤgeln. Das Huhn leget ſeine Eyer,
wie die Auer- und Buͤrck-Huͤhner, auff
die
[143]Von denen wilden Thieren.
die Erden: Bruͤthet 6. biß 8. Jungen in
drey Wochen aus. Dieſer Vogel zie-
het nicht weg und erhaͤlt ſich in ſeiner Ge-
gend. Sobald die Jungen fliegen koͤn-
nen, zeigen ſie ihnen andere Gelegenhei-
ten, ſie aber bleiben an ihrem Ort, und
werden in Lauff-Thonen, wie die
Schnepffen auf der Erden, wie auch mit
denen Ebriſch-Beeren in denen groſſen
Thonen an denen Baͤumen gefangen.
Jhre Palz iſt des Fruͤhlings in der Fa-
ſten-Zeit, da ſie einander pfeiffen: Wann
man nun in ſolcher Zeit ſie zu ſich locket,
kan man dieſelben mit ſonderbarer Luſt
ſchieſſen; Sie gehoͤren wohl zur Niedern
Jagd, werden aber viel edler, als Reb-
Huͤhner gehalten. Des Vormittags
umb 8. Uhr und gegen Abend ungefehr
umb drey werden ſie meiſtentheils mit
einem Pfeifflein gelocket, da ſie oͤffters
ſtillſchweigens und jaͤhling kommen und
man hurtig ſchieſſen muß. Es iſt ein ſehr
wilder Vogel, ſo ſich nicht leicht lebendig
erhalten laͤſſet.


Von der Wald-Schnepffe.


Dieſer Vogel wird wegen ſeiner Nah-
rung vor den delicateſten mit gehalten,
auch ſo gar wird ſein Geſcheide mit ſamt
dem Schmeiß von groſſen Herren gegeſ-
ſen, weiln ſich derſelbe mit nichts anders
nehret, als mit denen in Suͤmpffen wach-
ſenden friſchen Kraͤutern und Wurtzeln,
welche er mit ſeinem Schnabel ſehr ſau-
ber und geſchickt heraus zu bringen und
zu genieſſen weiß, daß man in ſeinem Ma-
gen anders nichts, als dergleichen findet.
Denn es kan dieſer Vogel ſeinen Finger-
langen Schnabel vorne an der Spitzen,
wann er mit ſelbem in Sumpff reichet
und ein Wuͤrtzlein mercket, wie eine
Drath-Zange zuſammen drucken, wel-
ches die Natur mit Nerven im Schna-
bel verſehen und ſonſt bey keinem Vogel
zu finden iſt. Sie ziehen Herbſts-Zeit,
wann das Laub faͤllt und zwar des
Nachts, nachdem ſie vorhero gegen A-
bend mit Nahrung ſich verſehen, und fal-
len vor den Hoͤltzern Strichweiſe fort;
Hecken allhier zu Lande wenig, ſondern
in der Fremde, haben meiſtens drey biß
vier jungen, welche ſich wie Feld-Huͤhner
druͤcken und verbergen: Sie lauffen ger-
ne die Trifft und Fußſteglein, wo das
Vieh getrieben wird, und genuͤſſet den
Kuh-Miſt; Werden auch an ſolcheꝛ Staͤd-
te, wo das Vieh Mittags zu liegen pfle-
get, gefunden und in denen Steigen, de-
rer Vieh-Trifften, worinnen ſie gerne
lauffen, mit Lauff-Thonen gefangen, o-
der von denen Feder-Schuͤtzen im Flu-
ge geſchoſſen. Jm Fruͤhlinge iſt ihr Wie-
derzug, bleiben aber nicht lang, und ſind
zu ſolcher Zeit duͤrr und mager; Jm
Herbſte ſind ſie deſto feiſterer und am be-
ſten zu fangen. Man thut allem Feder-
Wild Schaden, wenn man es im Wieder-
Fluge faͤnget, dahero es auch billig ver-
bothen und gar nicht Weydemanns-Ge-
brauch iſt, ſondern es wird daſſelbe zu der
Zeit billig geheget.


Von denen Ringel-Tauben.


Dieſer Vogel iſt mercklich groͤſſer
und weit ſtaͤrcker, als zahme Tauben;
hat einen langen Halß und einen weiſſen
Ringel umb denſelben biß zum Kropff,
dahero er den Namen bekommen;
Hat einen blauſpieglichten Halß, von
ſchoͤner grauer Farbe und in denen Fluͤ-
geln etwas weiſſe Federn, ingleichen ro-
the Fuͤſſe, Augen und Schnabel. Es
iſt ein ſehr ſcheuer Vogel, der weder im
Feld, noch im Holtz anders zu ſchieſſen
iſt, als im anſtellen, wann er von denen
Feldern zuruͤck auf duͤrre Baͤume flie-
get, oder beym Neſt auf den Lock oder
Ruff kommet, oder an der Traͤncke. Jh-
re Neſter machen ſie von wenigem Ge-
niſte auf groſſe Eichen und hohe Tan-
nen, an Zwießeln, auf ſtarcke Aeſte:
Bringen niemahls mehr, als zwey Jun-
ge, einen Taubert und Taubin aus.
Sie ziehen denen Saltzlecken ſehr nach
und werden alldar mit beſondern Schlag-
Waͤnden gefangen, ſo meiſtens gegen
Abend geſchicht. Jhre Stimme in heu-
len oder locken iſt langſam und ſtarck,
geſchiehet gleichſam mit dem Tact ſehr or-
dentlich: Sie ziehen im Herbſt von uns
weg und kommen des Fruͤhlings wieder:
Haben ihre Nahrung von allerley Saa-
menwerck derer Frucht-Felder.


Von
[144]Anderer Theil/

Von denen Blau-Tauben.


Die Blau-Taube, oder Hohl-Tau-
be, iſt etwas kleiner, ſonſten aber wie
die Ringel-Taube geſtalt, nur daß ſie
mehr blaulichter am Halſe ſiehet und kei-
nen Ringel, auch nichts weiſſes in Fluͤ-
geln hat. Sie heulet auch geſchwinder,
als die Ringel-Taube; Sie niſtet und
bruͤthet in hohlen Eichen oder Buchen,
wie ein Specht, ſonſten aber wie die
Ringel-Taube nur paarweiſe. Sie
fallen gerne auf die Saat-Felder, inglei-
chen auf die Saltzlecken, wo man ſie mit
Schlag-Waͤnden beruͤcken, wie auch
auf die Baͤume locken und ſcheſſen kan:
Jm Herbſt iſt ihr Strich und im Fruͤh-
ling der Wiederzug. Es werden auff
groſſe Eichen und Buchen Tauben-Poch-
ten, etwas groͤſſer, als die Stahrme-
ſten, auffgehencket, darinnen ſie des
Sommers haͤuffig bruͤthen, daß man
die Jungen, ſo ſie fluͤcke ſind, ausneh-
men kan. Die Eichhoͤrner und Tholen
aber beiſſen ſolche weg. Sie leben mehr
als dreyßig Jahr, halten ſich des Herbſts
in ihrem Strich Schaar-weiſe beyſam-
men auf, biß ſie von uns wegziehen.


Von denen Turtel-Tauben.


Dieſe iſt die kleineſte Art, ein ſchmaͤch-
tiger Vogel, auf dem Ruͤcken etwas
braunlicht, der Halß und die Bruſt
Fleiſch-Farbe mit einem ſchwartzen Rin-
gel, am Bauche aber weißlicht, hat hin-
ten am Schwantz in denen Federn weiſ-
ſe Striche, daß es, wann ſie flieget und
denſelben ausbreitet, einen weiſſen Cir-
cul giebet, ſonſten niſtet und bruͤtet ſie
auff einem Aſt des Baums, doch nicht
hoch, und bringet ihre Jungen aus: Es
bruͤthet ſowohl der Taubert, als die
Taͤubin und haben beyde einander un-
glaublich lieb, daß, wo eines wegkoͤm-
met, das andere ſich graͤmet. Man
pfleget ihnen nichts zu thun. Es wird
von dieſes Vogels keuſcher Ehe und un-
veraͤnderlichem Wittben-Stand von ei-
nigen Autoribus viel ſeltzanes geſchrie-
ben, nemlich daß, wann eines ſtuͤrbe,
das uͤberbliebene ſich ferner gar nicht
mehr begatte und ſich nimmer erfreue,
auch kein klar Waſſer trincke. Wann
man ſie aus dem Neſt von Jugend auff
erziehet, werden ſie bald zahm; Jhr
Gurren iſt angenehm zu hoͤren: Sie
leben nicht uͤber 8. biß 9. Jahr: Haben
einen geſchwinden Flug und wohnen ger-
ne an Waſſerbaͤchlein, fallen auch auf
Saltzlecken haͤuffig: Jch habe von einem
Chymiſten zu einem gewiſſen Experi-
ment
mit Turtel-Tauben-Blut gewiſ-
ſe Caracteres auff Jungfer-Pergament
ſchreiben ſehen, wovon ich aber nichts hal-
te; Vielweniger bin ich Willens von der-
gleichen Superſtitioſis Meldung zu thun.


Von der Schnaͤrr.


Solche iſt etwas kleiner als die Tur-
tel-Taube, aber geartet wie der Kram-
mets-Vogel, daß man ſie von weitem im
fliegen nicht gleich unterſcheiden kan, nur
daß ſie groͤſſer iſt, als der Ziemer und
falblicht grau, am Bauche weiß, mit
ſchwartzen Flecken, wie ein Haſel-Huhn:
Bruͤtet hier zu Lande im Neſt auf Ae-
ſten des Baumes, wie die Amſel oder
Zippe, bringet drey biß vier Jungen
aus, bleibet auch offt des Winters da:
Ernehret ſich von Wacholderbeeren,
Wuͤrmlein auf denen Wieſen und Vo-
gel-Kuͤn, Miſtel oder Kenſter des Win-
ters, wird auff Leim-Spillen gefan-
gen oder geſchoſſen, weil ſie nicht gerne
auf den Heerd faͤllet; Der Hahn und
die Sie ſehen einander gleich, nur daß
der Hahn untern Fluͤgeln zu jeder Sei-
ten zwey ſchwartze kleine Flecken hat.
Sie ſinget ſehr lieblich auf hohen Gipf-
feln, ſonderlich bey ſchoͤnem Sonnenſchein
und kan ein Knabe an ihm ſchieſſen ler-
nen; Doch wollen ſie wohl getroffen
ſeyn, welches darbey in acht zu neh-
men.


Von dem Ziemer oder Krammets-Vogel.


Dieſer Vogel iſt zwar kleiner, als die
Schnaͤrr, aber an ſeinem Wildpraͤth
weit edeler und beſſer, dahero er den
Vorzug hat: Er genieſſet die Wachol-
der-
[]

[figure]

[][145]Von denen wilden Thieren.
der-Beeren oder Krammet-Beeren, da-
von er den Namẽ hat, iſt von ſchoͤnen Far-
ben, lichtblau und Aſchfaꝛb, mit gelben und
rothbraͤunlichen Flecken auf der Bruſt:
hier zu Lande bruͤthet er nicht, ſondern
in Nordiſchen Laͤndern und Moſcau: Er
ziehet gemeiniglich mit der Weindroſ-
ſel im Herbſt fort nach denen warmen
Laͤndern und koͤmmt des Fruͤhlings
beym Wieder-Fluch wieder, wird auff
dem Heerd mit Schlagwaͤnden und
Lock-Voͤgeln geruͤcket, oder in Thonen-
und Lauff-Schlingen des Herbſts ge-
fangen, wiewohl einige das Contrarium
glauben, und meynen, dieſe Voͤgel waͤ-
ren den Sommer uͤber allhier in unſern
Laͤndern nicht, ſondern naͤhmen ihren
Strich alleine des Winters zu uns, ſon-
derlich, wo viel Wacholder-Straͤucher
ſtuͤnden: Theils blieben den gantzen
Winter uͤber, weil es in ihren Laͤndern
zu ſolcher Zeit viel kaͤlter waͤre, und wuͤr-
den alſo auf denen Heerden bey uns ge-
fangen.


Von der Droſſel.


Die Droſſeln, weilen ſie auch Kram-
met- oder Wacholder-Beere eſſen, wer-
den auch unter die Krammets-Voͤgel
gerechnet, zumahl ſie mit ſelbigen in
Geſellſchafft gefangen werden. Es ſind
aber dererſelben zweyerley: Die erſteren
heiſſen Zipff-Droſſeln, ſind etwas groͤſ-
ſer und unter denen Fluͤgeln weißgelb-
licht; Sie bruͤthen hier zu Lande des
Fruͤhlings im April haͤuffig, machen ih-
re Neſter von Baum-Mooß und anderm
Geniſte zwiſchen die Aeſte; Bringen
vier biß fuͤnff Jungen aus und ſitzen 14.
Tage darauf. Jhr Strich gehet balde
nach Michaelis und waͤhret nicht lange;
Sie freſſen gerne Ebriſch-Beer, werden
dahero in Thonen haͤuffig gefangen,
wie auch auf dem Heerd, wann derglei-
chen Lock-Voͤgel dabey ſind: Sie fallen
gar fruͤhe ein und verwicklen ſich im Tho-
nen-Strick: Unten am Bauche, Halß
und Kopff ſind ſie weiſſer geſcheckt als die
andern. Sie ziehen zeitlich fort nach
warmen Laͤndern und faͤnget man ſie
auf dem Heerde nicht haͤuffig, ſondern
nur wenig, zu etlichen Stuͤcken. Bey
Mondenſchein ziehen ſie ſchnell hinweg,
ehe man es vermercket. Die andere
Art heiſſen Wein-Droſſeln, ſind etwas
kleiner von Leibe, unter denen Fluͤgeln
roͤthlicht, haben ſchwartzbraune Fuͤſſe,
und kommen zu einer Zeit mit denen Zie-
mern, nachdem das Jahr und die Wit-
terung iſt; Wo ſie gute Locke finden, fal-
len ſie gerne ein, ſonderlich im letzten Vier-
tel des Mondes und ſtreichen im Ne-
bel hart uͤber der Erden; Bey heller
Lufft aber ziehen ſie hoch und ſchnell fort.
Wann Nebel und Reiffe fallen, bleibt
dieſer Vogel gerne liegen; Wann es
aber kalt und hell Wetter iſt, ſonderlich
bey Monden-Schein, eilet er deſto ge-
ſchwinder: Sie werden hier zu Lande
nicht erzogen, ſondern kommen mit de-
nen Ziemern aus kalten Laͤndern kurtz
vorhero und ziehen in groſſen Hauffen,
locken ihres gleichen ſtarck an ſich, freſ-
ſen auch Vogel-Beer und Gewuͤrm und
ſind nebſt denen Ziemern wohlgeſchmack-
te gute Herbſt-Voͤgel.


Von der Amſel.


Die Amſeln hecken und bruͤthen auch,
wie vorgemeldte Krammets-Voͤgel, ha-
ben zwar auch ihren Zug, bleiben aber
doch welche des Winters uͤber an Waſ-
ſer-Qvellen. Der Hahn iſt ſchoͤn ſchwartz,
hat einen gelben Schnabel, gelblichte
Beine und gelbe Ringel umb die Augen.
Wann dieſer Vogel des Abends-Zeit in
denen Hoͤltzern was von Wildpraͤth an
Hirſchen, Haſen oder Fuͤchſen mercket,
ſo pfleget er ſolche auszuruffen und zu
ſchnippern, daß man es wahrnehmen
ſoll. Er iſt ein gelehrſamer Vogel, wel-
cher auf vielerley Weiſe dem Menſchen
unterſchiedene Lieder nachpfeiffen lernet:
Wohnet gerne in Hecken und Straͤu-
chern, und wechſelt hin und wieder, das
Weiblein iſt ſchwartz- oder dunckelbraun.
Der Amſeln Speiſe ſind Heuſchrecken,
Hollunder-Beer und meiſtens Wuͤrmer.
Sie wohnen gerne in Errlen und Bir-
cken- Geſtrippe: Haben faſt am erſten
Junge im Jahr, legen drey biß fuͤnff
Eyer, welche gruͤnlicht und roͤthlicht be-
ſprenget ſind und leben ohngefaͤhr biß
Tacht
[146]Anderer Theil/
acht Jahr: Sie bruͤthen meiſt ihre Jun-
gen in vierzehen Tagen aus: Streichen
nicht Hauffenweiſe, ſondern eintzeln und
leyden einander nicht gerne.


Von dem Pyrole.


Es kommt im Fruͤh-Jahr dieſer Vo-
nicht eher, als biß die rechtbeſtaͤndig-
warme Naͤchte angehen; Jſt ein von
Farben ſchoͤn Dottergelber Vogel, mit
ſchwartzen Fluͤgeln und einem Pfirſch-
bluͤthfarbenem Schnabel, in Form eines
Krammets-Vogels, deſſen Groͤſſe am
Leibe er auch bey nahe haben wird, hat
kurtze blaulichte Fuͤſſe und ruffet auf
eine ſonderbahre ſtarcke und liebliche Art.
Seine Nahrung ſind Kirſchen, mehren-
theils auch Gewuͤrm. Er bruͤthet hier
zu Lande und zwar formiret er ſein Neſt
auff eine ſeltzſame Art, maaſſen er daſ-
ſelbe mit Wolle und Baſte zuſammen
getragen, an einen Aſt zwiſchen einer
Gabel laͤnglicht mit Linden-Baſte be-
wunden ſo kuͤnſtlich anzuhaͤngen weiß,
und daſſelbe laͤnglich, als einen Klingel-
Sack bauet, daß es mit Verwunderung
zu ſehen iſt. Er bringet nach vierzehen
Tagen drey biß vier Jungen aus: So
bald der Sommer vorbey, ziehet er in
warme Laͤnder. Jn Jtalien friſſet er Fei-
gen: Flieget ſtets von einem Baum zum
andern, und verraͤth ſich uͤberall mit ſei-
nem hellauten, doch angenehmen Ge-
ſchrey: Leidet keinen andern Vogel um
ſich, iſt auch ein delicater Vogel zur Spei-
ſe, von ſchoͤner Farbe und einer ange-
nehmen Stimme.


Andere Abhandlung
Von dem Feld-Befluͤgel/


Und zwar Erſtlich
Von dem Trappen.


Dieſer Vogel koͤmmt aus Aſia, da
ſein Vaterland iſt, wird auch in Ungarn
auf groſſen weiten Feldern gefunden.
Er kommt des Fruͤhlings umb die Fa-
ſten-Zeit bey ſeinem Ruͤckzuge in hieſi-
ge Lande und bringet ſeine Huͤhner mit
ſich. Jn ſeiner Paltz iſt er von keinem
Lauth, aber ſehr boßhafftig auff ſeines
gleichen mit treten und ſchlagen. Wann
er begierig umb die Huͤhner, ſo breitet
er Schwantz und Fluͤgel wie ein Kale-
kutſch-Hahn auff der Erden herumb.
Seine Farbe auf dem Ruͤcken und Fluͤ-
geln iſt gelb, braunlicht und ſchwartz ein-
geſprenget, der Halß und Bauch Aſcher-
farb, von hohen Beinen; Das Huhn
ſiehet dem Hahn aͤhnlich, nur daß es
kleiner iſt; Der Hahn hat eine breitere
Stirn und langen Bart, gehoͤret unter
die hohe Jagd. Sein Geaͤß iſt gruͤne
Saat, Getraͤyde und Ruͤben und, weil
er gerne an ſumpffigten Feldern wohnet,
Froͤſche oder Fiſchgen, ja auch die Bruth
der kleinen Voͤgel: Die Henne budelt
eine Grube in groſſe Felder des Fruͤh-
Jahres, weit von Straßen abgelegen in
die Erde, nahe bey Haber-Feldern und
leget ihre Eyer auf die bloſſe Erden, nur
zwey, welche weißgelblicht und etwas
kleiner als Gaͤnſe-Eyer ſind, ſitzet veſte
auf ihrer Brut vier Wochen, ob ſie gleich
ſcheu iſt. Wañ ihre Jungen lauffen koͤñen,
fuͤhret ſie ſolche ins Getraͤyde: Sie ziehen
Herbſts-Zeit weg in warme Laͤnder.
Die Aſier tragen ihre Federn aus dem
Schwantz zur Zierd auff ihren Muͤtzen,
mit Edelgeſteinen beſetzt: Sie ſind lang-
ſam im Flug, ehe ſie aufkommen: Jhr
Wildpraͤt iſt gut am Geſchmack und ge-
ſund: Sie tragen ihre Eyer untern Fluͤ-
geln und Halß mehr als hundert Schritt
weiter, dafern ſie uͤber der Bruth, ſo
umb die Erndte-Zeit geſchiehet, verſtoͤh-
ret werden: Sie koͤnnen ſich mit ihrem
Fingerslangen weiſſen Barth, wann ſie
boͤſe werden und ſolchen zu beyden Sei-
ten vom Kopff abhalten, gantz anſehn-
lich machen: Die Schwantz-Federn ſind
vier Qver-Haͤnde lang und ſehr zierlich,
mit rothbraunen ſchwartz und weiſſen
Federn vermiſcht: An denen Fuͤſſen ha-
ben ſie drey Zehen und eine knorrichte
Ferſe.
[]

[figure]

[][147]Von denen wilden Thieren.
Ferſe. Wo das Regen-Waſſer in fla-
chen Feldern ſich ſammlet, da halten ſie ſich
meiſtens auf, umb allerhand am Ufer be-
findlicher Nahrung willen. Sie werden
in Ungarn, bey ſtillem Wetter, da kein
Wind zu mercken, ehe ſie zum fliegen
aufkommen, durch raſche Wind-Spiele
gehetzet, wie der Strauß-Vogel durch
fluͤchtige Pferde von denen Africanern
gefangen wird, iſt ſonſt ein, gleich anderm
groſſen und ſchweren Gefluͤgel, verzag-
ter Vogel, welcher, ſo er erſchricket, au-
genblicklich confus und leichte ertappet
wird: An ſeinen Ohren hat er groſſe und
tieffe Loͤcher, weswegen er auch weit hoͤ-
ren und vernehmen kan.


Von dem Phaſian.


Der Phaſian iſt der edelſte unter dem
Feld-Gefluͤgel: Jſt ein ſtoltzes Thier,
weil er ſowohl an Schoͤnheit ſeiner Fe-
dern, als herrlichem zarten Wildpraͤth,
alles andere große und kleine Feder-Wild
uͤbertrifft. Er hat umb ſeine Augen ei-
nen ſchoͤnen hochrothen Fleck, einen weiſ-
ſen Schnabel, groſſe Naſen-Loͤcher, da-
her er den Wind weit hat, wenn er mit
einem gewiſſen Rauch gelocket wird, ei-
nen gruͤnlichten und blaulicht vermiſch-
ten Pfau-farbigten Halß, an denen Oh-
ren zwey hochſtehende Federlein, auf
dem Ruͤcken kleine Schildgen, welche
ſpitzig von gelber Schwebel-Farbe ſind.
Die Fluͤgel ſind falblicht, und die
Schwing- Federn Aſchegrau, die Bruſt
iſt mit roͤthlicht Purpur- auch Gold-
farbenen und blauen Federn durch
unterſchiedene Flecken abgetheilet, der
Schwantz iſt lang, auf der Aglaͤſter
Art, da die mittlern Federn die laͤngſten
ſind, uͤber dem Schwantz, auf dem Ruͤ-
cken ſind Purpurfarbigte Federn: Die
langen Schwantz-Federn ſind ſteiff,
braunſchwartz, auch gelbſpieglicht; Jhre
Fuͤſſe ſind graulicht, aber glatt und nicht
rauch. Es giebet auch weiſſe und bun-
de Phaſianen, von denen die Haͤhne an
der Bruſt ſpieglicht: Die ordentlichen
Phaſian-Huͤner ſind braunlicht am Kopff
und Halß, an der Bruſt aber mit grau-
lichen roͤthlichten Federn vermiſchet, ha-
ben braune Fluͤgel und auch einen langen
Schwantz, doch nicht ſo groß, als die Haͤh-
ne: ſind hin und wieder mit braunen
Flecken, wie die Haſel-und Birck-Huͤhner
gezieret: Sie druͤcken ſich wie andeꝛe Huͤh-
ner, ſo ſie aber auffgeſtoſſen werden, flie-
gen ſie auf die Baͤume. Sie verſchlu-
cken all ihr Geaͤß und halten ſich auff de-
nen Wieſen, Bruͤchen, Auen und Feld-
ſtraͤuchern von Weyden, Werfft und an-
derm alten Graß, umb ſich darin zu ver-
kriechen, gerne auff, wo ſie die Weitzen-
Felder, Anger, Kohl-Hoͤffe und Wein-
berge, item Wacholder-Straͤucher, und
Brombeer, ingleichen Ameiß-Hauffen
nahe zu ihrer Nahrung haben. Der
Phaſian-Vogel iſt eigentlich aus denen
warmen Laͤndern, als Tuͤrckey, Ungarn
und von dar, vor etlichen hundert Jah-
ren in Boͤhmen, Franckreich und Jtalien
kommen, woher denſelben unſere Deut-
ſche Fuͤrſten, Graffen und Herren brin-
gen laſſen und auff ihre Herrſchafften
in beſondere Gaͤrten, theils wild, auch
theils zahm aufferzogen halten und iſt
vor dieſen in unſern Laͤndern gantz un-
bekant geweſen. Er laufft viel ſchneller
und hurtiger, als die gemeinen Huͤner,
wird auch nicht leicht auffſtehen, er wer-
de dann mit Gewalt jaͤhling auffgetrie-
ben, oder wann das Graß feuchte iſt und
er aus ſeinem Lager gerne weiter in ei-
nen andern Stand wolte, ſtehet er auf.
Die Habichte, Huͤner-Geyer und Raub-
Voͤgel thun ihnen groſſen Schaden;
Desgleichen die Fuͤchs, Marder und
wilde Katzen, Jltniß und Wieſel; So neh-
men auch die Kraͤhen und Aglaͤſtern ih-
nen ihre Eyer und ſauffen ſie aus: De-
rowegen muͤſſen dieſe Raub-Thiere gantz
vertilget werden; Sie lieben die Ver-
ſam̃lungen nicht in Schaaren oder Voͤl-
ckern, wie die Reb-Huͤhner, ſondern ver-
theilen ſich weit und breit ins Feld. Jhre
Bruth verrichten ſie auf der Erden,
ſcharren nach denen Wuͤrmlein, Amei-
ſen, kleinen Froͤſchen und ſpringen und
baden ſich beym Sonnenſchein in Sand
und Staub, vom Ungeziefer ſich zu rei-
nigen. Sie ſitzen zu Nacht, vor Furcht
der Raubthiere, gerne auff denen Baͤu-
men, legen nach einander zehen, funff-
zehen, biß zwantzig Eyer, ſolche ſind gruͤn-
licht und mittelmaͤßiger Groͤße, und ſo-
bald die Henne ſelbſt bruͤthet, giebet ih-
nen die Natur einen Trieb und Argliſt
ſich mit denen Jungen in der Wildniß
zu verſtecken, daß ſie alſo gantz wild
und ſcheu werden. Sie bruͤthen ohnge-
T 2fehr
[148]Anderer Theil/
fehr dreyßig Tage, ehe die Jungen aus-
kommen. Ein Phaſian, wann er des
Fruͤh-Jahrs paltzet, ſchreyet ſtarck, ſprin-
get in die Hoͤhe und waͤchelt mit denen
Fluͤgeln in der Lufft, machet krumme
Wendungen umb die Huͤhner; Welche
halten will, die betritt er gleich nach der
Paltze, wie ander Feder-Wild.


Von denen Reb-Huͤhnern.


Die Reb-Huͤhner haben den Na-
men von Reben, weil ſie in denen Wein-
bergen gemeiniglich zu finden, werden
auch Feld-Huͤhner genennet, weiln ſie in
keinen Hoͤltzern, Waͤldern und Heyden,
ſondern nur in freyen Feldern, umb das
Feld, Furchen oder Rehnen und kurtzen
Geſtripp, oder Graben, im alten Graß
ſich auffhalten. Sie haben wenig Fe-
dern, welche Aſchegrau und ſchwartz ein-
geſprenget, ſind von zarter Farbe, umb
den Kopff rothgelb, doch haben ſie bloß
braune ſchwartz eingeſprengte kurtze Fluͤ-
gel, und einen kurtzen Schwantz, den
man kaum ſehen kan. Das Maͤnnlein
oder der Hahn hat auff der Bruſt, ei-
nen roth Caſtanienbraunen Schild, wie
ein Mond und an denen Fuͤſſen Spoh-
ren. Sie haben ein ſehr zartes wohlge-
ſchmacktes Wildpraͤth, das ſonderlich de-
licat,
und werden des Herbſts ſehr feiſt,
haben viel Wildpraͤth und wenig Federn,
deswegen ihnen von denen Raub-Thie-
ren mehr, als anderm Gefluͤgel, nachge-
ſtellet wird: Leben nicht uͤber 20. biß 30.
Jahr: Sie legen etliche zwantzig Eyer an
ſeltzſame Oerter, welche ſie fleißig aus-
bruͤthen; Wiewohlen die jungen Huͤh-
ner im andern Jahr das erſtemahl nicht
uͤber zwoͤlff biß funffzehen Eyer legen;
Nicht aber ſo fleißig ausbruͤthen, als die
Alten. Es iſt ein hitziger Vogel, welcher
ſehr geil; Dahero auch die Haͤhne umb
die alten Huͤhner gewaltig kaͤmpffen,
welcher nun verlieret, muß hinten nach-
gehen, gleich einem Huhn. Umb Licht-
meß fliegen ſie von einander und paaren
ſich des Fruͤhlings, worbey ſie bey an-
brechendem Morgen drey unterſchiedliche
mahl und zwar jedesmahl wohl zehen
und mehr mahl ruffen, und darbey ein
wenig fortfliegen, biß ſie das drittemahl
gefallen, daſelbſten bleiben ſie des Tages
uͤber bey dem Volck und weyden ſich ſo
lange, biß ſie auffgeſprenget werden, ſie
verbergen ſich vor Menſchen und Raub-
Thieren, ſonderlich mit dem Kopff, un-
ter die Straͤucher, Geniſte, alt Graß
und dergleichen, worunter ſie lange Zeit
ſtille und unbeweglich ſich druͤcken. Jhre
Nahrung iſt Frucht und Geſame, Win-
ters aber gruͤne Saat und Sand. Wo
die Rebhuͤner uͤber Nacht auf Feldern
und Wieſen Volckweiſe liegen, halt eines
von ihnen die Wacht, aus Furcht der
Raub-Thiere. Des Tages weiden ſie
ſich, nach Gelegenheit und Zeit im Jahr,
auff der gruͤnen Saat, Stoppeln und
Wieſen von Gewuͤrm; vermercken ſie
ihren Feind in der Lufft, ſo drucken ſie
ſich, vernehmen ſie Unrath von Men-
ſchen oder vierfuͤßigen Thieren, ſo geben
ſie die Flucht; kommen ſie darinnen zer-
ſtoͤhret von einander, ſo ruffen ſie einan-
der wiederumb zuſammen. Jm groſ-
ſen Schnee boddeln ſie unter demſelben
auff der Saat, laſſen ſich offte verſchney-
en, daß man kaum die Koͤpffe ſehen kan;
Der Froſt aber iſt der Huͤhner Todt, weil
ſie nicht ſcharren, noch etwas finden koͤn-
nen, alsdann ſind ſie gerne umb war-
me Bruͤcher und Qvellen: So bald der
Schnee dauet, findet man ſie auf dem
Mittel-Ruͤcken und Raſen-Plaͤtzlein am
gewiſſeſten. Wann es kalte naſſe Jah-
re giebt, oder von fauler Weyde die Ey-
er untuͤchtig werden, ingleichen die Raub-
Thiere Schaden thun, ſo nehmen die
Reb-Huͤhner mercklich ab.


Von denen Wachteln.


Dieſer Vogel kommt aus warmen
Laͤndern, da er den Winter uͤber gewe-
ſen, des Fruͤhlings beym Wiederflug in
die beſten Weitzen-Felder und fetten Ae-
cker, haͤlt ſich den Sommer uͤber auff,
verbirget ſich auch unter das Geſtraͤuch
und Graß, leget acht biß zehen Eyer,
bruͤtet aber jedoch auf der Erde ſpaͤther
als andere; Wird vor den geilſten Vo-
gel gehalten; Dahero er nicht uͤber fuͤnff
biß ſechs Jahr leben kan, hat wenig Fe-
dern, kan alſo nicht hoch fliegen. Der
Hahn,
[]

[figure]

[][149]Von den wilden Thieren.
Hahn hat ein rothbraun Schildgen vor
der Bruſt, wenn man ſie ſchlagen hoͤret,
ſtellet man ein Steck-Gaͤrnlein quer vor,
locket darhinter zuruͤck zwey Schlag, als
die Sie, ſo faͤnget ſich der Hahn, doch
muß der Lock wohl eintreffen, ſonſt mer-
cket er es und wuͤrde den Krebsgang ge-
hen. Sie werden auch nach denen Steck-
Garnen von zwey Perſonen mit einer
Leine mit Schellen getrieben und alſo ge-
fangen. Des Herbſts ziehen die Wach-
teln mit dem Strich fort, werden auch
geſchoſſen.


Vom Brach-Vogel.


Dieſes ſind hier zu Lande frembde
Voͤgel, gruͤnlicht grau von Kopff, Halß
und Fluͤgel, die Bruſt geflecket, mit
braunlichten Spitzen, faſt ſo groß, als ei-
ne Taube, mit hohen Beinen; Bruͤthen
allhier nicht, ſondern ziehen nur zur
Herbſt-Zeit im Strich vorbey: Man
findet ſie auff denen Brachen und fla-
chen Feldern ſitzen, dahero ſie den Na-
men haben: Sie ſind anders nicht zu be-
ſchleichen, als mit Schieſſen, wiewohl
ſchwer und ſelten, wegen ihrer Klugheit,
weiln ſie meiſt in freyem Felde liegen.
Jhre Nahrung iſt Blumenwerck auf de-
nen Brachen und Gewuͤrm: halten ſich
beyſammen gerne auff, und ſind ſchnell
zu lauffen, wann ſie geſtoͤhret werden.


Vom Stahr.


Dieſer iſt einer der artlichſten Voͤgel,
die man hier zu Lande hat: Maaſſen der-
ſelbe leichtlich kuͤrre zu machen iſt, und
lernet alles nach, er dichtet gerne, machet
allen Voͤgeln ihr Geſchrey nach, lernet
Lieder pfeiffen und ſo die Zunge geloͤſet
wird, auch reden, daß man ihn alles
deutlich verſtehen kan, nur daß er etwas
ſchnarret. Er ſiehet ſchwartz am Halſe,
glaͤntzend mit weißen Federn eingeſpren-
get, wann er aber jung iſt, ſcheinet er
gaͤntzlicht grau: Nach einem Jahr faͤrbt
er ſich erſt und hecket gerne in hohlen
Baͤumen und Aeſpen, ſonderlich in
Specht-Loͤchern, Star-Meſten und Hoͤh-
len jaͤhrlich zweymahl und werden oͤff-
ters ausgenommen. Ziehen alle Herb-
ſte mit anderen Voͤgeln in ziemlicher
Menge zuſammen ſchnelles Fluges fort:
ſind gerne auff Vieh-Trifften: freſſen
Fliegen, Kaͤffer und Wuͤrme, verbergen
ſich Abends im Schilff. Sie werden am
Rande in einem See oder Teiche, in Win-
ckel oder Schlufft, durch einen groſſen
Haamen mit zwey Fluͤgeln geſtecket:
Hinter demſelben wird auff einen Pfahl
eine Laterne mit Licht geſetzet: Wann
es nun finſter iſt, werden ſie durch eine
Schnur mit Schellen getrieben, ſo wol-
len ſie nach dem Licht: Kommen ſie nun
in den Hamen, ſo reiſſet der Faden und
erſauffen. Sonſten aber laͤſſet man auch
in dem Rohr Knaben mit ſchwachen
Stecken klappern, ſtellet ſich mit Flinten
umbher, und ſchieſſet ſie.


Von der Lerche.


Die Lerchen, weilen ſie auff ebenen
Feldern bald zu Anfang des Fruͤhlings
umb Lichtmeſſe ankommen, befinden ſich
meiſt in der Saat, legen alldar vier biß
fuͤnff Eyer, und bruͤthen ſie aus. Jh-
re Nahrung nehmen ſie von Saamen
und Getraͤyde, Wuͤrmern und Sand,
ſchwingen ſich in der Lufft auff und ſin-
gen, werden dahero Feld-Lerchen genen-
net. Sie ziehen des Herbſts in groſſer
Menge umb Michaelis, und lagern ſich
auff die Felder, alsdenn ſind ſie ſehr feiſt
und werden mit dem Nacht-Garn, weiln
ſie ein koͤſtlich Herren-Wildpraͤth ſind,
gefangen, leben 8. biß 10. Jahr. Bey hel-
lem Wetter ſingen ſie am beſten, ſonder-
lich fruͤh morgens: die Raub-Voͤgel
thun ihnen groſſen Schaden, vor wel-
chen ſie ſich druͤcken.


T 3Von
[150]Anderer Theil/

Von der Nachtigall.


Dieſes iſt ein ſehr angenehmes Voͤ-
gelein, welches ſonderlich in der Nacht
denen Menſchen einen herrlichen Geſang
giebet, wenn alle andere Voͤgel ruhen,
wovon ſie den Namen hat. Es iſt ein
graues Voͤgelein und weißlicht am Lei-
be, hat einen roͤthligten Schwantz, iſt et-
was groͤſſer, als ein Emmerling, erneh-
ret ſich von Gewuͤrm, und Hollunder-
Beer, begiebet ſich des Fruͤhlings aus
warmen Laͤndern zu uns, ſitzet gerne in
kuͤhligten ſchattigten Oertern, Dornhe-
cken und laubigten Straͤuchern, wo
Quellen ſind: Jn der Naͤhe leiden ſie
einander nicht: Nachdem ſie ſich begat-
tet haben, bruͤten ſie im Julio in Hecken
meiſt vier Junge aus, verrathen aber
ſelbſt ihr Neſt. Jhr Geſang faͤnget ſich
im Fruͤh- Jahr gar zeitlich an, ſobald
nur der Dorn-Strauch ausſchlaͤget, und
waͤhret biß umb Johannis-Zeit. Je-
doch wie die Jahres-Witterung vorfaͤl-
let: dann begeben ſie ſich wiederumb von
uns in andere temperirte Climata, nach
ihrer Gewohnheit und Natur.


Dritte Abhandlung/
Von dem Waſſer-Befluͤgel/


Und zwar Erſtlich
Von dem Schwan.


Deren ſind zweyerley, zahme und
wilde: Die zahmen ſind weiß, von lan-
gen krummen Haͤlſen, haben zarte Fe-
dern, einen ſchwartzen Schnabel und
Beine, werden von vornehmen reichen
Leuten in Schloß-Graben zur Pracht
und Luſt gehalten, haben aber ein har-
tes Fleiſch: Er genieſſet Graß, Fiſche und
Getraͤyde, lebet ſehr lange: Die Froͤſche
vertilget er ziemlich, nebſt anderm Ge-
wuͤrm. Zu Anfang des Fruͤhlings bruͤ-
ten ſie die Jungen ſorgfaͤltig aus, und
lieben einander mit denen Haͤlſen. Die
wilden Schwanen aber ſind etwas klei-
ner, niſten im Geroͤhrigt, ſehen an Farbe
graulicht und Aſcher-Farbe, halten ſich
gerne in Seen, Roͤhrigten, Teichen, und
verwachſenen Fluͤſſen auff. Dem Fiſch-
Ragen trachten ſie ſehr nach, fliegen
nicht leichte auf, wo ſie Ruhe haben,
brauchen einen Fuß umb den andeꝛn zum
Ruder: ſollen vor ihrem Ende einen
lieblichen Geſang von ſich hoͤren. laſſen.


Von dem Reyher.


Die Reyher ſind unterſchiedlicher
Farbe, die meiſten aber blaulichtgrau
auf dem Ruͤcken, weiß am Leibe, mit
ſchwartzen Flecken eingeſprenget, haben
einen langen grauen Schnabel und Fuͤſ-
ſe, einen weiten Kropff, worinnen ſie die
Fiſchgen ſammlen; ſind Raͤuber. Sie
horſten des Fruͤhlings auff groſſen Ei-
chen und Baͤumen, nahe an Seen und
Teichen gelegen, bekom̃en drey Jungen,
verrichten ihren Zug zur Herbſts-Zeit,
werden von groſſen Herren geheget, da-
mit ſie mit koſtbahren Solennitaͤten durch
Falcken in der Lufft mit groſſer Ver-
gnuͤgung gepeitzet werden koͤnnen; Wor-
bey ſie alles aus dem Kropff ſpeyen u. fal-
len laſſen, ſich leichte zu machen, habẽ aber
von Natur einen langſamen Flug; Wo
ſie horſten, verdorren die Baͤume, wegen
ihres hitzigen Geſchmeiſſes. Sie haben
allein ihre Nahrung von Fiſchgen, wel-
che ihnen umb die Beine umbher lauffen,
und von ihnen als von dem Magnet das
Eiſen, an ſich gezogen werden, weswegen
die Fiſcher Reyher-Schmaltz in die Reuſ-
ſen zu Qverder nehmen.


Von den wilden Baͤnſen.


Dieſelben ſind ſchmaͤchtiger, als zah-
me Gaͤnſe, haben einen ſcharffen Schna-
bel, ſind graulicht von Federn, legen acht
biß zehen Eyer an moraſtige Oerter, auf
fri-
[]

[figure]

[][]

[figure]

[][151]Von denen wilden Thieren.
friſchen Huͤgeln und bruͤthen vier Wo-
chen daruͤber: Jm Herbſt vor dem Win-
ter, ziehen ſie nach der offenbahren See
nach ihrer Nahrung weg und kommen
des Fruͤhlings wieder; ſind ſehr ſcheu,
ſetzen ſich nicht leicht, wo ſie nicht vorhe-
ro etliche mahl herumb zur Sicherheit ge-
flogen ſind, und ſich die Gelegenheit er-
kundiget haben, halten ſich auff groſſen
Bruͤchern, fliegen des Nachts auf die
Saat-Felder nach dem Getraͤyde und
ziehen offt wie ein Triangel in ihrem Zug,
worbey ſie manchsmahl ſchreyen. Sie le-
ben lang, werden mit dem Schieß-Pferd
oder Karnbuͤchſen beſchlichen und ge-
ſchoſſen, oder durch gezaͤhmte Gaͤnſe ein-
gefangen: Einige meinen, ſie ſchreyen
darumb, wann bey Nacht oder dickem
Nebel einige hinten zuruͤck bleiben, daß
ſie durch ſolch Zeichen ihrem March rich-
tig nachfolgen koͤnnen.


Von wilden Enten.


Dieſelben ſind ſo groß, als die zah-
men; Der Entrich oder Ent-Vogel ſie-
het Aſchegrau, am Kopff und Halß aber
Stahlgruͤn glaͤntzend, hat einen weiſſen
Ringel umb den Halß; die Bruſt iſt Ca-
ſtanienbraun. Hat braͤunlich und graue
Fluͤgel, auf beyden Seiten etliche dun-
ckelblaue Federn, der Bauch iſt weiß, und
der kurtze Schwantz hochſchwartz und
hat auf dem Schwantze auffwaͤrts zwey
krummgelauffene ſchwartze Federlein,
als eine Angel; Rothe Fuͤſſe und einen
gelblichten Schnabel. Er iſt ein ſchoͤner
Vogel von Farben und Geſchmack, hat
aber eine heiſchere Stimme: Die Ente
hingegen ſiehet allenthalben, ſonderlich
auf dem Kopff und Ruͤcken, dunckel
braunſprenglicht, auf dem Bauch aber
falblicht grau, und gelbmeliret aus, hat
auch auff denen Fluͤgeln blaue Federn
und ein ſtarckes und lautes Geſchrey: Sie
nehren ſich von friſchem Waſſer, Linſen,
oder Enten-Grieß, Froͤſchen und Nat-
tern, auch allerhand Saat und Koͤrnern,
ingleichen Graß und andern Kraͤutern.
Des Fruͤhlings, wann die Waſſer of-
fen, kommen ſie gar zeitlich; Sie niſten
in dem Geroͤhrigt, groſſen moraſtigen
Bruͤchern, auch wohl an nahe beym
Waſſer ſtehenden alten Weyden-Stoͤ-
cken und verborgenen Oerthern; Ja
wohl gar in Kraͤhen-Neſtern auf Baͤu-
men, legen erſtlich uͤber ſechs biß acht Ey-
er nicht. Wann ihnen ſolche genom-
men, verkriechen ſie ſich weiter hinein ins
Geroͤhrigt, und legen offtermahls funff-
zehen und mehr Eyer, alſo vermehren
ſie ſich und fuͤhren ihre Jungen artlich
bey dem Halſe, eine nach der andern,
in ihrem Schnabel auf die nechſten Waſ-
ſer; Die Ente machet ſich ein weich Ge-
niſte von ihren eigenen Pflaum-Federn
der Bruſt; Jhre Eyer ſind gruͤnlicht
ohne Flecken, als Huͤhner-Eyer groß;
Mehrentheils bruͤthen ſie Mittages fleiſ-
ſig drauf; Es bruͤthet ſowohl der Ent-
Vogel, als die Ente und wechſeln umb,
daß ſie ihre Nahrung ſuchen koͤnnen,
bringen auch inneꝛhalb drey Wochen aus
den Eyern Jungen heraus. Sie zie-
hen des Herbſts mit groſſen Schaaren
Zugweiſe weg auf die offenbahre See, da
es nicht gefrohren; Jedoch halten ſich
auch viel des Winters hier zu Lande in
warmen Qvellen und Fluͤſſen, wo es
offen geblieben, auff, und haben von fer-
ne ſcharffen Wind.


Von der Kriech-Ente.


Dieſelbigen kleinen Enten ſind gleich-
ſam als Zwerge von denen groſſen En-
ten, der Enterich hat auf dem Kopf blaue
und unter demſelben braune Federn, um
die Augen aber einen weiſſen Strich,
ſonſten iſt er mit dem gantzen Leib ſilber-
farb, und Aſchergrau; An Fittigen
mit gruͤnen Federn gezieret. Die Ente
aber hiervon iſt von Geſtalt, Federn, Far-
be und Eigenſchafft, wie die groſſen, nur
daß ſie kleiner iſt. Dieſe Art Enten ſind
nicht ſo haͤuffig beyſam̃en, ſondeꝛn befindẽ
ſich eintzeln und fliegen wegen ihres klei-
nen Leibes ſehr ſchnell, dahero ſie auch in
der Weite, tauchens halber, uͤbel zu
ſchieſſen ſind.


Von
[152]Anderer Theil/

Von Blaͤß-Enten.


Dieſes ſcheinet wohl mehr ein Waſ-
ſer-Huhn, als Ente zu ſeyn: Maaſſen
es keinen breiten Schnabel, als Gaͤnſe
und Enten, ſondern einen ſpitzigen Schna-
bel, wie ein Huhn, und an Beinen zwi-
ſchen denen Klauen oder Zehen keine
Haut, wie andere ſchwimmende Voͤgel
hat. Jſt uͤber den gantzen Leib ſchwartz
als ein Rabe, etwas groͤſſer als ein Reb-
Huhn; Hat uͤber dem Schnabel eine weiſ-
ſe Haut: Bruͤthet vier Jungen aus, zie-
het im Herbſte weg, und kommt, ſobald
die Waſſer offen, wieder. Seine Nah-
rung iſt Waſſer-Schnecken, Gewuͤrm
und Wurtzeln im Waſſer, hat einen
ſchweren Flug fortzukommen: Zum
eſſen iſt es kein delicater Vogel, weil er
einen pfuhlichten Geſchmack hat.


Von denen Kybitzen.


Dieſes iſt ein bekanter Vogel, haͤlt
ſich an ſumpffigten Orten auff, da
er des Fruͤh-Jahrs ſeine Eyer le-
get und ſolche mit groſſem Geſchrey
verraͤth. Nach denen Hunden flieget
und ſtoͤſſet er ſehr, ſein Flug iſt langſam
und bobert in der Lufft; Jſt dahero in
dem Fliegen leicht zu ſchieſſen. Seine
Farbe iſt grau, gruͤnlicht am Ruͤcken und
denen Fluͤgeln. Die Bruſt iſt ſchwartz
und der Bauch weiß, hat lange Federn
zur Zierde auf dem Kopff: Seine Groͤſ-
ſe iſt als eine Schnaͤrre; Die Eyer ſind
dunckelgruͤn beſprenget, werden in Nie-
derlanden hart geſotten und zu ſonder-
barer Delicateſſe von Jederman genoſ-
ſen: Sein Wildpraͤth iſt auch gut zu eſ-
ſen. Er koͤmmt des Fruͤh-Jahrs beym
Thau-Wetter am erſten wieder zu Lan-
de, da er ſich im Gebruͤche von kleinen
Fiſchlein und auff denen Brachen von
Gewuͤrme nehret, iſt faſt halb Huͤhner
und halb Schnepffen Art von Natur.


Von dem Waſſer-Schnepfflein.


Dieſes iſt gearthet wie die Wald-
Schnepffe, nur daß jene von Wurtzeln
und Kraͤutern, dieſe aber von Gewuͤr-
me des Waſſers ſich nehret, auch kleiner
von Leibe, wie ein Krammets-Vogel,
Aſchefarb und weiß am Bauch iſt. Hat ei-
nen ſchwartzbraunlichten Ring umb den
Halß, iſt oben auff dem Ruͤcken braun-
licht und hat einen ſolchen Flug, doch et-
was geſchwinder, wie die Wald-Schnepf-
fe. Es machen etliche groſſe Delicateſ-
ſe
von dieſem Vogel, alſo habe denſelben
doch auch hierbey nicht uͤbergehen koͤn-
nen.


Vierdte Abhandlung/
Von dem Raub-Befluͤgel/


Und zwar erſtlich
Von dem Adeler.


Der Adeler iſt gleichſam der Koͤnig
unter denen allhieſigen bekanten fliegen-
den Raub-Thieren, nicht allein wegen
ſeiner Groͤſſe, dann ihme kein Menſch ſei-
ne Fittiche ausklafftern kan, ſondern auch
wegen ſeiner Kuͤhnheit und Grimmigkeit,
welche er an Rehen und Haſen, am meiſtẽ
aber an denen letztern zu practiciren weiß,
weiln genungſam erfahren worden, daß,
wenn er an ein Reh kommt und nur et-
was Bloͤſe ſindet, er ſolches wuͤrget und
zu Schanden ſchlaͤget. Seine Horſt hat
er in denen Waͤldern, an einſamen duͤ-
ſtern Oertern, auff hohen Tannen, da er
ſich ſowohl in acht zu nehmen weiß, daß,
wann der Weydemann, umb ihn zu
ſchieſſen, ſich verborgen darbey anſtellet,
er es ſobalde vermercket und ſeinen Raub
denen Jungen im vorbey fliegen, ohne
daß er fuſſet, ſehr kluͤglich und geſchwin-
de vorzuwerffen weiß. Er bringet uͤber
zwey Jungen nicht aus, ziehet auch nicht,
ſon-
[]

[figure]

[][153]Von denen wilden Thieren.
ſondern bleibet das gantze Jahr hier und
nehret ſich meiſt von Haſen, auch von Lu-
der, welche erſtere er an denen Bergen
und Hoͤhlen wohl zu ſuchen weiß, und iſt
von vielen alten Jaͤgern obſerviret wor-
den, daß er in ſeine Faͤnge Steine faſſe,
ſelbige uͤber denen Dorn-Buͤſchen fallen
laſſe und damit die Haſen ſprenge. Er
wirfft alle Morgen ſein Gewaͤlle wie an-
dere Raub-Voͤgel von ſich, ſaͤuffet kein
Waſſer, ſondern eitel Blut von friſch ge-
fangenem Wildpraͤth, doch badet er ſich
gerne im Waſſer. So er auf den Raub
ausziehet, weltzet er ſich vorhero im
Staube herumb, damit er das junge
Wild ergreiffen, mit denen Fluͤgeln ver-
blenden und deſto leichter bezwingen koͤn-
ne. Jhre Bruth waͤhret dreyßig Tage,
und ſo bald die Jungen fluͤcke, muͤſſen
ſie die Nahrung ſelbſt ſuchen. Ein Ad-
ler hat das ſchaͤrffſte Geſicht und kan in
die Sonne ungeblendet ſchauen. Es giebt
dererſelben unterſchiedliche Arten, wegen
der Nahrung nach denen Laͤndern, an
Farben ſo wohl ſchwaͤrtzlichte, als braͤun-
lichte, groſſe und kleine, deren einige derer
Edelſten ſich nur allein nebſt ihren Jun-
gen vom friſchen und gefangenen Wild-
praͤth und lebendigen Thieren nehren.
Die andern aber mehr, denen Geyern
gleich, ſich mit dem Aas oder Luder her-
umb ſchleppen. Der Adler hat gelbe Faͤn-
ge und einen ſchwartzbraunen Schna-
bel, iſt darbey von einem ſchnellen Flug;
Hat einen ſcharffen Wind und vermer-
cket ſeine Nahrung unglaublich weit von
ferne. Er ſoll ein ziemlich Alter erlan-
gen. Der Adler hat die Ehre, daß er in
Kaͤyſerlichen, Koͤniglichen, Chur- und
Fuͤrſtlichen Wappen, mit beſondern
Ruhm gefuͤhret wird. Hieſiger Lande
iſt es nur der groſſe bekante Gaͤnſe-Ahr.


Von dem Schuhu.


Ob zwar dieſer entſetzliche Vogel an
Groͤſſe dem Stein-Adeler nicht viel nach-
giebet, ſo iſt er doch eine Eulen-Art, in-
dem er derſelbẽ nicht allein mit dem ſchley-
erigten Geſichte, der Farbe und denen
mit Federn bekleideten Faͤngen, ſondern
auch mit der leichten und hagern Geſtalt
des Leibes und groß ſchwingigten Fittig-
ten, ſehr uͤbereinkommt, ſuchet auch ſei-
nen Raub nicht, wie andere Raub-Voͤ-
gel, des Tages, ſondern bey der Nacht.
Er horſtet gerne an felßigten und klip-
pigten Oertern, woſelbſt er in die Kluͤff-
te, damit er vor denen Wettern geſichert
ſey, ſeine Eyer auff bloſſen Boden leget
und uͤber zwey nicht ausbringet. Sei-
ne Nahrung ſuchet er, wie die Stein-
Adeler, meiſt an Haſen, und iſt zu be-
wundern, daß ohngeachtet dieſer Vogel
ſo ohnmaͤchtig am Leibe ausſiehet, er
dennoch einen gantzen Haſen in ſeinen
Faͤngen heben, und in der Lufft zu ſei-
nem Horſt fort tragen kan. Er ziehet
nicht weg, ſondern bleibet Winters Zeit
hier und raubet was naͤchtlich anzutref-
fen iſt.


Von dem Habicht.


Wiewohl ſich dieſe Art Winters und
Sommers hier zu Lande nehren kan;
So findet man doch, daß ſolche in der
Zug-Zeit mit fortgehen, im Fruͤhjahre
aber zeitig wieder hier ſeyn und ihre vo-
rige Horſt, welche ſie meiſt auff hohen
Baͤumen in Waͤldern, wo es am ſtill-
ſten iſt, zu haben pflegen, wiederumb ſu-
chen: Jhre Jungen, welche ſie nach 14.
taͤgiger Zeit ausbruͤten und zwar zu
gleich, ſind zwey, drey, auch wohl vier:
Sie ſtreichen im Monat Junio meiſt
von den Horſt ab, und werden dann in
Habicht-Koͤrben, Riemen und Satteln,
das iſt auf einer Taube, welcher man
Haarſchlingen mit einem Leder auf den
Ruͤcken macht, gefangen: Hierbey iſt zu
mercken, daß die abgeſtriechene, welche
ſchon geraubet haben, zum abtragen
beſſer und wuͤrgeriſcher ſeyn, denn die
Neſtlinge, oder die man von der Horſt
ausnimmt; weiln dieſe nicht ſo raſch, als
jene ſind. Mit dieſem Vogel nun pfle-
get man Feld-Huͤhner, Wachteln, auch,
wenn es ein ſtarcker Vogel iſt, wohl Ha-
ſen und Reyher zu peitzen; Doch ſind ſie
denen Feld-Huͤhnern und zahmen Tau-
ben, zumahl Winters-Zeit ſehr ſchaͤd-
lich. Wie das Clima, oder unterſchied-
licher Laͤnder Lufft und Nahrung, alſo
giebt es auch Habichte unterſchiedlicher
Farben und Groͤſſe. Der Nutzen, ſo man
von ihme hat, beſtehet, wann er nach
Falconier weiſe bezaͤhmet und abgetra-
Ugen
[154]Anderer Theil/
gen wird, in unglaublicher Geſchwindig-
keit, jedoch eine Art mehr, als die ande-
re, wodurch er ſehr hoch in der Lufft, ſo
er abgeſchicket, den Raub erhaſchet, oder
unterſchiedliche Voͤgel herab auf die Er-
den ſtoͤſſet. Er fuͤhret ſeine Jungen zu
fangen und rauben fleißig an und faͤnget
Voͤgel in der Lufft, druͤcket ſelbige u. laͤſſet
ſie wieder fliegen, damit ſie die Jungen
deſto leichter fangen koͤnnen. Es pfleget
die Art aus Norden ſtaͤrcker und kraͤff-
tiger, aber auch abzurichten haͤrter zu
ſeyn. Das iſt nur das ſchlimmſte von ihm,
zumahl von hieſigen, was er im erſten
Fluge oder ſtoſſen nicht faͤnget, davon
laͤßet er ab, verdrieſſet ihn und ſetzet ſich
auff die Baͤume, ſo kommt manches um,
das man nicht erlanget. Wiewohl dieſes
die Jungen nicht thun. Er wird von uns
Deutſchen, Vabich als ob ich ſpreche, er
haͤtte es und von denen Lateinern, accipi-
ter ab accipiendo,
vom geſchwinde zu gꝛeif-
fen, genennet. Vor andern Raub-Voͤ-
geln hieſiges Landes hat er billig den Vor-
zug, auſſer dem Blaufuß, welcher etwas
groͤſſer und zu fangen und wuͤrgen ferti-
ger iſt; indem er mit ſeinen Ballen oder
Ferſe Klauen beym erſten Schlag der-
geſtalt ſchlaͤget, daß es gleich dumm wird
und ſo dann erſtlich hinauff greiffet: Er
horſtet zwar hier zu Lande wohl in Waͤl-
dern, auch in altem Gemaͤuer, doch wird
er wenig gefunden; Wegen ſeiner wuͤr-
geriſchen Art aber von denen Falconie-
r
ern ſonderlich geſuchet und zu Haſen,
Enten und Reb-Huͤhner peitzen gebrau-
chet, und abgetragen: Ziehet auch Herbſt-
Zeit von uns hinweg und iſt edler zu
ſchaͤtzen, als der Habicht, weil er dauer-
haffter verfolget, der Habicht aber leicht
laͤuniſch und uͤberdruͤſſig wird. Dieſe
Raub-Voͤgel werden zu peitzen nach hie-
ſiger Landes Art gebrauchet und abge-
tragen, weßwegen ſolche mit dem bekan-
ten Habicht-Netz und einer weiſſen Tau-
ben gefangen werden, was aber rechte
Falcken heiſſen, werden aus Britanien
oder Jrrland zu uns meiſtens gebracht.


Vom Sperber und Baum-Falcken.


Dieſer iſt zwar etwas kleiner, auch
kleiner geſperbert von Federn, als der
Habicht und hat gelbe Faͤnge, kommt
aber ſonſt mit horſten, abſtreichen und
wegziehen dem Habicht in allen gleich,
nur daß er graulichter von Farbe und
ſpitziger von Gewaͤchs anzuſehen. Er
wird auch abgetragen, und weil er ſchwaͤ-
cher, braucht man ihn nur auf Rebhuͤh-
ner, ſo noch nicht fluͤcke ſind, Wachteln
und Lerchen. Der Sperber hat einen uͤ-
ber ſich kleinen rundten Kopff, und einen
ſtarcken Schnabel, die Aug-Aepffel
ſind mit einem weißgruͤnlichten Creyß
umbgeben, der Halß iſt laͤnglicht und
ſtarck, die Fluͤgel ſind lang und ſpitzig,
die Fuͤſſe kurtz, die Zehen lang und ſubtil,
die Klauen ſcharff und ſpitzig, die Schul-
tern der Fluͤgel groß und breit und die
Schwingfedern ſo wohl als Schweiff
ſtarck und ſchwartz: Jſt auff dem Ruͤ-
cken braͤunlicht und hat auf der Bruſt
ſchwaͤrtzlichte Flecke und Spitzen, wie ei-
ne Schnaͤrr. Dieſer Vogel iſt ſo muthig
und greiffet alles froͤlich an, was man
ihm nur zeiget: wird auch ſeinem Herrn
nichts verſagen, denn er im Flug ſchnell,
im Fangen geſchickt, im Wiederkehren
willig, und mit ſeinem Haͤublein gedul-
tig iſt, auch alles, was man mit ihm vor-
nimmt, machen laͤſſet und hat wegen ſei-
ner ſonderbaren Tugenden dis Privile-
gium:
wann ein Falcken-Verkaͤuffer
einen Sperber darbey hat, daß die an-
dern alle Zollfrey ſind. Es iſt auch der
Sperber ein hoffaͤrtiger Vogel, von gu-
tem Gedaͤchtniß; So ihm Verdruß ge-
ſchiehet, ſetzet er allen Gehorſam weg und
will vielmehr mit Liebe, als Furcht ge-
halten ſeyn. Er iſt in ſeinem Fangen
beſtaͤndig und laͤſſet nicht ab ſeinen
Raub zu ergreiffen, biß ihn ſein Falck-
ner beguͤtiget und ihm ſeine Gebuͤhr da-
vor giebet; Niſtet gerne auff Tannen,
leget drey Eyer: So lang das Weiblein
bruͤtet, bringet das Maͤnnlein den
Raub zu. Waͤhrender Zeit, da ſie
mauſſen, von Martio biß Auguſt und
die Federn fallen laſſen, fangen ſie indeß
Maͤuſe, Froͤſche und junge kleine Voͤgel:
Ob zwar zwiſchen dem Sperber und
Baum-Falcken, von welchem jetzo mel-
den will, an Groͤſſe, Horſten und Zuge
kein Unterſcheid iſt, ſo findet ſich doch der-
ſelbe an der Farbe, maaſſen dieſer auff
dem Ruͤcken blaulicht und unterm Hal-
ſe gelblicht, in der mitten aber ſchwartz
ſiehet. Sie ſtreichen am allerlaͤngſten,
und zwar umb Jacobi erſtlich von ihrem
Horſte ab und ſind zun Lerchen ſonder-
lich
[]

[figure]
Figure 64. Euͤſe uͤnd Kaͤuhgen.


Figure 65. Rabe.


Figure 66. Kraͤhe.


Figure 67. Aelſter.


Figure 68. RR.


[]

[figure]

[155]Von den wilden Thieren.
lich zu gebrauchen, welche, wenn man
dieſen Vogel in der Lerchen Mauſe-Zeit,
das iſt, zu Ende des Auguſti, auf der
Hand traͤgt, ſich ſonderlich druͤcken, und
durch Tyras oder Haar-Schlingen mit
Plaiſir gefangen werden koͤnnen. Es hat
dieſer Falcke die Art, daß, wenn er einen
Weydemann, oder ſonſten Jemanden
mit Hunden im Felde ſuchen ſiehet, er be-
ſtaͤndig bey demſelben bleibet und uͤber
ihm herumb revieret, damit, wann et-
wan eine Lerche geſprenget wird, er die-
ſelbe verfolgen koͤnne, welche ſich dann
ſehr druͤcket, und davor fuͤrchtet, auch
nur vor einen ausgeſtopfften Balg feſte
lieget, daß man ſie mit einem Deck-Garn
leichte tyrasſiren kan.


Von der Eule und kleinen Kautz.


Die Eule, als ein Nacht-Raͤuber,
thut in Phaſan-Gaͤrten, auch dem wild
und zahmen Gefluͤgel, bey langen fin-
ſtern und kalten Naͤchten, da man nicht
auffpaſſen kan, und ſie des Nachts ſcharff
ſehen, groſſen Schaden; bey Tage aber,
da ſie ohne diß bloͤde Geſicht haben, hal-
ten ſie ſich heimlich und ſehr verborgen,
in hohlen Baͤumen und Loͤchern oder
doch in dicken Aeſten, und druͤcken ſich
hart am Stamm gantz geſchmeidig, weil
ſie ſonſten, wenn ſie erblicket werden, von
allen Voͤgeln nicht allein hefftig beſchrien
und verrathen, ſondern auch ſehr ver-
folget werden. Man pfleget auch die
Eulen mit dem Habicht zu peitzen, wie
im Oeſterreichiſchen ſehr gebraͤuchlich:
Sie leben ſieben biß acht Jahr und iſt
nichts an ihnen, als meiſtens Federn:
Haben einen groſſen Kopff und kleinen
Leib, ſind geſchleyert anzuſehen, wie ein
altes Weib, mit groſſen Augen und krum-
men Schnabel. Die Kaͤutzlein haben
einerley Geſtalt, Art und Natur, wie
die Eulen, nur daß ſie umb ein merckli-
ches kleiner ſind, halten ſich in wuͤſten
Gebaͤuden und verſtoͤhreten Oertern
auch hohlen Baͤumen auf: Sie nehren
ſich meiſtens von derer armen Voͤgel
Jungen und Eyern, auch Maͤuſen und
dergleichen, daher ihnen die Voͤgel ſehr
feind ſind, und wo ſie dieſelben nur er-
blicken, ſie verrathen und auf ſie ſtechen.
Man braucht ſie zum Vogel-Fang bey
denen Leim-Spillen, da die kleinen Voͤ-
gel, faſt gantz blind, wunderſam auf diß
ungewohnte Monſtrum zufallen und ſich
ſelbſt hierdurch ſchaͤdlich in Leim verwi-
ckeln: Sie bleiben Winters und Som-
mers hier zu Lande und werden zu er-
meldten Vogelfang aus denen Neſtern
gehoben und jung aufferzogen. Sonſt
kan man die Alten ſchwerlich fangen:
Man fuͤttert ſie mit allerley Fleiſch, Sper-
lingen, verſtorbenen Lock-Voͤgeln, Maͤu-
ſen, Froͤſchen und dergleichen, nur daß
man ihnen bey Zeiten ihr Gewaͤlle ver-
ſchaffet; Man kan ſich mit ihnen eine
artliche Luſt machen, wenn man kleine
Voͤgel fangen will.


Von denen Raben.


Es mag wohl dieſer ſchaͤndliche Vo-
gel einer mit von denen ſchaͤdlichſten
Raub-Thieren ſeyn, zumahl denen Haa-
ſen und dem Feder-Wildpraͤth in der
Satz- und Bruth-Zeit, und haͤlt man
davor, daß dieſer Vogel auf eine Stun-
de von denen Aeſern und Ludern Wind
erhalten koͤnne. Er horſtet auf denen
groͤſten Tannen und andern Baͤumen,
bringet zwey, drey, biß vier Junge aus,
welche mehrentheils auff Oſtern aus de-
nen Eyern ſind: Er ziehet nicht wie an-
dere Voͤgel, ſondern bleibet Winters-
Zeit allhier zu Lande. Wo ein Paar
Raben in einem Wald hecken, verrathen
ſie alles, was ſie gewahr werden, durch
ihr Geſchrey: Sie leiden keine andere
auf ihrem Revier. Der Rabe iſt der
vornehmſte Galgen-Vogel, ſo ſich von
Coͤrpern, wo Galgen und Raͤder ſtehen,
ernehret; Und hacket denen todten Coͤr-
pern zuerſt die Augen aus: Warumb
er aber ſolches thue, davon ſind die Au-
tores
unterſchiedener Meynung. Pli-
nius
und Iſiodorus halten dafuͤr, es ge-
ſchehe dieſes darumb, weil er in denen
Augen als in einem Spiegel ſein Bild-
niß ſehe, dahero er meyne, es waͤren
andere Raben vorhanden, die ihm den
guten Biſſen vorm Maule wegnehmen
wolten, wie ſonſt die Hunde, wenn
man ſie gegen einen Spiegel halte, an-
U 2fahren
[156]Anderer Theil/
fahren und bellen. Allein bey geſchloſſe-
nen Augen eines Coͤrpers, ſo durch ge-
waltſamen Todt geſtorben, kan dieſes
nicht ſtatt haben, dahero zu glauben, daß
ſolches von denen Raben deswegen ge-
ſchehe, weil die Augen von beſſern Ge-
ſchmack, und leichter fortzubringen ſind.
Jſt auch von Diebiſcher Art und ſtiehlet,
was er antrifft, und ſchleppet alles nach
ſeinem Neſt: So er zahm aufferzogen,
und ihm die Zunge geloͤſet wird, lernet
er etliche Wort reden, wie ein Menſch.
Er ſiehet glaͤntzend ſchwartz aus: wie-
wohl es in Nordiſchen Laͤndern auch
weiſſe Raben giebt. Sonſt iſt der Ra-
be ein behertzter Vogel, welcher mit dem
Habicht und Falcken in der Lufft offte
ſtreitet: Wenn das Wetter ſich aͤndert,
verkehret er ſeine Stimme. Es halten
einige des Rabens Flug und Stimme
vor ein gewiſſes Præſagium vorſtehen-
den Ungluͤcks, ſo ich dahin ſtelle, und hier-
von nichts weiter melde.


Von der Kraͤhe.


Dieſer Vogel, ob er wohl etwas klei-
ner, ſo iſt er doch auch obigen gleich ge-
achtet. Er horſtet in Hoͤltzern, Wieſen
und Gaͤrten, und bringet drey biß vier
Junge aus. Seine Nahrung ſind nebſt
dem Raube auch Koͤrner; Maaſſen der-
ſelbe im Fruͤh-Jahre bey der Beſtellzeit
viel Schaden an etlichen Orten anrichtet:
Sie ſind, abſonderlich Winters-Zeit, von
Farben geaͤndert, und werden biß auff
die Fittiche Aſcherfarb grau: Man will
auch gewiß davor halten, daß dieſe Art
im Monath Junio nicht ſauffe, welches
daher leicht geglaubet werden koͤnte,
weiln ſie zu dieſer Zeit auf denen Aeckern
gantz matt zuſammen zu ſitzen, und zu
ſchreyen pflegeten. Sie werden beym
Schuhu auf Kraͤhen-Huͤtten geſchoſſen,
auch Winters-Zeit mit Bemſen gefangen:
Es thun die Kraͤhen groſſen Schaden an
dem jungen und zahmen Gefluͤgel, und
deren Eyern; ja ich habe geſehen, daß
zwey Kraͤhen einen alten Haaſen ge-
ſtoſſen. Jn der Bruth-Zeit thun ſie
groſſen Schaden mit Eyer-Ausſauffen.
Sie gehen auch hinter dem Pflug her,
umb in der friſchen Erde die Regen-
Wuͤrme und Maden zu ſuchen, machen
nebſt den Raben Geſellſchafft umb das
Gerichte, auch bey denen Schind-An-
ger und Luder-Plaͤtzen. Jhr Gehirn,
friſch aufgeleget, dienet vor erfrohrene
Glieder. Die Kraͤhen ſchreyen auch,
wenn das Wetter ſich aͤndern will, oder
ſie was mercken: Sind ſchlauhe Voͤgel.


Von der Aelſter.


Dieſes mag auch unter allen vor be-
ſchriebenen Voͤgeln einer von denen
ſchlimmſten und ſchaͤdlichſten mit ſeyn,
weil ſie ſo wohl in Feldern dem kleinen
Weydewerck, als auch in Hoͤffen und
Gaͤrten denen Kuͤchlein und Eyern groſ-
ſen Schaden thut. Darbey ſehr liſtig
iſt, und ſich nicht leicht mit Schieſſen oder
ſonſten beykommen laͤſſet. Es horſten
die Aelſtern mehrentheils nahe an Doͤrf-
fern und Staͤdten, damit ſie nicht weit
zu denen Hoͤffen haben moͤgen. Son-
derlich iſt zu mercken, daß ſie ihre Neſter
oder Horſten oben mit Geniſte zuwoͤl-
ben, damit ſie vor Wetter und Schloſ-
ſen geſichert ſind; Auf der Seiten aber
laſſen ſie ein rundtes Loch, daß ſie kaum
hinein kommen koͤnnen, bey welchem
Eingang der Land-Mann zu mercken
pfleget, wo daſſelbe Jahr die meiſten Un-
gewitter herkommen: Maaſſen ihnen
die Natur lehren ſoll, daß ſie dieſen Ein-
gang allzeit gegen uͤber machen. Sie
lernen reden, ſo ihnen die Zunge geloͤ-
ſet wird und man ſie von Jugend auff-
erziehet, und pfleget dieſer Spitzbube ſo
gut zu ſtehlen, als der Rabe, und ver-
ſchleppet alles, was er antrifft, in die
Winckel: Er iſt ein gelerniger Vogel, mit
leichter Muͤh abzurichten, aber darbey
leichtfertig, und ſehr vorwitzig. Es glau-
ben einfaͤltige Leute, daß ſein Geſchrey
fremde Gaͤſte anzeigen ſolle.


Von dem Kuckkuck.


Ob zwar dieſer ſeltſame und bey
vielen vor einen Raub-Vogel geachtete
Kuckkuck hieher nicht gehoͤret, anerwo-
gen er nichts weniger, als ein Raub-
Thier
[157]Von denen wilden Thieren.
Thier iſt, ſo habe ich doch wegen ſeiner
Geſtalt, die einem Sperber in allem,
auſſer dem Schnabel und dem Fange,
ſehr gleichet, mit in der Reyhe gehen laſ-
ſen und von ſelben etwas hieher ſchrei-
ben wollen. Und zwar was ſeine Nah-
rung anbelanget, ſo genieſſet er nichts,
als Raupen und Wuͤrmer, dann er kei-
nen Raub-Schnabel, ſondern in Geſtalt
einer Tauben hat, auch dergleichen kur-
tze und ohne Raub-Klauen befindliche
kleine Fuͤßlein wie die Tauben. Er
koͤmmt Fruͤhlings-Zeit mit Ruͤckung de-
rer Knoſpen, und gehet gleich nach Jo-
hannis-Tag wiederum weg, daß aber
etliche Unerfahrne ſo gar auch Weid-Leu-
te davor halten, er veraͤndere ſich nach
Johannis in einen Sperber und Raub-
Vogel, ſolches iſt wider die Natur, maaſ-
ſen GOTT ſeine Geſchoͤpffe nicht zwey-
mahl im Jahre aͤndert, ſondern wie er
ſie einmahl geſchaffen, beſtaͤndig laͤſſet.
Dieſes aber iſt gewiß, daß, ob ſie ſich
wohl paaren, und zuſammen zuͤchten, ſie
doch niemahls ihre Eyer in einem von
ihnen ſelbſt zuſammen getragenen Neſte
ausbringen, ſondern ſie legen ſie in an-
derer Vogel Neſter, als der Graße-Muͤ-
cken, Bachſteltzen und ſolcher Voͤgel, wel-
che ihre Jungen mit Gewuͤrmig fraͤſſen
und laſſen ſie auffziehen. Wie ich dann
ſolches ſelbſt mit Bachſteltzen erfahren,
welche dergleichen eingelegtes Ey aus-
gebruͤthet, und hernachmahls in ei-
nem Vogel-Bauer, dahin man ihre
Bruth mit dieſem Huren-Kinde geſetzet,
auferzogen haben. Daß er aber, wenn
er ſo weit auferzogen und fluͤchtig wor-
den, alsdann ſeine Wohlthaͤter ſelbſten
wieder freſſen ſolte, iſt abermahl falſch:
indem er, nach ſeiner obbeſchriebenen
Geſtalt derer Fuͤſſe und Schnabels, ſol-
ches zu thun nicht vermag, daß er aber
denjenigen Vogeln, welchen er ſeine Eyer
einlegt, die Bruth verderbe, oder aus-
ſauffe, daſſelbe iſt nichts unmuͤgliches:
doch habe ichs nicht erfahren.


Phyſicaliſche Betrachtung des Feder-Wildes.


Man findet, die Wahrheit zu be-
kennen, viele ſeltſame Eigenſchafften der
Natur bey denen Voͤgeln, dann es ha-
ben dieſelben einen zweyfachen Magen,
darinnen iſt der Kropff oder Schluck-
Magen, der andere iſt der rechte Magen.
Jn dem erſtern werden die Speiſen zu-
bereitet, in dem andern verdauet und
in Chylum verwandelt. Jn dem Kropffe
behalten die Voͤgel die gantzen Koͤrner,
die ſie gefreſſen, und wann ſie dieſelben
mit dem Waſſer, das ſie trincken, be-
feuchtet und erweichet, ſo laſſen ſie ſie
hernach in den Magen fallen, derowe-
gen verſchlucket faſt alles Feder-Vieh
Sand, Steinigen und etliche andere
harte Dinge, die behalten ſie mit der
Speiſe in dem Magen, in dem Kropffe
aber iſt nichts von dergleichen Dingen.
Jhr Magen beſtehet aus zweyen ſehr
dicken und ſtarcken Muſculis, damit ſie,
gleich als mit zwey Muͤhlſteinen, die
Speiſen mahlen koͤnnen: Und an ſtatt
derer Back-Zaͤhne, die ſie nicht haben,
muͤſſen ihnen die Steinigen dienen. Auf
ſolche Weiſe zermalmen und verwan-
deln ſie die Speiſe in Chylum. Dar-
nach wann ſie die Materie zuſammen
und den Safft ausgedrucket, (wie man
aus denen Kraͤutern oder zerſtoſſenen
Fruͤchten den Safft auszudruͤcken pfle-
get,) ſo ſteiget das, was weich iſt, auff-
waͤrts und gehet in die Daͤrmer, die ſich
oben an dem Magen beym Schlunde
anfangen. Daß dieſem alſo ſey, iſt an
vielen Voͤgeln zu ſehen, in deren Magen,
wann die Steinigen und andere harte
Dinge etwas lange geblieben, ſie durch
die ſtete Bewegung ſo abgetrieben und
glatt gemacht werden, daß ſie nicht mehr
dienlich ſind, die Speiſen zu zerreiben
und muͤſſen deswegen weggeworffen
werden. Dahero probiren die Voͤgel
allezeit die Steinigen mit der Zunge und
wenn ſie nichts mehr rauhes und ſcharf-
fes an ihnen fuͤhlen, ſo werffen ſie ſie
wieder weg. Auf dieſe Weiſe hab ich
Eiſen, Silber und Steinigen, welche
abgenuͤtzet und faſt gar verzehret waren,
in des Strauſſes Magen und auch im
Caſſauvare gefunden. Und deswegen
wird insgemein dafuͤr gehalten, daß ſie
Eiſen verdauen und davon ernehret
werden. Wann man die Ohren an die
Falcken, Adler und andere Raub-Voͤgel
haͤlt, wann ſie noch nuͤchtern ſind, ſo hoͤ-
ret man klaͤrlich die Steinigen knirſchen.
Denn die Falcken freſſen nicht die Stei-
nigen ſich damit zu kuͤhlen (wie die Fal-
conir
er gemeiniglich irren,) ſondern die
U 3Spei-
[158]Anderer Theil/
Speiſe damit zu zerreiben, und in dem
Magen das Verdauete zu reſolviren, wie
die Hunde die harten Knochen. Auch ha-
be ich in dem Magen einer Birck-Hen-
ne eine eiſerne Schuh-Zwecke gefunden,
welche ſie ohngefehr verſchlucket und ab-
genuͤtzet hatte. Borellus ſchreibet, er ha-
be in einen Huͤhner-Magen eine kleine
Silber-Muͤntze, ſo bereits halb verzeh-
ret oder abgenutzet geweſen, gefunden.
Ferner laſſen die Voͤgel keinen Urin von
ſich, weil ſie keine Blaſe haben, darin-
nen ſie den Unrin ſammlen koͤnnen: Da-
her haben alle Voͤgel, ſie moͤgen Fleiſch,
trockene Saat oder Koͤrnlein freſſen, ei-
nen weichen Leib, weil die ſeroſi humo-
res
oder molckigten Feuchtigkeiten nicht
in der Blaſe geſammlet, ſondern in den
gantzen Leib hin und her zertheilet wer-
den, weßhalben ſolche ausgetheilte Feuch-
tigkeit, und gantz duͤnne Haut, welche
viele Schweiß-Loͤcher oder Poros hat,
vielfaͤltig verurſachet, daß die grimmige
Kaͤlte leicht durchdringen und die Voͤgel
erfrieren koͤnnen, leichter, als andere vier-
fuͤßige Thiere, ob ſie ſchon mit Federn
bedeckt ſind. Und pflegen ſie den Kopff
hinter die Fluͤgel zu ſtecken, theils umb
ſolchen vor der Kaͤlte zu verwahren, theils
und vermuthlich aber, damit das Cor-
pus
mit dem Kopff in einen Centro oder
Gewicht bleibe, und ſie nicht aus Phan-
taſie
oder durch Ruͤcken des Kopffs vor-
werts herab fallen moͤchten. Es regie-
ren ferner die Voͤgel ihren Flug motu
recto,
auch obliquo mit ihrem Schwantz,
an ſtatt eines Steuer-Ruders und wiſ-
ſen durch ſolche Bewegung ſich in der
Lufft zu halten. So iſt auch unlaͤug-
bar, daß zwiſchen denen Voͤgeln und Fi-
ſchen, nach des Phyſici Sperlingii p. 392.
Meynung, groſſe Verwandſchafft ſeyn
ſolle, weil ſie nemlich aus Waſſer und
einerley Materie erſchaffen, auch an ei-
nem Tage gemachet: Sie haͤtten einerley
Temperament und Feuchtigkeit, ver-
mehrten ſich beyderſeits durch Eyer und
dergleichen, wovon ich aber nichts poſiti-
ves ſtatuir
e, ſondern jeden ſeine Mey-
nung laſſe. Endlich haben die Voͤgel
auch dieſen Vorzug, daß ſie vor allen
Thieren allein reden lernen koͤnnen, als
da ſind die Papagoyen, Aelſtern, Stah-
ren, ja wie man ſagt, die Raben, Tho-
len, und Amſeln, weil ſie nach Plinii
Meynung eben wie die Menſchen breite
Zungen und Kinnbacken haͤtten, auch
durch genaue Auffmerckſamkeit reden
zu lernen geſchickt wuͤrden.


Von fremden auslaͤndiſchen Voͤgeln/


Als Erſtlich
Von dem Papagoy.


Die Papagoyen kommen, nach des
Herrn Geſneri Bericht aus Braſilien,
allwo ſie einen Aſchefarbenen Kopff, gel-
ben Bauch, gruͤnen Halß, Ruͤcken und
Fluͤgel haben, wovon jedoch der Ruͤcken
uñ Schwantz etwas blaulicht, an welchen
ſich die laͤngſten Federn roth u. die Spitzen
derer Schwing-Fedeꝛn ſchwaꝛtz befunden,
welches die gemeineſte Art daſelbſt herum
geweſen, wiewohl ſie anderswo, wegen
Ungleichheit des Climatis, auch von meh-
rern und ſchoͤnern Farben gefunden wer-
den. Hinter Syria iſt ihre Geburths-
Stadt, wovon ſie aus denen Laͤndern,
ſo gegen Morgen und Mittag liegen,
zu uns gebracht werden, auch kommen
ſie aus Egypten, Jndien und Mohren-
land, da ſie viel groͤſſer und von ſieben
unterſchiedenen hellglaͤntzenden Farben
gezieret ſeyn ſollen, und ſollen ſich die Ein-
wohner, daſelbſt nach der Landes-Ge-
wohnheit, Haupt-Binden und Leib-
Schuͤrtze von dergleichen ſchoͤnen Federn
flechten. Er hat einen ſehr feſten krum-
men Schnabel, welcher ſo ſtarck, daß er
eiſernen Drath zerkneipen kan, ſehr har-
te Beine am Kopff und kurtzen Halß,
eine ſtarcke helle Stimme und eine brei-
te Zung, als kein ander Vogel, weßwe-
gen er auch vernehmliche Woͤrter, wie
ein Menſch deutlich lernen u. ausſprechen
kan: Und ſollen die edlen fuͤnffe, die un-
gelehrſamen aber drey Zehen an jedem
Fuſſe haben. Plinius hingegen meldet,
daß er zweye vorn und zweye hinten haͤt-
te. Dieſer Jndianiſche Papagoy ſoll
ein gelehrſamer Vogel ſeyn, vornehm-
lich reden zu lernen, wie die Kinder
menſchlichen Geſchlechts, weßwegen er
auch von vornehmen reichen Leuten zur
Raritaͤt
[159]Von denen wilden Thieren.
Raritaͤt allein unterhalten wird. Ein
ſolcher Vogel wird von einem beſondern
Waͤrter mit klarer, langſamer und ver-
nehmlicher Stimme taͤglich abgerichtet.
Was man ihm nun vor Woͤrter aus-
zuſprechen vorſaget, erlernet er mit al-
lem Fleiß. Sonſt hat der Papagoy ein
gutes Gedaͤchtniß und ſchwatzet gern mit
Kindern, weil er dieſelben ſonderlich lie-
bet: Jſt liſtig und geſchwinde und wird
das Lachen und Ruffen eines gewoͤhn-
lichen Namens von ſich ſelbſten nachma-
chen: Beſiehet ſich gerne im Spiegel
und hat die Turtel-Tauben lieb; Man
kan ihn mit Wein froͤlich und truncken
machen: Er ſiehet gerne ſchoͤne Jungfrau-
en und Kinder, aber baͤrtigten rauch-
verwachſenen Maͤnnern iſt er gram. Er
ſoll ein ſehr hohes Alter erreichen und
offt uͤber Menſchen Gedencken leben: Er
hilfft ſich mit dem Schnabel fort zu klet-
tern: Wann er lernen ſoll, muß man
ſeinen Keficht bedecken, ihm einen Spie-
gel auswaͤrts haͤngen, darinn er ſich be-
ſehen kan, und muß ihm etliche Wort,
die er lernen ſoll, gegen den Abend,
wann er geſſen hat, offt fuͤrſagen, auch
Morgens wiederhohlen, ſo vermeynet
er, der Papagoy im Spiegel thue ſol-
ches und befleißiget ſich deſto embſiger,
es nach zu tichten: Am beſten geſchiehet
dieſes im duncklen; Eine Weibes- oder
Kinder-Stimme wird er ehe nachſpre-
chen, als eines Mannes. Sie trincken
von Natur nicht, baden ſich aber gerne
und iſt ihnen ſehr nutz, wann ſie offt
mit Wein, klein eingeſpruͤhet, ge-
netzet und alſo befeuchtet werden,
ihnen den Staub und das Ungeziefer zu
vertreiben, ſie bekommen davon ſehr ſchoͤ-
ne Federn, dann ſie lieben die Sauber-
keit. Sonſt haben ſie leicht das Podagra
und muß der Boden ihres Hauſes all-
zeit uͤber den andern Tag heraus genom-
men, ein anderer ſauberer hinein gethan,
abgeputzet und alſo offte umbgewechſelt
werden. Jhre beſte und geſuͤndſte Spei-
ſe iſt Semmel zerbrockt, oder die Schmol-
len gantz davon, die muß in Waſſer ge-
weicht, die uͤbrige Feuchte wieder ausge-
druckt und alſo in ihre Muͤſchlein taͤg-
lich geleget werden; theils weichen die
Semmel auch in Wein oder Bier. Mich
hat abeꝛ ein Papagoy-Haͤndler verſichert,
daß ihnen das Waſſer am geſuͤndeſten
und beſten ſey. Sonſt koͤnnen ſie ohn
allen Tranck geſund und friſch leben.
Giebt man ihnen Waſſer oder Wein, ſo
ſchledern und trincken ſie wohl, iſt ihnen
aber nicht geſund und bekommen davon
leicht den Durchfall: Sie freſſen auch
ſonſt allerhand Obſt, Keſten, Nuͤſſe, Aepf-
fel, Mandeln, Zucker; Am beſten und
unſchaͤdlichſten aber iſt es ihnen, man
laſſe ſie bey Semmel und Waſſer ver-
bleiben; Geſaltzene Speiſe iſt ihnen ſehr
ſchaͤdlich und ſollen ſie davon verrecken.
Wann ſie recht gehalten werden, leben
ſie auff hundert und noch mehr Jahr.
Die weiſſen Papagoyen und die grauen
mit denen rothen Schweiffen ſind geler-
niger, als die andern, wiewohl ſich auch
unter denen gruͤnen etliche gute befin-
den, etliche aber lernen nichts, ſchreyen
und kirren nur, daß einem die Ohren
weh thun. Die Sittich ſind auch eine Art
von Papagoyen: Dieſe koͤnnen nichts re-
den, lachen aber und pfeiffen, weinen
auch, der Gleichheit nach, wie die klei-
nen Kinder, wann ſie kranck ſind, oder
geſtaͤupet werden: Sind nicht viel groͤſ-
ſer als eine Droßel, aber langſchweif-
fig, gantz graßgruͤn und am Leibe etwas
lichter; Der Schnabel und die Fuͤſſe ſind
roͤthlicht und Fleiſchfarb, ſonderlich aus-
waͤrts, inwendig ſind ſie etwas dunckeler.
Das Maͤnnlein hat umb den Halß ein
gelb gruͤnlicht Ringlein. Jhre Speiſe
iſt, gleich denen Papagoyen, geweichte
Semmel und anderes Obſt, auch Hanff
und Kerne vom wilden Saffran; Er
lebt zwoͤlff biß funffzehen Jahr. So-
wohl der Papagoy, als der Sittich ſind
eine Art fremder Spechte, weil ſie, wie
dieſe, nur vier Zehen, vorne zwey und hin-
ten zwey haben; Die Fuͤſſe brauchen ſie,
wie der Menſch ſeine Haͤnde, und freſ-
ſen ihre Speiſe alſo, daß ſie damit zu ih-
rem Schnabel langen. Wie ich es dann
vor meine Perſon vor eine Art Gruͤnitze
halte, welche faſt dergleichen Schnaͤbel,
gruͤne Farbe, und Geſchrey haben, nur
daß ſie dunckler, kleiner und hier gemei-
ner anzutreffen ſind.


Vom Jndianiſchen Raben.


Ein noch anderer und groͤſſerer Vo-
gel iſt der Jndianiſche Rabe, welchen ich
zu Dreßden in dem Koͤnigl. Loͤwen-Hau-
ſe oben in einer Cammer in einem eiſer-
nen
[160]Anderer Theil/
nen Ring ſitzen geſehen, der hatte einen
ſehr groſſen krummen weiſſen Schnabel,
ſein Geſchrey war heiſcher und ſtarck, die
Federn meiſtens roth, weiß und blau-
licht, von langen Schwantz und Fluͤgeln.
Der Weſt-Jndianiſche Rab iſt wie ein
groſſer Papagoy, faſt noch einmahl ſo
groß, gar ſchoͤn von rothen, gruͤnen, gel-
ben und vermengten Federn, ſein Gang,
Geſchrey und Geaͤſe iſt auch gleich, er iſt
nicht kleiner, als unſere Raben, wird
von vornehmen reichen Leuten, weil es
etwas ſeltſames iſt, ernehret und gehal-
ten. Der Oſt-Jndianiſche Rabe aber
iſt nur ſo groß, als eine Taube, hat ei-
nen Fingers langen ſchwartzen Schna-
bel und ein groſſes Maul, eine kurtze
Zunge und blaulichte Augen: Seine Fe-
dern ziehen ſich meiſt auff Aſcherfarb,
mit gruͤn vermenget.


Von der Anatomia
Des ſaͤmtlichen Feder-Wildpraͤths.


Und zwar Erſtlich
Generaliter und uͤberhaupt die Eyer judiciren zu koͤnnen.


Den Anfang dieſer ſehr ſubtilen zar-
ten kleinen Nachricht muß ich wohl von
den Eyern anfangen; Wiewohl nach
dem Alten Sprichwort es meiſt vor eine
vergebliche Arbeit gehalten wird, ſich um
ungelegte Eyer zu bekuͤmmern. Es iſt
bekant, daß GOtt der Allweiſe Schoͤpf-
fer den innerlichen Trieb und Zuneigung
aller Creaturen und der Erden Vegeta-
tion,
ſowohl derer Kraͤuter und Baͤume
Wachsthum nach vergangenem trauri-
gen kalten Winter, zur angehenden
Fruͤhlings-Zeit, jaͤhrlich nach der oberir-
diſchen und unterirdiſchen correſpondi-
renden Jahres-Witterung renaſciren
und gleichſam von neuen verjuͤngern
laſſe: ſich auch umb ſolche Zeit bey froͤli-
chen Anblick und warmer Lufft alles
Feder-Wild zu begatten und jedes nach
ſeiner Art zu vermehren bemuͤhet, wo-
von ich bereits in der Eigenſchafft eines
jeden Vogels, ſowohl von groſſer als klei-
ner Art unterſchiedener Sorten gedacht.
Wann demnach die innerliche Brunſt
und hitzige Liebes-Begierde dieſe Voͤgel
empfinden; ſo ſuchet ein jegliches ſeines
gleichen, wo es von Natur ſich auffzu-
halten gewohnet, allwo ſich der Hahn
oder das Maͤnnlein mit der Henne, Si-
en, oder Weiblein, durch innerlichen
Trieb begattet, nach deren Empfaͤngniß
der ſchon von der Natur hierzu aptirte
Eyerſtock in Utero gleichſam zu keu-
men, hitzen und ſchwellen beginnet, biß
daß die Anzahl einer jeden Art Voͤgel-
Eyer formiret iſt, welche anfangs klein,
roh, zart und gelbe ſind, darinnen
vera Materia Animæ, oder die wahre le-
bendige Seele imprimiret, welche ihren
Anfang im centro gleichſam in gar klei-
ner Form als ein Punct coaguliret und
mit einem Haͤutlein umbfaſſet, welches
nach und nach durch die natuͤrliche Hitze
der Mutter concerniret und erwaͤrmend
waͤchſet, biß die darinnen enthaltene und
verborgene Seele zu wuͤrcken und ſich
nach der Natur zu bilden anfaͤnget, in
welcher temperirten Waͤrme ſich die
Frucht conſerviret, biß ſie als ein Apffel
ihre Zeitigung vollkoͤmmlich erhalten, von
der Natur herausgeſtoſſen, von der Mut-
ter aber, durch deren innerliche Hitze und
natuͤrlichen Liebe mit ihrem warmen Lei-
be ausgebruͤtet und erwaͤrmet wird.
Es meldet der offt erwehnete und Welt-
beruͤhmte Herr Doctor Gerhardus Bla-
ſius
in ſeiner Anatomia Animalium, wel-
che er ſehr weitlaͤufftig tractiret und in
Lateiniſcher Sprache geſchrieben: de Ovo
\& Pullo
folgendes: Daß das Ey des an-
dern Tages in der Bruͤth-Zeit, da die
Mutter auf denen Eyern ſitzet, innerlich
ſich bereits in eine dicke Maſſa verwan-
dele. Des dritten Tages mit einem Haͤut-
lein umbgebe und ſeine Correſpondenz
nach der Mutter nehme, welches der
Eyerdotter umbhuͤllet. Des vierdten
Tages erſcheine das Coͤrperlein in Cen-
tro,
jedoch ſehr zart, aus welchen vieles
kleine Geaͤder ſich extendire, allwo ſich die
Frucht bereits in Kopff und Beingen
formire. Den fuͤnfften Tag wachſe die
Frucht und das Haͤutgen groͤſſer, da die
Augen und der Kopff bereits gebildet,
mit dem Schnabel unterwaͤrts gewen-
det. Am ſechſten Tag wuͤrden die Au-
gen
[161]Von denen wilden Thieren.
gen groͤſſer und erhaben, der Kopff ſtaͤr-
cker und die Frucht deutlicher. Am ſie-
benden Tag vermindere ſich der Eyer-
Dotter, die Frucht ſtaͤrcke ſich und neh-
me das Gehirn ſeinen Anfang. Den
achten Tag bilde ſich das Corpus dieſer
Frucht in einen groſſen Kopff und Au-
gen, Fliegel und Beingen, in deſſen Leib
die Adern gehen. Des neundten Tages
wachſe die Frucht groͤſſer, verſtaͤrcke die
Glieder und formire das Chryſtalliniſche
Auge. Den zehenden Tag iſt Kopff,
Schnabel und Augen vollkommen. Des
eilfften Tages erweiterten ſich die Au-
gen und die Frucht werde groͤſſer. Des
zwoͤlfften Tages ſey die Frucht in dem
Ey zuſammen gehaucht, von mehrern
und groͤſſern Adern colligiret. Des drey-
zehenden Tages werde die Frucht groͤſſer,
die gezeugten Glieder und Nerven de-
rer Augen nehmen zu und ſey durchge-
hends vollkommener, da ihm dann die
Federlein maͤhlich zu wachſen anfangen
und es taͤglich je mehr und mehr von
dem vierzehenden Tag biß auf den vier
und zwantzigſten oder zur Ausſchlupff-
Zeit in der Formirung zunehme. Den
funffzehenden ſoll es das Leben gewin-
nen und die uͤbrige Zeit zunehmen, biß
die Zeit der Geburth herbey nahe, da es
durch ſein Schnaͤblein oberwerts die
Schale durchſtoſſe, ſich mit denen Bein-
gen ſperre, biß die Schale zerbreche und es
ſodann ausſchlupffe und auff der Welt
ankomme, da es naß vom Dotter und
matt von der Geburths-Arbeit unter
ſeiner Mutter Fluͤgel, und Bruſt mit
groͤſter Vorſorge erwaͤrmet wird, wo-
bey die Muͤtterliche Liebe ungemeinen
Fleiß und Vorſorge traͤget, es auffzubrin-
gen. Die Jungen bringen ihre meiſte
Zeit mit ſchlaffen zu, und liegen in dem
von Mooß, oder andern Materien ge-
machten weichen Neſte, nach Art und
Eigenſchafft derer Voͤgel, welche nach
aller Huͤhner Art auf der Erden eine tief-
fe Grube machen, ſie mit wenigem Graß-
Geniſte, nebſt Pflaum-Federn von ih-
rer Bruſt, denen Jungen zu Liebe, ſie
weich zu bewahren, anfuͤllen. Die Voͤ-
gel aber, ſo ihre Neſter auff die Baͤume
machen, flechten ſolche kuͤnſtlich mit Zweig-
lein und Mooß zuſammen, warten und
pflegen ihrer jungen mit allem Fleiß, ſie
vor der rauhen Lufft zu bewahren, biß
ihnen die Natur mehrere Federn, ſo an-
faͤnglich wollicht anzuſehen, mitgetheilet
und ſie der Mutter gewoͤhnliche Nah-
rung anzunehmen beginnen, da ſie dann
taͤglich je mehr und mehr zunehmen, zu-
mahln der himmliſche Thau und derer
Sonnen Strahlen kraͤfftige Wuͤrckung
zum Wachsthumb derer Schwing-Fe-
dern, das meiſte contribuiren, biß ſie
nach etlichen wenigen Wochen vollkom-
men flicke werden und aus Trieb der Na-
tur vorwitzig aus ihrem Neſt von einem
Aſt zum andern fliegen. Die aber von
der Art derer Huͤner bey der Erden ſind,
haben in der Natur, daß ſie, ſo bald ſie
nur trocken, gleich herumb lauffen und
ſich wie die Maͤuſe verkriechen.


Anatomia aller Huͤhner Arten.


Der Huͤhner giebts vielerley Arten,
als Trappen, Phaſianen in Feldern, Au-
er-Huͤhner, Birck-Huͤhner, Haſel-
Huͤhner im Walde, und Reb-Huͤh-
ner oder Feld-Huͤner auf denen Ae-
ckern. Dieſe haben alle einerley in-
nerliche Eigenſchafften, einerley Na-
turen, im Sand und Erde zu ſchar-
ren, und Steingen und Koͤrner zu ver-
ſchlucken, weswegen ich ſie der Kuͤrtze
halber einerley tractire. Nemlich die
Wald-Huͤhner haben mit Federn ver-
wachſene Klauen, als da ſind Auer-Huͤh-
ner, Birck-Huͤhner und Haſel-Huͤhner:
Dahingegen haben die Feld-Huͤhneꝛ glat-
te ſchuppige Klauen, nemlich die Trap-
pen, Phaſianen, Reb-Huͤhner und Brach-
Huͤhner. Die Klauen dieſer Huͤhner
haben vorwarts drey Zehen, deren eine
jegliche wiederumb drey Glieder, an
deren Ende die krumme hornigte Naͤ-
gel gewachſen, welche innerlich von ſtar-
cken Flechſen ſind; Hinten gehet eine kur-
tze Klaue von einem Glied, gleichſam als
der Daumen geordnet. Die Haͤhne ha-
ben zum Unterſcheid derer Huͤhner hin-
ten uͤber demſelben einen ſteiffen Knor-
ren von hornigtem Gewaͤchs, die Spoh-
ren genannt. Die Haut aller Huͤhner
hat unzehlich erhabene kleine Waͤrtzlein,
welches vermuthlich die Pori oder
Schweiß-Loͤcher ſind, darinnen Materia
collectanea
zu der Federn Wachsthumb
befindlich ſeyn mag, und bedecket den
Leib zu Erhaltung der natuͤrlichen Waͤr-
me. Zwiſchen denen weichen Pflaum-
Federn ſind Glieds lange Haare ge-
wachſen, welche die Waͤrme vermehren:
XDie
[162]Anderer Theil/
Die Federn ſind unten am Kiehle hor-
nigt und hohl, am Leibe wolligt, die Waͤr-
me zu conſerviren. Als nun eine Hen-
ne und einen Hahn reinlich abrupffen
laſſen, und zu mehrerer Gewißheit mei-
nem Phaſian-Waͤrther Chriſtoph Schwa-
nebecken, weil dieſer aus Erfahrung der
vielfaͤltig unter ſich habenden Eyern und
Huͤhnern das beſte Zeugniß geben koͤn-
nen, darbey zugegen hatte, wurde die
Haut dieſer Hennen aufgeſcherffet, wel-
che zu beyden Seiten der Bruſt ſonderli-
che Adern hatte. Sie war unten dicke
am Lege-Bauch gewachſen, und hatte
unterſchiedliches Fett an der Spitze des
Bruſt-Beins zu beyden Seiten. Der
Schlund oder Eyer-Darm, welcher un-
ter dem Stertz oder Schwantz befindlich,
und in die Quere gewachſen, war von
der Natur mit einem rothen Haͤutgen
am Ende verſehen: Als der Lege-Bauch
geoͤffnet, welcher inwendig ſehr fett war,
lagen die Daͤrme herumb gewunden;
da man hierauff den Bruſt-Knochen
aufgebrochen, welcher ſehr feſte verwach-
ſen war, ſahe man zwar kein eigentliches
Zwergfell, aber ein ſtarckverwachſenes
Fett. Als man unter dem Schnabel
die Haut eroͤffnet, lag die Zunge drey-
eckigt, welche hinten kleine Wiederha-
cken hatte, und ſtachlicht war. Man
ſchlitzte ferner den Schlund auf, welcher
am Halſe hinunter biß in den Kropff
gienge, woſelbſt die Nahrung geſamm-
let; von dieſem Kropff gieng ferner der
Ductus nach dem Magen, durch eine en-
ge Roͤhre uͤber dem Hertzen. Das Hertz
war mit ſtarcken Adern verſehen, darin-
nen viel geronnen Gebluͤte, ſonſt aber
wie gewoͤhnlich, formiret, und ſehr feiſte
verwachſen war, hatte aber keine Lun-
ge: Die Leber hatte drey Lobos: Als
man den Schlund mit dem Magen her-
aus geriſſen, war der Magen ſehr fett
allenthalben umbwachſen, da der Ma-
gen geoͤffnet, waren inwendig kleine Kie-
ſel-Steingen, wie eckigte Perlen, in groſ-
ſer Menge, weiß und ſcharff zu ſehen,
welche, wie vormahls gemeldet, die Nah-
rung zermalmen. Die Haut des Ma-
gens war inwendig gelb, mit vielen Run-
tzeln und Falten, zur Concoction dienlich,
verſehen, oben und unten aber mit meh-
rern Fachen, den Chylum deſto mehr zu
conſerviren; Oben gieng zur andern
Seiten der Maſt-Darm in das Gedaͤr-
me: Auswendig war der Magen zu bey-
den Seiten mit ſtarckem Fleiſche verwach-
ſen, mit einer blaulichten Haut uͤber-
zogen, und durch ſtarcke breite fleiſchigte
Druͤſen umbfaſſet. Der Darm vom
Magen gieng ferner umbwunden biß
zum Ausgange, woſelbſt er nicht weit
davon zwey blinde Daͤrme hatte. Der
vormahls erwehnte Schlund oder das
weibliche Glied hatte zwey Exitus oder
Ausgaͤnge. Unterwerts gieng der Darm
der Excrementen vom Magen: Ober-
werts nach dem Ruͤcken zu gieng die Roͤh-
re in die Mutter, allwo die zur Geburt
zeitigen Eyer liegen, welche mit unzeh-
ligen Adern zuſammen gefuͤget waren.
Uber demſelben lagen unzehliche von
vielerley Groͤſſe unreiffe Eyergen, deren
einige als Bohnen, einige als Erbſen,
auch groͤſſer und kleiner zu ſehen waren.
Auswendig waren dieſe Eyergen mit
vielen Adern nach dem Eyerſtock ange-
wachſen, deren man eins eroͤffnete, wor-
innen eine Wachsgelbe Materie befind-
lich, als ſolche anfaͤnglich ſeciret, war ſie
fluͤßig, da ſie aber erkaltet, wie geron-
nen Wachs, gantz zaͤhe: Die andern klei-
nen waren unzeitig, nach deren Eroͤff-
nung ſie blutige, die allerkleineſten aber
weiſſe ſchleimigte Materie hatten. Der
gantze Eyerſtock war an dem Ruͤckgrad
und die Nieren angewachſen, welches
von der Natur mit unzehligem kleinen
Saamen, als Hierſche-Koͤrner verſehen.
Zu jeder Seiten hatte die Henne ſechs
doppelt gelenckete Ribben. Oberwerts
zu beyden Seiten des Halſes, hatte die
Natur durch ſtarcke Flechſen die Fluͤgel
in die Gelencke annectiret, welche gleich-
ſam als Arme ihre Ellbogen und Knoͤ-
chel hatten, an deren Muſculorum Aus-
gange die Stoppeln, oder Wurtzel-Fe-
dern ſtunden, und hatte ein jeder Fluͤgel
zehen Schwinge-Federn, und zehen
Flug-Federn, deren die laͤngſten an dem
auſerſten Glied, die andern aber biß an
Ellbogen heraus ſtunden, den Flug de-
ſto fertiger, ſicherer und gewiſſer zu ver-
richten, welche Fluͤgel oberwerts mit
unzehlichen mittlern und kleineren Fe-
dern bedecket, und verwahret waren.
Die Schenckel oder Beine waren nach
dem Creutz und Ruͤckgrad ebenfalls durch
ſtarcke Flechſen angefeſſelt, allwo, wie
bey denen vierfuͤßigen Thieren, die Kaͤu-
le mit der Kugel in die Pfanne ordini-
ret, gar deutlich zu ſehen war, welcher
Schenckel von ſtarcken Muſculis ver-
wahret war. Der Stertz war hinten
zu Ende des Ruͤckgrads fett verwachſen,
uͤber
[163]Von denen wilden Thieren.
uͤber welchem die ſo genannte Darre wie
ein Spitzgen empor ſtunde, darinnen al-
le Feuchtigkeiten ſich coaguliret. Des
Hahns innerliche Structur aller Einge-
weyde war formiret, wie ich bey der
Henne expliciret, auſſer, daß die Galle
an der Leber deutlich zu erſehen: Das
Heꝛtz waꝛ von zweyẽ Cavis formiret, vor-
nemlich aber war das Membrum genitale
zu obſerviren, daß, wie bey der Hennen,
ſowohl der Ductus des Maſtdarms mit
dem Miſt, als auch die oberen zwey Roͤh-
ren concurrirten. Er hatte kein zeu-
gend Glied oder Schwaͤntzlein, ſondern ein
beſonderes kleines Haͤutlein mit kleinen
Zaͤfflein, wartzigt gewachſen, in welchem
zur Paltz-Zeit der Hahn den Saamen
von denen Nieren durch zwey Roͤhrgen
in ermeldtes Haͤutlein leitet, als ein
Geſcht zu ſehen, welches bey dem Treten
die Huͤhner mit gleicher Hitze und Begier-
de empfangen. Die Teſticuli oder Ho-
den des Hahns waren an der Stelle in-
wendig des Leibes angewachſen, wo der
Eyerſtock bey der Henne gelegen, laͤng-
licht rund formiret, weißlicht und mit
rothen Adern gezieret, bey deſſen Eroͤff-
nung die innerliche Materie weiß und
molckigt zu ſehen geweſen. Ubrigens
war aͤuſſerlich der Hahn von etwas ſtaͤr-
ckern Schenckeln und Gliedmaſſen, und
hatte zu ſeiner Zierde rothe Flam̃en umb
die Augen, auch einen etwas laͤngern
Halß, als die Huͤhner, welche einen kuͤr-
tzern Halß haben, und geduckt gehen.
Eine weitlaͤufftigere Beſchreibung kan
man bey dem erwehnten Herrn Gerhar-
do Blaſio
auff beduͤrffenden Fall nach-
ſchlagen.


Anatomia derer Baͤnſe und Enten.


Alle Arten groſſer, mittler und klei-
ner Waſſer-Voͤgel, als die Schwanen,
wilde Gaͤnſe, groſſe Enten und Kriech-
Enten haben meiſtens ſowohl an ih-
ren Koͤpffen breite, doch auf denen Sei-
ten ſcharff gekerbte Schnaͤbel, womit ſie
in denen Gewaͤſſern den kleinen Fiſch-
Saamen, Waſſer-Geruͤer, Graß und
Schilff abkneipen und zu ihrer Nahrung
gebrauchen, als auch an ihren Fuͤſſen
von Gott und der Natur zur Waſſer-
farth und Schwimmen ſonderlich ge-
ſchickt erſchaffene Fuͤſſe: Maaſſen die drey
Voͤrder-Klauen durch vierfach-doppel-
te Haͤutlein in der Breite zuſammen ge-
fuͤget ſind, ſolche ſtatt eines Ruders,
umb deſto ſchleuniger fortzuſchwimmen,
einen Fuß um den andern, oder wie es
noͤthig, zu gebrauchen: Deren an jedem
Fuß die innere Klaue drey, die mittlere
vier, die aͤuſerſte aber fuͤnff Glieder hat.
Unter der Ferſe ſtehet eine kleine Klaue
und iſt der gantze Fuß mit einer gelblicht
ſchuppichten Haut biß an das Knie uͤber-
zogen. Hiervon werden ausgenommen
die Taucher und Blaͤßgen, Waſſer-Huͤ-
ner und Waſſer-Schnepffen, See-
Schwalben, Sand-Laͤuffer, Eiß-Voͤgel
und dergleichen, welche ſpitzige Schnaͤbel
und kein Haͤutgen zwiſchen denen Klau-
en derer Fuͤſſe haben, doch findet man
bey denen Blaͤßen etliche kleine runde
Laͤppgen an denen Klauen. Die Gaͤn-
ſe haben innerhalb im obern Schnabel
harte Knorpel, wie eine Raſpel, die Zun-
ge lieget an einem Haͤutgen unten im
Schnabel angewachſen: Sie iſt zu bey-
den Seiten ſcharffſtachlicht, wie auch
oben im Gaumen, damit ſie dasjenige,
was ſie ergreiffen, feſt halten koͤnnen. Die
Gurgel gehet uͤber die Zunge am Halſe
nach der Lunge, desgleichen der Schlund
nach dem Magen: Die Bruſt iſt am Hal-
ſe verwahret mit einem Ruͤck-Knochen,
als ein Ruͤck-Kragen, u. der Bruſt-Kno-
chen als ein Cuͤraß, mit einer Schaͤrffe:
zu beyden Seiten an der Schaͤrffe ſind
ſtarcke Muſculi gewachſen, ſo doppelt ver-
wahret. Nach Eroͤffnung der Bruſt
ſiehet man, daß die Gurgel uͤber dem
Hertzen ſich in zwey Roͤhren theilet: Das
Hertze haͤnget mit der Spitze nach der
Bruſt an vier Haͤutgen nach den Rib-
ben zu angewachſen: aus dem Hertzen
gehen zwey weiſſe Flechſen, daran das
Hertze henget, nechſt denen kommen aus
dem Hertzen die groſſen Pulß-Adern,
die ſich zur rechten und zur lincken in die
Lunge vertheilen und endlich nach dem
Halß, zu beyden Seiten in das Cere-
brum
ſteigen. Die Lunge iſt wie Zin-
nober roth von Farbe, uͤber dem Her-
tzen flach liegend an die Ribben angewach-
ſen und voller kleiner Loͤcher. Die Le-
ber beſtehet aus zweyẽ Lobis von braun-
rother Farbe, mit ihrem Gallen-Blaͤß-
gen und henget uͤber dem Magen. Die-
ſer iſt zwar auſerlich ſehr groß; nach Er-
X 2oͤffnung
[164]Anderer Theil/ von denen wilden Thieren.
oͤffnung aber meiſtens mit hartem Fleiſche
bewachſen und hat inwendig eine kleine
Cavitaͤt von einer dicken Haut, ſo am
Boden runtzlicht, worinnen die Nahꝛung,
Sand, Kieſelſteinigen, Graß, Korn und
allerhand Getraͤyde liegt. Dagegen hat
eine Ente gemeiniglich in ihrem gleich-
foͤrmigen Magen Weitzen, Waſſer-
kraut und Kieſelſteine. Zu Ende des
Magens fangen ſich bey der Ganß die
Gedaͤrme an in einer Laͤnge 5. Ellen
Dreßdniſcher Laͤnge biß zum Steiß und
haben ein Viertel zuruͤcke zwey blinde
Daͤrme, einer Spannen lang: Bey der
Ente aber ſind die Daͤrme nur 3. Ellen
zu bemercken. Am allerwunderbarſten
iſt dieſes, daß bey dieſem Waſſer-Ge-
fluͤgel kein Kropff anzutreffen, wie bey
andern Voͤgeln. Die gantz hat 15. Ge-
lencke im Halſe, die Ente aber nur 12.
Ein jedes Corpus hat 18. Ribben. Die
Fluͤgel ſind mit Gelencken, Flechſen, und
Sehnen, Pflaum-kurtzen, mitteln, lan-
gen und Schwinge-Federn verſehen,
wie bey anderm Feder-Wild: Jnglei-
chen auch die Beine mit ihrem Gelencke,
jedoch ſind die Schenckel an denen Ober-
Knien mit der Haut kurtz angeſpannet,
daß ſie zum geſchwind-lauffen nicht ge-
ſchickt, ſondern einen wackelnden Gang
nehmen muͤſſen. Letzlich habe ich ob-
ſervir
et, daß bey allem Feder-Wild der
Magen und die Leber ziemlich tief herun-
ter, die Gedaͤrme aber gekraͤuſelt, nach dem
Steiß hinunter zu den Poſterioribus
geſuncken, woraus vornehmlich alle
Feuchtigkeiten ihren Exitum nehmen
muͤſſen, weilen keine Schweißloͤcher zur
Exhalation nirdends zu befinden.


Anatomia derer Tauben und Voͤgel.


Die Ringel-Tauben, Blau-Tauben
und Turtel-Tauben haben eine gleich-
maͤßige Beſchaffenheit mit allerhand Ar-
ten anderer Wald-Voͤgel, als Schnaͤr-
ren und Krammets-Voͤgeln, Amſeln,
Droſſeln und anderen kleinen Wald- und
Feld-Voͤgeln, und ſind der aͤuſſerlichen
und innerlichen Structur ihres Leibes in
allen ziemlich gleichfoͤrmig. Die Tau-
ben oder Voͤgel haben einen Kropff, dar-
innen ſie die Beere, Nahrung oder Koͤr-
ner vorhero durch den Schlund einſchlu-
cken und ſammlen und ſo ſie in etwas
darinnen erweichet, alsdenn durch den
Schlund in Magen fortleiten; Dieſer
Kropff iſt ſehr weit, von etlichen Haͤut-
gen connectiret, innewendig faltigt,
oder fachicht, wie ein Magen. Die Gur-
gel gehet uͤber dem Hertzen nach der Lun-
ge. Das Hertz wendet ſich mit ſeiner
Spitzen beſſer nach denen Fuͤſſen, weil
die Voͤgel oder die Tauben auffgericht
ſtehen. Die Gurgel hat ebenfalls zwey
Roͤhren nach der Lunge und die Zunge
iſt gleicher geſtalt beſchaffen, wie vorhero
beſchrieben. Die Leber henget mit zwey-
en Lobis uͤber dem Magen, jedoch iſt kei-
ne Galle bey ihnen zu finden, welches
merckwuͤrdig: Der Magen iſt fleiſchicht
und ziemlich groß, die innerliche Hoͤhle
aber kaum einer kleinen Haſelnuß gleich.
Das Gedaͤrme iſt vom Magen 2. Ellen
biß zum Ausgang in der Taube. Die
Tauben haben Purpurrothe Fuͤßlein
und einen ſpitzigen Schnabel, uͤber wel-
chem die Naſenloͤcher hoch geſchwollen.
Die Bruſt iſt zu beyden Seiten mit ſtar-
cken Muſculis wohl verwahret: Dahin-
gegen haben die Krammet-Voͤgel, Zib-
ben und Droſſeln keinen Kropff, ſondern
der Schlund gehet recta nach dem Ma-
gen und leitet die Nahrung in denſelben,
die Lunge und Leber, Hertz, Magen
und Daͤrme ſind bey den Tauben, wie
bey denen Voͤgeln, ſo haben auch die
Voͤgel und die Tauben, eines wie das
andere, 14. Ribbgen in deren Leibgen,
nehmlich zu jeder Seite, und im Schwan-
tze zwoͤlff groſſe Federn zu ihrem Ruder
im Fliegen und Schwingen. Ubrigens
ſind die Fluͤgel und Schwing-Federn ge-
ordnet und beſchaffen, wie bey allen Voͤ-
geln. Wie denn auch hiervon ander-
werts bereits hin und wieder Meldung
geſchehen. Ein mehrers habe vor dieſes
mahl nicht anfuͤhren koͤnnen, bitte, der
Geneigte Leſer wolle hiermit vorlieb
nehmen. Weil ich kein ander anato-
miſch Inſtrument als das Jaͤgeriſche
Wirckmeſſer gebrauchet, werde ich hof-
fentlich excuſiret ſeyn, wann ich die klei-
nern Voͤgel uͤbergehen und dahero mei-
ne Anatomiam animalium terreſtrium \&
volatilium,
ſoviel einem Jaͤger davon
zu wiſſen vonnoͤthen ſeyn moͤchte, hier-
mit beſchlieſſe, das andere aber denen ge-
lehrten Herren Anatomicis in ihren Col-
legiis
zu tractiren uͤberlaſſe, welche mei-
ne Fehler, ſo hier anzutreffen ſeyn moͤch-
ten, geneigt pardonniren werden.


Dritter
[[165]]
[figure]

Dritter Theil/
handelt
Von denen Hunden.


REcht wunderſam iſt zu
erſehen, wie unter allen
Thieren, welche von dem
Groſſen GOTT er-
ſchaffen worden, die
Hunde eintzig und allein
bey denen Menſchen
wohnen und ſich zu deſſen Dienſt willig
gebrauchen laſſen, wovon, und wegen
ihrer beſondern Treue, Wachſamkeit,
Gehorſam und Liebe zu denen Menſchen
unzehliche Exempla angefuͤhret werden
koͤnten. Wie erzeigten nicht die Hunde
ihr Mitleiden, als ſich niemand des ar-
men Lazari erbarmen wolte und leckten
ihm die Schwaͤren, damit ſie ſeine
Schmertzen linderten? War nicht des
jungen Tobiaͤ ſein Huͤndlein ſo froͤlich,
als er ſeinen Herrn wiederumb geſund
nach Hauſe brachte? Wie zuverſichtiglich
verglieche ſich nicht das Cananæiſche Weib-
lein einem Huͤndlein, ſo nur die Broſa-
men von ſeines Herrn Tiſche auffleſe?
mehrere Exempla der Heiligen Schrifft
Kuͤrtze halber zu uͤbergehen. Vor alters
pflegten die Egyptier und Tabier, wann
am Firmament des Him̃els der Hunds-
Stern auffgieng und zu ſolcher Zeit der
Nilus-Fluß ſich hefftig zu ergießen begun-
te, und die Wieſen und Aecker derer Ein-
wohner ſolcher Gegend fruchtbaꝛ befeuch-
tete, die Hunde dergeſtalt in beſondern
Ehren zu halten, daß ſie ſolche mit ſich
ſpeiſſen lieſſen. Und wann der Iſidis Feſt
war, darbey ſie Procesſion hielten, mu-
ſten die Hunde voran gehen; So haben
ſie auch, wann ihnen ein Hund geſtor-
ben, denſelben einbaſalmiret und ordent-
lich begraben, auch zu Bezeugung des
Leidtragens und der Trauer ihr Haupt-
Haar abgeſchoren, weil ſie ſolche insge-
mein als ihre Oracula und Hauß-Goͤ-
tzen, ſo ihnen verborgene Dinge præſa-
gir
et, mit beſonderm Eifer veneriret und
in groſſem Werth gehalten, wie Plutar-
chus
und Ælianus hiervon ausfuͤhrlicher
geſchrieben. Mit was vor groſſer Be-
truͤbniß betraurete doch der Lipſius
Saphyrum
ſeinen getreuen Hund, als ſol-
cher in ſiedendem Waſſer verbrannt und
geſtorben war, ſo, daß er ihn auch uͤber
die Maaſſen beweinete, denſelben mit ei-
nem Sarg begraben ließ, und mit vie-
len Grabſchrifften beehrete, auch zum ſte-
tigen Andencken abmahlen lieſſe und die
ſchoͤnſten Verſe darunter componirete.
Ja es betruͤbet ſich wohl annoch mancher
Liebhaber der Hunde, zumahl das liebe
Frauenzimmer, wann ihr Schoß-
Huͤndgen, ihr Perlgen, kranck wird, da
es denn gewartet und offt beſſer, als ein
armer Menſch, gepfleget, auch, ſo es ſtir-
bet, mit vielen Thraͤnen beklaget und
wohl gar begraben wird, darinnen aber
die Menſchen ſich auch verſuͤndigen koͤn-
nen, wie jener Hollſteiniſche von Adel,
welcher vor ſeinem Ende alle Hunde, de-
ren er eine ziemliche Menge hatte, kom-
men ließ und da ſie nach dem blaſen heu-
leten, dieſelben mit Thraͤnen beweinete,
dabey hertzlich betauꝛete, daß er nach man-
cher gehabten Luſt nunmehro nach ſei-
X 3nem
[166]Dritter Theil/
nem Tode ſo ein armes Haͤuffgen ſei-
ner Getreuen verlaſſen muͤſte. Dahe-
ro dann offt geſchicht, wie Ao. 1632. dem
Albrecht Pericofscky, einem Edelmann
wiederfahren, welcher, als ihm ſein
Vieh geſtorben und er deshalben aus
gottloſem Frevel mit einer Piſtohle gen
Himmel geſchoſſen, durch Gottes ge-
rechte Rache in einen ſchwartzen Hund
verwandelt worden, daß er heulen und
bellen, auch todtes Luder freſſen muͤſſen,
wie ſolchen Spectacul Cluverus ausfuͤhr-
licher beſchrieben. Gunarus, Koͤnig in
Schweden, ein Tyranniſcher Herr, ſetzte
einſtens ſeinen Unterthanen, zu deren
ſonderbahren Beſchimpffung, einen
Hund zum Koͤnige, und ordnete dem-
ſelben malitieuſe Raͤthe und ſchlim̃e Be-
dienten zu, welche die armen Unterthanen
hefftig plagen und tribuliren muſten, wie
Albertus Cranzius in ſeinen Nordiſchen
Geſchichten meldet. Als Cyrus noch ein
Kind und in einen Wald, dariñen er ver-
hungern uñ umbkom̃en ſolte, geſetzet wor-
dẽ, hat ihn ohngefehr eine Huͤndin (einige
ſagen, eine Woͤlffin) gefunden, denſelben
geſeuget und erzogen, woraus der treff-
liche Regent der Perſiſchen Monarchie
geworden, wie Juſtinus davon ſchreibet,
Und hieraus iſt die ſonderliche Treu ei-
nes Hundes zur Genuͤge zu erſehen. Als
die Hunni und Vandali wider hoͤchſte
Billigkeit von denen Roͤmern Tribut
forderten und mit ihnen Krieg fuͤhreten,
wurde ihnen, ſtatt deſſen ein raͤudiger
Hund uͤberſchicket, weiln die alten Teut-
ſchen mehrentheils im Gebrauch hatten,
daß ſie einen ſolchen ſchaͤbigten Hund
einen Ubelthaͤter zur ſonderbahren
Straffe eine gantze teutſche Meile tra-
gen lieſſen. Jn Jrrland ſollen die Hun-
de mit einem ſolchen ſcharffen Geruch ver-
ſehen ſeyn, daß ſie auch die Fiſche im
Waſſer richtig finden koͤnnen. Jch ha-
be ſelbſt einen Daͤhniſchen Blendling ge-
habt, der von meiner Pagage, bey ent-
ſtandener Confuſion auf etliche dreyſig
Meilen einen unbekanten Weg nach
Hauſe gelauffen, da Niemad von mir
gewuſt, und durch ſeine Vigilance kurtz
vorher meine Ankunfft gemeldet, ja
wenn von mir geſprochen worden, an
die Fenſter geſprungen und ſich nach mir
umbgeſehen, worinnen ein ſolch arm
Thier offt bey Schlaͤgen, u. Hunger man-
chen untreuen Knecht, wegen ſeiner Treue
zu ſeinem Herrn weit uͤbertrifft und als
ein Morale zu æſtimiren iſt.


Von Eigenſchafft derer Hunde.


Die Hunde ſind wegen ihrer beſon-
dern Treue, Wachſamkeit, beſtaͤndigem
Gehorſam und Liebe zu ihrem Herren,
ſcharffſinnigen Gedaͤchtniß desjenigen,
ſo ſie gelehret und ihnen gewieſen wird,
und anderer ſehr vielen Eigenſchafften
mehr, allen anderen Thieren weit vor-
zuziehen, wie ſie Lipſius oͤffentlich geruͤh-
met. Wie beſchaͤmet nicht der Hauß-
Hund einen verſchlaffenen Waͤchter, oder
untreuen Huͤther, wenn er vor ſeines
Herrn Thuͤr in allem Ungewitter, Froſt
und Hitze bey Tag und Nacht getreulich
wachet und mit unaufhoͤrlichem Bellen
die frembden und raͤuberiſchen Diebe
anzeiget. Was fuͤr groſſe Liebe hat doch
ein Hund vor ſeinen Herrn, er ſiehet es
ihm an den Augen an, was er thun ſoll,
begleitet denſelben bey Tag und Nacht;
ja er giebt auf die andern ſo genaue ach-
tung, ob Jemand ſeinen Herrn ſchla-
gen wolle, daß er ihn ſchuͤtzen koͤnne. Es
giebet Exempel genug, da in ſolchen Faͤl-
len ein Hund den Diebſtahl oder die
Mordthat verrathen u. den Thaͤter unter
vielen andern angemercket. Wird ſein Hr.
kranck, ſo weicht der Hund nicht vom Bet-
te, und, ſo er verwundet, wird der Hund
den Schaden durch ſein Lecken heilen:
Jſt aber ſeines krancken Herrn Todt oder
Ende nicht mehr weit, wird er kurtz vor
demſelben vermittelſt ſeiner ſcharffen
Empfindlichkeit aus denen Todes-Duͤn-
ſten des Coͤrpers ſolches leichte mercken,
ſich ſeiner Perſon aͤuſern, greulich heulen
und damit gleichſam ſeines Herrn Todt
ankuͤndigen: Ja man hat wohl geſehen,
daß ein Hund, als ſein Herr geſtorben,
vor Gram ſich zu tode gehungert hat:
Wie unverdroſſen ſpuͤhret nicht ein
Hund ſeinem verlohrnen Herrn ſo weit
nach, als es muͤglich, und vermercket ſei-
nen Geruch mit gutem Unterſcheid, er
kennet die Stimme und mercket gar ge-
nau, wo er ihn antreffen ſolle: Ja was
vor einen zarthen, empfindlichen und
ſubtilen Geruch hat nicht ein Hund, wañ
er dem Wild nachſpuͤhret, ſo vor vielen
Stunden allda vorher gegangen? Er
zeiget ſeinem Fuͤhrer, auch da er ſchon alt
und
[167]Von denen Hunden.
und blind, richtig die Tritt und Fußſtapf-
fen des Wildes, die er je mehr und mehr
riechet, und von denenſelben die aus
dem Wild durch die Fuͤſſe geſtiegene Ata-
mos
mit ſeinem empfindlichen Geruch
von der Erden an ſich ziehet und man-
chem jungen Jaͤger ſchoͤne Zeichen der
Gefaͤhrde oder Spuhr zeiget. Die Urſa-
che, warumb die Fußſohlen, Ballen, und
Lauff-Klauen der wilden Thiere von de-
nen Hunden je laͤnger, je mehr gerochen
und deren Spuhr genau bemercket
werden, beſtehet darinnen: Nehm-
lich, nachdem ſich die faule Materie von
dem Excremento ultimæ concoctionis
der Schweißloͤcher geſammlet, ſencket ſich
dieſe Feuchtigkeit je mehr und mehr aus
dem Leibe nach denen Laͤufften nieder-
werts, und ſammlet ſich zwiſchen denen
Lauff-Klauen, wird endlich ſtinckend,
und durchdringend, ſo, daß ſie gewiſſe
Atamos von ſich laͤſſet, welche nachmahls
als Reliquien von denen Hunden gefun-
den werden. Dann wo das Wild gehet,
da druͤcket es mit den Fußſtapffen die Ato-
mos
und Duͤnſte, welche aus deſſen Coͤr-
per, wie vorgemeldet, in die Fuͤſſe ſteigen,
zugleich mit in die Erde, die eine zeitlang
in der loͤcherichten Erde bleiben, und ſich
ſobalde nicht heraus finden koͤnnen, ſon-
dern offt etliche Stunden lang darinnen
bleiben, biß der Hund durch das Rie-
chen obbemeldter Maaſſen ſolche aus der-
ſelben an ſich ziehet, und die Spuhr hier-
durch anzeiget. Wie wird doch offtmahl,
bey gar ſchlechter Koſt und hungrigem
Magen der arme Hund gepruͤgelt, und
muß ſolches dennoch mit groͤſter Gedult
ertragen, ja noch darzu dem Herrn lieb-
koſen: Wann er Kuͤnſte lernen ſoll, da-
rinnen er als ein unvernuͤnfftiges Thier
fleißiger, als mancher hartnaͤckigter
Schuͤler iſt, mercket er alles genau im
Gedaͤchtniß, und trachtet, ſo er umb ei-
nen Fehler geſchlagen worden, denſelbi-
gen zu verbeſſern: Ein Hund geden-
cket lange Zeit an die vorige Wohnung
und den alten Herrn, bey welchem es ihm
wohl gegangen; Erinnert ſich eines wei-
ten Weges, ſonderlich auch, wann er
was uͤbrig von Knochen oder Brod ha-
ben kan, verſcharret er daſſelbige, und
hebet es auf, biß er wieder hungrig wird,
alsdann holet und verzehret er es. Mit
was vor Lebens-Gefahr und doch groſ-
ſer Begierde ſpringet nicht der arme
Hund auf Befehl ſeines Heꝛꝛn in das Eiß-
kalte Waſſer u. einen ſchnellen Strohm,
und hohlet demſelben offte ein ſchlechtes
Stoͤckgen, ja wohl gar einen Stein her-
aus. Wie ſolte nicht das angeſchoſſene
Wild verfaulen, wann nicht der Hund
ſeinem Herrn zu Nutzen es durch den
Schweiß finden und verſchaffen wuͤrde,
ja er bewachet das gefaͤllte Wildpraͤth,
vergnuͤget ſich aber nur mit wenigem
Schweiß oder Knochen, iſt auch zufrie-
den, wenn er nichts krieget. Es wird
ein Hund aus angebohrner Großmuͤ-
thigkeit, jedoch nach ſeiner Staͤrcke, viel
lieber ein ſtarckes wild Schwein, als
ein furchtſames Schaaff anfallen. Was
ein Hund bey Tage geſehen, gethan, o-
der verrichtet hat, koͤmmt ihm im Schlaf-
fe alles vor, ſo, daß ihm die Phantaſie
recht aͤngſtliche Traͤume verurſachet, und
er mit den Adern, Flechſen, und andern
Gliedern, oder Fuͤſſen zucket, ſich im
Schlaffe ordentlich beweget und bellet.
Sonſten iſt ein Hund gerne in Geſell-
ſchafft umb die Menſchen, und iſt luſtig,
kuͤhn und freundlich unter denen Be-
kanten, bey Frembden aber mißtrauiſch
und fuꝛchtſam: Es wiꝛd ein Hund aus an-
gebohrner Hoffart einen zoꝛnigen Mann,
der mit einem Stock auf ihn kommt,
eher anfallen, als eine Frau oder Kind,
die ſich demuͤthiget und ihnen liebkoſet.
Man ſaget, daß kein Hund einem na-
ckenden Menſchen leydes thue, ihn auch
nicht anbelle, ſo mir nicht bekant, doch
thun ſie denen Kindern nichts zu leyde.
Bey der Nacht fuͤrchten ſich die Hunde
ſehr vor denen Geſpenſtern und vor dem
Schatten im Mondenſchein, dahero etli-
che ſolches leicht wahrnehmen und die
gantze Nacht bellen, winſeln und ſich ver-
kriechen: Jm Alter werden ſie meiſtens
faul und verdroſſen, ſchlaffen gemeini-
glich und laſſen ſich die Fliegen plagen,
wornach ſie ſchnappen. Sie leben ſelten
uͤber zwoͤlff biß funffzehen Jahr und
werden im Alter blind und ſteif auf ih-
ren Beinen, kriegen auch zuweilen das
Podagra, ſo ſie von Menſchen, wann
ſie ſchwitzen, im Bette erben, und auf ih-
re Nachkommen fortpflantzen, welches
ſie in allen Gliedern reiſſet, daß ſie heff-
tig ſchreyen: Wann der Waͤrther aus
Nachlaͤßigkeit den Unflath nicht zum oͤff-
tern von ihren Lagern ſchaffet und daſ-
ſelbe mit friſchem Stroh verſiehet, wer-
den ſie bald raͤudig, wormit ſie leichtlich
einander anſtecken koͤnnen. Jn denen Nie-
ren befinden ſich oͤffters einige Wuͤrmer,
Gliedslang, ſo ſie nagen, biß ſie ſterben.
Es
[168]Dritter Theil/
Es ſoll der weiſſe Hunds-Dreck, der ſeinen
Urſprung von zerbiſſenen Knochen hat,
zur Medicin, als ein ſonderlich Medica-
ment
gebrauchet werden und wird in de-
nen Apothecen Album græcum genannt.
Wunderlich iſt es, ſo in der That ein-
trifft, was Plutarchus ſchreibet, daß die
Jagd-Hunde einen Haſen, ſo ſie ihn
jagen und fangen, begierig zureiſſen, ei-
nen ohngefehr geſtorbenen aber nicht an-
ruͤhren, ſondern liegen laſſen. Jhre
ſchlimſte Kranckheit, der ſie unterworf-
fen ſind, iſt das Raſen und Wuͤthen, wel-
ches ohnfehlbar ſeinen Urſprung von der
groſſen Hitze derer Hundstage, oder
grimmigen Winterkaͤlte hat, weil dem
umbherlauffenden Hund die brennende
Sonnen-Hitze zu ſolcher Zeit das Gehirn
durch den Scheitel gleichſam als im
Topffe kochet und Auffwallen des Ge-
bluͤts verurſachet, oder auch bey langen
Naͤchten des Winters die grimmige Kaͤl-
te das Gehirn erfrieret und ſolche Un-
ſinnigkeit nachmahls verurſachet. Dann
man meiſt finden wird, daß ein gemei-
ner Bauer-Hund, ſo in Hitz und Froſt
bloß herumb lauffen muß, viel eher wuͤ-
thend wird, als ein anderer, welcher ſein
fein Behaͤltniß, warmen Stall und La-
ger haben kan, er wuͤrde dann von ei-
nem tollen Hunde gebiſſen, daß ſolcher
gifftige Schaum eine ferne Transplanta-
tion
verurſachen muͤſte: Wann ſie nun
wuͤthend werden, pflegen ſie den gewoͤhn-
lichen Fraß gar nicht zu achten, ſie
hungern lieber, kennen ihren Herrn
nicht mehr, ſehen ſtarr mit denen
Augen ſich ſcheu und fluͤchtig umb,
halten den Mund vor Hitze offen, ſchaͤu-
men und geſchen, ſchnauben aus denen
Naſenloͤchern, kruͤmmen den Schwantz
zwiſchen die Beine, bellen ſelten und hei-
ſcher und lauffen alles an; Was ſie beiſ-
ſen, wird auch toll; Sie lauffen nicht
uͤber neun Tage und ſterben zuletzt gar
ſchwerlich. Die meiſten glauben, es ha-
be die Wuth ihren Uhrſprung von ei-
nem Wurm, welcher dem Hunde unter
der Zunge in Geſtalt eines weiſſen Ae-
derleins wachſe und, ſo es lebendig wuͤr-
de, den Hund unſinnig mache; Zu dem
Ende ſie im abnehmenden Mond daſſel-
bige heraus nehmen laſſen, ſo ich einem
jeden zu glauben freyſtellen will; Man
ſaget, daß wann ein junger Hund Wei-
ber-Milch bekomme, er ſodann Zeit Le-
bens nicht wuͤthend wuͤrde, ſo man wohl
probiren koͤnte. Sonſt iſt ein Hund,
ob er noch ſo freundlich, durch Befehl ſei-
nes Herrn in einem Augenblick zum
grimmigen Zorn anzureitzen und leiden
nicht gerne frembde Bettler und Hunde,
weil ſie mißguͤnſtig, meinen es wuͤrde
ihnen Brod abgehen: Sie floͤhen ſich ein-
ander aus Mitleyden und freſſen das
Ungeziefer: Bey Aenderung des Wetters
freſſen ſie Graß, wornach ſie ſpeyen und
reinigen ſich damit den Magen. Was
geſpien worden, lecken ſie wieder auf und
ſind hierinne unflaͤthig, auch vermiſchen
ſie ſich mit ihrer eigenen Mutter. Sie
hangen dann in ipſo Actu oͤffters lange
zuſammen, biß ſie einander loß laſſen,
weil der Hund ein Beinlein im Glied,
die Betze aber eine enge Schnalle und
beyderſeits klebichten Saamen haben.
Und ſoviel von derer Hunde Eigen-
ſchafft.


Von Unterſcheid der Hunde.


Es hat der Allweiſe Schoͤpffer auch
unter denen Hunden einen mercklichen
Unterſcheid in der Natur geordnet, ſo,
daß eine jede Art derſelben, und zwar
die groſſen ſtarcken Hunde bey denen
grimmigen Thieren, die ſchnellen Hun-
de bey dem fluͤchtigen Wild, die dicken
Jagd-Hunde durch ihren Geruch, die
Waſſer-Hunde durch ſchwimmen, die
Dachs-Kriecher und Stoͤber unter der
Erden, ja die Schooß- und Spiel-Huͤnd-
lein dem Menſchen zu Luſt und ſonder-
bahren Vergnuͤgen zu Dienſten ſtehen
und ſich gebrauchen laſſen. Worzu nun
eine jede Art ſich geſchickt befindet, oder
geneigt iſt, muß denſelben der Menſch
durch Gedult und Verſtand, Sorgfalt,
Muͤhe und Fleiß unterrichten, worbey
dererſelben Zuneigung oder Hartnaͤckig-
keit zu erkundigen und wie dieſem oder
jenem abzuhelffen ſeyn koͤnte, nachzuden-
cken iſt, dann ob wohl mancher unwiſ-
ſender Menſch meynen moͤchte, man
koͤnne ohne Unterſcheid ein paar Hunde
zu allen Ubungen abrichten, ſie moͤchten
von Natur dazu geſchickt ſeyn oder nicht,
ſo dienet ihm doch zur Nachricht, daß der
Allweiſe GOtt nicht ohne Urſach ſo vie-
lerley dererſelben erſchaffen haben wuͤr-
de, wenn ſie nicht zu unterſchiedlichem
Ge-
[]

[figure]
Figure 69. Engliſche Tocke.


Figure 70. Danßicker Baͤhrenbeißer.


Figure 71. Niederlaͤndiſcher Bollbeiſſer.


Figure 72. S S.


[]

[figure]

[169]Von denen Hunden.
Gebrauch und guter Ordnung noͤthig
waͤren, auch bißhero jederzeit bey un-
ſern Vorfahren von undencklichen Jah-
ren her in der Jaͤgerey aus Erfahrung
des daher entſtehenden Nutzens oder
Schadens ſeparatim jede Art Hunde,
nach wohlhergebrachtem Jaͤger-Ge-
brauch diſtingviret worden, wie bey allen
Nationen anzutreffen ſeyn wird. Man
hat vor dieſem eine laͤuffiſche Huͤndin von
ſtarcker Arth im Walde mit Woͤlffen be-
lauffen laſſen, daraus boͤſe reiſſende
Hauß-Hunde worden, welche die Alten
Luciſcas geheiſſen und wider ihre Fein-
de gebrauchet, ſie haben aber keine rech-
te laute Hunde-Stimme gehabt. Die
Jndianer laſſen ſie mit Tyger-Thieren
belauffen und ſollen ſolche trefflich ſtarck
und ſchnell zum fangen ſeyn, wiewohl ſol-
che Zwitter insgemein das gefangene
Wild ſelbſt zu verzehren pflegen: Auch
hat man dergleichen Arten von Hunden
und Fuͤchſen in Laconia, ſo von den
Alten aus Curioſitaͤt beleget worden:
Es ſind aber ſolche Zwitter, ſonderlich die-
ſe letztern, zu nichts nuͤtze, ſondern behal-
ten im̃er einige wilde Art an ſich, und kan
man ſolche zu nichts, als zu Ketten-Hun-
den brauchen. Und hiermit will vor die-
ſesmahl von derer Hunde Eigenſchafft
in genere oder uͤberhaupt zu handeln
auffhoͤren und nunmehro eine jede Art
nach deren Groͤſſe und Wuͤrde ſpecialiter
und ausfuͤhrlich beſchrieben.


Von denen Engliſchen Docken.


Es kommet ſolche groſſe Art von Hun-
den eigentlich aus Engelland oder Jrr-
land, welche groſſe Herren vor dieſem
anfaͤnglich aus ſolchen Laͤndern mit vie-
len Unkoſten bringen laſſen, ſie werden
aber jetziger Zeit nicht mehr ſo weit ge-
hohlet, ſondern in Teutſchland an groſ-
ſer Herren Hoͤffen von Jugend auf erzo-
gen und zur Pracht erhalten, auch nach
ihrer Groͤſſe, guten Gewaͤchs, Schoͤnheit
und Farben unterſchieden und æſtimiret.
Und geben denen allergroͤſten und ſchoͤn-
ſten von ſolcher Art den Namen derer
Cam̃er-Hunde, weil ſie ſolche meiſtens des
Nachts in ihrem Schlaff-Gemach neben
ihrem Bette bey ſich haben, damit, wann
Moͤrder einfallen ſolten, dieſelben ſodann
wachſam ſeyn und ſolche Boͤſewichte nie-
derreiſſen, ihren Herrn aber erretten
moͤgten. Sie liegen insgemein auf groſſen
Lagerſtaͤtten und Polſtern oder Baͤhr-
Haͤuthen und ſo ſie grimmig ſind, an
ſtarcken Halßbaͤndern mit Ketten ver-
wahret, daß ſie denen Menſchen nicht
Schaden thun, des Nachts aber werden
ſie loßgelaſſen. Doch werden dieſelben
insgemein dergeſtalt erzogen und in ih-
rer Jugend baͤndig gemachet, daß man
ſie bey allerhand Menſchen und Vieh
vorbey fuͤhret, und durch Betrauen ab-
haͤlt, damit, wann ſie mit der Herrſchafft
loßlauffen ſolten, ſie nicht alſofort alles
anpacken und zerreiſſen moͤgten. Wann
ſie nun wohl erzogen und fromm gewoͤh-
net, man ihnen auch trauen darff, ſie le-
dig herumb gehen zu laſſen, wird einem
ſolchen Cammer-Hunde meiſtens ein
ſtarck ledernes mit gruͤnem Sammet uͤ-
berzogenes Halß-Band, darauf ſilberne
Buchſtaben, oder der Herrſchafft Na-
men oder Wappen iſt, umbgethan.
Nechſt dieſen Cammer-Hunden werden
diejenigen, ſo auch groß und ſchoͤn, oder
ſich ſignaliſiret, andern vorgezogen und
Leib-Hunde genennet, welche ebenfalls
ſonderlich gewoͤhnet, auch recht zahm ge-
machet, und abgerichtet werden muͤſſen,
damit ſie an Hirſche, Schweine und
Woͤlffe gehetzet werden, auch die Baͤre
der Herrſchafft feſt halten koͤnnen, da-
mit dieſelbe ſolche fangen moͤge, ſonder-
lich muͤſſen dieſelben vor allen Dingen
angewieſen werden, daß ſie ein wildes
Thier ja nicht vor den Kopff anfallen,
ſondern zur Seite an die Ohren faſſen,
und zu beyden Seiten ſich anlegen: Denn
ſonſt ein Baͤhr ſie zerreiſſen, ein Hirſch
ſein Gehoͤrn vorwerffen und dieſelben
ſpieſſen, das wilde Schwein hauen, der
Wolff aber ſtetig umb ſich ſchnappen und
herumb beiſſen wuͤrde. Solchen Leib-
Hunden werden auch ſchoͤne Halß-Baͤn-
der von roth- oder gruͤnem Pliſch mit
meßingen Buchſtaben zugeordnet. Man
æſtimiret ſie auch vor andern und laͤſſet
ſie dann und wann, wann dir Herr-
ſchafft gehet oder faͤhret, zum Staat le-
dig beyher lauffen; Sie muͤſſen aber bey
dem Hetzen des kleinen Wildes, als Re-
he und Haaſen, ſonderlich in Stoͤcken,
Windbruͤchen und Straͤuchern, gaͤntz-
lich verſchonet werden, weil ſie zu ſtarck
ſind, auch ſich nicht gleich nach dem Wild
kurtz wenden und dahero leichtlich an-
Ylauffen,
[170]Dritter Theil/
lauffen, den Halß ſtuͤrtzen, oder doch zum
wenigſten ſich verrencken koͤnnen, daß ſie
lahm und gebrechlich werden. Die uͤ-
brigen heiſſet man nur Engliſche Hunde,
welche ebenfalls zu ſolchem Hetzen, wie ge-
meldet, angefuͤhret und gebrauchet wer-
den. Man pfleget die jungen Engliſchen
Hunde gern von Jugend auf an ihrem
Wachßthumb zu befoͤrden, biß ſie zu voll-
kommener Groͤſſe kommen und zwey
Jahr alt werden; Waͤhrender Zeit wer-
den ſie mit eitel Schlicker-Milch und lau-
lichtem Fraß, wie auch Rinder Marx aus
denen Knochen erhalten, indeſſen darff
man ihnen waͤhrenden Wachſen, nichts
ſauers geben, denn ſolches verderbet ih-
nen den Nahrungs-Safft, das Gebluͤ-
the und die Nerven, daß ſie verbutten:
auch keine gar harte Knochen, damit ſie
nicht ihre beſte Wehr und Waffen, die
Zaͤhne, ausbeiſſen und verderben und
ſo ſie uͤber ein halb Jahr oder noch laͤp-
piſch ſind, muͤſſen ihnen die Ohren geſtu-
tzet, gebraten und zu freſſen gegeben wer-
den. Man haͤlt davor, ſonderlich wann
ſie im Rachen ſchwartz, daß ſie boͤſe wer-
den ſollen. Wann ſie bekant werden, ſte-
hen ſie einander bey, zumahl ſo ſie von
Jugend auf bey einander ſind; Da her-
gegen hin und wieder zuſammen geraff-
te Alte und beißige Hunde meiſt zuſam-
men fallen und einander wuͤrgen: auf
ſolchen Fall muß dergleichem Krackeler,
oder beißigem Renomiſten ein Hundes-
Zaum oder Maulkorb, ihn davon abzu-
halten, angemachet werden. Sie liegen
im Stall auf einem 20. Zoll hoch erha-
benen Lager, ein jeder beſonders vor ſich
an Ketten angeleget und hat jeder ſeinen
Fraß abſonderlich vor ſich ſtehen.


Von Baͤren oder Boll-Beiſſern.


Von dieſer vorgemeldten groſſen Art
Engliſcher Hunde giebt es in andern Laͤn-
dern eine beſondere Gattung von mit-
telmaͤßiger, doch etwas ſtarcker Groͤſſe,
von breiter Bruſt, mit kurtzem und di-
ckem Kopff, kurtz auffgeworffener Naße,
ſteiffſtehenden und ſpitzigen verſchnitte-
nen Ohren, doppeltem Gebiß an Kien-
backen, weswegen ſie ſich ſehr verfangen
koͤnnen, von breiter Stirn zwiſchen de-
nen Augen; Welche Hunde zwar dicke,
ſchwer, ſtarck und unbehende zu lauffen,
im fangen aber ungemein hitzig erbit-
tert, und ſo grimmig anfallen, daß ſie
auch darvon zittern und ſchwer abzu-
bringen ſind, wie dergleichen Art man
in Dantzig bey denen Fleiſchern in ihrem
Spicker von unterſchiedenen Sorten an-
treffen und haben kan, und ſoll dieſe Art
aus Moſcau herkommen, wie ichs dann
ſelber vor eine Tartariſche, oder andere
grimmige Art Hunde halte. Dann ſie
gantz boͤſe, unfreundlich und tuͤckiſch aus-
ſehen, und vor unſern Hunden was be-
ſonders haben; Sie werden insgemein
zur Podoliſchen und Ungariſchen Buͤf-
fel-Ochſen-Hatz, wie auch zuweilen, die
Baͤre darmit zu hetzen, gebrauchet, zu
welchen Kampffjagen ſie denn auch am
nuͤtzlichſten dienen. Noch eine andere Art,
ſo mittelmaͤßiger, doch etwas niedriger,
aber faſt an allen Gliedern denen vori-
gen aͤhnlich iſt, hat man in Brabant, die
ſie Boll-Beiſſer nennen, dieſelben haben
faſt gleiche Beſchaffenheit mit vorer-
wehnten, nur daß ſie, wie gemeldet, klei-
ner ſind. Sonſten pfleget man auch in
Ermangelung vorerwehnter Arten der-
gleichen ſelbſten zu ziehen, (wiewohl zwi-
ſchen denenjenigen, ſo von ihrer Art gefal-
len, und denen Baſtarten ein groſſer Un-
terſcheid iſt,) wann man nemlich eine ge-
meine Niedrige, doch ſtarcke Huͤndin mit
einem groſſen Hund beleget, ſo fallen die
Jungen klein nach der Mutter und ſtarck
nach dem Vater, welche insgemein in der
Jugend, ſowohl an Ohren, als am
Schwantz geſtutzet und an Halß-Baͤn-
dern gefuͤhret zu werden gewoͤhnet, auch
darmit anfaͤnglichen maͤßige Sauen ge-
hetzet werden, biß ſie das Schwartz-Wild
gewohnen. Endlich laͤſſet man ſie an klei-
ne Baͤren, und weiſet ſie an, wie vorher
gemeldet, daß ſie an die Ohren anfaſſen,
will gleich ſolches ſofort nicht angehen,
muß man dieſelben, weil ſie ſich feſt ein-
beiſſen und verfangen, geſchwind mit ei-
nem Knebel, oder beſſer mit einer ſtar-
cken rauchen Gaͤnſefeder, oder Ruͤthgen
in die Kehle oder Jurgel kuͤtzeln, alsdenn
laſſen ſie ſelbſt loß und kan man ſie her-
nach zu rechte weiſen, ſo faſſen ſie einan-
dermahl nach Verlangen beſſer an, wor-
bey man ihnen, ſo ſie recht haben, freund-
lich zuſpricht, ihnen lieblet und eine Careſſe
macht, damit ſie durch ſolche Gewohn-
heit deſtomehr animiret und durch den
froͤlichen Zuſpruch deſto eyfriger angerei-
tzet
[171]Von denen Hunden.
tzet werden, den Baͤr hin und her zwa-
cken, aͤngſtigen und plagen, daß er ſich
von einem Winckel in den andern bey
dem Kampffjagen retiriret, und, wo Waſ-
ſer verhanden, bald hinein, bald wieder
heraus faͤhret, mit Ohrfeigen umb ſich
ſchmeiſſet, biß die Hunde muͤde und die
Herrſchafft uͤberdruͤßig wird, ſodann
werden dieſelben an ſich geruffen, wie-
der angefaſſet und der Baͤr entweder
wieder in Kaſten gethan und an ſeinen
Ort gefuͤhret, oder von der Herrſchafft
ihme mit dem Fang-Eyſen, der Reſt ge-
geben, nachdem die Cammer- oder Leib-
Hunde vorgeruͤcket, an den Baͤr gelaſ-
ſen und denſelben gefangen, darzu dann
von anweſenden Jaͤgern, mit Wald-
und Huͤfft-Hoͤrnern geblaſen wird; wo
die Baͤre ſelten, pflegen manche Herr-
ſchafften darmit Stiere, Ochſen, oder,
Bollen zu hetzen, welches aber eine U-
bung, ſo mehr denen Fleiſchern, als Jaͤ-
gern anſtaͤndig, und mir unbekant iſt,
als der ich nur von wilden Thieren zu
ſchreiben willens bin, doch habe ich in
Brabant geſehen, daß der Stier an ei-
nem langen Seil angebunden, und von
ſolchen Hunden gehetzet worden, da er
dann in einem Kreiß herumb geſprun-
gen, welchen die Hunde meiſtens nach
der Naſe, oder an die Gurgel angefal-
len, und weil ſie, wie vorgemeldet, ein
ſtarck Gebiſſ haben, ſich ſehr verfangen,
eine gute Weile unbeweglich daran han-
gen geblieben, biß ſie muͤde von ſich ſelbſt
abgelaſſen, da denn der Fleiſcher den
Nickfang mit dem Beil verrichtet. Son-
ſten ſind auch dieſe Hunde, weiln ſie von
boͤſer Art, ſtarck von Leibe und einen
groben Laut haben, am nuͤtzlichſten zu
guten Hoff- und Ketten-Hunden zu ge-
brauchen, indem dieſelben ſehr wachſam
und alles grimmig anfallen, was ſie ver-
mercken, ob ſie ſchon kleiner, als die En-
gliſchen Hunde und deren Zwerge ſind.
Dieſe Hunde ſind meiſtentheils von kur-
tzen Naſen und ſchwartz umb das Maul,
die Unterlippen ſtehen vor, ſind gelblicht
oder braunſtreiffigt an Farbe und ſehen
mit denen Augen ſehr unfreundlich und
laͤuniſch aus: Sie liegen ebenfalls, wie voꝛ-
gemeldte Engliſche, auf ſolchen Lagern an
feſten Ketten, daß ſie einander nicht er-
reichen koͤnnen, und muͤſſen alle Wo-
chen zum wenigſten einmahl ihr friſches
Stroh bekommen, damit ſie nicht raͤu-
dig werden und einander ſchaͤndlich an-
ſtecken, auch muͤſſen oͤffters dieſe ſowohl,
als die vorigen, durch hierzu beſtellte
Bauern ausgefuͤhret werden. Sonſten
werden dieſelben zu ſteiff und verliegen
ſich.


Von leichten Cours-Hunden.


Gleichwie, als ich zum oͤfftern er-
wehnet, ein jedes Land mit ſeinem beſon-
dern Clima, Lufft, Nahrung, Waſſer
und dergleichen verſehen, alſo hat es nicht
allein dergleichen wahre Beſchaffenheit
und mercklichen Unterſcheid zwiſchen de-
nen lebloſen Creaturen, ſondern auch
denen wilden Thieren, ſonderlich bey de-
nen Hunden. Man findet in Curland
eine Art Wind-Hunde, die von unge-
meiner Groͤſſe und hoͤher als Engliſche
Hunde ſind, haben lange duͤrre Koͤpff,
gleich einem Stuͤck Wild; Ubrigens aber
ſind ſie an allen ihren Gliedern unſern
Wind-Hunden gleich, nur daß ſolche,
wie gedacht, umb ein ziemliches groͤſſer,
hoͤher und laͤnger, womit die Einwoh-
ner in Curland, weil es ſchnelle und fluͤch-
tige Hunde ſind, die Baͤre und Elend-
Thiere in Wildniſſen hetzen koͤnnen:
Wann man dieſe Art haben kan, iſt es
freylich beſſer. Sonſten kan man in Er-
mangelung itztbeſagter Hunde ſich an-
dere leichte, ſchnelle und fluͤchtige Hatz-
Hunde zuwege bringen, wenn man nem-
lich eine groſſe Wind-Huͤndin mit einem
Engliſchen Hund beleget, dann alsdenn
fallen die Jungen etwas nach dem Va-
ter ſtaͤrcker und groͤſſer als die Huͤndin
und nach der Mutter ſchmaͤchtiger und
fluͤchtig und ſind geſchickt, das angeſchoſ-
ſene u. verwundete Wild, weiln ſie ſchnell
ſind und wohl lauffen koͤnnen, bald ein-
zuhohlen: So ſie hinter einem Thier
herlauffen und demſelben immer je laͤn-
ger je naͤher an den Leib kommen,
mithin daſſelbige zu fangen gar nicht
zweiffeln, ſondern in der Stille ſich auff
ihr Geſichte verlaͤſſen, und was ſie
vor ſich ſehen, ſich durch ihre Ge-
ſchwindigkeit einzuhohlen getrauen, ſo
achten ſie keine Spuhr, nehmen auch ſol-
che im geringſten nicht an und ſind hier-
innen denen Wind-Hunden gleich, weil
ſie nur das fluͤchtige angeſchoſſene Wild
hetzen; Deshalben werden ſie zu Jagd-
Y 2Zei-
[172]Dritter Theil/
Zeiten auswendig des Lauffs angeſtel-
let und an noͤthige Oerter ein Paar von
denſelben zum Hetzen dergeſtalt parat ge-
halten, daß wann ohngefehr einiges an-
geſchoſſenes Wild unvermuthet uͤber den
Zeug fallen ſolte, ſolches dann mit denen-
ſelben gehetzet und gefangen werden moͤ-
ge. Man kan auch wohl Bachen, Re-
he und Woͤlffe in lichtem Holtze, ohne daß
ſolche angeſchoſſen ſeyn muͤſſen, damit
hetzen und fangen; Weiln ſie gleichſam
ſtarcke Wind-Hunde ſind, welchen nichts
entlauffen kan; Solche Hunde werden
meiſtentheils Puͤrſch-Hunde geheiſſen
und von Jugend auf mit Fleiß darzu ge-
woͤhnet, daß ſie dem Weydemann nach-
kriechen lernen und ſo der Schuß geſche-
hen, dannoch dem Wild ohne Geheiß nicht
nachlauffen duͤrffen, biß man das Ver-
wundete gemercket, nach welchem man
den Hund hetzet, ſo wird er mit der Zeit
mercken, welches das getroffene geweſen,
ſolches geſchwind einhohlen und gewalt-
ſam niederziehen, oder unter einem gan-
tzen Troupp das angeſchoſſene Wild aus-
ſuchen und mercken, daß es kranck ſey,
und mit den andern nicht mehr ſo fluͤch-
tig fortkommen koͤnne: Maaſſen es ſich
meiſtens abgiebet und wenn ein ſolch an-
geſchoſſen Wild nicht ſofort in continenti
verfolget werden ſolte, wuͤrde daſſelbe,
ſonderlich des Sommers in groſſer Hi-
tze, bald anlauffen und in wenig Stun-
den meiſt verdorben ſeyn. Vor hauen-
den Schweinen aber ſind ſie zu ſchonen
und waͤre Schade, ſie zu haſſadiren, weiln
dieſelben unfehlbar wuͤrden zu Schan-
den geſchlagen werden, ſondern es koͤn-
nen lieber hierzu die Sau-Ruͤden, als
die nicht ſo koſtbar, gewaget werden;
Solche Hunde werden an Ohren und
Schwantz nicht geſtutzet, ſondern ihnen,
gleich denen Wind-Hunden, dasjenige
gelaſſen, was ihnen die Natur gegeben,
und werden, damit ſie leicht lauffen koͤn-
nen, mit trockenem Brod von Haber-
Schrott gefuͤttert und ihnen keine dicke
Mehl-Suppen, wovon ſie zu ſchwerfaͤllig
wuͤrden, gegeben: Vor allen Dingen
aber, welches hierbey zum oͤfftern ange-
mercket, muͤſſen ſie alle Tage ausgefuͤhret
werden, daß ſie gaͤnge und fluͤchtig blei-
ben, zum wenigſten muͤſſen ſie in einem
groſſen Zwinger frey herumb lauffen,
und nicht immer beſtaͤndig an Ketten ge-
leget ſeyn, ſonſten, wann ſie noch ſo koſtbar
ſind, werden ſie in kurtzer Zeit mit vie-
lem Verdruß der Herrſchafft, und Ver-
antwortung des Waͤrthers ſteif und un-
brauchbar und verliegen ſich dermaaſſen,
daß kein zahm Vieh, ſo ſachte es auch
laͤuffet, nicht einmahl darmit einzuhoh-
len. Sonſt werden ſie wohl auch zuwei-
len, wie die Engliſchen, an Ketten gele-
get, haben auch ſolche Lager und gehoͤ-
ren zur Auffſicht des Ruͤden-Knechts in
Engliſchen Stall, weil damit das fluͤch-
tige Wild gehetzet wird.


Von denen Sau-Ruͤden.


Es pflegen bey denen Herrſchafftli-
chen Aemtern die Fleiſcher, Schaͤffer,
oder Hirten oͤffters feine maͤßige, doch
ſtarcke und zottlichte Bauer-Hunde, ſo
was hoch von Beinen ſind, wegen des
Viehs zu halten: Oder es belauffen ſich
auch groſſe Herrſchafftliche Hunde zuwei-
len mit denenſelbigen, daraus derglei-
chen zottlichte Zwitter und mancherley
Arten derer Hunde kommen. Weiln
nun ſolche Hunde nichts zu halten ko-
ſten, ſo werden dieſelben kurtz vor der
Schwein-Hatz-Zeit, bey denen Unter-
thanen darzu ausgeſuchet: Wann man
denn darmit zu Holtze ziehet und dieſel-
ben einen nach dem andern loßlaͤſſet, um
die Sauen rege zu machen und aus dem
Dickigt heraus nach dem Laufft zu ja-
gen und ihnen zur Auffmunterung mit
dem gewoͤhnlichen Horido wohl zu-
ſchreyet, nachfolget, und ſie alſo wohl an-
fuͤhret, koͤmmt es bey ſolcher Gelegen-
heit gar offte, daß viele in Lehr-Jahren ſi-
tzen bleiben, darumb man lieber zwey-
oder dreyjaͤhrige alte eingehetzte Hunde
mit hierzu nehmen ſoll, wo man nicht
Schaden haben will, weil junge Hunde
noch allzu unvorſichtig anfallen. Es pfle-
gen auch etliche bey dieſer Gelegenheit de-
nen Sau-Ruͤden oder Hatz-Hunden
Schellen an Halß-Baͤndern anzuhaͤngen,
damit das Schwein ſich dafuͤr ſcheuen,
und ſich deſto mehr auff die Flucht bege-
ben, folglich gegen die Hunde ſich nicht
zur Wehre ſtellen moͤge. Was maͤßige
Sauen, als Bachen und Friſchlinge, ſind,
derer koͤnnen ſie zwar wohl maͤchtig wer-
den, die Kaͤuler aber flicken ihnen oͤffters
dergeſtalt die Hoſen, daß manche auff
dem Platze bleiben. Wann etliche Hun-
de
[]

[figure]
Figure 73. Puͤrſch oder Cours Huͤnde.


Figure 74. Sauͤ Ruͤdden.


Figure 75. Windſpiehll.


Figure 76. J. J.


[]

[figure]

[173]Von denen Hunden.
de beyſammen, haben ſie mehr Courage
und werden lieber ein groſſes Schwein
mit eyfriger Begierde verfolgen, ob ſie
ihm wohl leicht nicht viel anhaben koͤn-
nen. Es verlaͤſſet ſich, einen ſtarcken
Angriff anzuwagen, immer einer auf
den andern und ſtehen einander bey, ſo
lange, biß ihnen die groſſen Hunde zu
Huͤlffe kommen, und nieder ziehen helf-
fen, da, umb ihre Tapfferkeit deſto mehr
aufzumuntern, mit Ruͤde-Hoͤrnern daꝛzu
geblaſen und geſchrien wird. Es tau-
ern aber ſolche Hunde ſelten lange, oder
werden nicht leicht alt, weiln ſie oͤffters
von hauenden Schweinen gantz zu
Schanden geſchlagen werden, weswegen
auch hierzu keine ſchoͤne, rare und koſt-
bahre Hunde genommen werden, und
koͤnnen auf die Art ſolche Ruͤden der
Herrſchafft nichts koſten, dieweiln ſie
auf dem Lande hin und wieder verleget
ſind. Jn Pommern und Caſſuben,
oder an denen Pohlniſchen Graͤntzen fin-
det man auch bey denen Schaͤffern der-
gleichen, jedoch etwas ſtaͤrckere zottlich-
te Ruͤden, welche ſie hoͤchſtnoͤthig und
unentbehrlich der Woͤlffe halber, umb die
Schaaf zu beſchuͤtzen, halten muͤſſen, die
zum Hetzen und Streichen vortrefflich
gut zu gebrauchen ſind, und von Chur-
Fuͤrſt Johann Georg dem Dritten ſehr
æſtimiret wurden.


Von denen Windſpielen.


Dieſe Hunde haben ihren Namen
wegen ihres ſchnellen Lauffens, daß ſie
gleichſam als die Winde fortfliehen und
weit geſchwinder als andere lauffen: Sie
ſind zart, rahn und lang von Schen-
ckeln, ſchmahl von Leibe und mager, ſo
alles zum lauffen dienlich iſt: Bey ihrer
Aufferziehung muͤſſen ſie nicht allerhand
dicke Suppen, Milch oder dergleichen
Geſchlapper zu freſſen kriegen, wovon
ſie nur dicke Baͤuche bekommen, und ja
keine Knochen, ſondern nichts anders,
als trocken Brod und Waſſer, welches
ihnen am allergeſuͤndeſten. Der Zwinger,
worinnen ſie mit einander ſpiehlen, lauf-
fen und ſpringen, ſoll nicht zu eng, ſon-
dern weitlaͤufftig ſeyn, daß ſie ſich nicht
verliegen; Auch muͤſſen ſie oͤffters beym
Ausſpatziren mitgenommen werden,
nebſt einem Stoͤber, daß ſie herumb ja-
gen koͤnnen. Vor allen Dingen gewoͤh-
net man ſie dazu, daß ſie ſich neben dem
Pferde her an einem Hetz-Riemen fuͤh-
ren laſſen. Wenn ſie uͤbers Jahr alt
ſind, muß man einen Haſen lebendig in
einen Sack einfangen und ſolchen auff
das ebene Feld tragen laſſen. Wann
nun der Haſe fortlaͤuffet, laͤſſet man ei-
nen alten und zwey junge darhinter ſtrei-
chen und eylet mit dem Pferde nach,
umb ſie anzufriſchen. Dieſes thut man
zwey oder dreymahl, ſo lernen ſie fangen
und verbindet ſie hernachmahls die Na-
tur, daß ſie ihren beſten Fleiß anwenden.
Wie man denn Hunde hat, die einen
Haſen alleine rahmen und leichtlich ohne
anderer Hunde Huͤlffe fangen koͤnnen.
Diejenigen Hunde, welche mit einander
ſchon oͤffters was gefangen, zuſammen
gewohnet ſind, und ſich darinnen fleißig
uͤben, faſſet man lieber allzeit an einen
Hetz-Riemen zuſammen, ſo ſecundiren
ſie einander am beſten, daß, wann der
ſchaͤrffſte Laͤuffer den Haſen rahmet, ihn
der hintere oder letztere am meiſten und
mehrentheils fangen wird, und muß,
waͤhrenden Hetzen, das ungezogene
Schreyen vor allen Dingen unterlaſſen
werden: Maaſſen bey jedwedem Geſchrey,
ſoofft es geſchiehet, der Haſe vor Angſt
ſein aͤuſerſtes waget und immer weiter
vor die Hunde kommet, als er vorhero
geweſen, ſondern das ſtille Hetzen iſt das
beſte, nach dem gemeinen Sprichwort.
Es werden auch die Hunde abgeſchrecket,
indem ſie meinen, ſie thaͤten Unrecht,
weil ſie zu Hauſe beym Naſchen, oder
wenn ſie die Schafe anlauffen, auch ab-
geſchrien werden, worunter die armen
Thiere keinen Unterſcheid wiſſen. Es
iſt auch bekant, ſonderlich, wo der Jaͤger
zu Fuß hetzen muß, (maaſſen nicht alle
Pferde haben koͤnnen, gleichwohl aber
mißlich ſeyn ſolte, wann die Hunde al-
leine waͤren, denn ſo wuͤrde der Haſe
meiſtens verzehret ſeyn, ſo, daß zwar
Wolle, aber kein Wildpraͤth gefunden
wuͤrde,) daß man, zu Verhuͤtung deſſen,
einen Retter unter ſolchen dreyen er-
wehlet, welcher verhuͤten und die andern
abhalten muß, biß man darzu komme.
Man erwehlet insgemein einen unter
denen dreyen jungen, welcher der hertz-
haffſte, nach dem vorgeworffenen Brod
am ſchaͤrffſten greiffet und die andern ab-
weiſen will, welchem man beyſtehen und
Y 3allzeit
[174]Dritter Theil/
allzeit die Oberhand laͤſſet, daß er gewiß
verſichert bleibet, er ſey Meiſter und al-
lein Hahn im Korbe unter ihnen: Sol-
che kleine Jalouſie muß jederzeit erhalten
werden, daß er das Præ behaͤlt: Wann
aber der Retter ſelbſt den Haſen freſſen
wolte, daß die andern Zeugen waͤren,
iſt die Hetz-Peitſche gut darzu, doch mit
Manier, nicht auf die Naſe oder Beine,
daß er nicht bloͤde oder lahm werde;
er muß auch nur denen andern Hunden
die Zaͤhne weiſſen, daß dieſelben Reſpect
brauchen, ſolte er ſie aber zu Schanden
beiſſen, kan dem Retter bißweilen ein
Streich nicht ſchaden. Anfaͤnglichen laſ-
ſe man ihn zu Hauſe, und hetze die zwey
andern jungen vorhero vollkommen mit
einem erfahrnen Hund erſt recht ein;
Wann nun ſolche geuͤbet, kan man den
Retter abſonderlich zu fangen gewoͤhnen,
ſo meiſtens auff eine Ubung ankoͤmmet,
und muß obſerviret werden, daß man
dem Haſen vorbeuge, weil er gerne Berg
anlaͤufft, oder ſeine Retirade in ein Dachs-
oder Fuchs-Loch nimmt, auch muß nicht
in weichem Thau-Wetter auff denen
Saat-Feldern derer armen Leute Ge-
traͤyde durch Pferde und Hunde ruiniret
werden, weiln ſolches erſtlich eine groſſe
Suͤnde, auch das eingetretene nicht wie-
der waͤchſet, und man endlich gar leichte
ſtuͤrtzen und Schaden nehmen kan. So
dienet auch nicht beym Froſt zu hetzen,
weilen die Hunde ſich an Klauen und
Fuͤſſen von harter Erde dermaaſſen zu
ſchanden lauffen, daß man ſolche in viel
Wochen nicht brauchen kan und dieſel-
ben zu ſchmieren und heilen viel Muͤhe
haben wird; Auch muß waͤhrender Satz-
Zeit und in tieffem Schnee nicht gehetzet,
ſondern ſolches biß nach der Erndte ver-
ſpahret werden. Wann jungen Hun-
den die Klauen ſpitz abgeſchnitten wer-
den, lauffen ſie ſchaͤrffer, als ſonſten.


Von denen Blendlingen.


Es iſt bekant, daß ein Windſpiel den
Fuchß nicht beiſſen will, weil ſolcher das
Windſpiel leicht lahm zu beiſſen pfleget,
daß es gar abgeſchaffet werden muß; Hat
man alſo hier eine Art Zwitter, welche
hierzu abſonderlich angefuͤhret werden,
und eine ſonderliche beyßigte Art von
Natur an ſich haben. Sie werden aber
zuwege gebracht, wann eine niedrige
daͤhniſche Huͤndin mit einem Windhund
beleget wird, oder, wenn man in Man-
gel derer eine andere gemeine Huͤndin
nimmt, doch von glatten Haaren, ſo faͤllt
oͤffters eine gute Art, ob ſchon was nie-
driger, doch ſtaͤrcker von Halß, Kopff
und Schenckeln, und halten einige gar
viel darvon, haben ſie bey ſich als Leib-
Hunde, lernen ihnen allerhand Kuͤnſte,
weil ſie ziemlich ranck und zu lauffen be-
quem ſind, richten ſie ab ins Waſſer zu
gehen, was heraus zu hohlen, verlohren
zu ſuchen, uͤberzuſpringen, und was der-
gleichen Kuͤnſte mehr ſind. Weiln auch
ein Fuchs lange nicht ſo ſcharff laͤuffet,
als ein Haaſe, ſondern meiſt nur krum-
me Springe thut, hat man ſolche Zwit-
ter, die ihm aus krummen Springen ge-
rade machen. Zu ſolcher Anfuͤhrung
muß man ſie erſtlich mit Katzen hetzen
etliche mahl auf denen Feldern gewoͤhnen;
Wann ſolches oͤffters geſchehen, werden
ſie den Fuchs ſchon beiſſen und hierzu
genungſam abgerichtet ſeyn, man kan
auch die Dachſe des Nachts von denen
Ruͤben herrlich nach Hauſe begleiten laſ-
ſen.


Von dem Leit-Hunde.


Gleichwie ein Kundſchaffer des Fein-
des Lager zu recognoſciren und von
feindlichen Partien genaue Nachricht zu
hinterbringen gebrauchet wird, ſolches
in der Stille unvermercket zu obſerviren,
damit ein Feld-Herr mit ſeinem Kriegs-
Volck deſto fuͤglicher ſich darnach rich-
ten koͤnne, durch was vor ein Stratagema
er den Feind ſchlagen und den Sieg er-
halten muͤſſe; Alſo wird bey dem Wey-
dewerck eben auch der Leit-Hund zu ſol-
cher Function gebrauchet, das verborge-
ne Wild durch denſelben auszuforſchen,
wo es ſich aufhalte, auf was Art dem-
ſelben beyzukommen, durch was vor
Zeug daſſelbe zu fangen und zu erlegen
ſey. Jſt alſo nun dieſes der edelſte und
vornehmſte Hund, ſo bey dem Weyde-
Werck gebrauchet wird. Und weil der-
ſelbe, Zeit waͤhrenden Gebrauchs an ei-
nem
[]

[figure]
Figure 77. Franhoͤſich Par Force Huͤnd.


Figure 78. Engliſcher Par Force Huͤnd.


Figure 79. Pohlniſcher Jagd Huͤnd.


Figure 80. Teuͤkſcher Jagd Huͤnd.


Figure 81. U U.


[]

[figure]

[]

[figure]
Figure 82. Leith-Huͤnd.


Figure 83. Schweiß Huͤnd.


Figure 84. Bauͤ Finder.


Figure 85. Huͤnner Huͤnd.


Figure 86. X X.


[]

[figure]

[175]Von denen Hunden.
nem langen Riemen, das Henge-Seil
genannt, ſtets gefuͤhret oder geleitet wird,
wird er der Leit-Hund genennet. Er hat
an ſich ſelbſt einen ſtrengen Orden und
muß, damit er ſeinen Geruch nicht ver-
derben moͤge, beſtaͤndig gegen die Sonne
mit der Kette an einem trockenen Ort
angeleget ſeyn, dann er durch vieles Umb-
lauffen ſich nicht allein das Haſen-Jagen
angewoͤhnen, ſondern auch ſeinen Ge-
ruch durch herumbſchnopern der Koch-
Toͤpffe von ſauer und ſuͤſſer Bruͤche ver-
derben wuͤrde, welche grobe Duͤnſte ſol-
cher Speiſen verhindern, daß die reinen
Atomi des zarten Geruchs und gerin-
ge Empfindlichkeit der Spuhr des Wilds
Dunſt nicht wenig ſchwaͤchen und ſehr
verhindern, dahero er von Jugend auf,
in ſolchem ſtrengen Leben erhalten wird,
ihn deſto nuͤtzlicher zu gebrauchen. Er
ſoll ſeyn von mittelmaͤßiger Groͤſſe, gelb-
lichter Farbe, einem zierlichen foͤrmli-
chen, doch dicken Kopff, weiten Naſen-
Loͤchern, groſſen Lappen umb den Mund,
Spannenlang hangenden Ohren, ſtarck
von Bruſt und Creutz, einem langen
Halß, ſtarcken Laͤufften, deren die
voͤrdern kuͤrtzer, als die hintern, ei-
nem abhaͤngigten Schwantz oder Ru-
the, und meiſtens gebildet, wie ein nie-
driger Mittel-Jagd-Hund ausſiehet.
Jhre Art iſt nicht zu bellen, anzuſchlagen
oder laut zu ſeyn, wormit ſie das Wild
verſtoͤhren wuͤrden, ſondern ſie werden
von Jugend auf bey denen Menſchen an-
gebunden zu ſeyn gewoͤhnet, das Wild
in der Stille zu ſpuͤhren und ihren Wey-
demann auf der Gefaͤhrd des Wilds an-
zufuͤhren. Wann ſie in der Jugend
noch klein ſind, ſind ſie bloͤde und erſchre-
cken, und fuͤrchten ſich vor allem, ver-
kriechen ſich oͤffters in Stroh, ſchreyen
gantz wilde, ſind ſehr ſcheu und muͤſſen
bey der Aufferziehung wohl in acht ge-
nom̃en werden, daß man ſie ja nicht ſchla-
ge, oder von andern Hunden beiſſen laſ-
ſe. Sie laſſen ſich gerne liebeln und ſtrei-
chen und muͤſſen freundlich von Jugend
auf zum fuͤhren baͤndig gemacht wer-
den. Jhr Fraß iſt einig und allein Brod
mit Milch und guter Bruͤhe von zahmem
Fleiſch zu ordentlicher Zeit, Fruͤhe, Mit-
tags und Abends; Aber von keinem
Wildpraͤth muͤſſen ſie etwas bekommen,
es ſey dann daß man Hirſch-Schweiß
hat. Sie muͤſſen von Jugend auff zu
fuͤhren vor ſich her gewoͤhnet werden,
auf luſtigen Feldern und gruͤnen Raſen,
nur daß ſie ja keine Spuhr von Fuͤchſen
oder Haſen finden, dann ſie halten von
Natur die Naſe zur Erden, welches
ihnen ja nicht durch ſchlagen verdor-
ben werden ſoll. Einige Jaͤger blen-
den ihnen die Augen durch einen brau-
nen Staub-Puͤltz, damit ſie ſich mehr
auf die Naſe zu ſuchen, als mit denen
Augen zu gucken verlaſſen koͤnnen, weiln
ſie ſonſten die Spuhr uͤbergehen. Die
Naſen-Loͤcher muß man ihnen fleißig
mit altem Kaͤſe reiben, daß ſie dieſelben
ablecken, alſo reinigen und den Geruch
ſtaͤrcken, damit ſie nichts leichtlich von der
Spuhr uͤbergehen, ſondern alles an-
zeigen.


Von dem Schweiß-Hunde.


Dieſer Hund iſt nechſt dem Leit-
Hund faſt der noͤthigſte und nuͤtzlichſte;
Maaſſen ohne denſelben das ſonſten oh-
ne diß ſehr uͤbel von einem unachtſamen
Weydemann zu Holtz geſchoſſene Wild
wohl ſchwerlich wuͤrde gefunden, viel-
mehr aber von Fuͤchſen, Kraͤhen und
andern Thieren verzehret werden und
denen Menſchen nicht zu Nutzen kom-
men, ſondern, zumahl in der warmen
Sommers-Zeit leicht in wenig Stunden
anlauffen und verderben muͤſſen, daß
nichts, als die verſchimmelten Knochen
darvon uͤbrig bleiben und mit der Zeit
ohngefehr gefunden werden wuͤrden.
Zu ſolchem Ende wird der Schweiß-
Hund, ſobald ein wild Thier angeſchoſ-
ſen, daß ſolches in der Angſt vor Schmer-
tzen in einer Furie weit fortlaͤufft, auff
der Faͤhrd oder ausgelaſſenem Schweiß
angefuͤhret; Und weiln daſſelbe, indem
es insgemein weidewund, oder durch
den Wanſt, Maſt-Darm, oder Geſchei-
de getroffen worden, hiervon je laͤnger
je kraͤncker und matter wird, und, wann
man ihm Ruhe laͤſſet, in dem nechſten
Behaͤltniß ſich nieder thut und verbir-
get, ſo gehet man ihm mit dem Schweiß-
Hunde nach, und ſuchet in der Stille ſo
lange, wenn es auch ſchon wieder zu
Walde gangen waͤre, biß man es mit
allen Ein- und Ausgaͤngen beſchloſſen,
und gleichſam beſtaͤttiget hat. Hierauff
kan man den Hund, der ebenfalls wie
der
[176]Dritter Theil/
der Leit-Hund gefuͤhret wird, an einem
reinen Ort anbinden und ruhen laſſen.
Und dann mit dem Puͤrſch-Rohr hin-
einſchleichen, umb das Wild anzutreffen,
welches, weiln es immer kraͤncker wird,
ſich gleichſam gutwillig ergiebt, auch letz-
lich gantz nahe kommen laͤſſet, daß man
es vollends niederſchieſſen kan. Solches
iſt an denen Graͤntzen, da man der Nach-
folge nicht berechtiget und weder mit der
Buͤchſen, noch mit dem Hund das ange-
ſchoſſene Wild uͤber die Graͤntze verfol-
gen darff, ſehr dienlich: Jſt aber die
Graͤntze weit abgelegen, ſo kan das Thier
mit einem loßgelaſſenen Blendlinge ver-
folget werden, und weiln, wie gemeldet,
angeſchoſſen Wild die geſunden verlaͤſt,
und vor Schmertzen den Brand zu loͤ-
ſchen ſeine Flucht gemeiniglich nach dem
Waſſer nimmt, hineinſpringt und
vor dem Hund ſtehet, kan der Schuͤtze
des Hundes Anſchlagen und laut ver-
nehnem, und hoͤren, ſodann nachfolgen,
es hinterſchleichen und ſchieſſen. Son-
ſten hat man auch eine Art Schweiß-
Hunde, wann von Daͤhniſcher mit-
telmaͤßiger Art eine Huͤndin mit ei-
nem Jagd-Hund beleget wird, ſo fal-
len die Jungen von ſehr gutem Geruch
und werden auch Blendlinge genennet,
welche auf der Faͤhrd nicht gerne laut
werden, man hat ſie gerne rothbraun
von Farbe und werden ebenfalls, wie
die Leit-Hunde, jedoch ohne Zuſpruch an
ein Leinchen auf der Faͤhrde des Wilds
gearbeitet, daß ſie ſowohl die Faͤhrd,
als auch den Schweiß ſuchen, welches ei-
ne Menage vor einen Graͤntz-Schuͤtzen
iſt, der viel Hunde zu halten nicht ver-
mag. Und wird insgemein auch ein
ſolcher Hund zum Schieß-Hund hin-
ter dem Schuͤtzen zu kriechen abgerich-
tet, daß er, ſobald geſchoſſen, nach dem
Schweiß das Wild verfolge und entwe-
der erlege, oder wieder umbſtaͤndig ma-
che. Weswegen man ſie gerne etwas
fluͤchtig hat, einen angeſchoſſenen Hirſch
oder Thier einzuhohlen, oder die Sauen
herumb zu ruͤcken und ſtaͤndig zu machen,
biß man mit dem Schuß ankommen,
oder ſie beſchleichen kan: Sind alſo gleich-
ſam als halbe fluͤchtige Puͤrſch-Hunde
zu gebrauchen.


Von einem Sau-Finder.


Es hat dieſer Hund ſeinen Namen
daher erhalten, weil er die wilden Sau-
en zu finden unterrichtet, angefuͤhret
und gebrauchet wird, die meiſten neh-
men ebenfalls letztbeſchriebenen Schieß-
Hund hierzu. Sonſten haben auch ins-
gemein die Wild-Huͤther, wo groſſe Ge-
hege ſind und ſie Getraͤyde im Felde bey
der Nacht bewachen und das Wild ab-
jagen muͤſſen, die beſten Hunde zu ſol-
chem Dienſt, weil ſie die wilden Sauen,
die nicht ſo fluͤchtig, als die Hirſche, eher
einhohlen koͤnnen und gleichſam hierauf
eingehetzet ſind. Ob ſie ſchon ſchlechte
Bauer-Hunde ſind, werden ſie dennoch
hierzu durch die Gewohnheit gebracht.
Sie ſollen von mittelmaͤßiger Groͤſſe,
braun oder ſchwartz ſeyn, welche Art hier-
zu am beqvemſten abzurichten iſt. Vor
allen Dingen muͤſſen dieſelben von Ju-
gend auf immer zahmer, doch ſchwartze
Sauen anzubellen und zu hetzen gewoͤh-
net werden, darbey, wo mans haben kan,
man ihnen in ihrem Fraß den Schweiß
von wilden Sauen geben ſoll, umb ſie
deſto begieriger zu machen, damit ſie
nichts anders, als nur die wilden Sau-
en finden, vor ihnen ſtehen, ſie verrathen,
durch ihren Laut anmelden, anſchlagen
und mit herumb ſpringen ſo lange auf-
halten muͤſſen, biß ſolche auff ſolchen
Keiff von dem Weydemann beſprungen,
erſchlichen und geſchoſſen werden. Alle
andere Spuhr aber von Hirſchen, Re-
hen, Fuͤchſen und Haſen, iſt ihnen mit
allem Fleiß abzugewoͤhnen, wiewohl das
Dachs-Hetzen ein paarmahl nicht ſcha-
den kan. Am nuͤtzlichſten ſolte wohl
zu deren Ausfuͤhrung dienen, wann
man das erſtemahl einen zweyjaͤhrigen
Friſchling im Gehege oder Thier-Gar-
ten unter dem Roth-Wildpraͤt vor ihnen
ſchieſſen koͤnte, daß ſie ſolches niederzie-
hen und wuͤrgen lerneten: Nachmahls
werden ſie an eine gelde Bache gelaſſen,
davor ſie ſtehen. Wenn dieſelbe gepuͤr-
ſchet und erleget wird, und man ihnen
deshalben froͤlich zuſpricht und ihr Ge-
nuͤß davon giebet, werden ſie ſich umb
ein merckliches beſſern, ſo ſie aber nach
dem Roth-Wildpraͤth, Rehe oder Ha-
ſen jagen wolten, muͤſſen ſie davon mit
Fleiß abgehalten und geſtraffet werden,
damit ſie auff nichts anders, als Sauen
begie-
[]

[figure]
Figure 87. Daͤhniſcher Glendling.


Figure 88. Barber oder Waſſer Huͤnd.


Figure 89. Engliſcher Haſen Huͤnd.


Figure 90. Stoͤber Huͤnd.


Figure 91. ÿÿ


[]

[figure]

[177]Von denen Hunden.
begierig abgerichtet ſeyn moͤge. Wird nun
ſo ein junger Hund das erſtemahl finden
und etliche mahl heꝛnach, was voꝛ ihm ge-
ſchoſſen worden, anpacken, u. den Schweiß
genuͤſſen, hingegen von anderm Wild-
praͤth ſich gantz abgewoͤhnen, wird er ein
guter Finder werden: Weiln aber dieſel-
ben entweder, da ſie zu hitzig auf die
Sauen fahren und von denenſelben lahm
oder todt geſchlagen, oder vom Schuͤtzen
unvorſichtiger Weiſe in der Haſt mit
dem Schwein zugleich geſchoſſen werden,
ſo iſt zu betauern, daß die meiſten in de-
nen Lehr-Jahren insgemein bleiben
muͤſſen; Wiewohl man denſelben An-
fangs nicht gleich zu was gefaͤhrliches an-
weiſet, weil er aus unvorſichtiger Kuͤhn-
heit moͤchte von hauenden Schweinen
oder Kaͤulern geſchlagen und alſo bloͤde
gemacht werden, daß er ferne an kein
Schwein mehr zu gehen Appetit haben
wuͤrde, zu welchem Ende hierinnen be-
hutſam zu verfahren iſt.


Von dem Huͤhner-Hund.


Wie bey dem groſſen Weydewerck
oder der hohen Jagd der Leit-Hund der
vornehmſte und nechſt demſelben der
Schweiß-Hund der nuͤtzlichſte, hingegẽ a-
ber bey dem Schwartz-Wild oder bey der
Mittel-Jagd der Saufinder der noͤthig-
ſte iſt, alſo wird bey dem kleinen Wey-
dewerck oder ſaͤmtlichen Federſpiel der
Huͤhner-Hund, wegen ſeiner muͤhſa-
men Abrichtung und ſclaviſcher Zucht,
als der kuͤnſtlichſte billig allen andern
Hunden weit vorgezogen. Es ſind aber
dergleichen Hunde insgemein von mit-
telmaͤßiger niedriger Art, weiß und
braunfleckigt, theils tiegericht beſpren-
get, mit langen Ohren behangen, wer-
den aber, damit ſie den Schwantz in
die Hoͤhe tragen, geſtutzet. Weil ſie von
Natur hitzig ſind, iſt hoͤchſt noͤthig, daß
ſie in ſcharffer Zucht gehalten werden.
Jhre Abrichtung beſtehet vornehmlich
darinnen, daß ſie in der Jugend wohl
baͤndig gemacht, und zu ſtetem Gehor-
ſam gewoͤhnet werden. Wann ſie in
die Furcht gebracht, muͤſſen ſie bey hun-
grigem Magen ihr taͤglich Brod auf dem
Felde ſuchen, richtig umbher revieren ler-
nen und ſo ſie das Brod finden, muß
man es ihnen das erſtemahl zu freſſen
erlauben, ſo ſie aber wiederumb ein
Stuͤck Brod antreffen ſolten, ſie mit dem
gewoͤhnlichen habe acht, ingleichẽ huͤthe
dich
u. ſtarckem Pfeiffen abruffen, an ſich
locken und vom Freſſen abhalten, biß man
es ihnen erlaubet, ſo ſie aber vor ſich oh-
ne Permisſion daſſelbe mauſen, muͤſſen
ſie mit der Spießruthe, oder Bedro-
hung, nachdem ſie guter oder boͤſer Art
ſind, corrigiret werden: Manche laſſen
die Hunde taͤglich vor ihrem Fraß oder
Suppe das gewoͤhnliche Couchi machen,
oder gewoͤhnen ſie mit guten Worten
oder Schlaͤgen ein Stuͤcklein Brod auff
der Naſe ſtill zu halten, ſagen ihnen das
A. B. C. vor, biß auff das S. da ſie es
fangen duͤrffen, umb ſie in dem noͤthigen
Gehorſam und ſteter Furcht zu erhal-
ten und ihnen wohl zu imprimiren.
Wann dieſes nun wohl erlernet und ge-
faſſet, waͤre trefflich gut, ſo man ein Paar
zahme lebendige Rebhuͤhner in ein Ge-
ſtripp und lang Graß an einen Faden
gefeſſelt anpfloͤckte, anfaͤnglich den Hund
herumb revieren ließ und ſo er etliche-
mahl die Huͤhner aufftreiben wuͤrde, (ſo
anfaͤnglich wohl zu pardonniren,) ihn daꝛ-
umb mit der Ruthe beſtraffete, daß er
vorſtehen lerne, nichts anders thue, als
mit dem Schwantze wedele und der
Huͤhner Gegenwart anzeige. So
er darinnen zum oͤfftern geuͤbet, waͤ-
re wohl dienlich, das Hertz, Lung und
Leber, ſonderlich den Schweiß ihm zu ge-
ben, wornach dergleichen Hunde ohne-
dieß hitzig thun, und davon begierig wer-
den. Jn deſſen Mangel muß man den
Hund oͤffters in die Cammer zu denen
lebendigen Huͤhnern laſſen, wenigſtens
den friſchen Koth ihm oͤffters vorlegen,
und ihn im Felde umbher zu ſtoͤbern ani-
mir
en. Wann er nun ſo weit gebracht,
daß er die Huͤhner anzeiget, muß er da-
von abzulaſſen angemahnet, wiederumb
zu ſich gelocket und angefeſſelt werden,
damit er kein Crackel unter denen Huͤh-
nern anfange. Daß er auch deſto lieber
zu einem komme, giebt man ihm ein Le-
ckerbißlein zu freſſen, wenigſtens Brod,
ſo man jederzeit bey ſich haben muß.
Wie man nun den Hund auf die Huͤh-
ner abgerichtet, und beſchriebener Maaſ-
ſen damit umbgegangen, ſo werden an-
dere auch auff Schnepffen und Wach-
teln vorzuſtehen abgerichtet, weil die letz-
Ztern,
[178]Dritter Theil/
tern, nemlich die Wachteln, eine viel ſuͤſ-
ſere Witterung, als einig Feder-Wild
haben. Auch richten einige die Hunde
ab, vor den Haſen im Lager zu ſtehen,
doch iſt es gefaͤhrlich, daß er hiervon
nichts zierliches ſuchen, und wegen der
Haſen-Spuhr ſtets die Naſen auf der
Erden haben wuͤrde, weshalben man
ihnen ein hoͤltzernes Gaͤblein, der Schna-
bel genannt, mit einem Riemen, als ei-
ne Halffter umb den Kopff und das
Maul machet, daß ſie mit der Naſen
bey der Erde nicht ſpuͤhren koͤnnen,
ſondern nur eintzig und allein nach dem
Wind wittern und wo Feder-Wild ver-
handen, gegen den Wind ſuchen lernen
muͤſſen. Es werden ihnen die Naſen-
Loͤcher, deren Geruch zu ſtaͤrcken mit
altem Kaͤſe gerieben, ſo lecken ſie den Un-
flath fleißig ab und reinigen hiervon die
Naſe. Es iſt ebenfalls der Huͤhner-
Hund in einer ſtrengen Secte und ſclavi-
ſchen Zucht, mit ſtetem ſchmiegen und
biegen beſchweret, oͤffters angeleget und
ſo er das geringſte verſehen, wird er offt
mit der Ruthe geſchlagen. Theils Fe-
der-Schuͤtzen, oder Huͤhner-Faͤnger pfle-
gen meiſtens mit allem Fleiß dem Huͤh-
ner-Hund Frantzoͤſiſch zuzuſprechen, als
wann ſie ſagen wollen: Suche, ſagen
ſie: Allons chercher,mein Huͤndlein,
mon Amy, und ſo er was findet, ſagen
ſie an ſtatt habe Acht,gardé bien, lo-
cken ſie ihn zu ſich, heiſt es Venés icy, oder
retirés vous und dergleichen frembde
Sprachen mehr, darmit der Hund, ſo er
verlohren, ſo leicht nicht gebrauchet wer-
den koͤnne, welches man in Moſcowiti-
ſche oder Pohlniſche Sprache vertiren
kan. Und ſoviel hiervon.


Von denen Jagd-Hunden/
Oder
Chiens courrans.


Nun komme ich mit meinen Jagd-
Hunden, welche als Jagd-Saͤnger mit
dem wegen ihres zuruͤckbleibens an-
ſtimmenden klaren und groben lautes,
gleich einem Glocken-Spiehl den Jaͤger
hertzlich erfreuen und die Waͤlder lieblich
erſchallen machen, einher gezogen, dar-
mit zu zeigen, wie durch daſſelbige das
argliſtige Wild auff ſeiner Spuhr oder
Gefaͤhrd aus denen dicken Behaͤltniſſen
mit Klang und Geſang in der Flucht her-
aus zu bringen ſeyn koͤnne; Dahero ſie
Jagd-Hunde genennet werden, weil ſie
dem Wild auf der Faͤhrd nachſpuͤhren, ſol-
chem nachlauffen, es verfolgen und trei-
ben, auch wegen ihres Zuruͤckbleibens
oder Unbehendigkeit im lauffen voꝛ Gram
und Chagrin laut anſchlagen, hierdurch
das Wild noch mehr erſchrecken, furcht-
ſam und fluͤchtig machen, daß ſolches ſo-
dann von denen Menſchen, auf verſchie-
dene Arten gefangen und erleget wird.
Es ſind dieſelben von unterſchiedenen
Sorten und von mancherley Farben,
nachdem das Land, Nahrung und Waſ-
ſer, Geſtirn und dergleichen mehr be-
findlich. Unter allen haben die Fran-
tzoͤſiſchen und Engliſchen darinnen billig
einen weit groͤſſern Vorzug vor andern,
weil ſie einen ungemeinen vortrefflichen
ſtarcken hellen Laut haben: Sind ins-
gemein weiſſer Farbe, oder doch fleckigt,
derer die Einwohner zu par Force jagen
derer Hirſche und Haſen ſich bedienen,
und zun erſteren groͤſſere, zum Haſen-
jagen aber kleinere Hunde nehmen,
das Wild forciren, auf Relais, oder Vor-
lagen friſche unverlegte kleine Engli-
ſche Pferde und Hunde vertheilen, und
dem Wild keine Ruhe laſſen, biß es ge-
fangen, oder vor Muͤdigkeit geſtuͤrtzet
iſt, deshalben ſie ſolches offters etliche
Meilen forciren und denen Hunden das
Wildpraͤt, auſſer denen Keulen, dem Zim-
mel und Ruͤcken, in Stuͤckgen gehauen,
Preiß geben, dieſe Chiens courrans ſol-
len ihrer Herkunfft nach aus Schott-
land, einige ſagen, aus der Tartarey an-
faͤnglich gekommen, nunmehro aber in
Franckreich ziemlich beruͤhmt anzutref-
fen ſeyn. Sie ſind insgemein von lan-
gen Ohren wohl behangen, daß man
auch welche von anderthalb Viertel einer
Ellen gefunden. Von ſolcher par Force-
Jagd aber iſt meines Vorhabens nicht zu
ſchreiben, ſondern uͤbeꝛlaſſe ſolches andern.
Nun iſt wohl glaublich, auch gar moͤglich,
daß ein eintziger Hirſch allein forciret wer-
den kan, und geſchiehet ſolches erſtlich,
wann man einen Hirſch anjaget und mit
Hunden etwan ein paar tauſend Schritt
verfolget, da er dann gleich und ſofort
aͤngſt-
[179]Von denen Hunden.
aͤngſtiglich thut, und immer noch mehr
fluͤchtiger wird, weil er hoffet, ſich alleine
beſſer zu ſalviren und abzukommen, laͤufft
dahero aus allen Kraͤfften und mehr, als
er kan, wodurch er ſich dermaaſſen erhi-
tzet, daß ſeine Spuhr dem Geruch nach
vor andern kalten und ſchwachen Faͤhr-
den denen Hunden in die Naſe ſteiget,
wie man den Unterſcheid nur e. gr.
eines dargegen nicht vergleichenden
menſchlichen Geruchs an einem hitzig
ſchwitzenden Laͤuffers-Fuſſe gegen eines
Stuben-Sitzers Fuß gar mercklich
wahrnehmen kan. Und alſo genung
von der Par Force-Jagd. Was nun un-
ſere Teutſche Jagd-Hunde betrifft, haͤlt
man hier zu Lande die Pohlniſchen, Caſ-
ſubiſchen und Pommeriſchen Hunde vor
die beſten, weiln ſie auff der Spuhr oder
Gefaͤhrde lange Zeit tauerhafftig ver-
harren und richtig auf derſelben verblei-
ben: Sie ſind meiſtens ſtaꝛcke Mittel-Hun-
de und von Farben braunroͤthlich, roth
oder Wolffgrau, ſelten aber ſchwartz, mit
gelben Koͤpffen und Beinen oder roth
gebrannt und wird von der Mittelmaͤſ-
ſigen Art am meiſten gehalten. Andere
dargegen ziehen die Weſtphaͤliſche und
Luͤneburgiſche Art dieſen vor, davon ich
aber keine Nachricht geben kan. Jns-
gemein halte ich davor, es muͤſſen dieſe
Art Jagd-Hunde in beſagten Laͤndern
aus der Urſache von beſſerer Art ſich
generiren, weiln allda kein Gehege, ſon-
dern ſie aus Antrieb der Natur taͤglich
auslauffen, die alten die jungen anfuͤh-
ren und mehrere Freyheit haben, alles
Wild, groß und klein, zu jagen und zu
fangen, auch durch Genuͤſſung des Raubs
begieriger werden, als unſere in kleinen
Revieren oder gar enge gemauerten
Zwingern ſtets gefangene arme Hunde,
die offte kaum die Woche einmahl vors
Tagelicht kommen, aus Furcht, auf der
Graͤntze todt geſchoſſen zu werden, oder
Proceſſ zu verurſachen. Wo koͤnnen ſol-
che Hunde gut ſeyn? Theils Jaͤger ver-
derben ſie auch, wann ſie beym Haſen-
oder Fuchs-Hetzen Jagd-Hunde zuruͤck
peitſchen, die Faͤhrd nicht folgen laſſen,
nur allein fein trocken mit Wind-Hun-
den hetzen und dieſe arme Teuffel, ohne
daß ſie einmahl oder zwey die Faͤhrd ver-
folgen und etwan den Braten zerreiſſen
moͤgten, im Moraſt und kaltem Waſſer
herumber baden laſſen, hingegen ihnen
keinen Genuͤß davon geben; Was koͤn-
nen nun hieraus vor gute Jagd-Hunde
werden? Es ſoll vornehmlich aber von je-
der Nation insgemein ein wohlgebilde-
ter Jagd-Hund haben einen mittelmaͤ-
ßigen, doch dicken Kopff, groſſe offene Na-
ſenloͤcher, feine Lappen umb den Mund,
breite Spannen lang hangende dicke Oh-
ren, ſtarcken eingebogenen Ruͤcken, di-
cke Lenden, breite und feſt fleiſchigte Huͤff-
ten, gerade Knie und Fuͤſſe, der Schwantz
ſoll abhaͤngigt, oben ſtarck und dicke, un-
terwerts aber leicht und gering, hinge-
gen der Bauch haaricht und eingezogen,
die Fuͤſſe duͤrre mit harten Ballen, dar-
zwiſchen mit Haaren bewachſen, mit
ſtarcken ſchwartzen Klauen verſehen, ſon-
derlich mit tuͤchtigem ſcharffen weiſſen Ge-
biß bewaffnet und mit braunen friſch
glaͤntzenden Augen verſehen ſeyn. Sol-
ches alles ſind meiſtentheils Zeichen
arbeitſamer, von harter Natur und dau-
erhaffter wohlſuchender Hunde, ſo von
gutem Athen ſind; Und, wann Hunde
recht einſchlagen, ſind ſie ſo wohl nuͤtzlich
und noͤthig, als angenehm, ihren Laut zu
hoͤren und oͤffters nicht mit vielem Geld
zu bezahlen. Jhre Abrichtung oder Aus-
fuͤhrung geſchiehet folgender maaſſen:
Wann eine wohlbehangene Huͤndin mit
einem ſchoͤnen Hund beleget worden,
muß dieſelbe anfaͤnglich nach vierzehen
Tagen oͤffters, doch maͤßig taͤglich ein-
mahl ihre Verrichtung uͤben, damit de-
nen Jungen in Mutterleibe die Arbeit
und der Genuß eingepflantzet werde: So
ſie aber uͤber die Helffte tragend, dann
wird ſie billig verſchonet und daheime im
Zwinger ledig gelaſſen: Bey der Ge-
burth wird die Mutter fleißig gewartet
und ihr in ihren Fraß reiner friſcher,
doch warmer Schweiß von Haſen gege-
ben, diß durchwuͤrcket oͤffters der Mutter
Milch, daß die Jungen gleichſam von
Natur geneigt alle lebendige Maͤuſe und
Voͤgel haſchen wollen, dabey wohl rath-
ſam waͤre, wenn ſie zwey Monat an der
Mutter geſogen und alleine freſſen koͤn-
nen, daß man ihnen zuweilen ein klein
lebendiges junges Haͤßgen vorſpielen lieſ-
ſe; Ferner werden ſie frey uneingeſper-
ret auf dem Lande an luſtigen Oertern
mit Milch und Waſſer-Suppen erzogen,
woſelbſten ſie mit Umblauffen ſich erlu-
ſtigen, das zahme Vieh gewohnen, dar-
neben die Lufft des Waſſers und derer
Gelegenheiten kundig werden, mit nich-
ten aber ſollen ſie bey denen Schindern
das Luder vom zahmen Vieh, oder bey
denen Fleiſchern die Kutteln ſo jung freſ-
Z 2ſen,
[180]Dritter Theil/
ſen, vielweniger damit auferzogen wer-
den, als wodurch das Gebluͤt erhitzet,
die Hunde leicht wuͤthend oder raͤudig
werden und das zahme Vieh gerne an-
fallen lernen. Wann ſie ſechs oder acht
Monat alt ſind, muͤſſen ſie mit einan-
der zuſammen im Hunde-Zwinger er-
zogen werden, daß ſie einander gewoͤh-
nen, verſtehen und kennen lernen, auch
beſſer einander im Jagen beyſtehen. Da-
mit ſie aber zur Kuppel gewoͤhnet und
baͤndig gemachet werden, muß man ih-
nen anfaͤnglich Schlepp-Riemen anlegen,
ihnen freundlich zuſprechen, und ſie an
ſich gewoͤhnen, biß ſie des Jaͤgers Stim-
me und ſein Horn kennen lernen. Wann
es nun ſchoͤn Wetter, kuppelt man Hund
und Huͤndin zuſammen, daß ſie einan-
der nicht beiſſen und knebelt die Kuppeln
an einer langen Leine hinter einander
paar weiſe, daß keiner ablauffen koͤnne,
ſondern ſolchen Zug zu halten gewohne.
Ein Jaͤger-Purſch ziehet das Seil von
vorne, ein anderer von hinten an, damit
die jungen Hunde, wann ſie woͤchentlich
ein paar mahl ſolcher Geſtalt ausgefuͤh-
ret werden, den Zug lernen; dabey wird
ihnen freundlich zugeſprochen, do, do,
ſe, ſe,
und ſoll der Zug durch eine luſtige
Gelegenheit, gruͤne Felder und Buͤſche,
Wieſen und kleine Waſſer, Berg und
Thal, unter dem zahmen Vieh herumb
gehen. Da auch flache Waſſer, oder Pfuͤ-
tzen vorhanden, und es im Mittage ohne
dieß groſſe Hitze, muß der Jaͤger-Purſch
baarfuß die Hunde gemach durch ziehen,
damit ſie Waſſer und Moraſt, auch
Schilff in Bruͤchern gewohnen, ſie ſo-
dann auf eine luſtige Wieſe oder Anger
fuͤhren, jeden glimfflich zuſprechen, ab-
wiſchen, putzen und caresſiren. Der ei-
ne Jaͤger-Purſch nimmt ein Ruͤden oder
Wald-Horn, nebſt einer Weyde-Taſche
mit guten in Schmaltz gebratenen Lecker-
bißlein angefuͤllet und gehet damit eine
gute Ecke weiter an einen Ort, blaͤſet
ſein Horn und ſchreyet do, ho, Wald-
mann, do, ho, ho,
dann kuppelt der an-
dere die Hunde alle loß, treibet ſie fort
und jaget Hullu, hullu fort, die nicht
wollen, treibet er mit der Ruthe, biß die
Hunde zuſammen kommen, welche je-
ner mit ſeinen Leckerbißlein erfreuen, lie-
blen und darmit erluſtigen ſoll. Wann
ſie nun aufgefreſſen, dann blaͤſſet der an-
dere und ruffet die Hunde, wie vorge-
meldet, auch zu ſich, giebt ihnen gleicher
Geſtalt was gutes zu freſſen und ſo ſie
fertig, muß er aufs glimpfflichſte dieſel-
ben, wie vorhero, ankuppeln und nach
Hauſe fuͤhren, biß ſie lernen ohne dem
Seil in Kuppeln hinter dem Jaͤger zie-
hen und zuruͤcke bleiben, auch ſich zuſam-
men halten: ſolte aber ein Hund unter
die Schaaffe lauffen, muß er daran zum
Denckmahl gebunden, mit der Spieß-
Ruthe geſchlagen, abgehalten, angefah-
ren und bedraͤuet werden. So nun die
Jagd-Hunde meiſtens ein Jahr alt, muͤſ-
ſen ſie, wiewohl mit guter Manier, an
die Kuppel gewoͤhnet werden. Dann
gewiß, daß junge Hunde angeriſſen, zum
andernmahl ſcheu werden. Das beſte
iſt, wenn man erſtlich ein paar junge
Hunde mit einem alten kuppelt, und hin-
ter einen Haſen zu jagen anfuͤhret, Maaſ-
ſen dieſes der jungen Hunde erſter An-
fang iſt, weiln der Haſe mit ſeiner ſuͤſſen
Witterung und dem niedrigen Leibe das
Laub und Graß beruͤhret, ſolche ausge-
duͤnſtete Atomi auch lange tauern und
ſie alſo der Spuhr zeitlich gewohnen, ſo
werden ſie nachmahls von ſich ſelbſten
das Reh, welches durch vieles Umb-
ſpringen ein viel angenehmeres Gefaͤhr-
de hat, weit embſiger ſuchen, biß ſie den
Hirſch, welcher ohne diß eine weit ſtaͤr-
ckere Witterung hat, zumahl wann er
erhitzet und friſch gejaget wird, von ſich
giebet, beſſer anhangen und von Haſen
gutwillig laſſen, zumahlen da ihnen von
des gefaͤllten Wildpraͤth Auffbruch,
Hertz, Lung und Leber gegeben wuͤrde,
ſolten ſie hierzu begierig und genoſſen
werden. Doch erinnere ich hierbey, aus
eigener Experienz wohlerfahren, daß
ſolch jagen ungezwungen im freyen
Wald geſchehen, keines weges aber jun-
ge Hunde in Tuͤchern oder eingeſperrten
Zaum vors erſtemahl angebracht wer-
den muͤſſen, weil ich ſonſt gemercket, daß,
wenn ſie das Wildpraͤth ſtets vor Au-
gen haben, ſie den Kopff in die Hoͤhe
tragen, ſich umbſehen, allem lebendigen
nachlauffen, die Voͤgel verfolgen, aber
keine Naſe zur Erden brauchen, endlich
gar die Spuhr, worzu ſie erfordert, uͤber-
gehen, auch durch vieles Umbwenden
und Abſpringen in der Spuhr irre wer-
den, daß ſie weder ſuchen noch jagen ler-
nen und Reckel bleiben. Dabey muß
mit jungen Hunden durchaus kein Fuchs
gejaget werden, weil ein Fuchs erſtlich
zehenmahl ſtaͤrckere Witterung hat, zum
andern die jungen Hunde zu ſchanden
beiſſet, wovon ſie hernach blode und zu-
letzt
[181]Von denen Hunden.
letzt nichts nuͤtze werden. Darzu gehoͤh-
ret ein alter Hund und iſt gar keine Kunſt
zu riechen. Jm Schnee, Regen, und
ſtarckem Winde, auch hartem Froſt oder
Thau jagen, iſt auch nichts nuͤtze;
Weilen der Schnee die Naſe erkaͤltet, der
Hund verdrießlich wird und keine Ato-
mos
finden kan, auch die Spuhr zu ſehen
iſt. Der Regen daͤmpffet und verhin-
dert den Geruch, auch trocknet der
Mittags-Wind die wenige Feuchtigkeit
der Faͤhrde dergeſtalt aus, daß die Hun-
de des Wildes Witterung gar nicht em-
pfinden, und endlich die Spuhr uͤberge-
hen lernen. Von dem Froſt- oder Thau-
Jagen werden ſie, wenn es auf den Tag
waͤrmer wird, hernach bald faul wer-
den, daß ſie weiter nicht zu brauchen.
Zum Fraß vor ſie halte am dienlichſten
von einem Scheffel Korn, einem Scheffel
Gerſt und einem Scheffel Haber zuſam-
men gemahlen und hiervon Brod geba-
cken, ſolches untereinander erhaͤlt ſie bey
gutem Leibe und verhuͤtet viele Kranck-
heiten, das Brod fein klein geſchnitten,
mit einer Metze oder mehr Haber-
Schroth untermiſchet, heiß ſiedend Waſ-
ſer darauf gegoſſen und eingebruͤhet, da-
mit zugedecket und etliche Stunden er-
weichen laſſen. Beſonders aber wird al-
lezeit ein Keſſel voller zerſpaltener wil-
der und zahmer Thiere Klauen, inglei-
chen Marx-Knochen, Rinder- und
Schaaffs-Koͤpffe, mit Waſſer gekochet,
und ſolch Fett gewonnen, worzu man
letzlich eine Metze Mehl eingekochet mi-
ſchet und den Fraß zuſammen ruͤhret, ſo
laulicht, daß es mit dem Finger zu leiden,
in ihren Fraß-Trog gegeben, welchen
man gerne von Eſchen-Holtze haben mag,
weil ſolches eine beſondere Eigenſchafft
haben ſoll. Wann die Hunde des an-
dern Tages jagen ſollen, muͤſſen ihnen
Morgens, ſo man jagen will, nichts als
ein paar Dutzent rohe Eyer, Baumoͤhl,
und gerſten Schleim gegeben werden, da-
von kriegen ſie einen hellen Halß, laut
anzuſchlagen; Und verfolgen, weil ſie
hungrig, deſto begieriger das Wild, ſtel-
len ſich auch, ſo man letzlich ſie anzukup-
peln ruffen wird, ſich bald ein, da ihnen
dann von dem auffgebrochenen wild,
Brod in Schweiß geduncket und warm
gegeben wird, wornach dieſelben, bey
oͤffterer Ubung, ſich mercklich beſſern
werden. Vor allen dingen muß der Stall,
wie eine Stube glatt, wohl geſpuͤndet
ſeyn, daß die Hunde ſich nicht ſchieffern;
Die Lager-Baͤncke ſind zwoͤlff Zoll hoch
und vier Schuh breit: Sie muͤſſen taͤg-
lich friſch Stroh haben und ausgefuͤh-
ret werden, die Waͤnde herumb muͤſſen
mit Kalck berappt, geweiſſet, und die
Decke begipſt ſeyn, daß keine Spinne o-
der Gewuͤrme ſich daſelbſt auffhalten
koͤnne: Die Fenſter ſollen hoch, wohl ver-
glaſt ſeyn, bey naſſem Wetter werden ſie
mit Tuͤchern abgetrocknet, ſonderlich
muͤſſen ſie auch einen Zwinger haben,
nebſt gehoͤrigen Kuppeln; vor allen
Dingen aber iſt ein fein lebendiges Roͤhr-
Waſſer noͤthig.


Vom Waſſer-Hunde.


Es haben die Schaͤfer niedrige Mit-
tel-Tꝛeib-Hunde, welche zottlicht von Haa-
ren ſind, und kriegen ſolche Art aus
Nordiſchen Landen, ſonderlich aus Jß-
land, ſolche Jßlaͤnder Budel nun wer-
den mit einem Jagd-Hunde beleget, ſo
fallen die Jungen von langen Ohren,
zottlicht von Haaren, welchen, damit ſie
deſto beſſer ſchwimmen koͤnnen, das groſ-
ſe dicke Haar abgenommen, ihnen ein
rechter Barth und Augenbraunen ſte-
hen gelaſſen und der Schwantz geſtutzet
wird, darumb ſie die Frantzoſen wegen
ihres Barts Barbet nennen. Dieſe Art
Waſſer-Hunde welche von der Jßlaͤndi-
ſchen grauen Farbe und des Jagd-Hun-
des rothen Haaren mehrentheils braun,
auch offt weiß mit braunen Flecken als
ein Huͤhner-Hund, oder gar ſchwartz
angetroffen werden, ſind hurtige und
treue Hunde, ſuchen und jagen gern,
lieben auch von Natur das Waſſer-Ba-
den, mit welchen man des Fruͤh-Jahrs,
bey warmem Wetter, in flache kleine
Waſſer-Pfuͤtzen hinein waden und ſie
durch wiederhohlen eines Hoͤltzgens, nach-
mahls eines Vogels, herauszubringen
gewoͤhnen muß, biß er hinter dem Schuͤ-
tzen zu kriechen und nach dem Schuß zu
lauffen begierig werde, ſodann muß man
ihn nach einer lebendigen Ente hetzen und
blind ſchieſſen, ſo wird er hitzig darnach
ſchwimmen, dieſelbe wuͤrgen und her-
aushohlen lernen, welches mit der Zeit
durch offtmahlige Ubung umb ein merck-
liches ſich beſſert, daß er gar in Teichen
Z 3oder
[182]Dritter Theil/
oder Seen, ja wohl in ſchnellen Fluͤſſen,
ſeine Dienſte thun wird: Es muͤſſen ih-
me aber keine Steine, ſo unterſincken,
hinein geworffen werden, dann weil er
untertauchen muͤſte, moͤgte ihm das
Waſſer in die Ohren lauffen, und er taub
werden, wuͤrde auch die Zaͤhne ſtumpff
machen und abnutzen. Dieſe Hunde thun
gute Stoͤber-Dienſte im Geroͤhrigt, Mo-
raſt und Waſſer, alles Waſſer-Gefluͤgel,
ſo es angeſchoſſen, heraus zu hohlen, wel-
ches man ſonſt ohne Kahn ſchwerlich krie-
gen, ſondern wohl liegen bleiben und ver-
derben wuͤrde, zumahl da mancher
Waſſer-Vogel nur lahm geſchoſſen, oder
flatternd fortzuſchwimmen, ſich unterzu-
tauchen und im Schilff zu verſtecken pfle-
get, welchen der Hund durch den Wind
wohl vernehmen, finden und heraus
bringen kan. Sie ſtoͤbern aus dem Rohr,
gleich einem Jagd-Hunde, die Fuͤchſe,
Ottern und wilde Katzen mit beſonderm
Fleiß, daß man ihnen deſto beſſer im ſchieſ-
ſen beykommen kan, treiben auch die Pha-
ſian
en, Schnepffen, Waſſer-Huͤhner,
Kybitz, und andere Voͤgel mit Gewalt
zur Flucht, wiewohl die Phaſianen, als
einfaͤltige Voͤgel, ſich auf den nechſten
Baum ſetzen und an einen dicken Aſt
ſchmiegen, welches aber ſchaͤdlich, maaſ-
ſen auff ſolche Art die Phaſianen-Gehaͤge
verſtoͤhret werden, mithin die Phaſianen
auf andere Art zu fangen ſind, das andere
Gefluͤgel aber pfleget man in der Lufft
zu ſchieſſen. Die Frantzoſen pflegen ſol-
chen Barbet, wie ich vom Huͤhner-Hund
geſchrieben, eben auch nach Frantzoͤſiſcher
Sprache zu gewoͤhnen und iſt ein ſolcher
Waſſer-Budel einem Feder-Schuͤtzen
ſehr nuͤtzlich und nebſt einem Huͤhner-
Hund bey allen vorfallenden Gelegenhei-
ten dienlich zu gebrauchen.


Von denen Stoͤbern.


Dieſe Hunde ſind von mittelmaͤßi-
ger Art, von einem Huͤhner-Hund
und Tachs-Kriecher gefallene Zwitter,
welche das Suchen und Revieren von Na-
tur an ſich haben. Sie muͤſſen nicht zu-
gleich mit einander zu ſuchen gewoͤhnet
werden, ſondern ein jeder abſonderlich
vor ſich alleine: Die Feld-Graben, Waſ-
ſer-Furchen, Rehne, oder Scheidlinge
durch alle Straͤucher und Graß uͤberall
viſitiren: Die Frantzoſen nennen dieſel-
ben Spions, weil ſie alles genau entde-
cken und offenbahren; Sind meiſtens
bundſcheckigt an Farbe und muͤſſen vor
allen Dingen nicht weitlaͤufftig in die Fel-
der herumb zu ſtreichen, ſondern nur
kurtz vor dem Weydemann auff zehen
biß zwantzig Schritt zu revieren, auff-
zuſuchen und fortzuſtoͤbern, unterrich-
tet und angefuͤhret werden, damit die
Wind-Hunde nicht den Haſen zuweit
einzuhohlen und zu hetzen lauffen muͤſ-
ſen, der Falconirer ſeinen Vogel auch
recht anbringen koͤnne, und nicht fehl
ſtoſſen laſſe, oder der Weydemann
mit der Flinte einen weiten Haſen nicht
fehlen moͤge. Es uͤberſchnellen auch die
weitlaͤufftigen Stoͤber nicht allein leicht-
lich die Faͤhrde, ſondern laſſen manches
Huhn, Schnepffe oder andere Voͤgel un-
beruͤhret ſitzen, die ſie durch Unachtſam-
keit nicht ſuchen, weniger auftreiben:
Dann dieſe Hunde nur in Feldern zu ſu-
chen, wie gemeldet, gebrauchet werden ſol-
len: Zu dem Netz-jagen derer Haſen aber,
ſo im Holtze oder Walde geſchiehet, ſind
die Jagd-Hunde, von deren Verrichtung
ich bereits gehandelt, jeder abſonderlich
zu halten und, zu was er erſchaffen wor-
den iſt, zu gebꝛauchen. Man nim̃t meiſtens
zwey biß drey oder vier Stoͤber-Hunde
mit ſich, das Feld allenthalben reinlich
auszuſuchen und, damit die Stoͤber hin
und wieder von einander ſuchen lernen,
wird zu Anfang ein jeder abſonderlich ge-
fuͤhret, doch in der Geſellſchafft und wann
gleich einer was findet, muͤſſen die an-
dern dannoch ihr ſuchen fortſetzen, ſo doch
ſchwerlich angehet, daß ſie nicht gleich ein-
ſtim̃ig zuſammen fort jagen ſolten. Es
muß ihnen aber nicht mit Schlaͤgen, ſon-
dern mit guter Art abgewoͤhnet werden,
ſonſten wuͤrden ſie nicht voneinander,
ſondern beyſammen, oder einer hinter
dem andern ſuchen lernen und nur einer
Dienſte thun, auch manches ſolcher Ge-
ſtalt ſitzen bleiben: derowegen iſt es ſehr
noͤthig, daß, ſo dieſe Hunde alles auff-
ſtoͤbern ſollen, dieſelben beſchriebener
Maaſſen angefuͤhret werden, damit ſie
das Suchen, ſo das vornehmſte iſt, lernen
moͤgen.


Von
[]
[figure]
Figure 92. Otter Huͤnd.

Figure 93. Tachs Krieger.

Figure 94. Tachs Kriecher.

Figure 95. Waſſer Huͤnd.

Figure 96. Z Z.

[]
[figure]
[183]Von denen Hunden.

Von dem Otter-Hunde.


Wo groſſe Seen, Teiche oder Waſ-
ſer-Stroͤhme und Fluͤſſe ſind, woſelbſten
dergleichen Behaͤltniſſe zu finden, da
Fiſch-Otter wohnen, oder auch ſich wel-
che gemeiniglich ſonſten mercken laſſen,
werden dieſelben durch ſolche Hunde an
denen Ufern geſuchet, ausgeſtoͤbert und
aus ihren Lagern vertrieben, und haben
die Otter-Faͤnger eine beſondere Art groſ-
ſer und kleiner Hunde, davon die groſ-
ſen, ſo als kleine Blendlinge ſcharff von
Gebiß, und einer Daͤhniſchen Art ſind,
zum anpacken, die kleinern aber, wel-
che faſt wie Dachs-Kriecher ſind, doch et-
was groͤſſere Beine haben, zu Stoͤbern
gebraucht werden. Jnsgemein ſind der-
gleichen Otter-Hunde von behertzter und
beiſſender Art, ſind murriſch und ſpieh-
len nicht mit andern Hunden, haben
braune ſtachlichte Haare und tragen die
Ohren zu beyden Seiten meiſt ſteiff ab-
haͤngigt. Jhre Abrichtung geſchiehet
vornehmlich in der Jugend mit ſpielen-
der Luſt und angenehmer Auffmunte-
rung in kleinen Waſſer-Pfuͤtzgen, ſon-
derlich im warmen Sommer, da ſie an-
fanglich das Froͤſche fangen am Ufer ge-
wohnen, nachmahls bey hungerichem
Magen nach kleinen Marx-Knochen, ſo
man ins Waſſer wirfft, eintauchen ler-
nen, welches der Appetit bey oͤffterer
Ubung beſſern wird, oder man muß von
Jugend auff ihnen zu ihrem Fraß kleine
gekochte Fiſche geben und ſie nach jungen
Fiſchen ſchnappen laſſen, dann hierin-
nen heiſt es: Conſvetudo eſt altera Na-
tura,
und wenn der Magen von Jugend
auf anders nichts als Fiſche gegeſſen, wo-
durch ſie an das Waſſerſuchen gewoͤh-
net werden, ſo werden ſie von dem Ja-
gen des Wildes und anderer Begierde
gantz abgehalten werden, wie man ihnen
denn im Holtz herumb zu lauffen keines-
weges geſtatten muß. Sehr dienlich
ſolte wohl ſeyn, wann man einen halb-
wachſenen lebendigen Fiſch-Otter an ei-
nem Kettgen, in einem groſſen Waſſer-
Trog haͤtte, den Hund daſelbſt zum oͤff-
tern einhetzte und hierzu begierig mach-
te, biß man, wann ſolches etliche mahl
geſchehen, und man der Luſt muͤde iſt,
ihn denſelben wuͤrgen lieſſe und er alſo
genoſſen wuͤrde, oder ſo man einen Ot-
ter ausſtoͤbern und im Garn lebendig
fangen wuͤrde, koͤnte ſolcher auf dem
Lande gehetzet, mit der Zange gehalten
und von denen Hunden gezauſet wer-
den, worbey ihnen zugeſprochen werden
muͤſte, damit ſie daran recht begierig ler-
nen moͤgten, wann ſonderlich ein alter
abgerichteter Hund ihn wuͤrgen und hal-
ten ſollte, worzu die kleinen deſtomehr
aufgemuntert, hitzig und begierig nach
dem Otter embſig ſuchen und durch die
Gewohnheit gute Otter-Finder werden
wuͤrden.


Von Dachskriechern.


Nicht alleine auf der Erden, auff
Bergen und Thaͤlern, in Waͤldern und
Feldern, ſondern auch in Bruͤchern,
Moraͤſten und Gewaͤſſern, ja wohl gar
unter der Erden, hat der liebe GOtt wun-
derliche wilde Thiere unterſchiedlicher
Art erſchaffen, ſo ihre Behaͤltniſſe ſich
zu verbergen ſuchen; Zu welchem Ende
man eine beſondere Art einiger kleinen
Erd-Huͤndlein als Schlieffer oder Krie-
cher gebrauchet, ſo zu ihrem beſſeren fort-
kommen klein, lang und ſchmahl vom
Leibe, mit niedrigen etwas eingeboge-
nen Fuͤßlein verſehen und hierzu dien-
lich ſind. Dieſe Pygmæi, Bergleute,
oder Minirer ſind eigentlich die Zwerge
aller andern Hunde zu nennen, und ſind,
ob ſie wohl klein, dannoch ſo eyfrig und
ſuchen ihres Herrn Dienſt nach aͤuſſer-
ſtem Vermoͤgen zu vollſtrecken: Sie
kriechen, treiben und ſtoͤbern ihr Wild,
ſchlagen an und ſtehen vor, mit ſolchem
Fleiß und Eyffer, als wohl jemahls die
andern, umb ihrem Weydemann anzu-
zeigen, wo das Wild ſich aufhalte. Die-
ſe Zwerg-Art iſt meiſtentheils von Far-
ben roth oder ſchwaͤrtzlicht, mit behan-
genen Ohren, faſt dem Jagd-Hund aͤhn-
lich, nur daß ſie kleiner als Zwerge.
Wann ſie eines Jahres alt, ſo iſt noͤthig,
daß man dieſelben an den Dachs-Bau
bringe und einen alten abgerichteten
Hund hinein fahren laſſe: So nun der-
ſelbe was gefunden, vorbiegen und an-
ſchlagen wird, muß der junge Hund ſol-
ches anhoͤren und hierzu aufgemuntert
werden,
[184]Dritter Theil/
werden, ſo nun der Dachs ausgegraben,
oder auff andere Art lebendig gefangen
worden, muͤſſen ihm die Faͤnge abgeknip-
pen, er in eine Roͤhre, ſo mit Brettern
und Erdreich verſchuͤttet, gelaſſen, das
Huͤndlein darnach zu kriechen gehetzet
und daran zu wuͤrgen auffgemuntert
werden. Damit auch dieſer junge
Hund deſto begieriger ſeyn moͤge,
wird ihme nicht alleine zum oͤfftern
dieſerwegen froͤlich zugeſprochen, ſondern
auch er durch gegebenen Schweiß hierzu
genoſſen gemacht. Dieſe Dachs-Hun-
de werden auch von einigen oͤffters als
Stoͤber-Hunde gebrauchet, umb die Ha-
ſen oder Fuͤchſe, ſo waͤhrender Zeit ſich
verkriechen, auszuſtoͤbern, oder die Jlt-
niſſe und andere ſchaͤdliche Thiere zu er-
kundigen und auszugraben. Weil die-
ſes nun der letzte Hund, ſo viel mir wiſ-
ſend, ſo bey dem Weydewerck noͤthig,
will ich alſo hiemit die ſpeciale Beſchrei-
bung derer Hunde beſchlieſſen.


Von Aufferziehung derer Hunde.


Nachdem ich bißhero unterſchiedene
Arten groſſer, mitteler und kleiner Hun-
de, ingleichen dererſelben Naturen, Ei-
genſchafften, Gewohnheit, Verrichtung
und Ausfuͤhrung, ſo viel fuͤr noͤthig er-
achtet, beſchrieben habe, ſo wird nun-
mehro nicht undienlich ſeyn, wann ich
dem geneigten Leſer das vornehmſte von
derer Hunde Aufferziehung vorſtellen
werde. Es iſt gewiß, wann man ſolte
wohl abgerichtete Hunde von unterſchie-
denen Arten aus frembden Laͤndern mit
groſſen Unkoſten bringen laſſen, wuͤrde
man in der Warheit befinden, daß der
Weydemann die Hunde und dieſe ihren
neuen Herrn nicht verſtehen, ſondern
meiſtentheils das Contrarium, und nicht
dasjenige, was ſie bey ihꝛeꝛ Auffeꝛziehung,
gewoͤhnlicher Zucht und Sprache geler-
net und worzu ſie abgerichtet werden,
thun, mithin dem Weydemann wiedrige
Dienſte leiſten wuͤrden, alſo, daß, ob wohl
die Hunde vor ſich von trefflicher Art und
wohl abgerichtet ſind, ſie dennoch dem
Weydemann unnuͤtze ſeyn, ihn ver-
drießlich machen und wohl gar zum todt
ſchieſſen veranlaſſen wuͤrden. Damit
man aber ſolchem Ubel wohl vorkom-
men moͤge und die rechte Art einer jeden
Sorte Hunde reinlich bekom̃e, ſo muß der
Jaͤger vornehmlich nach einer ſchoͤnen
Huͤndin trachten und derſelben, umb ſie
im zunehmenden Mond laͤuffiſch zu ma-
chen, etliche mahl unter ihre Suppen oder
Fraß, ein halb Stuͤck Biebergeyl, Gar-
ten-Kreßig-Safft, Honig, Pfeffer-Kuchẽ,
ein Dutzend ſpaniſche Muͤcken, mit jun-
gem Hammel-Fleiſch zuſammen wohlge-
ſotten, mengen, der Huͤndin Schnalle mit
Meyen-Butter und Jungfer Honig be-
ſtreichen, den Hund oͤffters daran riechen
laſſen, ſo wird er begierig daran lecken
und hierdurch die Huͤndin laͤuffiſch zu
werden anreitzen. Man haͤlt davor, wann
man dieſelbe im Zeichen des Waſſer-
manns, oder der Zwillinge, ſo im Janu-
ario
und Majo ihre Aſpect haben, bele-
gen laſſe, wuͤrden im Wurffe mehr Hun-
de, als Huͤndinnen gefunden, waͤren
auch der Tollheit nicht unterworffen, wie-
wohl das erſtere am beſten, maaſſen
umb ſolche Zeit in denen ſo genannten
zwoͤlff Naͤchten, nachdem die Jahres-Zeit
iſt, ſowohl die Woͤlffe, als Fuͤchſe ran-
tzen, mit welchen die Hunde genaue Ei-
genſchafft haben, zudem auch zu wachſen
Zeit haben, daß ſie im Herbſte mit beſ-
ſerm Nutzen ausgefuͤhret werden koͤn-
nen, wann ſie aber zur letzteren Zeit, erſt
im Julio jung wuͤrden, als wo die groͤſte
Hitze, wuͤrden ſie zur Tollheit leicht incli-
nir
en, auch kaͤmen ſie zu klein im Herbſt
auszufuͤhren und froͤren im Winter.
Es ſoll vor allen Dingen eine junge Huͤn-
din zum erſtenmahl mit einem recht ſchoͤ-
nen und jungen Hund beleget werden,
dann ob wohl der erſte Wurff insge-
gemein ſchwach, bloͤde, und wuͤthend wiꝛd,
daß dahero nicht viel darvon zu hal-
ten, ſo fallen doch die andern Wuͤrffe,
nach der Mutter erſterer Conception beſ-
ſer, und ſind munterer, wann ſie von
einem jungen Hund gefallen, als wann
ſolches von einem alten geſchiehet. Wann
nun die Huͤndin tragend, kan zwar an-
faͤnglich dieſelbe zur Jagd in etwas ge-
brauchet werden, umb hierdurch ihrer
Frucht durch die Natur der Huͤndin
Verrichtung zu imprimiren und gleich-
ſam einzupflantzen: Wann ſie aber zur
Helffte, thut man am beſten, daß man ſie
im Zwinger oder Hoff frey laͤſſet, dann
ſie durch Anſpringen, Fallen, Stoſſen und
dergleichen leichtlich verwerffen und
Schaden
[185]Von denen Hunden.
Schaden nehmen koͤnte. Wenn nun die
Huͤndin wirfft, nachdem ſie neun Wo-
chen getragen, liegen die Jungen neun
Tage blind, ehe ſie ſehen koͤnnen, nach-
dem ſie viel hat, auch etliche Tage laͤn-
ger, und kriechen umb die Alte, unten
und oben, ſuchen ihren Bitz, daran ſie oͤff-
ters ſaugen, welches die Alte mit Fleiß ab-
wartet und es anfaͤnglich ſehr treulich mit
ihren Jungen meinet, daferne ſie gedul-
tiger Art iſt, und die erſten vier Wochen
ihre Jungen fleißig ſaugen laͤſſet, ſich nie-
derwirffet und alles leydet, muß ihrer
ja nicht vergeſſen, ſondern ihr taͤglich drey
biß viermahl feine laulichte Milch-Sup-
pen, gut gemachet, gegeben werden, weil
die Jungen alles wiederumb abzehren.
Es iſt ſodann denen Jungen die Mutter-
Milch trefflich zutraͤglich und nehmen
wohl zu: Sie bellen und winſeln zum
Zeit-Vertreib der Alten die Ohren ſehr
voll, dennoch iſt die muͤtterliche Liebe bey
ihr ſo groß, daß ſie nicht allein die Jun-
gen Huͤndlein, ſondern auch gar deren
Koth reinlich hinten und vorne fleißig ab-
lecket, welches zu bewundern, biß ſie et-
was aͤlter werden, und ſie gar zu ſehr
tribuliren, auch alleine freſſen koͤnnen.
Da ihrer dann die Huͤndin uͤberdruͤßig
wird, und ſie lettzlich nicht mehr leyden
will. Es muͤſſen nachmahls insgemein
die junge Hunde, wegen Aenderung der
Mutter-Milch, eine kleine Staupe aus-
ſtehen, ſchlagen aus, wie die Kinder das
Frieſel oder die Blattern kriegen, da dann
mancher crepiret, ſo es aber uͤberſtanden,
werden ſie munterer und nehmen zu.
Man muß denen jungen Hunden, wann
ſie zuweilen auffſtoͤßig, ein wenig gepuͤl-
verte Fuchs-Lunge und Dachs-Schmaltz
unter ihren Fraß geben und ſie taͤglich
bey ſchoͤnem Wetter und warmen Son-
nen-Schein in ihrem Zwinger frey lauf-
fen laſſen und nicht immer beſtaͤndig
eingeſperret halten, wovon ſie nur
kraͤncklich, ſiech und elende werden. Die
beſten unter denen Jungen zu erwehlen
ſind diejenigen, ſo innewendig im Rachen
ſchwartz ſind, und an Hinter-Beinen
Affter-Klauen haben, ingleichen gut Ge-
biß, und auf der Bruſt etliche Haar-
Wirbel, auch welche der Mutter am nech-
ſten nach dem Hertzen ſaugen, oder ſon-
ſten munter und luſtig ſind. Man ſoll
die junge Hunde, damit ſie der Mutter
Natur und Art nicht veraͤndern, billig,
zum wenigſten bey ihrer Mutter zwey
Monat ſaugen laſſen, ſo pfleget oͤffters
die Huͤndin zu rechter Zeit ſie ſelber ab-
zugewoͤhnen: Jndeſſen muß die Huͤndin
an gutem Fraß nicht Noth leiden und
kan nicht ſchaden, wann im zunehmen-
den Mond, von ſolchem Wildpraͤth oder
Schweiß der Huͤndin etwas in Fraß ge-
menget wird, worzu man die Jungen
brauchen will, und muß ſolcher Fraß
fein in hoͤltzern Troͤgen und ja nicht aus
Kupffer- oder Ertz-Geſchirr gegeben wer-
den, maaſſen ſie ſolches nicht gerne an-
nehmen: So muͤſſen ſie auch woͤchent-
lich ihr friſches Stroh haben und ſpatzie-
ren zu fuͤhren gewoͤhnet werden, denn
ſolche eines Alters beyſammen erzogene
Hunde lernen die Gelegenheit kennen,
lieben und ſecundiren einander am be-
ſten. Die Namen derer ſtarcken und
gewaltſamen Hunde, als Engliſche To-
cken, Baͤren oder Bollbeiſſer, ſind gemei-
niglich dieſe: Hercules, Saturnus, Nimrod,
Sultan, Mars
und dergleichen; Die fluͤchti-
gen Cours-Hunde, leichte Sau-Ruͤden,
Windſpiele, und Blendlinge aber wer-
den genannt: Schnell, oder Greiff,item
Spritz, Fluͤchtig, Zange; Die Leit-Hun-
de hingegen werden nicht anders genen-
net, als der Hund Mann, und die Huͤn-
din Hehle: Die Saufinder und
Schweiß-Hunde Pack an, Rachgier,
Zornig, Furie
ꝛc. Die Huͤner-Hunde
Wachtel, Tyras, Schnepff und ſofort:
Die Chiens courrans oder par Force-Hun-
de auf Frantzoͤſiſch Marqvis, Piqveur,
Staffette, Courrier,
oder die Huͤndin Com-
teſſe, Favorite, L’ Amour
und derglei-
chen; Die teutſche Jagd-Hunde werden
genennet, Weydemann, Waldmann,
Kuͤckebuſch, Stackebuſch, Kloͤckner,
Kuͤſter, Cantor, Saͤngerin, Lauthe

und dergleichen: Die Waſſer-Hunde
und Stoͤber Budel, Schuͤtze, Spion,
Taucher;
Und endlich die Otter-Hunde
und Dachs-Kriecher Otter, Schlieffer,
Daͤchſel, Bergmann, Mohlwurff
und
ſo ferner, wie es Landes-Gewohnheit
und Gebrauch, Sprache und Manier ley-
den will, auch eines jeden Humeur ver-
langet, nur daß zu einem Namen mehr
nicht, als zwey Sylben genommen wer-
den, umb deſto geſchwinder auszuſpre-
chen.


A aVon
[186]Dritter Theil/

Von der Milch/ deren Uhrſprung/ und ſonderbahren
Nutzen derſelben.


Weil ich in vorhergehendem Capitel
von der Hunde Aufferziehung gehandelt
habe, hierzu aber die Milch als der wahr-
haffte Safft aller Creaturen das meiſte
beytragen kan, ſo habe bey dieſer Gele-
genheit von derſelben ein wenig weit-
laͤufftiger handeln wollen, welches dem
geneigten Leſer nicht mißfallen wird. Es
hat nemlich dem Allweiſen Schoͤpffer
Himmels und der Erden nach ſeinem
weiſen Rath und Willen gefallen, aus
der Erden Schooß Graß und Kraut,
fruchtbahre und andere Baͤume, ſowohl
Menſchen, als Thieren zur Speiſe und
Nahrung wachſen zu laſſen. Wann
nun z. E. die Thiere ſolche Speiſe zu ſich
nehmen, ſo wird dieſelbe durch ſtete Wuͤr-
ckung des Magens und des darin befind-
lichen Ferments gleichſam gekochet, und in
einen Brey verwandelt, ſodann aus dem
Magen in die Gedaͤrme gefuͤhret, woſelbſt
ein Milchaͤhnlicher Safft ausgedrucket,
und durch die Vaſa lactea oder die im Ge-
kroͤß befindliche Milch-Aederchen in die
ſo genannte Ciſternam Chyli, und aus
dieſer weiter durch das Hertze in die Blut-
Adern gefuͤhret, allwo ſich ſolches mit
dem Gebluͤte vereiniget, aus welchem ſich
hernach die wahrhaffte Milch ſepariret.
Und hat der Allerhoͤchſte GOtt zur fer-
neren Propagation dem weiblichen Ge-
ſchlechte ſowohl vernuͤnfftiger, als un-
vernuͤnfftiger Creaturen die Bruͤſte und
Eyter verordnet, vermittelſt welcher ſie
ihre Leibes-Fruͤchte, wann ſie zur Welt
gebohren, mit der Milch erhalten und
ſpeiſen ſollen. Ja es hat der Allweiſe
GOTT allen lebendigen Creaturen zu
gut ſolchen heꝛꝛlichen Safft in dem Schooß
der Erden verborgen, woſelbſt vermit-
telſt der zarten Wurtzeln alle Kraͤuter
und Gewaͤchſe ſolchen Safft an ſich zie-
hen, und denen Creaturen zur allgemei-
nen Speiſe dienen muͤſſen. Dieſer gleich-
ſam himmliſche Nahrungs-Safft und
ſolche ſubtile Materie, welche ein inner-
liches Elementariſches Feuer, und gleich-
wohl auch eine waͤſſerigte, ſowohl eine
fette und oͤhlichte Materie hat, davon die
ſubtile Lebens-Geiſter eintzig und allein
participiren, iſt eigentlich ein wohl aus-
gekochter weiſſer Safft, deren alle leben-
dige vernuͤnfftige und unvernuͤnfftige
Creaturen bey Ankunfft auff der Welt
und ihrem Wachsthum nicht wohl ent-
rathen koͤnnen; Ja ſelbſt das liebe Korn
und Getraͤyde hat ſeine innerliche Milch,
ſo von der Sonnen Hitze getrocknet wird.
Ja wohl gar haben die Metalle unter der
Erden ſelbſt ihre Mutter, nemlich den
Mercurium, welcher einen Milch-aͤhnli-
chen Safft haben ſoll, dahero unſtreitig
zu ſchlieſſen, daß die Milch eine Univer-
ſal-Panacea
aller Creaturen ſeyn muͤſſe.
Die Heyden haben mit gutem Fug und
Recht der Milch eine wohlanſtaͤndige
Milch-Goͤttin, namentlich Galathea ge-
nennet, geſetzet, damit ſie anzeigen wol-
len, daß ſie dieſen Goͤttlichen Nectar-
Safft ihrer Auffſicht befohlen, uͤberge-
ben und zugeeignet haben wolten: Dar-
gegen aber haben ſie den verſoffenen Ab-
gott Bacchum gaͤntzlich verworffen, weil
dieſer die Sinnen der Menſchen verwir-
ret mache, und vieles Unheil ſtiffte, wie
hiervon Hyppocrates, Celſus, Plinius,
Varro
und andere Autores mehr, Nach-
richt geben; Ja es meldet Strabo von de-
nen alten Galliern, daß dieſelben jederzeit
in denen wuͤſten und einſamen Oertern,
wo kein Waſſer zu finden, bey ihren
Vieh-Heerden ſich am nuͤtzlichſten des
Milch-Trinckens bedienet haben. Und
ſchreibet hiervon nicht unrecht der be-
ruͤhmte Plinius, daß die Kuh-Milch ein
Univerſal-Remedium wider alle Kranck-
heiten von denen Arcadern gehalten wuͤr-
de; Geſtalt ſie ſolcher Milch eine rechte
Mediciniſche Krafft beylegten, weil des
Fruͤhlings die in der erneuerten Erde be-
findliche Feuchtigkeit, und die Sonnen-
Strahlen allen Vegetabilibus und Kraͤu-
tern, wie andern Dingen mehr, eine neue
Lebhafftigkeit mittheile und dieſelbe er-
neuere, ſolchen auch den beſten Safft ge-
ben ſolle, ſo wir Teutſchen nunmehro die
Maͤy-Milch und Maͤy-Butter nennen:
Dergleichen auch Cornelius Celſus ſaget.
Und Varro erzehlet, daß die Milch un-
ter allen Speiſen das nahrhaffteſte Mit-
tel ſey, welches die verſtopffte Gedaͤrme,
und alle Ductus der Eingeweyde eroͤffne,
welches auch ſonderlich der bekante Ste-
phanus Blanckardus,
ein beruͤhmter Me-
dicus
zu Amſterdam, affirmiret, da er
ſaget, die Milch iſt eine uͤberaus herrli-
che
[187]Von denen Hunden.
che Nahrung vor uns, es muͤſſen ſich
auch alle andere Speiſen erſtlich in eine
Milch verwandeln, ehe ſie uns ernehren
koͤnnen, dahero dieſelbe alſo billig ein Koͤ-
nig aller andern Getraͤncke zu nennen,
weil davon alles, was lebet, ſeine Nah-
rung und Wachsthum erhaͤlt. Ja man
ſiehet dieſes aus taͤglicher Erfahrung ſelb-
ſten, worzu uns die Schweitzer zu einem
Exempel dienen koͤnnen, welche wegen
ihres ungeheuren Gebuͤrges, und Man-
gel des Acker-Baues, bey guter Viehe-
Weyde, und geſunden Kraͤutern durch
nichts, als Milch- und Kaͤſe-eſſen ſtar-
cke Leuthe werden. Jſt alſo die allerbe-
ſte Milch, die man genieſſen will, dieſe,
wo das Rind-Vieh im Gebuͤrge die herr-
lichen Kraͤuter und Qvell-Waſſer, dar-
neben trockene Weyde und ſuͤſſes kurtzes
Heyde-Kraut hat, des Winters aber
mit gutem Heu und Siede wohl gefuͤt-
tert und gewartet wird, hingegen nicht
allzu feuchte waͤſſerigte Trifften hat, oder
ſauer Schilff-Graß genieſſet: Wiewohln
die Winter-Milch einige gar verwerffen,
zumahlen wenn das Vieh ſchlecht gewar-
tet und das meiſte mit Stroh oder gro-
bem Heu gefuͤttert wuͤrde, da alsdenn
die Milch keine Krafft haben koͤnte, und
was man damit erziehen wolte, meiſt
alles klein bleiben wuͤrde. Sonderlich
wird auch gerathen, daß man die Milch
von einer recht geſunden Kuhe, ſo nicht
traͤchtig iſt, und zwar ſo warm ſie von
der Kuh gemolcken wird, trincken ſolle,
nebſt einer guten Rindfleiſch-Bruͤhe von
jungen Rinderknochen, und ſo waͤre die
Milch vor unſer Gehiꝛne ſehr dienlich, weil
das Gehirn durch alle Lebens-Geiſter
ihren Uhrſprung nehme. Die Milch
aber, ſo man genieſſen will, muß warm
und ja nicht kalt ſeyn, denn gleichwie ein
waꝛmes Waſſer Augenblicklich kalt wird,
wann friſch Waſſer hinzu gegoſſen wird,
alſo wird das warme Gebluͤt durch kal-
tes Getraͤncke zu ſehr erkaͤltet, wird da-
von dicke, und der Safft am Umblauff
verhindert, in welchem fließigen Safft
unſer Leben zugleich mit beſtehet, wor-
auff alſo nichts anders als der Todt fol-
gen kan, wann zumahl unter ſolchem
Nahrungs-Safft viel ſauere und geſal-
tzene Materie ſich befindet. Es ſchreibet
der Engliſche Medicus, Johannes Batte-
us,
daß ein alter Mann in Engeland
anno 1635. Namens Thomas Barr, durch
Gebrauch ſolcher Kuh-Milch ſey wuͤrck-
lich 152. Jahr alt geworden, und daß er
waͤhrender Zeit wenig kranck geweſen.
Es wird auch Jedem bekant ſeyn, wie
die Kinder, wann ſie von der Mutter-
Milch entwehnet werden, und Bier oder
ander Getraͤncke nehmen muͤſſen, ſofort
mager und blaß werden, weswegen man
ſie gerne lange Zeit damit zu ernehren
pfleget, ihren Wachsthumb zu befoͤr-
dern, und da ſie in etwas auffſtoͤßig wer-
den, im neuen Monden mit Manna, Se-
nes-
Blaͤtter, Rhebarbara, und Caſiar-
Roͤhrgen laxiren laͤſſet, ſodann da ſie in
etwas ſtaͤrcker, ihre Nahrung von Wei-
tzen- oder weiſſem Brod, mit geſottenen
Evern in Milch eingebrocket, reichet,
weil der Magen etwas zu verdauen ha-
ben will. Was ich nun bißher von der
Guͤthe der Milch geredet, und wie nuͤtz-
lich dieſelbe in Aufferziehung der lieben
Jugend ſey, daß muß hierbey wiewohl
conditionaliter und mit Unterſcheid, bey
Aufferziehung unvernuͤnfftiger Thiere,
in ſpecie derer Hunde rathen, als wo-
ran oͤffters groſſe Herren, welche ſehr
rare und koſtbare Arten von Hunden
haben, gar vieles gelegen, auch nicht ei-
nes jeden Werck iſt, darmit Gedult zu
haben; Habe alſo bey dieſer Gelegen-
heit hiervon handeln, und dem geneig-
ten Leſer, ſoviel fuͤr noͤthig erachtet,
Nachricht geben wollen: An die unreif-
fen Momos kehre ich mich nicht, ſie moͤ-
gen daran tadeln, was ihnen zu hoch vor-
kommet, wann ich nur in Aufferziehung
der benoͤthigten, und koſtbahren Arten
derer Hunde meinen Zweck erreichen
kan, ein mehrers wird die fernere fleißi-
ge Praxis unterrichten.


Vom Hunde-Stall/ und Zwinger.


Es wird ſonder Zweiffel ein jeder
vernuͤnfftiger Menſch von ſich ſelbſt ur-
theilen koͤnnen, daß derjenige, welcher
Hunde zu halten in Willens, das Ver-
moͤgen, Gelegenheit und Macht darzu ha-
ben muͤſſe, ſelbiger auch nicht die Hunde in
Huͤhner-Gaͤnſe- oder Schwein-Staͤlle
einſperren werde, weiln ſolches nicht al-
lein ſchimpfflich und veraͤchtlich, ſondern
auch ſchaͤdlich, wann die Hunde in ih-
rem Fraß Federn mit einſchlucken, oder
von greulichem Geſtanck des Saudrecks
A a 2ſal.
[188]Dritter Theil/
ſal. ven. verdunſten, folglich alſo ihren
ſubtilen Geruch verliehren und verder-
ben, weniger ſchicken ſie ſich auch in
Pferde- und Ochſen-Staͤlle, als wo ſie
leichte zu Schanden geſchlagen oder geſtoſ-
ſen werden, ſondern gleich wie jedes
Ding ſeine Zeit und Art haben muß;
Ja auch in dem Kaſten Noæ ſeparatim
unterſchiedliche Kam̃ern gemachet wor-
den, umb jegliche Art Thiere abzuſon-
dera: Alſo iſt es auch noͤthig und ruͤhm-
licher, gehoͤrige Hunde-Staͤlle zu haben,
wo man anders vor einen Liebhaber
der Jagd mit pasſiren will. Hierzu ſol-
te nun zwar billig ein wohlerfahrner
Bau-Meiſter zu conſuliren noͤthig ſeyn,
nicht aus Urſachen, etwan ein praͤchti-
ges Pallais zu formiren, wie dergleichen
wohl ſonder allen Zweiffel mit aller be-
hoͤhriger Proprietaͤt verſehen an groſſer
Herren Luſt-Schloͤſſer ſchoͤn gebauet
ſeyn moͤgen, dergleichen man an verſchie-
denen Orten Franckreichs, als zu Saint
Germain, Fontainebleau
und derglei-
chen antrifft, dahin ich billig den curieu-
ſ
en Liebhaber, ſolche als ein Modell zu be-
ſehen, gewieſen haben will; ſondern wir
wollen allhier nur das noͤthigſte verneh-
men. Vor allen Dingen muß der Platz
fein eben und Graßreich ſeyn, wo eine
reine geſunde Lufft anzutreffen, und daß
ein friſches Qvell-Waſſer durch Roͤhren
dahin geleithet werden koͤnne, da die Hun-
de in der Hitze und Mattigkeit zu trin-
cken haben, ſich erqvicken und abkuͤhlen
moͤgen, das iſt die vornehmſte Noth-
wendigkeit und ihnen ſehr zutraͤglich.
Ferner das Gebaͤude an ſich ſelbſt betref-
fende, ſoll der Hunde-Stall ſeyn fein or-
dentlich und zwar von Grund ausge-
mauert, der Laͤnge nach an einander ge-
bauet, wie es eines jeden Vermoͤgen und
Gelegenheit erfordert, auch nachdem
man etwan viele, auch wohl unterſchie-
dene Arten Hunde halten will: So muß
auch jede Gattung ihren eigenen Stall
haben und mit Mauern unterſchieden
ſeyn, auswendig ſowohl, als innewen-
dig feſt gemauert, die Waͤnde her-
umb allenthalben mit Kalck berappet
und geweiſſet, die Decken aber mit
Gipps betuͤnchet, damit ſich kein Unge-
ziefer verbergen koͤnne. Zu denen ſtar-
cken Engliſchen Docken, Baͤhrenbeiſſern,
Hatz-Hunden und dergleichen, werden
hohe Lager, auf ſtarcken eichenen Pfo-
ſten zwantzig Ellen hoch von der Erde ge-
machet und darzwiſchen zwey Ellen breit
ſepariret, an feſten Ketten angeleget, daß
ſie einander nicht erreichen, oder auch
Menſchen anfallen koͤnnen. Die leich-
ten Hunde oder Windſpiele, ſo zum He-
tzen gebrauchet werden, laͤſſet man ger-
ne in einem geraumen Zwinger umblauf-
fen, daß ſie gaͤnge bleiben, weil ſie fluͤch-
tig ſeyn muͤſſen. Der Fuß-Boden in
ſolchen Staͤllen muß mit breiten Sand-
oder Bruchſteinen, wenigſtens von brei-
ten Ziegelſteinen, abhaͤngigt gepflaſtert,
von beyden Seiten in der mitten eine
Rinne haben, das unreine Weſen zum
Abfluß abzufuͤhren. Was nun die Leit-
Hunde betrifft, werden ſie in ihrem
Stall auf ſechszehen Zoll hohe Lager an
Ketten geleget. Weil aber die Chiens
courrans
oder teutſche Jagd-Hunde in
ihrem Stall frey herumb gehen, muß
der Boden daſelbſt mit von Erlen-Holtze
glatt gehobelten Bretern geſpuͤndet ſeyn,
damit ſie im Rutzſchen und Herumb-
ſpringen ſich nicht in die Fuͤſſe ſchiefern:
Die Fenſter muͤſſen hoch ſeyn, daß die
Hunde von der Banck nicht auffſprin-
gen; Auch muß man zuweilen ſolche auf-
machen, umb reine Lufft durchſtreichen
zu laſſen, damit es des Sommers fein
kuͤhle darinnen und der Geruch rein ſey,
dargegen aber im Winter wiederumb
warm zuhaltẽ, und ſich alſo nach der Jah-
res-Zeit richten. Die Fenſter muͤſſen wohl
verglaſt, ingleichen vor Sturm-Wetter
und Winter-Kaͤlte mit behoͤhrigten Fen-
ſterladen verſehen ſeyn; Des Sommers
aber zur Kuͤhlung Leinewand an ſtatt
der Fenſter haben, daß die Fliegen nicht
hinein, die Lufft aber durchſtreichen koͤn-
ne. Die Lager-Baͤncke, welche zwey Ellen
breit und zwoͤlff Zoll hoch, werden eben-
falls von Errlen-Brettern gemachet:
Und muͤſſen die Jagd-Hunde im Stall
frey herumb gehen und bey gutem Wet-
ter in Zwinger gelaſſen werden, ſich zu
erluſtigen: Vor jeden Stall wird ein
vermachter Zwinger, nach eines jeden
Belieben, lang und breit, mit einer Mau-
er, oder wenigſtens mit einer tuͤchtigen
Schalwand umbgeben, daruͤber ein klein
halb Dach rings her auf drey Ellen breit,
worunter bretterne Lager aufgeſpuͤndet,
daß die Hunde an der Sonnen liegen,
oder auch nach Gefallen in Stall gehen
koͤnnen: Vor allen Dingen muß Roͤhr-
Waſſer da ſeyn und fein Graß, damit
ſie ſich purgiren, auch bey groſſer Hitze
im Schatten liegen koͤnnen. Die uͤbri-
gen Hunde, als Waſſer-Budell, Sau-
finder
[189]Von denen Hunden.
finder, Stoͤber, Dachs-Kriecher und
dergleichen, haben keine abſonderliche
Zwinger und Staͤlle, ſondern halten ſich
bey denen Jaͤger-Purſchen, wo es zu
Freſſen ſetzet, lieber auf. Zu ihrem
Fraß muß auch eine Kuͤche angebauet
ſeyn, nebſt einer Brod-Kammer und
Logement vor die Jaͤger-Purſche, dar-
innen ſie ihre noͤthige Sachen, an Kup-
peln, Halſungen, Riemen, Hengeſeil
und dergleichen haben. Die Fenſter der
Hunde-Staͤlle muͤſſen gegen Mittag zum
oͤfftern bey hellem Wetter, damit die
Lufft durchſtreichen koͤnne, geoͤffnet, gegen
Norden aber und bey Sturm-Wetter die
Fenſterladen vorgemachet werden, welche
nebſt denen Thuͤren fein mit gruͤn und
weiſſer Farbe gemahlet ſeyn muͤſſen.
Das Tach iſt auch noͤthig mit Ziegeln gut
einzudecken, den Stall vor Faͤulung zu
bewahren und auff die Giebel zierliche
Fahnen, gebildete Hunde-Koͤpffe, oder
was ſich ſchicket, zu ſetzen, auswendig aber
abzuputzen, worvon der Eigenthums-
Herr deſto groͤſſere Ehre und ſelbſteige-
nen Gefallen, aus Liebe guter Ordnung,
auch von Jedermann Lob haben wird,
daß er ſeine Sachen in allem accurat und
fein reinlich halte.


Von Wartung/ Pflegung und Artzney derer Hunde.


Wie dorten der weiſe Koͤnig Salo-
mon loͤblich urtheilet, da er ſaget: Der
Gerechte erbarmet ſich ſeines Viehes;
ſolches iſt wohl auch allhier bey unſern
Hunden zu appliciren, dann wer wolte
dann mit ſolchen getreuen Thieren, als
die Hunde ſind, nicht Mitleyden haben,
wann ſie zumahl in unſern Dienſten von
wilden Thieren zu Schanden gehauen,
gebiſſen und verwundet, ja wohl oͤffters
gar aus Unvorſichtigkeit von ihrem
Herrn ſelbſt zum Danck geſchoſſen oder ge-
ſtochen werden, wuͤrde man ja nicht ſo
unvernuͤnfftig ſeyn und ſolch arm Vieh
ohne Huͤlffe umbkommen laſſen. Zwar
iſt nicht zu laͤugnen, daß oͤffters eine
Kranckheit die andeꝛe generiret, auch wohl
durch Faulheit derer Lehr-Jungen und
Nachlaͤßigkeit derer Jaͤger-Purſche die
Lager nicht gereiniget, durch welchen Un-
flath die Hunde raͤudig werden muͤſſen,
oder der Fraß wird unflaͤthig, mit al-
tem verſaͤuerten Brod, geronnen Fett
oder ſauerer Milch, in kuͤpffernen ver-
ſchimmelten Gefaͤßen gegeben, welches
die Hunde innenwendig an Lunge und
Leber anſtecket, daß ſie verkruͤmmen,
ſonderlich wann ſie vor Faulheit kein
Waſſer kriegen, werden ſie elende, daß nie-
mand weiß, was ihnen fehlet, biß ſie da-
hin fallen, oder aus Ungedult erſchoſſen
werden muͤſſen. Finden ſich dahero vie-
lerley Kranckheiten, wormit die Hunde
gleich andern zahmen Thieren, geplaget
werden, wie hiernechſt melden werde.
Die vornehmſten und ſchlim̃ſten Kranck-
heiten derer Hunde ſind wohl das Raſen
und die Wuth, von deren Uhrſprung ich
bereits ausfuͤhrlich in der Vorrede von
Eigenſchafft der Hunde, ſoviel mir wiſ-
ſend und zu glauben natuͤrlich ſcheinet,
beſchrieben habe: Solchem Unheil iſt
durch nichts anders abzuhelffen, als den
Hund wegzuſchaffen, daß er nicht mehr
Schaden anrichte, als man Nutzen von
ihm zu hoffen haben moͤge. Man kan
die Tollheit, wann man ſonſten nur Ach-
tung geben will, an ihnen bald gewahr
werden, dann ſie freſſen nicht mehr, ſie
vergeſſen ihren Herrn zu kennen, ſind
unfreundlich, laͤuniſch, halten das Maul
ſtets vor Hitze offen, da iſt es Zeit, ſie a
parte
anzulegen, will er auff jeden loß,
ſo iſt ihm eine Kugel am geſuͤndeſten.
Man glaubet, daß die Wuth unterſchied-
lich ſeyn ſolle, wie davon die Frantzoͤſi-
ſchen Autores, als Monſ. Fouilloux und
Monſ. de Salnove in ihrer Venerie Roy-
ale
weitlaͤufftiger bezeugen.


Wie vielerley die Wuth ſey?


So viel man von langer Zeit in Er-
fahrung kommen koͤnnen, ſoll die Wuth
oder das Raſen derer Hunde ſiebenerley
ſeyn, als:


1. Die hitzige Wuth.

Dieſe erſtere ſchlimmſte Wuth, der die
armen Hunde offt unterworffen, und die
ſie bekommen, wird vor die allergefaͤhrlich-
ſte und unheilbahreſte, der man mit kei-
ner Artzney vorkommen mag, gehalten,
und mit allem Recht die hitzige Wuth ge-
nennet: Dann ſobald ſie das Gebluͤt
inflammiret, und eingenommen, vergiff-
tet und brennet daſſelbige von Stund an
gleichſam als kochend, dermaaſſen, daß
dieſer Gifft augenblicklich nach dem Ge-
hirn evaporiret und aufſteiget, alſo daß
es dieſe arme Creatur gantz zu Boden
A a 2wirfft.
[190]Dritter Theil/
wirfft. Und wird dieſe Hunde-Peſt dar-
an erkannt: Erſtlich traͤget ein ſolcher
Hund ſeinen Schwantz gerade uͤber ſich
und in die Hoͤhe, welches bey allen an-
dern wuͤthenden Hunden nicht iſt; auch
lauffet er alles an, was er vor ſich fin-
det, ohne Achtung zu geben, ob er durch
Waſſer oder Moraſt komme; Er hat
auch ein ſehr ſchwartzes ohne Geſcht gantz
trockenes Maul. Ein ſolcher Hund kan
in ſeiner Wuth ohnmoͤglich vor allzugroſ-
ſem Schmertzen leben, wann es bald aus
mit ihm, ſetzet er ſich und ſchreyet unna-
tuͤrlich. Alles lebendige, es ſey Men-
ſchen oder Vieh, ſo er verletzet, und blu-
tend beiſſet, wird auch wuͤthend ohne al-
len Troſt und Huͤlffe, dafuͤr der liebe
GOtt Menſchen und Vieh in Gnaden
bewahren und dieſes Ungluͤck von Je-
derman abwenden wolle.


2. Die lauffende Wuth.

Dieſe andere iſt zwar auch eine ſchlim-
me Kranckheit, gleichfalls gefaͤhrlich und
unheilbahr, jedoch iſt der Biß nicht ſo
vergifft, noch gefaͤhrlich, als der erſtere.
Dann wann ein Hund ſolche Wuth hat
und einen andern Hund beiſſet, ſo er-
greifft oder bekoͤmmt der erſte Hund, der
gebiſſen wird, alles Gifft, und wird wuͤ-
thend, aber die andern alle, ſo er ſelbi-
gen Tages hernach beiſſen wird, werden
nicht wuͤthend. Solche Hunde lauffen
nichts anders an, als allein Hunde und
geben acht, wo ſie Hunde beyeinander ſe-
hen oder hoͤren, daſelbſt lauffen ſie hin,
und beiſſen ſich mit ihnen herumb ohne
Urſach: Sie lauffen auch immer in
Straſſen fort, nehmen den Schwantz
zwiſchen die Beine und traben wie ein
Fuchs. Ein ſolcher wuͤthender Hund
kan faſt neun Monat leben. Dieſe bey-
den Arten der Wuth ſind die gefaͤhrlich-
ſten, und wenn ein Hund dieſe letzt er-
zehlete lauffende Wuth bekommen ſoll,
hat man folgende Zeichen: Erſtlich freſ-
ſen ſie ſehr wenig, beriechen die andern
Hunde, und nach dem ſie ſolche berochen,
beiſſen ſie dieſelben mit gar freundlichen
Gebaͤrden und Schwantz wedeln, ſie hoh-
len denn gar tieffen Athem, und blaſen
mit den Naſen-Loͤchern, ſehen uͤberſeits,
als ob ſie ſchielen, ſind ſehr kleinlauth
und traurig, lauffen auch nach den Flie-
gen und Hennen, nebſt andern naͤrri-
ſchen Gebaͤrden oder Zeichen mehr, wel-
che ich geliebter Kuͤrtze halben uͤbergehe.
Wann der Jaͤger dergleichen an denen
Hunden ſiehet, ſoll er ſie von andern
Hunden bey zeiten hinweg ſchaffen und
ſie beſonders einſchlieſſen, denn ihr Athem
machet die andern Hunde auch wuͤthend
und wird dieſe anſteckende Seuche die
andern Hunde, wie eine Erb-Kranck-
heit inficiren, wovor ſich wohl zu huͤ-
then. Die andern fuͤnff Arten der Wuth
ſeynd bey weiten nicht ſo gefaͤhrlich, deñ die
Hunde weder etwas beiſſen, noch anlauf-
fen: Derohalben ſolches mehr vor eine
Kranckheit zu halten ſeyn mag, welche
curiret werden kan.


Von denen andern Fuͤnff
Arten.


Die Erſte wird die Fahrende Wuth
geneñet, welche im Gebluͤt ſtecket, und mag
man ſie daraus erkennen, wann die Hun-
de nichts eſſen wollen, das Maul fuͤr und
fuͤr offen haben, und mit denen Fuͤſſen
darein greiffen, als wenn ihnen ein Bein
darin ſtecke, und verbergen ſich ſolche
Hunde gemeiniglich in kuͤhle feuchte
Oerter.


Die Andere wird die Fallende
Wuth
genannt, denn dieſelbige Hunde
ſtets niederfallen, als wann ſie die fal-
lende Sucht haͤtten, wann ſie gleich ſtehen
bleiben wollen, denn die Wuth ſteckt ih-
nen im Kopff.


Die Dritte wird die Grimmende
Wuth
genennet, dann ſie ſteckt ihnen in
denen Daͤrmern, kruͤmmet, zeucht und
wickelt die Hunde dermaaſſen zuſam-
men, daß man ſie mit einer Nadel durch-
ſtechen moͤchte.


Die Vierdte wird die Schlaffende
genennet, welche von etlichen Wuͤrm-
lein, ſo im Schlund des Magens aus
verderbter Feuchtigkeit wachſen, herkom̃t;
Hievon ſteigen die Daͤmpffe und Duͤnſte
uͤber ſich in das Gehirn und machen ſie
ſchlaffend, ſterben auch alſo ſchlaffend.


Die Fuͤnffte und letzte Species der
Wuth wird die Flieſſende Wuth ge-
nennet, denn denenſelbigen Hunden iſt
der Kopff groß und geſchwollen, haben
gelbe Augen gleich dem Fuß eines Vo-
gels, ſo der Weyhe genennet wird.


Wann die Hunde dieſe Kranckheit
haben, ſo moͤgen ſie nicht eſſen und blei-
ben alſo acht oder neun Tag, beleidigen
Niemand und ſterben nachmahls vor
Hunger, dann alle Hunde ſind dieſer Art,
daß, ſobald ſie ein Beſchwerniß im Lei-
be fuͤhlen, (doch meyne ich die Suchten, ſo
ohne Verletzung herkommen,) ſie keinen
Biſſen
[191]Von denen Hunden.
Biſſen mehr freſſen, biß ſie geſund ſind,
und mag dieſes darbey erkennet werden.
Wann ein Hund kranck iſt, und man
ihme Schmaͤhr zu eſſen giebt, ſo friſſet er
das nicht, er habe dann zuvor Graß ge-
weydet und ſich gereiniget. Viele ſagen,
daß ein Wurm unter der Zungen Ur-
ſach der Wuth derer Hunde ſey, welches
ich aber nicht glaube, doch will man ſa-
gen, es bekomme ein Hund, dem der
Wurm genommen ſey, nicht ſo leicht die-
ſe Kranckheit, als ein anderer, welches
ich dahin geſtellet ſeyn laſſe. Sonſten
iſt gewiß, daß dieſe Kranckheit, wie be-
reits oben gemeldet, auch von dem Athem
und Beywohnung anderer wuͤthenden
Hunde herkomme; Derohalben denn
ein Jaͤger, ſobalde er dergleichen Kranck-
heit bey einem Hunde vermerckt, ſolchen
beyſeit thun und beſonders halten ſoll.


1. Recept
Vor die fahrende Wuth.

Nimm den Safft von Wand-Laͤuſe-
Kraut und ſchwartzen Nieße-Wurtzel-
Safft, Rauthen-Safft, eines ſoviel, als
des andern, ſtede es zuſammen in einem
neuen glaſirten Topff, mit ſoviel weiſ-
ſen Wein, nachgehends durch ein Tuch
geſeihet, in ein Glaß gethan und zwey
Qvint unbereitete Scammonea darunter
gemiſchet, dem Hunde eingegoſſen, und
im Rachen etwas Blut gelaſſen, ſo ge-
neſet er. Auch ſoll Hundes-Zahn-Kraut
gut ſeyn, wann man deſſen Safft acht
Qvint ſchwer dem Hunde mit ein wenig
Saltz eingiebet.


2. Recept
Vor die fallende Wuth.

Dieſe hat ihren Urſprung von Bloͤ-
digkeit des Haupts. Hierzu nimm den
Safft von Blaͤttern oder Koͤrnlein des
Krauts Peonien, auf vier Cronen
ſchwer, (doch mein ich die Peonien, ſo
Koͤrnlein traͤgt,) und den Safft von ei-
ner Wurtzel, heiſt Bryonia oder Stick-
wurtz, welche in Hecken eines Schen-
ckels groß waͤchſt, vermiſche dieſelben, und
thue klein zerſtoſſen Staphiſagria oder
Laͤuß-Kraut-Saamen darunter, gieb
es alſo unter einander vermiſchet dem
Hunde ein, ſchlage ihm ferner die Oh-
ren, daß ſie bluten und laſſe ihm die
zwey Adern auf der Bruſt, welche von
der Achſel herab in die Fuͤſſe gehen und
bey den Roſſen die Bog-Adern genannt
werden, ſo es auf einmahl nicht wuͤrcket,
muß man ſolche Cur wiederhohlen.


3. Recept
Wider die ſchlaffende Wuth.

Dieſe koͤmmt von Wuͤrmern her, da-
vor nimmt man Wermuth-Safft, vier
Cronen ſchwer, klein geſtoſſene Aloe,
zwey Cronen ſchwer, gebrannt Hirſch-
Horn, zwey Cronen ſchwer, Agarici o-
der Tannen-Schwamm zwey Quintlein,
alles wohl unter einander vermiſchet,
und, weiln des Saffts zu wenig, etwas
weiſſen Wein darzu gegoſſen, ſchuͤttet es
alſo, wie obgemeldet, dem Hund ein.


4. Recept
Vor die grimmende Wuth.

Dieſe Wuth koͤmmt her von kalten
undaͤuigen uͤbrigen Fluͤſſen, verhaͤlt ſich
in Daͤrmern, und wird durch Baͤder
und den Schweiß vertrieben, wie her-
nach folget.


5. Vor die flieſſende Wuth.

Man nimmt Fenchel-Wurtz-Waſ-
ſer oder Safft, vier Cronen ſchwer,
Epheu-Safft oder Waſſer, des Saffts
oder Waſſers von dem Frantzoͤſiſchen
Kraut Guy, auff teutſch ſchlaffender
Kuntz genannt, ſo in denen Hecken waͤch-
ſet, jedes vier Cronen ſchwer, pulverſir-
t
e Engel-Wurtz, auch vier Cronen, alles
zuſammen in einem kleinen Haͤfelein ge-
ſotten und dem Hund, wenn es ein we-
nig wiederumb erkaltet, eingegoſſen.


Artzney und Baͤder/ die Suchten
der Hunde, ſo von kalten undaui-
gen Fluͤſſen herkommen, zu
vertreiben.


Man nimmt zwey groſſe Haͤfen, de-
ren jeder ſechs Kuͤbel voll Waſſer haͤlt,
dann thut man in jeden zehen Hand voll
nachfolgender Kraͤuter oder Wurtzeln,
als:


  • Beyfuß,
  • Roßmarin,
  • Kleine Salbey,
  • Weiſſen Jbiſch,
  • Attich-Kraut,
  • Fenchel,
  • Weiſſen Andorn, oder Meliſſen,
  • Rauten,
  • Alant,
  • Memmel-Wurtz,
  • Ochſen-Zungen,
  • und Stein-Klee,

Hierzu
[192]Dritter Theil/

Hierzu gieſſet man zwey Theil Waſ-
ſer und einen Theil Wein, laͤſſet al-
les mit einander ſieden, biß der dritte
Theil eingeſotten iſt, dann wird alles zu-
ſammen in einen Zuber geſchuͤttet, vier
Kuͤbel voll gute ſtarcke Wein-Hefen dar-
zu gethan, hernach wiederumb in zween
Haͤfen, wie zuvor, mit zwey Theil Waſſer
und einem Theil Wein zum Feuer geſetzt,
hierauff thut man ein rothes Ameiſen-
Neſt mit den Ameiſen und Eyern in ei-
nem neuen Sack mit vier Handvoll
Saltz in gemeldten Hafen, und laͤſſet
den dritten Theil einſieden, wann die-
ſes geſchehen, ſchuͤttet man alles wiede-
rumb in obberuͤhrten Zuber zuſammen,
biß es ein wenig erkaltet, jedoch noch
waͤrmer als laulicht ſey; Dann wirfft
man die krancken Hunde darein und laͤſ-
ſet ſie darinnen eine gute voͤllige Stun-
de baden, doch muß achtung gegeben
werden, daß ſie in dem Zuber nicht er-
ſauffen, oder in Ohnmacht fallen und
ſterben. Wann man ſie wieder heraus
nimmt, ſollen ſie an einen warmen Ort
geleget werden, da die Lufft nicht zu ih-
nen kommen kan, damit ſie nicht erkaͤl-
ten: Dieſes Bad ſoll man alſo vier
oder fuͤnff Tage gebrauchen und allezeit
das Waſſer wiederum waͤrmen laſſen,
doch iſt vonnoͤthen, daß alle Tage friſche
Kraͤuter genommen werden, vor dem
Bade aber, ſoll ſie der Jaͤger auff fol-
gende Weiſe purgiren:


Artzney/ wie die Hunde vor dem
Bade zu purgiren.


Nimm Caſſien, ein und eine halbe
Untz, wohlgeſaͤubert, pulveriſirten Laͤuß-
Saamen ein und ein halbes Qvintlein,
Scammonea zwey und ein halb Qvintlein,
(in der Apothec mit Eſſig zugerichtet,)
Oliven-Oehl 4. Untz, alles untereinander
vermiſchet; dieſes alles ein wenig uͤber
dem Feuer erwaͤrmen und dem Hund
gegen den Abend eingieſſen laſſen, doch
muß er nichts zu eſſen bekommen, ſon-
dern folgenden Morgen alſo nuͤchtern
ins Bad geſetzet werden.


Ein Bad/ damit die Hunde/ wann
ſie von wuͤthenden Hunden gebiſſen
worden, gewaſchen wer-
den ſollen.


Wann ein Hund von wuͤthenden
Hunden gebiſſen waͤre, ſoll man alſo-
bald einen Zuber mit Waſſer fuͤllen, vier
Hand voll Saltz darein werffen und mit
einem Stecken das Saltz wohl darunter
ruͤhren, damit es balde zergehe und als-
dann den Hund neunmahl gantz und gar
hinein tauchen und wohl waſchen, dieſes
verhuͤtet, daß der Hund nicht wuͤthend
werde.


Ein Recept, wann die Hunde
Wehe-Tagen in Ohren haben.


Nimm ſauren Soos von unzeitigen
Trauben oder Kraͤutern in einer Schuͤſ-
ſel, laß ein wenig erwaͤrmen und das
Waſſer und Blum, Liguſtrum oder
Mund-Weyde genannt, daran gethan,
auch das Waſſer und Blum von Geiß-
blatt, mit ein wenig Honig, alles un-
ter einander vermiſchet, dem Hunde in
das Ohr gethan, eine Zeitlang darinnen
bleiben laſſen, wiederumb herausgenom-
men und hernacher Lohr-Oehl warm
gemachet, dem Hunde das Ohr darmit
geſchmieret und mit Baumwolle oder
Faſen in Baum-Oehl und Lohr-Oehl
genetzet, das Ohr zugeſtopffet: Diß ſoll
man acht Tage thun, ſo geneſet der Hund,
doch muß achtung gegeben werden, daß
er ſich nicht kratze.


Ein Recept, dem Hunde die Wuͤr-
mer im Leib zu vertreiben.


Es begiebt ſich auch, daß die Hunde
Wuͤrmer bey ſich haben, die ſich gerne
heraus begeben und ſie die doch nicht fort-
treiben koͤnnen. Zu ſolchem ſoll der Jaͤ-
ger folgende Artzney gebrauchen:


Nimm

    • Wermuth-Safft,
    • Aloe Epatica,
    • Laͤuß-Saamen,
  • Jedes zwey
    Qvintlein,
    • Gebrannt Hirſch-Horn,
  • ein
    Qvintlein,
    Schwefel,


Alles mit Nuß-Oehl untereinander ver-
miſchet, und alſo dem Hund eingegeben,
ſo geneſet der Hund von Stund an.


Ein probirt Recept den Krebs und
allerley Raͤude an Hunden zu
vertreiben.


Man nimmt gepuͤlverten Sublimat
ein Qvintlein, das thut man in einen
Moͤrſel, mit dem Safft von einer Citro-
nen, ohne die Schelffen: Wann alles
zerſtoſſen iſt, thut man ein wenig Waſ-
ſer und Eßig darzu, auch Alaun und
Seiffen einer Citronen ſchwer, und ver-
miſchet es mit dem andern, laͤſſet her-
nach alles miteinander in einem Hafen
aufs dritte Theil einſieden, und leget die-
ſes
[193]Von denen Hunden.
ſes auf den Schaden. Wann aber der
Krebs an zarten Orten waͤre, z. E. an
der Haut ſeines Gliedes, ſo ſoll er zuvor
den Sublimat ſieden und das erſte Waſ-
ſer erſtlichen darauff thun, damit die
Artzeney nicht zu ſtarck ſey und folgends
ſich verhalten, wie bewuſt.


Fuͤr die Raude/ Grind/ und Schup-
pen derer Hunde.


Es ſind unterſchiedliche Species der
Raude: 1.) Die kleine rothe Raude, die
denen Hunden geſchwollene Fuͤſſe ma-
chet; 2) Die groſſe Raude einer Hand
breit; 3) Die gemeine Raude; Und
4) Die ſchwartze Raude, die das Haar
ausfallen machet. Unter dieſen al-
len iſt die rothe die aͤrgſte und die be-
ſchwerlichſte zu heilen, dann ſie koͤmmet
von Kaͤlte, welche die Hunde im Winter
vom Waſſer oder von feuchten Orten,
da ſie liegen, wann ſie naß werden und
ſich nicht wiederumb trocknen koͤnnen,
empfahen, oder ſie bekommen ſolche von
der Metzig von Ochſen- und Kuh-Ge-
bluͤt, oder andern, ſo ſie darunter freſ-
ſen, denn ſolches erhitzet ihnen den Leib.
Solche Raude wird nun folgender Ge-
ſtalt vertrieben: Erſtlichen purgire den
Hund, wie vorher gemeldet, und ſchlage
ihme des Morgens darauf eine Ader
zwiſchen denen Knieſcheiben, und denen
Schienbeinen, laſſe auff 2. Untzen Blut
heraus und ſchmiere ihn mit folgender
Salbe:


Eine gute Salbe/ die Raude
zu vertreiben.


Nimm Nuß-Oehl 3. Pfund,


  • Wacholder-Oehl anderthalb
    Pfund,
  • Schmeer 3. Pfund,
  • Gemeines Honig 3. Pfund,
  • Eſſig anderthalb Pfund,

Alles unter einander und auf die Helffte
eingeſotten, dann


  • Pech und Hartz anderthalb Pf.
  • Wachs ein halb Pfund,

Alles untereinander zergehen laſſen, mit
einem Stecken wohl geruͤhret, und, wenn
es wohl zergangen iſt, von dem Feuer
weggenom̃en und folgende Pulver hin-
ein gethan:


  • Schweffel anderthalb Pfund,
  • Vitriolum recoctum 2. Pfund,
  • Gruͤnſpan 2. Untzen,

Stoſſe und ruͤhre es untereinander,
biß es erkaltet. Dieſe Salbe iſt zu allen
Rauden gut. Ehe die Salbe gebrau-
chet wird, ſo waſche die Hunde erſt mit
Waſſer und Saltz uud reinige ihnen die
Haut wohl, ſchmiere hernach ihnen die
Salbe bey einem Feuer wohl ein und laſ-
ſe ſie eine Stunde wohl ſchwitzen, gieb ih-
nen aber darbey wohl zu trincken. Nach-
mahls mache ihnen gute Suppen von
Schaafs-Fleiſch geſotten, und wirff
Schwefel und hitzige Kraͤuter darein, da-
mit ihnen der Leib wiederumb erhitzet
werde, dieſes thue acht Tage nach ein-
ander.


Eine andere Salbe.


Die Raude kommet allen Hunden
von Natur oder Art, oder auch vom Al-
ter her, welche alſo mag geheilet werden:
Reiß denen Hunden alle Haar umb die
Raude herum aus und ſchmiere ſie mit
Laugen, Eſſig und Saltz wohl, biß daß
die Raude ſchweiſt: Nimm hernach


  • Ungventum enulatum von Alant-
    Wurtz ein halb Pfund,
  • Nuß-Oehl 2. Pfund,
  • Pech 1. Pfund,
  • Wacholder-Oehl 1. Pfund
  • Kiehn-Ruß ein halb Pfund,
  • Schweffel ein halb Pfund,
  • Gruͤnen Vitriol ein halb Pfund,
  • Gold-Schaum 4. Untzen,
  • Alaun 6. Untzen,
  • Bleyweiß 4. Untzen,
  • Gruͤnſpan 4. Untzen,

zerſtoſſe alles klein und ſiede es mit ei-
nem halben Pfund Eſſig ein. Dieſes iſt
eine ſehr gute Salbe zu obbemeldter
Raude.


Vor die gemeine Raude.


Dieſelbe kommet davon her, daß die
Hunde nicht rein Waſſer und zu rechter
Zeit zu trincken haben, oder daß ſie in
unreinen Orten, als in Saͤu-Staͤllen,
oder ſonſten bey andern raͤudigen Hun-
den gelegen, oder kommet auch von Kaͤl-
te her, welche man folgender Geſtalt hei-
len kan:


  • Nimm zwey Hand voll wilden Kreſſig,
  • zwey Hand voll Alant-Kraut,
  • Die Wurtzel von Roerbe Ind. 2.
    Hand voll,
  • Gold-Wurtz zwey Pfund,

ſiede ſie in Eſſig und Laugen wohl, thue
darzu zwey Pfund Seiffen, ſchmiere die
Hunde 5. Tage darmit, ſo werden ſie ſich
ſaͤubern.


B bVor
[194]Dritter Theil/

Vor die Geſchwaͤr und Geſchwulſt
derer Hunde an ihren Leibern.


Solche werden auff zweyerley Art
curiret: durch Schneiden und durch
Artzney; Wann ſie durch den Schnitt
curiret werden ſollen, muß der Jaͤger ei-
ne Nadel, die gekruͤmmet iſt, mit einem
Faden nehmen und ſolche unter die A-
dern durchziehen, die Adern aber zuvor
binden, damit ſie nicht ſchweiſſen, wann
der Schnitt gethan wird; Hernach die
Geſchwulſt mit einem Scheer-Meſſer
rings herumb auffſchneiden und heraus
thun, die Nerven mit einem heiſſen Ei-
ſen brennen und hernach Drachenblut,
einen Dotter von einem Ey und Leine-
wand zu Pulver gebrannt nehmen, al-
les mit Eßig wohl ſieden, und dem Hun-
de aufflegen, alsdann Speck in Waſ-
ſer eintraͤuffen, Weiß-Nicht-Pulver ſtoſ-
ſen, darunter vermiſchen, und den Hund
taͤglich darmit verbinden.


Vor die Verletzung derer Hunde
von wilden Schweinen, oder an-
dern Thieren.


Die Hunde werden offtmahls von
denen wilden Schweinen unten her am
Leibe verwundet und beſchaͤdiget, worauf
der Jaͤger wohl achtung zu geben hat.
Jſt die Verletzung am Bauche, ſo, daß
dem Hund das Eingeweyd heraus haͤn-
get, ſo ſoll er es mit dem aͤuſſerſten des
Fingers wiederumb hinein thun, ein
Stuͤck Speck in das Loch ſtecken und den
Schaden zuſammen hefften. Ein jeder
Hafft muß mit einem Knoͤpfflein abſon-
derlich gebunden und der Faden abge-
ſchnitten werden. Alſo ſoll er mit andern
Wunden auch verfahren, jedesmahlen
ein Stuͤck Speck darauff legen und die
Wunde mit Feiſte ſchmieren, ſo heilet der
Hund bald. Die Nadel ſoll viereckigt
und hinten rund, wie ſie die Barbirer
brauchen, ſeyn; Auch muͤſſen die Jaͤger
Nadeln, Zwirn, und Speck jedesmahl
auff der Jagd bey ſich fuͤhren, damit ſie
denen Hunden in der Noth helffen koͤn-
nen. Es geſchicht auch offt, daß die
Schweine die Hunde mit dem Ruͤſſel an
denen Seiten, Huͤfften und nervichten
Orten ein Glied entzwey ſchlagen, auff
ſolchen Fall ſoll ihnen der Jaͤger ſolches
wiederumb richten, und, ſo es nur zer-
ſtoſſen und nicht entzwey waͤre, ein Pfla-
ſter von folgenden Wurtzeln und Kraͤu-
tern machen. Nimm:


  • Wallwurtz-Pflaſter,
  • Steinklee-Pflaſter,
  • Pech und
  • Roſen-Oehl,

eines ſo viel, als des andern, vermiſche
es unter einander, mache ein groſſes
Pflaſter daraus, ſchneide die Haare umb
den Ort, da der Weh-Tag iſt, ab, und
lege das Pflaſter, ſo warm es der Hund
erleiden kan, uͤber, ſo geneſet er.


Wann ſich die Hunde wund
gelauffen.


Nimm zwoͤlff Eyer-Dotter, klopffe
die mit dem Safft aus dem Kraut,
Mauß-Oehrlein genannt, unter einan-
der, oder den Safft von Granath-Aepf-
feln mit Eſſig geſotten, oder, da man erſt-
gemeldte Species in der Eyl nicht haben
moͤchte, ſo muß man ſchlechten Eßig neh-
men, kleinen ſubtilen Kiehn-Ruß dar-
unter miſchen, dem Hunde den Fuß da-
mit ſchmieren, verbinden, und ihn Tag
und Nacht alſo liegen laſſen: Oder mit
Kupffer-Waſſer und Terpentin geſchmie-
ret, ſo heilet es.


Vor die Wunden derer Hunde.


Nimm den Safft von rothem Kohl-
Kraut und lege es dem Hunde auff die
Wunden, ſo heilet es von Stund an.
Die Urſache iſt, weil die Hunds-Hauth
warm und trocken und das Kohl-Kraut
warm und feuchte iſt.


Daß eine Huͤndin nimmer
laͤuffiſch werde.


Nimm neun Pfeffer-Koͤrner, und
gieb der Huͤndin neun Tage nach einan-
der alle Morgen eines in einem Kaͤſe oder
ſonſten ein, ehe ſie die Hunde getragen
hat, ſo wird ſie nimmer laͤuffiſch.


Wann ein Hund verwundet und
er den Schaden nicht lecken kan.


So gieſſet man ihme Terpentin-Oehl
in die Wunde, und waſchet ſolche darnach
mit Geſoͤde, darinnen Ehrenpreiß und
andere Wund-Kraͤuter geſotten wor-
den, aus. Oder man troͤpffet ihm den
Safft von Toback in die Wunde, oder
man leget ihm Regenwuͤrmer, ſo zuvor
in Honig gelegen, in die Wunden.


Denen Hunden fuͤr das Stran-
geln und den Tropff


Soll man ein Glaß voll warmes Oehl
ein-
[195]Von denen Hunden.
einſchuͤtten und die Adern an denen obeꝛn
Schenckeln ſchlagen.


Fuͤr den boͤſen Halß derer
Hunde.


Wann die Hunde nicht freſſen, noch
trincken wollen, ſo iſt es ein Anzeigen, daß
ihnen der Halß verſchwollen iſt. Vor die-
ſe Kranckheit ſoll man ihnen ein Muß
mit Eiſen-Kraut machen oder ſieden und
zu trincken geben: Oder man lege ihnen
Hundes- und Menſchen-Koth unter ein-
ander in einem Lumpen umb den Halß.


Denen Jagd-Hunden vor die Laͤu-
ſe, Floͤhe und anders Ungeziefer.


Wann die Hunde, ſonderlich in groſ-
ſer Hitze, voller Floͤhe, Laͤuſe, oder an-
der Unſauberkeit ſeyn, ſoll man ſie im
Waſſer ſchwemmen, oder zehen gute
Hand voll wilde Kreſſen, wilden Ma-
joran,
Roßmarin, Rauten und ſechs Hand
voll geſtoſſen Saltz nehmen, ſolches alles
unter einander in Waſſer kochen und
wohl einſieden laſſen, darnach mit einem
guten Theil ſolcher Bruͤhe die Hunde,
gleich nach dem Bade reiben und ſauber
waſchen.


Wann ein Jagd-Hund Wuͤrmer
in der Haut hat.


So ſoll man Hartz, Aloe und unge-
loͤſchten Kalck ſtoſſen, und darzu lebendi-
gen Schweffel, eines ſoviel, als des an-
dern nehmen, hernach dieſe Stuͤcke alle
durch einander vermiſchen und in einer
Rinds-Gallen beitzen, ſodann mit ſolcher
Bruͤhe den Ort, an welchem die Wuͤr-
mer gewachſen ſind, ſchmieren und rei-
ben, ſo ſterben die Wuͤrmer darvon und
fallen aus.


Wann die Hunde raͤudig und ſchaͤ-
bicht werden.


So nimmt man
Nuß-Oehl 3. Pfund,
Wacholder-Oehl anderthalb Pfund,
Gemein Honig drey Pfund,
Eßig anderthalb Pfund,

kochet es mit einander biß auf die Helff-
te des Eßigs ein; Hernach nimmt man
Hartz und Pech, jedes drittehalb Pfund,
thut darzu neues Wachs ein halb Pfund,
laͤſſet ſolches unter einander ſchmeltzen:
Ferner Vitriol-Oehl 12. Untzen und
Gruͤnſpan, machet daraus ein Saͤlb-
lein, damit ſchmieret man den Hund.
NB. Den Hund muß man vor dem
Schmieren in ſauberm Saltz-Waſſer
baden.


Wann ein Hund Bauch-Wuͤr-
mer hat.


Nehmet Alaun, Stab-Wurtz und
Hirſchhorn-Spaͤhne, kochet es mit ein-
ander und ſchuͤttet dem Hunde dieſe Bruͤ-
he ein. Oder man machet kleine Pillen
von Hirſchhorn, Schweffel, Aloe und
Wermuth-Safft und giebt es denen
Hunden zu verſchlucken.


Denen Jagd Hunden vor den Oh-
ren-Krebs


Nimmt man ſchwerer guter Seif-
fen ein Qvintlein, Weinſtein-Oehl, Sal-
miac,
Schweffel und Gruͤnſpan, je-
des nach Gutduͤncken, machet es mit ei-
nem weiſſen Wein-Eſſig und aͤtzenden
Waſſer an und reibet den Schaden neun
Morgen lang.


So ein Hund am Leibe von einem
wilden Schwein waͤre verletzet, oder
von einem Hirſche geſtoſſen
worden.


So ſoll man des groſſen Wund-
Krauts, oder des Tobacks, oder Stein-
Klee und Roſen-Oehl eines ſoviel, als
des andern nehmen u. alſo Pflaſterweiß
uͤber den Schaden legen: Man ſoll aber
allezeit das Haar zuvor hinweg ſchnei-
den, oder abſcheeren, wo der Schaden
oder Schmertzen iſt.


Denen Jagd-Hunden vor die Ver-
ſehrung der Fuͤſſe, wann ein Hund in
Hecken und Stauden gelauffen
und die Fuͤſſe verletzet
hat.


So ſoll man ihm die verſehrten
Fuͤſſe mit Saltz-Waſſer reiben und die
Wunden auswaſchen, dann ein Pflaſter
von Eyerklahr und ſtarckem Wein-Eſ-
ſig, mit Maußoͤhrlein-Safft durch ein-
ander geſtoſſen, machen, und alſo uͤber den
Schaden legen.


Wann ein Hund hart harnet.


So ſoll man Pappeln, Eybiſch,
Fenchel und Brombeeꝛ-Wurtzel nehmen,
dieſelbigen ſieden und von ſolcher Bruͤ-
he dem Hunde zu trincken geben.


Denen Hunden vor leiſe Ohren


Soll man Agreſt, mit gebranntem,
Geißblat-Waſſer, drey oder vier
B b 2Mor-
[196]Dritter Theil/
Morgen nach einander in die Ohren
troͤpfflen.


Von den Zeichen der Tobſucht de-
rer Hunde.


Wann der Hund einen ſtarcken auf-
gereckten Wedel hat und die Waffel in-
nen ſchwartz und ohne eintziges Schaͤu-
men iſt, auch ſo er allewege traurig und
nach der Seiten ſiehet, ſo iſt er wuͤthend.


Daß ein wuͤthender Hund Jemand
keinen Schaden thue.


Damit ein wuͤthender Hund, er
ſey ſo raſend, als er wolle, keinen Scha-
den thue oder anfalle, ſoll man ein Au-
ge von einem ſchwartzen lebendigen Hund
in ſeine Hand nehmen und darinnen be-
halten; Oder, welches noch gewiſſer iſt,
man ſoll ein Wolffs-Auge, oder Wolffs-
Hertz, oder die Zunge von einer Woͤlf-
fin in die Haͤnde nehmen. NB. Die
Hunde pflegen zu wuͤthen und zu raſen
in der groͤſten Hitze im Sommer und
ſchaͤrffſter grimmiger Kaͤlte im Win-
ter.


Ein Recept, wann die Hunde von
Nattern und Schlangen gebiſ-
ſen worden.


Nimm eine Hand voll Blaͤtter von
Cruciata oder Creutz-Wurtz, eine Hand
voll Rauthen, eine Hand voll Blaͤtter
von Casſis, oder Spanniſchem Pfeffer,
eine Hand voll weiß Wull-Kraut, eine
Hand voll Geniſt, eine Hand voll Dey-
menten. Dieſe Kraͤuter zerſtoſſe alle
klein, laß ſie mit weiſſem Wein wohl un-
ter einander ſieden und thue alsdann
Thiriack darunter, einer Cronen ſchwer,
gib dem Hunde davon ein, waſch ihm
die Wunden damit und leg ihm ein Blatt
von weiß Wull-Kraut darauff, ſo ge-
neuſt er.


Vor Geſchwaͤhr/ oder Geſchwulſt
derer Hunde am Leibe


Nimm drey friſche abgebrochene
Dorn von einer Dorn-Hecken, lege ſie
24. Stund in das Menſtruum einer
Weibs-Perſon, beſchmiere ſie alle dreye
darmit, und ſtecke ſie mitten auff die
Geſchwulſt, ſo tieff ſie hineingeſtecket wer-
den moͤgen; Wann ſie aber nicht hin-
ein wolten, muß man ein Loch mit ei-
nem Pfriemen, oder einer groſſen Na-
del machen und alsdann die Dorn dar-
innen ſtecken laſſen, biß ſie ſelbſt wieder
heraus fallen, alſo verſchwindet die Ge-
ſchwulſt fuͤr ſich ſelbſt und vergehet in we-
nig Tagen.


Die Floͤhe/ Laͤuſe und ander Unge-
ziefer derer Hunde zu vertreiben.


Nimm zwo Hand voll Blaͤtter von
Berne und zwo Hand voll Blaͤtter von
Memmel-Wurtz, zwo Hand voll Blaͤt-
ter von Deymenten-Kraut, mit Laugen
wohl geſotten und darunter zwo Untzen
von Lauß-Saamen gepuͤlvert geruͤhret:
Wann dieſes alles wohl unter einander
geſotten iſt, ſoll man zwo Untzen Seif-
fen, eine Untze Saffran und eine Hand
voll Saltz darunter thun, alles unter
einander vermiſchen und den Hund da-
mit waſchen.


Ein Recept, die Wuͤrmer auſſer-
halb zu vertreiben.


Nimm Nußleuffel wohl zerſtoſſen,
mit einer Maaß Eſſig in einen Hafen
gethan, und alſo auf zwo Stunden ſte-
hen laſſen, darnach zum Feuer geſetzet,
ſieden laſſen, durch ein weiß Tuͤchlein ge-
ſeyhet, und ferner darein gethan Aloe
Epatica
in der Apothecen, weiter eine
Untze gebrannt Hirſch-Horn, eine Untze
Hartz zerſtoſſen, alles Pulver unterein-
ander vermiſcht und dann dem Hund
mit einer Meſſerſpitze vier oder fuͤnff
Wuͤrmer heraus genom̃en und den Safft
darein geſchuͤttet, ſo ſterben ſie gleich.


Ein gut Wund-Pulver.
Nimm rothen und weiſſen Bolum


armenum, Teuffels-Dreck, grauen Roß-
Schweffel, Schwartz-Wurtz, Schwal-
ben-Wurtz, Lorbern, Bibernell, Bal-
drian-Wurtz, weiſſen Entian, eines ſo-
viel als des andern, alles zu Pulver ge-
macht, wohl vermiſchet, dem Hund
Morgens und Abends drey gute Meſ-
ſerſpitzen eingegeben, es heilet alles von
innewendig heraus: Oder Oleum ſan-
ctum
in brauner Butter Morgens und
Abends ſieben Tropffen eingegeben, ſo
heilets innerlich, was zerſprenget, alles
heraus.


Vor Verrenckung derer Glieder.


Nimm Regenwuͤrmer-Oehl, Spi-
canart-
Oehl, Ziegel-Oehl, Johannis-
Oehl, Terpentin-Oehl, Wacholder-Oehl,
jedes ein Loth, Petroleum, weiß Lilien-
Oehl, Bilſam-Oehl, Oleum Popolium,
jedes zwey Loth, nebſt ſoviel Aldæa, Bie-
bergeil-
[197]Von denen Hunden.
bergeil-Oehl, Wachs-Oehl ein halb Loth,
Dachs-Schmaltz, Rinder-Marck, gelbe
Schmier-Salbe, Lohr-Oehl, Honig, dann
Hartz, Eyweiß, jedes vier Loth, alles
zuſammen zu einer Salbe gemacht.


Vors Verſchlagen derer Hunde.


Man bade den Hund in einem A-
meiſſen-Bad, welches mit Miſt-Waſſer
laulicht angemachet worden iſt, ſo wird
derſelbige in etlichen Tagen wieder zu
rechte kommen.


Vors Schwinden derer Glieder.


Nimm Blut und Haare, im neu-
en Mond, von dem ſchwindenden Ort,
wickle es in ein neues Laͤppgen und ſpin-
de es, vor Sonnen Auffgang, in Ho-
lunder-Baum, hacke, wo es ſchwindet,
biß es blutet, beſtreiche es mit Wund-
Holtz und ſchmiere den Ort mit Lohr-
Oehl, daß es heilet.


Eine gute Purgation.


Damit man die Hunde von aller-
hand Unrath ohne Gefahr purgire, kan
man ein Spanfercklein toͤdten, mit
Haut und Haar und allem Jngeweyd
in ungeſaltzenem Waſſer ſo lange ſieden,
biß das Fleiſch alles von Beinen herab
falle und es gleichſam zu einem Koth wer-
de; Hernach, oder noch einen Tag vor-
her, ſperret man den Hund, dem mans
geben will, ein, laͤſſet ihn Hunger leiden,
biß er die Speiſe (dann ſie kommen an-
fangs nicht gern dran,) gefreſſen hat,
das reiniget wohl und iſt ihnen geſund.


Eine andere Art.


Stoß eine ſchwartzgeſchmaͤuchte To-
backs-Pfeiffe klaꝛ zu Pulver und gieb ihm
ein wenig davon in brauner Butter ein,
ſo wird er bald unten und oben purgi-
r
en und vomiren.


Daß die Hunde wohl zunehmen.


Laß das Brod klein geſchnitten durch
eine Wolffs-Gurgel trocken lauffen zu
ihrem Fraß, ſtriegele ſie mit einer Wolffs-
Klauen und wiſche ſie ab mit einem Lap-
pen vom Hembde oder Kleid eines Ubel-
thaͤters vom Gerichte, davon ſollen ſie
gar ſehr wohl zunehmen und gedeyen,
welches ich jedoch jedem zu glauben frey-
ſtellen will.


Von einem Ruͤden-Knecht.


Zu denen Hunden eines wohlbe-
ſtallten Jaͤger-Hauſſes gehoͤren auch be-
noͤthigte Knechte, deren billig ihrer vie-
re ſeyn ſollen, als erſtlich: Der Knecht
zu denen Leit-Hunden; Zum andern,
der Knecht bey denen Engliſchen und
Puͤrſch-Hunden; Drittens, der Knecht
bey denen Ruͤden- und Jagd-Hunden;
Und vierdtens, der Knecht bey denen
jungen Hunden, worbey ein jeder zwey
Purſche unter ſich hat, welche den Fraß
zu rechter Zeit machen und die Hunde
fuͤttern. Ein jeder Knecht muß bey ſeinen
Hunden treufleißige Auffſicht haben und
allzeit gegenwaͤrtig ſeyn; Maaſſen bey
jeder Sorte Hunde ein jeder Knecht vor
ſeine Hunde ſeine abſonderliche Fuͤtte-
rung und gewiſſes Deputat an Brod,
Haber-Schroth, Fett und Stroh be-
kommt: Und weil er alles in ſeiner Ver-
wahrung hat, ſo muß ein jeder Knecht
bey dem Einbrechen und der Fuͤtterung,
den Fraß vor die Hunde zu machen,
Morgens und Abends ſelber zugegen
ſeyn. Ferner muß er auch eine Specifi-
cation
fuͤhren. Regiſter halten, und
darinnen vornehmlich, was vor Hunde,
und zu welcher Zeit, in welchem Monat
und an welchem Tag ſie jung geworden,
von welchem Vater und Mutter ſie auf-
erzogen, oder wann ſie geſtorben und
ſonſten abgegangen, bemercken; Da-
ferne ſie auch etwan im Jaͤger-Hauſ-
ſe, zumahl wann kein Jagen iſt,
gar zu koſtbahr zu erhalten kom-
men, ſelbige auf Meiſtereyen, Muͤhlen,
Schencken, Forwercke, und Schaͤfferey-
en verlegen, was vor Art und wie ſie
heiſſen, richtig bemercken und ſolche, ſo
ſie vonnoͤthen, abhohlen laſſen, des
Jahrs zweymahl eine Reviſion halten,
ob die Hunde wohl oder uͤbel gehalten
werden, unterſuchen und behoͤrig rap-
portir
en, die zu viel erhalten, weiter ver-
legen, was aber nichts taugt, todt ſchieſ-
ſen laſſen, damit nichts unnoͤthiges auff-
gehe und man jederzeit wiſſe, was vor
gute oder ſchlechte Hunde parat ſeyn. Fer-
ner muß er auch eines jeden Hundes an-
gebohrne Inclination, gutes oder boͤſes,
lobwuͤrdiges oder ſtraffbahres Naturell
wohl mercken, und, wie dieſem oder je-
B b 3nem
[198]Dritter Theil/
nem abzuhelffen, diſtingviꝛen: Zu dem En-
de auch bey Jagen, Streiffen oder Hatz-
Zeiten, wo die Hunde gebraucht wer-
den, mit denen Purſchen auf befohlener
Hatz oder Poſt bleiben und die Hunde
recht anbringen; So ſie beſchaͤdiget,
wund gehauen, geſchoſſen, geſtochen oder
ſonſt verletzet, den geordneten Tranck,
Salbe, Schmiere und dergleichen ma-
chen: Das von der Herrſchafft geſchoſ-
ſene Wildpraͤth zerwuͤrcken und zerle-
gen, des Sommers die Hunde fleißig
ſchwemmen und butzen laſſen: Seine
unterhabende Purſche zum auff brechen,
zerwuͤrcken und zerlegen des Wildpraͤths
und die Raub-Thiere zu ſtreiffen und
auszuwerffen, muß er oͤffters in das
Proviant- oder Rauch-Hauß ſchicken,
und zu dem, was mehr noͤthig, antreiben.
Vor allen Dingen muß er fein Gotts-
fuͤrchtig, nuͤchtern, maͤßig, fleißig, willig
und unverdroſſen ſeyn, eine angebohrne
Liebe und Freundlichkeit zu denen Hun-
den von Natur haben, dieſelbigen zu de-
ren benoͤthigter fleißiger Wartung und
Reinlichkeit ſtets beſorgen, mit reiffem
Verſtand geſchwind anſtellen, tauer-
hafftig und auffmerckſam, behertzt und
froͤlich ſich in allem ſeinem Thun verhal-
ten, gut ſehen und hoͤren, auch laut
ſchreyen und blaſen koͤnnen. Derowe-
gen zu dieſer Arbeit junge Leute dienlich,
wiewohl meiſtentheils derjenige Knecht,
ſo fleißig befunden wird, und auf den man
ſich ſicher verlaſſen kan, lieber bey War-
tung der Hunde mit allem Fleiß conſer-
vir
et und ihm zu ſeinem Auskommen
eher ein mehrers gereichet wird, als ei-
nes Forſt-Bedienten Dienſt austraͤget,
maaſſen nicht alle Leute bey denen Hun-
den gluͤcklich ſind. Er muß ferner auch
eine ausfuͤhrliche, vollkommene und ge-
nungſame Wiſſenſchafft von der Anato-
mie
eines Hundes und deſſen innerlichen
Eigenſchafft vom groͤſten biß zum klein-
ſten haben, daß er wiſſe, den Pati-
ent
en bey vorfallenden Kranckheiten
zu curiren, zu warten und zu pflegen,
auch, beduͤrffenden Falls, die Adern zu
ſchlagen und wie der Umblauff des Ge-
bluͤths correſpondire: Er muß gleichſam
ein guter Chyrurgus ſeyn, weswegen er
ſtets ein klein Beſteck von Aderlaß-Floͤt-
gen, item Scheergen, Salbe und der-
gleichen bey der Hand haben muß, ſol-
chen armen Thieren zu helffen, maaſſen
bey vorfallenden Noͤthen gar viel auf
ihn ankommt, ſeine unterhabende Hun-
de allezeit zu herrſchafftlichen Dienſten
parat zu halten, wie er auch nebſt ſeinen
Cammeraden deswegen auf beduͤrffen-
den Fall im Jaͤger-Hauße wohnet, we-
nigſtens muß er dieſes alles anzugeben
wohl verſtehen.


Von einem Reit-Pferde/ und zwar von deſſen
Anatomia.


Daß ein Jaͤger ein Reit-Pferd ha-
ben muͤſſe, iſt jedermann bekant, und ha-
be ich die Eigenſchafft eines ſolchen fluͤch-
tigen Jaͤger-Pferds unten in dem fuͤnff-
ten Theil bey der par Force-Jagd be-
ſchrieben, allwo ſolches nach geſchlagen
werden kan. Wie aber bekant, ſind ſo-
wohl die Pferde, als Hunde leyder! vie-
len Kranckheiten unterworffen; Und
weilen dieſe armen Thiere dem Men-
ſchen unzehlbahre treue Dienſte erzei-
gen, iſt es billig und recht, auch nach Hei-
liger Schrifft wohl gethan, ſich ſeines ar-
men krancken Viehes zu erbarmen, wes-
wegen man ſowohl die Anatomie eines
Pferdes, als eines Hundes, vorzuſtel-
len, mit Fleiß Sorge getragen. Und
weil mir dergleichen Beſchaffenheit nicht
eigentlich bekant, da ich, wie zu erſehen,
nur die wilden Thiere anatomiret, ha-
be ich beydes, wegen des Pferdes und
des Hundes, aus des weltberuͤhmten
Herrn Gerhardi Blaſii Schrifften extra-
hir
et, in der Hoffnung, daß dieſes man-
chen Nutzen bey Curen geben werde,
wie auch beym Aderlaſſen eine gute An-
weiſung zur Wiſſenſchafft der Circulati-
on
oder Umlauffung des Gebluͤtes ſeyn
koͤnne. Und obwohl dieſes eigentlich
mehr einem Roß-Artzte, Huff-Schmie-
de und dergleichen mehrern zuzukommen
ſcheinet, nicht aber eben von einem Jaͤger
erfordert wird, ſo kan ihm doch dieſe
Wiſſenſchafft, wie ein Glied ſeines dienſt-
bahren Pferdes, oder Hundes, mit dem
andern correſpondire, eben nicht ſchaden,
zum wenigſten dienet ihm ſolche darzu,
daß er die Artzneyen, oder Aderlaſſen, als
ein Medicus einem offt unverſtaͤndigen
Roß-Artzt oder Schmiede, vernuͤnfftig
vorſchreiben und ſolche anordnen koͤnne.
Ob auch ſchon mancher laͤſterhaffter
Momus
[199]Von denen Hunden.
Momus ſolches vor ein ſchimpffliches
Vornehmen ausgeben wolte, wird man
ſich doch daran nicht kehren, und ſoll der-
ſelbe wiſſen, daß man dieſes nur allein
verſtaͤndigen Leuten zur dienlichen Noth-
durfft geſchrieben, umb andere Super-
kluge Tadler aber ſich im geringſten nicht
bekuͤmmere, vielweniger ihrenthalben
dieſes andern, denen es Nutzen ſchaffen
kan, verſchweigen wollen. Es beſchrei-
bet aber Herr Blaſius vorerwehnte Ana-
tomiam
folgender geſtalt: Vom Kopff zwi-
ſchen dem Cerebro u. Cerebello (oder dem
Gehirn und kleinen Gehirn,) war es nicht
nur knoͤchricht, wie bey einem Hunde,
ſondern es war auch dem Cerebell zum
beſten eine Cavitaͤt aus dem knoͤchrichten
Weſen formiret. Jn dem Pferde-Ge-
hirn, und inſonderheit in ventriculo nobi-
li
war eine Verwickelung, wie das Hirn-
Haͤutgen, ja ſowohl in dieſem, als in dem
Hirn-Haͤutgen war eine Subſtanz von
Vaſis wie Druͤſgen, wie ſolches Stenonius
obſervir
et. Die Schleim-Druͤſe iſt un-
terſchiedener Groͤſſe, und zwar iſt ſie groͤſ-
ſer bey einem Lamm, als einem Menſchen
und Hund, und bey einem Pferde klei-
ner, als bey einem Ochſen. Die Urſa-
che von dieſem Unterſcheid ſoll fuͤrnehm-
lich ſeyn, weil dieſe Druͤſe ſich nach der
Laſt uͤber dem Gehirn halte. Ander-
weit gegen die zwey Schlaff-Pulß-A-
dern, welche darneben hinauff ſteigen,
und da ſie entweder nach beyden, oder ei-
nem von beyden ſich richten, ſo ſey es an
Staͤrcke entweder groß oder klein. Dann
wann bey einigen Thieren die Schlaff-
Pulß-Adern in das Gehirn gehen, wer-
den ſie alsbald in netzichte Verwicklun-
gen zertheilet, und von dieſen Verwick-
lungen gehen mehr Fortſetzungen derer
Vaſorum durch dieſe Schleim-Druͤſe und
verwickeln die gantze Subſtanz. Ferner
weil dieſe Verwicklung derer Vaſorum,
welche ſie ſonſt Rete mirabile (oder das
wunderbahre Netz) nennen, bey etlichen
ſehr weit, bey andern aber ſehr enge be-
funden wird, ſo accordiret dieſe Druͤſe
(maaſſen von dieſer wenige Aeſte, von
jener aber mehr, als bey andern Thieren,
von der Blut-Ader aber faſt gar keine
erwachſen koͤnnen,) mit der unterſchiede-
nen Eintheilungs-Laſt der Vaſorum nach
der veraͤnderten Proportion. Man hat
auch an einigen Thieren bemercket, und
inſonderheit, daß ein Menſch und ein
Pferd dergleichen Netz gar nicht haben, u.
da bey dergleichen beyde Blut-Adeꝛn, weit
umb, durch dieſen Gang des Knochens
durchgefuͤhret werden, ſo wird auch von
deſſen Stamm bey einem Menſchen bald
dieſer, bald jener Surculus, bald auch
gar keiner in die Schleimb-Roͤhre gefuͤh-
ret. Bey einem Pferde beruͤhren ſelbe
wenigere Aeſtgen, dahero iſt deſſen Theil
an demſelben auch ſchwaͤcher. Die Halß-
Pulß-Adern ſteigen bey allen Thieren
nieſch hinauf zu dem Cranio; Jedoch was
die Situation oder Ausdehnung derſelben
neben der Schleim-Druͤſe betrifft, iſt ſolche
nicht bey allen einerley: Denn da ſie bey
einem Menſchen durch die knoͤchrichte
Roͤhre, welche neben ihr beſonders aus-
gehoͤhlet iſt, mit ihrem beſondern Trun-
co
(oder Stamm) gehet, ſo lieget ſie uͤ-
berall lang ausgeſtrecket, und aus die-
ſem Stamm treibet ſie, ob wohl nicht al-
lezeit, einige Zweige gegen die Schleim-
Druͤſſe. Desgleichen iſt bey dem Pfer-
de dieſer Truncus auch beſonders, wann
ſie zuerſt in das Cranium dringet, durch
einen Qver-Aſt von einer Seiten zur an-
dern gehet, ſo gehen die beyden Schlaff-
Pulß-Adern, ehe ſie durch die Matrem
duram
(oder harte Mutter oder hartes
Hirn-Haͤutgen) dringen, zuſammen;
Und wenn bey denen uͤbrigen Thieren
die Arteria, welche, ob ſie wohl anfaͤng-
lich gewiſſe Aeſte hat, dennoch ein eintzi-
ger Truncus wird, in das Gehirn ſtei-
get, ſo gehen bey einem Pferde beyde
Schlaff-Pulß-Adern, ſo in zweene Aeſte
zertheilet werden, und aus der ſo genann-
ten Matre dura herauskom̃en, in die Hoͤhe.
Was das Auge betrifft, ſo iſt die Clandula
lachrymalis
(oder die Thraͤhnen-Druͤſe)
bey denen Pferden, Ochſen, und Schaa-
fen, nicht bey den Augen-Winckel geſetzt,
daß man ſie von auſſen ſehen koͤnne, ſon-
dern an ſtatt deſſen ſiehet man aͤuſſerlich
eine kleine haͤutige Beule, innerlich ei-
nen Kroſpel, an welchem eine laͤngliche
Druͤſe henget, welche mitten in ihrer
Laͤnge einen breiten, und langen Kro-
ſpel hat. Dieſer Kroſpel dienet einiger
maaſſen zur Ausdehnung der Membra-
næ deterſoriæ,
(oder des Abwiſche-Haͤut-
gens,) welchen dieſe Thiere an ihren Au-
gen haben, wie dergleichen Haͤutgen vie-
le Voͤgel und einige Fiſche allein haben.
Die Haͤutgen an denen Fluͤgelchen der
groſſen Pulß-Ader waren zweyfach, und
da ſie zu denen Hertzkammern giengen,
waren zwiſchen den zwey Haͤutgen flei-
ſchigte Faͤſſerchen; Eines von denen
Membranis gieng mit dem innern Haͤut-
gen
[200]Dritter Theil/
gen der Pulß-Ader in einer Continuati-
on
fort, das andere uͤberzog mit dem
Haͤutgen das innerliche des Hertzens.
An der Pferde-Niere giengen die Papil-
(oder Wartzen) durch die hierzu geoͤff-
nete Loͤcher, nicht, wie bey andern Thie-
ren zu geſchehen pfleget, in die Hoͤhle der
Nieren, ſondern die Hoͤhle der Nieren
war in viele Waſſer-Roͤhrgen getheilet,
ein jedwedes Roͤhrgẽ aber hatte gleichſam
ſeine Colatoria, (odeꝛ darmichte kleine Loͤ-
cher,) wodurch der Urin flieſſet. Der
Maſt-Darm hatte zwey Baͤnde, deren
das eine breit, wie eine weiſſe Haupt-
Binde, welche aͤuſerlich bedecket, das an-
dere aber iſt rund, und kommt inner-
halb mit dem Gekroͤße zuſammen. An
dem ſtaͤrckeren Theil des Grimm-Daꝛms
bemerckte man einen blinden Darm, in
Figur eines Cultri putatorii, (oder eines
Meſſers.) Von dem ſo genannten Ductu
thoracico
oder chylifero giebt Euſtachius
in dem Buche de Vena ſine pari, antigr.
13. folgende Nachricht: Bißweilen laͤſſet
die Vena ſine pari aus der ſechſten Ge-
gend des Bruſt-Wirbels einen Aſt ge-
gen die lincke Seiten, welcher ſich in die
Hoͤhe hebt gegen die fuͤnffte Gegend, und
ſich mit einem andern conjungiret, welche
bey dem lincken Aſt der Kaͤhle entſprin-
get. Von da gehet ſie zum dritten Inter-
vallo,
welches Nahrung giebt. Zu die-
ſer Providenz der Natur, meine ich, daß
ſonſt die Pferde-Ader gehoͤhre, welche,
da ſie kuͤnſtlich und wundernswuͤrdig
ausſiehet, auch nicht wenig Vergnuͤgen
und Nutzen zeiget; Und wiewohl ſie
nicht die Bruſt zu erhalten geſetzet iſt,
verdienet ſie dennoch erklaͤhrt zu wer-
den. Alſo kommt bey dieſen Thieren
von dieſem lincken meꝛckwuͤrdigen Stand
der Kehle, welche der letztere Anfang
der innerlichen Venæ jugularis iſt, und
ſich dahin ziehet, ein groſſer Zweig her-
vor, welcher auſſer dem, daß er bey
ſeinem Anfange einen halbrunden klei-
nen Mund hat, weiß und voller Feuch-
tigkeit iſt, und nicht weit vom Anfange
ſich in zwey Stuͤck zertheilet, bald aber
wieder zuſammen gehet, da er keine
Zweige hat und ſich gegen die lincke Sei-
te derer Vertebrarum (oder Wirbel) len-
cket, und nachdem es durch das Septum
transverſum
oder den Lenden-Wirbel ge-
gangen, mitten biß an die Lenden herun-
ter gehet, wo er breiter wird, und die
groſſe Pulß-Ader umfaſſet, endlich ein
obſcures Ende nimmt, ſo mir ſelbſt noch
nicht bekant. Was die Geburth betrifft,
hat Wharton gemercket, daß die Saa-
men-Blaͤßgen bey dem Pferde ſo gut, als
bey einem andern Thiere eintreffen, dann
ſie beſtehen aus zwey Theilen, deren ei-
nes das bloſſe Blaſen-Haͤutgen, das an-
dere aber voller Druͤſſen iſt. Die Bla-
ſe, welche Wharton ſeciret, war ſechs
Daumen lang, und drey breit, wiewohl
ſie noch nicht offen, und leer war, ſo
ſchien doch, als wann ſie haͤtte koͤnnen
weiter ausgedehnet werden, wann ſie
nur waͤre voll geweſen. Jn derſelben
war eine Materie von Saamen, wie ei-
ne Gallerte und Aſcherfarbe. Die Sub-
ſtanz
dieſer Druͤſe war der bey denen Te-
ſticulis
befindlichen nicht unaͤhnlich, doch
der Farbe nach mehr graulicht, hatte
viel Loͤcher, und wann ein maͤßiges In-
ſtrument
hinein kam, wurde es innewen-
dig hohl. Alle dieſe Loͤcher giengen in
einen Ductum zuſammen, ehe ſie in die
Harn-Roͤhre giengen, denn wann man
das Inſtrument in ein jedwedes Loch hin-
ein ſtach, kam es endlich in dieſen gemei-
nen Ductum (oder Gang) hinein. Die-
ſer Gang aber gieng nicht gaͤntzlich in die
Harn-Roͤhre hinein, ſondern wurde von
einem zarten und ſchwaͤmmigten Haͤut-
gen der Harn-Roͤhre bedecket. Durch
dieſe Saamen-Materie wurde der
Saamen, ſo in dieſem Blaͤßgen gezeu-
get wurde, in dem Coitu herausgeſtoſ-
ſen. Es iſt wahrſcheinlich, daß dieſe
druͤßichte Blaͤßgen, auſſer dem Coitu ih-
ren Uberfluß, wie ſie nur koͤnnen, in das
angehaͤngte haͤutige Blaͤßgen ausſchuͤt-
ten, maaſſen die Saamen-Materie ei-
nerley Geſtalt war, doch derſelben ſehr
ungleich ſahe, welche in denen Teſticulis
voͤllig præpariret wurde, daher er ſchlieſ-
ſet, daß die Saamen-Blaͤßgen die Ma-
terie, welche ſie in ſich haben, nicht durch
die fuͤhrende Vaſa bekommen, ſondern
von ihrer druͤßichten Subſtanz haben,
welche auch das allgemeine Blaſen-Haͤut-
gen umbfaſſet, daß es deſto leichter und
gewiſſer den Saamen-Schweiß ſeiner
Druͤſen in die Cavitaͤt hinein laſſe.
Die Loͤcher, wodurch die Proſtata (oder
Vorſteher) in die Harn-Roͤhre ge-
oͤffnet werden, waren zum wenigſten,
der Diſtanz nach, eines Daumes dicke,
und waren offen, auſſer dem Eingang
der durchfuͤhrenden Vaſorum, in dem
oberſten Theil der Harn-Roͤhre waren
zwoͤlff kleine Loͤcherchen, welche alle an
den Wartzen eines Senff-Korns groß
ſind
[201]Von denen Hunden.
ſind, und an der Harn-Roͤhre hervor
ragen, verhindern den beygehenden U-
rin, daß er nicht hinein gehe. Von der
Mutter der Pferde bemercket Harvejus,
daß, ob gleich die Stute und Eſelein ſchei-
nen die Frucht in der Mutter zu tragen,
dennoch die Geburchs-Staͤdte mehr ei-
nem Horn, als einer Mutter aͤhnlich
waͤre. Dann dieſe Staͤdte ſey nicht in
der Gegend, ſondern laͤnger und von der
Mutter unterſchieden, und ſowohl der
Connexion, als auch der Geburths-
Stadt (Fabrica) und Subſtanz nach mehr
dem Ober-Leibe (Utero ſuperiori) oder
dem Proceß des Eyerſtocks bey einer
Henne, wo das Ey gezeuget, und mit
dem weiſſen umbgeben wird, gleich zu
halten, als dem Utero muliebri. Die
Mutter und was zu der Geburth gehoͤh-
ret, beſchreibet Needham cap. 7. alſo, die
Stute iſt einer Sauen gleich, deſſen aͤu-
ſerlicher Leib, wenn man ihn anſiehet, ſie-
het dem Weiblichen gantz aͤhnlich, dann
er hat einen groſſen Boden, worinnen
die gantze Geburth lieget; Jn ſo weit
iſt er von einem menſchlichen unterſchie-
den, daß die Mutter Hoͤrner hat, ob
gleich ſie viel kleiner ſind, als bey andern
Thieren, jedoch groͤſſer, als bey einem
Weibe, und ſehen auf beyden Seiten der
Portion gleich, die unter dem Chorio des
Harn-Haͤutgens liegt. Selbige Mut-
ter aber, wann ſie bey den erſten Mona-
ten, da ſie traͤchtig iſt, geoͤffnet wird, zei-
get die noch nicht zuſammen gewachſene
Geburth, wie eine Schweins-Geburth,
iſt auch nichts von der Mutter-Kuchen
oder Druͤſen zu mercken. Mit der
waͤchſt nach und nach junges Fleiſch dar-
zu, welches ſo hin umb die mittler Zeit,
da ſie traͤchtig iſt, eben ſoviel orobos gleich
nach der Groͤſſe zeiget, unterdeſſen wird
das Chorion (oder Ader-Haͤutgen) di-
cker, und oͤffnet die haͤuffigen Adern,
wormit es bewachſen iſt. Jn denen
letzten Monaten kommt es dahin, daß das
Chorion, welches ſodann mercklich ſtarck
iſt, den Mutter-Kuchen durch den gan-
tzen Leib ausgedehnet zeiget, und die
haͤufige Zweige, welche von eben ſo vie-
len Aederchen auffgelauffen, ſind mit der
innerlichen Haut der Mutter vereiniget,
welche in gleicher Zahl der Vaſorum von
der Mutter ſo accurat ſich zeigen, daß, wer
darumb nicht weiß, ſie leicht fuͤr eben ſo-
viel Anaſtomoſes (oder Eroͤffnung derer
Blut-Adern) haͤlt. Daß es aber ſolche
Anaſtomoſes nicht ſeyn, iſt daher klar,
weil aus dem Gruͤbichen des vorgedach-
ten Haͤutgens ſie eben ſo leicht ohne Blut-
vergieſſen heraus gehet, wie die Ohren
einer rindernen Geburth aus denen
Druͤſen-Qverthergen. Wenn man die
Mutter wegnimmet, befindet man die
Haut obgedachter maaſſen dicke und von
dem Nahrungs-Safft gantz auffgelauf-
fen, welche, wenn man das Haͤutgen
abſondert, und mit dem Finger druͤcket,
ſo haͤuffig heraus flieſſet, daß man mei-
nen ſolte, es ſey ein Faͤßgen oder Haͤut-
gen zerſprungen. Endlich ſind entſetz-
lich viel Adern, und Blut-Adern darun-
ter befindlich, und haͤuffig mit einem
Haͤutgen zuſammen verbunden. Das
Harn-Haͤutgen umbgiebet die gantze Ge-
burth, und Schaff-Haͤutgen. Wann
es verwundet wird, zeiget es einen Li-
quorem
von Urin eines ſaturati coloris.
worinnen zuweilen kleine Corpuſcula
erwachſen, welche bey dem erſten Anblick
fleiſchicht ſcheinen, wann ſie aber mit ei-
nem Finger von einander geruͤhret wer-
den, dehnen ſie ſich entweder in ein Haͤut-
gen aus, oder zertheilen ſich in unter-
ſchiedene. Merckwuͤrdiger aber iſt die
Zuſam̃enrinnung, welche eine rinnerne
Miltz repræſentiret, iſt aber viel kleiner,
und nennen es die Medici Lingvam
pulli eqvini,
(oder die Zunge des jun-
gen Fuͤllens,) wo ſie gefunden und auff-
gehoben wird, halten ſie es vor ein gu-
tes Omen. Jn dieſer Cavitaͤt wird man ei-
nes kleinen Faͤdgens gewahr, welches von
viel mehrern Zweigen als ſonſt zuſam-
men gedrehet iſt, und beſpruͤhet nicht
eher ſeine Vaſa, als biß es durch den aͤu-
ſerſten Theil dieſes Haͤutgens gegangen,
wanns aber wieder zuruͤck gehet, zu dem
Schaff-Haͤutgen, nimmets einen groſ-
ſen Canal zu ſich, welcher ſcheinet eine
Portion des hereingebogenen Schaff-
Haͤutgens zu ſeyn, doch iſt es an ſtatt der
Blaſen-Schnur und kommt dem Haͤut-
gen, welches die Frucht umbgiebet, zu-
ſtatten. Anfaͤnglich kan man einen Daum
hinein ſtecken, nach und nach wird es
immer enger und gehet hin zur Blaſe,
dahinein kan man mit einem Inſtru-
ment
kommen oder blaſen. Endlich kan
man das Schaff-Haͤutgen oͤffnen, das
zuſam̃en gedrehete Faͤdenchen ſehen, und
biß an die Geburth hinan kommen, wo-
ſelbſt die bißher ſo haͤuffigen Vaſa bey
dem Nabel in viere zuſammen gefaſſet
werden, und die Blut-Ader mit der Le-
ber, die Blaſen-Schnur mit der Blaſe,
C cund
[202]Dritter Theil/
und mit der groͤſten Pulß-Ader zuſam-
men gehen. Needham rechnet das Pferd
als ein Thier, ſo zwiſchen denen Placen-
tiferis
oder Mutter-Kuchen fuͤhrenden,
und Glanduliferis, oder Druͤſen fuͤhren-
den, beſonders betrachtet werden koͤnne:
Mit jenen komme uͤberein, daß der
Urin die Geburth gantz umbgebe, und der
Kuchen, welcher anfaͤnglich gar nicht dar-
zuſeyn ſcheinet, mit der Zeit doch ſoſehr
wachſe, daß er die gantze Geburth umb-
gebe, und ſelbige Dicke des Chorii (oder
Ader-Haͤutgens) alleine der Kuchen zu
nennen verdiene, daß er ſo viele und
haͤuffige Adern habe, wie ein Weiber-
Kuchen. Jn Anſehung der Mutter aͤu-
ſere ſich nichts, wie bey den Glandulife-
ris.
Dieſes aber habe es mit den wieder-
kaͤuenden gemein, daß es durch fleiſchig-
te Fingergen mit dem Utero (oder der
Mutter) verbunden werde, und daß ſich
dieſe Dicke kaum fuͤr dem ſechſten Mo-
nat mercken lieſſe. Die Tunicam al-
lantoides
(oder das Haͤutgen, welches die
Frucht in Mutterleibe umbgiebet,) ach-
tet Needham inſonders fuͤr beſchreibens
wuͤrdig, weil bißhero daruͤber controver-
tir
et worden, und bey unterſchiedenen
Thieren ſehr variire. Bey denen Glan-
duliferis,
als Schafen, Ochſen, Dann-
Hirſchen, Fuͤchſen, ſchienen die Seitgen
oder Faͤden am Ende und die Prolongati-
on
der Figur nach wie eine Wurſt.
Denn beyde erſtrecketen ſich innerhalb
des Ader-Haͤutgens biß zu aͤuſerſt
der Mutter, und mache die Hoͤrner voll.
Bey den Sauen, welche viel Jungen
hecken, ſo viel Junge ſie haͤtten, ſo viel
haͤtten ſie Ova, und erſtreckten ſich biß zu
eines Ovi aͤuſerſten Horns und uͤberall
zeigte ſichs in der Figur einer Wurſt, da-
hero Allandoites oder des Haͤutgen, wel-
ches die Frucht umbgiebet, ſeinen Namen
bekomme. Bey den Stuten verhaͤlt
ſichs etwas anders, allwo dieſes Haͤut-
gen uͤberall mit dem Chorio (oder Ader-
Haͤutgen) umbgeben wird, daß es die
gantze Geburth mit einem Schaff-Haͤut-
gen in ſich verwahret. Die Blaſen-
Schnur iſt mercklich, welche nicht ſo wohl
aus dem Haͤutgen zu erwachſen ſcheinet,
als aus dem Amnio, und ſcheinet gleich-
ſam eine Verdoppelung zu ſeyn, welche
in die Blaſe zuruͤcke gelencket iſt, daß
man entweder mit einem Inſtrument oder
durch Blaſen nicht leicht hinein kommen
kan. Solches muß man in der Schnur
ſuchen, welche zwar ſehr verwickelt, den-
noch eines theils von da ſich uͤber das
Schaff-Haͤutgen erſtrecket, uͤbrigen theils
zuſammen durch dieſe Cavitaͤt gehet, ſo-
dann dem Ader-Haͤutgen endlich inſe-
ri
ret, und daſelbſt in unzehliche kleine Ae-
ſte zertheilet wird, daß dieſe Luͤcke des
Ader-Haͤutgen mit allem Rechte ein Ku-
che zu nennen. Hiernechſt iſt bey dieſem
Thiere ſo wohl, als an den Glanduliferis
merckwuͤrdig, daß in dem Liqvore die-
ſes Haͤutgens haͤuffige Zuſammenrin-
nung ſchwimmet, welche anfaͤnglich wie
Fett oder Stuͤckgen Fleiſch ausſehen,
wuͤrcklich aber, wenn man ſie mit einem
Finger beruͤhret, ſich wie etwas haͤuti-
ges ausdehnet, und ſcheinet eine Zuſam-
menrinnung des weichen oder ſchlei-
migten Urins zu ſeyn. Das Chorion iſt
in den erſten Monaten ein einfaches
Haͤutgen, mit der Zeit aber wird es
ſtaͤrcker, und formiret Stuͤckgen Fleiſch,
wie eine kleine Erbſe, endlich conjungi-
ren ſich dieſe, daß das gantze Chorion
gleichſam zu einem breiten Kuchen zu weꝛ-
den ſcheinet, ſo ſich mit ſehr vielen Vaſis
verwickelt, und in viele Digitulos in das
innerſte Haͤutgen der Mutter, welche je-
doch einfach bleibet, ſich ausdehnet. Die
Geburth der Pferde henget in dem erſten
Monat in der Mutter gar nicht zuſam-
men, biß nach einiger Zeit fleiſchicht klei-
ne Beulen werden, dieſe werden nach
und nach groͤſſer und inſeriren nicht dem
druͤſichten Leibe, ſo in der Mutter waͤchſt,
ſondern der innern Haut der Mutter
gar merckliche Digitulos, daß wuͤrcklich
ein continuirlicher Kuchen durch das
gantze Chorion zu gehen, oder vielmehr
das Chorion ſelbſt aus der Haut in einen
Kuchen verwandelt zu ſeyn ſcheinet. Ste-
nonius
erzehlet, daß er von zween Maul-
Eſeln die Teſticulos examiniret, bey dem
erſten ſind die Teſtes ſehr klein geweſen,
haben aber aus haͤufigen und blutigen
Vaſis beſtanden, bey deren Oeffnung a-
ber nichts von Eyern bemercket worden,
die Tutæ ſind lang, und in viele Umb-
gaͤnge verwickelt geweſen, der aͤuſerſte
Schlund, ſo nahe an denen Teſticulis
war, war ziemlich offen, der innerliche
aber ſo dichte zu, daß er nicht einmahl die
Lufft in die Mutter gehen ließ, ob gleich
in dem Mutter-Horn eine manifeſte
Wartze (Papilla) war, welche bey andern
Thieren offen gefunden worden. Das
innerliche Haͤutgen der Mutter hatte
rauche Runtzeln, war jedoch breit, und
in die Superficien der Mutter gerichtet.
Der
[203]Von denen Hunden.
Der Schlund von der Mutter war
nicht dichte, ob es gleich nicht an runder
Hervorragung, welche es pfleget zuzu-
ſchlieſſen, fehlete. Bey dem andern Maul-
Eſel waren die Teſticuli groß, wie bey ei-
ner Eſelin in deren hohlen Theile, auſſer
wenigen und kleinen Eyern; Jn dem ei-
nen war ein Ey, vortrefflicher Groͤſſe, ſo
voller gelblicht flieſſen der Materie war, in
dem andern war ein laͤnglichtes Corpus,
ſchwartzroth und einer zuſammen ge-
ronnenen Druͤſe aͤhnlich, deſſen aͤuſerſter
Theil gegen die hoͤckerigte Gegend des
Teſticuli war inwendig hohl, die ande-
re aͤuſerſte Gegend war auſſer dem hoh-
len Theile des Teſticuli. Dieſes gantze
Corpus war frey, und hatte weder Vaſa,
noch Faden, wodurch es an dem Teſti-
culo
gehangen haͤtte. Die Mutter war
inwendig roͤthlicht, lieff auf, und alle
ihre Vaſa waren von Blut in die Hoͤhe
getrieben; Alſo kan eine Maul-Eſelin oh-
ne groſſes Wundern gebaͤhren, wann die
haͤuffigen Eyer bey denen Teſticulis ſeyn.
Von der Unfruchtbarkeit aber kan man
viele Urſachen bey ihnen finden, als e.
gr.
wenn ſie gar keine Eyer haben, oder
zu tief in den Teſticulis liegen, oder wann
die Materie der Eyer zu der Geburth
nicht tauget, und dergleichen; Maaſſen es
dergleichen Bewandniß hat, wie mit fau-
len oder wurmſtichigten Fruͤchten. Und
ſo viel habe aus dem Herrn Blaſio hier-
von extrahiren wollen.


Die bloſe Geſtalt von Muſculis und Adern.


Vorigte Deſcriptio der Anatomie
eines Pferdes war faſt zu gelehrt, ſo daß
ich mich kaum ſelbſt darinnen finden koͤn-
nen, habe dahero, damit man ſich alles
deſto nuͤtzlicher imprimiren koͤnne, folgen-
de kurtze Tabella einer Zeichnung, und
Beſchreibung dem geneigten Leſer vor-
ſtellen wollen, als 1. die Ribben am Ruͤck-
grad; 2. Die Maͤuſe des Ruͤckens; 3. Die
Ribben des Ruͤckens; 4. Die Maͤuſe des
Ruͤckens; 5. Die Ribben der Bruſt; 6.
Die Maͤuſe des Halſes; 7. Die Maͤuſe
des Halſes; 8. Die Maͤuſe des Halſes; 9.
Die Maͤuſe des Halſes; 10. Die Druͤß-
lein am Halß; 11. Die Maͤuſe der Ohren;
12. Die Keller-Ader; 13. Die Feifel-Ader;
14. Die Maͤuſe uͤber den Augen; 15. Die
Maͤuſe der Augenlieder; 16. Die Adern
zu denen Augen; 17. Die Maͤuſe des
Kiens; 18. Die Maͤuſe der Naſenloͤcher;
19. Die Maͤuſe der Leffzen; 20. Ein Aſt
der Blut-Ader, der in die Kienbacken ge-
het; 21. Die Blut-Ader des Halſes; 22.
Die Mauß des Halſes; 23. Die Mauß an
dem Bug; 24. Die Mauß uͤber dem
Schulter-Blatt; 25. Die Mauß uͤber
denen Vordern-Schenckeln; 26. Band der
Saͤhnen; 27. Die Mauß uͤber dem Knie;
28. Das Schulter-Blatt; 29. Die Saͤhn-
Adern; 30. Daß Gewerb oder Gelenck
in der Koͤten; 31. Die Viertel-Ader; 32.
Die aͤuſſere Mauß uͤber dem Knie; 33.
Die inwendige Mauß; 34. Das Band
oder Saͤhnen, die alle Gewerb im Knie
bedecket; 35. Die Kron oder Schaal; 36.
Saum am Huff; 37. Die Feſſel-Ader;
38. Die Haarwachs der Feſſel und Fuͤſſe;
39. Die Maͤuſe an Feſſeln; 40. Die Pulß-
oder Spann-Ader; 41. Die Maͤuſe ober-
halb dem Vorder-Knie; 42. Die Spor-
Ader; 43. Das Band oder die Sehne,
die alle Gewerb in den Koͤten bedecket;
44. Die Roͤhr im Unter-Schenckel; 45.
Die Sehne, welche das Gewerb des
Knies bedecket; 46. Das herausragende
Bein hinten am Knie; 47. Die Schranck-
Ader, welche inwendig in Schenckeln
abgehet; 48. Die Maͤuſe der Feſſel; 49.
Band der Sehn-Adern, welches die Feſ-
ſel bedecket; 50. Sehn-Ader; 51. Seh-
nen; 52. Die Sehne, die das Glied bede-
cket, und die Haarwachs zuſammen haͤlt;
53. Die Roͤhre uͤber dem Knie; 54. Die
Maͤuſe am hintern Schenckel; 55. Die
Maͤuſe an der Lenden; 56. Die Maͤuſe
der Huͤffte; 57. Die Maͤuſe der hintern
Huͤfft; 58. Die Sechszehen Glieder des
Schwantzes; 59. Die Mauß auf der vor-
dern Huͤfft; 60. Die Mauß auff der
Huͤfft; 61. Die Maͤuſe auf der hintern
Huͤfft; 62. Maͤuſe uͤber den Nieren, wie
ſolches beykommende Figur deutlich zei-
gen wird.


C c 2Von
[204]Dritter Theil/

Von denen Gliedern und Adern des Pferds/ welche
Adern zu rechter Zeit zu ſchlagen ſind.


Das gantze Gebaͤude und Structur
eines Pferdes iſt, wie bekant, von roͤh-
rigten Knochen und Geſtelle, welches
von oben geſagten Muſculis und Adern
durch die Flechſen und Nerven befeſti-
get wird, wie nun ein jedes Glied, und
deſſen behoͤhrige Ader und Gebluͤth von
ihrem beſondern Him̃liſchen Aſpect oder
Zeichen dirigiret wird, alſo hat es auch
gleiche Beſchaffenheit mit dem Pferd, da
man dem krancken Glied zur Geneßung
durch Aderlaſſen das dicke ſchwartze ver-
ſtopffte Gebluͤth abzapffet, und hinge-
gen dem fluͤchtigen klaren geſunden Ge-
bluͤte eine fernere perpetuirliche Circula-
tionem Sangvinis
vergoͤnnet. Wann
man nun einem Roſſ an einem Glied
des Leibes laſſen will, ſo ſoll man ſo wohl
achtung auf die himmliſchen Zeichen ge-
ben, als bey den Menſchen, dann ein jeg-
liches Zeichen ſowohl an den Pferden,
als den Menſchen ſein Glied innen hat.
Taurus oder der Stiehr hat den Halß
und die Galle; Gemini oder die Zwil-
linge beyde Schultern, und Vorder-Bu-
ge, und was darumb und daran iſt.
Cancer oder der Krebß die Bruſt und
alle darinnen verſchloſſene Glieder und
beyde Vorder-Rippen; Leo oder der
Loͤw das Hertz und den Magen, und
fuͤrnehmlich den Magen-Schlund, ſo
man das Hertz-Gruͤblein nennet; Virgo
oder die Jungfrau die Lungen, und
Hoͤhl des Magens, biß in den Nabel;
Libra oder die Wage, das Eingeweyd,
die Daͤrme, und was unterhalb des Na-
bels, biß auf die Gemaͤche des Bauchs,
verſchloſſen iſt, desgleichen die Hinter-
Huͤffte, und alle Ribben an dem Ruͤcken;
Der Scorpion das Schroͤth und Ge-
maͤcht; Sagittarius oder der Schuͤtze die
Glieder und Adern, die durch und in die
Obern-Theile des Schenckels nechſt den
Kuͤfen gehen; Capricornus oder der
Steinbock die innere Theil des Schen-
ckels, und die Knie; Aquarius oder der
Waſſermañ die Schienbeine; Piſces oder
die Fiſche die Fuͤſſe. Derhalben ſoll man
kein ſolches Glied ruͤhren, wann der
Mond ſolches Zeichen durchlaufft, es ſey
mit Laſſen, Brennen, oder ſonſten einer
andern Cur. Nun moͤchte aber Je-
mand fragen: Worbey ſoll ichs erken-
nen, daß ich dem Roß laſſen ſoll? Hier-
bey ſoll ein ſolcher wiſſen, daß derglei-
chen noͤthig 1.) Wenn das Roß leibig
oder feiſt wird; 2.) Wann die Haut beiſt,
daß es ſich an den Bahren, oder anderſt-
wo reibet, oder ſich ſelbſt naget; 3.) Wann
ihm die Ohren welck ſeyn; 4.) Wanns
offt mit dem Maul gaͤnet; 5.) Wann es
mit den Vorder-Fuͤſſen ſtets ſcharret;
6.) Wann ihm die Winckel in Augen
voll Unflaths und zaͤhen Schleimbs
ſind; 7.) Wann es zu viel wieder ſeine
Gewohnheit ſchlaͤffet; 8.) Wenn man in
dem Zuͤrch oder Harn Blut ſpuͤrete.
Die Adern oberhalb den Augen, ſo man
Augen-Adern nennet, ſind zu ſchlagen
wider ein Geberſten Lat: Jps genannt,
auch fuͤr die Monſucht, und wider alle
boͤſe Fluͤſſe des Haupts, ſo dem Geſicht
nachtheilig. Die Adern der Ohren, de-
rer 3. ſind, werden geſchlagen, wann die
Ohren, das Haupt oder der Halß ge-
ſchwollen ſind, jedennoch ſoll die Laͤß im
Zeichen des Widders unterbleiben, ſon-
ſten iſt ſie gut, und genug, wenn nur ei-
ne gelaſſen wird. Die Ader, ſo die
Schlaff-Ader genennet wird, iſt in der
Naſe, die ſoll fuͤr allerley Gebrechen der
Augen geſchlagen werden, auch fuͤr Fie-
ber und Geſchwulſt des Hauptes. Die
Halß-Ader, ſo auch die Hertz-Ader ge-
nennet wird, iſt gemein, und nuͤtzlich zu
ſchlagen wider allerley Gebrechen der
Wuͤrme, auch ſo ſich ein Pferd rehe ge-
truncken, ſoll man dieſe Ader im Jahr
achtmahl oͤffnen, ein wenig im halben
April, im halben May, und halben Se-
ptember. Die Lungen-Ader iſt gut zu
oͤffnen wider allerley Gebrechen der
Bruſt oder Lungen, doch ſoll im Zeichen
des Krebß ſolche Laͤß unterlaſſen wer-
den. Die Schwantz- oder Stern-Ader
wird geoͤffnet fuͤr allerley Gebrechen der
Ribben, fuͤr die Milben und Geſchwulſt
der Fuͤſſe, wider die Weh-Tagen der
Wuͤrme, auch Fieber und Hitz, ſo dem
Roß in den Ruͤckgrad kommen. Die
Schrenck-Ader iſt nuͤtzlich zu Temperi-
rung des Hertzens, auch fuͤr die Ge-
ſchwulſt des Geſchroͤths, fuͤr Hitz und
Verhinderung der Geylheit, dadurch
dem
[205]Von denen Hunden.
dem Pferd die Geylheit genommen wird,
doch ſoll ſolches im Zeichen des Scorpi-
ons nicht geſchehen. Die Leber- und
Viertel-Ader, ſo innerhalb des Schen-
ckels oberhalb des Huffs am Knotten
befindlich, iſt nutz wider alle Fluͤß am
Schenckel, auch wider die Wuͤrme. Die
Rehe-Ader, ſo innerhalb der Dick, wird
geſchlagen, fuͤr die Geſchwulſt der Fuͤſſe.
Die Seiten- oder Spohr-Ader iſt gut
vor alles Gebrechen des Jngeweyds, die
von boͤſer Verſtopffung kommt, ſie iſt
auch gut zu ſchlagen, wann die Roß
Graß eſſen, denn es dienet zur Linderung
der Bruſt, da ſonſten der Huſten ent-
ſpringet. Die Ader am Spietz des Huffs,
ſo man die Strahl-Ader nennet, derer
ein jeder Strahl 2. hat, die ſoll geſchla-
gen werden, wann der Schenckel mit
uͤbrigem Blut angelauffen, wie dann
auch gemeiniglich die Fluͤſſe vom Leibe
in die Fuͤſſe ſchlagen. Die Ader Lat: poſte-
ra
genannt, oder die Feſſel-Ader, wird
bey denen Pferden in den Feſſeln gefun-
den, iſt gut wider alle Geſchwulſt und
Fluͤſſe der Fuͤſſe, auch fuͤr viel Gebrechen
derſelben, ſoll doch im Zeichen des Waſ-
ſermanns nicht geſchlagen werden. Die
Ader, ſo oberhalb der Knie an den Vor-
der-Fuͤſſen zu finden, iſt die Bug-Ader
an den Hinter-Fuͤſſen, die Schranck-A-
der iſt gut zu laſſen wider alle Ge-
ſchwulſt der Bruſt und Schenckel, auch
allerley Gebrechen der Fuͤß, ſo aber im
Scorpion zu unterlaſſen. Die Zun-
gen-Ader nennet man die Feifel-Ader,
iſt nuͤtzlich zu ſchlagen wider boͤſe Ge-
ſchwaͤhr und allerley Gebrechen, ſo dem
Pferd im Mund und Halß zuſtoſſen.
Die Wuͤrffel-Ader iſt, wann man einem
Roß den dritten Staffel ſticht, wird dem
Pferd geſchlagen wider Ausduͤꝛꝛung, Ab-
nehmung und Feuchtigkeit des Haupts,
auch wider den Feiffel und Huſten, es
wird auch dem Pferd die Lunge und
inwendig der Leib durch dieſes Laſſen er-
kuͤhlet. Die Ader bey der Naſen, die
Mauß-Ader genannt, iſt gut wider
alle dunckele Augen fuͤr alle Maͤn-
gel der Bein-Gewaͤchs, auch fuͤr alle Fie-
ber und Augenweh, aber im Zeichen des
Witters ſoll ſolche nicht gelaſſen werden.
NB. Wann man ein junges Roß hat,
ſo mangelhafft am Geſicht werden will,
ſo laſſe man ihm allezeit bey dem Neu-
Mond, ſo es ſeyn koͤnte, in derſelben
Stund, da er neu wird, man ſteche ihm
den Staffel, ſo wird er lange auffgehal-
ten, man ſchlage dem Pferd die Adern
oben auff den Augen an beyden Seiten,
und laſſe es wohl gehen, es gewinnet ei-
nen duͤrren Kopff davon, und kan man
ihm den Kopff offt mit kaltem Waſſer
waſchen. Man ſoll dem Roß alle Mo-
nat die dritte Staffel ſtechen laſſen, einen
Tag vor dem neuen Mond, ſo er nicht
im Widder iſt. Dieſe Kunſt aber ſoll
nur gebrauchet werden, wann ſich eini-
ge Maͤngel am Geſichte ereignen, die Ge-
ſunden beduͤrffen es nicht, dann es ſonſt
mehr ſchadet, als nutzet.


Wo die Adern in Kranckheiten zu laſſen.


Wie ein jedes Ding auff der Welt
ſeine vollkommene Wiſſenſchafft bedarff,
alſo iſt es auch mit den Gliedern und A-
dern eines Pferdes beſchaffen, wie dann
aus beykommender Figur zu erſehen,
an was vor Theil des Leibes dergleichen
ſicher vorzunehmen, als 1. hitziger Ruͤ-
cken; 2. Lahm auff dem Ruͤcken; 3. Ge-
ſchwulſt unter dem Sattel, 4. Schwam̃;
5. Gedruckt vom Sattel; 6. Wurm
oder offener Kamp; 7. Speckhaͤlſig; 8.
Schaͤbig oder raͤudig; 9. Kuͤh-Ader zur
Lungen und Leber; 10. Feiffel am Hal-
ſe; 11. Die Koller-Ader; 12. Der Feiffel an
Ohren; 13. Das Fett oder Mauß uͤber
den Augen; 14. Geſchwulſt der Augen;
15. Fell uͤber den Augen; 16. Nagel oder
Hauck in denen Augen; 17. Adern zum
Geſichte; 18. Die Mauß auf der Naſen;
19. die Kehl-Sucht; 20. Wuͤrm auf der
Naſen; 21. Stuhl oder Kernſtechen; 22.
Froſch im Maule; 23. Duͤrre Wartzen;
24. Die Ader unter den Augen; 25. Ge-
ſchwollen Schlund; 26. Halß odeꝛ Lungen,
Leber; 27. Die Bug-Ader; 28. Oberbein;
29. Rappen oder Maucken; 30. Raupfuͤſ-
ſig; 31. Die Vorder aͤuſerſte Viertel-Ader;
32. Zwanghuͤffig; 33. Sproͤthhuͤffig;
34. Flachhuͤffig; 35. Vollhuͤffig; 36. Soh-
len abziehen; 37. Wann das Eiter oben
ausbricht; 38. Verbaͤllet und verſchla-
gen; 39. Kernſchwinden; 40. Vernagelt;
41. Die vorder innere Viertel-Ader; 42.
Verſtauchung der Koͤten; 43. Die vor-
C c 3dere
[206]Dritter Theil/
dere Schranck-Ader; 44. Bugſchwinden;
45. Wendung der Buͤge; 46. Die Spor-
Ader; 47. Die hinter innere Viertel-A-
der; 48. Angewachſen oder banleibich;
49. Hinter-Schranck-Ader; 50. Ge-
ſchwulſt des Schlauchs; 51. Geſchwollen
Geſchroͤth; 52. Spath; 53. Rauphuͤffig;
54. Horn-Kluff; 55. Hinter-Viertel-A-
der; 56. Hinter-Faͤſſel-Ader; 57. Mau-
cken, 58. Gallen; 59. Durchgehende Gal-
le; 60. Floß-Gallen; 61. Rappen oder
Maucken; 62. Der Schwamm; 63. Die
Ellenbogen; 64. Verruͤckung der Spann-
Ader; 65. Faͤule des Schwantzes; 66.
Schwein-Haar; 67. Wann der Schwantz
ausfaͤllet; 68. Schaͤbichten Schwantz; 69.
Huffſchwinden; 70. Verruckt in den
Huͤfften; 71. Wendung der Nieren.


Ausfuͤhrliche Anatomie eines Hundes.


Es beſchreibet dieſes gar weitlaͤuff-
tig der Weltberuͤhmte Herr Doctor
Gerhardus Blaſius, ordinair
er Medicus
und Profeſſor zu Amſterdam, in ſeiner
in Lateiniſcher Sprache herausgegebe-
nen Anatomia animalium, pag. 21. de Ca-
ne
folgender Geſtalt: Er habe 1673. die-
ſes befunden; daß die Ober-Haut (Cu-
ticula
) mit Haaren ſehr dichte zuſam-
men verwachſen, worunter die Haare
auf dem Ruͤcken etwas haͤrter und laͤn-
ger, an dem Bauch und Schaam aber
ein merckliches weicher geweſen. Nach
Eroͤfnung und Separirung dieſer waͤre
das fette Haͤutlein dem menſchlichen faſt
aͤhnlich geweſen, ohne daß es etwas flei-
ſchichter, und hart an der dicken Haut,
meiſtens durch den gantzen Leib ausge-
ſpannet geweſen, umb die Inteſtina zu-
ſammen zu halten. An der Vorhaut
ſey kein Zungen-Riemen, ſondern es ſey
die Schaam mit langverwachſenen Haa-
den bedeckt geweſen. Bey einer Huͤn-
din aber giengen die Adern in die Zitze
oder Bitze, wie auch die Pulß-Adern von
den Achſel-Adern herunter, aber von
den Magen-Pulß-Adern giengen ſie hien-
auf, welches bey einer ſaͤugenden Huͤn-
din merckwuͤrdig zu ſehen waͤre, deren
groſſe Zitzen die hinterſten und meiſtens
wegen vieler Jungen, die ſie haben, 6. biß
8. waͤren. Nach ſolcher Section und
Oeffnung haͤtten ſich unter andern das
Diaphragma oder Zwergfell gezeiget, wel-
ches die Hertz-Kammer von dem uͤbri-
gen Leib ſeparire, und bekomme von der
Hohl-Ader und groſſen Pulß-Ader aus
dem Hertzen einen Durchzug nach der
Leber: Die andere Pulß-Ader gehe
durch die Lunge, und ferner lang dem
Halß nach dem Gehirn. Das Cerebrum
oder Gehirn und Vorder-Theil werde
durch eine beinerne Subſtanz von dem
Hinter-Theil des Cerebelli oder kleinen
Gehirns unterſchieden, denn werde eine
Fortſetzung des Ruͤcken-Marcks aus
dem Grunde des Cerebri und Cerebelli
durch den Ruͤckgrad fortgeleitet, aus
welchem die Correſpondenz erſcheine.
Jn der Arteria magna oder groſſen Pulß-
Ader waͤre merckwuͤrdig, daß keine Aeſt-
lein oder Rami ſubclavii vorhanden, ſon-
dern nur die Axillares ihren Fortgang
ſetzten. Ferner ſey zu betrachten, daß hin-
ter dem Ohr-Loche am Halſe von unten
herauf 3. Adern ſtiegen, die ſich ferner
in die Ohr-Lappen vertheileten und ein
zart Nutriment zum Wachsthum der
Lunge mittheileten. Die Ohren an ſich
ſelbſt ſeyen von zweyen Haͤuten compo-
nir
et, darzwiſchen nichts zu finden, auſ-
ſer, daß die aͤuſerſte rauch mit Haaren
verwachſen, die innere aber glatt ſey.
Der Gehoͤr-Gang ſey ein knoͤrblichtes
Gewaͤchſe von vielen krumbgewendeten
Cavis. Die Naſe habe in ihrer inner-
lichen Subſtanz unzehlich kleine Ductus,
welche Zugweiſe nach der Empfindlich-
keit des Gehirns und Geſchmack des Gau-
mens geleithet wuͤrden. Der Schwantz
oder die Ruthe ſey von 19. Gelencken,
und vom Creutzſchloß an biß zur aͤuſer-
ſten Spitze der Laͤnge nach durch vier
Flechſen befeſtiget, darzwiſchen mit vie-
len kleinen Muſculis bewachſen, und bie-
ge ſich einwaͤrts krumm durch die zwey
Muſculos des Schloſſes mit Huͤlffe be-
ſagter vier Flechſen. Die Ballen und
Klauen der Vorder- und Hinter-Fuͤſſe
gleicheten nach Groͤſſe des Hundes einem
Wolff oder Fuchs, und zoͤgen ſich die
Teſticuli oder Hoden durch die Adern in
den hohlen Leib nach den innerlichen
Nieren zum Nutriment. Auff dem
Kopff habe der Hund ebenfalls uͤber den
Augen oben auf der Hirn-Schale zwey
ſtarcke Muſculos, dichte verwachſen, die-
ſe bewaͤhren manchen Schlag und Stoß
der
[207]Von denen Hunden.
der Hirnſchale zum Schutz, wie er denn
auch zu jeder Seiten der Kiehnbacken
ein langes und zwey dicke Maͤußlein,
um der Kiehnbacken Ober-Gelencke im
Hirnſchaͤdel deſto ſtaͤrcker zu befeſtigen,
wohl verwahret habe. Der Rachen
oder Gebiß der Zaͤhne gleiche einem Wolff
oder Fuchs, der 20. unten und 18. oben
habe, wovon die vier laͤngſten oben und
unten zu beyden Seiten forne ſtehen.
Die Zunge ſey wie bey andern Thie-
ren von weichem ſchwammigten Ge-
waͤchs, hange hinten an der Gurgel in
einer Gabel feſte angewachſen. Vorne
ſey ſie unten mit einem dinnen Haͤutlein
angeſpannet, unten nach der Spitze zu
ſey unten in der Zunge ein weiſes Flechs-
gen, als ein Regenwurm, welches der
Wurm genannt werde, zu finden, wo-
von an ſeinem Orte ein mehrers gedacht
worden. Ferner gehe die Gurgel uͤber
dem Hertzen nach der Lunge zu, die Lufft
zu ſchoͤpffen, und aus der Lunge den
Laut zu formiren. Der Schlund aber
gehe nach dem Magen. Das Hertze,
welches in dem Pericardio oder Hertz-
Saͤckgen befindlich, ſey gleicherſtalt wie
anderer Thiere Hertzen beſchaffen, auch
ebenfalls durch ein ſubtiles Haͤutgen nach
dem Bruſtkern und nach dem Zwerg-
Fell hin und wieder angewachſen; Die
Lunge ſey fleiſchfarbigt oder lichtblaß-
roth von Farbe, und habe ſieben Lobos,
doch von unterſchiedener Groͤſſe. Das
vorhin erwehnte Diaphragma oder
Zwerg-Fell habe in der Mitten ein zart
durchſichtiges klar Haͤutlein, welches
der Geſtalt nach einen Haſen-Kopff mit
Ohren repræſentiret, wie ich bereits vom
Fuchs bemercket. Die Leber habe auch
ſieben unterſchiedene Lobos, ſey roth-
brauner Farbe und die Galle in der Mit-
ten von grauer Farbe. Auf jeder Sei-
ten habe der Hund innewendig 13. Rib-
ben. Der Magen ſey auswendig glatt,
von dreyen dicken Haͤuten mit dem Netz
umzogen, habe zwey Roͤhren, wovon
die eine aus dem Schlund in Magen, die
andere aus dem Magen in das Gedaͤr-
me gehe. Die Miltz liege lincker Hand
des Magens, wie bey andern Thieren,
der Magen ſey innewendig beſchaffen
wie bey einem Schwein, nemlich vol-
ler krumbgewundenen Runtzeln als ſtar-
che Regenwuͤrmer, in welcher Cavitaͤt
ſich eigentlich der Chylus concoctionis
nutrire,
und ferner durch den blinden
Darm oder Cæcum die Excrementa for-
mir
e, welche ſodann durch die Gedaͤr-
mer ausgefuͤhret werden. Die Nieren
haͤtten ihre Correſpondenz durch eine
Ader nach den Hoden, und laͤgen zu
Ausgang der kurtzen Ribben an dem
Ruͤckgrath angewachſen. Bey einer
Huͤndin habe der Mutter-Bauch zur
Empfaͤngniß zwey Hoͤrner, worinnen
die Teſticuli curiös zu ſehen, welche ſich
in der Geilheit oͤffnen. Die Vagina o-
der Mutter-Scheide ſey runtzlicht, und
knorplicht, und gehe ein klein Loch in
das Orificium, da die Frucht getragen
werde. Aeuſſerlich habe der Hund an
ſeinen Gliedern folgende Beſchaffenheit:
Nemlich die beyden Lungen-Adern
giengen ihm zu beyden Seiten unter den
Vorder-Blaͤttern am Halſe hinauff hin-
ter den Kienbacken, da ſie ſich verthei-
leten; Die Vorder-Blaͤtter waͤren durch
viele Flechſen nach der Bruſt angewach-
ſen; Die Hinter-Schenckel haͤtten ihre
Kugeln und Pfannen, Flechſen und
Sehnen, wie andere Thiere. Gleich-
falls haͤtte der Hund einen ſtarcken flei-
ſchigten Halß, mit feſten Muſculis ver-
ſehen. Was uͤbrigens alles wegen der
Naſen und Naſen-Loͤcher, Empfindlich-
keit des Gehirns anbetrifft, ſolches iſt
bereits alles bey dem Fuchs ausfuͤhr-
lich berichtet worden, darnach man
ſich in allen deſto genauer richten
kan. Vorerwehnter Autor ruͤhmet
unter andern Inteſtinis vornehmlich
das Colon oder den groſſen Darm
im Leibe, welcher von mancherley cellu-
lis
durch ein Band gehalten werde, da-
durch der Nahrungs-Safft ſeinen Gang
ferner zu den uͤbrigen Inteſtinis con-
tinui
re. Er habe ſein Lager bey der
rechten Niere, und gienge ferner unter
der Leber durch eine Kruͤmme zu der
Miltz, von dar nach der lincken Niere,
wo er ſich bald endige, und den Inteſti-
nis recta
einen Uhrſprung gebe, wie denn
auch das Eingeweide hinten am Schloſ-
ſe durch ein doppelt Band befeſtiget, al-
ſo ſchwebend gehalten wuͤrde. Wer von
dieſer Materie ein mehrers zu wiſſen ver-
langet, der leſe ferner nach usqve ad pag.
41. ſonderlich aber beſehe er die Explica-
tiones figurarum tabulæ 7. 8. 9. \& 10.
da
wird er einen deſto ausfuͤhrlichern deutli-
chern Unterricht erhalten, welches ich
mit Fleiß um geliebter Kuͤrtze willen,
dem geneigten Leſer nicht verdrießlich zu
ſeyn
[208]Dritter Theil/
ſeyn, uͤbergehen, und denſelben dahin
verweiſen wollen. Und ſo viel Nachricht
von einem Hunde erachte fuͤr einen Jaͤ-
ger genug zu ſeyn; Wer ein mehrers
wiſſen will, kan obangezogenen Auto-
rem
an gemeldtem Ort weiter nach-
leſen.


Von den Affen.


Ob zwar dieſes ein ſeltſames fremb-
des, und zur Jagd gantz nicht gehoͤri-
ges Thier iſt, daß alſo deſſen Beſchrei-
bung wohl nachbleiben koͤnte, ſo habe
doch, weiln oͤffters Herrſchafften dieſel-
ben aus Curioſitaͤt und zum poſirlichen
Zeitvertreib in ihren Gemaͤchern und
Zimmern halten, von deren Art und Na-
tur ein wenig handeln wollen, zumahl,
da ich ohnedem auch ſchon von dem Pa-
pagoy, und Jndianiſchen Raben etwas
geſchrieben habe. Der Affe iſt dem Men-
ſchen denen aͤuſſerlichen Gliedern nach
in etwas gleich, innewendig aber nicht,
doch wollen Galenus und andere, daß das
Gehencke u. die Kutteln im Affen wie im
Menſchen laͤgen, und wo in denen Thie-
ren wegen Hitze der Leber und des Her-
tzens die Nahrung ſich mehr in die Vor-
der-Glieder, dann in die hintere aus-
theilet, da iſt allewege der Vordere Theil
etwas hoͤher, dann der hintere, wie an
denen Pferden zu ſehen, die vorne etwas
auffrechter, dann hinten ſeynd. Die Af-
fen haben unten am Bauche und allen
Gliedern viel raucheres Haar, als an-
dere Thiere haben: Das Angeſicht kom̃t
faſt dem menſchlichen bey, wie an der
Naſen, Ohren, und Zaͤhne zu ſehen iſt.
Es haben dieſelben unten ein gantz duͤnn
Augen-Glied, das ſich weiter denn
das obere ausſtreckt, alſo, daß ſie uͤber
und unter dem Aug mit Braunen be-
ſchmieret ſeyn, welches andere vierfuͤßi-
ge Thiere nicht alle haben, ſondern das
unterſte Augenlied hat keine Augenbrau-
nen. An der Bruſt haben ſie zwey Dutt-
waͤrtzlein, und Arme wie der Menſch,
aber raucher, dieſelben koͤnnen ſie auch
als die Schenckel an ſich ziehen, und von
ſich ſtrecken: Die Naͤgel und Finger,
auch die Haͤnde ſind faſt den menſchlichen
gleich, nur wilder. Die Fuͤſſe ſind wie
groſſe Haͤnde, da die mittelſten Zehen
etwas laͤnger; Ja der Fußtritt iſt faſt
einer Hand aͤhnlich, und nicht ſo breit,
ſondern in die Laͤnge einer Hand-Hoͤhle,
ſo gegen den hintern Theil der Ferſe ſich
ſchmaͤhlert, denn da iſt der Fuß etwas
dickhaͤutigter, faſt einer Ferſen gleich, doch
etwas klein, und nicht wohl formiret:
Die Fuͤſſe kan der Aff auf zweyerley Wei-
ſe brauchen, er gehet darauf, und kan ſie,
wie die Haͤnde, hin und her biegen und
wenden. Seine Arm oberhalb Ellbo-
gens ſind dicke, oberhalb Knies gar kurtz
gegen das Gliedmaß der Armſpin-
deln und Schienbein zu rechnen: Der
Nabel raget ihm nirgends herfuͤr, aber
ſtatt deſſen finden ſich etwas harte Knoͤl-
lein: Von oben herab biß zum weichen
Bauch ſind alle ſeine Glieder groͤſſer,
denn die Untere, wie dann alle vierfuͤſ-
ſige Thiere gemeiniglich von fuͤnff Thei-
len oben drey Theil einnehmen, deswe-
gen denn der Aff etwas von der Geſtalt
des Menſchen abtritt; Sie haben keine
Arſchbacken, welches mit den vierfuͤſ-
ſigen Thieren gemein iſt: Sie gehen auch,
wie andere vierfuͤſſige Thiere, mehr un-
ter ſich gelencket, denn auffrichtig, tragen
auch keinen Schwantz, wie ſolcher dann
auch dem Menſchen mangelt, ſo auff
zweyen Fuͤſſen gehet. Das Geburths-
Glied iſt am Weiblẽin einer Frauen-
Scham gleich, am Maͤnnlein aber faſt
wie ein Hund. Jſt ein laͤcherliches pos-
ſirli
ches Thierlein, weil ſeinem Coͤrper
allerhand luſtige Dinge eingepflantzet
ſind. Die veretableſte Art der Affen iſt
dieſe, die kein laͤnglichtes Angeſicht, kein
Hundes-Gebiß oder langen Kiefel haben,
denn lang auszudehnen iſt der rechten
Affen Art gantz zuwieder, auffrecht ge-
hen aber, ſchnell lauffen, die Daumen,
wie auch das fleiſchigte Geaͤder an den
Schlaͤfen, Weiche und Haͤrte des Haars,
die Laͤnge und Gerade unterſcheiden der
Affen Arten. Es haben die rechten Af-
fen umb die Schlaͤfe etwas mauicht oder
weich haaricht dickes Fleiſch, eben wie
bey dem Menſchen die Schaͤdel-Nath
niederſitzet. Dahingegen haben die an-
dern Affen alle Zaͤhne etwas groͤſſer,
bel
[209]Von denen Hunden.
Die rechten Affen, ſo menſchlicher Ge-
ſtalt am gleichſten, haben einen Gebre-
chen, der zwar klein, ſie aber dennoch
verhindert, daß ſie nicht ſo gar, als der
Menſch, auffrecht gehen moͤgen, dann der
Anfang der Huͤfften iſt mit dem Wuͤr-
bel an der Dicke an einander gehefftet,
ſo haben ſie etliche Mauß-Adern, die
vom Ende des Schienbeins biß mitten
in das Dicke Bein ſich erſtrecken und
daſelbſt ein wenig Oberhalb einwurtzeln
und ſich mit den Mauß-Adern ver-
winden, die ſich oberhalb ziehen, dadurch
dann die Ausſtreckung der Schenckel-
Spindel verhindert, ja dergeſtalt hinter
ſich gezogen wird, daß auch das Knie
nicht recht mag ausgedehnet werden:
Dahero kommt, daß der Affe ſeine
Schenckel, als ein Menſch, der einen
hinckenden ſpottet, brauchen kan. Die
Zehen des Affen-Fußes ſind dem
Menſchlichen auch nicht aͤhnlich, dann
der Menſch hat kleinere Zehen an den
Fuͤſſen, als die Finger an den Haͤnden
ſind: Hingegen hat der Aff an den Fuͤſ-
ſen groͤſſere, auch laͤngere Zehen, weder
andere Thiere, dann die vordere Tap-
pen geſpalten ſind. Sonſt hat der Aff
auch eine Spann-Ader, ſo ſich beym Riß
einbeuget, und von oben biß auf die un-
terſte Glieder reichet, und dieſe Ader iſt
beym menſchlichen Fuß nicht zu finden;
Und aus ſolcher Spaltung kommts, daß
der Aff leichtlich klettern kan, und dar-
zu eine ſchmahle Ferſen hat. Das Ge-
aͤder in denen Armen des Affen iſt eben
ſo beſchaffen, wie beym Menſchen, auch
hat der Aff einen Daum, er iſt aber
kurtz, rahn, und ungeſchickt; Die Hand
iſt auch der Menſchlichen ziemlich gleich,
auſſer daß ſie einige Gebrechen und
Maͤngel hat; Unter der Achſel des Af-
fens findet ſich eine Mauß-Ader, ande-
re hingegen wiederlegen ſolches, daß die
Geſtalt, Adern, und andere Gliedmaſ-
ſen des Affens mit der menſchlichen Ge-
ſtalt gleich kommen ſolte. Die Thiere,
ſo ein lebendiges Thier gebaͤhren, dieſel-
bigen biegen ihre Knie vor ſich, und die
Wiederbuͤck oder Gelencke hinter ſich,
ausgenommen Menſchen, Affen und
Baͤrinne. Jn der Barbarey, Mauri-
tani
en, im Koͤnigreich Fezzo Marocco,
da ſind ſie Hauffen weiß. Jn Jndien
ſollen auch ſchoͤne groſſe Affen ſeyn, deren
Natur und Eigenſchafft iſt, daß ſie ihre
Jungen hefftig lieben, dann wo ſie auff-
erzogen werden, zeigen ſie ſolche allem
Volck, und wollen, daß ſolche Jeder-
mann caresſiren ſoll, wann ſie aber zwey
Jungen haben, ſo lieben ſie das eine,
das andere haſſen ſie, welches ſie nun lie-
ben, ſolches koͤmmet ſelten auff, weil ſie
ſolches continuirlich druͤcken, und her-
umb ſchleppen; Das andere, ſo ſie haſſen,
ſitzet ihnen ſtets auf dem Ruͤcken, und
koͤmmet eher auf, als das geliebte.
Wann ſie dasjenige, ſo ſie lieben und vor
ſich tragen, bey Verfolgung und Nach-
jagung des Jaͤgers von ſich werffen und
verlaſſen, ſich aber auf einen Baum re-
tiri
ren muͤſſen, und das Verhaſte ihme
auf dem Ruͤcken bleibet, und davon
koͤmmet, ſo lieben ſie hernach ſtatt des
Geliebten, daſſelbe. Bey abnehmendem
Monden, und zwar beym Neuen Licht
ſind ſie ſehr traurig, aber im zunehmen-
den froͤlich. Furchtſam und posſirlich
iſt der Aff, will dem Menſchen alle Din-
ge nachmachen, lernet das Boͤſe ehe, denn
das Gute von dem Menſchen, und ver-
laͤſſet ſeine wilde Art nicht gaͤntzlich, daß
er nicht raſend und zornig werde. Er
kennet ſeinen Herren aber lange Zeit,
und iſt dem lange Zeit feind, der ihn be-
leidiget hat: Jſt auch ſehr geyl in ſei-
ner Brunfft, daß er auch auf den Loͤ-
wen ſpringet, und iſt zu allen Dingen
ſehr gelernig: Fuͤrchtet die Schild-Kroͤ-
the ſehr, und iſt ihr Feind. Es werden
die Affen auff verſchiedene Arten gefan-
gen: Weil ſie den Menſchen alles nach
thun, ſo ſetzen die Jaͤger ſich unter einen
Baum, darauf die Affen ſitzen, da denn
der Jaͤger eine Schuͤſſel mit Waſſer hin-
ſetzet, und das Angeſicht waͤſchet und
dann weggehet, vorhero aber die
Schuͤſſel ſtatt des Waſſers mit Vogel-
Leim anfuͤllet, da denn die Affen ſol-
ches auch nachmachen, und mit dem
Vogel-Leim die Augen zuſchmieren und
daruͤber gefangen werden; Andere der-
D dglei-
[210]Dritter Theil/ Von denen Hunden.
gleichen Arten mehr zu fangen, will ge-
liebter Kuͤrtze halben uͤbergehen. Die
Affen haben ein groſſes Netz, und weil
ſie viel ſpringen, bekommen ſie oͤffters
Bruͤche, ſind auch mit der Schweren
Noth, Entzuͤndung Lung und Leber,
Miltzes und Blaſen behafftet, ha-
ben einen gifftigen und ſehr toͤdtlichen
Biß. Die Chyneſer machen eine gu-
te braune Farbe aus des Affen
Blut. Wer hiervon mehr verlanget,
der beſehe Geſneri Thier-Buch gleich
zu Anfange.



Vierd-
[[211]]
[figure]

Vierdter Theil/
handelt
Von dem Jagd-Bezeug.


NAchdem GOTT der All-
maͤchtige dem menſchlichen
Geſchlechte alle wilde Thie-
re, Voͤgel und Fiſche zu
ihrer Speiſe nachgelaſſen,
und frey gegeben hatte, ſo
haben ſolche nach beſchehenem Suͤnden-
Fall vor demſelben als vor einem Ty-
rannen einen Abſcheu bekommen, weil
ſie von Natur ſich befuͤrchten und ein-
bilden kunten, daß die Menſchen ihnen
nach dem Leben trachten und nach der
von Goͤttlicher Ordnung ihnen ertheil-
ten Macht daſſelbe nehmen wuͤrden.
Derohalben zu denenſelben, weil ſie aus
natuͤrlicher Furcht ſcheu und fluͤchtig
waren, damahls wohl unſtreitig, wie ich
glaube, anfaͤnglich die Hunde gebrau-
chet worden, welche dem Menſchen hier-
zu behuͤlfflich waren, ihm das fluͤchtige
Wild einhohleten, das unſichtbare aber
durch ihren Geruch auff der Wild-
Spuhr verfolgeten und entdeckten, biß
man endlich mit Bogen und Pfeilen das
Wild heimlich beſchliechen und gefaͤllet
hat: Wie ſonder Zweiffel der Jſmael,
welcher in der Wuͤſten gewohnet, und
ein guter Schuͤtze geweſen, gethan ha-
ben mag, ingleichen Eſau, dem ſein al-
ter Vater Jſaac vor ſeinem Ende, ſei-
nen Zeug, Koͤcher und Bogen zu neh-
men, und ihm ein Wildpraͤth zu fahen
befohlen hat; Woraus abzunehmen, daß
gleich anfaͤnglich dergleichen Jagden mit
Bogen und Pfeil auch im alten Teſta-
ment gehalten worden ſind; Nicht we-
niger haben auch nachgehends unſere al-
te Vorfahren auff des Wildes Gaͤnge,
und deren gewoͤhnliche Wexel und Ste-
ge hin und wieder unterſchiedliche ver-
deckte Gruben, Fallen, Schlagbaͤume
und Schleifen auffgeſtellet, darinnen ſie
das Wild gefangen und geſchlagen, wie
dann dergleichen Gruben, ſo wegen der
ſchaͤdlichen ungeheuern Raub-Thiere an-
gerichtet werden, annoch an vielen Or-
then gebraͤuchlich ſind und gefunden wer-
den. Dieweiln aber in ſolche Gruben
oͤffters arme Leute, ſo ihre Nahrung ſu-
chen, und ſich in Waͤldern verirren, oder
auch huͤthend Vieh unverſehens verfal-
len, und in ſolchen Wildniſſen ohne Huͤlf-
fe umbs leben kommen muͤſſen, hat man
nachdem an ſtatt der Schleiffen oder
Schlingen, ſo vermuthlich von Baſt o-
der Haaren moͤgen geweſen ſeyn, aus
dem aus der Erden, menſchlicher Nah-
rung zum beſten, gewachſenen Hanffe
Faden, Stricke oder Leinen zu ſpinnen
erſonnen, woraus nachgehends die Garn
oder Netze zu machen angefangẽ worden,
durch deren Auffſtellen das fluͤchtige Wild
ſich unvermercket verwickeln muͤſſen,
welches der Menſch erſchlagen, und zu
ſeiner Speiſe brauchen koͤnnen. Als
nun die Obrigkeit die Jagd ſich alleine re-
ſervir
et, dem gemeinen Manne aber ſol-
che verbothen, hierzu ferner auch zeithe-
ro groͤſſeres Nachdencken auffgewendet,
und beſſere Geraͤthſchafft oder Jagd-
Gezeug jemehr und mehr erfunden wor-
den, hat man endlich leinene Planen
D d 2oder
[212]Vierdter Theil/
oder Tuͤcher von Flachs zu weben erſon-
nen, durch welche man das Wild leben-
dig umbſtellen, und mit Vergnuͤgen er-
legen koͤnnen. Wie noͤthig alſo uns die
guͤtige Natur aus der Erden den Hanff
und Flachs erwachſen laͤſſet, iſt nicht ge-
nug zu bewundern; Dahingegen unſe-
re erſte Eltern nach dem klaͤglichen Suͤn-
den-Fall mit elenden von Feigenblaͤttern
geflochtenen Schuͤrtzen ſich behelffen mu-
ſten, biß dergleichen geflochtene Beduͤrff-
niſſe und endlich das Garn, und Weben er-
ſoñen worden, woraus noͤthige Kleidung
zu des Menſchen Nothdurfft, nemlich
die Hembde, Hoſen und Wambſt gema-
chet werden, da in Ermangelung deſſen
der arme Menſch, ſo nackend und bloß
von Mutterleibe kommet, ſeine natuͤrli-
che Schaam nicht verbergen, ſondern
erfrieren und verderben muͤſte. Waren
nicht zur Zeit der Menſchwerdung un-
ſers Heylandes die Windeln, nicht we-
niger bey dem Begraͤbnuͤß deſſelben die
Schweiß-Tuͤcher dem Flachs zu Lobe in
ruͤhmlichem Gebrauch: Wie praͤchtig
prahlete nicht dorten der reiche Mann,
als er ſich mit Purpur und koͤſtlicher Lei-
newand kleidete, ingleichen Salomon
mit ſeinen Feyer-Kleidern, anderer Exem-
pel zu geſchweigen. Die verſtorbene
Coͤrper wurden vor dieſem in denen
Morgen-Laͤndern in balſamirte Lein-
wand eingewickelt: Wie nuͤtzlich auf dem
ungeſtuͤmen Meere die groſſen Segel
auff denen groſſen Laſt-Schiffen ſind,
durch welche der Wind ſie forttreibet,
und dadurch Handel und Wandel ge-
trieben wird, lehret die taͤgliche Erfah-
rung: Wo wolten Kriegs-Leute und
Soldaten ſich im Felde oder bey Belage-
rungen vor Froſt und Ungewitter ver-
bergen koͤnnen, wann ſie nicht in denen
von Leinewand gemachten Zeltern Be-
ſchirmung haͤtten: Wie noͤthig man
auch in der Wirtſchafft die leinene Saͤ-
cke zu unterſchiedener Beduͤrffniß brau-
chet, iſt wohl einem jeden bekant, und
dergleichen mehr, ſo alles anzufuͤhren,
viel zu weitlaͤufftig fallen moͤchte. Wol-
len wir demnach vorjetzo zu unſerm
Zweck ſchreiten, und weiln, ſolange die
Welt geſtanden, von dem Menſchen bey
jeder Wiſſenſchafft jederzeit auff leichte-
re und heqvemere Art, je mehr und
mehr geſonnen worden, hat man auch
in dieſem Stuͤck den Jagd-Gezeug ver-
beſſert, und von Leinewand Planen oder
Tuͤcher zu fertigen angefangen, mit wel-
chen die wilden Thiere eine zeitlang le-
bendig umbſtellet und inne behalten wer-
den, biß ſelbige die Hohe Landes-Obrig-
keit zu gelegener Zeit mit ſonderbahrer
Vergnuͤgung auff unterſchiedene Art er-
leget, da das Wild ſonſten vormahls,
wann es in die Netzen gefallen, von de-
nen Bauern mit Keulen oder Aexten
zu ſchanden geſchlagen, auch manches
heimlich verpartiret worden, alſo dieſe
Jagd mit Tuͤchern vor ruͤhmlicher, und
vornehmer gehalten wird, auch vor die
Hohe Obrigkeit alleine gehoͤhret, und
vorbehalten iſt. Weil nun in keinem
Ding, alſo auch hierinnen, niemahls
ein Meiſter gebohren, alſo wohl hierin
ein Unterricht noͤthig ſeyn moͤgte, ſo will
hierdurch dem geneigten Leſer, ſoviel
mir moͤglich, deutlich anzeigen, auf was
Weiſe man damit gehoͤriger Maaſſen
umgehen, ſtellen, und jagen, auch wie nach
deſſen Verrichtung ſolches wiederumb
abzuwerffen, aufzuheben, wohl zu ver-
wahren, und das ſchadhaffte wiederum
auszubeſſern ſey. Und ob uns wohl,
ſowohl von denen Frantzoſen und Enge-
laͤndern, als auch von denen par Force-
Jaͤgern und anderen Nationen ſtets
vorgeworffen wird, ob jagten wir Teut-
ſchen das Wild auff eine hinterliſtige
Umbſtellung der Tuͤcher, Netzen und
Garnen, und erwuͤrgten die wilden Thie-
re gantz haͤuffig moͤrderlicher Weiſe,
wann ſie ſagen: les Alemans Font rien
que le chaſſe meurterieuſe;
So ſtelle
ich dannoch einem jeden Unpartheyiſchen
zu judiciren frey, ob nicht unſer teutz-
ſches Jagen, und Umſtellung der Tuͤcher
oder des Jagd-Zeugs eine hoͤchſtruͤhmli-
che Invention ſey, vermittelſt welcher von
einer Hohen Landes-Obrigkeit mit weit
beſſerer Beqvemlichkeit ſowohl in ihrer
zarten Jugend, als in ihrem krancken
Zuſtande, oder bey ihrer beſchwerlichen
Leibes-Conſtitution, ja auch wohl gar in
ihrem hohen Alter das verlangte Wild-
praͤth mit groͤſter Commoditaͤt aus ih-
rem Schirm nach Dero Gefallen erle-
get werden koͤnne; Und koͤnte ein ſolcher
junger Printz in ſeiner zarten Bluͤthe,
oder ein corpulenter unbehelfflicher,
kraͤncklicher, oder auch ein Alter Eißgrau-
er Herr, an deren Wohlſeyn und Le-
ben viel Land und Leuten gelegen, ſehr
groſſen Schaden nehmen, wann er durch
das ſchnelle Piquiren der fluͤchtigen Pfer-
de und Wilde ſtuͤrtzte, Arm oder Bein
zerbraͤche, oder gar auff der Staͤlle todt
bliebe,
[213]Von dem Jagd-Gezeug.
bliebe, wuͤrde alſo ſchlechte Luſt oder Pro-
fit
bey ſolchem Jagen ſeyn. Und iſt ja
eigendlich die Jagd des Wildes einem
Herrn zur Luſt und Ergoͤtzlichkeit des
Gemuͤthes zugeeignet, ſolche mit Ver-
gnuͤgung anzuſchauen, als welchem das
Wild ſeines Landes gehoͤrig, keineswe-
ges aber den Jaͤgern oder Jagd-Bedien-
ten zu Gefallen angeſtellet. Glaube da-
hero wegen vieler traurigen ungluͤckli-
chen Todes-Faͤlle, ſo von Piquiren herge-
kommen, es muͤſſe der boͤſe Geiſt dieſes
erdacht haben. Merckwuͤrdig iſt noch
hierbey zu erinnern, wie ein Frantzoͤſi-
ſcher Autor in Octav. welchen ich zu Paris
ſelbſten gekauffet, deſſen Titul le Par fait
Chaſſeur
heiſſet, ſich ſo hardy erzeiget,
und ſehr frey von der Jagd der Teut-
ſchen Fuͤrſten gleichſam pasquillando fol-
gendes ſchreibet: Die Teutſchen jagen
oder rennen nicht par Force, ſondern
machen nur moͤrderiſche Jagden: Sind
ſehr muͤßguͤnſtig und eyferſichtig auf die
Jagd, und verbiethen ſolche bey Strafe
des Lebens, wann ſich Jemand im Ge-
biethe ſeiner Herrſchafft unterſtehet zu
ſchieſſen, nicht ſoſehr in Betrachtung der
Jagd, und des Schieſſens, als nur umb
zu verhindern; daß das Wildpraͤth aus
ihrem Gebiethe nicht verjaget werden
moͤge. Alle ihre Vaſallen und Unter-
thanen ſind verbunden zu gewiſſer Jah-
res-Zeit an einen gewiſſen Ort, wo es
befohlen wird, ſich zu verfuͤgen, allwo
eine gewiſſe Eintheilung zum treiben ge-
machet wird nach denen Thieren, die ſie
fangen wollen: Und ſtellen niemahlen
dieſe Jagden an, als wann das Wild-
praͤth feiſte iſt. Wann nun dieſes iſt, be-
geben ſie ſich ziemlich nahe an das Holtz,
welches ſoll gejaget werden, in groſſer
Menge, ſtellen und ſpannen Tuͤcher, Lap-
pen, Netzen und andere Dinge mehr
herumb auff, umb das Wildpraͤth ein-
zuſchlieſſen; Viele Leute ſind bereit ſolche
umbzubringen: Nechſt dieſem machet
und ſtellet man eine General-Ordnung
zum treiben an, und ſeynd mit Pfaͤhlen
befeſtigte erhabene Oerter, darauff ſich
die Cavalliers und Dames begeben, all-
wo das meiſte bezwungene Wildpraͤth
wegen der Tuͤcher und Zaͤune ſich hin
begeben muß, und alles, was ſich in die-
ſem Holtze und Jagen auffhaͤlt, (auſſer
welches bißweilen qver durch die Trei-
ber bricht und fliehet,) wird erſchlagen,
daß wohl oͤffters auff die 2. biß 300. feiſte
Thiere und Wildpraͤth umbgebracht und
erſchlagen werden; Wormit hernach
die groſſen Herren ihre Kuͤchen zu fuͤl-
len, das meiſte in Faͤſſern einzulegen und
einzuſaltzen pflegen: Erwehlen alſo die-
jenigen Hoͤltzer und Gebuͤſch, in welchen
ſie jagen wollen, einige erwehlen roth
Wildpraͤth, darauf ſie a parte jagen, an-
dere ſchwartz Wildpraͤth, welches ſie fu-
rieux
ermorden, wann ſie feiſte ſind,
dann ſonſt jagen ſie keines, weil ſie nicht
gut zum einſaltzen ſind: Warten alſo bey
jeder Art Wildpraͤth ſo lange, biß ſie fei-
ſke ſind, und continuiren hernach mit
Einſaltzung des Wildpraͤths ſo lange,
biß Kuͤche und Faͤſſer voll ſind. Sie ja-
gen auch noch uͤberdieß mit Buͤxen oder
gezogenen Roͤhren und ſchieſſen nur mit
einer eintzigen Kugel in freyem Feld,
ziehlen lang vorhero auf dasjenige
Theil des Leibes der Thiere, wohin ſie
treffen wollen, ehe ſie ſchieſſen, umb deſto
beſſer zu reusſiren. Das uͤbrige ihrer
Jagden mit denen beiſſenden Thieren
machen ſie mit Schleifen, Fuß-Stricken
und Kloben. Bey der Jagd des kleinen
Wildpraͤths jagen ſie mit Netzen u. Gar-
nen, auch Feder-Spiehlen. Diejenige,
worzu ſie die Netzen brauchen, geſchie-
het mehrentheils des Nachts mit Feuer,
und die bey Tage mit klugen Huͤner-
Hunden, und ſouteniren das Feder-
Spiehl und Voͤgel durch die Hunde. Mit
dem Tyraß jagen und fangen ſie gantze
Volck Reb-Huͤhner. Zu dieſem Ende
haben ſie wohl abgerichtete Voͤgel, daß
ſie mit denen Hunden jagen, welche ſie
wohl verſtehen und kennen. Wann die
Reb-Huͤhner nun den Vogel uͤber ſich
ſehen, druͤcken ſie ſich ſolcher Geſtalt, daß
man ſie ſehr leicht fangen und bedecken
kan, daß nicht ein eintziges darvon echap-
pi
ren kan. Die Nacht-Jagden anlan-
gend, ſind ſolche bey ihnen in groſſem E-
ſtim,
des Abends beym letzten Ruff bege-
ben ſich die Huͤhner zuſammen an einen
Ort, und das iſt ihnen leicht, weil man
allda zur ſelbigen Zeit niemahl jaget,
und nichts geſtoͤhret odeꝛ geſcheuchet wird;
Geſtalt man ſo nahe an ſie kommen kan,
als man will; Wann das geſchehen, ge-
het man mit einem hohlen Spiegel in ei-
ner Laterne dahin, und laͤſſet diejenigen,
die das Garn tragen ſollen, folgen: Wie
man ſolche hernach bedecket, ſolches iſt an
ſeinem Ort von dieſer Jagd ſchon beſchrie-
ben: Es iſt zu mercken, daß alles Wild-
praͤth und Voͤgel in Teutſchland eher
warten, als an allen andern Orten, weil
D d 3man
[214]Vierdter Theil/
man allda nicht jagen und ſchieſſen darff,
und alſo allem Wildpraͤth leichtlich nahe
kommen kan, und es mehr als anderſt-
wo aushaͤlt, weil es nicht geſchoſſen, noch
geſtoͤhret wird. Deshalben es auch ma-
chet, daß dieſes Volck, die Teutſchen, ſich
nicht die Muͤhe giebt zu jagen, wie an-
dere Nationes, dieweil ſie gerne commo-
de
und ohne Muͤhe und Unkoſten das
Plaiſir zu fangen haben wollen. Und
dieſes iſt die Raiſon, warum ſie ſich uͤber
alle Manier zu jagen moqviren, deſſen
ſich andere Nationes bedienen und vor
allen andern uͤber die Frantzoſen, wann
ſie ſolche par Force jagen, zu Pferde ſchieſ-
ſen, mit vielen Hunden und deren Eqvi-
page
ſehen, umb die wilden Thiere zu
fangen, welche ſie ſehr leichte toͤdten, oh-
ne Muͤh, Unkoſten und Arbeit. Da ſehe
man nun hieraus, was dieſer unreiffe ſo
genannte Par fait Chaſſeur vor ein unver-
nuͤnfftiges Reſonnement von gꝛoſſen Heꝛ-
ren zu faͤllen ſich unterſtehe, da er doch
nicht capable iſt, hiervon zu ſprechen, und
ſolte billig dieſerwegen derbe Pfunde lei-
den.


Von den hohen Tuͤchern.


Dieweiln nun, wie vorgemeldet,
dieſe alte Gewohnheiten, das Wild zu fan-
gen, nach der Zeit aus vielen Urſachen
unterblieben, auch weiln hohe Landes-
Fuͤrſten unzehlbahre vielfaͤltige Un-
gluͤcks-Faͤlle auf der Jagd wilder Thie-
re gehabt, wann ſie mit den Pferden
gerennet, geſtuͤrtzet, und oͤffters in Leib-
und Lebens-Gefahr gerathen ſind; Hat
man hierzu beqvemere Mittel, nehmlich
die Planen oder Tuͤcher erfunden, worin-
nen mit beſſerer Sicherheit Hoher Herr-
ſchafft das Wild gejaget wird. Sind
alſo die hohen Tuͤcher einer der vornehm-
ſten Jagd-Gezeuge, wie bereits in der
Vorrede gemeldet worden, worinnen die
wilden Thiere umbſtellet, und mit Ver-
gnuͤgung auff unterſchiedliche Art erle-
get werden. Jhre Hoͤhe iſt gemeini-
glich fuͤnff Ellen oder dergeſtalt, daß kein
Wild uͤberſetzen kan, und die Laͤnge 200.
Ellen, das machen 80. gedoppelte oder
160. einfache Wald-Schritt, wie ſolches
der Laͤnge und Breite nach von Alters
her gebraͤuchlich geweſen, auch ſolche Laͤn-
ge durch die Leinen endlich wohl zu hal-
ten, und zu zwingen iſt. Sie muͤſſen
von tuͤchter feſter Leinewand wohl gewe-
bet ſeyn, und wird dergleichen Leine-
wand am beſten und wohlfeilſten in
Schleſien und Ober-Lauſitz gemachet,
und nachdem die Breite, alſo wird auch
der Preiß gerechnet. Sonſten giebet
man vor ſchmahle Leinewand hier zu
Lande vor das Schock 3. Thlr. das waͤ-
ren zu drey Breiten acht Schock oder 24.
Thlr. Damit ich nun ſolches noch deut-
licher vorſtelle, ſo zeige allhier ein Tuch,
daran die Haupt- oder Ober-Leine, wel-
che 5. Zoll dick zu ſeyn pfleget, und an jed-
wedem Ende des Tuchs gute vier Klaff-
tern laͤnger iſt, auch ungefehr drey Stein
ſchwer wieget, und 8. Thlr. etliche Gro-
ſchen koſtet, mit A. bezeichnet habe. Die
Unter-Leine iſt etwas ſchwaͤcher, ohnge-
fehr zwey Zoll dick, und gehen an jedem
Ende des Tuchs zwey Klafftern vor,
wieget zwey und einen halben Stein, und
koͤmmt an Gelde nur 6. biß 7. Thlr. iſt mit
Lit. B. gezeichnet. Am Ende des Tuchs
Lit. C. kommen kleine hoͤltzerne gedrech-
ſelte Knebel, einer Hand lang, und 8. Zoll
und eines Daumens dicke, und werden
derſelben ſechſe an kleine Leinchen ange-
ſchlinget, und feſte am Ende des Tuchs
angenehet, dergleichen D. kommen auch
an jedem Ende zuruͤcke ſechs Knebel-Loͤ-
cher, zu welchen laͤngliche eyſerne Ringe
mit Bindfaden eingefaſſet werden.
Wann nun ein Tuch aus iſt, und das
andere angeſtellet werden ſoll, ſo knebelt
man ſolches an den Wechſeln zuſammen,
und gehet daſelbſt wohl eine gute halbe
Elle uͤbereinander. Lit. E. werden ſo-
wohl an der Ober-Leine, als auch an der
Unter-Leine eyſerne Ringe in der Groͤſſe
eines harten Thalers ungefehr eines Fe-
der-Kiehls dicke durchgezogen, und an
duͤnne Leinchen jedweder drey Viertel
der Ellen von dem andern ans Tuch ge-
nehet, und daſſelbe durch die Leinchen ein-
gefaſſet oder eingeſaͤumet, wo aber die
Ringe ſtehen, werden ſolche mit Neſſel-
Loͤchern umbſtoſſen, weil ſie am Tuche
feſte halten muͤſſen: Jn ſolche Ringe
nun wird an gehoͤhrigem Orte oben die
Ober-Leine, unten aber die Unter-Lei-
ne durchgezogen, daß ſich das Tuch zie-
hen kan, und kommen uͤber 400. Ringe
zu jedem Tuch: An der Ober-Leine wer-
den auch 10. Wind-Leinen, wie Lit. F.
anzeiget, angemachet, jede vier Klafftern
lang,
[215]Von dem Jagd-Gezeug.
lang, und eines guten Fingers dicke,
und nach Laͤnge des Tuchs eingetheilet.
Wann nun das Tuch auffgehoben wird,
ſo wird jedes abſonderlich, wie auch die
Ober- und Unter-Leine zuſammen ge-
ſchlinget, damit ſich im Auffſtellen nichts
verwirre, ſondern alles richtig ſey: An
jedwedem Ende des Tuchs wird mit fei-
ner ſchwartzer Oehl-Farbe des Her-
ren Wappen oder verzogener Name
nebſt der Jahreszahl, wann ſie gema-
chet worden, gezeichnet, und alſo iſt das
Jagd-Tuch ſoweit fertig. Die Furckeln
darzu, deren eilffe ſeyn muͤſſen, muͤſ-
ſen von Dannenholtze, weil ſolche leicht
und ſteiff ſind, gemachet, oben aber mit
einem Ring und eyſern Haacken fe-
ſte beſchlagen werden, weiln darauff das
Tuch mit der Ober-Leine liegen muß:
Solche Furckeln muͤſſen 5. und eine halbe
Elle, auch etwas laͤnger ſeyn, nachdem
der Erdboden weich oder hart iſt. Die
groſſen Hefftel zu denen Ober- und Un-
ter-Leinen, wie auch die Schlaͤgel hierzu
muͤſſen ja von feſtem weißbuchenen Hol-
tze gemachet, auch oben mit eyſernen Rin-
gen beſchlagen ſeyn: Die Hefftel zu de-
nen Wind-Leinen und Haacken, damit
die Unteꝛ-Leine angepfloͤcket, muͤſſen eben-
falls von hartem buͤchenen, und Hage-
dornenen Holtze zu trockner Zeit gehauen
werden. Wie nun nach rechter Manier
ſowohl die Ober-als Unter-Leine, nebſt
den Wind-Leinen anzubinden ſeyn, und
der Schlag umb den Hefftel zu machen,
auch im Regenwetter nach Beduͤrffniß
loßzumachen, und wieder zu befeſtigen,
habe ſolches Band mit NB. gezeichnet,
weiln dergleichen kein Bauer, noch Schif-
fer im Gebrauch haben. Wann nun
mit dem Tuche in das runde das ge-
nannte Krumme ſoll geſtellet werden,
wird ein Hefftel innewendig an der Un-
ter-Leine bey einer Wind-Leine, wo es
ſchmieget, geſchlagen, und das Tuch dar-
hinter geleget. Wo aber ſtarcke und
glatte Baͤume ſtehen, die ausgeſchnoͤt-
telt ſind, oder kleine Aeſte haben, auch
das Tuch wohl anliegen kan, hat man
es nicht noͤthig, aber auswendig, wann
das Tuch gehoben, werden die Wind-
Leinen angebunden, ſo lange als es Run-
de gehet. Die Furckeln muͤſſen nicht in-
newendig, ſondern auswendig zwiſchen
der Unterleine und das Tuch geſtecket
werden, daß der Wind es nicht auffhe-
ben kan, auch wo die Furckeln innewen-
dig, faͤllt das Wild gerne in die Tuͤcher:
Derohalben muß es innewendig im Ja-
gen, wie eine Mauer, gantz weiß und
glatt ausſehen. Wann es nun regnet,
ſo werden alle Leinen umb etwas nach-
gelaſſen, ſonſten pflegen die Hefftel aus
der Erden zu reiſſen, oder die Leinen zu
zerſpringen. Wie theuer nun ein ſol-
ches Tuch hier zu Lande koͤmmet, habe
allhier in einer Specification ausfuͤhrlich
melden wollen, ſo dem geneigten Leſer
zur Nachricht dienen kan.


Specification


Was ein Jagd-Tuch/ welches
80. gedoppelte oder 160. einfache
Waldſchrittlang ſtellet/ in allen Ko-
ſten kan/ mit deſſen Zubehoͤr: Als


  • Acht Schock Leinewand a
    3. Thlr. gerechnet __ — __ — __ — __ 24. Thlr.
  • Schneiderlohn, mit Zwirn
    und Wachs, betraͤget __ — __ 3. Thlr.
  • Vier hundert Ringe, kom-
    men ungefehr __ — __ — __ 3. Thlr.
  • Ein Dutzend hoͤltzerne Kne-
    bel, und Eyſerne Knebel-Ringe __ 1. Thlr.
  • Dem Mahler die Wappen,
    vorne und hinten, nebſt Jahr-
    zahl zu mahlen, __ — __ — __ 1. Thlr.
  • Vor groſſe und kleine Heff-
    tel von Weißbuchen-Holtz __ — __ 1. Thlr.
  • Vor zwoͤlff Furckeln, von
    Dannen-Holtz mit Eyſern
    Hacken __ — __ — __ — __ 2. Thlr.
  • Die Ober-Leine 90. Klaff-
    tern, wieget 3. Stein, macht __ — __ 9. Thlr.
  • Die Unter-Leine 84. Klaff-
    tern, a 1½ Stein, kommt __ — __ 4. Thlr.
  • Zwey Einfaß-Leinchen oben
    und unten, jede 38. Klaffter __ — __ 3. Thlr.
  • Zwoͤlff Wind-Leinen a 4.
    Klafftern, jede zu 2. Groſchen,
    machet __ — __ — __ — __ 1. Thlr.
  • Wuͤrde alſo ein Tuch kommen __ 52. Thlr.

Wiewohl wegen breiter Leinewand
oder des Holtzwercks, und der kleinen
Unkoſten, es etwas mehr oder weniger
austragen koͤnte.


Anſchlag


Auf ein Fuder Hohe Tuͤcher/
deren dreye darauff gehen/ wie
hoch ſelbige in Dreßden an Gelde
kommen:


Als
[216]Vierdter Theil/
Als:thlr.gl.pf.
36. und ½ Schock Ellen ro-
he Leinewand, 6½ Vierthel
breit und jedes Schock zu 4.
Thlr. 6. gl. gerechnet, machet
1553—-
6. Haupt-Leinen, jeden
Centner, zu 110. Pf. das Pf.
zu 3. gl. 6. pf. —- —-
966—-
6. Einfaß-Leinchen von ei-
nem Centner am Gewichte —
161—-
42. Wind-Leinen von 1.
Centner am Gewichte —-
161—-
1500. Ringe an die Tuͤcher
unten und oben, jeden 3. pf.
1515—-
7½ Pfund Bindfaden, das
Pfund a 6. gl. —- —- —-
121—-
6. Neue Struppen und
Schnallen an die Wagen an-
zuſchlagen, jede a 1. gl. 3. pf.
macht —- —- —- —-
76
1. Knebel-Leinchen von 4.
Pfund, macht —- —- —-
15—-
42. Furckel-Haacken, jeden 1.
gl. gerechnet, macht — —-
118—-
200. gantze Schloß-Nagel
zu Anſchlagung der Haacken
an die Furckeln, und Strup-
pen-Schnallen —- —- —-
6—-
15½ Wage Eyſen zu denen
Wagen, die Wage a 1. Thlr.
12. gl. —- —- —-
2218—-
Dem Wagner, vor einen
neuen Wagen —- —-
126—-
Dem Schmied zu beſchla-
gen Arbeiter-Lohn —- —-
818—-
2. Tafeln Blech darzu —- —-14—-
Zwillicht zur Decke uͤbern
Wagen, 30. Ellen — —-
49—-
Dem Schneider die Decke
zu machen —- —- —-
106
12. Koͤnigliche Wappen auf
die Tuͤcher zu druͤcken, jedes
1. gl. 3. pf. machen —- —- —-
15—-
Dem Schneider Macher-
Lohn vor die Tuͤcher —- —-
1012—-
Dem Mahler vor die Koͤ-
nigliche Wappen auf Blech zu
mahlen —- —- —-
1—-—-
Zwey Tafeln Blech hierzu,
macht —- —- —-
—-14—-
Vor ein halb Schock Kne-
bel —- —- —-
—-4—-
365.3.9.
Ferner
Was ein Fuder breite
Mittel-Tuͤcher/ deren viere
darauff gehen/ koſte und
wie hoch ſelbige in Dreß-
den an Gelde kommen/
thlr.gl.pf.
Als:
32½ Schock 2. Ellen breite
Leinewand a 2½ Thlr. thut —-
16216—-
Seyler-Arbeit, traͤgt nach
dem Auffſatz —- —-
11114—-
Schmiede-Arbeit an einem
Wagen nach dem Auffſatz —-
3310—-
Ein Stichel —- —-118—-
Eine Picke —- —- —-16—-
2. Gabeln —- —- —-6—-
64. Furckel-Hacken, das
Stuͤck a 1. gl. 3. pf. —- —-
38—-
27. Schock Rincken a 3. pf.1621—-
Vor Zwecken —- —-1—-—-
Dem Wagner vor einen
Wagen —- —- —-
12—-
64. Furckel-Stangen, das
Stuͤck a 1. gl. 6. pf. —-
4 —-—-
48. Hefftel, das Stuͤck a
2. gl. —- —- —-
4 —-—-
Zwey Schlaͤgel, das Stuͤck
a 3. gl. —- —- —-
—-6—-
Zwey Gabel-Stangen —- —-2—-
1. Picken-Stiehl —- —-1—-
Ein halb Schock Anpfloͤcke-
Hacken —- —- —-
—-5—-
Schneider-Lohn vor ein
Fuder Tuͤcher —- —-
131610
Dergleichen vor eine Wa-
gen-Decke —- —-
—-15—-
Ein halb Schock Zwilligt
zur Decke —- —-
35—-
Dem Mahler die Decken
zu mahlen, ingleichen Wap-
pen zu mahlen, und zu druͤ-
cken, ohngefehr —- —-
3—-
Dem Sattler, vor Strup-
pen, Schnallẽ und Sauhaͤuthe
112—-
45. Knebel —- —- —-5—-
Eine Schmeer-Maͤſte —- —-3—-
Summa3741110
Anſchlag
Eines hieſigen Landes
Zeug-Wagen vor der
Schmiede Arbeit.
Die vier Raͤder mit Schie-
nen, Naͤgel, Boxen und
Ringe —- —-
9—-—-
Die 4. eiſerne Baͤnder zur
Seithe an Kaſten und Tritt
12—-
Die Vorder- und Hinter-
groſſe Planen-Buͤgel —-
—-10—-
Vor die 4. Lehnen, Schuh,
1012—-

Trans-
[217]Von dem Jagd-Gezeug.
thlr.grpf.
Ring und Haſpen - —- —-12—-
Die Axen, Bleche und Stoͤſ-
ſe —- —- —-
—-12—-
Die Trag- und Axen-Rin-
ge, Schloß-Ring und Linſen
—-14—-
Spann-Nagel, und Wag-
Nagel, und Deichſel-Ringe
—-10—-
Eine zweyſpaͤñigte Hinter-
Wage zu beſchlagen
—-7—-
Transport von voriger Seite1012—-
Summa1219—-
Ferner an Wagen-Arbeit.
Die zwey Hinter-Raͤder
kommen —- —- —-
18—-
Die zwey Vorder-Raͤder16—-
Vorder-Wage und Deichſel. —-16—-
3.6.—-

thlr.gl.pf.
Transport36—-
Hinter- und Lang-Wagen —-12—-
Wende-Schemmel —- —-2—-
Vier Lehnen —- — —-4—-
Den Kaſten, Tritt und
Bey-Kaͤſtgen zu machen —-
16—-
6. Bretter hierzu, das
Stuͤck a 4. gl. —- —-
1—-
Eine zweyſpaͤnnige Wage —-2—-
Dem Mahler vor Wap-
pen und anzuſtreichen —-
1 —-—-
Vor Zwilligt zur Plane
und Macher-Lohn —- —-
112—-
Kommt dahero ein Zeug-
Wagen nach unſerer hie-820—-
ſigen Landes-Taxa in1219—-
allen —- —-21.15.—-

Von denen Mittel-Tuͤchern.


Wo bey Hoher Landes-Obrigkeit
vieler Jagd-Zeug beyſammen in guter
Ordnung gehalten wird, pfleget man
auch gemeiniglich gerne einige Feder-
Mittel-Tuͤcher zu haben, umb die Stal-
lung des Jagens umb ſoviel mehr zu
vergroͤſſern, und deſto weiter zu reichen;
Weiln, wann das Jagen anfaͤnglich
weitlaͤufftig, ſich das Wild davor ſcheu-
et, und ob ſie wohl niedrig ſind, dan-
noch nicht uͤberſpringen, ſondern zeitlich
abweichen. Jhre Laͤnge iſt ebenfalls 80.
gedoppelte Wald-Schritt, und die Ober-
und Unter-Leine, auch Wind-Leinen,
groſſe und kleine Hefftel, Ringe und Kne-
bel, mit aller Zubehoͤr, vorher beſchrie-
bener Maaſſen in allen den vorigen
gleich beſchaffen, nur daß ſolches umb ein
merckliches duͤnner und ſonderlich die Lei-
newand umb ein gutes ſchmaͤhler, und
die Furckeln darzu kuͤrtzer gemachet wer-
den, weswegen ſie auch Mittel- oder
Schmahl-Tuͤcher genennet werden, wor-
auf ebenfalls das Wappen oder der Na-
me der Herrſchafft, nebſt der Jahres-
Zahl, wann ſolche gemachet worden, wie
beſchrieben, gezeichnet wird. Sonſten
hat man zweyerley Gattung von Mit-
tel-Tuͤchern, nemlich hohe Mittel-Tuͤ-
cher, und ſchmahle Mittel-Tuͤcher.
Die hohen Mittel-Tuͤcher ſind vier El-
len zu ſtellen, und gebrauchet man oͤff-
ters dieſelbigen mit auch bey Hirſche
einſtellen, ſonderlich bey kleinen Herr-
ſchafften, die nicht viel Jagd-Gezeug ha-
ben, um die Koſten in etwas zu ſpah-
ren, weiln das Roth-Wildpraͤth doch
auch nicht ſo leichte uͤberſpringen kan,
zumahl wann man mit Vortheil an die
kleinen Berge, Lehnen oder Huͤbel ſtel-
let, da der Hirſch keinen Anſprung ha-
ben kan, auch ihme ſolches hoͤher vor-
kommet, und kan mit langen Furckeln
von 4. und eine halbe, auch wohl 5. El-
len, nachdem der Boden weich oder hart
iſt, das Tuch hoch und glatt angeſpannet
werden: Ob ſchon die Unter-Leine nicht
ſo gar hart an der Erde anlieget, daß
ja wohl einem Haͤßgen, oder Fuͤchſgen
durchzukommen moͤglich waͤre: Wann
aber die Jagd uͤber groß und klein zu
ſcharff angeſtellet iſt, worzu die Unter-
Leine mit Haacken angepfloͤcket werden
muß, bleibet zwar das kleine drinn, der
Hirſch aber duͤrffte wohl uͤber das im
Grunde geſtellte Tuch leicht zum Uber-
ſetzen veranlaſſet werden, und das Nach-
ſehen hinter ſich laſſen, zumahl, wann
er einen Berg zum Vortheil hat, und
heiſt hierbey nach dem Sprichwort, alle
Vortheil gelten, wornach ſich das Wild
auch allerdings richten will. Was nun
die ſchmahle Mittel-Tuͤcher betrifft, ſind
ſelbige eben auch von bereits gedachter
Laͤnge, nehmlich 80. gedoppelte Schritt,
wie die andern, und mit denen uͤbrigen
Zubehoͤrungen gleichergeſtalt verſehen,
nur an der Leinewand drey Ellen hoch
zu ſtellen, und ſind zur wilden Schweins-
Jagd ſehr beqvem: Maaſſen eben zu ſol-
cher Zeit das Roth-Wild verſchonet
wird, weil die Hirſche mager, das Wild
aber traͤchtig iſt, alſo wohl leicht uͤberſe-
tzen koͤnnen, die Sauen aber abgeſon-
E edert
[218]Vierdter Theil/
dert, und darinnen gehalten werden,
weiln ſelbige mit Uberſetzen nicht ſo fluͤch-
tig ſind, und muͤſſen die Furckeln hierzu
3. und eine halbe Elle hoch ſeyn. Noch
iſt eine andere Art ſchmahler Tuͤcher,
gleichſam die Helffte derer erſtgedachten
hohen Tuͤcher, nemlich die Haſen-Tuͤ-
cher, welche nur 2. und eine halbe Elle hoch
ſtellen, oder von zwey ſchmahlen Breithen
gemachet ſind, haben ebenfalls alle noͤ-
thige Beduͤrffniſſe, jedoch nur ſchwaͤcher,
und alſo umb geringern Preiß, die Len-
ge aber nach voriger Art. Dieſe ſind
vor Adeliche Herrſchafften ſehr nuͤtzlich,
und mit geringern Koſten wohl zu ge-
brauchen: Maaſſen dieſelben, wann ſie
zugleich die Mittel-Jagd haben, auch wohl
darinnen Sauen und Rehe einſtellen
koͤnnen: Doch muͤſſen, wie vorhin ge-
meldet, die Vortheil darbey in acht ge-
nommen werden: Sonſten gehoͤren ſie
eigendlich nur zur Haſen-Jagd, wann
welche vorhero in Netzen lebendig einge-
fangen, in Kaͤſtgen behalten und zur
Luſt des Frauenzimmers oder junger
Herrſchafft durch kleine Stoͤber herumb
gejaget werden: Ja es kan auch darin-
nen, wie kuͤnfftig melden werde, unter-
ſchiedlicher Zeitvertreib fuͤrgenommen
werden, und koſtet ungefehr ein derglei-
ſchmales Haſen-Tuch, wie folget:


Fuͤnff Schock Leinewand, das


  • Schock a 3. Thlr. gerechnet — 15. Thlr.
  • Schneider-Lohn, mit Zwirn
    und Wachs, machet — 2. Thlr.
  • Vier Hundert Ringe, 12. Fur-
    ckeln, Hacken, Hefftel und
    Knebel — — — 7. Thlr.
  • Vor die Ober-Leine, welche
    von 80. Klafftern, machet 6. Thlr.
  • Vor die Unter-Leine, welche
    von 72. Klafftern, ungefehr 3. Thlr.
  • Vor zwey Einfaß-Lein-
    chen, und zehen Wind-
    Leinen — — — 2. Thlr.
  • 35. Thlr.

Von einem Puͤrſch-Wagen.


Dieweiln die Hohe Herrſchafften ihr
Wildpraͤth hoch æſtimiren, umb der vie-
len Jagd-Luſten willen, und daß ſie oͤff-
ters ſelber in Perſon den Jagd-Habit
von gruͤnen Kleidern und derer Zube-
hoͤhrung anlegen, auch die allerkoͤſtlich-
ſten und luſtigſten Panqvete und Luſtig-
keiten darbey begehen, ſo haben billig mit
allem Fleiße die Jagd-Bedienten dahin
zu trachten, daß das Wildpraͤth zu Hof-
fe nicht Ruͤckwaͤrths (ſans com par Rai-
ſon,
wie die Racker das Aaß hinauff,)
ſondern mit den Koͤpffen vor angeleget,
auffuͤhren, damit die Sache nicht in ei-
nem hoch æſtimiret, in dem andern aber
gar zu unfoͤrmlich und wider die loͤbliche
und vieler Orten gebraͤuchliche Jaͤgerey-
Ordnung gehandelt werde. Und haben ſie
hierzu a parte und ſonderliche Puͤrſch-
Wagen, und Puͤrſch-Karrn, deren Na-
men von Puͤrſchen oder Schieſſen her-
kommt, und kan ein ſolcher Puͤrſch-Wa-
gen, und ein paar Puͤrſch-Karren bey
ſolcher Herrſchafft nichts importirliches
machen, ſo doch vor allen Menſchen viel-
mehr anſehnlicher und reputirlicher iſt.
Jch habe hier einen Puͤrſch-Wagen nebſt
einem Puͤrſch-Karren abgezeichnet, da-
mit ſolche von denen, die dergleichen nicht
haben, angeſehen, und ein Modell davon
genommen werden kan. Derer Puͤrſch-
Wagen und Puͤrſch-Karren ihre Kaſten
ſind von Brettern gemacht, hinten und
vorne mit Auffzuͤgen, umb das Wild-
praͤth auff- und abzuladen, und mit Oehl-
Farben, gruͤn angeſtriechen, auch einige
Baͤre, Hirſche, hauende Schweine, und
dergleichen an dieſelben abgeſchildert;
Vorne ſind vier Ringe auswendig ein-
geſchlagen, damit ein Baͤr, Hirſch, oder
hauend Schwein (denn dieſe die Ehre
haben,) alſo, wie hier zu ſehen, mit klei-
nen Leinchen, welche allerdings auch gruͤn
ſeyn ſollen, fein angebunden werden
koͤnne, das andere Wildpraͤth aber
wird nur darein geleget, und alles nach
deren Ranck (davon auch ſchon gemel-
det,) hinter einander her gefuͤhret: Die
Karrn-Knechte, ſo darzu beſtellet, haben
ein gruͤn Kleid an und ein Weyde-Meſ-
ſer an der Seiten, damit anzuzeigen, daß
es gar nicht jaͤgeriſch ſtehe, die Axt im
zerwuͤrcken und zerlegen zu gebrauchen:
Jtem, wenn ſie einen jagdbahren
Hirſch darauff fuͤhren, haben ſie einen
gruͤnen Bruch auff ihrem Huth geſte-
cket. Dieſe Wagen oder Karren wer-
den auch gebrauchet, wann die Herr-
ſchafft auf der Naͤhe ausziehet, etwas
zu ſchieſſen, und auf das nechſte Dorff,
da ſie wieder herkommet, dieſelben hin
commandiret, damit ſie dann ſolches mit
einem
[219]Von dem Jagd-Gezeug.
einem Bauer-Wagen erwarthen, dar-
von abnehmen, und wie gemeldet, her-
nach nach Hoffe bringen muͤſſen. An
den Orten, wo ein ſonderlicher Puͤrſch-
Meiſter gehalten wird, hat derſelbe,
wann er ausgeſandt wird, auf der Naͤ-
he, wann nemlich ein Mangel fuͤrfaͤllt,
und ſo geſchwinde nichts von andern Or-
ten kan beſtellet werden, ein Stuͤck Wild
oder ſonſt was zu ſchieſſen, ſolchen Wa-
gen oder Karn eben ſowohl gleichſam
als auff Ordonance beſtellet, daß er das-
jenige, was er ihm zuſchicket, herein
bringen ſolle. Jn Summa, es ſtehet
auch wohl, wann die Herrſchafft Je-
mand ein Thier ſchencket, daß es alſo re-
put
irlich uͤberbracht wird, welches aus
Liebe zu einer guten Ordnung hier mit
berichten wollen. Ein ſolcher Puͤrſch-
Wagen iſt bey anderem Jagd-Geraͤth-
ſchafft zierlich, und kan ſo uͤberfluͤſſig
nicht viel koſten; dann kommt man uͤber
den Hund, ſo kommt man auch vollends
uͤber den Schwantz. Er wird nebſt
anderen Sachen bey dem Jaͤger-Hofe
im Zeug-Hauſe verwahret, woſelbſt oh-
ne dieß der Puͤrſch-Meiſter zu wohnen
pfleget, und die Puͤrſch-Hunde, Sau-
Finder und Schweiß-Hunde in der Naͤhe
ſind.


Von Abfuͤhren und Stellen/ und gehoͤrigen Zeug-
Wagen.


Woferne nun eine Herrſchafft ob-
beſchriebener Maaſſen dergleichen Ho-
he, Mittlere, und Niedrige Jagd-Ge-
zeug an Tuͤchern ſich bereits angeſchaf-
fet hat, oder dergleichen in Vorrath ge-
habt, oder durch eine Erbſchafft erhalten
haͤtte, und ſolchen gebrauchen, auch viel
auf Ordnung halten wolte, iſt wohl nicht
zu vermuthen, daß Dieſelbe den Jagd-
Zeug oder die Tuͤcher auff offene Bau-
er-Wagen in Miſt-Leithern auffladen
laſſen werde, da nicht allein ſolche ver-
aͤchtliche Fuhre dem Jagd-Gezeug uͤbe-
len Geruch hinterlaſſen, ſondern auch
der Regen und Schnee demſelben Feuch-
tigkeit, und Verſtockung verurſachen,
auch bey dem Auffladen, und Abfuͤhren,
die Tuͤcher an denen Leitern hier und dar
hangen bleiben, und groſſe Loͤcher darein
reiſſen, oder wenigſtens oͤffters die Raͤ-
der darein ſchleiffen, und mit gezweckten
Schuhen darauf herumb gelauffen wer-
den wuͤrde, daß auf ſolche Art wohl der
Herrſchafft bey einer Jagd mehr Scha-
den, als Nutzen geſchehen koͤnte, ſo nicht
nur durch die Zeug-Wagen verhuͤtet
wird, ſondern es ſtehet auch ruͤhmlicher,
wenn Jagd-Gezeug Fuderweiß ordent-
lich gehalten wird. Habe alſo hier ei-
nen ſolchen Zeug-Wagen beſchreiben
wollen, und iſt derſelbe ſonſten denen
Raͤdern nach meiſt 2. und eine halbe Elle
hoch, und ſo lang, wie ein Brett, nem-
lich 8. biß 9. Ellen: Der Kaſten andert-
halb Ellen hoch, anderthalb Ellen breit,
mit Unterzuͤgen, daß er ſich nicht biege.
Der Kaſten A. muß mit duͤnnen Bret-
tern wohl zuſammen geſpuͤndet, und ge-
fuͤget ſeyn. Lit. B. ſind zwey eyſerne Buͤ-
gel, hinten und vornen, mit wildem
Sau-Leder umbzogen, daruͤber wird ei-
ne leichte Stange oben Lit. C. angeſtecket,
damit die Plane oder Decke von Trillicht
Lit. E. vor Regen, Schnee oder Wind,
uͤber den Zeug gezogen, und gedecket
werden koͤnne: hinten und vorne werden
gantze Sau-Haͤute, wie Vorleder oder
Vorhaͤnge gemachet, die man unten zu-
ſchnallen, auffheben und fallen laſſen
kan, damit nichts naſſes einſchlage. D.
ſind zwey Kaſten zu beyden Seiten des
Wagens feſte angemachet, darinnen man
die groſſe und kleine Heffteln nebſt Pro-
viant
oder kalter Kuͤche, und die Flaſchen,
auch ander Geraͤthſchafft, als Wagen-
Winde, Rade-Hauen, Aexte oder Beil,
Schnitte-Meſſer, Boͤhrer, Meiſſel, Ham-
mer und Zangen, Stricke und Naͤgel
haben kan: Dann wenn in Heyden was
entzwey bricht, ſo kan man nicht gleich
alles haben, ſondern muß ſich ſelbſt helf-
fen, wie leicht zu erachten. Auff ſolchem
Zeug-Wagen nun werden gefuͤhret drey
vorherbeſchriebene Hohe Tuͤcher, und
bey jedem Tuch deſſen Furckeln, und groſ-
ſe Hefftel, ſo, daß erſtlich ein Tuch mit ſei-
nen Furckeln und Heffteln geleget wird,
dann wieder ein ſolch Tuch, Furckeln und
Hefftel, biß letzlich das Dritte auch ſo ge-
leget wird, welche drey Tuͤcher, oder ein
Fuder Zeug 480. Schritt machen, und
werden davor theils vier, auch ſechs
Pferde geſpannet: Nachdem das Vieh,
der Weg, und das Kleiß ſchwer oder
E e 2leicht.
[220]Vierdter Theil/
leicht. Derer hohen oder ſchmahlen Mit-
tel-Tuͤcher, weil ſie leichter ſind, werden
viere auff einen Zeug-Wagen geladen,
und kommt ein ſolcher Zeug-Wagen ſo
hoch zu ſtehen, wie folget:


  • Vor den Kaſten, runde eyſer-
    ne Spriegel und zwillichte
    Decke __ — __ — __ — __ 6. Thlr.
  • Vor das Geſtelle, Axen, Raͤ-
    der, und Zubehoͤr __ — __ 6. Thlr.
  • Vor Eyſern Beſchlag, der
    Raͤder, Vorder-Wage und
    Behoͤr. __ — __ — __ — __ 14. Thlr.
  • Vor Mahler-Arbeit __ — __ — __ 4. Thlr.
  • Kaͤme alſo der gantze Zeug-
    Wagen __ — __ — __ 30. Thlr.

Wann nun beſchriebener maaſſen der
auffgeladene Zeug fertig und auff die
Fluͤgel zu ſtellen gefuͤhret worden, muͤſ-
ſen die zwey groſſen Hefftel der Ober-
und Unter-Leine geſchlagen, und dieſe
um dieſelben, oder an einen Baum an-
gebunden werden: Wann nun das Tuch
abgefuͤhret iſt, werden die Ober- und Un-
ter-Leinen durch ſechs Mann feſte ange-
zogen und nach Gelegenheit an Baͤume
oder Hefftel, wie geſaget, gebunden, wor-
zu vier Mann gehoͤren: Beym Abfuͤh-
ren muͤſſen zwey Mann das Tuch aus-
ſchlagen: Vier Mann ſtoſſen mit dem
Pfahl-Eyſen Loͤcher, zwey Mann ſetzen
die Furckeln und heben das Tuch mit Ga-
beln auff: Vier Mann binden die Wind-
Leinen zu beyden Seiten eine innewen-
dig, die andere auswendig, und zwey
Mann pfloͤcken die Unter-Leine mit Haa-
cken an, daß der Wind das Tuch nicht
auffheben, oder was hinaus lauffen koͤn-
ne. So nun das Tuch abgefuͤhret, wird
das andere bey dem Wechſel angefan-
gen, abgetragen und an das vorigte ge-
knebelt: Der auff dem Zeug-Wagen ſte-
het, muß ſeine Schuh ausgezogen haben,
und wenn fortgefahren wird, muß er
im Ablauffen das Tuch mit dem Fuß
treten, daß es angezogen, doch aber im
Abfuͤhren nicht verdrehet werde, und al-
ſo wird ein Tuch nach dem andern abge-
fuͤhret, angezogen, und angebunden:
Die acht Mann zum Nachſtellen, ſtoſ-
ſen Loͤcher, ſetzen Furckeln, und heben
die Ober-Leine mit Hebe-Gabeln zu-
gleich auff in die Furckeln, wenn es aber
gefroren, und es nicht wohl in die Erde
zukommen, auch mit Spietzhauen nichts
zu thun iſt, muß man nach Staͤrcke der
Froſtbohrer, wie die Furckeln dicke,
ſcharffe Windbohrer mit guten ſtaͤhlern
Schneiden machen laſſen, umb damit in
der Stille in die gefrorne Erde zu kom-
men, innewendig da es ohne dieß dick Ge-
buͤſch hat, und der Wind nichts thun
kan, werden, ſoviel moͤglich, keine Wind-
Leinen gebrauchet, ſondern das Tuch
meiſtens auswendig angebunden; Wo
es aber nicht anderſt, muß ſolches hoch an
die Baͤume geſchehen, daß man ungehin-
dert reithen und gehen kan. Auff jedem
Fluͤgel muß der Hoff-Jaͤger voran rei-
then, umb den Zeug zu ſtellen anzuwei-
ſen, und durch ein paar Mann die von
Straͤuchern bewachſene Fluͤgel raͤumen
laſſen, auch wenn ein Hefftel oder Haa-
cken fehlen ſolte, ſolchen anſchaffen: Der
Zeug-Knecht, ſo die erſte oder aͤlteſte
Dienſte gethan, bindet die Haupt-Leine
zum erſten, der Andere, welcher vornen
anziehen und anbinden laͤſſet, folget dem
Rang, der Dritte nechſt dieſem iſt, wel-
cher nachſtellet: Der Vierdte, welcher die
Wind-Leinen anbinden laͤſſet; Und der
Fuͤnffte oder juͤngſte, der die Anpfloͤcker
commandiret, und das ſind fuͤnff Zeug-
Knechte, und dieſe muͤſſen 24. biß 30. Jagd-
Leute mit ſechs Hebe-Gabeln, vier
Schlaͤgeln, als zwey hinten und zwey vor-
nen, und zwey eyſern Sticheln zu Loͤchern
bey ſich haben, wo anderſt das Stellen
geſchwinden Fortgang haben ſoll, ohne zu
Wind-Leinen, und beym Anpfloͤcken, de-
ren an jedem Ort zwey Schlaͤgel ſeyn
muͤſſen. Und ſo wuͤſte wohl meines er-
achtens nichts mehres, was zum ſtellen
und abfuͤhren noͤthig zu errinnern waͤ-
re, als wann der Zeug gehoben werden
ſoll, ſo heben die Leute mit Gabeln die
Ober-Leine von den Furckeln, und werf-
fen das Tuch ab, loͤſen die Ober- und Un-
ter-Leinen, ingleichen die Wind-Leinen
von denen Heffteln, ſchlingen jedes ab-
ſonderlich, knebeln die Wechſel loß, tragen
die Furckeln und Hefftel zuſammen, und
laſſen es parat liegen. Alsdenn wendet
der Zeug-Wagen umb, und faͤhret auf
den Fluͤgel neben den Tuͤchern gantz ſach-
te hin, und wird das Tuch von hinten
zu darauff geleget: Worbey einer auff-
ſteiget, und die andern helffen ſolches
nachtragen, biß das Tuch zu Ende;
Dann werden deſſen gehoͤrige eylff Fur-
ckeln, und vier groſſe Hefftel zu Ober-
und Unter-Leinen auf das Tuch geleget,
und hierauf, wie gemeldet, das andere
und dritte Tuch auffgenommen, biß der
Wagen beladen, der alsdenn wiederumb
zur
[][]

[figure]

[]

[figure]

[][221]Von dem Jagd-Gezeug.
zur Verwahrung an Ort und Stelle
hingeſchaffet wird; Nach geſchehener Ar-
beit kan man ſich auch ein gutes Stuͤnd-
gen machen.


Von dem Lauff-Tuche.


Solches Lauff-Tuch hat den Namen
erhalten theils wegen des von einander
und wieder zuſammen lauffens, theils
wegen der darhinter ſich verbergenden
Jagd-Leute, und der eyſernen Ringe,
welche an der Ober- und Unter-Leine,
einem Vorhange gleich, wie vor einem
Theatro, hin und wieder lauffen, oder
weil es an dem Lauff-Platz vor dem Ab-
jagungs-Fluͤgel die Quere vorgeſtellet,
und ſo es auffgezogen, das Wildpraͤth
daſelbſt durchlauffet, und der Herrſchafft
zum Ausſchieſſen vorgejaget wird, wie
ich derſelben eines allhier vorgezeichnet
habe; Dieſes Lauff-Tuch nun, welches,
wie gedacht, einem Vorhange einer Co-
mœdie
gleichet, oder wenigſtens zum
Gleichniſſe vorgeſtellet werden kan, iſt
eben ſo lang und hoch im Stellen mit al-
ler Zubehoͤr, wie die Hohen Tuͤcher, es
haben auch die Furckeln, groſſe und klei-
ne Hefftel, Ober- und Unter-Leine, nebſt
Wind-Leinen dergleichen Staͤrcke, wie
vor gemeldet. Es wird auch, wann das
Jagen noch zu iſt, gleich einem hohen Tu-
che, an den Ort, wo der Lauff-Platz
kommen ſoll, geſtellet, und kan man wohl
auch eines von denen hohen Tuͤchern hier-
zu gebrauchen: Nemlich weilen die Laͤn-
ge 200. Ellen austragen ſoll, ſo laſſe man
allezeit die Leinewand, oder das Tuch, bey
40. Ellen von oben biß unten von ein-
ander ſchneiden, und an dieſe Oerter
rechte Wechſel mit Knebel und Ringe
machen, alſo kommen vier gantze Wech-
ſel, und an jedem Ende ein halber, doch
muß an denen Wechſeln das noͤthige uͤ-
ber einander gehen und beſaͤumet wer-
den; Weiln nun in der Laͤnge was abge-
het, darff ſolches nur mit neun Furckeln
und mit ſo viel Wind-Leinen eingethei-
let werden. Wann nun das jagen ſoll
geoͤffnet, und das Wild heraus gejaget
werden, muͤſſen zuvor alle die Knebel
loß gemachet, und bey A. und L. an je-
des Ende ein Mann, bey C. E. G. I. aber
an jeden Ort zwey Mann geordnet wer-
den, daß ſie innewendig des Tuchs nach
dem Lauff zu beyden Wechſeln ſtehen,
damit, wann der Jaͤger-Meiſter mit dem
Huth wincket, das jagen auffzumachen,
dieſelben geſchwinde mit dem Tuch lauf-
fen, und es auffziehen moͤgen, und lauf-
fen der von A. und C. nach B. der ande-
re von C. und E. nach D. einer von E.
und G. nach F. Einer von G. und I. nach
H. die am Ende L. und I. aber nach K.
ſo iſt denn alſo das Tuch zuſammen ge-
lauffen, wie in vorigtem Abriß zu erſe-
hen. Die Kerls, ſo es auffgezogen haben,
wickeln ſich in das Tuch und ſtehen ſtille
innewendig nach dem Lauff: Sehen aber
mit dem Kopff allezeit nach dem Jaͤger-
Meiſter, ob ſie auff- oder zuziehen ſollen,
uñ damit es deſto geſchwindern Fortgang
habe, wird an jedem Wechſel bey einem
Mann ein ſchwaches Staͤblein eingefaſ-
ſet, welcher es daran oben und unten zu
gleich im Ringe ziehen kan, auch wird
die Unter-Leine nicht angepfloͤcket, ſon-
dern vielmehr bey C. E. G. I. etwas un-
terleget, daß die Ringe deſto beſſer lauf-
fen koͤnnen, weswegen ſolches auff einen
ebenen Platz zu machen, woſelbſt alles
hinderliche Graß geraͤumet werden
muß.


Von den Tuͤcher-Lappen.


Wann man unverhofft an den
Graͤntzen Wildpraͤth ſpuͤhret, das ſeinen
Wechſel daruͤber hat, oder auch ſonſten
einige Woͤlffe oder Sauen beym neuen
Spuhr-Schnee in Gedickichten und Be-
haͤltniſſen eingekreiſſet worden, ſind die
Tuͤcher-Lappen in ſolcher geſchwinder
Eyl eine herrliche Erfindung, mit den-
ſelben uͤber Berg und Thal, Bruͤcher
und Moraͤſte zu ſtellen, und ohne groſſe
Verhinderung ſehr nuͤtzlich zu gebrau-
chen: Wie ich dann bey Beſchreibung
vom wuͤrcklichen Jagen von deren Ge-
brauch genungſam handeln werde. Sol-
che Tuͤcher-Lappen nun, worvon ich hier
ſage, und welche ich auf vorhergehendem
Blate auffgezeichnet habe, werden
Bund-weiß auf Haacken genommen,
und auff die Art abgelauffen, oder be-
ſtellet; Und weil ſie von Leinewand ge-
E e 3machet
[222]Vierdter Theil/
machet ſind, und als kleine Schuͤrtzen
abhangen, werden ſie Tuͤcher-Lappen ge-
nennet. Es gehoͤhren aber zu einem
Bund Tuͤcher-Lappen eine Leine von 40.
gedoppelten Schritten oder Hundert
Ellen lang, eines kleinen Fingers dicke,
und kommt ſolche Leine an Gelde ohn-
gefehr einen Thlr. daran die Lappen an-
genehet, und wieder ſo breit ledig gelaſ-
ſen, und ſolches wechſelsweiſe conti-
nui
ret wird, an jedwedem Ende der Lei-
ne aber muͤſſen zum Anbinden keine Lap-
pen angenehet werden, ſondern es muß
die Leine drey Klafftern laͤnger ſeyn, an
deren einem Ende wird ein ſtarcker Haa-
cken ein paar Ellen lang und von Buͤ-
chen-Holtz angeſchlinget, an dem andern
Ende aber ein von ſolchem Holtz ſtarck-
gemachter Hefftel oben mit einem Ring
beſchlagen. Die Lappen betreffend, ſind
ſelbige von grober, jedoch von weißge-
bleichter Leinewand, worauff in der
Mitten des Herren Wappen oder Na-
me, auch die Jahrzahl mit ſchwartzer
Oehl-Farbe gedrucket iſt, welches ſo fe-
ſte haͤlt, weil etwas daran iſt, und fein
bundſcheckigt ausſiehet, das Wild abzu-
ſchrecken. Jhre Breithe iſt ¾ Elle, und
hanget 1½ Ellen herunter. Solche
Lappen, wann ſie nicht umbher mit ei-
nem Saum umbnehet waͤren, wuͤrden
ſich auff denen Wagen, Furckeln und
Straͤuchern durch den Wind leicht ab-
drollen oder abſchaben. Koͤnte aber
hierzu ¾ breite Leinwand abſonderlich
beſtellet werden, haͤtte man die Muͤhe
nicht zu beſaͤumen: Von gebleichter weiſ-
ſer Leinewand aber muͤſſen ſie ſeyn, da-
mit ſie deſto mehr im Wald durch die dun-
ckele Dickigte ſchimmern und hierdurch
umb ſoviel beſſer das Wild abſchrecken
koͤnnen, und damit es mit dem Lappen
und dem Stellen gantz leiſe und ſtill zu-
gehe, kan man die Leine anziehen, umb
die Baͤume oder Stengel, dadurch man
ſtellet, einmahl umbwinden, ſo darff
man nicht mit einſchlagen der Haacken
und Hefftel, oder Furckeln ſoviel Pochens
auff der Erden machen, welches zumahl
beym Froſt weit zu hoͤhren iſt, und da-
durch viel verſcheuchet wird. Die Fur-
ckeln hierzu ſind meiſtens drey Ellen lang,
mit welchen die Lappen einfach zu ſtel-
len und oben mit einem Ring und Ker-
be zu verſehen ſind. Wann aber da-
mit gedoppelt uͤber einander an den Tuͤ-
chern zu ſtellen iſt, wegen des Roth-Wild-
pꝛaͤths, oder anderer Urſachẽ halben, nach-
dem daran viel gelegen, (dann oͤffters
nur erſt anfaͤnglich mit lauter Lappen
umbſtellet wird,) alsdenn muͤſſen die
Furckeln 4½ Elle lang ſeyn, umb oben
Lappen, und in der Mitten in einer Ker-
be auch Lappen auffzuhaͤngen, und al-
ſo dem Wilde ein Blendwerck zu ma-
chen. Damit es nun deſto geſchwin-
der fortgehe, muß hierzu ein Zeug-
Knecht und vier Mann ſeyn, als zwey
zum Loͤcher machen, zwey zum Furckel-
ſtoſſen, und der, ſo nachſtellet, ſonderlich
ſollen an die Wechſel die Lappen wohl auf-
gehaͤnget werden, daß es dem Wil-
de vor den Kopff ſcheinen kan. Da-
fern das Stellen im Walde geſchie-
het, und man gerne ſtille auffſtellen wol-
te, kan man an einem Strauch mit bin-
den den Anfang machen, an den eiſern
Ring bey dem letzten Lappen anſchleif-
fen, und auf die Art des andern Bun-
des-Leine geduppelt durch den Ring ſte-
cken, alſo feſte umbſchlingen, und den
Pflock hangen laſſen, ſo kan man ferner
ſtellen. Wann nun ein Winckel geſtel-
let werden muß, ehe es abgelauffen, ſo
windet man umb einen Baum herumb,
ziehet ſo weit an, und laͤſſet Jemand hal-
ten, biß es vollends abgelauffen, und
angebunden iſt; Den Haacken ohne Schla-
gen gemach in die Erde zu bringen, ſe-
tzet er die Spitze ruͤckwaͤrths, und ſpan-
net die Leine, faſſet den langen Stiehl in
die lincke, das andere Ende aber in die
rechte Hand, und ſetzet den Fuß in
Zwieſſel, drucket mit ſelbigem, und waͤ-
get mit beyden Armen mit den Enden
hin und her, als ob man bohret, ſo zie-
het ſich die Leine mit dem Haacken biß an
Zwieſel ſelber in die Erde, welches mit
kleinen Netzen auch geſchiehet, und kommt
ein Bund Tuͤcher-Lappen in allen ſo viel
zu ſtehen:


  • Anderthalb Schock Ellen
    ſchmahle Leinwand, die
    Elle a 1. gl. 8. pf. 4. thlr. —
  • Dem Mahler vor 60. Wap-
    pen Wechſelsweiſe zu
    mahlen, das Stuͤck a 4. pf.1. thlr.—
  • Vor die Leine 80. Schritt
    lang, nebſt zwey eiſernen
    Ringen 1. thlr.—
  • Schneider-Lohn 12. gl.
  • Machet alſo ohne Haacken
    und Furckeln 6. thlr. 12. gl.

Jedoch kan an manchen Orten ſolches
vielleicht wohlfeiler kommen.


Von
[223]Von dem Jagd-Gezeug.

Von Pantzern und Jacken.


Gleichwie im Kriege und in denen
Feldſchlachten die ſchwere Reuterey zur
Defenſion der andern, und umb deſto
beſſer anzugreiffen, mit Pantzern, Colle-
ten, und Harniſchen verwahret wird.
Alſo hat man bey der Jagd dergleichen
Pantzer oder Jacken vor die groſſen
ſchwerfaͤlligen Engliſchen Hunde erfun-
den, ſo ihnen anzulegen, wann ſie an
die hauende Schweine gehetzet werden,
damit ſie nicht ſo leichte zu Schaden
kommen moͤgen. Es werden aber die-
ſelben auswendig von ſchwartzem oder
braunem Barchent gemacht, und mit fe-
ſter Leinewand unten ausgefuͤttert, mit
Haaren oder Baumwolle wohl ausge-
ſtopffet, und gantz durchnehet, unter dem
Bauch und der Bruſt aber ſind ſolche
nicht ausgeſtopffet, ſondern, weil es da
am gefaͤhrlichſten, werden ſolche daſelbſt
mit Fiſchbein ausgeleget, und mit eitel
Neſſel-Loͤchern hart an einander mit
vieler Arbeit ausgenehet, daß es wie ein
Pantzer feſte wird. Man muß bey de-
nen Seiten-Fluͤgeln, wegen der Hintern-
Laͤuffte das rechte Maaß nehmen, und
dieſelben umb die Vorder-Schenckel mit
Ermeln verſehen. Es werden ſolche o-
ben auff dem Ruͤcken durch Schenckel
und Neſſel-Loͤcher mit Riemen ange-
geſchnuͤret, wann ſolche Pantzer beſchrie-
bener Maaſſen vor dergleichen unbehen-
de ſtarcke Hunde nicht waͤren, wuͤrde
man keine derſelben Hunde vor denen
hauenden Schweinen lebendig erhalten:
Wenigſtens kaͤmen ſie lahm oder gebrech-
lich von der Fecht-Schule zuruͤck, oder
ſchleppten das Eingeweyde hinten nach;
Weiln ein ſolches Schwein oͤffters die
Hunde in die Hoͤhe wirfft, und durch-
bricht, ſo, daß einer hier, der andere
dort auff der Wahlſtatt liegen bleibet.
So nun eine Zeitlang dieſer Pantzer ge-
brauchet wird, kan man ordentlich viele
Riſſe und Schlaͤge darauff ſehen, weiln
derſelbe manchen Schaden verhuͤthet,
und die Hunde beſchuͤtzet, welches eine
treffliche Huͤlffe iſt, eines groſſen Herrens
Cammer- oder Leib-Hund beym Leben
unverletzt zu erhalten. Die leichten Zwit-
ter oder Cours-Hunde, von welchen ich
oben auch gehandelt habe, und die in die-
ſem Stuͤck der leichten Reutherey oder
denen Dragonern vergliechen werden
koͤnnen, beduͤrffen wegen ihres ſchnellen
Lauffs, und weil ſie nur zum Einhohlen
und Auffhalten gebrauchet werden, der-
gleichen Habit nicht, als welcher ſie nur
hindern wuͤrde.


Vom Jagd-Gezelt oder Schirm der Herrſchafft.


Jch haͤtte bald eines der vornehm-
ſten, und noͤthigſten Geraͤthſchafft ver-
geſſen, nemlich eines Schirms, worin-
nen die zur Jagd begieriche Herrſchafft
mit allen anweſenden Cavalliers, Dames,
und Frauenzimmer beym Abjagen auf
dem Lauff-Platze das getriebene und vor-
gejagte ankommende Wild mit beſondern
Freuden erwarten, und daſelbſt nicht
nur durch unterſchiedliches Geſchoß, groß
und klein Wildpraͤth faͤllen und erlegen,
ſondern auch nach geendigter Jagd, zu-
mahl bey Anweſenheit frembder Herr-
ſchafft, oͤffters herrliche Jagd-Panquete
und Gaſtereyen praͤchtig ausrichten laſ-
ſen, und darinnen in dieſem Stuͤck ſich
was beſonders reſerviren. Die eigend-
liche Beſchaffenheit dieſer Civil Archite-
ctur
beſtehet von Kiefern Holtze, geſchnit-
tenem leichten Zimmer, welche von 6. Zoll
ins vierkandigte reinlich beſchlagen und
behobelt, folglich auch accurat und ſcharff
verbunden ſeyn muͤſſen; Zum Grund
werden kleine Schwellen geſtrecket, dar-
auff ohngefehr drey Ellen hoch ein Un-
ter-Stockwerck auff Saͤulen geſetzet,
und mit Balcken und Riegeln verwahret
wird; Alsdann kommt der Fußboden,
mit leichten Brettern geſpuͤndet, auff wel-
chen der Saal vier Ellen hoch zu ſtehen
kommt, vornen, und hinten wird unter
beyden Giebel-Enden eine Thuͤre und
eine doppelte Treppe gemacht, und end-
lich das Tach von geſchnittenen leichten
Latten auffgeſetzet. Dieſes alles wird
mit gruͤnem Parchent, Trillicht, oder an-
derm gruͤnen woͤllenen oder leinen ge-
faͤrbten Zeuge fein glatt bezogen; Das
Holtzwerck ſoll jedes abſonderlich, wie es
ſich ſchicket, numeriret und mit eiſernen
Schrauben feſt wie ein Zeltbett, oder
Feld-Tiſch zuſammen geſchraubet wer-
den.
[224]Vierdter Theil/
den. Das Tach aber wird, wie ein Krie-
ges-Zelt, mit Leinchen angezogen, und
unteꝛwaͤrts beveſtiget, daß es nicht zu meꝛ-
cken; Auf die beyden Giebel kommen ver-
guldte Zierathen, oder Knoͤpffe zu ſtehen;
Die Groͤſſe, Laͤnge, und Breite richtet
ſich nach des Principalen hohen Gefallen,
und Proportion des Abjagens, ſonder-
lich des Lauff-Platzes, und muß ſolches
manierlich angeordnet werden, damit es
nicht zu groß, auch nicht gar zu ſchwach
oder klein ſey. Alles nun, was zu ſol-
chem Schirm gehoͤret, muß auff Wagen
geladen, und ebenfalls im Zeug-Hauſe
nebſt anderm Jagd-Gezeug, zu fernerm
Gebrauch wohl verwahrlich aufgehoben
werden. Wie ich dann auch dieſen
Schirm, umb ſolchen beſſer in Augen-
ſchein zu nehmen, hier beyfuͤgen wollen.


Von denen Hirſch-Netzen.


Daß die Netzen und Garne, Fall-
ſtricke oder Schlingen eine Uhralte Er-
findung ſeyn, mit welchen die Menſchen
dem Wild heimlich nachſtellen, und ſol-
ches vermittelſt der erſelben fangen, hier-
von werde ſonder zweiffel in meiner Vor-
rede ausfuͤhrlich geredet haben; Es be-
dienet ſich auch dererſelben die Heilige
Schrifft hin und wieder zu Gleichniſſen,
daß alſo hieraus fuͤglich zu ſchlieſſen, daß
die Netze aͤlter, als die Tuͤcher ſeyen.
Die Hirſch-Netzen nun, wovon ich nach
dem Range dererſelben hiermit den An-
fang von allen Netzen machen will, wer-
den durch den Seyler aus tuͤchtigem
Hanff, ſo durch die grobe Hechel erſtli-
chen gezogen, daß das grobe Werck mei-
ſtens herunter koͤmmt, gemachet; Es ge-
brauchet aber der Seyler zu einem Hirſch-
Netze, welches wie ein Tuch 80. gedop-
pelte oder 160. einfache Wald-Schritte
im gehoͤrigen Buſem ſtellet, ein und
zwantzig Skein guten Hanff, und wird
das Garn hierzu geſponnen, doch nicht ſo
ſehr gedrehet, damit ſolches, wann es
naß wird, nicht zuſammen lauffen moͤge;
Und werden hiervon die Leinchen eines
kleinen Fingers dicke neunſchaͤfftig oder
neunfaͤdenich geſchlagen, auch durch das
Waſſer etliche mahl gezogen, und pro-
bi
ret, ob ſie zuſammen lauffen oder ſich
ringeln: Dann werden dieſe Leinchen
auf ſehr groſſe Strick-Nadeln gewun-
den, uͤber ſonderliche Baͤncke durch zwey
Mann mit allem Fleiß ſtarck angezogen,
damit ſich die Knothen feſte verziehen.
Jhr Modell zu denen Schmoſſen iſt acht
zoll breit, und wird eine Schmoſſe acht
Zoll ins vierkandigte, oder wann ſie aus-
gerecket iſt, 16. Zoll lang, nehmlich von
einem Knothen zum andern, in der mit-
ten aber ſind zwey Knothen beyſammen,
und gehoͤret groſſer Fleiß hierzu. Der-
gleichen Schmoſſen muͤſſen zu einem ſol-
chen Hirſch-Netze zwantzig biß vier und
zwantzig hoch ſeyn, die Ober- und Un-
ter-Leinen muͤſſen ſo ſtarck als an den
Mittel-Tuͤchern und von zwantzig Fa-
den geſchlagen ſeyn. Das Garn oder
geſtrickte Netze der kleinen Leinchen muß
ja von gutem Hechel-Hanff gemachet,
und die Enden der Leinchen jedesmahl
wohl geſpieſſet ſeyn. Weiln oͤffters,
wann zwey biß drey Stuͤck Wild einfal-
len, das Netze viel halten und ausſtehen
muß. Die Furckeln hierzu ſind von mit-
telmaͤſſiger Staͤrcke, und vier guter El-
len lang, welche man gerne von duͤrrem
Fichten- oder Kiefern-Holtz, wo man keine
Tannen haben kan, machen laͤſſet, weil
alles duͤrre Holtz leichte. Oben auf muß,
biß auf die Helffte eine gerade Kerbe ein-
geſchnitten ſeyn, daß die Ober-Leine vom
Netz darauf haffte: Wann nun ein Wild
ins Netz lauffet, da es nichts ſiehet, und
das Garn anruͤhret, ſo ſchlaͤget die Ober-
Leine nach der Unter-Leine zuꝛ Erden, daß
ſolches in Buſem verwirrte Wild uͤber
die Leine ſich wirfft und auf beyden Sei-
ten nicht wieder heraus kan. Des Sey-
lers Macher-Lohn vor alle Arbeit des
gantzen Netzes, mit aller Zubehoͤr ma-
chet Neunzehen Thlr. und wieget ein
ſolch Netz ohngefehr fuͤnff Centner:
Wann man auch vor den noͤthigen
Hanff an 21. Stein mit allen Unkoſten
30. Thlr. giebt, und 20. Thlr. Arbeits-
Lohn, daß machet in allen doch 50. Thlr.
Das uͤbergebliebene Werck kan dennoch
in der Wirthſchafft zu Brunnen- oder
Schiff-item Schneide-Muͤhl-Seylen,
und andern Straͤngen, Leinen und Stri-
cken gebrauchet werden. Es gehoͤren
auch hier zu dem Hirſch-Netze eilff Fur-
ckeln, und zwey groſſe ſtarcke Hefftel,
und muͤſſen die Furckeln innewendig ge-
ſtellet werden. Wo das Wild herkom-
men ſoll, und die Kerben auswendig,
daß
[225]Von dem Jagd-Gezeug.
daß das Netze wohl abfallen kan, und
der Buſem wohl uͤber das Wild ſchlage,
ſonderlich auf dem Stell-Fluͤgel fein ge-
rade, daß ſolches wohl ablauffen koͤnne.
Dann mit Netzen, welche fangen ſollen,
muͤſſen keine Winckel geſtellet werden,
ſonſt kan die Ober-Leine nicht nach
Begehren auf die Unter-Leine fallen,
und alſo nichts einfangen, wie leicht zu
gedencken.


Von denen Sau-Netzen.


Nach denen Hirſch-Netzen folgen in
der Ordnung billig die Sau-Netzen,
und ſolte man hier meynen, daß die vo-
rigten Hirſch-Netze hierzu auch gebrau-
chet werden koͤnten, welches auch bey vie-
len Adelichen Herrſchafften, ſo die Ober-
und Nieder-Jagden haben, practiciret
wird: Jedennoch aber hat man aus vie-
len Urſachen hierzu abſonderliche ge-
machte Sau-Netzen, derer Schmoſſen
umb zwey Zoll enger, und die Leinchen,
darvon das Garn geſtricket iſt, etwas ſtaͤr-
cker ſind, weiln ſie groſſe Gewalt aus-
halten muͤſſen: Jhre Laͤnge iſt ebenfalls
80. gedoppelte Wald-Schritt, wie der
andern, und weiln oͤffters ein ſtarck Ru-
del Sauen von Bachen und Friſchlin-
gen in vollem Currier zugleich auff ein-
mahl hinein lauffen, und alſo wielmehr
Buſem haben muͤſſen, ſoll daſſelbe billig
zum wenigſten dreyßig Schmoſſen hoch
ſeyn; Und weiln die Sauen ſpitzige Ruͤſ-
ſel haben, rund und ſtarck ſeyn, muͤſſen
die Schmoſſen umb ſo viel deſto mehr
uͤber der Ruͤck-Banck feſte gezogen wer-
den, deren Modell 6. Zoll breit und ſo
viel lang ins gevierdte iſt. Die Furckeln
hierzu ſollen zwaꝛ wohl ſo ſtarck, als die vo-
rigten beſchrieben, alleine weit niedriger,
als dieſelben, und nur 2. und eine halbe
Elle lang ſeyn, weiln die Sauen nicht
uͤberſpringen, ſondern nur in der Dum̃-
heit gerade zu lauffen, und durchbre-
chen wollen: Dargegen aber kan das
Roth-Wild deſto beſſer uͤberſetzen, und
werden eben auch, wie die Hirſch-Ne-
tze, fein gerade mitten auf die Fluͤgel
geſtellet. Damit es aber fein geſchwin-
de mit dem Netze-ſtellen zugehen moͤge,
muͤſſen hierzu bey jedem Fluͤgel wohl
acht Mann ſeyn, nebſt zweyen Zeug-
Knechten, als zwey, welche das Netz im
Abfuͤhren abſchlagen; Zwey Mann mit
Schlaͤgeln, welche die Hefftel einſchlagen;
Zwey Mann, ſo mit den Sticheln Loͤ-
cher machen; Und zwey Mann zu Fur-
ckeln ſetzen. Wann es muͤglich ſeyn kan,
muͤſſen die Ober- und Unter-Leinen ſtarck
angezogen, und an Baͤume gebunden
werden, ſonſten wann, wie gemeldet,
ſtarcke Sauen einbrechen, reiſſen die
Hefftel oͤffters aus der Erden, und die
Sauen lauffen darvon, daß man nichts
als Schimpff und Schande darvon hat:
Und was das vornehmſte iſt, ſo koͤnnen
die Bauern gar leicht das Wild verjagen,
abſonderlich wann ſie in der Stallung
herumb lauffen, und Furckeln oder Heff-
tel hauen wollen; Jngleichen iſt ſchaͤnd-
lich, wann ſie von drey oder vier Netzen
zuſammen kriechen, die Netze alleine laſ-
ſen, wie oͤffters geſchiehet: Ferner ſind,
ſo wohl dieſe, als vorigte Hirſch-Netze
gar nuͤtzlich, wann die Sauen ins enge
getrieben ſind, dann alsdenn koͤnnen ſol-
che Netzen innewendig im jagen an den
Tuͤchern herumb geſtellet, und oben auf
die Furckeln geleget werden, ſo weit als
man mit Netzen reichen kan; Und muß
der Buſem fein glatt angezogen werden,
daß die Netzen an den Tuͤchern ſteif ſte-
hen, und das Wild, ſonderlich die Sau-
en, nicht durchſchlagen koͤnnen: Wel-
ches den Tuͤchern ſehr nuͤtzlich, dann die
Sauen meiſtens bey der Unter-Leine
mit ihrem Gewehr durchzukommen ver-
ſuchen; Jſt ſolche nun mit Haacken feſte
verwahret, ritzen ſie an der Leinewand
hier und dar, biß es ein Loch ſetzet, dann
ſtoſſen ſie mit dem Ruͤſſel loß, und fahren
zum Loch hinaus, welches man hernach
betruͤbt anſehen muß, wo aber die Ne-
tzen abwehren, bleibet es nach.


Von den Spiegel-Netzen und Prell-Netzen.


Die Spiegel-Netzen haben den Na-
men von dem Stricken, denn alles was
geſtricket wird, nicht zum Fangen, ſon-
dern nur zur Abwehrung, oder darzwi-
ſchen Buſen gemachet werden, als bey
Reb-Huͤhner-Wachtel- und Fiſch-Ne-
F ftzen,
[226]Vierdter Theil/
tzen, die heiſſen Spiegel-Netze, damit ſie
koͤnnen vor andern Netzen genennet wer-
den. Denn dieſe ſind vor den andern
Netzen gar leichtlich ſteiff zu ſtellen, gleich
den Tuͤchern. Doch koͤnte mancher wohl
ſagen, ſie wehren auch gut, wie vorige
Hirſch- und Sau-Netzen, den Tuͤchern
zu Huͤlffe zu ſtellen, allein, worzu die-
ſe gebrauchet werden ſollen, dienen jene
gar nicht, und worzu jene gebrauchet
werden, dienen dieſe nicht, darumb hal-
ten nur theils Herrſchafften 6. oder 8.
Stuͤck darvon, und ſtellet jedes ſo lang
und ſo hoch, als ein Tuch, darumb ich
dann dieſes ausfuͤhrlich zu beſchreiben,
fuͤr noͤthig erachte. Die Leinen ſind gleich
den hohen Tuͤcher-Leinen ſtarck, und
muß ich bekennen, daß ſolche Netze das
erſtemahl eine curioͤſe Herrſchafft und
Jaͤger-Meiſter inventiret und machen
laſſen, welche wohl achtung gegeben, wie
ſich die Thiere im Abjagen anlaſſen. Und
iſt noͤthig, ſolche Netzen, ſo weit der Lauff
gehet, auf dem Schwein-Hatz-Jagen
ſolcher Geſtalt herumb zu ſtellen, daß ſel-
bige ungefehr 2. und eine halbe Elle dar-
von innewendig abſtehen, darzu gehoͤren
dann ſo viel Furckeln, als zu des Lauffs
Tuͤcher und zu den Spiegel-Netzen noͤ-
thig ſeyn. Es koͤnnen auch eben die Fur-
ckeln, die zu den hohen Tuͤchern gebrau-
chet werden, darzu genommen werden.
Die Schmoſſen von dieſen Netzen ſind ſo
groß, als der Sau-Netzen ihre, und ge-
ſchiehet alles darumb, daß, wann ſie umb
einen Lauff ſo weit abgeſtellet werden,
daß dann zur Abjagens-Zeit darhinter
koͤnnen ein 100. Mann rund herumb an-
geleget werden; Und weiln dann oͤffters
ein gantz Rudel Sauen, ſo im Jagen ſeyn,
auf einmahl, wann das Jagen geoͤffnet,
heraus kommen, und ſelbige mit Raqve-
t
en, und dergleichen geaͤngſtiget und von
einander getrennet werden, ſo wollen ſie
mit aller Gewalt durchbrechen, dieſes a-
ber koͤnnen die Leute darhinter mit Ste-
cken und Gabeln gar leicht hindern.
Dann ſie koͤnnen ſolche mit Schlagen an
die Netze abwehren, daß ſie alſo nirgends
keine Ruhe haben, und gemeldte Leute
ſtehen gantz ſicher darhinter, und ſtehen
dieſelben Netzen ſo ſteiff, daß, ſo einer auf
dem Lauff eine Gefahr vor ſich ſehe, dar-
auf hinauff, wie auff einer Leither, lauf-
fen kan. Es gehoͤren auch Wind-Lei-
nen daran, bey jeder Furckel eine, aber ſie
duͤrffen nur 3. und eine halbe Elle lang
ſeyn, damit ſie oben koͤnnen hinuͤber an
des Tuches Furckel angebunden werden,
denn weiln ſie unten in die Erde geſtoſ-
ſen, und in der Mitten angehaacket iſt, ſo
kan ſie ſo viel ſteiffer und vor Gewalt fe-
ſte ſtehen; Sie waͤren auch eben ſo hoch
nicht noͤthig, daß die Sauen abgewehret
werden koͤnten, alleine, wie gemeldt, ſind
ſie darumb ſo hoch, damit mancher in
Noth, wenn die Sauen hinter ihm, ſich
darauf ſalviren kan, abſonderlich diejeni-
gen, ſo ſich zum fangen mit ihren Fang-
Eyſen anſtellen wollen, denn die ſtellen
ſich alſo nahe an den Netzen herumb, daß,
wann etliche Sauen noch zuſam̃en oder
ein hauend Schwein koͤmmt, ſie da auf-
treten, wann aber eine Bache, oder eine
ſolche koͤmmt, die ſie zu uͤberwinden ge-
dencken, ſie ſich herab begeben, und als
einen Mann mit dem Eyſen præſenti-
ren koͤnnen. Noch iſt eine Invention von
Netzen verhanden, deren die Herrſchafft
nuꝛ eines nothig hat, welches auch ſo lang,
als ein Tuch, und nur halb ſo hoch, auch
recht ſpieglicht geſtricket iſt, jedoch eben ſo
ſtarck an den Leinen, oder etwas ſtaͤr-
cker: Aber es wird nur zur Schwein-
Jagd gebrauchet, und abſonderlich, umb
die Sauen darmit von einander zu tren-
nen, denn es wird vor das Lauff-Tuch
10. Schritt geſtellet, daß deſſen Ober- und
unter-Leine durch die Wechſel hinaus ge-
hen, und wird dann ſehr ſtarck angezo-
gen. Seine Furckeln muͤſſen mit einer
eyſernen Gabel beſchlagen werden, die
was hoch iſt, daß die Leine von den
Sauen nicht daraus gelauffen werden
koͤnne, und muͤſſen auch ſehr ſtarck ſeyn,
wie jeder gedencken kan, und dann wird
dieſes Netz auf die Erde geleget, wann
nun die Sauen angefangen daruͤber hin
zu lauffen, dann ſie halten gerne eine lan-
ge und ſchmahle Reyhe, ſo laͤſſet es der
Jaͤger-Meiſter von beyden Seiten her
geſchwinde auf die Furckeln legen, ſich da-
ran nicht kehrende, ob noch viel zuruͤck
ſeyn, ſo beginnen ſie ſich darwieder zu ſtoſ-
ſen, und koͤnnen dann die andern nicht
nachkommen, muͤſſen alſo wieder umb-
wenden oder zuruͤck prellen, denn dar-
umb heiſſet es ein Prell-Netze, ſie ſalvi-
ren auch die Lauff-Tuͤcher, wann ſie ſte-
hen, denn es kan dann keine Sau wieder
ins Jagen kommen, weiln ihr der Paſſ
damit abgeſchnitten iſt, biß ſie alle gefaͤn-
gen ſeyn. Es gehoͤren bey jeder Furckel 2.
Wind-Leinen, die eine innewendig, die
andere auswaͤrts anzubinden, dann ſie
muͤſſen auf beyden Seiten feſt halten:
Jch
[227]Von dem Jagd-Gezeug.
Jch kan nicht umbhin dem geneigten Le-
ſer von des Seel. Herrn Johann Taͤn-
tzers Pag. 40. herausgegebener Inventi-
on
Nachricht zu geben, allwo er Par. 19.
meldet, daß er vor gut befinde, die Fur-
ckeln unten mit Gelencken zu ordiniren;
Und weiln Niemand innewendig gerne
das Garn auffheben wuͤrde, hat er zu
ſolchem Ende auf den Fluͤgel eine Winde
oder Haſpel verordnet, das Prell-Netze
geſchwind auffzuruͤcken, damit Niemand
wegen der Sauen in Gefahr kommen
moͤge; Weiln ſich die Leute darvor fuͤrch-
ten, und leicht Schaden nehmen koͤnnen,
daferne ſie in der Mitten ſolten ſtehen
bleiben, ſo aber hierdurch verhuͤtet wer-
den kan.


Von der Wild-Trage und Wage.


Die Wild-Trage iſt ein benoͤthigtes
Werck-Zeug, wann zur Hirſch-Feiſte-
Zeit, oder umb die Schwein-Hatze bey
einem Haupt-Jagen auff dem Lauff-
Platz beym Ausſtechen oder Ausſchieſſen
von der Herrſchafft und deren anweſen-
den Cavalliers und Dames das ſaͤmtliche
Hohe und Niedere Wildpraͤth, als Baͤ-
re, Hirſche, Thiere, Tann-Hirſche und
Tann-Wild, Schweine, oder Rehe ge-
ſchoſſen und getroffen worden, hin und
her gelauffen, gefallen, und in wunder-
lichen Poſituren hier und dar ziemlich als-
denn zerſtreuet von einander liegen, wird
dieſes Wildpraͤth (dann ſolche ha-
ben alleine die Ehre,) nach geendigter
Jagd durch die Wild-Trage mit vier
Perſonen behoͤriges Orts zuſammen ge-
tragen, und, wie gebraͤuchlich, nach dem
Rang geſtrecket, wie es anbefohlen, und
eines jeden Hofs gebraͤuchliche Manier er-
fordert. Solche Wild-Trage iſt gemei-
niglich ein Stuͤck von einem alten ab-
gegangenen ſchadhafften Hirſch- oder
Schwein-Netz, welches der Groͤſſe nach
als ein groß und breites Tiſch-Tuch, mit
eben ſolchen Moſchen und Fingersdicken
Leinchen uͤber die Banck geſtricket iſt,
zu beyden Seiten kommen zwey Stan-
gen von feſtem Holtz, Arms ſtarck, wel-
che billig gruͤn und weiß mit Farben an-
geſtrichen werden. Die Wage wird
nicht mit Schalen, ſondern wie eine
Schnell-Wage von ſtarckem Eiſen und
Ketten mit Haacken gemachet, auf deren
Balcken die Pfunde, Steine und Cent-
ner bemercket, nach welcher Schwehre
des Wildes das Gewicht vor oder hin-
terwaͤrts gehaͤnget wird.


Von dem Wild-Garn.


Wann ein Herr, welcher der Ho-
hen und Niedern Jagd berechtiget, zur
Erſpahrung der Unkoſten, keine Tuͤcher,
noch vorbeſchriebene Hirſch- oder Sau-
Netze ſich anſchaffen wolte: Gleichwohl
aber gerne manchesmahl aus ſeinem Re-
vier einen Hirſch, Wild, Sau oder
Reh, was ſich daſelbſt aufhalten moͤgte,
auff ſeine Tafel zu bekommen, wuͤnſchen
wuͤrde, demſelbigen ſolte wohl dieſes
Wild-Garn trefflich zu Nutzen kom-
men. Es ſind derſelben zweyerley, als
ſchwere, und leichte: Die ſchweren Wild-
Garne, wann ſie recht beqvem verferti-
get und Buſen-Reich eingetheilet werden
ſollen, muͤſſen hundert Schritt ſtellen,
und das Garn aus klarem und recht gu-
tem Hechel-Hanffe neunfaͤdenich ge-
ſchlagen, gemachet, die Schmoſſen in das
gevierdte 6. Zoll uͤber der Ruͤck-Banck
gezogen, 18. dergleichen Schmoſſen hoch
verfertiget, und die Leinen 20. Faden
ſtarck geſchlagen werden, ſo wiegt das
Netz uͤber drey Centner, und kommt faſt
an Gelde drey und dreyßig Thaler, acht
Groſchen, muß aber unumbgaͤnglich auf
den Wagen gefuͤhret werden, weiln ſol-
ches zu tragen zu ſchwer fallen ſolte. Ei-
ne andere Art ſind die leichte Wild-Garn,
ſo Kuppel-Netze genannt werden, wel-
che in Buſen 60. gute Schritt ſtellen;
Die Leinchen, darvon ſolche Garn ge-
ſtricket werden, ſind ebenfalls neunſchaͤff-
tig, doch kleiner, als die vorigen, geſchla-
gen, als eine Trommel-Leine dicke, aus
recht klarem ausgehecheltem Hanff, die
Schmoſſen kommen auch 6. Zoll ins Ge-
vierdte, und iſt ein ſolch Garn 16. ſolche
Schmoſſen hoch, und werden uͤber der
Ruͤckbanck die Knothen dichte zugezogen.
Die Ober- und Unter-Leinen kommen
ebenfalls von 20. Faden, aber doch duͤn-
F f 2ner,
[228]Vierdter Theil/
ner, als das vorigte: Am Gewichte
kommt eins uͤber anderthalb Centner,
und an Gelde ungefehr auff ſechzehen
Thaler zu ſtehen. Ein ſolch Netz kan
auff einem groſſen Haacken von drey El-
len lang gar fuͤglich von zwey Mann,
wie dorten aus dem Lande Canaan die
Kundſchaffer eine Weintraube fortge-
bracht, getragen werden; Koͤnnen auch
beyde einander im Auffſtellen, und Fan-
gen helffen, daß es keinem zu ſchwer fal-
len kan.


Von denen Wolffs-Netzen.


Dieſelbigen werden umb ein merck-
liches ſchwaͤcher gemachet, damit man
in der Eyl bey dem Neuling, oder friſch
gefallenen Spuhr-Schnee ſolche wegen
ihrer Leichte tragen und in der Eyl die be-
kreiſten Woͤlffe umbſtellen koͤnne: Sie
werden auch gefahren biß an den Ort
der Stallung, da ſie abgenommen, und
auf Haacken vom Stell-Mann getragen,
und nach der gehauenen Stallung abge-
lauffen werden. Sind auch ſonſten gar
beqvem uͤber Berg und Thal zu gebrau-
chen und damit ſowohl die raͤuberiſchen
Woͤlffe und die Luxe, als ſonſten ſchmahl
Wildpraͤth oder Rehe, und dergleichen
zu fangen: Sie ſtellen 40. gedoppelte
Schritt, und werden gleich anderm klei-
nen Hand-Zeuge auff Hacken von Bu-
chen- Holtz aufgenommen: Die Ober-
und Unter-Leine an jedwedem Ende,
welche dem Netze wohl zwey Klafftern
vorgehen, werden an den Haacken, und
deſſen Hefftel feſte angeſchlinget, und
werden dieſe Haacken und Hefftel gern
von weißbuchenem, oder feſtem hage-
dornen Holtze darzu gemacht, und oben
mit eyſernen Ringen beſchlagen: Die
Furckeln kommen viel duͤnner und leich-
ter, als vorigte geweſen ſind; Jhre Lein-
chen, darvon das Garn geſtricket, werden
von klarem Hechel-Hanff, von ſechs Fa-
den, als ein ſtarcker Federkiehl dicke zu-
ſammen gedrehet: Die Maſchen ſind ins
vierkandigte fuͤnff Zoll breit, und ſoviel
lang, und ſind zwantzig ſolche Maſchen
hoch, daß es alſo uͤber drey Ellen hoch
ſtellen kan, doch Buſem genung hat. Die
Leinen ſind faſt Daumensdicke ſtarck, von
achtzehen Garn-Faden, ſo auch von gu-
tem Hechel-Hanff ſeyn muͤſſen, weil es viel
ausſtehet, und kommt ein ſolch derglei-
chen Wolffs-Netze, ſo der Seyler den
Hanff bey ſeiner Koſt hierzu giebet, nach-
dem es lang und ſtarck ſeyn ſoll, ohnge-
fehr acht biß zehen Thaler: Jn Pohlen,
Schleſien und Boͤhmen wird man der-
gleichen Netze bey denen meiſten von A-
del antreffen, ſo ſich derer gebrauchen, und
nicht gerne viel Unkoſten an groſſe Zeu-
ge wenden wollen, darinnen ſie oͤffters,
zumahlen, wann ſie noch neu, wohl Hir-
ſche und Sauen zu fangen pflegen. Son-
ſten werden auch dieſe Wolffs-Netze ge-
brauchet, das Tannen-Wildpraͤth, oder
die Wildes-Kaͤlber, darinnen einzufan-
gen, und werden dergleichen bey ordent-
lichem Jagd-Zeug, biß etliche dreyßig in
Bereitſchafft gehalten, und verwahret.


Von denen Reh-Netzen.


Damit ich nun noch kleinere Jagd-
Zeug nach der Ordnung beſchreibe, fol-
gen nunmehro die Rehe-Netzen: Die-
ſelbigen ſind meiſtens 50. gedoppelte
Schritt lang, ihre Schmoſſen jede drey
Zoll lang ins vierkandigte, daß kein
Fuchs oder Haſe hindurch ſchlupffen
koͤnne: Jhre Leinchen, davon ſie geſtricket
werden, ſind von vier Garn dick geſpon-
nen, und werden dieſelbigen 16. Schmoſ-
ſen hoch gemachet: Die Schlag-Leinen
ſind von 12. Garn-Faden dicke und gehen
an jedwedem Ende ein Paar gute Klaff-
tern vor, an den Haacken, und Hefftel
zu binden, welche eben, wie das vorige
beſchrieben, von Haynbuͤchen- Holtze,
und die Furckeln fein leichte, doch alles
duͤnner gemachet ſeyn ſoll, damit ein
Mann ſolches tragen, und fuͤglich leicht
und beqvem ſtellen koͤnne. Wann nun
der Stell-Mann das Netze aufgebunden,
und den Hefftel in der rechten Hand,
auch das Garn zum ablauffen gefaſſet
hat und den Haacken verkehret auf der
lincken Schulter traͤget, ſo nimmt ein
anderer ihm den Hefftel und etwas vom
Netze vom Haacken, ſchlaͤget ein, oder bin-
det an, und laͤſſet den Mann mit dem
Netze ablauffen, dann wird ſolches ſcharff
angezogen, hinten nach ausgeſchlagen,
daß
[229]Von dem Jagd-Gezeug.
daß es recht ſtelle, und wieder ein anders
genommen, und ſo fort: Dieſe Netze ſind
die allerſchlim̃ſten, ein Revier von Rehen,
Fuͤchſen und Haſen gantz auszurotten,
zu vertilgen, und reine Arbeit zu machen:
Sind dahero ſehr dienlich vor die Herrn
Pacht-Leute, klein und groß zu fangen,
und ſolten ſolche Weyd-Leut nebſt derglei-
chen Netzen, die alles verwuͤſten, billig
verbothen ſeyn. Dieſe Rehe-Netzen wer-
den auf der Wolffs-Jagd auch gebrau-
chet, innewendig manchen argliſtigen
Wolff, oder ſchlauhen Fuchs, der nicht
gerne in Netze fallen will, ein Stratage-
ma
zu machen: Jndeme man damit hin
und her Winckel oder Haacken ſtellet, daß
ſie unverhofft gefangen, und erſchlagen
werden, wie hiervon beym Wolffs-Ja-
gen melden werde, dadurch iſt mancher
Wolff und Fuchs verfuͤhret worden, daß
er das Herauskommen vergeſſen hat. Zu
dem Reh-Jagen, und vor die Fuͤchſe ſind
ſolche am beſten, weiln ſonſten die Rehe
die Haſen-Netze entzwey reiſſen, darvon
ſpringen, und vieles fluchen bey dem Aus-
flicken verurſachen wuͤrden; Und ſind
deren ohngefehr achtzehen Stuͤck bey ei-
nem Jagd-Gezeug ruͤhmlich zu halten.
Man wird auf dem Lande bey denen von
Adel meiſtens dergleichen Netze antref-
fen, damit ſie groß und klein fangen koͤn-
nen, umb die Unkoſten zu erſpahren.
Ein ſolches Netze kommet mit aller Zu-
behoͤr, des Seylers Arbeit und Hanff
nicht uͤber ſechs Thaler in allem zu ſte-
hen.


Von denen Haſen-Netzen.


Dieſe ſind wohl mit allem Fug und
Recht die rechten Haſen-Moͤrder zu nen-
nen: Maaſſen durch ſelbige vermittelſt
einiger Jagd-Hunde oder Stoͤber die
arme Haſen ziemlich duͤnne gemachet
werden koͤnnen, und ſoll man von Rechts
wegen, ſolche anderſt nicht, als nur auf
denen Graͤntzen zu gebrauchen, erlau-
ben, wenigſtens nicht Jederman geſtat-
ten, ſolche zu mißbrauchen, weil hier-
durch alles ruiniret wird: Dieweiln aber
den kleinen Zeug zu beſchreiben verſpro-
chen, ſo habe auch hierinnen die Haſen-
Netze nicht uͤbergehen wollen. Sonſt iſt
ja wohl einem jeden Land-Mann ge-
nung bekant, daß dieſelben dergeſtalt leich-
te gemachet, daß ſolche, auf Haacken geho-
ben, ein mittelmaͤßigeꝛ Bauer-Junge zur
Jagd hinaus mit ſeinen Furckeln und
wieder heimb nach Begehren den gantzen
Tag tragen koͤnne. Ein ſolches Haſen-
Netz ſtellet gemeiniglich hundert Schritt
lang: Die Schlag-Leinen ſind von 9.
Garnfaden dicke, das Garn, woraus
das Netz geſtricket wird, iſt von ſtarckem
Bindfaden dreyſchaͤfftig: Die Schmoſ-
ſen ſind 3. Zoll ins vierkandigte, und das
Netz 16. dergleichen Schmoſſen hoch, je-
doch von gutem klaren Hechel-Hanff,
weil es ſonderlich auch vor die Fuͤchſe hal-
ten muß. Dem Seyler giebt man vor
ein ſolch dergleichen Haſen-Netz bey ſei-
ner Koſt und Hanff meiſtentheils vier
Thaler zu verfertigen: Die Haacken, Heff-
tel, und Furckeln, werden, wie bey den
Reh-Netzen beſchrieben, gemachet, doch
aber nach deroſelben Proportion umb ein
merckliches kleiner und leichter: Jnglei-
chen gehoͤren auch hierzu ein Paar eyſer-
ne Stichel, umb die Loͤcher in der Eyl zu
ſtoſſen, wie auch auf jeden Fluͤgel ein Paar
Schlaͤgel, die Hefftel hinein zu ſchlagen,
dann mit den Aexten ſchalmet ſolches zu
ſehr, daß die Haſen in Zeiten ausreiſſen.
Bey dem Stellen muß das Netz wohl
ausgeſchlagen werden, daß es nicht ver-
drehet wird, und deſto beſſer auffgeſtel-
let werden kan. Dergleichen Haſen-Ne-
tze pflegen die von Adel auf dem Lande
gemeiniglich zu haben, die Haſen zu fan-
gen, und zu verkauffen, und haben man-
che dergleichen 30. biß 40. Stuͤck. Solche
kleine Netze werden nur mit Strick-Na-
deln uͤber das Modell auf den Haacken ge-
ſtricket, welche zum theil auch von denen
Weyde-Leuten im Winter bey langer
Weile ſelbſt mit eigener Hand fabriciret
werden.


Von einem Lauſch-Netze.


Dieſes Wort Lauſchen oder Lauren
iſt von Alters her gebrauchlich, und be-
deutet auf etwas warten, ſich heimlich
verſtecken, und aufpaſſen, und iſt eine hin-
terliſtige Nachſtellung: Jſt alſo dieſes
Netz keine freye und redliche Invention,
F f 3ſondern
[230]Vierdter Theil/
ſondern mit allem Recht ein Diebiſch
Netz zu nennen, weil es ſo duͤnne von
Garn, und nur 50. Schritt zu ſtellen ge-
machet wird, auch ohne Haacken zuſam-
men gehoben wird, daß es in einem Ran-
tzen unvermerckt zu halten, und wie ich
glaube, mag es wohl ein rechter Haſen-
Dieb erfunden haben. Sonſten wird
es auch ein Licken-Netz genennet, weil es
in denen kleinen Feld-Hoͤltzern oder Ge-
ſtraͤuchern, in einer Luͤcke oder einem Loch,
und Schlupff-Winckel geſtellet wird, umb
die an denen Feldern an Straͤuchern
lang herunter geſtellten Federlappen
herbey kommende und in die Luͤcke, wel-
che offen ſcheinet, huͤpffende Haſen, oder
trabende Fuͤchſe in die Luͤcke zu ſchre-
cken, und alſo im Garn zu fangen. Da-
hero es den Namen erhalten, und muͤſ-
ſen hierzu ein Paar dergleichen Netze
ſeyn, umb in den Winckel zu ſtellen. Weiln
man nun oͤffters im Herbſt bey langen
Naͤchten, da der Haſe noch im Finſtern
ſehr ſpaͤt zu Felde, und fruͤhzeitig zu Hol-
tze gehet, nicht ſehen kan, ob was ein-
faͤllt, ſo gehoͤren an die Ober-Leine etli-
che kleine Schellgen, damit, wann die im
Fangen und Abſchlagen klingen, man zu-
lauffen, und das Gefangene heraus neh-
men kan. Das Garn iſt am beſten, wann
ſolches von gruͤnem feſten doppelten
Zwirn fein ſubtil gemachet iſt, daß man
es nicht kennen kan. Die Maſchen ſind,
wie bey den Haſen-Netzen, weil es aber
nicht hoch ſtellen darff, wird es nur von
neun Maſchen hoch gemachet. Seine
Furckeln ſind nur duͤnne Stell-Reiſſer,
etwan 1. und eine halbe Elle hoch, und
als ſtarcke Spieß-Ruthen dick: welche
nicht ſo viel darauf wenden wollen, laſ-
ſen ſolches nur von recht klarem ausge-
hecheltem Hanff machen, ſo eben auch
haͤlt. Dieſes Netz iſt nuͤtzlich vor einen
Forſtbedienten, der nicht uͤberfluͤßig Ha-
ſen auf ſeinem Revier hat, dennoch aber
oͤffters Lieferung thun muß, weil es ihn
aber verdaͤchtig machen wuͤrde, halte
ich es nicht vor rathſam. Vor einen Sol-
daten auf dem March oder vor einen
Landmann, der nicht viel Unterthanen
oder Froͤhner auf der Jagd zur Huͤlffe
hat, oder wegen Ungeſchickligkeit nicht
gar wohl mit Schieſſen umbgehen kan,
laſſe ich es noch eher pasſiren. Es heiſ-
ſet: Laͤndlich, ſittlich, einem jeden Nar-
ren gefaͤllet ſeine Kappe am beſten.


Von der Dachs-Haube.


Wo eine Herrſchafft auf die Ord-
nung, und altes Herkommen was haͤlt,
wird ſolche die Daͤchſe zwar zur Luſt aus-
graben und hetzen laſſen, die Haut aber,
ſo ohne dieß nur dem Jaͤger zum Ran-
tzen, und Verwahrung ſeiner Buͤxe die-
net, demſelben uͤberlaſſen, und hat man
hierzu eine Dachs-Haube erſonnen, den
Dachs ohne groſſe Muͤhe lebendig zu fan-
gen. Hiermit nun gebuͤhrlich umbzu-
gehen, gehoͤret auch eine Wiſſenſchafft
darzu: Nemlich, wann man durch ei-
nen gangbahren Bau, und die ausge-
fuͤhrte Erde oder Sand, durch Spuhr
oder andere Merckmahle gewiß erkundi-
get hat, welche Roͤhre am gangbahrſten
iſt, ſo ſtopffet man die alten Roͤhren zu,
und wendet zur Luſt im Herbſt, wann
die Daͤchſe am feiſten ſind, eine Nacht
ohne Schlaffen darauf, ſtellet umb Mit-
ternacht die Dachs-Haube in das Loch,
und ſperret mit ein Paar duͤnnen Ruͤth-
gen in der Roͤhre das Garn von einan-
der, hacket vor dem Eingang umbher,
und bindet dann die Zug-Leine an einen
Strauch darneben feſte an, laͤſſet gegen
Tag fruͤhe einen andern mit ein Paar
Stoͤber auf den Ruͤben-Feldern herumb
Viſitiren, was daſelbſt von Daͤchſen un-
terweges ertappet wird, kan man fan-
gen, was ſich aber weg practiciret, das
koͤmmt dann nach dem Holtze zu ſeinem
Bau, wenn nun dieſer dicke Herr hinein
wuͤſchet, ſo ziehet er ſich ſelbſt die Haube
hinter ſich zu, daß er nicht wieder heraus
kommen kan, und hat man ihn alſo le-
bendig gefangen. Eine ſolche Dachs-
Haube iſt faſt ſo lang und weit, als ein
Korn-Sack, nur unten am Ende ſpitzig,
mit einem eyſernen Ringe verſehen, von
feſtem ſtarcken Bindfaden: Seine
Schmoſſen ſind, wie ein Haſen Netz ge-
ſtricket, woran oben die Zug-Leine wie
ein Geld-Beutel iſt. Es beiſſet der gefan-
gene Dachs waͤhrenden Tragens vor
Zorn immer in den Ring, daß die Faͤn-
ge ziemlich ausgebiſſen werden. Wann es
Monden-Schein, und etwas truͤbe Wet-
ter iſt, kan man feine Luſt darmit haben,
und duͤncket mich faſt, als ob es die Schaͤf-
fer oͤffters gebrauchen, oder gar erſon-
nen haben, wenigſtens dergleichen nach-
thun,
[231]Von dem Jagd-Gezeug.
thun, weiln ſie meiſtens hiervon Dachs-
Raͤntzel tragen, ſo zwar ein Mißbrauch
iſt, und daher kommen mag, wann die
von Adel aus Kargheit keine Schuͤtzen
halten, ſondern die Schaͤfer ſchieſſen laſ-
ſen, da dieſelben dann ſolcher Dachs-Raͤn-
tzel ſich zu bedienen pflegen; Und kan
man auch die Dachſe nicht allenthalben
nach Begehren gar fuͤglich herausgraben,
weiln oͤffters dieſelben in Bergen und
Huͤgeln ſehr tieffe feſte Winterbaͤue ha-
ben, und ihnen nicht wohl beyzukom-
men iſt, der Bau auch hierdurch verder-
bet, und die Roͤhren verſchuͤttet werden,
daß ins kuͤnfftige alles liegen bleiben
wuͤrde.


Von dem Bieber- und Fiſch-Otter-Netz.


Nachdem ich bißher die Garne oder
Netze, womit das groſſe und kleine Wild
ſo wohl uͤber, als unter der Erden pfle-
get gefangen zu werden, beſchrieben ha-
be; So muß ich hier auch melden von de-
nen Garnen oder Netzen, wormit das
Wild unter dem Waſſer gefangen wird,
nemlich von den Bieber- und Fiſch-Ot-
ter-Netzen, weiln ohne dieß von deren
Hunden Ausfuͤhrung, und Abrichtung
ich bereits im dritten Theil an ſeinem
Ort gehandelt habe, was nun den hier-
zu benoͤthigten Zeug betrifft, hat es da-
mit folgende Beſchaffenheit: Dieweiln
die Bieber gemeiniglich gerne an weit
herkommenden breitflieſſenden Stroͤh-
men und groſſen Seen in hohlen Ufern
und von Eiß-Schollen geriſſenen Loͤchern
wohnen, wo es mit Weiden-Werfft,
oder Schilff-Rohr verwachſen, und ſol-
che Hoͤhle abſeits wuͤſte, und ſtille lieget;
So muß man, wo ein ſolcher Bau ver-
handen, darinnen was zu vermuthen,
in einen ſolchen Winckel nach Breithe des
Waſſers ein hierzu noͤthiges Netz vorſtel-
len, und an beyden Ufern durch Pfaͤhle
feſte anpfloͤcken, daß nichts vorbey kan.
Das Netz iſt vorne, wie eine Wathe, da-
von die Unter-Leine mit ſchwerem Bley-
Geſencke auf dem Grund lieget; Die O-
ber-Leine aber mit leichter Holtz-Rinde
oder Corcke ſchwimmen muß; Der Bu-
ſem oder Sack daran iſt, wie ein Haa-
men, woſelbſt hinten ein Zipffel uͤber
vier Ellen lang gehet, doch ſo enge geſtri-
cket iſt, daß darinnen ſich nichts umb-
wenden kan, und iſt dieſes Garn nach
Breithe des Waſſers vorne oͤffters 10. biß
12. Ellen weit, auch mehr und weniger,
der Sack aber mit dem Zipffel daran
auff 16. biß 18. Ellen lang; Die Schmoſ-
ſen ſind, wie bey den Haſen-Netzen, und
koͤmmt an den Zipffel ein runder Stein
von ein Paar Pfunden ſchwer, nebſt ei-
nem Ring veſte angebunden: An den
Pfahl, ſo am Ufer eingeſchlagen, wird
ein langes glattes duͤnnes Leinchen ge-
machet, hernach ſolche wie eine Schlan-
ge etlichemahl umb das Netz durch die
Schmoßen umbher, und letzlich durch den
Ring gezogen, welches Ende der am U-
fer in der Hand haͤlt. Wann nun oben
auf dem Ufer nach des Biebers Bau ein-
gegraben wird, und die Hunde darin-
nen ſtoͤbern, ſo wuſchet der Bieber her-
aus in den Garn-Sack hinein, welches
Bewegẽ an den Leinchen gleich zu fuͤhlen,
dann ziehet er geſchwinde an ſich, ſo dre-
het ſich der Zipffel umb, und kan nicht
heraus. Die Fiſch-Otter aber, welche
am liebſten umb die Forellen-Waſſer
und Krebs-Baͤche in den Ufern, und
tiefen Hoͤhlen, wo Stein-Waͤnde, Waͤh-
re, und Staͤnder zu befinden, ihr Lager
machet, und ſich nach kleineren Waſſern
begiebet, wird ebenmaͤßig in ſolchem
Haamen gefangen, welcher wie ein Kaͤ-
ſcher, jedoch mit engern Zipffeln, und
ſchmaͤhler, von 6. biß 8. Ellen, vorne
weit und zwoͤlff Ellen lang geſtricket iſt.
Es darff aber weder Schnur, noch Ge-
wicht daran ſeyn, weil der Strohm den
Zipffel treibet, und ſo der Fiſch-Otter
hinein kommt, wirfft er ſich alsdann mit
dem Zipffel in die Hoͤhe, ſo ſpringet ei-
ner hinein, und faͤnget ihn mit der Ga-
bel; So er ihn heraus genommen, laͤſ-
ſet er den Zipffel wieder ſchwimmen.
Solte nun der Fluß breiter, als das
Garn ſeyn, muͤſſen zu deſſen Beyhuͤlffe zu
beyden Seiten ein Paar Fluͤgel gema-
chet werden: Jch, vor meine Perſon, hal-
te davor, wann man einen ſolchen Haa-
men auffſtellete, der vorne weit, und
hinten enge waͤre, ſonderlich aber mit
Zug-Leinen verſehen worden, wie ich
bereits bey der Dachs-Haube beſchrieben
habe, ſo wuͤrde dieſe Schiffarth von ſich
ſelbſt zugezogen, und ſich ſowohl Bieber,
als Fiſch-Otter fangen koͤnnen, wie ſelbſt
leicht zu erachten; Und iſt ſolches allezeit
beſſer des Nachts zu bewerckſtelligen, kan
ſich
[232]Vierdter Theil/
ſich auch alles von ſich ſelbſt fangen, und
wird beqvemer ſeyn, als wenn man mit
der Schnur ziehen, oder Gabel ſte-
chen, und in der Kaͤlte Schildwache
halten muͤſte, auch darbey wohl gar ein-
ſchlaffen duͤrffte, und haben groſſe Her-
ren zu weitlaͤufftigen Waſſern in ihren
Landen hierzu abſonderliche Bieber- und
Otter-Faͤnger, ſo ein a part Weydewerck;
Doch kan ein Jeder aus allen dieſen das
Beſte ſich erwehlen, maaſſen kein Menſch
vollkommen ausgelernet.


Von dem Marder- und Jltniß-Garn.


Weil die Marder oder Jltniſſe, ob
ſie wohl kleine Thiere, dennoch nicht nur
dem Hauß- und zahmen Gefluͤgel an
Huͤhnern, Enten, Gaͤnſen, und deren
Eyern, ſondern auch dem wilden lauf-
fenden und Fluͤgel-Wild, alt und jung,
groſſen Schaden zufuͤgen, und man ſol-
che oͤffters aus hartem Gemaͤuer, Ge-
baͤuden, oder Felß-Loͤchern, wegen Fe-
ſtigkeit des Orts, nicht ausgraben kan;
So hat man vor dieſelben ein Paar klei-
ne Netzgen, umb folche lebendig zu fan-
gen, erſonnen, welche von feinem duͤnnen
Bindfaden und Leinchen mit engen
Schmoſſen zuſammen geſtricket werden,
damit man umb das Behaͤltniß herumb
ſtellen koͤnne: Hierauff ſpuͤhret man bey
einem neugefallenen Schnee dieſelben
aus, ſodann ſtellet man auff, ſtoͤhret in die
Behaͤltniſſe, laͤſſet die Hunde ſtoͤbern,
und faͤnget alſo dieſelben im Netze: Es
ſind dieſe kleine Netze mit ihren Leinen
und Garne in allem faſt den Haſen-Ne-
tzen aͤhnlich, auch mit auffſtellen und ab-
lauffen, darhinter die Hunde geſchwinde
ſeyn muͤſſen, dann ſie ſonſt leichtlig einem
entwiſchen ſolten; Doch muͤſſen, wie ge-
meldet, die Schmoſſen enger ſeyn, da-
mit das Gefangene darinnen bleiben
koͤnne. Und dieſes waͤren nun, meines
Erachtens alle gewoͤhnliche Wild-Seyle,
Netzen oder Garne, vom groͤſten biß
zum kleinſten, ſo viel mir bekant und
wiſſend iſt, und will ich hiermit die Be-
ſchreibung derer Planen, Tuͤcher-Lap-
pen und Netze endigen und zu andern
Dingen ſchreiten.


Von denen Feder-Lappen.


Zum Beſchluß des Jagd-Zeuges
muß ich noch hier eine zwar alte, jedoch
gebraͤuchliche, und uͤberaus leichte Er-
findung beyfuͤgen, nemlich die Verlap-
pung; Maaſſen ſolches auf dem Lande
mit wenigen Koſten zu machen, gleich-
wohl aber damit in unglaublicher Ge-
ſchwindigkeit, als ein Menſch lauffen kan,
nicht allein klein Wild, Haſen, Fuͤchſe
und Rehe, ſondern auch groß Wild,
als Woͤlffe, Sauen und Hirſche einge-
ſtellet und verlappet werden koͤnnen,
daß ſie wenigſtens in der Stille, und oh-
ne Verſtoͤhrung der Leute oder Hunde
in ihren Behaͤltniſſen ſolange warten,
biß man den Zeug an Tuͤchern oder Ne-
tzen herbey bringen, und ſtellen koͤnne,
wenigſtens kan man darin an den Wech-
ſeln ſich mit einem Puͤrſch-Rohr anſtel-
len, durch einen Mann innewendig ein
wenig das Wild rege machen laſſen, ſo
wird es bald an Federn laͤngſt her ge-
trabt kommen, und wohl darinnen drey
oder vier Schuͤſſe aushalten, wann es
aber durch Hunde geſtoͤhret wird, wird
es fluͤchtig und zum Uberſpringen ge-
zwungen, auch werden vor Tage die
gruͤnen Saat-Felder vor einem groſſen
Holtze und die daſelbſt befindliche Haſen
und Fuͤchſe verlappet, daß ſie deſto eher
auf dem Felde bleiben, und gehetzet wer-
den koͤnnen. Zu ſolchen Feder-Lappen
nun kan eine Herrſchafft, ſo wohl von
ihrem Hofe, Forwerckern und Doͤrf-
fern, als auch bey dem Haußweſen in der
Kuͤchen anbefehlen, daß jederzeit von dem
wilden und zahmen Gefluͤgel, als Schwa-
nen, Drappen, Auerhanen, oder we-
nigſtens Druth-Huͤhnern, Reyhern,
Stoͤrchen und Gaͤnſen, Habichten und
Raben die Federn fleißig geſammlet,
geliefert, und hierzu gebrauchet werden:
Dann ſie muͤſſen von mancherley Far-
ben, ſchwartz, braun und weiß, alſo recht
bund ausſehen, damit es ſo viel beſſer
abſchrecken koͤnne. Man hat zweyerley
Arten von Feder-Lappen: Die erſte Art,
worzu die groͤſten Federn genommen,
und gedoppelt mit den Kiehlen gegen
einander durch einen Creutz-Schlag ge-
zogen
[233]Von dem Jagd-Gezeug.
zogen werden, und auff zwey Tuͤcher
lang ſtellen, werden durch zwey Leute
auf groſſe Haſpeln gewunden, und dop-
pelte Feder-Lappen genennet, deren Lein-
chen als Wolffs-Garn dicke ſind, ſolche
aber ſind beſchwerlich mit Haſpeln, und
langſam zu ſtellen, gehen auch wohl
ſechsmahl ſo viel und groͤſſere Federn dar-
auff, als ſonſten noͤthig waͤre: Die an-
dere kleinere Art Feder-Lappen, welche
viel leichter, nuͤtzlicher, und wohlfeiler
iſt, gebrauchet nur maͤßige, jedoch auch
bunte Federn, allein nicht mehr, als
zwey biß drey Federn, unterwerts eben
mit dem Creutz-Schlag geknuͤpffet, de-
ren Leinchen von Staͤrcke des Haſen-
Garns iſt, und ſtellet ein Bund eines
Tuchs Laͤnge, oder 160. Schritt; Die
Knothen kommen eine gute Spanne von
einander, der Haſpel kommet viel klei-
ner, und mit einem einfachen Handgriff
von duͤrrem Holtz, daß die Spille ſich
umbdrehen kan: Vornehmlich aber muß
ich hierbey dem Liebhaber hierzu ein Se-
cret
eroͤffnen, nemlich wann vorhero
die Federkiehle an der Spitz geoͤffnet,
und in ein Faß voll Hunde-Miſt geſte-
cket, auch das Leinchen darinnen gewei-
chet, noch beſſer aber mit dem aus der
Apotheck ſo genannten Teuffels-Dreck
beſchmieret werden, bleibet der Geruch
darinnen, ſowohl in Federn, als Lein-
chen, und ſcheuet ſich das Wild gar ent-
ſetzlich darvor, iſt aber hierbey zu mer-
cken, das ſolche zugerichtete Feder-Lap-
pen wegen des Geruchs nicht rathſam
ſind, bey die Netze zu haͤngen, ſondern
muͤſſen abſonderlich auffgehoben wer-
den. Welche Land-Leute die Federn ſo
geſchwinde nicht aufbringen koͤnnen, und
doch verlappen wollen, brauchen ſtatt
der Federn ſtarckes Stroh, nach Laͤnge
der Federn abgehauen, wovor ſich das
Wild ebenfalls ſcheuet, doch ſcheinet das
erſtere umb etwas ruͤhmlicher zu ſeyn,
wiewohl hierinne nach eines jeden Ver-
moͤgen zu diſtingviren, und nichts poſi-
tives
zu erzwingen ſeyn kan, wann nur
der Effect einiger Maaſſen practicabel
und nicht abſurd ſcheinet. Letzlich mel-
de annoch, wenn in der Eyl geſtellet wer-
den ſoll, und nicht allzeit Furckeln oder
Lapp-Reiſſer verhanden ſind, oder
bey dem Froſt nicht in die Erde zu kom-
men iſt, daß man umb die Straͤucher
oder Baͤume anziehe, und umbſchlage,
oder da es noch ſchlaff haͤngen bliebe,
an noͤthige Oerter Lapp-Reiſſer unter-
ſtuͤtzen muͤſſe, auch werden oͤffters die
Feder-Lappen doppelt uͤber einander ge-
woͤhnlich geſtellet.


Den Jagd-Zeug wieder zu trocknen.


Wann auf der Jagd bey eingefal-
lenem Schlacker- und Regen-Wetter,
auch langwierich anhaltender Naͤſſe, das
ermeldte Jagd-Zeug ziemlich naß durch-
weichet worden, und zu beſorgen waͤre,
wann es dergeſtalt alſo naß auffgehoben
und eingefuͤhret wuͤrde, ſolches ſodann
unfehlbar verſtocken und verfaulen muͤ-
ſte; Dahero ein groſſer Schade erfolgen
wuͤrde; Als iſt hoͤchſtnoͤthig, daß vor-
nehmlich bey recht hellem und klarem
Wetter, auch warmen Sonnenſchein,
und trockenem Winde, an einem flachen
Berg, gegen der Mittags-Seite zu, alle
Tuͤcher groß und klein, ingleichen die Ne-
tzen und Lappen, was auf der Jagd naß
geworden, jedes abſonderlich geſtellet
werde, wie beykommende Figur deut-
lich zeigen wird; Jedoch iſt darbey die-
ſes zu errinnern noͤthig, daß, weilen, wie
bekant, ſich alle Naͤſſe tief herunter zie-
het, die Unter-Leine loß gelaſſen, und
nicht angebunden werden muͤſſe, damit
der Wind ſolche frey durch wehen, und
trocknen koͤnne. Wann man an ſolchen
Orten entzelne Baͤume antrifft, oder
Saͤulen eingraben laͤſſet, ſo haͤlt es bey
ſtarckem Winde umb deſto beſſer, dann
ſonſten die Furckeln brechen, die man
hierbey erſpahren kan, auch kan man
umbwechſeln, und die Ober-Leine unten
haͤngen laſſen, die Unter-Leine aber,
oder alle beyde oben aufflegen, damit al-
les wiederumb recht duͤrre und trocken
werden koͤnne: Nachgehends aber muß
man ferner nicht verziehen, ſondern je-
des an ſeinen gehoͤrigen Ort einfuͤhren
und auffheben, dann ſonſten leichtlich,
ehe man den Zeug hiebe und fortbraͤch-
te, ohngefehr ſich truͤbe Wolcken auff-
ziehen, regnen, der Zeug wiederumb be-
feuchtet, und der letzte Betrug aͤrger,
dann der erſte werden koͤnte. Auch iſt
dahin mit Fleiß zu ſehen hoͤchſtnoͤthig,
ob etwan in denen Schmoſſen, Knothen
der Netzen, oder zwiſchen den gedreheten
G gLeinen
[234]Vierdter Theil/
Leinen oder Faden, item Neſſel-Loͤchern
der Ringe, nicht annoch etwan Feuchtig-
keit zu beſorgen ſeyn moͤgte, allenfalls
ſolches wohl zu trocknen, und die Wind-
Leinen zu loͤſen, daß nichts verſtocken moͤ-
ge, und iſt hierbey ſonderlich alle Vor-
ſichtigkeit zu gebrauchen, indem ſolches
Zeug viel koſtet, und durch verſtocken
leicht verdorben wird. Die Furckeln,
Hefftel, Schlaͤgel, Hebegabeln, Sti-
cheln, und ander Zubehoͤr, ſind abſonder-
lich auffzuheben, oder dafern langwieri-
ches naſſes Wetter einfaͤllt, und lange
dauren moͤgte, iſt es am rathſamſten,
daß man Jagd-Zeug auf beſondere an
Balcken gemachte Haacken im Zeug-
Hauß trockene.


Den Jagd-Gezeug auszubeſſern.


Man kan nicht allezeit neuen Jagd-
Zeug machen laſſen, weil ſolches groͤſſe-
re Unkoſten erfordert, als man meynen
ſolte, und vermag dieſes nicht eines Je-
den Beutel zu ertragen, ſondern es muß
auch der bereits verhandene alte und
ſchadhaffte Jagd-Gezeug fein wirthlich
und rathſam ausgebeſſert werden. Zu
welchem Ende man bey denen leinenen
Tuͤchern, daferne etwas ſchadhafft wor-
den, und Loͤcher darin geriſſen ſind, durch
hierzu angenommene Jagd-Schneider
die zerriſſene Loͤcher in denen Tuͤchern
mit der Scheere nach den Garn-Faden
der Leinewand ins vierkandigte aus-
ſchneiden, und durch doppelten gewuͤch-
ſten Zwirn, und doppelte Nath friſche
Leinewand feſte annehen laͤſſet, ſo faſt
beſſer als Neue haͤlt: Hierzu muͤſſen die
Schneider auf jeden Fluͤgel etwas neues
und altes Tuch, feſten gedoppelten ge-
wuͤchſten Zwirn, und Nadeln, item Kne-
bel, Bindfaden und Ringe, auch kleine
Einfaß-Leinchen bey ſich haben, damit,
ſo was im Stellen reiſſet, dieſer Zeug-
Schneider ſowohl die Alten, als neuen
Tuͤcher unvermerckt geſchwinde wieder
ausbeſſern koͤnne: Wie nun ein Schnei-
der zu den leinen Tuͤchern, ſo iſt ferner
auch ein Jagd-Seyler, ſowohl wegen
der groſſen und kleinen Leinen, als auch
wegen Ausbuͤſſung derer Netzen zu hal-
ten ſehr noͤthig; Maaſſen oͤffters die
Sauen zu etlichen Stuͤcken in alte oder
ſchwache Netze fallen, durchbrechen, und
groſſe Loͤcher reiſſen, weshalben ſie der-
gleichen Netze-Garn-Leinen in Vorrath
bey ſich haben muͤſſen, und breiten als-
denn das Garn mit den Maſchen geſper-
ret auf die Erde, ſchneiden die ſchadhaff-
te zerriſſene Maſchen ins vierkandigte
aus, ſpieſſen mit dergleichen Leinchen von
friſchem Zeug zuſammen, und ziehen
neue Maſchen nach vorigtem Modell,
daß es alſo wieder gut werde, wie hier-
innen von ihnen von dergleichen Hand-
Grieffen mehrere Nachricht gegeben wer-
den kan: Hierzu muͤſſen die Seiler un-
ter ſchiedliche groſſe und kleine Leinen in
Vorrath bey ſich haben. Ferner gehoͤ-
ret zu den Furckeln, Heffteln, Schlaͤgeln,
Teichſeln, Wagen und anderm Holtz-
werck, ein Jagd-Wagner, der das zer-
brochene gleich wieder erſetze, und auf
Vorrath halte; So muß auch ein Jagd-
Schmied die zerbrochene Haacken und
Ringe, alsbald gleich repariren koͤnnen,
oder in Vorrath bey ſich haben.


Von einem Baͤren-Kaſten.


Nachdem ich bißhero den Jagd-Ge-
zeug an Planen, Tuͤchern, Garnen, und
Netzen, mit aller Zubehoͤr beſchrieben
habe, worinnen die wilden Thiere gefan-
gen und zuweilen lebendig in Kaſten
verwahret, nach der Herrſchafft Verlan-
gen in andere Laͤnder oder an andere Hoͤ-
fe verſchicket, zuzeiten auch ſolche ſelbſt
bey angeſtellten Feſtin, als Beylagern,
Heimfuͤhrungen, und dergleichen, gehe-
tzet, oder auch oͤffters rare Thiere, als
bunte, oder weiſſe Hirſche, Sauen, Re-
he, Fuͤchſe oder Haſen, ſo ſich etwan ſehen
laſſen, mit beſonderm Fleiß eingefangen,
und zur Raritaͤt in Thier-Garthen, oder
andern Zwingern auffgehoben werden:
So erachte anitzo noͤthig zu ſeyn, allhier
unterſchiedliche Kaſten des groſſen und
kleinen Wildes nach der Ordnung zu be-
ſchreiben. Und weiln von dem Baͤr bey
denen Thieren am erſten wegen der Hoff-
Jagd zu beſchreiben angefangen; So
will auch hier von deſſelben Kaſten, mit
deſſen Beſchreibung, nemlich wie er ge-
braͤuch-
[235]Von dem Jagd-Gezeug.
braͤuchlich, und wohl verwahrt zu ver-
fertigen, den Anfang machen. Solcher
Kaſten nun muß von feſten zwey Zoll
ſtarck eichenen Pfoſten fein feſte gema-
chet werden, mit einem dicken Boden,
woran die vier Waͤnde, ſo wohl auf bey-
den Seiten, als an beyden Giebeln, mit
eyſernen doppelten beſchlagenen Baͤn-
dern, und Gelencken dergeſtalt verſehen
ſeyn muͤſſen, daß, wann die lange eyſer-
ne Spille, welche durch die Ringe-Baͤn-
der oben durchgehet, und eine Feder vor-
geſtecket wird, ſolches alles zuſam̃en halte:
An dem einen Ende wird die Thuͤr auf-
gezogen, der Baͤr hinein gethan, und zu-
geſchoben, nachgehends ein ſtarckes Quer-
Eyſen, wie vor ein Gefaͤngniß vorge-
ſchloſſen, daß er die Thuͤr nicht auffma-
chen kan; An alle vier Ecken jedwedes
Endes werden zwey groſſe eyſerne Rin-
ge feſte geſchlagen, den Kaſten vor dem
Fang zu befeſtigen, auch damit auf dem
Wagen anzuroͤdeln, und den Baͤr da-
mit wegzufuͤhren; Dieſer Kaſten iſt
gemeiniglich 1. und eine halbe Ellen hoch,
auch ſoviel breit, jedoch der Boden ein
Viertel ſchmaͤhler und gute drey Ellen
lang: Jnnewendig ſowohl, als aus-
wendig muͤſſen die Winckel mit eyſernem
Bleche wohl beſchlagen ſeyn, daß er nicht
mit den Klauen arbeiten koͤnne, auf al-
len vier Seiten kommen Gitter-Fenſter
von rundem Eyſen, aber nicht zu groß,
nur daß Licht und Lufft hinein kan: Ein
Freß-Trog muß mit eyſernen Baͤndern
unter dem Gitter feſte angemachet wer-
den, daß er nicht abreiſſe. Hierzu gehoͤh-
ret ein abſonderlicher niedriger Wagen,
worauf dieſer Kaſten gefuͤhret wird, und
wird alles fein gruͤn mit Oehl-Farben
angeſtrichen, an den Kaſten aber einige
Baͤre abgemahlet: Dergleichen Art ge-
hoͤren zwey biß drey in Vorrath zu hal-
ten. Wann nun der Kaſten auf dem
Kampff-Platz abgeladen und die Feder
abgenommen worden, ſo wiꝛd ein Leinchen
an die Spille geſchlinget, und geſchwin-
de heraus gezogen, ſo faͤllet der gantze
Kaſten auf allen Seiten von einander,
nehmlich beyde Seiten mit dem Tache,
und beyde Giebel, ſo ſtehet der Baͤr bloß
dar, und præſentiret ſich denen Zuſchau-
ern, biß er zum Streit angereitzet wird.


Von einem Hirſch- und Sau-Kaſten.


Nach dem Baͤren-Kaſten folget in der
Ordnung der Hirſch-Kaſten. Ob man
nun zwar wohl eben auch, wann ein
Hirſch in Netzen gefangen worden, und
man denſelben lebendig fortſchaffen will,
ihme die Laͤuffte binden, und ſelbigen
nach einem Thier-Garten oder anders-
wohin auf einem Korb-Wagen, der mit
Stroh oder Farren-Kraut ausgefuͤt-
tert und auf welchem das Gehoͤrne
feſte gemachet iſt, einen ziemlichen Weg
fuͤhren kan: So gehoͤhret dennoch auch
hierzu ein Hirſch-Kaſten, zumahlen
wann ein rarer Hirſch anderer Herr-
ſchafft ſoll geſchicket, und weit oder fern
gefuͤhret werden. Es wird ihm als-
denn das Gehoͤrn uͤber denen Augen-
Sproſſen abgeſaͤget, wie auch ebenfalls
dieſe, weiln ſie ohnediß abwerffen, und
ihr vollkommen Gehoͤrn wieder auffſe-
tzen. Dieſe Kaſten ſind ſchmahl und
niedrig, nur daß ein Hirſch darinnen ſte-
hen, und liegen kan, werden auch nicht
angeſtrichen, und nur ſchlecht zur Reiſe
gemachet, von guten Tannen-Brettern,
mit eiſern Winckeln, und Baͤndern wohl
beſchlagen: An dem Ende, wo der Kopff iſt,
muß er mit einer kleinẽ Krippe mit Haber,
und einem eyſern Raͤuffgen mit Heu un-
terwegens verſorget ſeyn: Solche Kaſten
ſind etwas uͤber vier Ellen lang, und drey
Ellen hoch, auf dem Boden aber eine
Elle weit. Die Hirſch-Kaſten aber zu
denen Jagd-Auffzuͤgen, oder zur Hoff-
Jagd ſind, weiln dem Hirſch ſein Ge-
hoͤrn gelaſſen wird, umb dieſer Urſachen
willen, oben etwas weiter und hoͤher,
nach Groͤſſe des Gehoͤrns, und werden
ebenfalls zur Zierath mit gruͤner Oehl-
Farbe angeſtriechen, und Hirſche darauff
gemahlet. An den Kaſten kommen zwey
Thuͤren, wo man den Hirſch hinein thut,
und wo er heraus ſpringet. Jnnewen-
dig ſoll es billig mit Leinewand ausge-
ſchlagen, und mit Werck und Haar aus-
geſtopffet ſeyn, daß er ſich nicht zu Schan-
den ſtoſſe, wenigſtens mit Stroh-Seilen
ausgeflochten werdẽ: Auswendig auf den
Ecken kommen groſſe eyſerne Ringe, umb
den Kaſten damit auf dem Wagen zu be-
feſtigen. Die Sau-Kaſten aber wer-
den nach deren Groͤſſe niedriger und von
eichenen Brettern gemachet, mit eyſern
Baͤndern wohl beſchlagen, vorne und
G g 2hin-
[236]Vierdter Theil/
hinten mit zwey Schub-Thuͤren, und
ſtarcken eiſernen Ringen zum Auffladen
verſehen, worinnen eine Krippe mit Ei-
cheln zu fuͤttern noͤthig, dieſelben muͤſ-
ſen ebenfalls gruͤn angeſtrichen, und
Sauen darauf gemahlet werden. Wann
ſie nun an Ort und Stelle gefuͤhret ſind,
ziehet der oben auf dem Deckel ſtehende
Mann beyde Zug-Thuͤren auf, ruͤhret
das Wild an das Hinter-Theil, ſo faͤh-
ret es heraus ohne Gefahr, und kan ihm
nichts thun. Hierinnen koͤnnen auch
Woͤlffe gefuͤhret werden, weil der Ka-
ſten von feſtem Holtze, und ſtarckem ei-
ſernen Beſchlaͤg wohl verſehen iſt.


Von Reh-Fuchß- und Haſen-Kaſten.


Die Reh-Kaſten ſind nach Groͤſſe
eines Rehes von leichten und duͤnnen
Brettern zuſammen geſchlagen, und mit
behoͤrigen Baͤndern, Fenſtern, und
Schub-Thuͤren nach voriger beſchriebe-
ner Art verſehen: Dieweiln aber die
Rehe ein weichliches zartes Leben haben,
und wenn ſie eingefangen und in Kaſten
gethan werden, darinnen ſpringen und
ſich ſtoſſen, und in kurtzer Zeit dahin fal-
len, iſt hoͤchſtnoͤthig, daß man den De-
ckel oben rund von Barchent oder dop-
peltem Zwillig an beyden Enden feſte
und ſteiff angezogen, beſchlagen laſſe, ſo
kan ſich das Reh nicht im Genuͤck ſtoſ-
ſen, oder Schaden nehmen. Auff den
Seiten muͤſſen ebenfalls Ringe zum An-
greiffen gemachet werden. Die Fuchß-
Kaſten ſind einer Ellen lang, und eine
halbe Ellen breit und hoch, von feſten
eichenen Brettern, und innewendig die
Lufft-Loͤcher mit eiſern Blech wohl be-
ſchlagen, dann dieſe Purſche ſolten vor
langer Weile zum Zeitvertreib bey lan-
gen Naͤchten ſich wohl nach und nach aus
dem Kaſten beiſſen: Jhren Fraß, und
noͤthiges Waſſer muß ihnen nicht mit
den Fingern hinein gelanget, ſondern
von auſſen eingeſchuͤttet werden, ſonſten
wuͤrde er einen uͤbel bezahlen; Gebe
man aber ihnen nichts, ſo muͤſten ſie vor
Hitze verſchmachten, weil bey ſolchen wil-
den Thieren groſſe Hertzens-Angſt, und
ſtete Hitze verhanden iſt. Die Haſen-
Kaͤſtgen, ſo die kleinſten hierunter, ſind
von ſehr duͤnnen Tannen-Brettern, und
nur wie eine Schub-Lade, mit einem
Deckel, daß ein Haſe darinnen ſitzen kan,
jedoch muß er allenthalben Lufft haben,
und ſo der Kaſten auffgeſchoben wird,
wuſchet er heraus. Man hat vor die
Fuͤchſe oder Haſen auch gedoppelte Ka-
ſten, von acht biß zehen Fachen, ſo lang
als ein Wagen. Alle dieſe Kaſten nun
werden mit gruͤner Oehl-Farbe ange-
ſtrichen, und die Thiere, darzu ſie ſeyn,
darauff gemahlet.


Von Gabeln/ und Zangen/ Sticheln/ und
Froſtbohrern.


Es iſt bekant und ohnſtreitig wohl
zu muthmaaſſen, daß derjenige ſehr naͤr-
riſch thun wuͤrde, welcher einen in Ne-
tzen gefangenen Wolff, item einen Lux,
Dachs, oder Fuchs, Fiſch-Otter und der-
gleichen mit Haͤnden angreiffen wolte,
und wuͤrde er von ſolchen wilden Thie-
ren nicht alleine in die Haͤnde, ſondern
wohl gar ins Geſicht, Naſen und Oh-
ren gebiſſen, geriſſen, gekratzet, und
ſchaͤndlich zugerichtet werden: Derohal-
ben hat der Schmied die Zange, daß er
ſich die Finger nicht verbrenne, nach dem
gemeinen Sprichwort; Alſo hat man die
Gabeln hierzu, als eine noͤthige Geraͤth-
ſchafft, nebſt denen Zangen erfunden,
ſolche gefangene Thiere deſto ſicherer an-
zugreiffen, wie ich dergleichen hierbey
abgezeichnet; Und ſind dieſelben, wie
maͤßige Streu-Gabeln, zweyzanckigt,
theils von Holtz, theils Eyſen beſchlagen;
Zu den Fiſch-Ottern aber muͤſſen ſolche
dreyzanckigt ſeyn; Und kan man mit
ſolchen Gabeln das ins Netz gefallene
Wilde Thier, welches, wie leicht zu ge-
dencken, nicht ſtille lieget, umb den Halß
zur Erden druͤcken, damit man hernach
deſto beſſer mit demſelben handthieren
koͤnne. Die Zangen haben zwar einige
von Holtz, weil aber die glaubwuͤrdige
Erfahrung uͤberfluͤßig bezeuget, was vor
eine Gewalt ein ſolches ſtarckes grimmi-
ges Thier, als ein Wolff oder Luchs ha-
be, und wie leicht es umb ſich kneipen und
einem
[237]Von dem Jagd-Gezeug.
einem Menſchen Schaden zufuͤgen koͤn-
ne, ſind ſelbige beſſer, wann ſie von gu-
tem feſten Eyſen nach Groͤſſe des Thieres
Halß gemachet werden, weiln ein ſolch
hoͤltzernes Werck-Zeug leicht zerbrechen
koͤnte. Und kan man mit ſolchen das
Thier ſowohl umb den Halß faſſen, als
auch damit vorhalten, daß es einbeiſſen
muͤſſe, da man es mit demſelben in die
Kienbacken faſſen und aus dem Winckel
oder Kaſten hervor ziehen koͤnte; Maaſ-
ſen dergleichen Thiere, wenn ſie Hunde
mercken, nicht gerne ans Tagelicht wol-
len, ſo, daß man ſie hierzu noͤthigen muß.
Die Stichel- oder Pfahl-Eiſen, welche
nach Groͤſſe und Dicke der Furckeln des
groſſen und kleinen Gezeugs, die Loͤcher
darmit einzuſtoſſen, geſchmiedet werden,
ſind, umb geſchwinder Eyl Loͤcher zu de-
nen Furckeln einzuſtoſſen, trefflich noͤthig,
und iſt damit, wegen der Schwere des
Eyſens noch einmahl ſo tieff zu ſtoſſen,
als mit einem leichten hoͤltzernen Pfahl,
deren auf jeden Fluͤgel 2. biß drey zu hal-
ten. Nicht weniger ſind auch die Froſt-
bohrer hoͤchſtnoͤthig, zumahlen im Win-
ter, da oͤffters die Erde dermaaſſen hart
gefroren, daß ſolche wie ein Stein, und
nicht hinein zu kommen iſt, man aber den-
noch gantz ſtille und heimlich ſtellen muß,
zumahl bey der Woffs- oder Lux-Jagd;
Dann wann man mit den Keilhauen
immer hacket und pochet, ja gar mit den
Aexten oder Beilen ſchlaͤget, ſchallet ſol-
ches zu ſehr, daß das Wild von ſolchem
Lermen nothwendig ausreiſſen muß.
Weiln aber die Bohrer wegen derer klei-
nen Steine, Kieſſel und Sand, gefro-
rener Erde und Eiß, bey oͤfftern Gebrauch
bald ſtumpff werden koͤnnen, muͤſſen ſie,
wie andere Windbohrer, mit dickem ſtar-
ckem Gewinde wohl verſtaͤhlet, und
ſcharff geſchliffen ſeyn, auch, wo ſie nicht
allezeit noͤthig, billig verſchonet werden,
weiln ſie nur zur hoͤchſten Noth, dafer-
ne, wie gemeldet, Woͤlffe oder Fuͤchſe
verhanden, und nicht in die Erde zu kom-
men, zu brauchen ſind. Die uͤbrigen
Sachen, als Furckeln, Hebegabeln, Heff-
tel, groſſe und kleine Schlaͤgel, Wagen-
Winden, Aexte und Beile, und ande-
re noͤthige Beduͤrffniſſen, werden jedes
abſonderlich aufgehoben.


Von einem Zeug-Hauße.


Zu dem Vorhergemeldten vollkom̃-
lichen hohen, mittlern und kleinern
Jagd-Gezeug unſers vorhabenden Wey-
dewercks iſt hoͤchſtnoͤthig, zur Verwah-
rung deſſelben, ein gebraͤuchliches Zeug-
Hauß zu bauen. Daſſelbige ſolte nun
billich ziemlich geraͤumlich, groß und weit
gebauet ſeyn, daß darinnen vieles Jagd-
Zeug an Tuͤchern und Netzen auffgehan-
gen, und dennoch auch in der Mitten die
Zeug-Wagen ſtehen koͤnnen. Wie nun
eines jeden Herrens Vermoͤgen, auch
die Liebhaber der Jagd unterſchiedlich zu
finden ſind, mancher viel oder wenig Jagd-
Zeug hat und alſo auch die Unkoſten ei-
nes groͤſſern Gebaͤudes hierzu ſpahret,
alſo iſt hierinnen ſich nach den Umbſtaͤn-
den zu richten. Sonſten ſolte wohl bil-
lich ein ſolch Zeug-Hauß ſo lang, als ein
Tuch ſeyn, nehmlich 200. Ellen lang,
oder 160. Schritt, und 50. Ellen breit,
und damit ein ſolches lang Gebaͤude ſich
nicht wegen der Schwere des Zeugs et-
wan unten auff der Erden von einan-
der geben koͤnte, iſt noͤthig, daß unterſchie-
dene Qver-Schwellen eingebunden wer-
den. Auf der Erden muß unten der
Boden denen Schwellen gleich allenthal-
ben mit breiten Steinen gepflaſtert wer-
den, weiln man mit Wagen und Pfer-
den nach Beduͤrffen hinein und heraus
fahren und den Zeug auff- und abladen
muß. Das Saͤul-Werck muß wenig-
ſtens acht Ellen hoch ſeyn, und die Bal-
cken oben zwey Ellen von einander liegen,
welche oben an beyden Ecken fein rund
und glatt gehobelt ſeyn muͤſſen; Damit
der Zeug im Abziehen nicht etwan an
Splittern oder Schiefern haͤngen bleiben,
und Loͤcher reiſſen moͤge, worauff gu-
te Vorſorge noͤthig. Uber ſolche Bal-
cken nun werden die Tuͤcher oder auch
die groſſen Netzen dergeſtalt gehaͤnget,
daß ſolche eine Elle von der Erden hangen,
in der Mitten aber, wo gefahren wird,
muͤſſen ſie hoch gehaͤnget werden, daß
ein Wagen zu faͤhren freyen Raum ha-
ben kan: An beyden Giebel-Enden kom-
men die Thoren, umb dahindurch ein-
und auszufahren, wie auch zwey Thore
nach dem Hoffe, welche nebſt den Fen-
ſterladen mit gruͤn und weiſſer Oehl-
Farbe ſauber anzuſtreichen gehoͤren: O-
ben in dem Dachſtuhle, welches nur auf
G g 3ſechs
[238]Vierdter Theil/
ſechs Ellen hoch, kommen allerhand leich-
te Netzen und Lappen, auff die kleinen
Balcken zu haͤngen, welches mit guten
Kapp-Fenſtern allenthalben zu verſehen:
Jnſonderheit aber muß das Ziegel-Dach
uͤber die maaſſen wohl verwahret ſeyn,
daß der Schnee nicht durchſtieben, und
naͤſſen koͤnne, und iſt dahero noͤthig, daß
alle Ziegel und Splitt in Kalck geleget,
und ein doppelt Dach gemachet, auch al-
lenthalben ſo verwahret werde, daß
nichts naſſes hinein kommen koͤnne: Un-
ten in allen vier Winckeln werden von
Latten kleine Verſchlaͤge gemachet, in
deren erſteren das Wagner-Zeug, in
dem andern das Stell-Zeug, in dem
dritten die Gabeln und Zangen, und
dergleichen anderes noͤthiges Geraͤth-
ſchafft jegliches abſonderlich auffgehoben
wird: Die Kaſten zu denen Thieren wer-
den auch abſonderlich auffgehoben, und
ordentlich geſetzet: Auff die Giebel gehoͤ-
ren Hirſch-Gehoͤrne. Wann nun gut
Wetter oder trockene Lufft ſich ereignet,
werden die Fenſter geoͤffnet, daß die
Lufft hindurch ſtreichen, und innewen-
dig alle Feuchtigkeit benehmen kan. Umb
ſolches Zeug-Hauß herumb kan man an
jeder Saͤule Haacken einſchlagen, die
Netzen und Lappen zu trocknen. Die
Furckeln und Hefftel werden an der
Wand auff Traͤgers hin geleget, oder
in die Winckel an der Seiten der Wand
ordentlich hingeſetzet. Man hat auch
noch eine herrliche Erfindung, den naſ-
ſen Zeug im Zeug-Hauße bey anhalten-
dem Regen-Wetter zu trocknen, nem-
lich man laͤſſet eyſerne Haacken jeden
eine halbe Elle von dem andern unter je-
den Balcken ſchlagen, darinnen man das
Tuch mit der Ober- und Unter-Leine auf-
haͤnget, daß die Naͤſſe ſich herunter zie-
hen, und ſolche die Lufft austrocknen
koͤnne: Es muͤſſen aber ſolche Haacken
mitten unter den Balcken feſte angeſchla-
gen werden, dann ſonſten, wann die Haa-
cken zur Seite kaͤmen, koͤnte daran leich-
te ein Tuch im Herabziehen einhaacken,
haͤngen bleiben, und Schaden nehmen:
Es haben auch etliche Rollen entweder
zwiſchen oder auf den Balcken, umb da-
mit den Zeug ohne Schaden herunter
zu ziehen; Jedoch alles nach Gelegenheit
des Hauſes und des Zeuges: Auswen-
dig herumb muß das Hauß fein reinlich
mit Kalck geduͤnget, auff den Boden aber
ja nicht etwan Korn oder ander Getraͤy-
de geſchuͤttet werden, wodurch die Rat-
ten und Maͤuſe zu Schaden herzu gelo-
cket, und ſowohl an Tuͤchern, als an Ne-
tzen einniſteln, und hecken, folglich das Un-
geziefer ſich vermehren, und groſſe Loͤcher
in die Tuͤcher und Netze freſſen wuͤrde,
welches nicht alleine ſchaͤdlich, ſondern
auch ſaͤuiſch waͤre, ſolch unflaͤthig Ge-
nuͤſte zu leyden: Der Boden auf der Er-
den wird auch darumb gepflaſtert, daß
ſowohl die Feuchtigkeit, oder Duͤnſte der
Erden den Jagd-Gezeug nicht anſtecken,
als die Maul-Wuͤrffe nicht auffwerffen
koͤnnen. Jn die Thoren kom̃en zwey groſſe
runde Loͤcher, als Schuͤſſeln groß, damit
die Lufft zu aller Zeit Tages und Nachts
ungehindert frey durchſtreichen, und von
ſich ſelbſt den Zeug trocknen koͤnne. Ubri-
gens ſind zwar Lufft-Loͤcher noͤthig, auſ-
ſer nach der Wetter-Seite, da alles feſte
zuſeyn, auch daſelbſt im Tache gar keine
Kapp-Fenſter, ſondern, wie gemeldet,
ſolches auff 6. Zoll weit gelattet ſeyn
muß, daß allezeit der dritte Ziegel uͤber-
reiche, auch muͤſſen die Fugen mit Kalck
wohl beſtriechen ſeyn, weil des Winters
der Schnee auch durch die kleineſten Ri-
tzen durchſtieben kan, wird alſo das dop-
pel-Tach ohne Splitte gemachet. Das
Inventarium oder richtige Verzeichniß uͤ-
ber alles und jedes vom groͤſten biß zum
kleinſten, an Jagd-Gezeugen, Wagen,
Geſchirre, und aller Zubehoͤr, hat der
Wagen-Meiſter, oder aͤlteſte Zeug-
Knecht, welcher hieruͤber geſetzet, und ei-
ne ſorgfaͤltige fleißige Auffſicht halten
muß, damit alles und jedes fein ſauber
und reinlich gehalten, das Schadhaff-
te, und Zerbrochene repariret und ausge-
beſſert, getrocknet, auch jedes abſonder-
lich zu rechter Zeit gereiniget, ſodann in
guter Ordnung an gehoͤrigen Ort wie-
derum verſchaffet, und darinnen erhal-
ten werde.


Von einem Baͤren-Fang.


Nun errinnere ich mich erſtlich, wie
ich in der Vorrede derer Wild-Gruben
oder Gruben-Fallen gedacht, wovon ich
billich den Anfang haͤtte machen ſollen,
als von einem derer aͤlteſten Arten, das
Wild zu fangen, deren ſich unſere Vor-
fahren
[239]Von dem Jagd-Gezeug.
fahren bedienet haben, dieweiln aber
ſolche aus der acht gelaſſen, dieſelben aber
gleichwohl zum Jagd-Gezeug gehoͤren,
ſo erachte fuͤr noͤthig, hiervon beym Be-
ſchluß dieſes Theils, der lieben Antiqvi-
taͤt zu gefallen, annoch etwas zu melden.
Es iſt dieſer alte Gebrauch auch noch
heutiges Tages gebraͤuchlich, ſonderlich
bey denen Baͤren, als welche ſtarcke und
gewaltſame Thiere in unſern Netzen kei-
ne Parition leiſten wuͤrden, wie leicht zu
gedencken: Maaſſen ſie alsbald vor den-
ſelben ſtutzen, ſich erheben und mit ihren
Tatzen als die Menſchen das Garn ab-
werffen, die leinen Tuͤcher aber mit de-
nen Klauen zerreiſſen wuͤrden, daß alſo
mancher Fehl-Fang vorgehen doͤrffte, ſo
wechſeln auch dieſe Thiere oͤffters mehr
bey der Nacht, als am Tage, daß mit
dem Zeuge ſtellen nichts auszurichten,
ſondern es pflegen ſich dieſelben weit beſ-
ſer und leichter von ſich ſelbſt in Gruben
zu fangen. Wo nun ein ſolcher Baͤ-
ren-Fang angeleget werden ſoll, muͤſſen,
daferne es nicht vergebliche Arbeit ſeyn
moͤge, dergleichen Waͤlder und groſſe
Wildnuͤſſen verhanden ſeyn, wo ſie ſich
auffhalten, und Baͤre allda giebet, und
muͤſſen derſelben Gaͤnge und Wechſel
mit Fleiß beſehen werden, da es
nemlich einſam und wuͤſte, auch ſol-
che Wege oder Wilds-Stege nach
Landes Art und Gelegenheit zuſammen
kommen, allda wird ein Platz ausgeſu-
chet, wo kein Waſſer zu vermuthen, und
wird daſelbſt eine tiefe Grube, ſieben biß
acht Ellen ins Gevierdte, und acht Ellen
tief eingegraben, und dieſelbe mit von ei-
ner halben Ellen dick oder ſtarck beſchla-
genem Holtze nach der Hoͤhe gantz glatt
beſchlagen, ausgeſchalet, ſo wie Spund-
Pfaͤhle in einander feſte gefuͤget werden,
innewendig glatt behobelt, daß der Baͤr
mit denen Klauen nicht hafften kan, un-
ten wird der Boden ebenfalls feſte ver-
ſpindet, daß ein Thier ſich nicht durchgra-
ben koͤnne: Oben kommen vier glatte
ſtarcke, und runde Balcken, auf den
Seiten daruͤber, welche etwas uͤber den
Fang gehen, und wird dieſer Fang mit
Schaal-Holtz, Reiß, und Erde bedecket,
und gleich dem andern Erdreich mit Laub
oder Streuling verwildert, daß die Baͤ-
re oder das andere Wild ihre gewoͤhnli-
che Wandel und Wechſel ungehindert
pasſiren koͤnnen: Damit aber die wilden
Thiere ſolchen Wechſel ferner halten
moͤgen, und nicht bey weggehen, wird
ein Creutz-Zaun, wie im Abriß zu er-
ſehen, unvermercket von Windbruͤchen
verhauen, und mit Reiß-Stangen ver-
leget, daß daſelbſt nicht wohl durchzu-
kommen, ſo ſpahret es die Muͤhe durch-
zukriechen oder uͤberzuſetzen, und bleibet
auff ſeinen gewoͤhnlichen Gaͤngen; Sol-
che Zaͤune aber muͤſſen recht wild und
wuͤſte verfallen, als wann ſolches von
Natur waͤre, ſcheinen, ſonſt mercken
die wilden Thiere der Menſchen Nach-
ſtellung. Wann nun vorgemeldter
Fang eine zeitlang von etlichen Monaten
alt geworden: Die wilden Thiere auch,
weiln der Platz in der mitten offen gewe-
ſen, ihren gewoͤhnlichen Gang hindurch
genommen, ſo oͤffnet man den Baͤren-
Fang gantz rein, leget kleine ſchwache
Stangen uͤber den Fang auf die runte
Balcken, und wieder ſchwach Reiß oder
Tangel-Aeſtlein darauff, verwildert letz-
lich alles, wie vorgemeldet, mit Laub
oder Streuling, dem andern Erdboden
aͤhnlich, ſo iſt er fertig. Wann nun in
der Mitten ſachte ein Honig-Topff geſe-
tzet wird, und ſolcher einen weiten Ge-
ruch von ſich giebet, auch die Weſpen,
Fliegen, und Ungeziefer daſelbſt herum
ſchwaͤrmen, wird nicht leicht fehlen, daß
der Baͤr heran komme, worzu ihn der
Appetit treibet, will er nun an den Ho-
nig-Topff, ſo faͤhret er mit demſelbigen
herunter in die Grube, und hat ſeine
Speiße bey ſich: Er kan ſich da nicht hal-
ten, weiln die Stell-Reiſſer und Aeſte auf
den runden glatten Balcken abgleithen.
Soll er nun lebendig gefangen werden,
ſo muß an der Seite ein viereckigt Loch
1. und eine halbe Elle ins Gevierdte, vor-
her unten durchgehauen ſeyn, wodurch
ein Baͤr kriechen kan, welche Roͤhre 3.
Ellen lang, ebenfalls feſte geſchalet ſeyn
muß, davor gehoͤhret ſo wohl innewen-
dig, als auswendig eine Fall-Thuͤre, von
ſtarcken eichenen Pfoſten fuͤnff Zoll dick,
mit eiſern Blech wohl beſchlagen. So
nun der Kaſten mit vier ſtarcken Ringen
durch Ketten an die Fang-Roͤhre feſte
angemachet, die innewendige Fall-Thuͤ-
re gehoben, und der Baͤr das Loch ſie-
het, und man ihn mit der Stange be-
ruͤhret, ſo faͤhret er in das Loch, und laͤſ-
ſet man hinter ihm die Fall-Thuͤre zu,
biß er in den Kaſten iſt, welcher auch zu-
gemachet, und auffgeladen, auch feſte an-
geroͤdelt werden muß, ſo kan man ihn
nach Belieben wegfahren: Der Eingang
aber zur Seite nach der Roͤhre, wo der
Ka-
[240]Vierdter Theil/
Kaſten geſtanden, wird mit alt Holtz
und Reiß verworffen, daß es nicht zu
mercken, und muß zu ſolcher Grube nicht
taͤglich, ſondern in drey oder vier Tagen,
einmahl nachgeſehen werden: Der die
Auffſicht hat, darff eben allezeit nicht nah
herzu gehen, ſondern auf 50. Schritte da-
von, auf einen Baum ſteigen, und nach
der Grube ſehen, wird er ein Loch ge-
wahr, ſo ſitzet gewiß ein frembder Gaſt
darinnen, welches er aus dem Loch leicht
mercken kan. Weiln die Menſchen-
Spuhr leichtlich von den wilden Thieren
gemercket wird, muß man dieſes genau
bey denen Thieren obſerviren.


Von einem Sau-Garten.


Jm erſten Theile, wo ich von einem
Thier-Garten geſchrieben, habe unter
andern gemeldet, ſo auch gewiß und in
der That eintrifft, daß die wilden Sau-
en allen Graß-Wachs ſchaͤndlich verder-
ben, in die beſten Wieſen brechen, gerne
weitlaͤufftig herumb wandern, wegen hi-
tziger Eigenſchafft ſtets freſſen oder we-
nigſtens gefuͤttert ſeyn wollen, und nach
wenig Jahren jaͤhling abzunehmen pfle-
gen, dahero keine Vergnuͤgung, weni-
ger viel Profit von ihnen zu hoffen: Gleich-
wohl moͤgten doch manche Herrſchafften
zu finden ſeyn, welche in deroſelben Hey-
den und Gehoͤltzern, ſonderlich im Herbſt
zur Maſt-Zeit offtmahlen groſſe und viel-
faͤltige Wechſel, und gantze Rudel Sauen,
zumahl bey der Nacht antreffen, da mit
Netzẽ auffs ungewiſſe nichts auszuꝛichten
iſt: Hierzu aber ſolte wohl dieſer alſo ge-
nannte Sau-Garthen, oder vielmehr
Sau-Fang nicht wenig dienlich ſeyn,
welches mit denen Woͤlffen auff gewiſſe
Art ebenfalls practiciret werden kan, wie
aus folgender Beſchreibung erhellen
wird: Nemlich, wenn man einen Ort
im Walde hat, allwo umbher in der Naͤ-
he Erd-Maſt, warme Bruͤcher, und
groſſe Dickigte, Ameißhauffen, Farren-
Krauth und allerhand Wurtzeln zu fin-
den, ſonderlich warm Qvell-Waſſer ver-
handen, und daſelbſt alles dichte, mit
Haſeln, Buchen und Eichen gantz wilde
verwachſen iſt, und duͤſter ausſiehet, kan
man daſelbſt einen Garthen etwan ohn-
gefehr von 100. Schritt ins gevierdte an-
legen, wo die meiſten Fluͤgel zuſammen
kommen, und ſolchen mit ſtarcken eiche-
nen Plancken vermachen, auch oben mit
zaͤhem feſtem Werfften-Reiß verflechten.
Wo nun die Fluͤgel zuſammen gehen,
muß auswendig ein flacher Berg auffge-
fuͤhret, innewendig aber der Helffte des
Zauns ſolcher von ſtarcken eichenen
Plancken glatt gehobelt flach abhangig
ſeyn. Damit aber die Sauen dieſen
Ein- und Ausgang gewohnet, muͤſſen al-
lezeit uͤber dieſen Einſprung Bruͤcken
von Schaal-Holtz dem flachen Berge gleich
geleget, und dieſelben, umb ſie dahin zu
gewoͤhnen, mit Eicheln oder Buch-E-
ckern auff die Fluͤgel gekirret, in Gar-
ten aber Maltz und Fiſche, auch wild
Obſt geſtreuet werden, und auff ſolche
Weiſe, ſolten ſie ſich leichtlich dahin ge-
woͤhnen. Wann man nun des Herbſts,
ſo viel moͤglich, Maſt geſammlet hat, und
der Sauen Wechſel verſpuͤhret, thut man
die Bruͤcke hinweg an einen beſondern
Ort, und erhaͤlt darinnen zwey maͤßige
erzogene wilde Bachen, welche ihre ſtar-
cke Wilderung ſtets von ſich geben, zu-
mahlen die Schweine ohnediß hitzig und
geyl ſind. Wann nun ein gantz Ru-
del Sauen uͤber die Fluͤgel wechſeln, und
die geſtreuete Eicheln finden, gehen ſie
den Fluͤgeln nach zum Einſprung, und
wann ſie auff den Berg kommen, und
die andern Bachen hoͤhren, und wittern,
auch vor ſich einen niedrigen Abſprung
ſehen, ſpringen ſie hinein, und wenn
eins den Anfang machet, folgen die an-
dern alle nach; Wann ſie nun darinnen
und ſich gefangen veꝛmercken, ſauſſen und
brauſſen ſie herumb, und wenn ſie gleich
an den Einſprung kommen, ſo koͤnnen ſie
doch nicht darauff fuſſen, weil ſie auf den
eichenen Pfoſten abgleithen. Sollen ſie
nun zu fernern Jagdluſtigkeiten lebendig
eingefangen werden, kan nur von einer
Eck zur andern ein Fluͤgel gemachet, das
Sau-Netz geſtellet, und dieſelben alſo le-
bendig eingefangen werden, doch muß ſol-
cher Ort von allem andern Schieſſen und
Jagen gaͤntzlich verſchonet ſeyn, dann
ſonſt dieſes leicht verhindert wuͤrde. Jn-
newendig muß vor die eichene Pfoſten
ein Graben von zwey Ellen tieff gema-
chet ſeyn, welcher mit Straͤuchern zum
Blendwerck beſtecket wird. Was ich nun
von Woͤlffen geſchrieben, hat dieſe Be-
ſchaffenheit, daß vornehmlich der Zaun
weit
[241]Von dem Jagd-Gezeug.
weit hoͤher, der Abſprung tiefer, und jaͤh-
linger, auf die Fluͤgel Luder geſchleppet,
und im Garten etliche Stuͤck lebendige
Schaaf gehalten werden muͤſſen, ſo koͤn-
nen ſich etliche Woͤlffe zu ſammen fangen,
wiewohl ſie ſehr hoch ſpringen, und nach
dem Einſprunge wiederumb heraus zu
kommen, ſich trefflich bemuͤhen wuͤrden,
welches ich eines Jeden Vermoͤgen, Gele-
genheit und Verbeſſerung uͤberlaſſen will.


Von der Wolffs-Grube.


Die Wolffs-Gruben haben ebenfalls
unſere liebe alte Vorfahren, umb die
ſchaͤdlichen Raub-Thiere hierdurch zu
vertilgen, Ruhmwuͤrdig erſonnen, und
wird bey ſelbigen eben dieſes, was bey dem
Baͤren-Fang gemeldet worden, in acht
zu nehmen ſeyn: Es wird aber ſolche in
der Wildnuͤß, wo Woͤlffe zu vermuthen,
oder geſpuͤhret werden, auch das Wild
daſelbſt gerne zu wechſeln pfleget, und die
Gaͤnge zuſammen kommen, angeleget,
nehmlich es wird daſelbſt eine Grube un-
gefehr 6. biß 7. Ellen ins gevierte, und
9. Ellen tief gegraben, und mit ſtarcken
eichenen Pfoſten eines Viertels dicke und
mehr umbher geſpindet, daß ſie nicht
durchbeiſſen, und muͤſſen auch ſolche
Pfoſten innewendig glatt behobelt ſeyn,
daß ſie mit den Klauen nicht hafften koͤn-
nen; Nicht weniger muß auch der Bo-
den feſte gemachet, und verſpindet wer-
den, damit ſie nicht durchgraben, und
heraus kommen moͤgen. Oben werden
vier ſtarcke runde und glatte Balcken ge-
machet, welche auf allen Seiten faſt ei-
ne Elle uͤber die Grube haͤngen, daß der
Wolff nicht entſpringen kan: Jn der
Mitten wird eine glatte geſcheelte Stan-
ge der Gruben hoch auffgeſetzet, und ein
klein Schub-Karn-Raͤdlein darauff ge-
ſtecket, darauf ein lebendiges Schaaf oder
Lamm veſte angebunden, die Stell-Reiſ-
ſer, und Tangel-Aeſtlein darauf geleget,
und letzlich mit dem Laub oder Streu-
ling dem Erdboden aͤhnlich verwittert,
ſo kan nicht fehlen, wofern ein Wolff in
der Naͤhe verhanden, und das Lamm
ſchreyen hoͤret, daß er nicht hierzu kom-
men, und ſich fangen ſolte, zumahlen,
da ſie ſelbigen ſehr nachtrachten. Da-
mit aber der Wolff nicht bey wegſpatzie-
re, wird ebenfalls ein ſolcher verwildeter
Creutz-Zaun von Lager-Holtze und
Schoppen-Reiß verleget, wie ich ſchon
bereits gemeldet. Dieſer alte Gebrauch,
der von langen Zeiten her geweſen, die
Woͤlffe als Jedermanns Feinde darin-
nen zu fangen, und zeithero unter dem
Vorwand gelitten worden, werden heu-
tiges Tages denen Vaſallen ſcharff ver-
bothen, ſonderlich denen, welche nahe an
des Landes-Herren Gehaͤge und Wild-
bahn gelegen ſind und angraͤntzen, die-
weiln in ſelbigen Gruben offt und viel-
mahlen traͤchtiges Wildpraͤth, Hirſche,
Sauen, Rehe und andere Thiere, auch
das kleineſte hinein zu fallen pfleget, ja
wohl gar oͤffters Menſchen bey groſſem
Schnee und Wind-Weben darinnen ver-
fallen, und umbkommen ſind: Wiewohl
ſie noch auf den Graͤntzen groſſer Her-
ren Laͤnder, nachdem ihre Vergleiche we-
gen der Graͤntz-Zaͤune geſchloſſen ſind,
denẽ Vaſallen ſolches connivendo nachge-
laſſen wird. Sonderlich iſt bey der Wolffs-
Grube zu mercken, daß man das Luder, ſo
auff allen Wechſeln an eine Wiede ge-
bunden, oder angehacket wird, nicht mit
Haͤnden angreiffe, oder an Stricke bin-
de, weiln ſolches die Woͤlffe riechen wuͤr-
den, ſondern man muß die Schuhſohlen
mit Pferde-Miſt umbbinden, bißweilen
auch vom Luder etwas liegen laſſen, ſo
wird dieſer Gaſt nicht leicht vorbey kom-
men, ſondern ſich wohl fangen. Soll
nun der Wolff lebendig eingefangen wer-
den, ſteiget man an einer Leiter herun-
ter, haͤlt ihme einen ſtarcken Knebel, wie
eine Kruͤcke vor, daß er darein beiſſet,
von oben herab aber druͤcket man ihm
den Kopff mit einer ſtarcken eiſernen Ga-
bel, laͤſſet den Kaſten herunter, oͤffnet
deſſen Thuͤre, thut ihn mit dem Hinter-
Leibe ruͤckwaͤrts hinein, und laͤſſet die
Gabel gehen, druͤcket ſtatt deſſen, mit der
Fall-Thuͤre ſo lange auff den Halß, biß
der mit der Kruͤcke ihn vollends hinein
ſtoͤſſet, die Fall-Thuͤre zumachet, und
ſolche Kruͤcke heraus ziehet, ſodann wird
der Kaſten heraus gezogen, auffgeladen
und weggefuͤhret; Dann ein Wolff kan
leicht mit ſolchen Inſtrumenten bezwungen
werden, und darff man ſich vor ihn lange
nicht ſo ſehr als vor einen Baͤr fuͤrch-
ten. Theils geben ihm auch in der Gru-
be eine Holtz-Kette ins Maul, und ſchlieſ-
ſen ſie im Genuͤcke zu, koͤnnen ſodann ihn
damit leichte fuͤhren.


H hVon
[242]Vierdter Theil/

Von Schlag-Baͤumen.


Dieweilen offtmahlen Laͤnder zu fin-
den, woſelbſten wegen der Felſen-Ge-
buͤrge, oder auch Bruͤcher und Moraͤſte,
keine von ermeldten Gruben und Fallen
angerichtet werden koͤnnen. Gleichwohl
aber die Raub-Thiere zu vertilgen hoͤchſt
noͤthig ſeyn will, hat man hierzu abſon-
derliche ſo genannte Schlag-Baͤume nach
Groͤſſe der Raub-Thiere, die man fan-
gen will, erſonnen, und werden dieſel-
ben, wo es die meiſten Raub-Thiere
giebt, auff deren Stege und Wechſel fol-
gender Geſtalt gemachet: Nemlich, man
leget zwey buchene Stangen neben ein-
ander in die Erde, daß nichts davon zu
ſehen iſt, laͤſſet aber ſo viel Raum, daß
eine darzwiſchen liegen kan: Dann nim̃t
man eine lange Stange von ſolchem Holtz,
die darzwiſchen einpaſſe: Vorne zu bey-
den Seiten werden zwey ſtarcke Gabeln
von birckenem oder anderm Holtze geſchla-
gen, und daruͤber ein Qver-Holtz geleget,
hierzu wird nun ein Krantz von Werfft
oder Weyden geflochten, wodurch die
mittler lange Stange empor beveſtiget
wird, daß die Thiere ſolchen Wechſel und
Geſtelle des Sommers durch gewohnen.
Dieſe Stell-Hoͤltzer aber muͤſſen ihre Rin-
de behalten, auch ſo viel moͤglich, zumahl
an der Schlag-Stange das Laub oder
Aeſtlein gelaſſen werden, damit alles
recht wilde ausſehe, auf den Seiten
wird es mit alt Reiß oder Aeſten ver-
worffen, und iſt noͤthig die Beywege zu
hindern. Dieſe Stellung bleibet des Som-
mers durch ſtehen, daß die Thiere deren
gewohnen. Wann es nun umb Michae-
lis-
Zeit kommt, da der Raub-Thiere
Baͤlge am beſten, auch man ihre friſche
Spuhr findet, und es der Muͤhe werth,
ſchleppet man ein Paar Tage nach ein-
ander durch die Baͤume Luder, und kir-
ret ſie, wie gemeldet: So man nun ge-
wiß was mercket, ſtellet man auff, und
ſetzet in der mitten der Schlag-Stange
eine Stuͤtze, leget ſodann nach Staͤrcke
des Wilds hinten von Holtz oder Stei-
nen ein ſchweres Gewicht, nimmt den
Krantz, und ſtecket uͤber das Qver-Holtz
durch den Krantz ein Stell-Holtz vorne
kurtz an, mit dem andern Ende inne-
wendig bindet man eine dreyfache dop-
pelte Pferdhaarene Schnur, oder doppel-
ten meßingen Drath umb das Unter-
Qver-Holtz, ſo genau aufgeſtellet, und
die Schnur qver uͤber gezogen nach des
Thieres Groͤſſe, hinten angebunden
wird. Wann nun alles geſtellet, ſtoͤſſet
man von der andern Seiten die Stuͤtze
maͤhlig ab, und ſo mans haben kan,
wirfft man dergleichen Lohſung von ſol-
chen Thieren untern Schlag-Baum, daß
ſie nichts vermercken, ſo kan nicht fehlen,
daß ſich nicht ſolte etwas fangen. Es ge-
hoͤret aber hierzu ein beſonderer Fleiß,
deſſen abzuw arten.


Von einem Selb-Geſchoß.


Dieſes iſt zwar nicht eine uhralte Er-
findung, weiln das Pulver und die Buͤxen
nicht eben ſo lang erdacht worden, gleich-
wohl aber iſt es ein gutes Mittel, das
in der finſtern Nacht unverhofft ankom-
mende groſſe und kleine Wild hierdurch
zu bekommen. Der Selb-Geſchoß
wird von drey oder vier ſtarcken kurtzen
Laͤufften in ein laͤnglicht Holtz geſchaͤfftet:
Die Zuͤndloͤcher zuſammen gefuͤget, und
ein klein Feuer-Schloß daran gemachet,
mercket man nun einen Wolff oder Luchs,
der bißweilen nach dem Luder dann und
wann koͤmmet, oder ein wild Schwein,
daß ſich oͤffters in einer Suhle waͤltzet,
oder was ſonſten der Muͤhe werth, und
man vor Kaͤlte vergebens nicht auffpaſ-
ſen wolte, auch vor Finſterkeit nichts
ſehen kan, ſo wird dieſer Selb-Geſchoß
mit kleinen Lauffkugeln ordentlich gela-
den, und an verlangten Ort gebracht,
eine haarene Schnur von 5. biß 6. Ellen
lang uͤber die Suhle gezogen oder vor
dem Luder angebunden, nach dem Selb-
Geſchoß gezogen, und am Abzug leiſe an-
gebunden. Wann man nun in der Mit-
ten deſſelben ſolches nach Hoͤhe des Thie-
res gerichtet, und den Zugfaden hinter
den Stifft geleget, ſpannet man das Rad,
ſchuͤttet Zuͤndkraut darauf, und ſetzet
den Hahn maͤhlich, ſtehet unberuͤhret
leiſe auf, und decket eine ſtarcke Holtz-
Rinde daruͤber, ſo iſt es fertig. Wann
nun in der Nacht etwas, es ſey, woher
es wolle, kommt, und an den Faden
ruͤhret, ſo gehet alles loß, und wird daſ-
ſelbe entweder gleich liegen bleiben, oder
doch nicht weit lauffen. Des Tages, ſo
man nichts vermuthet, kan man wohl
hingehen, die Rinde ſachte auffheben,
den Hahn zuruͤck ſchlagen, und abſpan-
nen, dann wieder vor der Naͤſſe zude-
cken, ſo kan weder dem Viehe, noch dem
Menſchen Schaden geſchehen, und da-
ferne
[243]Von dem Jagd-Gezeug.
ferne kuͤnfftige Nacht was zu vermu-
then, kan, wie vorgemeldet, aufgeſtellet,
und vor der Naͤſſe bedecket werden. Man
muß hierzu nicht verdroſſen ſeyn, dann
kommt es die erſte Nacht nicht, ſo gluͤ-
cket es doch in der andern, oder zum we-
nigſten in der dritten Nacht gewiß. Man
koͤnte dieſes mit einer glatten Buͤxe und
Lauffkugeln nach Hirſchen probiren, doch
iſt es ungewiß, aber bey ſolchen niedrigen
Thierẽ gehet es an: Vor die Haſen u. Fuͤch-
ſe hingegẽ verlohnet es ſich die Muͤhe nicht.


Von einem Fuchs-Eyſen.


Dieſes iſt nunmehro faſt allenthal-
ben gnugſam bekant, bey deſſen Erfin-
dung aber, ſonderlich mit darzu behoͤri-
ger Witterung, vor ein ſonderbahr Ge-
heimniß gehalten worden. Es iſt ein gu-
tes Mittel, die Fuͤchſe weit und breit in
der groſſen Kaͤlte bey finſterer Nacht
wegzufangen, jedoch kan durch Unvor-
ſichtigkeit ein hitziger Liebhaber Arm oder
Beine gar leichte verletzen, dahero groſſe
Behutſamkeit hierinnen noͤthig iſt. Son-
ſten wird ein Fuchs-Eyſen hier zu Lan-
de von einem Schloͤſſer oder Circul-
Schmiedt verfertiget, und gemeiniglich
vor drey biß vierdtehalb Thaler ge-
kaufft, daran gehoͤret hinten eine ſtarcke
krumme Feder, und zwey daran ge-
ſchraubte vorne zuſammen vernittete
Buͤgel, zwiſchen der ſtarcken Feder und
den Buͤgeln wird von hinten das Schloß
mit dem Deckel und Abzuͤgeln, vorne a-
ber die Zug-Roͤhre angeſchraubet, und
alles reinlich und blanck gehalten. Wann
nun der Fuchs auf einen gewiſſen Platz
gekoͤrret, und ſich fleißig eingefunden,
daß man Hoffnung hat, ihn zu fangen,
ſo ſchmiehret man das Eyſen mit ei-
ner probirten Witterung, traͤget es hin-
aus, und bindet an die Abzuͤgel durch die
Roͤhre an einem haarenen Faden den
Abbiß, dann werden beyde Buͤgel mit
den Knien von einander gedruͤcket, die
Abzug-Deckel uͤber einander geleget, und
zum ſtellen bereit, letzlich duͤnne mit der
Erde allenthalben uͤberſtreuet; Wann
nun der Fuchs koͤmmt, und den Abbiß
anruͤhret, ſchlagen die Buͤgel beyde zu-
ſammen, und faͤngt er ſich gemeiniglich
umb den Halß. Sie ſchleppen dann das
Eyſen, ſo viel ſie noch Macht haben, ziem-
lich weit darvon, umb darvon loß zu-
kommen, oder ſich zu verbergen. Was
alte liſtige Fuͤchſe ſeyn, langen lieber mit
den Klauen, als der Naſe nach dem Ab-
biß, und fangen ſich daran, beiſſen ſich
aber balde loß, und lauffen auf dreyen
darvon, heilen ſich aber doch wiederumb
aus. Jch habe die Witterung, die
Schleppe und den gantzen Proceß des
Fuchs-Fangens im andern Theil beſchrie-
ben, woſelbſt ich ohne dieß von deſſen Ei-
genſchafft gehandelt habe; Wiewohl man
viele andere Witterung taͤglich lernet,
ſo aus der Praxi beſſer zu erfahren.


Von einer Marder-Falle und den Drath-Schlingen.


Zum Beſchluß unſers Jagd-Zeugs
muß ich noch von etwas hierzu dienliches
handeln, nemlich von einer Marder-Fal-
le. Dieſelbige wird von Brettern ohn-
gefehr 1. und eine halbe Ellen lang und
eine halbe Ellen breit gemachet, mit zwey
Fall-Thuͤren (nach beykommendem Riß,)
verſehen, und durch eine haarene Schnur
auffgezogen: Wann nun das untere
Stell-Holtz, ſo in der Mitten durchge-
het, durch eine Kerbe und Hoͤltzgen an-
geſpannet, und innewendig auf das
Stell-Reiß oder Blech, ein alt riechen-
des Ey, oder ander gebrathen Stuͤcklein
Fleiſch angeludert wird, und eine Katze,
Marder, oder Jltniß hinein kommt, und
daran ruͤhret, fallen beyde Thuͤren zu-
gleich zu, und iſt alsdann ſolches Thier
gefangen, da man das unſchuldige lauf-
fen laſſen, daß ſchaͤdliche aber todt ſchlagen
kan: Weiln des Nachts auch die Bauer-
Katzen gerne herumb wandern, und ſich
kleines junges Wild zu fangen pflegen,
ſo ſind dieſe Fallen ſehr nuͤtzlich und noͤ-
thig in Haſen-Gehaͤgen oder Phaſianen-
Garten, auch wo wilde Caninichen ge-
ſchonet werden, umb dieſe ſchaͤdliche Thie-
re zu tilgen. Die Drath-Schlingen ſind
zwar auch alte Erfindungen, allein umb
derer Mißbrauch willen trage faſt Be-
dencken, etwas von denenſelben zu mel-
den. Doch will ich zum Beſchluß des
Jagd-Gezeugs hiervon auch einige Nach-
richt geben: Man nimmt nemlich mittel-
maͤßigen ausgegluͤheten Drath, machet
hieraus eine Schlinge, und reibet dieſel-
be mit Graß, Laub oder Erde: Wann
man nun die Stege, oder Wechſel eines
Fuchſes, Dachs oder Haſens in einen
Bau, Zaun oder Schlupff-Loch weiß,
waͤſchet man die Haͤnde, und reibet ſie
mit der Erde, ſtellet die Schlinge an ei-
nem Ende feſte vor, ſo faͤnget ſich daſſel-
bige, was den Wechſel hindurch hat,
H h 2leicht-
[244]Vierdter Theil/ von dem Jagd-Gezeug.
leichtlich darinnen. So man nun nicht
mehr ſtellet, haͤnget man die Schleife in
ein reines leinen Saͤckgen an die Lufft.
Einige loͤſchen den gluͤenden Drath in ei-
ner Fuͤchſin oder Haͤſin Blaſen-Urin ab;
worzu ſie hernach dieſelben Schleiffen
brauchen wollen, deſſelben Thiers Loh-
ſung werffen ſie hin oder ſchmieren ſol-
che daran zur Verwitterung. Und hier-
mit will ich die Beſchreibung des Jagd-
Gezeugs, weiln, meines Erachtens, hier-
von nichts mehr verhanden, beſchlieſſen
und zum Zweck ferner ſchreiten.


Von einem Wagen-Meiſter.


Des Wagen-Meiſters Verrichtung
iſt dieſe: nemlich daß er vor allen Din-
gen gute getreuliche Auffſicht auff den ih-
me anvertrauten Hohen und Niederen
Jagd-Zeug habe, und hieruͤber ein rich-
tiges Verzeichniß oder Inventarium hal-
te, worzu er die Schluͤſſel hat, den ſchad-
hafften, oder naſſen Zeug wiederumb
ausbeſſern, trocknen und auffhaͤngen laſ-
ſe, damit kein Schade geſchehe. So neu-
er Zeug gemachet wird, muß er aus ſei-
ner Verwahrung die behoͤrige Leine-
wand, groſſe und kleine Leinen, Eyſen-
werck an Haacken und Ringeln, und
was nur darzu noͤthig, herausgeben,
und uͤber die Schneider, ſo im Zeug-Hau-
ſe arbeiten, oder alten Zeug ausflicken,
genaue Auffſicht haben, und alle noͤthi-
ge Arbeit beſtellen, was zur Wagner-
Schmiede-Sattler- und Riemer-Arbeit
noͤthig ſeyn mag, weswegen immer Vor-
rath zu halten iſt, und hat er nicht alleine
ſeine unterhabende Zeug-Knechte, ſon-
dern auch bemeldte Handwercks-Leute in
ſeiner Inſpection. So ein Jagen anbe-
fohlen wird, ſo muß er denjenigen Ge-
zeug zu allen und jeden Begebenheiten,
was und wie viel vom Ober-Jaͤger ver-
langet wird, richtig auffladen laſſen, und
mercken; Die benoͤthigte Vorſpannung
an Pferden, Geſchirre, Wagen-Schmie-
re, und anderm benoͤthigten Gezeug und
Geraͤthe, umb alles ungehindert fortzu-
ſchaffen, mit allem Fleiß beſorgen, und
die Zeug-Knechte auff die Stell-Fluͤgel
vertheilen. Die benoͤthigte Stell-Leute,
oder ſo genannte Blau-Huͤthe ordnen,
damit er den benoͤthigten Jagd-Gezeug,
ſo weit er hinzugehen anbefohlen, zu
rechter Zeit an Ort und Stelle fortſchaffe,
und nicht mit Verdruß etwan unterwe-
gens liegen bleibe: beym Stellen die Vor-
ſpannung richtig halten, daß niemahls
Zeug mangele; wohin eine jede Poſt
Zeugs verlanget wird, eyligſt hinruͤcken
laſſe, und was bey jedem Fuder Zeugs
vor Zeug-Knechte, und Stell-Leute noͤ-
thig, bemercken. Den abgetriebenen
Zeug, ſo nicht mehr daſelbſt noͤthig iſt,
wiederumb abwerffen, heben, und fer-
ner dahin, wo er verlanget wird, zum
Fortſtellen hinruͤcken laſſen; So was am
Jagd-Zeuge ſchadhafft worden, oder gar
eingehet, muß er, was darbey an Lein-
wand, Seylerwerck, oder Eiſen-Zeug,
Bindfaden, Knebel und dergleichen auf-
gehet, nach ſeinem Regiſter daruͤber rich-
tige Rechnung halten. Bey groſſer
Sommer-Hitze, und ſchwerem Gewitter
muß er wegen Befuͤrchtung Feuers-Ge-
fahr die zubehoͤrige Zeug-Knechte, Wa-
gen und Bereitſchafft, alles fertig hal-
ten, umb bey ereigneter Feuers-Gefahr
gleich zur Stelle ſowohl Tages, als Nachts
allart zu ſeyn, den geladenen Gezeug her-
aus zu ſtoſſen, und zu erretten. Letzlich
hat er auch die Hirſch-Gehoͤrne in ſeiner
Verwahrung.


Von den Zeug-Knechten.


Die Zeug-Knechte ſind nun eigend-
lich dem Wagen-Meiſter zur Huͤlffe zuge-
ordnet, deſſen Anordnung den Zeug zu
ſtellen, anzuſchlagen, anzubinden, abfuͤh-
ren zu laſſen, auszuſchlagen, die Fur-
ckeln zu ſetzen, zu heben, zu richten, und
anzupfloͤcken, auch, ſo das Jagen ins
gantze gebracht, und umbher beſtellet iſt,
auff zwey Poſten oder Fluͤgel daſſelbe
Tag und Nacht mit ihren Stell-Leuten
und Hebe-Gabeln zu begehen, und ſo et-
wan von groſſer Hitze oder ſtarckem Win-
de der Zeug einfaͤllt, oder zu niedrig, oder
zu ſchlaff wird, ſolchen wieder anziehen,
oder bey eingefallenem Regen die ſtraffen
Leinen in etwas nachlaſſen, damit der
Zeug in Ordnung geſtellet bleibe, nicht
zerreiſſe, oder das Wild durchbreche, und
Schaden geſchehe, wie dann auch bey Be-
ſtellung der gangbahren Straſſen benoͤ-
thigten Orts ein Zeug-Knecht mit Stell-
Leuten zu ordnen iſt, die, was in waͤh-
rendem Jagen an Furckeln, Hefftel und
Haacken zerbricht, gleich wieder machen,
ingleichen trockenen, aufhaͤngen, und al-
les, was nur am Jagd-Gezeuge zu beſ-
ſern, eyligſt zu rechte machen moͤgen, wie
denn dieſelben auch nicht unbillig, nachdem
ſie lange gedienet, ihren Rang halten, und
den juͤngſten zum Anpfloͤcker ordnen.


Fuͤnff-
[[245]]
[figure]

Fuͤnffter Theil/
handelt
Von der Jagd/ oder dem
Weyde-Werck.


Als der erſte Menſch ſeines
Ungehorſams wegen aus
der Genade gefallen, ſo
verließ ihn in dem Augen-
blick alle Luſt und Freude,
und ſeine Natur ward de-
nen Verdrießlichkeiten ei-
nes arbeitſamen Lebens dergeſtalt unter-
worffen, daß ihm weiter kein eintziges Zei-
chen ſeines vorigen Gluͤcks, worinnen er
vorher geſetzet geweſen, uͤbrig bliebe, als
eintzig und allein der ihm uͤber alle Thie-
re des Erdbodens gegebene Vorzug und
Prærogativ: Und ſcheinet es, daß bey die-
ſem elenden Zuſtande, da er im Schweiß
ſeines Angeſichtes ſein Leben unterhal-
ten muſte, die Jagd nothwendig ſein
eintziger Troſt und ſein eintziges Ver-
gnuͤgen, deſſen er bey muͤſſiger Zeit
ſich bedienet, geweſen ſey, und ſolches
zwar aus Urſachen, theils damit er die-
ſen Vorzug und Herrſchafft uͤber die
Thiere, womit er im Stande der Un-
ſchuld beehret worden, behaupten moͤge,
theils auch, daß er damit ſeinem Leben zu
Huͤlffe kommen, und ſeinen Unterhalt
ſuchen koͤnne: Jſt alſo hieraus zu ſehen,
daß die Jagd dem Menſchen zur Ver-
gnuͤgung von dem Groſſen Gott vergoͤn-
net ſey, umb ſein muͤhſeeliges arbeitſa-
mes Leben in etwas wieder zu ermun-
tern. Dahero die Jaͤgerey oder dieſe Jagd-
Wiſſenſchafft eben ſo ein ſolches Metier iſt,
welches ſeinen Uhrſprung ſowohl von
Gott hat, und in der Welt noͤthig iſt, als
andere Profesſiones: daß aber zuweilen
auch gottloſe und boͤſe Leute unter de-
nen Jaͤgern angetroffen werden, daran
iſt dieſe edle Wiſſenſchafft nicht Urſache,
ſondern das boͤſe Gemuͤth eines ſolchen
Menſchen. Giebt es doch auch wohl un-
ter denen Herren Geiſtlichen zuweilen in
ziemlicher Anzahl etliche, welche an
Gottloſigkeit, und ruchloſem Leben kei-
nem Jaͤger nicht viel nachgeben, da
man hingegen wohl noch eher chriſtli-
che und tugendhaffte Jaͤger antreffen
ſolte. Nachdem ich nun in vorhergehen-
den vier Theilen erſtlich von der Er-
den, deren Vegetabilibus und Gehoͤltzen,
zum andern von der Eigenſchafft grim-
miger, edeler, und Raub-Thiere, drit-
tens von groſſen und kleinen und man-
cherley Geſchoͤpff der Hunden; Und vierd-
tens, von dem hierzu benoͤthigten Jagd-
Gezeug, ſoviel mir bekant, und zeithe-
ro nach alter Teutſcher Gewohnheit
gebraͤuchlich geweſen, geſchrieben habe;
So will nun auch hiermit im Namen
GOttes von der Jagd ſelbſt zu handeln
den Anfang machen. Es iſt aber das
Jagen auff dreyerley Art und Weiſe zu
diſtingviren, als da iſt erſtlich: Vena-
tio hominum oppreſſiva,
ein graͤulich ty-
ranniſch Jagen, da die Gewaltigen auff
Erden die armen unſchuldigen Leute un-
terdruͤcken und zwingen, von einem Ort
zum andern treiben und jagen, ihnen
das Jhrige nehmen, und ſich damit be-
reichern, wie in Heiliger Schrifft derglei-
H h 3chen
[246]Fuͤnffter Theil/
chen von dem Nimroth verſtanden wer-
den mag, dafuͤr wir aber eine chriſtli-
che Averſion billig haben ſollen: Maaſ-
ſen ſolches einer Art des Raubes gleichet,
nicht weniger eine hoͤchſtverdammliche
Suͤnde iſt, die GOTT der HERR
nicht ungeſtraffet laſſen kan, und
zu ſeiner Zeit ſolche Wuͤtterichte ſchon
finden wird. Nach dieſer folget Arena-
ria Venatio,
des Spectacul-Jagen, da
man die zum Tode verurtheilte Ubelthaͤ-
ter, auf einem darzu gemachten Schau-
Platz, oder Amphiteathro mit den wil-
den Thieren dem Volck zum Schau-
Spiel hat kaͤmpffen laſſen, und geſe-
hen, ob ſie wider ein wildes Thier mit
Staͤrcke, Mannheit, oder Behendigkeit
obſiegen, und wann ſie das ihrige ge-
than, die Thiere erlegen, und ihr Leben
erhalten, ſolchermaaſſen von der Straf-
fe des vorigen Verbrechens ſich befreyen
wuͤrden. Solche unmenſchliche teuffli-
ſche Kampff-Jagden waren vor dieſem
bey denen Roͤmern gar ſehr gebraͤuch-
lich, wie Titus Livius, Lib. 9. und Sve-
tonius
von den alten Roͤmiſchen Kaͤyſern,
als Julio, Auguſto, Caligula, Claudio,
Nerone, Domitiano
und andern mehr
ſchreiben, welche dem Volck zu Gefallen
oͤffters dergleichen Kampff-Jagden hal-
ten laſſen. Kaͤyſer Nero verordnete zu ſol-
cher Kampff-Jagd 600. Roͤmiſche Ritter,
vermuthlich durch Verehrungen, wie
Svetonius von ihm ſchreibet, worzu a-
ber gemeiniglich nach Ulpiani Meynung
junge ſtarcke Leute genommen worden
ſind; Caligula hat gar alte und ſchwache
Leute darzu gezwungen, und Domitia-
nus
hat zuerſt gar auch Weiber hierzu
genommen. Kaͤyſer Titus hat die ge-
fangene Juden aus Jeruſalem hin und
wieder in die Laͤnder zu ſolchen Schau-
Spielen verſchencket. Kaͤyſer Hadria-
nus
und Galienus hat ſolche teuffeliſche
Kampff-Jagden auch oͤffters gehalten,
welches Kaͤyſer Antonius Caracalla aber
mit weinenden Augen nicht anſehen
koͤnnen, und ſolche Menſchen-Blut-
Kampff-Jagden verdammet und ver-
flucht, biß endlich Kaͤyſer Anaſtaſius ſol-
ches ernſtlich verbothen, und in Rechten
verſehen worden, eine hohe Straffe zu
ſetzen, und diejenigen nicht vor ehrlich zu
achten, ſo ſich derſelben bedienen, oder
ſich hierzu gebrauchen laſſen wuͤrden,
dahero auch noch unſtreitig bey vielen
Roͤmiſchen alten Familien die Derivati-
on
ſolcher wilder Thiere Abbildung in
in ihren Wappen nach ihrer Victorie
zum Prooemio verblieben, welche Rit-
termaͤßig geadelt, dergleichen Thiere
zum Andencken ihrer Vorfahren Tapf-
ferkeit im Schilde fuͤhren durfften. Jch
halte davor, es wird ſonder Zweiffel auch
zu ſolchem Ende der Prophet Daniel in
der Loͤwen Grube haben ſitzen muͤſſen:
Wie dann auch gleicher Geſtalt der A-
poſtel Paulus zu Epheſo mit den wilden
Thieren hat kaͤmpffen muͤſſen. Ja die
Roͤmer hatten noch lange ſolche Men-
ſchen-Kampff-Jagden, dann wann ſie
wichtige Kriege vorhatten, nahmen ſie
hierzu leibeigene Knechte, oder Mercede
conducti,
theils auch freywillige Wage-
haͤlſe zu ihren Soldaten, und lieſſen ſie
zuvor mit wilden Thieren, wenigſtens
die Menſchen unter einander, welche na-
ckend mit Oehl uͤberſtriechen waren,
kaͤmpffen und ringen: Wie annoch bey
vielen Autoribus hin und wieder zu fin-
den. Wir ſind aber gantz nicht Willens,
weder ſolche verdammliche Jagden zu be-
ſchreiben, oder ausfuͤhrlich vorzuſtellen,
noch dieſelbigen zu billigen; Sonden wir
nehmen uns nur alleine vor, von der
dritten Art des Jagens etwas ausfuͤhrli-
cher zu handeln, nemlich von der Vena-
natione Animalium,
da man das Wild,
groß und klein, zu Holtze und Felde ja-
get, hetzet, faͤllet und erleget, wie der-
gleichen rechtmaͤßige, von GOtt und der
Natur zugelaſſene Jagden auch ehemah-
len im Alten Teſtament unterſchiedlich
vorgenommen worden. Dann da
fing Eſau mit ſeinem Zeug, Koͤcher und
Bogen ein Wild, und bereitete davon
eine Speiſe ſeinem alten Vater Jſaac
zur Labung, desgleichen finden wir in
der H. Schrifft, wie Simſon ſo viel Fuͤch-
ſe lebendig gefangen, und ſeine Feinde,
der Philiſter, Getraͤyde mit denſelben
angeſtecket: Ebenfalls ergriffe und zer-
riſſe er einen Loͤwen durch ſeine natuͤrli-
che Staͤrcke, im Ruͤckwege aber fande er in
deſſelben Aas einen Bienen-Schwarm,
deſſen Honig er ſich bedienet, und hier-
von denen Philiſtern Raͤtzel auffgegeben.
Wie freudig erzehlete dort der Koͤnig
David, daß er in ſeiner Jugend einen
jungen Loͤwen, und Baͤren bezwungen,
denſelben bey ſeinem Barth ergrieffen,
und getoͤdtet habe; Anderer Exempel der
Heiligen Schrifft zu geſchweigen. Mit
was vor groſſen und ungemeinem Fleiß
unſere lieben alten Teutſchen vor dieſem
in groſſen Waͤldern mit mancherley Le-
bens-
[247]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
bens-Gefahr uͤber Berg und Thal, in
Schnee, Froſt und Ungewitter, in Hun-
ger und Durſt, das Wild gefangen, und
ſich daran hertzlich vergnuͤget, ob ſie ſol-
ches gleich nicht genoſſen, vermeldet Cor-
nelius Tacitus,
da er ſchreibet: Unſere
alten Teutſchen waren unruhig, und
kunten nicht ſtille ſitzen, es war ihnen
unmoͤglich; Wann ſie keine Kriege hat-
ten, oder in Streit zogen, ſo beluſtigten
ſie ſich mit dem Weydewerck, und jag-
ten die wilden Thiere in Waͤldern her-
umb. Wiewohl nun zwar nicht zu laͤug-
nen, daß zu ſolchen Zeiten viele groſſe
Herren und Potentaten, alt und jung,
ihr Leben eingebuͤſſet, und auf der Jagd
elendiglich umbkommen muͤſſen, wie in
denen Hiſtorien hin und wieder genung-
ſam zu finden iſt: Cyrus ſtuͤrtzte auf der
Jagd mit ſeinem Pferde, als er nach ei-
ner Huͤndin eylete; Kaͤyſer Hadrian hat-
te unterſchiedliche Ungluͤcke darbey; Ale-
xander Magnus
wurd von einem Baͤr
ſchaͤdlich gebiſſen; Was Maximilianus
vor ungluͤckliche Fata, und viele Gefaͤhr-
ligkeiten ausgeſtanden, ſonderlich bey
Jnſpruck auf der Gembſen-Jagd, da-
von habe oben ſchon geſaget. Hertzog
Ernſt in Schwaben, Wilhelm, Land-
graff von Heſſen, und Kaͤyſer Otto der
Erſte ſind mit den Pferden toͤdtlich ge-
ſtuͤrtzet und verwundet worden; Andere
dergleichẽ Exempla mehr mit Stillſchwei-
gen zu uͤbergehen. Doch iſt hierbey zu
vermuthen, daß ſolche groſſe Herren aus
ſelbſt eigener Ubereylung dergleichen un-
gluͤckliche Fata ihnen verurſachet haben,
und dahero ſolche keines weges der Jagd
zuzuſchreiben ſeyen. Dann ſonſten con-
ſeqventer
auch alle andere Ritterliche U-
bungen ebenfalls verhaſt ſeyn muͤſten.
Hieraus erſiehet man nun, daß ſolche
Venatio Animalium oder das Weyde-
werck der wilden Thiere, und Jagd der-
ſelben zu Holtz und Felde ein uhralter
Gebrauch von langen Zeiten her geweſen,
deren ſich anfaͤnglichen die Einwohner in
ihren Laͤndern, die ſchaͤdlichen Raub-Thie-
re zu vertilgen, frey ungehindert bedie-
net. Als aber hierdurch viel Raubens
entſtanden, ein jeder jagen wollen, und
andere Nahrung liegen blieben, haben
groſſe Herren es dem gemeinen Mann
entzogen, und vor ſich allein behalten,
was ihnen aber entlegen, andern ver-
kauffet, oder in Kuppel-Jagden, Gna-
den-Jagden, Mit-Jagden, oder derglei-
chen vertheilet, wo ſie aber gewohnet,
Niemanden zu jagen verſtattet, jedoch
auf den aͤuſerſten Graͤntzen des Reichs, in
einem gewiſſen Bezirck, dem Publico zur
Ergetzung, ein freyes Puͤrſchen eingeraͤu-
met, darmit in Friedens-Zeiten ein Je-
der daſelbſt jagen koͤnne, und in ihren
Gehaͤgen das Wildpraͤth geruhig laſſen
moͤge. Jſt dahero gantz unſtreitig das
Jagen wilder Thiere, wenn es zumahl
rechtmaͤßig gebrauchet wird, als eine
hoͤchſterfreuliche angenehme Herren-
Luſt, der Obrigkeit wegen obhabender
Regierungs-Sorge gar wohl zu goͤnnen;
Sonderlich wann es vornemlich in Got-
tesfurcht und zu rechter Zeit ohne Scha-
den anderer Leute, und ohne Nachtheil
der Wirthſchafft mit froͤlichem Gemuͤth
ordentlich vorgenommen wird; Und
wann es ſolcher maaſſen ohne andere
Suͤnden geſchiehet, kan es nichts anders
als eine Gott und Menſchen wohlgefaͤl-
lige vergnuͤgte Ubung ſeyn, ſo allerdings
von Hohen und niedrigen Stands-Per-
ſonen zu loben, auch der Geſundheit
dienlich und Gottes Seegen dabey zu
ſpuͤhren iſt, wofuͤr man billig dem Groſ-
ſen Gott mit demuͤthigem Hertzen dan-
cken ſoll. Gleichwie aber der verfuͤhri-
ſche Hoͤllen-Geiſt, der Satan, ſich nicht
geſcheuet, in der Wuͤſten ſich an den
Herrn Chriſtum ſelbſten zu machen, und
ihn zu verfuͤhren geſuchet, auch die lie-
ben Alt-Vaͤter, Patriarchen, und Ein-
ſiedler offte verſuchet hat, welche ihm
aber mit Beyſtand des Heiligen Geiſtes,
durch Gottes Wort und feſten Glauben
ſattſam wiederſtanden; Alſo iſts kein
Wunder, wenn er auch einfaͤltige arme
Leute, ſo die meiſte Zeit ihres Lebens in
der Wildniß zubringen, durch ſeine Hoͤl-
liſche Netze und Stricke, Aberglauben
und dergleichen, ſonderlich diejenigen, ſo
nichts gelernet, verfuͤhret und anlocket.
Dahero dann ſolchergeſtalt die Jagd,
leyder Gott erbarm es! heut zu
Tage von vielen mißbrauchet, und
in Suͤnde und Schande verwandelt
wird, mithin bey Jedermann ver-
haſt werden muß. Es kan ja kein Ja-
gen geſchehen, oder es wird derjenige
kein rechter Jaͤger genennet, der nicht
zauberiſche Teuffels-Kuͤnſte, Wild ban-
nen, oder Weydemaͤnner machen kan.
Hoͤret man nicht von Jedermann, auch
von denen kleinen Bauer-Jungen un-
erhoͤhrtes GOtteslaͤſterliches Fluchen?
Wie offt wird in der Satz-Zeit alt und
jung ruiniret, die liebe Saat-Felder der
armen
[248]Fuͤnffter Theil/
armen Unterthanen, was von Wilde
uͤbrig gelaſſen worden, umb eines Haa-
ſen willen, mit vielen Pferden durchtre-
ten? Bald kommt der geitzige Vollſauff-
Teuffel, pruͤgelt, ſchlaͤget, wuͤthet und to-
bet, huhret, ſpielet, raubet und ſtiehlet,
biß er alle Laſter veruͤbet, und zuletzt ei-
ne Mordthat angerichtet hat: Woraus
dann freylich zuletzt das ohnfehlbare
ſchaͤdliche Verderben, und armſeelige ver-
dammliche Weſen erfolgen muß. O
wie weit anderſt verhielten ſich hierbey
die Heyden, wie aus dem Xenophonte
zu erſehen, da er ſaget: Die Alten jag-
ten vor dieſem ohne anderer Leute Scha-
den, und fingen es an mit dem Gebet
und Anruffung ihrer Goͤtter: Da mach-
te ſich der Jaͤger mit ſeinen Hunden auf
die Spuhr des Wildes nach Holtze zu,
und rief zuvor an den Appollinem, und
die Jaͤger-Goͤttin Dianam, erboth ſich
auch durch ein Geluͤbde etwas von dem
gefangenen Wildpraͤth ihnen zum Opffer
zu bringen, alſo wurden die Jagden von
ihnen mit aller Maͤßigkeit, Gedult, und
Sanfftmuth beſchloſſen: So haben uns
ja faſt in allen Stuͤcken die Heyden be-
ſchaͤmet, daher kommt es dann, daß wir
mit unſern Laſtern uns ſelbſt ohne an-
derer Huͤlffe verderben, uns rechte Wey-
demaͤnner anthun, das Wild verjagen,
den Teuffel aber herzu locken, wo will
dann da GOttes Seegen zu hoffen ſeyn,
wo wir obgedachten Laſtern nicht durch
fleiſſiges Gebet hefftig wiederſtehen? Da
wir ohnedieß als arme ſchwache Men-
ſchen, leyder! zu ſuͤndigen von Natur ge-
neigt ſind. Wolle demnach ein jeder
chriſtliebender Jaͤger, umb GOttes Wil-
len, auch ſeiner Seeligkeit halber, ſolche
verdammliche Suͤnden mit allem Ernſt
fliehen und meiden, den lieben GOTT
vor Augen haben, und gedencken, daß
das Wild alleine des Groſſen GOttes ſey,
und daß ohne deſſen Willen ja nicht ein
Sperling fallen koͤnne; Stelle alſo alles
ſein Vornehmen Goͤttlicher Direction an-
heimb, und erwarte deſſelben Seegen.


Was Carolus Magnus, Roͤmiſcher Kaͤyſer/ ſchon vor etli-
chen Hundert Jahren von denen Wildbahnen/ und Forſten fuͤr Jura ge-
geben/ und zu obſerviren befohlen hat/ welche im Sachſen-
Spiegel Lib. 2. Art. 61. zu Straßburg 1507. auffs neue
gedruckt in damahls uͤblicher Sprache
alſo lauten:


Do Gott beſchuff den Menſchen, do
gab er im Gewalt uͤber Fiſche, uͤber Vo-
gel, und uͤber alle wilde Tyer, davon ha-
bend die Kuͤnig geſeczet, daß nyemand
ſeinen Leib noch ſeine Geſunde verwir-
cken mag, mit dieſen Dingen. Noch
habend die Herren Bann Voͤrſt, wer
ynen darynn icht thut. Da habend ſy
buͤße uͤbergeſeczet, Als wir hernach woͤl-
len ſagen. Sie haben auch uͤber fiſch-
ban geſeczet, und uͤber Vogel. Allen tie-
ren iſt frid und ban geſeczet, wann Wolf-
fen und Beeren, an den brichet nyemand
keynen frid. Wer in denn Bannenvoͤrſten
Wilde wundet oder faͤllet, oder jaget oder
toͤttet. Der ſol dem Herren des es iſt
ſechczig ſchilling des Herren Landt-Pfen-
nig geben Wer durch den Bannvorſt rey-
tet, ſein Bogen, ſeyne Armbroſte ſuͤllent
ungeſpannen ſein. Sein Kocher ſoll be-
deckt ſein Wynde, und ſeine Kracken ſuͤl-
len auffgefangen ſein, und ſein Jag-
Hunde ſuͤllen gekappelt ſein. Jaget ein
Mann ein Wild mit Uhrlaub des Her-
ren von dem Bannvorſt, und fluhet es
yn den Banvorſt des Herren er ſoll den
Windenn wieder ruͤffen, und mag er ſy
mitt wieder bringen, er ſoll in nachvol-
gen, und ſoll ſein Horen nicht blaſen yn
dem Vorſte, noch die Hunde nicht gruͤſ-
ſen was dann dem Wilde beſchicht, von
den Hunden da iſt der Herre unſchuldig
an. Feyget aber er oder heczete die
Hunde an das Wild, oder blaſet er ſein
Horn, ſo iſt er Buͤß ſchuldig, es werd
da Wild gefangen oder nitt, und iſt
daz ein man ein tier wundet, in ſei-
nem Wiltban, und das fluhet von ym,
und kommet aus ſeinen Augen, und
kommet in einen andern Wiltban, und
vellet danyder, wes ze recht das ſey,
daz ſuͤllen wir euch ſagen, und ſtirbt es
darynnen das er daruͤber kommet der
es gejaget hat des iſt es ze recht. Vin-
det er es lebendig, er ſoll es laſſen ſtan.
Wann es iſt zerechte des, des der Wild-
ban iſt Ein yeglich Wilde iſt eines man-
nes mit recht dieweyl es in ſeiner Ge-
walt
[249]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
walt iſt. Kommet es ihn aus ſeinen
Wildban ſo iſt es nit ſein. Jſt daz ein
man ein Wild jaget, und kommet es von
im unverſert. es iſt aber ſo mied,
daß es nieder faͤllt, und nit fuͤr baß mag.
und kommet daß uß ſeinen Augen, daz
er ſein nit ſiehet, wer es darnach vindt
oder vahet, des iſt es mit recht, und alſo
ob er ſich des ſuͤches hat entlaſſen, die
weil ers ſuͤchet ſo iſt es ſein. Wer es
unter den Weylen findet der ſol es im
wiedergeben, es ſey lebendt oder tod.
So ein yeglich Gewilde, auß deiner Ge-
walt kommet, und auß einen Wiltban ſo
iſt es dein nitt. ſo auch ein Wilde in ſein
freyheit aus deinen Augen kommet, ſo iſt
es dein nit.


Von ſchaͤdlichen tieren.


Wurfel heiſet ein berſchwein, dem
ſoll man jaͤrlichen die czen abſchlahen,
wer des nicht thut, wes Hunde bern oder
Hirß Wurffel, oder ander Wilde, das
man zaͤmet, oder Viehe einen man toͤt-
tet man ſol es mit ſteynen verronen,
man ſol es auch nit eſſen, wann es iſt
unreyn. Laͤmet es einen man und ſchlecht
es yener von im und haußet es noch eczet
es noch trencket es, afftermahls und dar-
nach es den Schaden getat, es hat keyn
Geltnuͤſſe davon, und wundet er einen
Mann, ſo iſt dasſelb gericht, und der
dem der ſchad geſchicht. Will er mag es
gelten. Unnd tuͤtt eyn Viehe ein ſcha-
den dem ſoll er gelten, des es da iſt, ob
er ſich ſein unterwindet, nach dem Scha-
den. Will er es laſſen varen das tuͤt
er wol, und giltet ſein nicht. ſo hat es ye-
ner fuͤr ſeinen Schaden. Und iſt es ein
Hirß, und hat ſchedliche Horen, die ſol
Jm yener heiſſen abſchneiden. Und tuͤtt
er des nicht, es muͤß es buͤſſen one dem
todſchlag. Als ob er ein Wunden dem-
ſelben hette geſchlagen. Tuͤt aber das
Wilde den todſchlage, der man ſole buͤſ-
ſen, als man bey den hoͤchſten pfliget ze-
geben, umb ein Wunden beide dem Klaͤ-
ger, und dem Richter wetten. ſind aber
die Horen als ſy ſolten, ſo buͤſſet er nicht.
Jſt es aber ander Wilde geweſen, das
nicht Gehurn hat, oder tregt, tuͤt das tyer
den Schaden. Das richt man, als hie-
vor geſprochen iſt. Und iſt es Viehe das
ſchedlich Horen hat, man ſols im abſchnei-
den und thut man das nicht man muͤß
es beſſern, als hievor geſchrieben
iſt.

Von dem der ein ſchedliches Pfert
hat.


Und hat Ein Man eyn ſchlahendes
Pfert, und weiſt er das wol wan er dar-
auf ſiczet, ſo ſol er die Leut von im heiſ-
ſen gan und ſol von den Leuten reitten.
Und tuͤt er des nicht Woͤlichen ſchaden es
tuͤt er ſol in gelten, als hievor geſprochen
iſt. Tuͤt er aber als hievor geſprochen
iſt. ſo giltet er nicht. Laugnet man im
daß er nit habe heiſſen weichen ſind leut
da geweſen, er ſoll es er zeugen ſelb dritt.
Und iſt ein man bey im geweſen, ſo er-
zeug es ſelb ander. Jſt nyman da gewe-
ſen, ſo berede es zu den heiligen und ſey
ledig. toͤtet das Pfert ein Menſchen, oder
laͤmet oder wundet das ſol man richten
als hievor geſprochen iſt.


Der wilde Tier heimlich ma-
chen will.


Der Wilde auf buͤrgen oder in ſtet-
ten zeuchet, das gat hyn zu Walde unnd
wider heym, dieweil es die Gewohnheit
hat ſo heiſſet es ſein. Und vahet es ye-
mand, das ſoll man im buͤſſen, als hie-
vor geſprochen iſt. Gat es aber hin und
kommet nicht hinwieder yn runt acht ta-
gen. Wer es denn vahet, des iſt es, oder in
wes Wiltban es gat, des iſt es auch Wir
ſprechen alſo, das kein richter ſeinen Leib
gar ſoll nemmen. Weder umb gefigel noch
umb Gewilde, noch umb Fiſche.


Von ſchaͤdlichen tieren/ das
merck alſo.


Wer behaltet einen anfelligen Hund
oder einen czaͤmen Wolff, oder Hirß oder
beren, wa ſy icht ſchaden thund das ſoll
der gelten des ſy ſeind. Wil er ſich ir
entziehen des ſy dann ſeind, damit wirt
er nit unſchuldig. Wann es iſt wieder
recht. Wer Wild bey den Leuten zaͤm
will machen das nymmer zaͤm kan wer-
den, ſchlecht ein man einen Hunde ze tod
oder ein Beren oder ein tier dieweil es
im den ſchaden er beleibet on ſchaden.
Ob man aber im nicht gelaubt haben es
dann die Leut geſehen, ſo ſoll er ſelb dritt
ſchweren das es alſo ſey. haben aber es
die Leut nicht geſehen, man ſol ſeinen eyd
darum nemen.


Von allerley Hund/ wer die ſchlecht
oder ſtilt.


Wer einen leythund ſtilt oder ze tod
ſchlecht, der ſol ſeinen Herren des der
J iHund
[250]Fuͤnffter Theil/
Hund was einen als guͤtten geben als
yener was, und ſol im ſechs ſchilling dar-
zu geben.


Von den treyb hunden merck alſo


Wer einen Hundt ſtilet, der ein
treib Hundt heiſſet er ſol dem Herren ei-
nen als guͤtten wider geben, und drey
ſchilling darzu. und will er ſchweren das
er unſchuldig ſey das tuͤt er wohl mit ei-
nen Biderman. Des leithundes ſol er
laugnen mit dreyen mannen.


Von Spuͤrhunden merck:


Wer einen Spuͤrhund ſtilt oder
ſchlecht der muͤß einen als guͤtten geben
als yener was und ſechs ſchilling. Eyn
Hunde heiſſet ein Byber Hund. und wer
den ſtilt oder ze todſchlecht der muͤß einen
als guͤtten geben und ſechs ſchilling dar-
zu. Ein Hunde heiſſet ein Winde der
Haſen vahet oder ander Wilde, der hat
das ſelb recht und drey ſchillinge darzu.
Ein Wachtel Hund hat das ſelb recht
und drey ſchilling darzu. Ein Hund der
groſſe Wilde vahet, Bern, Hirß und
Wolff, und alle groſſe tier, der hat das
ſelb recht, und drey Schilling darzu, ein
Hund den ein Hirt um ein Vihe zeuhet
das er die Wolff beiſſe. der hat das
ſelb recht, und drey ſchilling darzu Ein
Hund umb ein Hoffwart der einen ſei-
nes Hauß huͤttet tag und Nacht. unnd
ſtilt den ein man nach dem, und die ſunn
under gat oder ſchlecht in ze tod. Er
geb im einen alſo guͤtten als yener was
und drey ſchilling darzu. und er hat doch
diepheit daran begangen. Und tuͤt er
es bey ſchoͤnen tag. ſo geb ihm einen als
guͤtten als yener was und einen ſchilling
darzu.


Ob ein Hund einen man anlauffet.


Und iſt das ein Hund einen man
anlauffet. und im in ſein Gewande beiſ-
ſet oder in ſeine bloſſe Haut wa das an
ſeinem Leibe iſt, und wert er ſich und
ſchecht yn ze tode. er ſol im einen als
guͤtten geben als yener was und einen
Pfennig und nicht mer. Es ſoll aber
yener des der Hund was yenem ſeinen
ſchaden halb ablegen, oder er ſol im des
Hundes nicht gelten. Und ſol auch dein
Richter mit buͤſſen. Und wie ſol er das
bewaͤhren, der den Huͤnd erſchluͤg oder
ſtach das er als guͤt ſey als yener was,
den er im dafuͤr gelt. Da ſol er zu den
heiligen ſchweren daz er als guͤt ſey als
yener was. Wil aber yener nit ſchwe-
ren. ſo muͤſſendt es from leut ſcheiden.


Der einen Hund laͤhmet.


Und iſt das ein man einen Hund
wundet das er lam wird an den beynen,
und iſt nyemandt nuͤcze. ſo ſol er ym ha-
ben den lamen Hund. und ſol yenem ei-
nen als guͤtten Hund wiedergeben als
yener was und viel Pfennig darzu als
davon geſchrieben iſt. Dieſe recht ſeczet
Koͤnig Karel an den Babſt leo von Hun-
den und von Vederſpyl.


Von ſperbern und von Ve-
derſpyl.


Wer einen Habich ſtilet oder vahet.
wer den Kranich vahet der ſoll im einen
als guͤtten geben als yener was und ſechs
ſchilling, und umb den Habich der den
reygel vahet dieſelb buͤſſe. und drey ſchil-
ling um einen Valcken der die Vogel va-
het in den luͤfften iſt dazſelb recht als um
den Habich der den Kranich vahet.


Von Sperbern.


Wer einen Sperber oder ſprinczen
oder ander Vogel die auf der Hand treyt,
wer die ſtilt oder ſchlecht der geb einen als
guͤtten als yener was, und einen ſchil-
ling umb einen Pfauen das ſelb recht
und einen ſchilling. Wer einen Hund
ſtilt oder einen Vogel, und geit er es wi-
der on gericht und on klag und ſeind ſy
als guͤt als ſy waren, do er ſy ſtal, und
ſol ſy yener wider nemen, und die Pfen-
nig halb als vor dar zu geſeczet iſt. und
ſol dem Richter halb buͤß geben. Ob er
ſein ynnen wird.


Von ymmen.


Und iſt das ymmen ausfliegent und
fallent auff einen Bom und er den drey
tag nach volget, ſo ſoll er yenen ſagen,
des der bom iſt, das er mit im gang uncz
das er ſeinen Ymme gewinne. Sy ſuͤl-
lent mit einander dargau und mit Ag-
ſten an dem bom ſchlahen und mit Kol-
ben und wa mit ſy moͤgent, doch alſo daz
ſy den bom nicht verſerent noch verder-
ben. oder vallet er an einen Zaun oder
auff ein Hauß oder woran er vallet. ſo
iſt das ſelb recht als um den Bom, wenn
er an den Bom die ſchleg tuͤt die hie vor ge-
nennet ſind. Was der Ymmen herab fal-
lent die ſuͤllent ſein ſeyn. und was darauf
beleybet die ſind yenes des der Bom iſt.


Der
[251]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.

Der Holtz/ Graß oder Viſch ſtilet.


Wer Holtz hauwet oder Graß ſchnei-
det, oder viſchet in eines andern mannes
Waſſer, der ſol geben drey ſchilling und
weret er ſich Pfandes man ſol uͤber in
richten als hievon geſprochen iſt. Vi-
ſchet er mer dann drey Stund daryn oder
hauwet er berend bam ab. Oder groͤ-
bet er ſtein aus die zu marckſteinen geſe-
tzet ſind man ſoll im Haut und Hare ab-
ſchlahen. Oder er ſol es loͤſen mit dreyſ-
ſig ſchilling. und wa man in vindet, man
mag in wol auffheben uncz an den Rich-
ter. Hactenus Carolus Magnus, ſo viel
man befunden.


Verboth auf anderm Grund zu jagen.


Solches iſt in dem L: Injuriarum.
13. §. Fin. ff. de Injuriis,
und L: Divus, 16.
ff. de Servit. Præd. Ruſt.
enthalten, da
Kaͤyſer Pius an die Weyd-Leute klar al-
ſo ſchreibet: Es iſt der Vernunfft und
Erbarkeit gar nicht gemaͤß, daß ihr wi-
der des Herrn Willen auf andern Gruͤn-
den, und Aeckern Vogel ſtellet; und ſe-
tzet die Gloſſa hinzu, daß ſolches gleicher
Geſtalt auch vom Jagen muͤſſe verſtan-
den werden. Dahero ſchreibet auch Cajus
Lib. 41. ff. Tit.
1: So Jemand auf eines
andern Grund und Boden ſich unter-
ſtuͤnde zu jagen, oder Weydewerck zutrei-
ben, das mag ihm mit allem Recht der
Herr deſſelben Grundes, ſo ers vermer-
cket, wehren, L: Quod enim. §. Plane ff.
de Acqvir. rer. dom.
Bißher die alten
Rechte.


Von der Folge des Schweiß-Hundes.


Nachdem zwar dergleichen vor Al-
ters nicht ſo gar genau genommen wor-
den, ſo hat doch bey unſern Zeiten und
zunehmenden Streitigkeiten hin und
wieder der Geitz-Teuffel viel Hader,
Zanck, und Gewirre verurſachet, ha-
ben dahero nachgehends die Rechtsge-
lehrten einhellig decidiret, daß, obwoh-
len nun eine jedwede Herrſchafft ihre or-
dentliche Graͤntzen hat, und Niemand
in ſeine Wildbahn oder ſein Jagd-Re-
gale
eingreiffen laͤſſet, man dennoch dar-
bey, wann vorhero die ausgemachte Fol-
ge mit denen Nachbaren verglichen
worden, dieſes zu obſerviren noͤthig habe,
nemlich, daß derjenige Schuͤtze, welcher in
des benachbarten Revier ſein verwunde-
tes Thier ſpuͤhret, wenn er ſolches noch
nicht angehetzet, auf der Graͤntze verbre-
chen, auch den Anſchuß mit einem Bru-
che bemercken, ſo dann ſolches bey dem
benachbarten Jaͤger melden ſolle, wel-
chem er folglich ſchuldig iſt, den Anſchuß
und die Flucht uͤber die Graͤntze nebſt
dem Schweiſſe zu zeigen, (denn ohne die-
ſes iſt jener nicht ſchuldig, ſolchen anhe-
tzen zu laſſen,) ſo dann muß es ihm mit
dem Hunde zu verfolgen, und wie er ſol-
ches binnen 24. Stunden habhafftig wer-
den kan, verſtattet werden. Wenn er
aber das Thier auf ſeinem Revier anhe-
tzet, und ſolches der oder die Hunde uͤber
die Graͤntze bringen, ſo iſt der Jaͤger be-
fugt dem Thiere mit ſeiner Buͤchſen zu
folgen, und wenn er es bekommen, darf
ers ohne gemeldet nicht wegfuͤhren, ſon-
dern iſt gehalten, ſolches des Orts Jaͤ-
ger anzuzeigen, welcher, nachdem er, wie
oben gemeldet, Flucht und Schweiß re-
cognoſci
ret, ihme alsdann die Abfuhr
deſſelben zu verſtatten ſchuldig iſt. Die-
ſes iſt zwar Rechtens, man hat aber kei-
ne Rechts-Regul, welche nicht eine Exce-
ption
habe, und kommt es in dieſem
Stuͤck meiſtens auf den Nachbarlichen
Vergleich an, dann manche geſtatten die
Folge, andere aber nicht; Manche muͤſ-
ſen dem vornehmen Nachbar oder Lands-
Herren das angeſchoſſene Wild anzeigen,
wird ihnen aber keine Folge verſtattet,
und iſt hierinnen Laͤndlich, ſittlich, nach
dem gemeinen Sprichwort, wie man ſich
verglichen, und der Nachbar in der Pos-
ſesſion, Præſcription,
gutwilligen Zulaſ-
ſen, und dergleichen, von langen Zeiten
her geweſen, und deſſen ſich gebrauchet.
Es ſolten nun zwar billig wohl mehre-
re Urtheils-Fragen, und Rechts-Spruͤ-
che von Forſt- und Jagd-Sachen hier-
bey amplificiret ſeyn: Dieweiln aber
erſtlich notoriſch, daß der Autor ratione
Materiæ
dieſes Wercks ein Jaͤger, und
kein Rechtsgelehrter ſey; andern Theils
ſolche Deciſa \& Rationes dubitandi \& deci-
J i 2dendi
[252]Fuͤnffter Theil/
dendi bereits in des Herrn Ahaſveri Fritz-
ſchii Corpore Juris Venetorio-Foreſtali,

wie auch von andeꝛn Autoribus ſattſam u.
zur Genuͤge allegiret ſind, daß man alſo
bey ſolcher Beſchaffenheit ſich in fernere
Rechts-Haͤndel nicht miſchen wollen, ſon-
dern, wie gedacht, pro Principio das
ſuum cuique wohl zu obſerviren ſeyn
will, weiln die Jura denen Vigilantibus
geſchrieben, und offtmahlen, nach ſpaͤter
Bereuung, durch Nachlaͤßigkeit in der
Poſſesſion, Veꝛjaͤhꝛung odeꝛ Præſcription,
und gutwilligen Zulaſſen leicht was ver-
ſaͤumet wird, welches hernach nimmer-
mehr wieder zu bringen iſt. Nachdem
nun die Præliminaria dieſes Fuͤnfften
Theils abſolviret, ſo wird noͤthig ſeyn,
den Anfang eines jungen Jaͤgers mit al-
len noͤthigen Reqviſitis hierbey dem ge-
neigten Leſer vorzuſtellen.


Vom Hunde-Jungen.


Es wird Jederman ohnfehlbahr
bekennen muͤſſen, daß bey allen Kuͤnſten
ein Lehrling oder Schuͤler erfordert wer-
de, ohne welchen Anfang kein Meiſter
gebohren worden. Wie nun beſagter
Maaſſen bey andern Kuͤnſten, Hanthie-
rungen, oder Gewercken, ſolches ge-
braͤuchlich iſt; Alſo hat es gleicher Geſtalt
auch die Beſchaffenheit bey der hochloͤb-
lichen Jaͤgerey. Muß derohalben ein
ſolcher Junge, er ſey, wes Standes er
wolle, Adelich, Buͤrgerlich, oder ein Bau-
ers-Kind voꝛnemlich folgende noͤthige Re-
qviſita
haben: Nemlich er muß ſeyn von
ehrlicher Geburth, chriſtlichen Eltern,
wohl erzogen, zur Schule gehalten, zum
wenigſten muß er leſen, ſchreiben, und,
wo moͤglich, rechnen koͤnnen, und ja nicht
zu fruͤhe aus der Schule genommen
werden, denn in der Schule das beſte zu
lernen iſt. Hernach muß er auch vor-
nemlich rechte Luſt zur Jaͤgerey haben,
und bey ſich einen innerlichen Trieb, und
Zuneigung, auch wahre Begierde zu ler-
nen befinden, wornach die Eltern vor al-
len Dingen zu ſehen, und ſolches wohl zu
examiniren haben, und kan er wohl et-
wan ein halb oder gantzes Jahr probi-
ren, und, da ihme die Arbeit oder Zucht
nicht anſtaͤndig, bey Zeiten davon ablaſ-
ſen, und eine andere Profeſſion erweh-
len. Vornemlich muß er auch Gotts-
fuͤrchtig, fromm und fleißig, getreu und
auffmerckſam, willig, und gehorſam ſeyn,
ſich gegen ſeinen Lehrmeiſter wohl ver-
halten, was ihme gewieſen wird, fleißig
mercken, und nicht gleich unachtſam,
und vergeſſen ſeyn, viel weniger ſich auf
ſeiner Eltern hohen Stand, Wuͤrden,
oder Vermoͤgen zu viel verlaſſen,
ſelbſt nicht angreiffen wollen, ſondern
andere halten, denn ſo wuͤrde er nichts
lernen, noch begreiffen, ſondern ein unge-
ſchickter Juncker bleiben. Nechſt dieſem
muß er auch nicht gebrechlich oder un-
tuͤchtig ſeyn, ſondern von rechtem Alter,
und gutem Verſtande, die Hunde von
Natur lieben, ingleichen tauerhafftig
und wachſam, von gutem Geſicht und
Gehoͤr, von gutem Athem, zu blaſen,
ſchreyen und lauffen ſeyn, ſich auch keine
Arbeit im geringſten verdrieſſen laſſen,
wo er anderſt was rechts lernen will.
Solten auch gleich bey ereignetem Muth-
willen, da der Jaͤger oder Lehr-Meiſter
ſo offte gewarnet hat, ein Paar Ohr-
Feygen pasſiren, davon ein ſolcher Jun-
ge nicht ſterben wird, muß er nicht das
Maul gleich haͤngen, vielweniger ihn vol-
lends die Eltern verhaͤtſchlen, ſonſt waͤre
er gleich verdorben. Seine noͤthigſte Ar-
beit iſt, fruͤhe auffſtehen, fleißig beten,
ſich waſchen, und kaͤmmen, ſich reinlich
in Kleidungen halten, denn Feuer un-
tern Keſſel, und Waſſer warm machen,
darinnen zerſpaltene Rinder-Kaͤlber-
oder Schaaff-Beine, Klauen, Fett und
Marx thun, die fette Bruͤhe auskochen,
und in den Fraß-Zuber gieſſen, welcher
Abends vorher mit geſchnittenen kleinen
Brod-Stuͤckgen, und Haber-Schroth
wohl eingebruͤhet worden, zugedecket uͤ-
ber Nacht geſtanden und wohl durchge-
weichet hat. Wann nun die Mehl-Sup-
pe recht auffgekochet, alles zuſammen ge-
goſſen, und wohl untereinander durch-
ruͤhret iſt, muͤſſen zwey Jungen den
Fraß-Zuber verdeckt aus der Kuͤchen
tragen, worbey allezeit ein Jaͤger-Purſch
oder Knecht, ſo die Auffſicht uͤber die Hun-
de hat, mit der Spieß-Ruth mitgehẽ muß.
Bey Auffmachung des Stalles, wann
die Hunde zuruͤck getrieben, und der
Fraß-Trog entdecket, wird der Fraß hin-
ein geſchuͤttet, und durch die Jungen fein
mit reinen gewaſchenen Haͤnden durch-
griffen, und beruͤhret, biß es laulicht
oder kuͤhle wird, daß es denen Hunden
nicht
[253]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
nicht zu heiß ſey, und dieſelben ſich inner-
lich nicht verbruͤhen, wovon ſie Lungen-
ſuͤchtig und mager werden, auch nimmer
zu Leibe kommen; Jndeſſen ſtehet der
Jaͤger-Purſch oder Knecht dabey, mit
der Spieß-Ruth, daß die Hunde nicht
eher an Fraß lauffen, biß es verkuͤhlet,
und ihnen zu freſſen permittiret wird,
dabey alles ſtill und ungehindert ſeyn
muß. Jſt der Fraß aber fuͤr die Engli-
ſchen oder Hatz-Hunde, ſo angeleget ſind,
wird einem jeden ſein Faͤßlein durch die
Gaͤlte gefuͤllet. Wann der Fraß vor-
bey, reinigen die Jungen den Koth und
Unflath, auch das beſeigte Stroh aus
dem Stalle, ſtriegeln und putzen die Hun-
de, kehren alles rein, geben friſches Waſ-
ſer, und rein Stroh, daß nichts vergeſ-
ſen werde, nehmen ihren Fraß-Trog
wiederumb, und tragen ihn nach der Kuͤ-
che, laſſen ſich ſich vom Puͤrſch-Meiſter,
Jaͤger, oder wer das behoͤhrige Proviant
unter ſich hat, friſches Brod, Mehl und
Haber-Schroth, nach ihrem gewiſſen De-
putat
geben, ſchneiden das Brod ein, un-
termengen es mit Haberſchroth, gieſſen
ſied-heiſſes Waſſer daruͤber, und laſſen
es verdecket ſtehen. Dieſe Ordnung mit
dem Fraß iſt nun wohl die gebraͤuchlich-
ſte und nuͤtzlichſte, wie ich es denn auch
nirgends anderſt geſehen, wo es ſonſten
ordentlich zugegangen. Damit ſich auch
die Hunde nicht verliegen, und ſteiff wer-
den, werden ſie gemeiniglich, und zum
wenigſten des Tages einmahl ausgefuͤh-
ret: bey denen Engliſchen großen Hatz-
Hunden gehet der Ruͤden-Knecht mit ei-
nem Fang-Eiſen ſchuldernt vor an, den
groͤſten Hund fuͤhren zwey Bauern,
die andern werden von jedem Bauer
hinter einander gefuͤhret, und zuletzt ge-
het ein Jaͤger-Purſch, welches ſo Ma-
nier
iſt. Die Jagd-Hunde aber fuͤhret
der behoͤrige Jaͤger-Purſche mit der
Peitzſchen voran, die Hunde hinter ih-
me, ein Jung zuletzt, und zwey auf bey-
den Seiten, daß ſie die Hunde gewoͤh-
nen, in einem Haͤufflein hinter dem Jaͤ-
ger zu gehen. Die Zeit des Fraßgebens
iſt gemeiniglich zweymahl des Tages, zu
Sommers-Zeit fruͤhe umb Sechs oder
Sieben, und Abends umb Sechs, im
Winter aber fruͤhe umb Acht und des A-
bends um Vier Uhr, nach Beſchaffenheit
der Jahres-Zeit; doch iſt dieſes von al-
ten Hunden zu verſtehen, dann junge
halbwuͤchſige Hunde muͤſſen des Tages
dreymahl, die kleineren Hunde aber wohl
vier biß fuͤnff, und mehrmahlen, offte
und wenig, zarte Speiße kriegen, wann
ſie anderſt nach Begehren gehoͤrigen
Wachsthum haben ſollen; Sonſt wuͤr-
den ſie verbutten, und iſt bey gar jun-
ger Hunde Erziehung ein gedultiger
Purſche und Junge am noͤthigſten, wel-
ches wohl zu mercken. Solte aber ein
Junge ſich auf die faule Seite legen, oder
aus Leichtfertigkeit ſich verfuͤhren laſſen,
und ſeine Schuldigkeit nicht thun wol-
len, ſich wiederſpe[r]ren, voll ſauffen, ſpie-
len, oder gar huren lernen, des Nachts
herumb rantzen, und fruͤhe fein lange
ſchlaffen, den muß ſein vorgeſetzter Jaͤ-
ger fein fruͤhe im Bette mit der Spieß-
Ruthe zum kuͤnfftigen Denckmahle auf-
wecken, und dergleichen Laſter bey einem
ſolchen Jungen niemahls ungeſtrafft hin-
gehen, und ſolcher maaſſen ſchaͤdlich ein-
wurtzen laſſen, wovon er ſonſten bey
dem lieben Gott ſchwere Verantwor-
tung haben, und zu ſeiner Zeit Rechen-
ſchafft zu geben gehalten ſeyn wuͤrde,
denn ſolche Kinder, wann abhaltende
ſcharffe Straffe nicht waͤre, gar leichte
verderben ſolten, nach dem gemeinen
Sprichwort: quo ſemel eſt imbuta recens,
ſervabit odorem, teſta diu.


Von dem Jaͤger-Purſch.


Sind nun die Kinder-Schuh des
geweſenen Hunde-Jungens vertreten,
und hat er ſich nach mancher Verbal-
und Real-Zucht und Correction die drey
Jahr uͤber, ſo lang er gelernet, ein merck-
liches geaͤndert und gebeſſert, ſeine vo-
rigen Laſter vergeſſen, und beginnet ſich
fein erbar, hoͤfflich, und manierlich auf-
zufuͤhren, erlanget er zum Præmio den
Titul eines Jaͤger-Purſches, und iſt als-
dann wuͤrdig das Horn-Feſſel zu tra-
gen: Maaſſen er ja verhoffentlich Zeit
waͤhrenden Jungen-Standes die drey
Jahr lang das Hief-Horn wird haben
blaſen lernen, nemlich, erſtlich: Anfangs
mit einem Stoß einem langen Hief; Zum
andern: Drey Hennebergiſche reine lan-
ge Hief; Drittens: So viel kurtze Hief,
als der Jaͤger Odem halten kan, doch
wenigſtens einen jagdbahren Hirſch von
J i 310. biß
[254]Fuͤnffter Theil/
10. biß 12. Enden zu melden; Vierd-
tens: Des Jagen abzuſtoſſen, mit nach
einander kurtzen Hief, reinlich geblaſen;
Und letztens: Wiederumb einen langen
Hief, wie im Anfang, doch ohne Rundel o-
der Triller. Und ſind die Hief-Hoͤrneꝛ meiſt
dreyerley Gattungen, Thon oder Klang,
als Zincken von klarem Laut, worauff die
Jungen lernen, Mittel-Hoͤrner, die ei-
nen mittelmaͤßigen Thon haben, und
Ruͤden-Hoͤrner, die einen groben oder
tieffen Laut haben; Heut zu Tage aber
traͤget man meiſtens Halb-Ruͤden-Hoͤr-
ner, weil die gantzen Ruͤden-Hoͤrner gar
zu groß und unbeqvem ſind. Es wer-
den dieſelben von einem abſonderlichen
Meiſter aus Buͤffels-Hoͤrnern gemachet,
weich gekochet, in ein Klotz gebohrtes Loch
eingezwenget, das behoͤrige Loch durch-
bohret, herausgenommen, aͤuſerlich umb
das Mundſtuͤcke abgedrechſelt; Vorn
am Schall-Horn mit rothem Wachs ge-
puͤffet, vom Riemer eingebunden, das
Horn-Feſſel mit behoͤrigen Schnallẽ und
Beſchlaͤg, doch dem Stande gemaͤß, von
ſilbern Dreſſen oder Corduanem Leder
mit ſtaͤhlerm Beſchlag gemachet, und
angefeſſelt, worauf ſich ein Horn-Satz
von Bocks- oder Hammel-Haaren ge-
hoͤret, nebſt einer gruͤnen Schleife
Band. Jch muß hierbey dieſes eroͤff-
nen, daß vor Alters dieſer Horn-Satz
von einer gewiſſen Laͤnge braͤuchlich ge-
weſen: Weiln ein reiſender Jaͤger von
der Straßen ſo weit einen Fuchs, Haaſen
oder Ente, als einen Zehrpfennig ſchieſ-
ſen durffte, worauff ſolches bey der Hoch-
loͤblichen Jaͤgerey, als ein altes Herkom-
men, verblieben iſt; wiewohl es man-
ches Orts vielleicht aus Unwiſſenheit gar
nicht getragen wird. Die gar uhralten
Teutſchen hatten bey ihren Jagen nur
ſchlechte gemeine krumme Hoͤrner, wie
ſie gewachſen waren, wie dann annoch
heut zu Tage die Pohlen zu ihren Jagd-
Hunden dergleichen gebrauchen. Das
vornehmſte aber, und die Urſach, war-
umb ein Horn getragen werden muß,
iſt erſtlich, umb ſolches in waͤhrendem
Treiben, wo er angeſtellet iſt, durch drey
Hief zu melden; Jm Treiben das Jagen
zu blaſen, und letzlich dienet es, einen Jaͤ-
ger vom andern zu diſtinguiren, wie es
denn auch als ein Holtzgerechtes Zeichen
ſeine Bedeutung haben ſoll. Diß waͤre al-
ſo vom Teutſchen Horn genung vermel-
det. Wie nun aber von Rechtswegen
der Junge nur einen Guͤrtel und kein
Horn-Feſſel tragen darff, alſo gehoͤret ſich
auch dem Jaͤger-Purſch wohl das Horn-
Feſſel beſchriebener Maaſſen zu tragen;
jedoch aber, wann er noch nicht recht
wehrhafft gemacht worden, keinen
Hirſch-Faͤnger, es ſey denn auff der Rei-
ſe. Der Jaͤger-Purſch muß alſo nun-
mehro keine Jungens-Poſſen mehr vor-
nehmen, und ſeinen Verſtand mit den
Jahren zunehmen laſſen, alle vorhin
erzehlte Laſter, davon in der Vorrede
gedacht, ſonderlich diejenigen, worzu jun-
ge Leute ohne diß incliniren, als Sauffen,
Huren, und Spielen, gaͤntzlich laſſen,
das Seinige fein zu rathe halten, und nicht
liederlich verthun, ſonderlich aber, da
er nunmehro nichts zu thun, taͤglich ler-
nen, erſtlich Holtzgerecht zu werden; Da
muß er ſich ja nicht ſchaͤmen, den einfaͤl-
tigſten Aſch-Mann, Kohl-Brenner, Pech-
Mann, Klaffter-Schlaͤger und Zimmer-
mann zu fragen: Lieber ſaget mir die-
ſes oder jenes Holtzes Beſchaffenheit, und
ſie nicht anſchnautzen, weniger verlachen,
ſonſt man wenig erfahren wuͤrde. Bey
dem Wildpraͤth, unter welchen der Hirſch
und das Schwein das vornehmſte iſt, je-
doch aber die andern nicht zu verwerffen
ſeyn, erkundige er ſich nur bey den Hirten,
Schaͤfern, Feld-Huͤtern, oder alten Bau-
ern: Hoͤret, habet ihr nicht einen Hirſch
oder Schwein geſehen? war es groß oder
klein geſtalt, mager oder feiſt? Lieber weiſt
mir deſſen Gefaͤhrde; Hieraus kan er
nun des Manns Anſage nach die Gefaͤhr-
de und das Thier judiciren, ſonſten bil-
det man ſich immer einen Hirſch vor, wie
einen Ungariſchen Ochſen groß, oder hat
er ja einen Hirſch von ferne lauffen ſe-
hen, glaubet er, es muͤße ein Hirſch ſeyn
wie der andere, das waͤre gefehlet, wel-
ches man aber durch Erkaͤntniß vieler-
ley Gefaͤhrde zu unterſcheiden lernet; und
kan man bey dergleichen einfaͤltigen Leu-
ten zuweilen durch ein gut Wort und
umb ein Paar Kannen Bier mehr erfah-
ren, als von manchen Jaͤgern umb ze-
hen Thaler. Mit dem Zeugſtellen, ſo
noch uͤbrig, muß er ſich ja in Zeiten mit
den Zeug-Knechten und Stell-Leuten gu-
te Bekantſchafft machen, etwan einen o-
der zwey, ſo die erfahrenſten ſind, eine
Zeche Bier frey halten, ſie oͤffters be-
ſuchen, freundlich mit denenſelben con-
verſir
en, damit, wann ein Jagen vorge-
het, er ſichere Addreſſe haben moͤge, da
muß er ſich nicht ſchaͤmen, bey Abfuͤh-
rung des Zeugs die Leinen friſch anzu-
greif-
[255]Vor der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
greiffen, Hefftel einzuſchlagen, veſte zu
machen, aufzuheben, anzupfloͤcken, oder
was nur noͤthig vorfaͤllet/ dadurch er-
langet er Wiſſenſchafft, den Jagd-Ge-
zeug zu verſtehen. Jch ſetze aber zum
voraus, daß er, was die Hunde betrifft,
bereits das behoͤrige gelernet, wenig-
ſtens die vornehmſten Principia darvon
begriffen habe, als worauf das Funda-
ment
beruhet, dann ein Kriegsmann oh-
ne Schwerdt, ein Jaͤger ohne Hund, ſind
ſchuldig ſchwere Pfund, nach dem alten
Sprichwort. Mit den Jungen muß er
nunmehr ſich nicht mehr gemein machen,
ſondern ſeinen Reſpect auch in dieſem
Stuͤck in acht nehmen, doch ihnen nicht
unrecht, oder Gewalt thun, weniger ver-
fuchsſchwaͤntzen, ſondern bedencken, daß
er auch Junge geweſen, und daß er zwar
keiner mehr, doch aber noch auf gewiſ-
ſer Maaſſe, wegen des Leith-Hundes Be-
haͤng, ein Lehrling und noch nicht ein
vollkommener Jaͤger zu nennen ſey. Jm
Schieſſen, ſo wohl mit der Flint im Flug
und Lauff, welches anjetzo das gebraͤuch-
lichſte iſt, als auch ſonſten, ſonderlich a-
ber nach teutſchem Herkommen mit dem
Puͤrſch-Rohr Wildpraͤth zu faͤllen, muß
er ſich fleißig exerciren und dahero ſu-
chen, ſich bey einem Foͤrſter, welcher et-
wan viel zu liefern hat, beliebt zu ma-
chen, und wann er zeiget, einen guten
Schuß zu thun, denſelben bitten, daß er
ihm zulaſſe, ſich zu exerciren das Wild-
praͤth zu puͤrſchen. Alles benoͤthigte,
als Spanner, Puͤrſch-Rohr, Flinte,
Schroth-Beutel, und was mehr noͤthig
ſeyn moͤgte, muß er ſich anſchaffen, in-
gleichen niemahls ohne Fang-Strick-
gen, Pulver-Horn, Meſſer und Brod,
ſich finden laſſen, welches zu allen occa-
ſion
en dienlich iſt.


Von der Behaͤngens-Zeit.


Dieſes iſt nun eigentlich das Fun-
dament und der Anfang eines jungen
Jaͤgers, die Hochloͤbliche Jaͤgerey mit al-
ler und jeder Zubehoͤhr gruͤndlich zu be-
greiffen, auch ſo wohl die Gefaͤhrde ei-
nes Hirſches, als den Leith-Hund recht
arbeiten, und zuſprechen lernen, wie ſich
deſſen unſere liebe alte in Gott ruhende
Vorfahren, hohes und niedriges Stan-
des, nicht geſchaͤmet oder verdrieſſen laſ-
ſen, ſondern mit beſonderm Eyfer, Luſt
und Liebe vielfaͤltige Wundernswuͤrdige
Muͤhe und Fleiß angewandt haben. Den
Leith-Hund betreffend, als das Inſtru-
mentum,
muß derſelbige, wann es des
Winters gar zu kalt, nicht immer anlie-
gen, ſondern im Zwinger frey herumb
lauffen, auch unter ſeinen Fraß ein we-
nig Schwefel, ihn zu erhitzen, und wann
es zu bekommen, dann und wann etwas
von rohem Hirſch-Wildpraͤth oder
Schweiß, untermiſchet werden. Zu An-
fange des Aprilis aber muß er wieder-
umb an die Kette geleget werden, da-
mit er wiederumb baͤndig gewoͤhnet, und
mit deſto beſſern Nutzen im Monat Ma-
jo
und Junio, woſelbſt feine warme, lieb-
liche und ſtille Morgen ſind, gearbeitet
werden koͤnne, weiln im Julio und Au-
guſto
ſich ſchon die Winde einfinden, im
September aber die Hirſch-Brunfft an-
gehet, und das Graß ſchon gar zu hoch
gewachſen iſt. Alſo faͤnget ſich nun ſol-
che Behaͤngens-Zeit des Fruͤhlings an,
und wird mit rechtem Nutzen gehalten,
wann das Wildpraͤth ſich von denen
Winter-Haaren abgehaͤret, und wieder-
umb verfaͤrbet hat, nachdem der Win-
ter ſtarck oder ſchwach geweſen, ſich zu
erhohlen, dann auch die Wieſen und
Gruͤnde von jungem Graß fein gruͤne
worden, auch liebliche, warme und ſtille
Morgen ſind, gemeiniglich im May-Mo-
nat, da die Winter-Kaͤlte vorbey, und
der Thauſchlag kennlich, auch nicht Re-
genicht oder Windigt iſt, weiln der Re-
gen und die Kaͤlte die Atomi oder Duͤn-
ſte der Witterung von der Gefaͤhrd gar
zu ſehr daͤmpffen, der Wind aber den
Geruch des Wilds dem Hund entgegen
bringen wuͤrde, daß er mit der Naſen nicht
zur Erden bleiben, ſondern den Kopff in
die Hoͤhe, und gegen den Wind ſuchen, ku-
cken, uñ die Spuhr endlich uͤbergehen ler-
nen, alſo auff ſolche Art verderben wuͤrde.
Die Urſache, warumb und worzu dann
eigentlich der Leith-Hund, oder dieſe
Wiſſenſchafft noͤthig waͤre, moͤchte man-
cher begierig ſeyn, zu wiſſen; Dieſem
nun dienet zur dienſtfreundlichen Nach-
richt, daß der Allmaͤchtige Schoͤpffer die-
ſes edele Thier mit beſonderer Vorſor-
ge dem Menſchen, als das angenehmſte
und vollkommenſte Thier unter allen
andern, zu ſeiner ſonderbahren Vergnuͤ-
gungt unterworffen; Da nun aus ge-
wiſſen
[256]Fuͤnffter Theil/
wiſſen Urſachen die Hohe Landes-O-
brigkeit nicht unbillig ſich den Hirſch vor-
behalten hat, nach gehabter Regierungs-
Sorge durch deſſen Jagd ſich zu beluſti-
gen, und darzu Jaͤger brauchet, ſolche
auff unterſchiedliche Art und Weiſe nach
ihrem Gefallen zu erlegen; So iſt der
Leit-Hund erfunden worden, als das
wichtigſte Inſtrument eines Jaͤgers, wor-
auff ſeine Renommée, und Ehre beru-
het, umb ſeinem hohen Principal durch
fleißigen Beſuch des Waldes mit ſeinem
Hund, richtigen Rapport zu geben, ob
er im Wald Hirſche habe, oder nicht,
und, wo einer allein ſtehe, anzeigen zu
koͤnnen, damit nicht durch falſche Opi-
nion
man ſich Hirſche einbilde, wo nichts
verhanden, dem Herrn Unwahrheiten
vorſchwatze, unnoͤthige Unkoſten den
Zeug zu fuͤhren verurſache, ſich bey dem-
ſelben in Ungnade ſtuͤrtze; Bey andern
aber Hohn und Spott erlangen moͤge.
Wann man nun eines ſtillen Morgens
genungſam verſichert, ohne welchen
nichts auszurichten, und man den ſo
genannten Leopoldus-Tag zu celebriren
ſich vorgenommen hat, welches ob es
gluͤcklichen Fortgang haben werde, man
an einer Aeſpe, und deren Laubes Be-
wegung leichte vorher ſehen kan, als
welche den geringſten Wind anzeiget.
Jſt es nun ein ſchoͤner ſtiller Morgen, ſo
ziehet man hinaus und fuͤhret den Leith-
Hund an der Halſung und Hengeſeil vor
ſich aus mit froͤlichem Zuſpruch, ihn auff-
zumuntern: Vor allen Dingen aber
muß er jederzeit mit der Naſe an der
Erden bleiben, damit er kein Gefaͤhrd
auch beym harten Boden, da nichts zu
ſehen, uͤbergehen lerne, ſondern jeder-
zeit darauff richtig verbleibe; Auch muß
man verhuͤten, daß er ja nichts leben-
diges in die Augen zu ſehen bekomme, als
wodurch er zum Umbſehen, kucken und
ſchwaͤrmen veranlaſſet, und nach-
mahls endlich gar die Gefaͤhrd nicht
mehr achten wuͤrde, zumahl, wenn
er Wild ſehen ſolte, wuͤrde er darnach
wollen, oder gar die Leute anſchlagen,
welches ihm aber durch Bedeckung des
Bruchs zu verhindern, oder bey deſſen
Hartnaͤckigkeit durch das Henge-Seil
mit Schnellen zu beſtraffen, und muß
hierbey beſonderer Fleiß und Auffmerck-
ſamkeit angewendet werden. Wann
nun das Wildpraͤth oder die Hirſche
zwey biß drey Stunden lang von Fel-
dern zu Holtze ſind, ziehet man mit dem
Leith-Hunde, ſeiner Halſung und dem
Henge-Seil, vor dem Holtze an den Fel-
dern und Wieſen lang hin, loͤſet den zu-
ſammen gewickelten Riemen oder die
Tocke von einander, nimmet den Leith-
Hund an dem Henge-Seil in die rechte
Hand, einen Bruch von friſchem eiche-
nen Laub in die lincke Hand, ziehet da-
mit ferner fort, und laͤſſet das Henge-
Seil ſchleppen. Wann man nun alſo mit
dem Hunde fortziehet, muß es auf duͤrren
Laͤden und trockenen harten Plaͤtzen ge-
ſchehen, weil der Hund ſonſten in wei-
chem leimichten Boden, feuchtem Lehm,
naſſen Koth oder Loͤcher den Thauſchlag
oder Anſtrich ſehen kan, als wodurch er
auff hartem und trockenem Boden die
Gefaͤhrde uͤbergehen lernet, weiln die
Witterung des Wildpraͤths, von den
Schalen in die Faͤhrde eingedruckt, alſo
beſchaffen, daß die zwiſchen denen Scha-
len befindliche Feuchtigkeit, welche faſt
continuirlich naſſet, wenn das Thier
tief eintritt, von der Erde ſo ſtarck an-
genommen wird, daß ein Hund die Wit-
terung davon gar zu ſtarck empfindet,
auch die Tritte meiſtens ſehen kan. Wann
nun der Hund erſtlich, und zwar zum
oͤfftern auff ſolche friſche Faͤhrde, die er
ſehen kan, gearbeitet wird, und man koͤm̃t
hernach mit ihm auf harte Ledden oder
Kieß, und trockene Felder, wo die Wit-
terung ſubtiler iſt, und man wenig oder
gar nichts ſehen kan, ſo faͤllt er ſolche ent-
weder gar nicht, oder doch wenigſtens
kaltſinnig an, und ſuchet weiter nicht fer-
ner fort; Alſo muß man ihm vor allzu
friſcher Gefaͤhrde mit Fleiß abhalten,
und ja nicht unbeſonnen darauff ablie-
beln, oder etwan mit ihm auff ſelbiger
gar zu lange nachſuchen, dadurch er end-
lich dieſe Gewohnheit an ſich nimmet,
eine wenig alte Faͤhrde nicht fleißig zu
ſuchen, oder gar zu uͤbergehen, daß man
ſich alſo auff ihn wegen einer zwey oder
dreyſtuͤndigen alten Faͤhrd nicht ſicher
und gewiß verlaſſen darff.


Von Arbeiten des Leith-Hundes.


Wann nun der Leith-Hund richtig
ſuchet, und nichts uͤbergehet, ſpricht man
ihm mit manierlicher und zierlicher
Stimm ſittſam zu, doch mit keinem Ge-
prell
[]

[figure]

[][257]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
prell oder groſſem Geſchrey, alſo: He,
he? hin,
und repetiret ohngefehr alle
zwantzig biß dreyßig Schritte ſolchen Zu-
ſpruch, ihn auffzumuntern, nachdem
der Hund von Natur iſt; Denn hitzige
junge Hunde, die ohne dieß zu ſuchen
allzu groſſe Begierde haben, die werden
durch vieles Zuſpꝛechen hiervon bald laut,
und iſt ihnen hernacher ſchwerlich ſolches
abzugewoͤhnen; Faule Hunde aber mun-
tert man durch den Zuſpruch deſto beſſer
auff, mit mehrer Luſt die Gefaͤhrde de-
ſto fleißiger zu ſuchen. So nun der
Hund einige Gefaͤhrd findet, oder anfaͤl-
let, ſtehet man gleich gantz ſtock ſtille,
giebt dem Hund das Haͤnge-Seil mit
leiſer Hand willig nach, zu ſehen, was er
thut, ob er fort zu ziehen in Willens,
und was er vor ſich habe, dann greifft
man mit beyden Haͤnden am Haͤnge-
Seil an, biß zum Hunde, buͤcket ſich zu
ihm, umb die Gefaͤhrde genauer zu er-
kennen, ob er richtig ſey, und fraget ihn
freundlich: Was da, mein Mann? was
ſchleicht daher
? Wann nun der Hund
ferner an der Gefaͤhrd feſt beharret, laͤſ-
ſet man ihn zur rechten Hand am Haͤn-
ge-Seil hinaus fahren, und ſuchet wie-
derumb ſolch Gefaͤhrd, ſpricht zu ihm:
Nun laß ſehen, mein Mann, laß ſehen,
wo ſchleicht er hinaus?
So der Hund
die Gefaͤhrde findet, ſpricht man: Nun
richts aus, mein Mann, richts aus,
zu der Faͤhrd, hin, hin.
So er nun
abermahl recht hat, laͤſſet man ihn noch
eines in Bogen, wie gemeldet, vorgreif-
fen, umb zu ſehen, ob der Hund die Ge-
faͤhrde richtig behaͤlt, und ſpricht zu ihm:
Greiff wieder, mein Mann, zur Faͤhrd,
hat ſich gewendet, hin, hin.
So er
nun abermahls inne haͤlt, und recht hat,
ſpricht man: Nun richtig, recht, laß
ſehen, nun richtig, richtig:
Und ſo der
Hund ſtehet, ſpricht man: Wiedergang
laß ſehen mein Mann,
und arbeitet ihn,
wie ich vorhero beſchrieben habe: So er
nun abermahls recht hat, ſagt man:
Hab Recht, mein Mann, hab Recht,
wieder wend dich, laß ſehen.
So er zum
andern mahl ſtehet, ſpricht man zuletzt:
Habe Danck, mein Mann, haſt Recht,
habe Danck, Danck.
Wann er nun letz-
lich ſtehet auf der Faͤhrde, hilfft man ihm
mit der lincken Hand unter dem Halß
ein wenig empor, daß er geſtreckt ſtehe,
und liebet ihn ab, mit freundlichen Wor-
ten, beſtreichet ihn mit dem eichenen
Bruch umb die Augen, leget ſodann den
Bruch aufs Gefaͤhrd, iſts ein Hirſch, die
Blaͤtter vorwaͤrts, weil er Gehoͤrn
traͤget; Jſts aber ein Thier, die Blaͤt-
ter hinterwaͤrts, weil es hinten ſetzen
muß, und thut den Hund uͤber die Ge-
faͤhrd eine Ecke abtragen, und an einen
reinen Ort im Schatten, da kein Ge-
faͤhrd iſt, anbinden, und ruhen laſſen.
Vor allen Dingen iſt hierbey auch noch
noͤthig dieſes zu mercken, und halte ich
es vor das wichtigſte: Nemlich, es iſt be-
kant, daß nicht allenthalben einerley
Grund und Boden, vielweniger einer-
ley Landes-Art, Clima, Nahrung, Waſ-
ſer und Erdreich zu finden iſt, dahero es
auch unterſchiedliche Hirſche giebet, von
verſchiedenem gutem oder ſchlechtem Ge-
weyhe, groſſen oder kleinen Lauff-Klau-
en, die ſie auff der Erden bilden und for-
mir
en: Jn moraſtigen und weichen Lan-
den haben ſie einen hohlen und breiten
Fuß nebſt ſtarcken Affter-Klauen, weil
die Feuchtigkeit das weiche ſchwammig-
te Horn und die Schalen an den Fuͤſ-
ſen daſelbſt wachſend machet, dargegen
haben ſie zwar auch im ſandigten einen
groſſen, aber darbey einen ebenen, und
platten Fuß, platte Ballen und die Sei-
ten an Schalen dicke, die Spitzen vorne
rund, und machen eine breite kurtze Ge-
faͤhrd; Jn den ſteinigten und harten
Landen haben die Hirſche nicht eine ſo
groſſe, aber eine beſſer formirte Faͤhrd;
die Klauen ſind runter, die Seiten di-
cker, aber ſtumpff und abgenutzet, auch
kleine Ballen. Wie nun die Gefaͤhrd
einer Landes-Art, ſo iſt die Nahrung,
und folglich alſo das Gehoͤrne beſchaf-
fen. Dann die Auen-Hirſche haben
von wegen guter Weide ein breites von
einanderſtehendes Gehoͤrn, voller langen
Enden, kraußperrlicht und wohl geſtallt,
doch mehrentheils braͤunlicht; Die Sand-
Laͤnder hingegen haben ein niedriges
Gehoͤrn, duͤnne Stangen, und kleine En-
den, von blaſſer Farbe; Die Gebuͤrg-
Hirſche aber haben ein ſtarckes ſchwar-
tzes auffrechtſtehendes Gehoͤrn, perrlicht,
voller guter Eigenſchafft, und das we-
gen der trefflichen Kraͤuter in Gebuͤr-
gen. Weil es nun, wie gedacht, ſo vie-
lerley Boden giebet, als ſchwartzer, grau-
er, gelber, leimichter, rother, ſteinigter,
ſandigter, thonigter, untermiſchter, kieß-
ligter, ja gar felßigter, kan man nicht
allzeit einerley finden, ſondern man muß
taͤglich andern Erdboden, und vielerley
Gefaͤhrde derer Hirſche ſuchen, ſich zu
K kuͤben.
[258]Fuͤnffter Theil/
uͤben. Es muß der Jaͤger, als eine von
GOtt vernuͤnfftige Seele in Erkaͤntniß
der Faͤhrde ſelbſt fein die Augen aufma-
chen, und ſeinen Verſtand gebrauchen,
welches oͤffters, einem jungen Hund zu
helffen, zum Vortheil dienen kan, wann
man fein darneben auff der Seite et-
wan einen Weg, weiche Erde oder Thau-
ſchlag erblicket, um das gewiſte zu ſpie-
len, weiln ein unvernuͤnfftiger Hund
vielleicht wohl am Geruche zwiſchen ei-
nem Hirſche und Stuͤck Wild, keinen oder
doch wenigen Unterſcheid machen duͤrff-
te. Wann im Zuge der Hund ſeine Noth-
durfft gerne thun will, muß mit ſelben
ſtille gehalten, und ihm zugeſprochen wer-
den: leer aus, leer aus, welches zwar
Gedult erfordert; Dahero ſchertzweiſe
geſaget wird, aus der Urſachen verach-
te der Teuffel die Jagd, weil ihn das
verdroſſen haͤtte, ſtille zu halten: Und
iſt hiervon das Sprichwort: Der Hund
ſcheiſſet ſtets zum Poſſen, das hat ihn
ſehr verdroſſen. Ferner iſt auch waͤhren-
den Zugs, da ohne dieß der Leith-Hund
ſchon den Thau vor ſich hat, nicht mit
ihm an das Waſſer zu ziehen und trin-
cken zu laſſen, ſonſt dencket und kucket er
nach jeder Pfuͤtze, und uͤbergehet die
Faͤhrd, kan auch gar leichtlich verſchla-
gen: Jngleichen ſind auch in Acht zu
nehmen alle vorfallende Hinderniſſe;
Nehmlich: Wann man auff gebrannte
Staͤdte, Heyde-Plaͤtze, Kohlbrenner-
Flecke, oder beregneten Boden kommet,
ingleichen wo viel Blumen-Geruch, oder
ein Pech-Ofen nahe iſt, auch wo Aaß-
und Luder-Plaͤtze, Pferde- oder Ochſen-
Miſt angetroffen werden, Flachs-Roͤ-
ſten oder anderer Geſtanck iſt, weil ſol-
ches dem Hunde an der Witterung
ſchaͤdlich iſt, ſeine Naſe einnimmet, daß
er die reinen Atomos der Gefaͤhrde des
Wilds gantz nicht empfinden kan; Auch
ſoll man nicht wider den Wind ſuchen,
weil ihnen der Wind leicht den Geruch
des Wildes entgegen bringen ſolte, daß
er die Naſen in die Hoͤhe recken, ſich um-
ſehen, kucken und die Gefaͤhrd uͤberge-
hen lernen wuͤrde, auch nicht mit zu lan-
gem Haͤnge-Seil an Straͤuchern, Ge-
traͤyde, Schilff oder langem Graß fuͤh-
ren, denn ſie lernen daran den Kopff in
die Hoͤhe zu richten, uͤber ſich hin und
wieder zu ſchwaͤrmen, und die Gefaͤhr-
de der Erden gar zu vergeſſen, ſondern
fein kurtz halten, und nach Beſchaffen-
heit, ſo er Wild ſiehet, mit dem eichenen
Bruch vorblenden, oder ablieben: Bey
deſſen Hartnaͤckigkeit aber mit dem Haͤn-
geſeil ſchnellen. Darmit er bey der Luſt
bleibe, muß er nicht zu offte bem uͤhet
werden, ſonſt ers leicht uͤberdruͤßig wer-
den moͤgte. Gemeiniglich ſind die alten
ausgefuͤhrten Hunde, denen ihre Hitze
bereits vergangen, und vor bloͤden Au-
gen nicht ſehen, ſondern ſich eintzig und
allein auf die Naſen verlaſſen muͤſſen,
die beſten zu ſolchem Gebrauch. Da aber
ein Hund von guter Art, dennoch aber
faul und traͤge waͤre, und man ihn be-
giericher haben wolte, kan ihm ein oder
zweymahl hinter dem Hirſch zu jagen
nicht ſchaden. Wann nun ſolcher Ge-
ſtalt der Hirſch vorgeſuchet, zu Holtze ge-
richtet und verbrochen, man auch dieſer
Gefaͤhrd verſichert iſt, daß es der Ein-
gang zum Behaͤltniſſe und Dickigte ſey,
ziehet man auff den harten Wegen, und
Plaͤtzgen umbher, wo man vermeynet,
daß ſolcher Hirſch geblieben ſey: Jſt nun
dieſelbige Faͤhrd (wornach man gar ei-
gendlich genau ſehen muß) wiederumb
uͤber den Weg, und weiter fort, ſo greifft
er ihm wiederumb vor, hat er es dann
nicht weiter, ſo iſt es alldar blieben, und
ſtecket in dem Dickigte drinnen; Gehet
es aber wiederumb uͤber den Weg, und
iſt noch dieſelbige Gefaͤhrd, wechſelt auch
wiederum zu ruͤcke und offtmahls fuͤnff,
zehen, und mehr mahlen, darff er ſich
daran nicht kehren, ſondern nimmt die
Gaͤnge ſehr genau in acht, wie viel ihrer
ſeynd: Wann ſie nun gerade ſind, als
viere oder ſechſe, bleibet er ruͤckwaͤrts,
wo er herkommen iſt, im Gedickigt ſte-
hen, ſind aber die Gaͤnge ungerade, als
3. 5. oder 7. und ſo fort, ſo ſtecket derſel-
be weiter druͤben, wo er hin gewolt hat;
So muß man abermahls weiter vor-
greiffen. Wann aber der Hirſch oder
ein ander Wildpraͤth zugleich mit vielen
Wieder-Gaͤngen den Jaͤger irre machen
wolte, muß er daſſelbige weitlaͤufftiger
beziehen, biß er alle Ein- und Ausgaͤnge
umbher eingeſchloſſen hat, und kein Ge-
faͤhrd nicht wiederumb heraus findet,
und dieſes heiſſet nun eigendlich alſo, man
habe einen jagdbahren Hirſch nach altem
Teutſchen Jaͤger-Gebrauch gebuͤhrlich
beſtaͤttiget, dann ſteckt man einen friſch
gruͤnen eichenen Bruch auff den Huth,
zum Zeichen, daß man ſolchen Tages ei-
nen Hirſch beſtaͤttiget habe. Solche U-
bung und Behaͤngen wird alle Jahre,
zum beſten der jungen Jaͤger, Lehrlinge,
und
[][]

[figure]

[]

[figure]

[][259]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
und der Leith-Hunde, zur Ubung zur
Behaͤngens-Zeit, vor der Hirſch-Fei-
ſte, fuͤnff, biß ſechs Wochen lang getrie-
ben, und ſo was beſtaͤttiget und ange-
ſprochen worden, wird es durch Trei-
ben auffgeſprenget, und ſo es ein Hirſch,
drey Huͤfft ins Horn geſtoſſen, und da-
bey: Juch Hirſch, geſchrien. Wann
nun gegen Mittage, umb 10. oder hoͤher,
die Hitze ſteiget, die Gefaͤhrde austrock-
net, der Leith-Hund matt, und des jun-
gen Jaͤgers Magen hungerich und dur-
ſtig worden, ſo wird mit demſelben wie-
derumb nach Hauſe gezogen, bey ihrem
Lehrmeiſter geſpeiſſet, und nach dem Eſ-
ſen Wechſels-Weiſe mit dem Baß-Glaß
und Huͤfft-Horn in gutem Wein oder
Bier beliebige Geſundheiten herumb ge-
truncken, oder mit Puͤrſch-Roͤhren umb
die Wette nach dem Ziel geſchoſſen, Ke-
gel geſchoben, und viele andere Luſtbarkei-
ten mehr angeſtellet, ſich unter einander
die Zeit zu vertreiben; Maaſſen ſie daſelbſt
zu ſolcher Zeit vor ihr Geld dieſe Wiſſen-
ſchafft lernen und uͤben, und ſich luſtig
machen koͤnnen. Die Jagd-Pagen der
Herrſchafft bekommen hierzu abſonder-
liche Ausloͤſung, umb ſich darinnen zu
uͤben; Worvon bey Kindtauffen und
Hochzeiten manches huͤbſche Bauer-
Maͤgdgen Nutzen und Luſt mit zu genieſ-
ſen hat.


Von Beſtaͤtigung/ und Probe-Jagen.


Wann nun der junge Jaͤger nach
fleißigem Unterricht, und offtmahliger U-
bung mit dem Leith-Hund die Behaͤn-
gens-Zeit an der Wiſſenſchafft und Er-
kaͤntniß des Faͤhrds eines recht jagdbah-
ren Hirſches, imgleichen mit Umbgang
und Arbeit, auch gewoͤhnlichen Zu-
ſpruch firm worden iſt, daß er wohl nicht
fehlen moͤgte, ſondern richtig ſey, und
er ſich getrauet, diß Werck zu præſti-
ren, und hat er fleißig auf dem Behaͤn-
gen acht gegeben, eines Hirſches Gefaͤhr-
de mit allen Zeichen wohl begriffen, den
Leith-Hund mit dem gewoͤhnlichen Zu-
ſpruch reinlich zu arbeiten gelernet, daß
er ſich nicht ſelbſt irre machet, oder uͤber-
eylet und einen Plackert machet, alsdenn
kan er ſelbſten alleine das Werck tracti-
ren, und hat ſodann mehr Ehre und
Ruhm davon: Hat er aber in der Be-
haͤngens-Zeit nicht recht Achtung gege-
ben, ſolches negligiret, ſeine Mittelgen
mit Wuͤrffeln oder Carthen verſpielet;
die meiſte Zeit entweder mit Huren o-
der Sauffen liederlich durchgebracht und
folglich nichts gelernet, da ſiehet es
ſchlimm aus, und iſt nichts anderſt zu
thun, als nach Hauſe an die liebe Mam-
ma geſchrieben, und umb einen Trans-
port
angehalten, damit man hierdurch
ein Præſent von ein Paar huͤbſchen Sil-
bernen Deckel-Bechern ſeinem Lehrmei-
ſter offeriren koͤnne, dasjenige, ſo man
nicht gelernet, ſtatt ſeiner zu præſtiren,
und mit dem Mantel der chriſtlichen
Liebe zu bedecken, welcher bey ſolchem
Zuſtande das beſte thun muß. Wann
nun von der Herrſchafft ihme erlaubet
worden, ein Probe-Jagen anzuſtellen,
alsdann werden wenigſtens Vier Fuder
Zeug an den Wald beſtellet, wo er eini-
ge jagdbahre Hirſche vermuthet, und
ſein Probe-Jagen machen will, und wer-
den darnach fruͤhe noch einmahl die ver-
muthenden Hirſche vorgeſuchet, und ver-
neuert; Sodann wird in denen Holtz-
Wegen vorgegriffen. Wo dieſe nun blei-
ben, dahin wird der Zeug in der Stille
geruͤcket, der Wind obſerviret, und
wanns moͤglich, gegen denſelben geſtellet;
Nachdem die Stell-Leut mit den uͤbri-
gen Jagd-Leuten auff beyden Fluͤgeln
gleich vertheilet ſind, der Zeug von ein-
ander gebunden, und abgefuͤhret, ſo
wird dann, wie gebraͤuchlich, recht auf-
geſtellet, man kan auch beym von einan-
der ſtellen gleich wahrnehmen, wo man
mit dem Laufft heraus komme; Weiln
derſelbe vor allen Dingen nothwendig
nach dem Winde gemacht werden, und
wo moͤglich, abhaͤngig liegen muß, und
wo ſie ihre Wechſel nach den Feldern
gehabt, wie bekant iſt. Wann nun die Hir-
ſche umbſtellet, und der junge Jaͤger dieſel-
ben nicht anderſt als in der Faͤhrd, zum
Exempel einen dererſelben vor einen ſtar-
cken jagdbahren Hirſch von ungefehr Ach-
zehen Enden angeſprochen, welcher noch
zwey Hirſche von Zehen Enden bey ſich
haͤtte, worbey noch ein Sechſer waͤre,
muß er ſolches der Herrſchafft mit allen
Umbſtaͤnden anzeigen. Welche darauf
des andern Tages mit dem fruͤheſten hin-
ausfaͤhret, und nach dero Belieben, ent-
weder in dem Jagen ohne Lauff die Hir-
ſche todt ſchieſſet, oder mit dem Laufft aus
K k 2dem
[260]Fuͤnffter Theil/
dem Schirm mit Hetzen und Schieſſen
ſolche erleget und faͤllet. Wann nun ſol-
che gefaͤllte Hirſche zuſammen getragen
vor der Herrſchafft geſtrecket liegen, und
nach voriger erſterer Anſage des jungen
Jaͤgers richtig eintreffen, ſo kan ſein
Probe-Jagen, und er, als ein Jaͤger
paſſiren, ſonſten aber nicht. Nach En-
digung ſolches Probe-Jagens gehoͤret
ſichs nun freylich wohl Ehrendhalben ei-
nen Schmauß zu geben, da muß nun die
liebe Mamma mit was heraus ruͤcken,
daß der Sohn ſo herrlich beſtanden und
ſeine Probe abgeleget hat: Alsdann hat
er gewonnen, da wird nun auf ſolchen
Schmauß was gutes zu eſſen, gebrathens
und geſottens, Paſteten und allerhand
Gebackens zugerichtet, ein Toͤnngen gu-
ter Meißner-Wein angeſchafft, und die
nechſten Kunſt-Pfeiffer beſtellet: Der
Herr Ambtmann, Herr Magiſter, ſein
Lehr-Meiſter, item der Hertzens Pa-
pa, und die liebe Mamma, der es am
meiſten koſtet, nebſt andern Ehrbaren
Frauen, und ſchoͤnen Jungfrauen wer-
den eingeladen, uͤber Tiſche wird der
groſſe Willkomm und des Herrn Ober-
Jaͤger-Meiſters Geſundheit nicht vergeſ-
ſen: Worbey nun mit dem Huͤffthorn
freylich geblaſen ſeyn muß. Nach Eſ-
ſens gehet der Tantz an, und muͤſſen al-
le Volteſir-Spruͤnge hervor geſuchet
werden, biß man dieſe Luſtbarkeit auch
uͤberdruͤſſig. Hat man ſich nun ein
huͤbſch Maͤgdgen ausgeſehen, und gute
Patronos, welche dieſem jungen Jaͤger et-
wan zu einem Foͤrſter-Dienſt, und eines
Adjuncti Stelle verhelffen, kan es endlich
mit der Zeit geheyrathet werden. Sonſt
aber iſt auf was ungewiſſes nicht zu
bauen, und beſſer eine Zeitlang ledig zu
bleiben, ſich noch in der Welt was zu ver-
ſuchen, etwan immittelſt bey groſſen
Herren Dienſt anzunehmen.


Von Genuͤß des Leith-Hundes.


Hier muß nun ein Jaͤger am beſten
wiſſen, was mit ſeinem Leith-Hund zu-
thun, ob derſelbe hitzig oder faul ſuchet,
welchen beyden Maͤngeln er mit Ver-
ſtand abzuhelffen wiſſen muß: Jſt nun
der Hund hitzig, und ſuchet begierig, ſo
muß er demſelbigen vom Genuͤß bey
Leibe nichts geben, er wuͤrde ſonſt damit
den Hund noch hitziger machen; Son-
dern er kan dieſem hitzigen Hund nicht
beſſer helffen, als daß er demſelben das
Haͤngeſeil nicht zu lang ſchieſſen laſſe,
ſondern denſelben fein kurtz fuͤhre, nicht
viel zuſpreche, oder ſtarcke Stimme ge-
brauche; Auch auf keine friſche Gefaͤhrd
bringe, oder ihn was lebendiges ſehen
laſſe, und dergleichen: Dem kaltſinni-
gen verdroſſenen und faulen Hund aber
wird ſonderlich darmit groſſe Huͤlffe ge-
than, wenn er ſolches zumahl liebet und
gerne annimmet, weil ihm hierdurch ein
Muth gemachet wird, die Hirſch-Ge-
faͤhrde deſto beſſer, und williger zu ſu-
chen. Es muß ihm aber gantz warm
mit friſchem Schweiß gegeben werden:
Solte er es nicht annehmen wollen, muß
man mit ihm die Hunger-Cur vorneh-
men, biß ſich der Appetit beſſer zeiget.
Wenn man nun einen Hirſch auffgebro-
chen, muß man denſelben in ein Ge-
ſtraͤuch abſonderlich, vornemlich aber auſ-
ſer dem Wind legen, hernach deſſen kurtz
Wildpraͤth ſpalten, oder etwas laͤngliches
Wildpraͤth von dem Halſe ausſchneiden,
mit Schweiße beſtreichen, und zwiſchen die
vordere Schalen des Hirſches dergeſtalt
einzwengen, daß es nicht gleich heraus
genommen werden kan. Denn macht
man mit einer Klauen, ſo in Schweiß
eingeduncket, auff hundert Schritt ge-
woͤhnlich eine Spuhr biß zum Hirſch,
nimmt den Leith-Hund, fuͤhret ihn auſ-
ſer dem Wind mit dem Zuſpruch, ablie-
ben, und recht geben, wie beym Arbei-
ten, biß zu dieſen Biſſen, doch daß er ſich
darumb bemuͤhe, ſolchen aus der Scha-
le zu genieſſen; dann liebet man ihn ab
mit guten Worten, und dem eichenen
Bruch; Solches thut man etliche mahl,
biß man an dem Hund eine Beſſerung
vermercket: Man traͤgt denſelben wie-
derumb von dem Thier hinweg, daß er
das Wild nicht mehr ſehen und alſo nicht
wiederumb nach demſelben riechen kan,
denn wenn der Hund auſſer dem Win-
de gebracht, daß er nicht weiß, wo daſ-
ſelbe gelegen, greifet er gleich wieder zur
Erde, und wird alſo deſto beſſer auffge-
muntert.


Von
[261]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.

Von der Genuͤß-Machung des Leith-Hundes.


Noch eine viel natuͤrlichere u. weit nuͤtz-
lichere Genuͤß-Machung des Leith-Hun-
des will allhier dem geneigten Leſer zur
dienſtlichen Nachricht offenbahren, welche
nicht ſo gezwungen iſt, wie die vorigte,
auch dem Hunde ein weit mehreres An-
dencken imprimiret, daß alſo ſolches mit
beſſerm Nutzẽ bey einem kaltſiñigen Hun-
de vorgenommen werden kan: Nemlich,
man gehe fruͤh vor Tages, da es noch fin-
ſter, mit der Buͤchſe hinaus, ſtelle ſich an ei-
nen Wechſel, wo das Wild gegẽ Tage von
Feldern zu Holtze ziehet, kommt nun ein
Thier, ſo ſchieſſe man es dergeſtalt, daß
es ſchweiſet und noch eine Ecke lauffen
kan, ehe es faͤllet, doch wo moͤglich, daß
es lieber im lichten Holtze, als im Dickig-
te lauffe, weiln der ausgeſpruͤtzte Schweiß
ſonſten an den Straͤuchern hangen blie-
be, und der Hund ſolcher maaſſen in die
Hoͤhe ſuchen lernen, und nicht zur Er-
den greiffen wuͤrde. Wann nun das
Thier todt, ſo verberge man ſolches wohl
mit Laub odeꝛ Reiß-Bruͤchen, daß es wohl
bedecket, und nichts von ihm zu ſehen iſt;
Nachmahls erwarte man 3. biß 4. Stun-
den, daß ſich die Faͤhrde in etwas ver-
kuͤhle, und die Sonne den Schweiß tro-
ckene, ehe man den Hund darauf brin-
ge. Alsdenn bringet man den Leith-
Hund, ſo man demſelben helffen will,
vornemlich auf die reine Faͤhrde, da es im
Thau-Schlag auf den Feldern hergekom-
men, ehe es noch geſchoſſen geweſen, u. thut
ſeine gewoͤhnliche Arbeit darbey, wie es
braͤuchlich mit recht anfallen, richtig weg
ſuchen, ſtehen und eingreiffen, wie vom
Leich-Hunde beſchrieben, biß man auf
die Faͤhrde kommet, wo es angeſchoſſen
worden: So nun der Hund was vom
Schweiß vernimmet, ſo liebe ihn mit Zu-
ſpruch, greiff aber gleich wieder vor, daß
er abermahls anfaͤllet, alsdann giebſt
du ihm recht, und liebeſt ihn ab, laß ihn
ſtehen und fein offt eingreiffen, ſo weiß
der Hund, was er thun ſoll, denn fah-
re mit ihm in einer Hitze, ſo du Platz zu
ſuchen haſt, immer fort, biß zum todten
Thiere; So er nun das Thier findet,
caresſire und liebe ihn ab, alsdann tra-
ge ihn bey Seite ab, das Thier aber muß
man, wie gewoͤhnlich, aufbrechen, den
Hund zuſehen, und den Schweiß alſo
warm aus dem Thier genieſſen laſſen,
ſolte er auch ein wenig Wildpraͤths zu pf-
fen, vergoͤnne man ihm ſolchen Appe-
tit,
weil es ihm zu Gefallen geſchiehet,
und gieb ihm Miltz und Lunge, und lie-
be ihn ab; Nimm ihn denn weg, ſo weiß
der Hund, was man mit ihm haben will,
und, wo er recht haden ſoll, wird er auch
hiervon ſehr hitzig, und ins kuͤnfftige die
Gefaͤhrde umb ein merckliches beſſer an-
nehmen, nur iſt dieſes vor allen Dingen
ja nicht mit allzu friſcher oder neuer
Faͤhrde vorzunehmen, ſonſt waͤre alles
verdorben. Dieſe Genuͤß-Machung a-
ber muß mit dem Hunde nicht ſo gar off-
te geſchehen, ſonderlich mit jungen Hun-
den, welche ohne diß hitzig, ſonſt wuͤrde
man ſie noch hitziger, und uͤbel aͤrger ma-
chen. Eigendlich aber geſchiehet ſolches
nur denen faulen Hunden zur Beſſe-
rung, die Gefaͤhrde zu finden, und zwar
zu Anfang des Behaͤngens, und zu En-
de deſſelben; Man kan ja auch wohl, ſo
das Revier genungſam groß, und weit-
laͤufftig iſt, ein Thier mit allem Fleiß
Weydewund anſchieſſen, daß es zwar kei-
nen Schweiß giebet, weil es in Wanſt,
wo das Geaͤß zur Verdauung lieget, ge-
troffen, und noch eine Weile herumb ge-
hen kan, hiervon aber je laͤnger je kraͤn-
cker wird, die Schmertzen ſich mehren,
daß es ſich offt kruͤmmen, und nieder
thun muß, wenigſtens gantz nahe aus-
halten wird, biß es nicht mehr fort kom-
men kan, und ſich gleichſam gutwillig
ergiebet, als dann man es vollends nie-
derſchieſſen, die Arbeit des Hundes a-
ber auf vorbeſchriebene Art, nach drey
oder vier Stunden, wie es einem belie-
big, kurtz oder weitlaͤufftig vornehmen
und vorgreiffen kan: Jſt das Thier wei-
ter, muß es mehr mahlen geſchehen, und
zwar ſo offte, biß es an einem Orte ſte-
cken blieben, daß man ihm vollends den
Reſt gebe, denn wer noch jung, und ge-
ſunde Knochen hat, kan ſich darbey viel
Luſt machen. Auch iſt nicht ſchaͤdlich,
wann man das Baſt oder den Dickmaß
vom Gehoͤrn, oder die weiche Kolben ei-
nes Hirſches, item die Ballen, wann es
noch warm, abſchneidet, und wenn man
ſuchet, ſolche in die Gefaͤhrd leget, daß es
der Hund findet, ſo dencket er, daß der-
gleichen noch wohl wuͤrden mehr anzu-
treffen ſeyn, und befleißiget ſich alſo des
Suchens umb deſto embſiger, wiewohl
ein Jeder ſeine eigene Phantaſie haben
kan, die ich einem Jeden frey ſtelle.


K k 3An-
[262]Fuͤnffter Theil/

Annoch andere Anmerckungen/ den Leith-Hund
betreffend.


Anfaͤnglichen iſt nicht ſchaͤdlich, ſo die-
ſer Hund noch jung, und an der Mutter
ſauget, wann die Mutter in ihrem or-
dentlichen Fraß vom Auffbruch Wild-
praͤth und Schweiß alſo warm krieget,
welches Nutriment vermittelſt der Ver-
dauung in den Chylum oder Nahrungs-
Safft, und ſodann ferner durch das Ge-
bluͤt in Milch verwandelt wird, davon
die Jungen deſto mehr Begierde hierzu
empfangen und erlangen. Jſt nun der
junge Hund wenig Wochen alt, laſſe
man ihn fleißig das auffgebrochene Thier
beriechen, hinein kriechen und bezupffen,
den Schweiß ſelber ablecken, ſo wird er
hiervon begierig. Jſt der Hund von
der Mutter entwehnet, daß er ſelbſten
freſſen kan, gewoͤhne man ihn, wo nicht
taͤglich, doch zum oͤfftern, fruͤh Morgens,
da er noch hungerich iſt, und ſchleppe ein
Stuͤcklein warmes Brod eine ziemliche
Ecke, laß aber allda ſtatt deſſen kalt
Brod liegen, daß es der Hund vor Hun-
ger ſuchen lernet, und findet, ſo wird ihn
dieſe Gewohnheit kuͤnfftig fleißig auf der
Erden zu ſuchen anreitzen, dann das
warme Brod wird nur deshalben hierzu
gebrauchet, weil es ſtaͤrckern Geruch von
ſich giebet, und der Hund hierdurch de-
ſto beſſer auff der Erden ſuchen lernet,
zu freſſen aber iſt alles warme Brod den
Hunden ſchaͤdlich, und ſollen ſie davon
einigen Anfall von der Wuth haben.
So der Hund jaͤhrigt, muß man ihn, da
er ſchon zu fuͤhren gewohnet, auch ſuchen
lernet, auf denen Vieh-Trifften fleißig
fuͤhren, und da er das Vieh auch ſpuͤh-
ren lernen wolte, mit Fleiß abhalten,
und durch Worte beſtraffen, damit er
auch lernet, einen Hirſch durch das Vie-
he wegzuſuchen; Es mag auch noch ſo
eine groſſe Heerde Viehe uͤber die Hirſch-
Faͤhrde gehen, muß er doch den Hirſch,
wo anderſt nicht alles ausgetreten, rich-
tig anzeigen, weiln auch ohne diß ein
Hirſch einen viel ſtaͤrckern Geruch oder
Geſchmack der Gefaͤhrde von ſich giebet,
als das zahme Vieh; Auch kan nicht
ſchaden, ihn deſto behertzter zu machen,
ſo er von Natur ſchlaͤffrich iſt, und eini-
ge Luſt zu ſuchen zeiget, nur einmahl ge-
rade auf des Hirſches Lager oder Wahn-
bett ſuchen zu laſſen. Anfaͤnglichen iſt am
rathſambſten, daß man einen ſolchen jun-
gen Hund auf den ſchlimmſten Boden zu
ſuchen unterrichte, als nehmlich auff
dem harten ſandigten Boden, auff wel-
chem wegen Magrichkeit und Duͤrre
kurtzes Heyde-Kraut, klein ſpitzig Graß
mit Mooß anzutreffen, ſo ein rechter
ſcharffer Boden zu ſuchen iſt, da der hi-
tzige Sand die Atomos und wenige Duͤn-
ſte der Gefaͤhrde, ſonderlich wo bloß Feld
iſt, und die Sonne verzehren hilfft, in 3.
oder 4. Stunden, wo es nicht im Schat-
ten, iſt leichtlich diſſipiret, und allen Geruch
hinweg nimmet, da alsdenn der Hund
allen Fleiß zu riechen anwenden muß;
Die harte Ledden oder der duͤrre Boden
kan auch den Jaͤger antreiben, die Au-
gen auffzuſperren und Fleiß anzulegen,
weil man von der Spuhr oder Faͤhrd we-
nig oder nichts erkennen kan. Ein beſ-
ſerer Boden iſt ſchon, vor den Geruch
laͤnger zu behalten, Mooß, oder Tannen-
Nadeln, und zwar im Holtz und Schat-
ten, wo es die Sonne nicht ſo leicht an
ſich ziehen kan, da es der Hund noch eher
findet, der Jaͤger aber deswegen wenig
oder nichts erkennet. Aber der ſchaͤdli-
che Boden iſt fettes Erdreich und groß
erwachſenes Graß, Wieſen, Schilff und
ſumpffigter, lehmigter, weicher oder ko-
thigter Boden, wo nicht allein die Duͤn-
ſte, der Geſchmack oder die Atomi der
Gefaͤhrde eine ſehr lange Zeit, ſonderlich
im Schatten dauren und unveraͤndert
bleiben; Sondern es kan der Jaͤger die
Spuhr oder Gefaͤhrde fein deutlich ge-
mahlet ſehen, und ohne Hund finden;
der Hund aber ſich an das Loͤcherkucken
fein gewoͤhnen; Mag der Jaͤger alſo kuͤnf-
tig ſelbſt helffen ſpuͤhren. Die princi-
palſt
en Lectiones eines Leith-Hundes
beſtehen eigendlich darin, ihn dahin zu ge-
woͤhnen, daß er mit Luſt alles auff der
Erden richtig wegſuche, nichts uͤberge-
he, ſondern die Faͤhrd recht anfalle, und
letzlich, nachdem man ihn das Eingreif-
fen etliche mahl thun laſſen, zum firmen
ſtehen gewoͤhne, mit der lincken Hand
ihm unter dem Halß helffe, daß er hin-
ten geſtrecket eine anſehnliche Parade ma-
che. Letzlich muß auch melden, daß man
den Leith-Hund gemeiniglich gerne auff
einem Wagen fuͤhren laͤſſet, nehmlich:
Wann
[263]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
Wann der Beſuch ziemlich weit abgele-
gen, damit er nicht vor der Zeit, ehe er
an Ort und Stelle komme, muͤde wer-
de, daß man hernach nichts machen kan,
auch man ſich vielerley Gefaͤhrde des
Wildpraͤths unterwegens zu beſorgen
hat, uͤber vielen Spuhren aber denſel-
ben zu ſchleppen, verdrießlich faͤllet.


Von Auffbrechen/ Zerwuͤrcken/ und Zerlegen eines
Hirſches.


Hier muß nun der Jaͤger die Rein-
ligkeiten billig in acht nehmen, und wer-
den friſcheichene Bruͤche erſtlich auf den
Raſen geleget, und der Hirſch darauff
mit ſeinem Gehoͤrn unter den Schul-
dern und auff den Ruͤckgrad gebreitet.
Darauff muß man unter dem Kiehn am
Halſe hierunter auffſchuͤrffen, die Droſ-
ſel oder Gurgel unter dem Knorpel ab-
ſchneiden und mit dem Schlund heraus
reiſſen, alsdann beydes von ein ander thei-
len, den Schlund aber mit dem Meſſer
etwa Fingerslang fein ſauber durchſte-
chen, und durch den Stich drey oder vier
mahl durchſchlingen, damit das Geaͤß
beym hineinziehen nicht heraus gehe,
und Unreinigkeit verurſache: Darauff
ſteckt man die Gurgel und den Schlund,
nachdem man daſſelbe nach der Hertz-
Cammer zu mit der Hand wohl geſtoſ-
ſen hat, mit aller Gewalt in gedachte
Hertz-Cammer hinein; Alsdenn tritt
man dem Hirſch zwiſchen die Hinterlaͤuf-
te, ſchuͤrfft ihn erſtlich zwiſchen dem
Kurtz-Wildpraͤth hinunter, zwiſchen de-
nen Kaͤulen, nach dem Weyde-Loche zu
biß auf den Schloß- oder Eyß-Knochen
auff; Dann ſchneidet man ſubtil an dem
duͤnnen Leib in dieſem Schnitte hinauff-
waͤrts die Haut biß an den Bruſt-Kern
auff, oͤffnet alsdenn den Leib mit guter
Vorſicht, daß der Wanſt nicht mit zer-
ſchnitten werde. Wann es nun ein Loch
giebet, ſetzet man die zwey Finger der lin-
cken Hand hinein und haͤlt mit der rech-
ten Hand das Meſſer, zwiſchen die Fin-
der, druͤcket alſo mit ſelbigen das Meſ-
ſer vorſicht fort, biß hinauff an gedach-
ten Bruſtkern, darauff man denn, nach-
dem man das Netz herausgeriſſen, den
Wanſt ſamt dem Geſcheide ziehet, wel-
ches man nach denen Nieren zu, allwo
es angewachſen, dergeſtalt, daß mans
nicht auffreiſſet, untergreiffet, wann
man vorhero zwiſchen dem Zwerg-Fell
und Wanſt hinein greiffend ſich des
Schlundes (denn man erſtlich durch und
heraus ziehen muß,) verſichert hat: Nach
dieſem ſpaltet man hinten das Schloß
auff, ſchneidet den Maſtdarm biß zum
Weydeloch fein gantz heraus: Weiter
reiſſet man das Unſchlit und die Nieren
heraus, ſchneidet darnach das Zwerg-
Fell an den Ribben herumb loß, ergreif-
fet die Gurgel, und reiſſet alſodann das
Geraͤuſche oder Luntze heraus, letzlich
ſchneidet man die Lenden-Brathen her-
aus, druͤcket die Kaͤulen wohl von ein-
ander, ſo iſt es alsdenn auffgebrochen.
Soll es dann nun zerwuͤrcket wer-
den, ſo wird vornehmlich das Gehoͤrn
mit drey Hieben ausgeſchlagen, am rech-
ten Vorder-Laufft eine Qver-Hand hin-
ter dem Ober-Ruͤck umbher abzuloͤſen
angefangen, und vorne auff dem Kiehne
hinunter auffgeſchaͤrffet, biß auf dem
Bruſt-Kern: Jn dem beym Auffbre-
chen gethanen Schnitt faͤngt man an
nachmahls an die Haut herunter zu ſtoſ-
ſen, und thut mit den andern Laͤufften
gleich alſo, aber die Blume am Zim̃el und
die Haut am Kopffe, biß an die Augen,
Maul und Ohren werden gelaſſen. Hier-
nechſt zerlegt dann der Jaͤger ſolches fol-
gender Maaſſen: Er ſchneidet erſtlich, wañ
die beyden Buͤge abgeloͤſer ſind, von de-
nen Kaͤulen an, das duͤnne Wildpraͤth,
biß an die Ribben entzwey. Greifft her-
nach innewendig mit der Hand hinein,
und zehlet die dem Jaͤger zu ſeinem Jaͤ-
ger-Recht nach dem Halſe zugeordnete
drey Ribben ab: Sticht ſo dann mit dem
Meſſer von auſſen durch, ſchneidet ſolche
hinunter, biß zum Ruͤckgrad, und her-
auf zum Bruſtkern zu beyden Seiten ab;
Schlaͤget hernach mit dem Weyde-Meſ-
ſer erſtlich den Bruſtkern, und dann
den Ruͤckgrad durch, und leget alſo den
Halß, ſamt denen drey Ribben als Jaͤ-
ger-Recht a parte. Nach dieſem ſchnei-
det er auf dem Ribben-Weg im Mittel
zu beyden Seiten vorwaͤrts das Wild
entzwey, und ſchlaͤget mit dem Blatt o-
der Weyde-Meſſer die Ribben zu beyden
Seiten vorwaͤrts mit Gewalt entzwey,
und nimmt den Bruſt-Knochen herab.
Weiter ſchneidet er an dem Eiß-Knochen
etwa Fingers breit hinunter, und zwar
auff
[264]Fuͤnffter Theil/
auff der Seiten gleich, ſticht mit dem
Meſſer die Kugel hinaus, und ſchneidet
die Kaͤule vom Zimmel herab: Sodann
ſchlaͤget man den Zimmel und Ruͤckbra-
then vollends entzwey, nach eines Jeden
verlangter Eintheilung, alsdann iſt es
zerleget. Man ſoll auch bey ſolcher Ver-
richtung nicht ſitzen, noch knien, ſondern
gebuͤckt ſtehen, und darbey, wann mans
hat, einen guten Trunck Wein thun:
Daferne nun von denen Anweſenden ei-
nige Woͤrter wider die Jagd-Terminos
geſprochen werden; Giebt man ihnen
nach alter Gewonheit das Weyde-
Meſſer.


Von einem reyſenden Jaͤger.


Gleichwie im gantzen Thun und Laſ-
ſen unſers menſchlichen Lebens, ſo wohl
bey Hohen, Fuͤrſtlichen, Graͤfflichen,
Freyherrlichen, Adelichen, als bey Nie-
derm buͤrgerlichem, Bauern und noch
ſchlechterm Stande das menſchliche Ge-
muͤth mit deme, was es hat und weiß,
nicht vergnuͤget iſt, ſondern ad altiora
trachtet, und auch in der Frembde was
mehrers zu profitiren und zu erlernen
begierig iſt, ſo an ſich ſelbſt auf gewiſſe
Maaſſe gar ruͤhmlich und loͤblich iſt, auch
ſeinen unlaugbahren Nutzen hat; Weil
ohne daſſelbige kein junger Menſch zur
Tugend, Hoͤfflichkeit, guten Sitten und
nothwendigen Wiſſenſchafften ſeiner Pro-
feſſion
ſich genungſam tuͤchtig machen,
und in der Welt nicht wohl fortkommen
kan, ſich hingegen vor andern dummen
Subjectis, die indeſſen zu Hauſe hinter
dem Ofen ſitzen blieben ſind, mit deſto
mehrerem Ruhm bey ſeiner Wieder-
kunfft diſtingviren kan. So hat es dar-
gegen auch auf gewiſſe Maaſſe ſeinen
Schaden, wenn zumahl ein junger
Menſch in ſeiner dummen Freyheit, die
vorhin in der Jugend ihme corrigirte
Laſter, ungehindert repetiren, oder wohl
vielmehr noch verſchlimmern lernet, wo-
raus dann bey ſolcher Beſchaffenheit ſich
ſchlechter Nutzen des Reiſſens zeigen
wuͤrde. Daferne aber unſer junger Jaͤ-
ger, nach deme er vermuthlich ſeine Jun-
gens-Jahre ausgeſtanden, nachgehends
als ein Purſch, zwey biß drey Behaͤn-
gen wenigſtens gehalten, ſein Probe-Ja-
gen præſtiret, und gute Fundamenta der
Wiſſenſchafft geleget, worauf es am mei-
ſten ankommet, darneben ſich reinlich in
Kleidung haͤlt, und mit weiſſer Waͤſche
nothduͤrfftig verſorget iſt; vor allen
Dingen auch eine geſunde Natur hat, in
die Frembde reiſſen will, ſoll er nicht eher,
als zur Fruͤhlings-Zeit mit einem guten
Paſſ und Recommendation an Teutſche
Fuͤrſtliche Hoͤffe ſeine Tour nehmen,
daſelbſten bey ſeiner Ankunfft ſich bey dem
Directori der Jaͤgerey ſolchen Fuͤrſtlichen
Hoffes melden, die Recommendation
und den Paſſ zeigen, und bey ſolcher Ge-
legenheit ſich der Beſchaffenheit jedes
Hoffs gebraͤuchlicher Jagd-Manieren
fleißig erkundigen, dieſelben ſich impri-
mi
ren, auffn Nothfall annotiren und be-
mercken, damit er ja nicht ohne Nutzen,
wie eine Ganß uͤbern Rhein, hinfliehe,
und ſo klug wieder komme, als er vor-
hin geweſen, welches ihm deſto ſchimpff-
licher waͤre. Vor allen Dingen, ſoll er
Gott vor Augen und im Hertzen haben,
den gecreutzigten Chriſtum, der ihn er-
loͤſet hat, im Gedaͤchtniß halten, und den
Heiligen Geiſt nicht betruͤben, ſondern
bitten, daß er ihn vor allen Laſtern be-
wahren wolle; Alles uͤbrige goͤttlicher
Direction anheimb ſtellen, darbey beden-
cken, daß Gluͤck und Ungluͤck auch ein
Ende nehmen muͤſſen. Seine Religion,
worinnen er gebohren iſt, ja nicht umb
zeitliche Ehre, oder Gewinſt aͤndern;
Gottes Wort und die Predigten fleißig
beſuchen: Wenigſtens ohne Gebet keine
Kirche vorbey gehen. Alte gelehrte oder
erfahrne Leute, von welchen was zu ler-
nen, in Ehren halten, umb ſeiner El-
tern langes Leben und Wohlſeyn den lie-
ben Gott fleißig bitten, eines guten
Freundes treuhertzige Vermahnung
nicht uͤbel nehmen, in Dienſten nach ſei-
nes Herrn Humeur ſich richten, ihn mit
Vorſatz nicht erzuͤrnen, demſelben mit
ſchuldiger Ehrerbiethung unter Augen
gehen; Nichts, was man hoͤret oder ſie-
het, nachſagen, Niemand verfuchs-
ſchwaͤntzen, ſondern ſich vielmehr befleiſ-
ſigen, ſich durch Tugend beliebt zu ma-
chen, im Reden und allem ſeinen Thun,
die Auffrichtigkeit ſpuͤhren laſſen, doch a-
ber, nach Syrachs Regul, zwar mit Je-
dermann Freundſchafft halten, unteꝛ tau-
ſenden aber kaum einem trauen, das
vexiren meiden, taͤglich ſich was boͤſes ab-
gewoͤh-
[265]Von der Jagd oder dem Weyde-Werck.
gewehnen, und ſich nicht ſchaͤmen, von
armen geringern Leuten zu lernen, vor
allen Dingen aber die Trunckenheit, Hu-
rerey und das Spiehlen als die groͤbſten
Laſter aͤuſerſt meyden, weil es den Ver-
ſtand, die Natur, und den Beutel ſchwaͤ-
chet, auch nichts, als Verachtung dar-
aus kommen kan; Sein bißgen Geld
menagiren, ſolches Niemand mercken
laſſen, in der Hitze nicht jaͤhling trincken:
Keine enge Schuh, lange odeꝛ ſchweꝛe Klei-
der anziehen, und im Ruͤck-Wege eine
gantz andere Retour vor ſich nehmen,
wodurch er mit einerley Unkoſten vieler-
ley zu ſehen bekommet. Wann er die-
ſes alles, wie dann nicht zu zweiffeln,
wohl in acht nehmen, und den lieben
Gott umb Beyſtand anruffen wird, wird
auch der Groſſe GOtt demſelben durch
den Schutz und Geleit der lieben heiligen
Engel, als dem jungen Tobiaͤ, zu Wege
und Stege fort helffen, und ihn wieder-
umb geſund nach Hauße zu den lieben
Seinigen mit Freuden bringen. Auch
muß er ſich ja vorſehen, daß er mit Zanck,
Haͤndel oder Schieſſen in Fuͤrſtlichen Ge-
haͤyen keine Ungelegenheit bekomme.


Von einem Beſuch-Knecht.


Wann nun unſer reiſender Jaͤger
wiederumb aus der Frembde nach Hau-
ſe gekommen, waͤhrender Zeit aber auch
was rechtſchaffenes gelernet, und begrif-
fen hat, als weswegen er wohl zu exa-
mini
ren ſeyn ſolte, ſonderlich aber darzu,
worzu man ihn gebrauchen will, tuͤchtig
genung befunden wird, und nicht allein
hieſige, ſondern auch andere frembde
Beſuch- und Behaͤngens-Zeit fleißig,
nach ſeinen erhaltenen Atteſtatis, abge-
wartet, auch in ſeiner Probe richtig be-
ſtanden, fuͤrnehmlich ſich von Natur dar-
zu embſig, fleißig und willig erweiſet,
kan er auf Gnaͤdige Concesſion der
Herrſchafft und Gutbefinden des Ober-
Jaͤger-Meiſters den Dienſt eines Be-
ſuch-Knechtes erhalten. Dieſer Dienſt
geſchiehet nun eintzig und allein durch o-
der mit Beſuch des Leith- Hundes, ent-
weder dasjenige Roth-Wildpraͤth, ſo in
einer Heyde zu vermuthen, und von Fel-
dern zu Holtze gewechſelt iſt, vor dem
Jagen zu vorhergehender Nachricht dem
Ober-Jaͤger-Meiſter anzuzeigen, oder
einer Luſt-Jagd begierichen Herrſchafft
einen oder etliche jagdbahre Hirſche zur
Vergnuͤgung zu beſtaͤttigen. Es wer-
den derſelben an Fuͤrſtlichen Hoͤffen aufs
wenigſte zwey biß drey, oder mehr gehal-
ten, nachdem die Heyden und Waͤl-
der weitlaͤufftig vertheilet, und das
Land groß, auch nachdem die Herrſchafft
Liebhaber ſind. Ein ſolcher Beſuch-
Knecht iſt ſchon vor wehrhafft zu achten,
und gehoͤhret ihm ein honorabeles Sala-
rium,
maaſſen dieſer Dienſt einen eigenen
fleiſſigen, nuͤchtern und gedultigen Men-
ſchen erfordert, zu welchem man nicht
alle Gemuͤther brauchen kan, darneben
muß er gleichwohl ſich nicht einbilden,
er habe die Kunſt bereits an den Schu-
hen zerriſſen, und ſey nichts uͤbrig, was
er nicht wiſſe, ſondern, weil man in kei-
ner, vielweniger in dieſer Profeſſion aus-
lernen koͤnnen wird, ſich alle Behaͤn-
gens-Zeit fleißig uͤben, damit er jemehr
und mehr hierinnen profitiren moͤge,
denn ihm allezeit was neues vorkommen
wird: Hiernechſt muß er gegen ſeinen
vorgeſetzten Hoff-Jaͤger alle Ehrerbie-
thung, und Reſpect haben, damit er
umb ſoviel deſto mehr von Jedermann
geliebet werde, auch einmahl avanciren
koͤnne, und ihn ſeine Hoͤfflichkeit bey al-
len recommendire.


Von einem Jagd-Pagen.


Die Edelknaben der Jagd eines groſſen
Herren oder ſo genañte Jagd-Pagen ſind
eigendlich u. proprie diejenigen, ſo anfaͤng-
lich umb die Principia der Jaͤgerey, bey al-
len vorfallenden Gelegenheiten, zu erler-
nen, verordnet, damit ſie mit der Zeit in
Herrſchafftlichen Dienſten, jedoch nach
ihrem Wohlverhalten zu hoͤheren Char-
gen,
und Dignitaͤten avanciren koͤnnen;
Und weꝛden etliche von ihnen, nachdem ſie
wohl einſchlagen, entweder bey der Jaͤge-
rey mit der Zeit zu Jagd-Junckern, Forſt-
Meiſtern, ja wohl gar zu Jaͤger-Mei-
ſtern promoviret, weiln ſie der Herr-
ſchafft, durch beſtaͤndige und ſchuldige
Auffwartung, von Jugend an, ſich be-
L lliebt
[266]Fuͤnffter Theil/
liebt gemacht, und in Gnaden geſetzet.
Hierbey erfordert auch zugleich der Jagd-
Pagen Schuldigkeit, der Auffwartung ih-
rer Gnaͤdigen Herrſchafft mit behoͤrigen
Servitiis wohl und mit beſonderm Fleiß
abzuwarten, und ſind eigendlich des
Adels bey der Jaͤgerey erſterer An-
fang. Dann gleichwie keiner ein Hof-
Jaͤger werden kan, er ſey dann per
Gradus
buͤrgerlichen Standes von dem
Hunde-Jungen, ferner als Jaͤger-
Purſch und ſuccesſive auch zu an-
dern Chargen avanciret; So kan auch
keiner von Rechtswegen ein Forſt-Mei-
ſter, weniger ein Jaͤger-Meiſter wer-
den, der nicht zuvor ſeine Principia mit
dem Leith-Hunde gelernet, und als Jagd-
Page auffgewartet, ferner zum Jagd-
Juncker und Forſt-Meiſter avanciret.
Dieweiln aber dieſe Chargen eine etwas
ſpaͤthe Promotion verurſachen, ſo ver-
aͤndern die meiſten Jagd-Pagen gar
fruͤhzeitig dieſe Profesſion, und werden
entweder, nach ihrem Verhalten, guten
Naturel, und Herrſchafftlicher Gnade, bey
Hof zu anderen Dignitaͤten, als Cammer-
Junckern, oder worzu ſie ſonſt zu ge-
brauchen, erhoben; Am allermeiſten
aber ziehet das Kalb-Fell ſolche junge
liederliche leichtſinnige Gemuͤther gar
oͤffters an ſich, da ſie, wo noch einige Herr-
ſchafftliche Gnade uͤbrig, etwan ein
Faͤhnlein, oder Faͤhndrich-Charge erhal-
ten; Wo aber das liederliche Gemuͤth
einmahl gar zuſehr inficiret und keine
Beſſerung zu hoffen, folglich ſchaͤrffere
Diſciplin noͤthig iſt, kan auch ein ſolcher
Wildfang gar fuͤglich unter der Direction
eines ſcharffen Officiers zum Muſquetier
oder Unter-Officier genommen werden,
ſodann iſts mit deſſen Jaͤgerey gaͤntzlich
aus, und verlohren. Was der Adel-
Stand an und vor ſich ſelbſt fuͤr eine ſon-
derbahre Prærogativ vor andern durch
GOTTes ſonderbahres Schickſal und
der Uhr-Eltern, zu Kriegs- und Frie-
dens-Zeiten, durch Tugenden er-
langte Ehre denen Nachkommen einen
mercklichen Vortheil bringe, aus einem
uhralten Adelichen Hauß gebohren zu
ſeyn, iſt ſonder Zweiffel Jedermañ zur Ge-
nuge bekant. Es ſolte dieſelben auch billig
zu ferneren chriſtadelichen Tugenden und
loͤblichen, ſowohl Rittermaͤßigen, als ge-
lehrten Wiſſenſchafften, gleichſam an-
ſpohren, und hierinnen ihrer Vor-El-
ter Fußſtapffen zu imitiren, Anlaß geben,
nach dem Sprichwort: Nobilis eſt ille,
quem nobilitat ſua virtus; Virtute, non
ſangvine, niti decet,
ſonderlich bey dem
Hoffleben, allwo man gleichſam das
Compendium aller Vortreffligkeiten der
Welt antrifft. Die allerduͤmmſten Koͤpf-
fe, und unverſtaͤndigſten Idioten werden
daſelbſt zu allem habil gemacht, alles,
was das baͤueriſche Land-Leben ver-
wildert, wird bey Hoffe zu allem geſchickt
gemachet: Die offtmahlige Gegenwart
des Printzen machet denen jungen Leu-
ten ihren Verſtand erleuchtend, nach-
dencklich, geſchickt, hoͤfflich und ſubtil; Mit
einem Wort, ſie ſcheinen ſolcher angeneh-
men Tugenben halber gantz andere Men-
ſchen zu ſeyn. Wie aber auch das
allerſubtilſte deſto leichter der Cor-
ruption
unterworffen iſt, alſo wer-
den junge Gemuͤther bey Hoffe gar leicht
verfuͤhret; Dahero ſie oͤffters durch viel-
faͤltiges ſimuliren, und disſimuliren, be-
triegeriſch, falſch, wolluͤſtig, ehrgeitzig,
leichtſinnig, muͤßig, und leyder! mehrern
Laſtern ergeben, und unterworffen wer-
den. Wann demnach ein junger von Adel,
auff Einrathen ſeiner Eltern, oder Be-
freunden, das Hoff-Leben antreten will,
ſoll er zufoͤrderſt in der Gottesfurcht,
chriſtlichen, und adelichen Studiis, und
Exercitiis, zu Hauſe durch Informato-
res pro Fundamento
wohl unterrichtet
ſeyn, weiln ihm ſolche Principia Lebens-
lang anhangen werden; Sodann fein in
der Jugend, weil es noch Zeit iſt, auf Re-
commendation
Hoher Miniſters, ſuchen
bey der jungen Herrſchafft als Page an-
zukommen. Hierbey waͤre nicht ſchaͤd-
lich, als ein Page dem Ober-Jaͤgermeiſter
zuvor ein paar Jahr auffzuwarten, da-
mit man ihn zum Hohen Patron gewin-
ne; Das Hoffleben aber dabey begrief-
fe, damit ihm von Jugend auff zugleich
alle daſelbſt vorfallende Ungelegenhei-
ten, ſich gehorſamb, hurtig und geſchwind
zu machen, nur eine Luſt ſeyn moͤgen.
Vornehmlich, wo ſie ihre Hoffmeiſter
und Informatores haben, da ſie zu denen
Studiis Ethicis, Politicis, und Hiſtoricis.
zu guten Sprachen und Kuͤnſten, auch
loͤblichen Exercitiis gehalten, dabey in
Gottesfurcht, Hoͤfflichen und Adelichen
Tugenden, und Sitten, gewoͤhnet, oder
mit allem Ernſt, und Zucht darzu er-
zogen werden, auch mit der Zeit, wann
ſie erwachſen, und ſich wohl gehalten,
auff des Herren Unkoſten fremde Laͤn-
der durchreiſſet haben, qualificiret wie-
derkom-
[267]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
derkommen. Daferne nun die Inclina-
tion
zur Jaͤgerey beſtaͤndig bliebe, wor-
bey doch oberwehntes nicht zu negligiren;
So muß ein ſolcher Jagd-Page vor allen
Dingen bey dem Beſuch-Knecht zur Be-
haͤngens-Zeit, wie ich ſolches bereits aus-
fuͤhrlich beſchrieben, fleißige Lection an-
nehmen, nicht alle Tage Leopoldus ma-
chen, ſauffen, huren und ſpiehlen, Haͤn-
del und Staͤnckerey anfangen, folglich
nichts als Laſter und Untugenden wie-
derhohlen, da er zu dem Ende, daß er
was begreiffen ſoll, die Ausloͤſung er-
halten, und nicht wiederumb ſeinem
Adel zu Schimpff ein obſcur oder
gar infames laſterhafftes baͤueriſches Le-
ben repetiren, davon er Schimpff und
Schande vor ſich, Ungenade von der
Herrſchafft, und oͤffters bey Hartnaͤckig-
keit eine unangenehme Straffe zu ge-
warten hat, wie dann dergleichen Proce-
dur
en und Executiones, ſo bey Hoff in der
Kuͤchen genungſam bekant ſind, als ein
alter und hoͤchſtloͤblicher Gebrauch nuͤtz-
lich zeithero befunden worden, wodurch
die Jugend, nach Syrachs Ausſpruch
durch Schaͤrffe der Ruthe von manchem
Laſter abgehalten wird; Wenigſtens aus
Furcht und Scheu derſelben behutſam-
hoͤfflich und modeſt werden kan, welche
wohlmeinende Errinnerung hoffentlich
Niemand uͤbel deuten wird. Jhre Li-
vrée
iſt jaͤhrlich ein gewiſſes an Gelde, da-
vor ſie ſich ſtets in zarter reiner weiſſer
Waͤſche, Peruque, Buder und Jaſmin,
Schuh und Struͤmpffe, halten muͤſſen;
Von der Herrſchafft aber bekommen ſie
einen gruͤnen Rock, Camiſol, und Ho-
ſen, mit Silber ſchameriret, ein ſilber-
nes Hornfeſſel, den Hirſchfaͤnger, je-
doch nicht wehrhafft zu tragen, ſondern
nur auf der Reiſe und Jagd; Darbey
einen Surtout oder Reiſe-Rock, auff be-
noͤthigten Fall deſſen ſich zu gebrauchen:
Kan ſich auch einen Jungen halten, ſo
ihm, und zwey Pferden warte.


Von einem Hoff-Jaͤger.


Dieſes iſt nun der Mann, auf wel-
ches Fleiß von Rechts wegen es beym
wuͤrcklichen Jagen hauptſaͤchlich ankom-
met. Er muß alle vorhin ſo offte er-
wehnte Laſter, und Untugenden, ſo,
wie ſie nur vorkommen moͤgen, mit al-
lem Ernſt, gantz fleißig, durch Anruf-
fung Goͤttlichen Beyſtandes, fliehen und
meiden, ſeinen untergebenen Scholaribus
mit ehrbarem, und ernſthafftem Leben
und Wandel zum Muſter dienen, und mit
guten Exempeln vorgehen, ſich ja nicht
zu gemein mit ihnen machen, damit nicht
das alte Sprichwort: Nimia Familiari-
tas parit odium,
eintreffen moͤge. Wann
nun auff Verlangen der Hochfuͤrſtlichen
Landes-Obrigkeit von dem Ober-Jaͤger-
Meiſter zur Hirſchfeiſts- oder Schwein-
Hatz-Zeit ein Ausſchieſſen oder Abja-
gen verlanget wird, der Ober-Jaͤger-
Meiſter aber ferner an denſelbigen Forſt-
Meiſter Ordre ertheilet, und dieſen Hof-
Jaͤger damit abfertiget, ſich bey demſel-
ben anzugeben, die Gelegenheit, und
Umbſtaͤnde erkundigen, und davon ge-
hoͤrigen Orts Rapport, oder Bericht er-
ſtatten, ſo meldet ſich zwar dieſer Hoff-
Jaͤger, wie ſchuldig, als billig, nach ſei-
ner Inſtruction bey des Orts gehoͤrigen
Ober-Forſt-Meiſter; Muß aber hierbey
ſimuliren, und das meiſte von andern
erforſchen; Maaſſen ja ſonder Zweiffel
bekant, und gar leicht zu erachten, wie
uͤbel es einem Forſt-Bedienten gefallen
koͤnne, alles das Wildpraͤth von ſeinem
Revier, ſo er zeithero mit allem Fleiß
geſchonet, fangen zu ſehen, womit er
noch vielen behuͤlfflich ſeyn koͤnne. Er
muß demnach nach ſeinem Augen-Maaß
oder beſſer, ſo ers verſtehet, die Situa-
tion,
und Dickigten, was vor Stellfluͤgel
in ſolcher Heyde vorkommen, wo moͤg-
lich, geometrice genau bemercken, und
auf einen Riß zu Pappier bringen; Fer-
ner wo er mit dem Lauff heraus zu kom-
men gedencke, und wohin das Wildpraͤth
ſeine Flucht nehmen moͤgte; Von alten
Leuten heimlich erkundigen, ob des
Winters auch Futter, Heu oder Stroh
vor das Wildpraͤth gegeben werde? Ob
daſſelbige Ruh und Nahrung bekomme?
Ob des Herbſts vor die Sauen Kirr-
Plaͤtze angerichtet oder in eigenen Nu-
tzen gewandt? Ob Qvellen, Waſſer,
Brudel, Suhlen, Saltzlecken, Heurauf-
fen, im Standt gehalten; Wie viel Fu-
der Zeug ohngefehr anfaͤnglich einzuſtel-
len noͤthig ſeyn moͤgten, zu Pferde berei-
ten, oder zu Fuß abſchreiten, umb ſolches
gehoͤrigen Orts ausfuͤhrlich zu melden.
Bey ſolcher Unterſuchung muß er ſowohl
mit dem Oder-Forſt-Meiſter ſolchen Re-
L l 2viers,
[268]Fuͤnffter Theil/
viers, als auch deſſen unterhabenden Foͤr-
ſtern ausfuͤhrliche Abrede nehmen, am
allerſicherſten aber mit ihnen zugleich hin-
aus reiten, den Ort und Stelle mit ih-
nen ſelbſt in Augenſchein nehmen, ſich
darbey erkundigen, ob auf ihrem Revier
Gelegenheit verhanden, ein Jagen zu
machen, auch was, und wieviel Wild-
praͤth wohl eigentlich verhanden, ſich von
ihnen ſchrifftlich geben laſſen, nicht weni-
ger Erkundigung einziehen, wo und an
welcher Gegend zum erſten das Jagen zu
faſſen, oder anzufangen, welcher Weg
zum Haupt-Fluͤgel zu nehmen; Wohin
der Lauff-Platz komme; Ob genung
Dickigte und Waſſer im Abjagen verhan-
den. Wie viel Fuder Zeug ins gantze
des Jagens kommen; An welchen Ort
der Zeug zu ruͤcken: Wo das Jagd-La-
ger und ob alles noͤthige darbey ſey; Wo
der Hunde Qvartier zum Abjagen; Ob
viel verlohrne Treiben zu machen, und
welche Buͤſche zu nehmen ſeyen; Jn wie
viel Poſten der Zeug gerichtet; Ob Eckern
zur Kirrung, und ob ſie lange gekirret
ſeyen; Wie viel ſie Kirr-Plaͤtze, was ſie
vor Kirrung haben, auch ob viel Vor-
rath verhanden; Ob unter das Wild-
praͤth offte ſehr geſchoſſen, oder gehetzet
worden ſey: Beym neu gefallenen Schnee
iſt wohl zu ſpuͤhren, doch bleibet alles
Wild, die erſten drey Tage im Lager,
und hungert lieber, als daß es ſich mit
der Spuhr verrathen ſolte; Wo der
Zeug von einander zu binden, und wie
der Ort heiſſe; So muß man von da al-
ſo ferner die gantze Circumferenz umb-
her richtig abſchreiten, oder nach des
Pferdes Schritt bereiten, wie viel Fu-
der Zeug man eigentlich benoͤthiget, dar-
bey alle vorfallende Dinge obſerviren,
befragen und notiren, auch den Abja-
gungs-Fluͤgel, wie viel ſolcher Zeug be-
noͤthiget, abſchreiten, und bemercken,
und dergleichen vorfallende noͤthige Er-
rinnerungen mehr, welches er in etlichen
wenigen Tagen, alles genau erkundigen
kan. Hierbey wird nun wohl der Hoff-
Jaͤger durch vielfaͤltige Merckmahle ver-
ſtehen koͤnnen, ob ſie das Jagen auff ih-
rem Revier gerne ſehen, was ſie hiervon
vor Meynung, und wie ſie es anſtellen
wolten, oder was ſie fuͤr practicabele
Vorſchlaͤge vorbringen werden; Fin-
det nun der Hoff-Jaͤger ſolche billig, ſo
kan er, wo es moͤglich, ihre Raiſon acce-
pti
ren, wann er zumahl hoͤfflig ange-
nommen wird: Sehen ſie aber das Ja-
gen nicht gerne, oder fuͤhren ſich brutal
gegen ihn auf, und geben ihm keine rech-
te Nachricht, iſt ihm gar nicht zu verden-
cken, wann er bey andern Leuten von al-
lem heimliche und genauere Erkundi-
gung einziehet, das beſte heraus nimmet,
und ſeine Meynung darnach zu richten
vor ſich behaͤlt


Von Aenderung des Wetters.


Vorhero, und ehe wir das wuͤrckli-
che Jagen zu beſchreiben anfangen, finde
gar noͤthig zu ſeyn, von Aenderung des
Wetters, ſo viel man Zeithero in acht ge-
nommen, hierbey etwas zu ſchreiben. Es
iſt nicht wenig daran gelegen bey vorha-
bendem Jagen, daß ein vernuͤnfftiger
Jaͤger nach den Jahres-Zeiten die groſ-
ſen Land-Regen und Sturmwinde, oder
andere Vorbothen des Gewitters aus de-
nen Himmliſchen Merckmahlen, wegen
Verwahrung des Jagd-Gezeuges, und
anderer Geraͤthſchafft, vorhero bey Zei-
ten wahr nehmen, und mit Gelegenheit
vorkommen koͤnne; Jndem bekant, was
bey groſſen Jagden die Aenderung des
Wetters durch Regen und Wind fuͤr
groſſen Schaden, und viele Verhinder-
niſſe zu verurſachen pflegen. Ja es iſt
wohl unlaugbahr, daß die liebe Sonne
mit ihren lebendigmachenden Strahlen
und ſonderbahrer Krafft die Pflantzen,
Gewaͤchſe, Baͤume und Thiere, erqvi-
cke, nehre und vermehre; Nicht weni-
ger der Mond alles dasjenige durch ſei-
ne Ab- und zunehmende Krafft wunder-
ſam veraͤndere, welches die lieben Alten
auf folgende Weiß in acht genommen.


Wann es Regnen ſoll.


So pfleget das Gemaͤuer an Waͤn-
den anzufangen zu ſchwitzen; Der Ruß
aus dem Cammin zu fallen, auch krie-
chen die Regenwuͤrmer haͤuffig aus der
Erde; Die Sonne und der Mond ge-
hen truͤbe und neblich auf; Auch wann
die Sonne heiß ſtechend ſcheinet, und die
Fliegen und Muͤcken ſehr ſtechen. Wann
die Fiſche im Waſſer hoch gehen, und
ſpringen; Die Katzen ſich lecken und pu-
tzen; Die Wilde Gaͤnſe ohne Ordnung
hoch und ſtille fort fliegen; Die Bienen
aus
[269]Vor der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
aus ihren Stoͤcken nicht heraus wollen;
Die Enten und alle Waſſer-Voͤgel ſich
baden; Die Huͤhner im Staube ſich wel-
tzen; Der Reyher hoch flieget oder ſich
ins Feld ſetzet; Wann Morgens die Froͤ-
ſche, und des Nachts der Laub-Froſch
quacket; Wann der Regenbogen einen
Gegenſchein machet; Wann die Schwal-
ben nechſt bey der Erden und hart uͤber
dem Waſſer ſtreichen. Wann das glim-
mende Tocht einen runden Putzen ma-
chet, und im brennen praſſelt; Wenn
des Abends die Kroͤthen aus den Loͤchern
auf der Erden huͤpffen; Die Pfauen
und Spechte mehr als ſonſt ſchreyen;
Wenn die Haͤhne zu ungewoͤhnlicher Zeit
gleich nach Untergang der Sonne anfan-
gen zu kraͤhen; Wann die Hunde Graß
freſſen und wieder von ſich ſpeyen; Wann
altgeheilte Schaͤden neue Schmertzen
machen; Wann der Mond im Viertel
dunckele Spitzen ſcheinet, oder der volle
Mond einen Gegenſchein zeiget; Wann
die Gebuͤrge in der Hoͤhe umnebelt wer-
den, oder der Nebel ſich in die Hoͤhe
ſchwinget; Wenn das Saltz feuchte wird
und die heimliche Gemaͤcher mehr, als
ſonſt zu ſtincken pflegen; Wann die Son-
ne hohl auffgehet; Wann bey dem Un-
tergang rothe Wolcken zerſtreuet ſeyn;
Wenn die Sonne truͤb und blaß auffge-
het; Wann der Mond im letzten Viertel
einen rothen Circul hat. Wann es von
Mitternacht wetterleuchtet, oder ſchwar-
tze Wolcken ſind; Wann der Nebel ſteigt
und der Sudwind gehet; Wann die Kraͤ-
he mit ungewoͤhnlicher Stimme ſchreyet;
Wann die Krebſe ans Land kriechen;
Wann das Klee-Graß in Wieſen welck
wird, und was dergleichen Obſervatio-
nes
mehr ſind.


Wann Ungewitter kommt.


So fuͤhret der Wind-Wuͤrbel Stroh,
Sand, Staub und Federn in die Lufft
auffwerts in einem Ring herumb, und
der Regenbogen ſtehet gegen der Son-
nen Niedergang; Wann die Kraniche
bey ſchoͤnem Wetter ſehr ſchreyen, oder
auch, wann die Geyer und Raub-Voͤ-
gel im Gewoͤlcke in einem Ringe herumb
ſchweben; Wenn die Sonne in ihrem
Auffgang viel rothe Wolcken um ſich hat;
Wenn ſich die Meer-Krebſe ans Schiff
haͤngen; Wenn das Feuer blaß brennet;
Wenn die Dohlen hauffen weiß ſich ſam̃-
len; Wenn die Stern des Morgens fruͤ-
he haͤuffig und ſchnell fliegen. Wenn
der Storch auff zwey Beinen ſtehet, ſei-
ne Federn ſchuttert, den Schnabel verbir-
get, Kopff und Bruſt dahin kehret, wo
das Wetter herkommen ſoll; Wenn die
Kraniche in einem Ring fliegen; Das
Meer-Waſſer laulicht wird; Und die
Wachteln ſich hauffen weiſe zu verſamm-
len pflegen.


Vom Schnee des Winters.


Zu Friedrich des Dritten, Churfuͤrſts
zu Sachſen, glorwuͤrdigen Andenckens
Zeiten, haben viele alte erfahrene Jaͤger
die Anzahl des Schnees, ſo den Winter
uͤber fallen moͤgte, muthmaaſſen koͤnnen,
und zwar aus der Anzahl der Tage, wel-
che von dem erſten Schnee biß zu
dem nechſten Neu-Monden zu zeh-
len waren; So kan man auch aus denen
ſchwartzen Wolcken, als des Schnees
Vorbothen, und aus dem Abend-Win-
de gar leichte Schnee-Wetter præſumi-
ren.


Von den Winden.


Wann Sonn und Mond einen ro-
then Schein haben; Die Sterne ſich pu-
tzen, und haͤuffig ſchieſſen; Die Hunde
ſich auf der Erden weltzen; Und der
Mond einen Hoff hat; Worbey zu mer-
cken, daß, wo und an welchem Ort der
Hoff umb den Mond ſich verliehret, ge-
meiniglich daſelbſt her der Wind und das
Schnee-Gewitter zu kommen pflege.


Hell und klar Wetter iſt zu hoffen/


Wenn die liebe Sonne des Abends
mit einer ſchoͤnen Abend-Roͤthe unter-
gangen, und des Morgens darauff wie-
derumb heiter auffgehet; Wann der
Mond blaß-weiß, hell und perlfarbicht
iſt; Wann die Weyhe und andere Raub-
Voͤgel in der Lufft herumb ſchweben,
ſchertzen und ſpiehlen, und die Haſen ſich
einander herumb jagen; Wann die Ne-
bel herab thauen, und ſich zur Erden le-
gen; Wann die Milch-Straſſe am Him-
mel klar und voller Sternlein iſt; Wann
die Eulen des Nachts ſchreyen; Die
Kraniche und Gaͤnſe in ſtetem Fluge und
ſchoͤner Ordnung fortziehen, und die Fle-
der-Maͤuſe Abends haͤufig herumb ſtrei-
chen; Wann der Schorſtein; Rauch
gleich auffziehet, und dergleichen mehr.


Aus alle dem, was wir bißhero geſaget
haben, erſehen wir, wie wunderſam die
Natur durch Goͤttliche Schickung ſolche
Præſagia herfuͤr bringe, dergleichen auch
L l 3in
[270]Fuͤnffter Theil/
in andern Dingen an Waſſer-Qvellen,
Steinen, Pflantzen, Kraͤutern und
Baͤumen wahrzunehmen ſind; Dann
da findet man im Meißner-Land bey
Lummitzſch einen Brunnen, welcher von
denen Vandalis und Sorabiern durch ih-
re jaͤhrliche Wallfahrten zu ihren Goͤt-
tern gefunden, und von ihnen wahrge-
nommen worden ſeyn ſoll, daß, wenn er
Getraͤyde gehabt, es ein wohlfeil Jahr
angezeiget, wenn es aber roth darinnen
ausgeſehen, Krieg erfolget ſey, und wann
er Aſche in ſich gehabt, ein Sterben an-
gedeutet habe. Ferner ſoll man am
Tuͤrckis-Stein des Menſchen Conſtitu-
tion
mercken koͤnnen, als wenn derſelbe
im Ringe ſchoͤn, hell und klar waͤre, ſey
der Menſch, ſo denſelben Ring traͤget,
geſund, werde er blaß, bedeute dieſes
Kranckheit, ſpringe er aber gar entzwey,
ſo præſagire ſolches den Todt; So wird
auch von dem Serpentin-Stein geſaget,
daß er das Gifft anzeige. Von der Al-
raun-Wurtzel wird vieles referiret, wor-
bey aber vermuthlich entweder ein ein-
faͤltiger Aberglaube, oder ein Pactum ta-
citum cum Diabolo
iſt, ſoll alſo ſolches als
was ſuͤndliches verworffen werden. Von
dem Wunder-Baum in Peru wird vor
gewiß geſaget, daß er den Krancken das
Leben oder den Tod zuvor verkuͤndige,
welches durch Anruͤhrung eines Zwei-
ges verrichtet werde; Dann wann dem
Krancken bey Anruͤhrung deſſelben angſt
wuͤrde, muͤſte er ſterben, ſey ihm aber
das Hertze froͤlich, wuͤrde er am Leben
bleiben: Welches daſelbſt gebraͤuchlich
ſeyn ſoll. Und ſtatuiret Kirchmeyeꝛ, Profeſ-
ſor
zu Wittenberg, es ſey glaubwuͤrdig,
daß die zum Todt diſponirte Menſchen-
Duͤnſte vielleicht dem Baum zuwider
ſeyen, und ſolches verurſachten. Was
Ariſtoteles von einem Epheu-Zweig, ſo
aus eines lebendigen Hirſches Geweyh
gewachſen, ſtatuire, ingleichen daß einem
Menſchen ein eingeſpitzter Dorn aus der
Bruſt im Fruͤhling gewachſen und ge-
gruͤnet, ferner daß auch die Eich-Aepf-
fel zukuͤnfftige Zeiten præſagiren, und
der Aeſche-Baum den Wind anzeige,
davon habe bereits an ſeinem Ort geſa-
get. Jn meinem Thier-Garthen, faſt in
der Mitten, iſt ein groſſer Qvell, der
Wall-Brunn genannt, im Unfang
an der Circumferenz 9. Ellen, und 18.
Schuh oder Piquen tieff; Wann dieſer
innerlich einen Thon, als wann viele
Wagen fuͤhren, hoͤren laͤſſet, præſagiret
er Aenderung des Wetters. Sonſten
fuͤhret er innerlich Vitriol und Stahl,
und das Waſſer hat einen Geſchmack als
Gall-Aepffel oder Diente; Jſt an vielen
Frembden und Einwohnern in Kranck-
heiten probiret worden, welchen es in
wenig Tagen entweder zur Geſundheit,
oder zum Todt geholffen hat. So lie-
get auch hinter meinem Schloß an der
Straſſe von Dreßden nach Berlin der
ſo genannte Sinck-Brunnen, ſo an vie-
len Orten hefftig entſpringet, und ohn-
gefehr 200. Schritt lauffet, woſelbſt er
verſincket, daß Niemand weiß, wo er
hinkommet. Wann dieſer Brunnen
haͤuffiger, als ſonſten, rinnet, præſagiret
er Theurung.


Vom Blitz und Donner-Wetter.


Es hat GOtt der Allmaͤchtige in der
Natur nichts vergebliches ohne Nutzbar-
keit erſchaffen, denn gleich wie die Ge-
walt des Donners das Erdreich erſchuͤt-
tert und fruchtbar machet, daß Laub und
Graß, Kraͤuter und Baͤume wachſen,
und hervor ſchieſſen koͤnnen; alſo wird
auch die Lufft durch des Donners Bli-
tzen von boͤſen Duͤnſten gereiniget, ſo-
wohl die gifftigen Daͤmpffe, und ſchaͤdli-
che vergiffte Luͤffte gelaͤutert, damit nicht
Menſchen und Vieh hierdurch inficiret
werden moͤgen. Warumb ſich nun das
Wetter vorher kuͤhle, ehe es donnert,
ſtatuiret man insgemein folgender maaſ-
ſen: Wann die ſchwefflichten und
ſalpetrichten Duͤnſte in der mittlern
Lufft zuſammen kommen, und jene ſich
entzuͤnden, ſo fliehet der Salpeter darvon
und ſtoͤſſet zugleich das Feuer wider ſei-
ne Natur mit herunter. Daher kom-
met der Blitz und Donner. Den Don-
ner verurſachet die von dem Salpeter
mit Gewalt gebrochene Lufft; Den Blitz
aber macht die Feuer-Flamme, ſo vom
Schweffel kommt. Weil nun der Schwef-
fel und Salpeter zugleich mit einander
ſtreiten, und herunter fahren, ſo entſte-
hen auch dieſe beyde, der Blitz und Don-
ner, zugleich auf eine Zeit, aber ſie kom-
men nicht leicht zugleich zu unſern Sin-
nen. Denn den Blitz ſehen wir allezeit
ehe,
[271]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
eher, als wir den Donner hoͤren. Die
Urſache liegt theils an der Lufft, theils
an den Ohren und Augen, theils an dem
Licht und Knalle ſelbſt. Wenn ein Knall
entſtehen ſoll, muß die Lufft zuvor mit
hoͤchſter Gewalt gebrochen werden, wel-
ches Zeit und Weile erfordert, ſie mag
auch ſo klein ſeyn, als ſie immer wolle;
Jn den Ohren ſind auch viel Umbſchweif-
fe, Kruͤmmen, und Umwege, durch welche
der Thon muß, ehe er zum Gehoͤr koͤm̃t:
Welches alles aber bey dem Geſichte nicht
iſt. Denn das Licht erfuͤllt in einem Au-
genblick die Lufft, und darff keiner Bre-
chung, oder anderer Gewaltſamkeit,
weil es ein Ens intentionale iſt. Die
Augen ſehen auch alſobald ſolches Licht,
und kan dahero nicht anders ſeyn,
wir muͤſſen das Licht ehe ſehen, als den
Thon hoͤren. Faſt dergleichen findet ſich
auch bey denẽ Buͤchſen, und dem Geſchuͤtz,
wenn ſie geloͤſet werden; Denn da ſe-
hen wir allezeit zuerſt das Feuer, her-
nach hoͤren wir den Knall. Alſo auch,
wann einer Holtz hauet, ſo hoͤret man
den Schlag nicht in dem Augenblick,
da er geſchicht, ſondern ein wenig her-
nach.


Des Regens Uhrſprung.


Wann die hietzigen Sonnen-Strah-
len bey trockener Zeit ſich vielfaͤltig ent-
zuͤnden und gleichſam durchgluͤhend
brennen, ſo ziehen ſie aus mancherley
Orten der Erden, aus den unterſten tie-
fen Bergwerck-Schaͤchten oder Stollen,
Schlufften oder Hoͤhlen, die unterirdi-
ſche ſchwefflichte und ſalnitriſche, auch
vielfaͤltige metalliſche und mineraliſche
Atomos und Feuchtigkeiten, nicht weni-
ger andere waͤſſerichte Duͤnſte der Mo-
raͤſte, Pfuͤtzen und Gewaͤſſer in die Hoͤ-
he an ſich, alsdann kochet gleichſam, und
temperiret ſich dieſes Waſſer in der ober-
ſten elementariſchen warmen Lufft, wel-
ches ſich nachgehends in die Wolcken diſ-
ſipir
et, und von uͤberfluͤßiger Menge an-
gefuͤllet, durch die Lufft, und derſelben
feurige Effluvia Tropffenweiß herunter
faͤllet. Weil nun die Kraͤuter und Baͤu-
me eine Animam vegetativam haben
und dahero ihre Nahrung genuͤſſen muͤſ-
ſen; So geben ſie umb ſo viel mehr durch
ſolche fette Duͤnſte gleichſam als beduͤn-
get eine viel nuͤtzlichere Coction, und Ge-
deyung denen Effluviis, und fetten Duͤn-
ſten. Dahero auch zu Zeiten, wann
des Sommers die Froͤſche leichen und
der Froſchleich durch die Sonnen-Strah-
len auffgezogen worden, es oͤffters kleine
Froͤſchlein regnet, welche in den Wolcken
generiret worden, und mit dem Regen
herunter fallen. Und ſollen auch die Don-
nerkeile ihre Compoſition aus denen un-
terſten Bergwercks-Mineralien haben
und in der oberſtẽ Lufft coaguliren. Vieler
anderen Eigenſchafften mehr, ſo in dem
oberirdiſchen Firmament von uns Men-
ſchen præſumiret werden, zu geſchweigen.


Vom Schnee/ und Schloſſen.


Der Schnee hat ebenfalls eine faſt
dergleichen Eigenſchafft, wie das Waſ-
ſer, iſt auch der Materie nach an und
vor ſich ſelbſt vorhero Waſſer, welches
durch die grimmige Kaͤlte der Jahres-
Zeit in der mittlern Lufft gefroren,
haͤuffig herunter ſtiebet, und hernach
endlich wiederumb zu Waſſer wird, und
durch ſeinen hellen Schein eine weiſſe
Farbe vorſtellet, nicht aber an ſich ſelbſt
weiß iſt, welches durch viele Diſputatio-
nes, pro \& contra
wiederleget iſt. Vid.
Mag.
Gottfried Voigts Phyſicaliſcher
Zeit-Vertreiber. Die Schloſſen ſind aber
meiſt Sommers bey ungewoͤhnlicher o-
berirdiſcher Kaͤlte gefrorne Regen-
Tropffen. Anno 1717. fielen an Pfing-
ſten zu Dreßden ungewoͤhnlich groſſe
Schloſſen, als Huͤhner-Eyer, welche die
Spiegel-Scheiben ſehr zerbrachen.


Von einem Haupt-Jagen.


Nun komm ich eigendlich zu dem
rechten Zweck unſers Vorhabens, ſol-
ches ſo viel moͤglich deutlich zu beſchrei-
ben, wie es nehmlich auff teutſche Art
gehalten, und damit umbgangen wird.
Nemlich wann ein Fuͤrſt oder groſſer
Herr
[272]Fuͤnffter Theil/
Herr dergleichen weitlaͤufftige Heyden,
und Waͤlder, und in ſelbigen unterſchied-
liches Wildpraͤth hat, und daſelbſten um
die Jagd-Hirſch-Feiſte-Zeit oder umb die
Schwein-Hatz ein Ausſchieſſen verlan-
get, ſo muß der Jaͤger-Meiſter durch
Verordnungen an die Forſt-Bedienten
umb ſolcher Gegend, genaue Erkundi-
gung und Berichte fordern: Was ein
jeder Foͤrſter in ſeinem Revier vor Be-
haͤltniſſe, und vor Dickigte, lichte Plaͤ-
tze, und Frucht-Felder, auch was er vor
Wildpraͤth an Hirſchen und Sauen ha-
be? Ob darunter nicht etwan Haupt-
Thiere von ſtarcken Hirſchen, und hau-
enden Schweinen verhanden waͤren,
und wo dann eigentlich der Auffenthalt
und Wechſel, nach ihrer Nahrung ſeyn
moͤgte, und wo ſie auslauffen. Aus
ſolchen und dergleichen Nachrichtungen
kan der Jaͤger-Meiſter gar leicht abneh-
men, und mercken, was und wie viel er
ungefehr in denen Heyden und Waͤldern
an Wildpraͤth vermuthe, wo ſelbiges ſich
auffhalte, wo es ſeine Nahrung, und
ſeinen Wandel oder Wechſel habe, und
wohin es ſeine Flucht nehmen werde,
nach welchem allen er ſich mit dem Stel-
len ſowohl, als mit dem Treiben richten
muß, wo er anderſt nicht die Muͤhe umb
ſonſt thun, und mit ſo groſſem Verdruß
und uͤbeler Verlaͤumbdung bey ſeiner
Herrſchafft in Ungnade fallen, oder ſpoͤtt-
licher Nachrede anderer Leute unter-
worffen, auch das Wildpraͤth mit Macht
durch die Treiber dringen laſſen, ſolchem
zu ſehen und nichts als Hohn und Spott
davon haben will, muß derohalben die-
ſes Werck, woran ſeine Renommee lieget,
in allen Stuͤcken fein behutſam, und vor-
ſichtig tractiren, damit er nicht, wie ge-
dacht, bey der Herrſchafft hierdurch in
Ungnaden, bey andern aber in Miß-Cre-
dit,
als ob ers nicht wohl verſtuͤnde, ge-
rathen moͤge. Sobalde nun von der
Herrſchafft reſolviret, und dem Jaͤger-
Meiſter verordnet worden, ein Haupt-
Jagen zu machen, und das ſaͤmbtliche
Wild in ein Jagen zu bringen, muß
derſelbige des Tages vorher den ſaͤmbt-
lichen Jagd-Gezeug dahin zu fuͤhren,
anordnen, und befehlen; Doch denſel-
ben dergeſtalt eintheilen, wie viel Fuder
Gezeug von den hohen Tuͤchern beym
Anfange an den Abjagungs-Fluͤgel zu
ſtellen, und wo die andern, ein jegliches auf
ſeiner Poſt zu warten habe, jedoch daß
ſie auf beyden Fluͤgeln der Waͤlder hin-
fahren, allda warten und ſtehen bleiben,
und einen Uberſchlag nach dem Vorrath
ſeines Jagd-Gezeugs machen, und hier-
von die Verzeichniſſe ſolches zu beſtellen,
dem Ober-Jaͤger ausgeben. Sodann
wird obſerviret, wo das Jagen, und
der Laufft gemachet werden koͤnnen, wel-
ches, ſoviel moͤglich, an einem kleinen
Bach oder Qvell-Waſſer geſchehen ſoll,
damit das Wild ſowohl, als die Hunde
im Abjagen ſich erqvicken moͤgen; Es
ſoll auch der Ort wegſam ſeyn, damit die
Herrſchafft mit Wagen, und dergleichen
Hoffſtatt ungehindert durchkom̃en koͤn-
ne; So ſoll auch das Jagen nicht weit
von der Herrſchafft Reſidenz oder
Schloß, zum wenigſten am nechſten
Ambt-Hauſſe, oder Jagd-Hauſſe ſeyn,
wo ſie Tages vorher uͤber Nacht bleiben
koͤnnen; Ferner muß er mercken, ob der
Ort auch mit genungſamem Dickigt von
jungem Holtz und Straͤuchern, Dannen
und Fichten, oder andern laubigten
Stauden bewachſen ſey, wo ſich das Wild
verbergen, auch nicht ſo leichte auf den
Laufft ſehen koͤnne. So muß auch der
Laufft, ſo viel moͤglich, abhaͤngich, oder
doch zum wenigſten fein gerade liegen,
wornach er ſich richten, und Erkundi-
gung einziehen muß, wo das Wild etwan
hinaus lauffen moͤgte. Sonderlich a-
ber muß vor allen Dingen der Wind
wohl gemercket und judiciret werden,
daß er aus dem Wald von dem Wild-
praͤth nach dem Laufft gehen moͤge.
Wann nun auf Befehl des Jaͤger-Mei-
ſters mit den Leith-Hunden durch die
Beſuch-Knechte auf beyden Fluͤgeln zu-
gleich vorgeſuchet worden iſt, umb zu ver-
nehmen, was vor Wildpraͤth, und dar-
bey vor Haupt-Hirſche, rein oder rauß
ſeyen, und, weſſen man ſich darinnen
zu vermuthen, dem Jaͤger-Meiſter ge-
meldet wird; So wird dann das Lauff-
oder Qver-Tuch, wohin der Lauff kom-
men ſoll, geſtellet, und an demſelben die
hohe Tuͤcher zur rechten, und lincken
Hand auf die Haupt-Fluͤgel von den
Zeug-Knechten angebunden und gekne-
belt. Darauf der hohe Zeug ein Fuder
nach dem andern auf beyden Fluͤgeln ab-
gefuͤhret, aufgeſtellet und verwahret
wird, ſo weit als man mit ſolchem reichen
kan, an ſelbige werden die Alten und
Mittel-Tuͤcher, und daran die doppelten,
letzlich aber die Einfachen Tuͤcher-Lap-
pen geſtellet; Jſt alsdenn dieſes Jagen
ſo weit fertig, und der Anfang gemachet.


Von
[273]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.

Von dem Treiben.


Wann nun gemeldter Maaſſen die
verhandene Hirſche, und anderes Wild
genungſam erkundiget, vorgeſuchet, und
beſtaͤttiget, der hohe, mittele, und ſaͤmtli-
che Jagd-Gezeug auch gehoͤriges Orts,
wie gemeldet, geſetzet, und auffgeſtellet;
Alsdenn werden aus denen Aembtern
die vorhero bereits verordnete Bauern,
oder Landes-Unterthanen dorffweiſe ver-
leſen, die ungehorſamen beſtrafft, das
Treib-Volck in Ordnung geſtellet, und
von weitem her, durch die daran gelege-
ne Hoͤltzer und Moraͤſte, ſo von der Sei-
ten, oder durch die Vorhoͤltzer, oder an-
der Gebuͤſche, welche ſonſt weit abgele-
gen, ein verlohren Treiben gehalten, da-
mit ſich das allda aufhaltende Wildpraͤth
durch ſolch Treiben nach dem groſſen
Wald begebe; Daß aber ſolches nicht zur
Seiten neben auslauffe, wird waͤhren-
dem Treiben mit Tuͤcher-Lappen ſofort
beyher geſtellet: Man muß ſich auch nach
Gelegenheit der Waͤlder mit Schwen-
ckungen des Treibe-Volcks zur Rechten
oder zur Lincken, wie es ſich fuͤget, und
am beſten ſchicken will, bedienen: Biß man
alle die weitlaͤufftigen Winckel durchge-
trieben hat, und das Wild nicht mehr
ſo weitlaͤufftig zu ſuchen, und zu treiben
iſt: Worbey man aber nicht mit Jagd-
Hunden unter das Wildpraͤth ſtoͤhren
ſoll, dann man ſolches nur verſtreuen
wuͤrde, ſondern allmaͤhlich mit Mann-
ſchafft treiben; Es ſey dann, daß man
im Treiben auf ein Behaͤltniß oder La-
ger eines Haupt-Schweins mit dem Trei-
ben kaͤme, und ſolches nicht heraus wol-
te, muͤſte man einen Finder hinein ſchicken
und ſolches aufſprengen. Vor vielem Pla-
tzen und ſchieſſen muß man ſich auch huͤ-
then, als wodurch das Wild ſcheu gema-
chet wird. So iſt auch das grauſame
Geſchrey ſchaͤdlich. Wann nun der Jaͤ-
ger-Meiſter vermuther, und von denen
Forſtbedienten benachrichtiget iſt, daß das
Wild von allen abgelegenen Hoͤltzern
meiſtens zuſammen gelauffen ſeyn wer-
de, und nunmehro wohl in dem groſſen
Wald ſeyn muͤſſe, ſo muß er die unter ſei-
ner Bothmaͤßigkeit oder Commando ſte-
hende Jaͤgerey, als Forſt-Meiſter,
Wild-Meiſter, Jagd-Juncker, Ober-
Jaͤger, Beſuch-Knechte, wie auch Jagd-
Pagen, und die Foͤrſter dererſelben Re-
vier
nebſt andern Jaͤger-Purſchen, und
denen aus denen Aemtern hier zur Jagd
beſtellten Landes-Unterthanen alſofort
ohne geringſten Zeit-Verluſt das Trei-
ben gantz machen, und ſtellen, doch alſo
eintheilen, daß ein Jeder nach ſeiner
Charge oder deſſen Rang, auf die Fluͤgel,
jedoch, ſo viel moͤglich, in gerader Linie
geſtellet werde, ſo, daß einer ſo weit als
der andere parat ſtehe. Es ſind die Foͤr-
ſter mit einzutheilen darumb hoͤchſtnoͤ-
thig, weiln ſie allda bekant, und in ihren
Revieren nicht allein Holtzrecht wegen
der Behaͤltniſſe des Wildpraͤths, ſon-
dern auch der Straſſen und Wege hal-
ben beſſere Nachricht geben koͤnnen. Alle
Jagd- und Forſt-Bedienten aber werden
darumb vor das Treibe-Volck anzufuͤh-
ren eingetheilet, daß ſie die Landes-Un-
terthanẽ in guter Ordnung zum Treiben
anlegen laſſen, und durch die Land-Knech-
te die muthwillig hinterbleibende mit
Schaͤrffe anhalten ſollen, worbey aber,
daferne es nicht hoͤchſtnoͤthig, oder einige
Boßheit zu mercken, dieſelben mit unge-
buͤhrlichem Stoſſen oder Schlagen billig
zu verſchonen ſind. Wann nun das Trei-
ben derer Landes-Unterthanen geſtel-
let worden, und die Jaͤgerey ſich nach ih-
ren Numern rangiret hat, wird durch
den aelteſten Hoff-Jaͤger, als Fluͤgel-
Meiſter, von dem rechten Fluͤgel durch
ein gewoͤhnliches Fluͤgel-Horn, welches
er fuͤhren muß, der Ruf gegeben; Als-
denn antwortet der andere Hoff-Jaͤger
als Fluͤgel-Meiſter des lincken Fluͤgels,
auff eben dergleichen Art, darauf der in
der Mitten befindliche Ober-Jaͤger,
Wild- oder Forſt-Meiſter die Mitten fuͤh-
ret. Die Jagd-Juncker, Jagd-Pagen
und uͤbrige Jaͤgerey, ſtoſſen drey Hieff
ins Horn, und das Treibe-Volck ant-
wortet mit dem Waldgeſchrey ho ho.
Gehet alſo das Treiben Schritt vor
Schritt fort, durch duͤck und duͤnne, wie
einer in ſolcher Ordnung angeſtellet wor-
den iſt, muß er dabey bleiben und muß
ſodann das Treiben ferner fort continui-
ret werden, biß man zu beyden Fluͤgeln
an die Tuͤcher kommt. An dem Laufft
aber, und wo der Zeug enge ſtehet, muß
es allda gantz ſtille zu ſeyn ſcharff befoh-
len, und kein Feuer oder Lermen ge-
macht werden, worauff die Zeug-Knech-
te, die Stell-Leuthe und Fuß-Knechte
gute Achtung geben muͤſſen: Denn ſon-
M mſten
[274]Fuͤnffter Theil/
ſten das dahin getriebene Wildpraͤth, an
ſtatt deſſen, daß es ſich allda verbergen,
und auffhalten ſolte, ſcheu werden, zu-
ruͤck prallen, und durch die Treiber mit
Gewalt durchbrechen wuͤrde. Wann
nun, wie vorgemeldet, das Treiben den
Gezeug erlanget, alsdann wird eine Hal-
te gemachet, und was ein Jeder geſehen,
gefraget. Die Lappen hinter die Trei-
ber quervor zugeſtellet, und wo es nicht
reichet, die Treiber enger oder Feuer-
Plaͤtze angemachet, doch daß es nicht
Schaden verurſache. Das Treiben faͤn-
get aber ſich wiederumb an, und gehet
ferner fort, jedoch nicht laut, und con-
tinui
ret biß auf einen Qver-Fluͤgel, wo
man vorhero ſonderlich abgeſchritten,
und vermuthet, gewiß verſichert zu ſeyn,
daß der hohe Zeug reichen wuͤrde: So-
dann kan von beyden Fluͤgeln ſo viel
Zeug auffgehoben, und das jagen alſo
damit zugeſtellet werden. So hat man
das verlangte Wildpraͤth alle beyſam-
men, und das Jagen ins gantze gebracht.
Es geſchiehet aber zuweilen, und zwar
gar oͤffters, ſonderlich mit den Sauen,
daß ſie vielmahlen durch die Treiber zu-
ruͤck durchbrechen, auf ſolchen Fall giebt
es groſſe und verdrießliche Muͤhe, wie-
derumb aufs neue anzufangen, da wird
denn, wenn ein ſolch Durchbrechen vor-
gangen, das der Muͤhe werth iſt, und
etwan ein Troupp Hirſche oder ein Rudel
Sauen von dreyßig, mehr oder weni-
ger Stuͤck, darunter ſtarcke Haupt-Hir-
ſche oder Schweine ſind, zuruͤck gegangen,
wird auf dem Qver-Fluͤgel gleich Halte
gemacht; Vom rechten Fluͤgel herun-
ter gefraget: Was zuruͤck ho? Wañ nun
nichts beſonders zuruͤcke iſt, wird geruf-
fen: Stell her; Jſts aber was merck-
wuͤrdiges, wird die Lohſung mit dem Fluͤ-
gel-Horn, und drey Hieff zuruͤck gege-
ben und angedeutet, ſo wird alles Treib-
Volck und Jaͤger aus der Mitten von
einander, und zu beyden Fluͤgeln zuſam-
men gezogen, daſelbſt ſtille zuruͤck gegan-
gen, biß man vermeynet genungſam
vorzukommen, ſodann alles nach vorig-
ter Ordnung geſtellet, und wiederumb
nach dem Jagen getrieben, biß man ſo-
dann hinter den Treibern wiederumb zu-
geſtellet hat, und das Wildpraͤth alle
beyſammen vermuthet, alſo iſt dann das
Jagen fertig, und muß dem Ober-Jaͤ-
ger-Meiſter rapportiret werden, was fer-
ner damit vorgenommen werden ſoll.
Des Nachts bereiten ein Hoff-Jaͤger,
und Ober-Foͤrſter, bey Tage aber ein
Jagd-Juncker, und Jagd-Page ein ſol-
ches Jagen, ob irgend das Wildpraͤth,
oder Sauen durchbrechen, wobey das
Nachſtellen hoͤchſtnoͤthig, ob etwan der
Wind den Zeug rege gemachet, oder ab-
geworffen habe, von dem naſſen Regen-
wetter die Leinen geſprungen, wann
nicht nachgelaſſen worden, dabey der
Jagd-Seyler, und der Jagd-Schneider
das benoͤthigte ſofort auszubeſſern ha-
ben, und werden innwendig vor das
Durchbrechen der Sauen ſtarcke Netzen
zu Huͤlffe der Tuͤcher angeſtellet, deren
Moſchen oͤffters von Fuͤchſen zerbiſſen
werden, und ſofort wiederumb ausge-
beſſert werden muͤſſen.


Von dem Zwang-Treiben.


Nachdem nun das Wildpraͤth umb-
her mit Tuͤchern umbſtellet, muß man
im Jagen ja mit dem Wild den erſten
Tag nichts vornehmen, und ſo wenig
treiben, als noch enger mit Zeuge ein-
ſtellen; Vielweniger darinnen platzen,
oder einen Hund mercken, ſondern ohn-
angeregt ſtehen laſſen, biß daß das Wild-
praͤth zu Nachts innewendig am Zeuge
herumb gegangen ſey, ſonſten es aus
Deſperation durchbrechen, und den Zeug
brechen moͤgte. Auch ſollen im Jagen,
wie ſchon gemeldet, vor das Wildpraͤth
Waſſer-Qvellen ſeyn. Jn Mangel deſ-
ſen aber wird ein Vaß mit Waſſer ein-
gegraben. Man kan leichtlich dencken,
ſonderlich im Sommer, was das vor
Furcht geaͤngſtigte Wild fuͤr groſſen
Durſt ausſtehen muͤſſe. Ein ſolches mit
Zeug eingeſtelltes Jagen muß, ſo lange
es ſtehet, auswendig herumb, wodurch
ſonder Zweiffel einige groſſe Straſſen der
Fuhr- und Handels-Leute, Poſtwege
oder andere wichtige Paſſagen, mit ein-
geſchloſſen worden, nicht verſperret
bleiben, ſondern bewacht werden,
weil ſonſten die frembden Leute zwar an-
faͤnglich ruffen und ſchreyen wuͤrden,
aus Ungedult aber den Zeug abwerffen,
hier hinein, und dort heraus fahren,
und alles liegen laſſen moͤgten; Da
dann leicht Rechnung zu machen, wie
viel
[275]Vor der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
viel Wildpraͤth darinnen bleiben duͤrff-
te, zumahl wann ein Hund darbey, da
alles heraus gejaget wird. Solchem-
nach muß vor allen Dingen an jedem
gangbahꝛem Weg bey Tag und bey Nacht,
jedoch außwendig, mit einem Zeug-
Knecht, und vier Jagd-Leuten gewa-
chet werden, daß wann Jemand kommt,
ſie mit Hebe-Gabeln die Unter-Leine
auff die Ober-Leine heben, und alſo die
Straſſe frey oͤffnen; Sobald durchpas-
ſir
et, wieder abheben und wie vorhero
befeſtigen. Solten viel Wagens oder
viele zu Pferde hinter einander durch-
muͤſſen, koͤnnen etliche Furckeln als ein
Thor unterſtuͤtzet werden, biß ſie pasſi-
r
et. Giebt es nun verdaͤchtige Leute mit
Buͤchſen, Flinten und Hunden darbey,
ſo gehoͤret ſichs die Hunde anzukuppeln,
oder am Strick zu fuͤhren, und das Ge-
wehr nicht geſpannet, ſondern den Stein
abgeſchraubet zu haben, und iſt ein Jagd-
Bedienter mitzugehen, biß ſie durchpaſ-
ſir
et, gehalten. Bey ſolcher Wacht wird
Tag und Nacht auſſen Feuer gehalten.
Es gehoͤhret ſich aber nicht Trinck-Geld
zu erpreſſen, oder ein lang Examen da
anzuſtellen, deswegen ein verſtaͤndiger
Menſch darbey gehoͤhret, ſo die Leute
nicht brutaliſire, oder anſchnautze, ſon-
dern einen Jeden ſeine Straſſe, doch in al-
ler Stille, reyſen laſſe. So es nun fer-
ner ſoll im Zwang-Treiben enger, und
alſo im Abjagungs-Fluͤgel eingeſtellet
werden, wird das Treibe-Volck aber-
mahls angeleget, in aller Stille die Run-
dung, welche hierzu bereits vorhero be-
raumet ſeyn ſoll, eingeſtellet, und feſte
gemachet, damit, ſo balde getrieben,
gleich hinter die Treiber der Zeug geho-
ben werden koͤnne, ſo iſt es alſo in dem
letzten Abjagungs-Fluͤgel eingeſtellet,
welcher nachdem des Wildpraͤths viel
oder wenig, auch das Behaͤltniß und die
Dickigte dunckel verwachſen, oder durch-
ſichtig, kan man den Abjagungs-Fluͤgel
oder die Rundung nach eines jeden Her-
ren Belieben groß oder klein machen.
Jn Summa es muß da das Jagen oder
die Kammer, wie es einige nennen, ins
Enge gebracht, u. hierbey vor allen Din-
gen alle noͤthige Anſtalt, und Vorſich-
tigkeit obſerviret werden, damit das
ohnediß, furchtſame, und fluͤchtige Wild
nicht etwan heraus zu kommen, Gele-
genheit finden moͤge, ſondern darinnen
geruhig verbleiben koͤnne; Bey Nachts
wird mit der Pfanne und brennenden
Kuͤhn herumb geleuchtet, und ſind, wie
gemeldet, die Abjagungs-Fluͤgel unter-
ſchiedlicher Groͤſſe: Man hat ſie von vier
Fuder Zeug, auch noch weniger Tuͤcher
geſtellet, wie es einem beliebig, doch iſt
hierbey, wie gedacht, zu obſerviren, daß
es auch genungſam mit finſtern Dickig-
ten verwachſen, daß ſie wohl kleiner von
zehen auch acht oder ſieben Tuͤcher gema-
chet werden koͤnnen. Man muß aber be-
fuͤrchten, es komme dem Wildpraͤth gar
zu nahe auff den Halß, daß es letzlich
durchbrechen moͤgte; Alſo iſt die Gele-
legenheit und die Menge des Wildpraͤths
wohl zu judiciren. Wann nun der Ab-
jagungs-Fluͤgel in allen gehoͤriger Maaſ-
ſen mit hohem Zeug geſtellet, fein glatt
angezogen, und wegen des kleinen Wil-
des, unten mit Haacken die Unter-Lei-
ne angepfloͤcket, ſo wird billig durchaus
keinem Menſchen hinein zu gehen zuge-
laſſen, der vormahls gebrauchte Zeug
aber wiederumb auffgehoben, und in die
behoͤrige Zeug-Wagen, wie er numeri-
r
et geweſen, Fuderweiſe zuſam̃en gedruͤ-
cket, auch, dieweil er trocken, an ſeinen ge-
hoͤrigen Ort gebracht, u. im Zeug-Hauße
abgeladen. Die zwey Fuder, zum Lauff
aber, welche die neueſten und beſten, wer-
den allda ſtets parat gehalten.


Von Jagd-Qvartieren.


Ob wohl dieſes anfaͤnglichen vor der
Jagd haͤtte melden ſollen, ſo wird es doch,
weil es vergeſſen, nicht viel verſchlagen,
wann ich es noch hier beyfuͤge. Hierzu
gehoͤhret ein expediter kluger und ver-
nuͤnfftiger Jagd-Fourier, welcher nicht
alleine vor die Hochfuͤrſtliche Herrſchafft,
deren Cavalliers und ſaͤmtliche Hoffſtatt,
groſſe und kleine Bedienten und deren
Kutzſchen, Caroſſen, Bagage, Kuͤch-
und Keller-Wagen, Kutſch-Hand- und
Reit-Pferde, oder andere Klepper alle
Beqvemlichkeiten verſchaffe, und bey zei-
ten hierzu alles beqvem ausrichte und be-
ſtelle; Sondern es muͤſſen auch in Zei-
ten vor die ſaͤmtliche Hochloͤbliche Jage-
rey, als den Ober-Jaͤger-Meiſter, Land-
Jaͤger-Meiſter, Forſt-Meiſter, Jagd-
Juncker, Hoff-Jaͤger, Jagd-Pagen, Be-
ſuch-Knechte, Ober-Foͤrſter und deren
M m 2Bedien-
[276]Fuͤnffter Theil/
Bedienten, Pferde und Wagen, wo
nicht in einem Dorffe, dennoch in an-
dern nahgelegenen Orten, die hierzu noͤ-
thige Quartiere in Zeiten beſtellet werden,
als welche, nachdem das Jagen groß oder
weitlaͤufftig und mit dem Treiben von
weitem her lange zubringen muͤſſen, nach
Gelegenheit der Heyden und Waͤlder,
bißweilen wohl vier Wochen, und noch
laͤnger alldar liegen muͤſſen; Nicht we-
niger muͤſſen auch die Engliſchen groſſen
Hatz-Hunde, Sau-Ruͤden, Finder,
Jagd-Hunde, und deren Knechte und
Jungen, ihre noͤthige Quartiere, und
Beqvemlichkeiten haben, und nichts feh-
len, was ſowohl an Futter und Brod
vor die Hunde, als an Haber, Heu,
Stroh, und dergleichen, vor die Pferde
noͤthig iſt, und weil die Hochloͤbliche Jaͤ-
gerey bey dieſer beſchwerlichen Arbeit von
Alters her, nach Proportion ihrer Char-
gen,
vom groͤſten biß zum kleinſten ihre
Ausloͤſung loͤblich erhalten, oͤffters aber
in ſolchen ſchlechten Doͤrffern keine Le-
bens-Mittel und kaum das Brod von
dem neydiſchen Bauer zu erhalten ſeyn
kan, ſo iſt dieſerwegen am allermeiſten,
hoͤchſt unentbehrlich noͤthig, einen Jagd-
Marquetender mit allerhand gebrathe-
nem und gekochtem Proviant anzuſchaf-
fen; Sonderlich muß derſelbige auch
guten Wein, braun und weiß Bier,
Brod und Semmel, Gebackenes und an-
dere Dinge, bey ihm haben, damit die
ſaͤmtliche Hochloͤbliche Jaͤgerey, Jagd-
und Forſt-Bedienten nicht allein vor
ſich zur Genuͤge, ſondern auch die Fremb-
den, Hohe und Niedere, und insgemein
alle und jede, ein Jedweder vor ſein Geld,
nach billiger Taxa Lebens-Unterhalt be-
kommen koͤnne. Die noͤthigen Hand-
wercks-Leute, als Jagd-Seyler, Jagd-
Schneider, Jagd-Wagner, Jagd-
Schmied, Jagd-Riemer, mit ihren Ge-
ſellen, nebſt benoͤthigtem Handwercks-
Zeug, muͤſſen auch allernechſt ſeyn. Die
aus den Aemtern, und jeglichen Dorff-
ſchafften ausgeleſene oder doch ſonſt ge-
ſchickte Bauern, welche das Treibe-Volck
in Ordnung halten helffen, muͤſſen hier-
zu mit eingetheilet, und auf dem Huth mit
dem Namen des Amts gezeichnet ſeyn.
Solche werden allhier zu Sachßen Blau-
Huͤthe genannt, vermuthlich daher, weiln
ſie vor dieſem etwan ſtahlgruͤne Muͤtzen
gehabt, welche durch Regen, und langen
Gebrauch endlich blau worden. Sie
werden auch beym Zeug-ſtellen, und
Auffwartung der Obern, als des Jaͤ-
ger-Meiſters, derer Forſt-Meiſter, Jagd-
Juncker, Hoff-Jaͤger und Jagd-Pagen,
gleichſam als Ordonance beſtellet; Muͤſ-
ſen auch zur Parade die groſſen Engli-
ſchen Hunde fuͤhren; Weswegen ſie auch
zur Jagens-Zeit gruͤn bekleidet werden.
Alle Morgen und Abend waꝛten die Jagd-
Hautbois ſaͤmtlich mit ihrer angeneh-
men Muſique gehoͤriges Orts dem Herrn
Ober-Jaͤger-Meiſter auf: Darauf durch
einen Trompeter zum Auffbruch Pucel-
le,
oder zu Pferd geblaſen wird. Damit
auch vor allen Dingen hierbey die heyl-
ſame Juſtiz in acht genommen werde,
iſt noch hierzu unentbehrlich ein Jagd-
Land-Knecht, oder Jagd-Voigt, welcher
nicht allein die Dorffſchafften zur Jagd
beſtellet, ſondern auch die Verbrecher
oder rebelliſche Baueꝛn ſchlieſſen und feſte
machen, und einem Verbrecher die
Sturm-Haube gewoͤhnlich auffſetzen
kan.


Von dem Lauff-Platze.


Dieweil vor uhralten Zeiten groſſe
Herren und Potentaten auff der
Jagd meiſtens zu Pferde mit fluͤchtigen
Hunden das angeſchoſſene Wild eyfrig
verfolget, dieſes aber vor Angſt ſich zu
ſalviren, uͤber Berg und Thal, Stein-
Felßen, und Abgruͤnde, Moraͤſte und
Suͤmpffe, tiefe Seen, und Waſſer-
Stroͤhme geſetzet, und ihre Flucht genom-
men; So hat nicht fehlen koͤnnen, wie
in der Vorrede gemeldet, daß manches
Ungluͤck hieraus entſtanden, welches
nachgehends Anlaß gegeben, auf eine beſ-
ſere Erfindung, und auff eine vor die
Herrſchafft vergnuͤgtere ſichere, und luſti-
gere Manier zu dencken, wie nemlich die
wilden Thiere auff einen Platz zu brin-
gen, woſelbſt die Herrſchafft ihrer mit
Luſt erwarthen, dieſelben ſich vorjagen
laſſen, und in der Herauskunfft, und dem
Vorbeylauffen mit herrlicher Vergnuͤ-
gung ſchieſſen, und ſich mit Hetzen diverti-
r
en koͤnne: Jſt dahero von der Hochloͤbli-
chen Jaͤgerey ein ſolcher Richter-Platz
der Lauff genennet worden. Weiln die im
Jagen verhandene wilde Thiere von der
Herr-
[][]

[figure]

[]

[figure]

[][][]

[figure]

[]

[figure]

[][277]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
Herrſchafft zur Luſt vorlauffen und ge-
jaget werden, woſelbſt es dann auff
unterſchiedene Arten von der Herr-
ſchafft gefaͤllet, und erleget wird. Die-
ſer ſo genannte Lauff-Platz nun wird
in der Mitten des Qver- oder Lauff-
Tuchs folgender maaſſen abgeſtecket:
Nemlich man nimmt einen hoͤltzernen
Teller, theilet denſelben in die Helffte,
und zeichnet nach juſten Winckeln bey-
kommende fuͤnff Linien vor ſich, auff ſel-
bige Linien ſchlaͤgt er groſſe Nadel-Knoͤpf-
fe und laͤſſet auff der mittelſten Linie ei-
nen Mann hinaus ſchreiten, biß auff
300. Schritt; die andern auf beyden
Seiten ſich erſtreckende Linien kom̃en et-
wan 200. Schritt und die kurtzen zwey
Linien jede 80. Schritt nach beygefuͤg-
ter Figur Num. des Lauff-Platzes.
Wann nun die fuͤnff Maͤnner ihre Li-
nien abgeſchritten, und etwan noch nicht
in rechter Linie ſtehen, kan mit dem
Huth-wincken rechts oder lincks gelen-
cket werden, biß ſie recht ſtehen, da ſchlaͤgt
er den Hefftel ein, und die andern gleich-
falls, ſo iſt der Lauff abgeſtecket. Hier-
auff nun wird an dem Qver- oder Lauff-
Tuch an jedwedem Fluͤgel und zwar von
dem beſten und neueſten Zeug ein Fu-
der nach dem abgeſteckten Lauff-Platz
von einem Hefftel zum andern der Zeug
abgefuͤhret, biß dieſe beyde Fuder in
der Rundung zuſammen kommen:
Dann wird bey der ſo genannten Krumb-
Ruthe der Anfang vom Qver-Tuch zu
ſtellen angefangen, angeknebelt, und an
der Krumb-Ruthe eine ſtarcke Furckel
auswendig geſetzet, ſo innewendig mit
drey Wind-Leinen angezogen wird:
An dem andern Hefftel wird bey Ab-
fuͤhrung zu beyden Seiten gelencket,
daß hierdurch bey Schlieſſung der bey-
den Fuder Zeug ein Bogen oder Run-
dung, wie ein halber Mond gemachet,
und weilen der Lauf ohne dieß von einem
Jedweden angeſehen, und bekucket wird,
muß ſelbiger allenthalben am zierlichſten
geſtellet, ſonderlich feinlglatt, gerade und
reinlich angezogen ſeyn. Der Schirm,
wohin die Herrſchafft kommt, wird bil-
lig in der Mitten auf den Lauff, wie ein
Luſt-Hauß auf Saͤulen erhaben, geſtel-
let, mit einem zierlichen Tache, von gruͤ-
ner gewuͤchſter Leinewand; Das uͤbrige
alles wird fein gruͤn angeſtrichen, und
numeriret, damit man es zu Ende der
Jagd beym andern Jagd-Gezeug auf-
heben koͤnne. Wie ich dergleichen Schirm
ſamt deſſen Zubehoͤhrung bereits aus-
fuͤhrlicher beſchriebenhabe; Wiewohl auf
eines jeden Herrn eigenes Belieben, ſol-
chen groß oder klein zu haben, es haupt-
ſaͤchlich ankommt. Wie man denn auch
ebenfalls den Lauff groͤſſer und kleiner
machen kan, wann nur der noͤthige Bo-
gen, die Krumb-Ruthen und was dar-
zu gehoͤhret, nach rechter Proportion ein-
treffen. Unſere jetzige neue Façon, wie
Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig von Pohlen
haben, und dieſes Jahr 1717. im Monat
Auguſti auf Anneburger-Heyde, bey ge-
haltenem Hirſch-Feiſts-Jagen nach bey-
kommendem Modell verfertigen laſſen,
welches viele frembde Kaͤyſerliche und
Koͤnigliche Cavalliers und Voluntairs der
Jaͤgerey mit beſonderem Fleiß ſich anno-
ti
ret und bemercket haben, iſt folgende:
Hinter dem Schirm, auch manches Orts
Gebrauch nach, unter dem Schirm wer-
den die Kammer- und Leib-Hunde der
Herrſchafft geſtellet, welche auch ihre Pla-
n
en haben; Zu beyden Seiten, wo die
Rundung angehet, kommen die Engli-
ſche Hatz-Hunde, welche mit einem klei-
nen niedrigen Schirm eingeſtellet wer-
den. Vor das Qver-Tuch werden die
Blend-Straͤucher Manns hoch geſtecket,
daß das Wild nicht auf dem Laufft allen
Tumult, und vielerley bunte Farben
der Cavaliers ſehen kan, und hierdurch
abgeſchrecket werde, daß es gar nicht her-
aus kaͤme, ſondern ſich eher todt jagen
lieſſe; Sonderlich muß der Wind nicht
von dem Laufft ins Jagen hinein gehen.
Zur Sau-Hatz Zeit muͤſſen die Tuͤcher
innewendig, zu deren Beſchuͤtzung, mit
groſſen Netzen angeſpannet, auf die Fur-
ckeln geleget werden, und weil die Herr-
ſchafft nach dem vorbey lauffenden Wild,
zu beyden Seiten aus dem Schirm nach
den Krumb-Ruthen, zu ſchieſſen pfleget,
muß daſelbſt ja kein Wagen, Caleſche,
Kutzſche, Pferde oder Menſchen ſich naͤ-
hern, weiln leicht ein Ungluͤck geſchehen
wuͤrde: Und werden zur Warnung ei-
nige Straͤucher oder Tannen-Reiß auf
die Ober-Leinen gehencket, zum Zeichen,
daß daſelbſt nicht ſicher ſey, oder lange
Reiß-Stangen geſtecket. Damit auch
daſelbſt das Wildpraͤth im Vorbeylauf-
fen ſpringen moͤge, ſo werden gruͤn be-
ſteckte Uberſpringe mit Reiß von Gaͤrt-
nern zierlich gebunden. An dem Qver-
Tuche innewendig nach dem Lauff-Pla-
tze in der Mitten, wird ein erhabener
Sitz von Raſen ſauber gemachet, wohin
M m 3die
[278]Fuͤnffter Theil/
die Trompeter und Paucker kommen,
ſo iſt alles parat und fertig. Die
Jagd-Hautboiſten werden meiſt in dem
Schirm nach der Herrſchafft, oder wenig-
ſtens nicht weit davon logiret.


Vom Abjagen und Ausſchieſſen.


Wann es nun der Herrſchafft ange-
meldet worden iſt, daß alles parat gehal-
ten, und fertig ſey, und nur auf Dero
Befehl beruhe; So ruͤſtet ſich ein Jeder
von der Hoffſtatt vom groͤſten biß zum
kleinſten: Die Kuͤchen- und Keller-Wa-
gen fahren voraus, und kehren, wenn
es kalt, in dem nechſten Ambts- oder
Forſt-Hauſe ein, oder ſchlagen ihr La-
ger bey warmer Sommers-Zeit, an ei-
nen luſtigen ſchattigten Ort, wo es ih-
nen befohlen worden, auf, und halten
indeſſen alles parat, kochen, ſieden und
brathen. Die Kellerey ſpiehlet die Will-
kommen, und Geſundheit-Glaͤſſer rein
aus, ſortiret der Herrſchafft Mund-
Weine und ander Getraͤncke; Der Can-
diter ordini
ret ſeine Confecturen, oder
Jahres-Fruͤchte und Gewaͤchſe, Limo-
naden,
und andere Kuͤhl-Traͤncke; Jn
Summa dieſe Sachen muͤſſen alle parat
gehalten, und vorhero fertig ſeyn, daß
ſo balde das Jagen zu Ende, und der
Herrſchafft Appetit ankommet, es ſo-
dann an nichts fehlen moͤge, ſondern bey
dem Koch und Keller alles uͤberfluͤßig
verhanden ſey. Wann nun die Herr-
ſchafft nach der Jahres-Zeit ſich jaͤgeriſch
angezogen, mit der Gemahlin, frembder
Herrſchafft, loͤblichem Frauenzimmer,
und ſaͤmbtlichen Hoffſtatt, in groſſer Svi-
te
mit Caroſſen gefahren, theils auch ge-
ritten ankommen, ſodann abgeſtiegen,
und ſich in den Schirm verfuͤget hat, da
dann auf die vielerley Wagen, hauſſen
herumb, wie leicht zu dencken, viele
Zuſchauer auffſteigen, und die Herr-
ſchafft ihre Præparatoria an Gewehr
zu dem vorhabenden Puͤrſchen fer-
tig hat; Wird nach Befragen des
Jaͤger-Meiſters das Lauff- oder Qver-
Tuch auffgezogen und die Hetz-Hunde
in ihre Schirme vertheilet; Dann verfuͤ-
get ſich die ſaͤmtliche Jaͤgerey dem Schirm
gegen uͤber an den rechten Fluͤgel gegen
der Herrſchafft zu, und ſtellen ſich in
Ordnung neben einander in drey Glie-
der nach deren Rang und Charge, mit
Wald-Ruͤden und Hifft-Hoͤrner, in
gruͤner mit Gold und Silber reich-bor-
dierter Livree,
Hornfeſſeln, und Hirſch-
faͤngern, und erwarten allerſeits, wann
es der Herrſchafft gelegen, durch ein
Zeichen dero Befehl: So nun gewincket
worden, alsdann wird von der Jaͤge-
rey durch die groſſe und kleine Hoͤrner
angefangen zu blaſen, und hierauff bey
der Hirſch-Feiſte-Zeit mit dem gewoͤhn-
lichen Wald-Geſchrey Ja ha ha, ja ha,
bey der Schwein-Hatz aber, ho, Ri do,
ho ha ho,
ſo aus hellem Halß geſchrie-
en wird, in ſolcher Ordnung mit ent-
bloͤſtem Haupt den Huth unter dem Arm
habend, zu Holtze gezogen. Hinter die-
ſer Jaͤgerey werden die Jagd-Hunde
von Bauern gefuͤhret, da der Purſch
bey den Hunden vor ihnen hergehet,
und continuiren ihren Laut zu Holtze hin-
ein biß hinter die Qvere, wo des Jagens
Rundung iſt. Alsdann vertheilen ſie
ſich ins Treiben von einander; Dann
werden die Wald- und Fluͤgel-Hoͤrner
auff gewoͤhnliche Poſten geblaſen, und
dasjenige, was von Hirſchen anſichtig ge-
worden, mit dem gewoͤhnlichen Juch
Hirſch
angeſchrieen, darauff alsbald die
Jagd-Hunde geloͤſet, und denſelben zu-
geſchrien wird, umb damit das Wild-
praͤth im Jagen rege zu machen, damit
es auff den Laufft fluͤchtig geſprenget
komme. Das Ober-Directorium bey
ſolcher Jagd hat der Ober-Jaͤger-Mei-
ſter, welcher ſich, wann die Jaͤgerey zu
Holtze gezogen, an das Quer-Tuch zum
rechten Fluͤgel poſtiret, der Land-Jaͤger-
Meiſter aber an das Qver-Tuch auff
den lincken Fluͤgel, derer Jeder einen
Ober-Forſt-Meiſter und Ober-Jaͤger-
Meiſter bey ſich haben muß. Wann
nun das Roth-Wild Troupp-weiſe
durchs Qver-Tuch, und darunter ſtarcke
jagdbahre Hirſche, oder gantze Rudel
Sauen, darunter Haupt-Schweine ſind,
herauskommen, und vorlauffen, werden
bey deren Anſicht dieſelben durch Fluͤ-
gel-Hoͤrner angeblaſen, zuweilen auch
durch Trompetten und Paucken bewill-
kommet und angemeldet, damit die Herr-
ſchafft deſto beſſer achtung gebe. Was nun
bey dem Schirm voꝛbey pasſiret, daß wird
von der Herrſchafft im Voruͤberlauf-
fen gepuͤrſchet, daß meiſtentheils Knall
und
[][]

[figure]

[]

[figure]

[][279]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
und Fall zugleich geſchiehet, von dem Jaͤ-
ger-Purſchen zugelauffen, und ein Ge-
nuͤckfang gegeben, ſodann auf die Wild-
praͤths-Trage gehoben, und hin vor den
Schirm zur rechten Hand getragen, und
mit dem Gehoͤrn vorwaͤrts geſtrecket
wird. Die groͤſten Hirſche an Wild-
praͤth nach Staͤrcke der Gehoͤrne, und
Menge der Enden haben unter dem Roth-
Wildpraͤth den Vorzug; Dann kom-
men die Haupt-Schweine, nebſt anderm
Schwartz-Wild; Ferner die Reh-Boͤ-
cke, und letzlich die Raub-Thiere, und
wird alles mit dem Gehoͤrn und den
Koͤpffen nach dem Schirm zu geſtrecket,
auch mit eichenen, und buchenen Bruͤ-
chen beworffen, auff dem Platz, wo die
Jaͤgerey geſtanden. Die von der Herr-
ſchafft abgeſchoſſene Puͤrſch-Roͤhren,
Flinten, und Piſtohlen, werden vom
Leib-Schuͤtzen, oder Buͤchſen-Spanner
jedesmahls hurtig geladen, und uͤberge-
ben. Wann manchesmahl die Gemah-
lin oder frembde Herrſchafft auch zu puͤr-
ſchen groß Belieben tragen, ſo muß er
hierzu ſeine Purſche helffen laſſen. Wann
nun Schwein-Hatzens-Zeit, und das
Schwartz-Wildpraͤth, die Sauen, her-
aus kommen, ſtellet ſich die Herrſchafft
nebſt andern Cavalliers mit ihren Fang-
Eyſen, dieſelben anlauffen zu laſſen, wor-
auff die gepantzerten Leib- und Cammer-
Hunde angehetzet werden. Oder die
Herrſchafft verfolget die Sauen auch zu
Pferd mit dem Wurff-Spieß oder Sche-
velin,
oder ſchieſſet mit Piſtohlen dieſel-
bige. Wann nun Woͤlffe bey ſolcher Ge-
ſellſchafft mit ans Tage-Licht kommen,
werden dieſelben mit Cours-Hunden ge-
hetzet, die Rehe und Haſen im Lauffen
geſchoſſen, und die Fuͤchſe geprellet, wor-
bey dann die Herrſchafft vielfaͤltige Luſt
durch Erlegung vielerley Wildes gehabt,
und darbey vergnuͤget worden iſt. Wann
nun alles vorgejaget worden, und das Ja-
gen leer, ſo verſammlet ſich die Jaͤgerey
wiederumb auff den andern Fluͤgel, daß
ſie der Herrſchafft zur lincken Seiten
wieder heraus kommet, und ziehet ſo-
dann wieder in der Ordnung mit dem
Waldgeſchrey Ja ho ho von Holtze ge-
gen den Schirm, da denn das Waldge-
ſchrey auffhoͤret, mit Wald- und Huͤfft-
Hoͤrnern das Jagen abgeblaſen, und
geendiget wird. Die Jaͤgerey aber ſte-
cket ſich Bruͤche von Eichen-Laub auff die
Huͤthe. Alsdann werden die ſtaͤrckſten
Hirſche und die Haupt-Schweine, oder
die groͤſten Woͤlffe, mit allem, wie ſie
gefallen, in vollem Wanſt und Geſcheide,
gewogen und notiret, die Jagd-Hunde ge-
ruffen, und angekuppelt, ſodañ der Zeug
abgeworffen, und geladen, das Wildpraͤth
auffgebrochen, die Luntzen vertheilet, den
Hunden ihr Genuͤß gegeben, und das
Wildpraͤth nach Hoff zu fuͤhren befoh-
len. Am meiſten aber wuͤrde ruͤhmlich
ſeyn, wann an dem Lauff, oder doch nicht
weit davon, in eine ſtarcke Eiche, oder
harte Buche die Anzahl des gefangenen
Wildpraͤths nach jeder Sorte, auch Jahr
und Tag, benennet, ſowohl auch bey-
gefuͤget wuͤrde, was die groͤſten Hirſche,
oder hauende Schweine gewogen, was
vor frembde Herrſchafft darbey geweſen,
wer damahls als Jaͤger-Meiſter das
Jagen dirigiret habe. Welches von vie-
len Frembden hernach wuͤrde mit Be-
wunderung geleſen, von einigen auch
wohl gar abgeſchrieben, in fremde Laͤn-
der mitgenommen und daſelbſt referiret
werden.


Vom Jaͤger-Panqvet.


Wann nun die Herrſchafft nach ge-
endigter Jagd und gehabter Bewegung
ſich wiederumb in ihren Staats-Caros-
ſ
en, mit ihren Pferden, und ſaͤmbtlicher
Hoffſtatt in das hierzu nechſt gelegene
Ambt- oder Forſt-Hauß zum Abtreten
begiebt, alle Præparatoria zur Tafel fer-
tig, aufgetragen, und ſich geſetzet haben,
werden die Speiſſen von der loͤblichen
Jaͤgerey, als denen Hoff- und Beſuch-
Jaͤgern, in ihrem Jagd-Gezeug und
aufhabenden Bruͤchen mit beſter Parade
auffgetragen, und wird alles darbey von
der Jaͤgerey bedienet, und aufgewartet.
Der Hoff-Jaͤger-Meiſter, Land-Jaͤger-
Meiſter, die Ober-Forſt-Meiſter, und die
Jagd-Juncker ſtehen hinter der Herr-
ſchafft auffzuwarten: Die Jagd-Pagen
tragen die Willkommen, uͤbergeben die-
ſelbe dem Ober-Jaͤger-Meiſter zum
Credentzen, welcher ſolchen der Herr-
ſchafft mit groͤſter Submiſſion uͤberreichet.
Wann nun die Herrſchafft Geſundhei-
ten trincken will, ſo wird allezeit darbey
von der Jaͤgerey mit Fluͤgel- und Huͤfft-
Hoͤrnern geblaſen, oder auf Befehl das
Wald
[280]Fuͤnffter Theil/
Wald-Geſchrey gethan. Zur Abwechſe-
lung ſolcher Luſt hoͤret man auch Haut-
bois, Violinen,
auch einen in Bock ver-
wandelten Wolff zu allerhand Vergnuͤ-
gung der Herrſchafft. Findet ſich auch
etwan unter den Zuſchauern ungefehr
ein ſchoͤnes Kleppel- oder Graſſe-Maͤdgen,
da ſiehets umb die Jungferſchafft gefaͤhr-
lich aus, und kan ſo genau nicht herge-
hen, in Summa es muß zu ſolcher Zeit
vornehmlich der loͤblichen Jaͤgerey offe-
ne Taffel, inſonderheit des Truncks hal-
ber, allezeit frey ſtehen, als welche ſolche
Luſt angeſtellet, und am meiſten verdie-
net hat: Auch ſoll Jedermann zu ſolcher
Zeit in Freud, Luſt und Vergnuͤgung
ſeyn. Zur Som̃ers-Zeit, wenn es warm,
und angenehm Wetter iſt, wird dieſes
Jagd-Panqvet, wie es auch unſere alten
Vorfahren gehalten haben, an einem lu-
ſtigen ſchattigten Ort, unter gruͤnen Ei-
chen, biß in die dunckele Nacht celebriret,
und werden andere Luſtbarkeiten dar-
bey mehr vorgenommen, auch der hohen
Landes-Herrſchafft zu Ehren an ſolchen
Ort die Jahrzahl, Wappen, und Na-
men nebſt andern Remarqven an eine
Eiche gezeichnet, und mit Farben zierlich
angeſtriechen, welches denen Nachkom-
men ein angenehmes Andencken verur-
ſachet. Bey ſolcher angeſtellter Herr-
ſchafftlichen Luſt wird es niemahlen, ſon-
derlich wegen Bier und Wein ſo genau
genommen, welches der Herrſchafft zu
hohen Ehren gereichet, und kan ein Je-
der bey ſolcher Luſt ſich ein klein Raͤuſch-
gen trincken. Solten auch arme Leute
ſolche Gelegenheit mercken, ihre Noth-
durfft der Hohen Landes-Herrſchafft
durch eine unterthaͤnigſte Supplic vor-
zubringen, muͤſſen die Bedienten ſelbige
nicht abſtoſſen, ſondern zur andern Zeit
Vertroͤſtung geben. Damit auch nicht
ein jeder Naſeweiſer Kluͤgling nach eige-
nem Gefallen der Herrſchafft zum Ver-
druß zu nahe heran trete, oder viele uͤ-
berhaͤufft eindringen, und die zur Auf-
wartung gehoͤhrige loͤbliche Jaͤgerey und
Bediente verhindern, gehoͤhret ſichs an
jeder Thuͤre des Gemachs, oder Eingan-
ges zwey anſehnliche Forſt-Bedienten
mit bloſen Eyſen zu ſtellen, damit nicht
Jedermann einlauffe.


Vom Gehoͤrn vortragen/ und Weyde-Geſchrey.


Dieſes iſt abermahl ein uhraltes
Herkommen, ſo vor dieſem gebraͤuchlich
geweſen, wann ein Jaͤger ſein beſtaͤttig-
tes Jagen gemachet hat, und er den
ſtaͤrckſten Hirſch darbey nach der Gefaͤhrd
angeſprochen; So es nun nach geendig-
ter Jagd richtig eingetroffen, iſt dem
Hirſch alsbald ſein Gehoͤrn ausgeſchla-
gen und in Gegenwart der Hohen Herr-
ſchafft dem Leith-Hunde mit beſonderer
Art vorgetragen, auch darbey nachfol-
gende Weyde-Spruͤche zu ihm von hel-
lem Halße geſprochen worden: Wald-
mann hin hin, zu der Faͤhrd, die der
edle Hirſch von Feldern gegen Hol-
tze einthaͤt: gegen Holtz kam der edle
Hirſch ſtoltz, mit ſeiner edelen Kron,
Gott hat ſie ihm auffgethon, mit ſei-
nen ſtoltzen Tritten, hat heute den
Todt erlitten, Waldmann hin, du haſt
recht, habe Danck, das iſt heute ein
guter Anfang: Waldmann, du haſt
den edlen Hirſch verfangen, nach ihm
traͤgſt du groß Verlangen, mach dich
friſch und froͤlich, du geneuſt zur
Stund, des edlen Hirſches Wildpraͤth
fein, Ehre ſoll mein Jaͤger-Recht ſeyn;
Da kam er hergeſchritten, mit ſeinen
ſieben Tritten, hat nun ſein Recht er-
litten; Maldmann halte dich zu mir,
wie ich zu dir; So trag ich hier, des
edlen Hirſches Gehoͤrn dir fuͤr: Heu-
te gieng er durch Haber und Korn,
obs gleich dem Bauer thaͤte Zorn,
und muſte ſeinen Schweiß vergieſſen,
daß du deſſen kanſt genieſſen; Wald-
mann, du haſt Recht, habe Danck, iſt
ein guter Anfang.
Dieſes wird nun
heutiges Tages nicht mehr gehalten, ſon-
dern vor altvaͤteriſch geſcholten, deme ohn-
geachtet, kan man dannoch hieraus ab-
nehmen, was groſſe Herren vor Al-
ters vor ungemeine groſſe Zuneigung
des Weydewercks gehabt, auch wie ſie
nur die Gehoͤrne der Hirſche und deren
ſonderliche Ceremonien hoch geſchaͤtzet;
Ja man findet in Deroſelben uhralten
geheimbſten Gemaͤchern, daß ſie zum
groͤſten Eſtat vergoldte, oder verſilberte,
auch wohl gantz ſchlechte natuͤrliche, doch
wohlgewachſene Hirſch-Gehoͤrne von vie-
len Enden auff geſchnitzte Koͤpffe und Ge-
maͤhlde, an Waͤnden, ſtatt der ſchoͤnſten
Tapeten auffmachen laſſen, wie zu Tor-
gau
[281]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
gau auff dem Koͤniglichen Schloß die
uhralten Herrſchafften gethan haben.
Woraus mit groͤſter Bewunderung dieſe
Antiquitaͤt, ſolcher Hirſch-Gehoͤrne hal-
ber, wahrzunehmen; Ja es haben groſ-
ſe Herren auch hierzu abſonderliche Ge-
hoͤrn-Boden, uͤber welchen Vorrath zu
deſto mehrerer Richtigkeit ſie gehoͤrige
Gehoͤrn-Inſpectores geſetzet, alles ein-
gekommene zu berechnen. Theils Or-
ten muͤſſen auch die Unterthanen die ge-
fundene abgeworffene Hirſch-Stangen
gegen ein Trinckgeld liefern, und bey
groſſer Straffe nichts verſchweigen, oder
in geheimb verpaſſen.


Vom Weyde-Meſſer ſchlagen/ oder Pfunde geben.


Dieſes iſt ebenfalls, wie das vorigte
Gehoͤrn vortragen, davon in vorherge-
hendem Capitel gemeldet, ein uhraltes
Herkommen, und eine bey dem Jagen de-
rer Kaͤyſer, und Koͤnige, Fuͤrſten und Her-
ren und Deroſelben gehabten Luſt, Spaß,
und Kurtzweile, von langer Zeit her
eingefuͤhrte Gewohnheit, bey gefaͤlltem
Wildpraͤth vorzunehmen: Nemlich
wann frembde anweſende Cavalliers
oder Dames oͤffters aus Unerfahrenheit
oder Vorwitz einige Woͤrter mit unrech-
ter Benennung fahren laſſen, ſo denen
Jagd-Terminis zuwider ſind, worzu die-
ſelben offtmahlen, der Herrſchafft zu Ge-
fallen, mit beſonderm Fleiß zu fehlen ver-
anlaſſet, und gereitzet werden; So wird
auf Hohen Befehl erſtlich der beſte Hirſch,
und zwar mit dem Kopffe und Gehoͤrn
vorwaͤrths gegen die Herrſchafft geſtre-
cket, worauff der Verbrecher vom Jaͤ-
ger-Meiſter angeklaget, und bald
darauff auf den Hirſch geleget wird:
Worbey dann die in einer Reyhe
ſtehende Jaͤgerey anfaͤnget zu bla-
ſen; Nach dieſem faͤngt der Jaͤger-Mei-
ſter an das bloſe Weyde-Meſſer oder
Blatt in der Hand haltend, an dem Ver-
brecher die Execution zu thun, und mit
demſelben ihm auff das Geſaͤß drey
Streiche zu geben, da denn bey jedwe-
dem das Wald-Geſchrey darzu geſpro-
chen wird, nehmlich alſo; Ho, ho, das
iſt vor meine Gnaͤdigſte Herrſchafft,
Ho, ho, das iſt vor Ritter, Reuter und
Knecht, Ho, ho, das iſt das edle Jaͤ-
ger-Recht, Ho, ho, Juch.
Worauf die
Jaͤgerey mit ihrem Wald-Geſchrey und
blaſen ſolche Execution endigen, und die
Herrſchafft was zu lachen krieget: Dieſe
Kurtzweile, ob ſie wohl altvaͤteriſch, wie
die vorigte, geſchiehet ſie dannoch eher
als ſonſt was nothwendigers, zumahl
bey Anweſenheit frembder Herrſchafft,
und wann etwan durch die Willkommen
dieſelben allzuviel truncken worden. Da
hilfft dann keine Entſchuldigung, wer
zugegen iſt, und thut mancher weißli-
cher, daß er ſich abſentiret, als in Ungna-
de kommen moͤgte, wo er nicht ſolche Poe-
nitenz
ausſtehen will: Mancher kreucht
lieber vor die Kurtzweil zu einem huͤbſchen
Bauer-Maͤdgen hintern Strauch, oder
Heu-Schoͤber, als daß er hierinnen mit-
ſpiehlen will, welches am rathſambſten
iſt. Solche Motion wird gar oͤffters
von einem groſſen Herrn in Hoher Per-
ſon ſelbſt ausgetheilet, und zwar mei-
ſtens Hohem Frauen-Zimmer, oder vor-
nehmen Miniſtris; Jedoch ohne Wald-
Geſchrey, nur zu ihrer Kurtzweil. Oder
es wird auch auff einer Ochſen-Haut
zur Luſt einer geprellet, daß ihme Kopff,
Ruͤcken und Beine wehe thun.


Alte Weyde-Spruͤche.


Zum Beſchluß der Antiquitaͤt muß
ich annoch etwas von einigen Weyde-
Spruͤchen gedencken, deren ſich die alten
Jaͤger vor dieſem ſehr oͤffters bedienet
haben, wann ſie einen Frembden un-
bekanten in Geſellſchafft bey dem Gelack
gehabt, der ſich vor einen Weydemann
ausgegeben. Kunte dieſer nun nicht
antworten, da ſetzte es denn groſſen
Streit, oder gar Schlaͤge, es beſtunden
aber ſolche Weyde-Spruͤche ungefehr
darinnen: Nehmlich, Meydemann, lie-
ber Meydemann, huͤbſch und fein,
was gehet hoch, wacht vor den edlen
Hirſch, vor den Feldern gegen Hol-
tze ein? Das kan ich dir wohl ſagen,
der helle Morgenſtern, der Schatten
und der Athem ſein, gehet vor dem

N nedlen
[282]Fuͤnffter Theil/
edlen Hirſch, von Feldern gen Hol-
tze rein. Meydemann, lieber Meyde-
mann, ſag mir an, was hat der edle
Hirſch vernommen, wie er iſt hoch-
wacht von ſeiner Mutterleib gekom-
men, das will ich dir wohl ſagen, den
Mond, den Tag, und Sonnen-
Schein, hat er vernommen fein, und
auff einer gruͤnen Heyd, hat er ge-
nommen ſeine Weyd; Meydemann,
lieber Meydemann, ſage mir an, wo-
fuͤr muß ſich huͤten der gute Meyde-
mann; Lieber Weydemann, daß kan
ich dir wohl ſagen an, viel Morte und
Schwaͤtzen, thut den Meydemann
ſehr verletzen; Meydemann, lieber
Weydemann, ſage mir an, was iſt weiſ-
ſer, dann der Schnee, was iſt gruͤner,
dann Klee, ſchwartzer, dann der Rab,
und kluͤger, dann der Jaͤger-Knab?
Das kan ich dir wohl ſagen, der Tag iſt
weiſſer, als der Schnee, die Saat
gruͤner, dann der Klee, die Nacht
ſchwaͤrtzer, als der Rab, ſchoͤne Maͤd-
gen kluͤger dann der Jaͤger-Knab.
Weydemann, lieber Meydemann, ſag
mir an, wo hat der edle Hirſch ſeinen
erſten Beytritt gethan? Das kan ich
dir wohl ſagen rein, aus Mutterleib
umb die liebe Mutter ſein, thaͤt er den
erſten Beytritt fein. Weydemann
rund, thu mir kund, wodurch wird der
edle Hirſch verwund? Das kan ich dir
wohl ſagen, thuts nicht der Jaͤger, und
ſein Leith-Hund, ſo bleibt der edle
Hirſch unverwund. Meydemann, lie-
ber Weydemann, ſage mir fein, was
mag doch das Jaͤger-Lohn wohl ſeyn?
Das kan ich dir wohl ſagen, der Kopff,
der Halß, und die Haut duͤnckt mich
fein, muß wohl des Jaͤgers Lohn ſeyn.
Meydemann, lieber Meydemann,
huͤbſch und fein, ſage mir, wann mag
der edle Hirſch am beſten geſund ſeyn?
Das kan ich dir wohl ſagen fuͤr, wann
die Jaͤger ſitzen und trincken Bier und
Mein, pflegt der Hirſch am allergeſuͤnd-
ſten zu ſeyn. Meydemann, lieber Meyde-
mann, ſag mir an, wo hat denn der edle
Hirſch ſeinen erſten Sprung gethan?
Das kan ich dir wohl ſagen an, aus
Mutterleibe, aus gruͤner Heyde, hat der
edele Hirſch ſeinen eꝛſtẽ Sprung gethan.
Weydemann, lieber Meydemann, ſa-
ge mir frey, welches ſind doch wohl
die ſchoͤnſten Farben drey? Das kan
ich dir wohl ſagen frey, ein gruͤnes Graß,
ein weiſſer Arſch und eine ſchwartze Fotz
darbey, daß ſind die ſchoͤnſten Farben
drey.
Dergleichen Dinge ſind mehr, ſo
mir nicht alle beyfallen, auch anjetzo nicht
mehr gebraͤuchlich ſind; Ja ſie haben
gar zu Kaͤyſers Friderici Barbaroſſæ Zei-
ten den Tag jaͤgerlich angeſchrien, ihre
Herrſchafft, ſaͤmbtliche Hoffſtatt, Koch
und Keller zur Jagd auffgewecket, iſt
aber zu weitlaͤufftig hier alles anzufuͤh-
ren; Und habe ich nur dieſes wenige der
lieben Antiquitaͤt zu Gefallen hier mit
wenigem beyfuͤgen wollen, woraus we-
nigſtens zu erſehen, wie unſere Borfah-
ren vor die Jaͤgerey oder das Weyde-
werck einen viel hoͤhern Eſtim, und ei-
ne groͤſſere Hochachtung gehabt, als ley-
der vorjetzo geſchiehet.


Von der Hirſch-Brunfft.


Hiervon werde, ſo viel ich mich er-
rinnere, im Andern Theil bey der Eigen-
ſchafft des Hirſches, zu welcher Zeit nem-
lich der Hirſch und auff was Art er auff
die Brunfft trete, auch wie er ſich ver-
halte, ausfuͤhrlich geſchrieben haben:
Nemlich daß er umb Ægidi nach der al-
ten Zeit, und nachdem er feiſte worden,
wovon er geyl wird, das Wildpraͤth ſu-
che, und bey kaltem Nebel und Froſt,
nach dem Wildpraͤth in ſeiner geylen
Hitze gegen Abend die Nacht durch, und
vor Tage hefftig ſchreye, das Wild-
praͤth zuſammen treibe, und brunffte;
Jn ſolcher Zeit nun werden, wo ſolche
Gehaͤge ſind, die Heyden und Waͤlder
verbothen, und darff Niemand, wie ſon-
ſten, hinein fahren oder Holtz hohlen;
Maaſſen hierdurch das Wildpraͤth in ſei-
ner Brunfft geſtoͤhret wuͤrde. Da nun
alſo das Wildpraͤth in ſolcher Zeit Ruhe
und Friede hat, und ihme nichts hinder-
lich iſt; So reiſſet die Herrſchafft mit ei-
nem kleinen Etat auf die Hirſch-Brunfft,
daſelbſten etliche Wochen zu verbleiben,
da denn das an ſolchem Wald nechſtge-
legene Ambts-Jagd- oder Luſt-Hauß zu
rechte gemacht, und die noͤthigen Victu-
ali
en herbey geſchaffet werden. Wann
nun der Forſt-Meiſter ſelbigen Reviers
durch
[283]Von der Jagd oder dem Weyde-Werck.
durch ſeine untergebene Foͤrſter Erkun-
digung eingezogen, wo und wie ſolche
Hirſche in der Brunfft ſtehen, und ob
ſolche zeitlich oder ſpaͤth antreten; So
reitet der Forſt-Meiſter nach gegebenem
Bericht mit der Herrſchafft, wie gemel-
det, gegen Abend und vor Tages nebſt
dem Puͤrſch-Meiſter und Leib-Schuͤtzen
an gemeldten Platz, ſteigen ab, und ſo
der Forſt-Meiſter der Herrſchafft die
Wechſel und Gelegenheiten gezeiget hat,
und ſie ſich angeſtellet, oder anderwaͤrts
Hirſche ſchreyen hoͤren, ſo fuͤhret der
Puͤrſch-Meiſter die Herrſchafft an, durch
beſchleichen, kriechen oder andere Vor-
theile; Jſt der Hirſch zuweit, muß der-
ſelbe mit Knicken eines kleinen Stoͤckgen,
als ob ein anderer kaͤme, naͤher gelocket
werden; Und ſo ein Hirſch der Herr-
ſchafft recht zum Schuß ſtuͤnde, ſolchen
ſchieſſen laſſen; Und wird zum Pracht,
daß er von der Herrſchafft erleget wor-
den ſey, auff dem Puͤrſch-Wagen gehoͤ-
riger Maaſſen gefuͤhret, und nach Hoffe
geſchicket. Solcher Luſt wegen, welche
drey biß vier Wochen waͤhret, haͤlt ſich
die Herrſchafft auff, und divertiret ſich
mit ſolchem Brunfft-Schieſſen zu ihrer
ſelbſt eigenen Vergnuͤgung. Da darff
nun Niemand dieſelben darinnen ſtoͤh-
ren, in der Brunfft im Wald huͤthen,
Hunde hinein bringen, Streulinge oder
Holtz hohlen, vielweniger die Herrſchafft
mit Supplicen uͤberlauffen oder verhin-
dern, wo er anderſt nicht in Ungnade
und ſchwere Straffe verfallen will: Son-
derlich muͤſſen die Fleiſcher-Knechte mit
ihren Kaͤlbern und Hunden, die einen
ſtarcken continuirlichen Lauth verurſa-
chen, und am meiſten ſchaͤdlich ſind, mit
Fleiß von ſolchem Wald abgehalten wer-
den. Wo nun Brunfft-Hirſche weit ab-
gelegen, und in der Ferne vom Herrn
geſchoſſen werden, die werden vom nech-
ſten Dorffe von Ambts-Unterthanen biß
zum Ambt-Hauße gefuͤhret, woſelbſt
ſie auff dem Puͤrſch-Wagen nach der
Reſidenz geliefert werden. Wann nun
die Herrſchafft einen Hirſch von treffli-
cher Groͤſſe und Gehoͤrn vieler En-
den gepuͤrſchet, pfleget oͤffters der
Puͤrſch-Meiſter ſehr beſchenckt zu weꝛden,
welches meiſtens in einem ſchoͤnen ſilber-
nen und verguldten Pocal beſtehet, den
er aber alsdann erſt bekommt, wann er
das abgeſchlagene Gehoͤrn der Herr-
ſchafft zu Ehren, wie gebraͤuchlich, bey
gehaltener Taffel, vortraͤget, den neuen
Willkommen vorhero aber austrincken
muß. Und wird ein ſolches von vielen
Enden herrlich erwachſenes Gehoͤrn auf
einen hoͤltzernen Hirſch-Kopff zum An-
dencken angemachet, unter deſſen Halß
auf ein Bretlein oder Pergament-Zed-
dul geſchꝛieben, in welchem Jahr und Tag-
und wer ihn gepuͤrſchet, wo er gefaͤllet,
wie der Ort heiſſe, wie viel Centner er ge-
wogen, und was ſich merckwuͤrdiges dar-
bey zugetragen. Solcher Geſtalt haben
vor uhralters viele Kaͤyſer und Koͤnige
es mit den Hirſch-Jagden hoͤchſt ruͤhm-
lich gehalten, was aber leyder! heut zu
Tage paſſiret, und mehr ſuͤndliches, als
ruͤhmliches, vorgenommen wird, darf
man nicht melden, ſondern iſt genung-
ſam zu beklagen.


Von Puͤrſchen.


Weil ich von der Hirſch-Brunfft,
oder dem ſo genannten Brunfft-Schieſ-
ſen, oder vielmehr Puͤrſchen einer Hohen
Herrſchafft geſchrieben; So finde noͤthig
zu ſeyn, deſſen Derivation, und Origi-
nem
zu demonſtriren. Weme iſt nicht
bekant, was fuͤr Bogen und Pfeile un-
ſere liebe alte Vorfahren theils zu ihrem
Streit wider die Feinde, theils aber zu
Faͤllung der wilden Thiere vor dieſen
Zeiten gebrauchet, und mit was fuͤr
mancher Lebens-Gefahr, ehe ſie ein Wild
erlegen koͤnnen, ſolchem haben nachfol-
gen muͤſſen, welches man nachgehends
verbeſſert, und die ſo genannte Arm-
bruͤſte erſonnen, die man dann lange Zeit
noch vor Chriſti Geburth gebrauchet, biß
endlich leyder! durch Gottes Verhaͤng-
niß ohngefehr Anno Chriſti 1330. in
Teutſchland, und zwar zu Straß-
burg, das ſchaͤdliche Schieß-Pulver von
einem Franciſcaner Muͤnch, Namens
Bartholomaͤus Schwartz, erfunden
worden. Dann da dieſer als ein guter
Alchimiſte gar oͤffters laborirete, umb
die Natur der Mineralien, und dererſel-
ben Wuͤrckungen zu erforſchen, und die-
ſerwegen einsmahls in einem Moͤrſel ein
N n 2wenig
[284]Fuͤnffter Theil/
wenig Salpeter mit Schweffel zerſtieſ-
ſe, begab ſichs, daß unverhofft ein Fuͤnck-
lein Feuer in den Moͤrſel fiele, ſo in ei-
nem Augenblick alles entzuͤndete, uñ was
im Moͤrſel verhanden war, verzehrete,
woruͤber er ſich hefftig entſetzet: Hat
hierauf ſolcher natuͤrlichen Urſache wei-
ter nachgeſonnen, und vermercket, daß
dieſe hefftige Gewalt aus des Salpeters
Kaͤlte und Feuchtigkeit, und aus des
Schweffels hitziger und trockener Eigen-
ſchafft entſtehe. Worzu er hernach et-
was klare Kohlen, welche leicht, warm, u.
trocken, auch zum anzuͤnden beqvem ſind,
gethan, und mit untermenget. Als er
nun die Krafft dieſes Pulvers, und daß,
wenn es eingeſchloſſen, durchs Feuer mit
Gewalt herausbreche, vermercket, hat
er von demſelben etwas in einen alten
Kirchen-Schluͤſſel gethan und verſtopffet,
hernach durch ein klein Loͤchlein angezuͤn-
det, daß es einen Knall von ſich gegeben,
und die Dunſt den Pfropff mit Gewalt
heraus geſtoſſen; Worauf er ferner nach-
geſonnen, einen Stein angebunden, mit
einer Feyle Funcken gemacht, und hier-
durch das Pulver angezuͤndet, wie dann
dergleichen Inſtrument zu Dreßden auf
der Ruͤſt-Kammer zu ſehen. Und auf
ſolche Art iſt nun leyder! das ſchaͤdliche
Schieß-Pulver, allen lebendigen, ver-
nuͤnfftigen, und unvernuͤnfftigen Crea-
turen, zum mercklichen Untergang,
durch dieſen vorwitzigen Muͤnch, vermit-
telſt des Teuffels Eingeben erdacht wor-
den. Worauf man nachgehends eyſer-
ne Roͤhre erfunden, aus welchen durch
Anzuͤndung des Pulvers die Dunſt ein
Steinlein oder Kugel ausgeſtoſſen; End-
lich hat man die Buͤxen erſonnen, und
zu Anzuͤndung dererſelben anfaͤnglichen
Schwamm oder Lunte gebrauchet, nach-
hero aber ſolche Schloͤſſer erſonnen, ſo
man Lunten-Roͤhre genennet, welche je-
doch wiederumb abgeſchaffet und ſtatt
derſelben von den Teutſchen durch ein
ſonderlich hierzu von Stahl geſpanntes
Raͤdelein, und aufgeſetzten Stein durch
Schnellung Feuer zuwege gebracht, und
das Rohr loßgezuͤndet worden. Nach die-
ſem haben die Frantzoſen dieſes Spannen
als eine langweilige Sache verworffen,
und auf Verbeſſerung deſſelben gedacht;
Dannenhero ſie die jetzigen wohlbekan-
ten Flinten-Schloͤſſer erfunden, daran
ſie einen ſo genannten Hahn mit dem
Stein zuruͤck ziehen, und auf den ſtaͤh-
lern Pfannen-Deckel hauen, und auff-
ſchlagen laſſen, wodurch ſich das Pulver
entzuͤndet, und ſeine Wuͤrckung errei-
chet. Durch ſolche Feuer-Roͤhre, wel-
che bey deren Erfindung anfaͤnglichen
ſehr rar und koſtbahr geweſen, haben
unſere liebe alten Vorfahren vielen Fleiß
angewendet, damit gewiß zu treffen,
und dieſelben Laͤuffte von ſtarckem Ey-
ſen, auch innewendig beſondere Zuͤge
machen laſſen, und damit durch eine
Bley-Kugel vermittelſt des erfundenen
Pulvers das groſſe Wild, welchem ſie
aufgepaſſet, geſchoſſen, und erleget, und
ſolche Buͤchſe ein Puͤrſch-Rohr genennet
haben; welches Wort die Weydeleut
behalten, wie dergleichen Puͤrſch-Rohr
Kaͤyſer Maximilianus I. gebrauchet, da
er in einem Hirten-Hauſe uͤberfallen
worden. Und haben unſere teutſche
Weydeleut oder Wild-Schuͤtzen ſolche
Puͤrſch-Roͤhre mit vorerwehnten teut-
ſchen Schloͤſſern aus nachfolgenden Ur-
ſachen annoch biß dato im Gebrauch vor
gut befunden: Nemlich ein teutſcher An-
ſchlag, weil er kurtz und hohl nach dem
Backen geſchnitten iſt, wird ſich geſchwin-
der und beſſer anſchlieſſen, auch veſter im
Lager liegen, als ein anderer, ſo nicht
von dergleichen Art iſt. Ein teutſches
Feuer-Schloß, ob wohl das Spannen,
und Loßſpannen des Rads in etwas be-
ſchwerlich iſt, kan nicht eher loß gehen,
biß der Stein aufgeſetzet worden, und
wann zwiſchen den Stein und der Pfan-
ne ein Tuchlappe geleget wird, bleibet
Pulver, Rad und Stein trocken, und
kan man nach abgezogenem Lappen gleich
loß druͤcken. So kan auch ein Schuͤtz
in freyer Fauſt, ſo meiſtens vorfaͤllet,
nach einem Wild ohne angelegt puͤrſchen:
Weiln an dem Teutſchen Schloſſe das
Rad mit Schaͤrffung des Steins unver-
ruͤcket des Ziels weit leichter unvermer-
cket loß gehet. Schließlich ſo dienet un-
ſerm teutſchen Weydemann ein derglei-
chen teutſches Puͤrſch-Rohr zu ſeinem
Gebrauch das Wild zu faͤllen: Die Fran-
tzoͤfiſchen Flinten-Schloͤſſer aber laſſe ich
in ihren Wuͤrden, als ein geſchwindes
Gewehr vor Soldaten, Kriegs- oder
Wanders-Leute zu gebrauchen; Man
haͤlt vor gut, ſo ein Puͤrſch-Rohr von
anderthalb Ellen lang im Monat No-
vembr.
da das Zeichen des Schuͤtzens re-
gieret, geſchmiedet, und im Abnehmen
mit ſieben Zuͤgen gefertiget wird: Fer-
ner wann der Schafft von Nußbaumen-
Holtz, worinnen das Wetter eingeſchla-
gen,
[285]Vor der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
gen, in ſolchem Zeichen und Monat ver-
fertiget, unter den Laufft aber ein Stuͤck-
lein primi Menſtrui geleimet wird; Sol-
che Dinge haben ihre natuͤrliche Wuͤr-
ckung: Von anderm Aberglauben aber
iſt warrlich nichts zu halten. Hierzu ge-
hoͤhret ein teutſches Schloß, deſſen Rad
innewendig, damit es nicht roſten moͤge,
gute Federn, und einen tuͤchtigen Stein
hat. Alles eyſerne Werck aber an ſelbi-
gem muß nicht blanck und glaͤntzend,
ſondern blaulicht oder matt im Feuer an-
gelauffen ſeyn. Solches muß aber, deſ-
ſen ohngeacht, nicht verroſtet, ſondern
allzeit reinlich und fertig gehalten wer-
den, auch ein lederner Riemen zum An-
haͤngen daran ſeyn. Ferner muß ein
ſolches Puͤrſch-Rohr ein Bey-Kaͤſtgen
haben, worinnen Lad-Maaß, Kraͤtzer,
und etliche Kugeln mit Pflaſter liegen
koͤnnen. Mit ſolchem Puͤrſch-Rohr nun
kan der Weydemann alle die erzehlten
wilden Thieren puͤrſchen, und ſolche ent-
weder aus ihrem Gefaͤhrd und Lohſung,
abgemercktem Wechſel, deren Wandel
und Geaͤß oder Nahrung, nach vorfal-
lender Jahres-Zeit erkennen, denenſel-
ben aufpaſſen, oder nach Gelegenheit in
Waͤldern beſchleichen und faͤllen; Wie
ſolches in vielerley Begebenheiten, und
durch offtmahlige Ubung die Erfahrung
geben wird, ja ich auch dieſerwegen bey
eines jeden Thieres Beſchreibung bereits
unterſchiedliche Anmerckungen gethan
habe, ſo alles hieher zu wiederhohlen, zu
weitlaͤufftig fallen moͤgte, dahero den
geneigten Leſer dahin auf dergleichen fleiſ-
ſige Ubung gewieſen haben will. Hier-
zu gehoͤhret nun auch gut raſches trocke-
nes Pulver, und weiches Bley zu Ku-
geln, auch eine ſtete Fauſt, fleißige Ubung,
und oͤfftere Gelegenheit, das Wildpraͤth
zu ſchieſſen, welches alles den beſten Mei-
ſter machen kan. Es haben zwar viele
Schuͤtzen und Weydeleut oͤffters boͤſe
verbothene Kuͤnſte, theils auch aber-
glaͤubiſche abgeſchmackte Thorheiten, wo-
von ich aber nichts halte, und Jeder-
man davor zu huͤthen rathe; Weiln ein
chriſtlicher Weydemann oder Jaͤger ſich
hierdurch bey dem groſſen Gott in Un-
gnade, der weltlichen Obrigkeit in Straf-
fe, und bey Jedermann in Verachtung
ſetzet, auch wenig oder nichts darbey pro-
fiti
ret, ſondern es ſind nur Dinge, wo-
durch der boͤſe Geiſt die Unwiſſenden,
Faulen und Aberglaͤubiſchen ſuchet von
Gott abwendig zu machen, und endlich
ins Verderben und in Verzweiffelung
zu ſtuͤrtzen. Man wird auch ſchwerlich
ſolches bey einem rechtſchaffen erlerneten
fleißigen Jaͤger antreffen: Weiln er ſei-
ne Jaͤgerey ohne ſolche Teuffels-Kuͤnſte
noch beſſer, und mit gutem Gewiſſen
præſtiren kan, und ſich nicht umbs zeitli-
che dem Teuffel ergeben darff, welches
zum Beſchluß aufrichtig melden wollen.


Puͤrſch-Pulver zu machen.


Ob gleich dieſe Wiſſenſchafft eigend-
lich nicht zur Jaͤgerey, ſondern vielmehr
zu der Artillerie gehoͤret, allwo die Con-
ſumption
des Pulvers in groͤſſerer
Quantitaͤt geſchiehet, das zum Puͤrſchen
oder Wild-Schieſſen noͤthige Pulver a-
ber leicht erkaufft werden kan; So will
doch, weiln ich in vorhergehendem Ca-
pitel von der Erfindung des Pulvers
gedacht, dem geneigten Leſer auch deſſel-
ben Zubereitung gruͤndlich offenbahren.
Es wird nemlich ein hoͤltzerner eichener
Klotz mit Loͤchern zubereitet, worinnen
entweder durch ein Waſſer-Rad, oder
Hand-Getriebe vermittelſt der Welle und
Zapffen, die Stampffen in die Loͤcher
einfallen, und die nachfolgende Materie
zu einem Brey ſtoſſen, biß es genung-
ſam, und zwar Tag und Nacht, oder 24.
Stunden, vermittelſt einiger Anfeuch-
tung von dem ſtaͤrckſten abgezogenen
Brandewein, oder ſtarcken Wein-Eßig
durcharbeitet wird. Nemlich man nim̃t
9. Pf. reinen Zapffen-Salpeter, 1. Pf.
guten Schweffel, und 1. Pf. Schießbee-
ren-Kohlen, miſchet ſolches wohl unter
einander, und feuchtet es, wie oben ge-
dacht, mit ſcharffem Wein-Eßig, oder
ſtarckem Vorlauff und Brandewein, oder
auch mit Schaͤll-Kraut-Waſſer an,
thut ſolches in die Stampffen, und laͤſ-
ſet es genungſam durcharbeiten, und
wohl umbruͤhren, biß es Genuͤge hat,
man feuchtet es auch an mit Salpeter-
Laugen, oder auch mit Koͤnigs-Kertzen-
Waſſer, ſo es aber noch ſtaͤrcker ſeyn ſoll,
ſo thut man hierzu Campffer 1. Loth,
Mercurium 1. Loth, Gruͤnſpahn 1. Loth,
1. Qvint, Agtſtein 1. Qvint, Sublimatum
8. Qvint, ſo unter einander im Moͤrſel
N n 3zer-
[286]Fuͤnffter Theil/
zerſtoſſen und mit dem Zeug vermiſchet
wird, laͤſſets zuſammen wohl ſtampffen
und durcharbeiten; Oder man nimmt
nur zu dem ordinairen Pulver-Satz 7.
Loth Gruͤnſpahn, 3. und ein halb Loth
gebranntes Salarmoniac, und gebrannten
Campffer eben ſo viel, ſolches ſoll das
Pulver auch ſehr verſtaͤrcken. Wann
es nun beſagter maaſſen 24. Stunden
oder Tag und Nacht gegangen hat, wird
es heraus genommen und getrocknet,
nachmahls durch ein weites Sieb in Koͤr-
ner durchſiebet, von dar wiederum durch
noch engere Siebe, nach verlangter Groͤſ-
ſe, in noch kleinere Koͤrner, gebracht,
und ſodann getrocknet. Theils laſſen
auch 30. Stunden und laͤnger die Mate-
rie ſtampffen, damit die Species deſto beſ-
ſer und deſto zarter untereinander ver-
miſchet, ihren Effect fluͤchtiger und ge-
ſchwinder verrichten. Wer mehrere
und Ausfuͤhrlichere Nachricht hiervon
verlanget, der beſehe die hin und wieder
vielfaͤltig heraus gegebene Artillerie und
Feuer-Wercks-Buͤcher, oder laſſe ſich
ſelbſt eine Pulver-Muͤhle zeigen, da wird
man mehrere Nachricht haben. Dieſes
aber, was ich vermeldet, das habe ich
aus einem uhralten Schwediſchen Ma-
nuſcript,
ſo ich in meines ſeel. Vaters,
des Koͤnigl. Pohlniſchen und Churfuͤrſtl.
Saͤchß. Obriſten und Commendanten
der Veſtung Koͤnigſtein, hinterlaſſener
Erbſchafft gefunden, colligiret, umb den
geneigten Leſer damit zu regaliren. Zum
Beſchluß muß ich noch mit wenigem
erinnern, ob wir Teutſchen wohl
das Pulver machen vor eine ſonderbah-
re Kunſt halten, wie es zwar an ſich
ſelbſt auch in der That iſt, ſo pflegen
doch die Coſacken und Chur-Laͤnder nicht
allein ihre kleine gezogene Roͤhrgen oder
Teſchincken, deren Kugel einer Stengel-
Erbſe groß iſt, ſondern auch wohl gar
das Pulver ſelbſt zu machen, wie ſie
dann hierzu einen Klotz mit einer
Stampffe, wie die Hirſche-Stampffe
bey unſern Bauern iſt, zu gebrauchen
pflegen, und nachmahls das Pulver zu
koͤrnen und zu gebrauchen wiſſen, ſchieſ-
ſen auch damit ſo ſcharff, als wir nicht
thun werden.


Von dem Puͤrſch-Meiſter.


Dieweiln ich bey der Beſchreibung
der Hirſch-Brunfft und Anfuͤhrung der
Herrſchafft, ingleichen vom Uhrſprung
und Derivation des Pulvers, Geſchoſ-
ſes, der Puͤrſch-Roͤhre, und des Puͤrſch-
Pulvers, ſo viel mir von dieſem allen
wiſſend geweſen, bißhero geſaget habe;
So folget anitzo hierauff die Verrich-
tung eines Puͤrſch-Meiſters. Es iſt
demnach ein Puͤrſch-Meiſter ein von Ju-
gend auf durch alle Chargen der Jaͤge-
rey und behoͤhrige Wiſſenſchafften expe-
dit
er und wohlerfahrner Mann, wel-
chem zu ſeiner treufleißigen Inſpection
der gantze Jaͤger-Hoff oder das gantze Jaͤ-
ger-Hauß mit dem ſaͤmbtlichen Jagd-Ge-
zeug, allen Hunden, groß und klein, auch
die Puͤrſch-Jungen, Knechte und Jaͤ-
ger zur Auffſicht anvertrauet, und be-
fohlen ſind. Weshalben er auch als
Commendant im Jaͤger-Hoffe beſtaͤndig
wohnen muß, und von ihm daſelbſten
alles dependiret, er auch von Niemand
anderſt, als von dem Ober-Jaͤger-Mei-
ſter Ordre und Befehl zu gewarten hat,
und annehmen darff. Und weiln er die
Herrſchafft, das Wild zu puͤrſchen, zur
Hirſch-Brunfft-Zeit, oder zur Auer-
Hahn-Paltz, oder ſonſt anfuͤhret, wird
er dahero der Puͤrſch-M[e]iſter genannt,
und ob es gleich heutiges Tages e-
ben keine Adeliche Charge iſt, iſt es
dennoch ein von groſſer Conſeqvenz
ſehr wichtiger noͤthiger Dienſt. Da-
mit alles in behoͤriger richtiger Ord-
nung gehalten werden moͤge, ſtehet un-
ter ihm der Wagen-Meiſter mit ſeinen
Zeug-Knechten und Jagd-Handwercks-
Leuten, als der Jagd-Schneider, Jagd-
Schmied, Jagd-Seyler, Jagd-Wagner,
Jagd-Riemer, und dergleichen. Ferner
wo ein Baͤhren-Hauß, Garten oder
Faͤnge ſind, der hierzu benoͤthigte Baͤh-
ren-Waͤrter, item der Thor-Waͤrter,
und Jaͤger-Wirth, gut Bier und Wein
zu halten; Vor allen aber die benoͤthig-
ten Knechte derer Hunde, die Jaͤger-
Purſche und Jungen, deren Verrich-
tung ich bereits oben erzehlet habe. Nicht
weniger wird auch an manchem Ort ein
Jagd-Land-Knecht gehalten, die heilſa-
me Juſtiz darbey zu obſerviren; Ferner
auch die Treibe-Leute anzulegen, und
anzuſtellen. Der Puͤrſch-Meiſter hat
alſo, wie gemeldet, alles, was in voͤlli-
gem Jaͤger-Hofe, und Zeug-Hauße an
Jagd-
[287]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
Jagd-Gezeug und voͤlliger Geraͤthſchafft
vorhanden zu beſorgen, wie er dann auch
deshalben mit dem unterhabenden Wa-
gen-Meiſter beduͤrffenden Falls bey an-
befohlenen vorhabenden Jagden alles
parat halten, und nach geendigtem Ja-
gen, wann alles wieder getrocknet, und
ausgebeſſert, ſogleich gehoͤriges Orts auff-
heben laſſen muß, damit dem Zeug kein
Schade wiederfahre; Er muß ferner,
wie gemeldet, ſich von einem jeden Knecht,
wegen deſſen unterhabenden Hunden,
ſich taͤglich rapportiren laſſen, was ſie
nemlich vor Hunde auf denen Meiſterey-
en, Muͤhlen, Schaͤfereyen, und For-
wercken liegen haben, wie ſie mit Na-
men heiſſen, was abgegangen und was
jung worden, ſolches alles auch ſich ge-
nau ſpecificiren laſſen. Uber die im
Jaͤger-Hoffe verhandene Hunde, wie
viel er derſelben halten muͤſſe, und was
taͤglich bey der Fuͤtterung an Brod, Ha-
ber-Schroth, Stroh und dergleichen auf-
gehe, muß er richtige Rechnung fuͤhren,
alles benoͤthigte darzu beyzeiten anord-
nen, und ſolches anſchaffen laſſen, da-
mit kein Mangel ſey, und die Hunde
nicht vor Hunger ſterben, auch benoͤthig-
te Sorge und genaue Inſpection uͤber
die Knechte, Purſche, und Jungen hal-
ten, daß nicht durch dieſelben weder
durch Unachtſamkeit oder Unwiſſenheit,
noch durch Faulheit, und liederliches Le-
ben der armen Hunde benoͤthigte War-
thung gar verſaͤumet werden moͤge.
Wann die Herrſchafft auff die Hirſch-
Brunfft, Auer-Hahn-Platz, zu puͤr-
ſchen oder zu ſtreifen, ausfahret oder
ausreithet, muß der Puͤrſch-Meiſter
durch die Puͤrſch-Jungen die Puͤrſch-
Hunde, Sau-Finder und Schweiß-
Hunde zugleich parat halten laſſen, in-
gleichen auſſerhalb den Lauff beſetzen, da-
mit wann ſich einiges Wildpraͤth bey
dem Jagen durch den Zeug ſchlaͤget, oder
was uͤberfaͤllt, er ſodann ſolches veꝛfolgen,
und alſo auch auſſer dem Haupt-Jagen
der Herrſchafft auff allerhand Manier,
mit jagen, hetzen und ſchieſſen eine Luſt
zu machen bedacht ſeyn; Weswegen er
beſorget ſeyn muß, allezeit gute Hunde
zu halten. Daferne was zur Taffel,
oder Hoffſtatt, ingleichen zum Deputat-
Wildpraͤth vor die vornehme Miniſters
ſoll geſchoſſen und geliefert werden, muß
er ſeine Purſche zu puͤrſchen beordern
und ausſchicken, auch oͤffters wohl be-
duͤrffenden Falls auff etliche Meilen
durchs gantze Land in alle Wild-Meiſte-
reyen vertheilen, worzu er benoͤthigten
Falls ſchleunig das Wildpraͤth nach Ho-
fe zu liefern gute Fug und Macht haben
kan. An manchem Hofe wird auch ein
Ober-Jaͤger gehalten, welcher bey dem
Jagen die unterhabende Jaͤger, den
ſaͤmtlichen Jagd-Gezeug, und deren Be-
diente, Hunde und Leute unter ſeinem
Commando hat, und das Jagen in al-
lem zu commandiren, und zu formiren
haben muß, auſſer dem Jagen aber, und
im Jaͤger-Hauße ſtehen dieſelben unter
des Puͤrſch-Meiſters Inſpection, wie-
wohlen ſie auch zuweilen beduͤrffenden
Falls einander ſecundiren muͤſſen; An
theils Hoͤffen aber verrichtet ermeldter
Puͤrſch-Meiſter eben auch zugleich des
Ober-Jaͤgers Function und Dienſt,
wie dann auch theils Orten er hierinnen
menagiret wird.


Vom Leib-Schuͤtzen/ oder Buͤchſen-Spanner.


Dieſe Function oder Charge und
Hoff-Bedienung hat proprie ein wohl
anſehnlicher, hoͤfflicher und vernuͤnffti-
ger, beſcheidener Jagd-Bedienter, wel-
cher von keiner andern Profesſion als ein
Jaͤger ſeyn muß; Maaſſen ſolches, wann
es ein Laquey, Kutzſch- oder Pferde-
Knecht verrichten ſolte, nicht allein dem
Herrn der Jagd, ſondern auch der Hoch-
loͤblichen Jaͤgerey ein Schimpff waͤre,
und ihnen ſpoͤttlich und veraͤchtlich fallen
ſolte. Seine vornehmſte Tugend beſte-
het eigendlich darinnen daß er ſeines Prin-
cipals
aus- oder abgeſchoſſenes Gewehr
hurtig, geſchwind und reinlich innewen-
dig ausziehe, eyligſt lade, geſchwind pa-
rat
habe, auff beduͤrffenden Fall oder
Verlangen ſeines Herrn gleich uͤberrei-
che, und mit allem dieſem Gewehr fein
behutſam und vorſichtig umbgehe, wes-
wegen er auch ſich nuͤchtern und maͤßig
auffzufuͤhren Urſache hat, damit er
nicht unvorſichtiger Weiſe entweder ſich,
oder andern Schaden thun moͤge. Er
ſoll auch ferner billig einige Wiſſenſchafft,
ſowohl von eines Buͤxen-Machers, als
Buͤchſen-Schaͤffters behoͤhriger Arbeits-
Stuͤcken haben, wenigſtens, wo es feh-
let,
[288]Fuͤnffter Theil/
let, anzugeben wiſſen, oder dasjenige, wel-
ches untuͤchtig oder ſchadhafft iſt, zu repa-
rir
en anzuordnen, wohl verſtehen, da-
mit er ſeines Herren Gewehr jederzeit
prompt und parat halte, wenigſtens an
ihm und ſeiner Vorſorge nicht fehle. Es
haben die Leib-Schuͤtzen vor alters Buͤx-
en-Spanner geheiſſen, weilen alles Ge-
wehr damahls geſpannet worden.


Von einem Jagd-Juncker/ und deſſen Qvalitaͤten.


Jch ſetze bey unſerm neu angehen-
den Jagd-Juncker zum voraus und
præſumire, daß er verhoffendlich in ſei-
nen jungen Jahren, als wie ich bereits
vorhero von dem Jagd-Pagen geſaget ha-
be, wohl erzogen worden, die Principia
Pietatis
zur Genuͤge gefaſſet, die Studia
Necesſaria
fleißig tractiret, nicht weniger
auch in Moribus ſich perfectioniret ha-
be. Weswegen ich denn von deſſen Tu-
genden, und Laſtern allhier Erinnerung
zu thun vor unnoͤthig erachte, ſondern
ich ſetze hier zum voraus einen qualificir-
ten wohlverſtaͤndigen Cavallier, welcher
durch das Hoff-Leben und deſſen ange-
nehme Manieren von Jugend auf nicht
allein bey ſeiner Herrſchafft, ſondern bey
maͤnniglich ſich allezeit beliebt gemacht,
und weil er ſich in ſeines Herren Hu-
meur
zu ſchicken weiß, muß er deſſelben
Hohe Fuͤrſtliche Perſon mit groſſer Mo-
deſtie
und Vorſichtigkeit gebrauchen, deſ-
ſelben angebohrne Affecten kluͤglich zu
ſimuliꝛen ſich gewoͤhnen und ſein Gemuͤth
zu entdecken ſich nicht bloß geben, auch
taͤglich ad altiora zu progrediren bedacht
ſeyn; Weil ihm bekant, daß er nunmeh-
ro bey erwachſenen Jahren kein Kind
mehr ſey, ſondern ein wehrhaffter Ca-
vallier
worden, ſo ſich von andern zu di-
ſtingvi
ren hat; Vornehmlich muß er ge-
gen Hoͤhere dienſtfertig, gegen ſeines Glei-
chen freundlich, und gegen Geringere
leutſeelig ſich erzeigen, durch fleißige
Converſation vornehmer und gelehrter
Leute ſich deſſen, was ihme noch zu hoch
beduͤnckt, erkundigen, ſich eiteln Ruhms
bey andern nicht ſelbſt flattiren, oder was
niedriges oder abgeſchmacktes an ſich
mercken laſſen, oder vorbringen, uͤber
ſeine Ehre und Reſpect halten, und ſich
davon nichts nehmen laſſen; Jm Wohl-
ſtand und groſſen Gluͤck ſich nicht erhe-
ben, oder hoffaͤrtig werden, im Un-
gluͤck aber nicht kleinmuͤthig ſeyn, oder
verzagen, ſondern ſeine Kraͤffte und Ver-
moͤgen wohl pruͤfen; Jn Converſation
jederzeit eines galanten und luſtigen Hu-
meurs
ſich befleiſſigen, darbey aber keine
Thorheit begehen, weniger ſich von allen
vexiren laſſen; Das Schertzen wohl ver-
ſtehen, nicht aber Jedermann railliren,
oder ſich gar mit Narren gemein ma-
chen, ſondern in ſeinem Vornehmen alle-
zeit wohlbedaͤchtig ſeyn, alles vorhero
pro \& contra reifflich uͤberlegen, das Sei-
nige zu Rath halten, doch was zu Eh-
ren iſt, diſtingviren, in Betrachtung, daß,
wo mit der Loͤwen-Haut nicht fortzu-
kommen, man den Fuchs-Balg brau-
chen muͤſſe. Dieſe und dergleichen Staats-
Maximen eines jungen Cavalliers und an-
gehenden Hoffmanns, ob ſie wohl nicht
ſufficient, ſondern eine weit hoͤhere Rea-
lité
erfordern, ſo vermuthe ich doch, daß,
wann er ſonſt einen natuͤrlichen Ver-
ſtand, und eine honette Ambition
hat, er hiervon ſchon profitiren koͤnne.
Solte aber dieſem allem ungeachtet deſ-
ſelben Naturell und angebohrne Capaci-
nicht ſufficient ſeyn, ſich ermeldter
Maaſſen auffzufuͤhren, muß er neceſſa-
rio
bey ſolchen Jahren anderwertige Hoͤfe
ein Paar Jahr durchreiſſen, ſich manier-
lich addresſiren, und was vor ihm profi-
tab
el, ſich auffnotiren, ſonderlich was in
ſeiner Profesſion der Jaͤgerey, mit Umb-
gange des Leith-Hundes, item eines be-
ſtaͤttigten Jagens, Formirung neuer In-
vention
en, vorkommet, bey ſolcher Wiſ-
ſenſchafft mit einem freyen Gemuͤthe
exploriren; Maaſſen er bey deſſen Wie-
derkunfft zwar von Rechtswegen die
naͤchſte Anwartung auff eines Forſt-
Meiſters Stelle zu hoffen hat, daferne
er nicht nur immittelſt in politiſcher Ga-
lanterie,
ſondern auch demjenigen, was
ad Scopum Profesſionis dienet, worauff
die Herrſchafft bey deſſen Retour am
meiſten regardiren wuͤrde, profitiret hat;
Jn Mangel deſſen aber wuͤrden ihme
andere vorgezogen werden. Haͤtte er
nun vorhero einige Principia Studii lati-
næ Lingvæ
gefaſſet, ſo waͤre loͤblich, wann
er zumahl eine gute Inclination darzu
haͤtte, daß er wenigſtens einiger maaſſen
etwas in der Phyſica, Anatomia, Geo-
metria, Aſtronomia,
und dergleichen herr-
lichen
[289]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
lichen Studiis thaͤte; Worinnen er ſich
hernach vor andern geringern Standes
umb ein groſſes diſtingviren und die
gantze Jagd-Wiſſenſchafft mit aller Zu-
behoͤr deſto leichter und gruͤndlicher faſ-
ſen und begreiffen wuͤrde, wie davon je-
dem Verſtaͤndigen zu urtheilen uͤberlaſſe.
Jnsgemein, wann ein ſolcher Jagd-
Juncker ſich zwar wohl anlaͤſſet und in
Herrſchafftlichen Gnaden ſtehet, doch aber
nicht ſonderlich groſſes Vermoͤgen hat,
wiꝛd ihm, zu ſeiner vollkommenen Capaci-
zu gelangen, auff Herrſchafftliche Un-
koſten in frembde Laͤnder zu reiſſen, und
zu profitiren vergoͤnnet, ſich daſelbſt um
deſto mehr habil zu machen und ſodann
ſich bey Hoff en galant’ Homme auffzu-
fuͤhren, auch in Herrſchafftlichen Verſchi-
ckungen brauchen zu laſſen, da er auch
wohl darneben den Characteur als Cam-
mer-Juncker zu erhalten pfleget, umb
die Auffwartung, Tractament, und
Rang bey der Herrſchafft vor andern zu
haben, zumahl wann er auf eines gewiſ-
ſen Forſt-Meiſters Dienſt wuͤrcklich in
Anteceſſum ſchrifftlich adjungiret wor-
den, welches ihme bey allen, ſonderlich
bey denen Forſt- und Jagd-Bedienten ei-
ne merckliche Autoritaͤt reusſiret. Bey
der Jagd wird ein Jagd-Juncker nach
der Herrſchafft verſchicket, gehoͤhrigen
Rapport zu uͤberbringen, ob das Jagen
fertig, oder nicht, was darinnen zu ver-
muthen, welchen Tag das Abjagen an-
befohlen, zu benachrichtigen, und ſo die
Herrſchafft an den Ober-Jaͤger-Meiſter
was zu befehlen hat.


Von dem Ober-Forſt- und Wild-Meiſter.


Ein Ober-Forſt- und Wild-Meiſter
hat nun ſchon einen geruhigern, beſtaͤn-
digern, anſehnlichern, und eintraͤchtigern
Dienſt, welcher ſowohl in Jagd-als
Forſt-Sachen eine geraume Zeit erfah-
ren ſeyn muß, und wird von der Herr-
ſchafft uͤber eines gewiſſes Ambts Forſt-
Revier, und deſſelben behoͤhrigen Wild-
bahne geſetzet, auch hieruͤber verpflichtet.
Solcher Ober-Forſt- und Wild-Meiſter
nun muß in ſeiner Wiſſenſchafft wegen
Forſt- und Jagd-Sachen, ſchon in allem
firm, accurat und gewiß ſeyn, die ihme
untergebene Forſt-Bedienten in genau-
er Auffſicht halten, und davor ſtehen,
daß die in ſelbigen Aemtern zubehoͤrige
Forſt-Revieren, Graͤntzen, Wildbahnen,
Heyden, Waͤlder, Gehoͤltzer, Buͤſche,
Moraͤſte, Teiche, Maſtungen, Fiſch-Waſ-
ſer, und Krebs-Baͤche/ auch deren dar-
auff berechtigte Hohe- und Nieder-Jag-
den, Gehaͤgen, und Wildbahnen, in
treufleißiger Auffſicht gehalten werden
moͤgen; Sich in dem behoͤrigen Forſt-
Hauſe, wo es ihm angewieſen, allzeit
weſendlich auffhalten, und von daraus
die zubehoͤhrigen Heyden und Waͤlder
durchs Jahr taͤglich fleißig bereithen, da-
von nichts ſchmaͤhlern, oder entziehen
laſſen; Das brauchbahre benoͤthigte
Holtz jedesmahls anweiſen laſſen, wo es
der Wildbahne nicht ſchaͤdlich, oder des
Wildes Behaͤltniſſe Wechſel, Stand und
Dickigte nachtheilig ſeyn moͤgte, das an-
gewieſene Brenn-Holtz nicht von gruͤnen
Maſttragenden Eichen oder Buchen,
weniger von Saamen-Baͤumen, ſon-
dern von duͤrrem abgeſtandenem Holtz,
ſo ferner zu keiner Frucht oder Maſt dien-
lich, ſondern abgeſtorben, und vertrock-
net iſt, zu gewoͤhnlichen Kuͤchen-Klaff-
tern ſchlagen laſſen: Auff die Brett-
Muͤhlen, Eyſen-Hammer, Glaß-Huͤt-
ten, Pech-Oefen, genaue Auffſicht hal-
ten; Die Graͤntzen jaͤhrlich beziehen, und
beſichtigen laſſen, damit hierinnen kein
Unterſchleiff vorgehen moͤge, und ſo et-
was an der Graͤntze ſtreitig werden wol-
te, ſoll er dieſelbe zu Handhabung der
Gerechtigkeit beyzeiten bejagen: Die
Verbrecher, ſo ſich auff einerley Weiſe
am Holtze oder Wildpraͤth vergreiffen,
hat er zu beſtraffen ſcharff anzuhalten;
Die Raub-Thiere und Raub-Voͤgel mit
allem Ernſt zu vertilgen; Dargegen die
Gehaͤge des Wildpraͤths groß oder klein
zur fleißigen Auffſicht wahrzunehmen,
damit dem Wildpraͤth zur Winters-Zeit
mit noͤthiger Fuͤtterung und Lebens-
Unterhalt beyzeiten Rath geſchaffet
werde; Er ſoll keine Ziegen dulden; Bey
dem jungen Wiederwachs das unge-
buͤhrliche Huͤthen des Rind-ſonderlich
des Schwein- und Schaaf-Viehes nicht
verſtatten, ohne ſpecialen erheblichen
Uhrlaub und Verordnung der Cammer
nichts von Maſt-Hoͤltzern veraͤuſern;
Die Lieferung des Wildpraͤths nach Hof
beſchleunigen; Beym Holtz-Marckt, ſo-
wohl des Fruͤh-Jahrs, als Herbſts, ſoll
O oer
[290]Fuͤnffter Theil/
er nebſt dem Ambtmann, und Forſt-
Schreiber, die Gelder einnehmen, hier-
uͤber richtige Rechnung fuͤhren, und ſtem-
peln laſſen; Auch angelegte Feuer-Scha-
den zu verhuͤthen ſorgen; Des Herbſts
beyzeiten die Maſtung bereithen, und
hiervon genungſamen Bericht einziehen;
Bey gefallenem Neuling oder Schnee
denen Woͤlffen, Luchſen, und Raub-
Thieren, ſie zu fangen, fleißig nachtrach-
ten; Die Luder-Plaͤtze auſſerhalb denen
Gehaͤgen ordnen laſſen. Hiernechſt hat
er auch treulich und fleißig wahrzuneh-
men, daß auſſerhalb der Straſſe keinem
Menſchen erlaubet ſey, Buͤchſen oder
Flinten zu tragen, zu hetzen, zu forci-
r
en, zu jagen, zu beitzen, zu ſchieſſen, und
zu ſtellen, doch werden hiervon die Rei-
ſenden ausgenommen, daferne ſie auff
ordentlicher Land-Straſſe bleiben, und
ihre Hunde gekuppelt fuͤhren. Hieruͤ-
ber muß ein Ober-Forſt- oder Wild-
Meiſter acht haben, ob man etwan wo
heimlich puͤrſchet, oder Fallen, Schlin-
gen, Gruben und Drath leget, junge
Haſen und Rehe in der Satz-Zeit auf-
faͤnget, Reb-Huͤhner, Feld-Huͤhner, Pha-
ſianen,
Auer- und Birck-Huͤhner, En-
ten und Tauben oder ander Gefluͤgel
oder derſelben Eyer ausnimmet, wodurch
das lauffende, ſtiebende und fliegende
Wildpraͤth verwuͤſtet wird. Ferner
muß er acht haben auff die Verbrecher,
ſo Holtz ſtehlen, Laub ſtreifeln, Graß mau-
ſen, uͤber Trifften huͤthen, Eichen ſchee-
len, Linden ſtreifen, Baͤume ringeln,
Meyen hauen, Hartz ſcharren, Eicheln
ſchlagen, Bircken bohren, Vogelkuͤhn
hauen, Heyde-Kraut im Sommer bren-
nen, wodurch vielfaͤltiger Schade ge-
ſchiehet, und dieſelbe zur Beſtraffung an-
geben. Keinem Nachbar die Folge des
Schweiß-Hundes veꝛſtatten, ſondern, wie
das Angeſchoſſene umbkommen, Bericht
erſtatten. Keine frembde Jaͤger-Pur-
ſche ohne richtige Kundſchafft denen Foͤr-
ſter zu halten geſtatten; Auff der Adeli-
chen Vaſallen Jagden genaue Auffſicht
haben; Denen Wildpraͤths-Dieben und
Raͤubern nachſtellen, dieſelben anhalten
laſſen, ſolche und dergleichen Sachen
mehr nach genungſamer Erkundigung
unterſuchen, manchmahls gehoͤriges
Orts, Bericht erſtatten. Und weiln der
Ober-Forſt-Meiſter vielfaͤltigen Com-
misſion
en, wegen ſtreitiger Jagden, Ge-
hoͤltzer, Graͤntzen, Folge des Schweiß-
Hundes, Kuppel-Jagden und derglei-
chen mehr, ſo zu unterſuchen ſind, bey-
wohnen muß, ſo waͤre nicht ſchaͤdlich,
wann er einiger maaſſen in der Juris-
prudenz
erfahren waͤre, wenigſtens meh-
rern Commisſionen beygewohnet, und
alſo eine ſufficiente Experienz haͤtte, ſo
zur Sache ſehr nuͤtzlich waͤre.


Von dem Ober-Jaͤger-Meiſter und deſſen wichtiger
Function.


Ein Ober-Jaͤger-Meiſter iſt das
Supremum und hoͤchſte Avancement bey
der wohlhergebrachten Hochloͤblichen
Jaͤgerey, und hat das voͤllige Directori-
um,
was ſowohl in Jagd, als in Forſt-
Sachen vorkommen oder ſich ereignen
moͤchte, hat auch alle dererſelben hohe
und niedere Hoff-Land-Jagd- und Forſt-
Bedienten unter ſich, und hat Macht,
dieſelben zu ordnen, zu ſetzen, und zu
commandiren; Es ſind ihm auch alle
nachgeſetzte Subalternen, vom hoͤchſten
biß zum niedrigſten, untergeben, ſo, daß
er gleichſam uͤber die gantze Hochloͤbliche
Jaͤgerey en Chef zu befehlen hat, wie
ſonſt bey einer Armee eines Krieges-
Volcks der vornehmſte Feld-Herr oder
ſo genannte Generalisſimus iſt. Bey ei-
nes groſſen vornehmen Potentaten und
maͤchtigen Monarchen, als einer Kaͤyſer-
lichen oder Koͤniglichen Majeſtaͤt und De-
roſelben Hohen Eſtat Hochloͤblichen Jaͤ-
gerey oder Bedienten werden vornehm-
lich erfordert nicht allein dergleichen Ho-
he Subjecta, welche in denen Jagd- und
Forſt-Sachen eine genugſame ſufficiente
Conoisſance
beneben gehoͤhriger Autori-
t
aͤt und Reſpect bey ihren Untergebenen
haben und wohl meritiren, ſondeꝛn ſie ſind
gemeiniglich auch von Hoher Geburth,
hohem Stande und Herkommen, als aus
einem Fuͤrſtlichen oder doch Graͤfflichen
Hauße, und wird, nachdem es braͤuchlich,
bey einem dergleichen Kaͤyſerlichen oder
Koͤniglichen Hof ein ſolcher Premier-Mi-
niſter
ein Ober-Hoff-Jaͤger-Meiſter ge-
nennet, welcher nun, wie erwehnet, be-
nebenſt mehrern andern hohen Functio-
nen
[]

[figure]

[][291]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
nen ſowohl bey Hoff a Conſiliis, (nach deſ-
ſen Studiis und Qualitaͤten,) als bey der
Kammer, und Koͤniglichen Revenüen
Bedienungen, darbey aber auch der Ho-
hen Herrſchafft gehoͤrigen ſaͤmtlichen Jaͤ-
gerey zu befehlen hat. Nechſt dieſem folget
zuweilen auch ein Kron-Jaͤger-Mei-
ſter, welcher bey theils Koͤnigreichen als
eine hohe Function gebraͤuchlich iſt, wie
auch ein Hoff-Jaͤger-Meiſter, ſo nach dem
erſtern ebenfalls ein vornehmer Miniſter
iſt, welcher bey Abgang als nechſter Suc-
ceſſor
ſolchen Dienſt zu hoffen hat. Ein
Land-Jaͤger-Meiſter, welcher dieſer ſei-
ner Charge nach faſt nicht viel geringer
iſt, hat eigendlich denen auff dem Lande
wohnenden Forſt- und Jagd-Bedienten
zu befehlen, und alles, was bey vorfal-
lenden Begebenheiten der Forſt-Graͤn-
tzen oder Streit-Sachen, auch Jagd-
Exceſſen derer Vaſallen wegen pasſiret,
zu rapportiren. Bey einer Chur oder
ſonſt andern hohen Fuͤrſtlichen Landes-
Herrſchafft aber wird gemeiniglich ein
ſolcher vornehmer Miniſter nur allein
geſetzet, und der behoͤhrige Characteur,
als ein Ober-Jaͤger-Meiſter, oder nur
auch zuweilen, nachdem die Herrſchafft
oder das Land groß iſt, ein Jaͤger-Mei-
ſter genennet, welcher alſo das voͤllige
Directorium der gantzen Jaͤgerey unter
ſich hat, und ex Fundamento, auch von
Rechtswegen, verſtehen muß, damit er
keinen Vorwurff oder uͤbele Nachrede
beſorgen duͤrffe. Und haben dahero von
der Hohen Herrſchafft ihre Inſtruction,
und ſchrifftliche Beſtallung, wie es einer
jeden Landes-Obrigkeit anzuordnen be-
liebig iſt. Es beſtehen aber gemeiniglich
dieſelben Contenta darin: Nemlich die
Nothwendigkeit, und Conſervirung der
Waͤlder genau zu beobachten, ſolche
Forſt-Aembter mit genungſamen tuͤch-
tigen verſtaͤndigen Perſonen zu beſetzen,
nicht weniger auch die Jagd-Bedienten,
Wildbahnen und Gehaͤge zu revidiren,
denen Wildpraͤths-Dieben nachzutrach-
ten und ſolche zu beſtraffen; Die Raub-
Thiere zu vertilgen, die Gehaͤge nahe der
Reſidence zu ordnen; Die Satz-Lege- und
Bꝛuͤth-Zeit, ſowohl des Roth- u. Schwaꝛtz-
als des Feder-Wilds, alles Ernſtes zu be-
ſorgen; Die Ubertretungen derer Va-
ſall
en, und anderer Verbrecher durch
wohlerfahrne Jagd- und Forſt-Ver-
ſtaͤndige Commiſſarien genau un-
terſuchen, und beurtheilen zu laſſen;
Alles ohne einiges Intereſſe hoͤheres
Orts ausfuͤhrlich zu berichten, und
darauf Beſcheids gewaͤrtig zu ſeyn;
Zu behoͤhrigen Jagd-Zeiten, als in der
Hirſch-Feiſt, oder Schwein-Hatz, puͤr-
ſchen, und ſtreifen, und alles, was zum
Jagen vorkoͤmmt, nach Weydemanns
Brauch oder rechter Jagd-Manier der
Herrſchafft zur Vergnuͤgung anzuord-
nen; Das an den Graͤntzen Streitige
bey Zeiten bejagen zu laſſen; Die Wolffs-
Jagden durch braͤuchliche Zeuge anzu-
ordnen; Auf das Jaͤger-Hauß beſonde-
re Inſpection zu tragen, deswegen mit
dem Puͤrſch-Meiſter ſich oͤffters zu be-
reden; Die Hoff-Kampff- und Waſſer-
Jagden, Jaͤger-Auffzuͤge und Panqvete
nebſt andern Herrſchafftlichen Jagd-
Luſten vergnuͤglich anzuſtellen zu wiſſen,
und hierinnen erfahren zu ſeyn. So
muß er auch auf beduͤrffenden Fall dem
von der Milice, den einqvartirten, oder
marchirenden Soldaten, und Officier
Wild-Schieſſen durch benoͤthigte Be-
richte vorzukommen wiſſen, geſtalt ihme
dann alles und jedes offtbeſagter maaſ-
ſen in Forſt-Jagd und Wildpraͤth-Sa-
chen zu beſorgen oblieget, und dieſerwe-
gen ſeine ausfuͤhrliche Inſtruction, als
auch ſein eintraͤgliches Soulagement von
der Herrſchafft zu gewarten haben.


Vom Hoff-Kampff-Jagen.


Das Hoff-Kampff-Jagen iſt nach
der Zeit auffkommen und bey Hohen
Herrſchafften uͤblich worden, als Kaͤy-
ſer Anaſtaſius die vormahls bey denen
Roͤmern ſehr gebraͤuchlich geweſene Ve-
nationem Arenariam,
oder den graͤuli-
chen Menſchen-Kampff mit wilden Thie-
ren verbothen und bey Einfuͤhrung des
chriſtlichen Glaubens abgeſchaffet hat.
Jſt alſo ſtatt deſſen ein etwas zulaͤßliche-
res Kampff-Jagen der wilden Thiere
erſonnen worden, wie dann bereits der-
gleichen auch vorhin Kaͤyſer Philippus
gehalten, der hierzu 32. Elephanten, 10.
Elend, 10. Tyger-Thiere, 60. Loͤwen, 30.
Leoparden, 40. wilde Pferde, und viel
andere Thiere angeſchaffet gehabt. Nicht
weniger hat Kaͤyſer Probus einen Wald
zum Kampff-Jagen beſonders anrichten
laſſen, darzu er 1000. Hirſche, 1000. wil-
O o 2de
[292]Fuͤnffter Theil/
de Schweine, und 100. groſſe Loͤwen,
nebſt andern wilden Thieren gehalten.
Dergleichen praͤchtige Kampff-Jagden
haben auch die alten Kaͤyſer Arcadius
und Honorius mit groſſem Pomp und
Pracht gar oͤffters gehalten. Unſere zu
jetziger Zeit gebraͤuchliche Hoff-Kampff-
Jagden aber, ob ſie wohl ſehr pretieus
ſind, ſind ſie doch mit vorermeldten nicht
zu vergleichen; Maaſſen dergleichen un-
geheuere grimmige reiſſende wilde Thie-
re in unſern Laͤndern, und ſonderlich in
ſolcher Menge, bey weitem nicht zu fin-
den, ſondern es werden ſolche Kampff-
Jagden nur an unſern Teutſchen Hoͤfen
mit wenigen eintzeln frembden eingefan-
genen wilden Thieren dergeſtalt vorge-
nommen: Wann zuweilen eine Hohe
Landes-Herrſchafft ein Beylager, Heim-
fuͤhrung, Nahmens-Tag, oder Ge-
burths-Tag bey Anweſenheit frembder
Herrſchafft, oder andern Feſtin zu hal-
ten und zu celebriren pflegen; So wer-
den zu Dero Luſtbarkeiten vielerley Ar-
ten Hoff-Luſt- oder Kampff-Jagden
angeſtellet, welches entweder auf dem
Schloß-Platz, oder doch in einem umb-
fangenen mit Mauern verwahrten Hoff
geſchiehet; Da werden nun die fremb-
den wilden Thiere in Kaſten zugefuͤhret,
und ausgelaſſen, mit einander zu ſtrei-
ten und zu kaͤmpffen: Bey deren Endi-
gung entweder von der Herrſchafft durch
ihre Cammer- und Leib-Hunde gehetzet,
mit Fang-Eiſen oder Hirſch-Faͤngern
erleget oder geſchoſſen, und bey ſolchem
Actui von der anweſenden Hoff-Jaͤge-
rey hierzu mit Wald- und Huͤfft-Hoͤr-
nern geblaſen; Oder es werden auch,
nach gehabter Luſt, die wilden Thiere
wiederumb ein jedes in ſeinen Kaſten
eingefangen, und in ſein Behaͤltniß zu
verwahren gefuͤhret; Wie dann hierzu
manche hohe Landes-Herrſchafften ab-
ſonderliche Loͤwen- oder wilder Thiere
Haͤuſer, und Staͤlle zu haben pflegen,
allwo allerhand frembde Thiere verwah-
ret werden, und haben zu dergleichen
Kampff-Jagden manche Herrſchafften
hierzu abſonderliche ſo genannte Hetz-
Garthen, darinnen ſie mit vieler
Vergnuͤgung denen wilden Thieren zu-
ſehen, wie ſie durch allerley Wendungen,
Geſchrey, und Poſituren, einander uͤber-
waͤltigen: Als wann ſie einen Loͤwen
und Baͤren, oder ein wild Schwein
und einen Wolff, ingleichen Auer-Och-
ſen, und Buͤffel, Pferde und Hirſche,
mit einander kaͤmpffen laſſen, und ſol-
che zu animiren mit Hunden hetzen; Un-
ter allen macht keiner ſolche Vergnuͤgung,
als der Baͤr, welcher, wann er von den
kleinen Baͤrbeiſſern hin und her gezwa-
cket wird, ſo, daß er ſich in ein Faß mit
Waſſer retiriren muß, ſo ſitzet er darin-
nen, und theilet aus demſelben mit vie-
ler angenehmer Luſt unter die Hunde
Ohrfeigen aus, wehret ſich dermaaſſen,
daß er mit den Hunden uͤberall naß wird,
offtmahl heraus nach denſelben und wie-
der hinein faͤhret, darbey es viele Luſt-
barkeiten giebet. Es pfleget die Herr-
ſchafft auch den Baͤren mit Schwaͤr-
mern, und Stern-Poltzen zu vexiren,
und mit einem kleinen roth ausgeſtopff-
ten Maͤñgen zornig zu machen; Maaſſen
die Baͤre ſolcher Farbe gram ſind; Wann
nun die Hunde von allerhand Schlaͤgen
und Arbeit matt worden, werden ſie an
ſich geruffen, und angefaſſet, oder auch
friſche dahin gelaſſen, mit ſelbigen gehe-
tzet, biß es die Herrſchafft uͤberdruͤſſig
wird, und dieſe Luſt ein Ende haben ſoll.
Da præſentiret ſich dann die Herrſchafft
ihm mit dem Fang-Eyſen, darhinter
die Leib- und Cammer-Hunde vorruͤ-
cken, an Baͤr gehetzet werden und dieſer
gefangen wird. Wann ſolche Thiere nun
gefaͤllet, und vorgemeldter Maaſſen er-
leget worden ſind, werden ſie von dem
Kampff-Platz abgefuͤhret, und nach Zer-
legung in das Rauchhauß geliefert, deren
Wildpraͤth in die Hoff-Kuͤchen zur Ver-
ſpeiſung geſchicket, und auf ſolche Art wird
in Teutſchland an groſſer Herren Hoͤffen
das Kampff- und Hoff-Jagen gehalten;
Jn Ermanglung ſolcher wilder Thiere
werden lebendig eingefangene Fuͤchſe,
durch hierzu abſonderlich verfertigte
Prell-Netze von Cavalliers oder Dames
zur Luſt in die Lufft geprellet, ſo auch
nebſt dem Tachs-Hetzen, und dergleichen
mehr zur Hoff-Jagd gehoͤren.


Raqveten und Schwãrmer zu machen.


Bey dieſer Wiſſenſchafft moͤgte mir
wohl Jederman opponiren, daß ſie viel-
mehr zu Kriegs-Sachen und zur Artil-
lerie,
als zur Jaͤgerey gehoͤhre. Weiln
aber
[293]Von der Jagd oder dem Weyde-Werck.
aber die Raqueten mit darzu gehoͤhrigen
Buͤchſen unter ſtarcke Rudel-Sauen,
dieſelben von einander zu zertrennen,
und ſcheu zu machen, geworffen und ge-
ſchoſſen werden, ingleichen oͤffters auf
Verlangen Hoher Herrſchafften bey dem
Hoff-Kampff-Jagen, und Stier-Gefech-
te denen Auer- oder Buͤffel-Ochſen, ſolche
umb deſto mehr raſender und toller zu
machen, gewiſſe hierzu præparirte Koͤmp-
ter, ſo mit Schwaͤrmer und ausfahren-
dem Feuer verſetzet, umbhangen wer-
den; So habe vor noͤthig erachtet, dem
geneigten Leſer hiervon aus des Herrn
Johann Siegmund Buchners, Chur-
fuͤrſtl. Saͤchßl. Zeug-
Lieutenants, Theo-
riæ \& Praxis Artilleriæ
Anderm Theile
Nachricht zu geben, wie ſolches Pag. 4.
usque
16. folgender Maaſſen zu finden iſt:
Damit ich aber dem Leſer kuͤrtzlich den
Extract ſolcher Verfertigung beſchreibe,
ſo werden die papierne Huͤlſen vor-
nemlich dichte und feſte auf dem Winder
zuſammen gewunden, und damit in den
Raqueten- oder Schwaͤrmer-Stock in
gebuͤhrlicher Staͤrcke ohne Falten einge-
wunden, das Ober-Theil reinlich abge-
ſchnitten, und die Formirung des Halſes
mit Zuziehung einer Baß-Geigen-Saͤite
auf einen halben Diameter biß zum
Bunde genommen, damit angezogen
und durch aͤuſerliche Vorhaltung der
Wurtzel der Halß formiret, jedoch das
behoͤhrige Zuͤndloch gelaſſen, ſodann die
Wurtzel und Stock zuſammen geſetzet,
da dann durch etliche Schlaͤge in den
Stock auf der Wurtzel-Kolbe die rechte
Formirung des Halſes geſchehen muß,
ſo iſt es fertig. Damit aber die Huͤlſe
ſich nicht innewendig vom Einſchlagen
des Zeugs ſo leicht ſchieben oder vom
Pappier ſetzen koͤnne, wird es darzwi-
ſchen ein wenig geleimet, alsdann theile
ich die Huͤlſe in drey Theil, und bemercke
mir ſolche an dem Setzer, thue die Huͤl-
ſe in den Stock, ſo habe ich ſie zu dem
ſchlagen fertig. Der hierzu noͤthige Zeug,
oder die Compoſition der Materialien
zu einem Raqueten- oder Schwaͤrmer-
Satz iſt vielerley Gattungen unterſchie-
den, dann die kleinen Schwaͤrmer ha-
ben mehr raſchern Zeug oder mehr
Mehl-Pulver fluͤchtig herumb zu ſchwaͤr-
men noͤthig, als die groſſen Raqueten,
und wie die Maxime bey den kleinen
Schwaͤrmern, je kleiner dieſelbigen, je
raſcher der Zeug ſeyn ſoll, ſo iſts bey den
groſſen, je groͤſſer die Raqueten, je mehr
Zeug zwar, jedoch auch von deſto fau-
lerm oder langſamerm, das iſt, wenigerm
Mehl-Pulver der componirte Zeug ſeyn
muß, welches aber vor uns allhier zu
weitlaͤufftig ſeyn ſolte, und nur zu ſtei-
genden Raqveten, oder Luſt-Feuer-
Wercks-Sachen noͤthig iſt. Unſere Ra-
qvet
en aber, von denen wir handeln
wollen, ſind nur eigendlich Schwaͤrmer
von 4. oder 6. loͤthiger Groͤſſe, nachdem
die Muͤndung oder Caliber derer Raqve-
ten Buͤchſen iſt; zu dergleichen wird
nachfolgender Satz genommen: Nem-
lich 24. Loth Mehl-Pulver, klar gerie-
ben, und hierzu 5. Loth klar geriebene
lindene Kohlen, alles wohl untereinan-
der gemiſchet, ſolte es aber zu raſch ſeyn,
kan Salpeter und Schweffel jedes 2. Loth
noch hierzu genommen werden, ſo iſt der
Satz fertig: Oder Mehl-Pulver 16. Loth,
Salpeter 8. Loth, Kohlen 4. Loth,
Schweffel 2. Loth, iſt auch probiret wor-
den. Dieſer Zeug oder dieſe Compoſi-
tion,
wann alles wohl untermiſchet und
klar gerieben worden, wird durch ein
klein Schaͤufflein in die Huͤlſe geſchuͤttet,
jedesmahl durch den Setzer mit 9. oder
10. Schlaͤge feſte eingetrieben, biß die
2. Drittel vom Satz voll geſchlagen ſeynd,
alsdann wird der Schlag von dem Pap-
pieꝛ eingeſchlagen, ein Loch duꝛchgemachet,
etwas Mehl-Pulver zur Anzuͤndung
des Schlags, eingeſchuͤttet, ein Schuß
Puͤrſch-Pulver oben drauf gethan und
zugebunden, ſo iſt es fertig zum Ge-
brauch. Solche kleine Raqueten oder
vielmehr groſſe Schwaͤrmer werden
nachfolgender Art aus der hierzu ver-
fertigten Raqveten-Buͤchſe geſchoſſen:
Man hat einen jeden Schwaͤrmer be-
reits vorhero zur Feurung angebohret,
wenigſtens 1. Drittel, oder auch biß 1. Zoll
vor dem Schlag am Zuͤndloch mit etwas
drockenem Mehl-Pulver angeludert, als-
dann ſchuͤttet man auf die Buͤchſen-
Pfanne Zuͤndkraut, laͤſſet hierauf den
Schwaͤrmer in Laufft fallen: Wann
nun ſtarcke Rudel-Sauen kommen,
ſchieſſet man den Schwaͤrmer unter ſie,
dieſelben zu trennen, weiln man ſonſten
Niemand die Sauen anlauffen laſſen
koͤnte, da ſie dann in groͤſter Conſterna-
tion
und Verwirrung vor ſolchem unge-
woͤhnlichen herumbfahrenden Feuer,
Knall und Platzen, erſchrecken, augen-
blicklich von einander ſtieben, da dann
die groſſen und andere Kaͤuler noch eher
eintzeln herumb laufen, und ſodann durch
O o 3das
[294]Fuͤnffter Theil/
das Fang-Eyſen deſto beſſer koͤnnen an-
gelauffen und gefaͤllet werden. Was
aber das vorhin erwehnte Feuer-Compt
betrifft, darzu die kleinen Schwaͤrmer
gebrauchet werden, und ausfahrendes
Feuer gemachet wird, hiermit will ich
dem geneigten Leſer zu Verfertigung der-
gleichen an einen Kunſterfahrnen Feu-
er-Wercker gewieſen haben, weiln es in
dieſer Profeſſion nicht requiriret, auch ſel-
ten und nur von groſſen Potentaten
beyn Hoff- und Kampff-Jagen, wie ge-
meldet, vor die Auer- und Buͤffel-Och-
ſen gebrauchet wird; Das Raqveten oder
Schwaͤrmer-Schieſſen aber unter die
wilden Sauen noch eher braͤuchlich iſt,
womit ich dieſe Feuer-Wercks-Sachen
beſchlieſſe, und dieſesmahl vorlieb zu neh-
men bitte.


Von dem Par Force-Jagen.


Ob wohl das Par Force-Jagen zu
beſchreiben, mir als einem teutſchen Jaͤ-
ger, nicht zuzukommen, noch anſtaͤndig
zu ſeyn ſcheinen moͤgte; So will dennoch
hiervon auch etwas melden, weil derglei-
chen Jagen, ob es wohl an ſich ſelbſt ein
hoͤchſt Leib- und Lebens-gefaͤhrliches, an-
bey auch wegen der vielen Hunde und
Pferde, ſo darbey gebrauchet werden, ein
koſtbahres Werck iſt, dannoch heut zu
Tage von groſſen Herren offt beliebet
wird. Die Frantzoſen beruͤhmen ſich,
nach des Herrn Robert de Salnove her-
ausgegebener Koͤniglichen Jaͤgerey, als
ob dieſe Wiſſenſchafft von keiner andern
Nation in der Welt, als nur allein von
ihnen inventiret worden ſey, nemlich ei-
nen Hirſch als ein tapferes und edeles
Thier in freyem Felde aus heroiſchem
Gemuͤthe par Force zu erlegen, und nicht,
wie andere Nationen, ſich hinterliſtiger
Nachſtellung, Tuͤcher, Netzen, Buͤch-
ſen, Ankoͤrren und dergleichen zu bedie-
nen; Weswegen dieſe par Force-Jaͤger
ſolcher Nachrede wegen in ſteter Feind-
ſchafft mit den teutſchen Jaͤgern leben,
u. zwiſchen ihnen und denſelben ſich gleich-
ſam eine Antipathie befindet. Ob aber
eben auch ſo gar gewiß, daß die Frantzo-
ſen dieſes par Force-Jagen, oder vielmehr
die Engellaͤnder, oder Tartern, auch viel-
leicht gar andere Nationen erfunden ha-
ben, laß ich an ſeinen Ort geſtellet ſeyn,
und moͤgen ſie mit einander ſtreiten, und
die Sache ausmachen. Was nun ei-
gendlich insgemein die Par Force-Jagd
betrifft, geſchiehet ſolche folgender Geſtalt:
Wann der Koͤnig par Force-jagen
Willens iſt, und den Ober-Jaͤger-Mei-
ſter hierzu beordert, dieſer aber ferner
dem unter ſich habenden Jagd-Officier,
Cavallier,
oder Jagd-Juncker, ſo die
Jour hat, Ordre ertheilet hat, ſo befieh-
let dieſer dem Jagd-Fourier, eyligſt ab-
zureiten, an dem von Koͤnig beſtimmten
Ort die Quartiere vor Jhro Majeſtaͤt
und die ſaͤmbtliche Jaͤgerey einzutheilen,
ſonder einigen Verzug, oder Geldneh-
mens; Jngleichen der Hunde wegen,
umb denenſelben benoͤthigten Hof, Zwin-
ger und Waſſer, Stallung, und Fuͤtte-
rung einzurichten, muß ein Hunde-
Knecht zugleich nebſt einem Stall-Knecht
wegen der Pferde, deren Stallung und
Fuͤtterung betreffend, mitreithen, und
was ihnen tuͤchtig oder untuͤchtig vor-
kommet, ausſuchen; Die Jagd-Pagen
werden billig bey die Jagd-Officier zu-
gleich logiret, damit ſie nicht allein gnung-
ſame Information erlangen, ſondern auch
in Moribus profitiren moͤgen. Wann
nun der Tag beſtimmet, an dem die
Hunde abmarchiren ſollen, muß der, ſo
das Commando hat, denſelben, nachdem
ein Jeder geputzet, ein Stuͤcklein Brod ge-
ben, und mit dem fruͤhſten im kuͤhlen
abgehen und langſam marchiren laſſen,
damit ſie nicht uͤbertrieben, und, ſo ſie
an den verlangten Ort ankommen, mit
dem benoͤthigten verſehen werden. Auff
fernere Ordre des Koͤnigs werden die
Vorſuche dem Ober-Jaͤger-Meiſter an-
befohlen, die beſtimmten Oerter durch
die Leith-Hunde-Knechte zu beſuchen,
worbey die Jagd-Pagen zugleich bey den
beſten und erfahrenſten Beſuch-Knech-
ten mit ausziehen ſollen, umb was zu
lernen und zu begreiffen. Was nun ein
jeder Beſuch-Knecht in ſeinem anbefoh-
lenen Beſuch vor jagdbahre oder geringe
Hirſche angetroffen, ſo die Nacht uͤber
auff dem Felde geweſen, und der Jahrs-
Zeit Fruͤchte genoſſen, vor Tages aber
zu Holtze gekehret, werden durch des
Leith-Hundes Bemerckung oder nach
des Beſuch-Knechts Augen-Maß, entwe-
der am Gehoͤltze, am Gewaͤnde des Ge-
hoͤrns, oder an der Gefaͤhrde oder Ge-
loß
[295]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
loß erkannt, und ſo es ein Hirſch, wie
gebraͤuchlich, ſowohl hoch, als nieder ver-
brochen, oder bemercket, wo er zu ſte-
hen vermuthet wird, ferner damit vor-
gegriffen, umbzogen, und beſtaͤttiget,
alsdann ſogleich hiervon, was ein Je-
der in ſeinem Beſuch vor Hirſche gehabt,
und wie ſtarck jeder beſtaͤttigte Hirſch,
ſowohl am Gehoͤrne, als Wildpraͤth zu
vermuthen, dem Jagd-Officier ange-
zeiget, damit dieſes dem Ober-Jaͤger-
Meiſter, derſelbe aber es ferner dem
Koͤnige rapportiren koͤnne, ſonderlich,
was dabey der Gefaͤhrd des Hir-
ſches vor Neben-Merckmahle oder
Zeichen obſerviret worden, ob er lange,
oder kurtze, runde oder ſpitzige, ſcharffe,
oder etwan dabey eine zerbrochene Lauff-
Klaue gehabt, angeben, damit die Pi-
queur
zu Pferde allezeit den aufgeſpreng-
ten Hirſch durch ſolche Zeichen erkennen,
und im Continuiren darauff acht haben
moͤgen. So nun unter denen beſtaͤttig-
ten und angezeigten Hirſchen ſich ein al-
ter jagdbahrer Hirſch befindet, welcher
dem Koͤnig beliebig waͤre, (maaſſen no-
to
riſch, daß die jagdbahren Hirſche des
Monats May und Junii ihren Stand in
einem Wald beſonders erwehlen, und
gern allein ſind:) ſo wird derjenige
Forſt-Bediente, in deſſen Revier der be-
ſtaͤttigte Hirſch iſt, weil er der Gelegen-
heit, und Wechſel kundig iſt, befraget,
deſſen genaue Kundſchafft zu rapporti-
r
en, wohin wohl eigendlich derſelbe Hirſch
hinaus lauffen, und ſeine Retirade
oder Ausflucht nehmen moͤgte, auf ſol-
che Gelegenheit wird reflectiret, und die
Relais oder Vorlagen auff Koͤnigliche
Ordre eingetheilet. Dieſe hoͤchſtwichtige
Sache, ſo von Alters jederzeit eine hohe
Adeliche Function geweſen, kommet al-
lein dem Koͤnig, den Hohen Printzen oder
Miniſtris zu, ſo von Natur hierzu eine
angebohrne Luſt, geſunde Natur, und
Jagd-Erfahrenheit haben, zu rechter
Zeit angreiffen, verſtaͤndig ſind und nicht
zu hitzig verfolgen, ſo machet auch das
zu rechter Zeit wohl angebrachte Relais
umb deſto mehr ein ſicheres fangen; Und
muß derjenige, dem die Vorlage zu com-
mendir
en auffgetragen, auf ſolchem Platz
bey einem ſchoͤnen gruͤnen ſchattigten
Baum, die Hunde und Pferde abzu-
kuͤhlen, (wie er denn den Knechten an-
zubefehlen hat, des Sommers dieſelben
vor den Fliegen zu ſchuͤtzen,) ſich ſtille ver-
halten und weder Feuer, Rauch, Tu-
mult oder Geſchrey verurſachen. Auff
ſolche Relais werden die alten Kuppeln
mit den beſten Hunden, und friſchen un-
terlegten Pferden zur Reſerve zu halten,
ordiniret, und ſie ſowohl feſte zu halten,
als nicht laut werden zu laſſen, ſcharff
anbefohlen, wovon ja ſonſt der Hirſch
hinwiederumb zuruͤck kehren, und ſich
confundiren moͤgte. Wann nun der
auff dem Relais poſtirte Commandeur
alles ordiniret, und das Jagen hoͤhret,
auch vermuthet, daß der Hirſch ſchon
auffgeſprenget worden, und ſolchen end-
lich vorbey lauffen ſiehet, muß er ja
nicht die Hunde ſogleich loͤſen, ſondern
eine Zeitlang die erſte Hitze in etwas vor-
bey gehen laſſen. Wann nun alles be-
ſagter maaſſen ordiniret, verſammlet ſich
ein Jeder auf den Aſſemblee- oder Sam-
mel-Platz, welcher von Rechtswegen
recht in der Mitten ordiniret ſeyn ſoll,
damit ſowohl die Beſuch, als Vorlagen
der Relais nicht weit haben. So bald
nun der Koͤnig angelanget, fuͤhret der
Ober-Jaͤger-Meiſter deſſen unterhaben-
de Bedienten in einem Gefolge zum Koͤ-
nig den Bericht abzuſtatten, da dann
der Koͤnig nach altem hergebrachtem Ge-
brauch die kalte Kuͤche an einem beqve-
men Ort, nebſt belieblichem Getraͤncke
vom Hauß-Hoff-Meiſter zum benoͤthig-
ten Fruͤhſtuͤcke reichen laͤſſet, wor-
auff nach geendigter Mahlzeit, und
ehe der Koͤnig auffſtehet, ein Jeder
das Horn an der Seite gleich zu Pferde
ſitzend parat haͤlt; Die Hunde-Knech-
te præſentiren dem Koͤnig, dem Ober-
Jaͤger-Meiſter, denen Printzen, denen
Vornehmen Miniſtris, denen Jagd-Offi-
cie
ꝛen und frembden Cavalliers, Jedem ei-
nen einer und einer halben Ellen lang, u.
Daumens dicke Haſel- oder Biꝛckẽ-Stock,
im Jagen damit die Aeſte oder Zweige
der Baͤume abzuhalten, welche ſie vorhe-
ro parat haben muͤſſen: Und daferne der
beſtaͤttigte Hirſch das Gehoͤrn geſchlagen,
muͤſſen die Staͤbe auch geſcheelet ſeyn;
Da er aber noch die rauhen Kolben haͤt-
te, behalten ſie die Rinde. Der Ober-
Hunde-Knecht nebſt denen andern, ver-
theilen auf Befehl und Ordre des Jaͤ-
ger-Meiſter die drey ordinairen poſtir-
ten Relais, deren eine jede mit ſechs al-
ten Hunden wohl beſetzet ſeyn ſoll; So-
dann ziehet ein Jeder mit den behoͤhri-
gen Pferden und Hunden nach ſeinem
anbefohlenen Relais, ſich zu poſtiren. Ne-
ben dem Jagen beyſeits gehoͤhret ſich das
fliegen-
[296]Fuͤnffter Theil/
fliegende Relais, welches der Koͤnig ins-
gemein ſelbſt fuͤhret. Wegen der Pfer-
de, und zubehoͤrigen Bereitſchafft muß
der Ober-Jaͤger-Meiſter vor allen Din-
gen den Ober-Stall-Meiſter erſuchen laſ-
ſen, die Koͤniglichen Engliſchen Par For-
ce-
Pferd, ſo hierzu expreſſe mit groſ-
ſen Unkoſten angeſchaffet werden, nebſt de-
nen behoͤhrigen Reiſe-Unter-Stall-Mei-
ſter-Bereuthers-Sattel-Reith- und
Pferde-Knechten herzukommen zu laſ-
ſen, und wegen der Vorlagen und Relais
nebſt deren behoͤhrigen Eintheilung die
benoͤthigte fluͤchtige, friſche, unterlegte
Pferde zugleich zu beſorgen. Wann
nun alles und jedes behoͤhriger Maaſſen
ordiniret, und der Ober-Jaͤger-Meiſter
bey dem Koͤnig, ob dieſelben die Hunde
abzuſchicken befehlen wollen, Ordre ein-
gehohlet; Sodann ſchicket er zwey Jagd-
Juncker, ſo die Jour haben, und beor-
dert dieſelben die Hunde anzufuͤhren,
wobey ſie den Hunde-Knecht mit gebrau-
chen, und gehet der Beſuch-Knecht mit
ſeinem Leith-Hunde, oder derſelbige,
welcher den Hirſch beſtaͤttiget hat, an
den Ort, wo er den Hirſch verbrochen,
umb ſelbigen zu zeigen; Nach dieſem
folget der Ober-Hunde-Knecht, hinter
ihm die andern Hunde-Knechte, deren
ein Jeder eine Spieß-Ruthe in der Hand
hat, und die Hunde gekuppelt fuͤhret, da-
mit ſie nicht zur Seiten ablauffen moͤgen;
Dann folgen die Jagd-Pagen, Jagd-
Juncker, Jagd-Officiers, und der Ober-
Jaͤger-Meiſter; Endlich zuletzt der Koͤ-
nig: Hinter demſelben die Printzen, Ho-
he Miniſtri, Ober-Stall-Meiſter, Ober-
Forſt-Meiſter, Hoff- und Staats-Be-
diente, und die gantze Koͤnigliche Svite.
So nun derjenige, welcher den Hirſch
beſtaͤttiget hat, vermuthet, daß er na-
he an ſeine gelegte Bruͤche gekom-
men, muß er ſtille ſtehen, und dem
Ober-Hunde-Knecht die Hunde zu kup-
peln anzeigen, welcher, wie gebraͤuchlich,
die alten Kuppeln ſortiret: Derjenige, ſo
den Hirſch beſtaͤttiget, zeiget dem Jagd-
Juncker an, und dieſer dem Ober-Jaͤ-
ger-Meiſter, und derſelbe dem Koͤnig,
ob Sr. Majeſtaͤt geruhen wolten, vor-
her die Gefaͤhrde anzuſehen. So es dem
Koͤnig nicht beliebig, muß der Ober-Jaͤ-
ger-Meiſter dennoch nothwendig die Ge-
faͤhrde beſehen, damit er ſich hierdurch
legitimiren koͤnne, wann es nach ſeinem
gegebenen Bericht eintrifft; theils auch
umb dieſelbe durch einige Merckmahle
hernach wiederumb richtig zu kennen.
So es nun alles richtig eingetroffen,
fraget derjenige, ſo beſtaͤttiget hat, ob die
Hunde geloͤſet werden ſollen? ſobald er
die Ordre erhalten, muß er ſeinen Hund
auf der Faͤhrd an den Ort, wo der
Hirſch ſeinen Stand haͤlt, anbringen,
der Faͤhrd nachhaͤngen, und den Hund
laut ſeyn laſſen, damit den Hirſch rege
zu machen, und aufzuſprengen, hinter
ihm, laͤſſet er die andern Beſuch-Knech-
te mit ihren Leith-Hunden nachziehen,
und ſo er befaͤnde, daß der Hirſch ſeinem
Gebrauch nach einige liſtige Wieder-
Gaͤnge gethan, ehe er ſich gelagert haͤtte,
muͤſſen die andern hinter ihm ſtockſtille
ſtehen und beduͤrffenden Falls rechts o-
der lincks vorgreiffen, den Hirſch zu fin-
den, mit dem Zuſpruch, Ho too, Ho
too,
damit die Hunde nachkommen. So
bald er nun ein Geraͤuſche von duͤrrem
Laub, oder Stauden hoͤhret, und ver-
muthet, daß der Hirſch aufſtuͤnde, ſchrey-
et er laut aus vollem Halſe: Habt acht,
habt acht,
umb diejenigen, ſo hinter den
Hunden her reithen, wie auch die, wel-
che auſſen herumb auf denen Relais ſind,
zu warnen, daß ſie wohl acht haben moͤ-
gen, den Hirſch zu ſehen, und deſſen
Groͤſſe, Gewaͤchſe, Statur, Farbe und Ge-
hoͤrn, wohl zu bemercken. Der ihn nun,
wie gemeldet, beſtaͤttiget gehabt, und folg-
lich auffgeſprenget, muß die fluͤchtige
Faͤhrde des Hirſches genau wahrneh-
men, an dem Ort, da er aufgeſprungen,
ob die Gefaͤhrd des Hirſches groß, von
gemachten Scheeren, lang und breit ge-
ſchoben, damit er ſie hernach wieder ken-
ne, ingleichen ob das daſelbſt gefallene Ge-
loß dem vorigten, da er beſtaͤttiget, in al-
len gleich und aͤhnlich ſey. So nun al-
les richtig, und er zu forciren Permisſion
hat, hat er die Ehre zu allererſt in ſein
Horn zu blaſen, alsdenn thun die
Ober-Jaͤger-Meiſter und die an-
dern nachgeſetzten dergleichen; Maaſ-
ſen ein Jeder bey der Par Force-Jagd
zu Pferde ſein Par Force-Horn umb den
Halß tragen muß, ſonſten er hierzu nicht
zu admittiren iſt; Jngleichen muͤſſen die
Steige-Buͤgel fein weit und ja nicht en-
ge ſeyn, umb damit bey Gefahr aus
dem Buͤgel zu kommen, wie dann auch
die Saͤttel fein weiche engliſche Saͤttel
ſeyn ſollen. Ferner iſt auch noͤthig, zur
Verwahrung der Schien-Beine, ſteiffe
Stiefeln anzuziehen, damit man im
Stuͤrtzen des Pferdes oder Andruͤckung
an
[297]Von der Jagd oder dem Weyde-Werck.
an die Staͤmme ſeine Beine nicht zerbre-
che; Es muͤſſen auch gute fein ſtarcke
Handſchuh angezogen, und die vorge-
meldten Staͤbe in der Hand gehalten
werden, darmit die Zweige der Baͤume
abzuhalten, daß ſie nicht ins Geſichte
ſchlagen, oder einen verletzen. Ja ich ha-
be gar bey einem beruͤhmten Herrn hier
in Sachſen anordnen geſehen, daß ſei-
ne Leute, Hirſchlederne Camiſoler oder
Collet und Hoſen tragen muſten; Weil
die Kleider ſonſt im Geſtraͤuch zu zerreiſ-
ſen pflegen, auch umb der leichten Com-
modit
aͤt willen, beſſer und ungehindert
darinnen fortzukommen iſt, wie leicht
zu erachten. Dieſer hoͤchſtſeel. verſtor-
bene loͤbliche Fuͤrſt war ein in Teutſch-
land beruͤhmter Herr der Par Force-
Jagd, welcher ſeines gleichen jetziger Zeit
gar wenig gehabt.


Von einem Piqueur und deſſen Function.


Zu einem guten Jaͤger zu Pferde
oder ſo genannten Piqueur wird erfor-
dert, daß er ein vernuͤnfftiger wohler-
fahrner, munterer und treyſter Mann
ſey, der ſich nicht ſcheuet, mit dem Pfer-
de uͤber einen Graben oder Hecke zu ſprin-
gen, auch im Nothfall gar durch einen
Fluß oder Strohm zu ſetzen, oder durch die
mit Dornen verwachſene Dickigte zu
rennen, und bey allen ſolchen Occaſionen
ſein Pferd wohl zu dirigiren wiſſe. Dar-
bey muß er auch das Par Force- Horn
nach allen uͤblichen Thonen zu blaſen ver-
ſtehen, damit er ſeine Hunde embſiger
zu ſuchen und zu jagen, deſto mehr be-
hertzt machen koͤnne. Vornemlich aber
muß er, damit er bey dem Forciren
ſich kluͤglich verhalten moͤge, die Eigen-
ſchafft, und ſonderlich die Gefaͤhrde, und
das Geloß des Hirſches wohl verſtehen,
wie ich dann hiervon ſowohl im Andern
Theil von des Hirſches Eigenſchafften
und Gefaͤhrd, als auch im Fuͤnfften Theil
von der Behaͤngens-Zeit, Arbeiten, und
Umbgange eines Leith-Hundes, oder
Beſtaͤttigung eines Hirſches, meiner
teutſchen Jagd verhoffentlich zur Genuͤ-
ge deutlich geſchrieben habe, dahin ich den
geneigten Leſer gewieſen haben will, wel-
ches man auch mit der Zeit und aus viel-
faͤltiger Erfahrung erlernen kan. Auch
muß er ſeine unterhabende Par Force-
Hunde genau erkennen, was ein Jeder
vor Namen, Klugheit, guten oder ſchlech-
ten Geruch, klar oder groben Laut,
Muth und Hertze habe, verſtehen, we-
der zu hitzig, noch zu furchtſam in allem
Vornehmen handeln. Des auffgeſpreng-
ten Hirſches ſowohl ſacht gegangene
Schritt, und Gefaͤhrd, als die in der
Furcht fluͤchtig gemachte Faͤhrd, an de-
ren Sohlen Seiten, Schaalen und
Spitz, Lauff-Klauen und Ballen, Affter-
Klauen oder Ober-Ruͤck genau betrachtẽ,
ob dieſe Zeichen mit dem vorigten uͤber-
einkommen, deſto beſſer verſtehen lernen,
damit er bey ereignetem Nothfall des
Hirſches Wexel bey unkennlicher Faͤhrd
deſto gewiſſer zu ſeyn, abſteigen, und mit
den Augen gar genau betrachten. Was
hierbey das gebraͤuchliche Blaſen des
Horns betrifft, davon man nichts ge-
wiſſes ſetzen kan, maaſſen vor alters
mit dem Hifft-Horn geblaſen, nunmeh-
ro aber, ſowohl in Franckreich, als in
Engelland, mit einem Meſſingenen Par
Force-
Horn benoͤthigte klare und grobe
Thone gewoͤhnlich geblaſen werden, ſo iſt
die Manier zu blaſen ſehr different, und
blaͤſt man anders in Franckreich, anders
in Engelland, nur iſt dieſes das princi-
pal
ſte, ſo dabey zu obſerviren noͤthig, daß
anfaͤnglich nur die groben unterbroche-
nen Thone genommen, mit dem klahren
Thone aber nicht eher geblaſen werden
muß, biß er entweder genungſam verſi-
chert ſeyn kan, daß die Hunde den Hirſch
gewiß auf der Faͤhrd haben, oder er gar
den Hirſch ſelbſten zu Geſichte bekoͤmmt,
den er dann mit hellem hohem und er-
freulichem Thone anblaſen, und darbey
von hellem Halß laut ſchꝛeyen und ihm zu-
ſprechen ſoll, umb damit die Hunde her-
zu zu locken und zu diſponiren, den
Hirſch deſto gewiſſer zu verfolgen. Den
Zuſpruch betreffend, iſt ſolcher gleichfalls
nach des Landes daſelbſt uͤblicher Spra-
che einzurichten, die Hunde entweder fer-
ner avanciren zu laſſen, oder bey unrech-
ter Gefaͤhrd zuruͤck zu halten, und wie-
der recht anzubringen; Vornemlich aber
iſt eine ſolche Redens-Art bey dem Ja-
gen der Hunde zu gebrauchen, wie ſie
bey ihrer Aufferziehung von Jugend auf
gewoͤhnet werden, ſonſten man ſie mit ei-
ner frembden unbekanten Sprache ohn-
fehlbar confundiren wuͤrde. Es muß
ferner auch der Piqueur diejenigen Hun-
P pde,
[298]Fuͤnffter Theil/
de, welche der Faͤhrd beharrlich und gut
jagen, ſonderlich die erſtern, oder vorder-
ſten, ſo am eifrigſten ſich erzeigen, mit
Namen benennen, und ſie deſtomehr zu
encouragiren, und aufzumuntern be-
dacht ſeyn. Wann nun letzlich der Hirſch
gefaͤllet oder erleget iſt, muß der Piqueur
den Todt des Hirſches mit ſeinem Horn
verkuͤndigen, die Hunde abhalten, den
Hirſch zerwuͤrcken und zerlegen; Sodañ
denen Hunden das ihrige Preiß geben,
darbey ſich mit Blaſen hoͤren laſſen, den
rechten Vorder-Laufft, welches ein uhr-
altes Herkommen iſt, wie gebraͤuchlich,
abloͤſen, und bey Ankunfft Jhro Koͤnigl
Majeſtaͤt unterthaͤnigſt præſentiren. Wie
ich dann von dergleichen, und andern Be-
gebenheiten mehr deſto ausfuͤhrlicher
bey der wuͤrcklichen Beſchreibung der
Par Force-Jagd, ſo viel mir bekant, aus-
fuͤhrlicher melden will. Vorhero aber,
ehe ich anfange, muß ich der noͤthigen
Par Force-Hunde mit wenigem gedencke;
Jngleichen derer benoͤthigten Pferde;
Weil ſolche beyde die Inſtrumenta und
Werckzeuge dieſes Par Force-Jagens
ſeyn muͤſſen.


Von denen Par Force-Hunden.


Wir haben allhier in Teutſchland
keine andere Nachricht von dem Uhr-
ſprung der Par Force-Hunde, als daß
ſolche aus Franckreich, und Engelland
herkommen, welche Nation oder Art hier-
innen am meiſten prævaliret. Es ſchrei-
bet Monſ. Robert de Salnove in ſeiner
Koͤnigl. Jaͤgerey, Cap. 8. des I. Theils,
folgendes: Man haͤtte zu Koͤnig Ludo-
vici
des XII. Zeiten eine Jtaliaͤniſche
Huͤndin mit einem weiſſen Hund bele-
get, und davon eine treffliche Art zu for-
ci
ren erhalten; Da alsdann die weiſſen
Hunde ihren vornehmen Rang in
Franckreich zu nehmen angefangen haͤt-
ten; Und will behaupten, daß ſolche Art
weiſſer Hunde eigendlich von der vorig-
ten Art des Heiligen Huberti, als des
Patrons dieſer Jagd, entſproſſen ſey, ſo
ich in ſeinem Werth beruhen laſſe. Die-
ſes muß aber ein jeder Unpartheyiſcher
verſichert glauben, daß die weiſſen Hun-
de der Farbe nach die allerſchoͤnſten, und
weil ſie eine regulaire temperirte Natur
haben, die vollkommenſte und beſte Hun-
de ſeyen. Dann im gruͤnen Wald kan
der hitzige Jaͤger den rothen Hirſch von
weiſſen Hunden diſtingvirn, desgleichen
haben ſie auch einen genauen Geruch,
und einen trefflichen hellen Lauth, be-
harren lange in der Sommer-Hitze,
tragen den Schwantz allezeit hoch, ſpuͤh-
ren dem verlohrnen Hirſch mit groſſer
Munterkeit durch fleiſſiges Umbwenden
bedachtſam nach, ſcheuen weder Waſſer,
noch Kaͤlte, und haben ein beſonderes
Naturell, ihres Jaͤgers Diſpoſition mit
aller Attention und Ordnung zu halten.
Sie wiſſen wahrhafftig bey Wechſelung
des Hirſches, mit einer bewunderns-
wuͤrdigen Klugheit den ihnen niemahl
uͤberantworteten Hirſch, auch da er gleich
unter die andern gekommen, ſo accurat
zu ſortiren, und halten allezeit deſſen rich-
tige Faͤhrd. Und ob zuweilen ein un-
verſtaͤndiger Jaͤger den Hunden zu nahe
auf den Halß reitet, und ſie verhindert,
ſo, daß ſie ausweichen muͤſten, ſo ergreif-
fen ſie doch gleich wiederum die Gefahrd,
und folgen dem Hirſch richtig nach, biß
ſie ihn gefangen, und zu Boden geſtuͤr-
tzet haben. Sie wiſſen mit einem beſon-
deren Reſpect und genungſamer Pari-
tion
ihrem vorhergehenden Jaͤger nicht
eher vorzugehen, als biß ihnen ſolches per-
mitti
ret worden; Sind auch Kranck-
heiten nicht ſo ſehr unterworffen; Und
mit einem Wort, ſie prævaliren allen an-
dern Hunden. Die Engliſchen Par For-
ce-
Hunde dargegen haben nicht ſo einen
hellen Lauth, als die Frantzoͤſiſchen, und
laſſen ſich gar ſelten hoͤhren; Hingegen
ſind ſie mit weniger und leichter Muͤhe
ordentlich zum jagen abzurichten, als
andere; Man bedarff auch nicht viel
Ordnung der Thone zu blaſen, oder
die Muͤhe zu haben, mit viel Redens-
Arten ihnen zuzuſprechen, und ſie dar-
innen zu unterrichten; Maaſſen ſie ei-
nen natuͤrlichen Gehorſam erzeigen:
Sind von gutem Geruch, und halten
die Spuhr mit groͤſſerer Ordnung, als
die Frantzoͤſiſchen, gehen auch gerne
ins Waſſer, und halten ſich wohl
bey Leibe, mit viel ſchlechterer Koſt,
als die Frantzoͤſiſchen, welche ſchon eckler
ſind: Sie dauren im Lauffen lange aus,
weswegen man nicht ſo viel Relais be-
darff; Alleine den Wiedergang des Hir-
ſches eigendlich zu ſuchen, incliniren ſie
nicht
[]

[figure]

[][299]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
nicht ſo gar eigendlich, wie die Frantzoͤ-
ſiſchen; Maaſſen dieſe darinnen viel ac-
curat
er ſich vor andern diſtigviren. Die
rechte proportionirte Taille eines Par For-
ce-
Hundes ſoll ſeyn der Kopff etwas
laͤnglicht, eine breite Stirn, einen ſpietzen
Huͤbel, groſſe Augen, fein lang behange-
ne Ohren, die unten gewend, und, wo
moͤglich, drey biß vier Finger breit uͤber
die Naſe gehen, mittelmaͤßige Schultern,
gebogene Nieren, hohe Huͤfften, ein hoch-
erhabener dicker Wedel, dicke Lenden,
gerade Knie, ſtarcke Nerven, und kur-
tze dicke Klauen. Bey funffzig Stuͤck der-
gleichen Par Force-Hunden umb die Art
wohl zu conſerviren, braucht man nicht
mehr, dann fuͤnff Huͤndinnen, die aber
von guter Art und veritabeler Race er-
wehnte Zeichen haben, auch hoch, lang
und breit von Leibe ſind. Damit man
auch allezeit ſchoͤne Art bekommen moͤge,
muß die Huͤndin, ſo ohne dieß meiſt laͤu-
fiſch, tragend oder ſaugend, nicht jagen,
ſondern zur fernern Zucht nebſt dem al-
lerſchoͤnſten Hund allezeit zu Hauſe blei-
ben laſſen. Wann die Huͤndin funffze-
hen Monat ihres Alters erreichet, und
zu belegen erwachſen, doch aber nicht
laͤufiſch werden will, muß man ihr ei-
nen Eyer-Kuchen von zwoͤlff Eyern, ein
Dutzend Spanniſche Fliegen, klare
Semmel und Nuß-Oehl geben, ſie dar-
zu zu diſponiren; Und wann ſie laͤuf-
fiſch iſt, mit dem allerſchoͤnſten beſten
Hund, ſo bald die erſte groſſe Hitze in et-
was verzogen, behoͤhrig belegen, wel-
ches billig in einem vermachten Zwinger
geſchehen ſolte, wegen ihrer ſtarcken Im-
presſion
und Einbildungs-Krafft, wo-
durch ſie, was ſie vor ſich zu ſehen kriegen
wuͤrde, ſich einbilden, und umb ein
merckliches die Frucht veraͤndern wuͤr-
de. Was die fernere Aufferziehung
und Warthung der jungen Hunde be-
trifft, wovon bereits vorhero im dritten
Theil ausfuͤhrlicher geſchrieben habe,
beziehe mich in allen darauff, und will
den geneigten Leſer dahin gewieſen ha-
ben.


Von denen Engliſchen Pferden.


Dieweilen zu der Par Force- Jagd
des Hirſches vor allen Dingen die Pfer-
de hoͤchſtnoͤthig, ja unentbehrlich ſind,
ſo ſolte wohl noͤthig ſeyn, allhier ausfuͤhr-
lich vorzuſtellen, zu was fuͤr Nutzen,
und Beqvemligkeit die Thiere von GOtt
dem Allmaͤchtigen dem Menſchen zu gut
erſchaffen worden; Allein, weiln mir,
wann ich davon, daß ſolche Erſchaffung
zu des Menſchen Geſundheit, deſſen be-
noͤthigten Geſchaͤfften zu deſſen Reiſſen,
auch zur Luſt und Freude, ja zur aͤuſer-
ſten Noth geſchehen, die Pferdte auch
ihre willige Dienſte dem Menſchen, nach
eigenem Gefallen zu erzeigen bereit, und
darinnen allen andern Thieren an ruͤhm-
lichen Tugenden weit herrlicher vorzu-
ziehen ſeyen, ausfuͤhrlich ſchreiben wol-
te, mir ſolches ohnmoͤglich, auch ſonder
Zweiffel zu weitlaͤufftig fallen ſolte; So
will nur von dieſer edlen freymuͤthigen
Thiere Natur, Eigenſchafften und hoͤchſt-
loͤblichen Tugenden, davon zwar ſchon
viele herrliche Scriptores zur Genuͤge,
und ex Profeſſo geſchrieben haben, ſo-
viel mir davon wiſſend iſt, etwas mel-
den. Es iſt demnach das Pferd, kuͤrtzlich
davon zu handeln, ein von einer gemaͤſ-
ſigten hitzig-temperirten Natur, wegen
ſeiner Geſchwindigkeit und gehorſamem
ergebenem Gemuͤthe, ein hoffaͤrtiges
Thier, ſo ſich eines ſchoͤnen wohlgezierten
koſtbahren Gezeugs erfreuet; Die an-
genehme ſchoͤne Gegenden zu ſpatzieren ein
liebliches ſtarckes Gethoͤne der Trompe-
ten, guten Geruch und Reinligkeit lie-
bet. Es hat ferner ein gut Gedaͤchtniß,
und zarthen Geruch, den nur etwan ein-
mahl gegangenen Weg auch des Nachts
richtig zu treffen, dahero dieſes freymuͤ-
thige edele Thier, bey allen vorfallenden
Begebenheiten hoͤchſt nuͤtzlich, ja unent-
behrlich iſt, welches alle hohe und groſſe
Monarchen, Kaͤyſer, Koͤnige, Fuͤrſten,
Generals, Graffen, und Herren, Ade-
liche, Cavalliers, und Ritterliche Orden,
nach ihrer Derivation, noͤthig haben muͤſ-
ſen. Es hat ferner das Pferd ein recht
innerliches Adeliches Gemuͤthe, daß es
ſich lieber mit guten Worten, als mit
Sturm regieren laſſen will; Ja es ken-
net ſeinen Reuther an deſſen Geruch.
Stimme, Fauſt und Schenckeln, und
weiß kluͤglich zu diſtingviren, ob es recht
oder unrecht tractiret werde; Es ſcheuet
ferner keine Gefahr und traͤget ſeinen
Reuter durch die ſtrenge Waſſer-Fluthen,
breite Graben, und dergleichen, allwo
P p 2es
[300]Fuͤnffter Theil/
es mit ihm durch- und uͤberſetzet. Vor
aller andern Nationen Pferde aber præ-
valir
en am meiſten die Engliſchen Pfer-
de, als welche zu ſolcher Par Force Jagd
am meiſten dienlich, weil ſie einen ſiche-
ren Gang und Sprung an ſich haben:
Sie ſind meiſt von duͤrrem Kopff, mit
einer gebogenen Habichts-Naaß, kleinen
ſpietzigen Ohren, und erhabenem Halß
gezieret; Sie haben einen etwas hoch-
auffgeſchuͤrtzten Hirſch-Leib, und ſind
rahn von Schenckeln, weshalben, weil ſie
zu aller Muͤhe und Arbeit begierig, und
ſehr fluͤchtig ſind, ſie zu der Par Force-
Jagd am allerbeqvemſten gebrauchet
werden. Es werden ihnen in der Ju-
gend etliche Gelencke am Schweiff abge-
ſchlagen, damit ſie an dem Ruͤckgrad de-
ſto feſter und dauerhaffter ſeyn ſollen,
lange damit zu forciren: Ferner wird
auch die Maͤhne am Kamm abgeſchoren,
ein deſto fluͤchtigeres Anſehen zu machen.
Weil nun beſagter Maaſſen die Par For-
ce-
Hunde weiß, oder doch tygericht ſeyn,
ſolte wohl dieſe Couleur, ob ſie zwar
wohl an ſich ſelbſt gar koſtbahr, einem
groſſen Herren ſehr anſtaͤndig ſeyn, der-
gleichen vor ſeine hohe Perſon vor ſich
ſelbſt zu gebrauchen. Es hat aber mit
eines Schimmels, oder Tygers Uhr-
ſprung dieſe Beſchaffenheit, daß ein ſol-
ches Thier, welches ſeinen Uhrſprung
von einem waͤſſerigten und feuchten Ele-
ment deriviret, mehrentheils eine phleg-
mati
ſche Complexion an ſich hat, und da-
hero weit gehorſamer, verſtaͤndiger und
ſittſamer, als andere Couleur von Pfer-
den iſt: Jſt im uͤbrigen von gutem An-
ſehen, hat insgemein groſſe ſchwartze
Augen, iſt ſehr geſchwind, und dahero
zur Jagd ſehr dienlich: Wiewohl ſolche
rar und hoch gehalten werden. Ein meh-
rers zu melden, iſt mir unbekant, maaſ-
ſen es meine Profesſion keinesweges er-
fordert, ſondern denen Stall-Meiſtern,
Bereithern, ſonderlich aber denen erfahr-
nen Roß-Aertzten zu uͤberlaſſen iſt.
Die fleißige Warthung der Pferde aber
bey der oͤfftern Auffſicht iſt von einem
verſtaͤndigen Stall-Knecht am beſten zu
begreiffen. Das meiſte, ſo vorkommt,
iſt, ſo ein Pferd uͤberjaget, und uͤber
Macht geritten worden, daß es, wann es
zu Hauſe gebracht, etliche mahl herumb
gefuͤhret, alsdann in einen tieffen Miſt-
Pfuhl, wo moͤglich, biß uͤber die Knie
eingeſtellet, feſte an einen Pfahl gebun-
den und 7. oder 9. Stunden lang darin-
nen ſtehen gelaſſen werde, dieß ziehet
dem Pferde alle Muͤdigkeit aus den Kno-
chen gar ſehr heraus, daß die Nerven
und Gelencke wieder gaͤngig werden, oder
ſo es ein ſechsjaͤhrigtes altes Pferd iſt,
muͤſſen ihme von dem Schmied entwe-
der die Halß-Adern, Bug- und Schreck-
Adern gelaſſen, oder, da es nicht noͤthig,
Blut zu laſſen, dennoch ein guter Umb-
ſchlag von warm gekochtem Bier, Hopf-
fen und Lein-Oehl gemachet, und umb
die Gelencke, und den Ruͤckgrad wohl ein-
geſtriechen oder auffgebunden werden.
Daferne es von dem Reuter oder Sat-
tel geſchwellet, oder gar gedrucket iſt,
iſt davor das ſicherſte Lein-Oehl, und das
weiſſe von dem Ey, wohl durch einan-
der gerieben, und mit Hanff auffgeleget,
und es alſo einige Tage ruhen laſſen;
Daferne es aber unmoͤglich zu ſchonen,
kan mans mit einem weiſſen Wieſel-Fell-
gen creutzweiß beſtreichen, daſſelbige auff
den Schaden legen, ſanfft bedecken, ſat-
teln, und ohngehindert reithen, dieß hei-
let wunderſam, ohne daß man die Ur-
ſache begreiffen kan; Oder man nehme
drey bittere Mandeln, rothen Polum,
weiſſen Polum, Lorbeerẽ, Teuffels-Dreck,
jedes 1. Loth; Ferner weiſſen Entzian,
Schwartz-Wurtz, Schwalben-Wurtz,
Krebs-Augen jedes ein halb Loth,
alles dieſes zu Pulver geſtoſſen, und dem
Pferde fruͤh Morgens vor Sonnen Auf-
gang in klarem Haffer gegeben, darauff
ohne Sauffen drey Stunden ſtehen laſ-
ſen, es toͤdtet die Wuͤrmer im Leib und
heilet alles von innen heraus, welches
offte und viel probiret worden, da auch
ſchon der Schade dermaaſſen geweſen,
daß er zwiſchen denen Schaufeln Mate-
rie geſetzet gehabt.


Von dem fernern Forciren und Fangen des auffge-
ſprengten Hirſches.


Ehe ich unſern auffgeſprengten Hirſch
ferner zu forciren proſequire, muß ich
einiges der merckwuͤrdigſten, und mei-
nes Erachtens, der noͤthigſten errinnern.
Ob
[][]

[figure]

[]

[figure]

[][301]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
Ob mir wohl bekant, daß die Par Force-
Jaͤger von dem Fruͤh-Jahr an, den
Sommer durch biß in ſpathen Herbſt,
auch offters des Winters beym harten
Froſt, Schnee und Eyß, jagen, und die-
ſer Luſt faſt nicht uͤberdruͤßig werden
koͤnnen, wenigſtens doch biß zu Anfan-
ge des Novembris und biß auf den St.
Hubertus-Tag zu jagen continuiren, und
alsdann erſt beſchließen, weilen die-
ſer Hubertus eigendlich der Patron ſol-
cher Par Force-Jagd iſt, als an welchem
Tage ſie ein beſonderes Feſtin halten;
So kan doch nicht umhin, dem geneigten
Leſer die zur ſelbigen Zeit, nemlich beym
harten Froſt, Schnee und Eiß, augen-
ſcheinliche und handgreiffliche Hinder-
niſſe vorzuſtellen. Dann auff dem har-
ten Froſt verbaͤllen und vertreten die
Pferde ihren Huff; Man kan auch
ſtuͤrtzen, und Schaden nehmen; Die
Hunde lauffen ſich wund und lahm,
auch kan man nichts von der Gefaͤhrd
ſehen; Jm Schnee jagen duͤncket mich et-
was ſpoͤttlich zu ſeyn, weil alle Tritt
und Schritt zu ſehen, und das Pferd zu
lauffen verhindert wird, ja oͤffters gar
mit dem Piqueur in eine von Wind ver-
wehete Grube ſtuͤrtzet, daß weder Mann,
noch Roß zu ſehen; Die Hunde haben
von der Gefaͤhrd keinen Geruch, oder
Atomos, ſondern ſtatt deſſen die Naſe
voller Schnee, biß ſie verdrießlich werden,
und daruͤber zu Hauſe lauffen. Auf dem
Eiß jagen kan man ſich leichte Rech-
nung machen, was daſelbſt leicht fuͤr
Schaden zu nehmen, wie man Arm o-
der Bein zerbrechen, wenigſtens doch
ſtuͤrtzen, und dem Pferde Schaden zu-
ſtoſſen kan. Die Hunde kennen eben-
falls keine Witterung haben, wohl aber
gleiten, und ſich verrencken. Es moͤch-
te zwar wohl mancher einwenden, daß
das Wild auf dem Eiß leicht ausgleite,
und dahero am beqvemſten zu fangen ſey;
Dem diene aber hinwiederumb zur
freundlichen Nachricht, daß es nicht wohl
jaͤgeriſch ſtehen wuͤrde, das Wild alſo in-
fam
umbzubringen; Halte alſo die be-
qvemſte Zeit zu dem Par Force-Jagen,
wann das Wild geſetzet hat und die Kaͤl-
ber in etwas erwachſen, mit dem Thiere
weichen, der Hirſch aber ſein Gehoͤrn ge-
worffen, und wieder auffgeſetzet, alsdañ,
ob er ſchon noch nicht geſchlagen, halte ich
doch dafuͤr, daß biß zur Brunfft die be-
ſte Zeit zu forciren ſey, maaſſen, wie an-
faͤnglich gedacht, zu ſolcher Zeit die feiſten
oder guten Hirſche alleine ſich beſonders
austheilen, und von den andern ſepari-
ren; Jn der Brunfft aber bey vielen
Wildpraͤth ſchwerlich von dem Hauffen
zu trennen, auch einen heßlichen Geſtanck
haben; Nach der Brunfft aber, weil ſie
mager, und dahero leichte die meiſten
entkommen, wiewohl auch oͤffters einige,
weil ſie abgemattet, gefangen werden.
Jm ſpaͤthen Herbſt machet der ſtarcke
Froſt eben auch an der Faͤhrd keine ge-
ringe Verhinderniß. Was andere Im-
pedimenta
oder Verhinderniſſe, die
Jagd-Luſt zu verderben, mehr vorfal-
len, davon habe ich kurtz vor dem teut-
ſchen Haupt-Jagen die Anzeigungen,
und Urſachen gemeldet, wohin ich mich
beziehe. Nicht wenig verhindern auch
und opprimiren den Geruch der Gefaͤhr-
de des Fruͤhlings die aufſteigende ſtarck-
riechende Qvellen und Kraͤuter, und des
Herbſts die harten Froͤſte; Auch beneh-
men die Mittags- und Mitternachts-
Winde den Geruch der Gefaͤhrde, daß
die Hunde den Wechſel nicht halten, noch
jagen koͤnnen; Man kan auch ihren
Lauth nicht wohl hoͤhren. Wann nun
unſer auffgeſprengter Hirſch von den
Hunden etwan ein Paar tauſend Schritt
forciret und recht durchhitzet iſt, wird
ihm ſodann gleich ſofort aͤngſtiglich, da-
von er noch mehr fluͤchtiger wird und ſein
gantzes Vermoͤgen, umb ſich zu ſalviren,
daran ſtrecket, wodurch er nicht alleine
ſich aus dem Athem lauffet, und die Ge-
faͤhrd groß machet, ſondern auch, weil er
durch und durch erhitzet worden, denen
Hunden, in ſeiner Gefaͤhrd, einen zehen-
fach vielmehr, und ſtaͤrckern Geruch, als
die Hunde von andern ſchwachen kalten
Faͤhrden haben koͤnnen, verurſachet.
Und muß der Jaͤger derer Hunde ihre
erſtere allzu groſſe hitzige Begierde an-
faͤnglich vorbey laſſen, ihnen den Hirſch
zu forciren gemaͤhlig uͤberantworten,
damit die Hunde den Hirſch vorhero ſich
recht wohl imprimiren koͤnnen, und de-
ſto beſſer behaupten moͤgen, auch deswe-
gen anfaͤnglich nicht gar zu offt und viel
blaſen. Dieweiln nun wohl bekant, daß
ein Hirſch vielleicht wohl moͤgte wieder-
umb dahin lauffen, woher er gekommen,
oder gewechſelt, oder einen Wiedergang
im Gedickigte vornehmen, abſpringen,
ſich verkriechen, oder druͤcken, und alſo
die Hunde vorbey laſſen, muß demſelben
eyligſt vorgegriffen, und keine Zeit zu re-
ſpiri
ren gelaſſen werden, biß er wieder-
P p 3umb
[302]Fuͤnffter Theil/
umb den Hunden zu recht uͤberantwor-
tet wird; Und damit er nicht umbkehren
moͤge, muͤſſen zu beyden Seiten die an-
dern ſecundiren, damit ſie acht haben,
daß der Hirſch nicht abſpringe, einen an-
dern friſchen Hirſch auftreibe, und ſich
an deſſen Stelle druͤcke, oder unter die
andern melire. Die Jagd-Pagen, Ober-
Hunde-Knecht, und alle diejenigen Vo-
luntairs,
ſollen der Jagd folgen, und die
zuruͤckbleibende langſame Hunde ſamm-
len, und zum Hauffen bringen helffen.
Auch ſollen die zu Pferd, da ſie uͤber ei-
nen Weg kommen, woruͤber der Hirſch
paſſiret, die Gefaͤhrde genau betrachten,
und im Jagen die Augen allzeit nach
dem Boden richten, ob es auch noch
wuͤrcklich ihr erſterer Hirſch ſey, ſich deſ-
ſen im Nothfall zu bedienen, und die
Hunde, daferne ſie an den unrechten ge-
rathen waͤren, wiederumb an den vo-
rigten zu bringen, wodurch ſie endlich
mercken, daß ſie unrecht geweſen, und
den vorigten Fehler mit deſto groͤſſerer
Begierde gern verbeſſern wollen. Wann
nun die erſtern abgelaſſenen Hunde nach
der Relais oder Vorlage kommen, und
bereits muͤde worden, der Hirſch aber
dennoch vorbey pasſiret, muͤſſen ſodann
von der Relais ſowohl friſche Hunde,
doch nicht ſogleich anfaͤnglich, ſondern in
etwas hernach gelaſſen werden, damit ſie
gleichfalls den Geruch des Hirſches ſich
wohl imprimiren, und dem Hirſch nach-
jagen koͤnnen: Der Piqueur muß aber
auch ein friſches Pferd ergreiffen, und
den Hirſch ferner zu forciren, begierich,
doch bedachtſam nacheylen. Es ſollen
auch nur allein diejenigen, ſo nahe hinter
denen erſtern Hunden reithen, umb ſie
damit zu encouragiren, blaſen; Die letz-
tern aber, oder die auf der Relais, ob ſie
auch ſchon den Hirſch anſichtig wuͤrden,
ſollen nicht blaſen, dann dieſes Alarm die
Hunde nur confundiren wuͤrde. Wann
nun der Hirſch an einen flieſſenden
Strohm kaͤme, muß der Jaͤger genau
obſerviren, ob er wuͤrcklich hindurch oder
daran auffwaͤrths oder Unterwaͤrths
geſetzet habe, und wo er eigendlich ſeinen
Kopff hingewendet, alsdann ſofort ne-
ben dem Waſſer lang reithen, die Hun-
de mit Blaſen und Schreyen herbey ruf-
fen, und ihnen weiſen, und laut zuſchrey-
en, daß der Hirſch ins Waſſer geſetzet,
welches er etwan an denen am Ufer han-
genden Zweigen, Schilff, oder Graß,
Holtz, oder einem Stein, ob ſolches alles
trocken oder naß beſprietzet worden,
wahrnehmen kan: Die andern zu Pferde
reithen zu beyden Seithen des Waſſers,
doch nicht zu nahe am Ufer, weil der aus-
geſprengte Hirſch auf 10. biß 12. Schritt
lang mit ſeiner naſſen Klaue keinen Ge-
ruch in ſeiner Gefaͤhrd laſſen kan. Wann
der Hirſch etwan in einen Teich oder See
geſprungen, muͤſſen die Hunde ja nicht
zu ihm hinein gelaſſen werden, denn er
dieſelben entweder mit dem Gehoͤrn ſtoſ-
ſen, oder mit den Laͤufften ſchlagen moͤg-
te, davon die Hunde bloͤde, und gaͤntzlich
verderben wuͤrden, ſondern, weil er vor
Muͤdigkeit ſeine Retirade zum Waſſer
genommen, muß ihm lieber darinnen
Zeit gelaſſen werden, biß er wiedeꝛ von ſich
ſelbſt heraus gehe, auch hierdurch den er-
hitzten Leib, Flaͤchſe, Nerven und Adern,
ſchaͤdlich erkaͤltet, und davon verſchlagen
hat, oder ſteiff geworden, da man dann
ihm deſto beſſer, wann er wieder heraus
gegangen, ſeinen Vorgrieff wieder neh-
men, und ferner jagen, auch, weil er,
wie gedacht, ſteiff, und zur fernern Flucht
untuͤchtig geworden, gar leicht vollends
forciret, und geſtuͤrtzet werden kan.
Wann ihn nun die Hunde gegriffen, o-
der an einem Graben, Hecke oder derglei-
chen ſtaͤndig gemachet, muß der Jaͤger
herzu reithen, ihm mit dem Hirſch-Faͤn-
ger von der Seite nach dem Hertzen den
Fang zu geben, welches gebraͤuchlich, und,
wenn er noch Kolben hat, auch practica-
b
el iſt; Jm Fall er aber das Gehoͤrn
vollkommen hat, und Gefahr zu beſor-
gen, muß denen Hunden anzugreif-
fen, und niederzuziehen zugeſchrien,
oder die Flaͤchſen der Hintern-Kaͤulen, die
ſo genannte Heſſen abgehauen werden,
damit er ſich nicht ſtellen, und ſtoſſen koͤn-
ne. Wann der Hirſch todt, muß es mit
dem Blaſen ins Horn kund gemachet,
der Halß und Gurgel geoͤffnet, und de-
nen jungen Hunden alſo warm ihr Ge-
nuͤß gegeben werden; Jndeſſen loͤſet
man des Hirſches rechten Vorder-Laufft
ab, dergeſtalt, daß man die Haut erſtlich
abloͤſet, hernach zwiſchen der groſſen
Flaͤchſe und Klaue einen halben Fuß
auffſchlitzet; Darnach ſondert man die
Haut von der Roͤhre biß an das unter-
ſte Gelencke, wo die Ober-Klauen ſind,
ab, ſchneidet die Haut drey Finger breit
auff, daß man die Hand durchſtecken
kan, loͤſet das Gelencke vom Lauffe ab,
und uͤberreichet ſolches dem Ober-Jaͤger-
Meiſter, oder Commandeur der Jagd,
der
[303]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
der ſolches ſodann dem Koͤnige uͤbergiebt.
Der Jagd-Juncker, welcher die letzte
Relais gehabt, muß den Wagen, und
Hirſch ins Jagd-Quartier zu bringen,
herbey ſchaffen, da indeſſen der Beſuch-
Knecht den Hirſch bewachen muß: Jn-
deſſen blaſen die andern alle mit den
Hunden zum Abzuge, die unterwegens
etwan aus Muͤdigkeit nieder gelegte und
zuruͤckgebliebene Hunde nach Hauſe zu
bringen, und in das Jagd-Quartier zu
fuͤhren, da dann diejenigen Pferde oder
Hunde, ſo etwan aus Muͤdigkeit verfan-
gen oder verſchlagen haͤtten, allenthal-
ben uͤber und uͤber mit Vorlauff oder
ſtarckem Brandewein eingerieben und
beſchmieret, oder ihnen im aͤuſerſte Noth-
fall durch Aderſchlagen geholffen werden
muß. So nun der Jagd-Juncker den
Wagen gebracht, und den Hirſch auff-
laden laſſen, wird der Hirſch nach dem
Jagd-Quartier in Begleitung des Be-
ſuch-Knechts gefuͤhret, allwo er abgela-
den und auff einen gruͤnen Platz geſtre-
cket wird. So bald er nun angekom-
men, muͤſſen ihn die Hunde-Knechte auf-
brechen und auswerffen, da indeſſen
zwey Hunde-Knechte im Stall acht auff
die Hunde haben muͤſſen, daß ſie nicht
ſchreyen oder ſich unter einander beiſſen,
weil die Hunde von dem Hirſch Wind
haben koͤnnen; Die andern ſtrecken den
Hirſch mit untergeſtuͤtztem Gehoͤrn auff
den Ruͤcken, loͤſen die Haut von der
Droſſel, biß an den Zain, und fangen
an, an dem rechten Vorder-Lauff, wie
gebraͤuchlich, die Haut zu zerwircken,
und beduͤrffenden Falls auff Erforde-
rung zu zerlegen; Wie ich hiervon be-
reits ausfuͤhrlicher in der teutſchen Be-
ſtaͤttigungs-Jagd gemeldet; Das Hertz,
Lung und Leber gehoͤhret den Leith-
Hunds-Knechten, als ihr Recht, wel-
ches dem Leith-Hund, umb denſelben
deſto begiericher zu machen, nachdem er
an das Hirſches Kopff und Gehoͤrn ge-
fuͤhret worden, gegeben wird. Der
rechte Vorder-Bog gehoͤhret demjenigen,
ſo den Hirſch beſtaͤttiget, und hetzen laſ-
ſen, der andere Bog gehoͤhret dem Jagd-
Juncker; Die innerſte Nieren-Braͤth-
gen gehoͤhren allein dem Koͤnig: Der
Zimmel kommt dem Ober-Jaͤger-Mei-
ſter; Der Ruͤck-Brathen dem Jagd-
Officier; Der Halß und Kopff den Hun-
de-Knechten und das Gehoͤrn oder
Hirſch-Geweyhe dem Koͤnig zu. So-
bald der Hirſch erleget, ſoll allſofort der
Schweiß, ſo warm er nur zu bekommen,
in einen Eymer aufgefangen, mit war-
mer Kuh-Milch vermiſchet, darnach der
Wanſt und Geſcheide gereiniget und ge-
waſchen, alles zu kleinen Stuͤcklein ge-
ſchnitten, darunter Brod, Miltz und Le-
ber, unter einander mit dem Schweiß
vermiſchet und geruͤhret werden. Wann
alles fertig, und dem Commendeur der
Jagd berichtet wird, ſo gehet dieſer im
Gefolge ſeiner Subalternen und anha-
benden Hoͤrnern zu dem Ober-Jaͤger-
Meiſter, da dann derſelbige in Svite der
Jaͤgerey zu dem Koͤnig gehet, denſelben
zu befragen, ob Jhro Maj. geruhen
wolten, dem Genieß des Hirſches vor
die Hunde beyzuwohnen. Wann es nun
dem Koͤnig beliebig, und er hingehet, ſo
folget der Ober-Jaͤger-Meiſter und die
gantze Jaͤgerey hinter ihme nach; So
balde ſie an den Stall kommen, gehet
der Ober-Jaͤger-Meiſter voran, laͤſt ſich
von dem Ober-Hunde-Knecht ein Paar
Spießruthen geben, und uͤberreichet ei-
ne darvon dem Koͤnig, die andere be-
haͤlt er vor ſich. Vor die Printzen und
andere Hohe Miniſters uͤberreichet der
Jagd-Juncker dieſelben. Hierbey iſt
notoriſch zu obſerviren, daß alle Hand-
ſchuh von Hunde-Knechten confiſciret
werden. Derjenige, ſo den Hirſch gehe-
tzet, ſtellet deſſen Gehoͤrn vor ſich, hinter
das Genuͤß der Hunde; Hinter dieſen
nun tritt der Koͤnig, und ſo es ihme be-
liebig, gehoͤret ihme zuerſt zu blaſen,
dann der Ober-Jaͤger-Meiſter, und die
andern Officiers, und allerſeits ſaͤmbtli-
che Jaͤgerey-Bediente; Dann oͤffnen die
Knechte, wann das Genuͤß auf die Haut
und gruͤnen Platz ausgeſchuͤttet, den
Stall auff einmahl, laſſen die Hunde
nach dem Genuͤß heraus lauffen; Da
ihnen dann, als ob ſie jagen ſolten, von
hellem Halß zugeruffen, und die junge
Hunde mit Namen genennet, die Seiten
geſtriechen, und mit der Hand geliebet,
und alſo mit blaſen und ſchreyen conti-
nuir
et wird, biß alles auffgezehret wor-
den. Oder daferne der Koͤnig den Hirſch
gantz preiß denen Hunden geben wolte;
So werden dennoch die Knochen und
Roͤhren davon ſepariret. Wann nun
alles verzehret, wird zum Abzuge ge-
blaſen, und die Hunde in guter Ordnung
wiederumb nach dem Stall gefuͤhret.
Dieſes iſt nun alſo die Par Force-Jagd,
davon
[304]Fuͤnffter Theil/
davon viele Autores ſowohl alter, als
neuer Edition in verſchiedenen Sprachen
heraus gegeben worden, worvon ich nur
dem geneigten Leſer kuͤrtzlich den Extract
zeigen wollen, weiln mir davon ex pro-
feſſo
zu ſchreiben, als einem teutſchen Jaͤ-
ger nicht zukommet, auch hiervon keine
zulaͤngliche oder ausfuͤhrliche Wiſſen-
ſchafft habe. Dieſes aber, wie ich muth-
maſſe, wird wohl meiſt in ebenen flachen
Feldern, keines weges aber allenthalben
in Gebuͤrgen zu practiciren ſeyn.


Von einer Waſſer-Jagd.


Nun muß ich wiederumb auf unſe-
re teutſche Jagd kommen, und einer Waſ-
ſer-Jagd gedencken. Solche Jagd ge-
ſchiehet mit Treiben und Abjagen, wie
beym Haupt-Jagen bereits gemeldet
worden, alles von Wort zu Wort, nur
anderſt nicht, als daß der Laufft ein
Waſſer-Teich oder mittelmaͤſſiger
Strohm ſey, wodurch das Wildpraͤth
gejaget werden muß; Auf der Mitten,
wo es ſeyn ſoll, wird auf Schiffen ein
Schirm vor die Herrſchafft mit Straͤu-
cher geſetzet, und ins Waſſer geanckert;
Die Tuͤcher aber, durch Kaͤhne uͤber
den Strohm gefahren, und auf groſſe
ſtarcke Stangen, worauf oben Haacken
gemacht, dergeſtalt die Ober-Leine oben
auffgehoben, daß das Tuch knapp uͤberm
Waſſer mit der Unter-Leine liege. Die
Wind-Leinen werden auch an groſſe
Pfaͤhle, ſo ins Waſſer geſchlagen, uͤberm
Waſſer innewendig oder auswendig, wie
gebraͤuchlich, angebunden. Wann nun
im Jagen die Hunde das Wild heraus
bringen, zwingen ſie das Wild durchs
Waſſer zu ſchwimmen, welches eben auch
anderſt nicht, als gepuͤrſchet und von der
Herrſchafft geſchoſſen, darnach, ſo es todt,
in Kaͤhnen gehohlet, und ans Land ge-
ſtrecket wird. Dieſes machet nun noch
eine anmuthigere Vergnuͤgung; Wann
das Wild durch das Waſſer ſchwimmen,
ſetzen und ſpringen muß, ſo bey hellem
klarem Wetter noch einmahl luſtiger an-
zuſchauen iſt, zumahlen wann das Wild
ſortiret worden, und einen Tag roth
Wild, den andern Tag ſchwartz Wild
vorgejaget wird; Damit nun die Tuͤcher
uͤber dem Waſſer nicht naß werden, muͤſ-
ſen hierzu gewiſſe Holß-Floͤſſe von Zim-
merbaͤumen an einander verbunden
werden von 5. biß 6. Baͤumen, welche a-
ber auswendig kommen muͤſſen, damit
die Stell-Leute auswendig koͤnnen den
Zeug ſtellen, heben und abwerffen, das
Wildpraͤth aber innewendig nichts zum
Aufffuſſen finde; Vor allen Dingen aber,
muͤſſen dieſe Floͤſſe feſte wider den Strom
wohl veranckert und verwahret wer-
den, ſonſt iſt alles vergebens, und koͤnte
leicht, zumahl bey groſſem Strohm, aus
einer Luſt der Herrſchafft groſſes Un-
gluͤck wiederfahren, bey welchem allen
groſſe Vorſichtigkeit gebrauchet werden
muß. Sonſten iſt annoch bey der Waſ-
ſer-Jagd zu obſerviren noͤthig, daß, wann
ſolche auf einem groſſen Strohm geſche-
hen ſoll, an die Netze groſſe Gewichte ge-
machet werden muͤſſen, die unterſincken,
und die Netze anhalten, oben aber wer-
den dieſe an Faͤhren angemachet, damit
alſo nichts von Wildpraͤth unten durch-
kommen kan; Auff Teichen, wo Bruͤ-
cken gebauet ſind, hat man die Netze un-
ter dem Waſſer nicht noͤthig, ſondern
es werden daſelbſt dieſelben auff den
Bruͤcken an die Tuͤcher angeſtellet; Wel-
ches alles die Gelegenheit des Ortes beſ-
ſer an die Hand geben wird, und kan
man hiervon nichts gewiſſes ſchreiben.


Von einem Netz-Jagen.


Nachdem nun mit den Tuͤchern zu
Ende gekommen, und deren unterſchied-
liche Stellungen beſchrieben habe; So
folget nun das Netz-Jagen, welches wohl
eine der aͤlteſten Jagd-Gebraͤuche iſt.
Hier wird das Wildpraͤth erſtlichen ent-
weder mit Beſuch des Leith-Hundes,
oder durch Reiff- oder Thau-Schlag,
Schnee, weiche Spuhr-Wege, oder an-
dere Kenn-Zeichen geſpuͤhret, vorgegrief-
fen, und eingekreiſſet; Darnach werden
auch dem Wind entgegen die Netzen an-
gebunden, und von beyden Fluͤgeln ab-
gefuͤhret, rund herumb zugeſtellet, doch
das
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[figure]

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[][305]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
daß die Furckeln innewendig im Jagen
an den Netzen ſtehen, ſolche abfallen und
fangen koͤnnen; Darauff werden auff
einem Qver-Fluͤgel etliche Netze durchge-
ſtellet, daß zwey Jagen daraus werden;
Sodann die Jagd-Hunde in dem einen
Fach geloͤſet, und zum herumb jagen
angetrieben; Was dann fluͤchtig iſt, faͤl-
let in die Netzen, worinnen es entweder
lebendig gefangen, und in die Kaſten ge-
than, oder mit dem Genuͤckfang erleget
wird. Wann das eine Fach leer worden,
muß das andere auch gejaget, und auf
dem Qver-Fluͤgel umbgefurckelt werden.
Nach geendigter Jagd werden die Jagd-
Hunde angekuppelt, des Wildpraͤth auf-
gebrochen, und die Netzen auffgeladen,
und abgefuͤhret. Solches geſchiehet mit
Hirſch-Netzen, und Sau-Garnen eben
ſowohl, als mit Wolffs- oder Kuppel-
Netzen, Reh- und Haſen-Netzen: nur
daß die groſſen gefuͤhret, die letztern aber
getragen werden. Eine ſolche Stallung
wird, ſo viel moͤglich, fanghafft geſtellet,
daß die Netzen abfallen koͤnnen, worin-
nen ſich das Wildpraͤth verwickeln muß.
Es werden dergleichen Stallungen ſehr
viel in einem Wald, nachdem viele oder
groſſe Dickigte und Behaͤltniſſe ſeyn, nach
der Anzahl ſolcher Netzen und deren Umb-
fang mit Stell-Fluͤgeln gehauen: Jn
welchen Stallungen nun etwas vermer-
cket oder geſpuͤhret wird, daſſelbige wird
alsbald mit Netzen umbſtellet, und dar-
innen das vermuthete Wild gefangen;
Dieſes wird nicht allein mit Hirſchen und
Schweinen, wie gemeldet, ſondern auch
mit der Wolffs-Jagd, und mit Reh,
Fuͤchs und Haſen alſo gehalten. Vor
allen Dingen muͤſſen die Netzen mit ih-
ren Schlag-Leinen in gleicher Linie ge-
ſtellet werden.


Von der Schwein-Hatz.


Weil nunmehro die Hirſch-Jagd
vorbey, ſo nehme billig die Schwein-Hatz
vor die Hand. Es werden aber die
wilden Sauen, wann ſie von Eichel-
und Buch-Maſt feiſt geworden, im Herbſt
und Winter, wann ſie herumb wandern,
am beſten geſpuͤhret. So man nun ein
Schwein gekreyſſet, und ſelbiges im Be-
zirck hat, muß man umbher nach dem
beſten Lauff-Platz ſehen, auch wahrneh-
men, wo es mit dem Kopff zu liege, oder
ſeine Ausflucht nehmen werde. Wo nun
ein Bruch oder Moraſt nahe lieget, da
muͤſſen die Tuͤcher-Lappen vorkommen,
wo es aber hinlauffen moͤgte, da muͤſſen
die leichte Cours-Hunde, und andere beiſ-
ſige Sau-Ruͤdden auff die Huth geſtellet
werden, damit, wenn es ſich auff die Seite
wendet, und vorbey ſpringen will, man
es mit denſelbigen hetzen koͤnne; Die ſchwe-
ren Engliſchen Hunde hingegen, welche
zum Theil wegen ihrer Schoͤnheit geſcho-
net und mit Pantzern oder Jacken be-
ſchirmet ſind, werden von weitem geſtel-
let: Der Jaͤger, und die er bey ſich hat,
muͤſſen alle zu Pferde ſeyn, und gute
Hirſchfaͤnger bey ſich haben. So nun
der Sau-Finder, ſo hinein gelaſſen wor-
den, vorſtehet, und das Schwein anbel-
let, wird es wohl heraus fahren, ſo es
aber nicht wolte, muß ein maͤßiger Sau-
Ruͤdde an daſſelbe geſchicket werden: So
bald das Schwein ausreiſſet, ſchreyet der
Jaͤger auff die, ſo die Huth haben: hab
acht;
So es vorlaͤufft: hetz zu, hetz zu. So
dann wird es von leichten Hunden gehe-
tzet, die es bald ankriegen, herumb ruͤ-
cken, und, ob es ſchon wieder fortlaͤufft,
dannoch dadurch muͤde machen, und
auffhalten; Offte ſchlaͤget es auch die
beſten Hunde lahm, und zu Schanden,
biß die ſchweren Hunde zu Huͤlffe kom-
men, ſolches anpacken, und zu beyden
Seiten an den Ohren halten, daß ſichs
nicht ruͤhren kan; Worbey der Jaͤger
zu Huͤlffe kommt, ſo mit dem Hirſchfaͤn-
ger abſitzen, und einen Fang geben muß;
Dann wann er vom Pferd mit der Pi-
ſtohl ſchieſſen wolte, wuͤrde er wohl das
Schwein fehlen, und die Hunde treffen;
Stuͤnde auch ein wenig verzagt, und waͤ-
re nicht jaͤgeriſch: Und weil man nicht
leicht durchbohren kan, muß der Fang
unterm Vorder-Blatt geſchehen. Die-
ſes iſt auch eine ſehr luſtige Jagd; Wer
aber Schweins-Koͤpffe haben will, muß
Hunde-Koͤpffe daran wenden; Weiln
viele lahm oder gar todt geſchlagen wer-
den. Und gehoͤret hierzu gute Vorſich-
tigkeit; Dann oͤffters der Jaͤger auch
was darvon bekommt, und nicht gar
verſchonet bleibet. Einige haben an der
Q qHunde
[306]Fuͤnffter Theil/
Hunde Halß-Baͤnder hellklingende Zim-
beln oder Schellen, wie am Zeug eines
Schlitten-Pferdes, damit das Schwein
umb deſto furchtſamer in die Flucht ſprin-
gen und ſich nicht zur Wehre ſtellen moͤ-
ge, welches man probiren koͤnte.


Von der Wolffs-Jagd.


Damit dieſe ſchaͤdliche Raub-Thiere,
welche nicht allein wilden, ſondern auch
zahmen Thieren, ja wohl gar Menſchen
Schaden thun, wie Jedermann bekant
iſt, vertilget und ausgerottet werden
moͤgen, hat man bey gefallenem Schnee
des Winters allenthalben in denen Waͤl-
dern anzuordnen, daß, ſobald ein Neu-
ling oder friſcher Schnee gefallen, alle
umb der Gegend der Waͤlder nahe woh-
nende Forſt- und Wild-Meiſter, und
deroſelben untergebene Foͤrſter, Schuͤ-
tzen und Fuß-Knechte, ingleichen auch
die Pech- und Theer-Brenner, Ziegel-
Streicher, und Glaß-Maͤnner, oder
Hammer-Knechte, ein Jeder ſeinen
Spuhr-Gang auf die Wege und Fluͤgel
abſonderlich vornehme, ſich an gewiſſe
Orte wegen der Zuſammenkunfft be-
ſcheiden, und, was ein Jeder geſpuͤhret
und geſehen, einander melden, ſodann
ferner zu dem Forſt-Meiſter gehen, und
ein Jeder ſeinen Bericht abſtatten, ob
nehmlich etwas da ſey, oder nicht, und
ihm darbey ſein Bedencken, wie
demſelben beyzukommen, anzeigen.
So bald nun einige Woͤlffe, und deren
Auffenthalt gemercket werden, wird als-
bald in allen Doͤrffern gelaͤutet, umb die
Bauern heimzuruffen, darauff Mann
vor Mann, mit Hinterlaſſung ihrer Ar-
beit, bey Straffe gehen muͤſſen; Sogleich
wird auch der Wolffs-Zeug angeruͤcket,
die Netzen, wie vorgemeldet, abgelauffen,
und geſtellet; Weil aber bey ſtarckem
Froſt die Loͤcher zun Furckeln nicht mit
Hacken oder Buͤcken zu machen, weil
ſolches bey gefrorner Erde zu ſehr ſchal-
len, die Woͤlffe es hoͤhren, und aus-
reiſſen moͤgten; So werden ſolche mit
einigen ſchon vorhin angewieſenen Froſt-
Bohrern gemacht: Die Haacken und
Hefftel an die Baͤume gebunden, und
in aller Stille geſtellet. Wann nun al-
les parat und fertig iſt, werden die Zu-
treiber allerſeits angeſtellet, vom rechten
Fluͤgel durch ein Huͤfft-Horn ein Zeichen
gegeben, und von dem lincken geantwor-
tet; Die Treiber aber werden mit drey
Trommeln eingetheilet, und wann die
ſich geruffen, ſo gehet das Treiben mit
vollem Geſchrey und Allarm ſchlagen an,
und immer auff die Netzen fort, und
wird drey biß viermahl hin und wie-
der getrieben, ehe es auffhoͤret: So wer-
den auch ſtarcke Schaͤfer- oder Fleiſcher-
Hunde oder andere Bauer-Ruͤdden zum
Auffſuchen hinein geloͤſet. Was nun
von ſolchem Tumult aus Furcht in die
Netzen gezwungen wird, das fangen die
Bauern mit Eyſen, oder ſchlagen ſolche
aus groſſen Freuden mit Aexten u. Kaͤu-
len todt: Die Baͤlge derer Raub-Thie-
re bekommt allerſeits der Jaͤger-Meiſter,
welche deſſen Accidens ſind. Gleicher
geſtalt, wann Luchſe mit im Jagen ſind,
kommen ſolche mit dieſer Gelegenheit
auch in die Netze; Weil ſie aber meiſtens
in Gebuͤrgen auff Stein-Waͤnden ihren
Wandel und Gaͤnge haben, werden ſie
in denen bereits beſchriebenen Schlag-
Baͤumen gefangen oder geſchoſſen; Man
findet aber hier zu Lande wenig: Wah-
renden Wolff-Jagens bekommt die Jaͤ-
gerey ihre Ausloͤſung von der Herrſchafft.
Es wird oͤffters nach einem Wolff vier
wochen geſtellet, ehe er gefangen wird.


Von der Reh-Fuchs- und Haſen-Jagd.


Dieſes iſt bey denen von Adel die ge-
woͤhnlichſte Jagd, welche ihnen meiſtens
erlaubet iſt. Es wird auch ſonſten die
Niedere Jagd genennet; Wiewohl ſie
theils
[307]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
theils Orten das Reh ſchon zur Mittel-
Jagd rechnen wollen. Zu ſolcher Jagd
wird ebenfalls, nach vorhero beſchriebe-
nem Netz-Jagen auf ſolche Art in Bruͤ-
chen, Moraͤſten oder kleinen Buͤſchen,
mit leichten Netzen eine Stallung umb-
ſtellet, und die Reh durch Treiben, oder
Jagd-Hunde in die Netze zum fangen
gejaget; worinnen ſie entweder lebendig
gefangen, in Kaſten gethan, und nach
einem Thier-Garthen gefuͤhret werden;
Oder man giebt ihnen den Nuͤckfang,
und liefert ſolche nach Hoffe; Weil aber
ſowohl die Ruͤcken, als Boͤcke in die
Netze lauffen, thut ein Weydemann
wirthlicher, wann er bey einer Ruͤcke die
Boͤcke wegſchieſſet, weil die Ruͤcke ſich al-
lezeit einen andern Bock hohlet, und da
ſie ſolcher Gelegenheit kundig iſt, wird ſie
nicht leicht ſich weg begeben; Sie halten
ſich gerne in Brombeer-Straͤuchern auf
Die Fuͤchſe wollen nicht gerne in die Ne-
tze, und ſind ſo liſtig, daß ſie auf einen
Windbꝛuch oder hohen Stamm, und kur-
tzen knorrigten Struͤmmel ihre Flucht
nehmen, und denen Hunden unter ſich
zuſehen; Wo ſie ſonſt nicht einen Dachs-
Bau, oder ander Loch finden koͤnnen hin-
ein zu ſchlupffen, werden ſie dennoch de-
nen Jagd-Hunden viel krumme Spruͤn-
ge machen; Ja ſie pflegen, wann ſie Zeit
haben, an die kleine Netze mit dem
Schwantz zu ſchlagen, daß ſie abfallen
und ſie daruͤber kommen koͤnnen, oder
durchwuſchen die Wechſel: Muͤſſen ih-
nen alſo die Hunde keinen Frieden laſſen.
Die Haſen hergegen, ob ſie wohl von
kurtzen Wendungen in der Angſt ſich al-
lenthalben zu retten ſuchen, fallen doch
eher ins Netz, ſie werden aber mit Ne-
tzen-Jagen gar zu ſehr vertilget, und
werden dahero lieber durch Klopff-Ja-
gen geſchoſſen, oder auf flachen ebenen
Feldern mit Wind-Hunden gehetzet;
Und weil ſie hinten hoͤher, als vornen,
lauffen ſie allezeit Berg an, wie ſolches
hetzen faſt Jederman genungſam bekant
iſt, worauf theils von Adel viel aufwen-
den, und groſſe Unkoſten wagen.


Von Wind-Hetzen.


Das Fuͤchs- und Haſen-fangen ge-
ſchiehet nicht allein durch Jagd-Hunde,
ſo dieſelben aufſuchen, um ſolche im Lauf-
fen oder en courrant mit Schroth zu
ſchieſſen, oder mit Garnen und Netzen
zu fangen, oder auch mit Falcken und
Habichten zu baitzen, oder gar mit
ſchimpfflichen Gruben-Fallen oder
Schleifen zu wuͤrgen; Sondern es iſt
das Windhetzen auch hierzu am loͤblich-
ſten. Wann nun ſolches Wind-Hetzen
zu rechter Zeit geſchiehet, ſonderlich im
Herbſt nach eingebrachten Feld-Fruͤch-
ten, da man der lieben Saat nicht mehr
Schaden thun kan, mag es wohl vor ei-
ne Adeliche angenehme Motion pasſiren,
ſonderlich wo eine ſchoͤne ebene Gelegen-
heit vorhanden iſt. Und prævaliren
hierinnen in Thracien die Tuͤrcken un-
gemein vor allen andern Nationen, all-
wo ſie vortreffliche Wind-Hunde haben,
auf ihren groſſen flachen Feldern die Ha-
ſen und Fuͤchſe zu hetzen, darauf ſie ſich
mehr, als auf alle andere Jagden, mit
beſonderm Eſtim fleißig appliciren. Nicht
weniger ſind auch begierich hierauf die
Frantzoſen und Engellaͤnder, Schott-
und Jrrlaͤnder, Tartarn und alle Nor-
diſche Nationen, die uns Teutſchen hier-
innen beſchaͤmen, weiln ſie auch ohne
dieß uns mit ihren fluͤchtigen Pferden
weit vorkommen. Es geſchiehet aber das
Wind-Hetzen folgender maaſſen: Nem-
lich, man reithet zu Pferde, und hat ein
Paar Wind-Hunde am Hetz-Rie-
men, welcher mit einem Theil umb den
Halß gehaͤnget ſeyn muß, der andere
Theil wird durch die Ringe der Hunde
Halß-Baͤnder geſchoben, und vom Reu-
ther an der Schleife gehalten, ſobalde
man nun hetzen will, und das Ende fah-
ren laͤſſet, entledigen ſich die nachdrin-
genden Hunde ſelbſt und machen ſich frey,
dem Haſen nachzujagen, denen man auch,
wann der Haſe zuweit aufſtuͤnde, oder
man ſonſt nicht hetzen wolte, mit anhal-
tendem Stricke ihren Lauf einſtellen
kan. Wann dann ihrer etliche zu Pfer-
de im Felde in gerader Linie neben ein-
ander die Acker-Stuͤcken oder Feld-Be-
the durchreithen, und zuſehen, ob ſie dar-
zwiſchen einen Haſen im Lager ſitzen
mercken koͤnnen, und einer aufſtoͤſſet,
muß man ihm einen kleinen Vorſprung
Q q 2ver-
[308]Fuͤnffter Theil/
vergoͤnnen, darnach laͤſſet man von den
nechſten Strick-Winden ein Paar loß,
und reithet oder jaget einer oder zwey zu
Pferde hernach, die uͤbrigen bleiben in
ihrer Such, und alſo ſtreifet man ein
Feld nach dem andern durch, und wird
ein Strick-Hund nach dem andern loß
gelaſſen, nachdem es viel oder wenig
Haſen giebet, oder nach dem der Haſe
auf rechter, lincker, oder mittler Seite
auffſtehet. Theils Haſen ſind ſo argli-
ſtig, wenn ſie auffſtehen, daß ſie ſich ſtel-
len, als waͤren ſie krumm, die lauffen a-
ber meiſtens am beſten, wann ein Ha-
ſe, indem er auffſtehet, die Ohren auff-
recket und den Schweif auf den Ruͤ-
cken leget, oder damit wedelt, iſt es ein
gewiſſes Zeichen, daß er wohl und ſtarck
lauffen wird; Wo es noch dabey Gebuͤr-
ge und Wein-Gaͤrthen hat, laufft der
Haſe natuͤrlicher weiſe gerne Berg auf,
da er wegen der Laͤnge der hintern,
und Kuͤrtze der vordern Fuͤſſe, viel beſſer
fortkommen kan, als die Hunde, die da-
durch ſich bald abmatten, dahero etliche
einen Jaͤger zu Fuß mit einem Strick-
Hund oben bey dem Gebuͤrge, (wohin
die Haſen gewoͤhnlich ihre Retirade neh-
men, ob es zwar wohl nicht ſo gar red-
lich gefochten ſcheinet,) auffpaſſen laſſen,
ihme dieſen Paſſ abzuſtricken. Wann
feuchtes Wetter iſt, liegt der Haſe am
liebſten in den geackerten Feldern, ſich
in dem Graß und in der Saat nicht zu
benetzen, auch den Hunden den Lauff in
den weichen Aeckern, da ſie tief eintreten,
beſchwert zu machen, da er doch mit ſei-
nen leichten Fuͤſſen uͤberall fortkommen
mag; Doch iſt, ſoviel moͤglich, zu verhuͤ-
then, daß bey naſſem, windigtem uͤblem
Gewitter nicht zu hetzen geritten wer-
de, aber im Thau iſts darumb gut, weil
der Haſe nicht ſo weit, noch ſo leicht auf-
ſtehet, indem er nicht gerne naß wird,
daher er die Jaͤger naͤher auf ſich ankom-
men laͤſſet, und die Hunde werden durch
den friſchen kuͤhlen Thau deſto mehr er-
quicket. Wann ihnen die Hunde nahe
auf den Leib kommen, brauchen ſie
mancherley Argliſt, geben ſich in die
Waſſer, verbergen ſich, wann ſie Scha-
fe oder anderes Viehe finden, unter die
Heerde, ſuchen ihre Roͤhren, legen ſich
oͤffters in ſtaͤrckſten Lauff nieder, daß die
Hunde uͤber ſie ſpringen, ſchlieffen durch
die Zaͤune und Gehaͤge von einer Sei-
ten auf die andere, lauffen den geraden
Weg (wann die Hunde und Jaͤger vor-
bey,) wieder zuruͤck, und ſind dieſes die
luſtigſten Hetzen, wann ein Haſe nicht
gerade aus durchgehet, ſondern die
Hunde hin und wieder voppt, daß ſie ihn
bald vorwaͤrts, bald zuruͤck, bald ſeit-
waͤrts raunen, alſo, daß auch offter-
mahls das Frauenzimmer aus ihren
Caroſſen der Luſt mit genieſſen, und die-
ſer holdſeeligen Jagd mit Freuden zu-
ſehen mag. Es wiederfaͤhret auch oͤffters
dem Hetzer ein kleiner Weydemann,
wann das Frauenzimmer die Schuͤrtzen
umbkehret, oder die Handſchuh ver-
wendet anziehet, und dergleichen Super-
ſtitioſa
mehr machet, ja theils ſind ſo aber-
glaͤubiſch, daß ſie lieber umbkehren, wann
ihnen eine Magd oder ein alt Weib
mit Waſſer begegnet. Bißweilen ſpringt
der Haſe, wann er mitten unter den
Hunden iſt, uͤber ſie hinuͤber oder
ſchliefft ihnen bey den Fuͤſſen durch;
Wann ſie meynen, ſie haben ihn ſchon,
laͤufft er anderwaͤrts hinaus, und muͤſ-
ſen die Hunde erſt durch die reithende an-
gewieſen werden, wohinaus ſie lauffen
ſollen; Manchsmahl, wann die Hunde
nicht wohl gefaͤngich, oder gar zu hoch
ſind, ſtoſſen ſie zwar den Haſen, aber er-
greiffen ihn nicht, und kriegen an ſtatt
des Haſens nur ein Maul voll Haare,
und der Haſe gehet mit berupfftem Peltz,
und gantzer Haut immer fort; Man-
cher brafer Rammler, wann er die ab-
gematteten Hunde eine gute Weite hin-
ter ſich gelaſſen, ſitzet ſtille, macht ein
Maͤnnlein (wie es die Weydleut nen-
nen,) und ſiehet, wo ſeine Hunde bleiben,
als wolte er ſie auslachen, und ihnen
ihre Traͤgheit fuͤrwerffen; Und kommt
offt im Hetzen, daß der Haſe bald forn,
bald auf der Seiten, bald hinten, bald
mitten zwiſchen denen Hunden iſt, und
dannoch nicht gefangen wird. Wann
man will junge Hunde einhetzen, iſts am
beſten im Herbſt, da es junge heuer ge-
fallene Haſen giebt, die weder ſo ſchnell,
noch ſo liſtig ſind, als die alten. Das er-
ſtemahl muß man einen jungen Hund
mit zwey guten alten Hunden an einem
vortheilhafftigen Orte einhetzen, damit
er zum erſtenmahl nicht vergeblich lauf-
fe, denn dadurch wird er verzagt, und
ſowohl das Hertz, als die Begierde verlieh-
ren, ſo anfaͤnglich zu verhuͤthen iſt. Die
Weiblein von den Haſen ſind viel liſtiger
und verſchalckter, als die Maͤnnlein,
zweiffels
[309]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
zweiffels ohne, weil ſie auch nicht ſo ſtarck
lauffen koͤnnen; Dahero wenden ſie ſich
immer kurtz von einer Hand zur andern,
und machen durch vielfaͤltiges Raunen
die Hunde muͤde und verdroſſen, die ſtar-
cken geſchwinden Rammler aber, ſonder-
lich wann ſie einen harten Fahrweg fin-
den, lauffen gerade fort; Thal ab lauf-
fen ſie nie, als gezwungen, werden auch
alſo leichtlich gefangen, weil ſie, wegen
der hintern langen Fuͤſſe, uͤber und uͤber
purtzeln, und nicht lauffen koͤnnen. Jm
Winter, wann es hart gefroren iſt, ſoll
man Vormittags nicht hetzen, dann die
Hunde lauffen ſich auff, und verderben
ſich offt auf einmahl ſo uͤbel, daß man ſie
hernach in viel Wochen nicht brauchen
kan. Mir iſt von einem guten Freund,
und erfahrnen Hetzer vor glaublich hin-
terbracht, und als ein Arcanum gelernet
worden, wann man den jungen Wind-
Hunden, wann ſie noch an der Mutter
waͤren, die Spitzen von ihren Klauen
abſchnitte, ſolten ſie ſich im Alter her-
nach nicht leicht wund lauffen, ſondern
wuͤrden hartlaͤuffig, und koͤnten im lauf-
fen alle andere Wind-Hunde auslauf-
fen. Auch ſoll man nicht hetzen bey wei-
chem Wetter, weil der Haſe leicht iſt, und
uͤber die tiefen weiten Felder wohl kom-
men kan, die Hunde aber tief hinein fal-
len, zu geſchweigen, daß zu ſolcher Zeit
in der Saat groſſer Schade geſchiehet.
Wann die Hunde einen harten weiten
Lauff gethan, und endlich den Haſen ge-
fangen haben, muß man die Hunde in
der Mitte uͤber ſich auffheben und ritteln,
daß ihnen das Gebluͤth vom Hertzen kom-
me. Wann man junge Hunde einhe-
tzet, muß einer zu Pferde allezeit nahend
hinter ihnen ſeyn, damit ſie nicht, wo ſie
lang allein bey dem Haſen bleiben, ihn
zerreiſſen und freſſen lernen, welches ein
heßliches Laſter, und ihnen hernach hart
abzugewoͤhnen iſt, und ſoll man die ab-
geſtraufften Haſen-Baͤlge denen Hun-
den nie vorgeben, dann darmit gewoͤh-
nen ſie ſich die Haſen zu zerreiſſen: Jm
tieffen Schnee iſt auch das Hetzen billig
verbothen, weil ſie wegen ihrer kurtzen
Lauffte nicht fortkommen moͤgen, wel-
ches ein vernuͤnfftiger Jaͤger von ſich
ſelbſten judiciren und ſchonen koͤnnen
wird.


Von Verlappen/ und Klopff-Jagen.


Wann in einem Revier feine Behaͤlt-
niſſe, Gelegenheiten und Dickigte vor
Wildpraͤth zu finden, dannoch aber ſel-
ten ſich einiges Wild auffhalten, oder
Stand nehmen will, man auch in der
Eyl die Netzen ſo geſchwind nicht ſtellen,
oder ehe man anfangen wolte, das Wild
von klopffen, Hefftel ſchlagen, fahren,
ſchwatzen, und dergleichen, ſcheu machen
wuͤrde, daß es zeitlich, ehe ein Paar Ne-
tze geſtellet, ausreiſſen wuͤrde; So hat
man hierzu eine weit leichtere, und ge-
ſchwindere Art zu ſtellen erfunden, wor-
bey man wenig Unkoſten, gar keine Hun-
de, und wenig Muͤhe mit dem Stellen
noͤthig hat, ſondern in weniger Zeit alles
fertig, und durch etliche wenige Treiber
das Wild rege gemachet werden kan, wel-
ches einem Forſt-Bedienten auff den
Graͤntzen, da wenig Wildpraͤth verhan-
den, und doch Lieferung geſchehen muß,
ſehr bequem fallen ſolte. Wann man
nun etwas Wildpraͤth entweder mit dem
Leith-Hund beſtaͤttiget, oder ohne Hund
durch die gefundene Faͤhrd, weichen Bo-
den, Thau-Schlag, Reiff oder Schnee,
oder andere Kenn-Zeichen geſpuͤhret, in
Holtz-Wegen vorgegriffen, und einge-
kreyſſet hat, es ſey in Wind, Schnee oder
Regen-Wetter, und man nicht Zeit hat,
lange auff groſſe Gezeuge, viele Wagen
und Leute zu warten, ſondern nur ſelbi-
ges zu puͤrſchen, und zu ſchuͤſſen begehret,
und man deſſelben noch verſichert iſt, ſo
verlappet der Weydemann daſſelbe ent-
weder mit Tuͤcher-Lappen oder Feder-
Lappen in aller Eyl, jedoch gantz ſtille,
rund umbher, dergeſtalt, daß die Lappen
denen Thieren, ſo ſie daran kommen, ploͤtz-
lich vor die Augen ſcheinen, abſchrecken
und zuruͤck kehren; Da ſich immittelſt
der Weydemann in der Stallung mit
dem Puͤrſch-Rohr anſtellet und das
Wild durch Treiben in etwas rege ma-
chen laͤſſet, auff ſolche Art kan nicht feh-
len, es muß der Weydemann zum Schuß
kommen, weiln das Wild nicht leicht uͤber
die Lappen ſpringet, ſondern davon ab-
Q q 3weichet,
[310]Fuͤnffter Theil/
weichet, und an denen Lappen im Jagen
biß zum Schuß herumb lauffet, es wer-
de denn gar mit groſſer Gewalt von
Jagd-Hunden, oder lautem Hetzen oder
Schreyen gezwungen, daß es uͤberſprin-
gen muͤſte; Auff ſolche Art, da es ein-
mahl fluͤchtig worden, helffen keine Lap-
pen mehr abzuwehren. Manche haben
ſich auff erhabene Baͤume, abſonderliche
Sitze oder Staͤnder gemachet, damit ſie
uͤber die niedrigen Straͤucher das Wild
deſto beſſer ſehen koͤnnen; Wiewohl der
Wind ebenfalls von dem Wilde zu ver-
nehmen; Und ſo ein alt Thier oder Vor-
gaͤnger ein paarmahl darbey geweſen,
nach ihm geſchoſſen und gefehlet worden,
ſolches auch uͤbergeſetzet und gluͤcklich
darvon kommen, wird es die andern
bey ſich habenden ebenfalls verfuͤhren,
daß ſie uͤberſetzen. Das Klopffen geſchie-
het in Feld-Hoͤltzern und Buͤſchen, wann
von denen Zutreibern mit Klappern oder
Stecken an die Straͤucher, durch Dickig-
te und Behaͤltniſſe, gantz ſachte ohe groß
Geſchrey geklopffet und getrieben wird;
Dargegen man ſich wider den Wind
an einen Paß anſtellen muß, umb da-
ſelbſt alles, was man anſichtig wird,
klein und groß zu ſchieſſen; Und gebraucht
man hierzu, weder Hunde, noch Gezeug,
ſondern nur fertig Gewehr. Es iſt ſol-
che Jagd, umb in geſchwinder Eyl auff
Beduͤrffniß etwas von Wildpraͤth zu
ſchieſſen, und doch darbey Vergnuͤgung
zu haben, wohl erdacht worden, und
giebt doch auch manche Luſt darbey zu
ſehen.


So die Wuth oder Raſen an denen Hunden zu beſorgen.


Jch haͤtte hiervon oben, da ich von
derer Hunde Kranckheiten geſchrieben,
handeln ſollen, weiln es aber daſelbſt aus
Verſehen nachgeblieben iſt, ſo hoffe nicht
unrecht zu thun, wann dieſes annoch
hier anhaͤnge: Leidet alſo eine Kup-
pel von der Wuth einen Anfall, ſo muß
man geſchwinde alle Hunde von einander
bringen, und ihnen insgeſamt Gegen-
Gifft, oder Venediſchen Theriac eingeben;
Man muß ſie alle in ſaltzigtem Waſſer ba-
den, oder ſie zum Meer fuͤhren. Man
muß ſie mit Senes-Blaͤttern purgiren,
die man in warmer Milch einweichen laͤſ-
ſet: Hunden, die es nicht gerne einneh-
men, muß man es in klarer Suppe, oder
in Molcken (in Waſſer von der geronne-
nen Milch,) oder in geſchlagener Milch
eingeben. Jn denen Oertern, wo ſie ſind,
muß man viel Wacholder- und Tannen-
Reiß anzuͤnden, und damit raͤuchern,
auch viel Eßig auf eyſernen glantzgluͤ-
enden Schaufeln brathen. Hat man die
Hunde wohl purgiret, ſo muß man ih-
nen zur Kuͤhlung eine vom Kalbs-Kopff
gemachte Suppe geben und in dieſe Sup-
pe viel Wegwarth, Lactucke, nebſt al-
lerhand kuͤhlenden Kraͤutern thun, vor
allen Dingen aber muß man ja die Mit-
tags-Sonne nicht in den Hunde-Stall
ſcheinen laſſen. Sind Hunde darunter,
die etwas treuger, als die andern, und
darbey truͤber und finſterer mit den Au-
gen ausſehen, dieſelben muß man mehr
purgiren, als die andern, und ſchadet es
nicht, wenn ſie auch ſchon mager darvon
werden, denn wenn nun erſt die boͤſe
Lufft gereiniget, bekommen ſie bald wie-
der Fleiſch, und iſt nichts beſſer, als die
Munter- und Wachſamkeit derer Knech-
te, die eine von Kranckheiten angefallene
Kuppel wieder in Stand ſetzen kan,
und wenn ſie nur das practiciren, was
itzo geſaget worden, wird es nicht leicht
mit der Kranckheit viel zu bedeuten ha-
ben. Es iſt auch nicht ſchaͤdlich, ihnen den
Wurm unter der Zunge zu nehmen,
weiln ſie alsdann, wann ſie gleich toll
wuͤrden, niemahls beiſſen, ſondern eher,
wie an einer andern Kranckheit, hinweg
ſterben.


Von unterſchiedlichen Thonen bey der Jagd zu blaſen.


Weilen oben, und ſonderlich bey der
par Force-Jagd zum oͤfftern des Bla-
ſens und deſſen Unterſchied gedacht wor-
den, ſo wird dem geneigten Leſer nicht
mißfallen, wann ich die Thone, wie ſo
wohl, wann die Hunde gekuppelt wer-
den; Wann dieſelbe anfangen zu jagen;
Wann ſie die Faͤhrd verlohren; Wann
ſie die Faͤhrd wieder gefunden, und
wann dieſelbe gar gut jagen; Als auch
wann der Hirſch erleget worden, und
wann die Jagd zu Ende und vollbracht
iſt, geblaſen zu werden pfleget, hier nach
denen Noten beyfuͤge:


Wann
[[311]]

Wann die Hunde loßgokuppelt werden.


[figure]

Wann die Hunde anfangen zu jagen.


[figure]

Wann ſie die Faͤhrd verlohren.


[figure]
[[312]]

Wann ſie die Faͤhrd wieder gefunden.


[figure]

Wann die Hunde gar gut jagen.


[figure]

Wann der Hirſch erleget worden.


[figure]

Wann die Jagd zu Ende und vollbracht iſt.

[figure]
[313]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.

Von Beſtraffung der Wildpraͤths-Diebe.


Dieweil dieſes eine Quæſtio Juris-
und Rechts-Sache iſt, in welcher die
Rechts-Gelehrten wegen Beſtraffung
derer Wildpraͤths-Diebe ſehr von ein-
ander differiren, ſo kan hiervon nichts
gewiſſes ſetzen, zumahl da ſolches in Pra-
xi
wenig vorkommet. Und beſtraffen
groſſe Herren dieſes Verbrechen mit der
Todes-Straffe, und zwar, entweder,
daß ſie den Verbrecher auff einen leben-
digen wilden Hirſch mit Haͤnd und
Fuͤſſen feſt anſchmieden, und denſelben
damit lauffen laſſen, oder aber laſſen
den Ubelthaͤter auffhengen, oder auff
andere Art vom Leben zum Tode brin-
gen, wovon mir aber, ob es recht oder
unrecht ſey, zu beurtheilen nicht zukom-
met, auch ſolches zu thun nicht willens
bin. Es ſchreibet Herr Ahasverus Fritz-
ſchius
in ſeinem Corpore Juris Venato-
rio-Foreſtali,
vom Jagd- und Forſt-
Recht, aus eines klugen Beambten Edi-
tion, pag.
701. \& 702. folgendes: Par.
15. Weil gar offt geſchiehet, daß unnuͤtzes
Geſinde ſich unterſtehet, heimlicher Wei-
ſe das Wild zu fangen oder nieder zu
ſchieſſen und ſolches hernach entweder
ſelbſt zu eſſen, oder zu verkauffen; ſo fra-
get ſichs, wie ſolche Wildpraͤths-Diebe zu
beſtraffen ſeynd? Und zwar iſt es hierinn
vielleicht ausgemacht, daß ſolche Wild-
praͤths-Schuͤtzen eben keinen Diebſtahl
begehen, weil ſelbiger mit Wegnehmung
eines andern Gut begangen wird, das
Wildpraͤth aber im Wald (Ein anders
iſt in einem Thier-Garten, da es ſchon oc-
cupir
et iſt, und ſeinen Herrn hat) Per.
L. 62. ff. de uſufr. L. 5. §. 5. de A. R. D.
Neuenhan. d. Diſſ. th. 171. Harpr. de Jur.
venand. th.
32. keinem Herren unterworf-
fen iſt, ſondern in ſeiner natuͤrlichen Frey-
heit herumb vagiret, mithin ein Wild-
Schuͤtze keinen Diebſtahl begehet und als
ein Dieb nicht geſtraffet werden kan.
Harpr. d. I. Heig. I. Quæſt. 15. n. 73. ſeqq.
Alldieweilen aber gleichwohl dergleichen
muthwilligen Wild-Schuͤtzen nicht ſo
bloſſer Dinge nachzuſehen iſt, ſo fragt
ſichs: Ob dann deren Beſtraffung mit
dem Tode geſchehen koͤnne? Und hegen
die meiſten die negirende Meynung,
weil keine Vergleichung zwiſchen einem
nach GOttes Bild geſchaffenen Men-
ſchen, und einem unvernuͤnfftigen Thie-
re ſtatt hat: Wie dergleichen Meynun-
gen in groſſer Menge anziehet Knipſch.
d. c. 5. num.
333. Der es auch ſodann
ſelbſt admittiret, wann keine gewiſſe
Straffe wider dergleichen Wild-Diebe
vorgeſchrieben, und publiciret werden;
Wo aber dergleichen verhanden, ſo ſoll
ſie zwar exequiret werden, jedoch daß ſie
das erſte mahl nicht capital ſey, das an-
dere mahl etwan der Staupenſchlag, und
die ewige Landes-Verweiſung erfolge;
Das dritte mahl aber gleichwohl das Le-
ben ihme abgeſprochen werden koͤnne;
Maaſſen ſie alsdann nicht ſo wohl als
Wild-Schuͤtzen, ſondern als boßhaffte
Veraͤchter des Hoch-Fuͤrſtlichen Ver-
boths abgeſtraffet werden, und dieſes
umb ſo viel mehr, wann ſie zuvor ſchon
beyde Gradus pœnarum ausgeſtanden
haben: Doch ſoll auch die Todes-Straf-
fe an ihnen nicht auff eine grauſame Art
exequiret oder vollzogen werden, daß
man ſie etwan den wilden Thieren vor-
werffen, oder auff Hirſche ſchmieden
wolte, Maſcard. de Prob. Concl. 839.
Knipſch. d. I. num. 339. ſeqq.
Wobey
auch auff dieſe Umbſtaͤnde mit zu ſehen:
1. Was den Wildpraͤth-Schuͤtzen zu
Toͤdtung des Wilds bewogen, ob ers
aus Zorn, weil er Schaden davon gelit-
ten, oder aus Nutzen oder Muthwillen
gethan; 2. Jſt auff die Perſon zu ſehen,
ob ſelbige eines honetten oder geringen
Standes, jung oder alt ſey; 3. Soll auch
auff den Ort geſehen werden, denn wer
auff den beſten Wild-Fluhren, da das
Wildpraͤth ſeinen Stand hat, dergleichen
Verbrechen begehet, ſuͤndiget freylich
haͤrter, als ſonſten; 4. Seynd die Quali-
tates
zu erwegen, ob der Schuͤtz mit
Gewehr, umb ſich damit zu weh-
ren, oder nur dem Forſt-Herren zum
Schimpf zu jagen ausgegangen; 5. Muß
auch die Zeit in Conſideration kommen,
ob es bey Tag oder zur Nacht-Zeit ge-
ſchehen; Wie auch 6. die Anzahl der er-
ſchoſſenen Stuͤcke. Carol. ab Hagen. in
Juris Prudent. l. 3. c. 6. num. 8. pag. 507.
Carpzov. Prax. Crim. p. 2. Quæſt. 84.
Neuenhan. d. Diſſ. num. 204. Rodin.
V. Obſ. 64. Knich. de Saxon. non Prov.
jur. lib. 2. c. 3. num. 216. ſeqq. Martin. d.
Diſſ. num.
39. Welche der geneigte Le-
ſer nachzuſchlagen belieben wird. Jn
der alten Chur-Fuͤrſtlichen Saͤchßiſchen
Siebenden Conſtitution, von Straffe
R rder
[314]Fuͤnffter Theil/
der Wildpraͤths-Beſchaͤdiger, Anno 1572.
iſt denen Schoͤppen-Stuͤhlen zu ſprechen
aufferleget, ſolche freventliche muthwil-
lige Verbrecher mit Staupen-Schlaͤ-
gen des Landes ewig zu verweiſen, oder
auff die Galleren oder den Veſtungs-
Bau, in harte Metalle, und ſtets waͤh-
rende Arbeit, auff ewig, oder mit Ab-
hauung einer Hand oder Fuß zu con-
demnir
en. Jn der Churfuͤrſtlichen
Brandenburgiſchen Forſt-Ordnung in
der Marck wird dieſes Veꝛbꝛechen hinwie-
derumb auff eine gewiſſe groſſe Geld-
Buſſe geſetzet, als vor einen geſchoſſenen
Hirſch 500. Thlr. ſo nach Proportion des
andern Wildes einzurichten, welches je-
doch meiſt bey denen Reichen und Vermoͤ-
genſten zu practiciren, bey denen Gerin-
gern aber es dannoch auff eine Leibes-
Straffe ankommet. Nam qui caret æ-
re, Iuat in corpore,
nach dem gemeinen
und bekanten Sprichwort.


Von einem Jaͤger-Hauß.


Wo eines groſſen Herren beliebige
Refidenz ſeiner Hoffſtatt verhanden, da-
ſelbſt wird auch gemeiniglich ein Jaͤger-
Hoff gefunden, darinnen einige Jagd-
Bedienten wohnen, auch in abſonderli-
chen Gebaͤuden der Jagd-Gezeug, und
unterſchiedliche Hunde, nebſt anderer
Geraͤthſchafft, auffgehoben und gehalten
werden. Theils Orten werden auch
abſonderliche Behaͤltniſſe frembder wil-
der Thiere, etwan zu Loͤwen, Baͤren,
Tyger, und dergleichen veſte verwahret,
ſolche bey hoher Herrſchafft Beylagern,
Kind-Tauffen und anderen vorfallenden
Kampff-Jagẽ zu hetzen; Die uͤbrigen Hof-
Jaͤger und Jagd-Bedienten haben ent-
weder darbey Wild-Meiſter-Dienſte auf
dem Lande, oder wohnen in der Reſidenz
in eigenen Haͤuſern, zur Herrſchafftlichen
Auffwartung nahe bey der Hand zu ſeyn.
Was nun das Jaͤger-Hauß betrifft, wel
ches nach einer jeden hohen Herrſchafft
Verlangen, nachdem dieſelbe davon ein
Liebhaber iſt, groß oder klein gebauet,
ſtehet in deroſelben freyer Diſpoſition und
kan man hierinnen nichts gewiſſes or-
dinir
en, wird aber, ſo viel moͤglich, ge-
raumlich, rein und ſauber erbauet, daß
darinnen feine Stuben und Kammern,
Kuͤchen und Keller, zu noͤthigem Ge-
brauch angeleget werden. Oben auff
dieſem Gebaͤude ſchicket ſich nebſt andern
Vor-Gemaͤchern ein feiner Saal, wel-
cher mit kuͤnſtlichen Schildereyen oder
Gemaͤhlden einiger Luſt- und Waſſer-
Jagden, gehaltener Jaͤgerlicher Auff-
zuͤgen, Kampff-Jagen und derglei-
chen, auch anderer luſtiger Poſituren
ausgezieret werden ſolte. Es ſolten auch
daſelbſt zu finden ſeyn unterſchiedliche
accurate und richtige Geometriſche
Grund-Riſſe der Herrſchafftlichen Hey-
den und Waͤlder nach dem verjuͤngten
Maaßſtab, darinnen man alle Behaͤlt-
niſſe, Moraͤſte, und Befluͤgelung deut-
lich ſehen koͤnne, ſo zur Nachricht gezei-
get und beybehalten werden ſolten.
Nicht weniger muß es auch an anderer
herrlicher Meublirung der Tappeten, und
Teppichten, Tafeln, Schraͤncke, Stuͤh-
le, und was mehr noͤthig, nicht fehlen,
ſonderlich wohl inventirte Willkommen
unterſchiedlicher Sorten, ſo bey Tracti-
r
ung frembder Herrſchafft noͤthig ſind,
abſonderlich aufgehoben und verwahret
werden. Unten wohnet gemeiniglich der
Puͤrſch-Meiſter, nechſt gegen uͤber die
Jaͤger-Purſche in abſonderlichen Stu-
ben und Kammern, welcher Puͤrſch-
Meiſter das Directorium des gantzen
Jaͤger-Hoffes, und alles befindlichen
Zeugs und Hunde unter ſich hat. Auff
dem Boden in groſſen Erckern und wohl-
verſchlagenen Kammern gehoͤhret ſichs
billig, die Jaͤger-Ruͤſtung zu ordiniren,
worinnen, als in einer Ruͤſt-Kammer,
die benoͤthigten Puͤrſch-Roͤhre, mit Teut-
ſchen oder Flinten-Schloͤſſern, Sau-
Stutze, Schrodt-Buͤchſen, Flinten, Pi-
ſtohlen, Selb-Geſchoß, Wind-Buͤxen,
Fang-Eyſen, Hirſch-Faͤnger, Schevelin,
Wald-Hoͤrner, Fluͤgel-Hoͤrner, Huͤfft-
Hoͤrner, Weyde-Meſſer, Pulver-Fla-
ſchen, Spanner, Haͤnge-Seile und Hal-
ſungen der Leith-Hunde, Hunde-Kup-
peln, Halß-Baͤnder, Hetz-Riemen, Fang-
Stricke, Weyde-Taſchen, Schroth-Beu-
tel, und Kugel-Formen, und in Summa,
alles noͤthige Werckzeug, groß und klein,
zum noͤthigen Gebrauch, auffgehoben
werden muß. Nebſt ſolchem Jaͤger-
Hauße, welches ſowohl innewendig, als
auswendig ſauber berappt, und geweiſ-
ſet, ſonderlich das Dach wohl verwahret
ſeyn muß, gehoͤhret ſich zur rechten
Hand darneben ein langer Hunde-Stall,
mit
[315]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
mit ſeiner Kuͤche, Brod-Kammer, Woh-
nung der Hunde-Jungen, und gehoͤhri-
gem Zwinger, wie ich ſolchen bereits zu
Ende des Dritten Theils ausfuͤhrlich be-
ſchrieben habe, wohin ich den geneigten
Leſer gewieſen haben will. Zur lincken
Hand neben dem Jaͤger-Hauſe kommt
das Zeug-Hauß zu ſtehen, worvon ich
ebenfalls bereits zu Ende des Dritten
Theils ausfuͤhrlich geſchrieben, al-
ſo ſich darnach gerichtet werden kan. Da-
mit nun der Hoff recht foͤrmlich zuge-
bauet ſey, ſo koͤmmt vorne in der mit-
ten das Thor, auff der einen Seiten des
Wagen-Meiſters Wohnung, nebſt ei-
ner Schenck-Stube, Bier-Gaͤſte zu be-
wirthen, auf der andern Seiten ein
Pferde-Stall, und Wagen-Schoppen.
Jn der mitten des Hoffs ein feiner Roͤhr-
Waſſer-Trog, welcher ſehr noͤthig und
nuͤtzlich, beſorgliche Feuers-Gefahr hier-
durch abzuwenden, auch Pferde und
Hunde zu traͤncken; Auff den Giebeln
der Daͤcher aller dieſer Gebaͤude gehoͤh-
ren ſich Hirſch-Gehoͤrne feſte verwahret;
Hinter dem Zeug-Hauſe kan des Puͤrſch-
Meiſters Garten angeleget ſeyn, und
ſo waͤre es fertig.


Von einem Loͤwen-Hauſe und deſſen Warthung.


Alldieweiln ich eines Loͤwens und
Tygers innerliche Natur und Eigen-
ſchafft, nicht weniger eines Baͤres und
Auer-Ochſens wahre Beſchaffenheit,
ſam̃t deren behoͤhrigen Anatomie gehoͤh-
riges Orts beſchrieben habe. Dieſe und
dergleichen grimmig reiſſende raͤuberiſche
Beſtien aber zu unſerm groſſen Gluͤck,
Gott Lob! in unſeꝛn Laͤndern in den Waͤl-
dern nicht anzutreffen ſind, ſo haben groſ-
ſe Herren zu Conſervirung ſolcher Thiere
ein abſonderliches Loͤwen- oder Thier-
Hauß, theils zu vielen, theils zu weni-
gen Thieren, auffrichten laſſen, nachdem
ſie hierzu groſſe Beliebung tragen, oder
was darauf wenden wollen, damit ſie
die Hoff- und Kampff-Jagd-Luſten un-
gehindert mit deſto groͤſſeren Plaiſir deſto
oͤffter celebriren koͤnnen. Es gehoͤhret
aber zu ſolchem Hauß vornehmlich, an-
faͤnglich des Loͤwen-Waͤrthers Wohn-
Stube, auch darneben ein Apartement
vor die frembden Leute, und unweit dar-
von ſeiner Leute Stube und Cammer,
ſonderlich muͤſſen zwey Kuͤchen und zwey
Speiſe-Cammern vorhanden ſeyn, dar-
innen denen Thieren der behoͤhrige Fraß
theils auffgehoben, theils auch zuberei-
tet werden koͤnne. Daferne auch die
Herrſchafft zu frembden Voͤgeln von ra-
ren Gewaͤchs und Farben Luſt und Be-
liebung hat, kan auch darneben nach
dero Gefallen ein Vogel-Hauß mit
draͤthernen Decken, oder wie es ſonſt
verlanget wird, angebauet werden, jedoch
ſo, daß vornehmlich hierzu benoͤthigtes
Roͤhr-Waſſer eingeleitet werden koͤn-
ne. Von dieſer frembden Voͤgel Unter-
haltung habe bereits an ſeinem Ort Mel-
dung gethan, dahin ich den geneigten
Leſer gewieſen haben will. Was aber
eigendlich das Loͤwen-Hauß betrifft, ſo
muß aus des Loͤwen-Waͤrthers Stube
zur Thuͤr ſo wohl unten, als oben ein
Gang rund herumb gehen, damit man
daſelbſt rings umbher bey allen Thieren
auswendig gehen koͤnne, umb dieſelben
in ihren Faͤngen ungehindert zu ſehen;
Und muͤſſen ſolche Faͤnge mit ſtarcken fe-
ſten Gittern wohl verwahret ſeyn, da-
mit dergleichen grimmig reiſſende wilde
Thieꝛe nicht durchbrechen, groſſes Ungluͤck
anrichten, und Schaden thun moͤgen.
Jn ſolchen wohlverwahrten Faͤngen
nun, und zwar in einem jeglichen abſon-
derlich, ordiniret die Herrſchafft keine an-
dere wilde Thiere zu verwahren, als nur
diejenigen, welche rar und koſtbar, von
frembden Landen hergebracht, oder mit
groſſen Unkoſten erkauffet, theils auch
von frembden Herrſchafften ihnen ge-
ſchenckt worden ſind, und ſonderlich die-
jenigen, welche ſie zu Kampff-Jagen ge-
brauchen wollen: Als etwan nach belie-
ben Meer-Katzen, Affen, Mummenet-
t
en, Panther-Thiere, Tyger-Thiere,
Leoparden, Loͤwen, Baͤre, Woͤlffe,
Luchſe, Fuͤchſe, Daͤchſe, Katzen oder Mar-
der, und dergleichen. Gemeiniglich a-
ber pflegen die Herrſchafften nur allein
ſolche Thiere, welche ſie hetzen koͤnnen,
als Loͤwen, Leoparden, und meiſtens
Tyger-Thiere, Woͤlffe oder Luchſe, Baͤ-
re und dergleichen daſelbſt verwahren zu
laſſen; Was aber die edelen wilden Thie-
re, als Hirſche, Thiere, Tann-Hirſche,
wilde Schweine, Rehe und Haſen be-
trifft, welche im Lande zu Herrſchafftli-
chen Land-Jagden mit beſonderm Fleiß
gehaͤget und zur Vermehrung geſchonet
R r 2werden,
[316]Fuͤnffter Theil/
werden, werden ſolche in ſolche Carce-
res
oder Gefaͤngniſſe nicht geſperret;
Maaſſen dieſe auf Verlangen der Herr-
ſchafft mit anderer Manier und gebuͤhr-
lichen Jagd-Gezeug, wie gebraͤuchlich,
nach belieben lebendig oder todt gefangen
werden. Es wuͤrden ſich auch ſolche
hieſige Thiere abgraͤmen, abaͤngſtigen,
und in kurtzer Zeit gar dahin fallen und
ſterben. Aus jedem Fang gehet eine
Fall-Thuͤre, von ſtarcken eichenen Pfo-
ſten mit eyſernem Blech beſchlagen, nach
dem groſſen Hoff, welcher allenthalben
mit groſſen Quater-Werckſtuͤcken wohl-
gepflaſtert ſeyn muß. Dieſe Fall-Thuͤ-
ren werden oben uͤber den Fachen mit
Ketten und ſtarcken Saͤulen durch Klo-
ben und ſteinern Gewichte hinterwaͤrts
auffgezogen und an einen Haacken umb-
ſchlungen; Wann nun bey Oeffnung
der Fall-Thuͤre das wilde reiſſende Thier
das Licht erblicket, und ſeine Freyheit
vermercket, wuſchet es heraus, zumahl
wann es ſtill und ſchoͤn Wetter iſt, da es
denn im Hoff herumb ſpringet, und laͤſ-
ſet der Waͤrther die Fall-Thuͤre inzwi-
ſchen zugehen: Sodann kan von innewen-
dig der Fang oder das Fach, welches auff
den Boden abhaͤngich mit ſtarcken Pfo-
ſten getiehlet ſeyn muß, von allem Un-
flath gereiniget, des Thieres Fraß hin-
eingeleget, und friſches Stroh und Waſ-
ſer gegeben werden. Wann nun hin-
terwaͤrts wiederumb alles befeſtiget
worden, der Fang wieder auffgezo-
gen wird, und das wilde Thier ſeine
Wohnung eroͤffnet ſiehet, auch den
Fraß riechet, treibet der Hunger und
Appetit daſſelbe wiederumb dahin einzu-
kehren, da es dann, wann es wuͤrcklich
darinnen, mit der Fall-Thuͤr wiederumb
verſchloſſen werden kan. Von dem Loͤ-
wen-Waͤrther nun und deſſen Function
hierbey mit wenigen zu gedencken, ſo wird
vor allen Dingen erfordert, daß er ein
Ertz-Liebhaber aller wilden Thiere von
Jugend auf jederzeit geweſen, und ſich nie-
mahls keine Muͤhe im geringſten ver-
drieſſen laſſen. Er muß ferner ſeyn ein
Mann von Verſtand und Hertzhafftig-
keit, welcher zu gewiſſer Zeit, jedoch nuͤch-
tern und nicht betruncken, nach Beſchaf-
fenheit der Thiere, theils mit Liebe, theils
mit Liſt, auch da es noͤthig, mit behoͤh-
rigen Zwangs-Mitteln, einem jeden
Thier zu begegnen weiß, anbey nicht bloͤ-
de, ſondern wohl erfahren ſeyn, nehm-
lich, er muß perfect wiſſen, was zu die-
ſem oder jenem Thier fuͤr Inſtrumenta
gehoͤhren, dieſelben freundlich oder mit
Gewalt zu baͤndigen. Er muß es auch
den Thieren koͤnnen anſehen, von welchen
er Friede zu hoffen, denn an theils Thie-
ren iſt und hilffet nichts, man mag thun,
was man wolle, ſo wird es doch immer
aͤrger; Und ſolche ſind weder das Fut-
ter, noch Muͤhe werth. Dieſes ſind die
Thiere, ſo faſt gar nicht oder ſchwerlich
zahm gemachet werden koͤnnen, nehm-
lich, die ſo viel genaͤrret und geſchlagen
werden, alſo daß ſie ſich nothwendig neh-
ren muͤſſen, wie faſt alle einen ſol-
chen Gebrauch an ſich haben. Denn
es ſind viel Menſchen, welche dieſes nicht
conſideriren, daß es eine herrliche Rari-
taͤt ſey, wann ein groß erſchreckliches und
ſonſt grimmiges Thier gantz fromm und
zahm; ſondern es iſt gemeiniglich der
Leute ihr erſtes, daß ſie, wo ſie immer
koͤnnen, an ſolche Thiere treffen oder
werffen, damit ſie es zum Zorn anrei-
tzen, welches dann denen Leuten, ſo da-
mit umbgehen ſollen, hoͤchſtſchaͤdlich und
gefaͤhrlich iſt. Es iſt auch eine ſchlechte
und kahle Courage, ein eingeſperrtes
und angebundenes Thier zu moleſtiren,
wer aber Muth hat, der kan gehen, daß
es ihn erreichen koͤnne, wie der Loͤwen-
Waͤrther. Kuͤrtzlich, ein Menſch der ver-
ſtaͤndig, und auch nachdencklich iſt, kan
leicht erachten, wie es ihm gefallen wuͤr-
de, wann er eingeſperrt, geſtoſſen, oder
ihm, ſo er hungerig, ſein Freſſen genom-
men wuͤrde. Eine reichliche Beſoldung
gehoͤhret auch dem Loͤwen-Waͤrther,
weil er mit ſeinen Leuten vieler Lebens-
Gefahr unterworffen iſt, damit er bey
der Luſt bleibe; Muß ihm auch vor ſei-
ne Thiere richtiges Fleiſch, Brod und
Futter gegeben werden, damit ſie ſatt,
und ſolcher maaſſen gerne freundlich wer-
den und ſpielen.


Von der Falcken-Beitz und derer Antiquitaͤt.


Alldieweilen ich in meinem Andern
Theil bey Beſchreibung der Natur und
Eigenſchafft derer wilden Thiere auch zu-
gleich des ſaͤmmtlichen Feder-Wild-
praͤths, beyderſeits der Waͤlder und Fel-
der, als der Waſſer, ſowohl bey ihrem
Leben
[317]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
Leben phyſice, als nach ihrem Tode a-
natomice
gedacht, das Fangen beſagten
Feder-Wildpraͤths aber biß zu dem Be-
ſchluß meines Wercks reſerviret habe;
So prævaliret dieſemnach unter allen
Feder-Spiel ohnſtreitig die Falconaria,
oder ſo genannte Falcken-Beitz, welche
alſo zu erſt zu betrachten waͤre. Gleich-
wie ich nun bey Beſchreibung des Par
Force-
Jagens, ausdruͤcklich geſaget, daß
ich von derſelben nur dasjenige, was ich
aus andern extrahiret, hiſtorice referi-
ren wolte; So muß ich auch bey der
Falcken-Beitz, als ein teutſcher Jaͤger,
welchem davon ex profeſſo zu ſchreiben
keinesweges zugemuthet werden kan,
mich hiermit vorhero excuſiren, damit
die etwan vorkommende Fehler vom ge-
neigten Leſer deſto eher pardonniret wer-
den moͤgen. Was nun unſere mit GOtt
vorhabende Falconaria oder Falcken-
Beitz,
ſo viel mir bewuſt, zu beſchreiben
anbelanget, ſo iſt dieſe recht Fuͤrſtliche
Ubung beyde ratione Corporis, \& inge-
nii
hoͤchſt wundernswuͤrdig; Maaſſen
wann man ſattſam uͤberleget, daß ein
wilder Vogel des Himmels mit beſon-
derm Glimpff von den Menſchen der-
geſtalt gewoͤhnet und gezaͤhmet wird,
daß er auch ſo gar ſeine vorige Libertaͤt
und Freyheit gutwillig vergiſſet, ſeines
Herrn Befehl mit ſchneller Behutſam-
keit gehorſam ausrichtet, und ihme zu
gefallen in freyer Lufft andere Thiere
oder Voͤgel greiffet: Sonderlich aber iſt
noch mehr zu bewundern, daß er in ſol-
cher Freyheit ſeinem Herrn nicht untreu
wird, und ſolchen auſſer Augen ſetzet,
ſondern ſich viel lieber zu ſeinem Herrn
einſtellet, ob er ſchon bey dem Menſchen in
einer gebundenen Servitut, mit gefeſſel-
ten Fuͤſſen und verdeckten Augen, ja
wohl auch ſonſt, an ſeiner Wartung
uͤbel gehalten wird: Und ob er ihm ſchon
auff ſein Verlangen das Wildpraͤth ge-
fangen, ſo laͤſſet er ſich doch begnuͤgen
mit dem wenigen, was ihm vergoͤnnet,
ja wohl gar, wann ihm ſtatt deſſen ein un-
gleiches Recompens gegeben wird. Die
Antiquitaͤt ſolcher Falcken-Beitze betref-
fend, finden wir auch ſo gar in Heiliger
Goͤttlicher Schrifft bey dem Propheten
Baruch am 3. Capitel, wie damahls ſchon
bereits die Fuͤrſten des Landes ſich mit
den Voͤgeln des Himmels divertiret ha-
ben, welches ohnſtreitig wohl dergleichen
Feder-Spiel mag geweſen ſeyn. Ferner
wird von dem Ulyſſe in alten Hiſtorien
gemeldet, daß er nach gehaltener Victo-
rie
des Trojaniſchen Krieges, bey ſeiner
Wiederkunfft, nebſt anderer Beuthe
mehr, auch abgerichtete Voͤgel mit ſich
nach Griechenland gebracht habe. Was
die Koͤnige in Franckreich von Uhr-
alters vor Liebhaber der Falcken-Beitz
geweſen, iſt aus denen Annalibus mit
mehrern zu erſehen, wie von dem Koͤnig
Meroveo gedacht wird, als er einsmahls
in der Abtey Tours, refraichiret, von ſei-
nem Miniſtre Gonderan animiret wor-
den, ſich mit der Falcken-Beitz zu diverti-
ren, und dieſer wegen behoͤhrige Voͤgel,
Pferd und Hunde bringen zu laſſen,
weiln ſolches ruͤhmlicher, als ſtille zu ſi-
tzen, ſeyn wuͤrde. Was der Roͤmiſche
Kaͤyſer Henricus VI. vor einen Anfang
der Falcken-Beitz in Jtalien angefan-
gen, wird aus denen Neapolitaniſchen
Hiſtorien von Collenuncio ausfuͤhrlicher
beſchrieben, und ſoll ſolches 700. Jahr in
Franckreich vorhero ſchon geweſen ſeyn,
ehe es in Jtalien bekandt worden: wel-
chen auch zu folge ſein leiblicher Sohn
Fridericus Barbaroſſa mit ungemeinem
Plaiſir vielfaͤltig imitiret. Des Griechi-
ſchen, damahls zu Conſtantinopel reſidi-
renden Kaͤyſers Alexii Angeli ſeine ehe-
liche Gemahlin Euphroſina hatte ſo gar
eine pasſionirte Liebe und Hochhaltung
zur Falcken-Beitz, daß ſie jedesmahls
ſelbſten den Vogel in hoher Perſon auf
einem mit Gold uͤberzogenen Handſchuh
getragen haben ſoll. Von dem Tuͤr-
ckiſchen Kaͤyſer Mahomet Amurath
wird referiret, daß er der Falcken-Beitz
alſo ergeben, dieſer wegen 7000. Mann
Falconirer gehalten, ohne diejenigen, ſo
Hunde gewartet, welchem ſein Bruder
Bajazeth nicht viel nachgegeben. Als
Kaͤyſer Henricus Auceps die Wahl er-
langet, und ihme ſolches angekuͤndiget,
habe man ihn eben damahls auff der
Falcken-Beitz angetroffen, weswegen er
auch mit dem Zunamen Auceps, ein Vo-
geler, oder Vogelſteller benamet worden.
Wie unruhig Pabſt Leo der X. auf das
Federſpiel und die Hunde verpicht gewe-
ſen, daß ihm auch beſondere Jura von Ca-
rolo Magno
auf ſein Verlangen von
ſchaͤdlichen Pferden, geſtohlenen Hunden,
Falcken, Sperbern, und Feder-Spiehl
remittiret worden, ja auch, daß er ſo gar
mit ſeiner Falcken-Beitz nicht muͤde wer-
den koͤnnen, ſondern auch bey ungeſtuͤh-
men Wetter jedesmahls bey dieſem Wey-
dewerck ſich finden laſſen, weiln er hier-
R r 3zu
[318]Fuͤnffter Theil/
zu bey Viterbo, umb der Gegend bey
Rom herumb eine hierzu trefflich beqve-
me Gelegenheit gehabt. Jn Aſia ſoll die
Falcken-Beitz in einem trefflichen Anſe-
hen ſeyn, desgleichen ſoll auch in der Tar-
tarey der Cham alldar die Function eines
Ober-Falconierers ſeinem vornehmſten
Miniſtre anvertrauen, welcher alle fremb-
de verlohrne Voͤgel eine Zeitlang behal-
ten, und ihren rechten Herren zu remit-
ti
ren ernſtlich beordert. Was letzlich Ale-
xander Magnus
durch ſeinen Informato-
rem,
den Ariſtotelem von Eigenſchafft
und Natur der Voͤgel colligiren laſſen,
iſt bereits bekannt. Jſt alſo offterwehn-
te Falcken-Beitz, wann dieſelbe inſonder-
heit mediocriter und mit moderirten Un-
koſten angeſtellet wird, als eine hoͤchſt an-
genehme, und recht Fuͤrſtliche Luſt zu
ruͤhmen, weil dieſes Exercitium in einer
maͤßigen Ubung der Geſundheit beſte-
het, und zur Lebens-Verlaͤngerung gar
dienlich und vergnuͤglich iſt: Wann man
erweget, wie erfreulichen Proſpect man
haben kan, wann man ſeinen Falcken bey
hellem klaren Wetter von der Fauſt ab
in die freye Lufft gen Himmel ſchwingen
laͤſſet, und der anmuthigen Reyher-Beitz
je laͤnger je mehr zuſiehet, und den Wett-
Flug und Ausgang dieſes Kampffs mit
Freuden erwartet, ſo kan auch nicht feh-
len, daß aller chagrin, ſo man vormahls
umb das irrdiſche gehabt, verachtet wer-
den muͤſſe. Zwar kan ich nicht laͤugnen,
daß groſſe Herren eben auch ſo wohl bey
dieſer Falcken-Beitz, als wie ich bey dem
Par Force-Jagen beſchrieben habe, mit
dem hefftigen piquiren, oder Rennen und
Jagen der Pferde in Leib- und Lebens-
Gefahr ſich ſtuͤrtzen koͤnnen; weswegen
ich vor rathſamer zu ſeyn erachte, wann
ein groſſer Herr, an deſſen Unfall oder
Tod wohl vielleicht Land und Leuten ein
mehreres gelegen, content und vergnuͤgt
iſt, wann er eine ſolche Jagd an einem be-
qvemen Ort ohne beſondern Schaden
anſiehet. Und weil auch nach dem alten
Sprichwort die Sacren oder Groß-Fal-
cken mit nicht geringem Verluſt das
Gold an ſich ziehen ſollen, wie der Ma-
gnet das Eiſen, welches ſo viel geſaget iſt,
daß nemlich das Beitzen unglaubliche
Unkoſten erfordere; So wird ein jeder
Liebhaber von ſich ſelbſt ſein Vermoͤgen
und ſeine Einkuͤnffte erwegen, und wohl
bedencken, was ihme hierinnen rathſam
und zutraͤglich ſeyn moͤchte, auch ſeine
uͤbermaͤßige Affecten bemeiſtern. Letz-
lich rathe auch wohlmeynend, ſich dieje-
nigen Laſter, womit man GOtt den All-
maͤchtigen erzuͤrnet, und ſeinen Nechſten
beleidiget, wovon ich ausfuͤhrlicher be-
reits in der Vorrede des Fuͤnfften Theils
meiner Teutſchen Jagd zur Genuͤge ge-
redet, ſich bey Zeiten abzugewoͤhnen, al-
le vorfallende Aergerniſſe, und Verdruͤß-
lichkeiten bey ſolcher Luſt bey Seite zu ſe-
tzen, und ſich nicht ſtoͤhren zu laſſen;
Doch iſt nicht meine Meynung, die wich-
tigſten Geſchaͤffte darbey zu negligiren,
ſondern nur dieſer Ergetzlichkeit nach ab-
gelegten Regierungs-Sorgen in GOt-
tesfurcht, doch ohne anderer Leute
Schaden mit Vergnuͤgung zu gebrau-
chen. Und weiln zu der Falcken-Beitz,
nebſt andern noͤthigen Requiſitis, auch
fluͤchtige Pferde erfordert werden, ſo will
mich auff die vorige Beſchreibung der
Par Force-Pferde beziehen. Was aber
die Natur und Abrichtung der hierbey
unterſchiedlichen Hunde, als der Wind-
Spiele, Huͤhner-Hunde, Waſſer-Hun-
de und Stoͤber betrifft, wird der Hoch-
geneigte Leſer in meinem gantzen Drit-
ten Theil, von Beſchreibung allerhand
Hunden, ausfuͤhrlicher befinden, fehlet
alſo hierbey nichts, als eines Falckens
Beſchreibung und des Falconiers Appli-
cation
vorzuſtellen.


Von dem Falcken.


Gleich wie ich in der Vorrede des
Andern Theils meiner Teutſchen Jagd
von der Beſchreibung wilder Thiere ge-
meldet, daß die wunderſame Variation,
nach Gottes allweiſen Rath, durch der
Natur unerforſchliche Wuͤrckung, nach-
dem das Clima Cœli, oder himmliſche
Firmament ſituiret, auch das Humidum
Radicale
der unterirrdiſchen feuchten
Duͤnſte, entweder heiß und trocken, oder
feucht und kalt ſich befinde, und hieraus
unterſchiedenes Erd-Gewaͤchs und Nu-
triment
entſtehe, die Menſchen und wil-
de Thiere auf Erden, alle Fiſche im Waſ-
ſer, und die Voͤgel in der Lufft gar
mercklich an ihrer gantzen Natur und
Eigenſchafft, ihrer Geſtalt, Groͤſſe, Far-
be, Haare und Federn, Stimme und
Geſchmack,
[]

[figure]

[][]

[figure]

[][319]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
Geſchmack, oder dergleichen mehr ver-
aͤndern, ſo man taͤglich aus oͤffterer Er-
fahrung hoͤre und ſehe; Alſo hat es auch
gleiche Beſchaffenheit mit der unterſchied-
lichen Landes-Art und differenten Gat-
tung derer Falcken, welche, ob ſie ſchon
an Gewaͤchſe, Farben, Federn, Stimm
und dergleichen zu diſtingviren, dannoch
von einerley Geſchlecht gebohren ſind,
welches zu unterſcheiden die vornehmſte
Maxime, und das Requiſitum primum
Neceſſarium,
eines rechten Falconierers
billig ſeyn ſoll, wie denn auch der diffe-
rent
e Raub, Blut und Fleiſch die Fal-
cken mercklich veraͤndert, wie von denen
erfahrnen Relationibus derer Falcken-
Traͤger, oder Verkaͤuffer, welche mei-
ſtens umb die Fruͤh-Jahrs-Zeit aus
Jrrland, uͤber Flandern, oder Norwe-
gen, Barbarey, Corſica, und derglei-
chen auswaͤrtigen Provincien mehr, zu
uns anhero in Teutſchland Falcken
zum Verkauff bringen, zu erkundigen
ſeyn wird, geſtalt man dem Falconierer-
Gebrauch nach, auch ohne diß einer jeden
Art Falcken im erſten Jahre fuͤnff un-
terſchiedliche Namen beyleget. Nem-
lich Niais, ſo er aus dem Neſt gehoben,
oder geflogen, da er noch einfaͤltig und
dumm geweſen. Hernach Gentil, wann
er im Sommer ſchon begierig und hur-
tig worden. Ferner Paſſagier heiſſet ein
Frembder oder Landſtreicher, welcher
des Herbſts ſeinen Zug haͤlt; wird er aber
jaͤhrig, und vermeynet das erſte mahl
zu niſten, ob er ſchon nicht vermauſet,
wird er Antenere genannt; Der letzte
Name heiſſet Hagard, weil er bereits ver-
mauſſet, und nach der Egyptier Mey-
nung, nun in der Frembde weiter fort-
ziehet, welches wohl ſowohl bey den
Kauff-Handel, als Erziehung der Voͤ-
gel mit Fleiß zu beſorgen; Jndem eine
jede Art anders und abſonderlich will ge-
halten und tractiret ſeyn, ſo ich in nach-
folgende Cap. zu beſchreiben willens bin.


Vom Unterſcheid der Falcken.


Es giebet, wie vorgemeldet, nicht al-
lein nach der Landes-Art und mancher-
ley Raubes unterſchiedliche Falcken, da-
von einige groß und lang, andere dar-
gegen kurtz und dicke an ihrer Geſtalt,
desgleichen an Federn ſehr unterſchieden
ſind, indem einige braun, einige gelb,
andere grau oder blond zu finden. Die
Falcken auf dem Lande und im Gebuͤrge
haben gelbe Haͤnde, dargegen haben die,
ſo an der See-Kuͤſten oder am Strande
ſich auffhalten, und von Tauchern oder
Waſſer-Voͤgeln ſich nehren, etwas gruͤn-
lichte. Die bey uns am meiſten bekanten
und die rechten Falcken ſind eigentlich die
Sacri Falcken oder Groß-Falcken, wel-
che aus Jrrland, auch Podolien und der
Tartarey zu uns gebracht werden; Sie
ſind von wiederſpenſtiger tuͤckiſcher Art,
mit deren Abrichtung man groſſe Ge-
dult haben muß, weiln ſie aber arbeit-
ſame und ſtarcke Voͤgel ſind, werden ſie
auch zu Trappen- und Reiher-Beitzen ab-
gerichtet: Und weiln ſie aus kalten Nor-
diſchen Laͤndern kommen, kan man ih-
rer nicht eher als im ſpaͤthen Herbſt ge-
brauchen. Die Lenier oder Schwim-
mer ſind gut zum Haſen-Beitzen; Er
iſt zwar auch tuͤckiſch, aber darbey von
groſſer Geſchwindigkeit; Er liebet die
Hunde von Natur, und folget ihren
Vortheil zu lernen gerne nach; Jhr Va-
terland iſt Sicilien, da ſie auff den ho-
hen Baͤumen und Felſen niſten: Man
nennet ihn Schwimmer, weil er im
fliegen eine ſolche Bewegung machet, und
muß wohl abgetragen werden, ehe er
zahm wird. Die Gerfau oder Ger-
Falcken ſind etwas groͤſſer, und von den
wackerſten und ſtaͤrckſten Voͤgeln, wel-
che wegen ihres ſchnellen Fluges, ſon-
derlich in die Hoͤhe zu ſteigen, zu der Rey-
her-Beitz vortrefflich ſeynd: Sie kom-
men aus Norwegen, allwo ſie niſten,
und auch gefangen werden, fuͤrchten ſich
aber wegen ihres kalt gewohnten Clima-
tis
ſehr vor der Hitze; Sie thun in einem
Athem einen gewaltigen weiten Flug in
die Hoͤhe zur Reyher-Beitz. Die Al-
phanette,
welche aus Barbaria herkom-
men, und zur Haſen- und Rebhuͤhner-
Beitz abgerichtet werden, werden unter
allen Falcken vor die luſtigſten und ſchoͤn-
ſten Voͤgel gehalten; Jſt gemeiniglich
blond von Federn; Er ſteiget ſehr hoch,
daß er bey hellem Wetter kaum zu ſehen:
Die Griechen haben ihm als dem vor-
nehmſten Raub-Vogel den Namen nach
dem erſten Buchſtaben ihres Alphabets
gegeben. Dieſe vier Gattungen Falcken
haͤlt man vor die vornehmſten. Ferner
iſt der Blaufuß eine hier zu Lande ge-
woͤhn-
[320]Fuͤnffter Theil/
woͤhnliche Art von Falcken, welcher aber
wenig gefunden wird, auſſer in groſſen
Waͤldern; Man brauchet ihn zu Haſen-
Enten- und Reb-Huͤhner-Beitzen, und
wird darauff abgetragen; Ziehet des
Herbſts hinweg und iſt wegen ſeines klu-
gen dauerhafften Fangens viel edler zu
ſchaͤtzen als der Habicht, welcher gar nicht
unter die Falcken zu rechnen. Ferner
der Sperber, wovon ich im andern Theil
von Voͤgeln geſchrieben habe, iſt nur zu
Reb-Huͤhnern und Wachteln, auch Ler-
chenſtreichen abzutragen.


Des Falckens Farbe und Beſtalt.


Ein ſchoͤner wohlgebildeter Falcke,
er ſey auch gleich, wes Landes-Art er
wolle, ſoll vornehmlich haben helle
und klahre ſchoͤne Augen, reinliche und
groſſe eroͤffnete Naſenloͤcher und Ohren,
einen kurtzen und ſtarcken Schnabel, ein
kleines flaches Haupt, einen ſtarcken
Ruͤckrath vom Gelenck, gefunde Fluͤgel
und lange Spietzen, die ſich gegen den
Wind wohl ſchlieſſen; Jn dem Schwantz
ſoll er ſeine zwoͤlff Federn haben, und
von breiter Bruſt und Schultern, auch
langem Halß gewachſen ſeyn, welcher
innewendig rein ſeyn muß; Ferner ſoll
er haben lange Ober-Schenckel, woran
die untern Fuͤſſe oder Haͤnde ſtarck, rein,
und auch gruͤnlicht, mit ſchwartzen Klau-
en bewaffnet ſeyn muͤſſen: Dabey iſt
wahrzunehmen, ob ein ſolcher Vogel
auch gefraͤßig, oder ob etwan aus Be-
trug der Cachier oder Falcken-Traͤger,
deſſen Magen mit Schwamm geſchwel-
let worden ſey, davon ſie dann leicht ſter-
ben. Nun iſt gewiß und ohnſtreitig
wahr, daß alles dasjenige, ſo durch des
groſſen Gottes allweiſe Ordnung ſich
durch innern Antrieb der Natur in der
Wildniß und freyer Lufft, nach der Son-
ne und Nahrung, zu ſeiner Zeit des
Fruͤh-Jahres zuſammen paaret, niſtet,
Eyer leget, ſolche ausbruͤthet, und die
Jungen in ſeinem Neſte erziehet, in der
Wilde, in freyer Lufft und friſchem
Thau, mit weit ſchoͤnern Federn gezie-
ret ſey und werde, als von den Men-
ſchen nimmermehr geſchehen kan. Wann
ſie aus dem Neſt gehoben werden, ſind
ſie von Federn rauch und ſtraubicht, und
immer kraͤncklich zu befinden, weil der
Menſch wegen des gewoͤhnlichen Schrey-
ens der Jungen in deren Aufferziehung
ungedultig wird, u. nicht weiß, was ihnen
zu ſolcher Zeit noͤthig ſeyn muͤſſe, welches
aber denen alten Voͤgeln dieſer Jungen
wohl bewuſt geweſen, wie es dann, wie
leicht zu erachten, bey allen wilden Thie-
ren und Voͤgeln befindlich ſeyn mag,
weswegen man auch lieber die ſchon er-
wachſene, oder pfluͤcke Voͤgel zum Ab-
tragen an ſich erhandelt, ob ſie einem
ſchon mehr Muͤhe geben. Die Farbe be-
treffend, haͤlt man dafuͤr, daß die blon-
den
oder falben, von Aſchegrauer Cou-
leur,
welche im tragen etwas ſchwer zu
fuͤhlen, die beſten ſeyn ſollen; Wiewohl
die Couleur nach eines jeden Phantaſie zu
richten; immaaſſen ja auch ohne diß die
Hagard oder uͤberjaͤhrige Falcken, ſo zum
erſtenmahl vermauſet, und junge Fe-
dern bekommen, auf der Bruſt ſperbich-
te, am Ruͤcken und Kopff aber blaulich-
te Federn und hieruͤber einen gelben
Mund und Schnabel haben, welche, weil
ſie in der Wilde ſchon klug worden, einen
weit groͤſſeren Fleiß, und mehrere Ge-
dult und Muͤhe abzutragen erfordern,
als man ſonſt an einem andern jungen
Vogel haben wuͤrde.


Wie ein Falck abzurichten.


Jch habe im vorhergehenden Capi-
tel kuͤrtzlich erinnert, daß ein junger
Falcke oder Niais, von denen alten Voͤ-
geln in freyer Lufft, Thau und Sonne
mit weit ſchoͤneren Federn, und einen
vollkommenern Gewaͤchs beſſer erzogen
werde; Weil aber die Menſchen von un-
gleichen Humeur, und geringerer Patien-
ce,
welche ſolches nicht erwarten koͤnnen,
ſo nehmen ſie ſolche junge Falcken oder
Niais offters gantz zeitlich, und wollicht
aus den Neſtern. Muß demnach hier-
bey das noͤthigſte erinnern, wie man
nehmlich ſolchen am fuͤglichſten erziehen
und abrichten koͤnne. Vornemlich muß
einem Niais oder jungen Falcken wenig-
ſtens der Schwantz oder die Decke zur
Helffte erwachſen ſeyn, er auch ſeine, ob
wohl
[321]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
wohl kurtze, doch vollkommliche Federn
haben, ehe und bevor er aus dem Ne-
ſte genommen wird: Ferner, daferne es
nicht ein verdrießlicher Schreyer, ſo ſetzt
man ihn in eine Kammer, doch muß es
daſelbſt weder zu kalt, noch zu feuchte,
und ſolche, wo es nur moͤglich, ſo beſchaf-
fen ſeyn, daß er die Lufft und Sonne
empfinden moͤge, auch nachdem man ihn
zu ſitzen gewoͤhnen will, bindet man ihn
entweder auf den Klotz, oder auff die
Stange, weswegen man ihm zeitlich die
Feſſeln und Schellen oder den Wurff-
Riehmen angewoͤhnen muß; Seinen
Fraß muß man ihm offt und wenig, von
friſchem zarten Fleiſch, von jungen Tau-
ben oder jungen Voͤgeln geben und ja
nicht uͤberfuͤllen. Wann er nun einen
gantzen Tag gehungert hat, muß man
ihm gantz gemach die Haube auffſetzen,
und drey Tage, und drey Naͤchte, keine
Ruhe laſſen; Zuweilen wann ihm Ohn-
macht zuſtieſſe, mit ein wenig friſchem
Waſſer im Schnabel refraichiren, und
da er ja gar zu ohnmaͤchtig, ihn den-
noch verdeckt ſpeiſſen; Dann und wann,
ab- und wieder zu bedecken verſuchen,
ob er es gewohnen wolle, und ſich hier-
durch bezwingen laſſe, des Morgens
fruͤhe aber mit weichem gewaͤſſertem
Fleiſch fuͤttern. Es iſt aber das Wachen
dieſes Vogels, als das allervornehmſte
in der Falconerie hoͤchſt ruͤhmlich erfundẽ
worden, weiln durch dieſes Wachen, oder
ſolche Benehmung des Schlaffes dem wil-
den Vogel ſeine voͤllige Memorie, und
Imagination, Nachſinnen und Gedaͤcht-
niß, auf einmahl genommen, und ge-
ſchwaͤchet wird, damit er nicht Zeit oder
Gelegenheit haben koͤnne, ſich ſeiner Na-
tur zu beſinnen, u. ſich zu errinnern, was
er zuvorhero in ſeiner Freyheit zu thun
gewohnet geweſen, oder von Natur ih-
me ſonſten angebohren waͤre, durch wel-
che Gewohnheit, und Lædirung ſeines
Gedaͤchtniſſes ſich ſeine Natur transmu-
ti
ret, daß ſie nichts anders weiß, als wie
er vom Menſchen aufferzogen, ſich deſ-
ſen Willen unterwerffen muͤſſe. Sol-
te er aber Zeit bekommen, oder ſich be-
dencken, worzu ihn die Natur animi-
ret,
wuͤrde nimmer etwas gutes daraus
werden. Summa es wird der Vogel
durch wachen, liebkoſen, und Artzney
alſo bezwungen; welches einige in einem
haͤngenden runden Reiff, in einem fin-
ſtern Gemach ſchwebend vornehmen alſo,
daß wann der Falcke von ſich ſelbſt ſchlaͤ-
frig nicket, oder ſich beweget, er durch
Bewegung ſolches Buͤchels ſelbſt auff-
wecket, wodurch er aber, da Niemand
bey ihm, vor Ohnmacht abfallen, han-
gen bleiben, und den Fuß ausrencken
kan; Halte alſo von voriger Art am
meiſten, wobey die Falconierer eine
Nacht umb die andere ſich abloͤſen muͤſ-
ſen, ſonſt es nicht auszuſtehen waͤre.
Nach dieſem muß er anfaͤnglich bedeckt,
dann, wann er gewohnet, unbedecket auf
der Fauſt bey unterſchiedenen Handwer-
ckern, als Boͤttgern, Schmieden, und
dergleichen, ſo vieles klappern verurſa-
chen, oder in Mangel derer auf dem
Lande, und Doͤrffern, in Muͤhlen oder
Scheunen bey denen Leuten zu gewoh-
nen, taͤglich ein Paar Stunden aus-
und eingetragen werden, wormit vier-
zehen Tage zu continuiren, und oͤffters,
dann und wann, mit einer rauhen Fe-
der, zu beſtreichen und zu caresſiren iſt,
damit er ſeine Stimme gewoͤhne; Maaſ-
ſen ein Falconierer ſich auf dreyerley
Weiſe bey ſeinem Vogel beliebt und auch
wohl verhaſt machen kan, wann er ihm
erſtlich entweder gutes, oder garſtig
ſchmeckendes Fleiſch, oder Artzney giebet.
Zum andern durch eine freundliche oder
unfreundliche Stimme, und drittens
durch guten oder boͤſen Geruch ſeiner
Kleider oder Handſchuh, worauff er ge-
tragen wird, wann ſolche etwan nach
Knobeloch, Zwibeln oder dergleichen rie-
chen, welches ihme zuwider. So muß
auch ein ſolcher junger Vogel, weil er vol-
ler zarter Glieder, und weicher Beine,
dahero leicht erdrucket werden koͤnte, mit
einer beſondern Behutſamkeit an ei-
nem dunckeln Orte gehalten werden.
Wann das Abwachen gluͤcklich zu En-
de, und ausgeſtanden, muß man den
Vogel aͤnfaͤnglich mit Manna, welches
ihme das Gebluͤth erfriſchet, das Ge-
ſchwuͤhr, und verſtopffte erweichet und
oͤffnet, und ſolche ſchaͤdliche Feuchtigkeit
per Excrementa abtreibet, purgiren,
nachgehends ihme die Cur geben, welche
man von Baumwolle, in weiſſem Wein
geſotten, mit ſechs Naͤglein anfaͤnglich
klein machen, mit Fleiſch umbwickeln
kan, umb den Vogel daran zu gewoͤh-
nen, welches im Winter und kaltem
Wetter wohl zu gebrauchen, dann gebe
man ihm ferner vor ſeinen Magen zu
ſtaͤrcken, und zu reinigen drey oder vier
Nelcken, Manna, Fuchs-Lunge und ein
klein rothes Corallen-Steinichen, mit et-
S slichen
[322]Fuͤnffter Theil/
lichen kleinen Kieſſeln aus einem flieſſen-
den Bach; Dieſes dienet vor die Schwind-
ſucht, vor den Schwindel und kuͤhlet das
unruhige Gebluͤth. So der Magen le-
dig, wird es woͤchentlich zweymahl mit
gutem Nutzen gebrauchet, und præcavi-
ret den Vogel vor vielen andern
Kranckheiten. Wann nun der Vogel
gewoͤhnet nach des Falconierers Stimme
in einem Saal von einem Winckel zum
andern nach dem Fraß zu fliegen, wird
er an einem ſubtilen Faden gegen den
Wind in einem Garten nach dem Fal-
conierer
zu fliegen probiret, und wann
der Vogel im herzukommen richtig pa-
rir
et, kan man ihn endlich ledig fliegen laſ-
ſen, und wann er hungerich, ihm zuſchrey-
en: Jo, Jo, und ihm die an der Seite
habende Fluͤgel, oder ſo genannte Luder
vorzeigen, da er aber nicht kommen wolte,
eine Taube oder junges Reb-Huhn vor-
werffen, umb ihn damit manierlich wie-
derumb an ſich zu ziehen, worbey die
Stoͤber- oder Huͤhner-Hunde, umb ſich
einander kennen zu lernen, noͤthig ſeyn
muͤſſen, biß man ſolchen Vogel derge-
ſtalt gezaͤhmet, ihn auff fuͤnffhundert
Schritt auff ſolche Weiſe an ſich zu lo-
cken/ da man dann, wenn der Huͤhner-
Hund im Revieren die Huͤhner antrifft
und vor ſie ſtehet, den Vogel abdecken,
ihn ſo nahe, als moͤglich, heran bringen,
alsdann die Huͤhner auffwecken, und ab-
werffen laſſen kan: So er nun ein Huhn
zum erſtenmahl gefangen, ſo bedecke ihn
gemach, nimms ihm ſaͤuberlich, und gieb
ihm das Hirn, Hertz, Eingeweyde und
einen Schenckel, als des Vogels Gerech-
tigkeit, dann er ſonſten, ſo er allzu ſatt
geworden, uͤbermuͤthig werden, ſeinen
Herrn verachten, und deſertiren moͤg-
te. Mit einem Paſſagier-Falcken giebet
es noch eine weit verdrießlichere und muͤh-
ſamere Arbeit, ihn zahm zu gewoͤhnen
und abzutragen; Maaſſen dieſer Vogel
durch vieles Herumbwandern ſchon klug
worden, welcher wohl fuͤnff Tage und
fuͤnff Naͤchte durch Wachen bezwungen
werden muß, biß er gantz uͤbertaͤubet,
und alle ſeine vorige gehabte Freyheit
gaͤntzlich vergeſſen hat, und muß derſel-
bige alsdann wohl drey biß vier Wochen
fleißig umbher getragen werden, ehe man
ihm recht wohl trauen darff: Vornehm-
lich muß er hauptſaͤchlich anfaͤnglich zu
der Hauben gewoͤhnet werden und groſ-
ſe Schellen anhaben. Zu dem hohen
Weydewerck werden ſie anfaͤnglich auff
junge Reyher oder Stoͤrche, zah-
me Truth-Huͤhner, oder junge graue
Gaͤnſe, ſo den Trappen und Reyhern aͤhn-
lich ſind, zwey biß drey auf einmahl wuͤr-
gen zu laſſen, animiret, welche dann bey-
ſammen gefuttert werden muͤſſen. Auff
den Haſen abzutragen, wird ein ausge-
ſtopffter Haſen-Balg, darinnen des Ha-
ſens Eingeweyde verborgen, an einer
Schnur durch einen Mann zu Pfer-
de eyligſt fortgezogen, wann man vor-
hero ihn in der Kammer ein grau Car-
nicul zu fangen gewoͤhnet, da man dann
hierauff ohne groſſe Muͤh einen Haſen
in freyem Felde beitzen kan: Mit dem
Rebhuhn, Ente, und Wachteln hat es
gleiche Bewandniß, worzu man ihn hier-
von gewoͤhnen will, dem muͤſſen die ſtaͤrck-
ſten Schwingfedern ausgeruppet wer-
den, daß es nicht fliegen koͤnne: Wann
nun der Falcke hungerich, wird er von ſich
ſelbſt gantz begierich drauf fallen, welchen
man aber, wie vorgemeldet, mit weni-
gem contentiren, bedecken und befriedi-
gen kan.


Von einem Falconierer und deſſen Geraͤthſchafft.


Es muß ein Falconierer ein verſtaͤn-
diger, gedultiger, und hurtiger Mann
ſeyn, welcher des Falckens innerſte Na-
tur und Eigenſchafft, Complexion, und
Humeur, aus dem Grund verſtehen ſoll:
Er ſoll ferner eine angebohrne Liebe,
und Freundligkeit zu denen Falcken ha-
ben, dieſelben mit gutem Bedacht und
Behutſamkeit zu dirigiren verſtehen, ſie
mit einer hurtigen Fauſt zur gelegenen
Zeit werffen, den Vogel nicht uͤbel an-
fahren, zucken oder ſchlagen, ſondern
deſſelben Mißhandelung mit guter
Sanfftmuth, Glimpf und Beſcheidenheit
fein ſittſam verbeſſern, und mit gutem
Glimpff wieder zu rechte bringen; Ei-
nen jeden Vogel unterſcheiden, welchen
er ſpaͤthe oder zeitlich abfliegen laſſen ſoll,
ſowohl auff deroſelben ordentliche Fuͤt-
terung, als auff ihre benoͤthigte Purga-
tion,
und Reinigung des Gebluͤths, mit
gutem Rath und Bedacht zu rechter Zeit
mit Fleiß ſorgen, auch benoͤthigten
Falls des Abends und Morgens, ſowohl
mit
[323]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
mit friſcher Lufft und Sonne, als mit
ihrem benoͤthigten Bad ergetzen, und
damit die Falcken oder Voͤgel geſund
bleiben moͤgen, muß ihnen der Fraß
nicht von grobem altſtinckendem, ſondern
von weichem, zarthem und reinem Fleiſch
fein klar gehackt gegeben werden. Ein
Falconierer ſoll ferner haben ein graues
Kleid, ingleichen, damit er ſeinen verflo-
genen Falcken eyligſt wiederumb einhoh-
len, und annehmen koͤnne, ein fluͤchti-
ges Pferd; Dann man nicht ſo ge-
ſchwind einen Vogel ſogleich wiederumb,
ohne groſſe Muͤhe, wie den vorigen ab-
tragen oder gewoͤhnen kan, welches
Pferd, ſoviel moͤglich, nicht ſcheu oder
ſchnarchend, ſondern grauer Farbe
ſeyn ſoll, ſoll auch zur Abwechſelung
deſſen ein Paar dergleichen halten; Und
weil mit einem eintzigen Falcken, welcher
leicht verflogen, oder verlohren, und ver-
ungluͤcket werden kan, nichts ausgerich-
tet, muß er deren bereits abgetragenen
wenigſtens zwey biß dreye haben; Jn-
gleichen auch zwey Huͤhner-Hunde, ſo
vorſtaͤndig, auch vier Stoͤber, mittel-
maͤßiger Art, einen Waſſer-Budel zu
Enten, und Gaͤnſen, wie auch einen
Strick-Wind-Hund zum allerwenig-
ſten zu einer moderirten Depence, und
gehoͤhret ein Junge vor die Pferde, ein
Junge vor die Falcken, dieſelben ſtets
auff der Fauſt zu tragen, und ein Jun-
ge, die Hunde zu warthen. Worbey
notoriſch, daß er ja allerdings nicht des
Winters beym Schnee, welcher den Vo-
gel blendet, des Fruͤh-Jahrs nicht zu
fruͤh im Thau oder Nebel den Vogel bei-
tze, des Sommers nicht in groſſer Hitze
den Vogel allzuhoch nach friſcher Lufft
zu ſteigen, und des Herbſts, beym truͤ-
ben feuchten Wetter oder Froſt den Vo-
gel zu beitzen, verdrießlich mache und ver-
derbe, auch nicht alle Tage den Vogel uͤ-
bermuͤde, und ferner zu fangen verdrieß-
lich mache, ſondern nur des Herbſts, bey
klarem Wetter, dann und wann gebrau-
che. Jn dem Koͤnigl. Pohlniſchen, und
Churfuͤrſtlichen Saͤchſiſchen Falcken-
Hoffe zu Dreßden hatten ſie zur rech-
ten Hand eine feine groſſe Kammer, all-
wo unten auf dem Fußboden ein vier-
eckigter Platz mit reinem Sande geſchuͤt-
tet war, daß der Falcken Koth ſobald
ohne fernern Geſtanck gereiniget wer-
den kunte, darauf ſtunden neun abge-
ſchnittene eichene Kloͤtzer eines Fuſſes
hoch, ſchichtweiſe, drey und drey zuſam-
men, wie man die Kegel ſetzet, doch jeder
von dem andern weiter und faſt 1. und
eine halbe Ellen von einander, daß ſie
ſich zuſammen mit den Fluͤgeln nicht rei-
chen kunten; Auf dieſe Kloͤtzer war gruͤ-
ner Raſen, darauf ſaſſen die Voͤgel des
Sommers-Zeits angefeſſelt, und ge-
kappt, deren ich ſieben Falcken, welche
auf den Ruͤcken Aſchegrau, mit gelben
Faͤngen, und zwey braune, in Groͤſſe der
Habichte geſehen, an den Ecken dieſer
Kammer waren Mannes hoch uͤberzo-
gene Stangen, worauf ſie zur Winters-
Zeit zu ſitzen pflegten. Die Fenſter die-
ſer Kammer waren groß, hell und wohl
gebauet, und gegen die Mittags-Seite
zugewendet, oben waren die Wild-Faͤn-
ge, oder neue Voͤgel in finſtern Kam-
mern verwahret, unten in dem kleinen
Stuͤbgen gegen uͤber hackte dazumahl
der Falcken-Junge zu ihrem Fraß das
rohe Fleiſch gantz klahr. Und ſoviel ich
abmerckete, muſte ſolches vielleicht, we-
gen ihrer Curen, umb die Medicin hier-
innen einzugeben, noͤthig ſeyn: Wie man
denn insgemein viele unterſchiedene Re-
media
bey vorfallenden Kranckheiten der
Voͤgel adhibiren muß. Als zum Schnupf-
fen das Hirn zu reinigen, Petonien,
Manna,
Wermuth, Salbey und derglei-
chen, vor boͤſe Augen, ein wenig Baum-
wolle in Eyweiß und Roſenwaſſer ge-
weichet, uͤber den Schnabel zwiſchen die
Augen geleget und bedecket. Die Na-
ſenloͤcher woͤchentlich mit etlichen Tropf-
fen weiſſen Wein gereiniget; Vor den
Pips, wann er geſtochen, mit Roſen-
Oehl geſchmieret; Vor die verrenckte
Fluͤgel oder Glieder, mit ſtarckem Aqva-
vit
oder warmen Wein umbſchlagen;
Vor boͤſe Haͤnde die Stang mit Saltz
und Wegricht-Kraut in Eſſig genetzet,
als ein Kuͤſſen umbwickelt, und darauf
ſitzen laſſen; Vor die Laͤuſe, mit Spic-
oder Terpentin-Oehl beſtriechen, und der-
gleichen probirte Curen mehr, wovon der
beruͤhmte Autor Monſ. Charles d’ Ar-
cuſe de Capre Sieur d’ Eſparron de Pail-
liers \& du Reveſt
ein mehreres viel und
weitlaͤufftiger geſchrieben, ſo Anno 1617. zu
Franckfurth am Maͤyn verteutſchet, dar-
innen er auch die ausfuͤhrliche Anato-
mie
nebſt denen Sceletis eines Falckens
vortrefflich exprimiret, wie auch einen
Tractat von dem Habicht und deſſen Ge-
brauch zu Ende mit anfuͤget, als wo-
hin ich den geneigten Leſer hierbey gewie-
ſen haben will, und dieſen Autorem nach
S s 2zuſchla-
[324]Fuͤnffter Theil/
zuſchlagen dienſtlich erſuche. Ferner muß
auch ein Falconierer nicht allein nebſt
unterſchiedenen mediciniſchen und heyl-
ſamen Specereyen, Salben, Oehl und
Kraͤutern, Aloe und Manna, und der-
gleichen, wie offt beruͤhret, in friſchem
Vorrath, ſondern auch zarte Inſtrumen-
ten haben, ſolche im Nothfall, als ein
Chirurgus, zu gebrauchen, damit er gleich
helffen koͤnne. Von deſſen Gerathſchafft
nun zu melden, muß er erſtens vor ſei-
ne Perſon haben eine von feiner Leine-
wand gemachte und gruͤn ausgeſteppte
Weyde-Taſche, als worin er allezeit ei-
niges Fleiſch zum Fraß oder ein paar le-
bendige Huͤhner oder Wachteln, dem Vo-
gel zu geben, haben muß, ferner muß er
auch ein beſondes Inſtrument, das Feder-
ſpiehl oder der Vorlaß genannt, an der
Seite haben, welches von zweyen Fluͤ-
geln mit Leder zuſammen befeſtiget, da-
ran ein langer ſchmahler Riemen, und
an deſſen Ende ein Haͤckgen iſt, mit wel-
chem man den Falcken an ſich zu locken
gewoͤhnet, daß er meynen ſolte, man
zeigte ihm den gefangenen Vogel. Drit-
tens muß er auch ein Paar groſſe und
weite, von gutem ſtarcken Hirſch-Leder
wohl gemachte Handſchuh anhaben, da-
mit der Falck deſto feſter und gewiſſer
auff der Fauſt ſitzen, und mit den Klau-
en nicht durchgreiffen moͤge. Auch muß
der Falconierer den Falcken dergeſtalt
tragen, daß er ihn nicht zu nahe an ſei-
ne Augen oder Geſicht halte, weder zu
niedrig, noch zu hoch trage, und den
Vogel allezeit wider den Wind auf der
lincken Fauſt ſitzen habe, daß er mit den
Schwinge-Federn nicht an ſein Kleid
anſtoſſe, und da er unfreundlich wuͤrde,
ihn fein ſittſam liebkoſen, caresſiren, und
mit einer Feder den Kropff beſtreichen,
und ihn allezeit fein frey tragen; Vor den
Falcken oder Vogel aber, und zwar vor
einen jeden abſonderlich nach des Vogels
Kopffs Groͤſſe muß er haben eine von
wohl ausgearbeitetem Leder fein zierlich
gemachte Haube, welche umb die Augen
des Vogels fein geraͤumig ſeyn ſoll, rund,
hoch erhaben, hinten gegen den Halß zer-
theilet, daß ſie von zwey gelinden Zug-
Riemgen, der Nothdurfft nach, zu oder
auffgezogen, oder auff und abgedecket
werden koͤnne, worauf ſich oben auf der
Platte ein von ſchoͤnen bunten Farben
zierlich gemachtes Feder-Buͤſchlein, mit
duͤnnem Drath befeſtiget, gehoͤhret; Wie
dann der Falconirer ein ſolches Haͤub-
lein jederzeit gebuͤhrend auf der Krem-
pe des Huths im Vorrath bey ſich tra-
gen ſoll, welches ſein Signum diſtinctio-
nis
von andern iſt. Ferner muß der Falck
auch haben das benoͤthigte Geſchuͤhe an
ſeinen Fuͤſſen, ſo ihme gleich anfaͤnglich
attachiret werden muß, welchen von
zweyen ſchmeidigen Riehmen angema-
chet und ausgefrantzet, woran zwey hell
klingende Schellen ſeyn muͤſſen, damit
man ihn weit hoͤhren und finden koͤn-
ne, welches Geſchuͤhe eines Fingers lang,
an deren Ende zuſammen gefuͤget, und
hernach von einem weiſſen Spannen-
langen ſchmahlen Wuꝛff-Riehmen duꝛch-
zogen wird, welcher zu beyden Seiten zu
verknuͤpffen, und auf der Fauſt oder
Stange umbſchlagen wird. Wann a-
ber der Falck ſteigen ſoll, wird er abge-
haubet, und dieſer lange Wurff-Riehm,
von dem Geſchuͤhe abgezogen, ihn ledig zu
laſſen.


Von der Reyher-Beitz.


Dieſes iſt nun eigendlich der Zweck,
und der gantze Scopus, auch das vornehm-
ſte oder ſo genannte hohe Weyde-Werck,
umb welcher Urſachen willen die be-
ruͤhmte Falconnerie mit ſo vielfaͤltiger
Muͤhe, und ebenfalls mit nicht geringe-
rer Gefahr, wie das Piquiren der beſchrie-
benen par Force-Jagd vorgenommen
wird. Da denn die groſſen Herren und
Potentaten ſamt dero gantzen Comitat
und Svite an einem anmuthigen ſchoͤnen
und ſtillen Tag mit der groͤſten Solenni-
taͤt auff die Reyher-Beitz hinaus ziehen.
Wann nun die Stoͤber-Hunde einen
Reyher auffgetrieben, der Falconier zum
rechten Vortheil den Vogel abgeworffen,
und der Reyher den Falcken gewahr
wird, ſo ſpeyet er den geſtohlenen Raub
von kleinen Fiſchgen, waͤhrenden Flugs
herab, umb ſich zur Flucht leichte zu ma-
chen, oder da er noch nuͤchtern, faͤnget
er an, mit beſonderem Fleiß uͤber ſich zu
ſteigen, daß er faſt kaum zu ſehen. Der
Faͤlcke hingegen ſimuliret gleichſam, biß
er durch ſonderbahre Umbſchweiffe und
viel unglaublichere Geſchwindigkeit dem
Reyher die Hoͤhe abgewonnen, und uͤber
ihn geſtiegẽ, welchem ein Jeder wunderns-
wuͤrdig
[325]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
wuͤrdig nachſiehet, und mancher Maul
und Naſen zuzumachen daruͤber vergiſ-
ſet, wobey wohl ſehr zu zweiffeln, ob die-
ſe Zuſchauer zum Theil wohl den Him-
mel all ihr Leb-Tag aus inbruͤnſtigem
Verlangen, einsmahls hinein zu kom̃en,
ſo unverwendet betrachtet haben, welches
alles zu ſolcher Zeit aus Vorwitz, den
Ausgang dieſes Kampff- oder Wett-
Flugs zu ſehen, geſchiehet. Worbey das
Piquiren, oder mit Pferden nachrennen,
viel gefaͤhrlicher, als bey der Par Force-
Jagd; Weiln ich bey waͤhrendem Forci-
r
en und Nachrennen des auffgeſpreng-
ten Hirſches Gefaͤhrde auff der Erden,
wo ich reithe, noch eher betrachten kan, wo
einige Gefahr des Stuͤrtzens zu beſorgen,
bey dem Piquiren der Reyher-Beitz aber,
da ich die Augen und Ohren, ja faſt alle
Sinnen eintzig und allein nach dem vor-
habenden Reyher und Falcken richte,
nicht aber, ob ich ſicheren Weg zu reithen
unter mir habe, kan nicht fehlen, daß
nicht beyde Roß und Mann ſtuͤrtzen und
Ungluͤck nehmen ſolten, worbey nach
greulichen Schmertzen die Balbierer und
Roß-Aertzte den beſten Profit ziehen und
dergleichen, ihres Nutzens wegen, mehr-
mahl wuͤnſchen moͤgten; Welches mir
die Falconierer eher atteſtiren, als ver-
muthlich uͤbel nehmen werden, daß ich
dieſes der Wahrheit gemaͤß vorſtelle.
Wann nun der Reyher uͤberhoͤhet, ſo
faͤnget der Falck von oben herab auff
den Reyher mit ſeinen ſtarcken Waf-
fen, in unglaublicher Geſchwindigkeit,
einen hefftigen Anfall zu thun, giebt ihm
einen Grieff und Fang, dann ſchwinget
er ſich wiederumb, ober, umb, und ne-
ben ihm herumb, biß er ſeinen Vortheil
erſiehet, ihn gar anzupacken, weil er
ſich vor des Reyhers ſpietzigem Schnabel
wohl vorzuſehen hat, indem hierdurch,
wann der Reyher den Halß auf den Ruͤ-
cken leget, und den Schnabel uͤber ſich
haͤlt, mancher junger unerfahrner Falcke
gar leichte und oͤffters geſpiſſet wird,
weswegen auch zuweilen zwey Falcken,
als ein alter und ein junger, auff einen
Reyher gebeitzet werden, damit mit deſto
wenigerer Gefahr ſolches geſchehen moͤ-
ge. Zuweilen wendet ſich der Reyher
mit ſeinem gantzen Leibe, und ſchwebet
oder wieget, als mit einem Segel, mit
ausgeſpanneten Fluͤgeln in freyer Lufft,
ſeinen Feind deſto verwahrter zu em-
pfangen, ſo ihm aber gleichwohl mei-
ſtentheils mißraͤth, daß er daruͤber zu
Boden geworffen wird, und mit dem
Falcken zugleich herunter faͤllt. Da ge-
het es dann aufs neue an ein hefftiges
Piquiren, wer reith, der reith, wer liegt,
der liegt, ein jeder will der erſte ſeyn, ſei-
nem Principal den gefaͤllten Reyher ohne
Schaden lebendig zu uͤberbringen, damit
er ſodann die meiſte Ehre, Gnade, und
guten Recompence erlanget, weiln ein
uhraltes Herkommen, daß ein ſolcher
Monarch und Potentat dem lebendigen
Reyher einen guͤldenen oder ſilbernen
Ring mit deſſen Namen und Jahrzahl
anleget und wiederumb frey fliegen laͤſ-
ſet. Da ohne dem ſolche Reiher-Beitz,
nur zur Luſt groſſer Herren geſchiehet,
und mit einem ſolchen magern Reyher
nichts zu thun waͤre; Jmmittelſt hat
man doch aus der Erfahrung, daß auff
dieſe Art in der gantzen Welt die Reyher
zu beitzen braͤuchlich, dieſelben ſich auch
wieder nachgehends ausheilen, maaſſen
in Teutſchland an einem gewiſſen Fuͤrſtl.
Hoffe ein Reyher auff der Beitz gefaͤllet
worden, welcher am rechten Bein uͤber
dem Knie einen goldenen Ring gehabt,
deſſen Schrifft geweſen: Ludwig der XIV.
1680. andere Exempel mehr itzo zu ge-
ſchweigen. Und alſo wird der geneigte
Leſer den gantzen Proceſſum der Falcken-
Beitz hieraus vernommen haben. Eben
dergleichen Lufft-Krieg wird auch mit
den Trappen, ja wohl gar mit dem
Weyhe, und wilden Gaͤnſen, voꝛgenom̃en,
wiewohln es nicht ſo luſtig anzuſehen
iſt, und geſchwinder zu Ende gehet. Das
Haſen-Enten- und Rebhuͤhner-Beitzen,
ſo meiſtens von dem Adel mit mehrerer
Muͤhe, als Luſt vorgenommen wird, iſt
ſonder zweiffel Jederman bekant, und
wird zu beſchreiben unnoͤthig ſeyn. Zum
Beſchluß melde, weilen notoriſch, daß die
rechten Falcken hier zu Lande nicht he-
cken, gleichwohl aber ihren Strich des
Herbſts haben, da ſie bekanter maaſſen
mit einer weiſſen Taube gar fuͤglich weg-
zufangen, denn muß man gleich einem
ſolchen Paſſagier die Haube auffſetzen, die
Feſſeln anbinden, und alsdañ, wie gemel-
det, heraus nehmen, und durch Abwachen
ermuͤden, welches in erſteꝛ Furie am beſten
zu practiciren und am rathſamſten iſt.


S s 3Von
[326]Fuͤnffter Theil/

Von der Phaſanerie.


Die Phaſanerie oder Wiſſenſchafft
dieſe frembde Voͤgel, ſo wohl in ſeiner
wilden Freyheit zu conſerviren, zu he-
gen, zu vermehren, und zu fangen, als
auch dieſelbigen zur Vergnuͤgung Hoher
Herrſchafftlichen Luſtbarkeiten in groſſer
Menge zahm zu erziehen, iſt nechſt der
Falconnerie eine nicht geringe Kunſt, daß
man nemlich dieſe von uns allhier in
einem hietzigen Climate oder warm ge-
wohnt erzogene Voͤgel nicht allein in
unſerm kalten nordiſchen Climate wider
ihre habende innerliche Eigenſchafft, eben
als in ihrem Vaterlande, beſtaͤndig zu
verbleiben und ſich zu mehren naturaliſi-
ret, ſondern auch, daß man dieſe frembde
wilde Voͤgel, vermittelſt des Menſchen
Erfindung, auf eine teutſche Meile, und
noch weiter, herzu locken koͤnne, ja nicht
allein unſere erzogene, und in der Naͤhe
verflogene, ſondern ſo gar auch frembde
unbekante Phaſianen, an ſich zu locken
wiſſe, welches, wie einige darvor halten
wollen, in vorigten Zeiten, bey der al-
ten Welt, gantz unbekant geweſen
ſeyn ſoll, ſo ich aber, weiln es zweiffel-
hafftig, in ſeinem Werth beruhen laſſe,
und einem jeden zu glauben, oder daran
zu zweifflen, frey ſtelle; Wie in dieſer
Wiſſenſchafft dann auch keine andere
Nation in der Welt am meiſten, ſowohl
verſtaͤndig, als auch gluͤcklich floriret, als
die Boͤhmen, welches ihnen mit allem
Recht und Grund der Wahrheit ruͤhm-
lich nachzuſagen gebuͤhret. Dieweiln
dann nun dieſe delicate Phaſan-Voͤgel
allhier in unſerm Teutſchland wegen des
kalten nordiſchen Climatis vornemlich
ſehr rar und beſchwerlich auffzubringen
ſind; Darbey auch, weiln ſie meiſtens
zahmer Erziehung gewohnet, von un-
glaublichen vielen Raub-Thieren und
Raub-Voͤgeln, ſowohl in der Paltz die
Alten, in der Lege-Zeit die Eyer, und in
der Bruͤth-Zeit die Jungen, ja durchs
gantze Jahr haͤuffig und ſchaͤndlich ver-
tilget werden, hat man zu Verhuͤtung
deſſen oder gaͤntzlicher Vertilgung dieſes
koſtbahren frembden Vogels in wohlbe-
ſtallten Herrſchafftlichen Gehaͤgen, einige
Phaſianen-Gaͤrthen inventiret, dieſelben
an ſolche Gelegenheiten angeleget, wo
man dergleichen Oerter antreffen koͤnne,
welche mit Auen, Weitzen und Frucht-
Feldern von der Natur gezieret und be-
guͤtert ſind, woſelbſt auch vornehmlich
Winters-Zeit mit warmen Behaͤltniſ-
ſen von Dannen- oder Fichten-Dickigten
der Ort verwahret ſein muß. Auch wird
mit einem guten Zaun, nach Groͤſſe und
Weite des Eigenthumbs-Herrns belie-
bigem Gefallen, ſolcher weit oder enge
umbfangen, dahin die wilden Phaſianen
im Sommer und Winter ihre Zuflucht
nehmen, auch ſo wohl vor den wilden
Thieren, als vor dem zahmen Vieh ihre
Paltz, Lege- und Bruͤth-Zeit viel ſiche-
rer verrichten, und ſich alſo beſſer vermeh-
ren koͤnnen: Des Winters aber wird eine
gebuͤhrliche Futter-Staͤtte geſetzet, wo-
ſelbſt ſie an einem reinen Ort gegen der
Sonnen gefuͤttert werden. Dann in
Mangel deſſen, dieſen frembden Voͤgeln
gar nicht zu verdencken, wann ſie von ei-
ner ſolchen hungerichen Revier oder viel-
mehr von einem geitzigen Herrn gar weg-
ziehen, und ihre Nahrung oder Lebens-
Unterhalt anderwaͤrts ſuchen. Dieſer
wilde Phaſian-Garthen aber muß nun
dergeſtalt und alſo beſchaffen ſeyn, daß
ſie darinnen gerne wohnen, ſich unter die
Straͤucher, Farren-Kraut oder alt Graß
oder Geniſte verbergen moͤgen. Er muß
auch Brunnen-Qvellen, flieſſende Baͤ-
che und Beer-tragendes Geſtraͤuch ha-
ben, wie auch niedrige Baͤumlein, dar-
auf ſie des Nachts geruhig ſitzen koͤnnen.
Er muß ſo liegen, daß er nicht von
Waſſer-Gieſſen uͤberſchwemmet werde,
und Schaden geſchehen moͤge: Man ſoll
auch Ameiß-Haufen mit ihren Eyern
hinein bringen, damit ſie ſich vermeh-
ren, und denen jungen Phaſianen eine
nuͤtzliche Speiſe ſeyn. Anfaͤnglich muß
man in ſolche Gaͤrthen zehen Huͤhner
und zwey Haͤhne ſetzen, die abgeſchnitte-
ne Federn ausziehen, ſo bleiben ſie geru-
hig in der Bruth, ziehen die jungen
Phaſianen auf, welche in die nechſt gele-
gene Felder, in der Gegend herumb nach
ihrer Nahrung ausfliegen, des Nachts
aber wieder in den Garthen zu ihrer
Geburths-Stadt kommen. Bald nach
der Ernde im erſten Jahr muß man ih-
nen alle Morgen in ihrer Futterſtaͤdte
Weitzen, Hanff-Koͤrner, und weiſſen
Mohn-Saamen vorſchuͤtten, ſo gewoh-
nen ſie gerne denſelben Ort, und kom-
men oͤffters dahin. Wann ſie nun et-
liche mahl alſo gefuͤttert werden, wird
ſolches
[327]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
ſolches der Natur eingepflantzet. Jn
ſolchen Phaſianen-Garthen muͤſſen auf
etliche hundert Schritt weit und breit,
keine groſſe und hohle Baͤume ſeyn, ſon-
dern allweg gehauen, daß kein Raub-
Vogel auffſitzen koͤnne, und muß
nur in kleinen Straͤuchern beſtehen,
daß die Phaſianen ſich verbergen koͤnnen:
So muͤſſen auch auf erhabenen Huͤgeln,
auſſerhalb des Garthens, wo die Raub-
Voͤgel ihren Strich haben, Habichts-Fal-
len ſeyn; ingleichen auf den Ecken in
Winckeln Jltniß- und Katzen-Fallen,
umb die Raub-Thiere zu vertilgen. Un-
ter der Futterſtaͤtte, welche mit einem
niedrigen Dach verſehen ſeyn muß, wird
es von vier ſchmahlen leichten Brettern,
drey Ellen lang, und ſo viel breit, zuſam-
men geſchraͤncket, und mit ſtarcker Lei-
newand bezogen; Auf der einen Ecke
ein Thuͤrlein mit dem Schieber, gegen
uͤber Ecke auch dergleichen gemachet, und
mit Holtz dergeſtalt aufgeſtellet, daß es
zu drey Seiten offen und feſte ſtehe, dar-
unter ihnen das gewoͤhnliche Futter an
Weitzen, Gerſte oder Hanff geſchuͤttet
wird, damit ſie deſſen ohne Scheu gewoh-
nen. Wann nun die Phaſianen ſich in
ein Paar Jahren vermehret, und man
ſolche einfangen will, ſtellet man die Fallen
leiſe auf, und ſtreuet, wie gewoͤhnlich, ihr
Futter; Wann nun die Phaſianen her-
bey kommen, ruͤcket man zu, ſo ſind
ſie gefangen, machet ein Thuͤrlein auff,
und ſtellet einen mit viereckigten eyſern
Reifen, und enge geſtrickten Haamen vor
das Loch, ſo bald ſie das Licht und die
Lufft erſehen, lauffen ſie einer nach dem
andern in den Haamen, daraus nimmt
der Phaſian-Waͤrther die alten boͤſen
Haͤhne, welche die Jungen vertreiben,
auch die gar alten Hennen, was zur Bꝛuth
nicht mehr dienlich, ingleichen die uͤbri-
gen Haͤhne; Die Huͤhner, wie gemeldet,
auff zehen Huͤhner zwey Hahnen gerech-
net, laͤſſet man wieder aus: Alſo kan
man ſeinen jaͤhrlichen Nutzen von den
Phaſianen haben, und ſie mehren ſich auch
haͤuffiger. Wann nun ſich die Phaſianen
in benachbarte Felder bereits gewoͤhnet
haben, ſo machet man auff ſeinem Grund
an beliebigem Ort einen Rauch, daß der
Wind ſolchen in des Nachbahrs Revier
wehet, und nimmt drey Gebuͤſch Hanff
mit den Koͤrnern, zwey Bund Haber-
Stroh, zwey Metzen Hanff-Spreu, ze-
hen Groſchen Campfer, zwey Pfund
Anieß, Weyrauch, eine Hand voll Wie-
derthon, Tauſendguͤlden-Kraut, ſo viel
faul Linden-Holtz, eine Metze geduͤrrtes
Maltz, vier Roß-Kugeln, alles ordent-
lich; Haber-Stroh und Hanff darunter
angezuͤndet: Die uͤbrigen Sachen darauff
geworffen, dieſes rauchet alſo zwey Ta-
ge und Nacht; Dieſer Rauch gehet dem
Winde nach auff anderthalb Meil, und
ziehet alle Phaſianen dahin, woſelbſt ihnen
oͤffters das erſtere Futter, als Weitzen,
weiſſer Mohn-Saamen, und Hanff-Koͤr-
ner, vorgeſchuͤttet wird, ſo kommen ſie
nicht weg, und gewohnen allda; Vor-
nehmlich aber, wie ich allezeit errinnert
habe, muß ihnen in zeiten das Futter
fleißig geſchuͤttet werden, damit ſie bey
ihrer Ankunfft nicht umbſonſt einen ſo
weiten Weg her vexiret, und da ſie etli-
che mahl oͤffters nichts gefunden, den ge-
woͤhnlichen Rauch, wovon ſie den Ma-
gen nicht fuͤllen, ſondern leer behalten,
uͤberdruͤßig werden, und endlich gar aus-
bleiben duͤrfften, worauff der Phaſian-
Waͤrther am allermeiſten acht zu haben,
weil ihme ſonſten, da gar keine Fuͤtte-
rung im Gehaͤge gehalten, auch ſeine all-
dar erzogene Phaſianen aus Hunger
druͤckender Duͤrfftigkeit wegzuziehen ge-
noͤthiget werden, und in kurtzem keine
Phaſianen zu mercken ſeyn wuͤrden; Hin-
gegen dieſelben ſodann auf eines vortheil-
hafftigen Nachbahrs fleißiges Vorſchuͤt-
ten, auch ohne allen Rauch, gar leichtlich,
und haͤuffig ſich dahin begeben koͤnten,
welches ich offenhertzig aus eigener Er-
fahrung mit Grund der Wahrheit
entdecken kan, welches der geneigte Leſer
hierinnen nur genau betrachten wolle.


Von den zahmen Phaſianen.


Wie ich in vorigem Capitel zu An-
fange dieſer Materie vermeldet, daß der
frembde Phaſian-Vogel nicht allein we-
gen des hieſigen kalten Climatis, ſondern
hauptſaͤchlich wegen der vielfaͤltigen
Raub-Thiere, und Raub-Voͤgel, und de-
rer undencklichen Nachſtellungen faſt un-
moͤglich auffzubringen ſeyn koͤnne, oder
wolle; So halten ſich dieſerwegen groſſe
Herren, oder vornehme Herrſchafften,
welche keine groſſe Revier zu Phaſianen-
Gehaͤgen haben, in Garten zur Luſt zah-
me
[328]Fuͤnffter Theil/
me Phaſianen, deren man in ein jedes
Fach oder beſondere Vermachung im
Fruͤhling bey feinem Fruͤhlings-Wetter
im Martio zehen Huͤhner, und einen
Hahn ſetzet, weil die Paltz-Zeit den zwan-
tzigſten Martii angehet, nachdem das
Wetter iſt, und waͤhret vier Wochen.
Nach der Paltz-Zeit muͤſſen die Eyer der
Phaſianen taͤglich geſammlet, und wohl
verwahret werden; Hat man nun dreyſ-
ſig biß viertzig beyſammen, machet man
von vier kleinen Brettern mit Heu ge-
fuͤllet ein Neſt, leget die Eyer unter ein-
ne Truth-Henne, welche in drey Wo-
chen ausbruͤthet; So die Jungen aus-
kommen, werden ſie in einer warmen
Muͤtze verwahret, biß ſie etliche Tage
alt und lauffen koͤnnen, dann werden ſie
in Lauff-Kaſten mit Sand beſtreuet ge-
than, und gegen die Sonne geſtellet, wor-
bey die alte in verſchloſſenem Kaͤffigt ſi-
tzet: Das Futter vor die kleinen iſt ge-
kochter Hirſche, hartgeſottene Huͤhner-
Eyer, ſo klein gehackt werden, Mehl-
Wuͤrmlein, Mohn, klein geriebene Sem-
mel mit Kuh-Milch, Ameiß-Eyer, und
geſtoſſener Pfeffer, alles zuſammen klein
gehackt, damit werden ſie gefuͤttert, biß
ſie fertiger lauffen koͤnnen, worbey ih-
nen oͤffters Ameyß-Eyer vorgeſchuͤttet
werden; Man treibet endlich, wann ſie
halbwachſend, die Truth-Henne mit den
Jungen in die Felder und Wieſen, wor-
bey ſie gehuͤthet werden, und auff den
Feldern Wuͤrmer, Froͤſchgen, Sprin-
ger, und Kaͤfer fangen, biß ſie nach und
nach groͤſſer und Hanff-Koͤrner mit Wei-
tzen freſſen koͤnnen. Umb Michaelis-Zeit
ſind ſie zu ihrer vollkommenen Groͤſſe ge-
wachſen, und gefaͤrbt: Andere nehmen
auch unter das Futter der Jungen Le-
ber-Kraut, Peterſiliẽ, Schaaffgarbe, jun-
ge Brenn-Neſſeln; Damit ſie nicht be-
ſchrien werden, beraͤuchert man die Jun-
gen mit ihren geſtoſſenen Eyer-Schalen,
Tauſendguͤlden-Kraut, weiſe Heyde,
Thorant, und Toſte, Heyl aller Welt,
Schwalben-Wurtz, Schwalben-Neſt,
Hopffen-Bluͤth, unſer Frauen Haar,
Sathe-Baum, weiß Elixen-Holtz, Pal-
men-Kraͤutlein, eines ſo viel als des
andern, und damit werden ſowohl die
Alten, als Jungen beraͤuchert. Jn das
Neſt leget man gerne Wermuth, Kan-
del-Kraut, und Qvendel, Gundermann,
Feld-Kuͤmmel und Klee-Blaͤtter; Wann
man die Phaſianen maͤſten will, purgiret
man ſie vier oder fuͤnff Tage vorher mit
Fœnum Græcum, machet Nuddeln aus
Gerſten- und Bohnen-Mehl, und ſtopf-
fet ſie, ſo werden ſie von drey Pfund
ſchwer waͤgen. Fuͤr ihre Laͤuſe machet
man gegen der Sonnen am Berge Gruͤb-
lein, thut halb Aſche und halb Sand da-
rin, ſo baden ſie ſich damit, und verge-
hen die Laͤuſe. Vor allen Dingen aber
muß durch alle Phaſianen-Faͤche friſch
Waſſer lauffen, und gegen der Mittags-
Sonnen bergigt ſeyn: Jngleichen Kraut-
Kohl zur Laxirung der Geſundheit. U-
brigens werden ihnen die Federn im al-
ten Monden verſchnitten, und ſie hierzu
in beſondere Kammern eingetrieben,
welche oben mit Leinewand bezogen, die
Thuͤr und Fenſter aber verblendet iſt, daß
es finſter wird, ſo kan einer nach dem an-
dern verſchnitten und gelaſſen werden:
Weil im finſtern NB. wenns ſtille iſt, ein
jeder Phaſian ſich greiffen laͤſſet; Wann
aber Donner-Wetter oder Sturm-Win-
de poltern, ſtuͤrmen und fliegen ſie unter-
einander. Die Eulen und zahmen Ka-
tzen thun des Nachts groſſen Schaden
darunter; Dergleichen thun auch die
Kraͤhen und Aelſtern bey Tage, maaſ-
ſen ſie die Eyer ſehr wegſchleppen und
ausſauffen. Was die Jltniſſe und Wie-
ſel gleichfalls vor Schaden verurſachen,
kan ein Jeder von ſich ſelbſt leicht erwe-
gen, weshalben dann hoͤchſtnoͤthig, wo-
ferne anderſt ein Phaſian-Gehaͤge oder
Phaſian-Garten mit Nutzen ſoll angele-
get werden, daß man mit allem aͤuſerſten
Fleiß mit Ernſt dahin bedacht ſey, alle
dergleichen ſchaͤdliche Raub-Thiere und
Raub-Voͤgel mit allem Ernſt, nach aͤu-
ſerſtem Vermoͤgen zu vertilgen, weil es
ohnediß muͤhſam genung, und eine be-
ſchwerliche und ſauere Arbeit erfordert,
die Phaſianen auffzubringen. Welches
zuweilen, nachdem die Jahres-Witte-
rung iſt, oder feuchte und naſſe Fruͤhlinge
in der Leg- und Bruͤth-Zeit einfallen,
dem jungen Zuwachs ein feuchtes, fluͤſ-
ſiges und verderbliches Temperament
ſchaͤdlich naturaliſiret, daß offters, wenig
oder gar keine Jungen aufferzogen wer-
den koͤnnen, oder doch wann ſie halb-
wuͤchſig, verkrummen und lahm werden,
welches mir in meiner Phaſanerie viel-
faͤltig begegnet iſt, daß mein Phaſian-
Waͤrther offters, wie er damit gar be-
zaubert ſey, geklaget und ob er ſchon ſei-
ne Kunſt rechtſchaffen gelernet, daß er
mir vorhero wohl etliche hundert voll-
kommen erziehen koͤnnen, und jaͤhrlich
ſo
[329]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
ſo viel geliefert, kam es letztmahls in ei-
ne geringe Anzahl, welche dannoch un-
geſund. Jch halte aber, daß dieſes der
vermeineten Zauberey keinesweges, ſon-
dern vielmehr der uͤblen Jahres-Witte-
rung zuzuſchreiben, welches gleichſam
als eine ſterbliche Seuche unter Men-
ſchen und Vieh zu mancher Jahres-Zeit
hefftiger, als ſonſten, uͤberhand nimmt,
zumahl es ohnediß bey unſerm hieſigen
kalt und feuchten Climate mit dieſem
frembden Vogel ein gezwungenes Werck
iſt, welches dieſer Corruption gar leicht
unterworffen wird.


Von dem Enten-Fang.


Dieſes iſt nechſt der Phaſanerie auch
eine inventieuſe Wiſſenſchafft, welche die
Herren Hollaͤnder inventiret haben ſol-
len, wie es denn auch nirgends anderſt,
als in ſolchen Laͤndern, wo es viel Bruͤ-
cher, Seen und Teiche giebet, mit ziem-
lichem Nutzen zu practiciren iſt. Jch ha-
be den Koͤniglichen Pohlniſchen, und
Churfuͤrſtlichen Saͤchßiſchen wilden En-
ten-Fang allhier im Lande bey Torgau,
wie auch den Koͤniglichen Preußiſchen,
und Churfuͤrſtlichen Brandenburgiſchen
Enten-Fang nicht weit von Zoſſen bey-
derſeits angeſehen und betrachtet, wel-
che gar ſehr wohl angeleget worden ſeyn,
und hat man mir vor gewiß verſichern
wollen, daß man zu Torgau woͤchentlich
vor dieſem zwey Fuder Enten fangen
koͤnnen, welches aber anjetzo in ziemli-
chen Abſchlag gerathen, maaſſen ein ſol-
cher Enten-Fang ohne diß eine groſſe
Vertilgung der Enten verurſachet, da-
her es auch denen Vaſallen zu imitiren,
bey hoher Straffe verbothen iſt. Jns-
gemein aber ſoll die Gelegenheit, wo
man einen Enten-Fang anzulegen wil-
lens iſt, auch hierzu ſonderliche Permis-
ſion
hat, allerdings ſo beſchaffen ſeyn,
daß daſelbſt alles ſchieſſen und platzen
gaͤntzlich unterlaſſen werde, weil man
ſonſten hierdurch die wilden Enten nur
ſcheu machen, und den Fang nach Be-
gehren nicht practiciren koͤnte. Wo
man nun einen Enten-Fang bauen will,
da muͤſſen in der Naͤhe groſſe Seen,
Bruͤcher und Teiche ſeyn, alles in ebe-
nem flachem Felde, ohne einige Holtzung
und Wald, und muß man darbey einen
Teich auſſehen, oder in deſſen Erman-
gelung ein ſolcher gemachet werden, ſo
am Ufer mit Errlen- oder Werfften-Ge-
ſtraͤuch bewachſen iſt, und gute warme
Qvellen hat; Jn denen Winckeln jedes
Orts muß es zwey Ruthen breit offen
und dahin mit Schilff und Kalms ver-
wachſen ſeyn, in ſelbigen gehet eine lan-
ge Schlufft, und mithin oben groſſe run-
de hohe Buͤgel, durch Werfft geflochten,
auf beyden Seiten mit hohen Ufern ſo
enge zuſammen, daß keine Ente hier-
durch kom̃en kan, ſodañ eine Roͤhre eines
Mannes hoch, und immer kleiner und
enger, daß kaum eine Ente durchkom-
men mag: Dieſe Roͤhre muß gebogen,
daß man das Ende nicht ſehen kan, und
auf beyden Seiten mit Weyden oder
Werfft, wie gemeldet, bepflantzet ſeyn;
An dem Ort, da die Roͤhre am kleinſten,
werden hart an die Buͤgel zu beyden
Seiten zwey Hoͤltzlein gemacht, daran
man den geſtrickten Haamen mit Fluͤgeln
ſtellet, und feſte anbindet, ſolcher muß
mit Laub und Reißig gleichwie beym
Huͤhner-Fang gemeldet worden, beſte-
cket werden, damit ſie nichts mercken:
Hierzu nun muͤſſen Lock-Enten, auff
zwantzig oder mehr gebrauchet werden,
auff welche woͤchentlich vier Metzen Ha-
fer gegeben werden. Den Enten-Huͤnd-
lein, deren zwey ſeyn muͤſſen, damit,
wann eines abgienge, das andere doch
da ſey, muß ihr noͤthig Brod gegeben wer-
den: Die Lock-Enten betreffend, iſt zu mer-
cken, daß man junge wilde Enten aus Ey-
ern zahm aufferziehen, und denſelben,
wann ſie noch jung ſind, gewiſſe Kenn-
Zeichen auf den breiten Schnabel ſchnei-
den kan, nach welchem Schnitt die Haut
des Schnabels abgezogen wird, ſo bleibt
das Kennzeichen; Sie koͤnnen auch an
Fuͤſſen ein wenig gemercket werden. De-
nen Lock-Enten nun wird taͤglich Ha-
fer und Enten-Grieß aufs Waſſer und
in die Roͤhre geſtreuet, damit ſie hinein
zu gehen, willig gewoͤhnet werden, und
herumb fiſchen; Wann das die wilden
ſehen, geben ſie ſich in Geſellſchafft mit den
zahmen in die Roͤhre, welchen man durch
das abgerichtete Huͤndlein, ſo herumb
ſchwimmet, helffen kan, weiln die zah-
men die Hunde kennen, und die wilden
alſo mit ſchwimmen. Die Lock-Enten
muͤſſen des Enten-Faͤngers Stimme,
und Pfeiffen, auch die kleinen Hunde
T twohl
[330]Fuͤnffter Theil/
wohl gewohnet ſeyn: Wann man ihnen
ihr Futter giebt, muß man pfeiffen, und
fein umb ſich ſehen, ob keine Enten in der
Lufft ſchweben, damit er ſich verſtecke; Die
Lock-Enten fallen ſchnell zum Teich hin-
ein, die wilden aber nehmen etliche mahl
einen Umbſchweiff herumb, ehe ſie ſich
nieder geben wollen; Denn es iſt ein wil-
der und ſchlauer Vogel. Die Lock-En-
ten muͤſſen das erſte Jahr eingeſperret
werden, biß im Herbſt der Enten-Zug
vorbey, und ſie recht gewohnet ſind, ſo
ziehen ſie nicht leichtlich weg: Die Hunde
zu den Enten muͤſſen erwehlet werden
kleine niedrige Bauer-Huͤndlein, hell-
roth, mit ſpietzigen ſteifen Ohren, einer
ſpitzigen Naſe und Maul, der Schwantz
wird in der Jugend geſtutzet, und von Ju-
gend auff durch Hunger und hernach
vorgeworffenem Brod zum ſpringen ge-
woͤhnet, wie auch zum Waſſer-ſchwim-
men, gleichwie die Budel oder Waſſer-
Hunde gewohnet werden. Wann ſie ge-
brauchet werden, entweder die Enten an
ſich zu locken, welche weit liegen, durch
vorſpringen an dem Ufer, woſelbſt Brod
hin und wieder geworffen wird, wird ih-
nen ein Fuchs-Schwantz angebunden,
ſo meynen die Enten, es ſpringe ein
Fuchs nach den Maͤuſen, und weil ſie
ihm gehaͤßig, kommen ſie dichte an ihn
und kan man ſie alſo nahe locken: Sol-
len ſie aber mit den Lock-Enten allge-
mach in die Schleuſſen, und ferner in
den Haamen getrieben werden, laͤſſet man
ſie im Teich ſchwimmen, ſo werden ſich die
Enten nach den Winckeln und dem Schilf-
fe verſtecken wollen, und immer enger
und naͤher nach dem Haamen getrieben
werden, der Hund aber ſchwimmet hin-
ter ſolchen gemaͤhlich, und machet Furcht,
daß ſie nicht zuruͤck kommen. Der En-
ten-Faͤnger ſchleicht hinter den Straͤu-
chern herumb nach ſolchem Fang, was
er im Haamen findet, wuͤrget er, auſſer
den gezeichneten Lock-Enten, und den
Hund fuͤtteꝛt er, wie gewoͤhnlich. Es ſcheu-
en ſich auch die zahmen Lock-Enten kei-
nes weges vor dem Huͤndlein, beym her-
umb ſpringen, und werffen, weil ſie deſ-
ſen gewohnet; Die Wilden aber, welche
par Compagnie bereits in die Roͤhre ge-
rathen, ſepariren ſich von den Lock-En-
ten und flatteꝛn vollends hinten nach dem
Zipffel, da ſie gefangen werden. Jn
dem Torgauiſchen Enten-Fang war kein
Haamen, ſondern ſtatt deſſen ein Fall-
Thuͤrlein, welches die Ente auffſtieß,
und wiederum von ſelbſten zufiel, wel-
ches noch beſſer iſt. Man kan ſolche fremb-
de Gaͤſte bald wahrnehmen, dann ſie
machen lange Haͤlſe und helle Augen, ſe-
hen ſich ſcheu umb, dann muß dem
Huͤndlein zum Aus- und Einkriechen
vorgeworffen werden, biß man mit Ge-
legenheit, und werffen des Habers, die
zahmen mit den wilden immer weiter
und enger in die Roͤhre genoͤthiget. Die-
ſe Roͤhren werden auf beyden Seiten,
eine jede mit zwoͤlff Waͤnden von Rohr
oder Schilff bekleidet, deren eine jede drey
biß vier Ellen lang iſt, darzwiſchen ſind
Abſaͤtze, einer Ellen hoch, und andert-
halb Ellen lang, da unten Loͤcher gema-
chet ſind, damit die Hunde durchkriechen
koͤnnen, nach dem Graben zu gehoͤhret
ein Gang vor den Hund, damit der Hund
auswendig herumb lauffen koͤnne, wel-
ches Loͤcher kriechen, und Umblauffen er
durch Zwang des Hungers, mit der Zeit
durch die Loͤcher aus und einzuſchlieffen,
durch vorgeworffenes Brod, gar bald
gewohnen wird. Wann nun der Enten-
Faͤnger in der Strich-Zeit des Herbſts
die gezaͤhmten Enten vorne zu Eingang
der Roͤhren gelocket und ihnen vorge-
ſtreuet hat, und welche fremden anſichtig
wird, und durch die Stroh-Waͤnde ver-
mercket, gehet er hinter ſich, giebt dem
Huͤndlein ein Stuͤcke Brods und laͤſſet
es uͤber den Damm, oder durch die Loͤ-
cher kriechen, wirfft den Haber frey hin-
ein, daß die Lock-Enten, die Wilden je
mehr aretiren, da dann das Vorwerf-
fen und Springen des Huͤndleins die
wilden ungewohnet, nicht leiden und
vollends nach dem Fang, wie gemeldet,
von ſich ſelbſt eylen, worzu das Klappern
der Werfften Buͤgel, ſo der Enten-Faͤn-
ger in etwas mit der Hand beruͤhret,
meiſt hierzu contribuiret. Auff den Gaͤn-
gen in dem verwachſenen Geſtraͤuch habe
ich obſerviret, daß daſelbſt viele runde Ne-
ſter, von Stroh bewunden in Groͤſſe der
Bienen-Koͤrbe, faſt wie die Schnecken
Haͤuſer gemacht, in die Hoͤhe gehencket
waren, darinnen die Lock-Enten legen
und ausbruͤthen kunten, weiln ſie, wie
gewoͤhnlich die jungen, ſo bald ſie auskom-
men, in ihrem breiten Schnabel beym
Halß herunter ins Waſſer fuͤhren, und
ſie zu wilder Natur gewoͤhnen wuͤrden,
wo dieſelben nicht in zeiten durch zahme
Huͤhner auszubruͤthen, beſorget wuͤrden.
Es halten theils Herrſchafften Schwah-
nen, damit im Winter das Waſſer offen
blei-
[331]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
bleibe, und nicht zufrieren moͤge; Jch
halte aber beſſer und rathſamer zu ſeyn,
wann im harten Winter bey zugefror-
nen Waſſern die Lock-Enten, ſo lange die
grimmige Kaͤlte waͤhret, im Stall einge-
ſperret und alſo gehalten wuͤrden;
Weiln ſie ſonſten leichtlich zu Scha-
den gerathen koͤnnen, wie leicht zu erach-
ten, und ſind ſodann nicht gleich wieder-
umb ſo zahm abgerichtete Lock-Enten ver-
handen, wiewohl in dieſem Fall der En-
ten-Faͤnger billig allezeit etwas im Vor-
rath haben muß, damit er nicht gar zuruͤ-
cke komme.


Von der Lock-Ente.


Wo man eben keinen groſſen weit-
laͤufftigen und koſtbahren Enten-Fang
wie die groſſen Herrn haben kan, dan-
noch aber unterſchiedliche Teiche, und Ge-
legenheiten hat, wo ſich wilde Enten auf-
halten und zu finden ſind, da kan man
zum wenigſten zuweilen zur Luſt die
frembden wilden Entrichte wegſchieſſen,
weil die Ente ſich gleich einen andern
hohlet. Ferner muß man folgendes
Mittel hervor ſuchen, als erſtlich laſſe
man ſich einen Schirm von kiefern Ae-
ſten abſtecken, und zwar am flachen U-
fer, wo an ſolcher Gelegenheit die En-
ten Abends und Morgens, aus dem
Schilff heraus an Rand ſchwimmen, da
muß man eine halb zahme und wilde
Lock-Ente oder Paſtert nehmen, ihr an
beyden Fuͤſſen von geſchmeidigem Leder
Feſſel machen, ſolche an eine lange
Schnur von 40. Ellen binden, und die
Lock-Ente in Teich werffen, ſo fliehet ſie
von ſelbſten hin, ſo weit die Schnure
reicht, will ſie nun nicht locken, ruͤcket
man etwas an der Schnur, ſo ruffet die
Ente, wann nun es der Entricht von
ferne hoͤhret, kommt er herzu, und ſe-
tzet ſich nahe bey die Ente, ja oͤffters gar
darauff, gleich als ob er blind waͤre, ja es
kom̃en zuweilen 3. biß 4. Entrichte zugleich
herzu geflogen, da zuweilen, ſo man zu hi-
tzig iſt, und ſich uͤbereylet, man aus
Unvorſichtigkeit offt die Lock-Ente ſel-
ber mit trifft und todt ſchieſſet, dahero ſich
wohl in Acht zu nehmen. Jch habe auf
meinem Guth allhier darmit groſſes
Vergnuͤgen gehabt, und manchen Tag
oͤffters 3. biß 4. Entrichte bekommen, ſo
ich von einem Maͤrckiſchen Weydemann
erlernet. Nach geendigtem Fang wird die
Lock-Ente durch den Faden allmaͤhlich
an ſich gezogen, in einen Kober eingethan,
die Schnur aber aufgehaſpelt und zu
Hauſe in eine Kammer gethan, die leder-
ne Feſſel loß gebunden, frey lauffen laſ-
ſen, ihr Brod und Hafer zu freſſen, und
ein wenig Waſſer zu ſauffen gegeben:
Man kan die Ente nicht alle Tage ſtra-
pezi
ren, wodurch ſie zuviel abgemattet
wird, ſondern etwan den dritten Tag
ein Paar mahl, dann das Ziehen mit der
Schnur an Beinen machet ſie marode.
Dieſes gehet ſonderlich zur Fruͤhlings-
Zeit am beſten an, dann des Herbſts
achten die Entrichte die Enten nicht ſo
ſehre, als des Fruͤhlings, wann ſie ſich be-
gatten wollen, waͤhrender Zeit muß die
Ente auch von andern alleine abgeſon-
dert ſeyn, damit ſie zu locken begierig ſey,
ſie moͤgte auch von zahmen Entrichten
nur getreten werden, ſo waͤre es verdor-
ben, wuͤrde auch nicht locken wollen.


Von dem Huͤhner-Fangen.


Nachdem ich bey unſerm Appendi-
ce
anfaͤnglich des Falconierens, nach-
mahls der Phaſanerie, letzlich aber eines
Niederlaͤndiſchen Entenfangs, ſo viel mir
bewuſt geweſen, errinnert habe; So
kommet vorjetzo in der Ordnung zu be-
trachten billig vor, eines Teutſchen Fe-
der-Schuͤtzens und Huͤhner-Faͤngers
Verrichtung, welches nicht zu vergeſſen.
Was nun anbelanget das Paltz-
Schieſſen des Auer-Hahns, Birck-
Hahns, Haſel-Huhns, ingleichen nach
dem Ruff der wilden Tauben ſich zu rich-
ten, und die Schnepffen im Flug zu
ſchieſſen, die ſaͤmtlichen Kramets-Voͤgel
zu fangen, ferner die Trappen auf den
Feldern, die Schwahnen und Gaͤnſe,
nebſt anderm Gefluͤgel auff den Waſſern
zu beſchleichen, und zu ſchieſſen, davon
habe zu Ende des Andern Theils meiner
Teutſchen Jagd bey der Eigenſchafft des
ſaͤmtlichen Feder-Wilds zum Theil be-
T t 2reits
[332]Fuͤnffter Theil/
reits geſchrieben, werde aber bey der aus-
fuͤhrlichen Vorſtellung eines Feder-Lufft-
oder Flug-Schuͤtzens annoch ein meh-
rers expliciren. Was nun unſer Vor-
haben, oder teutſches Huͤhner-Fangen
betrifft, ſo werden die Feld- oder Reb-
Huͤhner, nachdem ſie durch einen vorſte-
henden Huͤhner-Hund, welchen ich ſei-
ner Natur, Aufferziehung und Abrich-
tung nach, im Dritten Theil bereits be-
ſchrieben habe, auffgeſuchet; Wann ſie
dieſer Hund auffgeſuchet, und vorgeſtan-
den, werden ſolche entwedeꝛ mit dem Haa-
men, Sack, Fluͤgeln und Treib-Zeug,
oder durch die Kuh und Schild, am be-
ſten aber durch das Perd getrieben; O-
der ſie werden mit dem Tyraß, auch mit
den Schnee-Garnen uͤberzogen, und
mit dem Raub-Vogel nach der Kruͤcke
zu fliegen, ſtille zu liegen verurſachet,
wann ſie aber auffruͤhriſch wuͤrden, und
in Feld-Straͤucher oder Feld-Buͤſche zer-
theilend einfielen, alsdann werden die
Steck-Netze, in ſolche einzulauffen und
zu fangen, gebrauchet. Das andere Fan-
gen der Reb-Huͤhner, weil es zum Theil
auslaͤndiſch, als wie im Baͤyerland die ſo
genannten Spinnweben, oder andere
Inventionen, zum Theil aber nicht jaͤge-
riſch iſt, als die Schleifen, eingequillte
Koͤrner und dergleichen, iſt mir unbe-
kant, bin auch nicht willens hiervon zu
handeln. Sonderlich iſt der Ort zu mer-
cken, wo ſie ſich verhalten ſollen, ob ſie
auf dem Felde in Stoppeln, Gehecke oder
Graben, Scheitlingen, oder in Wie-
ſen im Graß, oder Krummet, oder in den
Kraut-Gaͤrten oder Kohl-Hoͤfen,
Weinbergen, und dergleichen, item ob
ſie im Waſſer, Bruͤcher, ſumpfigten
Oertern, oder gar in den Buͤſchen zu ver-
muthen, weswegen ein Huͤhner-Faͤnger
ein Paar Leute bey ſich haben ſoll, umb
Achtung zu geben, wo ſie niederfallen,
oder auch zum andern auff einen Baum
ſteigen laſſen. Wann nun Huͤhner ent-
weder des Morgens fruͤh vor Tage, oder
des Abends ſpaͤt auf ihrem letzten Ruff
bemercket worden, wo welche anzutref-
fen, ſo werden ſie auch ohne Huͤhner-
Hund in erwachſenem Getraͤyde oder
Buſchwerck, da ſie von einander geſto-
ben, und wiederumb zuſammen eylen,
durch die Steck-Garne, nachdeme man
viel vermuthet, hin und wieder beſtecket,
und gefangen, dieſes waͤhret, ſo lange das
Getraͤyde im Felde, und der Strauch
gruͤn iſt, alsdann hat es umb Michaelis
ſein Ende, zumahl wenn es anfaͤnget zu
froͤſteln, oder zu reifen, wollen die
Steckgarn nicht mehr angehen, ſondern
ſie legen ſich darvor nieder, oder ſpringen
gar druͤber hin.


Von dem Treibe-Zeug und Haamen.


Das Huͤhner-Fangen geſchiehet fer-
ner dergeſtalt, wann der Huͤhner-Hund
auff den Feldern herumb revieret, und
den Wind von den Huͤhnern bekommet;
Maaſſen notoriſch, daß der Huͤhner-
Hund die Naſe allzeit hoch gegen den
Wind, umb die Huͤhner zu vernehmen,
halten muß, weswegen ihme auch, da
er auf der Erden die Haſen ſpuͤhren ler-
nen wolte, der benoͤthigte Schnabel oder
das hoͤltzerne Gaͤbelein, umb ſolches
zu hindern, angeſchnallet wird. So
nun der Huͤhner-Hund ſtehet, und ein
Zeichen giebt, daß Huͤhner verhanden,
wird er zuruͤck geruffen und angebun-
den, doch iſt hierbey ein genaues Augen-
Maaß noͤthig, ob der Hund auch wuͤrck-
lich vor lebendigen Huͤhnern geſtanden,
oder nur aus beſonderm Gehorſam die
friſche Lohſung der bereits auffgeſpreng-
ten Huͤhner bemercket habe; Muß man
alſo den Ort, wo er geſtanden, wohl be-
trachten, und nachſinnen, wohin man
wohl am fuͤglichſten, nach Gelegenheit
des Orts, den Haamen und Fluͤgel, weit
oder nahe davon, in eine Furche oder
Graben legen muͤſſe, und da die Fluͤgel
nicht reichten, muͤſten einige Steck-Garn
zu Huͤlffe genommen werden, den Haa-
men aber machet man fein feſte an, und
hinten im Zipffel ein langes Ruͤthlein
mit Laub, an deſſen Bewegung die ein-
gelauffene Huͤhner bemercket werden,
welcher Haamen mit gruͤnem laubigtem
Reiß, hinten ein wenig bedecket wird,
damit das Ende nicht zu ſehen ſey. So
nun dieſe Stallung fertig, gehet man
eine gute Ecke davon hinter die Huͤhner,
wo ſie liegen, fanget ſich allgemach an
zu regen, zu huſten und zu bewegen,
zu ſingen und zu pfeiffen, als ein Acker-
mann zu ruffen: Dotte, je, Schwude,
und dergleichen, mit einem Stock auff
das Erdreich zu pochen, und gehet alſo
gemaͤch-
[333]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
gemaͤchlich auff ſie zu, ſtehet bißweilen
ein wenig ſtill, gehet auch wohl etliche
mahl wiederumb zuruͤcke, ſo er etwan
zunahe auff ſie gekommen waͤre, wel-
ches Pochen und Treiben nach Gelegen-
heit immer naͤher auff ſie zu geſchehen
muß, biß ſie hierdurch ſofort rege gema-
chet, und nach dem Haamen getrieben
werden. Wann man nun mercket,
daß die lange Ruthe hinten im Haamen
wackelt, ſo ſind ſie darinnen, dann eylet
man auf den Haamen geſchwinde zu, da-
mit ſie nicht wiederumb heraus lauffen.
Hierbey iſt aber wohl zu mercken, daß
ſie nicht gar zu bald oder ſcharff getrie-
ben, vielweniger die Huͤhner-Faͤnger et-
wan gar zu hitzig herzu eylen moͤgtẽ, weiln
oͤffters das gantze Volck Huͤhner ſich vor
dem Haamen, oder Fluͤgel niederlegen,
und nicht lauffen wollen, da ihnen wohl
Zeit zu laſſen, ſonſten wuͤrden ſie zugleich
auffſtieben und man einen Fehl-Gang
vergeblich thun, weshalben dann ein
verſtaͤndiger Huͤhner-Faͤnger ſich hierzu
nicht uͤbereylen, ſondern Zeit nehmen,
vornehmlich aber bey allen Faͤllen, ob er
was oder nichts fange, gedultig ſeyn muß,
weilen oͤffters der Erfahrung nach man,
biß die Huͤhner lauffen wollen, des gan-
tzen Tages, da es heiß Wetter iſt, biß ge-
gen Abend warthen muß, indem ſie ſich
nicht eher treiben laſſen wollen, ſondern
gleich auffſtehen. Es gluͤcket wohl zu-
weilen, daß welche junge Huͤhner einlauf-
fen, die andern aber liſtiger zuruͤck blei-
ben, und aufffliegen, da wird dann aufs
neue, wohin dieſelben gefallen, bemer-
cket, und nach Gelegenheit, wie vor-
mahls errinnert, geſtellet, und damit ſie
deſto eher einlauffen, werden die gefan-
gene Huͤhner hinter den Zeug geleget,
und bedecket, wann ſie ſolche kuͤrren hoͤh-
ren, lauffen ſie deſto leichter in Haamen,
auch iſt zu mercken, daß man ſtellet, ſie
lauffen zu machen, nach dem Ort, wo ſie
hergeflogen ſind; Jedoch nach der Zeit,
des Morgens nach den Buͤſchen, und
des Abends nach den Feldern, wie es
die Gelegenheit und Situation leiden
will.


Von dem Treib-Pferd/ der Kuhe oder Schild.


Alldieweiln mit dem vielfaͤltigen Ha-
ſen-hetzen, Falcken-beitzen der Falconie-
r
er, Herumblauffen der Stoͤber-Hunde,
Lufft-ſchieſſen, Lerchen-ſtreichen und der-
gleichen Unfug auf den Feldern die Reb-
Huͤhner oͤffters gantze Hauffe Kitte oder
Voͤlcker verſtoͤhret, zerſtreuet, verrin-
gert, und die noch uͤbrigen wilde gema-
chet werden; So hat man hierzu ent-
weder ein zahmes Treibe-Pferd abge-
richtet, welches dergeſtalt gezaͤhmet ſeyn,
und durch Leinen regieret werden, auch
gantz ledig ohne Sattel und Zeug un-
vermercket, als ob es graſen gienge, mit
dem Kopff zur Erden fuͤhrend, langſam
ſchreiten muß, worvon ſie ſich uͤberaus
gerne treiben laſſen, man muß aber nicht
uͤber das Pferd, ſondern nach Vortheil
ein wenig zur Seite nach den Huͤhnern
ſehen, damit ſie einen nicht gewahr wer-
den, und dieſe Poſſen mercken moͤgen;
Oder ſie werden auch mit der Kuh, wel-
ches eine von Leinewand wie eine Kuh
gebildeter Sack iſt, ingleichen auch mit
dem Schild von Leinewand, darauff ei-
ne Kuh, Pferd, oder Hirſch gemahlet,
und welcher mit Haͤnden vor ſich gehal-
ten wird, eingetrieben. Hier zu Lande
iſt es gewoͤhnlich, wo dieſes alles nicht zu
bekommen iſt, dieſelben mit zwey Straͤu-
chern vor ſich habend zu treiben, wie man
denn dergleichen ſinnreiche Invention,
wann die Huͤhner auffgeſtoͤhret worden
ſind, und dieſelben ſich ins flache Feld nie-
der begeben, ſo, daß mit Klappen nichts
auszurichten, auff allerhand Art vor-
nehmen muß; Nemlich wann der Hund
vorgeſtanden, und der Ort bemercket,
wo ſie anzutreffen, gehet man einen groſ-
ſen Umbſchweiff, wo die Huͤhner am
liebſten hinlauffen moͤgten, ſo auch oͤff-
ters den Kluͤgſten fehlet, ducket und bu-
cket ſich, leget den Haamen mit ſeinen
Fluͤgeln gehoͤhriger Maaſſen geſchwinde
zurecht, woher ſie geflogen, und wohin
ſie die Schnabel wenden, doch nicht zu
nahe, oder wann ſtarcke Winde ſie im
Schwantz auffwehen, davon ſie leicht
auffſtehen. So bald die Stallung fer-
tig, nimmt man, wie vorgedacht, das
abgerichtete Treibe-Pferd nach einem
genommenen weiten Umbſchweiff hin-
ter Buͤſchen, Straͤuchern, einem Huͤ-
gel, Hecke oder Graben, daß die Huͤh-
ner einen nicht ſehen koͤnnen, ziehet mit
demſelben vorgemeldter maaſſen hervor,
oder nimmt das Schild, worauff die Fi-
gur
en mit lebendigen Farben gemahlet,
T t 3vor
[334]Fuͤnffter Theil/
vor ſich, oder maſquiret ſich, wie eine
Kuh, oder ſonſt mit vorhaltenden Straͤu-
chern, und gehet allmaͤhlig nach dem Ort,
da der Hund geſtanden, ſtehet ſtill, zu
vernehmen, ob einige Huͤhner zu ſehen,
welches das principalſte Stuͤcklein iſt,
daß man ſie erſt recht erkenne, weil ſie
von ferne nicht wohl vor den Di-
ſteln, oder andern Dingen zu erken-
nen, oder zu unterſcheiden ſind; Und
muß man genau obſerviren, ob das-
jenige, ſo man vor Huͤhner haͤlt, ſich auch
rege, oder bewege, fortgehe, zuſammen
lauffe, weniger oder mehr, laͤnger oder
kuͤrtzer werde, oder ſich gar verliehre:
So man diß mercket, ſind die Huͤhner
noch da, hingegen wann es weiter hin-
kommt, und die Stoppeln kurtz oder
vom Viehe niedergetreten, und die Huͤh-
ner die Winter-Federn uͤberkommen,
gilt dieſe Regul nicht mehr, denn ſie
alsdann auff den Stoppeln, auff auffge-
gangener gruͤner junger Saat und Fel-
gen, nicht mehr vor Diſteln oder Stop-
peln geſehen werden koͤnnen, ſondern lie-
gen als kleine friſche auffgeworffene
Maulwurffs-Huͤglein, Steine, oder un-
zerſchlagene Schulpen oder Erd-Kloͤſſe,
darauff dann abermahl zu ſehen, ob der-
ſelbigen mehr oder weniger werden, oder
ſich mit dem duͤcken gar verliehren.
Dann wann ſie Unrath vermercken,
duͤcken ſie ſich wohl alle, bißweilen auch
wohl biß auf eines, ſo die Schildwacht
haͤlt, ſo daſſelbige was vermercket, duͤ-
ckets ſich auch, wann das voruͤber, laͤſ-
ſets ſich allgemach wiederumb ſehen, wie
ſie ſolches gemeiniglich bey den Raub-
Voͤgeln im Gebrauch haben. Wann
dieſes alſo vermercket wird, und das Zei-
chen recht iſt, ſtehet man hinter ihnen in
der Treib-Kuhe ſtill, manchmahl eine
Stund oder zwo, weniger oder mehr,
wie ſie dann ſelbſt einen fein lernen, ehe
ſie gereget werden, ſo gewohnen ſie der
Kuhe, regen ſich von ſich ſelbſt, aͤßen, nach-
dem ſie zahm oder wild ſeyn. Es darff
es keiner wohl wagen, daß er ehe auff
ſie dringe, ſie eſſen dann. Jm eſſen ge-
het man allgemaͤhlig auff und nieder,
und ſtellet ſich in der Kuh, als ob ſie wei-
dete, und machet ſich auch fein klein,
dann je kleiner einer ſich vor den Huͤh-
nern machen kan, je beſſer es iſt. So
ſich die Huͤhner wieder duͤcken, ſcheuen
und nicht fort wollen, ſo ſtehet man ſtill,
gehet wohl wiederumb gar zuruͤck, und
verhaͤlt ſich ſtill, dann ſie nicht alle bey
einander liegen, und boͤſe fortzubringen
ſind, ſondern ſtaͤuben gerne auff; Fan-
gen ſie aber wiederumb an zu weyden,
ſo dringet man wiederumb gemaͤhlich
auff ſie zu. Es muͤſſen die Huͤhner-Faͤn-
ger manchmahl hinter gar wilden Huͤh-
nern einen halben Tag ſtehen, ehe ſie
fortzubringen, ſo aber doch wohl alſo ge-
raͤth, daß ſie auffahren und davon ſteu-
ben. Es kan aber einen Haufen, ſo
auffſteubet, (wann es nur am Tage,)
drey, vier und mehrmahl nachgeſte-
let werden. So ſie verlohren, und zu
beſorgen, daß ſie den Hund nicht mehr
leiden moͤgten, wie ſonderlich gerne ge-
ſchicht in den Feldern, da die Falconierer
nach ihnen geweſen, ſo ſuchet man ſie allge-
maͤhlich in der Ruhe, biß ſie wiederumb
gefunden werden; Darauff wird wiede-
rum geſtellet, und auf ſie zugearbeitet, wie
berichtet, dann man darff auf ſie nicht
dringen, daß ſie nicht ſcheu werden, und
darvon wandern. So dieſes obſerviret
wird, faͤllet man von Stund an nieder
auff die Erde, und duͤcket ſich, oder krie-
chet auf Haͤnden und Fuͤſſen zuruͤck, biß
ihnen die Laune vergangen, alsdann
richtet man ſich wiederum auff, reget ſich
gemaͤhlich an, und gehet wiederumb auf
ſie zu. Wer dieſes nicht recht in acht nim̃t,
kan leichtlich irren. So ſie zwiſchen dem
Geleiter, und nach dem Haamen zu-
wandern, dringet man haͤrter auff ſie,
ſeynd aber etliche in dem Haamen, ſo lauf-
fet man zu; Jedoch iſts nicht allezeit
rathſam, dann es lauffen etliche ſchnell,
etliche langſam, und ſo hart uff ſie ge-
drungen wird, ſteuben ſie auff. Es iſt
nicht einerley Art und Natur der Huͤh-
ner zum Treiben, etliche lauffen bald ein,
und ſeyn zahm, etliche langſam und ſeynd
ſehr wild, etliche gehalbiret; auff etliche
wird ſo nahe gegangen, daß auff ſie ge-
treten werden moͤgte, welches doch bey
wenigen geſchiehet, jedoch befindet ſichs
in Wahrheit, ſo habe es auch im Trei-
ben mit meinen Augen geſehen. So nun
die Huͤhner alle in den Haamen getrie-
ben, wird in vollem Lauff ihnen nachge-
eylet, der Haamen auffgehoben, wie ſie
eingelauffen, (dann umb das flattern
willen muß man nicht hinter den Haa-
men gehen,) die ausgezogene Kuhe
auf die gefangene Huͤhner geleget, und
eines nach dem andern heraus gelanget,
und ihnen ein Fittich beſchnitten; die Al-
ten laͤſſet man unverſehret fliegen, ſtecket
die jungen in einen darzu gemachten
Sack
[]

[figure]

[][335]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
Sack, und thut einen Stab nach der Laͤn-
ge hinein, und traͤget ſie nach Auffhe-
bung des Zeugs hinweg. Sollen ſie als-
bald gewuͤrget werden, ſo ſtichet man
hinen der vorderſten oder mittlern Fe-
dern eine aus dem Fluͤgel hinterm Ge-
nick in Kopff, ſo verrecken ſie bald. Die
Alten ſeynd vor denen Jungen wohl zu
erkennen, wie auch die Huͤhner vor de-
nen Hahnen. Die Alten haben weiſſe-
re Schnaͤbel und Beine, als die Jungen,
derer Schnaͤbel und Beinlein ſich auf ei-
ne gelbe Farbe ziehen; Nach Martini be-
kommen ſie etwas weiſſere Schnaͤbel und
Beine. Die Huͤhner haben viel licht-
braunfarbene Federn vor der Bruſt,
die Haͤhne haben feine braune Bruͤſte,
und rothe Flammen umb die Augen. Es
traͤget ſich auch wohl zu, wann nach ih-
nen geſtellet worden, daß ſie denſelbigen
Weg nicht hinaus wollen, ſo ſtellet man,
wo zwey Haamen verhanden, dieſelbigen
gegen einander, ſeynd derer nicht zwey
verhanden, ſo hebt man den geſtellten
wieder auf, und legt ihn anderſt, wie die
Gelegenheit iſt.


Von einem Treib- oder Schieß-Pferde.


Gleich wie ich des Par Force-Jaͤgers
Schimmels oder Tygers, des Falconiers
Blau-Schimmel, und graues Pferdes,
welche beyderſeits von Rechts wegen aus-
laͤndiſche, engliſche, tuͤrckiſche, tarta-
riſche, ungariſche oder pohlniſche fluͤch-
tige Pferde ſeyn muͤſſen, gedacht habe;
Alſo muß ich auch unſers Teutſchen Huͤh-
ner-Faͤngers Treibe- und Schieß-Perd
vorſtellen, welches auch ein teutſcher
Gaul ſeyn ſoll, welcher der Farbe nach
Lichtbraun oder ein Fuchs, und zwar ein
Wallach ſeyn ſoll, welcher aber nicht, wie
die vorigen, allzu raſch und fluͤchtig, ſon-
dern ein fein ſanfftmuͤthig, und gedul-
tiges Roß ſeyn ſoll, ſonderlich ſoll er ein
weiches gelindes Maul haben, weil es kei-
ne andere Schul-Lectionen machen
darff/ als den Kopff zur Erden beugen,
und ſich, als ob es graſete, anſtellen, da-
bey den Schuß allenthalben gewohnen
lernen. Wo es nun groſſe Seen, Tei-
che, Waſſer-Fluͤſſe, und Auen giebt, da
Kraniche, Trappen und wilde Gaͤnſe zu
finden, als wie in Oeſterreich gegen den
Ungariſchen Graͤntzen, und in Ungarn
an vielen Orten, da iſt es eine nuͤtzliche
Sache, einen guten abgerichteten Schieß-
Gaul zu haben, damit man beſagtes
Wild deſto leichter hinterſchleichen, zum
Schuß kommen, und es faͤllen moͤge.
Wie aber ein ſolches Pferd abzurichten,
will ich aus des Herrn Loͤhneiſen
Reith-Buch kuͤrtzlich anzeigen: Man
muß ſie alſo gewoͤhnen, daß ſie nicht al-
lein das Schieſſen, uͤber, hinter, und vor
ihnen dulden und leiden, ſondern auch
auf allen Seiten ſich willig und gern
darzu fuͤhren, treiben und leiten laſſen:
Es muß aber kein gantzes Roß ſeyn, als
welche Pferde, wann ſie ins Feld kom-
men, und Stutten vermercken, wuͤthen
und ſchreyen, ſondern es ſoll ein Wallach
ſeyn, je groͤſſer und hoͤher, je beſſer, da-
mit der Weydemann ſich hinter ihn ſo-
viel nicht bucken doͤrffe. Die Farbe be-
treffend, wollen etliche Lichtbraune oder
Licht-Fuchſe darzu haben, weil dieſe
Farben ſehr gemein, und das Gefluͤgel
derſelben am meiſten gewohnet iſt. Wilt
du nun ein Pferd darzu abrichten, ſo leg
ihm ein ſtarckes, doch nicht ſcharffes
Naßband mit zweyen Zuͤgeln an, leg
ihm hernach umb die zwey vordern Fuͤſ-
ſe Feſſeln, nimm die Zuͤgel von dem Naß-
band, und bind an einen jeglichen Fuß
einen, doch anfaͤnglich nicht zu niedrig, da-
mit es erſtlich gewohne, und verſtehe, was
man von ihm haben wolle, dann durch
ſolches Binden (ſpricht er) wird es ge-
zwungen, den Kopff abwaͤrts zur Er-
den zu halten, als wolte es graſen oder
weyden, laß das Pferd alſo gebunden ei-
nen Schritt, oder etliche fort gehen, und
wiederumb ſtille ſtehen; Wann es nun
ſtehet, magſt du umb das Pferd herumb
gehen, daſſelbige ſchmeicheln, und klopf-
fen, nachdem laß es wieder etliche
Schritt vorwaͤrts ſchreiten, und
wann es alſo durch die ſtete Ubung
fortgehet und ſtehet, ſolt du, ſo
offt du wilt, den Hahn am Schieß-
Rohr auff und abziehen, und offtermahl
ſchnappen laſſen, und bißweilen nur mit
Pulver uͤber dem Pferd loßbrennen,
damit es des Aufflegens und Schieſſens
gewohne, und wann es darzu ſtille ſte-
het, ſolt du es caresſiren, ihm ſchoͤn thun,
und ein wenig Graß oder Haber zu eſ-
ſen geben, ſo wird es verſtehen lernen,
was es recht oder unrecht thut. Haſt
du es nun eine zeitlang geuͤbet, daß es
alles
[336]Fuͤnffter Theil/
alles willig und gern thut, ſolt du ihm
die Riemen an den Fuͤſſen loß laſſen,
und verſuchen, ob es ungebunden gra-
ſen will, und wann es alſo mit Nieder-
haltung des Kopffs ſich willig und gern
fuͤhren laͤſſet, ſolt du auffhoͤhren, und
ihm einmahl nicht zu viel thun. Her-
nach ſolt du es gewoͤhnen, daß es ſich
treiben und wenden laſſe, auff welche
Seiten du wilt, und ſo offt es Anfangs
einen Schuß leidet, muſt du ihm allwe-
ge zu freſſen geben, einen Biſſen Brod
mit Saltz oder Gras, ſo wird es endlich
gern ſchieſſen hoͤhren und willig leiden.
Waͤre aber ein Pferd ſo wild und ſcheu,
daß es das Schnappen mit dem Hahn,
und das Schieſſen nicht vertragen wolte,
ſo ſolt du ihm alle viere, wie oben gemel-
det, kurtz ſpannen, alſo daß es den Kopff
nicht von der Erden heben moͤge, und
ſolt uͤber, hinter, und vor ihm, uͤber
dreyßig Schuͤſſe thun, biß ſo lange es ge-
dultig werde, und das Schieſſen gewoh-
ne. Waͤre es aber noch wiederſpenſtig,
magſt du es wohl mit einem Pruͤgel oder
einer Peitzſchen zuͤchtigen, biß es gedul-
tig und zahm werde; Dergeſtalt mag
man ein jedes Pferd in kurtzer Zeit, wie
wild es auch ſey, zahm machen, daß es
das Schieſſen, Graſen und Treiben ge-
wohne.


Vom Tyraß/ und dem Schnee-Garn.


Die Bedeckung mit dem Tyraß geſchicht
nach Jacobi zu Anfang, ehe die Frucht
alle abgeſchnitten, auff den liegenden
Frucht-Breiten, und den neuen Stop-
peln, und waͤhret biß der Haffer alle ab
iſt; Wird gebrauchet, auff Lerchen,
Huͤhner und Wachteln. Zu Huͤhnern
und Wachteln gehoͤhret ein verſtaͤndiger
Hund, wann derſelbige ſtehet, wird das
Garn aus ſeinem Saͤcklein gezogen.
Dieſes Garn iſt breit und groß, viel-
mahl ſechzig oder mehr Schuh in die Laͤn-
ge, und etwa viertzig in der Breite; Hat
nur vorne oben einen Saum, auff den
Seiten und hinten bedarffs keines Sau-
mes. Dieſen Tyraß, wenn er fein aus-
einander gelegt, nehmen zwey Perſonen,
an jeglichẽ Ort einer in die Haͤnde, ziehens
fein ſteiff an, und lauffen gegen den Wind
darmit, biß ſie uͤber den Hund hin ſeyn,
dann laͤſſen ſie das Netz fallen, es gehet
gar geſchwinde zu, geraͤth auch wohl bey
Zeiten, daß man die Huͤhner alle be-
kommt, aber doch gar ſelten. Jn Franck-
reich ſollen ſie dieſe Tyraß ſo groß haben,
daß ſie zween Reuther zu Pferde ziehen
muͤſſen. Jn Engeland ſoll dieſes Wey-
de-Werck gemein, und gar ausbuͤndig
ſeyn, dann darzu richten ſie einen Blau-
fuß, Habicht, oder andern Raub-Vo-
gel ab, wann der Hund ſtehet, laſſen ſie
denſelbigen uͤberhalten und uͤberziehen,
ſo ſollen die Huͤhner frey ſteif halten; Und
ſo ſie uͤberzogen, ſoll der Raub-Vogel
ſich herab auf das Netz laſſen, und eines
ſtoſſen. Sonſt laſſen ihnen etzliche ver-
ſchlagene Huͤhner-Faͤnger einen Raub-
Vogel ſchnitzeln, als wenn er floͤge, (wie
die Baum-Falcken auff die Lerchen auch
geſchnitzt werden,) den laſſen ſie fein
ſprenglicht und aͤhnlich mahlen, und ler-
nen ihn artlich von der Hand werffen.
Wann ſie dann Feld-Huͤhner antreffen,
und keinen vorſtehenden Hund haben,
laſſen ſie ihn doch ſehen, machen die Huͤh-
ner darmit uͤberhalten, und uͤberziehen
ſie alſo. Wollen ſie aber jedoch nicht
halten, ſo geraͤumen ſie irgend Feldhecken,
oder ander Gebuͤſch, darein gehen ſie die-
ſelbigen aus, biß ſie mit dem Zeug oder
einem Schuß ihnen Abtrag thun, wie
dergleichen die Experienz zeiget. Was
das Schnee-Garn betrifft, ſo iſt bekant,
wie der Schnee der Huͤhner Todt verur-
ſachet; Weiln ſie ohne Hund gar leicht-
lich gefangen werden. Dann wann es
auff dem Felde reiffet oder einen guten
Schnee geworffen, koͤnnen ſie gar weit
geſehen werden, ſie ſcheinen alsdann aus
ihrem Lager von ferne graulicht, wie ſie
an ſich ſelbſt geſtalt ſeyn. Jtem wo ſie
auffgeſtanden, und wiederumb nieder-
fallen und gefuſſet, koͤnnen ſie an ihren
Spuhren gehen und erkennet werden,
alsdann man ihnen deſto gewiſſer nach-
folgen kan, wann es im offenen Felde
iſt. Die Huͤhner aber, ſo ſich im Schnee
hart umb die Stadt und Doͤrffer halten,
wann die einmahl auffgetrieben, ſind ſie
gar boͤſe wiederumb zu finden, umb der
Zaͤune und Hecken willen, auch ſo der
Wind den Schnee zu ſehr hin und wie-
der in die Graben und Hecken wirfft,
iſt nichts vortheilhafftiges auszurichten,
und ſind alsdenn uͤbel zu bekommen:
Jedoch noch viel mehr, wann es geſchney-
et,
[337]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
et, und ſich der Schnee darauff geſetzet
hat und gefroren iſt, dann wann es
knittert und girret, kan man nichts an
ihnen haben, indem ſie von dem von fer-
ne hoͤhrenden Geraͤuſch auffſtieben und
ausreiſſen. Sonſt liegen ſie Winters-
Zeit und im Schnee gerne umb die
Baͤchlein und Fluͤſſe, und gruͤner Saat,
umb des Graſes willen, das ſie daſelbſt
ehe finden, als anderſtwo, ſind auch
gerne umb die Graben, umb der Waͤr-
me willen. Wann es friſch geſchneyet,
uͤberziehen ſie die Huͤhner-Faͤnger mit
dem Schnee-Garn, wie Sommers-Zeit
mit dem Tyraß, wie dann unter dieſen
beyden Netzen kein weiterer Unterſcheid,
dann daß der Tyraß wegen der jungen
Huͤhner, Wachteln, und Lerchen enge,
das Schnee-Garn aber weitere Moſchen
hat, und ſolcher Weite halber groͤſſer ge-
machet werden kan. Es iſt aber dieſes
bey Uberziehung mit dem Schnee-Garn
auch wohl zu mercken, daß es am beſten
des Morgens geſchicht, ehe ſie aus dem
Nachtlager auffbrechen, und das Geaͤß
ſuchen, dann halten ſie am liebſten, und
liegen noch hart, oder wann ſie eben des
Abends ein Lager machen, des Tages
uͤber thut es ſonſt ſelten gut, wie auch,
wann der Schnee zu hart girret; Jedoch
wann ſie auffſteuben, und man ſie recht
im Geſicht behalten kan, und vernim-
met, daß ſie wiederumb im Schnee ein
Lager geſcharret, wird mehr als ein-
mahl nach ihnen gezogen, ja des Tages
unterſchiedliche mahl; Dieß Schnee-Ne-
tze brauchen die Edelleute und Huͤhner-
Faͤnger im Schnee viel lieber, dann das
Treib-Zeug, dann in friſchem Schnee
laſſen ſie ſich nicht jederzeit gerne treiben,
und wird nach ſeiner Quantitaͤt und Groͤſ-
ſe in ſeinen Saͤumen gezogen, welcher
Saum zum wenigſten an beyden Enden,
zehen, funffzehen, oder mehr Klafftern
vorgehet, darmit die zween, ſo es regie-
ren, und darmit uͤberlauffen, nicht zu
hart auff ſie zugehen, und ſie daruͤber
auffſteuben. Dieſe Saͤume werden fein
artig zuſammen gewunden, mit einer
beſondern Schleifen, daß ſichs nicht ver-
wirret. Wann es tieffer, als Schuh hoch,
geſchneyet, halten die Huͤhner ſo hart,
daß auch etliche Huͤhner-Faͤnger mit ei-
ner geringen Vogel-Wand die Huͤhner
uͤberzogen. Es kan das Uberhalten der
Huͤhner daran erforſchet werden, wann
das Huhn, ſo unter dem Hauffen die
Schildwacht haͤlt, ſich ſchnell unter dem
Schnee verbirgt, ſo halten ſie gewiß und
gerne: Wo aber daſſelbige beginnet zu
ſchreyen, und dem andern die Gefahr
mit bekanten Anzeigungen anmeldet,
ſteuben ſie auff, und iſt ihnen nichts ab-
zugewinnen, wie ſolches den Huͤhner-
Faͤnger die taͤgliche Erfahrung berichten
wird. Jm tieffen Schnee, offenen Saa-
men-Feldern oder Brunn-Qvellen, da
ſie ſich ohne das gerne halten, koͤnnen
ſie auch unterſchiedlich, ſoferne ſie von
Stund an wiederumb ein Lager bre-
chen, verfolgt werden. Wann der Schnee
flach und windwehig iſt, duͤrffen ſie mit
dem Schnee-Garn nicht geſuchet wer-
den, und kan ihr neugebrochenes Lager,
welches ſich ſonſt bald, wie eine Schwein-
Suhle anſehen laͤſſet, leichtlich gefehlet
werden, ſo liegen ohnedieß die Huͤhner
in windigen Zeiten lieber umb Hecken
und Graben, als in offenen Feldern.
Das Schnee-Garn und Tyraß wird
gemeiniglich niedrig, und wie der Huͤh-
ner-Faͤnger die Hand von ſich ſtrecket,
gezogen und gefuͤhret. So die Huͤhner
in geringem Schnee mit der Kuh getrie-
ben werden, und man ſich befuͤrchtet, daß
ſie nicht fort wollen, machet man einen
ziemlichen Ort Schnees uͤber einen Hau-
fen, beſtreuet denſelbigen mit Hammer-
ſchlag, oder Kohlen-Staub, machet als-
dann ſonſt ein Pferd alſo beſtreuet im
Schnee, darinnen der Haamen geſtellet
wird, wann ſie ſchon weit ſteuben, und
auffziehen, und des ſchwartzen Huͤgels
Gewahr werden, kehren ſie gerne dar-
nach umb, dann ſie meynen, es ſey bloß
Erdreich, darvon der Schnee abgeſchmol-
tzen, begeben ſich dahin nieder, und ſeynd
leicht zu treiben. Man kan auch zu ſol-
cher Zeit mit einem Kruͤglein oder Kiß,
vor Tage etliche kleine Stege machen,
daſelbſt Hafer-Gerſte und Weitzen-Ge-
koͤrne werffen, den Haamen darin legen,
und ſich dann allgemach in der Kuh hin-
ter ihnen regen. Wann ſie auch ſonſten
wegen ihrer Wildigkeit im Winter nicht
zu fangen ſind, koͤrren ſie einige etliche Tag
oder drey an einen Ort, da es fein gekeh-
ret worden, und legen den Haamen da-
hin, ſo lauffen ſie von ihm ſelbſten ein.
Es kommt auch wohl, daß die Huͤhner
in ſolcher Zeit Schaden leiden, daß ſie nur
ein oder zwey Oerter behalten, dahin ſie
nach ihrem Vortheil fliegen, und viel-
faͤltig gefangen werden. Die gefange-
nen Reb-Huͤhner werden den Winter uͤ-
ber in beſondern Kammern, welche oben
U umit
[338]Fuͤnffter Theil/
mit Leinen-Tuch bezogen, vor Raub-
Thieren, Kaͤlte, Froſt und Hunger er-
halten, woſelbſt in allen Ecken Stroh-
Schuͤtten aufwaͤrts, und gruͤn Reiß ge-
ſtecket wird. Jn der Mitten wird eine
groſſe doͤhnerne Schuͤſſel mit Waſſer ge-
ſetzt, umb dieſelbige herumb, daß ſie
nicht koͤppe, breite gruͤne ausgeſtochene
Raſen gelegt, mit laulichtem Waſſer be-
goſſen, daß ſie wachſen, umbher Sand
geſchuͤttet, braun Kohl und Kraut geſte-
cket, und mit Weitzen und Haber gefuͤt-
tert, ſo wintert man ſie aus biß umb
Licht-Meß.


Vom Huͤhner-Zeug zu ſtricken.


Die Steck-Garn-Buſen werden uͤ-
ber hernach angedeutetes Strick-Maaß
von eilff oder zwoͤlff Moſchen ungefehr
angefangen, wann die nach einander ge-
ſtrickt, werden ſie an ein Schnuͤrlein ge-
faſt, und darnach immer alſofort geſtri-
cket, biß daß ſolcher Buſen ſeine rechte voll-
kommene Laͤnge eines Steck-Garns
von zwantzig Spiſſen, dreiſſig oder mehr
Klafftern erlanget hat. Das Geleiter
wird aber in der erſte, mit acht oder ze-
hen Moſchen angefangen, in der Mitten
allemahl zwo zuſammen gefaſt, und am
Ende eine halbe Moſchen zugegeben, und
diß muß offt doppelt zuſammen gehal-
ten werden. Wann die Moſchen dop-
pel recht auf einander treffen, ſo iſt es
recht geſtricket, wo nicht, muß es, ſo weit
es nicht zuſammen trifft, und ungleich,
hinweg geſchnitten werden, dann es mit
dem Zugeben und Abnehmen verſehen
worden. Die Spieſſe oder Furckeln zu
den Steck-Garnen, Fluͤgeln und Haa-
men werden von Hagedorn zur Herbſt-
Zeit, wann das Laub abgefallen, gehau-
en und gedoͤrret, darnach in Hopffen, ſo
man brauet, oder Nuß-Erlen- und Ei-
chen-Loheſchalen geſotten, darmit ſie
huͤbſch braun werden, und die Wuͤrme
ſie nicht angreiffen, darnach ſollen die
groſſen Knoſpen, daraus die Dornen ge-
wachſen, mit einer Raſpel abgeraſpelt,
und dann am ſtaͤrckſten Ort am Stamm-
Ende geſpitzet, hierauf eine Zeitlang zu-
ſammen gebunden und in Rauch gehen-
cket werden. Die die Staͤbe aber gruͤn
ferben, wie die Staͤbe an den Wachtel-
Garnen, die beitzen Gruͤnſpahn mit A-
laun und ſcharffem Eſſig, und ſtreichen
damit einmahl oder etliche die Farbe an,
ſie beitzen aber auch vorher die Staͤbe
wohl in Alaun-Waſſer, daß ſie dieſelbe
Farbe deſto lieber annehmen. Darnach
werden die Spiſſe gemeſſen mit der Brei-
te des Geleiters, und wird oben eine
Kuͤmme gemacht nach dem Kopff oder
Ober-Theil des Spieſſes, darein wird das
halbe Theil des Geleiters eingeleget, der
Buſen vorne fein eingeleſen, und nach der
Laͤnge und Breite in den Ober- und Un-
ter-Saum eingetheilet, welcher Unter-
und Ober-Saum jeder beſonders auff
ein rund Knaul gewunden und der Bu-
ſem alſo gleich getheilet wird. Darnach
wird Geleither und Buſem in vorgeſag-
te zwo Kuͤmmen des Spieſſes gethan,
und mit verwaͤchſtem doppeltem ſtar-
ckem Zwirn zuſammen gebunden. Alle
folgende Mittel-Staͤbe werden nur un-
ten und oben an den geſchnitzten Kuͤm-
men angebunden, jedoch alſo, daß der
Unter- und Ober-Saum mit ſambt dem
Mittel-Buſem frey bleibe und folgen
kan. Zehen oder zwoͤlff Moſchen von
dem weiten Geleiter zehlet man von
einem Spieß zum andern, theilet wieder-
umb den Buſen gleich, und bindet alſo
einen Spieß nach dem andern an, biß
auf den letzten, welcher dann, gleich wie
der erſte, wiederumb angebunden wer-
den muß. Und dieß wird gebrauchet zu
allen dreyfachen Garnen, wie die Na-
men haben moͤgen. Der Haamen, wel-
chen viel Huͤhnerfaͤnger lieber enge, denn
weit haben, wird angefangen ungefehr
von 24. Moſchen. Dieſes wird alſo ei-
ne Moſche oder zehen herumb, und auff
etliche 30. biß 40. ja wohl mehr Schuhe
lang geſtricket, hernach zuſammen gefaſt,
jedoch zu gar lang taug es auch nicht,
hinten nim̃t man auff einen Schuh oder
etliche, einige Moſchen ab. Das Ende
wird an eine ſtarcke Schnur geleget, da-
ran ein ſpietziger Pflock, ſo in die Erden
zu ſtecken angemachet wird. Vorne an
das vorderſte Theil, ſo nicht zuſammen
geſtrickt, werden zween Spieß angebun-
den, und des Haamens Anfang allent-
halben mit ſtarckem Haſen-Zwirn ange-
bortelt. Mit dieſen zween Vorder-Staͤ-
ben wird der Haamen vorne in die Er-
den geſtecket, und hinten mit dem Pflock
gedehnet, daß er ſteiff ſtehet. Recht in die
Mitte des Haamens wird auch ein kleines
Ge-
[339]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
Geſtricklein gemacht, welches nach dem
Eingang des Haamens auff der Erden
an die untern Moſchen des Haamens
geſtricket, und angehefftet wird, und ge-
het ſodann am Ende nach dem Hinter-
halt biß in die Mitte, und eben ſo hoch,
daß ein Huhn auffrecht durch den Haa-
men gehen kan. Wann nun die Huͤh-
ner daſelbſt uͤberhin kommen, fallen ſie
hinunter in das Hintertheil des Haa-
mens, ſie lauffen dann vollends fort oder
hinter ſich, ſo koͤnnen ſie nicht wiederumb
zuruͤck aus dem Haamen lauffen, wie
ſonſt vielfaͤltig geſchicht, und in die Mit-
te gemachet wird. Dieß nennen etliche
Huͤhner-Faͤnger die Bruͤcke im Haa-
men, wann ſie die Huͤhner druͤber ge-
bracht, ſie ſeynd mit Pochen oder Trei-
ben ſoweit von ihnen, als ſie immer wol-
len, muͤſſen ſie ihrer wohl erwarten. Es
gehoͤhren in dieſe Haamen von achtzehen
biß zwantzig feine Reifen, je einer einen
Schuh odeꝛ etwas mehr von dem andern,
die werden von Hagen-Hahnbotten oder
wilden Roſen-Doꝛnen geſchlieſſen und ge-
machet, und als die Spießlein oben ge-
ſotten und zugericht, welche aber viereckig-
te und keine runde Haamen brauchen, die
machen die Reifen von Kupffer, Meſſing,
oder eyſernem Drath darein, dieſe Rei-
fen koͤnnen auch, wie ein halber Reiff ge-
braucht werden. Die Fluͤgel, ſo zu bey-
den Seiten des Haames geſtellet werden,
und dahin gehoͤhren, werden von neun
biß auff zehen oder zwoͤlff Moſchen hoch
angefangen, wie die Weiber ſtricken, mit
einer Moſchen angefangen, und ſo lange
zugegeben, biß es die zwoͤlffte Moſche er-
langet, dann ſtricket man allezeit fort,
nimmt am hintern Ort zwey Moſchen zu-
ſammen, an dem Vorder-Ort aber giebt
man eine halbe zu, daß die Moſchen alle-
zeit gleich rund viereckigt bleiben, ſo lange,
biß eins dreyßig oder viertzig Schuhe
lang wird, dann nimmt man wieder-
umb zu beyden Seiten ab, biß es wieder-
umb mit einer Moſchen zugeſtricket wird,
wie es angefangen worden; Dieß wird
alsdann gleich zugezogen, und an die
Spießlein ebener maaſſen, wie die Hin-
ter- und Vorder-Spieß an die Steck-Gar-
ne, angebunden. Die Spinnweb- und
hohe Netze werden nach Gefallen auff
hundert Schuh oder Ellen lang und ſech-
zehen, achtzehen oder zwantzig Schuhe
hoch geſtricket, deren etliche nur auff ei-
ner Seiten von weitlaͤufftigem Geleiter
was haben, etliche doppelt ſind. Unter
dieſe Garne gehoͤhren auch die Lerchen-
Garne, mit den Hoͤrnern, Rincken-Ty-
raß- oder dergleichen Garnen, damit man
uͤberlaͤufft und decket, von ſechzig biß in
achzig Schuhe lang und breit, aber et-
was enge geſtricket umb der Wachteln
und Lerchen willen: Das Schnee-Garn
wird an der Laͤnge dem Tyraß gleich,
oder auch wohl laͤnger, weil es von wei-
ten und lautern Moſchen geſtrickt, ſonſt
haben ſie keinen Unterſchied, dann es auf
die vollkommenen Huͤhner gebrauchet
wird. Und ſo viel habe von dieſem Zeug
melden wollen, weiter iſt mir davon
nichts bekant.


Von Wachteln fangen.


Dieſes Weyde-Werck gehoͤret noch
zum Huͤhner-Fang, wie auch unter das
zu Felde fangende Feder-Wild, und wird
mehrentheils nach derſelbigen Art ver-
richtet mit dem beſonders darzu gemach-
ten Steck-Gaͤrnlein, ſo, daß ſie mit dem
Pfeifflein gelocket, gepochet, und mit
dem Tyraß, hohen Netzen, oder Schlei-
fen gefangen werden. Es faͤhet ſolches
an umb Waldpurgis oder Philippi Ja-
cobi, und waͤhret ungefehrlich biß die
Frucht alle herein iſt. Etliche haben ih-
re Steck-Gaͤrnlein halbgruͤn, als den
Buſen, das Geleiter aber blau, als wann
blaue Kornblumen in der Frucht ſtuͤn-
den, etliche haben ſie von mancherley Far-
ben gar bunt, etliche gantz gruͤn, die mei-
ſten verwerffen die gruͤne und bunte,
und halten mehr von den erdfarbenen
oder den gelblichten, ſo wie die Stoppeln
gefaͤrbet ſeyn. Jn der erſten Kornſchoſ-
ſe ſeynd die gruͤnen gut, wann aber das
Gebluͤme darin waͤchſet, die bunten, und
ſo ſich das Getraͤyde faͤrbet, alsdann die
erdfarbenen und gelben, aber die gelben
find allezeit gut. Vor die erdfarbene ſollen
ſich die verſchlagene Wachteln gerne nie-
derlegen; Vor ſolche verſchlagene Wach-
teln ſollen gantz ungefaͤrbte und weiſſe
Gaͤrnlein koͤnnen gebrauchet werden.
Wann die Wachteln ſchlagen, ſo folget
man ihrem Schlagen nach, biß einen be-
duͤncket, daß man hart auff ſie kommet,
darmit ſie das Wachtelbeinlein und
U u 2Pfeiff-
[340]Fuͤnffter Theil/
Pfeifflein ſchlagen hoͤhren. Alsdenn ſtel-
let man das Steck-Gaͤrnlein gerade auf,
duͤcket ſich fein nieder in das Getraͤydich,
giebt ſich ein Schritt oder etliche zuruͤck,
und ſchlaͤget zweymahl als das Weiblein,
und nicht dreymahl, als das Maͤnnlein,
daß, wann das Maͤnnlein einmahl ge-
ſchlagen, man alsdann mit dem Pfeiff-
lein antwortet, und, wo muͤglich, es al-
ſo trifft, daß nur zweymahl geſchlagen
werde, und wann das Maͤnnlein aͤufhoͤh-
ret zu ſchlagen, ſolches das Pfeifflein zu-
ſammen vernehme, denn das Maͤnnlein
veꝛnim̃t gar leiſe, wann nicht recht geſchla-
gen wird, und wo es das vermercket,
thut es kein gut, ſondern wird, wie es die
Jaͤger nennen, Juncker, ſo auff kein Lo-
cken oder Pfeiffen mehr giebt, laͤſts auch
wohl bleiben: Dagegen rathen etliche,
man ſoll uͤber Winter ein Paar Weib-
lein ernehren, daß ſie an ſtatt des Pfeiff-
leins hinter die Garn geleget werden, das
waͤre natuͤrlich und fallirte nicht. Es
kan ſolchen verſchlagenen Wachteln gleich
wohl mit Pochen und Klopffen wie auch
Uberziehung des Tyraſſes, und dem vor-
ſtehenden Hund, gleich den Feld-Huͤhnern
ein Abbruch wiederfahren; Allein es iſt
zu mercken, daß ſolche Garne am beſten
zu brauchen, wann die abgeſchnittene
Frucht noch auff den Breiten oder Stop-
peln liegt und der Jaͤger in Zweiffel, ob
der Hund vor Wachteln oder Lerchen
ſtehet, dann ob wohl der Hund jederzeit
viel fleißiger auf eine Wachtel, als ein
Feld-Huhn ſuchet, dieweil die Spuhr den
Hunden viel lieblicher und ſuͤſſer iſt, ſo
betreugt es einem doch gar offt, daß man
nicht weiß, welcher Sorten Spuhr man
vor ſich hat, wann der Hund vorſtehet,
denn er ſtehet offt vor einer Lerchen. Die
Spinnweb-Garn werden zu allerley
Sorten Voͤgel groß und klein gebrauchet,
und auff eine Art geſtellet, allein, daß ſie
zu den Ent-Voͤgeln, Schnepffen und
Huͤhnern etwas ſtaͤrcker, als zu kleinen
Voͤgelein ſeyn muͤſſen, wie leichtlichen zu
erachten. Den Wachteln, ſie ſeyn verſchla-
gen oder nicht, kan nicht beſſer Abbruch
geſchehen, als wenn nur noch eintzelne
Frucht ſtehet, da ſtellet man die Steck-
Gaͤrnlein, ſo viel man deren hat, machet
eine Schnur mit Lapp-Federn, und bin-
det unter dieſelbige Schellen, dieß ziehen
dann zween nach dem Verwinden allge-
maͤhlichen nach dem gerichten Gaͤrnlein;
Solcher Schellen Geraͤuſch nun wollen ſie
entfliehen, und werden dadurch in die
Garn getrieben: Dieſes wird auch in
langem Graß der Wieſen gebrauchet.
Es wird feiner truckener Sand oder
Staub in ein Tuch gefaſſet, und derſel-
big uͤber die Stuͤck noch ſtehender Frucht
geſeet, das giebt in der Frucht ein groß
Geraͤuſch, als wenn es regnete, davor
ſollen ſie auch ſehr lauffen. Wollen ſie
nach dieſen beyden erzehlten Arten nicht
fort, ſo muß der Tyraß auff den Frucht-
Breiten, ſo nieder geſchnitten, das beſte
thun. Die Wachteln lauffen von kei-
nem Geſaͤhme lieber in die Schleiffen, als
von Hirſchen, ſo nicht geſcheelet, oder wo
deſſen feine lange Stuͤcke geſeet ſeyn. Es
halten etliche wenig von dieſem Weyde-
werck, weil es langſam von ſtatten, und
nicht jederzeit groſſe und gute Gerichte
zur Kuͤchen bringet, und die Aertzte un-
gleich vom Wachtel-Wildpraͤth urthei-
len, dann einer lobt es, der andere ſchilt
es; Es hat auch ein Weydemann zu ei-
nem Weydewerck beſſer Gluͤck als zum
andern. Jch weiß einen Jaͤger, welcher
auf einen Tag etliche und zwantzig Wach-
teln gefangen haben will: Ferner hat
ein vornehmer Jaͤger an den Wachteln
dieſes in acht genommen, ſo ich in ſeiner
Warheit oder Unwahrheit beruhen laſ-
ſe, daß ers ſelber geſehen und befunden,
und ſeith der Zeit von keiner Wachtel eſ-
ſen wollen; Nemlich, daß ſie ſich in ih-
rer gewoͤhnlichen groſſen Geylheit, darin-
nen ſie ſich gantz doll und unſinnig nach
dem Weiblein ſehnen, und herumb lauf-
fen, auch Kroͤthen und gifftige Ungezie-
fer anfallen, und mit ihnen coiren wol-
len, welches vielen gnungſam unglaub-
lich und unerhoͤhrt vorkommen mag,
ich ſtelle es zu glauben oder zu laſſen.
Sonſt iſt gewißlich wahr, daß ſie ſich viel-
mahl auch auff einen grauen Erdkloß ſe-
tzen, und als wann es das Weiblein waͤ-
re, zu handeln pflegen. Sie werden in
den Kefichen, welche oben mit Leinewand
uͤberzogen, gehalten, dieweil ſie ſonſt leicht-
lich die Koͤpff auffſtoſſen wuͤrden; werden
mit Weitzen, ungeſcheeltem Hirſen,
Hanff-Koͤrnern und Mohn geſpeiſet;
Nimmt ſeine Jungen gleich den Feld-
Huͤhnern unter ſeine Fluͤgel, welches we-
nig Voͤgel mehr thun. Die Pfeifflein
zu dieſem Weydewerck werden am be-
ſten von Katzen, und Storch-Beinen ge-
machet, wiewohl etzliche die Marckbein
von den Haaſen genommen, ehe ſie ge-
brathen worden, oder wann ſie gebra-
then,
[341]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
then, haben ſie die Feiſte erſt in Aſch- und
Kalck-Waſſer fein ausgeſotten. Jn Man-
gelung voriger muͤſſen die Gaͤnß-Beine
daß Beſte thun. Jn ſolche Beinlein wird
in der Mitten ein Loch gemacht, mit gel-
bem Wachs zugeſtopffet, und mit einem
duͤnnen Hoͤltzelein zur Pfeiffen gemachet,
und nach rechter Art geſtimmet; Das
Pfeiffen-Saͤckgen wird aus Cordewan
oder geſchmiertem angefeuchtem Leder ge-
macht, geſchnitten und genehet, etwa dop-
pel zweyer zwerg-Finger breit, darzu
wird dann ein rund Hoͤltzlein etwa Fin-
gers dick geſchnitzelt. Oben, ſo weit das
Koͤpfflein werden ſoll, wird das Holtz biß
auf ein kleines Bißlein umb und umb ab-
geloͤſet, und dann mit einem Faden an-
gebunden. Nach der Hand wird ein fein
breit Hoͤltzlein wie ein Schuͤpfflein ge-
ſchnitzelt, darmit zwiſchen dem Saͤcklein
und runden Holtz ſo angebunden, daß
es gegriffen werden kan, die Falten
oder Wachtel zu ſtoſſen, darmit wird
nun die Wachtel geſtoſſen, und mit ei-
nem Zwirns-Faden gebunden. Dieſer
Falten und Wachteln machet man viel,
als das genehete Saͤcklein ertragen kan,
von 6. biß auff 8. oder 12. bindet es feſt,
laͤſſet es trucken werden, und ſchlaͤget und
polirets aus, wie die Meſſer-Schmiede
die Gewehr und Meſſer-Scheiden.
Dann binden ſie das Gebaͤnde auf, dre-
hen und wuͤrgen das runde Holtz, dar-
uͤber die Wachtel gebunden, alſo ab, daß
das Ober-Theil am Koͤpfflein am Leder
bleibet, ſtreichen ein wenig Feiſte oder
Baumoͤhl mit einer Feder innwendig
hinein, darmit das Beutlein geſchmei-
dig werde, und binden das Pfeifflein mit
einem Faden fein dichte daran, darmit
kein Athem oder Wind daraus gehe;
Hinten wird an dem Kopff des Beutels
ein doppelter Zwirns-Faden gedrehet,
wenn man ſchlaͤgt, daß daran gezogen
wird. Jm Schlagen iſts gebraͤuchlich,
das Pfeifflein in der lincken und das
Beutelgen in der rechten Hand zu hal-
ten; Daꝛmit auch etliche das nehen an dem
Beutelgen deſto beſſer verrichten koͤn-
nen, laſſen ſie ihnen von Kalb-Leder,
ſtarcken Hammeln die Haut von den
Schwaͤntzen gantz und rund abſchneiden,
und laſſens die Gaͤrber bereiten, und
machen dann aus denſelbigen die Beut-
lein, laſſens einen Schuſter fein bereiten,
und ſchwaͤrtzen: Dieſes giebt beſtaͤndige
Saͤcklein, daraus kein Wind faͤhret. Et-
liche haben auff langen Staͤben, daran
ſie gehen koͤnnen, ihr Pfeifflein. Dieſer
Gaͤrnlein Farbe machen etliche aus un-
geſchoſter gruͤner Frucht, ehe ſie geſchoſt,
in dieſelbige thun ſie Allaun, und faͤrben
ſie darmit, will die Farbe einmahl nicht
hafften, ſo wird es oͤffters gefaͤrbet; Et-
liche brauchen allhier das bekante Safft-
gruͤn in Eßig zerlaſſen. Es haben eini-
ge die Geleiter von vier Moſchen hoch ge-
ſtricket.


Vom Lauff- und Flug-Schieſſen.


Ob wohl das Lauff- oder Flug-Schieſ-
ſen dem Feder-Wildpraͤth ſchaͤdlich, und
mehr fuͤr eine Luſt, als Menage zu hal-
ten; Weiln oͤffters viel Voͤgel getroffen,
ſo nicht gleich fallen, und dennoch unnuͤtz
verderben muͤſſen, ſonderlich wann in
der Bruth- oder Lege-Zeit alte Huͤhner
unbeſonnen geſchoſſen werden, ſo iſt es
dannoch an ſich ſelbſt eine ſchoͤne, und
herrliche Wiſſenſchafft, darinnen abſon-
derlich die Frantzoſen trefflich geuͤbt den
Ruhm haben, und vor dieſem allhier zu
Lande gantz unbekant geweſen. Wer
nun anfaͤnglich ſich fleißig mit Dunſt
uͤbet, eine ſtill flatternde Lerche in der
Lufft zu treffen, nachgehends ferner ver-
ſuchet, die nach einem rothen Huͤndlein
an moraſtigen Wieſen langſam fliegende
Kiebitz, oder auch Kraͤhen und dergleichen
im Fluge zu ſchieſſen, wird mit der Zeit ge-
wahr werden, daß ein mit Fluͤgein aus-
gebreiter Vogel, und ausgeſtrecktes lauf-
fendes Wild, ſo noch dreymahl groͤſſer,
und breiter, leichter zu treffen iſt, als
ein ſitzender Vogel oder druͤckender Haſe,
welches ein kleiner Klump, und leichte ge-
fehlet werden kan. Nur dieß eintzige will
erfordert werden, daß die Flint allzeit ge-
ſpannet und fertig ſey, auch mit ſteter
Fauſt und ſcharffem Geſichte parat gehal-
ten werden muͤſſe; Wann was auffge-
ſtoſſen, muß man augenblicklich anſchla-
gen, das Korn und fluͤchtige Wild zu
ſammen faſſen, und wohin die Flucht
mit dem Kopff gehen ſoll, nachdem es
langſam odeꝛ ſchnell flieget, eine halbe Elle,
eine Spanne, und dergleichen vorhalten,
ſo wird gewißlich nicht leicht gefehlet wer-
den. Worzu nun aber auch das fleißige
Exercitium allerdings das Beſte bey-
U u 3traͤget.
[342]Fuͤnffter Theil/
traͤget. Das Pulver mit ſtarckem ab-
gezogenem Brandewein etliche mahl be-
ſprenget, und in ein Leinen-Saͤcklein in
die Wuͤrme gehencket, wird fein gleich
und raſch davon. Die Schrothe gehoͤh-
ren ſich fein rund zu ſeyn, und gieſſet
man ſolche gerne den mittelſten Tag de-
rer drey Schuͤtzen in der Mittags Stun-
de. Es iſt nicht undienlich, wann man
nach einer lauffenden Schieb-Kugel oder
einem hoͤltzernen Teller oder in die Lufft
geworffenen Huth zu ſchieſſen, ſich oͤff-
ters uͤbet, biß man mit der Zeit auch die
ſchnellſten und kleinſten Voͤgel, auch die
Schwalben, treffen kan. Die Flinten
hierzu muͤſſen nicht lang oder ſchwer
ſeyn, ſondern einen mittelmaͤßigen Laufft
und kurtzen Anſchlag haben, damit man
deſto geſchinder das Korn faſſen koͤnne;
Die Pfropffer auf das Pulver ſind gut,
wann ſie von ſtarckem Huth-Filtz ge-
machet werden, weiln ſolcher die Schroth
fein gleiche haͤlt: Jm Laden wird nach
dem Augen-Maaß noch einmahl ſo viel
Schroth als Pulver genommen, damit,
wann ein Koͤrnlein fehlet, doch das an-
dere treffe, und kan man alſo hierdurch,
wann man einen Stoͤber-Huͤhner- oder
Waſſer-Hund vor ſich ſuchen laͤſſet, man-
che ſchoͤne Luſt haben, doch iſt dieſes,
weil es oͤffters mißlinget, rathſamer und
nuͤtzlicher auff der Reiſe in fremder Re-
vier,
als in ſeinem Gehaͤge zu gebrauchen.
Weiln aber, wie vorhin gemeldet, ein
ſolches lauffendes oder fliegendes Wild
mit dergleichen Schieſſen gar leicht gefeh-
let, zum wenigſten doch, mit Schaden
zu Schanden geſchoſſen wird: So habe
ich doch das vorjetzo gebraͤuchliche Lufft-
Schieſſen mit wenigem melden wollen,
damit der geneigte Leſer auch hierinnen
voͤllige Satisfaction haben moͤge.


Von dem Feder-Schuͤtzen.


Damit ich nicht unſern teutſchen
Weydemann gar vergeſſe, oder gering-
ſchaͤtzig verwerffen moͤge, muß ich eines
teutſchen Feder-Schuͤtzens allhier geden-
cken. Ob nun wohl dieſer einer ſolchen
geſchwinden Addreſſe, wie das Lufft-
Schieſſen, ſo gar eigendlich nicht benoͤ-
thiget, ſo muß er doch auff die Natur
und Eigenſchafft des ſaͤmmtlichen Feder-
Wilds genau acht haben, u. alle vorkom-
mende Vortheile nach Unterſcheid der
Jahres-Zeiten wohl und vernuͤnfftig
diſtingviren; Zur Auer-Hahn- und
Birck-Hahn-Paltz-Zeit fein lange tuͤch-
tige teutſche Schroth-Buͤxen mit raſchem
Pulver, und ſtarckem Schroth gebrau-
chen, auch da es etwan in der Ferne, wie
auff Trappen, Schwahnen, und Gaͤn-
ſe, oder andere ſtarcke Voͤgel, die Schro-
the wohl fuͤttern, wie dann auch die Rin-
gel-Tauben, und wilde Enten wohl ge-
troffen ſeyn wollen. Das uͤbrige, als
Haſel-Huͤhner, Krieg-Enten, Schnepf-
fen und dergleichen, kan man ſchon mit
einer Mittel-Flinte, und mit Mittel-
Schroth beſtreiten. Die Phaſanen, Reb-
Huͤhner, Wachteln, und dergleichen,
werden mit ihrem Zeuge gefangen; Die
Lerchen mit dem Streich-Netze, und die
Krammets-Voͤgel auff dem Heerd oder
in Thonen beruͤcket, wie dann leichte zu
erachten, daß ſowohl ein jegliches wildes
Thier, als auch ein jeder ſcheuer
Vogel ſein Leben zu erretten, ſich aͤuſerſt
bemuͤhe, aus welcher Urſach der Menſch
im Schweiß ſeines Angeſichtes ſolches zu
erwerben ſich bemuͤhen muß, und ob ich
wohl, die Wahrheit zu ſagen, mit die-
ſem Feder-Spiehl ſo gar viel nicht umb-
gegangen, ſondern mich meiſt von Ju-
gend auff zur Jagd-Wiſſenſchafft wilder
Thiere appliciret, ſo habe doch vom Vo-
gelſtellen dieſes nicht uͤbergehen, ſondern
dem geneigten Leſer hiervon nur etwas
melden wollen; Worbey ihm kein beſ-
ſeres Tractaͤtgen, als des Johann Conrad
Aittingers
vollſtaͤndiges Weyde-Buͤchlein
von dem Vogelſtellen, in laͤnglichtem For-
mat zu Caſſel und Franckfurth am Maͤyn
gedruckt, zu leſen recommendiren kan,
darinnen der geneigte Leſer eine aus-
fuͤhrliche Information finden wird. Was
nun aber der Waſſer-Budel und Schieß-
Hunde Art, Natur, und Abrichtung
betrifft, davon habe ich bereits im Drit-
ten Theil meiner Teutſchen Jagd aus-
fuͤhrlich geſchrieben. Wird alſo nun
wohl hoffendlich nichts mehr uͤbrig
ſeyn, als der fleißigen Application dieſes
Wercks ſich auffs beſte zu befleißigen;
Maaſſen, weiln die Gelegenheiten, Situa-
tion
en, Landſchafften, Natur und Ge-
wohnheiten derer Voͤgel unterſchiedlich,
nicht minder auch die Jahres-Zei-
ten mercklich differiren, man nichts eigend-
liches zu einer Univerſal-Regul melden
kan,
[343]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
kan, als eine fleißige Ubung, gutes Ge-
wehr, auch geſchwind raſches Pulver,
eine ſtete Fauſt und helle Augen, ſo ei-
nes Schuͤtzens vornehmſte Requiſita ſind;
Alle andere aberglaͤubiſche abgeſchmackte
Kuͤnſtgen aber uͤbergehe hierbey mit gu-
tem Bedacht und allem Fleiß.


Vom dem Vogel-Steller.


Ob wohl ein Vogelſteller nicht alſo
behertzt, ſtarck und muͤhſam, als ein
Weydemann oder Jaͤger auff vierfuͤſſi-
ge Thier ſeyn darff, ſo muß er doch auch
unverdroſſen, und eine ſolche Perſon ſeyn,
ſo Hunger, Durſt, Wachen, Froſt und
Hitze, Muͤhe und Arbeit, ſo wohl als ein
Weydemann auff vierfuͤſſige Thier er-
dulden kan, ſonderlich ein Huͤhner- und
Kram̃et-Vogel-Steller, ſo auch vielmahl
groſſe Berge, Thal und Landes-Arten
durchlauffen muß; Und iſt dieſes auch
eine feine und loͤbliche Ubung der Ge-
ſundheit. Ja wie ein Weydemann ſei-
ne Hunde auff vierfuͤſſige Thier abrich-
tet, eben alſo muß ein Vogel-Steller ſei-
ne Hunde auff Enten, Huͤhner, Wach-
teln, und Raub-Voͤgel zum vorſuchen,
vorſtehen, reichen und hohlen, was da ge-
puͤrſchet worden, und auf ander Gefie-
der mehr abzurichten wiſſen. Wie auch
ein Jaͤger mit dem Horn ſeine beſonde-
re Gemercke den Jaͤgern und Hunden
zu Anfang und zu Endung der Jagden
giebet, alſo muß ein Vogel-Steller al-
lerley Art Geſchrey mit Pfeiffen und Lo-
cken lernen, ſeine Lock-Voͤgel ziehen,
fangen, gewoͤhnen, und abrichten, zu rech-
ter Zeit aus- und einſetzen, anlegen, und
ſo etwa daran ein Mangel vorfaͤllet, ab-
wenden, auch allerley Art ſeltzamer Ne-
tze und Stricke bereiten, und machen
koͤnnen; Hieruͤber mancherley Gevoͤgel
in dem Fluge und an dem Geſange er-
kennen; Und wie ein Weydemann den
vierfuͤſſigen Thieren nachſchleichet, und
ihnen ihre Raͤncke und Liſte ablernet;
Alſo muß gleicher geſtalt der Vogel-Stel-
ler den Voͤgeln nachgehen, und ihre Ge-
legenheit und Liſte erfahren, und ihme
bekant machen, auch darnach ſeine Stel-
lung anrichten, wann auch an den Staͤ-
ben oder Netzen etwas vorfaͤllet, ſo verhin-
dert, daß die Waͤnde, ſonderlich in groſ-
ſem Winde, uͤber- oder in der Mitten,
wie ein Dach zuſammen ſchlagen, den
Stell-Platz oder Erden nicht beruͤhren
und in der Hoͤhe bleiben, ſo, daß bald an
dieſem, bald an einem andern Ort Man-
gel erſcheinet, bald auch bey den Seiten-
Saͤumen nach den Staͤben ſich die Garn
uͤber einen Hauffen ziehen, oder ſich
Stroh, Reiſig, oder Dornen darmit ein-
legen, oder etwa an den Scheeren und
dem Zuge ein Theil laͤnger/ als das
andere wird, oder was ſonſt bald hier,
bald doꝛt im Stellen, Uberziehen, Gelocke,
Geſchrey, bey denen Laͤuffern oder an-
derm vorfaͤllet, ſo muß er ſolches zu ob-
ſervir
en, und zu aͤndern wiſſen. Man
ſoll auch von Anfang des Aprilis biß in
Julium das Gefieder mit frieden laſſen,
und ſonſt zuſehen, daß das junge Gehe-
cke des Geſieders nicht verdorben, und
zur Unzeit ausgehaben werden, mithin
dem Voͤgel-Stellen dadurch Abbruch ge-
ſchehen moͤge, auch ſich auf keine zaube-
riſche Sachen geben, oder denſelbigen
glauben, ſondern ſein angefangenes Fe-
der-Weyde-Werck in Gottes gnaͤdigen
Willen ſtellen. Daferne er auch gefra-
get wuͤrde, wo der Vogel Herbſtzeit ſei-
nen Strich hin habe, kan er aus des
Herrn Rudolph Heußleins Bericht ant-
worten: Daß ſie zur Herbſt-Zeit nach
Alexandria und in die warme Laͤnder
reiſeten, und hergegen zur Fruͤhlings-
Zeit, wann die Hitze derer Orten zu groß
wuͤrde, wiederumb zu uns in Europam
kaͤmen, oder zur Herbſt-Zeit von Mor-
gen gegen Abend, und hergegen im Fruͤh-
ling von Abend gegen Morgen zoͤgen.
Jtem wann die eingefangene Voͤgel im
Fruͤhling fein niedlich waͤren, annoch
groſſe Kaͤlte verhanden waͤre; Wann
Ungewitter zu vermuthen, die Voͤgel
alsdann eine Weile zuvor die uͤbrige
Speiſe ſuchen und zu ſich nehmen, damit
ſie ſolches Ungewitter ausdauren koͤn-
nen. Auch muß er alles noͤthige anzu-
ſtellen und anzuordnen verſtehen, was
bey dem Vogel-Fang vorkommen koͤnne.
Er kan ſich auch beym Vogel-Stellen
nachfolgenden Calenders gebrauchen;
Als Februarius und Martius geben aller-
ley Striech-Voͤgel im Wieder-Flug, ſon-
derlich Schnepffen, biß durch den April;
May
giebet Wachteln, Junius Staaren
und allerley Wald-Voͤgel, ſo mit Huͤt-
ten, Kloben und Leim-Ruthen gefan-
gen
[344]Fuͤnffter Theil/
gen werden, Julius giebet junge halbwach-
ſende Feld-Huͤhner, Tauben und der-
gleichen; Auguſtus Tauben, Sang-Voͤgel
und Waſſer- oder Traͤnck-Heerde; Sep-
tember
allerley Strich-Heerde, Lerchen
und dergleichen; Jm October Cram-
met-Voͤgel, Strich-Heerde und Halb-
Voͤgel; November, December und Ja-
nuarius
die Lager-Heerde, auf die Kram-
met-Voͤgel, und jederzeit dann auch die
Feld-Huͤhner mit herzunehmen ſeyn.
Am meiſten aber recommendire des
Herrn von Hochbergs Calendarium per-
petuum,
durch alle Monathe im gantzen
Jahre, das Weydewerck mit gutem Nu-
tzen zu treiben, da wird man eine ge-
nungſame ausfuͤhrliche Information ha-
ben koͤnnen, ſich in allen vorfallenden
Begebenheiten darnach zu richten.


Von einem Vogel-Heerd.


Es muß vor allen Dingen bey alten
Bauern, Schaͤfern, Hirthen, Feld-Huͤ-
thern, und dergleichen ſowohl der Ort,
als auch dieſes mit Fleiß erkundiget wer-
den, woher insgemein der Vogel jaͤhrlich
im Herbſt ſeinen Zug, Strich oder Flug
halte, daß man nicht vergebens daſelbſt
an unrechten Ort baue, oder Unkoſten
unnuͤtzlich anwenden moͤge. Sodann
richtet man in zeiten drey Wochen vor
Michaelis den Vogel-Heerd an: Jn Vor-
Hoͤltzern auf flachen Hoͤhen, niedrigen
Bergen oder Schlufften, wo daſelbſt et-
wan Wacholder-Straͤucher, oder ander
kurtz Geſtripp, und jung Gehaͤuigt ge-
wachſen, und das hohe Holtz weit abge-
legen; Daſelbſt wird der Platz eben ge-
machet und nach Laͤnge der Schlag-
Waͤnde, meiſtens auf 18. Ellen geraͤu-
met, und ſoweit die Waͤnde reichen,
ein kleiner Graben, wie eine Furche,
verfertiget, darinnen die Netzen liegen,
umbher aber wird ein Gang gelaſſen;
Auswendig herumb wird ein Haack von
kleinen mittelmaͤßigen und groſſen
Straͤuchern beſetzet, und duͤrre Stell-
Baͤume oder hohe Haackreiſſer zum auff-
ſitzen feſte eingegraben. Jn der Mitte
des Platzes wird der Strauch nach Groͤſ-
ſe der Waͤnde beſtecket und voller zeiti-
ger Wacholdern, Ebriſchen-Beeren,
Schleen, und dergleichen beſpiecket, dar-
innen werden, wie auch auſſen herumb,
in den Haack die Lock-Voͤgel geſetzet. Die
zwey Waͤnde muͤſſen hinten und vorne
mit ſtarckem Dremmel durch die Leinen,
und eingeſchlagene Hefftel angeſpannet
ſeyn, daß man ſie mit einer Hand, als ei-
nen Blitz zuziehen koͤnne, dann ſchlagen
die beyden Waͤnde uͤber den Strauch oben
zuſammen. Wenn man auff hoͤhret,
und weg gehen will, und zu beſorgen
ſtuͤnde, daß es Schnee oder reiffen wol-
te, muß man den Strauch mit ſeinen
Beeren die Nacht uͤber zudecken: Fruͤh
Morgens aber vor Tage, da der Vogel
zeitlich ziehet, alles wiederumb zuberei-
tet ſeyn. Dann der Krammets-Vogel
ſtreichet mit angehendem Tage am beſten,
und waͤhret biß 10. Uhr vor Mittage,
dann gehet man zu Hauſe und fuͤttert
die Voͤgel. Biß umb Michaelis mag
man wohl die Ebriſchbeer brauchen, vor
die Droſſeln und Zippen: Wann aber
der Ziemer oder Kram̃ets-Vogel kommt,
brauchet man alleine Wacholder-Beer,
denn ſie freſſen ſolche lieber. Die Huͤt-
te, worinnen man ſich befindet, iſt am
beſten ein niedriges flaches Haͤuß-
lein von acht Ellen lang, und ſechs
Ellen breit, von Holtze geſchrothen mit
einer Thuͤr zur Ecke, und einem kleinen
Vor-Haͤußgen, einer Stuben-Thuͤr und
zwey Glaſe-Fenſtern, auch zu beyden
Seiten mit einem Ofen, darinnen man
einheitzen kan; Zumahl es zu ſolcher Zeit
kalt zu dauren iſt; Nach dem Heerd zu
aber muß ein klein Treppgen, und
Thuͤrmgen, mit kleinen Kuckloͤchern
ſeyn, das Tach aber mit Schindeln be-
ſchlagen, und zur Vogel-Fang-Zeit al-
lenthalben mit dannen-ſichten- oder
kiefernem Reiß, ſo im zunehmenden
Monden gehauen ſeyn ſoll, gantz uͤber
gruͤn bekleidet ſeyn; Jſt es das andere
Jahr roth, muß es wiederumb friſch
angemachet werden, daß ſich der Vogel
vor nichts ſcheue: Doch muß das Hauß
ſolch Reiß haben, und mit dem Haack umb
ſelbiger Gegend uͤbereinkommen. Umb
Galli mercket man gewißlich den Kram-
mets-Vogel ſtreichen, welcher den Win-
ter uͤber bey uns bleibet, und im Fruͤh-
ling Abſchied nimmet, und ſein Geaͤß ſo-
wohl des Abends und Morgens nimmt.
Sie verbergen ſich uͤber Nacht vor der
Kaͤlte in warme Wacholder-Straͤu-
cher, und laubichte Haag-Eichen, dar-
an
[345]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
an das Laub geblieben. Das Gerege wird
an eine Stange gemacht, da oben ein
Loch, wodurch ein ſchwartzer Zwirn-
Faden gezogen, und daran ein lebendiger
Lock-Vogel gebunden wird; Wann
dieſer gezucket wird, und in die
Hoͤhe flieget, begiebt ſich der von Ferne
kommende Vogel deſto eher herzu. Die
Lock-Voͤgel in Gebauern muͤſſen auſ-
ſerm Wind etwas erhaben in dicke Ge-
buͤſche angebunden, und mit Reiß beſte-
cket werden, ſo ſollen ſie beſſer locken, als
man mit dem Munde pfeiffet, iſt auch
natuͤrlicher. Die Fall- oder Haack-Reiſ-
ſer, welche fein ſchwach ausgeleſen, und
in der Faſten-Zeit gehauen werden ſol-
len, werden nicht uͤber 10. biß 12. Ellen
hoch gelaſſen, weil auff gar zu hohen
Haack-Reiſſern der Wind die Voͤgel
leichtlich verſchlaͤget. Die Thuͤringer ſind
hierinnen gute Vogel-Steller, von wel-
chen mehrere Nachricht zu erlangen. Wie
man denn auch hiervon aus ermeldten
Autoris, Johann Conrad Aittingers Be-
richt vom Vogel-Stellen pag. 261. biß 291.
von dem Strich und Lager-Heerd der
ſaͤmmtlichen Kram̃et-Voͤgel eine mehre-
re und ausfuͤhrlichere Nachricht haben
kan, dahin ich den geneigten Leſer ge-
wieſen haben will, ſich darnach bey al-
len vorfallenden Begebenheiten einzu-
richten.


Vogel-Waͤnde und Netze zu ſtricken und zu ſtellen.


Alle Schlag- und offenbahre Waͤn-
de ſind nach der Zwerg-Breite und nicht
nach der Laͤnge, nach etlicher Weydleute
Opinion, zu ſtricken: Hergegen alle
Waͤnde, ſo zugeleget und gedecket wer-
den, muͤſſen nach der Laͤnge, und nicht
nach der Breite geſtricket werden. Die
groſſen hebt man mit einer Moſchen an,
wiewohl ſie ſonſten etliche lieber mit drey-
en oder mehr Moſchen anfangen, die-
weil es im Einleſen ſich nicht ſo liederlich
verwirret. Dieſes ſtricket man ſo lange,
biß es funffzig oder ſechszig Ellen errei-
chet, alsdann loͤſet mans an eine Schnur,
und ſtrickets ſechs oder ſiebendhalbe El-
len lang, oder ſechszig, auch wohl ſechs
und ſechszig Moſchen hoch oder hundert
und dreyßig mahl herumb. Ehe man
aber biß auff viermahl das Ende errei-
chet, ſtricket man erſtlich mit einem klei-
nern oder engern Stoͤcklein, darnach mit
einem groͤbern Zwirn, und weiterm
Stock herumb; Dieß giebt alſo die Sohl-
Moſchen, darinnen denn der Saum
kommt, und gehet oben und unten an
beyden Enden. Die Schlag-Waͤnde auf
grobe Voͤgel duͤrffen nicht ſo lang in die
Breite, als die engen geſtrickt werden,
wegen ihrer weitlaͤufftigen Moſchen, die
ſie uͤberkommen. Diejenigen, ſo nach
der gemeineſten und bekanteſten Art ſtri-
cken, heben die Lerchen-Waͤnde mit vier
und ſechszig Moſchen an, und ſtricken ſie
nach ihrem Gefallen, von funffzig biß auf
ſechzig Ellen. Je reiner und veſter der
Strick-Zwirn, je beſſer und ſchoͤner die
Netze liegen, wann ſie geſpannet werden.
Die ſtarcken Vogel-Steller, ſo ſie laͤnger,
dann neuntzig oder hundert Schuhe
brauchen, machen ſie laͤnger, wiewohl
ſechzig Ellen eine ſchoͤne Laͤnge machet.
Wañ ſie ihre gebuͤhrende Groͤſſe im Stri-
cken haben, werden ſie nach der Laͤnge
eingeleſen, noch einmahl uͤberſtricket,
und dann die weiten Sohl-Moſchen auff
beyden Seiten geſtricket, und in ihre
Saumen geleſen. Dann ſo ſie an die
Ober-Saͤume keine Vorſeiler brauchen,
laͤſſet man den Ober-Saum von beyden
Theilen ſo weit vorgehen, daß ſie darmit
beſtehen, und die Garne ſpannen koͤn-
nen, und alsdann muͤſſen ſolche Saͤume
uͤber vier und zwantzig oder uͤber ſechs
und zwantzig Klafftern lang ſeyn, an ei-
ne Wand; Die aber beſondere Vorſeiler
brauchen, mit welcher Manier ich auch
umbgangen, ziehen vor ſolche Spann-
Saͤume dritthalb, oder drey Klafftern
ab, und laſſens alsdann bey zwantzig
Klafftern bleiben. Die Unter- und klei-
ne Saͤume, nachdem die Netze lang ſeyn,
ſind von ſechszehen oder mehr Klafftern,
hernach die Saͤume nach Laͤnge der Staͤ-
be ſieben oder acht Schuh. Es kommen
zu einer Wand zwey Zaffeln oder Straͤn-
ge Zwirn und alſo zu beyden Waͤnden
vier Straͤnge Zwirn, bey nahe ver-
braucht man zu Scheeren-Zug-Ober-
und Unter-Saͤumen bey die neuntzig
oder hundert Klafftern, beyderley Saͤu-
me gleichfalls. Die, welche die Garne
mit Schlupff-Seilen, und die Staͤbe mit
Wartzen beſtellen, die machen vorne an
die Saͤume Schleifen, daß ſie darmit die
Saͤume an die Staͤbe haͤngen, die aber,
die beyderley Art Gelencken brauchen,
machen keine Schleifen daran, ſondern
binden die Saͤume an die Staͤbe oder
Klincken. Es ſtellet ein Jeder, nachdem
ers gewohnet, Krammets-Voͤgel und
X xder-
[346]Fuͤnffter Theil/
dergleichen Buſenreiche Waͤnde, ſo uͤber
die Buͤſche ſchlagen; Solche werden von
80. Moſchen angefangen, und fuͤnff und
zwantzig Ellen lang geſtricket oder erſt
mit drey Moſchen, und dann, wie jetzt
bericht, geſtrickt. Reuſen zu Voͤgel und
Fiſchen, mit ſchlechten oder doppelten
Ahlfachen, an beyden Enden oder der
Mitten derſelbigen allein werden nach
eines Jeden Gutduͤncken kurtz oder lang
geſtricket, jedoch von vier und zwantzig biß
auff etliche dreyßig Moſchen angefangen,
und von dreyen biß auff vierdtehalb Ellen
auf das meiſte in die Laͤnge geſtricket, dann
nimmt man ab, biß es ein kleines Loͤch-
lein giebt, da die Voͤgel hinein ſchlieffen
muͤſſen, und ſtricket am weiteſten Ort
oder Theil ferner fort, biß es bald die
Laͤnge hat, und alsdann nimmt man
wieder ab, wie vorhero das erſtemahl.
Dieß giebt die Reuſen, ſo an beyden En-
ten Ahlfache haben, man kan ſie auch
auff dieſe Manier mit ſo viel Ahlfachen
machen, als man ſelber will. Dieſe
Reuſen werden in drey oder vier Reiffe
gefaſt und mit einem Gaͤbelein auffge-
ſpannet, welcher Stab dann am andern
Ort mit einem Schnuͤrlein angehefftet
wird, will es aber eine Gabel nicht thun, ſo
machet man auff die andere Seite noch
eine andere. An den Born- und Buͤgel-
Garn iſt ſonſt nicht viel gelegen, wie hoch
und breit dieſelbigen geſtricket werden,
dann nach Gelegenheit der Traͤncke, und
des Orts werden ſie rund, wie eine
Scheibe oder Wurff-Garn geſtricket,
welches in einen Saum gezogen, und an
einen halben runden Buͤgel-Reiff jede
Helffte beſonders angemachet, und die
eine Helffte angepfloͤcket wird, die an-
dere aber ledig bleibet, wie hernach wei-
ter gedacht werden ſoll. Es halten von
dieſem Buͤgel-Garn etliche ſehr wenig,
brauchen lieber eine eintzelne Wand da-
vor. Jn die hohen Netze, welche auff
die Schnepffen, und andere groſſe Voͤ-
gel gebrauchet werden, und viertzig biß
funfftzig Ellen lang, zwoͤlff, funffzehen,
oder gar mehr Ellen aber hoch geſtricket
ſind, und am Strick-Stock weiter ge-
ſtricket werden, als das Huͤhner- und
Wachtel-Geleither, deren eines Theils
doppel, oder dreyfach ſind, und muß man
einen Zwirns-Faden von anderthalb
Ellen, oder drey Schuh theilen, und al-
ſo hiernach die gevierdten Moſchen rich-
ten, ſo bleibet eine Moſche neun Zoll lang;
Jn dieſe gehoͤhret nicht mehr, dann ein
Ober-Saum, in die Rinnen und Ha-
bicht-Garne aber gar keine, oder in etli-
che Ober-Saͤume, die werden umb und
umb mit Haſen-Zwirn umbſtricket.
Aus dieſen erzehlten Anfaͤngern der Ne-
tze ſind allerley Sorten, ſie ſeyn hoch oder
breit, wohl anzufangen, und zu ſtri-
cken, als Tyraß, Schnee- und Nacht-Gar-
ne, auſſer die Lerchen-Nacht-Garne, wel-
che von einer Moſchen angefangen, und
wie das Geleither am Huͤhner-Zeug
nach Art der Weiber-Geſtricke, darin-
nen ſie wiebeln oder nehen, gemachet
werden, und wird biß auff die Helffte
der Laͤnge des Garns, immer an bey-
den Enden zugegeben, und am andern
Ort abgenommen, wie die Strick-Wei-
ber einen jeden berichten koͤnnen. Die
Stellung der Netze und Waͤnde geſchie-
het folgender Geſtalt: Wann man den
Stell-Platz wohl ausgeſehen, und ab-
gemahlet, ſo meſſet man erſtlich die bey-
den Forder-Staͤbe mit den Wartzen uͤ-
ber einander, ſo weit als ſichs gebuͤhret,
etwan ein oder anderthalben Schuh
breit, aus Urſachen, wann die Saͤume
ſchlaff und der Vogelſteller nicht allzu
ſtarck iſt, gleichwohl die Waͤnde in der
Mitten zuſammen reichen koͤnnen; Hier-
auff ſchlaͤget man die zweene Schlupffſei-
ler-Pfloͤcke ein, und machet die Schlupf-
fen daran. Dieſe Schlupff-Seiler muͤſ-
ſen ſo lang ſeyn, daß ſie an einem Ende
an den Pflock, und an dem andern an
den Stab geſchleiffet werden koͤnnen.
Darnach machet man die zwey Vorder-
Spann-Saͤume daran, und ſchlaͤget vor
die Ober-Wartzen der Staͤbe einen
Pflock, daß ſie im Anziehen der Spann-
Saͤume nicht ritzſchen koͤnnen; Nach
dieſem meſſet man die Breite der Staͤbe
von einem Spann- oder Pfahl-Pflock
zum andern, daß ſie nicht weiter, als die
Spann-Pfloͤcke Platz vornehmen koͤn-
nen, und alsdann machet man die Netze
oder Waͤnde mit des Ober-Saumes
Schleiffen an das Ober-Theil der War-
tzen des Stabs, des Unter-Saumes
Schleiffe aber wird an das unterſte und
dicke Theil der Stabs-Wartzen ange-
ſchleiffet; Jedoch muͤſſen die Schlupff-
und Spann-Saͤume erſt ledig gema-
chet, die Schleiffen an Netzen, Ober-
und Unter-Saͤumlein, erſtlich an beyde
Ort der Wartzen des Stabs geſtoſſen,
und darnach die Spann- und Schlupff-
Seiler darbey an jeden gehoͤhrigen Ort
wieder angemachet, und folgends das
gantze
[347]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
gantze Garn ausgelauffen werden. So
weit und lang nun der Unter-Saum des
Garns reichet und wohl gezogen werden
kan, ſo ferne muͤſſen die Hinter-Staͤbe
angehen, und die Pfloͤcke darzu auch mit
ihren Hinter-Schlupff-Seilen ange-
ſchleiffet werden. Hierzu brauchen etli-
che zur Gewißheit, daß die Heerde gleich
geſchlagen werden, eine Richtſchnur, heff-
ten dieſelbige an den erſtgeſchlagenen
Haupt-Pflock, und lauffen damit ſo weit,
biß wieder hinten auf den hintern Haupt-
Pflock, da derſelbige eingeſchlagen wer-
den muß, ziehen das Schnuͤrlein fein ſteif,
und nehmen in acht, daß alle vier
Haupt- und Schlupff-Seiler-Pfloͤcke in
eine rechte gleiche Linie reichen; Und die-
ſes iſt alſo auch auff den andern Fluͤgeln
ebenmaͤßig zu obſerviren. Wann nun
ſolches in acht genommen, laſſen ſich die
Wande ſehr gerne uͤberziehen, wann ſie
ſteiff und recht geſpannet werden. Et-
liche ſchlagen den hinterſten Pfahl-Pflock
umb einen halben Schuh oder einer
zwerchen Hand breit hineinwerts, in der
Meynung, daß die hinterſten Staͤbe de-
ſto gerader uͤberſchlagen ſollen. Wann
das geſchehen, werden die Hinter-Staͤbe
in die Unter-Saͤume mit den Wartzen
geſchleiffet, und in die Schlupff-Pfeiler
gezogen: Jſt der Saum hierzu etwas
zu kurtz, und ſind die Pfloͤcke mit den
Schlupff-Seilern nicht erreichet, kan ſol-
cher mit der Stell-Hacke hinbey ge-
bracht werden, alſo, daß der Hacken-
Stiehl wider den Schleiff-Pflock geſe-
tzet, und der Stab darauff herbey ge-
ritzſchet, und auch angehencket wer-
den kan. Darauff wird der Ober-
Saum, ſo ſteiff gezogen, mit oder
ohne Rollen, als man immer, und
es der Ober-Saum erleiden kan, und
werden die hinderſten Staͤbe mit den
Kuͤmmen in den Ober-Saum geſpan-
net. Wann die Staͤbe mit den Saͤu-
men ritzſchen, ſo reibet man ſie ein we-
nig mit Erden, daß ſie rauch werden.
Etliche machen auch an die Saͤume
Schleifen, ſo ſie wiederumb koͤnnen auf-
machen, und etliche machen wohl einen
Knothen, der wider den Stab liegen
bleiben muß: Dieſe Knothen und der
Buſem der Netze verdrehen ſich zu ſehr,
darumb ſolche nicht viel nuͤtze. Hierauff
werden die Scheeren an ihre zwey ſchrem̃
eingeſchlagene Pfloͤcke auch angema-
chet. Nach Vollziehung dieſer Stellung,
und Anfeſtigung des Zugs, wird umb
die Pfloͤck, Staͤbe, Saͤume, und das,
was zu hoch, und die Netze nicht recht
liegen laͤſſet, mit der Stell-Hacken abge-
raͤumet, wollen die Vorder-Staͤbe we-
gen zu harter Spannung nicht liegen,
ſo werden ſie mit ſchwachen Hoͤltzlein, an
den Ober-Saum ſo nehrlich angehefftet,
daß es gleichwohl zu erziehen, und uͤber-
zubringen iſt.


Von denen Lock-Voͤgeln und Vogel-Gebauern.


Nach was vor einer Art groſſer,
mittler, oder kleinerer Voͤgel man ſtel-
len will, dergleichen Gelocke oder Lock-
Voͤgel muß man auch haben, und ſie vor
allen Dingen vorhero zahm erziehen,
wenigſtens die bereits gefangene, ſo viel
moͤglich, kuͤrre machen und gewoͤhnen.
Und weiln nur eigendlich von den Zie-
mern oder Kramets-Voͤgeln, wie ſie auf
dem Striech- und Lager-Heerd zu fan-
gen, geſaget habe, ſo muß auch wegen der
Fuͤtterung ſolcher Lock-Voͤgel ein weni-
ges errinnern. Werden demnach dieſel-
ben gefuͤttert mit weitzenen Kleyen, ſon-
deꝛlich mit gꝛobem gerſtenem Gꝛieß-Mehl,
und Aaß, ſo mit lauem oder kaltem Waſ-
ſer, darunter ſuͤſſe Milch geruͤhret wor-
den, angemenget wird, alsdenn thut
man rothe Eberiſch- und Wacholder-
Beeren darunter, daß es dick, wie ein
Brey wird. Sie ſollen auch von Wuͤr-
mern, Fliegen, Schnacken, Beerlein von
Stech-Palmen, Mehlbaͤumen, Eckern,
und voraus der ſchwartzen Maßholder,
und Ebriſch-Beeren, von Saurach und
Mirten-Koͤrner leben, auch kan man ih-
nen bißweilen duͤrre Feigen zerſchnitten
unter den Teig und Geaͤß thun. Die
Speiſe ſoll ihnen fein veraͤndert werden,
daß ſie derſelbigen nicht muͤde werden und
einen Abſcheu davon haben. Es ſchnei-
den auch etliche Obſt, und weich ohne
Saltz gekochte gelbe Ruͤben, gedoͤrrte
Aepffel und Birnen fein klein, und men-
gen ihnen ſolches unter dit Speiſe; Mei-
nes Erachtens koͤnte nicht ſchaden, daß
Heydel-Beeren, und andere dergleichen
Beerlein, welche ohne dieß die Halb-Voͤ-
gel hier zu Lande gerne eſſen, und haͤu-
fig wachſen, doͤrrete, hernach in Waſſer
X x 2qvelle-
[348]Fuͤnffter Theil/
qvellete, und ihnen zur Veraͤnderung
der Speiſe mittheilete; Dann die Feygen
ſind in dieſen Landen zu theuer. Es ſoll
ihnen auch Hierſchen und Mohn trefflich
gut ſeyn. Es gehoͤhret ſich dieſen Vogel
ſehr fleißig zu warten, und die Gebauer
und Trinck-Geſchirr fein rein zu halten,
und ihnen bißweilen Fenchel ins Trin-
cken zu legen, auch Sand, welches kein
Gefieder entrathen will, beyzeiten uͤber
ſie in ihr Haͤußlein werffen. Colerus ge-
dencket, daß man ihnen auch bißweilen
Kreiden ins Trincken ſchaben ſolle. Bey
dieſem Weydewerck iſt mercklich viel an
gutem Geloͤcke, und dem Pfeiffen gele-
gen, welches mit einer Bircken-Schaa-
len, Lilien- oder Zwiebel-Blatt geſchiehet:
Man findet gleichwohl auch Weydeleut,
die auff das Gelocke mit dem Pfeiffen
nichts achten, dieweil es dem natuͤrlichen
Gelock nimmer gleich iſt. Die Vogel-
Bauer und Gehaͤuſer werden auf man-
cherley weiſe gemacht. Etliche rund, wie
eine Kugel, von lauter Drath, welche o-
ben einen eyſernen Ring haben, wie zu
den Papageyen, Kruͤnitzen, Zeißlein,
und Hirngrillen; Etliche halb rund, Bo-
genweiſe, etliche laͤnglicht, von drey oder
vier Spruͤngen, als zu den Nachtigallen;
Etliche weit und hoch, und in der Mitte
ein rund Hoͤltzlein, als ein doppelter Tha-
ler oder kleines Tellerlein, mit doppeltem
Tuch uͤberzogen, zu Lerchen, daß ſich der
Vogel drauff ſchwingen und ſetzen kan;
Etliche ſeynd gar enge, etliche allenthal-
ben offen nur mit Sproͤßlein verwahret,
etliche haben nur auf den Seiten Sproͤß-
lein, etliche ſeynd in Form eines Him-
mel-Bettleins, mit vier Saͤulen, umb
und umb, oben und unten haben ſie ein
Paar zwey Finger breites Brettlein,
und das Decklein oben iſt auch von einem
guten gantzen Brettlein, ſonderlich vor
die geblendete Fincken, damit dieſelben im
Regen am Singen nicht gehindert wer-
den. Das Boͤdlein iſt unten abgethei-
let, an ſtatt des Troͤgleins wird an den
Boden ein Stuͤck Brettlein, und dann auf
der Seiten ein Schrem-Brettlein daran
geleimet oder genagelt, das giebt das Eß-
Troͤglein. An das uͤberbliebene Theil
des Bodens wird ein Brettlein hinten
mit zweyen Zapffen, daß es auf und zu
gemachet werden kan, bereitet. Bey dem
Troͤglein auf der Seiten werden auff
beyden Backen Loͤcherlein gebohret, dar-
in wird ein klein hoͤltzern Naͤgelein ge-
ſtecket, daß damit das Boden-Brettlein,
wann man den Miſt ausfeget, kan auff-
und zugemachet werden: Und dieſes iſt
auch der Eingang des Vogels ins Haͤuß-
lein. Das Trinck-Troͤglein koͤmmt vorne
vor das Haͤußgen, und wird ſtatt des
Sproͤßleins ein Gaͤbelgen daſelbſt vorge-
machet, daß der Vogel mit dem Kopff
dadurch trincken kan. Etliche halten
viel von draͤthern, etliche von hoͤltzern,
etliche die wie ein Bogen oben rund, die
andern platt und viereckigt ſeyn, und ſol-
ches nach eines Jeden Gefallen. Et-
liche die fleißig uͤber den Buſch ſtellen und
viel Gebauer nicht mitſchleppen wollen,
laſſen ihnen ein Vogelhauß auf eine run-
de Scheibe machen, dergeſtalt, ſie theilen
dieſelbige in ſechs, acht oder zwoͤlff Theil,
darnach ſie dieſelbige groß haben, oder
viel Lock-Voͤgel darein ſetzen wollen, auch
wolte ich ſie groͤſſer nicht, als von ſechs
oder acht Fachen wuͤnſchen. So man-
ches Fach, ſo manche Saͤulen ſind, und
in der Mitten eine groſſe Saͤule. Umb
ſolche groſſe Saͤule werden kleine Bret-
lein umb und umb geleimet oder gena-
gelt, dieß giebt alsdann in alle Fache die
Eß-Tꝛoͤglein. Oben hat die Saͤule ein Loch,
und iſt gekerbt, wie eine Stoll am Him̃el-
Bette, das Eſſen dadurch zu ſchuͤtten, auſ-
ſen aber wird jedem ſein Traͤnck-Troͤglein
angehenckt. Ein jeder Vogel muß ſei-
nen Gebauer haben, denen Reb-Huͤh-
nern, Wachteln und dergleichen Voͤgeln,
werden die Decken mit leinewand bezo-
gen, weil ſie mit den Koͤpffen wieder
ruͤhren. Die Haͤußlein, ſo rund ſind,
haben die Vogelſteller gerne, weil die Ne-
tze nicht daran hangen bleiben, die aber
mit zwey und mehr Fachen uͤber einan-
der ſind, gehoͤhren zu den Stuben-Voͤ-
geln. Die Pommeten, darinnen Meiſen
und andere Sang-Voͤgel eingefangen
werden, werden auff verſchiedene Art
gemachet mit 3. und mehr Fachen, in
welchen das Mittele hoch, und ein Lo-
cker darinne ſitzet, deren etliche von Drath,
wie eine Reuſe, daß ſie herein fallen und
kriechen, und etliche wie die gemeine
Schlaͤge formiret ſind.


Vom
[349]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.

Vom Thonen-Fang und Vogel-Leimb.


Der Thonen-Fang oder das Schnei-
ſen, welches hier zu Lande am gebraͤuch-
lichſten, faͤnget ſich bald nach Jacobi an,
wann die rothen Ebriſch-Beere, welche
uͤberaus hell hervor blicken, reiff, jedoch
nicht uͤberſtaͤndig, oder gar zu dunckel-
roth werden; Und ſind zweyerley Tho-
nen: Buͤgel- und Baſt-Thonen. Die
Baſt-Thonen werden gekaufft, das
Schock zu zwey Groſchen oder mit groſ-
ſer Muͤhe gemachet: Die Buͤgel-Tho-
nen aber werden alſo verfertiget: Nem-
lich man ziehet oberhalb des Buͤgels
vier Schlingen von Pferde-Haaren hin-
durch, fuͤget Windhaare daran und hen-
cket Ebriſch-Beer darunter. Wann nun
der Vogel im Spriegel ſitzet, und nach
den Beeren langet, ſtecket er den Halß
durch die Schlingen, und ſo er fort flie-
gen will, ziehet ſich die Schleiffe zu, daß er
erwuͤrget, und daran hangen bleibet.
Solcher Thonen-Steig iſt am nuͤtzlich-
ſten in kleinen Feld-Buͤſchen, Thal und
Gruͤnden, wo moͤglich an Waſſer-Baͤch-
lein, auch iſt dieſer Thonen-Vogel-Fang
meiſt vor Droſſeln oder Zippen, wann
der Reiff faͤllet, und iſt die beſte Zeit hier-
zu vierzehen Tage vor Michaelis, und ſo
viel Tage hernach, denn der Ziemer faͤn-
get ſich nicht, als nur die Zipp und klei-
ne Voͤgel. Man muß des Morgens, da
ſie ſich beym Nebel, Reiff, und Froſt am
beſten fangen, ſolche nicht ſtoͤhren, ſon-
dern umb 10. Uhr erſt hingehen. Die
von kleinen Voͤgeln, Roth-Kehlichen oder
Meiſen abgefreſſene Ebriſch-Beer wie-
der erſetzen, und die krummen Schlin-
gen einrichten. Und weil der irdiſche
Fuchs die Thonen-Steige fleißig beſuchet,
nimmt man ein Flintgen, ihn anzubla-
ſen, daß er roth wird. Man faͤngt die
Voͤgel auch mit Leimb, welcher von Ei-
chen-Miſtel-Beerlein gemachet wird, ſo
man mit Waſſer in einem Topff zwey
Stunden ſiedet, und allzeit umbruͤhret,
daß ſie wie ein Brey werden. Man gieſ-
ſet hierauff dieſen Leimb in eine Schuͤſſel
mit friſchem Waſſer, ruͤhret ſolchen wohl
umb und vermenget ihn mit Lein-Oehl,
Terpentin und Baum-Oehl oder
Schmaltz, haͤlt ihn uͤber eine gelinde
Gluth, daß ſich alles vermiſche, weich und
zehe werde. Tannen-Hartz iſt auch gut,
und gemeine Miſtel-Beere von Kiefern
oder Fichten, wegen ihrer Fettigkeit.
Wann nun der Leimb zubereitet wor-
den, werden Spillen von kleinen Hoͤl-
tzern geſchnitzet, der Vogel-Leimb darauff
gedrehet, und in ein Kaͤſtlein geleget.
Wann man nun ſtellen will, und den
Flug ebenfalls, wie bey dem Heerd, ge-
mercket, auch daſelbſt gewoͤhnliche Lock-
Voͤgel hin und wieder geſetzet, werden
lange Stangen auſſen an die Baͤume ge-
lehnet, und die Spillen eingeſtecket, daß
ſie uͤberreichen; alsdann verbirget man
ſich in eine kleine Huͤtte von Laub oder
Reiß, ſo wird man bald einige herzu-
kommen und zufliegen ſehen, die bald auſ-
ſitzen, in Meynung, daß es duͤrre Aeſte
ſeyn, klebet es ihnen aber an die Beine
und ſie wollen dann fliegen, ſchlagen ſie
mit den Fluͤgeln noch viel mehr ein,
dann langet man die Stange herunter,
leget ſolche in eine darzu eingeſteckte Ga-
bel, und nimmt den Vogel herab, ſaͤu-
bert die Federn reinlich von Leimb-Spil-
len, und richtet die Stange eyligſt wie-
der auff, dann kreucht man wieder in
die Huͤtte. Es iſt dieſes eine recht luſti-
ge Ubung, ſo mit dem groͤſten Vergnuͤ-
gen vorgenommen wird.


Raub-Voͤgel zu fangen.


Solche werden in Rinnen, Waͤnden,
Schleiffen und mit Leimb-Ruthen gefan-
gen. Die Rinnen ſind leichte Netzgen,
ſo uͤber einen Haſen-Garns-Stock ge-
ſtricket werden, ſind ungefehr von 5. biß
56. Moſchen in der Laͤnge, und etwa 17.
oder 18. in der Hoͤhe, von gantz ſubtilem
und feſtem Zwirn, und erdfarben gefaͤr-
bet, damit es der Raub-Vogel von fer-
ne nicht ſehen kan. Sie werden, wie ge-
dacht, umb und umb mit einem Haſen-
Zwirn uͤber einen engen Strick-Stock
umbſtricket, und umb und umb an ſtatt
des Saͤumgens, ſo ſonſt in die andern
Garn gehoͤhret, (wiewohl ein Ober-
Saͤumlein auch nicht boͤſe,) eingeboͤrtelt.
Dieſer Netze werden unterſchiedliche auf
vier hohe Schweng-Gerten, dergleichen
ſonſt zun Fiſch-Angeln gebrauchet wer-
den, gar leiſe in eine unter ſich geſchnit-
X x 3tene
[350]Fuͤnffter Theil/
tene Kuͤmme, daß man kaum das Holtz
an der Schale zerſchneide, oder entgaͤntzt,
uffgehaͤngt. Einige brauchen ſchwache
Simbſen darzu. Jn dem mittlern Platz
dieſer Rinnen nun wird eine Taube oder
ein weiſſes Huhn angepfloͤcket, daß, ſo
bald der Raub-Vogel derſelbigen begeh-
ret, und darauff ſtoſſen will, er ſich ent-
weder inner- oder auſſerhalb der Netze
dermaaſſen verwirret, daß groſſe Muͤh
giebt, ſolchen heraus zu nehmen. Diß
Garn wird ins Gevierdte geſtellet, es
fangen ſich aber nur meiſt junge, und
ſelten alte. Mit den Waͤnden aber wer-
den derer ſelten gefangen, wiewohlen ei-
nige bißweilen nach denen Lock-Voͤgeln
und Laͤufften ſtoſſen, und gefangen wer-
den: Wann aber mit Waͤnden auſſer-
halb des Stricks geſtellet wird, kan ſol-
ches hart vor dem Holtz, wo man die
Raub-Voͤgel ſtets fliehen ſiehet, mit
ein Paar Waͤnden und einer Tauben
geſchehen und dieſelben gefangen werden,
ſo, daß entweder die Taube auf ein Ge-
rege geſetzt, und, wann der Raub-Vo-
gel ſich vernehmen laͤſſet, mit eineꝛ Schnur
gezupffet, oder dieſelbe an einen lan-
gen Zwirnsfaden gebunden werde, wel-
cher durch einen Pflock, ſo in der Mit-
ten ein Loch hat, gezogen wird. Dieſer
Pflock muß auff dem Heeꝛd tief eingeſchla-
gen ſeyn, daß ihm die Waͤnde nicht fehl
ſchlagen; Die Taube wird etwan vor
den Heerd niedergeſetzt; wann ſich nun
der Raub-Vogel vernehmen laͤſſet, wird
an der Schnur gezupffet, daß die Taube
flattert, will ſie fliegen, wird ihr nach-
gegeben, wann ſie nun der Raub-Vo-
gel faͤnget und ſie mit ſeinen Klauen recht
feſte gefaſſet, wird ſie nach ſich zwiſchen die
Waͤnde gezogen, und alsdann der Raub-
Vogel von ſelbigen uͤberdecket. Jm Strich
werden ſie von Falconierern folgender
Geſtalt artig gefangen: Sie machen nach
Oſten und Weſten, Auff- und Niedergang
der Sonnen Ort und Ende, da ſie be-
duͤncket, wo der Falcken-Strich gehe,
zwey hohe Stangen, deren jede in der Hoͤ-
he ein Loch hat, wodurch eine ſehr lan-
ge Schnur gehet, daran ein Raub-Vo-
gel, und dann drey oder vier Klafftern
oberhalb des Vogels ein ziemlicher di-
cker Buſch Federn angemachet, und zu
des Vogels Sitz ein etwas erhabenes
breites Huͤbelgen von Raſen bereitet iſt,
wann die Schnur gezupffet, und der
Vogel fliehen muß, ſo flattern die Federn
auch hin und wieder, daß dann den
Wild-Fang deucht, als ob dieſer Vogel
einen Raub haͤtte, und ſich alſofort nach
dem Ort hernieder begiebt, da dann auf
dreyen unterſchiedlichen Orten kleine
Heerde und Waͤnde, etwas weit von den
Stangen, und allezeit ein Heerd etwas
naͤher als der ander, nach der Huͤtten
gerichtet, darauff ſtehen Tauben oder
andere Voͤgel angefeſſelt, die werden als-
dann gereget, und wann dieſelbigen ſtoſ-
ſen, werden ſie mit denen Waͤnden uͤber-
zogen, wie ſolches Fangen Herr Conrad
Aittinger
ausfuͤhrlich beſchrieben.


Von der Kraͤhen-Huͤtte.


Dieſes iſt ebenfalls eine feine Luſt, ſo
man zum Zeit-Vertreib vornehmen kan,
wann auf dem Lande ohnweit eines Dorf-
fes auf dem Felde ein flacher Berg oder
Huͤgel iſt, uͤber welchen die Kraͤhen mei-
ſtens ihren Flug und Zug von den Fel-
dern nach dem Dorff oder Wald haben,
daſelbſt wird eine tieffe viereckigte Gru-
be oben auf den Berg in die Erde gegra-
ben, und darinnen von geſchrothe-
nem Holtz eine Cammer gemachet, 7. El-
len ins Gevierdte, und 5. Ellen tieff, von
deren einer Seiten eine Thuͤr gelaſſen,
in die andern drey Seiten aber Fenſter
oder Schieß-Loͤcher gemachet werden, vor
jedwedes Schieß-Loch wird ein duͤrrer
Baum hingeſetzet, die Cammer oben zu
mit Erden beſchuͤttet, daß nichts als ein
Huͤgel zu ſehen und zu mercken iſt. Auf
ſolchen Huͤgel wird ein Stengel mit ei-
ner Kruͤcke durch den Huͤgel in die Cam-
mer gemachet, auff welche Kruͤcke ein
Schuhu, Habicht oder Eule angefeſſelt
wird. Wann nun die Kraͤhen, Tholen
oder Aelſtern vorbey fliegen, und dieſes
Monſtrum ſitzen ſehen, ſo fliegen ſie haͤuf-
fig herzu, denſelbigen zu ſtoſſen, ſetzen
ſich auff die duͤrren Baͤume, da ſie dann
gut wegzuſchieſſen, ſolten auch welche
wegfliehen, muß man nur den Schuhu
oder Habicht mit der Stange in die hoͤhe
heben, daß er ſich ruͤhret, ſo kommen ſie
wiederumb herzu, ihn aus Mißgunſt zu
ſtoſſen, werden aber betrogen. Man
kan waͤhrender Luſt darinnen eſſen, trin-
cken, Carthe ſpiehlen oder Toback rau-
chen,
[351]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
chen und ſeine Commoditaͤt gebrauchen,
wie man will. Nach gehabter Luſt aber
den Vogel zu fuͤttern auch nicht vergeſ-
ſen, weil er es verdienet.


Vom Lerchen ſtreichen.


Jch muß allhier dannoch vornehmlich
des nuͤtzlichen und loͤblichen Lerchenſtrei-
chens gedencken, von welchen, der frucht-
bahren Felder wegen, die leipziger Lerchen
um die Michaelis-Meß-Zeit billig vor an-
dern den Vorzug haben, und weit und
breit beruͤhmet ſind. Die Lerchen werden
des Nachts folgender Geſtalt gefangen:
Man machet zwo Stangen, ſo lang und
leicht dieſelbigen zu erlangen, 23. biß 24.
Schuh lang, an die Garne, ſo lang geſtri-
cket werden, als beliebich iſt, enger aber
nicht, als von 60. oder 80. Schuh lang,
und auf die breiten Seiten, daran die
Stangen gehoͤhren, ſo lang, als man
Stangen bekommen kan, von 18. 22. biß
24. Werck-Schuh, darmit dieſes Nacht-
Netze ein geometriſch parellelogramum
præſentir
et. Dieſes Netze wird mit ei-
ner Moſchen angefangen, und wird ſo
lange geſtricket, und von beyden Seiten
zugegeben, biß es die verlangte Breite
erreichet, alsdann wird von einer Seiten
abgenommen und auff der andern wie-
derum eine halbe zugegeben, daß es die
voͤllige Laͤnge der 60. oder 80. Schuh er-
reichet, hernach wird von beyden Thei-
len abgenommen, daß es den vier und
zwantzigſchuhigen Triangel, ſo es im
Anfang gehabt, wiederumb zu Ende
bringe, und auff einer Moſchen, wie es
angefangen, auslauffe, alsdenn wird es
gezogen, daß es ſeine rechte vier Ecken
erreichet, und wird dieſes nicht anders,
als wie Weiber-Hauben geſtricket. An
ſolches Garn werden die Stangen auff
jegliche Seiten eine angebunden und von
etlichen unten an das Ende, wann es
windigt, Lapp-Federn angemachet, ſo
ein wenig auff der Erden herfahren.
Des Abends, wann es finſter wird, und
der Mond nicht ſcheinet, ſo breitet man
das Netz aus, alsdann faſſen es zween
an ihren Stangen, und hinten einer,
ſo den Schwantz fein niedrig auff der
Erden hertraͤget. Alſo gehen ſie von
Furchen zu Furchen im Felde und ſo
was unterm Netze flattert, pfeiffet ei-
ner dem andern, leget das Netz nieder,
wuͤrget die Lerchen, und zeucht ſie durch
das Nacht-Netz heraus: Jſt das Nacht-
Netz zu enge, daß man ſie nicht durchzie-
hen kan, ſo leget man die Lerche auf den
Ruͤcken, daß man das weiſſe am Bau-
che ſiehet und die Lerche hernach finden
koͤnne. Jm lichten Wetter iſt es nicht
ſonderlich practicabel, und muß, wofer-
ne es geſchiehet, viel geraͤder und ſchleu-
niger, als ſonſt in dunckelm Wetter,
fortgegangen werden. Wer auff dieſem
Weydewerck was nuͤtzliches verrichten
will, muß eigendlich den Ort wahrneh-
men, wo ſich die Lerchen gegen Abend
hinſetzen, da gehet man des Nachts hin.
Der Herr Colerus ſchreibet, wann man
bißweilen darzu pfieffe, ſolten ſie ſich vor
den Nacht-Voͤgeln fuͤrchten; Man muß
gantz ſtille darbey ſeyn, und wann et-
was gefangen, ſolches einander mit pfeif-
fen zu verſtehen geben. Der Lerchen-
Zug geſchiehet von Auffgang nach Nie-
dergang der Sonnen, mehrentheils ge-
gen den Wind, und wann der Wind zu-
erſt von Niedergang wehet, ziehen ſie ge-
waltig und niedrig von der Erden, war-
ten wohl acht Tage auff ſolchen Wind
und liegen ſtill. Es wehet der Wind,
aber nicht alle Jahr alſo im Strich, mit
was vor einem Winde ſie aber erſtlich
fortziehen, dem folgen ſie am meiſten zu
deſſelbigen Jahres Stꝛiech-Zeiten. Wann
ſie zur Herbſt-Zeit kein huͤbſch Wetter
haben, ziehen ſie meiſtens bey Monden-
ſchein weg. Es waͤhret auch bißweilen
der Strich nur einen Tag umb den an-
dern, weil, was ſich im Felde gelagert,
von einem Ort zum andern ſtreichet, biß
es mit einem ſtaͤrckern Hauffen ſich auff-
machet und foͤrder ziehet; Des andern
Tages iſt nicht viel zu hoffen; Dann es
muß ſich erſt wiederumb ein oder etliche
Hauffen dahin lagern. An manchen
Orten (jedoch nach den Jahren,) dauret
der Strich biß nach Martini, ſonderlich,
wo es warm iſt; An manchen Orten
laſſen ſie ihr Ziehen drey Wochen vor-
her nach, dann je ehe ſich der Reiff und
Froſt begiebt, je balder laſſen ſie mit ih-
rem Strich nach, dann die harten Froͤſte
treiben ſie ſchneller, als ander Wetter
fort.


Anatomia
[352]Fuͤnffter Theil/

Anatomia eines Falckens.


Dieſe beſchreibet am allerbeſten Monſr.
Carolus d’ Arcuſia de capre Sieur à Eſ-
parron de Pallieres \& du Reveu,
in ſei-
ner vorher Frantzoͤſiſch, anjetzo aber
in teutſcher Sprache herausgegebener
Falconaria pag. 209. usque 224. folgender
Geſtalt: Von denen Partibus Interiori-
bus,
ſpricht er, mache ich den Anfang
von dem Schnabel, welcher einer Zan-
gen gleichet, ſo zu beyden Seiten ſcharff iſt,
und oben die Naſen-Loͤcher hat, welche
zu Reinigung des Gehirns, und Erhal-
tung der Spirituum vitalium, auch die
Lufft zu ſchoͤpffen dienen, und den uͤbri-
gen Unrath ledigen. Sie empfinden
den Geruch, und erfriſchen durch Reſpi-
ri
rung die Lunge. Dieſer Schnabel
zerſchneidet die Speiſe zu einer beſſeren
Verdauung, und berupffet die Federn,
zerbricht auch die Beinlein des raubes,
die Materie des Schnabels iſt von einer
nervolen knorplichten, und gleichſam
hornharten Subſtanz. Die Zunge iſt
von weichem ſchwammichten Fleiſch, lie-
get unten im Schnabel, allda ſie eine A-
der, und hiervon den Geſchmack hat,
auch die Speiſe biß an den Schlund lei-
thet, durch welchen ſolche in den Kropff
faͤllet, und daſelbſt eine Zeitlang behal-
ten wird. Dieſer Kropff iſt von vielen
Nerven uͤber einander gewachſen, und
wie eine Blaſe formiret, darinnen die
Prima concoctio der Speiſe geſchiehet;
Ferner iſt eine Roͤhre biß zu dem Ma-
gen. Der Magen lieget am Bruſt Bein,
iſt zu beyden Seiten mit den Schen-
ckeln beſchuͤtzet, und von oben her mit dem
Ruͤck-Bein verwahret, damit er ſeine be-
noͤthigte Hitze in groſſer Kaͤlte conſervi-
r
en moͤge. Die Leber und Miltz kom-
men ihm auch zu Huͤlffe, mit ihrer Hi-
tze umb deſto beſſer zu verdauen, es iſt
ein kleines Saͤcklein, ſo ſehr nervös und
hart, die Beinlein deſto beſſer zu ver-
dauen: Nechſt dem Magen folget nun die
Galle, welche unten an der Leber haͤn-
get, iſt ein kleines Blaͤßlein voller gruͤ-
ner Feuchtigkeit, dieſes hat zwey Roͤhr-
lein, deren eins uͤber ſich in die Leber, das
andere unter ſich in Magen gehet, und
taͤglich hiervon ausleeret, das uͤbrige Ge-
daͤrme gleichet denen andern Voͤgeln, o-
der Huͤhner-Arten, biß zu derer Aus-
gang, Nothdurfft und Gemaͤchte. Von
denen Partibus exterioribus, ſpricht er,
theile ich den gantzen Leib in drey Ge-
vaͤße, worunter der Kopff der hoͤchſte,
dieſer ſtehet auff dem Halß, haͤlt in ſei-
ner Hoͤhle das Hirn, die Augen, den
Schnabel, die Zunge, die Ohren, Mem-
bran,
Sehnen, und iſt mit der Haut be-
decket. Zwiſchen den Augen und dem
Hirn iſt kein Bein, ſondern wird mit ei-
nem duͤnnen Knorpel unterſchieden. Das
Hirn iſt in zwey Theile getheilet, das vor-
dere, ſo gleich uͤber den Augen lieget, u. das
hindere, aus welchem das Marx ſeinen
Uhrſprung durch den Halß-Knochen in
Ruͤckgrad hat, von dar alle Nerven ent-
ſpringen. Hinter den Augen ſind die
Ohren wie Loͤcher anzuſehen, auch ha-
ben ſie doppelte Augen-Lieder, wie die
Katzen, umb das Auge vor Staub und
Wind auch im Schlaff zu bedecken, ſo
bey andern Thieren ſelten gefunden wird.
Der Halß hat zwoͤlff Wuͤrbel oder Ge-
lenck-Beine. Die Nervioptici kommen
hinten her, mitten dem Aug-Apffel, jedes
beſonders, durch welchen ihnen vom
Hirn die Spiritus viſiva mit getheilet, und
vom aquæo chryſtallino vitræo ein ſolch
ſcharff Geſicht verurſachet wird, ſo bey
keinen andern vierfuͤßigen Thieren an-
zutreffen. Wie ſie dann auch uͤber je-
des Aug ein Schirmlein, wie die Augen-
braun haben, daß ſie kein Tagelicht oder
Sonne blende, damit ſie deſto ſchaͤrffer
ſehen koͤnnen. Von dem mittlern Gevaͤße,
ſagt ermeldter Autor: Es iſt das Bruſt-
Bein ein Bein, wie ein Tyraß, darinnen
die Lung und das Hertz ihr Lager ha-
ben, und wie mit einem Kamm verwah-
ret ſeynd, dieſes Bein iſt mit ſeinen Cla-
viculis,
und beſondern Nervis oben zu
beyden Seiten an die Schulder-Bein ge-
hefftet, woran die Kropff-Beine, oder
Fluͤgel-Gelencke und der Ruͤckgrad zu-
ſammen formiret ſind, biß auff das
Ruͤck-Bein, nach dem unterſten Gevaͤſ-
ſe. Dieſe drey Beine werden durch
ſieben Ribben zuſammen gehefftet, deren
fuͤnff an Ruͤckgrad und zwey ans Ruͤck-
Bein gehen. Jnnewendig iſt die Lun-
ge groß von einer ſchwammigten Ei-
genſchafft, und ſiehet roͤthlicht. Die Lufft-
Roͤhre gehet von der Zunge an, neben
dem Schlund am Kropff biß in die Lun-
ge, durch das Hertz in Roͤhrlein, und
wieder in die Lunge, es zu bewegen und
zu erkuͤhlen. Das Hertz iſt ſehr klein
von
[353]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
von dichtem Fleiſch formiret. Von dem unter-
ſten Gevaͤſſe ſchreibet er folgendes: Er ſtatuire
einiger maaſſen das Diaphragma, welches die
obere und untere Hoͤhle ſeparire, ob es wohl ſehr
zart ſey, unter welchem die Leber, und ander vor-
gemeldtes Eingeweyde befindlich ſey, wie auch die
Teſticuli und vaſa ſpermatica oder Eyerſtock
bey dem Weiblein: Und weilen ſie eine verſchloſ-
ſene Haut haben, folglich ſich mit Schwitzen nicht
reinigen koͤnnen, wird ſolche Feuchtigkeit per
Excrementa
ausgefuͤhret. Der Steitz hat ſechs
Wuͤrbel, womit ſie ſich im fliegen bewegen, und
gleichſam als mit einem Ruder in der Lufft ſich
lencken, und drehen, alſo ſolchen hierzu von noͤ-
then haben; jeder Wuͤrbel hat zwey Federn zu
beyden Seiten, welches die zwoͤlff Federn des
Schwantzes ſind, wird demnach die gemeine
Feuchtigkeit, weil keine Nieren, noch Blaſe, noch
Schweiß-Loͤcher vorhanden, durch den Steitz
ausgefuͤhret. Von denen Fluͤgeln ſpricht er: Es
formiren ſolche eines Menſchen Arm, das ſtaͤrck-
ſte iſt an dem Schulter-Bein angehefftet; Nechſt
dieſem iſt gleichſam der Ellbogen mit doppelten
Beinen verſehen, auf welches aͤuſerſten die Fe-
dern ſind; Das dritte iſt wie ein Fiedelbogen,
woran die erſten ſechs Federn befindlich. Das
vierdte iſt gar kurtz, und kommen alle Nerven und
Juncturen des Fluͤgels daſelbſt zuſammen, dar-
an die Schwing-Federn ſind. Endlich gehet aus
der Leber eine dicke Ader durch den gantzen Fluͤ-
gel, von welcher alle Federn, wenn der Vogel
vermauſet, ihre Feuchtigkeit erhalten. Letzlich
meldet er von Schenckeln, daß ebenfalls eine di-
cke Ader aus der Leber hinunter in die Faͤnge und
Naͤgel correſpondire, und theilet den Schen-
ckel ein in das oberſte, als die Huͤffte, welches ſei-
ne Verbuͤndniß in dem Pfannen-Gelencke ha-
be: Das andere ſey der rechte Schenckel, wel-
cher oben an der Huͤfft unten am Schienbein
angefuͤget. Das dritte ſey das Bein, ſo unten an
der Hand connectiret, dieſes iſt mit einer gel-
ben ſchupffigten Haut uͤberzogen: Das vierdte
Theil wird die Haͤnde genannt, welche alles be-
greiffen, deren jede drey Finger, und einen Fin-
ger hinten hat. Der vorderſte Finger hat zwey,
der mittlere und dritte haben drey Glieder, der
hinterſte aber nur eins. Jeder Finger hat am
aͤuſerſten Glied einen ſtarcken krumbgebogenen
Nagel, umb ſeine Nahrung darmit zu halten,
den Sitz zu begreiffen, auch ſich damit offenſive
und defenſive maͤnnlich zu wehren, ſo von GOtt
wunderlich erſchaffen. Auch findet man an kei-
nem andern Vogel ein ſo heilſames Fleiſch, als
an Raub-Voͤgeln, auch befindet ſichs, daß, wenn
ſie ſchon geſchlagen werden, ſie keine faulende
Beulen oder Geſchwaͤhr bekommen, und wenn
die Partes vitales nicht beſchaͤdiget ſeyn, ſo kan
man alle ihre Wunden gar leichtlich heilen.
Wann ſie in der Wilde ſeynd, koͤnnen ſie ihnen
ſelbſt helffen, und ſonderlich damit, daß ſie ihre
Wunden gar rein halten, und ſolche alle Tage
in einem flieſſenden Waſſer oder im Meer aus-
waſchen, welches eine ſonderliche Gabe GOt-
tes iſt, damit ſie in ihrem ſtetigen Streiten und
Kriegen nicht verderben. Wenn ſie etwas ge-
brochen, als einen Schenckel oder einen Fluͤgel,
wird ihnen gar leichte auch von den Menſchen
geholffen. Jn der Wilde geſchiehet ihnen ſol-
ches offt, da ſie ſich dann ſelbſt heilen, denn von
den Stellern werden offt Paſſagierer gefangen,
welche gebrochene Beine gehabt, und wieder ge-
heilet ſind. Biß hieher vorermeldter Autor.
Ein mehrers habe aus demſelben zu extrahiren
fuͤr unnoͤthig geachtet. Und eben auf ſolche Wei-
ſe ſind alle Arten groſſer, mittler, und kleiner
Raub-Voͤgel, nach ihrer veritabeln Structur
und Complexion beſchaffen, nach welcher ſich
ein jeder Falconirer bey ihren zufaͤlligen Gebre-
chen und Schwachheiten die behoͤrigen Reme-
dia
gluͤcklicher zu appliciren Gelegenheit haben,
und dieſe Raub-Voͤgel gegen andere zu unter-
ſcheiden wiſſen wird, welche von Fruͤchten,
Saamen und Kraͤutern ſich nehren.


Vom Ortulano, und deſſen Wartung.


Ehe ich dieſes Werck ſchlieſſe, muß noch
zweyer Voͤgel, nehmlich des Ortulans und derer
Canarien-Voͤgel gedencken. So viel nun erſt-
lich den Ortulan betrifft, ſo iſt dieſer Vogel in
Jtalien in Lombardia, wie auch in Toſcana,
und in dem Polniſchen am meiſten zu finden;
Haͤlt ſich gerne auff, wo Hierſche, Hanff und der-
gleichen gewoͤhnlich angebauet wird; Jſt etwas
kleiner, als die gemeine Feld-Lerche, faſt einem
Em̃erling aͤhnlich. Der Schnabel und die Fuͤſ-
ſe ſind roͤthlicht und Fleiſchfarb, Kopff, Halß,
und Bruſt ziehen ſich auff gelb, mit etwas Saff-
ran-Farb geſprenget, der Bauch iſt mit aſchen-
farbenen Flecklein beſprenget, die Haupt-Fe-
dern der Fluͤgel und des Schweifs ſind ſchwartz,
das uͤbrige iſt gelb und dunckelſchwartz vermi-
ſchet. Das Weiblein hat unter den gelblichten
Federn mehr gruͤnes vermenget. Er iſt gerne
in denen Waͤldern, wo man Haber, Gerſte,
Hierſche und dergleichen, hat, darinnen er auch
niſtet, wie die Lerche und Wachteln, leget 5. biß
6. Eyer, die er ausbruͤthet, und wird gerne feiſte,
dahero er von groſſen Herren mit vielen Unko-
ſten in finſtern Zimmern, da die Fenſter verma-
chet, und beſtaͤndig Licht gebrennet wird, darin-
nen er mehr nicht, als ſein Eſſen ſehen, und weder
Tag noch Nacht unterſcheiden kan, gantz feiſte
gemaͤſtet wird. Es wird ihme die Anſchauung
Y yder
[354]Fuͤnffter Theil/
der gruͤnen Felder aus der Urſachen benommen,
damit das Verlangen und die Sehnſucht, dar-
nach er ſich graͤmen wuͤrde, ſein Auffnehmen
nicht verhindere. Sein Getraͤncke muß ſauber
und rein, und das Gemach vor den Maͤuſen und
Ratten wohl verwahret ſeyn. Jn einer jeden
Ecke ſetzet man kurtze gruͤne Straͤucher, darauff
ſie des Nachts ruhen koͤnnen: Darneben iſt ein
Bey-Kaͤmmerlein, darinnen man ihn laͤſt, und
was man toͤdten will, ohne Erſchreckung der an-
dern wegnehmen mag. Man giebt ihnen Hier-
ſche und Haber, ſoviel ſie moͤgen: Er wird ſo fei-
ſie, daß offte einer drey biß vier Untzen wieget, ſie
werden gerupffet, in Mehl eingemachet, und al-
ſo weit anderwaͤrts hin hohen Herrſchafften uͤ-
berſchicket. Er wird offte ſo fett, daß er davon
ſterben muß, ſonſt lebet er drey biß vier Jahr
lang: Sie werden in der Haber-Erndte, wo et-
liche Garben ſtehen, mit kleinen Schlag-Waͤn-
den eintzeln gefangen. D. Jonſton giebt von die-
ſem Vogel noch zwey andere Gattungen, eine
gelb, wie Stroh-Farbe, auf der Seiten, und am
Ende der Schwing-Federn weiß, und einen, der
gantz weiß iſt, wie ein Schwan, wird aber gar
ſelten gefunden, und iſt etwas ſonderliches, wie
es auch zu Zeiten weiſſe Lerchen, Fincken,
Schwalben und Sperlinge giebt. Johann Ba-
ptiſta Tavernier
in ſeinem Orientaliſchen
Reiß-Buch meldet: Es werden in Cypern die
Hortolani im Herbſt Haufen-weiß gefangen,
daſelbſt die Venetianer ſie einkauffen, und umb
ſolche fuͤglich uͤberzubringen, gehen ſie damit al-
ſo umb: Wann ſie gerupffet, und zwey oder drey-
mahl aufgeſotten worden, legt man ſie mit Saltz
und Eßig in die Tonnen, wenn man ſie eſſen will,
thut man ſie zwiſchen zwey Schuͤſſeln uͤber eine
Gluth-Pfanne, und ſind ſelbige ſo fett, daß ſie
ſelbſten die Suppe darzu machen: Man fuͤhret
ihrer offte bey 1000. Vaͤſſer aus Cypern, und
waͤre dieſer Handel nicht, duͤrfften wohl die ar-
men Chriſten in der Jnſul wenig Geld zu ſehen
bekommen. Jm Herbſt um den Wein-Mo-
nat machen die Einwohner der nahe herumbgele-
nen Doͤrffer kleine Huͤtten auf das Feld, wo ſie
wiſſen, daß dieſe Voͤgel ſich ordentlich hinlagern,
um von einem gewiſſen Kraut, ſo in der Jnſul
waͤchſet, die Koͤrner zu freſſen, wann nun diß
Kraut duͤrre, und der Saamen zeitig worden,
umbgeben ſie es mit Leim-Spindeln, und fan-
gen die Voͤgel auf ſolche Weiſe: Es gehet aber
nur an, ſo lang der Nord-Weſten Wind wehet,
und die Lufft kalt iſt, dann bey dem Sud-Win-
de fangen ſie nichts, in etlichen Jahren bekom-
men ſie viel, in etlichen aber ſehr wenig, und die-
net dieſer Vogel denen Venetianern zu einem
Lecker-Bißlein, bey denen keine Gaſterey in der
Faſtnacht vorbey gehet, da nicht von ſolchen Voͤ-
geln gantze Pyramides in Schuͤſſeln vorge-
tragen werden, wie Tavernier in ſeiner Perſi-
aniſchen Reiſe, pag. 84. bezeuget. Geſnerus
nennet dieſen Vogel Hortulanum, ſaget, ſein
Fleiſch ſey hitziger Natur, erwaͤrme die Nieren,
auget ſperma \& provocat menſtrua, ut Rho-
ſis teſtatur.


Vom Lanari-Vogel.


Dieſe kleine Voͤgel kommen aus denen Cana-
rien-Jnſuln, werden nur hier zu Lande in Kam-
mern gehalten, darinnen Baͤumlein, Mooß,
Wolle, und ihr Futter gegeben wird, wovon ſie
ſelbſt Neſter machen, 3. biß 4. Eyer legen, und
des Fruͤh-Jahrs zweymahl bruͤthen, worbey
man ihnen Ameiß-Eyer vorſchuͤttet, damit ſie die
Jungen ſpeiſen. Sie ſehen faſt wie ein Zeißig
gruͤnlicht aus/ doch ſind ſie etwas groͤſſer, und
gelblichter. Sie werden aufferzogen wegen ihres
ſonderlichen ſehr anmuthigen Geſanges, und eſ-
ſen gerne Huͤhner-Darm-Kraut; Jhr ordentli-
ches Futter wird insgemein folgender Geſtalt
zubereitet; Rettig-Saamen 1. pf. Haber-Kruͤ-
tze 3. pf. Salat-Saamen 3. pf. grauen Mohn-
Saamen 3. pf. Canarien-Futter 3. pf. Totter 2.
pf. Ruͤbſen 3. pf. Lein-Saamen 1. pf. Dieſes wird
unter einander gemiſchet, und Morgens jedem
ein kleiner Loͤffel voll gegeben; Den Winter duꝛch
biß zum Monat May werden ſie in einem Ge-
bauer gehalten; Man giebt ihnen auch gantzen
Zucker, Salat, gekochten Hanff und Vogel-
Kraut zu ihrer Abwechſelung, wo aber Maͤuſe
zum Futter, oder bey die Voͤgel kommen, ſterben
ſie. Sie werden im Majo in die Hecke gethan,
kriegen aber nur halb Futter, ſonſten wuͤrden die
Eyer zu fett; Zu dreyen Sieen koͤmmt ein Hahn:
Wann ſie Junge haben, ſo kriegen ſie die Hertz-
Blaͤtter vom Salath, und Ameyß-Eyer, aber
keinen Zucker; Waͤhrender Bruͤthe muß uͤber ihr
Waſſer ein Gitter ſeyn: Jn ſolcher Hecke blei-
ben ſie biß in September, da man ſie wieder in ih-
re Bauer, und ein wenig Saffran in ihr Waſſer
thut, und den Winter uͤber wiederumb, wie vor-
gemeldet, fuͤttert. Man lernet ihnen, wann ſie
jung und alleine ſind, auf einem kleinen beinern
Pfeiffgen allerley Lieder ſingen, wie dann dieſe
Canarien-Voͤgel vielfaͤltig in denen Handel-
Staͤdten hin und wieder von vornehmen Kauff-
Leuthen zur angenehmen Luſt gehalten, und
durch hierzu abſonderliche verordnete Leute ge-
fuͤttert werden. Sie werden bißweilen kranck,
und kriegen Beulen am Kopff, die muß man mit
Butter oder Huͤhner-Schmaltz ein, zwey, oder
dreymahl ſchmieren, und ſie ein drey Tage alſo
laſſen, ſo zeitigt das Geſchwaͤr, hernach muß man
das beſagte Geſchwaͤr ausdruͤcken, da wird eine
dicke gelbroͤthigte Materie heraus gehen, dann
muß
[355]Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
muß man ſie abermahl, wie erſt gedacht, ſchmie-
ren, biß es heilet. Sonſt kan man ihnen bißwei-
len Melonen-Kern und in den Tranck Zucker-
cand alle Monat zweymahl geben, und ſonderlich
wann ſie zu maußen anfangen, ſoll man ihnen
Melon-Kern geben und die Voͤgel mit Wein
zwey oder dꝛeymahl in der Woche beſpꝛuͤtzen, und
an der Sonnen abtrocknen laſſen, damit werden
ihnen auch die Laͤuſe vertrieben.


Beſchluß.


Dieweil verhoffe, es werde dieſes vorgenom-
mene Werck nunmehro zu Ende und durch Goͤtt-
liche Gnade voͤllig beſchloſſen ſeyn; So erſuche
den nach Standes Gebuͤhr Hoch-Wohl- und
Vielgeehrten Leſer, mit meiner treuhertzigen In-
tention
guͤtigſt vorlieb zu nehmen, und nur die-
ſes zu betrachten, was vor viele und mancherleye
Wiſſenſchafften demjenigen, ſo ein rechter Jaͤ-
ger ſeyn will, zu wiſſen gehoͤren, und ſo er dieſelbe
recht gruͤndlich begreiffet und verſtehet, er ſo-
dann erſtlich vor einen Jaͤger pasſiren koͤnne,
welches aber nicht alleine mit Leſen und Cenſi
r
en dieſes Buchs, wann er es auch gar auswen-
dig lernen wuͤrde, ſo gleich ausgerichtet iſt; ſon-
dern er muß dieſes nur als ein Parergon, oder ein
Neben-Werck zu leſen, bey muͤßiger Zeit vorneh-
men, umb von demjenigen, ſo ſich ohngefehr be-
geben moͤgte, einigen Vorſchmack oder Nach-
richt zu erhalten: Hauptſaͤchlich aber recom-
mendir
e ich einem Anfaͤnger oder jungen Jaͤ-
ger, daß er alle ſeine Sachen mit fleißigem Ge-
beth und GOtt anfange und vornehme, ohne
welches Huͤlffe nichts auszurichten iſt, und ſoll
ſich ja huͤthen vor boͤſen Teuffels-Kuͤnſtgen
oder aberglaͤubiſchen Thorheiten, welches keine
ehrliche Jaͤger thun, ſondern die verdorbenen
Stuͤmpler, welche nichts gelernet haben, ſo zu
ſolchen Kuͤnſtgen ihr Vertrauen nehmen, daß ſie
ihnen helffen ſollen; Wer was rechtſchaffenes ge-
lernet hat, brauchet gar keine Hexerey: Vor-
nehmlich ſoll ein Anfaͤnger oder junger Jaͤger
ſich befleißigen, fein fruͤh aufzuſtehen, und ſoll be-
gierig ſeyn, ſowohl die Eigenſchafften, und Na-
turen der wilden Thiere, als die Spuhr und Ge-
faͤhrde derſelben fleißig zu erlernen, nicht weni-
ger den Unterſcheid eines Hirſches, und eines
Thieres, item eines wilden Schweines, eines
Wolffs, Rehes, Fuchs, Dachs, Haſen, und der-
gleichen ſich bekant zu machen. Findet er ſolches
nicht allzeit auff dem Revier, ſo muß er in einem
Thier-Garthen, oder anderm Gehaͤge, wo Wild
anzutreffen, zu ſpuͤhren fleißig lernen, aber nicht
in weichem Koth oder Lehm, wo es tieffe Loͤcher
machet, item im Schnee oder Thau-Schlag,
welches ein Bauer auch koͤnte, ſondern ſoviel
moͤglich, auff hartem leddigem, brachen, und
Kieſel-Boden, damit er die Augen klar zu kucken
fein auffmachen lerne, und ſuche, als ob er einen
koſtbahren Diamanten-Ring verlohren haͤtte.
Weil man nun die Hirſch-Gefaͤhrde auf hartem
Boden oder gefallenem Laub nicht erkennen kan,
ſo muß der Leith-Hund ſeinen blinden Jaͤger fuͤh-
ren, und die Spuhr anzeigen, welche ſchoͤne Kunſt
und Wiſſenſchafft mit allem Fleiß zu erlernen iſt;
Maaſſen der Leith-Hund des Jaͤgers beſter
Grund und Anfang iſt; Dann derjenige, ſo mit
der Buͤchſe ſchieſſet, kein Jaͤger, ſondern ein
Schuͤtze zu nennen iſt, welches auch ſeinen ge-
wiſſen Nutzen hat, und nicht zu verwerffen iſt.
Zum andern, gleichwie ein junger Jaͤger den
Hirſch oder das Wild mit ſeiner Naſe nicht rie-
chen kan, wie gut Bier, oder Wein, ſauer oder
ſuͤſſe, ſondern hierzu den Hund, als ein Werck-
zeug, wie der Schmidt den Hammer und die Zan-
ge, brauchen muß, alſo muß er vor allen Dingen
groſſe Liebe zu Warthung und Fuͤtterung der
Hunde haben, ſich keine Muͤhe verdrieſſen laſ-
ſen, oder ſich ſchaͤmen wollen, die Hunde recht zu
warthen, zu ſaͤubern, zu waſchen, zu kaͤmmen,
zu baden und von allem Unflath zu reinigen, die
Hunde wohl in acht zu nehmen, ſonderlich Fruͤh-
lings zur Behaͤnge-Zeit umb den Maͤy-Monat,
wann es fein ſtille, und nicht windig iſt, nicht
ſchlaffen, biß die Sonne ins Bette ſcheinet, ſon-
dern den faulen Podex fein fruͤhe bey Tage her-
aus ruͤcken, nach dem alten Sprich-Wort: Die
Morgen-Stund, hat Gold im Mund; Denn da
iſt der Menſch zu lernen am geſchickſten, wann
man aber ſchon gefruͤhſticket, oder mit Brande-
wein ſich gelabet, da iſt man faul und der Kopff
ſchwer und ſchlaͤffrig: Jſt es nun ſchlimm Wet-
ter, Regen oder windig, da man drauſſen mit
dem Hund nichts machen kan, ſo kan er ſich
inzwiſchen uͤben, entweder die Spuhr kennen
zu lernen, kan er nichts finden, ſoll er ſich uͤben
mit Blaſen des Wald-Horns oder des teut-
ſchen Hifft-Horns, oder nach Jaͤger-Manier
zu ſchreyen: Item ſoll nach dem Ziehl ſchieſſen
mit Puͤrſch-Roͤhren, oder Flinten, mit Kugeln
oder Schroth, oder ſich im Lauffen und Flug-
Schieſſen exerciren; oder ſoll lernen Netze ſtri-
cken, auszubeſſern, item allerley Voͤgel zu locken,
als wie die Enten, Reyer, Kiewitz, Ringel-Tau-
ben, Blau-Tauben und dergleichen, item den
Reh-Bock auffs Blat zu locken, einen Fuchs zu
qvaͤcken, oder Haſen zu locken, und was ſonſt mehr
noͤthig iſt. Jſt es aber ſchoͤn Wetter, ſo ſtill u. oh-
ne Wind, u. wie es noͤthig, muß er mit guter Auff-
merckſamkeit den Umbgang u. das Ausfuͤhren
des Leith-Hundes mit behoͤrigem Zuſpruch von
ſeinem Jaͤger oder Lehr-Meiſter mit Fleiß erler-
nen, wie ſolches an ſeinem Orte beſchrieben iſt.
Y y 2Zum
[656[356]]Fuͤnffter Theil/ von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
Zum dritten muß er Holtzgerecht zu werden,
was eine Eiche nuͤtze ſey, und wie ſie wachſe, ei-
nen Boͤttger oder Klapp-Schlaͤger fragen,
wegen einer Buche’ aber einen Drechsler oder
Muͤller, der Bircke halben einen Rademacher,
wegen der Erle einen Fiſcher oder Teich-Graͤ-
ber im Spree-Walde, wegen der Aeſpe einen
Mulden-Macher, wegen der Tanne einen
Tiſchler, wegen der Ficht und Kiefer einen
Pech-Brenner oder Weyde-Mann und ſo
weiter, ſo kan er hinter die gantze Kunſt kom-
men; Er muß aber thun, als wuͤſte er es ſchon
alles, und diſputiren, ſo werden ſie alles of-
fenbahren, laͤſſet er aber ſeine Unwiſſenheit
mercken, werden ſie wohl ſtille ſchweigen.
Ferner ſoll er ſich erkundigen, was ein Brett-
Baum, ein Balcken- oder Saͤulen-Holtz, ein
Schindel-Baum, ein Ziegel-Sparren und der-
gleichen ſey, und wie theuer das Stuͤck nach der
Holtz-Taxa von jeder Art verkauffet, und wie es
angewieſen werde, und ſich dieſes, ob es ſchaͤdlich,
oder nicht, von einem Forſt-Bedienten eines
Reviers unterweiſen laſſen, auch das Alter eines
Baums erkennen lernen, und dergleichen gehei-
me Dinge mehr ſich bekant machen, und fein ver-
ſchwiegen bey ſich behalten; Den jungen Anflug
und Wiederwachs fein lernen zu rechter Zeit des
Jahrs in Gehaͤue einzutheilen, daß es vor dem
Vieh-huͤthen, ſonderlich der Schaaffe, ſo lange,
biß es erwachſen, mit huͤthen verſchonet werde,
darneben lernen, auch wohl gar in der Nacht zu
erkennen, zu welcher Gegend die vier Theile der
Welt liegen, als Morgen, Mittag, Abend und
Mitternacht, weil alles Holtz an der Mitter-
nacht-Seite ſtarcke Rinde, mit Mooß verwach-
ſen, wegen des Sturm-Wetters hat: Hieruͤber
auch der Wege und Stege kundig werden, und
lernen, wo man ein- und ausgehen ſoll. Zum
vierdten, und weil man das Wild, ob man es
gleich weiß, wo es iſt, nicht mit Haͤnden haſchen
kan, ſo muß er hierzu Gezeug haben, entweder
groſſe oder kleine Netzen, dieſelbige umb das Di-
ckigt, oder Behaͤltniß des Wildes, wo es ſich
auffhaͤlt, zu ſtellen, und dann das Wild fluͤch-
tig machen oder mit Hunden jagen laſſen, da-
mit ſichs in die Netze verwickeln, und er ſolches
darinnen lebendig zur Luſt, umb in die Kaſten zu
thun, einfangen, oder zur Kuͤchen todt ſchlagen
koͤnne. Oder er muß das Wild mit leinen Tuͤ-
chern, nach rechtem Jaͤger-Gebrauch, wie es ſich
gehoͤhret, ein Jagen zu machen, umbſtellen, we-
nigſtens mit Feder-Lappen einſchlieſſen, und
durch Klopp-Treiben das Wild rege machen,
und puͤrſchen oder das kleine Wild ſchieſſen; Wie
der Zeug geſtellet wird, muß er fleißig, und auff-
merckſam von denen Zeug-Knechten beym Stel-
len lernen, und kan er mit guten Worten oder
durch Trinckgeld viel zuwege bringen, iſt auch
nicht ſchaͤdlich, wann er ſelbſt angreiffet, und
hierbey fleißig und unverdroſſen iſt; Jngleichen
ſoll er fein lernen umb die Behaͤltniſſe oder Di-
ckigte rechte Fluͤgel zu hauen anzuweiſen, ſowohl
vorhero, ehe man die Jagd anſtellet, abzuſchrei-
ten, wie viel Netze oder Tuͤcher darzu noͤthig
ſeyen, damit nicht vergebens zuviel Zeug hinaus
geſchleppet werde, oder zu langſam hergehe, daß
die Herrſchafft verdrießlich werde, und er
Schande haben moͤge. Fuͤnfftens, wenn er 1.)
des Holtzes Eigenſchafft erkundiget, und verſte-
het, was hart oder weich, Bau- oder Brenn-
Holtz ſey, und ſolches zu unterſcheiden weiß; 2)
derer wilden Thiere Eigenſchafft, Natur und ih-
re Gefaͤhrde verſtehet; 3.) Die Hunde unterſchei-
den kan, ob es ſchwere oder leichte Hatz-Hunde,
oder fluͤchtige Winde ſeyen, oder ob man Such-
Hunde, als Leith-Hund, Schweiß-Hund,
Sau-Finder, Jagd-Hunde oder Stoͤber noͤthig
habe; 4.) Den Zeug, worinnen er beſtehe, und
wie er geſtellet werden muͤſſe, erlernet und deſſen
wohl kundig iſt, ſo folget denn letztens 5.) die
Jagd, oder das Weydewerck, ſeinem Herrn,
dem er dienet, zu was derſelbe Luſt hat, ein Ja-
gen zu machen, und ſich hierdurch, wenn es
gluͤcklich ablaͤufft, in Gnaden zu ſetzen, und deſ-
ſen Gunſt zu erlangen, davon ein ſolcher Jaͤger
ſelber von Jedermann Ehre, Lob und Ruhm er-
werben kan, durch liederliche Nachlaͤßigkeit aber
nichts anders als Schimpff und Schande,
Hohn und Spott davon traͤget: Doch muß er
ſich auff dergleichen Art zu jagen, mit allem
Fleiß appliciren, worzu ſeine Herrſchafft
am meiſten geneiget iſt, und incliniret,
auch des Orts Gelegenheit, und Situa-
tion
wohl in acht nehmen, ingleichen mit
Menage groſſer Unkoſten, ſoviel, als ſich thun
laſſen will, alles verrichten. Vornehmlich aber
auch die Jahres-Zeit wahrnehmen, daß das
Wild in der Satz- und Bruͤth-Zeit nicht ver-
ſtoͤhret und die Wildbahne ruiniret werde, wel-
ches GOtt ſelbſt in Heiliger Schrifft zu halten
befohlen, auch ohnediß zu ſolcher Zeit das Wild
mager, gering und von ſchlechtem Schmack iſt.
Nach geendigtem Jagen aber muß auch die ge-
brauchte Geraͤthſchafft nicht ſtehen oder liegen
bleiben, und vergeſſen, ſondern jedes an ſeinen
Ort, und zwar fein trocken gebracht, die Hunde
gefuͤttert, gewartet und alles zu kuͤnfftigem Ge-
brauch wieder an gehoͤrigen Ort auffgehoben
werden. Ehe und bevor nun Jemand dieſes al-
les erlernet, und ſich darzu habil gemachet, mag
er ſich ja nicht einen Jaͤger nennen, oder ſich vie-
les imaginiren, deſſen er noch nicht kundig iſt,
ſich alſo ſelbſt betruͤgen, wormit dieſes Werck
nunmehro ende, und mein Adjeu mache.


Jmmer-
[[1]]

Jmmerwaͤhrender
Jaͤger-Calender,
Darinnen
Das Ab- und Zunehmen aller Vegetabilien,
ingleichen die Natur und Eigenſchafft wilder Thiere
und Voͤgel
Wie ſich dieſelbigen, durchs gantze Jahr eines jeden Monaths,

wuͤrcklich verhalten, zu welcher Zeit ſie nuͤtzlich gejaget, oder gehaͤget werden.
Nach hieſigen Ober-Saͤchſiſchen Climate genauer Obſervance
und Praxi
Allen Hohen und Niedern Jagd-Liebhabern
und Jagd-Bedienten zum beſten
colligiret,
Von
Hannß Friedrich von Fleming,
Burg- und Schloß-Geſeſſen, auff Boͤcke, Martentin und Zebbin.
Erbherr auff Weißach und Gahro.

Leipzig,
Verlegts Johann Chriſtian Martini,
Buchhaͤndler in der Nicolai Straſſe,

Anno Chriſti 1719.


[[2]][3]

Einfaͤltige uhralte
Bauern-PRACTICA,
Wie man das Gewitter des gantzen Jahres an den
Naͤchten der zwoͤlff Tage erkennet, welche nach dem Chriſt-Tag,
doch alter Zeit, hinter einander folgen ſollen.


Der ANTIQVITÆT zu Ehren.
Jn alten Verſen verſetzet


MErck nun der alten Aſtronomey,

Wie das Gewitter zu kennen ſey,

Zu folgenden Zeichen, melde dir

Hatten die Alten gar groß Begier

Aus welchen ſie gruͤndlich wolten verſtehn

Was fuͤr Gewitter durchs Jahr muͤſt ergehn.

Drum merckten ſie auff zwoͤlff Tag allein

Vom Chriſt-Tag, biß zum zwoͤlfften ich mein,

Und wie es wittert an ieglichen Tag.

Alſo ſolte es wittern wie ich ſag,

An ſeinem Monath der ihm gehoͤhrt,

Welches folgends klaͤrlich geſpuͤhrt.

Dem Chriſt-Tag wird der Jenner zugetheilt

Dem andern dann der Hornung ereilt.

Dem dritten der Mertz dem vierdten April,

Dem fuͤnfften der May, auch haben will.

a 2Der
[4]
Der Brach-Monath wird zum ſechſten gezehlt

Den ſiebenden, der Heu-Monath behaͤhlt

Denn achten der Auguſt-Mon ſo will haben

Der Herbſt-Mon thut dem neundten nach traben

Wein-Mond nimmt ſich des zehndten an

Winter-Mond, denn eilfften will beſtahn,

Chriſt-Mond, muß den letzten behalten

So thun ſie ſich zu kuͤnfftig verhalten

Der zwoͤlff Tag und Nacht nicht vergiß,

So wirſt des gantzen Jahrs gewiß

Gar ſchoͤn, veracht die Practica nicht

Sie iſt aus Grund der Kunſt gericht

Weiſſagt gewiß mit rechten Beſcheid

Und thuts aus langer Erfahrenheit

Hoͤr was ich dir will weiter ſagen,

Wer Holtz abſchlaͤgt an letzten zwey Tagen

Des Chriſt Monds, desgleichen im Erſten

Des neuen Jenners Holtz, waͤhrt am laͤngſten

Bleibt unverfault, kein Wurm friſts nicht

Je aͤlter, je haͤrter, der Alte ſpricht

Zu letzt dem Stein wird gleich geſchatzt

Diß ſey genung darvon geſchwatzt.

Janua-
[357]
[figure]

Jmmerwaͤhrender
Jaͤger-Calender.


ES wird von Philippo
Melanchtone
geſchrie-
ben/ daß er jederzeit ge-
rathen habe/ wann ein
Chriſte des Morgens
fruͤhe auffſtehe/ ſolle er
ſofort vornehmlich dreyerley ver-
richten: Als erſtlich ſolle er ſein
Gebeth zu GOTT thun/ und
ihm nicht nur umb den verliehenen
Schutz behoͤrigen Danck abſtat-
ten; ſondern auch denſelben/ umb
fernere Beſchirmung inbruͤnſtig an-
ruffen; Zum andern ſolle er ein
Capitel in der Bibel leſen/ und
Drittens ſich im Calender umbſe-
hen; Wie nun die beyden erſte-
ren Stuͤcke auch einem Jaͤger umb
ſo viel deſto mehr zu recommen-
dir
en/ ſo weit groͤſſerer Gefahr er
auff ſeinen Wegen zum oͤfftern un-
terworffen iſt/ anbey auch ein guter
Chriſte ſeyn ſoll/ ſo ſich keiner aber-
glaͤubiſchen und zauberiſchen Mittel
bey ſeiner Profeſſion oder dem
vorhabenden Weydewerck bediene/
vielmehr allen Verſuchungen und
Reitzungen des leidigen Satans
aus GOttes Wort nachdruͤcklich
zu widerſtehen wiſſe/ und ſich ein-
tzig und allein bey ſeiner Arbeit auf
Gottes Beyſtand und Seegen ver-
laſſe; Alſo wird demſelben auch nicht
ſchaͤdlich ſeyn/ wann er nebenſt de-
nen beyden erſteren Verrichtungen
auch zugleich des letzteren nicht ver-
geſſe/ und taͤglich ſeinen Calender
durchſehe/ mithin die Jahres-Zei-
ten und deren Witterung etwas ge-
nauer betrachte/ und taͤglich erwe-
ge/ was zu dieſer oder jener Zeit am
fuͤglichſten und profitableſten vor-
genommen werden moͤge/ worzu
ihm aber dieſer mein Jaͤger-Calen-
der ſchoͤne Gelegenheit an die Hand
geben wird/ worinnen ich nach Ver-
moͤgen zeigen werde/ was ein Jaͤ-
ger oder Weydemann bey einem je-
den Monat theils zu beobachten/
theils auch zu verrichten habe;
Wird alſo derſelbe nicht uͤbel thun/
wann er ſolchen alle Morgen nebſt
ſeinem ordentlichen Calender nach
verrichtetem Gebeth und behoͤrigem
Bibel-Leſen von Monat zu Monat
durchgehet/ und was in jedem de-
rerſelben vorzunehmen/ ſich wohl be-
kant machet und imprimiret.


Y 3JANVA-
[358]Januarius.

JANVARIVS.


Vermuthliche Witterung.

Nunmehro iſt die Sonne am nie-
drigſten in dem Waſſer-Mann, allwo
der rauhe unangenehme Winter mit
Froſt und Schnee ſich angefangen, und
ob gleich zuweilen einige Sonnen-Blicke
umb Mittags-Zeit erſcheinen, laͤſſet doch
die kalte Lufft keine Waͤrme, weil die
Sonne entfernet, ſondern continuiret
vielmehr kalter Wind und Schnee, und
frieret die Erde ſehr feſte zu bey langen
Naͤchten; Doch iſt nichts poſitives hier-
innen zu determiniren.


VEGETATIO der Erden.

Kraͤuter und Baͤume.

Da die Erde nunmehr faſt einer hal-
ben Ellen tieff gefroren, und ſowohl
dieſelbe, als alle Kraͤuter und Baͤu-
me mit vielem kalten Schnee bedecket,
nicht weniger die Seen, Fluͤſſe und
Stroͤhme mit Eyß erſtarret, ſo ruhet die
Erde, umb ihre Kraͤffte zu erhohlen, und
alsdann ſiehet man wenig oder keine
Kraͤuter, ſie ſtuͤnden dann an einer war-
men Feuchtigkeit, und haͤtten davon ihr
Nutriment.


Vom Tangel-Holtz.

Dieſe hartzige Gewaͤchſe, weiln ſie
viel Schweffel, und oͤhlichte Feuchtigkeit
bey ſich fuͤhren, und einen balſamiſchen
Nahrungs-Safft in ſich haben, conſer-
vi
ren ihre Lebens-Geiſter, und bleiben
immerdar gruͤn, und ob ſchon der Stam̃,
oder Aſt geſtoſſen oder geſchlagen wird,
und einigen Schaden leidet, belaufft doch
ſelbiges alſobald mit fluͤßigem Hartz, umb
die Kaͤlte, Witterung, Lufft und Naͤſſe
abzuhalten.


Vom Laub-Holtz.

Allein dieſes, ſo von weichlicherm waͤſ-
ſerichtem Safft iſt, laͤſſet, wann die Kaͤl-
te ihre noͤthige Waͤrme entzogen, die
Blaͤtter im Herbſt abfallen, und ſtehet,
wann der Safft des Stammes in die
Erde geſuncken, nackend und bloß, in
trauriger Geſtalt dar, anzuzeigen, daß
es viel Ungemachs des Winters auszu-
ſtehen habe.


Von Kraͤutern.

Ob wohl bey jetziger rauhen und
kalten Jahres-Zeit von denen Kraͤutern
wenig oder nichts zu vermuthen, ſo, daß
dieſelben vorjetzo gleichſam alle ſchlaffend
ruhen und der froͤlichen Fruͤhlings-Zeit
erwarten, ſo bluͤhet dennoch vorjetzo die
Schwartz-Nieſe-Wurtz, oder Chriſt-
Wurtz, Helleborus niger, ingleichen die
Winter-Wolffs-Wurtz, Aconitum hye-
male.
Mehrere ſind mir vorjetzo nicht
eigendlich bekant oder wiſſend.


Tages und Nachts Laͤnge.

Weil die Sonne in dieſem Monat
um 7. Uhr, 40. Minut ohngefehr auf-
und Nachmittages umb 4. Uhr, 20.
Minut. nieder gehet, verbleibet der Tag
nicht mehr, dann 8. Stunden, 40. Minu-
ten lang; Die Nacht aber deſto laͤnger,
nemlich 15. Stunden, 18. Minuten, wel-
ches nur mit wenigem melde, ſich in et-
was darnach zu richten.


Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.

Als die Erde von ihrem Schoͤpffer
feſte geſchloſſen, und die Vegetatio zur
Ruhe ſich begeben, ſind waͤhrender Zeit
die unterirdiſchen mineraliſchen Duͤnſte
alle beyſammen coaguliret, und verrich-
ten ſowohl in Mineralibus, als Metallis
ihre behoͤhrige Operation aus natuͤrli-
cher Feuchtigkeit; je kaͤlter es nun oben
auf Erden, je waͤrmer iſt es unter der
Erden, wie aus dem Rauchen und
der
[359]Januarius.
der Waͤrme der Qvellen zu muthmaſ-
ſen.


Von Thieren und Voͤgeln.

Der Baͤr.

Nunmehro ſetzet der Baͤr ſeine
Jungen, ob es gleich die grimmigſte
Kaͤlte und der tieffſte Schnee iſt, und
ſtehet die Mutter unter 8. biß 9. Tagen
vom Bette nicht auf, aus Liebe zu denen
Jungen, biß ſie ſehen, nachgehends ma-
chet ſie ſich ſachte hervor, aber nicht weit
von den Jungen, ſo, daß ſie ſolche kan
ſchreyen hohren, umb dieſelben zu ſecun-
dir
en. Der Baͤr mercket von Natur,
daß er koͤnne geſpuͤhret werden, bleibet
in ſeiner Hoͤhle, und ſauget indeſſen von
den Vorder-Tatzen zu ſeiner Nah-
rung.


Der Hirſch.

Vorjetzo haͤlt ſich der Hirſch und das
Wildpraͤth oder die Thiere meiſtens
Trouppweiſe zuſammen, wegen der groſ-
ſen Kaͤlte, und tieffen Schnee, in dicken
Behaͤltniſſen, und verwahren ſich vor der
Kaͤlte, Schnee und Eyß, ſo gut ſie koͤn-
nen, ſcharren nach dem Heyde-Kraut,
ſcheelen die junge kieferne Rinde ab, wie
die Ziegen, und halten ſich zuſammen,
ſuchen aus Hunger des Nachts umbher
das von Pferde- und Ochſen-Vorſpann
der Holtz-Fuhren im Walde verzettelte
Heu und Stroh auffzuleſen und zu ge-
nieſſen, wiewohl auch meiſtens einige
ſtarcke Hirſche ſich abſonderlich an einem
Ort zuſammen halten, und das Wild al-
leine laſſen.


Das Schwein.

Nachdem das Schwein im Decem-
ber und Anfang dieſes Monats der
Brunfft hefftig beygewohnet, hiervon
auch, dem Vermuthen nach, dermaaſſen
abgenommen, daß es gantz mager und
matt iſt, nimmt es in dicken Behaͤltniſ-
ſen und warmen Dickigten ſein Lager.
Jhr Wildpraͤth iſt roth, mager, und von
garſtigem Geruch. Des Nachts ſuchen
die Sauen ihre Nahrung unter denen
Baͤumen, oder Laub-Dickigten, wo noch
einige Maſt zwiſchen den Blaͤttern ver-
ſtecket lieget, weilen ſie wegen des Froſts
nicht in die Erde kommen koͤnnen; Die
Woͤlffe ſtehen ihnen ſehr nach.


Das Reh.

Das Reh haͤlt ſich in dieſem Monat
mit ſeinem Bock vor Kaͤlte, Eyß und
Schnee in dicken Behaͤltniſſen und war-
men Bruͤchern oder Qvellen in gruͤnen
kraͤuterigten Gruͤnden im Gebuͤrge ger-
ne auff, wo ſie vor Sturm-Wetter ſi-
cher zu ſeyn vermeinen; Aeſſen ſich von
Brombeer-Straͤucher-Blaͤttern, inglei-
chen von Kaͤnſter und Miſpeln. Die ſtaͤrck-
ſten Boͤcke werffen ihr Gehoͤrn zu Anfang
dieſes Monats zeitlich ab.


Der Haſe.

Vorjetzo nehren ſich die Haſen vor
eitel Kaͤlte von Bircken-Knoſpen, krie-
chen in die Gaͤrten, ſcheelen die Rinde
von Obſt-Baͤumen, und hinterlaſſenen
Kraut-Struͤncken, ſetzen ſich gegen die
Sommer-Seite, da es warm ſcheinet,
und wo nur ein wenig Thau-Wetter
einfaͤllet, rammlen ſie mit groͤſter Be-
gierde.


Der Wolff.

Nunmehro belauffen ſich die Woͤlf-
fe zu Anfang dieſes Monats, oder in de-
nen ſo genannten zwoͤlff Naͤchten, und
ſuchen ſehr unruhig ihrer viel beyſammen
hinter einer Wolffin ſich zu vermiſchen,
oder zu brunfften, ſind darbey immer
allart, und beiſſen ſich unter einander,
bleiben auch zuſammen haͤngen, wie die
Hunde zu thun pflegen; Welcher nun
der ſtarckſte, bleibet gemeiniglich der
Meiſter.


Der Fuchs.

Bey jetziger anhaltender rauher
Winters-Zeit, hartem Froſt, und tief-
fem Schnee, iſt dieſer Gaſt ſehr hungerich,
und giebt es Kunſt, was zur auben; Sie
beſchleichen unterm Wind Haſen, und
Feder-Wild, weil zahme Huͤhner und
Gaͤnſe daheime, die wilden aber auſſer
Landes zu Waſſer ſind, wann aber der
Schnee
[360]Januarius
Schnee knarret, iſt es wieder vergebens,
bey Sonnen-Schein ſpielen ſie offt mit
den Haſen, wodurch ſie manchen alten
Rammler umbs Leben bringen.


Der Dachs.

Der Dachs lieget nunmehro in der
Erden, und zehret von ſeinem Saug-
Loche bey anhaltendem Froſte, weil er
weder Wuͤrm, Kuͤhfladen, Kroͤthen,
noch andere Nahrung bekommen kan,
indem alles verkrochen.


Vom Marder und Otter/ Katz/
und Jltniß.

Bey dieſen Raub-Thieren iſt be-
reits bey der Eigenſchafft dererſelben
das noͤthige errinnert, und nichts zu re-
marquir
en uͤbrig, als daß, wann ihre
Baͤlge gut, ſie zu fangen, bey derer Ver-
mehrung aber ſolche lieber zu vertilgen
ſind.


Vom Feder-Wildpraͤth.

Das Wald-Gefluͤgel.

Der Auer-Hahn.

Der Auer-Hahn, als der vornehm-
ſte Wald-Vogel, haͤlt ſich in warmem
Gebuͤſch, Behaͤltniß und Gruͤnden auff,
und haͤlt ſeinen gewiſſen Stand, wo er
nicht verſtoͤhret wird.


Der Birck-Hahn.

Haͤlt ſich zwar auch vor Winter-
Kaͤlte in dicken Gebuͤſchen, hat aber kei-
nen gewiſſen Stand, ſondern vagiret
herumb.


Das Haſel-Huhn.

Haͤlt ſich zu dieſer Zeit in warmen
Gruͤnden, und tieffen Thaͤlern, wo di-
ckes Tannicht verhanden, auf, umb ſich
zu verbergen.


Die Wald-Schnepffe.

Dieſer Vogel iſt anjetzo nicht hier, ſon-
dern weggezogen, nach waͤrmern Laͤn-
dern dahin er ſich retiriret.


Von wilden Tauben.

Bey jetziger grimmiger Kaͤlte, har-
tem Froſt und Schnee halten ſich die wil-
den Tauben hier zu Lande gar nicht, ſon-
dern vermuthlich in waͤrmern Laͤndern
auff, weiln vor ſie keine Nahrung zu
finden.


Von Krammets-Voͤgeln.

Die Schnaͤrr nehret ſich im Winter
von Kaͤnſter, ſinget lieblich bey ſchoͤnem
Sonnen-Schein auff hohen Gipffeln,
nachdem die Jahres-Zeit iſt. Die Zie-
mer halten ſich vorjetzo in Wacholder-
Beer-Straͤuchern auf. Die Amſel aber
beſtaͤndig in warmen Qvellen, in Hecken
und Straͤuchern.


Vom Feld-Befluͤgel.

Der Trappe.

Jn dieſem Monat iſt noch kein Trap-
pe zu hoͤhren, noch zu ſehen; Weiln es
ein Vogel, welcher des Herbſts nach
warmen Laͤndern gezogen, und annoch
in der Frembde unter einem waͤrmern
Climate ſich befindet, ſeine Nahrung und
Auffenthalt zu ſuchen.


Der Phaſian.

Dieſer frembde Vogel, da er bey
uns gewohnet, muß ſich bey groſſer Kaͤl-
te meiſt in dickem Roͤhrigt, Werfft und
altem Graß behelffen, da ihnen die
Raub-Voͤgel groſſen Schaden thun,
ſie halten ſich meiſt vor Kaͤlte beyſam-
men.


Das Reb-Huhn.

Die Reb-Huͤhner halten ſich nun-
mehro beyſammen, entweder in war-
men offenen Qvellen, oder unter dem ge-
frornen Schnee, auff der gruͤnen Wei-
tzen-Saat, ſich vor den Raub-Voͤgeln zu
verbergen.


Die
[361]Januarius.
Die Wachtel und Lerche

Koͤnnen vorjetzo in dieſem Monat
noch nicht verhanden ſeyn, weiln ſie un-
ſer kaltes Clima nicht vertragen koͤnnen,
vermuthlich alſo ſich dieſe Zeit uͤber in
warmen Laͤndern aufhalten.


Von Waſſer-Voͤgeln/

Als Gaͤnſen/ und Enten/ Blaͤſſen
und Kiebitzen.

Da alle Seen und Teiche, Fluͤſſe,
Stroͤhme und Waſſer-Baͤche nach jetzi-
ger Jahreszeit, und bey haͤrteſter grim-
miger Kaͤlte erſtarret und mit Eiß bezo-
gen, ſind die wilden Gaͤnſe, Enten, Blaͤſ-
ſen und Kiebitze, ja alle andere Waſſer-
Voͤgel nicht bey uns allhier, ſondern auf
offenem Meer und zwar in waͤrmerem
mittaͤgiſchem Climate befindlich, woſelb-
ſten ſie ſich ſo lange auffhalten, biß ſie aus
der Lufft und innerlichen natuͤrlichen
Trieb, ihre Zeit wiederumb zu uns zu
kommen mercken, welches ihnen der
groſſe Gott in die Natur wunderſam ein-
gepflantzet hat.


Vom Raub-Befluͤgel/

Als dem Habicht/ und Sperber.

Dieſe Arten Raub-Voͤgel ſind des
Herbſts kurtz vor dem Winter in ihrem
Strich, gleich andern Voͤgeln, fortge-
zogen, und haben wegen unſers kalten
Climatis in warme Laͤnder ſich begeben:
ſind vorjetzo bey uns nicht zu mercken.


Kraͤhen und Aelſtern.

Es halten ſich vorjetzo die Kraͤhen
meiſtens am Tage vertheilet in den Bau-
er-Hoͤfen und Doͤrffern auf, ſammlen
ſich aber des Abends und nehmen uͤber
Nacht ihr Qvartier in dicken herumblie-
genden Tangel-Hoͤltzern. Die Aelſter
hat ſchlechte Nahrung, wo ſie nicht fruͤ-
he zeitlich auf den Miſt-Hoͤfen das uͤber-
bliebene ſammlet.


Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug
und Hunden.

Jn dieſem Monat muß ein Jaͤger
im Thier-Garten das Wild fleißig fuͤt-
tern und demſelben Saltz-Steine geben;
Gefallen Wildpraͤth vor die Hunde raͤu-
chern, und den Hunden gute warme
Streu machen laſſen; Die Stahr-Me-
ſten ausputzen. Die zum Zeuge noͤthi-
ge Furckeln, Hefftel, Schlaͤgel, Hacken,
Radefelgen, und Geſchirr-Holtz in zeiten
zum Vorrath anſchaffen laſſen; Nach
verdaͤchtigen Wildpraͤths-Dieben for-
ſchen; Die Vorſpann-Geſchirre beſſern
laſſen; Die Hunde-Staͤlle warm hal-
ten: Umb Mittags taͤglich die Hunde im
Zwinger an der Sonne ſich erwaͤrmen
laſſen: Jm zunehmenden Monden groſ-
ſe Art von Hunden belegen laſſen; Die
Wieſen mit Aſche, Huͤhner- und Tau-
ben-Miſt beſtreuen, ſo waͤchſt ſchoͤnes
Graß; Die Brunnen-Kreſſe in war-
men Qvellen iſt geſund; Von Windbruͤ-
chen und Klaffter-Holtz fleißig Klafftern
ſchlagen und verkauffen laſſen; Bau-
Holtz im abnehmenden Monden faͤllen
laſſen, ehe der Safft hinein tritt; Alles
Brenn-Holtz bey guter Bahn und tro-
ckenem Wetter faͤllen und einfuͤhren;
Das Erlen-Holtz aber nach zunehmen-
dem Monden ſchlagen laſſen, ſo waͤchſet es
deſto geſchwinder wieder auf; Brett-
Kloͤtzer zur Schneide-Muͤhle ſchaffen:
das abgehauene Holtz abfuͤhren und raͤu-
men. Die Marder, Fiſch-Ottern, Ka-
tzen und Jltniſſe, als ſchaͤdliche Raub-
Thiere, weil vorjetzo ihre Baͤlge gut ſind,
beym friſchen Schnee ausſpuͤhren, und
ehe der Fruͤhling zur Vermehrung her-
bey nahet, fleißig wegfangen; Gehaue-
nes Eiß in die Eiß-Gruben fuͤhren laſ-
ſen: die Feuer-Staͤtten, und Rauch-
Faͤnge fleißig kehren laſſen. Jn dieſem
Monat ſtellet man nach den Meiſen auf
den Leim-Spillen, auf dem Heerd aber
nach den Krammets-Voͤgeln; Bey dem
friſchen Schnee werden die Reb-Huͤh-
ner annoch mit dem weiten Schnee-Garn
tyraſſiret. Man kan endlich noch zur
Noth Haſen und Fuͤchſe jagen, fangen
und ſchieſſen; Alleine ferner nicht mehr,
weil ſie kuͤnfftigen Monat ſchon ramm-
len, das Hohe Wild in Waͤldern, da die
Sonne anſcheinet, muß man mit Heu
fuͤttern, und vor die Haſen, wo nicht
viel Heu uͤbrig, birckene Knoſpen abhau-
en laſſen, damit ſich dieſelben erhalten
moͤgen; Sonderlich den Sauen nach der
Brunfft etwas zu ſchuͤtten geben, daß ſie
nicht crepiren. Nicht weniger muͤſſen
auch die wilden Phaſianen anjetzo gefuͤt-
tert werden, weilen ſie ſonſten wenig fin-
Z zden
[362]Februarius.
den wuͤrden, wie dann alles Wild in die-
ſem Monat ſchlechte Nahrung findet,
und, da es nichts bekoͤmmt, ſich ander-
waͤrts hinwenden muß, welches ein ſorg-
faͤltiger Jaͤger von ſelbſt judiciren kan.


FEBRVARIVS.


Vermuthliche Witterung.

Jetzo tritt die Sonne in die Fiſche
des Himmliſchen Zeichens, und iſt die
Erde mit hartem Froſt, und tieffem
Schnee annoch bedecket, und ob es wohl
bißweilen gelinde Wetter iſt, laͤſſet doch
das Schneyen nicht nach; Die Sonne
laͤſſet ſich dann und wann erblicken, aͤn-
dert ſich aber gemeiniglich mit Schnee o-
der Regen, Wind und truͤbem Wetter,
und iſt unbeſtaͤndig. Continuiret nun alſo
der traurige Winter, und tieffe Schnee,
wiewohlen es oͤffters eine veraͤnderliche
Witterung machet.


VEGETATIO der Erden.

Kraͤuter und Baͤume.

Man kan anjetzo noch nichts ſonder-
liches mercken, ſo ſich bey dieſem harten
Froſte, und tiefem Schnee ſolte veraͤn-
dert haben; Maaſſen, was die Kraͤuter
betrifft, es eben annoch, gleich in vorig-
tem Monate, ſtehet, bey warmen Qvellen
erblicket man noch eher einige Renaſci-
r
ung unterm Schnee verborgen, wo der
Froſt euſerlich nicht hat ſchaden koͤnnen,
und ſcheinet, als ob der Archæus und die
Vegetatio nunmehro in etwas wieder-
umb ſich ermuntern wolten.


Vom Tangel-Holtze.

Nunmehr ſteiget umb Fabian Seba-
ſtian,
jedoch nach der alten Zeit, oder zu
Anfange dieſes Monats der Safft in die
Wurtzeln, daferne es warm Wetter iſt.
Der groſſe Schnee aber haͤnget auf den
Tangeln, und bieget ſonderlich den jun-
gen Wiederwachs und die Stangen gantz
krumb, daß ſie zu nichts taugen. Weil der
Erdboden weich, reiſen die Winde die
Wurtzeln aus deꝛ Erden heraus, wann es
aber hart gefroren, brechen ſie die Staͤm-
me halb umb.


Vom Laub-Holtze.

Dieſes Holtz leydet zuweilen auch
Schaden, dann wann der Safft von der
Natur in den Stamm getrieben wird,
und nunmehro anfaͤnget zu ſteigen, der
Froſt aber gleich darauff ploͤtzlich einfaͤl-
let, und den waͤſſerichten Safft ohne
oͤhlichten Wiederſtand in dem Stamm
vermercket, greiffet er ſelbigen ſchaͤdlich
an, daß der Safft innerlich erfrieren,
und erſtarren muß, denn berſtet der
Froſt den Stamm von einander, und ver-
dirbet.


Von Kraͤutern.

Ob wohl die Vegetatio der Erden
in dieſem Monat noch gar ſchlecht iſt, und
die Kraͤuter ſparſam hervor kommen,
ſo zeiget ſich dennoch die guͤtige Natur uns
ein merckliches reichlicher, dann man fin-
det ſchon nunmehr den Hufflattich,
Tusſilago, Peſtilentz-Wurtzel, Petaſites,
Steinbrech, Saxifraga, Gaͤnſe-Bluͤmlein,
Bellis minor, Chamelæa, der Keller-Halß,
item Huͤhner-Darm, Aſine, Winter-
gruͤn, Hedera, ſo in vorigem Monat ſich
auch ſchon findet, Brunnen-Kreſſe,
Naſturtium paluſtre, Ledum \&c.


Tages und Nachts Laͤnge.

Da die Sonne dieſen Monat umb
7. Uhr, 5. Minute ohngefehr auf- und
Nachmittages umb 4. Uhr, 55. Minute
niedergehet, verbleiben dem Tag nicht
mehr, als 9. Stunden, 56. Minuten;
hingegen iſt die Nacht 14. Stunden, 4. Mi-
nuten lang; Nachgehends nimmt der
Tag ſchon mehr und mehr gar mercklich
zu.


Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.

Vorjetzo und biß dato iſt in der Gru-
be nichts ſonderlich veraͤnderliches zu be-
mercken, ſondern iſt eben ſo, wie es in
vorigtem Monat geweſen, nur allein, daß
es an den Waͤnden herumb uͤberall feuch-
te wird und ſchwitzet, weswegen dann
hiervon ein blaulichter Dampff ſich er-
hebet, dafuͤr oͤffters die Bergleute kein
Licht in der Gruben behalten koͤnnen.
Von dieſem mercurialiſchen Dunſt ent-
ſtehet eine gifftige Seuche, darwider doch
gewiſſe Mittel helffen.


Von
[363]Februarius.
Von Thieren und Voͤgeln.

Der Baͤr.

Sobalde die alten Baͤrinnen ihre
kleine Jungen ſo weit gebracht, daß ſie
nunmehr ſehen, und ihren Bietz, oder
Zitzen ſelbſt finden koͤnnen, hat ſie ſchon
ſolche groſſe Sorge nicht mehr, daß ſie
erdruͤcket werden moͤgten. Es ſpiehlen
die Jungen, wann es ein wenig gelinde,
beym Sonnen-Schein, und kriechen umb
die alte herumb; Der Baͤr aber bleibet
noch, ſonderlich beym Schnee, in ſeinem
Lager, und gebrauchet ſich des Saugens
an den Vorder-Tatzen, umb die Zeit zu
vertreiben.


Der Hirſch.

Wann einiges Thau-Wetter einfaͤl-
let, und der Schnee abgehet, aͤſſet ſich der
Hirſch in gruͤnden, waͤſſerichten Oer-
tern, unter denen Staͤmmen, von den
Ausſproͤßlingen derer Kraͤuter; Bey
anhaltender Kaͤlte aber iſt die Nahrung
meiſt in warmen Qvellen, woſelbſten ſie
die Kreſſe und andere Kraͤuter ſuchen,
wie auch die gruͤnen Blaͤtter von Brom-
beer-Straͤuchern, oder was ſonſt des
Herbſts ſpaͤthe abgefallen, und uͤber
Winter liegen blieben iſt. Jn dieſem
Monat werffen die ſtaͤrckeſten, und be-
ſten Hirſche gemeiniglich das Gehoͤrn ab;
Wann es kalt iſt, waͤrmen ſie ſich an der
Som̃er-Seiten, wo die Sonne anſcheinet.


Das Schwein.

Jn dieſem Monat haͤlt ſich das
Schwein annoch auff trockener Heyde
in groſſem Dickigt auf, wo es einen groſ-
ſen Ameiß-Hauffen gefunden, hebet offt
den Ruͤſſel heraus, und vernimmt den
Wind ſehr weit; Wann es Schnee ſpuͤh-
ret, machet es ſich nicht weit aus, es wer-
de dann verſtoͤhret, da es in einem Cours
und in einem Trab 9. biß 10. Meilen fort-
gehet, ehe es ſich wieder anderwaͤrts ins
Lager begiebet. Die Sauen brechen bey
dem Thau-Wetter in die Erde, und ſu-
chen Erdmaſt, Farren-Kraut, und deſ-
ſen Wurtzeln, wo es aber zu hart gefro-
ren, und ſie hungern muͤſſen, ſterben ſie
dahin.


Das Reh.

Wo kein Gebuͤrge verhanden, hal-
ten ſich die Rehe gerne in warmen Bruͤ-
chern, Dickigten und Moraͤſten auf, wo
Werfften, Bimſen und dergleichen Ge-
hecke, in einander gewachſen; Nehren
ſich von den Knoſpen und Rinden des
jungen Holtzes, ſcheelen ſolches, wie die
Ziegen: Die Woͤlffe, Luxe, und Fuͤchſe
trachten ihnen ſehr nach im Schnee, weil
ſie matt, und krafftloß worden find.


Der Haſe.

Vorjetzo rammlen die Haſen haͤuf-
fig mit groſter Begierde, und ſind faſt
gantz blind hinter einer Haͤſin, wiewohl
bey dem ſetzen die Jungen meiſt erfrie-
ren; Sie genieſſen den Miſtel und Ken-
ſter von den Baͤumen, ſo gefallet werden,
am meiſten aber der Bauern Obſt-Baͤu-
me, Rinden und Kohl.


Der Wolff.

Jn dieſem Monat vertheilen ſich die
Woͤlffe weitlaͤufftiger von einander, doch
rotten ſie ſich Parthey-weiſe zuſammen,
das angeſchoſſene krancke magere Hirſch-
Wildpraͤth oder Friſchlinge in ihrem
Stand, Behaͤltniſſe und Lager zu be-
ſchleichen, und zu beſpringen, weiln das
zahme Vieh noch beym harten Froſt und
tieffem Schee in Staͤllen behalten wird,
und jagen das Wild auffs Eyß, es deſto
beſſer zu fangen.


Der Fuchs.

Nunmehro rollen die Fuͤchſe, und
haben anjetzo ihre Brunfft; Es lauffen
ihrer viel einer laͤufiſchen Fuͤchſin nach,
ſich zu vermiſchen, welche nach 9. Wo-
chen, wie die Hunde, ihre Jungen wirf-
fet. Man kan ſie meiſterlich zum Schuß
betriegen, wann man wie ein Haſe ſchrey-
et, und locket, da er dann Beuthe zu er-
wiſchen verhoffet, ihre Baͤlge ſind zwar
noch gut, aber ſie ſind vom Rollen ma-
ger geworden.


Der Dachs.

Nunmehro gehet der Dachs præci-
ſe
umb Lichtmeſſe, jedoch nach der alten
Zeit, wiederumb aus ſeinem Bau, es
mag auch das Wetter ſeyn, wie es
wolle, umb ſeine Nahrung zu ſuchen, und
zu brunfften.


Vom Marder und Otter/ Katz
und Jltniß.

Von dieſen Raub-Thieren iſt bereits
bey der Eigenſchafft derſelben das noͤthige
errinnert worden, und iſt nichts mehr
zu remarquiren uͤbrig, als daß, wann
Z z 2ihre
[364]Februarius.
ihre Baͤlge gut, ſie zu fangen, bey deren
Vermehrung aber lieber zu vertilgen.


Vom Feder-Wildpraͤth.

Das Wald-Gefluͤgel.

Der Auer-Hahn

Suchet zu ſeiner Nahrung beſtmoͤg-
lichſt in warmen Qvellen Brunn-Kreß
und Sandkoͤrnlein, ſo gut er es finden
kan, beiſſet ſonderlich die buchenen Kno-
ſpen und fichtene Nadeln ab.


Der Birck-Hahn.

Der Birck-Hahn beiſſet die junge
Schaale von Bircken und Huͤlſen ab zu
ſeiner Nahrung, welches hin und wieder
geſchicht.


Das Haſel-Huhn

Haͤlt noch ſeinen Stand, und be-
giebt ſich nicht aus dem Holtz, vor Furcht
der Raub-Voͤgel, ſie halten ihre Paltz
vorjetzo.


Die Wald-Schnepffe.

Kan biß dato wegen Froſt und Kaͤl-
te nicht ankommen, weil es wider ihre Na-
tur und Gewohnheit iſt.


Von wilden Tauben.

Zu Ende jetzigen Monats, in der Fa-
ſten, kommen die wilden Tauben in ih-
rem Wiederſtrich haͤuffig, jedoch wie die
Jahres-Witterung einfaͤllet, und ſuchen
ſich Neſter in Zeiten zu machen.


Von Krammets-Voͤgeln.

Die Schnaͤrre, Zimmer und Droſ-
ſeln ſuchen nun bey ihrem Wieder-Zug
im Thau-Wetter auff den Wieſen und
Trifften Wuͤrmer und Maden auffzu-
leſen. Die Droſſeln paaren ſich ſchon
umb Lichtmeſſe, und machen ſich Neſter.


Vom Feld-Befluͤgel.

Der Trappe.

Nachdem die Jahres-Zeit, und Wit-
terung einfaͤllet, haͤlt der Trappe ſeinen
Wieder-Zug, umb die Faſten-Zeit, und
haͤlt ſeine Paltz mit den Huͤhnern faſt wie
die Truth-Huͤhner ſehr eyfrig, ſtoſſen und
ſchlagen ihres gleichen.


Der Phaſian.

Haͤlt ſich in warmen Bruͤchern, oder
Erlen-Gebuͤſche, da es nicht zufrieret,
auff, und ſuchet in denen faulen Erlen-
Stoͤcken Wuͤrmer und Maden, werden
im Gehaͤge aber meiſt an gewiſſen Koͤrn-
Plaͤtzen den Winter uͤber gefuͤttert, umb
ſie zu conſerviren.


Das Reb-Huhn.

Jn dieſem Monat, nachdem das
Wetter angenehm und warm, trennen
ſich die Hauffen von einander, umb ſich
zu paaren, ſo meinſtens umb Lichtmeſſe
geſchiehet.


Die Wachtel und Lerche.

Von der Wachtel iſt biß dato noch
nichts zu mercken, weiln die Felder noch
kahl ausſehen; Die Lerche aber kommt
umb die Faſten eintzeln wieder.


Von Waſſer-Voͤgeln/

Als Gaͤnſen und Enten/ Blaͤſſen
und Kiebitzen.

Nachdem die Jahres-Witterung er-
leidlich eingefallen, kommen nunmehro
allgemach die Waſſer-Voͤgel zu Ende je-
tzigen Monats in der Faſten bey ihrem
Wieder-Zug, da die Gaͤnſe in einer lan-
gen Reyhe, woran vorne eine Spietze,
ziehen; Wann ſie hoch fliegen, hoffet
man bald Fruͤhlings- und warm Thau-
Wetter, ziehen ſie aber niedrig, ſo mer-
cken ſie noch Kaͤlte oben in der Lufft. Jſt
nun alles noch ſtarr gefroren, nehmen
ſie, gleichwie die Enten, und andere Waſ-
ſer-Voͤgel, ihre Retirade nach warmen
offenen Bruͤchern, Suͤmpffen und Mo-
raͤſten.


Vom Raub-Befluͤgel/

Als dem Habicht und Sperber.

Gemeiniglich, jedoch nachdem das
Clima, warme Lufft, und gelinde Wet-
ter einfaͤllet, kommen ſie gar zeitig, und
ſuchen ihren vorigten Horſt, wo es fein
ſtille, auff hohen Baͤumen in Waͤldern
zu haben.


Kraͤhen und Aelſtern.

Wann der Schnee bey dem Thau-
Wetter weg gehet, begeben ſich die Kraͤ-
hen in die Felder, auff die Mittel-Ruͤ-
cken, ingleichen auf die Wieſen, umb ih-
re Nahrung zu ſuchen, wiewohl ſie ſpar-
ſam zu ſammlen iſt. Die Aelſtern paa-
ren
[365]Februarius.
ren ſich jetzo, und ſuchen den Ort zu bau-
en, nehmen die naſſe Witterung wohl
in acht.


Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung/ in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug und
Hunden.

Er muß im Thier-Garten dem
Wildpraͤth nebſt dem Heu auch klaren
Heckerling und Haber geben, worunter
gute gedoͤrrte Wund-Kraͤuter mit Saltz
vermenget ſind; Zu Ende dieſes Mo-
nats Falcken, Habicht und Sperber ver-
mauſſen laſſen; Das geſponnene Garn
colligiren, damit es deſto zeitlicher dem
Leineweber zum Weben uͤbergeben wer-
de; Die Hunde-Staͤlle warm und rein-
lich halten, ihnen bey gifftigen Nebeln
Theriac unter brauner Butter einge-
ben; Bey Sonnenſchein umb Mittags
taͤglich in Zwinger lauffen laſſen; Heu-
Saamen und Holtz-Erde auf den Wie-
ſen herumb ſtreuen, welches gutes Graß
geben ſoll; Haſel-Pappeln den Pferden
unter das Futter miſchen; Die Weyden
beſtutzen; Das gehauene Holtz umb Licht-
Meſſe raͤumen laſſen, daß hernach das
Holtz wieder wachſen koͤnne; Die Erlen-
Straͤucher auf den Wieſen uͤbern Froſt
glatt abſchlagen; Die Maulwurffshau-
fen aber abſtoſſen, damit die Wieſen rein
ſeyn moͤgen; Vom Lager-Holtz Wein-
pfaͤhle und Plancken ſchlagen laſſen.
Nunmehro wird auch billig aller Vogel-
fang, ſchieſſen und jagen, von der Faſten
an, eyfrig verbothen, weil der Vogel
ſeinen Wieder-Strich genommen; Wo
junge Baͤre verhanden, dieſelben aufzu-
ziehen ſuchen, worbey ſich aber vor der
Alten wohl in acht zu nehmen; Das Wild-
praͤth in Waͤldern bey anhaltendem har-
tem Winter mit Heue fuͤttern, und die
Sauen, weil ſie mager und deſſen benoͤ-
thiget, mit Wild-Obſt und Eicheln, die
Rehe aber, mit Haberſtroh und Ken-
ſter wohl fuͤttern, pflegen und warthen;
Beym friſchen Neuling, oder Spuhr-
Schnee, die Woͤlffe ausmachen, ſtellen
und fangen, weilen ſie vorjetzo dem ma-
gern Wildpraͤth hefftigen Schaden zufuͤ-
gen. Jn dieſem Monat kan man noch
die mittlern und kleinern Hunde im zu-
nehmenden Monden belegen laſſen; Das
vormahlig gehauene Schirr-Holtz zu ei-
nes jeden Nothdurfft aus dem groͤb-
ſten beſchlagen, beſchneiden und zurich-
ten laſſen, damit es hernacher zum Vor-
rath aufgehoben werden, und austrock-
nen koͤnne. Und weiln die Raub-Thie-
re, als Marder, Fiſch-Otter, Katzen und
Jltniß vorjetzo gemeiniglich rantzen,
und deren Baͤlge noch gut ſeynd, ſolche
folgends vertilgen, damit ſie ſich nicht ver-
mehren und kuͤnfftigen Fruͤhling Scha-
den thun koͤnnen. Weiln auch die Raub-
Voͤgel vorjetzo ihren Wieder-Zug und
Strich genommen, muͤſſen ſie durch auff-
geſtellte Habichts-Garne, und Faͤnge
oder Koͤrbe ja fleißig weggefangen wer-
den, ehe ſie ſich begatten, Horſte oder Ne-
ſter machen, und Junge aushecken ſol-
ten. Die Haſel-Huͤhner kan man bey
ihrer Paltz pfeiffen und ſchieſſen; inglei-
chen die Tauben auf den Ruff ſchieſſen.


MARTIVS.


Vermuthliche Witterung.

Dißmahl nimmt die Sonne ihren
Sitz im Widder, es laͤſt aber der ſtren-
ge Winter ſein Schnee-Geploͤdere und
ſtuͤrmiſches Wetter nicht nach, ob gleich
zu Zeiten Sonnenſchein iſt, und veraͤn-
dert ſich nunmehro in regenhaffte Ge-
woͤlcke, zuweilen giebt es auch warme
Mittags-Lufft, und ſchoͤn Wetter; Nun
faͤngt der Fruͤhling zu Ende dieſes Mo-
nats erfreulich an, fein Wetter zu ge-
ben, allein oͤffters nimmt das April-Wet-
ter ſchon ſeinen Anfang.

VEGETATIO der Erden.

Kraͤuter/ und Baͤume.

Als nun der Archæus und die leben-
dige Vegetatio der Erden wiederumb er-
wachet, die Erde von Froſt erlediget,
und voͤllig aufgeſchloſſen iſt, evaporiren
die unterirdiſchen mineraliſchen Duͤnſte:
Das Eyß und der Schnee auf denen Fluͤſ-
ſen und Stroͤhmen zergehet allmahlig;
Der Erden kraͤfftige Vegetatio iſt gleich-
ſam zu ſehen und zu riechen, faſt wie
Baumoͤhl gleichend, da fangen nun ſchon
Z z 3mehr
[366]Martius.
mehr Kraͤuter und Bluͤmlein an ſich wie-
derumb ſehen zu laſſen.


Vom Tangel-Holtz.

Jn dieſem Monat treiben die jun-
gen Tangeln, ſo noch im Safft befindlich
ſind, davon die alten uͤberſtaͤndigen Na-
deln eintzeln herunter fallen, welche der
Wurtzel zum Miſt und Duͤngung dienen
muͤſſen, und ſchieſſen an den Spietzen
der Zweige vornẽ der junge Fruͤh-Jahrs-
Wachs gantz gelb hervor, wiewohl er
noch ſehr kurtz anzuſehen und ſehr weich
ſich befindet, biß nach und nach die Jah-
res-Naͤſſe und Witterung es aus-
treibet.


Vom Laub-Holtze.

Eben dieſe Beſchaffenheit hat es faſt
mit dem Laub-Holtze, wiewohl auff ei-
ne andere Art, dann da der Safft von der
unterirdiſchen Natur ſich in den Stamm
und Zweige ſich gezogen und extendiret
hat, wachſen die Knoſpen, worinnen
Laub und Bluͤthe noch zart verborgen
blieben, je mehr und mehr ſtaͤrcker und
dicker, biß ſie auffbrechen; Das alte Laub,
ſo des Herbſts gefallen, dienet ihm zu
Miſt.


Von Kraͤutern.

Nunmehro mercket man die Guͤtig-
keit der mildreichen Natur ſchon reichli-
cher, wann die lebendige Vegetation der
Erden reviviſciret, und ſich ermuntert,
und da findet ſich ſchon ein mehrers von
Kraͤutern, als fleckigtes Lungen-Kraut,
Pulmonaria maculoſa, Scharbocks-
Kraut, Chelidonium, Aron-Kraut oder
Zehr-Wurtzel, Arum, Dreyfaltigkeit-
Kraut, Viola Tricolor, Teſchel-Kraut,
Burſa Paſtoris, Leber-Kraut, Hepatica,
Creutz-Kraut, Senecium, Schilff, A-
rundo,
Enten-Grieß, Lenticula, und
Graß.


Tages und Nachts Laͤnge.

Weil die Sonne ſchon umb 6. Uhr
11. Minuten auff- und gegen Abend umb
5. Uhr 49. Minut untergehet, iſt der
Tag ſchon 11. Stunden, 40. Minuten
lang, die Nacht aber dauret 12. Stunden,
20. Minuten.


Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.

Nun hoͤhret die unterirdiſche metal-
li
ſche und mineraliſche Vegetatio zu wach-
ſen auff, evaporiret hingegen die Exhala-
tio
zur aufgeſchloſſenen Erde, denen ober-
irdiſchen Vegetabilibus duͤrfftiges Nutri-
ment
zu geben, da mercket man in der
Gruben nicht zu viel Duͤnſte mehr, weil
ſie zugleich empor ſteigen, und des ge-
habten Arreſts entlediget ſind, wo nicht
des Nachts noch die Kaͤlte ſolche von oben
zuruͤck treibet.


Von Thieren und Voͤgeln.

Der Baͤr.

Vorjetzo, wo es ein wenig Thau-
Wetter, und die alte Baͤrin von den Jun-
gen mit ſaugen zu viel tribuliret wird,
gehet ſie aus, denen Jungen etwas
Raubs zu bringen, meiſtens von jungem
Wild oder zahmem Vieh halb lebendig,
daß ſie wuͤrgen, und Blut ſaugen ler-
nen. Der Baͤr hilfft in dieſem Stuͤck
vorjetzo auch rauben, und haͤlt ſeinen
Ausgang faſt mit dem Dachs umb Licht-
meß alter Zeit, wann er aber heimkom-
met, gehet er ruͤcklings in ſeine Hoͤhle,
und gebrauchet Sauerampff, den Ma-
gen wieder zu curiren.


Der Hirſch

Bedienet ſich meiſtens das Heyde-
Krauts, jedoch aber, wo ers haben kan,
der Knoſpen oder rauhen Pappeln, und
Rinden von Aeſpen-Holtze, die ihme
ſonderlich angenehme ſind, und gehet
des Nachts auf die gruͤne Saat, ob ſie
wohl noch kurtz iſt, und wenig Nahrung
giebet, weil aber die Nacht noch lang, ſu-
chen ſie weit und breit herumb. Die
jagdbahren Hirſche, wo ſie anderſt ge-
ſund ſind, muͤſſen in dieſem Monat das
Gehoͤrn werffen. Das Wildpraͤth oder
die Thiere halten ſich noch beyſammen
Trouppweiſe auf, und ſuchen ebenfalls
gemeldter maaſſen dergleichen Nahrung,
Haſel-Pappeln, Brunnen-Kreſſe und
andere geſunde Kraͤuter.


Das Schwein.

Nunmehro ſtreichet das Schwein
weit und breit, und ſuchet ſeine Nah-
rung die gantze Nacht durch, umb ſich
zu ſaͤttigen, weil es einen hietzigen gefreſ-
ſigen Magen hat und an einem Ort al-
leine ſich nicht ſaͤttigen kan: Die Sauen
begeben ſich nach den Bruͤchen, und
warmen Qvellen, ſuchen daſelbſt Brunn-
Kreſſe, Wurtzeln und Kraͤuter, in Man-
gel
[367]Martius.
gel derſelben muͤſſen ſie ſich anderwaͤrts
ausbreiten, das hinterbliebene Feld-Obſt
nachzuſuchen, oder die Hamſter-Neſter
zu viſitiren, darinnen ſie Gedraͤyde fin-
den.


Das Reh.

Die Rehe nehmen ihren Auffent-
halt annoch in den Haar-Weyden-
Straͤuchern, und Werfft, allwo ſie nicht
weit hervor ſich blicken laſſen, ſondern in
denen kleinen Gruͤnden und Wieſen-
Fleckgen, die hervor gruͤnende Kraͤuter,
friſches Graß, und Knoſpen, oder Pap-
peln, junge Holtz-Zweige und Blaͤttlein
zu ihrer Nahrung abklauben.


Der Haſe.

Nun findet man junge lebendige
Mertz- Haſen, welche noch eher tauren,
als die vorigen, weil es ſchon etwas ge-
linder Wetter, die Alten ſitzen in Sturtz-
Aeckern nicht weit von der Saat, weil die
Nacht lang, ſich zu ſaͤttigen, ſie ramm-
len vorjetzo mit den jungen Haͤſinnen
hefftig.


Der Wolff.

Daferne es tieffer Schnee, trauen die
Woͤlffe nicht gar wohl aus ihren groſſen
tiefen Waͤldern heraus zu gehen, aus
Furcht beym friſchen Schnee ſich zu ver-
rathen, und hungern lieber, da es aber
Thau-Wetter, und der Schnee hinweg
iſt, begeben ſie ſich heraus, ihre Nahrung
zu ſuchen. Die Woͤlffin aber bleiben lie-
ber in groſſen Wildniſſen, und werffen
ihre Jungen.


Der Fuchs.

Wann das Eiß beginnet aufzuge-
hen, und die Froͤſche hervor kommen, ge-
hen ſie an die Ufer und freſſen die Froͤ-
ſche, und den Froſchlaͤich; Wanns waͤrmer
worden, und die Erde auffgethauet, ſu-
chen ſie Feld-Maͤuſe, davon gehen ihnen
die Haare aus, und iſt der Balg nichts
nuͤtze, werden auch bißweilen raͤudig, da
laſſen ſie ſich oͤffters Jedermann unver-
ſchaͤmt ſehen.


Der Dachs.

Nunmehro gehet der Dachs fleißig
aus, bey Nacht ſeine Nahrung zu ſu-
chen, jedoch fuͤrchtet er ſich beym Mon-
den-Schein vor ſeinem eigenen Schat-
ten, gehet aber dennoch fort, wann ihn
der Hunger darzu treibet.

Vom Marder und Otter/ Katz
und Jltniß.

Bey dieſen Raub-Thieren iſt bereits
in der Eigenſchafft das noͤthige errinnert,
und nichts zu remarquiren uͤbrig, als daß,
wann ihre Baͤlge gut, ſie zu fangen, bey
deren Vermehrung aber lieber zu ver-
tilgen ſeyen.


Vom Feder-Wildpraͤth.

Das Wald-Gefluͤgel.

Der Auer-Hahn.

Nunmehro geſchiehet zu Anfange die-
ſes Monats die Auer-Hahn-Paltz, und
wird von groſſen Herrn ſehr ſolenniter
mit ſchlaffloſen Naͤchten fleißig celebri-
r
et.


Der Birck-Hahn

Findet ſich allmaͤhlich zu der Ge-
ſellſchafft der Huͤhner, aͤſſet ſich von bir-
ckenen Knoſpen, jungen Rinden und Spi-
tzen.


Das Haſel- Huhn

Begiebet ſich gerne, wo viel Haſel-
Straͤucher zu finden, von deren Zaͤpff-
lein es vorjetzo ſeine Nahrung hat.


Die Wald-Schneppen

Kommen nun duͤrre und mager im
Wieder-Zug zuruͤck; dahero ſie billig mit
ſchieſſen, und fangen zu verſchonen.


Von wilden Tauben.

Nunmehro kommen die wilden
Tauben ſchon haͤuffiger, haben ihr Ge-
heu auf den Baͤumen, fallen Abends
und Morgens auf die gruͤne Saat, und
Saltzlecken, ſonderlich, wann ſie mit A-
nieß gemacht.


Von Krammets-Voͤgeln.

Die Schnaͤrren, Droſſeln und Am-
ſeln paaren ſich fleißig, der Ziemer aber
nimmt ſeinen Strich, daß er Sommers
uͤber wenig oder nicht zu ſehen, nach dem
Gebuͤrge zu, die kleinen Voͤgel hecken
nunmehro auch alle meiſtentheils.


Vom Feld-Gefluͤgel.

Der Trappe.

Vorjetzo kommen die Trappen ſchon
haͤufiger auff groſſe weite flache Felder,
auff die gruͤne Saat, wo ſie nicht geſtoͤh-
ret
[368]Martius.
ret werden, nehren ſich auch von der jun-
gen Bruth kleiner Voͤgel, auch an Ufern
von Fiſchgen und Froͤſchen.


Der Phaſian.

Jn dieſem Monat begeben ſich vor-
jetzo die Phaſianen aus einander, und
paaren ſich, zu Ende dieſes Monats faͤn-
get ſich ihre Paltz an, und waͤhret vier
Wochen. Die Haͤhne kaͤmpffen gewaltig
umb die Huͤhner.


Daß Reb-Huhn.

So bald nur der Froſt aus der Er-
den, und der Schnee von der Sonnen
weggenommen iſt, oder gethauet hat,
findet man die Reb-Huͤhner auf den
Mittel-Ruͤcken der Saat.


Die Wachtel und Lerche.

Auch biß dato iſt von den Wachteln
nichts zu mercken, weil das Winter-Ge-
treyde zwar gruͤn, doch aber noch ſehr
kurtz iſt. Die Lerche ſinget nunmehro
ſchon lieblich.


Von Waſſer-Voͤgeln/

Als Gaͤnſen/ und Enten/ Blaͤſſen
und Kiebitzen.

Nachdem nunmehro durch die Son-
nen-Krafft und Wuͤrckung mit Huͤlffe
des erwachenden Archæi, und warmen
Evaporirung das bißhero auf Seen und
Teichen, Fluͤſſen, Stroͤhmen und Waſ-
ſer-Baͤchen erſtarrte Eiß zergehet, und
zerſchmeltzet, ſo kommen die ſaͤmmtlichen
Waſſer-Voͤgel ſchon hauffiger gezogen,
ſich nicht alleine auf die Waſſer ihrer Na-
tur nach zu begeben, ſondern auch ihre
Nahrung von jungem Graß, Waſſer,
Linſen, Froͤſche, Fiſchgen/ und Nattern
zu ſuchen: Wann die Seen noch zu, be-
geben ſich die Gaͤnſe nach denen groſſen
Bruͤchern; Die Enten aber auf Fluͤſſe
und Stroͤhme, wo das Eiß offen: Die
Kiebitze hingegen auff Wieſen, nach den
Wuͤrmern.


Von dem Raub-Befluͤgel/

Als dem Habicht und Sperber.

Da des vorigen Monats meiſt dieſe
Raub-Voͤgel ſich zu begatten anfangen,
geſchiehet zuweilen vieles Kaͤmpffen und
Beiſſen wegen des Weibleins, welches
Maͤnnlein aber Meiſter wird, darbey blei-
bet das Weiblein.


Kraͤhen und Aelſtern.

Nun begatten ſich die Kraͤhen mit
einander, ſuchen ſich Neſter auff hohen
Baͤumen in Gaͤrthen, Wieſen und Buͤ-
ſchen zu machen, legen drey biß vier Eyer,
woruͤber ſie 21. Tage bruͤthen, ehe ſie
auskommen; Die Aelſtern bruͤthen nun
ſchon Wechſelsweiſe, da ſie vorhero ihr
Neſt ſicher vor Sturm-Wetter ge-
machet.


Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug
und Hunden.

Jn dieſem Monat muß der Jaͤger
die Thore oder Oeffnungen, Loͤcher und
Fenſter-Laden des Zeug-Hauſes oͤffnen,
damit der Mittags-Wind durchſtreichen,
und den Jagd-Zeug, als Tuͤcher, Gar-
ne, Netzen, Lappen, Wagen und Ka-
ſten von der Winters Feuchtigkeit aus-
drocknen moͤge; Das Gewehr der Ruͤſt-
Kammer ebenfalls beſichtigen, und aus-
putzen laſſen, weil es des Winters der
Roſt angegriffen; Die Pferde- und Hun-
de-Staͤlle oͤffnen, damit die boͤſe Feuch-
tigkeit exhalire; Stutten in Æquinoctio
beſcheelen laſſen; Jm wachſenden Mon-
den die lebendige Hecke ausbeſſen laſſen;
Linden-Baſt zun Vogel-Thonen ſamm-
len; Sobald in die Erde zu kommen,
den Wild-Acker in der Heyde mit zeitli-
cher Saat beſchicken, das Wild dahin zu
diſponiren; Denen Leine-Webern das
Garn bey zeiten zu wuͤrcken uͤbergeben,
damit die Leinewand zu Tuͤcheꝛn deſto zeit-
licher fertig und mit Nutzen zur Hirſch-
Feiſt im Auguſto, und nachgehends im
Herbſt zur Schwein-Hatz koͤnne gebrau-
chet werden; Gleicher geſtalt den Hanff
dem Seyler auszuhecheln geben, wor-
aus ſie Leinen, Netzen, und Garne ſtri-
cken, weiln ſie Sommers durch warm
trocken Wetter zu ſpinnen Zeit genung
haben, damit alles zu rechter Zeit fertig
werden koͤnne; Die Schaaffe in den
jungen Wiederwachs einzutreiben ver-
biethen, weil ſie die zarten Ausſchoͤßlin-
ge ſchaͤdlich abbeiſſen. Jetzt kan man auch
Tangel-Holtz ſeen, des Herbſts aber iſt
es beſſer; Auf den Jaͤger-Hoff, unweit
des Kellers, an beliebige Orte einige
feine
[369]Martius.
feine junge Linden im zunehmenden
Monden ſetzen laſſen, unten aber mit ei-
nem Zaͤunlein wohl verwahren. Zu
Anfange dieſes Monden wird dann und
wann ein Rammler-Haſe, daferne er zu
erkennen, der Artzney wegen geſchoſſen.
Die Schnepffen kommen vorjetzo im
Wieder-Strich zuruͤck auff ſumpffigte
Wieſen, wo viel Kuͤhfladen auff Vieh-
Trifften ſind; Werden im Flug geſchoſ-
ſen, oder in Lauff-Thonen gefangen.
Nun kommen die Gaͤnſe und Enten,
da das Waſſer offen, man ſchieſſet ſie
aber nicht gerne, auſſer die eintzelne En-
trichte, auch die Kiebitze. Jn dieſem Mo-
nat ſchieſſet man noch Haſel-Huͤhner,
und Tauben auff den Ruff. Theils
Orten iſt vorjetzo der Auer-Hahn-Paltz
noch; Der Birck-Hahn-Paltz aber faͤn-
get ſich kaum erſtlich an. Die abgeworf-
fenen Geweyhe oder Hirſch-Stangen,
ſo in den Vor-Hoͤltzern gefunden wer-
den, koͤnnen gebrannt, und zur Artzney
gebrauchet werden. Jngleichen kan
man Bircken-Waſſer im zunehmenden
Monden ſamlen, ſolches iſt heilſam zu
gebrauchen. Die Trappen kommen nun-
mehro auff flache Felder, und werden
mit Karren-Buͤchſen geſchoſſen. Jetzo
iſt die Phaſanen-Paltz angangen und die
Reb-Huͤhner paaren ſich auch. Die
geworffenen jungen Hunde ſind mit Fleiß
vor Kaͤlte zu bewahren.


APRILIS.


Vermuthliche Witterung.

Die liebe Sonne hat vorjetzo im
Stier ihre Wirckung, da nunmehro die
geruhete Natur durch den Fruͤhling die
geſchloſſene Erde oͤffnet, und alle Vege-
tabilia
wiederumb renaſciren muͤſſen,
das Wetter aber iſt unbeſtaͤndig, kalt
und naß, mit Sonnenſchein, Wind,
Schnee und Regen vermiſchet, dahero
dieſe Feuchtigkeit nunmehro alles Gruͤne
herauslocket, worzu die Sonne das ih-
re auch contribuiret, manchmahl aber
ſind die ſpaͤthe Froͤſte hinderlich.


VEGETATIO der Erden.

Kraͤuter und Baͤume.

Was auch der vorige Monat et-
wan vergeſſen, oder zuruͤck gelaſſen, er-
oͤffnet die ſonderbahre wunderliche Wit-
terung und Eigenſchafft dieſes Monats.
Es ſchlaͤget nun alles aus und gruͤnet in
feuchten Gruͤnden angenehm und er-
freulich wieder, die Dornen und Diſteln
kommen gleichfalls hervor, und erwecket
jetzige Jahres-Zeit vermiſchte feuchte
Witterung alles auszukaͤumen, damit es
in kuͤnfftigem Monat deſto vollkommener
dargeſtellet werde.


Vom Tangel-Holtz.

Wann ſpaͤthe Nacht-Froͤſte kom-
men, ſo erfrieren gemeiniglich die zarten
Jahr-Wachſe gar leichtlich oder werden
verhindert, dieſes Jahr ihre vollkomme-
ne Groͤſſe zu erlangen; Sonſt aber trei-
bet der naſſe April den jungen Jahr-
Wachs gantz gelb und zart faſt Fingers
lang heraus, jedoch ſehr ſchwach, daß er
ſich krumb beuget, und nicht gerade ſte-
hen kan, biß ihn die Sonne ſtaͤrcker er-
haͤrtet, und gruͤner faͤrbet.


Vom Laub-Holtz.

Anfangs ſind die Knoſpen bey den
harten Froͤſten eben auch dieſer Gefahr
unterworffen, daß ſie gar leichte erfrie-
ren, weil aber die vorſichtige Natur ſie
wohl verwahret hat, geſchiehet es ſelten,
vielmehr treibet die jetzige Feuchtigkeit
die Knoſpen nunmehro mit Gewalt ſtaͤr-
cker, daß ſie zu Ende deſſen ſich auffthun,
und ihre angenehme gruͤne Farbe er-
blicken laſſen, unter welchen die Bircke
ſolches am erſten thut.


Von Kraͤutern.

Nunmehro wachſen ſchon haͤufigere
Kraͤuter, als die Braunelle, Prunella,
weiß Wunde-Wurtzel, Helleborus al-
bus,
weiß Wurtzel-Kraut, Polygona-
tum,
weiß Bieber-Klee, item Biebernell,
Pimpinella, Sauerampff, Acetoſa,
Sterck-Kraut, Antirrhinum, Fette Hen-
ne, Craſſula, Baͤr-Sanickel, Auricula
Urſi,
Berg-Muͤntze, Mentha montana,
Gaͤnſerich, Anſerina, Maͤuß-Oehrlein,
Piloſella, Glied-Kraut, Sideritis, Haſen-
Oehrlein, item Hirſch-Heyl-Wurtzel,
Libanotis.


Tages und Nachts Laͤnge.

Jndem die Sonne nun ſchon umb
5. Uhr, 9. Minute auffgehet, und umb
A a a6. Uhr
[370]Aprilis.
6. Uhr, 50. Minute niedergehet, iſt der
Tag 13. Stunden, 35. Minuten, die Nacht
aber hingegen nur 10. Stunden, 50. Mi-
nuten lang, doch kan ein geſunder Menſch
gar wohl ausſchlaffen.


Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.

So lange es nun oben auff Erden
noch kalt iſt, ſo lang waͤhret zu gleicher
Zeit die unterirdiſche Waͤrme, weiln die
Kaͤlte die auffſteigende Vapores der mi-
nerali
ſchen mercurialiſchen Duͤnſte, wel-
che exhaliren wollen, jedesmahl zuruͤck
treibet, daß ſie abermahls ihre vorige
unterirdiſche Wohnung wider Willen
nehmen muͤſſen, und nunmehro contri-
buir
et voͤllig die unterirdiſche Krafft der
oberirdiſchen Erde.


Von Thieren und Voͤgeln.

Der Baͤr.

Wann die jungen Baͤre an der al-
ten Baͤrin der Mutter fleißig ihre Milch
geſogen haben, und etwas lauffen koͤn-
nen, kriechen ſie herauſſer, und ſuchen
ſich auch Nahrung, als junge Voͤgel und
Maͤuſe, auch wo ſonſt nichts vor ſie zu
finden, einige Kraͤuter und Wurtzeln
hervor, die Alten gehen nun beyde wech-
ſelsweiſe weit aus nach ihrer Nahrung,
ſuchen Fiſche, zerſtoͤhren die Ameyß-Hau-
fen in den alten Stoͤcken zu ihrer Artz-
ney.


Der Hirſch.

So bald der Hirſch ſein Gehoͤrn ge-
worffen, ſetzet ſich die neue Materie an
demſelben Ort, und qvillet von Tage zu
Tage je laͤnger je hoͤher auf, welches die
vorſichtige Natur vor dem ſchlackerigten
April-Wetter, und der rauhen kaltẽ Lufft
mit einem Haͤutlein verwahret, und dieſes
werden die Hirſch-Kolben genannt, zu
dieſer Zeit nimmt er ſich wohl in acht,
dieſelbigen nicht zu verletzen, oder anzu-
ſtoſſen, und nimmt ſeinen Stand in das
junge Dickigt oder Gehaͤue. Zu dieſer
Zeit vertheilen ſich die Hirſche und das
Wild, wegen der neu auffwachſenden
Frucht-Felder, und gruͤner Saat, in an-
dere Gehoͤltzer, ihren Stand ohnweit der
Felder zu ſuchen; Die gemeinen Hirſche
werffen in dieſem Monat ihr Gehoͤrn ab,
die Natur reiniget das ſcorbutiſche Ge-
bluͤt, woraus die Enderlinge wachſen, wel-
che von den Tholen ausgehacket werden.

Das Schwein.

Vorjetzo gehet das Schwein weit und
breit in die Frembde, was es unterwe-
gens zur Zehꝛung antrifft, bedienet es ſich,
als uͤberbliebene Eicheln und Buch-Maſt,
Haſel-Nuͤſſe, Erd-Wuͤrmer, Farren-
Wurtzel, Schnecken, kleine Fiſchgen, und
dergleichen mehr, die Sauen aber ſuchen
ſich, jede ein abſonderlich beqvemes La-
ger aus, ihre Friſchlinge zu ſetzen, und ſich
nahe bey denenſelbigen zu nehren, dieſel-
be zur Zeit der Noth zu ſchuͤtzen, auch vor
den Raub-Thieren zu bewahren.


Das Reh.

Jetzo vertheilen ſich die Rehe ſchon wei-
ter von einander in die hin und wieder
abgelegene Vorhoͤltzer, und neu ausge-
ſchoſſene Sproͤßlinge, oder Jahr-wachs
in junge Gehaͤue an die Ecken, gehen zu
Nacht auf die gruͤne Saat, davon ſie ih-
re Nahrung nehmen. Der Reh-Boͤ-
cke Gehoͤrngen iſt nunmehro meiſtens
vollkommen auffgeſetzet, und ſchlagen
oder fegen es in Wieſen.


Der Haſe.

Nunmehro gehet der Haſe ungeſcheu-
et Abends und Morgens auf die gruͤne
Saat, welche des Monats vorhero ge-
rammlet, ſetzen ihre Jungen in Wieſen,
Felder, Hecken und altem Graß, die
Rammler ſind vor Geilheit ſehr unruhig,
und lauffen ihrer ſehr viel hinter einer
Haͤſin her.


Der Wolff.

Weiln das Vieh nunmehro meiſt aus-
getrieben wird, und da die Erde das
Graß hervor treibet, und die Sonne hoͤ-
her ſteiget, ſich verneuert, und friſches
Fleiſch krieget, werden die Woͤlffe unge-
mein begierich darnach zu ſuchen, in den
Vorhoͤltzern die Kaͤlber, Ziegen, und
Schafe zu betriegen. Die junge Woͤlffin-
nen werffen zu Anfang dieſes Monats.


Der Fuchs.

Der liſtige Fuchs iſt nunmehr genung
verſichert, daß ihn kein Menſch verlan-
get, weiln er von ſeiner Hurerey, oder
ſeinem Rollen ſo mager geworden, daß
nichts an ihme, als Haut und Knochen,
der Peltz auch gantz zerlumpet, und zott-
licht, ja die Haut raͤudig und ſchaͤbicht iſt,
wird demnach verwegen die Huͤhner und
Gaͤnſe zu viſitiren.


Der
[371]Aprilis.
Der Dachs.

Jetzo gehet der Dachs doch ſchon et-
was zeitlicher des Nachts aus ſeinem
Bau, ſeine Nahrung zu ſuchen, jedoch
nach des Wetters Beſchaffenheit, und Ab-
und Zunehmung des Mondens, die Daͤch-
ſin iſt nunmehr ziemlich dick, und præpa-
rir
et ſich zum Setzen.


Vom Marder und Otter/ Katz/
und Jltniß.

Von dieſen Raub-Thieren iſt bereits
in der Eigenſchafft das noͤthige errinnert,
und nichts zu remarquiren uͤbrig, als daß,
wann ihre Baͤlge gut, ſie zu fangen, bey
deren Vermehrung aber ſie lieber zu ver-
tilgen ſind.


Vom Feder-Wildpraͤth.

Das Wald-Gefluͤgel.

Der Auer-Hahn.

Nach der Auer-Hahn-Paltz abſenti-
r
et ſich ein jedes Huhn, nach ſelbſt beliebi-
gem ausgeſuchtem Ort ſich ein Neſt zum
kuͤnfftigen Bruͤthen ſorgfaͤltig zu ma-
chen.


Der Birck-Hahn.

Dieſer Birck-Hahn hingegen haͤlt
nunmehro erſt ſeine Paltz, da die birckene
Knoſpen ſich eroͤffnen.


Das Haſel-Huhn.

Jetzo leget das Haſel-Huhn Eyer,
und bruͤthet in drey Wochen aus, erziehet
ſeine Jungen heimlich, und unvermer-
cket.


Die Wald-Schnepffen

Suchen auf Wieſen und Bruͤchern
zarte Wuͤrtzlein und Wuͤrmer, wiewoh-
len ſie davon noch ſchlechte Nahrung ha-
ben koͤnnen.


Von wilden Tauben.

Jn dieſem Monat ſind die Tauben
noch zu ſchieſſen, und wann ſie Abends
und Morgens auf die Saat-Felder flie-
gen, und ſich paaren, auch nach dem Ruff
auf einen Baum ſich locken laſſen, am be-
ſten zu betriegen.


Von Krammets-Voͤgeln.

Nunmehr ſitzet dieſer Vogel in der
beſten Leg- und Bruͤth-Zeit, da er vor al-
len Dingen mit allem Schieſſen und Fan-
gen verſchonet, die Eyer nicht genom-
men, noch die Neſter verſtoͤhret werden
ſollen, weil nunmehro die rechte Bruͤth-
Zeit kommen, ſich zu vermehren.


Vom Feld-Befluͤgel.

Der Trappe.

Jn dieſem Monat bruͤthet der Trap-
pe, nachdem er ſich eine ſchlechte Grube
in Sand gemachet, ſeine Jungen in vier
Wochen aus, und da er verſtoͤhret wird,
traͤget er die Eyer unterm Halß oder
Fluͤgel eine ziemliche Ecke weiter weg.


Der Phaſian.

Jm Anfang dieſes Monats waͤhret
die Paltz noch, und zu Ende deſſelben le-
gen die Huͤhner ihre Eyer, wornach die
Kraͤhen, und Aelſtern ſolche zu rauben,
ſehr begierich ſind, die Haͤhne ſind nach
der Paltz mager, und haben abgenom-
men.


Das Reb-Huhn.

Jetzo legen die Reb-Huͤhner ihre
Eyer, daferne ſie nicht verſtoͤhret wer-
den, und bruͤthet ein jedes Huhn beſon-
ders in drey Wochen aus; Die Kraͤhen
und Aelſtern rauben aber meiſtens die
Eyer.


Die Wachtel und Lerche.

Von der Wachtel Ankunfft iſt noch
nichts zu vermercken, die Lerche aber, nach-
dem ſie ſich vorigen Monats begattet, bruͤ-
thet nunmehro, wie andere kleine Voͤgel.


Von Waſſer-Voͤgeln/

Als Gaͤnſen und Enten/ Blaͤſſen
und Kiebitzen.

Da nunmehro alles Gewaͤſſer uͤberall
offen worden, und das Eiß gantz hinweg
und ſich verlohren hat; So kommen die
Gaͤnſe von warmen Bruͤchern auf groſſe
und weite Seen, und paaren ſich zu An-
fang dieſes Monats. Die Enten zerthei-
len ſich von einander, und paaren ſich,
theils noch in vorigem Monat, theils
vorjetzo auf offenen Stroͤhmen, Teichen,
und Waſſern, ja offte auff kleinen ſchlech-
ten Lachen oder Pfuͤtzen. Die Blaͤſſen
flanqviren ohne groſſen Flug flach uͤberm
Waſſer hin; Die Kiebitzen, die ſich ſchon
vorigen Monats begattet, legen Eyer, die
ſie ſelbſt verrathen, und nach Menſchen
A a a 2und
[372]Aprilis.
und kleinen Hunden hefftig fliegen und
ſtoſſen.


Vom Raub-Befluͤgel/

Als dem Habicht und Sperber.

Nachdem ſich die Raub-Voͤgel nun be-
gattet, haben ſie Eyer, meiſtens 2. 3. biß 4.
welche ſie in 14. Tagen ſorgfaͤltig ausbruͤ-
then, da eines das andere abloͤſet, das
ledige indeſſen nach dem Raub ausflie-
get.


Kraͤhen und Aelſtern.

Nach abgelegter Bruth, welche in
vorigtem Monat wechſelsweiſe geſche-
hen, bringen ſie meiſt 3. biß 4. Junge, wel-
che ſie fleißig in acht nehmen. Dieſe Kraͤ-
hen thun der Sommer-Saat Schaden.
Ebenfalls haben die Aelſtern jetzo 3. biß 4.
Junge ausgebracht, hernach weniger.


Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug und
Hunden.

Er muß fleißig antreiben, daß dieje-
nige Leinewand, welche zu Tuͤcher-Lap-
pen gemachet wird, fein bald verfertiget
werde, damit ſie kuͤnfftigen May zeit-
lich gebleichet werden kan; Die Pferde
und Hunde purgiren; Die Daͤcher aus-
beſſern laſſen, Truth- Huͤhner beſetzen
und Phaſian-Eyer unterlegen, auszu-
bruͤthen: Die Hecken ausbeſſern laſſen,
wo etwas ausgangen ſeyn moͤgte, dieſel-
be mit Miſt-Pfuͤtzen-Waſſer fleißig be-
gieſſen. Die Rauppen-Neſter zu vertil-
gen bedacht ſeyn; Maulwuͤrffe fangen
laſſen, welche den Wieſen mit Auffwerf-
fen Schaden thun. Die Falcken, Ha-
bichte und Sperber nach vorbeſchriebe-
ner Art wegfangen; Das Wildpraͤth
muß im Thier-Garthen beym Nach-
Winter zu fuͤttern mit Fleiß beſorget
werden, weiln das andere Wild in Waͤl-
dern noch eher in ſeiner Freyheit was
finden kan, als das arme eingeſperrte
Wild. So bald man den Kuckuck hoͤh-
ret, duͤrffen die Schaaffe nicht wieder in
die Wieſen kommen. Das junge Wild,
und Eyer ausnehmen ſoll bey ſcharffer
Straffe verbothen werden. Die Schaͤ-
fer muͤſſen die Hunde am Strick fuͤhren,
ſonſt freſſen ſie leicht junge Haſen und
Rehe, oder verſtoͤhren die Voͤgel in der
Bruth, ſo ſie rumb lauffen: Der Bau-
ren Hunde werden gekleppelt, ſicherer
aber an der Kette angeleget. Denen
Hauß-Katzen, ſo im Felde zu mauſſen
gewohnet, ſchneidet man die Ohren ab,
ſo bleiben ſie daheime und mauſſen deſto
fleißiger im Hauſe, weil ihnen im Gra-
ſe der naſſe Thau in die Ohren faͤllet, wel-
ches ſie nicht wohl leyden koͤnnen. Der
ſaugenden Huͤndin, welche Jungẽ bekom-
men, muͤſſen fleißig Milch-Suppen des
Tages drey biß viermahl gegeben wer-
den, weil die Jungen ſie genung abzehren.
Die Graͤntzen und Mahl-Haufen mit
der Nachbahrſchafft ſollen richtig verneu-
ert, und, wo Jrrungen verhanden, in
der Guͤthe beyzulegen geſuchet werden.
Wann das Laub ausgeſchlagen, ſind
die Saltz-Lecken anzurichten. Die Birck-
Hahn-Paltz waͤhret nun am hefftigſten,
wann die Bircke das Laub wie ein
Sechspfenniger groß hat, alles andere
Wild aber und ſaͤmmtliches Gefluͤgel
iſt billig zu ſchonen, weil es ſich vermeh-
ret, auch gantz mager iſt. Die Tauben
werden noch eintzeln auff den Ruff ge-
ſchoſſen, iſt aber Schade, weil ſie ſich paa-
ren, ſind auch mager. So bald der Dorn-
Strauch gruͤn worden, erſcheinet die lie-
be Nachtigall, und laͤſſet ſich angenehm
hoͤren. Bey veraͤnderlichem Wetter will
der Kuckuck nicht recht dran, biß die Bir-
cke voͤllig gruͤn, und der Haber aufge-
gangen. Die Phaſan-Eyer werden durch
Truth-Huͤhner ausgebruͤtet, Aelſtern
und Kraͤhen fleißig geſchoſſen, und ge-
fangen, auch ihre Neſter zerſtoͤhret, weil
ſie die Eyer haͤuffig wegrauben. Die Kol-
ben-Hirſche werden zur Artzeney offt ge-
ſchoſſen, wo ſie haͤuffig ſind. Sonſt iſt
das Wild voll Enderlinge, und gar nichts
nuͤtze zu genieſſen.


MAJVS.


Vermuthliche Witterung.


Jn dieſem Monat wuͤrcket die liebe
Sonne ſchon hoͤher in dem himmli-
ſchen Aſpect der Zwillinge, da die Ve-
getatio
der Erden, Kraͤuter und Baͤume
durch Influenz der Geſtirne ſchon kraͤff-
tiger
[373]Majus.
tiger zu vermercken. Das Wetter iſt
Anfangs kuͤhle, lufftig, mit Regen und
Schloſſen vermiſchet, truͤbe Wolcken und
zuletzt Donner, wodurch die Erde frucht-
bar wird, woferne nicht wiederumb der
Froſt Schaden thut.


VEGETATIO der Erden.

Kraͤuter/ und Baͤume.

Nunmehro zeigen ſich die lieben
Kraͤuter allen lebendigen Creaturen
zu Dienſte, wiewohl dieſelben unterſchied-
lich, und einige ſchon ziemlich heraus, an-
dere dargegen noch klein ſind: Auch fan-
gen die Geſund-Qvellen und Waſſer-
Spruͤnge jetzo an, ſich zu reinigen, und
gleichſam das unreine Gebluͤt zu ſaͤu-
bern.


Vom Tangel-Holtz.

Vorjetzo wird das junge Tangel-
Holtz an den aͤuſerſten Zweigen oder an-
genehmen Fruͤh-Jahr-Wachs ſchon ſteif-
fer und gruͤnlichter, der junge Anflug
auff der Erden zeiget ſich auch erfreulich
und wird, da er noch jung und zart, ob
er gleich bittern Geſchmacks, dannoch
von wilden und zahmen Thieren abge-
biſſen, welches ihn am kuͤnfftigen Wachs-
thum und daß er zu keiner Hoͤhe kom-
men kan, hindert.


Vom Laub-Holtze.

Sobald die Knoſpen aufgebrochen,
zeigen ſich mit Freuden die lang verbor-
genen geweſenen angenehmen gruͤnen
Blaͤtter und ſchlagen vollkommen aus,
ſchmuͤcken ſich mit Laub und Bluͤthen,
daß alſo alles gruͤn, und angenehm mit
Luſt anzuſehen iſt; Jngleichen ſind auch
die jungen Som̃erlatten, oder der Wie-
derwachs recht erfreulich, wiewohl das
Wildpraͤth ihnen haͤuffigen Schaden
thut.


Von Kraͤutern.

Vorjetzo iſt der kraͤfftigſte Anfang
aller Kraͤuter, welche denen lebendigen
Creaturen zur Geſundheit dienen, und
wachſen nunmehr die lieben Majen-
Bluͤmlein, Lilium convallium, Baldri-
an, Valeriana, weiſſer Diptam, Fraxi-
nella,
Je laͤnger, je lieber, Matriſylva,
Stechende Winde, Smilax aſpera,
Schaaffs-Garbe, Millefolium, Schlan-
gen-Zuͤnglein, Ophiogloſſum, Knaben-
Kraut, Fabaria, Wegerich, Plantago, Eim-
beer, Herba Paris, Thorant, Antirrhi-
num,
Bethonien, Betonica, Schlangen-
Kraut, Biſtorta, See-Blumen, Nym-
phæa.


Tages und Nachts Laͤnge.

Jetzo gehet die liebe Sonne ſchon um
4. Uhr, 33. Min. auff; Hingegen Abends
umb 7. Uhr, 27. Minut nieder; Da-
hero alſo der Tag 14. Stunden, 55. Mi-
nuten lang geworden; Die Nacht aber
9. Stunden, 9. Minuten verblieben.
Da heiſt es 7. Stunden Schlaff iſt am
geſuͤndſten, oder ſeptem horas dormiſſe,
ſat eſt juvenique ſenique.


Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.

Nun ſteigen die unterirdiſchen Hu-
mores
und Vapores mit Macht herauff,
ihres Schoͤpffers Befehl vollends zu be-
ſchleunigen, und denen bißherigen ent-
ſchlaffenen Vegetabilibus neue Krafft zu
erwecken, da vereiniget ſich maͤhlich die
unterirdiſche Waͤrme, und bleibet tempe-
rir
et, des Nachts aber mercklich waͤr-
mer, als bey Tage, weiln die Sonne
entfernet, die kalte Nacht aber per Re-
percusſionem
nichts exhaliren laͤſſet.


Von Thieren und Voͤgeln.

Der Baͤr.

Zu jetziger Zeit pflegen die jungen
Baͤre ſchon etwas weiter auszugehen,
als in vorigtem Monat, was ſie von den
Alten bekommen, iſt doch noch zur Zeit
ihre beſte Nahrung, und nehmen alles,
was fleiſchich iſt, gerne an, dann verzeh-
ren ſie es alle zuſammen, weil ihr Fan-
gen noch nicht recht angehen will; Die
Alten viſitiren indeſſen die wilden Bie-
nen in hohlen Baͤumen, oder die Hum-
mel-Neſter; Und weil ſie im Winter-
Lager vom dicken Gebluͤt faſt blind wor-
den, ſtechen ſie die Hummeln, daß es
ſchweiſſet, und ihnen hilfft; Zu Aus-
gang dieſes Monats lauffen die Baͤrin-
nen aus Geylheit, und treten in die
Brunfft, alsdann ſind ſie ſehr boͤſe.


Der Hirſch.

Jn dieſem Monat purgiret ſich der
Hirſch ſowohl mit geſunden Kraͤutern,
als guten Qvellen, weil die Natur zu
dieſer Jahres-Zeit allen lebendigen und
lebloſen Creaturen eine gantz erneuern-
A a a 3de
[374]Majus.
de Krafft mildiglich mittheilet, und die
Sonnen-Strahlen alle Vegetation der
Erden herauslocken. Die geringe Hir-
ſche muͤſſen das Gehoͤrn abwerffen; Sie
bedienen ſich auch in dieſem Monat der
Saltz-Lecken und wie die Sonne hoͤher
ſteiget, und waͤrmer wird, auch gutes
Geaͤß verhanden, alſo waͤchſer ihme auch
das Gehoͤrn auff. Die alten Thiere ſe-
tzen nunmehro die Kaͤlber an ſtillen ſiche-
ren Oertern, und laſſen dieſelben taͤglich
fleißig ſaugen, ſie auffzuziehen, aus de-
nen Hirſch-Kolben wird in dieſem May-
Monat eine treffliche Artzney diſtilliret.


Das Schwein.

Nunmehro ſetzen die Sauen oder
Bachen in dieſem Monat auch ihre jun-
ge Friſchlinge, welche wann ſie zur Welt
gebohren, ſchwartz und weißlich geſtreif-
fet ausſehen und gleich mit der alten Ba-
che hin und wieder lauffen koͤnnen, und
wann die alte waldbrauſet, ſtieben ſie
augenblicklich von einander, ſich in Schilff,
Laub oder Graß zu verſtecken, und lauren
ſo lang, biß die alte ein Zeichen giebt;
Sie laͤſſet ſie jetzo fleißig ſaugen, dieſelbe[n]
groß zu erziehen, und brechen jetzo ſehr
nach Wurtzeln und Kraͤutern.


Das Reh.

Nunmehro befinden ſich die Rehe
gemeiniglich bey geſunden Qvellen, Wur-
tzeln und Kraͤutern, in verborgenen ab-
gelegenen kleinen Vor-Hoͤltzern und Feld-
Buͤſchen in ſchoͤnen Gruͤnden, weshal-
ben ſie auch ihre Jungen ſetzen, und die-
ſelben aufs beſte ſicher verwahren, laſſen
ſich anjetzo aufs Blatt locken, weil ſie
meynen, ihre Jungen ſchreyen. Jn die-
ſem Monat faͤrben ſie ſich roth und haͤ-
ren ab.


Der Haſe.

Nunmehro findet man die Haſen
allerſeits, weil die Naͤchte kurtz ſind, auf
der gruͤnen Saat in den Rehnen oder
Scheidlingen gedruckt liegen, damit ſie
nicht ſo weit zur Saat nach ihrer Nah-
rung lauffen duͤrffen, und druͤcken ſich
hart an geringe Oerter ſehr flach, bedie-
nen ſich der Kraͤuter.


Der Wolff.

Nunmehro reinigen ſich die Woͤlffe
von allem innerlichen Unrath, ſo in ih-
rem Magen und allem Eingeweyde biß-
her geweſen, durch Kraͤuter und Graß,
thonigte Erde und Sand, davon ihnen
die Haare ausgehen, auch oͤffters, wie die
Hunde, raͤudig werden, bey der Lamm-
Zeit thun ſie dem Schaaf-Vieh und den
Laͤmmlein groſſen Schaden, rauben auch
Hirſch-Kaͤlber, Rehe und Friſchlinge.


Der Fuchs.

Nunmehro werffen die alten Fuͤch-
ſinnen ihre Jungen in bergichte Winter-
Baͤue, tieffe Felſen-Loͤcher oder unter
Wind-Wuͤrffe untern Wurtzeln in der
Erde, und wird die alte Fuͤchſin nun-
mehro ſo treuſte, daß ſie am hellen Tage
Gaͤnſe und Huͤhner ungeſcheuet raubet,
ihren Jungen Nahrung genung zu ſchaf-
fen, weil ſie mager iſt, ſo hazardiret ſie ihr
Leben, aus Liebe zu ihren Jungen.


Der Dachs.

Die alten Daͤchſinnen jungen
nunmehro in dieſem Monat, und ver-
bergen ihre Frucht, deren gemeini-
glich drey biß viere ſind, ſorgfaͤltig in dem
in ihrem Bau mit Mooß warm gefuͤt-
terten Keſſel, und ſaͤugen dieſelben.


Vom Marder und Otter/ Katz
und Jltniß.

Von dieſen Raub-Thieren iſt bereits
in der Eigenſchafft das noͤthige errinnert,
und nichts zu remarquiren uͤbrig, als
daß, wann ihre Baͤlge gut, ſie zu fangen,
bey deren Vermehrung aber lieber zu
vertilgen ſeyn.


Vom Feder-Wildpraͤth.

Das Wald-Gefluͤgel.

Der Auer-Hahn.

Jn dieſem Monat leget die Auer-
Henne Eyer, und ſitzet fleißig daruͤber,
daß dieſelben nicht erkaͤlten ſollen, bruͤ-
thet auch ſie meiſt in vier Wochen aus,
wo ſie nicht darvon verſtoͤhret wird.


Der Birck-Hahn.

Nach der Birck-Hahn-Paltz abſen-
tir
et ſich das Huhn ebenfalls, zur kuͤnff-
tigen Bruth ſich ein Neſt auszuſehen.


Das Haſel-Huhn.

Deſſen Jungen werden vermuthlich
durch Ameiß-Eyer ſorgfaͤltig ernehret
und aufferzogen.


Die Wald-Schnepffen.

Nunmehro vertheilen ſich dieſelben
ohne
[375]Majus.
ohne, daß man weiß, wohin, weiln man
die Natur nicht gaͤntzlich auslernen
kan.


Von wilden Tauben.

Nunmehro darff man den wilden
Tauben nichts mehr thun, oder ſie ver-
ſtohren, weil ſie eben in der Bruth be-
grieffen, mager und zehe ſind, auch Scha-
de iſt, eine gantze Bruth oder zwey zu ver-
derben.


Von Krammets-Voͤgeln.

Nunmehro haben die Voͤgel ihre
Jungen, weshalben ſolche mit allem
Fleiß zu ſchonen, und die Vermehrung
nicht zu verhindern, und iſt vornehmlich
der Jugend das Vogel-Neſter ausneh-
men, mit allem Ernſt ſcharff zu verbie-
then, auch darauf ein wachſames Auge
noͤthig.


Vom Feld-Befluͤgel.

Der Trappe.

Nachdem die jungen Trappen aus
den Eyern gekommen und ein wenig er-
wachſen ſind, pfleget ſolche die Alte in die
nechſte erwachſene Feld-Fruͤchte zu fuͤh-
ren, und dieſelben zu verſtecken, damit
ſie Niemand finden ſolle.


Der Phaſian.

Nunmehro geſchiehet die Bruth,
und koͤnnen die alten Huͤhner in drey
Wochen leicht ausbruͤthen, gemeiniglich
geſchiehet es in altem Graß, Farren-
Kraut und dergleichen, die Jungen ſo
bald ſie aus den Eyern, verlauffen ſich,
wie die Mauſe.


Das Reb-Huhn.

Wann das Bruͤthen gluͤcklich iſt,
und die Eyer nicht geraubt werden, ha-
ben die Reb-Huͤhner nunmehro Jun-
gen, ſonſt aber paaren ſie ſich aufs neue,
noch einmahl ſich zu vermehren.


Die Wachtel und Lerche

Da nunmehro die Winter-Saat
wegen guter Jahres-Witterung meiſt
erwachſen, ſo kommen die Wachteln
auch herzu, in die Weitzen-Felder ſich zu
verbergen.

Von Waſſer-Voͤgeln/

Als Gaͤnſen/ und Enten/ Blaͤſſen
und Kiebitzen.

Vorjetzo bruͤthen die Gaͤnſe, in groſ-
ſem moraͤſtigen Geroͤhricht und weiten
Seen, da ihnen Niemand beykommen
kan; Die Enten hingegen bruͤthen zwar
theils an Ufern im Schilff, weil ſie aber
von Kraͤhen in erſter Bruth ihrer Eyer
meiſts beraubet werden, bruͤthen ſie in
niedrigen hohlen Weyden, ob ſie ſchon
eines Manns hoch ſind, nahe an Waſſer-
Ufern, und wann die Jungen auskom-
men, fuͤhren ſie ſolche artlich bey den Haͤlß-
gen mit ihrem Schnabel in die nechſten
Waſſer, dieſelben ferner zu erziehen. Die
Blaͤſſen bruͤthen im Schilff am Rande,
wie Waſſer-Huͤhner; Die Kiebitzen aber
haben Junge, die ſie auf die Wieſen im
langen Graß verſtecken, gleichwohl aber
jederzeit ſich mit Geſchrey verrathen.


Vom Raub-Befluͤgel/

Als dem Habicht/ und Sperber.

Nachdem die alten Raub-Voͤgel im
vorigten Monat bereits eine geraume
Zeit ihre Eyer bebruͤthet, und Junge
ausgebracht, ernehren ſie die Alten, und
werffen etwas weiches klein zerbiſſen den
Jungen vor.


Kraͤhen und Aelſtern.

Die jungen Kraͤhen werden ziemlich
pfluͤcke, dahero der Habicht ſolche gerne
verlanget, die alten bringen ihnen junge
Haſen, Kuͤchlein und Voͤgel oder Heu-
ſchrecken. Gleicher Mauſerey und Rau-
bens bedienen ſich die Aelſtern vor ihre
Jungen.


Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug
und Hunden.

Nun iſt die beſte Kuh-Milch, ſo auch
am geſuͤndeſten, wegen der kraͤfftigen
Sonne, friſchen Kraͤuter, geſunden
Waſſer, und Reinigung der Natur, da
muͤſſen die jungen Hunde des Tages off-
te und wenig freſſen lernen, damit ſie
mit wachſen deſto beſſer zunehmen; Vor-
jetzo muß man auch die Falcken und Ha-
bichte ausmauſſen laſſen, darmit man ſie
im
[376]Majus.
im Herbſt zum Beitzen brauchen kan;
Jngleichen ſowohl dem Wildpraͤth im
Thier-Garthen, als den Jagd-Kleppern
Eichen-Laub, wann es noch weich iſt,
geben. Anjetzo bleichet die Leinewand
am beſten weiß von flieſſendem Bach-
Waſſer, weil die Sonne am meiſten wuͤr-
cket. Jn dieſem Monat muß man mit
dem Leith-Hund ausziehen, und das Be-
haͤngen fleißig abwarten; Raub-Voͤgel-
Neſter vertilgen. Nunmehro iſt gut
Kraͤuter ſammlen, ſie muͤſſen aber im
Schatten getrocknet werden, daß die
Sonne nicht die Krafft herauſſer ziehe;
Die Hopff-Stangen, wo ſie ohnediß zu
dicke, und dennoch in die Hoͤhe gewach-
ſen, eintzeln aushauen laſſen, damit das
junge Holtz deſto beſſer zu wachſen Lufft
kriege. Denen nahe an den Waͤldern
wohnenden Bauern ſcharff anbefehlen,
die Hunde zu kleppeln, oder anzulegen,
und den Schaͤfern die Hunde zu fuͤhren,
ja daß dieſen Monat gar kein Vieh in
das Gehaͤge komme, damit die Hirthen
denen jungen Hirſch-Kaͤlbern keinen
Schaden zufuͤgen; Die Wachteln fan-
gen, weilen, wenn ſie zu haͤuffig ſind,
einander ſelbſt hindern. Dieſen Mo-
nat uͤber bluͤhen meiſtens die Baͤume ab,
und zu Ende. Vorjetzo wird auf Ver-
langen noch ein Kolben- Hirſch zur Artz-
ney geſchoſſen und geliefert, weiln ſelbi-
ger trefflich geſund; denen jungen Raub-
Thieren, als jungen Woͤlffen und Fuͤch-
ſen, welche in dieſem Monat geworffen,
aͤuſerſt zu vertilgen nachtrachten, die
Eyer und Jungen in Neſtern des ſaͤmbt-
lichen Feder-Wilds muͤſſen, aͤuſerſtem
Vermoͤgen nach, geſchonet, und geheget
werden; Man muß die Pferde und
Hunde taͤglich fleißig ausreiten und fuͤh-
ren, und ſie gehorſam hinter dem Jaͤ-
ger gewoͤhnen, die Oeffnungen und Fen-
ſter gegen der Morgen- und Mittags-
Seite bey hellem Wetter, und gutem
Wind oͤffnen, und wo es nicht helffen
will und das Zeug noch zu feuchte, als-
dann die Zeug-Wagen, und Zeug-Schlit-
ten herauſſer auf den Hoff ſtoſſen; Den
Zeug aber entweder auf freyem Felde im
lichten Holtze bey trockenem ſtillem Wet-
ter aufſtellen, oder wann Regen-Wetter,
oder Wind einfaͤllet, im Zeug-Hauſe auf
Haacken an die Balcken haͤngen, die Tho-
re vorne und hinten aufmachen laſſen,
zu trocknen, damit die Feuchtigkeit gaͤntz-
lich ſolcher geſtalt heraus gebracht werde,
dann im Julio und Auguſto iſt die Hietze
zu groß, und wuͤrde nur das Holtzwerck
auffreiſſen.


JVNIVS.


Vermuthliche Witterung.

Es tritt die Sonne nunmehro hoͤ-
her und hoͤher in das Himmliſche Zeichen
den Krebs der Jahres-Zeit Fruchtbarkeit
deſto mehr zu verbeſſern, und faͤnget ſich
der liebe Sommer an; Hat anfaͤnglich
recht ſchoͤnes Wetter, letzlich Sonnen-
ſchein und Wind, welcher trockenes Wet-
ter, Wolcken und Regen, geſchwuͤhle
Lufft, Wetter leuchten und Donnern
verurſachet, damit die milde Natur ihr
Vermoͤgen gebe, wo anderſt nicht gar zu
groſſe Trockenheit einfaͤllet.


VEGETATIO der Erden.

Kraͤuter und Baͤume.

Vorjetzo ſind die Kraͤuter in ihrem
allerbeſten Flor und mediciniſcher Krafft
meiſtens vollkommen, und theilen Men-
ſchen und Vieh eine natuͤrliche Krafft in-
nerlich mit, auch die ſpaͤthen werden im-
mer kraͤfftiger. Die Waſſer-Qvellen,
und Geſund-Brunnen ſind nunmehr
auch ſchon geſuͤnder, als vorigten Mo-
nats.


Vom Tangel-Holtze.

Die Wuͤrckung des Baum-Saffts
geſchiehet dieſen Monat auch vollends, ſo
viel er dieſes Jahr zu profitiren hat, und
hoͤhret jetzo ferner das Wachsthum, und
Zunehmen auf, weil der Baum ſeine
Jahꝛes-Vollkommenheit erlanget hat, die
Farbe der Tannen-Nadeln iſt jetzo ſchon
dunckler; Der junge Anflug und Wie-
der-Wachs auf der Erden, wo er anderſt
Friede hat, treibet ſeinen Wachs eyligſt
in die Hoͤhe.


Vom Laub-Holtz.

Nunmehro ſind die neuen gruͤnen
Blaͤtter zwar vollkoͤmmlich bey aller Ar-
ten Laub-Holtzes, auſſer die Eiche, wel-
che ihre Blaͤtter biß zuletzt conſerviret,
wann alle Froͤſte vorbey ſind: Die Bu-
che aber iſt vollkommlich hauſſen, nur,
daß die Blaͤtter anfaͤnglich gelblicht gruͤn,
und
[377]Junius.
und weich ſind, weswegen ſie von wil-
den und zahmen Thieren zum oͤfftern
vielfaͤltig, ſo weit ſie reichen, abgebiſſen
werden.


Von Kraͤutern.

Noch weit kraͤfftiger aber iſt vorje-
tzo die Kraͤuter-Ernde, als wo die liebe
Sonne ſchon maͤchtiger wuͤrcket und die
Erde ihr innerliches Vermoͤgen vollends
darreichet, als da ſind Feld-Kuͤmmel,
Serpillum, Wieſen-Klee, Trifolium,
Tauſend-Guͤlden-Kraut, Centaurium
minus,
Sanickel, Sanicula, Ehrenpreiß,
Veronica, Waldmann/ item Hirſch-Klee,
Eupatorium, Hirſch-Holder, Sambucus
cervina,
Tormentill, Tormentilla, Wund-
Kraut, Solidago, Baͤhren-Klau, Spon-
dylium,
Boragen, Borago, Koͤnigs-Ker-
tze, Verbaſcum, Ochſen-Zunge, Buglos-
ſum,
Geiß-Rauthe, Galega, weiß und
ſchwartz Hirſch-Wurtz, Cervaria.


Tages und Nachts Laͤnge.

Alldieweilen nunmehro die hoͤchſte
Elevation der Sonnen, und dieſelbe umb
3. Uhr, 29. Min. aufgehet, Nachmittages
aber umb 8. Uhr, 32. Min. niedergehet,
iſt der laͤngſte Tag 16. Stunden, 30. Min.
und die kuͤrtzte Nacht 7. Stunden 30. Min.
lang, da man viel Arbeit und wenig Ru-
he hat.


Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.

Was auch nun von denen minerali-
ſchen und metalliſchen Spiritibus, nicht von
ſich ſelber hat in der Guͤte heraus gewol-
let, ſondern in ſeinem alten Neſt verblie-
ben iſt, das ziehen die kraͤfftigſten Son-
nen-Strahlen nunmehro mit ſolcher Ve-
hemenz
hervor, daß oͤffters von den haͤu-
figen ſchwefflichten Duͤnſten die Wol-
cken dergeſtalt irritiret werden, daß ſie ſol-
ches hernach durch Donner-Wetter aus-
ſchuͤtten muͤſſen.


Von Thieren und Voͤgeln.

Der Baͤr.

So bald die jungen Baͤre ein wenig
erwachſen, ſich in Knochen ſtarck befin-
den, ſchlagen ſie ſich ſchon mit den Vor-
der-Tatzen, und uͤben ſich mit Klettern,
ſie ſteigen auff die Baͤume, wie Katzen,
ob gleich manchmahl einer herunter faͤllt,
ſobald die Erd-Beere, Heydel-Beere, Puͤl-
tze oder Preuſſel-Beere, nur in etwas
reif werden, ſuchen ſie ihre Nahrung da-
von. Die alten gebrauchen ſich vorer-
meldter Cur zur Erlangung ihres Ge-
ſichtes, weil ſie ohne dieß von Natur zur
Blindheit ſehr geneigt. Suchen aber
ihre Nahrung meiſt in Ameyß-Hauffen
und Stoͤcken; Sie rauben in der Satz-
Zeit die Wilds-Kaͤlber ebenfalls.


Der Hirſch.

Nunmehro verfaͤrbt ſich der Hirſch
allmaͤhlich von den grauen Winter-Haa-
ren, nachdem er innerlich ſich gut am
Leibe befindet, und bekommt eine roth-
braune Haut, und auf dem Ruͤcken und
Halß einen ſchwartzen Strich, und gelbe
Flecken; So bald ſein Gehoͤrn reif, hart,
und an Straͤuchern probiret iſt, ſchlaͤgt
er das Baſt herunter, ſo anfangs weiß,
von der Lufft aber gelbe, und nachdem
viel Marx darinnen, von der Sonnen-
Hitze ausgepraͤgelt, braͤunlicher oder
ſchwaͤrtzer wird, die Enden ſtoͤſſet er ins
Erdreich, Kieſel und Sand, und werden
vom Thau, Regen, und Naͤſſe, abge-
waſchen, ziemlich weiß, das Wild aber
faͤrbet wegen des Kalbes nicht ſo zeitlich.
Jn dieſem Monat ſetzen die jungen Thie-
re ihre Kaͤlber.


Das Schwein.

Wann die Friſchlinge zehen Tage aͤl-
ter, lauffen ſie weiter darvon, daß man
ſie ſo leichte nicht finden kan, oder reiſſen
aus mit der Bache gantz in andere Be-
haͤltniſſe: Sie nehren ſich dann im Som-
mer-Getraͤyde, ob es wohl noch kurtz, ſo
gut ſie koͤnnen, damit ſie was Nahrung
haben, muͤſſen ſich vorjetzo ſchlecht behelf-
fen, wie ſie dann auch todtes Pferde-Lu-
der zu freſſen pflegen, welches ſie erhi-
tzet, daß ſie ſich ſuhlen muͤſſen, umb ſich
zu erqvicken.


Das Reh.

Nunmehro gebrauchen ſie des Nachts
ſchon beſſere gedeylichere Nahrung, und
gehen auf die Felder, ſo an die Vorhoͤl-
tzer ſtoſſen, ſo lange es finſter iſt, und ſie
Niemand mercken, nehmen ihr Geaͤß
von Weitzen, Haber, Erbſen, Bohnen
und Wicken, wo ſie anderſt nicht verſtoͤh-
ret werden, findet man ſie Abends und
Morgens auf denen Feldern.


Der Haſe.

Bey feuchtem Wetter liegen die Ha-
ſen auff Huͤgeln, damit ſie nicht naß wer-
B b bden
[378]Junius.
den, nehmen ihre Nahrung von gruͤner
Saat, ſpiehlen luſtig und vergnuͤgt bey
Sonnenſchein, da ſie oͤffters der Fuchs
liſtiger weiſe betrieget und ſie ſich aus Ein-
falt fangen laſſen.


Der Wolff.

Nunmehro beſorgen die alten Woͤlf-
finnen ihre Jungen, und ſuchen ihnen
von vorermeldtem Raub etwas zu fan-
gen, und ſie zu ernehren; Gehen weit
und breit herumb des Nachts junge Fuͤl-
len und Kaͤlber zu erhalten, und den
Raub nach ihren Jungen zu tragen, ſo
es aber mißlinget, kotzen ſie aus ihrem
eigenen innern Magen denen Jungen die
Speiſe vor, dieſelben zu erſaͤttigen.


Der Fuchs.

Umb die jungen Fuͤchſe ſorgfaͤltig
zu bewahren, und zu conſerviren, traͤ-
get die alte Fuͤchfin alle Sorge und Muͤ-
he, und bringet ihren Jungen, umb ſie
wuͤrgen zu lernen, lebendige friſch geſetz-
te Reh-Kaͤlber, junge Haſen, und ande-
res junges Feder-Wild, oder Voͤgel, wel-
ches ſie zerreiſſen, und lebendig erwuͤr-
gen lernen, damit ſie dieſe Kuͤnſtgen von
Jugend auff ſich angewoͤhnen.


Der Dachs.

Nunmehro nehren die alten Daͤchſe
des Nachts ſich meiſt mit allerhand Ge-
wuͤrm, und weil jetzo viele Kaͤfer ſind, ſo
freſſen ſie ſich meiſtens darmit ſatt. Die
jungen Daͤchſe machen ſich zuweilen aus
dem Bau, und ſehen ſich bey Abends-
Zeit, wann ſchoͤn Wetter iſt, umb.


Vom Marder und Otter/ Katz
und Jltniß.

Bey dieſen Raub-Thiren iſt bereits
in der Eigenſchafft das noͤthige errinnert,
und nichts zu remarquiren uͤbrig, als
daß, wann ihre Baͤlge gut, ſie zu fan-
gen, bey deren Vermehrung aber lieber
zu vertilgen ſeyn.


Vom Feder-Wildpraͤth.

Das Wald-Gefluͤgel.

Der Auer-Hahn.

Nunmehro kriechen die jungen Au-
er-Huͤhner-Kuͤchlein aus den Eyern,
und ernehret ſie die alte Henne fleißig
von denen Ameyß-Eyern, welche un-
weit davon zu finden.

Der Birck-Hahn.

Nunmehro leget die Birck-Henne
auch ihre Eyer und bruͤtet ebenfalls 4.
Wochen daruͤber, wo ſie anderſt Friede
hat.


Das Haſel-Huhn

Verbirget ſeine Jungen vorſichtig
unter Laub, Graß und dicke Gebuͤſch,
biß ſie ſelbſt alleine ſitzen koͤnnen.


Die Wald-Schneppen.

Vermuthlich hecken ſie verjetzo, doch
aber ſelten hier, weiln man deren Jun-
gen zur Zeit wenig gefunden.


Von wilden Tauben.

Nunmehro ſind die jungen wilden
Tauben ſchon bald pfluͤcke aus den Ne-
ſtern zu nehmen, und ſind ſie delicat zu
[ſpeiſſen,] die alten Blau-Tauben hecken
dennoch bald wiederumb von neuem.


Von Amſeln.

Jngleichen kan man jungen Am-
ſeln, dieſelben pfeiffen zu lernen, aus den
Neſtern nehmen, dieſe muͤſſen ſauber ge-
halten und ihnen taͤglich friſche Milch
und Weitzen-Mehl gegeben werden, biß
ſie ſelber freſſen lernen; Man pfleget ſie
ſtets unter Leuten zu gewoͤhnen, daß ſie
deſto treuſter werden.


Vom Feld-Befluͤgel.

Der Trappe.

Vorjetzo koͤnnen ſich die jungen Trap-
pen ſchon beſſer verbergen, indem das
Getraͤyde im Felde ſchon ſtaͤrcker und hoͤ-
her erwachſen; Die Alten aber ſtehen auf
den flachen Feldern zur Schildwacht, und
geben den Jungen ein Zeichen vor
Gefahr.


Der Phaſian.

Nunmehro beginnen die Jungen
ſchon geſchwinder zu ſeyn, ſie werden aber
dennoch gemeiniglich von den Alten nach
Huͤgeln gefuͤhret, und unter dem dicken
Geſtruͤppe verwahret, wo naſſe feuchte
Witterung einfaͤllet, nehmen die Jungen
Schaden.


Daß Reb-Huhn.

Die jungen Reb-Huͤhner werden
von denen Alten mit aller Sorgfalt er-
zogen, und da ſie noch ziemlich klein, an
ſichern
[379]Junius.
ſichern Oertern vor denen Raub-Voͤgeln
mit Fleiß bewahret.


Die Wachtel und Lerche.

Nunmehro vermehret ſich die Wach-
tel mit groͤſter Geylheit, durch welche
Stimme ſie auch gefangen wird. Die
Lerche, ſo vorigen Monat Junge bekom-
men, erziehet ſolche.


Von Waſſer-Voͤgeln/

Als Gaͤnſen/ und Enten/ Blaͤſſen
und Kiebitzen.

Vorjetzo ernehren die Gaͤnſe ihre
Jungen in Bruͤchern und Seen mit vor-
ermeldter doch zarter Nahrung: Die
Alten aber fliegen des Nachts fleißig nach
dem Getraͤyde, wie dann auch die Enten:
Wann aber denen Enten waͤhrender
Leg-Zeit oder Bruͤthen die Eyer das erſte-
mahl von Menſchen, Raub-Voͤgeln, oder
Kraͤhen genom̃en werden, hecken ſie noch
einmahl und zwar vorſichtiger, und tieff
verſteckter ins Geroͤhrigt, ſich und die Jh-
rigen nicht zu verrathen, ſondern ihre Art
zu vermehren. Die Blaͤſſen, als ſchwartze
unnuͤtze Voͤgel, hecken nur einmahl; Die
Kiebitz aber repetiren ihre Vermehrung
eiffrig.


Von dem Raub-Befluͤgel/

Als dem Habicht und Sperber.

Es erziehen und ernehren die alten
Raub-Voͤgel ihre Jungen mit groͤſter
Sorgfalt, und geben acht, ob irgend ein
anderer Raub-Vogel allernechſt vorbey
flieget, welchen ſie mit Kaͤmpffen ab-
treiben.


Kraͤhen und Aelſtern.

Nun ſind die alten Kraͤhen nebſt
denen ausgeflogenen Jungen in groͤſter
Hitze und Angſt; Geſtalt ſie, wie be-
kant, den gantzen Monat nicht ſauffen
koͤnnen. Die jungen Aelſtern fliegen aus
dem Neſt, und lernen auff den Wieſen
Kaͤfer und Heuſchrecken ſuchen, kehren
aber Abends zum Neſt.


Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug
und Hunden.

Bey heiſſem Wetter muß er die
Hunde ſchwemmen, damit ſie des Waſ-
ſers gewohnen, es iſt ihnen auch jetziger
Zeit das Baden geſund; Das beſte
Kaͤlber-Heu auff denen beſten Grum-
met-Wieſen zeitlich machen und trocken
einfuͤhren laſſen, vor die Hirſche im
Thier-Garthen; Die Seyler zu ſpinnen
fleißig antreiben; Die Fenſter gegen Mit-
tage vor groſſer Hitze in den Hunde-
Staͤllen mit Laͤden zumachen, des Nachts
aber oͤffnen, und Fliegen-Netze vorzie-
hen, daß es kuͤhle hinein gehe; Wo die
lebendige Hecke nicht wachſen will, Rin-
der-Blut oder Miſt-Waſſer gieſſen, oder
verfaulten Kuh- oder Schaaf-Miſt ſchuͤt-
ten; Die Kaͤfer und Raupen, ſo viel
moͤglich, von denen Baͤumen ſaͤubern.
Die Kraͤuter ſollen anjetzo noch kraͤffti-
ger, als in vorigtem Monat ſeyn. Das
Rinden- und Baſt-Scheelen verbiethen,
item das ſchaͤdliche Baum-ringeln, da-
von die Baͤume verdorren; Die zahme
Katzen, welche ſich angewoͤhnet, auff de-
nen Feldern junge Haſen und Reb-Huͤh-
ner, die ſuͤſſer als die Hauß-Maͤuſe ſind, zu
freſſen, fruͤh und ſpath fleißig todt ſchieſ-
ſen. Weiln vorjetzo zwiſchen Johannis
und Jacobi die Gaͤnſe und Enten ſich
mauſen, alſo nicht fliegen koͤnnen, wer-
den ſie im Geroͤhrigt mit Netzen gefan-
gen; Man nimmt auch junge Kaͤutzlein
im Neſte aus zum Vogel-Fang zu ge-
brauchen. Die Hirſch-Kolben von jun-
gen Hirſchen ſind auch dienlich. Nach
Johannis faͤnget man Stahre und ſtel-
let ſchon auff den Leim nach den Meißen.
Das Wildpraͤth in ſeinem Stand hegen,
kein Vieh darin kommen laſſen, damit
es geruhig bleibe; Den Fincken-Heerd
auffs neue repariren; Junge wilde Tau-
ben aus den Neſtern nehmen; Desglei-
chen junge Amſeln aufferziehen, reden
und pfeiffen lernen. Die Nachtigall ſin-
get zu dieſer Zeit noch anmuthig, nimmt
aber mit dem Kukuck zugleich ihren Ab-
ſchied, weil die Hitze ſchon allzugroß wor-
den. Die Pferde und Hunde muͤſſen
nunmehro bey ſolcher Hitze fein fruͤhe
und gegen Abend, wann es kuͤhle Lufft
iſt, ausgeritten und ausgefuͤhret werden.
Wann der Leine-Weber, Seyler, und
Schneider, Schmied und Stellmacher,
mit den neuen Tuͤchern, Netzen, Lappen
und aller Zubehoͤr fertig iſt, kan es nun-
mehro bey trockenem ſtillem Wetter zur
Probe aufgeſtellet und beſichtiget wer-
den, ehe es voͤllig bezahlet wird, damit das
B b b 2noch
[380]Julius.
noch manquirende, und mangelhaffte ver-
beſſert, nachmahls aber an Ort und Stelle
biß zum Gebrauch aufgehoben werde, da-
mit es an nichts fehle.


JVLIVS.


Vermuthliche Witterung.

Nunmehro iſt die Sonne im Loͤwen,
einem hitzigen Aſpect, da die Hundes-
Tage oder Dies caniculares zu celebriren
und denen Muſis die Ferien zu goͤnnen;
Jetzo iſt wohl die groͤſte Hitze im Jahre
zu mercken, weswegen auch meiſt ge-
ſchwuͤhle Lufft, Platz-Regen, zornige
Gewitter mit Donner und Blitz, er-
ſchrecklich zum oͤfftern zu hoͤhren ſind,
ſo thun auch die Schloſſen im Felde groſ-
ſen Schaden. Es waͤre aber nicht gut,
wenn es allezeit geſchehen ſolte.


VEGETATIO der Erden.

Kraͤuter/ und Baͤume.

Vor groſſer Sonnen-Hitze werden
nunmehro die Kraͤuter faſt uͤberſtaͤndig,
und wo ſie nicht von denen lebendigen
Creaturen genutzet und gebrauchet wer-
den, verliehren ſie ſchon allmaͤhlich wie-
derumb ihre Kraͤffte, und Wuͤrckungen,
fallen umb, und werden welck, weil ih-
re beſte Zeit bereits verfloſſen. Die mi-
nerali
ſchen Waſſer aber conſerviren an-
noch ihr Vermoͤgen, weil die Natur
nach der Erden allmaͤhlig zu ſincken
pfleget.


Vom Tangel-Holtz.

Weil nun das Tangel- Holtz in ſei-
nen Aeſten und Zweigen ausgewachſen,
ſoviel es erreichen ſollen, ſo treibet es
nun ſeine Zapffen, darinnen der Saa-
men nach ſeiner Art gebildet, und biß
zur Zeitigung verwahrlich verbleiben ſoll,
welche Zapffen anfaͤnglich ſehr klein und
gruͤnlicht anzuſehen, daß man ſie kaum
erblicken ſolte, mit der Zeit aber immer
allmaͤhlich Groͤſſer wachſen und zuneh-
men.


Vom Laub-Holtz.

Nunmehro iſt die Eiche auch voll-
kommlich mit gruͤnen Blaͤttern gezieret
anzuſehen, wiewohl auch die neuen Blaͤt-
ter gelblicht gruͤn ſich Anfangs ſehen laſ-
ſen, biß ſie von der Sonnen- Hitze je
laͤnger je dunckeler werden; Und weil
die Eiche am ſpaͤtheſten ausgeſchlagen,
und zuletzt ihre Blaͤtter erhalten, mer-
cket man noch keine Saamen-Eicheln,
das Wild aͤſſet gerne das Laub.


Von Kraͤutern.

Die Kraͤuter haben zu Anfang die-
ſes Monats noch ihre beſte Krafft, her-
nach aber ſteigen die Spiritus unter ſich
in die Wurtzeln, doch find man Althee,
Althea, Entzian, Gentiana minor, Ep-
pich, Hedera arborea, Koͤnigs-Cron,
Corona Imperialis, Odermennige, Agri-
monia,
Frauen-Diſtel, Carduus Mariæ,
Johannis-Kraut, Hypericum, Pilati-
Kraut, item Baͤren-Wurtzel, Meum,
Gemſen-Wurtzel, Doronicum, Michael-
Wurtzel, Colchicum, Eber-Wurtzel,
Carlina, Hirſch-Zunge, Lingva cervina,
item
Engelſuͤß, Polipodium, Paradieß-
Kraut.


Tags und Nachts Laͤnge.

Nun nimmt der Tag ſchon wieder
ab, hingegen die Nacht zu, weil die Son-
ne umb 4. Uhr, 15. Minute auf-hin-
gegen nachmittage umb 7. Uhr, 45. Mi-
nute niedergehet, und bleibet des Ta-
ges Laͤnge nunmehro 15. Stunden, 45.
Minuten, hingegen die Nacht nimmt zu,
da ſie 8. Stunden, 15. Minuten lang iſt.


Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.

So heiß und unertraͤglich, ja beſchwer-
lich es jetzo oben auff Erden, eben ſo kalt
iſt es nunmehro in der unterirdiſchen
Welt, daß man faſt gar den Peltz anzie-
hen moͤgte, welches denen Erfahrenen
bekant ſeyn wird. Da iſt keine ſolche
Dunſt mehr zu vermercken, ſondern al-
les von der Sonnen-Hitze heraus gezo-
gen worden, als zuweilen bey der Nacht,
da es ein wenig ſchwuͤhler zu ſeyn
deuchtet.


Von Thieren und Voͤgeln.

Der Baͤr.

Die jungen Baͤre ſaugen noch im-
mer an der Alten, biß ſie wiederumb
laͤufft, und wann es nun im Sommer
fein warm wird, ſo gehen ſie auch mit
der Mutter nach ihrer Nahrung, wel-
che
[381]Julius.
che ſie anfuͤhret, und gewohnen je laͤnger
je weiter herumber zu wandern. Die
Alten gehen des Nachts aus in die Wein-
Trauben, Obſt- und Kirſch-Baͤume, und
fuͤllen ſich, daß oͤffters die Lohſung auff
den Feldern breit liegen bleibet, wann
ſie ſich zuvor wohl umbgeſehen, ſtreifen
ſie Haber.


Der Hirſch.

Nunmehro tritt der Hirſch Abends
zeitlich aus ſeinem Stand auf die Frucht-
reichen Felder mit ſeinem voͤlligen Ge-
hoͤrn hervor, nimmt ſein Geaͤß von Wei-
tzen, Erbſen, Wicken und Haber, und
wird davon feiſt, doch nur, wo er Ruhe
und Sicherheit hat, welches er vorhero
wohl recognoſciret, und halten ſich die
guten Hirſche, die recht feiſte ſind, gern
allein beſonders in kleinen Feld-Hoͤltzern
auff, weil in groſſen Waͤldern ſie von
Horniſſen und Fliegen oder Muͤcken ſehr
geplaget werden. Das Wildpraͤth ge-
het mit den Kaͤlbern gleichfalls ohnge-
ſcheuet auff das Geaͤß, wo ſie Friede ha-
ben koͤnnen, mit dem Tage aber zu Hol-
tze; Nunmehro leidet der Hirſch nach fri-
ſchem Waſſer Durſt.


Das Schwein.

Vorjetzo hat das Schwartz-Wild-
praͤth insgeſamt an denen Sommer-
Fruͤchten die beſte Nahrung, welche ſchon
weit kraͤfftiger ſind, die Bache laͤſſet den
Sommer uͤber ihre Friſchlinge fleißig
ſaugen, worvon ihnen die bunten Haar
vergehen, daß davon im Herbſt nichts
mehr zu ſehen; Wo die Alte gebrochen, da
gehen die Jungen hinein, was ſie uͤbrig
finden an Erdmaſt und Wuͤrmern, neh-
men ſie an, biß ſie die Wurtzeln kauen
lernen, die Nahrung ſelber zu ſuchen.


Das Reh.

Wo das Heu auf denen Wieſen de-
nen Rehen zu ſtarck und zu hoch gewach-
ſen, das Getraͤyde an Koͤrnern im Felde
ſchon zu hart und bitter ſchmecket, ſchlei-
chen die Rehe heimlich in die Krummet-
Wieſen bey Nachts oder des Tages auch
wohl in die in Heyden und Waͤldern ver-
borgene gruͤne und nahrhaffte Schluff-
ten, wo Graß und Kraͤuter zu finden,
ſcharren, das Lager zu machen, nach fri-
ſcher Erde, zur Kuͤhlung.


Der Haſe.

Lieget gern in Brach-Aeckern, wo es
Wegwarth-Wurtzel und Kraut giebt,
und machet ſein Lager daſelbſt, ſeine trau-
rige Eigenſchafft zu vertreiben, dahero
die Alten das Kraut Palatium Leporis
genennet. Die alten Haͤſinnen ſetzen nun
wieder ihre Jungen.


Der Wolff.

Jetzo iſt die Woͤlffin ſehr mager, pfloͤ-
ckigt, abgehaͤhret und heßlich geſtaltet,
fuͤhret ihre Jungen nunmehr ſchon drei-
ſter und kuͤhner in die Feld-Buͤſche, weil
das Getraͤyde in Feldern hoch gewachſen,
umb dieſelben junge Truth-Huͤhner,
Gaͤnſe, und ander Feder-Vieh rauben
zu lernen, damit ſie das Handwerck ja
begreiffen moͤgen, die Alte laͤſſet immit-
telſt ſie noch fleißig ſaugen.


Der Fuchs.

Bey warmem Sonnen-Schein ma-
chen ſich die jungen Fuͤchſgen hervor an
das Tagelicht, und ſpiehlen artig mit
einander, wo aber das geringſte zu mer-
cken, verſchluffet ſich alles, und fuͤhret die
alte Fuͤchſin nunmehro ihre Jungen in
der Naͤhe mit aus zu Felde, uͤben ſich im
ſpringen nach Graß-Hupper, Heuſchre-
cken, Kaͤfer, oder groſſen Fliegen, das
Voltiſiren zu lernen und was mehr dar-
zu noͤthig.


Der Dachs.

Die alten Daͤchſe nehmen nunmeh-
ro ihre Jungen mit ſich auf die Laͤden,
Wieſen und Felder, ſo Brache liegen,
auch in die Waͤlder, wo Graͤſerey iſt, um
ihre Nahrung ſelbſten ſuchen zu lernen,
doch nicht weit vom Bau.


Vom Marder und Otter/ Katz
und Jltniß.

Von dieſen Raub-Thieren iſt bereits
in der Eigenſchafft das noͤthige errinnert,
und nichts zu remarquiren uͤbrig, als
daß, wann ihre Baͤlge gut, ſie zu fangen,
bey deren Vermehrung aber lieber zu
vertilgen ſeyn.


Vom Feder-Wildpraͤth.

Das Wald-Gefluͤgel.

Der Auer-Hahn.

Jn dieſem Monat erziehen zwar, die
Auer-Huͤhner ihre Jungen mit groͤſter
Sorgfalt und Muͤhe, und ernehren ſol-
B b b 3che,
[382]Julius.
che, ſo gut ſie koͤnnen, werden aber meiſt
von Raub-Thieren vertilget.


Der Birck-Hahn.

Nunmehro kriechen die jungen Kuͤch-
lein aus den Eyern und werden von den
Alten ſehr wunderbahrlich aufferzogen.


Das Haſel-Huhn.

Sie bleiben beſtaͤndig in dickem Ge-
buͤſch, und ſetzen ſich auff die unterſte Ae-
ſte, mit einem Auge uͤber ſich ſehend, we-
gen der Raub-Voͤgel.


Die Wald-Schnepffe.

Vorjetzo erziehen die Schnepffen ih-
re Jungen muthmaßlich in der Frembde
gar vorſichtig.


Von wilden Tauben.

Vorjetzo fliegen die jungen Tauben
ſchon vollkommen pfluͤcke aus ihren Ne-
ſtern, von einem Aſt zum andern, wann
die Feld-Fruͤchte reif, und ſind ſie noch gut
zu ſchieſſen.


Von Krammets-Voͤgeln.

Eben desgleichen ſind die jungen
Schnaͤrren, Droſſeln und Amſeln auch
bereits vollkommen pfluͤcke, und fliegen
haͤufig nach ihrer Nahrung allenthal-
ben herum, da ſie denn von denen Raub-
Voͤgeln zum oͤfftern in ihrer Dummheit
erhaſchet werden.


Vom Feld-Befluͤgel.

Der Trappe.

Jetzo da die Jungen Trappen etwas
ſtaͤrcker worden, retiriren ſie ſich ſaͤmtlich
zur Mutter, und ernehren ſich von de-
nen Feld-Fruͤchten, als Weitzen, Korn,
Haber, Wicken, und dergleichen Saa-
men-Wercke mehr.


Der Phaſian.

Weil das Getraͤyde im Felde ſchon
groß erwachſen, ſo fuͤhren die Huͤhner
ihre Jungen dahin, ſie zu verbergen, die
Alten nehren ſich fleißig in Weitzen-Fel-
dern, die Jungen aber von Muͤcken,
Wuͤrmergen, und Ameiß-Eyern.


Das Reb-Huhn.

Eben faſt dergleichen Huͤhner-Nah-
rung haben auch nunmehro die jungen
Reb-Huͤhner, die am meiſten zu dieſer
Zeit halbwuͤchſig von denen Alten ausge-
fuͤhret werden.


Die Wachtel und Lerche.

Nunmehro haben die Wachteln meiſt
Junge ausgehecket, welche ſie mit gerin-
ger Sorge verlaſſen, und gleich wieder-
um aus Geylheit ſich begatten, wie auch
die Lerche.


Von Waſſer-Voͤgeln/

Als Gaͤnſen und Enten/ Blaͤſſen
und Kiebitzen.

Vorjetzo, als zwiſchen Sanct. Jo-
hannis vorigen Monats und Sanct.
Jacobi jetzigen Monats, ſind die Gaͤnſe
und Enten auf groſſen Seen und Tei-
chen, wo es am Rande heraus flach, ſeich-
te, auch viel Schilff und Geroͤhrigt iſt, da-
hin ſie ſich vor den Raub-Voͤgeln ſicher
zu ſeyn begeben, ſie ſind nunmehro in der
Mauſe, und koͤnnen jetzo nicht fliegen,
indem ſie ihre Schwing-Federn verloh-
ren; Die Jungen aber noch keine
Schwing-Federn haben, da werden ſie
theils mit Steck-Garnen am Rande,
theils mit Schleifen und Schnuͤren mit
Waſſer-Leim getrieben und gefangen o-
der geſchoſſen, indem junge und alte nicht
fliegen koͤnnen: Blaͤſſen und Kiebitzen a-
ber werden meiſt zur Luſt geſchoſſen.


Vom Raub-Befluͤgel/

Als dem Habicht und Sperber.

Zu Anfang dieſes Monats, wann
die Jungen meiſt pfluͤcke worden, ſtrei-
chen ſie ſchon von ihrem Horſt ab, die Al-
ten lernen ſie allmaͤhlich junge Wachteln
oder junge Voͤgel lebendig wuͤrgen, greif-
fen und zerreiſſen.


Kraͤhen und Aelſtern.

Es gehen jetzo die alten Kraͤhen nebſt
ihren Jungen auf Wieſen, Brachen, Ae-
ckern, und Leden, ihre Nahrung zu ſu-
chen, und kommen nicht in die Doͤrffer.
Die Aelſtern ſuchen hingegen jetzo mei-
ſtens ihre Nahrung auf abgemaͤheten
Wieſen, ſo nicht weit von ihren Neſtern
ſind, jagen die Jungen von ſich, und le-
gen wiederum Eyer.


Des
[383]Julius.
Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug und
Hunden.

Er muß die Vogel-Netze, Waͤnde, Vo-
gelbauer, und was man zum gantzen Vo-
gel-Fang benoͤthiget, ausflicken und beſ-
ſern, vom Unrath ausſaͤubern, damit,
wenn der Vogel-Fang angehet, man die-
ſer Muͤhe zu repariren uͤberhoben ſey,
und alles fertig und parat gehalten wer-
de. Zu dieſer Zeit ſoll man auch Ob-
ſicht halten und befehlen den Flachs wohl
zu gaͤthen, und ja fleißig reinigen laſſen,
den Fruͤh-Flachs und Hanff aber rauf-
fen, ruͤpffeln, und ins Waſſer legen,
item den Hanff fimmeln, das iſt, die
kleinſten und ſubtilſten Staͤngel, welche
nicht Saamen tragen, ſo bald ſie anfan-
gen zu ſtauben, bey zeiten ausziehen, und
ſammlen laſſen, dieſe geben ein zartes
gutes Geſpinſte, und werden zu den ſub-
til
en Garnen gebraucht. Die jungen
ausgekommenen Phaſianen in den Wei-
tzen-Feldern und Wieſen durch einen ab-
ſonderlichen Jungen huͤthen laſſen, da-
mit ſie daſelbſten ihre Nahrung von
Springern, kleinen Froͤſchgen, Muͤcken,
Fliegen und dergleichen Wuͤrmlein haben
koͤnnen. Wann die Kirſchen reiff wer-
den, kan man Amſeln, und Kernbeiſ-
ſer auff dem Leime fangen, zur Lock zu
gebrauchen. Auf dem Gebuͤrge werden
Schnaͤrren und Krammets-Voͤgel Hau-
fenweiſe auf dem Heerd umb und nach
Jacobi gefangen, weilen ſie nach Wachol-
dern, Ebriſch-Beern und Kirſchen, mit
groſſer Begierde in den Strauch fallen,
worbey aber ein Paar lebendig lockende
Voͤgel ſeyn muͤſſen. Nun koͤnnen die
jungen wilden Tauben in den Vor-
Hoͤltzern geſchoſſen werden; Zwiſchen
Johannis und Jacobi ſind die wilden Gaͤn-
ſe und Enten in der Mauſe, zu welcher
Zeit ſie in den groſſen mit Schilff u. Rohr
bewachſenen Seen oder Teichen hauffen-
weiß gefangen werden koͤnnen. Und
weiln nunmehro die groͤſte Sonnen- Hi-
tze iſt, ſo iſt hoch vonnoͤthen, daß der
Forſt-Bediente wegen Feuers-Gefahr
gute Anſtalt mache, und die nahe gele-
gene Dorffſchafften in Bereitſchafft hal-
te. Sonderlich ſoll er, wo viel hartziges
Tangel-Holtz, und dabey eitel trockene
Heyden zu befinden, taͤglich zu Pferde
herumb reiten, und fleißig darnach
ſehen, daß ſo wenig die Reiſenden auff
den Straſſen und Fußſtegen, als ſonder-
lich die Zim̃er-Leute, Pech-Brenner und
Vieh-Hirten unnoͤthige Tobacks-Feuer
machen, und hierdurch das leicht glim-
mende hartzige Gemuͤll oder Tann-Na-
deln, ſo ohne dieß duͤrre und hietzig, zu
einer unerloͤſchlichen Feuers-Gluth bey
duͤrrem Erdreich ausbreiten moͤgen. Al-
lenfalls und bey entſtehendem Ungluͤck
Sorge tragen, daß es zeitlich geloͤſchet wer-
de, auch muß bey ſolcher duͤrren Zeit
die lebendige Hecke, und zwar des Abends,
wann es kuͤhl worden, mit Miſtpfuͤtzen-
Waſſer, begoſſen werden.


AVGVSTVS.


Vermuthliche Witterung.

Vorjetzo tritt die Sonne in das Him-
mels-Zeichen der Jungfrau, nachdem ſie
in der hoͤchſten Elevation geweſen, und
ſchon niedriger ſich begeben hat. Das
angenehme Sommer-Wetter iſt lieblich,
mit Wind und Regen vermiſchet, con-
tinuir
et auff beſtaͤndiges warmes und
trockenes Sommer-Wetter, woferne
nicht das Gewitter mit Donner und Re-
gen eine Aenderung verurſachet, die Er-
de zu erqvicken, doch iſt ein Jahr nicht
wie das andere.


VEGETATIO der Erden.

Kraͤuter/ und Baͤume.

Die ſpaͤth reiffgewordene Kraͤuter
ſind zwar noch in dieſem Monat anzu-
treffen, alleine wegen allzugroſſer Hitze
ohne alle Kraͤffte und Wuͤrckungen. Die
Feuchtigkeit iſt ihnen benommen, und
von der Sonnen angezogen worden, wes-
halben ſie verwelcken, und zu nichts
mehr tauglich ſind. Denen unterirdi-
ſchen Qvell-Waſſern geſchiehet zur Zeit
noch keine Verkuͤrtzung ihrer Eigen-
ſchafft.


Vom Tangel-Holtz.

Bey groſſer Sommer-Hitze und
langwieriger Duͤrre verdorret zuweilen
das Tangel-Holtz vom Gipffel herunter,
und laͤſſet die Nadeln fallen. Es begie-
bet ſich auch die Rinde gantz ab, aus Ur-
ſachen,
[384]Auguſtus.
ſachen, weil lange Zeit aus groſſer Hitze
und Mangel des Regens der Wurtzeln
Feuchtigkeiten durchs Mooß-rechen und
abkratzen der noͤthige Safft entzogen
worden.


Vom Laub-Holtz.

Dieſem Ungluͤck iſt das Laub-Holtz
ſo ſehr nicht unterworffen, weil es
unter ſich gemeiniglich Graß und Kraut
hat, wodurch die Feuchtigkeit zum Wachs-
thum conſerviret wird, wo anderſt nicht
etwan die Raupen oder Kaͤfern, item
das Wetterleuchten, und allzu groſſe
Sommer-Hitze Schaden thun ſolte;
Welchen Fatalitæten obiges Tangel-Holtz
eben unterworffen zu ſeyn pfleget.


Von Kraͤutern.

Zuletzt zeigen ſich noch zum Abſchie-
de nachgeſetzte Kraͤuter, als Frauen-
Diſtel, Carduus Mariæ, Knoblauch-
Kraut, Alliaria, Haſel-Wurtz, Aſarum,
Stick-Wurtz, Bryonia, Scharten-Kraut,
Seretala, welſch Wegerich, Plantago Itali-
ca,
Stengel-Kraut, braune Doſte, Cly-
nopodium,
Haſen-Kraut, item gruͤne
Freude, rother Wiederthon, Adian-
thum,
Muͤnchs-Platte, Dens Leonis,
Schwalben-Kraut, Vincetoxicum, Teuf-
fels Abbiß, Succiſa, Meiſter-Wurtzel,
Imperatoria, Gold-Wurtzel, Aſpodelus,
Haarſtrang, Peucedanum, Dreyocker,
Bentaria Bacci.


Tages und Nachts Laͤnge.

Da die Sonne jetzo umb 4. Uhr, 25.
Minute auf-hingegen umb 7. Uhr, 8.
Minute niedergehet, ſo iſt der Tag 14.
Stunden, 40. Minuten lang: Die Nacht
aber 9. Stunden 50. Minuten, hat alſo
ſchon zugenommen, daß man uͤber kur-
tzen Schlaff nicht zu klagen hat.


Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.

Eben vorigtes kaltes Temperament
haben wir noch in der unterirdiſchen mi-
nerali
ſchen Schatz-Kammer zu empfin-
den, wiewohlen vorjetzo keine ſo unge-
ſunde Duͤnſte zu befuͤrchten, weil alles,
was nicht von ſich ſelbſten exhaliret, die
liebe Sonne mit gantzer Gewalt an ſich
gezogen hat, dahero die Donner-Keile
in der Obern-Lufft ſich in ſolche Maſſam
coagulir
en, wie die taͤgliche Erfahrung
zum oͤfftern erwieſen.

Von Thieren und Voͤgeln.

Der Baͤr.

Nach und nach werden die jungen
Baͤrgen von ihrer Natur, innerlichen
Eigenſchafft, und Sonnen-Hitze immer
ſchwaͤrtzer, am Halſe aber behalten ſie
dennoch einen weiſſen Ring, welcher mit
der Zeit ſchon dunckler wird. Die Al-
ten rauben zu zeiten, wo ſie beykommen
koͤnnen, in Waͤldern das zahme Vieh,
und jagen die Hirthen mit Gewalt da-
von, ſonſt thun ſie einem Menſchen nichts,
wann ſie nicht boͤſe gemacht, oder erzuͤr-
net werden, und ſich defendiren muͤſſen.


Der Hirſch.

Vorjetzo fanget ſich die rechte Hirſch-
feiſte an, da die Hirſche ſo ſchlau, vorſich-
tig und argliſtig ſich in einem Revier un-
terſchiedlicher Staͤnde und Wechſel be-
dienen, ſie nehmen ebenfalls noch ihre
Nahrung vom Getraͤyde der Frucht-
reichen Felder. Alsdann iſt der Hirſch
in ſeinem allerbeſten Flor, an ſeinem
Wildpraͤth am feiſten und ſchmackhaff-
tigſten, und das Gehoͤrn zur Artzney zu
gebrauchen am nuͤtzlichſten: Bey groſſer
Sonnen-Hitze treten ſie an Ufern der
Seen, Teiche, und Stroͤhme, ins Waſ-
ſer, oͤffters auch an hellem Mittag, ſich
zu erkuͤhlen, und zu erqvicken, da wer-
den ſie auff unterſchiedliche Manier ge-
fangen.


Das Schwein.

Die alte Bache weiſet ihren Jungen
alle Gelegenheit, wo ſie ſicher oder nicht;
So ſie was vermercken, ſuchen ſie Schutz
bey der alten Bache; Sie nehren ſich
nunmehro ſehr embſig in denen Som-
mer-Feldern, wo Hierſe, Heyde-Korn,
und Haber vorhanden, und bleiben bey-
ſammen. Die Kaͤuler oder Schweine
aber ſind ſchon verwegener, kuͤhner und
trotziger, reiſen Sommers und Herbſts,
Tag und Nacht eintzeln, auff 10. Meilen
und weiter, durch Waͤlder und Felder,
nach der Nahrung, und wo was anzu-
treffen, bleiben aber ſelten uͤber zwey Ta-
ge daſelbſt liegen.


Das Reh.

Jetzo iſt der Bock wegen groſſer Hi-
tze unbeſchreiblich geyl, beſchlaͤget die Ruͤ-
cke zum oͤfftern, wiewohl ohne Effect,
weil ſie wegen kalter Eigenſchafft zu ſol-
cher
[385]Auguſtus.
cher Zeit den Saamen zur Zeitigung
nicht recht empfahen kan, ſolche Geylheit
des Bocks aber nur ein Abuſus zu nen-
nen, weil es ohne Frucht und Nutzen ab-
gehet: Aus dieſer Geylheit laͤſſet ſich der
Bock unbedachtſam auffs Blatt lo-
cken.


Der Haſe.

Ob wohl der Haſe in Feldern ſich
nehren muß, machet er dannoch ſein La-
ger bey groſſer Hitze gegẽ die Mitternacht-
Seite in friſcher Erde zur Kuͤhlung,
oder, wann nach der Ernde zur Winter-
Saat gepfluͤget worden iſt, in friſchen
Furchen, nehret ſich von Haber.


Der Wolff.

Weiln vorjetzo der Wolff ſich ſchon
ſtaͤrcker befindet, und die Nacht ſehr kurtz,
das Vieh aber die meiſte Zeit zur Wey-
de und Huthung in die Waͤlder getrie-
ben wird, indem das Getraͤyde noch im
Feld ſtehet, ſo ergreiffet er manchen Raub
durch die favorablen Buͤſche und Gele-
genheit, das Vieh ploͤtzlich zu uͤberfal-
len, meiſtens von hinten ins Euter oder
Hoden.


Der Fuchs.

Nunmehro vergehen den jungen
Fuͤchſen die wollichten Haare, und waͤch-
ſet ihnen ein roͤthlicht haarichter junger
Peltz, ſie lernen nunmehro ſelbſten das
Mauſen, junge Haſen, und die ſpaͤthe
junge Lerchen, Maͤuſe, Froͤſche und Kaͤ-
fer, zu beſpringen und zu erhaſchen, wo-
von ſie beſſer zunehmen.


Der Dachs.

Die jungen Daͤchſe werden nunmeh-
ro immer kuͤhner und ſtaͤrcker, auch fuͤh-
ren die Alten ſolche nach Kuͤhfladen und
Gewuͤrm, wo nichts anders vorhanden,
und ſuchen ihre beſte Nahrung hierin-
nen. Die alten aber machen ihren Bau
gern gegen die Sommer-Seit, wann ſie
ſolchen noͤthig haben.


Vom Marder und Otter/ Katz
und Jltniß.

Von dieſen Raub-Thieren iſt bereits
in der Eigenſchafft das noͤthige errinnert,
und nichts zu remarquiren uͤbrig, als daß,
wann ihre Baͤlge gut, ſie zu fangen, bey
deren Vermehrung aber ſie lieber zu ver-
tilgen ſeyn.

Vom Feder-Wildpraͤth.

Das Wald-Gefluͤgel.

Der Auer-Hahn.

Wann die jungen Auer-Huͤhner in
etwas weiter lauffen koͤnnen, werden ſie
von der Alten nach der Nahrung allent-
halben, da es ſicher zu vermuthen, fleiſ-
ſig herumb gefuͤhret.


Der Birck-Hahn.

Es werden zwar jetzo die jungen
Birck-Huͤhnlein fleißig aufferzogen, al-
lein meiſtens von ſchaͤdlichen Raub-Thie-
ren vertilget.


Das Haſel-Huhn.

Jhre Nahrung iſt Krammet-Bee-
re, Bromm-Beere, Ebriſch-Beere,
Holunder und Stein-Klee.


Die Wald-Schnepffe.

Nunmehro nehmen die Schnepffen
ſchon beſſer zu, weil beſſere Nahrung
vorhanden, wiewohlen ſie noch nicht
wiederumb zu uns gekommen.


Von wilden Tauben.

Jetzo ſind die wilden Tauben, alte
und junge, trefflich feiſt, und, wegen
unterſchiedlicher Feld-Fruͤchte, gut und
wohl geſchmackt, und fliegen hauffen-
weiſe nach kleinen Gewaͤſſern, ſo ſalni-
tri
ſch ſind.


Von Krammets-Voͤgeln.

Nunmehro fangen ſchon nach Bar-
tholomæi
die Voͤgel an ihren Zug zu hal-
ten, und ſuchet die Schnaͤrre auf den
Wieſen Wuͤrmer, die Droſſeln ſtreichen
ſchon haͤuffiger herumb nach denen E-
briſch- und Preuſſel-Beeren, die Amſel
nehret ſich auch, ſo gut ſie kan.


Vom Feld-Befluͤgel.

Der Trappe.

So lange das Getraͤyde im Felde
ſtehet, ernehren ſich die Trappen, alt
und jung, trefflich wohl, nehmen zu,
und werden feiſte, da ſind ſie am delica-
teſt
en zu genuͤſſen, aber auf den flachen
Feldern ſchwehrlich zu bekommen.


Der Phaſian.

Nunmehro fuͤhren die alten Phaſia-
n
en ihre Jungen, welche ſchon beſſer fort-
C c ckommen
[386]Auguſtus.
kommen koͤnnen, in die Wieſen, und
Felder nach Heuſchrecken, Springerte,
Kaͤfer und Fliegen, junge Froͤſchgen, A-
meyß-Eyer und dergleichen zu ſuchen.


Das Reb-Huhn.

Es werden die jungen Reb-Huͤhner
nunmehro ſchon ſtaͤrcker und beſſer von
Leibe, und an der Guͤte vom Getraͤyde,
doch iſt der Flug nicht ſo ſchnell, als bey den
Alten.


Die Wachtel und Lerche.

Nunmehro liegen die Wachteln in
dem Sommer-Getraͤyde, wovon ſie ſehr
zunehmen und ihre Geylheit continui-
r
en. Die Lerche hoͤret aber zu hecken
auf.


Von Waſſer-Voͤgeln/

Als Gaͤnſen/ und Enten/ Blaͤſſen
und Kiebitzen.

Dieweiln die Gaͤnſe und Enten mei-
ſtens annoch in der Mauſe begrieffen ſind,
und wie bey vorigtem Monat gemeldet,
noch nicht fliegen koͤnnen, ſo verſtecken ſie
ſich an den Ufern und im Geroͤhrigt vor
den Raub-Voͤgeln, gehen aber des
Nachts heraus aufs Land in das Saa-
men-Getraͤyde oder in die Feld-Fruͤchte,
und fuͤhren die Alten ihre Jungen zur
Nahrung vorſichtig aus, damit ſie deſto
zeitlicher erwachſen, Federn erhalten, flie-
gen koͤnnen, und ihre Nahrung ſelbſten
zu ſuchen lernen. Die Blaͤſſen hingegen,
gleichwie ſie nach Fiſchen ſchmecken, ſo iſt
auch ihre Nahrung weiter nichts anders,
als Fiſch-Saamen, Froͤſchgen und Waſ-
ſer-Gewuͤrme. Die jungen Kiebitze uͤben
ſich ſchon mit den Alten zu vagiren.


Vom Raub-Befluͤgel/

Als dem Habicht/ und Sperber.

Es werden nun die jungen Raub-Voͤ-
gel von Tage zu Tage von ihren alten im-
mer beſſer angefuͤhret, ſo bald ſie ein we-
nig im Flug ſich halten koͤnnen, lernen
ſie auch ſchwencken, biß ſie zu fangen ge-
ſchwinder werden.


Kraͤhen und Aelſtern.

Bey Beſtellung der Herbſt-Saat fin-
den ſich die Kraͤhen ſehr gerne, wie ſie
dann hinter dem Ackers-Mann alle Ma-
den und Kaͤfer aufleſen, und ſich hin und
wieder vertheilen; Die Aelſtern hingegen
bringen zum andern mahl 2. biß 3. Jun-
gen aus, und bruͤthen 17. Tage.


Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug
und Hunden.

Nunmehro gehet die rechte Hirſch-
Feiſte an, nachdem das Roth-Wildpraͤth
im Felde alles Getraͤyde genoſſen, und
davon feiſte worden: Eben umb ſolche
Zeit, nehmlich zur Helffte dieſes Mo-
nats, zwiſchen Mariaͤ Himmel-Farth,
und Mariaͤ Geburth, oder vom 15. Aug.
biß 18. September, iſt der Hirſch mit allem,
was er an ſich hat, ſowohl zur Medicin,
als in der Kuͤche zu gebrauchen, und an-
genehm zu genieſſen. Und werden, nach-
dem ein oder mehr Hirſche durch den
Leith-Hund in ihrem Auffenthalt er-
kundiget ſind, theils per Force gejaget,
theils und nuͤtzlich abeꝛ, nach teutſcher Art,
mit Zeugen eingeſtellet und geſchoſſen.
Das Schwartz-Wildpraͤth aber taugt
nunmehro nichts, ingleichen Reh und
Haaſen, biß zur Herbſt-Zeit, da es nuͤtz-
licher zu jagen und zu fangen iſt. Es
muß aber in dieſem Monat der Jaͤger
auch wegen des Hanffs und Flachſes zu
Jagd-Zeugen auf kuͤnfftiges Jahr be-
noͤthigte Vorſorge haben und Errinne-
rung thun, weiln nunmehro das heuri-
ge Jagd-Zeug ſchon fertig ſeyn muß,
und alle Jahre immer etwas neu zu ma-
chen iſt; Hieruͤber die Jagd-Klepper und
Pferde fleißig in die Schwemme reiten,
und vor Tage aufm Graß huͤthen laſſen;
Das wilde Obſt in Zeiten trocken einſam-
len und ſolches zur Winter-Schwein-Kir-
rung, auch im Thier-Garten das Wild
zu fuͤttern aufheben. Das Leder von
Cavillern, ſo ſie geben muͤſſen, wegen der
Luder-Plaͤtze, beyn Loh-Gerbern zum
Wagen-Geſchirr und Kumptern arbei-
ten laſſen; Die Lock-Voͤgel aus dem fin-
ſtern wiederumb etwas Tagelicht all-
maͤhlich blicken laſſen; Vogel-Leim zu-
richten; Schwartze Pferde-Haare zum
Herbſt, und weiſſe zum Winter, vor die
Thonen verfertigen; Vogel-Waͤnde aus-
beſſern; Falcken, Habichte und Sperber
abtragen; Mit dem vorſtehenden Hund
Wachteln fangen; Mit dem Nacht-Garn
gehen; Die Brunnen-Qvellen ausrau-
men und repariren, weil vorjetzo noch die
groͤ-
[387]Auguſtus.
groͤſte Hitze. Jetzo faͤnget man die Sper-
ber-Baitze an, item werden die Reb-Huͤh-
ner mit dem Treibe-Zeug und hohen Ne-
tzen gefangen, wiewohl ſie noch ziemlich
klein ſind; Man ſam̃let Eberiſch-Beere
zum Vogel-Fang, Thonen und Heerde
ein. Richtet den Heerd in Zeiten zu, und
gebrauchet Traͤnck-Heerde bey der Hitze.
Nach Bartholomæi gehet der Vogel-
Fang an, und hoͤhret das Holtz auf fer-
ner zu wachſen. Nun wird der Flachs
und Hanff in Pfuͤtzen und Waſſer-Tuͤm-
peln geroͤſtet, und mit Holtz und Stein
beſchweret, biß er genungſam zum fer-
nern Gebrauch und Arbeit tuͤchtig iſt.


SEPTEMBER.


Vermuthliche Witterung.

Nun tritt die Sonne ſchon niedriger
in das Himmliſche Zeichen der Wage;
Es continuiret zwar jetzo noch ein liebli-
ches und warmes Wetter, doch iſt es
nicht mehr ſo heiß, indem ſchon oͤffters
kuͤhle Winde gehen, auch Regen und
Sonnen-Schein abwechſeln; Ja es pfle-
gen auch wohl kalte Nebel und ſtarcke
Reife zu fallen.


VEGETATIO der Erden.

Kraͤuter/ und Baͤume.

Nunmehro haben die lieben Kraͤuter
meiſtens ihren Abſchied genommen, ih-
rem Schoͤpffer aber das hinterbliebene
entſeelte Coͤrperlein, als das Wuͤrtzlein,
in dem Schooß der Erden aufzuheben an-
vertrauet, biß ſie kuͤnfftigen Fruͤhling
renaſciren, und ſich erneuern. Die Waſ-
ſer ſind jetzo alle vermiſchet, und unge-
ſund.


Vom Tangel-Holtz.

Die Zapffen dieſes Tangel-Holtzes
werden je laͤnger je groͤſſer, doch eine Art
von zeitigerem Saamen, als die andere,
wiewohl ſie noch biß dato zu keiner Voll-
kommenheit gelanget: dasjenige Tangel-
Zweiglein, welches dieſes Jahr gewach-
ſen, hat nunmehr ſeine natuͤrliche Farbe
vollkommlich erreichet: Dahingegen die
alten Nadeln immer eintzeln abfallen.


Vom Laub-Holtz.

Die Bircke beginnet, da ſie ſo zeitlich
ausgeſchlagen, nunmehro ſchon gelbe
Blaͤtter zu gewinnen; So werden auch
zu Ende dieſes Monats der roth-Buche
Blaͤtter gleichfalls gelb. Auf der Eiche,
welche noch immer gruͤn bleibet, ſiehet
man ſchon die kleinen Eckern, als Erb-
ſen, an denen Zweigen, welche aber noch
lange nicht zu ihrer Vollkommenheit ge-
langen.

Von Kraͤutern.

Obwohl jetzo der Allmåchtige Schoͤpf-
fer ſein Kraͤuter-Buch uns Menſchen
gleichſam zuſchlieſſet; So hat er dennoch
aus Mitleiden denen unvernuͤnfftigen
Creaturen vieles zur Nahrung reſervi-
r
et, nemlich vorjetzo bluͤhet das Heyde-
Kraut oder Erica, das dem Wild viel
Kraͤffte mittheilet, item Puͤltze und Mor-
geln, Fungi, Farren-Kraut, Filix,
Mooß an den Baͤumen, Muſcus, Preuſ-
ſel- und Heydel-Beer-Kraut.


Tags und Nachts Laͤnge.

Nun gehet die Sonne umb 5. Uhr,
52. Minuten auf, hingegen umb 6. Uhr,
8. Minuten unter, und bleibet der Tag
12. Stunden, 12. Minuten, die Nacht a-
ber 11. Stunden, 48. Minuten faſt gleich
lang. Da man nach der Arbeit ſchon
ausruhen kan.


Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.

Nachdem unſere unterirdiſche mi-
nerali
ſche Duͤnſte denen Vegetabilibus zu
wachſen behuͤlfflich geweſen, haben die-
ſelben nunmehro ſich wieder nach ihrer
Wohnung begeben, und ſind, weil o-
ben ſtrenge Froͤſte und Reife bey langen
Naͤchten ankommen, ſchon haͤuffig zu
ſpuͤhren.


Von Thieren und Voͤgeln.

Der Baͤr.

Die jungen Baͤre werden nunmeh-
ro immer ſtaͤrcker, und lernen denen Al-
ten das Handwerck ziemlich nachmachen,
wo ſie nur Ziegen oder Kaͤlber in Waͤl-
dern antreffen koͤnnen, auch fuͤhren die
Alten dieſe junge Panquerte in die
Schaff-Horden des Nachts aus, wo es
aber mißlinget, muͤſſen ſie ſich mit Lu-
der behelffen, und ihre Jungen erneh-
ren, oder andere Nahrung, als Obſt,
C c c 2Kraut,
[388]September.
Kraut und Ruͤben zu ſuchen unterrich-
ten, auch folgen die Baͤre denen Woͤlf-
fen gerne auf der Spuhr nach, was die-
ſelben gefangen, nehmen ſie ihnen mit Ge-
walt ab, und jagen ſie darvon, ohne Wie-
derſetzen.


Der Hirſch.

Zu dieſer Zeit ziehet ſich meiſtens das
bißhero vertheilete Wildpraͤth aus denen
im Lande hin und wieder liegenden Hoͤl-
tzern nach groſſen Waͤldern und Gehaͤ-
gen zuſammen, dem Hirſch aber, nach-
dem er ſich gut und feiſte befindet, und
die Sonne ihn bißhero erhitzet, werden
durch kalte Nebel die Schweiß-Loͤcher
verſtopffet, und die innerliche Hitze hier-
durch vermehret, mithin zur Geylheit
angereitzet: Dieſer innerliche hitzige
Dunſt und Feuchtigkeit turbiret ihn der-
maaſſen, daß er vor allzu groſſer Begier-
de faſt unſinnig wird, und Tages und
Nachts das Wild ſuchet.


Das Schwein.

Das Schwartz-Wildpraͤth, die Sau-
en, nehmen ihre Nahrung von den hin-
terlaſſenen Sommer-Fruͤchten, Erbſen,
Wicken, und Linſen, ſo lange ſie im Fel-
de ſtehen, brechen Wurtzeln von Johan-
nis-Kraut, Ringel-Blumen, wilden Ruͤ-
ben, und dergleichen, weil das meiſte Ge-
traͤyde auf dem Felde, ſo thun ſie den
Wieſen, und dem Graß-Wachs durch
Brechen groſſer Loͤcher in die Erde ſehr
Schaden, ſind aber dennoch noch nicht
recht feiſte genung, ſondern haben vom
Getraͤyde nur einen geringen Anſatz.


Das Reh.

Nachdem die Rehe von denen Feld-
Fruͤchten, gutem Klee, Graß, und geſun-
den Kraͤutern, auch Haber und Wicken
wohl gelebet, und zu ihrer Nahrung,
und Feiſte einen guten Grund geleget,
ernehren ſie ſich ferner von wildem Obſt,
Kraut und Ruͤben, am allermeiſten und
liebſten aber von der Eichel- und Buch-
Maſt, wovon ſie auch recht feiſte, und wohl
geſchmackt werden.


Der Haſe.

Wann trocken Wetter, halten ſie ſich
gerne im Getraͤyde, Haber-Stoppeln,
wo Diſteln ſtehen, auff, wann es aber
regnet, in Sturtz-Aeckern, die Jungen
aber in Hecken, Straͤuchern, wie auch an
Zaͤunen.

Der Wolff.

Nunmehro hat ſich die alte Woͤlffin
ſchon meiſtens von vielerley Art des Rau-
bes wiederumb erhohlet, die jungen
Woͤlffe fangen auch an etwas ſtarck und
fluͤchtig zu werden, und fuͤhret ſie ſolche
meiſtens in groſſe Waͤlder, ſich von Hirſch-
Kaͤlbern, Rehen und Friſchlingen zu er-
nehren; Der alte Wolff und die Woͤlf-
fin aber gehen zugleich embſig nach dem
Raub.


Der Fuchs.

Nunmehro fuͤhren die alten Fuͤchſe
ihre Jungen 1. 2. Meilen von ſich in ande-
re Gegend, und verlaſſen ſie daſelbſt, die
Alten aber kehren wieder zu ihren Hoͤh-
len, wo ſie vorhero gewohnet haben, da-
mit die Jungen vor ſich alleine was zu
erwerben gezwungen ſind, und ſich nicht
auf die Alten verlaſſen duͤrffen, darinnen
ſie wahrhafftig uns Menſchen beſchaͤ-
men.


Der Dachs.

Dieſen Monat gehet der Dachs nun
meiſt auf die Felder, wo Ruͤben ſind, und,
wann Obſt geraͤth, in die Feld-Gaͤrten;
Dahero ihme jetzo am beſten des Nachts
mit Hunden beyzukommen.


Vom Marder und Otter/ Katz
und Jltniß.

Von dieſen Raub-Thieren iſt bereits
in der Eigenſchafft das noͤthige errinnert,
und nichts zu remarquiren uͤbrig, als
daß, wann ihre Baͤlge gut, ſie zu fangen,
bey deren Vermehrung aber lieber zu
vertilgen ſeyn.


Vom Feder-Wildpraͤth.

Das Wald-Gefluͤgel.

Der Auer-Hahn.

Jetzo haben die Auer-Huͤhner ihre
Nahrung von Heydel- und Preuſſel-
Beeren, auch Brom- und Hind-Bee-
ren, und dergleichen, ſonderlich keſen ſie
kleine Steinlein, den Magen zu reini-
gen.


Der Birck-Hahn.

Dieſe genuͤſſen ebenfalls meiſtens o-
bige Nahrung und Kraͤuter, die Jungen
aber erziehen ſie meiſtens mit Ameiß-Ey-
ern auf.


Das
[389]September.
Das Haſel-Huhn.

So bald die Jungen fliegen, und ſich
ernehren koͤnnen, fuͤhren ſie die Alten an-
derwaͤrts aus, ſich beſſer zu vertheilen.


Die Wald-Schnepffe.

Jn dieſem Monat kommt die Schnepf-
fe wieder, und iſt feiſte, wiewohl nicht ge-
nau ihre Nahrung zu vermelden.


Von wilden Tauben.

Nunmehro werden dieſen gantzen
Monat durch die Tauben in ihrem
Strich haͤuffig auf Heerden mit Schlag-
Waͤnden weggefangen, auch theils auff
Saltzlecken fruͤh und Abends geſchoſſen.


Von Krammets-Voͤgeln.

Gleicher Geſtalt wird der groſſe
Heerd und Thonen-Strich auf die groſ-
ſen Voͤgel angerichtet, weiln vor Alters
davor gehalten worden, es waͤre 14. Ta-
ge vor Michaelis und 14. Tage hernach
der beſte Vogel-Fang; Jedoch nachdem
die Witterung iſt.


Vom Feld-Befluͤgel.

Der Trappe.

Vorjetzo verſammlen ſich die Trap-
pen je mehr und mehr, geben genau ach-
tung, daß ihnen Niemand zu nahe koͤm-
met, damit ſie, weilen ſie feiſte, und ei-
nen beſchwerlichen Flug haben, in zeiten
ſich erheben koͤnnen.


Der Phaſian.

Weil das Getraͤyde nunmehro voͤl-
lig aus dem Felde weg, begeben ſich die
Phaſianen in die Kraut-Gaͤrthen und
Kohl-Hoͤfe nach dem Braun-Kohl, ſo
ihnen zur Artzney dienlich, verbergen ſich
in die Hecken, Geſtruͤppe, oder alt Graß.


Das Reb-Huhn.

Jn dieſem Monat finden ſich alt und
junge Huͤhner wieder zuſammen und ſu-
chen in denen Kraut-Gaͤrthen ihre Nah-
rung, die Jungen aber ſind noch nicht
recht voͤllig, doch delicat.


Die Wachtel und Lerche.

Die Wachteln halten ſich noch, ſo
lange etwas von dem Sommer-Getraͤy-
de verhanden, in Feldern auff. Die
Lerchen begeben ſich allmaͤhlich wieder zu-
ſammen.

Von Waſſer-Voͤgeln/

Als Gaͤnſen und Enten/ Blaͤſſen
und Kiebitzen.

Weiln die Gaͤnſe und Enten ihre
Jungen die Feld-Fruͤchte zum oͤfftern ko-
ſten und genieſſen laſſen, dieſelben nun-
mehro auch meiſtens pfluͤcke worden,
und immer voͤlliger wachſen, auch auff
den Waſſern ſich zum oͤfftern im fliegen
exerciren, ſo fliegen ſie mit den Alten des
Nachts auff die Felder, was von Som-
mer-Getraͤyde noch uͤbrig geblieben, das
muß ihnen zur Beuthe dienen, ſich da-
mit zu ſaͤttigen, und feiſte zu werden.
Die Blaͤſſen haben eben noch die im vo-
rigen Monat gemeldete Fiſch- und Waſ-
ſer-Nahrung, und verſchlupffen ſich hier
und dar. Die Kiebitzen uͤben ſich fleiſ-
ſig zu fliegen und ſammlen ſich allmaͤh-
lich nach denen Feldern, Aeckern und
Brachen.


Vom Raub-Befluͤgel/

Als dem Habicht und Sperber.

Die Alten greiffen jeder einen leben-
digen Vogel, ſchwingen ſich damit uͤber
die Jungen, und laſſen ihn fallen, wel-
chem Raub die Jungen nacheilen, und
alſo taͤglich fluͤchtiger zu werden erler-
nen, ſo aber die Voͤgel zu geſchwind, ſo
ſecundiren ſie die Alten.


Kraͤhen und Aelſtern.

Nunmehro begeben ſich die Kraͤhen,
alt und jung, zuſammen, liegen in groſ-
ſer Menge auf den Feldern. Die Ael-
ſtern erziehen ihre Jungen abermahl
und wehren ſehr vor den Raub-Voͤgeln.
Zu Ende des Monats ſind ſie pfluͤcke.


Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug
und Hunden.

Er muß den Hanff und Flachß, wann
er zur Arbeit tuͤchtig iſt, brechen und he-
cheln laſſen; Beym Nebel die Hunde
und Pferde nicht ausfuͤhren; Was am
Jagd-Zeug naß oder zerriſſen worden,
trocknen, und ausbeſſern laſſen; Brunfft-
Hirſche ſchieſſen oder puͤrſchen, weil ſie
anfaͤnglich noch feiſte, ehe ſie von Nieren
abgenommen; Lerchen mit dem Klebe-
C c c 3Garn
[390]September.
Garn, Reb-Huͤhner und Wachteln mit
dem Tyraſſe zu fangen. Von Egidi an
biß 3. Wochen nach Michaelis taͤglich auf
dem Vogel-Heerd Voͤgel fangen, und den
Thonen-Strich fleißig abwarten. Nun-
mehro mit dem Schieß-Karn nach Trap-
pen und wilden Gaͤnſen ausfahren, weiln
ſie im Abzuge begriffen. Jetzo, da das Feld
gaͤntzlich von Fruͤchten rein und bloß iſt,
gehet die ſchoͤnſte Zeit zum Fuchs- und
Haſen-Hetzen, auch Falcken-Beitzen an,
weilen die Fuͤchſe von Michaelis biß Licht-
Meſſe, die Haſen von Jacobi biß Matthæi,
die Daͤchſe von Laurenti biß St. Thomæ,
die Marder von Michaelis biß Mertz, die
Bieber von Michaelis biß Oſtern zu ja-
gen, zu ſchieſſen, und zu fangen erlaubet
ſind; Die Maſtung beſteigen laſſen, zwi-
ſchen Bartholomæi und Egidi ſehen, ob
die Eicheln, Buchen und wild Obſt ge-
rathen moͤgten; Wann die Hirſche zeit-
lich oder ſpaͤther brunfften, bedeutet es
einen zeitlichen oder ſpaͤthen Winter;
Wacholder-Beer einſammlen, und die
Straͤucher im zunehmenden Monden ſe-
tzen. So die lebendige Hecke ihre jaͤhr-
liche Sproſſen ausgewachſen erhalten,
werden die Zweige wohl in einander ver-
flochten, und auff der Seite und Hoͤhe,
nach Belieben und vorgeſtreckter Richt-
Schnur, mit der Baum-Scheere ver-
ſtutzet und abgeſchnitten, daß es, wie ei-
ne Mauer gleichwincklicht anzuſehen
ſey. Die jungen Phaſianen, weil ſie umb
Michaelis-Zeit ſchon bereits vollkommen
ihre gebuͤhrliche Groͤſſe erlanget, und
pfluͤcke worden, an Ort und Stelle ver-
kauffen, die uͤbrigen aber, ſo viel zur
Zucht vonnoͤthen, und man uͤber Win-
ter zu fuͤttern willens, beybehalten. Weil
die Daͤchſe bey der Nacht auff die Ruͤben
gehen, und nunmehro auch feiſte, am
Tage aber allzuverdrießlich in tiefen Win-
ter- oder Noth-Gebaͤuden beſchwerlich zu
graben, kan man ſie des Nachts auf den
Ruͤben ſuchen, und mit Hunden hetzen:
Deren Schmaltz oder Fett iſt, wie bekant,
zur Medicin trefflich zu gebrauchen.


OCTOBER.


Vermuthliche Witterung.

Nunmehro tritt die Sonne in Scor-
pion
und entfernet ſich noch weiter von
uns, es iſt im Anfang noch fein warm
und angenehm Wetter, zeiget auch Tro-
ckenheit an, woferne nicht Regen und
Soñen-Schein die Erde ſecundiren ſolte,
damit die Herbſt-Fruͤchte profitiren; Am
Ende aber laſſen ſich gleichwohl kuͤhle
Luͤffte und Froͤſte mercken, indem es ſchon
gegen den Winter zugehet.


VEGETATIO der Erden.

Kraͤuter und Baͤume.

Ob gleich die Kraͤuter uns verlaſſen,
hat doch die Goͤttliche Providenz die Er-
de annoch mit andern Vegetabilibus, de-
nen lebendigen Creaturen zu Nutzen,
verſorget, da man nehmlich nicht allein
auff dem Felde Kraut und Ruͤben, ſon-
dern auch in Waͤldern Puͤltze, Morgeln
und Schwaͤmme, Heydel- und Preuſel-
Beer antreffen kan, ſich davon zu neh-
ren, von denen Waſſern aber iſt nichts
mehr rathſam zu gebrauchen.


Vom Tangel-Holtz.

Vorjetzo haben die Fichten und Kie-
fern meiſt ihren Saamen vollkommen
reif, doch ſitzet ſolcher noch feſte in den
Zapffen verborgen, biß ſie bey guter Wit-
terung aufborſten, und den Saamen
durch den Wind ausſtreuen, die Tanne
aber behaͤlt annoch ihren Saamen, weil
ſolcher noch zur Zeit zu keiner Vollkom-
menheit gelanget, es verurſachen die
Winde oͤffters groſſe Niederlage darun-
ter.


Vom Laub-Holtz.

Nunmehro hat die Eiche auch ihre
Frucht zur Vollkommenheit gebracht,
und ſind die Eichen in gebuͤhrlicher Groͤ-
ße, doch annoch gruͤn zu ſehen, biß ſie end-
lich der Froſt druͤcket, und zum abfallen
zwinget: Zu dieſer Zeit faͤllet das zeitli-
che Laub ſchon ab, jedoch nach Unter-
ſcheid der Witterung der Baͤume, und
des Erdbodens.


Von Kraͤutern.

Nunmehro hat das Kraͤuter-ſamm-
len ein Ende, wer nun des Fruͤhlings
und Sommers nichts geſammlet, wird
gewißlich im Herbſt und Winter nichts
vor ſich bringen, und hat der liebe Gott
alles zu ſeiner Zeit ſo weißlich geordnet,
damit auch die entkraͤfftete natuͤrliche
Vegetatio in dem Schoß der Erden waͤh-
render
[391]October.
render harter Winters-Zeit ausruhen
koͤnne.


Tages und Nachts Laͤnge.

Vorjetzo gehet die Sonne umb 6. Uhr,
44. Min. auf, tritt hingegen ſchon umb
5. Uhr, 16. Min. wieder nieder, dahero
der Tag 10. Stunden, 30. Min. die Nacht
hingegen 13. Stunden, 30. Min. lang iſt,
und fangen ſchon die langen Naͤchte an.


Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.

Nun ſincken die unterirdiſchen Duͤn-
ſte je mehr und mehr herunter, nach der
Gruben, weil es oben auf der Erden
Feyer-Abend worden und ſie ihre Arbeit
verrichtet haben, weswegen es zu dieſer
Zeit fuͤr mercurialiſchen gifftigen Duͤn-
ſten unten zu bleiben ſehr gefaͤhrlich iſt,
nachdem dieſelben von oben herunter
noch mehr ſchaͤdliches mit ſich gebracht,
und nunmehro ſchlimmer ſind, als ſie
vorhero exhaliret.


Von Thieren und Voͤgeln.

Der Baͤr.

Nunmehro werden die jungen Baͤ-
re ſchon maͤnnlicher, und der weiſſe Ring
dunckeler, ſie haben zu dieſer Zeit im
Herbſte gute Nahrung und Geaͤß in
Waͤldern, an Eichel- und Buch-Maſt,
und des Nachts von dem Feld-Obſt, und
andern Fruͤchten, davon ſie ſehr feiſt
werden, weswegen ſie auch meiſtens zu
ſolcher Zeit, wegen Tauerhafftigkeit der
Haare ihrer Haut, und des trefflichen
heilſamen Schmaltzes halber, auf vielfaͤl-
tige Art gejaget, gehetzet, gefangen, und
geſchoſſen werden.


Der Hirſch.

Die Hirſch-Brunfft continuiret noch
in dieſem Monat: Sie geben eine ſtarcke
Witterung von ſich, wegen innerlicher
groſſer Hitze, wovon das Kurtz-Wild-
praͤth ſchwuͤllet und aufflaͤuffet, auch die
Haare unter dem Bauch und am Halß
ſchwartz weꝛden, weswegen ſie ſich in einen
Moraſt, oder Sumpff niederthun, und
zur Kuͤhlung ſich darin herumb waͤltzen,
gegen Abend, und gegen Morgen, auch
umb Mitternacht-Zeit, ſchreyen ſie aus
voller Begierde ſehr hefftig, und brunff-
ten mit dem Wildpraͤth, daferne einige
Wiederpart da verhanden, geſchiehet
ein gewaltiges Kaͤmpffen, daß offt wel-
che auf dem Platz bleiben, das Wildpraͤth
abſentiret ſich; Die Flachs-Knothen, Obſt,
Kraut und Ruͤben muͤſſen ihnen die mei-
ſte und beſte ſtaͤrckende Nahrung geben.


Das Schwein.

Wo Weinberge oder Obſt-Gaͤrthen
verhanden ſind, da thun die Sauen oder
das Schwartz-Wildpraͤth groſſen Scha-
den, ſonderlich die Schweine oder Kaͤuler,
die brechen mit Gewalt in die Weinber-
ge, machen ſich auch gar Lager in die He-
cken, und fuͤrchten ſich vor keinem Men-
ſchen, heraus getrieben zu werden. Sie
ſchmatzen die Wein-Trauben, und wer-
den von dem Safft recht truncken, ſpu-
cken zu weilen die Huͤlſen heraus, mei-
ſtes verſchlingen ſie alles untereinander
in Magen, wo ſie in Obſt-Gaͤrthen kom-
men, brechen ſie die Wurtzeln der beſten
Obſt-Baͤume zu Schanden, daß ſie ver-
dorren.


Das Reh.

Jn dieſem Monat continuiren die
Rehe mit vorermeldter Nahrung von
der Eichel- und Buch-Maſt, wo ſie die
Gelegenheit haben, begeben ſie ſich in
Weinberge und Obſt-Gaͤrthen, ihre
Nahrung wunderlich bey Nacht zu ſu-
chen, worvon ſie dann auch ſehr feiſte
werden und zunehmen, weswegen ſie auf
unterſchiedliche Art gejaget, geſchoſſen
und gefangen, auch gehetzet werden, ih-
res angenehmen Wildpraͤths halber.


Der Haſe.

Nunmehro gehen die Haſen, da das
Getraͤyde aus dem Felde, gerne auf die
Kraut- und Ruͤben-Aecker, leſen das hin-
terlaſſene wilde Obſt auff, oder was ſie
finden koͤnnen; werden vielfaͤltig geſchoſ-
ſen, gejaget und gehetzet.


Der Wolff.

Nunmehro, da das hochgewachſe-
ne Getraͤyde im Felde allbereits einge-
erndet, und das Feld ledig, auch der
Sommer-Strauch von Blaͤttern welck,
und abgefallen iſt, daß alſo die Woͤlffe kein
Behaͤltniß in dem lichten Felde haben koͤn-
nen, begebẽ ſie ſich in groſſe Gehoͤltze, Bruͤ-
cher und Moraͤſte, da ſie gute Behaͤltniſ-
ſe, ſicher zu ſeyn, vermuthen, rauben a-
ber noch immer, wo ſie was kriegen koͤn-
nen.


Der Fuchs.

Nach fleißigem Exerciren im rauben,
wer-
[392]October.
werden die Jungen endlich dieſes Hand-
weꝛcks kundig, nehꝛen ſich von jungem Ge-
fluͤgel, jungen Haſen und Maͤuſen, doch
behalten ſie das rothe Peltzgen, die Haa-
re aber werden etwas laͤnger; Die alten
Fuͤchſe werden nunmehro an ihren Baͤl-
gen gut, nehmen auch am Leibe zu, ob ſie
ſchon in der Duͤnnung jederzeit ſchwach
ſind; Wo ſie raͤudig geweſen, ſiehet man
nichts mehr.


Der Dachs.

Die alten Daͤchſe jagen die jungen, ſo-
bald ſie etwas vollkommen ſind, aus ihꝛen
Roͤhren, und muͤſſen ſie ſich anderes
Qvartier ſuchen, da es denn dieſen viele
Arbeit koſtet, ein Lager und Bau aufs
neue zu machen.


Vom Marder und Otter/ Katz
und Jltniß.

Von dieſen Raub-Thieren iſt bereits
in der Eigenſchafft das noͤthige errinnert,
und nichts zu remarquiren uͤbrig, als
daß, wann ihre Baͤlge gut, ſie zu fan-
gen, bey deren Vermehrung aber lieber
zu vertilgen ſeyn.


Vom Feder-Wildpraͤth.

Das Wald-Gefluͤgel.

Der Auer-Hahn.

Wo es Wacholder-Beere und Straͤu-
cher, auch Mehl-Feiſten giebet, ſuchen die
Auer-Huͤhner ſehr gern ihre Nahrung
davon: Die Jungen werden nunmehro
meiſtens vollkommen.


Der Birck-Hahn.

Nunmehro werden die jungen Birck-
Huͤhner auch pfluͤcke, jedoch will das flie-
gen noch nicht vollkommen angehen.


Das Haſel-Huhn.

Die alten Haſel-Huͤhner bleiben ge-
meiniglich in ihrer alten Gelegenheit am
liebſten, weil ſie deren am meiſten kundig
ſind.


Die Wald-Schnepffe.

Nunmehro ziehet die Schnepffe des
Nachts auſſer Landes hinweg nach war-
men Laͤndern, ihren Auffenthalt zu ſu-
chen.


Von wilden Tauben.

Nunmehro ſind die wilden Tauben
in ihrem Strich weggezogen, und, wegen
der kalten Lufft in waͤrmere Laͤnder ge-
flogen, da ſie ſich vorhero noch erſt recht
wohl proviantiret haben.


Von Krammets-Voͤgeln.

Weil der Krammets-Voͤgel-Strich,
als Schnaͤrren, Droſſeln und derglei-
chen, auff dem Graß- Heerd, Thonen-
Fang, und anderem Vogelſtellen noch
waͤhret, wird eyfrig damit continuiret,
zu Ende deſſen kommen ſchon eintzeln die
Ziemer wieder an.


Vom Feld-Befluͤgel.

Der Trappe.

Vorjetzo ruͤſten ſich die Trappen zu
ihrem March und Abzug, von unſerm
kalten Climate in waͤrmere Laͤnder zu
ziehen, ſind auch, ehe man es ſich verſie-
het, eyligſt fort, ohne, daß man ſie zu-
weilen ziehen ſiehet, wo ſie hinkommen.


Der Phaſian.

Nunmehro ſind die jungen Phaſia-
nen
pfluͤcke und zu ihrer vollkommenen
Groͤſſe erwachſen, lieben gerne den Ort
ihrer Geburths-Stadt, und ſind ge-
ſchwind im fliegen, ſo ſie auffgetrieben
worden ſind.


Daß Reb-Huhn.

Es werden nunmehro die jungen
Reb-Huͤhner umb Martini denen Alten
meiſtens gleich an Groͤſſe, doch bekom-
men die Jungen weiſſere Schnaͤbel und
Beine, gar kenntlich.


Die Wachtel und Lerche.

Nachdem das Clima und die Lan-
des-Art warmer Eigenſchafft iſt, finden
ſich zwar noch die Wachteln bey uns,
die Lerchen aber haͤufen ſich zuſammen
zum Abmarch.


Von Waſſer-Voͤgeln/

Als Gaͤnſen/ und Enten/ Blaͤſſen
und Kiebitzen.

Nunmehro ſammlen ſich die Gaͤnſe
und Enten von allen Teichen, Fluͤſſen,
Stroͤhmen und Waſſer-Pfuͤtzen auff die
groſſen Land-Seen haͤuffig, jedoch nach
Unterſcheid ihres Geſchlechts, nehmlich
die Gaͤnſerte alleine, und die Gaͤnſe auch
beſonders, ein jedes nach ſeiner Art, Na-
tur
[393]October.
tur und Geſchlecht, da werden ſie nun
theils durch hierzu abſonderlich verfer-
tigte Karn-Buͤchſen oder Doppel-Haa-
cken, mit kleinen Lauff-Kuͤgleins, auff
drey biß vier hundert Schritt, in der
ferne geſchoſſen, theils auch, nach Herr
Conrad Aitingers gegebenen Bericht,
durch Schlag-Waͤnde gefangen. Die
Enten aber auff groſſen Enten-Faͤngen
kuͤnſtlich beruͤcket, oder im Flug ge-
ſchoſſen.


Von dem Raub-Befluͤgel/

Als dem Habicht und Sperber.

Nunmehro lernen die jungen Raub-
Voͤgel von dem Alten ihr ſchaͤdliches
Handwerck voͤllig exerciren, und koͤn-
nen ſchon alleine heurige Haſen, und
junge Reb-Huͤhner fangen, da ſie ſich
dann vollkommen ſelbſt ernehren koͤn-
nen.


Kraͤhen und Aelſtern.

Die grauen Nebel-Kraͤhen bleiben
uͤber Winter bey uns allhier, theils
ſchwartze Kraͤhen aber machen ſich zum
Weg-Zug Schwarm-weiſe parat. Die
Aelſtern bringen die jetzigen Jungen ſel-
ten auf, weil es ſchon zu kalt; Des Abends
begeben ſie ſich in Werfften-Straͤucher.


Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug und
Hunden.

Umb Galli werden die Eicheln und
Buch-Eckern ziemlich reif. Wann de-
ren viel gerathen, und das Laub nicht
wohl fallen will, ſoll es einen harten
Winter bedeuten, dann werden die Maſt-
Schweine in die Maſt geſchlagen, ge-
zeichnet und gebrannt. Nach der Hirſch-
Brunfft, wann das Laub von denen
Baͤumen abgefallen, werden die Hirſch-
Lecken erneuert; Die Wolffs- und Fuchs-
Gruben repariret, und die Daͤchſe des
Nachts, wie vorgemeldet, wann viel Obſt
Maſtung oder Ruͤben, mit Hunden ge-
hetzet, und mit Gabeln gefangen; Die
Ebriſch-Beeren bey ſchoͤnem Wetter ge-
brochen, auff dem Boden auff Waſch-
Leinen getrocknet und in der Lufft doͤr-
re gemachet, damit man ſolche im Win-
ter vor die Krammets-Voͤgel habe. Jm
letzten Viertel wird das Bau-Holtz ge-
faͤllet, item Brenn- und Kuͤchen-Holtz
zu Klafftern geſchlagen; Vor die wil-
den Sauen in Bruͤchern und Moraͤſten,
an dienliche Oerter Suhlen und Waſſer-
Pfuͤtzen oder Tuͤmpel gemachet, weiln
ſie nicht alleine durch die bißherige Som-
mer-Hitze echaufrirt, ſondern auch durch
die Eicheln, Buch-Eckern, Haſel-Nuͤſſe,
und allerhand wild und zahm Obſt, hi-
tzig worden, und ſich abzukuͤhlen, ſich in
die Brudel und Suhlen begeben, man
kan ihnen alsdenn ohnweit davon auff
den Baͤumen unterm Wind auffpaſſen,
und ſie ſchieſſen. Desgleichen iſt nun-
mehro auch das gelte Wildpraͤth zum
Deputat in die Kuͤchen zu puͤrſchen und
zu liefern; Man kan auch fuͤr die Schmeltz-
Huͤtten, Eyſen-Hammer und Schmiede
Kohlen-Maͤuler ſetzen und brennen laſ-
ſen; Holtz- und Forſt-Rechnung, oder
Verkauff des Herbſts vornehmen, und
mit den Forſt-Bedienten uͤberlegen, wo
das Gehaͤue des Holtzes, wegen Wexel
des Wildpraͤths, und zu Conſervirung
des jungen Wiederwachſes/ item Abja-
jungs-Fluͤgel, am fuͤglichſten und nuͤtz-
lichſten vorzunehmen und anzuſtellen
ſey. So ſoll man auch auf die Kram-
mets-Voͤgel, ſo ſich nunmehro bald an-
geben, eyfrig und fleißig bedacht ſeyn,
ſolche zu fangen. Weiln die Steck-Garn
nicht mehr taugen, muß zun Reb-Huͤh-
nern das Treibe-Zeug, Haamen und der
Tyraß gebrauchet werden. Man kan
auch das Lerchenſtreichen fleißig vorneh-
men, weil jetzo der beſte Strich und ſol-
che am fetteſten ſind. Jngleichen iſt je-
tzo auch mit den Schnepffen der beſte
Strich, und ſind ſie ebenfalls ſehr feiſt.
Der Fincken-Heerd gehet nunmehro
bald zu Ende. Nunmehro kan man
noch die Haſel-Huͤhner mit dem Pfeiff-
lein auff den Lock ſchieſſen; Die Leim-
Spillen werden auff allerhand Voͤgel
nuͤtzlich gebrauchet. Man ſoll auch de-
nen Haſen Abends auf den Ruͤb-Aeckern
mit Lauſch-Netzen und Feder-Lappen
aufpaſſen oder ſie ſchieſſen, ſie kommen
aber ſehr ſpaͤthe.


D d dNovem-
[394]November.

NOVEMBER.


Vermuthliche Witterung.

Jetzo tritt die liebe Sonne in Schuͤ-
tzen; Jm Anfang iſt es zwar gar fein,
lieblich und angenehm, hernach aber
feuchte, unſtet, froſtig und Schnee, und
unfreundlich ſtuͤrmiſches Wetter zu ver-
muthen, wiewohl es am Ende mit
Sonnen-Schein abwechſelt; Es kan
aber auch den Herbſt uͤber trocken und
ohne Schnee ſich halten, und kan man
hierinnen nichts gewiſſes ſagen.


VEGETATIO der Erden.

Kraͤuter/ und Baͤume.

Das Wachsthum, und die Vege-
tation
der Erden hat nunmehro auffge-
hoͤhret, und iſt der Erdboden gantz kahl
und von allen entbloͤſet, als ob niemahl
was da vorhanden geweſen. Man kan
keine Veſtigia von dem geringſten erbli-
cken, die Herbſt-Feuchtigkeiten coaguli-
r
en, und haͤuffen die Gewaͤſſer, vermi-
ſchen ſie, daß ſie ſtarck und dicke werden,
und verſincket die Feuchtigkeit endlich wie-
derumb in die Erden.


Vom Tangel-Holtz.

Nunmehro hat die Tanne auch ein-
mahl ihren Saamen in ihren Zapffen
erlanget, welchen ſie wohl beſchloſſen den
bevorſtehenden Winter uͤber conſervi-
r
et, und ſolchen allein zu Anfang des
Fruͤhlings, ihrer Natur nach, ausſtreu-
et, wo nicht die Eichhoͤrnlein, Haſel-
Maͤuſe und Voͤgel ſie ihres wenigen
Vorraths berauben.


Vom Laub-Holtz.

Endlich, da die Eiche ihre getragene
Frucht zur Zeitigung gebracht, und da-
mit allen lebendigen Creaturen gedienet,
laͤſſet ſie auch ihre Zierath erblaßt abfal-
len und druͤcket ihnen ſolche die harte
Winter-Kaͤlte ab, nachdem ſie am laͤng-
ſten die Blaͤtter getragen hat. Es ver-
urſachen dieſes auch die jungen Knoſpen:
Sie beſchleuſt letztens die Poros der Aeug-
lein mit einer Olitaͤt.


Von Kraͤutern.

Damit hat die guͤtige Natur ſchon
laͤngſt auffgehoͤhret. Wer nun obbe-
ſagter maaſſen dieſelben zu rechter Zeit
des Fruͤhlings und Sommers geſamm-
let, ſolche, wie gebraͤuchlich, im Schatten
gedoͤrret, der wolle dieſelben zu GOttes
Ehre, und ſeiner Geſundheit beſtens ge-
brauchen. Damit ſie aber nicht verle-
tzet oder verderbet werden, iſt rathſam,
dergleichen Kraͤuter in hoͤltzern Buͤchſen
oder Schachteln an einem trockenen wohl
temperirten Ort auffzuheben, ſonderlich
aber ſie wohl zuzudecken.


Tages und Nachts Laͤnge.

Nunmehro gehet die Sonne umb 7.
Uhr, 24. Min. auf, und tritt umb 4. Uhr,
36. Min. nieder, ſo bleibet der Tag nicht
mehr als 8. Stunden, 58. Min. hinge-
gen die Nacht 15. Stunden und 2. Mi-
nuten lang.


Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.

Vorjetzo coaguliren ſich die Gewaͤſ-
ſere und Feuchtigkeiten allerſeits zum
Beſchluß, und ziehen ſich allgemaͤhlich
nach der Erden nieder, daſelbſten zu ver-
bleiben und auszuruhen. Weil ſich al-
les in der Erden, als in einen Schwamm
eingezogen, ſo hat man im Gruben-Ge-
baͤude, wegen haͤufigen Waſſers, ſo ſich
einfindet, und derer mercurialiſchen giff-
tigen Duͤnſten halber eine ſchlimme Zeit,
und muß das Gewaͤſſer durch Machinen
heraus geſchaffet werden.


Von Thieren und Voͤgeln.

Der Baͤr.

Die jungen Baͤre werden zwar noch
von ihren Alten neben ſich gelitten und
geduldet, doch wo deren viel, jagen ſie die-
ſelben weg, und muͤſſen ſie ſich ſelber ei-
ne Wohnung machen. Die alten Baͤre
ernehren ſich indeſſen von gefallenem
Wildpraͤth, in Mangel deſſen von an-
derm zahmen Vieh, Pferde- oder Kuͤh-
Aß. Sie koͤnnen eines groſſen Stuͤck
Luders maͤchtig werden, und was ſie fan-
gen, daß tragen ſie alles gemeiniglich nach
ihrer Hoͤhle, und verzehren es daſelbſt
zwiſchen den Vorder-Tatzen, ſchlaffen
auch gerne an der Sonne in ihrer Hoͤhle.


Der Hirſch.

Nach der Brunfft begiebt ſich das
Wildpraͤth von einander, weil ſie von
den Hirſchen ſehr geplaget werden, wie-
wohl
[395]November.
wohl etliche Stuͤck, ſo zuſammen gewoͤh-
net, nach ihren Hoͤltzern gehen. Der
Hirſch aber, indem er nunmehro durch
die Brunfft ſein Feiſt an Nieren und gu-
tes Wildpraͤth verlohren, und gantz ma-
ger und matt geworden, iſt kraͤncklich
und ſchwach, und muß ſich erhohlen von
denen wenigen Eicheln, ſo die wilden o-
der zahmen Schweine auffzuleſen ver-
geſſen haben; Nimmt ſein Geaͤß von dem
Heyde-Kraut und denen Krummet-
Wieſen, tritt Abends und Morgens zur
Saltzlecke, genieſſet Brombeer-Blaͤtter
und andere geſunde Kraͤuter, Brunnen-
Kreß und dergleichen in Qvellen wach-
ſende Kraͤuter, auch braunen Kohl zu
ſeiner Artzney, ſcharret in die Ameiß-
Haufen, und bedienet ſich des Geruchs.


Das Schwein.

So balde die Erndte vorbey und nichts
mehr in Feldern zur Nahrung verhan-
den, ſondern alles leer worden iſt, bege-
ben ſich die Sauen nach den Waͤldern,
allwo die Natur indeſſen vor ſie geſor-
get, und genieſſen die Maſt, ſo bald der
Froſt druͤcket, an Eicheln und Buch-
Nuͤſſen haͤufig, welche ihnen den Leib fei-
ſte machen und erhitzen, daß ſie dahero
gezwungen ſind in Bruͤchern und Moraͤ-
ſten, auch Waſſer-Pfuͤtzen ſich zur Erfri-
ſchung zu ſuͤhlen, dann reiben ſie ſich an
die nechſtſtehende Baͤume, auch nehmen
ſie Nahrung von Haſel-Nuͤſſen, wo ſie
derer finden.


Das Reh.

Nunmehro begeben ſich die Rehe
meiſtens aus denen abgelegenen Feld-
Hoͤltzern zuſammen auf groſſe Heyden,
und retiriren ſich mit einander nach den
groſſen Waͤldern zur Brunfft, nicht a-
ber zuſammen in einem Troupp, wie
das Roth-Wildpraͤth, ſondern ſepari-
r
en ſich allezeit paarweiſe, und nehren
ſich auch von dem Mooß an den Baͤu-
men.


Der Haſe.

Nun iſt die beſte Zeit den Haſen zu
jagen, weil er weiter nicht mehr ſetzet, o-
der ſich mit jungen vermehret, gleich-
wohl aber von dem Sommer-Getraͤyde,
und anderer vielfaͤltigen Nahrung feiſte
worden, und gut iſt.


Der Wolff.

Nunmehro gehen die Woͤlffe des Nachts
aus ihren Behaͤltniſſen fleißig auf den
Raub und fuͤhren die Jungen an in die
Schaaff-Horden, und Pferde-Huthun-
gen, faſſen den Schaͤfer-Hund an die Gur-
gel, damit er nicht ſchreyen kan, die Jungen
wuͤrgen unterdeſſen die Schaaffe, der Al-
te aber greifet eines im Genuͤck und traͤ-
get es auf ſeinem Ruͤcken davon zur
Beute.


Der Fuchs.

Vorigten Monats war der Fuͤchſe
Nahrung unter andern Obſt, Pflau-
men, Kirſchen, und Wein-Trauben, ſo
aber alles hinweg, das Feld iſt nun leer,
dem Sommer-Strauch ſind die Blaͤt-
ter abgefallen, und die Nacht iſt lang,
alſo traben ſie des Nachts auf denen Fel-
dern nach den Maͤuſen, welches zu die-
ſer Zeit ihre eintzige Nahrung ſeyn muß,
da werden ſie meiſt durch Witterung in
Eyſen gefangen.


Der Dachs.

Bey kaltem Froſt und ungeſtuͤmem
Wetter beginnet ſich der Dachs in ſei-
nen Bau zu retiriren und beginnet nun-
mehr ſein Winter-Qvartier zu beziehen,
ſuchet aber doch bey gelindem Wetter ſpaͤ-
the bey Nacht noch aus dem Bau ſeine
Nahrung.


Vom Marder und Otter/ Katz
und Jltniß.

Von dieſen Raub-Thieren iſt bereits
in der Eigenſchafft das noͤthige errinnert,
und nichts zu remarquiren uͤbrig, als
daß, wann ihre Baͤlge gut, ſie zu fangen,
bey deren Vermehrung aber lieber zu
vertilgen ſeyn.


Vom Feder-Wildpraͤth.

Das Wald-Gefluͤgel.

Der Auer-Hahn.

Wañ die alten Auer-Haͤhne und Huͤh-
ner ihre Jungen nunmehro groß erzo-
gen, fuͤhren ſie dieſelbigen in andere Hey-
den, daß ſie ſich auch ernehren lernen, von
einander.


Der Birck-Hahn.

Die Birck-Huͤhner aber lieben noch
eher Geſellſchafft und bleiben beyſam-
men, biß die Kaͤlte ſie vertreibet.


Das Haſel-Huhn.

Die alten begeben ſich allgemach wie-
D d d 2der,
[396]November.
der, doch mit kurtzen und raſchen Flug,
in des finſtere Dickigt ſich zu verbergen.


Die Wald-Schnepffe.

Die Wald-Schnepffe iſt ſchon bereits
vorigten Monats, nachdem ſie feiſte wer-
den, von uns weggezogen.


Von wilden Tauben.

Man ſiehet und hoͤhret nunmehro
keine Taube mehr, da ſie vorhero in groſ-
ſen Schaaren herumb geflogen, melden
ſich auch nicht eher wieder, biß ihre Zeit
im Fruͤhling herbey nahet.


Von Krammets-Voͤgeln.

Ob ſchon die veraͤnderliche Schnaͤr-
re ſich hin und wieder verkreucht, und
die Droſſeln, ſonderlich Nachts bey Mon-
den-Schein haͤuffig fortziehen, ſo erfreuet
uns dannoch der angenehme und liebe
Krammets-Vogel, welcher aus hohen
Gebuͤrgen herſtreichet.


Vom Feld-Befluͤgel.

Der Trappe.

Dieſer iſt nunmehro uͤber alle Ber-
ge geflogen, und nirgends bey uns im
Lande zu vermercken, muß alſo ver-
muthlich in waͤrmere Laͤnder ſeine Reti-
rade
genommen haben, weiln vor ihn
in unſerm kalten Lande nichts geweſen.


Der Phaſian.

Weil nichts mehr in Feldern zu fin-
den, werden die Phaſianen an gewiſſe
Kirr-Plaͤtze angekoͤrret und da ſie dahin
gewoͤhnen, durch Zuruͤckung des Fangs
eingefangen, die zur Zucht benoͤthigte a-
ber fliegen gelaſſen.


Das Reb-Huhn.

Nunmehro werden die Reb-Huͤh-
ner, weil ſie feiſt worden, mit dem Ty-
rasſ
und Habicht, oder Treibe-Zeug und
Haamen lebendig eingefangen, die Zucht
aber gelaſſen.


Die Wachtel und Lerche.

Vorjetzo iſt unſere Wachtel bey der
Nacht fortgezogen, nachdem ſie feiſte
worden. Die Lerchen fangen auch an
von uns abzumarchiren.

Von Waſſer-Voͤgeln/

Als Gaͤnſen und Enten/ Blaͤſſen
und Kiebitzen.

Weiln nunmehro nichts mehr in Fel-
dern, auf offenen Seen aber das Waſſer
ſchon zu kalt iſt, und die Kaͤlte bey lan-
gen Naͤchten das Waſſer froͤſtelt, ſo neh-
men die wilden Gaͤnſe ihren Abzug in
Form eines Triangels mit einer langen
Reyhen, nach warmen Laͤndern, und
melden ſich einige theils vornen, theils
hinten, mit ihrem Geſchrey. Die wil-
den Enten aber, nachdem ſie gegen A-
bend in groſſen Schaaren auf weitlaͤuff-
tige Teiche oder Seen ſich verſammlet,
fliegen des Nachts mit gantzem
Schwarm von uns hinweg. Die Kie-
bitzen ziehen zu anfang dieſes Monats
ſchon fort.


Vom Raub-Befluͤgel/

Als dem Habicht und Sperber.

Da nunmehr alles Gefluͤgel bereits
erwachſen, und ihren Strich meiſt aus
dieſem Lande weggenommen, ziehen letz-
lich die Raub-Voͤgel, da ſie nunmehr
nichts, als Maͤuſe und Froͤſche finden,
auch hinweg, weil ihnen dieſe Koſt auch
durch den Froſt benommen.


Kraͤhen und Aelſtern.

Nunmehro begeben ſich unſere hie-
ſige bleibende Kraͤhen wieder beym
Schnee in die Doͤrffer, doch meiſt vor
Mittages beym Froſt, hernach aber wie-
der in die Felder; desgleichen auch die
Aelſtern ſchauen zu, wo was geſchlachtet
wird, oder fliegen nach verſtorbenem
Vieh.


Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug
und Hunden.

Nunmehro gehet die Schwein-Ha-
tze recht an, weil das Schwartz-Wild-
praͤth oder die Sauen, wegen vielfaͤltiger
Maſt vorigten Monats, in der beſten Fei-
ſte begrieffen, nachmahls aber im Chriſt-
Monat in die Brunfft treten. Sie wer-
den, wann alle Maſt aus denen Waͤldern
von zahmen und wilden Thieren verzeh-
ret worden, bey langen Naͤchten, mit
auffgehobenen und in Vorrath geſamm-
leten
[397]November.
leten Eicheln, Buch-Eckern, wild Obſt,
Maltz und Fiſchgen, von weitem her zu-
ſammen gekoͤrret, und einige Zeit erhal-
ten. Wann es nun gefaͤllig, wird, ehe
ſie von einander gehen oder es mercken,
vorher entweder auf denen Kirr-Plaͤ-
tzen recognoſciret, oder beym friſchen
Schnee eingekreiſſet, mit Zeuge eingeſtel-
let und entweder in Tuͤchern der Herr-
ſchafft auf den Laufft vorgejaget, dieſel-
ben mit dem Fang-Eyſen anlauffen zu
laſſen, oder ſie werden nur mit Sau-
Netzen umbſtellet und gefangen, mei-
ſtens aber eintzeln im Streif-Jagen mit
fluͤchtigen Hunden und Sau-Ruͤdden
gehetzet, angepacket, von dieſen gehalten,
und mit dem Hirſch-Faͤnger gefangen.
Die Rehe, welche anjetzo auch feiſte, wer-
den theils bey ſolchen umbſtellten Tuͤ-
chern mit auf den Laufft gejaget, von der
Herrſchafft im lauffen geſchoſſen, mit
Wind-Hunden gehetzet, oder in Reh-
Netzen privatim geſtellet und gejaget.
Bey Lieferung der Rehe aber wird von
einem Haußwirthlichen Jaͤger allzeit nur
der Bock geſchoſſen, weil die Ruͤcke jedes-
mahl ſich einen andern Bock hohlet.
Das Fuchs-Fangen mit dem Eyſen
durch die Witterung wird in vorigem
und dieſem Monat, weil es noch nicht
ſonderlich in die Erde gefroren, und der
Balg bereits gut iſt, mit Nutzen vorge-
nommen. Es werden auch Lager-Heer-
de auf die Krammets-Voͤgel angerichtet,
Fuͤchſe und Haſen auff den Graͤntzen mit
Netzen gefangen, Reb-Huͤhner eingefan-
gen, denen Phaſianen geſchuͤttet und ge-
raͤuchert, Marder, Otter, Katzen und
Jltniſſe weggefangen, Reh- und Haſen-
Netze bey langen Abenden fleißig geſtri-
cket, Flachs und Werck zum Geſpinſte
denen Unterthanen ausgetheilet, Flachs
gebrochen, geſchwungen und gehechelt,
Miſt und Tuͤnger eine halbe Ellen von
der lebendigen Hecke eingegraben, daß die
Winter-Feuchtigkeit ſich in die Erde zie-
he, und die Wurtzel die Geylheit erhalte.
Nach vollbrachtem Jagen wird das
Jagd-Zeug, Tuͤcher, Garne, Netzen und
Lappen jedes behoͤhriges Orts an ſeiner
Stelle aufgehoben, wenn es vorhero ge-
trocknet, und ausgebeſſert worden. Man
muß auch das Gewehr auf der Ruͤſt-
Kammer, wann es die Fliegen Som̃ers
durch gantz beſchmieſſen, reinlich abſau-
bern laſſen; auch iſt gut alles Eiſenwerck
zur Jagd in prima facie ſagittarii jetzigen
Monats ſchmieden zu laſſen, weil es vor
gluͤcklich gehalten wird; Gleicher geſtalt
ſoll man jetzo das Holtz darzu fertigen.


DECEMBER.


Vermuthliche Witterung.

Endlich tritt nunmehro die liebe
Sonne in den Stein-Bock, als einen kal-
ten Aſpect, in ihr Winter-Qvartier, da
ſie von uns am weiteſten entfernet. Das
Winter-Wetter iſt zwar anfaͤnglich noch
ziemlich erleidlich, mit Sonnen-Schein u.
Wind vermiſchet, doch ſiehet man allmaͤh-
lich die Schnee-Wolcken coaguliren, dar-
zu ſich zu Ende Froſt und Schnee einfin-
det. Wiewohl man zuweilen auch gruͤne
Weynachten gehalten.


VEGETATIO der Erden.

Kraͤuter und Baͤume.

Nunmehro ſchlieſſet ſich die Erde
gleichſam zu und verbirget ihren Schatz,
als in einem Kaſten in ihren unterirdi-
ſchen Schooß, darinnen er nach Goͤttlicher
Ordnung ſo lange bleibet, und auffge-
haben wird, biß ihn der Allmaͤchtige
Schoͤpffer im Fruͤhling wieder hervor
kommen laͤſſet. Worauff der ſtrenge
Froſt uͤberhand nimmet.

Vom Tangel-Holtz.

Dieſes eintzige zieret mit ſeiner ſchoͤ-
nen angenehmen gruͤnen Farbe nun-
mehro das Gehoͤltze, erfreuet der Men-
ſchen Augen, bedecket des Winters die
armen wilden Thiere vor grimmiger
Kaͤlte, Froſt und Schnee, des Sommers
aber vor Hitz und Regen, worzu es von
dem groſſen GOtt wunderbarlich er-
ſchaffen, und verordnet worden, da al-
le andere Baͤume und Straͤucher bloß
und elende ſtehen.


Vom Laub-Holtz.

Dahingegen ſehe man an, wie klaͤg-
lich und armſeelig, ja von allem Zierath
verlaſſen und gaͤntzlich entbloͤſſet das ar-
me Laub-Holtz zu dieſer Jahres-Zeit aus-
ſiehet, nachdem der harte Reiff und ſtren-
ge Froſt das Laub mit Gewalt abgeriſ-
ſen, und es dergeſtalt ſeines Schmuckes
beraubet; Die Blaͤtter werden von dem
Wind hin und her disſipiret und zer-
ſtreuet, und die Aeſte und Zweige kurtz
D d d 3dar-
[398]December.
darauff mit Froſt und Schnee uͤberzo-
gen und bedecket.


Von Kraͤutern.

Hier muß der Kraͤuter-Begierige
Leſer auf einen andern Zeit-Vertreib be-
dacht ſeyn, weil mit den Kraͤutern es
ſchon laͤngſt zu Ende: Daferne nun der-
ſelbe vorigter Zeit ſo gluͤcklich geweſen,
einige zu ſammlen, auch die Beſamung
zu ſeiner Zeit, welche doch ſehr zart, er-
halten, ſo kan bey dem erſten Thau-Wet-
ter dergleichen nach Belieben und Ver-
langen auff beqveme Bethe geſeet wer-
den, man muß aber ſolches wohl in acht
nehmen.


Tages und Nachts Laͤnge.

Nunmehro, da die liebe Sonne erſt
umb 8. Uhr, 28. Min. auf- und Nachmit-
tag umb 3. Uhr, 32. Minute ſchon wie-
der untergehet, iſt der kuͤrtzeſte Tag 7.
Stunden, 32. Minuten lang; Hingegen
dauret die Nacht 16. Stunden, 28. Mi-
nuten.


Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.

Als nun der Allmaͤchtige Schoͤpffer
die Erde wiederumb feſte mit dem Froſt
zugeſchloſſen hat, und nichts mehr eva-
porir
en kan; So bleiben die unterirdi-
ſchen mineraliſchen mercurialiſchen Duͤn-
ſte coaguliret alle beyſammen, welches ei-
ne warme Dunſt, oder feuchten Broden
verurſachet, daß wir Menſchen unten
nicht lange dauren koͤnnen, ſondern von
dieſer Berg-Seuche kranck werden.


Von Thieren und Voͤgeln.

Der Baͤr.

Wann ein Baͤr noch keine Hoͤhle
oder Lager und Bette hat, wo er ſich den
Winter uͤber auffhalten ſoll, ſo bauet er
mit Macht daran, er traͤget ſowohl Reiß,
Laub und Mooß mit dem Maul und
Vorder-Laͤufften zuſammen, wie ein
Menſch, daß es recht warm ausgefuͤt-
tert wird, und lieget des Winters beym
groſſen Schnee, da er nicht viel finden,
ſondern ſein Lager vielmehr verrathen
wuͤrde, ſtille, und ſauget an den Klau-
en, auch an den Hinter-Tatzen.


Der Hirſch.

Nunmehro gehet des Hirſches ſeine
ſchlimmſte Zeit an, indem derſelbige, weil
er mager und matt und zur Flucht ohn-
maͤchtig, von dem Wolff am allermei-
ſten hefftig verfolget wird. Er gehet des
Nachts auf die Frucht-Felder, das Wild-
praͤth, welches eben dieſer Gefahr un-
terworffen, haͤlt ſich zuſammen, theils
wegen der Kaͤlte, umb deſto waͤrmer zu
ſtehen, theils auch auff ihren allgemeinen
Erb-Feind, den Wolff durch umbwech-
ſelnde Wachſamkeit Acht zu haben. Jhre
meiſte Nahrung iſt Knoſpen von Heyde-
Kraut, und Rinde von Kiefern; Des
Nachts gehen ſie vor ſich auff die Saat-
Felder, genieſſen auch die Miſpeln oder
den Vogel-Kuͤhn von gefaͤllten Baͤumen,
Baum-Mooß, Wintergruͤn, und der-
gleichen.


Das Schwein.

Mit Anfang jetzigen Monats iſt das
Schwein, oder der Kaͤuler und die Sau-
en oder das Schwartz-Wildpraͤth in der
beſten Feiſte, da ſie bey dieſer Jahrs-Zeit,
wegen des Schnees am meiſten geſpuͤh-
ret, eingekreiſſet, und auf vielerley Art
gefangen werden. Jn dieſem Monat
tritt das Schwein auf die Brunfft, und
waͤhret 14. Tage; Jn Mangel der Ba-
chen brunfften ſie auch mit zahmen
Sauen gar hefftig, nach der Brunfft
machen ſie ſich Lager von Mooß gefuͤt-
tert, recht weich, meiſtens aber liegen die
Kaͤuler beſonders und alleine.


Das Reh.

Die Ruͤcken jagen ihre Jungen bey
Annahung der Brunfft-Zeit eine Ecke
von ſich, gehen meiſtens auff dem Hey-
de-Kraut zur Nahrung des Winters,
und ob es wohl kalt, iſt doch anjetzo ihre
groͤſte Liebes-Hitze, und rechte wuͤrckli-
che Brunfft, welches ungefehr 14. Tage
waͤhret, und zwar, wie gemeldet, paar-
weiſe; Vorjetzo geſchiehet die Empfaͤng-
niß des Rehes noch einmahl ſo frucht-
bahr.


Der Haſe.

Bey herannahendem kaltem Win-
ter ziehen ſich die Haſen meiſtens aus den
Feldern in das Gehoͤltze und dicke Gebuͤ-
ſche, wo ſie vor der Winter-Kaͤlte ge-
ſichert ſind, machen ihr Lager gegen Mit-
tag. Jhre Nahrung ſind Brommbeer-
Blaͤtter, birckene Knoſpen und Brun-
nen-Kreſſe.


Der
[399]December.
Der Wolff.

Weil nunmehr bey herannahen-
dem Winter das meiſte Vieh wegen
Mangel der Huthung im Felde wieder-
umb zu Hauſe gefuͤttert wird, haben die
Woͤlffe uͤbele Zeit, wo ſie nicht etwan ein
Maſt-Schwein ertappen, faͤllt aber
Spuhr-Schnee, werden ſie eingekrey-
ſchet, durch Wolffs-Zeuge umbſtellet und
mit Freuden gefangen, weiln nunmeh-
ro ihre Peltze am vollkommenſten wor-
den ſind.


Der Fuchs.

Nunmehro iſt der Balg reif, und
gilt der Fuchsſchwantz am meiſten, da
wird der gute Purſch auf vielerley Art
gehetzet, geſchoſſen, gejaget, geprellet und
gefangen. Sonſten gehet er des Nachts
fleißig umb die Doͤrffer nach dem zahmen
Gefluͤgel patroulliren, beym Monden-
Schein aber die Haſen zu betriegen; Weñ
es helle und kalt Wetter, bellet er heiſcher,
faſt wie ein kleiner Hund.


Der Dachs.

Es lieget nun der Dachs bey anhal-
tender Kaͤlte unbeweglich, und zehret
vom Leibe aus dem a parten Loche un-
term Schwantz mit ſeiner ſpietzigen Na-
ſe biß an die Augen.


Vom Marder und Otter/ Katz
und Jltniß.

Von dieſen Raub-Thieren iſt bereits
in der Eigenſchafft das noͤthige errinnert,
und nichts zu remarquiren uͤbrig, als daß,
wann ihre Baͤlge gut, ſie zu fangen, bey
deren Vermehrung aber ſie lieber zu ver-
tilgen ſeyn.


Vom Feder-Wildpraͤth.

Das Wald-Gefluͤgel.

Der Auer-Hahn.

Nunmehro ſuchet der Auer-Hahn
wiederumb ſein ordentliches Winter-
Qvartier, und verſorget ſich vor kuͤnffti-
ger Kaͤlte, Froſt, Schnee und Eiß, mit
einem warmen Stand.


Der Birck-Hahn

Bleibet an keinem gewiſſen Ort,
ſondern ziehet zwar nicht gantz weg, doch
nach einem waͤrmern Climate, umb ſich
zu erhalten.

Das Haſel-Huhn.

Es haͤlt ſich das Haſel-Huhn gerne
auff in ſtiller Einſamkeit, wo es ſicher
zu ſeyn meynet.


Die Wald-Schnepffe.

Bey jetziger Kaͤlte, iſt von keiner
Schnepffe etwas zu hoͤhꝛen, noch zu ſehen.


Von wilden Tauben.

Nach dieſen iſt nunmehro nicht wei-
ter zu fragen, indem ſolche, wie gedacht,
nicht eher, als kuͤnfftigen Fruͤhling bey
dem Wieder-Strich geſehen werden.


Von Krammets-Voͤgeln.

Der eintzige Ziemer oder Kram-
mets-Vogel nimmt ſeinen Strich im
Winter zu uns, an Orten, wo alt Ei-
chen-Laub ſtehen blieben, und wo es viel
Wacholder-Straͤucher hat, darvon er
ſeine Nahrung nimmet, wird dahero vor
delicat gehalten.


Vom Feld-Befluͤgel.

Der Trappe.

Der iſt nunmehro weit von uns ent-
fernet, wiewohl zuweilen einige kraͤnck-
liche und die zum Zug untuͤchtig, an theils
warmen Bruͤchern eine zeitlang ſich
auffgehalten, biß ſie endlich ausgeheilet,
denen andern nachfolgen.


Der Phaſian.

Nunmehro halten ſich die Phaſianen
gerne meiſtens in warmen Bruͤchern
und offenen Qvellen auff, wo einige
Beer-tragende Straͤucher verhanden,
welche ſie zu ihrer Nahrung in Mangel
gebrauchen muͤſſen.


Daß Reb-Huhn.

Wird in dieſem Monat noch gefan-
gen, und, da es geſchneyet, mit dem
Schnee-Garn bedecket, wenn es hart ge-
froren, retiriren ſie ſich nach warmen
Qvellen.


Die Wachtel und Lerche.

Von der Wachtel iſt nunmehro
nichts weiters zu hoͤhren, ſondern ſie iſt
vorlaͤngſt in warme Laͤnder gezogen. Die
Lerchen ziehen nun auch weg.


Von Waſſer-Voͤgeln/

Als Gaͤnſen/ und Enten/ Blaͤſſen
und Kiebitzen.

Nachdem die Seen, Teiche, Stroͤh-
me
[400]December.
me und Fluͤſſe endlich ihre bißherigen
Gaͤſte loßgeworden ſind, und dieſelben
nach Goͤttlicher Ordre ihren Abmarch
nehmen muͤſſen, auch das ſonſt gruͤne
Rohr, Schilff und Graß vor Kaͤlte er-
ſtorben, beſchluͤſſet die guͤtige Natur die-
ſe feuchte Quartiere mit ſtarrem Eiß,
Froſt und Schnee, umb in waͤhrender
Winter-Zeit ihre armen Fiſche vor rau-
her Kaͤlte zu erhalten, biß wiederumb der
Hoͤchſte zur Zeit des Fruͤh-Jahrs ſie
durch den lebendigmachenden Archæum
auffthauet. Die ſchwartzen nichtswuͤr-
digen Blaͤſſen ziehen unvermercket auff
die warmen Bruͤcher heimlich weg.


Vom Raub-Befluͤgel/

Als dem Habicht/ und Sperber.

Aus Mangel aller Nahrung, den
Hunger zu ſtillen, haben vorigten Mo-
nats die Raub-Voͤgel abziehen muͤſſen,
und iſt nunmehro keiner zu mercken, er
muͤſte dann ein Spaͤthling, oder unge-
ſund ſeyn. Und ſo viel hab ich bißhero
ihnen abmercken koͤnnen.


Kraͤhen und Aelſtern.

Es ſind die Kraͤhen nun jetzo ſchon
etwas zahmer, und begeben ſich beym
Schnee wieder in die Doͤrffer und Hoͤfe.
Gleicher Geſtalt ſind die Aelſtern begie-
rig, und ſuchen beym Schnee auff den
Hoͤfen, wo geſchlachtet, gegoſſen, oder
Kehrigt geworffen wird, ihre Nahrung.


Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug
und Hunden.

Wiewohl es bey uns zu Lande nicht
ſo haͤufig viel wilde Baͤre giebet, ohne ei-
nige wenige umb das Boͤhmiſche und
Schleſingiſche Rieſen-Gebuͤrge eintzeln
vagirende Mittel-Baͤre, koͤnten ſolche ja
wohl auch, wann ein Herr die Unkoſten
dran wenden wolte, mit Tuͤchern im
Zeug eingeſtellet, und gleich andern wil-
den Thieren vorgejaget werden; Weil es
aber gar zu beſchwehrlich und allzukoſt-
bahr fallen wuͤrde, ſo werden ſolche mei-
ſtentheils in hierzu verfertigte Faͤnge-
und Gruben auf ihren Wechſeln, Waͤn-
den, und Kleber-Gaͤngen gefangen und
in Kaſten nach der Herrſchafftlichen Re-
ſidenz
zum Hoff-Kampff-Jagen gelie-
fert, gleicher geſtalt werden auch Woͤlffe
und Fuͤchſe, daferne einiges Hoff- und
Kampff-Jagen geſchehen ſoll, mit Zeu-
ge eingefangen, und geliefert; Die Woͤlf-
fe auf dem Platz gehetzet; Die Fuͤchſe a-
ber zu einer abſonderlichen Luſtbarkeit
der Herrſchafft von dem Hochloͤblichen
Frauenzimmer in die Lufft geprellet.
Sonſten aber wird demjenigen Forſt-
Meiſter, wo der Baͤr gefangen, ein Vier-
tel Meißner-Wein zum Jaͤger-Recht ge-
geben. Bey Wolffs-Jagden mit dem
Zeuge oder mit denen Kuppel-Netzen
werden die Woͤlffe beym friſchen Schnee
ausgeſpuͤhret, geſtellet, gefangen, erſchla-
gen und geliefert, deren Baͤlge gehoͤren
dem Ober-Jaͤger-Meiſter, als ein Acci-
dens.
Die Fuͤchſe werden, wann die Er-
de gefroren, und mit dem Eyſen nicht
mehr zu ſtellen iſt, durch Klopff-Jagen
aus den Bruͤchern auff den Froſt geklap-
pert, da es denn weit zu hoͤhren iſt, und
werden alſo getrieben und geſchoſſen. Die
Haſen werden nunmehro zum letzten
mahl zum Beſchluß gefangen, Marder
und Ottern, Katzen und Jltniß aber al-
lezeit, ſoviel moͤglich, veꝛtilget, weil ſie ſchaͤd-
liche Raub-Thiere ſind. Wann Wild-
praͤths-Lieferung in die Kuͤchen zu thun,
wird ein gelte Thier, welches dieſes Jahr
kein Kalb gehabt, und alleine gehet, auch
da es kein Kalb ſaugen duͤrffen, ſondern
zugenommen, und feiſte worden, hauſen
im Gehaͤge, oder an der Graͤntze gepuͤr-
ſchet. Wie dann auch vorjetzo im Thier-
Garthen das zeitige Fuͤttern, wegen der
abgebrunfften Hirſche, bey einfallendem
harten Froſt und kaltem Reif, da das
Wieſen-Graß welck, nicht zu vergeſſen,
und was an Wild uͤber den gewoͤhnlichen
Beſatz uͤberfluͤßig, mit Gelegenheit un-
vermerckt auszuſchieſſen iſt. Das Inven-
tarium
des Jagd-Zeugs ſoll durchgeſe-
hen, und endlich das alte Jahr froͤlich be-
ſchloſſen werden.

[figure]
[[1]]

Anhang
Unterſchiedener nuͤtzlicher
zur Jaͤgerey gehoͤrigen
Materien.


[2]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher

Von dem Recht und der Pflicht eines Landes-
Fuͤrſten in Anſehung der Jagden.


§. 1.


OB zwar dem natuͤrlichen
Recht nach die Befugniß wil-
de Thiere einzufangen einer
jeden Privat-Perſon ſcheinet
uͤberlaſſen und vergoͤnnet zu
ſeyn, ſo kan man jedennoch
unterſchiedene vernuͤnfftige
Urſachen an die Hand geben, warum
es beſſer ſey, daß ſich heutiges Tages die
Landes-Fuͤrſten der Jagden allein an-
maaſſen, als wann ein jeder nach Ge-
fallen das Wild hetzte und wegſchoͤſſe.
Denn (1.) wuͤrden bey einer ſolchen un-
umſchrenckten Jagd-Freyheit allerhand
Sorten von Wildpraͤth gantz u. gar ver-
tilget werden, wie man denn an denje-
nigen Orten, wo entweder den Vaſallen
oder gewiſſen Gemeinden einige Arten
der Jagden concediret ſind, wahrnimmt,
daß ſich das Wild an ſolchen Orten uͤber-
aus rahr macht. (2.) Wuͤrde auch viel boͤ-
ſe Geſindel ſich in Waͤldern auffhalten,
und unter dem Schein dem Wilde nach-
zugehen, manche reiſende und andere
Perſonen nicht allein um ihr bey ſich ha-
bendes Haab und Gut, ſondern auch wohl
gar umb Leib und Leben bringen, da
man hingegen bey jetziger Beſchaffenheit
diejenigen, die man mit Gewehr in den
Waͤldern antrifft, und ſich dieſerhalben
nicht ſattſam legitimiren koͤnnen, entwe-
der vor Wild-Diebe oder ſonſt vor
Schnapphaͤne mit allem Recht anſiehet,
ſie zur Captur bringt, und mit der In-
quiſition
gegen ſie verfaͤhret. (3.) Wuͤrde
auch von allerhand Leuten, die mit dem
Schieſſen nicht recht umgehen koͤnnen,
manches Wild zu Holtz geſchoſſen wer-
den, welches hernach umfallen muͤſte, und
Niemand zu gute kaͤme. (4.) Wuͤrden vie-
le, die ſich des Jagens allzuſehr befleiſ-
ſigen duͤrfften, hierdurch zu dem Muͤſ-
ſiggang verleitet, und von anderer tuͤch-
tigen Arbeit abgehalten werden, und
duͤrffte dieſes vielleicht auch in die Claſſe
des Sprichworts mit zu ſetzen ſeyn, da
man ſonſt zu ſagen pfleget: Fiſche fan-
gen und Vogelſtellen, verderben manchen
guten Geſellen. (5) Koͤnten in Anſehung
der Jagden des Schieſſens und Hetzens
zwiſchen einem u. dem andern allerhand
Zaͤnckereyen, ja wohl gar Mord und
Todtſchlag entſtehen. Dieſemnach iſt
es am beſten, daß ſich die groſſen Herren
die Jagden zu ihrer Ergoͤtzlichkeit zu-
eignen, und ihren Unterthanen ſolche, in
ſoweit ſie es gut befinden, concediren.


§. 2.

Wenn gleich die Landes-Fuͤrſten-
heutiges Tages ſich der Jagd-Gerechtig-
keit allein anmaaſſen, ſo verwehren ſie in-
zwiſchen den Unterthanen nicht, daß ſie
die reiſſenden und gefaͤhrlichen Thiere, als
Baͤre, Woͤlffe u. ſ. w. die ſowohl Men-
ſchen, als Vieh, Schaden zufuͤgen, nach
Gefallen todt ſchlagen, ja ſie pflegen auch
wohl noch diejenigen, die die groͤſten An-
zaͤhl derſelben erlegen, mit Belohnung
anzuſehen. Es kan auch ſonſt keiner be-
ſtrafft werden, wenn er ſich gegen ein
Stuͤck Wild, ſo ihm an ſeinem Leib und
Leben Schaden zufuͤgen will, wehret, daß
er das Wild hinrichtet, dafern er in ſol-
che Umſtaͤnde gerathen, daß er ihm nicht
entgehen kan. Denn es iſt ein Jedweder
in ſeinem Gewiſſen verbunden, ſein Le-
ben auff alle Art und Weiſe zu erhal-
ten, und ſich gegen eine jedwede Crea-
tur, ſo ihm darnach trachtet, zur Wehre zu
ſetzen.


§. 3.

Weñ man erwegt, was die Woͤlf-
fe, zumahl zur Winters-Zeit, an denjeni-
gen Orten, wo ſie in groſſen Haufen an-
zutreffen, ſowohl Menſchen, als Vieh,
vor unſaͤglichen Schaden verurſachen,
und alſo ein Regente zu Beſorgung des
allgemeinen Heils ſeiner Unterthanen
auf derſelben Vertilgung bedacht zu ſeyn,
billich hohe Urſache hat, ſo erkennt man,
daß er gar wohl befugt ſey, gantze Dorff-
ſchafften auffbiethen zu laſſen, und ihnen
anzubefehlen, daß ſie ſich zur Wolffs-
Jagd mit noͤthigem Gewehr einfinden,
und wenn ſie ſchon einige Tage oder Wo-
chen daruͤber zubringen ſolten. Ob zwar
der Unterthanen eigenes Intereſſe hier-
durch befoͤrdert wird, indem die Raub-
Thiere hierdurch vertilget, und aus dem
Lande geſchafft werden, ſo iſt es dennoch
wohl billiger, weil die Landes-Fuͤrſten ſich
ohnedem des Wildes angemaſt, davon
die armen Unteꝛthanen wenig oder nichts
bekommen, und ſie auch an ihren Wirth-
ſchafften zu Hauſe viel verſaͤumen, und
offt
[3]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
offt groſſe Gefahr am Leben, oder ſonſt
Ungluͤck an ihren Gliedmaaſſen ausſte-
hen muͤſſen, wenn ſie nicht allein die Un-
koſten zur Wolffs-Jagd den armen Leu-
ten herſchieſſen, ſondern auch denen durch
die Wolffs-Jagd Beſchaͤdigten, oder auch
denen Erben, wann die ihnen Angehoͤri-
ge etwan darbey ums Leben gekommen,
einige beſondere Gnade wiederfahren
laſſen. Sie vermehren hierdurch die
Liebe und den Ruhm bey ihren Unter-
thanen und ein Jedweder wird williger
ſeyn, auff Befehl ſeines Herrn Leib und
Leben zu wagen.


§. 4.

Es pflegen die Fuͤrſten bißweilen ih-
re Vaſallen in Anſehung ihrer Meriten
und erſprießlichen Dienſte, die ſie gelei-
ſtet, mit gewiſſen Sorten der Jagd, als
mit der Ober-Mittel- und Nieder-Jagd,
oder mit allen dꝛeyen zugleich zu belehnen,
andern ertheilen ſie gewiſſe Jagd-Gelder
dafuͤr, oder auch noch einige Stuͤcke Depu-
tat-
Wildpraͤth dazu, welches nach dem
Unterſcheid der Oerter und der Perſonen
unterſchieden zu ſeyn pfleget. Begnadi-
get ein Landes-Fuͤrſt einen mit dem Recht,
Wildpraͤth zu jagen, ſo iſt die Concesſion
allezeit ſo zu verſtehen, daß dem Dritt-
mann an ſeiner Gerechtigkeit nichts ent-
zogen werde. Denn ein chriſtlicher und
vernuͤnfftiger Fuͤrſt hat nicht die Ver-
muthung vor ſich, daß, indem er einem
von ſeinen Unterthanen ein neu Recht
giebt, er dadurch ohne Raiſon den Ge-
rechtſamen ſeiner andern Unterthanen
etwas entziehen wolle. Es uͤberkommen
auch Privat-Perſonen das Jagd-Recht,
wie die uͤbrigen Regalien, derer ſie faͤhig
ſind, durch die Verjaͤhrung einer ſehr
langen Zeit, nehmlich von hundert Jah-
ren. Zudem die Landes-Fuͤrſten ihnen
ſolches eine ſo lange Zeit uͤberlaſſen, ſo
glaubet man, daß ſie dieſelben hierdurch in
die Poſſeſs dieſes Rechts zu ſetzen, und
im geringſten darinnen zu beeintraͤch-
tigen nicht intentioniret ſind.


§. 5.

Die Jagden werden insgemein ein-
getheilet in die Hohen-Mittel- und Nie-
der-Jagden. Den Hohen Jagden wer-
den beygezehlet die Hirſche, Schweine,
Baͤre, Rehe, Trappen, Auer-Huͤhner,
Haſel-Huͤhner, Berg-Huͤhner, Schwaͤ-
ne, u. ſ. w. Zu den Nieder-Jagden aber
werden gerechnet die Haſen, Dachſen,
wilde Katzen, Feld-Huͤhner, Schnepffen,
Enten und dergleichen Waſſer-Voͤgel,
wilde Tauben, Kram̃ets-Voͤgel und Ler-
chen. Zu den Mittel-Jagden die Friſch-
linge, Rehe, u. ſ. w. Man kan hier-
von nichts gewiſſes determiniren, ſon-
dern es iſt nach dem Unterſcheid der Oer-
ter unterſchieden. Es wird entweder in
der Vaſallen Lehn-Briefe mit eingeruͤ-
cket, was vor Sorten Wildes die Vaſal-
l
en und Unterthanen ſich zueignen ſollen,
oder in den Jagd-Mandaten mit expri-
mir
et, was der Landes-Fuͤrſt unter die-
ſen allen mit wolle begriffen haben.


§. 6.

Wenn die Fuͤrſten die Gnaden-Jag-
den an andere uͤberlaſſen, ſo iſt wohlge-
than, wenn in den Concesſionen zugleich
mit ausgedruckt wird die ausdruͤckliche
Vorbehaltung, die Jagd-Gerechtigkeit
nach eigenem Gefallen mit zu exerciren,
die Art und Weiſe, wie die Jagden ange-
ſtellet werden ſollen, der Ort und Diſtrict,
in welchem die Erlaubniß zu jagen er-
theilet, und auch die Zeit mit der Clauſul,
daß er ſich vorbehielte, ſolches nach Gefal-
len wieder zuruͤck zu nehmen. Die Vaſal-
l
en, denen ſolche concediret, muͤſſen ins-
gemein einen Revers ausſtellen, daß ſie
die Gelegenheit des Forſts und Bezircks
mit allem Fleiß bewahren, die Gerechtig-
keit deſſelben handhaben, und zum be-
ſten verſehen, die Marck-Steine in We-
ſem behalten, aus dem Zulaſſen ſolches
Jagens an beſtimmten Oertern jetzo und
hinfuͤrter keine Gerechtigkeit machen,
noch auſſerhalb vorerwehnten Bezircks
weder durch ſich, noch durch ihre Die-
ner oder die Jhrigen in andere Wege in
Jhrer Hoch-Fuͤrſtlichen Durchlauchtig-
keit Forſt greiffen oder jagen, noch Je-
mand anders zu jagen verſtatten und
vergoͤnnen, und was etwan ſonſt noch
fuͤr Puncte mehr in dergleichen Reverſen
ausgemacht zu werden pflegen.


§. 7.

Die Landes-Fuͤrſten ſetzen unterſchie-
dene Jagd- und Forſt-Bediente, welche
nicht allein die Jagden anſtellen und
dirigiren, ſondern auch acht haben muͤſ-
ſen, daß Niemand der Wildbahne einigen
Schaden zufuͤge, und die Foͤrſte und
Waͤlder in gutem Stande gehalten wer-
den. Die geringſten Jagd-Bedienten ſind
die Fuß-Knechte, alsdenn kommen die
Foͤrſter und Heegereuter, nachgehends
die Ober-Foͤrſter, Wild-Meiſter, Hof-Jaͤ-
ger, Puͤrſch-Meiſter, zu welchen insge-
mein buͤrgerliche Perſonen gezogen
werden. Jedoch glaub ich, daß da heu-
tiges tages die Welt in allen Profesſio-
n
en mit ſo vielen Leuten beſetzt, und man-
che Cavalliere nicht wiſſen, wo ſie ihrem
Stande gemaͤſſe Einkuͤnffte hernehmen,
a 2oder
[4]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
oder was ſie vor Aemter ambiren ſollen,
es noch mit der Zeit dahin kommen wer-
de, daß ſich auch manche von Adel, nach ſol-
chen Chargen, welche bißher meiſtentheils
von buͤrgerlichen Standes-Perſonen
geſucht und beſetzt worden, beſtreben
werden. Die Adelichen zur Jaͤgerey ge-
hoͤrige Perſonen ſind die Jagd-Pagen,
Gehoͤrn-Pagen, die Falconier-Pagen,
die Jagd-Juncker, Forſt-Meiſter und
Ober-Forſt-Meiſter, die uͤber einen ge-
wiſſen Bezirck geſetzt, und eine Anzahl
Subaltern-Jagd-Bediente unter ſich ha-
ben, und endlich die Land-Jaͤger-Meiſter,
Hof-Jaͤger-Meiſter, und an den groſſen
Hoͤfen auch wohl die Ober-Land-Jaͤger-
Meiſter, und Ober-Hof-Jaͤger-Meiſter.
So noͤthig als nun die Jaͤgerey-Bedien-
te in einer Republique mit ſind, ſo iſt den-
noch auch wohl gewiß, daß einige groſſe
Herren ihrer viel mehr zur Magnificenz
und zum Staat, denn zu Beſorgung
des Forſt- und Jagd-Weſens halten, und
bißweilen manches Geld noͤthiger vor
den Herrn und vor das Land verwen-
det werden koͤnte, denn auf die Salari-
r
ung der uͤberfluͤßigen Jagd-Bediente.
Jnzwiſchen laſſen ſich groſſe Herrn die
vor die Jaͤgerey pasſioniret ſind, nicht ger-
ne ihren Neigungen Ziel und Maaſſe ſe-
tzen.


§. 8.

Die hohen und niedern Forſt- und
Jagd-Bedienten muͤſſen ſich die Forſt-
und Jagd-Grentzen genau bekant ma-
chen, und zu Anſtellung der Jagden und
Anſchaffung des Wildpraͤths, nach der
Waͤlder, Foͤrſte, Berge und Thaͤler Ge-
legenheit, erkundigen, was darinnen vor
Jagd-Plaͤtze, und Stellwege ſeyn, und
wo das Wild von allerley Gattung ſei-
ne gewoͤhnliche Staͤnde habe, die Abriſſe
von Bergen, Waͤldern und Thaͤlern in
Bereitſchafft haben, die Vertraͤge, Befeh-
le und andere zur Beſchreibung ihres
Jaͤger-Amts noͤthige Documenten nebſt
ihren Inſtructionen fleißig durchſtudieren,
die Forſt-Ordnungen im Gedaͤchtniß
fuͤhren, und appliciren, ihre ſchrifftliche
Nachrichtungen, Inventarien, Abſchiede,
Receſſe, ihre u. ihrer untergebenen Forſt-
Bedienten Beſtallungen, Reverſe, Cau-
tion
en und dergleichen in beſonderer
Verwahrung halten. Ferner muͤſſen ſie
ihre Vorſchlaͤge dahin richten, daß pfleg-
lich und ordentlich Hauß gehalten, auch
an beqvemen Oertern das Wildpraͤth
mit Saltzlecken und zu rauher Winters-
Zeit, da es offt aus Mangel der Fuͤtte-
rung verdirbet, mit Heu verſehen, und in
der Wildfuhre zu bleiben angeleitet, o-
der auch etzliche beqveme Oerter mit
Wild- Hecken oder Hagen verwahret
werden, ſie muͤſſen die Jagdfronbare
Unterthanen an gehoͤrige Oerter beſchei-
den, und Sorge tragen, daß Niemand
ungehorſamlich ausbleibe, Niemand
ums Geld loß laſſen, jedem ſeine Ver-
richtungen aufferlegen, auch was ihnen
nach jedes Orts Gelegenheit und Her-
kommen an Speiſe oder Geld gereicht
wird, geben; Acht haben, daß die Gren-
tzen der Gehoͤltze nicht verruͤcket, noch die
Mahl-Zeichen weggehauen, beſonders da
dieſelben veralten, verwachſen oder ſonſt
umfallen thaͤten, in Zeiten wieder ver-
neuert werden, auf die Holtz-Verwuͤſter
behoͤrige Aufſicht tragen, ingleichen, daß
die Wildbahne und Forellen-Baͤche nicht
veroͤdet werden, da ſich an einem und an-
dern Orte in ihrer anbefohlenen Inſpecti-
on
Holtz-Verwuͤſter, Wild- und Forellen-
Diebe, und ſolche, die der Auer-Huͤhner,
Haſel-Huͤhner und Schneppen Neſtern
nachgehen, denſelben die Eyer oder Jun-
gen ausnehmen und ſie dadurch verſtoͤh-
ren, antreffen lieſſen, oder ſonſt auf an-
dere weiſe der Wildbahne, oder der Lan-
desfuͤrſtlichen Jagd-Gerechtigkeit Scha-
den zufuͤgen, ſich derſelben bemaͤchtigen,
und ſie zur gebuͤhrenden Straffe helffen
ziehen. Jn Theſi kan man ihre Ver-
richtungen nicht recht determiniren, in-
dem ſie nach dem Unterſcheid der Oerter
und Perſonen unterſchieden, und muß
ein jeder aus ſeiner Inſtruction erſehen,
was ihm zu thun oblieget.


§. 9.

Da die Sorge vor die Conſervati-
on
der Hoͤltzer mit der Jagd-Gerechtig-
keit nothwendig vereiniget ſeyn muß, ſo
pflegen ſie auch dieſerhalben unterſchiede-
ne nuͤtzliche Puncte in ihren Forſt-Ord-
nungen anzubefehlen und zu verbiethen:
z. e. Sie befehlen an, daß auf den lich-
ten Plaͤtzen wieder junge Baͤume geſetzet,
daß Gipfel-Holtz, Aeſte und Stauden vor
Verfuͤhrung des Stammes ſauber auf-
geraͤumet und weggefuͤhret werden, da-
mit es an dem Wetter nicht vergeblich
verfaule, unnuͤtzlich verderbe, und das
junge Holtz hierdurch an dem Wachſen
verhindere, an den Orten, da das junge
Gewaͤchſe dicke unter einander ſtehet, und
eines vor dem andern verdirbet, die Bu-
chen odeꝛ Letteꝛ-Stangen, Letteꝛ-Baͤume,
Hopffen-Stangen, Reiff-Stecken u. der-
gleichen herausgenommen, und die uͤbri-
gen
[5]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
gen Stangen zum Fortwachſen geluͤff-
tet werden, die Koͤhler das Feuer in gu-
ter Acht haben, ſolches in truckenen und
duͤrren Zeiten nicht lauffen laſſen, noch
den Waͤldern damit Schaden zufuͤgen,
einen Ort nach dem andern raͤumen,
und ſich an die in den Schlaͤgen verblie-
bene Affterſchlaͤge, gefallene, ungeſunde,
wandelbahre, krum̃e, kurtze, knorrigte, u.
ſtrippichte Baͤume und Windfaͤlle, und
was auf dem Stamm ausgetrocknet,
und den Keil nicht haͤlt, machen. Sie
verbiethen, daß Niemand einen Baum
faͤlle, der noch Eicheln trage, und nicht
unter die abſtaͤndigen Baͤume mit zu
rechnen ſey, Niemand die Baͤume beklopf-
fe, ſcheele, ringele, reiſſe, und auf andere
Art ihnen Schaden zufuͤge, das junge
Holtz nicht abhaue und an den Baͤumen,
wenn ſie niedergeſchlagen werden, nicht
hohe Struͤmpfe oder Stoͤcke, welche lan-
ge nicht verfaulen, ſtehen laſſe, an den
Orten, wo das Holtz rar iſt, die jungen
Tannen, Fichten, Kiefeꝛn und Wacholder-
Straͤucher zum Zeichen des Bier- und
Wein-Schancks nicht gebrauche, auf die
Schneide-Brett-Muͤhle, und Eiſen-
Haͤmmer nicht mehr anweiſe, als die
Waͤlder ertragen koͤnnen, damit der Lan-
des-Fuͤrſt eine immer waͤhrende beſtaͤn-
dige Holtzung, und das Land eine be-
harrliche Feuerung behalten moͤgen. Die
Aſchen-Breñer ſollen nicht gꝛuͤn und tuͤch-
tig Holtz veraͤſchern oder durch das Ab-
nehmen der Miſteln, Vogel-Beere, und
Vogel-Neſter, ingleichen durch das
Laub-Streifeln, Baſt machẽ, Kober-Ste-
cken aushauen, die Baͤume nicht zu Scha-
den bringen und verletzen, die Pech-Sie-
der die Fichten nicht gar zu jung oder mit
einem Beyle, ſondern mit einem darzu
gehoͤrigen Inſtrument reiſen, und inſon-
derheit in acht nehmen, daß in ſolchen
Jahren, wo viel Saame an den Fich-
ten, das Reiſen eingeſtellet werde. Die
Forſt-Bedienten ſollen Niemand weder
mit Pferden, Rind-Vieh, Schaafen, noch
anderm Vieh, das Schaden thun mag,
treiben oder huͤten laſſen, es ſey denn
wiſſendlich vergoͤnnet, und das junge Ge-
hoͤltze wieder beſtanden, es ſoll Niemand,
es ſey, wer es wolle, einig Brenn-Holtz ab-
hauen, denn von den liegenden Klaffter-
ſchlaͤgen, und gar kein friſch Holtz zum
Brennen faͤllen, es waͤre denn, daß kei-
ne Affterſchlage mehr vorhanden, es ſol-
len die Windbruͤche und ander abgaͤn-
gig Holtz, ſo noch zu einem und andern
tauglich, vor anderm Holtz angegriffen,
und zu gutem Nutz verkaufft, oder wo
Niemand vorhanden, der ſolches kauffen
wolte, es mit wenigen Koſten ausge-
hauen werden, damit es nicht verderben
und nichts deſto weniger die Waͤlder eroͤ-
det werden. Die Fuhrleute ſollen in den
Gehoͤltzen und Wildbahnen keine neue
Wege machen, und dadurch das junge
Gehoͤltze abfahren und verderben. Die
Klaffter-Schlaͤger nach einer gewiſſen
Laͤnge ihre Schritte machen, u. die Unter-
thanen u. Herren zu Verhuͤtung Feuers-
Gefahr den Som̃er uͤber zwiſchen Pfing-
ſten und Michaelis, vor oder im Walde
und Gehoͤltze nicht einige Stoͤcke oder in
duͤrren Zeiten Graß und Heu abbren-
nen, damit nicht Ungluͤck verurſachet
werde.


§. 10.

Ferner werden die Forſt-Bedien-
ten inſtruiret, daß ſie uͤber den Forſt-Ord-
nungen ernſtlich halten, mit ihrer Beſtal-
lung und denen darinnen zugelaſſenen
Schreibe-Pfennigen, Stamm-Geld oder
Anweiſe-Gebuͤhren ſich begnuͤgen laſſen,
Niemand damit uͤbernehmen, noch den
Leuten das Holtz in hoͤherm Tax, als ge-
ſetzt iſt, aufdringen, oder damit an ihrer
Nahrung hemmen, nichts verſchencken
oder uͤberhaupt unpartheyiſch und un-
bedachtſam verlaſſen, das Holtz fleißig be-
gehen, die, ſo Holtz-Materialien in die
Staͤdte und Doͤrffer fuͤhren, und ihnen
unbekant ſeyn, deswegen zur Rede ſe-
tzen, auch, umb allen Verdacht von ſich ab-
zulehnen, mit Holtz, Brettern, Kohlen,
Schindeln, Hartz und Pech nicht han-
deln, keine eigene Schneid-Muͤhlen oder
dergleichen haben und miethen, ſich auch
Brauens und Schenckens und aller un-
ordentlichen verdaͤchtigen Gemeinſchafft
oder Gewerbes mit den Leuten, die in ih-
ren anbefohlenen Forſten zu thun ha-
ben, enthalten, und ſich in allen Stuͤ-
cken wie redlichen Bedienten zukommt, be-
zeugen ſollen.


§. 11.

Es waͤre zu wuͤnſchen, daß die
Jagd-Bedienten allezeit dasjenige beo-
bachten moͤgten, was der ſeelige Herr
Ahaſverus Fritzſch von einem chriſtlichen
Jaͤger anfuͤhret, welchen er in folgen-
dem beſchreibet: Er gehet niemahls ohne
Gebeth auf die Jagd, er erkennet in De-
muth ſeines Hertzens, daß nach dem 50.
Pſalm Davids alle Thiere im Walde, und
alles Vieh auf den Bergen, da ſie bey tau-
ſenden gehen, unſeres Herrn Gottes ſeyn;
daß der Herr alles Gevoͤgel auf den
a 3Ber-
[6]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
Bergen und allerley Thiere auf dem Fel-
de kenne; Er gebraucht ſich des Jagens
und Hetzens nicht zu verbothenen Zeiten,
oder an den Sonn- und Feyer-Tagen, ſon-
dern wenn es zulaͤſſig, und ohne Suͤnde
geſchehen kan; Er bleibet in ſeinem Ge-
heege, gehet und greifft nicht in ſeines
Nachbarn Jagden weder heimlich, noch
oͤffentlich; Der Unterthanen Jagd-Froh-
nen gebraucht er ſich alſo, wie es recht
und billich, beſchweret ſie nicht uͤber die
Gebuͤhr, tractiret ſie nicht unbarmhertzig,
eingedenck, daß er Menſchen und Chri-
ſten und nicht Hunde oder andere Beſti-
en fuͤr ſich habe; Das Wild heget er
nicht mit Fleiß in groſſer Menge zu groſ-
ſem Schaden und Verderb der Unter-
thanen Wieſen, Gaͤrten und Felder, ſon-
dern hilfft, ſoviel an ihm iſt, ſolchen Scha-
den abwenden, und da von dem Wilde
dergleichen an Fruͤchten geſchaͤhe, bemuͤ-
het er ſich, daß der Jagd-Herr deſſen billige
Erſtattung thue, er gebraucht ſich kei-
ner verdaͤchtigen aberglaͤubiſchen und
zauberiſchen Mittel, und da ihm Gott
ein Stuͤck Wild beſcheeret, erkennt ers
vor eine Gabe Gottes, und danckt ihm
dafuͤr, da er aber ein Fehl-Jagen thut,
wird er daruͤber nicht ungeduldig, mur-
ret und fluchet nicht, ſondern erwartet
zu einer andern Zeit des Seegens und
Gluͤcks von Gott. Seinem Herrn iſt er
getreu, ſchlaͤgt von Wildpraͤth nichts un-
ter oder verwendet es heimlich in ſeinen
eigenen Nutzen, und verhaͤlt ſich in al-
len ſeinen Beruffs-Stuͤcken, wie einem
ehrlichen und chriſtlichen Jaͤger eignet
und gebuͤhret.


§. 12.

Es iſt bekant, was bey manchem
Jaͤger vor aberglaubiſche und ſuͤndliche
Ceremonien u. Zaubereyen im Schwan-
ge gehen, da ſie bald einander das Ge-
wehr verſprechen, und einander Poſſen
thun, bald auff eine gottloſe Art das
Wild an ſich locken, die Kugeln taufen,
damit ſie deſto beſſer treffen moͤgen und
auff vielfache andere Art den Namen
und das Wort GOttes mißbrauchen.
Ob nun wohl dergleichen ſuͤndliches We-
ſen in den Jagd-Mandaten und Forſt-
Ordnungen zur Gnuͤge bey Strafe ver-
bothen; So gehet es doch hiermit, wie
mit vielen Puncten der Policey-Ord-
nungen, in welchen wohl Sachen gar
ſcharff verbothen, die doch ſelten beſtrafft
und in Praxi ſchlecht beobachtet werden.
Dieweil aber durch ſolche hoͤchſtſuͤndli-
che Dinge GOtt zum Zorn gereitzet, und
der Unſeegen, wenn ſolche Boßheiten un-
geſtrafft bleiben, uͤber ein Land gezogen
wird; Alſo ſolte man billich wachſamer
hierinnen ſeyn, die man daruͤber ertappet,
auff das ſchaͤrffſte beſtraffen, die Denun-
ciant
en, die mit Beſtand der Wahrheit
dergleichen anzugeben wuͤſten, belohnen,
und die Richter, die ſich entweder in Un-
terſuchung oder Beſtrafung ſolcher Ver-
brechen ſaumfertig erfinden laſſen, mit
Remotion von ihren Aemtern und auf
andere Art exemplariſch beſtraffen. So
aber halten es viel, wenn davon geſpro-
chen wird, vor eine Curioſitæt, lachen, ver-
wundern ſich und raiſonniren daruͤber,
und wird man gar ſelten erfahren, daß
Leute, ſo dergleichen vorgenommen, mit
Strafe angeſehen werden.


§. 13.

Dieweil unchriſtliche und un-
barmhertzige Jagd-Bediente die Jagd-
Frohnen, welche die Unterthanen auff
Befehl ihres Landes-Herrn zu allen Zei-
ten und an allen Orten zu thun ſchuldig
ſind, gar offters mißbrauchen, ſo pfle-
gen vernuͤnfftige Regenten bey den Jag-
den, ſo ſie anſtellen, eine ſolche Verfuͤgung
zu thun, daß nicht mehr Leute, denn
noͤthig, dazu genommen, die Bauern
nicht ohne Noth zur Ungebuͤhr viel Ta-
ge auffgehalten, von ihrem Feld-Bau
und Haußwirthſchafft abgezogen, nicht
geſchlagen und uͤbel tractiret, oder ohne
groſſe Noth in Leib und Lebens Gefahr
geſetzt, auch an ſtatt der Jagd-Frohnen
nicht ungeziemender Weiſe Gelder von
ihnen erpreſſet werden. Wenn auch gleich
das hohe Wildpraͤth gejaget wird, dazu
ſie viel Tuͤcher brauchen, ſo pflegen ſie
doch die Jagden ſo anzuſtellen, daß die
Aufforderung der Leute, ſo viel als moͤg-
lich, eingezogen werde.


§. 14.

Es koͤmmt dem Landes-Herrn
in Anſehung der ihme zuſtehenden Jagd-
Gerechtigkeit auch nothwendig alles das-
jenige zu, was daraus flieſſet, oder da-
mit uͤberein koͤmmt, und alſo kan er an-
befehlen, daß in den Waͤldern ihre Un-
terthanen, wo Buchen und Eichen an-
zutreffen, ſoviel an Buch-Eckern und
Eicheln uͤbrig gelaſſen werde, als zur
Maſtung des Wildes erfordert wird, in-
gleichen kan er denen Eigenthums-
Herrn der Waͤlder verwehren, daß ſie
ihr Gehoͤltze nicht allzulichte machen, da-
mit der Wildbahne kein Schaden geſche-
he, jedoch iſt auch dahin mit zu ſehen,
daß nicht manches aus Neid und Miß-
gunſt der Jagd-Bedienten um einem
andern
[7]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
andern Tort zu thun, ohne Grund ange-
fuͤhret, oder der Eigenthums-Herr an
dem Gebrauch ſeines Holtzes allzuſehr
gehindert werde, welches auch bißwei-
len zu geſchehen pflegt.


§. 15.

Es muͤſſen die Landes-Fuͤrſten
das Wild nicht in ſo groſſer Menge hee-
gen, damit den armen Unterthanen nicht
an ihrem Feldbau Nachtheil wiederfah-
re, und ſie hierdurch untuͤchtig worden,
dem Herrn dasjenige, was ſie ihrer Un-
terthanen Pflicht nach an Steuern und
Gaben abzutragen ſchuldig ſind, zu ent-
richten. Dieſemnach thun ſie wohl, wenn
ſie an den Orten, wo es ſich ſonderlich
in groſſer Menge aufhaͤlt, entweder flei-
ſige Jagen halten, oder es ſonſt wegſchieſ-
ſen. Es iſt auch die groͤſte Billichkeit,
wenn ſie den Unterthanen, die ſo ſehr im
Wild-Schaden liegen, an ihren Con-
tribution
en ſo viel erlaſſen, als ſie erweiß-
lich machen koͤnnen, daß das Wild ihnen
an ihren Feld-Fruͤchten abgefreſſen, oder
ſie ſich ſonſt wegen des continuirlichen
Wachens, um bey Tag und Nacht das
Wild abzuſcheuchen, durch ihre Arbeit
haͤtten erwerben koͤnnen. Denn da ſie
durch die Verbothe des Jagens zu der
groſſen Menge der wilden Thiere Gele-
genheit geben, ſo ſind ſie auch mit allem
Recht verbunden, den Schaden, ſo dem
Lande zuwaͤchſt, wiederum zu erſetzen,
und muß ſich ein jeder Landes-Herr in
der Ausuͤbung ſeiner Gerechtſamen ſo be-
zeugen, wie es die Pflicht eines vor das
Heyl ſeiner Unterthanen ſorgenden Re-
gentens erfordert, das iſt, er muß die
Unterthanen und ihre Guͤter beſchuͤtzen,
und nicht beſchaͤdigen.


§. 16.

Es ſtehen zwar einige in den
Gedancken, als ob es eine allzu harte
Strafe waͤre, wenn groſſe Herrn die
Wild-Diebe, die ſich an Faſanen und
anderem Wildpraͤth vergreiffen, entwe-
der an ihren Gliedmaaſſen verſtuͤmme-
len, oder gar ums Leben bringen laſſen,
und meynen, es waͤre gar keine Propor-
tion
zwiſchen dem Leben eines Men-
ſchen, und der Entwendung eines wil-
den Thieres. Allein der Scrupel ſolcher
Leute iſt unzeitig, und unnoͤthig. Man
hat hierbey nicht ſowohl die Proportion,
als vielmehr den muthwillig bezeugten
Ungehorſam und die freventliche Uber-
tretung der Landesfuͤrſtlichen Befehle in
Betrachtung zu ziehen, da die Wild-Die-
be wiſſen, daß eine ſo harte Straffe auf
diejenigen geſetzet, die ſich an dem Wilde
vergreiffen, ſie alſo nicht aus Schwach-
heit und Ubereilung fehlen, ſondern mit
Willen und gutem Vorbedacht in den
Wald gehen, ſie auch keine Noth darzu
antreibet, ſondern es gar leicht laſſen
koͤnnen, ſo haben ſie eine ſo harte Strafe
Niemand, als ſich ſelbſt, zuzuſchreiben.
Wenn ein Landes-Fuͤrſt bey Leib- und
Lebens-Straf verboͤthe, daß Niemand
aus ſeinem Luſt-Garten eine Blume ab-
reiſſen ſolte, es kaͤme aber einer, dem
doch dieſes Verboth zur Gnuͤge bekant
waͤre, und riſſe aus Boßheit und Fre-
vel eine Blume ab, und der Landes-Herr
ließ hernach die dictirte Todes-Strafe
an ſo einem Menſchen vollſtrecken, ſo
waͤre auch dieſes nicht einmahl vor un-
billich zu halten. Wenn man bey den
Strafen auf die Proportion ſehen, und
den Principiis ſolcher Leute, die Zweifel
hierinnen erregen, nachgehen wolte, ſo
duͤrffte man keinen Dieb am Leben ſtraf-
fen. Denn was iſt doch wohl vor eine
Proportion zwiſchen dem Leben eines
Menſchen, und zwiſchen hundert oder
tauſend Thalern, oder, dem Caroliniſchen
Recht nach, gar zwiſchen fuͤnff Ducaten.
Jnzwiſchen muß man, bevor man dieſe
harte Straffe exequirt, alle und jede
Umſtaͤnde in gehoͤrige Betrachtung zie-
hen. Es muß der Delinquent das Wild
nicht aus Noth erſchoſſen haben, umb
ſich des Hungers dadurch zu wehren,
auch nicht aus Furcht, weil ihm das Wild
etwan auf den Halß gekommen und er
ſich gefuͤrchtet, es moͤgte ihm Schaden
thun, ſondern aus purem Frevel, und
auch vorher gewuſt haben, daß eine ſo
harte Strafe darauf geſetzt.


§. 17.

Ob nun gleich die Todes-Straf-
fe bey manchen Umſtaͤnden an einem fre-
velhafften Wild-Diebe, welches doch in
Praxi auch gar ſelten geſchehen wird, mit
allem Recht vollſtrecket werden kan, ſo
ſind doch alle die grauſamen Arten des
Todes, da ein Menſch lange gemartert
wird, ehe er ſein Leben endiget, die von
einigen unmenſchlichen Jaͤgern erſon-
nen worden, vor barbariſch, tyranniſch,
und einem chriſtlichen Landes-Fuͤrſten
hoͤchſt unanſtaͤndig zu achten: dahin ſind
zu rechnen, wenn ſie die Menſchen le-
bendig auf die Hirſche anſchmieden und
mit ihnen fortlaufen laſſen, oder ſie in
wilde Thier-Haͤute einnehen, und her-
nach die Hunde an ſie hetzen, oder ſie mit
wilden Thieren kaͤmpfen laſſen, und
andere Arten der Marter mehr.


§. 18.
[8]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher

§. 18.

Jn den Jagd-Mandaten werdẽ al-
lerhand vortheilhaffte und unweydemaͤn-
niſche Arten der Jagden verbothen, als
da einer vor die ihm angrentzenden Waͤl-
der des Nachts Lappen vorziehen, oder
mit Hunden vorhalten, oder ſonſt ab-
ſchrecken und vortreten laſſen will, in-
gleichen da man unerfahrne Leute zu
dem Schieſſen braucht, und dadurch das
Wildpꝛaͤth zu Holtze ſchieſt, daß es nicht ge-
faͤllet, ſondern verdorben wird, oder auch
bey den Koppel-Jagden allzuviel Kop-
pel-Jaͤger mit ſich nimmet. Wegen der
Hunde wird anbefohlen, daß derſelben
Kloͤppelung an den Orten, wo ſie ziem-
lich in Entwohnheit kommen, wiede-
rum in Gang gebracht, dieſe mit fuͤnff
Vierteln der Elle langen und ein Viertel
dicken Kloͤppeln des Tages und Nachts
behaͤngt, und zur Bewahr- und Bewa-
chung des Viehes, und der Wohnung
gebraucht, alſo innen behalten, und auſ-
ſer den Dorff-Zaͤunen nicht gelaſſen, am
wenigſten ledig mit zu Felde genommen,
die Fleiſcher und Schaaff- Hunde auch
ſtets an Stricken und Ketten gefuͤhret,
ingleichen derer von Adel Jagd-Hunde
gekloͤppelt werden ſollen. Es werden
auch die zu Ankoͤrnung des Wildpraͤths
zugerichteten Koͤrner-Plaͤtze und die ge-
machten Wild-Gruben, wodurch die
Wildbahne benachtheiliget wird, bey
Straff verbothen.


§. 19.

Nachdem bißweilen die von
der Ritterſchafft, auch die, ſo ſonſt Land-
Guͤter haben, einer dem andern auf ſein
und ſeiner Leute und Unterthanen Ge-
richten, Grund, Boden und Guͤtern zu ja-
gen, zu hetzen, Huͤhner zu fahen und Wey-
dewerck zu treiben ſich anmaaſſen, und an
den Feld-Fruͤchten nicht geꝛingen Schaden
thun, daß auch hieruͤber alleꝛley Gezaͤncke,
Jrrung und Widerwillen ſich zutraͤget;
So befehlen die Landes-Fuͤrſten an, daß
ein Jeder mit Jagen, Hetzen und Weyde-
werck treiben auf ſeinem und ſeiner Leu-
te Eigenthum verbleiben, und eines an-
dern Guͤter im geringſten nicht damit
beruͤhren ſoll. Da auch in Anſehung
des Wildes mancherley Klagen von den
Unterthanen, die einen groſſen Theil ih-
rer Feld-Fruͤchte offters von dem Wilde
muͤſſen abgefreſſen ſehen, zu entſtehen
pflegen, ſo wird den Unterthanen erlau-
bet, daß ſie mit kleinen Hunden, die nicht
Jagd-Hunde ſeyn, und auff allerhand
Art und Weiſe das Wild abſcheuchen
moͤgen. Und die dieſes nicht erlauben, ſon-
dern den armen Unterthanen ihre Fel-
der durch das Wild verwuͤſten laſſen,
unterlaſſen nicht allein die dem Landes-
Herrn zukommende Huͤlffe und Schutz,
ſondern beleidigen auch noch die, ſo ſie bil-
lich ſchuͤtzen ſolten.


§. 20.

Es geſchicht bißweilen, daß
man den Bauers-Leuten um eines Ha-
ſens oder zweyer Feld-Huͤhner, oder an-
dern Wildes halber durch die Aecker, Wie-
ſen und Gaͤrten jaget und rennet, der
Weinberge nicht ſchonet, die Zaͤune nie-
derreiſt, die Fruͤchte zertritt, das Getraͤy-
de zerſchleifft, die Pfaͤle und Wein-
Stoͤcke umbſtoͤſt, und allenthalben den ar-
men Leuten groſſen Schaden zufuͤget.
Da nun aber die Unterthanen hierdurch
an ihrer Nahrung gehemmet, und zu
Abtragung derer Herrn-Gefaͤll untuͤch-
tig gemacht werden, ſo wenden chriſtli-
che und tugendhaffte Regenten alle Sorg-
falt an, daß die Incommoditaͤten auf al-
le Art und Weiſe von den Unterthanen
abgewendet, und die Jagden ohne der-
ſelben Beſchwerung angeſtellet, und zu
Ende gebracht werden.


§. 21.

Dieweil chriſtlichen Landes-
Obrigkeiten wohl bewuſt iſt, daß die
Sonn- und Feyer-Tage zur Ruhe des
Herrn, und nicht allerhand weltlichen
Hanthierungen darinnen vorzunehmen,
angeſetzt ſind, und durch Ubertretung des
dritten Geboths Goͤttlicher Unſeegen uͤber
Land und Leute gezogen wird, ſo ver-
biethen ſie nicht allein die Jagden an de-
nen Sonn- und Feſt-Taͤgen bey harter
Straffe, ſondern exequiren auch dieſel-
ben, wenn andere ihre Befehle violiren,
und weil ſie wohl wiſſen, daß ihr eigen
Exempel das allerſchaͤrffſte Geſetz iſt, ſo
gehen ſie den Unterthanen hierinnen mit
einem guten Exempel vor.


§. 22.

Es darff Niemand in den
Fuͤrſtlichen Geheegen, Bruͤchern und
Wildbahnen Dohnen legen, noch zur
Faſten-Zeit Voͤgel fangen, oder die wil-
den Huͤhner-Gaͤnſe-Enten- und Trap-
pen-Eyer wegnehmen, vielweniger die
jungen Wild-Kaͤlber, Rehe und Haſen
in der Setz-Zeit ergreiffen, verkauffen,
oder in Haͤuſern auffziehen, auch nicht
in den Fuͤrſtlichen Geheegen und Feldern,
Waſſern und Weinbergen bey Verluſt
der Buͤchſen, Pferde, Hunde und an-
derer Straffen Wildpraͤth ſchieſſen.


§. 23.

Ob zwar den Unterthanen
erlaubet wird, daß ſie um die an den
Haupt-Wildbahnen liegende Felder
tuͤchti-
[9]zur Jaͤgerey gehoͤhrigen Materien.
tuͤchtige Zaͤune machen, wo ſie keine le-
bendige Hecken oder Zaͤune darum ha-
ben, und dadurch ihre Felder und Fruͤch-
te vor dem Wildpraͤth verwahren, auch
ihnen wohl von dem Lager oder anderm
abſtaͤndigen Gehoͤltze die Nothdurfft
Forſtfrey abgefolget wird, ſo duͤrffen ſie
dennoch keine ſolche Zaͤune machen, daß
ſich das Wild etwan darin ſpieſſen, oder
ſonſt einigen Schaden darbey nehmen
koͤnte.


§. 24.

Es koͤnnen auch die Landes-
Fuͤrſten vermoͤge des Jagd-Regals ihren
Unterthanen gar wohl anbefehlen, daß
ſie die in Waͤldern und ſonſt gefundene
Hirſch-Gehoͤrn und Stangen, keines-
weges an frembde Perſonen, Kaͤrner,
Fuhrleute oder Juden verparthieren,
verkauffen oder auff ſolche Weiſe auſſer
Landes bringen, ſondern ſie den Fuͤrſtli-
chen Hegereutern und Bedienten ohne
Vortheil und Betrug vollkommen ein-
liefern, da ihnen denn bevor etwas ge-
wiſſes vor ihre Ergoͤtzlichkeit zu reichen
iſt.


§. 25.

Es iſt allerdings der Wahrheit
gemaͤß, was der beruͤhmte Herr von
Seckendorf in ſeinem Fuͤrſten-Staate
p. 421. anfuͤhret, wenn er ſagt: Es iſt zu
bedauren, daß groſſe Herren vieler Or-
ten in den Jagd-Sachen allzuwenig Ord-
nung und Maaſſe halten, ſondern viel-
mehr dieſelbe in viel Wege uͤberſchreiten,
die Zeit, welche ſie ſtuͤndlich zu Nutz ih-
rer ſelbſt, und ihrer Unterthanen anzu-
wenden Urſache haͤtten, faſt mehrentheils
mit dieſer Luſt, welche zwar an ſich ſelbſt,
und bey rechtem Gebrauch auch zulaͤßig,
edel und wohlanſtaͤndig iſt, zubringen
und verſchwenden, und unſaͤglich große
Koſten, welche mit daher erlangtem Ge-
nuß gar nicht zu vergleichen, dadurch ver-
ſpilden.


Von dem Recht und der Pflicht der Vaſallen in Anſehung
der Forſt- und Jagd-Sachen.


§. 1.

Weil die Jurisdiction und uͤbri-
ge Gerechtſame nicht ſelten durch den
Mißbrauch verlohren gehen, als haben
ſich die Vaſallen wohl vorzuſehen, daß
nicht ebenmaͤßig durch allzu groſſen Miß-
brauch die Jagd-Gerechtigkeit ihnen
entzogen werde. Es koͤnnen aber die
Exceſſe hierbey auf unterſchiedene Art
vorgehen: (1) Wenn ſie die in den Lan-
des-Geſetzen vorgeſchriebene Zeit verab-
ſaͤumen und zum Præjudiz der Nachba-
ren durch unzeitiges Jagen das Wild
wegnehmen; (2) Die in den Jagd-Man-
dat
en beſtimmte Art und Weiſe uͤber-
ſchreiten, da ſie die Jagden entweder uͤ-
ber die Grentzen extendiren, oder ohne
Verguͤnſtigung das hohe Wildpraͤth
wegfangen, da ihnen doch nur das Nieder-
Weydewerck zukommt; (3) Jhre Unter-
thanen mit unmaͤßigen Frohnen dru-
cken, und hierdurch den armen Bauern
Anlaß geben, daß ſie bey der Hohen Lan-
des-Obrigkeit dieſerhalb Klagbar ein-
kommen muͤſſen.


§. 2.

Jndem die Jagd-Gerechtigkeit eben,
wie die andern Dienſtbarkeiten, durch
die Verjaͤhrung und einem langwierigen
Gebrauch erlangt werden kan, ſo hat
man wohl auf ſeiner Hut zu ſtehen, daß
nicht ein anderer unruhiger Nachbar,
der von einem ſtarcken Jagd-Geiſt einge-
nommen, ſich nach und nach durch unſe-
re Gedult und Connivenz, oder auch
Nachlaͤßigkeit, ein Jagd-Recht zuwege
bringe. Wenn man dieſes mercket, muß
man beyzeiten contradiciren, und ihn
pfaͤnden, bevor er ſich eine Posſeſſ zueig-
nen kan, zumahl wo keine richtige Jagd-
Grentze, Heege-Seulen und Marckungen
vorhanden. Verguͤnſtiget man aber et-
wan einem guten Freund aus nachbar-
licher Gefaͤlligkeit bittweiſe an einem
Orte zu jagen, ſo muß man ſich von dem-
ſelben einen Revers ausſtellen laſſen, in
welchem er bekennet, daß er im gering-
ſten nicht befugt ſey, an dieſem oder je-
nem Orte zu jagen, ſondern, daß wir ihm
ſolches aus Freundſchafft placidiret, und
er allezeit erboͤthig waͤꝛe, ſich dieſes Rechts,
wenn wir es zu revociren vor gut be-
faͤnden, wieder zu begeben. Da auch in
Anſehung der Koppel-Jagden oͤffters un-
ter den Nachbarn groſſe Zwiſtigkeiten zu
erwachſen pflegen, ſo iſt am beſten, wenn
ſie in den Vertraͤgen und Theilungen,
darinnen ſie ſich der Koppel-Jagd we-
gen vergleichen, alle Umſtaͤnde der Oer-
ter, der Zeiten, und was ſonſt hiebey
noͤthig, fein genau beſtimmen, auch deut-
lich exprimiten, auf was vor Art ein Jed-
bweder
[10]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
weder die Koppel-Zagd zu exerciren ſoll
berechtiget ſeyn. Denn ſo koͤnnen man-
che Streitigkeiten hierdurch præcaviret
werden.


§. 3.

Ob zwar ſonſt ein jeder nach Ge-
fallen mit dem Seinigen ſchalten kan, ſo
kan doch kein Eigenthums-Herr auf dem
Seinigen etwas thun, welches den an-
dern, der nur einiges Recht darauf hat,
zu ſchaden gereichet. Und alſo kan auch
ein Herr des Waldes, wenn einem an-
dern die Jagd-Gerechtigkeit darinnen
zuſtehet, einem andern mit Ausrodung
und Anſteckung der Baͤume und Hoͤltzer
ſo wenig ſchaden, als wenn ein Beſitzer
eines Hauſes einem andern, dem er die
Dienſtbarkeit des Proſpects und Lichts
ſchuldig waͤre, gleichwohl das Licht und
den Proſpect verfinſtern und berechnen
wolte.


§. 4.

Die die Gnaden-Jagden von
dem Landes-Herrn concedirt bekom̃en,
duͤrffen ſich ihrer nicht anders gebrau-
chen, denn nach der bey der Concesſion
ihnen erlaubten Art und Weiſe. Wem
alſo die Jagd des hohen, rothen und
ſchwartzen Wildpraͤths, als der Hirſche,
wilden Schweine, u. ſ. w. verguͤnſtiget,
der hat nicht die Befugniß, das kleine
Weydewerck an Haſen und Fuͤchſen zu
ſchieſſen, ob gleich ſonſt, der bekanten
Rechts-Regul nach, dem, ſo das meh-
rere erlaubet, das, welches weniger iſt,
nicht verwehret werden mag. Denn bey
dieſer Jagd-Materie leiden dieſe Regeln
ihnen Abfall, ſintemahl die hohe und
Nieder-Jagd beſondere Arten ſind, bey
denen man nicht von einer auf die ande-
re folgern kan. Es muß eine jede Sor-
te recht deutlich exprimiret werden. Glei-
cher Geſtalt, wenn der Forſt-Herr einem
das Befugniß ertheilet, nach Fuchs und
Haſen zu reiten und zu beitzen, ſo hat
man dennoch nicht die Macht, einen Fuchs
oder Haſen mit der Buͤchſe zu ſchieſſen,
indem dieſes beſondere Handlungen
ſind.


§. 5.

Der mit der Gnaden-Jagd be-
lehnet, muß ſich darbey auffuͤhren, wie
einem guten Haußwirth anſtaͤndig, und
daher weder durch ſich, noch durch die
Seinigen denen zum jagen ihm conce-
dirt
en Diſtricten einigen Schaden zufuͤ-
gen, denn ſonſt, wenn er ſich betruͤglich
oder ſehr nachlaͤßig darbey erzeiget, muß
er davor repondiren. Wenn ſie auf ei-
nen gewiſſen Gebrauch oder gewiſſe Zeit
eingerichtet, oder ſich einer gar anheiſchig
gemacht, daß er auch vor die geringſte
Nachlaͤßigkeit ſtehen will, ſo iſt er noch zu
weit ſchwehrern Conditionen verbun-
den. Laͤſt einer, nachdem der andere die
Gnaden-Jagd revocirt, von dem Jagen
nicht ab, ſo hat er eine Intereſſen-Klage
zu befuͤrchten, wenn er dem andern
hernach Schaden verurſacht, weil er ſich
geweigert, eine frembde Sache wieder zu
uͤbergeben, welches in Rechten allezeit
verhaſt iſt. Hat er aber noͤthige Unko-
ſten darein verwendet, ſo iſt ihm unver-
wehrt, die Sache, biß ihm das Geld wie-
der reſtituiret worden, an ſich zu behal-
ten. Sonſt kan ſich einer der Gnaden-
Jagden ſo lange anmaaſſen, als ſie der
Herr nicht wieder zuruͤck nimmt. Jſt
ſie biß auf Hinterziehen verſtattet, er-
reicht ſie mit dem Tode des Conceden-
t
en ihre Endſchafft.


§. 6.

Wer von dem Landes-Herrn
mit allen Arten der Jagden belehnet,
muß ſich doch derſelben pfleglich gebrau-
chen, daß er nicht das Wild auf einmahl
ausrotten und vertilgen, und hernach
den kuͤnfftigen Beſitzern des Gutes præ-
judici
re. Allein die meiſten dencken nur
auf ihr gegenwaͤrtiges Intereſſe und laſ-
ſen ſich umb das Wohl ihrer Nachkom̃en
unbekuͤmmert. Er muß auch alles das-
jenige, was die Landes-Fuͤrſten in Anſe-
hung ihres Jagd-Intereſſe in den Forſt-
Ordnungen ihren Unterthanen anbefeh-
len, ſelbſt beobachten, denn es iſt der Re-
public
daran gelegen, daß einer ſeine Sa-
chen nicht mißbrauche.


§. 7.

Es iſt den teutſchen Rechten und
Gewohnheiten nach bekant, daß eineꝛ auch
auf frembdem Grund und Boden dem
Wilde nachſetzen kan. Um ſich aber die-
ſes Befugniſſes anzumaaſſen, ſo wird
erfordert (1.) eine wuͤrckliche Verfolgung
des Wildes, die ſich aber uͤber 24. Stun-
den nicht erſtrecken muß; (2) Muß es im
Nachfolgen entwedeꝛ todt, oder wegen der
Verwundung und des Laufens gantz ab-
gemattet angetroffen werden; Und (3.)
muß man ihm ohn Unterlaß nachgeeilet
haben. Denn wenn dieſes unterlaſſen
worden, oder es zwar angeſchweiſt, je-
doch dem Anſchweiſſenden aus dem Ge-
ſicht gekommen, ſo bleibt es deſſen, auf
deſſen Jagd-Diſtrict es ſich aufhaͤlt.


§. 8.

Da einem Vaſallen vermoͤge
ſeiner Lehns-Pflicht zukommt, dem
Lehns-Herrn in allen Stuͤcken treu,
hold und gewaͤrtig zu ſeyn, Frommen
und Nutzen zu foͤrdern, Schaden und
Nach-
[11]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
Nachtheil aber warnen und abwenden
zu helffen, ſo muß er nicht nur in allen
Stuͤcken den Jagd-Mandaten und Forſt-
Ordnungen ſelbſt Parition leiſten, ſon-
dern auch auf keinerley Art und Weiſe
den Jagd-Regalien etwas entziehen; ja
auch diejenigen, von denen er Nachricht
hat, daß ſie ſich unzulaͤßiger Weiſe in den
Fuͤrſtlichen Gehoͤltzen des Schieſſens be-
fleißigen, bey dem naͤchſten Ober-Forſt-
Meiſter oder Amte angeben, daß ſie des-
halber zur gebuͤhrenden Straffe gezogen
werden. Ob nun wohl dieſes ihrer
Schuldigkeit gemaͤß waͤre, ſo pflegen doch
viel Vaſallen leider das Gegentheil zu
thun, und an ſtatt, daß ſie auf ſolche Leu-
te, die der Landes-Fuͤrſtlichen Wild-
bahne etwas entziehen wollen, ein wach-
ſames Auge haben ſolten, ſo ſuchen ſie
ſich vielmehr ſelbſt durch Præſente und an-
geſtellte Gaſtereyen bey den Landes-
Fuͤrſtlichen Froſt-Bedienten ſo einzu-
ſchmeicheln, daß ſie es hernach, wenn ſie
gleich einen Auer-Hahn oder ſonſt was
von Wildpraͤth wegſchieſſen, nicht ſo ge-
nau mit ihnen nehmen, und meynen
denn ſolche Leute, es wuͤrde dem Landes-
Herrn kein groſſer Schade ſeyn, habe er
doch deren noch mehr.


§. 9.

Es iſt zwar an dem, daß es heu-
tiges Tages meiſtentheils recipirt, daß
man auf frembdem Grund und Boden
einem Wolffe nachjagen und ihn verfol-
gen darff, inzwiſchen iſt ein Vaſalle den-
noch nicht befugt, auf des andern Grund
und Boden oder auf oͤffentlichen Land-
Straſſen Wolffs-Gruben zu machen,
und wuͤrde einer mit allem Recht dieſer-
halben koͤnnen belangt werden; Ein an-
ders iſts, wenn auf des andern Grund
und Boden eine Dienſtbarkeit zuwege
gebracht, daß er ſolches zu leiden befugt
iſt.


§. 10.

Wenn man zu ſeinem Vergnuͤ-
gen ein Stuͤck Wild in ſeinem Garten o-
der Geheffte in Verwahrung gehabt,
und es iſt daraus entſprungen, ſo kan
der vorige Beſitzer ſich ſolches nicht wie-
der anmaaſſen, ſondern es vielmehr von
einem Jeden weggefangen werden. Dem
ungeachtet, ſo erfordert doch die nachbar-
liche Freundſchafft, daß man den Hirſch,
Reh, oder ander Stuͤck Wild, ſo man
aus einem gewiſſen angehaͤngten Zeichen
kennet, ſeinem vorigen Herrn nach der
Regel, was du wilſt, das dir die Leute
thun ſollen, das thu du ihnen auch, oh-
ne es einzufangen, oder wegzuſchieſſen,
wieder zuſtelle. Wem das Jagen gantz
und gar verwehret, der iſt auch nicht ein-
mahl berechtiget, auf ſeinem eigenen
Grund und Boden den Haſen oder
Hirſch, den er um baar Geld gekaufft,
der ihm aber entſprungen, wieder nach-
zuſetzen, wenn einem andern die Jagd-
Gerechtigkeit zuſteht, ſondern ſobald er
ihn nicht mehr beſitzet, verliehret er auch
ſein voriges Recht.


§. 11.

Weil heutiges Tages denen
Landes-Fuͤrſten das Jagd-Regale zu-
ſteht, ſo duͤrffen die Vaſallen auch
nicht einmahl ihre eigene Waͤlder
ſo entbloͤſſen, und lichte machen, daß da-
durch der Wildbahne groſſer Schade
zugefuͤget wuͤrde, ingleichen muͤſſen ſie
von den Eicheln und Buch-Eckern zur
Maſtung vor das Wildpraͤth ſoviel laſ-
ſen, als zu deſſen Erhaltung vonnoͤthen.
An manchen Orten, wann die Eichel-
und Buch-Maſt gerathen, muͤſſen die
Oerter, wo ſolche Maſtung iſt, mit der
Huthung Vieh und Pferde, auch Auf-
raffung verſchonet werden, biß ſo lange
dieſelben Oerter wieder geoͤfnet und er-
laubet werden, und die dawieder han-
deln, werden in Strafe genommen.


§. 12.

Jn Anſehung des Vogel-Fan-
ges haben die Vaſallen acht zu haben,
daß ſoviel, als nur immer moͤglich, die
Geniſter der Geyer, Raben, Kraͤhen,
und dergleichen ſchaͤdliche Voͤgel verder-
bet, und junge und alte ausgerottet, im
uͤbrigen aber die Eyer und die Jungen
der andern Voͤgel nicht ausgenommen,
aufgehoben oder ihre Neſter verſtoͤhret
werden, ſondern es iſt vielmehr ſolches
einem Jedweden zu verbiethen, inſonder-
heit denen angenehmen Nachtigal-
len, die zur Fruͤhlings-Zeit mit ihrem
lieblichen Geſang die Menſchen diverti-
ren, keinen Schaden zuzufuͤgen, damit ſie
ſich nicht weggewoͤhnen. Es geſchicht
auch bißweilen, daß allerhand muͤßig
Geſindel und loſe Leute ſich unterfangen,
bey angehender Fruͤhlings-Zeit das Ge-
voͤgel, GOttes Geboth zu wieder, im
Ruͤck-Fluge ohne Unterſcheid und
zwar hauffen weiſe wegzufangen. Nach-
dem aber bey angehender Brut-Zeit die
Vermehrung deſſelben hiedurch gehin-
dert wird; Als muͤſſen die Vaſallen ein
ernſtes Einſehen hieruͤber haben und ih-
re Unterthanen, die ſie hieruͤber betre-
ten, den Landes-Fuͤrſtlichen Befehlen
nach, ſcharff beſtraffen.


b 2§. 13.
[12]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher

§. 13.

Ferner muͤſſen ſie ſich ohne des
Landes-Fuͤrſten Vorwiſſen und Einwil-
ligung in den Fuͤrſtlichen Heyden und
Vor-Hoͤltzern Dohnenſteige anzurichten
und Dohnen zu legen, oder ander klein
Weydewerck mit Vogelfangen zu ge-
brauchen, nicht unterſtehen, noch weni-
ger aber weder in den Fuͤrſtlichen Gehee-
gen, noch in denen ihnen zukommenden
Gegenden den Faſanen weder mit Schieſ-
ſen, Netzen, Schlingen-legen, oder Fallen-
ſtellen, noch auff andere Art nachtrach-
ten, indem ſie ſehr privilegirte Voͤgel, die
wohl in dem gantzen Roͤmiſchen Reiche
den Landes-Fuͤrſten allein vorbehalten
ſind.


§. 14.

Wenn ein Landes-Herr ſei-
ne Vaſallen mit den Jagden belehnet,
iſt zwar ſolches privative zu verſtehen,
ſo daß ihm nur das Ober-Eigenthum
uͤbrig bleibet, und nicht zu vermuthen,
daß er ſie in den ruhigen Gebrauch ihrer
ihnen verliehenen Rechte, und daher ent-
ſpringenden Einkuͤnffte ſtoͤhren wolle,
noch die Vor-Jagd auf den Grund-Stuͤ-
cken ihrer Vaſallen exerciren koͤnne. Je-
dennoch wenn die Landes-Fuͤrſten ſich
derſelben de facto anmaaſſen, thun die
Lehns-Vaſallen nicht wohl, wenn ſie ſich
dieſerhalben wiederſetzen, oder ihrem
Lehns-Herrn Quæſtion machen wollen,
ſondern ſie proſpiciren ihren Gewiſſen,
und eigenen Intereſſe mehr, wenn ſie
dieſes Unrecht nebſt den uͤbrigen erdul-
den.


§. 15.

Da in unſerm Teutſchland
wegen der groſſen Conſumtion an Hol-
tze, nachdem die meiſten Heyden abge-
trieben, und lichte gemacht worden, der
Mangel des Holtzes, ſonderlich des Breñ-
und Bau-Holtzes ſich jemehr und
mehr hervor thun will, ſo erfordert die
Pflicht und der Nutzen eines jeden Va-
ſall
en, daß er nicht nur auff deſſen Con-
ſervation,
ſondern auch neuen Anbau,
Saͤung und Pflantzung, ſoviel, als moͤg-
lich, bedacht ſey: Daher muß er die
Stockraͤume, lere Plaͤtze, und von zah-
mem und wildem Vieh veꝛbiſſene und veꝛ-
buttete Holtz-Refieren beſaͤẽ und bepflan-
tzen laſſen, auch acht haben, daß das vom
Wind umgeworffene oder ſonſt niederge-
faͤllte Holtz rein auffgeleſen und auffge-
arbeitet werde, damit das junge wach-
ſen koͤnne, und die neuen Gehaͤue ge-
ſchonet werden, auch das Vieh nicht da-
rein huͤten laſſen, biß es zu einiger Groͤſ-
ſe gekommen, und Sorge tragen, daß
die Koͤhler, Aeſcher, und Hartz-Brenner
das duͤrre Holtz zuerſt aufarbeiten und
das gruͤne ſchonen, auch mit dem Mooß,
Laub und Straͤuchern nicht Scha-
den zugefuͤget, ſondern der Nutzen des
Gehoͤltzes in allen Stuͤcken befoͤrdert
werde.


16.

Die Jagden ſind ein ſonderbahr
Regale, und muͤſſen in den Lehn-Brie-
fen billig mit benennet ſeyn; Dafern
aber in einem uͤber ein Lehn-Gut auff-
gerichteten Vergleich daſſelbe mit den
Jagden verkaufft wird, und der Lehn-
Herr hat ſeinen Conſens uͤber alles,
was darinnen enthalten, ertheilet, der
Vaſall ſich auch hieruͤber der Jagden
lange Zeit gebrauchet, und zwar oͤffent-
lich, ſo iſt darinnen der Vaſallen Jagd-
Recht genungſam zu behaupten, ob wohl
in der Belehnung der Jagden nichts er-
wehnet wird.


§. 17.

Jm uͤbrigen ſind mit den
Worten: Wildfuhre, Wildbahne,
Wild-Jagden und aller Wildfuhre,

in den Lehn-Briefen die hohe und nie-
dere Jagden zu verſtehen, Sixtin. c. 2. de
Regal. c. 8. num. 48.
hingegen obgleich die
Worte: Mit allen Gnaden und Ge-
rechtigkeiten, nichts ausgenommen,

ſehr general; Dieweil aber doch ein und
ander beſonders Regale nicht eben dar-
unter nothwendig begriffen ſeyn muß,
ſondern vielmehr eine General-Conceſ-
ſion
eine Erleuterung ſonſt woher, auch
ſonderlich durch den Gebrauch und U-
bung bedarff; So ſind auch vor ſich die
Jagden darunter nicht gemeynet, als
welche einer beſondern Belehnung oder
Verjaͤhrung von ſehr langer Zeit von-
noͤthen haben. Jnſonderheit aber hat
es mit den hohen Jagden die Bewand-
niß, daß ſolche unter der Verleyhung der
Jagden ohne Unterſcheid nicht begrif-
fen; Wenn aber in den Lehn-Briefen
folgende Formalien befindlich: Mit al-
len andern Gnaden und Gerechtigkei-
ten, nichts ausgenommen, oder Jag-
den wilder Thiere, gehend und flie-
gend;
So iſt wohl kein Zweiffel, daß
den Vaſallen auch die hohe Jagden ver-
liehen ſeyn.


§. 18.

Wenn bey den Grentz-Nach-
barn Mahl-Baͤume umfallen, oder ſich
Steine
[13]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
Steine verlieren und ausreiſſen, ſo iſt
ſolches den Beamten- und Forſt-Bedien-
ten anzuzeigen, damit ſie dieſelben als-
bald beſichtigen, andere Baͤume zeich-
nen, oder Steine ſetzen, und wer es aus
Boßheit verſchweiget, von den ausge-
worffenen Mahl-Steinen nicht Meldung
thut, oder ſich des umgefallenen Hol-
tzes etwan anmaaſſet, iſt dieſerhalben in
Straffe zu nehmen.


§. 19.

Es muͤſſen alle Vaſallen, ſo auf
den Fuͤrſtlichen Waͤldern einigerley Ge-
rechtigkeit haben, es ſey an Jagden,
Trifften, Holtzung, und wie die Namen
haben moͤgen, verbunden ſeyn, da Feu-
ers-Bruͤnſte in denſelben entſtuͤnden, und
ſie von den Forſt-Bedienten um Ret-
tung angeruffen wuͤrden, nicht allein
gebuͤhrende Folge zu thun, ſondern auch,
da einer oder der andere eines ſolchen
Feuer-Schadens eher, als die Fuͤrſtlichen
Forſt-Bedienten, innen wuͤrde, muß er
alſobald dem naͤchſt angeſeſſenen Forſt-
Bedienten Nachricht davon ertheilen,
ſeine Unterthanen zum Feuer ſchicken,
um ſoviel moͤglich/ retten und loͤſchen zu
helffen, und ſich auch hierinnen als ein
pflichtſchuldiger Vaſall und Unterthan
bezeigen.


§. 20.

Ob zwar, wie aus dem vor-
hergehenden zu erſehen, die groſſen Her-
ren in Teutſchland ſich des Jagd-Regals
angemaaſſet, ſo koͤmmt dennoch einigen
Privatis die freye Puͤrß-Gerechtigkeit zu.
Es iſt aber ſolche eine einigen Oertern
und Diſtricten anhaͤngende Eigenſchafft,
Krafft welcher diejenigen Perſonen, de-
nen es die Rechte nicht verbiethen, und die
Natur kein Hinderniß vorleget, berech-
tiget ſind, die in ihrer natuͤrlichen Frey-
heit befindlichen Thiere wuͤrcklich zu er-
greiffen, einzufangen, und ſich zuzueig-
nen. Sie wird eingetheilet in die ſchlecht-
weg ſo genannte freye Puͤrß, und in
die Kaͤyſerliche freye Puͤrß, die entweder
von Anfang einigen Staͤnden, und un-
mittelbahren Unterthanen des Reichs
als ein Lehn und Privilegium concedi-
r
et, oder von ſehr alter und undenckli-
cher Zeit her etabliret, oder mit der Zeit
von den Kaͤyſern confirmiret worden.
Sie iſt ſonderlich drauſſen im Reiche in
Francken, Schwaben und der Orten ge-
braͤuchlich.


§. 21.

Es koͤmmt den Reichs-Staͤn-
den vermoͤge der Puͤrß-Gerechtigkeit zu,
das Recht, gewiſſe Collegia und Societaͤ-
ten dieſerhalb auffzurichten, Puͤrß-Ge-
ſetze zu geben, Bediente zu beſtellen, Zu-
ſammenkuͤnffte, da es noͤthig, auszuſchrei-
ben, Sorge zu tragen, daß die Waͤlder
nicht gantz und gar ausgeſteckt und aus-
gerottet werden, Collecten einzutreiben,
und uͤberhaupt alles dasjenige zu thun,
was zur Erhaltung ihrer Gerechtſamen
dienlich iſt, wie denn in der freyen Puͤrß
in Schwaben dieſelben Mit-Glieder in
einer gewiſſen Matricul eingetragen ſind,
und die Reichs-Staͤdte Ulm und Bibe-
rach haben das Directorium und Aus-
ſchreib-Amt, die auch das Archiv in Ver-
wahrung halten, und einen gewiſſen
Puͤrß-Hauptmann und uͤbrigen
Puͤrß-Bediente zu erwehlen pflegen.
Daß auch bey den Rothweilern gewiſ-
ſe Puͤrß-Rechte conſtituiret ſind, iſt aus
der Puͤrß-Ordnung zu erſehen. Allein
den unmittelbahren Unterthanen des
Reichs iſt nicht erlaubt, ohne Verguͤn-
ſtigung des Landes-Herrn gewiſſe Col-
legia
anzuordnen, oder wegen deren
Beſchuͤtzung und Adminiſtration ſich zu
berathſchlagen, ſo, daß ſie, wenn ſie ſich
dergleichen wider das Verboth ihrer
Ober-Herren eigenmaͤchtiger Weiſe an-
maaſſen wollen, des Verbrechens der
beleidigten Majeſtaͤt hiedurch ſchuldig er-
kannt werden.


§. 22.

Es muß ſich ein jeder Vaſalle,
wes Standes er auch ſey, jaͤhrlich von
Faſtnacht an, biß auff Bartholomaͤi des
Jagens, Hetzens, Puͤrſchens und Weyde-
werck treibens bey nachdruͤcklicher Straf-
fe enthalten, und wenn auch einer zu er-
laubten Zeiten jaget, an dem Orte, da er
Weydewerck zu treiben berechtiget iſt,
und ſeiner Hunde einer oder mehr um
die Fuͤrſtlichen Hoͤltzer und Geheege ihm
entlauffen, ſo muß er denſelben derge-
ſtalt folgen, daß er ſie alsbald ankoppele,
und von Stund an am Stricke wieder
heraus fuͤhre.


§. 23.

Das Jagd-Recht endiget ſich
auf unterſchiedene Arten: (1) durch den
Tod deſſen, dem es auf Lebens-Zeit ver-
liehen worden; (2) Wenn die beſtimmte
Zeit, binnen welcher dieſes Recht zu
exerciren iſt, verfloſſen; (3) Wenn der
Ort, worauf die Jagd-Gerechtigkeit zu-
gekommen, durch Verſchwemmung,
Erdbeben oder auf andere Art ruiniret;
b 3(4.) Durch
[14]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
(4) Durch Zuruͤcknehmung des Conce-
dent
en, wenn die Jagden bittweiſe und
aus gutem Willen verguͤnſtiget worden;
(5.) Wenn diejenigen, denen dieſes Recht
auf eines andern Grund und Boden zu-
kommt, ſolches dem Herrn des Orts ab-
tritt; (6) Durch den Mißbrauch, wenn
ſie zu einer verbothenen Zeit ſich des Ja-
gens und Schieſſens gebrauchen, und
daruͤber betreten werden.


§. 24.

Was in dem vorhergehenden
Capitul vom Recht und Pflicht der Lan-
des-Fuͤrſten in Anſehung der Jagden
geſagt worden, iſt auch mit, in ſo weit es
applicabel, von denjenigen Vaſallen zu
verſtehen, die mit den Jagd-Regalien be-
lehnet ſind, oder es ſonſt durch Verjaͤh-
rung einer ſehr langen Zeit uͤberkom-
men. Jm uͤbrigen kommen ſie in An-
ſehung der Forſt- und Jagd-Sachen ih-
rer Pflicht am beſten nach, wenn ſie alle
die Landesfuͤrſtlichen Jagd-Mandate und
Forſt-Ordnungen ſich wohl bekant ma-
chen, und ſo viel immer moͤglich, Acht
haben, daß ſie nicht allein ſelbſt ſolchen
nachkom̃en ſondern auch von andern das-
jenige, was darinnen enthalten, auf das
beſte beobachtet werde, und nach ihrem
beſten Wiſſen und Vermoͤgen auch mit
ihrem eigenen Schaden das Forſt- und
Jagd-Intereſſe ihrer Landes Herrſchafft
befoͤrdern helffen.

[figure]
Unter-
[15]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.

Unter ſchiedener beruͤhmter
Rechts-Lehrer Reſponſa, Conſilia,
und andere Rechtliche Anmerckungen/
die zum Jagd- und Forſt-Weſen
gehoͤren.



BERGERI
Reſponſum XXXI. Part. II.


Jnhalt.
I.

  • Ein Geiſtlicher, der mit einer Flinte den Voͤgeln nachtrachtet,verſirt in ei-
    ner unzulaͤßigen Handlung, zumahl wenn es auf fremden Feldern ge-
    ſchiehet, und zur Zeit, da er ſein Amt abwarten ſolte; Dahero iſt er,
    wenn er auch durch die geringſte Verwahrloſung Jemand Schaden thut,
    denſelben zu erſetzen verbunden.

II.

  • Weil unſereCantoreszu den Geiſtlichen zu rechnen, ſo muͤſſen ſie ſich auch, dem
    Jure Canoniconach, des Jagens und Buͤchſen tragens enthalten.

JSt der Cantor eines Orts C. K.
am 1. April. dieſes 1698. Jahres
nachmittags um 2. Uhr, alſo un-
ter der Schule auff dem Felde
herumb gegangen und hat daſelbſt nach
Lerchen geſchoſſen, darneben verurſachet,
daß eure beyde Pferde, welche auff dem
Acker im Pfluge geſpañet geweſen, ſchuͤch-
tern worden, mit itzt erwehntem Pflu-
ge fortgelauffen, ſowohl das eine davon,
ſo ihr vor 25. Rthlr. erkaufft, daruͤber
das rechte Hinter-Bein zerbrochen.


Als nun ſelbiges der angewandten
Cur ungeachtet, hinwieder nicht zu hei-
len geweſen, demnach gar todt geſchla-
gen werden muͤſſen, wollet ihr, ob ermeld-
ter K. zu Erſtattung des Werthes ſol-
ches Pferdes und was demſelben mehr
anhaͤngig mit Beſtande anzuhalten durch
einen Rechts-Schluß vergewiſſert ſeyn,
nach mehrerm Jnhalt eures uns zuge-
ſchickten Berichts und derer gehaltenen
Privat-Acten.


Wann nun gleich zu C. K. Entſchuldi-
gung vorgewendet werden moͤgte, daß
der bey ſeinem gethanen Schuß erfolgte
Durchlauff eurer Pferde und dadurch
entſtandene Schade unter die ſich von
ohngefaͤhr zutragende Ungluͤcks-Faͤlle zu
achten, in Erwegung, daß dergleichen
Schuß an und vor ſich ſelbſt nicht verbo-
then, und hierbey demjenigen, ſo ſelbi-
bigen verrichtet, allenthalben, damit
auch ohngefehr einiger Schade nicht er-
wachſen moͤge, acht zu haben nicht zuzu-
muthen, vielmehr denen, ſo dabey ſich
befinden, ſich und das Jhrige in Obacht
zu nehmen, obliege; dahingegen derer
abgehoͤrten Zeugen Ausſage nach zu ſel-
biger Zeit ihr nebſt eurem Pfluͤger ein
wenig abwerts von denen Pferden gan-
gen, alſo ſolche alleine ſtehen laſſen; Hier-
nechſt ein Hund, ſo D. W. Tochter bey
ſich gehabt, beruͤhrten Pferden gleich ge-
lauffen, ſie angeklaffet, und dadurch, daß
dieſelben noch ſcheueꝛ worden, veranlaſſet;


Dennoch aber und dieweil gedachter
K. ſeinem vor dem Vicario eures Orts
gethanen Geſtaͤndniß nach, den 1. April
juͤngſthin nachmittags um 2. Uhr, alſo
unter wehrender Schule, auff dem B.
demnach in fremdem Felde, ſchieſſens hal-
ber, ſich befunden, und daſelbſt uͤber 1½
Stunde auffgehalten; Ferner die dieß-
falls abgehoͤrten Zeugen, daß als mehr
ermeldter K. damahls einen Schuß auff
Ler-
[16]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
Lerchen gethan, eure Pferde dadurch
dergeſtalt ſchuͤchtern worden, daß ſie mit
dem Pfluge davon gelauffen, der Pflug-
Balcken ihnen auf den Ruͤcken geflogen,
und endlich das eine in ſolchem Lauffen
das Bein zerbrochen, beyderſeits ausge-
ſagt; Bey welcher Bewandniß denn K.
was die Zeit ingemein, und inſonderheit
auch den Ort betrifft, allerdings in einer
unzulaͤßigen Sache verſiret, da beſon-
ders in denen Canoniſchen Rechten denen
Geiſtlichen, worunter gleichfalls die Can-
tores
zu rechnen, das Jagen und Schieſ-
ſen, deutlich unterſaget wird, wie denn
hieruͤber geſtallten Sachen nach, und da
in puncto Legis Aqviliæ, wohin gegen-
waͤrtiger Fall gehoͤrig, auch das gering-
ſte Verſehen in Conſideration zu ziehen,
dieſer hiebey einlauffende Umſtand, daß
ein Hund, welchen D. W. Tochter bey ſich
gehabt, eure in der Flucht allbereit be-
griffene Pferde ferner verfolget, obige
Rechte nicht veraͤndern mag;


So erſcheinet dannenhero foviel,
daß, woferne vorberuͤhrte Zeugen ihre
gethane Ausſage eydlich beſtaͤrcken, und
C. K. hierwieder ſonſt was erhebliches
einzuwenden nicht vermag, ihr von dem-
ſelben den Werth eures beſchaͤdigten
Pferdes nebſt dem Intereſſe wegen Ver-
ſaumniß und Fuͤtterung gebuͤhrend zu
ſuchen, wohl befugt. V. R. W.


BERGERI
Reſponſum CCXCIV. Part. II.


Jnhalt.
I.

  • Es kan ſich Niemand ein gewiß Recht, Z. E. das Recht Holtz zu faͤllen, in ei-
    nes andern Walde zueignen, oder nur deſſen
    Poſſeſs,ob er es ſchon eine
    ſehr lange Zeit
    exercirt,aber nur Bittweiſe und mit beſchehenerProteſta-
    tion
    von dem andern.

II.

  • Das vonPrivat-Perſonen, Z. E. von den Staͤnden der Nieder-Lauſitz,
    durch eine von undencklichen Zeiten her beſchehene Verjaͤhrung erlang-
    te Jagd-Recht vermag ihnen nicht wieder durch ein Fuͤrſtlich
    Reſcript
    entzogen werden, dafern ſie dabey nur nicht beruhen.

III.

  • Die Hegung und Haltung der Schuͤtzen iſt nothwendig mit den Jagd-Rech-
    ten vereiniget.

JSt zwiſchen dem Fuͤrſtl. S. Amte
zu L. an einem, denen Herren, als
Rath zu L. andern Theils, wegen der
Holtzung, und was dem anhaͤngig, Stꝛeit
entſtanden;


Wobey denn die Herren, wie weit
ſie in einem und andern gegruͤndet, und
zwar anfaͤnglich: Ob gedachtes Amt ſich
der Holtzungs-Gerechtigkeit in denen L.
Heyden ſich zu erfreuen, vergewiſſert ſeyn
wollen, nach mehrerm Jnhalt des uns
zugeſchickten Berichts und derer gehalte-
nen Privat-Acten.


Wann nun gleich an Seiten des
Fuͤrſtl. S. Amts vorgewendet werden
moͤgte, daß allbereits Ao. 1646. 1656. 1657.
die Herren Land-Voigte, ingleichen Ao.
1666. die Fuͤrſtl. S. O. A. Regierung des
M. N. von dem Rath zu L. das benoͤ-
thigte Bau-Holtz zu den Schloß- und
Muͤhlen-Gebaͤuden gefordert, erwehn-
ter Rath auch, ſolchem Anſinnen ge-
maͤß, die Anweiſung und Lieferung ge-
than, und dahero es das Anſehen gewin-
nen wollen, daß von undencklichen Jah-
ren her ermeldtes Amt in poſſesſione vel
quaſi
ſich befinde, und mit der Verjaͤh-
rung fuͤglich ſchuͤtzen koͤnne; Worzu
komme, daß die Schaͤferey und das Vor-
wergk zu S. als ſelbige dem Amte L. ge-
weſen, aus des Raths Heyden erbauet
worden;


Dennoch aber und dieweil, derer
Herren Anziehen nach, fuͤrnemlich die
bey der Fuͤrſtl. S. O. A. Regierung ver-
handene Documenta, auch andere Re-
giſtratur
en klare Maaſſe geben, daß in
vorigem Seculo an einem Theile die Land-
Voͤgte und Amts-Befehlichshabere die
Abfolgung einiges Bau-Holtzes aus des
Raths Gehoͤltzere Bittweiſe geſucht, an-
dern Theils der Rath allein der Hohen
Landes-
[17]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
Landes-Obrigkeit zu Ehren und aus
Gutwilligkeit angeregte Abfolgung ge-
ſchehen laſſen, ingleichen jederzeit ſich pro-
teſtando
verwahret, auch als einſten die
Land-Voͤgte mit dem angewieſenen Hol-
tze nicht zufrieden ſeyn wollen, bey Koͤ-
niglicheꝛ Majeſtaͤt in Boͤhmen klagend ein-
gekommen und Inhibition erhalten, wie
nicht weniger denen vorgekommenen
Thaͤtigkeiten ſich wiederſetzet; Ferner
aus denen Documentis F. H. C. G. K.
L.
des Anno 1646. 1656. 1657. als die da-
mahligen Land-Voͤgte gleichergeſtalt von
dem Rathe das benoͤthigte Bau-Holtz
als eine Willfaͤhrigkeit, und ohne deſſel-
ben Nachtheil begehret, ermeldter Rath
auch auff ſolche Art und Weiſe und mit
Bedingung ihres Rechten erwehntes
Bau-Holtz anweiſen laſſen, ſattſam ab-
zunehmen, inmaaſſen die F. S. O. A.
Regierung in dem Reſcript unterm dato
d. 15. Octobr.
1666. darauff freywillig
reſolviret, auch anderweit Anno 1687.
ihre Nothdurfft vermittelſt einer uͤber-
gebenen Deduction beobachtet, bey wel-
cher Bewandniß denn an Seiten des
Amts das Vitium einer Bittweiſe er-
laubten Handlung, ſowohl die Unter-
brechung der Poſſesſion ſich hervor thut,
und alſo angezogener Verjaͤhrung ent-
gegen ſtehet; Endlich ſoviel die Auffbau-
ung der Schaͤferey und des Vorwergks
zu S. betrifft, ſelbige Vermoͤge des mit
der Fuͤrſtlichen S. Renth-Cammer den
1. Sept. 1686. getroffenen Wiederkauffs-
Contracts geſchehen, und dahero nach-
dem beruͤhrter Wiederkauffs-Contract
durch die de Anno 1674. erfolgte Einloͤ-
ſung hinwieder auffgehoben worden, dem
Amte keinesweges zum Vortheil ange-
zogen werden mag;


So erſcheinet dannenhero ſo viel,
daß das F. Amt zu L. ſich in des Raths
zu L. Hoͤltzern und Heyden der Holtz-Ge-
rechtigkeit zu gebrauchen nicht befugt,
und dahero wider ihren Willen zu Ab-
folgung einiges Bau-Holtzes mit Be-
ſtande nicht anzuhalten, wie nicht weni-
ger in poſſesſione vel quaſi der Freyhiet
dießfalls zu ſchuͤtzen. Vor eins.


Ob wohl vermoͤge gleich durchgehen-
der Gewohnheit im Roͤmiſchen Reiche
die Jagden und Wildbahnen unter die
Regalia gehoͤhrig, daß auch einem Priva-
to
in ſeinem eigenen Grund und Boden
zu jagen, und folgends Gehege zu ma-
chen und Schuͤtzen zu halten, keines weges
nachgelaſſen;


Dieweil aber dennoch, derer Her-
ren Anfuͤhren nach, die ſaͤmtliche Land-
Staͤnde des M. N. L. dafuͤr der Rath
zu L. gleichfalls zu achten, von undenck-
lichen Jahren her die Jagd-Gerechtig-
keit ohne Unterſcheid in ihren Heyden,
Waͤldern, und Buͤſchen hergebracht,
ſowohl ſolch ihr Befugniß jederzeit un-
gehindert exerciret; Hiernechſt was die
Hegung und Haltung der Schuͤtzen be-
trifft, ſelbige zum Behuff der Holtzung,
auch derer Jagden gehoͤrig, und vor ein
neceſſarium conſequens zu halten, und
dahero keinesweges eingeſchrencket, ſon-
dern nach Gelegenheit des Orts willkuͤhr-
lich eingerichtet werden mag, wie denn, de-
rer Herren fernerm Vorgeben nach, der
Rath zu L. hiebevor 4. Schuͤtzen gehalten,
ingleichen bey denen Reſcriptis Anno 1667.
1671. 1674. nicht acquieſciret, ſondern ih-
re Gerechtigkeit nothduͤrfftig vorgeſtel-
let, und proteſtando beybehalten, end-
lich in dem angezogenen Reſcripto Ao.
1674. die Intention nur dahin, damit des
Raths Unterthanen des Wildſchieſſens
gegen Fuͤrſtl. S. Wildbahn, zu Vor-
kommung allerhand beſorglichen Scha-
dens, ſich enthalten moͤgten, gerichtet;


So ſeyn die Herren in ihren Hoͤl-
tzern und Heyden ohne Unterſcheid, Ge-
hege zu machen, ingleichen Schuͤtzen zu
halten, wohl berechtiget, jedoch dabey ge-
buͤhrende Behutſamkeit, damit der an-
graͤntzenden Fuͤrſtlichen S. Wildbahn
kein Schade zugezogen werde, zu gebrau-
chen ſchuldig.


BERGERI
Reſponſum CCXCIII. Part. II.


Jnhalt

  • Die aus nachbarlichem Willen geſchehene Vergoͤnſtigung, einen gewiſſen Ort
    mit Netzen zu umſtellen, iſt vor eine Bittweiſe uͤberlaſſene Handlung
    anzuſehen, und kan daher nach eigenem Gefallen wiederruffen werden,

    cob
    [18]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
    ob ſie ſchon unter den andern Haupt-Stuͤcken einesContractus oneroſimit
    begriffen iſt.

HAt Anno 1619. des Herrn Groß-Va-
ter, Hr. G. von L. mit A. von M.
uͤber die in deſſen Doͤbn. Hoͤltzern be-
rechtigte Haſen- und Fuchſen-Jagd ſich
unter andern dahin verglichen, daß jener
dieſem angeregte Jagd an denen be-
nannten Oertern gegen Verſprechung
eines jaͤhrlichen Erb-Pachts an 3. Ha-
ſen erblich abgetreten, hieruͤber gewiſſe
Stallungs-Steige zu beyder Theile ge-
meinem Gebrauch raͤumen zu laſſen ver-
williget;


Worbey denn, ob der Herr an obi-
gen Vergleich verbunden, Zweiffel ent-
ſtehen will, nach mehrerm Jnhalt des
uns zugeſchickten Berichts und der Bey-
lage.


Wenn nun gleich an Seiten des
Herren vorgewendet werden moͤgte,
daß der auffgerichtete Vergleich das Le-
hen lediglich betreffe, hingegen der Lehn-
herrliche Conſens, ſo doch, vermoͤge be-
kanter Lehn-Rechte, in denen Lehns-Ver-
euſerungen erfordert wird, ermangele;
Hiernechſt, ſo viel inſonderheit das Erbie-
then wegen Raͤumung der Stallungs-
Steige betrifft, dabey das Wort Erblich,
welches bey dem vorhergehenden Punct
befindlich, nicht wiederhohlet worden,
und dahero es das Anſehen gewinnen
wolle, als ob angezogenes Erbiethen al-
lein aus gutem Willen und mit Vorbe-
halt ſelbiges jederzeit zu wiederruffen,
beſchehen, allenfalls nur von des Herrn
Groß-Vaters Perſon und deſſen Erben
nicht zu erſtrecken;


Dennoch aber und dieweil die Kin-
der ohne Unterſcheid, wenn ſie denen
Eltern im Lehn ſuccediren, dererſelben
hieruͤber getroffene Handlungen nach-
zukommen verbunden, geſtalt denn, daß
in gegenwaͤrtigem Fall, der Lehnherrli-
che Conſens ermangelt, zwar von dem
Lehn-Herrn, keinesweges aber von den
Kindern, als welche cauſam von dem
Defuncto haben, mit Beſtande vorge-
ſchuͤtzet werden mag; Hiernechſt, was
inſonderheit die Stallungs-Steige an-
langet, des Herrn Groß-Vater in dem
auffgerichteten Vergleich ſich des Worts:
ſolle, gebrauchet, und alſo dißfalls al-
lerdings anheiſchig gemacht; Jm uͤbri-
gen dahero, daß allein des Herrn Groß-
Vaters Meldung geſchicht, alſofort die-
ſes, daß deſſelben Erben hievon ausge-
ſchloſſen werden, nicht abzunehmen, in
mehrer Erwegung, daß vermoͤge der
Rechtlichen Vermuthung von denen con-
trahir
enden Theilen das Abſehen zu-
gleich auff beyderſeits Erben gerichtet
wird;


So erſcheinet dahero ſo viel, daß der
Herr, ſo viel die Haſen- und Fuchß-Jagd
in denen Doͤbn. Hoͤltzern, ingleichen die
Stallungs-Steige betrifft, dem hierin-
nen auffgerichteten Vergleich gebuͤh-
rend nachzukommen, ſich nicht entbre-
chen mag.


Jſt in dem auffgerichteten Verglei-
che ferner enthalten, daß der Herr Groß-
Vater aus nachbarlichem Willen A. von
M. vergoͤnnet, einen gewiſſen Ort, ſo
gantz oder doch zum Theile mit ſeiner
Unterthanen Acker umbziꝛcket, mit Netzen
zu umſtellen, und ſtehet dahero in denen
Gedancken, daß ſolche Vergoͤnſtigung
auff eine Bindlichkeit nicht zu ziehen, noch
die Nachkommen daran verbunden, ſon-
dern vielmehr ſelbige jederzeit hinwieder
auffgehoben werden koͤnne.


Ob nun wohl der auffgerichtete Ver-
gleich, in Erwegung derer vorherſtehen-
den, auch nachfolgenden Puncte, inglei-
chen wenn die fuͤrnehmſte Intention de-
rer contrahirenden Theile angeſehen
wird, vor ein bindliches Negotium zu
achten, und dahero es das Anſehen ge-
winnen will, als ob gedachter Theile
Wille und Meynung dahin gegangen,
daß gleicher geſtalt, was die Umſtellung
des Orts mit Netzen anlanget, ſich eines
gewiſſen beſtaͤndig vereinigen wollen, da
beſonders angezogener Vergleich, ſchlech-
terdinges ohne Benennung einiger Zeit
eingerichtet, ingleichen ordentlich die ge-
troffenen Handlungen auff beyderſeits
Erben zu ziehen, hieruͤber von Zeit an-
geregten Vergleichs Rechts-verwaͤhrte
Zeit verfloſſen, wie denn auch dieſes, daß
des Herrn Anziehen nach die in ſelbigem
enthaltene Ration in facto ungegruͤn-
det, zu deſſen Hinterziehung nicht zu-
laͤnglich;


Dieweil aber dennoch im Context
des auffgerichteten Vergleichs die Ver-
goͤnſtigung, obgedachten Ort mit Netzen
zu umſtellen, von denen uͤbrigen Hand-
lungen, ſo erblich geſchehen, deutlich ab-
geſondert, und dabey dieſe Worte: Aus
nachbarlichem Willen vergoͤnnet,
wel-
che
[19]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
che auff ein Precarium zu deuten, ge-
brauchet werden, immaaſſen denn je-
derzeit mehr auff den eigentlichen Wort-
Verſtand, als auff eine bloſſe Vermu-
thung, ſo aus denen Umſtaͤnden des
Contexts hergenommen werden will, das
Abſehen zu richten; Hiernechſt in einem In-
ſtrumento
unterſchiedene und zum Theil
unverbindliche Handlungen wohl zuſam-
men gefaſſet werden moͤgen: Worzu
kommt, daß ein anderer Titul nicht be-
nennet, und alſo umb ſoviel deſto mehr
vor etwas Bittweiſe zugelaſſenes zu præ-
ſumir
en, welches denn Jnhalts bekanter
Rechte dergeſtalt beſchaffen, daß es von
dem, ſo es nachgelaſſen, ſowohl deſſelben
Nachkommen jederzeit wiederruffen und
nicht verjaͤhrt werden mag:


So iſt der Herr die ſtreitige Umſtel-
ung des Ortes mit denen Netzen ferner
zu geſtatten nicht ſchuldig, ſondern ſeinem
Gefallen nach zu wiederruffen wohl be-
fugt. Alles V. R. W.


BERGERI
Reſponſum CCXXIIX. Part. II.


Jnhalt.

  • Wenn ein von Hunden zerfleiſchter Leichnam oder Stuͤck Vieh angetroffen
    wird, ſo kan man wider den Nachbar, der im Ruff iſt, daß er ſolche ar-
    ge Hunde hielte,
    inquiriren, und wenn ers laͤugnet, kan er zu dem Reini-
    gungs-Eyd getrieben werden.

DAß zufoͤrderſt B. G. nach vorher-
gehender ſchaꝛffer Verwarnung vor
der ſchweren Straffe des Mein-Eydes,
dazu ein Geiſtlicher des Orts zu gebrau-
chen, ſich vermittelſt Eydes zu reinigen,
und daß er nicht wiſſe, auch nicht glaube
und dafuͤr halte, daß der am 29. Febr.
des abgewichenen 1703. Jahres ohnweit
Calbe todt gefundene Menſch von ſeinen
Hunden umgebracht worden, zu ſch [...]-
ren ſchuldig: Er thue nun ſolches, oder
nicht, ſo ergehet jedoch ſeiner Beſtraffung
halber, oder ſonſt, ſowohl wegen der an-
gegebenen neuen Beguͤnſtigungen, ferner
was recht iſt. V. R. W.


Ob wohl Inquiſit, als er Articuls-
weiſe vernommen worden, des angege-
benen Verbrechens nicht geſtaͤndig ſeyn
wollen;


Dennoch aber und dieweil ermeld-
ter Inquiſit ſelbſt nicht in Abrede ſeyn moͤ-
gen, daß er zu der Zeit, als das Ungluͤck
beſchehen, unterſchiedene groſſe Engliſche
Hunde, ungeachtet er dergleichen dem
Hofe zu erziehen nicht ſchuldig, gehalten,
ingleichen ſelbige frey laufen, und weder
einſperren, noch kuppeln, ferner das ab-
geſtandene Vieh nicht an den ordentli-
chen ihm hierzu angewieſenen Ort, ſon-
dern ohnweit des Heer-Weges vor Cal-
be abwerfen, und ſolches noch beym An-
fang des 1703ten Jahres bewerckſtelligen
aſſen, demnach verurſachet, daß ſeine
Hunde dahin gelauffen, und ſich daſelbſt
geſattiget; Hiernechſt von ſelbiger Zeit ei-
nen Hund, ſo er annoch habe, an ein
Pferd gehetzet, ſowohl alsbald nach er-
folgtem Ungluͤck zwey von den Hunden
todt geſchoſſen, und den Knecht, welchen
er damahls gehalten, abgeſchafft, in-
maaſſen auch er weiter geſtaͤndig, daß
ſeine Hunde vorhero einen ordentlichen
Weg uͤber die Wand gemacht, und jeder-
zeit mit dem Abdecker-Knecht frey aus-
und im Felde herum gelaufen, daneben
er, ungeachtet ihm am 23. Martii gedach-
ten Jahres befohlen worden, die boͤſen
Hunde entweder abzuſchaffen, oder wohl
zu verwahren, jedennoch ſelbige hin-
wieder auslauffen laſſen, auch inſonder-
heit die Cellariuſſ in wegen eines von ſei-
nen Hunden zu nichte gebiſſenen Schwei-
nes vergnuͤget, geſtalt denn der dahero
wider Inquiſiten erwachſene Verdacht,
inſonderheit was die Beſchaffenheit des
todten Coͤrpers, und des Ortes, woſelbſt
ſolcher gefunden worden, ingleichen dieſen
Umſtand, daß die Entleibung von ſei-
nen Hunden beſchehen, betrifft, durch
des Medici und Chirurgi Atteſtat fol. 12.
ſeqv.
die Regiſtratur fol. 4. b. ſeqv.
und Annen Hornin, Marien Magdale-
nen Kloßin, auch Hanſen Jordens eyd-
liche Ausſagen noch mehr geſtaͤrcket wird;
Wozu koͤmmt, daß Maria Boͤhmin,
Daniel Hoͤpffner und Jacob Groſſe, daß
ſie um ſelbige Zeit von Inquiſitens Hunden
auf dem Felde angefallen worden, eben-
maͤßig vermittelſt Eydes aus, und zum
c 2Theil
[20]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
Theil bey der Confrontation Inquiſiten be-
ſtaͤndig in das Geſichte geſagt, wie deñ Da-
niel Schrader und andere Zeugen, daß
dergleichen ihnen nach der Zeit auch wie-
derfahren, ebenfalls eydlich bekraͤfftiget,
Inquiſit hingegen in ſeiner Defenſion-
Schrifft ſolches mit Beſtande abzulehnen
nicht vermogt;


So ſind wir billich dergeſtalt zu in-
terloquir
en, und immittelſt die Beſtraf-
fung wegen obiger, ingleichen letzthin an-
gegebener Beguͤnſtigungen auszuſetzen
bewogen worden.


HORNII
Reſponſum IX. Clasſis IX.


Jnhalt.

  • Der die Floß-Gerechtigkeitexerciret, muß den Beſitzern derer an dem Strohm
    anſtoſſenden Grund-Stuͤcken allen Schaden, der durch das Floͤſſen verur-
    ſachet wird, erſetzen.

OB wohl aus den zugeſchickten Ro-
tulis,
was es mit dem Fiſchwaſſer
der Elſter vor eine eigentliche Bewand-
niß habe, und ob ſolches vor einen oͤf-
fentlichen oder Privat-Strohm zu ach-
ten, alſo mit was vor Recht die Landes-
Herrſchafft der Floß-Gerechtigkeit und
der von T. der Fiſcherey darinnen ſich ge-
brauchen, nicht zu erſehen, dieſemnach
wegen des an der Fiſcherey durch die
Churfl. Holtz-Floͤſſe ſich ereigneten Scha-
dens nichts beſtaͤndiges zu ertheilen;


Dennoch aber und dieweil, ſo viel die
Wieſen betrifft, ſolche den Beſitzern ei-
genthuͤmlich zuſtehen, und die natuͤrli-
che Billichkeit erfordert, daß der Scha-
den, welcher durch Ausuͤbung der Floß-
Gerechtigkeit denen Beſitzern an den an-
grentzenden Wieſen zugefuͤgt wird, ſel-
bigen erſetzet werde, dieſes in
L. 1. §. 3. 6. \& 7. ff. Ne quid in flum. publ.
Fritſch. de Jure Grutiæ, c. 5. n. 15.

ſattſam gegruͤndet;


So wird die Chur-Fuͤrſtliche Cam-
mer beſagten Schaden zu erſetzen, ſich
nicht entbrechen. V. R. W.


HORNII
Reſponſum LXX. Clasſis XI.


Jnhalt.

  • Bey einem verpachteten Guthe gehoͤret der Gebrauch der Weydichte zur Nu-
    tzung des Holtzes, und nicht der Wieſen, ob gleich die Weyden auf den
    Wieſen erwachſen.

HAt J. A. von D. hinterlaſſene Witt-
we, jetzo vermaͤhlte Frey-Frau von
G. nach Jnhalt der von ihrem verſtor-
benen Ehe-Herrn hinterlaſſenen Ver-
ordnung das Gut N. von ihrem un-
muͤndigen Sohn in Pacht genommen,
und es hat ſich begeben, daß man zu ei-
nem gewiſſen Waſſer-Bau bey dieſem
Guthe eine groſſe Quantitaͤt Weydicht
von denen an und in der Mulde gelege-
nen Wieſen, und Werdern genom̃en,
deren Bezahlung die obermeldte Frey-
Frau von G. fordert, deren unmuͤndigen
Sohns Vormund aber verweigert, und
ihr wollet daher, ob jene dieſes Weydicht
ohne Entgeld folgen zu laſſen ſchuldig,
des Rechten berichtet ſeyn, nach meh-
rerm Jnhalt des uns zugeſchickten Be-
richts, und der Beylage.


Wenn nun gleich das Gut N. nebſt
allen und jeden Pertinentien, nichts da-
von ausgeſchloſſen, inſonderheit denen
Wieſen, der Frey-Frau ein Gut ver-
pachtet, und die Weydichte hievon aus-
druͤcklich nicht ausgenommen werden;
Der Eigenthums-Herr und Verpach-
ter auch ſich keine Nutzung von einem
verpachteten Stuͤck anzumaaſſen berech-
tiget; Hiernechſt ermeldte Weydichte bey
denen andern zu dem Guthe gehoͤrigen
Gehoͤltzen nicht gelegen, ſondern auf de-
nen Wieſen und Werdern an und in der
Mulde ſich befinden, auch dahero vor
Wieſen-Nutzungen gehalten werden
wol-
[21]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
wollen; Ferner die Pachterin derglei-
chen Haupt-Bau zu fuͤhren, oder etwas
dazu herzugeben, keines Weges verbun-
den; Endlichen dieſelbe vielgedachter
Weydichte biß anhero ohne des Sohnes
Vormunden wiederſprechen ſich ange-
maaſt, und ſelbige genutzet;


Dennoch aber und dieweil der bey
dem Guthe N. befindlichen Gehoͤltzer,
deren Nutzung der Pachterin keines we-
ges gaͤntzlich, ſondern nur ſo weit, daß ſie
daraus die zur Ziegel-Scheune und
Brau-Hauſe, auch zur voͤlligen Hauß-
haltung benoͤthigten Feuer-Hoͤltzer,
dann jaͤhrlich 300. Klafftern birckene oder
andere Scheite zu ihrer freyen Diſpoſiti-
on,
ſchlagen laſſen, und nehmen moͤge,
eingeraͤumet und uͤberlaſſen worden;
Hiernechſt die Weydichte zu denen Hol-
tzungen allerdings gehoͤren, und zu denen
Wieſen-Nutzungen nicht gerechnet wer-
den koͤnnen;


L. 31. ff. de V. S. ibique Godofr. n. 3.


Hiernechſt auch, ob ſie bey denen andern
Gehoͤltzen gelegen, oder nicht, ſo wenig,
als dieſes, daß die Pachterin der Wey-
dichte ſich biß anhero angemaſt, und der
des Sohnes Vormund ihr nicht wieder-
ſprochen, zur Sache thun oder dem Un-
muͤndigen ſein Recht nehmen kan; Denn
bey dieſer Bewandniß die uͤbrigen oben
angefuͤhrten Rationes von ſich ſelbſt hin-
weg fallen;


So erſcheinet hieraus allenthalben
ſo viel, daß die Pachterin vor die zum
Waſſer-Bau weggenommene Weydicht
etwas zu fordern nicht berechtiget: Es waͤ-
re denn, daß hierdurch an denen zur
Haußhaltung, Ziegel-Scheune und
Brau-Hauſe benoͤthigten Feuer-Holtze
ihr etwas abgangen, auf ſolchen Fall iſt
ſolcher Abgang derſelben billig zu erſe-
tzen. V. R. W.


HORNII
Reſponſum VI. Clasſis V.


Jnhalt.
I.

  • Von der Straffe derer, die auf eines andern Wildbahne jagen.

II.

  • Das Jagd-Recht wird heutiges Tages denenRegalien beygezehlet, und kan al-
    ſo ohne Verguͤnſtigung des Landes-Fuͤrſtens nicht
    exercirt werden.

III.

  • Das Recht zu jagen und zu fiſchen kan wider einePrivat-Perſon in der ge-
    woͤhnlichen Zeit verjaͤhret werden.

HAt weyl. der Durchl. Chur-Fuͤrſt,
Johann George I. Glorwuͤrdigſten
Andenckens, am 9. Junii, 1632. die beyden
vom Stifft Wurtzen herruͤhrende und
zum Amte Torgau geſchlagen geweſene
Doͤrffer Soͤrnewitz und Moͤhla mit de-
nen Geld- und Getreyde-Zinſen, Pfarr-
Lehne, Ober- und Erb-Gerichten, Lehn-
wahr, Folge, Pferde-Hand-ſowohl an-
dern im Anſchlag ſpecificirten Dienſten,
ſamt denen Fiſch-Baͤchen, ſo in derſel-
ben Gegend und Refier gelegen, und al-
len Gerechtigkeiten, welche vorhin vom
Amte Torgau gebrauchet, genutzet und
berechnet worden, und denenſelben zu-
geſtanden, oder ſolches ſich deren gebrau-
chen koͤñen oder moͤgen, vor 4723. fl. 10. gl.
9. pf. erb- und eigenthuͤmlich, auch gantz
unwiederrufflich verkaufft, und nach
Ausweiſung Lit. B. bald folgenden 3. Ju-
lii
durch dero Amt Torgau wuͤrcklich tra-
dir
en und uͤberweiſen laſſen, ſich auch
anderweit unterm 9. Junii 1634. juxta Lit.
C.
deutlich dahin erklaͤret, daß durch ſol-
chen Contract ſie alles Recht, ſo ihm auff
ermeldten Doͤrffern zugeſtanden, und
alſo unter andern auf das Nieder-Wey-
dewerck in beruͤhrten Doͤrffern und
Fluhren Herrn Demetrio geeignet und
uͤbergeben, mit Anfuͤgung, daß weil S.
Chur-Fuͤrſtl. Durchl. an dieſen Orten
keinem einigen das Nieder-Weydewerck
geſtaͤndig, ermeldte Doͤrffer auch fuͤr
kein Torgauiſch Amts-Guth, weil ſie ab-
ſonderlich erhandelt und nebſt dem Nie-
der-Weydewerck von Biſchoff Johann
von Haugwitz erlanget, zu halten ſeyn,
ſo ſolle ſich Demetrius ſolches Niedeꝛ-Wey-
dewercks maͤnniglich ungehindert ge-
brauchen und andern deſſen nichts ge-
c 3ſtatten,
[22]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
ſtatten, maaſſen denn S. Churfl. Durchl.
ihn jederzeit dabey ſchuͤtzen und handha-
ben wolte. Nachdem nun in folgenden
Zeiten obbemeldte Doͤrffer mit ihren ge-
rechtſamen zum Guth Lampersdorff ge-
ſchlagen und mit demſelben Anfangs von
des Demetrii Erben auff Oppianos, von
dieſen aber endlich durch Kauff an The-
ophilum
gebracht worden/ hat ſich her-
vor gethan, daß der Beſitzer des nechſt-
gelegenen Ritter-Guths Lauteritz, Peri-
ander,
ſich nicht nur des Fiſchens in den
durch Soͤrnewitz und Mohlen gehenden
Bach, ſondern auch des Jagens und Nie-
der-Weidewercks in ſelbigem Dorff,
Fluhren und Refieren, und alſo in des
Theophili Eigenthum anmaaſſe und ge-
brauche, und in beyden Puncten auf ſei-
ne Poſſesſ vel qvaſi ſich beziehen wollen,
dahero Theophilus ſelbigen dißfalls in
Anſpruch vermittelſt einer Petitorien-
Klage zu nehmen vermeynet, zuvor a-
ber hieruͤber: ob und mit was vor einer
Action er gegruͤndet, des Rechten berich-
tet ſeyn will, nach mehrerm Jnhalt des
uns zugeſchickten Berichts und der Bey-
lage.


Wenn nun gleich, nach denen heut
zu Tage in Teutſchen und ſonderlich
Saͤchſiſchen Landen uͤblichen Rechten,
Niemand ordentlicher Weiſe auf eines
andern Grund und Boden zu jagen,
zu hetzen, und Weydewerck zu treiben,
berechtiget, inſonderheit in der Churfl.
Saͤchßiſchen Landes-Ordnung derglei-
chen Unternehmen bey Straffe 100. fl.
verbothen, auch hiebey nach Jnhalt der-
ſelben kein Vorwand, daß es anders her-
gebracht und im Gebrauch geweſen, at-
tendir
et werden darff; Hiernechſt die
Jagd-Gerechtigkeit heut zu Tage ad Re-
galia
gehoͤret, und dahero ohne aus-
druͤckliche oder wenigſten ſtillſchweigende
Verordnung der Hohen Landes-Obrig-
keit von keinem Privato ausgeuͤbet wer-
den kan; Hieruͤber, was das Document
ſub D.
darauff ſich Periander gruͤndet,
anlanget, Theophilus vorzuwenden
weiß, daß er ſolches bald nach Erkauffung
des Guthes Lampersdorff und obberuͤhr-
ter darzu gehoͤrigen Doͤrffer, ehe er noch
die zu ſaͤmtlichen darzu erkaufften Guͤ-
thern gehoͤrige Documenta und Brieff-
ſchafften von ſeinem Verkaͤuffer extradi-
ret bekommen, und aus deren Durchſu-
chung, woran ihm dazumahl die mit ſei-
nem Gnaͤdigſten Herrn gethane Campa-
gnen
und Reiſen mercklich gehindert, die
Gerechtigkeit ſothaner Guͤther gnuͤglich
erlernen koͤnnen, von ſich geſtellet und in
dem irrigen und ihm juxta Leg. 18. Cod. de
Rei Vind.
unſchaͤdlichen Wahn, als ob dem
benachbarten Guthe Lauteriz in deren
aus dem Amte Torgau uͤberlaſſenen
Doͤrfer Refieren eine Kuppel-Jagd ge-
hoͤre, geſtanden, auch dadurch, daß er
Periandern obgedachtes Document aus-
geſtellet, verleitet worden; Jm uͤbrigen
wegen der Fiſcherey Periander in poſſes-
ſione vel quaſi
ſich ebenmaͤßig, als bey
denen Jagden befindet, und dergleichen
Fiſch-Gerechtigkeiten auff eines andern
Boden, wenn auch gleich derſelbe damit
von dem Landes-Herrn, welchem das
Recht zu fiſchen in denen oͤffentlichen
Stroͤmen zuſtehet, beliehen, oder ihm ſol-
ches ſonſt uͤberlaſſen worden, durch eine
Verjaͤhrung, und zwar in einer ordent-
lichen Zeit, wider einen Privatum wohl
acquiriret werden mag;


Dennoch aber und dieweil, ſo viel,
des Jagen und Weydewerck betrifft,
Theophilus und Periander ſich deshal-
ben Freundnachbarlich dergeſtalt vergli-
chen, daß dieſer ſeine biß anhero auffder
Soͤrnewitzer Fluhr exercirte Jagd-Ge-
rechtigkeit auf ſeine Lebens-Zeit erſt er-
meldtem Herrn Theophilo wohlbedaͤch-
tig und willig dergeſtalt cediret und ab-
getreten, daß Periander vor ſich und die
Seinigen von nunan derſelben ſich ent-
halten, hingegen ihm davor jaͤhrlich ein
Stuͤck Wild von Theophilo geliefert
werden ſolle, hierdurch aber dieſer, da er
auff Perianders Lebens-Zeit die exercir-
te Jagd-Gerechtigkeit an ſich gebracht,
daß ſolche jenem zuſtehe, eingeraͤumet,
und ſich ſeines Rechts, auſſer was er
durch dieſe Cesſion erlanget, begeben;
Hierbey aber mit der vorgeſchuͤtzten Un-
wiſſenheit und vielen Reiſen ſich nicht
fuͤglich entſchuldigen kan, in Erwegung,
daß er die noͤthige Wiſſenſchafft von de-
nen Gerechtigkeiten ſeiner Guͤter wiſ-
ſen koͤnnen und ſollen, auch da er ſolche
damahls nicht gehabt, ſich ſelbſt, daß er
mit dieſem Handel, an welchem doch nichts
verſaͤumet geweſen, und dazu ihn keine
Nothwendigkeit gezwungen, geeilet, auch
die Extradition derer Documenten
nicht erwartet, zu imputiren hat; Jm
uͤbrigen dergleichen Handlung, da-
rinnen ein Privatus die erlangte Jagd-
Gerechtigkeit einem andern uͤberlaͤſſet,
oder zugeſtehet, nirgends verbothen, da-
hin
[23]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
hin auch obgedachte Landes-Ordnung
nicht zu ziehen; Hingegen, ſoviel die
Fiſcherey betrifft, Theophilus die Fiſch-
Baͤche eigenthuͤmlich erlanget, Perian-
der
hingegen vor ſich noch zur Zeit nichts
als die bloſſe Poſſeſs vel quaſi des Fiſch-
Rechts anzugeben hat; Die Dienſtbar-
keit auch auff eines andern Boden kei-
nesweges, vielmehr die Freyheit des
Grund-Stuͤcks in denen Rechten præ-
ſumir
et wird, und dahero das Befug-
niß von dem, ſo ſich deſſen auff einem
Frembden anmaaſſet, zu erweiſen: Jn
dergleichen Fallen auch dem Eigen-
thums-Herrn zu Behauptung der na-
tuͤrlichen Freyheit ſeines Guthes die
Actionem negatoriam anzuſtellen, nach-
gelaſſen;


So erſcheinet daraus allenthalben
ſoviel, daß, was das Jagen und Nie-
der-Weydewerck anbetrifft, Theophilus
in Petitorio
zu klagen nicht befugt, hin-
gegen wegen der von Periandern ange-
maſſeten Fiſcherey ihn Actione negatoria
zu belangen, wohl berechtiget: Es waͤ-
re denn, daß im erſten Punct Perian-
d
er den Theophilum durch hinterliſtige
Vorſtellungen oder Uberredung zu dem
obgedachten Handel verleithet, auff ſol-
chen Fall waͤre ihm ſelbigen als aus ge-
ſchehenem Betrug anzufechten unbenom-
men. V. R. W.


LYNCKERI
Reſponſum CXIII.


Jnhalt.
I.

  • Ob ein Biſchoff,Prælate, und anderer, der einen beſondern Nachfolger hat,
    die Verjaͤhrung zulaſſen koͤnne.

II.

  • Der uͤber Menſchen Gedencken etwas beſitzet, bedarff der Verjaͤhrung und
    ihrer dazu gehoͤrigen Stuͤcke nicht.

III.

  • Es koͤnnen auchPrivat-Perſonen diejenigenRegalien, deren ſie faͤhig ſind,
    wider einen Fuͤrſten durch Verjaͤhrung erlangen, als die Forſt-Rechte,
    Beholtzungs-Gerechtigkeiten, Huthungs-Eichel-Maſt- und Jagd-
    Rechte.

IV.

  • Von einer Bitt-weiſe ausgemachten Handlung zwiſchen einem Fuͤrſten und
    ſeinem Unterthanen.

V.

  • Von den Handlungen und der Nachlaͤßigkeit der Bedienten, ihren Buͤchern,
    Beleidigungen, und ihnen geſchehenen Wiederſetzlichkeiten.

VI.

  • Von den Fuhren Zeugen aus der Gemeine, und der ruhenden Verjaͤhrung.

ALs ihr uns einen ausfuͤhrlichen Be-
richt ſamt verſchiedenen daraus ge-
zogenen Fragen und einigen Beyla-
gen zugeſchicket, woruͤber ihr unſer
Rechtliches Bedencken erfordert; Dem-
nach halten wir denen Rechten nach
dafuͤr: Habt ihr in eurem um eure
Stadt liegenden eigenẽ Gehoͤltze das Recht
zu holtzen und zu huͤten allezeit in Poſ-
ſeſs
und Gebrauch gehabt, und biß hie-
her erhalten, ſonderlich, daß ihr und eu-
re Einwohner berechtiget geweſen, wenn
GOtt gute Eichel-Maſt beſcheeret, jeder
in eurer Stadt wohnhaffter Buͤrger, ſo-
viel er gewolt, Schweine in die Maſt ein-
zutreiben, und davon kein Maſt-Geld
gegeben; Hernach aber iſt ſolches geaͤn-
dert worden, daß bey voller Maſtung
jedweder Brauer vier, und ein Buͤdner
zwey in die Maſtung ohnverhindert frey
treiben, desgleichen, weil wuͤſte Brau-
und Buden-Staͤdten in der Stadt ge-
weſen, und noch, wegen entzogener Nah-
rung, und weil gleichwohl ſolche wuͤſte
Staͤdten von den Beſitzern und Eigen-
thums-Herrn pro quota in dem Steu-
er-Cataſtro mit begriffen, und verſteu-
ret werden muͤſſen, derſelben Beſitzer
beſage
[24]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
beſage Regiſtratur ſub □ von jeder wuͤ-
ſten Brau-Staͤdte bey voller Maſtung
vier Stuͤcke, und von der Buden-Staͤd-
te zwey Stuͤcke Schwein-Viehes in die
Maſtung frey eingeſchlagen; Ein jeder
Raths-Verwandter aber, und der
Stadt-Schreiber, auch von den Geiſtli-
chen der Paſtor und Diaconus jedweder
vier Schweine, auch andere gemeiner
Stadt, und dem Rath bediente Perſo-
nen ihre gewiſſe Conpetenz, wie aus den
Regiſtraturen ſub ſign. △ △ △ zu erſe-
hen, frey eintreiben, und die Brauer, und
Budner ſowohl von ihrer Brau- und
Buden-Staͤdte wegen eingetriebener
Schweine kein Fehm-Geld, ſondern nur
Huͤter-Schreib- und Brenn-Gebuͤhren,
davon die Raths-Perſonen, der Stadt-
Schreiber, und die Geiſtlichen, auch an-
dere in denen Regiſtraturen ſub ſign.
△ △ deſignirt
e Perſonen ausgeſchloſſen,
abſtatten moͤgen; Sofern nun der See-
gen GOTTes nicht ſo reichlich geweſen,
hat Jedweder die Helffte obgedachter
Schweine frey eingetrieben, welche man
die halbe Maſt genennet, wozu keine frem-
de Schweine, als bey voller Maſt ein
Paar Schock, und bey halber Maſt halb
ſoviel, aus dem Amt Calbe gekommen.


Solcher Gebrauch iſt vor und nach
dem Kriegs-Weſen in Obſervanz geblie-
ben, und hat das Amt Calbe mit Zu-
ziehung eueres des Raths geſchwornen
Holtz-Laͤuffers und ein Paar von der
Buͤrgerſchafft die Baͤume vor angekuͤn-
digter Maſt beſteigen laſſen; Nachhero
als die Ankuͤndigung geſchehen, und die
Schweine in ſothane Eichel-Maſt der
Ackeniſchen Gehoͤltze zur Fehme geſchla-
gen worden, hat der Rath das Brenn-
Geld, und der Schreibe-Gebuͤhr beſag-
ter Regiſtratur ſub ſign. △ fol. 4. 5. al-
lein auffgenommen, und dem Geleits-
mann zu Calbe nicht mehr als von jedem
Schwein 1. Gr. Schreib-Gebuͤhr, und
4. pf. dem Foͤrſter zum Brenn-Geld zu-
geſtellet, und von denen uͤbrigen erho-
benen Geldern, beſage jetzt angezogener
Regiſtratur ſub ſign. △ pag. 4. die Hir-
ten gelohnet, auch da es noͤthig geweſen,
neue Buchten machen, oder die alten aus-
beſſern, und zuweilen Tranck-Loͤcher auf-
werffen laſſen.


Ob ihr nun wohl gemeynet, es wuͤr-
de ſich Niemand unterſtehen, eurer ha-
benden Gerechtigkeit einen Eintrag zu
thun, und in eurer, und der gemeinen
Stadt zuſtehenden Holtzungen euch zu
perturbiren, geſtalt die gehaltenen Regi-
ſtratur
en und Rechnungen ſub ſign. ☉. ☉.
ſo viel derẽ bey Pluͤnderung eures Stadt-
Rathhauſſes noch vorhanden, von unter-
ſchiedlichen Jahren her es zeugen, und de-
nen Beamten zu Calbe es wohl wiſſend,
daß ihr u. gemeine Stadt in ſolchen Hol-
tzungen vorangezogenes Recht habet,
und in Poſſesſion uͤber Menſchen Geden-
cken biß jetzo her verharret; So haben
ſich doch der Ober-Forſt-Meiſter nebſt
dem Amtmann zu Calbe eigenthaͤtig un-
terwunden, euch auff unterſchiedliche
Art in ſolcher eurer Gerechtigkeit zu kraͤn-
cken, und zu verhindern: Deswegen ihr
wider des Ober-Forſt-Meiſters Proce-
dur
en, und zwar ſonderlich wegen der
Eichel-Maſt ſchon anno 1669. bey des Po-
ſtulirt
en Herrn Adminiſtratoris Hoch-
Fuͤrſtlichen Durchl. zu Halle, Chriſt-
mildeſten Gedaͤchtniß, Zeiten, Klage fuͤh-
ren muͤſſen, und ihr euch, und gemei-
ne Buͤrgerſchafft noch ſtets mit verwah-
render Proteſtation in euerer Poſſeſs er-
halten.


Nun aber gedencken ſie, weil ſich
das Hoch-Fuͤrſtliche Magdeburgiſche
Stifft veraͤndert, und unter Churfuͤrſt-
liche Brandenburgiſche Jurisdiction ge-
diehen, es werde euch kein Schutz in eu-
rer Poſſesſion der bißheꝛo in euꝛem Stadt-
Gehoͤltze gebrauchten Gerechtigkeit und
nutzbarlichen Genießthums mehr gelei-
ſtet werden; Deswegen ſie vor dem Jah-
re wieder auffs neue allerhand ohnver-
muthete Proceduren vor die Hand ge-
nommen, unter dieſem und jenem Præ-
text
auch bald von der freyen Maſt-Ge-
rechtigkeit, bald gar von eurem und ge-
meiner Stadt-Gehoͤltze abzubringen;
welches euch hieruͤber und zuforderſt in
ſpecie
wegen der Eichel-Maſt bey der
Churfuͤrſtlichen Magdeburgiſchen Loͤbl.
Regierung zu Halle zu klagen verurſa-
chet: Alldieweil ihr euch nun auff die
Poſſesſion gegruͤndet, und euch unterm
28. Sept. vorigen Jahres, wie die Bey-
lage ſub ſign. ☉. zeiget, deren Beſcheini-
nigung aufferleget; So iſt dem Amt-
mann zu Calbe von eben dem Tag und
Jahre, wie vorgemeldet, und die Bey-
lage ſub ſign. ☾. weiſet, nicht weniger zu-
geſchrieben, weil ihr euch auff die Poſ-
ſesſion
einer freyen Eichel-Maſt bezogen,
ſich zu erkundigen, ob ihr darinnen fun-
dir
et, und davon Bericht zu ertheilen,
was ihn wider die Berechtigung einer
gantzen freyen Eichel-Maſt ſtatt derſel-
ben
[25]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
ben die halbe Maſt vorzunehmen bewo-
gen?


Hierauff habet ihr die Beſcheini-
gung angetreten, und zu dero Behuff
nechſt denen beygebrachten Documenten
und Regiſtraturen coram Notario \& Te-
ſtibus
einige Zeugen, welche wahre Wiſ-
ſenſchafft von der Sache haben, eydlich
auff gewiſſe Articul vernehmen, und das
Zeugniß in forma probante eines Inſtru-
menti
ausfertigen laſſen, welches ihr,
wie die Abſchrifft davon ſub. ſign. H. lau-
tet, der Hoch-Fuͤrſtlichen Regierung ein-
geſchicket, dagegen der vorgedachte Amt-
mann zu Calbe einen Extract ſub ſign.
♃, welchen er vorgiebt, aus einem Erbzinß-
Buch de an. 1642. gezogen zu haben, einge-
ſendet, ſich vermeynend damit zu ſchuͤ-
tzen, daß euch und gemeiner Buͤrgerſchafft
nicht mehr freye Schweine, als jedem
Brauer zwey, und einem Buͤdner eins,
auch jedem Raths-Verwandten zwey,
ingleichen den Geiſtlichen zwey, und de-
nen andern Kirchen- und Schul-Bedien-
ten, auch Raths-Dienern, jedem ein
Schwein bey voller Maſtung einzutrei-
ben zuſtuͤnde; Welches aber klar wider
die bißherige Obſervanz laͤufft, die ihr
annoch beſitzet, ohngeachtet anno 1669.
dawieder eine wiederwaͤrtige Procedur
habe wollen vorgenommen werden, die
ihr aber abgewendet und in eurer Poſſeſ-
ſion
verblieben; alſo, daß bey voller Maſt,
jedweder Brauer vier, und ein Budner
zwey, auch ebenmaͤßige Anzahl von ſei-
nen Brau- und Buden-Staͤdten, ſo er
hat, desgleichen jeder Raths-Verwand-
ter, nebſt dem Actuario vier, auch die
Geiſtlichen vier Schweine und andere
gemeiner Stadt bediente Perſonen ihre
gewiſſe Competenz, wie in denẽ Regiſtra-
tur
en ſub ſign. △. △. begriffen, bey halber
Maſt aber davon die Helffte frey ohne
Abſtattung eines Fehm-Geldes, in eure
Beholtzung eingetrieben, und nichts wei-
ters davon als 4. pf. Brenn-Geld, und
1. Groſchen Schreib-Gebuͤhr von jedem
Schwein, davon aber die Raths-Per-
ſonen, und Geiſtliche, auch andere, wie
in denen Regiſtraturen deſignirt, ausge-
ſchloſſen, entrichtet; Ja ſolche vorge-
brachte Amts-Regiſtratur ſey gantz zu
verwerffen, weil kein Exempel noch zu
befinden, daß dergleichen waͤre einge-
fuͤhret worden; Wie denn auch die Zeu-
gen ſagen, daß vor und nach dem Krie-
ge uͤber Menſchen Gedencken nicht an-
ders, als wie oben gemeldet, ihr eure
Gerechtigkeit biß auf dieſe Zeit gehabt,
und dabey ſtandhafft verblieben, auch kei-
ne Prohibition inzwiſchen gekommen,
daß ihr ſothane Gerechtigkeit bona fide,
ſo ſolchen Falls, biß das Contrarium dar-
gethan wuͤrde, zu præſumiren, continuir-
lich beſeſſen, genutzet, und gebrauchet:
Ohngeachtet aber deſſen, ſey gemeldter
Amtmann mit Huͤlffe des Ober-Forſt-
Meiſters durch die Forſt-Bedienten da-
hin zu bringen Willens geweſen, daß ihr
und gemeine Buͤrgerſchafft Fehm-Geld
geben ſoltet; Wie er denn den Handel
alſo heimlich angeſtellet, daß den Hirten
befohlen wordẽ, aus dem Holtz zu treiben,
weil der Ober-Forſt-Meiſter eine Jagd
vorgenom̃en; Als aber die Hirten nach-
mahls verſtanden, daß ſie mit den Stadt-
Schweinen vor der Stadt vorbey trei-
ben ſolten, und man einen Anſchlag haͤt-
te, euere und der gemeinen Buͤrgerſchafft
Schweine ſo lange innen zu behalten, biß
jeder komme und Fehm-Geld davor ent-
richte, und alſo aus eurer Poſſeſs der
freyen Eintreibung in die Eichel-Maſt
geſetzet ſeyn moͤchtet; Haben die Hirten
ſich ihrer Pflicht erinnert, und es euch
und gemeiner Stadt nicht verſchweigen
wollen, ſondern notificiret; Da denn die
Buͤrgerſchafft zuſammen kommen, und
in der Nacht, als es beſtellt geweſen, vor
der Stadt die Heerde vorbey zu treiben,
vor dem Thore aufgepaſſet, und die
Schweine zu ſich in die Stadt genom-
men: Und wiewohl ihr nachmahls dem
Amtmann vermelden laſſen, zur Aus-
fehmung bey euch zu erſcheinen; Dieweil
er aber dennoch nicht gekommen, noch
Jemand von den Seinigen geſendet,
und die Leute uͤber die Zeit auf ihre
Schweine gewartet; So habt ihr nicht
anders gekoͤnnt, denn die Ausfehmung,
wie vor Alters geſchehen, zu verrichten,
und da ihr dem Amtmann ſeyn ihm zu-
kommendes Geld zuſtellen wollen, hat
er es abgeſchlagen, und vermeynt, auff
andere Verordnung zu warten: Hat
auch nachmahls zu eurem groͤſten Scha-
den die Nach-Maſt-Zeit vorbey ſtreichen
laſſen: Deswegen ihr beygelegtes Schrei-
ben mit angehaͤngter Proteſtation lub
ſign.
☿ abgehen laſſen, und euch darauff
bey Sr. Chur-Fuͤrſtlichen Durchlauchtig-
keit unterthaͤnigſt darob beſchweret, und
um Gnaͤdigſte Commisſion, wie das
Schreiben ſub ſign. ♀ lautet, gebeten, die
auch erfolget, und ein Tag zur Verhoͤr
und Vergleich der Sachen von den
dHerrn
[26]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
Herrn Commiſſarien angeordnet wor-
den.


Ob ihr nun wohl wegen einiger zu
Halle zuruͤckgebliebenen Documenten
nicht recht parat erſcheinen koͤnnen; So
habt ihr doch, beſage des gehaltenen
Commisſions-Protocolls ſub ſign. ✶ von
eurem Gegentheil ſchon ſoviel vernom-
men, was derſelbe eigentlich wider euch
vorzubringen vorhabens, und vermey-
net, es ſey genung, euch von euerm Recht
zu ruͤcken, wenn es das Inſtrumentum
Pacis
zu Huͤlffe naͤhme, und euere Zeu-
gen vernichte, auch vorſtelle, es waͤre ex
gratia
euch die freye Maſtung bißhero ge-
laſſen worden, und ein bloſſes Precari-
um
zu nennen, daß ihr die Schweine in
euer Gehoͤltze eintreiben duͤrffen, da doch
das Inſtrumentum Pacis hiehin nicht ſchlieſ-
ſe, das Precarium nicht erwieſen, und ihr
im uͤbrigen wegen eurer Holtzung, daß
dieſelbe der Stadt Acken zuſtehe, Hoch-
Fuͤrſtliche Reſcripta darzeigen koͤnnen,
veꝛmoͤge deren die Hoch-Fuͤrſtliche Herren
Ertz-Biſchoͤffe und Adminiſtratores jeder-
zeit euere Holtzung vor der gemeinen
Stadt liegend eigenes erkannt; Deswe-
gen auch der hochſeelige Herr Admini-
ſtrator,
Joachim Friedrich, Marggraf
zu Brandenburg ꝛc. euch umb zukom-
mende Lattreife Anno 1581. beſage Hoch-
Fuͤrſtlichen Briefes ſub Lit. A. Gnaͤdigſt
begruͤſſet, und verſprochen, daß Sie euch
mit anderm Holtz auf euer Anſuchen
Erſtattung thun laſſen wolten; welche
Hoch-Fuͤrſtliche Durchl. damahls zu Cal-
be reſidiret, und eures Orts Kundſchafft
wohl gewuſt: Ja als ihr wegen euerer
Schuld bey des hochſeeligſten Hrn. Admi-
niſtratoris Auguſti
Hoch-Fuͤrſtl. Durchl.
anno 1660. von Br. Chriſtian Ulrichen
verklaget worden, haben Sr. Chur-
Fuͤrſtliche Durchl. anweiſen laſſen, daß
er aus euren Holtzungen 60. Baͤume zu
ſeiner Bezahlung genommen, davon das
Hoch-Fuͤrſtliche Reſcript ſub d. 16. Jan.
anno 1660. Lit. B.
mit mehrerm zeuget;
Und da ihr zu euren Stadt-Gebaͤuden
Holtz noͤthig gehabt, haben Se. Chur-
Fuͤrſtliche Durchl. ſich gefallen laſſen, daß
euch 126. Stuͤck Eichen aus euerer Hol-
tzung zu hauen angewieſen werden moͤch-
ten, laut Hoch-Fuͤrſtlichen Reſcripts den
26. Martii 1667. ſub Lit. C. welches letztere,
nach der Hoch-Fuͤrſtlichen Magdeburgi-
ſchen Policey-Ordnung Cap. 31. geſchehen;
denn darinnen verſehen, wenn gleich die
Holtzung Jemand eigen zuſtuͤnde, und
haͤtte das Recht zu holtzen und zu huͤten,
ſo ſolte doch ohne vorgehende unterthaͤ-
nigſte Anſuchung, und ergangener Gnaͤ-
digſter Reſolution nichts abgehauen wer-
den, damit nicht kuͤnfftig ein Mangel an
Holtze im Lande erſcheinen moͤgte; Da-
hero es in ſoweit eingezogen worden:
Desgleichen ſeyd ihr auch zu keinẽ Dienſt-
Fuhren verpflichtet, wie denn klahr aus
dem von des hochſeeligſten Herrn Admi-
niſtratoris,
Chriſtian Wilhelms, Marg-
grafens zu Brandenburg ꝛc. an euch ab-
gelaſſenen Schreiben vom 19. Febr. 1616.
ſub Lit. D.
zu erſehen, daß Se. Hoch-
Fuͤrſtl. Durchl. euch Gnaͤdigſt um eine
Fuhre, ſolche aus gutem freyen Willen
zu thun, erſuchet, und verſprochen, daß
es zu keiner Conſequenz und Einfuͤh-
rung ſolle gedeutet werden; Ohngeachtet
aber deſſen, ſo will der Chur-Fuͤrſtliche
Forſt-Meiſter euch all die Holtz-Gerech-
tigkeit hinweg nehmen, alſo, daß er ohn-
begruͤſt ſich unternommen, Baͤume in
eurer Holtzung zu hauen, auch die abge-
ſtorbenen Baͤume vor ſich hinweg zu fuͤh-
ren, und euch davon nichts zu uͤberlaſ-
ſen: da doch ihr ſonſt das Holtzungs-
Recht allein in ſothanem Stadt-Holtz ha-
bet, und die verſtorbenen Baͤume, ohne
einiges Anſuchen bey Hoch-Fuͤrſtl. Herr-
ſchafft hinweg genommen, und Niemand
jemahls darinnen euch einigen Eintrag
gethan, oder etwas geſaget. Deswegen
ihr euch uͤber ihn bey der Hoch-Fuͤrſtlichen
Regierung zu Halle beſchweren muͤſ-
ſen, daß deſſen vorgenommener unrechter
Procedur, euch in euerer rechtmaͤßigen
Poſſesſion vel quaſi zu perturbiren, ge-
ſteuret werden moͤgte, uͤber welchen der
Chur-Fuͤrſtlich-Brandenburgiſchen Be-
amten unterſtandene Eingriffe folgende
Fragen zu eroͤrtern vorſtellen.


(I) Ob ihr nicht, ohngeachtet der ver-
aͤnderten Herrſchafft, im Ertz Stifft Mag-
deburg, bey euerer und der Stadt Recht
und Gerechtigkeiten zu ſchuͤtzen?


(II) Ob ihr und gemeine Stadt in
gegenwaͤrtigem Beſitz gegruͤndet, nach-
dem biß dahero uͤber Menſchen Geden-
cken jeder Brauer 4. ein Budner 2. ſo-
wohl von ihren Haͤuſern, als wuͤſten
Brau- und Buden-Staͤdten, beſtaͤndig
hergebꝛacht, und die Raths-Verwandten,
nebſt dem Stadt-Schreiber ein jeder 4.
auch die Geiſtlichen 4. Schweine ein jed-
weder, auch andere gemeine Stadt-Be-
diente ihre gewiſſe Competenz, wie in
denen Regiſtraturen deſigniret, bey voller
Maſt,
[27]zur Jaͤgerey gehoͤhrigen Materien.
Maſt und bey halber Maſtung die Helffte
frey ohne Abſtattung des Fehm-Geldes, in
die Ackeniſchen Gehoͤltze eingetrieben, und
nicht mehr als Schreibe-Gebuͤhren und
Brenn-Geld entrichtet; Deſſen ihr der
Rath, und die Geiſtlichen, auch die andern
deſignirten Perſonen gleich dem Fehm-
Geld auch befreyet geweſen, daß ihr und
gemeiner Stadt darbey zuerhalten, und
euer erlangtes Recht noch ferner hierin-
nen zu exerciren befugt?


(III) Ob ihr mit euerm Zeugniß-In-
ſtrument ſub Sign.
H. dasjenige, was
euch zu beſcheinigen aufferleget worden,
beſcheiniget?


(IV) Ob nicht der Amtmann zu Cal-
be fernerweit, wie gebraͤuchlich gewe-
ſen, mit euerm Wiſſen und nebſt euch die
Eich-Baͤume beſteigen zu laſſen ſchuldig?
zumahln da ſonſt bey einſeitiger Beſteig-
und Beſichtigung der Eichen, euch zu eu-
rer und gemeiner Stadt Schaden, al-
lezeit eine halbe Maſt fuͤr die volle Maſt
angegeben und verkaufft werden koͤnne.


(V) Ob er nicht die Nach-Maſt, wie
es vorhin und uͤber Menſchen Gedencken
gehalten worden, zu pflegen, und gleich-
falls die Stadt-Schweine frey in eure
Holtzung, nach obigem Recht treiben
zu laſſen verbunden.


(VI) Ob nicht die Holtzung, ſo eu-
rer Stadt zukommt, als eigen zu erklaͤh-
ren, und da der Ober-Forſt-Meiſter,
mit angemaſter Abhauung der Eichen,
und Hinwegnehmung der verſtorbenen,
und durch Sturm umgeſchlagenen Baͤu-
me, ohne euer Vorwiſſen und Willen in
eurer Stadt habenden Eigenthums,
Recht und Poſſesſion euch injuriret, und
perturbiret, derſelbe davor der Stadt
Satisfaction zu leiſten pflichtig.


(VII) Ob nicht der Churfuͤrſtliche
Forſt-Meiſter ſich alles ungewoͤhnlichen
Begehrens, ſonderlich der deſiderirten
Holtz-Fuhren, zu enthalten ſchuldig?


(VIII) Ob ihr nicht in allen ſeinen
unbilligen Begehren, und Zumuthen ihm
gebuͤhrenden Wiederſtand zu thun be-
fugt.


Auf die erſte Frage,
Rationes dubitandi.


Wiewohl nun bey der erſten Frage
von Seiten des Amts Calbe vorgegeben
wird, es ſeyen (1) des Herrn Admini-
ſtratoris
Hochfuͤrſtl. Durchl. vorige Zeit
nur ein Uſufructuarius des Ertzſtiffts
geweſen, und zwar ſolches vermoͤge der
Magdeburgiſchen Wahl-Capitulation:
Dannenhero von derſelben Jhrer Chur-
fuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit zu Bran-
denburg durch Verſtattung anderer
Eingriffe in Dero Eigenthum nicht habe
præjudiciret werden koͤnnen; (2) Sey ein
Ertz-Biſchoff und Prælate nur einer, der
die Kirchen-Guͤter zu verwalten haͤtte,
und alſo den Zuſtand der Kirchen nicht
verſchlimmern koͤnte;
C. 2. X. de Donat.
Bevorab (3) da des Herrn Adminiſtra-
toris
Durchl. nach klahrem Jnhalt des
Inſtr. Pacis art. XI. §. 6. das Ertzſtifft, wie
daſſelbe an Jhro Chur-Fuͤrſtl. Durchl.
zu Brandenburg durch Tauſch an ſtatt
Pommern, vom Reich gelangt, weder
mit Schulden, noch ſonſt einigen Ver-
pfaͤndungen, Veraͤuſſerungen, und der-
gleichen, worunter auch die Verjaͤhrung
gehoͤrig ſey, beſchweren koͤnnen; Denn
wenn die Vereuſerung verbothen, glaubt
man auch, daß die Verjaͤhrung verweh-
ret ſey;
Tiraquell. de Primog. qu. 30. n. 4.
Natta Conſ. 432. n. 4. in princ.

Und denn (4) wider hoͤchſtermeldte
Jhre Churfuͤrſtl. Durchl. keine Verjaͤh-
rung zu lauffen vermogt, immaaſſen er
vorhero nicht klagen koͤnnen;
L. 1. §. fin. C. de Annali Except.
Daher ob ſchon in einer Sache, die nicht
vereuſert werden darf, die Verjaͤhrung
einer ſehr langen Zeit wider den Ante-
ceſſorem
ſtatt haben koͤnne,
Vid. Hartmann. Piſtor. Lib. II. Qu. 8.
n. 46. 64. ſeqv.

So kan ſie doch ſeinem Nachfolger nicht
præjudiciren, weil dieſer noch nicht kla-
gen koͤnnen,
H. Piſtor. d. l. n. 24.
So, daß die Rechts-Lehrer in der Mey-
nung ſtehen, daß ihm nicht einmahl eine
Verjaͤhrung von einer hundertjaͤhrigen
Zeit, oder einiger andern ſchaden koͤnne,
weil ſie nicht eher anfangen kan, denn
die Klage erwachſen;
Cravetta d. Antiquit. temp. part. IV. §.
Materia. n. 68.

Roſenthal. C. IX. Concl. 84. n. 4.
Merckelbach. ap. Klock. Conſ. 7. n. 282.

Koͤnte derhalben die Stadt Acken bey
veraͤnderter Herrſchafft, nunmehro ſich
dergleichen Richters, ſo dieſelbe wider
den Herrn Adminiſtratorem, hoͤchſtſeeli-
ſter Gedaͤchtniß, anfuͤhren moͤgen, wider
Jhro Chur-Fuͤrſtliche Durchlauchtigkeit
zu Brandenburg nicht gebrauchen.


d 2Rationes
[28]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher

Rationes Decidendi.


Dennoch aber und dieweil (1) hoͤchſt-
erwehnte Jhre Chur-Fuͤrſtl. Durchl.
vermoͤge des Inſtrumenti Pacis nur al-
lein auf das Ertzſtifft auf den Fall ſeiner
Erledigung eine Expectanz gehabt,
nehmlich mit dem Recht die vacante Pos-
ſeſſ
zu ergreiffen, und mit dem Eventu-
al-Jurament
der Treue und Unterthaͤ-
nigkeit von den Vaſallen, Bedienten und
Unterthanen,
d. Art. XI. §. 6.
Jm uͤbrigen aber des Herrn Adminiſtra-
toris
Hoch-Fuͤrſtl. Durchl. die Alienatio-
n
en und Verminderungen vom Ertzſtifft,
vermoͤge eines Vergleichs, und oͤffentli-
chen Geſetzes verbothen worden; So koͤn-
nen ſo wenig Jhre Chur-Fuͤrſtliche
Durchl. zu Brandenburg voriger Zeit
fuͤr einen Eigenthums-Herrn, als in An-
ſehung derſelben des Herrn Adminiſtra-
toris
Durchl. vor einen ſolchen, der es
nur bloß zu nutzen und zu gebrauchen
hat, ausgegeben werden. Ob es wohl
in Anſehung des Capituls dißfalls eine
andere Gelegenheit, mit deſſen Zuzie-
hung ſonſt der Herr Adminiſtrator eini-
ger Alienation ſich wohl unterſtehen koͤn-
nen,
C. fin. \& t. t. de Reb. Eccl. non alien.
C. pen. X. de Fidejuſſ.

wenn nicht daruͤber in dem Friedens-In-
ſtrument
Verſehung geſchehen waͤre,
weil ein Prælate doch allerdings vor ei-
nen, der gleichſam ein Herr des Stiffts
iſt, mit zu halten.


Ziegler ad Lance ll. Lib. III. Tit. 2. §. 1.


Daß nun (2) bey des Herrn Admi-
niſtratoris
Regierung die Maſt und
andere der Stadt Acken angefochtene
Gerechtigkeiten von dem Ertzſtifft durch
eine Verjaͤhrung abgebracht worden
ſeyn; ſolches wird von der Stadt nicht
behauptet, noch auf die Verjaͤhrung ſich
beruffen, hat auch die Stadt ſo geſtal-
ten Sachen nach, und da ſie in der Pos-
ſeſſ
einer undencklichen Zeit verſirt, we-
der die Verjaͤhrung, noch ſonſt einig recht-
maͤßiges Mittel anzuziehen vonnoͤthen;
Und alſo wird von Seiten des Amts
Calbe vergebens diſputirt, ob die Ver-
jaͤhrung wider den Durchlauchtigſten
Chur-Fuͤrſten zu Brandenburg ſtatt
habe, da es doch noch zur Zeit nicht er-
wieſen, daß dergleichen Rechte dem Ertz-
ſtifft voriger Zeit jemahls zugehoͤrig ge-
weſen. Wenn nun den Fuͤrſten gar
kein Recht zukommen, wie kan man wohl
fragen, ob er davon wieder abgebracht
werden koͤnnen;
Surdus Conſ. 377. n. 24.


So kan auch (3) wo man wegen der
Poſſeſſ einer undencklichen Zeit kein Pe-
titorium
anſtellen kan, kein gegenſeitiges
Recht ſtatt finden. Jnſonderheit da (4)
zu vermuthen, daß die Beamten zu Cal-
be dergleichen Jura dergeſtalt von dem
Amte bevorab zu Calbe einiger Zeit die
Ertz-Biſchoͤffliche Reſidentz geweſen, nicht
wuͤrden haben abkommen laſſen, indem
man von einem Jeden, der in einem Am-
te ſtehet, die Vermuthung hat, daß er
fleißig, und ſeines Amtes eingedenck ge-
weſen,
C. 11. X. de Præſumpt.
Marpurg. IV. Conſ. 34. n. 10. \& 123.
Menoch. V. præſumpt. 1.

Und hieruͤber nach erfolgtem Inſtrumen-
to Pacis
alle des Ertzſtiffts Beamten und
Unterthanen allbereit nicht weniger in
Chur-Brandenburgiſchen Eventual-
Pflichten geſtanden. Wie dann (5)
wenn ein Regiment vorhero, unter ei-
ner Verwaltung gefuͤhret worden, der
Nachfolger, was ſolche Zeit uͤber gethan
und vorgangen, genehm zu halten ver-
bunden iſt; denn was einer als ein Reichs-
Adminiſtrator tractiret, ſo iſt der Succeſ-
ſor
zu deſſen Haltung verbunden, ob er
gleich nicht Erbe wird;
Mager d. Advocat. armat. c. 16. n. 821.
Argentorat. II. conſ. 24. n. 25. ſeqv.

Zumahl da keine Fußſtapffen einiger
Schuld und Verſaͤumniß weder von ihm,
noch von ſeinen Miniſtris angetroffen wer-
den moͤgen, ſondern vielmehr die Acta
vorhanden, daß von ſolcher Maſtung zu-
vorher auch gehandelt worden. Viel-
weniger wuͤrden Jhre Chur-Fuͤrſtliche
Durchl. in dieſer Sache, wenn auch ſchon
durch die Verjaͤhrung (wie doch nicht,) et-
was dem Ertzſtifft, und deſſen Einkuͤnff-
ten entgangen ſeyn ſolte, wider den Zu-
ſtand, worinnen ſie dieſelben gefunden,
etwas aͤndern, und wider aufreiſſen
koͤnnen; Sintemahl nur allein in Inſtru-
mento Pacis
die wuͤrcklichen Handlun-
gen und vorſetzlichen Vereuſſerungen ver-
bothen, gar nicht aber andeꝛe Bewegungs-
Urſachen und Mittel, wodurch ſich eini-
ge Aenderung erheben moͤgen, aufgeho-
ben ſind, und hingegen die Erbeſſerun-
gen ebenfalls mit angenommen werden.
Denn es moͤgen allerdings auch die Kir-
chen-Sachen, ob ſie gleich nicht vereuſ-
ſert werden koͤnnen, verjaͤhret werden.
Und
[29]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
Und wenn ein Succeſſor alles nach dem
vorigen Stand einrichten koͤnte, ſo wuͤr-
de unter den geiſtlichen Fuͤrſten nichts be-
ſtaͤndig ſeyn, ſondern es wuͤrden alle Rech-
te der Poſſeſſ und der Verjaͤhrung, auch
die von undencklichen Zeiten her cesſiren,
welches keines weges zuzulaſſen.


Vid. Salgado d. Protect. Reg. P. l. c. 3.
n. 88. ſeqv.

Hierzu kommt (6) dieſes, daß von mehr
bewaͤhrten DD. die Lehre, daß die Verjaͤh-
rung wider den Succeſſorem eines Va-
ſall
en, ingleichen wider den Fideicom-
miſſarium
und dergleichen Perſonen
nicht ſtatt habe, nicht nachgegeben wird;
Vid. Roſenthal. c. IX. d. Feud. Concl. 95.
Hartmann. Piſtor. II. qu. 8. n. 31.

Deren Meynung leichter beyzupflichten,
da ein Anfang bey der Verjaͤhrung iſt
ohne Zuthun des Anteceſſoris, und
man demjenigen, der es durch Verjaͤh-
rung uͤberkommen will, nicht beymeſſen
kan, daß er es auf unrechtmaͤßige Art
erlangt; vornehmlich aber muß es an-
genommen werden, von einer Zeit, von
deren Anfang man nichts mehr weiß.


Und weil (7) die Stadt Acken ihre
Præſcription, wenn ſie anders ſich der-
ſelben bedienen wolte und muͤſte, ſchon
eher, denn Jhro Chur-Fuͤrſtliche Durchl.
auff das Ertz-Stifft Magdeburg die Ex-
pectanz
erhalten, nicht nur angefangen,
ſondern auch wohl gar geendiget; So
wuͤrde nicht einſt dem Amt Calbe zu ſtat-
ten kommen, daß die Verjaͤhrung eine
Vereuſſerung ſey, ingleichen, daß die
Verjaͤhrung wider den Nachfolger ei-
nes Vaſallen, einen Fideicommiſſarium
oder dergleichen Perſonen nicht ſtatt fin-
de: Alldieweil die Alienationen, ſo hin-
fuͤhro ſich begeben wuͤrden, in Inſtru-
mento Pacis
verbothen; Und im uͤbri-
gen, wenn die Præſcription nicht voll-
bracht geweſen, die DD. nichts deſto we-
niger einmuͤthig nachgeben, daß die Ver-
jaͤhrung, wenn ſie vor der Einſetzung ei-
nes Fideicommiſſes angefangen wor-
den, wider den Beſitzer eines Fideicom-
miſſ
es ſtatt habe, und alſo dem Nachfol-
ger im geringſten nicht ſchade;
Anton. Gabriel. Comm. Concluſ. Tit.
de Præſcript. Concl. 13. n. 8.

Nachdem aber die Stadt Acken ſich bloß-
hin auff den unverdencklichen Beſitz be-
rufft, wodurch die Klage des Petitorii,
in ſpecie
von denjenigen Stuͤcken, die
zur Verjaͤhrung erfordert werden, (be-
vorab das Amt, daß ihm jemahls die
jetzt ſtreitig gemachte Jura vor der Zeit zu-
geſtanden, nicht erwieſen,) zumahl um-
ſonſt ſeyn will;


Als wird die Stadt bey ſolchen ih-
ren erſeſſenen Rechten billich auch nach ge-
endertem Regiment des Etzſtiffts gelaſſen,
indem Niemand ſein Recht zu entziehen,
auch nicht einmahl durch einen Fuͤrſten.


Gail. II. O. 56. \& 142.
Auff die andere Frage.


Ob dann wohl, die andere Frage
betreffend, das Amt Calbe in der Mey-
nung geſtanden, daß (1) weil das Forſt-
Recht der Herrſchafft zuſtaͤndig, ſo muͤ-
ſte auch die Eichel-Maſt und die freye
Diſpoſition daruͤber derſelben zugehoͤhrig
ſeyn, um ſo mehr (2) weil die ſo genann-
te Ackeniſche Hoͤltzer Jhrer Churfuͤrſt-
lichen Durchlauchtigkeit Eigenthum, und
daher vor derſelben Freyheit zu vermu-
then; Auch ob ſchon (3) die Stadt Acken
biß daher der Maſtung ſich gebraucht,
dennoch daſſelbe aus Gnaden geſchehen,
und ein bloſſes Bittweiſe zugeſtandenes
Recht ſey, wie denn ſolches aus dem
Extract des Erbzinß-Buchs de anno 1642.
klar erſcheine, und darneben Rech-
tens, daß, wenn einer eines andern und
Frembden Sache gebrauchet, es das An-
ſehen haben ſoll, daß ſolches nur bitt-
weiſe geſchehen;
Cavalcan. V. Dec. 3. n. 7.
Und bey einem zweiffelhafften Fall ver-
muthe man allzeit eine Bitt-weiſe und
aus Gnaden zugelaſſene Handlung;
Weſenbec. Conſ. 2. num. 79. \& Conſ. 48.
num. 2.

Menoch. Conſ. 160. n. 20.

Zumahl bey uncoͤrperlichen Sachen, da
man nicht ſattſam anzuzeigen vermag,
auff was Art man dazu kommen, wel-
ches doch, wenn es wider einen Fuͤrſten
gehet, gar noͤthig iſt:
Mev. IV. Dec. 357.
Und wie demnach dergleichen Bittweiſe
geſchehene Handlungen auch ſonſt keine
Poſſesſion inducirten,
Menoch. II. A. I. Q. c. 169. n. 12.
Alſo koͤnte (4) ſolche der Stadt Acken vor-
gemeldete Poſſesſion der Herrſchafft zu
keinem Nachtheil gereichen, weil die Ver-
muthung vor denjenigen, dem das ge-
meine Recht wiederſpricht, nicht ſeyn
kan,
Maſcard. de Probat. Concluſ. 1194.
Wie deßfalls vor die Unterthanen gegen
ihre Herrſchafft, wenn auch gleich eine
undenckliche Poſſeſs waͤre, indem die Re-
d 3de
[30]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
de iſt von den Regalibus eines Fuͤrſten,
deren die Unterthanen nicht faͤhig ſeyn;
Daß aber eine undenckliche Verjaͤhrung
die Krafft eines Privilegii haben ſolte,
haͤtte im geringſten nicht ſtatt, wenn die
Unfaͤhigkeit einer Perſon darzu kaͤme;
Bertazzol. Conſ. Civ. 46. n. 44.
Ohne daß es auch (5) an der Wiſſenſchafft
und Gedult des Herrn ermangelte, die
doch in den Verjaͤhrungen der uncoͤrper-
lichen Sachen auch unter gemeinen erfor-
dert wuͤrde;


Dennoch aber und dieweil hiebevor,
wenn gute Eichel-Maſt geweſen, ein Je-
der zu Acken wohnhaffter Buͤrger, ſo-
viel er gewolt, Schweine in die Maſt ein-
zutreiben gehabt, und davon kein Maſt-
Geld gegeben, hernach aber ſolche Befrey-
ung enger eingeſchrenckt worden; So iſt
daraus abzunehmen, daß die Maſtung
der Stadt zugeſtanden, hernach aber die
Herrſchafft das Maſt-Geld eingefuͤhret,
und doch gleichwohl eine gewiſſe An-
zahl nicht dem bloſſen numero nach, ſon-
dern mit Abſehen auff die Raths-Per-
ſonen, Geiſtliche und andere, auch des
Steuerbahren Vermoͤgens der Einwoh-
ner, frey gelaſſen worden; Wobey es
denn billig um ſo mehr auch fuͤrohin ver-
bleibet, und die Herrſchafft an dem Maſt-
Geld, wie auch die Beamte an gewiſſer
Participation von denen Fehm- und
Brenn-Geldern, welches gleicher geſtalt
bey Einfuͤhrung der Maſt-Gelder, alſo
zweiffels ohne zwiſchen denen Beamten
und der Stadt durch Vergleich beliebt
worden, ſich begnuͤgen laſſen; Von wel-
chen Umſtaͤnden denn wohl klaͤhrere Be-
weißthuͤmer ſich erfinden wuͤrden, wenn
die Stadt nicht durch die darinnen im
Kriegsweſen entſtandene Feuers-Brunſt
um ihr Archiv kommen waͤre. Denn
es iſt gleichwohl (1) an dem, daß die Stadt
in den Gehoͤltzen das Recht zu holtzen und
zu huͤten hat, und obwohl darinnen die
Fuͤrſtliche Obrigkeit der Herrſchafft zu-
ſtehet; Dieweil aber doch die Stadt im
uͤbrigen im Beſitz der Gehoͤltze ſich befin-
det, aus der Poſſeſs aber das Eigenthum
vermuthet und erwieſen wird,
L. ult. C. de Rei vindic.
Carpzov. II. Conſt. 14. def. 25. n. 9.

So wird inſonderheit auch die Maſtung,
zumahl dieſelbe auch ſonſt Privatis wohl
zukommen kan, ſo weit ſolche nach der
Zeit nicht beſchnitten worden, vor der
Stadt Eigenthum gehalten, weil die
Exception hievon nicht erwieſen werden
mag,
Weſ. I. Conſ. 30. n. 3.
Ja die Stadt vielmehr in der Poſſeſs
ſey, welche vor den Beſitzenden, und deſ-
ſen freyen Eigenthum eine Vermu-
thung macht.


Weſenb. I. Conſ. 21. n. 68.
Menoch. Ill. Præſ. 91. n. 42.

(2) Folget es nicht, daß eben demjenigen
die Maſt gehoͤre, der das Forſt-Recht in
denen Gehoͤltzen hat; Vielmehr ſagt Gaili-
us II. Obſ. 68.
es ſey auſſer Zweiffel, daß das
Recht, Eicheln zu leſen, dem Herrn des
Waldes zuſtehe, und nicht demjenigen, der
das Regale darinnen hat, zur Maſtung
des Wildes, dafern man ſich nicht eines
andern verglichen, welches aus der Ob-
ſervanz
geſchloſſen werden kan, weil das
alte ſtatt eines Geſetzes iſt. Nun aber
iſt die Obſervanz vielmehr an ſeiten der
Stadt, und obwohl dieſelbe anfangs gar
die freye Maſt durchgehends gehabt, ſo laͤſt
ſie es doch bey dem nunmehro langwieri-
gen Herbringen der modificirten Maſt
verbleiben. Zwar iſt nicht ohne, daß der-
jenige, der in einem frembden Walde das
Forſt-Recht hat, auch die Fruͤchte des
Waldes habe, ſoweit als ſich das Wild
davon erhaͤlt; Was aber nach nothduͤrff-
tigem Unterhalt des Wildpraͤths uͤber-
bleibet, gehoͤret dem Eigenthums-
Herrn, weil er ſonſt ſeines Eigenthums
ſchlecht gebeſſert ſeyn wuͤrde.


Gryphiander Oecon. Legal. L. 1. c. 18. n. 1.
Noe Meurer P. II. Tit.
Ob die Ei-
cheln, Fruͤchte und ander wild
Obſt dem Forſt- oder Eigen-
thums-Herrn gebuͤhren.

Daß nun (3) das Ackeniſche Gehoͤltze
der Stadt Eigenthum ſey, und dieſelbe
ſolches, wie ihr Eigenthum gebraucht
habe, iſt aus obigen mehrers zu verneh-
men, ob gleich Jhrer Chur-Fuͤrſtlichen
Durchl. darinnen das Forſt-Recht zu-
gehoͤhret. Denn was (4) von der Ver-
muthung einer bittlich zugelaſſenen
Handlung aus dem Beſoldo angefuͤhret
worden, ſchlieſt auff dieſen Fall um des-
halben nicht, weil Beſoldus in erwehn-
tem Conſilio redet (1) von einer Dienſt-
barkeit, die man auff frembdem Grund
und Boden intendirt; (2) Von dem Fall,
da ſich einer der bloſſen Poſſeſs bedienet,
ohne Huͤlffe einer undencklichen Zeit; (3)
Von einem Recht, welches mehrentheils
bittweiſe erhalten wird, als die Atzung,
wovon
[31]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
wovon daſelbſt gehandelt wird. (4) Wenn
keine andere Vermuthung Platz finden
kan; Hingegentheil, wenn der Gebrauch
aus dem Eigenthum einer Sache oder ei-
ner Schuldigkeit herflieſt, ſo wird die
Bittweiſe zugelaſſene Handlung nicht
vermuthet.


Ja es iſt unmoͤglich, daß es eine bitt-
liche Handlung ſey, da der Rath in ſo
langer Zeit diſponirt gehabt, das Fehm-
Geld eingehoben, und davon dem Ge-
leitsmann zu Calbe etwas gewiſſes, als
von jedem Schwein nicht mehr, denn ei-
nen Groſchen, und dem Foͤrſter 4. Pfen-
nige zum Brenn-Geld zu gut kommen
laſſen, auch eine gewiſſe Zahl gehalten,
und einerley Gebrauch auf eine beſtaͤn-
dige Art beobachtet, inmaaſſen der Rath
auch ſo gar das Fehm-Geld zur Beſtal-
lung und Erhaltung der Maſt, und die
Hirten davon zu beſolden gebraucht;


Vid.Zeug. 1. 2. und 3. auf denII. Artic.
Und zwar noch das nechſte Jahr.


Vid. Regiſtraturvonanno 1653.
Eines Tituli, wie ſie es uͤberkommen,
hat die Stadt nicht vonnoͤthen: Die
Hochloͤbliche Regierung zu Halle hat
durch ein Reſcript vom 28. Sept. 1681. der
Stadt injungiret, die Poſſesſion der frey-
en Maſt zu beſcheinigen, und daher die-
ſelbe vor faͤhig ſolches Maſt-Rechts er-
kannt; So ſtehet auch die Vermuthung
des gemeinen Rechts der Stadt nicht im
Wege; Denn warum wolte nicht eine
Gemeine faͤhig ſeyn, das Maſt-Recht
vor ihr Vieh in ihrem Gehoͤltze zu haben;
Denn ob es zwar wohl den Regalien mit
beygezehlet wird, wenn es unter eines
Fuͤrſtens Eigenthum mit begriffen, ſo-
wohl als das Recht zu huͤten und zu hol-
tzen, ſo koͤnnen doch ſolche nutzbare Jura
eben ſowohl den Privat-Perſonen unter
dem Namen der Privilegien oder auch
von ihren Eigenthum zuſtaͤndig ſeyn.
Ja wenn auch ſchon einem Beſitzer
die Vermuthung des gemeinen Rechts
entgegen ſtehet, ſo iſt er doch ſodann eini-
gen Titulum zu erweiſen nicht ſchuldig,
wenn er ſich in einer Poſſeſs von undenck-
lichen Zeiten her befindet;
Mynſ. I. O. 30.
Vult. II. Conſ. Marp. 32. n. 70.

Weil eben dieſe Poſſeſs, aus welcher die
Verjaͤhrung zuwege gebracht wuͤrde,
der rechtmaͤßige Weg iſt, nach welchem
das Eigenthum erlanget wird,
C. I. X. de Præſcript.
Weſenb. I. Conſ. 4. n. 79.

Auch wider ſeinen Ober-Herrn,
Carpzov. III. Conſt. 24.
weil ſie die Krafft einer Special-Con-
cesſion
hat,
Sixtin. I. de Regal. c. 5. n. 137. ſeqv.
ſo, daß ſie ſich auch auff gewiſſe Maaſ-
ſe auff die Reſervaten erſtrecken,
Roſenthal. de Feud. C. V. Concl. 16.
num. 3.

Menoch. Conſ. 2. n. 70. ſeq.

Weniger dießfalls von einem rechtmaͤßi-
gen ehrlichen Wege, oder von der Wiſſen-
ſchafft des Herrn die Frage ſeyn kan.


Ja wo bey andern Verjaͤhrungen
eine Wiſſenſchafft vonnoͤthen, da iſt auch
die Wiſſenſchafft der Bedienten vor die
Wiſſenſchafft des Herrn zu halten;
Vid. Riminald. Jun. Conſ. 102. n. 18.
Surdus Dec. 4. n. 6.

Daher lehret auch Balbus uͤberhaupt d.
præſcript. II. p. 3.
daß es nicht noͤthig ſey,
daß der bona fides und die andern Requi-
ſita
der Præſcription bey einer undenck-
lichen Verjaͤhrung vonnoͤthen ſeyn, ja die
Vermuthung eines malæ fidei ſchlieſſe ſie
aus,
vid. Maſcardus Concl. 1213. num. 54.
und habe die Krafft eines oͤffentlichen In-
ſtruments,

Cravetta Conſil. 685. n. 21.
ſo, daß man in der Meynung ſtehet, daß,
wenn die undenckliche Zeit erwieſen, ſo
ſey auch das Eigenthum ſattſam beſchei-
niget,
Mynſ. I. O. 30.
Schvvanm. II. d. Proceſſ. c. 18. n. 48.

Und weil endlich das aus ihren eigenen
Schraͤncken vom Amt herfuͤr gebrachte
Erb-Buch der Stadt nicht ſchaden kan
in dieſem Fall, indem ſolches nur (1)
neulich, und von Anno 1642. auffgerich-
tet iſt, da die Stadt ihr Recht bereits er-
ſeſſen hat; (2) Einſeitig und ohne Zuzie-
hung derſelben, da doch dergleichen Buͤ-
cher nicht einmahl der Herren wider ih-
re Unterthanen (geſchweige denn eines
Amts wider die Stadt,) etwas beweiſen,
wenn ſie nicht oͤffentlich vorgeleſen, durch
ihre gemeinſchafftliche Einwilligung con-
firmir
et und publiciret worden;
Carpzov. Reſp. 61.
Myler. Hyparchol. c. 10. §. 11. n. 17.

Allwo er lehret, daß die Buͤcher der Be-
dienten niemahls wider einen Dritt-
mann, mit dem man nichts zu thun ge-
habt, etwas erweiſen. Worzu denn (3)
kommt, daß die Stadt nichts deſto we-
niger, wie zuvor, alſo auch hernach, in
der
[32]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
der Poſſesſ blieben, und das Buch nie-
mahls zur Obſervanz kommen. Man
muß aber vornehmlich dieſes in Conſi-
deration
ziehen, daß es beſtaͤndig nach ei-
nerley Jnhalt verfertiget iſt;


Als iſt ſolchemnach die Stadt in der
gegenwaͤrtigen Poſſeſſ zur Gnuͤge fun-
dirt,
auch fuͤrohin bey ſolchem ihrem her-
gebrachten Befugniß billich zu ſchuͤtzen.


Bevorab auch, was die dritte Frage


Betrifft, die Stadt die Poſſeſſ, wie
derſelben durch ein Decret auferlegt wor-
den, auch ſo gar die von undencklichen
Zeiten her, und alſo mehr, denn ſattſam
beſcheiniget; Unerachtet, was deßfalls ſo-
wohl wider die Perſonen der Zeugen,
als auch deren Auſſage, und inſonder-
heit, als ob die Articul auf dasjenige,
was bewieſen werden ſoll, nicht ſchluͤſſen,
eingewendet werden wollen: Denn ob-
wohl (1) die Zeugen aus einer Gemeine
in Sachen, die aller und jeder Nutzen an-
betreffen, kein tuͤchtiges Zeugniß abge-
ben koͤnnen;
Carpz. P. 1. Conſt. 16. def. 68.
Auch ſonderlich diejenigen, welche eine
Sache im Namen der Gemeinde, ob
ſchon durch einen zur Sache beſtaͤttigten
Klaͤger, treiben, nicht gaͤntzlich aus allem
Verdacht zu ſetzen, als etwan einige des
Raths, wegen der Affection, die ſie zur
Sache tragen.


Vid. Mev. dec. 86.
(2) Weder auf die Art und Weiſe der
Verjaͤhrung, noch auf den Vorbewuſt-
des Eigenthums-Herrn articulirt, weni-
ger eines oder das andere erwieſen wor-
den;


Dieweil (1) dem Rath nur bloß die
Beſcheinigung und zwar ihres Beſitzes
aufferlegt worden, welchen Falls der Be-
weiß nicht ſo gar ſcharf zu fordern, indem
eine bloſſe auferlegte Beſcheinigung viel
Faveur hat;
Carpzov. Tit. 13. Proceſſ. artic. 1.
n. 197. ſequ.

Nichts deſto weniger aber (2) die Zeugen
als Buͤrger der Stadt Acken in Anſe-
hung dieſer Handlung zuforderſt ihrer
Pflicht erlaſſen, und ſodann beeydiget
ſind, da ſonſt auch in Summariſchen Sa-
chen den unvereydeten Glauben beyge-
legt wird.


Carpzov. Reſp. 20. n. 27.
(3) Hat die Lehre, daß die Zeugen aus
einer Gemeinde, da ſie als einzelne Nu-
tzen davon haben koͤnten, untuͤchtig waͤ-
ren, das Zeugniß abzulegen, ihre Abfaͤl-
le, daß ſie nehmlich nichts deſtoweniger
zugelaſſen werden, (1) wo man die
Wahrheit nicht anders heraus bringen
kan;
Carpzov. Tit. 13. Proc. art. 5. §. 9.
(2) Wenn ſie ſich zugleich auf gewiſſe In-
ſtrumenta
der Gemeinde und andere
Huͤlffs-Mittel beziehen;
Maſcard. de Probat. Concl. 318. n. 4.
(3) Wo eine groſſe Gemeinde iſt;
Menoch. II. A. J. Q. c. 2.
(4) Kan man auch nicht ſagen, daß es
der eintzeln Intereſſe ſey, wenn die eintzel-
ne in ihrem Namen nicht klagen oder ex-
cipir
en koͤnnen. Daher haͤlt auch Panor-
mitanus
bey dem C. 5. X. de Teſtib. dafuͤr,
daß in Anſehung des Hutungs- und Hol-
tzungs-Rechts einzelne aus der Gemein-
de zuzulaſſen waͤren; (5) Koͤmmt auch
noch dieſes dazu, daß hier in Anſehung
der Stadt die Rede geweſen von dem
Beweiß einer ſehr langen und faſt un-
dencklichen Poſſeſſ, da, ob gleich Leute von
54. Jahren gnug geweſt waͤren, die es
von 40. vergangenen Jahren ausge-
ſagt,
Mynſing. 1. Obſ. 30.
daß man ſich nehmlich des Gegentheils
nicht errinnern koͤnne, und man dieſes
auch von den Vorfahren allezeit ſo ge-
hoͤret;
Cacheran. Deciſ. 101. n. 16.
Sintemahl auch hierinnen ſolche Zeu-
gen, die es gehoͤret, genung ſind;
Maſcard. Concl. 1041. de Probat.
Dennoch die Stadt Luͤben gewolt, auf
noch entferntere Zeiten gehen, ſo viel als
den producirten Zeugen hiervon bekant
geweſen; Und da verſchlaͤgt es nun nichts,
es moͤgen die Zeugen aus dem Rath ſeyn,
(wie etwan einer oder der andere iſt,)
oder aus der uͤbrigen Buͤrgerſchafft, in-
dem die gantze Stadt in Anſehung der
gegenwaͤrtigen Poſſeſſ ſattſames Zeugniß
abzulegen vermoͤgend iſt.


Geſtalt denn auch der Stadt einige
Præſcription zu erweiſen nicht auferlegt,
ſondern nur die Poſſeſſion zu beſcheini-
gen injungiret worden; Nun aber iſt
von denen Zeugen deutlich ausgeſagt,
daß ein Brauer bey voller Maſt vier,
ein Budener zwey, und bey halber Maſt
halb ſoviel Schweine frey einſchlagen
moͤgten;


Alſo ſagen die Zeugen 2. 4. und 5.
aus, welcher letztere Zeuge auch noch die
Urſache hinzufuͤget, warum er es ei-
gendlich wiſſe.


Jnglei-
[33]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.

Jngleichen haben von denen ange-
gebenen freyen Perſonen vor die Stadt
deponiret der 1. 2. und 5. Zeuge ad Ar-
tic.
7. und der 1. 2. 3. Zeuge ad Artic. 8.
allwo der 1. und 3. wiederum die Urſa-
che ihrer Ausſage hinzufuͤgen, woher ſie
es eigendlich wiſſen, Dem dann die Regi-
ſtratur
en von anno 1629. 1647. und 1653.
adminiculiren. Und ſagen die Zeugen
alle 5. einmuͤthig ad artic. 6. daß die Stadt
bey ſolcher Zahl vor, in und nach dem
Krieg allezeit geblieben. Dahero um-
ſonſt, und auſſer dem ſtatu Controver-
ſiæ
eingeworffen wird, daß die Verjaͤh-
rung das Petitorium fundire, und daher
Jhrer Chur-Fuͤrſtlichen Durchl. die Pos-
ſeſſion
geſtanden wuͤrde, ingleichen daß
die Verjaͤhrung eine rechtmaͤßige Art
und Weiſe eine Sache zu uͤberkommen
und den Vorbewuſt des Eigenthums-
Herrn erfordere: Denn wie die Stadt
nur allein die gegenwaͤrtige Poſſeſſ, und
nicht einſt die undenckliche zu erweiſen
hat; alſo kan ſie ja dem Amt die Poſſes-
ſion
nicht geſtanden haben, dadurch, daß
ſie gar die undenckliche erweiſet. Ob nun
gleich hieraus in Petitorio der Stadt ein
beſtaͤndiges Recht zum præſcribiren zu-
kommt; So folget es doch nicht, daß die-
ſelbe ſich die Cauſam petitorii zu erheben
anheiſchig mache; Zumahl auch die Stadt
ſich nicht auf eine undenckliche Præſcri-
ption
zu gruͤnden urſache hat, weil das
Amt Calbe noch nicht erwieſen, daß der
Herrſchafft jedesmahl das Maſtungs-
Recht in denen Ackeniſchẽ Gehoͤltzen zuge-
ſtanden, und daſſelbe deswegen die Stadt,
durch einen rechtmaͤßigen Weg, oder ei-
ne undenckliche Verjaͤhrung haͤtte erlan-
gen muͤſſen. Uber dieſes, und was in-
ſonderheit den Titulum anbelangt, ſo hat
nicht einſt derjenige deſſen vonnoͤthen,
der ein Regale als wie das Jagd-Recht
eine ſehr lange Zeit uͤber oder einer Zeit
von 30. Jahren nach einander exercirt
hat, ſondern, wenn auch andere Vermu-
thungen mit dazu kommen, ſo kan eine
ſolche Verjaͤhrung wider einen Fuͤrſten
guͤltig ſeyn. Brunnemann Deciſ. 24. lehret,
daß bey einer Verjaͤhrung einer undenck-
lichen Zeit keines Tituls vonnoͤthen ſey.
Vid. Taborem de Metatis, p. 173. ingleichen
Caniſ. ad C. 9. X. de Decimis. da er ſagt,
daß es eine vergebliche Sache ſey, ſich um
den Titul zu bekuͤmmern, da von dem Fall
einer Verjaͤhrung wider den Herrn ſelbſt
die Rede waͤre, ſondern in Anſehung deſ-
ſen, der etwas von demjenigen, der nicht
Eigenthums-Herr iſt, durch die Verjaͤh-
rung erlangen will, dem waͤre die Krafft
der undencklichen Verjaͤhrung an ſtatt
eines rechtmaͤßig zu wege gebrachten Mit-
tels eine Sache zu uͤberkommen.


Alſo nicht weniger wuͤrde der Vor-
bewuſt des Fuͤrſten, im Fall die Stadt
einiger Præſcription, und ſonderlich einer
undencklichen Zeit beduͤrffen ſolte, ver-
geblich urgiret. Denn die Verjaͤhrung
ohne Vorbewuſt und Gedult des Fuͤrſten
laufft auch wider den Kaͤyſer ſelbſt,
Sixtin. de Regal. L. 1. c. 6. n. 146.
und ſagt er n. 411. daß hierdurch ein ſtaͤr-
cker und kraͤfftiger Recht erlangt wuͤrde,
als durch ein Privilegium. Balbus ſagt
auch, de Præſcript. m. 2. part. 5. Princ. n. 19.
daß ſie bey Regalien auch wider einen
Fuͤrſten lieffe, ob ihm gleich nichts da-
von bewuſt waͤre. Ja, daß die Wiſ-
ſenſchafft der Bedienten einem Herrn
præjudicire, daß die Regalien, z. E. des
Zolles, der Land-Straſſen, u. ſ. w. wider
ihn præſcribiret werden koͤnnen, lehren
Cravetta V. Conſ. 894. n. 33. Knichen de Jure
Territ. c. 3. n. 152. ſeqv.


Jngleichen hat die Stadt ſich darum
nicht zu bekuͤmmern, ob die Zeit der Præ-
ſcription
zuſammen gebracht werden
koͤnne, oder nicht; noch auch inſonderheit,
ob von anno 1618. biß 1648. die Præſcri-
ption
geruhet habe: denn es iſt genug,
daß das Amt nichts, als die verwerffli-
che Regiſtratur des Erb-Buchs, und im
uͤbrigen keinen Zeugen oder andern tuͤch-
tigen Beweißthum aufbringen koͤnnen,
daß ſolches jemahlen in poſſeſſione der
aſſerirten Diſpoſition uͤber die Maſt ge-
weſen, ſondern die Stadt ihren unver-
ruͤckten Beſitz erwieſen, man bringe nun
daraus eine Præſcription, oder nicht.
Geſtalt denn dem Amt ſein Recht in Pe-
titorio,
wenn es anders noch uͤbrig waͤ-
re, auszufuͤhren zukommen will.


Ob denn wohl die Lehre einiger
Rechts-Lehrer dahin geſtellet wird, daß
die Diſpoſition des letztern Reichs-Ab-
ſchiedes
de Anno 1654. §. 172. vermoͤge wel-
cher die Verjaͤhrung, bey anhaltendem
dreyßigjaͤhrigen Kriege ruhen ſolle, al-
lein zu den Sachen der Creditorum ge-
hoͤre, und daher ſolche Verjaͤhrung denje-
nigen, die unter waͤhrendem Kriege das
ihrige von einem andern nicht vindiciren,
nicht zu ſtatten kommen, ſondern gewiſ-
ſer Requiſitorum vonnoͤthen habe;
C. 10. X. de Præſcript.
Textor. Diſp. 14. ad Rec. Imp. th. 41. ſeqv.

eSo
[34]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
So kan doch auch die Verordnung des
gemeinen Rechts, daß die Præſcription
zu Krieges-Zeiten nicht lauffe, gegenwaͤr-
tigen Falls keine ſtatt haben, weil der
Grund der Diſpoſition wegfaͤllt, welcher
dariñen beſtehet, daß demjenigen, welcher
nicht in dem Stande iſt, eine Klage zu er-
heben, die Verjaͤhrung nicht lauffen
koͤnne.


Carpzov. II. Dec. 116. n. 10.


Nun aber kan die Herrſchafft jedes-
mahl das ihrige an ſich ziehen, ſo lange
die Verjaͤhrung zu keiner Krafft gelangt
iſt, und bedarff keiner Klage; So ſind
auch in den Krieges-Zeiten zu Calbe je-
derzeit Beamten geweſen, und in Pflich-
ten geſtanden, und nachdem die Stadt
Acken in und unter waͤhrendem Kriege
auf einerley Art der Maſtung gebrau-
chet, aber niemahls ihnen darinnen Ein-
ſpruch geſchehen; So muͤſſen die Beam-
ten ſelbiger Zeit wohl gewuſt haben, daß
die Stadt deſſen berechtiget ſey, und uͤber
dieſes wuͤrde die Zeit vor dem Kriege
nichts deſtoweniger vor eine undenckli-
che Zeit zu rechnen ſeyn, wie ſonſten
die Zeiten vor dem Kriege mit denen
nach dem Kriege gar wohl mit einander
vereiniget werden, alſo, da das Calbiſche
Amt nicht zu erweiſen vermag, daß vor
dem Kriege ihm oder dem Fuͤrſten das
Maſtungs-Recht, und die freye Diſpo-
ſition
daruͤber zugeſtanden ſey, hingegen
theils die Zeugen von einer Zeit, die ſich
uͤber der Menſchen Gedencken erſtrecket,
das Gegentheil ausſagen; So kan hieꝛaus
billich die Zeit einer undencklichen Poſſeſſ,
und wenn es vonnoͤthen waͤre, auch die
Verjaͤhrung gezogen werden.


Auf die Vierdte Frage
Halten wir vor Recht: Ob wohl die Be-
ſteigung der Eich-Baͤume und Beſich-
tigung der Maſt vor einen Anhang des
Forſt-Rechts mit ausgegeben wird, wel-
ches denen Privatis, wie dißfalls der Stadt
Acken, um ſo weniger gebuͤhren koͤnnen,
weil auch weder das Capitul, Prælaten
oder von Adel des Ertz-Stiffts ſich deſſel-
ben anzumaaſſen begehren; Zudem auch
ſolche Beſichtigung erfahrne und darne-
ben geſchwohrne Leute erfordert; Der-
gleichen die Forſt-Bediente ſind: Dahero
auch der Stadt Acken ihr beſchehenes An-
maaſſen von Halle aus den 24. Octobr.
1674. allbereit verwieſen worden;


Dennoch aber und dieweil (1) die
Maſt-Gerechtigkeit in dem Stand fer-
ner zu brauchen, wie man ſolches damit
von undencklichen Jahren gehalten, weil
man dasjenige, welches man einmahl be-
liebet, auch in kuͤnfftigen beobachten muß,
immaaſſen denn die Zeugen, daß ſie noch
allwege zu der Beſteigung mit gelaſſen
worden, bey dem 9. Artic. bejahen, und
nicht weniger, daß, als die Stadt darin-
nen turbiret werden wollen, ſelbige ſich
ihr Recht reſerviret; (2) Nichts unge-
reimtes iſt, daß eine Stadt das Maſt-
Recht, deſſen Annexum vielmehr ſolche
Beſteigung und Beſichtigung, als des
Forſt-Rechts iſt, zuſtehe; auch dahero
ſelbige dergleichen Beſteig- und Beſichti-
gung ſich anmaaſſen koͤnne.


Hieher gehoͤret, was Ziegler ſagt,
L. 1. c. 3. de Jur. Majeſt. n. 19. es formiren
ſich oͤffters die Fuͤrſten neue Regalien,
und verwehren den Unterthanen den Ge-
brauch derſelben, bloß deswegen, weil
es Regalien ſind, und genennet werden,
ſo machen ſie ſie unfaͤhig, oder fordern
von ihnen, daß ſie ſich erklaͤhren ſollen,
wie ſie dazu gekommen. Denn ob ſchon
ein Vaſalle wider die ordentliche Beſchaf-
fenheit angehalten werden mag, die Art
und Weiſe, wie er ſeine Poſſeſſ uͤberkom-
men, anzuzeigen, weil aber doch derglei-
chen Beqvemlichkeiten nicht durch die bloſ-
ſe Belehnung, ſondern auch auf andere
Art, obwohl nicht als Regalien, ſondern
als andere Emolumenta erlangt werden,
ſo wuͤrde es ſehr unbillich ſeyn, wenn ein
Fuͤrſte dergleichen Sachen bloß des Na-
mens der Regalien wegen ſeinen Unter-
thanen entziehen wolte.


Jngleichen ſagt er an einem andern
Ort: daß die Regalien auch, da gleich ſol-
che Jura mit darunter zu rechnen, nicht
nur durch die Belehnung, ſondern auch
durch die Verjaͤhrung von denen Unter-
thanen acquirirt werden moͤgen, und ihr
beyzubringen getrauet, daß ihr von un-
dencklichen Jahren her in ruhiger und
rechtmaͤßiger Poſſeſſ geweſen.


(3) Dahin geſtellt wird, wie es anders-
wo im Ertz-Stifft gehalten werde; Da
zwar, im Fall die Beſteig- u. Beſichtigung
der Eichen, ohne Vorwiſſen und Zuzie-
hen der Stadt vorgenommen wuͤrde,
von den Forſt-Bedienten, ſo der Stadt
nicht verpflichtet, das Angeben auſſer
Zweifel nicht der Stadt zum beſten, ſon-
dern vielmehr zu deren Verkuͤrtzung er-
folgen duͤrffte.


Nun aber darff Niemand eine ſchlim-
me Condition zuwege gebracht, oder Ge-
legen-
[35]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
legenheit zu verbrechen gegeben, oder
auch eines Nutzen etwas entzogen wer-
den;
L. 8. §. 10. de Transact.
So wird es auch in dieſem Theil bey dem
Herkommen billich gelaſſen. Wie nicht
weniger
Bey der Fuͤnfften Frage,
Und ſo viel die Nach-Maſt anbelangt, in-
dem der 1. 2. 3. 4. und 5. Zeuge vermit-
telſt Eydes ausgeſagt, daß in der Nach-
Maſt ein Jedweder, ſo viel er Schweine
gehabt, hineingejagt, und daß ſie noch biß
dato in deſſen Beſitz ſeyn, alle Zeugen
bey dem 12. Articul, und ſich neulich re-
ſervir
et, wann ſie wuͤrden nach der Be-
ſichtigung gantze Maſt finden, daß ſie ſo-
dann in die Nach-Maſt das uͤbrige Con-
tingent
noch nachtreiben wolten,
Der 1. Zeuge, wie auch der 2.
und 3. auf den 9. Artic.

Nun aber erhaͤlt die Proteſtation das
Recht desjenigen, der proteſtiret, unge-
kraͤnckt.


L. 8. §. 6. de N. O. N.
Die ſechſte Frage

Betreffend, dieweil gleichwohl vorige eu-
re Gnaͤdigſte Herrſchafft, und zwar von
Zeit uͤber hundert Jahren, wie des da-
mahligen Herrn Adminiſtratoris, Marg-
graffs Joachim Friderichs, Reſcript aus-
weiſet, euch und gemeiner Stadt Acken
vor Eigenthums-Herrn dieſer Gehoͤltze
erkannt, ihr auch in deren Beſitz, und
ordentlichen Genuß im Holtz-Faͤllen und
anderm Gebrauch euch allezeit erfunden,
wie denn hieruͤber die gemeine Fama euch
allenfalls zu ſtatten kommt.


Denn gleichwie durch die bloſſe all-
gemeine Sage ein Eigenthum erweiß-
lich gemacht werden kan, alſo inſonder-
heit das Recht zu holtzen;
Ummius. Diſp. 18. d. Proc. th. 4. n. 14.
Da einer zu allen Zeiten gewohnt ge-
weſen, das Holtz zu faͤllen;
Knichen. c. 3. de Jur. Territ.
So kan es auch zu einer undencklichen
Zeit erlangt werden, wenn es ſchon vor-
her einem andern gehoͤret;
Vid. Manz. de Serv. R. P. n. 326.
ob ſchon ſonſt eine ſehr lange Zeit genung
zu ſeyn ſcheinet;
Vid. Carpz. l. Reſp. 36. n. 8.


Wiewohl im uͤbrigen der Eigen-
thums-Herr ſich der Beholtzung alſo zu
gebrauchen hat, damit denjenigen, wel-
che in den Gehoͤltzen ihre Rechte haben,
und zumahl dem Landes-Herrn an der
Jagd und andern Gerechtigkeiten kein
Abbruch geſchehen moͤge.


Gail. II. Obſ. 67. n. 9.
Chur-Fuͤrſtliche Brandenburgiſche
Forſt-Ordnung,
Tit. 76.

Wohin denn auch ein und anderer
Befehl von Gnaͤdigſter Herrſchafft, ſo
dießfalls an die Stadt Acken abgangen,
ſein Abſehen hat. Und weil der Chur-
Fuͤrſtliche Ober-Forſt-Meiſter kein Fun-
dam
ent anzuziehen weiß, warum er ſich
der Abhauung der Eichen, auch Hinweg-
nehmung der in euren Gehoͤltzen umge-
fallenen Baͤume unternehme; Auſſer
Zweiffel aber ihm hierinnen kein Beſitz
zuſtehet, worauff er ſich zum wenigſten in
Poſſeſſorio
gruͤnden koͤnne. Ob dann ſchon
bey Niemand einiger Dolus zu præſumirẽ,
L. 51. ff. Pro ſoc.
inſonderheit von keinen Bedienten ei-
nes Fuͤrſten; Auch eine thoͤrichte Ur-
ſache von dem Betrug entſchuldiget; Und
aber keine Injurie ohne den Vorſatz ei-
nen zu beſchimpffen Jemand zugefuͤget
wird: Dieweil aber doch ein jeweder
Vorwand, wie auch eine naͤrriſche Ur-
ſache bey den Verbrechen zum wenigſten
durch ſehr wichtige Vermuthungen zu
erweiſen iſt;
vid. Cothmann. 1. Reſp. 19.
Auch der Betrug freylich præſumiret
wird, wann von verbothenen Dingen die
Frage iſt,
L. 1. C. Ad L. Cornel. de ſicar.
L. 2.
§. Doli. de Vi bon. rapt.

ingleichen wenn einer mit Fleiß etwas
wider die Billigkeit thut, und dann der-
jenige, der auf eines andern Grund und
Boden einfaͤllt,
L. 5. §. 3. 4. ff. de Injur.
oder der einen andern in ſeiner Poſſeſs
aus Betrug und Boßheit ſtoͤret, vermoͤ-
ge des L. un. C. Uti poſſid. Injuriarum ge-
halten iſt, dergeſtalt, daß er mit ſeinem
Amt, welches er auff ſolche Weiſe miß-
brauchet, und deshalben dazu noch uͤber
dieſes ſtraffbahr iſt, ſich nicht entſchuldi-
gen mag;


So iſt erwehnter Ober-Forſt-Mei-
ſter von Rechtswegen gemeiner Stadt
ſolchen unbefugten Eingriffs halber Sa-
tisfaction
zu leiſten pflichtig.


Hiernaͤchſt, und was
Bey euerer Siebenden Frage,

Die von dem Chur-Fuͤrſtlichen Ober-
Forſt-Meiſter an euch geſonnene Holtz-
Fuhren anreichet. Ob wohl, daß man
in Beſitz dergleichen Dienſten ſtehe,
e 2auch
[36]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
auch nur eine und andere Handlung ge-
genug iſt;
L. 14. §. 2. de Alim. leg.
Und aber ihr, auff Fuͤrſtlich Gnaͤdig-
ſtes Begehren, euch einsmahls der Fuh-
ren unterzogen; Dahero es ſcheinet, daß
die Herrſchafft bey der fernern Exaction
zu laſſen, biß ein anders zur Befreyung
in Petitorio von euch ausgefuͤhret wer-
de;


Dieweil aber jedoch (1) ein oder der ande-
rer Actus keine Poſſesſion hebt, wenn der-
gleichen Fuhren von einem Maͤchtigeꝛn er-
fordert werden, wider welchẽ ein von ihm
geſchehener Zwang vermuthet wird, ein
anders iſt, wenn ſie beſtaͤndig gefordert,
und lange Zeit geleiſtet worden.


Moller. IV. Sem. 38.
(2) Daran kein Zweiffel iſt, wann die-
jenigen, ſo Operas geleiſtet, das beſchehe-
ne Anſuchen des Ober-Herrn, wie deß-
falls vermittelſt der Fuͤrſtlichen Reſcri-
pt
en, denen die Clauſul, daß es zu keiner
Conſequenz gereichen ſoll, noch darzu ein-
geruͤckt zu befinden, erweiſen koͤnnen.


Denn ob wohl ſonſt nicht einmahl die
Bauern die Bittweiſe geſchehene Hand-
lung beweiſen duͤrffen, weñ ſie behaupten,
daß ſie die Dienſte nur zur Baͤthe gethan,
ſondern dem Herrn vielmehr der Beweiß
des Gegentheils zuſtehe, und dem Herrn
nicht weniger der Beweiß zukommt,
wenn die Unterthanen eine negatori-
ſche Klage anſtellen,
Carpzov. I. Reſp. 67. Tit. 7.
daß ſodann ihnen weiteꝛ ſolche Dienſte mit
Recht nicht zugemuthet werden koͤnnen,
denn aus einer bittlichen Handlung kan
keine Poſſeſs, noch Dienſtbarkeit erwie-
ſen werden;
Beſold. Theſ. Pract. voc.Frohnen.n. 68.
Ohnedem auch (3) das Frohnen denen
Staͤdten nicht zukommt, ſondern denen
Bauern gehoͤret;
Franzk. II. Reſol. 15. n. 21. ſeqv.
Ja von Natur kommen ſie auch nicht ein-
mahl den Bauern zu, ſondern ſie wer-
den durch Vergleiche ausgemacht;


Als enthaͤlt ſich der Chur-Fuͤrſtl. Ober-
Forſt-Meiſter alles ungewoͤhnlichen Be-
gehrens, ſonderlich der deſiderirten Holtz-
Fuhren billich.


Auff die achte und letzte Frage
Jſt endlich unſere Meynung: Ob wohl
(1) derjenige, ſo in eines andern Gut ſich
mit Gewalt eindringet, wie obgedacht, in-
juriarum
gar wohl belanget werden kan,
auch eine Perſon, ſo beamtet, davon
nicht befreyet iſt, wenn ſie einen de facto
gravir
et.


L. 32. ff. de Injur.
Harpr. ad §. 11. Inſt. de Injur. n. 60.

(2) Nicht nur einem Privato wider ſein
Vornehmen ſich wiederſetzt werden
kan,
L. 1. C. Unde vi.
ſondern auch vermoͤge der Rechte er-
laubet iſt, einem Bedienten, welcher die
Art und Weiſe ſeiner Gewalt uͤberſchrei-
tet, zu wiederſtreben: Wie vielmehr, wenn
derſelbe gar gegen diejenigen, ſo ſei-
ner Bothmaͤßigkeit nicht unterworffen,
eine und andere Neuerung mit Gewalt
einzufuͤhren vornimmt; So iſt doch ſol-
ches nur erlaubt, wenn er keinen ſchein-
bahren Prætext ſeines Vornehmens hat;
Und kan er ſich keines Scheins des Rech-
tens bedienen, daß eine Handlung offen-
bahrlicher Weiſe ungeracht ſey, denn in ſo
weit, als es eine rechtmaͤßige Verthei-
digung erfordert, kan man wider-
ſtehen;
Weſenb. II. Conſ. 100. n. 16.
Auch iſt nicht erlaubt zu wiederſtreben,
wann ein ſolcher Bedienter von ſeinem
Obern Befehl hat, bey dem noch an-
dere Huͤlffs-Mittel uͤbrig ſind, durch
welche er ſich zu helffen vermag;
Klock. I. Conſil. 37. n. 123.
Daher iſt es ordentlicher Weiſe nicht ver-
goͤnnt, einen Richter zu beleidigen, oder
ihm zu widerſtehen,
L. 6. C. de Epiſc. Aud.
zumahl wenn er ſich auff ſein Amt be-
ruffen kan;


Dafern aber in einigem noͤthigen
Fall die vorgenommenen kundbahren
Thaͤtlichkeiten abzuwenden ſeyn wollen,
muß man ſich doch in den Schrancken
der Defenſion halten, und iſt es beſſer,
uͤberhaupt der Sachen zu wenig, als
zuviel thun. Welches wir auff euere
Fragen nicht verhalten ſollen. Den 2.
Octobr. 1682.


HOMBVRGS
[37]zur Jaͤgerey gehoͤhrigen Materien.

HOMBVRGS
Reſponſum LXXVII.


Jnhalt.

  • Ob das Jagd-Recht einRegaleſey; Jngleichen, ob einePrivat-Perſon in der
    Poſſeſsdieſes Rechts zu ſchuͤtzen?

ALs uns Decano, Seniori, \&c. er-
kennen darauff und zwar anfaͤng-
lich auff die erſte Frage vor Recht:


Ob wohl (1) unſtreitig und ohne al-
len Zweiffel iſt, daß dem buͤrgerlichen
Recht nach eine jede Privat-Perſon ſo-
wohl auff ihren eigenen, als auff frem-
den Aeckern zu jagen befugt ſey;
§. 12. I. de R. D.
L. 1.
§. 1. ff. de A. R. D.

Und (2) in text II. Feud. 56. allwo von de-
nen Regalien geredet wird, keine Mel-
dung der Jagd-Gerechtigkeit geſchiehet,
ſondern nur der Einkuͤnffte der Fiſcherey
erwehnet wird, welche zwar zu denen
fiſcaliſchen Gerechtigkeiten wohl koͤnnen
gerechnet werden, jedoch von dem Jagd-
Recht weit entfernet ſind; Auch (3) ei-
nige unter den Rechts-Lehrern gefun-
den werden, die das Jagd-Recht vor eine
auff einem unbeweglichen Grund-Stuͤ-
cke vorkommende Dienſtbarkeit achten,
Gail. 2. O. 66.
Einige aber (4) vor eine Sache, die mit
den Fuͤrſtenthuͤmern und Hertzogthuͤ-
mern vereinbaret iſt,
Finckenthauſ. Diſp. 4. th. 18.
So will es dennoch das ſtarcke Anſehen
gewinnen, als wenn die Nieder-Jagden
nicht zu den Regalien gehoͤreten;


Alldieweil aber doch (1) heut zu Ta-
ge es einer gantz andern Beſchaffenheit
mit den Jagden hat, inmaaſſen Fuͤrſten
und Herrn die Gerechtigkeit zu jagen
denen Privatis entzogen, und ſich, vielerley
Urſachen halber, zugeeignet haben; Auch
nicht unbekant iſt, daß (2) diejenige
Gerechtigkeit, ſo vor dieſem kein Regale
geweſen iſt, durch langwierigen Gebrauch
und Gewohnheit dazu koͤnne gemacht
werden: Denn es koͤnnen diejenigen Rech-
ten, welche vor dieſem keine Regalien ge-
weſen, durch den Gebrauch zu Regalibus
werden:


Roſenthal. de Feud. cap. 5. Concl. 94.
Und dann (3) viele von denen bewaͤhr-
teſten Rechts-Lehrern bezeugen, daß
im Heiligen Roͤmiſchen Reich Teutſcher
Nation die Jagd-Gerechtigkeit pro Rega-
li
gehalten werde;
Fritſchius Conſil. 21. de Jure Venat. Foreſt.
Richter. Vol. 2. Conſil. 242.


So gehet unſere Meynung dahin, daß,
geſtalten Sachen nach, die Nieder-Jagd
heutiges Tages einiger maaſſen zu denen
geringern Regalibus koͤnne gezogen
werden.


Auf die andere Frage.


Daß zwar (1) das Poſſeſſorium ſum-
mariisſimum
wider einen Fuͤrſten in
puncto der Regalien nicht ſtatt finde, weil
die Poſſeſs, der die Rechte wiederſtehen,
keinen Schutz verdienet,
Mev. p. 8. Dec. 257. n. 7.
Nun aber wiederſtehet das Recht der
Landesherrlichen Hoheit dem Beſitz der
Regalien, in Anſehung der Unterthanen,
und gruͤndet die Intention des Fuͤrſten
wider einen jedweden Beſitzer;
Mev. p. 1. d. 44. n. 6.
Welches auch noch ferner alſo extendiret
wird, daß, wann gleich (3) die Privat-
Beſitzer der Regalien die undenckliche
Poſſeſſion vor ſich angefuͤhret haͤtte, er
doch nicht wider den Fuͤrſten zu manu-
tenir
en waͤre, biß in Petitorio vor ihn ge-
ſprochen; Es erhellet aber doch (4) ſo-
wohl aus der uͤberſandten Facti ſpecie,
als auch aus der ſub Lit. B. beygefuͤgten
Leuteration, daß der Klaͤger den Titul
ſeiner Poſſeſſ vel quaſi durch ſeinen letz-
ten Lehn-Brieff, ſo er zun Acten gege-
ben, nothduͤrfftig beſcheiniget habe, und
einſolglichen in dieſem Fall zu ſchuͤtzen und
zu manuteniren ſey, weil die Poſſeſſ der
Regalien, die man auf eine rechtmaͤßige
Art uͤberkommen, wider die Fuͤrſten ge-
nung iſt;
Mev. p. 4. dec. 66. n. 11.
Und bey Koͤniglichen Rechten iſt die Poſ-
ſeſs
wider den Ober-Herrn rechtmaͤßig,
wenn der Titulus beſcheiniget wird;


Weil aber (5) ſothanem Lehn-Brief
die Ausflucht, als wenn er von Gegen-
theil erſchliechen und heimlicher Weiſe
ausgebracht ſey, im Wege ſtehet, und
e 3dadurch
[38]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
dadurch die Beſcheinigung einiger
Maaſſen entkraͤfftet worden;


So halten wir davor, daß (6) durch
Producirung derer alten Lehn-Briefe,
Falls die vorigen Vaſallen in ſelbigen mit
denen Jagden auch beliehen ſeyn ſolten,
wie zu vermuthen ſtehet, die Ausflucht,
daß ſie erſchliechen ſeyn, koͤnne gehoben,
und der Klaͤger folglich in Poſſeſſorio ſum-
mariisſimo
muͤſte manuteniret und geſchuͤ-
tzet, die abgenommenen Pfande ihm wie-
der reſtituiret, und alles in vorigen Stand
geſetzet werden. V. R. W.


HOMBVRGS
Conſilium CLXXXIX.


Jnhalt.

  • Wie dasPoſſeſſorium ſummariisſimumvon demOrdinariounterſchieden ſey;
    Jngleichen: Ob das Recht der Koppel-Weyde verſtatte, daß ein Wald
    in das Geheege gelegt werden koͤnne?

ALs uns Decano \&c. eine Facti ſpe-
cies,
ſamt denen dießfalls ergan-
genen Privar-Acten von Num. 1. biß 13.
incluſive zugeſandt, und auf die daraus
gezogene Frage unſere in Rechten ge-
gruͤndete Meynung cum Rationibus zu
ertheilen begehret worden, ꝛc. erkennen
darauff, wenn ſich alles berichteter maaſ-
fen verhaͤlt, welches, daß es wahr, oder
auff beduͤrffenden Falls erweißlich ſey,
wir ſupponiren, vor Recht:


Es haben die ſaͤmtliche Eigeſeſſene
zu H. Amts M. wider den Chur-Fuͤrſt-
lichen Land-Rath und Droſten zu B. Hrn.
W. L. von L. daß ſie in dem Gehoͤltz, in
ſpecie
in dem L. von Michaelis biß Maͤy-
Tag, mit ihrem Vieh zu huͤten berechti-
get, und doch darinnen beeintraͤchtiget,
in puncto der Turbation Klage erhoben,
und wider den Turbatorem ein Manda-
tum pœnale de non turbando ſine clau-
fula
gebethen, auch ſoviel erhalten, daß
dergleichen Mandatum, jedoch cum clau-
ſula
wider Beklagten erkannt worden,
wie ſolches alles breitern Jnhalts aus
denen beygefuͤgten Manual-Acten zu er-
ſehen.


Ob nun gleich Klaͤger in dem Klage-
Libell auff die undenckliche Poſſeſs ihre
Klage gegruͤndet, und ſolches in ſumma-
riisſimo
eben nicht gebraͤuchlich ſeyn moͤg-
te, angeſehen darinnen nur von der ge-
genwaͤrtigen Poſſeſs zu handeln, ob ſie
gleich auff eine unrechtmaͤßige Art mit
Gewalt, Liſt oder durch Bitte zuwege
gebracht, in welcher einer zu beſchuͤtzen,
biß uͤber das Petitorium oder ordinari-
um Poſſeſſorium
erkannt worden;
Poſtius Obſerv. 42. n. 134. de Manutenent.
Jngleichen auch auff ein Mandatum de
non turbando libellir
et, wie der Augen-
ſchein ergiebet; Da doch viele unter den
bewehrteſten Rechts-Lehrern gefunden
werden, die davor halten, daß, wenn
man um Caution gebethen, damit man
in der Poſſeſs nicht geſtoͤhret werden moͤg-
te, es ſchiene, daß man das Poſſeſſorium
ordinarium
und nicht das ſummarium
angeſtellet;
Carpzov. Lib. 1. Tit. 2. Reſp. 15.
So will es ſolchemnach das ſtarcke An-
ſehen gewinnen, als wenn auff gegen-
waͤrtige Sache nicht in ſummariisſimo,
ſondern ordinario poſſeſſorio gefuͤhrete
Beſchwerde, einfolglich uͤber die Gerechtig-
keit der Poſſeſs vel quaſi vorjetzo zu er-
kennen ſey;


Demnach aber (1) dem Klag-Libell
die ſo genannte Clauſula ſalutaris ange-
haͤnget, welche die Wuͤrckung hat, daß
die Klage, ſo dem Klaͤger am zutraͤglich-
ſten iſt, angeſtellet zu ſeyn, davor gehal-
ten wird: Und (2) Klaͤgere hin und wie-
der in den Acten ſich auf die gegenwaͤr-
tige Poſſeſſ gegruͤndet, und in ſummari-
iſſimo Poſſeſſorio
geſchuͤtzet zu ſeyn ver-
langet haben; Auch (3) der Eſſential-
Unterſcheid des ordinarii und ſumma-
riiſſimi Poſſeſſorii
hierinnen beſtehet, daß
in jenem hauptſaͤchlich wegen der Be-
eintraͤchtigung geklaget, in dieſem aber
von dem Recht und der Gerechtigkeit des
Beſitzers gehandelt wird; Wenn man
nun (4) ſowohl das Klag-Libell, als
auch die dißfalls ergangene voͤllige Acta
etwas genauer beleuchtet, wird ſich fin-
den, geſtalt von der Turbation und Be-
eintraͤchtigung der in dem quæſt. Boden
von Michaelis biß Maͤy-Tag berechtigten
Hut und Weyde gehandelt werde. Zu-
dem
[39]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
dem ſo iſt in Praxi gar nicht ungebraͤuch-
lich, daß (5) in momentanea Poſſeſſione
durch ein Mandat de non turbando, oder
nach Sachſen-Recht durch eine Inhibi-
tion procedir
et werde; Welche Mandate
auf das Poſſeſſorium ſummariiſſimum
gehen, ſo, daß, unbeſchadet der Inhibition,
endlich uͤber die Poſſeſſ in dem ordinario
Poſſeſſorio
erkannt werden kan;
Carpz. Lib. 1. Tit. 3. Reſponſ. 9. n. 7.
Daß aus ſolchen Rechts-Gruͤnden wir zu
ſchluͤſſen kein Bedencken tragen, geſtalt
gegenwaͤrtige Sache in Summariiſſimo
hange, und darinnen auch voritzo zu er-
oͤrtern ſey.


Dieſem vorgaͤngig, wenden wir
uns zu der vorgetragenen Frage,
welche alſo lautet: Ob klagende Ge-
meine zu H. und U. dasjenige, was
ihnen zu erweiſen obgelegen, nicht
ſattſam erwieſen und alſo ſolcher ge-
ſtalt, was ſie in ihren Schrifften ge-
bethen, ſonderlich die
Reſtitutiondes
durch die vielfaͤltigen Pfaͤndungen ver-
urſachten Schadens zu erkennen ſey?


Es iſt in denen Rechten ausgemacht,
daß (1) ein jeder Klaͤger den Grund ſei-
ner Klage zu erweiſen gehalten ſey;
§. 4. Inſtit. de Legat.
Nun gruͤndet ſich (2) gegenwaͤrtige Im-
ploration
hauptſaͤchlich auf 2. Puncte:
(1) auf die Turbation und Beeintraͤch-
tigung; Abſeiten des Beklagten (2) auf
die gegenwaͤrtige Poſſeſſ vel quaſi der
quæſt. Trifft und Hut in dem Boden von
Michaelis biß Maͤy-Tag. So viel das
(1) zu erweiſende betrifft, iſt (3) Implo-
rat
hin und wieder in Actis geſtaͤndig, daß
er der Imploranten Pferde, am quæſt.
Orte habe pfaͤnden laſſen, wodurch denn
(4) die Turbation behoͤriger maaſſen er-
wieſen iſt;
L. 1. ff. de Confeſſ.
Was aber das (2) zu beweiſende belan-
get, ſo hat (5) ſolches Implorat durch fuͤnf
eydliche Zeugen bey dem 4ten Articul
ſattſam erwieſen; Allermaaſſen daſelbſt
(6) von ihnen eydlich eingezeuget iſt, daß
die Gemeinde zu H. und U. wenn in W.
Brock ein Geheege gemacht worden, von
10. 20. 30. 40. 50. Jahren, ja ſo lange Zeu-
gen gedencken koͤnnen, von Michaelis
biß Maͤy-Tag das Weyde-Recht in ſol-
chem Geheege geruhig exerciret: Da
nun (7) in Summariiſſimo zwo unbeey-
digte, oder nur ein beeydigter Zeuge zum
Beweiſe tuͤchtig;
Poſtius Dec. 222. \& ſeqv. de Manuten.
Wieviel mehr werden (8) dieſe fuͤnff be-
eydigte Zeugen durchdringen, und nach
ihrer eydlichen Außſage jetzo muͤſſen ſen-
tentionir
et werden; Nicht zu gedencken
(9) daß die Art und Eigenſchafft der
Koppel-Weyde, welche die Gemeinde mit
dem Herrn Land-Rath von L. hat, und
an dem Orte quæſt. genieſſet, nicht wohl
zulaͤſſet, daß ſie weder zur Sommer-
noch Winters-Zeit in W. Brock, wenn
er gehegt wird, mit ihrem Vieh kom-
men duͤrffen: Anerwogen (10) wenn nach
der bewaͤhrteſten Rechts-Lehrer Mey-
nung die Koppel-Weyde ſoll eine Parti-
cular-Societ
aͤt
Pagenſtech. Manip. 2. Sicil. 69.
oder, wie andere davor halten, eine ſol-
che Sache ſeyn, da ihrer zwey einander
etwas bittweiſe verſtatten,
Carpz. P. 2. Conſt. 4. def. 9.
die klagende Gemeinde gar ſehr lædiret
werden wuͤrde, wenn ſie 3. biß 4. Jahr
ſich derer im Geheege gelegten Oerter
mit ihrem Vieh gaͤntzlich enthalten ſolte.
Und wann (13) das angelegte Geheege
des Herrn Land-Raths ſoll gaͤntzlich von
aller Hut und Weyde ſo lange befreyet
ſeyn, biß das junge Gehoͤltze ſoviel er-
wachſen, daß das Vieh keinen Schaden
mehr thun, oder die Gipffel erreichen
kan; warum hat er denn (14) daſſelbe
nicht alſo angeleget, wie es ſich gehoͤret,
und von Forſt-Verſtaͤndigen zu beſche-
hen pflegt? Was endlich (15) die aus der
Luͤneburgiſchen Holtz-Ordnung de An-
no
1665. von Herrn Imploraten vor ſich
angefuͤhrte Paſſagen betrifft, gehoͤren die-
ſelben hieher nicht, und koͤnnen auch auf
gegenwaͤrtigen Fall nicht appliciret wer-
den, wie ein jeder, ſo das vorhergehen-
de, und nachfolgende wohl erweget, leicht
abnehmen kan, und von der klagenden
Gemeine in ihren allbereit ad Acta ge-
brachten Schrifften ſattſam remonſtriret
iſt; zu geſchweigen (16) daß die Paſſus zu
dem Petitorio gehoͤren, und mit Beſtand
Rechtens zu dem Poſſeſſorio ſummariis-
ſimo
nicht moͤgen gezogen werden;


Solchem allen nach gehet aus obde-
ducirt
en trifftigen Rechts-Gruͤnden un-
ſere rechtliche Meynung dahin, daß
klagende Gemeine zu H. und U. dasje-
nige, was ihnen zu erweiſen obgelegen,
nothduͤrfftig erwieſen, und alſo ſolcher
geſtalt, was in ihren Schrifften gebethen,
zu erkeñen; abſonderlich aber die Wieder-
erſetzung des durch die vielfaͤltigen Pfaͤn-
dungen
[40]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
dungen verurſachten Schadens nicht zu
vergeſſen, angeſehen, wenn ex Interdicto
uti poſſidetis
eine Klage angeſtellet, dar-
auf jederzeit Abſicht mit zu nehmen iſt,
V. R. W.


HOMBVRGS
Reſponſum CXCIIX.


Jnhalt.
Wem die Eichel-Maſt zukomme?

ALs uns Decano, Seniori \&c. eine
Facti ſpecies ſamt einigen Bey-
lagen, wie auch denen zwiſchen dem Heꝛꝛn
Conſulenten, und der Gemeinde zu C.
dißfalls ergangenen Privat-Acten von n.
1. biß 22. incluſive, zugeſandt, und uͤber
die daraus gezogene zwo Fragen unſe-
re in Rechten gegruͤndete Meynung
zu ertheilen gebethen worden, etc. erken-
nen darauf, und zwar anfaͤnglich auf die
erſte Frage: Ob nicht die Quaſi Poſſes-
ſion
durch dieſe Actus, wann ſie gleich meh-
rern oder von 10. Jahren nicht beybrin-
gen koͤnten, aus den Caͤmmerey-Rech-
nungen genungſam dargethan? vor
Recht.


Es beruhet die gemeldte Quaſi Pos-
ſeſſion
darinnen, daß wenn der C. Ge-
meine die in dem P. und Gehoͤltzen zu
C. befindliche Eichel-Maſt angebothen,
und ſie ſich deswegen nicht billichmaͤßig
heraus und vernehmen laͤſſet, alsdenn
die Herren Conſulenten in das Gehoͤltze
zu C. frembde Schweine einzunehmen
befugt, und biß lange in der Quaſi Pos-
ſeſſion
ſothaner Gerechtigkeit befangen
geweſen; Hergegen wendet die Gemeine
zu C. vor, geſtalt ſie nicht nur in dem
qvæſt. Puſch das Hutungs-Recht haͤt-
ten, ſondern auch, wenn E. E. Rath der
Stadt F. die Eicheln haͤtte abklopffen,
abſchlagen und leſen laſſen, alsdenn
ſie auch ihre Schweine in beſagten
Buſch zu treiben berechtiget waͤren, und
gruͤndet ſich deßfalls ſowohl auf die alte
hergebrachte Gewohnheit, abſonderlich
aber auf das vom 25. Novembr. 1650. in
der Hochloͤblichen Neumaͤrckiſchen Regie-
rung zu Cuͤſtrin eroͤffnete Rechtskraͤff-
tige Urthel, welches wegen des concer-
nir
enden Stuͤcks alſo lautet: Wegen der
Eichel-Maſt wird es bey des Raths Er-
biethen gelaſſen, wann ſich nehmlich die
Bauern gehorſam erweiſen, daß ſie,
wenn der Rath zuvor die Eicheln, wie
vor dieſem, ſchlagen laſſen, alsdenn ihre
Schweine hinein lauffen moͤgen. Ob
nun ſchon ſothanes Judicatum ausdruͤck-
lich im Munde fuͤhret, daß unter dem Be-
dinge, wenn die Gemeinde zu C. gehor-
ſam waͤre, alsdenn ſie nach abgeklopff-
ten Eicheln in den Puſch quæſt. ihre
Schweine ſolten treiben koͤnnen; inglei-
chen ſich auf ein vorgaͤngiges Erbiethen
E. E. Raths beziehet, ſo einem Precario
nicht unaͤhnlich zu ſeyn ſcheinet, und wie
bekanten Rechtens iſt, nach Belieben des-
jenigen, der es einem andern verliehen
hat, wieder mag zuruͤck geruffen und ge-
fordert werden;
L. 2. §. 2. ff. de Precar.


So will man doch vorjetzo darauff
keine Abſicht nehmen, ſondern nach der
geſtellten Frage die Antwort einrichten.
Geſetzt nun, es waͤre der Gemeinde zu
C. ihre vorgewandte Intention in oben
gefuͤhrtem judicato gegruͤndet, und ihre
geruͤhmte Quaſi-Poſſesſion ſowohl da-
durch, als auch durch andere Decreta
beſtaͤrcket; So findet ſich doch (1) daß ſie
im Jahr 1701. und 1702. die Eichel-Maſt
in dem Buſch quæſt. von denen Herren
Conſulenten ohne Proteſtation erhan-
delt. Jngleichen (2) daß ſie im Jahr
1689. 1691. und 1693. dergleichen Hand-
lung ohne eintzige Reſervation und Pro-
teſtation
auch vergenommen.


Vid.Beylageſub. Lit. B.
Wenn nun (3) ein jedes Documentum
die Præſumtion vor ſich hat, daß dasje-
nige, ſo darinnen enthalten, wahr ſey;
Vid. §. 11. 16. Inſtit. de Inutil. ſtipul.
Wie vielmehr wird (4) denen Caͤmme-
rey-Rechnungen, ſo in Publico von in
Pflicht und Eyd ſtehenden Leuten abge-
nommen ſind, voͤlliger Glaube beyzu-
meſſen ſeyn? Wird demnach (5) zum
feſten Grund geſetzet, das entweder die
aus denen Caͤmmerey-Rechnungen in vi-
dimirt
er Copey beygebrachten Extracte
dasjenige, was ſie im Munde fuͤhren, ge-
buͤhrend beweiſen, oder aber das wenig-
ſte
[41]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
ſtens derſelben Original voͤllig probire.
Dieſem vorgaͤngig, ſo hat (6) die Gemei-
ne zu C. durch offtwiederhohlte Erhand-
lung der quæſt. Eichel-Maſt ſich ihres
ſonſt vermeinten Rechts heimlicher Wei-
ſe begeben; Allermaaſſen (7) wenn ſie
an demſelben in ſo weit Theil haͤtte be-
halten wollen, daß ſie (8) nach Abklopf-
fung der Eicheln ihre Schweine in den
Buſch quæſt. treiben koͤnten, ſie bey der-
gleichen Handlung ſich einer Proteſtation
haͤtte bedienen koͤnnen, und ihr vermeyn-
tes Recht vorbehalten muͤſſen; Da ſie
aber (9) ſchlechterdings ſolche Handlung
jederzeit angetreten, ſo lieget zu Tage,
geſtalt dieſelben ſolche Handlungen, die
dem von der Gemeinde zu C. anmaßli-
chen Rechte wiederlich und contrair ſind,
nicht nur vorſtellen, ſondern auch wuͤrck-
lich mit ſich fuͤhren, einfolglich (10) die Ge-
meinde zu C. hierdurch ſich ihrer Quaſi
Poſſesſion
des anmaßlichen Rechts ver-
luſtig gemacht. Denn ſo offt verſtattet
wird, daß eine dem Recht zu wider lauf-
fende Handlung vorgenommen werde,
ſoofft haͤlt man davor, daß das Recht
ſelbſt nachgelaſſen ſey;
L. 18. ff. Servit. quem. amitt.
Welches in gegenwaͤrtigem Fall deſto
mehr ſtatt finden muß, jemehr (11) der-
gleichen Handlungen mit der Eichel-Maſt
getroffen ſind, und je gewiſſer es iſt, daß
in den Rechten ausgemacht ſey, daß die
Rechte oder Quaſi Poſſeſs auch aus einer
eintzigen Handlung, die nicht unrecht-
maͤßig iſt, zuwege gebracht und erwie-
ſen werde,
Mev. p. 7. dec. 168.
Solchemnach halten wir davor, daß die
Hrn. Conſulenten der Quaſi Poſſesſion
durch dieſe Actus, wenn ſie gleich mehrern
oder von 10. Jahren nicht beybringen
koͤnten, aus denen Caͤmmerey-Rechnun-
gen nach Nothdurfft dargethan.


Auff die andere Frage,


Oder ob unſer Jus aus denen Koͤ-
niglichen Confirmationen klahr zu Tage
liege, und die Beklagten alſo eine con-
traire Præſcription
zu erweiſen ſchuldig
ſind. Es erhellet (1) aus denen Bey-
lagen ſub Lit. C. und D. was maaſſen
die Herren Conſulenten mit den Puͤſchen
und Waͤldern des Dorfes C. beliehen
ſind; Da nun in den Rechten ausge-
macht iſt, daß (2) die Eichel-Maſt zu den
Nutzungen der Waͤlder gehoͤre, und
(3) die Herren Conſulenten unſtreitig
den Beſitz, und die Poſſesſion des Pu-
ſches zu C. haben, wie die daſige Ge-
meinde auch nicht in Abrede ſeyn kan;
Die Genieſſung der Fruͤchte aber flieſ-
ſet aus der Poſſeſs, weil auch mit der
Poſſeſs die Eintreibung der Fruͤchte ver-
einbahret; Hergegen (4) die Prætenſion,
ſo die Gemeinde zu C. auff dem Puſch
quæſt. machet, daß ſie, nachdem die Ei-
cheln abgeklopffet, und aufgeleſen, ihre
Schweine darein zu treiben, nicht aber
die Herren Conſulenten frembde Schwei-
ne einzunehmen befugt waͤren, wider
die natuͤrliche Freyheit laͤufft, und eine
Art einer Dienſtbarkeit mit ſich fuͤhret,
die (5) den bekanten Rechten nach nicht
præſumirlich, ſondern erweißlich gemacht
werden muß;


Als gehen unſere rechtliche Gedan-
cken dahin, daß bey ſo geſtalten Sachen
und Umſtaͤnden die Herren Couſulenten
durch die Beylage ſub Lit. C. und D. ihr
Recht dergeſtalt zu hellem Tag gelegt,
daß die Gemeinde zu O. die prætendirte
Servitut entweder durch die Verjaͤhrung,
oder ſonſten, wie Recht, zu erweiſen
ſchuldig ſey, V. R. W.


HOMBVRGS
Reſponſum CCXL.


Jnhalt.

  • Wenn ein vom Fuͤrſten in Erbe verwandeltes Lehn-Gut einem anderncediret
    wird, ſo kan jener nicht mehr verlangen, als er von dem
    Cedenten davor
    bekommen; Jngleichen ob die Beholtzungs-Gerechtigkeit in einem
    frembden Walde eine Art einer
    Servitutſey?

DEmnach uns Decano, Seniori, \&c.
beyverwahrt zuruͤckkommende A-
cta
zugeſandt, und daruͤber unſere in
den Rechten und Acten wohlgegruͤn-
dete und in einem Urthel verſchloſſene
Meynung cum Rationibus zu eroͤffnen ge-
bethen worden, als ꝛc. erkennen darauf
vor Recht:


fEs
[42]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher

Es legen die in gegenwaͤrtiger Sa-
che ergangenen Acten zu hellem Tage,
was maaſſen (1) die Guͤter Str. und
W. wegen groſſer Schulden-Laſt ſind
zum Concurs gezogen, (2) veraͤuſſert und
alieniret worden, welches ob es zwar (3)
wider die allgemeine Lehn-Rechte laͤufft;
Jedoch (4) nach Mecklenburgiſchen und
in andern Fuͤrſtenthuͤmern und Landen
des Heiligen Roͤmiſchen Reichs ange-
nommenen Particular-Recht und Conſti-
tution
en nicht ungewoͤhnlich und unge-
braͤuchlich iſt;
Mev. p. 2. d. 115. num. 3.
Worauff (5) vorgedachte beyden Guͤter
von ſeel. Hannß von B. an die Durch-
lauchtigſte verwittibte Hertzogin von M.
erhandelt, und (6) von Sr. Hoch-Fuͤrſt-
lichen Durchlauchtigkeit dem regierenden
Hertzog zu M. zu Allodial, und Erb-
und eigenthuͤmlichen Guͤtern, nachdem
ihnen vorhero die Lehns-Qualitaͤt be-
nommen, gemacht worden, wie ſolches
alles breitern Jnhalts aus denen bey den
Acten befindlichen Documenten zu er-
ſehen.


Da nun (7) Hochgemeldte verwit-
tibte Hertzogin die quæſt. Guͤter als erb-
und eigenthuͤmlich beſeſſen, hat ſich der
Obriſt-Lieutenant von M. bey ihr unter-
thaͤnig gemeldet, und um Reluition der-
ſelben gehorſamſt angehalten, iſt auch
(8) ſo gluͤcklich geweſen, daß ſeinem Su-
chen aus ſonderbahren Gnaden deferi-
r
et, und (9) die beſagte Guͤter ihm um
einen gewiſſen Kauff-Schilling, abeꝛ in ſol-
cher Qualitæt, als (10) die Durchlauch-
tigſte Cedentin ſelbige beſeſſen und in-
nen gehabt, wie auch (11) mit ange-
hengter gewiſſer Reſervation und Be-
dingung, ſind cediret und abgetreten
worden; Dannenhero (12) bey ſo geſtal-
ten Sachen und Umſtaͤnden in Beyleg-
und Eroͤrterung der Haupt-Frage: Ob
nemlich denen Beklagten in dem groſ-
ſen Herrn-Holtze, ſo unweit W. gele-
gen, die Gerechtigkeit das weiche und
Unter-Holtz zu hauen, zuſtehe, oder nicht?
Nicht ſowohl auff die alten Lehn-Briefe
derer von M. als auch auff der Durch-
lauchtigen Cedentinnen Cesſion zu ſehen
iſt; Allermaaſſen (13) der Herr Cesſio-
narius
nichts mehr mit Beyſtand Rech-
tens prætendiren mag, als ihm iſt cedi-
r
et worden. Ob nun wohl wir haͤtten
wuͤnſchen moͤgen, daß (14) ein zuverlaͤſ-
ſiger Abriß der W. Feld-Marck mit ih-
ren fuͤnff Broͤcken und des dabey gelege-
nen ſo genannten Herrn-Holtzes waͤre
rechtmaͤßiger Art nach verfertiget, und
den Acten einverleibet worden; Wie
denn ſolches (16) nach Anweiſung des
Receſſus novisſimi §. 51. de Anno 1654. in der-
gleichen Faͤllen ſehr gebraͤuchlich iſt; So
iſt doch ſolches vielleicht (17) aus erheb-
lichen und meiſt unbeka[nte]n Urſachen
unterblieben, einfolglich aber moͤgen wir
vorjetzo keinen Beweiß oder Præſumtion
von dem Augenſchein des Abriſſes neh-
men, ſondern koͤnnen uns mit denen
Beweiß-Gruͤnden, ſo die hierzu dienli-
che und bey den Acten befindliche Docu-
ment
e an die Hand geben, vergnuͤgen,
in mehrerm Betracht, daß ſie (20) von
der Wichtigkeit ſind, daß ſie die nachge-
ſchriebene Sentenz gebuͤhrend unterſtuͤ-
tzen und beſtaͤrcken; Allermaaſſen in der
verwittibten Hertzogin von M. Reſcripto
vom 5. Julii 1697. welches auff des Hrn.
Obriſten von M. unterthaͤnigſte Suppli-
que,
worinnen er um das bey W. gele-
gene Holtz Anſuchung gethan, abgelaſ-
ſen, ausdruͤcklich enthalten iſt, geſtalt
Hochgedachte Hertzogin ſich ſothanes
Holtz reſerviret und vorbehalten, auch
es keinesweges zu vereuſern gemeynet.
Woraus Sonnen-klahr hervorleuchtet,
geſtallt die Durchlauchtigſte Cedentin
nicht ſey intentioniret geweſen, an den
Herrn Obriſten von M. das Holtz quæſt.
zu uͤberlaſſen. Und hat auch daſſelbe
bey dieſer abſchlaͤgigen Reſolution acqui-
eſcir
et, und ſich begnuͤgen laſſen; Dar-
auff denn fernerweit die wuͤrckliche Uber-
geb- und Einraͤumung beſagter Guͤter
erfolget, und ein Inſtrumentum Cesſio-
nis
daruͤber den 27. Septembr. in eben dem
1697. Jahre errichtet, in welchem der Paſ-
ſus concernens
dem Buchſtaben nach al-
ſo lautet: Wir begeben uns zwar un-
ſers daran erlangten Rechts, reſerviren
uns aber alles dasjenige, was vor wohl-
gedachte, unſers Hrn. und Gemahls Lieb-
den, vermoͤge Contracts ſub dato G. den
15. Julii 1658. ſeel. Hannß A. M. daran ab-
getreten, und den 21. Auguſt. 1685. dar-
auff laut Documenti angewieſen wor-
den; Nemlich ein Bauer-Gehoͤffde mit
Dienſten, und allen andern Herrlich-
und Gerechtigkeiten: Jngleichen die
Maſt und harte Holtzung auff der Feld-
Marck W. wie dieſelbe in ihren Schei-
den und Grentzen belegen ꝛc.


Wenn man nun das obangefuͤhrte
Fuͤrſtliche Reſcript vom 5. Julii 1697. mit
dieſer Clauſula concernente Inſtrumenti
Cesſionis
[43]zur Jaͤgerey gehoͤhrigen Materien.
Ceſſionis wohl erweget und conferiret,
ingleichen einen Unterſcheid zwiſchen der
S. Feld-Marck und dem dabey gele-
genen groſſen Herrn-Holtze macht,
wie ſich allerdings gebuͤhret, falls man
nicht will abgeſonderte Sachen vereini-
gen, und eine Confuſion machen. So
wird ſich zu Tage legen, geſtalt die Durch-
lauchtige Cedentin ſich die Maſt und har-
te Holtzung auff der Feld-Marck S. und
nicht in dem groſſen Herrn-Holtze, ſo bey
W. gelegen, allermaaſſen Jhro Durch-
lauchtigkeit ſolches gantz und gar vor ſich
behalten, und laut der vom 5. Julii vor-
ber ertheilten Reſolution keinesweges
veraͤuſern wollen, reſervirt haben, und
zwar alſo und dergeſtalt, wie ſothane
Holtzung in ihren Scheiden und Graͤn-
tzen, deren Veſtigia nach denen Commiſ-
ſions-Protocoll
en an einigen Orten ſich
annoch aͤuſern, auch fuͤnff Broͤcke auf der
W. Feld-Marck ſich finden ſollen, belegen
iſt. Denn daß die verwittibte Hertzogin
von ihrer am 5. Julii kurtzvorhero gegebe-
nen Reſolution wegen des bey W. gele-
genen groſſen Herrn-Holtzes ſolte her-
nachmahls abgewichen ſeyn, und ſelbige
geaͤndert, und ihr nur darinnen die Maſt
und harte Holtzung reſervirt habe, iſt
ſo wenig glaublich, ſo wenig die Veraͤn-
derung des Willens in den Rechten ver-
muthet wird, weil man dieſelbe ordent-
licher Weiſe nicht vermuthet, ſondern der
anfuͤhret, daß eine Veraͤnderung hier-
innen vorgegangen, muß ſolche beweiſen,
Cardinal. Tuſch. Concluſ. 434. n. 5.
Und muß man vielmehr auff alle Art
und Weiſe dahin bedacht ſeyn, daß die
Handlungen beſtehen moͤgen, welches de-
ſto mehr ſtatt haben muß, je gewiſſer aus
den Acten nunmehr hervor ſcheinet, ge-
ſtalt die Durchlauchtige Cedentin ihres
Willens Erklaͤrung dergeſtalt zu ediren
erboͤthig iſt. Und je mehr in den Rech-
ten gegruͤndet, daß das Holtzungs-Recht
in einem frembden Walde eine Art der
Rechten oder Quaſi Dienſtbarkeiten ſey;
Vid. Beſold. Theſ. Pract. ſub voce: Holtz.
Hergegen aber bekant iſt, daß die Zuwege-
bringung der Dienſtbarkeit auffs Thun
ankomme, ſo nicht vermuthet wird, ſon-
dern klar und deutlich zu erweiſen ſtehet,
indem die natuͤrliche Freyheit vor ein
Ding ſtreitet. Welchem allen denn noch
mercklich beytritt, daß die Gerechtigkeit
zu jagen in dem quæſt. Holtze dem Sup-
plicant
en unſtreitig zuſtehet, und von
Gegentheilen eingeraͤumet wird. Wenn
aber dieſer das Recht weich und Unter-
Holtz in der groſſen Herrn-Holtzung
quæſtion. zu hauen haͤtte, und alſo, wie
er mit ſeinen Unterthanen angefangen,
darinnen fortfuͤhre, ſolches der Jagd-
Gerechtigkeit hoͤchſt nachtheilig fallen
wuͤrde. Nun iſt abermahls nicht glaub-
lich, daß einer ihm ſelbſt ſolche Ungele-
genheit verurſachen werde;


Demnach ſchluͤſſen wir billich aus-
obdeducirten trifftigen Rechts-Gruͤn-
den, daß Supplicant ſich des weichen und
Unter-Holtzes in der groſſen Herrn-Hol-
tzung bey W. belegen, anzumaſſen nicht
befugt ſey.


So viel den andern Punct betrifft,
daß das unter waͤhrendem Proceß ab-
gehauene Holtz zu reſtituiren ſey, ſo hat
es wohl keinen Zweiffel, daß Supplicat
das waͤhrenden Proceſſes aus der groſ-
ſen Herrn-Holtzung, ſo bey W. gelegen,
erweißlich gehauene weiche und Unter-
Holtz zu reſtituiren ſchuldig ſey: Anerwo-
gen ein jedes Attentatum abzuſtellen und
unter waͤhrendem Proceß nichts neues
vorzunehmen iſt.


Den dritten Punct belangend, ſo er-
hellet aus denen Acten klaͤrlich, was
maaſſen Supplicaten oͤffters von der O-
brigkeit inhibiret und verbothen ſey, ſich
nicht an dem weichen und Unter-Holtze
in der bey W. gelegenen groſſen Herrn-
Holtzung zu vergreiffen, und da er ſich
anfaͤnglich an ſolche Verbothe wenig ge-
kehret, ſondern, denenſelben ungeachtet,
eigenmaͤchtiger Weiſe zum Deſpect der
Hoch-Fuͤrſtlichen Regierung zugefah-
ren und doch aus der Holtzung qvæſt.
weich Holtz gehohlet, ſo hat Illuſtris Dn.
Judex
nicht anders gekont, als die vor-
hergehende Verbothe zu ſchaͤrffen, und
wider den Contravenienten Poenal-
Mandat
e ergehen zu laſſen; Da aber auch
ſolche nicht ſind reſpectiret worden, iſt
Supplicat zu zwey unterſchiedenen mah-
len, um zu ſehen, daß er in die Straffe
des Mandats verfallen, citiret und vor-
geladen worden, wie mit mehrerm aus
den Acten erhellet; Alldieweil nun Sup-
plicat
dawider keine erhebliche Urſachen,
die ihn von der dictirten fiſcaliſchen Geld-
Buſſe befreyen koͤnten, vorgebracht; So
folget von ſelbſten, daß er in die fiſcali-
ſche Straffe hat muͤſſen vertheilet wer-
den. Die Unkoſten dieſer Inſtanz ſind
aus der Urſache gegen einander aufge-
hoben, daß vor Supplicaten in voriger
Inſtanz ein favorabel Urthel geſprochen,
f 2und
[44]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
und er ſolchemnach nicht vor einen leicht-
fertiger Weiſe Procesſirenden in dieſer
Inſtanz mag gehalten werden. Endlich
iſt auf die zuletzt eingelauffene Interven-
tion
bey ſo geſtalten Sachen nicht noͤthig
geweſen, vorjetzo einige Abſicht in ſen-
tentionando
zu nehmen. Dieſe Urſa-
chen haben uns alſo, wie folget, zu ur-
theilen bewogen.


Das Urtheil.

Jn Sachen des Fuͤrſtlichen M. Fi-
ſcalis, Supplicant
en und Klaͤgers an ei-
nem, entgegen und wider Obriſt-Lieu-
tenant
J. von M. Supplicaten, Beklag-
ten und reſpective Intervenienten, wie
auch den Fuͤrſtl. Mecklenburgiſchen Pro-
curatorem Cameræ, Intervenienten
am
andern und dritten Theile, erkennen V.
G. G. wir F. W. Hertzog zu M. auf vor-
gehabten Rath auswaͤrtiger Rechtsge-
lehrten, vor Recht:


Nunmehro aus denen Acten ſo viel
zu befinden, daß Supplicat und Beklag-
ter ſich des in der ohnweit B. belegenen
groſſen Herrn-Holtzung befindlichen wei-
chen Holtzes gaͤntzlich zu enthalten, und
das in waͤhrendem Streit wider ſie er-
gangene Poenal-Mandat daraus erweiß-
lich gehauene Holtz zu reſtituiren und zu
erſtatten; Nicht weniger die nach Anwei-
ſung der Num. Act. 32. und 59. befindli-
che Citationen verwirckte 800. Thaler
fiſcaliſche Geld-Buſſe, bey Vermeidung
der Execution zu erlegen ſchuldig, und
dazu zu condemniren und zu vertheilen
ſey; Als wir dann hiermit denſelben da-
zu condemniren und vertheilen, die in die-
ſer Inſtanz aufgewandte Unkoſten aber
aus bewegenden Urſachen compenſiren
und auffheben. V. R. W.


BRVNNEMANNI
Conſilium CIII.


Jnhalt.

  • Wem der Vermuthung nach das Eigenthum eines ſtreitigen Waldes zuſtaͤn-
    dig ſey?

ES hat der Wohlwuͤrdige, Hoch-E-
delgebohrne, Veſte und Hochbe-
nahmte Herr Maximilianus von Schlie-
ben, Commendator zu Luͤtzen und Thum-
Dechant zu Brandenburg etc. einige
Streit-Sache mit denen Herrn von
Schencken und Herrn Hanß Fridrich
von Thuͤmen, in puncto einer Heyden,
darinnen mein Bedencken begehret wor-
den. Nachdem ich nun die Acta perlu-
ſtrir
et, ſo befinde ich, daß der kuͤnfftige
Herr Urthelsfaſſer auf drey Puncte ſei-
ne Gedancken unvorgreifflich richten wer-
de: (1) was eigentlich die Haupt-Frage
ſey; (2) Die Art der Klage, die angeſtellt
werden ſoll; (3) Welches Theil den beſten
Beweiß gefuͤhret, und wie doch zu ur-
theilen.


Die erſte Frage betreffend, wird,
weiß nicht, aus was fuͤr Bedencken, der
Status Controverſiæ anders von denen
Herrn von Schencken, als von dem
Herrn Commendatore formiret; Mei-
nes Erachtens kan man den Statum aus
dem Abſchiede, ſo den 22. Nov. anno 1648.
datir
et, leicht nehmen, nehmlich diß iſt die
Frage, wie und welcher Geſtalt Caſpar
von Bettin die ſtreitige Heyde im Be-
ſitz gehabt, ob ers als Sr. Chur-Fuͤrſtl.
Durchl. Lehnmañ, oder als derer Herren
von Schencken Subvaſalle poſſediret, dem
dann die Frage des nutzbahren oder O-
ber-Eigenthums anhaͤnget.


Die Art derer Klage betreffend, ſo
vermeynen die Herren Schencken, es ſey
Rei vindicatio: Aber ſolches will ſich hier
nicht behaupten laſſen; Denn bey derſel-
ben ſucht der Klaͤger etwas von dem Be-
ſitzer, aber hier iſt kein Beſitzer, und al-
ſo kan auch nichts von ihm gebethen wer-
den, ſondern die Poſſeſſ iſt von dem Se-
reniſſimo ſeqveſtrirt;
Bey der Rei vin-
dication
wird dem Klaͤger nur der Be-
weiß zuerkant, allhier aber beyden Thei-
len, derhalben ohne Zweiffel dieſe Klage
vor die Rei vindication nicht gehalten
werden kan; Sondern weil in dem Pro-
ceß wegen der ſtreitigen Grentzen und
dem Interdicto uti poſſidetis beyden
Theilen pfleget der Beweiß auferlegt zu
werden, ſo iſt des Herrn Commendato-
ris
Meynung den Rechten aͤhnlicher, wel-
cher dafuͤr haͤlt, es ſey eine vermiſchte
Klage wegen Regulirung der Grentzen,
oder
[45]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
oder wegen der Gemeinſchafftlichen Thei-
lung. Aber ich habe auch hierbey dieſes
Bedencken, daß der Abſchied auf die Pos-
ſeſſ
des letzten Vaſallen, und einfolglich
gar auf das Dominium directum und
utile gehe; Zudem ſcheinet es, daß nicht
gar wohl die Frage wegen der Grentzen
hier vorfallen koͤnne, weil die didders-
dorfiſche Feld-Marck von dieſer Heyde
fuͤnff Viertel Weges, und etzliche andere
Grund-Stuͤcken dazwiſchen liegen, und
alſo nicht confines ſeyn, kein Theil will
auch dem andern die Gemeinſchafft zu-
geſtehen, ſondern ein jeder die Heyde fuͤr
ſich allein prætendiren. Wolte derohalben
dafuͤr halten, daß es ein Poſſeſſorium
ordinarium
ſey, darinnen de poſſeſſione
gehandelt wird, wodurch er zur Pos-
ſeſſ
gekommen, und auf was vor Art der
letzte Vaſalle es beſeſſen, davon der Ti-
tul des Eigenthums einfolglich dependirt,
und alſo moͤchte es vielleicht Interdictum
uti posſidetis
ſeyn. Dem ſey nun, wie
ihm wolle, ſo iſt Rechtens, daß in den
ſtreitigen Grentz-Sachen geringerer und
unvollkommener Beweiß genung iſt.


Weſenb. in Comm. Cod. Fin. reg. n. 23.
Wie denn in Interdicto uti posſidetis
nicht noͤthig iſt der vollſtaͤndige Beweiß
des Eigenthums, ſondern, wer unter den
beyden Partheyen das beſte Recht aus-
fuͤhren kan, derſelbe obtiniret bey dieſer o-
der jener Klage, ſo wuͤrde fuͤrs dritte
am noͤthigſten ſeyn, eine Gegeneinander-
haltung aller Beweiß-Gruͤnde anzuſtel-
len, wer das beſte Recht erwieſen habe.
Der Herr Commendator hat ein zwey-
faches Abſehen, daß er erweiſe, daß der
von Bettin dieſes Stuͤck (1) nicht als ein
Pertinenz Diddersdorff beſeſſen, ſondern
(2) als ein Pertinenz-Stuͤck nach Dams-
dorff: Bey dem erſten Punct fuͤhret er
an, daß es nicht an einander ſey, weil,
wie gedacht, dieſe Heyde, davon hier die
Frage iſt, von der diddersdorfiſchen
Feld-Marck in die 5. Viertel Meilen ab-
gelegen, und andere Feld-Marcken dar-
zwiſchen liegen. Denn ſo man davor haͤlt,
daß ein Herr eines Gutes Herr ſey, uͤ-
ber alle diejenigen Stuͤcke, die in dem Be-
zirck des Gutes gelegen,
Maſcardus de Probat. Concl. 553.
ſo vermuthet man auch hinwiederum
nach dem Gegentheil nicht, daß einem das
Eigenthum zuſtaͤndig uͤber alle dasjeni-
ge, was nicht innerhalb den Grentzen des
Gutes gelegen.


II. Daß die diddersdorffer Unter-
thanen kein Recht an der Huthung, noch
an dem Raff-Holtz jemahls gehabt.
Denn, wenn dieſe Heyde qvæſtionis nach
Diddersdorff gehoͤrte, ſo wuͤrden ohne
Zweiffel die diddersdorffer Untertha-
nen mehr Recht am Laͤger- und Raff-
Holtz in derſelben Heyden haben, als an-
dere Dorffſchafften, weil nicht vermuth-
lich, daß Jemand ſeinen Leuten ſolches ver-
wehren, u. frembden Dorffſchafften zulaſ-
ſen ſolte; zumahl auf der diddersdorffi-
ſchen Feld-Marck keine ſonderbahre Hey-
de zu befinden, wie das andere Theil ſelber
zuſtehet. Und iſt freylich vermuthlich, daß
das Recht zu holtzen vielmehr derjenigen
Gemeine, von der er dependiret, als ei-
nem Frembden werde zukommen, weil
auch in demſelben Fall, wenn eine Ge-
meinde mit auswertigen in Anſehung
des Holtzungs-Rechts zuſammen koͤm̃t,
ſie vorzuziehen iſt, wenn der Wald vor
beyde nicht zulaͤnglich.


Vid. Thomas Merckelbach. inter Con-
ſilia Klockii, Vol. 1. Conſ. 21. n. 137.

Weil aber die Loͤwen bruchiſche Untertha-
nen ſich des Raff- und Lager-Holtzes in
dieſer Heyde gebrauchen, ſo iſt vermuth-
lich, daß der letzte von Bettin dieſe Hey-
de nicht als ein Pertinenz-Stuͤcke, ſo nach
Diddersdorff gehoͤret, beſeſſen, ſondern
als ein Pertinenz-Stuͤck der Feld-Marck
Damsdorff oder Loͤwenbruch.


III. Die Herrn von Schencken haͤt-
ten nicht erwieſen, daß ſie mit dieſer Hey-
den, als einem Pertinenz-Stuͤcke, von
Sr. Chur-Fuͤrſtl. Durchl. jemahls be-
lehnet worden, und daß die Vermu-
thung ſey vor den Ober-Herrn des Ter-
ritorii.
Denn, wenn ein Unter-Lehn
rechtmaͤßiger weiſe ſoll zuwege gebracht
ſeyn, ſo muß es der Concedirende entwe-
der von dem Herrn recognoſcirt, oder
nach Lehn-Recht uͤberkommen haben.
Derohalben da die Herrn Schencken die-
ſe Heyde quæſtionis durch die Unterbe-
lehnung andern verleihen koͤnnen, muͤſ-
ſen ſie vorhero dieſe Heyde von Sr.
Chur-Fuͤrſtl. Durchl. zu Lehn getragen
haben, welches aber bißhero in Actis nie-
mahls von ihnen erwieſen.


Bey dem andern Punct wird an-
gefuͤhret (1) Chriſtoph von Tuͤhmens
Kauff-Brief, darinnen ausdruͤcklich die
Damsdorfiſche Heyde mit den Radelaͤn-
dern und Huffſchlaͤgen verkaufft wird,
darauff ſich auch die Chur-Fuͤrſtlichen
Lehn-Briefe referiren. Und daß dieſes
eben die Heyde ſey, wird in des Herrn
f 3Com-
[46]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
Commendatoris Deduction weitlaͤufftig
erwieſen, und ob wohl Gegentheil vor-
giebt, es waͤre das Gehoͤltze, ſo auff den
Huffſchlaͤgen ſtehet, ſo will ſich doch ſol-
ches nicht wohl hoͤren laſſen, weil die
Hufſchlaͤge in den Lehn-Briefen abſon-
derlich ſpecificiret ſind.


Und weil nun die Radelaͤnder Huf-
ſchlaͤge, und die Damsdorfiſche Heyde
ſpecificiret werden, ſo koͤnnen die durch
die Damsdorfiſche Heyde die Hufſchlaͤge,
darinnen etwas Holtz aufgeſchlagen, nicht
verſtanden werden, weil der Unterſcheid
der Benahmungen auch den Unterſcheid
der Oerter und Perſonen mit ſich bringt.


2. Giebt es die Situation, daß dieſelben
Laͤndereyen-Fahren, ſo nach Damsdorff
unſtreitig gehoͤren, unterſchiedlich ſehr
weit in die Heyde gehen. Welches die
Bettiner nimmermehr haͤtten geſtanden
wuͤrden, wann es nicht zu der Damsdor-
fiſchen Feld-Marck gehoͤrte.


Wenn man nun præſupponiren
wolte, die ſtreitige Heyde haͤtte nach dem
weit abgelegenen Dorffe Diddersdorf ge-
hoͤret, und der von Bettin haͤtte dennoch
zugelaſſen, daß die Lewenbruchiſche Un-
terthanen ihre von der wuͤſten Feld-
Marck Damsdorff habende Aecker weit
in die Heyde erſtrecket haͤtten, ſo haͤtte er
ja ſolches zum Nachtheil des andern Hrn.
nehmlich der Herren von Schencken ge-
than; Deren Ober-Eigenthum in ſo-
weit verringert worden, als die Einwoh-
ner des Chur-Fuͤrſtl. Lehns einen Theil
von dem Lehne der Herren von Schen-
cken ſich angemaaſſet und zu ihren Aeckern
geſchlagen, wo aber eine andere Vermu-
thung kan gefaſt werden, muß man nie-
mahls ein Verbrechen præſumiren;
L. Merito. 51. ff. Pro ſocio.
C. Eſtote. 2. X. de Reg. jur.

Derhalben vielmehr zu vermuthen, daß
die Heyde mit denen hineinlauffenden
Aeckern und Huffſchlaͤgen einen Domi-
num directum
gehabt, und derhalben,
wenn auch dieſes waͤre, ferneꝛ kan geſchloſ-
ſen werden: So dieſelbe Aecker und dieſe
Heyde einen Dominum directum gehabt,
ſo koͤnnen ſich die Herren Schencken, als
welchen die Aecker niemahls gehoͤhret,
ſich des Dominii directi uͤber die Heyde
nicht anmaaſſen; Caſpar von Bettin als
ein Chur-Fuͤrſtlicher Lehnmann auch der
Heyde Dominus utilis geweſen.


3. Stoͤſſet die Damsdorffiſche Feld-
marck hart an, und wird mit der Ot-
terſtaͤdiſchen Heyde und denen Damsdor-
fiſchen Stuͤcken auff 2 Theile umgeben,
derhalben die Situatio es giebt, daß dieſe
Heyde nach Damsdorff muß gehoͤhret
haben, indem die Nachbarſchafft die Ver-
muthung zuwege bringt, daß ſie dem-
jenigen, dem ſie am nechſten liegt, zugehoͤ-
re, und wenn die benachbarten Guͤther
frey ſind, ſo vermuthet man auch, daß
dasjenige, ſo in deren Bezirck iſt, auch
frey ſey.


4. Liegen in ſolcher Heyde 3. Pfloͤ-
cke, die von Chriſtoph von Thuͤmen, ſo
niemahls der Herrn Schencken Unter-
than geweſen, des Bauern Hanß
Goden Ausſage nach, beſaͤet und das
Getreydig durch die Lewenbruchiſche Un-
terthanen nach Trabin gefuͤhret worden,
welches auch eine ſtarcke Vermuthung
giebet, daß die Heyde auch zu der Dams-
dorfiſchen Feld-Marck, und alſo nach Le-
wenbruch gehoͤre, indem durch das Ei-
genthum eines Theils das Eigenthum
des Gantzen wohl kan erwieſen werden.
C. un. §. Cum autem quis. 2. tit. Si de inve-
ſtitura feudi controverſia fuerit.

Und iſt hier wohl zu beobachten, daß des
Bauern Auſſage, der da ſagt, daß Chri-
ſtoph von Thuͤmen das Korn, ſo auff
den 3. Pfloͤcken gewonnen, durch die Le-
wenbruchiſche Bauern nach Trabin fuͤh-
ren laſſen, durch den von den Herrn
Commiſſarien angezogenen Lehn-Brieff,
ſoviel die Wohnung betrifft, beſtaͤrcket
wird, darein ausdruͤcklich enthalten, daß
derſelbe Chriſtoph von Thuͤmen binnen
Trabin einen Hoff gehabt.


5. Wird mit des von Otterſtaͤdts
Lehn-Briefen erwieſen, daß er von Chur-
Fuͤrſtl. Durchl. mit der halben Holtzung
auf der wuͤſten Feld-Marck Damsdorff
belehnet worden, ſo muß ja die andere
Helffte auch ſothanes Holtz gehabt ha-
ben. Und dieſe Urſache beſtaͤrckt ſehr
des Herrn Compters Intention; Denn
daraus erſcheinet, daß zu der wuͤſten
Feld-Marck Darmsdorff eine groſſe Hey-
de gehoͤret habe, und weil der von Otter-
ſtaͤdt die eine Helffte von der Feld-Marck
Darmsdorff beſeſſen, ſo hat auch Bettin
die andere Helffte von der Holtzung und
Heyde beſeſſen. Dahero folget ferner,
daß beyde Antheil Holtzung, welches dem
von Otterſtaͤdt und dem von Bettin als
Chur-Fuͤrſtlichen Vaſallis zukommet, zu-
ſammen muß geſtoſſen haben, denn wo
ſie nicht haͤtten zuſammen geſtoſſen, ſo
wuͤrde eine Helffte wohl durch die Graͤn-
tzen
[47]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
tzen ſeyn bewieſen worden, und weil nun
dieſe Heyde, davon die Frage hier iſt,
an die Otterſtaͤdiſche Heyde ſtoͤſſet, und
mit derſelben gleichſam eine Heyde macht,
ſolches aber von keinem andern Gehoͤltz
kan geſaget werden, ſo muß nothwendig
folgen, daß dieſe Heyde eben dieſelbe an-
dere Helffte ſey, ſo Caſparn von Bettin
als Chur-Fuͤrſtl. Vaſallo von der Dams-
dorfiſchen Heyden zukommen, zumahl
an Baͤumen kein ander Holtz, ſo auff
den Huffſchlaͤgen auffgeſchlagen, zu ver-
gleichen, und ob wohl in dieſer Heyde
das Holtz nicht ſo groß, dick und ſchoͤn,
als in dem Otterſtaͤdiſchen Antheil, da-
rum auch vielleicht diß Theil viel groͤſſer,
als das Otterſtaͤdiſche, ſo iſt doch dieſe
Heyde der Otterſtaͤdiſchen naͤher, wegen
der J. Lage und Beſchaffenheit der Baͤu-
me, als das Gehoͤltze, ſo auff den Huff-
ſchlaͤgen auffgewachſen, welches die
Herren von Schencken vor die Helff-
te der Damsdorfiſchen Heyde gantz
wieder alle Wahrſcheinlichkeit hal-
ten wollen. Denn ohne Zweiffel ver-
muthlicher dieſelbe Heyde die andere
Helffte der Damsdorfiſchen Heyden ſeyn
muß, welche hart an die andere Heyde,
ſo unzweifflich ein Stuͤck der Damsdor-
fiſchen Heyden iſt, ſtoͤſſet und am Holtze
aͤhnlicher iſt, als ander Gehoͤltze in der
Gegend, indem ein Theil den andern
beweiſet,
per L. 1. ff. de Reb. dub.


5. Es haͤtte der von Bettin die Koppel-
Jagd mit dem von Otterſtaͤdt, in beyden
als ſowohl der groſſen, als der Otterſtaͤ-
diſchen Heyde gehabt, daraus zu vermu-
then, daß die beyden Heyden vor dieſem
zuſammen gehoͤrt haben. Zwar iſt nicht
ohne, daß auff 2. Guͤthern die gantz von
einander unterſchieden, das Recht der
Koppel-Trifft eingefuͤhrt werden kan,
es iſt aber ſolches nichts anders, als eine
auf beyden Seiten geſchehene bittliche
Handlung, die man nach Gefallen wieder
zuruͤck nehmen kan.


Dieſes aber iſt gewiß, daß Con-
tract
s-weiſe eine ſolche mutuelle Dienſt-
barkeit koͤnne zuwege gebracht werden:
z. e. durch Theilung, durch Kauff, u. ſ. w.


Und daß dieſes bey der Theilung der
Damsdorffiſchen Heyde alſo muͤſſe abge-
redet ſeyn, erſcheinet dahero, daß ſo lan-
ge die Heyde quæſtionis gehet, die Huffen
und Aecker alle vermenget liegen, denn
z. e. die eine Hufe gehoͤret dem von Ot-
terſtaͤdt, die andere dem von Bettin, die
3te wieder dem von Otterſtaͤdt, die vierdte
dem von Bettin, und ſo fortan biß zur
Endſchafft der Heyde. Derohalben oh-
ne Zweifel die Heyde anfangs alſo gethei-
let worden, daß die Heyden zwar unter-
ſchieden, aber die Weide gemein, die da-
ran ſtoſſende Aecker aber wechſelsweiſe ge-
theilt werden ſollen, welches der Augen-
ſchein giebet; deñ ſonſt keine Urſache koͤnne
gegeben werden, warum nicht allein bey-
de Theile das Recht zu weiden, ſondern
auch wechſelsweiſe ihre Hufen haben, ſo
an die Heyde ſtoſſen.


6. Daß die Unterthanen von Lewen-
Bruch aus dem Chur-Fuͤrſtl. Lehen das
Getraͤyde aus der Heyde geſammlet und
eingefuͤhret, welches auch bey Caſpar von
Bettins Zeiten geſchehen; Denn wo die-
ſe nach Diddersdorff, ſo ein Schenckiſch
Lehn, und nicht nach Lewenbruch, ſo ein
Churfuͤꝛſtl. Lehn iſt, und welchem die Feld-
Marck Damsdorff incorporiret, gehoͤret
haͤtte, ſo wuͤrden ſich ja die Lewenbruchi-
ſche Unterthanen nicht haben zwingen laſ-
ſen, das Getraͤydig, ſo in der Heyden ge-
bauet wird, abzumaͤyen, zu ſammlen und
einzufuͤhren, es haͤtte ihnen auch von
Rechtswegen nicht koͤnnen angemuthet
werden: Derhalben daraus leicht zu ver-
muthen, daß die Heyde zum Chur-Fuͤrſtl.
Lehn gehoͤret habe.


7. Daß die Unterthanen im Chur-
fuͤrſtl. Lehne Lewenbruch die Trifft und
das Lager-Holtz haben, welche Verguͤn-
ſtigung gleichwohl muß ein Fundament
gehabt haben, denn daß man ſo viele
Handlungen mit dem Precario will ab-
weiſen, und daß nur der von Otterſtaͤdt
die Jagden, die Unterthanen zu Lewen-
bruch die Trifft, item das Lager-Holtz
alles mit einander bittweiſe ſolten gehabt
haben, wird nicht koͤnnen vermuthet
werden; Weil man vermuthet, daß ei-
ner vielmehr eine Sache in ſeinem eigenen
Namen, als in eines fremden und bitt-
weiſe beſitze; und bey einem zweiffelhaff-
ten Fall vermuthet man nicht, daß eine
Handlung ohne Entgeld geſchehen ſey.


Hingegen, daß die Heyde nicht nach
Damsdorff gehoͤret, u. alſo der von Bet-
tin dieſelbe als ein Churfuͤrſtl. Lehn nicht
beſitzet, wollen ſie erweiſen (1) daß die Hey-
de mit Mahlhuͤgeln von der Damsdorf-
fiſchen Feld-Marck abgeſondert, aber es
iſt falſch, denn nicht von der Damsdorffi-
ſchen Feld-Marckt, ſondern von denen
Stuͤcken und andern Heyden iſt ſie ab-
geſondert mit Mahl-Huͤgeln, nicht aber
von
[48]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
von der gantzen Feld-Marck. Des von
Otterſtaͤdt Heyde iſt, wie bekant, ein
Stuͤck von der Damsdorffiſchen Feld-
Marck, und iſt doch von andern Stuͤ-
cken mit Huͤgeln abgeſondert. Derhal-
ben ſo folgt zwar dieſes, daß durch die
Mahl-Huͤgel die ſtreitige Heyde von dem
Acker, nicht aber von der Damsdorfi-
ſchen Feld-Marck unterſchieden; gleich
wie ein Thier-Garthen mit einem Zau-
ne umgeben, wohl mitten unter des
Fuͤrſten Laͤndereyen liegen kan, daraus
aber Niemand ſchlieſſen wird, daß der
Thier-Garthen von des Lands-Fuͤrſten
Aeckern unterſchieden und nicht dem Lan-
des-Fuͤrſten gehoͤren muß, wie auch an
der Otterſtaͤdiſchen Heyde dieß Argument
augenſcheinlich betrieget, welche mit
Mahl-Zeichen umgeben, und doch mit
den anſtoſſenden Laͤndereyen einen Her-
ren hat.


2) Joachim von Bettins Wittwe haͤtte
ihr Leibgedinge in Lewenbruch gehabt,
dieſer Heyde aber haͤtte ſie ſich nicht an-
gemaaſſet. Ob nun wohl diß ungewiß
und ſtreitig, ſo ſchlieſſet doch dieſes Ar-
gument
nicht; Denn nicht eben noͤthig,
daß zum Leibgedinge alle Pertinenz-
Stuͤcke geſchlagen werden, ſondern da-
rin ſiehet man die Groͤſſe der Mitgabe,
und ſiehet auff die Handlung, was der
Witwe gelaſſen werden ſoll.


3) Der Pfarr-Herr zu Lewenbruch
haͤtte Damsdorff zum Filial gehabt,
wenn nun dieſe Heyde nach Damsdorff
gehoͤrte, wuͤrde er Macht haben, auch
Brau-Holtz zu ſchlagen. Aber es folgt
nicht nothwendig, daß der Pfarr-Herr
auff der gantzen Feld-Marck muͤſſe Holtz
zu ſchlagen Macht haben; Es iſt genug,
daß ihm ein gewiſſer Ort, davon er
Brau-Holtz haben koͤnne, angewieſen
worden.


4) Wenn es auch Damsdorff gehoͤr-
te, ſo wuͤrden beyde Theile Heyden auff
gleiches Recht von Otterſtaͤdten und Bet-
tin ſeyn genoſſen worden. Das letztere
aber iſt nicht, denn der von Bettin haͤt-
te die hohe Jagden von Hochroth-Wild-
praͤth, Otterſtaͤdt nicht. Dieſer Schluß
aber ſchlieſſet nicht wohl; Denn es kan
einer an ſeinem Theile wohl mehr Ge-
rechtigkeit von dem Obern, entweder aus
Gnaden oder durch Verdienſt erlangen,
als der andere, und verliehret der Schluß
alle Krafft, wenn man bedenckt, daß
Caſpar von Bettin Macht gehabt, roth
Wildpraͤth zu ſchlagen, nicht allein in der
ſtreitigen Heyde, ſondeꝛn auch in den Huff-
ſchaͤgen und der Damsdorfiſchen Feld-
Marck. Wenn nun dieſe Freyheit der
von Bettin von denen Herren Schen-
cken gehabt haͤtte, mit was vor Recht
haͤtte er ſich auff den Huffſchlaͤgen und
andern auff geſchlagenem Holtze, die zu
Chur-Fuͤrſtl. Lehn ohnſtreitig gehoͤren,
gebrauchen koͤnnen? Weil aber er ſich
dieſer Freyheit uͤberall gebraucht, ſo
iſt die Vermuthung, daß ers nicht von
den Herrn Schencken, ſondern von
Sr. Chur-Fuͤrſtl. Durchl. gehabt habe.
Daß aber dieſe Heyde nach Diddersdorff
gehoͤre, wollen ſie beweiſen, 1) mit dem
Zeugniß des von Thuͤmens, der in eigener
Sache zeugen ſoll, und vielleicht zu dem
Ende der Sache ſich lange geeuſert, lan-
ge nicht das Juramentum calumniæ ab-
ſchweren wollen, als ein Theil, biß er
darzu endlich gezwungen worden; Aber
dieſes Zeugniß iſt verdaͤchtig und nichtig;
Denn ob wohl Herr Hanß Friedrich von
Thuͤmen erſtlich mit im Streite geweſen,
und im Abſchiede ſeiner mit gedacht, hat
er ſich doch nochmahls der Sachen eu-
ſern, und nichts damit zu thun haben
wollen, ja er hat denen Herren Verkaͤu-
fern, welche ihnen das Wiedereinloͤſungs-
Recht vorbehalten, das Guth hinwie-
der angebothen, denn es ſcheinet ſo viel,
daß er als ein Theil in dieſer Sache kein
Zeugniß geben koͤnne.


2) Mit derer Frey-Herrn von Schen-
cken Lehen-Briefen, ſo ſie denen Betti-
nern gegeben, darein Heyden und Hol-
tzungen gedacht werden. Aber das will
nicht wohl ſchlieſſen; Es iſt die Frage,
wo die Heyde ſey, und ob nicht das Puſch-
Werck bey Diddersdorff eine Heyde ge-
weſen, wie in denen Acten vielfaͤltig ge-
antwortet, und ſonderlich koͤnnen die
Lehen-Briefe in Sachen des Herrn und
Vaſallen wider den Drittman wenig oder
nichts probiren. Denn wenn ein Herr
ein Lehn-Gut uͤbergiebt mit allerhand
Pertinenz-Stuͤcken, als Waͤldern, Wein-
bergen ꝛc. So wird allezeit drunter ver-
ſtanden, wenn zuvor welche an dem Or-
te da geweſen, ſo, daß die Pertinenz-Stuͤ-
cke der Vaſall beweiſen muß.


Roſenthal. de Feudis C. 12.
Bey Belehnung beweiſen die Verba ge-
neralia
nichts, wann nicht erwieſen wird,
was vor ein Recht, der es conferirt, zuvor
allda gehabt.


Es moͤchte aber Jemand einwenden,
es waͤre nicht ohne, die Lehn-Briefe, ſo
die
[49]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
die Herren Schencken von Bettinen aus-
geantwortet, koͤnten Sr. Chur-Fuͤrſtl.
Durchl. nicht præjudiciren, allein weil
vermoͤge Abſchiedes nur hat ſollen bewie-
ſen werden, mit was vor Recht dieſe
Heyde Caſpar von Bettin beſeſſen, ſo
lieſſe ſich gleichwohl aus denen Lehn-Brie-
fen ſoviel erweiſen, daß Caſpar von Bet-
tin dieſe Heyde als ein Schenckiſch Lehn
beſeſſen: Aber dieſes folget auch nicht,
denn es ſteht in den Lehn-Briefen von
keiner Heyde, die ¾tel Meile von der Did-
dersdorffiſchen Graͤntze gelegen, und mit
der Damsdorfiſchen Feld-Marck umge-
ben, zumahl die Pertinentien in den Lehn-
Briefen ſo beſchrieben werden, daß ſie
in den 4. Rehnen in der Feld-Marck
Diddersdorff; Dieſe Heyde aber iſt in
den 4. Rehnen der Feld-Marck Didders-
Dorff nicht belegen, und wenn die Her-
ren Schencken mit dieſer Heyde andere
haͤtten belehnen koͤnnen oder wollen, ſo
haͤtte die Situatio, weil ſie an die Did-
dersdorfiſche Feld-Marck nicht anſtoͤſſet,
genauer muͤſſen beſchrieben werden.
Denn die Erklaͤhrung der Lehn-Briefe
muß man allezeit wieder den Lehns-
Herrn machen, als bey dem es geſtan-
den, ſich deutlicher zu erklaͤhren.


3) Weil die Herren Schencken al-
lein in dem Diſtrict die hohen Jagden
haͤtten, die von Adel aber nicht, und Did-
dersdorff ein Schenckiſch Unter-Lehn,
und dieſe Heyde die Hohe Jagd habe,
deswegen ſey zu vermuthen, daß dieſe
Heyde nach Diddersdorff gehoͤre. Die-
ſer Schluß iſt etwas weitlaͤufftig, und
wird das voraus geſetzte, daß die Frey-
Herrn von Schencken allein die Hohe
Jagden haben, nicht geſtanden, wie es
denn bekant, daß viele von Adel in der
Chur- und Marck Brandenburg und
vielleicht mehr, als in vielen Landen teut-
ſcher Nation, die Hohe Jagden haben,
und verliehret dieſer Schluß allen Schein,
wenn darauff geantwortet wird, daß,
wie ſchon gedacht, die von Bettin, auff
denen Radelaͤndern und Huffſchlaͤgen
auch die hohen Jagden gehabt.


Das werden die vornehmſten Ar-
gumenta pro
und contra ſeyn, wenn ich
die gegen einander halte, daucht mir,
daß kein Urthels-Faſſer ſeyn werde, der
nicht fuͤr den Herrn Comptor ſpreche.
Denn S. W. W. die Situation und die
meiſten ſtaͤrckſten Muthmaſſungen vor
ſich hat.


Die vierdte Incident-Frage betref-
fend, ſcheinet wohl, daß hierunter was
geſucht werde, daß ſich der von Thuͤmen
von der Sachen ſondern wollen, item,
daß er, da doch denen Herren Verkaͤuf-
fern die Wieder-Einloͤſung verſchrieben,
die Wieder-Verkauffung anbiethẽ laſſen,
damit deſſen Zeugniß deſto ſcheinbarer
werde; Hingegen aber erſcheinet aus
oben angezogenem Abſchiede, daß erſtlich
der von Thuͤmen in lite geweſen, im
Abſchiede ſeiner als eines Zugehoͤrigen
gedacht, auch leicht verſtehen kan, daß die
Wiedeꝛ-Einloͤſung jetzo bey dieſeꝛ Beſchaf-
fenheit der Zeit unmoͤglich, er auch zu
Ablegung des Eyds vor Gefehrde con-
demnir
et und aus denen Documentis, die
er in Haͤnden hat, die beſte Nachricht
weiß, auff was vor Art der von Bettin
dieſe Heyde beſitzet, auch der Herr Com-
tor
nicht noͤthig gehabt, einem jeden In-
teresſir
enden ein ſonderlich Reſcript und
eine ſonderliche Abſchrifft von der Dedu-
ction
ins Hauß zu ſchicken, und genug-
ſam, daß dem Fuͤrnehmſten unter denen
ſtreitenden Theilen eine Abſchrifft zuge-
ſchickt werde, auch die Rechte auff den
Eyd vor Gefehrde dermaaſſen dringen,
daß ſonſten eine moͤgliche Nullitaͤt ent-
ſpringet, ſo wird ſich der von Thuͤmen
nicht entbrechen koͤnnen, ſondern es wird
die Straffe desjenigen, der nicht ſchweret,
der Verluſt der Sachen, ihm muͤſſen, wo
er beharrlich verweigert, vorgeſchrieben
werden.


Und weil der Herr von Thuͤmen
das Juramentum calumniæ leiſtet, und
die Herren Schencken ſich verwegern, ſo
koͤnnen ſie deſſelben ſich nicht entbrechen,
ob es wohl Anfangs des Streits nicht
gefordert, ſo iſt es doch noch Zeit genung,
biß zum Schluß der Sache, und hat
dieſer Eyd zu Zeiten Juſtiniani mit zum
Weſen des Gerichts gehoͤret, derohalben
es zu jederzeit hat koͤnnen angetragen
werden, welches denn ausdruͤcklich auch
in Jure Canonico verordnet, das nehm-
lich das Juramentum calumniæ, wenn es
zu Anfang nicht abgeſchworen worden,
bey einem jedweden Stuͤck des Proceſſes
præſtiret werden koͤnne.


Ja es giebt der neulichſte Reichs-
Schluß, der ſich auch auff die gemeine
Meynung derer Doctorum gruͤndet, in
§. Uber dieſes Verordnen ꝛc. daß der
Richteꝛ deꝛ Eyd vor Gefehꝛde, in welcherley
Theile des Proceſſes von Amtswegen auf-
erlegen koͤnne. Jm Fall aber die Her-
ren von Schencken ſich dieſes Eydes be-
gharrlich
[50]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
harrlich verweigerten, wuͤrden ſie ſich der
Straffe derer, die nicht ſchweren wollen,
und des Verluſts der Sache, zu verſe-
hen haben.


LYNCKERI
Reſponſum CIV.

Wegen der Jagd-Frohnen und Jagd-Fuhren.


Jnhalt.

  • Ein allgemeiner Vergleich benimmt nichts einem beſondern, und muß man ſie
    beyderſeits ſo auslegen, daß ſie nicht einander
    contrairſeyn.
  • Wenn einige Bauern von freyen Stuͤcken diejenigen Dienſte thun, die ſie
    noͤthig zu thun ſchuldig ſind, ſo
    præjudiciren ſie doch nicht hierinnen ih-
    ren Mit-Nachbarn.
  • Die aus Furcht und mit Zwang zuwege gebrachte Handlungen koͤnnen ei-
    nen Herrn nicht in die
    Poſſeſsder Dinge ſetzen, die ſeine Unterthanen zu
    thun nicht ſchuldig ſeyn?

ALs ihr uns nebſt Uberſendung eini-
ger Privat-Acten berichtet, was ge-
ſtalt hiebevor denen Durchlauchtigſten
Chur-Fuͤrſten zu Sachſen und Burg-
Graffen zu Magdeburg, Herrn Her-
tzog Chriſtianen und Herrn Hertzog Jo-
hann Georgen I. und Dero Durchlauch-
tigſten Vorfahren, Glorwuͤrdigſter Ge-
daͤchtniß, die Dorffſchafften der Amts-
Pflege Weiſſenſee an ſtatt der Jagd-
Dienſte, welche ſie zum Theil mit Pfer-
den, und zum Theil zu Fuſſe zu leiſten
ſchuldig, ingleichen aller Kuͤchen-Keller-
und anderer Fuhren, jaͤhrlich ein gewiſ-
ſes an Hufen-Gelde, nehmlich vor 1.
Hufe 2. fl. ein Gaͤrtner einen halben fl.
und ein Haͤußler einen Ortsfl. unter-
thaͤnigſt verwilliget, wogegen ſie mit an-
geregten Dienſten verſchonet worden,
beſage der Receſſe ſub A. B. C. \& D. a
fol. 1. usque ad
6. Nachgehends aber durch
gewiſſe Receſſe ſowohl zu dem Hufen-
Gelde, als denen Jagd- und andern Dien-
ſten ſich verbindlich gemacht; Jmmaſſen
ſolche von des Herrn Adminiſtratoris
Herrn Hertzogs Auguſti Hochfl. Durchl.
Hoͤchſtſeeligſten Andenckens, auff etliche
Jahr Gnaͤdigſt renoviret, und darinnen
beliebet worden, daß die Amts-Unter-
thanen 800. Rthl. auff 4. Qvartale ab-
ſtatten, dagegen aber die Jagd-Dienſte
nicht weiter, als in denen Aemtern Weiſ-
ſenſee, Sachſenburg und Heldrungen,
dem Herkommẽ nach, nochmahls verrich-
ten ſollen, geſtalt denn auch hieruͤber auf
12. Jahr ein Receſs unteꝛ dem 14. Sept. 1662.
abgefaſſet und von Hoͤchſtgedachter Sr.
Hoch-Fuͤrſtlichen Durchl. Gnaͤdigſt con-
firmir
et worden, wie abermahls a. fol.
8. usque ad
16. wahrzunehmen. Als
nun kaum wenige Jahre verſtrichen, ſey
zwiſchen Sr. Durchl. hiezu abgeordnet
geweſenen Commiſſarien, Herrn Johann
Philipp Weicherdem, damahligem Fuͤꝛſtl.
Saͤchßiſchen Rath und Renthmeiſtern,
und Chriſtian Albini, Amtmann zu
Weiſſenſee und der Ambts-Pflege Abge-
ordneten ein neuer Receſs unter dem 6.
Nov. 1666. getroffen, und ſolchem wegen
der Jagd-Dienſte fol. 18. \& 22. unter an-
dern einverleibet worden:


  • Hingegen alle Getraͤydig-Jagd- und
    andere Fuhren und Dienſte, wie
    die Namen haben moͤgten ꝛc.

Item in Medio:


  • Die Jagd-Wein-Bau-Marckt-
    auch andere Fuhren und Dienſte
    aber ꝛc.

Et porro:


  • Die Jagd-Wein-Marckt- und andere
    Fuhren und Dienſte auch umſonſt
    und ohne Entgeld ins kuͤnfftige zu
    verrichten.

Haben nun die Herren Beamten dieſem
letztern Receſſe zu Folge, indem ſie da-
fuͤr halten, daß derſelbige dem vorigen,
ſonderlich vom 14. Sept. 1662. fol. 14. b. in
puncto
der Jagd-Dienſte zuwider, de-
nen Unterthanen bey Straffe aufferlegt,
daß dieſelben die auswendiſche Jagd-
Dienſte gar ins Amt Sangerhauſſen ver-
richten ſolten, da doch nach Erforderung
des Receſſes von Anno 1662. die Unter-
thanen ſolche Dienſte weiter nicht, dann
in
[51]zur Jaͤgerey gehoͤhrigen Materien.
in die Aemter Weiſſenſee, Sachſenburg,
und Heldrungen, etwa auff 2. 3. biß 4.
Meilen zu leiſten ſchuldig. Es haben
auch vorberuͤhrter neuer Aufflage gemaͤß
deren Unterthanen einige die weitere
Dienſte zu Zeiten verrichtet, die andern
aber auff die alten Receſſe und das Her-
kommen ſich beruffen, Krafft deren ſie
ſolche zu leiſten nicht verbunden. Gegen
welche nun die Herren Beamten die ver-
fallene Strafen, ſo ſich uͤber 200. Rthl.
betragen, zu exequiren, auch ferner die
weiten Jagd-Dienſte gleich, ob ſeyen ſie
deꝛenthalben in dem letzten Receſs gegꝛuͤn-
det, von denen Unterthanen ohnwei-
gerlich præſtirt zu haben gemeynet, und
ihr wollet deshalben uͤber folgende Fra-
gen des Rechten belehret ſeyn:


1.) Ob nicht der letztere Receſs vom
6. Nov. 1666. ſo zwiſchen denen Fuͤrſtl.
Herrn Commiſſarien und denen Abge-
ordneten der Amts-Pflege auffgerichtet,
nach dem vorigen vom 14. Sept. 1662. in
puncto
der Jagd-Dienſte zu verſte-
hen, und dieſer keinesweges auffgehoben
ſey?


2) Ob die Amts-Unterthanen die
von denen Herrn Beamten ihnen ange-
forderte weitere Jagd-Dienſte in Zu-
kunfft zu præſtiren, und weil ſolches zeit-
hero unterblieben, die ihnen deshalben
dictirte Straffe zur Execution zu brin-
gen ſey?


Demnach ſprechen wir, und zwar
auff die 1. Frage V. R. Ob gleich der
letzte Receſs de Anno 1666. ſoferne er
von dem nechſt vorigen deutlich abgehet,
billig zum Fundament zu ſetzen; Jn ſol-
chem letzten Receſs aber nicht allein die
Jagd-Fuhren, ſondern auch die uͤbrigen
Dienſte zur Jagd, welche nehmlich mit
der Hand oder zu Fuß zu leiſten, von
denen Unterthanen auff 8. Meilen ein-
gegangen zu ſeyn ſcheinen wollen, in ver-
bis:
Jagd- und andere Fuhren und Dien-
ſte aber ꝛc. fol. 21. b. und ferner: Die
Wein-Jagd-Marckt- und andere Fuhren
und Dienſte auch ꝛc. fol. 22.


Dieweiln aber hingegen beruͤhrter
Receſſ dem nechſt vorigen, wo er von dem-
ſelben nicht abgehet, nicht alleine das-
wegen nicht zuwider gedeutet werden
muß, weil die Unterthanen der Amts-
Pflege G. ein gewiß erlangtes Recht,
welchem Niemand leicht zu renunciren
pfleget, erlanget, ſondern auch im An-
fange ſich der letztere Receſſ ſelbſten auff
den Receſſ de Anno 1662. expreſſe referi-
r
et, in welchem aber die Jagd-Dienſte
von andern Dienſten unterſchieden, und
reſtrictive nur allein auff die Aemter
Weiſenſee, Sachſenburg und Heldrun-
gen cum adjecto: dem Herkommen ge-
maͤß, verſprochen, nach welchem die Un-
terthanen ſolche weiter und anders wo-
hin zu verrichten nicht ſchuldig. Nir-
gends aber, daß dieſer Convention in
dem letzten Receſſe derogiret und dieſel-
be auffgehoben ſeyn ſolle, zu befinden;
Bevorab (2) denen Unterthanen in Re-
ceſſu de Anno
1662. auff 12. Jahr proſpi-
cir
et, und nicht einmahl zu vermuthen,
daß dieſelbe ſich ſo bald im vierdten Jahr
hernach dergeſtalt præjudiciret, und we-
gen derer Jagd-Dienſte ſich ihres er-
langten und noch waͤhrenden Rechts ſo
bald begeben haben ſolten. (3) Der letzte
Receſſ, weil er ſich auf den vorigen be-
ziehet, mit demſelben, ſoviel moͤglich, zu
conciliiren; welches denn auch wohl ge-
ſchehen kan, indem der letzte von den
Jagd-Dienſten mit keinem Worte diſpo-
nir
et, ſondern nur der Jagd-Fuhren ge-
dencket, und dahero weil das Wort Jagd
ſeinen Verſtand vollig dergeſtalt erlangt,
Jagd-Wein-Brau-Marckt- und andere
Fuhren, die Worte, ſo darauff folgen,
und Dienſte auff Hand-Dienſte, und
zwar andere als Jagd-Dienſte, weil von
dieſen in dem vorigen Receſſ eine aus-
druͤckliche ſpeciale Verordnung enthal-
ten, zu verſtehen.


6) Dieweil man niemahls glaubt, daß
durch General-Worte demjenigen, ſo ins
beſondere ausgemacht und verglichen
worden, etwas entzogen ſey; Geſtalt denn
auch 4. in denen vorigen Ordnungen diß-
falls ein Unterſchied gehalten worden,
als in Chur-Fuͤrſt Chriſtians Befrey-
und de Anno 1588. it. in des Chur-F. Jo-
hann Georgii l. de Anno 1618. ibi: Von
allen Jagd-Dienſten mit der Hand und
Pferden. Und weil in dieſen Conces-
ſion
en die Jagd-Dienſte auch diejenigen,
ſo mit Pferden und die Jagd-Fuhren
ſynonimice und in einerley Verſtande ge-
nommen werden, dannenhero nicht aller-
dings noͤthig, das Wort Dienſte in dem
letztern Receſſ von denẽ Hand-Dienſten,
auch nicht einmahl andern, dann denen-
jenigen, ſo zu der Jagd verrichtet wer-
den muͤſſen, zu verſtehen, ſondern des-
halber gar wohl einerley mit dem Wort
Fuhren verſtanden werden mag, derge-
ſtalt, daß daſelbſt gar nicht von einigen
Hand- und alſo auch nicht von derglei-
g 2chen
[52]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
chen Jagd-Dienſten diſponiret ſeyn muͤſ-
ſe, ſondern es dieſerhalben bloß und al-
lein bey dem vorigen Receſſ verbleibe.


So ſeynd demnach die Unterthanen
der Amtspflege Weiſenſee die Jagd-Dien-
ſte mit der Hand und zu Fuß weiter nicht,
dann in die im Receſſ de Anno 1662. be-
nannte drey Aemter zu leiſten ſchuldig;
Jſt auch, daß dieſem Receſſ durch den
nachfolgenden in dieſem Theil derogiret
worden ſey, nicht befindlich. So viel a-
ber die Jagd-Fuhren anbelangt, dieweil
ſolche in denen vorigen Verordnungen,
benanntlich in der Bewilligung des po-
ſtulir
eten Herrn Adminiſtratoris zu Hal-
le von Anno 1660. unter denen andern
Fuhren mit begriffen, ibi: gegen alle
Fuhren auff 8. Meylen. Und ob die
Jagd-Dienſte daſelbſt unterſchiedlich, in
folgenden Worten: Die Jagd-Dienſte
aber nicht wohl anders, denn von denen
Hand-Dienſten (weil ſonſt nach dem Ex-
empel der alten Befreyung deutlich zu
Fuß und Pferd, oder doch die Jagd-
Fuhren und andere Hand-Dienſte zur
Jagd aber ꝛc. geſetzt werden koͤnnen.
Nicht weniger auch ſolche Univerſal-Ex-
preſſion
en in der Anzeige fol. 11. ibid. alle
andere Fuhren enthalten; Und uͤber die-
ſes nicht wohl zu befinden, warum die
Unterthanen nicht gleich ſowohl die Fuh-
ren zur Jagd, als alle die uͤbrige auff ei-
ne gleiche Weiſe, als nehmlich auf 8. Mey-
len zu verrichten, haͤtten angehalten wer-
den wollen. Auch geſetzt, daß in dem vo-
rigen Receſſ die Jagd-Fuhren nicht auff
8. Meilen gewilliget waren, auch etwa
dasjenige Herkommen, worauff ſich da-
ſelbſt bezogen wird, indiſtincte und nicht
weniger in den Fuhren, als denen Hand-
Dienſten, die Unterthanen haͤtte ſchuͤ-
tzen koͤnnen, daß ſie bey denen drey Aem-
tern verbleiben moͤgen, nichts deſtowe-
niger durch den letztern Receſſ de Anno
1666. davon klaͤhrlich abgangen, und die
Jagd-Fuhren, wie der Buchſtabe aller-
dings beſagt, auff 8. Meilen gleich an-
dern Fuhren zu verrichten, gewilliget,
gegen welch klares Verſprechen nun nicht
mehr auff den vorigen Receſſ ſich beruf-
fen werden koͤnte:


Als ſeynd mehrgedachte Untertha-
nen ſolche Jagd-Fuhren biß auf 8. Mei-
len, ſolchem ausdruͤcklichen Jnhalt dieſes
Receſſes nach, zu leiſten verbunden.


Auff die andere Frage halten wir V. R.


Ob wohl die Hand-Dienſte zur
Jagd, betreffend diejenige Unterthanen,
welche dem an dieſelbe ergangenen Amts-
Geboth vom 17. May 1687. Folge gelei-
ſtet, und ſolche uͤber und auſſer denen
dreyen Aemtern verrichtet, weder denen
uͤbrigen præjudiciren koͤnnen, indem die
Dienſte, ſo etliche verrichten, und auch der
groͤſte Theil einer Univerſitaͤt oder Ge-
meinde, darinne denen geringſten kein
nachtheil erwecken kan; noch auch ſie, ge-
dachte Unterthanen, ihnen ſelbſt im En-
de durch ſolche von ihnen geleiſtete Dienſte
ſchaden moͤgen, geſtalt dergleichen Hand-
lung als aus Furcht, ob ſie gleich von der
Obrigkeit erzwungen worden, dennoch
weil daſſelbe wider die Vergleiche auch
ohne vorher erkannte Sache und durch
bloſſe Eindruͤckung der Beamten geſche-
hen, der Herrſchafft keinen Beſitz er-
weckt, und viel weniger die Jura petito-
rii
verringern moͤgen, ſondern insge-
ſamt alle und jede Unterthanen bey de-
nen Dienſten mit der Hand in denen ih-
nen bedungenen dreyen Aemtern noch-
mahls zu laſſen, alſo wider diejenige,
welche nur dem erwehnten Amts-Ge-
both zu denen Hand-Dienſten nicht ge-
horſamet, daruͤber mit weniger Straffe
nicht verfahren werden mag;


So moͤgen jedoch die uͤbrigen, ſo die
Fuhren dahin haben leiſten ſollen, aber
ungehorſamlich zuruͤcke blieben, mit ge-
buͤhrlicher Straffe wohl beleget werden:
Es wolte denn die Fuͤrſtl. Herrſchafft
ihnen noch fuͤr dißmahl, in Anſehung ih-
res ſonſt beſchwerlichen Zuſtandes, auch
weil ſie mehr aus Mangel gnugſamen
Unterrichts, als Vorſatz, denen Befehlen
ſich zu wiederſetzen, gefehlet, und kuͤnff-
tig deſto williger ſich einzufinden erboͤ-
thig ſeynd, ihnen Gnade wiederfahren
laſſen; So wuͤrden ſie dieſelbe mit un-
terthaͤniſtem Danck und kuͤnfftigem meh-
rerm Gehorſam zu erkennen haben. Men-
ſe Decembr.
1688. denen Dorffſch. der
Amts Weiſſenſee Pflege.


HEROL-
[53]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.

HEROLDI
Obſervat. Foreſt. Conſultatio Deciſiv. XV.


Jnhalt.

  • Der, ſo die Huth- und Trifft-Gerechtigkeit beſitzt in demPoſſeſſorio ordi-
    nario
    oderpetitorio,kan dem Gerichts-Herrn, der die Nieder-Jagd be-
    ſitzt, das Lerchen-Fangen mit Tage-Netzen nicht verwehren.

ALs die Herrn Gebruͤdere von H.
als Erb- und Gerichts-Herrn der
R. Fluhr und Feld-Marck, auf welchen
ſie der Gemeinde daſelbſt die Huth- und
Trifft-Gerechtigkeit gegen einen jaͤhrl.
Zinß von 118. fl. 18. gl. vererbet, ſich der
ihnen in ſolchem Diſtrictu Gnadigſt ver-
lehnten Nieder-Jagd des Lerchen-Fan-
gens mit Tage-Netzen M. Septembr. 1700.
zu exerciren im Begriff waren, wolte
die Gemeinde ihnen ſolches nicht verſtat-
ten, ſondern hielten es vor eine Verle-
tzung ihrer Weyde- und Huth-Gerech-
tigkeit, die ihnen waͤre vergoͤnnet wor-
den, klagten deswegen beym Ober-Hoff-
Gerichte zu Leipzig in Anſehung der tur-
birt
en Quaſi-Poſſeſſion der Weyde- und
Huth-Gerechtigkeit, erhielten daſelbſt
Poenal-Inhibition an die von H. welche
auch ſowohl in Termino Reminiſcere, als
Trinitatis 1701. ihres Einwendens und
Leuterirens unerachtet, confirmiret wur-
de, davon ſie an das Appellation-Gerich-
te zu Dreßden appellirten, daruͤber ent-
ſtunde folgende Rechts-Frage:


Ob die Gemeinde zu R. ihrem Erb-
und Gerichts-Herrn das Exercitium ve-
natorium
die Lerchen mit Tage-Garn zu
fangen, der ihnen zugelaſſenen Huth- und
Trifft-Gerechtigkeit halber, von Rechts-
wegen verbiethen koͤnne?


Quoad Proceſſum inhibitivum mo-
mentanei Poſſeſſorii
wurde ad Acta pri-
vata
erkannt:


  • Pro Affirmativa von der Juriſten
    Facultaͤt zu Wittenberg folgen-
    der Maaſſen:

U. F. D. Z. V. Ehrenveſter, Wohlge-
lahrter, guͤnſtiger guter Freund,


Als ihr uns euren Bericht und ange-
hengte Rechts-Frage nebſt gehaltenen
Privat-Acten zugeſchickt und unſere
Rechts-Belehrung daruͤber gebethen;


Demnach erachten, ſprechen und be-
kennen wir Dechand, Ordinarius, auch
andere Doctores und Aſſeſſores der Ju-
riſt
en-Facultaͤt in der Univerſitaͤt Wit-
tenberg darauff in Rechten ergruͤndet.


Hat die Gemeinde zu R. wider Jo-
hann Friedrichen und Carl. Ludewigen,
Gebruͤdere von H. wegen des von ihnen
im Monat Septembr. des abgewichenen
1700. Jahres unternommenen Wegtrei-
bens ihres Schaaff-Viehes aus denen
Winter-Feldern in der R. Fluhr und
Marck vor dem Ober-Hoff-Gerichte zu
Leipzig Inhibition geſucht und erhalten,
immaaſſen auch ſelbige nachgehends bey
Kraͤfften erkannt, ſowohl ſolches Er-
kaͤntniß anderweit Leuterungs-weiſe con-
firmir
et worden. Als nun ermeldte Be-
klagte hierwieder eine Appellation ein-
gewendet, und dieſelbe fortzuſetzen ge-
meynet, wollet ihr hieruͤber: Ob ſie ſich
dießfalls einer Reformatoriæ zu getroͤſten?
durch einen Rechts-Spruch vergewiſ-
ſert ſeyn, nach mehrerm Jnhalt eures
uns zugeſchickten Berichts und derer ge-
haltenen Privat-Acten.


Ob nun wohl klagende Gemeine, daß
denen Beklagten die angegebene Nieder-
Jagd, und inſonderheit der Lerchen-Fang
in der R. Feld und Fluhr zuſtaͤndig, nicht
gaͤntzlich in Abrede ſeyn mag; Hiernechſt
die in dem uͤbergebenen Rotulo abge-
hoͤrten Zeugen, daß Beklagte 1. 2. 3. Jah-
re hero mit denen ſo genannten Tage-
Garnen in angeregtem Feld und Fluhr
ohne Jemands Wiederſprechen Lerchen
gefangen, ingleichen die Hirten, wenn ſie
in waͤhrender Auffſtellung der Netze vor
dieſelbe herum treiben wollen, jedesmahl
mit dem Viehe wegtreiben laſſen, ad art.
6. 7. 8. 20. \& 21. eydlich ausgeſaget; Dem-
nach es das Anſehen gewinnen will, daß
Beklagte in Poſſeſſione præſentanea des
Lerchen-Fangens am Tage mit derglei-
chen Tage-Garnen, ingleichen in Jure
prohibendi,
zu ſelber Zeit an ſolchen Ort
nicht hinzutreiben, ſich befinden, fol-
gends dabey allenthalben zu ſchuͤtzen; Wie
dann ferner geſtalten Sachen nach und
da Jnhalts gedachter Zeugen uͤbriger
Ausſage der Lerchen-Fang jedes Jahr
g 3nur
[54]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
nur 14. Tage waͤhret, die hierzu erwehn-
te Gegend geringe und auſſer derſelben,
zumahl zu der Zeit, da die meiſten Fel-
der und Wieſen allbereit geraͤumet, der
uͤbrige Platz zur Viehe-Huͤthung gnung-
ſam, ſowohl Klaͤgern auch an dem Ort,
wo der Lerchen-Fang angeſtellet wird,
das Graß fruͤh hinweg zu huͤten unbe-
nommen, dann Beklagten die natuͤrli-
che Billigkeit zu ſtatten zu kommen ſchei-
net; Hieruͤber was die libellirten Thaͤt-
lichkeiten betrifft, ſelbige ebenmaͤßig nach
obiger Zeugen Depoſition an Seiten de-
rer Beklagten mit dem Schaͤfer und deſ-
ſen Jungen unternommenen Beguͤnſti-
gungen entſchuldiget werden wollen, bey
welcher Bewandniß denn es dem Anſe-
hen nach ſich erlediget, daß die ausge-
brachte Inhibition in der Appellations-
Inſtanz
hinwieder caſſiret oder doch we-
nigſtens in vim ſimplicis Citationis reſol-
vir
et werden muͤſſe;


Dennoch aber und dieweil der Grund
der angeſtellten Klage eigendlich darinnẽ,
daß ungeachtet Klaͤgere nach der Anno
1564. erhaltenen Verordnung mit ihrem
Schaaff- und anderm Vieh die R. Fluhr
und Marck geruhig behuͤten laſſen, jeden-
noch Beklagte im Monat Septembr. 1700.
ihr Schaaff-Vieh aus denen Winter-
Feldern in beruͤhrte Fluhr und Marck
zu treiben, ihren Schaͤfer und Jungen
zwingen wollen, auch mit Schlaͤgen uͤ-
bel tractiren laſſen, beſtehet, und Beklag-
te in ihrem unterm dato den 5. Nov. 1700.
erſtatteten Bericht zufoͤrderſt die Trifft-
Gerechtigkeit und deren ungehinderte
Poſſeſſ vel qvaſi in denen R. Felder und
Fluhren ohne Unterſchied deutlich einge-
raͤumet; Hiernechſt, daß ſie an einem
Theile in gedachtem Monat Septembr.
das Lerchen-Fangen wider die ordentliche
Gewohnheit, alſo neuerlicher Weiſe in
Koꝛn-Stoppeln, angeſtellet, andeꝛn Theils
den R. Schaͤfer-Jungen durch ihre Leu-
te von der um ſelbe Gegend angemaſſe-
ter Viehe-Huͤthung abmahnen, auch
als er ſich dießfalls wiederſetzet, ſchlagen
laſſen, ſelbſt geſtaͤndig, wie denn bey ſol-
cher Bewandniß obige ratione loci inde-
finite
verfaſſete Zeugen-Ausſage allein
von dem Sommer-Felde zu verſtehen,
ſowohl, daß was itztberuͤhrtes Feld be-
trifft, gleichwohl die Hirten-Jungen das
Vieh dahin, zur Zeit des angeſtell-
ten Lerchen-Fangens zu huͤten fort-
gefahren, und dadurch klagende Ge-
meine bey der Poſſeſſ vel quaſi
der freyen unumſchraͤnckten Huͤthung
erhalten, ebenmaͤßig aus obenangezoge-
nem Berichte, ingleichen dem Jnhalt des
10. Art. nicht undeutlich abzunehmen, ge-
ſtalt denn in Inhibitions Sachen das Ab-
ſehen lediglich auff das Factum poſſeſſio-
nis præſentaneæ
zu richten, ingleichen
beruͤhrte Poſſeſſ an ſich ſelbſt ſtricti Juris
und alſo de loco ad locum fuͤglich nicht
zu erſtrecken, darneben geſtalten Sachen
nach, und da erwehnter Maaſſen Beklag-
te des fuͤrnehmſten Facti turbativi nicht
abredig ſeyn moͤgen, die uͤbrigen libel-
lirt
en Umſtaͤnde, folgends deren angefuͤhr-
te Entſchuldigung, da beſonders die Con-
nexitas
mit obigem Haupt-Facto gnug-
ſam zu erkennen, in keine Conſideration
zu ziehen; Jm uͤbrigen die Beſchaffen-
heit des denen Beklagten zuſtehenden
Vogel-Fangs, wie nicht weniger die zu
Behauptung der natuͤrlichen Billigkeit
oben angemerckte Umſtaͤnde in altiori
indagine
beruhen, und zur ordentlichen
Ausfuͤhrung in das Petitorium gehoͤrig.


So erſcheinet dahero ſoviel, daß Be-
klagte in der Appellations-Inſtanz einer
Reformatoriæ ſich dißfalls nicht zu getroͤ-
ſten. V. R. W. Uhrkundlich mit der Ju-
riſt
en-Facultaͤt Jnſiegel verſiegelt.


Dechand, Ordinarius,
auch andere Doctores
und Aſſeſſores der Ju-
riſt
en-Facultaͤt in der
Univerſitaͤt Witttenb.

M. Dec. 1701.
An
Hrn. Benedict
Preiſern


Pro Negativa vero
Reſponderunt ad Acta privata Dnn. JCti
Jenenſes his verbis:

U. Fr. D. Z. V. Ehrenveſter und Wohl-
gelahrter, guͤnſtiger guter Freund.


Als uns derſelbe die hierbey wieder
zuruͤck kommende Privat-Acta zugeſchickt,
und darneben berichtet, was geſtalt die
Gemeinde zu R. wider die Gerichts-
Herren und Gebruͤdere von H. zu Z.
Beſchwerde gefuͤhret, ob haͤtten dieſel-
be zuwider der Anno 1564. denen R. ge-
ſchehenen Vererbungen der Schaͤferey-
und Trifft-Gerechtigkeit, 1.) derſelben
Schaaff-Vieh aus denen Winter-Fel-
dern in ihre Fluhr und Marck zu trei-
ben, den Schaͤfer und Jungen zwin-
gen wollen; Auch 2.) denſelben mit Schlaͤ-
gen uͤbel tractiret; 3.) Den Schaͤfer-Stab
wegge-
[55]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
weggenommen, und in die Gerichte ge-
bracht, und den Schaͤfer noch zu einer
Vorhaltung hieruͤber durch ihren Ge-
richts-Halter citiren laſſen, worauff, ob
ſie wohl die angefuͤhrten Gravamina in
dem fol. 2. \& ſeqq. befindlichen Bericht
ſattſam abgelehnet zu haben vermeynet,
dennoch fol. 13. eine Inhibition erfolget,
ſolche auch, unerachtet deſſen, ſo ſie in ih-
ren Saͤtzen fol. 31. \& ſeqv. anfuͤhren laſ-
ſen, in erſter und anderer Inſtanz bey
Kraͤfften zu bleiben erkannt, und ſie dan-
nenhero das Remedium Appellationis
zu ergreiffen genoͤthiget worden.


Nachdem ſie aber ſolches nicht ohne
Auffwand vieler Koſten ausfuͤhren koͤn-
nen, dieſe nicht viel Nutzen eintragende
Sache auch hernach viel ſchwerer fallen
duͤrffte, und dahero unſere Rechtliche
Meynung: Ob dieſe ergrieffene Appel-
lation
mit Beſtande Rechtens und gutem
Succeſs zu proſequiren ſey, cum Rationi-
bus dubitandi \& decidendi
zu ertheilen
gebethen.


Demnach ſprechen wir vor Recht:


Ob wohl, was den erſten Beſchwe-
rungs-Punct betrifft (1) der Gemeine
zu R. die Schaaff-Huth- und Trifft-Ge-
rechtigkeit in ihrem Fluhr unſtreitig zu-
ſtehet, ſie auch dafuͤr denen von H. jaͤhr-
lich ein gewiſſes Trifft-Geld von 118. fl.
erlegen muͤſſen, und ſich in dem freyen
Exercitio und quaſi Poſſeſs ſolchen Juris
befinden. Dannenhero (2) ſelbe Nie-
mand zu turbiren befugt iſt, welches doch
dadurch zu geſchehen das Anſehen hat,
wenn (3) die von H. ſich des Lerchen-
Streichens mit Tage-Netzen in eben die-
ſem Fluhr gebrauchen wollen, und da-
durch die Gemeinde in ihrer freyen Trifft
auff einen gewiſſen Umfang an die 1500.
Schritte, nach derer von H. eigenem Ge-
ſtaͤndniſſe behindern, da doch die Rechte
erfordern, als wenn der gantze Acker
die Dienſtbarkeit hat, daß ein anderer
den Fahrweg darauf hat, oder darauf tre-
ten darf, ſo darf der Eigenthums-Herr
auff demſelben Acker nichts thun, daß des
andern Recht geſchmaͤhlert werde, denn
die auff dem Guthe hafftende Dienſtbar-
keit erſtrecket ſich auf das gantze Grund-
Stuͤcke und alle deſſen Theile.


Jmmaſſen denn, ob ſchon (4) die Hrn.
H. der R. Marck Eigenthums-Herrn
und mit der Jagd-Gerechtigkeit in ſol-
cher gantzen Fluhr beliehen ſeynd, ſich
dennoch ſolch ihr Recht ohne Abbruch de-
rer denen R. zuſtehenden Trifft und Huth
gebrauchen muͤſſen. Da auch dem Eigen-
thums-Herrn auf denjenigen Sachen,
in welchen dem andern eine Dienſtbar-
keit zuſtehet, nur dasjenige zu thun ver-
goͤnnet, wodurch der Gebrauch der Dienſt-
barkeit nicht geſchmaͤhlert wird.


Zumahln da (5) das Amt Frey-
burg, von welchem die von H. das Guth Z.
und deſſen zubehoͤrige Jura uͤberkommen,
hiebevor ſich zwar des Lerchen-Strei-
chens in der R. Fluhr, alleine niemahls
bey Tage, wie jetzo geſchiehet, ſondern
nur bey der Nacht gebrauchet, wodurch
denn der Gemeinde zu R. an ihrer
Schaaff-Trifft kein Abbruch geſchehen, da
hingegen das itzige Lerchen-Streichen mit
Tage-Garnen eine Neuerung iſt, und
denen R. zur Beſchwerung und Schmaͤh-
lerung ihres Rechtes gereichen kan; Es
wird aber bey den Dienſtbarkeiten und
dergleichen Rechten ſonderlich auff ihre
erſte Einrichtung und alte Zeiten geſe-
hen, und werden ſie auch nach der be-
ſtaͤndigen Gewohnheit beſonders er-
klaͤhret.


Welches denn (6) um ſoviel mehr
in gegenwaͤrtigem Proceſſu poſſeſſorii
ſummariisſimi
zu attendiren, als in wel-
chem das beſte Factum, auf was Maaſſe
nehmlich bißher ein Jus exerciret worden,
angeſehen, und alle ſolchem zuwider lauf-
fende Neuerungen verwehret zu werden
pflegen. Hiernechſt aber bey dem an-
dern Puncte die von H. in ihren uͤber-
gebenen Schrifften ſelbſt nicht in Abrede
ſeynd, daß der Schaͤfer-Junge, als er
mit denen Schaaffen in der R. Fluhr ge-
trieben, und dergeſtalt in Actu licito ver-
ſir
et, von ihren Bedienten geſchlagen:
Nicht weniger, was den 3ten Punct be-
trifft, dem Schaͤfer, welcher darzu kom-
men, dergleichen Tractament gegeben,
ſie auch den Schaͤfer-Stock wegnehmen,
und als ein Pfand in die Gerichte brin-
gen laſſen, da doch bekant, wie ein Jed-
weder ſich in der Poſſeſs des ihm zuſte-
henden Rechts zu mainteniren befugt;
Derjenige aber, ſo ihn daran verhindern
und turbiren will, ſtraffbahr iſt, und kei-
ne Pfaͤndung ſtatt hat, es habe denn
der andere etwas ungebuͤhrliches began-
gen, dadurch dem Drittmann an ſeinem
Rechte Eintrag geſchehen.


Endlich was den 4ten Punct der
Klage betrifft, die von H. in propria cau-
ſa
nicht Richter ſeyn und dem R. Schaͤ-
fer, welchen ſie gepfaͤndet, vor ihre Ge-
richte citiren koͤnnen, daß dannenhero die
vom
[56]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
vom wohlloͤblichen Ober-Hoff-Gerichte
zu Leipzig ergangene und durch erfolgte
zwey Urthel beſtaͤrckte Inhibition aller-
dings beſtandig zu ſeyn, erachtet werden
moͤgte.


Dennoch aber und dieweil wegen
des erſten hauptſachl. Puncts 1. die von
H. denen R. zwar ihre Schaaff-Trifft-
und Huth-Gerechtigkeit nicht in Zweif-
fel ziehen, hingegen dieſe ihnen auch die
in dem R. gantzen Fluhr zuſtehende Jagd-
Gerechtigkeit nicht verneinen koͤnnen,
angeſehen ſolche durch die erhaltene und
denen Actis beygelegte Lehn-Briefe zur
Genuͤge verificiret ſeyn; Und dann 2. der-
gleichen unterſchiedene, aber ihm nicht
zuwider ſtehende Rechte an einem Orte
gar wohl beyſammen ſtehen und mit ein-
ander exerciret werden koͤnnen; Ferner
auch 3. zu dem von Gn. Heꝛſchafft deꝛeꝛ von
H. verliehenẽ Jagdẽ das Lerchen-Streichẽ
auſſer allem Zweiffel gehoͤret, und da ih-
nen ſolches die R. in ihrem gantzen Fluhr
geſtehen muͤſſen, das obangezogene Prin-
cipium,
daß nehmlich der gantze Acker
und alle deſſen Theile mit dieſem Rechte
behafftet waͤren, billich ſtatt haben muß,
dergeſtalt, daß die Gemeinde zu R. ih-
nen nicht verwehren kan, an allen und
jeden Orten, wo ſich Lerchen auffhalten,
deren Fang zu exerciren, auch wenn ſie
ihnen hierunter zu nahe treten, billig
ſelbſt vor Stoͤhrer zu halten und mit In-
hibition
wider ſie zu verfahren; Jmmaaſ-
ſen 4. aus dem beygefuͤgten Zeugniß-
Rotulo erſcheinet, daß die von H. durch
ihr Lerchen-Streichen der Gemeinde an
ihrer Trifft-Gerechtigkeit durchaus keinẽ
Eintrag, noch Schaden thun, indem der
Diſtrict, wo die Netze geſtellet werden,
kaum 1000. oder 1500. Schritte ausma-
chet, auch nur nach Mittage biß auf den
Abend umſtellet wird, und das Jahr et-
wan 14. Tage waͤhret, da immittelſt der
R. Schaͤfer nicht nur den gantzen Vor-
mittag die Schafe, wohin er will, treiben,
ſondern auch auſſer dem umgeſtellten
Platze Raum genug zur Weyde hat, die
wenige Zeit auch, in welcher der Ler-
chen-Fang waͤhret, gegen das gantze
Jahr vor nichts zu rechnen, daß alſo mit
Beſtande nicht geſagt werden kan, als
ob durch das Lerchen-Streichen der Ge-
meinde Hutungs-Recht gehindert oder
eingeſchrenckt wuͤrde. Zumahl 5. nicht zu
vermuthen, daß, wenn ſolches ware, Gnaͤ-
digſte Landes-Herrſchafft denen von H.
die Jagd-Gerechtigkeit verliehen haben
wuͤrde; Noch 6. ſie ſelbſt, welche ſo ein
anſehnlich Trifft-Geld von der Gemein-
de jaͤhrlich empfangen, etwas zu deſſen
Schmaͤlerung und zu ihrem eigenen
Schaden vornehmen ſolte; Da hingegen
7. ſie auch nicht zu verdencken, wenn
ſie ſich die verliehene Univerſal-Jagd-
Gerechtigkeit und was ſelbiger anhaͤn-
gig, als ein vornehmes Pertinenz-Stuͤck
ihres Ritter-Guths zu folge ihrer Le-
hens-Pflicht nicht ſchwaͤchen laſſen wol-
len; Geſtalt denn 8.) wenn das Lerchen-
Streichen ihnen insgemein erlaubet iſt,
ſelbigen allerdings frey ſtehet, ob ſie es
bey Tage oder bey Nacht exerciren, was
vor Inſtrumente und Netze ſie dabey
brauchen wollen, dieweil, wenn der End-
Zweck concedirt iſt, ſo glaubt man auch,
daß alle die Mittel concediret, ſo ſie zu
demſelben Zweck leithen.


Auch 9. der itzige Gebrauch der Ta-
ge-Netze vor keine Neuerung oder vor
eine ſolche Handlung zu halten, wodurch
der Gemeinde an ihren Befugniſſen Ab-
bruch geſchiehet, ſondern vielmehr vor
einen bloſſen Trutz, Æmulation und
Muthwillen der R. zu achten, wenn die-
ſelbe denen von H. das Lerchen-Strei-
chen mit Tage-Netzen ohne ihren Scha-
den nicht verſtatten wollen, dergleichen
Trutz und Malice billig nicht nachgeſe-
hen werden ſoll; Zu geſchweigen daß 10.
die von H. ſchon von 3. Jahren her das
Lerchen-Streichen mit Tage-Garnen
mit Vorbewuſt der Gemeine ohne deren
Wiederſprechen exerciret, und ſich alſo in
deſſen præſentanea poſſeſſione befinden,
wie die abgehoͤrten Zeugen eydlich be-
kraͤfftigen, welche, ob ſie ſchon zum Theil
der Beklagten Unterthanen und Die-
ner ſeynd, dennoch in Poſſeſſorio hocce
ſummariiſſimo pro habilibus
zu achten;
Hiernechſt was den 2. Punct betrifft,
aus angezogenem Zeugniß-Rotulo eben-
falls erſcheinet, wie ſowohl der Hirten-
Junge, als der Schaͤfer, wegen ihrer ge-
brauchten ſpitzigen reden und Wiederſetz-
lichkeit angegriffen und mit Schlaͤgen
tractiret worden, auch ſolch Factum auff
die. Trifft-Gerechtigkeit, als ob dadurch
der Gemeinde ein Eintrag geſchehen waͤ-
re, nicht zu ziehen, ſo wenig, als 12. der
dritte Punckt allhier einige Intention zu
pfaͤnden geweſen, indem der Schaͤfer-
Stock zu Verhuͤtung des angehenden
Schlagens, und nicht als ein Pfand ge-
nommen, weniger unter dieſer Beſchaf-
fenheit in die Gerichte geliefert worden.
End-
[57]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
Endlich 13.) der vierdte Punct, der Schaͤ-
fer ein H. verpflichteter Unterthaner iſt,
und wider ſeine Gerichts-Herrn ſich ver-
ſchiedener ſchimpfflicher Reden verlauten
laſſen, um des willen ihm die von H. vor
ihre Gerichte zur Verantwortung citi-
ren laſſen, auch ſolches zu thun wohl be-
fugt geweſen;


So hat dannenhero das zum anfan-
ge ſub clauſula ergangene Mandatum
nachhero mit Beſtande nicht confirmiret
werden koͤnnen; Auch haben die von H.
bey der wider die Hoffgerichts-Urthel
ergriffene Appellation einen guten Suc-
ceſſ
zu hoffen. V. R. W.


Uhrkundlich mit unſerm Jnſiegel
beſiegelt.


Ordinarius, Decanús,
Senior
und andere
Doctores der Juri-
ſt
en-Facultæt in der
Univerſitæt Jena.
An
Hrn. B. V. H.
Gerichtsverwaltern.
d. 28. Oct. 1701.


HEROLDI
Obſervat. Foreſt. Conſultatio Deciſiv. XI.


Jnhalt.

  • Wenn in demPetitoriooderordinario Poſſeſſorioder Beweiß einer ausdruͤck-
    lichen oder heimlichen
    Conceſſiondes Jagd-Rechts mangelt, ſo wird
    alle Jagd verbothen, der alten
    Poſſeſſunbeſchadet.

ALs dem Rathe der Stadt Neu Hal-
tensleben durch Urthel aufferlegt
worden, den Titul ihrer Conceſſion oder
undencklichen Probation der aſſerirten O-
ber- und Nieder-Jagd, wie Rechtens, zu
erweiſen, dieſelben ſich auch des Bewei-
ſes angemaaſſet, ſolchen aber nicht gebuͤh-
rend vollfuͤhret, und daruͤber Rechtlich
erkannt werden ſollen, haben zwar Dni.
JCti Helmſtadienſes ad Acta privata
am
30. Jun. 1692. vor die Stadt ein beyfaͤlli-
ges ad Acta publica gebrachtes Reſpon-
ſum Juris
ertheilet, folgenden Jnhalts:


Reſponſum Dnn. JCtorum Helmſta-
dienſium.


Als uns Decano, Seniori und andern
Doctoribus der Juriſten-Facultaͤt auf der
Fuͤrſtl. Julius-Univerſitaͤt zu Helmſtaͤdt,
vorgeſetztes Bericht-Schreiben, ſamt bey-
verwahrt zuruͤckgehenden Privat-Acten
a fol. 1. biß 52. b. incluſive des Raths zu
Haldens-Leben Jagd-Sachen betreffend,
zugeſchicket, und, daß wir uͤber die im
Bericht-Schreiben befindliche 2. Mem-
bra
unſere in Rechten gegruͤndete Mey-
nung eroͤffnen moͤgten, gebeten worden;
demnach haben wir obbemeldte ſolches al-
les bey verſammletem Collegio mit Fleiß
verleſen und erwogen; Erkennen dar-
auff vor Recht: Dieweil erſtlich das gan-
tze Werck in der Haupt-Sache auff die
Chur-Fuͤrſtl. vom 2. Febr. 1688. an die
Chur-Fuͤrſtl. Regierung zu Halle aus-
gelaſſene und folio Actorum 154. befind-
liche, wie auch auff die darauff von
Chur-Fuͤrſtl. Brandenburgiſcher Re-
gierung zu Halle erfolgte Reſolution
vom 31. Martii 1688. fol. Act. 81. ankoͤm-
met; Und nun 2.) in beyden Verord-
nungen, die wir vor Rechts-kraͤfftig in
puncto
des aufferlegten Beweiſes halten
muͤſſen, weil ſie mit rechtlichem Erkaͤnt-
niß ergangen, dieſes zu befinden:


  • Das Buͤrgermeiſter und Rath zu
    Haldensleben in einer gewiſſen
    Zeit ihre Jagd-Befugniße beſ-
    ſer, als bißher geſchehen, zu be-
    weiſen aufferleget worden.

Welchen Beweiß denn 3. auch Buͤrger-
meiſter und Rath zu Haldensleben
wuͤrcklich angetreten, und nun die Fra-
ge iſt, ob derſelbe alſo verfuͤhret, daß vor
Buͤrgermeiſter und Rath geſprochen
werden muͤſſe? Es beſtehet nun ſolcher
Beweiß 4.) zufoͤrderſt in einem Zeugen-
Verhoͤr, wie auch 5.) in etlichen briefflichen
Uhrkunden, und 6) in unterſchiedenen
Rechts-Vermuthungen. Das von fol.
247. biß fol. 338. befindliche Zeugen-Ver-
hoͤr betreffend, ſo iſt wohl zu beobachten,
daß weder derer abgehoͤrten 3. Zeugen
Perſonen, noch dem Modo examinandi
von dem Herrn Cammer-Conſulenten
hBren-
[58]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
Brenckenhoff mit Beſtande Rechtens et-
was hat koͤnnen entgegen geſetzet wer-
den, ſondern was dißfalls hervorgebracht,
von keiner Erheblichkeit zu achten, und
werden dahero nur die Ausſagen der
Zeugen zu conſideriren ſeyn; Nun hat
7.) itztbemeldter Herr Cammer-Conſu-
lent
in ſeiner Exception-Schrifft 4. Re-
quiſita
von denen Zeugen, dadurch eine
Poſſeſs von undencklichen Jahren oder
Verjaͤhrung bewieſen wird, nach dem
Maſcardo, Colero, Mynſingero, Klokio,
Gailio et Balbo de Præſcriptionibus
er-
fordert, welche denn 8.) alle zuſammen in
den abgehoͤrten drey Zeugen ſich befin-
den, und wird er alſo derſelben eydlichen
Ausſage mit Beſtande Rechtens nicht an-
fechten koͤnnen, ſondern wider ſich muͤſ-
ſen gelten laſſen; Maaſſen 9.) das erſte
Requiſitum ſeyn ſoll, daß die Zeugen ſelbſt
den Actum und zwar in gegenwaͤrtigem
Caſu venandi vor 40. Jahren geſehen, o-
der wenn es eine aͤltere Handlung iſt, da-
von von andern gehoͤret haͤtten.


Nun ſagte 10.) der erſte Zeuge Martin
Goͤcke, ein Mann von 88. Jahren, eyd-
lichaus, ad Art. probat. 3. ejusq; interr. 1. \&
ad Art. probat.
4. er haͤtte mit ſeinen Au-
gen geſehen, wie er zu Haldensleben ge-
dienet, welches uͤber 40. Jahr iſt,


  • vid. teſt. 1. depoſ. ad art. 1. probat. in-
    terrog. 4.

daß der Rath daſelbſt Rehe und Haaſen
geſchoſſen, womit denn der 3. Zeuge,
Thilo Weber, ein Mann von 75. Jah-
ren, in ſo weit uͤbereinſtimmet, daß er
eydlich ad Art. probat. 4. deponiret, wie
er geſehen, daß des Raths zu Haldens-
leben Schuͤtzen Rehe und Schweine,
ſo ſie geſchoſſen, in die Stadt gebracht,
und waͤre ſolches vor 59. Jahren geſche-
hen, die Schuͤtzen haͤtten auch ſelbe beym
Rath-Hauſe auff den Hof gelieffert, da
der Rath ſolche getheilet, das haͤtte er
alles geſehen. Das 2. Requiſitum 11.) ex
hypotheſi
des Herrn Cammer-Conſu-
lent
ens iſt, daß die Zeugen ein anders,
und das Contrarium nicht geſehen, wel-
ches ſich denn wiederum in gegenwaͤrti-
gem Caſu befindet, indem vorbemeldte
2. als der 1. und 3. Zeuge ad Interrog. 2.
ad Art. 3. deponir
en, daß Buͤrgermeiſter
und Rath ein ſolches nicht waͤre geweh-
ret worden. Das 3. Requiſitum des
Herrn Cammer-Conſulentens beſtehet
(12.) darinnen, daß die Zeugen von ihren
Vorfahren, oder auch andern al-
ten Leuten, die davon vermuthlich Wiſ-
ſenſchafft gehabt, ein gleiches gehoͤret.


Nun deponiret der erſte Zeuge ad
Art. 2. \& Interrog. 1. art.
3. wie auch Art. 4.
probat.
wie daß er nicht alleine ſelbſt ge-
ſehen, daß der Rath zu Haldensleben
Rehe und Haaſen geſchoſſen, ſondern
auch von Claus Geſern, und Thomas
Spangen, dabey er gedienet, gehoͤret ha-
be, daß der Rath zu Haldensleben auch
auſſer Rehe und Haaſen die Friſch-
linge unterm Jahre ſchieſſen duͤrffte,
und auch ſchon vorm Kriege ſich deſſen
geruhig gebrauchet, damit denn wiede-
rum 13.) des 4ten Ausſage ad Art. 4. auff
gewiſſe Maaſſe uͤbereinſtimmet, da er
deponiret, daß ſein Vater Brau-Mei-
ſter in Neu Haldensleben geweſen, und
2. Rehe von einem Buͤrger und ein groß
Wild Schwein von dem Raths-Schuͤ-
tzen vor 50. Jahren


  • vid. ejus depoſ. interr. 4. ad art. 4.

gekaufft, und haͤtte ſein Vater NB. ge-
ruͤhmet, daß die Stadt das Schieſſen
haͤtte, und daß man noch ein Stuͤck
Wildpraͤth in der Stadt haben koͤnte,
und wuͤrde alſo wieder dieſes Requiſitum,
ſich bey dem quæſtionirten Zeugen-Ver-
hoͤr finden, maaſſen es denn auch 14.) an
dem 4. Requiſito, allem Anſehen nach,
nicht ermangelt, noch demmahl keine
allgemeine Vermuthung und beſtaͤndi-
ge Sage durch die fol. Act. 110. befindliche
Vorſchrifft, ſo bey der Chur-Fuͤrſtlichen
Regierung zu Halle von der Loͤblichen
Magdeb. Landſchafft fuͤr den Magiſtrat
zu Haldensleben iſt eingeleget worden,
nicht wenig beſtaͤrcket wird, indem die-
ſelbe ausdruͤcklich in ihrer Schrifft ſetzet,
wie NB. Landkuͤndig waͤre, daß der Ma-
giſtrat
zu Haldensleben vor und nach
dem Oſnabrugiſchen Friedens-Schluß
in ruhigem Exercitio der Jagd und des
Weydewercks befindlich und ſie alſo da-
bey zu mainteniren ſeyn. Bey ſo geſtal-
ten Sachen nun ſcheinet 15.) nicht einmahl
noͤthig zu ſeyn, ſich zu denen briefflichen
Uhrkunden zu wenden, und ob dieſelben
zu dem aufferlegten Beweiß weitern
Nachdruck geben koͤnnen, ferner zu con-
ſideri
ren, dieweil jedoch 16.) hierzu merck-
lich etwas hierbeytragen kan die fol. Act.
25. ſub. lit. C.
befindliche Copey des Re-
ceſſ
es Ertz-Biſchoffs Erneſti wegen Luͤz-
gen und groſſen Hermbeben, maaſſen
darinnen faſt am Ende befindlich, daß
benannte Oerter mit ihren Behoͤrungen
und
[59]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
und NB. aller Gerechtigkeit, die Hocher-
meldter Ertz-Biſchoff daran gehabt, oder
gehaben moͤgten, vor ſich und ſeine Nach-
kommen als ein frey erblich Stadt-Guth
ewiglich zu haben, zu behalten und zu beſi-
tzen Gnaͤdiglich concediret.


Nun iſt 17. auſſer Zweiffel zu ſetzen,
daß mehr Hoͤchſtbemeldter Ertz-Biſchoff
zu Luͤzgen und groſſen Hermansleben,
die Jagd-Gerechtigkeit werde gehabt ha-
ben, und alſo dieſelbe ohne Zweiffel hier-
unter mit begriffen; Dieweil jedoch 18.
ſolcher Receſs in originali oder vidimata
copia
vermuthlich bey den Actis nicht
verhanden, ſo wird noͤthig ſeyn, daß ſel-
ber bey der Inrotulation ad Acta geleget,
und zugleich gebethen werde, wenn bey
Abfaſſung der Urthel die Recognitio vor
noͤthig gehalten werden ſolte, darauff zu
reflectiren. Und waͤre zwar 19. beſſer
geweſen, daß bey Ubergebung derer Pro-
batorial-Articul
auff ſolchen Receſs, wie
auch 20. auff die ſub lit. H. fol. Act. 53.
befindliche Beweiß-Articul, ſo in offen-
bahrem Raths-Regiſter und Rechnun-
gen von Anno 1539. biß 1682. ſich gruͤn-
det, das Abſehen waͤre mit gerichtet wor-
den, weil ſie in dem Chur-Fuͤrſtlichen
Reſcript nicht verworffen, ſondern aus-
druͤcklich geſetzt woꝛden, daß die Jagd-
Gerechtigkeit beſſer, als geſchehen, erwie-
ſen werden ſolte. Daraus denn 21. ohn-
wiedertreiblich folget, daß etwas durch
angefuͤhrte Documenta bewieſen ſey. Je-
doch werden 22. gleichfalls die Extracte
in forma probante
bey der Inrotulation
ad Acta
gebracht werden muͤſſen. Solte
jedoch 23. im Urthel-ſprechen darauff nicht
geſehen weꝛden, und der Rath zu Haldens-
leben gemuͤßiget werden ein Remedium
ſuſpenſivum
oder auch wohl gar eine Ap-
pellation
einzuwenden, wuͤrde man ſich
noch aller dieſer Documentorum vermit-
tels der Rechtlichen Wohlthat, das noch
nicht ausgefuͤhꝛte beſſer auszufuͤhꝛen, und
das noch nicht bewieſene zu beweiſen, zu
gebrauchen haben.


  • Receſſ. Imperii de Ao. 1654. §. 73.

Die Beylage ſub lit. F. fol. Act. 23. wie
auch die Copia einer gar alten Abſchrifft
eines Commisſions-Bericht fol. Act. 82.
wird aus denen von dem Herrn Cam-
mer-Conſulenten in Actis angefuͤhrten
Uhrſachen Buͤrgermeiſtern und Rath
der Stadt Haldensleben wenig koͤnnen
zu ſtatten kommen. Endlich hat 24. der
Magiſtrat zu Haldensleben eine und an-
dere gute Præſumtion vor ſich, daß die
Zeugen eydlich auſſagen, daß ſie auff
dem Rath-Hauße vor mehr, als 50. Jah-
ren, Jagd-Netze geſehen, welche keiner
regulariter haben wird, der ſie nicht zum
Jagen gebrauchen will, und folglich zu
jagen befugt iſt. Wie auch 25. daß ſie
vor mehr, als 50. Jahren viel Jagd-
Hunde gehalten, wie ſolches ſowohl aus
der Beylage fol. Act. 23. ſub lit. E. wel-
che jedoch mit dem Originali beſtaͤrcket
werden muß, als auch aus der eydlichen
Auſſage klar zu erſehen, dawieder aber
nicht verfangen kan, was der Herr Cam-
mer-Conſulent in ſeinen Schrifften, weil
es von keiner Erheblichkeit, vorgebracht.
Endlich hilfft 26. dieſen allen ſehr, daß
der Herr Cammer-Conſulent einraͤu-
men muß, daß der Magiſtrat zu Haldens-
leben vor langen und undencklichen Jah-
ren auſſer dem Holtz-Vogt auch unter-
ſchiedene Schuͤtzen gehalten, welches denn
gleichfalls die Zeugen eydlich bekraͤff-
tigen.


Nun wird vermuthlich keiner Schuͤ-
tzen halten, der nicht die Jagd-Gerechtig-
keit und das Puͤrſchen, wie es ſelbſt ge-
nennet wird, auff rechtmaͤßige Weiſe er-
langt, und geruhig zu gebrauchen hat.


Und erſcheinet nun aus dieſem al-
len, daß der Magiſtrat zu Haldensleben
die Jagd-Gerechtigkeit zum wenigſten,
ſo weit das Haſen-Rehe-Friſchling und
wilde Schweins-Schieſſen anlanget, nach
Nothdurfft erwieſen, und vor ihn geſpro-
chen werden muͤſte; Das rothe hohe
Wildpraͤth aber als Hirſche, und was
dahin gehoͤret, betreffend, wird noch vor
ihn ſchwerlich zur Zeit koͤnnen geſpro-
chen werden, jedoch halten wird dafuͤr,
daß, wenn man von dem einlauffenden
Urthel appelliren ſolte, dem Haldenslebi-
ſchen Magiſtrat in inſtantia Appellationis
vermittelſt oben angezogener Rechts-
Wohlthat, das noch nicht genug ausge-
fuͤhrte auszufuͤhꝛen, und noch nicht genug
bewieſene zu beweiſen, gruͤndlicher ſol-
ches auszufuͤhren unbenommen ſey.


Daraus denn nun ferner 27. die
Eroͤrterung des andern Membri der in
dem Bericht-Schreiben befindlichen Fra-
ge von ſelbſt erfolget, daß, weil der Rath
zu Haldensleben die Straff-Befehle
nicht vorſetzlich uͤberſchritten, auch unſe-
rer Meynung nach in den meiſten Pun-
cten der Jagd-Gerechtigkeit ein beyfallig
Urthel vor ſich erhalten wird, uͤberdem
pendente lite nichts wiedriges wider den
Rath zu Haldensleben, dadurch er in ſei-
h 2nem
[60]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
nem von langen Jahren her exercirten
geruhigem Beſitz vel quaſi turbiret wor-
den, hat vorgenommen werden koͤnnen,
auch Niemand auſſer gruͤndlicher Un-
terſuchung und gleichſam unverthei-
diget aus ſeiner Poſſesſione vel quaſi des
Rechtens zu jagen, ohne einer Nullitaͤt,
die faſt inſanabel ſcheinen ſolte, geſetzet
werden kan.


Bey allen dieſen einlauffenden Um-
ſtaͤnden koͤnnen wir nicht anders als
dahin ſchlieſſen, daß der Rath zu Hal-
densleben mit aller Straffe zu verſcho-
nen, von Rechtswegen. Uhrkundlich
haben wir dieſes mit unſerm Facultaͤt-
Jnſiegel bedruͤcken laſſen, ſo geſchehen
Helmſtaͤdt d. 30. Junii, 1692.


(L. S.)


Decanus, Senior, und
andere Doctores der
Juriſten-Facultaͤt da-
ſelbſt.


Nachdem aber ſolch Reſponſum, und
die Acta publica anderweit zu Unparthei-
ſchen geſchickt worden, haben die Herrn
Juriſten der Haͤlliſchen Facultaͤt de pu-
blicato
den 10. May vor Recht er-
kannt:


  • Daß beklagte Stadt dasjenige, ſo ihr
    zu beweiſen aufferlegt, und ſie ſich
    angemaaſſet, wie Rechtens, nicht
    erwieſen, deswegen ſie ſich alles
    Jagens, Schieſſens, und Weide-
    werck-Treibens in und auff denen
    zur Stadt N. gehoͤrigen Hoͤltzern,
    Fluhren und Feldern gaͤntzl. zu ent-
    halten ſchuldig; durch nachfol-
    gende

Rationes Decidendi.


Ob wohl Beklagte ſowohl durch ein
Atteſtat derer Magdeburgiſchen Herren
Land-Staͤnde, als durch einige Zeugniß-
Rotulos den alten Beſitz des Jagens und
Schieſſens, jedoch beſage ihres eigenen
zu Helmſtaͤdt eingehohlten Informats,
nur, ſoviel die Haſen, Rehe, Friſchlinge,
wilde Schweine betrifft, erwieſen;


Dennoch aber und dieweil die Sa-
che nicht in poſſeſſorio, ſondern petitorio
verſi
ret, und ihnen aufferleget worden,
titulum concesſionis zu beweiſen, in wel-
chem beſagtes ihr Informat ſelbſten das
Κρινόμενον ſetzet, ſolches aber nirgends ge-
ſchehen, und nach denen Regeln geſun-
der Vernunfft, ſowohl auch nach denen
gemeinen Rechten, die Unterthanen wi-
der ihre Hohe Landes-Obrigkeit ſich mit
keiner Verjaͤhrung, am wenigſten aber,
wenn es Regalia angehet, wohin die
Jagd-Gerechtigkeit auch gehoͤret, ſchuͤtzen
koͤnnen;


Alſo iſt beſagter Maaſſen zu erken-
nen, und weil Beklagte durch die be-
ſcheinigte alte Beſitzung Præſumtionem
bonæ fidei
fuͤr ſich haben, ſie von Erſtat-
tung der Unkoſten zu abſolviren geweſen.


Welchen Ausſpruch die Herren Leib-
ziger Juriſten, ohngeachtet der Leuterung
de publ. d. 26. Jun. 1697. bekraͤfftiget, in
folgenden Worten: Daß es, eingewen-
deter Leuterung ungeachtet, bey dem am
10. Martii 1693. eroͤffneten Urthel billig
verbleibet, durch folgende


Rationes decidendi.


Ob wohl in der Chur-Fuͤrſtl. Bran-
denburgiſchen Policey-Ordnung des
Hertzogthums Magdeburg
de Anno
1668. Tit.
von Jagd-Sachen, §. 11. denen
Staͤdten, die es alſo erſeſſen und geru-
hig hergebracht, das Nieder-Weyde-
werck ſowohl auff ihren eigenen, als der
andern Grund und Boden nachgelaſſen,
und es das Anſehen hat, als wann die
Fuͤrſtl. Magdeb. Regierung durch den
Abſchied vom 2. Nov. 1657. fol. 23. Vol. 2.
Beklagten die Jagd-Gerechtigkeit einge-
raͤumet; Hiernechſt Ertz-Biſchoff Erne-
ſtus bereits Anno 1479. Beklagtens Vor-
fahren einige Stadt-Guͤther, darauff ſie
bißhero die Jagden exerciret, mit aller
Zugehoͤr und Gerechtigkeit, welche die
Ertz-Biſchoͤffe vorhero daran gehabt,
beſage Vererbungs-Receſſ ſub fol. 38.
Vol.
4. geeignet, darneben Beklagte in
denen Zeugniß-Rotulis fol. 121. ſeq. und
126. ſeq. Vol. 2. den Beſitz der ſtreitigten
Jagden uͤber Rechts verwehrte Zeit auff
50. biß 60. Jahr beybracht, uͤber dieſes ſo-
wohl die Landſchafft, wie es Landkundig,
daß Beklagte vor und nach dem Oſna-
brugi
ſchen Friedensſchluß in ruhigem
Exercitio derſelben befindlich, fol. 12.
Vol.
2. bezeuget, und von dem ruhigen
Gebrauch ſolcher Jagden in denen alten
Raths-Rechnungen de Anno 1539. und
folgenden Jahren fol. 80. Vol. 1. Nach-
richt zu finden, auch unterſchiedene Zeu-
gen ad art. 1. 2. 3. fol. 134. Vol. 1. it. Zeuge
ad art. 1. fol. 95. Zeuge ad art. 5. fol. 122.
Vol.
2. daß Beklagten die Jagd-Gerech-
tigkeit zuſtehe, deponiren; Darneben
Zeuge 4. ad art. 1. fol. 115. ſolches von ſei-
nem
[61]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
nem Vater, und Zeuge 1. ad art. 4. fol. 119.
fac. b.
und fol. 121. Vol. 2. von 2. Hirten
wollen vernommen haben.


Dennoch aber und dieweil in dem
Gnaͤdigſten Deciſiv-Reſcripto vom 27.
Febr. 1688. und der darauf am 31. Mar-
tii
deſſelben Jahres ergangenen Regie-
rungs-Verordnung fol. 3. 7. Vol. 2. Be-
klagten beſſere Beybringung eines Titu-
li concesſionis
oder undencklicher Ver-
jaͤhrung der prætendirten Jagd-Gerech-
tigkeit binnen gewiſſer Friſt aufferleget,
deſſen ſich auch dieſelbe durch die uͤberge-
bene Beweiß-Articul fol. 22. Vol. 2. an-
gemaaſſet, dadurch aber weder eines,
noch das andere, wie recht, beygebracht,
angeſehen der Abſchied de Anno 1657. al-
leine zwiſchen beklagtem Rath und
Buͤrgerſchafft ſuper Poſſeſſorio des Wei-
dewercks ergangen, in Ertz-Biſchoffs Er-
neſti Vererbung aber der Jagd-Gerech-
tigkeit inſonderheit nicht gedacht, und ſol-
che ſub generali nomine aller Gerechtig-
keit als ein Regale nicht mit begriffen,
das unbeſchworne Atteſtatum der Land-
Staͤnde auch, ſonderlich weil dieſelbe bey
der Sache interesſiret zu ſeyn ſcheinen, ſo
wenig als die Policey-Ordnung, welche
in dieſem Stuͤck nach dem Gnaͤdigſten De-
ciſiv-Reſcript fol. 3. Vol.
2. zu interpreti-
r
en, Beklagten zuſtatten kommen kan,
aus aller der angefuͤhrten Zeugen Aus-
ſage aber keine undenckliche Verjaͤhrung
erweißlich, bevorab weil Zeugen, wenn
ſie bey dem Articulo 3. 4. von dem Exer-
citio
der Jagden uͤber Menſchen Geden-
cken, und ob ſie davon auch von ihren El-
tern und andern Leuten gehoͤret, befragt
worden, laut fol. 39. 40. 96. 97. 118. 120.
132. und 133. Vol. 2. insgemein mit nein,
und wir wiſſens nicht, antworten, hin-
gegen nach Ausſage der Zeugen 4. ad art.
1. fol.
115. ingleichen des erſten Zeugen ad
art. 4. fol. 119. fac. b. Vol.
2. als ſingulari-
um
ſo wenig eine undenckliche Verjaͤh-
rung, als durch die Ausſage der Zeugen
ad art. 1. fol. 95. und des erſten Zeugen ad
art. 5. fol. 122. Vol.
2. ohne daß ſie eine
gruͤndliche Uhrſache haͤtten geben koͤnnen,
warum ſies gewuſt, eine Concesſion o-
der Befugniß voͤllig zu behaupten; Jm
uͤbrigen aber die Raths-Rechnungen als
Documenta domeſtica wenig probiren,
zumahlen auch dieſelben, wie nicht weni-
ger Ertz-Biſchoffs Erneſti Vererbung
und der Landſchafft Zeugniß-Rotulus
fol. 121. Vol.
1. weilen ſolche allerſeits bey
dem uͤbergebenen Beweiß fol. 22. Vol. 2.
nicht mit angefuͤhret worden, in keine
Conſideration zu ziehen; So iſt auch von
uns nach dem verſprochenen Urthel billig
erkannt.


(L. S.)


Ordinarius, Senior, und
andere Doctores der Ju-
riſt
en-Facultaͤt in der
Univerſitaͤt daſelbſt.


Desgleichen haben die Herrn Juri-
ſten der Leibziger Facultaͤt in Sachen des
Koͤnigl. Forſt-Amts des Hertzogthums
Magdeburg wider den Rath und Pfaͤn-
nerſchafft zu Saltze de publ. d. 9. Julii, 1701.
in dieſen Worten erkannt:


  • Daß Beklagte dasjenige, ſo ihnen zu
    erweiſen auffgeleget, und ſie ſich
    angemaaſſet, wie Recht, nicht er-
    wieſen, derowegen dieſelben auff
    denen Schoͤnebecker Fluhren und
    Feldern zu jagen, zu hetzen und
    Weydewerck zu treiben nicht be-
    fugt, ſondern ſich deſſen gaͤntzlich
    zu enthalten ſchuldig, die beyder-
    ſeits auffgewandte Unkoſten aber
    werden aus bewegenden Uhrſa-
    chen gegen einander billig auffge-
    hoben. V. R. W. durch fol-
    gende

Rationes decidendi.


Ob wohl Beklagte in ihrem gefuͤhr-
ten Beweiß Art. 2. 8. und 4. ſo viel beyge-
bracht, daß ſie und ihre Vorfahren wohl
in 50. Jahren her das Weydewerck auf
denen Schoͤnebeckiſchen Fluhren und
Feldern exerciret, auch 4. Zeugen bey
dem andern Art. affirmiren, daß ſolches
uͤber Menſchen-Gedencken von ihnen ge-
ſchehen.


Dennoch aber und dieweil die Jagd-
Gerechtigkeit unter die Landes-Fuͤrſtl.
Regalia gerechnet wird, und dahero ande-
rer Geſtalt nicht, als durch Landes-
Fuͤrſtl. Concesſion und Belehnung oder
durch Verjaͤhrung von undencklichen
Jahren erlanget werden mag, auff je-
nes aber [g]ar nicht articuliret worden,
und wenn eine [Verjaͤhrung] vor undenck-
lichen Jahren erwieſen werden ſoll, alte
Zeugen ausſagen muͤſſen, daß ſie es nicht
alleine ſelbſten alſo und nicht anders ge-
ſehen und erfahren, ſondern auch von
ihren Eltern und Vorfahren gehoͤret
und vernommen, daß es auch niemahls
bey derſelben Lebzeiten anders und der-
h 3geſtalt
[62]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
geſtalt von undencklichen Jahren her al-
ſo gehalten, und exerciret worden, wor-
auf aber gleichfalls weder articuliret, noch
von denen Zeugen ſolches beſtaͤrcket wor-
den, vielmehr dieſelben, als ſie bey dem 5.
Art. uͤber die Verjaͤhrung von undenck-
lichen Zeiten her befragt worden, dar-
auf einſtimmig, ſie wuͤſten es nicht, ge-
antwortet, dahero wenn gleich Beklag-
ter dißfalls eine 50. jaͤhrige Poſſeſſ bey-
bracht, ſolche doch zumahl wider die Lan-
des-Fuͤrſtl. Hohe Obrigkeit darzu nicht zu-
laͤnglich;


So iſt nach Jnhalt unſers abgefaſ-
ſeten Urthels billig erkannt. Sign. Leip-
zig Menſe Martio 1701.


RICHTERI
Conſilium.


Jnhalt.

  • Ob mittelbahre Unterthanen verbunden ſind, einem mittelbahren Herrn
    Dienſte zu leiſten, und ihm Jagd-Frohnen zu thun.

Edle, Veſte und Hochgelahrte, Jnſon-
ders großguͤnſtige Herren,


DErer Rechtliche Information bin ich
in nachfolgendem Caſu benoͤthiget;
Es haben die Hoch und Wohlgebohr-
ne ꝛc. die Herrn Reuſſen, Herren von
Plauen ꝛc. meine Gnaͤdige H. H. H. auf
und in ihren Herrſchafften nicht allein
alle einem Landes-Herrn und Fuͤrſten
ex Jure ſuperioritatis zuſtaͤndige hohe
Territorial-Obrigkeitliche Rechte und
Befugniſſe beſtaͤndig zu genieſſen, und
auch ſolche ſowohl in geiſtlichen, als welt-
lichen Handlungen mit Empfahung der
Erbhuldigung, Haltung allgemeiner
Land-Tage, Beſtellungen ihrer Cantzeley-
en und Conſiſtorien, Verfaß- und Pu-
blicir
ung Gerichts-Policey- und gemei-
ner Landes-Ordnungen, auch anderer
Mandaten und Edicten, Reception der
von ihren Unterthanen, Nieder-Gerich-
ten an Sie und ihre Raͤthe ergangenen
Provocationen, Such- und Erhaltung
derer Land- und Tranck-Steuer, und
was derer mehr ſeyn, und inſonderheit
auch aller Sequel an Landes-Herr eilen-
der Gerichts-Lehens-Jagds-Amts- und
in ſumma aller und jedwede[r] Folge ge-
ruhiglich gebraucht, ſondern ſie ſind auch
vermoͤge Kaͤyſerlicher und Koͤniglicher
habenden Belehnungen aller Bild-Fuhr,
ja des Forſt-Rechts oder Fuͤrſtl. Obrig-
keit ſelbſt berechtiget, und haben ſolche Jura
gleicher geſtalt ſie und ihre Voꝛf[a]hren uͤbeꝛ
weit denn Menſchen Gedaͤchtn[i]ß ſich er-
ſtrecket, mit Promulgirung Forſt[-]Oꝛdnun-
gen und Jagd-Mandaten, Verbi[e]thungen
die Hoͤltzer und Waͤlder mit unpfleglicher
Holtzung oder Faͤllung der Baͤume nicht
zu verwuͤſten, noch, wenn das Wild ſe-
tzet, darein zu fahren, zu weiden und zu
treiben, des Geaͤckers ſich zu enthalten,
Geiſſen und Schaaffe nicht in den Forſt
zu treiben, mit Einforderung des Hun-
de- und Jaͤger-Hafers, mit Hegung der
jungen Geheu, Abſchaffung der ſpitzigen
Zaͤune, Geboth die Hunde zu beknitteln,
mit Erforderung von allen in dem Ge-
zirck der Fuͤrſtl. Obrigkeit geſeſſenen Un-
terthanen, darzu gehoͤrigen Frohn-Dien-
ſte, als Halt- und Fuͤhrung der Hunde,
Fortbringung der Netze und Garn, Er-
bauung der Netz- und Jagd-Haͤuſer,
Beſtraffung der auff den Forſt- und
Wild-Fuhr beſchehenen Veruͤben und
Verbrechungen, Beſtellung Forſt- und
Schuͤtzen-Knechte, Verleih- und Auslaſ-
ſung der Voͤgel-Heerde, Verkauff- und
Aushauung der Jmmen oder Bienen,
gaͤntzlichen und uͤberall vor alle dem, ſo
ſolchem mehr anhaͤngig, nichts ausge-
ſchloſſen, biß dato in uͤblichem Exercitio
gehabt und erhalten; So erſtreckt ſich auch
dero Wild-Bahn beydes auff klein, als
auch auff alles hohe Wildpraͤth, an ro-
them und ſchwartzen, und zugleich mit
auff die ſchaͤdlichen Thiere an Baͤren,
Luchſen und Woͤlffen, und haben in ſol-
chen allen und jedweden Rechten bißhe-
ro, auſſer was ſich jetzo, wiewohl nur
etliche, als folgen wird, de facto unter-
ſtehen, einigen Wieder-Spruch von Nie-
mands gehabt, ſondern ſolche Rechte al-
leſamt geruhig erſeſſen, und auch in de-
ren Exercitio, Poſſeſs vel quaſi noch biß
dieſe Stunde enthalten. Wann aber
anitzo, da die Baͤren, Luchſe, Woͤlffe
ſich ihren und deroſelben benachbarten
Gehoͤltzern und Refieren ſehr gemehret,
und nicht allein die Wildbahnen an Hir-
ſche
[63]zur Jaͤgerey gehoͤhrigen Materien.
ſchen, Rehẽ, und Schweinen, auch Haſen,
Fuͤchſen und dergleichen veroͤdet, ſondern
die Woͤlffe ihren und ihrer Unterthanen
Hirten und Schaͤfern an Heerden, auch
wohl gar in Staͤllen mercklichen Scha-
den zufuͤgen, zuweilen die Leute ſelbſt,
zur Winters-Zeit Weiber, kleine Kin-
der und andere unwehrhaffte Leute, von
ihnen angegriffen, und welches in ver-
wichenem Sommer geſchehen, da etliche
Woͤlffe im benachbarten Francken-Lande
thoͤrigt worden, viel Leute angefallen,
und wer alſo von ihnen in Raſerey an-
gefallen, jaͤmmerlich ſterben muͤſſen, ge-
faͤhrlich beſchaͤdiget worden. Und dan-
nenhero von Gnaͤdiger Herrſchafft bey
jetziger Zeit, da man ihnen mehr,
als ſonſten abbrechen kan, eine gemeine
Wolffs-Jagd angeſtellet, und hierzu alle
und jede Unterthanen, ohne Unterſcheid,
ob dieſelbe in die Aemter ſelbſt gehoͤrig,
oder dero Lehn-Leutẽ zuſtaͤndig, erfodert,
die in der Herrſchafft Saalburg ange-
ſeſſene von Adel ihre ihnen mit Lehen- und
Erb-Gerichten, allein mit der Landes-
Folge und allen uͤbrigen beydes zu Lan-
des-Fuͤrſtl. Gewalt, als Foͤrſtliche Obrig-
keit gehoͤrigen Befugniß zuſtaͤndige Un-
terſaſſen, beſonders ihre Frohn-Bauern
darzu nicht ſchicken wollen, aus dem bloſ-
ſen Vorwand, daß ſie ihrer Dienſte zu
ihrer Haußhaltung ſelbſt beduͤrffen und
nicht entrathen koͤnten, die Marck Tan-
na aber mit dem, daß es eine lange Zeit
von ihnen nicht begehret worden, ent-
ſchuldigen wollen.


Ob man nun wohl nicht unterlaſſen,
ſie von ihrem unbefugten Verweiger-
niß in der Guͤte abzumahnen, und da-
bey anzufuͤhren, wie Gnaͤdige Herr-
ſchafft


1) Aus obangefuͤhrter Befugniß
wider alle, die in dem Gebieth ſind, und
in Anſehung der Forſt-Gerechtigkeit ge-
legene Unterthanen eine gegruͤndete In-
tention
vor ſich habe, und derjenige, ſo ſich
davon entbrechen wolte, die auf recht-
maͤßige Weiſe erlangte Ausnahme be-
weiſen muͤſte.


2) Moͤchten ſie dieß Auffgeboth zu
einer durchgaͤngigen Wolffs-Jagd gleich
zur Folge, oder zu dem Forſt- und Jagd-
Recht rechnen, ſo koͤnten ſie ſich doch we-
der eines, noch des andern Falls mit
Recht kaum entbrechen, weil ſie beydes
Subditi, und alſo zu aller Folge, worun-
ter auch die Jagds-Folge eine ſonderbah-
re Species und ſub Genere und in toto ſuo
begriffen, als auch innerhalb dem Forſt
gelegene und alſo zur Jagd-Frohne ſo
lange, biß ſie die Ausnahme bewieſen
haͤtten, verbundene Leute waͤren.


3) Jhre Con-Subditi nicht alleine in
der benachbarten Herrſchafft Loͤbenſtein,
ſondern auch der Amts-Unterthanen die-
ſer der Herrſchafft Saalburg ſelbſt ohne
Unterſcheid, ob ſie ihrem Erb-Herrn mit
Frohnen verwandt waͤren, oder nicht,
ſolchen Dienſt oder Folge noch anitzo lei-
ſteten, und dergleichen auch in denen be-
nachbarten Chur- und Fuͤrſtlichen Aem-
tern Arnshauß und Weide gehalten,
und ſowohl die Edelleute, als die Amts-
Unterthanen zur Wolffs-Jagd erfor-
dert wuͤrden, und erſchienen, und un-
geachtet es ſolcher Oerter vor eine Lan-
des-Folge gerechnet, auch in ſolcher Ge-
ſtalt gebothen wuͤrde, doch auch die mit
Ober-Gerichten beliehene von Adel, ſo
doch ſonſten der Gerichts-Folge befreyet,
ihre Leute darzu ſchicken muͤſſen, wel-
ches wieder (da auch gleich obiges dero
Befugniß cesſirte,) eine ſtarcke Vermu-
thung vor Gnaͤdge Herrſchafft waͤre,
ſintemahl in zweiffelhafften Dienſten
auff die Gewohnheit derer benachbarten
Orten nicht unbillig geſehen wuͤrde.


4) Sie die Saalburgiſchen Unter-
thanen, ſolcher Verweigerung hiebevor
ſich enthalten und vor Gnaͤdiger Herr-
ſchafft Anno 1647. allererſt erfolgter Lan-
des-Theilung, da Loͤbenſtein und Saal-
burg einen Herrn gehabt, mit und nebſt
denen Loͤbenſteiniſchen Unterthanen in
Verfolgung derer Woͤlffe bey einander
gehalten, das Werck mit zuſammen ge-
ſetzten Kraͤfften verrichtet, alſo, daß ſie
die Woͤlffe auch biß auff den Francken-
Wald und ins Bißthum Bamberg hin-
ein verfolget, damahlen dann Mann vor
Mann auffgebothen, und unter ihnen
einiger Unterſcheid nicht gehalten worden.


5) Waͤre ihr ſelbſt eigen Bekaͤntniß,
nur, daß ſie ſolches qualificiren und auff
die ihnen unfrohnbare Leute nur ver-
ſtehen wollen, verhanden, indem ſie
ihre andere Unterthanen darzu ſchicken,
welche Beſchaffenheit oder Ausnahme
Gnaͤdiger Herrſchafft Intention in non
exceptis
bekraͤfftigen thaͤte, die angefuͤhrte
Beſchaffenheit oder Ausnahme derer uͤ-
bꝛigen bewieſen abeꝛ weꝛden muͤſte, geſtalt
auch auff dem neulichſten Land-Tag zu
Schlaͤtz Anno 1655. ſie bey dieſem Punct,
deſſen ſich nur meiſt beſchweret, daß Gnaͤ-
diger Herrſchafft Jaͤgere unter dem Præ-
text
[64]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
text der Wolffs-Jagden ihre Untertha-
nen auch auff die Rehe-Jagden gebrau-
chen wolten, und eo ipſo ſolcher der
Wolffs-Jagd freywillig und zwar auff
oͤffentlichem Land-Tage geſtaͤndig gewe-
ſen: und als ſie hierauff Gnaͤdige Herr-
ſchafft ſchrifftlich erklaͤhren laſſen, unter
dem Vorwand, ſolcher Wolffs-Jagden
ihre Leute, ſo weit es nicht hergebracht,
damit verſchonen zu laſſen, dabey aber
zu mehrerm Uberfluß annectiret, daß bey
denen Wolffs-Jagden, als einem gemei-
nen nuͤtzlichen Wercke, nach Ausweiſung
der Rechte und aller Orten in der Nach-
barſchafft uͤblichem Gebrauch es ſein Ver-
bleiben, und ſolche alle und jede eingeſeſ-
ſene Unterthanen zu verrichten haͤtten,
mit ſolcher Erklaͤhrung gar wohl zu frie-
den geweſen, dabey acquieſciret, und dar-
wieder weder damahls, noch ſeit der Zeit
nicht das geringſte eingewendet.


Womit ſie 6) dann wiederum nicht
wuͤrden fortkommen, weilen die Jura Su-
perioritatis Foreſti, Jurisdictionis
und
Emphyteuſeos ſo gar nicht einander zu-
wider, daß nicht in einem Subjecto ſie
alle zugleich, und alſo ein Unterthan ein
zwey, drey und vierherrich ſeyn koͤnte,
als auff welchen der eine die Landesherr-
liche Obrigkeit, der andere das Jus und
davon herruͤhrende Forſt-Dienſte, der
dritte die Gerichten, der vierdte Lehen
und Zinſen, auch wohl Frohn, und ein
anderer ein anders haben koͤnnen, und
in Caſu concurrentiæ, da zu einer Zeit 2.
oder mehr Herren zugleich etwas for-
derten, wuͤrde billig der wuͤrdigere dem
wenig wuͤrdigen vorgezogen, daß alſo,
wenn es kaͤme, daß ihre Frohn-Bauern
zugleich auff ihre Pferd- und Acker-Froh-
ne, die ſie ihnen, denen Erb-Herrn, zu
leiſten, und auff die Landes- oder Jagd-
Folge oder andere dergleichen Schuldig-
keit, die ſie ihrem Landes-Herrn zu præ-
ſtir
en ſchuldig, geheiſſen wuͤrden, billig
ihrer derer von Adel-Dienſt ſo lange ru-
hete, biß des Landes-Herrn Dienſt ver-
richtet worden.


Zumahlen 7) dergleichen Pferd- und
Acker-Dienſt nicht einerley, in dem man-
cher alle Tage, ein anderer aber nur uͤ-
ber den andern, dritten und vierdten er-
fordert werden duͤrffte, etliche aber nur
gewiſſe Tage des gantzen Jahres haͤt-
ten.


Und 8) Gnaͤdiger Herrſchafft ſelbſt
bey ihren Amts-Unterthanen derglei-
chen Pferd- und andere Frohnen zuſtaͤn-
dig, und ſolche von denen Jhrigen zu der
Zeit, da beydes zugleich vorfiehle, ent-
baͤhren muͤſſen; Zudem daß


9) Die Folge und Frohne ſolcher
Jagden gemeiniglich pflegten des Win-
ters, da dieſen Thieren am beſten abzu-
brechen, und ohnedieß die Aecker und
andere Haußhaltungs-Frohnen entwe-
der gantz ruheten, oder daran doch we-
nig zu leiſten waͤre, zu geſchehen, und
alſo ihrer derer von Adel angezogene Ra-
tio,
wenn gleich ſonſten, das doch nicht iſt,
buͤndig waͤre, cesſirte, und nicht zu at-
tendir
en.


Die Marck Tanna 10) betreffend,
koͤnte es zwar wohl ſeyn, daß ſie ſo gar
neulich dieſe Frohn und Folge nicht ge-
leiſtet haben moͤge, indem nicht alle
Jahr, auch wenn es geſchicht, ſtracks
nicht ein gantzes Auffgeboth aller und je-
der Unterthanen, Marck-Flecken und
Dorffſchafften geſchiehet, ſondern offt nur
der 2. 3. 4. 5te Mann, zuweilen auch nur
ein oder ein paar Doͤrffer und Oerter,
der Reihe nach, auffgefordert werden.


Woraus denn auff den durch Ver-
jaͤhrung erlangten Titul nicht zuſchlieſ-
ſen, weilen in dergleichen Rechten derer
Exercitium ſich nicht alle wege ereignet,
wegen der in dieſem Falle ausgeſetzten
Zeit, da keine Gelegenheit verhanden,
ſich keine Verjaͤhrung behaupten laͤſſet,
allen Falls ſie ſolchen Titulum zu bewei-
ſen, hergegen ſo lange ſolches nicht ge-
ſchehen, und Gnaͤdige Herrſchafft ihres
Exercitii und Poſſeſſ vel qvaſi ſich zu be-
dienen haͤtten; Hiernechſt iſt ihnen auch
der Privat-Nutzen, den ſie ſelbſt und die
Unterthanen daraus zu gewarten, re-
monſtrir
et worden.


Jndem 11) ſo durch Vertreib oder
Vertilgung ſolcher ſchaͤdlicher Thiere ih-
re und ihrer Leute Schaͤffereyen und
Viehe-Zucht, deren ſie weit mehr, als
Gnaͤdige Herrſchafft ſelbſten haͤtten, in
Sicherheit geſetzet, auch viel ihrer ar-
men Leuten deſto ruhiger mit ihren Weib
und Kindern im Holtz und Felde das ihre
abwarten koͤnten.


12) Gnaͤdige Herrſchafft ſich in An-
ſchaffung des ſo vielfaͤltiger Wild-Zeu-
ges und andere Nothdurfft ein anſehn-
liches ſtehen und koſten lieſſe, welches in
Collatione ihrer Unterthanen etwan auf
ein oder mehr Tage entbehrter Pferde
und anderer Frohnen nicht einmahl ſich
conſideriren lieſſe, und


13) Den euſerſten Fall geſetzet, daß
weder
[65]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
weder Gnaͤdige Herrſchafft ſolcher Herr-
ſchafftlichen Rechte befugt, oder ſie die
Ausnahme davon ſchon, wie ſich gebuͤh-
ret, erwieſen und beybracht haͤtten.


Und gleichwohl ſolche grimmige
Thiere in einer Provinz ſich finden, und
da ihnen nicht in Zeiten mit nachdruck
gewehret wuͤrde, ſich mehren und davor
weder Menſchen, noch Viehe ſicher leben
koͤnnen ſolten;


So waͤre es ja eine allgemeine Noth,
und dahero auch mit allgemeiner Huͤlffe
dieſelbe zuruͤck zu treiben, und muͤſte
Herr und Knecht mit einander zugleich
umſetzen, oder, da die Unterthanen den
Herren darum aus ein oder anderer
Beqvemlichkeit, die der Herr mehr als
ſie darzu haͤtte, erſuchten, ſo waͤre es ja
auſſer Zweiffel, daß ſie den darzu gehoͤ-
rigen Koſten pro rata am Gelde trage,
oder ihre Muͤhe darzu conferiren muͤ-
ſte, und diß aus der natuͤrlichen Billig-
keit, wo derjenige, der den Nutzen hat,
ſich auch der Muͤhe oder des Verdruſſes
nicht darff dauern laſſen.


Und da 14) wenn ein Fuͤrſt oder
Herr ſeine Provinz von boͤſen Leuten
frey macht, die Unterthanen darzu die
Folge, Hencker-Geld und andere Unko-
ſten tragen muͤſſen, ſo wird ad identita-
tem rationis,
zumahl allhier noch einem
unvernuͤnfftigen Thiere, jenes Falls aber
einem vernuͤnfftigen Menſchen nachge-
trachtet wird, ein Unterthaner deſto we-
niger von huͤlfflicher Hand ſich zu ent-
brechen vermoͤgen.


Sonderlich weil 15) ſchließlich die all-
gemeine Landes-Folge mit dergleichen
Wolff und Baͤren-Jagden ſo genau ver-
einiget, daß auch die Unterthanen hier-
zu theils Orten mit dem Trommel-
Schlag zuſammen geruffen werden, nicht
ſowohl weil der Wolff vor ſelben ſich
fuͤrchtet und davor fliehet, als damit an-
zuzeigen, daß ein Unterthaner durch den
Klang der Trommel munter und wach
zu dem zu der Haͤtze beſtim̃ten Ort erſchei-
nen, und zwar nicht mit bloſen Haͤnden,
ſondern mit ſeinem beſten Gewehr ſich
ſtellen und Verordnung erwarten
muͤſſe.


Dieweil er aber mit dergleichen und
andern mehr vernuͤnfftigen Motiven und
Gruͤnden ſie, die von Adel, nicht aller-
dings zu gewinnen geweſen, und obwohl
eines Theils ihre Leute darauff geſchickt,
doch andern Theils ſolche noch zuruͤcke
halten, und, wie man vernimmet, die
Unterthanen oder ihre Hinterſaſſen ger-
ne erſcheinen wolten, wenn ſie nur von
ihren Lehen-Herren darzu gelaſſen wuͤr-
den, und ein ſolches ungerechtes und un-
bedachtſames Vornehmen der Hoch- und
Wohlgebohrnen meiner Gnaͤdigen
Herrſchafft ſehr genau gehet, indem ſie
erfahren ſollen, daß Jhnen ihre mit dop-
peltem Eyde, nehmlich der Unterthaͤnig-
keit, als Landſaſſen und Unterthanen,
und der Treu, als Vaſallen, verwandte
Leute in ſolchem ihrem hohen Landes-
herrlichen Recht und Befugniß, woraus,
daß ſie die Herrn des Landes waͤren,
eintzig und alleine mit erſchiene, und ei-
ne gewiſſe Teſſera ihres unmittelbahren
Reichs-Standes und Hoheit waͤre,
und darinnen ſie gleich wohl weder von
denen Roͤmiſchen Kaͤyſern, noch eintzi-
gen Chur-Fuͤrſten oder Herren die Zeit
ihres und ihrer Vorfahren Lebens nie
gekraͤncket worden waͤren, Einhalt thun,
und alſo faſt in ihren Augapffel greiffen
wolten, zumahlen ſie noch hieruͤber er-
fahren muͤſten, daß ſie in ihren Privat-
Haͤuſern und Ritter-Guͤthern deswe-
gen Zuſammenkuͤnffte angeſtellet, und
uͤber dieſe ihrer Landes- und Lehens-
Herren hohe Jura, zuwider ihren dop-
pelten Pflichten, vermoͤge derer ſie nicht
thun, noch handeln ſollen und wollen,
was zu Abbruch ihrer Herrn Hoheit
und Befugniß nur in eintzige Wege ge-
reichen kan, in Zweiffel und Diſputat zu
ziehen, und gleichwohl meine Gnaͤdige
Herren hierunter behutſam gehen wol-
ten, und damit ihre niedrige Lehen-Leu-
te ſich deſto weniger zu beklagen Urſach
haben moͤgen, mir Gnaͤdig befohlen, mich,
auff was zulaͤſſige Weiſe und durch was
Gradus ſie von ihrem Ungehorſam, und
daraus entſprungener Verweigerung,
auch vorgenommener eigenmaͤſſiger Zu-
ſammenkunfft compeſciret, reſpective
geſtrafft werden, und wie wider ſie diß-
falls zu verhalten ſeyn moͤge, rechtlichen
informiren zu laſſen;


Als iſt und gelanget an die Herren
mein dienſtfreundlich Bitten, ſie wollen
das Werck Collegialiter erwegen u. mich
hierunter des Rechtens mit Beyfuͤgung
derer Rationum dubitandi \& decidendi
in einem verſchloſſenen Verſpruch ſonder
Beſchwerde verſtaͤndigen; Das bin umb
dieſelben ich zu verdienen willig.


Chriſtoph Philipp. Richter.


iWEHNE-
[66]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher

WEHNERI


Conſilium LXXXVII.

ALs zweiffelhafftig vorgefallen, ob
auch einer auff des andern Grund
und Boden, da es ſeine Vor-Eltern alſo
hergebracht, zu jagen befugt ſey, und in
kuͤnfftiger Zeit verbothen werden koͤnnen.


Darauff ſo ſage ich, mit vorher-
hender Anruffung Goͤttlicher Gnade,
daß die Menſchen erſtlich aus Verſehung
der Vernunfft, auch in Krafft und ver-
moͤge des natuͤrlichen und aller Voͤlcker
Rechtens gemeiniglich das, ſo ihnen nutz
und zu Erhaltung ihrer Nahrung dien-
lich ſeyn mag, zu uͤberkommen trach-
ten, und alle unvernuͤnfftige wilde
Thiere, auch alles Gefluͤgel und Fiſch,
die auff dem Erdreich, in den Luͤfften,
in dem Meer gefangen werden, die wer-
den alsbald des eigen, der ſie gefangen
hat, und irret nicht, ob gleich ein ſolcher
Fang auff ſein oder eines andern Grund
und Boden geſchehen, doch mag ein Je-
der dem andern unterſagen und verbie-
then, daß er ſich ſeines Grunds, Hol-
tzes, Felder, und Wieſen-Gruͤnde enthal-
te, und von Jagens oder Weyde-Wercks
wegen darauff nicht komme. Denn
die wilden Thiere, Fiſche und Voͤgel, ſo-
bald als ſie von andern gefangen wer-
den, fangen ſie an, demjenigen zuzuhoͤ-
ren, der ſich ihrer angemaaſt, denn was
Niemanden zuſtaͤndig iſt, kan ein Jed-
weder wegnehmen; Es iſt auch nichts
daran gelegen, ob einer die Voͤgel oder
wilden Thiere, auf ſeinem eigenen Grund
und Boden wegfaͤngt, oder auff fremb-
dem Gebiethe.


Unterſtuͤnde ſich nun dieſer Jaͤger,
oder Weyde-Mann uͤber angelegte Ge-
both auff eines andern Grund und Bo-
den zu jagen, oder Voͤgel zu fahen, ſo
verliehret er dadurch den Fang, wie denn
die Rechts-Lehrer bezeugen, in L. Si Fun-
dum. \& L. Certum. C. de Rei vind.
Und
iſt zu wiſſen, was einer auff andern
fremden Gruͤnden vor Wildpraͤth faͤ-
het, und uͤberkommt, das iſt und bleibt
ſein eigen, doch laͤnger nicht, denn ſo
lange es in ſeiner Gewalt und Behut-
ſam iſt. Denn ſo es ihm nachfolgends en-
trinnt und wieder ſeine natuͤrliche Frey-
heit bekommt, wer es dann faͤngt, deſſel-
ben iſt es, es waͤre denn ein ſolch entwi-
chen wild Thier heimiſch, und alſo ge-
wehnet worden, daß es zu Zeiten aus-
gieng, und gewoͤhnlich wiederkaͤme, al-
ſo hat es einander auffzufahen, und ein-
zuthun nicht Macht, und ſaget der Text
in obangezogenem §. alles, was du weg-
faͤngſt, bleibt ſo lange deine, als du es
in deiner Verwahrung erhaͤlſt, iſt es dir
aber entſprungen, und hat ſich in ſeine
natuͤrliche Freyheit begeben, ſo hoͤrt es
auff deine zu ſeyn.


Und iſt bey dieſem zu wiſſen, wenn
gleich ein wild Thier geſchoſſen, auff daſ-
ſelbe mahl aber nicht gefangen wird, daß
er zu ſolchem geſchoſſenen oder ſonſt ver-
wundeten wilden Thiere keine Gelegen-
heit haͤtte, ſondern welcher nachmahls
daſſelbe faͤhet oder faͤllet, deſſelben iſt es,
ob es gleich von einen andern vorhin ge-
jagt, oder hart verwundet worden; Daß
aber das Weyde-Werck einem auff ei-
nem fremden Grund koͤnne verbothen
werden, das bezeuget der Sachſen-
Spiegel,
lib. 2. art. 6. da er ſpricht: Al-
les Wildpraͤth iſt einem jeden frey zu fa-
hen, nicht allein auff ſeinem, ſondern
auch eines andern Guth, doch mag Je-
der das Wildpraͤth auff dem Seinigen
hegen, mit deme, daß er auff das Sei-
ne zu gehen oder zu jagen verbiethe.
Dahero haben zu unſern Zeiten die Fuͤr-
ſten und Herren ihre Wildbahn und Ge-
heg im Gebrauch, und iſt die Jagd will-
kuͤhrlich einem Jeden zu veꝛſtatten und zu
verbiethen. Und in willkuͤrlichen Din-
gen, als Jagden, kan keine Verjaͤhrung
lauffen oder angezogen werden.


Und wann einer das Seine heget,
ſo heget er auch, was in dem Seinen iſt,
dieweil es in dem Geheg iſt, kommts a-
ber aus dem Geheg, iſt es deſſen, der es
faͤhet, daꝛwider ſich der Weydemann nicht
ſteuern oder ſchuͤtzen mag, daß er in Poſ-
ſeſſion
und Gewehr ſey des Jagens, und
ſolche Gewehr uͤber verwehrte Zeit, die
zu der Verjaͤhrung und Præſcription die-
ſer Servitut in Rechten erfordert wird, ei-
niglich geuͤbt, und hergebracht habe, dann
das geſchicht aus Freyheit und Zulaſſung
gemeines Rechten, nach welcher ein Jeder
Macht hat, allenthalben wilde Thiere zu
jagen, und zu fahen, und iſt alſo ein fꝛey zu-
gelaſſen Weſen und Handel, welches wie
offt und langwierig es geſchicht, demjeni-
gen,
[67]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
gen, der ihn uͤbet, keine fuͤrtere Gerechtig-
keit mehr zutraͤget, dann es des erſten
Tages gehabt, ſo gebiehret er auch dem
Herrn des Guths keinen Nachtheil an
ſeiner Gerechtigkeit, damit er nichts we-
nigers uͤber viel Zeit und Ubung, auch
uͤber 1000. Jahr Fug, Macht und Recht
hat, dem Weidemann zu verbiethen, daß
er fuͤrder Weidwercks halben und Weid-
werck zu uͤben, auff und in das Seine
nicht gehe, reite, oder wandere, auff
welche Verbiethung der Weidemann
ſchuldig iſt, daſſelbe zu meiden, und ſo
es daruͤber von ihm geuͤbet, geſchicht dem
Herrn des Guths Gewalt, wird auch
dadurch verunehret. Doch iſt es eine
andere Meynung, wenn ein Fuͤrſt, Gra-
fe, Freyherr oder Edelmann ein Schloß,
Hauß, oder Stadt von der Kaͤyſerlichen
Maj. zu Lehen haͤtte, und der Lehn-
Brieff die Jagden als ein Eingehoͤrung
mit ſich braͤcht, und deſſen eine ſonderli-
che Freyung verhanden, auf ſolchen Fall
koͤnte ſolch Jagen als eine Servitut und
Zugehoͤrung nicht gewehret oder verbo-
then werden, dann ſolches ein Roͤmiſcher
Kaͤyſer von wegen ſeiner Hoheit und ein
Fuͤrſt der Waͤlder und Welt, gut Fug
und Macht, auch Recht hat einen mit ei-
ner Jagd zum Theil oder gantz und gar
zu belehnen, und der Grund- oder Ei-
genthums-Herr ſolches nicht zu fechten
hat, oder wehren kan, er thue oder wil-
lige gleich ſolches gern, oder ungern, und
heiſt alsdenn: Es muß auch derjenige,
der nicht Luſt darzu hat, ſich einen Proceſs
gefallen laſſen. Und hat alſo ein Kaͤyſer
Macht und ſonderlich der Jagden hal-
ber, ungeachtet, wie ihm der Lehnmann
ſonſt mit Lehns-Pflicht verwandt, zu di-
ſpenſir
en und zu handeln, und wiederum
zu retractiren. Welches nur dem Kaͤy-
ſer allein zuſtehet nach ſeiner vollſtaͤndi-
gen Macht und Gewalt, da er dem Geſetz
nicht unterworffen iſt.


Es hat auch der Kaͤyſer Macht maͤn-
niglich das Jagen einzulegen, und zu ver-
biethen, auſſerhalb, was Baͤren, wilde
Schweine und Wolffe ſeyn. Dahero
kan der Kaͤyſer allein dem natuͤrlichen
Voͤlcker-Rechte nach in Anſehung der
Jagd etwas verordnen, verbiethen, dar-
zu thun und davon nehmen. Und alſo
ein Lehn-Brieff die Jagd giebt und mit-
bringt, auch die N. E. Vorfahren deren
in Poſſesſion, Gebrauch und Gewehr
geweſen ſeyn, in derer anſtoſſenden und
umliegenden Gehoͤltz zu jagen, ſo wird
aus ſolchem Titul und Ankunfft der gu-
te Glaube, und daß man des Jagens ver-
muthet und die Gerechtigkeit des Jagens
beſchloſſen; Denn aus der Art und Wei-
ſe, wie man darzu gekommen, vermu-
thet man, daß einer die Sache redlich
uͤberkommen, und alſo glaubet man auch,
wenn die Vorfahren durch eine lange
Gewohnheit ſich deꝛ Jagden angemaaſſet,
daß ſie es zu thun befugt geweſen.


Und ſonderlich da eine lange Zeit und
an ſolchen umliegenden Oꝛten, als zu einer
zugehoͤrenden Gerechtigkeit, das Hauß
Bibra die Jagd gehalten und gejagt hat,
und thut ein alt Herkommen viel zu der
Sache. Denn das Alterthum wird auch
vor ein Geſetz gehalten, und ſteht in glei-
cher Claſſe mit der Gewohnheit und dem
Befehl des Fuͤrſten. Und iſt dieß die
ſchluͤßliche Meynung des Herrn Hiero-
nymi Schurffii,
und da einer auf des an-
dern Grund und Boden 30. Jahr, Jahr
und Tag Weydwerck mit des andern
Wiſſen und Willen geuͤbt und getrieben,
und ſolches zu gebuͤhrlicher Zeit, daß er
dadurch eine Gerechtigkeit des Jagens
erlange und præſcribire, und daß dar-
auff in der Hertzogen zu Sachſen Stuhl
zu Leipzig erkannt und geſprochen wer-
de, und ſind die Worte: Es iſt Landkuͤn-
dig und wird auch im gantzen Lande ſo
gehalten, daß, ob zwar die Jagden eine
ſolche Sache ſind, die einer nach Gefal-
len thun oder laſſen kan, wenn man aber
doch 30. Jahr mit Vorbewuſt und Ge-
nehmhaltung des Herrn die Jagden auf
eines andern Grund und Boden richtig
exerciret, einer eine ſolche Jagd-Gerech-
tigkeit hierdurch uͤberkommt, daß einem
der andere hernach nicht mehr verweh-
ren kan, und alſo iſt im Leipziger Schoͤp-
pen-Stuhl geſprochen worden, wie er
denn die Gerechtigkeit von Jagen, daß
ſie erſeſſen werden kan, durch einen lan-
gen und alten Gebrauch, weitlaͤufftig
und ſchluͤßlich ausfuͤhret, auff Maaß
und Meynung, wie oben vermeldt iſt.


So iſt demnach diß mein endlicher
Beſchluß, daß wo einem die Jagd auff
eines andern ſeinen Guͤtern geliehen
wird von einem Kaͤyſer, daß er derſel-
ben nicht zu entſetzen, ſondern ſich der-
ſelben zu gebrauchen und zu halten gut
Macht und Fug hat, und auch ein Kaͤy-
ſer als das oberſte Haupt der Welt, die
Jagd zu leihen nach ihrer Majeſt. Wohl-
gefallen befugt und berechtiget.


P. Matth. Wehnerus.


i 2Strykii
[68]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher

STRYKII
Conſilium LXXXVII.


Jnhalt.

  • Von der Ober-Jagd, die aus ſehr alten Lehn-Brieffen und der undencklichen
    Poſſeſswider den Landes-Herrn geſchuͤtzt worden.

DEmnach uͤber die zwiſchen dem Hrn.
G. R. V. B. und dem Hoch-Fuͤrſtli-
chen Forſt-Amt zu D. in puncto der O-
ber-Jagden ergangene Acta mein in Rech-
ten gegruͤndetes Bedenckẽ verlangt wor-
den; So habe ich die von beyden Thei-
len uͤbergebene Schrifften, Acta und auf-
genommene Atteſtata mit Fleiß verleſen,
und befinde, daß das Momentum cau-
ſæ
und die davon dependirende Deciſion
laut Hoch-Fuͤrſtlichen Reſcripti vom 30.
Nov. Anno 1696. hierauff beruhe:


  • Ob nicht wohlgedachter Herr G. R.
    V. B.
    ſo viel ausgefuͤhret, daß der-
    ſelbe in denen 3. Doͤrffern quæ-
    ſtionis
    und darzu gehoͤrigen Feld-
    Marcken und Holtzungen die ho-
    hen Jagden hergebracht und zu ex-
    ercir
    en befugt ſey.

Wenn nun die Acta mit Fleiß er-
wogen werden, ſo befindet ſich hier ein
weit mehres, als ein bloſſes Herbringen,
indem diß Wort zum hoͤchſten ein meh-
rers nicht, als eine Obſervanz oder biß-
herigen Gebrauch mit ſich fuͤhret. Denn
die Obſervanz erfordert noch weniger,
als die Gewohnheit, weil ſie mehr im
Thun beſtehet, und aus einer lang fort-
geſetzten Obſervanz erwaͤchſet die Ge-
wohnheit.


Sondern es kommen hier zuſam-
men die Vermuthung eines gemeinen
Rechts, die mit denen Jagden in generel-
l
en Worten eingerichtete Inveſtitur und
eine auff mehr als 100. Jahr beſtaͤndige
Poſſesſion, daher der kuͤnfftige Judex die-
ſe Sache nicht aus einem oder andern
Principio, ſo lange nach der alten Inve-
ſtitur
erſtlich von denen neuern Docto-
ribus
gemachet und von dem Forſt-Amt
zu D. hauptſaͤchlich urgiret worden, con-
ſiderir
en, ſondern in dieſem Wercke, wo-
von denen durch einen alten Edelmann
dieſer Familie zuſtehenden Rechten diſpu-
tirt
wird, auf die vor Alters uͤbliche Rech-
te und damahls gewoͤhnlichen Stylum
der Lehn-Brieffe ſein Abſehen nehmen,
und folgends den darauff folgenden Ge-
brauch und Ubung dieſes Rechts damit
conferiren muß, alsdann aus dieſer Zu-
ſammenhaltung derer Rechte und Zeiten,
der Ausſchlag nicht anders als vor die
gerechte Jagddianiſche und jetzo Berns-
dorffianiſche Sache fallen kan.


Solches aber deſto klaͤhrer vor Au-
gen zu legen, dienet zum General-Fun-
dament


1) Die natuͤrliche Freyheit auff ei-
genem Grund und Boden allerhand
Wildpraͤth, groß und klein, nach Belie-
ben zu fangen, welche durch den Bey-
ſtand des im Reiche angenommenen ge-
meinen Rechts dergeſtalt beſtaͤttiget iſt,
daß von etlichen Seculis die Beſitzer der
Guͤther eine gegruͤndete Meynung des
Rechtes nach Belieben Wild zu fangen
vor ſich haben, per §. Feræ igitur beſtiæ.
12. Inſt. de Rer. Div.


Und zwar nicht alleine zu der Zeit,
da in der Roͤmiſchen Republic das ge-
meine Volck das Regiment hatte, ſon-
dern auch, da es unter der Monarchie
geſtanden, wie ſolcher Monarchiſcher Sta-
tus
zu Zeiten des Juſtiniani unſtreitig ge-
weſen, und iſt ſolche Freyheit auf ſeinem
Boden zu jagen, durch das gemeine Geſe-
tze niemahls geaͤndert, noch auch das Wie-
der-Spiel in allen teutſchen Provintzien
durch eine gleichfoͤrmige Gewohnheit diß-
falls eingefuͤhrt worden.


Weil aber leicht abzuſehen, daß wi-
der dieſes Fundament die gemeine Mey-
nung derer Doctoren angefuͤhret wer-
den duͤrffte, daß das buͤrgerliche Recht in
dieſem Fall durch die Gewohnheit waͤre
abgeſchaffet worden, oder auch niemahls
zur Obſervanz gekommen waͤre, ſo kan
doch


2) Nicht auſſer Augen geſetzet wer-
den, daß die itzige Frage vom Jagd-Recht,
inſonderheit derer hohen Jagden im
Nieder-Saͤchſiſchen Creyſe ſich enthal-
te, woſelbſt vor 200. Jahren, da die al-
ten Lehn-Briefe ausgegeben, ohnſtrei-
tig das gemeine Saͤchſiſche Recht in voͤl-
liger Obſervanz geweſen, weil das buͤr-
gerliche
[69]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
gerliche Recht kaum vor 100. Jahren da-
ſelbſt eingefuͤhret worden, wie ſolches be-
zeuget Conring. de Orig. Jur. Germ. c. 33.
p. 216.
Knichen. de Pact. veſtitur. P. 1. c. 1.
num. 53.
Wenn nun das gemeine Sachſen-
Recht angeſehen wird, ſo befindet ſich glei-
cher geſtalt, daß die Fangung derer wil-
den Thiere ohne unterſchied zugelaſſen
geweſen, ausgenommen 3. Bann-Foͤr-
ſte, oder, wie man ſie heutiges Tages
nennet, Gehege, darunter der Hartz
mit begriffen, daß, wer hierinnen Wild
faͤhet, derſelbe in den Koͤnigs-Bann wet-
ten ſoll 6. Schillinge. Beſiehe Land-
Recht,
L. 2. art. 61.


Folget alſo unwiederſprechlich, daß
auſſer den 3. Bann-Foͤrſten oder Ge-
hegen ein Jedweder auff dem Seinigen zu
jagen Macht gehabt, und zwar ohne Un-
terſchied, indem das gemeine Sachſen-
Recht keinen Unterſchied unter hohem
und niedrigem Wildpraͤth machet, wie
denn auch durch die Longobardiſchen Ge-
ſetze die Freyheit, Hirſche zu faͤllen, einem
Jedweden gelaſſen worden.


Welches ihnen auch in Jure Feudali,
oder Lehn-Recht nicht benommen, durch
den §. Si quis ruſticus. 5. verſ. Nemo retia.
2. Feud.
27.
indem ſolcher Textus nur von
Netzen und Stricken auff fremden Bo-
den zu verſtehen, denn in ſeinem Grun-
de kan Jeder nach Gefallen jagen.


3) Jſt ferner hauptſaͤchtlich zu be-
trachten, daß die Edelleute ihre Guͤter
an denen meiſten Orten in Teutſchland
durch das Eigenthums-Recht oder ohne
alle Lehen beſeſſen, und ſich aller Com-
modorum,
welche die Natur einem jeden
Orte beygelegt, frey und ungehindert ge-
brauchet, biß ſie endlich ihre erb- und
eigenthuͤmliche Guͤter ihren Landes-
Herren angebothen, und ſolche als Le-
hen hinwieder erkannt und angenom-
men, wie denn ſolches von dem gantzen
Hertzogthum Luͤneburg aſſeriret wird,
daß es allezeit ein Eigenthum derer Fuͤr-
ſten und kein Lehen geweſen, ſondern
nur nach der Zeit aus eigenem Willen
von dem Hertzoge Ottone dem Kaͤyſer
Friedrich II. zu Lehen auffgetragen wor-
den, welches aus denen Inveſtitur-Brie-
fen mit mehrerm zu erſehen, welche Mei-
bomius
unter ſeinen Hiſtoriſchen Wer-
cken p. 503. referiret. Dergleichen auch
von den Lehen derer von Adel in Teutſch-
land aſſeriret wird, Hertius de Feud. oblat.
P. 1.
§. 6. Mevius Conſ. 44. n. 10.
An welchem
Orte Mevius zwar nur von denen Pom-
meriſchen adelichen Guͤtern redet, jeden-
noch iſt die Vermuthung, daß es in
denen benachbarten Landen ſich auff glei-
che Maaſſe zugetragen. Des Mevii
Worte ſind folgende:


  • Ehe die Fuͤrſten zu Pommern ihre
    Fuͤrſtenthum und Lande vom
    Kaͤyſer Friedrich I. zu Lehen
    empfangen, (NB. Eben von die-
    ſem Kaͤyſer hat auch der Henri-
    cus Leo
    den Hartzwald oder den
    Forſt aufm Hartzer Gebuͤrge Ao.
    1157. zu Lehen bekommen, wie
    ſolches bezeuget Maderus in An-
    tiquit. Brunſ v. p. 118. ſeqq.
    Jnglei-
    chen hat deſſen Nepos Frideri-
    cus II. Anno
    1235. dem Ottoni das
    Hertzogthum in Braunſchweig
    Luͤneburg als ein Reichs-Lehen
    conferiret, ſind in dieſen Landen
    keine Lehen geweſen, ſondern es
    haben die von Adel ihre Guͤther,
    als freye Erb-Guͤther gehabt,
    hernach erſt allmaͤhlig nach dem
    Exempel ihrer Fuͤrſten, wie auch
    der benachbarten unteꝛ Reichs-
    Fuͤrſten Geſeſſene dieſelbe zu Le-
    hen auffgetragen und recogno-
    ſcir
    et.

Zu deſſen Beſtaͤrckung fuͤhret
der Mevius an gedachtem Ort die-
ſes an ſtatt des Fundaments an, daß
die Adelichen Geſchlechter viel alter,
denn die aͤlteſten Lehen-Brieffe, ſo
zu befinden ſeyn, welches Fundament
auch ſonder Zweiffel in dem Hertzogthum
Luͤneburg eintreffen wird.


Nun iſt aber bekant, daß in ſolchen
auffgetragenen und wieder angenom-
menen Lehen die Interpretation wider
den Lehen-Herrn zu machen, ſo, daß die
Erkennung als ein Lehn in ſehr einge-
ſchrencktem Verſtande anzunehmen, und
nicht weiter zu extendiren iſt, als es der
Intention dererjenigen, die es als ein Le-
hen erkennen, zukommt, daher hat der
Vaſalle mehr Freyheit bey einem auffge-
tragenen Lehn, als bey dem, das er durch
die Gnade des Fuͤrſten hat, iſt alſo kein
Zweiffel, daß wie die eine Luͤneburgiſchen
von Adel vordem auff ihren Guͤthern
ein vollſtaͤndiges Eigenthum in Anſe-
hung aller Nutzungen der Land-Guͤther
exerciret, ſie, nachdem das Dominium
directum
auf den Landes-Herrn gebracht
worden, das voͤllige nutzbahre Eigen-
thum ohne einige Wieder-Erſetzung ih-
nen vorbehalten worden. Wie denn 4)
i 3inſon-
[70]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
inſonderheit die generalen Lehn-Brieffe
derer von D. deutlich bezeugen:


  • Mit allen deſſen guter Gerechtig-
    keit, ſe ſind beſettet oder unbe-
    ſettet mit allen Luͤden, Denſten,
    Tyeſen, Legern, mit allen Rich-
    ten, Rechtigkeiten, heyeſt und ſie-
    deſt. ꝛc.
  • Mit allen Holten, weck und harten-
    de Haigten, Maſten, Jagten und
    allen, wat to den ſulffigen Doͤr-
    pern von Rechtigheyden oder
    Gewohnheiten an Honig to we-
    ſende gegoͤnnet und toge kamen
    iſt.

Aus welchen deutlichen Worten am
hellen Tage liegt, daß alle Gerechtigkei-
ten, inſonderheit alle Holtzungen, Hagen,
Maſten, Jagden, auch uͤber dem, was
an Rechtigkeiten und Gewohnheiten zu
ſolchen Guͤthern gehoͤret, denen von D.
conferiret, und dem Herrn des Lehn-
Guths aus dieſer gemeinen Conceſſion
nichts an ſolchen Nutzungen reſerviret
worden, daraus, wenn dasjenige, was
ratione 2. aus dem Sachſen-Recht von
der Freyheit auff ſeinem Grund und Bo-
den Wild zu fahen, angefuͤhret, mit der al-
ten Beſchaffenheit derer Luͤneburger Le-
hen-Guͤter, daß ſie nehmlich angetragen
worden ſind, conferiret, und zugleich
auff die Generalitatem oder Lehen-Brie-
fe ein Abſehen genommen wird, Nie-
mand einen andern Schluß nach denen
Regeln der Auslegung machen kan, als
daß denen von D. alle Jagden in ſolchen
Guͤtern zuſtehen muͤſſen, denn dieſe ge-
nerell
en Worte begreiffen alles dasjeni-
ge in ſich, was unbeſchadet der Eigen-
ſchafft der Worte darunter kan verſtan-
den werden, und das Woͤrtgen alles lei-
det keine Reſtriction, ſondern wircket
eben das, als wenn von Jedem inſon-
derheit waͤre gedacht worden.


5) Auch dieſem nicht zu wieder iſt,
daß das Wort alle nicht unmittelbar
bey denen Jagden, ſondern vorher bey
andern in Lehen-Briefen ausgedruͤckten
Gerechtigkeiten geſetzet iſt, immaaſſen die
Inſpection des Lehn-Briefes, und die
vorher daraus gezogene Worte bezeu-
gen, daß die particula univerſalismit al-
len
nicht allein bald Anfangs, da derer
Guͤter Gerechtigkeit gedacht wird, geſe-
tzet iſt, ſondern auch allemahl, wenn ei-
ne neue Art derer Rechte vorkommt, ſol-
che univerſalitas wiederhohlet worden,
nehmlich:


  • mit allen Gerechtigkeiten,
  • mit allen Leuten, Dienſten, Zinſen,
  • mit allen Richten,
  • mit allen Holten, Hagen, Maſten,
    Jagden.

Wie denn auch die Univerſalitas im En-
de derer ausgedruckten Gerechtigkeiten
abermahl wiederhohlet worden, indem
nach denen Jagden unmittelbar die Clau-
ſula univerſalis
folget:


  • und alles, was zu ſolchen Doͤrf-
    fern, Gerechtigkeiten und Ge-
    wohnheiten gehoͤret;

Nun iſt aber bekanten Rechtens, daß
die allgemeine Clauſuln, die zu Anfang
ſtehen, auff alles nachfolgende ſich bezie-
hen muͤſſen, die aber am Ende ſtehen,
auff alles vorhergehende, und daß die
Particula univerſalismit allen, da ſie nicht
nur doppelt ſtehet, ſondern fůnffmahl
wiederhohlet iſt, einen beſondeꝛn Verſtand
nicht zulaſſen kan, indem die gedoppelten
Worte einen ſehr nachdruͤcklichen Wil-
len des Concedenten in ſich faſſen, und
eben das wuͤrcken, als eine einfache Ver-
ordnung auszurichten pfleget, und alſo
auch keine Einſchrenckung zulaſſen, ja
da ſie bey Fuͤrſtlichen Concesſionen ver-
doppelt, ſo erkennet man hier, daß ſie es
aus freyer Bewegniß gethan und es ge-
wiß gewuſt.


Wie denn auch hierbey ferner
hauptſaͤchlich zu erwegen, daß, was in-
ſonderheit die Holtzung und darein zu-
ſtehende Jagd-Gerechtigkeit betrifft, al-
le diejenigen Jura, ſo wegen eines Hol-
tzes oder Waldes, und darinnen zuſte-
henden Jagd-Gerechtigkeit zuſtehen koͤn-
nen, nach der Reih in den Lehen-Briefen
exprimiret ſind:


  • mit allen Holten, weg und hart,
    und Haigen, Maſten, Jagden ꝛc.

Aus welchen Worten zuerſten die freye
Gerechtigkeit zu holtzen erhellet, da doch
ſonſten bekant, daß, wann in einem Hol-
tze oder Walde der Landes-Herr die
Ober-Jagd hat, die Holtzung nach Be-
lieben von dem Herrn des Waldes nicht
gebraucht werden kan, ſondern es muß
das Holtz ſolchergeſtallt gefaͤllet werden,
daß es dem, der die hohe Jagd hat,
nicht ſchaͤdlich ſey, weil der Herr des Wal-
des den Forſt nicht in einen engern Zu-
ſtand ſetzen kan.


Ferner iſt hieraus zu ſehen, daß de-
nen von D. zugleich des Hagen des Hol-
tzes verliehen worden, welches conne-
xum
der Ober-Jagd iſt.


Drit-
[71]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.

Drittens folgen hierauff die Maſten
ohne einige Reſtriction, wodurch denen
von D. nicht allein erlaubet, ſoviel
Schweine, als Jhnen beliebt, in die Maſt
zu jagen, ſondern auch Eicheln und wild
Obſt leſen zu laſſen. Dieſes aber iſt wie-
derum mit der Ober-Jagd connectiret,
und kan von demjenigen, ſo dieſe zuſte-
hen, verbothen werden.


Hierauff folgen nun vierdtens in
dem Lehen-Briefe die Jagden ſelbſt,
ſo nicht allein in plurali numero geſe-
tzet, ſondern auch mit der vorherge-
ſchickten particula univerſali afficiret
ſeyn: Daß alſo Krafft dieſer Expreſ-
ſion
aller derer Rechte und Nutzungen,
welche bey Gelegenheit des Waldes und
der Ober-Jagd zuſtehen koͤnnen, nichts
uͤbrig bleibet, was nicht denen von D.
concediret ſeyn ſolte, und daher der Lehn-
Bꝛief unter keinem Voꝛwand auf die Nie-
der-Jagden reſtringiret werden koͤnne.


6. Jſt zum Fundament zu ſetzen, daß
die Belehnung mit denen Jagden in ge-
neral
en Worten/ inſonderheit geſchehen,
da dann wohl an ſich kein Zweiffel, daß
unter denen Worten: mit allen Jag-
den,
welche hier unmuͤglich geleugnet
werden koͤnnen, alle Arten der Jagd
verſtanden werden muͤſſen, da, wenn
auch die Particula univerſalisalle nicht da
waͤre, doch die vielfaͤltige Zahl allein die
Jagden in einer Art nicht wuͤrde verifi-
cir
en koͤnnen. Arg. L. Ubi numerus. 12. ff. de
Teſtibus.
Maſcard. Concluſ. 838. num. 12.


7. Welches in denen Lehen-Brieffen,
ſo faſt vor 100. Jahren ertheilet worden,
um ſo viel mehr ſtatt finden muß, weil
dazumahl der Unterſcheid zwiſchen ho-
hen und Nieder-Jagden nicht recipirt
geweſen, inmaaſſen das Sachſen-Recht
davon nichts weiß; Sondern es iſt die-
ſes eine Erfindung der folgenden Zeit,
da von denen Jagd-Bedienten zum Fa-
veur
ihrer Herrſchafft dieſer Unterſchied
gemacht worden, wie ſolches Heigius
Quæſt. illuſtr. p. 1. qv. 15. num. 61.
bezeuget.


Dahero auch die alten Doctores, ſo
vom Jagd-Recht geſchrieben, von die-
ſem Unterſchied der Jagden nichts wiſ-
ſen, ſondern nur die Jagd in drey Ar-
ten eintheilen, nemlich: Die Jagd der
wilden Thiere, der Voͤgel, und der Fi-
ſche. Siehe Georg. Mor. de Jur. ven. part.
1. c. 1. num. 11.
Denn da dieſer Autor die wil-
den Thiere ſelbſten unterſcheidet, macht
er keinen andern Unterſcheid, als unter
denen ſchaͤdlichen und nicht ſchaͤdlichen
Thieren, als welcher Unterſchied aus-
druͤcklich in des Kaͤyſers Friderici Con-
ſtitution
von dem zuhaltenden Frieden
gegruͤndet iſt.


Wie nun die neuen Autores, ſo vom
Jagd-Recht geſchrieben, ſolchen neuen
Unterſcheid unter denen wilden Thieren
ſelbſt angenommen, und die hohen Jag-
den als ein ſonderes Regale heraus ge-
ſtrichen, welches nachdem es die Landes-
Fuͤrſten ihnen einmahl zu Theil gemacht,
und denen Privat-Perſonen entzogen, ſie
nicht gerne wieder in der Privat-Perſo-
nen Haͤnde kommen laſſen wollen; So
ſind ſie zuſammen auff dieſen Satz ge-
fallen, daß bey verwilligter Jagd insge-
mein nur die Unter-nicht aber die Ober-
Jagd verſtanden werde. Jn welcher Mey-
nung die Doctores einander dergeſtalt ge-
folget, als ein Kranich dem andern nach-
fliegt, und hat ſolche endlich bey denen
Fuͤrſten als ein gemeiner Jrthum ein
Recht erlanget, nach dem Exempel des L.
Barbarius. 3. ff. de Offic. Præt.
ſo durch die an-
genommene heutige Gewohnheit befeſti-
get worden; wie aber ein neues Geſetze
auff die vergangene Faͤlle nicht kan ex-
tendir
et werden, L. Leges. 7. C. de LL. ſo kan
auch eine neue aus der Meynung der
neuen Doctorum entſtandene Gewohn-
heit keine Wuͤrckung in das vergangene
mit ſich fuͤhren, und iſt dahero ein ver-
nuͤnfftiger Richter in vorfallendem Caſu
verbunden, die Entſcheidung der Sache
denenjenigen Rechten gemaͤß einzurich-
ten, welche zu der Zeit, da die Sache ge-
trieben worden, an demjenigen Orte,
wo dieſe Handlung geſchehen, uͤblich ge-
weſen. Weil nun zu der Zeit, da die von
J. belehnet worden, nehmlich Anno 1511.
der Unterſchied unter Ober- und Unter-
Jagden ſo wenig im Hertzogthum Luͤne-
burg, als ſonſten in Teutſchland bekant
geweſen, ſo koͤnnen ja, ohne Verletzung
der Geſetze einer richtigen Auslegung, die
Worte des Lehn-Briefes, nehmlich der
Jagden ohnmuͤglich auff das Nieder-
Weidewerck reſtringiret werden.


8) Wird dieſes alles durch die Lehn-
Briefe anderer benachbarten von Adel
im Hertzogthum Luͤneburg voͤllig beſtaͤr-
cket, als welche in ihren alten Lehn-Brie-
fen nicht einmahl ſoviel Ausdruͤckungen
derer Rechte vorweiſen koͤnnen, als eben
die von J. vor ſich haben, und dennoch
gebrauchen ſie ſich derer hohen Jagden
biß dieſe Stunde gantz ungehindert, wie
ſolches mit dem Exempel derer bekanten
adeli-
[72]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
adelichen Familien von G. von B. zu C.
von VV. und von K. in den Acten gnug-
ſam beſcheinigt iſt; Hier aber muß die
Erklaͤhrung in zweiffelhafftem Falle von
der Gewohnheit der Nachbarſchafft oder
derſelben Provinz genommen werden,
L. 21. §. 1. Qui teſtam. fac. poſſ. L. 31. §. 20. de
Ædilit. edict. L. 50. in fin. de Leg. 1.


Wuͤrde dahero gantz unbillig ſeyn,
wenn dasjenige, was den uͤbrigen Fuͤrſtl.
Vaſallen, ſo noch mit wenigern Expres-
ſion
en derer Gerechtigkeiten belehnet
ſeynd, an Jagden zuerkannt wird, de-
nen von J. und ihren Nachfolgern ver-
ſaget werden ſolte, da die Fuͤrſten einer-
ley Schreibe-Art und einerley Sprache
haben ſollen, und einem Fuͤrſten die Er-
haltung der Billigkeit unter ſeinen Un-
terthanen gar ſehr muß recommendirt
werden. Nov. 2. c. 5.


9. Stimmen auch hiermit uͤberein
faſt alle Fuͤrſtl. und Graͤffl. Lehen-Brie-
fe, ſo ſie von Jhro Kaͤyſerlichen Majeſt.
uͤber ihre Laͤnder und Herrſchafften er-
halten, von denen keiner die Expresſion
der Ober- und Unter-Jagden im Mun-
de fuͤhret, aus eben dieſer Urſache, daß
man vor dieſem in Teutſchland von ſol-
chem Unterſchiede nichts gewuſt, ſondern
es wird in dergleichen Kaͤyſerlichen Lehen-
Brieffen nur der Jagden ſchlechter dings
oder auch nur der Wild-Bahn gedacht,
wie ſolches aus mancherley Formularen
der Inveſtituren befeſtiget Myler. de Stat.
Imp. p. 2. c. 73.
§. 2.
wie auch inſonderheit
von denen Luͤneburgiſchen Hertzogthuͤ-
mern bezeuget Schulz. Diſput. de Jur. Ve-
nand. c. 2.
§. 6.
welches Wort Wildbahn,
nach der neuern Meynung gleicher ge-
ſtalt nicht zureichend ſeyn ſoll, die Ober-
Jagden damit zu behaupten, indem man
unter der hohen und niederen Wildbahn
ſeinen Unterchied zu machen angefangen,
D. Schroeter. Diſput. de Banno ferin. c. 2.
§. 16.


Wenn man aber dergleichen Reſtri-
ction
en derer heutigen Woͤrter in alten
Lehen-Brieffen zulaſſen wolte, wuͤrde
gewiß denen Landes-Fuͤrſten ſelbſten da-
durch ein groſſes Nachtheil zuwachſen,
und ihre Rechte in vielen Stuͤcken in
Zweiffel gezogen werden koͤnnen. Es
mag vor die Vertheidigung derer
Fuͤrſtlichen Rechte mit Beſtande
nicht angefuͤhret werden, daß ihre
Lehn-Briefe in weitern terminis ge-
nommen werden muͤſſen, weil ihnen
dergleichen Rechte auch uͤber die in ihren
Inveſtitur-Briefen gemachte Expresſio-
n
en ſchon Krafft der Landesherrlichen
Obrigkeitlichen Macht, als welche eine
Zuſammenhaltung derer Regalien, nach
dem Sveder. de Jur. publ. part. ſpec. ſect. 2.
c. 10.
§. 1.
iſt, zukommen, denn auch hie-
rauff leicht zu repliciren, daß dieſe Ex-
tenſio ſuperioritatis territorialis
auff die
alten Zeiten keines Weges gehoͤre; Jn-
dem man vor 200. Jahren in denen
Reichs-Geſetzen und Actis publicis kein
Wort von ſolcher Landes-Fuͤrſtlichen Su-
periorit
aͤt oder Hoheit, noch auch deſſen
Expresſion in denen Fuͤrſtlichen Lehen-
Briefen findet, ſondern es iſt ſolche erſtlich
im Anfange des vorigen Jahrhundert,
unter dem Kaͤyſer Maximiliano I. und
nachmahls durch die Kaͤyſerliche Capi-
tulationes,
und Friedens-Schluͤſſe con-
firmir
et worden, Rhetius de Jur. publ. L. 2.
tit. 1.
§. 13.
Jſt dahero gantz glaublich, daß,
wie die Fuͤrſten ſelbſt mit ſolchen verbis
generalibus
in ihren vom Kaͤyſer erhalte-
nen Lehen-Briefen ſich vergnuͤget, ſie
gleichergeſtalt in denen ihꝛen adelichen Va-
ſall
en ertheilten Lehen-Briefen ſich kei-
ner andern ſpeciellen Expresſion gebrau-
chen wollen, und haben es auch die von
Adel nicht noͤthig befunden, eine klaͤh-
rere Concesſion der Jagden zu ſuchen,
weil ihnen die Fuͤrſtliche General-Verſi-
cherung genug geweſen; Und die Fuͤrſt-
lichen Worte von der Krafft ſind, als
wenn ſie durch ein Eyd waͤren beſtaͤtti-
get worden. Daher, wenn man bey
Fuͤrſtlichen Contracten mit den Worten
ſpielen ſolte, waͤre ſolches unverantwort-
lich.


Auch iſt hierbey ferner zu erwegen, daß
nicht allein die Jagden, ſondern auch das
Hagen denen von J. im Lehen-Briefe
zugelaſſen ſey, nun iſt aber unſtreitig,
daß durch das Hagen verſtanden werde
das Recht einen Wald mit abgehauenem
Holtze zu umgeben, Gailius L. I. obſ. 68.
num. 7.
oder, welches eben dahinaus
faͤllt, die Macht zu hegen oder ein Ge-
hege zu machen, Beſold. in Theſ. Pract.
voce:
Forſt,verſ.die Macht zu hegen.
Jmmaſſen das Wort Hag oder hagen
eben ſo viel iſt, als ein umzaͤunter Ort
oder ein Zaun von Ruthen, und wird
auch hagen genannt, das ein dicker Wald
iſt, und hegen iſt umzaͤunen, verwah-
ren und zuſammen treiben und beſchuͤ-
tzen. Siehe Spate im teutſchen Sprach-
Schatz unter dem Worte: Hag.
Oder
iſt eben ſoviel, als das Recht, eine Wild-
Bahn
[73]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
Bahn zu haben, oder der Wild-Bann,
weil darinnen das Wild gleichſam um-
ſchloſſen odeꝛgeheget wird. Wehner.unter
dem Worte Forſt-Recht,
verſ. Foreſtalis.
pag. 112.
da er zugleich erweiſet, daß ſol-
ches ſonſt heiſſe Foreſtum bannale,die
Forſt-Gerechtigkeit,
oder die Wild-
banns-Gerechtigkeit, zu hagen und
zu jagen;
Und iſt dieſe Gerechtigkeit zu
hagen groͤſſer als die Gerechtigkeit zu ja-
gen, indem in dieſem letztern Fall das
Wild in ſeiner Freyheit gelaſſen wird,
zu gehen, wo es will, wenn aber der Wald
durch Niederhauung der Baͤume, oder
ſonſten gehaͤget und geſchloſſen wird, kan
durch Hemmung des Wildpraͤths denen
Benachbarten dadurch um das ſo viel
mehr ein Schaden zuwachſen, dahero
das Recht zu hagen auſſer der ſonder-
bahren Zulaſſung Niemand verſtattet
wird, als in ſo ferne es ohne der Nach-
bahren Nachtheil kan exerciret werden.


Daher nicht ein Jeder, wer das Ja-
gen hat, hat auch das Hagen, VVehner.
Obſervat. Pract.
des Wortes Forſt,verſ.
nam alias
Jagen. Ob gleich ſolches affir-
mir
et wird von dem Gailio L. 2. Obſerv.
68. num. 6.
Denn das Jagen kan wohl oh-
ne dem Hagen durch Hunde und Netze
geſchehen, indem ſolches gantz unterſchie-
dene Rechte ſeyn, deshalb billig Gailii
Meynung als ungereimt nicht unbillig
angiebt Frid. Mindanus L. 2. c. 41. num. 1.
Noe Meurer.
vom Jagd- und Forſt-
Recht,
p. 2.


Hingegen bleibt gewiß, daß, welchem
das Hagen zuſtehet, demſelben auch die
voͤllige Jagd zuſtehen muͤſſe, weil dieſes
das einige Abſehen des Hagens iſt, damit
andere von dem Mißbrauch des Wal-
des und Fangung des Wildes ausge-
ſchloſſen, und das Wild gleichſam dahero
gebannet werden moͤge, daß das Wild
hieſelbſt geheget werden moͤge; Daher
auch ſonſten das Recht, Gehege zu ma-
chen, der Landes-Obrigkeit regulariter
allein zuſtehet: Daraus ferner unſtreitig
folgen muß, daß, wenn das Jagen und
die Jagden zugleich von dem Principe zu-
gelaſſen, derſelbe alles Wildpraͤth ſowohl
hoch, als niedrig, zu jagen befugt ſey, denn
ſolches conjungirte Jagen und Hagen ge-
hoͤret zu der Forſt-Gerechtigkeit und zum
voͤlligen Wild-Bann, welches vor ein
hohes Regal geachtet wird. Und daß
ſolche Ausſchlieſſung anderer von dieſem
Recht zu jagen in denen gehegten Wild-
bahnen nicht allein der Landes-Obrig-
keit, ſondern auch andern von Adel, ſo
damit berechtiget ſeyn, zuſtehe, und im
gantzen Roͤmiſchen Reich dergeſtalt her-
gebracht ſey, bezeuget der Glorwuͤrdigſte
Chur-Fuͤrſt Auguſtus zu Sachſen in ei-
nem Reſcript vom 10. Octobr. Anno 1584.
in dieſen Worten:


  • Und aber in Krafft des uͤber
    viel undenckliche Zeiten im gan-
    tzen Roͤmiſchen Reich und Lan-
    den hergebrachtem verjaͤhrtem
    Gebrauche Niemand gebuͤhret,
    in zugerichteten und gehetzten
    Wildbahnen und Wildfuhren
    des Landes-Fuͤrſten oder an-
    dern, welche mit ſolchen Wild-
    fuhren berechtiget ſind, zum
    Nachtheil zu jagen. ꝛc.

Welches ſolenne Zeugniß von der Wuͤr-
ckung eines Geheges und Wildbahn, ſo
aus des gantzen Teutſchlandes verjaͤhr-
ten Gewohnheit hergenommen, hieſelbſt
allerdings zu attendiren, und alſo die
Worte: mit Hagen und Jagden kei-
nes weges auff das Nieder-Wildpraͤth
zu ziehen.


10) Wird dieſe Generalitas Hagens
und Jagens, und alſo die voͤllige Forſt-Ge-
rechtigkeit dadurch beſtaͤrcket, daß in ſol-
chem Lehen-Brieff zugleich ſtehet:


  • Mit allem Rechte und Gerech-
    tigkeit, hoͤheſt und ſiedeſt ꝛc.

Welches zwar ſein Abſehen auf die Ober-
und Unter-Gerichte zu haben ſcheinet,
es zeiget aber der Context, daß dieſer
Unterſchied nicht bey den Worten Rich-
ten oder Gerichten, ſondern Gerechtig-
keiten ſtehet, und darauff die Expres-
ſion:


  • Mit allen Holten, Hagen, Ma-
    ſten und Jagden ꝛc.

folget, iſt aus ſolchem Contextu gnug-
ſam zu erſehen, daß man keine Art von
Jagden ausgeſchloſſen, oder dem Lehen-
Herren reſerviret wiſſen wollen; welches
abermahl dadurch bekraͤfftiget wird, daß
nach der gemeinen recipirten Meynung,
vom Anfange des vorigen Jahr-Hun-
derts, die Jagden mit der Gerichtsbar-
keit ihre beſtaͤndige Connexitæt gehabt,
wie ſolches bezeuget Knipſch. de Civit.
Imp. L. 2. c. 7. num. 6.
Sebaſtian. Medic. de
Venat. qv. 2. p. 2.
Zaſius Vol. 2. Conſ. 6.
Dahe-
ro auch von der verlohrnen Gerichts-
barkeit auff das verlohrne Jagd-Recht
ein Schluß gemachet worden.


Ob nun gleich dieſe Sentenz heute
zu Tage nicht approbiret wird, ſondern
kJagden
[74]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
Jagden und Gerichte voͤllig unterſchie-
den bleiben, ſo muͤſſen doch ſolche Anno
1511. denen von J. gegebene alte Lehen-
Briefe nach der damahliger Zeit recipir-
t
en gemeinen Meynung erklaͤhret, und
alſo, da die hoͤchſte und niedrigſte Gerich-
te, Gerechtigkeiten und alle Jagden zu-
gelaſſen, ſolche voͤllig verſtanden werden.


11. Wird ferner der Senſus ſolcher
Lehn-Briefe, daß alle Jagden darinnen
verſtanden ſind, aus dem Gebrauch und
der Obſervanz beſtaͤttiget, indem in Actis,
inſonderheit in der Deduction cap. 3.
gnugſam ausgefuͤhret, daß von der Zeit
an des ertheilten Lehn-Briefes die von
J. auch der hohen Jagden beſtaͤndig ſich
gebrauchet, und kein Zeuge verhanden,
der es anders wiſſe, denn aus denen her-
nach gefuͤhrten Handlungen wird bewie-
ſen, was in den vorhergehenden geſche-
hen ſey, und aus dem folgenden Ge-
brauch pfleget die Erklaͤhrung der vor-
hergehenden Concesſion hergehohlet zu
werden.


12. Zu geſchweigen, daß wenn obi-
ges alles nicht waͤre, und die Generalitas
des Jagens und Hetzens aus denen Inve-
ſtitur-
Briefen nicht am Tage laͤge, hie-
ſelbſt die verwaͤhrte Verjaͤhrung aller
Jagden verhanden, welche von ſolcher
Wuͤrckung, daß ſie den beſten Titul von
der Welt giebt, und alle Regalia dadurch
ohnſtreitig ohne einigen andern Titul er-
langet werden koͤnnen, daß aber die ver-
waͤhrte Verjaͤhrung hieſelbſt verhanden
ſey, iſt in der uͤbergebenen Deduction an
Seiten des Herrn G. R. V. B. cap. 2. §. 4.
ausfuͤhrlich und nach allen reqviſitis der-
jenigen Verjaͤhrung gruͤndlich darge-
than, und mit gnugſamen Rechten und
Autoritæt beſtaͤrcket, alſo daß es unnoͤ-
thig, ſolche zu wiederhohlen, indem der
kuͤnfftige Urthelsfaſſer daſelbſten in allen
Puncten voͤllige Satisfaction finden wird:
Nur dieſes einige iſt hierbey in Obacht
zu nehmen, daß, wie die Zeugen, ſo zu
Beweiſung der verwaͤhrten Verjaͤhrung
produciret werden, inſonderheit ausſa-
gen muͤſſen,


  • Daß ſie niemahls ein anders ge-
    ſehen oder gehoͤret;

und dieſes von allen abgehoͤrten Zeugen
ad Art. 19. beſtaͤndig ausgeſaget worden,
alſo iſt hingegen die Affirmativa, daß alte
Leute verhanden ſeyn, ſo es vordem an-
ders geſehen und gehoͤret, von dem Forſt-
Amt in Actis nicht einmahl angefuͤhret,
vielweniger beygebracht, denn wie die
probatio negativa ſonſt vor die ſchwereſte,
ja wohl vor unmuͤglich geachtet wird, L
Aſſeveratio. 10. C. de Non num. pec.
ſo waͤre
hingegen die Probatio affirmativa dem
Forſt-Amt um ſo viel leichter geweſen,
wenn es ſich damit fortzukommen ge-
trauet haͤtte, daß es Leute vor langen
Zeiten anders geſehen und gehoͤret ha-
ben: da es nun an ſolchem Gegenbeweiße
in Acten ermangelt, ſo muß billig denen
dißſeits producirten Zeugen glauben zu-
geſtellet werden, zumahlen da die gemei-
ne Sage hieſelbſt ohnſtreitig darzu koͤm̃t,
und uͤberdem bekanten Rechtens, daß
in alten Dingen die leichteſten Beweiſe
gnug ſeyn, arg. L. 5. §. 6. ff. de Re milit. daß
alſo auch auſſer obgedachten deutlichen
Lehen-Briefen ein beſtaͤndiges Herbrin-
gen der hohen Jagden von undencklichen
Jahren nicht ferner mit Beſtande Rech-
tens gelaugnet werden kan, ſondern ſol-
ches vor gnugſam erwieſen zu achten ſey.
Jſt alſo nunmehr die Frage:


Was in dieſer Sache zu ſprechen ſey?


Nun iſt zwar aus denen Rechten be-
kant, daß ein Urthel der Klage und denen
Acten gemaͤß ſeyn muß, weil die richter-
liche Macht ſich uͤber dasjenige, als zum
Proceſſ dienet, und ſolchergeſtalt dem
aͤuſerlichen Anſehen nach alleine uͤber den
Beſitz der Ober-Jagd zu erkennen ſeyn
moͤgte, immaaſſen die uͤbergebene Dedu-
ction-
Schrifft hauptſaͤchlich auff das Pos-
ſeſſorium ordinarium
eingerichtet wor-
den. Jch bin aber der beſtaͤndigen Mey-
nung, daß die gantze Sache ſowohl in
Poſſeſſorio, als Petitorio auff einmahl
wider das Forſt-Amt zu Dannenberg
definitive zu entſcheiden ſey.


Denn ob wohl, was das Poſſes-
ſorium
betrifft, annoch weitlaͤufftig von
denen Rechts-Lehrern diſputiret wird,
ob ein Vaſallus in Poſſesſione vel qua-
ſi
derer Regalien, dahin heutiges Ta-
ges die Ober-Jagden gezehlet wer-
den, geſchuͤtzet werden koͤnne, wie ſie
denn zu ſolchem Ende anfuͤhren, daß ein
Beſitzer der Regalien, ob er wohl eine
Poſſeſs von undencklichen Jahren her
vor ſich anfuͤhret, dennoch wider einen
Fuͤrſten in Poſſeſſorio nicht zu ſchuͤtzen iſt,
biß der Streit in Petitorio ausgemacht,
denn die Poſſeſs, der die Rechte wieder-
ſtehen, verdienet keinen Schutz, nun iſt
aber das Recht der Landesherrlichen Ho-
heit der Poſſeſs der Regalien in Anſe-
hung der Unterthanen zuwider, und
kan ein Landes-Fuͤrſt ſich derſelben wi-
der
[75]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
der einen jeden Privat-Beſitzer anmaaſ-
ſen; Deshalben auch in Beſitz der Re-
galium
kein bloſſes Poſſeſſorium wider
einen Fuͤrſten zulaͤßig, ſondern es muͤſ-
ſe das Poſſeſſorium Mixtum ſeyn, in wel-
chem man zugleich ausfuͤhret, wie man
darzu gekommen, und alſo auch einiger
maaſſen ſich zu dem Eigenthum auch mit
bekuͤmmert; Wann aber hingegen die
itzigen Acta angeſehen werden, wird ſich
keinesweges befinden, daß hieſelbſt das
bloſſe Poſſeſſorium angeſtellet, ſondern
alles dasjenige, was ad mixtum Poſſes-
ſorium
jemahls referiret werden kan, mit
allem Fleiß angefuͤhret und deduciret
ſey, indem der Titulus Concesſionis des
Fuͤrſten aus denen Inveſtitur-Briefen
nicht allein angezogen, ſondern auch aus
dem Sinne der Worte derſelben Zeit
dergeſtalt ausgefuͤhret, und mit der Poſ-
ſeſſion
von undencklichen Jahren be-
ſtaͤttiget, daß kein Zweiffel mehr uͤbrig
ſeyn kan; Nun iſt aber im bloßen Poſſeſ-
ſorio
nur eine Beſcheinigung des Tituli,
nicht aber eine voͤllige Erweiſung noͤthig,
wie ſolches in dergleichen Fall von der
Juriſten-Facultaͤt zu Franckfurth erkannt
worden.


Ferner iſt hierbey vornehmlich in Be-
trachtung zu ziehen, daß bey einem jeden
Proceſs ein Richter zu frieden ſeyn muß,
wenn dergleichen Beweiß beygebracht,
welchen der Gegner ſelbſt verlanget hat,
immaaſſen daher auch das Jurament, ob
es wohl eigentlich zum Hauptwerck des
Zeugniß gehoͤret, denen Zeugen gar er-
laſſen werden kan, und dennoch die Wuͤr-
ckung hat, daß ſie nichts deſtoweniger
vollſtaͤndig beweiſen.


Jngleichen kan auch der Beklagte
ſich erklaͤren, daß er mit eines Zeugniß
wolle zufrieden ſeyn: Da nun dieſer
Proceſs mit dem Fuͤrſten ſelbſt gefuͤhret
wird, ſo muß auch in deſſen freyen Wil-
len ſtehen, mit welcherley Beweiß
oder Beybringung er ſich vergnuͤ-
gen wolle, daß ein Vaſall bey den ho-
hen Jagden geſchuͤtzet werde. Denn
wenn hier unter der Hoch-Fuͤrſtlichen
Intention ein Gnuͤge geſchehen, ſo ſtehet
denen Forſt-Amts-Bedienten oder Con-
ſulent
en nicht frey ein mehrers zum Be-
weiß zu erfordern, als was von dem
Fuͤrſten verlanget worden, wie denn auch
ein Richter nach ſolchem ſelbſtbeliebten
Beweiß erkennen muß. Wenn nun er-
wehnte Acta angeſehen werden, ſo be-
findet ſich in der Fuͤrſtlichen Reſolution,
ſo der ſo der geſammten Ritterſchafft bey
Unterſuchung der Forſt-Gerechtigkeit de
Anno
1682. ertheilet worden.


  • Daß ſie, die von Adel, entweder
    Belehnungen und ſonderbahre
    concesſiones der hohen Jagden,
    oder aber einen rechtmaͤßigen
    Beſitz, der von undencklichen
    Jahren hergebracht, beybrin-
    gen ſolten;

Soviel aber inſonderheit den Herrn V.
B.
betrifft, haben Jhro Hoch-Fuͤrſtliche
Durchlaucht. in Dero Gnaͤdigſten Re-
ſcript
vom 30. Novemb. Anno 1696.
ein mehrers zu beweiſen nicht verlanget,
als:


  • Daß dieſelbe oder die von J. auff
    denen benannten dreyen Feld-
    Marcken und Holtzungen der
    hohen Jagden hergebracht und
    zu exerciren befugt ſeyn;

Wie ſolches auch bald Anfangs in die-
ſem Reſponſo zum Fundament geſetzet
worden, denn wenn der Grund, daß
des Jagd-Recht von dem Lands-Fuͤrſten
vollkommen verjaͤhrt iſt, gnugſam be-
wieſen, werden alle andere Zaͤnckereyen
und Meynung der Doctoren vergeblich
angefuͤhret.


Soviel nun die Reſolution de Ao.
1682. betrifft, iſt die Alternativa daſelbſt
mit klaren duͤrren Worten befindlich,
daß nehmlich entweder eine Concesſion
oder ein Beſitz von undencklichen Jah-
ren beygebracht werden ſoll; Nun iſt
aber hier beydes erfuͤllet, weil die Ver-
guͤnſtigung aus den Lehen-Brieffen
und denen daſelbſt zuſammen geſetzten
Worten:


  • Mit allen Holtzungen, Hagen,
    Maſten und Jagden ꝛc.

nicht geleugnet werden kan, wie ſolches
oben zur Gnuͤge ausgefuͤhret.


Das andere aber, nehmlich den Be-
ſitz von undencklichen Jahren her, betref-
fend, iſt zu mercken, daß hier nur allein
der Beſitz, nicht aber die Verjaͤhrung
von undencklichen Jahren beyzubringen
ſey. Was aber vor ein Unterſcheid ſey
zwiſchen dem Beweiß des Beſitzes und der
Verjaͤhrung, iſt aus den gemeinen Rech-
ten zur Gnuͤge bekant, indem der Beſitz
an und vor ſich keine Verjaͤhrung ma-
chet, ſondern nur ein eintziges Requiſitum
der Verjaͤhrung mit ſich fuͤhret, die uͤbri-
gen aber, als Titulus, Bona fides, Res
non vitioſa,
darunter keinesweges begrif-
fen ſeyn.


k 2Es
[76]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher

Es hindert auch nicht, daß in ge-
dachter Reſolution de Anno 1682. ein
rechtmaͤſſiger Beſitz erfordert wird, wel-
ches eine Verjaͤhrung zu inferiren ſchei-
net, weil der rechtmaͤſſige Beſitz nur
dem unrechtmaͤßigen Beſitz entgegen ge-
ſetzet wird, daß ers nicht mit Gewalt,
noch heimlich, noch bittweiſe beſeſſen hat,
§. 4. Inſt. de Interdict. L. 1. §. fin. \& L. 2.
\& 3. pr. ff. Uti posſid.
Welche Fehler des
Beſitzes nicht vermuthet werden, wo-
ferne ſie nicht von dem Angebenden be-
wieſen werden, daß ſie in der That be-
ſtehen.


Und weil die Ritterſchafft Ao. 1682.
beſorget, man moͤgte ſolche Worte:
Rechtmaͤßiger Beſitz, auff eine ordent-
liche Verjaͤhrung ziehen wollen, ſeynd
ſelbe auff ihre Inſtanz ausgelaſſen, und
an ſtatt deſſen die Worte: des rechtmaͤſ-
ſigen Herbringens,
geſetzet worden,
daß alſo daraus offenbahr, daß keine
Verjaͤhrung, ſondern ein einfacher Be-
ſitz oder ein Herbringen der Ritterſchafft
zu beweiſen obgelegen. Muß alſo ſol-
chergeſtalt alles dahin fallen, was wegen
der nicht gnugſam bewieſenen undenckli-
chen Verjaͤhrung urgiret werden mag,
weil der Beweiß der undencklichen Ver-
jaͤhrung niemahls aufferleget, ſondern
nur der undenckliche Beſitz, das Her-
bringen, daran es um ſo viel weniger
ermangelt, weil zum Uberfluß die Ver-
jaͤhrung ſelbſt in der Deduction ausfuͤhr-
lich durch alle Requiſita demonſtriret und
erwieſen worden.


Drittens iſt auch hiebey ferner zu
conſideriren, daß kein ordentlicher Be-
weiß, ſondern nur ein Beybringen des
Beſitzes von undencklichen Jahren in
der Reſolution de Anno 1682. von der
Ritterſchafft erfordert worden, welche
mit einander nicht zu confundiren, ſon-
dern von einem vernuͤnfftigen Richter
bey Verfaſſung des Urthels mit Fleiß zu
ſepariren ſind. Denn diejenigen irren
ſich, die dieſes mit einander vermiſchen,
denn es kan ein Richter und alſo noch
vielmehr der, den die Sache angehet,
zu Vermeidung der Weitlaͤufftigkeiten
den ordentlichen Beweiß verkuͤrtzen, und
ihn in die Beybringung oder Beſcheini-
gung verwandeln, dieſe Beybringung
aber iſt nur eine ſummariſche Erweiſung
des einem zuſtehenden Rechts. Bey
welcher Bewandniß kein Judex mehr
zweiffeln kan, daß der Gnaͤdigſten In-
tention
des Landes-Herrn durch den ge-
fuͤhrten Beweiß in Poſſeſſorio ordina-
rio,
ob zwar nicht in ſimplici, ſondern mi-
xto,
ein voͤlliges Gnuͤge geſchehen, und
hierinnen vor den H. G. R. V. B. zu er-
kennen ſey.


Weil aber hiernechſt das Forſt-Amt
ſelbſt in Actis und zwar in denen Erin-
nerungen auff die Deduction-Schrifft
n. 4. zugeſtehen muß, daß die Poſſeſſo-
ria mixta
zu dem Petitorio den Weg bah-
nen, und auff keine andere Art und
Weiſe ſonſt darzu zu gelangen iſt, wie
denn ſolches an ſich gegruͤndet wird, auch
man ſowohl die Vergoͤnſtigung, als die
Poſſeſs von undencklichen Jahren her zur
Gnuͤge dargethan, und ſonſt Rechtens,
daß, wenn das Petitorium ausgemacht,
man daruͤber ſprechen muͤſſe, indem eben
hierdurch das Poſſeſſorium getilget wer-
de, zumahl da ohnedem die heilſame Clau-
ſul
der Deduction-Schrifft angehaͤnget,
welche von ſolcher Wuͤrckung, daß der
Richter dasjenige rechtliche Huͤlffs-Mit-
tel, welches dem Klaͤger am beqvemſten,
vor ihn zu erwehlen verbunden iſt.


So bin daher der beſtaͤndigen Mey-
nung, daß auch zugleich in Petitorio zu
erkennen, und der H. G. R. V. B. bey dem
Befugniß der Ober-Jagd-Gerechtigkeit
wider das Fuͤrſtliche Forſt-Amt defini-
tive
zu ſchuͤtzen ſey, welches ich denen
Rechten und Acten gemaͤß zu ſeyn, je-
doch vernuͤnfftiger Leute Meynung unbe-
ſchadet, mit meiner Hand und Petſchafft
bezeuge.


SAMVELIS STRYKII
Conſilium.


Jnhalt.

  • Von dem Recht die Bauern anzuhalten, daß ſie ihre Hunde kloͤppeln.

DEmnach mein rechtlich Bedencken uͤ-
ber dieſe Frage verlangt worden:
Ob ein Chur-Brandenburgiſcher Edel-
mann, welcher ſowohl mit Ober- und
Nieder-Jagden, als auch mit Ober- und
Nieder-Gerichten belehnet iſt, ſeinen Un-
terthanen
[77]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
terthanen wider das Herkommen, daß
ſie ihren Hunden Knuͤttel anlegen ſollen,
bey Strafe anzubefehlen berechtiget ſey?
So halte noch fleiſſiger Erwegung der
Sache folgendes in Rechten gegruͤndet zu
ſeyn, daß zwar hierinnen kein Zweiffel,
wie derjenige, welchem die Forſtliche O-
brigkeit zuſtehet, alles dasjenige, was zu
Schmaͤhlerung der Jagden einiger
Maaſſen gereichen mag, wohl verbiethen,
deshalber gewiſſe Forſt-Ordnungen ma-
chen, und denen Unterthanen ſich derſel-
ben gemaͤß zu verhalten injungiren koͤn-
ne;


Myler. ab Ehrenbach. de Princip. \& Stat.
Imp. Part. 2. c. 73.


Davon auch zugleich dieſes dependiret,
daß denen Unterthanen wohl auferleget
werden kan, ihre Hunde zu bengeln, oder
denſelben Knuͤttel anzuhaͤngen, damit ſie
das Wild nicht verfolgen koͤnnen;


Noe Meurer.vom Forſt- und Jagd-
Recht,
Part. 7. p. 166.


Wie denn auch zu ſolchem Ende bereits
in vorigem Seculo Chur-Fuͤrſt Joachim
Friedrich, hoͤchſtſeel. Andenckens, in der
anno 1599. publicirten Jagd- und Holtz-
Ordnung,
Tit. 5. von den Hunden der-
gleichen Verordnung gemacht, mit fol-
genden Worten: Es ſoll auch, es ſey
von Adel, Buͤrger, Bauer, Schaͤfer,
Hirte, oder Muͤller, ſeine Hunde le-
dig in die Heide nicht lauffen, ſondern
ein Jeder den Hunden Pruͤgel, oder
Knuͤttel, zwey Schuh lang, anbinden,
oder dieſelben an Stricken fuͤhren
laſſen.
Welche Verordnung von Chur-
Fuͤrſten Georg Wilhelm 1620. faſt mit
eben den Worten in der damahls pu-
blicirt
en Holtz-Ordnung wiederholet
worden. Gleichergeſtalt hat durch ein
abſonderlich Reſcriptvom8. Iunii 1616. der
Glorwuͤrdigſte Chur-Fuͤrſt Friedrich
Wilhelm, daß alle und jede Amts-Unter-
thanen, ſonderlich in den Gehegen und
Wildbahnen ihren Hunden Knittel vor
den Fuß anhaͤngen ſollen, ernſtlich befoh-
len; Derogleichen Verordnung auch im
Lande Braunſchweig verhanden, daß die
Hunde Knittel von fuͤnfftehalb Viertel
lang anhaben ſollen.


  • Siehe das gemeine Ausſchreiben
    vom
    25. Julii 1564.welches vom
    Hertzog
    Henrico Julioin der
    Forſt- und Holtz-Ordnung

    §. 23.generaliter verordnet.
  • So wohl was die Hunde in
    den Staͤdten und Doͤrfern
    betrifft,
    Fritſch. Corpus Jur. Ve-
    nat. Foreſt. Part. 3. p. 134. \& 138.

Und dieſes ebener maaſſen in der Fuͤrſt-
lichen Heßiſchen Jagd-Ordnung vom

15. Jan. 1624.auf ſolche Weiſe befohlen.


Siehe Fritſch. d. Part. 3. fol. 191.


Es will aber hieraus ein Zweifel entſte-
hen, ob dieſe Macht zu befehlen der
Landesherrlichen Hoheit allein zuſtehe,
oder ob ein Jeder, welcher ſonſt mit allen
Gerichten und Jagd-Rechten belehnet,
ſolches gleichergeſtalt den Unterthanen
bey Strafe aufzuerlegen, berechtiget
ſey? Und findet ſich zwar bey denen
Rechts-Lehrern, daß ſie mehrentheils die-
ſes der Landesherrlichen Hoheit beylegen,
zumahl es zu den Forſt-Ordnungen ge-
hoͤret, welche Macht, Geſetze zu geben,
dem Landes-Herrn allein zuſtehet.


Beſold. Theſ. Pract. ſub voce:Wild-
bahn.


Wann aber hingegen erwogen wird, daß
(1) die von einem Landes-Herrn beſchehe-
ne Belehnung mit denen Jagden und
Gerichten in ihrer voͤlligen Krafft und
Wuͤrckung zu verſtehen ſey, und die
Landesherrlichen Gnaden-Ertheilungen
in ſehr weitlaͤufftigem Verſtande anzu-
nehmen und zu erklaͤhren;


L. 3. de Conſtit. Princip.


auch alſo einem dergeſtalt belehnten Edel-
mann das Recht zugeſtanden werden
muß, alles, ſo der Jagd hinderlich, zu
verbiethen und zu verwehren, weil er
ſich ſonſt dieſes Rechts nicht gebrauchen
koͤnte.


Arg. L. 2. ff. de Jurisdict.


(3) Und denen Jagden durch nichts mehr
Schaden zugefuͤget werden kan, als wenn
deren Unterthanen frey bleiben ſolte,
Hunde nach Belieben zu halten, und ſol-
che ungehindert mitzunehmen, als wo-
durch das junge Wildpraͤth getoͤdtet, das
andere aber verjaget wird.


Ferner auch (4) ein Vaſalle in der
Ausuͤbung des Rechts, damit er aus-
druͤcklich belehnet iſt, von dem Lehn- oder
Landes-Herrn ſelbſt nicht beeintraͤch-
tiget werden kan, ſo lange er in Schran-
cken bleibet, und ſeines Rechtes nicht
mißbrauchet. Wie denn die DD. da-
hin einmuͤthig ſchlieſſen, daß nicht nur
die Gerichtsbarkeit dem Vaſallen von dem
Landes-Herrn ſo uͤbergeben, daß er
denſelben darinnen gar nicht turbiren
koͤnne;


Carpz. Part. 2. Conſtit. 27. Def. 11. n. 2.
Franzk. Lib. I. Reſolut. 18. num. 11.


k 3Son-
[78]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher

Sondern daß es auch mit dem Jagd-
Recht eine gleiche Bewandniß habe;
Zumahl da ein Lehn-Herr Krafft ſeines
ertheilten Lehn-Briefes den Vaſallen
bey denen ihnen verliehenen Rechten wie-
der unmuͤglich zu ſchuͤtzen verbunden;


2. Feud. 8. princip.


Vielweniger iſt derer Vaſallen Unter-
thanen eine ſolche Freyheit zu verſtatten,
dadurch die Obrigkeit in der Ausuͤbung
ihres durch die Belehnung erlangten
Rechts turbiret wird, weil dieſe der Ade-
lichen Obrigkeit Krafft ihres geleiſteten
Eydes zu allen billigen Gehorſam ver-
bunden ſind. (6) Und kein Zweiffel, daß
auch eine Unter-Obrigkeit, ſowohl
zur Beſchuͤtzung der Gerichtsbarkeit,
als eines andern rechtmaͤßiger Weiſe
uͤberkommenen Rechts, denenjenigen,
ſo der Bothmaͤßigkeit unterworffen, bey
Androhung einer gewiſſen Straffe et-
was verbiethen koͤnnen,


L. 1. §. Cura carnis. ff. de Offic. Præf. urb.


wie dergleichẽ in einem andern Fall Carpz.
p. 2. Conſtit. 4. def. 13.
berichtet.


(7) Auch koͤnnen die Unterthanen
dawieder keine Poſſeſs der Freyheit an-
fuͤhren, daß nemlich die vorigen Beſitzer
des Adelichen Gutes ihnen dergleichen
nicht angemuthet, daß ſie ihren Hun-
den Knuͤttel anlegen ſolten, immaaſſen
einem Nachfolger beſonders einem ſon-
derbahren, nicht ſchaͤdlich ſeyn kan, wie
weit ein Vorgaͤnger ſich ſeines Rechts ge-
brauchen wollen, oder nicht, ſondern es
iſt dieſes vor eine willkuͤhrliche Sache
zu achten, die man thun und laſſen
kan, welche niemahls verjaͤhret werden
mag;


Klock. Vol. 2. Conſ. 41. n. 201.


Und koͤnnen die Unterthanen keine ge-
genſeitige Poſſeſſ daraus zwingen, denn
bey dergleichen Handlungen kan keine
Poſſeſſ angefuͤhret werden;


Covarruv. in cap. poſſeſſor. p. 2. §. 4. n. 6.
Menoch. de A. J. Q. lib. 2. caſ. 160.
num. 8. ſequ.


Und daher koͤnnen ſie auch nicht einmahl
Anſuchung thun, daß ſie in dem Pos-
ſeſſorio
geſchuͤtzet werden moͤgten; Da
zumahl (8) die Unterthanen nicht beyge-
bracht, daß die vorigen von Adel, ſo die-
ſe Guͤter beſeſſen, dergleichen Hunde-
Bengelung ihnen angemuthet, ſie den-
ſelben wiederſprochen und der Edelmann
ſich darbey beruhiget, denn in ſolchen
Sachen kan erſtlich eine contraire Poſſeſſ
angefuͤhret werden, wenn einer dem an-
dern wiederſprochen und der andere hat
dazu ſtille geſchwiegen;


Grotius de Jure B. \& P. Lib. 2.
cap. 4. n. 15.


(9) Hiernechſt auch denn Unterthanen
hiedurch kein Schade zugefuͤget wird,
immaaſſen ihnen Hunde zu halten nur
zu dem Ende frey gelaſſen iſt, damit ſie
ſolche zur Sicherheit ihrer Hoͤfe gebrau-
chen koͤnnen, nicht aber, daß ſie ſich der-
ſelben auf freyem Felde bedienen moͤgen,
wie denn auch durch Anlegung des Knuͤt-
tels die Hunde nicht getoͤdtet oder ſonſt
zu des Bauern Nutzen, welcher in Be-
wahrung ſeines Hofes beſtehet, un-
brauchbar gemacht werden, ſondern es
wird nur hierdurch die Gelegenheit be-
nommen, daß ſie dem jungen Wilde kei-
nen Schaden zufuͤgen koͤnnen, daher
hier billig die bekante Rechts-Regul
ſtatt finden muß: Was dir nicht ſchadet, ei-
nem andern aber nutzet, dazu kanſt du
mit Recht angehalten werden.


L. 2. §. 5. ff. de Aqu. \& aqu. pluv. arcend.


(10) Endlich auch die hieſelbſt nebſt den
Jagden concurrirende Ober-Gerichte ein
unſtreitiges Recht, die Delinquenten in
Anſehung der Jagd auf den Feldern, die
ihrer Gerichtsbarkeit unterworffen, zu
beſtraffen, mit ſich fuͤhret, und dannen-
hero, was der Landes-Obrigkeit in An-
ſehung der Landesherrlichen Hoheit zu
Conſervirung der ihr reſervirten Jagden
zuſtehet, nemlich alle Jagd-Hinderniſ-
ſe aus dem Wege zu raͤumen, dahin die-
ſe Verknuͤppelung der Hunde gehoͤret,
und die dawieder handelnde Verbrecher
zu beſtrafen, ſolches zwar nicht in der
Hoheit, als dem Landes-Fuͤrſten, jedoch
in ſeiner Ordnung und Maaſſe, damit
dem Landes-Fuͤrſten ſeiner Landesherr-
lichen Hoheit unverletzt bleibe, einem E-
delmann wegen ſeiner ihme verliehenen
Jagden und Gerichten, nicht verſaget
werden kan, ſintemahl ihm das Befug-
niß zuſtehet, ſeines Lehns und aller darauf
hafftenden Rechte zu genuͤſſen und zu ge-
brauchen, dafern er nur nichts zu des
Lehn-Herrns Schaden thut,


2. Feud. 8. \& 18.


So erſcheinet hieraus zur Gnuͤge, daß
ein Edelmann in der Marck Branden-
burg, welcher mit denen Ober-Gerich-
ten und Jagden beliehen iſt, ſeinen Un-
terthanen, daß ſie ihren auf das Feld
mit ſich nehmenden Hunden Knuͤttel an-
legen ſollen, bey Straffe anzubefehlen,
wohl befugt ſey.


LYNCKE-
[79]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.

LYNCKERI
Deciſio M CCCLVI.


Jnhalt.

  • Was die Wald-Miethe und dergleichen Cammer-Einkuͤnffte in denConcur-
    ſ
    en vor eine Stelle uͤberkommen.

OB wohl der Cammer-Fiſcal die
Wald-Miethe in dem Concurs in
die erſte Claſſe referirt haben will, die-
weil die Waldung Part. 1. cap. 18.der
Fuͤrſtlichen Gothaiſchen Ordnung,
§. 7.
des Landes Schatz genennet wird; So
iſt doch daraus ein ſolcher Schluß nicht
zu ziehen. Und iſt dergleichen Wald-
Miethe kein Tribut, ſo auf der Untertha-
nen Guͤtern hafftet, ſondern ein Ein-
kommen des Fiſci, welcher nur ein ſtill-
ſchweigend Unterpfand mit einem Privi-
legio
hat, wie alle andere Herrſchafftli-
che und Kammer-Gefaͤlle, die auf des
Schuldners Guͤtern nicht hafften, daher
gehen ſie zwar des Weibes Heyraths-
Gut vor, wann die Poſten vor dem ein-
gebrachten Gut mit der Cammer con-
trahirt
worden; Jm Gegentheil aber
und wann ſolches nachhero geſchehen, hat
das Weib den Vorzug, weil dieſelbe nicht
nur eine ſchlechte erſtere Verpfaͤndung,
welche ſonſt der Fiſcus in dem nach ſei-
nem Credit erlangten Guͤtern zuruͤck
treibet, ſondern eine Hypothec mit dem
Privilegio hat; Jn welcher Claſſe derer
Hypothecariorum cum Privilegio die
Ordnung nach der Zeit ſtatt findet.


Argentorat. Conſil. LXXXVIII. Vol. I.


Frage:


  • DJeweil das Urthel allein Fuͤchſe,
    Haſe, und dergleichen zu fahen
    zugiebt, ob ſolches auch auf die
    Rehe
    extendiretund verſtanden
    werden moͤge?

Darauf gebe ich nachfolgende Antwort,
daß kein Urthel weiter extendiret oder
weitlaͤufftiger verſtanden werden mag,
denn ſoviel die Worte, darinnen begrif-
fen, mit ſich bringen, denn ein jedes Ur-
thel iſt eines eingeſchrenckten Rechtens,
und alſo moͤgten in Krafft mehr gemeld-
tes Urthels, ſo allein von Fuͤchſen und
Haſen Meldung thut, der Verſtand
deſſelben auf die Rehe nicht gezogen, noch
extendirt werden. Denn man muß die
Worte eines Urthels auslegen, wie ſie
klingen, und uͤber ihren Jnhalt nicht
extendiren,


L. 1. C. Si plus una ſentent.


Und muß man nicht mehr daraus zie-
hen, denn mit Recht gefolget werden
kan. Und hieraus wuͤrde nun folgen,
daß man der Rehe halber in Petitorio
nichts ſonders wohl befugt waͤre.


Dieweil ich aber darneben ſoviel
im Bericht vernommen, daß man, unan-
geſehen angeregter ergangenen Urtheile,
nichts deſtoweniger vor und nach denſel-
ben Urtheln von zehen, zwantzig, dreyſ-
ſig, viertzig, funfftzig und mehr Jahren
her, die Rehe zu fangen, in ruhigem un-
perturbirtem Beſitz vel quaſi allwege ge-
weſen, und noch, daß auch daſſelbe nicht
heimlich, ſondern oͤffentlich, und dem
Herrn Grafen zu W. nicht unbewuſt,
geſchehen ſey, ſondern, daß ſie auch et-
wan ſelbſt dazu kommen, ſolches aber
weder mit, noch ohne Recht, jemahs an-
zufechten unterſtanden, biß auff gegen-
waͤrtige Zeit, welches alles im Fall der
Nothdurfft zu beweiſen.


So halte ich bey mir endlich dafuͤr,
daß vermoͤge der Rechten die S. von St.
befugt ſeyn, ſich ſelbſt, auff das beſte ſie
immer moͤgen, in ſolchem ihrem herge-
brachtem ruhigen Beſitz zu handhaben,
und ſich daraus mit nichten anders, denn
mit Recht treiben zu laſſen, und daß alſo
ſie, die S. Rehe zu fahen, in Poſſeſſorio
gantz wohl gegruͤndet, und es von den
Herrn Grafen gantz und gar vor kei-
ne Neuerung beſtaͤndiglich angezogen
werden moͤge. Denn der ſein Recht ver-
folgt, es fortſetzt, und erhaͤlt, verneuert
nichts, ſondern alles, was er thut, ge-
ſchicht zur Beſchuͤtzung und Erhaltung
ſeines Rechts. Und iſt auch Niemand
verbunden, wegen einigen geſchehenen
Widerſpruchs, oder eingewandten Ap-
pellation
ſich ſeines Rechts zu begeben,
und die Poſſeſs fahren zu laſſen; Denn
diß wuͤrde thoͤricht gehandelt ſeyn, und
wer ſich ſeines Rechts bedienet, thut Nie-
mand hiedurch etwas zu leyde.


So
[80]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher

So iſt auch jederzeit die rechtliche Ver-
muthung wider denjenigen, der einen
andern in ſeinem ruhigen Beſitz zu be-
unruhigen unterſtehet. Denn man ver-
muthet allezeit von dem Beſitzer, daß er
das Seinige rechtmaͤßiger Weiſe beſitze,
und nicht einem andern Eingriff thue,
inſonderheit wenn er zu Anfang des
Proceſſes in ruhiger und rechtmaͤßiger
Poſſeſſ geweſen. Daher pflegt man auch
zu ſagen, daß Niemand den bekanten
Rechten nach ſchuldig ſey, die Urſach ſei-
ner Poſſeſſ anzugeben. Aus welchem
allen bey dieſer Frage ſchluͤßlich folget,
daß die Herrn S. ihres hergebrachten
Beſitzes, Poſſeſſion, vel qvaſi, die Re-
he zu fahen, befugt, und daraus ohne
Recht nicht getrieben werden ſollen, ſich
auch darbey wohl handhaben moͤgen.
Und iſt alſo dieſe Frage gaͤntzlich re-
ſolvirt.


MATTHIÆ BERLICHII
Deciſio CCLI.


Jnhalt.

  • Ob und wie weit nach dem Verſtande der Landes-Ordnung/Tit.daß kei-
    ner auf des andern Grund und Boden jagen ſolle; Das Jagd-Recht
    auf frembden Guͤtern durch die Verjaͤhrung erlangt werden kan?

Jn der Landes-Ordnung,Tit.daß
keiner auf des andern Grund

und Boden ꝛc. pag. 77. wird geſagt, daß
ein Jeglicher mit jagen, hetzen und Wey-
dewerck zu treiben auf ſein und ſeiner
Leute Eigenthum bleiben, und eines an-
dern Guͤter damit nicht beruͤhren ſolle,
ungeacht einiges Fuͤrwenden, daß es an-
ders hergebracht und im Gebrauch gehal-
ten, alles bey Poen hundert Guͤlden, ſo
offt eines gegen den andern dißfalls vor-
gebracht. Es wurde gezweifelt, von wel-
chem Eigenthum diß wohl zu verſtehen
waͤre, ob von dem Ober-Eigenthum,
und nutzbaꝛen zugleich, welches einem auf
ſeinen und ſeiner Unterthanen Guͤtern
zuſtehet, oder nur von dem Ober-Eigen-
thum, welches einer auf etzlichen Guͤtern
hat, einem andern von Adel aber auf
denſelben das nutzbare Eigenthum zu-
kommt, ſo, daß der andere Edelmann,
der das nutzbare Eigenthum hat, nichts
deſtoweniger auf denſelben jagen und das
Jagd-Regal durch Verjaͤhrung erlangen
koͤnne.


Das erſtere ſcheinet zu behaupten zu
ſeyn, weil das Eigenthum eines Gutes
von der Gerichtsbarkeit ſehr unterſchie-
den iſt. So iſt ſolches noch mehr in die-
ſem Fall zu erkennen, weil in der Lan-
des-Ordnung geſagt wird, daß einer auf
ſeinem und ſeiner Leute Eigenthum ja-
gen koͤnne. Es werden aber eigenthuͤm-
liche Guͤter diejenigen genennet, die einer
beſitzt und von denen man Revenuen zie-
het, ob man ſie ſchon von einem andern
als ein Lehn erkennet. Schneidevvin. §.
Ferc. Inſt. de R. D. \& A. R. D.


Es haben aber die Leipziger Rechtsge-
lehrten auff Anfrage H. von S. im Mo-
nat Septembr. anno 1623. folgender Ge-
ſtalt geſprochen: Habt ihr und eure
Vorfahren auf obgedachtem Werther
uͤber rechtsverwehrte Zeit euch der Jag-
den gebrauchet, welche euch aber der H.
Herr G. zu S. anjetzo in Streit zu zie-
hen ſich unterfangen. Ob nun wohl die
vorerwehnten Vertraͤge und darauff
vorbehaltene Gerichte der Wichtigkeit
nicht ſeyn, daß ihr darunter hiebevor ge-
habten Jagd entſetzet werden koͤntet:
Dennoch aber und dieweil aus dem in
mehrerwehnten Vertraͤgen vermerckte
Reſervat, daß nehmlich die Anlagen des
Werthers euch ohne Entgeld nicht fol-
gen, ſondern nach Anzahl der Aecker
verzinſet werden ſollen, ſoviel zu ſchluͤſ-
ſen, daß Hochgedachter Herr Graf ihm
das Dominium directum daran vorbe-
halten, und vermoͤge Chur-Fuͤrſtlicher
Saͤchßiſcher Landes-Ordnung Niemand
auff des andern Grund und Boden,
ungeachtet, da es auch gleich anders Her-
kommens, zu jagen befugt iſt; So blei-
bet es auch dabey allenthalben billich,
und ihr ſeyd euch des Jagens auf mehr
beſagtem Werther, deſſen Anlagen und
Zubehoͤrungen zu enthalten ſchuldig.
V. R. W. Denn derſelbige Graf hat
nicht nur das Dominium directum,
welches ſtaͤrcker iſt, denn das nutzbahre,
und dieſem billig vorgezogen wird, ſon-
dern
[81]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
dern es wird auch unter einer ungewiſ-
ſen Benennung des Dominii das dire-
ctum
verſtanden; Dem das nutzbare Ei-
genthum zuſtehet, koͤmmt das Jagd-
Recht nicht zu, weil es bloß den Eigen-
thuͤmern gehoͤrig. Und ob ſchon bey
demſelben Fall, da der Ober-Eigenthums-
oder Landes-Herr mit dem Beſitzer des
Lehn-Gutes concurrirt, das Jagd-Recht
dem Beſitzer zuerkannt worden, ſo hat
doch dieſes nur bey dem Beſitzer des
Lehn-Gutes ſtatt, Petr. Heig. Quæſt. 15.
n. 54. ſub. fin. part. 1.
und wird ſonder Zwei-
fel limitirt, wenn nicht durch ein ſtatu-
tum
oder Landes-Fuͤrſtliche Verordnung
etwas anders ausgemacht. Daß aber
in der Landes-Ordnung in dem Titul:
Daß keiner auff des andern Grund
und Boden
ꝛc. etwas anders diſponirt,
erhellet aus dem Worte: Gerichten,
da es heiſt, daß einer dem andern auf
ſein und ſeiner Leute Gerichten, Guͤ-
tern, Grund und Boden zu jagen ꝛc.
ſich gaͤntzlich enthalten ſolle,
ſo, daß
einem ſowohl auf eines andern Grund
und Boden, als auch auff eines andern
Gerichten zu jagen verwehret. Aus der
vorhergehenden Clauſul der Gerichte ſind
die folgenden Puncte der Ordnung, da
das Woͤrtgen: Gerichte, ausgelaſſen,
zu erklaͤren und zu ergaͤntzen, indem die
vorhergehende Clauſul von groͤſſerer
Krafft und Wuͤrckung iſt, das folgende
zu erklaͤren, als wenn ſich das folgende
auf das vorhergehende beziehen ſoll. Da
zumahl die folgende Ordnung Chur-
Fuͤrſtens Auguſti ſich mit deutlichen Wor-
ten auff die vorhergehende Clauſul be-
ziehet, und des Mauritii Verordnung er-
leutert.


LYNCKERI
Deciſio DLXV.


Jnhalt.

  • Wer behauptet, daß das Jagd-Rechtallodialſey, muß es beweiſen, und wenn
    die Vermuthung vors
    Allodiumnichts hilfft.

VEnturius kaufft von Alacrio deſſen
dritten Theil Jagden, deren zwey
Drittel des Alacrii Stamm-Verwandte
beſitzen, dieſe wiederſprechen dem Kauff,
geraͤth auch endlich zur Klage, und wer-
den die Vettern in poſſeſſorio geſchuͤtzt.
Venturius aber zum Petitorio, und hier-
innen zum Beweiß verwieſen, daß die
Jagden ohne Requiſita einer Veraͤuſſe-
rung einer Lehn-Sache haben veraͤuſſert
werden koͤnnen, und ein Allodium ſeyn.
Wiewohl nun Venturius dieſen Spruch
vor widerrechtlich haͤlt, weil ein jedwe-
des Gut und Recht vor frey zu halten,


L. 9. C. de Servit. \& aq.


und man glaubet allezeit eher, daß es ein
Allodial, als Lehn-Stuͤcke ſey,


Carpz. 1. Reſp. 81. num. 1.


weil die Beſchaffenheit des Lehnes von
menſchlicher Diſpoſition herruͤhrt,


II. Feud. 26. §. Filius.


und man vermuthet allezeit eher, daß
einer eine Sache in ſeinem eigenen, denn
in einem frembden Namen beſitze, der
Jagden auch in den Lehn-Briefen uͤber
die Guͤter nicht gedacht, und doch muß
der Zuſtand des Lehns vornehmlich aus
der Belehnung erkannt werden,


Alvarot. II. F. I. pr. n. 4.


geſtalt auch ſolchen dritten Theil ein Va-
ſall dem jetzigen Verkaͤuffer, von dem ſol-
chen Venturius erlanget, gantz frey ei-
gen verkaufft; Dahero zu vermuthen,
daß er deſſelben Qualitaͤt wohl inne ge-
habt.


Dieweil aber hingegen die Vaſallen
in Poſſeſſorio obtinirt, und die Præſum-
tion,
welche in Petitorio der Klaͤger pro
allodio
zu haben vermeynet, durch con-
traire
Muthmaſſungen geſchwaͤchet wird,
dergleichen auch iſt, wenn entweder das
groͤſte Stuͤcke oder das gantze Gut Lehn
iſt,


Menoch. 2. Præſumpt. 191. n. 64.


zumahl, wenn man ſich nicht mehr be-
ſinnen kan, daß jemahls eine ſolche Sa-
che von dem Lehn-Gute abgeſondert ge-
weſen; Die Jagden auch der Univerſi-
tati
eines Gutes anzuhaͤngen und dem
Gerichts-Herrn zu folgen pflegen;


Knichen. de Jur. Territ. c. 5. num. 297.


Auch insgemein ohne Inveſtitur, und
Verleyhung Niemand zuſtehen,


Gail. 2. O. 66.


Jm uͤbrigen die bloſſe Aſſertion des einen
Agnaten, ſo zu deſſen Vortheil geſchehen,
ldenen
[82]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
denen andern ohne Præjudiz ſeyn muß,
und die Erklaͤhrung des Lehn-Briefes
nach dem Herbringen oder Obſervanz zu
machen iſt;


So wird bey dergleichen Beſchaffen-
heit demjenigen, der behauptet, daß das
Jagd-Recht Allodial ſey, der Beweiß
billich aufferlegt,


Berlich. 2. Deciſ. 178. num. 26.


und mag er dißfalls mit der bloſſen Ver-
muthung vor das Allodium, bevorab
ſolchem aſſerto von Anfang wiederſpro-
chen worden, ſich nicht behelffen.


Conſilium
BENEDICTI CARPZOVII


Jnhalt.

  • Es kan auch in dem Saͤchſiſchen die Jagd-Gerechtigkeit auff frembdem
    Grund und Boden durch die Verjaͤhrung einer undencklichen Zeit er-
    langet werden.

ANfaͤnglich iſt es nicht gantz auſſer
allem Zweiffel wegen der Verord-
nung Chur-Fuͤrſtens Auguſti de Anno
1555. Tit.
daß keiner auff des andern
Grund und Boden jagen, hetzen, Huͤner
fahen, oder ander Weydwerck trei-
ben ſoll. §. So wollen wir: Bey den
Worten: Daß ein Jeder mit Jagen,
Hetzen und Weydwerck zu treiben, auff
ſeinen und ſeiner Leute Eigenthum ver-
bleiben, und eines andern Guͤter damit
nicht beruͤhren ſoll, ungeachtet einiges
Fuͤrwendens, daß es anders hergebracht,
und im Brauch gehalten ꝛc. Daher
koͤnt einer ziemlich mit Raiſon ſchluͤſſen,
daß auch nicht einmahl in einer undenck-
lichen Zeit die Jagden auff frembdem
Grund und Boden verjaͤhret wuͤrden.
Da aber gantz ſonnenklahr iſt, daß
die Jagden heutiges Tages unter die Re-
gali
en gezehlet werden muͤſſen, ſo kan
nicht abſehen, welche Raiſon verhindern
ſolte, daß nicht einer auch auff frembdem
Grund und Boden durch die Verjaͤh-
rung einer undencklichen Zeit die Jagden
uͤberkommen koͤnte, als in welcheꝛ auch die
Fuͤrſtlichen Rechte oder die Regalien ver-
jaͤhret werden. Es iſt auch offt ange-
fuͤhrte Landes-Ordnung, daß keiner
auff des andern Grund und Boden
ꝛc.
nicht im Wege, als welche ſich nur auf die
Verjaͤhrung der Saͤchſiſchen Rechte,
nehmlich der dreyßig Jahre, Jahr und
Tag erſtreckt, aber auff die Verjaͤhrung
einer undencklichen Zeit nicht zu extendi-
r
en iſt, indem ſie durch allgemeine Wor-
te, die eine Verjaͤhrung ausſchluͤſſen,
niemahls gehoben wird. Jngleichen iſt
folgender geſtalt geſprochen worden in
Sachen Jobſt Chriſtoph von Feilitzſch im
Auguſto Anno 1603. Dieweil in der
Chur-Fuͤrſtlich Saͤchſiſchen Landes-
Ordnung
ausdruͤcklich verſehen, daß kei-
ner auff eines andern auſſerhalb ſeiner
Unterthanen eigenthuͤmlichen Guͤtern,
darunter er keine gemengte Guͤter hat,
der Jagd oder des Weydewercks mit
Huͤnerfahen ſich gebrauchen ſoll, ſo
ſeyd ihr euch auff Vollrath von Wezdorf
eigenthuͤmlichen Guͤtern zu Reutha be-
ruͤhrter Jagd und Weydewercks-Ge-
rechtigkeit wider ſeinen Willen anzu-
maaſſen nicht befugt: Jhr koͤntet denn
mit Recht darthun und beweiſen, daß
eurem Bericht nach ihr und eure Vor-
fahren uͤber Menſchen Gedencken euch
der Fuchs- und Haſen-Jagd, desglei-
chen des Weydewercks mit Huͤnerfa-
hen auff gedachten von Wezdorfs Guͤ-
tern ohne maͤnniglicher, ſonderlich aber
aller vorigen Beſitzer und Jnnhabere ob-
bemeldten Guts Reuthe Verhinderung
und Einhalt gebrauchet, das genoͤſſet
ihr auff ſolchen Fall billich. V. R. W.


Conſilium
BENEDICTI CARPZOVII


Jnhalt.

  • Die beſonders einemconcedirten Jagd-Rechte gehen nicht verlohren, wenn
    man ſolche gleich in einer ſehr lange Zeit nicht gebraucht, wenn man nehm-
    lich nicht Gelegenheit gehabt, die Jagd zu
    exerciren.

DAß durch den Nicht-Gebrauch ei-
ner ſehr langen Zeit, nehmlich 30.
Jahre, Jahr und Tag in dem Saͤchſi-
ſchen die einer Privat-Perſon beſonders
vergoͤnnte
[83]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
vergoͤnnte Gerechtigkeit und Freyheit zu
jagen verlohren gehe, kan demjenigen
nicht zweiffelhafft vorkommen, der be-
dencket, daß ordentlicher Weiſe ein Privi-
legium,
darinnen einem ein Befugniß zu
etwas ertheilet wird, durch die Verjaͤh-
rung verlohren gehe, l. 1. ff. de Nund. Die-
ſes iſt aber nicht anders anzunehmen,
als wenn die Zeit der Verjaͤhrung ver-
ſtrichen, denn von der Zeit an, da man
es fuͤglich gebrauchen koͤnnen, es aber
doch nicht gethan, rechnet man es; Denn,
wenn in Waͤldern kein Wild angetrof-
fen, noch geſehen worden, und ſich einer
nicht in veꝛgebliche Unkoſten ſetzen wollen,
ſo waͤre gewiß ſehr hart und unbillich,
wenn man ihm deswegen ſein Jagd-
Recht entziehen wolte. Wo keine Nach-
laͤſſigkeit begangen worden, kan ſie
auch nicht geſtrafft werden, und dem,
der nicht im Stande iſt zu klagen, laͤufft
keine Verjaͤhrung, L. 1. C. de Annal. Ex-
cept.
Daher koͤmmts auch, daß die
Dienſtbarkeit auf frembdem Grund und
Boden Waſſer zu ſchoͤpffen nicht verloh-
ren gehet, wenn der Brunnen ausge-
trocknet und ſich einer der Dienſtbarkeit
nicht gebrauchen moͤgen. Wenn auch
gleich der Drittmann auf dem Grund-
Stuͤcke eines, der damit privilegirt iſt,
die Jagd eine undenckliche Zeit uͤber exer-
ciret,
ſo kan dennoch dem Beſitzer das
Jagd-Recht nicht ſo entzogen werden,
daß es der andere durch die Verjaͤh-
rung einer undencklichen Zeit erlangen
koͤnte.


Alſo iſt geſprochen worden in Sa-
chen Matthia Hartlebens zu Schlaitz
im Monat April. Anno 1573. Jſt einer
von Adel ſam̃t ſeinen Vorfahren mit ei-
nem Vorwercke und deſſelben Zubehoͤ-
rungen beliehen, und ihm auf ſolchen
Guͤtern alle Jagd, als Hirſche, Hinden,
Schweine und Rehe zu jagen, verſchrie-
ben worden; Ob nun gleich gedachter
von Adel auf ſolchen ſeinen Guͤtern in-
nerhalb zwey und dreyßig Jahren keine
Hirſche gefangen, ſich auch ſolcher Jagd,
aus Urſachen, daß vor etzlichen Jahren
der Oerter gar ſelten Hirſche geſehen
worden, nicht anmaaſſen und gebrau-
chen koͤnnen; So iſt ihm dennoch dero-
wegen nicht benommen, ſich auf gemeld-
ten Guͤtern, darauf ihm der nutzbarli-
che Eigenthum zuſtaͤndig, der verſchrie-
benen Hirſch- und andern Jagd noch-
mahls zu gebrauchen: Es waͤre denn
Sache, daß Jemand anders die Gerech-
tigkeit ſolcher Jagd durch eine beſtaͤndige
Verjaͤhrung, oder ſonſt erlanget, und
an ſich gebracht, auf den Fall haͤtte ob-
gemeldter von Adel demſelben zu Nach-
theil und Abbruch ſeines erlangten
Rechts ſich nunmehro ſolcher Hirſch-
Jagd anzumaaſſen nicht Fug. V. R. W.


FINCKELTHAVSII
Obſervatio XLI.


Jnhalt.

  • Wenn ein Landes-Herr ſeineVaſallen mit aller und jeder Gerechtigkeit, in-
    gleichen mit Jagden belehnet, ob ſolche befugt ſeyn, ſich nur der Haſen
    und Fuͤchſe anzumaaſſen, oder auch zugleich des hohen, rothen und
    ſchwartzen Wildpraͤths, als der Hirſche, Rehe, wilden Schweine.

Rationes dubitandi,
Vor die adelichenVaſallen.


(1) WEil bey der Belehnung aller
und jeder Gerechtigkeiten Mel-
dung geſchehen, ſo muß man auch das-
jenige, was in einem allgemeinen Ver-
ſtande geſagt wird, in ſolchem annehmen,
L. 1. ff. de Legat. præſt. cont. tabb. Und wuͤr-
cket eine General-Ausdruͤckung eben ſo
viel, als wenn alle und jede Sorten ei-
gentlich mit waͤren benennet worden.
Denn das beſondere iſt in dem allgemei-
nen enthalten, L. 147. de R. J. und das
allgemeine hat die Krafft einer beſondern
Ausdruͤckung. Siehe Sixtin. de Regal.
L. 2. c. 18. n. 48.
zumahl trifft dieſes ein bey
den Begnadigungen der Landes-Fuͤr-
ſten, die man in ſehr weitlaͤufftigem Ver-
ſtande erklaͤhren muß, L. penult. ff. de Con-
ſtit. Princ.


(2) Weil ſich die von Adel meiſten-
theils in der Quaſi Poſſeſſ und Ausuͤ-
bung der hohen Jagden von ein 30. 40.
50. Jahren befinden; Nun bringt aber
die Poſſeſſ zuwege, daß ein Beſitzer mehr
Recht hat, bey dem an ſich behalten der
l 2Sache,
[84]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
Sache, als der Klaͤger bey dem Klagen;
Denn von demjenigen ſagt man, daß er
eine Sache haͤtte, der das Recht der Pos-
ſeſſ
genieſt, L. 1. §. 38. ff. Ne quid in loc. publ.
Ja aus der Poſſeſſ wird der Titulus ver-
muthet, und der Beſitzer von der Laſt
des Beweiſes uͤberhoben, noch von deſ-
ſen Gebrauch ausgeſchloſſen. Es ſtehet
allezeit beſſer um denjenigen, der ſich in
der Poſſeſſ befindet, L. 1. §. 5. ff. de Calumnia-
toribus.
Wenn zumahl, wie bey dieſem
Fall, der bona fides dazu koͤmmt, als
welcher eben ſoviel zuwege bringet, als
die wuͤrckliche Wahrheit, L. 130. ff. de R. J.


Rationes decidendi.
Wider die adelichenVaſallen.


(1) Weil der Gebrauch der Jagden
den Privat-Perſonen verwehret iſt. Es
ſey nun durch eine ſehr lange Gewohn-
heit, als welcher Name einigen bey der
Jagd-Materie angenehmer iſt, als der
Verjaͤhrung Valentin. Förſter. Tract. de
Dominio. C. 9. num. 46.
oder durch die Ver-
jaͤhrung einer undencklichen Zeit, Reſcript.
Elect. de anno 1584. d. 10. Octobr.
daſelbſt,
und aber in Krafft des viel undencklichen
Zeiten in gantzen heiligen Roͤmiſchen
Reich und Landen hergebrachten ver-
jaͤhrten Gebrauchs, Niemand gebuͤhret,
in zugerichteten und gehegten Wildbah-
nen und Wildfuhren der Landes-Fuͤr-
ſten oder andern, welche mit ſolchen
Wildfuhren berechtiget, zum Nachtheil
zu jagen. Heig. p. 1. Qu. 18. num. 50. Und es
pflegt nur den Belehnungen der Fuͤr-
ſten die Clauſul mit Jagden heutiges Ta-
ges ohne einige Determination einverlei-
bet zu werden, Stephan. de Jurisdict. l. 2.
Part. 1. c. 7.
denn alſo ſiehet man, daß nach
einer faſt durchgaͤngigen Gewohnheit
von Teutſchland den Landes-Fuͤrſten die-
ſelbe mit als ein den Hertzogthuͤmern und
Grafſchafften anhaͤngendes Stuͤck von
Roͤmiſch Kaͤyſerlicher Majeſtaͤt zu Lehn
gegeben wird.


Es erweiſen ſolches noch deutlicher
die Edictavon den Churfuͤrſten zu
Sachſen,
AuguſtoundChriſtiano I.diean.
1572, 1579, 1582, 1584.
wegen Beſtraffung der
Wild-Beſchaͤdiger publiciret worden,
darinnen mit ausdruͤcklichen Worten
ſtehet: Daß Jh. Jh. Churfuͤrſtl. Gn.
Gn. und dero Hochl. Vorfahren mit den
Wild-Fuhren von Roͤm. Kaͤyſern und
Koͤnigen ſtattlich belehnet, die ſie auch
mit hoͤchſten Fleiß und Unkoſten vor ihr
als des Landes-Fuͤrſten eigen Gut ge-
heget, ꝛc. Da nun der Durchl. Chur-
fuͤrſt zu Sachſen die Jagden nicht an-
ders, denn durch Kaͤyſerliche Verguͤnſti-
gung erhalten, ſo folgt auch, daß die
Churfuͤrſtl. Vaſallen, als Unter-Vaſal-
len, in dieſem Stuͤck nicht herrlicher ſeyn
koͤnnen, als der Churfuͤrſt und Landes-
Herr ſelbſt, von dem ſie ihre Lehne ha-
ben, und die er ihnen auf keine andere
Art und Weiſe uͤbergeben kan, denn er
ſolche ſelbſt hat, 11. F. 58. Einfolglich ha-
ben die Adelichen Vaſallen die Jagd-Ge-
rechtigkeit bloß durch ausdruͤckliche Ver-
guͤnſtigung, oder durch den Verlauff ei-
ner undencklichen Zeit, die in dieſem Fall
erfordert wird. Gail. L. 1. Obſ. 66. num. 17.
(2) Obwohl ſonſten Niemand ordentli-
cher Weiſe gezwungen wird, zu erweiſen,
wie er zu der Poſſeſs gekommen, L. 11. C.
de Petit. hæred.
So vermuthet man doch
bey denjenigen Stuͤcken, die man von
dem Fuͤrſten hat, und erlangen muͤſſen,
eine bloß bittweiſe erhaltene Poſſeſs, biß
erwieſen worden, auff was Art einer
darzu gekommen, Menoch. Conſil. 307.
n. 67.
Daher wenn ſchon einigen adeli-
chen Vaſallen die Jagden des hohen
Wildpraͤths zukommen, ſo werden ſol-
che dennoch nicht gehoͤret, wenn ſie den
Titulum aus den Belehnungen nicht er-
weißlich machen koͤnnen. Es hat auch
Churfuͤrſt Auguſtus ſich in dieſem Punckt
durch einige Reſcripta gar deutlich erklaͤ-
ret, daß Seiner Churfuͤrſtl. Gn. Lehns-
Leute, ob ſie auch ſonſt mit der Nieder-
Jagd beliehen, dennoch des hohen Ja-
gens, es waͤre ihnen denn ſolches in den
Lehn-Briefen ausdruͤcklich verſchrieben,
ſich zu gebrauchen, keinesweges befugt
ſeyn ſollen.


Jngleichen hat er auch an E. von
E. zu Br. reſcribiret:


P. P. Zu dem befinden wir auch in
deinen Lehn-Briefen nicht, daß du ſol-
cher hohen Jagd, als Hirſch und Wild-
praͤth befugt und berechtiget ſeyn ſolleſt.
Derohalben iſt unſer Begehren, hiermit
befehlende, du wolleſt dich ſolcher ho-
hen Jagd, als Hirſch und Wild, hinfuͤh-
ro gaͤntzlich aͤuſſern und enthalten, auch
die Schweine zu jagen, fahen, ſchieſſen,
von Faſtnacht an biß auff Martini ein-
ſtellen. Vermeyneſt du aber erwehnter
hohen Hirſch- und Wild-Jagd befugt und
berechtiget zu ſeyn; ſo wolleſt du uns
zwiſchen dato uñ Michaelis ſchierſt kuͤnff-
tig deswegen deinen beſtaͤndigen Schein
und Grund vorwenden. Und da du
gleich den Gebrauch vor dich anzuziehen,
verſte-
[85]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
verſtehen wolteſt; ſo haſt du doch leicht
abzunehmen, was dir derſelbe fuͤrtragen
kan, weil du dich ſolcher hohen Jagd dei-
nem Lehn-Brief zuwider, und unwiſſend
unſerer Vorfahren, und unſer unbefug-
ter weiſe unternommen haſt. Datum
Dreßden, den letzten Martii anno 1559.


Ein gleichmaͤßiges Reſcript iſt auch
ertheilet worden an W. von L. den aͤl-
tern zu P. unterm dato Dr. den letz-
ten Martii 1559. und an D. von S. un-
term dato Dreßden den 18. Martii an.
1559.


Die Beantwortung derDubiorum.


Auff das (1.) da heutiges Tages die
Jagd-Gerechtigkeit nach der Meynung
vieler Rechts-Lehrer denen Regalien
beygezehlet wird, Heig. p. 1. qu. 15. und
zwar unter der allgemeinen Jagd-Con-
ceſſion
nur das Nieder Weydewerck ver-
ſtanden wird, die hohen Jagden aber
beſonders ausgedrucket, und verguͤnſti-
get werden muͤſſen, Knichen de veſtit.
pact. Part. 2. c. 2. n. 34.
So erkennt
man, daß dasjenige nicht transferiret
werde, was ein Fuͤrſt kaum beſonders ei-
nem zu concediren pflegt. Denn, wo eine
Special-Verordnung erfordert wird, iſt
eine generale nicht gnung; Es waͤre hoͤchſt
ungereimt, wenn man dergleichen Lehr-
Saͤtze auff das wenige, was den Fuͤrſt-
lichen Regalien beyzuzehlen, appliciren
wolte. Daher ſagt Jaſon, daß man
auch bey einer reichen Gnaden-Be-
zeigung nicht vermuthet, daß der Fuͤrſt
dasjenige concediren wollẽ, was ſonſt nur
mit groſſer Schwierigkeit erhalten wird.
Es iſt auch nicht im Wege, daß die Fuͤrſtli-
chen Wohlthaten in ſehr weitlaͤufftigen
Verſtande zu erklaͤhren L. penult. ff. de
Conſtit. Princip.
Denn dieſes hat nur ſtatt,
wenn die von einem Fuͤrſten geſchehene
Concesſion der Wohlthaten, dunckel, un-
gewiß und zweiffelhafft iſt. Sonſten
wenn ſeine Intention anderwerts deut-
lich erhellet, hat die Erklaͤhrung nicht
ſtatt. Und alſo iſt gewiß, wenn ein Fuͤrſt
einen mit den Jagd-Rechten belehnet,
daß die Nieder-Jagd, und nicht die Ho-
he Jagd darunter verſtanden werde.
Jnſonderheit findet eine ſehr weitlaͤuff-
tige Erleuterung nicht Platz, wenn des
einen Recht verringert wird.


Auff das (2) ſo iſt eine Poſſeſſ, ohne
daß man erweiſen koͤnne, auf was Art
man dazu gekommen, nicht genungſam.
Denn da eine Poſſeſſ, die einen unrecht-
maͤſſigen Urſprung hat, hernach aber ju-
ſtifici
rt worden, dennoch mangelhafft iſt;
So macht noch viel mehr derjenige, ſo
gar nicht anzuzeigen vermag, auf was
redliche Art er darzu gekommen, ſeine
Poſſeſſ verdaͤchtig, zumahl, wenn ſich der
Beſitzer der Dienſtbarkeit zu eines an-
dern Nachtheil bedienet: Denn alsdenn
hilfft es ihm nichts, daß er in der Quaſi
Poſſeſſ
derjenigen Rechte iſt, wenn er
nicht auf den Verneinungs-Fall ſeinen
Titul beweiſt, vornehmlich, wenn mit
dem Herrn eine Streitigkeit entſtanden,
Maſcard. Vol. 3. Concl. 1190. num. 45. ibi: Klagt
einer wider den Herrn, ſo muß er al-
lerdings den Titul beweiſen: Dann
wann der Herr von dem Vaſallen for-
dert, daß er den Titul ſeiner Poſſeſſ an-
zeigen ſolle, iſt er ſolches zu thun gehal-
ten, Rol. a Valle Conſil. 89. n 21. 24. 26. lib. 2.
Welches auch geſchehen muß, wann von
dem Titul hauptſaͤchlich vor Gerichte ge-
handelt wird, Maſc. d. vol. 3. Conſ. 1194.
n. 71. 72.
oder von denen Regalien: Dann
dieſe, weil ſie dem Landes-Herrn allein
zuſtehen, ein anderer ohne Titul nicht ha-
ben kan, Tuſch. Pract. Concluſ. lit. T. Concl.
310. n. 11.


CARPZOVII
Part. II. Deciſ. CIX.


Jnhalt.

  • Obgleich der allgemeine Nießbrauch eines Gutes verſtattet worden; So ſchei-
    net doch nicht die Jagd-Befugniß mit uͤbergeben zu ſeyn, dafern der-
    ſelben nicht ausdruͤckliche Meldung geſchehen.

Es hatte einer, um die Execution des
Raths der Stadt B. von ſich abzu-
wenden, ſeinem Creditori ein Dorf W.
uͤbergeben, mit allen Einkuͤnfften, und
dem voͤlligen Nießbrauche, nur die Ober-
Gerichte und das jus patronatus ausge-
nommen, es war auch deswegen ein In-
ſtrument
und Vergleich aufgerichtet wor-
l 3den.
[86]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
den. Der Creditor, der die Poſſeſſ an-
getreten, ſtand in den Gedancken, daß die
Jagd des Nieder Weydewercks der
Haſen, der Fuͤchſe, ꝛc. wegen der beſche-
henen ceſſion ihm zuſtuͤnde, der Schuld-
ner aber meynete nicht, daß er die Jagd-
Gerechtigkeit mit transferirt haͤtte; Und
alſo entſtund die Frage: Wem man es
zuerkennen ſolte? Der Creditor drang
nun zwar ſehr auf die allgemeinen Wor-
te der geſchehenen Ceſſion, weil ihm al-
le Einkuͤnffte und Rechte waͤren uͤberge-
ben worden; Man mochte nun die Jagd-
Gerechtigkeit den reellen Dienſtbarkei-
ten oder dem Nießbrauch beyzehlen, ſo
ſchiene die Sache vor ihn ausgemacht zu
ſeyn: Denn, wenn man die Jagd vor ei-
ne reelle Dienſtbarkeit hielte, mit dem
Zaſio lib. 1. ſingul. Intellect. c. 11. ſo ſchiene
ſie als eine dem Gut anhaͤngende Sache
auf den creditorem transferirt zu ſeyn,
L. 3. in fin. ff. de Act. emt. Und noch deſto eher,
wenn das Jagd-Recht zum Nießbrauch
gerechnet wird. Dieſemnach hielt nun
der Ceſſionarius davor, er waͤre aller-
dings berechtiget, ſich der Jagden anzu-
maaſſen, weil die Worte ſehr allgemein
waͤren.


Denn eine mit allgemeinen Wor-
ten abgefaßte Verordnung iſt auch in
allgemeinem Verſtande anzunehmen.
Nachdem in dem Tranſact nur das Jus
patronatus
und die Gerichtsbarkeit dem
Rathe reſervirt worden, ſo ſchiene alles
das uͤbrige nicht undeutlich mit conce-
dirt
zu ſeyn. Denn wer gewiſſe Sachen
ausdruͤcklich verwehret, ſcheinet die uͤ-
brigen, die nicht ausgedruͤckt ſind, mit
concedirt zu haben. Mit dieſen Waf-
fen vertheidigte nun der Ceſſionarius ſei-
ne Jagd-Gerechtigkeit und zwar mit
ziemlichem Grunde, wenn wir das Roͤ-
miſche Recht in Conſideration ziehen;
Gehen wir aber auf die heutigen Obſer-
vanz
en und jetzigen Rechte, wie wir doch
wohl muͤſten, ſo ſcheinen dieſe Argumen-
ta
nicht Stich zu halten: Denn das Jagd-
Recht wird in den heutigen Zeiten nicht
ſchlechterdings unter die Nutzungen und
Einkuͤnffte des Gutes gerechnet, ſondern
vielmehr denen Landes-Fuͤrſtlichen Rega-
li
en beygezehlet. Denn ob es ſchon ei-
nige Rechts-Lehrer in Zweifel ziehen wol-
len, ſo iſt es dennoch ſonnenklar. Siehe
das EdictChurfuͤrſtens Auguſti zu
Sachſen
de Anno 1584. bey den Worten:
Wann nun zu mercklicher Verwuͤſtung
unſerer Wildfuhren, damit unſere loͤbli-
che Vorfahren, und wir von Roͤmiſchen
Kaͤyſern und Koͤnigen ſtattlich belehnet,
die auch ſie, und wir mit hoͤchſten Fleiß
und groſſen Unkoſten von unſer des Lan-
des-Fuͤrſten eigen Gut geheget. Und her-
nach weiter: Und aber in Krafft des uͤber
viel undencklichen Zeiten in gantzen heili-
gen Roͤmiſchen Reich Teutſcher Nation,
und andern Koͤnigreichen und Lan-
den hergebrachten verjaͤhrten Gebrauchs
Niemand gebuͤhret, in zugerichteten
und gehegten Wild-Bahnen und Wild-
Fuhren der Landes-Fuͤrſten und ande-
rer, welche mit ſolchen Wild-Fuhren be-
rechtiget, zu Nachtheil zu jagen etc.
Und alſo ſind die Jagden dem Landes-
Herrn zuzueignen, und den Regalien
beyzuzehlen, Sixtin. de Regal.und viel
andere Rechts-Lehrer mehr.
Jnglei-
chen ſagt Modeſt. Piſtor. Obgleich das
Jagen Iure Gentium facultatis ſeyn mag,
daß es dennoch an vielen Orten, und faſt
in gantzen Teutſchen Landen darzu kom-
men, daß man die Jagd auch vor eine
Gerechtigkeit achtet, wie dann der Kaͤy-
ſer, Chur- und Fuͤrſten vor eine ſonder-
liche Gerechtigkeit und ſolche Herrlichkeit,
die nicht einem Jeden erlaubet, pflegen zu
verleihen, denn, wo ſolches einem Jeden
frey ſtuͤnde, ſo waͤre es ohne Noth in die
Lehn-Briefe zu bringen. Soll nun die-
ſes beſtehen, ſo hat die Juriſten-Facultaͤt
zu Leipzig davor gehalten, daß man vor
dem Rath der Stadt B. wider den Cesſi-
onarium
ſprechen muͤſte, und daß mit den
cedirten Nießbrauch des Dorfs W. die
Jagd-Gerechtigkeit nicht mit abgetre-
ten ſey, noch mit darunter begriffen.
Denn (1) wuͤrden unter einer allgemei-
nen Concesſion die Regalien nicht mit
begriffen, als bey denen es wegen ihrer
Wichtigkeit mehr Schwierigkeiten ſetzet.
(2) Wuͤrde, da ein Wald zu Lehn ge-
geben worden, die Jagd nicht mit dar-
unter verſtanden; Siehe Rudolph. Schra-
der. de Feud. Part. 3. cap. 4. num. 47.
Denn
es muß ein Vaſall ſeinem Lehn-Herrn
bey der Ausuͤbung der Gerichtsbarkeit,
oder in den andern Sachen, die zum
Wohlſtand ſeines Lehn-Herrn gereichen,
nicht hinderlich, noch ſchaͤdlich ſeyn; Nun
iſt aber gewiß, daß die edele Jagd-Ge-
rechtigkeit zur Zierde und zum Wohl-
ſtand des Herrn gereichet, indem ſie heu-
tiges Tages nur den Standes-Perſo-
nen und hohen Obrigkeiten zukommt.
Daher wuͤrde ein Vaſall die Pflicht ſei-
ner Erkaͤntlichkeit uͤberſchreiten, wenn
er
[87]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
er dem Herrn, auff deſſen Gute er die
Einkuͤnffte aus bloſſen Gnaden genieſt,
die Jagd-Gerechtigkeit entziehen wolte;
(3) Hat dieſes nicht nur ſtatt bey der
Belehnung eines Fuͤrſten, ſondern es iſt
auch von einer jedweden Verguͤnſtigung
zu behaupten. Denn unter einer all-
gemeinen Concesſion iſt das, was ins
beſondere denckwuͤrdig iſt, niemahls mit
begriffen, es ſtecken auch unter einer ge-
neral
en Verordnung diejenigen Faͤlle
nicht, die beſonders privilegirt ſind. Bey
ſo geſtalten Sachen ſind die gegenſeiti-
gen Gruͤnde gar leichtlich zu wieder-
legen. Denn was erſtlich von der Dienſt-
barkeit und dem Nießbrauch der Jagd
vorgebracht worden, findet zwar in den
Roͤmiſchen Rechten Platz, iſt aber nicht
auff die heutigen Zeiten, da die Jagd-
Gerechtigkeit als ein Regale anzuſehen
iſt, applicabel. Ob gleich auch unter den
allgemeinen Redens-Arten viel enthalten
iſt, ſo iſt doch ſolches nur von den Sachen
zu verſtehen, die von gleichmaͤßiger Be-
ſchaffenheit ſind, ſo, daß nehmlich ein
verguͤnſtigter Nießbrauch alles dasjenige
in ſich faßet, was zu den Einkuͤnfften des
Gutes zu rechnen, man muß ihn aber
nicht auff gantz frembde und abgeſon-
derte Rechte ziehen. Es ſcheinet auch
allerdings ungereimt, wenn man ſolche
General-Reguln auff die Regalien appli-
cir
en will. Ferner giebet nicht ſtaͤrckere
Krafft die gemeine Regel, da man ſagt,
daß, indem man das eine ausſchloͤſſe, ſo
wuͤrde das andere mit eingeſchloſſen, weil
dieſe Regeln ſolchen Sachen vorgehen, die
ſich darzu ſchicken, und davon verſtanden
werden koͤnnen. Alſo hat auff Anſu-
chen D. P. W. die Juriſten-Facultaͤt zu
Leipzig im Monat Februario Anno 1648.
geſprochen:


Hat der Rath zu B. wegen einer
verconſentirten Forderung die Dorf-
ſchafft W. von den Chur-Fuͤrſtlichen
Saͤchſiſchen Commiſſariis euch in ſoli-
dum cedirt:
Nachdem ihr aber mit ge-
dachtem Rath wegen gleicher Turbatio-
n
en in Differentien gerathen, alſo, daß
ihr ſowohl im Ober-Hof-Gericht, als
im Conſiſtorio deswegen klagbar wor-
den, ſeyd ihr endlich dergeſtalt verglichen,
daß der Rath ihm die Ober-Gerichte
vorbehalten, und euch alle Einkuͤnffte
und Nutzungen verbleiben: Und es will
nunmehro der Rath ſich der Haſen und
anderer Jagden anmaaſſen, welches ihr
ihm einzuraͤumen nicht gemeynet.


Ob es nun wohl das Anſehen hat,
weil in der Vergleichung ingemein euch
alle Nutzungen, und Einkuͤnffte an Zin-
ſen, Dienſten, Lehn-Gefaͤllen, Erb-Ge-
richten und andern mehr, nichts ausge-
geſchloſſen, uͤbergeben und der Rath ihm
nur allein die Ober-Gerichte und das
Jus patronatus ausgezogen, inſonderheit
auch der Vertrag dieſes in ſich halten
ſoll, da ſich mehr Nutzungen als im Ver-
trag ſpecificiret, befinden wuͤrden, ihr
gleichfalls derſelben euch anzumaaſſen be-
rechtiget ſeyn ſollet, daß euch dahero auch
die Jagd-Gerechtigkeit zuſtehe;


Dennoch aber und dieweil Jagd-
Gerechtigkeiten und dergleichen Befug-
niſſe heut zu Tage unter die Regalien fuͤr-
nehmlich gehoͤren, und fuͤr ein gantz ab-
geſondertes Thun zu achten, ſo unter
den General-Clauſuln nicht mit begrif-
fen, vielweniger ohne vorhergehende
ſonderbahre Concesſion vor Nutzungen
der Guͤter zu halten, immaaſſen denn in
Lehn- und Pacht-Briefen auch ſolche Ge-
rechtigkeiten abſondeꝛlich pflegen æſtimiret
und angeſchlagen zu werden, in dem Ver-
gleich aber weder der Hohen, noch Nieder-
Jagden im geringſten nicht erwehnet
worden;


So ſeyd ihr auch daher der Haſen-
und anderer Nieder-Jagden in dem uͤ-
berlaſſenen Gute W. euch anzumaaſſen
nicht befugt. V. R. W.


Die Worte des auff Anſuchen des
Raths B. im Monat Martio Ao. 1648. er-
theilten Reſponſi ſind folgende:


Jſt zwiſchen euch und D. P. W. we-
gen einer Schuld, damit ihr ihm ver-
hafftet, unlaͤngſt eine Tranſaction auff-
gerichtet, und ihm loco hypothecæ das
Dorff W. zu Nutzen eingeraͤumet wor-
den, und wird nunmehr gezweifelt, ob
er ſich auch vermoͤge ſelbiger Tranſaction
der Haſen-Jagd auff den Dorff-Feldern
anzumaaſſen:


Ob nun wohl in bemeldter Transa-
ction
ihm die Fruchtnieſſung aller Guͤ-
ter abgetreten, dahero es das Anſehen
gewinnen moͤchte, als waͤre auch die Ha-
ſen-Jagd mit darunter begriffen;


Dennoch aber und dieweil heut zu
Tage aus uͤblicher Obſervanz die Jagd-
Gerechtigkeit nicht ſowohl vor eine Nu-
tzung, als ſonderbahre Hoheit und Regal-
Stuͤcke zu achten, dergleichen aber unter
dem allgemeinen Nutzen nicht mit be-
griffen, ſondern bey deren Abtretung
und Ceſſion derſelben mit ausdruͤcklichen
Worten
[88]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
Worten gedacht werden muß, auch nicht
zu vermuthen, daß ihr dergleichen Reſer-
vat
mit einſchluͤſſen wollen;


So mag dieſemnach oberwehnte
Transaction auff die Haſen-Jagd nicht
gezogen, noch dieſelbe dem Ceſſionario
verſtattet werden. V. R. W.


Conſilium
EVERH. SPECKHAHNII,
P. I. Qu.
98.


Jnhalt.

  • Wie die zu beſtraffen, die in einem Forſt und Gehege wider ausgegangene
    der Obrigkeit
    Mandate und Verbothe, Wildpraͤth geſchoſſen und gefangen?

ZU deſto deutlicher Beantwortung
dieſer Frage, ſind zwey beſondere
Faͤlle von einander zu ſondern. Denn
es iſt entweder in den Jagd-Ordnungen
keine gewiſſe und eigentliche Straffe auff
die Wild-Schuͤtzen geſetzt, oder es iſt eine
beſtimmte Straffe in denſelben ausge-
druͤcket.


Jn dem erſten Fall, wenn die Straf-
fe nicht ſpecifice und ausdruͤcklich deter-
minir
et, ſondern bey Vermeidung Un-
gnaden und hoͤchſten ernſtlichen Straffen
Wild zu ſchieſſen oder zu fahen, durch die
Obrigkeit verbothen iſt, ſo haͤlt man ſich
billich nach der Straffe gemeiner Rechte,
als wenn nach peinlicher Art verfahren,
daß die Straffe arbitraria und willkuͤhr-
lich ſey, als zeitliches Gefaͤngniß, ziemli-
che Geld-Straffe, oder Verweiſung auff
zwey oder mehr Jahre; wenn aber ci-
viliter
auff einen Abtrag geklaget wird,
ſo ſtehet die Moderation bey dem Richter.
Denn es iſt gewiß, daß auch in dem buͤr-
gerlichen Recht in dieſem Fall die Injuri-
en-Klage ſtatt habe. So iſt auch das ei-
ne groſſe Urſache, warum in gegenwaͤr-
tigem Fall keine gewiſſe ordinaire Straf-
fe ſeyn kan, weil die Perſonen und Ver-
brechungen allewegen nicht gleich ſind,
etzliche haben hohes Wild, offt und viel,
etzliche ein oder zweymahl, etzliche Ha-
ſen und klein Wild in Gehegen geſchoſſen
oder gefangen, weil denn die Faͤlle und
Verbrechungen nicht gleich, ſo kan auch
die Straffe nicht gleichfoͤrmig ſeyn, ſon-
dern bleibt in eines jedweden Richters
willkuͤhrlicher Errichtung billich.


Hier aber entſteht ein ſehr groſſer
Zweifel: ob bey der peinlich angeſtellten
Injurien-Klage eine willkuͤhrliche Straf-
fe biß auf den Tod extendiret werden
koͤnne? Dieſe Quæſtion, nachdem eꝛ beydeꝛ-
ſeitige Argumenta angefuͤhret, unterſucht
vollſtaͤndig Roberta. Marant in ſeinem
Aureo Spec. Quæſt. ſive Diſp. 3. Es wird dieſe
Frage ſo zweifelhafft, daß ſie ſcheinet
Kaͤyſ. Entſcheidung von noͤthen zu haben,
wie Maranta daſelbſt redet num. 14.am
Ende.
Doch haͤlt er die bejahende Mey-
nung vor gemeiner, daß nehmlich unter
den willkuͤhrlichen Beſtraffungen die To-
des-Straffe auch ſtatt haben koͤnne. Ei-
nige, durch das Anſehen des Marantæ be-
wogen, halten im gegenwaͤrtigen Fall da-
vor, wenn gleich die Straffe ſpecifice im
Mandat nicht ausgedruckt, daß ſie den-
noch nach Gelegenheit ihrer Verbre-
chung, und wo ſie es offt geuͤbt, koͤnnen
am Leben, als mit dem Strange, geſtrafft
werden. Ob nun ſchon Maranta in den
Gedancken ſtehet, daß die bejahende Mey-
nung mehr recipirt ſey, ſo ſchrenckt er
doch dieſelbe ein, und erleutert ſie auf
ſechſerley Art. Unter andern ſagt er,
koͤnne die willkuͤhrliche Straffe ſich biß
auf den Tod erſtrecken, wenn das Ver-
brechen ſo ſchwehr und abſcheulich waͤre,
daß es, nachdem alle und jede Umſtaͤn-
de genau waͤren erwogen worden, die
Todes-Straffe verdiente, wenn einer ſei-
ne Obrigkeit zumahl in Gerichten geſchla-
gen. Denn hier wird in Anſehung der
Umſtaͤnde, des Orts und der Perſon, die
Injurie vor ſehr wichtig gehalten, ſo, daß
man der beleidigenden Perſon biß an
das Leben kommen koͤnne. Nun aber
ſagt Maranta num. 17. kan man nicht be-
haupten, daß das Wild-Schieſſen uͤbers
Verboth ein ſo groß Delictum ſey, darum
das Leben koͤnne verwuͤrckt werden, all-
dieweil auf eines andern Grunde uͤber
Verboth Wildpraͤth ſchieſſen oder fahen
allein eine Injurie iſt, und ein Privat-nicht
aber ein oͤffentliches Verbrechen. Dero-
wegen waͤre ſehr ſchwehr dißfalls den
Thaͤter am Leben zu ſtraffen, da zumahl
der Richter nach den Regeln des gemei-
nen geſchriebenen Rechts judiciren muß.


Es
[89]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.

Es wird auch obige bejahende Mey-
nung limitirt, daß ſie nicht ſtatt hat,
wenn ein Geſetz oder Statutum des Rich-
ters Gutachten ausdruͤcklich einſchren-
cket; denn alsdenn kan er in ſeinem Ur-
thel die Todes-Strafe nicht dictiren.
Nun verbeuth aber das Sachſen-Recht
(welches ein Jus ſtatutarium iſt) klahr
und ausdruͤcklich, daß kein Menſch um
Fiſch, Vogel oder wilde Thier ſoll am Le-
ben geſtrafft werden, Land-R.lib. 2. art.
61.
mit dieſen Worten: Do Gott den
Menſchen geſchuf, do gab er ihm Ge-
walt uͤber Fiſch und Voͤgel, und uͤber
alle wilde Thiere, darum haben wir des
Urkund von Gott, daß Niemand ſeinen
Leib, noch ſeine Geſundheit an dieſen
dreyen verwuͤrcken moͤge. Dafern nun
dieſes Recht beſtehet, ſo kan auch die To-
des-Strafe in dieſem Fall nicht Platz fin-
den. Und ob ſichs gleich anſehen laͤſſet,
daß folgende dieſe Worte itzo geregten
Articuls: Doch ſind drey Staͤdte, die
man Heiden nennet, im Lande zu Sach-
ſen, als die Koyne, der Hartz, die Maget
oder Prettiniſche Heide, da den wilden
Thieren Friede gewuͤrcket iſt bey Koͤnigs-
Bann, den Verbrechern das Leben ab-
ſprechen; So ſind doch ſolche Worte ver-
moͤge des Texts nur von hoͤheſten Wet-
te des Koͤnigs-Banns, das ſind ſechzig
Schilling, zu verſtehen, wie von dem
Gloſſatore bey den Worten: Doch ſind
die Heiden
ꝛc. gar nicht angemercket
worden.


Es wird auch obige Meynung noch
weiter limitirt, daß es nicht angehe,
wenn dem Richter ſchlechterdings das
Gutachten zu ſtrafen uͤberlaſſen, oder es
ein ſolch Verbrechen iſt, deſſen Beſtraf-
fung in den Rechten nicht ausgedruckt,
denn alsdenn kan er kein peinlich Ver-
brechen daraus machen, welches an und
vor ſich ſelbſt nicht peinlich iſt, oder eine
Capital-Strafe irrogiren, bey einer Miſ-
ſethat, die an und vor ſich ſelbſt, und ih-
rer Natur nach nicht capital iſt. Hieher
gehoͤret auch der ſehr ſchoͤne und billige
Text des L. 11. in princ. de Poen. da Marti-
anus
ſagt: Es muß ein Richter darauf
ſehen, daß er nicht haͤrter oder gelinder
ſey, denn die Sache erfordert. Denn er
muß weder in der Strenge, noch Gelindig-
keit einen Ruhm ſuchen, ſondern wohl
uͤberlegen, wie es die Sache erfordere, in
geringen Verbrechen allezeit geneigter
zur Gelindigkeit ſeyn, bey ſchwehren
Straffen aber die Strenge der Geſetze
nach der Guͤte, ſoviel, als moͤglich, tem-
perir
en. Ferner ſchreibt Ulpianus in dem
L. 13. d. t. Heutiges Tages iſt demjenigen,
der auſſerordentlich uͤber ein Verbrechen
erkennet, vergunt, eine ihm gefaͤllige
Sentenz zu dictiren, entweder eine ſchar-
fe oder eine gnaͤdige, nur, daß er in bey-
den die gehoͤrigen Schrancken in Obacht
nehme.


Da nun bey dieſem unſerm Fall ei-
ne willkuͤhrliche Straffe Platz hat, und
ſie aus oben angefuͤhrten Gruͤnden auf
die Todes-Straffe nicht extendiret wer-
den kan, demnach ſchlieſſen die Witten-
bergiſchen in ihren Deciſionibus Part. 4.
Rubr. 8.
von der Beſtrafung derjenigen,
die auf frembdem Grund und Boden
Wild fahen, daß nemlich zum hoͤchſten
derjenige, welcher mehr denn einmahl
mit Wildpraͤth-Schieſſen verbrochen,
nicht allein am Leben zu ſtrafen, beſon-
dern, daß zum hoͤchſten die ewige Landes-
Verweiſung mit Staupenſchlaͤgen ihm
aufzuerlegen ſey. Es wollen auch eini-
ge, daß einer in dieſem Fall, zumahl wenn
er wider die Jagd-Mandate oͤffters und
groͤblich pecciret, uͤber die Strafe des
Staupenſchlages und der Landes-Ver-
weiſung mit einem gluͤenden Eiſen auf
der Stirne oder im Geſichte ſolte ge-
brandmahlet werden. Zu beſtaͤttigung
dieſer Meynung allegiren ſie die Gloſſe
Weichbilds
Artic. 38. und Gloſſe Land-
Rechts
lib. 2. Artic. 23. verſ.Geſchicht aber
Dieberey.
Daſelbſt wird decidiret, daß die
Diebe um geringer Dieberey willen,
wann ſie den Strang nicht verdienet,
moͤgen geſtaͤupet, ihnen ein Ohr abge-
ſchnitten, oder auff dem Backen oder der
Stirne ein Zeichen gebrannt werden moͤ-
ge, damit man ſie an dieſen Zeichen er-
kenne, und ihre Boßheit hierdurch an-
dern kund werde. Die Wittenberger blei-
ben dieſer Gloſſen unbeſchadet bey der
obern Straffe der Landes-Verweiſung
und des Staupenſchlagens beruhen, und
wollen nicht nach dieſen Gloſſen ſprechen,
theils, weil ſolche durch keine allegirten
Rechte ihre Gruͤnde unterſtuͤtzen, theils
auch, ob man ſchon vorgiebt, daß ſolche
Straffen durch erwehnte Gloſſen einge-
fuͤhret ſeyn, dennoch ſelbige nicht von den
Schoͤppen der Gewohnheit nach in O-
bacht genommen werden. Und ſolches
aus den Urſachen, daß vornehme Rechts-
gelehrten dahin ſchluͤſſen und der Mey-
nung ſind, daß ein Statut, oder Gewohn-
heit, welche ſolche Strafe aufflegen, irrai-
mſonabel
[90]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
ſonabel ſey und zu Recht nicht beſtehen
moͤge.


So ſchluͤſſet ausdruͤcklich Angelus in
L. 17. C. de Poen.
dem auch Maranta folget
in ſeinem Speculo aureo Part. 4. Diſt. 2. num.
5. \& 8.
allwo er die Verordnung des Koͤ-
nigreiches Neapolis verwirfft, die eine
ſolche Strafe zuerkennt, und ſaget, man
haͤtte ſie im Text nicht beobachtet. Fer-
ner erinnert Mynſinger Cent. 2. Obſ. 46. daß
in dem Kaͤyſerlichen Reichs-Cammer-
Gericht alſo geſchloſſen worden. Es iſt
auch endlich erwehnte Strafe um des-
willen nicht zu attendiren, weil ſie in dem
L. 17. C. de Poen. ausdruͤcklich verbothen,
und zwar mit der angefuͤhrten Raiſon,
daß, weil das menſchliche Geſichte nach
der Aehnlichkeit der himmliſchen Schoͤn-
heit gebildet, ſo ſolte es nicht verunge-
ſtaltet werden. Und die Gloſſe ſagt an
demſelben Ort, es koͤnte einer nicht an
der Stirne gezeichnet werden. Jnzwi-
ſchen ſind doch etzliche der Meynung, daß
die Straffe der Brandmahlung in ge-
wiſſen Faͤllen Platz finde, welche Petrus
Duen Reg. 290.
zuſammen getragen. Es
wird auch dieſe Strafe in den Paͤbſtli-
chen Rechten bey den Geiſtlichen probirt,
wann mit dem Fuͤrſtlichen Siegel eine
Verfaͤlſchung vorgenommen worden.
Es wollen auch einige, daß diejenigen, ſo
den Jagd-Mandaten zuwider offters ge-
jagt, zu immerwaͤhrendem Gefaͤngniß
condemniret weꝛden ſollen, es verwerffen
aber auch die Wittenberger, deren ihre
Meynung in ihren Deciſionibus, Part. 4.
Rubr. 8.
theils, weil in dem Art. 61. des Land-
Rechts
ausdruͤcklich verbothen, daß Nie-
mand ſeinen Leib, noch ſeine Geſund-
heit an Fiſchen, Voͤgeln und wilden Thie-
ren verwuͤrcken moͤge. Weil aber mit
ewiger Gefaͤngniß die Leibes-Geſundheit
benommen, und das Leben verkuͤrtzet
wuͤrde, was auch auf dem einen Weg
nicht vergoͤnnet, iſt auf den andern eben-
maͤßig nicht zugelaſſen; Theils auch, weil
den gemeinen Rechten nach die Strafe
des ewigen Gefaͤngniſſes bey den wenig-
ſten Faͤllen ſtatt findet. Ein Gefaͤngniß
muß ordentlicher weiſe nicht zur Strafe,
ſondern nur zur Verwarſam dienen.


Aus dieſen allen nun ſchluͤſſe ich mit
den Wittenbergern, daß in dem erſtern
Fall, wenn in den Jagd-Mandaten die
Straffe nicht ausdruͤcklch enthalten, ei-
ne willkuͤhrliche Platz finde, als Landes-
Verweiſung, Staupenſchlag, Geld-Buſſe
und dergleichen, nach Befindung der
Umſtaͤnde, und daß ſolche entweder biß
an Haut und Haar, oder gar ans Leben
gehen koͤnne.


Was den andern Caſum anbetrifft,
ſo beſtehet ſolcher darinnen, wenn in den
Jagd-Mandaten eine gewiſſe Straffe aus-
gedruͤckt worden, als wenn eine Obrig-
keit bey Straffe des Lebens und des
Stranges verbothen haͤtte, ſich ihrer For-
ſten, Gehegen und Wildbahnen, darin-
nen Wildpraͤth zu ſchieſſen, zu enthal-
ten, und alſo fragt ſichs, ob die Gerich-
te und Schoͤppen-Stuͤhle ſolche Straffe
zu erkennen ſchuldig, oder nicht?


Man findet von dieſer Straffe ein
Exempel in dem Sachſen-Spiegelſub
Rubric.
von Straffe der Wildpraͤths-
Beſchaͤdiger, ſo wider ausgegangene

Mandate Wildpraͤth geſchoſſen ꝛc. Wo-
rinnen die Schoͤppen zu Leipzig auff
Chur-Fuͤrſtliche Mandate den Strang
einem zuerkannt. Die Worte des Urthels
ſind dieſe:


Unſere freundliche Dienſt zuvor,
nahmhafftiger guter Freund;


Als ihr uns Bericht gethan, wie es
um unſers Gnaͤdigſten Herrn N. N.
Mandat
der verbothenen Wildfuhren hal-
der eine Gelegenheit hat, nehmlich, daß
daſſelbe alle Wildfuhren, und gehegte
Waͤlder in ſeiner Chur-Fuͤrſtlichen Gna-
den Land und Fuͤrſtenthum begreifft,
und daß es inſonderheit auf dem N. an die
Kirchen und das Rath-Hauß angeſchla-
gen und publiciret, dahin N. eingepfar-
ret geweſt, auch ſonſt wochentlich dahin
kommen, ſeinen Lohn zu heben, Eſſen
und Trincken zu kauffen, daß er alſo die-
ſes Mandats nicht unwiſſend habe ſeyn
koͤnnen, aber er hat ſolchem Mandat zu wi-
der in den verbothenen Wildfuhren und
Gehegen des Amts N. zweene Hirſche,
zwey Stuͤck Wildes und ein Reh vor ſich
allein geſchoſſen, und ſeine Geſellen haben
auch Stuͤcke Wildes geſchoſſen, davon
er auch ſeinen Theil bekommen, zu dem
allen er ſich thut bekennen, nach fernerm
Jnhalt euers Berichts, daruͤber ihr un-
ſere Rechts-Belehrung gebethen;


Demnach ſprechen die Schoͤppen zu
Leipzig darauff vor Recht:


Wuͤrde gedachter N. vor Gericht
auff ſolchem ſeinem Bekaͤntniß freywil-
lig verharren, und inſonderheit geſtaͤn-
dig ſeyn, daß ihm das Chur-Fuͤrſtliche
Mandat bewuſt geweſen, ſo wuͤrde er ver-
moͤge deſſelben Mandats mit dem Stran-
ge vom Leben zum Tode geſtrafft V. R.
W. Zu
[91]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
W. Zu Uhrkund mit unſerm Jnſiegel
verſiegelt.


Uberdieß haben die Wittenberger
niemahls dieſe Mandate approbiren, noch
darnach ſprechen wollen, ſondern auch
in dieſem Fall die willkuͤhrliche Straffe
allezeit behalten, wie ſie ſelbſt geſtehen in
Rubr. 8. Part. 4. und ſich vornehmlich durch
folgende Gruͤnde dazu bewegen laſſen:


Erſtlich, daß in goͤttlichen, natuͤrlichen
und gemeinen Kaͤyſerlichen oder auch
Saͤchſiſchen Rechten die Jagd auff eines
andern Grund nicht verbothen, und weil
die wilden Thiere GOtt insgemein ge-
ſchaffen, und dieſelben, ehe ſie geſchoſſen
oder gefangen, in keines Menſchen Ei-
genthum, und jetzt an dem und bald an
einem andern Ort ſind. Wann aber
deswegen ein Verboth geſchicht, und
Jemands dawieder gehandelt, ſo hat ein
ſolcher eine Injurien-Klage zu erwarten,
nach welches Delicti privati Gelegenheit
kein Richter oder Obrigkeit die Straffe
auff Benehmung des Lebens oder Lei-
bes Geſundheit erſtrecken kan.


Zum andern, gehoͤren die wilden
Thiere, bevor man ſie einfaͤngt, Niemand
eigenthuͤmlich, und ſie haben die Art,
daß ſie nicht ſtille ſtehen, ſondern ge-
hen von einem Ort zu dem andern;
Weil es denn ungewiß, ob ſie des
Orts, da ſie geſchoſſen, geblieben
waͤren, und vor dem Fange in keines
Eigenthum ſeyn; So waͤre abermahl
ſehr hart, in ſolchen zweiffelhafften Faͤl-
len die Todes-Straffe zu verordnen.
Denn ob wohl billig iſt, die Verbrecher
ſolcher Mandate zu ſtraffen, ſo muß doch
die Straffe alſo moderiret werden, daß
darinnen nicht zuviel geſchicht; Sinte-
mahl die Straffe denen Verbrechen zu
proportioniren, wie in dem L. Sancimus.
C. de Pœn.
ſtehet:


Vors dritte, weil in dem Artic. 61.
Land-R.lib. 2. ausdruͤcklich verordnet,
daß kein Menſch ſeines Lebens Gefahr
oder Geſundheit an Voͤgeln, Fiſchen,
wilden Thieren kan verwircken; So ge-
buͤhret es uns nicht, die Straffe zu ſchaͤrf-
fen, und das Leben derwegen den Men-
ſchen zu nehmen; Dieweil der Richter
oder die Obrigkeit, in Anſehung der
Straffen, die geſetzte Straffe genau di-
ctir
en, und keine haͤrtere auflegen muß.
Denn es iſt der Obrigkeit nicht vergoͤnnt,
wenn eine gewiſſe Straffe geſetzt iſt, ei-
ne andere verbothene zu dictiren, wel-
ches mit mehrerm bekraͤfftigen Angel.
Caſtr. \& Jaſ. in L. Si quis mihi. §. 1. de Ac-
quir. bered.
Es iſt dem Richter nicht ſo-
bald, als ihm das Recht des Lebens und
des Todes zuſtehet, frey gelaſſen, alle
diejenigen, die er will, dem Todes-Urthel
zu unterwerffen, ſondern nur diejenigen,
welche die Geſetze oder Obſervantien dar-
zu condemniren. Es ſtehet auch nicht
in ſeinen Kraͤfften, diejenigen gnaͤdiger
loß zu laſſen, die entweder den Geſetzen
oder Obſervantien nach der Todes- oder
andern harten Straffe vorbehalten.
Denn wo entweder von den Geſetzen oder
der Gewohnheit eine gewiſſe Straffe de-
terminirt,
ſo kan dieſelbige der Richter
nicht erlaſſen, oder in eine andere ver-
wandeln, L. 1. §. 1. ad SCt. Turpill. Denn
die Unterſuchung der That beruhet auf
dem Richter, die Execution der Straffe
aber dependiret, nicht von ſeinem Wil-
len, ſondern von der Autoritæt der Ge-
ſetze. Und ob ſie wohl die Obrigkeit aus
wichtigen Urſachen vermehren, vermin-
dern und veraͤndern kan, ſo ſcheinet doch
in Anſehung des Verbrechens keine wich-
tige Urſache obhanden zu ſeyn, um de-
ren willen der Richter die Straffe biß
auff den Todt extendiren koͤnte, wie oben
bey dem erſten Fall zur Gnuͤge angefuͤh-
ret worden.


Vierdtens, dienet auch mit dazu, daß
das Geboth der Obrigkeit, da ſie den Un-
terthanen bey Verluſt der Guͤter etwas
gebeuth, nicht guͤltig iſt, ſondern von
Rechtswegen mißbilliget wird, es muͤſte
denn aus einer ſolchen Raiſon geſchehen,
um deren willen der Vaſallen oder Un-
terthanen Guͤter rechtmaͤßiger Wei-
ſe entzogen werden koͤnten; Sintemahl
ohne Concurrenz der Geſetze keine Straf-
fe aufferleget werden kan.


Fuͤnfftens, gehoͤrt auch mit hieher
der Beweiß-Grund, der von der Auto-
ritæt
hergenommen, welcheꝛ auch in Rech-
ten vor guͤltig pasſiret, da Tiraquellus Cap.
37. de Nobilitate, num. 10.
ſagt, daß unter-
ſchiedene Koͤnige und Fuͤrſten ihren Un-
terthanen die Jagd nicht verwehren koͤn-
ten, ſo ſetzt er hernachmahls dazu: Nun-
mehro eignen und maaſſen ſich auch die
geringſten Edelleute das Recht zu, ih-
ren Unterthanen die Jagd-Gerech-
tigkeit zu verbiethen, undwas das aͤrg-
ſte iſt, ſo erkennen ſie gar denjenigen
den Tod zu, die ſich der Jagden ſonder
ihren Willen und Vorbewuſt befleißi-
gen. Zoannethus ſagt in L. 2. C. de Pact.
int. emt. \& vend. num. 297.
Wenn mich
m 2Jemand
[92]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
Jemand fraget: Ob die Edelleute in An-
ſehung des Wildes ſolche harte Straffen,
die ſich biß auff den Tod erſtreckten, ge-
gen ihre Unterthanen ſolten ergehen laſ-
ſen, ſo wolte ich antworten, wenn es bey
mir ſtuͤnde, daß die von Adel ihre Un-
terthanen hierinnen beſtraffen lieſſen, ſo
wolte ich zwar, daß ſie ihre Autoritaͤt
gegen ihre Unterthanen hierinnen bewie-
ſen, jedoch muͤſten dieſe Straffen nicht
biß an den Todt gehen. Denn ich wol-
te nicht, daß um eines Stuͤck Wildes wil-
len der nach dem Ebenbilde GOttes er-
ſchaffene Menſch und der ein Gliedmaaß
JEſu Chriſti, ſolte an ſeinem Leibe ver-
ſtuͤmmelt, oder gar getoͤdtet werden. Ob
es gleich die groſſen Herren den Rechten
nach befugt waͤren, ſo ſollen ſie doch ge-
dencken, daß man bey den Unterthanen
in Anſehung des Jagd-Rechts, welches
auff die groſſen Herren gebracht worden,
gelinder verfahren muͤſſe, denn gegen
Frembde. Solten ſie aber, wie es biß-
weilen zu geſchehen pflegt, allzuoffters
pecciren, und der Wild-Deuben ſich nicht
enthalten, ſo muͤſte man die Straffen ge-
gen ſie erhoͤhen. Durch des einen Be-
ſtraffung muͤſten die andern in Furcht
gehalten werden. Es kan auch ein Fuͤrſt
unter Bedrohung einer Todes-Straffe
ſeinen Unterthanen das Jagen verbie-
then, damit ſeine Jagd-Mandate deſto
mehr bey ihnen reſpectirt werden, jedoch
muß er die angedrohete Straffe nicht
exequiren.


Sechſtens, muß auch ein Fuͤrſt des
menſchlichen Zuſtandes eingedenck ſeyn,
und ſich der menſchlichen Seele erinnern,
die koſtbahrer iſt, als alle Sachen und
Creaturen in der gantzen Welt.


Endlich, muͤſſen ſich auch die Un-
terthanen, die nicht allein Chriſten heiſ-
ſen, ſondern auch ſeyn wollen, alles Ern-
ſtes befleißigen, damit ſie nicht ihres Lan-
des-Fuͤrſten Ungnade, der ſein Jagd-
Recht ein wenig hartnaͤckigt vertheidi-
get, auff ſich laden, und erregen, einge-
denck, daß die Gebothe ihrer Ober-Herrn,
ob ſie ſchon etwas ſcharff ſind, dennoch
zu ertragen, und daß der, ſo ſeinem Lan-
des-Fuͤrſten wiederſtehet, GOttes Ord-
nung wiederſtrebe.


BIDENBACHII
Quæſt. Nobil. XVII.


Jnhalt.

  • Ob einer von Adel, ſo Macht zu jagen, auch zu hagen befugt ſey?Itemda
    er zu jagen, auch zu ſchieſſen Jemand anſtellen moͤge?

DAs derjenige, dem die Jagd-Gerech-
tigkeit zuſtehet, auch einen Hag in
das Holtz ſchlagen koͤnne, ſcheinet von
nothwendiger Folge zu ſeyn. Da aber
die Dienſtbarkeiten in ſehr eingeſchraͤnck-
tem Verſtande zu erklaͤren, und uͤber
ihre Caſus durchaus nicht zu extendiren,
und alle Rechts-Lehrer darinnen ein-
ſtimmig ſeyn, daß bey der Jagd-Mate-
rie die Regel ſtatt habe, daß nemlich ſo
viel verjaͤhret ſey, als man im Beſitz ge-
habt, Gail. L. 2. Obſerv. 68. ſo wolt ich
nicht behaupten, daß einer zu ha-
gen befugt ſey, es haͤtte denn einer
das Recht einen Hagen zu ſchlagen, von
alten Zeiten her erlangt. Jch kan auch
nicht ſehen, wie, des Gailii Meynung
nach, nothwendig folgen muͤſte, daß wer
Macht zu hagen haͤtte, auch Macht zu
jagen habe, ſintemahl nicht zu laͤugnen,
daß die Jagd, da ſchon kein Hag ent-
halten, nichts deſtoweniger, und zwar
gar bequem, mit Hunden und Netzen
geſchehen koͤnne.


Petr. Frid. Mindanus ſcheinet auch
dieſe Folge des Gailii mit Recht zu tadeln,
und auff unſere Meynung zu incliniren,
indem er ſaget, daß des Gailii Meynung
nicht ſo ohne Unterſcheid, ſondern nur in
ſoweit ſtatt haͤtte, wenn ſolches ohne
Nachtheil des Dritten, dem vielleicht da-
ſelbſt das Hutungs-Holtzungs- und der-
gleichen Recht zuſtehet, bequem geſche-
hen koͤnte. Welches auch Gailius zuge-
ſtehet Lib. 2. Obſerv. 67. num. 6. allwo er
ſagt, daß ein Jeder ſich ſeines Rechts be-
ſcheidentlich und pfleglich gebrauchen
muͤſſe.


Was das andere Membrum der Fra-
ge betrifft, ſo ſcheinet zwar, daß man be-
haupten ſolte, wenn einmahl die Jagd
verguͤnſtiget waͤre, daß alsdenn auch
das andere zugelaſſen ſeyn ſolte. Sie-
het man aber auff die Obſervanz und
Gewohn-
[93]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
Gewohnheit, ſo muß man behaupten,
daß es unzulaͤßig ſey; Denn man kan
nicht laͤugnen, daß das Wild durch das
Loßſchieſſen der Buͤchſen geſtoͤhret werde,
und ſich aus ſeinem Lager zu begeben
pflege. Daher iſt auch gewoͤhnlich, daß
die Landes-Fuͤrſten in Gnaden- und Re-
vers-
Jagden das Anſtellen und Schieſ-
ſen auf den Hoͤltzern ausdingen und
verweeren. Ja da die Landes-Herrn
bey andern und frembden Obrigkeiten
die Forſtliche Jurisdiction haben, ſo ge-
ſtatten ſie nicht einmahl, daß in ſchaͤdli-
chen Orten der Wildfuhre Buͤchſen-
Schuͤtzen-Haͤuſer, oder Huͤtten auffge-
richtet werden.


STRYKII
Conſilium.


Jnhalt.

  • Von dem vermuthetenTitulo,der zumPoſſeſſoriodes Jagd-Rechts genug
    iſt.

DEmnach meine Meynung verlangt
worden, weil der Beſitz der Rega-
li
en wider den Fuͤrſten zur Erlangung
der Manutenenz nicht zureichend geach-
tet wird, wenn nicht der Beſitzer zugleich
den Titulum anzufuͤhren weiß: Ob ſol-
ches auch in Poſſeſſorio juris venandi,
inſonderheit ſoviel die Ober-Jagden be-
trifft, dergeſtalt ſtatt finde, oder ob hie-
ſelbſt ein vermeynter Titulus zu Erlan-
gung des Sitzes in dem Poſſeſſorio zu-
reichend ſey?


So erinnere mich zwar wohl, was
ehemahlen auff der Univerſitaͤt Franck-
furt unter meinem Præſidio in einer Di-
ſputation de Neceſſitate edendi titulum

ausgefuͤhret worden, worinnen ich nach
Manier der Academiſchen Diſputationen
dem damahligen Herrn Reſpondenten
als Autori Diſputationis die Freyheit ge-
laſſen, ſeine Meynung, welche er pro Ca-
thedra
zu defendiren vermeynte, auszu-
fuͤhren. Weil aber jetzo, was meine ei-
gentliche Meynung von dem Poſſeſſorio
der Ober-Jagden, und dem dabey con-
curriren
den Titulo præſumto ſey, zu er-
oͤffnen verlanget wird; So halte dafuͤr,
daß hieſelbſt ein Unterſcheid zu machen
ſey zwiſchen der Poſſeſs der eigendlich ſo
genannten Regalien, die aus der Maje-
ſtaͤt oder Landesherrlichen Hoheit pflegen
herzuflieſſen, und dem Fuͤrſten ſtets, als
eigenthuͤmlich zugehoͤret, und unter dem
Beſitz der Regalien, die nur nachgehends
erſtlich dazu geworden, das iſt, ſolchen
Rechten, die nach dem gemeinen Recht
allen in der Republic zuſtehen, aber nur
nach und nach an den Fuͤrſten abgetre-
ten worden, wohin, ſonder allen Zweifel,
ſowohl die Ober-als Nieder-Jagden ge-
hoͤren. Wenn nun der Grund derjeni-
gen Meynung, daß ein Beſitzer der Re-
gali
en nicht zu ſchuͤtzen, ſo lange der Ti-
tulus
nicht erwieſen, oder der Streit in
dem Petitorio nicht decidiret worden, un-
terſucht wird, ſo iſt dieſes die hauptſaͤch-
liche Raiſon, weil hier das gemeine Recht
dem Beſitzer widerſtehet, wie denn dieſe
Meynung die klahre Verordnung der
Rechte beſtaͤrcket, daß, ſo offt das Geſetz
dem Beſitzer hinderlich iſt, ſo offt hilfft
ihn auch der Bona fides nichts,


L. 34. ff. de Uſucapion.


Wann aber dieſes denen Jagden appli-
cir
et werden ſoll, ſo ergiebt ſich von ſelb-
ſten, daß die angefuͤhrte Ratio deciden-
di
hieſelbſt nicht applicirt werden koͤnne,
immaaſſen allhier keine Frage iſt von der
Ausuͤbung eines Rechts, dem das ge-
meine Recht wiederſtehet, ſondern vor
den es militirt, indem auſſer allem
Streit, daß dem buͤrgerlichen Recht
nach die Jagden ohne Unterſcheid einem
Jeden vergoͤnnet ſeyn, womit auch zu-
gleich die Rechte Teutſchlandes uͤberein-
ſtimmen, wie dieſes aus dem Sachſen-
Recht bekant,


Land-R.Lib. 2. artic. 61.


Und kan biß dato aus allen in Teutſch-
land publicirten Reichs-Abſchieden kei-
ne Stelle angezeigt werden, darinnen
die Jagden durch ein allgemein Geſetz
denen Privatis benommen, und allein der
Obrigkeit beygelegt worden.


Einſiedel de Regal. cap. 3. n. 351.


Daher auch noch dieſe Stunde unter den
Rechts-Lehrern weitlaͤufftig geſtritten
wird, mit was Recht die Fuͤrſten ſolche
Jagd-Gerechtigkeit an ſich allein ziehen,
und denen Privatis benehmen koͤnnen;
Und ob es zwar denſelben an allerhand,
ſcheinbahren Urſachen nicht ermangelt,
m 3ſo
[94]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
ſo fallen ſie doch faſt alle auf dieſes einzi-
ge, daß die Fuͤrſten durch eine undenck-
liche Verjaͤhrung dieſes Recht uͤberkom-
men, wohin in vorigem Seculo anno 1584.
der Chur-Fuͤrſt von Sachſen ſelbſt in ei-
ner Conſtitution ſich beziehen, muͤſſen in
den Worten:


  • Und aber in Krafft des uͤber viele
    undenckliche Zeiten, im gantzen
    Roͤmiſchen Reich teutſcher Na-
    tion,
    und anderer Koͤnigreiche
    und Landen verjaͤhrten und
    hergebrachten Gebrauchs ꝛc.

Wenn nun hierwieder die Unterthanen
auf obigen Grund, ſo wider den Beſitz
der Regalien angefuͤhret, daß die Poſſeſſ,
der das gemeine Recht wiederſtehet, nicht
in Conſideration zu ziehen, und daß der
Mala Fides auch die undenckliche Verjaͤh-
rung verhindere, ſich gruͤnden ſolten,
ſo ſtuͤnde es dahin, wie die undenckliche
Verjaͤhrung wider die Unterthanen in
Puncto des Jagd-Rechts behauptet wer-
den koͤnte. Da nun der Beſitz des Jagd-
Rechts in Anſehung der Unterthanen in
dem gemeinen Recht gegruͤndet, das
Verboth-Recht aber auf Seiten des Fuͤr-
ſten darinnen nicht befindlich, ſo muß da-
hero das Poſſeſſorium des Jagd-Rechts
gantz anders, als das Poſſeſſorium der
andern Regalien, die aus der Landes-
herrlichen Hoheit flieſſen, angeſehen, und
alſo, was von den Rechts-Lehrern von
dem Titul, der mit der Poſſeſſ beſcheini-
get werden muͤſte, behauptet wird, auf
die Ober- und Nieder-Jagden nicht ſo
roh appliciret werden. Und ob gleich
in den meiſten Laͤndern die Ober-Jag-
den nunmehro zu den Regalien referiret
werden, alſo, daß ſich derſelben ordent-
licher Weiſe Niemand ohne Verguͤnſti-
gung des Fuͤrſten anmaaſſen kan, alſo,
daß auch der gemeinen Meynung nach
unter den expreſſe concedirten Jagden
die Ober-Jagden nicht zu verſtehen;
So iſt doch hingegen nicht zu laͤugnen,
daß wenn die Jagden generaliter in den
Lehn-Briefen befindlich, und ein Edel-
mann von mehr als dreyßig und viertzig
Jahren ſich der hohen Jagden mit Vor-
wiſſen des Fuͤrſten oder ſeiner Forſt-Be-
dienten gebrauchet, hieraus eine ſolche
Vermuthung des Tituls entſtehet, wel-
che in Poſſeſſorio zureichend ſeyn muß, in-
dem hieſelbſt das gemeine Recht nicht wi-
der den Beſitzer, ſondern vor ihn mili-
tir
et, hiernechſt auch die Zeit von 40. Jah-
ren genung iſt, daß auch die Sachen des
Fiſci und das Regale Fiſci, nemlich das
Jagd-Recht verjaͤhret werden koͤnne.


L. 4. C. de Præſcript. 40. annor.


Und ob man gleich ex Titulo 2. Feud. 56.
Quæ ſint Regalia.
das Jagd-Recht zun Re-
galien referir
en will, wie denn die mei-
ſten Rechts-Lehrer die Einkuͤnffte der Fi-
ſcherey, davon in erwehntem Lehns-Tex-
te gedacht wird, zu allen Jagd-Sorten,
nemlich des Wildes, und der Voͤgel ex-
tendir
et, ſo geſchicht ſolches ohne Grund,
inmaaſſen daſelbſt vorhero die Fluͤſſe zu
den Regalien referiret werden, woraus
ja nichts anders folgen kan, als daß auch
die Einkuͤnffte der Fiſcherey dahin gehoͤ-
ren muͤſſen, allermaaſſen was auf dem
Strohm eines Fuͤrſten iſt, billich auch
dem Fuͤrſten zugeſchrieben wird; Eine
andere Bewandniß aber hat es mit den
wilden Thieren und Voͤgeln, welche in
ihrer voͤlligen Freyheit ſeyn, und dahero,
wenn ſie auf dem Acker einer Privat-Per-
ſon betroffen werden, (denn von Fuͤrſt-
lichen Gehegen iſt hieſelbſt keine Frage,)
man nicht ſagen kan, daß man auf des
Fuͤrſtẽ Ackeꝛ u. Gꝛund-Stuͤcken, (wie vom
Fluß geſagt worden,) nichts fangen duͤrf-
fe. Denn der Acker gehoͤret dem Eigen-
thum nach den Privat-Perſonen, und
was man daſelbſt faͤngt, iſt Niemandes.
Daher præſumirlich, daß inſonderheit
der bey denen von Adel in Teutſchland,
weil ſolche ſich allbereits in exercitiis ar-
morum
finden laſſen, die Jagden auf ih-
ren Guͤtern frey exerciret worden, zu-
mahl da in dem gemeinen Sachſen-Recht
ſich dißfalls das geringſte Verboth nicht
findet.


Geſetzt aber, daß nach dem Lehn-
Recht die Jagd ausdruͤcklich zu den Re-
gali
en waͤre referiret worden, ſo wuͤrde
doch eine Zeit von 30. Jahren genug ſeyn,
dergleichen Recht zu acquiriren; als bin-
nen welcher Zeit nach dem gemeinen
Lehn-Recht gantze Lehn-Guͤter mit al-
len ihren Rechten acquirirt werden koͤn-
nen.


2. Feud. 26. §. Si quis per 30. annos.
Roſenthal. de Feud. cap. 6. Concl. 78.
num. 2.


Und wenn man alles genau unterſuchet,
ſo iſt kein Geſetz vorhanden, welches zu
Erlangung auch der Ober-Jagden eine
undenckliche Zeit erfordern ſolte, wie
denn der bekante Text in Jure Canonico,
Cap. Super quibusdam. 27. X. de Verb. Sign.

hiervon keine Meldung thut, ſondern es
gehoͤret dieſe Jagd zu den Rechten des
Fiſci,
[95]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
Fiſci, welche, wie gedacht in viertzig Jah-
ren præſcribirt werden. So bin ich da-
hero dieſer unvorgreifflichen Meynung,
daß, wann ein Edelmann die Jagden in
ſeinen Lehn-Briefen hat, und er lange
Jahre die Ober-Jagden nicht mit Ge-
walt, nicht heimlich, nicht bittweiſe ex-
ercir
et, derſelbe in Poſſeſſorio zu ſchuͤtzen
ſey, biß in Petitorio ein anders ausge-
fuͤhret worden. Jedoch will hierdurch
denen Landes-Herrn, an ihrer Hoheit kei-
nesweges præjudiciret, ſondern nur die-
ſes zu dem Ende angefuͤhret haben, da-
mit gleichwohl getreue Vaſalli und Un-
terthanen nicht ſofort auf der Forſt-Be-
dienten bloſſes Angeben ihrer ſo lang ge-
habten Poſſeſſion beraubet, ſondern wie-
der ſie ordentlich verfahren, und ſie mit
ihrer Nothdurfft zur Gnuͤge gehoͤret
werden moͤgen.


MERCKELBACHII
Conſilium XXX.


Jnhalt.

  • Ob man das Wild, ſo die Wieſen und Felder verdirht, todt ſchlagen duͤrfe?
    Und ob diejenigen, ſo die Jagden verbiethen, gehalten ſeyn, zur Erſe-
    tzung des Schadens, der durch das viele Wild verurſachet worden.

DEs Hochwuͤrdigen in GOtt Herrn,
Herrn Petern des freyen Koͤnigli-
chen Stiffts Salmans, weyl. Abden und
Prælaten, wie auch den Edlen, Ehrenve-
ſten, Fuͤrſichtigen und Wohlweiſen Herrn
Buͤrgermeiſter und Rath der dreyen
Staͤdte Coſtnitz, Uberlingen und Pfuͤln-
dorf Unterthanen hinterſeſſene Lehn- und
Leibeigene Leute beklagen ſich vielfaͤltig,
daß ihnen durch das Fuͤrſtenbergiſche in
der Graffſchafft Heiligenberg uͤberfluͤßig
auffgezieltes hochſchaͤdliches Roth- und
Schwartz-Wildpraͤth an der lieben ver-
mittelſt GOTTes Seegen beſcherten
Frucht, auch Wieſewachs mit Devaſta-
tion,
Verhegung, Vertretung, Abfreſ-
ſung und Umwuͤhlung ein unausſprech-
licher Schade geſchehe.


Da nun wohl Hochg. Prælate nebſt
Ehrg. loͤbl. Staͤdten in Septembri anno
1608. ſodann den 7. Julii dieſes lauffen-
den 1609. Jahres den Wohlgebohrnen
Herrn, Herrn Friedrichen, Grafen zu
Fuͤrſtenberg und Heiligenberg ꝛc. durch
Schreiben reſpective freundlich und un-
terthaͤnigſt erſucht, die Anordnung zu
thun, damit die armen Leute mit dem
gehaͤufften Wildpraͤth ferner verſchonet
bleiben moͤgten, ſo hat doch wohlermeld-
ter Graff auſſerhalb eines bloſſen ertheil-
ten Recepiſſe mehr Hochgedachten Herrn
Prælaten, und ihrer Gel. Conſorten, mit
keiner Antwort wuͤrdigen, vielweniger
in ſolchem billigmaͤßigen Suchen willfah-
ren wollen; Dannenhero eine Zeit her
das haͤufig zunehmende und ſich meh-
rende, ſonderlich das ſchwartz Wildpraͤth
weder auf die Huͤter, noch Hund, in An-
ſehung dieſelben die kleinen und groſſen
Hunde durch die Heiligenbergiſche Forſt-
knechte gleich erſchoſſen, etwas geben,
ſondern in groſſer Anzahl ungeſcheuet
die Wieſen und beſamete Aecker umkeh-
ren, einreiſſen und in Grund verwuͤſten,
wie denn nicht weniger es den Wein-
gaͤrtnern ebenmaͤßig ſich naͤhern thut,
alles zu aͤuſerſten Verderben der armen
Unterthanen, iſt derowegen die Frage:


Erſtlich, welches nuͤtzlicher und verant-
wortlicher waͤre, mit dem Herrn Grafen
hieruͤber zu rechten und zu fechten, oder
das Wildpraͤth de Facto auf den Scha-
den niederzuſchieſſen, liegen zu laſſen und
ſo einer des Herrn Conſulenten Ange-
hoͤrige wieder ledig gelaſſen, oder ihnen
die abgenommenen Straffen reſtituiret
worden? Zum andern: Ob man nicht
gleich zu mahl rechten und fechten moͤ-
ge? Drittens, wenn man nun rechten
ſolte, wie und wo es anzugreiffen, weil
gleichwohl Salman, Uberlingen und
Pfuͤllendorff Staͤnde des Reichs, aber die
Reichs-Staͤdte gegen Grafen und Herrn
keine, aber nur Salman die Austraͤge
hat, Coſtnitz aber nur eine Oeſterreichiſche
Stadt desmahls iſt, was vor eine Kla-
ge anzuſtellen, und wie das Klag-Libell
ungefaͤhr zu formiren ſey, und wohin
die Petitio zu ſtellen, weil ja ſchwerlich
ein Maaß der Wildfuhr kan fuͤrgeſchrie-
ben werden! Weſſen ſich inzwiſchen, daß
man rechtet, die beſchaͤdigten armen Leu-
te mit Zeunen, Hagen einſchlagen und
erfinden, auch Tag und Nacht Hut-
oder Haltung der Hunde (die man ih-
nen ex adverſo freylich nicht geſtatten,
ſondern
[96]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
ſondern niederſchieſſen wird,) zu verhal-
ten, und ob ſie eben geduldig zuſehen,
und ſich leiden muͤſſen, biß daß das un-
endliche Recht bey dieſer juͤnckiſchen und
Verzug uͤber Verzug fuhrenden Welt
ausgehet.


Zu dieſer Frage erſtes Membrum zu
ſchreiten, kan affirmativa wohl behauptet
werden. Denn erſtlich, weil ein Jedwe-
der, ſeiner erheiſchenden Nothdurfft nach,
vor die Beſchuͤtzung ſeiner Sachen den
Provocanten oder Inſultanten ungeſtrafft
entleiben kan, wie nach der gemeinen
Meynung Ferdinand Vasquez lehret l. 1.
c. 2. n.
4.
welches ſonderlich bey den Ver-
wuͤſtern der Felder ſtatt hat. Die Kaͤy-
ſer ſagen: Es iſt beſſer, daß man ihnen
bey Zeiten begegnet, als daß man ſich erſt-
lich hernach, wenn das Ungluͤck geſche-
hen, revangiren will, und die Verwuͤſter
der Baͤume und der Weinberge koͤnnen
eben am Leben geſtrafft werden, als wie
die Straſſen-Raͤuber;


L. 2. ff. Arb. furt. cæſ.
Farinac. Pr. Crim. qu. 20. n. 113.


Um ſo viel deſto mehr muß Maͤnnigli-
chen verſtattet ſeyn, Bruta animalia, ſon-
derlich das ſchaͤdliche Wildpraͤth, wenn
es eine Wieſe und beſamten Acker gleich-
ſam depopulando verwuͤſtet, noch ſich ab-
ſchrecken laſſen will, zu erſchieſſen, und
zu faͤllen, weil man mit allem Recht von
dem groͤſſern auff das geringere ſchlieſſen
kan, auch bey verhaſten Materien,


Crav. Conſil. 451.
Pacian. Conſil. 61. num. 68.


Allwo er ſagt, wer einen in Bann ge-
thanen toͤdten kan, welches das groͤſſere
iſt, kan ſich auch noch eher ſeiner Guͤther
bemaͤchtigen, als welches noch nicht ein-
mahl ſoviel importiret, bevorab da
ſolch Schwartz-Wild von den Aeckern
und Wieſen durch kein ander bequemlich
Mittel zu vertreiben, oder abzuwenden
waͤre, ſintemahl ſich das Jus retenſionis
allhier nicht practiciren laͤſt, darauff
man in Anſehung der zahmen Thiere,
die uns oder unſern Feldern Schaden zu-
fuͤgen, zu gehen, daß man es nemlich ſo
lange an ſich behalte, biß der verurſach-
te Schaden erſetzet worden.


Siehe Coler. de Proceſſ. Execut. p. 1.
c. 3. n. 64. \& ſequ.


Vors ander iſt Rechtens, daß einer un-
beſtrafft, um das Seinige zu beſchuͤtzen,
den andern auf fremden Gruͤnden Scha-
den zufuͤgen koͤnne;


L. 3. ff. de Incend. naufr.


Wie denn am dritten nicht weniger in
Rechten verſehen, daß ein Jedweder die
ſchaͤdlichen wilden Thiere, die die Wein-
Stoͤcke und Feld-Fruͤchte ruiniren, als
Baͤre, Woͤlfe, wilde Schweine, todt ſchla-
gen duͤrffe. Und ob gleich dieſe Ration
nicht erheblich ſeyn moͤgte, ſo giebt ſich
doch aus beyden vorhergehenden dieſer
Schluß, daß Hoch- und Wohlgebohrnen
Herrn Conſulenten oder dero Unter-
thanen mit gutem Fug Rechtens das
ſchaͤdliche Wildpraͤth, ſo ihren Aeckern
und Wieſen dermaaſſen depopulando
zuſetzt, ungeſtrafft zu faͤllen, und zu er-
ſchieſſen zugelaſſen.


Betreffend das andere Stuͤck der erſtẽ
Frage: Ob nemlich im Fall der Hrn. Con-
ſulent
en Unterthanen von dem Forſt-
Hrn. daruͤber beygefangen wuͤrden, auch
ſie deſſen Forſt-Knecht gefaͤnglich anzu-
nehmen, und ſo lang und viel aufzuhal-
ten bemaͤchtiget, biß die ihrige ohne al-
les Entgeld wiederum auf freyen Fuß
geſtellet, ſcheint daſſelbe etwas zweiffel-
hafft, ſintemahl ob wohl ſolch Beyfahen
auch vor die Beſchuͤtzung der Poſſeſſ, oder
gleichſam der Freyheit, und gar nicht
vor eine Beleidigung anzuſehen; Jedoch
dieweil allerhand ſorgliche Empoͤrung
daraus entſtehen, ſo der Herrn Conſulen-
ten Unterthanen weiter bedraͤngt, auch
der Herr Graff zu Fuͤrſtenberg Pfan-
dungs- und andere Proceſſe gegen die
Herren Conſulenten darum leichtlich er-
halten wuͤrde, daß ſolche Handlungen
fuͤr unrechtmaͤſſige Pfandungen oder
Repreſſalien gehalten werden moͤgten,
deren ſich die Herren Conſulenten als
mehrern Theils Ungemittelte des Heili-
gen Roͤmiſchen Reichs deſtoweniger zu
gebrauchen, daß ihnen dieſer Sache hal-
ber nicht allein keine Juſtiz verweigert
worden, weil die Repreſſalien bloß auf
den Fall der verweigerten Juſtiz Platz
finden;


Gail. de Arreſt. c. 9. n. 13.


Beſondern auch dergleichen Repreſſalien
zu verhaͤngen, allein in der Kaͤyſerlichen
Majeſtaͤt Gewalt ſtehet, ſintemahl die
Repreſſalien dem Krieg einiger Maaſſen
gleich kommen, den bloß der Kaͤyſer oder
einer, der keinen Ober-Herrn uͤber ſich
erkennt, anzukuͤndigen hat,


Coler. de Proc. execut. C. 2. p. 1. n. 296.


Jngleichen auch, daß es daher gekom-
men, daß einige die Repreſſalien zu den
Regalien oder Kaͤyſerlichen Reſervaten
ziehen.


Dannen-
[97]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.

Dannenhero moͤchte es vielleicht am
rathſamſten ſeyn, daß mit ſolchem Bey-
fahren der Fuͤrſtenbergiſchẽ Forſt-Knech-
te etwas behutſamer verfahren wuͤrde,
es ſey denn, daß man Fuͤrſtenberg ge-
wachſen, und dawider die Unterthanen
zu ſchirmen, auch eben die Forſt-Knechte,
ſo der Herrn Conſulenten Unterthanen
niedergeworffen, anzutreffen waͤren, und
man ſagt, ob den Cammer-Gerichtl.
Proceſſen kein Bedenckens haͤtte, auf ſol-
chen Fall wolt ich den Herrn Gegentheil
die Briefe tragen laſſen. Nichts deſto
weniger aber koͤnte mit dem Wild zu
faͤllen gefragter maaſſen gleichwohl alſo
verfahren werden, daß um mehrern
Glimpfs willen Fuͤrſtenberg noch 2. oder
3. mahl mit der angeheffteten Commi-
nation
erſucht, daß im wiedrigen Fall der
Herren Conſulenten den ihrigen zu Ab-
wendung dero aͤuſerſten Verderbens die
Anzahl wildes etwas zu verringern un-
umgaͤnglich verhaͤngen, auch wider un-
billige Gewalt nach Vermoͤgen handha-
ben muͤſſen. Was aber vor ein Mittel,
da die Herren Conſulenten ſich des Orts
mit den Stuͤcken der Acten beladen ſol-
ten, am nuͤtzlichſten an die Hand zu neh-
men, davon ſoll bey der 47. Frage kurtz
gehandelt werden.


Ob wohl nicht ohne, daß derjenige,
ſo den Weg Rechtens einmahl erwehlet,
davon nicht bald einen Abſprung zu neh-
men, und zur That zu ſchreiten hat, dem
da vergunt geweſt waͤre, ſich eigenmaͤch-
tiger Weiſe zu ſchuͤtzen, ſo iſt dieſes, da
man den Fuͤrſten einmahl angangen,
nicht mehr zulaͤßig. Denn uͤberhaupt,
wenn man einmahl den Richter anlaͤufft,
ſo ſcheinet es, als ob man ſich der Befug-
niß die Poſſeſs eigenmaͤchtiger Weiſe zu
nehmen, begeben;


Menoch 5. remed. adipiſc. n. 157.


Jedoch, wann die Herrn Conſulenten
bey Anordnung des Rechtl. Proceſſes
proteſtando ausbedingen wuͤrden, wie
ſie dadurch ihrer Defenſion ſich nicht be-
geben, ſondern das haͤuffige Wild, ihre
arme Leute vor endlichen Untergang
zu ſichern, auch bey waͤhrendem Proceſs
in andere Wege abzuſchaffen und aus-
zurotten gemeynet waͤren, halte ich da-
fuͤr, daß ihnen die Hand nicht geſperret
werden koͤnte, denn es mercken die
Rechts-Lehrer von einem Creditore an,
daß ihm eine ſolche Proteſtation huͤlffe,
daß er nach Verlaſſung des rechtlichen
Weges freywillig und eigenmaͤchtiger
weiſe zu der Sache gelangen koͤnte.


Siehe Menoch. d. Remed. 5. Adipiſc.
n. 158.


Welches denn auch um ſoviel deſtomehr
ſtatt finden wuͤrde, wenn man das Pos-
ſeſſorium retinendæ Poſſeſſionis vel qua-
ſi Libertatis
anſtellen ſolte. Sintemahl
in dieſem Fall maͤnniglich ſich auch unter
waͤhrendem Proceß zu handhaben hat,


Joſeph. Ludov. Deciſ. Perg. 69. n. 7.


Bey der dritten Frage haͤtten meines
Beduͤnckens dißfalls in Anſehung der
Staͤdte die Grafen ſich keiner Austraͤge
zu erfreuen, und koͤnte wohl unmittel-
bahr am Kaͤyſerlichen Cammer-Gericht
geklaget werden, gleichwohl iſt nicht oh-
ne, daß man hochermeldtes Herrn Præ-
lat
en Recht als ein untheilbahres und
unabſonderlich verknuͤpftes von der drey
Staͤdten Gerechtſam wolle abſondern,
und ihrer Gn. fuͤr die Austraͤge weiſen
koͤnte, welches verhoffentlich nicht bald
fuͤrgehen wird, indem uͤberall einerley
Urſache zu klagen iſt. Aber dieſer Diffi-
cult
aͤt waͤre alsdenn vorzubiegen, wenn
das Mittel, deſſen bey der vierdten Frage
Anregung geſchicht, uns gelingen wuͤr-
de.


Ferner die vierdte Frage zu erledi-
gen, iſts einmahl in der natuͤrlichen Ver-
nunfft und Billigkeit gegruͤndet; Wann
eines Forſt- und Wildbahns-Herrn Wild-
praͤth einen andern an ſeinen Aeckern
und Wieſen beſchaͤdiget, daß dieſelbe ſol-
chen Schaden abzutragen, und zu erſtat-
ten ſchuldig.


Covarruvias ſagt in C. Peccatum. p. 1.
§. 8. n. 11.
Diejenigen, die die Jagden ver-
wehren entweder an oͤffentlichen oder
Privat-Oertern, ſind verbunden zu Er-
ſetzung des Schadens, der dem Nachbarn
zugefuͤgt worden, wegen der vielen wil-
den Thiere, die an einem Orte, da den
Unterthanen die Jagden gewehret ſind,
geheget worden, und die Felder ſehr ver-
wuͤſtet. Und Johannes Saiſon in Conſue-
tud. Juron. tit. 5. artic. 1.
ſagt, daß die Jaͤ-
ger, die die Saat den armen Bauern rui-
nir
en, und derer Hunde die Huͤhner den
Bauer-Weibern weghaſchen, groͤblich
ſuͤndigẽ, und zur Wieder-Erſtattung ver-
bunden ſind, es waͤre denn der Schaden
ſo geringe, daß es ſich die Muͤhe nicht
lohnete. Dafern die Unterthanen durch
ihr continuirliches Wachen bey Tag und
Nacht das Wild abgeſcheuchet, und ſich
inzwiſchen bey ihrer Arbeit viel verſaͤu-
nmet,
[98]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
met, ſo ſind die großen Herrn ſchuldig,
ihnen dieſes Verſaͤumniß zu bezahlen,
und wieder gut zu thun.


Nicht weniger weiß man ſich aus den
Rechten zu errinnern, daß dießfalls der
Forſt- und Wildbahns-Herr, da er des
Dominii uͤber das Wild erlittenen Scha-
dens, und zu deſſen Æſtimation entwe-
der utili L. Aquiliæ oder de Paſtu peco-
ris actione,
oder auch ex Edicto ff. Si quadr.
paup. fec. dic.
mit Recht vorgenommen,
und angefaſſet werden kan; Siehe Gail.
Obſ. 68. n. 8.
dieweil aber erſtangedeutete
Actiones nicht allein auf den bereits er-
littenen Schaden und deſſen Erſtattung,
aber nicht auf kuͤnfftige Schaͤden gerich-
tet, es ſey denn, daß man vermittelſt der
Caution in puncto executionis kuͤnfftig-
hin die Urthel dahin extendiren wolte,
beſondern es auch hochermeldten Herrn
Prælaten und ihrer Gn. Herrn Mit-
Conſorten, und der Unterthanen gantz
unertraͤglich fallen wird, daß ſie erſtlich
durch einen ordentlichen und faſt un-
ſterblichen Proceſs dieſer unleidlichen Be-
ſchwerung ſich entſchuͤtten ſolten, daruͤ-
ber ſie die Unterthanen wohl gar zu
Schandẽ und Truͤmmern gehen wuͤrden.
Hierum und zu Abkuͤrtzung dergleichen
beſorgten weitlaͤufftigen Procedirens
wird dahin zu dencken ſeyn, ob nicht nach
geſtaltſam dieſer Sache, ein Mandatum
ſine clauſula, juxta Tit. 23. p. 2. Ord. Camer.

herauszupreſſen. Zwar iſt diß Factum
mit ſeinen Umſtaͤnden und Eigenſchaff-
ten verhoffentlich dergeſtalt auszuſtrei-
chen, daß der Richter zu Ertheilung deſ-
ſen Anlaß ſchoͤpffen moͤchte.


Einmahl iſt von Recht und Billig-
keit wegen gebothen, daß einer ſeine Wild-
bahne ohne maͤnnigliches Schaden hegen
ſoll, ſo laͤufft auch diß dem gemeinen Nu-
tzen zuwider, daß um eines Standes
Privat-Luſt und Kurtzweil willen der
Feld-Bau, ſo in den Rechten hoch favo-
riſir
et, zu Grund gerichtet, die durch
Gottes milden Seegen beſcherte Frucht
von den wilden Thieren, ſo in die Waͤl-
der, und nicht auf die Aecker gehoͤrig, ab-
gefreſſen, den armen Bauers-Leuten
entzogen, und ſie dadurch in ſolche Ar-
muth geſetzt werden ſolten, daß ſie nicht
allein ihrer Obrigkeit die Schuldigkeit
mit Reichs- und andern Steuern nicht
leiſten, ſondern auch mit Weib und Kind
die Nahrung nicht haben, ja auf laͤnger
Zuſehen an den Bettelſtab gerathen wuͤr-
den. Es erzeigt ſich auch eine ſehr na-
he Gefahr im Verzug, alſo daß wegen
ſolcher exorbitirender Ungebuͤhr dißfalls
a præcepto wohl angefangen, und den
beklagenden Grafen, ſo derentwegen
mehrmahls erſucht, ſowohl die Wieder-
erſtattung der verurſachten Schaͤden,
als anbefohlen werden koͤnte, das haͤuf-
fige Wildpraͤth zu erlegen, oder den
Herrn Conſulenten und ihren Unter-
thanen die groſſe Anzahl etwas zu ver-
ringern, auch derentwegen groſſe Hun-
de zu halten, und in andere Wege ſich
zu ſichern, und hieruͤber ihnen keine Hin-
derung zuzufuͤgen. Man findet, daß in
nicht viel unaͤhnlichen Terminis gleich-
wohl Mandate de relaxato Capitulo er-
theilet werden; Alſo iſt den 29. Novem-
br.
1587. auf Inſtanz einer Standes-Per-
ſon, wider Herrn George Friedrichen,
Marggraffen zu Brandenburg ein Poe-
nal-Mandat
um deswillen erkannt wor-
den, daß S. F. Gn. einen Schaaf-
Knecht, welcher ſowohl zu Beſchuͤtzung
der Schaaffe wider die wilden Thiere,
als Feld-Gewaͤchſe und Fruͤchte wi-
der das Roth- und Schwartz-Wild-
praͤth ungepruͤgelte Hunde auf dem
Felde gehalten, beyfangen laſſen, wel-
cher Supplication auch dieß einverleibt ge-
weſen, wie die Kaͤyſerl. Majeſtaͤt ernſte
Befehl-Schreiben an S. F. Gn. abgehen
laſſen, dero Wildfuhren und Wild-
bahns-Hegung anders nicht, denn den
gemeinen Rechten gemaͤß, allein auf ih-
rem Eigenthum, Grund und Boden,
und alſo ohne Maͤnnigliches Schaden an-
zuſtellen, daß auch Niemand verwehrt
ſeyn ſoll, ſeinen Grund und Guͤter mit
Zaͤunen, Hunden und anderer Befriedi-
gung vor dem Wildpraͤth ſo gut, als er
koͤnte, zu verwahren, zumahl da Nie-
mand ſchuldig auf dem Seinigen und mit
ſeinem Nachtheil einem andern ſein Wild-
praͤth zu unterhalten.


Ebener maaſſen iſt anno 1588. pro
mandato de revocando decreto
auf die
vier Faͤlle und meines Vermuthens von
der Stadt Nuͤrnberg wider den Marg-
graff zu Brandenburg aus dem Fun-
dament ſupplicando
angehalten, ob wohl
Rechtens und billig, daß der gemeine
Bauersmann bey dem, was ihm der
Allmaͤchtige auf dem Feld beſchert, ge-
handhabet, damit er das mit ſeinem
ſauren Schweiß erarbeitete Brod ha-
ben, die jaͤhrlichen Steuern und Zinſen
reichen moͤge, und alſo allen Rechten
zuwider, daß frembder Herrſchafft Un-
ter-
[99]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
terthanen um einer andern Privat-Luſt
willen dahin gezwungen werden, ihre
Frucht auf dem Feld den wilden Thieren
zum Staube unter die Fuͤſſe zu werfen,
und ſich ſamt Weib und Kindern in
Hungers-Noth und Verderben zu ſetzen,
daß dennoch deſſen unangeſehen Reus
dieſes Jnhalts ein Geboth publiciren
laſſen, daß ein Jeder, er ſey geſeſſen, hin-
ter was Herrſchafft er immer wolle, ſei-
ne verzaͤunete und verglindete Waͤlder
oͤffnen, und die Zaͤune und Glinder in-
nerhalb 3. Tagen bey Strafe 5. Guͤlden
niederlegen und gar hinweg thun ſollen,
der Intention, damit ſein Wild in des
armen Manns Schweiß und Blut un-
gehindert weyden und wuͤhlen moͤge, da-
mit nicht allein Rei, ſondern auch Actorum
Unterthanen begriffen ſeyn, ohngeachtet,
daß ſie vor undencklicher Zeit ohnverhin-
dert maͤnnigliches ihre Felder verglin-
det und verzaͤunet haben, welches auch
ohne das einem Jeden der Recht und Bil-
ligkeit nach erlaubt, neben dem, daß die-
ſe Nuͤrnbergiſche Unterthanen deſſel-
ben Orts Reo mit einiger Bothmaͤ-
ßigkeit oder Jurisdiction (auſſer den
Faͤllen, dadurch Jemand an Leib und
Leben zu ſtraffen,) nicht unterworf-
fen. Dieweil denn ſolch Geboth ſo-
wohl den goͤttlichen und natuͤrlichen Rech-
ten, als dem Kaͤyſerlichen Reſcript, wel-
ches de dato d. 18. Julii anno 1581. abgan-
gen, unter dieſem ungegruͤndeten Schein,
als ob die Abjagung, ſchlagen, und faͤl-
len des Wildpraͤths von ſeinem eigenen
Grund ein Crimen publicum und ſolch
Verbrechen waͤre, darum ein armer
Mann an Leib und Gut geſtrafft wer-
den moͤchte, und derowegen befugt waͤ-
re, auff andern benachbarten Gebiethen
und Unterthanen eine beſondere Both-
maͤßigkeit (wie mans nennet, willfreß-
lich Obrigkeit zu gebrauchen, alles dem
natuͤrlichen und menſchlichen Recht zu
wider: So weit gehen die Worte des
Kaͤyſers,) auch zu Verderbung ſowohl
der gemeinen Landſchafft, als der armen
Nuͤrnbergiſchen Unterthanen, und nicht
geringen Abgang und Schmaͤlerung ih-
rer Herrſchafft, Guͤlden, Zinßen, Ze-
henden, Hand-Lohn, Steuer und an-
derer Gefaͤlle gereicht, Hochermeldten M.
auch ſonderlich wider die Nuͤrnbergiſchen
Unterthanen dergleichen fuͤrzunehmen,
im wenigſten nicht befugt, ihnen eine
ſolche Dienſtbarkeit auffzudringen, daß
ſie mit ihrem Feld-Bau, Schweiß und
Blut ihm ſein von Tag zu Tag je mehr
uͤberhaͤufftes Wild mit gemeinem Land-
Schaden unterhalten, und das ihrige
verderben und veroͤden laſſen ſolten ꝛc.
Dadurch den armen Leuten ſamt ihren
Herrſchafften, dieweil die Frucht nun-
mehr zu ihrer Staͤrcke kommen, und zu
der Zeitigung ſich ſchicket, eine ſolche Be-
ſchwerde auferleget, welche hiernechſt
nicht wiederzubringen, als das ſummum
periculum in mora,
und dieſe Sache,
dieweil ſie an ihr ſelbſt in Rechten verbo-
then, alſo beſchaffen, daß vermoͤge des
23. Tit. part. 2. Mandata ertheilet werden
koͤnten. Daher bitten ſie um ein Man-
dat,
dadurch Reo gebothen, ſolch unrecht-
maͤßig, unbilliges, hoch und landſchaͤdli-
ches Geboth, ſoviel die N. belangt, gaͤntzlich
abzuthun und zu reuociren, auch ſich aller
Execution deſſelben allerdings zu enthal-
ten, wie denn hierauff den 17. Junii Ao.
1588. ſolch Mandatum in Camera erthei-
let und Copia ſupplicationis nicht weni-
ger den Symphorematis Tom. 2. p. 3. ein-
verleibet worden iſt. Ob wohl aber nicht
ohne, daß in oberzehlten Supplicationi-
bus
auch andere beſchwerliche Umſtaͤn-
de, ſonderlich, daß der Schaaf-Knecht
beygefangen und frembden Unterthanen
das hergebrachte Verzaͤunen und Befrie-
den ihrer Aecker durch ein unverant-
wortlich Geboth anbefohlen ſupplican-
do
vorgetragen, und dadurch der Rich-
ter deſto eher ad decernendum bewogen
worden, ſo moͤchte doch verhoffentlich,
wenn narrata ſtringentia gebraucht, und
recht eingefaͤdnet wuͤrden, ein Mandat,
wo nicht ſine, jedoch cum Clauſula zu er-
langen ſeyn.


Demnach oben bey der 1. und 2. Fra-
ge angereget worden, daß vermittelſt der
Proteſtation de non reſiliendo a via facti
ſich hoch und wohlermeldte Herren Con-
ſulent
en und ihre Unterthanen das ſchaͤd-
liche Wildpraͤth auf ihre Wieſen, Aecker,
Gaͤrthen und andere Grund-Stuͤcke fal-
len moͤgen, ſo iſt auch deſto ungezweiffel-
ter, daß mit hagen, einſchlagen, ver-
zaͤunen und verfrieden ſich die Untertha-
nen dawider auch lite pendente zu ſchuͤ-
tzen, und da ſie hieruͤber mit ohnmilden
Strafen belegt, und zu Erziehung der-
ſelben beygefangen werden ſolten, ihrer
Herrſchafft wegen dero eigenen Intereſſe
zu ſonderlicher Relaxation derſelben am
Kaͤyſerlichen Cammer-Gericht Mandata
auszuwuͤrcken haben. Welches ich zu mei-
nem Gutachten auff mehr Verſtaͤndiger
n 2Verbeſſe-
[100]Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
Verbeſſerung hochermeldten Herrn Præ-
lat
en, und den dreyen loͤblichen Staͤdten
unterthaͤnig und dienſtlich anzeigen ſol-
len. Speyer den 20. Junii, Ao. 1609.


BIDENBACHII
Quæſt. Nobil. XVI.


Jnhalt.

  • Ob wegen ſeiner Forſtlichen Obrigkeit ein Fuͤrſt mit denen in ſeinem Land Ge-
    ſeſſenen von Adel das Mit-Jagen habe?

ES ſcheinet, daß man einen Unter-
ſcheid zu machen habe, ob nemlich
die Jagden von dem Landes-Herrn de-
nen von Adel ſo concediret waͤren, daß
in dem Fall dem Herrn das Jagd-Be-
fugniß auch zugleich mit zuſtuͤnde, indem
die groſſen Herren dieſes Recht auff die
Edelleute gebracht, nicht daß ſie ſich dar-
bey der Jagd-Befugniß gantz und gar
entziehen wolten, ſondern ſolche nebſt ih-
nen zugleich mit zu brauchen; Oder ob
die Edelleute die Jagden auff frembden
Grund-Stuͤcken, als ein Recht der
Dienſtbarkeit gebrauchen. Da aber
durch den Gebrauch und die Gewohnheit
einmahl recipirt worden, daß die Jag-
den nicht nur auff eigenen Aeckern, ſon-
dern auch auff frembden Lehnen exer-
cirt
werden ſollen, zumahl wenn die Ge-
nehmhaltung und Connivenz derer von
Adel dazu kommen, und von ihnen kein
Verboth erfolget; So koͤnnen die von
Adel wohl ſchwerlich ihren Ober-Herrn
in dem Gebrauch des Mit-Jagens hin-
derlich ſeyn, zumahl wenn man conſide-
rir
et, daß die Reichs-Fuͤrſten von Roͤmi-
ſcher Kaͤyſerlicher Majeſtaͤt mit aller
forſtlichen Obrigkeit, Wildbahnen, Jag-
den und Jagd-Gerechtigkeiten in dem
gantzen Hertzogthum, und alſo uͤber
die Felder ihrer Edelleute mit belehnet
ſind.


LYNCKERI
Deciſ. 883.


OB ſchon die Jagden ein beſonders Re-
gale
ſind, u. billig in den Lehn-Brief-
fen ausdruͤcklich mit benennt ſeyn ſollen;


Finckelth. O. 41. n. 11. \& 13.


Dafern aber doch in einem uͤber ein
Lehn-Gut auffgerichteten Kauff-Brieff
daſſelbe mit den Jagden verkaufft wird,
und der Lehns-Herr ſeinen Conſens in-
gemein uͤber alles, was darinnen ent-
halten, ertheilet; Auch der Vaſall hieruͤ-
ber ſich eine lange Zeit der Jagden oͤffent-
lich gebrauchet; So iſt daraus des Va-
ſallen Jagd-Recht, wie es verſchrieben
iſt, gnugſam zu behaupten, ob ſchon in
der Belehnung des Jagd-Rechts nicht
gedacht wird, indem die Einwilligung
des Herrn, wenn ſie hernachmahls da-
zu koͤmmt, ſchon genug iſt; Und muß
man einen langwierigen Gebrauch bey
der Jagd, die zumahl mit einem Titulo
verſehen, als in dieſem Fall die Einwil-
ligung des Herrn ausmacht, allerdings
in Conſideration ziehen.


Noe Meurer. P. IV.vom Jagd-
und Forſt-Recht,
fol. 85.


Jm uͤbrigen ſind mit denen Worten
Wildfuhre, Wildbahne, it. Wald-Jag-
den und aller Wildfuhre in den Lehn-
Briefen die Hohen- und Nieder-Jagden
zu verſtehen,


Bidenbach. Quæſt. Illuſt. 15.


hingegen ob gleich die Worte mit allen
Gnaden und Gerechtigkeiten nichts aus-
genommen ſehr general; Dieweil aber
doch ein und ander beſonders Regal nicht
eben darunter nothwendig begriffen
ſeyn muß, ſondern vielmehr eine Gene-
ral-Concesſion
eine Erleuterung ſonſt
woher, auch ſonderlich ex uſu \& exercitio
bedarff; So ſind auch fuͤr ſich darun-
ter die Jagden nicht gemeynet, als wel-
che eine Special-Inveſtitur oder eine Ver-
jaͤhrung einer ſehr langen Zeit noͤthig
haben,


Schrader. III. de Feud. c. 4. n. 47.


inſonderheit aber hat es mit den hohen
Jagden die Bewandniß, daß ſolche un-
ter der Verleihung der Jagden nicht
mit
[101]zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
mit begriffen, ob einer ſchon mit einem
Gebiethe, darinnen viel Waͤlder ſind,
mit belehnet worden;


Schrader. d. l. n. 47.


Wenn aber in den Lehn-Brieffen folgen-
de Formalia befindlich: Mit allen an-
dern Gnaden und Gerechtigkeiten,
nichts ausgenommen.
Item:Wie es
alles Namen haben mag, nichts aus-
geſchloſſen.
Jngleichen: Herrlichkeit
an Jagden, nichts ausgenommen.

Ferner: Jagden aller Thiere, gehend
und fliegend?
So ſind den Vaſallen
auch hohe Jagden verliehen, weil unter
den allgemeinen Worten alles mit be-
griffen. Endlich iſt der Unterſcheid,
was eigentlich zur hohen und was zu der
Nieder-Jagd gehoͤre, aus dem Ge-
brauch eines und andern Orts zu neh-
men und nach demſelben ſich darnach zu
achten;


Roſenthal. d. c. V. Concl. 94. in fin.


Jedoch werden insgemein zum hohen
Wildpraͤth gerechnet Hirſche, wilde
Schweine, Baͤre, Rehe, Trappen,
Auer-Huͤhner, Haſel-Huͤhner, Berg-
Huͤhner, Schwaͤne, wie zu dem Nieder-
Weydewerck Haſen, Dachſe, Fuͤchſe, wil-
de Katzen, Feld- und Reb-Huͤhner,
Krams-Voͤgel, Lerchen, wilde Enten,
wilde Tauben, Schneppen und derglei-
chen Waſſer-Voͤgel, wiewohl auch an
etzlichen Orten die Mittel-Jagd, dazu
Rehe und Friſchlinge gezehlet werden, in
Ubung iſt.


  • Siehe Wehner. O. Pr. voc.Forſt-Recht.
    Seckendorff,
    P. III.Fuͤrſten-
    Staats
    c. 5. n. 2.

Reſponſum
Der Hochloͤblichen Juriſten-Facultaͤt zu Wittenberg/ aus
Caſparis Ziegleri Tractat de Juribus Majeſtatis, Lib. II.
Cap.
14. §. 46. genommen.


Jnhalt.

  • Wer uͤber undenckliche Zeit auf eines andern Grund und Boden gejaget, iſt
    bey der
    Poſſeſsdes Jagens zu ſchuͤtzen, und kan wider denjenigen, ſo
    ihn in dem Jagen
    turbiret, oder Eingriff thut, Klage erheben.

HAt euer Client einer von Adel im
Fuͤrſtenthumb Glogau zwey Land-
Guͤter, Borcke und Sabor genannt, ei-
ne halbe Meileweges von Groß Glogau
gelegen in Beſitz, welche ſein Groß-Va-
ter Anno 1588. von Martin Senfftleben,
damahligen Glogauiſchen Amts-Secre-
tario,
erkaufft, jederzeit richtig genoſſen,
und auf itzigen Beſitzer, vermittelſt ſei-
nes Vaters verſtammet, und es hat ſich
nicht allein itziger Beſitzer, ſondern auch
deſſen Vater, und Groß-Vater, von
Anno 1588. unter andern Gerechtigkei-
ten, auch der Jagden, inſonderheit aber
der Haſen- und Fuchs-Jagd, ſo wohl
Reb-Huͤner, und Vogel-Fangs, jederzeit
kuͤhnlich, und von maͤnniglichen unge-
hindert, auf dieſen beyden Guͤtern ge-
brauchet, auch als eures Clienten itzigen
Beſitzers Vater, wegen ſeiner Amts-
Geſchaͤffte, und Verrichtungen, der Jagd
nicht obliegen koͤnnen, ſolches Jagd-
Recht ſeinen Nachbarn zu ihrer Luſt zu
gebrauchen, precario eingeraͤumet, und
daſſelbe per Tertium uͤberlaſſen, und ob
gleich vor 10. oder 11. Jahren bey eures
Clienten Unmuͤndigkeit von dem itzigen
Haupt-Manne Glogauiſchen Fuͤrſten-
thumbs, ein gewiſſes Schloß-Gehege,
durch Aufrichtung unterſchiedlicher Seu-
len bezircket, darunter auch dieſe beyde
Guͤter, Borcke und Sabor, mit ihrer
gantzen Circumferenz, eingezogen, und
dadurch die Jagd-Gerechtigkeit, oder de-
rer Poſſesſion vel quaſi interrumpiret
werden wollen; So hat doch euer Cli-
ent ſich ſolches nicht irren, ſondern auch
noch fuͤr erlangter Muͤndigkeit mit Hun-
den und Winden auff ſeinem bezirckten
Grund und Boden ſich ſtets finden, und
daß er ſich ſeiner Jagd-Gerechtigkeit,
und derſelben Beſitz zu begeben, nicht ge-
meinet ſey, oͤffentlich ſehen und ſpuͤhren
laſſen; Jmmaſſen er auch der Jagden
ſich nachmahls gebrauchet, und nunmeh-
ro entſchloſſen, zu ferner Erhaltung ſol-
cher Gerechtigkeit, zumahlen weiln er mit
ſtattlichen Begnadigungs-Brieffen ver-
n 3ſehen,
[102]Anh. unterſch. nuͤtzlicher zur Jaͤgerey gehoͤrigen Materien.
ſehen, den Weg Rechtens zu ergreiffen,
und ſich dadurch bey deroſelben Poſſeſs vel
quaſi \&c.
zu ſchuͤtzen, nach mehrerm Jn-
halt euers Berichtes, und der Beylagen.
Wenn nun gleich in denen Uns Copey-
lich zugeſchickten Inveſtitur, und Lehn-
Brieffen, die Jagd-Gerechtigkeit nicht zu
befinden, und dahero, daß euer Client,
ſich derſelben zu gebrauchen, nicht befugt,
geſchloſſen werden moͤchte; Dennoch aber
und dieweil, eurem Bericht nach, euer
Client, deſſen Vater, und Groß-Vater,
von Anno 1588. jederzeit in geruhigem
Exercitio der Haſen- und Fuchs-Jag-
den, wie ingleichen der Rebhuͤner, und
Vogel-Fangs, verblieben, und er durch
die vor 10. oder 11. Jahren aufgerichtete
Hege-Seulen, von ſolcher Jagd-Ge-
rechtigkeit ſich nicht abhalten, ſondern
derſelben ungeachtet auf ſolchen ſeinen
Grund und Boden, ſich mit Hunden,
und Winden, oͤffentlich ſehen laſſen, ſo
iſt er auch bey der Poſſeſs vel quaſi dieſer
Jagd-Gerechtigkeit nochmahls nicht un-
billich zu ſchuͤtzen, und deswegen in Pun-
cto turbatæ poſſeſſionis
Klage anzu-
ſtellen, in Rechten wohl gegruͤndet,
V. R. W.

[figure]
DICTIO-
[[103]]

DICTIONARIVM
Derer

Weyde-Woͤrter
und
Jagd-
Terminorum.


[104]Dictionarium derer Weyde-Woͤrter

DICTIONARIVM
Derer rechtfoͤrmlichen Weyde-Woͤrter oder Termino-
rum Technicorum,
wie ſolche nach rechter Jaͤger-Manier/
und Ethymologice gruͤndlich zu pronunciren/ und
auszuſprechen.


A.


  • ABjagen, iſt zu verſtehen, wann man mit
    Zeuge die eingeſtellten Thiere will fan-
    gen, oder umbbringen.
  • Abjagungs-Fluͤgel, iſt, welcher nach dem
    Lauff zugehet, und der alſo nach der
    manierlichen Proportion gehauen, wie
    das Jagen muß formirt ſeyn.
  • Abproſſen heiſſet man, wann ein Hirſch die
    Baͤumlein ſcheelet, daß die junge Rinde
    alſo herunter hanget, als ſey es geſchnit-
    ten.
  • Abſchrecken, heiſſet einiges Wildpraͤth von
    Feldern des Nachts nach dem Holtze
    jagen.
  • Abſchreiten, iſt, wann man ſchreitet, wie-
    viel Schritt von einem Ort zum an-
    dern, geſchicht nach der Laͤnge der Tuͤ-
    cher.
  • Abſprung, thut ein Haſe, wann er einen
    Wieder-Gang gethan und dann darvon
    auff die Seite abſpringet.
  • Abſtecken, dieſes Wort wird zur Formi-
    r
    ung des Lauffs gebrauchet, weiln man
    darzu muß etliche Hefftel einſchlagen,
    darnach man ſolchen ſtellet.
  • Abwerffen, ſagt man von den Hirſchen oder
    Reh-Boͤcken, wann ſie die Gehoͤrne ha-
    ben abfallen laſſen, nehmlich der Hirſch
    hat geworffen oder abgeworffen.
  • Aeſen, heiſſet man es, wann das Roth-Wild-
    praͤth friſſet, nehmlich es aͤſet ſich.
  • Affter-Buͤrde, iſt das junge Kalb in Mut-
    ter-Leib, welches in einem Stuͤck Wild
    gefunden wird.
  • Affter-Klauen, nennet man die zwey klei-
    ne Klauen, ſo den Hirſchen, Wildpraͤth,
    Sauen, und mehr Thieren, hinten an
    den Laͤufften uͤber den Ballen heraus ge-
    wachſen.
  • Ameißen-Baͤre, werden genennet, welche
    Ameißen, und Honig, aber ſonſten kein
    Aaß freſſen.
  • Anblaſen, thut man, wann das Jagen an-
    gehet, abblaſen aber wann es zu Ende
    gangen iſt.
  • Angehend-Schwein, heiſſet ein dreyjaͤhrig
    Schwein, maͤnnlich Geſchlechts.
  • Ankuppeln, ſagt man, wann man will die
    Hunde zuſammen binden und zum Ja-
    gen fuͤhren.
  • Anlauffen laſſen, heiſſet, wann man einen
    Spieß einer Sauen vorhaͤlt, in Mey-
    nung, daß ſolche ſelbſt einlauffen ſolle.
  • Anſchlagen, ſagt man von einem Hund,
    wenn er etwas ſiehet und mercket, daß
    er bellet.
  • Anſprechen gebraucht man, daß man ſagt,
    ich habe den Hirſch vor ſoviel Enden zu
    haben angeſprochen.
  • Anſprechen braucht man auch, daß man
    ſagt, ich habe die Spuhr vor dieſe oder
    jene Faͤhrd angeſprochen.
  • Anſtellen, heiſt ſich an einen Ort hinſtellen,
    dahin zugetrieben wird, umb, ſo was von
    Wildpraͤth kommt, ſelbiges zu ſchieſſen.
  • Arbeiten ſagt man auch, wann man die
    Hunde zu einem gewiſſen Thiere gewoͤh-
    nen will, nehmlich zum Hirſch arbeiten.
  • Auffbrechen, heiſt, wann man mit einem
    Stuͤck Holtz den Engliſchen Hunden,
    welche ſich gar zu ſehr im Fleiſch verbiſ-
    ſen, den Mund auffbeuget.
  • Auffbrechen ſagt man auch, wenn man auf-
    ſchneidet an einem Thiere, umb ihm das
    Eingeweyde heraus zu nehmen.
  • Auffloͤſen, oder Abloͤſen, ſagt man, wann
    einer etwas an einem Thier, auff- oder ab-
    ſchneidet.
  • Auffſetzen, ſagt man von den Hirſchen, wann
    ihm die Gehoͤrne wachſen, nehmlich wie
    hoch hat er auffgeſetzet.
  • Augenſproſſe, nennet man das unterſte En-
    de, an einer Hirſch-Stange, welche dem
    Hirſch nechſt uͤber dem Auge heraus-
    gewachſen.
  • Ausſchieſſen, wird gehalten, wann das ge-
    jagte Wildpraͤth von der Herrſchafft ge-
    ſchoſſen wird, es ſey zu Lande, oder Waſ-
    ſer jagen, aus denen Zelten.
  • Auswerffen, thut man, wann man dem
    Thiere das Eingeweyde ausſchuͤttet oder
    wirfft und es wegleget.

B.


  • Bache iſt ein Schwein, weibliches Ge-
    ſchlechts, welche Junge zeuget, oder zum
    wenigſten tuͤchtig darzu iſt.

Baͤlge
[105]und Jagd-Terminorum.
  • Baͤlge, nennet man der Raub-Thiere ihre
    Haͤuthe.
  • Baͤumen, ſagt man, wann ein Luchs, Mar-
    der oder wilde Katze von einem Baum zum
    andern ſpringt.
  • Baiß, heiſt der Falconierer ihr Weydewerck,
    mit dem Falcken oder Habicht.
  • Ballen, nennet man des Hirſches ſeine Un-
    terlaͤuffte, worauf er gehet.
  • Baſt, wird das rauche Haͤuthlein genennet,
    das den Hirſchen umb das Gehoͤrne
    waͤchſt, ehe ſie vollkommen werden.
  • Bau, nennet man ein Fuchs- oder Tachs-
    Loch.
  • Befluͤgelter Wald. Suche Fluͤgel.
  • Behaͤltniß, iſt ein Dickigt oder moraſtiger
    Ort, darinnen ſich das Wildpraͤth ger-
    ne auffhaͤlt.
  • Behaͤngens-Zeit, iſt in der Zeit, kurtz ehe
    die Hirſche feiſt werden, da man die Leith-
    Hunde abrichtet, oder ausfuͤhret.
  • Belauffen, heiſſet, wenn ſich die Hunde mit
    einander ſelbſt vermiſchen.
  • Belegen, ſagt man, wenn man einen Hund
    mit einer Huͤndin ſich vermiſchen laͤſſet.
  • Bellen, thut der Fuchs, wann es will ander
    Wetter werden und truͤb iſt.
  • Bereithen, in Bezirck bringen, voꝛbrechen,
    heiſt man, wann einer bey gefallenem
    Schnee der Schweine oder Woͤlffe
    Spuhr, an einem Dickigt hinein, aber
    nicht wiederumb heraus hat.
  • Beſchlagen, ſagt man, wann der Hirſch auf
    ein Stuͤck Wild ſpringet, nemlich, ich
    habe einen Hirſch ſehen ein Stuͤck Wild
    beſchlagen, oder beſprengen.
  • Beſtaͤttigen, iſt, wann einer mit einem Leith-
    Hunde umb einen Hirſch herumb ziehet,
    in einem Holtze, die Spuhr an einem
    Orte hinein ins Holtz, und hernach
    nicht wieder heraus hat.
  • Beſtaͤttigungs-Jagen, iſt das, ſo einer mit
    einem Leith-Hunde einen oder etliche
    Hirſche beſtaͤttiget, und dieſelbe dann
    eingeſtellet werden.
  • Beyher ſtellen, iſt oder geſchiehet, oder
    heiſt, wo man zugleich treibet, und darne-
    ben beyher mit Zeuge ſtellet.
  • Bezirck, in Bezirck bringen oder bekreyſ-
    ſen,
    heiſt, wann man umb ein Gebuͤſch
    herumb gehet, um zu ſehen, ob dasjenige
    Thier, welches man an einem Ort hie-
    nein geſpuͤhret, nicht heraus ſey.
  • Biß oder ein Gebiß, heiſſet das Maul eines
    Wolffes oder Fuchſes und aller Raub-
    Thiere.
  • Blatt, wird das groſſe Weyde-Meſſer ge-
    heiſſen, wormit das Wildpraͤth zer-
    hauen, und in Brathen vertheilet wird.
  • Blume, nennet man die Spietze an des Fuch-
    ſes Schwantze.
  • Bock, nennet man das Maͤnnlein eines
    Rehes, als nemlich einen Reh-Bock.
  • Branten, werden des Baͤren Fuͤſſe genen-
    net.
  • Brechen, nennet man, wann die Sauen
    wuͤhlen, nemlich ſie brechen.
  • Bruch, heiſſet diejenige Staͤdte, allwo das
    Thier ſich befinden muß und man deſſen
    letzte Spuhr geſehen hat.
  • Bruch heiſſet ein Stuͤck Eichen-Laub, das
    man auff den Huth ſtecket.
  • Brunfft, heiſſet die Zeit der Liebe, Begierde
    und Hitze derer Hirſche nach der Feiſte.
  • Brunſt heiſſet die Zeit der Liebe, Begierde
    und Hitz des Schwartz-Wildpraͤths der
    Schweine.
  • Buch-Maſt, iſt zu verſtehen, wo viel Buch-
    Eckern ſeyn.
  • Bug, iſt derjenige Theil an einem Thiere,
    hinter dem Vorder-Laufft, wo die Rib-
    ben enge zuſammen kommen.
  • Buͤchſen-Spanner, iſt ein Diener, der
    Herrſchafftlich Gewehr ladet.

C.


  • Contra-Lauff, wird alſo genennet, wann
    zwey Jagen gegen einander uͤber, und nur
    ein Lauff zu allen beyden Jagden gebrau-
    chet wird.
  • Creutz, hat ein Hirſch in ſeinem Hertzen, von
    Bein.
  • Creutz-Fluͤgel, wird genennet, wann nur
    zwey Fluͤgel, oder Stell-Fluͤgel, oder
    Wege, in einem kleinen Waͤldgen ſeyn,
    und ſoviel Creutzweiß uͤber einan-
    der lauffen, oder qver uͤber einander kom-
    men.
  • Crone, heiſt, wann der Hirſch drey oder
    vier Enden oder mehr oben auf der Stan-
    ge traͤgt.

D.


  • Dickigt, iſt ein Ort, der mit gar ſehr di-
    cken Straͤuchern und Gebuͤſch bewach-
    ſen.
  • Dick-Maß, nennet man auch das Baſt
    eines Hirſches oder Reh-Bocks Gehoͤrns,
    welches abgeſchlagen worden.
  • Druͤcken, nennet man, wann ſich ein
    Haſe, oder ander Thier, gantz auff die
    Erde niederleget, und den Kopff nieder-
    beuget, umb nicht geſehen zu werden.

E.


  • Eichel-Maſt, iſt zu verſtehen, wo viel Ei-
    cheln oder Eckern ſeyn.
  • Einfangen. Suche Fangen.

oEinkreißen,
[106]Dictionarium derer Weyde-Woͤrter
  • Einkreißen, wird genennet, wann die Bau-
    ern oder Leuthe Woͤlffe in die Straͤu-
    cher ſpuͤhren, im Schnee aber nicht wie-
    der heraus, daß ſie rings herumb ge-
    hen.
  • Eißbein, wird ein halb Theil von dem Schloſ-
    ſe eines Thiers genannt, wann aber beyde
    noch beyſammen, ſo heiſſet es das
    Schloß.
  • Ende, iſt eine Spitze von eines Hirſches Ge-
    hoͤrn.
  • Ende, nennet man auch, eine Spitze von ei-
    nes Reh-Bocks Gehoͤrn.
  • Ende oder Sturtz, heiſſet man auch des Hir-
    ſches Schwantz.
  • Erheben und erniedrigen, wird von einem
    Baͤre geſaget, welcher bald in die Hoͤhe,
    bald auf die Erden ſiehet, umb etwas zu
    erfahren.
  • Erlegen, heiſt, wann man etwas umbbringet,
    es ſey durch ſtechen oder ſchieſſen.
  • Erſchlagen ſagt man, wann ein Bauer ei-
    nen Wolff oder Fuchs, welcher ins Netze
    faͤllt, mit einer Kaͤule oder Art todt-
    ſchlaͤget.
  • Erwuͤrgen und erbeiſſen, heiſt, wann man
    die Hunde auff ein Thier hetzet, daß die-
    ſelben ſolches umbbringen ſollen.

F.


  • Faͤhrde, iſt eine Spuhr oder Tritt, da ein
    wild Thier in Erdboden eingetreten, daß
    man es erkennen kan.
  • Faͤllen, ſagt man, wann einer einen Baum
    umbhauet, oder ein Thier todt ma-
    chet.
  • Faͤnge, ſind die groͤſten Zaͤhne eines Wolffs,
    Baͤren, Dachſes, Fuchſes und Hundes.
  • Fahren, thut der Haſe, wenn er auff dem
    Hintern rutzſchet.
  • Falle. Suche Fang.
  • ge Fallen, ſagt man, wann man einen Hirſch
    oder Wild todt liegend antrifft, in einer
    Hecken, ſo von einem Schuß oder Stich,
    oder Kranckheit und Hunger geſtorben,
    und verfaulen muß.
  • Fang, iſt zu verſtehen ein Stich, den man
    in ein wildes Thier thut.
  • Fang oder Falle, nennet man, das von
    Holtz gemachet, umb einen Baͤren, oder
    Wolff zu fangen.
  • Fangen, nennet man auch, wann ein
    Hund, Wolff oder Fuchs ein Thier nie-
    derziehet, nemlich ſie, oder er hat das
    oder jenes gefangen.
  • ein Fangen, heiſſet man, wann ein Raub-
    Thier oder Hund hat in das andere
    gebiſſen; Man ſagts auch, wann man
    wilde Thiere in einer Vermachung
    lauffen hat, und in Kaſten thun will, man
    will ſie einfangen.
  • genuͤck-Fang, iſt der Stich im Genuͤcke,
    welchen man mit einem ſpietzigen Stahl
    thut.
  • Fang-Eyſen, iſt ein Schwein-Spieß.
  • Fang-Stricklein, iſt ein klein Leinchen, die
    Hunde damit zu fuͤhren.
  • Feich-Blatt, oder Feigen-Blatt nennet man
    das weibliche Glied an einem Stuͤck
    Wild, oder ander Thier.
  • Feiſt, heiſſet man das Fett an den wilden
    Thieren
  • Fehlen, heiſſet, wann Jemand ſchieſſet/ und
    die Kugel wo anderſt hinflieget und ge-
    het.
  • Rehe-Fell, nennet man eines Rehes Hauth.
  • Felßen, nennet man Stein-Gebuͤrge.
  • Fliehen, ſagt man von einem Hirſche, wann
    er ſpringet, nemlich er fliehet oder
    fleugt.
  • Fluͤchtig, ſagt man, wann ein Hirſch laufft,
    nehmlich der Hirſch oder das Thier iſt
    fluͤchtig.
  • Fluͤgel, iſt ein gehauener Weg, dergleichen
    durch ein Holtz gehet, werden mit Zie-
    fern gezeichnet.
  • be Fluͤgelter Wald, iſt ein Ort, der mit denen
    zur Jagd dienenden gehauenen Fluͤgeln
    verſehen.
  • Fluͤgel-Horn, iſt ein ſchlecht einfach altvaͤ-
    teriſch meßing Horn, welches der Fluͤ-
    gel-Meiſter, zum rechten und lincken Fluͤ-
    gel fuͤhret.
  • kreutz-Fluͤgel, heiſſet, wann nur zwey Fluͤ-
    gel oder Stell-Wege in einem kleinen
    Waͤldgen oder Hoͤltzgen ſeyn, und ſo die-
    ſelben creutzweiſe uͤbereinander lauffen,
    oder das werden auch Creutz-Fluͤgel ge-
    nennet, die in der mitten durch einen
    groſſen Wald, recht quer uͤber einander
    lauffen, dieſelben werden aber doch mit
    Zahlen bezeichnet.
  • ſtell-Fluͤgel, iſt ein gehauener Weg, der
    nicht gar durch ein Holtz gehet, werden
    mit Buchſtaben gezeichnet.
  • Forckel, iſt eine Stange, darauf die Tuͤcher
    und anderer Jagd-Zeug auffgeſtellet
    wird, an theils Orten nennen ſie es auch
    einen Stieffel.
  • Forſt-Graͤntze, iſt, wie weit eines Foͤrſters
    anbefohlene Revier herumb graͤntzet,
    auch da derſelbe Ausgang ringsher be-
    nennet ſey.
  • Forſt-Hauß, wird darumb alſo genennet,
    weil ein Ober-Forſt-Meiſter da wohnet;
    Es
    [107]und Jagd-Terminorum.
    Es werden auch Theils Haͤuſer alſo ge-
    nennet, da Ober-Foͤrſter und Foͤrſter
    wohnen.
  • Forſt-Revier, iſt, was einem Foͤrſter,
    oder Schau-Reuther zur Auffſicht be-
    fohlen.
  • Freſſen, ſagt man vom Wolff, Baͤr, Fuͤch-
    ſen und dergleichen.
  • Ge-Fraͤß, ſagt man auch von dem Schwartz-
    Wildpraͤth, wo es ſeine Nahrung ge-
    nommen.
  • Friſchling, heiſſet ein jung wild Schwein-
    gen im erſten Jahr, dergleichen im an-
    dern jaͤhrige Friſchlinge.

G.


  • Gabel-Hirſch, iſt ein Hirſch, dem nur al-
    lein nebſt den Spieſſen die Augen-
    ſproſſen ausgewachſen und kein Ende
    mehr hat.
  • Gaͤnge, ſaget man von denen Thieren oder
    Hunden, ſo wohl lauffen koͤnnen.
  • Gantz machen, heiſſet das Treibe-Volck in der
    Reihe und Ordnung ſtellen.
  • Garn, ſind die Netzen, zun Hirſch-Sauen-
    Reh-Haſen- und Wolffs-Jagden.
  • Geaͤß, heiſſet die Nahrung oder Felder des
    Roth-Wildpraͤths, auch des Rehes und
    Haſens.
  • Gebiß, wird des Wolffs-Maul genennet.
  • Gebuͤrge, heiſſet man den Ort, da viel
    Berge und Stein-Felſen ſeyn.
  • Gefallen. Suche Fallen.
  • Gefꝛaͤß. Suche oben nach dem Wort Fꝛeſſen.
  • Gehaͤge, iſt ein Ort, da man dem Wild-
    praͤth nichts thut und es daſelbſt haͤget.
  • Gehaͤuigt, iſt derjenige Ort, wo vor etli-
    chen Jahren altes Holtz abgehauen, an
    deren Stelle junges waͤchſt.
  • Gehoͤrne Suche unten Geweyhe.
  • Geiß, heiſſet das Weiblein eines Rehes.
  • Gelte Thier, iſt ein Thier, das das vorigte
    Jahr ein Kalb getragen, und dieſes
    Jahr gelte gehet.
  • Genuͤck-Fang, Suche Fang.
  • Genuͤß Geben, heiſſet, wann man das erſt
    gefaͤllte Wildpraͤth, weil es noch warm
    iſt, auffbricht, und den Hunden das
    Eingeweyde zerhacket, und ſamt dem
    Brod mit dem Schweiß vermiſcht zu
    eſſen giebet, und darbey mit dem Horn
    blaͤßet.
  • Genuͤß-Jagen, iſt das erſte Jagen im Jah-
    re, Hirſch-Feiſt und Schwein-Hatz, da
    ſolches geſchiehet.
  • Gereuſch, heiſſet Hertz, Lung und Leber von
    wilden Thieren.
  • Geſcheide, nennet man die Daͤrme von ei-
    nem wilden Thier.

  • Gewehr, nennet man der Sauen, und ande-
    rer Thiere/ ſo beiſſend ſind, ihre Fang-
    Zaͤhne.
  • Geylen, heiſſen die Hoden von den Thieren.
  • Gute Naſe, ſagt man hat der Hund, wel-
    cher die Faͤhrd richtig verfolget.
    • Geweyhe
    • Gehoͤrne
    ſind die Hoͤrner vom Hirſch,
    die Hoͤrner aber ſo die Rehe-
    Boͤcke tragen, heiſſen eines Rehe-Bocks
    Gehoͤrn, und kein Geweyhe.

H.


  • Haͤnge-Seil, heiſſet der lange Rieme, daran
    der Leith-Hund gefuͤhret wird.
  • Hau, iſt ein Ort, da das Holtz vor einem
    Jahr oder kuͤrtzerer Zeit weggehauen,
    und wieder jung Holtz auffwachſen will.
  • Hauen, nennet man es, wann ein Bieber ei-
    nen Baum umbbeiſſet.
  • Hauend Schwein, heiſſet ein vollkommenes
    groſſes Schwein, maͤnnliches Ge-
    ſchlechts, welches 4. Jahr und druͤber
    alt iſt.
  • Haupt-Fluͤgel. Suche Fluͤgel.
  • Haupt-Jagen, iſt ein ſolches, da man in
    einem groſſen Wald das Wildpraͤth
    zuſammen treibet.
  • Haupt-Leine, iſt die oberſte Leine an dem
    Tuch.
  • Haupt-Linie, iſt die lange Linie, ſo weit man
    ſehen kan.
  • Haubt-Treiben, iſt, wann in einem groſſen
    Wald das Wildpraͤth zuſammen ge-
    trieben, und nach dem Abjagen gejaget,
    darneben auch mit Zeuge hergeſtellet
    wird, daß ſolches ſich ſcheuen, und nicht
    austreten moͤge.
  • Hauth, heiſſet des Hirſches, Wilds, oder
    Schweines Fell.
  • Hefftel zun Leinen in den Tuͤchern, iſt ein
    ſtarcker Pflock.
  • Hefftel zun Wind-Leinen, iſt ein maͤßiger
    Pflock.
  • Hertz-Cammer, iſt, wo das Hertze lieget,
    und die Ribben vorne enge zuſammen
    kommen beym Buge.
  • Hetzen, iſt die Hunde, oder den Hund loß
    laſſen.
  • Hetzen reithen, iſt mit Windſpiehlen auff
    das Feld reithen, einen oder mehr Ha-
    ſen zu fangen.
  • Heulen, thun die Woͤlffe, bey grimmiger
    Kaͤlthe, wann ſie nichts zu freſſen finden.
  • Hiffte abſtoſſen, heiſſet mit dem Ruͤden oder
    Huͤfft-Horn viel oder wenig den Athem
    zu blaſen abbrechen.
  • Hindin, wird des Weiblein deß Hirſches ge-
    nennet.
  • Hirſch-Feiſts-Zeit, iſt zu verſtehen, wann
    o 2es
    [108]Dictionarium derer Weyde-Woͤrter
    es Zeit iſt, die Hirſche zu fangen, nehm-
    lich wann dieſelben am feiſten ſeyn.
  • Hirſch-Feiſts-Jagen, gleich alſo, jedoch
    wann das wuͤrckliche Jagen derſelben
    geſchicht.
    • Hirſch-Gehoͤrne
    • Hirſch-Geweyhe
    • Hirſch-Stangen
    ſind Hoͤrner vom Hirſch.
  • Hirſch-Kalb, iſt ein jung Hirſchgen, maͤnn-
    lichen Geſchlechts, wird im erſten Jahr
    alſo genennet.
  • Hoch gehen, heiſſet, wenn der Hirſch
    ſchlagen will.
  • Zu Holtze ſchieſſen, heiſſet, wenn einer ein
    Wildpraͤth ſchieſſet und nicht recht trifft,
    daß es ſich verkriechet, ſtirbet und von
    Maden gefreſſen wird.
  • Hornfeſſel, iſt ein Riemen von Corduan,
    woran das Horn angefeſſelt iſt, und
    haͤnget.

J.


  • Jaͤger-Recht, heiſſet der Kopff und Halß
    von dem Wildpraͤth, nebſt dem Einge
    weyde.
  • Jaͤhriger Friſchling,vide lit. F.
  • Jagdbahr und wehrhafft Schwein, heiſ-
    ſet man auch ein vierjaͤhrigt Schwein,
    maͤnnlich Geſchlechts.
  • Jagdbahrer Hirſch, iſt zu verſtehen, ein
    Hirſch der vollkommen groß iſt, und uͤber
    300. Pfund wiegt.
  • Jagd-Hunde loͤſen, heiſſet die Jagd-Hunde
    loß machen und lauffen laſſen.

K.


  • Kaͤmpffen, ſaget man, wann ſich zwey Hir-
    ſche mit einander ſtoſſen, nehmlich die
    Hirſche kaͤmpffen.
  • Kammer, wird auch der Abjagungs-Fluͤgel
    genennet.
  • Keſſel, nennet man den Ort in einem Dachs-
    Bau, da ſie recht liegen, und ihr Lager
    gemachet haben.
  • Keſſel-Jagen, iſt ein jagen, das rund einge-
    ſtellet iſt.
  • Keule, wird der Hinterlaufft mit dem
    Wildpraͤth von einem Hirſch, Thier,
    Schwein, genennet.
  • Keyler, heiſſet ein jung wild Schwein, maͤnn-
    liches Geſchlechts, das uͤber ein Jahr,
    und biß ans dritte Jahr alt iſt.
  • Kirchgang, heiſſet, wenn ein Hirſch gemach
    zu Holtze gehet.
  • Klauen, werden der vierſpaltigen Thiere ihre
    Krahlen genennet.
  • Kolben, heiſſen des Hirſchs ſein Gehoͤrne, ſo
    lange ſie wachſen, und noch weich, auch
    nicht vollkommen ſeyn.

  • Kranck ſeyn, ſagt man, wann man ein Wild
    ſchieſſen thut, und es lauffet fort, aber
    doch nicht, wie ſonſten, ſondern daß es ein
    Zeichen giebt.
  • Kreutz, iſt ein Beinlein, das der Hirſch in ſei-
    nem Hertzen hat.
  • Kreutz-Fluͤgel. Suche Fluͤgel.
  • Krohne, heiſſet, wann ein Hirſch, drey auch
    mehr Enden oben auff einer Stange hat.
  • Krumb-Ruthe, iſt eine ſtarcke Stange,
    deren man nur zwey auff einem Lauff
    brauchet, daran ſind drey Windleinen
    gebunden, die inwendig gleich dem
    Schirm uͤberſtehen, darumb, weiln da
    ein kleiner Winckel, mit dem Tuch ge-
    ſtellet wird, und eine andere Furckel
    nicht halten kan.
  • Kruͤmmen, heiſſet, wann ein Wild wei-
    dewund geſchoſſen, daß die Haut ſich
    faltet.
  • Kuͤmmerer, heiſſet man einen Hirſch, wel-
    cher in dem Streit die Hoden verlohren
    hat.
  • Kuppel Jagd-Hunde, ſind zwey Hunde
    frantzoͤſiſch, drey teutſch.
  • Kuppel-Jagd, heiſſet, wann denen von Adel
    in gewiſſer Zeit, erlaubet wird, Haſen zu
    hetzen, und in einem Revier ihrer etliche
    Edelleuth mit einander jagen.
  • Kuppel, ſind zwey Hunde Halß-Baͤnder, mit
    einer Kettel angemachet, zuſammen zu
    binden.
  • Kurtz-Wildpraͤth, werden die Teſticuli
    oder das Zeugungs-Glied des Wildes
    genennet.

L.


  • Lachter-Baum, wird ein Baum geheiſſen,
    daran ein Graͤntz-Zeichen gehauen.
  • Lager, wird genennet die Stelle, darauf ein
    wild Thier gelegen oder ein Haſe geſeſ-
    ſen.
  • Lauff, iſt ein lichter Platz, welcher mit hohen
    Tuͤchern eingeſtellet, darauf der Hohen
    Herrſchafft das Wildpraͤth vorgejaget
    wird, und dieſelben es da niederſchieſſen,
    hetzen und fangen.
  • Lauff-Platz, iſt ein Ort, der zu obigem be-
    quem.
  • Lauff-Tuch, wird das jenige Tuch genennet,
    welches die Quere zwiſchen dem Jagen,
    und dem Lauff ſtehet, ſo, wann das
    Wildpraͤth auff den Lauff ſoll gejaget
    werden, auffgehoben, oder zuſammen
    gezogen wird.
  • Laufft, iſt ein Bein von einem Hirſch, oder an-
    dern wilden Thiere.
  • Laut, iſt der Jaͤger von Horn und Halß,
    wann er wohl ſchreyen und blaſen kan.

Laut
[109]und Jagd-Terminorum.
  • Laut, ſaget man, ſind die Hunde, wann ſie
    hinter was herjagen und bellen zugleich,
    guten Laut hat das Horn, welches ſich
    wohl blaͤſet, und eine rechte Stimme hat.
  • Leite, iſt ein langer Niederhang von einem
    Berge.
  • Leith-Hund, iſt ein Hund, den man im Ge-
    brauch allezeit fuͤhret, und dann nicht
    loß laͤſſet.
  • Lieben, thut man den Leith-Hund, wann er
    im Anhalten richtig auf der Faͤhrde ſte-
    het.
  • Lincker Fluͤgel, heiſſet, welcher von dem
    Lauff nach dem jagen hinein auff der lin-
    cken Hand gehet.
  • Loͤffel, heiſſen des Haſens Ohren.
  • Loͤhſung, nennet man den Koth eines wil-
    den Thieres.
  • Luder, wird das Aaß genennet von geſtorbe-
    nem zahmen Viehe.
  • Luder-Knecht, iſt ein ſchimpfflich Wort, und
    iſt wann ein Jaͤger viel zu Holtze ſchieſſet.
  • Luder-Platz, iſt eine Grube auf einem Huͤ-
    bel, wo man mit Luder die Fuͤchſe,
    Woͤlffe, und dergleichen koͤrret, und ſie
    allda todt ſchieſſet.
  • Laug, heiſſet ein moraſtiger Ort, wo das
    Wildpraͤth ſich gerne auffhaͤlt.
  • Luntze, nennet man das Geſchlincke (nehm-
    lich der Lung und Leber vom Roth- und
    Schwartz-Wildpraͤth, von den Woͤlf-
    fen oder Fuͤchſen aber nennet man es
    eine Lunge.

M.


  • Maͤnnichen, macht ein Haſe, wann er nur
    auff den hinterſten Laͤufften ſitzet, und
    haͤlt die forderſten in die Hoͤhe; Derglei-
    chen thut auch ein Baͤr.
  • Maſt, iſt zu verſtehen Eicheln oder Eckern,
    auch Buch-Eckern, wie dann auch das
    wilde Obſt, darunter verſtanden wird.

N.


  • Nachhaͤngen, ſagt man, wann man einem
    Hirſch mit dem Leith-Hunde nachſuchet.
  • Nachſtellen, heiſſet, wann man des Nachts,
    vor einem Holtze (wann das Wildpraͤth
    heraus in die Felder) herſtellet, damit es
    da nicht wieder hinein kommen koͤnne, ſon-
    dern in ander begehrtes Holtz einlauffe.
  • Niedergethan, ſagt man, wann ſich ein
    Hirſch oder ander wild Thier niederge-
    legt.
  • Niedrig gehen, heiſſet, wenn der Hirſch
    geworffen hat.

P.


  • Pallen, nennet man die unter des Hir-
    ſches Laͤufften verhandene Sohlen.

  • Pallete, iſt ein flaches Stuͤck Holtz, in Form
    eines Bretes, ſo zum Volant-Spiel
    gebraucht wird.
  • Pantzer, ſind von Zwillicht gemachte Ja-
    cken vor Engliſche Hunde.
  • Paſt, wird das rauche Haͤutgen genennet,
    das den Hirſchen umb die Gehoͤrne
    waͤchſet, ehe ſie vollkommen werden.
  • Pfund, heiſt ein Streich oder Schlag, den
    man mit dem Weyde-Meſſer vor den
    Hinderſten bekommt.
  • Prell-Netze, werden die Garne oder Netze
    genennet, welche bey Schwein-Jagden
    gebrauchet werden.
  • Prudel, iſt ein kleiner Sumpff, darinnen
    ſich ein Hirſch kuͤhlet, auch da ſich die
    Sauen ſiehlen oder waͤltzen.
  • Prunfften, ſagt man, wann die Hirſche
    mit dem Wildpraͤth ſchertzen.
  • Puͤrſchen, heiſſet das hohe Wild ſchieſſen,
    mit Kugel-Buͤchſen.
  • Purſche, ſind Scholaren, ſo in der Jagd-
    Wiſſenſchafft noch lernen, und nicht
    vollkommen.

Q.


  • Quer-Fluͤgel, heiſſet nur ein ſolcher durch-
    gehauener Weg, recht in und vor dem
    Jagen, ſonſt wird keiner alſo genennet.
  • Quer-Tuch, heiſſet dasjenige Tuch, wel-
    ches das Jagen und den Lauff unter-
    ſcheidet.

R.


  • Raͤge machen, heiſſet das Wildpraͤth auff-
    jagen, daß es darvon lauffe.
  • Rahmen, ſaget man, wann ein Hund einen
    Haſen alſo einhohlet, daß ſich der Haſe
    wenden muß.
  • Rammeln, heiſſet man, wann die Haſen
    ſich Junge machen.
  • Rammler, nennet man einen Haſen maͤnn-
    liches Geſchlechts.
  • Raſch, heiſſet geſchwind im lauffen.
  • Rechter Fluͤgel, heiſſet derjenige, welcher
    von dem Lauff auf der rechten Hand ins
    jagen laͤufft.
  • Reh-Fell. Suche Fell.
  • Reh-Kuͤtzlein, ſind die Kaͤlber derer Rehe.
  • Revier, iſt eine gewiſſe Circumferenz.
  • Forſt-Revier, iſt, was einem Forſt- oder
    Schau-Reuther zur Auffſicht befohlen.
  • Roͤhre, heiſſet ein Fuchs- oder Dachs-Loch.
  • Roſe, heiſſet der krauſpene Ring, der unten
    umb eine Hirſch-Stange iſt, wie ſie
    dann auch zu ſehen, wann die Hirſche ſol-
    che auf dem Kopffe tragen.
  • Roth-Wildpraͤth, unter dieſem ſind zu ver-
    ſtehen, die Hirſche, Huͤndinnen und die
    Rehe.

o 3Ruͤden-
[110]Dictionarium derer Weyde-Woͤrter
  • Ruͤden-Knecht, iſt ein Kerl, ſo bey ſolchen
    Hunden iſt, welche von den Jaͤgeꝛn Sau-
    Ruͤden genennet werden, und man
    brauchet ſolche Hunde darzu, daß ſie aus
    dem Jagen die wilden Sauen auf den
    Lauff heraus vor die Herrſchafft jagen.
  • Rundung, heiſſet ein runder Weg in einem
    Holtze rund herumb gehauen, wird alſo
    ⊕ bezeichnet, wann mehr Rundungen
    in einem Holtze, als eine, ſeyn, ſo wird die
    erſte mit 1 ⊕, die ander mit 2 ⊕, und ſo
    fort bezeichnet.
  • Halbe Rundung, iſt ein runder Weg, die
    Helffte eines Circuls.
  • Jagens-Rundung, iſt zu verſtehen der Bo-
    gen, ſo hinten im jagen geſtellet wird,
    weil es vierkantig nicht meiſterlich ſte-
    het.

S.


  • Schalen, nennet man das Horn, und der
    Hirſche ihre Laͤuffte unten.
  • Schirm, iſt ein Zelt, darinnen die Herrſchafft
    auf den Lauff ſiehet, und ſich bergen kan.
  • Schlagen, heiſſet man es, wann der Hirſch
    oder Rehe-Bock das rauhe Haͤutgen von
    dem Gehoͤrne abſchlaͤget, nehmlich der
    Hirſch ſchlaͤget.
  • Schlagen, heiſſet auch, wann ein wild
    Schwein was mit ihrem Gewehr be-
    ſchaͤdiget, nehmlich es iſt vom Schwein
    geſchlagen.
  • Schlag-Scheit, iſt ein Stecken, der an einem
    Ende gekruͤmmet iſt.
  • Schlegel, heiſt eine Kaͤule, damit man die
    Hefftel einſchlaͤgt.
  • Schloß, werden die Knochen an den Thie-
    ren genennet, durch welche ſie die Jun-
    gen gebaͤhren, die ſich dann von einan-
    der thun.
  • Schloß-Tritt, iſt, wenn der Hirſch von
    ſeinem Bette auffſtehet, ſo findet ſich
    allezeit mitten in demſelben ein Tritt.
  • Schmahl-Thier, heiſſet man eine junge
    Huͤndin, ſo zwey Jahr alt iſt.
  • Schencken-Rundung, iſt ein gehauener
    Weg, gleich den andern Fluͤgeln, aber
    ſeine Rundung lauffet immer enger und
    enger, und trifft nirgends zuſammen.
  • Schnellen, thut man den Leith-Hund, mit
    dem Haͤnge-Seil, wenn er auff der
    Faͤhrd laut werden will.
  • Schnuren, heiſt, wenn ein Wolff ſtets den
    Trab laufft, und mit den hindern Klau-
    en iedesmahl accurat in die foͤrterſten
    Tritte eintritt.
  • Schraͤncken, ſagt man von den Hirſchen,
    wann er trabet oder ſachte gehet, daß
    die Faͤhrd weit auff die rechte und lin-
    cke Hand gehet, nehmlich der Hirſch hat
    weit geſchraͤncket, das kommt daher, daß
    er breit von Bruſt und Creutz, und die
    Huͤndinne ſchmaͤhler ſeyn.
  • Schreyen, nennet man es, ſo ein Hirſch in
    der Brunfft bruͤllet.
  • Schwartz-Wildpraͤth, unter dieſem wer-
    den die Sauen verſtanden.
  • Schwein-Hatz-Zeit, iſt zu verſtehen, wann
    es Zeit iſt, die wilden Sauen zu fangen,
    nehmlich wann ſie am feiſten ſeyn.
  • Schwein-Hatz, gleich alſo, jedoch wann das
    wuͤrckliche Jagen derſelben geſchicht.
  • Schweiß, heiſſet Blut.
  • Sehne, nennet man des Haſen Augen.
  • Setzen, ſaget man von einem Stuͤck Wild
    oder Rehe, wann es ein Kalb bekommen,
    nehmlich es hat geſetzet.
  • Spieß-Hirſch, iſt ein Hirſch, der ſein erſtes
    Gehoͤrne noch traͤget oder nur zwey
    Spieſſe auffgeſetzet hat, ohne andere
    Enden.
  • Spruͤnge, werden die Haaſen-Fuͤſſe ge-
    nennet.
  • Spuhr, iſt, da ein Thier auf den Erdbo-
    den getreten, daß man es erkennen kan.
    • Spuhr-Ritt, oder
    • Spuhr-Gang
    iſt zu verſtehen, daß man
    einen ausgeſandt im
    Schnee, einen gewiſſen Weg oder Fluͤ-
    gel zu reithen, oder zu gehen, daß er
    nachſiehet, was er vor Woͤlffe ſpuͤhret,
    und in acht nimmet, wo ſie die Koͤpffe
    zugewendet haben.
  • Stange, nennet man eines Hirſches abge-
    worffenes Horn alleine.
  • Stell-Fluͤgel. Suche Fluͤgel.
  • Stell-Weg, wird auch ein Fluͤgel geheiſ-
    ſen.
  • Stiffel. Suche Foͤrckel.
  • Streiffen, ſagt man, wann den Raub-Thie-
    ren der Balg abgezogen wird.
  • Streiff-Jagen, iſt, da man wegen groß
    Wildpraͤth entweder etliche Netzen ge-
    ſtellet, und darauff zutreiben laͤſſet, oder
    man heiſſet dieſes auch Streiffen ziehen,
    wann man einen Sau-Finder lauffen
    laͤſſet, und wann er Sauen antrifft,
    man dann dieſelben mit groſſen Engli-
    ſchen Hunden hetzet.
  • Stuͤck Wild, nennet man auch ein Thier
    oder eine Huͤndin.

T.


  • Tatzen, werden des Baͤres ſeine Fuͤſſe ge-
    nennet.
  • Tauſchlechtig, iſt, wann ein wild Thier im
    Thau gegangen und die Tropffen vom
    Korn oder Graß abgeſchlagen.

Thiere,
[111]und Jagd-Terminorum.
  • Thier, nennet man auch ein Stuͤck Wild
    oder Huͤndin.
  • Traben, heiſt, wenn der Wolff lauffet.
  • Traͤchtig, ſaget man, iſt ein Thier, wenn es
    ein Junges im Leibe hat.
  • Treiben, wird ein Ort genennet, welcher in
    einem Gang ohne Vorſtellen ausgetrie-
    ben werden kan.
  • Treiben, an ſich ſelbſt iſt, daß man aus ei-
    nem Ort das Wildpraͤth mit Mann-
    ſchafft in den andern treibet.
  • Tuch, iſt lang 160. Schritt.
  • Tuͤcher-Lappen, ein Bund iſt 80. Schritt
    lang.
  • Tuͤckigt, iſt ein Ort, der mit ſehr dicken Straͤu-
    chern und jungem Holtz bewachſen.

V.


  • Verlohren treiben, iſt, daß man eine Anzahl
    Mannſchafft umb ein Holtz, oder eine E-
    cke eines Waldes herumb ſetzet, umb ob
    man noch daſelbſt heraus etwas mehrers
    ins jagen hinein treiben laſſen koͤnne.
  • Unjagdbahr-Hirſch, iſt zu verſtehen ein
    Hirſch, der noch nicht ſeine vollkommene
    Groͤſſe hat und unter 300. Pfund wie-
    get.
  • Unter-Leine, iſt die Unter-Leine in einem Tu-
    che.
  • Vorgreiffen mit dem Leith-Hunde, iſt
    umb- oder in einem Holtze herumb zie-
    hen, zu vernehmen, ob das Wildpraͤth,
    welches an einem Orte hinein geſpuͤh-
    ret, darzwiſchen bleibe.
  • Vorgreiffen ſonder Leith-Hunde, iſt alſo
    herumb gehen, umb ſelbſt, wie obgemel-
    det, nachzuſehen.
  • Vor-Holtz, iſt ein Holtz, das vor einem groſ-
    ſen Wald daran ſtoͤſſet, und nicht der
    Herrſchafft zugehoͤret.
  • Vorſuchen, nennet man, wenn man mit ei-
    nem Leith-Hunde vor einem Holtze hin-
    ziehet, umb zu ſehen, was vor Hirſche oder
    Wildpraͤth im Felde geweſen.

W.


  • Waffen, werden der wilden Schweine 4.
    groͤſte Zaͤhne genennet.
  • Waffen, werden auch des Luchſen Klauen ge-
    nennet.
  • Wechſeln, ſagt man von allen wilden Thie-
    ren, wenn ſie von einem Ort oder Holtz
    zum andern gehen, nemlich ſie wechſeln
    da oder dorthin.
  • Wenden, wenn der Hirſch ins Dickigt hinein
    will, verkehret und wendet er mit dem Ge-
    hoͤrn die Blaͤtter, und laubigten kleinen
    Aeſtlein dergeſtalt, daß man ihn gar deut-
    lich ſpuͤhren kan.
  • Weydemann machen, heiſſet einen bezau-
    bern, daß er nichts treffen, oder toͤdten
    koͤnne.
  • Wieder-Gang, thut ein Hirſch, auch ein
    Haſe, das iſt, wann ſie ein wenig auf ihrer
    hingegangenen Spuhr gleich darauf
    wieder zuruͤcke gehen.
  • Wieder-Thon geben, heiſſet ſich dargegen
    durch andere Mittel in guten Stand zu
    recht helffen koͤnnen.
  • Wild, wird die Hirſch-Kuh genennet.
  • Wild-Bahne, wird ein Ort genennet, da das
    Wildpraͤth ziemlich gehaͤget wird.
  • Wild-Fuhre, heiſt ein geackerter, oder auff-
    gegrabener Strich, ſo hin und wieder
    in einem Holtze geſchicht, welcher mit ei-
    ner Harcken eben gemachet, daß man
    das Wildpraͤth kan darauf uͤberſpuͤhren.
  • Wild-Kalb, iſt ein jung Stuͤck Wild oder
    Huͤndin, im erſten Jahr alſo genennet.
  • Wildpraͤth, wird genennet, das Fleiſch von
    den wilden Thieren.
    • Wind-Hund
    • Wind-Spiehl
    iſt einerley, der Name
    kommt von ſeinem ge-
    ſchwinden Lauffen her.
  • Wind-Leine, iſt eine Leine, ungefehr vier
    Klaffter lang, welche an der Haupt-Lei-
    ne oben angemachet, wo jeder Furckel zu
    ſtehen kommet, welche die Tuͤcher halten,
    daß ſie der Wind nicht umwirfft.
  • Witterung, ſind die Effluvia und Duͤnſte,
    ſo das Wildpraͤth von ſich laͤſſet.
  • Wuͤrgen, iſt, wenn ſich die Hunde, Woͤlffe
    oder Fuͤchſe beiſſen, da ſagt man, ſie wuͤr-
    gen einander.
  • Zimmel, iſt das hinterſte Theil von einem
    Hirſch, darvon die Keulen abgeloͤſet, er
    gehet ſo weit die zwey Eyßbeine reichen,
    und wo ſich der Ruͤckgraths-Knochen an-
    faͤnget.

Z.


  • Zerlegen, heiſſet einem Hirſch, Stuͤck Wild
    oder Rehe die Haut abziehen, und in
    Stuͤcken zertheilen.
  • Zerwuͤrcken. Suche Zuwuͤrcken.
  • Zu Felde, ſagt man, wann ein Hirſch oder
    ander Thier, aus dem Holtze nach dem
    Felde gehet, nemlich er gehet zu Felde.
  • Zu Holtze, ſagt man, wann ein Hirſch oder
    ander Thier vom Felde nach dem Holtze
    gehet, nehmlich er, oder es gehet zu Holtze.
  • Zuſtellen, heiſſet ſo viel, als wenn man ei-
    nen Ort uͤber getrieben, daß man dann
    hernach vorſtelle, daß das Wildpraͤth
    nicht an den Ort wieder zuruͤck kom̃en kan.
  • Zuwuͤrcken, heiſſet einem Hirſch, Stuͤck
    Wild, oder Rehe die Hauth abziehen.
  • Zwang, heiſt, wenn der Hirſch fortſchreitet,
    die Schalen forne zuſammen zwinget,
    und die Erde damit heraus hebet.

AD
[[112]]

AD
GENEROSISSIMVM NOBILISSIMVMQVE
DOMINVM AVTOREM.


HOch-Wohlgebohrner Herr!


nun iſt das Werck vollbracht/

Das manchen in der Welt vergnuͤgt und froͤlich macht.

Dein Hocherfahrner Geiſt der konnte nicht verſchweigen/

Der Nach-Welt Deinen Ruhm durch Muͤh und Fleiß zu zeigen.

Was ſonſt verſchwiegen war/ das koͤmmt nunmehr an Tag/

Daß auch der Kluͤgſte ſich daruͤber wundern mag.

Und alſo zeigeſt Du die Hohen Adel-Proben/

Die Weißheit und Verſtand an Dir muß billig loben.

Dein Hoher Name wird in Marmor eingeaͤtzt/

Und Deine Arbeit wird von Jedem hochgeſchaͤtzt.

Nach Deinem Tode wird man an den Cedern leſen/

Daß Du (erlaube mir) derſelbe ſeyſt geweſen/

Dem die Minerva ſelbſt die Palmen/ hat gereicht/

Und dem Philoſophie mehr als ſowohl geneigt:

Diana kuͤſſet noch biß dato Deine Wangen/

Sie laͤſt Dich/ wie Du wilſt/ im Hoffnungs-Kleide prangen;

Sie druͤcket Dich vergnuͤgt an ihre zarte Bruſt/

Und ſo empfindeſt Du die angenehmſte Luſt.

Endimionhat nicht denNectar-Safft genoſſen/

Der ungezwungen iſt in Deinen Mund gefloſſen/

Und den die Feder hat dem Buche einverleibt/

Das nunmehr auff der Welt ein ewig Denckmahl bleibt.

Ja muͤſte gleich Dein Leib die ſchwartze Erde kuͤßen/

Wird man doch Deinen Ruhm noch unerſtorben wiſſen.

Hoch-Wohlgebohrner Herr! Du biſt Cypreſſen gleich/

Und noch mehr als ſowohl an edlen Wachsthum reich.

Jch lobe Deinen Schluß und preiſe Deine Thaten/

Die Dir der Himmel ſelbſt vermuthlich hat gerathen.

Die Sterne floͤſten Dir den Anfang leichte ein/

So kan das Mittel auch gar nicht verdruͤßlich ſeyn/

Ja endlich biſt Du noch dem Adler gleich geflogen/

Der Sonnen ſchoͤner Strahl hat Dich an ſich gezogen.

Gleich
[[113]]
Gleichwie der Adam dort ein Koͤnig ward genannt/

Weil er von Anfang gleich die Thiere hat gekannt/

Und konte ſelbigen den rechten Namen geben/

Sie muſten auff Befehl zu ſeinen Dienſten leben.

Ob dieſe Herrſchafft nun gleich mit der Suͤnde faͤllt/

Wie Deine Feder auch in der Vorrede meld’t/

Kan man doch fernerhin aus Deinen Schrifften ſpuͤren/

Daß man die Herrſchafft kan noch uͤber ſelbe fuͤhren/

Wenn nur die Wiſſenſchafft und die Geſchicklichkeit

(Wie man auch ſolches wuͤnſcht/) die Haͤnde darzu beut.

Es kan Dein Hoher Geiſt uns Wunder-Dinge weiſen/

Drum muß man billig Dich mit hohem Ruhme preiſen.

Jchgratulire Dir mit Hertze Mund und Hand/

Doch dadurch mach ich nicht Dein Werck der Welt bekant/

Man wird ins kuͤnfftige mit beſſerm Nachdruck hoͤren/

Wie Hohe Haͤupter Dich deswegen werden ehren.

Nur wuͤnſch ich ſchluͤßlich diß mit Unterthaͤnigkeit:

GOtt friſte fernerhin noch Deine Lebens-Zeit!

Er ſtaͤrcke wie itzo die edlen Leibes-Kraͤffte/

Und floͤß’ in Deinen Mund die angenehmſten Saͤffte!

Womit Dein Hoher Geiſt der Welt viel Nutzen bringt/

Durch die Dein Name ſich biß zu den Sternen ſchwingt.

So wird man endlich auch nach Deinem Tode leſen/

Daß Du mehr als ſowohl Hoch-Wohlgebohrn geweſen/

Weil nebſt den Ahnen Dich die Weißheit edel preiſt/

Wie das gelehrte Werck mit allem Recht beweiſt.

Die Zeilen will ich nun demuͤthig niederlegen/

Das Hertze aber wird noch Furcht und Zweifel hegen/

Ob auch Dein Auge wohl ihn’n holde Blicke goͤnnt/

Ob ſelbe nicht Dein Mund etwas verwegnes nennt;

Doch Hohe Gnade die ich ſchon von Dir genoſſen/

Verjaget alle Furcht und macht mich unverdroſſen/

Sie ſpricht zu mir: haſtu gleich ſolches nicht geglaubt/

Wird dir ins kuͤnfftge doch zu nennen ſeyn erlaubt

Jhro Hoch-Wohlgebohrnen Herrlichkeit
unterthaͤnigſten Diener
M.Lhriſtoph Barth.


p
[[114]]

Andencken eines guten Freundes.


WAs iſt gefaͤhrlicher? als daß man ſich aus Liebe

Mit munterm Fleiß und Schweiß in ſtetem Jagen uͤbe/

Wann man vom Morgen an/ biß in die ſpaͤte Nacht

Ein fluͤchtges Wild verfolgt und es zu faͤllen tracht.

Es iſt zwar eine Luſt in dicken Waͤldern jagen/

Allein/ wie oͤffters muß man Leib und Leben wagen/

Und wenn vorher die Wald-Horniſten luſtig ſeyn/

So ſtellt ſich offt darauff ein klaͤglichs Ende ein.

Actæon kan hievon ein klar Exempel geben/

Er ſchaͤtzte Wald und Jagd vor ſein vergnuͤgtes Leben/

Dahero kams/ als er ſich einſt verirret ſah/

Gerieth er unverhofft ins Thal Gargaphia;

Hilff Himmel! welcher Blick! Er ſieht Dianen baden/

O Ungluͤck! daß er ſich auf ſeinen Halß geladen/

Denn dieſe Goͤttin ſtrafft die Freyheit ziemlich ſcharff/

Weil ſich kein eitler Menſch den Goͤttern nahen darff.

Er war zwar ſonder Schuld und hofft auf guͤtge Minen/

Sie aber weiß des Bads ſich alſo zu bedienen/

Daß dieſer Perlen-Qvell/ woran er ſich erqvickt/

Jhm gleich ein Hirſch-Geweyh auf ſeine Stirne druͤckt.

Actæon wird ein Hirſch/ er flieht vor dieſer Schoͤnen/

Diana aber laͤßt ſich dennoch nicht verſoͤhnen/

Er laͤufft zwar ſchnell und giebt ſich eylend auf die Flucht/

Doch wird er letzlich von den Hunden aufgeſucht.

Die haben ihren Herrn als einen Hirſch zerriſſen

Den ſie zuvor geehrt/ den treten ſie mit Fuͤſſen/

O Unluſt! welche aus zu groſſer Luſt entſpringt/

Und dieſen Jaͤger als ein Wild zum Sterben bringt.

Drum muß man in der Jagd/ gleich wie in allen Sachen/

Zu der Ergoͤtzlichkeit gewiſſe Maaſſe machen/

Wer ſolche uͤbertritt/ der klagt ſich ſelber an/

Daß ihm im Ungluͤcks-Fall kein Menſch mehr helffen kan.

Alſo iſt Jagen ein feines Spiel/

Wann man nur hielte Maaß und Ziel/

Und nicht jagete gar zuviel.
[figure]
Regiſter
[[115]]

Regiſter
Derer vornehmſten Sachen.


Die Numern oder Zieffern bedeuten dasFoliumoder Blat/
a. hingegen die erſte/ und b. die andere Spalte deſſelben; Wo aber
der Buchſtabe A. vor denen Numern ſtehet/ iſt der
Anhang auffzuſuchen.


A.


  • ABgruͤnde/ woher ſie entſtanden? 19. a.
  • Abjagen und Ausſchieſſen/ wie es zu geſche-
    hen pflege? 278. ſeq.
  • Acetoſa. Suche unten Sauerampff.
  • Aconitum. Suche unten Fuchs-Kraut.
  • Adalaricus,Gothiſcher Koͤnig/ lobet das Berg-
    werck. 3. b.
  • Adeler/ wird ſeiner Natur und Eigenſchafft nach
    beſchrieben/ 152. ſeq. wie vielerley er ſey? 153. b.
  • Aderlaſſen. Worauff bey dem Aderlaſſen vor-
    nemlich mit zu ſehen? 204. a. Worbey zu er-
    kennen/ daß man einem Roß Aderlaſſen ſolle?
    204. b.
  • Adern undMuſculi, eines Pferdes/ 203. Wel-
    che Adern bey einer jeden Kranckheit des
    Pferdtes zu ſchlagen? 204. b. Wo die Adern
    in Kranckheiten eines Pferdtes zu laſſen?
    205. ſeq.
  • Adianthum. Suche unten Rother Wieder-
    thon.
  • Aelſtern/ werden nach ihrer Natur und Eigen-
    ſchafft beſchrieben/ 156. womit ſie ſich aͤßen?
    156. a.361. a.379. a.396. b.400. a. wann ſie ſich
    paaren und niſten? 364. b. ſeq.368. b.372. a.
    386. a. wie ſie ihre Jungen erziehen? 375. b.
    389. b.
  • Aelſter-Neſter/ zeigen an/ woher daſſelbe Jahr
    die groͤſten Ungewitter herkommen werden.
    156. b.
  • Aeſche/ wird nach ihrer Natur/ Eigenſchafft und
    Nutzen beſchrieben. 31.
  • Aeſchen Holtz/ worzu es fuͤrnemlich gebrauchet
    werde? 31. a. b. hat eine ſonderliche Krafft zu
    heilen/ und dem Gifft zu wiederſtehen. ibid.
  • Aeſpe/ wird nach ihrer Natur/ Eigenſchafft und
    Nutzen beſchrieben/ 134. wie ſie auf Hollaͤn-
    diſch genennet werde? 34. a. Soll nach etlicher
    Meynung anzeigen/ ob es den Tag uͤber
    windig werde/ ſo aber wiederleget wird.
    34. a. b.
  • Aeſpen-Holtz/ was daraus fuͤrnemlich fuͤr Ge-
    raͤthe verfertiget werde? 34. a.
  • Affen/ werden ihrer Art/ Natur und Eigen-
    ſchafft nach beſchrieben/ 208. ſeqq. wie ſie ge-
    fangen werden? 209. b.
  • Agrimonia. Suche unten Ottermennige.
  • Aittingersvollſtaͤndiges Weyde-Buͤchlein von
    dem Vogelſtellen/ wird
    recommendiret.
    342. b.345. b.
  • Alliaria. Suche unten Knoblauch-Kraut.
  • Alphanette, was es fuͤr Falcken ſeyen/ und woher
    ſie zu uns kommen? 319. b. worzu ſie abgerich-
    tet werden? ibid. wie ſie von Federn ausſehen/
    und geartet ſeyen? ibid.
  • Alter der Menſchen/ woher es in der erſten
    Welt ſo hoch geſtiegen? 21. b.
  • Althee/Althea, worwieder es gut ſey? 11. a.
  • Amſel/ wird ihrer Natur und Eigenſchafft nach
    beſchrieben/ 145. ſeq. wo ſie ſich auffzuhalten
    pflege? 145. a. b.360. b. wann ſie ſich zu paaren/
    und wie ſie zu hecken pflege? 145. a. b.367. b.
    wann ſie jung aus denen Neſtern zu nehmen/
    und wie ſie auffzuziehen ſeyen? 378. b.
  • Anatomia, ſoll auch von einem Weydemann oder
    Jaͤger wohl erlernet werden/ 121. a. b. was A-
    natomia
    ſey? 122. Anatomia eines Loͤwens/
    123. ſeqq. eines Tygers/125. eines Baͤrs/ib.
    ſeqq.
    eines Hirſches/127. ſeqq. eines tragen-
    den Wildes/
    129. ſeqq. eines wilden Schwei-
    nes/
    131. ſeq. eines Reh-Bocks/132. ſeq. ei-
    nes Biebers/134. ſeqq. eines Haſens/136. ſeq.
    eines Fuchſes/138. ſeq. eines Dachſes/139. ſeq.
    aller Huͤhner Arten/161. ſeq. derer Gaͤnſe
    und Enten/163. ſeq. derer Tauben und Voͤ-
    gel/
    164. eines Pferdtes/199. ſeqq. eines
    Hundes/206. ſeqq. eines Falckens.352. ſeq.
  • Anflug/ woher er dieſen Namen habe? 40. b.
    wie er zu befoͤrden? ibid. ſeq. warum er in aus-
    gebrannten Heyden und Waͤldern nicht leich-
    te wachſe? 40. a.41. b.
  • Angehende Schweine/ welche Schweine alſo
    genennet werden? 99. a.
  • Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher zur Jaͤgerey
    gehoͤrigen Materien. A. 1. ſeqq.
  • Anſerina. Suche unten Gaͤnſerich.
  • Anſchlag/ was ein Jagd-Tuch/ welches 80. ge-
    doppelte oder 160. einfache Wald-Schꝛitte lang
    ſtellet/ in allen koſten kan/ mit deſſen Zubehoͤr/
    215. auff ein Fuder hobe Tuͤcher/ deren dreye
    darauf gehen/ wie hoch ſelbige in Dreßden
    an Gelde kommen/ ibid. ſeq. was ein Fuder
    breite Mittel-Tuͤcher/ deren viere darauf ge-
    hen/ koſte/ und wie hoch ſelbige in Dreß-
    den an Gelde kommen/ 216. a. b. eines hieſigen
    Landes Zeug-Wagen vor der Schmiede und
    Rademacher Arbeit/ 216. b. wieviel ein ſchmahl
    Haſen-Tuch koſte/ 218. b. wie hoch ein Bund
    Tuͤcher-Lappen zu ſtehen kommen. 222. b.
  • Antenere, was dieſes fuͤr ein Falcke ſey? 319. b.
  • Antirrhinum. Suche unten Thorant.
  • Anzeigungen/ wo Ertzte oder Metalle in der
    Erden verborgen liegen/ 3. a. Ob Vater/ Mut-
    ter/ Sohn oder Tochter/ ſo auff der Reiſe ſind/
    p 2und
    [[116]]Regiſter.
    und uͤber beſtimmte Zeit auſſen bleiben/ noch
    lebendig/ oder todt ſeyen/ vermittelſt eines
    Krautes/ 14. a. wo auff hohen Gebuͤrgen und
    in tieffen Thaͤlern Waſſer-Quellen befindlich/
    21. a. daß ein Baum innerlich ſchadhafft ſey/
    26. a. eines wuͤthenden Hundes/ 168. a. b.
    wann es regnen will/ 268. b. ſeq. wann Unge-
    witter kommen werden? 269. a. b. daß es
    ſchneyen werde/ 269. b. daß Wind kommen
    werde/ ibid. daß hell und klar Wetter geben
    werde. ibid. ſeq.
  • Apffel-Baum/ wird nach ſeiner Natur/ Eigen-
    ſchafft und Nutzen beſchrieben. 76. b.
  • Apffel-Baum-Holtz/ worzu es zu gebrauchen?
    ibid.
  • Aprilis, wie dieſer Monat nach der Witterung/
    Kraͤuter und Baͤume/ Tags und Nachts
    Laͤnge/ unterirdiſchen Berg-Duͤnſten/ ſowohl
    Thieren und Voͤgeln beſchaffen ſey? 369. ſeqq.
  • Arbeiten des Leith-Hundes/ wie es geſchehen
    ſolle? 256. ſeqq.
  • Ariſtolochia. Suche unten Oſterlucia.
  • Aron-Kraut/Arum, wie es bluͤhe/ und worwi-
    der es gut ſey? 9. a.
  • Artzney fuͤr die Hunde/ wann ſie wuͤthend ſind/
    191. a. b. die Suchten/ ſo von kalten undaui-
    gen Fluͤſſen herkommen/ zu vertreiben/ 191. b.
    ſeq.
    wann ſie von wuͤthenden Hunden gebiſſen
    werden/ 192. a. wann ſie Wehe-Tage in Oh-
    ren haben/ ibid. b. wann ſie Wuͤrmer im Leibe
    haben/ ibid. \& 195. b. den Krebs und allerley
    Raͤude an Hunden zu vertreiben/ 192. b. \&
    195. a. die Raude/ Grind und Schuppen zu
    curiren/ 193. a. b. vor die Geſchwaͤr und Ge-
    ſchwulſt an ihren Leibern/ 194. a.196. a. vor die
    Verletzung von wilden Schweinen oder an-
    dern Thieren/ ibid. \& 195. b. wann ſich dieſel-
    ben wund gelauffen/ 194. b. \& 195. b. vor die
    Wunden der Hunde/ 194. b.196. b. daß eine
    Huͤndin nimmer laͤuffiſch werde/ ibid. wenn
    ein Hund verwundet/ und er den Schaden
    nicht lecken kan/ ibid. vor das Strangeln und
    den Tropff/ ibid. ſeq. vor den boͤſen Halß derer
    Hunde/ 195. a. vor die Laͤuſe/ Floͤhe und an-
    deres Ungezieffer bey denen Hunden/ ibid. \&
    196. b. vor die Wuͤrmer in der Haut eines
    Jagd-Hundes/ 195. a. \& 196. b. vor den Oh-
    ren-Krebs derer Jagd-Hunde/ 195. b. wenn ein
    Hund hart harnet/ ibid. denen Hunden leiſe
    Ohren zuwege zu bringen/ ibid. wenn ein
    Hund von Nattern und Schlangen gebiſſen
    worden/ 196. a. vor Verrenckung der Glieder/
    ibid. b. vors Verſchlagen derer Hunde/ 197. a.
    vors Schwinden derer Glieder/ ibid. die
    Hunde zu purgiren/ 197. a. b. daß die Hunde
    wohl zunehmen/ 197. b. ſo die Wuth oder das
    Raſen an denen Hunden zu beſorgen/ 310.
    Fuͤr die Falcken/ zum Schnupffen das Hirn
    zu reinigen/ 323. b. vor boͤſe Augen/ ibid. vor
    den Pips/ ibid. vor die verrenckte Fluͤgel oder
    Glieder/ ibid. vor boͤſe Haͤnde/ ibid. vor die
    [...]aͤuſe. ibid.

  • Arum. Siehe oben Aron-Kraut.
  • Arundo. Suche unten Schilff.
  • Aſarum. Suche unten Haſel-Wurtz.
  • Aſphodelus. Suche unten Gold-Wurtzel.
  • Aſche/ wie ſie von denen Aeſcherern gebrannt
    werde? 75. a. Was fuͤr Aſche zu Verfertigung
    derer Glaͤſer nuͤtzlich gebrauchet werde? 36. b.
    63. b.75. b.
  • Auer/ oder Auer-Ochſen/ werden nach ihrer
    Natur und Eigenſchafft beſchrieben. 88. ſeq.
  • Auer-Hahn/ wie er ſeiner Natur und Eigen-
    ſchafft nach beſchaffen ſey? 141. ſeq. wie er ge-
    ſchoſſen werde? 141. a. womit er ſich das Jahr
    durch aͤße? 364. a.388. b.
  • Auer-Hahn-Paltz/ wie ſie wiederumb in die
    Waͤlder/ woſelbſt ſie durch Schieſſen/ oder
    andere Art ruiniret worden/ zu bringen ſey?
    54. a. b. wann ſie zu geſchehen pflege? 367. b.
  • Auer-Henne/ wann ſie ſich von dem Auer-Hahn
    abſentire/ und ſich ein Neſt ſuche? 371. a. wann
    ſie Eyer lege und dieſelbe ausbruͤthe? 374. b.
    womit ſie ihre Jungen ernehre? 378. a.
  • Auffbrechung/ Zerwuͤrckung und Zerlegung
    eines Hirſches. 263. ſeq.
  • Aufferziehung der Hunde/ wie ſie geſchehen
    ſolle? 184. ſeq.
  • Auguſtus, wie dieſer Monat nach der Witte-
    rung/ Kraͤutern und Baͤumen/ Tags und
    Nachts Laͤnge/ unterirdiſchen Berg-Duͤn-
    ſten/ ſowohl Thieren und Voͤgeln beſchaffen
    ſey? 383. ſeqq.
  • Augſpurg/ warumb es in ſeinem Wappen ei-
    nen Kiefern Zapffen fuͤhre? 37. b.
  • Auricula Urſi. Suche untern Baͤr-Sanickel.
  • Ausmeſſung der Heyden und Waͤlder/ wie
    ſie zu verrichten? 43. ſeq.
  • Ausnehmen/ was dieſes bey der Faͤhrd derer
    Hirſche heiſſe? 95. b.
  • Ausſchieſſen/ wie ſolches anzuordnen? 271. ſeq.
  • Autores, ſo von wilden Thieren/ und derſelben
    Natur und Eigenſchafft geſchrieben. 80. b.

B.


  • BAche/ wird nach ihrer Natur und Eigen-
    ſchafft beſchrieben/ 98. was fuͤr ein Schwein
    ſo genennet werde? 99. a. zu welcher Zeit ſie
    ihre Jungen ſetze/ und wie ſie ſolche erziehe?
    374. a.384. b.
  • Bad/ die Suchten der Hunde/ ſo von kalten
    undauigen Fluͤſſen herkommen/ zu vertreiben/
    191. b. damit die Hunde/ wann ſie von wuͤthen-
    den Hunden gebiſſen worden/ gewaſchen wer-
    den ſollen. 192. a.
  • Baͤr/ wird nach ſeiner Natur und Eigenſchafft
    beſchrieben/ 86. ſeqq. wie vielerley Arten deſ-
    ſelben ſeyen? 88. a. b. deſſen Anatomie,125.
    ſeqq.
    wie er durch den Baͤren-Fang gefangen
    werde? 239. ſeq. wie er ſich im Winter verhal-
    te und ſein Lager oder Bette baue? 394. b.
    359. a.363. a. was deſſen Verrichtung im Fruͤh-
    ling und Sommer ſey? 366. b.370. a.373. b.
    377. a. b.380. b. ſeq.384. b.387. b. ſeq. wann
    er am beſten zu fangen ſey? 391. a.

Baͤren-
[[117]]Regiſter.
  • Baͤren-Fang/ wo und wie er anzulegen ſey?
    239. a. b. ſeq.
  • Baͤren-Kaſten/ wie er gebraͤuchlich und wohl
    verwahrt zu verfertigen? 234. ſeq. wie der Baͤr
    aus der Grube hinein gebracht werde? 239. b.
  • Baͤren-Hauth/ worzu ſie pflege gebrauchet zu
    werden? 87. b.
  • Baͤren-Klau/Sphondylium, worzu es dienlich
    zu gebrauchen? 10. a.
  • Baͤren- oder Boll-Beiſſere/ werden ihrer Art/
    Natur und Eigenſchafft nach beſchrieben/
    170. ſeq. wie ſie abgerichtet werden? 170. b.
  • Baͤren-Schweiß/ worzu er gut ſeyn ſolle?
    87. b.
  • Baͤren-Wurtzel/Meum, wovor ſie vornem-
    lich gebrauchet werde? 6. a. woher ſie dieſen
    Namen habe? ibid.
  • Baͤrin/ zu welcher Zeit des Jahres ſie ihre
    Jungen ſetze/ und wie ſie ſich bey denenſelben
    und deren Aufferziehung verhalte? 359. a.363.
    a.
    366. b.370. a.380. b. ſeq. wann ſie laͤuffiſch
    werde? 373. b.
  • Baͤr-Sanickel/Auricula urſi, wo es wachſe/
    wie es bluͤhe/ und worzu es gut ſey? 13. b.
  • Baͤume/ wie dieſelben ihr Wachsthumb von
    Jahren zu Jahren erlangen/ und an Groͤſ-
    ſe zunehmen? 24. a. b. wie vielerley/ ſie ſeyen?
    25. a.76. a. b. ſind nach einiger Meynung
    maͤnnliches und weibliches Geſchlechts/ ib. b.
    wordurch ſie zu ihrem natuͤrlichen Alter ge-
    reichen? ibid. wodurch ſie zuruͤck kommen/ und
    verderben? ibid. ſeq. woran deren innerliche
    Kranckheiten gemercket werden? 26. a. werden
    mit dem Alter der Menſchen verglichen/ 41.
    ſeq.
    wann ſie in Heiden und Waͤldern Straͤu-
    cher/ wenn junges Holtz/ und wann haubah-
    res Holtz/ genennet werden? 42. b. wie ſie be-
    ſchaffen ſeyn im Januario?358. a. wie im Fe-
    bruario?
    362. a. wie im Martio?365. b. ſeq.
    wie im April.369. a. b. wie im Majo?373. a.
    wie im Junio?376. a. b. wie im Julio?380. a.
    wie im Auguſto?383. a. b. ſeq. wie im Septem-
    ber?
    387. a. wie im October?390. a. b. wie im
    November?394. a. wie im December?397. a.
    b.
    Was bey Ausgrabung und Verſetzung jun-
    ger Baͤume zu mercken? 26. b. Was fuͤr Baͤu-
    me auf denen Holtz-Maͤrckten verkauffet wer-
    den ſollen/ und wie bey Faͤllung derſelben ſich
    zu verhalten? 58. b.
  • Bagan/Ledum, wo dieſes Kraut wachſe/ und
    worzu es zu gebrauchen? 12. a.
  • Baldrian/Valeriana, wo es wachſe/ und wie
    es bluͤhe/ auch was es fuͤr Frucht trage? 6. b.
    wofuͤr es zu gebrauchen? ibid.
  • Balg von wilden Katzen/ worzu er zu gebrau-
    chen? 117. b.von Jltniſſen/ worzu er pflege
    gebrauchet zu werden? 118. a. b.eines weiſ-
    ſen Wieſelgens/
    worzu er gut ſeyn ſolle?
    119. a.
  • Bauer fuͤr die Lock- und andere Voͤgel/ wie
    ſie pflegen gemacht zu werden? 348. a. b.
  • Bau-Holtz/ in wie vielerley Sorten es einge-
    theilet werde? 71. a. wie es beſchaffen ſeyn ſol-
    le? 72. a. wie damit zu bauen/ daß es tauer-
    haffter ſey? 72. b.
  • Baum-Falcken/ werden ihrer Natur und Ei-
    genſchafft nach beſchrieben. 154
  • Baum-Marder/ wie ſie ihrer Natur und Eigen-
    ſchafft nach beſchaffen ſeyn? 116. a. warum ſie
    Edel-Marder genennet werden? ibid.
  • Baum-Saamen/ wird beſchrieben. 26. ſeq.
  • Bech/ wie es bereitet werde? 67. b.
  • Bech-Ofen/ wird beſchrieben. 67. ſeqq.
  • Befluͤgelung der Heiden und Waͤlder/ wie
    ſie wohl und geſchickt zu verrichten ſey? 47. ſeq.
  • Behaͤngengs-Zeit/ wann ſie ſich anfange?
    255. b.
  • Bellis. Suche unten Gaͤnſe-Bluͤmlein.
  • Berg-Arbeit worinnnen ſie beſtehe? 4. a.
  • Berg-Bau/ wie er nuͤtzlich vorzunehmen? 3. b.
    wie bey demſelben das Holtz zu ſchonen? 4. a.
    iſt denen Waͤldern und Gehoͤltzen hoͤchſtſchaͤd-
    lich. 64. a. b.
  • Berg-Duͤnſte/ wie ſie beſchaffen im Januario?358.
    a.
    im Februario?362. b. im Martio?366. a. b.
    im April?370. a. im Majo?373. b. im Junio?
    377. a. im Julio?380. b. im Auguſto?384. a. im
    September?387. b. im October?391. a. im No-
    vember?
    394. b. im December?398. a.
  • Berge/ ſind etliche durch die Suͤndfluth entſtan-
    den. 2. b.
  • Berg-Muͤntze/Mentha Montana, wo ſie wach-
    ſe/ was ſie fuͤr Blumen habe/ und worzu ſie
    dienlich ſey? 14. a.
  • Bergwerck/ wird von dem Gothiſchen Koͤnig/
    Adalarico, gelobet. 3. b.
  • Beſtaͤttigung und Probe-Jagen/ wie es ge-
    ſchehe? 259. ſeq.
  • Beſuch-Knecht/ worzu er geordnet/ und wie er
    beſchaffen ſeyn ſolle? 265
  • Bethonien/Betonica, worzu es dienlich zu ge-
    brauchen? 11. b.
  • Beweiß/ wird demjenigen aufferlegt/ ſo behaup-
    ten will/ daß das Jagd-Recht allodial ſey/
    A. 81. ſeq. auf wie vielerley Art der Beweiß/
    daß Jemandẽ die Forſt-Gerechtigkeit zuſtehe/
    geſchehen koͤnne? 50. a. wann in dem Petito-
    rio
    oder Poſſeſſorio ordinario der Beweiß ei-
    ner ausdruͤcklichen oder heimlichen Conceſſion
    des Jagd-Rechts mangelt/ ſo wird alle Jagd
    verbothen/ der alten Poſſeſſ unbeſchadet. A.
    57. ſeqq.
  • Beytritt/ was dieſes bey der Faͤhrd derer Hir-
    ſche ſey? 95. b.
  • Beziehung der Graͤntze/ wie ſolche geſchehen
    ſolle? 49. a. b.
  • Bieber/ werden nach ihrer Natur und Eigen-
    ſchafft beſchrieben/ 112. ſeq. wie ſie in denen
    Vieber-Netzen gefangen werden? 231. a. b.
  • Bieber-Balg/ worzu er dienlich ſey? 113. a.134. a.
  • Bieber-Geylen/ worzu ſie gebrauchet werden?
    113. a.
  • Biebernelle/Pimpinella, was es fuͤr Krafft und
    Wuͤrckung habe? 11. a.

qBieber-
[[118]]Regiſter.
  • Bieber-Netz/ wie es beſchaffen ſey? 231. a.
  • Bienen/ ſollen ihren Honig nirgends lieber/ als
    auf denen Eichen ſuchen. 28. b.
  • Bier-Brauer/ mißbrauchen offte die wilde
    Roßmarien/ oder Bagan. 12. a
  • Bircke/ wird nach ihrer Natur/ Eigenſchafft
    und Nutzen beſchrieben/ 32. ſeq. wie vielerley
    dieſelbe ſey? 32. a.
  • Birckene Bretter/ was daraus pflege verferti-
    get zu werden? 70. a.
  • Birck-Fuͤchſe. Suche unten Roth- oder Birck-
    Fuͤchſe.
  • Birck-Hahn/ wird ſeiner Natur und Eigen-
    ſchafft nach beſchrieben/ 142. woher er dieſen
    Namen habe? ibid. a. wie er geſchoſſen werde?
    ibid. b. wo er ſich pflege auffzuhalten? 142. a.
    360. a. womit er ſich aͤße? 142. a. b.364. a.367. b.
    388. b. wann er ſeine Paltz halte? 142. a.371. a.
  • Birck-Hahnen-Paltz/ wie ſie in denen Waͤl-
    dern/ wo ſolche ruiniret iſt/ wiederumb zur
    Vermehrung zu bringen? 54. b.
  • Birck-Henne/ wann ſie ſich von dem Hahn ab-
    ſentir
    e/ ein Neſt zu ſuchen? 374. b. wann ſie
    Eyer lege/ und wie lang ſie daruͤber bruͤthe?
    378. b. wie und womit ſie die Jungen auffer-
    ziehe? 382. a.385. b.388. b.
  • Bircken-Holtz/ worzu es fuͤrnemlich gebrau-
    chet werde? 32. b.
  • Bircken-Reiß/ worzu es dienlich? 32. a.
  • Bircken-Waſſer/ worzu es diene? 32. a. b.
  • Birn-Baum/ wird ſeiner Natur/ Eigenſchafft
    und Nutzen nach beſchrieben/ 76. b.
  • Biſchoff/ ob er die Verjaͤhrung zulaſſen koͤn-
    ne? A. 23. ſeqq.
  • Biſtotta. Suche unten Schlangen-Kraut.
  • Blaͤß-Enten/ werden ihrer Natur und Ei-
    genſchafft nach beſchrieben/ 152. Wo ſie ſich
    auffzuhalten pflegen? 361. a. Wo ſie zu bruͤthen
    pflegen? 375. b. Womit ſie ſich aͤſſen? 152. b.
    386. a.389. b. Wann ſie von uns wegziehen?
    152. b.400. a.
  • Blaufuß/ wird ſeiner Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben/ 154. b.319. b. ſeq. Wie er ge-
    fangen werde? ibid. worzu er pflege abgetra-
    gen zu werden? 320. a.
  • Blau-Huͤthe/ was dieſes fuͤr Leute ſeyen/ und
    woher ſie ſolchen Namen fuͤhren? 276. b.
    was bey der Jagd ihre Verrichtung ſey? ibid.
  • Blau-Tauben/ werden nach ihrer Natur und
    Eigenſchafft beſchrieben/ 144. wie ſie gefan-
    gen werden? ibid. a.
  • Blendlinge/ wie ſie nach ihrer Art/ Natur
    und Eigenſchafft beſchaffen ſeyn? 174. Wie
    ſie von andern Hunden gezeuget werden
    koͤnnen? 174. a. wie ſie abgerichtet werden?
    ibid. b.
  • Blitz/ woher er entſtehe? 270. a. b. warum wir
    denſelben ehe ſehen/ als den Donner hoͤren?
    ibid. b. ſeq.
  • Blocks- oder Brockes-Berg/ wird beſchrie-
    ben. 4. b.
  • Blut. Suche unten Schweiß.

  • Boͤſe Haͤlße derer Hunde zu curiren. 195. a.
  • Born- und Buͤgel-Garn/ wie ſie geſtricket und
    verfertiget werden? 346. a. wie ſich auffzu-
    ſtellen? ibid.
  • Borragen/Borrago, worzu dieſes Kraut gut
    ſey? 9. b.
  • Bothen/ woher ſie Tabellarii genennet worden?
    30. a.
  • Brach-Vogel/ wird ſeiner Natur und Eigen-
    ſchafft nach beſchrieben/ 149. woher er dieſen
    Namen habe? 149. a.
  • Brand. Suche unten Feuer-Braͤnde.
  • Brand-Fuͤchſe/ wie ſie ausſehen? 110. b. einer
    Brand-Fuͤchſin Anatomie.138. ſeq.
  • Braune Doſte/Clynopodium, was ſie fuͤr Bluͤ-
    the habe/ und wofuͤr ſie gut zu gebrauchen? 7.
    b.
    Hirſche ſollen ſich mit dieſem Kraut alles in-
    nerliche ausheilen. 8. a.
  • Braunelle/Prunella, worfuͤr dieſes Kraut gut
    ſey? 9. b.
  • Braun-Kohl/ was es und deſſen Saame fuͤr
    Krafft und Wuͤrckung habe? 78. b.
  • Brett-Muͤhle/ wird beſchrieben/ 69. ſeqq. was
    fuͤr Geraͤthe und Sachen auf denenſelben ver-
    fertiget werden. 70. a.
  • Brett-Stamm/ wie er beſchaffen ſeyn ſoll? 70.
    a. b.
  • BrieffUriae, auf was fuͤr Materie er geſchrie-
    ben geweſen ſeyn ſolle? 31. b.
  • Bruch-Steine/ welche dererſelben bey Aende-
    rung des Wetters zu ſchwitzen pflegen? 19. b.
  • Bruͤcher/ was fuͤr Gehoͤltze ſo genennet werde?
    43. b.
  • Brunnen bey Lummitzſch/ ſo zukuͤnfftige Zei-
    ten praeſagiret. 270. a.
  • Brunfft-Schieſſen/ wie es zu geſchehen pflege?
    282. ſeq.
  • Brunnen-Kreſſe/Naſturtium paluſtre, worzu
    ſie diene/ und wie ſie bluͤhe? 12. b.
  • Bryonia. Suche unten Stick-Wuttz.
  • Buch/ woher es dieſen Namen habe? 30. a.
  • Buche/ wird nach ihrer Natur und Eigenſchafft
    weitlaͤufftig beſchrieben/ 30. ſeq. wie vielerley
    ſie ſey? 30. a.
  • Buch-Eckern/ dererſelben Krafft und Wuͤr-
    ckung. 30. a.
  • Buchene Bretter/ was daraus verfertiget
    werde? 70. a.
  • Buchen-Holtz/ worzu es vor zeiten gebrauchet
    worden/ und worzu es noch heut zu Tage ge-
    brauchet werde? 30. a. b.
  • Bugloſſum. Suche unten Ochſen-Zunge.
  • Buͤchſen-Spanner/ was bey einer Jagd deſſen
    Verrichtung ſey? 279. a.287. ſeq. wie er be-
    ſchaffen ſeyn ſolle? ibid. woher er dieſen Na-
    men habe? 288. b.
  • Buͤgel-Thonen/ wie ſie verfertiget/ und damit
    die Voͤgel gefangen werden? 349. a. wo und
    zu welcher Zeit des Jahres ſie am beſten geſtellet
    werden? ibid.
  • Burgel/ was dieſes Wort bedeute? 95. a.
  • Burſa Paſtoris. Suche untern Taͤſchel-Kraut.

Buſch
[[119]]Regiſter.
  • Buſch/ was fuͤr ein Wald es ſey? 43. b.

C.


  • CAmmer-Einkuͤnffte/ in was fuͤr eine
    Claſſe in denen Concurſen ſie zu ſetzen ſeyen?
    A. 79. a. b.
  • Cammer-Hunde/ welche Hunde/ und woher
    ſie alſo genennet werden? 169. a. wie ſie erzo-
    gen werden muͤſſen/ und was ſie fuͤr Halß-
    Baͤnder umbbekommen? ibid. a. b.
  • Canarien-Voͤgel/ woher ſie zu uns gebracht
    werden? 354. a. wie ſie bey uns zur Hecke
    gehalten werden? ibid. mit was fuͤr Futter
    ſie zu fuͤttern? ibid. a. b. wie lange ſie in der
    Hecke pflegen gelaſſen zu werden? 354. b. wie
    ihnen die Baͤulen am Kopff zu vertreiben?
    ibid. ſeq
  • Caninen/ Carnickel/ Koͤniglein/ werden nach ih-
    rer Natur und Eigenſchafft beſchrieben/ 106.
    wie ſie mit dem Fredel oder zahm gemachten
    Jltniß gefangen werden? ibid. b.
  • Cantores, ſo mit Flinten denen Voͤgeln nachtrach-
    ten/ zumahl wann es auf frembden Feldern ge-
    ſchiehet/ und zur Zeit/ da ſie ihres Amtes ab-
    warten ſollen/ ſind/ wann ſie dadurch/ auch
    durch die geringſte Verwahrloſung/ Jemand
    Schaden thun/ ſolchen zu erſetzen verbunden/
    A. 15. ſeq.
  • Carduus Mariae. Suche unten Frauen-Diſtel.
  • Carlina. Suche unten Eber-Wurtzel.
  • Catanance. Suche unten Steck-Kraut.
  • Ceder/ wird nach ſeiner Natur/ Eigenſchafft
    und Nutzen ausfuͤhrlich beſchrieben/ 34. b.
    wie vielerley er ſey? ibid.
  • Cedern-Holtz/ was fuͤr Sachen vorzeiten da-
    raus verfertiget worden? 35. a.
  • Ceder-Traͤncke/ worzu ſie dienen? 35. a.
  • Centaurium minus. Suche unten Tauſend-Guͤl-
    den-Kraut.
  • Cervaria. Suche unten Hirſch-Wurtz.
  • Chiens courransoder Jagd-Hunde/ werden
    ihrer Art/ Natur und Eigenſchafft nach be-
    ſchrieben. 178. ſeqq.
  • Chriſt-Wurtzel/Elleborus niger, wo und wie
    ſie wachſe/ wie und wann ſie bluͤhe? 6. b.
    worzu ſie diene? 7. a.
  • Clynopodium. Suche oben Braune Doſte.
  • Coͤrper/ eines Thieres/ in wieviel Theile er ge-
    theilet werde? 123. b. wann ein von Hun-
    den zerfleiſchter Coͤrper gefunden wird/ und
    Jemand in der Nachbarſchafft im Ruff
    iſt/ daß er ſolche arge Hunde halte/ kan wi-
    der ihn inquiriret/ und wann er laͤugnet/ zu
    Ablegung des Reinigungs-Eyds angehalten
    werden. A. 19. ſeq.
  • Colchicum. Suche unten Michael-Wurtzel.
  • Conſilia, Reſponſa,und andere Rechtliche An-
    merckungen/
    die zum Jagd- und Forſt-We-
    ſen gehoͤren. A. 15. ſeqq.
  • Corona Imperialis. Suche unten Koͤnigs-Cro-
    ne.
  • Cours-Hunde/ werden ihrer Art/ Natur und
    Eigenſchafft nach beſchrieben/ 171. ſeq. wie man
    ſolche hier zu Lande zeugen koͤnne? 171.
  • Craſſula. Suche unten Fette Henne.
  • Creaturen/ wie vielerley ſie ſeyen? 82. a. b. ſeq.
  • Creutz Chriſti/ von was fuͤr Holtz es geweſen
    ſeyn ſolle? 28. a.
  • Creutzbeer-Stauden oder Wegedorn/Rha-
    mnus,
    wo es wachſe/ wie es ausſehe/ und
    wozu es diene? 13. a.
  • Creutz-Dorn/ wird ſeiner Natur/ Eigenſchafft
    und Frucht nach beſchrieben. 43. a. b.
  • Creutz-Kraut/Senecio, wofuͤr es gut ſey? 7. a.
    wie es bluͤhe und wachſe? ibid.
  • Creutz-Tritt/ was dieſes bey der Faͤhrd derer
    Hirſche ſey? 95. b.
  • Crone Chriſti/ von was fuͤr Dornen ſie gewe-
    ſen ſeyn ſolle? 43. a. b.
  • Cyrus, von wem er in ſeiner zarten Jugend ge-
    ſaͤuget worden? 166. a.

D.


  • DAchs-Haube/ wie ſolche beſchaffen ſey?
    230. b. worzu ſie zu gebrauchen? 230. a. b. ſeq.
  • Dachs-Haut/ worzu ſie zu gebrauchen ſey? 116.
    a. b.
    230. a.
  • Dachskriecher/ werden ihrer Art/ Natur und
    Eigenſchafft nach beſchrieben/ 183. ſeq. wie ſie
    abzurichten? 183. b. ſeq.
  • Dachs-Schmaltz oder Dachs-Fett/ worzu es
    zu gebrauchen? 115. b.
  • Dachs-Schweiß/ worzu er dienlich ſey? 115. b.
  • Daͤchſe/ werden ihrer Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben/ 114. ſqq. wie vielerley ſie ſeyen?
    115. b. wie ſie mit der Haube gefangen werden?
    230. a. b. wie mit Drath-Schlingen? 243. b.
    womit ſie ſich das Jahr durch von Monat zu
    Monat aͤßen/ und wie ſie ſich von Zeiten zu
    Zeiten ſonſt verhalten? 360. a.363. b.367. a.
    371. a.374. b.378. a.385. a.388. b.392. a.395. b.
    399. a.Anatomie eines Dachſes. 139. ſeq.
  • December, wie dieſer Monat an Witterung/
    Kraͤutern und Baͤumen/ Tags und Nachts
    Laͤnge/ unterirdiſchen Berg-Duͤnſten/ ſowohl
    Thieren und Voͤgeln beſchaffen ſey? 379. ſeqq.
  • Decoctum von Aeſchen-Wurtzel-Safft/ worzu
    es dienlich? 31. a.
  • Dens Leonis. Suche unten Muͤnchs-Blatte.
  • Dentaria Baccifera. Suche unten Drey-Ocker.
  • Diana, von was fuͤr Holtze ſie ihren Bogen und
    Pfeil gehabt. 38. b.
  • Dickigte/ was ſie ſeyen/ und woher ſie ſo ge-
    nennet werden/ 42. a. Erwachſen durch goͤtt-
    liche Allmacht dem Wilde zu gut. ibid. a. b.
  • Dictionarium, derer Weyde-Woͤrter und Jagd-
    Terminorum.A. 99. ſeqq.
  • Diebe des Wildpraͤths/ wie ſie beſtraffet wer-
    den? 55. a.313. ſeq. ob ſie am Leben geſtraffet
    werden koͤnnen? 313. a. b. auff was fuͤr Umb-
    ſtaͤnde bey Beſtraffung der Wildpraͤths-Die-
    be zu ſehen ſey? 313. b.
  • Dienſte/ ſo etliche aus einer Gemeine thun/ koͤn-
    nen denen uͤbrigen derſelben Gemeinde nicht
    præjudiciren. A. 52. b.

q 2Donner
[[120]]Regiſter.
  • Donner/ woher er entſtehe? 270. a. b. wie es
    komme/ daß man den Donner zuerſt nach dem
    Blitz hoͤre? ibid. b. ſeq.
  • Donnerbeſem auf den Baͤumen/ was es ſey/
    und wofuͤr es zu halten? 26. b.
  • Dorn-Straͤucher/ werden ihrer Natur/ Eigen-
    ſchafft und Fruͤchten nach beſchrieben/ 43. a. b.
  • Doronicum. Suche unten Gemſen-Wurtzel.
  • Drache/ ſo in der Schweitz zu Solothurn an-
    getroffen worden. 23. a.
  • Drachen/ ſo feurig in der Lufft fliegen/ wo-
    her ſie entſtehen/ und was ſie ſeyen? 16. b.
  • Drath-Schlingen/ wie ſolche zu verfertigen
    und zu ſtellen? 243. b. worzu ſie zu gebrauchen?
    ibid. ſeq.
  • Dreyfaltigkeit-Krant/Viola tricolor, wo es
    wachſe/ was es fuͤr Blumen trage/ und wor-
    zu es gut zu gebrauchen? 14. a.
  • Drey-Ocker/Dentaria Baccifera, wie dieſes
    Kraut ausſehe und wo es wachſe? 8. b. ſoll die
    Hirſche ſehr wohl nehren. ibid.
  • Droſſel/ wird ihrer Natur und Eigenſchafft nach
    beſchrieben/ 145. wie vielerley ſie ſey? 145. a.
    wann ſie im Wieder-Strich wiederumb zu
    uns komme? 364. a. womit ſie ſich aͤße/ 364. a.
    385. b. wann ſie ſich paare und wie ſie hecke?
    145. a.364. a.367. b. wann ſie von uns wegzie-
    he? 145. a.392. b.396. a.
  • Duͤnſte der Erden/ woher ſie/ und deren Geruch
    oder Geſtanck entſtehen? fol. 1. b.

E.


  • EBen Feld. Was fuͤr Kraͤuter in demſelben
    wachſen/ davon ſich das Wildpraͤth nehret?
    10. a. b.
  • Eber-Wurtzel/Carlina, wo ſie wachſe/ und wie
    ſie bluͤhe? 6. b. worwieder ſie diene? ibid.
  • Ebriſchbeer-Baum/ wird ſeiner Frucht und
    dem Holtze nach beſchrieben. 77. b.
  • Ebriſch-Beeren/ worzu ſie dienen? ibid.
  • Edelgeſteine/ wie ſie generiret werden? 19. ſeqq.
  • Edelmann/ ob er/ wann er mit Ober- und Nie-
    der-Jagden/ ſowohl mit Ober- und Nieder-
    Gerichten belehnet iſt/ ſeinen Unterthanen
    wider das Herkommen/ daß ſie ihren Hunden
    Knuͤttel anlegen ſollen/ bey Straffe anzube-
    fehlen/ berechtiget ſey? A. 76. ſeqq.
  • Edel-Marder/ was es fuͤr Marder ſeyen/
    und woher ſie dieſen Namen haben? 116. a.
  • Egyptier/ erzeigten zu gewiſſen Zeiten ihren
    Hunden groſſe Ehre. 165. a. b.
  • Ehrenpreiß/Veronica, wofuͤr dieſes Kraut gut
    ſey? 10. a.
  • Eiche/ wird weitlaͤufftig beſchrieben/ 28. ſeqq. iſt
    unter allen wilden Baͤumen der edelſte/ 28. a.
    iſt ein Prophet und weiſſagender Baum/ 29. a.
    war vorzeiten dem Gott Jupiter gewidmet/
    ibid. wurde bey denen Alten in groſſer Ehre ge-
    halten/ 29. a. ſoll uͤber drey Hundert Jahr und
    am laͤngſten unter allen Gewaͤchſen dauren/
    ibid. a. b. in was fuͤr Boden ſie am beſten
    wachſe? 29. b. wie ſie bluͤhe? ibid. wie vielerley
    Arten derſelben ſeyen/ ibid.Antiquitaͤten/ der
    Eichen zu Ehren angefuͤhret/ 28. a. ſehr groſſe
    dicke und ſtarcke Eichen. ibid. b.
  • Eicheln/ koͤnnen ſowohl von Menſchen/ als
    Vieh genoſſen werden. 28. a.
  • Eichel-Maſt/ wem ſie zukomme? A. 40. ſeq.
  • Eichene Bretter/ was daraus pflege gemacht
    zu werden? 70. a.
  • Eichen-Holtz/ iſt im menſchlichen Leben unent-
    behrlich. 28. b.
  • Eichhoͤrnlein nehren ſich unter andern auch
    mit von den Fichten-Zapffen/ 37. b. werden
    nach ihrer Natur und Eigenſchafft beſchrieben/
    118. ſeq. was davon zur Medicin gebrauchet
    werde? 118. b.
  • Eigenthumb/ wem der Vermuthung nach das
    Eigenthumb eines ſtreitigen Waldes zuſtaͤn-
    dig ſey? A. 44. ſeqq.
  • Eigenthumbs-Herr/ kan in ſeinem Wald/ in
    welchem ein anderer zu jagen befugt/ die Baͤu-
    me nicht ausroden/ A. 10. a.et11. b. was er
    fuͤr eine Klage wider denjenigen/ ſo auf ſeinem
    Grund und Boden jaget/ und die Jagd-
    Gerechtigkeit exerciret/ anſtellen koͤnne? A. 23.
    a. b. ſeq.
  • Einbeer/Herba Paris, wie es wachſe/ und was
    es fuͤr Krafft und Tugend habe? 9. a.
  • Einhoͤrner/ werden offte bey Grabung tieffer
    Graͤben/ Teiche und Brunnen geſunden/ 16.
    a.
    Ob ſolche unterirdiſche Gewaͤchſe/ oder von
    der Suͤndfluth wuͤrcklich verſchwemmete Cor-
    pora
    ſeyen? ibid. ſeq.
  • Eiſen-Hammer/ wird beſchrieben/ 64. was
    fuͤr Sachen darauff verfertiget werden? 64. a.
  • Eiſen-Stein/ iſt von unterſchiedener Art/ 63. a.
    wie er geſchmoltzen werde? 63. b.
  • Elephanten-Zaͤhne. Suche unten Zaͤhne von
    Elephanten.
  • Elleborus niger. Suche oben Chriſt-Wurtzel.
  • Enderlinge/ woher ſie entſtehen? 90. b.
  • Engelſuͤſſe/Polypodium, wie es ausſehe/ und
    wo es wachſe? 7. a. wofuͤr es diene? ibid.
  • Engliſche Docken/ werden nach ihrer Art/
    Natur und Eigenſchafft beſchrieben/ 169. ſeq.
    wie ſie pflegen auffgezogen zu werden? 170. a.
  • Engliſche Pferdte/ wie ſie ihrer Art/ Natur
    und Eigenſchafft nach beſchaffen? 300. a. ſind
    zur Par force-Jagd am dienlichſten. ibid.
  • Enten-Fang/ iſt denen Vaſallen/ ſolchen an-
    zurichten/ bey hoher Straffe verbothen/ 329. a.
    wo und wie er anzulegen? ibid. a. b. ſeq. wie
    die Enten darin gefangen werden? 329. b. ſeq.
  • Enten-Grieß/Lenticnla paluſtris, worzu es dien-
    lich ſey? 12. b.
  • Enten-Huͤndlein/ wie ſolche beſchaffen ſeyn ſol-
    len? 330. a. wie ſie beym Enten-Fang gebrau-
    chet werden? ibid.
  • Entrichte oder Ent-Voͤgel/ wie ſie durch eine
    Ente herbey zu locken und zuſchieſſen? 331. a. b.
  • Entzian/Gentiana, wie es ausſehe/ bluͤhe/ wo es
    wachſe/ und wofuͤr es gut ſey? 7. b. \& 11. a.
  • Eppich/Hedera arborea, wozu es gut zu ge-
    brauchen? 11. a.

Erbſen/
[[121]]Regiſter.
  • Erbſen/ was ſie fuͤr Krafft und Wuͤrckung ha-
    ben? 77. b.
  • Erde/ derſelben Beſchreibung/ fol. 1. ſeqq. iſt von
    Anfange mit Huͤgeln und Bergen/ Felſen
    und Geſteine verſehen geweſen. 2. a.
  • Erica. Suche unten Weiſe Heyde.
  • Erneuerung der Graͤntze/ mit was fuͤr Solenni-
    t
    aͤten ſie zu geſchehen pflege? 49. b.
  • Errle/ wird nach ihrer Natur/ Eigenſchafft und
    Nutzen beſchrieben/ 33. wie vielerley ſie ſey?
    ibid. a.
  • Errlene Bretter/ was aus ſolchen pflege verferti-
    get zu werden? 70. a.
  • Errlen-Holtz/ worzu es fuͤrnemlich gebrauchet
    werde? 33.
  • Errlen-Laub/ worzu es diene? 32. b.
  • Ertzte/ Anzeigungen/ wo ſolche verborgen liegen/
    3. a. was fuͤr Ertzte gegen Mittag/ was fuͤr
    gegen Mitternacht/ und was fuͤr gegen Auff-
    gang und Niedergang der Sonnen zu liegen
    pflegen? 3. b. vermittelſt was fuͤr Gelegenhei-
    ten ſie offenbahret zu werden pflegen? ibid.
    alles Ertztes und Eyſenwercks erſter Meiſter/
    3. b.
  • Eſchene Bretter, was fuͤr Geraͤthe daraus
    verfertiget werde. 70.
  • Eule/ wird ihrer Natur und Eigenſchafft nach
    beſchrieben. 155
  • Eupatorium. Suche unten Hirſch-Klee.
  • Eyer/ wie man ſolche judiciren koͤnne? 160. ſeq.

F.


  • FAbaria. Suche unten Knaben-Kraut.
  • Faͤhrd. Suche unten Spuhr/ Faͤhrd oder
    Gefaͤhrd.
  • Fahrende Wuth derer Hunde/ woran ſie zu er-
    kennen? 190. b. was dawieder zu gebrauchen?
    191. a.
  • Falcken/ ſind unterſchiedlich/ 318. \& 319. ſeq. de-
    ren unterſchiedene Namen/ 319. und Arten/
    ibid. welche Gattungen die vornehmſten ſeyen?
    319. a. b.320. a. b. wie ſie abgerichtet werden?
    320. ſeqq. womit ſie zu curiren? 323. b. wie da-
    mit die Reyher gebeitzet werden? 324. ſeq. wie
    ein wohlgebildter und zum Abtragen dienli-
    cher Falcke ſowohl ſeiner Geſtalt/ als Farbe
    nach ausſehen und beſchaffen ſeyn ſolle? 320.
    wie ein junger Falcke ſeyn ſoll/ wann man ihn
    aus dem Neſt nehmen will? 320. b. ſeq. Fal-
    ckens Anatomie.351. ſeq.
  • Falcken-Baitz iſt ſchon vor uhralten Zeiten be-
    kant geweſen/ 317. a. b. iſt von vielen Kaͤy-
    ſern und Koͤnigen vorzeiten hoch æſtimiret
    worden/ und wird noch heut zu Tage von de-
    nen meiſten Potentaten hoch gehalten/ ibid. ſeqq.
    iſt eine recht fuͤrſtl. Luſt/ 318. a. doch nicht oh-
    ne Gefahr/ ibid. dahero von einem Landes-
    Herrn behutſam vorzunehmen. ibid. a. b.
  • Falcken-Cammer/ wie ſie zu Dreßden angele-
    get ſey? 323. a. b.
  • Falconierer/ wodurch er ſich bey ſeinem Vogel be-
    liebt/ und verhaſt machen koͤnne? 321. b. wie
    er beſchaffen ſeyn ſolle? 322. ſeqq. was er fuͤr
    Geraͤthe/ Pferdte und Hunde haben muͤſſe?
    323. a.324. a. b. wie er den Falcken tragen ſolle?
    324. a. Was er fuͤr ein Pferdt haben ſolle? 335.
    a.
    Wie er pflege die Wildfange zu fangen?
    350. b.
  • Fallende Wuth derer Hunde/ wie ſie beſchaf-
    ſen? 190. b. was davor zu gebrauchen? 191. a.
    woher ſie ihren Urſprung habe? ibid.
  • Farbe/ die Wachtel-Netze damit gruͤn zu faͤr-
    ben. 341
  • Farbe derer lebloſen Creaturen und Ge-
    waͤchſe/
    woher ſie entſtehe? 2. a.
  • Farren-Kraut/Filix, worzu es dienlich zu ge-
    brauchen? 12. a.
  • Faß-Bech/ wie es zugerichtet werde? 67. b. ſeq.
  • Februarius, wie dieſer Monat an der Witterung/
    Kraͤuter/ und Baͤume/ Tags und Nachts
    Laͤnge/ unterirdiſchen Berg-Duͤnſten/ ſo-
    wohl Thieren und Voͤgeln beſchaffen ſey?
    362. ſeqq.
  • Feder-Lappen/ worzu ſie gebrauchet werden?
    232. a. Wie vielerley ſie ſeyen? 232. b. Wie ſie
    beſchaffen ſeyen? ibid. ſeq. wie ſolche zu verfer-
    tigen/ daß ſich das Wild deſto mehr dafuͤr
    ſcheue? 233. a. b.
  • Feder-Schuͤtze/ was deſſen Verrichtung ſey?
    331. a. b.342. ſeq. was er zu einer jeden Sorte
    Feder-Wildes fuͤr eine Schroth-Buͤchſe ha-
    ben muͤſſe? 342. a.
  • Feder-Wild/ wird ſeiner Natur/ Weſen und
    Eigenſchafft nach beſchrieben/ 340. ſeqq. wird
    phyſicaliſch betrachtet/ 157. ſeq. wie ſolches
    nach und nach in Eyern gezeuget/ und/ nach-
    dem es ausgeſchlupffet/ von denen Alten erzo-
    gen werde? 160. ſeq. Wer davon/ und wie es
    zu fangen/ ausfuͤhrlich geſchrieben? 342. b.
  • Feld-Buͤſche/ was fuͤr Buſchwerck ſo genennet
    werde? 44. a.
  • Feld-Gefluͤgel/ wird ſeiner Natur und Eigen-
    ſchafft nach beſchrieben. 146. ſeqq.
  • Feld-Huͤhner. Suche unten Reb-Huͤhner.
  • Feld-Kuͤmmel/Serpyllum, worzu er gut zu ge-
    brauchen? 10. b.
  • Fett von Haſen/ worzu es diene? 105. b.von
    Fuͤchſen/
    worzu es gut? 111. b.von Daͤch-
    ſen/
    worzu es gebrauchet werde? 115. b.von
    wilden Katzen/
    worzu es dienlich ſey? 117. b.
    von Eichhoͤrnern worzu es gut ſeyn ſolle?
    118. b.
  • Fette Hennen/TelephiumoderCraſſula, wie die-
    ſes Kraut ausſehe? 14. b. ſeq. zeiget an/ ob ein
    abweſender Anverwandter todt oder lebend
    ſey? 15. a.
  • Feuchte Oerter/ was fuͤr wilde Kraͤuter an
    denſelben fuͤrnehmlich wachſen? 12. a.
  • Feuer/ woher es komme/ daß man ſolches bey
    Loͤſung des Geſchuͤtzes ehe ſiehet/ als man
    den Knall hoͤret? 271. a. b.
  • Feuer-Braͤnde/ thun in Waͤldern und Heiden
    unglaublichen Schaden. 39. b. ſeq. Woher
    ſolche in Heiden und Waͤldern vornemlich zu
    entſtehen pflegen? 39. b. Wie ſie in Waͤldern
    zu leſchen? 40. b.

rFichte/
[[122]]Regiſter.
  • Fichte/ wird nach ihrer Natur/ Eigenſchafft und
    Nutzen ausfuͤhrlich beſchrieben. 36. b. ſeq.
  • Fichtene Bretter/ worzu ſie pflegen gebrauchet
    zu werden? 70. a.
  • Fichten-Hartz/ worzu es dienlich? 37. a.
  • Filix. Siehe oben Farren-Kraut.
  • Fiſch Otter/ wird ihrer Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben/ 113. ſeq. wie ſie gefangen
    werde? 114. b.231. b.
  • Fiſch-Otter-Netz/ wie es befchaffen ſey? 231. b.
  • Flachß/ iſt im menſchlichen Leben unentbehrlich.
    212.
  • Flachß-Saamen/ was er fuͤr Krafft und Wuͤr-
    ckung habe? 78. b.
  • Flieſſende Wuth derer Hunde/ wie ſie beſchaf-
    fen/ oder woran ſie zu erkennen? 190. b. wie
    ſie zu curiren? 191. b.
  • Flinten/ wie ſie zum Lauff- oder Flug-Schieſſen
    beſchaffen ſeyn/ und geladen werden ſollen?
    342. a. b.
  • Floͤhe und Laͤuſe derer Hunde zu vertreiben.
    195. a.196. b.
  • Floͤßen/ zu welcher Zeit des Jahrs es am be-
    qvemſten vorzunehmen? 60. a.
  • Floͤſſer/ worzu ſie geſetzet? 59. b.
  • Floß-Gerechtigkeit/ derjenige/ ſo ſolche exer-
    cir
    et/ muß den Beſitzern derer an den Strohm
    anſtoſſenden Grund-Stuͤcken allen Schaden/
    der durch das Floͤſſen verurſachet wird/ erſe-
    tzen. A. 20. a. b.
  • Floß-Holtz/ wie vielerley es ſey? 59. b.
  • Floß-Knechte/ worzu ſie beſtellet? ibid.
  • Floß-Meiſter/ worzu er geſetzet? ibid.
  • Floß-Schreiber/ worzu er verordnet? ibid.
  • Floß-Werck/ iſt als ein beſonder Regale dem
    Landes-Herrn vorbehalten. ibid.
  • Flug-Schieſſen/ wie es zu erlernen/ und geſche-
    hen ſolle? 341. ſeq.
  • Foͤrſter/ woruͤber er geſetzet? 50. b.59. b.60. a.
    wie er beſchaffen ſeyn ſolle? 60. a. b. ſeqq. wie
    er von einem Schuͤtzen/ Forſt-Knecht/ Hei-
    de-Laͤuffer/ Holtz- oder Fuß-Knecht unterſchie-
    den ſey? 61. b.
  • Forellen/ werden nach ihrer Natur und Eigen-
    ſchafft beſchrieben. 21. b.
  • Forſt-Gerechtigkeit/ was ſie unter ſich begreif-
    fe? 50. a. auff wie vielerley Art ſolche/ daß
    ſie Jemand zuſtehe/ bewieſen werden koͤnne?
    ibid.
  • Forſt-Hauß/ wird beſchrieben/ wie es angele-
    get werden und beſchaffen ſeyn ſolle? 60.
  • Forſt-Meiſter/ woruͤber er geſetzet? 50. b.
  • Forſt-Ordnungen/ ſo in Druck heraus gekom-
    men. 51. a. b.
  • Fraß/ wie er denen reiſenden wilden Thieren in
    denen Loͤwen-Haͤußern pflege gegeben zu wer-
    den? 316. a.
  • Frauen-Diſtel/Carduus Mariae, wie ſie ausſe-
    he/ und worzu ſie gut ſey? 13. b.
  • Frauen-Zimmer/ wie es denen Jaͤgern zuwei-
    len einen Weydemann mache? 308. b.
  • Fraxinella. Suche unten Weiſer Diptam.

  • Fredel/ wie man damit die Caninen fange?
    106. b.
  • Friſchlinge/ werden nach ihrer Natur/ Ei-
    genſchafft und Wachsthumb beſchrieben. 98.
    a. b. ſeq.
  • Froͤſche/ fallen zuweilen mit dem Regen her-
    unter/ und woher ſolches komme? 271. b.
  • Froſt-Bohrer/ worzu ſie bey der Jagd gebrau-
    chet werden? 237. a. b. wie ſie beſchaffen ſeyn
    ſollen? 237. b.
  • Fuchs-Blume/ was es ſey/ wie es ausſehe
    und rieche? 111. b.
  • Fuchs-Eyſen/ wie hoch es ohngefehr an Gel-
    de zu ſtehen komme? 243. a. wie es verfertiget
    werde. ibid. wie es auffzuſtellen? 243. b.
  • Fuchs-Fett/ worzu es gut ſey? ibid.
  • Fuchs-Jagd/ wie ſie zu geſchehen pflege? 307.
    a. b.
  • Fuchs-Kaſten/ wie ſolche zu verfertigen? 236.
    a. b.
  • Fuchs-Kraut/Aconitum, wie es wachſe und
    ausſehe? 9. a.
  • Fuchs-Lunge/ worzu ſie gebrauchet werde?
    111. b.
  • Fuchs-Schweiß/ worzu er diene? 111. b.
  • Fuhr-Leute/ wie ſie durch mit Zeug eingeſtellte
    Jagen zu laſſen ſeyen? 274. b. ſeq.
  • Fuͤchſe/ werden nach ihrer Natur und Eigen-
    ſchafft weitlaͤufftig beſchrieben? 110. ſeqq. wie
    ſie gefangen werden? 110. b. wie vielerley ſie
    ſeyen? ibid. ſeq. wie ſie ſich von den Floͤhen
    reinigen? 111. a. was von ihnen zur Artzney
    gebrauchet werde? 111. b. wie ſie in Eiſen ge-
    fangen werden? 243. a. b. wie in Drath-
    Schlingen? ibid. b. womit ſie ſich das Jahr
    durch von Monat zu Monat aͤſſen/ und wie
    ſie ſich ſonſt verhalten? 359. b. ſeq.363. b.367.
    a.
    370. b.374. b.378. a.381. b.385. a.388. b.395. b.
    399. a. wann und wie ſie rollen? 110. b.363. a.
    wie ſie zum Schuß zu betriegen? 363. b. eines
    Fuchſes Anatomie.138. ſeq.
  • Fuͤſſe derer Hunde/ wann ſie wund gelauffen/
    wie ſie zu curiren? 194. b.et195. b.
  • Fungi. Suche unten Puͤltze.
  • Furckeln/ wie ſie zu denen hohen Tuͤchern be-
    ſchaffen ſeyn ſollen? 215. a. wie zu denen Mit-
    tel-Tuͤchern? 218. a. wie zu denen Tuͤcher-
    Lappen? 222. a. wie zu denen Hirſch-Netzen?
    224. b. wie zu denen Sau-Netzen? 225. a. wie
    zu denen Prell-Netzen? 226. b. ſeq. wie zu de-
    nen Stuͤck-Garnen? 338. a. wo ſie im Zeug-
    Hauß verwahret werden? 238. a.
  • Fuß-Knecht/ worzu er geſetzet? 50. b.
  • Futter vor die jungen Phaſianen/ 328. a. vor die
    Canarien-Voͤgel. 354. a.

G.


  • Gabeln/ wie ſie ausjehen/ und worzu ſie gebrau-
    chet werden? 236. a. b.
  • Gabel-Hirſch/ wann ein Hirſch ſo genennet
    werde? 91. a. b.
  • Gaͤnſe-Bluͤmlein/Bellis, worzu es nuͤtzlich zu
    gebrauchen? 12. a.

Gaͤnſe-
[[123]]Regiſter.
  • Gaͤnſerich/Anſerina, wo es wachſe/ und wor-
    zu es gut ſey? 13. b. ſeq.
  • Galega. Suche unten Geiß-Raute.
  • Gallaͤpffel/praeſagiren zukuͤnfftige Dinge/ 29.
    a.
    worzu ſie dienen? ibid.
  • Galle/ vom wilden Schwein/ worzu ſie gut zu
    gebrauchen? 100. b.
  • Ganß. Was dieſes Wort bey den Ertz-
    Schmeltzern bedeute? 63. b. wie ſolche auff
    dem Eiſen-Hammer ferner zubereitet werde?
    64. a.
  • Gebuͤrge. Deſſen Beſchreibung/ 2. ſeqq. wie
    es von den Berg-Verſtaͤndigen eingetheilet
    werde? 3. a. was fuͤr Kraͤuter des Wildes
    darauff wachſen? 13. a. b. ſeqq.
  • Gebuͤſche/ in Heiden/ Feldern und Aeckern/
    werden beſchrieben. 42. ſeq.
  • Gefaͤhrd. Suche unten Spuhr/ Faͤhrd oder
    Gefaͤhrd.
  • Gehaͤuigt. Welche Gehaͤuigte zu Kuͤchen-
    Brenn-Holtz die beſten ſeyen? 74. a.
  • Gehege/ was dieſes Wort bedeute? 51. a. was
    nothwendig darzu erfordert werde? 51. b. wie
    ſolches natuͤrlich anzulegen? 52. ſeqq.
  • Gehaͤuſer vor die Voͤgel/ wie ſie pflegen ge-
    macht zu werden? 348. a. b.
  • Gehirn von Eichhoͤrnern/ worzu es gut ſeyn
    ſolle? 118. b.von Gemſen/ wofuͤr es helffen
    ſolle? ibid.
  • Gehoͤrn vortragen und Weyde-Geſchrey
    wann und wie ſolches vorzeiten geſchehen?
    280. a. b.
  • Geiß-Raute/Galega, wofuͤr ſie gut ſey/ und
    wo ſie gerne wachſe? 9. b.
  • Geiſtlicher/ der mit einer Flinte denen Voͤgeln
    nachgehet/ iſt/ wann er/ auch durch die ge-
    ringſte Verwahrloſung/ Jemand Schaden
    thut/ ſolchen zu erſetzen verbunden. A. 15. ſeq
  • Gemſe/ werden ihrer Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben. 102. ſeq
  • Gemſen-Galle/ worzu ſie zu gebrauchen?
    103. b.
  • Gemſen-Kugel/ woher ſie ihren Uhrſprung
    habe/ und wo ſie gefunden werde? 102. b.
    133. a. wie ſie ausſehe/ und wie groß ſie ſey?
    ibid. \& 133. b. was ſie fuͤr Krafft und Tugend
    habe? 103. a. woraus ſie beſtehe? 133. b.
  • Gemſen-Schweiß/ wovor er von den Jaͤgern
    gebrauchet werde? 103. b.
  • Gemſen-Unſchlitt/ worzu es gut ſey? ibid.
  • Gemſen-Wurtzel/Doronicum, wo ſie wachſe?
    5. b. deren Tugend und Wuͤrckung. 6. a
  • Gentiana. Suche oben Entzian.
  • Gentil, was dieſes fuͤr ein Falcke ſey? 319. b.
  • Genuͤß des Leith-Hundes/ wie damit gegen
    den Leith-Hund zu verfahren? 260.
  • Geometria, was ſie ſey? 44. a. wie vielerley ſie
    ſey? ibid.
  • Gerichts-Herr/ ob ihm von ſeinen Untertha-
    nen das Lerchen-Fangen mit Tage-Netzen
    verwehret werden koͤnne auff denenjenigen
    Feldern/ auff welchen er die Nieder-Jagd/
    die Unterthanen aber die Huth- und Trifft-
    Gerechtigkeit haben? A. 53. ſeqq. ob er/ wann
    er ſowohl mit Ober- und Unter-Gerichten/
    als Ober- und Nieder-Jagden belehnet iſt/ ſei-
    nen Unterthanen wider das Herkommen/ daß
    ſie ihren Hunden Knuͤttel anlegen ſollen/ bey
    Straffe anzubefehlen berechtiget ſey? A.
    76. ſeqq.
  • Gerſau,oder Ger-Falcken/ was es fuͤr Fal-
    cken ſeyen/ und woher ſie zu gebrauchen? 319.
    b.
    woher ſie zu uns kommen? ibid.
  • Gerſte/ was ſie fuͤr Krafft und Wuͤrckung habe?
    77. b.
  • Geruch oder Geſtanck derer Duͤnſte der
    Erden/
    woher er entſtehe? 1. b.
  • Geſchwier und Geſchwulſt derer Hunde an
    ihren Leibern
    zu curiren. 194. a.196. a.
  • Geſtein/ woher es in der Erden entſtehe? 2. b.
    wie vielerley Sorten deſſelben gefunden wer-
    den? ibid.
  • Gewaͤchſe der Erden/ woher ſie die vielerley
    Farben uͤberkommen? 2. a. von unterirdiſchen
    verborgenen Gewaͤchſen. 16. ſeqq.
  • Gewaͤſſer/ was fuͤr wilde Kraͤuter in demſel-
    ben fuͤrnemlich wachſen? 12. b.
  • Gewohnheit/ wie ſie von der Obſervanz differi-
    r
    e und unterſchieden ſey? A. 68. a.
  • Geylen eines wilden Schweines/ worzu ſie
    gut zu gebauchen? 100. b.von Biebern/ wor-
    zu ſie dienlich ſeyen? 113. a.
  • Gezimmer in denen Bergwercken/ werden
    beſchrieben. 65. a.
  • Glaß/ iſt ein ſehr nuͤtzliches und hoͤchſt noͤthi-
    ges Ding/ 62. a. b. was daraus verfertiget
    werde? ibid. b. Aus was fuͤr Materie es be-
    ſtehe? ibid.
  • Glaß-Huͤtte/ wird beſchrieben/ 62. ſeq. iſt de-
    nen Waͤldern und Gehoͤltzen hoͤchſtſchaͤdlich/
    62. a. Wo ſolche nuͤtzlich anzulegen? ibid.
  • Glieder und Adern eines Pferdtes/ welche A-
    dern zu rechter Zeit zu ſchlagen ſeyen? 204. ſeq.
  • Glied-Kraut/Sideritis, wo es wachſe/ was fuͤr
    Blumen es trage/ und worzu es gut zu gebrau-
    chen ſey? 14. b.
  • Gnaden-Jagden/ wie ſie von denen Landes-
    Fuͤrſten an andere verlaſſen werden ſollen?
    A. 3. b. Wie derjenige/ ſo die Gnaden-Jag-
    den von dem Landes-Herrn concedirt bekom-
    men/ ſich ſolcher zu gebrauchen habe? A. 10.
    a. b.
  • Gnaden und Gerechtigkeiten. Ob durch die
    Worte: mit allen Gnaden und Gerechtig-
    keiten/ nichts ausgenommen/
    in dem Lehn-
    Brieff auch die Jagden angedeutet werden?
    A. 12. b.
  • Goͤtzen/ aus was fuͤr Holtz die Heyden ſolche
    haben machen laſſen? 35. a.
  • Gold-Wurtzel/Aſphodelus, wo ſie wachſe/ wie
    ſie bluͤhe/ und worwieder ſie zu gebrauchen? 9. a.
  • Graͤntze/ bey was fuͤr Gelegenheit ſie auffge-
    kommen? 48. a. b. Womit ſie bemercket wer-
    den? 49. a. Wie deren Verruͤcker vorzeiten
    r 2beſtraf-
    [[124]]Regiſter.
    beſtraffet werden? ibid. wie ſie ſonſt pflegen ge-
    nennet zu werden? ibid. ſoll jaͤhrlich oder zum
    wenigſten alle drey Jahr bezogen werden/ ibid.
    Wie ſolche Verziehung geſchehen ſolle? ibid.
    a. \& b.
  • Graͤntz-Schuͤtze/ worzu er geſetzet? 50. b.61. b.
  • Graß/Gramen, worzu es dienlich ſey? 12. a.
  • Grimmende Wuth derer Hunde/ wie ſie be-
    ſchaffen? 190. b. wo ſie herruͤhre? 191. b. was
    darwider zu gebrauchen? ibid.
  • Grind derer Hunde zu vertreiben. 193. a.
  • Groͤße eines Hirſches/ wie ſie aus deſſen Ge-
    faͤhrd zu erkennen? 96. a.
  • Groß-Falcken/ woher ſie zu uns gebracht wer-
    den/ und wie ſie geartet ſeyen? 319. a. worzu
    ſie abgerichtet werden? ibid.
  • Gruͤne Freude/ wie es wachſe/ und worzu es
    gut ſey? 8. a.
  • Gunarus, Koͤnig in Schweden/ ſetzet ſeinen Un-
    terthanen einen Hund zum Koͤnig. 166. a.

H.


  • HAamen- und Treibe-Zeug/ wie damit die
    Reb-Huͤhner gefangen werden? 332. 339. a.
    wie er geſtricket und verfertiget werde? 338.
    b. ſeq.
    wie er auffzuſtellen? ibid. ſeq.
  • Haarſtrang/Peucedanum, wo es wachſe/ wie
    es ausſehe/ und worwieder es diene? 9. a.
  • Habicht/ wird ſeiner Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben/ 153. ſeq. wie er gefangen wer-
    de? 153. a. woher er ſeinen Namen habe? 154.
    a.
    wann er von uns hinweg ziehe? 154. b.
    361. a. wann er wieder zu uns komme? 153. a.
    364. b. welche Habichte zum Abtragen oder
    Abrichten die beſten ſeyen? 153. b. \& 154. a. Su-
    che unten Raub-Gefluͤgel/ oder Raub-
    Voͤgel.
  • Haͤge-Reuter/ wie er beſchaffen ſeyn ſoll? 119. b.
    ſeq.
    worzu er geordnet werde/ und was ihm
    zu thun obliege? 120. a. b. woher er an etlichen
    Orten Haſen-Jaͤger pflege genennet zu wer-
    den? 120. b.
  • Haͤſin. Suche unten Satz-Haͤſin.
  • Hafer/ was er fuͤr Krafft und Wuͤrckung ha-
    be? 77. b.
  • Hagard, was dieſes fuͤr ein Falcke ſey? 319. b.
  • Hagen/ ob es auch demjenigen zuſtehe/ ſo das
    Jagen habe? A. 73. a.A. 92. ſeq. was durch
    die Worte Hagen und Jagen zu verſtehen
    ſey? ibid. a. b.
  • Hage-Dorn/ wird ſeinem Weſen und ſeiner
    Frucht nach beſchrieben. 43. b.
  • Hag- oder-Stein-Eiche/ war bey den Calten/
    denen Gallis, und allen Teutſchen in ungemei-
    nem groſſem Æſtim.29. a.
  • Hanff/ iſt zu ſehr vielen Dingen nuͤtzlich und
    noͤthig/ 212. wie viel Hanff zu einem Hirſch-
    Netz gebrauchet werde? 224. a.
  • Hanff-Saamen/ worzu er diene/ und was er
    fuͤr Wuͤrckung habe? 78. a.
  • Harnen. Wann ein Hund hart harnet/ wie
    ſolchem zu helffen? 195. b.
  • Hartz oder Hartz-Wald/ woher er dieſen Na-
    men bekommen? 37. a. hat vorzeiten Satyros
    oder wilde Menſchen/ und Lind-Wuͤrme ge-
    habt. 22. b. ſeq.
  • Hartz-Holtz. Suche unten Tangel- oder Hartz-
    Holtz.
  • Hartz-reiſen/ wie es geſchehe? 37. a. thut den
    Baͤumen groſſen Schaden. ibid.
  • Haſel-Huhn/ wird ſeiner Natur und Eigen-
    ſchafft nach beſchrieben/ 142. ſeq. wie es gefan-
    gen werde? 143. a. wo es ſich auffzuhalten pfle-
    ge? ibid.360. a.364. a.382. a.392. a.395. b. ſeq.
    399. b. womit es ſich aͤße? 142. a.367. b.385. b.
    wann es Eyer lege? 371. a. wie es ſeine Jungen
    aufferziehe? ibid.374. b.378. b.389. a.
  • Haſel-Miſtel oder Kenſter/ worwider er die-
    ne? 42. b.
  • Haſel-Nuͤſſe/ worwieder ſie gut ſeyen? 42. b.
  • Haſel-Strauch/ wird ſeiner Natur/ Eigen-
    ſchafft und Nutzen nach beſchrieben. 42. a. b.
  • Haſel-Wurtz/Aſarum, worwieder ſie gut ſey/
    wo ſie wachſe/ und was ſie fuͤr Blumen habe?
    14. a.
  • Haſen/ werden ihrer Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben/ 103. ſeqq. Wie vielerley ſie
    ſeyen? 104. b. wie ſie pflegen gefangen zu wer-
    den? 105. a. werden von den Fuͤchſen leichte
    gefangen/ ibid.111. a.360. a. ob ſie Hermaphro-
    dit
    en ſeyen? ibid. wie ſie zur Artzney zu ge-
    brauchen? 105. b. wie ſie mit denen Lauſch-
    oder Luͤcken-Netzen gefangen werden? 230. a. wie
    mit Drath-Schlingen? 243. b. wie ſie mit
    Winden gehetzet werden? 307. ſeqq. womit ſie
    ſich das Jahr durch in jedem Monat aͤſſen/ und
    wie ſie ſich darinnen ſonſt verhalten? 359. b.
    363. b.367. a.370. b.374. a.377. b. ſeq.381. a. b.
    385. a.388. a.391. b.395. a.398. b. eines Haſens
    Anatomie,136. ſeqq. woher die Meynung ent-
    ſtanden/ daß die Haſen Hermaphroditen ſeyen?
    136. b.
  • Haſen-Fett/ worzu es diene? 105. b.
  • Haſen-Hetzen/ ſoll ſtill und ohne Geſchrey ge-
    ſchehen/ 173. b. wo und wann ſolches am fuͤg-
    lichſten vorgenommen werde? 174. b.
  • Haſen-Jagd/ wie ſie zu geſchehen pflege?
    307. b.
  • Haſen-Kaſten/ wie ſolche verfertiget werden?
    236. b.
  • Haſen-Kraut/ wie es wachſe/ bluͤhe/ und wo-
    fuͤr es gut zu gebrauchen? 8. a.
  • Haſen-Netze/ ſolten billig verbothen werden/
    229. a. wie ſie beſchaffen ſeyen? ibid. wie hoch
    eines dererſelben an Gelde zu ſtehen komme?
    229. b. wie ſolche auffzuſtellen? ibid.
  • Haſen-Oehrlein/Piloſella, wo dieſes Kraut
    gerne wachſe/ wie es ausſehe/ und worzu es die-
    ne? 13. a.
  • Haſen-Spring/ worzu er gut zu gebrauchen?
    105. b.
  • Haſen-Tuͤcher/ wie ſolche beſchaffen ſeyen? 718.
    a.
    worzu ſie gebrauchet werden koͤnnen? ibid. a.
    b.
    wieviel ein ſchmahles Haſen-Tuch koſte?
    218. b.

Hauen-
[[125]]Regiſter.
  • Hauende Schweine/ welche Schweine ſo ge-
    nennet werden? 99. a. wie ſie mit einander
    kaͤmpffen? 99. b.
  • Haupt-Jagen/ wie ſolche anzuordnen? 271.
    ſeq.
  • Haupt-Schweine/ welche Schweine ſo genen-
    net werden? 100. a.
  • Hayn-Buche/ woher ſie dieſen Namen habe?
    30. b. wird nach ihrer Natur/ Eigenſchafft
    und Nutzen beſchrieben. ibid.
  • Hedera. Suche unten Wintergruͤn.
  • Hedera arborea. Suche oben Eppich.
  • Hege-Reuter/ worzu er verordnet? 51. b.
  • Hegung und Haltung der Schuͤtzen/ iſt mit
    der Jagd-Gerechtigkeit vereiniget. A. 17. b.
  • Heide-Laͤuffer/ worzu er geſetzet? 50. b.
  • Heiden/ werden beſchrieben/ 22. ſeqq. wodurch
    ſie groſſen Schaden nehmen? 39. ſeqq. woher
    ſie dieſen Namen haben? 43. a. wie ſie pflegen
    ausgemeſſen zu werden? 44. ſeq. wie ſie zu
    taxiren und in Erbſchafft zu theilen? 46. ſeq.
    wie ſie zu befluͤgeln und zu umbſtellen ſeyen?
    47. ſeq. von der Heiden Eintheilung und Geo-
    metri
    ſcher Ausmeſſung. 43. ſeqq.
  • Helleborus Albus. Suche unten Weiſe Wen-
    de-Wurtzel.
  • Henge-Seil/ was bey dem Jagen ſo genennet
    werde? 175. a.
  • Henricus Auceps,Roͤmiſcher Kaͤyſer/ woher
    er dieſen Namen bekommen? 317. b.
  • Hepatica. Suche unten Leber-Kraut.
  • Hepatica Fontana. Suche unten Zehr-Kraut.
  • Herba Paradiſi. Suche unten Paradieß-Kraut.
  • Herba Paris. Suche oben Einbeer.
  • Herba Pilati. Suche unten Pilati Kraut.
  • Heu-Scheunen oder Heu-Rauffen/ ſind ſo-
    wohl in Thier-Gaͤrten/ als Gehegen hoͤchſt
    noͤthig/ 57. a. wohin und wie ſolche am fuͤg-
    lichſten anzulegen? ibid. a. b.
  • Heyde-Korn/ iſt der wilden Schweine beſte
    Nahrung. 78. a.
  • Heydel-Beer/Myrtillus, worzu ſie diene/ wie
    ſie ausſehe/ und wo ſie wachſe? 10. b.
  • Heyden/ wo ſie vorzeiten ihre Oracula gehabt?
    23. a. wo ſie meiſtens gewohnet/ und womit
    ſie ſich/ wann ſie keinen Krieg gehabt/ belu-
    ſtiget? ibid.
  • Hieff-Horn/ wie es geblaſen werde? 253. b. ſeq.
    wie vielerley es ſey? 245. a. wie es zube-
    reitet und verfertiget werde? ibid. warumb es
    getragen werde? ibid.
  • Hierſche/ was er fuͤr Krafft und Wuͤrckung
    habe? 78. a.
  • Himmeliſche Zeichen/ was ein jedes dererſel-
    ben ſowohl bey denen Menſchen/ als denen
    Thieren fuͤr einen Theil des Leibes innen habe?
    204. a.
  • Himmels-Spuhr/ oder Himmels-Zeichen/
    was bey der Faͤhrd derer Hirſche ſo genen-
    net werde? 95. b.
  • Hinterlaß/ was dieſes Wort bey der Gefaͤhrd
    eines Hirſches bedeute? 95. a.

  • Hirſch/ wie vielerley Arten deſſelben ſeyen?
    92. b. ſoll mit weiſſem Diptam die geſchoſſe-
    nen Pfeile aus dem Leibe treiben/ 7. a. Soll
    mit brauner Doſte ſich alles innerliche aushei-
    len/ 8. a. Soll ſich von Drey-Ocker ſehr
    nehren/ 8. b. Soll unter allen Thieren am
    laͤngſten dauern/ 29. b. Wird nach ſeiner
    Natur und Eigenſchafft weitlaͤufftig beſchrie-
    ben/ 89. ſeqq. Wann er ein Schmahl-Thier
    genannt werde? 91. a. Wann ein Schpieß-
    Hirſch? ibid. wann ein Gabel-Hirſch? ibid.
    a. b.
    Wann ein Kuͤmmerer? 91. b. Wann
    er ſein Gehoͤrn abwerffe und wieder auffſe-
    tze? 92. b.363. a.366. b.370. a.374. a. Woher er
    ſo alt werde? 92. b. Was die Alten ſeines Al-
    ters halben von ihm geſprochen? ib. ſeq. Wie
    er das Wild beſpringe oder beſchlage? 93. ſeq.
    Wie er auffgebrochen/ zerwuͤrcket und zerle-
    get werden ſolle/ 263. ſeq. Wann oder zu wel-
    cher Zeit des Jahres er brunffte? 93. a. b.382.
    a.
    388. a.391. a. Wie er par-force gejaget wer-
    de? 294. ſeqq.300. ſeqq. Wie er mit dem
    neu auffgeſetzten Gehoͤrn verfahre? 92. a. b.
    377. b. Wie ſchwer ein Jagdbahrer Hirſch
    gemeiniglich ſey? 91. b. Woran ein alter
    Hirſch zu erkennen? 93. a. Was von dem
    Hirſch zur Medicin zu gebrauchen? 94. b.
    Wie eines Hirſches Groͤße aus der Spuhr zu
    erkennen? 96. a. Hirſches Anatomie,127. ſeqq.
    Hirſche nach der Gefaͤhrd zu erkennen/ was
    ſie fuͤr Gehoͤrn haben/ 257. was das heiſſe:
    Man habe einen jagdbahren Hirſch nach al-
    tem teutſchem Jaͤger-Gebrauch gebuͤhrlich be-
    ſtaͤttiget/ 258. b. Woher zu mercken/ daß ein
    Hirſch bey der Par Force-Jagd durchs Waſ-
    ſer geſetzet? 302. a.
  • Hirſch-Brunfft/ ſoll geruhig gelaſſen werden?
    282. a. b. ſeq. wie die Herrſchafften zu ſolcher
    Zeit die Hirſche puͤrſchen/ und nach Hofe fuͤh-
    ren laſſen? ibid.
  • Hirſch-Gehoͤrn/ woher es ſeinen Zugang und
    Wachsthumb habe? 92. a. wie lange es die
    Kolben genennet werde? ibid. wie es aus-
    ſehe/ und ſich nach und nach an Farbe ver-
    aͤndere? ibid. b. iſt von groſſen Herren vor-
    zeiten hoch geſchaͤtzet/ auch wann ſolches vor-
    getragen worden/ dabey gewiſſe Ceremonien
    beobachtet worden. 280. ſeq.
  • Hirſchheyl-Wurtz/Libanotis, wo ſie wachſe und
    worzu ſie nuͤtzlich zu gebrauchen? 13. a.
  • Hirſch-Holder/Sambucus cervina, wo und wie
    er wachſe/ und wofuͤr er gut ſey? 9. b.
  • Hirſch-Kaſten/ wie er gebraͤuchlich und wohl
    verwahrt zu verfertigen? 235. ſeq.
  • Hirſch-Klee/Eupatorium, wofuͤr es gut ſey/ wie
    und wo es wachſe? 9. b.
  • Hirſch-Melde/Pulmonaria, wo ſie wachſe? 6. a.
    wie ſie ausſehe und bluͤhe/ ibid. Machet die
    Hirſche mehr als ſonſt ſtarck und feiſte wach-
    ſen. ibid.
  • Hirſch-Netze/ wie es beſchaffen ſeyn ſolle? 224.
    ſeq.
    wie es zu ſtricken? 224. a. b. wie hoch es an
    sGelde
    [[126]]Regiſter.
    Gelde zu ſtehen komme? 224. b. iſt denen Tuͤ-
    chern ſehr gut/ 225. b. Wie viel Hanff zu einem
    Hirſch-Netz gebrauchet werde? 224. a.
  • Hirſch-Wurtz/Cervaria, worzu ſie dienlich zu ge-
    brauchen/ und wo ſie wachſe? 13. a.
  • Hirſch-Zunge/Lingva cervina, wie dieſes Kraut
    bluͤhe/ wo es wachſe/ und wofuͤr es gut ſey?
    7. b.
  • Hitzige Wuth derer Hunde/ wie ſie beſchaffen?
    189. b. woran ſie erkannt werde? 190. a.
  • HochbergsCalendarium perpetuum,durch al-
    le Monat im gantzen Jahre das Weyde-
    werck mit Nutzen zu treiben/
    wird recom-
    mendir
    et. 344. b.
  • Hoͤhle. Von unterirdiſchen verborgenen Hoͤh-
    len/ 16. ſeqq. Woher ſolche entſtanden? 19. a.
  • Hoff-Jaͤger/ was er bey Stellung der Jagd-
    Tuͤcher zu thun habe? 220. b. wie er beſchaffen
    ſeyn ſolle? 267. a. weſſen er ſich zu erkundigen/
    wann er wegen eines Ausſchieſſens oder Ab-
    jagens/ ſo von der Herrſchafft verlanget
    wird/ mit Ordre an den Forſt-Meiſter abge-
    ſchicket wird? ibid. a. b. ſeq.
  • Hoff-Jaͤger-Meiſter/ worzu er geordnet?
    291. a.
  • Hoff-Kampff-Jagen/ wann und wie ſie an un-
    ſeren teutſchen Hoͤfen vorgenommen werden/
    292. groſſes Kampff-Jagen/ von Kaͤyſer Phi-
    lippo
    gehalten. 291. b.
  • Hohe Jagd/ was darzu gerechnet werde? A. 3. a.
    A. 101. b. ob ſolche unter der Verleihung derer
    Jagden mit begriffen ſeyen? A. 100. b. durch
    was fuͤr Worte ſie in denen Lehr-Brieffen
    pflegen verliehen zu werden? A. 101. a.Strykii
    Reſponſum
    von der Hohen Jagd. A. 68. ſeqq.
  • Hohe Netze auf Schnepffen und andere
    groſſe Voͤgel/
    wie ſolche geſtricket und ver-
    fertiget werden? 346. a.
  • Hoher Ofen/ wird beſchrieben/ 63. ſeq. iſt den
    Waͤldern und Gehoͤltzen hoͤchſtſchaͤdlich/ 63. a.
    Was fuͤr Gefaͤſſe und Sachen bey dem ſelben
    gegoſſen werden? 63. b.
  • Hohe Tuͤcher/ wie ſolche beſchaffen ſeyn muͤſ-
    ſen? 214. ſeqq. wie ſolche auffgeſtellet werden?
    214. a. b. ſeq. wie ſolche auf die Zeug-Wagen
    gepacket werden? 219. b. wie hoch ein Hohes
    Tuch/ ſo 80. gedopppelte oder 160. einfache
    Waldſchritt lang ſtellet/ mit aller Zubehoͤre
    am Preiß zu ſtehen komme? 215. b. Wie hoch
    ein Fuder Hohe Tuͤcher/ deren dreye darauf
    gehen/ in Dreßden an Gelde kommen? ibid.
    ſeq.
  • Holtz/ wie es bey dem Berg-Bau zu ſchonen?
    4. a. iſt hoͤchſtnoͤthig zu allen Dingen/ und
    kan im menſchlichen Leben nicht entrathen
    werden/ 23. b. worinnen deſſen Materie ei-
    gentlich beſtehe? 24. a. woher/ wann es noch
    gruͤn/ im Feuer zu knaſtern pflege? 39. a. Ob
    das Holtz/ ſo zum oͤfftern bey Grabung tief-
    fer Graͤben/ Teiche und Brunnen in dem
    Erdreich gefunden wird/ ein unterirdiſches
    natuͤrliches Gewaͤchſe/ oder von der Suͤnd-
    fluth wuͤrcklich verſchwemmetes Holtz ſey?
    16. a. ſeqq. von Unterſcheid des Holtzes/ 24.
    ſeqq.
    Holtz/ ſo vom Winde niedergeriſſen/
    ſoll zum Bauen nicht dienlich ſeyn/ 39. a. b.
    Welche Baͤume in Heyden und Waͤldern
    junges Holtz genennet werden? 42. b. welche
    haubares Holtz? ibid. Was fuͤr Holtz in de-
    nen Bergwercken zur Verzimmerung und
    anderer Beduͤrffniß zu gebrauchen? 65. b. wie
    das Holtz zum Aſchbrennen beſchaffen ſeyn
    muß? 75. b.
  • Holtz-Aepffel/ worzu ſie dienlich ſeyen? 76. b.
  • Holtz-Floͤſſe/ warum und zu was Ende ſie an-
    geleget worden? 59. a. Wie vielerley ſie ſey?
    ibid. a. b.
  • Holtz-Gerechter/ woher dieſer Name einem
    Holtzverſtaͤndigen beygeleget worden? 59. a.
  • Holtz-Knecht/ worzu er geſetzet? 50. b.
  • Holtz-Maͤrckte/ zu welcher Zeit des Jahrs ſie
    zu halten? 58. a. Was auf denenſelben ver-
    richtet werde? ibid. a. b.
  • Holtzungs-Gerechtigkeit/ kan ſich Niemand
    zueignen/ noch in deren Poſſeſs geſchuͤtzt zu
    werden prætendiren/ wann er ſolche nur Bitt-
    weiſe/ und mit Proteſtation von dem andern
    hat. A. 16. ſeq. ob ſie in einem frembden Wal-
    de eine Art einer Servitut ſey? A. 41. ſeqq.
  • Huff-Lattig/Thuſſilago, wofuͤr dieſes Kraut zu
    gebrauchen? 10. b.
  • Huͤhner-Fangen/ wie es zu geſchehen pflege? 331.
    ſeq.
  • Huͤhner-Faͤnger/ was deſſen Verrichtung ſey?
    331. a. b. wie er die Reb-Huͤhner/ mit dem Trei-
    be-Zeug und Haamen fange? 332. ſeq. wie
    vermittelſt des Treibe-Pferdtes/ der Kuhe/
    oder des Schildes. 333. ſeq.
  • Huͤhner-Hund/ wird nach ſeiner Art/ und Ei-
    genſchafft beſchrieben/ 177. ſeq. wie er abzurich-
    ten ſey? 177. a. b. ſoll Frantzoͤſiſch/ Moſcowi-
    tiſch oder Polniſch angeſprochen werden.
    178. b.
  • Huͤhner-Zeug/ wie es zu ſtricken? 338. ſeq.
  • Huͤndin/ womit ſie ſich vor und nach der Geburth
    zur Reinigung der Milch purgire? 13. a.
  • Huͤndin oder Betze/ wie ſie laͤuffiſch zu ma-
    chen? 184. a.299. b. Wie ſie zu halten/ wann
    ſie traͤchtig iſt/ oder geworffen hat/ 184. b.185. a.
    was ihr zu geben/ daß ſie nimmer laͤuffiſch
    werde? 194. b.
  • Huͤtte bey dem Voͤgel-Heerd/ wie ſie beſchaffen
    ſeyn ſolle? 344. b.
  • Hunde werden beſchrieben nach ihrer Treue/ 165.
    ſeq.
    nach ihrer Eigenſchafft/ 166. ſeqq. nach ih-
    rem Unterſcheid/ 168. ſeq. wann ſie wuͤthend
    werden/ woran ſolches zu erkennen? 168. a. b.
    189. b. woher ſie wuͤthend werden? 168. b. wo-
    her es komme/ daß ſie in coitu zuſammen hen-
    gen bleiben? ibid. wie ſie abgerichtet werden
    zu Leith-Hunden? 175. b.256. a. b. ſeqq. zu
    Sau-Findern? 176. a. b. zu Huͤhner-Hun-
    den? 177. a. b. auff Schnepffen und Wach-
    teln vorzuſtehen? ibid. b. zu Jagd-Hunden?
    180. a. b.
    [[127]]Regiſter.
    180. a. b. zu Waſſer-Hunden? 181. b. zu Ot-
    ter-Hunden? 183. a. b. zu Dachs-Kriechern? 183.
    b. ſeq.
    wie ſie aufferzogen werden ſollen? 184. ſeq.
    wie ſie laͤuffiſch zu machen? 184. a.299. b. wie
    ſie insgemein pflegen benennet zu werden? 185. b.
    wie ſolche gewartet/ gepfleget/ und curiret wer-
    den ſollen? 189. ſeqq. zu welcher Zeit des Jahrs
    ſie insgemein zu wuͤthen pflegen? 196. a. wie ſie
    gefuͤttert werden ſollen? 252. b. ſeq. wie offte/
    und wie ſie ausgefuͤhret werden muͤſſen? 253.
    a. b.
    wie offte/ und zu welcher Zeit des Ta-
    ges ſie zu fuͤttern? 253. b. wie ſie bey einer
    Jagd auff dem Lauff-Platz zu rangiren und zu
    ſtellen ſeyen? 277. b. woran zu erkennen/ wel-
    che unter denen jungen Hunden die beſten
    ſeyen? 185. a. Hunde wohl zunehmend zu ma-
    chen/ 197. b. wenn ein von Hunden zerfleiſch-
    ter Leichnam oder Stuͤck Vieh angetroffen
    wird/ kan wider den Nachbar/ der im Ruf iſt/
    daß er ſolche arge Hunde halte/ inquirirt, und
    wann er laͤugnet/ zu Ablegung des Reini-
    gungs-Eydes angehalten werden. A. 19. ſeq.
  • Hunde-Artzney und Baͤder.191. ſeqq.
  • Hunde-Daͤchſe/ wie ſie ausſehen? 115. b.
  • Hunde-Junge/ was er fuͤr noͤthige Requiſita ha-
    ben muͤſſe? 252. a. b. Worinnen deſſen Arbeit oder
    Verrichtung beſtehe? 252. b. Wie er zu be-
    ſtrafen/ wann er ſich auff die ſchlimme Seite
    leget/ 253. b. Wie lange er auff die Jaͤgerey
    lernen muͤſſe? 253. a. Wann er als Junge/
    ausgelernet/ wie er hernach genennet werde/
    und was ſodenn ſeine Verrichtung ſey? ibid.
    a. b. ſeq.
  • Hundes-Anatomie.206. ſeqq.
  • Hunde-Stall/ wie er beſchaffen ſeyn ſolle?
    187. ſeqq.
  • Hunde-Zwinger/ wie er angeleget ſeyn ſolle?
    188. b. ſeq.
  • Hunds-Dreck/ worzu er in der Medicin ge-
    brauchet werde? 168. a.
  • Huth-Gerechtigkeit/ ob der/ ſo die Huth-Ge-
    rechtigkeit beſitzt/ dem Gerichts-Herrn/ der
    die Nieder-Jagden hat/ das Lerchen-Fangen
    mit Tage-Netzen verwehren koͤnne? A. 53.
    ſeqq.
  • Hypericum. Suche unten Johannis-Kraut.

J.


  • JAcken derer Hunde/ wie ſolche und wovon
    ſie verfertiget werden/ auch worzu ſiedienen?
    223.
  • Jaͤger/ wie er ſich in der Frembde und auff der
    Reiſe verhalten ſolle? 264. ſeq. uͤberkommet
    zuweilen von dem Frauenzimmer einen Wey-
    demann/ 208. b. Wie er beſchaffen ſeyn ſoll/
    und was er zu lernen habe/ und verſtehen muͤſ-
    ſe/ wann er ein rechter Jaͤger ſeyn will? 355.
    ſeq.
    was er in Jagd- und Forſt-Sachen/ auch
    mit Zeug und Hunden noͤthig zu verrichten
    habe im Monat Januario?361. a. b. ſeq. im
    Februario?365. a. b. im Martio?368. b. ſeq.
    im April.372. a. b. im Majo?375. b. ſeq. im
    Junio?379. a. b. ſeq. im Julio?383. a. b. im
    Auguſto?386. b. ſeq. im September?389. b.
    ſeq.
    im October?393. a. b. im November?
    398. b. ſeq. im December?400. a. b. Waß er
    zu beobachten habe/ wenn er ein Chriſtlicher
    und rechtſchaffener Jaͤger ſeyn will/ A. 5. b.
    ſeq.
    auff was Art und Weiſe er dem Wilde
    auff einem frembden Grund und Boden nach-
    ſetzen koͤnne? A. 10. b.
  • Jaͤger-Calender/357. ſeqq. wie ſich deſſen ein
    Jaͤger gebrauchen ſolle? 357. a. b.
  • Jaͤger-Hauß/ wie dieſes angeleget ſeyn ſolle?
    314. ſeq. wer daruͤber geſetzet ſey? 314. b.
  • Jaͤger-Junge/ wie er beſchaffen ſeyn ſolle und
    was er zu verrichten habe? 252. a. b. ſeq. wie
    lange er lernen muͤſſe? 253.
  • Jaͤger-Meiſter/ weſſen er ſich dey vorhaben-
    dem Ausſchieſſen bey dem Forſt-Bedienten zu
    erkundigen habe? 272. a. Was er ſonſt bey
    ſolchem Ausſchieſſen zu beobachten und zu
    verrichten habe? ibid. a. b. was er bey dem
    Jagen fuͤr Leute unter ſeiner Bothmaͤßigkeit
    habe? 273. a. wie er beſchaffen ſeyn ſolle/ und
    was er ſonſt zu verrichten habe? 291. a. b.
  • Jaͤger-Panquet, wie es pflege gehalten zu wer-
    den? 279. ſeq.
  • Jaͤger-Purſch/ wie er beſchaffen und was er
    zu erlernen bemuͤhet ſeyn ſolle? 254. b. ſeq.
  • Jaͤgerey/ wie ſie bey einem Abjagen oder Aus-
    ſchieſſen mit gewoͤhnlichem Wald-Geſchrey zu
    und von Holtze ziehe/ und was ſonſt dabey
    ihre Verrichtung ſey? 278. ſeq. was ſie bey
    dem Jagd-Panquet zu thun habe? 279. ſeq.
  • Jaͤger-Ruͤſtung/ worinnen ſie beſtehe/ und wo
    ſie pflege verwahrlich auffgehoben zu werden.
    313. b.
  • Jagd/ wie vielerley ſie ſey? 245. b. ſeq.A. 3. a.A.
    71. a.
    aus was Urſachen ſie dem gemeinen
    Mann entzogen/ und groſſen Herrn allein
    vorbehalten worden? 247. a.A. 2. a. ſoll oh-
    ne derer Unterthanen Beſchwerung und
    Schaden angeſtellet und vollzogen werden/
    A. 8. b. ſoll an keinem Sonn- oder-Feſt-Tage
    gehalten werden/ A. 8. b. zu welcher Zeit des
    Jahres ſie verbothen? A. 13. b. was zu einer
    jeden Art derer Jagden von Wildpraͤth ge-
    rechnet werde? A. 3. a. b. was in denen Jagd-
    Mandaten fuͤrvortheilhaffte und unweydeman-
    niſche Arten derer Jagden verbothen werden?
    A. 8. a. Wann in dem Petitorio oder ordina-
    rio Poſſeſſorio
    der Beweiß einer ausdruͤckli-
    chen oder heimlichen Concesſion des Jagd-
    Rechts mangelt/ ſo wird alle Jagd verbothen/
    der alten Poſſeſs unbeſchadet. A. 57. ſeqq.
  • Jagd-Bediente/ wie ſie alle heiſſen? A. 3. b. ſeq.
    Worzu ſie geordnet/ und was er wiſſen und
    thun ſolle? ibid. ſeqq.
  • Jagd-Befugniß/ ob ſolches/ wann der allge-
    meine Nießbrauch eines Guthes verſtattet
    worden/ zugleich mit uͤbergeben ſey? A. 85.
    ſeqq.
  • Jagd-Fourier, was er bey der Jagd zu verrich-
    ten habe? 375. ſeq.

s 2Jagd-
[[128]]Regiſter.
  • Jagd-Gerechtigkeit/ wie ſie von dem Landes-
    Herrn denen Unterthanen pflege ertheilet zu
    werden? A. 3. a. \& 12. a. auff wie vielerley Ar-
    ten ſie ſich endige oder verlohren werde? A.
    13. b. ſeq.
    begreiffet auch unter ſich die Hagung
    und Haltung derer Schuͤtzen/ A. 17. b. Ob
    ſie ein Regale ſey? A. 37. a. b. ob und wie weit
    ſie nach dem Verſtande der Landes-Ordn.
    Tit.Daß keiner auff des andern Grund
    und Boden jagen ſolle;
    auf frembden Guͤ-
    thern durch die Verjaͤhrung erlanget werden
    koͤnne? A. 80. ſeq.A. 82. a. b. ob ſie mit unter
    die Nutzungen und Einkuͤnffte eines Guthes zu
    rechnen ſey? A. 86. a. ob ſie unter denen Wor-
    ten: mit allen Gnaden und Gerechtigkei-
    ten/
    mit begriffen ſey? A. 100. b. Jagd-Ge-
    rechtigkeit/ ſo durch eine von undencklichen
    Zeiten her beſchehene Verjaͤhrung erlanget
    worden/ mag nicht wieder durch ein Fuͤrſtlich
    Reſcript entzogen werden/ A. 17. b. Ob eine
    Privat-Perſon in der Poſſeſſ vel quaſi der
    Jagd-Gerechtigkeit zu ſchuͤtzen ſey? A. 37. b.
    ſeq.
    Ob Jemand auf des andern Grund und
    Boden/ da es ſeine Vor-Eltern alſo herge-
    bracht/ die Jagd-Gerechtigkeit zu exerciren
    befugt ſey/ oder ob ihm ſolches in kuͤnfftiger
    Zeit verbothen werden koͤnne? A. 66. ſeq. Wer
    behaupten will/ daß die Jagd-Gerechtigkeit
    allodial ſey/ muß es beweiſen/ A. 81. ſeq. Die
    beſonders einem concedirte Jagd-Gerech-
    tigkeit gehet nicht verlohren/ wann man ſolche
    gleich in einer ſehr langen Zeit nicht gebraucht/
    wenn man nemlich nicht Gelegenheit gehabt/
    die Jagd zu exerciren/ A. 82. a. b. Von dem ver-
    mutheten Titulo, der zum Poſſeſſorio der
    Jagd-Gerechtigkeitgenug iſt/ A. 93. ſeqq. wer
    uͤber undenckliche Zeit auf eines andern Grund
    und Boden die Jagd-Gerechtigkeit exerciret/
    iſt bey der Poſſeſs des Jagens zu ſchuͤtzen/ und
    kan wider denjenigen/ ſo ihn in dem Jagen
    turbiret/ oder Eingriff thut/ Klage erheben.
    A. 101. ſeq.
  • Jagd-Gezelt/ wie es beſchaffen und gebauet ſeyn
    ſoll? 223. ſeq.
  • Jagd-Gezeug/ iſt nach und nach unterſchiedlich
    erfunden worden/ 211. ſeqq. wie damit gehoͤ-
    riger maaſſen umbgegangen/ geſtellet/ geja-
    get/ und wie nach deſſen Verrichtung ſolches
    wiederum abgeworffen/ auffgehoben/ wohl
    verwahret/ und das Schadhaffte ausgebeſſert
    werden ſolle? 221. b. ſeqq. auff was fuͤr Wa-
    gen er zu fuͤhren? 219. a. wie er wieder zu
    trocknen? 233. ſeq.238. a. wie er auszubeſſern?
    234. wie es im Zeug-Haus auffzuhengen
    und zu verwahren? 237. b. ſeq.
  • Jagd-Hautbois, was bey der Jagd ihre Ver-
    richtung ſey? 276. b.280. a. wohin ſie auf dem
    Lauff-Platz logiret werden? 278. a.
  • Jagd-Hunde/ werden ihrer Art/ Natur und
    Eigenſchafft nach beſchrieben/ 178. ſeqq. wel-
    che hier zu Lande die beſten ſeyen? 179. a. wie
    ſie abzurichten? 180. a. b. wie ſie zu fuͤttern?
    181. a. b. wie ſie auff dem Lauff-Platz zu rangi-
    r
    en/ und einzutheilen? 277. b.
  • Jagd-Juncker/ wie er beſchaffen ſeyn/ und
    wornach er ſich befleißigen ſolle? 388. ſeq. wor-
    zu er bey einer Jagd gebrauchet werde?
    289. b.
  • Jagd-Land-Knecht/ worzu er geordnet? 276.
    b.
    286. b.
  • Jagd-Marquetender/ warumb er bey der Jagd
    noͤthig/ und was fuͤr Victualien er bey ſich
    fuͤhren ſolle? 276. a.
  • Jagd-Pagen, was ſolche ſeyen? 265. a. zu was
    fuͤr Chargen und Dignitaͤten ſie pflegen befoͤr-
    dert zu werden? 265. b. ſeq. wie ſie beſchaffen
    ſeyn ſollen? 266. a. b. ſeq. wie ihre Livrée ſey?
    267. b. was ihre Verrichtung bey dem Jagd-
    Panquet ſey? 279. b.
  • Jagd-Pferd/ wie es zu warten/ wann es matt/
    kranck oder beſchaͤdigt von der Jagd zu Hauße
    gekommen? 300. b.303. a.
  • Jagd-Qvartiere/ muͤſſen von dem Jagd-
    Fourier vor der Jagd beqvem verſchaffet und
    vertheilet werden. 275. ſeq.
  • Jagd-Recht. Suche oben Jagd-Gerechtig-
    keit.
  • Jagd-Seyler/ worzu er geordnet ſey? 234. b.
    274. b.
  • Jagd-Schmidt/ worzu er beſtellet? 234. b.
  • Jagd-Schneider/ was ſeine Verrichtung ſey?
    234. a.247. b.
  • Jagd-Tuͤcher/ wie ſie auff die Jagd-Wagen
    auffgeladen/ und gefuͤhret werden? 219. b.
    wie ſie auffgeſtellet werden? 220. a. wie ſie
    wiederumb adgefuͤhret werden? ibid. b. wie ſie
    im Zeug-Hauß auffzuhengen? 237. b.
  • Jagd-Voigt/ worzu er geſetzet/ und was bey
    einer Jagd deſſen Verrichtung ſey? 276. b.
  • Jagd-Wagner/ worzu er geordnet? 234. b.
  • Januarius, wie dieſer Monat an der Witterung/
    Kraͤuter und Baͤumen/ Tages und Nachts
    Laͤnge/ unterirdiſchen Berg-Duͤnſten/ ſowohl
    Thieren und Voͤgeln beſchaffen ſey? 358. ſeqq.
  • Je laͤnger je lieber/Matriſylva, wie es auſſe-
    he/ und wofuͤr es gut ſey? 7. b.
  • Jeſus-Bluͤmlein/Viola tricolor, wo es wach-
    ſe/ wie es ausſehe/ und worzu es dienlich zu
    gebrauchen? 14. a.
  • Jltniß/ wird ſeiner Natur und Eigenſchafft nach
    beſchrieben? 117. ſeq. woher es ein Staͤncker
    genennet werde? 117. a. wie es mit dem Mar-
    ter- oder Jltniß-Garn gefangen werde? 232. a.
  • Jltniß-Baͤlge/ worzu ſie pflegen gebraucht zu
    werden? 118. a. b.
  • Jltniß-Garn/ wie es beſchaffen ſey? 232.
  • Imperatoria. Suche unten Meiſter-Wurtz.
  • Jndianiſcher Rabe/ wird ſeiner Natur und
    Eigenſchafft nach beſchrieben. 159. ſeq.
  • Inſtruction eines Haͤge-Reuters. 120. a. b.
  • Johannis-Kraut/Hypericum, wie es ausſehe
    und bluͤhe? 6. b. wo es gerne wachſe/ und was
    es fuͤr Krafft und Wuͤrckung habe? ibid.
  • Jrrwiſche/ was ſie ſeyen/ und woher ſie entſte-
    hen?
    [[129]]Regiſter.
    ſtehen? 16. a. b. Wo ſolche gemeiniglich geſe-
    hen werden? ibid. a.
  • Judas/ ſoll ſich an eine Aeſpe gehenget haben?
    34. a.
  • Julius, wie dieſer Monat an der Witterung/
    Kraͤutern und Baͤumen/ Tags und Nachts
    Laͤnge/ unterirdiſchen Berg-Duͤnſten/ ſo-
    wohl Thieren und Voͤgeln beſchaffen ſey? 380.
    ſeqq.
  • Jungfern/ womit ſie ſich pflegen ſchoͤn zu machen?
    32. b.
  • Jungfer-Erde/ welche Erde ſo genennet werde?
    17. a. zeuget wunderſamer weiſe Beine/ Ge-
    hoͤrn/ und Holtz. ibid.
  • Junius, wie dieſer Monat an der Witterung/
    Kraͤutern und Baͤumen/ Tags und Nachts
    Laͤnge/ unterirdiſchen Berg-Duͤnſten/ ſowohl
    Thieren und Voͤgeln beſchaffen ſey? 376. ſeqq.
  • Jura, ſo von Carolo Magno, derer Wildbahnen
    und Forſten wegen gegeben worden. 248. ſeqq.

K.


  • KAelte/ wie ſolche an den Voͤgeln zu mer-
    cken/ daß ſie im Fruͤhling noch zuruͤcke ſey?
    343. b.
  • Kaͤuler/ welche Schweine ſo genennet werden?
    99. a.Anatomia eines Kaͤulers. 131. ſeq.
  • Kaͤutzlein/ wird ſeiner Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben. 155. a. b.
  • Kalck/ wodurch ſolcher von unſern Vorfahren
    ſo feſte als ein Stein gemachet worden? 66.
    a. b. ſeq.
    Wie er wohl zu loͤſchen? 67. a.
  • Kalck-Ofen/ wird beſchrieben. 66. ſeq.
  • Kalck-Stein/ auff wie vielerley Art er gewonnen
    werde? 67. b. Wieviel derſelben zu 300. Ton-
    nen Kalck erfordert werden? ibid.
  • Kampff-Jagen. Suche oben Hoff-Kampff-
    Jagen.
  • Karren-Knecht/ wie er gekleidet ſeyn ſolle?
    218. b.
  • Katzen/ werden ihrer Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben/ 116. ſeq. wie ſie brunfften?
    117. a. wie ſie gefangen werden? 117. b.
  • Katzen-Balg/ worzu er dienlich ſey? ibid.
  • Katzen-Fett/ worzu es gut ſey? ibid.
  • Kenſter. Suche unten Miſtel oder Kenſter
    an Baͤumen.
  • Kiefer oder Kuͤhn-Baum/ wird nach ſeiner
    Natur/ Eigenſchafft und Nutzen ausfuͤhrlich
    beſchrieben. 37. b. ſeq.
  • Kiefern-Holtz/ worzu es nuͤtzlich gebrauchet
    werde? 37. b.
  • Kiefern-Zapffe/ warumb er von der Stadt
    Augſpurg im Wappen gefuͤhret werde? ibid.
  • Kirſch-Baum/ wird ſeinem Holtze und der
    Frucht nach beſchrieben. 77. a. b.
  • Kirſchen/ worzu ſie dienen? 77. b.
  • Klaffter Holtz/ woher ſie den Namen habe?
    74. a. Wie hoch und breit ſie ſeyn muͤſſe? ibid.
    wie lang die darin befindliche Scheite ſeyn ſol-
    len? ibid. wieviel derſelben einen Schragen
    machen? 74. b. wie viel Baͤume zu einer Klaff-
    ter Holtz auffgehen? ibid.

  • Klaffter-Schlagen/ wie es mit Nutzen vor-
    zunehmen und zu verrichten? 73. ſeq.
  • Klarheit des Wetters/ woher ſolche vorher ge-
    ſehen werden koͤnne? 269.
  • Klein Maͤuß-Oehrlein/Piloſella minor, wie es
    ausſehe/ wo es gerne wachſe/ und was er fuͤr
    Krafft und Wuͤrckung habe? 15. b.
  • Klopff-Jagen/ wie es geſchehe? 310 b.
  • Knaben-Kraut/Fabaria, wie es ausſehe/ und
    worzu es gut ſey? 8. a.
  • Knacken der Schraͤncke und Tiſche/ woher
    ſolches bey Veraͤnderung des Wetters zu ge-
    ſchehen pflege? 39. a.
  • Knaſtern und Krachen des Holtzes im Feuer/
    woher es entſtehe? 39. a.
  • Knechte bey denen Hunden/ wie ſie beſchaffen
    ſeyn ſollen/ und was ihnen zu thun obliege?
    197. ſeq.
  • Knoblauch-Kraut/Alliaria, wo es wachſe/ und
    worwider es gut zu gebrauchen? 14. a.
  • Koͤniglein. Suche oben Caninen/ Carnickel/
    Koͤniglein.
  • Koͤnigs-Crone/Corona Imperialis, wie dieſes
    Kraut ausſehe/ und wo es wachſe? 7. b.
  • Koͤnigs-Kertze/Verbaſcum, wie ſie ausſehe/ und
    wo ſie wachſe? 9. a.
  • Kohlen/ wie ſolche gebrannt werden? 74. a.
    Was dabey zu Verhuͤthung Schadens in
    acht zu nehmen? 75. a. Welche Kohlen die
    beſten zu Schmeltzung der Metalle und Sie-
    dung der Potaſche/ auch zur Glaß-Verferti-
    gung die beſten ſeyen? 30. b.
  • Kolben/ wie lange das Hirſch-Gehoͤrn ſo ge-
    nennet werde? 92. a.
  • Koppel-Jagd/ wie bey derſelben viele Strei-
    tigkeiten præcaviret werden koͤnnen? A. 9. b.
  • Koppel-Weyde/ ob ſie verſtatte/ daß ein
    Wald in das Gehege geleget werden koͤnne?
    A. 38. ſeq.
  • Korn/ worzu es nuͤtzlich ſey? 77. b.
  • Kraͤhen-Huͤtte/ wie ſie anzulegen und zu ver-
    fertigen? 350. ſeq.
  • Kraͤhe/ wird ihrer Natur und Eigenſchafft nach
    beſchrieben/ 156. wie ſie geſchoſſen und ge-
    ſangen werde? ibid. a. b.350. a. b. Wo ſie
    ſich auffzuhalten pflege? 361. a.364. b.389. b.
    396. b.400. a. Womit ſie ſich zu aͤſſen pflege?
    156. a. b.364. b.382. b.386. a.389. b. Wann
    ſie ſich paare und niſte? 368. b.372. b. wie ſie
    ihre Jungen erziehe? 375. b.
  • Kraͤuter/ wachſen nach ihrer Art und Eigen-
    ſchafft an unterſchiedenen Orten und Plaͤtzen/
    5. a. Sind auff hohen Gebuͤrgen weit kraͤffti-
    ger/ 6. a. Wann ſolche zu ſuchen und einzu-
    tragen? 15. a. Wie ſolche/ wann ſie geſamm-
    let und getrocknet/ auffzuheben und zu verwah-
    ren ſeyen? 394. b. Beſchreibung derer wil-
    den Kraͤuter Krafft und Eigenſchafft vornem-
    lich derer/ ſo umb ſteinigte Felſen/ Klippen/
    und Gebuͤrge/ Gruͤnde und Thaͤler zu wach-
    ſen/ und von denen wilden Thieren genoſſen
    werden. 5. b. ſeqq. Kraͤuter auff hohen Gebuͤr-
    tgen/
    [[130]]Regiſter.
    gen/ und in tieffen Abgruͤnden/ ſo anzeigen/
    daß daſelbſt Maſſer-Qvellen befindlich/ 21. a.
    Was fuͤr Kraͤuter fuͤrnehmlich wachſen im
    Januario?358. b. im Februario?362. b. im
    Martio?366. a. im April?369. b. im Majo?
    373. a. im Junio?377. a. im Julio?380. b. im
    Auguſto?384. a. im September?387. b.
  • Kraͤuter-Mann/ ſoll bey Suchung und Ein-
    ſammlung der Kraͤuter keine aberglaubiſche
    Mittel gebrauchen. 15. b.
  • Krammets-Voͤgel/ wie ſie in Bauern gefuͤt-
    tert werden? 347. a. Wann und wie ſie bruͤ-
    then und aushecken? 371. a. b. Wann ſie von
    uns wegziehen? 392. b. Wann ſie wieder zu
    uns kommen? 396. a.399. b.
  • Kranckheiten/ woran die innerlichen Kranck-
    heiten derer Baͤume gemercket werden koͤn-
    nen? 26. a.
  • Kraut/ worzu es dem Wild diene? 78. a. b.
  • Krebs an Hunden zu vertreiben. 192. b.
  • Krieg-Enten/ werden ihrer Natur und Eigen-
    ſchafft nach beſchrieben. 151.
  • Kron-Jaͤger-Meiſter/ worzu er geſetzet/ und
    wie er beſchaffen ſeyn ſolle? 291. a.
  • Kuckuck/ wird ſeiner Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben. 156. ſeq.
  • Kuhe/ wie damit die Reb- oder Feld-Huͤhner
    pflegen getrieben zu werden? 333. ſeqq.
  • Kuͤhn-Oehl-Spiritus, wovon er zubereitet wer-
    de? 38. a.67. b.
  • Kuͤhn-Ruß/ wie er zubereitet werde? 38. a.68. a.
  • Kuͤmmerer/ was dieſes fuͤr ein Hirſch ſey?
    91. b.
  • Kuppel-Netze/ wie ſie verfertiget werden ſol-
    len? 227. b. wieviel eines derſelben wiege/ u. wie
    hoch es an Gelde zu ſtehen komme? 228. a.
  • Kybitzen/ werden nach ihrer Natur und Ei-
    genſchafft beſchrieben/ 152. wo ſie ſich auffzu-
    halten pflegen? 361. a.368. a.389. b. Womit
    ſie ſich aͤßen? 368. a. Wann ſie legen und bruͤ-
    then/ auch wie ſie ihre Eyer ſelbſt verrathen?
    152. a.371. b. Wann ſie von uns ziehen?
    396. b.

L.


  • Laͤuſe und Floͤhe zu vertreiben/ an denen
    Hunden/ 195. a.196. b. an denen Falcken/ 323.
    b.
    an denen Phaſianen. 328. b.
  • Landes-Fuͤrſt. Von deſſen Recht nnd Pflicht
    in Anſehung der Jagden/ A. 2. ſeqq. Warumb
    er ſich heutiges Tages derer Jagden pflege al-
    lein anzumaaſſen? A. 2. a. Wie er die Wolffs-
    Jagd vornehmen und verrichten ſolle? A. 2.
    b. ſeq.
    Wie er pflege ſeinen Unterthanen die
    Jagden zu concediren? A. 3. a. \& 12. a. Ob
    ihm allein zukomme zu befehlen/ daß die Un-
    terthanen ihren Hunden Knuͤttel anhaͤngen
    ſollen/ oder ob ſolches auch ein Jeder/ wel-
    cher ſonſt mit allen Gerichten und Jagd-Rech-
    ten belehnet/ gleichergeſtalt thun/ und dieſes
    ſeinen Unterthanen bey Straffe aufferlegen
    koͤnne? A. 77. b. ſeqq. Ob er wegen ſeiner
    Forſtlichen Obrigkeit mit denen in ſeinem Lan-
    de Geſeſſenen von Adel das Mit-Jagen ha-
    be? A. 100. a. b. Wenn ein Landes-Fuͤrſt ſei-
    ne Vaſallen mit aller und jeder Gerechtigkeit/
    ingleichen mit Jagden belehnet/ ob ſolche be-
    fugt ſeyn/ ſich nur der Haſen und Fuͤchſe an-
    zumaaſſen/ oder auch zugleich des hohen/ ro-
    then und ſchwartzen Wildpraͤths/ als der
    Hirſche/ Rehe/ wilden Schweine \&c.A. 83.
    ſeqq.
  • Land-Jaͤger-Meiſter/ worzu er geordnet?
    291. a.
  • Laub/ von Aeſchen-Baͤumen/ worzu es pflege
    gebrauchet zu werden? 31. b. Worzu das Laub
    von denen Errlen diene? 33. b.
  • Laub-Holtz/ wie vielerley es ſey? 25. a. Deſ-
    ſen Species,ibid. Woran das haͤrtere zu er-
    kennen? ibid. Wie es ſich befinde im Janua-
    rio?
    358. a. b. wie im Februario?362. a. b. wie
    im Martio?366. a. wie im April?369. b. wie
    im Majo?373. a. wie im Junio?376. b. wie im
    Julio?380. a. wie im Auguſto?384. a. wie
    im September?387. a. wie im October?390. b.
    wie im November?394. a. wie im December?
    397. b.
  • Lauffende Wuth derer Hunde/ wie ſie be-
    ſchaffen? 190. a. woran ſie zu erkennen? ibid.
  • Lauff-Platz/ warumb er erfunden worden?
    276. a. b. Wie er abgeſtecket werde? 277. a.
    Wie er mit Tuͤchern umbſtellet werde? ibid.
    Wie er ſonſten beſchaffen ſeyn ſolle? ibid. a. b.
    ſeq.
  • Lauff-Schieſſen/ wie es erlernet werden/ und
    geſchehen ſolle? 341. ſeq.
  • Lauff-Tuch/ woher es dieſen Namen habe?
    221. a. Wie es beſchaffen? ibid. a. b. Wie es
    auffgezogen werde? 221. b.
  • Lauge von Wacholder-Holtz-Aſche/ worzu
    ſie diene? 38. b.
  • Lauſchen oder Lauern/ was dieſe Woͤrter be-
    deuten? 229. a. b.
  • Lauſch-Netze/ wie ſie beſchaffen ſeyn? 230. a. b.
    wie weit ſie ſtellen? ibid. a. worzu ſie dienen? ib.
  • Leber-Kraut/Hepatica, wie und wo es wachſe?
    8. a. worzu es diene? ibid.
  • Ledum. Suche oben Bagan.
  • Lehn-Guth. Wenn ein von einem Fuͤrſten in
    Erbe verwandeltes Lehn-Guth einem andern
    cediret wird/ ſo kan jener nicht mehr verlan-
    gen/ als er von dem Cedenten dafuͤr bekom-
    men. A. 41. ſeqq.
  • Leib-Hunde/ was dieſes fuͤr Hunde ſeyen? 169. b.
    Wie ſie erzogen werden muͤſſen? ibid. was ſie
    fuͤr Halßbaͤnder bekommen/ und wie ſie beym
    Jagen zu tractiren? ibid.
  • Leib-Schuͤtze/ was bey einer Jagd deſſen Ver-
    richtung ſey? 279. a.287. a. b. ſeq. wie er ſonſt
    beſchaffen ſeyn ſolle? ibid. wie er vorzeiten ge-
    nennet worden? 288. b.
  • Leimichter Grund/ was in demſelben fuͤrnem-
    lich fuͤr wilde Kraͤuter wachſen? 10. b. ſeq.
  • Leimb-Ruthen/ oder Leimb-Spillen/ wie ſie
    zu-
    [[131]]Regiſter.
    zubereithet/ und Voͤgel damit gefangen wer-
    den? 349. b.
  • Leith-Hunde/ werden ihrer Natur/ Art und Ei-
    genſchafft nach beſchrieben/ 174. ſeq. woher ſie
    dieſen Namen haben? 175. a. wie ſie zu fuͤttern
    und ſonſt zu halten? 255. a. warumb ſie eigent-
    lich noͤthig ſeyen? 255. b. ſeq. wann mit denen-
    ſelben hinauszuziehen/ und wie ſie ausgefuͤh-
    ret werden ſollen? 256. a. b. wie ihnen auff der
    Faͤhrd zugeſprochen werde? 256. ſeq. was ih-
    nen zum Genuͤß gegeben werde? 260. wie ihnen
    zu helffen/ wann ſie kaltſinnig/ verdroſſen
    und faul ſind. ibid. a. b. ſeq.
  • Lenier, was dieſes fuͤr Falcken ſeyen? 319. a. war-
    um ſie Schwimmer genennet werden? 319. b.
  • Lenticula paluſtris. Suche oben Enten-Grieß.
  • Leoparden/ woher ſie entſtehen? 85. b. werden
    zur Jagd anderer Thiere abgerichtet. ibid. ſeq.
  • Lerche/ wird ihrer Natur und Eigenſchafft nach
    beſchrieben/ 149. wie ſie gefangen werde? 155.
    a. b.
    351. wo ſie ſich auffzuhalten pflege? 149.
    a.
    361. a. wann ſie wieder zu uns komme? 149.
    a.
    364. b. wann ſie hecke und bruͤthe? 371. b.
    wann ſie zu hecken auffhoͤre? 386. a. wann ſie
    von uns ziehe? 149. a. b.392. b.396. a.399. b.
  • Lerchen-Fangen/ mit Tage-Netzen/ ob es dem
    Gerichts-Herrn/ ſo die Nieder-Jagd hat/
    von denen Unterthanen auf denenjenigen Fel-
    dern/ wo ſie die Huth- und Trifft-Gerechtigkeit
    beſitzen/ verwahret werden koͤnne? A. 53. ſeqq.
  • Lerchen-Garn/ wie es zu ſtricken und zu verfer-
    tigen? 339. b.345. a.346. b.351. a.
  • Lerchen-Streichen/ wie ſolches pflege verrich-
    tet zu werden? 351.
  • Libanotis. Suche oben Hirſchheyl-Wurtz.
  • Lichen arboreus. Siehe unten Lungen-Kraut.
  • Lilium Convallium. Suche unten Mayen-
    Bluͤmlein.
  • Linde/ ſoll fruͤh morgens den Wind und ob mit
    dem Leith-Hund etwas auszurichten/ anzeigen/
    34. b. Sehr und unglaublich groſſe Linde in
    des Herrn Autoris Dorff Gehrau auf dem
    Kirchhoff. 28. b.
  • Lind-Wurm/ ſo auf dem Hartz angetroffen wor-
    den/ 23. a. dergleichen/ ſo in der Graffſchafft
    Hohenſtein von zweyen Holtzhauern erſchla-
    gen worden. ibid.
  • Lingva cervina. Suche oben Hirſch-Zunge.
  • Linſen/ was ſie fuͤr Krafft und Wuͤrckung ha-
    ben? 78. a.
  • Lipſius, betrauret ſeinen verſtorbenen Hund Sa-
    phyrum
    wie einen Menſchen/ und laͤſſet den-
    ſelben zur Erden beſtatten. 165. b.
  • Lob/ des Bergwercks. 3. b.
  • Lock-Enten/ wie ſie gezeichnet werden? 329. b.
    wie ſie beſchaffen ſeyn ſollen? ibid. ſeq. wie da-
    mit die Entrichte herbey zu locken/ und zu
    ſchieſſen? 331. a. b.
  • Loͤcher/ woher ſie an vielen Orten der Welt/ ſo
    wohl im Meer/ der See/ und andern Waſſern/
    als auf der trockenen Erde/ Gebuͤrgen und
    Felſen entſtanden? 19. a.

  • Loͤwe/ wird ſeiner Natur und Eigenſchafft nach
    beſchrieben/ 38. ſeqq. wie ſolcher/ wann er zahm
    erzogen/ im Loͤwen-Hauß zu halten ſey? 84. b.
    316. a. b. deſſen Anatomie.123. ſeqq.
  • Loͤwen-Hauß/ wie es angeleget und beſchaffen
    ſeyn ſoll? 315. ſeq. was fuͤr Thiere darinnen
    pflegen verwahret zu werden? 315. b.
  • Loͤwen-Waͤrther/ wie er beſchaffen ſeyn muͤſſe?
    84. b.316. a. b.
  • Lohſung/ eines Schweines/ differiret von der
    Lohſung einer Bache/ 101. b. eines Haſens von
    der Lohſung einer Haͤſin. 105. a.
  • Luchſe/ werden nach ihrer Natur und Eigen-
    ſchafft beſchrieben/ 108. ſeqq. wie ſie gefan-
    gen werden? 109. a. wie vielerley ſie ſeyen?
    ibid. b.
  • Luciſcae, was dieſes bey denen alten fuͤr Hunde
    geweſen? 169. a.
  • Lucker-Netze/ worzu ſie dienen/ und wie ſie be-
    ſchaffen ſeyen? 230. woher ſie dieſen Namen
    haben? ibid. a.
  • Lungen-Kraut/Lichen arboreus, wo es wach-
    ſe/ wie es ausſehe/ und worzu es gut zu ge-
    brauchen? 10. a.
  • Lunge/ vom Fuchs/ worzu ſie zu gebrauchen?
    111. b.
  • Lutherus, weiſſaget/ es werde vor dem juͤngſten
    Tage Teutſchland an drey noͤthigen Requiſitis
    mangeln. 23. b.

M.


  • MAjus, wie dieſer Monat an der Witterung/
    Kraͤutern und Baͤumen/ Tages und Nachts
    Laͤnge/ unterirdiſchen Berg-Duͤnſten/ ſo-
    wohl Thieren und Voͤgeln beſchaffen ſey?
    372. ſeqq.
  • Marder/ werden ihrer Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben/ 116. wie vielerley ſie ſeyen?
    ibid. a. wie ſie mit dem Marder-Garn ge-
    fangen werden? 232. a. wie in Fallen? 243. a.
  • Marder-Falle/ wie ſolche zu verfertigen? 243.
    a.
    worzu ſie gebrauchet werden? ibid. a. b.
  • Marder-Garn/ wie es beſchaffen ſey? 232. a. b.
  • Martius, wie dieſer Monat an der Witterung/
    Kraͤuter und Baͤumen/ Tags und Nachts
    Laͤnge/ unterirdiſchen Berg-Duͤnſten/ ſowohl
    Thieren und Voͤgeln beſchaffen ſey? 365. ſeqq.
  • Matriſylva. Suche oben Je laͤnger/ je lieber.
  • Maximilianus I. hat ſich von den Seinigen auff
    denen Felſen verſtiegen/ wird aber durch einen
    Engel errettet. 103. b.
  • Maͤyen-Bluͤmlein/Lilium Convallium, wo ſie
    wachſen/ und worzu ſie dienen? 11. b.
  • Meißniſche Gebuͤrge/ was auff denſelben fuͤr-
    nehmlich fuͤr wilde Kraͤuter wachſen? 9. b.
  • Meiſter. Erſter Meiſter alles Ertztes und Ey-
    ſen-Wercks. 3. b.
  • Meiſter-Wurtzel/Imperatoria, wo und wie
    ſie wachſe/ und was ſie fuͤr Krafft und Wuͤr-
    ckung habe? 8. b.
  • Memme oder zaghaffter Menſch/ woher
    er mit einer Aeſpe verglichen werde? 34. a.
  • Menſchen/ woher ſie vorzeiten ſo alt gewor-
    t 2den?
    [[132]]Regiſter.
    den? 21. b. ob ſie ſich in Weer-Woͤlffe ver-
    wandeln koͤnnen? 108. b.
  • Mentha montana. Suche oben Berg-Muͤntze.
  • Metalle. Siehe unten Mineralien und Me-
    talle.
  • Meum. Suche oben Baͤren-Wurtzel.
  • Michael-Wurtzel/Colchicum, deſſen Art und
    Bluͤthe. 6. b.
  • Milch/ wird nach ihrem Uhrſprung und ſonder-
    bahren Nutzen betrachtet/ 168. ſeq. welches
    die beſte Milch ſey/ die man genieſſen ſolle?
    187. a.
  • Millefolium. Suche unten Schaaffs-Garbe.
  • Mineralien und Metallen. Woher die gifftige
    Mineralien und Metallen generiret werden?
    2. a. Anzeigungen/ wo Metalle oder Minera-
    lien in der Erden verborgen liegen/ 3. a. was
    fuͤr Metalle gegen Mittag/ was fuͤr gegen
    Mitternacht/ und was fuͤr gegen Morgen
    und Abend zu liegen pflegen? 3. b. durch was
    fuͤr Gelegenheit ſie zum oͤfftern offenbahret
    werden? ibid. von der Metallen und Mine-
    ralien innerlicher Generation.19. ſeqq.
  • Mineraliſches Holtz/ ſo aus der Erden ge-
    graben/ und zu allerhand Geraͤthe angewen-
    det worden/ 17. b. Probe deſſelben/ daß es der-
    gleichen ſey/ 18. a. durch was fuͤr Kunſt oder
    Mittel und Gelegenhelt ſolches die Natur zu-
    wege bringe? ibid. dergleichen Holtz/ auff des
    Herrn Autoris Guth gefunden. 18. b.
  • Miſtel oder Kenſter an Baͤumen/ woher er
    entſtehe/ und wie er auſſehe? 26. a. b. Miſtel
    von Hag-Eichen/ iſt vorzeiten von denen
    Druiten oder derer Gallier Prieſter ſehr hoch
    gehalten/ und bey allen Opffern gebrauchet
    worden/ 29. a. wie er hierzu abgenommen
    werden muͤſſen? ibid. Miſtel von Tannen die-
    net dem Wildpraͤth und anderm Vieh zur
    Speiſe/ dem Vogelſteller aber zu Vogel-
    Leimb/ 36. a. Miſtel oder Kenſter an Haſel-
    Stauden/
    worzu er nuͤtzlich ſey? 42. b.
  • Mißgeburthen oder ſeltzame Gewaͤchſe
    der Erden/
    woher ſie generiret werden?
    2. a.
  • Mittel/ daß ein wuͤthender Hund Jemand kei-
    nen Schaden thue. 196. a.
  • Mittel-Jagd/ was darzu pflege gerechnet zu
    werden? A. 3. a. b.
  • Mittel-Tuͤcher/ wie ſie beſchaffen ſeyen? 217.
    wie vielerley ſie ſeyen? 217. a. wie vielerley
    dererſelben auf einem Zeug-Wagen gefuͤhret
    werden? 220. a. Anſchlag/ was ein Fuder Mit-
    tel-Tuͤcher/ deren viere darauff gehen/ koſte/
    und wie hoch ſelbige in Dreßden an Gelde
    kommen. 216. b.
  • Mitternacht-Seithe. Suche unten Nord-
    oder Mitternacht-Seithe.
  • Mooß an Baͤumen/Muſcus arboreus, worzu es
    dienlich zu gebrauchen/ und wo es gerne wach-
    ſe? 12. b.
  • Morgeln/Tubera, woher ſie entſtehen/ und wo
    ſie gerne wachſen? 12. b.

  • Muͤnchs-Blatte/Dens Leonis, wie dieſes Kraut
    ausſehe/ und worzu es gut ſey? 8. a.
  • Mumiaeines geraͤucherten Fuchſes/ worzu ſie
    gut ſey? 111. b.
  • Muſculiund Adern eines Pferdtes. 203.
  • Muſcus arboreus. Siehe oben Mooß an Baͤu-
    men.
  • Myrtillus. Suche oben Heydel-Beer.

N.


  • NAcht/ wieviel Stunden ſie lang ſey im Ja-
    nuario?
    358. b. im Februario?362. b. im Mar-
    tio?
    366. a. im April?370. a. im Majo?373. b.
    im Junio?377. a. im Julio?380. b. im Augu-
    ſto?
    384. a. im September?387. b. im October?
    391. a. im November?394. b. im December?
    398. a.
  • Nachtigall/ wird ihrer Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben. 150.
  • Nahrung der wilden Thiere/ wird weitlaͤuff-
    tig beſchrieben. 75. ſeqq.
  • Namen/ ſo denen Hunden nach eines jeden Art
    insgemein pflegen gegeben zu werden. 185. b.
  • Naſturtium paluſtre. Suche oben Brunnen-
    Kreſſe.
  • Nattern- und Schlangen-Biß an denen Hun-
    den zu curiren. 196. a.
  • Netze der Voͤgel/ wie ſie zu ſtellen? 346. b.
  • Netz-Jagen/ wie ſolches an zuſtellen/ und gehal-
    ten werde? 304. ſeq.
  • Niais, was dieſes fuͤr ein Falcke ſey? 319. b. wie er
    beſchaffen ſeyn ſoll/ wann man ihn aus dem
    Neſt nehmen will? 320. b. ſeq.
  • Nieder-Jagd/ was darzu gerechnet werde? A.
    3. a.
    A. 101. b. ob ſie zu denen Regalibus gezo-
    gen werden koͤnne? A. 37. a. b.
  • Nord- oder Mitternacht-Seithe/ woher ſie
    an denen Baum-Rinden zu mercken? 26. a. b.
  • November, wie dieſer Monat nach der Witte-
    rung/ Kraͤutern/ und Baͤumen/ Tags und
    Nachts Laͤnge/ unterirdiſchen Berg-Duͤn-
    ſten/ ſowohl Thieren und Voͤgeln beſchaffen
    ſey? 397. ſeqq.
  • Nutzung eines Gutes/ ob ſie auch die Jagden
    unter ſich begreiffe? A. 85. ſeqq.
  • Nymphaea. Suche unten See-Blumen.

O.


  • OBer-Foͤrſter/ woruͤber er geſetzet? 50. b.
  • Ober-Forſt-Meiſter/ worzu er geordnet/
    was ihm zu verrichten obliege/ und wie er
    ſonſt beſchaffen ſeyn ſolle? 289. ſeq.
  • Ober-Hoff-Jaͤger-Meiſter/ wie er beſchaffen
    ſeyn ſolle/ und was deſſen Function ſey? 290. b.
    ſeq.
  • Ober-Jaͤger/ worzu er geordnet/ und was fuͤr
    Perſonen er bey dem Jagen unter ſeinem Com-
    mando
    hat/ auch was ſodann ſeine Verrich-
    tung ſey? 287. b.
  • Ober-Jaͤger-Meiſter/ worzu er geordnet/ was
    deſſen Verrichtungen/ und wie er ſonſt beſchaf-
    fen ſeyn ſolle? 290. ſeq.
  • Ober-Jagd. Suche oben Hohe Jagd.

Obſervanz
[[133]]Regiſter.
  • Obſervanz, wie ſie von der Gewohnheit differi-
    r
    e und unterſchieden ſey? A. 68. a.
  • Obſt-Baͤume/ wie vielerley ſie ſeyen? 76. a. b.
  • Ochſen-Zunge/Bugloſſum, worzu es dienlich
    zu gebrauchen? 11. b.
  • October, wie dieſer Monat nach der Witterung/
    Kraͤutern und Baͤumen/ Tages und Nachts
    Laͤnge/ unterirdiſchen Berg-Duͤnſten/ ſowohl
    Thieren und Voͤgeln beſchaffen ſey? 390. ſeqq.
  • Odermennige/Agrimonia, worwieder ſie gut
    ſey/ und wo ſie wachſe? 13. b.
  • Ohren/ denen Hunden leiſe zu machen. 195. b.
  • Ohren-Krebs derer Hunde zu vertreiben.
    195. b.
  • Ophiogloſſum. Suche unten Schlangen-Zuͤng-
    lein.
  • Ortulan/ wo dieſe Voͤgel am meiſten zu fin-
    den/ und wo ſie ſich gerne auffhalten? 353.
    a.
    wie ſie ausſehen? ibid. a. b. wie ſie von
    groſſen Herrn in Cammern gemaͤſtet werden?
    ibid. b. ſeq. wie ſie gefangen werden? 354.
    a. b.
    wie vielerley dieſelben ſeyen? ibid. wo
    ſie in groſſer Menge gefangen/ und wie ſie
    eingemachet/ auch wohin ſie alſo gefuͤhret
    und verkauffet werden? 354. a. b. wie ſie pfle-
    gen zugerichtet zu werden? 354. b. was ſie/
    wann ſie gegeſſen werden/ fuͤr Krafft und
    Wuͤrckung haben? 354. b.
  • Oſterlucia/Ariſtolochia, wie es geſtalt und bluͤ-
    he? 6. b. wofuͤr es diene? ibid.
  • Otter-Hund/ wird ſeiner Natur/ Art und Ei-
    genſchafft nach beſchrieben/ 183. wie er abzu-
    richten ſey? ibid. a. b.

P.


  • PAnther-Thier/ woher ſie entſtehen? 85. b.
    werden zur Jagd anderer wilden Thiere
    abgerichtet. ibid. ſeq.
  • Pantzer vor die Hunde/ worvon und wie ſol-
    che verfertiget werden? 223. a.
  • Papagoy/ wird ſeiner Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben. 158. ſeq.
  • Paradieß-Kraut/Herba Paradiſi, wie es bluͤhe
    und wo es wachſe? 7. b. von was fuͤr Tugend
    es ſey? ibid.
  • Par Force-Hunde/ wo ſie ihren Uhrſprung her-
    genommen? 298. a. welche die beſten ſeyen?
    ibid. a. b. wie ſie beſchaffen ſeyn ſollen? 299.
    a.
    wie ſie zu zeugen und auffzuerziehen ſeyen?
    ibid. a. b.
  • Par Force-Jagd/ wen ſie zum Patron habe/
    und wie lange des Jahres uͤber ſie zu geſche-
    hen pflege? 301. a. was bey derſelben des Win-
    ters fuͤr Gefahr und Hindernuͤſſe zu beſorgen?
    ibid. wie es nach geendeter Par force-Jagd mit
    dem Hirſch/ denen Hunden/ und deren Ge-
    nuͤß gehalten werde? 302. b. ſeqq.
  • Par Force-Jagd-Pferdte/ wie ſie beſchaffen
    ſeyn ſollen? 300. a.335. a. wie ſie zu warten/
    wann ſie matt/ kranck und beſchaͤdigt von der
    Jagd zu Hauße kommen? 300. b.303. a.
  • Par forcejagen/ iſt ſehr gefaͤhrlich/ 212. b. wie es zu
    geſchehen pflege? 249. ſeqq.301. b. ſeqq. zu wel-
    cher Zeit des Jahres es am beqvemſten und
    beſten geſchehe? 301. a. b.
  • Paſſagier, was dieſes fuͤr ein Falcke ſey? 319. wie
    er abgerichtet werde? 322. a. b.325. b.
  • Pech/ wovon und wie er zugerichtet werde?
    37. b. ſeq.
  • Pericofsky, ein Edelmann/ wird in einen ſchwar-
    tzen Hund verwandelt. 166. a.
  • Peſtilentz-Wurtzel/Petaſites, wofuͤr ſie gut
    ſey? 11. a.
  • Peucedanum. Suche oben Haarſtrang.
  • Pferdt/ von was fuͤr Himmels-Zeichen deſſen
    Theile des Leibes regieret werden? 204. was
    zu beobachten/ wann man ihm laſſen will? ibid.
    worbey zu erkennen/ daß man ihm laſſen ſol-
    le? 204. b. was demſelben fuͤr Adern bey je-
    der Kranckheit zu laſſen? ibid. wird ſeiner
    Natur und Eigenſchafft nach beſchrieben/
    299. ſeq. wie es zu warten/ wann es matt/
    kranck/ und beſchaͤdigt von der Jagd zu Hauße
    kommet? 300. b. Welche Pferote zur Par for-
    ce-
    Jagd am beſten ſeyen/ und prævaliten?
    300. a.
  • Pferdtes-Anatomie.199. ſeqq.
  • Pfleglich. Was durch dieſes Wort bey Ver-
    guͤnſtigung des Holtzſchlagens verſtanden wer-
    de? 59. a.
  • Pflaum-Baum/ wird ſeinem Holtze und Frucht
    nach beſchrieben. 77. a.
  • Pflaumen/ worzu ſie dienen? 77. a.
  • Pflicht/ von dem Recht und der Pflicht eines
    Landes-Fuͤrſten in Anſehung der Jagden/
    A. 2. ſeqq. von dem Recht und der Pflicht de-
    rer Vaſallen in Anſehung der Forſt- und Jagd-
    Sachen? A. 9. ſeqq.
  • Pfoſten- und Thielen-Schneiden/ iſt denen
    Heiden ſehr ſchaͤdlich/ 68. a. wo ſolches am
    beſten anzulegen? 68. b. wie ſolches zu verrich-
    ten? 69. a.
  • Pfunde geben/ wann und wie ſolches zu geſchehen
    pflege? 281. a. b.
  • Phaſanerie, was dieſes fuͤr eine Kunſt und Wiſ-
    ſenſchafft ſey? 326. a.
  • Phaſianen, werden nach ihrer Natur und Eigen-
    ſchafft beſchrieben/ 147. ſeq. wie ſie bey uns
    pflegen gehalten und geheget zu werden? 326.
    a. b.
    364. b. wenn ſie gefangen werden? 327. a.
    396. a. wie ſie mit einem Rauch an einen Ort
    zu locken und zu bringen ſeyen? 327. wie ſie zahm
    erzogen werden? 327. ſeq. womit ſie zu beraͤu-
    chern/ daß ſie nicht beſchrieen werden? 328. a.
    wie ſie gemaͤſtet werden? ibid. a. b. fuͤr was
    fuͤr Raub-Thieren/ ſo ihnen Schaden thun/
    ſie wohl verwahret werden ſollen? ibid. b.
    wo ſie ſich auffzuhalten pflegen? 147. a. b.360.
    b.
    364. a. b.299. b. womit ſie ſich aͤſſen? 147.
    b.
    364. b.382. a.385. b. ſeq.389. a. wann ſie ſich
    paaren und hecken? 368. a.371. b. wo und wie
    lang ſie zu bruͤthen pflegen? 375. a. wie ſie die
    Jungen erziehen? 147. b.378. b.382. b.385.
    b. ſeq.
  • Phaſian-Garthen/ wie er beſchaffen ſeyn ſolle?
    u326. b. ſeq.
    [[134]]Regiſter.
    326. b. ſeq. wie ſolche mit Phaſianen zu beſe-
    tzen? 326. b.
  • Pilati Kraut/Herba Pilati, wo es wachſe/ und
    wie es ausſehe? 6. b. wird von dem Wild-
    praͤth haͤuffig geſuchet. ibid.
  • Piloſella. Suche oben Haſen-Oehrlein.
  • Piloſella minor. Suche oben klein Maͤuß-Oehr-
    lein.
  • Pimpinella. Suche oben Biebernelle.
  • Pipen-Staͤbe/ wie ſie verfertiget werden?
    69. b.
  • Piquer, wie er beſchaffen ſeyn und was deſſen
    Verrichtung ſeyn ſolle? 297. ſeq.
  • Plantago. Suche unten Wegerich.
  • Plantago Italica. Suche unten Welſch Wege-
    rich.
  • Polygonatum. Suche unten Weißwurtzel-
    Kraut.
  • Polypodium. Suche oben Engelſuͤſſe.
  • Poſſeſs, kan durch die aus Furcht und mit Zwang
    zuwege gebrachte Handlungen einem Herren
    nicht acquiriret werden/ wann die Untertha-
    nen zur Verrichtung ſolcher Sachen nicht ge-
    halten ſind. A. 52. b.
  • Poſſeſſorium Ordinarium, wann im Poſſeſſorio
    Ordinario,
    oder Petitorio, es an dem Beweiß
    einer ausdruͤcklichen oder heimlichen Conces[-]
    ſion
    des Jagd-Rechts ermangelt/ ſo wird al-
    le Jagd verbothen/ der alten Poſſeſs unbe-
    ſchadet. A. 57. ſeqq.
  • Poſſeſſorium ſummariisſimum, findet wider einen
    Fuͤrſten in Puncto der Regalien nicht ſtatt/ A.
    37. b.
    wie es von dem Poſſeſſorio Ordinatio un-
    derſchieden ſey? A. 38. ſeq.
  • Poſten undPaſſagier, wie ſie durch die mit
    Zeug eingeſtellte Jagen durchzulaſſen ſeyen?
    274. ſeq.
  • Praͤlate/ ob er die Verjaͤhrung zulaſſen koͤn-
    ne? A. 23. ſeqq.
  • Præſervativ, ſo die Wuth oder das Raſen an de-
    nen Hunden zu beſorgen. 310
  • Prell-Netze/ wie ſie beſchaffen ſeyn/ und wor-
    zu ſie dienen? 226. b. woher ſie dieſen Namen
    haben? ibid.
  • Preuſſel-Beer/Vaccinia rubra, worzu ſie die-
    ne/ und wie ſie ausſehe? 10. b.
  • Privat-Perſonen/ koͤnnen auch diejenigen Rega-
    li
    en/ deren ſie faͤhig ſind/ wider einen Fuͤr-
    ſten durch Verjaͤhrung erlangen/ und was
    ſolches fuͤr Regalien ſeyen? A. 23. ſeqq. ob ſie
    in der Poſſeſs des Jagd-Rechtes zu ſchuͤtzen?
    A. 37. b.
  • Probe-Jagen/ wie es zu geſchehen pflege? 259.
    ſeq.
  • Prunella. Suche oben Braunelle.
  • Puͤltze/Fungi, woher ſie entſtehen/ und wo ſie
    gerne wachſen? 12. b. wie ſie zur Speiſe zuzube-
    reiten? ibid.
  • Puͤrſch oder Puͤrſch-Gerechtigkeit/ was und
    wie vielerley ſie ſey? A. 13. a. was ſie fuͤr Be-
    fugnuͤſſe unter ſich begreiffe? ibid. a. b.
  • Puͤrſchen/ wie es vorzeiten geſchehen/ und
    wie es heut zu Tage geſchehe und geſchehen ſol-
    le? 283. ſeqq.
  • Puͤrſch-Hunde/ welche Hunde ſo genennet wer-
    den? 172. a.
  • Puͤrſch-Karren/ woher ſie ſo genennet werden?
    218. a. wie ſie beſchaffen? ibid. a. b. worzu ſie
    gebrauchet werden? ibid. ſeq.
  • Puͤrſch-Meiſter/ worzu er geordnet/ und
    was er zu verrichten habe? 286. a. b. ſeq.314. b.
    woher er dieſen Namen fuͤhre? 286. b. was fuͤr
    Perſonen von der Jaͤgerey unter ſeiner Both-
    maͤßigkeit ſeyen? ibid.
  • Puͤrſch-Pulver/ zu machen. 285. ſeq.342. a.
  • Puͤrſch-Rohr/ was fuͤr ein Rohr ſo genennet
    werde? 284. b. iſt beſſer mit einem teutſchen/
    als frantzoͤſchen Schloß/ 284. b. wie es ſonſt
    beſchaffen ſeyn ſolle? ibid. ſeq.
  • Puͤrſch-Wagen/ woher ſie dieſen Namen ha-
    ben? 218. a. wie ſie beſchaffen ſeyn ſollen? ibid.
    a. b.
    worzu ſie gebrauchet werden? ibid.
  • Pulmonaria. Suche oben Hirſch-Melde.
  • Pulver/ von Eichhoͤrnern/ worzu es gut ſeyn
    ſolle? 118. b. zu denen Wunden derer Hunde
    dienlich. 196. b.
  • Purganz vor die Hunde. 192. a.197. a. b.
  • Pyrole/ wird nach ihrer Natur und Eigen-
    ſchafft beſchrieben. 146.

Q.


  • QUellen/ was fuͤr wilde Kraͤuter an denſel-
    ben fuͤrnemlich wachſen? 12. b.

R.


  • RAbe/ ſoll unter allen Voͤgeln am laͤngſten
    dauren 29. b. Wird ſeiner Natur und Ei-
    genſchafft nach beſchrieben/ 155. ſeq. Warumb
    er denen todten Coͤrpern zuerſt die Augen aus-
    hacke? 155. b.
  • Radix Rhodia. Siehe unten Roſen-Kraut.
  • Raͤucher-Species, die Phaſianen damit zu raͤu-
    chern/ daß ſie nicht beſchrien werden? 328. a.
  • Rammler/ wie er geſtalt/ und woran er vor der
    Haͤſin zu erkennen ſey? 104. a. Eines Ramm-
    lers Anatomie.136. ſeq.
  • Raqueten zu machen/ 292. ſeqq. wie ſolche aus de-
    nen Requeten-Buͤchſen zu ſchieſſen? 293. b.
  • Raub-Thiere/ wie ſie mit Schlag-Baͤumen
    gefangen werden? 242. a. b.
  • Kaub-Gefluͤgel/ oder Raub-Voͤgel werden
    ihrer Natur und Eigenſchafft nach beſchrie-
    ben/ 152. ſeqq. wie ſie pflegen hinweg gefangen
    zu werden? 349. ſeq. wann ſie Eyer legen und
    bruͤthen 372. a. wie ſie ihre Jungen ernehren
    und auffziehen? 375. b.379. a.382. b.386. a.393. a.
    wann ſie von uns wegziehen? 396. b.400. a.
  • Rauch/ die Phaſianen damit an einen Ort zu lo-
    cken/ und zu bringen. 327. b.
  • Raude an Hunden wie vielerley ſie ſey? 193. a.
    wie ſie zu vertreiben. 192. b. ſeq. \& 195. a.
  • Reb-Huͤhner oder Feld-Huͤhner/ wie ſolche
    auff denen Feldern/ wo ihrer wenig oder gar
    keine anzutreffen/ vermehret werden koͤnnen?
    54. b. werden nach ihrer Natur und Eigen-
    ſchafft beſchrieben/ 148. woher ſie dieſen Na-
    men
    [[135]]Regiſter.
    men haben? ibid. a. woher ſie Feld-Huͤhner ge-
    nennet werden? ibid. wo ſie ſich auffzuhalten
    pflegen/ oder gerne liegen? 148. a. b.337. a.360. b.
    368. a.389. a.399. b. wie ſie pflegen gefangen zu
    werden? 331. ſeq.396. a.399. b. wie ſie mit dem
    Tyraß gefangen werden? 336. a. b. wie mit
    dem Schnee-Garn? 337. wie mit dem Haa-
    men? 332. 339. a. wann ſie ſich paaren? 148. a.
    364. b.375. a. wann ſie legen und bruͤthen? 371.
    b.
    wann ſie Jungen haben/ und wie ſie ſolche
    erziehen? 375. a.378. b. ſeq.382. a. b.
  • Recept, eine Huͤndin laͤuffiſch zu machen? 184. a.
    299. b. vor die fahrende Wuth derer Hunde/
    191. a. vor die fallende Wuth derſelben/ ib. wider
    die ſchlaffende Wuth/ 191. b. vor die grimmen-
    de Wuth/ ibid. vor die flieſſende Wuth/ ibid.
    zur Artzney und Baͤder/ die Suchten der
    Hunde/ ſo von kalten undauichen Fluͤſſen her-
    kommen/ zu vertreiben/ ibid. ſeq. damit die
    Hunde vor dem Bad zu purgiren/ 192. a. eines
    Bades/ damit die Hunde/ wann ſie von wuͤ-
    thenden Hunden gebiſſen worden/ gewa-
    ſchen werden ſollen/ ibid. wann die Hunde We-
    he-Tagen in Ohren haben/ 192. b. dem Hun-
    de die Wuͤrmer im Leibe zu vertreiben/ ibid. \&
    195. b. den Krebs und allerley Raͤude an Hun-
    den zu vertreiben/ 192. b. fuͤr die Raude/ Grind
    und Schuppen derer Hunde/ 193. a. einer guten
    Salbe/ die Raude zu vertreiben/ ibid. a. b. vor
    die gemeine Raude/ 193. b. vor die Geſchwaͤr
    und Geſchwulſt derer Hunde an ihren Leibern/
    194. a.196. a. vor die Verletzung derer Hunde
    von wilden Schweinen/ oder andern Thieren/
    ibid. \& 195. b. wann ſich die Hunde wund ge-
    lauffen/ 194. b. \& 195. b. vor die Wunden der
    Hunde/ 194. b. \& 196. b. daß eine Huͤndin nim-
    mer laͤuffiſch werde/ ibid. wenn ein Hund ver-
    wundet/ und er den Schaden nicht lecken kan/
    ibid. fuͤr das Strangeln und den Tropff derer
    Hunde/ ibid. ſeq. vor den boͤſen Halß derer
    Hunde/ 195. a. vor die Laͤuſe/ Floͤhe und an-
    deres Ungezieffer derer Jagd-Hunde/ ibid. \&
    196. b. vor die Wuͤrmer in der Haut eines
    Jagd-Hundes/ 195. a. \& 196. b. wann die
    Hunde raͤudig und ſchaͤbigt werden/ ibid.
    vor den Ohren-Krebß derer Jagd-Hunde/ 195.
    b.
    wenn ein Hund hart harnet/ ibid. denen
    Hunden vor leiſe Ohren/ ibid. wann die Hun-
    de von Nattern und Schlangen gebiſſen wer-
    den/ 196. a. vor Verrenckung der Glieder/ 196.
    b.
    vors verſchlagen derer Hunde/ 197. a. vors
    Schwinden derer Glieder/ ibid. einer guten
    Purgation,ibid. a. b. daß die Hunde wohl zuneh-
    men/ 197. b. ſo die Wuth oder das Raſen an
    denen Hunden zu beſorgen. 310.
  • Recht. Von dem Recht und der Pflicht eines
    Landes-Fuͤrſten in Anſehung der Jagden/ A.
    2. ſeqq.
    von dem Recht und der Pflicht der
    Vaſallen in Anſehung der Forſt- und Jagd-
    Sachen. A. 9. ſeqq.
  • Regalien/ koͤnnen auch von Privat-Perſonen/ wann
    ſie deren faͤhig ſeyn/ verjaͤhret werden/ und
    was ſolche fuͤr Regalien ſeyen? A. 23. ſeqq.
  • Regen/ woher er vorher zu praeſumiren? 269. b.
    ſeq.
    woher er ſeinen Urſprung habe? 271. a.
  • Reh-BocksAnatomie.132. ſeq.
  • Rehe/ wie ſie in die Waͤlder/ wo deren wenig
    oder nichts anzutreffen/ zur Vermehrung ge-
    bracht werden koͤnnen? 54. a. werden nach ihrer
    Natur und Eigenſchafft weitlaͤufftig beſchrie-
    ben/ 101. ſeq. womit ſie ſich des Jahrs durch/ von
    Monat zu Monat aͤßen/ und wie ſie ſich ſonſt in
    denenſelben verhalten? 359. b.363. a. b.367. a.370.
    b.
    374. a.377. b.381. a.384. b. ſeq.388. a.391. b.
    395. a.398. b. Ob derjenige/ welchem durch ein
    Urthel Fuͤchſe/ Haſen und dergleichen zu fa-
    hen/ zugeſprochen worden/ auch Rehe fahen
    koͤnne? A. 79. ſeq.
  • Reh-Jagd/ wie ſie zu geſchehen pflege? 307. a.
  • Reh-Kaſten/ wie ſie zu verfertigen ſeyen? 236. a.
  • Reh-Netze/ wie ſie beſchaffen ſeyn? 228. wie ſol-
    che zu ſtellen? 228. b. worzu ſie gebrauchet wer-
    den? 229. a. b. wieviel deren bey einem Jagd-
    Gezeug gehalten werden ſollen? 229. b. wie
    hoch eines dererſelben an Gelde zu ſtehen kom-
    me? ibid.
  • Renovirung der Graͤntze/ wie ſolche insgemein
    zu geſchehen pflege? 49. b.
  • Reſonnement eines Frantzoſen von der Teutſchen
    ihrer Jagd. 213. a. b.
  • Reſponſa, Conſilia,und andere Rechtliche An-
    merckungen/
    die zum Jagd- und Forſt-We-
    ſen gehoͤren. A. 15. ſeqq.
  • Retter/ wie ſolcher unter denen Windſpielen
    abzurichten ſey? 173. b. ſeq.
  • Reuſen zu Voͤgel und Fiſchen/ wie ſie geſtri-
    cket und verfertiget werden? 346. a.
  • Reyher/ wird ſeiner Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben. 150.
  • Reyher-Beitz/ wie ſolche zu geſchehen pflege?
    324. ſeq.
  • Rhamnus. Suche oben Creutz-Beer-Stauden
    oder Wegedorn.
  • Rieſen-Gebeine/ werden zum oͤfftern bey Gra-
    bung tieffer Graͤben/ Teiche und Brunnen/
    gefunden/ 16. a. Ob ſolche natuͤrliche unterirdi-
    ſche Gewaͤchſe/ oder von der Suͤndfluth
    wuͤrcklich verſchwemmete Corpora ſeyen? ibid.
    ſeqq.
    Exempel eines Soldatens/ ſo derglei-
    chen viele gefunden. 16. b. ſeq.
  • Rieſen-Gebuͤrge/ iſt beruͤhmt ſowohl wegen deſ-
    ſen Hoͤhe/ als vielerhand andern daran und
    darauf befindlichen merckwuͤrdigen Sachen/
    5. a. wilde Kraͤuter/ ſo auff dem Rieſen-Ge-
    buͤrge wachſen. 6. a. b.8. b. ſeq.
  • Rinde des Baums/ woher und wie ſie generiret
    werde? 24. a. b. Worzu ſie dem Baum dien-
    lich ſey? 26. a. zeiget die Nord- oder Mitter-
    nacht-Seite mercklich an. ibid.
  • Ringel-Tauben/ werden ihrer Natur und Ei-
    genſchafft nach beſchrieben/ 143. woher ſie die-
    ſen Namen haben? ibid. a. wie ſie geſchoſſen
    werden? ibid.

u 2Rinnen
[[136]]Regiſter.
  • Rinnen/ was dieſes fuͤr Netze ſeyen/ und wie ſie
    geſtricket werden? 349. a. b. wie mit ſolchen die
    Raub-Voͤgel gefangen werden? 349. b. ſeq.
  • Roſen-Kraut/Radix Rhodia, wie es ausſehe/ bluͤ-
    he/ und was es fuͤr Saamen trage? 7. a. wor-
    zu es diene? ibid.
  • Rothe Bircke/ wird beſchrieben. 32. a.
  • Rothe Buche/ wird nach ihrer Natur/ Eigen-
    ſchafft/ Krafft und Wuͤrckung/ auch ihrem
    Nutzen nach beſchrieben. 30. a. b.
  • Roth-Eiche/ wird nach ihrer Natur und Ei-
    genſchafft beſchrieben. 29. b.
  • Roth- oder Birck-Fuͤchſe/ wie ſie ausſehen?
    111. a.
  • Rother Wiederthon/ wie er wachſe/ und worzu
    er gut ſey? 8. a.
  • Roth-Wild/ welches Wild ſo genennet werde?
    98. a. wie ſolches in die Waͤlder/ wo deſſen kei-
    nes oder ſehr weniges anzutreffen/ gebracht
    und vermehret werden ſolle? 52. ſeqq. ſtehet
    nicht in Thier-Gaͤrten bey weiſſen oder bunten
    Tann-Hirſchen/ 55. a. wann es ſich Troupp-
    weiſe beyſammen halte? 359. a.366. b.388. a.
    398. b. wann es aus einander gehe und ſich zer-
    theile? 370. a. womit es ſich das Jahr durch
    von Monat zu Monat aͤße? 359. a.363. a.366.
    b.
    370. a.373. b.381. a.384. b.395. a.398. b.
  • Ruͤben/ was ſie fuͤr Krafft und Wuͤrckung ha-
    ben? 78. b.
  • Ruͤbezahl/ ein Berg-Geiſt oder Spectum auf
    dem Rieſen-Gebuͤrg. 5. a
  • Ruͤden-Knecht/ wie er beſchaffen ſeyn ſolle/ und
    was ihm zu verrichten obliege? 197. ſeq.
  • Ruthe. Von was fuͤr Reiß die Ruthen/ der
    Geiſſelung unſers allerliebſten Heylandes ge-
    weſen? 32. a.

S.


  • SAcriFalcken/ was es fuͤr Falcken ſeyen? 319. a.
  • Salbe/ die Raude/ Grind/ und Schuppen de-
    rer Hunde zu vertrelben. 193. a. b.
  • Saltz-Lecken/ zu welcher Zeit des Jahrs ſolche
    von denen Hirſchen und dem Wildpraͤth vor-
    nemlich beſuchet werden? 56. a. werden bey groſ-
    ſen Koͤniglichen Gehegen in denen benachbar-
    ten Revieren nicht geduldet/ ibid. Wohin ſie
    am nuͤtzlichſten zu ſchlagen ſeyẽ? 56. b. wohin ſie
    in Waͤldern am beſten eingeſchlagen werden?
    ibid. \& 57. a. Aus was fuͤr Sachen ſolche pflegen
    zubereithet zu werden? 57. a.
  • Sambucus cervina. Suche oben Hirſch-Holder.
  • Sanickel/Sanicula, worzu dieſes Kraut gut zu
    gebrauchen? 10. a.
  • Satyri, ſo im Hartz-Wald gefangen worden.
    22. b.
  • Satz-Haͤſin/ wo ſie ihre Jungen hinſetze/ und
    wie ſie ſich bey deren Erziehung aufffuͤhre?
    104. a. wie vielmahl ſie des Jahrs ſetze? ibid.
    wie ſie geſtalt/ und woran ſie vor einem Ramm-
    ler zu erkennen ſey? ibid.
  • Sauerampff/Acetoſa, worzu es dienlich ſey?
    12. a.

  • Sau-Finder/ wird ſeiner Art/ Natur und Ei-
    genſchafft nach beſchrieben/ 176. ſeq. woher er
    dieſen Namen habe? 176. a. wie er pflege abge-
    richtet zu werden? ibid. a. b.
  • Sau-Garten/ wo und wie ſolcher anzulegen?
    240. a. b.
  • Sau-Kaſten/ wie ſolcher verfertiget ſeyn ſolle?
    235. ſeq.
  • Sau-Netze/ wie ſolche beſchaffen ſeyn ſollen? 225.
    ſind vor die Tuͤcher ſehr gut/ 225. b. Wieviel
    Mann zu Stellung derer Sau-Netzen noͤthig
    ſeyen? 225. a. b.
  • Sau-Ruͤden/ werden ihrer Art/ Natur und Ei-
    genſchafft nach beſchrieben. 172. ſeq.
  • Saxifraga. Suche unten Steinbrech.
  • Schaaffs-Garbe/Millefolium, worzu ſie gut
    zu gebrauchen? 12. a.
  • Schade/ ſo durch das Floͤſſen geſchiehet/ muß
    von dem/ welcher die Floß-Gerechtigkeit ex-
    ercir
    et/ erſetzet werden. A. 20. a. b.
  • Schaͤchte in Bergwercken/ werden beſchrieben/
    wie ſie ausgezimmert werden. 65. a.
  • Scharten-Kraut/Serratula, wo es wachſe/ was
    fuͤr Blumen es trage/ und wovor es gut ſey?
    14. b.
  • Schatten vom Tax-Baum/ ſoll dem Menſchen
    ſchådlich ſeyn. 39. a.
  • Schieß-Pferdt/ wie es beſchaffen ſeyn ſolle? 335.
    wie es abzurichten? ibid. ſeq.
  • Schieß-Pulver/ in welchem Jahr/ von wem/
    und auff was Art und Weiſe es erfunden
    worden? 283. b. ſeq.
  • Schild/ wie damit die Reb- oder Feld-Huͤhner
    pflegen getrieben zu werden? 333. ſeq.
  • Schilder/ wovon ſie vorzeiten von denen Hey-
    den verfertiget worden? 43. a.
  • Schilff/Arundo, worzu es dienlich? 12. b.
  • Schindel- oder Splitt-Baum/ wie er beſchaf-
    fen ſeyen muß. 72. b. ſeq.
  • Schindeln/ zu welcher Zeit und aus was fuͤr
    Holtz ſie am beſten zu machen? 73. a.
  • Schirm der Herrſchafft bey einem Abjagen/
    wie er beſchaffen ſeyn ſolle? 223. ſeq.277. a.
  • Schlaffbeer-Kraut/Solanum, wie es ausſehe/
    wo es gerne wachſe/ und worzu es dienlich zu ge-
    brauchen ſey? 13. b.
  • Schlaffende Wuth derer Hunde/ wo ſie her-
    ruͤhre/ und wie ſie beſchaffen ſey? 190. b. woher
    ſie komme? 191. b. was darwider zu gebrau-
    chen? ibid.
  • Schlag-Baͤume/ wie ſolche zuzurichten? 242.
  • Schlag-Waͤnde/ wie ſie zu ſtricken und zu ſtel-
    len? 345. ſeq. wie mit ſolchen die Raub-Voͤ-
    gel pflegen gefangen zu werden? 350. a. b
  • Schlangen-Kraut/Biſtorta, wo und wie es
    wachſe/ auch wie es bluͤhe? 7. a. wofuͤr es zu
    gebrauchen? ibid.
  • Schlangen-Zuͤnglein/Ophiogloſſum, worzu es
    zu gebrauchen? 11. a.
  • Schloſſen/ woher ſolche ihren Urſprung haben?
    271. b. ſehr groſſe Schloſſen/ ſo Anno 1717. zu
    Dreßden gefallen. ibid.

Schloß-
[[137]]Regiſter.
  • Schloß-Tritt/ was bey der Faͤhrd der Hirſche
    ſo genennet werde? 95. b.
  • Schmahl-Thier/ wann ein Hirſch ſo genennet
    werde? 91. a.
  • Schnaͤrr/ wird ihrer Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben/ 144. wie ſie gefangen werde?
    144. b. womit ſie ſich aͤße? 144. a. b.360. b.
    364. a.385. b. wann ſie in ihrem Ruͤckſtrich wie-
    der zu uns komme? 364. a. wann ſie ſich paa-
    re/ und wie ſie hecke? 144. a.367. b. wann ſie
    von uns wegziehe? 392. b.
  • Schnee/ woher er ſeinen Urſprung habe? 271. a.
    woher zu mercken/ wie viel Schnee den zu-
    kuͤnfftigen Winter uͤber fallen werden? 269. b.
    woraus zu praeſumiren/ daß Schnee kommen
    werde? ibid.
  • Schnee-Garn/ wie es beſchaffen/ und wie die
    Reb- oder Feld-Huͤhner damit gefangen wer-
    den? 336. b. ſeqq. wie es von dem Tyraß differi-
    re? 337. a. wie es geſtricket und verfertiget wer-
    de? 339. b.
  • Schraͤncke/ woher ſie zuzeiten zu knacken pfle-
    gen? 39. a.
  • Schrothe/ wie und zu welcher Zeit ſolche zu
    gieſſen ſeyen? 342. a.
  • Schuhu/ wird ſeiner Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben. 153
  • Schuͤtze/ worzu er geſetzet/ und was ſeine Ver-
    richtung ſey? 61. b. Schuͤtzen-Haltung gehoͤ-
    ret zur Jagd-Gerechtigkeit. A. 17. b.
  • Schuppen derer Hunde/ zu vertreiben. 193. a.
  • Schwaͤmme/ wie vielerley ſie ſeyen/ und woher
    ſie entſtehen? 12. b. Schwaͤmme von Bircken
    worzu ſie zu gebrauchen? 32. b.
  • Schwaͤrmer zu machen/ 292. ſeq. wie ſolche aus
    denen Buͤchſen zu ſchieſſen? 293. b.
  • Schwalben-Kraut/Vincetoxicum, wie es aus-
    ſehe/ und worwider es zu gebrauchen? 8. a.
  • Schwan/ wird ſeiner Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben/ 150. wie vielerley er ſey? ibid. a.
  • Schwartz-Dorn/ wird nach ſeiner Natur und
    Frucht beſchrieben. 43. b.
  • Schwartz-Errle/ wird beſchrieben. 33. a.
  • Schwartz-Wald wird ſehr groß von Julio Cae-
    ſare
    beſchrieben. 22. a.
  • Schwartz-Wildpraͤth/ welches Wild ſo genen-
    net werde? 98. a. wie es in die Waͤlder/ wo
    deſſen wenig oder nichts anzutreffen/ gebracht
    und daſelbſt vermehret werden ſolle? 53. b. wie
    alt es insgemein werde? 100. a. was darvon zur
    Artzney gebrauchet werde? 100. b.
  • Schweine. Suche unten wilde Schweine.
  • Schweine-Daͤchſe/ wie ſie ausſehen? 115. b.
  • Schwein-Hatz/ wie ſolche zu geſchehen pflege?
    305. ſeq.
  • Schweiß-Hund/ wird ſeiner Art/ Natur und
    Eigenſchafft nach beſchrieben/ 175. ſeq. von der
    Folge des Schweiß-Hundes. 251. ſeq.
  • Schweiß von Gemſen/ worzu er von denen
    Jaͤgern gebrauchet werde? 103. b.von Haſen/
    worzu er diene? 105. b.von Fuͤchſen/ worzu
    er gut ſey? 111. b.von Daͤchſen/ worzu er zu
    gebrauchen? 115. b.von Wieſelgen/ wovor er
    gut ſeyn ſolle? 119. b.
  • Schwimmer/ was dieſes fuͤr Falcken ſeyen/ und
    wo ihr Vaterland ſey? 319. a. b. woher ſie
    Schwimmer genennet werden? 319. b.
  • Schwinden derer Glieder/ bey denen Hunden
    zu vertreiben. 197. a.
  • See-Blumen/Nymphaea, wo ſie wachſen/ wie
    ſie ausſehen/ und worzu ſie dienlich zu gebrau-
    chen? 14. a.
  • Selb-Geſchoß/ wie es anzurichten und zu ſtel-
    len? 242.
  • Senecio. Suche oben Creutz-Kraut.
  • September, wie dieſer Monat nach der Witte-
    rung/ Kraͤutern und Baͤumen/ Tags und
    Nachts Laͤnge/ unterirdiſchen Berg-Duͤn-
    ſten/ ſowohl Thieren und Voͤgeln beſchaffen
    ſey? 387. ſeqq.
  • Serratula. Siehe oben Scharten-Kraut.
  • Serpyllum. Suche oben Feld-Kuͤmmel.
  • Sideritis. Suche oben Glied-Kraut.
  • Sieben Eck-Steine/ was fuͤr wilde Kraͤuter
    fuͤrnemlich in denſelben wachſen? 6. b.
  • Sieben Gruben/ was in denenſelben fuͤrnemlich
    fuͤr wilde Kraͤuter wachſen? 8. a.
  • Sinck-Brunnen hinter des HerrnAutoris
    Schloß/ verſincket bald wieder/ und praeſagi-
    ret theuere Zeit. 270. b.
  • Sittich/ werden nach ihrer Natur und Eigen-
    ſchafft beſchrieben. 159. b.
  • Smilax aſpera. Siehe unten Stechende Winde.
  • Solanum. Suche oben Schlaffbeer-Kraut.
  • Salidago. Suche unten Wund-Kraut.
  • Sonne/ wann ſie auff- und niedergehe im Januario?
    358. b. im Februario?362. b. im Martio?366. a.
    im April?369. b. ſeq. im Majo?373. b. im Junio?
    377. a. im Julio?380. b. im Auguſto?384. a. im
    September?387. b. im October?391. a. im No-
    vember?
    394. b. im December?398. a.
  • Spanier/ deren Wuͤtherey wider die America-
    n
    er. 35. a. b.
  • Species, die Phaſianen damit zu raͤuchern/ daß ſie
    nicht beſchrien werden/ 328. a. ſo man ins Neſt
    leget/ wann deren Eyer ausgebruͤthet werden
    ſollen/ ibid. zum Futter der Canarien-Voͤgel.
    354.
  • Specification, was ein Jagd-Tuch/ welches 80. ge-
    doppelte/ und 160. einfache Waldſchrittelang
    ſtellet/ in allen koſten moͤge mit deſſen Zubehoͤr/
    215. b. wie hoch ein Fuder hohe Tuͤcher/ deren
    dreye darauff gehen/ in Dreßden an Gelde
    kommen? 216. a. was ein Fuder breiter Mit-
    tel-Tuͤcher/ deren viere darauff gehen/ koſte/
    und wie hoch ſelbige in Dreßden an Gelde
    kommen/ 216. b. wie ein hieſiger Zeug-Wa-
    gen an Gelde zu ſtehen komme/ ibid. ſeq. was
    ein ſchmahl Haſen-Tuch koſte? 218. b. wie hoch
    ein Bund-Tuͤcher-Lappen zu ſtehen komme?
    222. b.
  • Sperber/ wird nach ſeiner Natur und Eigen-
    ſchafft beſchrieben/ 154. ſeq. was er fuͤr ein Pri-
    vilegium
    habe/ wann ſolchen ein Falcken-Ver-
    xkaͤuffer
    [[138]]Regiſter.
    kaͤuffer bey ſich hat? 154. b. wann er von uns
    wegziehe? 361. a. wann er wieder zu uns kom-
    me? 364. b. Suche unten Raub-Gefluͤgel
    oder Raub-Voͤgel.
  • Sphondylium. Suche oben Baͤren-Klau.
  • Spiegel-Huͤtte/ iſt denen Waͤldern und Gehoͤl-
    tzen hoͤchſtſchaͤdlich/ 62. a. wo ſolche nuͤtzlich an-
    zulegen? ibid.
  • Spiegel-Netze/ woher ſie den Namen haben?
    225. a. wie ſie beſchaffen ſeyn muͤſſen? 226. a
  • Spieſſe/ wie ſie zu denen Steck-Garnen beſchaf-
    fen ſeyn ſollen? 338. a.
  • Spieß-Hirſch/ oder Spieſſer/ wann ein Hirſch
    ſo genennet werde? 91. a.
  • Spinnweb-Garn/ wie es geſtricket und verfer-
    tiget werde? 339. b. worzu ſie gebrauchet wer-
    den? 340. a.
  • Sprichwort: du zitterſt/ wie ein Aeſpen-
    Laub/
    woher es entſtanden? 34. a.Lupus pi-
    los, non animum mutat,
    woher es komme?
    107. b.Er will den Fuchs nicht beiſſen/ wo-
    her es ruͤhre? 112. b.
  • Spur/ Faͤhrd oder Gefaͤhrd eines Loͤwens/
    85. a. b. eines Tygers/ 86. b. eines Baͤ-
    ren/ 87. a.88. a. b. eines Auer-Ochſens/ 89. b.
    eines Hirſches/ 94. ſeqq. eines alten wichtigen
    jagdbahren Hirſches/ 95. a. eines traͤchtigen
    Thieres/ 96. derer Dann-Hirſche/ 97. a. eines
    ſtarcken alten ſchlagenden Schweines/ 100. a.
    eines Haupt-Schweines/ ibid. eines feiſten gu-
    ten Schweines/ ibid. a. b. einer Bache/ 100. b.
    eines zahmen Schweines/ ibid. einer traͤchti-
    gen Bache/ 101. a. eines Wolffes/ 107. a. b. ei-
    nes Luchſes/ 109. a. eines Fuchſes/ 111. b. eines
    nes Biebers/ 113. a. einer Fiſch-Otter. 114. a.
  • Staͤncker/ woher dieſer Thier ſolchen Namen
    habe? 117. a. wird ſeiner Natur und Eigen-
    ſchafft nach beſchrieben. ibid. ſeq.
  • Staff-Schlaͤger verwuͤſten ſehr viele Eichen/
    69. a. Muß daher Stammweiſe mit ihnen ge-
    handelt werden. ibid.
  • Stahr/ wird ſeiner Natur und Eigenſchafft nach
    beſchrieben/ 149. wie er gefangen werde? ibid. b.
  • Stangen/ wann die Baͤume in Waͤldern oder
    Heyden alſo genennet zu werden pflegen? 42. b.
  • Stauden/ in Waͤldern/ Feldern und Aeckern/
    werden beſchrieben. 42. ſeq.
  • Stechende Winde/Smilax aſpera, wo dieſes
    Kraut gerne wachſe/ und wie es beſchaffen?
    13. a.
  • Steck-Garn/ wie ſie zu ſtricken? 388. a.
  • Steine bey Grabung tieffer Graͤben/ Teiche
    und Brunnen werden oͤffters unterſchiedliche
    wundernswuͤrdige Steine gefunden. 16. a.
  • Stein-Breche/Saxifraga, wo ſie wachſe/ und
    worzu ſie dienlich ſey? 13. b.
  • Stein-Buche. Suche unten Weiß- oder
    Stein-Buche.
  • Stein-Eiche/ war bey den Celten/ denen Gal-
    lis
    und allen Teutſchen in groſſem Æſtim,29.
    a.
    Was ſie fuͤr Blaͤtter habe/ und wo ſie ger-
    ne wachſe? ibid. b. Thut dem Graß und Ge-
    traͤyde Schaden. ibid. traͤget groͤſſere und ſuͤſ-
    ſere Eicheln/ als die Roth-Eiche. ibid.
  • Stein-Felſen/ ob ſolche eine Radicem ſubterra-
    neam
    haben/ und wachſen? 19. b.
  • Stein-Felſen-Gebuͤrge. Was fuͤr wilde Kraͤu-
    ter auff demſelben fuͤrnemlich wachſen? 7. a. b.
  • Stein-Marder/ werden ihrer Natur und Ei-
    genſchafft nach beſchrieben. 116. b.
  • Stengel-Kraut/ wo und wie es wachſe? 7. b.
    wofuͤr es gut zu gebrauchen? ibid.
  • Steck-Kraut/Catanance, wo es wachſe/ wie
    es ausſehe/ und was es fuͤr Krafft und Tugend
    habe? 14. b.
  • Stern-Putzen/ woher ſie entſtehen/ und was
    ſie ſeyen? 16. b.
  • Stichel- und Pfahl-Eyſen/ worzu ſie bey der
    Jagd gebrauchet werden? 237. a.
  • Stick-Wurtz/Bryonia, was ſie fuͤr Blumen
    und Beere trage/ wo ſie wachſe/ und worzu
    ſie nuͤtzlich ſey? 14. a.
  • Stoͤber/ werden nach ihrer Art/ Natur und
    Eigenſchafft beſchrieben/ 182. wie ſie von de-
    nen Frantzoſen genennet werden? 182. a.
  • Straͤucher/ welche Baͤume in Heiden und Waͤl-
    dern alſo genennet werden? 42. b.
  • Straffe derer Wildpraͤths-Diebe/55. a.313.
    ſeq.
    A. 88. ſeqq. ob ſie an das Leben gehen koͤn-
    ne? 313. a. b.A. 7. a. b.A. 88. ſeqq. auff was
    fuͤr Umſtaͤnde zu ſehen? 313. b.
  • Strangeln derer Hunde zu curiren. 194. b.
  • Sturm-Winde/ thun in Waͤldern und Hei-
    den zum oͤfftern unausſprechlich groſſen Scha-
    den. 39.
  • Succiſa. Suche unten Teuffels-Abbiß.
  • Suchten derer Hunde/ wie ſolche zu curiren?
    191. b. ſeq.

T.


  • TAbellarii, woher ſie ſo genennet worden?
    30. a.
  • Tabier/ erzeigten ihren Hunden zu gewiſſen Zei-
    ten groſſe Ehre. 165. a. b.
  • Taͤſchel-Kraut/Burſa Paſtoris, wo es wachſe/
    was fuͤr Bluͤmlein es trage/ und wovor es
    gut ſey? 14. b.
  • Tag/ wie viel Stunden er lang ſey im Januario?
    358. b. im Februario?362. b. im Martio?366. a.
    im April?369. b. ſeq. im Majo?373. b. im Ju-
    nio?
    377. a. im Julio?380. b. im Auguſto?
    384. a. im September?387. b. im October?391. a.
    im November?394. b. im December?398. a.
  • Tangel- oder Laub-Holtz/ wird beſchrieben/ 25.
    a. b.
    \& 34. ſeqq. deſſen vielerley Arten/ ibid.
    \& 39. b. wie es beſchaffen im Januario?358. a.
    wie im Februario?362. a. wie im Martio?
    366. a. wie im April?369. a. b. wie im Majo?
    373. a. wie im Junio?376. b. wie im Julio?
    380. a. wie im Auguſto?383. b. ſeq. wie im
    September?387. a. wie im October?390. a. b.
    wie im November?394. a. wie im December?
    397. b.
  • Tanne/ wird nach ihrer Natur/ Eigenſchafft
    und Nutzen beſchrieben. 35. b. ſeq.

Tannen-
[[139]]Regiſter.
  • Tannen-Aſche/ wird zu Verfertigung der Glaͤ-
    ſer gebrauchet. 36. b.
  • Tannen-Bretter/ was fuͤr Geraͤthe daraus ver-
    fertiget werde? 70. a.
  • Tannen-Hirſche/ ſind bey anderm Roth-Wild
    nicht gut/ vertreiben dieſelbe/ oder verurſa-
    chen/ daß ſolche gar umbfallen/ 55. a. werden nach
    ihrer Natur und Eigenſchafft beſchrieben.
    97. ſeq
  • Tannen-Holtz/ was fuͤr Sachen aus demſelben
    gemacht werden? ibid.
  • Tauſend-Guͤlden-Kraut/Centarium minus,
    worzu es gut zu gebrauchen? 10. b.
  • Tax-Baum/ wird nach ſeiner Natur/ Eigen-
    ſchafft und Nutzen beſchrieben. 38. b. ſeq.
  • Taxierung der Heiden und Waͤlder/ wie ſie
    wohl und gleich zu verrichten ſey? 46. ſeq.
  • Tempel/ der Dianen und dem Appollini geheyli-
    get. 23. a.
  • Teuffels-Abbiß/Succiſa, wie es ausſehe/ und
    worzu es gut ſey? 8. b.
  • Teuffels-Grund/ was in demſelben fuͤrnehmlich
    fuͤr wilde Kraͤuter wachſen? 8. a
  • Teuffels-Luſt-Garthen. Was fuͤr wilde
    Kraͤuter in demſelben fuͤrnehmlich wachſen?
    7. b.
  • Teuffels-Teich/ was fuͤr wilde Kraͤuter an dem-
    ſelben fuͤrnemlich wachſen? 7. b. ſeq.
  • Teutſchland/ wie es von Cornelio Tacito genen-
    net werde? 22. a. wie von denen Roͤmern? ibid.
  • Thaͤler/ woher ſie in der Welt entſtanden? 19. a.
    b.
    ob ſolche auch vor der Suͤndfluth geweſen?
    ibid. b.
  • Theer/ wie und wovon er zubereitet werde? 37.
    b. ſeq.
    67. b.
  • Thielen- und Pfoſten-Schneiden/ iſt denen
    Waͤldern und Heiden ſehr ſchaͤdlich/ 68. a.
    Wo ſolches am beſten anzulegen? 68. b. Wie
    es verrichtet werde? 69. a.
  • Thiere/ wie vielerley ſie ſeyen? 83. a.A. 71. a.
    Woraus ſie in ihrem Leben beſtehen? 122. a.
    Wie ſie nach der Ordnung geſchickt zu ana-
    tomir
    en? 122. b. Jn wie viel Theile deren Coͤr-
    per getheilet werden? 123. b.
  • Thier-Garthen/ worzu und warumb er auff-
    gerichtet werde? 55. a. Was fuͤr Wildpraͤth
    darein zu halten? ibid. Was ſonſt darzu er-
    fordert werde/ wann er recht und angenehm
    ſeyn ſoll? 55. b. ſeq.
  • Thone bey der Jagd zu blaſen/ wie ſolches
    geſchehe/ wann die Hunde loßgekoppelt wer-
    den? 311. Wann die Hunde anfangen zu ja-
    gen? ibid. Wann ſie die Faͤhrd verlohren?
    ibid. Wann ſie die Faͤhrd wieder gefunden?
    312. Wann die Hunde gar gut jagen? ibid.
    Wann der Hirſch erleget worden? ib. Wann
    die Jagd zu Ende und vollbracht iſt? ibid.
  • Thonen/ wie vielerley ſie ſeyen/ und wie ſie zu
    verfertigen? 349. a. wie mit ſolchen die Voͤgel
    gefangen werden? ibid.
  • Thonen-Fang/ wann er ſich anfahe? 349. a.
  • Thorant/Antirrhinum, wofuͤr dieſes Kraut gut
    ſey/ nnd was es fuͤr Blumen habe? 9. b.
  • Thubal Cain, erſter Meiſter alles Ertztes und
    Eyſenwercks. 3. b.
  • Thusſilago. Suche oben Huff-Lattig.
  • Thobſucht oder Wuth derer Hunde. Su-
    che unten Wuth derer Hunde.
  • Todes-Straffe/ ob die Wild-Diebe damit be-
    leget werden koͤnnen? 313. a. b.A. 7. a. b.
  • Tiſche/ woher ſie zuweilen zu knacken pflegen?
    39. a.
  • Tormentill/Tormentilla, wo es wachſe/ und
    worwieder es gut ſey? 10. b.
  • Trappen/ werden ihrer Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben/ 146. ſeq. wie ſie gefangen
    werden? 147. a. wo ſie ſich aufzuhalten pfle-
    gen? 146. a.360. b.367. b. ſeq.396. a.499. b.
    wann ſie im Wiederzug zu uns kommen?
    146. a.364. a. wann und wie er ſeine Paltz
    mit denen Huͤhnern halte? 146. a.364. Wor-
    mit ſie ſich aͤſſen? 146. a.367. b. ſeq.382. a.
    385. b. wo und wie ſie bruͤthen? 146. a. b.371.
    b.
    wie ſie ihre Jungen erziehen? 146. b.375.
    a.
    378. b.382. a. wann ſie von uns ziehen?
    146. b.392. b.
  • Treibe-Pferdt/ wie damit die Reb-Huͤhner
    pflegen gefangen zu werden? 333. ſeqq. wie
    es beſchaffen ſeyn ſolle? 335. wie es abzu-
    richten? 335. a. b. ſeq.
  • Treiben des Wildes/ wie es vorzunehmen/ und
    geſchehen ſolle? 273. ſeq.
  • Treibe-Zeug und Haamen/ wie damit die
    Reb-Huͤhner gefangen werden? 332. ſeq.
  • Trifft-Gerechtigkeit. Ob der/ ſo die Trifft-Ge-
    rechtigkeit beſitzet/ dem Gerichts-Herrn/ ſo
    daſelbſt die Nieder-Jagden hat/ das Lerchen-
    fangen mit Tage-Netzen verwehren koͤnne?
    A. 53. ſeqq.
  • Trifolium. Suche unten Wieſen-Klee.
  • Trompeter und Paucker/ wo ſie bey einer
    Jagd auff dem Lauff-Platz hinlogiret werden?
    277. b. ſeq.
  • Tropff derer Hunde/ zu curiren? 194. b.
  • Tubera. Suche oben Morgeln.
  • Tuͤcher-Lappen/ worzu ſie gebrauchet werden?
    221. a. b. woher ſie ſo genennet werden? ibid.
    b. ſeq.
    wie ſolche ſeyn muͤſſen? 222. a. wie ſie
    auffzuſtellen? 222. b. wie hoch ein Bund Tuͤ-
    cher-Lappen zu ſtehen komme? 222. b.
  • Turckis-Steiu/ ſoll des Menſchen Conſtitution
    anzeigen. 270. a.
  • Turtel-Tauben/ werden nach ihrer Natur und
    Eigenſchafft beſchrieben. 144
  • Tyger/ wird nach ſeiner Natur und Eigenſchafft
    beſchrieben/ 85. ſeq. wird zur Jagd anderer wil-
    den Thiere abgerichtet/ 85. b. ſeq. deſſen Anato-
    tomie.
    125.
  • Tyger-Haͤute/ worzu ſie pflegen gebrauchet zu
    werden? 85. b.
  • Tyraß/ wie dieſes Garn beſchaffen ſey/ und wie
    damit die Reb- oder Feld-Huͤhner gefangen
    werden? 336. a. b. Wie er von denen Schnee-
    Garn differire? 337. a.

x 2U.Vacci-
[[140]]Regiſter.

U.


  • Vaccinia Rubra. Suche oben Preuſſel-Beer.
    Valeriana. Suche oben Baldrian.
  • Vaſallen/ wie ſie im jagen excediren? A. 9. a. wie
    ſie ſich zu verhalten/ wenn ihre Nachbarn
    oder andere ihnen in ihrer Jagd-Gerechtig-
    keit Eingriff thun? ibid. a. b. wie ſie derer ihnen
    concedirten Jagden ſich gebrauchen/ und ſich
    ſonſten darin gegen ihren Landes-Herrn ver-
    halten ſollen? A. 10. a. b. ſeq. worauf ſie in An-
    ſehung des Vogelfangs acht zu geben haben?
    A. 11. b. ſeq. wie ſie ſich verhalten ſollen/ wann
    ihnen von dem Landes-Herrn Eingriff in ihre
    Jagd-Gerechtigkeit geſchiehet? A. 12. a. ſollen
    auf Conſervation des Holtzes und neuen An-
    bau deſſelben bedacht ſeyn/ A. 12. a. ſind ver-
    bunden bey Feuers-Gefahr in Waͤldern de-
    nen Forſt-Bedienten gebuͤhrende Folge zu
    thun/ A. 13. a. zu welcher Zeit des Jahres ſie
    nicht jagen duͤrffen? ibid. b. Ob ſie in poſſeſſio-
    ne vel qvaſi
    derer Regalien geſchuͤtzet werden
    koͤnnen? A. 74. b. ob ſie/ wann ſie von dem
    Landes-Herrn mit aller und jeder Gerechtig-
    keit/ ingleichen mit Jagden belehnet ſind/ be-
    fugt ſeyn/ ſich nicht nur der Haſen und Fuͤch-
    ſe anzumaaſſen/ ſondern auch zugleich des ho-
    hen/ rothen und ſchwartzen Wildpraͤths/ als
    der Hirſche/ Rehe/ wilden Schweine/ ꝛc. A.
    83. ſeqq.
  • Vegetatioder Erden/ wie ſolche beſchaffen ſey
    im Januario?358. a. wie im Februario?362. a.
    wie im Martio?365. b. ſeq. wie im April?369. a.
    wie im Majo?373. a. wie im Junio?376. a. wie
    im Julio?380. a. wie im Auguſto?383. a. b. wie
    im September?387. a. b. wie im October?390.
    a. b. ſeq.
    wie im November?394. a. b. wie im
    December?397. a. b. ſeq.
  • Verbaſcum. Suche oben Koͤnigs-Kertze.
  • Verboth auf anderm Grund zu jagen. 251. a. b.
  • Vergleich/ ſo allgemein/ benimmet nichts einem
    beſondern/ und muß man ſie beyderſeits ſo
    auslegen/ daß ſie nicht einander contrair ſeyn.
    A. 50. ſeqq.
  • Vergoͤnſtigung/ einen gewiſſen Ort mit Ne-
    tzen zu umbſtellen/
    ſo aus nachbarlichem Wil-
    len geſchehen/ kan nach eigenem Gefallen wie-
    derruffen werden. A. 18. ſeq.
  • Verjaͤhrung/ iſt nicht noͤthig einem ſolchen/ der
    uͤber Menſchen Gedencken etwas beſitzet? A.
    23. ſeqq.
  • Verlappen/ worzu es diene/ und wann es ge-
    brauchet werde? 309. ſeq.
  • Verletzung derer Hunde von wilden Schwei-
    nen oder andern Thieren/
    zu curiren. 194. a. b.
  • Veronica. Suche oben Ehrenpreiß.
  • Verrenckung derer Glieder/ was davor bey
    denen Hunden zu gebrauchen? 196. b.
  • Verrichtungen eines Jaͤgers in Jagd- und
    Forſt-Sachen/ auch mit Zeug und Hunden
    im Monat Januario?361. a. b. ſeq. im Februa-
    rio?
    365. a. b. im Martio?368. b. ſeq. im April?
    372. a. b im Majo?375. b. ſeq. im Junio?379.
    a. b. ſeq.
    im Julio?383. a. b. im Auguſto?386.
    b. ſeq.
    im September?389. b. ſeq. im Octo-
    ber?
    393. a. b. im November?398. b. ſeq. im
    December?400. a. b.
  • Verſchlagen derer Hunde zu curiren. 197. a.
  • Verſetzung junger Baͤume/ was dabey in acht
    zu nehmen? 26. b.
  • Ubereylen/ was dieſes bey der Faͤhrd derer Hir-
    ſche bedeute? 95. b.
  • Vincetoxicum. Suche oben Schwalben-
    Kraut.
  • Viola tricolor. Suche oben Dreyfaltigkeit-
    Kraut.
  • Unfug und Wuͤtherey/ der Spanier wider die
    Americaner. 35. a. b.
  • Ungewitter/ wie an denen Aelſter-Neſtern zu
    mercken/ woher daſſelbe Jahr die meiſten Un-
    gewitter herkommen? 156. b.
  • Unſchlitt/ vom wilden Schwein/ worzu es gut zu
    gebrauchen? 100. b.
  • Unterthanen/ ob ſie ihrem Gerichts-Herrn auff
    denenjenigen Feldern/ wo ſie die Huth- und
    Trifft-Gerechtigkeit/ der Gerichts-Herr aber
    die Nieder-Jagd hat/ das Lerchen-Fangen
    mit Tage-Netzen verwehren koͤnnen? A. 53.
    ſeqq.
    Ob ihnen von ihrem Edelmann oder Ge-
    richts-Herrn/ ſo ſowohl die Ober- und Nie-
    der-Jagden/ als die Ober- und Nieder-Ge-
    richten hat/ bey Straffe anbefohlen werden
    koͤnne/ daß ſie wider das Herkommen ihren
    Hunden Knuͤttel anlegen ſollen? A. 76. ſeqq.
    Ob mittelbahre Unterthanen verbunden ſeyen/
    einem mittelbahren Herrn Dienſte zu leiſten/
    und ihm Jagd-Frohnen zu thun? A. 62. ſeqq.
  • Voͤgel/ wo ſie zur Herbſt-Zeit hinziehen? 343.
    b.
    wie an denenſelben zu mercken/ daß im
    Fruͤhling annoch groſſe Kaͤlte vorhanden?
    ibid. wie an denenſelben Ungewitter zu vermu-
    then? ibid. was fuͤr Voͤgel jeden Monats zu
    fahen? ibid. ſeq. wie ſie mit Thonen gefangen
    werden? 349. a. wie mit Leimb-Ruthen?
    349. b. wann ſie mit Schieſſen und fangen zu
    verſchonen? 375. a.
  • Vogel-Bauer oder Gehaͤuſer/ wie ſie pflegen
    verfertiget zu werden? 348. a. b.
  • Vogel-Beeren/ worzu ſie dienen? 77. b.
  • Vogel-Heerd/ wo er am nuͤtzlichſten anzurich-
    ten? 344. ſeq. wie er pflege angeleget zu wer-
    den? ibid. a. b. was fuͤr Kirrung darauf zu ge-
    brauchen? 344. b. wie darauf die Raub-Voͤgel
    pflegen gefangen zu werden? 350. a. b. zu wel-
    cher Zeit des Jahrs er anzurichten ſey? 389. a.
  • Vogel-Laimb/ wie er zugerichtet werde? 349. b.
  • Vogelſteller/ wie er beſchaffen ſeyn muͤſſe? 343.
    ſeq.
  • Vogel-Waͤnde und Netze/ wie ſie zu ſtricken/
    zu verfertigen und zu ſtellen? 345. ſeq. wieviel
    Zwirn eine dererſelben erfordere? 345. b.
  • Vor-Hoͤltzer/ welche Hoͤltzer ſo genennet wer-
    den? 44. a.
  • Urthel/ ſo allein Fuͤchſe/ Haſen und dergleichen
    zu fahen zugiebt/ ob es auch auf die Rehe ex-
    tendi-
    [[141]]Regiſter.
    tendiret u. verſtanden werden moͤge? A. 79. ſeq.

W.


  • WAcholder-Baum/ wird nach ſeiner Natur/
    Eigenſchafft und Nutzen beſchrieben/ 38.
    wie vielerley er ſey? ibid.
  • Wacholder-Beeren/ wie lange ſie reiffen? 38.
    b.
    was fuͤr Medicamenten daraus verfertiget
    werden? ibid.
  • Wacholder-Hartz/ worzu es dienlich? 38. b.
  • Wachtel-Garn/ von was fuͤr Farbe ſie ſeyn ſol-
    len? 339. a. b. wann ſie am beſten zu gebrau-
    chen? 340. a. wie ſie gruͤn zu faͤrben? 341. b.
  • Wachteln/ werden ihrer Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben/ 148. ſeq.340. b. wie ſie gefan-
    gen werden? 149. a. b.339. ſeqq. wo ſie ſich auf-
    zuhalten pflegen? 148. a. b.361. a. wann ſie wie-
    der zu uns kommen? 148. a.375. a. wann ſie von
    uns ziehen? 149. b.396. a. wann man die Wach-
    teln zu fangen anfahe/ und wieder damit auf-
    hoͤre? 339. a.
  • Wachtel-Pfeiffen/ wie ſie zu verfertigen? 340.
    b. ſeq.
    wie ſolche beym Schlagen angefaſſet
    werden ſollen? 341. b.
  • Waͤlder/ werden beſchꝛieben/ 22. ſeqq. was ſie ſeyen?
    43. b. deren Nutzen in Fried- und Krieges-
    Zeiten/ 23. b. Klage/ daß ſolche durch uͤber-
    maͤßiges Holtz-hauen verwuͤſtet werden/ ibid.
    wodurch ſie Schaden leiden? 39. ſeqq. wie ſie
    pflegen ausgemeſſen zu werden? 44. ſeq. wie
    ſie zu taxiren/ und in Erbſchafft einzutheilen?
    46. ſeq. wie ſolche wohl befluͤgelt oder umb-
    ſtellet werden? 47. ſeq. von der Waͤlder
    Eintheilung u. geometriſcher Ausmeſſung/ 43.
    ſqq.
    Wem der Vermuthung nach die ſtreitigen
    Gaͤrten eigenthuͤmlich zuſtehen? A. 44. ſeqq.
  • Waͤnde der Voͤgel/ wie ſie zu ſtricken und zu
    ſtellen? 345. ſeqq.
  • Wagen-Meiſter/ woruͤber er geſetzet/ und was
    deſſen Verrichtungen ſeyen? 238. b.244. a. b.
  • Wagen-Schmier/ wie ſie zubereitet werde? 37.
    b. ſeq.
    67. b.
  • Wald-Gefluͤgel/ wird ſeiner Natur und Eigen-
    ſchafft nach beſchrieben. 141. ſeqq.
  • Wald-Geſchrey/ womit zu Holtze gezogen
    wird/ 278. b. womit von Holtze gezogen zu wer-
    den pfleget/ 279. b. beym Wald-Meſſer ſchla-
    gen/ oder Pfunde geben. 281. b.
  • Waldmann/ worzu dieſes Kraut nuͤtzlich zu ge-
    brauchen? 10. a.
  • Wald-Miethe/ was ſie in denen Concurſen fuͤr
    eine Stelle uͤberkomme? A. 79. a. b.
  • Wald-Schnepffe/ wird nach ihrer Natur und
    Eigenchafft beſchrieben/ 143. wie ſie gefangen
    werde? ibid. b. wo ſie ſich auffhalte? 143. a. b.
    360. a. b.364. a.374. b. ſeq.385. b.399. wann ſie
    von uns wegziehe? 143. a.392. a.396. a. wann
    ſie im Wiederzug wieder zuruͤck komme? 143.
    b.
    367. b.389. a. wormit ſie ſich aͤße? 143. a. b.
    371. a. zu welcher Zeit und wo ſie hecke? 143. b.
    387. b.382. a.
  • Wall-Brunn in des Herrn Autoris Thier-Gar-
    ten/ praeſagiret Veraͤnderung des Wetters/
    und iſt denen Patienten gut zu gebrauchen. 270. b.
  • Waſſer-Gefluͤgel/ wird ſeiner Natur und Ei-
    genſchafft nach beſchrieben. 150. ſeqq.
  • Waſſer-Schnepfflein/ werden nach ihrer Art
    und Eigenſchafft beſchrieben. 152.
  • Waſch-Gold/ wo es herkomme? 21. a.
  • Waſſer/ wird von einigen fuͤr ein Initium Semi-
    nale,
    oder Uhr-Saame alles Gefluͤgels/ der
    Fiſche/ Felſen und Edelgeſteine/ Metallen und
    Mineralien gehalten/ 20. a. wie vielerley die
    Waſſer ſeyen? ibid. b. woher ſie warm aus der
    Erden ſteigen? ibid. woher die Waſſer entſte-
    hen? ibid. ſeq. Waſſer/ ſo vom Regen in den
    alten Buchen ſtehet/ wofuͤr es gut ſey? 30. b.
  • Waſſer-Hunde/ werden ihrer Art/ Natur/ und
    Eigenſchafft nach beſchrieben/ 181. ſeq. wie ſie
    von denen Frantzoſen genennet werden? 181. a.
    wie ſie abzurichten? ibid. b.
  • Waſſer-Jagd/ wie ſolche anzulegen/ und geſche-
    he? 304.
  • Waſſer-Quellen/ von dererſelben innerlicher
    Generation,19. ſeqq. Anzeigen/ wo ſolche ge-
    meiniglich befindlich. 21. a.
  • Waſſer-Voͤgel/ wann ſie in ihrem Wieder-Zug
    wieder zu uns kommen? 364. b.368. a. womit
    ſie ſich aͤßen? ibid. b.
  • Weer-Woͤlffe/ ob ſolche aus Menſchen werden
    koͤnnen? 108. b.
  • Wege-Dorn/ wo und wie er wachſe/ und worzu
    er diene? 13. a.
  • Wegerich/Plantago, worzu es gut zu gebrauchen/
    und wo es wachſe? 11. b.
  • Wehe-Tage der Hunde in Ohren/ was darwi-
    der zu gebrauchen? 192. b.
  • Wein-Droſſeln/ werden nach ihrer Natur und
    Eigenſchafft beſchrieben. 145. b.
  • Wein-Trauben/ was ſie fuͤr Krafft und Wuͤr-
    ckung haben? 78. b.
  • WeiſſagungLutheri, es werde Teutſchland vor
    dem juͤngſten Tage an drey noͤthigen Requiſitis
    mangeln. 23. b.
  • Weiß Bieber-Klee/ wo es waͤchſe/ wie es ausſe-
    he/ und worzu es gut zu gebrauchen? 15. b.
  • Weiß-Bircke/ wird beſchrieben. 32. a. b.
  • Weiß- oder Stein-Buche/ wird nach ihrer Na-
    tur/ Eigenſchafft und Nutzen beſchrieben. 30. b.
  • Weiß-Buchen-Holtz/ worzu es nuͤtzlich gebrau-
    chet werde? 30. b.
  • Weiſſer Diptam/Fraxinella, wie es ausſehe? 7. a.
    worzu es gut ſey? ibid.
  • Weiß-Dorn/ wird ſeinem Weſen und ſeiner
    Frucht nach beſchrieben. 43. b.
  • Weiſſe Errle/ wie ſievon der ſchwartzen Errle zu
    unterſcheiden? 33. a.
  • Weiſſe Heyde/Erica/ worwider ſie gut zu gebrau-
    chen? 10. a.
  • Weiß-Wende-Wurtzel/Helleborus albus, wie
    ſie bluͤhe/ ausſehe/ und wofuͤr ſie gut zu ge-
    brauchen? 8. b.
  • Weiß-Wurtzel-Kraut/Polygonatum, wie es
    bluͤhe/ ausſehe/ und worzu es gut zu gebrau-
    chen? 8. b.

yWeitzen/
[[142]]Regiſter.
  • Weitzen/ worzu er dienlich ſey? 77. a.
  • Welſch Wegerich/Plantago Italica, wo es wach-
    ſe/ wie es bluͤhe/ und was es fuͤr Nutzen habe?
    15. a.
  • Wenden/ was bey der Gefaͤhrd der Hirſche ſo ge-
    nennet werde? 95. b.
  • Werffte/ wird ihrer Natur/ Eigenſchafft und
    Nutzen nach beſchrieben. 43.
  • Weyde/ wird nach ihrer Natur/ Eigenſchafft
    und Nutzen beſchrieben/ 42. b. ſeq. Wie vieler-
    ley dieſelbe ſey? 43. a.
  • Weydemann/ wie er beſchaffen ſeyn ſoll? 80. a. ſoll
    auch die Anatomie derer Thiere wohl verſte-
    hen/ 121. a. b. ob er auf eines andern Grund und
    Boden/ da es ſeine Vor-Eltern alſo herge-
    bracht/ zu jagen befugt ſey/ oder ob ihm ſolches
    in kuͤnfftiger Zeit verbothen werden koͤnne? 66.
    ſeqq.
  • Weydemann/ wie er zuweilen dem Jaͤger von
    dem Frauenzimmer pflege gemacht zu werden?
    308. b.
  • Weyde-Meſſer ſchlagen/ wann und wie ſolches
    zu geſchehen pflege? 281. a. b.
  • Weyde-Spruͤche/ ſo vorzeiten bey denen Jaͤgern
    gebraͤuchlich geweſen. 281. b. ſeq.
  • Weydichte/ gehoͤren zu denen Holtzungen/ und
    nicht zu denen Wieſen-Nutzungen. A. 20. a. b.
    ſeq.
  • Wicken/ worzu ſie dienen/ und was ſie fuͤr
    Wuͤrckung haben? 78. a.
  • Wiederwachs/ warumb er auff denen abge-
    brannten Flecken in Heiden und Waͤldern nicht
    zu hoffen/ und fort will? 40. a.41. b. wie er zu
    befoͤrdern? 40. b. ſeq.
  • Wieſel-Baͤlglein von weiſſen Wieſelgen/ wor-
    zu es gut ſeyn ſolle? 119. a.
  • Wieſel-Blut/ wofuͤr es gut ſeyn ſolle? 119. b.
  • Wieſelgen/ wird ſeiner Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben/ 119. woher die Fabel entſtan-
    den/ es gebaͤhre das Wieſelgen ſeine Jungen
    aus dem Maul? 119. b.
  • Wieſen. Was daſelbſt fuͤrnemlich fuͤr wilde
    Kraͤuter wachſen? 11. b.
  • Wieſen-Klee/Trifolium, wie vielerley er ſey/
    und worzu er diene? 11. b.
  • Wild/ wie ſolches in denen Waͤldern/ wo ent-
    weder gar keines/ oder doch ſehr weniges an-
    zutreffen/ gebracht/ und vermehret werden
    ſolle? 52. ſeqq. Ob/ wie und auff was Art
    und Weiſe ein angeſchoſſen Wild in des Nach-
    bars Gehege oder Wald verfolget und aus
    demſelben gefuͤhret werden koͤnne? 251. ſeq.
    Anatomia eines tragenden Wildes/ 129. ſeqq.
    Wie es pflege gebraͤuchlich zu ſeyn/ wann ein
    Stuͤck Wild einem wiederumb entſprungen?
    A. 11. a. b. Ob man das Wild/ ſo die Wie-
    ſen und Felder verdirbt/ todt ſchlagen duͤrffe?
    A. 95. ſeqq.
  • Wild-Aecker/ worzu ſie angerichtet und beſaͤet
    werden? 57. b.
  • Wildbahn/ wann und zu was Ende ſolche
    auffkommen? 51. a. Wie ſie vorzeiten genen-
    net worden? ibid. Was darunter verſtanden
    werde? ibid.
  • Wild-Diebe/ wie ſie beſtraffet werden? 55. a.
    313. ſeq.A. 88. ſeqq. ob ſie am Leben geſtrafft
    werden koͤnnen? 313. a. b.A. 7. a. b.A. 88. ſeqq.
    was fuͤr Umbſtaͤnde bey Beſtraffung derer
    Wild-Diebe in Conſideration zu ziehen? 313. b.
  • Wilde Baͤume/ wie vielerley dieſelben in Hei-
    den und Waͤldern ſeyen? 25. a.
  • Wilde Enten/ werden ihrer Natur und Eigen-
    ſchafft nach beſchrieben/ 151. wie ſie im Enten-
    Fang gefangen werden? 329. ſeqq. wie ſie
    beym Enten-Fang von denen Lock-Enten zu
    unterſcheiden? 330. b. wo ſie ſich auffzuhalten
    pflegen? 361. a.382. b.386. a. wann ſie ſich
    paaren? 371. b. wann und wo ſie bruͤthen/ und
    wie ſie ihre Jungen ins Waſſer bringen? 151.
    a. b.
    375. b.379. a. womit ſie ſich aͤſſen? 151. a.
    386. a.389. b.379. a. wie ſie gefangen werden?
    382. b.393. a. wann ſie von uns ziehen? 151. b.
    396. b.
  • Wilde Gaͤnſe/ werden ihrer Natur und Ei-
    genſchafft nach beſchrieben/ 150. ſeq. wie ſie
    geſchoſſen oder gefangen werden? 151. b. wo
    ſie ſich auffzuhalten pflegen? 151. a.361. a.364.
    b.
    368. a.382. b.386. a. wann ſie im Wieder-
    Zug wieder zu uns kommen? 364. b. wie an
    ihnen zu mercken/ ob bald Fruͤhlings- und
    Thau-Wetter werden moͤgte? ibid. wann ſie
    ſich paaren? 371. b. wann ſie Eyer legen und
    wo ſie bruͤthen? 150. b. ſeq.375. b. womit ſie
    ſich zu aͤſſen pflegen? 151. a.379. a.386. a.385. b.
    wie ſie gefangen werden? 151. b.382. b.392. b.
    ſeq.
    wann ſie von uns ziehen? 151. a.396. b.
  • Wilde Menſchen/ ſo im Hartz-Wald gefan-
    gen worden. 22. b.
  • Wilde Roßmarie/ wo ſie wachſe/ und wor-
    wider ſie dienlich zu gebrauchen? 12. a.
  • Wilde Schweine/ pflegen nach der Wurtzel des
    Farren-Krauts mit groͤſter Begierde zu wuͤh-
    len oder zu brechen/ 12. a. reiben ſich nach der
    Suhle an niedrig geriſſene Fichten/ und ma-
    chen ſich dadurch gleichſam einen Pantzer/
    37. a. werden nach ihrer Natur und Eigen-
    ſchafft weitlaͤufftig beſchrieben/ 98. ſeqq. wie
    ſie an dem Wuͤhlen oder Brechen von denen
    zahmen Schweinen zu diſtingviren? 100. b. wie
    an der Lohſung zu erkennen/ ob es Schwei-
    ne/ oder Bachen ſeyen? 101. b. wie ſie durch
    Sau-Faͤnge/ oder Sau-Gaͤrten zu fangen?
    240. a. b. wie ſie in Netzen gefangen werden?
    305. ſeq. wormit ſie ſich das Jahr durch in
    jedem Monat aͤßen/ und wie ſie ſich ſonſten
    darinnen verhalten? 359. a.363. a.366. b. ſeq.
    370. b.374. a.377. b.381. a.384. b.388. a.391. b.
    395. a.398. b. Eines wilden Schweines Anato-
    mie.
    131. ſeq.
  • Wilde Tauben/ wo ſie ſich auffhalten? 360.
    b.
    369. a. wann ſie im Wiederſtrich wieder
    zuruͤck kommen? 364. a.367. b.399. b. wo-
    mit ſie ſich aͤßen? 367. b.371. a.385. b. wie
    und wann ſie am beſten zu ſchieſſen und weg-
    zufan-
    [[143]]Regiſter.
    zufangen? 371. a.382. a.385. b.389. a. wann
    ſolche nicht geſchoſſen werden ſollen? 375. a.
    wann ihnen die Jungen aus denen Neſtern
    genommen werden koͤnnen? 378. b. wann ſie
    von uns wegziehen? 392. a. b.
  • Wilde Thiere/ machen ſich zuweilen durch Aeſ-
    ſung des Sterck-Krauts feſte/ 14. b. werden
    nach ihrer Art/ Natur und Eigenſchafft weit-
    laͤufftig beſchrieben/ 79. ſeqq. uͤbertreffen die
    Menſchen in vielen Dingen/ 79. b. wie vie-
    lerley ſie ſeyen? 83. a. warumb es beſſer ſey/
    daß ſolche zu jagen und zu fahen/ denen Lan-
    des-Herrn allein vorbehalten werden? A. 2. a.
    Was fuͤr wilde Thiere von denenjenigen/ wel-
    che die Jagd-Gerechtigkeit nicht haben/ erle-
    get und gefangen werden koͤnnen? A. 2. b.
  • Wild-Fahre/ worzu ſie erfunden worden? 58.
  • Wildfang/ wie er pflege von denen Falconierern
    gefangen zu werden? 350. b.
  • Wildfuhre/ Wildbahne/ Wild-Jagden/
    und aller Wildfuhre/
    was fuͤr Jagden mit
    dieſen Worten in denen Lehn-Bieffen ange-
    zeiget werden? A. 12. b.
  • Wild-Garne/ wie vielerley ſie ſeyen? 227. a. wie ſie
    gemacht werden ſollen? ibid. a. b.
  • Wild-Meiſter/ woruͤber er geſetzet/ was ihme
    zu verrichten obliege/ und wie er ſonſt beſchaf-
    fen ſeyn ſolle? 50. b.289. ſeq.
  • Wildnuͤſſe/ was ſie ſeyen und woher ſie dieſen
    Namen haben? 43. a.
  • Wildpraͤth/ wie es auff die Puͤrſch-Wagen zu
    legen/ und nach Hofe zu fuͤhren? 218. a. iſt von
    denen Landes-Herrn nicht in allzu groſſer
    Menge zu hegen. A. 7. a.
  • Wild-Thiere/ wie lang ſie tragen/ wann ſie
    ihre Kaͤlber ſetzen/ und wie ſie ſolche erziehen?
    89. b. ſeqq.374. a.377. b.381. a.
  • Wild-Trage/ worzu ſie gebrauchet/ und wie ſie
    verfertiget werde? 227. a. b.
  • Wild-Wage/ wie ſolche beſchaffen ſey? 227. b.
  • Wind/ aus was fuͤr Anzeigen ſolcher præſumi-
    r
    et werden koͤnne? 269. b. woher zu mercken/
    wo der Wind herwehen werde? ibid.
  • Wind-Bruͤche/ dienen nicht wohl zum Bauen/
    39. a. b. Wind-Bruͤche/ ſo die Graͤntzen beruͤh-
    ren/ wem ſie zugehoͤren? 39. a.
  • Wind-Hetzen/ wie ſolches zu geſchehen pflege?
    307. ſeqq.
  • Windſpiele/ werden nach ihrer Art/ Natur und
    Eigenſchafft beſchrieben/ 173. ſeq. Woher ſie
    dieſen Namen haben? 173. a. Wie ſie abge-
    richtet werden? ibid.308. b. ſeq. Wollen die
    Fuͤchſe nicht beiſſen/ 174. b. Wie und wann
    mit denenſelben zu hetzen? 307. ſeqq.
  • Wintergruͤn/Hedera, wo und wie es wachſe?
    6. a. wofuͤr es zu gebrauchen? ibid. woher es
    dieſen Namen habe? ibid.
  • Witterung/ wie ſie im Januario gemeiniglich
    beſchaffen ſey? 358. a. wie im Februario?362. a.
    wie im Martio?365. a. wie im April?369. a. wie
    im Majo?372. a. b. ſeq. wie im Junio?376. a. wie
    im Julio?380. a. wie im Auguſto?383. a. wie im
    September?387. a. wie im October?390. a. wie
    im November?394. a. wie im December?397. a.
  • Wolff/ wird nach ſeiner Natur und Eigen-
    ſchafft weitlaͤufftig beſchrieben/ 106. ſeqq.
    wie er in Sau-Faͤngen oder Sau-Gaͤrten zu
    fangen? 240. a. b. ſeq. Wie er in Gruben ge-
    fangen werde? 241. a. Wie er aus der Grube
    lebendig in einem Kaſten/ oder ſonſt fortzubrin-
    gen? 241. b. Wann und wie er ſich belauffe?
    359. b. Wie er ſich in einem jeden Monat das
    Jahr durch verhalte? ibid.363. b.367. a.370. b.
    374. a.378. a.381. b.385. a.388. b.391. b.395. a. b.
    399. a. ob und wie er auff einem frembden
    Grund und Boden gefangen werden koͤnne?
    A. 11. a.
  • Wolffs-Grube/ wo und wie ſie anzulegen?
    241. a. iſt heutiges Tages denen Vaſallen ver-
    bothen/ 241. b. iſt auff frembdem Grund und
    Boden zu machen verbothen. A. 11. a.
  • Wolffs-Jagd/ wie ſie zu geſchehen pflege? 306.
    wie ſie von einem Landes-Herrn vorgenommen
    und verrichtet werden ſolle? A. 2. b. ſeq.
  • Wolffs-Netze/ worzu ſie zu gebrauchen? 228.
    a. b.
    wie weit ſie ſtellen/ und wie ſie auffgeſtel-
    let werden muͤſſen? ibid. a. wie ſie beſchaffen
    ſeyn ſollen? ibid. a. b. wie hoch eines dererſel-
    ben an Gelde zu ſtehen komme? 228. b.
  • Wuͤnſchel-Ruthe/ von was fuͤr Holtz ſie am
    beſten zu ſchneiden? 42. a.
  • Wuͤrmer/ wormit ſie denen Hunden im Leibe
    zu vertreiben? 192. b. \& 195. b. wormit ſie aus
    der Haut derer Hunde vertrieben werden?
    195. a.196. b.
  • Wuͤthender Hund/ wie er zu curiren? 191. ſeq. zu
    welcher Zeit des Jahres die Hunde zu wuͤthen
    und zu raſen pflegen? 196. a. was zu gebrauchen/
    daß er einem keinen Schaden thun koͤnne? ibid.
  • Wunden derer Hunde/ wie ſolche zu heylen/
    194. a. b.195. b.196. a.
  • Wunder-Baum in Peru/ ſoll denen Kran-
    cken das Leben/ oder den Todt vorher verkuͤn-
    digen. 270. a.
  • Wund-Kraut/Solidago, woher es dieſen Na-
    men habe/ und worzu es diene? 10. b.
  • Wund-Pulver/ bey verletzten Hunden dienlich
    zu gebrauchen. 196. b.
  • Wurtzeln der Eichen/ greiffen ſo weit umb ſich/
    ſo hoch der Giepffel iſt. 28. b.
  • Wuth derer Hunde/ woran ſie zu erkennen?
    168. a. b.189. b.et196. a. woher ſie entſtehe?
    168. b.191. a. wie vielerley dieſelbe ſey? 189.
    was wider jede zu gebrauchen? 191. ſeq.

Z.


  • ZAehne von Elephanten/ werden zum oͤff-
    tern bey Grabung tieffer Graͤben/ Teiche
    und Brunnen/ gefunden/ 16. a. ob ſolche unter-
    irdiſche natuͤrliche Gewåchſe/ oder von der
    Suͤndfluth wuͤrcklich verſchwemmete Corpora
    ſeyen? ibid. ſeq.
  • Zaͤune/ wie ſolche umb die nahe an denen Wild-
    y 2bahnen
    [[144]]Regiſter.
    bahnen liegende Felder zu machen ſeyen? A. 8.
    b. ſeq.
  • Zahme Schweine/ wie ſie in dem Wuͤhlen und
    an der Gefaͤhrd von denen wilden Sauen zu
    diſtingviren? 100. b.
  • Zangen/ worzu ſie zu gebrauchen/ und wie ſie be-
    ſchaffen ſeyn ſollen? 236. b. ſeq.
  • Zehr-Kraut/Hepatica fontana, wo es gerne
    wachſe? 7. a. wofuͤr es gut ſey? ibid.
  • Zerwuͤrckung und Zerlegung eines Hirſches.
    263. ſeq.
  • Zeug-Hauß/ wie ſolches angeleget und gebauet
    ſeyn muͤſſe? 237. ſeq.
  • Zeug-Knechte/ wozu ſie beſtellet/ und was ihre
    Verrichtungen ſeyen? 220. b.244. a. b. Wo-
    ruͤber der aͤlteſte Zeug-Knecht beym Zeug-
    Hauſe geſetzet? 238. b.
  • Zeug-Wagen. Wie hoch er an Gelde fuͤr
    Schmiede- und Wagner-Arbeit zu ſtehen kom-
    me? 216. b. ſeq. \& 220. a. wie er beſchaffen ſeyn
    muͤſſe? 219. a. b. Wie viel Tuͤcher auff einen
    Zeug-Wagen geladen und gefuͤhret werden?
    219. b.
  • Ziegel-Erde/ wie ſie beſchaffen ſeyn ſolle? 66. b.
  • Ziegel-Scheune/ wird beſchrieben. 65. ſeq.
  • Ziegel-Steine/ werden von thonigter Erde weiß/
    66. a. Wie ſolche gut zu verfertigen? ibid. Wie-
    viel ſolcher zu einem Bech-Ofen erfordert wer-
    den? 67. a.
  • Ziegel-Streichen/ iſt eine ſehr uhralte Erfah-
    rung und Procedur.65. ſeq. b.
  • Ziemer/ wird ſeiner Natur und Eigenſchafft
    nach beſchrieben/ 144. ſeq. wie er gefangen
    werde? 145. a. wie er im Bauer zu fuͤttern?
    347. ſeq. wo er ſich auffzuhalten pflege? 360. b.
    wann er im Ruͤckſtrich wieder zu uns komme?
    145. a.364. a. womit er ſich aͤße? 144. b. ſeq.
    564. a. wann er von uns ziehe? 145. a.367. b.
  • Zimmer-Holtz zu bauen/ wird weitlaͤufftig be-
    ſchrieben. 71. ſeq.
  • Zimmern der Berg-Gebaͤude/ iſt denen Waͤl-
    dern und Gehoͤltzen hoͤchſtſchaͤdlich/ 64. a. b.
    iſt bey denen Bergwercken ein nothwendiger
    Bau. 65. a.
  • Zipff-Droſſeln/ werden ihrer Natur und Eigen-
    ſchafft nach beſchrieben/ 145. a. wie ſie gefan-
    gen werden? ibid.
  • Zwang-Treiben/ wie es geſchehen ſolle? 274. ſeq.
  • Zwieſel/ von einem Haſel-Strauch/ dienet zum
    beſten zur Wuͤnſchel-Ruthe. 42. a.
  • Zwingen/ was dieſes bey des Hirſches Gefaͤhrd
    heiſſe? 95. a.


[[145]][[146]][[147]][[148]]

Dieses Werk ist gemeinfrei.


Rechtsinhaber*in
Kolimo+

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2025). Collection 4. Der vollkommene teutsche Jäger. Der vollkommene teutsche Jäger. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). Kolimo+. https://hdl.handle.net/21.11113/4bqj0.0