[][][][][][][[I]]
Praktiſche Anweiſung
zum
Teichbau

Fuͤr Foͤrſter, Oekonomen und ſolche
Perſonen, die ſich weniger mit der
Mathematik abgeben.


Mit 4 Kupfertafeln.

Leipzig,:
bei Gerhard Fleiſcher dem Juͤngern.
1798.

[[II]][[III]]

Vorrede.


Es fehlt zwar keinesweges an Schriften, in
denen bereits der Teichbau weitlaͤuftig bearbei-
tet iſt; allein in den meiſten derſelben hat
man ſich hautpſaͤchlich auf die Theorie einge-
ſchraͤnkt, das wirkliche Praktiſche dagegen mehr
aus den Augen gelaſſen. Solche Werke ha-
ben allerdings ihren Werth, aber die Anzahl
der Leſer, die ſie anſchaffen, verſtehn, und
brauchen, iſt in der That nur klein, da ſie
theils zu koſtbar, theils zu ſchwer, theils zu
wenig praktiſch ſind. Wie haͤufig indeſſen
Teiche von Perſonen angelegt werden, die ſich
weder mit jenen tiefen Theorien abgeben, noch
vom Praktiſchen ſelbſt etwas verſtehen, z. E.
von Foͤrſtern, Oekonomen, u. ſ. w. — iſt nur
zu bekannt. Fuͤr dieſe iſt daher die gegenwaͤr-
tige Schrift beſtimmt, in der ſowohl auf das
Noͤthigſte aus der Theorie, als auch beſonders
auf
[IV]Vorrede.
auf das Praktiſche, Ruͤckſicht genommen iſt.
Gruͤndlichkeit und Deutlichkeit ſind in derſel-
ben durchgehends beabſichtigt, und zu dem
Ende iſt hie und da manches aus der Natur-
lehre ꝛc. eingefloſſen, das fuͤr geuͤbtere Leſer
freilich wegbleiben konnte.


In wie weit die Arbeit gelungen iſt, uͤber-
laſſe ich dem Urtheil des unpartheiiſchen Pu-
blikums, dem hier der Geſichtspunct gezeigt
wird, aus dem die Schrift beurtheilt wer-
den muß. Weit entfernt zu glauben, daß das
Buch ganz vollkommen ſeyn werde —
denn kein Sterblicher lieferte je etwas ganz Voll-
kommenes — werden mir angezeigte Verbeſ-
ſerungen, oder Abaͤnderungen ſachkundiger
angeſehener Maͤnner, jederzeit ſehr angenehm
ſeyn, vorausgeſetzt, daß man nicht von der
Hoͤflichkeit abweicht und ſichs zum Zweck macht,
Perſonalitaͤten und Grobheiten mit gelehrten
Sachen zu verwechſeln.


Der Verfaſſer.

[[1]]

Praktiſche Anweiſung
zum
Teichbau
.


Teichb. A
[[2]][[3]]

Erſte Abtheilung.
Vorerinnerungen und allgemeine Betrachtungen
uͤber Teiche, die dazu gehoͤrigen Anlagen, und
mancherlei zu erwaͤgende Umſtaͤnde.


§. 1.


Das Wort Teich bedeutet einen Waſſerbe-
haͤlter
. Gewoͤhnlich ſetzt man bei dieſem Worte
mehr eine anſehnliche, als geringe, Groͤße des Waſ-
ſerbehaͤlters voraus. Wie viel Flaͤchen- oder Kubic-
Inhalt indeſſen ein Teich haben muͤſſe, um eigentlich
dieſen Nahmen zu fuͤhren, iſt bis itzt noch nicht
ausgemacht; doch muß er wol zum wenigſten einem
halben thuͤringiſchen Waldmorgen, oder 80 Qua-
drat-Ruthen, an Flaͤchen-Inhalte gleich kommen,
ſonſt wuͤrde man ihn, wegen ſeiner geringen Groͤße,
ſpottweiſe eher einen Sumpf oder Pfuͤtze, als
Teich nennen. An mehrern Orten ſind die ſo ge-
nannten Pferdeſchwemmen von der Art, daß ſie
unter dieſe Pfuͤtzen gehoͤren.


A 2Klei-
[4]

Kleinere Waſſerbehaͤlter, vorzuͤglich zum Be-
hufe der Fiſcherei angelegt, nennt man Heller,
welcher Nahme durch Abkuͤrzung des Worts, Be-
haͤlter, entſtanden ſeyn mag. In Staͤdten legt
man auch wol Baſſins, Ciſternen, oder
Archen an, um dem Waſſermangel abzuhelfen,
welche ſaͤmtlich — noch kleiner als die vorgenann-
ten zu ſeyn pflegen. So wol dieſe, als auch die
Heller, liegen zwar außer den Grenzen dieſes Bu-
ches, demohnerachtet aber werden viele der unten
folgenden Regeln auch bei ihnen anwendbar ſeyn,
und dazu dienen, richtige Urtheile uͤber ſolche An-
lagen faͤllen zu koͤnnen.


§. 2.


Teiche duͤrfen keinesweges mit Deichen ver-
wechſelt werden, von denen ſie weſentlich verſchie-
den ſind. Man verſteht nemlich im Niederſaͤchſi-
ſchen unter Deichen, aufgefuͤhrte Waͤlle, welche
Waſſerfluthen und Ueberſchwemmungen abhalten
ſollen. Deiche ſind alſo nichts anders als Daͤmme,
und zwar von Teich-Daͤmmen in Anſehung ihrer
Zwecke verſchieden. Jene nemlich ſollen Waſſer
nur abhalten, und gegen ihre Gewalt ſichern,
dieſe hingegen ſollen Waſſer ſammeln helfen. Den
Nahmen Daͤmme giebt man zwar auch Erhoͤhun-
gen, die in moraſtigen, ſumpfigen, oder ſonſt
durch das Erdreich unwegſamen Gegenden gemacht
ſind, (wohin die Chauſſeen gehoͤren) um mittelſt
ihrer bequemer und ſicherer reiſen zu koͤnnen. In
dem
[5] dem Folgenden aber wird insbeſondere von den
Daͤmmen in ſo weit die Rede ſeyn, als ſie blos
bei dem Teichbau unentbehrlich ſind.


§. 3.


Der Teichbau uͤberhaupt begreift die
Anlage und Erbauung der Teiche in ſich. Da
dieſe nach §. 1. Waſſerbehaͤlter ſeyn ſollen, ſo er-
fordern ſie leere Raͤume oder Vertiefungen, welche
geſchickt ſind, Waſſer zu faſſen und auch zu be-
halten. In Anſehung dieſer Vertiefungen kann
man ſich zweierlei Faͤlle denken. Entweder die
Natur ſelbſt hat ſolche Vertiefungen gebildet, in de-
nen eine betraͤchtliche Menge Waſſers ſchon fuͤr ſich
ſtehen bleiben kann, oder es wird menſchliche Kunſt
erfordert, ſolche verſchloſſene leere Raͤume zu bil-
den; die erſtern koͤnnte man natuͤrliche Teiche
nennen, und ſie gleich als ſolche benutzen, wenn ihr
Gebrauch nicht zu eingeſchraͤnkt waͤre; die letztern
wuͤrden dagegen den Nahmen kuͤnſtliche bekom-
men. Zu jenen gehoͤren die bekannten Erdfaͤlle,
und andere ausgewaſchene Senken, deren Mitte
betraͤchtlich tiefer liegt, als die Raͤnder, die ſie
umgeben. Zu dieſen ſchicken ſich beſonders die
Thaͤler ſehr gut. Man bedient ſich der Thaͤler
deſto haͤufiger, je weniger man auf Erdfaͤlle und
Senken Ruͤckſicht nimmt, da ſolche den Thaͤlern in
Anſehung des Nutzens gemeiniglich weit nach-
ſtehen.


Um
[6]

Um die Thaͤler zu verſchließen, und dem
Waſſer das Ablaufen zu verwehren, bedient man
ſich der Daͤmme, die man queer durch die Thaͤler
hindurch fuͤhrt, und dadurch das Waſſer mit Ge-
walt noͤthigt, zu einer uns beliebigen und moͤgli-
chen Hoͤhe anzuſteigen, und ſich anzuſammeln.
Dies kann aber nie gerade zu, und ohne einige
Vorbereitung oder Nebenarbeiten geſchehen. Unter
dieſe gehoͤrt zum Beiſpiel die Unterſuchung und
Befeſtigung des Grundes und der Seiten, auf
welche das Waſſer und der Damm zu ruhen kom-
men ſoll, und gegen die Waſſer und Damm wir-
ken. Man hat ferner noch zu bemerken, ſelbſt
ein geſammelter Waſſervorrath wuͤrde, ohne beliebig
vermindert oder vergroͤßert werden zu koͤnnen, (es
verſteht ſich, ſo weit es die Moͤglichkeit geſtattet,)
nur wenig oder wol gar keinen Werth fuͤr uns ha-
ben, dagegen aber vielleicht Beſorgniß zu Schaden
geben. Hieraus ergiebt ſich die Nothwendigkeit der
Waſſerabzuͤge bei den Teichen.


Nun koͤnnte zwar noch ein Fall vorkommen, der
unter den vorigen noch nicht begriffen waͤre, nem-
lich der, wo man blos durch Ausgrabung einer
Erdflaͤche einen Teich machen wollte. Doch die
vielfaͤltigen Schwierigkeiten, die hiebei vorfal-
len, beſonders in Betreff der Waſſerabzuͤge, [ma-
chen]
dieſen Fall aͤußerſt rar. Die Ausgrabung
wird daher bei Teichen nur dazu beſonders ange-
wandt, um in einem Thale ꝛc. die Unebenheiten
weg-
[7] wegzuſchaffen, oder eine etwanige Vertiefung um
etwas zu vergroͤßern.


Der Teichbau beſchaͤftigt ſich demnach vor-
zuͤglich
mit der Anlage und Erbauung der
Daͤmme, Waſſerabzuͤge, und der Bearbeitung des
Teichgrundes und ſeiner Seiten. Die Teich-
baukunſt
iſt alſo die Wiſſenſchaft Teiche anzu-
legen und zu erbauen.


Die Seiten eines Teiches nennen mehrere Prak-
tiker auch die Widerlagen, weil ſie einiger-
maßen den Daͤmmen als ſolche dienen. Der Bo-
den, auf den das Waſſer und der Damm aufzu-
ruhen kommt, heißt der Teichgrund; nach
Andern hat er auch wol den Nahmen Teich-
ſohle
. Doch ſcheint die erſtere Benennung die
richtigſte zu ſeyn. Diejenige Erdflaͤche, auf wel-
cher blos der Damm aufruht, heißt die Damm-
ſohle
. Endlich nennt man den leeren Raum,
den ein durch einen Damm verſchloſſenes Thal
bildet, ſo weit das Waſſer in ihm zu ſtehen
kommt, Teichraum.


§. 4.


Fragte man: worauf man hauptſaͤchlich bei
jedem Teiche ſein vorzuͤglichſtes Augenmerk zu
richten habe? ſo laͤßt ſich ohne Schwierigkeit ant-
worten: Der Zweck, die Lage und der Bau
deſſelben ſind diejenigen Stuͤcke, welche vorzuͤglich
Aufmerkſamkeit verdienen.


Zie-
[8]

Ziehen wir alſo den Zweck der Teiche zuerſt
in Betracht, ſo muß ſich Jeder dabei gleich be-
ſcheiden, daß am Ende dieſer Umſtand gaͤnzlich
auf der Willkuͤhr des Bauherrn beruhe. Jedoch
dieß bei Seite geſetzt, ergiebt ſich, daß alle Ent-
zwecke der anzulegenden Teiche, entweder in dem
Vergnuͤgen zu ſuchen ſind, das ſie befoͤrdern ſol-
len, oder in den oͤconomiſchen Abſichten, welche
dabei ſtatt finden. Endlich kann beides zugleich
geſucht werden, ſowohl Vergnuͤgen als Nutzen.
Die oͤconomiſchen Abſichten ſind ſehr mannigfal-
tig. Muͤhlen bringen oͤfters viel ein, und ſind
uͤberall eine unentbehrliche Sache. Gleichwol
finden ſich nicht an jedem Orte Baͤche, die zu allen
Zeiten Waſſer genug lieferten, Muͤhlen gehoͤrig zu
betreiben. Bergwerke, Schmelz- und Eiſenhuͤt-
ten, vielerlei Fabriken, u. ſ. w. machen Maſchinen
von mancherlei Art nothwendig, deren vortheilhaf-
ter Gang allerdings auch mit auf einer hinreichen-
den und ununterbeochen vorhandenen Waſſermenge
beruht. Die Fiſcherei iſt ebenfalls eine nicht gleich-
guͤltige Sache. Nach Oertern, wo es gaͤnzlich
am Waſſer fehlt, muß es nicht ſelten durch koſt-
bare Waſſerleitungen hingefuͤhret werden, weil
man auf Quellen nicht allemal ſicher rechnen darf,
da ſolche oftmals im Sommer rein austrocknen,
im Winter aber leicht ausfrieren. Man ſieht alſo,
daß die Entzwecke der aus oͤconomiſchen Abſichten
anzulegenden Teiche, theils in den Vortheilen
der Fiſcherei, theils im Nutzen der Maſchinen,
theils
[9] theils in der Sicherung gegen Waſſermangel zu
ſuchen ſind.


Die mancherlei Abſichten der zum bloßen Ver-
gnuͤgen angelegten Teiche weitlaͤuftig anzufuͤhren,
ſcheint uͤberfluͤßig zu ſeyn, zumal da der Sinn
fuͤr Vergnuͤgungen, und die Art und Weiſe ſich
ſolche zu machen, bei der ſo mannigfaltigen
Denkungsart der Menſchen, ſo aͤußerſt verſchieden
ſind und bleiben muͤſſen.


§. 5.


Der Zweck bei einem anzulegenden Teiche mag
ſeyn welcher er will, ſo wird — wofern er nur
vernuͤnftig iſt, — immer ſowol die Groͤße des
Teiches, um eine proportionirte Waſſermenge
darin ſammeln zu koͤnnen, als auch die Lage deſ-
ſelben, nach dieſem Zwecke beſtimmt werden muͤſ-
ſen. In Anſehung der Groͤße, welche dem
Teiche gegeben werden ſoll, merke man: nach
Regeln, die unten folgen, kann man fuͤr jedes
gegebene verſchloſſene Thal, oder eine ſonſtige
Vertiefung, ziemlich genau durch Rechnung die
Waſſermenge finden, die von ſelbigem gefaßt werden
kann. Wir bemerken deshalb hier blos dieß, daß
ſie ſich aus der Hoͤhe des Waſſerſtandes und
der Flaͤche des Teichſpiegels ergiebt. Nun
haͤngt aber dieſe Spiegelflaͤche von der Weite des
Teichraumes ab, die Tiefe hingegen von der Nei-
gung, welche das Thal gegen die Horizontallinie
hat. Laͤnge und Hoͤhe der Daͤmme werden alſo
auch
[10] auch durch die verlangte Waſſermenge, und durch
die g[e]gebene Weite und Tiefe der Thaͤler beſtimmt;
zuletzt haͤngen ſie alſo gleichfalls von dem vorge-
faßten Zwecke ab.


§. 6.


Was aber die Lage der Teiche betrifft, ſo iſt
dieß [e]in gleich wichtiger Gegenſtand, der bei kei-
nem Teiche uͤberſehen werden darf, und es iſt
uͤberaus viel daran gel[e]gen, die Lage des Teiches
ſo vortheilhaft als moͤglich zu waͤhlen; denn Zeit
und Koſtenaufwand ſtehn mit ihr in ſehr genauer
Verbindung.


Teiche ſollen dazu dienen, einen betraͤchtlichen
Waſſe[r]vorrath zu faſſen, den man nach Belieben
ſparen und abzapfen kann. Man wird nicht ſo-
gleich jeden Ort zu dieſer Abſicht voͤllig tauglich
finden, da die Beſchaffenheit der Erdoberflaͤche ſo
ſehr verſchieden iſt. Sie zeigt ſich daher den Ab-
ſichten des Bauherrn mehr oder minder guͤnſtig, je
nachdem ſie viel Muͤhe und Koſten erſpart, oder
ſie vergroͤßert und druͤckender macht. Man muß
alſo hiebei Natur und Kunſt zu vereinigen ſuchen.
Je einfacher, ſchneller und minder koſt-
ſpielig
dieß geſchehen kann, deſto gluͤcklicher
muß man ſich ſchaͤtzen, und deſto vortheilhafter er-
reicht man ſeinen Zweck.


Die Lage der Teiche richtet ſich beſonders nach
folgenden zwei Stuͤcken: nach der Abſicht des
Bauherrn, und nach dem gegebenen Terrein, das
man
[11] man benutzen ſoll. In Anſehung der Abſicht des
Bauherrn muß der Teich ſo liegen, daß man zu-
voͤrderſt ſeinen Hauptzweck durch ihn beſtmoͤglichſt
erreiche. Iſt dieſer Forderung Genuͤge gethan, ſo
muß der Teich ferner ſo gelagert werden, daß man
außer dem Hauptzwecke, auch die vorzuͤglichſten
Nebenzwecke durch ihn erreichen koͤnne. Die letz-
tern muͤſſen jedoch natuͤrlich dem erſtern weichen.


Ohnſtreitig begreift der Hauptzweck beſon-
ders auch dieſes, daß man gehoͤrig dafuͤr Sorge
trage, daß der Teich die vorgeſchriebene und benoͤ-
thigte Waſſermenge nicht allein gut faſſen und be-
halten moͤge, ſondern daß man auch fuͤr den neu
anzulegenden Teich ſo viel Zufluß von friſchem und
ſolchem Waſſer habe, als man dereinſt brauchen
wird; ferner — daß der Zufluß auch zur be-
ſtimmten Zeit da ſeyn, ingleichen ununterbro-
chen ſo folgen koͤnne, wie man es wuͤnſcht und
noͤthig hat.


§. 7.


Um die Nebenzwecke zu erreichen, hat man
ſeine Aufmerkſamkeit beſonders dahin zu richten,
daß man die aus einem Teiche herausgehenden
Waſſer, ſo vielmal als es nur geſche-
hen kann
, anderwaͤrts noch benutzen moͤge.
Dieß wird deſto leichter und richtiger bewerkſtel-
liget, wenn man vor allen andern Arbeiten erſt
eine Unterſuchung des Gefaͤlles voran gehen
laͤßt. Aus dieſer Unterſuchung ergiebt ſich ſogleich,
ob
[12] ob und wie man das Waſſer auf mancherlei Art
nutzen koͤnne. Die Befolgung dieſer Vorſichts-
regel wird allen andern Anlagen, die bei Teichen
liegen, ſie mogen des Waſſers benoͤthigt ſeyn, oder
es entbehren konnen, ſie moͤgen bereits ſchon fertig
da ſtehen, oder noch erſt in der Folge vielleicht
gemacht werden, ſehr viel Vortheil bringen.


Da, wo man mehrere Teiche beiſammen an-
legt, muß man beſonders ſich bemuͤhen, die Waſſer
aus dem einen Teiche leicht, oder doch gewiß
in den oder die andern bringen zu koͤnnen. Zum
wenigſten muß dieß, wenn es von den tiefſten
Puncten der Striegel
nicht geſchehen
kann, doch von den Fluthbetten hinweg
moͤglich ſeyn. Auf dieſe Art wird alles Waſſer
benutzt, das in den Teichen geſammelt worden,
oder bei Waſſermenge uͤberfluͤßig vorhanden iſt,
und widrigenfalls unbenutzt vorbei laufen wuͤrde.
Eben dieß gilt auch von Waſſerleitungen. Bei-
ſpiele von vortrefflich eingerichteten und mit wah-
rer Oeconomie angelegten Waſſerleitungen findet
man im Erzgebuͤrge und auf dem Oberharze. Letz-
terer hat hierin beſonders dem um den Oberharz
ſehr verdienten Oberbergmeiſter, Herrn Stelzner,
einem wuͤrdigen Greiſe, viel zu danken.


Endlich hat man noch dieſes zu bemerken, ob
nicht vielleicht ein einziger anzulegender Teich, der
freilich anfangs betraͤchtliche Koſten machen kann,
andere in Zukunft vorzurichtende Waſſerleitungen
und Teiche, ganz und gar entbehrlich machen koͤnne,
oder
[13] oder doch wenigſtens die Anzahl, Laͤnge und Groͤße
derſelben betraͤchtlich verringern duͤrfte. Kaͤmen
z. E. mehrere Teiche, die man noch anzulegen
genoͤthigt werden moͤchte, in der geſammten Ko-
ſtenſumme noch nicht voͤllig ſo hoch zu ſtehen, als
ein einziger großer Teich, welcher die an-
dern entbehrlich machte, weil er gleiche Dienſte
thaͤte, ſo iſt es ſchon um deswillen rathſamer, einen
einzigen großen Teich zu bauen, weil dieſer weni-
ger Aufſicht erfordert, und weil bei einem einzigen
nicht ſo viele Reparaturen ſtatt finden, als bei vie-
len kleinern. Da, wo Maſchinen durch Waſſer
getrieben werden ſollen, verdient dieß ſtarke Be-
herzigung; da hingegen, wo die Teiche blos um
der Fiſcherei willen erbauet werden, ſind mehrere
und minder große nuͤtzlich. Dieß muͤſſen die jedes-
maligen Umſtaͤnde ſelbſt naͤher zeigen, und desfalls
den Ausſchlag in der Wahl geben.


§. 8.


Die Fiſcherei iſt unſtreitig ein Hauptaugen-
merk bei den mehreſten Teichen. Es ſey alſo ver-
goͤnnt einiges daruͤber anzufuͤhren.


Die Fiſcherei wird in die zahme und wilde
eingetheilt. Die letztere hat in Seen, Fluͤſſen und
Baͤchen, die erſtere in Fiſchteichen ſtatt. Bei der
zahmen nimmt man vorzuͤglich auf Karpfen Ruͤck-
ſicht. Die Fiſchteiche zerfallen aber in dreierlei
Arten, die ihrer Groͤße nach in gehoͤrigen Verhaͤlt-
niſſen ſtehen muͤſſen; in Laich-, Streck- und
Beſatz-
[14]Beſatz-Teiche. In erſtern ſoll die Brut der
Fiſche erzeugt werden, in den andern wird die
erzeugte Brut einige Zeit aufbewahrt, bis ſie die
zum Verſetzen gewoͤhnliche und benoͤthigte Groͤße
hat. Die letztere Art Teiche ſoll dazu dienen, Fiſche,
die aus den Streckteichen in ſie verſetzt ſind, vollends
bis zu einer beſtimmten Groͤße in ihnen auswach-
ſen zu laſſen. Die Beſatzteiche ſind wieder Dorf-
Feld
- und Waldteiche, je nachdem ſie in
Doͤrfern, Feldern und Waͤldern liegen. Aus der
verſchiedenen Beſetzung der Beſatz- und Haupt-
teiche entſteht dann die 1, 2, oder 3jaͤhrige Fi-
ſcherei, je nachdem die Fiſche 1, 2, oder 3 Jahre
in den Beſatzteichen ſtehen und wachſen muͤſſen.
Die oben §. 1. angefuͤhrten Heller machen einen
Anhang der Wachs- oder Beſatzteiche aus. Man
ſetzt nemlich die aus den Streck- oder aus den
Beſatzteichen herausgenommenen Fiſche, in ſelbige
bis zum Verſpeiſen ein, um ſie gleich an der Hand
und ohne viel Umſtaͤnde zu allen Zeiten haben zu
koͤnnen.


In Anſehung der Bauart ſind alle dieſe Teiche
im Weſentlichen ſich gleich, und nur durch ihre
Groͤße und Lage verſchieden. Die Laich- und
Streckteiche, beſonders wenn die Karpfenzucht ſehr
beabſichtiget wird, muͤſſen nach Angabe praktiſcher,
[Fiſcher] wenigſtens 2 bis 4, und hoͤchſtens 4 bis
6 Morgen große Spiegel haben. Sie muͤſſen fer-
ner mitten in freien Feldern, oder auf freien Wie-
ſen und andern Plaͤnen, uͤberhaupt alſo recht
in
[15]in der Sonne liegen, und nicht an kalte Orte
kommen. Je mehr ſie daher durch vorliegende,
doch weit genug entfernte Berge, hoch gelegene
Waldungen, u. ſ. w. gegen Nord- und Oſtwin-
de geſichert ſind, eine deſto vorzuͤglichere Lage
haben ſie. Der Boden, auf den ſie zu liegen
kommen, muß groͤßtentheils leimicht, und wo
moͤglich, fetticht und ſchlammicht ſeyn. Das Waſ-
ſer darf in ihnen nicht allzuhoch ſtehn, ſonſt iſt die
Sonne nicht im Stande, daſſelbe genugſam zu durch-
waͤrmen, auch bleibt es des Fruͤhjahrs zu lange
kalt. Zu flach duͤrfen ſie aber gleichfalls nicht
gemacht werden, ſonſt wuͤrde das Waſſer, welches
nicht hoch genug zu ſtehen kaͤme, ausfrieren, und
die Fiſche dadurch verlohren gehen. Große Baͤche
oder Waſſergraͤben duͤrfen nicht in die Laichteiche
hinein fließen, ſondern das meiſte Waſſer muͤſſen
ſie durch ſtarke Quellen erhalten, die entweder in-
nerhalb des Teichraumes, oder gleich nahe dabei
liegen; jedoch duͤrfen letztere des Sommers nicht
verſiegen, wie das ſehr oft der Fall iſt. Will
man nicht blos Karpfen, ſondern Hechte, Forel-
len, Barſche ꝛc. ziehen, ſo koͤnnen die Laichteiche
einen weit kaͤltern, feſtern, und mehr ſteinichten
Grund haben, und auch ſtarke Zugaͤnge in ſie hin-
ein gehen.


§. 9.


Von weit groͤßerem Umfange, als die eben
[b]enannten Teiche ſind, ingleichen von mehrerer
Tiefe,
[16] Tiefe, koͤnnen die Wachs- oder Beſatzteiche ſeyn.
Was in dem vorigen §. wegen des Bodens, der
Waͤrme ꝛc. fuͤr die Karpfenzucht geſagt worden iſt,
gilt ebenfalls auch noch bei dieſen Teichen, und
fuͤr Hechte, Barſche, Forellen u. dergl., muͤſſen
auch ſie einen mehr ſteinigen, als leimigen oder
ſchlammigen Grund haben. Beſonders lieben die
Forellen den Schatten und die Kuͤhlung. Es iſt
daher ſehr dienlich, die Ufer dieſer Teiche, in denen
man beſagte Fiſcharten ziehen will, mit Erlen zu
bepflanzen. Dieſe wachſen bald auf, machen ein
dickes Gebuͤſch, und geben, durch ihre Einfaſſun-
gen, den Teichen ein uͤberaus anmuthiges An-
ſehen. Die Forellen gehen ferner auch nach recht
klarem Waſſer. Das muß alſo ſolchen Teichen be-
ſtaͤndig in Graͤben oder kleinen Baͤchen zugeleitet
werden.


Auf den Einwand, daß ein Waſſer mehr hart,
das andere ſehr weich ſey, kann man ſo ſehr ſtark
eben nicht achten, beſonders wenn das Waſſer ſehr
rar iſt. Daß ſich freilich die Fiſche in ſchlechtem
Waſſer nicht ſo gut und nicht ſo lange halten, iſt
bekannt genug, inzwiſchen gewoͤhnen ſich viele Fiſche
bald an fremdes Waſſer, und man findet, wenn
das Waſſer nicht allzuſtark in ſeinen beigemiſchten
Theilen von einander abweicht, in dieſer Ruͤckſicht
nicht ſehr erheblichen Unterſchied.


Bei allen Fiſchteichen hat man wol darauf
zu ſehen, ob die Fiſche in ihnen auch Nahrung
genug
[17] genug haben, und ob daher die Lage des Teiches,
den man bauen will, guͤnſtig oder unguͤnſtig zu
nennen ſey.


Die Lehre von der Beſetzung der Teiche mit
den mancherlei Fiſcharten gehoͤrt nicht in dieſes
Buch, inzwiſchen merke man dieſes: bei Laich-
teichen rechnet man 12 bis 14 Laichkarpfen auf
einen Morgen Spiegel, und davon werden 30 bis
50 Schock Saamenfiſche gewonnen. Von dieſen
pflegt man auf 2 Jahre, jedes Jahr die Haͤlfte in
die Streckteiche zu ſetzen. Bei Streckteichen rech-
net man auf einen Morgen Spiegel 10 Schock,
auch etwas daruͤber. Endlich rechnet man bei den Be-
ſatzteichen, mit vorzuͤglich ſchoͤnem leimichten Boden,
auf 1 Morgen Spiegel, 1 Schock; bei mittelmaͤßigem
Boden des Teiches, auf einen Morgen Spiegel, 45
Stuͤck; bei ſchlechtem Boden auf 3 bis 4 Morgen,
1 Schock dreijaͤhriger Saamenkarpfen
zum Beſatz. Zur einjaͤhrigen Fiſcherei nimmt man
3jaͤhrige Setzkarpfen, und zur zwei- und dreijaͤh-
rigen, 2 jaͤhrige Setzkarpfen. Wer ſich desfalls
weiter unterrichten will, der ſchlage, auſſer den
neuerlich herausgekommenen Schriften, des Gra-
fen von Dhyrn kurze Anleitung zur Teichwirth-
ſchaft, Bresl. 1782. nach, ingleichen die Ber-
liner Beitraͤge
zur Landwirthſchaft, 6r Band,
wo man viel Nuͤtzliches uͤber dieſen Gegenſtand fin-
den wird.


Teichb. B§. 10.
[18]

§. 10.


Wie man in Anſehung des Terreins Teiche
zu lagern habe, laͤßt ſich im Allgemeinen nicht ganz
genau beſtimmen. Am Ende koͤmmt alles darauf
hinaus, daß man eines Theils Keinen beeintraͤchti-
gen moͤge, wenn man neue Teiche bauet, andern
Theils ſein Terrein ſo ſtark als moͤglich nutze. Was
die Beeintraͤchtigung Anderer anbetrift, ſo erheiſcht
ſchon die natuͤrliche Billigkeit, Jedem das Seinige
zu laſſen, und auch buͤrgerliche Geſetze verbieten
dieß. Die Art und Weiſe aber, wie man durch
den Teichbau beeintraͤchtigen koͤnne, iſt ſehr man-
nigfaltig. Vorzuͤglich kommen indeſſen die folgen-
den Faͤlle vor. Entweder wird einem Andern das
Waſſer geraubt, und ſo entgeht ihm dadurch der
ſonſt erwachſende Vortheil; z. E. koͤnnen Muͤh-
len dienen; oder man laͤßt Waſſer auf fremde
Grundſtuͤcke treten, welche dadurch ganz oder zum
Theil, waͤre es auch nur einige Zeit lang, un-
brauchbar werden, zum wenigſten von ihrer Er-
giebigkeit verliehren; oder aber, man ſperrt
durch den Waſſerſpiegel Andern den benoͤthigten
Abzug an ihren Gewaͤſſern. Welcher rechtſchaffe-
ne Mann wird ſich wiſſentlich hievon was zu Schul-
den kommen laſſen wollen?


Sind aber ſolche oder aͤhnliche Fehler einmal
begangen, ſo kommen ſie oͤfters demjenigen ſehr
theuer zu ſtehn, der ſie begangen hat. Es ſpin-
nen ſich bei ſolchen Gelegenheiten faſt immer Kla-
gen,
[19] gen, Prozeſſe und andere Neckereien an, woraus
Beſichtigungen, u. ſ. w., oͤfters auch groͤbliche
Gewaltthaͤtigkeiten entſtehn, die am Ende zum
Nachtheil beider Partheien gereichen. Nicht ſelten
muß der beleidigende Theil — wie allezeit zu wuͤn-
ſchen waͤre, — entweder die Schaden bringende
Anlage veraͤndern, oder gar wegreiſſen, oder we-
nigſtens ihre Erhaltung ſehr theuer erkaufen, ſo
daß er ſich ſelbſt den groͤßten Schaden gethan hat.
Uebereilung, eine am unrechten Orte gezeigte Auto-
ritaͤt, Gewaͤlthaberei, und dergleichen ſchoͤne Tu-
genden mehr, erhalten dann ihren wohlverdien-
ten Lohn.


§. 11.


Wenn man ſein Terrein, wie billig, aufs
hoͤchſte benutzen, und den kleinſten Vortheil nicht
aus den Augen laſſen will, ſo folge[n][d]araus nach-
ſtehende Regeln:


1) Vor allen Dingen muß man dahin ſehen,
diejenigen Waſſer, die man, ohne Schaden zu
thun, haben kann, aufzufangen, und ſie in der
gehoͤrigen oder verlangten Quantitaͤt, (wie es moͤg-
lich iſt) mittelſt ſchicklicher Waſſerleitungen, dem
Teiche zuzufuͤhren. Wo alſo Quellen, Baͤche, u.
ſ. w. in der Naͤhe ſind, muͤſſen ſolche herbei geleitet
werden. Man ſieht gar zu bald ein, wie wenig
vortheilhaft es iſt, einen Teich gebauet zu haben, der
nur aͤuſſerſt wenig Waſſerzugaͤnge hat, und dem
man ſolche auch nicht verſchaffen kann. Was Re-
B 2gen-
[20] genwetter, Schnee, Thauwetter, liefern, reicht
gemeiniglich ſehr wenig hin, und wird fuͤrs Ganze
unbedeutend; daher die Nothwendigkeit, gleich An-
fangs die Waſſervorraͤthe zu uͤberſchlagen, und
gehoͤrig zu vergleichen.


2) Um die Waſſer gehoͤrig behalten zu koͤn-
nen, muß man in den Thaͤlern ſolche Stellen waͤh-
len, wo das Thal nicht zu flach iſt, viel Buſen
hat, oder mehrere Spiegel bildet. Teiche, die
zwei oder drei Spiegel haben, ſind die Beſten;
denn auſſerdem, daß ſie viel Waſſer halten, leidet
auch der Damm nicht zu viel. Ferner, wenn das
Thal etwas tief iſt, braucht man wenig oder gar
keine Ausgrabung, um dem Waſſer Raum zu ver-
ſchaffen. Man vermeidet aber auch


3) gern ſolche Stellen, wo der Teich leicht
verſchlemmt werden kann. Denn, geſetzt auch,
daß der Teich viel Spiegel habe, ſo dauert es doch
nicht lange, daß er nicht vom Schlamme um ein
gutes Theil ausgefuͤllt wird, wenn die Seiten deſ-
ſelben unguͤnſtig beſchaffen ſind. Dieß ſind ſie
aber immer in den Faͤllen, wenn viel leichte Stei-
ne, Geſchiebe, lockeres Erdreich, duͤnne Geſtein-
Schulfern, u. ſ. w. dieſelben bedecken, wenn ſie
viel ſteile Abhaͤnge haben, oder wenn ſich auch nur
in ihrer Naͤhe viel Leimen oder Thon befindet, der
aufgeloͤſet, und in den Teichraum hinein gefuͤhrt
werden kann. Starke Regenguͤſſe unterwaſchen
uͤberdieß ſehr leicht Steine, die nicht in dem Erdbo-
den feſt ſtecken, und reiſſen ſie ſamt den feinern
Erd-
[21] Erdtheilchen mit fort. Die Stelle beim Striegel
leidet, wenn der Teichgrund uͤberſchwemmt wird,
am allermeiſten, weil da der tiefſte Punkt iſt, nach
dem alles zuerſt hinſtroͤmt. Soll nun der Strie-
gel nicht gaͤnzlich verſtopft werden, ſo ſieht man
ſich genoͤthigt, den Teich von Zeit zu Zeit aus-
zubringen
, das heißt, den Schlamm und an-
dern Unrath, der ſich in ihm angehaͤuft hat, her-
auszuſchaffen. Wenn es moͤglich iſt, ſo ſucht
man fuͤr die Teiche


4) ſolche Thaͤler, wo derjenige Wind, der
vorzuͤglich in der Gegend herrſcht, queer uͤber ſie
hinweg ſtreicht. Alsdann fuͤhrt der Wind das
Waſſer nicht ſo heftig gegen den Damm, und die
Wellen werden wenigſtens unter einem mehr ſpitzi-
gen oder ſtumpfen Winkel an den Damm angetrie-
ben, daher ſie leichter abprallen, und bei weitem
nicht mit einer ſolchen Staͤrke und Heftigkeit an-
ſtoßen, als die, welche mehr in einer ſenkrechten
Richtung auf den Damm zutreffen. Aeuſſerſt
gern aber waͤhlt man


5) ſolche Thaͤler, welche hin und wieder
ſich enge zuſammen ziehen; da legt man denn im-
mer die Daͤmme an dieſe engern Stellen des Tha-
les. Der Vortheil, den man dadurch erhaͤlt, iſt
uͤberwiegend. Denn an dieſen Orten wird der
Damm am kuͤrzeſten, und gewinnt auch an Staͤr-
ke. Dadurch aber, daß er um ein anſehnliches
kuͤrzer wird, erſpart man viel Koſten und Zeit,
und erreicht dennoch ſeine Abſicht beſſer als auf
eine
[22] eine andere Art. Ein Umſtand, den man nicht
minder in Betrachtung zu ziehen hat, iſt endlich
dieſer, daß man


6) guͤnſtige Geſtein-Schichtungen nicht aus
den Augen ſetzt. Was wird der noch ſo accurat
und koſtbar aufgefuͤhrte Damm helfen, wenn die
Geſtein-Schichtung ſo beſchaffen iſt, daß ſie die
Waſſer durch den Grund oder durch die Seiten
abfuͤhrt. (Die Unterſuchung des Grundes und
der Geſtein-Schichten folgt unten mit mehrerm,
und bedarf hier keiner weitern Eroͤrterung.)


§. 12.


Es trifft ſich aͤuſſerſt ſelten, daß ſich die im
vorhergehenden §. benannten guͤnſtigen Umſtaͤnde
zuſammen darboͤten. Man hat ſich ſchon gluͤcklich
zu ſchaͤtzen, wenn deren nur einige vorhanden ſind,
und nicht zu viel Hinderniſſe den Bau erſchweren.
Beim Teichbau finden ſich aber vorzuͤglich folgende
Hinderniſſe, die bald mehr bald weniger Koſten
machen, bald leicht bald gar nicht gehoben wer-
den koͤnnen, als: fremde Territorien, Mangel an
Waſſer, Mangel an den benoͤthigten Materialien,
ſchlechter Grund, und ſchlechte Seiten des Teiches.


In Anſehung der drei erſtern Stuͤcke, laͤßt
ſich wenig ſagen, darauf nicht Jeder von ſelbſt
verfallen wuͤrde. Wer ſieht z. E. nicht gleich ein,
daß es bei fremden angrenzenden Gebieten darauf
ankomme, ob man von den Herrn derſelben, die
Bewilligung zur Anlegung eines Teiches erhalten
kann,
[23] kann, der auf ihr Gebiete tritt? Findet ſich Man-
gel an Waſſer, ſo wird alles, wenn man aus
fremdem Gebiete vielleicht Waſſer herleiten koͤnnte,
darauf ankommen, ob uns mit der Verguͤnſtigung
Graben abzufangen, und ſie beliebig zu leiten, ge-
willfahret werde? Sollten aber gar keine guten
Materialien zum Teichbau zu bekommen ſeyn, we-
der in der Naͤhe noch in einiger Entfernung, ſo
wuͤrde nur der von dem Teiche zu erwartende
Vortheil entſcheiden laſſen, ob man dieſes Hinder-
niß nicht zu achten habe, wenn auch dadurch großer
Koſtenaufwand entſtuͤnde.


Schlechter Grund macht auſſerordentlich zu
ſchaffen. Man verſteht unter ihm einen ſolchen
Boden, der nicht im Stande iſt, auch nur geringe
auf ihm ruhende Laſten vor dem Sinken zu bewah-
ren; die Mittel ihn einigermaßen tauglich zu ma-
chen, werden unten naͤher angegeben; allein es
iſt zu bedauern, daß man nur ſelten, unerachtet
aller angewandten Muͤhe, Zeit und Koſten, ſich
ruͤhmen kann, dieſem Uebel gaͤnzlich nach Wunſch
abgeholfen zu haben, daher es in dieſen Faͤllen ge-
meiniglich mehr beim guten Willen, als mit einer
gluͤcklich vollfuͤhrten Unternehmung ſein Bewen-
den hat.


Sind vollends die Widerlagen auch von aͤhn-
licher ſchlechten Beſchaffenheit, ſo koͤmmt dadurch
der Bauherr ſehr oft in eine uͤble Lage, wenn er
von ſeinem Vorhaben nicht wol abſtehen kann oder
will.


Die
[24]

Die Widerlagen hindern aber vorzuͤglich ent-
weder wegen aͤuſſerſt ſchlechter Geſtein-Schichtun-
gen, oder wegen vieler Geſchiebe, oder durch Ver-
ſchlaͤmmen. Der erſte dieſer Faͤlle iſt ſchwer zu
verbeſſern. Im §. 72. unten wird gezeigt wer-
den, was man alsdann zu thun habe[.] Iſt aber
nur wegen der Geſchiebe und des Verſchlaͤmmens
etwas zu befuͤrchten, ſo ſind dieß Hinderniſſe, die
ſich weit leichter heben laſſen, und verſchwinden.


Auſſer den vorgenannten koͤnnen ſich noch man-
cherlei andere Hinderniſſe finden, die gleichfalls
erheblich ſind. Dahin gehoͤren z. E. Mangel an
Arbeitern ꝛc. Hier muß ſich Jeder nach den Um-
ſtaͤnden zu helfen ſuchen, die ihm durch das Locale
und ſeine eignen Verhaͤltniſſe beſtimmt werden.


§. 13.


In den vorhergegangenen §. §. iſt im Allge-
meinen von den Zwecken und der Lage der Teiche
geredet worden. Es bleibt noch uͤbrig, vom
Bau der Teiche uͤberhaupt einiges beizubrin-
gen, ehe wir zu der ſpeciellen Beſchreibung der
Arbeiten, und jeder einzeln vorkommenden Stuͤcke
fortgehen. So wie bei jedem Baue, alſo auch bei
dieſem hat man zu uͤberlegen, was eigentlich ge-
bauet werden ſoll, wovon es gebauet werden kann,
welches die ſchicklichſte Zeit dazu iſt, endlich wie
und durch wen jedes der beſondern Stuͤcke erbauet
werden muͤſſe. Alles andere, worauf man noch
Ruͤck-
[25] Ruͤckſicht zu nehmen hat, laͤßt ſich auf die eben
genannten Saͤtze zuruͤck fuͤhren.


Die vorzuͤglichſten Stuͤcke, die bei dem Teich-
bau erbauet werden muͤſſen, ſind die Daͤmme und
die dazu gehoͤrigen Waſſerabzuͤge. Sie ſind un-
ſtreitig das Wichtigſte zu nennen, und verdienen
eine ausgezeichnete Aufmerkſamkeit, da ſowol die
Dauer der geſammten Anlage, ingleichen der zu
hoffende Nutzen, als auch Sicherheit des Lebens
und Eigenthums von ihnen abhaͤngt. Zuerſt alſo
einiges uͤber die Daͤmme.


Man kann die Daͤmme fuͤglich nach ihrer Rich-
tung
und nach dem Material eintheilen, von
dem ſie hauptſaͤchlich aufgefuͤhret werden. In
Anſehung der Richtung, die man ihnen giebt, ſind
ſie entweder geradlinigte, oder krummlinigte.
Von dieſen beiden Arten mehreres im folgenden §.
Nach dem Material aber theilt man ſie gewoͤhnlich
in Erd- und Schutt-, und in gemauerte Daͤmme
ein. Von dieſen mehreres im §. 16.


§. 14.


Bei geradlinigten Daͤmmen, das iſt, bei ſol-
chen, deren Richtung, ohne ſich ſeitwaͤrts abzuaͤn-
dern, bis an ihr Ende in einem fortlaͤuft, faͤllt
dieſer Vortheil gleich Jedermann in die Augen,
daß man durch ſie das Thal in Anſehung des Rau-
mes auf dem kuͤrzeſten Wege verſchließt. Sie ma-
chen daher, auſſerdem, daß ſie gleich gute Dienſte
thun wie andere Daͤmme, wenn ſonſt alles gleich
iſt,
[26] iſt, den wenigſten Koſten-, Raum- und Zeit-Auf-
wand, und ſind demnach in ſo fern den krumm-
linigten Daͤmmen allezeit vorzuziehen.


Die Letztern hingegen, das ſind die, welche ihre
Richtung abaͤndern, fordern mehr Raum, machen
auch mehr Koſten, und nehmen viel Zeit weg.
Demunerachtet aber ſind ſie ſehr brauchbar, weil
man vermoͤge derſelben Waſſer, erforderlichen Fal-
les, wie man will, bequem einſchließen kann. Sie
haben auch noch das ſehr Gute an ſich, daß ſie,
vermoͤge ihrer Richtung, den Wellenſtoß mehr bre-
chen als die geradlinigten, und dadurch viel von
ſeiner Gewalt rauben. Bei ſo kleinen Gewaͤſſern
ſcheint dieſer Umſtand beim erſten Anblick unbedeu-
tend zu ſeyn. Er iſt aber keinesweges ſo gering-
fuͤgig, als man glauben ſollte. Die Erfahrung
lehrt, daß bei heftigen Windſtuͤrmen, dergleichen
im Herbſte und Fruͤhjahre faſt jederzeit ſich einzu-
ſtellen pflegen, eine verhaͤltnißmaͤßige Reparatur
noͤthig gemacht werden kann, die, wenn ſie nur
etliche Jahre aufgeſchoben wird, bald zu einer an-
ſehnlichen anwaͤchſt. Wie dem Wellenſtoße zu be-
gegnen oder ſolcher zu ſchaͤtzen ſey, folgt unten
mit mehrerm.


§. 15.


Zu den krummlinigten Daͤmmen iſt noch dieje-
nige Art zu rechnen, die in der Mitte aus einem
geradlinigten Stuͤcke Damm, an den Seiten aber
aus
[27] aus krummlinigten oder gleichfalls geraden Fluͤ-
geln
beſtehet.


Wo fuͤr die Teiche wenig Tiefe zu bekommen
iſt, und lange Daͤmme gefuͤhrt werden muͤſſen,
ſind ſolche Fluͤgel faſt jedesmal unentbehrlich. Die
Fluͤgel ſelbſt ſind nichts anders als Fortſetzungen
der Daͤmme, daher ſie gleiche Bauart, und alles
mit andern Daͤmmen gemein haben. Nach wel-
cher Richtung oder Kruͤmmung die Fluͤgel
angelegt werden muͤſſen, haͤngt lediglich von dem
Lokale ab. Sie koͤnnen daher in Anſehung des
Dammes, nach Figur 1. oder 2. und 3. liegen.
Gleichfalls beſtimmt auch das Lokale ihre Laͤnge
und Hoͤhe. Ein merkwuͤrdiges Beiſpiel von Tei-
chen, die krumme Daͤmme haben, iſt der bei Groß-
hartmannsdorf [gelegene]. Er hat eine ſehr anſehn-
liche Groͤße


Eine Frage kann hier noch aufgeworfen wer-
den: Iſt es rathſam, die Laͤnge eines Dammes
nach einer geraden Linie, oder lieber nach einem
Bogenſtuͤcke, aufzufuͤhren? Vorausgeſetzt, daß
dieß Bogenſtuͤck einen ſehr großen Halbmeſſer hat.
Ich glaube, man hat zu unterſcheiden, ob der
Damm aufgemauert, oder, wie gewoͤhnlich der
Fall iſt, von Erde, Schutt und groͤßern Steinen
aufgefuͤhrt werden ſoll. Im erſten Falle iſt es
wol gewiß, daß es wirklich vortheilhaft ſey, dem
Damme die beſagte krumme Geſtalt zu geben. Man
kann hier die Steine, mittelſt mechaniſcher Kunſt-
griffe, ſo hauen und auch legen laſſen, daß ſie
unter
[28] unter und gegen einander eine etwas keilfoͤrmige
Geſtalt bekommen. Freilich wird ſie bei einem ſo
großen Radio nicht allzu merklich ausfallen koͤnnen.
Doch aber iſt der Damm alsdann wie ein Gewoͤlbe-
bogen zu betrachten, und muß aus dieſem Grunde
mehr Feſtigkeit geben, als ein nach einer geraden
Linie aufgefuͤhrter.


Auf dieſe eben genannte Weiſe werden auch
itzt die großen ſteinernen Wehre angelegt, welche
im Grunde auch nur ſteinerne Daͤmme ſind. Ein
ſchoͤnes Beiſpiel giebt das von dem beruͤhmten ſaͤch-
ſiſchen Maſchinen-Direktor, Herrn Mende, bei
Gersdorf erbauete. Es verſteht ſich ohne Be-
denken, daß man in dieſem Falle nicht die Aus-
bauchung der Kruͤmme, ſondern die erhabene,
oder convexe Seite dem Waſſer entgegen ſetze.
Widrigenfalls wuͤrde der Damm mehr verliehren
als gewinnen.


Bei Erd- und Schutt-Daͤmmen hingegen,
kann die bogenfoͤrmige Geſtalt nur wenig Nutzen
ſtiften; denn man kann hier wol nicht mit Grunde
das, was vorhin von der Keilgeſtalt der Steine ge-
ſagt wurde, auf Schutt und Erdreich und andere
unbehauene Steine anwenden. Bei dieſen iſt
alſo die gerade Linie mehr vorzuziehen. Wollte
man ſagen, der Stoß des Waſſers werde
durch die Kruͤmmung etwas geſchwaͤcht werden, ſo
muß man bedenken, daß ein Teich faſt gar keinen
Stoß auszuſtehen hat, und wenn man auch ja
etwas zugaͤbe, daß ſolcher nicht ſogar betraͤchtlich
ſeyn
[29] ſeyn werde. Ferner wuͤrde bei einem ſo flachen
Bogen die Richtung des Stoßes nur wenig von
der ſenkrechten abweichen, und daher der Unter-
ſchied des Stoßes gewiß als o anzuſetzen ſeyn.
Dieſer Einwand waͤre alſo gaͤnzlich vergebens; be-
ſonders da die beſte Lehrmeiſterin, die Erfahrung,
an krummlinigten Erd-Daͤmmen gezeigt hat, daß,
wenn gleich die Ausbauchung dem Waſſer entgegen
ſtand, ſich dennoch keine erhebliche Verſchieden-
heit zwiſchen geraden und krummlinigten Daͤmmen
in Anſehung des Stoßes aͤuſſerte. Der Waſſer-
druck
aber richtet ſich lediglich nach der Hoͤhe des
Waſſers. Ehe alſo nicht die Erfahrung hieruͤber
was anders an die Hand giebt, hat man ſich kei-
ne vergebliche Sorge zu machen.


§. 16.


Nach §. 13. laſſen ſich die Daͤmme ferner in
Erd- und Schutt- und in gemauerte Daͤmme ein-
theilen. Hiebei nimmt man Ruͤckſicht ſowol auf das
bloße Material, aus dem man ſie auffuͤhrt, als auch
auf die beſon[d]ere unterſchiedene Bearbeitung dieſes
Materials. Daß dieſe aber mit in Betracht kom-
men muͤſſe, erhellt daraus, weil von bloßen Thon
und Steinen, ſo gut Erd- und Schutt- als auch
gemauerte Daͤmme aufgefuͤhrt werden koͤnnen.


Auſſer den eben genannten Daͤmmen, koͤnnte
man ſich zwar noch ganz hoͤlzerne, oder theils von
Holz und theils von Erd- und Geſtein-Arten auf-
gefuͤhrte denken; allein bei Teichen werden ſolche
Daͤmme,
[30] Daͤmme, die viel Holz brauchen, in unſern Tagen
gar nicht mehr erbauet, da der Holzmangel ſich
taͤglich mehrt. Ueberdem wuͤrden ſie auch nur we-
nig Halt, und dagegen ungeheuren Koſtenaufwand
geben. Sie ſind demnach gaͤnzlich zu verwerfen.
Schlimm genug, daß man immer noch etwas Holz
bei Teichen braucht, und ſolches nicht ganz ent-
behrlich machen kann, man muͤßte denn viel Geld
anwenden koͤnnen, welches aber ſelten der Fall iſt.


Schon der Nahme Erd- und Schutt-Daͤmme
zeigt, was fuͤr Material bei dieſen Daͤmmen ge-
braucht wird. Auſſer[d]em enthalten ſie aber auch
noch, zufolge der itzigen Gewohnheit Daͤmme zu
bauen, ein gutes Theil Raſen oder Thon. Un-
ſtreitig leiſten dieſe Materialien ein gutes Theil
mehr Dienſte, als die bloße Erde und der Schutt,
wie unten naͤher gewieſen wird. Und da ſie einer
beſonders dichten Verbindung faͤhig ſind, ſo hat man
ſie als vorzuͤgliche Stuͤcke anzuſehen, und mit
allem Fleiße zu Rathe zu halten und zu benutzen.
Die gemauerten Daͤmme kann man entweder von
lauter Steinen durch und durch auffuͤhren, oder
man errichtet ſie nur zum Theil von Steinen, zum
Theil von Erde und Schutt. Geſchieht das Letz-
tere, ſo wird wiederum entweder vorn dem Waſ-
ſer entgegen, und hinten am Damme eine Mauer
aufgefuͤhrt, der mittlere Theil zwiſchen den beiden
Mauern dagegen mit Schutt ausgefuͤllt, oder —
man macht ſie auf die Art, daß man in die Mitte
die Mauer legt, vorn und hinten aber Schutt vor-
ſtuͤrzt.
[31] ſtuͤrzt. Der große Oder-Teich auf dem Oberharze
ohnweit des Bruchberges, iſt auf die Art gemacht,
daß er hinten und vorn Mauer hat, das mittlere
Theil ſeines Dammes hingegen iſt mit Granitſand
ausgefuͤllt. Er leiſtet die vortrefflichſten Dienſte,
und iſt ein Muſter von Feſtigkeit. Wer von die-
ſem merkwuͤrdigen Teiche was mehreres zu leſen
Luſt hat, mag Calvörs Acta historico-chrono-
logica mechanica
nachſchlagen.


Wenn man die Koſtbarkeit und laͤngere Zeit
nicht in Anſchlag bringen darf, ſo iſt unſtreitig
richtig, daß den gemauerten Daͤmmen der Vorzug
vor den Erd- und Schutt-Daͤmmen nicht abgeſpro-
chen werden kann. Man darf zu dem Ende nur
uͤberlegen, wie viel mehr Dauer, und wie viel
mehr Sicherheit ſie in Betracht gegen die andern
gewaͤhren, zu geſchweigen, daß ſie wegen der
Schwere der Steine und des Moͤrtels nicht ſo viel
Raum wegnehmen, als die Erd- und Schutt-
Daͤmme erfordern.


§. 17.


Wer kann wol zu dem Unternehmen ſchreiten,
einen Teich zu bauen und Daͤmme aufzufuͤhren,
ohne vorher eine Beurtheilung uͤber die Staͤrke des
zu machenden Werkes angeſtellt zu haben? Wuͤr-
de man nicht denjenigen geradezu unvernuͤnftig
und unbeſonnen nennen muͤſſen, der ſich unterfan-
gen wollte, der Gewalt einer ſolchen Menge Waſ-
ſers, wie Teiche zu faſſen bekommen, aufs Gerathe-
wohl
[32] wohl und auf eine koſtſpielige Weiſe einen Damm
entgegen zu ſetzen, ohne daß er wuͤßte, wie viel
Kraft
gegen ſolchen ausgeuͤbt wuͤrde, und mit
wie vielem Widerſtande
er ſelbiger entge-
gen wirkt? Zuverlaͤßig iſt hier die Entſcheidung
nicht ſchwer, und dennoch finden ſich in unſern
Tagen ſo viele Beiſpiele der Fahrlaͤßigkeit und des
Leichtſinnes bei Bauten dieſer Art, daß es unbe-
greiflich bleibt, wie man da ſo inconſequent han-
deln koͤnne, wo doch ſo viel auf Sicherheit des
Lebens und Eigenthums ankommt. Man erwaͤge
nur einigermaßen, wie viel traurige Folgen der
Durchbruch eines Dammes in wenig Stunden ver-
urſachen kann. Die ſchoͤnſten angenehmſten Stel-
len mancher Gegenden werden oft auf Jahre lang
ſchrecklich verwuͤſtet. Und doch iſt oͤfters bei ſolchen
Faͤllen die Verheerung der Gegend und die Verwuͤ-
ſtung anderer Anlagen, noch lange nicht ſo trau-
rig, als der Ruin ganzer Familien, welche da-
durch ins Elend gerathen koͤnnen, oder gar des
Koſtbarſten auf der Welt, ich meine, des Lebens
beraubt werden. Man bedenke ferner, wie dem-
jenigen zu Muthe ſeyn mag, der ſich ſolche Unfaͤlle
durch Leichtſinn oder gar durch Unwiſſenheit zu
Schulden kommen ließ. Die Spuren der Verwuͤ-
ſtungen bleiben freilich warnende Denkmaͤler fuͤr
die Nachkommen, zur Schande des, der ſie ver-
huͤten konnte. Dadurch iſt aber keinesweges das
Ungluͤck gemildert, oder gar vertilgt!


So
[33]

So wie man aber einen Damm zu ſchwach
machen kann, und ihn dadurch fehlerhaft macht,
ſo kann man gegentheils durch eine uͤbermaͤſſig
angebrachte Staͤrke
, gleichfalls ſich vielen
Schaden thun. Man wird es freilich am Ende
immer weniger tadelhaft finden muͤſſen, wenn ein
Damm zu ſtark, als zu ſchwach erbauet iſt. Feh-
ler aber bleibt es immer, und man muß jede Ex-
treme dieſer Art zu vermeiden ſuchen. Eine allzu
große Staͤrke eines Dammes kann leicht der Grund
werden, daß ein Teich mit einem ſo uͤbermaͤßig
ſtarken Damme [ſchlechterdings] nicht im Stande
iſt, das auf ihn verwandte Kapital gehoͤrig zu ver-
intereſſiren. Bei einem vorſichtigern Baue haͤtte
dies dagegen weit leichter und gewiſſer bewerkſtel-
ligt werden moͤgen. Man muß es daher als eine
Hauptpflicht anſehen, dem Damme eines Theils
eine ſolche Staͤrke zu geben, vermoͤge der er dem
Waſſer ſattſam widerſtehn kann; andern Theils
alle uͤbermaͤßige Staͤrke zu vermeiden, weil ſie
offenbar den Nutzen des Bauherrn ſchwaͤcht. Wie
man dieſe richtige Staͤrke der Daͤmme ausfindig
macht, und genau erfaͤhrt, daruͤber geben die itzt
folgenden §§ naͤhern Unterricht.


§. 18.
Berechnung des Waſſerdruckes und der Staͤrke der
Daͤmme.


Der Zweck der Daͤmme iſt der, daß ſie allen
ihnen entgegen wirkenden Kraͤften hinlaͤnglich
Teichb. CWider-
[34] Widerſtand leiſten ſollen. Um dieſen Widerſtand
richtig zu ſchaͤtzen, koͤmmt es darauf an die Kraͤfte
zu unterſuchen, die zum Theil das Waſſer gegen
die Daͤmme ausuͤbt, und zum Theil von den Daͤm-
men dem Waſſer entgegengeſetzt werden. Ohne
Schwierigkeit finden ſich aber


  • A. Von Seiten des Waſſers,
    • 1) der Druck deſſelben,
    • 2) das Eindringen deſſelben,
    • 3) der Wellenſchlag.
  • B. Von Seiten der Daͤmme
    • a) die zuſammen wirkenden Kraͤfte
      • 1) der Schwere,
      • 2) der Reibung;
    • b) die Cohaͤſion, oder das Zuſammenhaͤngen
      der Theile, woraus der Damm erbauet
      wird.

Von der Berechnung der Kraͤfte des Waſſers
handelt §. 19 — 34; von der der Daͤmme §. 35.
ſeq.


§. 19.
Kraͤfte des Waſſers, und zwar
1) Druck deſſelben.


Bei einigem Nachdenken uͤber den Druck des
Waſſers, ergiebt ſich, daß er ſich auf mehrerlei
Arten aͤußern koͤnne, nemlich


  • a) als ſenkrecht niederwaͤrts druͤckender, und
    da wieder nach Beſchaffenheit des Bodens,
    welcher gedruͤckt wird
    aa) auf
    [35]
    • aa) auf horizontale Flaͤchen,
    • bb) auf ſchiefliegende Flaͤchen.
  • b) als Seitendruck, und zwar wieder
    • α) gegen ſenkrecht ſtehende Flaͤchen,
    • β) gegen ſchiefliegende Flaͤchen.
  • c) Von unten in die Hoͤhe; wobei eben die
    vorherſtehenden Unterſchiede ſtatt finden
    koͤnnen.

Das Nachſtehende wird zeigen, ob die Kraft
des Waſſers, bei dieſen verſchiedenen Arten zu druͤ-
cken, einerlei oder verſchiedene Wirkungen her-
vorbringe.


§. 20.
Bodendruck des Waſſers auf horinzontale Flaͤchen.


Das Waſſer iſt ein fluͤßiger Koͤrper, und als
ein ſolcher betrachtet, wird es außerdem auch nicht
ohne Schwere gefunden. Nach Umſtaͤnden iſt
dieſe bei ihm bald groͤßer bald geringer. Bei
einerlei Temperatur deſſelben, wird man indeß
wenig irren, wenn man eine irgendwo gegebene
Menge Waſſers, im Durchſchnitt genommen unter
ſich ſelbſt fuͤr gleich dicht annimmt. Da die Rich-
tung der Schwere durch den Mittelpunkt der Erde
geht, ſo iſt ſie auch auf eine horinzontale Flaͤche
ſenkrecht. (Man ſehe Kaͤſtners angewandte Ma-
theſin.) Wuͤßte man nun, wie ſchwer eine beſtimm-
te Menge Waſſers waͤre, z. E. ein Kubicfuß,
ferner wie viel ſolcher Kubicfuße Waſſer uͤber ein-
ander auf einer horinzontalen Flaͤche ſtaͤnden, ſo
C 2muͤßten
[36] muͤßten ſolche wol das geſammte Gewicht anzeigen,
welches ſenkrecht dieſe gegebene Flaͤche druͤckte.
Dergleichen Mengen auf einander geſetzter Kubic-
fuße, von gleicher Hoͤhe, koͤnnte man ſich auf ei-
ner horinzontalen Ebne, um und neben ein ander
geſetzt, denken, ſo daß der geſammte Flaͤchenraum
der Ebne ganz damit bedeckt waͤre. Die Summe
dieſer Mengen von Kubicfußen, wuͤrde alſo gleich-
falls das Gewicht ſeyn, womit das Waſſer die be-
deckte Flaͤche druͤckte.


Hieraus erhellt demnach, daß der ſenkrechte
Druck des Waſſers, oder der Bodendruck auf eine
horizontale Flaͤche, gleich iſt der Hoͤhe des
Waſſerſtandes, in die Flaͤche des Bo-
dens, und in das eigenthuͤmliche Ge-
wicht des Waſſers multiplicirt
. Man
ſieht gleich, daß man dieſen Waſſerkoͤrper in Ku-
bicfußen oder in Kubiczollen ausdruͤcken koͤn-
ne — wie man beliebt, oder wie es die Bequem-
lichkeit der Rechnung noͤthig machen duͤrfte. Nur
muß man alsdenn auch wieder das eigenthuͤmliche
Gewicht des Waſſers, auf gleiche Weiſe entweder
in Kubicfußen oder Kubiczollen ausdruͤcken.
Den Kubicfuß Waſſer rechnet man in Praxi ge-
woͤhnlich 64 bis 70 Leipziger Pfund ſchwer.
Doch ſcheint die letztere der ſo eben angegebnen
Groͤßen etwas zu groß zu ſeyn.


Wer einigermaßen mit der Algebra bekannt iſt,
wird folgende Ausdruͤcke leicht verſtehen, da ſie in
der
[37] der Bezeichnung ganz ohne alle Schwierigkeiten
ſind. Heißt man alſo uͤberhaupt die vom Waſ-
ſe gedruͤckte Grundflaͤche b, die Hoͤhe des Waſſer-
ſtandes a, das ſpezifiſche oder eigenthuͤmliche Ge-
wicht des Waſſers g, ſo hat man den Bodendruck
des Waſſers auf horinzontale Flaͤchen = b a g.


§. 21.
Bodendruck des Waſſers auf ſchiefliegende Flaͤchen.


In dem vorigen §. iſt angegeben, wie man
augenblicklich den Bodendruck des Waſſers auf
horinzontale Flaͤchen finden koͤnne. Auch ſo leicht
wird hier, den Bodendruck auf ſchiefliegende Flaͤ-
chen zu finden gelehrt. Figur 4. ſtelle den Durch-
ſchnitt eines Gefaͤßes vor. αβ ſey die Grundflaͤche
im Profil, ſo wie αδ = βγ deſſen Seiten, die pa-
rallel mit einander, und ſenkrecht auf αβ ſtehn.
In dem Gefaͤße ſey eine ſchiefliegende Flaͤche αγ be-
feſtigt, uͤber welcher das Waſſer ſteht. Nun wird
der Druck, oder das Gewicht des die ſchiefe Ebne
druͤckenden Waſſerkoͤrpers, folgendergeſtalt be-
ſtimmt. Man nehme αβ = δγ als Grundlinie
an, multiplicire ſie mit der Hoͤhe αδ = βγ; dies
Product dividire man durch 2; (weil jedes Dreieck,
dergleichen αδγ auch iſt, die Haͤlfte von einem Pa-
rallelogramme iſt, das mit ihm gleiche Hoͤhe und
Grundlinie hat.) Dieß erhaltene Product muiti-
plicire man wieder mit der Laͤnge des Gefaͤßes,
(nemlich ſo lang, als Waſſer wirklich in ihm
ſteht,) ſo hat man den Kubicinhalt von einem
Prisma.
[38] Prisma. Nun kann man ſchließen: Ein Kubic-
fuß Waſſer wiegt z. E. 64 ℔, wie viel wiegt die
Menge der in dem Prisma enthaltenen Kubicfuße?
d. h. was wiegt der ganze Waſſerkoͤrper? Die ge-
fundene Summe zeigt dieſen Bodendruck an.


Setzt man uͤberhaupt nach Anleitung des vo-
rigen §, fuͤr αδ, a; fuͤr αβ, b; und die Laͤnge
der ſchiefliegenden Flaͤche oder Ebne = l; ſo hat
man den Kubicinhalt des die ſchiefe Ebene druͤ-
ckenden Waſſers = ½ (a b l) den man nun
noch mit dem eigenthuͤmlichen Gewicht eines Ku-
bicfußes Waſſers multipliciren muß. Setzt man
dieſen gleichfalls wie im vorigen § = g, ſo wird
aus der Formel ½ (a b l) nun dieſe ½ (a b) l g.


Dieſer Bodendruck, ſo wie der im vorigen § an-
gegebne, macht denjenigen, welche Teiche bauen,
wenig zu ſchaffen. Oefters verurſacht er gar nicht
die mindeſte Arbeit, denn groͤßtentheils wird er
von der Erde ſattſam und willig erduldet und
unterſtuͤtzt. Er mag daher bei Teichen ſo ſtark
werden als er will, ſo ſchadet das gar nichts, und
die Vorrichtungen, die ſeinetwegen gemacht werden
muͤſſen, ſind blos in demjenigen Falle etwa erheb-
lich, wenn bei einem ſehr unguͤnſtigen Boden,
Waſſer in ſolchen hinein gedruͤckt werden koͤnnte,
welches alsdann in ſeinen mancherlei Wegen, un-
ter dem Damme hinweg, gleichſam wie in geboge-
nen Roͤhren, fortgezwaͤngt wuͤrde. Allein dieß
traͤgt ſich eben nicht allzuhaͤufig zu. Dagegen
zeigt ſich der Seitendruck des Waſſers von einer
weit
[39] weit furchtbarern Seite. Wer mannigfaltige und
belehrende Beiſpiele hievon leſen will, findet ſie
in Buͤſch Mathematik zum Nutzen und Vergnuͤgen.
Er bringt mit leichter Muͤhe ungeheure Laſten zum
Weichen, welche dem bloßen Anſehn und Urtheil
zu Folge, mehr als hinlaͤnglich dieſem Feinde zu
widerſtehn ſcheinen.


§. 22.
Seitendruck des Waſſers gegen ſenkrecht ſtehende
Flaͤchen.


Um die Gewalt des ſo gefaͤhrlichen Seiten-
drucks zu erforſchen, kann man folgende Betrach-
tungen anſtellen. Die Erfahrung zeigt, daß ſich
Waſſer in Gefaͤßen, oder wie man es ſonſt auf-
faſſen oder aufhalten will, allezeit von ſelbſt in
eine horizontale Lage auf ſeiner Oberflaͤche ſtellt.
Vorausgeſetzt, daß es ſich nur oberwaͤrts frei
uͤberlaſſen, und nicht ganz dicht eingezwaͤngt iſt.
Stellt man ſich bei Figur 6 ein mit Waſſer gefuͤll-
tes Gefaͤß vor, ſo wird jede ſeiner Seitenwaͤnde,
welche man nur will, wenn ſie weggenommen wird,
das Waſſer frei herausſchießen laſſen. Hieraus
ergiebt ſich, daß das Waſſer allerwaͤrts hin ei-
nen Seitendruck ausuͤbt. Geſetzt nun, man naͤhme
eine Seite des Gefaͤßes, z. E. a b g d, und theilte
ſie in unendlich viel und ſehr nahe an ein ander
liegende parallele Streifen ein, ſo wuͤrde das ober-
ſte dieſer Streifen gar keinen Druck erleiden. Das
naͤchſt folgende unter dem oberſten, litte ſchon et-
was.
[40] was. Dasjenige ſo dem vorigen zunaͤchſt folgte,
ſchon wieder etwas mehr; uͤberhaupt alſo die naͤchſt
unterwaͤrts folgenden Streifen immer mehr als die
vorhergehenden, bis endlich unten das letzte bei
gd = hg den ganzen Druck des uͤber ihm ſtehen-
den Waſſers aller vorbenannten Streifen erhielte.
Der Waſſerdruck waͤchſt alſo gleichfoͤrmig mit ſeiner
Hoͤhe. Ferner aber haben rechtwinklichte Dreiecke,
dergleichen in Figur 6 a h g iſt, die Eigenſchaft,
daß man durch ſie einfoͤrmig wachſende Groͤßen,
vorſtellen kann. Nun merke man: in jedem recht-
winklichten Dreiecke hat man folgende Proportion,
ag: gh = an: nk. Wendet man dieß auf vori-
ges an, ſo nehmen die vorhingedachten Streifen
ab, wie die Hoͤhen. Die Flaͤche ahg ſtellt dem-
nach den ganzen Seitendruck vor. Dieſe Flaͤche
iſt aber die Haͤlfte von a g h i = der Haͤlfte von
a g b d (weil a g = a g ingleichen g d = h g;
und b d = h i wegen des Parallelismus) alſo
= ½ a g × g h. Um nun den Seitendruck voͤl-
lig zu haben, muß voriger Ausdruck noch mit a g
multiplicirt werden, woraus alſo ½ a g × g h ×
a g oder ½ a g × a g × g h entſteht. Man er-
haͤlt alſo durch Worte ausgedruͤckt, den Seiten-
druck, wenn man die bewaͤſſerte Sei-
tenflaͤche, mit der halben Hoͤhe des
Waſſerſtandes multiplicirt
.


Da der ausfuͤhrliche Beweis fuͤr dieſen Satz,
fuͤr die Abſicht dieſes Buches zu weitlaͤuftig iſt, ſo
ver-
[41] verweiſe ich Leſer, die ſich hieruͤber naͤher unterrich-
ten wollen, auf Karſtens Lehrbegriff der geſamm-
ten Mathematik, Theil 3. pag. 224 folgd. wo ſie
den Beweis im Extenſo ausgefuͤhrt finden.


Kurz kann man alles ſo zuſammen faſſen: heißt
man die Hoͤhe der bewaͤſſerten Flaͤche a; die Laͤnge
derſelben l; ſo hat man den Seitendruck = ½ a.
a. l
= ½ a2. l.. Da dieſe Groͤße wiederum in die
ſpecifiſche Schwere des Waſſers multiplicirt wer-
den muß, ſo wird der ganze Seitendruck (wenn
man, nach dem vorigen § g = der ſpec. Waſſer-
ſchwere ſetzt,) alsdann = ½ a. a. l g oder = ½ a2.
l. g.


§. 23.


Aus vorigem § folgt noch dieſes, daß der Sei-
tendruck der Hoͤhe des Waſſerſtandes allezeit pro-
portional iſt; und zwar oben = o, unten am
ſtaͤrkſten. Es erhellt noch ferner aus der Geome-
trie, daß es voͤllig einerlei iſt, ob man die ganze
Seitenflaͤche mit der halben Hoͤhe; oder aber die
halbe Seitenflaͤche mit der ganzen Hoͤhe multipli-
ciren will. Die Producte fallen in beiden Faͤllen
gleich aus. Wenn aber der Seitendruck unten
am ſtaͤrkſten iſt, ſo folgt auch, daß ſenkrechte Flaͤ-
chen, die vom Seitendrucke auszuſtehn haben, un-
ten am meiſten Widerſtand leiſten muͤſſen. Dieß
gilt alſo auch von Daͤmmen, die an der bewaͤſ-
ſerten (oder der Bruſt-) Seite ſenkrecht aufge-
fuͤhrt ſind. Doch man bauet aus mehrern Gruͤn-
den
[42] den nicht gern ſolche Daͤmme, die vorn, dem Waſſer
entgegen, perpendiculaͤre Flaͤchen haben. Wuͤßte
man zum Beiſpiel auch das nicht, daß der Seiten-
druck gegen ſie, ſenkrecht am gefaͤhrlichſten waͤre,
ſo giebt ſchon die Conſtruction ſenkrecht aufge-
fuͤhrter Daͤmme und Mauern hinlaͤnglichen Grund,
dem Waſſer entgegen die Mauer flach, oder, wie
man ſagt, mit einer Boͤſchung zu machen.
Denn — die letztere braucht weniger Staͤrke, um
nicht unter ihrer eignen Laſt zu unterliegen, als
ſenkrechte, die keine ſehr accurate Verbindung oder
ſattſame Dicke haben. Dieſer Wink verdient da-
her immer einige Erwaͤgung.


§. 24.
Seitendruck des Waſſers gegen ſchiefliegende Flaͤchen.


Es iſt ſo eben gezeigt worden, daß es fuͤr
Daͤmme gar nicht unnuͤtzlich ſey, wenn ſie mit Boͤ-
ſchungen gemacht werden. Aus dieſem Grunde
wird es noͤthig den Seitendruck des Waſſers gegen
ſolche ſchiefe Flaͤchen, oder Boͤſchungen zu wiſſen.


In Figur 5 ſey A B eine ſchiefliegende Flaͤche
im Profil. A C beſtimme ihre Neigung gegen den
Horizont. Der Waſſerſtand B D ſey = A C; nun
weiß man aus den vorigen §§, daß ſich der Sei-
tendruck gegen ſenkrechte Flaͤchen lediglich nach
der Hoͤhe richte, welche der Waſſerſtand vor die-
ſer ſenkrechten Flaͤche hat. Der Seitendruck des
Waſſers wird daher, wofern ſolches nur ſeine
Hoͤhe richtig behaͤlt, immer derſelbe bleiben, wie
auch
[43] auch irgend die Mittel beſchaffen ſeyn moͤgen, es
in dieſer Hoͤhe zu erhalten, die der Waſſerſtand
hat. Die ſchiefliegende Flaͤche, oder eine Boͤſchung,
macht folglich gar keine Aenderung in dem Seiten-
drucke, da ſie blos ein anderes verſchiedenes Mit-
tel iſt als die ſenkrechte Flaͤche, beſagten Waſſer-
ſtand in ſeiner angenommenen Hoͤhe zu erhalten.
Sie hat alſo auch keinen weitern Einfluß in dieſer
Ruͤckſicht auf ihn; es gelten daher auch fuͤr den
Seitendruck gegen ſchiefliegende Flaͤ-
chen
, die Regeln des §. 22, und man erhaͤlt ihn,
wenn man, wie dort, die Groͤße oder Hoͤhe, die
der Flaͤche Neigung gegen den Hori-
zont beſtimmt
, A C = B D,in die Laͤnge
der Flaͤche, und dieß Product in die
halbe Hoͤhe des Waſſerſtandes
= ½ D B,
multiplicirt.


Bleibt alſo nach den Buchſtaben alles wie in
den vorigen §§, ſo iſt auch, wie dort, der Sei-
tendruck gegen ſchiefliegende Flaͤchen = ½ a2. l. g;
voͤllig wie im vorhergehenden.


Noch verdient hier folgendes beigebracht zu
werden. Eine ſchiefliegende Flaͤche hat auch von
dem Bodendrucke auszuſtehn; und zwar leidet die
ſchiefe Flaͤche deſto mehr oder weniger, je flaͤcher
oder je ſteiler ſie iſt. Wird alſo die Boͤſchung = o
alſo die Flaͤche ſenkrecht, ſo wird auch der Bo-
dendruck in Anſehung dieſer Boͤſchung = o.


Bei
[44]

Bei Teichdaͤmmen erhaͤlt man A C durch die ge-
gebene Hoͤhe des Dammes. Doch muß man von
dieſer noch das, was man an Hoͤhe fuͤr den Wel-
lenſchlag geben will, erſt von der ganzen Hoͤhe des
Dammes abziehn. Setzt man alſo des Dammes
ganze Hoͤhe = h, die Hoͤhe des Anſchlages =
α ſo wird die Hoͤhe des Waſſerſtandes oder der
bewaͤſſerten Flaͤche = hα ſeyn. Folglich
wird der Seitendruck nach der vorhin angegebenen
Formel, wenn man ſtatt a2, gehoͤrig ſubſtituirt,
= ½ (hα)2l. g.


§. 25.
Druck des Waſſers von unten in die Hoͤhe.


Demjenigen, welcher das ſo genannte hydro-
ſtatiſche Paradoxon nicht kennt, iſt es wirklich auf-
fallend, wenn von dem Waſſer behauptet wird,
daß ſeine Kraft aufwaͤrts zu druͤcken, eben ſo er-
heblich und faſt noch gefaͤhrlicher ſey, als der Sei-
tendruck deſſelben. Er wird vielmehr glauben,
das Waſſer werde durch ſeine eigne Schwere
ruhen, und wenn es nur ſeitwaͤrts genug ver-
wahrt ſey, habe es mit ihm weiter nichts zu ſa-
gen. Wenn man aber Nachrichten uͤber die, an
oder in dem Waſſer gebaueten Werke, und uͤber
ihre Gruͤndung einzieht, wird man bald eines an-
dern belehrt. Kurz, fuͤr die Fundamente, wenn ſie
nicht mit Sorgfalt und Ueberlegung gemacht wer-
den, iſt das Waſſer aͤußerſt gefaͤhrlich, indem es
ſtets
[45] ſtets auf den gaͤnzlichen Ruin ausgeht. Wie die-
ſes zu berechnen ſey, wird hier in kurzem gezeigt.


In dem vorigen iſt ſchon erwaͤhnt, daß das
Waſſer frei ſich uͤberlaſſen, nicht eher ſtill ſteht
und ruht, bis es allerwaͤrts in einen gleichen Stand
gekommen iſt. Eben dieſer Umſtand iſt die Urſach,
warum das Waſſer, welches ſich unter einen Grund
einzieht, (zum Beiſpiel unter ein gemauertes Fun-
dament,) ſelbigen zu heben trachtet. Will man
nun wiſſen, mit welcher Kraft das Waſſer ſolch
ein Fundament zu heben vermag, ſo laͤßt ſich dies
ſo ausmitteln: Beſagte Kraft iſt gleich einem
Producte, aus der Groͤße der Flaͤche,
welche derjenige Grund hat, unter
welchen das Waſſer eingedrungen iſt,
in die Hoͤhe des Waſſers, welches vor

dem auf benanntem Grunde aufgerichteten Werke
ſteht, und in die Schwere eines Ku-
bicfußes Waſſer
. Man ſieht alſo gleich,
daß bei einem tiefen Teiche die Kraft ſehr groß
ſeyn muͤſſe, denn ein ſolcher Teich muß, ſeiner Hoͤhe
wegen, auch einen breitern Damm haben. Zu
beſſerer Einſicht des Geſagten, folgt hier ein Exem-
pel.


Die Grundflaͤche eines Dammes ſey 2000
Quadratfuß groß; ſie ſey durch keine Vaſen
oder Thonbruſt geſchuͤtzt, und unter ſie habe ſich
Waſſer untergezogen; das Waſſer koͤnne aber
nicht ganz unter dem Damme hindurch, und ſtehe
16 Fuß von demſelben, mit wie viel Kraft wirkt
dieß
[46] dieß Waſſer empor? Antwort: Mit einer Kraft, die
gleich iſt 2000 Quadratfuß, multiplicirt in die
Hoͤhe 16, oder 32000 Kubicfuß Waſſers. Je-
der Kubicfuß nur zu 64 ℔ ſchwer angeſchlagen,
erhaͤlt man die wahre Kraft des Waſſers =
2048000 ℔, dieſe werden von ihm angewandt,
den Damm zu heben.


Schon hieraus wird die Nothwendigkeit be-
greiflich, zum Teichbau ſolche Koͤrper zu benutzen,
welche ſehr ſchwer ſind; ingkeichen ſie aufs dich-
teſte in einander arbeiten zu laſſen.


Da man beim Grundlegen keine ſchiefen Flaͤ-
chen gebraucht, ſondern den Boden, auf welchen
der Grund gelegt wird, ſtets gerade und hori-
zontal arbeiten laͤßt, ſo beduͤrfen ſolche auch kei-
ner weitern Erwaͤhnung, genug daß wir den
Effect gegen wagrechte Flaͤchen kennen.


§. 26.
2) Eindringen des Waſſers.


Wir kommen mit dieſem § auf die zweite
Kraft
des Waſſers, die ſolches gegen die Daͤm-
me ausuͤbt. Dieſe iſt keine andere, als das Be-
ſtreben deſſelben, in Damm-Materialien einzu-
dringen
, und ſie zu durchnaͤſſen, oder we-
nigſtens ihren Zuſammenhang unter einander zu
ſchwaͤchen oder gar aufzuloͤſen.


Weil die Damm-Materialien ſehr dicht in
einander verarbeitet werden, ſo denkt man ſich bei
die-
[47] dieſem Eindringen mehr eine merkliche Befeuch-
tung des Materials, als eine ſolche Durchnaͤſſung,
bei welcher das Waſſer in großen Quantitaͤten und
in Maſſe ſichtbar waͤre. Man nimmt eine ſolche
Durchnaͤſſung etwa 2 bis 3 Fuß tief unter der
Boͤſchung wahr, auf welcher das Waſſer unmit-
telbar aufruht. Hier zeigt ſich das Eindringen
am ſtaͤrkſten, nach und nach aber weiter in den
Damm hinein, (oder auch in die Seiten des Tei-
ches) verliehrt es ſich mehr und mehr, und
wird endlich zu jener Befeuchtung, bei der die Waſ-
ſertheile nicht mehr ſtark ſichtbar ſind, ſo daß ſie
mehr gefuͤhlt als geſehen werden.


Die verſchiedene Wirkſamkeit des Eindringens
haͤngt theils von dem mehr oder minder feſten Zu-
ſammenhange ab, welchen die zu einem Damme
aufgefuͤhrten Materialien entweder ſchon beſitzen,
oder durch die Bearbeitung erſt bekommen; theils
haͤngt ſie von der groͤßern oder geringern Anzie-
hungskraft ab, welche das Waſſer gegen das Ma-
terial, und umgekehrt, aͤußert; endlich von den
vermehrten oder verminderten Kraͤften, mit denen
das Waſſer von außen wirkt, und wodurch ſein
Eindringen erleichtert wird. Ueberhaupt alſo von
dem groͤßern oder kleinern Widerſtande, welchen
das Eindringen findet, und von dem Anwuchſe
oder der Abnahme der Kraͤfte des Waſſers.


§. 27.
[48]

§. 27.


An und vor ſich iſt das Eindringen des Waſſers,
wenn die Materialien allerwaͤrts im Damme in glei-
chen Verhaͤltniſſen gemiſcht, und gleich dicht un-
ter einander verbunden ſind, wol ziemlich gleich
ſtark. Wo alſo noch Verſchiedenheit iſt, da ruͤhrt
ſolche von den beſondern Umſtaͤnden her, die in
Anſehung der Materialien oder der Bearbeitung
obwalten. Ferner iſt mit dem Eindringen ſelbſt
auch allezeit etwas Waſſerdruck verbunden; dieſer
richtet ſich, nach dem Vorhergehenden, ſtets nach der
Hoͤhe des Waſſerſtandes; wenn ſolcher alſo groß
iſt, ſo iſt auch das Eindringen ſtaͤrker als da, wo
der Waſſerſtand niedriger iſt.


Wo Wellen entſtehn, da wird auch das Ein-
dringen des Waſſers wirkſamer durch den Stoß,
welchen die Wellen gegen die ihnen widerſtehende
Flaͤche ausuͤben. Man ſieht uͤberhaupt leicht ein,
daß ſich des Eindringens Tiefe theoretiſch
nicht
beſtimmen laͤßt, und man kann alſo nur et-
wa ſo viel ſagen, daß das Eindringen des Waſ-
ſers in einen Damm, wenn das uͤbrige alles gleich
iſt, der Hoͤhe des Waſſerſtandes pro-
portional
ſeyn muͤſſe, und im umgekehr-
ten Verhaͤltniſſe
mit dem Zuſammenhange
und der Fettigkeit der Materialien ſtehe. Doch
ſetzt dieſes voraus, daß die dem Waſſer entgegen-
geſetzte Flaͤche nicht ganz außerordentlich verwahrt
und gegen das Eindringen des Waſſers geſichert
ſey.


Bei
[49]

Bei der gewoͤhnlichen Art Daͤmme zu bauen,
iſt es bis itzt noch ſehr ſchwierig, und nur mit-
telſt ſchwerer Koſten moͤglich geweſen, dem Waſ-
ſer das Eindringen in die ihm vorgebaueten Wer-
ke gaͤnzlich zu verwehren. Man kann daher
die Frage aufwerfen, wie tief darf wol das Waſ-
ſer in einen Damm eindringen, ohne eben dem
Damme ſehr gefaͤhrlich zu werden? Dieſe Frage zu
beantworten, muß man die Erfahrung zu Huͤlfe
nehmen. Bei Daͤmmen von Schutt und
Erdreich
, die uͤbrigens voͤllig gute Dienſte lei-
ſteten, und die an der Bruſt-Seite aufgebrochen
wurden, um Reparaturen an den in ihnen liegen-
den Striegeln vorzunehmen, ob gleich die Daͤmme
uͤbrigens gut im Stande und hoch genug waren,
hat man folgendes gefunden. Das Waſſer war
an den unverſehrt geweſenen Stellen, die blos um
der Reparatur willen mit aufgebrochen werden
mußten, auf der Teichſohle, bei einer Waſſer-
ſtands-Hoͤhe von 50 Fußen, nicht tiefer unter die
Boͤſchung eingedrungen, als 8 Fuß, an manchen
Stellen auch 10 Fuß. Nach der Kappe zu,
(oben auf dem Damme) verringerte ſich die Tiefe
des Eindringens des Waſſers in den Damm im-
mer mehr, ſo daß es oben auf der Hoͤhe der Spie-
gelflaͤche kaum noch 4 Fuß tief eingedrungen
war. Mehrere Verſuche ſtimmen hierinnen uͤber-
ein, und man kann in Praxi annehmen, daß das
Waſſer in ſolche Daͤmme bis auf ⅛ der Damm-
dicke eindringen duͤrfe, ohne ſehr nachtheilig zu
Teichb. Dwerden.
[50] werden. Freilich dringt das Waſſer, da wo im
Damme Striegel-Schaͤchte ſind, in den Damm
gern tief ein, weil beſagte Schaͤchte groͤßtentheils
auch voll Waſſer ſtehn, wenn der Teich nicht leer
iſt, ingleichen weil durch die Erſchuͤtterung, welche
das Ziehen des Striegels und das Auslaufen des
Waſſers verurſacht, das Eindringen deſſelben be-
foͤrdert wird.


Wirklich Waſſer zeigt ſich unter der Boͤ-
ſchungs-Ebne ſelten tiefer, als 2 bis 2½ Fuß.
Da wo Terraſſen-Mauer vor dem Damme liegt,
dringt das Waſſer tiefer ein, weil bei dieſer Mauer
die Oeffnungen nicht ſo leicht und ſo dicht ver-
ſtopft zu werden pflegen, wie bei Erd- und Schutt-
Daͤmmen.


Bei gemauerten Daͤmmen, die mit Fleiß
und gut von Bruchſteinen gearbeitet waren, hat
man das Eindringen beinahe eben ſo tief unter der
Boͤſchung gefunden, als bei Erd- und Schutt-
Daͤmmen. Bei einigen, die aber freilich nicht
als Muſter dienen koͤnnen, war das Waſſer tiefer
eingedrungen als in die Erd- und Schutt-Daͤmme.
Angewandte Accurateſſe hat bei dieſen Beſtimmun-
gen doch noch keinen gewiſſen Ausſpruch thun
koͤnnen.


§. 28.
3) Wellenſchlag des Waſſers.


Die dritte Kraft endlich, womit das Waſ-
ſer den Daͤmmen zu ſchaden ſucht, iſt der Wel-
len-
[51]lenſchlag. Daß auch dieſer etwas auszurichten
im Stande ſey, iſt ſattſam aus den Erzaͤhlungen
bekannt, die uns von Reiſenden gemacht werden,
welche entweder die See ſelbſt, oder wenigſtens
die Kuͤſten derſelben befuhren. Allein zum großen
Troſte aller derer, welche Teiche bauen muͤſſen, koͤn-
nen die kleinen Wellen, ſo auf Teichen entſtehn, mit
jenen unbaͤndigen Meereswogen gar nicht in Ver-
gleichung gebracht werden, deren fuͤrchterliche Ge-
walt die Menſchen in die ſchrecklichſte Angſt, oder
gar in unabſehbares Elend zu verſetzen vermag.
Demohnerachtet aber uͤben auch dieſe kleinen ge-
ringfuͤgig ſcheinenden Wellen ihre Kraͤfte nur zu
ſichtbar an unſern Daͤmmen, und waſchen die
Bruſtſeiten derſelben mit der Zeit ſo anſehnlich
aus, daß dadurch betraͤchtliche Reparaturen ent-
ſtehn koͤnnen. Auch ihnen muß man alſo gleich
bei Erbauung der Daͤmme ſattſam zuvor kommen,
und hinreichenden Widerſtand entgegen ſetzen.


Ihre Gewalt etwas naͤher kennen zu lernen,
muß man beſonders wiſſen, wodurch ſie entſtehen,
und verſtaͤrkt oder geſchwaͤcht werden. Die
Wellen entſtehn aber allezeit durch eine Bewegung
des Waſſers. Dieſe kann durch Wind, oͤfters
auch, zumal bei Seen, durch innerlich entwickelte
Waͤrme, Daͤmpfe u. ſ. w. oder durch aͤußere ge-
waltſame Einwirkungen, hervorgebracht werden.
Moͤgen aber die Wellen entſtehn wie ſie wollen, ſo
iſt gewiß, daß die verſchiedentlich gemachten Pruͤfun-
gen der Gewalt der Wellen bisher immer etwas
D 2ſchwan-
[52] ſchwankend angeſtellt worden, und daß daher auch die
Reſultate dieſer Unterſuchungen immer noch truͤglich,
und fuͤr die Erfahrung nicht ganz befriedigend ſind.
Da die Sache noch nicht voͤllig berichtigt iſt, ſo
kann ſie indeß dazu dienen, den Scharfſinn gro-
ßer Maͤnner zu uͤben, und man hat Urſach genug
den Wunſch zu aͤußern, daß ſich der durch viele
Bauten, und gleichfalls durch mancherlei hieher
gehoͤrende Schriften ruͤhmlichſt bekannte Waſſerbau-
Director, Herr Woltmann, noch weiter mit Mate-
rien dieſer Art beſchaͤftigen, und ſie mit ſeinem
ſchon gewohnten ſcharfen Blicke berichtigen, oder
ergruͤnden moͤge. So erhaͤlt auch wol das Publikum
ein neues Geſchenk, das es mit Dank annehmen
wird.


Man kann uͤberhaupt von dem Wellenſtoße
dieß etwa behaupten, daß er ſich nach dem Win-
de
, nach der Laͤnge, Breite und Tiefe des
Waſſers
, endlich nach dem Winkel richte,
unter welchem er an eine Flaͤche anſtoͤßt. Hieruͤber
noch einiges in den folgenden § §.


§. 29.


Der Wind hat in der Ausuͤbung ſeiner Gewalt
etwas Außerordentliches. Wer kennt nicht die oft
unbegreifliche Staͤrke deſſelben? Viel Naturkundi-
ger leiten ihn aus dem aufgehobenen Gleichgewichte
her, das bei ſtillem Wetter in der Atmoſphaͤre als
vorhanden angenommen wird. Die Winde ſelbſt
greifen in das Waſſer ein, und machen Bewegun-
gen
[53] gen in ſelbigem; daher bekommen die Wellenſtoͤße
immer die Richtung des zu ſolcher Zeit herrſchen-
den Windes. Oft aber haben auch die Windſtoͤße
mancherlei, ja den vorgenannten ganz entgegen-
geſetzte, Richtungen. Daher entſtehen die Kieſel-
winde, wie man ſie zu nennen pflegt. Sie aͤußern
aber ihre Gewalt nicht blos ſeitwaͤrts umher, ſon-
dern auch auf- und niederwaͤrts, immer dahin wo
ſie den wenigſten Widerſtand finden.


Eben dieſen Winden, welche von oben nieder
wirken, iſt wol beſonders die Groͤße der Wellen mit
zuzuſchreiben, indem ſie gleichſam wie Keile in das
Waſſer eindringen, und es ſeitwaͤrts und in die
Hoͤhe zwaͤngen. Iſt die in die Hoͤhe getriebene
Menge Waſſers groß, und alſo auch ſchwer, iſt
ferner die Kraft, mit welcher der Wind ſeitwaͤrts
treibt, auch ſehr anſehnlich, ſo muͤſſen die Wellen
nothwendig ſehr heftig an das ihnen Widerſtehende
anſchlagen. Die Staͤrke des Windes, und ſeine
Geſchwindigkeit zu meſſen, hat man Anemome-
ter
erfunden, von denen jedoch auch noch bezwei-
felt wird, ob ſie den gehoͤrigen Grad von Genauig-
keit haben, ſo daß man bei praktiſchen Arbeiten,
nach ihren Angaben ſicher und mit Nutzen verfah-
ren koͤnne. Sie weitlaͤuftig hier anzufuͤhren, iſt
gegen den Zweck dieſer Schrift; uͤberdies hat faſt je-
des Handbuch der Naturlehre welche aufzuweiſen.


§. 30.
[54]

§. 30.


Zu demjenigen, was den Wellenſchlag verſtaͤrken
oder ſchwaͤchen hilft, gehoͤrt auch noch die Laͤnge,
Breite und Tiefe der bewegten Waſſerflaͤche. Durch
eine groͤßere Laͤnge und Breite bekommen die Wel-
len mehr Raum ſich auszudehnen, ohne daß ſie
weitere Hinderniſſe faͤnden, als die, welche ihnen
das Waſſer ſelbſt entgegen ſetzt. Durch die Tiefe
des Waſſers entſteht bei den Wellen eine derſelben
proportionirte Hoͤhe, ſo daß bei groͤßerer Tiefe
auch hoͤhere Wellen zum Vorſchein kommen. Die
Urſach iſt: die Windſtoͤße, die von oben nieder wir-
ken, koͤnnen bei hohem Waſſerſtande, ungehinderter
und tiefer eindringen als bei flachem; denn im letz-
tern Falle erreicht der Windſtoß ſehr bald den
Grund. Weil nun ſolcher gemeiniglich vielfaͤltige
Erhoͤhungen und Vertiefungen hat, ferner auch
bald mehr ſpitzig, bald mehr rundlich u. ſ. w. ge-
bildet iſt, ſo bekommen dadurch die Windſtoͤße ſehr
haͤufig ganz niedrige Reflexionsflaͤchen; die Stoͤße
prallen demnach unordentlich und entgegengeſetzt
durch einander, und ſo geſchieht es leicht, daß ein
Stoß die Wirkung des andern aufhebt, ehe ſie
noch wirklich ſich genugſam aͤußern kann. Bei
tiefem Waſſer iſt dieß aber nicht der Fall. Der
Stoß wird alſo, da er nicht geſchwaͤcht iſt, das
Waſſer mit ſeiner vollen Kraft heben, und es ſo
aufthuͤrmen koͤnnen, daß daraus jene fuͤrchterlichen
Waſſerberge entſtehn; dieß alles weiſet die Erfah-
rung an Seen und Kuͤſten ſehr augenſcheinlich
aus.


Von
[55]

Von einer laͤngern und hoͤhern Welle wird
aber auch eine groͤßere Flaͤche, z. E. eines Dammes,
getroffen, als von einer kleinern; deſto nachtheili-
ger ſind demnach die erſtern, und noch oben drein
dann, wenn die aͤußere Form der dem Waſ-
ſer ausgeſetzten Flaͤche ſo beſchaffen iſt, daß ſie die
Gewalt der Wellen eher beguͤnſtigt als ſchwaͤcht;
oder — wenn die Bearbeitung und die Materia-
lien ſelbſt, dem Auswaſchen zu Huͤlfe kommen,
ſtatt es zu hintertreiben.


§. 31.


Ehe wir dieſen Gegenſtand verlaſſen, muß zu-
vor noch kuͤrzlich des Winkels gedacht werden, un-
ter dem die Wellen an Daͤmme ꝛc. anſtuͤrmen koͤn-
nen. Alle Kraͤfte aͤußern ihre Wirkung dann am
ſtaͤrkſten, wenn ſolche ſenkrecht auf den Wider-
ſtand gerichtet ſind. Nimmt man nun an, daß
der Wellenſtoß horizontal fortwirkt, ſo wird eine
ſenkrecht gegen ihn ſtehende Flaͤche ſtaͤrker von ihm
getroffen werden, als eine ſchief entgegengeſtellte;
denn im letztern Falle wirkt der Stoß auch nach den
Reflexionsgeſetzen, daher prallt er unter dem Win-
kel von der Flaͤche wieder ab, unter dem er an ſie
anprallte, und verliehrt ſonach allezeit von ſeiner
Gewalt. Hingegen bei einem Stoße, der ſenkrecht
wirkt, entſteht kein Abprallen ſeitwaͤrts, mithin
leidet der Widerſtand weit mehr von der gegen ihn
verwandten Kraft. Aus dieſem Grunde muß alſo
die
[56] die ſchon oben §. 11. Nr. 4. gegebene Regel nicht
als unwichtig angeſehn werden.


Zu mehrerer Erlaͤuterung dieſes und der zwei
vorhergehenden § §, merke man noch folgendes.


Man taxirt die Gewalt der Wellen auch wol
auf nachſtehende Art. Die Wellen, die ein Sturm-
wind erregt, wirken gegen eine ſenkrechte Flaͤche,
alſo z. E. gegen einen Damm ohne Boͤſchung an
der Bruſtſeite, mit einer doppelten Kraft, einmal
mit einer anprallenden, zweitens mit einer
ſinkenden. Wenn man bei entſtandenem Win-
de das Sinken und Steigen der Wellen beobachtet,
ſo wird man gewahr, daß bei dem Sinken des
Waſſers, nicht blos eine halbe Welle allein, ſon-
dern von dieſer noch eine halbe, und von dieſer
halben abermahls eine halbe Welle, und ſo ins
Unendliche fort, entſteht. Die niederſinkenden
Wellen machen daher eine unendliche abnehmende
Progreſſion. Hat man alſo noͤthig die ſinkende
Kraft einer Welle zu wiſſen, ſo muß man die
Summe von einer unendlich abnehmen-
den Progreſſion ſuchen
, hiebei aber noch
folgendes in Betracht ziehen. Nach den Geſetzen
der Hydroſtatik iſt die Kraft, wodurch eine Welle
bis auf eine gewiſſe Hoͤhe gehoben wird, gleich
einem Waſſerkoͤrper, der einerlei Grundlinie und
Hoͤhe mit ihr hat. Dieſen findet man, wenn man
den Flaͤcheninhalt mit der Hoͤhe multiplicirt.
Kraft und Gegenwirkung ſind ſich aber gleich, dem-
nach muß die Kraft, welche eine Welle bis auf
eine
[57] eine gewiſſe Hoͤhe auftreibt, dieſem ihrem hydro-
ſtatiſchen Waſſerkoͤrper auch gleich ſeyn. Nun ſey
z. E. die Hoͤhe einer Welle 1 Fuß, ſo iſt ihre
Grundlinie 2 Fuß. Die ihr zukommende Laͤnge
ſey ebenfalls 1 Fuß, ſo wird die Welle mit 2 Ku-
bicfuß Waſſer wirken. Den Kubicfuß Waſſer nur
zu 64 ℔ gerechnet, wird ein Wind, der eine ſol-
che Welle von einem Fuße bewegen ſoll, auf eine
Flaͤche von 2 Quadratfußen mit einer Kraft wir-
ken muͤſſen, die gleich iſt 128 Pfunden. Da aber
der Wellen Grundlinien beſtaͤndig in demſelben Ver-
haͤltniſſe bleiben muͤſſen, ſo werden ſich auch die
Kraͤfte der Wellen gegen einander verhalten wie die
Quadrate der Wellenhoͤhen. Hieraus folgt, daß
eine doppelt ſo hohe Welle auch eine vierfache
Kraft verlangt, als diejenige ſeyn muß, durch
welche ſie auf 1 Fuß Hoͤhe empor gehoben waͤre.


Wird demnach eine Welle von 1 Fuß Hoͤhe,
mit einer Kraft des Windes von 128 ℔ ange-
worfen
, ſo iſt der Stoß, der auch zugleich durch
die erfolgende Sinkung vermehrt wird, (die ſich
nach obigem nach einer abnehmenden Progreſſion
verringerte) 64 ℔, die geſammte Wirkung alſo
= 192 ℔.


Das Nachtheilige der ſenkrechten Daͤmme erhellt
alſo abermals. Doch gilt die gleich anfangs des
§. 28. gegebene Erinnerung, daß bei gewoͤhnli-
chen Teichen nur wenig Erhebliches von dieſer da-
ſelbſt entſtehenden Art Wellen zu befuͤrchten iſt.


Leſer,
[58]

Leſer, welche Luſt haben moͤchten, die Rechnung
auf andere Art weitlaͤuftig anzuſtellen, moͤgen den
1ten Theil von Silberſchlags Hydrotechnik
nachſchlagen, wo ſie weitere Anleitung finden. Die-
jenigen aber, welche tiefer in die Mathematik ge-
blickt haben, werden die Schriften des vortreffli-
chen Herrn Woltmanns mit ſo viel Nutzen als
Vergnuͤgen leſen koͤnnen, und ihre Wißbegierde
nicht unbefriedigt ſehen.


§. 32.
Kraͤfte, mit denen die Daͤmme widerſtehen,
und zwar
1) Schwere der Daͤmme.


In dem Vorhergehenden iſt mit Wenigem von
den Kraͤften, welche das Waſſer ausuͤbt, das beige-
bracht worden, was der vorgeſetzte Umfang dieſes
Buches geſtattet. Da ſich aber in der Natur nicht
viel Kraͤfte finden, denen der menſchliche Geiſt zu
widerſtehen nicht gewagt haͤtte oder noch unter-
fangen ſollte, wie auch uͤbrigens der Erfolg ſeyn
mag, ſo iſt gleichfalls die Gewalt des Waſſers in
ihre Schranken gewieſen worden. Kennt man da-
her nur ihre Groͤße genau, und weiß man gegen-
theils, mit wie viel Staͤrke, und mit was fuͤr Kraͤf-
ten Daͤmme widerſtehen, ſo iſt die Baͤndi-
gung auch ſelbſt der Fluthen leichter, als man
glaubt. Dieß fuͤhrt uns auf eine naͤhere Betrach-
tung der Daͤmme und auf folgende Saͤtze.


Die
[59]

Die Erfahrung zeigt taͤglich, daß, vermoͤge der
Schwere, alle Koͤrper, ſich frei uͤberlaſſen, dem
Mittelpunkte der Erde zuſenken. Dieß geſchieht
ſo lange, bis ſie eine Unterſtuͤtzung gefunden haben,
welche das Gewicht der Koͤrper, die ſich ſenken, voͤl-
lig zu tragen vermag. Sind ſie unterſtuͤtzt, ſo
erleidet die Unterſtuͤtzung einen Druck von ihnen,
der dem Gewichte derſelben, und der uͤber ihnen
ſtehenden Luftſaͤule gleich iſt. Dieß Gewicht iſt
aber ſo verſchieden, als die Koͤrper ſelbſt ſind. Der
Druck der Luft hingegen richtet ſich nach dem groͤ-
ßern oder kleinern Umfange, welchen der Koͤrper
hat. Je mehr Flaͤche dieſer alſo der Luftſaͤule
entgegen ſetzt, deſto ſchwerer wird er auch gedruͤckt,
ſo wie er gegentheils, bei weniger entgegengeſetzter
Flaͤche, auch von der Luft geringern Druck erlei-
det. (Man betrachtet jedoch bei ſolchem Drucke
der Luft nur denjenigen, der auf die Koͤrper von
oben niederwirkt; und gewoͤhnlich bringt man ihn
gar nicht in Anſchlag, da natuͤrlicher Weiſe alle
Koͤrper an der Luft demſelben ausgeſetzt ſind.
Man achtet daher blos auf das Gewicht, welches
die Koͤrper haben.)


Vergleicht man nun gleich große Stuͤcken der
Koͤrper, um ihre Schweren zu erforſchen, ſo er-
haͤlt man den Begriff des eigenthuͤmlichen Gewich-
tes; da hingegen der Druck, den ein Koͤrper durch
ſeine Schwere aͤußert, das abfolute Gewicht macht,
wenn er an und vor ſich ohne Vergleichung mit
andern, betrachtet wird.


Ein
[60]

Ein Damm beſteht aber auf gleiche Weiſe, wie
andere Koͤrper, aus mehreren Stuͤcken und ſchwe-
ren Theilen, die zuſammengeſetzt und zu einem
großen Ganzen verbunden ſind. Man kann ihn
alſo fuͤglich als ein Stuͤck anſehn, das mit der
Summe der Gewichte ſeiner Theile den Grund,
auf dem er aufruht, niederwaͤrts druͤckt. Das
Waſſer muß alſo Gewalt anwenden, um einen ſol-
chen ihm entgegen geſtellten ſchweren Koͤrper aus
dem Wege zu ſchaffen; das iſt: die Schwere
eines ſolchen entgegengeſetzten Koͤrpers raubt dem
Waſſer Kraft, und vermindert ſie. Da nun die
Schwere ſo maͤchtig iſt und beſtaͤndig niederwaͤrts
wirkt, ſo ſollte man beim erſten Augenſchein glau-
ben, eine Kraft, die einen Damm ſeitwaͤrts fortzu-
ſchieben trachten wolle, muͤſſe aͤußerſt groß ſeyn,
und das geſammte Gewicht des Dammes weit uͤber-
ſteigen, zumal wenn die Materialien, aus denen
der Damm erbauet worden, ſehr ſpecifiſch oder ei-
genthuͤmlich ſchwer waͤren. Die Erfahrung hat
aber gerade das Gegentheil gelehrt, und gezeigt,
daß man gewoͤhnlich weit weniger Kraft braucht,
ſelbſt ſolche große Laſten, dergleichen Daͤmme ſind,
ſeitwaͤrts fortzuſchieben, als man vermuthen moͤch-
te. Soll aber eine ſolche große Laſt, wie z. E. ein
Damm, ſeitwaͤrts fortgeſchoben werden, ſo kann
dieß nicht ohne eine Klemmung und Reiben ge-
ſchehen, welche die Schwere verurſacht. Dieß
fuͤhrt daher auf das Reiben, oder auf die Friction
der Daͤmme.


§. 33.
[61]

§. 33.
2) Friction der Daͤmme.


Seit vielen Jahren her, haben ſich die Natur-
kundiger und Mathematiker bemuͤht, die Staͤrke
des Reibens genau ausfindig zu machen. Allein
der mannigfaltigen und ernſtlichen Bemuͤhungen
ungeachtet, hat man durch die bisher angeſtellten
Verſuche, es noch nicht dahin bringen koͤnnen,
ganz richtige und gewiſſe Verhaͤltniſſe zu entdecken,
die fuͤr alle Koͤrper guͤltig waͤren. Der bekannte
Gelehrte, Muſchenbroek, hat ſich beſonders in
dieſem Fache ſehr beruͤhmt gemacht, und außer
ihm mehrere große Maͤnner, z. E. Amontons,
Deſaguilier, Belidor
ꝛc.


Das Reiben zwiſchen den Koͤrpern entſteht da-
durch, daß die Erhabenheiten des einen, in die
Vertiefungen des andern eingreifen, und damit die
Bewegung hindern, die ein Koͤrper uͤber den an-
dern hinweg machen ſoll.


Da die Bildung der Beſtandtheile der Koͤrper
ſo aͤußerſt verſchieden iſt, ſo wird es gewiß ſchwer
halten, jemals ein allgemeines Verhaͤltniß des
Reibens zur Schwere ausfindig zu machen, und
man wird bei den wahrſcheinlichen Angaben der
angeſtellten Verſuche ſtehen bleiben und ſich be-
gnuͤgen muͤſſen, doch einige Richtſchnur zu haben.
Indeſſen ſtimmen die meiſten Verſuche darin uͤber-
ein, daß, um einen Koͤrper ſeitwaͤrts fortzubewe-
gen,
[62] gen, eine Kraft erfordert wird, welche dem drit-
ten, bisweilen auch dem vierten, Theile der Schwe-
re des fortzubewegenden Koͤrpers gleich kommt;
oder — daß das Reiben gemeiniglich
oder ¼ der Schwere des fortzubewegen-
den Koͤrpers betrage
. Nach dieſer Regel
richten auch die Mathematiker und Kuͤnſtler ihre
Rechnungen und Arbeiten ein, indem die Erfah-
rung, im Durchſchnitt genommen, das Verhaͤltniß
von ⅓ fuͤr die Praxis eher noch etwas zu groß
als zu klein ausweiſet.


Von dem Reiben und den Umſtaͤnden, wodurch
ſolches entweder vermehrt oder vermindert wird,
handelt die Naturlehre weitlaͤnftiger. Vorzuͤglich
ſind hieruͤber die Lehrbuͤcher des beruͤhmten Herrn
Profeſſor Gren in Halle, und des ſel. Erxle-
ben
, mit Nutzen nachzuleſen. Wer noch weiter
gehen will, muß ſich der Schriften bedienen, die
ſich ausſchließlich mit dieſer Materie beſchaͤftigen,
und die man in jedem brauchbaren Handbuche der
Mathematik angezeigt findet.


§. 34.


Von dem Reiben, in ſo fern es uns hier angeht,
muß noch dieſes bemerkt werden- Je mehr und
je groͤßere Vertiefungen und Erhoͤhungen die
Koͤrper haben, welche ſich uͤber einander hinweg
bewegen ſollen, deſto groͤßer muß das Reiben
werden. Da nun die Oberflaͤche des Erdbodens
uͤberhaupt, und alſo auch die der Thaͤler ſehr
uneben
[63] uneben und rauch geſtaltet iſt, ſo ſieht man, daß
man das im vorigen §. angegebene Verhaͤltniß, auch
bei ihnen und den Daͤmmen ganz ſicher anwenden
koͤnne, da die Materialien der letztern gleichfalls ſo
uneben zu ſeyn pflegen, als der Erdboden.


Wuͤrde man das Reiben der Daͤmme auf der
Oberflaͤche der Thaͤler viel kleiner als ⅓ des
Gewichtes, das der ganze Damm hat, annehmen,
ſo muͤßte man die Daͤmme zu ſtark machen. Da-
durch aber wuͤrden ſie zu ſehr in die Koſten laufen,
und das kann man doch, ohne Schaden und Be-
ſorgniß zu haben, vermeiden. Gegentheils, wenn
man das Reiben viel groͤßer als ⅓ annimmt, ſo
wird man dem zu folge den Damm viel ſchwaͤ-
cher
machen muͤſſen. Da wuͤrde er aber im
Grunde doch von ſeiner eigentlichen wahren Staͤr-
ke verliehren, und man duͤrfte ihm alsdann mehr
Kraͤfte zutrauen, als er in der That beſaͤße.


Anmerkung. Aus dem bisher Angefuͤhr-
ten iſt uͤberhaupt der Seitendruck des Waſſers be-
kannt geworden; man weiß auch, wie viel Friction
ein Damm verurſacht, oder wie viel Kraft noͤthig
wird, ihn ſeitwaͤrts wegzuſchieben; Ferner kann
man wiſſen, wie ſchwer ein Damm ſey, wenn man
ſeinen Kubikinhalt ſucht; nun fragt es ſich:
Wenn eher iſt der Damm wirklich gegen den Sei-
tendruck des Waſſers ſo geſichert, daß ihm dieſer
nicht mehr ſchaden kann? Darauf dient zur Ant-
wort: Dann, wenn die Friction des
Dammes, ſammt der Cohaͤſion
(dem Zu-
ſam-
[64]ſammenhange) ſeiner Theile, groͤßer
iſt, als der Waſſerdruck
. Dieß leitet auf die
eigentliche Berechnung der Staͤrke der Daͤmme.


§. 35.
Berechnung der noͤthigen Staͤrke der Daͤmme.


Um die Friction auszumitteln, war nach dem
vorigen §. noͤthig, genau die Schwere des Dammes
zu wiſſen. Wer nur einigermaßen mit der Stereo-
metrie bekannt iſt, findet des Dammes Kubikin-
halt leicht; und wenn dieſer erſt gefunden iſt,
kann man, nach Maaßgabe der Schwere eines einzi-
gen Kubikfußes vom Damm-Material, ſehr bald
auch das ganze Gewicht des Dammes beſtimmen.
Wenn dieß alles richtig und ohne Weitlaͤuftigkeit
geſchehen ſoll, ſo muß man zuvor die Hoͤhe des
Waſſerſtandes wiſſen; aus dieſer ergiebt ſich die
eigentliche Hoͤhe des Dammes. Ferner muß die
Weite des Thales, in welchem der Damm erbauet wer-
den ſoll, gegeben ſeyn; denn aus dieſer findet ſich,
in Verbindung mit dem ſo eben Geſagten, die Laͤn-
ge des Dammes. Iſt dieß alles berichtigt, ſo hat
die Rechnung ſelbſt weiter keine große Schwie-
rigkeit.


Als Vorbereitung dazu dient folgendes. Ver-
ſuche lehren, daß frei aufgeſtuͤrztes Erdreich oder
Schutt, wenn es ſich im Fallen gaͤnzlich uͤberlaſſen
wird, ſo ziemlich unter einem Winkel vom 45°
liegen bleibt, und ſich aufthuͤrmt. Daher pflegt
die
[65] die Baſis oder Grundlinie eines dergleichen aufge-
ſchuͤtteten Haufens zweimal ſo groß zu ſeyn, als
die Hoͤhe deſſelben. Das wende man auf Daͤmme
an, ohne auf das Verſtampfen derſelben einſt-
weilen Ruͤckſicht zu nehmen.


Will man nun ſehen, wie viel ein Damm aus-
zuhalten vermag, ſo denke man ſich ein Stuͤck
aufgeſchuͤtteten Damm, wie Figur 7 zeigt. In ihr
iſt a b = der Baſis des Dammes, c d = ſeiner
Hoͤhe, d e = b g = der Laͤnge des Dammes.
Man ſuche alſo den Kubikinhalt des beſagten Stuͤk-
kes. Dieſer iſt = a d b × d e; dieſer Inhalt muß
nun in die Schwere eines Kubikfußes Erde oder
Schuttes, oder uͤberhaupt des Damm-Materials
multiplicirt werden. Dieſe Schwere iſt leicht
durch etliche Verſuche, die man ſelbſt anſtellt, aus-
zuforſchen, und man thut wol, wenn man lieber
die Verſuche etwas im Großen als zu ſehr im
Kleinen anzuſtellen ſich bemuͤht. Nimmt man z.
E. einen hoͤlzernen Kaſten von 8 Kubikfußen, ſo
kann man leicht durch das arithmetiſche Mittel fuͤr
jeden Verſuch erfahren, was die eigentliche Schwe-
re ſey.


Da die Rechnung mit Buchſtaben auch hier gar
nicht das mindeſte Schwere hat, ſo wollen wir um
der Kuͤrze willen a b = β; c d = α; d e = b g
= λ und das Gewicht eines Kubikfußes von dem
zu waͤhlenden Damm-Materiale = γ ſetzen. Und
ſo hat man denn den Flaͤcheninhalt von a d b = ;
Teiche. Efolg-
[66] folglich den Kubikinhalt des Dammſtuͤckes a d b g e
= ½ α β λ = Dieß mit γ multiplicirt giebt
die Schwere des Dammſtuͤckes = ½ α β λ γ. Hie-
von muß nun die Friction geſucht werden. Setzt
man ſie zu ⅓ der geſammten Schwere an, und
nennt ſie F, ſo iſt F = ⅓. [(½ β α) λ γ] = ⅓.
. Dieſe aus dem Gewicht
des Dammſtuͤcks entſtehende Friction kann man
als die Kraft anſehn, mit der das Dammſtuͤck
dem Waſſer entgegen wirkt.


§. 36.


Zur Erlaͤuterung der im vorhergehenden § ge-
gebnen Saͤtze, ſoll hier ein Exempel folgen. Es
ſey in der ſiebenten Figur die Hoͤhe des Dammes
c d = 12′ die Baſis a b = 24′, die Laͤnge des
Dammes b g = 36 Fuß, ſo iſt der Inhalt von
Quadratfuß; und der
Kubikinhalt von
Kubikfuß. Wiegt von der Erde, deren man ſich zu
dieſem Dammſtuͤcke bedient haͤtte, ein Kubikfuß
80 ℔, ſo iſt die geſammte Laſt dieſes Dammſtuͤckes
= 414720 Pfund. Von dieſer Summe iſt die
Friction zu ⅓ der Laſt gerechnet, = ⅓. 414720
Pfund = 138240 Pfund. Dieß iſt die Groͤße,
mit der das Dammſtuͤck dem Waſſer entgegen wirkt.


Nun
[67]

Nun ſuche man nach §. 24 den Seitendruck des
Waſſers. Dieſer war dort = ½ a2. l g; Setzt man
demnach die Hoͤhe des Waſſerſtandes, oder a =
12 Fuß, die Laͤnge der bewaͤſſerten Seite oder l =
36 Fuß, eines Kubikfuß Waſſers Schwere oder g =
64 ℔, ſo iſt der Seitendruck des Waſſers gegen
dieſes Dammſtuͤck = 165888 ℔.


Vergleicht man dieſe Summe durch die Sub-
traction, mit der obigen Kraft, welche der Damm
beſitzt, ſo erhellt, daß der Seitendruck des Waſſers,
die Staͤrke des Dammes um 27648 ℔ uͤbertref-
fe. Um ſo viel iſt folglich der Damm noch zu ſchwach.
Man muß alſo dem Damme noch an Breite zu-
legen, oder ſeine Baſis vergroͤßern; es ſey denn,
daß man ihm mehr Hoͤhe und zwar ſo viel geben
wollte, bis ſein Kubikinhalt eine ſolche Friction
giebt, die groͤßer wird, als der Seitendruck des
Waſſers. Die Vergroͤßerung der untern Damm-
breite iſt jedoch ſo fort noch nicht gleich unumgaͤng-
lich noͤthig, denn man bauet in Praxi nie einen
Damm, der oben eine ſolche ſcharfe Kante haͤtte,
wie hier bei dem in Figur 7 vorgeſtellten Damm-
ſtuͤcke angenommen iſt. Man ebnet dagegen alle-
zeit einen Damm oben ab und zwar meiſtens
wagrecht, daß man uͤber ihn bequem und ſicher
hinweg kommen kann. Zudem ſucht man auch
durch dieſe Abebnung des Dammes, den Durch-
drang des Waſſers zu dem innern zu verhuͤten, und
das Abſpuͤlen zu verwehren. Beſagte Ebne heißt
E 2des
[68] des Dammes Kappe. Nach Umſtaͤnden wird ſie
bald breiter bald ſchmaͤler gemacht. Sollen z. E.
Fahrwege oder Fußſteige zugleich uͤber den Damm
gehen, ſo kann man ſie, bei einer maͤßigen Tiefe
des Teiches, nicht wol unter 18 Fuß breit machen;
denn weil das Fahren erſchuͤttert, darf es nicht ſo
nahe an den Ecken geſchehn, weil da zu wenig
Widerſtand iſt, und das Fahren Stuͤcke aus dem
Damme auszwaͤngen wuͤrde. Ueberdieß iſt mit
dem Geſchirre und Fuhrweſen, ein zu ſchmaler
Raum nicht wol zu paſſiren.


Die Praktiker haben ein Verhaͤltniß der Breite
der Kappe zur Hoͤhe des Dammes geſucht, ſind
aber bei weitem nicht einſtimmig. Gemeiniglich
nehmen ſie, wenn die Umſtaͤnde nicht eine noch
groͤßere Breite verlangen, den 3ten Theil der Hoͤhe
des Dammes zur Breite der Kappe, und wenn die
Daͤmme nicht zu unbedeutend niedrig ſind, macht
man ſie niemals unter 6 bis 8 Fuß breit, voraus-
geſetzt daß dann kein Fahrweg uͤber ſie gehen ſoll.


§. 37.


Wenn ein Damm nach dem vorigen §. eine
Kappe erhaͤlt, ſo ſieht man gleich, daß dadurch
ſein Kubikinhalt betraͤchtlich vermehrt werde. Denn
man kann ſich nun vorſtellen, der Damm beſtuͤnde
nach Figur 8 erſtlich aus einem Parallelepipedo,
deſſen Grundflaͤche k m p o und deſſen Laͤnge m e
waͤre; Zweitens aus zwei Prismen, deren Laͤnge
gleich-
[69] gleichfalls m e = b g und deren Grundflaͤchen m p b,
und a k o waͤren. Nun ſey noch, wie vorhin,
a b = 24 Fuß; k m oder die Kappe 8 Fuß breit;
b g = m e, 36 Fuß lang, und des Dammes Hoͤhe
c d 12 Fuß hoch, ſo findet man den Kubikinhalt
des Dammſtuͤcks, wenn man die Inhalte jedes der
drei vorbenannten Stuͤcke zuſammen addiret.


Es iſt alſo der Kubikinhalt von a b m k i e g =
Kubikfuß. Dieß
mit 80 ℔ multiplicirt, giebt des Dammes Schwere
= 552960 ℔. Hievon iſt die Friction =
⅓. 552960 ℔ = 184320 ℔. Nach dem vorigen
war aber der Waſſerdruck 165888 ℔, folglich uͤber-
trifft nunmehro die Kraft des Dammes den Sei-
tendruck des Waſſers um 18432 ℔, das iſt um
184320 weniger 165888 ℔.


Dieß zeigt alſo ſehr deutlich, daß die Staͤrke
der Daͤmme durch eine Kappe ungemein vermehrt
werde.


Fuͤr eine jede gegebene Breite und Hoͤhe des
Dammes, wuͤrde dieſe ſeine Staͤrke dann am groͤß-
ten werden, wenn die Kappe der untern Damm-
breite gleich gemacht waͤre, welches aber gewiß nur
ſelten, und etwa bei gemauerten Daͤmmen zu ge-
ſchehn pflegt, denen man eine ſtaͤrkere innere Ver-
bindung geben kann, als den Erd- und Schutt-
daͤmmen.


§. 38.
[70]

§. 38.


Zu dem vorigen koͤmmt noch ein neuer bedenk-
licher Umſtand hinzu. Wenn, wie vorhin durch-
gehends angenommen iſt, der Waſſerſtand juſt der
Dammhoͤhe gleich waͤre, ſo wuͤrde das Waſſer trotz
der Kappe, bei der geringſten Bewegung deſſelben,
gleich uͤber den Damm hinweg gehen, und ihn
ohnfehlbar beſchaͤdigen. Der Damm muß aſo im-
mer noch etwas hoͤher gemacht werden, als der hoͤch-
ſte Waſſerſtand ſeyn ſoll. Dieſen hoͤchſten Waſſer-
ſtand muß man ſo hoch annehmen, als die Winde,
die in der Gegend herrſchen, wo der Teich gebauet
werden ſoll, das Waſſer im Teiche an dem Dam-
me in die Hoͤhe treiben moͤchten. Fuͤr unſere Tei-
che rechnet man, gewoͤhnlicher Weiſe, nur 1 Fuß
bis 16 Zoll fuͤr die Wellenhoͤhe. Dasjenige Stuͤck
aber, um welches die Kappe hoͤher liegt als der
hoͤchſte Waſſerſtand, heißt der Anſchlag. Man
macht ihn ſelten uͤber 3 Fuß hoch, jedoch auch nie
unter 2 Fuß. Um alſo die geſammte Dammhoͤhe
fuͤr einen gegebenen Waſſerſtand zu haben, muß
man noch 3 Fuß zur Hoͤhe des Waſſerſtandes zu-
rechnen. Aus dieſer Hoͤhe ergiebt ſich dann die
Breite der Kappe. Waͤre ein Teich zu bauen, der
außerordentlich groß wuͤrde, ſo kann man beliebigen
Falles die Hoͤhe des Anſchlages noch etwas ver-
mehren. Beſonders iſt es da nicht ſchaͤdlich, wo
ſchlechterdings Fahrwege uͤber die Daͤmme gehen
muͤſſen.


Nehmen
[71]

Nehmen wir alſo unſer voriges Exempel wie-
der, und ſetzen des Dammes Hoͤhe, incluſive des An-
ſchlages, zu 15 Fuß an, das uͤbrige aber alles wie
vorhin, ſo iſt des geſammten Dammes Inhalt =
Kubikfuß; und
dieſe Summe mit 80 multiplicirt giebt des
Dammes Schwere = 691200 Pfund. Davon
iſt die Friction = ⅓. 691200 ℔ = 230400 ℔.
Hievon den Waſſerdruck = 165888 ſubtrahirt,
giebt 64512 ℔ als Ueberſchuß an Kraft auf Sei-
ten des Dammes. Dieſer Damm waͤre alſo
ſtark genug, zumal da die Cohaͤſion ſeiner Theile,
von der unten weiter geredet werden ſoll, gar
nicht in Anſchlag gebracht iſt.


§. 39.


Es bleibt noch uͤbrig Anweiſung zu geben, wie
man aus der gegebenen Hoͤhe des Dammes und des
Waſſerſtandes, die untere Breite oder die Baſis
des Dammes zu ſuchen habe. Um der noͤthigen
Kuͤrze willen ſollen bei dieſen Regeln wieder die
Buchſtaben beibehalten werden, da ſie die herr-
lichſte Ueberſicht der ganzen Arbeit geben. Sie
ſollen auch zu dem Ende ihre vorige Bedeutung be-
halten. Geſetzt nun, des Waſſers Seitendruck und
der Widerſtand des Dammes ſey voͤllig gleich, ſo
hat man, wenn α = a und λ = l iſt, folgende
Saͤtze. Es iſt nemlich
α β
[72] woraus
und
oder
demnach alſo
und

Dieß iſt alſo die halbe Baſis, oder die Haͤlfte
der untern Dammbreite, die man dupliren muß,
um β oder die ganze Breite zu haben. Um der
Bequemlichkeit willen bei der Rechnung und Aus-
fuͤhrung, iſt hier ſowol β als ½ β in Formeln an-
gegeben. Wenn alſo die Richtung und der Platz
gegeben iſt, worauf der Damm kommen ſoll, ſo
darf man nur an beiden Enden rechts und links
von der Mittellinie, ½ β oder die halbe untere
Dammbreite abſtecken, und man, iſt fertig.


Bei der wirklichen Berechnung muß man, wie
ſchon vorhin erinnert worden, nicht vergeſſen den
Anſchlag
[73] Anſchlag mit zur Dammhoͤhe zuzurechnen, um die-
ſen muß a vergroͤßert werden, und dann wird be-
ſchriebenermaaßen die Grundlinie geſucht. Zum
Ueberfluſſe folgt hier noch ein Exempel. Waͤre
wie vorhin der hoͤchſte Waſſerſtand 12 Fuß hoch,
alſo des Dammes Hoͤhe, ſammt dem Anſchlage 15
Fuß, γ oder die Schwere eines Kubikfußes Damm-
Materials = 80 ℔, g oder die Schwere eines
Kubikfußes Waſſers = 64 ℔, ſo haͤtte man ½ β =
, und ſubſtituirt,
18 Fuß, folglich β oder die ganze untere Damm-
breite = 36 Fuß. Auf dieſe Art traͤgt Silber-
ſchlag
in ſeiner Hydrotechnik die Rechnung vor,
dem wir hiebei gefolgt ſind.


§. 40.


Folgende Betrachtungen ſcheinen hier nicht am
unrechten Orte zu ſtehn, da ſie weitere Aufſchluͤſſe
uͤber das Vorhergehende mittheilen. Wenn 2 γ =
3 a g iſt, ſo koͤnnte, der Rechnung nach, die halbe
Grundlinie juſt der Hoͤhe gleich ſeyn, die der Damm
bekommen ſoll. Je mehr hingegen γ gegen g
waͤchſt, deſto kleiner wird der Quotient in dem
Bruche, den die Formel bezeichnet. Alſo
wird auch die halbe Grundlinie kleiner als die Hoͤ-
he des Dammes. In der Ausuͤbung kann dieß
aber keinesweges gelten, indem mancherlei Um-
ſtaͤnde
[74] ſtaͤnde verbieten und verhindern, daß ½ β kleiner
ſey als des Dammes Hoͤhe. In dieſem Falle wuͤrde
zum Beiſpiel die Abdachung oder Boͤſchung ſchon
ſehr ſteil werden, woraus das Unbequeme entſtuͤn-
de, daß bei Erd- und Schuttdaͤmmen das Erdreich
und Material, nur unſicher, und oftermalen gar
nicht liegen bliebe. Man muͤßte daher noch andere
Mittel anwenden, um den Schutt haltbar und
feſtliegend zu machen, widrigenfalls wuͤrden Re-
genguͤſſe ſehr gefaͤhrlich werden, große Loͤcher aus-
waſchen und den Damm bald ruiniren. Am ge-
ſchickteſten wuͤrde es ſeyn, ſich in dieſem Falle der
Maurung zu bedienen. Dieſe gaͤbe allein dauer-
hafte ſenkrecht aufgefuͤhrte Daͤmme. Aber ſelbſt
auch die gemauerten Daͤmme laͤßt man nicht gern
ohne einige Boͤſchung auffuͤhren. Bei den Alten
war es als etwas Nothwendiges anzuſehn, der
untern Breite des Dammes zu ſeiner geſammten
Hoͤhe, jederzeit das Verhaͤltniß 3 : 1 zu geben.
Doch dieß ſcheint billig etwas zu groß zu ſeyn,
und nur dann moͤchte dieß Verhaͤltniß gerechtfertigt
werden koͤnnen, wenn γ oder die ſpecifiſche Schwe-
re eines Kubikfußes Schuttes ꝛc. merklich geringer
waͤre, als g die eigenthuͤmliche Schwere eines Ku-
bikfußes Waſſers. Dieß duͤrfte jedoch nur ein aͤußerſt
ſeltener Fall ſeyn, und man kann daher das Ver-
haͤltniß 5 : 2 in Anſehung der untern Dammbreite
zu ſeiner Hoͤhe mit Vortheil brauchen. Die Er-
fahrung beſtaͤtigt auch dieſes durch Anlagen, die
nach
[75] nach dieſem Verhaͤltniß gebauet ſind, und bis dato
die beſten Dienſte gethan haben.


§. 41.
Boͤſchung der Daͤmme.


Ehe wir noch zu dem Zuſammenhange des
Damm-Materials weiter ſchreiten, ſcheint es nicht
undienlich zu ſeyn, erſt hier noch einiges von der
Boͤſchung der Daͤmme beizubringen, da ſolche ein
ſehr zweckmaͤßiges Mittel iſt, die Staͤrke derſelben
anſehnlich zu vermehren, wie wir unten ſehen wer-
den. Im Vorbeigehn gleichſam, iſt ihrer ſchon
erwaͤhnt worden; doch daraus wuͤrden die Leſer
nicht im Stande ſeyn, ein richtiges Urtheil uͤber
ſie zu faͤllen.


Iſt ein Damm nach Figur 9 aufgebauet, der-
geſtalt, daß ſeine vordere (oder Bruſtſeite) ſo gut
wie die hintere (die Ruͤckenſeite) nach einer
ſenkrechten Flaͤche aufgefuͤhrt ſind, ſo ſagt man, er
ſey perpendiculair in die Hoͤhe gebracht, oder er
habe keine Boͤſchung. Hat hingegen ein Profil,
durch die Breite des Dammes gezogen, die Form
in Figur 10., ſo ſagt man, der Damm hat Boͤſchung,
oder er iſt doſſirt. Die Boͤſchung iſt daher
nichts anders, als die Schiefe, nach der ſeine
Seiten aufgefuͤhrt ſind. Nun koͤnnen bei den Boͤ-
ſchungen hauptſaͤchlich folgende Fragen in Betracht
kommen. Erſtlich: wornach richtet ſich die Staͤrke
der Boͤſchung? Zweitens: welches iſt die beſte Art,
ſie bei Teich en anzulegen?


In
[76]

In Figur 4 ſtelle α γ eine ſchiefe Ebne im
Durchſchnitte vor. Ihre Neigung gegen den Ho-
rizont werde durch die Linie β γ angegeben.
Nun erhellt aus der angewandten Mathematik,
daß aus der Schwere eines Koͤrpers, der auf einer
ſchiefen Ebne liegt, eine Kraft entſteht, welche
den Koͤrper von der ſchiefen Ebne herab zu treiben
trachtet; Ferner, daß dieſe Kraft mit der Nei-
gung der ſchiefen Ebne in Verbindung ſtehe. Vor-
bemeldete Kraft richtet ſich nemlich nach der Hoͤhe,
unter der die ſchiefe Ebne aufgerichtet iſt. Dieſe
Hoͤhe, z. E. die Linie β γ, iſt nichts anders als der
Sinus des Winkels β α γ. So wie alſo dieſer
Sinus waͤchſt oder kleiner wird, nimmt auch die
Kraft zu oder ab, mit welcher der Koͤrper von der
ſchiefen Ebne herabfallen will. Es giebt aber ei-
nen Winkel, wo dieſe Kraft erſt ſichtbar zu werden
anfaͤngt, da ſie vorher unter einem kleinern Win-
kel ſich gar nicht geaͤußert hatte. Dieſer Winkel
iſt 18 Grad 26 Minuten, und man heißt ihn den
Ruhewinkel. Wird die Neigung einer Ebne
gegen den Horizont groͤßer als 18°26′, ſo faͤngt
der auf einer ſolchen Ebne bis dahin ruhende Koͤr-
per an, ſeine Ruhe zu verlaſſen, und herab zu
ſchurren, man muͤßte ihn denn durch eine andere
Kraft in ſeinem Herabgleiten aufhalten. Da nun
dieſe Kraft des Koͤrpers herab zu gleiten, dem Si-
nus des Neigungswinkels der ſchiefen Ebne pro-
portionirt iſt, ſo erhellt, daß die Neigung der ſchie-
fen Ebnen in Anſehung des Herabgleitens immer
vor-
[77] vortheilhafter wird, je weniger ſie Hoͤhe hat, das
heißt, je flaͤcher ſie liegt. Vorausgeſetzt, daß man
das Herabfallen verhindern wolle. Im entge-
gengeſetzten Falle muͤßte man, um den Koͤrper recht
ſchnell und gewiß herabſchießen zu machen, die
ſchiefe Ebne ſo ſtark als moͤglich erheben. Bei ei-
ner ſehr flach liegenden ſchiefen Ebne braucht man
alſo ſehr wenig Kraft, um den aufliegenden Koͤr-
per in Ruhe zu bringen und darinnen zu erhalten.


Die Boͤſchungen ſind aber nichts anders als
ſchiefe Ebnen, deswegen gilt das hier Geſagte voͤl-
lig von ihnen; zudem kann man das Damm-Mate-
rial als Koͤrper anſehen, die auf einer ſchiefen
Ebne ruhen ſollen. In Anſehung des Herabrol-
lens beweiſet aber auch die Rauhigkeit der Koͤrper
viel Wirkſamkeit, bei nicht glatten, ſondern un-
ebnen ſchiefen Flaͤchen. Wo alſo Rauhigkeit iſt,
da wird ein groͤßerer Sinus, oder eine groͤßere
Elevation noͤthig, wenn Koͤrper von einer ſolchen
Flaͤche herab rollen ſollen. Nach dem Vorigen
zeigte auch ſchon die Erfahrung, daß aufgeſchuͤt-
tetes Erdreich bei einem Winkel von 45 Graden
ſicher und derb auf einander ruhe Die Natur
ſcheint alſo hierin ſelbſt unſere Lehrmeiſterin ſeyn
zu wollen, und die zum Bauen vortheilhafteſte
Boͤſchung zu beſtimmen. Bei einem kleinern
Winkel als 45 Grad liegt das Aufgeſchuͤttete nach
dem Vorigen um deſto feſter. Iſt aber der Winkel
groͤßer, ſo gleitet das leicht herab, was aufgeſtuͤrzt
wird;
[78] wird; man folge demnach der Natur, und man
geht nicht unſicher.


§. 42.


Wir haben ſo eben geſehen, daß die flachen
Boͤſchungen den ſteilen vorzuziehn waren; wenn
dieſe alſo eine ſtaͤrkere Verbindung der Materia-
lien erfordern, um gehoͤrig dauerhaft zu werden,
ſo koͤnnen jene mit weniger dicht verbundenen
Theilen ſchon vorlieb nehmen, ohne an ihrer
Brauchbarkeit deswegen viel zu verliehren. Allein
man iſt ſehr oft genoͤthigt, ſteile Boͤſchungen zu ma-
chen, und wirklich haben ſie einen ſtarken Vortheil
auf ihrer Seite, den nemlich, daß ſie weit weniger
Raum verlangen, worauf man oͤfters viel Ruͤck-
ſicht zu nehmen genoͤthigt iſt. Dann haben ſie
auch noch das Gute an ſich, daß man zu ihnen
weit weniger Materialien braucht. Ferner aͤußert
ſich bei flachen Boͤſchungen der große Nachtheil,
daß die Naͤſſe ſehr leicht, und tiefer in ſie ein-
dringt, als in ſtelle. Die flachen ſind daher
eher dem Ruin, in Anſehung der Witterung, un-
terworfen. Doch noch etwas ſehr unangenehmes
haben ſteile Boͤſchungen dadurch, daß ſie allezeit
einen guten Grund verlangen, um auszudauern,
da die flachen ſich mit einem ſchlechtern begnuͤ-
gen. Ueberdieß kann der Waſſerſtoß gegen ſteile
mehr wirkſam ſeyn, als gegen flache.


Bei
[79]

Bei 45 Grad Elevation iſt die Grundlinie
der Boͤſchungen juſt der Hoͤhe gleich. Bei ſtei-
lern iſt ſie kleiner, bei flaͤchern aber groͤßer als
die Hoͤhe, daher dieſe mehr Raum erfordern.


Daß aber die Boͤſchungen den Daͤmmen we-
ſentlichen Nutzen ſchaffen, laͤßt ſich augenſchein-
lich mit Folgendem darthun.


§. 43.


Figur 10 ſtelle ein Stuͤck Damm vor, das hin-
ten und vorn Boͤſchung hat. Iſt nun die Abda-
chung oder Boͤſchung an der Bruſt- und Ruͤcken-
ſeite beiderſeits gleich, und 45 Grad, ſo kann
man annehmen, daß der Schwerpunkt dieſes koͤr-
perlichen Abſchnittes oder Dammſtuͤckes a b c d e f,
in ſeine Mitte, alſo irgendwo in n m fallen wer-
de, wenn man die Dicke des Abſchnittes einſtwei-
len nicht in Betrachtung ziehet. Sieht man nun
das Stuͤck Damm als einen gebogenen Hebel an, deſ-
ſen einer Arm n m, der andere a b, der Ruhepunct
aber in b waͤre, ſo erhellt, wenn δ den Druck des
Waſſers gegen den Damm, und w den Widerſtand
des Dammes gegen den Waſſerdruck bedeutet, in-
gleichen wenn δ. n m das Moment des Waſſer-
drucks, und ½ a b. w = m b. w das Moment des
Widerſtandes iſt, welchen der Damm dem Waſſer-
druck entgegenſetzt, daß — ſo wie m b. w groͤßer
wird, es alſo auch mehr Widerſtand leiſtet, wenn
n m.δ unveraͤnderlich bleibt. Man iſt aber im
Stande, das Produkt m b. w durch die Vergroͤße-
rung
[80] rung von m b, beliebig zu vergroͤßern, und zwar,
ohne daß man mehr Materialien zum Damme noͤ-
thig haͤtte, als deren zur hinlaͤnglichen Sicherheit
erfordert werden. Da nun ſolches mittelſt der Boͤ-
ſchung geſchehen kann, ſo folgt nothwendig, daß
die Boͤſchung nuͤtzlich ſey.


Um nun jene Vergroͤßerung von m b zu be-
werkſtelligen, darf man nur dem Damme im Profil
eine andere Geſtalt geben. Man lege nemlich ein
Stuͤck a o d hinten an die Baſis des Dammes ſo
an, daß a o = b r werde, und gebe dem Damme
nunmehro hinten die Boͤſchung c r ſtatt c b, ſo
daß alſo das Damm-Profil die Geſtalt o d c r be-
koͤmmt. In dieſem Falle wird freilich auch der
Schwerpunkt etwas weiter ruͤckwaͤrts, hinter n m
fallen, jedoch aber der Hebel immer noch groͤßer
werden als vorhin. Am groͤßten wuͤrde er werden
koͤnnen, wenn man vorn dem Waſſer entgegen,
gar keine Abdachung machen muͤßte, alſo wenn der
Damm an der Bruſtſeite ſenkrecht waͤre. Dann
haͤtte er die Geſtalt p d c r in der 10ten Figur, und
da koͤnnte das ganze Stuͤck a d p hinten hin gelegt
werden, wodurch alſo der Damm die Geſtalt
a d c b im Profil nach Figur 11 bekaͤme. Doch
dieſe Geſtalt widerrathen, außer den in dem Vor-
hergehenden ſchon angefuͤhrten Gruͤnden, auch
noch dieſe, daß der Damm unter dieſen Umſtaͤn-
den vorn ſehr geſchwaͤcht wuͤrde, wenn der Strie-
gelſchacht in ihm zu liegen kaͤme, ſondern auch
Repa-
[81] Reparaturen an der Waſſerſeite koſtbarer und ge-
faͤhrlicher wuͤrden, als wenn der Damm doſſirt
waͤre. Solche Daͤmme werden alſo ſelten und et-
wa nur dann ſo erbauet, wenn ſie eine geringe
Hoͤhe haben, z. E. 8 bis 12 Fuß.


Giebt man der Bruſtſeite eine Boͤſchung von
60 hoͤchſtens 65 Grad, der Ruͤckenſeite hingegen
45 Grad Abdachung, ſo hat man fuͤr gemauerte
Daͤmme zweckmaͤßige Boͤſchungen.


Erd- und Schuttdaͤmmen kann man vorn und
hinten 45 Grad geben; will man aber die Bruſt-
ſeite derſelben mit einer Terraſſenmauer beklei-
den, ſo koͤnnen ſie alsdann auch die Boͤſchung der
gemauerten Daͤmme haben.


Ueberhaupt erhellt aus dem Vorigen, ſowol
vorn als hinten muß Boͤſchung ſeyn, und hinten
muß allezeit das Doſſement ſtaͤrker, das heißt, flaͤ-
cher ſeyn, als vorn an der Waſſerſeite, jedoch nie
unter 40 Grad.


§. 44.
Beſte Form der Boͤſchungen. Terraſſenmauern.


Da das Waſſer durch den Wellenſchlag auch
die Boͤſchungen zu ruiniren ſucht, ſo hat man
daruͤber nachgedacht, welches die beſte Form und
Conſtruction der Boͤſchungen ſeyn moͤchte, um dem
Wellenſchlage zu widerſtehen. Unter den mannig-
faltigen bekannten und merkwuͤrdigen krummen
Linien, mit denen ſich die hoͤhere Mathematik be-
Teichb. Fſchaͤftigt,
[82] ſchaͤftigt, iſt beſonders die Kettenlinie hiezu
tauglich gefunden worden. Denn ſtoßen die Wel-
len an eine Flaͤche, die nach einer Kettenlinie ge-
formt iſt, ſo fallen ſie vermoͤge der Kruͤmmung
dieſer Linie nach dem Anſtoßen wieder in ſich ſelbſt
zuruͤck. Sie ſchaden daher dem Damme wenig
oder gar nichts. Allein dieſe Kettenlinie leidet
nicht umer allen Umſtaͤnden, ſondern nur bei Ter-
raſſenmauern Anwendung. Denn bei Erd- und
Schuttdaͤmmen, deren Boͤſchung (an der Bruſt-
ſeite) man nach dieſer Linie auffuͤhren wollte,
wuͤrde das Waſſer nur zu bald die ganze Flaͤche
ruinirt und zu ſeinem Vortheil ſo ausgeſpuͤlt ha-
ben, daß man von der Kettenlinie gar nichts mehr
wahrnehmen koͤnnte. Gleichfalls wuͤrde man ſie
vergebens mit Thon oder mit Raſen beſetzen, denn
auch dieſer waͤſcht ſich aus und herunter in den
Teichgrund, und in Kurzem wuͤrde auch da die
noch ſo accurat aufgefuͤhrte Kettenlinie unſichtbar
ſeyn. Ihr Gebrauch ſchraͤnkt ſich alſo einzig auf
Mauern ein.


Die Terraſſen-Mauer iſt nichts anders,
als eine von der Bruſtſeite des Dammes aufgefuͤhr-
te Mauer, welche das Ausſpuͤlen des Dammes,
und das Eindringen des Waſſers in ſelbigen ver-
wehren ſoll. Man begreift leicht, daß ſie bei
gemauerten Daͤmmen uͤberfluͤßig ſey, weil da die
gemauerten Boͤſchungen ſchon ſelbſt Terraſſen-
Mauern werden. Ihre Bauart wird unten wei-
ter
[83] ter erklaͤrt. Um aber die Kettenlinie bei ihr her-
vorzubringen, und den Damm darnach zu b [...]lden,
wird er erſt bis zur benoͤthigten Hoͤhe aufgefuͤhrt,
das aͤußere deſſelben hingegen noch roh und ſich
ſelbſt uͤberlaſſen. Dann ſchlaͤgt man auf der Sohle,
und der Kappe des Dammes zwei Pfahle ein, de-
ren Laͤnge mit der Dicke der Terraſſen-Mauer, wie
man ſolche geben will, ausgeglichen ſeyn muß. An
dieſe Pfaͤhle befeſtigt man ein langes, nicht zu derb
gedrehtes Seil, welches von einem zum andern
reichen muß, und nicht ſtraff angezogen ſeyn darf.
Dieß giebt alsdann die Kettenlinie an. Eine eben
ſo lange Kette thut gleiche Dienſte. Durch das
Anziehen und Straffmachen des Seils, oder durch
das Nachlaſſen deſſelben, kann man die Dicke der
Terraſſen-Mauer beliebig vermehren oder vermin-
dern. Figur 29 zeigt die Art des Verfahrens ei-
nigermaßen.


Man kann die Vorrichtung mit dem Seile auch
an einem andern Orte vornehmen laſſen, und dann
eine Chablone oder Lehrbrett verfertigen, nach
welchem die Maurer die Bruſtſeiten-Boͤſchung
arbeiten muͤſſen. Da erhaͤlt man mehrere Ge-
nauigkeit.


Will man nicht juſt die Kettenlinie nehmen, ſo
kann man auch die folgende Art brauchen. Die
Bruſtſeite des Dammes wird unter einem Boͤ-
ſchungswinkel von 45 Grad, bis zu einem Vier-
theil der Dammhoͤhe aufgemauert. Das folgende
F 2zweite
[84] zweite und dritte Viertheil der ganzen Dammhoͤhe,
fuhrt man unter einem Boͤſchungswinkel von 60
bis 65 Grad auf; hoͤchſtens ſteigt man bis 70 Grad.
Das letzte Viertheil wird endlich wieder flach unter
einem Boͤſchungswinkel von 35 bis 45 Grad auf-
gefuͤhrt. Die Ruͤckenſeite bleibt hingegen, wie
oben beſtimmt worden. Auch dieſe Art die Ter-
raſſen-Mauern aufzufuͤhren, hat die Erfahrung
als gut und nachahmungswerth gezeigt, ob ſie
gleich nicht ſo vollkommen iſt, wie die nach einer
Kettenlinie. Hieher gehoͤrt Figur 20.


§. 45.
3) Zuſammenhang der Damm-Materialien.


Endlich kommen wir mit dieſem § auf noch ein
vorzuͤgliches Verſtaͤrkungs-Mittel der Daͤmme, ich
meine auf die Cohaͤſion (den Zuſammenhang)
der Damm-Materialien. Vermoͤge des Zuſam-
menhangs macht erſtlich der Damm allein betrach-
tet, ein ganzes, gleichſam fuͤr ſich beſtehendes Stuͤck
aus; zweitens wird durch die Cohaͤſion die genauere
Verbindung zwiſchen den Daͤmmen und den Sei-
ten derſelben bewirkt. Beides ſetzt eine naͤhere
Vereinigung der vor dem wirklichen Baue getrennt
geweſenen Materialien, ſowol unter ſich als mit
andern, voraus. In beiderlei Ruͤckſicht iſt dieſe
Vereinigung, vermoͤge des Zweckes der Daͤmme,
deſto vortheilhafter, je mehr Widerſtand ſie gegen
alle die Kraͤfte aͤußert, welche den Damm zu tren-
nen trachten. Wenn alſo dieſer Widerſtand ſo ſehr
als
[85] als moͤglich befoͤrdert werden muß, ſo iſt es noth-
wendig die Mittel zu kennen, die ihn am meiſten
beguͤnſtigen. Dieſe Mittel liegen theils gleich ſelbſt
in den zu vereinigenden Koͤrpern, theils in der
Art der Zuſammenſtellung derſelben durch die Kunſt.
Unter den Erſtern ſind die eigenthuͤmliche Bildung
der kleinern Beſtandtheile der Koͤrper, die Schwe-
re, Verwandſchaft und Wahl, Anziehung, Haͤrte,
Weichheit, Flußigkeit, Fettigkeit, Magerkeit, end-
lich die Luft, die vorzuͤglichſten, deren weitlaͤuftige
Erklaͤrung hier nicht ſtatt finden kann, da ſie
ohnehin in den Lehrbuͤchern der Naturlehre abge-
handelt werden. Zu den Letztern aber gehoͤrt
hauptſaͤchlich die Veranſtaltung, daß die Koͤrper,
welche genau vereinigt werden ſollen, ſich in ſo
viel Punkten, als nur moͤglich iſt, un-
ter einander beruͤhren
. Dieß kann ent-
weder durch Abaͤnderung ihrer Form, oder durch
Huͤlfe anderer Koͤrper geſchehen, vermittelſt derer
ſolche Koͤrper, die ihrer Form nach fuͤr ſich zu einer
genauen Vereinigung untauglich ſind, nachmals
dazu geſchickt werden, das iſt — durch Ver-
miſchung
harter und weicher Koͤrper. Weil
nun dieſe Vermiſchung an und fuͤr ſich auch noch
mehrere leere Raͤume vorhanden laͤßt, welche oͤf-
ters der Zweck derſelben nicht geſtatten kann, ſo
wird eine neue aͤußere Kraft noͤthig, vermoͤge de-
ren die vermiſchten Koͤrper heftig und ſo dicht in
und an einander gepreßt werden, als es die Um-
ſtaͤnde verlangen. Auf dieſen Mitteln beruht
alſo
[86] alſo die Cohaͤſion vorzuͤglich, und je nachdem die-
ſelben in ſolchen Verhaͤltniſſen und auf die Art
angewandt werden, daß keines von ihnen die guͤn-
ſtige Wirkung des andern aufhebt, wol aber be-
foͤrdert, deſto ſtaͤrker aͤußert ſich auch jener Wi-
derſtand, ohne den der vortheilhafte Teichbau un-
moͤglich waͤre.


§. 46.


Theoretiſch laͤßt ſich freilich der Widerſtand,
den die Cohaͤſion leiſtet, nicht wol beſtimmen; man
iſt deswegen genoͤthigt die Erfahrung zu Huͤlfe zu
nehmen, und den Reſultaten zu folgen, welche
durch letztere an die Hand gegeben werden.


Weil die Koͤrper, die wir um uns finden, in An-
ſehung des Zuſammenhangs aͤußerſt verſchieden
find, ſo muͤſſen daher auch aͤußerſt viel Grade des
Zuſammenhangs entſtehen. Um dieſe Grade zu
erforſchen, oder ſie zu meſſen, kann man ſie nach
der großern oder kleinern Gewalt beurtheilen, wel-
che erforderlich wird, die Koͤrper zu trennen. Die
Gewalt ſelbſt kann man durch Gewichte vorſtellig
machen, oder ausdruͤcken, auf eine aͤhnliche Art
wie Muſchenbroeck ſeine Verſuche uͤber die
Elaſtizitaͤt und Feſtigkeit des Holzes anſtellte. Ue-
berhaupt giebt uns die Erfahrung folgende Be-
lehrung. Wenn man die Koͤrper blos fuͤr ſich
ohne Verbindung mit andern betrachtet, ſo haͤn-
gen diejenigen Koͤrper, welche mehr dicht und ſchwe-
rer ſind als andere, ſtaͤrker zuſammen, als lockere
und
[87] und leichtere. Ferner haben auch die meiſten be-
kannten harten Koͤrper mehr Zuſammenhang als
weiche, ſo wie die fertigen ſtaͤrker als die waͤßri-
gen, und die nicht fluͤßigen uͤberhaupt mehr als
die fluͤßigen zuſammenhaͤngen.


Da man aber nicht wol im Stande iſt, durch
die bloße kuͤnſtliche Aenderung der Figur der Ma-
terialien, aus bloßen dichten oder ſehr ſchweren
Koͤrpern, oder aus bloßen harten oder ſehr fetti-
gen, u. ſ. w. ganz allein, nuͤtzliche Daͤmme
zu bauen, ſo muß man ſich jedesmal zu einer feſten
Verknuͤpfung der Koͤrper, — beſonders wie ſie
das Waſſer erfordert — der Vermiſchung mehrer-
lei Arten bedienen, man mag ihre Form aͤndern
oder nicht. Zu ſolchen Vermiſchungen geben denn
beſonders die fettigen weichen Koͤrper, die mit der
Zeit erhaͤrten, und kein Waſſer durchlaſſen, ſchick-
liche Verbindungsmittel ab; harte, ſchwere
und fettigt weiche Koͤrper
ſind alſo fuͤr
den Teichbau am dienlichſten. Ueber den wirkli-
chen Gebrauch derſelben giebt die taͤgliche Erfah-
rung und das Folgende hinlaͤngliche Auskunft.
Allezeit aber wird dabei eine ſtarke Verwicke-
lung derſelben
vorausgeſetzt, wenn anders
die Verbindung viel Halt bekommen ſoll.


Weil die Cohaͤſion gegen das Eindringen des
Waſſers ſichert, und dieß ſtets vom Seitendrucke
begleitet iſt, ſo widerſteht ſie auch mittelbarer
Weiſe dem Letztern. Ueber die Cohaͤſion ſelbſt ge-
ben Chemie und Naturlehre weitere Aufſchluͤſſe;
um
[88] um aber deſto deutlicher zu ſeyn, folgt hier noch
einiges uͤber die Auswahl und Guͤte der Damm-
Materialien im folgenden §.


§. 47.


Man kann uͤberhaupt die zum Teichbau benoͤthig-
ten und gewoͤhnlichen Materialien mit Ausſchluß
des Holzes und Eiſens, in Ruͤckſicht ihrer Guͤte
und des dabei vorausgeſetzten Zuſammenhangs et-
wa ſo ordnen, wie ſie hier auf einander folgen.


  • 1) Voran ſtehn billig die Geſteinarten; ihnen
    folgt
  • 2) der Waſſermoͤrtel; dieſem,
  • 3) Thon und Letten; dieſem,
  • 4) Thonhaltige Maſſen, die weich oder biegſam
    ſind, und (obgleich uneigentlich) in dieſer
    Ruͤckſicht kann man auch hieher den Raſen
    zaͤhlen, da er ſich gut behandeln laͤßt.
  • 5) Feiner Schutt mit Erdreich vermiſcht, endlich
  • 6) Lockeres Erdreich und Sand.

Von den Geſteinarten ſind vorzuͤglich folgende
ſehr geſchickt beim Damm- und Teichbau gebraucht
zu werden. Granit und ſeine Abarten; Gneuß,
Kieſelſchiefer, Porphir, Jaſpis, Achat, Grau-
wacke, Thonſchiefer, Hornſtein, Sandſtein, und
alle derbe Kalkarten, die nicht in zu kleinen Stuͤk-
ken brechen, oder bald zerfallen. Alle dieſe ſind
brauchbar, doch die voranſtehenden in der Regel
mehr als die beiden letztern Arten. Mehrern Un-
terricht
[89] terricht von ihnen und allen Geſteinarten uͤber-
haupt, giebt die Mineralogie, die beſonders die
Herren Emmerling, Gerhard, Karſten
und Voigt ſehr zweckmaͤßig abgehandelt haben.


Wenn hier nicht alle moͤgliche Arten von Stei-
nen und Gebirgsarten uͤberhaupt aufgefuͤhrt ſind,
welche beim Teichbau zu brauchen ſind, und von
dem Locale beſtimmt werden koͤnnen, ſo wird ſol-
ches der Leſer verzeihen, da es nur unnoͤthige
Weitlaͤuftigkeiten machen wuͤrde, und man ſich
allezeit viel nach dem Locale und andern Umſtaͤa-
den richten muß.


Der Waſſermoͤrtel, wenn er gut gewaͤhlt iſt,
iſt außerordentlich ſchaͤtzbar bei allem Waſſerbau.
Er haͤngt ſehr feſt unter ſich und mit andern Koͤr-
pern zuſammen, und da er kein Waſſer ſchluckt
und durchlaͤßt, ſo ſichert er die Mauern auf die
erwuͤnſchteſte Weiſe. Wegen ſeiner Koſtbarkeit
iſt er jedoch bei weitem nicht ſo in Gebrauch, als er
es verdient, und man bedient ſich ſeiner vorzuͤglich
da, wo von dem Waſſer viel zu beſorgen iſt, und
man gar keine Koſten ſcheuen darf, zum Beiſpiel
bei den Grundwerken. Vorſchlaͤge und Verhaͤlt-
niſſe zu Waſſermoͤrteln ſind in unſern Tagen ſo
zahlreich, daß beinahe jeder Mauermeiſter ſich
ruͤhmt, eine Menge von Sorten des Waſſermoͤrtels
angeben zu koͤnnen. Vortreffliche Angaben finden
ſich in des ſcharfſinnigen Gelehrten, Herrn Kluͤ-
gels
Encyclopaͤdie; einem ſehr ſchaͤtzbaren Werke,
in welchem das Roͤthigſte auch hieruͤber angegeben
worden,
[90] worden, ohne an Belehrung etwas fehlen zu
laſſen.


Bei weitem nicht ſo feſt haͤngt der Thon zu-
ſammen, er verliehrt alſo auch gegen den Moͤrtel
an Guͤte. Doch er iſt ſehr haͤufig zu finden, und
laͤßt kein Waſſer durch, uͤberdem hat er das Gute,
daß er ſich nach allen Geſtalten, und zwar ohne
viel Muͤhe formen laͤßt. Er iſt nebſt den Kalk-
arten das gewoͤhnlichſte Verbindungsmittel der
Steine. Trocken geworden, bleibt er ſehr lange in
der ihm gegebnen Geſtalt ſtehn, wofern er nicht
durch Gewalt oder durch Naͤſſe leidet. Der Letten
iſt ebenfalls ein feiner ſehr bindiger Thon, nur et-
was zaͤher. Auch er iſt ſehr gut zu gebrauchen,
und nicht ſelten ſubſtituirt man ihn gaͤnzlich ſtatt
des Waſſermoͤrtels. Leider aber iſt er ſehr rar,
und deswegen kann man nicht viele ins Große ge-
hende Arbeiten damit verfertigen, ob er gleich
beſſer als der ſchoͤnſte Thon iſt.


Die weichen Thonhaltigen Maſſen haͤngen zwar
nicht ſo ſtark zuſammen als die vorgenannten, und
laſſen auch eher Waſſer durch; ſie ſind aber drum
auch nutzbar, weil ſie ſehr haͤufig ſind, und ſich
ſehr gut und derb in einander verarbeiten laſſen.


Der Raſen haͤlt das Waſſer ſehr gut auf, laͤßt
ſich bequem, und nach allen Arten, wie man nur
will, bearbeiten. Er iſt daher fuͤr den Teichbau
ein ſehr nothwendiges Material geworden, auch
iſt er gemeiniglich aller Orten anzutreffen.


Der
[91]

Der Leimen (Lehm) hat noch weniger Zu-
ſammenhang, ſo auch das gute bindige Erdreich.
Gleich den vorigen laſſen ſich beide Arten zwar be-
quem verarbeiten, aber ſie widerſtehn dem Durch-
dringen des Waſſers nicht genugſam[.] Deswegen
braucht man ſie lieber an der Ruͤckenſeite der
Daͤmme, als vorn dem Waſſer entgegen.


Schutt und Erdreich unter einander gemiſcht,
iſt zwar ein ſehr gewoͤhnliches Damm-Material,
aber von einem geringen Zuſammenhange, wenn
es nicht mit vieler Muͤhe zuſammengeſtampft wird,
oder lange Zeit bekoͤmmt, um ſich feſt auf einan-
der einzuliegen. In der Naͤhe des Waſſers ſind
alſo auch dieſe Arten nicht allzu brauchbar. Doch
muß man ſie nehmen, weil ſie in Menge an jeden
Orten zu haben ſind.


Sand, und beſonders lockerer, hat den aller-
wenigſten Zuſammenhang. Er ſchurrt ſehr leicht
fort, und fließt gleichſam weiter. Wenn er nicht
durch andere Mittel, z. E. Saͤuren und andere
Fluͤßigkeiten zuſammen ſintert, und ein Ganzes
conſtituirt, ſo taugt er ſehr wenig, ob er gleich
viel Schwere haben kann. Er wird daher nur im
Nothfall gebraucht, wo man ſchlechterdings ande-
res Material entbehren muß; und alsdann iſt im-
mer in Anſehung ſeiner viel Vorſicht noͤthig.


§. 48.


Schon §. 46. iſt gezeigt worden, welche Ei-
genſchaften, Materialien fuͤr den Teichbau haben
muͤſſen;
[92] muͤſſen; und im vorigen §. iſt ihre Guͤte zu die-
ſem Behufe naͤher beleuchtet. Das Locale muß
am Ende den gewiſſen Ausſchlag geben, was
man nehmen koͤnne und muͤſſe. Gewoͤhnlich zeigt
ſich dieſes unguͤnſtig, oder wenigſtens nicht gleich
ſo bereitwillig als man es wuͤnſchen moͤchte. Nicht
ſelten erſchwert eine abgenoͤthigte große Sparſamkeit,
die Auswahl, und da muß man oft nehmen, was
nur am naͤchſten zur Hand iſt, um nur nicht uͤber
den gemachten Anſchlag zu kommen. Daß alsdann
freilich ofters Anlagen entſtehn, derentwegen der
geſchickteſte und rechtſchaffenſte Mann noch nach
vielen Jahren, von Leuten, welche die wahre Be-
ſchaffenheit der Dinge nicht kennen, laut und hart
getadelt wird, wird Jeder leicht einſehen. Doch
was ſchadet das! Leider tadelt man nur zu gern
und ſelbſt unverdienter Weiſe, wie der Lauf der
Dinge heutiges Tages ſehr klar ausweiſet; und
der Tadel trift ja ſtets zuerſt den Director des
Baues, und den Bauherrn, der faſt immer die mei-
ſte Schuld hat, zuletzt!


Die Gewinnungs- und Foͤrderungs-Art der
Materialien, erfordert jedesmal eine vorzuͤgliche
Beachtſamkeit. Wo alſo z. E. mehrere Materia-
lien von einerlei Guͤte zu haben ſind, unterſuche
m n, erſtlich, welches die am nahe gelegenſten ſind.
Weit gelegene Materialien erfordern theils mehr
Aufſicht bei der Gewinnung, widrigenfalls machen
ſich die Arbeiter auf Koſten das Bauherrn gute
Tage.
[93] Tage. Theils fordern ſie mehr Zeit zur Herbei-
fuͤhrung an den fuͤr ſie beſtimmten Platz; uͤberhaupt
mehr Geld- und Zeit-Aufwand. Zweitens unter-
ſuche man, ob auch die Materialien in genugſa-
mer Menge vorhanden und leicht zu gewinnen ſind.
Meiſtentheils muß man, ehe man noch zur wirkli-
chen Gewinnung derſelben ſchreiten kann, erſt ei-
nige Vorrichtungen machen, die nach den Umſtaͤn-
den ſelbſt, bald weitlaͤuftig, bald nur kurz, ſchnell
und leicht gemacht werden koͤnnen. Alle ſolche
Vorrichtungen aber ſind vergeblich gemacht, wenn
ſich es der Muͤhe nicht lohnt, und die Materialien
nur in ſehr ſparſamer Quantitaͤt vorhanden ſind.


Drittens denke man weiter daruͤber nach, ob
man eintretende Hinderniſſe nicht etwa auf eine
geſchickte, nicht allzu koſtſpielige Art, heben koͤnne.
Hiedurch kann man mehrmals viel gewinnen. So
kann z. E. Material von manchen Orten ganz und
gar nicht gewonnen zu werden ſcheinen. Bei einer
kleinen gemachten Vorrichtung iſt es dagegen ſehr
vortheilhaft gelegen. In dieſem Falle muß naͤhere
Bekanntſchaft mit den Arbeiten ſelbſt, und eine rich-
tige Beurtheilung des vorgegebenen Locale, das
Beſte thun. Auch iſt alsdann der Rath untergebe-
ner verſtaͤndiger Arbeiter nicht zu verachten, und
anzuhoͤren. Endlich giebt eine Ueberſicht des Ter-
reins hier oͤfters ſelbſt Mittel an die Hand.


§. 49.
[94]

§. 49.


Nach §. 13. ſind bei den Teichen, naͤchſt den
Daͤmmen, die Waſſerabzuͤge diejenigen Stuͤk-
ke, die einen beſondern Fleiß, Genauigkeit, und
uͤberhaupt Aufmerkſamkeit verdienen. Sie geben
eines der vorzuͤglichſten Mittel ab, Daͤmme gegen
große Waſſerfluthen hinlaͤnglich und bequem zu
ſichern, wofern dieſe uͤbrigens nur eine genugſame
innere Staͤrke, und ſattſame Dicke beſitzen. Denn
weder Dicke noch die beſte Bearbeitung der Daͤm-
me iſt vor ſich allein im Stande, ſie gegen eine
ſolche Waſſermenge zu ſchuͤtzen, die uͤber den
Damm ſelbſt hinweglaufen, und bei der großen
Geſchicklichkeit des Waſſers, ſich in die feinſten Riſſe
und Oeffnungen ein udraͤngen, in kurzem ſich foͤrm-
lich einwaſchen, und den Damm ſtuͤckweiſe mit
fortfuͤhren wuͤrde. Wie viel das Waſſer durch
ſein Einwaſchen vermag, kann man faſt an jedem
Wehre ſehen, wo es faſt alle 10 Jahre große Repa-
raturen giebt. Ohne Abzuͤge wuͤrde aber auch
ein Teich einen weit eingeſchraͤnktern Nutzen haben,
als wenn er mit ſolchen verſehen iſt. Wie ſchwer
wuͤrde es z. E. fallen, ihn nur rein auszufiſchen?
Die Waſſer wuͤrden alſo beinahe ungebraucht da
ſtehen muͤſſen, ob ſie gleich mit vielen Koſten und
Beſchwerden geſammlet waͤren.


Die Waſſer-Abzuͤge bei den Teichen zerfallen
hauptſaͤchlich in zweierlei Arten. Erſtlich in ſolche,
vermittelſt deren man den wirklichen Waſſervor-
rath
[95] rath zu allen Zeiten beliebigermaßen ablaſſen,
oder vergroͤßern kann
, das ſind die ſoge-
nannten Striegel mit ihrem ſaͤmtlichen Zube-
hoͤr; zweitens zerfallen ſie in ſolche, die blos da-
zu gebraucht werden, die uͤberfluͤßige Waſ-
ſermenge abzufuͤhren
, welche im Teiche nicht
geſpart werden kann, und deren Anhaͤufung dem
Damme und Teiche gefaͤhrlich werden moͤchte, das
ſind die Fluthbetten, die auch wol uneigentlich
wilde Fluthen genennt werden.


Alle Striegel und Fluthbetten muͤſſen ſich be-
ſonders nach folgenden Punkten richten, wenn
richtig und zweckmaͤßig verfahren werden ſoll;


  • 1) nach der ganzen Groͤße des Teiches, alſo
    auch nach der zu ſammelnden Waſſermenge,
    welche der Teich einſt faſſen ſoll;
  • 2) nach Beſchaffenheit der mehrern oder min-
    dern Waſſer-Zugaͤnge, und der dieſerhalb zu
    befuͤrchtenden Gefahr;
  • 3) nach der ſpeciellen Abſicht, um derentwillen
    der Teich gebauet wird.

Aus eben genannten Stuͤcken ergiebt es ſich,
ob es noͤthig ſey, einen oder zwei, oder wol noch
mehrere Striegel, und ein oder zwei Fluthbetten
anzulegen; Ferner — wie groß man beide —
Striegel und Fluthbetten, zu machen habe, und
wo jedes eigentlich hinkommen muͤſſe, um den ge-
ſammten meiſten Nutzen zu ſchaffen. Wie viel
Waſſer eigentlich fuͤr einen Striegel gerechnet
werden
[96] werden koͤnne, iſt gar nicht ausgemacht. Die An-
zahl der Striegel wird deswegen bloß mehr nach
einem vernunftigen Gutduͤnken, und nach Maaß-
gabe der Umſtaͤnde beſtimmt, welche etwa hier oder
dort, an gewiſſen Punkten der Teiche und Daͤm-
me, Striegel verlangen moͤchten, als daß ſie ganz
genau und allgemein feſt zu ſetzen waͤre. Gemei-
ni[g]lich nimmt man auf die Hoͤhe der Daͤmme Ruͤck-
ſicht. Wenn dieſe alſo 30 Fuß uͤberſteigt, oder
eben voll macht, geben die meiſten Praktiker dem
Teiche zwei Striegel; unter 30 Fuß Dammhoͤhe
hingegen nur einen einzigen, vorausgeſetzt daß
keine andern Umſtaͤnde, z. E. Waſſergraͤben, welche
von einem beſtimmten Punkte hinweg Waſſer ablei-
ten ſollen, noch einen zweiten Striegel noͤthig
machen.


Wenn ein Damm nicht allzu lang und der
Teich nicht allzu groß iſt, oder werden ſoll, giebt
man ſelten uͤber zwei bis drei Striegel. Beſſer iſt
es indeſſen bei vielem Waſſer, den Damm zu viel
als zu wenig geſichert zu haben. Doch kann dieß
auch auf andere, und noch beſſere Art geſchehen,
ich meine durch die vorhin erwaͤhnten Fluthbetten.
Denn wenn man dieſe nach der unten naͤher ange-
gebenen Art machen laͤßt, ſo kann man vermittelſt
ihrer das Waſſer ebenfalls ſparen, oder ablaſſen,
wie es noͤthig ſeyn duͤrfte.


Wegen des Ortes, wohin ſie gelegt werden muͤſ-
ſen, ingleichen wegen des Materials, welches zu
ihrer
[97] ihrer Erbauung am ſchicklichſten oder gewoͤhnlich-
ſten iſt, ferner wegen der beſondern Einrichtung,
Bearbeitung und alles deſſen, was dahin ge-
hoͤren moͤchte, wird unten bei der ſpeciellen
Beſchreibung
der einzelnen Stuͤcke, und des
eigentlichen Baues der Teiche, des Gehoͤrige rich-
tig beigebracht werden, da es hier, ohne unvoll-
ſtaͤndig zu ſeyn, und Mißverſtand zu erregen, nicht
wol mit wenigem aus einander geſetzt werden kann.
Dort wird auch wegen der, bei den Striegeln
und ſo weiter vorkommenden und noͤthigen Ma-
ſchinen
, ausfuͤhrlicher zu reden der Platz ſeyn,
weswegen hier dieß alles einſtweilen ohne Nach-
theil mit Sillſchweigen uͤbergangen werden kann.


§. 50.


Die beſte Zeit den Teichbau eigentlich mit
wahrem Nutzen vorzunehmen, iſt ohnſtreitig die,
wenn im Fruͤhjahre die ſtarken Froͤſte aufgehoͤrt
haben, und das Wetter anfaͤngt ruhig, ſanft und
beſtaͤndig zu werden. Achtet man nicht hierauf,
und nimmt man den Bau fruͤher vor, wenn es
noch ſtark friert und ſehr kalt iſt, ſo geht die Ar-
beit ſchlecht von ſtatten. Bald ſtehn die Leute
Haufenweiſe bei den Waͤrmfeuern umher, und
waͤrmen ſich, ſtatt zu arbeiten; bald murren ſie und
werden verdrießlich, und verſaͤumen dadurch. Fer-
ner fallen die gefrornen Kluͤmper und Thonſtuͤcke,
ingleichen der Schutt und der Raſen leicht hohl,
und dann laſſen ſie ſich nur mit Muͤhe und den-
Teichb. Gnoch
[98] noch nicht vollkommen gut auf einander ſtampfen.
Die ganze Arbeit giebt dann einen ſchlechten Halt,
und wenig Zuſammenhang unter den Damm-Ma-
terialien, wol aber wird viel Geld und Zeit ver-
ſplittert. Bei Regenwetter iſt dieß der aͤhnliche
Fall. Die Raͤder an den Laufkarren und an den
Wagen, behaͤngen ſich ſtark, daher gehen ſie weit
ſchwerer und langſamer. Auch laͤßt ſich bei der
Naͤſſe der Thon und Schutt nicht gleichfoͤrmig
genung vertheilen, oder aus einander ziehn. Oder
die ſchon fertige Arbeit wird wieder ſtark aufge-
fahren, ingleichen da, wohin Pferde zu ſtehn kom-
men, ſtark aufgetreten. Die Wege werden durch
die Naͤſſe unſicher und hindern dadurch die Schnel-
ligkeit der Foͤrderung, und der ganze Bau uͤber-
haupt verliehrt an Guͤte [und] Anſehn. Wenn
daher, auch ſchon waͤhrend der unternommenen
Arbeit, (wie das im Sommer oͤfters geſchieht)
Regenguͤſſe kommen, ſo iſt es ſehr rathſam, mit
den Arbeiten ſo lange inne zu halten, bis alles
wieder gehoͤrig trocken iſt. Beſonders hat der
Thon die Eigenſchaft, daß er, wenn er zu ſehr von
der Naͤſſe durchdrungen iſt, ſich gar nicht gut
ſtampfen laͤßt; denn ſo wie er an dem einen Ende
mit dem Stampfer niedergetrieben iſt, hebt er ſich
waͤhrend des Zuſammenpreſſens, gleich neben der
vom Stampfer getroffenen Stelle, (wo er ſchon
geſtampft war) wieder in die Hoͤhe. Doch dieß
iſt noch nicht das Uebel alles, ſondern er borſtet
auch in großen Riſſen entzwei, und muß deßwe-
gen
[99] gen auf der ſchadhaften Stelle abermals geſtampft
werden. Das giebt eine verdrießliche Arbeit, zu-
mal da die Staͤmpfer ſelbſt wegen der Elaſtizitaͤt,
die der Thon bekoͤmmt, wieder in die Hoͤhe pral-
len, ohne eben viel Dienſte gethan zu haben. Der
naſſe Thon trocknet ferner auch nicht ſo bald wieder
aus, wie etwa naß gewordener Schutt, u. ſ. w.


Wenn man nun unter ſolchen Umſtaͤnden die
Arbeit mit dem Thone und Schutte am Damme,
ganz und gar muß ruhen laſſen, ſo hat man doch
immer Gelegenheit, indeſſen die Leute wo anders
zu beſchaͤftigen, wenn die Witterung nicht gar zu
arg iſt; z. E. bei dem Loßmachen des Schuttes,
bei der Reparatur oder Anlegung neuer Wege u. ſ. f.


Man muß ſich wol in Acht nehmen, daß man
bei dem Baue nicht zu oft von der Arbeit ſelbſt ab-
breche, und Feier-Stunden mache. Es iſt weit
beſſer, die Arbeiter eine beſtimmte Anzahl Stun-
den des Tages, und zwar in einem fort arbeiten
zu laſſen, (ausgenommen wenn ſie Mittag ma-
chen) weil ſonſt der Zeitverluſt bei den mehrern
Zeitabtheilungen, wenn auch nur des Tages eine
Viertelſtunde verſaͤumt wird, und die Zahl der
Arbeiter groß iſt, ſehr anſehnlich werden kann.
Geht alſo nur z. E. binnen drei Tagen eine einzige
Viertelſtunde an der Arbeit verlohren, und dauert
letztere juſt ein halb Jahr, welches bei anſehnlich
großen Teichen ſehr leicht moͤglich iſt, ſo buͤßt man
etwa 1½ Tag ein, wenn man taͤglich 10 Stunden
G 2zu
[100] zu arbeiten rechnet. Jeden Tag dem Manne im
Durchſchnitt 6 Groſchen Arbeitslohn gerechnet, und
die Anzahl der Mannſchaft zu 150 genommen,
verliehrt man bei Beendigung der ganzen Arbeit
56 Rthlr. 6 Gr. Eine Summe die man vielleicht
fuͤr uͤbertrieben halten wird, wofern man nicht
bei wirklichen Bauten dieſer oder andrer Art, zu-
gegen geweſen iſt, die aber gleichwol ſehr genau
mit der Wahrheit harmoniret.


Ob es aber moͤglich ſey, binnen 3 Togen eine
Viertelſtunde per Manu einzubuͤßen, daruͤber moͤ-
gen alle diejenigen entſcheiden, welche viel Mann-
ſchaft zu gleicher Zeit unter ſich haben arbeiten
laſſen, und genau auf die Zeit und die Arbeit ſelbſt
hinlaͤngliche Aufmerkſamkeit richteten.


So wie man aber nicht zu fruͤh im Jahre mit
der Arbeit anfangen darf, ſo iſt es auch nicht
rathſam, zu ſpaͤt ins Jahr hinein zu warten, oder
gar zu ſpaͤt die Arbeit zu continuiren, ſonſt erfolgt
die nemliche Reihe der ebengedachten Verdruͤßlich-
keiten und Nachtheile. Leider aber faͤngt man,
nach einer ganz verkehrten Gewohnheit, nur dann
erſt an, mit der Zeit zu geizen, wenn die beſte
Jahreszeit verſtrichen, noch viel Arbeit vorhanden,
und wol gar Mangel an Arbeitern ſichtbar gewor-
den iſt. Nach Belegen von dem ebengeſagten
darf man ſich faſt aller Orten nur umſehn, um ſie
auch gleich zu finden.


§. 51.
[101]

§. 51.


Ehe wir noch zu dem Folgenden fortgehen, ſey
es erlaubt noch einiges von demjenigen beizubrin-
gen, was man zu thun habe, ehe man wirklich
zur Ausuͤbung oder zu dem eigentlichen Baue ſchrei-
tet. Dieſem muß billig voran gehen:


  • 1) Die Verfertigung eines Riſſes zur Ueberſicht
    des Terreins. Auf dieſem Riſſe muͤſſen ſo-
    wol die Situationen, als auch Profile des
    Thales angegeben ſeyn, in welches der Damm
    kommen ſoll, ingleichen von den Thaͤlern,
    welche Waſſerzugaͤnge liefern ꝛc. Aus ei-
    nem ſolchen Riſſe kann man gleich ſehen, wie
    viel Gefaͤlle jeder Punkt hat; daher kann man
    leicht den Ueberſchlag machen und den Punkt
    angeben, wo der Damm am beſten liegt. Zu
    dem Ende muͤſſen auf ſolch einem Riſſe auch
    die Grenzen fremder Gebiete, benachbarte
    Baͤche, Fluſſe, Quellen, Berge, auch Hol-
    zungen, Felder, Wieſen u. ſ. w. angege-
    ben ſeyn, uͤberhaupt alſo alles, was zu ei-
    nem vollſtaͤndigen Situations-Riſſe gehoͤrt.
    Wie dieſe zu machen ſind, ſiehe Mayers
    praktiſche Geometrie.
  • 2) Muß der wirklichen Arbeit vorangehen eine
    Unterſuchung des Grundes, ob auch wirk-
    lich die Arbeit moͤglich iſt. Das vorzuͤglichſte
    Erforderniß des Grundes iſt die Faͤhigkeit
    Waſſer zu halten, und Feſtigkeit. Dieſe
    muß man alſo erforſchen.

3) Muß
[102]
  • 3) Muß man voraus ſchicken eine Unterſuchung,
    ob man auch Materialien genug, und um
    welchen Preiß man ſie haben koͤnne. Daher
    eine Vergleichung der Daͤmme, ob man bei
    Erd- und Schutt-Daͤmmen, oder bei ge-
    mauerten am beſten thue.
  • 4) Iſt noͤthig eine Unterſuchung, ob man auch
    wol Leute oder Arbeiter genug bei der Hand
    haben koͤnne. Dieſe ſind nicht uͤberall nach
    Belieben zu haben. Ingleichen muß man
    uͤberlegen, wie der Bau angegriffen werden
    muͤſſe, ſtark oder nur ſchwach; wie es mit
    den noͤthigen Geraͤthſchaften ſtehe, ob ſatt-
    ſames Fuhrwerk zu bekommen ſey?
  • 5) Iſt nicht zu vergeſſen die Berichtigung fol-
    gender zwei wichtigen Fragen:
    • a) ob auch wirklich der Bau nuͤtzlich und vor-
      theilhaft ſeyn werde, und ob man nicht
      vielleicht auf andern Wegen wohlfeiler
      und gleichwol mit eben dem Erfolg ſich
      helfen koͤnne;
    • b) ob die noͤthigen Geld-Reſourcen da ſind,
      daß man ſich nicht genoͤthigt ſehen moͤge,
      mitten in der Arbeit und in der beſten
      Zeit, den Bau ruhen, oder gar liegen
      laſſen zu muͤſſen; daher alſo die Noth-
      wendigkeit eines Koſten-Ueberſchlages des
      geſammten Werkes vor dem wirklichen
      Bau deſſelben.

Dieß
[103]

Dieß moͤchten die vorzuͤglichſten Punkte ſeyn,
die man vor der Erbauung eines Teiches wol be-
herzigen muß; die — ſo etwa noch fehlen duͤrften,
mag der Leſer leicht ergaͤnzen. Weil die vor-
ſtehenden Erinnerungen wirklich ſo ſehr nuͤtzlich
ſind, gleichwol aber nur zu wenig Ruͤckſicht auf
ſie genommen zu werden pflegt, weil es ſcheint,
daß ſie zu bekannt und zu gewoͤhnlich ſind, als
daß ſie vergeſſen werden koͤnnten, (wogegen aber
die Erfahrung maͤchtig ſtreitet, wie man faſt taͤglich
ſehen kann) ſo ſind ſie hier um der Vergeſſenheit
deſto leichter zu entgehen, gleich mit eingeſchaltet,
mit der angehaͤngten Bitte, daß jeder Bauherr ſich
uͤberwinden moͤge, dieſelben vor dem wirklichen
Baue wenigſtens nur einmal zu uͤberdenken.


Um der Bequemlichkeit willen folgen hier ei-
nige der vorzuͤglichſten beim Teichbau vorkommen-
den Aufgaben, und deren Aufloͤſung, welche je-
doch zu beſſerer Ueberſicht in einen eignen Abſchnitt
gebracht ſind.


Endlich muß noch dieſes hier bemerkt werden;
die Art und Weiſe, wie man jedes Stuͤck, das beim
Teichbau vorkommt, bauen muͤſſe, folgt in der
eigentlichen Beſchreibung des Baues. Am ſicher-
ſten laͤßt ſich aber wol dieſer Bau beſchreiben, ohne
der Deutlichkeit zu ſchaden, wenn man ihn nach
den geſammten vorkommenden Arbeiten eintheilt,
und anbei von den Materialien das Noͤthigſte bei-
bringt.


Auf-
[104]

Aufloͤſung einiger der vorzuͤglichſten
mathematiſchen Aufgaben, die
beim Teichbau vorkommen
.


§. 52.

Als eine kurze Vorerinnerung dieſes Abſchnit-
tes, mag erſt das hier Folgende geſagt werden.
Es iſt unmoͤglich und ganz gegen den Zweck dieſer
Schrift, eine kurze praktiſche Geometrie in dieſelbe
einzuſchalten; einige Bekanntſchaft mit mathema-
tiſchen Arbeiten iſt daher in Betreff der folgenden
Aufgaben, ſchlechterdings bei demjenigen Leſer vor-
ausgeſetzt, der ſich ihrer bedienen will. Der Nuz-
zen und die Vorzuͤge der Mathematik, und der
mit ihr ſo nahe verwandten Buchſtabenrechnung,
ſind zu allgemein anerkannt, als daß deßfalls weit-
laͤuftig zu reden noͤthig waͤre, und in den meiſten
gut eingerichteten Schulen ſogar, wird itzt einige
Ruͤckſicht darauf genommen. Auch findet man
heutiges Tages nicht leicht einen Mann, der —
wenn er ſich einigermaßen nur mit Bauten ſelbſt
abgiebt — nicht auch in etwas das Anſehn haben
wollte, in den Anfangsgruͤnden der Mathematik, —
wenigſtens zum Theil — bekannt zu ſeyn.


Ueberdieß wird doch hoffentlich keiner einem
Ignoranten Baue von dieſer Art uͤbertragen wol-
len? Und ob gleich nicht alle, auf aͤhnliche Weiſe,
und mit gleichem Tieffinne, auch nicht mit ſo
gluͤcklichen Schritten in das Innere der Mathema-
tik
[105] tik eindringen koͤnnen, wie es das Genie eines
Kaͤſtners, Kluͤgels, Langsdorf u. ſ. w. gewagt
hat, ſo iſt ein Bauherr denn doch auch berechtigt,
von demjenigen, der ſeine Baue uͤbernehmen will,
ſo viel zu fordern, daß ihm wenigſtens einige ma-
thematiſche Kenntniſſe nicht mangeln, und daß er
ſich aus Schriften, die nicht allzu ſchwer geſchrie-
ben ſind, noch forthelfen und ſelbſt belehren koͤnne.


Wer indeß mit dieſen Arbeiten gar nicht
umzuſpringen verſteht, thut wol, wenn er ſich die
noͤthigen Berechnungen von einem tuͤchtigen Ge-
ometer, oder auch von einem Markſcheider machen
laͤßt, wie er denn auch die geometriſchen Arbeiten
auf der ausgewaͤhlten Stelle des Teiches, gleich-
falls von ſelbigem verrichten laſſen kann.


Ein ſolcher, der Markſcheidekunſt verſteht, wird
gewoͤhnlich die beim Teichbau vorkommenden ma-
thematiſchen Arbeiten mit am beſten zu Stande brin-
gen koͤnnen, weil die Inſtrumente, deren man ſich
in der ausuͤbenden Markſcheidekunſt bedient, ſehr
genau ſeyn muͤſſen, und auch eine ziemliche Schnel-
ligkeit geſtatten. Die Art und den Gebrauch be-
ſagter Inſtrumente zu erklaͤren, findet hier nicht
ſtatt, und ich verweiſe Leſer, welche deßfalls ſich
unterrichten wollen, auf Herrn Profeſſor Lem-
pens
Markſcheidekunſt, ein wirklich claſſiſches
Werk, wo ſie ihre Wißbegierde hinlaͤnglich ſaͤtti-
gen koͤnnen, vorausgeſetzt, daß ſie vorbereitet ge-
nug — daran gehn. Fuͤr die, welche der Algebra
nicht
[106] nicht zu maͤchtig ſind, iſt ſehr vieles mit Worten
ausgedruͤckt, hergeſetzt.


§. 53.

Erſte Aufgabe.


Einen Damm abzuſtecken.


Aufloͤſúng.


Iſt ein gewiſſes Gefaͤlle verlangt, ſo nehme
man, wenn es nicht angebt, den Damm nach Be-
lieben dem. Waſſer entgegen zu ruͤcken, denjenigen
Punkt, wo die Waſſer gefangen werden ſollen, oder
wo man ſie ſonſt etwa benutzen will, als den aͤußerſten
letzten Punkt in der hinter dem Damme noͤthigen
Boſchungslinie an. Von da trage man vorwaͤrts
dem Waſſer entgegen, ſoͤhlig (das iſt wagrecht)
die untere Dammbreite ab; die Endpunkte dieſer
Entfernung bemerke man durch zwei Pfaͤhle. Fer-
ner ſtecke man durch die beiden aͤußerſten mit
Pfaͤhlen bezeichneten Punkte, der bereits abge-
ſteckten untern Dammbreite, A B in Figur 12 in
einem rechten Winkel mit A B, zwei gerade Linien
C B D, und E A F, nach den beiden Widerlagen
des Dammes hin ab, und mache die Entfernungen
E C, wie auch D F, an den Ecken des Dammes =
A B, ſo iſt das Verlangte geſchehen.


Verlaͤngerte man beſagte Linien C D und E F
an beiden Seiten des Dammes hinan, bis zur
Hoͤhe, welche der Damm uͤberhaupt haben ſoll, ſo
kann
[107] kann man aus der Mitte dieſer zwei Linien ihrer
Entfernung, die Breite der Kappe abſtecken, und
von der Kappe ihrer Breite Endpunkten, die Boͤ-
ſchungslinien abgeben, nach denen der Damm
doſſirt werden ſoll. Bei obiger Aufgabe iſt vor-
ausgeſetzt, daß das Waſſer aus dem tiefſten Punkte
der Dammſohle noch genutzt werden ſoll.


§. 54.

Zweite Aufgabe.


Die Lage und Hoͤhe eines Dammes iſt gegeben,
man verlangt zu wiſſen, wie weit und wo-
hin der Waſſerſpiegel zu ſtehen kom-
men werde?


Aufloͤſung.


  • 1) Man waͤge von dem tiefſten Punkte des Teiches,
    die verlangte Hoͤhe des Dammes bis zur Flaͤche
    der Kappe ab, ſo daß man genau weiß, wo
    und wie hoch die Kappe hinkoͤmmt. (Dieß kann
    allenfalls mit einer Schrot- oder rothiſchen Berg-
    wage geſchehn, wenn man andere Inſtrumente
    nicht zu brauchen weiß, oder nicht beſitzt.)
  • 2) Von dieſem gefundenen hoͤchſten Punkte der
    Kappenflaͤche meſſe man das, was man fuͤr den
    Anſchlag rechnen will (nach dem obigen 3ten
    Fuß z. B.) ſenkrecht zuruͤck.
  • 3) Von dieſem erhaltenen Punkte waͤge man ho-
    rizontal (wagrecht) immer an dem Berge oder
    der
    [108] der Widerlage hinweg, um das Thal herum,
    bis zum andern Ende des Dammes.
  • 4) Von Zeit zu Zeit ſchlage man beiher in belie-
    bigen Entfernungen, (etwa von 6 zu 6 Ru-
    then) in die durch das wagrechte Abwaͤgen be-
    ſtimmten Punkte, Pfaͤhle, ſo iſt man fertig.

Mit dem Winkelweiſer laͤßt ſich dieß noch be-
quemer bewerkſtelligen, nemlich


  • a) man verrichte 1 und 2 der ſo eben angegebnen
    Aufloͤſung, wobei man ſich mit Nutzen der Tri-
    gonom trie bedienen kann. Nehme
  • b) den Winkelweiſer, ſtelle ihn an einen beliebi-
    gen und bequemen Ort, wo man rund herum
    ſich frei drehen und weit umſeh[e]n kann.
  • c) Nun haͤnge man den Gradbogen an, und laſſe
    ihn auf o Grad einſpielen; das iſt, man haͤnge
    ihn voͤllig wagrecht. Bringe
  • d) hierauf den Winkelweiſer an ſeinem Randpunkte
    in eine wagrechte Ebne, welche durch den, oben
    in Nr. 2. gefundenen, Punkt geht.
  • e) Endlich viſire man wagrecht um ſich her, und
    laſſe beliebigermaßen (wie nach Nr. 4. obiger
    Aufloͤſung) an diejenigen Punkte Pfaͤhle ſchla-
    gen, wo man durch den Winkelweiſer gegen den
    Berg oder gegen die Widerlagen ſieht. Wenn
    man nun bei dem Viſiren wieder bei den Enden
    des Dammes iſt, ſo iſt man fertig.

§. 55.
[109]
§. 55.

Dritte Aufgabe.


Den Flaͤcheninhalt eines Teichſpiegels anzugeben.


Aufloͤſung.


  • 1) Iſt ſein Spiegel abgeſteckt, ſo erhaͤlt man die
    Figur des Teiches oder Teichſpiegels, am beſten
    durch einen Zug mit dem Haͤnge-Compaſſe, durch
    die abgeſteckten Punkte. Statt des Haͤnge-Com-
    paſſes kann man ſich auch des Aſtrolabii, Meß-
    tiſchchens oder einer Buſſole bedienen. Man
    ſuche alſo mit welchem Inſtrumente, und wie
    man will, die Figur des Teichſpiegels.
  • 2) Die erhaltene Figur theile man, nach den Regeln
    der Geometrie, in Dreiecke, deren Inhalt man
    jeden beſonders berechnet. Endlich addirt man
    aller und jeder Dreiecke Inhalte, um den ge-
    ſammten Inhalt der Flaͤche zu beſtimmen.

Der Flaͤcheninhalt eines Dreiecks wird gefun-
den, wenn man entweder ſeine Grundlinie mit
der halben Hoͤhe, oder ſeine ganze Hoͤhe mit der
halben Grundlinie multiplicirt. Zur Grundlinie
kann man annehmen welche Seite man will, und
ein Perpendikel auf dieſe Linie aus der ihr entge-
genſtehenden Spitze gezogen, iſt ſeine Hoͤhe. Auch
in dieſer Aufgabe iſt die Trigonometrie vortreflich
zu gebrauchen.


§. 56.
[110]
§. 56.

Vierte Aufgabe.


Die Hoͤhe des Dammes, und die Breite ſeiner
Kappe iſt gegeben, man verlangt I. den Quadrat-
inhalt des Dammprofils nach der Breite des
Dammes zu wiſſen; ſodann auch II. zu er-
fahren, wie lang ſeine untere Breite ſey?


Aufloͤſung.


FuͤrI.


  • 1) Man verrichte von dem Endpunkte der hinter-
    ſten oder vorderſten Abdachungslinie an, mit
    Haͤnge-Compaß und Gradbogen, einen Zug
    uͤber den Damm hinweg, bis zum Ende der ent-
    gegengeſetzten Boͤſchungslinie des Dammes; be-
    ſtimme
  • 2) hierdurch die Neigung und Laͤnge beſagter
    Linien, und da auch die Breite der Kappe gege-
    ben iſt, ſo verfertige man
  • 3) hievon einen Riß, auf dem man dieſer Linien
    Laͤnge und Neigung, wie auch die Breite der
    Kappe zwiſchen dieſen Boͤſchungslinien auftraͤgt.
  • 4) Endlich ſchließe man die Figur unten durch ei-
    ne punktirte Linie, ſo iſt des Dammes Queer-
    profil fertig. Sodann zerlege man
  • 5) Die Figur in Dreiecke, und in ein Viereck, de-
    ren Inhalte man berechnet, und zuſammen ad-
    diret.

Des
[111]

Des Vierecks Inhalt iſt = ſeiner Hoͤhe in die
Grundlinie multiplicirt. Zu dieſer Aufgabe gehoͤrt
Figur 13. In ihr iſt a d die dem Waſſer entge-
gengeſetzte Seite. d c kann des Dammes Kappe ſeyn,
und c b die hintere Boͤſchung, a b aber die gefun-
dene untere Dammbreite.


FuͤrII.


Dieß erhaͤlt man aus Nr. 4. der ſo eben ge-
lehrten Aufloͤſung, wo man aber 1. 2. und 3. als
Vorbereitung zu 4. erſt verrichten muß.


Auf eine andere Art kann man I. auch auf
folgende Weiſe aufloͤſen.


  • 1) Man beſtimme ſo genau als moͤglich die Laͤnge
    a d in Figur 13. oder die vordere Boͤſchungslinie,
    ſo auch b c oder die hintere Boͤſchungslinie;
    hierauf meſſe man
  • 2) genau die Breite der Kappe, und zwar wag-
    recht.
  • 3) quadrire a d, ſo auch die Linie c b, und da die
    Hoͤhe des Dammes gegeben iſt, ſo quadrire
    man
  • 4) auch dieſe Hoͤhe. Subtrahire alsdann
  • 5) das Quadrat von e d, von dem Quadrate von
    a d;
  • 6) Ferner auch das Quadrat von c f, von dem
    Quadrate von c b (es iſt aber d e Quadrat =
    c f Quadrat), ſo erhaͤlt man zwei Differenzen.
    Aus jeder
  • 7) ziehe man die Quadratwurzel,

8) Dieſe
[112]
  • 8) Dieſe zwei Qudratwurzeln addire man, und
    rechne zu dieſer Summe noch die Breite der
    Kappe zu; ſo hat man nunmehro die untere
    Dammbreite. Nun trage man
  • 9) auf eine willkuͤhrlich gezogene gerade Linie, ein
    Stuͤck a e = der einen Wurzel, von a nach b,
    und ſo auch die Breite der Kappe an dieſe auf-
    getragene Wurzel. Endlich an beide Stuͤcke
    (an die Wurzel und Kappenbreite) b f = der
    zweiten Wurzel. Aus beider Wurzeln End-
    punkten e und f richte man Perpendikel auf,
    auf denen man die Hoͤhe des Dammes auftraͤgt
    e d, f c. Dieſe verbinde man durch eine Linie
    d c, und ziehe dann a d und c b ſo iſt das Profil
    fertig, deſſen Inhalt man noch berechnen muß.

Weil man a d und c b ohne Inſtrumente nicht
recht genau meſſen kann, ſo erhaͤlt man auch bei
dieſer Art nicht jene voͤllige Schaͤrfe und Richtig-
keit. Doch dient dieſe Aufloͤſung an Ort und
Stelle dazu, ohngefaͤhr einen Ueberſchlag ſich
gleich machen zu koͤnnen.


§. 57.

Fuͤnfte Aufgabe.


Den Kubikinhalt des Grundgrabens anzugeben.


Aufloͤſung.


Erſter Fall. Wenn der Grundgraben oben
und unten gleich weit, an beiden Enden nicht doſ-
ſirt,
[113] ſirt, und auf dem Boden wagrecht gefuͤhrt wor-
den iſt.


  • 1) Man meſſe ſeine Laͤnge und obere Weite, ferner
    meſſe man,
  • 2) nachdem der Vertiefungen und Erhoͤhungen
    des Thales viel oder wenig, oder je nachdem ſie
    betraͤchtlich oder nicht ſind, an mehreren oder an
    weniger Orten, die Tiefen des Grundgra-
    bens, (Figur 14. d a, c b, c f, g h, i k und
    ſo weiter) und nehme ſtatt dieſer vielen Tiefen,
    die mittlere Proportionalzahl, fuͤr die einzi-
    ge Tiefe des Grabens
    an. Hierauf
  • 3) multiplicire man die Laͤnge, Weite, und Tiefe,
    in einander, ſo hat man das Geſuchte; und
    zwar in Kubikfußen oder Zollen, je nachdem
    man mit Fußen oder Zollen gerechnet hat.

Zweiter Fall. Wenn der Grundgraben
unten enger als oben, aber an den Enden nicht
doſſirt iſt, ſo kann man


  • 1) die mittlere Proportionalzahl aus der obern
    und untern Weite, fuͤr die einzige Weite des
    Grundgrabens ſuchen, und dieſe als die Nor-
    malweite des Grundgrabens anſehn.
  • 2) Verfaͤhrt man nun ferner, wie im vorigen er-
    ſten Falle [...]. 3. ꝛc. verfahren worden.

Dritter Fall. Wenn der Grundgraben un-
ten enger als oben, auch an beiden Enden doſſirt
iſt.


Teichb. H1) Hier
[114]
  • 1) Hier ſuche man die mittlere Proportionalzahl
    aus der obern und untern Laͤnge deſſelben; ſo
    auch
  • 2) die mittlere Proportionalzahl fuͤr die einzige
    Weite deſſelben aus ſeiner obern und untern
    Weite, und verfahre nun
  • 3) voͤllig wie im erſten Falle Nr. 3.

Vierter Fall. Wenn der Grundgraben
gleich weit und an beiden Enden doſſirt iſt, ſo ſu-
che man


  • 1) nur die mittlere Proportionalzahl fuͤr die Laͤnge
    des Grundgrabens, uͤbrigens bleibt
  • 2) alles wie in Nr. 3. des erſten Falles.

Anmerkung. Je nachdem man groͤßere oder
geringere Schaͤrfe in der Rechnung braucht, muß
man auch, um die mittlern Proportionalzahlen zu
erhalten, mehrere oder mindere Meſſungen anſtel-
len. Die mittlere arithmetiſche Proportionalzahl,
von der hier beſtaͤndig die Rede iſt, erhaͤlt man
durch das bekannte Verfahren, indem man 2. 3.
4. oder mehr beliebige Groͤßen zuſammen addirt,
und dieſe Summe durch die Zahl dividirt, welche
anzeigt, wie viel Groͤßen zu einander addiret wor-
den. Waͤren z. E. drey Groͤßen addirt, ſo muͤßte
die erhaltene Summe auch durch 3 dividirt wer-
den. Bei 8 addirten Groͤßen muͤßte man dagegen
mit der Zahl 8 dividiren.


§. 58.
[115]
§. 58.

Sechſte Aufgabe.


Den Inhalt eines Teichdammes zu finden.


Aufloͤſung.


Erſter Fall. Wenn nach Figur 8 des
Dammes obere Laͤnge, auf der Kappe m i = der
untern Laͤnge und des Dammes Endflaͤchen k b und
i g ſenkrecht, auch die Ebenen der Kappe m i, und
der Grundflaͤche a g horizontal und parallel ſind.


Hier iſt der Damm als ein vierſeitig rechtwink-
lichtes Prisma anzuſehn; daher ſuche man


  • 1) den Quadratinhalt ſeines Profils, aus der
    vierten Aufgabe I. ſeq. oder hier ſeine Endflaͤche
    k b, dieſe multiplicire man
  • 2) in die Laͤnge des Dammes.

Es ſey in der Figur 8, k m = β; a b = B;
ein Perpendikel von k m auf a b gefaͤllet ſey = α,
ſo iſt der Endflaͤche k b Inhalt = ½ α (β + B)
und dieß in des Dammes Laͤnge = L multiplicirt,
giebt des Dammes Kubikinhalt gleich ½ α (β + B). L.


Setzt man zum Exempel β = 8 Fuß, α = 24′
und B = 50′ ſo waͤre der Quadratinhalt von
a k m b = ½. 24. (8 + 50) = 696 Quadratfuß;
waͤre nun L = 100 Fuß, ſo waͤre des Dammes
Inhalt = 696. 100 = 69600 Kubikfuß.


H 2Zwei-
[116]

Zweiter Fall. Wenn des Dammes obere
Laͤnge groͤßer als die untere iſt.


Hier theile man den Damm in ein ſe krechtes
Prisma, a b g h e i k m in Figur 15, und in zwei
koͤrperliche Abſchnitte a b v t k m und g h r s e i,
deren erſteren Figur 16 zeigt, und wo das an-
dere in Figur 15 nur in einer Anſicht von oben
nieder vorgeſtellt iſt, um die Kupfer zu menagiren.
(In Figur 15 ſind die koͤrperlichen Abſchnitte
blos punktirt, das Prisma ſelbſt aber mit Linien
ausgezogen, welches man zur beſſern Einſicht, nur
mit Figur 8 vergleichen darf. Der zweite koͤrper-
liche Abſchnitt, in Figur 15 mit g h r s e i bezeich-
net, ſieht gleichfalls aus wie der in Figur 16.)
Nun ſuche man


  • 1) des Prisma a b g h e i k m Inhalt, nach dem
    erſten Falle dieſer Aufgabe; den Inhalt der
    beiden Abſchnitte aber folgendermaßen.
  • 2) Man zerlege jeden der beiden Abſchnitte in
    ein halbes Parallelepivedum t k o p m v, und
    in zwei Pyramiden t k o a und v m p b nach
    Figur 16. Da nun dieſer Stuͤcke Grundflaͤ-
    chen und Laͤngen zu finden ſind, ſo hat man die
    Inhalte leicht, nemlich
    • a) der Inhalt der Pyramide t k o a iſt gleich
      ; wo o a, o k, t k, Linien
      bedeuten.
    • b) Der Inhalt der Pyramide v m p b iſt gleich
      , wo b p, p m, v m,
      gleichfalls Linien bedeuten, die in einander
      multiplicirt werden.
    • c) Der Inhalt des halben Parallelepipedi t k o
      p m v
      iſt gleich .

Dieſe drei Inhalte addire man zuſammen.
Auf gleiche Weiſe wie itzt bei dieſem einen kor-
perlichen Abſchnitte verfahren iſt, ſuche man denn
auch des andern Abſchnittes Inhalt. Die
Summen dieſer gefundenen Inhalte der Abſchnit-
te, addire man zu der in Nr. 1. dieſes zweiten
Falles gefundenen, ſo hat man den Inhalt des
Teichdammes.


Um die Rechnung noch kuͤrzer und anſchauli-
cher darzuſtellen, kann man ſich folgender Aus-
druͤcke bedienen.


Es ſey bei der einen Pyramide b p = b; m p
= a; m v = 1;
ferner ſey bei der andern Pyra-
mide auf aͤhnliche Art o a = β; o k = α; †k = λ,
ſo iſt der Inhalt der Grundflaͤche der einen
Pyramide = ½ a b; und der Inhalt der andern
Pyramide ihrer Grundflaͤche, gleich ½ α β; folglich
der Kubikinhalt der einen Pyramide = ;
und der Kubikinhalt der andern
Pyramide = ; das heißt:
man
[118]man mache ein Produkt, aus der Laͤnge, Hoͤhe
und Breite jeder Pyramide, und dividire
dieß Produkt durch die Zahl 6, ſo hat man
den Kubikinhalt derſelben.


Bedient man ſich bei dem halben Parallelepi-
pedo in jedem Abſchnitte, gleichfalls der Buchſta-
ben, und ſetzt man m p = k o = a′; und p o =
b′; v m = l′.
ſo hat man des halben Parallelepi-
pedi Inhalt, gleich ½. a′. b′. l′; das heißt:
man mache ein Produkt aus der Hoͤhe, Breite
und Laͤnge des halben Parallelepipeidi, und
dividire es durch die Zahl 2, ſo hat man ſei-
nen Kubikinhalt.


Dieß waͤre aber nur erſt fuͤr einen einzigen
koͤrperlichen Abſchnitt, denn jeder Abſchnitt
hat, nach dem vorigen, zwei Pyramiden und ein
Parallelepipedum. Der zweite koͤrperliche Abſchnitt
muß alſo auf aͤhnliche Weiſe berechnet werden,
wie gleich im folgenden gezeigt werden ſoll.


Die hier gegebene Zergliederung der koͤrperli-
chen Abſchnitte mag, um nicht den Leſer zu ermuͤ-
den, genug ſeyn.


Zu beſſerer Ueberſicht, folgt hier eine Recapi-
tulation aller Stuͤcke, wie ſie bei einem Teichdam-
me berechnet werden muͤſſen, in ganz leichten deut-
lichen Formeln ausgedruͤckt.


Des ganzen Teichdammes Inhalt iſt nach den
einzelnen Stuͤcken deſſelben folgender.


1) Inhalt
[119]
  • 1) Inhalt des großen Damm-Prismatis, gleich
    ½ α (β + B). L; nach dem erſten Fall dieſer
    Aufgabe Nr. 1 und 2.
  • 2) Inhalt des einen koͤrperlichen Abſchnittes,
    neben dem Damm-Prisma, und zwar Inhalt
    • aa) des einen Pyramidenſtuͤckes = ⅙ b. a. l;
    • bb) des andern Pyramidenſtuͤckes = ⅙ β. α. λ;
    • cc) des halben Parallelepipedi = ½ a′. b′. l′;
  • 3) Inhalt des andern koͤrperlichen Abſchnittes,
    und zwar wiederum Inhalt
    • αα) des einen Pyramidenſtuͤckes = ⅙ b~. a~. l~;
    • ββ) des andern Pyramidenſtuͤckes = ⅙ β~. α~. λ~;
    • γγ) des halben Parallelepipedi = ½ α′. β′. λ′;

Alle dieſe Summen muß man addiren,
um die Hauptſumme, oder den Inhalt des Dam-
mes zu haben.


Anmerkung.


  • 1) Die Zeichen aα′ oder b~.β~. ſind deshalb ge-
    braucht, um die Saͤtze deutlicher gegen einan-
    der ſtellen zu koͤnuen. Aehnliche Bezeichnungen
    findet man in des Herrn Profeſſor Lempe
    trefflichem Werke uͤber die Markſcheidekunſt.
  • 2) Wenn dieſe Aufloͤſung etwas zu lang gerathen
    iſt, ſo wird der Leſer ſolches guͤtigſt verzeihen;
    um der Deutlichkeit willen hat es nuͤtzlich ge-
    ſchienen, lieber etwas zu weitlaͤuftig als zu kurz
    zu ſeyn.

Waͤren ſchluͤßlich die koͤrperlichen Abſchnitte
nicht zu ſehr in Anſehung der Laͤnge und der andern
Maaße
[120] Maaße (wie das aber gewoͤhnlich der Fall iſt) ver-
ſchieden, ſo koͤnnte man nur den Inhalt des einen
Abſchnittes ſuchen, und dieſen dupliren. Allein
Genauigkeit erhaͤlt man, wie man gleich einſieht,
bei dieſem Verfahren nicht, ſondern nur ohnge-
faͤhr zutreffende Angaben.


§. 59.

Siebente Aufgabe.


Eines Teiches Kubikinhalt zu finden.


Aufloͤſung.


Erſter Fall. Wenn der Teich allerwaͤrts
gleich tief, oder wenigſtens beinahe gleich tief iſt.


Hier kann man ihn als eine abgekuͤrzte Pyra-
mide anſehn. Die Hoͤhe des Waſſerſtandes giebt
die Hoͤhe der Pyramide ab, und der Spiegel und
die Bodenflaͤche des Teiches, die Grundflaͤchen der
Pyramide. Nennt man uͤberhaupt des Waſſer-
ſpiegels Quadratflaͤcheninhalt B, des Bodens-
flaͤche S, die Hoͤhe des Waſſerſtandes H, ſo iſt des
Spiegels Kubikinhalt = ⅓ (B + S + ϒ B S) × H.
das heißt mit Worten ausgedruͤckt,


  • 1) man ſuche den Flaͤcheninhalt der Spiegelflaͤche.
  • 2) ferner den Quadratinhalt der Bodenflaͤche im
    Teiche; dieſe Inhalte
  • 3) addire man zuſammen. Zu dieſer Summe
  • 4) addire man die Quadratwurzel, ſo aus dem
    Produkte des Quadratinhalts der Spiegelflaͤche
    in die Bodenflaͤche des Teiches gezogen worden.

5) Dieſe
[121]
  • 5) Dieſe geſammte Summe multiplicire man mit
    ein Dritt-Theil der Hoͤhe des Waſſerſtandes, ſo
    hct man den verlangten Kubikinhalt des Teiches.

Zweiter Fall. Wenn der Teich nicht al-
lerwaͤrts gleich tief iſt, ſondern mehrere verſchie-
dene Tiefen hat, die man nicht aus den Augen ſetzen
kann.


In dieſem Falle muß man den Teichſpiegel in
mehrere Stuͤcke zerlegen, deren jedes man nach den
durch mittlere Proportionalzahlen beſtimmten Hoͤ-
hen des Waſſerſtandes, gleichfalls wie vorhin als
abgekuͤrzte Pyramidenſtuͤcke berechnet, und des-
wegen gelten auch hier die vorhin im erſten Fall
gegebnen Regeln.


Man kann ſich auch folgender Aufloͤſung bedie-
nen, die faſt noch richtiger iſt als die vorige, wenn
accurat dabei zu Wecke gegangen wird. Das Ver-
fahren iſt dieſes:


  • 1) Man mache einen ſehr genauen Riß von dem
    Umfange der Spiegelflaͤche des Teiches. Auf
    dieſem Riſſe theile man, nach Figur 31,
  • 2) die Spieg lflaͤche in Trapezien ein, durch Li-
    nien, die man parallel mit der Directions-Linie
    des Dammes zieht. Man ſuche hierauf
  • 3) nach den Regeln den Geometrie, den Quadrat-
    inhalt jedes Trapezii (dieſer iſt = der Summe
    der beiden Grundlinien des Trapezii, multipli-
    cirt in die halbe Hoͤhe deſſelben). Nun ſuche
    man

4) durch
[122]
  • 4) durch Verſuche wie man will aus mehrern Waſ-
    ſertiefen, die jedes Trapezium hat, eine mitt-
    lere arithmetiſche Proportionaltiefe fuͤr jedes
    Trapezium. Dieſe gefundene Proportionaltiefe
    jedes Trapezii multiplicire man
  • 5) in den Quadratinhalt des einer jeden Tiefe zu-
    kommenden Trapezii, ſo hat man eines ſolchen
    Trapezii Kubikinhalt. Auf gleiche Weiſe
  • 6) verfahre man bei allen Trapezien, die ſich auf
    dem Riſſe und der Spiegelflaͤche ergeben, und
    ſummire endlich die geſammten Kubikinhalte
    aller Trapezien zuſammen, ſo hat man des
    Teiches Waſſer-Kubikinhalt.

Setzt man z. E. den Flaͤcheninhalt des Trapezii
a b c d in Figur 31 = a, ſeine mittlere Propor-
tionaltiefe = t, ferner des Trapezii c d e f Flaͤ-
cheninhalt = α und ſeine mittlere Proportional-
tiefe = τ, ſo iſt des erſtern Kubikinhalt = a t;
und des zweiten Kubikinhalt = α. τ; folglich der
Kubikinhalt des Stuͤckes Waſſer a e f b = a. t + α. τ
und ſo weiter mit allen Trapezien.


  • Anmerkung. 1) Wo es, nach der Figur
    des Umfanges des Teichſpiegels, Vortheil brin-
    gen ſollte, kann man die Teichſpiegel e p g h und
    h n o g beſonders als Pyramidenſtuͤcke, nach dem
    erſten Fall dieſer Aufgabe berechnen, das andere
    Teichſtuͤck aber a e f b auf die eben beſchriebene
    Weiſe.
  • 2) Fuͤr die Ausuͤbung merke man: es iſt noͤthig,
    allen moͤglichen Fleiß auf die Erforſchung der
    Tie-
    [123] Tiefen des Waſſerſtandes zu wenden. Wenn
    alſo der Teich voll Waſſer iſt, muß man zu die-
    ſem Behufe vom Damme hinweg gleiche Wei-
    ten, z. E. a d. c b an den Seiten des Teiches
    abſtecken und ſie mit Pfaͤhlen deutlich bezeich-
    nen. Innerhalb dieſer abgeſteckten Weiten er-
    forſcht man dann mit Huͤlfe eines Kahnes und
    Senkbleies die Tiefen des Waſſers, und nimmt am
    Ende der Arbeit die mittleren Proportionaltiefen
    heraus. Waͤre der Teich leer, ſo koͤnnte man in-
    nerhalb eines jeden Trapezii, Meſſungen nach
    dem hoͤchſten Waſſerſtande, von verſchiedenen
    Punkten im Teichraume anſtellen, aus denen
    man nachher durch Rechnung die Tiefe eines je-
    den Anhaltpunktes unter der Spiegelflaͤche ſu-
    chen muͤßte. Das erſte Verfahren iſt aber be-
    quemer. Beide ſind indeß freilich mit Umſtaͤn-
    den verknuͤpft, die ſich jedoch nicht leicht heben
    laſſen, wenn man einmal den Waſſervorrath
    wiſſen will; indeß erleichtert Bekanntſchaft und
    Gelaͤufigkeit mit ſolchen Arbeiten, die Muͤhe
    um ſehr vieles.

§. 60.

Achte Aufgabe.


Eines Dammes Profil zu verzeichnen.


Aufloͤſung.


Geſetzt die Baſis des Dammes ſolle ſich zur
Hoͤhe deſſelben verhalten, wie 5: 2, ſo verfahre
man nach Figur 17 folgendergeſtalt.


1) Man
[124]
  • 1) Man ziehe eine gerade Linie a b, von unbe-
    ſtimmter Laͤnge, dieſe nimmt man als eine Ho-
    riz[o]ntallinie an; auf ſie trage man
  • 2) nach einem beliebigen Maaßſtabe 7 bis 8 glei-
    che Theile auf. Errichte
  • 3) aus III oder IV der Figur ein Perpendikel c d,
    auf dem man zwei Theile von den auf a b ab-
    geſteckten, von c nach d traͤgt.
  • 4) Durch des zweiten Theiles Endpunkt e, ziehe
    man eine blinde Parallellinie g h mit a b. Fer-
    ner
  • 5) ziehe man aus o eine Linie nach g h, deren
    Neigung gegen a b, 65 Grad betraͤgt, (wie
    man will, etwas mehr oder weniger, nachdem
    man es fuͤr gut findet.) Hierauf trage man
  • 6) von f nach h zu die Breite der Kappe = ⅓
    der Hoͤhe des Dammes; von deren Endpunkte i
    ziehe man endlich noch
  • 7) eine Linie i b, als des Dammes hintere Boͤ-
    ſchungslinie, ſo iſt man fertig.

§. 61.

Neunte Aufgabe.


Zu finden, wie viel Kubikfuß Waſſers durch eine
gegebene Oeffnung eines Striegels in Zeit einer
Sekunde durchgehe?


Aufloͤſung.


Erſter Fall. Wenn das Waſſer im Teiche
immer gleich hoch ſtehn bleibt.


1) Hier
[125]
  • 1) Hier ſuche man den Quadrat-Inhalt der Oeff-
    nung, durch die das Waſſer bei ſeinem Ablaufen
    hindurch geht.
  • 2) Multiplicire dieſen Quadrat-Inhalt in die aus
    dem Gefaͤlle des Waſſers entſtehende Geſchwin-
    digkeit.

Zweiter Fall. Wenn das Waſſer nicht
auf ſeiner anfaͤnglichen Hoͤhe ſtehn bleibt, ſondern
waͤhrend des Ziehens des Striegels abnimmt.


  • 1) Hier ſuche man wie vorhin erſtlich den Quadrat-
    Inhalt der Oeffnung, durch die es heraus
    geht; ferner
  • 2) multiplicire man denſelben mit der Geſchwin-
    digkeit, die dem hoͤchſten Gefaͤlle zukoͤmmt, end-
    lich aber
  • 3) dividire man dieß Produkt mit ⅔, ſo hat
    man die Quantitaͤt des Ausguſſes.

In beiden Faͤllen laͤuft die gefundene Waſſer-
menge in Zeit einer Sekunde aus. Wenn man
alſo beſagte Waſſermenge mit 3600 multiplicirt,
ſo hat man die in einer Stunde ausgelaufene Waſ-
ſermenge. Wollte man dieſe mit 24 multiplici-
ren, ſo haͤtte man ſodann das Waſſer, welches
in Zeit eines Tages ablaufen wuͤrde.


Die Geſchwindigkeit kann man aus der gege-
benen Hoͤhe des Falles finden. Man ſucht nem-
lich die waͤhrend des Falles verfloſſene Zeit, und
dann multiplicirt man die Anzahl der verfloſſenen
Zeit Sekunden mit 31¼ Fuß.


§. 62.
[126]
§. 62.

Zehnte Aufgabe.


Zu finden, wie lange man mit einer gegebenen Waſ-
ſermenge bei einer unveraͤnderten Oeffnung des
Abzuges (bei einem Striegelzuge) reichen
werde.


Aufloͤſung.


  • 1) Man beſtimme die im Teiche vorhandene Waſ-
    ſermenge in Kubikfußen;
  • 2) dividire ſie durch die in einem Tage ablaufende
    Menge von Kubikfußen; der Quotient zeigt die
    Menge von Tagen an, welche der Teich bei
    dieſem Striegelzuge laufen wird.

Heißt man die im Teiche befindliche Menge
von Kubikfußen Waſſers m; die auslaufende
Menge n, ſo hat man = der Zeit, die der Teich
laͤuft. Bei dieſer Aufloͤſung wird indeß voraus-
geſetzt, daß kein Waſſer weiter zulaͤuft, waͤhrend
dem daß das Teichwaſſer abgezapft wird.


Laͤuft waͤhrend dem Ablaſſen des Teiches noch
Waſſer zu, ſo veraͤndert ſich vorhergehende Aufloͤ-
ſung in folgende:


  • 1) Man ſuche die im Teiche befindliche Menge von
    Kubikfußen Waſſer, ſo auch
  • 2) die Menge des in einem Tage zulaufenden
    Waſſers in Kubikfußen. Ferner ſuche man

3) die
[127]
  • 3) die Menge der in einem Tage ablaufenden Ku-
    bikfuße Waſſer. Nun ſubtrahire man
  • 4) die taͤglich zulaufende Waſſermenge, von der
    taͤglich ablaufenden. Hier entſteht alſo ein
    Reſt; mit dieſem Reſte endlich dividire man
  • 5) die im Teiche befindliche Waſſermenge, ſo hat
    man die Zeit, wie lange der Teich laufen wird.

Nennt man, wie vorhin, das im Teiche vorraͤ-
thige Waſſer m, das in einem Tage ablaufende n.
und das in einem Tage zulaufende α, ſo laͤuft der
Teich uͤberhaupt Tage.


§. 63.

Eilfte Aufgabe.


Der tiefſte Punkt des Waſſers im Teichraume vor
der innern Boͤſchung iſt gegeben, ſo auch der
Punkt in der Widerlage, wo man den Striegel-
Schacht anlegen will; es wird der kuͤrzeſte Weg,
und dieſes Weges Laͤnge nach dem Striegel-
Schachte vom tiefſten Punkte im Teichraume
hinweg, geſucht.


Aufloͤſung.


  • 1) Man verrichte einen Markſcheidezug mit Com-
    paß und Gradbogen, und ſuche
  • 2) hiedurch, wie viel der Punkt im Teichraume
    tiefer, als des Striegel-Schachtes hoͤchſter
    Punkt liegt.

3) Suche
[128]
  • 3) Suche des beſagten Zuges Winkel und Sohlen,
    und lege dieſe auf einem Riſſe zu.
  • 4) Aus dieſer ſoͤhligen Zulage, ſuche man ferner
    der beiden gegebenen Punkte Entfernung und
    Richtung, (nach der man kann anſitzen und ar-
    beiten laſſen) indem man die Endpunkte des
    Zuges durch eine Linie verbindet, und derſelben
    Laͤnge und Streichen erforſchet, ſo iſt das Ge-
    ſuchte in dieſer letzten Linie gefunden.

§. 64.

Zwoͤlfte Aufgabe.


Man verlangt den Punkt zu wiſſen, wo man hin-
ter dem Damme anſitzen muͤſſe, um von da eine
Abzugs-Ruͤſche (Striegel-Ruͤſche) nach dem
in der Widerlage abgeſunkenen Striegel-Schach-
te treiben zu koͤnnen. Die Tiefe des beſagten
Striegel-Schachtes, benebſt ſeiner Lage
ſind gegeben.


Aufloͤſung.


  • 1) Man verrichte von einem beliebigen Punkte im
    Thale, oder neben der Widerlage, hinter dem
    Damme hinweg, einen Zug mit Compaß und
    Gradbogen, bis zu dem hoͤchſten Punkte, wo der
    Striegel-Schacht abgeſunken iſt.
  • 2) Nehme des Striegel-Schachtes Teuffe genau,
    durch Abſeigern, oder wie man ſonſt kann und
    will.

3) Berechne
[129]
  • 3) Berechne, wie viel der in Nr. 1. angegebene
    Anfangspunkt, tiefer oder hoͤher liegt, als des
    Striegel-Schachtes tiefſter Punkt; (Tiefſtes.)
  • 4) Beſtimme hierauf uͤber Tage des beſagten An-
    fangspunktes rechte Tiefe, indem man entweder
    zu der durch Nr. 1 und 3 gefundenen Seiger-
    teufe zulegt, oder davon abnimmt, oder ſie un-
    veraͤndert laͤßt, wenn ſie der Striegel-Schacht-
    teufe juſt gleich waͤre, und — indem man
    den mit einem Pfahle bezeichneten Punkt dar-
    nach ruͤckt, bis die gehoͤrige Situation deſſelben
    herauskommt. Endlich beſtimme man
  • 5) die Richtung nach der Weltgegend, in der eine
    Linie ſtreicht, die zwiſchen dem Striegel-Schach-
    te, und dem durch Nr. 4. gefundenen richtigen
    Punkte die kuͤrzeſte iſt, und gebe alsdann ſolche
    den Arbeitern in der Roſche durch zwei ange-
    haͤngte Lothe an, die nach beſagter Linie Rich-
    tung gehangen ſind.

Anmerkung.

  • 1) Man muß den in Nr. 4. gefundenen Punkt
    noch etwas tiefer legen, als man nach der Be-
    rechnung thun ſollte. Denn das Waſſer, wel-
    ches durch eine ſolche Roͤſche ablaufen ſoll, muß
    etwas Fall haben, um deſto ſchneller ablaufen
    zu koͤnnen. Wie viel eigentlich dieſer Fall be-
    tragen muͤſſe, ergiebt ſich aus der ſoͤhligen Ent-
    fernung beider Punkte (die man nach der eilf-
    ten Aufgabe finden kann). Folgt man dem, was
    Teichb. Jbei
    [130] bei dem Bergbau gewoͤhnlich iſt, ſo erhaͤlt eine
    Laͤnge von 100 Lachtern, ¼ Lachter Roͤſche
    oder Fall. Unten bei den Striegel-Roͤſchen
    ſelbſt, wird deßfalls noch weiter geredt.
  • 2) Dieſe zwei letztern Aufgaben gehoͤren fuͤr
    Perſonen, die in der Trigonometrie geuͤbt und
    bewandert ſind. Wer dieſe nicht verſteht, kann
    ſich an dieſe Arbeiten auch nicht machen, ohne
    ſich merkliche Fehler und Schaden zu gewaͤrtigen.
    Die Aufgaben muͤſſen daher von guten Mark-
    ſcheidern, oder fertigen Geometern aufgeloͤſet
    werden, wenn man ihnen nicht gewachſen iſt.
  • 3) Wenn hier nicht alle und jede Aufgaben und
    deren Aufloͤſung hergeſetzt worden, die irgend
    bei dem Teichbau vorkommen, ſo iſt dieß deswe-
    gen geſchehn, weil ſolche theils zu ſchwer ſind,
    theils weil man ſich oft gleich ſelbſt helfen kann,
    endlich auch — weil blos von denen, die am
    gewoͤhnlichſten vorzukommen pflegen, das noͤ-
    thigſte hier hat beigebracht werden ſollen.
    Saͤmmtliche leichte und ſchwerere Aufgaben, wuͤr-
    den alſo in einer weitlaͤuftigern Schrift, als dieſe
    ſeyn ſoll, Platz finden muͤſſen.

Die nothwendigſten Saͤtze aus dem Gebiete
der allgemeinen Betrachtungen uͤber Teiche, den
Teichbau, und das dahin Gehoͤrige, ſind im Bishe-
rigen auf eine faßliche Weiſe vorgetragen. Ein-
zelne Bemerkungen, die noch etwa hieher gezogen
werden
[131] werden koͤnnten, ſind im Folgenden hin und wieder
an ſchicklichen Orten beigebracht, ſo daß die Leſer
keinen Verluſt leiden. Wir koͤnnen alſo hoffentlich,
ohne den Vorwurf einer allzu großen Kuͤrze, oder
zu ſehr gedehnten Weitlaͤuftigkeit zu fuͤrchten, zu
dem praktiſchen Theile uͤbergehn, welches in den
folgenden Abtheilungen geſchieht.


J 2Zweite
[132]

Zweite Abtheilung.
Specielle Beſchreibung der geſammten Arbei-
ten und noͤthigen Anlagen bei Teichen.


Erſtes Hauptſtuͤck.
Specielle Beſchreibung von der Be-
arbeitung der Teichgruͤnde, und den
Seiten der Teiche
.


§. 65.

Nachdem im Vorhergehenden die allgemeinen Be-
trachtungen uͤber Teiche uͤberhaupt, ſo weit ſie
ſtatt finden konnten, beendigt ſind, kann nunmehr
zu dem Hauptgegenſtande dieſer Schrift naͤher zu-
geſchritten werden. Dem zufolge kommen wir
itzt auf die Beſchreibung der praktiſchen Arbeiten
und der geſammten Theile und Vorrichtungen,
die
[133] die ſowol beim Teichbau, als bei Teichen ſelbſt an-
getroffen werden. Schon im Vorigen wurde er-
waͤhnt, daß es der Deutlichkeit der Beſchreibung
am zutraͤglichſten zu ſeyn ſcheint, wenn ſie nach
derjenigen Ordnung gegeben wird, in der ſowol
die Arbeiten bei dem wirklichen Bau vorgenommen
werden muͤſſen, als auch wie jedes der zu einem
Teiche gehoͤrigen Stuͤcke, der Zeit nach, angelegt
wird. Der Anfang wird daher billig mit einer
Nachricht von der Bearbeitung gemacht, die an
den Teichgruͤnden und den Widerlagen
derſelben noͤthig ſeyn kann.


§. 66.

Allgemein betrachtet, beſteht jede Bearbeitung
in einer abſichtlichen Umaͤnderung der Geſtalt des
zu bearbeitenden Objects, die unſere Abſichten mit
demſelben befoͤrdern ſoll. Immer richtet ſie ſich
nach den Hinderniſſen, welche das Object unſerm
Willen entgegen ſetzt, und nach Maaßgabe dieſer
Hinderniſſe muß man bald von der Maſſe des
Objects etwas hinweg nehmen, bald etwas hinzufuͤ-
gen, bald einzig und allein den vorhandenen Theilen
deſſelben eine andere Geſtalt geben. Dieß alles
findet denn auch bei unſerm vor uns liegenden Ob-
jecte — den Teichgruͤnden ſtatt.


Die Bearbeitung eines Teichgrundes wird
hauptſaͤchlich durch folgende Umſtaͤnde erzwungen.
Der Grund iſt entweder ſehr flach, und die
Oberflaͤche deſſelben ſehr uneben, oder — er
haͤlt
[134] haͤlt kein Waſſer, oder — es koͤnnen gar bei-
de Faͤlle vereinigt da ſeyn. Man ſieht gleich, daß
der erſtere Fall der am wenigſten ſchwierige iſt,
da hingegen der zweite, oder der letztere, mehr zu
ſchaffen machen muß.


Um einem zu flachen Teichgrunde mehrere Tiefe
zu geben, bedient man ſich des Ausgrabens.
Allein ehe man zu dieſer Arbeit wirklich ſchreitet,
hat man noch zuvor zu unterſuchen, erſtlich
ob das hinter dem Teiche unterwaͤrts gelegene Ter-
rein auch wirklich von der Art ſey, daß es das
Ausgraben geſtatte, oder wenigſtens nicht zu ſehr
erſchwere. Bleibt z. E. das Thal auch noch hinter
dem Damme ſehr flach, und man wollte den Teich-
raum tief ausgraben, ſo wuͤrde man dadurch ge-
noͤthigt werden, weit im Thale herauf eine Ruͤſche
zu treiben, um durch ſelbige die im Teiche geſamm-
leten Waſſer rein abzgpfen zu koͤnnen. Wenn nun
nicht gleich unter dem Raſen oder der Oberflaͤche
des Thales, f [...]ſtes Geſtein da iſt, ſo kann die Ruͤ-
ſche ſehr koſtſpielig werden, weil man ſie nicht
wol verwahren kann, und der Waſſerlauf in ihr
natuͤrlicher Weiſe doch immer offen bleiben muß.
Da muß man ſie denn entweder verzimmern
(mit Holz ausſetzen), oder man muß ſich der unten
angegebnen Art ſie zu mauren bedienen; dieß iſt
aber, obgleich ſehr dauerhaft, auch ſehr theuer.


Zum Zweiten hat man wol zu pruͤfen, ob das
Ausgraben in der That auch nuͤtzlich ſey. Statt
einen
[135] einen Teich durch das Ausgraben tiefer zu ma-
chen, und ihm dadurch mehr Raum, Waſſer zu faſ-
ſen, zu verſchaffen, thut man oftermalen weit
beſſer, wenn man den Damm etwas auftraͤgt,
und ſo die Hoͤhe deſſelben vergroͤßert. Hiebei wird
aber vorausgeſetzt, daß die Seiten des Teiches die-
ſes Auftragen des Dammes geſtatten, oder daß
man dieſe ebenfalls etwas erhoͤhen wolle und koͤnne.


Wer einigermaßen darauf Acht gegeben hat,
wie viel leichter es iſt, irgendwo uͤber Tage,
wie die Bergleute zu ſagen pflegen, locker umher-
liegenden Schutt aufzufuͤllen, und ihn blos wo
anders hin abzuſtuͤrzen, als den nemlichen Schutt
aus einem engen Raume und feſten Lager, erſt zu
gewinnen und dann an Ort und Stelle zu fuhren,
wird ſich bald von der Richtigkeit des hier gegebe-
nen Rathes uͤberzeugen.


Das Ausgraben kann aber noch ferner eine ſehr
fatale Folge haben, die man beim erſten Anblick
gar nicht bei ihm vermuthet, nemlich dieſe, daß
ein Teichgrund, der zuvor recht ſehr gut im Stan-
de war Waſſer zu halten, nun durch jene Arbeit
dieſe ſchoͤne Eigenſchaft gaͤnzlich verliehrt, und viel
Muͤhe und Koſten macht, die man ſich ſelbſt zuzu-
ſchreiben hat. Es gehoͤrt alſo im Ernſte eine ſehr
reifliche Ueberlegung dazu, durch die, mit mehrern
Verſuchen an dem Terrein verbunden, ſich aus-
weiſen muß, ob das Ausgraben wirklich vorzuneh-
men ſey, oder ob man ein anderes Mittel zu waͤh-
len
[136] len habe. Unter dieſe letztern gehoͤrt z. E. die gaͤnz-
liche Verlegung des Teiches an einen andern Ort.


§. 67.

Das Ausgraben ſelbſt iſt eine jener
leicht zu begreifenden Arbeiten, die von jedem Ta-
g[e]loͤhner verrichtet werden kann; ſie erfordert be-
ſonders geſunde Knochen, und Emſigkeit durch
ſchnelle Foͤrderungsmittel unterſtuͤtzt, wenn ſie
hurtig von ſtatten gehen ſoll, ſo lange man nem-
lich blos mit Erd-Arten, Geſchieben und Schutt
zu thun hat, welcher leicht weggefuͤllt und abge-
fahren werden kann. Hier wird das Auszuraͤu-
mende im Teichgrunde erſt los gehackt, ſodann
eingefuͤllt und weggefoͤrdert.


Wenn hingegen Geſtein, alſo Klippen und
große Felſen vorkommen, ſo wird außer den ſchon
augefuͤhrten Eigenſchaften der Arbeiter, auch noch
beſonders Geſchicklichkeit und mehr Verſtand erfor-
dert. Denn wenn ihnen dieſe Stuͤcke fehlen, ſo
ruiniren ſie nur viel Werkzeuge, machen ſich die
Arbeit ohne Noth ſauer, und ſchaffen dennoch we-
niger, als andere geſchickte Leute, bei weniger an-
gewandten Kraͤften und kuͤrzerer Zeit.


Am rathſamſten iſt es, ſolche Arbeiten nach auf-
merkſam gemachten Proben, vorſichtig Stuͤck vor
Stuͤck, in Zeitraͤumen von 8 zu 8 Tagen, zu ver-
dingen. Da werden die Leute durch ihr vorzuͤgli-
ches Intereſſe genoͤthigt, fleißig und behutſam zu
Werke
[137] Werke zu gehn. Bei der Arbeit, welche Tage-
weiſe bezahlt wird, kann man dieß lange nicht ſo
gut bewerkſtelligen.


Hier ſchiene uͤberhaupt kein unſchicklicher Platz
fuͤr ein ge Bemerkungen und Erinnerungen zu ſeyn,
die uͤber die gute Dispoſition, Vergleichung der
Arbeiten, Auswahl der Leute, Foͤrderung u. ſ. w.
gemacht werden koͤnnten; allein um hier die Ord-
nung nicht zu unterbrechen, ſollen ſie erſt am Ende
dieſes Hauptſtuͤcks mit mehrerm beigebracht werden.


Die Hauptregel bleibt allezeit fuͤr das Aus-
graben folgende: man muß ſo viel wie moͤglich
dahin ſehen, alles wegzunehmen, was
ohne viele Koſten den Teichraum ver-
groͤßern, dem Teichgrunde Nachtheil
bringen, und beim Damme ſelbſt ge-
braucht werden kann
. Dieſe kurze Regel
faßt das Noͤthigſte deutlich, und macht Weitlaͤuftig-
keit unnoͤthig.


Wenn alſo die Arbeiter zum Losmachen des
Wegzuſchaffenden angeſtellt ſind, ſo giebt man ih-
nen die noͤthige Foͤrderung. Dieſe beſteht in
Schutt- und Lauf-auch Hohlkarren, in denen das
Losgemachte weggebracht wird. Dieß bedarf kei-
ner weitern Beſchreibung. Dasjenige aber, was
in Betreff der Seiten des Grundes, die durchs Aus-
graben entſtehen, geſagt werden muͤßte, wird
gleich gehoͤrigen Ortes bei der Bearbeitung der
Seiten, mit angefuͤhrt und bemerkt werden.


§. 68.
[138]
§. 68.

Wir kommen nunmehro auf eine Arbeit bei den
Teichgruͤnden, welche deſto haͤufiger noͤthig wird,
wenn die im vorigen §. angezeigte nur dann und
wann vorkommt. Dieß iſt aber keine andere, als
das Aus- und Abraͤumen. Gewoͤhnlich iſt
dieß bei jedem Teichgrunde wenigſtens nur zum
Theil unentbehrlich, und ſollte es auch bloß deß-
halb geſchehen, um die Fiſcherei nicht zu verhin-
dern. Im Weſentlichen kommt es mit dem Aus-
graben voͤllig uͤberein, und wird ſolches alſo auch
auf gleiche Weiſe betrieben. Die Unebenheiten, die
kleinen Klippen, die maͤßigen Huͤgel, anderer Un-
rath ꝛc. werden aus dem Teichgrunde herausge-
bracht, und dieß kann mit Lauf-, Hohl- und Pfer-
dekarren geſchehen, eben ſo wie beim Ausgraben.
Ausgraben, und Aus- und Abraͤumen, ſind im
Grunde, bloß durch die Quantitaͤt des aus einem
Teichgrunde Herauszuſchaffenden, verſchieden.
Wenn mehrere Monate darauf verwandt werden
muͤſſen, den Grund niederzubringen und viel
wegzuſchaffen, ſo gehoͤrt das zum Ausgra-
ben
. Geringere Quantitaͤten werden dagegen nur
ausgeraͤumt; und wenn bloß Raſen oder et-
was Schutt, Hecke und dergleichen abzufuͤhren iſt,
ſo wird ein ſolcher Teichgrund bloß abgeraͤumt;
Unterſchiede — die bloß von der, den Arbeiten
gegebenen, Benennung (zur beſſern Einſicht der
Arbeitenden) herruͤhren, und beibehalten werden.


Folgen-
[139]

Folgender Umſtand macht bisweilen ungeſchick-
ten Arbeitern viel Muͤhe. Es trift ſich oft, daß
das im Teiche zu ſammelnde Waſſer in Gehoͤlze
tritt, ſo wie ſein Spiegel anfaͤngt groͤßer zu wer-
den. An dieſen Stellen des Gehoͤlzes, die noch zu
Teichgrund werden, haut man die Baͤume nebſt
dem Unterholze nieder, weil ſie die Naͤſſe nicht
wuͤrden vertragen koͤnnen, und fuͤhrt ſie ab. Die
kleinen Staͤmme des Unterholzes verfaulen bald,
nicht ſo die eigentlichen Staͤmme der Baͤume. Je
dicker und von je haͤrterm Holze dieſe ſind, deſto
laͤngere Zeit halten ſie ſich unverfault. Sie muͤſ-
ſen daher aus dem Teichraume herausgehohlt wer-
den, und beſonders iſt dieß da noͤthig, wo Teiche
zur Fiſcherei ſtark gebraucht werden ſollen. Um
nun dieſe Staͤmme aus der Erde zu ſchaffen, um-
graͤbt man ſie erſt einen oder zwei Fuß tief. Dann
untergraͤbt man ſie, ſo viel man kann, und ſucht
ſie durch lange und ſtarke Hebel, die man unter
ſie zwaͤngt, heraus zu wippen. Sitzen ſie aber zu
feſt, ſo muß man hoͤlzerne, beſſer eiſerne
Winden zu Huͤlfe nehmen, und die Staͤmme mit-
telſt ihrer und eiſerner Ketten heraus winden.
Sind die Staͤmme von Umfange groß, von dich-
tem Holze, und ſehr aͤſtig, ſo daß man ſie nicht
gut in Stuͤcken zerſpalten kann, ſo bohrt man Loͤ-
cher in ſie hinein, beſetzt ſolche mit Schießpulver,
und zerſprengt ſie. Beſſer iſts, ſich dieſe Arbeit
mit den Staͤmmen zu erſparen, und deswegen den
Baum, ehe er noch abgehauen wird, rund umher
zu
[140] zu umgraben, und ſeinen Fall auf dieſe Weiſe
nach einer beliebigen Richtung zu bewirken. Da
nimmt der Baum, gleich ſelbſt die Wurzeln mit
heraus. Doch iſt einige Vorſicht hiebei noͤthig,
daß man den Baum wenn ſein Fall nahe bevor-
ſteht, nicht zu ploͤtzlich umfallen mache, daß die
Leute erſt retiriren koͤnnen. Zu dem Ende wird er
auch, zumal an Abhaͤngen, erſt auf einer Haͤlfte
bloß umrodet, da, — wo er hinfallen ſoll. Dann
wird von der andern Seite nachgeholfen.


In Anſehung des Abraͤumens und auch des
Ausgrabens iſt noch dieſe Erinnerung noͤthig, daß
man alles, was abgeraͤumt und ausgegraben iſt,
wenn es noch gebraucht werden kann, gleich vom
Anfange der Arbeit und des Baues an, ſo viel als
moͤglich iſt, an ſolche Stellen bringe, wo es zum
Behufe des Dammes gleich mit verarbeitet werden
kann. Verabſaͤumt man dieß, ſo entſteht unver-
meidlich Koſten- und Zeitaufwand. Der Raum
wird gleichfalls nur verſperret, und dem allen
kann doch leicht abgeholfen werden. Man wende
hier nicht ein, daß dieß gar nicht moͤglich ſey zu
leiſten; — ſo wie ein guter Hausvater jedem
Dinge den gehoͤrigen Platz anweiſet, ohne es erſt
viel hin- und herzuwerfen, ſo iſt auch dieſes moͤg-
lich, wofern es nur gehoͤrig angefangen, und
nicht uͤbereilt zu Werke gegangen wird.


§. 69.
[141]
§. 69.

Der zweite Umſtand, der die Bearbeitung der
Teichgruͤnde noͤthig machen kann, iſt das Unver-
moͤgen des Grundes, Waſſer zu halten. Dieſer
Fall iſt immer bedenklich. Doch zum Troſte aller,
welche Teiche bauen, kommt er ſelten auf die Art
vor, daß der ganze Teichgrund dieſe uͤble Beſchaf-
fenheit haͤtte, ſondern mehrentheils haben nur
einzelne Stellen vorbenannten Fehler. Die Ur-
ſachen ſelbſt, warum der Teichgrund kein Waſſer
haͤlt, ſind hauptſaͤchlich folgende: Erſtlich, ein ſehr
leichter Boden und lockerer Grund; Zweitens,
maͤchtige Lager von Flug- und Triebſande, oder
allerhand Steinen und Geſchieben; Drittens, Zer-
kluͤftungen des Geſteins, dahin auch die ſogenann-
ten Kalkſchlotten gehoͤren; Viertens, tiefer Sumpf
und Moraſt.


Wo nun der ganze Teichgrund kein Waſſer hal-
ten kann, beſonders wegen Nr. 1 und 2, da
iſt das Rathſamſte, wenn man große Koſten ſcheuen
muß, ſolche Stellen zu verlaſſen, und wenn es ſonſt
moͤglich iſt, andere zu waͤhlen. Kann man aber von
einer ſolchen Stelle nicht abgehen, ſo muß man ent-
weder ſo lange ausgraben und ausraͤumen, bis
man einen beſſern Boden findet, oder man verſucht
es mit kuͤnſtlichen Mitteln, dem Boden die gehoͤrige
Dichtigkeit zu geben. Dahin gehoͤrt denn das
Ausſchlaͤmmen, und das Ausſetzen des
Teichgrundes mit Thon oder Raſen.


Das
[142]

Das Ausſchlaͤmmen oder Verſchlaͤmmen
beſteht darin, daß man hoch im Teichgrunde ei-
nen kleinen maͤßigen Sumpf macht, in welchen zu-
fließende Waſſer geleitet werden. J dieſen
Sumpf ſtuͤrzt man ganz klaren feinen Leimen oder
guten Thon, welchen das im Sumpfe befindliche
Waſſer aufloͤſen und in den weiter unterwaͤrts ge-
legenen Teichgrund fuͤhren muß.


Ehe alſo der Damm nicht ſchon etwas in die
Hoͤhe gebracht, oder ſonſt eine Bruſtwehr dem
thonichten Waſſer entgegengeſetzt iſt, kann man
das Ausſchlaͤmmen gar nicht vornehmen. Dieß
truͤbe Waſſer, das aus dem Sumpfe heraus laͤuft,
und ſich uͤber dem Teichgrunde an den ſchadhaften
Stellen ſammlet, verſtopft, ſo wie es ſich ſetzt, die
kleinen Loͤcher, und uͤberdeckt ſie mit dem praͤzipi-
tirten Schlamme und Thone. Man darf daher
das Waſſer nicht eher von dem Teichgrunde rein
ablaufen laſſen, bis der Thon in ihm voͤllig ge-
ſunken, und daſſelbe voͤllig klar geworden iſt.
Damit aber oben im Sumpfe das Waſſer den Thon
recht gut und leicht aufloͤſe, und das Waſſer ſehr
dick und truͤbe in den Teich komme, laͤßt man bei
oder in den Sumpf hinein, auf eine Erhoͤhung,
einen ſtarken erwachſenen Menſchen treten, und
durch dieſen den Thon rund umher, mit einem
eiſernen leichten Harken fleißig umruͤhren. Hie-
durch wird er ganz klar, und zuletzt alles einem
duͤnnen Breie aͤhnlich. Wenn nun eine Portion
im
[143] im Sumpfe verbraucht iſt, ſo faͤngt man mit der
zweiten an, u. ſ. f.


Das Ausſetzen mit Thon oder Raſen, ge-
ſchieht auf folgende Art. Man nimmt den Thon,
laͤßt ihn ganz klein zerhacken, und ihn an die feh-
lerhaften Stellen hinfahren. Da wird er dann
duͤnn aus einander gezogen, jedoch ſo, daß die Schicht
ſelbſt etwa 8 bis 10 Zoll hoch bleibt. Wenn
er voͤllig umher geſtuͤrzt und verbreitet iſt, ſo laͤßt
man ihn mit umgekehrten Hacken, recht derb in
einander ſchlagen, und nachher die entſtandenen
Loͤcher mit anderm Thone wieder ausfuͤllen. Dann
wird dieſe Schicht etwas, doch nicht zu derb uͤber-
ſtampft. Iſt dieſes geſchehen, ſo ſtuͤrzt man eine
zweite Schicht von eben ſolchem klaren Thone auf,
und wenn auch dieſe zuvor gehoͤrig umher gezogen
worden, ſo daß alles fein eben liegt, ſtampft man
ſie gleichfalls, und zwar itzt mit aller Gewalt,
daß ſie fertig, beinahe einem Eſtrich gleich ſieht.
Dieſe beiden Thonſchichten muͤſſen dann etwa 18
Zoll hoch liegen. Man mengt ſehr gern unter
den Thon, ein Sechstheil der geſammten Menge,
Sand oder kleinen Schutt; dadurch bekoͤmmt er
eine deſto beſſere Verbindung.


Will man aber die ſchadhaften Stellen mit
Raſen beſetzen, ſo muß zuvor, wenn man es irgend
haben kann, erſt die Grundſchicht von Thon ge-
macht werden, auf die nemliche Art wie eben ge-
lehrt worden. Dann wird der Raſen, der zu
dieſem
[144] dieſem Behufe ſtuͤckweiſe in Form gleichſeitiger
Quadrate, oder nur in langen (2 Fuß langen und
1 Fuß breiten) Streifen geſtochen iſt, daruͤber
hergeſetzt, das Gruͤne deſſelben unten, die Wur-
zeln hingegen oben. Zwiſchen die entſtandenen
Ritzen wird etwas guter Thon gelegt, ſolche aus-
gefullt, und das ganze nachher derb uͤberſtampft,
dann iſt man mit dieſer Arbeit fertig.


§. 70.

Sind Zerkluͤftungen die Urſachen, warum
der Teichgrund kein Waſſer haͤlt, ſo muß man
erſt den ganzen Teichgrund rein abraͤumen laſſen.
Dann viſitirt man ihn genau und bezeichnet die-
jenigen Stellen, welche als untauglich befunden
werden, ſorgfaͤltig mit kleinen Pfaͤhlen. Dieſe
Zerkluͤftungen, deren unten noch beim Grundgra-
ben weiter gedacht werden muß, fuͤllt man ſodann
mit einer Miſchung aus feinem Sande (etwa ⅔)
und gutem Thone, (etwa ⅓) die recht trocken
gemacht iſt, und aus ganz kleinen Stuͤcken beſteht,
voll. Beiher wird das Eingefuͤllte in den Ritzen,
von Zeit zu Zeit mit etwas Waſſer begoſſen, und
dann mit dem Einfuͤllen wieder fortgefahren.
Oben werden nachmals die Zerkluͤftungen noch ganz
dicht mit dem beſten Thone ausgeſchlagen, und
hinter her uͤber ſie eine Schicht Thon von 12 Zoll
Hoͤhe, und auf dieſe noch eine zweite Schicht von
Raſen, geſtampft. Am beſten iſt es jedoch, lau-
ter Thon und gar keinen Raſen dabei zu gebrauchen.


Es
[145]

Es kann ſich treffen, daß zwiſchen den Zer-
kluͤftungen, einige kleine oder wenige Stellen gut
ſind, dieſe werden aber dennoch auch mit uͤber-
deckt, um ſeitwaͤrts dem Waſſer alle Communica-
tion mit den Kluͤften abzuſchneiden, und dem Tho-
ne und Raſen eine deſto beſſere Verbindung zu
geben.


Große Kalkſchlotten die beinahe zu Tage
ausgehen, ſind noch weit gefaͤhrlicher als die eben
angefuͤhrten kleinen Zerkluͤftungen. In der Naͤhe
ſolcher Schlotten iſt man ſelten verſichert feſten
Grund zu haben; denn dasjenige, was in dieſem
Jahre vollkommenen Halt verſprach, iſt vielleicht
ſchon im kommenden eingeſtuͤrzt. Man darf nur
die Oberflaͤche ſolcher Berge und Gegenden be-
trachten, wo Schlotten ſind, wie ſich da der Boden
faſt aller Orten ſenkt, und ganze Stuͤcken einbre-
chen. Oefters weiß man die Schlotten, oͤfters
auch nicht. Wenn man daher an ſolchen Orten
bauen muß, ſo iſt es dem gluͤcklichen Ohngefaͤhr
faſt jederzeit zu danken, wenn der Bau gelingt.
Weiß man hingegen genau, wo der Ausgang einer
Schlotte am Tage iſt, ſo laͤßt man den Ort rein
abraͤumen, und ſucht ihn noͤthigenfalls erſt hin-
laͤnglich auszufuͤllen, dann aber legt man, wie vor-
hin geſagt worden, eine Schicht Thon oder Ra-
ſen auf, und hilft ſich, ſo gut als es die Umſtaͤn-
de erlauben wollen.


Teichb. KWeiß
[146]

Weiß man nicht ganz genau, wo der Ausgang
der Schlotte iſt, ſo kann man ihn durch hin und wie-
der ausgegoſſenes Waſſer, beſſer durch Baͤche, die man
in die Gegend leitet, wo man ſie vermuthet, zu er-
forſchen ſuchen, und dann nach dem Bisherge-
ſagten verfahren.


§. 71.

Noch ſchlechterer Teichgrund als alle vorbe-
nannte, iſt endlich der moraſtige, und ſumpfi-
ge
. Das Vorzuͤglichſte, was man gleich anfangs
bei ihm zu beobachten hat, iſt dieß, ob man nicht
im Stande ſey, den Sumpf abzuleiten. Kann
man dieß bewerkſtelligen, ſo hat man ſchon viel
gewonnen. Das Ableiten geſchieht durch Graͤben,
die man von tiefer gelegenen Punkten nach des
Sumpfes tiefſten Stellen hinfuͤhrt. Koſtbarere
Mittel, zum Beiſpiel das Ausſchoͤpfen mit Waſſer-
ſchnecken, Pumpen, Schoͤpfraͤdern u. ſ. w. zu
gebrauchen, kann nur im dringendſten Falle ange-
rathen werden, wenn nemlich das Ableiten des
Waſſers gar nicht moͤglich zu machen iſt. Da wird
aber auch in der That aus der ganzen Anlage ſel-
ten etwas Gutes entſtehen, wofern man nicht Geld
genug anzuwenden hat.


Iſt das Gewaͤſſer durch Ableiten, oder auf an-
dere Weiſe gaͤnzlich gewaͤltigt, ſo unterſucht man
den Boden, und wenn man ihn ziemlich tauglich
glaubt, graͤbt man das Unbrauchbare deſſelben
aus,
[147] aus, und verbeſſert die noch ſchadhaften Stellen
durch Thon, Raſen, auch wol durch Pfaͤhle. Fin-
det man den Gebrauch dieſer Mittel nicht dienlich,
ſo hilft man dem Boden durch uͤbergeſtuͤrzten
Schutt, der mit vielem Thon vermiſcht iſt, ſo gut
als man kann. Bei der Naͤſſe ſetzt ſich der einge-
ſtuͤrzte Schutt beſſer auf einander und macht den
Boden dichter. Oft gelingt dieß zwar, aber eben ſo
oft auch nicht; daher denn dieſe Art von Arbeit
ſtets mißlich bleibt.


Wenn der Sumpf oder Moraſt gar zu tief und
der Boden ganz untauglich iſt, ſo muß man ge-
woͤhnlich ihn ſtehn laſſen und andere Anſtalten
treffen, weil die Koſten gar zu ſehr ſtark anlaufen.
Ueberdieß findet ſich dann auch an ſolchen Plaͤtzen
wenig guter Grund fuͤr die Daͤmme, und wenn
man nicht die koſtbarſten Mittel anwendet, ſo be-
kommen dieſe auch eine ſchlechte Dauer. Statt
eines ſolchen elenden Teiches, iſt es deswegen im-
mer rathſamer Waſſerkuͤnſte anzulegen, die das
benoͤthigte Waſſer auf beliebige Punkte bringen
koͤnnen, ohne ſo wenig Dauer zu haben. Wie
man uͤbrigens den Daͤmmen bei ſchlechtem
Grunde, durch Spundpfaͤhle, Roͤſte und Piloti-
ren helfe, folgt unten mit mehrerm.


Einzelne kleine Stellen, die ſich hin und wieder
finden, und kein Waſſer halten, behandelt man
auf gleiche Weiſe, wie in dieſen letztern §§ ange-
geben iſt, und dieſe machen wenig Hinderniſſe.
K 2Mit
[148] Mit beſonderm Nutzen wendet man das Verſchlaͤm-
men bei ihnen an, und wenn dieſes nur einige
Zeit wiederholt iſt, wird das Uebel bald und leicht
gehoben. Starke Regenguͤſſe ſchlaͤmmen gleichfalls
viel feines Erdreich und Steine in die Teichgruͤnde,
und beſſern ſie ohne Koſten und Muͤhe aus, ſo gut
wie Menſchenhaͤnde, machen alſo das Verſchlaͤm-
men durch die Kunſt entbehrlich. Von den Ge-
ſtein-Schichtungen folgt unten das Noͤthigſte beim
Grundgraben.


Iſt endlich ein Teichgrund flach und auch zu-
gleich nicht waſſerhaltig, ſo hat man Urſach genug
auf ihn gar keine Ruͤckſicht zu nehmen, und ſich
umzuſehn, wie man ſeinen Zweck auf beſſern und
leichtern Wegen erreichen moͤge.


§. 72.

Die Teichgruͤnde ſind es nicht allein, welche
vor ihrem wirklichen Gebrauche erſt einige Bearbei-
tung verlangen; auch die Seiten dieſer Teichgruͤn-
de beduͤrfen derſelben. Alle Arbeiten, die bei ih-
nen vorkommen, kann man eintheilen


  • 1) in die Auffuͤhrung der Seiten, wenn ſie
    fehlen, zu niedrig und zu ſchwach ſind; ferner
  • 2) in die Ausbeſſerung derſelben, wenn ſie
    zwar hoch und dick genug, aber dennoch noch
    nicht ganz tauglich ſind.

Wenn die Gegend ſehr flach iſt, und man da-
durch genoͤthigt wird neue Widerlagen aufzufuͤhren,
(wofern
[149] (wofern man nicht ausgraben will) ſo muß man
ſie nach denſelben Regeln behandeln, die bei der
Auffuͤhrung der Daͤmme zu beobachten ſind. Des-
halb muß das, was uͤber dieſe bereits geſagt iſt,
und unten noch weiter geſagt werden ſoll, nachge-
leſen und angewendet werden.


Sind aber wirklich ſchon Widerlagen da, nur
aber zu flach, ſo merke man dieſes. Die von der
Natur gebildeten Seiten ſind ſo gut als Daͤmme
anzuſehn, wie es durch Kunſt aufgefuͤhrte Seiten
ſind; ſie haben ja eben den Druck des Waſſers
und eben die Gewalt der Wellen auszuſtehn wie
eigentliche Daͤmme. Beduͤrfen alſo dieſe Seiten
einer Erhoͤhung, ſo muß dieſe ſo beſchaffen ſeyn,
daß kein Waſſer uͤber ſie hinweg gehn kann, und
daß ſie gehoͤrig dicht und ſtark genug iſt. Eigent-
lich ſollten nun zwar alle Erhoͤhungen der Seiten,
in Geſtalt von Daͤmmen gemacht werden; traͤgt
man ſie aber nur einen oder zwei Fuß hoch auf, ſo
macht man eben nicht viel Umſtaͤnde mit ihnen, ſon-
dern ſtuͤrzt ſie ſchlechthin von bloßem Schutte auf,
und laͤßt ſie blos einmal uͤberſtampfen, weil ſie
nach §. 23. dieß nicht allzuſehr noͤthig haben.


Werden aber die Erhoͤhungen uͤber 2 Fuß hoch
aufgetragen, ſo muß man ſie ſchon wie kleine
Daͤmme behandeln. Da graͤbt man ihnen einen
kleinen ſchmalen Grundgraben, ſetzt in ſolchen ei-
ne kleine Raſen- oder Thonbruſt, und laͤßt hinter
und vor ſolche, Schutt vorſtuͤrzen, der nebſt der
Bruſt
[150] Bruſt zweimal geſtampft wird; bei groͤßerer Hoͤhe,
z. E. 10 — 12 Fuß — auch wol ſchon dreimal,
und da verfaͤhrt man voͤllig wie bei großen Daͤm-
men.


An denjenigen Stellen, wo die Erhoͤhungen am
hoͤchſten ſeyn muͤſſen, erhalten ſie natuͤrlich auch
mehrere Dicke, als da wo ſie niedriger ſeyn koͤn-
nen. Erforderten nun die Erhoͤhungen bald eine
groͤßere bald eine geringere untere Breite, ſo
nimmt man hierauf dennoch nicht ſo genaue Ruͤck-
ſicht, und giebt ihnen lieber eine angemeſſene
durchgaͤngig gleiche Breite, oder wenigſtens
eine ſolche, deren Groͤße immer mit der Laͤnge der
Erhoͤhung zu- oder abnimmt; nachdem es die Um-
ſtaͤnde erheiſchen, ſo bekommen ſie theils ein beſſe-
res Anſehn, theils — und das iſt das Wichtigſte —
einen beſſern Halt.


Sind hingegen die Widerlagen hoch genug,
aber nur ſo gebildet, daß ſie mehrere Dicke noͤthig
haben, ſo ſucht man, nach der im Obigen gegebnen
Anleitung, diejenige Dicke der Seite, welche dem
Waſſer gehoͤrig zu widerſtehen faͤhig iſt, aus der
gegebnen Hoͤhe des Waſſerſtandes. Dieſe zeigt
dann bald, ob die Widerlage zu ſchwach und um
wie viel ihre Dicke noch zu vergroͤßern iſt. Waͤre
z. E. die untere Breite oder Dicke der Widerlage
18 Fuß, die Rechnung forderte aber 36 Fuß, ſo
muͤßten zu der gegebnen Dicke der Widerlage noch
18 Fuß zugelegt werden. Nun kann man aber
dennoch
[151] dennoch noch nicht ſogleich zur Verſtaͤrkung ſelbſt
ſchreiten, ſondern man muß erſt noch darauf ſehn,
ob auch das vorhandene Stuͤck Widerlage tauglich
ſey oder nicht. Da raͤumt man ſie dann im er-
ſten Falle rein ab, laͤßt das fuͤr die Erhoͤhung be-
ſtimmte Material herbei fuͤhren und in die Hoͤhe
bringen und, wie bei ſolchen Anlagen gewoͤhnlich
iſt, ſtampfen. Im zweiten Falle raͤumt man alles
Schadhafte gaͤnzlich weg, und macht die Erhoͤhung
mit der benoͤthigten Dicke fertig, oder wol gar
ganz neu.


§. 73.

Es muß nun ferner der Ausbeſſerung der Sei-
ten gedacht werden. Da finden ſich denn dreierlei
Arbeiten, nemlich die Abraͤumung derſelben, die
Befeſtigung gegen das Nachſtuͤrzen des Gebirges,
und die Verwahrung gegen den Durchgang des
Waſſers; Hoͤhe und Dicke der Widerlagen kom-
men alſo hier gar nicht in Betracht, da ſie als
hinlaͤnglich angenommen werden.


Die Abraͤumung geſchieht auf die nemliche
Weiſe, wie im Vorigen bei den Teichgruͤnden gezeigt
iſt, und die §. 67. faſt am Ende gegebene Haupt-
regel gilt hier gleichfalls in vollem Maaße. Da
aber die Angreifung dieſer bekannten Arbeit ſich
durch das Locale allezeit naͤher an die Hand giebt,
ſo waͤre deßfalls eine weitere Beſchreibung un-
noͤthig.


Die
[152]

Die Befeſtigung gegen das Einſtuͤrzen der Flaͤ-
chen der Widerlage im Teichraume, macht nur
ſelten zu ſchaffen. Denn dasjenige, was von den
Seiten nicht von ſelbſt ſtehen will, muß man
gleich rein mit abraͤumen, und dabei iſt es noͤthig,
den Seiten der Widerlagen die Geſtalt der Boͤ-
ſchungen zu geben. Oben wird alſo das Meiſte
abgeraͤumt, unten am Fuße der Widerlage nur ein
weniges. Bei einem Winkel von 45 bis 55 Grad,
den eine doſſirte Widerlage im Teichraume be-
koͤmmt, ſteht dieſelbe gewiß. Wollte man aber
ja ſich auf eine andere Art helfen, ſo muͤßte man
gegen die den Einſturz drohenden Stellen, Fut-
termauern vorziehn. Allein in ſehr vielen Faͤllen
wuͤrde dieſes Huͤlfsmittel uͤbel angebracht ſeyn, weil
es beſſer iſt ſolchen drohenden Schutt gleich an-
fangs herein zu hohlen und auszuraͤumen. Man
gewinnt hier bei dem dritten Theile der Koſten,
mehr Raum und Schutt, den man bei Futter-
mauern einbuͤßt. Wegen dieſer Mauern koͤmmt
unten mehreres vor.


Wenn die Widerlagen befuͤrchten laſſen, durch
zarte Erde, Thon, oder kleinen ſteinichten Schutt ꝛc.
den Teichgrund voll zu ſchlemmen, ſo begegnet man
dieſem folgendergeſtalt. Laͤngſt dem Teichſpiegel
(etwa eine gute Elle hoͤher, als der hoͤchſte Waſſer-
ſtand ſeyn ſoll) fuͤhre man einen 2 Fuß breiten,
und 1½ Fuß tiefen Graben an den Widerlagen
hin; dieſer wird das, was von den Seiten abge-
waſchen
[153] waſchen werden koͤnnte, auffangen. Den Graben
ſelbſt leite man nach dem Fluthbette hin, und ge-
be ihm gegen daſſelbe etwas Fall, und eine Oeff-
nung. Dann wird bei Regen das Hineinge-
ſchlaͤmmte mit dem durch das Fluthbette ablaufen-
den Waſſer davon laufen und den Teich nicht ver-
unreinigen. Bei Fiſchteichen hat man ſich jedoch
vorzuſehn, daß hiedurch den Fiſchen nicht zu
viel
, und noch weniger alle Nahrung geraubt
werden moͤge.


Wenn endlich die Seiten kein Waſſer halten
wollen, ſo muß man an den ſchadhaften Plaͤtzen,
mit einem Waſſerhaltigen Material vorbauen, oder
ſie damit bedecken.


Thon und Raſen ſchickt ſich auch hierzu am
beſten; denn ſteinerne Vorbaue wuͤrden zu viel
koſten und dennoch nur weniger dicht ſeyn, wenn
man ſie nicht auf eine ſehr pretioͤſe Art auffuͤhren
wollte. Mit Quadern und Waſſermoͤrtel koͤnnte
es allerdings gut bewerkſtelligt werden; aber hier-
zu bequemt man ſich nur im aͤußerſten Nothfalle.
Eine hoͤlzerne Befeſtigung waͤre zwar genugſam
Waſſerdicht zu machen; allein die Verwahrung der
Seiten gegen das Waſſer-Durchziehn, auf dieſe
Art bewerkſtelligt, iſt wegen der wenigen Dauer,
anſehnlichen Koſten, und beſchwerlichen Repara-
turen gaͤnzlich zu verwerfen. Man ſucht alſo den
Durchgang des Waſſers folgendergeſtalt zu ver-
hindern.


Zuerſt
[154]

Zuerſt raͤumt man die Seiten rein ab, kehrt
allen Staub von ihnen herunter und laͤßt zufoͤr-
derſt, alle ſich vorfindenden Ritzen und Loͤcher, mit
Letten oder ſonſtigem guten Thone derb ausfuͤllen.
Damit der Thon deſto beſſer haften moͤge, wird da,
wo er hinkommen ſoll, der Boden oder die Seite mit
etwas Waſſer begoſſen, ſonſt zieht er ſich von dem
trocknen gern loß. Nun wird, wenn dieß Aus-
fuͤllen der Spalten noch nicht hinreichend ſeyn
ſollte, vor die Widerlage ſelbſt noch eine Bruſt
vorgeſetzt, die entweder aus Thon oder Raſen be-
ſtehen kann. Iſt ſie von Thon, ſo wird ſie in ei-
nem fort, ohne Aoſaͤtze zu machen, Fuß fuͤr Fuß
laͤngſt den Seiten hin vorgelegt, ſo dicht als moͤg-
lich an das Gebirge verbunden, und immer waͤh-
rend der Arbeit geſtampft. Die Dicke derſelben
kann 15 bis 18 Zoll betragen. Es iſt jedoch nur
dann rathſam, eine ſolche Thonbruſt zu waͤhlen,
wenn die Widerlagen nicht zu ſteil, ſondern mehr
flach abfallen. Wenn das erſtere ſtatt findet, ſo
muß man die Bruſt von Raſen machen; dieſe kann
man gleichſam aufmauern, welches der Thon nicht
ſo gut geſtattet, da er fuͤr ſich nicht ſo feſt ſtehn
bleibt als Raſen.


Solche Bruͤſte werden noch uͤber das Ende der
ſchadhaften Stellen etwas hinausgefuͤhrt, um
alle Waſſer genau abzuhalten. Einzelne kleine
unſchadhafte Stellen zwiſchen den untauglichen
werden, um die Verbindung der Bruͤſte nicht zu
ſchwaͤchen, gleich auch mit uͤberdeckt.


Eine
[155]

Eine ſolche Bruſt von Raſen, die nicht mit
der weiter unten vorkommenden verwechſelt wer-
den muß, bekommt den 6ten, 7ten oder 8ten Theil
ihrer Hohe zur untern Staͤrke, auf dem Grunde,
auf dem ſie aufgebauet werden ſoll, und es iſt ſehr
dienlich, fuͤr ſie in dem Teichraume einen kleinen
Fuͤllmund zu graben. Bei der Arbeit ſelbſt wird
ein Raſen neben dem andern geſetzt, dicht an den
Boden, und auf einander geſtampft, und alle
Ritzen zwiſchen ihnen und der Widerlage, inglei-
chen die groͤßern offen bleibenden Raͤume voͤllig
mit weichem Thon ausgeſchlagen, daß die Bruſt
fein dicht und dadurch waſſerhaltig wird.


Hin und wieder kann man auch die Raſen, ei-
nen auf den andern, mit einzelnen 12 Zoll lan-
gen eichenen, Fingers dicken Pfaͤhlen, anheften.
Die Raſen darf man nicht zu kurz und
nicht zu lang, auch nicht zu ſchmal ſtechen
laſſen, ſonſt giebt es viel Zwiſchenraͤume, die
nicht ſo ganz dicht, als die Raſen ſelbſt ſind,
ausgeſtopft werden koͤnnen, und hiedurch leidet die
Feſtigkeit. Unten wird mit Mehrerm ausfuͤhrlicher
dargethan, wie eigentlich das Raſenſetzen am be-
ſten betrieben werde.


Folgende Betrachtungen uͤber die Anſtellung
der Arbeiter ſind hier mit angehaͤngt. Ob ſie
gleich nicht eigentlich hier in dieſe Abtheilung ge-
hoͤren, ſo ſind ſie doch um des Praktiſchen willen
hieher verlegt worden, welches der Leſer zu Gute
halten wird.


§. 74.
[156]
§. 74.

Die gewoͤhnliche Art, wie die Arbeiter bei
ſaͤmmtlichen vorbenannten Arbeiten angeſtellt zu
werden pflegen, iſt dieſe: Eine Abtheilung der
geſammten Menge der Arbeiter, wird dazu beor-
dert, Schutt, Steine und Erdreich, ferner eine
zweite Abtheilung, Raſen und Thon zu gewin-
nen. Gemeiniglich ſtehen dieſe Leute an einander
hinaus, und jeder gewinnt fuͤr ſich, oder gemein-
ſchaftlich mit ſeinen Nachbarn, wenn die Arbeit zu
ſchwer faͤllt, das Stuͤck Material, oder Schutt,
Klippe ꝛc. deſſen Wegraͤumung oder Gewinnung
noͤthig iſt.


Dieſe Perſonen bekuͤmmern ſich nicht darum,
wie und wenn eher das Loßgearbeitete fortgeſchaft
wird. Zu dieſem Behufe ſind nun andere Abthei-
lungen der Leute beſtimmt. Von dieſen faͤhrt ein
kleinerer Theil mit Lauf- und Hohlkarren herbei,
und ſchafft auf ſelbigen das Gewonnene und Loß-
gemachte fort, welches waͤhrend ſeiner Abweſen-
heit von noch einem andern kleinern Theile von Leu-
ten aufgeladen iſt. Hiezu werden aber doppelte
Mengen von Lauf- oder Hohlkarren erfordert,
oder man faͤhrt, wie man ſagt, mit Wechſelkarren.
Dieſe Art iſt ſehr vortheilhaft, denn da wird
nicht ſo viel Zeit verſaͤumt.


Was Raſen, Thon, und ſchwerere Materia-
lien ſind auch wenn ſolche weit her anbeigeſchaft
werden muͤſſen, dieſe werden auf Karren, die mit
Pfer-
[157] Pferden beſpannt ſind, oder auch auf Hohlwagen
herbeigefuͤhrt. Die Menſchen wuͤrden ſolche nicht
ſchnell genug, und nicht in gehoͤriger Menge an-
fuͤhren koͤnnen.


Zu dieſen Pferdekarren oder Wagen muͤſſen
jedoch wieder Leute beordert werden, und zwar
eine Parthie, die an Ort und Stelle, wo das
verlangte Material gewonnen wird, aufladen hel-
fen. Die andere Parthie iſt an Ort und
Stelle, wo das Herbeigefuͤhrte hinkommen ſoll, und
beſchaͤftigt ſich blos mit dem Abladen. Bei dem
Hohl- und Laufkarren aber fehlen die Ablaͤder,
denn alle die, welche Schutt ꝛc. karren muͤſſen, ſtuͤr-
zen auch ſelbſt ab, ohne Anderer Beihuͤlfe. Wie-
der eine neue Abtheilung von Leuten arbeitet das
Herbeigefuͤhrte wirklich zu dem verlangten Werke,
und da muͤſſen welche zum Theil das Material aus
einander ziehn, Andere ſtampfen ſolches, noch An-
dere beſſern nach. Kurz — fuͤr jede Beſchaͤf-
tigung
werden Truppe von Leuten an-
geſtellt, die alle zugleich Jeder ſeine vorgegebene
Arbeit warten, und das Verlangte verfertigen und
leiſten muͤſſen.


Man ſieht gleich, daß es ein beſonderer Vor-
theil ſeyn muͤſſe, alle dieſe Leute gleich uͤberſehn
und beurtheilen zu koͤnnen, ob ſie fleißig ſind und
das ihrige redlich thun, ob ſie das verlangte Ge-
ſchaͤft richtig betreiben, oder verkehrt behandeln,
ob Einer den Andern hindere, u. ſ. f. Das meiſte
beruht
[158] beruht hiebei auf guter Wahl und richtiger Dispo-
ſition der Arbeiter und Forderungs-Mittel.
Dieſen Stuͤcken wollen wir etwas naͤhere Aufmerk-
ſamkeit goͤnnen.


§. 75.

Man wird ſich bei der Wahl ſeiner Arbeiter
ſehr gluͤcklich zu ſchaͤtzen haben, wenn man unter
dem vorhandenen Corps von Arbeitern, im Durch-
ſchnitte etwa ⅓ traͤge und ungeſchickte, die andern
dagegen als fleißige und brauchbare Arbeiter auf-
weiſen kann. Die Erfahrung widerlegt nur zu
gruͤndlich, was man von lauter fleißigen und
brauchbaren Arbeitern ſich einbilden oder ruͤhmen
mag. Man wird bei aller Aufmerkſamkeit dennoch
faſt taͤglich, wenigſtens etwas hintergangen, wie
man bald gewahr werden kann, wenn man nur
Sammelplaͤtze von vielen Arbeitern beſuchen und
beobachten will. Ueberdieß noͤthigen ſehr oft Um-
ſtaͤnde, daß man gar ſo ſtreng nicht ſeyn darf, und
die Leute nehmen muß, wie ſie zu haben ſind, z. E.
in der Erndtezeit, wo viele Perſonen die Arbeit
verlaſſen, und aufs Feld gehn.


Ueberhaupt hat man in Anſehung des Fleißes
der Leute dahin zu ſehn, daß man ſie eines Theils
nicht ſelbſt faul mache, andern Theils, daß man
die Traͤgern in thatigern Zuſtand ſetze. Beides
kann leicht geſchehen.


Wenn man eine Menge von Leuten hat anlegen
muͤſſen; ſo werden die fleißigen Arbeiter, wie uͤber-
haupt,
[159] haupt, mit der Zeit wirklich faul, wenn ſie zu
dicht, oder ihrer zu viel an eine Arbeit geſtellt wer-
den. Da faͤngt am Ende Einer nach dem Andern
an, ſich auf ſeine Nebenkameraden zu verlaſſen,
und ſich ſelbſt zu ſchonen. Ferner bekommen ſie
hierdurch Anlaß zu Geſpraͤchen oder gar zu Zaͤnke-
reien, wodurch Einer den Andern von der Arbeit
ablenkt. Daher leidet denn auch die Foͤrderung.
Endlich aber kann unter obigen Umſtaͤnden leicht
Einer den Andern beſchaͤdigen, deswegen nehmen
ſie ſich mehr Zeit, als ſie ſonſt wuͤrden gebraucht
haben.


Eine andere Triebfeder zur Faulheit iſt das,
wenn das Gewonnene nicht ſchnell genug wegge-
ſchaft wird. Einmal werden die Leute dadurch
in der That gehindert, zweitens glauben ſie und
Andere, daß ſchon viel geſchehen waͤre, oder daß
ſie immerfort was thaͤten, weil ſtets Vorrath ge-
nug fuͤr die Foͤrdernden da iſt. Die Aufſeher ſelbſt
werden leicht hiebei getaͤuſcht.


Endlich iſt noch das eine Urſache zur Faulheit,
wenn man Fleißigen nicht mehr verdienen laͤßt als
Traͤgen, und ſie ohne Noth hofmeiſtert. Im er-
ſten Falle werden ſie gleichguͤltig, da ſie ſehn, daß
die Faulen ſich ſo gut ſtehen als ſie, die doch mehr
Ernſt bei der Arbeit brauchen; es entſteht alſo bei
ihnen ein gerechtes Mißvergnuͤgen, und daraus
Nachlaͤßigkeit.


Im letztern Falle, bei zu oͤfterm und unnoͤthi-
gem Tadel, macht man ſie verdruͤßlich, capricioͤs,
und
[160] und widerſpenſtig, und da bekoͤmmt ein Aufſeher
recht eigentlich ſeine Noth mit ihnen; beſonders
wenn ſie demſelben im Praktiſchen uͤberlegen ſind,
und er ſie noͤthigenfalls nicht gleich ſelbſt zu Rechte
weiſen, und ihnen entſchloſſen die Spitze bieten
kann.


§. 76.

Die traͤgern Perſonen fleißiger zu machen,
giebt es mehrere Mittel. Am beſten iſt es, wenn
man in ihnen Ehrgeiz anzuſpornen, und ſie da-
durch thaͤtiger zu machen ſucht. Zu dem Ende
verſpreche man ihnen verhaͤltnißmaͤßige kleine Praͤ-
mien; und haben ſie ihre Arbeit gut gethan, ſo
gebe man alsdann ihnen auch das Verſprochene,
ſonſt iſt alles verlohren. Denn wenn ſolche Leute
zu ihrer Faulheit noch Mißtrauen geſellen, ſo wer-
den ſie tuͤckiſch, und man kann nichts mehr mit
ihnen anfangen, und muß ſie fortjagen. Will
man keine Praͤmien geben, (die man nach und
nach in ein hoͤheres Lohn abaͤndern kann) ſo ſtecke
man die Faulen gleich anfangs mit unter die beſten,
treueſten Arbeiter, und gebe letztern, insgeheim
oder oͤffentlich, etwas Unteraufſicht uͤber jene.
Wenn nun Jeder raſch weg arbeitet, ſo muͤſſen
die Traͤgern auch mit fort, und ſich mehr anſtren-
gen, wofern ſie nur noch einigermaßen Ehrgefuͤhl
haben.


Mangelt ihnen dieß aber gaͤnzlich, ſo iſt das
Rathſamſte, ihnen einen eignen Unteraufſeher zu
geben,
[161] geben, und ſie an einen ſolchen Ort an die Arbeit
zu bringen, wo ſie den andern allen zur Schau
ausſtehen. Ein ſehr gutes Mittel bleibt auch da
die Vorſpiegelung eines hoͤhern Lohnes, zu dem
man ſich aber ſchlechterdings nicht ſogleich, und in
allzu kurzer Zeit darf im Geben bereitwillig finden
laſſen. Denn geſchieht dieß, ſo treiben ſie nur zu
bald die Arbeit wieder auf ihre vorige Weiſe, traͤ-
ge und fahrlaͤſſig, und bleiben nach wie vor, ohn-
erachtet des hoͤhern Lohnes, unbrauchbar.


Es iſt nicht ganz wohlgethan, wenn man die
Faulen, um ſie zu ſtrafen, an die ſchwerſten Arbei-
ten bringt; dadurch werden ſie vollends unempfind-
lich, und mehr abgeſchreckt als ermuntert. Ihnen
Schnelligkeit zu geben, muß man ſich vorzuͤglich an-
gelegen ſeyn laſſen, und das muß man auf meh-
rere Arten und durch mancherlei Arbeiten,
nicht aber blos durch ſchwerere, zu erreichen
ſuchen.


Endlich kann man ſie auch dadurch ſchrecken,
daß man ſie auf etliche Wochen ablegt, und ih-
nen die Arbeit verſagt. Denn da die Faulen nicht
ſo leicht Arbeit gleich wieder bekommen, als die
Fleißigen, ſo werden ſie oͤfters genoͤthigt, ſich mehr
anzugreifen, um nicht ganz und gar ledig zu gehn,
und zu hungern.


§. 77.

Will man nun die Arbeiter in einer Reihe zur
Arbeit anſtellen, ſo daß ſie ſeitwaͤrts durch ſich
Teichb. Lſeldſt
[162] ſelbſt nicht eingeſchloſſen ſind, ſondern ſich frei und
bequem bewegen koͤnnen, ſo darf der Zwiſchen-
raum zwiſchen zwei neben einander ſtehenden Per-
ſonen, nicht wol kleiner ſeyn, als 3 Fuß. Beſ-
ſer iſt es, ihnen 4 Fuß Raum links, und eben ſo
viel rechts zu geben. Nimmt man an, daß jeder
Menſch im Durchſchnitte genommen klein und groß,
2 Fuß breit ſey, ſo bekommt bei 4 Fuß Zwiſchen-
raum zwiſchen jedem Paare, Jeder 6 Fuß fuͤr ſich,
die er bearbeiten muß, welches bei Arbeiten, wo
man mit Hacken und Keilhauen zu Werke gehen
kann, gar nicht zu viel iſt.


Waͤre das Wegzuſchaffende ſehr leicht zu ge-
winnen, ſo koͤnnen ſie noch weiter aus einander zu
ſtehen kommen. Dieß zu erfahren, darf man nur
Acht geben, wie viel die Arbeiter bei maͤßig ange-
ſtrengten Kraͤften, in Zeit einer Viertel- oder hal-
ben Stunde verrichten, und nach ſolchen Beobach-
tungen ſtelle man ſie dann an.


Wie weit diejenigen, welche die Karren u. ſ. w.
einfuͤllen und beladen muͤſſen, hinter den Ge-
winnenden
ſtehn ſollen, laͤßt ſich wegen des
Locale, nicht genau beſtimmen. Indeß ſcheint
oben angegebene Weite von 4 Fuß Entfernung,
zwiſchen jeden an einander hinaus ſtehenden Per-
ſonen, auch fuͤr ſie zweckmaͤßig zu ſeyn, voraus-
geſetzt, daß die Beſchaffenheit der Foͤrderungsmit-
tel nicht mehr erfordert, ſonſt holen nur die
Einfuͤller den Schutt u. ſ. w. zwiſchen den Fuͤßen
der
[163] der Gewinnenden hinweg, welches Verſaͤumniß
und Neckereien verurſacht.


Zu allen gefaͤhrlichen Arbeiten muß man die
vorſichtigſten und geſchickteſten Arbeiter nehmen,
ſelbſt wenn ſie nicht die Fleißigſten ſeyn ſollten;
dieſe kann man ſehr bald aus den Andern heraus-
finden.


Allzu aͤltliche Perſonen zu ſolchen Arbeiten,
mit denen Gefahr verknuͤpft iſt, zu nehmen, iſt auch
nicht dienlich; denn oͤfters wird eine ziemliche
Schnelligkeit und Gewandheit dabei erfordert,
welche Leuten von einigen hoͤhern Jahren ſchon
wieder abzugehn pflegt. Wo viel Kraͤfte und we-
niger Geſchicklichkeit erfordert werden, iſt dieß
gleichfalls anzurathen. Junge Leute greifen ſich
eher mit Nachdruck an, koͤnnen daher auch mehr
leiſten. Indeß muß man alle Arbeiter anſpornen,
mehr mit Geſchicklichkeit, als durch angewandte
große Kraͤfte zu gewinnen.


Endlich — — wo nicht Mangel an Arbei-
tern dazu noͤthigt, muß man es zu vermeiden ſu-
chen, Weibsleute mit an ſolche Arbeiten zu neh-
men. Theils fehlen ihnen die Dauer und die
Kraͤfte, ſo wie Ueberlegung und Hurtigkeit, theils
geben ſie nur gar zu leicht Gelegenheit zu verſaͤu-
menden Neckereien, und mancherlei Verdruͤßlich-
keiten. Wenn ſie vollends tuͤckiſch und ihrer viel
bei der Arbeit ſind, werden ſie die groͤßte Plage
fuͤr die Aufſeher.


L 2§. 78.
[164]
§. 78.

Die Gewinnungsarten haben zu viel und zu
mancherlei praktiſche Vortheile und Handgriffe, als
daß man ſie hier alle insbeſondere aufzaͤhlen und
pruͤfen koͤnnte. Indeß ſey es mir erlaubt, wegen
der Arbeit mit dem Schutte und demjenigen Ge-
birge, welches nicht durch Schlaͤgel und Eiſen
oder durch Schießen gewonnen werden muß, hier
ein Verfahren zu erwaͤhnen, welches außerordent-
lich vortheilhaft iſt, und nur mit einiger Vorſicht
betrieben werden darf, um faſt allerwaͤrts ge-
braucht werden zu koͤnnen. Ich meine hier nichts
anders als das Ver- oder Unterſchraͤmen.
Die Unterſchraͤmung ſelbſt beſteht darin: Man un-
terhaͤlt in einer zweckmaͤßigen Entfernung von der
obern Flaͤche, dasjenige Stuͤck Gebirge, oder die
Maſſe, die man aus ihrem Lager loß gemacht ha-
ben will, ſowol unten wagrecht, als an beiden
Seiten ſenkrecht. Solch ein Stuͤck ſieht dann
gemeiniglich einem Wuͤrfel aͤhnlich, der allein an
ſeiner hintern Seite haͤngt, an den andern aber
rund herum frei iſt.


Wie tief man eigentlich die lothrechten und
wagrechten Schraͤmme (das ſind die gemachten Ein-
ſchnitte, durch die das Stuͤck loßgemacht wird) ma-
chen duͤrfe, haͤngt von der Feſtigkeit der zu gewin-
nenden Maſſe, theils auch von dem Gewicht ab,
welches das loßzumachende Stuͤck hat. Bei
ſchwerern, Stuͤcken darf man nicht zu tief unter-
ſchraͤmen,
[165] ſchraͤmen, bei lockern auch nicht; in beiden Faͤl-
len koͤnnen die Arbeiter durch das herabſinkende
Stuͤck Gebirge ꝛc leicht verſchuͤttet werden. Da-
her iſt hier Vorſicht noͤthig.


Haͤngt nun das Stuͤck oder die Maſſe noch an
ſeinem Ruͤcken feſt, ſo wird ſodann von hinten
und zwar von ſeiner Oberflaͤche niederwaͤrts, dieß
hangende Stuͤck durch einen neuen ſenkrechten Ein-
ſchnitt loß gemacht, und ſo bricht auf einmal ein
großes Stuͤck herein, welches die Arbeiter in drei-
facher Zeit bei vielem Fleiße vielleicht nicht haͤtten
gewinnen koͤnnen, und zerfaͤllt bei ſeinem Herab-
rollen von ſelbſt in kleine Stuͤcke. Hier iſt alſo
offenbarer Gewinn an Quantitaͤt, Muͤhe, und
Zeit. Das unterſchraͤmte Stuͤck muß von Zeit
zu Zeit von den Arbeitern viſitirt und genau beob-
achtet werden, damit es keinen ſchnellen unverhof-
ten Bruch macht.


Dieß Unterſchraͤmen erfordert aber nothwendig
hohe ſenkrechte Stoͤße (Flaͤchen) an dem Gebir-
ge; wo dieſes hingegen flach anlaͤuft, iſt es nicht
raͤthlich, des Unterſchraͤmens ſich zu bedienen.
Wenn die Arbeiter im Tagelohn, und nicht im
Gedinge ſtehn, gehen ſie nicht gern daran, weil
ſolch ein hereingeholtes großes Stuͤck, Platz zu
neuer reichlicher Gewinnung macht, und ſattſam
zu thun verſchafft.


Feſtes Geſtein, dergleichen z. E. an den En-
den der Daͤmme in Thaͤlern, bei den Widerlagen ꝛc
ſich
[166] ſich zu finden pflegt, muß mit Schlaͤgel und Eiſen
gewonnen werden. Nur ſelten wiſſen gemeine
Arbeiter mit dieſen Werkzeugen gut umzugehn;
daher muß man ſich an ſolchen Orten der Stein-
brecher bedienen, oder man legt Bergleute an.
Dieſe verſtehn es am beſten das Geſtein zu zwin-
gen. Aber man muß ſie unter guter Zucht halten,
ſonſt machen ſie ſich gar zu gern gute Tage, unter
dem Scheine, daß das Geſtein aͤußerſt feſt und faſt
unbezwingbar ſey. Beim Verdingen muß man
ſich nicht von ihnen uͤberliſten laſſen, weil ſie oͤf-
ters ganze Wochen lang ſchlecht arbeiten und nichts
Erhebliches herausſchlagen, damit ſie nur bei der
Abnahme und dem neuen Verdingen eine anſehn-
liche Zulage bekommen. Haben ſie dieſe, ſo ar-
beiten ſie mit aller Macht darauf loß, um nun ein
rechtes Stuͤck Geld zu erhalten, bei dem ſie wieder
feiren koͤnnen. Wer nicht der bergmaͤnniſchen
Arbeiten einigermaßen kundig iſt, und ihnen ſol-
ches praktiſch beweiſen kann, hat alle moͤgliche Ur-
ſach auf ſeiner Hut zu ſeyn, weil ſie ihre Schel-
mereien nicht laſſen koͤnnen.


§. 79.

Wenn die Arbeiter das Ihrige treu und
fleißig thun muͤſſen, ſo kann auch die Foͤrde-
rung
des Gewonnenen gut von ſtatten gehn. Die
erſte und koſtſpieligſte Art derſelben iſt die mit
dem Fuhrwerke. Sie nimmt zwar viel Zeit und
Raum weg, und hat uͤberdieß einige andere Un-
bequem-
[167] bequemlichkeiten; allein ſie leiſtet viel auf einmal,
obgleich langſ[a]m, und iſt, wie die Erfahrung aus-
weiſet, faſt unentbehrlich.


Will man von dem Fuhrwerke keinen Schaden
haben, ſo muß man vorzuͤglich auf zwei Stuͤcke
ſehn, auf ſchnelles Auf- und Abladen, und —
auf gute Wege.


Die Wagen bei dieſem Fuhrwerke ſind gewoͤhn-
lich ſo beſchaffen, daß zwei Bretter an die bloßen
Wagenleitern angelehnt ſind; zwiſchen den Wa-
genleitern und angelehnten Brettern liegt dann noch
ein Bodenbrett, und hinten und vorn ſind kleine
Schuͤtze vorgeſtellt. In dieſen leeren Raum wird
der Schutt, Thon, Raſen ꝛc hinein geladen.


Man hat aber auch noch eine andere Art;
das ſind die ſogenannten Thon- oder Leimen-Hoͤh-
len; Kaͤſten aus vier Brettern zuſammengeſetzt,
welche hernach uͤber das beſagte Bodenbrett ge-
ſtellt werden, und in die man einladet. Bei Er-
ſtern wird, wenn man mit der Fehre an Ort und
Stelle angelangt iſt, wo abgeſtuͤrzt werden ſoll, je-
des der beiden angelehnten Bretter aufgehoben und
das Aufgeladene abgekratzt.


Bei den Letztern hingegen hebt man gleich den
ganzen Kaſten, jedoch ohne das Bodenbrett, auf,
und ladet ab. Weil nun dieſe mehr faſſen, und
ſchneller gebraucht werden koͤnnen, ſo nehmen ſie
die Fuhrleute nicht gern.


Wird
[168]

Wird nun bei dem Auf- und Abladen viel Zeit
erfordert, ſo ruhen die Fuhrleute deſto beſſer aus.
Dieſerwegen muß man bei gutem Wetter fuͤr einen
einzigen Wagen vier Perſonen zum Abladen und
fuͤnf zum Aufladen haben. Dieſe fuͤnf Leute muͤſ-
ſen ihn in Zeit von 8 — 9 Minuten laden, nach
Verſuchen, die ich unzaͤhlig oft angeſtellt habe, und
da wird es dennoch Keinem ſehr ſauer, ſondern Je-
der arbeitet maͤßig und auf die Dauer.


Das Abladen ſelbſt braucht nur 3 — 4½ Mi-
nuten, wenn ſonſt keine Saͤumniß entſteht. Am
beſten ſtehn die Auflaͤder zwei und zwei auf
den beiden Seiten, und einer hinten queer vor; die
Ablaͤder bloß zwei und zwei an den Seiten.
Die Auflaͤder an den Seiten ſtehn neben den Ach-
ſenſchenkeln, die Ablaͤder aber in der Mitte zwi-
ſchen den Raͤdern; ſo geht alles ſehr ſchnell um.


Im Durchſchnitt kann man fuͤr Bretterwagen
(keine Thonhoͤhle) 19 Kubikfuß rechnen, die ſie
jedesmal fahren, weil ſie bald weniger bald etwas
mehr nehmen, auch der Thon ꝛc ſich bald lockerer
bald dichter ſchuttet.


Man wuͤrde aber in Praxi ein ſehr irriges Re-
ſultat erhalten, wenn man den eben gerechneten
Kubikinhalt, ſogleich auf den Kubikinhalt der
Daͤmme anwenden, und ſagen wollte: alſo brau-
chen wir dieſe oder jene Anzahl von Fuhren.
Denn ſolcher loßgehauener Schutt, Thon ꝛc ſetzt
ſich an und fuͤr ſich ſchon ſtark in einander, durch
Regen,
[169] Regen, ſeine eigne Schwere ꝛc; andern Theils
wird er geſtampft und ge[r]uͤttelt, welches viel
Raum laͤßt. Die vorgeſetzte Kuͤrze geſtattet mir
nicht, die Verſuche benebſt der Anfuͤhrung der Re-
ſultate aus ihnen herzuſetzen, die ich im Großen
gemacht habe, und deren Erzaͤhlung fuͤr eine an-
dere groͤßere ausfuͤhrlichere Schrift beſtimmt iſt.


Wie vielmal einer der benannten Wagen in ei-
ner Stunde hin- und herfahren koͤnne, muß ſich
durch die Entfernung des herbeizufu̓hrenden Mate-
rials von dem Beſtimmungs-Punkte deſſelben erge-
ben. So hat auch noch die Beſchaffenheit der
Wege, die das Terrein geſtattet, hiebei großen Ein-
fluß. Von den Wegen ſelbſt ſoll ſogleich im
Nachfolgenden weitere Meldung geſchehn. Bei
obiger Zeitbeſtimmung des Ladens iſt allzeit ſup-
ponirt, daß genug Material vorhanden war, und
gleich nach der Ankunft des Fuhrmanns geladen
werden konnte. Um aber die Schnelligkeit zu ver-
mehren, muͤſſen die Wagen nach richtig abgetheil-
ten Mengen, da ſeyn, beladen werden,
abfahren
, und kommen. Iſt dieſerhalb kei-
ne Einrichtung gemacht, ſo ſind oft keine Wagen
da, dann ſind die Auf- und Ablaͤder muͤßig. Oder
es ſind ihrer zu viel auf einmal da, da reicht wie-
der die Anzahl der Auf- und Ablaͤder nicht hin,
Einer muß auf den Andern warten, und ſo ent-
ſteht lauter Unordnung. Auf die gezeigte Art
wird dieß alles vermieden, beſonders wenn man
fuͤr
[170] fuͤr jede Parthie eine gleiche Menge nimmt;
z. E. zwei kommen, zwei fahren ab ꝛc Vierſpaͤn-
nige Wagen taugen nichts, weil ſie zu viel Raum
wegnehmen, daher alſo Verkoppelungen entſtehn,
und auch die kurzen Kehren (Kruͤmmungen)
nicht gut ausgefahren werden koͤnnen. Auch wird
ſelten viel mehr als auf einen zweiſpaͤnnigen auf
ſie geladen. Vortheil iſt alſo ganz und gar nicht
bei ihnen zu erwarten, aber mehrere Koſten.


§. 80.

Die zweite Art von Foͤrderung iſt die, mit
einraͤdrigen Laufkarren. Nicht bloß Mangel und
Koſtbarkeit des Fuhrweſens, ſondern vorzuͤglich
das Locale und geſammte Terrein, macht ſie un-
entbehrlich. Bei wenig Raum muß man ſich ih-
rer allezeit bedienen. Gewoͤhnlich ſind ſie von ei-
ner ſolchen Groͤße, daß drei Kubikfuß in und auf
ihnen gut fortgebracht werden koͤnnen; allein die
Karrenlaͤufer fahren ſelten wirklich ſo viel. Ein
junger raſcher Burſche von 18 Jahren, fuͤllt mit-
telſt Kratze und Trog ſolch einen Karren, in Zeit
von einer Minute mit ſchon vorhandenem loßge-
hauenen Schutt ꝛc, und meiſtentheils gehn fuͤnf
gute Troͤge voll hinein, wenn der Karren noch neu
und unverſehrt iſt. Waͤhrend dem, daß die Kar-
ren wechſeln, ruht derjenige, der ſie fuͤllt, etwas
aus, und erholt ſich. Bleiben ſie zu lange aus,
ſo macht der Einfuͤller (Anſchlaͤger) unterdeſ-
ſen die Troͤge voll, und ſetzt ſie in Bereitſchaft.


Auch
[171]

Auch bei dieſen Karren iſt es ſehr gut, wenn
die Karrenlaͤufer in gleicher Anzahl da ſind, kom-
men und abgehn, auch abladen. Um dieß deſto
beſſer zu erreichen, iſt die Vorſicht noͤthig, den Kar-
renlaͤufern ihre gewiſſen Wege anzuweiſen, auf
deren einem alle abfahren, auf deren anderm
aber die Karren alle kommen; z. E. rechts
fahren alle beladene ab, und auf dem Wege links,
kommen alle leere Karren zuruͤck. Auf dieſe Art
ſtoͤßt keiner an den andern, oder faͤhrt in den
Weg ꝛc, alſo iſt auch kein Zaudern, Ausbeugen ꝛc
noͤthig, folglich nirgends Aufenthalt und Ver-
ſaͤumniß. Auf aͤhnliche Art kann ferner der zu-
erſt kommende Laufkarren, dießmal rechts des An-
ſchlaͤgers, das naͤchſtemal links, oder wenn man
lieber will, ſtets auf die rechte, oder die linke
Seite des Anſchlaͤgers geſetzt werden muͤſſen. Nur
darf man nicht zwei, drei oder mehrere neben
einander
ruͤcken laſſen. Wenn auf dieſe Art
gefoͤrdert wird, ſo muß der Anſchlaͤger alle zwei
Stunden von einem andern abgeloͤſet werden, und
der Abgehende kriegt indeß eine leichtere Arbeit,
um ſich zu erhohlen.


§. 81.

Dieſer eben beſchriebenen Foͤrderungsart mit
einraͤdrigen Laufkarren, iſt diejenige mit zweiraͤ-
drigen Handkarren, oder mit Hohlkarren,
weit vorzuziehn. Zu bedauren iſt indeß, daß ſie
nicht an allen Orten angewandt werden kann.
Ein
[172] Ein ſolcher Handkarren, zwiſchen deſſen zwei kleine
Karrenbaͤume ſich ein Menſch von 16 Jahren und
druͤber einſpannt, und an dem hinten noch zwei
andere eben ſo ſtarke junge Leute ſchieben, hat ei-
nen Kaſten, der im Lichten 24 Zoll weit, 20 Zoll
hoch und 42 Zoll lang iſt; ſein Kubikinhalt iſt
folglich 11 Kubikfuß und druͤber. Dieſen Hand-
karren fuͤllen gewoͤhnlich 21 — 22 gute Troͤge voll
aus, und daher gehn beinahe 4⅕ Laufkarren auf
ihn allein. Mit ſchon loßgemachtem Schutt ꝛc
wird ſolch ein Karren gefuͤllt in Zeit von 3½ Mi-
nuten und zwar von zwei Perſonen, die jede mit
Kratze und Mulde verſehen iſt. Von dieſen ſteht
auf jeder Seite des Karrens einer, und ladet auf.
Die Karrenraͤder duͤrfen nicht zu hoch, doch auch
nicht zu klein gemacht werden. Macht man den
Radius oder Halbmeſſer eines ſolchen Rades 20
Zoll lang, folglich ſeine ganze Hoͤhe, 3 Fuß 4 Zoll
oder auch wol 3 Fuß 6 Zoll, ſo erhalten ſie eine
ſehr bequeme Groͤße.


Ihr Nachtheiliges iſt, daß ſie erſtlich nicht aller
Orten gebraucht werden koͤnnen, weil ſie mehr
Raum fordern als die Laufkarren; zweitens hal-
ten ſie bei ſchlechtem Wege und Wetter auch weit
ſchwerer als jene; man ſtuͤrzt ſie auch nicht gaͤnz-
lich ſo geſchwind aus als die Laufkarren. Dem-
ohnerachtet bleiben ſie ſehr nuͤtzlich. Bei der
Ausſtuͤrzung derſelben muß man ſehr vorſichtig zu
Werke gehn; beſonders wenn der Damm, auf dem
ſie
[173] ſie gebraucht werden ſollen, ſchon etwas hoch in
die Hoͤhe gebracht iſt. Da koͤnnen ſie ſich, weil ſie
hinten, mittelſt Aufziehung des Schutzes, und
Aufrichtung der Karrenbaͤume ausgeſtuͤrzt werden,
leicht uͤberſchlagen, und den, der ſich in ſie einge-
ſpannt hat, mit fortſchleudern. Die Raͤder der-
ſelben verlechzen bei trocknem Wetter ſehr leicht; man
muß ſie daher von Zeit zu Zeit ganz ins Waſſer
ruͤcken, weil man ſie nicht mit zu viel Eiſenwerk
beſchlagen darf, um ſie nicht zu ſchwer zu machen.


Von den Wagen haben ſie noch den Vortheil,
daß alles, was auf ſie aufgeladen wird,
weit richtiger an Ort und Stelle koͤmmt und nicht
ſo viel davon unterweges verlohren geht, als bei
den Wagen, die blos Bretter angelehnet haben.
Auch geſtatten ſie eine weit leichtere und ſchnellere
Wendung, das nicht in Anſchlag zu bringen, daß
ſie uͤber die Haͤlfte eines Wagens an Kubikfußen
halten, und in gleicher Zeit bei ungleich wenigern
Koſten, wohl dreimal hin und her fahren, indeß
der Wagen nur einmal faͤhrt.


§. 82.

Es wuͤrde unverzeihlich ſeyn, wenn nicht von
den Wegen, die bei jedem Teiche zur Foͤrderung
angelegt werden muͤſſen, hier das Nothwendigſte
beigebracht wuͤrde. Das Haupterforderniß derſel-
ben iſt dieſes: Alle Wege muͤſſen nicht nur gut
zum Fahren, ſondern auch ſo angelegt werden,
daß
[174] daß man nicht noͤthig hat aller acht oder zehn Tage
neue machen zu laſſen. Bei dieſer Sache beruht
ſehr viel darauf — wo liegt das zum Damme be-
noͤthigte Material? Meiſtentheils liegt nicht we-
nig davon in dem Thale ſelbſt, wo man den Teich
bauen will. Hat man nun den benoͤthigten Thon
und Raſen, Schutt ꝛc oberhalb des zu erbauen-
den Dammes, ſo iſt es rathſam, das nahe vor
dem Damme gelegene Material zuerſt wegzufah-
ren, das entferntere und hoͤher gelegene dagegen
zuletzt. Hiedurch gewinnt man dieß, daß man
die Wege faſt immer ſo vorrichten kann, daß ſie
nach dem Damme hin, nicht allzuſtark aufwaͤrts,
ſondern wenn nicht gar Berg unter, och
meiſtens horizontal zulaufen. Die Schnellig-
keit im Fahren wird hiedurch betraͤchtlich vermehrt
und erleichtert, und darauf beruhte nach dem Vo-
rigen viel. Bei obiger Vorrichtung der Wege
duͤrfen aber auch die Fuhrleute nicht ſo viel Klagen
erheben, und nicht zu viel Lohn fordern.


Liegt der Raſen und Thon benebſt dem Schut-
te ꝛc ſeitwaͤrts oder — welches das Verdrieß-
lichſte iſt, unterhalb des Dammes, ſo muß
man ſich freilich nach den Umſtaͤnden, und durch
gute Benutzung des gegebenen Terreins zu helfen
ſuchen, wie es gehn will. Allemal aber iſt es
noͤthig, die Wege nicht zu kurz vor dem
Damme
zu faſſen, ſondern ihren Anfang lie-
ber in einiger Entfernung von dem Damme zu le-
gen,
[175] gen, ſo bleiben ſie immer fuͤr die wachſenden Hoͤ-
hen des Dammes noch brauchbar. Ihre Inclina-
tion ſoll nicht uͤber 18 Grad ſteigen, wenn ſie auf
den hoͤchſten Punkt gekommen ſind. Wo Kehren
ſind, muß man dahin ſehen, daß ſolche weder all-
zugeraͤumig noch allzu eng ſind, und nicht gefaͤhr-
lich werden. Wenigſtens muͤſſen ſich daſelbſt zwei
Wagen im Nothfall ausbeugen koͤnnen.


Wo Teiche gebauet werden ſollen, iſt gewoͤhn-
lich ſchon einiges Waſſer vorhanden. Deswegen
muͤſſen an ſolchen naſſen Stellen, wenn der Grund
nicht feſt iſt, kleine Bruͤcken geſchlagen werden;
bei kleinen Baͤchen, oder in Wieſen-Suͤmpfen,
macht man ſolche gewoͤhnlich von Knuͤppeln,
(Knuͤppelwege,) wenn Holz in der Naͤhe iſt.
Oft hilft man ſich durch Aufraͤumung der Graͤben,
und durch Ableitung des Waſſers. Die Knuͤppel-
wege koſten wenig, koͤnnen bald gemacht, und
eben ſo leicht wieder auf- und weggeriſſen werden.
Das Ganze beſteht bei ihnen darin, daß man laͤngſt
des Weges, der gebeſſert werden ſoll, Knuͤppelholz
von 10 Fuß Laͤnge und von 5 bis 7 Zoll Dicke, queer
uͤber legt, und ſie alsdann mit etwas Schutt be-
ſtuͤrzen laͤßt, daß die Pferde nicht fallen. Es iſt
gut, erſt unter die queer uͤber zu legenden Knuͤppel,
auf beiden Seiten andere der Laͤnge nach unter
zu legen, und die Queerknuͤppel daruͤber, ſo
ruinirt man weniger Holz, und man kann ſie auch
leichter wegreißen.


Noch
[176]

Noch ein wichtiger Umſtand kommt bei den
Wegen in Betracht; man muß ſich, ſo viel man es
irgend moͤglich machen kann, huͤten, blos um der
Wege willen Schutt oder Steine erſt weit wo an-
ders herzuhohlen, und dann in den Teichraum
um des Weges willen aufzuſtuͤrzen. Hiedurch
wird der Raum fuͤr das Waſſer geſchmaͤlert, und
doppelte Koſten gemacht, wenn der Weg wieder
weggeriſſen werden ſoll. Fehler von dieſer Art
kommen in Menge vor.


§. 83.

An den ſaͤmmtlichen Geraͤthſchaften, als da
z. E. ſind Hacken, Keilhauen, Beile, Kratzen,
Troͤge, Mulden, Ziegenfuͤße, Seile, Saͤgen,
Meiſſel, Bohrer ꝛc Lauf- und Hohlkarren, Schnu-
ren, eiſerne Keile, eiſerne Schippen, große
Schlaͤgel, Faͤuſtel, Bergeiſen, Bergbohrer u. ſ. f.,
muß ſtets, wie ſie Namen moͤgen haben, nicht nur
das Noͤthigſte zum taͤglichen Beduͤrfniß da ſeyn,
ſondern man muß noch einen Ueberſchuß von ihnen
aufweiſen koͤnnen, damit die Arbeiter nicht lauern
duͤrfen, nicht an die unrechte Arbeit geſtellt wer-
den muͤſſen, endlich daß man auch noch gleich et-
liche Leute mehr anlegen koͤnne, wenn Vortheil
dabei iſt. Weil es an dieſen Geraͤthſchaften ſiets
bei ſo vielen Leuten etwas auszubeſſern giebt, ſo iſt
es dienlich, einen Zimmergeſellen beiher mit zu hal-
ten, der das ſchadhaft gewordene gleich wieder
ausbeſſert.


Ueber
[177]

Ueber ſaͤmmtliche Stuͤcke muß ein ordentliches
Inventarium gemacht werden, damit man gleich
wiſſe, wie viel von jeder Art da ſey, und
was man dem Bauaufſeher uͤberliefert habe.
Dieſer uͤbergiebt dann jedem Arbeiter ſein benoͤ-
thigtes Werkzeug, notirt ſich ſolches an, und
laͤßt ſich bei dem Abgange des Arbeiters das uͤber-
gebene Inſtrument wieder zuſtellen. Weil aber
faſt alle und jede Woche, Arbeiter gehn und kom-
men, ſo muß man beim Schluſſe jeder Woche die
Leute zuſammen rufen, jeden ſein Stuck vorzeigen,
und ſolches an einen ſichern Ort abliefern laſſen,
ſonſt wird manches Stuͤck beim Feierabend mit
nach Hauſe genommen, ohne daß es bezahlt wird.
Wer dann das ihm Uebergebene nicht abliefert, er-
ſetzt es, und deswegen muͤſſen ſtets die Arbeiter
eine Woche voraus arbeiten, ohne daß ſolche eher
bezahlt werden, als bei ihrem gaͤnzlichen Abgange
von der Arbeit. Hierdurch verhindert man auch
bei jungen oder traͤgen Perſonen das oͤftere Ab-
gehn und Wiederkommen zur Arbeit, indem man
ihnen droht, das verdiente Lohn inne zu behalten.
Fruͤh und Abends werden taͤglich die Arbeiter uͤber-
zaͤhlt, und angemerkt, wer da iſt oder nicht, ob ſie
zur puͤnktlichen Zeit da ſind, u. ſ. f.


Wie es der natuͤrlichen Billigkeit gemaͤß iſt,
daß die Arbeiter fuͤr den beſtimmten Lohn ihre
Stunden-Zahl richtig und treu arbeiten, ſo iſt es
gleichfalls billig, daß man ſie nicht, durch Verheim-
Teichb. Mlichung
[178] lichung der wahren Zeit des Tages, laͤnger arbei-
ten laſſe. An einſamen Orten, wo beſtaͤndig Auf-
ſicht iſt, kann man dieſen Betrug ſehr leicht aus-
uͤben; es iſt jedoch ſehr unedel gedacht, taͤglich eine
halbe Stunde laͤnger arbeiten zu laſſen, um ſich
auf Koſten von Perſonen zu bereichern, die im
Schweiß ihres Angeſichtes ihr Brod eſſen muͤſſen.


Zweites Hauptſtuͤck.
Specielle Beſchreibung der Arbeiten
an den Erd- und Schutt-Daͤmmen,
und der hier vorkommenden An-
lagen
.


§. 84.
Vom Grundgraben.

Sobald die Baſis des ganzen Dammes und
ſeiner Fluͤgel, wenn er deren beduͤrfen ſollte, aus-
gemeſſen, und hinlaͤnglich mit Pfaͤhlen abgeſteckt
iſt, ſchreitet man ſo fort zum Ausbringen des
Grundgrabens. Man pflegt nemlich bei jedem
Teiche, ehe man den Damm ſelbſt auffuͤhrt, erſt
einen Graben in der Dammſohle nach der Laͤnge
des Dammes auszubringen; dieſem leeren ausge-
brachten
[179] brachten Graben giebt man den Namen Grund-
graben
. Man graͤbt ihn in der Abſicht,
um ihn entweder mit Thon, oder mit Raſen, oder
auch wol mit beiden zugleich, ganz derb auszufuͤl-
len, und dadurch einmal dem Waſſer das
Durchdringen unter dem Damme hinweg zu ver-
wehren, zweitens dem Raſenhaupte, oder der
Thonbruſt, die im Damme in die Hohe gefuͤhrt wird,
einen beſſern Grund zu geben, und ſolche vor dem
Sinken zu bewahren. Bis an die Oberflaͤche des
Erdbodens im Thale, aus dem Gebirge ꝛc heraus,
auf vorgemeldete Art ausgeſetzt, nenn man ihn
alsdann das Fundament, auch wol ſchlecht-
hin den Grund.


§. 85.

Soll die Richtung des Grundgrabens dem
Endzwecke deſſelben wirklich angemeſſen ſeyn, ſo
ſieht man augenblicklich, daß ſie die Dammſohle
der Laͤnge nach durchlaufen muͤſſe; denn auf
dieſe Art wird das Waſſer laͤngſt dem ganzen Dam-
me ſich nirgends durchzwaͤngen koͤnnen, wenn an-
ders die Struktur des Fundamentes zweckmaͤßig
iſt. Der Damm kann alſo nirgends unterhohlt,
und nirgends in Schaden gebracht werden. Aber
die Dammſohle iſt breit, wohin ſoll man alſo ei-
gentlich den Grundgraben in die Dammſohle legen?
Dieß wird auf verſchiedene Art angegeben. Es
ſey Figur 18 a b c d die Grundflaͤche des Dammes
die durch e f in zwei gleiche Theile getheilt wird,
M 2die
[180] die uͤberall gleiche Breite haben; ſoll nun der
Grundgraben vorwaͤrts von e f dem Waſſer ganz
in die Naͤhe, oder — juſt auf e f alſo in die
Mitte des Dammes, oder — hinter e f gelegt
werden?


Einige ſagen, man ſolle den Grundgraben juſt
auf e f, oder des Dammes Mittellinie ſetzen, und
ihn nach d und a, wie auch von [...] nach b und
c, mitten in der Dammſohle durchfuͤhren, ſo
werde alſo auch das auf das Fundament aufzu-
ſetzende Raſenhaupt, oder die Thonbruſt, juſt in
die Mitte des Dammes kommen, alſo beide Stuͤcke
vor- und hinterwaͤrts gleich ſtark geſichert ſeyn.
Ferner habe unter dieſen Umſtaͤnden das Raſen-
haupt von den vor- und hintenliegenden Seiten
des Dammes gleich ſtarken Druck zu erleiden,
komme dem Waſſer nicht zu nahe, und ſtehe alſo
deſto dauerhafter.


Andere ſagen dagegen, man ſolle ihn blos von
e nach d, und von f nach c, alſo uͤber die Mit-
tellinie der Dammſohle hinaus, mehr dem Waſſer
entgegen legen. Fuͤr dieſe Meinung fuͤhrt man
als Gruͤnde folgendes an. Erſtlich kommen auf
dieſe Weiſe die Raſen- oder Thonbruſt dem Waſſer
naͤher entgegen, als bei der vorhergehenden Art.
Durch dieſe Lage aber werde ein weit groͤßeres
Stuͤck Damm (dasjenige, ſo hinter der Thonbruſt
zu liegen kommt, iſt auf dieſe Weiſe groͤßer, als
das, welches von der Thonbruſt dem Waſſer entge-
gen
[181] gen liegt) vor dem Durchdringen des Waſſers ge-
ſichert, da bei der vorigen Art beide Stuͤcke ſich
nur eben gleich ſind.


Zweitens — da das Waſſer, ſo gut wie das
vor dem Raſenhaupte liegende Stuͤck Damm, ſtark
gegen das Raſenhaupt druͤckt, und ſolches der Er-
fahrung zufolge oͤfters merklich verſchiebt, und
aus ſeiner ihm urſpruͤnglich gegebnen Lage heraus
beugt, welches gefaͤhrlich werden kann, weil große
Riſſe dadurch entſtehn, ſo ſey die letztere Art auch
in ſo fern vorzuziehn, weil da das ebengedachte
Uebel nicht ſo leicht vorkomme; denn da ſey das
hinter der Raſenbruſt gelegene Stuͤck geſchickter,
durch ſeinen ſtaͤrkern Gegendruck, dem Verſchieben
der Raſen- und Thonbruſt zu widerſtehen u. ſ. w.


Abgerechnet, daß ſich der Seitendruck auch bei
dem Schutte, Gebirge ꝛc nach den Hoͤhen rich-
tet, worauf bei der letztern Meinung nicht ſattſam
Ruͤckſicht genommen zu werden ſcheint, duͤrfte ſie
doch wegen des Eindringens des Waſſers die rich-
tigſte ſeyn, und da ſie durch die Erfahrung be-
waͤhrt gefunden wird, wollen wir ihr folgen.


§. 86.

Aus dem Vorigen erhellet deutlich, daß die Ra-
ſen oder Thonbruſt, hinter e f gelegt, eine nicht
zu vortheilhafte Lage haben wuͤrde. Soll nun der
Grundgraben jenſeits e f nach c d gelegt werden,
ſo hat man bei dem Abſtecken deſſelben erſt zu pruͤ-
fen, ob er fuͤr die, der Bruſtſeite beſtimmte Boͤ-
ſchung,
[182] ſchung, auch eine ſchickliche Lage bekomme? Wenn
nemlich in Figur 8. der Boͤſchungswinkel k a o,
an der Bruſtſeite beſtimmt iſt, ſo muß der Grund-
graben auf der Baſis a [...] ſo gelegt werden, daß
die auf ihn zu erbauende Raſen- oder Thonbruſt,
oben auf der hoͤchſten Hoͤhe des Dammes, noch in-
nerhalb m, oder innerhalb der Kappe falle; alſo
nicht vor k, noch w[e]niger hinter m. Gern bringt
man die obere Dicke der Thonbruſt oder des Ra-
ſenhauptes in die Mitte der Kappe. Man richtet
auch deshalb den Boͤſchungswinkel k a o darauf
ein, und verringert oder vergroßert ihn, wobei
jedoch das in §. 43. an Ende Geſagte nicht zu ver-
geſſen iſt.


Giebt man alſo nach dem Obigen (§. 40.) der
untern Dammbreite zur Hoͤhe des Dammes das
Verhaͤltniß 5 : 2, ſo trage man in Figur 19, wel-
che des Dammes untere Breite vorſtellen mag, und
wo b die bewaͤſſerte Seite iſt, von b nach a,
der Breite der Dammſohle; in c errichte man ein
Perpendikel, hinter welchem man nach a zu, die
Grundgrabenweite traͤgt, ſo ergiebt ſich ein ſchick-
licher Platz fuͤr den Grundgraben. Dieſer wird
ſodann an Ort und Stelle nach gleichen Verhaͤlt-
niſſen mit Pfaͤhlen abgeſteckt.


§. 87.

Die Weite des Grundgrabens kann man
folgendergeſtalt aus der Hoͤhe des Dammes beſtim-
men. Man gebe allen Grundgraͤben bei Daͤmmen,
die
[183] die einen bis 40 Fuß hoch ſind, den 3ten Theil
der geſammten Dammhoͤhe, zur obern Weite auf
der Dammſohle (im Lichten); ferner, allen
Daͤmmen von 40 bis 60 Fuß Hoͤhe, nur den
4ten Theil derſelben, zur obern Grundgraben-
weite. Da der Grundgraben unten auf ſeiner
Sohle enger ſeyn muß als oben, wie nachher ge-
zeigt werden ſoll, ſo breche man von der obern
Weite 12 bis 18 Zoll ab, davon hat man die un-
tere Weite deſſelben auf der Sohle. Hier hat man
Verhaͤltniſſe, die weder zu viel Staͤrke, noch zu
viel Schwaͤche geben, und die in Praxi gegruͤndet
ſind.


Wenn die Raſenbruſt gehoͤrig unterſtuͤtzt wer-
den ſoll, ſo darf man den Grundgraben nicht wol
enger machen. Sollten indeß die hier gegebnen
Verhaͤltniſſe noch zu ſchwach ſcheinen, ſo mag man
ſie nach Maaßgabe ſeines Beutels und ſeiner Be-
ſorgniß vergroͤßern.


Der Grundgraben wird aber deswegen unten
enger als oben gemacht, damit das Fundament,
bei dem nie ausbleibenden Sinken und Rieder-
ſetzen des Raſenhauptes und der Thonbruſt, deſto
feſter in einander getrieben, und alſo von deſto
beſſerer Dauer werde. Denn da es bei dem Nie-
derdruͤcken, unterwaͤrts nach den Seiten des
Grundgrabens hin, nirgends wol ausweichen
kann, ſo wird es genoͤthigt ſich deſto mehr in ſich
ſelbſt zuſammen zu begeben. Mit der groͤßern
Dichtigkeit waͤchſt aber auch ſeine Dauer. Das
Sinken
[184] Sinken ſelbſt erfolgt bei allen neu erbauten Daͤm-
men und wenn auch die Arbeit mit noch ſo vielem
Fleiße verrichtet worden iſt. Ferner ſtehn die
Seiten des Grundgrabens beſſer, wenn ſeine un-
tere Weite geringer als die obere iſt, und Boͤ-
ſchung gegeben werden kann. Die Seiten haben
alſo, wenn der Grundgraben ziemlich lang und tief
iſt, nicht noͤthig, an ſchlechten unhaltbaren Stellen
ſo oft und ſo ſtark abgefangen zu werden.
Dieß Abfangen beſteht in einem Verſpreitzen
derſelben, daß ſie nicht einſtuͤrzen, ſondern eine
Seite die andere halten muß. Es iſt oͤfters ge-
fahrvoll, und hindert ſehr an Schnelligkeit beim
Arbeiten.


§. 88.

Da in den Grundgraben eine Hauptſtuͤtze des
ganzen Dammes, die Raſen- oder Thonbruſt kom-
men ſoll, ſo iſt leicht zu erachten, daß letztere hin-
laͤngliche Unterſtuͤtzung erfordern, wenn ſie nicht
ſinken und zerreißen ſollen. Ein lockerer, ſumpfi-
ger oder uͤberhaupt ſchlechter Boden, kann dieß
keinesweges gewaͤhren. Eine unnoͤthige Tiefe
des Grundgrabens in feſtem Geſtein, oder ſonſtigem
guten Boden, wuͤrde dagegen vergeblichen Koſten-
Aufwand verurſachen. Hieraus folgt alſo: man
muß jeden Grundgraben nur ſo tief niederbringen,
bis man einen ſolchen Grund hat, der der Raſen-
oder Thonbruſt hinlaͤngliche Sicherheit verſpricht.
Zu dem Ende iſt eine Pruͤfung verſchiedener Boͤ-
den
[185] den nicht undienlich. Die Haupterforderniſſe ei-
nes guten Grundes ſind hier wieder dieſe, daß er
eines Theils feſt genug ſey und ſich nicht ſenke,
andern Theils, daß er Waſſer halte.


Unter den Geſtein-Arten, die viel Feſtigkeit
haben, ſtehn diejenigen oben an, die man mit
Feuerſetzen, mit Bohren und Schießen, endlich
mit Schlaͤgel und Eiſen, wie die Bergleute ſpre-
chen, gewinnen muß. Hieher gehoͤren alle uran-
faͤnglichen und aufgeſetzten Gebirgs-Arten. Viel
davon ſind ſchon oben im §. 47. erwaͤhnt, daher
ich dahin verweiſe. Alle aber auszufuͤhren, iſt hier
unmoͤglich. Was alſo auf die ſogleich erſt benann-
te Art gewonnen werden muß, iſt beim Teichbau
beſonders tauglich einen guten Grund abzugeben.
Bei dieſem braucht man den Grundgraben nicht tief
zu machen, es muͤßten denn die in Kurzem nachfol-
genden Umſtaͤnde dieſes noͤthig machen. Eine Tiefe
von 4 bis 6 Fuß, allenfalls 8, iſt daher ſchon
hinlaͤnglich und giebt ein ſicheres Fundament.


Nicht ſo feſt ſind: dichter Kalkſtein, Marmor,
die Alabaſter-Arten, Sandſteine, und Spath-
Arten. Demohnerachtet ſind ſie immer ſehr nuͤtz-
lich und brauchbar. Bei ihnen, und beſonders
bei den Kalkſtein- und bei den Spath- und Sand-
Arten, muß man ſchon weit vorſichtiger ſeyn, als
bei Granit, Porphir, Grauwacke, Thonſchiefer,
Hornſtein ꝛc Man muß daher den Grundgra-
ben ſo tief nieder bringen, bis das aͤußere Anſehn
derſelben, und der Ton, den ſie bei dem Beklopfen
von
[186] von ſich geben, mit gutem Grunde auf genugſame
Sicherheit ſchließen laſſen. Eine Tiefe von 10
bis 12 Fuß iſt auch da oft ſchon hinreichend.
Scheinen ſie aber truͤglich, ſo unterſuche man ſie
ferner durch Bergbohrer, oder man bohre mit
ſogenannten Luͤcker Bohrern in ſie, daß man fuͤhlt,
wie das Geſtein iſt.


Da guter Thon und Leimen den Durchgang
des Waſſers ſehr ſtark verwehret, und wenn er
hoch und feſt genug liegt, einen ſehr guten Boden
abgiebt, ſo kann, in Anſehung der Guͤte des Bo-
dens, ſolcher mit hieher gezaͤhlt werden, ob er
gleich in Betreff der Feſtigkeit ſeinen Platz ver-
liehren wuͤrde.


§. 89.

Zu demjenigen Boden, welcher in Anſehung
der Feſtigkeit den ſchlechteſten Grund abgiebt, ge-
hoͤrt ſogenannter grandiger, kleinkoͤrnig ſandiger,
torfiger und leichter Erdboden. Sumpfiger iſt der
allerſchlechteſte. Beim grandigen, das iſt ſolchem,
der aus zuſammengehaͤuften kleinen Steinen von
der Groͤße einer welſchen Nuß und etwas weniges
druͤber, beſteht, ingleichen aus Erdreich, das ſich
zwiſchen dieſen Steinen befindet, darf man den
Grundgraben nicht wol unter 16 Fuß tief graben,
wofern andere unguͤnſtige Umſtaͤnde nicht eine
noch groͤßere Tiefe noͤthig machen.


Bei den andern Arten des Bodens unterſuche
man zufoͤrderſt, wie tief ſie ſind, weil ſich vielleicht
unter
[187] unter ihnen ein guter Boden finden kann. Dieſe
Unterſuchung mag man allenfalls ſo anſtellen: Man
ſchlaͤgt einen, zuvor der Laͤnge nach gemeſſenen
Pfahl in den untauglichſten Boden, wo man bauen
muß, ein; zeigt er waͤhrend dieſes Einrammens,
durch fortda erndes ſchnelles Tieferruͤcken, noch
ſchlechten Boden an, ſo muß man einen zweiten
noch laͤngern nehmen, auch dieſen einrammen, und
dadurch zu erfahren ſuchen, wie tief ohngefaͤhr
der ſchlechte Boden reicht.


Ruͤckt hingegen der Pfahl anfangs ſchnell, bald
aber langſam, und immer weniger, und bleibt er
endlich gar ſtehen, ſo iſt dieß ein gutes Zeichen,
daß ſich ein anderer beſſerer Boden gefunden hat.


Solche Verſuche muͤſſen nun an mehrern Or-
ten gemacht und wiederholt werden, daß man nicht
hintergangen werde. Denn man koͤnnte juſt
eine einzige, taugliche Stelle treffen, und dann
uͤbrigens lauter ſchlechten Boden finden. Iſt nun
der gegebene Platz auf die eben gezeigte Art unter-
ſucht worden, ſo hat man entweder noch gar kei-
nen Grund gefunden, oder es hat ſich bereits et-
was Grund gezeigt. In jenem Falle muß man
entweder von der Arbeit ganz abſtehen, oder ſich
durch Spond- und Fuͤllungspfaͤhle helfen, wobei
dann freilich die Koſten anſehnlich wachſen. In
dieſem Falle aber graͤbt man ſo lange und ſo tief
nieder, bis ſich der Boden wirklich findet. Da
wird man denn bald gewahr, ob er in der That
feſt genug iſt, einen guten Grund abzugeben, oder
ob
[188] ob er gleichfalls noch zu ſchwach ſey. Findet er-
ſteres ſtatt, ſo ſtellt man das fernere Tiefergraben
ein, und begnuͤgt ſich mit der noͤthigen Tiefe. Iſt
aber auch da der Boden noch nicht dicht genug, ſo
muß er mit eichenen, oder auch nur mit den
wohlfeilern ellernen Pfaͤhlen ausgerammt wer-
den, daß er Halt bekommt.


Bei dieſer Befeſtigung des Bodens durch Pfaͤh-
le, werden letztere, wenn man Perronet folgt,
von Axe zu Axe jeder Pfahl von dem andern um
3 Fuß entfernet, und durch eine große Rammma-
ſchine in den ſchlechten Boden eingetrieben. Die
Pfaͤhle muͤſſen von innen heraus auf der gegebe-
nen Flaͤche gerammt werden, nicht aber von
außen nach der Mitte deſſelben hinein. Fuͤr wei-
chern Boden werden nicht ſowol mehrere, als laͤn-
gere Pfaͤhle mit verhaͤltnißmaͤßigen Dicken erfordert,
bei feſterm Boden kann man dagegen kuͤrzere und
duͤnnere brauchen.


So bald nun der eingerammte Pfahl mit 25
Schlaͤgen des Baͤrs, nicht mehr als 1½ Linie tiefer
ruͤckt, hoͤrt man mit dem Rammen auf.


Die Staͤrke der Pfaͤhle beſtimmt man gemei-
niglich ſo, daß ſie ſo viel Zolle ins Quadrat
dick werden, als ſie Fuße lang ſind. Das
giebt aber bei langen Pfaͤhlen zu viel Dicke, des-
wegen giebt Perronet 15 bis 18 Fuß langen
Pfaͤhlen, 10 Zoll Dicke, und fuͤr jede 6 Fuß meh-
rere Laͤnge, noch 2 Zoll Dicke.


Man
[189]

Man muß nie mehr Pfaͤhle nehmen, als der
Boden faſſen will, und die Pfaͤhle unten uͤber ih-
rem Schwanze etwas kulpicht machen, daß ſie
nicht ſo leicht ausgehoben werden; auch muͤſſen ſie
nicht geſchnitten, ſondern geriſſen ſeyn, ſonſt
brechen ſie leicht entzwei.


Iſt aber der Boden, den man gefunden hat,
nicht gar zu ſchlecht, ſo verſuche man, ob man
ihm nicht durch Maurung mit etwas Waſſermoͤrtel
helfen koͤnne. Hiezu gehoͤren aber große platte
und keine kleinen rundlichen Steine. Dieſe muͤſ-
ſen auf die Art in den Boden hinein getrieben
werden, daß alle Steine auf die hohe Kante zu
ſtehen kommen. Mittelſt der Handramme oder
der ſogenannten Jungfer geſchieht dieß ziemlich be-
quem. Ein Mann, der gut bei Kraͤften iſt, kann
ſolche fuͤglich regieren, und da man mit ihr ſehr
gut in die Ecken umher ſtoßen kann, ſo iſt ſie bei
dieſen vortheilhafter zu gebrauchen, als eine ganz
große Ramme.


Will man den Boden mit Quadern bedecken
und tuͤchtig zu machen ſuchen, deſto beſſer: allein
bei Teichen iſt das bis hieher wenig gebraͤuchlich
geweſen.


§. 90.

Das zweite Erforderniß eines guten Bodens
fuͤr den Grundgraben, iſt dieß, daß er voͤllig im
Stande ſey Waſſer zu halten. Dieß iſt auf jeden
Fall eben ſo noͤthig als die Feſtigkeit; denn wenn
Waſſer
[190] Waſſer unter dem Damme hinweg geht, ſo kann
dieß wegen des Aus- und Unterſpuͤlens ſehr ge-
faͤhelich werden. Bei einem ſolchen Uebel iſt faſt
allezeit noch das das Traurigſte, daß man, wofern
es erſt einige Zeit gedauert hat, beinahe niemals
im Stande iſt, ihm ganz wieder abzuhelfen. Stellt
man auch noch ſo ſorgfaͤltige Unterſuchungen an,
die Wege des Waſſers zu finden, ſo trifft man ſie
doch nur ſelten genau. Man hat viel Beiſpiele,
daß ſich das Waſſer mehrere Ruthen lang, und
noch laͤnger, in Riſſen und Steinſcheiden fortzieht,
da ſuche nun einer die Kluft, auf der es ſich fort-
ſchleicht. Demohnerachtet wird auf dieſen wichti-
gen Umſtand nur zu ſelten hinlaͤngliche Ruͤckſicht
genommen, und bei dem erſten guten Anſehn des
Bodens glaubt man ſich gemeiniglich ſchon ſicher
genug, und ſtellt die weitern Pruͤfungen uͤber den
Boden und ſeine Tauglichkeit ein.


Große Sparſamkeit iſt hier ganz am unrechten
Orte angebracht. Man kann freilich nicht eigent-
lich durch den Boden hindurch ſehen, und apo-
dictiſch gewiß behaupten, wie er unterwaͤrts beſchaf-
fen ſeyn werde. Allein durch einen Erdbohrer
kann man ſich leicht helfen, und uͤberdieß ſieht
auch ſchon ein des Geſteines Kundiger mit vieler
Wahrſcheinlichkeit voraus, was fuͤr Geſtein folgen
wird; beſonders wenn man auf die umliegenden
Stellen, Entbloͤßungen, Fallen, Streichen ꝛc des
Gebirges aufmerkſam genug iſt.


Schon
[191]

Schon oben bei den Teichgruͤnden iſt dieſes Er-
forderniſſes, daß ein Boden Waſſer halte, gedacht
worden. Dort ſind auch verſchiedene Mittel an-
gegeben, wie man den Boden, Waſſer dicht machen
koͤnne. Allein in einem Grundgraben ſind dieſe nicht
allezeit hinlaͤnglich; wenn daher der Boden zu
leicht, zu ſandig, zu ſumpfig und uͤberhaupt zu
wenig dicht iſt, um Waſſer halten zu koͤnnen, ſo
muß man das Durchziehen des Waſſers durch ei-
ne Wand von Spundpfaͤhlen zu verhindern ſuchen.
Ohnſtreitig ſind dieſe Spundpfaͤhle eines der beſten
Mittel, den Durchzug des Waſſers durch ſchon er-
baute oder noch zu erbauende Werke, und durch den
Grund zu verhindern. Sie ſind zu bekannt, als
daß hier eine weitlaͤuftige Beſchreibung [d]erſelben
Platz haben koͤnnte, und faſt jedes Compendium
der Baukunſt, giebt Unterricht uͤber ihre Struk-
tur und ihren Gebrauch. Man ſehe Leupold
und Belidor weiter nach.


Zerkluͤftungen werden, wie oben gezeigt wor-
den, behandelt und unwirkſam gemacht. Da ſie
indeß auch ſehr gefaͤhrlich ſind, ſo iſt es noͤthig,
noch etwas naͤher mit ihnen bekannt zu werden.


§. 91.

Die Zerkluͤftungen zerfallen hauptſaͤchlich in
dreierlei Arten: in Geſtein-Schichtungen, Gang-
Kluͤfte, und Stein-Scheidungen.


Die
[192]

Die erſtern machen gewoͤhnlich nicht ſo große
Spalten oder Riſſe aus, als die beiden letztern.
Demohnerachtet zieht ſich auf ihnen das Waſſer
leicht durch. Alle Schichtungen koͤnnen entweder
dem Teiche guͤnſtig oder unguͤnſtig ſeyn. Beſon-
ders guͤnſtig iſt die Schichtung dann, wenn ſie
mit der Directionslinie des Dammes parallel laͤuft,
und wenn die Schichtung dem Teichraume zu-
faͤllt
, wie Figur 21 zeigt. Dort iſt a c d b ei-
nes Dammes Queer-Profil, a c iſt die bewaͤſſerte
S[e]ite des Dammes, a e, g h, i k, ſind die par-
allelen Schichten, die laͤngſt dem Damme hinſtrei-
chen, hier aber im Queer-Profile angegeben ſind.
Unter dieſen Umſtaͤnden waͤre es vergebens die
Schichtungen und Riſſe aͤngſtlich verſtopfen zu wol-
len; denn hier zieht ſich das Waſſer eher nach dem
Teichraume hin, als davon.


Aber auch dann noch iſt die Schichtung guͤn-
ſtig, obgleich nicht in dem Grade, wie die ſo eben
erwaͤhnte, wenn ſie, ihrem Streichen nach, mit der
Directionslinie des Dammes einen Winkel von et-
wa 30 oder noch wenigern Graden macht, uͤbri-
gens aber wie vorhin ihr Fallen nach dem Teich-
raume zuwaͤrts behaͤlt. Hier bildet ebenfalls
jede Schicht gleichſam ein Obdach gegen das ein-
dringende Waſſer, und haͤlt es vom Damme ab.
Hat alſo ſolch ein Geſtein keine ſtarken Queerkluͤfte,
ſo kann durchaus das Waſſer nicht zu den unter
dem Damme liegenden Geſtein-Schichten kommen,
wie hoch es auch immer im Teiche in die Hoͤhe
ſteigen
[193] ſteigen mag. Schichtungen von dieſer Art werden
jedoch nur ſelten angetroffen, viel gewoͤhnlicher
ſind dagegen die im folgenden § angefuͤhrten.


§. 92.

Ueberſteigt die Schichtung, ihrem Streichen
nach, merklich einen Winkel von 30 Grad ( [...]en
ſie nach Figur 22 mit a b der Directionslinie des
Dammes macht, im Grundriſſe), ſo kommen nun
auch die Queerſeiten der Schichtungen k l, l m,
oder n o, o p dem Waſſer entgegen. Das Waſſer
kann daher, ſelbſt wenn auch die Schichtung nach
dem Teichraume zufaͤllt, in die Queerſeite der
Schichtungen eindringen, und in den durch die
Natur gebildeten Spalten fortgehen, endlich aber
unter dem Damme ſich wegſchleichen.


In dieſen Faͤllen — vorigen § mit eingeſchloſſen —
braucht man, wofern der Grund nur feſt genug
iſt, nicht eben allzu tief Grund zu graben. Wol
aber hat man dahin zu ſehen, daß man die Ritzen
der Schichtungen gut verſtopfen moͤge, und das
ſowol von Tage hinein, als auch in dem Grund-
graben ſelbſt.


In dem Grundgraben geſchieht dieß vorzuͤglich
auf derjenigen Seite, welche nach dem Damme
hinterwaͤrts liegt, alſo von dem Waſſer
hauptſaͤchlich gedruͤckt wird. Schraͤnkte man ſich
bloß auf die dem Waſſer zunaͤchſt liegende Seite
ein, ſo wuͤrde das Waſſer die Mittel, die man zum
Verſtopfen der Ritze anwendet, wie Keile von dem
Teichb. Nſpitzen
[194] ſpitzen nach dem ſtarken Ende zu, heraustreiben.
Dagegen treibt es auf der hintern Seite die Ver-
ſtopfungs-Mittel in das Geſtein und in die Spal-
ten hinein. Zu mehrerer Verſicherung muß auch
die Sohle des Grundgrabens, ſo dicht als moͤglich,
verſtopft werden.


Am gewoͤhnlichſten und am wohlfeilſten ge-
ſchieht alles dieß Verſtopfen mit Letten, oder gu-
tem Thone, auch wol in deſſen Ermangelung, doch
nicht ſo dicht und ſicher, mit Raſen. Wenn man
es noch genauer ſuchte, ſo wuͤrde vielleicht das
Beſte ſeyn, die Sohle des Grundgrabens durch
einen maͤßig ſtarken Ueberguß mit Waſſermoͤrtel zu
verwahren, wofern hier nur die Koſten nicht zu ſehr
im Wege ſtuͤnden.


§. 93.

Hat aber das Geſtein das entgegengeſetzte Fal-
len von dem in den vorigen § § angegebenen, ſo
daß alſo die Schichtungen vom Teichraume hin-
weg fallen
, wie Figur 23 zeigt, ſo moͤgen ſie
parallel oder nicht mit der Directionslinie des Dam-
mes fallen, die Schichtung wird alsdann immer
unguͤnſtig ſeyn.


Wenn demnach a d die bewaͤſſerte Seite des
Dammes vorſtellt, ſo wird das Waſſer, da es nicht
bloß ſeitwaͤrts nach dem Damme hin, ſondern auch
niederwaͤrts druͤckt, deſto leichter in die Stein-
ſchichtungen a g, h i, k l u. ſ. f. eindringen koͤn-
nen, je freier und entbloͤßter die Schichten liegen.
Jemehr
[195] Jemehr alſo ſolcher Schichten ſind, deſto mehr
Waſſer wird auch einziehn. Bei dieſem Fallen
des Geſteins muß man den Grund ſo tief graben,
bis diejenigen Schichten, welche die naͤchſten vor
der Boͤſchung des Dammes im Teichraume ſind,
von der Sohle des Teichgrundes angerechnet, kein
Waſſer mehr unter dem Grundgraben und ſeiner
Sohle hindurch fuͤhren koͤnnen; das iſt, bis ſie
alle zuſammen durchſunken ſind
, oder bis
der Grundgraben etwas unter ihnen niedergebracht
iſt.


Dieß reicht aber noch nicht hin, ſondern man
bringt den Grundgraben, je nachdem die Schich-
ten unter einem Winkel von 15, 25, 35, bis
40 Grad fallen, noch um die ganze Tiefe, um
⅔, um die Haͤlfte, oder um ⅓ des Grundgrabens,
unter der gefaͤhrlichſten Schichtung nieder.


Waͤre zum Beiſpiel h i in der 46 Figur dieje-
nige Schichtung, von der man vermuthen koͤnnte,
daß ſie den meiſten Schaden thun wuͤrde, und man
haͤtte ſie bei dem Grundgraben in der Tiefe o p ge-
funden, ſo muͤßte man, wenn der Winkel i h o =
15 Grad waͤre, noch um die Tiefe o p unterwaͤrts
unter q p graben. Waͤre aber der Winkel i h o =
25 Grad, ſo graͤbe man nur ⅔ von o p unter-
waͤrts, und ſo endlich beim Winkel i h o = 40 Grad,
nur um ⅓ o p nieder, vorausgeſetzt, daß der Boden
uͤbrigens gut und feſt waͤre.


Iſt der Winkel i h ouͤber 40 Grad, und
zwar ſehr viel, ſo braucht der Grundgraben nicht
N 2zu
[196] zu tief zu werden. Denn alsdann wird alles ſich
etwa einziehende Waſſer tief in die Erde hineinge-
fuͤhrt.


Wenn die Schichtungen ſehr flach liegen, und
weit in den Teichranm hinein in dieſer Lage ge-
funden werden, ſo ſucht man ihren Ausgang am
Tage, zu erſchaͤrfen, und ſelbigen genau zu ver-
ſtopfen. In dieſen Faͤllen iſt man uͤberhaupt ge-
noͤthigt, ſehr tiefe Grundgraͤben zu machen, wel-
ches ſchwere Koſten verurſacht. Man verſucht auch
wol das oben angefuͤhrte kuͤnſtliche Verſchlaͤmmen,
und wenn ſich der Bodenſatz voͤllig geſenkt hat, laͤßt
man das Waſſer aus dem Teichgrunde ab, und
nachher das Vieh auf den Bodenſatz treiben, daß
ſolches Letztern tuͤchtig durchknaͤte. Allein dieß
ſind und bleiben nur ſchwache Behelfe, und ein
tiefer Grundgraben iſt ihnen immer vorzuziehn.


Es bedarf keines weitern Beweiſes, daß das
ſo eben Geſagte auch von Gangkluͤften und Stein-
ſcheidungen gelte, da ſolche gleichfalls Riſſe und
Oeffnungen in dem Geſteine ſind. Auch ſie muͤſſen
alſo auf aͤhnliche Weiſe behandelt, verſtopft, und ſo
dicht als moͤglich gegen das Waſſer verwahrt werden.
Bei Gangkluͤften iſt es noͤthig, ſolche erſt etwas
auszuraͤumen und zu erweitern, dann aber ſie aus-
zufuͤllen.


Sind endlich die Schichtungen ſo beſchaffen,
daß man gleich ſieht, man habe ihrentwegen nichts
zu beſorgen, (wie in §. 91.) ſo hat es mit der
Grundgrabentiefe ſein Bewenden, nach dem was
wegen
[197] wegen der Feſtigkeit des Geſteins, wo der Grund
gegraben werden ſoll, an die Hand gegeben wird.


§. 94.

Die Arbeit ſelbſt, ſo bei dem Grundgraben
vorkoͤmmt, nimmt man folgendergeſtalt vor. In
der nach dem Obigen zu beſtimmenden Entfernung,
werden die Arbeiter, welche den Grundgraben aus-
bringen ſollen, in einer Linie laͤngſt der Direktion
des Dammes angeſtellt. Zu gleicher Zeit werden
ihnen die benoͤthigten Karrenlaͤufer und Anſchlaͤger
zugegeben, daß gleich die Foͤrderung mit der Ge-
winnung verrichtet werde. Der gewonnene (her-
ausgebrachte
) Schutt, Stein, Thon ꝛc wird
ausſortirt, und nach der verſchiedenen Brauchbar-
keit eines jeden, auf der Dammſohle, entweder
vorn oder hinten hin, hinter dem Grundgraben
aufgeſtuͤrzt. Wenn alſo z. E. fettiges Erdreich,
oder eine Art von Schutt, der ſich leicht wieder ver-
bindet und verſintert, wohin der eiſenſchuͤſſige be-
ſonders gehoͤrt, ſich vorfindet, ſo wird ſolcher
dem Waſſer entgegen, vor den Grundgraben ge-
bracht. Doch muß dieß ſo geſchehn, daß der
Raum, welchen die Raſen- oder Thonbruſt braucht,
dadurch nicht verſperret oder zu ſehr beſchraͤnkt
werde. Das ſchlechtere, wie etwa das Grandige,
muͤßige Steine ꝛc koͤmmt hinten hin, doch unter
eben den Bedingungen, deren ſogleich erſt er-
waͤhnt iſt. Regel iſt es uͤberhaupt, alle Steine
wie ſie ſind, große und kleine, (die ganz kleinen
von
[198] von Groͤße einer welſchen Nuß und etwas daruͤber
abgerechnet) ganz jenſeits der Dammſohle hin-
aus zu bringen, und ſie da aufzuſtuͤrzen, weil ſie
in dem Damme ſelbſt mehr ſchaden als nuͤtzen. Sie
machen nemlich leicht Hoͤhlungen, wenn ſie blos
hingeſtuͤrzt werden, ohne eine eigentliche beſtimmte
Lage zu erhalten, laſſen ſich auch mit anderm
Damm-Material nicht ſo gut verbinden.


Liegen ſie aber am Ende der Boͤſchung hinter
dem Damme, ſo koͤnnen ſie doch den Damm noch
verſtaͤrken helfen, wenn ſie außerdem keinen wei-
tern Gebrauch verſtatten.


Ehe aber dieß Hinſtuͤrzen des Schuttes u. ſ. w.
zu beiden Seiten des Grundgrabens geſchieht, muß
als Vorbereitungs-Arbeit noch folgendes voran
gehen. Die ganze Dammſohle muß erſt rein abge-
raͤumet, und aller Raſen von derſelben abgeſto-
chen werden. Dann wird der Boden nach Gut-
duͤnten, ſo viel als moͤglich, eben gemacht, aber
nicht geſtampft, ſondern ſo locker gelaſſen als er
bei dem Abraͤumen des Raſens ꝛc geworden iſt.
Ließe man den Raſen ſtehn, und ſtuͤrzte gleich den
Schutt uͤber ihn her, ſo bekaͤme letzterer nicht Ver-
bindung genug mit dem Boden, wenn er auch
wirklich auf ſolchen mit allem Fleiße aufgerammelt
wurde.


Findet ſich, bei dem Ausgraben des Grundgra-
bens, lockerer oder ſandiger Boden, ſo muß man
ſolchen, weil er nicht fuͤr ſich ohne fremde Beihuͤlfe
ſtehen bleibt, an den Seiten des Grundgrabens
abzu-
[199] abzufangen ſuchen. Gewoͤhnlich gilt dieß nur von
mehrern Stellen, nicht den ganzen Sei-
ten
. Geſchieht es nicht, ſo ſtuͤrzt mehr herein
als noͤthig iſt, und muß doch auch mit ausgebracht
werden. Oder es beſchaͤdigt die Arbeiter, und
verſtuͤrzt ſie.


So lange es angehn will, iſt es rathſam an
den Seiten des Grundgrabens, von der Sohle
deſſelben bis zu Tage aus, kleine Anlaͤufe ſtehn
zu laſſen, auf welchen die Karrenlaͤufer den Schutt
herauslaufen koͤnnen. Kann man keine Anlaͤufe
machen, oder muß man ſie beim voͤlligen Zufuͤhren
der Stoͤße, mit weghauen, ſo macht man auch
wol ein Gebruͤck. Hiebei erſpart man den Leu-
ten einige Muͤhe, und ſie koͤnnen ſchnell fahren.
Man braucht auch nicht zu viel Leute bei das Aus-
fuͤllen zu ſtellen, welche ſich den Schutt in Troͤgen
zugeben. Dieſes wird allezeit dann noͤthig,
wenn der Grundgraben anfaͤngt betraͤchtlich tief
zu werden, da kann ein Mann nicht mehr bis zur
Dammſohle herausreichen, und braucht alſo einen
zweiten, der ihm ſeine Laſt abnimmt, und weiter
herausſchafft.


Kann man aber auch kein Gebruͤck in dem
Grundgraben anbringen, (das iſt: einen Anlauf
von Holz gemacht, der mit Brettern bedeckt iſt,
damit die Schuttkarren daruͤber bequem und ſicher
ein- und ausfahren koͤnnen) ſo muß man ſich mit
mehrern Menſchenhaͤnden zu helfen ſuchen. Frei-
lich iſt das Gebruͤck weit vortheilhafter. Die An-
lage
[200] lage eines ſolchen hoͤlzernen Anlaufes oder Gebruͤ-
ckes geſtattet es, daß die Karrenlaͤufer immer
nahe bis zu den Arbeitern hinfahren, welche im
Grundaraben ſtehn und Schutt ꝛc loß h[a]uen.
Das Gebruͤck ſelbſt darf weder zu ſchmal noch zu
brei[t] ſeyn, ingleichen nicht zu ſteil, ſonſt koͤnnen
die Karrenlaͤnfer theils ſich nicht genug bewegen,
oder das Gebruͤck verſperret viel Raum, theils
kann man leicht auf demſelben ausgleiten und
ſamt den Karren ſtuͤrzen, welches zumal da[n]n
leicht der Fall ſeyn kann, wenn die Bretter feucht
oder naß, oder von dem aufgefahrnen Kothe
ſchluͤpfrig werden. Eine Neigung von 18 Grad
gegen den Horizont, iſt die beſte Schiefe, die man
dem Gebruͤck geben kann, alsdann iſt auf ihm
leicht zu ſtehen, zu ſchieben und zu ziehen.


§. 95.

Gewoͤhnlich ſind in ſolchen Thaͤlern, wo man
den Grund graben muß, wenn auch nicht viele,
doch einige, Waſſer vorhanden. Wenn dieſe nicht
waͤhrend der Arbeit abgeleitet wuͤrden, ſo traͤten
ſie ohnfehlbar in den Grundgraben ein, ſo wie er
ihnen nur einigermaßen nahe kaͤme, fuͤllten ihn
aus, und machten ihn wenigſtens auf einige Zeit
unzugaͤnglich und die Arbeit in ihm unmoͤglich,
oder aͤußerſt beſchwerlich. Dieſe Waſſer werden
alſo, ehe noch der Grundgraben in der Gegend
ihres Durchfluſſes ausgebracht wird, aufgefangen,
und dann in ein Gerinne geleitet, welches uͤber
den
[201] den Grundgraben an einer Stelle gelegt iſt, wo
nicht allzuviel Paſſage iſt, und ſolche ſtets frei ſeyn
muß. Wenigſtens geſchieht dieß fuͤr eine oder et-
liche Wochen, und dann wird das Gerinne wie-
der an einem andern ſchicklichen Platze uͤber gelegt,
wo es keinem allzu hinderlich faͤllt. Es iſt noͤthig,
daß dieß ſtets zu rechter Zeit geſchehe, denn ohne-
hin finden ſich oͤfters bei einiger Tiefe des Grund-
grabens, beſonders an Waſſerreichen Orten, oder
wo ſtarke Gangkluͤfte in der Naͤhe des Grundgra-
bens ſind, Waſſer von ſelbſt ein, und zwar in ſol-
cher Menge, daß ſolche in einer einzigen Nacht
ſehr hoch aufgehn. Dann muß man des andern
Morgens erſt Leute mit Pumpen oder mit Haspeln
und Waſſer-Tonnen anſtellen, welche die aufge-
gangenen Waſſer wieder gewaͤltigen und niederhal-
ten muͤſſen, wobei die Arbeit allzeit leidet und die
Koſten ſich mehren, zumal da ſich ein muͤßig ge-
wordener Grund nicht mehr ſo gut bearbeiten laͤßt
als ein trockener.


Sowol die langen als die kurzen Stoͤße (die
Seiten) des Grundgrabens, muͤſſen benebſt der
Sohle deſſelben, wenn ſolche bis auf die gehoͤrige
Tiefe niedergebracht iſt, fein gerade und eben ge-
hauen werden, daß das Ausſetzen nachher deſto
beſſer und dauerhafter geſchehn koͤnne. Da die
Arbeit uͤbrigens nur darinn beſteht, das vorhan-
dene Geſtein ꝛc. aus dem Grundgraben auszuar-
beiten, und heraus zu bringen, ſo iſt weiter keine
Schwierigkeit zur richtigen Einſicht derſelben vor-
handen,
[202] handen, und eine weitlaͤuftigere Beſchreibung
mehr unnuͤtzlich als dienlich, zumal da die noͤthig-
ſten Erinnerungen wirklich beigebracht ſind. Wir
koͤnnen alſo zu einer andern Arbeit fortſchreiten.


§. 96.
Schraͤaͤme.

So wie in der Dammſohle der Grundgraben
eingehauen wird, muß man auch in beiden Sei-
ten des Dammes (in den Widerlagen) die ſoge-
nannten Schraͤaͤme aushauen laſſen. Es iſt
deswegen am rathſamſten, ſie gleich bei dem Aus-
bringen des Grundgrabens mit vornehmen, und
aushauen zu laſſen, weil der aus ihnen gewonnene
Schutt und Steine ſehr bequem mit aus dem
Grundgraben gefoͤrdert werden kann, wenigſtens
zum Theil, ohne daß deßfalls weitere Koſten noͤ-
thig werden. Man verſteht unter den Schraͤaͤmen,
Einſchnitte oder Oeffnungen in die Seiten des
Dammes gemacht, die von der Grundgraben-Sohle
bis zur Kappe des Dammes hinauf gefuͤhrt werden.
Sie dienen dazu, daß in ihnen die, aus dem Grund-
graben continuirte, Raſen- oder Thonbruſt in den
Widerlagen in die Hoͤhe gebracht werde; und ſol-
len dadurch einen deſto beſſern Zuſammenhang zwi-
ſchen dem Damme ſelbſt, und zwiſchen den Wider-
lagen bewirken helfen, ferner das Durchdringen
des Waſſers zwiſchen den Enden des Dammes und
den anliegenden Seiten verhindern. Ihre Rich-
tung
laͤuft in der nemlichen ſenkrechten Ebne
fort,
[203] fort, in welcher der Grundgraben ſein Streichen
hat. Vorn beim Anfange, wo ſie eben in den Berg
hinein gehn, haben ſie die obere Weite des Grund-
grabens und hinten an ihren Ende die Weite des
Grundgrabens auf ſeiner Sohle. Wie tief ſie ei-
gentlich in den Berg hinein gefuͤhrt werden muͤſ-
ſen, haͤngt lediglich von dem Geſtein ab, aus wel-
chem die Berge, oder die Widerlagen des Dammes
beſtehn. Eine groͤßere oder geringere Dichtigkeit
und Feſtigkeit deſſelben, macht eine geringere oder
groͤßere Tiefe der Schraͤaͤme in den Berg hinein noͤ-
thig. Dieß fordert alſo eine genaue Beobachtung
des Geſteines. Man hat aber hierbei nicht blos
darauf zu achten, ob das Geſtein ſehr kluͤftig oder
ſehr unganz iſt (nach der Bergmanns Spra-
che) oder aus ſehr muͤrbem Geſtein beſteht, ſondern
auch darauf, ob es viel von den den Bergleuten
bekannten Schlechten und Abloͤſungen hat,
auf welchen das Waſſer gleichfalls fortgeht. Von
Zeit zu Zeit muß man daher bei der Arbeit, das in
dem Schraame ſich zeigende Geſtein beklopfen und
hoͤren, wie es beſchaffen iſt. Das feſte laͤßt man,
wenn es tief genug eingehauen iſt und wirkliche
Nutzbarkeit verſpricht, ſtehen, das plunderich-
te
aber wird ſo lange, wo es auch ſich vorfinden
mag, weggeraͤumt, bis man ſeinetwegen auch
ſicher ſeyn kann. Beim Beklopfen des Geſteines
hoͤrt man gleich, ob ſolches feſt iſt, oder ob es bloße
Schaalen ſind, die auf anderm, aber untauglichem,
Geſteine aufliegen. In jenem Falle klingt der
Schall
[204] Schall weit heller, in dieſem weit mehr hohl und
dumpfig.


Wenn Schichtungen ſich vorfinden, welche fuͤr
den Bau unguͤnſtig ſind, ſo gilt von ihnen das,
was in dem Obigen hieruͤber deutlich geſagt worden,
und man ſieht ſich in ſolchem Falle genoͤthigt, die
Schraͤaͤme tiefer in den Berg hinein zu hauen, um
dadurch die ſchaͤdlichen Schichtungen zu durchſchnei-
den und weniger gefaͤhrlich zu machen. Unter ſol-
chen Umſtaͤnden iſt aber allezeit die andere Wider-
lage, die jenſeits dem Thale liegt, durch ſich
ſelbſt geſichert, wofern anders das Geſtein ſeine
Schichtung und Streichen, durch das Thal hin-
durch und in den jenſeitigen Widerlagen behaͤlt,
den Fall ausgenommen, wenn die Schichtung mit
dem Thale hinab faͤllt und ſtreicht. Die durch
ſich ſelbſt gedeckte Widerlage bedarf daher keines
ſo tiefen Schraams.


Gewoͤhnlich fuͤhrt man jeden Schraam nicht
unter 8 — 10 Fuß in den Berg hinein. Wenn
die Umſtaͤnde nicht mehr fordern, ſo wird er ge-
meiniglich ſo tief eingehauen, als der
Grundgraben tief iſt
.


Von der Sohle des Grundgrabens angerech-
net, laͤßt man die Widerlage in den Schraͤaͤmen
gern etwas ſchief liegend anlaufen, ſo daß der
Widerlage Boͤſchung in dem Schraame bis zu
Tage hinauf, bis an den Ausgang des Schraams,
einen Winkel von 60 — 65 Grad betrage; bei
gutem Geſtein auch wol 70 Grad.


Alle
[205]

Allen den Schutt und Steine, der oberwaͤrts
bei einiger Hoͤhe des Schraames uͤber der Damm-
ſohle, dem Damme gegen uͤber ausgebracht iſt,
muß man nicht mehr auf die, vielleicht zu der Zeit
ſchon ausgebrachte und gereinigte Grundgraben-
Sohle ſtuͤrzen laſſen, oder ihn unten an dem Dam-
me gleich mit verbrauchen, ſondern ſolchen immer,
ſo wie er bei ſteigender Hoͤhe des Schraams aus-
gebracht wird, ſeitwaͤrts neben dem Schraame
rechts und links einſtweilen an die Widerlagen an-
ſtuͤrzen, vorausgeſetzt, daß ſolche nicht zu ſteil ſind,
und dieß Aufſtuͤrzen geſtatten. Dieß hat einen
weſentlichen Vortheil; man braucht nemlich auf
dieſe gezeigte Art, wenn mit der Zeit der Damm
in die Hoͤhe waͤchſt, wo man in hoͤhern Gegenden
des Schuttes alſo ebenfalls bedarf, ſolchen nicht
aus der Tiefe und von weitem her, muͤhſam wieder
in die Hoͤhe fahren zu laſſen, weil man ihn nun
nur gleich neben den Schraͤaͤmen wegnehmen darf.
Man erſpart alſo Koſten und Zeit.


Unumgaͤnglich nothwendig iſt es juſt nicht,
die Schraͤaͤme gleich in einem fort, fertig aus-
hauen zu laſſen, ſondern man kann ſie, ſo wie der
Damm aufgefuͤhrt wird, beiher mit ausbringen
und in fertigen Stand ſetzen. Allein dann muß
ſolches auf die Art geſchehn, daß fuͤr die andern
Arbeiten kein Aufenthalt dadurch erwachſe, oder
daß ſolche nicht an Guͤte leiden. Daher iſt es im-
mer rathſamer die Schraͤaͤme gleich fertig hauen
zu laſſen, beſonders auch aus dem Grunde, weil
man
[206] man dann weit beſſer beurtheilen kann, ob die
Widerlagen in den Schraͤaͤmen durchgehends tauglich
ſind, oder ob ſie bloße Schaalen haben, welche
oberwaͤrts Halt verſprechen, unten aber loß und
ohne Feſtigkeit ſeyn koͤnnen. Dieſe Beurtheilung
kann aber, bei ſtuͤckweiſe vollbrachter Arbeit, nie
ganz richtig angeſtellt werden.


§. 97.
Setzen des Raſenhauptes oder der Thonbruſt.

Wenn die Arbeit mit dem Ausbringen des
Grundgrabens beendigt iſt, ſo ſchreitet man zur
Auffuͤhrung oder zum Setzen der Thonbruſt,
und des Raſenhauptes. Die Worte: Raſen-
haupt und Raſenbruſt, ſind von gleicher Bedeutung.
Das Raſenhaupt ſelbſt iſt nichts anders, als eine
von geſtochenem und derb auf einander geſtampftem
Raſen aufgefuͤhrte Wand. Die Thonbruſt — iſt
eine gleiche Wand, nur aber von Thon aufgefuͤhrt.
Beider Entzweck iſt, dem Waſſer den Durchgang
durch den feinen Schutt, wovon Daͤmme gewoͤhn-
lich mit erbauet zu werden pflegen, gaͤnzlich zu
verwehren, und den Damm durch die genaue und
ſtarke Verbindung, die ſowol Raſen- und Thon-
bruͤſte unter ſich erhalten, als auch mit dem ge-
ſammten Damm-Material bekommen, eine groͤßere
Dauer und Sicherheit zu geben. Bei Erd- und
Schuttdaͤmmen hat man alſo viel Ruͤckſicht auf
ſie zu nehmen, und ſie ſind bei jedem Damme als
ein Hauptſtuck anzuſehn, wenn ſie nicht gar wegen
der
[207] der trefflichen Dienſte, die ſie leiſten, unentbehrlich
zu nennen ſind, welche von beiden Arten derſel-
ben man uͤbrigens auch waͤhlen mag.


Das Verfahren, den Erd- und Schuttdaͤm-
men durch eine Raſen- oder Thonbruſt eine groͤßere
Staͤrke und Dauer zu geben, iſt noch nicht ſogar
alt, ſondern mehr in den neuern Zeiten gebraucht,
und wegen ſeiner beſondern Nutzbarkeit allgemei-
ner und gewoͤhnlicher geworden. Ehedem pflegte
man die Daͤmme gaͤnzlich ohne Raſen- oder Thon-
bruſt aufzufuͤhren. Man ſtuͤrzte blos den Schutt,
den man aus dem Teichraume oder anders woher
gewann, zu einem Damme auf, wofern der
Schutt nur bindig genug zu ſeyn ſchien, um das
Waſſer nicht durchzulaſſen. Dieß ergiebt ſich aus
viel alten ausgebrochenen Daͤmmen, deren Alter
Jahrhunderte zaͤhlt, und in denen man nicht die
geringſte Spur von Raſen- oder Thonbruſt wahr-
nimmt. Allerdings aber machten die Alten
Grundgraͤben, und fuͤllten ſolche mit Thon
aus, um den Damm unterwaͤrts zu verwahren.
Den Thon ſelbſt, mit dem ſie den kleinen Grund-
graben ausfuͤllten, fuͤhrten ſie etwa 2 — 3 Fuß
hoͤchſtens, uͤber die Dammſohle in die Hoͤhe, etwa
nach Figur 24, wo a b c d der Grundgraben im
Profil iſt, und a e d den 2 — 3 Fuß hoch aufge-
thuͤrmten Thon bedeutet. Ueber dieſe kleinen Thon-
huͤgel wurde nachher bei Auffuͤhrung des Dam-
mes, der Schutt uͤbergeſtuͤrzt. Der kleine Haufe
von Thon mag wahrſcheinlich der erſte Fingerzeig
zu
[208] zu den nachmals angebrachten Thon- oder Raſen-
bruͤſten geweſen ſeyn.


§. 98.

Da nun das Waſſer nicht ſelten an den Daͤm-
men der Alten ſo gut wie noch itzt oͤfters an den
unſrigen, große Verwuͤſtungen anrichtete, beſon-
ders an den innern, im Teichraume gelegenen Boͤ-
ſchungen, ſo gerieth man auf den Einfall, die
oͤftern Durchbruͤche und das Durchdringen und
Ausſpuͤlen des Waſſers, durch Thon und Ra-
ſen
zu verhindern. Man legte demnach auf die
innere Boͤſchung der Daͤmme, entweder eine bloße
Thon- oder Raſenſchicht auf, oder aber zuerſt un-
ten eine Schicht Thon, und auf dieſe noch eine
Schicht Raſen. Doch da man auch dieſe doppel-
ten Schichten nicht voͤllig ſo feſt, unter ſich ſelbſt
und mit dem Damme verbinden konnte, daß ſie
das Waſſer nicht durchnaͤſſete oder ausſpuͤlete, ſo
machte der, am Unterharze durch ſeine praktiſchen
Bergmaͤnniſchen Einſichten ſo bekannt gewordene,
itzt laͤngſt verſtorbene Bergdirektor Zacharias
Koch
, wo ich nicht irre zu Strasberg am Harz,
bei dem dortigen ehemaligen bluͤhenden Bergbaue,
den erſten Verſuch die Raſen- oder Thonbruſte in
die Daͤmme hinein zu legen, auswendig aber,
wie ehemals auch ſchon gewoͤhnlich geweſen, die
Daͤmme durch eingerammte eichene Pfaͤhle, oder
auch durch Terraſſenmauern, gegen die Gewalt
des im Teichraume befindlichen Waſſers zu ſchuͤtzen.


Kochs
[209]

Kochs Verſuch hatte den gluͤcklichſten Erfolg,
und mehrere von ihm angelegte Teiche und Daͤm-
me ſollen noch itzt unverſehrt und in gutem Zu-
ſtande ſeyn.


Belidor verlangt gleichfalls fuͤr die Daͤmme
eine Thonbruſt (Corroi de terre glaiſe). Doch
da Belidor erſt nachher, als die von Koch erbaue-
ten Daͤmme laͤngſt ſtanden, bekannt gemacht hat,
daß man auf dieſe Art verfahren ſolle, iſt es nicht
wahrſcheinlich, daß Koch ſeine Methode aus
Frankreich geholt habe. Da indeß das Verfah-
ren — wer es auch erfunden haben mag — weiter
bekannt wurde, hat es ſich wegen ſeiner ausge-
zeichneten Nuͤtzlichkeit bis auf den heutigen Tag er-
halten, und wird durchgaͤngig angewandt, wo
man nur das Material haben kann.


§. 99.

Ehe man das Raſenſetzen ſelbſt vornimmt,
muß noch Folgendes aus Vorſicht beobachtet werden.
Wenn der Grundgraben bis zu ſeiner benoͤthigten
Tiefe nieder, und weit und lang genug ausge-
bracht iſt, ſo muß man dahin ſehen, daß er durch-
aus, an allen Stellen, waſſerfrei gehalten
werde, und kein Schlamm oder feiner Dreck in
ihm zu finden ſey. Dann viſitirt man ihn noch-
mals fleißig durch, und ſucht, ob man (beſonders
in der Sohle) keine truͤgliche Stelle finden koͤnne,
welche noch Bedenklichkeit verurſacht. Findet ſich
nichts mehr, ſo laͤßt man hierauf den Anfang ma-
Teichb. Ochen,
[210] chen, und die wirkliche Arbeit vornehmen. Zuerſt
wird dann die Grundgraben-Sohle zum wenigſten
3 Fuß hoch, lieber aber 4 Fuß hoch mit dem aller-
beſten Thone oder Leime [...], den man auftreiben
kann, beſtuͤrzt, der Thon ſchichtenweiſe aus einan-
der gezogen, und ſchichtenweiſe recht derb ge-
ſtampft. (Jede Schicht iſt etwa 6 Zoll hoch.)
Dieß geſchieht ſo lange, bis man nicht im Stande
iſt, Spuren von Fahren oder Gehen uͤber dem ge-
ſtampften Thone zu bemerken. Man kann ſolches
am beſten auf dieſe Art bewerkſtelligen, daß nur
geringe Portionen Thon oder Leimen auf einmal in
den Grundgraben geſtuͤrzt werden. Dieſe zieht
man dann aus einander, quetſcht ſie mit dem Nak-
ken einer Keilhaue, oder andern großen Hacke, in
alle Loͤcher oder Vertiefungen ein, die ſich auf des
Grundgrabens Sohle oder in ſeinen Seiten finden,
und laͤßt ſie hinter dem Einquetſchen her, tuͤchtig
uͤberrammeln. Das Ueberrammeln muß wol 3
bis 4mal geſchehn, obgleich die Arbeiter ſaure Ge-
ſichter dabei zu machen pflegen, und ungern daran
gehn. Zum Zeichen, daß der Thon recht feſt
uͤberrammelt ſey, kann dieſes dienen, wenn die
Stampfer nach dem Niederſtoßen wieder etwas in
die Hoͤhe, ruͤckwaͤrts fahren.


Je ſtaͤrker dieſes Zuruͤckfahren des Stampfers
ſichtbar wird, deſto beſſer iſt auch der Thon ge-
rammelt. Es iſt nicht gut, den Thon in den Grund-
graben hinein fahren zu laſſen, ſondern man thut
wol, ihm neben dem Grundgraben her, bis an
den
[211] den Ort, wo man ihn braucht, anzufahren, abzu-
ſtuͤrzen, und ihn von da in den Grundgraben hin-
ein werfen zu laſſen. Geſchieht dieß nicht, ſo
fahren die Laufkarren erſt Gleiſe in das Geſtampf-
te, nachher fahren ſie ganze Stuͤcken wieder auf,
und machen doppelte Arbeit. Ferner wird der
Thon alsdann in zu großen Portionen, und alſo
zu hoch auf einmal aufgeſtuͤrzt, und dieſerwegen
kann er nicht dicht genug geſtampft werden; es
entſtehu aber auch eben daher ſehr leicht große
Hoͤhlungen unten im Thone, indeß oben alles
dicht geſtampft zu ſeyn ſcheint. Dieſe Hoͤhlungen
bleiben nachmals offen, und koͤnnen nur ſelten
wieder ausgefuͤllt werden, weil man das einmal
Geſtampfte nur ſelten wieder aufreißt, um es wie-
der umzuarbeiten. Die Aufſeher muͤſſen bei dieſer
Arbeit aͤußerſt attent und gewiſſenhafte Leute ſeyn.


§. 100.

Weil es bei der vorigen Arbeit ein Haupt-
augenmerk ſeyn muß, alle Hoͤhlungen in dem Thone
zu vermeiden, ſo darf keine Schicht Thon, welche
die Grundſohle bilden ſoll, und die von neuem auf-
getragen wird, ungeſtampft hoͤher als 6 Zoll ſeyn.
Geſtampft muß jede ſolche Schicht noch etwas we-
niger als die Haͤlfte ihrer erſten Hoͤhe betragen.
Alſo bliebe etwa von 6 Zoll aufgeſtuͤrztem, ganz
fein zerhacktem Thone, geſtampft 2½ Zoll bis 2¾
Zoll Schicht uͤbrig; wenn der Thon weich iſt,
oͤfters noch weniger. Daß dieß freilich nicht ſo
O 2ſtark
[212] ſtark foͤrdern kann in Anſehung der Schnelligkeit,
ſieht man leicht ein, aber man gewinnt an Dauer
uͤber alle Maßen. Was hiebei fuͤr ein großer Un-
terſchied obwalte, kann man aus den leicht zu
machenden Verſuchen ſehn, wo man z. E. 12 Zoll
hoch Thon, ſtatt 6 Zoll hoch aufſtuͤrzen laͤßt.
Stampft man dieſe, 12 Zoll hoch aufgeſtuͤrzte Thon-
ſchicht, eben ſo ſtark, als eine Schicht von 6 Zoll
Hoͤhe, ſo wird man zur Hoͤhe der erſtern Schicht
7 Zoll haben und druͤber, bei letzterer nur das
gewoͤhnliche. Man ſieht alſo, daß man ein an-
ſehnliches bei der erſtern fertigen Schicht an Hoͤhe
mehr habe, als bei der letztern, und daß die
Theile nicht alle gleich dicht geſtampft ſeyn koͤnnen.
Die Feſtigkeit iſt alſo bei der erſtern Schicht um
ein Betraͤchtliches geringer, als bei der letztern
ſchwach aufgetragenen.


Ueberhaupt iſt noch zu merken, daß der auf-
zutragende Thon weder zu weich noch zu hart ſeyn
duͤrfe. Im erſtern Falle hebt er ſich bei jedem
Niederſtampfen wieder in die Hoͤhe, und zieht ſich
von dem unter ihm liegenden fertig bearbeiteten
loß. Im zweiten Falle entſtehn ebenfalls, wie vor-
hin erwaͤhnt worden, jene kleinen Loͤcher und Hoͤh-
lungen, weil ſich der Thon nicht gut in einander
ſetzen kann. Man muß ferner gar nicht mehr
Thon bei den Grundgraben anfahren laſſen, als
man in einem Tage verbrauchen kann und will;
denn ſonſt bekoͤmmt er eine ſtarke Rinde, welche
das derb Stampfen ſehr hindert, und wenn es ja
ordent-
[213] ordentlich gemacht werden ſoll, weit mehr Kraͤfte
erfordert, als noͤthig waͤren, wenn man naͤſſern
Thon naͤhme und verarbeitete.


Alle dergleichen Fehler ſind nicht beſſer wahr-
zunehmen, als wenn ein Stuͤck von eben fertig ge-
machter Arbeit wieder aufgebrochen wird. Da
finden ſich Loͤcher in Menge die nicht ausgefuͤllt
ſind, und man ſieht ſehr deutlich ein, daß durch-
aus dieſes Stampfen nicht vorſichtig genug behan-
delt werden kann.


Wenn der Thon mit Wagen neben den Grund-
graben angefahren wird, duͤrfen die Wagen nicht
zu nahe anfahren, ſonſt koͤnnen ſehr leicht dadurch
die langen Stoͤße des Grundgrabens einſchießen
und verdorben werden.


§. 101.

Iſt der Grundgraben, nach der ſo eben gezeig-
ten Art, auf ſeiner Sohle ausgeſetzt worden, ſo
wird, wenn man keine Thon-ſondern eine Raſen-
bruſt waͤhlt, die Grundſchicht von ſelbiger ferner-
hin aufgetragen. Man ſetzt die Raſen, die zu
dieſem Behufe in dem Wieſenthale, wo der Teich
gebauet wird, oder ſonſt wo geſtochen und herbei
gefahren ſind, einen ſo dicht als moͤglich an den
andern an, und zwar allezeit ſo, daß die gruͤne
Seite der Raſenſtuͤcke unten hin zu liegen komme.
Dieß wird bei allen Stuͤcken beobachtet. Die
Stuͤcke ſelbſt erhalten eine Laͤnge von 18 bis 20
Zoll, zur Breite 10 bis 12 Zoll. Dick werden
ſie
[214] ſie 4 bis 5 Zoll geſtochen. Andere wollen die
Raſen jedes Stuͤck 16 Zoll ins Gevierte geſtochen
wiſſen, und geben ihnen gleichfalls die oben ge-
ſagte Dicke. Dieß iſt im Grunde willkuͤhrlich, wo-
fern nur die geſtochenen Raſen gut wieder verbun-
den werden. Die Raſenſtuͤcke werden uͤberhaupt
ſo an einander geſetzt, wie man Quaderſteine zu
legen gewohnt iſt, ſo nemlich, daß vor dem
Schluſſe zweier Raſen, und uͤber dem Schluſſe von
4 Raſen, ſtets die Mitte eines dritten vor und
uͤber zu liegen komme, und gehoͤrig uͤbergreife,
nach Figur 25 und 28.


Da wo die Raſen an die Stoͤße des Grundgra-
bens anzuliegen kommen, muͤſſen ſie gleichfalls mit
einer Hacke, gut in die kleinen Loͤcher und Vertie-
fungen der Seiten des Grundgrabens eingequetſcht
werden, und wenn die erſte Reihe oder Schicht
Raſen ganz durchgelegt iſt, werden die Ritze, die
zwiſchen den Raſenſtuͤcken geblieben ſind, mit gu-
tem, klein gehacktem Thone ausgefuͤllt, und nach-
mals die ganze Raſenſchicht dreimal uͤberſtampft,
worauf ſie alsdann fertig iſt, und eine neue auf-
geſetzt werden kann, ohne daß etwas weiter mit
ihr noch erſt zu verrichten waͤre. Mit dieſer zwei-
ten Schicht verfaͤhrt man auf die nemliche Weiſe
wie mit der vorigen, und bei dieſer hat man gleich-
falls dahin zu ſehen, daß wiederum auf den Schluß
der Raſen, die Mitte der neu aufzulegenden ge-
bracht werde, daß alles gehoͤrig uͤberbinde. In
Figur 28 iſt der neu aufzulegende Raſen, jedes
Stuͤck
[215] Stuͤck punktirt angegeben. Figur 26. zeigt ihre
Lage im Queerprofil, da iſt c d die untere Grund-
graben-Weite.


Wenn man die Raſen auf dieſe Art ſetzen
laͤßt, kommen ſie wie in einer gut aufgefuͤhrten
Mauer uͤber einander zu liegen. Sie erhalten ſich
alſo in der ihnen gegebenen Lage deſto leichter und
ſicherer, und machen den Durchgang des Waſſers
durch dieſe Wand beinahe unmoͤglich, wenn nicht
durch eine aͤußere gewaltſame Kraft dieſelbe ange-
griffen und zerſprengt wird. Legt man dagegen
Schluß auf Schluß, ohne die Raſen gehoͤrig uͤber-
zubinden, ſo entſtehn zwiſchen ihnen tiefe und
lange Spalten, die natuͤrlicher Weiſe nicht vor-
theilhaft ſeyn koͤnnen. Die obige Art die Raſen
zu ſetzen iſt uͤbrigens gar keine beſchwerliche oder
ſaure Arbeit, ſondern ſie erfordert nur bei dem
Setzen etwas weniger Bequemlichkeit, und einige
mehrere Aufmerkſamkeit.


Wenn man daher Perſonen hat, die mit die-
ſer Arbeit und beſonders mit dem Setzen ſchnell
umzugehn wiſſen, und denen dieß mechaniſch leicht
geworden iſt, ſo muß man ſolche Leute nicht zu
oft umwechſeln, und an andere Arbeit bringen.
Denn beordert man Andere an jener ihre Stelle,
ſo brauchen dieſe immer etwas mehr Zeit, bis ſie
ſich wieder die Arbeit gelaͤufig gemacht haben.


Die Raſenſtuͤcke duͤrfen keinesweges in Stuͤk-
ken zerriſſen werden, ſo auch an den Enden und Ecken
nicht unegal, rauch, oder rund ſeyn, ſonſt laſſen
ſich
[216] ſich ſolche nicht ſo richtig und dicht in einander
ſetzen, als ſolche, die nach geraden Linien abgeſto-
chen worden. Auf die hier gewieſene Art, wer-
den nun die Schichten in dem Grundgraben in die
Hoͤhe, eine auf die andere aufgeſetzt, bis man
endlich mit der Arbeit zu Tage ausgekommen iſt.
In dieſem Falle ſagt man alsdann: das Funda-
mentiſt fertig
, und der ausgeſetzte Grund-
graben heißt nunmehro das Fundament.


§. 102.

Sind die Arbeiten an dem Fundamente been-
digt, und iſt ſolches allbereits fertig geworden,
ſo wird diejenige Schicht Raſen, die ſich uͤber die
Oberflaͤche der Dammſohle wirklich erhebt, zu bei-
den Seiten etwas uͤber das Fundament hinaus auf
die Dammſohle gelegt, wie Figur 30 zeigt. Man
legt dieſe Raſenſchicht an jeder Seite wenigſtens
18 Zoll uͤber, ordinair 2 Fuß, und nun faͤngt
man an, dem weiter aufzufuͤhrenden Raſenhaupte
ſeine Boͤſchung zu geben. Dieſe ſoll durch das
Uebertreten der Raſenſchicht uͤber die Dammſohle,
einen deſto beſſern Fuß erlangen. Die Boͤſchung
der Raſenbruſt ergiebt ſich erſtens aus der obern
Weite des Grundgrabens, benebſt dem Ueberſprun-
ge der erſten Raſenſchicht uͤber Tage, auf der
Dammſohle; zweitens aus der Breite des Raſen-
hauptes auf der Kappe.


Weil die Raſen- oder auch die Thonbruͤſte nicht
zu ſchwach werden duͤrfen, wenn ſie ihren Zweck
gut
[217] gut erfuͤllen ſollen, ſo verlangen die Praktiker,
daß ſie auf der Kappe wenigſtens noch den achten
Theil der Hoͤhe des Dammes zur Dicke haben.
Die Boͤſchung an der Raſenbruſt legt man ſo an,
daß man ſie gleich von der Dammſohle, bis zur
Kappe hinauf in einer ſchiefen Ebne zufuͤhrt, nach
Figur 27. b. Oder man macht auch wol das
Raſenhaupt auf die Art, daß man von der Damm-
ſohle angerechnet, von 10 zu 10 Fußen Hoͤhe,
die Staͤrke derſelben etwas verringert, und die
Waͤnde der Raſenbruſt ſenkrecht auffuͤhrt. Jene
Art bleibt indeß immer die beſte, weil da jede
Schicht gleich ſtark unterſtuͤtzt wird, da ſie an den
Waͤnden zu beiden Seiten Boͤſchung hat.


Bei der Methode, die Raſen- oder Thonbruſt
zu doſſiren, zeigt ſich aber auch noch ein anderer
weſentlicher Vorzug, welcher bei der letztern Art
nicht ſtatt hat. Der an die Boͤſchung der Raſen-
oder Thonbruſt angeſtuͤrzte Schutt, zieht ſich
nicht ſo leicht, und nie ſo weit von der
Boͤſchung loß, als wie ſolches bei Raſenhaͤuptern
und Thonbruͤſten mit ſenkrechten Flaͤchen geſchieht.
Denn im letztern Falle, in Figur 27. a, muß der
Schutt blos durch ſich ſelbſt unterſtuͤtzt werden und
ſeinen Halt durch ſeine Schweere und Cohaͤſion be-
kommen, weil er von nichts anderm getragen
wird; im erſtern Falle aber ruht er auf der Schiefe
der Boͤſchung zum Theil auf, und wenn er auch
wegen ſeiner Lockerheit etwas nachſinkt, ſo bleibt
er
[218] er ſtets auf der Doſſirung liegen, und macht alſo
nie ſolche Spalten.


Damit nun die Raſen- oder Thonbruſt die ge-
hoͤrige Boͤſchung erhalte, muß jede Schicht ſeit-
waͤrts fein angeſchlagen werden, jedoch ſo, daß ſie
nicht ſchmaͤler wird, als die naͤchſt folgende ſeyn
ſoll, widrigenfalls gaͤbe dieſe an den Seiten nach,
und bekaͤme nicht Halt genug. Denn da ihr die
Unterſtuͤtzung fehlen wuͤrde, entſtuͤnden ſelbſt bei
dem Anſtuͤrzen des Schuttes dennoch ſchaͤdliche Hoͤh-
lungen, die ſich nicht gut verſtopfen laſſen.


§. 103.

Wegen des Raſenhaupt-Setzens iſt noch noͤthig,
Folgendes anzumerken.


  • 1) Einige ſetzen ſchlechthin die Dicke der Raſen-
    oder Thonbruſt zu 6 Fuß an. Allein fuͤr ſehr
    niedrige Daͤmme wuͤrde dieß zu ſtark ſeyn, und
    unnoͤthige Koſten machen. Fuͤr ſehr hohe
    Daͤmme waͤre jene Dicke wol zu ſchwach. Be-
    haͤlt man hingegen das vorhin angegebene Ver-
    haͤltniß, ſo hat man fuͤr alle Hoͤhen der Daͤm-
    me, eine zweckmaͤßige Staͤrke der Raſenhaͤup-
    ter und Thonbruͤſte auf ihren Kappen. Nun
    kann man aus der Hoͤhe des Dammes, und der
    obern und untern Breite der Bruͤſte, leicht
    durch eine Zeichnung, die Boͤſchungs-Winkel
    finden, nach denen man arbeiten laſſen muß,
    zumal da es auf etliche Grade des Winkels ſo
    genau
    [219] genau nicht ankommt, wenn nur die obere
    Dicke der Bruͤſte dadurch nicht leidet.
  • 2) Andere verfahren bei dem Raſenſetzen im Fun-
    damente auf die Art, daß ſie vor und hinter
    den Raſenſchichten im Fundamente, noch an
    beiden Seiten des Grundgrabens, eine 15 Zoll
    ſtarke, oder nach Maaßgabe der Weite des
    Grundgrabens, wol noch ſtaͤrkere Schicht ge-
    ſtampften Thon, in die Hoͤhe fuͤhren, wie Fi-
    gur 30 im Profile zeigt; die uͤbrige Behand-
    lung des Raſenhauptes im Fundamente, bleibt
    die naͤmliche, ſo vorhin beſchrieben worden. In
    Figur 30 iſt c d die untere Grundgrabenweite,
    e f die obere. An den Seiten e d, f c, wie
    auch auf d e liegt Thon, und innerhalb des
    Thones liegt der Raſen, wie deutlich aus der
    Figur zu erſehen iſt.
  • 3) Viele laſſen die Schichten des Raſens, die aus
    dem Fundamente uͤber Tage herauskommen, gar
    nicht uͤber die Seiten des Grundgrabens uͤber-
    greifen, und fuͤhren ſie gleich mit ihrer noͤthi-
    gen Boͤſchung bis zur Kappe in die Hoͤhe. Dieſe
    Methode ſcheint nicht verwerflich zu ſeyn. Denn
    da zuverlaͤſſig jeder Damm, und jede Raſen-
    oder Thonbruſt ſich etwas ſenkt, ſo wird eine
    ſolche Bruſt, die nicht uͤber des Grundgrabens
    obere Weite uͤbergreift, ſich deſto derber und
    feſter in einander ſetzen koͤnnen, und alles an-
    dere zu gleicher Zeit ſich allmaͤhlig mit nieder-
    ſenken.

Wenn
[220]

Wenn aber die Raſen- oder Thonbruſt uͤber
des Grundgrabens obere Weite uͤbergreift, da
kann es geſchehn, daß das in Figur 30 unter a b
gelegene, und uͤber das Fundament uͤbergreifende,
ſich weniger ſenken kann, indeß ſich doch das Fun-
dament mit den uͤbrigen Theilen ſenkt. Da wuͤr-
den alſo bei e und f durch die entſtandenen Bruͤ-
che auch Hoͤhlungen entſtehn.


  • 4) Einige wollen die Raſenhaͤupter gaͤnzlich verwer-
    fen. Sie ſagen, der Raſen verweſe etwas, und
    dadurch verliehre der Damm, weil ſolche Stel-
    len nicht gehoͤrig dicht blieben. Hierauf laͤßt
    ſich antworten: Ausgebrochene Daͤmme, die uͤber
    70 Jahre lang geſtanden hatten, und unver-
    ſehrt die herrlichſten Dienſte thaten, aber durch
    ungeheure Waſſerfluthen und Mangel an gehoͤ-
    rig weiten Fluthbetten oder Aufſicht, zu Grun-
    de gerichtet wurden, beweiſen das Gegentheil.
    Die Raſen in der Raſenbruſt waren nicht nur
    nicht gaͤnzlich verweſet, oder ſehr locker gewor-
    den, ſondern ſie zeigten vielmehr von einer
    durchgehends zu bemerkenden wuͤnſchenswerthen
    Feſtigkeit und Dichtigkeit. Freilich mochte al-
    lerdings dieſe Feſtigkeit ihren Grund in dem
    fleißigen Verſtampfen und Verrammeln haben;
    allein man ſieht doch hieraus offenbar, daß der
    Raſen bei guter Behandlung ſehr dicht bleibe.
    Wird alſo eine Raſenbruſt mit der gehoͤrigen
    Sorgfalt, welche uͤberhaupt auf jede Anlage
    verwandt werden muß, dicht geſetzet und ge-
    ſtampft,
    [221] ſtampft, ſo thut ſie gewiß auch gute Dienſte,
    wie die Erfahrung ſattſam zeigt. Indeß mag
    Jeder nach Belieben Thon- oder Raſenbruͤſte
    waͤhlen. Von den Thonbruͤſten Mehreres im
    folgenden §.

§. 104.

Wo Ueberfluß an Thone, und guten Leimen
iſt, waͤhlt man ſehr oft ſtatt des Raſenhauptes
ganze Thonbruͤſte. Es iſt nicht zu leugnen, daß
dieſe ſich noch dichter machen laſſen, als die von
Raſen. Naſſen Thon haͤlt auch alles Waſſer beſſer
ab, und ſie ſind daher ſehr gut zu gebrauchen.


Was Lage, Richtung, Staͤrke, Hoͤhe, und
Doſſirung anbetrift, ſo iſt bei den Thonbruͤſten al-
les dieß, daſſelbe wie bei Raſenhaͤuptern. Inglei-
chen gilt von ihnen alles, was im Vorigen von der
Bearbeitung des Grundgrabens ꝛc. und der Bruͤſte
ſelbſt geſagt worden iſt, ſo daß dieſerhalb keine
Wiederhohlung noͤthig ſeyn wird.


Wenn man zum Voraus weiß, daß man nicht
allzu viel Schutt ſo bei der Hand hat, daß man
ihn ohne erhebliche Koſten erhalten kann, und den-
ſelben zu Rathe halten muß, weil die Beſtuͤrzung
der Daͤmme viel Schutt verlangt, ſo fuͤhrt man
auch wol dicht vor dem Raſenhaupte noch eine
2 Fuß dicke oder noch ſtaͤrkere Thonbruſt bis zur
Kappe hinaus in die Hoͤhe, vorausgeſetzt, daß die
nach der Berechnung noͤthige Staͤrke des Dammes
dabei noch ungeſchmaͤlert bleibt. Unter dieſen
Umſtaͤn-
[222] Umſtaͤnden nun, hat man dahin zu ſehen, daß zu
gleicher Zeit die Thonbruſt und das Raſenhaupt
mit einander aufgefuͤhrt, und ganz dicht unter
ſich verbunden werden, widrigenfalls wuͤrden die
ſchon oben erwaͤhnten gefaͤhrlichen Riſſe entſtehn.
Dieſe Verbindung geſchieht am beſten folgender-
maßen.


So wie eine Thon- und Raſen-Schicht etwa
2 Fuß in die Hoͤhe gebracht iſt, legt man die Ra-
ſenbruſt allemal etwas weiter heraus, auf die
Thonbruſt, und uͤberbindet hiedurch. Auf die
uͤbergelegten Raſen (die man unter dieſen Umſtaͤn-
den gern lang ſtechen laͤßt, damit ſie nicht zu
ſchmal uͤbergreifen) wird wiederum Thon aufge-
bracht, und ſo fortgefahren, bis man die Hoͤhe
der Kappe erreicht hat.


Wo man Willens iſt, außer der Raſenbruſt noch
eine ſolche Thonbruſt vorn aufzufuͤhren, muß bei
dem Ausbringen des Grundgrabens hierauf Ruͤck-
ſicht genommen werden; es iſt nemlich noͤthig, den
Grundgraben um ſo viel weiter zu faſſen, daß die
vor das Raſenhaupt zu legende Thonbruſt auch
mit in den Grundgraben hinein komme: denn ſie
blos auf die Dammſohle aufzuſetzen, iſt deshalb ver-
werflich, weil die Feſtigkeit des Ganzen darunter
leidet. Ueberhaupt aber iſt es allemal beſſer,
gleich eine Thon- oder Raſenbruſt von groͤßerer
Dicke vorzurichten, ſtatt eine Thonbruſt vor das
Raſenhaupt noch vorzulegen, weil die Verbindung
Bei-
[223] Beider ſelten genau genug bewirkt wird, und ſol-
ches dennoch ein Haupterforderniß bleibt.


Schluͤßlich bemerke ich folgendes. Auf die nem-
liche Weiſe wie man die Raſen und Thonbruͤſte un-
ten auf der Dammſohle, oder in geringer Entfer-
nung uͤber derſelben behandelt, verfaͤhrt man auch
mit ihnen durch alle Hoͤhen hindurch, welche ſie
bis zur Kappe hinauf erſteigen muͤſſen.


§. 105.
Arbeit mit dem Schutte bei den Daͤmmen.

Bei Erd- und Schutt-Daͤmmen wird dieſe
Arbeit fuͤglich ſogleich mit vorgenommen, wenn
das Fundament fertig geworden iſt, und die Thon-
bruſt oder das Raſenhaupt aufgefuͤhrt wird. Die
Arbeit ſelbſt beſteht eigentlich in nichts anderm,
als in der Aufhaͤufung des Schuttes vor und
hinter der Raſen- oder Thonbruſt, uͤber der
Dammſohle, und in ſattſamer Verdichtung dieſes
Schuttes, durch Stampfen.


Bei dem Aufhaͤufen und Anfahren des Schuttes
fragt es ſich: Soll man gleich anfangs den Damm
mit ſeiner untern und voͤlligen ganzen Breite
auffuͤhren, oder nur erſt das Stuͤck deſſelben vor-
nehmen, in welchem mitten inne die Raſen- oder
Thonbruſt liegt, das aber nachher, wenn die
Bruͤſte hoch genug aufgefuͤhrt ſind, wieder be-
ſonders beſchuͤttet, und deſſen Breite hiedurch ſo
lange vermehrt wird, als es des Dammes Hoͤhe
erfordert? Hierauf dient als Antwort: Man thut
jeder-
[224] jederzeit wohl, wenn man gleich die voͤllige
untere Dammbreite
vornimmt, und den
Damm ſo auffuͤhrt, daß man, ſo wie ſich ſeine
Hoͤhe vergroͤßert, die Breite deſſelben nach beiden
Boͤſchungen, welche der Damm an der Bruſt- und
Ruͤckenſeite erhalten ſoll, vereiniget. Dieſe Ver-
minderung der Breiten bei der wachſenden Hoͤhe,
kann man auf die Art vornehmen, daß man ſchich-
tenweiſe auf 2 bis 3 Fuß, ſo wie des Dammes
Hoͤhe waͤchſt, etwas weiter in den Damm herein
ruͤckt. Hiedurch erhaͤlt demnach der Damm an-
fangs ein treppenfoͤrmiges Anſehn bei ſeiner Be-
arbeitung, wie Figur 47 im Profile zeigt. Bei
dieſer Art, den Damm aufzufuͤhren, und die
Schuttarbeit zu verrichten, hat man allezeit den
benoͤthigten Raum ſowol fuͤr die Arbeitsleute,
als auch fuͤr die Wagen und Karren. Der Damm
ſelbſt aber gewinnt durch das Verfahren auch an
Feſtigkeit. Denn durch das oͤftere Hin- und Her-
gehen, Fahren, und Stampfen, werden alle auf
den Damm aufgeſtuͤrzte Schichten recht derb und
dicht auf einander gezwaͤngt, daß ſich alſo der
Schutt nicht ſo leicht von der Raſenbruſt losziehen
kann. Von Zeit zu Zeit werden nachher die an
den Boͤſchungen entſtehenden Ecken, welche das
treppenfoͤrmige Anſehn dem Damme geben, mit
verſchuͤttet, daß die ganze Boͤſchungs-Ebne rich-
tig zum Vorſchein koͤmmt.


Wenn man aber den Damm erſt ganz, oder
bis auf eine gewiſſe Hoͤhe auffuͤhrt, und ſodann
wie-
[225] wieder beſtuͤrzt, daß die Breite deſſelben auch ver-
groͤßert werde, ſo entſteht nie etwas Gutes; denn
das angeſtuͤrzte haͤngt nie ſo feſt mit dem ſchon
in die Hoͤhe gebrachten Stuͤck Damme zuſammen,
als wenn jede Schicht und alſo alles gleich dort
in Eins gearbeitet wird. Selbſt dann, wenn
das neu angeſtuͤrzte derb geſtampft wird, (welches
aber leider ſehr ſelten zu geſchehn pflegt,) zieht es
ſich dennoch loß, und verurſacht Spalten zwiſchen
der Thon- oder Raſenbruſt.


§. 106.

Die ſo eben gedachten Spalten ſind oft meh-
rere Ruthen lang und tief. Sie werden unter
den vorgenannten Umſtaͤnden deſto groͤßer und
weiter, je hoͤher und laͤnger die Daͤmme ſind.
Sie haben oftermalen oben eine groͤßere Weite als
ein Fuß betraͤgt, beſonders wenn anhaltende Hitze
waͤhrend der Arbeit eintritt. Sehr oft trift es
ſich, daß ſich dieſe Spalten von ſelbſt wieder ver-
brechen, dann haͤlt es ſchwer ſie ganz genau auszu-
fuͤllen, und man hat Urſach mit Vorſicht zu Werke
zu gehn, wenn man ſie wieder feſt verſchließen
will.


Aehnliche Riſſe entſtehen freilich bei den mei-
ſten Erd- und Schutt-Daͤmmen, die man ganz
neu erbauet, und zwar auf gleiche Weiſe laͤngſt
der Thon- oder Raſenbruſt hinaus. Da ſolche
Arbeiten ſtets und mit Vortheil in der heißen
Jahrszeit verrichtet werden, ſo trocknet der Schutt,
Teichb. Pder,
[226] der, gegen den Thon oder Raſen gerechnet, weit
lockorer iſt, auch weit leichter aus, als der Thon.
Wenn er alſo an die Raſen- oder Thonbruſt an-
geſtuͤrzt wird, ſo verbindet er ſich nie ſo ganz ge-
nau, als man wuͤnſcht; und da gewoͤhnlicherma-
ßen die Arbeiter auf dem Damme mehr an den
Seiten herum gehen, mit Karren fahren ꝛc. ſo
wird dadurch an dieſen Stellen der Damm feſter,
auch der daſelbſt liegende Schutt ſchwerer gemacht,
und durch die fortgepflanzte Erſchuͤtterung von
dem Fahren, die Trennung bewirkt, indem man
die Raſenbruͤſte ꝛc. mehr ſchont, und nicht zu ſehr
auf oder an ihnen faͤhrt und karret. Doch dieſe
Riſſe ſind mehr unbedeutend, und man darf ih-
rentwegen eben nicht in großen Sorgen ſeyn.


Nimmt man nicht gleich die volle untere
Dammbreite vor, ſo haben auch die Arbeitsleute
und die Fuhre nicht Raum genug, um ſich bequem
beregen und ihre Verrichtungen abwarten zu koͤnnen.
Daraus entſteht denn nichts als nur Schaden und
unnoͤthige Verſaͤumniß.


Die Steine — welche ſaͤmmtlich an die Ruͤk-
kenſeite der Daͤmme gerollt werden, wenn man ſie
mit bei dem Baue gebraucht, laͤßt man mit etwas
ganz klarem Schutte uͤberſtuͤrzen. Dieſer rieſelt
zwiſchen die Oeffnungen der Steine von ſelbſt hin-
ein, zumal da ihm die Erſchuͤtterung, welche
die von Zeit zu Zeit weiter auf- und angeſtuͤrz-
ten Steine verurſachen, dabei ſehr zu Huͤlfe
kommt.


Wenn
[227]

Wenn es aber ja die Noth erforderte, die
Steine mit in den Damm hinein zu bringen, weil
der andere Schutt ziemlich rar iſt, ſo muß man
zu denen Steinen, die in den Damm ſelbſt kommen
ſollen, nur ſolche auswaͤhlen, welche entweder der
Wuͤrfelfigur ziemlich oder ganz nahe kommen, oder
die ſogenannten Platten bilden. Dann darf man
ſie aber dennoch nicht vorwaͤrts, ſondern allezeit
nur in das hinter der Thonbruſt gelegene Stuͤck
Damm bringen. Man thut dabei ſehr wohl,
wenn man ſie laͤngſt dem Damme hin, in ganz
duͤnnen und gleich hohen Schichten vertheilt, daß
ſie den Damm nicht ungleich druͤcken. Wenn eine
ſolche Steinſchicht durch und durch gelegt iſt, ſo
uͤberſtuͤrzt man ſie alsdann mit feinerm Schutte,
daß alles recht dicht werde, und zwar dreimal ſo
hoch als die Steinſchicht war. Deswegen muͤſſen
auch nie zwei Steinſchichten unmittelbar auf ein-
ander gelegt werden, weil ſich da der Schutt nicht
genug zwiſchen die Loͤcher einziehen kann, mit dem
man die Steine bedeckt. Das Ueberſtuͤrzen mit
Schutt kann auch gleich beiher mit geſchehen, ſo
wie man die Steinſchichten legen laͤßt. Die Plat-
ten duͤrfen nicht an die Boͤſchung gelegt werden,
ſonſt ſchurren ſie leicht an ſelbiger zum Fuße des
Dammes hinab. Die Steine reihenweiſe an der
Boͤſchung hinaus zu ſetzen, und ſie nachmals mit
Schutt zu uͤberſtuͤrzen, iſt deswegen nicht dienlich,
weil bei dem Ueberſtuͤrzen des Schuttes hinter den
P 2Stei-
[228] Steinen viel Oefnungen entſtehn, und viel Raͤn-
der zum Vorſchein kommen.


§. 107.

Allen aufgeſtuͤrzten Schutt laͤßt man von Leu-
ten mit Kratzen, etwa zu 6 Zoll hohen Schichten
aus einander ziehn. Wenn er auf dieſe Weiſe fein
gleich geebnet iſt, wird er mit Handſtampfen oder
Rammeln uͤberſtampft. Derjenige Schutt, wel-
cher vor der Thon- oder Raſenbruſt zu liegen
kommt, und die Bruſtſeite des Dammes bilden
ſoll, muß, weil er dem Waſſer zunaͤchſt koͤmmt, der
bindigſte und feinſte ſeyn, und durchgehends 3
bis 4 mal uͤberſtampft werden. Hinter der Thon-
oder Raſenbruſt wird der groͤbere hingeſtuͤrzt, und
auch ſolcher, der ſich fuͤr ſich ſelbſt nicht ſo ſtark
verbindet, als der vorwaͤrts gebrauchte. Dieſen
uͤberſtampft man bei ziemlicher Guͤte nur einmal,
wenn er ſchlecht iſt, 2 mal. Weil er ſich aber nicht
ſo derb zuſammenſetzt, und wegen ſeiner geringern
Bindigkeit und Guͤte, an anderes Material nicht
ſo leicht anhaͤngt, muß man erſt hinter die Thon-
oder Raſenbruſt und zwiſchen ihr, einer Elle breit
noch von dem vorerwaͤhnten beſten und feinen
Schutte anſtuͤrzen, um die großen Spalten zu
verhuͤten. Unmittelbar darf alſo der ſchlechte
Schutt die Bruͤſte nie beruͤhren.


Bei dem Rammeln oder Stampfen ſtellt man
3, 4, 5, oder mehrere Leute, je nachdem ſie des
Rau-
[229] Raumes wegen ſtehen koͤnnen, neben einander an,
und laͤßt ſie mit den Rammeln das vorgegebene
Stuͤck erſt einmal ganz uͤberhin arbeiten. Dann
laͤßt man ihnen, wo es noͤthig iſt, eine 2te Abthei-
lung von eben ſo viel Mann nachfolgen, oder
die erſte Abtheilung wieder da anfangen, wo ſie
bei dem erſten Gange den Anfang machte. Auf
dieſe Weiſe behandelt man das vorgegebene Stuͤck
3 bis 4 mal, je nachdem es noͤthig iſt. Von der-
jenigen Abtheilung, welche das Stampfen beſor-
gen muß, kann gleich eine andere Abtheilung vor-
auf gehn, welche auf der Raſenbruſt Raſen, oder
auf der Thonbruſt Thon, ingleichen neben der
Bruſt, Schutt oder Steine ſetzt, wie es juſt ver-
langt wird; ſo kann eine Arbeit zugleich mit der
andern verrichtet werden, welches immer das vor-
theilhafteſte iſt. Man thut aber wohl, die Leute
nicht gar zu dicht einander auf dem Fuße nach-
folgen zu laſſen, weil ſie ſich leicht verſaͤumen.
Das Aufſtuͤrzen und Ausgleichen des
Schuttes, kann auch ohnehin ſchneller verrichtet
werden, als es die Stampfenden richtig zu bear-
beiten vermoͤgen, wenn nicht Perſonen genug da-
bei angeſtellt ſind.


Eine Vorſichtsregel iſt noch noͤthig hier bei-
zubringen. Wenn ſtarker Regen kommt, und bei-
des Thon und Raſen auf den Bruͤſten, wie auch
der Schutt vor und hinter denſelben ſehr einge-
naͤßt iſt, ſo bekoͤmmt alles bei ploͤtzlich entſtande-
ner
[230] ner Hitze oder Winde, eine ſehr ſtarke Rinde.
Bei Sonntagen, an welchen die Arbeit nicht fort-
zugehen pflegt, iſt dieß leicht moͤglich. Da muß
denn allezeit bei Erneuerung der Arbeit, erſt die
hartgewordene Rinde durchgehends aufgehackt,
und die Stuͤcke fein gleich und maͤßig groß ge-
macht werden, ſo bindet das neu aufzufahrende
Material nicht derb genug an die hartgewordene
Rinde an. Beſonders der Thon macht dieſe Be-
handlung noͤthig. Auf die hier gezeigte Art und
Weiſe, wird die Schuttarbeit am ganzen Damme
durch alle Hoͤhen deſſelben hindurch verrichtet, und
bedarf alſo keiner weitern Beſchreibung.


Da die Waſſerabzuͤge zum Theil, gleich bei der
Auffuͤhrung der Daͤmme von unten auf mit in Be-
tracht kommen, ſo folgt ihrentwegen hier auch
gleich das Nothwendigſte. Doch ſoll ihnen zu
mehrerer Ueberſicht ein beſonderer Abſchnitt gege-
ben werden.


Drit-
[231]

Drittes Hauptſtuͤck.
Specielle Beſchreibung der Waſſer-
abzuͤge, ihrer Bauart und des weiter
dahin gehoͤrigen
.


§. 108.
Vom Striegel.

Die Striegel ſind bei allen Teichen eine ſo nuͤtz-
liche als koſtbare Vorrichtung. Das Wort Strie-
gel
, bezeichnet uͤberhaupt Abzuͤge bei Teichen,
die man bequem aufthun und ſperren kann, und
durch die man alle geſammleten Waſſer in ſeiner
Gewalt hat. Hier iſt alſo der Zapfen mit Zube-
hoͤr, der Striegelſchacht, die Gerenne, die Roͤ-
ſchen, kurz alles dahin gehoͤrige unter dem Worte
Striegel begriffen. Im engern Verſtande verſteht
man unter Striegel, eigentlich den Zapfen ſelbſt,
benebſt der dazu gehoͤrigen Ausgußoͤffnung, oder
dem ſogenannten Zapfenloche. Die letztere Be-
deutung iſt indeſſen die gewoͤhnlichſte. Der Zweck
der Striegel ergiebt ſich aus der ſo eben angegebe-
nen Beſchreibung derſelben.


Fragt man wie vielerlei Arten von Striegeln
es gebe, ſo laͤßt ſich die Antwort wohl am beſten
aus der Lage der Striegel, und aus dem Mate-
rial beſtimmen, aus welchem ſie hauptſaͤchlich er-
bauet werden.


Die
[232]

Die Striegel nach ihrer Lage betrachtet, koͤn-
nen theils vor den Damm, theils in den Damm,
theils neben dem Damm gelegt werden. Die
erſtere Art pflegen einige Freiſtriegel zu nennen,
andere geben ihnen auch wohl den Namen Moͤn-
che
. Doch verbindet man mit dem Worte Moͤn-
nich, auch bisweilen noch einen andern Begriff.
Die beiden letztern Arten erhalten gewoͤhnlich den
Namen Striegel ſchlechthin, ohne daß man ihnen
wegen ihrer Lage noch einen beſondern Beinamen
gaͤbe. Statt Striegel ſagt man uͤberhaupt auch
wohl nur Zapfen.


Betrachtet man ſie aber nach dem Material, aus
dem ſie beſtehen, ſo kann man ſie ſowohl von
Holz als von Stein verfertigen, und daher hat
man hoͤlzerne und ſteinerne Striegel.


Wenn man ihre Abſicht einigermaßen erwaͤgt,
ſo liegen ſie ohnſtreitig an demjenigen Punkte am
zweckmaͤßigſten, wo man zu allen Zeiten, ſowohl
den kleinſten als auch den groͤßten Waſſervorrath
gaͤnzlich in ſeiner Gewalt hat. Dieß iſt gewiß nir-
gends anders der Fall, als wenn man ſie an die-
jenige Stelle bringt, wo das Waſſer am laͤngſten
im Teiche ſtehn bleibt, oder wo ſich das Waſſer
am erſten zu ſammlen pflegt, das heißt, an den
tiefſten Punct des Teichraumes. Striegel, die von
dieſen tiefſten Puncten das Waſſer abfuͤhren,
nennt man Grundſtriegel, oder Grundza-
pfen
. In großen Teichen aber pflegt man auch
außer dem Grundſtriegel, noch mehrere oder we-
nig-
[233] nigſtens noch einen andern Striegel anzulegen, je
nachdem die Teiche viel oder wenig Zugaͤnge ha-
ben. Dieſe laͤßt man die Waſſer gemeiniglich bis
auf eine gewiſſe Tiefe abzapfen, und gewoͤhnlich
geſchieht dieß bis auf 12 oder 16 Fuß uͤber dem
tiefſten Puncte des Teiches. Dergleichen Striegel
heißt man Helfſtriegel, Beiſtriegel, Ne-
benſtriegel
, auch wohl Oberſtriegel.


§. 109.

An manchen Orten hat man die Gewohnheit,
wenn mehrere Striegel vorhanden ſind, den Grund-
ſtriegel unter das Waſſer zu legen, ſo daß man
erſt die Waſſer durch die Oberſtriegel ablaſſen muß,
ehe man zu dem unter Waſſer gelegenen Grund-
ſtriegel kommen kann. Es will aber dies mehr
nachtheilig als vortheilhaft ſcheinen; denn man
kann einen ſolchen Striegel, wenn der Teich voll
iſt, gar nicht brauchen. Fuͤr den Fall der Noth
iſt er demnach als gar nicht vorhanden anzuſehen.
Man muß daher billig auch die Grundſtriegel bis
zur Kappe heraus, uͤber den hoͤchſten Waſſerſtand
in die Hoͤhe gehen laſſen, oder die Helfſtriegel bis
auf den tiefſten Punct des Teiches niederfuͤhren,
ſo daß ſie alſo auch Grundſtriegel werden. Denn
je hoͤher das Waſſer ſteht, und je tiefer es alſo
abgezapft werden kann, deſto mehr und deſto ſchnel-
ler fließt es aus.


Dadurch daß man die Grundſtriegel unter
Waſſer legte, ſuchte man das vielleicht am meiſten
zu
[234] zu bewirken, daß keiner, ohne Wiſſen und Willen
der Teichbeſitzer, die Grundſtriegel ziehen koͤnne.
Allein dieß kann man auf andere, eben ſo ſichere
und nuͤtzlichere Arten auch erhalten; dieſe Gewohn-
heit iſt daher ganz irrig und keinesweges nachzu-
ahmen.


Bei jedem Striegel hat man insbeſondere zu
bemerken, erſtlich die Gerenne und den dazu gehoͤ-
renden Waſſerkaſten; Zweitens den Zapfen oder
den eigentlichen Striegel; Drittens den Striegel-
ſchacht, oder Zapfenſchacht; Viertens endlich
bei ſolchen Striegeln, die nicht vor dem Damme
liegen, die Striegelroͤſchen. Jedes dieſer Stuͤcke
iſt wichtig genug, daß ihm einige naͤhere Aufmerk-
ſamkeit gegoͤnnet werde, und da alle dieſe Stuͤcke
gleich von Anfange an, bei dem allmaͤhligen Auf-
bauen und Erhoͤhen des Dammes, mit angelegt und
beſorgt werden muͤſſen, ſo folgen ſie auch hier in
derjenigen Ordnung, wie man ſie gewoͤhnlich an-
zulegen pflegt.


§. 110.
A. Hoͤlzerne Gerenne, und zwar Grund- oder Teichgerenne.

Mit dieſem Namen bezeichnet man diejenige
Rinne, die aus dem im Teichraum liegenden Waſ-
ſerkaſten hinweg, bis in den Damm hinein geht.
Wenn alſo der Striegel im Damme liegt, iſt ſie
zwiſchen dem Waſſerkaſten und dem Striegel- oder
Zapfengerenne befindlich. Vermittelſt des Grund-
gerennes ſucht man das Waſſer aus den tiefſten
Punc-
[235] Puncten des Teichraumes in das Zapfengerenne,
und weiter fort aus dieſem in das Abſchußgerenne
zu leiten. Liegt der Striegel vor dem Damme, ſo
iſt es mit dem Zapfengerenne (deſſen Beſchreibung
unten folgt) ein und daſſelbe, weil in dieſem Falle
der Zapfen vor dem Damme bei dem Waſſerkaſten
liegt.


Die Lage des Grund-Gerennes richtet ſich alle-
mal nach der Lage des Striegels, der nach dem
Vorigen durch die Beſchaffenheit des Thales, in
dem man den Teich anlegt, beſtimmt wird. Wo
in dieſem alſo der tiefſte Punct, und alſo auch
der Striegel iſt, dahin muß auch das Grund-Ge-
renne in ſeine Naͤhe kommen. Die Richtungslinie
deſſelben muß allezeit auf die Richtungslinie des
Dammes ſenkrecht ſeyn, ſowohl um uͤberfluͤßigen
Holzaufwand zu vermeiden, als auch aus dem
Grunde, dem Waſſer den Abſchuß zu erleichtern.


Schon aus der Ueberſchrift dieſes §. ergiebt
ſich, daß man dieſe Gerenne aus mehrerm Mate-
rial machen koͤnne; wir bleiben indeß hier bei den
hoͤlzernen ſtehn, da von den ſteinernen unten gleich-
falls die weitere Beſchreibung nachfolgt.


Es bedarf keines weitlaͤuftigen Beweiſes, war-
um das Eichenholz zu dieſen Gerennen das beſte
ſey; ſeine Dauer giebt ihm den Vorzug vor allen
andern bei Waſſerbauen. Das ellerne Holz,
wenn es gehoͤrig ſtark und geſund anzutreffen iſt,
dauert in der Naͤſſe auch ſehr lang, ohne zu fau-
len, und iſt in dieſer Ruͤckſicht gleichfalls ſehr
ſchaͤtz-
[236] ſchaͤtzbar und bei Gerennen zu gebrauchen. Je-
doch da, wo es Laſten unterſtuͤtzen ſoll, taugt es
nicht viel, weil es ſehr bruͤchig iſt; und dieſer Fall,
wo das Holz Laſt tragen muß, kommt beſonders
bei den Gerennen, an den Deckeln derſelben in
Betracht. Zu dieſen kann alſo das ellerne Holz
nicht genommen werden, weil es uͤberdieß ſelten
von genugſamer Staͤrke zu haben iſt. Wo beide
Holzarten, Eichen und Ellern, fehlen, muß man
lieber gar keine hoͤlzernen Gerenne, ſondern ſtei-
nerne waͤhlen.


Ein allgemeines Laͤngenmaas fuͤr dieſe Arten
von Gerennen anzugeben, iſt platterdings unmoͤg-
lich, weil ſo mancherlei Umſtaͤnde ſeine Laͤnge ab-
aͤndern koͤnnen, wohin zum Exempel der Holzman-
gel gehoͤrt. Kann man es irgend haben, ſo ſucht
man ein ſolch Stuͤck Holz aus, welches ſo lang iſt,
daß es in einem Stuͤcke von dem Waſſerkaſten fort,
nach dem Teichraume zu, wenigſtens noch 3 bis 4 Fuß
in den Damm ſelbſt hinein reicht. Iſt der Damm
ſehr hoch, und ſeine Baſis oder untere Damm-
breite ſehr breit, ſo wird man oftmals genoͤthigt,
noch ein oder mehrere Stuͤcke anzuſpunden, daß es
bis zum Zapfengerenne voͤllig hinreiche.


§. 111.

Gemeiniglich legt man das Grundgerenne, 7
bis 8 Fuß vor die innere Boͤſchungsebene des
Dammes, in den Teichraum heraus. Der Grund
hiezu iſt der, weil das Waſſer mit der Zeit etwas
von
[237] von der Boͤſchung der Erd- und Schuttdaͤmme aus-
ſpuͤlt, und bei Daͤmmen, die keine Terraßmauern
haben, wenn des Grundgerennes Anfang gar zu
nahe am Damme laͤge, ſolches in kurzem ganz und
gar zuſchlaͤmmen wuͤrde, ohne daß man es eben
hindern koͤnnte.


Die innere Weite des Gerennes (im Lichten)
iſt gewoͤhnlich 12 Zoll. Doch noͤthigt der Man-
gel an ſtarkem Holze an mehreren Orten, auch
nur mit 10 Zoll vorlieb zu nehmen. Ehedem
konnte man ſie viel weiter machen, und man fin-
det deren 20 bis 22 Zoll weit. Die Backen,
das ſind die ſenkrechten Seiten des Gerennes, ſo
auch den Boden deſſelben, macht man nicht gern
unter 6 Zoll dick, ſondern wo moͤglich ſtaͤrker als
ſchwaͤcher. Die Tiefe dieſes Gerennes iſt gewoͤhn-
lich ſeiner Weite gleich.


Der ganze Baum, aus dem ein ſolch Grund-
gerenne ausgehauen werden ſoll, muß zuvor ge-
nau vierkantig beſchlagen ſeyn. Alles weiße Holz
muß man rein von ihm abarbeiten laſſen, denn
dieſes hat gar keine Dauer; binnen wenig Jahren
iſt es wie abgefault. Das Kernholz aber wider-
ſteht der Faͤulniß außerordentlich. Zu dieſem Be-
ſchlagen wird aber ein Baum erfordert, der ein
Betraͤchtliches ſtaͤrker iſt, als das Gerenne, das man
will machen laſſen. Ein Baum, der beſchlagen
ein beſtimmte Dicke haben ſoll, muß wenigſtens
um ⅓ der beſtimmten Dicke im Durchmeſſer ſtaͤr-
ker ſeyn.


So
[238]

So wie das Gerenne ausgehauen und ganz
fertig geworden iſt, muß man es, wenn es nicht
moͤglich ſeyn ſollte, ſolches ſogleich an ſeinen rech-
ten Ort und Stelle zu bringen, einſtweilen in
das Waſſer legen. Jedoch muß dieß ſo geſchehn,
daß es ganz und gar vom Waſſer bedeckt werde.
Dieß dient dazu, daß das Holz keine Spalten oder
Riſſe bekoͤmmt, wenn ſtarke Hitze entſteht, oder
ſcharfe Winde wehen. Wenn der Baum noch voll
Saftes und nicht in der rechten Zeit des Baͤume-
faͤllens gehauen iſt, (im Dezember, wiewohl einige
Neuere das Gegentheil behaupten) wird dieſe Vor-
ſicht deſto noͤthiger. Bei Mangel des Waſſers
muß wenigſtens der ausgehauene Baum in ſtarken
immerwaͤhrenden Schatten gebracht werden.


§. 112.

Hat man den Grundgraben ſo weit ausgeſetzt,
daß er mit dem Teichgrunde gleich geworden iſt,
ſo ſchreitet man dazu, das Grundgerenne wirklich
zu legen. Da ſolches die Lage und den Abfall ſo-
wohl des Zapfen- als auch des Abſchußgerennes
boſtimmt, ingleichen auch die Striegel-Roͤſche, ſo
iſt es eine nothwendige Regel, allezeit mit dem
Grundgerenne den Anfang zu machen, und wenn
dieſem ſein rechter Platz angewieſen iſt, die an-
dern Gerenne hinterdrein zu legen. Ihrer Abſicht
gemaͤß, muͤſſen die Grundgerenne allezeit ſo ge-
legt werden, daß dasjenige Ende derſelben (a in
Figur 34), welches in den Waſſerkaſten hinein-
koͤmmt,
[239] koͤmmt, etwas hoͤher zu liegen komme, als das
hintere Ende b, (in Figur 35 ſieht man dieß im
Profile am deutlichſten), welches in den Damm hin-
ein gehen ſoll.


Dieſe Erhoͤhung des Grundgerennes iſt aber
deswegen wirklich noͤthig, weil theils das Waſſer
beſſer nach dem Abzugs- und Zapfengerenne hinab
ſchießen kann, theils wegen der bei jedem Teiche
gewiß erfolgenden, und nicht aus den Augen zu
ſetzenden Verſchlaͤmmung, endlich auch deswegen,
weil jedes Gerenne, vermoͤge ſeiner ihm eigenen
Schwere, ſich mit der Zeit von ſelbſt etwas zu
ſenken pflegt, oder wie die Arbeitsleute ſagen, ſich
in den Boden einliegt.


Man muß alſo gleich beim Legen des Grund-
gerennes hierauf Bedacht nehmen, und es uͤber
die Sohle des Dammes und des Teichraumes ſo
viel erhoͤhen, daß es nachmals, wenn die vorge-
nannten Umſtaͤnde erfolgt ſind, dennoch genug
Abzug oder Roͤſche behalten moͤge.


Wie viel eigentlich dieſe Erhoͤhung des Grund-
gerennes an ſeinem Ende a, gegen das hintere Ende
b betragen ſolle, kann man nicht wohl allgemein
beſtimmen, da die Mitwirkung der genannten Um-
ſtaͤnde ſehr veraͤnderlich ſeyn kann. Z. E. Haͤtte
man viel Verſchlaͤmmung vor den Widerlagen des
Teiches zu befuͤrchten, oder drohen die Waſſerzu-
gaͤnge ſehr damit, ſo iſt augenſcheinlich, daß man
die Erhoͤhung vergroͤßern muͤſſe, da ſie gegen-
theils bei guͤnſtigen Umſtaͤnden nur geringe ſeyn
kann.
[240] kann. Eine richtige Beurtheilung muß hier die
beſte Lehrerin ſeyn; die meiſten Praktiker nehmen
indeß dieſe Erhoͤhung zwiſchen 12 bis 18 Zoll an,
und uͤberſchreiten beide Graͤnzen nicht leicht ruͤck-
noch vorwaͤrts.


An demjenigen Ende, wo das Grundgerenne in
den Waſſerkaſten kommen ſoll, legt man es auf die
Unterlage auf, uͤber welcher der Waſſerkaſten an-
gelegt werden ſoll. Dieſe Unterlage beſteht aus 4
kleinen, 10 bis 12 Zoll ins Quadrat ſtarken, und
und 5 Fuß langen eichenen Schwellchen, die an
den Enden zuſammengeplattet ſind, um ein Gevier-
tes zu bilden. Figur 32 zeigt ſie im Grundriſſe.
Dieſes Gevierte o p q r, wird da, wo der Waſſer-
kaſten hinkoͤmmt, nach Figur 34 hingelegt, und
zwar ſo tief, daß, wenn das Gerenne darauf ge-
bracht wird, letzteres den gehoͤrigen Abſchuß er-
halte, der nach dem obigen deßfalls Geſagten zu be-
ſtimmen iſt; wie Figur 35 zeigt. Das Gevierte
wird ſo gelegt, daß es Grund genug habe, und
ſich nicht leicht mit ſeiner Lage verruͤcken, oder
herausſenken moͤge. Zu dem Ende kann es mit
großen und ſtarken Steinen untermauert, das in-
nere Viereck aber mit kleinen Steinen ausgemauert
werden.


Auf dieß Gevierte wird hierauf das Grundge-
renne mit einem ſtarten eiſernen Nagel aufgena-
gelt. Es iſt aber beſſer, dieſe Befeſtigung des
Grundgerennes an das Gevierte, von außen als
in-
[241] innerhalb des Gerennes zu bewerkſtelligen zu ſu-
chen, weil das Holz weniger leidet.


Da wo das Grundgerenne in den Damm zu
liegen kommt, wird es gleichfalls auf eine Unterlage,
die eben auch aus einem 16 bis 18 Zoll ſtarken
Schwelligen beſteht, aufgelegt. In Figur 35.
36. iſt dieſe Unterlage bei c zu ſehn. Auch hier-
auf wird das Gerenne aufgenagelt, um ihm
eine deſto ſichrere Lage zu geben. Man laͤßt auch
wohl das Gerenne erſt in die Unterlage ein, und
nagelt es dann auf. Unterwaͤrts wird ſodann
das Gerenne noch mit Raſen unterſtoßen, jedoch
mit der gehoͤrigen Vorſicht, daß es nicht in Anſe-
hung der ihm zukommenden Erhoͤhung verruͤckt
werde, oder ſolche uͤberſchreite und eine unrechte
Lage bekomme.


§. 113.

Iſt man mit der eben beſchriebenen Arbeit
ganz fertig, ſo muß alsdann das Grundgerenne zuge-
deckt werden. Dieß geſchieht mit eichenen 6 Zoll
ſtarken ganzen Bohlen, oder auch nur mit Boh-
lenſtuͤcken, welche die beſagte Dicke haben. Die
Laͤnge der Bohlenſtuͤcke (ſie muͤſſen queer uͤber die
Gerenne gelegt werden, ſo daß ihre Holzfaͤden mit
denen des Grundgerennes rechte Winkel machen)
wird durch die Breite des Grundgerennes beſtimmt.
Ihre Breite ſelbſt richtet ſich nach der Beſchaffen-
heit des Holzes, aus welchem man ſie ſchneiden
muß. Oft ſind ſie bis 24 Zoll, und noch druͤber,
Teichb. Qbreit.
[242] breit. Sind aber ganze Bohlen von ſolcher Breite
zu bekommen, daß ſie geſaͤumt uͤber das Gerenne
voͤllig uͤberreichen, ſo nimmt man dieſe freilich lie-
ber als Bohlenſtuͤcke. Denn bei letztern hat man
mehr zu nageln und auch mehrere Fugen. Dage-
gen aber werfen ſich die Bohlen gern, wofern man
ſie nicht dick genug gelaſſen hat, oder ſie ſattſam
befeſtigt. Die Bohlen ſelbſt werden, ſo lang als
man ſie haben kann, nach dem richtigen Winkel zu-
geſchnitten und aufgepaßt. Damit aber die Dek-
kel der Gerenne, ſie moͤgen von Bohlenſtuͤcken,
oder von ganzen Bohlen gemacht werden, die Ge-
renne genau verſchließen, muͤſſen ſowohl die Bak-
ken des Gerennes, als auch die Deckel ſelbſt, da
wo ſie auf die Backen aufzuliegen kommen, ganz
genau abgehobelt werden. Eben dieß muß mit den
Seitenkanten der Deckel — wo einer an den an-
dern anzuliegen kommt, geſchehen. Zu dem En-
de ſpundet man ſie auch wohl hier mit dem ſoge-
nannten Waſſerſpunde zuſammen; eine Art von
Zuſammenfuͤgung, welche alle gelernte Zimmer-
leute verſtehn. Oder man behobelt erſt beides, die
Backen und Deckel, und legt Schilfblaͤtter dazwi-
ſchen, bevor man ſie aufnagelt.


Die im Vorigen gegebene Erinnerung, das weiße
Holz, bei eichenem, von dem Kernholze zu trennen,
und nicht mit bei der Verarbeitung zu gebrauchen,
findet gleichfalls hier, und uͤberhaupt bei allen
Holzarbeiten ſtatt.


Paſ-
[243]

Paſſen nun die Deckel genau zuſammen, ſo-
wohl an einander, als an das Gerenne, ſo wer-
den ſolche mit tuͤchtigen eiſernen Nageln, welche
wenigſtens eine Laͤnge von 12 Zoll hierzu haben
muͤſſen, auf die Backen aufgenagelt. Indeſſen
muß, ehe noch wirklich die Deckel laͤngſt dem gan-
zen Gerenne hinaus aufgelegt werden, noch eine
andere Arbeit mit beſorgt werden; man muß nem-
lich den Waſſerkaſten gehoͤrig vorrichten. Dieß
iſt ein, vor der im Teichraume liegenden Oeff-
nung des Grundgerennes, befindlicher Kaſten, 4
Fuß hoch, lang und auch breit, e f g h in Figur
36. An ſeinen Seiten iſt er mit Loͤchern durch-
bohrt. Er ſoll dazu dienen, die Oeffnung des
Grundgerennes, welche leicht durch eingeſpuͤltes
Reiſig und andern Unrath verſtopft werden koͤnnte,
voͤllig frei und offen zu erhalten, damit das Waſ-
ſer ungehindert in das Grundgerenne eindringen
kann. Die Bohlen, von denen der Waſſerkaſten
gemacht werden ſoll, muͤſſen nach dem ſo eben er-
waͤhnten, 4 Fuß volle Laͤnge haben, 4 bis 6 Zoll
dick ſeyn, und 16 bis 18 Zoll in die Breite meſ-
ſen. An den Enden werden die Bohlen ſo zuſam-
mengefuͤgt, daß ſie auf das Gevierte r q, welches
die Unterlage abgiebt, (Figur 36) genau und rich-
tig aufpaſſen. Auf dieſe Unterlage werden die
Bohlengevierte mit ſtarken Klammern, oder auch
mit Bankeiſen ſeitwaͤrts wohl verwahrt, daß es
ihnen unmoͤglich wird, irgendwohin auszuwei-
chen.


Q 2§. 114.
[244]
§. 114.

Oben auf den Deckel des Waſſerkaſtens macht
man eine Fallthuͤre, die nach Belieben, wenn der
Teich abgelaſſen iſt, geoͤfnet werden kann. Sie
muß eine ſo große Oeffnung machen, daß ein er-
wachſener Menſch im Stande iſt, durch ſie hinein-
zuſteigen, und das Innere des Kaſtens allenfalls
vom Schlamme zu ſaͤubern. Die in die Seiten
und in den Deckel des Waſſerkaſtens gebohrten Loͤ-
cher, muͤſſen zum wenigſten einen Zoll im Durch-
meſſer haben, rund, voͤllig offen ſeyn, und auch nicht
zu ſparſam eingebohrt werden, damit das Waſſer
leicht und auch in ſattſamer Menge eindringen koͤnne.


Statt dieſer Loͤcher, lange und ſchmale Spal-
ten in den Waſſerkaſten einzuſchneiden, iſt nicht
dienlich; denn durch dieſe kann ſchon viel Unrath
in den Waſſerkaſten hinein gehn.


Die Loͤcher werden reihenweiſe in die Bohlen
des Waſſerkaſtens gebohrt, und jede Reihe erhaͤlt
von der andern, 6 bis 8 Zoll Entfernung. Man
bohrt ſie gern uͤbers Kreuz, oder in Quincuncem
gegen einander, doch ſeitwaͤrts in den Kaſten meh-
rere Loͤcher als in den Deckel deſſelben. Die ſeit-
waͤrts angebrachten Loͤcher verſtopfen ſich durch
die in dem Waſſer zu allen Zeiten befindlichen klei-
nen Zaſern u. ſ. w. weit weniger, als die in den
Deckel eingebohrten.


Haͤtte man kein ſolch ſtarkes Holz und von kei-
ner ſolchen Laͤnge, daß man das Grundgerenne aus
einem einzigen Stuͤcke machen koͤnnte, ſo legt man,
bei
[245] bei der Zuſammenſetzung zwoer Stuͤcken, das
zweite, welches die [fehlende] Laͤnge des erſtern er-
gaͤnzen ſoll, unter das erſte ſo unter, daß dadurch
letzteres in dieß zweite Stuͤck Gerenne wie gewoͤhn-
lich eingelaſſen wird. Ihren Wechſel, das iſt,
den Ort, wo beide Gerenne an einander ſtoßen, muß
man ſehr genau verwahren, damit an dieſer Stelle
kein Waſſer durchziehe.


Unter den Wechſel ſelbſt muß jederzeit eine Un-
terlage untergelegt werden, welche ſo breit und ſo
ſtark iſt, daß beide Gerennſtuͤcke auf ihr ruhen
koͤnnen. Eine Staͤrke von 16 bis 18 Zollen ins
Gevierte, reicht hiezu voͤllig hin.


Hat man Grund, zu befuͤrchten, das Gerenne
moͤchte ſich ſeitwaͤrts ziehen, ſo kann man dieß
durch etliche an den Backen der Gerenne einge-
ſchlagene, 8 bis 9 Fuß lange und eben ſo viel Zoll
dicke Pfaͤhle, zu verhindern ſuchen, und dadurch
die Gerenne noͤthigen in den ihnen angewieſenen
Lagern zu bleiben.


Dasjenige Stuͤck, welches von dem Grundge-
renne in den Damm hinein zu liegen kommt, wird
ſowohl ſeitwaͤrts als auch von oben auf den De-
ckel, aͤußerſt dicht mit Thon (einen Fuß bis 15
Zoll ſtark) und hinter dieſem 2 Fuß ſtark mit Ra-
ſen
verſetzt. Dann wird alles uͤberhaupt derb
uͤberſtampft, und das Gerenne liegt nun gleichſam
in einem dichten Futter von Thon und Raſen ein-
gemauert.


§. 115.
[246]
§. 115.

Wegen der Grundgerenne merke man ſchluͤßlich
noch dieſes: Waͤren gar keine Baͤume von einer ſol-
chen Staͤrke zu haben, daß ſie die benoͤthigte Aus-
hoͤhlungsweite und erforderliche Dicke der Backen
verſtatteten, und man wollte doch auch keine ſteiner-
nen Gerenne nehmen, ſo kann man dieſe Gerenne
aus geſchnittenen Bohlen zuſammenſetzen, welche
die benoͤthigte Dicke haben. Man ſieht gleich ein,
daß dieſe ſehr ſorgfaͤltig gearbeitet ſeyn, und Stuͤck-
weiſe auf, unter, und an einander verwahrt wer-
den muͤſſen. Dieß uͤberhaupt zu bewerkſtelligen,
verfaͤhrt man mit ihnen auf gleiche Weiſe, wie vor-
hin bei den Deckeln iſt gezeigt worden, legt erſt
die Bodenbohle, dann auf ſolche die Seitenbohlen,
uͤber dieſe endlich die Deckelbohle. Die vorherge-
hende wird allezeit in die folgende unterwaͤrts gele-
gene, eingelaſſen, und unter jeden Wechſel kommt
eine Unterlage. Da wo die Seitenbohlen auf die
Bodenbohle aufzuliegen kommen, muß letztere et-
was ausgefalzt ſeyn, ſo ſchließt alles beſſer an;
das Naͤmliche muß auch mit dem Deckel geſchehn. Zu
mehrerer Sicherheit legt man in beſtimmten Wei-
ten (gemeiniglich ſo weit als die Bohlen lang ſind)
eiſerne Ringe um ſie, die man vermoͤge eiſerner
Splitter, nach Belieben mehr oder weniger veren-
gen und anziehn kann. Die Ringe muͤſſen zu dem
Ende ſo gemacht werden, daß ſie aus 2 Stuͤcken
beſtehen, aus einem, welches unter das Gerenne und
ei-
[247] einem, welches uͤber das Gerenne zu liegen kommt.
Es iſt am beſten, dieſen Ringen ſolche Schloͤſſer zu
geben, wie man ſie an Ringen, die um ſtarke Wel-
len gelegt werden, zu machen pflegt. Dann laſ-
ſen ſie ſich ſehr ſtark anziehen. Die Ringe wer-
den fuͤglich uͤber die Wechſel gebracht; denn kom-
men ſie in die Mitte der Bohlenſtuͤcke, ſo ziehn ſich
allezeit die Enden derſelben uͤber den Wechſeln et-
was loß, und da beduͤrfen die Gerenne ohnehin
die meiſte Verwahrung.


Damit ſich die Bohlenſtuͤcke nicht der Laͤnge
nach in den Wechſeln aus einander dehnen, ſo hef-
tet man ſie mit eiſernen Klammern zuſammen.
Dieß muß ohnedem allezeit da, wo Wechſel ſind, ge-
ſchehen, um ſie gut im Schluſſe zu erhalten.


Kleine Oeffnungen, die ſich bei den Gerennen
finden, kann man entweder mit einer Miſchung von
geſchmolzenem Pech und Harze, zu gleichen Thei-
len genommen, (worunter etwa ⅙ des geſammten
Gewichtes, Terpentin kommen kann) ausgießen,
oder welches noch beſſer iſt, mit kleinen breiten,
ſehr duͤnn zulaufenden ſcharfkantigen Keilen aus-
keilen. Hiebei muß man Acht haben, daß das
Holz zum Gerenne und zu den Keilchen ſelbſt, recht
trocken iſt, und daß durch uͤbermaͤßiges Antreiben
der Keile die Oeffnungen nicht groͤßer ſtatt kleiner
gemacht werden. Die Keile darf man alſo nur
da ſtark gebrauchen, wo das Holz eine ſehr ge-
naue Verbindung von außen hat, und vermoͤge
dieſer im Stande iſt, einer betraͤchtlichen Gewalt
zu
[248] zu widerſtehen, welche ſeine Trennung bewirken
moͤchte.


Da das Grundgerenne von einer gewoͤhnlichen
Renne, ſeiner Form nach gar nicht verſchieden iſt,
und leicht von jedem Zimmermann ausgehauen wer-
den kann, wenn er nur die gegebenen Maaße bei-
behaͤlt, ſo waͤre eine weitere Beſchreibung deſſelben
vergeblich, zumal da Figuren davon gegeben ſind.


§. 116.
2) Zapfen- oder Striegelgerenne.

Unter dem Zapfengerenne verſteht man
dasjenige Gerenne, in welchem das Zapfenloch iſt.
Es dient insbeſondere dazu, daß man mittelſt des
in ihm befindlichen Zapfenloches und des Zapfens,
die Waſſer halten und gehn laſſen kann, je nach-
dem man durch das Herausziehen oder Niederlaſſen
des Zapfens, das Loch, und alſo dem Waſſer den
Durchgang, oͤfnet oder verſchließt. Dieß Zapfenge-
renne wird in der nehmlichen Richtung fortgelegt, in
der gleich anfaͤnglich das Grundgerenne gelegt wur-
de. Wo Striegelſchaͤchte ſind, da geht es allezeit mit-
ten und unter ihnen durch, auf der Dammſohle fort
bis ins Abſchußgerenne. Liegen aber die Striegel
vor den Daͤmmen, wodurch die Striegelſchaͤchte ent-
behrlich gemacht werden, ſo wird das Zapfenge-
renne auch zum Grundgerenne, und letzteres faͤllt
daher weg, weil beide nun in einem Stuͤcke ver-
einigt ſind. Bei ſeiner Lage hat man noch fer-
ner denjenigen Punct, wohin das Zapfenloch (von
dem
[249] dem kurz nachher die Rede ſeyn wird) kommen
ſoll, zu bemerken. Bei Striegelſchaͤchten, die man
in die Daͤmme ſelbſt bringen will, muß nemlich
das Zapfengerenne ſo liegen, daß das in ihm be-
findliche Zapfenloch, nebſt dem uͤber ihm aufzufuͤh-
renden Zapfenſchachte, (Striegelſchachte) wenig-
ſtens 3 bis 4 Fuß vor der Raſenbruſt auf der
Kappe zu liegen komme. Hiebei iſt die Aufreiſ-
ſung eines Profils queer durch den Damm und
durch den Zapfenſchacht, ſehr dienlich.


Das Laͤngenmaas der Zapfengerenne koͤnnte
man bei hoͤlzernen Gerennen, fuͤr große und kleine
Teiche ein und daſſelbe ſeyn laſſen, wofern man
nur dieſe Laͤnge auf die Art beſtimmte, daß ſie
dem Striegelſchachte im Damme ſeinen gehoͤrigen
Platz anwieſe, und zur Befeſtigung des Gerennes
voͤllig hinreichend waͤre. Unter 8 Fuß Laͤnge wuͤr-
de man ſie freilich nicht machen duͤrfen, ſollen die
Gerenne anders unter dem Striegelſchachte vor-
und ruͤckwaͤrts ſo feſt verwahrt werden koͤnnen,
daß ſie ſich nie verruͤcken. Allein es ſtehen man-
cherlei Hinderniſſe im Wege, die eine allgemeine
Laͤnge deſſelben nicht wohl moͤglich machen. Von
dieſen ſoll z. E. nur folgendes bemerkt werden.
Da groͤßere und hoͤhere Daͤmme eine breitere Ba-
ſis, als kleinere und niedrige erfordern; da ferner,
wie unten weiter gezeigt werden ſoll, der Striegel-
ſchacht in einem Damme, 3 bis 4 Fuß vor die
Raſen- oder Thonbruſt vorwaͤrts gelegt wird, end-
lich aber das Holz von einer ſolchen Staͤrke und
belie-
[250] beliebigen Laͤnge, als man es zu dieſem Gerenne
braucht, ſelten anzutreffen iſt, ſo werden ſie bald
laͤnger bald kuͤrzer gemacht. Man muß aber ſo-
wohl bei dieſen, als den vorbeſchriebenen und fol-
genden Gerennen immer dahin ſehn, die mehrern
Zuſammenſtuͤckungen der Gerenne zu vermeiden,
theils weil die Wechſel allemal eine Schwaͤche ge-
ben, theils auch, ſelbſt wenn ſie noch ſo accurat
gearbeitet und gut verwahrt ſind, dennoch immer
am erſten leiden, und den Schaden fortpflanzen.


Die Hoͤhe der Zapfengerenne richtet ſich nach
derjenigen, welche das Grundgerenne hat, und
muß in der Regel allezeit dieſer gleich ſeyn. Eben
dieß gilt von der Weite des Zapfengerennes. Den
Backen und den Boden deſſelben, giebt man glei-
chergeſtalt wie dem andern, nicht unter 6 Zoll
Dicke, damit ſie etwas ausſtehen koͤnnen und deſto
laͤnger dauerhaft bleiben.


§. 117.

Man kann das Zapfengerenne nie eher legen,
als bis des Grundgerennes Lage voͤllig beſtimmt iſt.
Wenn aber die letztere berichtigt worden, ſo ſchadet
es nicht, Grund- und Zapfengerenne zu gleicher
Zeit zu legen, wenn zuvor die gehoͤrigen Vorberei-
tungen gemacht ſind. Dem zufolge iſt es nicht
undienlich, einiges uͤber die Bearbeitung des
Zapfengerennes, und ſeine Verfertigung beizu-
bringen.


Wenn
[251]

Wenn der Baum, aus welchem das Zapfen-
gerenne ausgehauen werden ſoll, zwar beſchlagen
und gevierkantet, dennoch aber noch nicht ausge-
hoͤhlt iſt, ſo mißt man an dem untern Ende des
Baumes, (dem Stammende,) wo das Holz am
ſtaͤrkſten iſt, wenigſtens 3 Fuß herauf, und ſetzt
alsdann das Holz 2 Fuß lang ab, wie Figur 37
zeigt. b c muß alſo juſt die Laͤnge, Breite und
Dicke eines Deckels haben, und wenn es die Staͤr-
ke des Holzes geſtattet, lieber noch etwas mehr
Dicke bekommen. Es ſtellt auch in der That nichts
anders als einen Deckel des Gerennes vor, durch
welchen nur das Zapfenloch kommen ſoll, und der
gleich an dem Gerenne ſelbſt gelaſſen iſt, ſtatt daß
die andern Deckel erſt aufgenagelt werden muͤſſen,
um das Gerenne hinlaͤnglich zu bedecken und ſatt-
ſamen Halt zu haben. Um aber dieß Stuͤck b c,
im Ganzen an dem Zapfengerenne zu behalten,
wird das unterſte Ende des Gerennes g h herum
gedreht, ſo daß dieſe unterſte Seite deſſelben zu
oberſt kommt. Nun laͤßt man das Gerenne von
e f nach b c aushauen, da es vorher von a d nach
g h ausgehauen wurde. Figur 38 zeigt dieſe
Anſicht des ſo bearbeiteten Gerennes, von unten,
ſo wie Figur 39 die Anſicht des Gerennes von
oben, wenn es fertig ausgehauen iſt. Das
Stuͤck g e in Figur 38 bleibt wie der uͤbrige
Theil f h im Ganzen, zum Boden des Geren-
nes. Damit nun der Boden des Gerennes wieder
ganz zugemacht werde, bedeckt man das Stuͤck
e f in Figur 37, ſo dicht als moͤglich, mit einem
ein-
[252] einzigen Deckel. Dieſen Deckel paßt man auf die
Oeffnung im Boden des Gerennes ſehr genau auf
und ein, und befeſtigt ihn nachher mit eiſernen
Klammern an die Renne.


Andere hauen auch wohl das Zapfengerenne
auf die Art aus, wie Figur 40. 41. 42 zeigt,
wo alsdann b c und e f zum wenigſten 5 Fuß lang
werden. Dort iſt Figur 40 ein Profil, Fig. 41
giebt eine Anſicht des fertigen Gerennes von unten,
und Figur 42 eine Anſicht des fertigen Gerennes
von oben; das ſchwarze im Kupfer bedeutet in
allen Figuren das Zapfenloch.


Es iſt willkuͤhrlich, welche von dieſen Arten,
die Gerenne zu verfertigen, man waͤhlen will.
Das Holz, welches ausgehauen wird, muß vor
Riſſen bewahrt werden, weil ſich dieſe nicht wohl
verſtopfen laſſen. In den Deckel b c koͤmmt ſo-
dann das Zapfenloch. Dieß iſt eine viereckte,
oder auch kreisfoͤrmige Oeffnung, in welche der
Zapfen eingelaſſen werden ſoll, um dem Waſſer
den Abzug zu verwehren. Man thut wohl, ſie
gleich bei der voͤlligen Ausarbeitung des Gerennes
aus dem ganzen Baume, ganz fertig mit aushauen
zu laſſen, und die Kreisform waͤhlt man deshalb
lieber als die eines Quadrates, weil ſich bei letzte-
rer die Ecken an den Zapfen leicht abarbeiten,
ſtumpf werden, und das Loch nicht mehr ſo genau
verſchließen. Dieß iſt bei runden Zapfen nicht
der Fall. Die obere Oeffnungsweite des Zapfen-
lochs macht man um 1 Zoll ins Quadrat, oder im
Durch-
[352[253]] Durchmeſſer, weiter, als die des Zapfengeren-
nes ſelbſt iſt. Daher muͤſſen auch die Backen des
Gerennes an dieſer Stelle etwas ſtaͤrker genommen
werden, daß da, wo das Zapfenloch hinkoͤmmt, noch
Holz genug bleibt. Bei runden Loͤchern macht
man deswegen an der Stelle, wo das Zapfenloch
eingehauen werden ſoll, das Zapfengerenne
etwas enger, um deſto mehr Holz zu bekommen
fuͤr die Backen. Dieß kann man auch bei viereck-
ten Loͤchern beobachten. Unterwaͤrts laͤßt man die
Oeffnung etwas koniſch, oder pyramidenfoͤrmig bei
viereckten Loͤchern, zulaufen, ſo daß der untere
Durchmeſſer des Zapfenlochs von dem obern etwa
½ Zoll verſchieden iſt. Auf dieſe Art gearbeitet,
wird das Zapfenloch (wenn der Zapfen auf aͤhn-
liche Weiſe gearbeitet iſt,) ſehr dicht verſchloſſen. Es
finden ſich aber auch noch andere Gruͤnde und Um-
ſtaͤnde, von denen weiter unten die Rede ſeyn
wird, welche dieſe Form der Zapfenloͤcher noͤthig
machen.


§. 118.

Zur Vorbereitung laͤßt man, bevor der wirk-
liche Anfang mit dem Legen des Zapfengerennes
gemacht wird, erſtlich da, wohin der Striegel-
ſchacht kommen ſoll, ein aͤhnliches Gevierte von
eichenen Schwellen legen, wie oben bei dem Waſ-
ſerkaſten beſchrieben iſt. Doch wird jetzt ſtaͤrkeres
Holz genommen, als bei dem ebengenannten, und
die Dicke und Hoͤhe dieſes Schwellholzes kann 16
bis
[254] bis 18 Zoll ſeyn; die Laͤnge der Schwelligen
haͤngt von der Weite ab, die man dem Striegel-
ſchachte zu geben gedenkt. Gewoͤhnlich beſteht ſie
in 5 Fußen, damit die kleinen Schwellen gut zu-
ſammen gekammt werden koͤnnen, und die Striegel-
ſchachtgevierte ſicher auf ihnen ruhen moͤgen.
Ueber dieſe Unterlage koͤmmt alsdann das Zapfen-
gerenne zu liegen, und zwar ſo, daß das Zapfenloch
juſt in die Mitte des Striegelſchachtes, alſo auch
juſt auf das Centrum oder die Mitte der Unterlage,
zu ruhen kommt.


Man muß dieß Zapfengerenne gleichfalls ſo
lagern, daß es nach dem Abſchußgerenne etwas
weniges Abfall oder Roͤſche hat. Zu dem Ende
legt man es entweder unter das Grundgerenne,
und dieſes in jenes hinein, oder man ſtoͤßt eines
ans andere genau an; in dieſem letztern Falle
ſchaͤrft man die beiden Gerenne, das Grundgerenne
von außen, das Zapfengerenne dagegen von innen
ab, daß man ſie beide genau in einander hinein ſchie-
ben kann. Dann laͤßt man ſie noch ſtark zuſam-
menklammern, und die Wechſel dicht verſtopfen.


Da man das Zapfengerenne auf aͤhnliche Art
wie das Teichgerenne bedeckt, mit hoͤlzernen Dek-
keln, Thon ꝛc. ſo hat auch deswegen hier alles das-
jenige ſeine volle Anwendung, was im 113 §.
von den Deckeln und §. 114 von dem Thone ge-
ſagt iſt, ferner das im Betreff der Befeſtigung und
Bearbeitung derſelben Angefuͤhrte.


Aus
[255]

Aus Vorſicht verwahrt man auch wohl den
Deckel [...]c mit eiſernen Baͤndern, die uͤber ihn
hinweg gehen, und ſeitwaͤrts an den Backen des
Gerennes angenagelt werden. Die unter dem
Zapfengerenne hohl gebliebenen Stellen unterſtoͤßt
man mit Thone, oder auch mit Raſen, auf die
nemliche Weiſe, wie oben beim Grundgerenne ge-
ſagt iſt. Einige ſuchen es auch wohl durch tief
eingerammte Pfaͤhle zu verwahren, an welche oben
nach Figur 33 queer uͤber das Gerenne hinweg,
eine Zwinge von dem nemlichen Holze, von dem die
Pfaͤhle gemacht ſind, befeſtigt wird. Doch dieſe
Vorrichtung will deshalb entbehrlich ſcheinen, weil
die Laſt und der Seitendruck des die Gerenne umge-
benden Raſens oder Thones allerwaͤrts gegen das
Gerenne wirkt, ſo daß ſolches, wenn die Arbeit
gut gemacht iſt, ſich weder von der Seite, noch
ober- und unterwaͤrts ziehen kann, und unverruͤckt
liegen bleiben muß.


§. 119.
3) Abzugs- oder Abſchußgerenne.

Mit dem Namen Abzugs- oder Abſchuß-
gerenne
bezeichnet man das jenige Gerenne, wel-
ches von dem Zapfengerenne hinweg, durch den
Damm vollends hindurch und zu Tage ausgeht.
Es dient dazu, die Waſſer, welche durch das Grund-
gerenne in das Zapfengerenne gekommen ſind, ganz
durch den Damm durch zu fuͤhren, und ſie im
Freien ihrer weitern Beſtimmung zu uͤberliefern.
Gleich
[256] Gleich dem in dem §. 116. bis hieher beſchriebe-
nen, muß es mit dem Teich- oder Grundgerenne
in einer Richtung fort liegen. Da die Striegel-
roͤſchen dieſen Abſchußgerennen ſehr behuͤlflich ſind,
und ſolche ſehr erhalten helfen, indem ſie den Ge-
rennen den Druck wegnehmen, wodurch dieſe nun
nur noch wenig leiden, ſo werden ſie groͤßtentheils
von Holze, und nur ſelten von einem andern Ma-
terial gemacht. Man kann zu ihnen weniger dau-
erhafte Holzarten nehmen, ohne dieſerwegen Ge-
fahr zu beſorgen zu haben; denn das Waſſer laͤuft
ja blos in ihnen ab, und da brauchen ſie nicht ſo
aͤußerſt genau zuſammengehalten zu werden.


Das Abſchußgerenne macht man faſt nie aus
einem Stuͤcke, es muͤßte denn bei ſehr niedrigen
Daͤmmen ſeyn, welche eine minder betraͤchtliche
Breite haben, bei der ein ſehr langes Stuͤck Holz
ausreichen koͤnnte. Wenn man daher mehrere
Stuͤcke zuſammenſetzen muß, ſo macht man, im
Fall daß das Abzugsgerenne nicht aus dem Gan-
zen ausgehauen werden koͤnnte, ſolches aus Boh-
lenſtuͤcken. Man ſchneidet alſo Bohlen von 4 bis
6 Zoll Dicke, und von einer ſolchen Breite und
Laͤnge, als es das vorhandene Holz geſtattet. Die-
ſe fuͤgt man nachmals zuſammen, daß ſie die Ge-
ſtalt einer Rinne bekommen. Da wo das Holz
an oder auf einander kommen ſoll, muͤſſen die
im Vorigen ſchon erwaͤhnten Vorſichtsregeln, we-
gen des Behobelns und Ausfalzens gleichermaßen
beobachtet werden. Denn wenn zu viel Waſſer
durch
[257] durch die Rinne durchliefe, wuͤrde ſolches den un-
ter dem Gerenne befindlichen Boden auswaſchen,
oder wo Thuͤrſtoͤcke in der Striegelroͤſche ſtehen,
ſolchen durch die viele Naͤſſe Gelegenheit geben, ſich
zu verſchieben, und Nachtheil zu verurſachen.


§. 120.

Die Laͤnge des Abſchußgerennes uͤberhaupt,
ergiebt ſich aus der Dicke des Teichdammes, und
der Lage des Striegels, weswegen alſo etwas ganz
Gewiſſes zu beſtimmen unmoͤglich iſt. Seine Weite
dagegen iſt die des Zapfengerennes; auch wohl
nach dem Auslaufe zu aus dem Damme, noch et-
was weiter. Die Hoͤhe deſſelben iſt gleichfalls die
nemliche, wie bei dem Zapfengerenne, noch lieber
aber etwas groͤßer (etwa 3 bis 4 Zoll) weil das
Waſſer ſprudelt, und leicht uͤberſpritzt, wenn der
Teich ſtark gezogen wird. Man legt es, ſo bald
das Zapfengerenne hinlaͤnglich verwahrt iſt, und
giebt ihm gegen ſeine Ausgußmuͤndung, wenig
oder gar keinen Abfall, daß es alſo beinahe oder
ganz wagrecht liegt. Dieß geſchieht aus dem
Grunde, weil das Waſſer eines Theils ſchon fuͤr
ſich ſtark genug treibt, und wegen des Druckes
des im Teiche ſtehenden Waſſers, ſchnell ausfließt;
andern Theils deswegen, weil es ſonſt vor dem
Damme bei der Ausgußmuͤndung, ſtark und tief
auswaſchen wuͤrde, wodurch mit der Zeit die Boͤ-
ſchung des Dammes, ſo wie dieſer ſelbſt leiden
koͤnnte.


Teichb. RUn-
[258]

Unter den Wechſel des Zapfen- und Abſchuß-
gerennes, ingleichen in der Mitte des letztern, legt
man Unterlagen von 12 bis 14 Zoll ſtarkem Holze
unter, welche, nach Erforderniß der Umſtaͤnde, laͤn-
ger oder kuͤrzer als 4 Fuß gemacht werden. Un-
ter die Ausgußmuͤndung des Gerennes koͤmmt eine
aͤhnliche Unterlage. Auf beſagte Unterlagen na-
gelt man das Abſchußgerenne, mit eiſernen Na-
geln, durch den Boden deſſelben auf; auch wird
es an das Zapfengerenne angeklammert, wenn die-
ſes zuvor auf gleiche Weiſe ins Abſchußgerenne
eingelaſſen iſt, wie nach dem vorigen das Teich-
und Grundgerenne in das Zapfengerenne eingelaſ-
ſen wurde.


Man muß auch dieſes Gerenne wie bei den
vorgenannten geſchieht, bedecken; jedoch deckt
man daſſelbe, da wo Striegelroͤſchen in den Damm
kommen, vom Ende des Zapfengerennes angerech-
net, nur 4 bis 6 Fuß lang zu, und der uͤbrige
Theil des Abzugsgerennes nach der Ausgußmuͤn-
dung deſſelben hinwaͤrts, bleibt oben offen. Falls
aber keine Striegelroͤſchen in den Damm kommen
ſollen, ſo muͤſſen die Abzugsgerenne durchaus zu-
gedeckt werden, welches nach Anleitung des Vori-
gen geſchieht. Beſſer iſts alsdann, ſteinerne
zu nehmen.


Wenn nun auch dieß Gerenne voͤllig richtig
gelagert iſt, ſo wird es bei dem Wechſel mit dem
Zapfengerenne, oben noch mit Thon und Raſen
verſtoßen und zwar ſo weit, als ſeine Bedeckung
reicht.
[259] reicht. Der uͤbrige Theil deſſelben bleibt, ohne
ſeitwaͤrts oder oben beſtampft zu werden, frei
liegen.


Bei einem Abzugsgerenne von Bohlenſtuͤcken,
wuͤrden ſich die Seitenbohlen, (oder die Backen)
wenn ſie von der Seite her keine Streben oder an-
dere Befeſtigungsmittel haͤtten, frei ſich uͤberlaſſen,
leicht verziehen, ohnerachtet die Bohlen auf und
an einander genagelt werden. Man bringt des-
wegen in dem unbedeckten Theile des Abzugsgeren-
nes noch ſogenannte Zangen an, welche das Ge-
renne ſowohl aus einander, als zuſammen halten,
daß es alſo gar nicht im Stande iſt, ſich rechts oder
links zu ziehen. Solche Zangen legt man in die
Mitte und an die Enden der Gerenne; Figur 43
zeigt ſie bei a b c an dem Gerenne.


Im uͤbrigen ſind die Abzugsgerenne, gemeinen
Rinnen ganz aͤhnlich und gleichgeſtaltet, beduͤrfen
daher auch keiner weitern Beſchreibung.


§. 121.

Als einen kleinen Anhang zu dem, was bisher
von den hoͤlzernen Gerennen uͤberhaupt geſagt iſt,
ſey es erlaubt noch Folgendes beyzufuͤgen. Die
Deckel der Striegelgerenne pflegen immer am er-
ſten bei hoͤlzernen Gerennen zu leiden und ſchadhaft
zu werden. Die Gerenne ſelbſt bleiben dagegen
ſehr oft noch gut, und koͤnnen noch eine geraume
Zeit, ohne reparirt werden zu muͤſſen, liegen blei-
ben, wofern nicht beſondere Zufaͤlle ihre Unbrauch-
R 2bar-
[260] barkeit beſchleunigen. Selten liegen dieſe Deckel
der Gerenne (die man auch Pfoſten, jedoch ganz
uneigentlich ſo nennt) laͤnger als 70 Jahre. Die
meiſten derſelben werden vor dieſer Zeit durch den
Druck und die Naͤſſe ruinirt, und dann ver-
bricht
das Gerenne. Dieß Verbrechen der
Gerenne giebt eine koſtbare, auch wohl gefaͤhr-
liche Reparatur. Man muß in dieſen Faͤllen
groͤßtentheils die Boͤſchungen des Dammes weit
aufbrechen, und Einſchnitte in den Damm
machen, um nur erſt zu dem ſchadhaften Gerenne
und Deckeln gelangen zu koͤnnen. Solcher Schutt,
Erdreich ꝛc. wovon man die Daͤmme zu machen
pflegt, bleibt jedoch, wenn er tief ausgegraben
wird, und man die Stoͤße meiſt ſenkrecht fuͤhrt,
nicht gern fuͤr ſich allein ſtehn. Es brechen daher
von Zeit zu Zeit Laſten in die Einſchnitte herein,
und machen gedoppelte Arbeit, wenn man ihnen
nicht fruͤh genug zuvor kommt, und das Herein-
ſchießen verwehrt. Dieß geſchieht durch das oben
ſchon erwaͤhnte Abfangen. Hiedurch wird
aber den Arbeitern der Raum gewaltig verſperrt,
ſo daß ſie ſich oftmals gar nicht weit beregen koͤn-
nen, und wenig vollbringen. Koͤmmt vollends
Regenwetter waͤhrend ſolcher Arbeit, ſo wird ſie
um deſto ſchwerer, unſicherer, und koſtbarer. Die
zu machenden Einſchnitte muͤſſen alſo nicht ſenk-
recht, ſondern treppenfoͤrmig, und oben weiter als
unten gemacht werden. Dadurch uͤberhebt man
ſich der meiſten Schwierigkeiten. Figur 44 zeigt
einen
[261] einen ſolchen Einſchnitt, und Figur 45 einen feh-
lerhaften. In beiden iſt a b das Profil des Ge-
rennes.


Iſt man mit dem gemachten Einſchnitte, bis
auf die Deckel oder das Gerenne niedergekommen,
ſo wird der darauf ſich noch befindende Schutt,
Thon ꝛc. rein abgeraͤumt, alle Deckel viſitirt, die
ſchadhaften losgeriſſen, und an ihre Stelie neue
eingewechſelt, wenn anders das Gerenne noch
brauchbar iſt, und nicht etwa in kurzem ebenfalls
einer Reparatur bedarf. Hat das Gerenne unter
den Deckeln an den Backen etwas gelitten, ſo
nimmt man erſt das ſchadhafte Holz ab, und legt
alsdann die neuen Deckel auf. Doch muß man
hiebei darauf Acht haben, daß alsdann die Oeff-
nungen der Gerenne nicht zu ſehr verengt werden.


§. 122.

Iſt aber das Gerenne ſelbſt ſehr ſchadhaft, ſo
daß es keine Dauer mehr verſpricht, dann iſt es
rathſam, die ſchadhaften Gerenne auch gleich mit
herauszureißen, und an die Stelle der alten neue
einzulegen. Hiebei ſind dann alle im Vorigen bis
hieher gegebenen Regeln zu beobachten. Will
man aber unzeitig ſparen, ſo brechen die alten
Gerenne unter den neu aufgelegten Deckeln zuſam-
men, und in wenig Jahren muß die Arbeit doppelt
vorgenommen werden, da man ſie doch auf ein-
mal, und mit halb ſo viel Koſten haͤtte beſtreiten
koͤnnen. Die Feſtigkeit der Daͤmme leidet bei ſol-
chen
[262] chen Gelegenheiten allemal, ein Umſtand, den man
durchaus nicht aus den Augen laſſen ſollte. Das
Material, welches man in dergleichen Einſchnitte,
bei der Wiederausfuͤllung derſelben, wieder von
friſchem hineinbringt, zieht ſich jederzeit von dem
alten Material des Dammes etwas loß, und macht
Spalten. Denn da das alte Material im Dam-
me ſich durch die Laͤnge der Zeit dicht auf einan-
der geſetzt hat, und der Luft, Regen und Hitze ſtark
widerſtehen kann, ſo muß das neu eingefuͤllte in
dem Einſchnitte, da es wieder ganz klein gemacht
und alſo ſehr locker geworden iſt, ſelbſt wenn man
es noch ſo ſorgfaͤltig bearbeitet, am erſten weichen
und ſchwinden. Bekommen nun ſolche Spalten
Gemeinſchaft mit dem Striegelſchachte, ſo koͤnnen
ſie, wenn dieſer nicht recht dauerhaft und wohl
verwahrt iſt, gefaͤhrlich werden, weil man, wenn
Waſſer im Teiche iſt, nicht zu der gefaͤhrlichen
Stelle kommen und ſie verſtopfen kann. Das
Waſſer wird alſo anfangen zu wuͤhlen und am
Ende das eingeſetzte Stuͤck gar herauswerfen; wie
ich ſelbſt aus Erfahrung bezeugen kann, gieng im
Jahre 1787 ein anſehnlicher Teich auf dieſe Wei-
ſe verlohren, der jedoch auch mit einer unverzeih-
lichen Nachlaͤßigkeit behandelt wurde!


Wenn nun alſo die Arbeiten an den Gerennen
geendigt ſind, ſo werden die Einſchnitte in dem
Damme, wie bei einem ganz neuen Damme, voͤl-
lig auf die nemliche Weiſe mit Thon, Raſen und
Schutt ausgefuͤllt, und alles an ſeinen gehoͤrigen
Ort
[263] Ort und Stelle gebracht, z. E. Raſen in die Ra-
ſenbruſt, Schutt hinten und vorn hin, u. ſ. w.
Wenn vorn an der Bruſtſeite des Dammes Ter-
raſſenmauer aufgefuͤhrt iſt, ſo wird auch ſolche
wieder ausgemauert, wiewohl das nie ſo feſt ge-
ſchehen kann als bei einer neuen, man muͤßte denn
Quader haben. Hinten und vorn wird der Damm,
wo es noͤthig iſt, zur Bekleidung mit feinem Schut-
te und ſogenanntem Grande beſtuͤrzt, daß er
wieder gaͤnzlich in ſeinen vorigen guten Zuſtand
koͤmmt. Iſt die Ruͤckenſeite des Dammes gruͤn
bewachſen, ſo beſaͤet man das neu gemachte Stuͤck
entweder mit Heuſaamen, oder man beſetzt es
gleich mit friſchen, 2 Fuß langen und einen Fuß
breiten Raſenſtuͤcken, welche ſich bald anwurzeln,
beſonders wenn ſie ein- oder etlichemal derb be-
goſſen werden. Die ganze Arbeit muß man mit
allem moͤglichen Fleiße verrichten, und den Arbei-
tern genau auf die Finger ſehen.


§. 123.
B. Steinerne Gerenne.

Bisher iſt das Noͤthigſte von den hoͤlzernen
Gerennen geſagt worden; wir kommen nun auf die
Beſchreibung der ſteinernen.


Es iſt kein Zweifel daruͤber, daß man durch
die ſteinernen Gerenne, ſeinen Zweck eben ſo gut
wie durch die hoͤlzernen erreichen koͤnne, und da
letztere von den erſtern ſo außerordentlich in Anſe-
hung der Dauer uͤbertroffen werden, ſo wird man
ihnen
[264] ihnen gern den Vorzug vor den hoͤlzernen einraͤu-
men, und dahin einſtimmen, daß man billig ſich
derſelben mehr, als bisher geſchehen, bedienen ſolle.
(Beſonders waͤre dieſes allezeit und unwiderſprech-
lich dann noͤthig, wenn in die Daͤmme keine Strie-
gelroͤſchen kommen ſollen, von deren Vortheil man
noch nicht genung uͤberzeugt zu ſeyn ſcheint.) Sie
machen das Aufbrechen der Daͤmme wegen des
Verbrechens der Deckel und Gerenne, ganz ent-
behrlich, und ſind ſchon in ſo fern ſehr ſchaͤtzbar.
Man hat blos die Vorſicht bei ihnen anzuwenden,
ſolche Geſteinarten zu waͤhlen, welche ſowohl dem
Durchdringen des Waſſers, als auch der Aufloͤ-
ſungskraft der Saͤuren und des Waſſers ſelbſt,
hinlaͤnglich widerſtehen, und wenn ſie mit Fleiß
gearbeitet ſind — welches die hoͤlzernen gleichfalls
noͤthig machen — ſo haben ſie eine beinahe ewige
Dauer, wenn man dieß Wort nicht zu ſtreng neh-
men will. Man erwaͤge nur den in unſern Zei-
ten ſo uͤbermaͤßig geſtiegenen Mangel des Holzes,
der noch obendrein mit jedem Jahre zunimmt; fer-
ner den hohen Preiß des Holzes, der gleichfalls faſt
jaͤhrlich waͤchſt, ſo wird man den Koſtenaufwand,
und den Unterſchied der Koſtbarkeit zwiſchen hoͤl-
zernen und ſteinernen Gerennen, keinesweges ſo
ſehr ungleich und auffallend finden, als es beim
erſten Anblick ſcheinen duͤrfte. Man muß oben-
drein noch wohl bedenken, daß dergleichen ſchoͤnes
und ſtarkes Holz, als man zu ſolchen Gerennen
u. ſ. w. braucht, in wenig Jahren gar nicht
mehr
[265]mehr zu haben ſeyn wird; und da gar keine Re-
paraturen ſich bei ſteinernen Gerennen vorfinden,
wenn ſie einmal zweckmaͤßig und vorſichtig ange-
legt ſind, ſo verintereſſiren ſie das Kapital, das ſie
anfangs mehr koſten moͤgen als hoͤlzerne, gewiß
ſehr richtig und reichlich. Auch hat ſich bis jetzt
an nutzbaren Steinbruͤchen weit weniger Mangel
gezeigt als am Holze ſelbſt, und die Geſchaͤftigkeit
unſrer Mineralogen laͤßt hoffen, daß ſie uns fer-
nerhin noch manche unentdeckte nutzbare Stein-
bruͤche und Gebirgsarten aufſuchen werden.


§. 124.

Es fragt ſich aber, welche Geſteinart zu den ſtei-
nernen Gerennen ſich am beſten ſchicke, ſowohl
wegen der Dauer, als auch wegen der Faͤhigkeit ſich
gehoͤrig bearbeiten zu laſſen? Da finden ſich denn
folgende ſehr brauchbar, als Granit und ſeine
Abarten, Porphir, Jaspis, Grauwacke, auch wohl
Gneus, wiewohl dieſer gemeiniglich zu blaͤttricht
bricht, und ſpringt. Kieſelſchiefer, wenn er in
großen Maſſen braͤche, waͤre zwar ſehr feſt, allein
faſt unbezwingbar bei der Bearbeitung. Baſalt
iſt vortrefflich zu gebrauchen, ſo auch die feſten
Marmorarten. Von den Sandſteinen finden ſich
wenige, die genugſame Dauer verſprechen; ſie ſind
meiſtens zu locker, um das Durchdringen des Waſ-
ſers zu verhindern, und dann werden ſie muͤrbe,
blaͤttern ſich aus einander, und zerfallen wohl gar
in großen Stuͤcken. Der Hornſtein, Serpentin-
ſtein
[266] ſtein ꝛc. iſt auch ſehr nutzbar, nicht ſo der Thon-
ſchiefer, weil dieſer das Waſſer durchlaͤßt, wegen
ſeiner vielfaͤltigen Zerkluͤftungen. Es wuͤrde zu
weitlaͤuftig ſeyn, alle moͤglichen tauglichen Geſtein-
arten hier aufzufuͤhren, deswegen hat man blos auf
die, ſchon im vorigen § gegebene Vorſichtsregel zu
ſehen, keine ſolchen zu nehmen, welche
Waſſer durch ſich durchlaſſen, und ſich
von ſelbigem oder andern Saͤuren auf-
loͤſen laſſen
, oder ſolche, die wegen ihrer un-
bezwingbaren Feſtigkeit, keine richtige Bearbei-
tung geſtatten. Das Locale entſcheidet auch bald,
was man nehmen koͤnne. Schwerlich wird man
ſo ganz große unzerkluͤftete, oder durch und durch
taugliche Stuͤcke antreffen, daß man die Gerenne
blos aus etlichen wenigen Stuͤcken zuſammen ſetzen
koͤnnte, ſondern man muß es ſich gefallen laſſen,
eine betraͤchtliche Anzahl einzelner Gerennſtuͤcke
zuſammen zu fuͤgen. Ein einziges Stuͤck zu ſu-
chen — wuͤrde Thorheit ſeyn, theils wegen der Zer-
kluͤftungen, theils weil ein ſolch Stuͤck eine ungeheu-
re Schwere bekommen, und nur mit aͤußerſter Muͤhe
und Koſtenaufwand zu transportiren ſeyn wuͤrde.


Da dieſe Zuſammenfuͤgung nicht ganz ſo ge-
nau wie bei hoͤlzernen, wegen der Struktur der
Geſteinarten, geſchehen kann, ſo iſt es um deſto
noͤthiger, die Wechſel genau und dauerhaft zu ver-
wahren. Zu dem Ende klammert man die einzel-
nen Stuͤcke, wenn ſie voͤllig bis zu der benoͤthigten
Tiefe und Weite ausgearbeitet ſind, und jedes der-
ſel-
[267] ſelben an den rechten Ort ſeiner Beſtimmung ge-
bracht und eingelagert iſt, eines an das andere, ſo
dicht als man nur kann, zuſammen. Alle Vor-
bereitungen zu dieſer Behandlung muͤſſen aber
ſchon vorher bei der Bearbeitung der einzelnen
Stuͤcke, von dem Steinmetzen oder Maurer ge-
macht ſeyn, z. E. die Loͤcher, in welche die Klam-
mern kommen ſollen, oder die Falze, worein die
Deckel gelegt werden ꝛc.


Ehe noch die Gerennſtuͤcke zuſammengeſetzt und
ſolche durch die eiſernen Klammern verbunden wer-
den, muß man diejenigen Seiten, welche an ein-
ander ſtoßen, mit einer dicken Waſſermoͤrtel- Maſ-
ſe beſtreichen, und dann erſt die Steinſtuͤcke ſo zu-
ſammen und an einander paſſen, wie ſie ſtehn blei-
ben ſollen. Was noch von Ritzen uͤbrig bleiben
ſollte, wird nachher noch ausgeputzt und verſtopft.
Wem es beliebt, kann folgenden Moͤrtel hiezu ge-
brauchen, der ſehr feſt bindet und nicht vom Waſſer
aufgeloͤſet wird.


Man nehme 1 Theil des beſten reinen Thons, ⅛
Eiſenvitriol, und ⅛ Thranoͤl, dieß genau und ſchnell
mit einander vermiſcht, und ſchnell verbraucht,
giebt einen trefflichen Waſſermoͤrtel.


§. 125.

Bei dem Einbohren der Loͤcher in die Stein-
ſtuͤcke, worein nachmals die eiſernen Klammern
kommen ſollen, iſt es rathſam, ſolche tiefer in den
Stein hinein, immer etwas weiter zu machen.
Dieß
[268] Dieß hat den Nutzen, daß die Klammern, welche
in die Loͤcher eingelaſſen werden ſollen, und, wenn
dieß geſchehen iſt, mit Bley um- oder begoſſen wer-
den muͤſſen, deſto feſter in den Loͤchern fitzen. Es
iſt nemlich ganz unmoͤglich, daß das dickere Ende
der mit Bley begoſſenen Klammer, durch das auſ-
ſen am Steine engere Loch, ſollte herausgehen koͤn-
nen. Zu mehrerer Dauer macht man auch noch
die Klammern zackigt geſtaltet, wie Figur 48 zeigt,
damit ſich das Bley deſto beſſer um ſie herumziehe,
und ſie recht faſſe. Dann kann es deſto mehr Wi-
derſtano gegen das Ausweichen der Klammer ver-
urſachen.


Ferner kann man die Klammern, um ſie fuͤr
dem Roſte zu ſchuͤtzen, ehe ſie in die Loͤcher wirklich
eingeſchlagen werden, zuvor durch eine ſtarke Ue-
berzinnung
zu ſchuͤtzen ſuchen. Der bloße Ue-
berſtrich von guten Firniß bey maͤßiger Waͤrme des
Eiſens aufgetragen, haͤlt zwar einige Zeit, doch
nicht ſo lange als Verzinnung. Nur weiß man
mit dieſer nicht aller Orten gut umzugehen.


Inwendig in der Rinne ſelbſt, werden die Wech-
ſel aller Steinſtuͤcke, wenn ſie nochmals genau mit
Waſſermoͤrtel ausgeſtrichen ſind, mit Streifen von
uͤberzinntem, ¼ Zoll ſtarkem Kupferblech bedeckt.
Dieſe Kupferblechſtuͤcken, muͤſſen aus einem Stuͤcke
geſchnitten ſeyn um das Nieten derſelben zu entbeh-
ren, und 4 Zoll Breite haben. Da man ſie nicht wohl
an die Steine annieten kann, werden ſie blos auf-
gekittet, und nachher durch uͤberzinnte eiſerne Staͤ-
be,
[269] be, welche in Form eines Vierecks geſchmiedet
ſind, das juſt ſo groß iſt als die Weite des Geren-
nes, in dem Gerenne inwendig an und aus einan-
der getrieben. Es iſt gut, wenn die Kupferblech-
ſtreifen, (Futter) uͤber die Backen des Geren-
nes hinaus reichen, und ſo von den Deckeln des
Gerennes mit angehalten werden. Kann man we-
gen der Haltbarkeit des Waſſermoͤrtels zwiſchen den
Gerennſtuͤcken voͤllig ſicher ſeyn, ſo mag man die
kupfernen Futter gar weglaſſen, da ſie blos den
Waſſermoͤrtel ſchuͤtzen ſollen, daß er nicht mit der
Zeit ausgewaſchen werde.


§. 126.

Die ganze Geſtalt der ſteinernen Gerenne iſt
uͤberhaupt eine aͤhnliche wie die der hoͤlzernen, aus-
genommen, daß man die Backen der ſteinernen,
dicker macht als die der hoͤlzernen, ſo auch den
Boden derſelben; uͤbrigens iſt, wie leicht zu erach-
ten, Lage, Roͤſche, u. ſ. w. alles bei ihnen wie
bei hoͤlzernen. Was die Deckel der ſteinernen Ge-
renne anbelangt, ſo muͤſſen ſolche von der nem-
lichen Geſteinart ausgehauen ſeyn, aus welcher
die Gerennſtuͤcken ſelbſt beſtehn. Sie muͤſſen ge-
nau aufgepaßt, und bei Legung derſelben gleich-
falls zwiſchen ſie und die Gerenne, in den dazu
gemachten Falz, erſt Waſſermoͤrtel geſtrichen wer-
den, damit auch da kein Waſſer durchgehe. Eben
dieß muß an derjenigen Kante der Deckel geſche-
hen, wo zwey Deckel ſich beruͤhren ſollen.


Nach
[270]

Nach §. 112. wurde das Grundgerenne bei
ſeinem Anfange im Teichraume, auf ein Geviertes
gelegt, daß es eine Unterlage unter ſich hat. Eben
dieß beobachtet man bei ſteinernen Gerennen, nur
daß man ſtatt des hoͤlzernen Geviertes, eine Un-
terlage von großen Steinplatten, oder von Mauer-
werk macht. Fuͤr ſichern Grund muß ohnehin bei
den ſteinernen Gerennen geſorgt werden, weil ſich
dieſe Stuͤcke wegen ihrer Schwere ſtark einliegen,
und deswegen kann man, wenn es noͤthig ſchei-
nen ſollte, an mehrern Orten oder gar durchgaͤn-
gig Unterlagen fuͤr ſie mauern, wobei die zu gebrau-
chenden Mauerſteine auf die hohe Kante geſtellt
werden muͤſſen, und wenn die Mauer fertig iſt, 1
Fuß hoch oder noch mehr mit dicht geſtampftem
Thon bedeckt werden. Hierauf ſetzt man alsdann
die Gerennſtuͤcke. Wenn dieß, ſo wie auch das
Bedecken derſelben geſchehen iſt, ſo verwahrt man
ſie gleich den hoͤlzernen, unter- ſeit- und ober-
waͤrts mit allem Fleiße, durch Bedeckung mit
Thon oder Raſen, der nachher mit Schutt ſo wie
es die Auffuͤhrung des Dammes verlangt, bedeckt
und geſtampft wird. Im Teichraume muß man
die Oeffnung nicht durch Unvorſichtigkeit verſtuͤr-
zen laſſen. Man befeſtigt deswegen auch wohl vor
die Muͤndung des Gerennes, wenn kein Waſſer-
kaſten davor kommt, (welches jedoch allemal rath-
ſam iſt) ein Gitter von ſtarkem Kupferdrate. Hie-
bei iſt aber gleichfalls Vorſicht noͤthig, damit nicht
etwa mit der Zeit einmal die Oeffnung des Geren-
nes
[271] nes durch das Gitter ſelbſt verſtopft werde. Denn
wenn das Gitter loßgeriſſen, und in das Gerenne
hineingetrieben wuͤrde, duͤrfte es ſolches bald ver-
ſproͤgeln
, und durch den ſich davor anhaͤu-
fenden Schlamm und andern Unrath, das Ge-
renne ganz ausfuͤllen. Wenn ſolch ein Unfall paſ-
ſirt, muß man den Teich ſehr ſtark ziehn, ob die
Gewalt des Waſſers das Gitter u. ſ. w. heraus-
treiben will, und von außen von der Ruͤckenſeite
durch eine lange Stange nachzuhelfen ſuchen.


§. 127.

Auf die nemliche Art, wie bei hoͤlzernen, wer-
den auch in ſteinernen Gerennen die Zapfenloͤcher
eingearbeitet, ſo auch nach der oben verlangten
Form. Fuͤr das Zapfenloch ſelbſt, hauet man
entweder den Stein aus dem Ganzen ſo aus, daß
er eine gewoͤhnliche viereckte Rinne bildet, und
alſo gar kein Deckel noͤthig wird, da dieſer ſo ſehr
leicht beſchaͤdigt werden kann, und bei weitem nicht
ſo leicht zu repariren iſt, als bei hoͤlzernen Geren-
nen, — oder man hauet eine gewoͤhnliche Rinne
nur aus einem ſo großen Stuͤcke Stein aus, als
man es bekommen kann, giebt ihm einen gleich
großen einzigen Deckel, und legt ſolchen unten
hin, die ſteinerne Rinne dagegen oben drauf, ſo
daß der Boden oben zu liegen kommt. In dieſen
Boden arbeitet man alsdann das Zapfenloch ein.


Die Zapfenloͤcher muͤſſen genau durch den Za-
pfen verſchloſſen werden koͤnnen. Sind dieſe Za-
pfen-
[272] pfenloͤcher in den ſteinernen Gerennen recht glatt
ausgearbeitet, wie man dies ſehr wohl zu leiſten
im Stande iſt, zumal bei ſehr feſten Steinarten,
(am beſten durch Bohrmaſchinen, bei denen der
Bohrer genau nach der vorgeſchriebenen Oeffnung
des Zapfenlochs geſtellt werden kann) ſo haben ſie
das Gute, daß man den Striegel weit bequemer
ziehn kann als bei hoͤlzernen Gerennen; denn bei
dieſen verquillt der Zapfen ſowohl als das Gerenne
ſtaͤrker in einander, als bei ſteinernen Gerennen.
Dieß Verquellen aber verurſacht manche Be-
ſchwerde. Denn da muß beim Ziehen des Teiches,
der Striegelbaum, an welchem der Zapfen iſt, ſehr
ſtark angegriffen werden; und da entſtehn, weil
der Striegelbaum bei hohen Daͤmmen nicht wohl
aus einem einzigen Stuͤcke Holz gemacht werden
kann, in den Schloͤſſern der beiden Stuͤcke, aus
denen man ihn zuſammenſetzt, gern Bruͤche.
Oefters entſtehn ſie auch an andern Orten, und
dann ſind ſie deſto ſchaͤdlicher, je naͤher ſie ſich bei
dem Zapfen ſelbſt ereignen. Es kann auch durch
die allzugroße Gewalt, die man beim Ziehen des
Zapfens anwenden muß, ſogar der Deckel loßgeriſ-
ſen, oder wenigſtens gehoben werden, und man
wird genoͤthigt, den Teich rein abzulaſſen, ohne
daß man die Waſſer nutzen kann.


Bei ſteinernen Gerennen iſt alles dieſes nicht
zu befuͤrchten, und da bei dieſen blos der Zapfen
verquillt, ſo macht er zwar den Striegel gut zu,
ver-
[273] verſchließt aber keinesweges die Oeffnung ſo ſtark,
daß dadurch Nachtheil entſtuͤnde.


Hat man keine ſolche Geſteinart, aus der man
das Zapfengerenne aus dem Ganzen machen laſ-
ſen koͤnnte, und muß man wie bei hoͤlzernen ver-
fahren, ſo muß der ſteinerne Deckel mit eiſernen
Baͤndern an das Gerennſtuͤck dicht angeſchloſſen,
und zuvor die beiderſeitigen ſich beruͤhrenden Stel-
len, mit Waſſermoͤrtel beſtrichen werden, um alle
Riſſe und Oeffnungen, die an unrechten Orten
Waſſer durchließen, zu verſtopfen. Bloßer Waſ-
ſermoͤrtel, ohne Eiſen zu Huͤlfe zu nehmen,
wuͤrde nicht genug halten, und wenn auch
die eiſernen Baͤnder noch nicht genug an-
ziehn wollen, ſo treibe man ſie mit eiſernen Kei-
len an, daß der ganze Steinblock ſammt dem Dek-
kel, wie aus dem Ganzen gehauen, dicht werde.
Da auch der ſteinerne Deckel untenhin zu liegen
kommt, ſo hat er lange nicht das auszuſtehn, als
wenn er oben laͤge und das Zapfenloch in ihn einge-
hauen waͤre. Wenn alſo ja irgendwo ein kleiner Riß
entſtehen ſollte, ſo ſchadet doch derſelbe nur ſehr
wenig, zumal da der Boden, auf dem das Za-
pfengerenne zu ruhen kommt, aus Vorſicht erſt
mit Thon bedeckt wird. In Anſehung des uͤbrigen
verfaͤhrt man voͤllig auf gleiche Weiſe wie mit den
hoͤlzernen Gerennen.


Teichb. S§. 128.
[274]
§. 128.
Zapfen oder Striegel.

Nach der, §. 109. am Ende, gemachten Er-
innerung, folgt itzt die naͤhere Beſchreibung des
Zapfens ſelbſt.


An jedem Zapfen bemerkt man vorzuͤglich zwei
Stuͤcke, die jedoch beide in eines vereint ſind; ich
meine den Zapfen- oder Striegelkopf, und
den Striegelbaum. Letztern nennt man auch
wohl die Striegelſtange, Zapfenſtange.
Der Zapfen- oder Striegelkopf iſt dasjenige Stuͤck
Holz, welches das Zapfenloch verſchließt; der Strie-
gelbaum, ein langes, am Stammende wenigſtens
15 Zoll ins Quadrat ſtarkes, Stuͤck Holz, an dem
der Zapfen entweder angeſchnitten, oder wenigſtens
befeſtigt iſt, um ihn auf der Kappe, wie man will,
regieren zu koͤnnen. Ordinair nimmt man hierzu
einen tauneuen beſchlagenen Stamm, und richtet
ihn zu der benoͤthigten Form zu. Dieß geſchieht
dadurch, daß man dem Striegelkopfe die naͤmliche
pyramidaliſche oder kegelfoͤrmige Geſtalt giebt, wel-
che das Zapfenloch hat. Der erwaͤhlte Baum
wird deswegen, etwa 4 Fuß vom Stammende her-
auf, da wo der Zapfen an ihn angeſchnitten wer-
den ſoll, bis auf die durch das Zapfenloch erfor-
derlich gemachte Staͤrke, ins Quadrat, oder im
Diameter abgearbeitet. Dann ſchneidet man den
Zapfen, nach den durchs Zapfenloch noch genauer
beſtimmten Maaßen der Laͤnge und Dicke deſſel-
ben,
[275] ben, an. Je nachdem alſo das Zapfenloch rund
oder virreckt iſt, wird auch der Striegelkopf in der
Geſtalt eines umgekehrten Kegels, oder einer vier-
ſeitigen (und zwar abgeſtumpften) Pyramide ver-
fertigt, allezeit aber recht genau darauf Acht ge-
geben, daß er ſehr genau in das Zapfenloch ein-
treten moͤge.


Man beobachtet deswegen auch dieſe Vorſicht,
daß man den Zapfen in das Zapfenloch einſchnei-
det, ehe und bevor noch das Zapfengerenne ſchon
verbauet und mehr unzugaͤnglich gemacht iſt; denn
da kann man noch am beſten ſehen, wo es fehlt,
und ſich ohne viel Muͤhwaltung drehen und wen-
den.


Gaͤbe man ihm, wenn das Zapfenloch auch aͤhn-
lich geformt waͤre, die Geſtalt eines Cylinders,
oder Parallelepipedi, ſo wuͤrde man theils ihn nicht
gut aus dem Zapfenloche herausziehn koͤnnen, we-
gen des durch Naͤſſe bewirkten ſtarken Verquellens,
welches ohnehin ſchon bei der Kegelform Muͤhe
macht; theils aber wuͤrde auch der Zapfen, wenn
er ganz aus dem Zapfenloche herausgezogen wuͤrde,
nicht wieder ſo willig in das Zapfenloch zuruͤck-
treten. Da koͤnnte man genoͤthigt werden, um
den Striegel wieder ins Gleiß zu bringen, alle
Waſſer unbenutzt auslaufen laſſen zu muͤſſen.


Der Striegelbaum ſelbſt koͤmmt in dem Strie-
gelſchachte in die Hoͤhe, ſenkrecht zu ſtehn, und
mittelſt ſeiner wird der Zapfen gehoben und nieder-
gelaſſen. Wenn der Damm nicht zu hoch iſt, ſo
S 2reicht
[276] reicht meiſtentheils ein einziger Stamm zu Za-
pfen und Striegelbaum hin. Iſt aber der Damm
ſehr hoch, ſo muß man an das unterſte Zapfen-
ſtuͤck noch eine Spitze anſchließen, damit der ganze
Striegelbaum bis zur Kappe voͤllig hinaus reicht.
Man muß hiebei wohl dahin ſehen, daß dieſe
Schloͤſſer, (wo ein Stuͤck an das andere ange-
kammt wird) gut verwahrt ſind, und keine Bruͤche
machen. Denn weil das Waſſer im Striegel-
ſchachte ſo hoch wie im Teiche ſteht, kann man
alsdann nicht zu dem noch im Striegelſchachte ſte-
cken gebliebenen Stuͤcke kommen, und da hat man
viel Muͤhe, ehe man das abgeriſſene wieder befe-
ſtigt, oder das im Waſſer ſteckende herauszieht.


Der Striegelbaum muß wenigſtens 4 Fuß lang
uͤber Tage herausreichen, daß man mit ihm Vor-
richtungen machen kann, ihn zu ziehn.


§. 129.
Striegel- oder Zapfenſchaͤchte.

Die Striegel- oder Zapfenſchaͤchte ſind
abſichtlich gemachte runde oder viereckte Oeffnun-
gen, die von der Dammſohle, uͤber dem Zapfen-
loche lothrecht in die Hoͤhe bis zu Tage ausgehn.
Sie dienen dazu, daß der Striegelbaum (an wel-
chem unten der Zapfen iſt) in ihnen bis oben her-
ausgefuͤhrt werde, um auf der Hoͤhe den Striegel
bequem ziehen zu koͤnnen. Die Striegelſchaͤchte
kommen da vor, wo der Striegel entweder im
Damme ſelbſt drinnen, oder vor dem Damme, oder
aber
[277] aber im Geſtein und uͤberhaupt in den Widerlagen
liegt. Das in dem Zapfengerenne befindliche Za-
pfenloch beſtimmt jederzeit den Platz fuͤr den Strie-
gelſchacht, und letzterer wird ſo gelagert, daß das
Zapfenloch juſt in den Mittelpunct der Schacht-
weite kommt. Dieß geſchieht deshalb, daß rund
um den Striegelbaum und das Zapfenloch herum,
einiger Raum bleibt, um ſich bei Reparaturen oder
ſonſtigen Faͤllen, in ſelbigen bewegen und arbei-
ten zu koͤnnen.


Da Erdreich und auch Schutt, (welcher nicht
eine außerordentlich lange Zeit auf einander geru-
het, und dadurch, ſo wie auch mittelſt der in der
Erde befindlichen Saͤuren, und der Naͤſſe, etwas
mehr Zuſammenhang und Feſtigkeit erhalten hat,
als gewoͤhnlich der Fall iſt,) nicht wohl in einer
ſenkrechten Lage erhalten werden kann, wofern
man ihm nicht das Zuſammenſchießen durch Vor-
baue oder Boͤſchung verwehrt, und dieß gleich-
falls bei Striegelſchaͤchten ſich ereignen kann, wenn
ſie auch gleich von Raſen- oder Thonſchichten auf-
gefuͤhrt werden, ſo iſt es immer noͤthig, ſie auszu-
fuͤttern, es muͤßte denn ſeyn, daß ſie im feſten
Geſtein niedergebracht wuͤrden. Dieſes Niederbrin-
gen im Geſtein kann aber bei Striegelſchaͤchten,
die in den Daͤmmen liegen, nicht ſtatt finden, weil
dieſe von unten herauf gemacht werden. Jene
Ausfuͤtterung kann nun mit Holz, auch mit Stei-
nen geſchehn, und davon erhalten denn die Strie-
gelſchaͤchte im erſten Falle den Namen verzim-
mer-
[278]merte, im zweiten Falle die Benennung gemau-
erte
Striegelſchaͤchte.


Striegelſchaͤchte, welche in einen Damm
zu liegen kommen, werden entweder ganz in die-
ſen Damm, oder nur halb hineingelegt, und der
uͤbrige Theil ragt im letzten Falle uͤber die Bruſt-
ſeite des Dammes (die innere Boͤſchung) heraus.
Beide Arten werden nicht auf einerlei Weiſe auf-
gefuͤhrt, und deswegen ſoll jede hier beſonders be-
ſchrieben werden.


§. 130.
Striegelſchaͤchte, die ganz im Damme liegen, und zwar
1) Verzimmerte.

Bis jetzt ſind dieſe die gewoͤhnlichſten geweſen,
ob ſich gleich weiter unten deutlich ergeben wird, daß
die gemauerten weit nutzbarer, und vorzuziehen
ſind.


Die allgemeine Weite fuͤr alle Ar-
ten der Striegelſchaͤchte
uͤberſchreitet nicht
leicht 4 Fuß im Durchmeſſer, im Lichten. Bei ei-
ner groͤßern Weite wuͤrde man theils den Damm
zu ſehr durch die große Oeffnung ſchwaͤchen, der
ohnehin jederzeit an dieſer Stelle eine Schwaͤ-
che bekoͤmmt, theils aber auch eine unnoͤthige
Menge Materialien verbrauchen; ferner wird,
wenn die Oeffnung nicht rund iſt, der Seitendruck
in den Schachtſtoͤßen in dieſem Falle groͤßer, als
bei kleinern Oeffnungen, welches ſich bei Strie-
gelſchaͤchten, die mit Holz ausgefuͤttert ſind, gar
ſicht-
[279] ſichtbar aͤußert. Denn das Holz bekoͤmmt bald
Baͤuche, wodurch ſich oft der ganze Schacht ver-
dreht, ſo daß er allerwaͤrts aus dem rechten Win-
kel koͤmmt, nach dem er doch ſtets aufgefuͤhrt wird.
Enger als 4 Fuß macht man ſie aber auch nicht,
weil ſie ſonſt nicht die gehoͤrigen Dienſte lei-
ſteten.


Die Hoͤhen der Striegelſchaͤchte richten ſich
nach der Hoͤhe, welche der Damm bekoͤmmt. Kein
Striegelſchacht kann eher angefangen und aufge-
fuͤhrt werden, bis man die Legung des Grund-
und Zapfengerennes vollkommen beendigt
hat
, ſonſt wuͤrde ohnſtreitig eine dieſer beiden Ar-
beiten leiden. Iſt man aber mit dem Legen des
Zapfengerennes fertig, ſo wird zuerſt nach allen
vier Seiten des Zapfenloches, ſowohl vor als hin-
ter daſſelbe, und nach den beiden Nebenſeiten zu,
das Grundgevierte gelegt. Man nennt es
auch wohl ſchlechtweg das Anſteckgevierte.
Dieſe Gevierte, dergleichen Figur 49 zeigt, wer-
den aus geſchnittenen Bohlen von eichenem geſun-
dem Kernholze gemacht, die zum wenigſten 4 Zoll,
lieber aber noch eine groͤßere Dicke haben muͤſſen.
Lang ſind ſie gemeiniglich 4 Fuß 8 Zoll, bis 5 Fuß
voll. Ihre Breite richtet ſich nach der Staͤrke des
Holzes, das man haben kann; gewoͤhnlich iſt ſie
zwiſchen 24 bis 30 Zoll, auch wohl ſchmaͤler als
24 Zoll. Man ſucht aber lieber breites als ſchma-
les Holz, um mehr Feſtigkeit und weniger Fu-
gen zu bekommen. Bei ſehr großer Breite und
ge-
[280] geringer Dicke, werfen ſich die Bohlen oft, des-
wegen muß man ſie bald auf dieſe, bald auf jene
Seite legen, uͤberhaupt ſie fleißig umwenden laſ-
ſen, und ſie vor allzuvieler Sonne ſchuͤtzen, auch
nicht beſchweren, es muͤßte denn ſeyn, daß die
Laſt horizontal laͤge, und groͤßeres Umfangs waͤre
als die Bohle ſelbſt.


§. 131.

Die Art, die Bohlen und Gevierte zuſammenzu-
fuͤgen, iſt gewoͤhnlich dieſe. Man ſchneidet die
Bohlen an den Enden bis auf die Haͤlfte ihrer
Breite ein, wie Figur 50 zeigt, und fuͤgt ſie
dann nach Figur 51 zuſammen, nachdem ſie zu-
vor rein ausgeſchnitten, auf einander gepaßt und
in den gehoͤrigen Winkel geſtellt ſind, ſo daß ſie
richtig zuſammenſchließen und zuſammengeſetzt,
aͤhnliche Gevierte geben, als die in Figur 49.
Waͤhlt man nun ein vollkommenes Quadrat zur
Schachtoͤffnung, wie das bei verzimmerten Strie-
gelſchaͤchten immer der Fall zu ſeyn pflegt, ſo muß
der Winkel in allen 4 Ecken ein rechter ſeyn;
eben dieß gilt von einer mehr laͤngern als brei-
tern Striegelſchachtoͤffnung. Unter dieſem Win-
kel widerſtehn ſich auch die Seiten am ſtaͤrkſten,
welches bei ſchiefen oder ſtumpfen Winkeln, wie
aus der Mathematik bewieſen werden kann, nicht
ſo gut geſchieht. a b in Figur 50 muß nun ſo
viele Zolle breit ſeyn, als die Bohlendicke betraͤgt,
ſo daß alſo, wenn die Bohlenflaͤchen aller Bohlen
auf
[281] auf einander geſetzt werden, ſolche ſaͤmmtlich in
einer Ebne liegen, und nicht etwa die eine her-
aus, die andere hinein ſtehe. Figur 51 zeigt die
richtige, und Figur 52 die unrichtige Arbeit.
Man kammt die Bohlenſtuͤcke aber auch auf eine
andere Art mit Schwalbenſchwaͤnzen zuſammen,
nach Figur 53. Freilich kann man ſie durch dieſe
feſter zuſammenſchließen, aber die Zaͤhne verfau-
len leichter, als wenn die Bohlen auf die vorbe-
ſchriebene Art, aufs halbe Blatt, wie man
ſagt, eingeſchnitten werden; uͤberdieß laͤßt ſich bei
Reparaturen die vorige Art beſſer anwenden als
dieſe. Dieſe Zuſammenfuͤgung mit Schwalben-
ſchwaͤnzen iſt alſo lieber bei Striegeln außer
dem Damme gelegen
, zu gebrauchen. Da
die im Damme liegenden Striegelſchaͤchte ohnehin
rund um gedruͤckt werden, ſo brauchte auch die
Zuſammenfuͤgung der Bohlenſtuͤcke nicht ſo aͤngſt-
lich zu geſchehen, wenn nicht das Waſſer ſolches noͤ-
thig machte.


§. 132.

Durch 2 der Seiten des Grundgeviertes geht
das Zapfengerenne hindurch, es muͤſſen alſo auch
in dieſe 2 Bohlenſtuͤcke, Einſchnitte von ſolcher
Groͤße gemacht werden, daß die Bohlenſtuͤcke ge-
nau auf das Zapfengerenne anſchließen und auf-
paſſen.


Zu dem Ende werden auch die 3 Seiten des
Zapfengerennes, da wohin das Grundgevierte auf
ſie
[282] ſie aufzuliegen koͤmmt, nach der Dicke deſſelben,
etwa 1½ Zoll tief ausgefalzt, daß das Grundge-
vierte um deſto beſſer anſchließt. Figur 39 zeigt
ſchon bei n, m, o, p dieſe Anſicht der Ausfalzung
des Zapfengerennes von oben nieder. Oefters laͤßt
man dieſe Ausfalzung auch gar weg. Das Grundge-
vierte wird auf die Unterlage von eichenen Schwellen,
die unter dem Zapfengerenne und unter dem Zapfen-
loche liegt, aufgeſetzt, und ſobald als die einzelnen
Stuͤcke zuſammengefuͤgt ſind, an den Ecken mit
ſtarken eiſernen Eckeiſen und Klammern zuſam-
mengehalten, unterwaͤrts aber an die Unterlage
mit Bankeiſen verwahrt.


Hat es ſeine richtige Lage, ſo wird es an das
Zapfengerenne, wenn ſolches nicht ausgefalzt iſt,
noch durch kleine buͤchene oder beſſer eichene Keile
angekeilt, damit kein Waſſer zwiſchen durch gehen
moͤge. Zum Ueberfluſſe kann man es auch noch
inwendig an das Zapfengerenne anklammern, und
dann kann keines von beiden ausweichen oder ſich
verziehn. Die Sohle wird hierauf, zwiſchen dem
Gerenne und dem Gevierte, mit Thon ſo dicht als
moͤglich verſtampft, und auf gleiche Weiſe hinten
und rund um das Gerenne herum, erſt eine
Schicht Raſen von 12 bis 18 Zoll Breite geſetzt
und verſtoßen, und an dieſe noch eine Schicht von
Thon gemacht, welches beides ſo feſt wie Eſtrich
werden muß.


Auf dieſes Grundgevierte koͤmmt nun das 2te,
3te und ſofort bis zu dem letzten zu liegen. Das
letz-
[283] letzte reicht dann endlich zur Kappe hinauf, und
beinahe 1 Fuß hoch druͤber, und darzu muß man
die Hoͤhe der 3 letzten Gevierte einrichten.


§. 133.

Nicht nur bei dem Grundgevierte muß man
genau dahin ſehen, daß es gegen das Zapfenge-
renne richtig, im rechten Winkel, voͤllig lothrecht
und den Seiten nach horizontal liege, ſondern
auch bei allen andern hat man wohl Achtung zu
geben, daß die Ecken genau uͤber einander und
nach dem Lothe zu liegen kommen. Will man je-
des Gevierte ans vorhergehende anklammern, ſo
wird dieß gute Dienſte thun, und man kann es
uͤbers Kreuz verrichten, nemlich erſt die vordere
und hintere Seite zuſammen, dann die beiden an-
dern entgegengeſetzten, und ſo wieder von vorn
nach Figur 54.


Man ſucht aber das Durchdringen des Waſ-
ſers durch die Gevierte auch dadurch zu mindern,
daß man die Gevierte, da wo ſie uͤber und auf ein-
ander ruhen, mit dem ſogenannten halben Spunde
verſieht; doch ſcheint dieß mehr Schaden als Vor-
theil zu bringen, weil das Holz an den Stellen
des halben Spundes zu ſchwach wird, um der
Faͤulniß lange widerſtehn zu koͤnnen. Der halbe
Spund beſteht darin, daß man die Flaͤchen, die
auf einander kommen ſollen, um das halbe Holz (das
iſt, nach der vorhin angegebenen Dicke der Bohlen,
um 2 Zoll) ausfalzt; und ſo ein Geviertes in das an-
dere
[284] dere einlaͤßt. Dieß beobachtet man bei allen bis
zur Kappe hinaus, wenn man ſich von dem Vor-
theil dieſes Verfahrens uͤberzeugen kann.


So wie der Damm in die Hoͤhe waͤchſt, und
auch die Gevierte in die Hoͤhe ſteigen, muß auch
immer der Raſen und Thon um den Striegel-
ſchacht mit in die Hoͤhe gebracht werden, und
zwar der Raſen immer zunaͤchſt an den Gevierten,
weil der feine Thon ſich mit der Zeit auswaͤſcht,
wenn er zu nahe ans Waſſer koͤmmt. Auf die an-
gezeigte Art hingegen koͤnnen hinter den Gevier-
ten keine Hoͤhlungen entſtehn. Das Schlußge-
vierte
, das iſt, dasjenige, welches oben auf der
Kappe das letzte iſt, wird wieder wie das Grund-
gevierte mit Eckeiſen verwahrt, damit es nicht aus
einander weichen kann. Sollte dieß Schlußge-
vierte nicht hoch genug uͤber die Kappe herausſte-
hen, ſo legt man auf und um daſſelbe auch wohl
ein klein Geviertes von 6 bis 8 Zoll dicken, beho-
belten eichenen Schwelligen. Dieß Ueberragen
uͤber die Kappe dient aber dazu, daß nicht ſo
leicht Unrath, Steine und dergleichen in den Strie-
gelſchacht fallen, wodurch das Ziehen des Strie-
gels erſchwert, oder gar verhindert werden koͤnnte.


§. 134.

In den Striegelſchacht ſelbſt werden Leitern
(Fahrten) hineingehangen, und ſeitwaͤrts befeſtigt.
Gewoͤhnlich heftet man ſie mit Fahrthaspen an
die Gevierte an, oder man haͤngt ſie an eichene
La-
[285]Lager, welche zu obigem Behufe in die Gevierte
eingelaſſen werden. Zu Ende jeder 24 Fuß lan-
gen Fahrt, koͤmmt ein Ruheplatz, die Buͤhne ge-
nannt, den man gleichfalls auf Lagerhoͤlzern vor-
richtet. Mittelſt der Fahrten kann man nach ab-
gelaſſenen Teichwaſſern, bis zum Grundzapfen
hinunter ſteigen, ihn viſitiren, und was etwa noͤ-
thig ſeyn moͤchte, verrichten. Da wo eine Buͤhne
iſt und eine 2te Fahrt ſich anfaͤngt, laͤßt man
die folgende Fahrt auf der entgegengeſetzten Seite
der erſtern niedergehen, daß alſo nicht Fahrt an
Fahrt fortlaͤuft, ſondern die eine rechts, die an-
dere links der Buͤhne haͤngt.


Um aber die Striegelſtange deſto beſſer in ihrer
lothrechten Richtung zu erhalten, bringt man von
Zeit zu Zeit in beliebigen Entfernungen, Leitun-
gen
oder ſo genannte Zangen an, welche queer
durch den Striegelſchacht gehn, und zwiſchen de-
nen die Striegelſtange auf und nieder bewegt wer-
den kann. Figur 55 a, zeigt dieſe Zangen mit dem
Striegelbaume im Grundriſſe, Figur b aber im
Profil. Die erſte dieſer Leitungen wird etwa 6
Fuß uͤber dem Zapfengerenne, die zweite in der
Mitte der Striegelſchachtshoͤhe, die letzte Leitung
endlich 6 Fuß unter der Kappenebne angebracht.
Die Zangen ſind 4 Zoll dick, 12 Zoll breit und
5 Fuß lang. Wo ſie mit ihren Enden hinkom-
men ſollen, werden die Gevierte fuͤr ſie ausge-
locht
, und die Zangen, wenn ſie gelegt ſind, mit
Klammern an die Gevierte befeſtigt.


Man
[286]

Man muß dabei dahin ſehn, daß nicht etwa
ein Schloß des Striegelbaumes zwiſchen die Lei-
tung komme; denn wegen der an den Schloͤſſern
befindlichen eiſernen Rinken, wuͤrde der Striegel-
baum ſich in den Leitungen klemmen, oder gar in
der Oeffnung der Zangen haͤngen bleiben.


§. 135.

Von der Art und Weiſe die Striegel zu ziehn,
wird unten das Noͤthige beigebracht werden. Da-
gegen erlaube man mir noch folgende Erinnerun-
gen. Wenn ein ſolcher mit Holze ausgezimmerter
Striegelſchacht, eine gute Zeitlang geſtanden hat,
ſo werden die Enden der Gevierte, wo ſolche zu-
ſammengefuͤgt ſind, faul, und brechen oftmals rein
ab, da ſie dem Seitendrucke des hinter ihnen lie-
genden Schuttes nicht mehr widerſtehn koͤnnen.
Das uͤbrige Stuͤck Gevierte kann indeſſen noch
ganz gut ſeyn, und es herauszureißen und wegzu-
werfen, waͤre nicht oͤkonomiſch genug gehandelt.
Um dieß Holz nun auch zu nutzen, da es ſich ſelbſt
uͤberlaſſen nicht mehr ſtehn kann, weil ihm die
Stuͤtze fehlt, wird der Striegelſchacht, in dem ſolches
Holz iſt, verwandruthet. Dieß beſteht in
folgenden Arbeiten und Vorrichtungen.


Man bringt in jede der 4 Ecken des Striegel-
ſchachtes, dicht an die Gevierte, ein nicht wind-
ſchiefes, recht genau 4kantig gehauenes Stuͤck Holz
von 10 Zoll Staͤrke. Die Laͤnge deſſelben wird
gern ſo lang gemacht, als man es haben kann, um
alles
[287] alles aus einem Stuͤcke zu bekommen; wenn es
moͤglich iſt, der Striegelſchacht-Tiefe gleich. Geht
dieß nicht an, ſo werden 2 Stuͤck an einander ge-
ſetzt, um die Striegelſchacht-Tiefe zu erreichen. Dieß
Stuͤck Holz heißt man eine Wandruthe. Im-
mer 2 und 2 Wandruthen werden durch ſtarke
Spreizen auf das ſtaͤrkſte in die Ecken des ſchad-
haften Striegelſchachtes getrieben, und auf die
Art durch ſich ſelbſt in den Ecken erhalten. Die
Spreizen zu den in die Ecke getriebenen Wandru-
then muͤſſen 8 Fuß weit von einander entfernt
ſeyn; noch etwas naͤher als weiter, iſt gleichfalls
dienlich.


Mittelſt dieſer Wandruthen wird der Strie-
gelſchacht aus einander gehalten, und wenn auch
wirklich alle Zaͤhne oder Enden der Gevierte rein
abgefault ſind, ſo kann der Striegelſchacht doch
keinesweges zuſammengehn, weil dieß die Sprei-
zen der aus einander getriebenen Wandruthen ver-
hindern. Will man, ſo klammert man auch wohl
die Wandruthen, mit ſogenannten Futterklam-
mern
, noch an die Gevierte des Schachtes an.
Dieſer bleibt alſo ſo lange brauchbar, als das
Holz — aus dem die Schrote (das ſind die
einzelnen Bohlenſtuͤcke, die immer 4 zuſammen-
gefuͤgt und zu Gevierten gebildet werden) geſchnit-
ten oder gehauen worden ſind, nur irgend hal-
ten will.


Gewoͤhnlich liegt neu in einem Striegelſchachte
gebrauchtes Holz, aus geſunden eichenen Kern-
ſtaͤm-
[288] ſtaͤmmen, 60 bis 70 Jahr, ehe eine Verwandru-
thung noͤthig wird.


Je mehr Waſſer beſtaͤndig im Teiche bleibt,
deſto beſſer iſt es fuͤr den Striegelſchacht; denn
eichenes Holz, das in einem fort immer im Waſſer
liegt, und nicht abwechſelnd bald der Luft, bald
der Naͤſſe ausgeſetzt iſt, wird immer feſter, und
ob es gleich beinahe ſo ſchwarz ausſieht wie Kohle,
bleibt es dennoch dauerhaft. So liegen z. E.
Grundgerenne von geſundem alten eichenen Kern-
holze oft 90 Jahre. Doch iſt auch immer ein
Waſſer zur Erhaltung des Holzes guͤnſtiger als das
andere. Das Theeren des Holzes, wenn es laͤn-
gere Dauer haͤtte, wuͤrde ſehr gut zu gebrauchen
ſeyn.


Striegelſchaͤchte innerhalb der Daͤmme, auf
die Art vorzurichten, wie die Bergleute die ihri-
gen mit Joͤchern, Bolzen, Tragſtempeln, Haupt-
hoͤlzern und Pfaͤhlen zu machen pflegen, iſt des-
wegen nicht anzurathen, weil ſie nicht ſo viele
Dauer haben, nicht ſo dicht ſind als die beſchrie-
benen, und immer was zu repariren geben. Wenn
die Striegelſchaͤchte in den Widerlagen liegen, geht
dieß eher an, auch iſt es da ganz gewoͤhnlich.


Endlich merke man, einen Striegelſchacht
zweimal nach einander zu verwandruthen, iſt ſel-
ten rathſam. Einmal weil binnen der erſten Ver-
wandruthung das Holz meiſtentheils ſchon ſo viel
gelitten hat, daß es nun rein herausgeriſſen wer-
den muß, wenn nicht alles zuſammengehn ſoll.
Zwei-
[289] Zweitens fehlt auch der Platz, und die 2te Ver-
wandruthung wuͤrde deſto geringere Dienſte lei-
ſten, je mehr ſie, zum Erſtenmal angewandt, zu
leiſten pflegt.


§. 136.
2) Gemauerte, ganz im Damme liegende Striegelſchaͤchte.

Auch dieſe Arten von Striegelſchaͤchten ſind,
gleich den ſteinernen Gerennen, bei weitem noch
nicht ſo allgemein im Gebrauch, als ſie es in der
That verdienen. Freilich koͤnnen ſowohl die große
Feſtigkeit der Bruchſteine, als auch die weite Ent-
fernung derſelben von dem Orte, wo ſie genutzt wer-
den ſollen, ingleichen Mangel an Fuhrwerk ꝛc.
einen dergleichen Bau etwas merklich, uͤber den
Aufwand eines mit Holz verzimmerten Striegel-
ſchachtes, erheben; allein — da man, wie unten
folgen wird, die Verbindung der Steine zu einem
Ganzen, gleich ſtark oder noch ſtaͤrker machen kann,
als die durch Holz bewirkte, und da mit genugſa-
mer Accurateſſe bei dieſer Arbeit, alle verdruͤßliche
Reparaturen faſt gaͤnzlich vermieden werden koͤn-
nen, ſo iſt es doch der Vernunft gemaͤßer, lieber
die etwas groͤßere Summe aufzuwenden, welche
alle Beſorgniſſe hebt, indeß ſolche bei einer gerin-
gern Summe ſo wachſen, wie letztere abnimmt.


Bei der Lage der von Stein aufgefuͤhrten
Striegelſchaͤchte hat man zu merken, daß man ſie
nicht vor die innere Boͤſchung der Daͤmme, alſo
Teichb. Tgar
[290] gar nicht ins Waſſer im Teichraume, hineinlegt.
Eben dieß gilt in ſo fern, daß ſie auch nicht halb
in den Damm, halb außerhalb der Boͤſchung deſ-
ſelben aufgefuͤhrt werden duͤrfen. Mit Quadern
und großen Werkſtuͤcken wuͤrde ſich dergleichen
allerdings bewerkſtelligen laſſen; allein mit dieſen
bauet man nur ſehr ſelten, und bei Bruchſteinen
wuͤrde das Waſſer die ihm ausgeſetzte Mauer bald
zu ruiniren ſuchen. Alſo nur in den Daͤmmen,
oder neben denſelben in den Wiederlagen, moͤch-
ten gemauerte Striegelſchaͤchte von Nutzen ſeyn.
Uebrigens richtet ſich die Lage derſelben, gleich der
vorhin beſchriebenen, nach dem Orte, wo das Za-
pfenloch iſt.


Was die Frage anbetrift — welche Form ſoll
der gemauerte Striegelſchacht haben? ſo wird
Niemand laͤugnen, daß eine viereckte Oeffnung
fuͤr ſie weit unzweckmaͤßiger ſey, als fuͤr die ver-
zimmerten. Bei der Maurung muß man alſo die
runde kreisfoͤrmige nehmen. Bei dieſer Kreisform
vereinigt ſich ſowohl Staͤrke, als auch genugſamer
Raum, und doch kann man durch Steine die
Kreisform weit leichter bewerkſtelligen, als durch
Holzwerk, welches viel Koſten, Muͤhe, und den-
noch wenig Dauer giebt. Bei der viereckten Form,
welche die verzimmerten Schaͤchte haben, gewaͤhren
ſich die Seiten keine ſolche Widerlagen; und ein
viereckt gemauerter Striegelſchacht wuͤrde dennoch,
ob er gleich auch noch ſo gut gearbeitet und gut
aufgefuͤhrt waͤre, viel von ſeinem Halt verliehren,
ſo
[291] ſo bald er nur einige betraͤchtliche Tiefe bekaͤme,
und daher bald einſtuͤrzen. Bei der zirkelrunden
Form erhaͤlt man, wenn die Steine gleichfoͤrmig
und nach der Keilgeſtalt gehauen ſind, und auch
dem zufolge gemauert werden, allerwaͤrts einen
gleichen Druck.


Hier muß jedoch dahin geſehen werden, daß
die großen Steine und auch die kleinen, ebenfalls
in gleichen Mengen rund herum vertheilt werden,
ſonſt bleibt und wird der Druck in der Mauer
ſelbſt nicht allerwaͤrts gleich.


Man wuͤrde auch die langrunde oder elliptiſche
Form waͤhlen koͤnnen; doch giebt dieſe nicht einen
ſo gleichen Druck, auch nicht ſolche Staͤrke wie
die runde Form. Wollte man einwenden, man
koͤnne die Fahrung in einem runden Striegelſchach-
te nicht ſo gut anbringen, ſo iſt dieß ein wirklich
nichtiger Einwand, den man durch gute Benutzung
des Raumes leicht heben kann. Man bringe den
Striegelbaum nur wie gewoͤhnlich in die Mitte
der Oeffnung, ſo behaͤlt man auch in einem Kreiſe
noch Raum genug, und kann die Fahrung bequem
einrichten. Ueberhaupt iſt alſo zwiſchen der Mau-
rung eines ſolchen Striegelſchachtes, und zwiſchen
der Auszimmerung ein verzimmerten, in Betreff
der Lage und der Groͤße, keine Verſchiedenheit.


§. 137.

Zur Maurung eines Striegelſchachtes taugen
aber nicht alle und jede Steine; man muß ſich
T 2alſo
[292] alſo ſolche dazu brechen, wenn ſie fehlen ſollten,
nachdem man vorher die ſchicklichſte dauerhafteſte
Art, in der umliegenden Gegend des Teichgrundes
ausgeſucht hat. Da wo Granit, Porphir, Grau-
wacke, und uͤberhaupt ſolche Geſteinarten zu ha-
ben ſind, welche viel Feſtigkeit beſitzen, und ſich
doch auch einigermaßen bearbeiten laſſen, wird man
dieſen billig den Vorzug vor Sand- und Kalkſtei-
nen geben muͤſſen, jedoch bei Mangel derſelben ſich
durch andere Huͤlfsmittel zu helfen ſuchen, z. E.
durch gute gebrannte Steine, wenn dieſe auch je-
nen an Dauer nicht beikommen duͤrften. Die Kalk-
ſteine ſind freilich die ſchlechteſten, und daher auch
nur im Fall der Noth zu waͤhlen. Man muß alſo
auch in dieſem Falle dahin ſehen, ſehr viel große,
und wenig kleine Steine zur Maurung zu be-
kommen.


Fuͤr die Weite eines gemauerten Striegel-
ſchachtes, ſind 4 Fuß im Durchmeſſer hinlaͤnglich,
allenfalls kann man auch 4½ Fuß nehmen. Die-
ſe Weite reicht vollkommen hin, bequem im Strie-
gelſchachte um den Striegelbaum herum kommen
zu koͤnnen, ihn durch Zangen lothrecht zu erhalten,
und auch eine gute Fahrung hinein zu bringen.
Da aber des Striegelſchachtes Fahrung nur ſel-
ten und nicht immer im Gebrauche iſt, ſo wuͤrde es
wirklich auch nicht viel ausmachen, wenn ſolche
auch nicht juſt die allerbequemſte waͤre, wofern
man ſie ſonſt nur geſichert haͤtte. Es iſt in-
deß immer Pflicht, ſolche gefaͤhrliche Stellen und
Wege,
[293] Wege, wofern es nur irgend geſchehn kann, ſo gut
und bequem als moͤglich zu machen, und die Ar-
beiten dadurch erleichtern zu helfen.


§. 138.

Welche Dicke ſoll aber die Mauer haben?
Soll die Mauer durch ſich ſelbſt erhalten werden,
ohne unter ihrer eignen Laſt zu erliegen, und zu-
ſammen zu ſtuͤrzen, ſo muß ſie, wenn man ihre
innere Verbindung abrechnet, theils dick genug
ſeyn, theils Grund genug haben. Iſt der Grund,
auf dem die Mauer aufgefuͤhrt werden ſoll, hin-
laͤnglich feſt, und die Mauer uͤberdieß unten am
Fuße ſtaͤrker als oben, ſo wird ſie das Verlangte deſto
gewiſſer leiſten; denn nun wird die Mauer durch
den Grund und durch ſich ſelbſt unterſtuͤtzt. Es
bleibt demnach noch noͤthig, die obere Dicke derſel-
ben ausfindig zu machen. Hier kann man ſich mit
gutem Grunde der Regeln der Baukunſt bedienen.
Nimmt man alſo uͤberhaupt fuͤr die obere Dicke
der Mauer auf der Kappe, bei 4 Fuß Laͤnge des
Durchmeſſers der Schachtoͤffnung, 24″ an, ſo ver-
mehre man unten dieſe Dicke auf jede 12 Fuß
Hoͤhe der Striegelſchachtmauer um 6 Zoll. Dem-
nach erhielte die Mauer bei 12 Fuß Hoͤhe, 30
Zoll untere Dicke; bei 24 Fuß Hoͤhe, 3 Fuß un-
tere Dicke; bei 36 Fuß Hoͤhe, 3 Fuß 6 Zoll un-
tere Dicke; bei 48 Fuß Hoͤhe, 4 Fuß untere Dicke,
u. ſ. f. fuͤr ſteigende Hoͤhen der Mauer.


T 3Da
[294]

Da aber jederzeit die Hoͤhe des Dammes ge-
geben iſt, und alſo auch die des Striegelſchachtes,
und da 4 Fuß eine zweckmaͤßige richtige Weite deſ-
ſelben abgeben, ſo findet man allemal leicht durch
Rechnung, wie ſtark die Mauer fuͤr die jedesmal
gegebene Hoͤhe, unten auf dem Fundamente ſeyn
muͤſſe. Bei der wirklichen Auffuͤhrung der Mauer
wird dann fuͤr jede 12 Fuß ſteigende Hoͤhe derſel-
ben, ihre untere Dicke um 6 Zoll verringert,
ſo erhaͤlt endlich die Mauer auf der Kappe ihre
gehoͤrige Dicke.


Da der Striegelſchacht inwendig lothrecht auf-
gefuͤhrt werden muß, wodurch er fuͤr alle ſeine
Hoͤhen eine gleiche Weite erhaͤlt, ſo muß man das,
was man dem Vorhergehenden zufolge an der
Staͤrke der Mauer von unten hinauf, abzubrechen
genoͤthigt wird, an der aͤußern Seite der Mauer
abnehmen, wodurch die Mauer alſo außen gleich-
ſam eine Treppenform bekoͤmmt, welche durch die
mehrern Abſaͤtze gebildet wird.


Es iſt aber rathſam, da — wo ſich die Dicke
der Mauer verringern ſoll, keine wirklichen Ab-
ſaͤtze machen zu laſſen, ſondern die Mauer von
dieſen Puncten gleich nach und nach, und nur all-
maͤhlig einzuziehen. Dann laͤuft ihre aͤußere Flaͤ-
che in einem fort in die Hoͤhe und faſt unmerk-
bar zu.


§. 139.
[295]
§. 139.

Soll eine ſolche Mauer auch ein Mauer-
recht
haben? Ueber dieſe Frage merke man Fol-
gendes. Dasjenige, was bei den Mauern, und
beſonders bei den Futtermauern, oder auch bey
ſolchen, durch welche Laſten ſollen abgefangen wer-
den, das Mauerrecht, oder die Anlage noͤ-
thig macht, iſt der Seitendruck gegen dieſe Mau-
ern. Dieſem Seitendrucke eben, ſoll die Mauer
durch eine, ihrer Hoͤhe verhaͤltnißmaͤßige, Verſtaͤr-
kung widerſtehen. Der gemauerte Striegelſchacht
ſteht aber ringsum im Damme, oder im Erdboden.
Er leidet alſo auch rings herum einen Seitendruck.
Dieſer Seitendruck alſo muß ſich, wenn er rings
herum gleich iſt, aufheben. Nun iſt zwar bei
Mauern, welche im Erdboden, und obendrein
tief in ſelbigem ſtehen, dieſer Seitendruck ſich
nicht allerwaͤrts ganz gleich, (ob er ſich ſchon
nach dem Obigen hauptſaͤchlich nach der Hoͤhe rich-
tet) wegen der mannigfaltigen verſchiedenen keil-
foͤrmigen Schichtungen des Geſteines.


Bei Daͤmmen aber kann man denſelben ſtets
als gleich annehmen, weil in ihnen keine Geſtein-
ſchichtungen vorhanden ſind, und das Material,
das um den Striegelſchacht zu liegen koͤmmt, keine
widrige Beſchaffenheit hat.


Eigentlich braucht alſo wohl ein gemauerter
Striegelſchacht keine Anlage. Will man ihm aber
dennoch welche geben, und ſie, wie gewoͤhnlich
zu
[296] zu geſchehen pflegt, dem 5ten Theile der Hoͤhe der
ganzen Mauer gleich machen, ſo wuͤrde dieß eine
allzuſtarke Mauer geben, und der Damm wuͤrde
dadurch mehr geſchwaͤcht werden, ſtatt daß er, wie
eigentlich beabſichtigt wird, durch dieſe Anlage eine
groͤßere Feſtigkeit und Dauer erhielte. Man ſieht
alſo, daß fuͤr dieſen Fall ein anderes Verhaͤltniß, als
das eben erwaͤhnte, zu waͤhlen iſt. Hierzu ſcheint
das Folgende nicht unſchicklich zu ſeyn.


Man gebe der Mauer fuͤr jede 3 Fuß ihrer
Hoͤhe noch einen Zoll mehrere Dicke zur Anlage,
(außer der im Vorigen beſtimmten Dicke) ſo hat
man eine fuͤr die Ausuͤbung gut befundene Staͤrke.


Geſetzt alſo, der Damm ſey 50 Fuß hoch, die
obere Dicke der Mauer allzeit 2 Fuß, ſo iſt die un-
tere Staͤrke der Mauer = 2 Fuß vermehrt um
25 Zoll, oder = 4 Fuß 1 Zoll; (wofuͤr man allen-
falls auch 4′ ſetzen mag). Hierzu addirt 50/3 =
16⅔ Zoll, ſo hat man die untere Dicke der Mauer
ſammt dem Mauerrechte = 5 Fuß 5⅔ Zoll, wofuͤr
man gleichfalls ſchlechthin 5′ 5″ oder auch 5′ 6″
ſetzen mag, und welches hinlaͤnglich iſt.


Wollte man die oben an der Kappe beſtimmte
Dicke der Mauer, 24 Zoll, fuͤr zu ſtart ausgeben,
ſo muß man bedenken, daß eine ſolche Mauer von
dem im Striegelſchachte ſtehenden Waſſer leidet,
weil ſolches die Mauer mit der Zeit auswaͤſcht,
oder auch wohl die Steine muͤrbe macht und auf-
loͤſet. Ferner kann auch bei einem großen Teiche
die Erſchuͤtterung, welche durch das Waſſer bei
gezo-
[297] gezogenem Striegel entſteht, und oftmals ſehr hef-
tig wird, der Mauer und dem Striegelſchachte
Nachtheil bringen, wofern ſie nicht eine genugſame
Staͤrke erhalten. Bei einer Mauer, die eine be-
traͤchtliche Dicke hat, kann uͤberdieß ihre innere
Verbindung vortheilhafter bewirkt werden, wo-
durch die Feſtigkeit allemal gewinnt.


Geſetzt alſo auch, daß die Mauer etwas weni-
ges zu ſtark wuͤrde, ſo hat man doch alsdann die
Vermuthung, fuͤr Unfaͤllen und Beſorgniſſen ziem-
lich geſichert zu ſeyn. Die hier angegebene Dicke
iſt aber auch durch die Erfahrung als tauglich be-
funden, und aus dieſem Grunde immer zu bil-
ligen.


§. 140.

Ein ſolcher gemauerter Striegelſchacht bedarf
aber im Grundgraben eines Fundamentes. Dieß
ſein Fundament muß mit Vorſicht und Fleiße an-
gelegt werden, da die Laſt des Striegelſchachtes,
der auf daſſelbe zu ruhen kommt, nicht klein iſt.
Wenn aber dieß Fundament ſich nur einigermaßen
merklich ſenkte, ſo wuͤrde die Striegelſchachtmauer
ohnfehlbar, ſelbſt bei der beſten Struktur, Riſſe be-
kommen, und ſchadhaft werden. Nun fragt ſichs,
wie man dieß Fundament von Steinen oder von
Thon und Raſen machen koͤnne, daß es Halt be-
komme?


Der Boden oder die Sohle des Grund-
grabens
moͤgen, um einen ſichern Grund fuͤr die
T 5Strie-
[298] Striegelſchachtmauer abzugeben, uͤbrigens beſchaf-
ſeyn wie ſie wollen, ſo merke man zufoͤrderſt die-
ſes, daß es, wie aus §. 116. oben noch erinnerlich
ſeyn wird, hoͤchſt fehlerhaft iſt, den Striegelſchacht
in die Raſen- oder Thonbruſt hinein zu legen, und
daß ſolcher von den letztern wenigſtens 3 Fuß ent-
fernet bleiben muß.


Da aber, nach dem Obigen, die Raſenbruſt un-
ten auf der Dammſohle ſtaͤrker als oben wird, und
eine Boͤſchung erhaͤlt, ſo kommen dennoch die
Striegelſchaͤchte unten auf der Dammſohle, groͤß-
tentheils immer noch nahe genug an den Fuß der
Raſen- oder Thonbruſt, wofern nicht der Zapfen
ganz im Teichraume, oder halb im Damme und
halb im Freien uͤber der innern Boͤſchung des
Dammes heraußen liegen ſoll. Unter dieſen Um-
ſtaͤnden koͤmmt das Fundament des Striegelſchach-
tes, dem Fundamente des Raſenhauptes ſo nahe,
daß man gleich einſieht, man muͤſſe erſteres ſehr
wohl verwahren, wenn man Steine dazu gebrau-
chen will, wofern es nicht dem Waſſer zum Fun-
damente im Grundgraben
Wege bahnen
ſoll. Dieß zu verhindern, verfaͤhrt man folgen-
dergeſtalt.


Die Sohle worauf der Striegelſchacht zu ſtehn
kommen ſoll, unterſucht man zuvor ganz genau,
und wenn ſolche entweder ſchon vor ſich von Natur
gut gefunden, oder in dieſen ſchicklichen Zuſtand
durch die oben ſchon angefuͤhrten Mittel (Pfaͤhle)
verſetzt iſt, ſo ſchlaͤgt man eine 6 Zoll hohe Schicht
des
[299] des beſten Thones darauf, und wendet auf das
Stampfen deſſelben den moͤglichſten Fleiß. Auf
dieſe Thon- Schicht faͤngt man nun an das Fun-
dament aufzumauern. Die Steine werden hie-
bei ſchmal gehauen, keilformig zugeſpitzt, und
ſaͤmmtlich auf die hohe Kante geſtellt. Es verſteht
ſich, daß ſie ſo nahe zuſammen geſetzt werden; als
ſichs nur will thun laſſen. Mit einer Handram-
me muß man ſie derb in einander zwaͤngen, und
dabei keine Muͤhe ſparen laſſen, weil dieſe Hand-
rammen leicht ſind, und nicht ſehr ſchwer auffal-
len. An der nach der Raſen- oder Thonbruſt hin-
waͤrts gelegenen Seite, fuͤhrt man noch eine Schicht
Thon, oder lieber Raſen, 12 Zoll dick in die
Hoͤhe, um den Durchgang des Waſſers auch dahin
zu verwehren. Man macht auch wohl auf der
entgegengeſetzten Seite herum, eine gleiche Schicht
bis zu Tage heraus uͤber die Dammſohle.


So wie man zu dieſer heraufgekommen iſt
mit dem auf die eben gezeigte Art fortgeſetzten
Mauern, hoͤrt man auf, und legt das Gerenne.


Alsdann verfaͤhrt man weiter wie gewoͤhnlich
bei gemauerten Striegelſchaͤchten nach dem Folgen-
den verfahren werden muß.


Dieſe Art, das Striegelſchachtfundament zu
machen, hat das Gute, daß ſich ſolches nicht viel
ſenkt, da ſich die Steine nicht zuſammendruͤcken
laſſen. Nur muß es, ſo dicht als irgend geſchehen
kann, mit Steinen ausgeſetzt, und immer derb ge-
ſtampfet werden, ehe eine neue Schicht aufge-
mau-
[300] mauert wird. Wenn dieß Rammen mit einer gro-
ßen Rammmaſchine geſchehen kann, wo der Baͤr
recht ſchwer iſt, ſo iſt dieß ſo noͤthig als nuͤtzlich,
weil die kleinen Handrammen nur fuͤr den Noth-
fall dienen, und weit weniger leiſten.


Es iſt auch rathſam, das fertig gewordene
Striegelſchachtfundament erſt eine Zeit lang ruhen
zu laſſen, ehe man weiter darauf aufmauert, da-
mit man ſieht, ob es ſich ſenkt.


§. 141.

Man bedienet ſich aber auch folgender Metho-
de mit Raſen und Thon. Man macht erſt dieß
Striegelſchachtfundament, juſt ſo wie das im
Grundgraben, fertig; hernach rammelt man daſ-
ſelbe mit eichenen Pfaͤhlen aus, welche der Tiefe
dieſes Fundamentes und der Laſt des Striegel-
ſchachtes proportionirlich lang und ſtark ſind.
Denn der bloße Raſen oder Thon wuͤrde ſich, ohn-
erachtet des Stampfens, bei der ſo großen Laſt des
Striegelſchachtes dennoch etwas ſenken. Alsdann
legt man auf die Pfaͤhle einen ordentlichen Roſt,
und dieſen mauert man nachmals, wenn das Ge-
renne gelegt iſt, weiter auf.


Kann man ein Striegelſchachtfundament von
Quadern machen, ſo iſt das ohnſtreitig das aller-
beſte, wenn ſie gehoͤrig unter- vor- und ruͤckwaͤrts,
wie auch an den Seiten, mit Thon verwahrt wer-
den. Auch die Verklammerung derſelben iſt hie-
bei ſehr dienlich.


Es
[301]

Es bedarf keines weitlaͤuftigen Beweiſes, daß
das Fundament der Striegelſchaͤchte groͤßer ſeyn
muß als der Umfang, welchen der Striegelſchacht
unten auf der Dammſohle hat, um eine deſto beſ-
ſere Baſis abzugeben.


Hat man nun den Grund fuͤr den ſteinernen
Striegelſchacht hinlaͤnglich gelegt, ſo daß man zur
wirklichen weitern Aufmaurung ſchreiten kann, ſo
weiſet man zuvor dem Striegelgerenne ſeinen ge-
hoͤrigen Platz und Lage an, richtet es ſo, daß ſein
Zapfenloch juſt in die Mitte des Schachtes komme,
und mauert dann getroſt um daſſelbe herum. Bei-
her werden auch die andern Arbeiten am Damme
ſelbſt z. E. mit dem Raſen, Thone, Schutte ꝛc.
angefangen oder fortgeſetzt. Da man aber nur
ſelten im Stande iſt, ſich der gehauenen Steine
zum Ausmauern des Striegelſchachtes zu bedienen,
ſo fragt es ſich abermals, wenn man Bruchſteine
nehmen muß, welche Maurung ſoll man waͤhlen,
die naſſe oder trockne? Weil im Striegelſchachte
doch wohl die meiſte Zeit uͤber, wo nicht gar im-
mer — etwas Waſſer ſteht; ſo iſt kein Bedenken
die naſſe (mit Kalk gemachte) Maurung zu verwer-
fen, weil das Waſſer den Kalk gar bald aufloͤſen,
und dieß Bindungsmittel zerſtoͤren wuͤrde. Woll-
te man freilich ſo koſtbar bauen und Waſſermoͤrtel
gebrauchen, ſo iſt allerdings dieſem der Vorzug
nicht abzuſprechen. Dieß iſt jedoch ein ſeltener
Fall, und daher nimmt man gewoͤhnlich die trockne
Maurung.


Teichb. UAber
[302]

Aber auch bei dieſer ſcheint erſtlich unterſucht
werden zu muͤſſen, ob die ſogenannte ſcharfe Mau-
rung, oder lieber die mit Moos gemachte zu waͤh-
len ſey. Da bei der ſcharfen die Verbindung,
durch die ſchickliche Lage, und durch das genaue
in einander Paſſen der Steine bewirkt wird, und
man alſo kein weiteres Verbindungsmittel ge-
braucht, welches die Steine mehr zuſammen halten
ſollte, hingegen bei der Maurung mit Moos, die-
ſes ſtatt des Kalkes, Lehms oder uͤberhaupt jedes
andern Moͤrtels, die Verbindung zu Wege bringen
ſoll; da ferner das Moos nach einiger Zeit ver-
weſet, und auch nicht genug im Stande iſt, die
Zwiſchenraͤume der Steine dicht genug auszufuͤllen:
ſo ſcheint die trockne ſcharfe Maurung zu dieſer
Art von Bauen die zweckmaͤßigſte zu ſeyn, zumal
da ſie nicht viel mehr Muͤhe als die vorerwaͤhnten
macht, und doch die groͤßte Dauer verſpricht.


§. 142.

Aber ſelbſt bei dieſer ſcharfen trocknen Mau-
rung verdient es noch einige Ueberlegung, ob man
Scheibenmaurung oder Stirnmaurung anwenden,
oder beide Arten mit einander verbinden ſoll.
Bei der Stirnmaurung werden die Steine ſaͤmmt-
lich auf die hohe Kante geſtellet, und dabei treibt
man ſie gleichſam wie Keile, in die vorhandenen
Oeffnungen ein, welche die neben einander ſte-
henden Steine zum Vorſchein bringen. Ein an-
derer wichtiger Vortheil, der ſich bei dieſer Mau-
rung
[303] rung zeigt, iſt der, daß die Steine im Bogen weit
beſſer zuſammengedruͤckt werden, als bei der bloßen
Scheibenmaurung, vorausgeſetzt, daß die Steine
ſaͤmmtlich auf die rechte Art — das heißt, nicht
von innen heraus, ſondern von außen hinein nach
der Schachtoͤffnung zu, wie dieß bei allen Bogen
geſchehen muß — angetrieben werden. Zu dem
Ende muß ihre Geſtalt, in Anſehung der Laͤnge,
Breite und Hoͤhe, der Lage, die ſie jedesmal haben
muͤſſen, zuvor angepaßt werden. Eine ſolche
Mauer zeigt alsdann im Waſſer eine außerordent-
liche Feſtigkeit.


Bei der Scheibenmaurung hingegen iſt das
Verfahren ganz anders. Bei dieſer werden blos
die Steine mit ihren breiteſten Bahnen (Flaͤchen)
uͤber und an einander fort gelegt, wie ſie zuſam-
men paſſen wollen. Da kann man aber die ſo
noͤthige und nuͤtzliche Keilform der Steine nicht
gut herausbringen, auch nicht einmal anwenden.
Der Seitendruck gegen eine ſolche Mauer kann
ſich daher wirkſamer zeigen. Weil aber auch fer-
ner die Steine, platt uͤber einander gelegt, nicht ſo
genau auf einander paſſen, und viel Oeffnung un-
ter ſich machen, ſo muß man haͤufig Zwickſteine
gebrauchen, um die Oeffnung auszufuͤllen, und
die Mauer gehoͤrig dicht zu machen und ſattſam
zu verbinden.


Wenn nun eine dergleichen Mauer fertig iſt,
und durch eine Erſchuͤtterung, oder durch ſonſti-
gen Druck nur erſt ein einzig Zwickſteinchen weicht
U 2und
[304] und herausfaͤllt, ſo bekoͤmmt der naͤchſt uͤber ihm
gelegene, gleich dadurch mehr Raum und weni-
gern Widerſtand, um gleichfalls ausweichen zu koͤn-
nen. Weicht alſo auch dieſer, ſo koͤmmt nun die
Reihe an immer groͤßere, und die Mauer wird
natuͤrlicher Weiſe bald ſchadhaft und findet ihren
Untergang, da ſie ihr eigenes Gewicht nicht mehr
zu tragen, im Stande bleibt.


Die Stirnmaurung behaͤlt alſo mit Recht vor
der Scheibenmaurung in dieſen Faͤllen den Vor-
zug, und wenn gleich bei erſterer das Auszwicken
auch noͤthig und rathſam iſt, ſo kann es doch bei
ihnen weit beſſer und bequemer verrichtet werden.
Denn wenn es von hinten herein geſchieht, ſo iſt
da ſtets mehr Raum, und der Druck bleibt immer
hinter dem Zwickſteine, und treibt ihn in die
Mauer hinein, ſtatt heraus. Eine Stirnmauer
braucht auch von ihrer innern Seite heraus nur
wenig verzwickt zu werden, welches bei der Schei-
benmaurung nicht der Fall iſt.


§. 143.

Einige ſind der Meinung, man muͤſſe, zu deſto
beſſerer Dauer der gemauerten Striegelſchaͤchte,
wechſelsweiſe ſowohl Scheiben- als Stirnmaurung
gebrauchen. Hiegegen laͤßt ſich aber mit Grund
einwenden, daß die platten Flaͤchen der Steine
bei der Scheibenmaurung, nie recht gut auf die
Steine der Stirnmauer aufpaſſen, und eben ſo
umgekehrt. Hiebei bekommen ſie alſo eine ſchlechte
un-
[305] unſichere Lage. Dieſe ihnen zu benehmen, muͤßte
man wieder viel auszwicken, welches mit vielen
kleinen Steinchen geſchieht. Man muß aber bei
jeder Mauer, der Fugen ſo wenig zu machen ſu-
chen, als ſich es will thun laſſen; eine ganz feſte
Verbindung hat man alſo, ohnerachtet des Ver-
zwickens nicht zu hoffen, zumal da leider, wie
man bald gewahr werden kann, der guten Arbei-
ter ſo wenige ſind.


Ob man nun gleich dahin ſehen muß, daß
des Auszwickens ſo wenig gemacht werde, als moͤg-
lich iſt, ſo iſt doch das Obige keinesweges ſo zu
deuten, als wenn das Auszwicken ganz unnuͤtz und
verwerflich ſey. Es iſt allerdings noͤthig, die offen
bleibenden Ritzen durch dieſes Mittel zu verſtopfen,
welches das geſchickteſte iſt, die Loͤcher dicht zu ver-
ſchließen; nur ſeine Anwendung ſoll daher
zu vermindern geſucht werden. Hiezu dient denn
vorzuͤglich, erſtlich, daß die Steine nicht zu klein,
ſondern von maͤßiger Groͤße ſind, zweitens, daß ſie
viel glatte ebne Bahnen haben. Diejenigen Steine,
welche der Keilfigur, und laͤnglichen Vierecken am
naͤchſten kommen, ſind die beſten. Fehlt ihnen
aber die richtige Geſtalt, ſo muß man ihnen durch
das Behauen zu Huͤlfe kommen. Hierzu muͤſſen
die Maurer beſonders angehalten werden, da ſie
gewohnt ſind, ſich die Arbeit leicht und beſtmoͤg-
lichſt bequem zu machen, ohne daß ihnen eben der
Vortheil des Bauherrn ſehr am Herzen laͤge.


§. 144.
[306]
§. 144.

Da wo das Striegelgerenne vermauert wird,
muß man ſich vorzuͤglich, großer und ganzer Plat-
ten bedienen, die nicht leicht zerſpringen, auch
keine Riſſe haben, und die Steine ſo dicht, als es
geſchehn kann, an das Gerenne anzwaͤngen.


Die etwanigen Ritzen verſtopft man noch be-
ſtens mit gutem Thone, weit beſſer mit Waſſermoͤr-
tel, den man an dieſer Stelle nie weglaſſen ſollte.
Man mauert auch wohl zu dieſem Behufe, (wel-
ches ſehr gut gethan iſt) uͤber das Striegelgerenne
vorn und hinten, in der Striegelſchachtmauer ei-
nen kleinen uͤberſpringenden Bogen, den man
nachher ganz fuͤr ſich mit Waſſermoͤrtel und Bruch-
ſteinen, (beſſer noch mit eigentlich dazu ausgehaue-
nen Steinen) ausmauert und verſchließt. Dieß
hat den Vortheil, daß man immer ohne Schaden
der Striegelſchachtmauer, das Gerenne verſchlieſ-
ſen, und die vorhandenen Oeffnungen verſtopfen
kann.


Rund um die Striegelſchachtmauer herum
wird, wie bei den mit Holz ausgeſetzten Striegel-
ſchaͤchten, gleich von der Sohle des Dammes her-
auf, zuerſt eine 18 Zoll breite Schicht des beſten
Raſens gelegt, und dieſer recht feſt unter ſich und
an die Mauer angeſtampft. Hinter dieſe Raſen-
ſchicht ſetzt man wieder eine zweite von Thon oder
gutem Leimen, welche eben ſo wie die vorige be-
handelt wird. Beide Schichten, Thon und Ra-
ſen,
[307] ſen, werden nun immer zu gleicher Zeit rund um
die Striegelſchachtmauer herum, und bis zur Kap-
pe hinaus in einem fort aufgefuͤhrt, ſo wie des
Dammes Hoͤhe waͤchſt, und die Striegelſchacht-
mauer ſelbſt hoͤher aufgefuͤhrt wird. Alle dieſe
beſagten Arbeiten haben weiter keine Schwierig-
keiten, und werden bekanntermaßen verrichtet, da-
her ſie keiner langen Beſchreibung beduͤrfen. In-
deß merke man dieſes noch, ſo wie der Damm hoͤ-
her, und alſo auch der Striegelſchacht beiher von
Zeit zu Zeit mit aufgefuͤhrt wird, muß man von
20 zu 20 Fuß, oder wenn man anders will, von
24 Fuß zu 24′, Buͤhnenloͤcher und Anfaͤlle,
gleich mit in die Striegelſchachtmauer einmauern,
in welche man nachmals die Lager fuͤr die Buͤh-
nen
, an den Enden der Fahrten hinlegen laͤßt.
Ein gleiches muß auch wegen der Zangen beobach-
tet werden, welche ebenfalls in die Mauer zu lie-
gen kommen, und den Striegelbaum in ſeiner loth-
rechten Richtung erhalten ſollen, daß er nicht
ſchwanken kann.


Geſchieht die Anlegung der Buͤhnenloͤcher und
Anfaͤlle nicht gleich waͤhrend des Aufmauerns des
Striegelſchachtes, ſo muß man nachher, wenn der
Striegelſchacht fertig iſt, wieder Loͤcher in die
Mauer mit Gewalt einbrechen; hiedurch leidet
eines Theils die Mauer ſelbſt, welches man doch
durch die waͤhrend des Mauerns angebrachten
Schwibbogen uͤber den Loͤchern verhindern kann;
andern Theils liegen auch die Lager in ſolchen
un-
[308] unregelmaͤßig geſtalteten und gewaltſam eingebro-
chenen Loͤchern nicht ſo feſt, und laſſen ſich auch
nicht ſo bequem und ſattſam verwahren, als in re-
gelmaͤßig gebildeten.


Wollte man gar keine Buͤhnenloͤcher machen
laſſen, und die Lagerhoͤlzer zu den Buͤhnen und
Fahrten bloß an die Waͤnde antreiben, und ver-
ſpreitzen, oder ſie ſchlechthin mit eiſernen Fahrt-
haſpen in den Stoͤßen befeſtigen, ſo bekaͤmen ſie
wenig Halt, und wuͤrden nur Ungluͤck anrichten.


Wenn die Striegelſchachtmauer bis zur Kappe
hinaufgeſtiegen iſt, und ihre benoͤthigte Hoͤhe er-
reicht hat, ſo waͤhlt man zu den letzten oben liegen-
den Steinen, große Stuͤcke (beſſer noch Werkſtuͤcke),
daß die Mauer nicht ſo leicht aufgeriſſen werden
moͤge, und ein gefaͤlliges Anſehn erhalte. Man
klammert auch wohl dieſe großen Deckplatten zu-
ſammen, daß ſie nicht verſchoben werden koͤnnen.
Zuletzt wird die Mauer noch inwendig hier und da
verzwickt, wo etwa ſolches noͤthig waͤre, und wenn
fuͤr die Maurer im Schachte ein Geruͤſte gemacht
iſt, ſolches behutſam herausgeriſſen. Gemeinig-
lich aber wird ein ſolcher Schacht ohne inwendiges
Geruͤſte, und bloß von außen herum aufgemauert,
weil man da immer handthieren kann, wie man
will. Man legt auch wohl bisweilen Bretter queer
uͤber die Oeffnung des Schachtes, um ſicher an
die innern Seiten u. ſ. w. kommen zu koͤnnen.


Wenn
[309]

Wenn das Striegelhaus gleich mit in einem
fort aufgemauert werden ſoll, ſo fuͤhrt man die
Striegelſchachtmauer bis unter das Dach des Strie-
gelhauſes in die Hoͤhe. Nur bricht man ihr noch
½ Fuß von ihrer obern Dicke ab, daß ſie alſo ge-
gen 18 Zoll Staͤrke behaͤlt. Da wo die Thuͤr
ins Striegelhaͤuschen kommen ſoll, wird die Oeff-
nung dazu gleich eingemauert, und bei dem Mau-
ern die Haſphaken und Krampen nicht
vergeſſen, mittelſt deren die Thuͤr angehangen und
verſchloſſen werden ſoll. Sowohl die Haſphaken,
als auch der Krampen, oder die Klinke, wo das
Schloß der Thuͤr hinkommen ſoll, muͤſſen lange An-
geln haben, die an ihren Spitzen 2 bis 3 Zoll
lang umgebogen ſind, daß ſie derb in der Mauer
haften, und nicht ausgezogen werden koͤnnen.


§. 145.
Striegelſchaͤchte, die theils im Damme, theils im Teich-
raume liegen.

Allgemein heißen alle Striegelſchaͤchte, deren
Lage außerhalb des Dammes, und im Waſſer iſt,
ſie moͤgen nun ganz, oder zum Theil vor der
innern Boͤſchung ſtehen, Freiſtriegel.


Von dieſen folgen hier zuerſt diejenigen, wel-
che noch im Damme ſelbſt liegen, und von dem
Teichwaſſer nur halb, oder mehr oder weniger um-
geben werden.


§. 146.
[310]
§. 146.
1) Freiſtriegel, die noch im Damme liegen.

Um dieſe Freiſtriegel fuͤglich von jenen zu un-
terſcheiden, welche ganz im Teichraume und gar
nicht mehr im Damme liegen, hat man angefan-
gen, erſtern den Namen halbe, letzteren dage-
gen den Namen ganze Freiſtriegel zu geben.
Bei dem Worte „halb“ ſchraͤnkt man ſich nicht ſo ge-
nau auf die wirkliche Haͤlfte der ganzen Striegel-
ſchachthoͤhe ein, ſondern man behaͤlt dieſe Benen-
nung fuͤr eine groͤßere oder kleinere Groͤße immer
bei, wenn nur der Striegelſchacht wirklich noch
im Damme liegt, ſey uͤbrigens dieß ſo weit als es
wolle.


Gemeiniglich werden ſie bis jetzt von Holz ge-
macht, das heißt, ſowohl der im Damme als der
im Freien vor dem Damme befindliche Theil derſel-
ben. Man ſieht auch bald ein, daß es thoͤricht
ſeyn wuͤrde, denjenigen Theil dieſer Striegel-
ſchaͤchte, der vor der Boͤſchung liegt, von Bruſt-
ſteinen zu machen, obgleich der im Damme lie-
gende Theil davon erbauet worden ſeyn kann. Das
Waſſer wuͤrde dieß Stuͤck bald zerſtoͤren. Wollte
man dieſen im Waſſer ſtehenden Theil von Holz,
den uͤbrigen von Stein machen, ſo muß man be-
denken, daß es ſchwierig werden duͤrfte, das Holz-
werk auf das Mauerwerk ſo dauerhaft zu verbin-
den, daß wirklich eine feſte Arbeit entſtuͤnde, und
daß hiebei viel Aufmerkſamkeit noͤthig waͤre, in-
glei-
[311] gleichen auch viel Geſchicklichkeit. Ein anderes
wuͤrde es ſeyn, wenn man das gemauerte Stuͤck
von Quadern auffuͤhrte.


Da die Maaße in allen Stuͤcken voͤllig dieſel-
ben ſind, wie bei den im Vorigen abgehandelten,
ſo kann hier gleich von dem Verfahren und der Be-
arbeitung geredet werden, welche bei ihnen, wenn
ſie, wie gewoͤhnlich geſchieht, von Holz aufgefuͤhrt
werden, vorzukommen pflegt.


Sobald als das Teich- und Zapfengerenne
gelegt iſt, und ſeine gehoͤrige Befeſtigung und ſon-
ſtige Verwahrung erhalten hat, auch das Zapfen-
loch gehoͤrig an Ort und Stelle gebracht iſt, (wel-
ches man durch eine Zeichnung erforſchen kann,
wenn die Boͤſchung des Dammes ſammt ihrem Boͤ-
ſchungswinkel, und auch die Laͤnge bekannt iſt,
um welche der Striegel aus dem Damme hervor-
ragen ſoll,) ſo ſchreitet man zur wirklichen Erbau-
ung des halben Freiſtriegels. Hier verfaͤhrt man
faſt auf die nemliche Art, wie oben angezeigt wor-
den iſt, nur mit dem Unterſchiede, daß erſt auf
die Schwellenunterlage unter dem Zapfenloche, auf
jede Ecke eine eichene Saͤule, von 10—12′ Zoll
Dicke ins Quadrat, geſetzt wird. Figur 56 zeigt
ſie bei a im Aufriſſe. Gewoͤhnlich erhalten dieſe
Saͤulen eine Laͤnge von 16 Fuß, doch bei hohen
Daͤmmen nicht gern darunter, weil ſonſt der Ver-
zapfungen zu viel werden, wodurch Schwaͤche ent-
ſteht. Dieſe 4 Saͤulen werden unter einander
durch Queerriegel, c, wagrecht in einer Weite von
8 Fuß,
[312] 8 Fuß, ſodann auch noch durch Kreuzbaͤnder b ſo
verbunden, daß ſie genugſamen Halt bekommen,
und ſowohl ſeitwaͤrs einigen Druck ausſtehn, als
auch von oben nieder Laſt tragen koͤnnen.


Um dieſe 4 Eckſaͤulen herum, werden hierauf
aͤhnliche Bohlengevierte (Schrotſtuͤcke), wie die in
§. 131. oben beſchriebenen, von gleicher Staͤrke,
Breite, und bloß mit wenig abgeaͤnderter Laͤnge,
ingleichen mit voͤllig derſelben Behandlungsart ge-
ſetzt, wie bereits gezeigt worden. Bei dieſen
Schroten bedient man ſich vorzuͤglich der Schwal-
benſchwaͤnze, um ſie an den Ecken zuſammenzufuͤ-
gen, weil ſie nicht ſo viel auszuſtehen haben, als
die oben erwaͤhnten.


§. 147.

Oberwaͤrts, wo die Saͤulen ihr Ende erreicht
haben, wird uͤber je zwei derſelben, ein Stuͤck
Holz gelegt, das aus einer maͤßig ſtarken Eiche
gehauen, und 12 bis 14 Zoll ins Quadrat dick
iſt. In das eine Ende jedes dieſer zwei Stuͤcke,
muͤſſen Zapfenloͤcher eingehauen ſeyn, welche auf
die im vorigen §. beſchriebenen, und oben mit Za-
pfen verſehenen Saͤulen aufpaſſen. Dadurch kom-
men ſie auf dieſen Eckſaͤulen feſt aufzuliegen. Das
andere Ende jedes der zwei Stuͤcke wird in den
Damm hinein gelegt, und mit Schutt und Raſen
bedeckt; zu dem Ende muͤſſen ſie ſo lang geſchnit-
ten werden, daß ſie weit genug in den Damm
hineinreichen, und dieß kann wegen der verſchiede-
nen
[313] nen Hoͤhe und Dicke der Daͤmme, auch wegen an-
derer Umſtaͤnde, welche hierbei in Betracht kom-
men, nicht allgemein beſtimmt werden; daher
wird denn dieſe ihre Laͤnge bald groͤßer, bald klei-
ner. In den Damm ſelbſt muͤſſen ſie indeſſen we-
nigſtens vier Fuß lang hinein zu liegen kommen;
jedes dieſer Lagerhoͤlzer, wie zum Beiſpiel A und B
in Figur 56 und 57, iſt in Bezug auf die Eckſaͤu-
len als ein Plattſtuͤck anzuſehen, und heißt eine
Zange.


Dieſe Zangen dienen dazu, daß ſich die vier
Eckſaͤulen des Striegelſchachtes nicht ſeitwaͤrts,
auch nicht in den Teichraum hinein ſenken koͤnnen,
ferner — daß ſie dem Striegelſchachte uͤberhaupt
mehr Haltbarkeit gegen das Umſtuͤrzen geben. Fi-
gur 56 und 57 zeigt dabei die ganze Vorrichtung
deutlich, und α γ bedeutet dort des Dammes Boͤ-
ſchung im Teichraume.


Es iſt noͤthig, daß dieſe Zangen, da wo ſie in
den Damm zu liegen kommen, etwas hoͤher ge-
legt werden, als auf den Zapfen der Eckſaͤulen, da-
mit ſie, wenn ſich nachmals der Damm etwas ſenkt,
wodurch ſie alſo ſich auch mit ſenken, nicht die Eck-
ſaͤulen verſchieben, aus dem Lothe draͤngen, und
alſo den Striegelſchacht ruiniren.


Vorn uͤber den Saͤulen verbindet man ſie mit
Queerblaͤttern, beſſer aber durch Riegel, wie Fi-
gur 57 bei d im Grundriſſe deutlich zeigt. Man
verriegelt ſie auch wohl noch dann, wenn ſie in
der Hoͤhe des zweiten oder dritten Aufſatzes von
Saͤu-
[314] Saͤulen, ſchon weit vor der Boͤſchungsebne des
Dammes heraußen liegen.


§. 148.

Auf das erſte Paar Zangen, wie A in Figur 56
im Profile zeigt, werden ſodann wieder 4 andere
Saͤulen geſetzt, welche uͤber den unterſten voͤllig
lothrecht ſtehn, und gleich den vorigen, mit Rie-
geln, Kreuzbaͤndern, u. ſ. w. verwahrt werden muͤſ-
ſen. Anterwaͤrts ſetzt man ſie allezeit mit Zapfen in
die Zangen ein, wozu vorher die Zangen gehoͤrig
gelocht werden.


Je nachdem nun der Damm hoch oder niedrig
iſt, kommt ein zweiter oder gar dritter Aufſatz
von aͤhnlichen 4 Saͤulen uͤber einander, und end-
lich aus dem Damme vor der innern Boͤſchungs-
ebne in den Teichraum heraus, die aber alle durch
Zangen geſichert werden.


Hinter jeden dieſer Saͤulenaufſaͤtze kommt noch
auf jede Zange eine Strebe e, von 10—12 Zoll
Dicke, welche das Saͤulwerk nach dem Damme zu,
unbeweglich haͤlt, und 16 bis 18 Fuß lang iſt.
Beiher werden auch die Gevierte, (oder Schrote)
ſo wie das Saͤulwerk aufgeſetzt iſt, mit an die Eck-
ſaͤulen befeſtigt, damit ihrentwegen kein Aufent-
halt bei der Auffuͤhrung des Dammes entſtehe.
Ferner wird, ſo weit als das Holzwerk im Damme
ſteht, wie bei den andern vorigen Arten von Strie-
gelſchaͤchten, hinter die Gevierte eine Schicht Ra-
ſen und Thon geſtoßen, und ſolche gut verſtampft.


Iſt
[315]

Iſt nun das Saͤulwerk uͤber die Boͤſchung des
Dammes, der Hoͤhe nach herausgeſtiegen, ſo fuͤhrt
man doch die Gevierte um das Saͤulwerk, noch 8
bis 10 Fuß in die Hoͤhe, damit der vor der Boͤ-
ſchung liegende, und herabſchurrende Schutt,
Steine ꝛc. nicht in den Schacht fallen koͤnne und
ihn verſtuͤrze. Wenn nun dieſe Gevierte hoch ge-
nug aufgefuͤhrt ſind, ſo wird der Schacht uͤber ih-
nen mit 3 Zoll dicken Bohlen zugeſchlagen, jedoch
die Oeffnung fuͤr die Striegelſtange nicht zu ſehr
verengt, doch auch nicht zu weit gelaſſen. Ein
Spielraum von ½ bis ¾ Zoll, den der Striegel-
baum an jeder ſeiner 4 Seiten bekoͤmmt, iſt hin-
laͤnglich, ihm eine freie Bewegung auf und nieder
zu verſchaffen.


Dasjenige Saͤulwerk aber, das man von die-
ſer Hoͤhe an, noch ferner aufſetzen muß, um uͤber
den hoͤchſten Waſſerſtand zu kommen, oder auch
darauf das Striegelhaus erbauen zu koͤnnen, wird
gemeiniglich noch ſo hoch aufgefuͤhrt, bis die uͤber
daſſelbe gelegten Blattſtuͤckchen, in einer horizonta-
len Ebne mit der Kappe des Dammes liegen.
Sollte nun hiezu ein Aufſatz allein nicht reichen,
ſo muß man mehrere dergleichen uͤber einander ſez-
zen, und zu Ende eines jeden Aufſatzes wieder
Zangen in den Damm legen. Dieſe Zangen muͤſ-
ſen um deſto laͤnger werden, je mehr ſich der Strie-
gelſchacht bei anwachſender Hoͤhe des Dammes ſo-
wohl als ſeiner ſelbſt, von der Boͤſchung entfernt.
Weil aber dieſe Zangen, wenn ſie hoch nach der
Kap-
[316] Kappe zu, zu liegen kommen, nicht weit in den
Damm einreichen, ſo verriegelt man ſie an dem
hintern Ende nochmals, und ſchlaͤgt vor den Rie-
gel in jede Ecke, wenn die Zangen richtig gelegt
ſind, einen Pfahl oder mehrere, von 8 Zoll Dicke
und 10 bis 12 Fuß Laͤnge. In Figur 57 ſind ſie
bei den letzten Riegeln d mit hingezeichnet. Dann
koͤnnen ſich die Zangen nicht aus dem Damme her-
ausziehn.


Der oberſte und letzte Aufſatz von Saͤulen darf
nicht allzuhoch uͤber die horizontale Ebne der Kappe
erhaben ſeyn, weil man ſonſt nicht gut auf den
Stegen, von denen gleich die Rede ſeyn ſoll,
zu der Striegelſtange, oder dem Striegelhaͤuschen
kommen kann. Man thut daher wohl, wenn
man gleich anfangs den Ueberſchlag von der gan-
zen Hoͤhe des Dammes und der Laͤnge des Saͤul-
werks macht, und den ſaͤmmtlich zu errichtenden
Saͤulenaufſaͤtzen gleiche Hoͤhen zu geben ſucht,
welche zuſammen addirt, der Hoͤhe des Dammes
gleich kommen. Auch bei der Zimmerarbeit ſelbſt
ſchafft dieß Vortheil, weil alsdann in den Maaßen
weniger Irrung ſeyn kann.


§. 149.

Sobald man mit dem aufgerichteten Saͤul-
werke die Hoͤhe des Dammes erreicht hat, macht
man die vier Saͤulen des oberſten oder letzten Auf-
ſatzes, der Kappenhoͤhe gleich, auch wohl noch
etwa 6 Zoll hoͤher als die Kappe ſelbſt iſt, ſchnei-
det
[317] det ſodann, wie bei allen vorigen Saͤulen geſchah,
die noͤthigen Zapfen an, und legt von dem Damme
hinweg nach den oberſten vier Saͤulen, nachdem
ſie zuvor mit kleinen Rahmen bedeckt ſind, Stege
hin. Dieſe Stege D in der 58ſten Fig. ſind den vor-
benannten Zangen aͤhnlich, und von tannenem
Holze (etwa Viertel- oder halben Staͤmmen), deren
Laͤnge ſich nach dem Abſtande des oberſten Saͤu-
lenaufſatzes vom Damme richtet und zugeſchnit-
ten werden muß. Da wo nun dieſe Stege —
gewoͤhnlich legt man nur 2 neben einander, —
auf die Kappe ſelbſt aufzuruhen kommen, wird erſt
eine 12 Zoll dicke eichene Unterlage hingelegt, f in
Fig. 58, deren Laͤnge durch die Weite beſtimmt
wird, welche zwiſchen den beiden Stegen bleiben
ſoll. Weil nun gemeiniglich ein Steg von dem
andern 2 bis 3 Fuß im Lichten entfernt wird, ſo
ſchneidet man die Unterlage auch nicht unter 5 Fuß
lang. Sie wird laͤngſt der Directionslinie des
Dammes auf die Kappe gelegt, und die beiden
Stege mit ihrem ſtarken Ende darauf gebracht,
die, wenn ſie gehoͤrig liegen, noch mit zoͤlligen groſ-
ſen eiſernen Nageln angenagelt werden. Mit
dem ſchwachen Ende legt man die Stege auf die
Nahmen des oberſten Saͤulaufſatzes, und befe-
ſtigt ſie mit eiſernen Baͤndern, oder noch beſſer mit
Schrauben auf ſolche.


Queer uͤber die zwei Stege kommen ſodann
[eichene] zwei Zoll ſtarke Bohlenſtuͤcke zu liegen, im-
mer eines dicht an das andere, bis der Weg auf
Teichb. Xden
[318] den Stegen hin ganz ſicher und gangbar gewor-
den iſt. Auch dieſe werden angenagelt, daß ſie
der Wind nicht abwerfen kann, oder daß ſie nicht
geſtohlen oder verſchoben werden.


Damit man aber auf dieſem hoͤlzernen Wege
deſto dreiſter uͤber die Stege zum Striegelhauſe E
in Figur 78, gelangen moͤge, werden auf die
Stege (auch wohl nur zur Erſparniß der Koſten,
auf einen Steg) an deren beiden Enden und in
der Mitte Saͤulchen g von 4 Fuß Laͤnge aufgerich-
tet. Dieſe ſtuͤtzt man ſeitwaͤrts durch kleine Stre-
ben h, und legt eine Lehne i auf ſie, an der man
ſich beim Gehen uͤber die Stege anhalten kann.


Manchmal werden die Stege ganz uͤberbauet.
Zu dem Ende ſetzt man mehrere 8 Fuß lange Saͤu-
len, in der gewoͤhnlichen Saͤulenweite auf die
Stege, verriegelt ſie unter einander, legt Rahmen
und kleine Balken uͤber ſie, und ſetzt ein kleines
Geſperre darauf, zu einem Holzſchindel- oder
bloßem Bretterdache. Seitwaͤrts verſchlaͤgt man
ſodann das Saͤulwerk auf den Stegen, mit Bret-
tern, oder man ſtickt die Fache mit Fachſtacken
und Fachgerten aus. Die Fache mit Lehm zu be-
werfen, oder gar auszumauern, iſt nicht dienlich,
weil dieſes einmal die Stege zu ſehr belaͤſtigt, und
zweitens, weil der Regen bald alles auswaſchen
wuͤrde.


Wenn die Stege ſehr lang werden, iſt es nicht
ſchaͤdlich, doppelte Stege auf einander zu legen, weil
einfache ſich leicht beugen, dann muͤſſen ſie aber
den-
[319] dennoch auch in ihrer Mitte unterſtuͤtzt werden,
daß ſie dem Striegelſchachte nicht zu ſehr zur Laſt
fallen. Dieß kann auf ſolche Art geſchehn, daß
man gleichſam gewoͤhnliche Bruͤckenjoche von Holz
unter ſie in den Damm ſetzt, worauf ſie ruhen koͤn-
nen. Allenfalls koͤnnte man ſie auch armiren,
wenn es noͤthig ſcheinen ſollte.


Zum Striegelhauſe, (das iſt eine Ueber-
bauung des Striegels mit Waͤnden und Dach, in
die man hinein gehn und den Striegel bequem
ziehn, nachmals aber denſelben verwahren kann,
daß keiner ſo leicht zum Striegel kommen moͤge,
Figur 58, E) werden auf die Stege ſelbſt, oder auf
2 Lager, k, die uͤber die 4 Striegelſchachtſaͤulen
gelegt ſind, noch 4 eichene 8 Fuß hohe Saͤulen
ll geſetzt; dieſe verriegelt man unter einander, und
macht Sturmbaͤnder zwiſchen die Saͤulen, aus-
genommen da, wo von den Stegen her der Ein-
gang hinkommen ſoll, und bedeckt ſie mit einem
Bretter-Stroh- oder Schindeldache. Der Boden
des Striegelhauſes wird rund um den Striegel-
baum herum, mit eichenen 3 Zoll dicken Bohlen
belegt, und ſolche aufgenagelt. Vorn vor den
Stegen her, koͤmmt eine Thuͤr davor, die etwas
enger iſt, als die Stege von einander entfernt lie-
gen, die alſo beinahe 2½ Fuß weit gemacht wird.
Die Thuͤr ſelbſt darf nicht in das Haͤuschen hin-
ein, ſondern herausgehen, wenn ſie geoͤfnet iſt,
ſonſt wuͤrde ſie den ohnehin ſchon ſehr beſchraͤnkten
Raum des Haͤuschens ſehr verſperren. Daß ſie
X 2ver-
[320] verſchloſſen werden muͤſſe, bedarf keiner Erin-
nerung.


Wenn man in die Waͤnde des Striegelhaͤus-
chens kleine 4 Zoll lange und weite Loͤcher macht,
in jede Wand nur eines oder 2, ſo kann der ganze
Teichſpiegel groͤßtentheils aus ſolchen uͤberſehn, und
Wildpret oder Enten ꝛc. aus dem Haͤuschen ſehr
bequem geſchoſſen werden, ohne daß man ſichtbar
dabei wird, und das Wildpret zuvor verſcheucht.


§. 150.
2) Freiſtriegel, die ganz vor dem Damme liegen.

Dieſe Striegel erhalten von Manchen den Na-
men Moͤnche oder Moͤnniche. Woher dieſe ſon-
derbare Benennung gekommen ſeyn mag, laͤßt ſich
ſchwerlich genau angeben. Vielleicht ruͤhrt ſie da-
her, daß in den Zeiten der dickſten Finſterniß,
wo der Glaube an Geſpenſter, Hexen und uͤber-
haupt Geiſtererſcheinungen, noch die Welt mehr
tyranniſirte, als Gottlob jetzt der Fall iſt, — ein
furchtſamer Kopf, der des Abends bei einem vollen
Teiche vorbei paſſirte, in einem altgewordenen
Striegelhaͤuschen einen Moͤnnich zu erblicken glaub-
te. Eine Erſcheinung, worauf ihn die vierſchroͤtige
kulpigte Figur ſowohl dieſer Herren als des Strie-
gelhaͤuschens leicht fuͤhren konnte. Der entdeckte
Irrthum mit der erblickten vorgeblichen Erſchei-
nung gab vielleicht Anlaß, dieß Striegelhaus ſpott-
weiſe Monnich zu nennen, welche Benennung nach-
her allgemeiner geworden ſeyn mag.


Viel-
[321]

Vielleicht hieß auch der, welcher zuerſt den
Striegelſchacht vor den Damm bauete, Moͤnnich,
und ihm zum Andenken behielten dieſe Striegel
den beſagten Namen.


Moͤnnich, heißen aber auch Einige uͤberhaupt
das geſammte Holzwerk bei allen Striegeln, die vor
dem Damme liegen, z. E. die Saͤulen, Riegel,
Streben, Zangen ꝛc. Hier und in der Folge be-
zeichnet dieſer Name indeß nur ſolche Striegel, die
ganz vor dem Damme, von der Teichſohle an bis
oben hinauf von Holz erbauet ſind.


Was ihre Bauart betrifft, ſo iſt zwiſchen ih-
nen, und den zuletzt abgehandelten, nicht viel
Verſchiedenheit. Bei dieſen (den Moͤnchen) koͤmmt
das Zapfengerenne gleich vor den Damm in den
Teichgrund zu liegen. Zuvoͤrderſt legt man alſo
unter das Zapfengerenne, dahin wo das Zapfen-
loch iſt, ein gleiches Schwellengevierte von eiche-
nem Holze, und von der nemlichen Groͤße, wie ſolches
§. 117. oben verlangt worden. Nur aber ſind
die Schwellenunterlagen die hier gebraucht werden,
in der Dicke von obigen verſchieden; denn dieſen
muß man eine Staͤrke von 20 Zoll, und wo moͤg-
lich noch druͤber geben, damit ſie der auf ihnen auf-
zubauenden Laſt des Striegelſchachtes, genugſa-
men Widerſtand leiſten koͤnnen, und eine geraume
Zeit ausdauren.


Auf dieſe Schwellenunterlage wird das Za-
pfengerenne aufgelegt, und gehoͤrig angeklammert.
Dann werden voͤllig, wie im Vorigen verlangt wur-
de,
[322] de, die vier Saͤulen, welche den Unterſatz ausmachen
ſollen, auf die Unterlage aufgeſetzt, und auf die-
ſen wird nachher das uͤbrige Holz- und Saͤulwerk
weiter aufgefuͤhrt, welches gaͤnzlich nach Anleitung
des vorigen geſagten, mit Kreuzbaͤndern, kleinen
Plattſtuͤcken, Riegeln, Streben ꝛc. verſehn, und
wohl verwahrt wird. Indeß fallen hier die Zan-
gen gewoͤhnlichermaaßen ganz weg, ob es gleich
ſcheint, daß auch hier ſie gar nicht am unrechten
Orte angebracht waͤren.


§. 151.

Weil aber durch den Mangel der Zangen dieſem
Saͤulwerke viel von Feſtigkeit abgeht, ſo hat man
dieß, obgleich minder zureichend, durch ein ande-
res Mittel zu ergaͤnzen geſucht. Es werden nemlich
um den Fuß des Striegels herum, große Streben
von allen 4 Seiten her gegen das Saͤulwerk des
2ten Aufſatzes aus dem Teichraume angeſetzt, und
durch Schrauben und ſtarke Klammern an ſelbiges
angezogen. Dadurch vergroͤßert ſich denn natuͤr-
lich die Baſis des ganzen Holzwerkes ſehr, und
der Umſturz deſſelben bei tiefen Teichen wird nicht
ſo leicht moͤglich. Ueberhaupt muß man hier da-
hin ſehen, untenhin etwas ſtaͤrkeres Holz zu neh-
men als gewoͤhnlich, oben aber das ſchwaͤchere.
Dann liegt auch der Schwerpunct des ganzen
Saͤul- und Holzwerks tiefer, und das Ganze ſteht
feſter. Gemeiniglich kommen auf jede Seite des
Saͤulwerks, 2 ſolche große Streben von 12 und
mehr
[323] mehr Ellen Laͤnge, und 10 bis 12 Zoll Dicke.
Zwiſchen jedes Paar dieſer Streben kommen 2 Rie-
gel; auf der Teichſohle aber kommen ſie auf Soh-
len zu ſtehen, und werden in ſolche verſetzt und
angeklammert, daß ſie gar nicht weichen koͤnnen.


Unten auf dem Teichgrunde werden, um
die Saͤulen herum, Schrote von Bohlen geſetzt
und angenagelt, oder zuſammengefuget; dieſe ſol-
len den bekannten Waſſerkaſten abgeben. Deswe-
gen werden denn auch die Schrote zwiſchen dem
Saͤulwerke hindurch zugedeckt, und blos in der
Mitte des Deckels ein Loch eingeſchnitten, in wel-
chem die Striegelſtange auf- und niedergehen kann.
An den 4 Seiten des Kaſtens werden juſt, wie
oben von dem Waſſerkaſten gelehrt worden, Loͤcher
eingebohrt, durch welche das Waſſer in den Ka-
ſten eindringen, doch ſolchen nicht verſchlaͤmmen
kann. Die Hoͤhe dieſes Kaſtens weicht von der ge-
woͤhnlichen oben angezeigten (§. 113.) meiſten-
theils betraͤchtlich ab, und iſt 8 bis 10 Fuß, auch
wohl etwas weniger, je nachdem der Zapfen weit
oder nahe vor die Bruſtſeite des Dammes zu liegen
kommt.


Die uͤbrige geſammte Arbeit iſt voͤllig dieſelbe,
wie ſie im Vorigen bei den halben Freiſtriegeln be-
ſchrieben worden, das etwa ausgenommen, daß
hier uͤber dem Waſſerkaſten keine Bohlengevierte
in die Hoͤhe gefuͤhrt werden, und daß bloß das
Saͤulwerk frei auf einander geſetzt, an einander an-
geklammert, und ſo in die Hoͤhe gebracht wird.
Um
[324] Um Weitlaͤuftigkeit zu vermeiden, muß ich mich
daher auf das Vorige beziehn, zumal da Figur 59
und 60 eine hinlaͤnglich deutliche Vorſtellung von
dieſen Striegeln giebt. In Figur 60 ſind die an-
zuſetzenden Streben mit ihren Riegeln angegeben,
und da ſind qq die Sohlen, tt die Streben ſelbſt,
oo die Riegel.


§. 152.
Zug- und Roͤhrenſtriegel.

Bei kleinen flachen Teichen bedient man ſich
auch folgender 2 Arten von Striegeln, erſtlich des
Zuges, und dann auch wohl des Roͤhrenſtrie-
gels
.


Der Zug, Zugſtriegel, den gleichfalls ei-
nige Moͤnnich nennen, hat den großen herrlichen
Vortheil, daß die Vorrichtung bei ihm ganz leicht
iſt, und daß man aͤußerſt wenig Holz zu ihm ge-
braucht; denn das, was die Gerenne ꝛc. noͤthig ma-
chen, iſt ſehr wenig.


Man verfaͤhrt folgendergeſtalt mit ihm. So
wie das Grundgerenne gelegt worden, richtet man
von den Enden eines eichenen 9 bis 10 Fuß lan-
gen Schwellens oder Lagers, deſſen Richtung mit
der des Dammes parallel iſt, (nach Figur 61, g f)
zwei Staͤnder aa auf, die man oben durch eine
kleine, wenigſtens 4 Fuß lange Holbe b verbindet.
Dieſe Staͤnder muͤſſen gleichfalls von eichenem Holze,
und ihrer Hoͤhe — (welche der des Dammes
gleich
[325] gleich iſt,) — gemaͤß und proportionirlich ſtark
ſeyn. Gewoͤhnlich 14 Zoll ins Quadrat.


Ob ſie nun gleich im Teichraume ſenkrecht auf
der Unterlage g f aufgerichtet ſind, nach Figur
62, ſo bekommen ſie doch nach Figur 61 auch noch
gegen einander eine Neigung, daß ſie alſo oben
naͤher zuſammen ſtehn als unten. Den Winkel
b g f macht man nicht leicht uͤber 70 Grad, doch
auch nicht unter 55, und hiernach werden die Un-
terlagen g f, u. ſ. w. kuͤrzer oder laͤnger, wie es
eben noͤthig iſt. Zu mehrerer Befeſtigung des
Waſſerkaſtens e, und des in ihm liegenden Grund-
gerennes i, wird neben die Unterlage g f, gleich
noch eine zweite a in Figur 62, gelegt, deren
Entfernung von g f etwa 18 Zoll betraͤgt.


Ueber die kleinen Holben b, kommen alsdann
die Stege cc zu liegen, auf denen man nach dem
Zugſtriegel hingehen kann. Zwiſchen dieſen bei-
den Stegen geht dicht an der Holbe b herauf,
der Striegelbaum d, an dem wie gewoͤhnlich unten
der Zapfen iſt, der in den Waſſerkaſten e, und in
das darinnen liegende Gerenne i geht, welches
alles nach Anleitung des Obigen behandelt und
verfertigt wird, und in der Figur blos punctirt
angegeben iſt.


Damit ſich aber dieſer Striegelbaum nicht von
der Holbe hinweg, zwiſchen den Stegen hindurch,
nach dem Teichraume zu ziehen moͤge, ſo wird
oben queer uͤber die Stege, hinter ihm eine eiſer-
ne ſtarke Klammer vorgeſchlagen, welche mit den
Ste-
[326] Stegen und der Holbe eine viereckte Oeffnung bil-
det, in welcher der Striegelbaum auf und nieder
gehn kann. Durch die Striegelſtange bohrt man
in Entfernungen von 2 Zoll uͤbers Kreuz, 4 bis 6
Loͤcher, von der Staͤrke eines Zolles, durch welche
ein eiſerner Nagel von gleicher Staͤrke geſteckt wer-
den kann. Will man nun den Teich ziehen, ſo
faßt man mit einem 8 Fuß langen und 6 Zoll dik-
ken Hebel, unter dem beſagten eiſernen Nagel im
Striegelbaume, unter, ſtuͤtzt den Hebel einen Fuß
weit von dem Nagel auf eine Unterlage, und
druͤckt ihn hinten nieder, ſo geht die Striegelſtan-
ge in die Hoͤhe. Uebrigens werden ſie ganz nach
dem Vorigen behandelt.


Auf dieſe Striegel kommen ſelten Striegelhaͤu-
ſer, weil dazu erſt eine andere weitlaͤuftigere Vor-
richtung gemacht werden muͤßte, um das Haͤuschen
zu tragen. Die Stege aber werden auf die Holbe
mit 1 Zoll ſtarken, und nach Befinden langen ei-
ſernen Naͤgeln aufgeheftet, und zu mehrerer Sicher-
heit, klammert man auch noch die Holbe auf die
Staͤnder an.


§. 153.

Der Roͤhren ſtriegel, Rennſtriegel,
iſt noch einfacher als alle vorigen, nur nach der
bisher gewoͤhnlichen Art nicht ſo bequem, ſchnell,
und genau zu ziehn. Ein 30 oder 28 Zoll ſtarker
Baum, wo moͤglich von eichenem Holze, deſſen
Laͤnge der um 3 oder 4 Fuß vermehrten Hoͤhe des
Dam-
[327] Dammes gleich iſt, wird nach Figur 63 ſo behauen,
daß das Stammende deſſelben, auf 3 oder 3½ Fuß
lang voͤllig rund und unbehauen bleibt, a b in der
Figur. An dieſem Ende wird die Schaale abge-
ſchaͤlt, (auch kann man den Splint abnehmen,)
und der Baum an ein Feuer gelegt, daß er ſchwarz
brennt, wodurch ſeine Haͤrte etwas vermehrt wird.
Oberhalb dieſes Abſatzes von 3 Fuß vollen Holzes,
wird der Baum vierkantig beſchlagen, und zwar
ſo, daß jede Flaͤche recht eben, und eine gegen die
andere voͤllig winkelrecht werde, wie b c zeigt.
Dieß beſchlagene Stuͤck wird hierauf an einer der
4 Flaͤchen, an welcher man will, ausgehoͤhlt, voͤllig
ſo, als wollte man eine Krippe aushauen. Man
nimmt zum Aushoͤhlen ſtets die am meiſten aͤſtige
Seite, dann ſpringt der Boden nicht ſo ſtark, als
wenn die Aeſte noch darinnen ſind. Die Backen
d d dieſer Rinne, wie ſie einſtweilen heißen mag,
bleiben jeder 6 Zoll ſtark, auch wohl nur 5, je
nachdem der Baum ſtark war. Auf die entgegen-
geſetzte Flaͤche von der ausgehoͤhlten Seite, wird
unten am vollen Holze eine Oeffnung von 9 bis
10 Zoll Weite ins Gevierte ausgehauen, in welche
gleich das Abſchußgerenne e in Figur 64 zu liegen
kommt, das hier mit dem Zapfengerenne ein und
daſſelbe wird. Man laͤßt aber dieß Loch auch
wohl gar weg und ſtoͤßt das Zapfen- und Abſchuß-
gerenne ſchlechtweg nur an den Baum an, der
auf vorbenannte Weiſe ausgehoͤhlt worden. Die-
ſen Baum oder dieſe Rinne, nennt man den Sturz-
baum,
[328]baum, auch wohl den Rennbaum. Wenn er
ganz fertig ausgehauen iſt, wird er mit dem
Stammende, da wohin der Zapfen eigentlich kom-
men ſoll, ehe noch der Damm in dieſer Gegend
aufgefuͤhrt wird, gewoͤhnlich 3 oder 4 Fuß vor
die Boͤſchung des Dammes in den Teichgrund,
(δ γ in Figur 64 und 65) hineingeſetzt, gehoͤrig
nach dem Lothe gerichtet, daß er ganz ſenkrecht
ſteht, durch große Steine in der Teichſohle befe-
ſtigt, und auf aͤhnliche Art, wie man Thorſaͤulen
zu ſetzen pflegt, eingerammt.


Die ausgehoͤhlte Seite des Sturzbaums koͤmmt
nach dem Teichſpiegel zu ſtehen, wenn nemlich der
Baum unten fuͤr das Zapfengerenne gelocht wird.
Iſt dieß aber nicht der Fall, ſo wird die ausge-
hoͤhlte Seite nach der Bruſtſeite des Dammes hin-
waͤrts geſtellt. Der Baum darf nie tiefer in die
Erde geſetzt werden, als bis an den Anfang des
beſchlagenen Holzes, alſo juſt ſo tief wie der
Stamm rund gelaſſen iſt. Damit er ſich jedoch
nachmals nicht ſenken koͤnne, muß man das Loch,
in welches er zu ſtehen koͤmmt, auf der Sohle mit
Platten verwahren.


Ueberhaupt iſt es beſſer, das rundgelaſſene Ende
des Sturzbaumes lieber 5 bis 6 Fuß lang zu
nehmen, wenn man das Holz ſo haben kann.
Glaubt man indeſſen, daß er nicht ſicher ſtehen wer-
de, bei 3 Fuß angenommener Laͤnge des vollgelaſſe-
nen Stammes, ſo ſtuͤtzt man ihn ſeitwaͤrts noch durch
ein Paar Streben, die etwa 5 Fuß Laͤnge erhalten.


§. 154.
[329]
§. 154.

Iſt der Sturzbaum auf die eben verlangte
Weiſe gerichtet, ſo wird ſogleich das Abſchußge-
renne an ihn angeſtoßen, mit einer eiſernen Buͤch-
ſe
an den Rennbaum angebuͤchſet, und ſeit- und
oberwaͤrts ſo mit eiſernen Klammern angeheftet,
daß es feſt liegen bleiben muß. Alsdann bedeckt
man das Gerenne, und fuͤhrt es uͤber die Damm-
ſohle hinaus, alles ſo — wie oben gezeigt wor-
den. Dann kann das Waſſer frei und ungehindert
durch den Damm hindurch fortlaufen.


Um aber die Waſſer zu halten, bedient man
ſich folgender leichten Anſtalt. Man ſaͤget kleine
eichene Bretterſtuͤcke, aus 1 zoͤlligen Bohlen, wel-
che auf allen Seiten ſodann behobelt werden, daß
ſie recht glatt ſind, und theils recht genau an ein-
ander, theils eben ſo genau an den Rennbaum paſ-
ſen. Alle dieſe Bretterchen erhalten eine ſolche
Laͤnge, welche der Breite des Rennbaumes vor der
ausgehoͤhlten Oeffnung gleich iſt. Dieſe Schutz-
bretterchen h, i, k ꝛc. in Figur 65, werden nun
unten auf der Teichſohle, vor die Oeffnung des
Rennbaumes vorgelegt, genau auf- und angepaßt,
und angenagelt, und man ſetzt ſie vor der Rinne ſo
hoch in die Hoͤhe, als man den Waſſerſtand haben
will.


Die unterſten dieſer Schutzbretter nagelt man
ganz feſt auf, die andern in der Hoͤhe folgenden
heftet man jedes nur leicht an, daß man ſie be-
quem loß machen kann.


Will
[330]

Will man dieſe Schutzbretter nicht annageln,
ſo macht man gleich anfangs in die Backen des
Rennbaumes, da wo die Rinne ausgehauen iſt,
Nuthen oder Falze, in welche die Schutzbretterchen
eingelaſſen werden koͤnnen. Vorn vor dieſe Schutz-
bretterchen koͤmmt alsdann von dem rundgelaſſenen
Stuͤcke an, eine 3 Finger breite Leiſte, in die
Hoͤhe herauf, hinter welcher die Schutzbretterchen
in den Nuthen liegen, daß ſie nicht heraus ins
Waſſer fallen koͤnnen. Dieſe Leiſte wird unten in
eine eiſerne Huͤlſe geſteckt, oder angenagelt, wel-
ches von beiden man fuͤrs beſte haͤlt, damit ſie
nicht abgleite. Oben hingegen wird die Leiſte
freigelaſſen, dann kann man ſie an die Schutzbret-
ter an- und abhalten. Oben zu Ende der Leiſte —
die ſo lang ſeyn muß, daß ſie ſtets uͤber den hoͤch-
ſten Waſſerſtand herausreicht, — macht man ei-
nen Wirbel, durch den man die Leiſte anklam-
mern kann, wenn von den Schutzbretterchen wel-
che entweder weggenommen, oder neu zugeſetzt
ſind.


Durch das Wegnehmen oder Vorſetzen dieſer
Schutzbretter wird demnach dieſe Art von Strie-
geln gezogen (das heißt, das Waſſer abgelaſſen) oder
zugeſetzt, (das Waſſer gehalten) wie auch uͤbrigens
das Wegnehmen und Vorſetzen der Schutzbretter
geſchehen mag.


Daß man aber noͤthigenfalls zu dem Renn-
baume uͤber das Waſſer im Teiche hinweg kommen
koͤnne, werden ſeitwaͤrts, parallel mit der Richtung
des
[331] des Dammes, 2 Loͤcher in die Backen des Renn-
baumes gehauen, durch welche man ein 6 Zoll ins
Gevierte dickes eichenes Lagerholz, f, in Figur 64
und 65 ſtecken, und Bretter darauf legen kann.
Will man inzwiſchen den Rennbaum nicht durch-
lochen, ſo nagelt man dieß Lagerholz, oder auch
nur eine ſtarke Leiſte hinten an den Rennbaum an;
auf dieſe legt man die Bretter auf, und befeſtigt
ſie mit etlichen Bankeiſen an den Rennbaum.
Beſſer iſt es indeſſen, zwei kleine leichte Stege, g,
vom Damme hinweg nach dem Rennbaum hinzu-
legen, da entgeht man der Gefahr noch mehr;
auch kann man die auf die Stege aufgelegten Bret-
ter wegnehmen, daß keiner zum Rennbaume kom-
men kann.


Es iſt dieſer Art von Striegeln nicht abzu-
ſprechen, daß ſie ſehr einfach ſind, und ſehr gerin-
ge Koſten machen, und gleichfalls gute Dienſte
thun. Allein ſie laſſen ſich nicht ſo gut ſtellen wie
andere, auch nicht bequem zumachen, beſonders
wenn erſt etliche Fuß Waſſer aus dem Teiche gelaſ-
ſen ſind, ſo daß der Teich etwa noch halb geſpannt
iſt, und man denſelben wieder voll haben will.
Hier macht es allezeit einige Umſtaͤnde, die Schutz-
bretter wieder vorzuſetzen, und ſie an den Renn-
baum und an ſich ſelbſt unter einander dicht anzu-
ſchließen. Daher iſt die vorhingedachte Vorrich-
tung mit der Leiſte vor den Schutzbretterchen ſehr
dienlich. Wollte man dem Unbequemen dadurch
abhelfen, daß man den Rennbaum durch einen
Schie-
[332] Schieber zu oͤfnen und zu ſchließen ſuchte, ſo hat
dieß auch wieder das Unangenehme, daß ſich der
Schieber, weil er verquillt, ſchwer in die Hoͤhe
ziehen, und beinahe eben ſo ſchwer niederdruͤcken
laͤßt, wodurch am Ende der Rennbaum und die
geſammte Vorrichtung leidet.


Ueberhaupt ſind dieſe zwei letztern Striegel-
arten nur bei flachen Teichen, oder bei Weihern
zu gebrauchen. Bei großen und tiefen Teichen
hingegen muß man andere waͤhlen. Die Einrich-
tung der vorgemeldeten Striegel zeigt Figur 63,
64, 65, ſo deutlich, daß keine weitlaͤuftige Be-
ſchreibung davon noͤthig wird.


§. 155.
Liegende Striegel.

Zu den Striegeln, welche im Teichraume vor
dem Damme liegen, gehoͤren auch die ſogenannten
liegenden. Sie erhalten dieſe Benennung da-
her, weil bei ihnen die Striegelſtange, die bei al-
len vorigen, die ihrer bedurften, ſenkrecht in die
Hoͤhe gieng, flach liegt, und auf der Boͤſchung des
Dammes im Teichraume herauf geht.


Bei dieſen liegenden Striegeln bleibt durch-
aus die Anlage des Zapfen- und Abſchußgerennes
dieſelbe, wie bei der vorhergehenden, und Grund-
und Zapfengerenne ſind ein und daſſelbe. Nur
das Zapfenloch erhaͤlt eine andere Richtung; denn
bei den liegenden Striegeln wird es nach derjeni-
gen
[333] gen Richtung und Schiefe in das Gerenne einge-
locht, welche die Striegelſtange hat und verlangt.


Weil nun dieß allemal einige Schwierigkeit
fuͤr die Arbeiter verurſacht, ſo iſt es rathſam, das
Zapfenloch nicht eher ganz fertig zu machen, bis
die Boͤſchung des Dammes voͤllig zu Stande ge-
bracht iſt, die Striegelſtange ihre gehoͤrige Lage er-
halten hat, und die Vorrichtung mit derſelben ſo
weit gediehen iſt, daß der Striegelbaum ſo auf
und nieder gelaſſen werden kann, wie es verlangt
oder nothig wird. Dann loche man das Zapfen-
loch gehoͤrig aus, und ſchneide den Zapfen mit al-
ler Genauigkeit zu, ſo erhaͤlt man die Arbeit gut,
und auch in der Folge Bequemlichkeit.


Ueber dem Zapfenloche faͤllt alles Saͤulwerk
weg, wie man gleich ſelbſt einſieht.


Ueberhaupt genommen ſind dieſe Striegel ſehr
vortheilhaft. Man erſpart außerordentlich am
Holze und Arbeitsloͤhnen, weil man blos kleine
niedrige Leitungen auf der Bruſtſeite des Dammes
anzulegen hat. Dieſe Leitungen, innerhalb deren
die Striegelſtange ihren Weg auf und nieder neh-
men muß, kann man wie gewoͤhnlich und auf fol-
gende Art machen.


Nach Figur 66 legt man in die Boͤſchung des
Dammes im Teichraume 2 Grundſohlen a, in ei-
ner Entfernung von 12 Zoll von einander, von
der Kappe herab bis auf die Teichſohle gerade her-
unter. Dieſe werden unten auf der Teichſohle in
einen kleinen Queerſchwellen b von 14 Zoll Dicke
Teichb. Yins
[334] ins Gevierte eingezapft; ſo auch oben auf der
Kappe, oder bei dem Anfange der Grundſohlen,
wo dieſer irgend nur hinzuliegen kommen mag.


Wenn mehrere Grundſohlen an einander an-
geſtoßen werden muͤſſen, wegen der Laͤnge der Boͤ-
ſchung des Dammes im Teichraume, ſo geſchieht
ein gleiches, allemal kurz vor dem Wechſel der bei-
den der Laͤnge nach zuſammengeſtoßenen Grundſoh-
len, zwiſchen jedem neben einander liegenden
Paare. Auch in der Mitte der Laͤnge der Grund-
ſohlen geſchieht dieß. Will man, ſo legt man auch
unter die Wechſel (die man jederzeit mit eiſernen
Ringen umgiebt, und mit eiſernen Schrauben ver-
wahrt) ſelbſt, Unterlagen unter. Dieſe Grund-
ſohlen nennt man auch Streckbaͤume, welche
nicht mit denen der Bergleute zu verwechſeln ſind.
Sind nun dieſe Streckbaͤume in die Bruſtſeite des
Dammes eingelegt, ſo wird der zwiſchen ihnen be-
findliche Raum mit Raſen dicht ausgeſetzt; oder
wenn eine Terraßmauer vor die Boͤſchung koͤmmt,
werden die Streckbaͤume mit in ſelbige eingelaſſen,
und wohl ein- und ausgemauert.


Auf dieſe Streckbaͤume werden in Entfernun-
gen von 12 zu 12 Fuß, Paare von 2½ Fuß ho-
hen, und 6 bis 8 Zoll ins Quadrat ſtarken Saͤul-
chen c in Figur 67 geſetzt, und zwar jederzeit ſo,
daß ſie nicht auf der Boͤſchung des Dammes,
ſondern auf der Sohle deſſelben ſenkrecht ſtehen.
Oben queer uͤber jedes Paar koͤmmt eine kleine
Holbe d, von gleicher Staͤrke, und 26 bis 28
Zoll
[335] Zoll Laͤnge. Zwiſchen dieſe Dockenpaare
wird auf der Boͤſchung hinunter, die Striegelſtan-
ge e in Figur 68, mit ihrem angeſchnittenen Za-
pfen g gelegt. Damit ſie aber nicht auf der Boͤ-
ſchung ſelbſt aufruhen, werden unter ihr kleine
6 Zoll dicke und 18 Zoll lange Walzen f, mit Fin-
gersdicken eiſernen Zapfen angebracht. Dieſe Za-
pfen laufen in Pfadeiſen, die in die Docken
rechts und links eingeſchlagen ſind; man muß hie-
bei wohl beobachten, daß alle dieſe Zapfen vor der
Boͤſchung des Dammes in eine einzige gleiche
ſchiefe Ebne
zu liegen kommen, welches mit-
telſt eines accuraten langen Richtſcheides erforſcht
werden kann, wenn man ſolches auf 2 Walzen
auflegt, und die naͤchſtfolgenden darnach richtet.
Widrigenfalls wuͤrde der Striegelbaum nicht auf
allen Walzen aufruhen, ſondern hier hoͤher dort
tiefer liegen, wodurch er endlich ſich ſenken, oder
wenigſtens ſehr holpericht auf und nieder gehen
wuͤrde.


Der Striegelbaum muß aber auch, wenn er
auf den Walzen ruht, noch hinreichenden Raum
zwiſchen ſich und der kleinen Holbe d behalten,
(etwa 1 Zoll) welche uͤber jedes Paar Docken
koͤmmt.


§. 156.

Es iſt nicht undienlich, auch uͤber der Striegel.
ſtange aͤhnliche kleine Walzen anzubringen; dadurch
erhaͤlt man, wenn der noͤthige Spielraum gegeben
Y 2iſt,
[336] iſt, den Striegelbaum in einem vortheilhaften glei-
chen Gange, welcher das Ziehn und Zuſetzen deſ-
ſelben ſehr erleichtert. Zu dem Ende muß aber
auch der Striegelbaum allerwaͤrts eine gleiche Dicke
bekommen, und an den Stellen, wo die Walzen
ihn treffen, behobelt werden, ſonſt entſteht viel
Friction und die geſuchte Erleichterung ver-
ſchwindet.


Ganz dicht vor dem Zapfenloche muß ein
Paar Docken geſetzt werden, die vor- und ruͤck-
waͤrts mit Streben geſtuͤtzt und wohl befeſtigt ſind.
Dieſes Docrenpaar muß den Zapfen genau in der
Zapfenlochoͤffnung erhalten, daß er ſich nirgends
klemme. Weil es aber moͤglich waͤre, daß der
Zapfen mit der Striegelſtange beim Ziehen des
Teiches, unvermuthet und ganz und gar heraus
gezogen werden moͤchte, welches nachtheilig iſt bei
einem vollgeſpannten Teiche, ſo wird vor dieſem
letzten Dockenpaare, durch die Striegelſtange ein
eiſerner, 1 Zoll ſtarker, 18 Zoll langer Wehrna-
gel
geſteckt, und durch Splitten ſo in die Strie-
gelſtange befeſtigt, daß er aus ſelbigen auf beiden
Seiten gleich weit heraus tritt. Wird nun der
Striegel ganz und aufs ſtaͤrkſte gezogen, ſo tritt
der eiſerne Nagel (wenn ſein Loch in der Striegel-
ſtange ſo abgemeſſen und gewaͤhlt iſt, daß der Za-
pfen doch noch 2 Zoll im Zapfenloche ſteckt,) vor
das unterſte Dockenpaar vor, und es iſt unmoͤg-
lich, ihn ganz aus dem Zapfenloche herauszu-
ziehen.


Die
[337]

Die Staͤrke der Striegelſtange ergiebt ſich aus
dem Obigen, wie auch aus der Entfernung der
Streckbaͤume und der darauf geſetzten Docken.


Oben am Ende des Striegelbaumes auf der
Kappe, wird ſodann eine der unten folgenden
Vorrichtungen angebracht, den Striegelbaum zu
ziehen.


Wer die Koſten mit den Streckbaͤumen nicht
anwenden will, ſchlaͤgt auch wohl nur ſtatt der
auf die Streckbaͤume geſetzten Docken, 8 Zoll dicke
Pfaͤhle, in obiger angegebenen Richtung in den
Damm ein, und befeſtigt an dieſe Pfaͤhle die Pfad-
eiſen, worein die Walzen kommen; man muß aber
auch uͤber die Pfaͤhle Holben uͤbernageln. Allein
die Pfaͤhle verziehen ſich leicht, und dieſe Methode
giebt wenig Accurateſſe, weswegen ſie nicht oft
gebraucht wird.


Weil die Docken auf den Streckbaͤumen fuͤr
ſich, nicht lange ſtehn wuͤrden, ohne ſich zu ver-
ziehn, ſo muͤſſen ſie von unten herauf aus dem
Teichraume nach oben zu, jedes Paar fuͤr ſich,
mit kleinen 24 Zoll langen Streben h geſtuͤtzt wer-
den. Dieſe Streben ſind ſo ſtark, als jede Docke
iſt, die ſie ſtuͤtzen ſollen; man ſetzt ſie in die Streck-
baͤume, in ein dazu ausgelochtes Loch mit einem
angeſchnittenen Zapfen ein, und verwahrt jede
Strebe oben an die Docke, der ſie zur Stuͤtze die-
nen ſoll, mit eiſernen Nageln, oder noch beſſer
mit Schrauben.


Bei
[338]

Bei allen ihren Vorzuͤgen hat indeſſen dieſe
Art von Striegeln das Unguͤnſtige an ſich, daß
ſie — wenn der Damm nicht ziemlich ſteil doſſirt
iſt, nicht gern das Zapfenloch rein und feſt zu-
ſetzen, welches man bei ſenkrecht ſtehenden Strie-
gelſtangen nicht ſo zu befuͤrchten hat.


Daß unten um den Zapfen und ſein Gerenne
ein Waſſerkaſten kommen muͤſſe, verſteht ſich von
ſelbſt. Der uͤbrige Bau hat keine Schwierigkeit,
auch keine beſondern Einrichtungen, die nicht
ſaͤmmtlich aus den Figuren 66, 67 und 68 zu er-
ſehen waͤren, daher das Geſagte genug ſeyn mag.


§. 157.
Striegel, die weder im Damme noch im Teichgrunde, ſondern
in den Widerlagen liegen.

Endlich folgen die in den Widerlagen gelege-
nen Striegel. Dieſe Art, die Striegelſchaͤchte zu
placiren, iſt und bleibt ohnſtreitig die vortheilhaf-
teſte unter den bisher genannten und gewoͤhnlichen
Arten. Von den Vortheilen, welche dieſe Strie-
gelſchaͤchte uͤberhaupt gewaͤhren, merke man kuͤrz-
lich folgendes. Es iſt bei ihnen ganz und gar
nicht noͤthig, den Damm durch die Striegelſchacht-
oͤfnung oder einen andern Ausſchnitt, wie er auch
heißen mag, zu ſchwaͤchen. Hiedurch erhaͤlt dem-
nach der Damm eine betraͤchtlich groͤßere Staͤrke
und Dauer, die bei allen vorgenannten Arten nicht
erlangt werden kann. Blos bei gemauerten Daͤm-
men,
[339] men, die von Quadern aufgefuͤhrt ſind, und deren
unten weiter erwaͤhnt werden ſoll, iſt es moͤglich,
eine noch groͤßere Feſtigkeit hervorzubringen. Fer-
ner hat man bei dieſer Art von Striegeln, wenn
nur das Fundament des Dammes gut gelegt iſt,
die Widerlagen wohl verwahrt ſind, und der
Damm ſonſt nicht leichtfertig behandelt, oder zu
ſchwach erbauet iſt, gar keine Reparaturen zu
machen, diejenigen ausgenommen, welche mit der
Laͤnge der Zeit, durch das Ausſpuͤlen und Anſchla-
gen des Waſſers entſtehen duͤrften; dieſe ſind aber
in der That ſehr gering, wenn man nur einige
Aufmerkſamkeit auf den Damm verwendet, und ihn
jaͤhrlich etlichemal viſitirt, und das Schadhafte
gleich anfangs ausbeſſert. Endlich fallen bei
dieſer Art von Striegelſchaͤchten, bei großen Tei-
chen alle Beſorgniſſe weg, welche man wegen der
Verwahrung der Striegel, bei haͤufigen Waſſer-
fluthen immer haben muß, da man bei ſolchem Bau,
wie uͤberhaupt beim Waſſerbau, nicht genug vor-
ſichtig ſeyn, und zu Werke gehn kann.


Geſetzt alſo, der Striegel muͤßte reparirt wer-
den, ſo bleibt dennoch das Hauptſtuͤck, der Damm,
in Sicherheit. Alle dieſe Vortheile ſind von Er-
heblichkeit, und nicht aus den Augen zu ſetzen.


§. 158.

Wir kommen jetzt auf den Platz, der ihnen ei-
gentlich anzuweiſen iſt. Dieſer wird ihnen theils
neben dem Damme, theils etwas hinter dem
Dam-
[340] Damme angewieſen. Es iſt zwar im Grunde
gleichguͤltig, ob man ſie rechts oder links des Dam-
mes anlegen will, jedoch legt man ſie gern ſo in die
Widerlagen, daß, wenn das Gebirge Steinſchei-
dungen, Kluͤfte oder Gaͤnge hat, dieſe vom
Damme hinweg
nach dem Striegelſchachte zu-
waͤrts fallen
; alsdann kann der Damm ſowohl,
als das Fundament deſſelben nicht leiden. Aus
gleichem Grunde legt man ſie auch lieber, wenn es
das Locale geſtattet, hinter die Directionslinie
des Dammes. Wenn aber die Beſchaffenheit des
Locale ſolches nicht leiden will, ſo legt man ſie
mit dem Damme in einer geraden Richtung fort,
mehr oder weniger tief in die Widerlagen hinein,
je nachdem es die Umſtaͤnde erfordern. Waͤre z. E.
in der Naͤhe des Dammes ſehr ſchlechtes Geſtein,
aber weiter in die Widerlage hinein gutes, ſo ſieht
man gleich, daß man den Striegelſchacht tiefer
in das gute Geſtein hinein legen muͤſſe. Jedoch
darf man ſie auch nicht allzuweit in die Widerla-
gen hinein legen, weil ſonſt die Striegelroͤſchen,
die hiebei unentbehrlich ſind, und deren in kurzem
weitlaͤuftiger gedacht werden ſoll, zu lang und zu
koſtbar werden koͤnnen.


Wenn es das Locale geſtattet, iſt es am ſicher-
ſten — wofern Striegelſchacht und Fluthbette in
Colliſion kommen, und man gezwungen iſt, Fluth-
bette und Striegelſchacht zugleich auf ein und die-
ſelbe Seite des Dammes zu legen, — den Strie-
gelſchacht zunaͤchſt an dem Damme an, hinter die-
ſem
[341] ſem aber das Fluthbette zu bringen. Kann es
aber irgend geſchehen, ſo iſt es immer beſſer ge-
than, beide zu trennen, und auf die eine Seite das
Fluthbette, auf die andere Seite den Striegel zu
legen; dann kann weder Striegelſchacht, noch das
durch das Fluthbette durchſtroͤmende Waſſer, dem
Damme gefaͤhrlich werden. Hieruͤber entſcheidet
das Locale am richtigſten.


Gleich den vorgenannten Arten von Striegel-
ſchaͤchten, koͤnnen auch dieſe entweder mit Holz oder
mit Stein ausgefuͤttert werden. In beiden Faͤl-
len muß man ſie nach dem, was desfalls oben ge-
ſagt iſt, behandeln. Da indeß die Widerlagen
der Daͤmme — wenn gleich nicht allezeit, doch faſt
immer aus feſtem Geſtein beſtehen, und nur dann
und wann hievon Ausnahmen vorkommen, ſo wer-
den dieſe Striegelſchaͤchte, wo nicht ganz und gar,
doch zum Theil, beſonders von unten herauf, wo
der Striegelſchacht tiefer nieder koͤmmt, aus feſtem
Geſtein gehauen, wodurch viel Holz erſpart und
ihre Dauer ſehr befoͤrdert wird. Die Weite und
Laͤnge derſelben ergiebt ſich aus dem Vorigen.
Ihre Tiefe richtet ſich nach dem tiefſten Puncte der
Teichſohle vor dem Damme; ſo tief alſo dieſer un-
ter demjenigen Puncte liegt, wo der Striegelſchacht
in den Widerlagen abgeſunken werden ſoll,
ſo viel Teuffe muß derſelbe auch erhalten.


§. 159.
[342]
§. 159.

Da die Arbeiten, welche dieſe Striegelſchaͤchte
erfordern, mit denen, welche beim Auffuͤhren des
Dammes vorkommen, in keiner ſolchen Verbin-
dung ſtehen, daß die Verrichtung der einen Arbeit
von der Vollendung der andern abhienge, ſo koͤn-
nen dieſe Striegelſchaͤchte vor oder waͤhrend
des Auffuͤhrens des Dammes ſelbſt fertig gemacht
werden. Ueberhaupt alſo kann man die Arbeit
vornehmen, wie es Zeit, Gelegenheit, die Menge
von vorhandenen Arbeitsleuten ꝛc. geſtatten.


Die Arbeit ſelbſt nimmt man, nach Beſchaffen-
heit des vorgefundenen Gebirges, vor. Was weg-
gefuͤllt werden kann, wird erſt weggebracht, und
wenn es zu gebrauchen iſt, nahe an die Hoͤhe der
Kappe geſtuͤrzt, daß man dann ſchon Vorrath von
Schutt ꝛc. in der Hoͤhe findet, und ſolchen nicht
erſt tief von unten herauf karren muß. Feſtes Ge-
ſtein wird mit Schlaͤgel und Eiſen, oder mit Boh-
ren und Schießen gewonnen, alles — auf die ge-
woͤhnliche, auch im Obigen ſchon beruͤhrte Weiſe, ſo
daß desfalls alle Erinnerungen entbehrlich ſind.
Dagegen merke man Folgendes.


Wenn ſich waͤhrend des Abſinkens des
St [...] gelſchachtes ſchlechtes Wetter einſtellt, ſo hin-
dert dieß die Arbeit nicht ſo ſehr, als bei den vori-
gen Arten den Striegelſchacht anzulegen. Hier
bauen die Arbeitsleute uͤber, und arbeiten, in-
dem ſie gegen Regen und Wetter ſicher ſind, immer
fort
[343] fort. Die naͤhere Art und Weiſe, dieſe Striegel-
ſchaͤchte ins Werk zu richten, iſt eigentlich dieſe.


Wenn die Striegelſchaͤchte ins feſte Geſtein zu
ſtehen kommen, ſo werden ſie nach den oben ange-
gebenen Weiten ſo tief abgeſunken, als noͤthig iſt,
um den Abfluß des Waſſers aus dem Teiche gehoͤ-
rig zu befoͤrdern. Bei dieſem Abſinken hat man
dahin zu ſehen, daß alle Stoͤße (innere Seiten) des
Schachtes nicht holpericht, ſondern fein eben ge-
arbeitet werden, und daß alſo keine Buckel von
dem Geſteine ſtehen bleiben. Dieß raubt einmal
vielen Raum, und giebt zweitens auch dem Strie-
gelſchachte ein ſchlechtes Anſehen. Gute Aufſicht
beim Niederbringen des Schachtes, und Aufmerk-
ſamkeit auf das Schwachmachen kann dieß hin-
laͤnglich verhindern, und blos dann, wenn alles
Geſtein herausgeſchoſſen werden muß, und gar
nicht durch Schlaͤgel und Eiſen gezwungen werden
kann, iſt es nicht ſo genau zu verlangen, weil das
Grubenpulver bald mehr bald weniger in das Ge-
ſtein einreißt, und die Buckels nur mit Muͤhe zu-
gefuͤhrt
werden koͤnnen, und viel Gezaͤhe rui-
niren. Dieß iſt jedoch nicht immer der Fall.
Ferner muß man ſtreng darauf Acht haben, daß
der Striegelſchacht gut nach dem Lothe gearbeitet
werde, und keine ſchiefen Winkel und Richtung be-
komme. Auch dieß hat ſeine Nachtheile, jedoch
vorzuͤglich bei der Verzimmerung. Endlich muß
auch der Schacht durchaus ſeine obere gehoͤ-
rige Weite behalten, und nur wenig auf dem
Tief-
[344]Tiefſten deſſelben, von beſagter Weite ab-
weichen.


§. 160.

Steht aber der Striegelſchacht nicht durchgaͤn-
gig im feſten Geſtein, ſondern muß er ganz oder
hier und dort verzimmert werden, ſo behan-
delt man ihn folgendergeſtalt.


Vor allen andern faßt man ihn jetzt etwas wei-
ter, weil eines Theils das Holzwerk (die Verzim-
merung) ſelbſt, den Raum etwas verengt, zwei-
tens weil auch die bei der wirklichen Verzimme-
rung vorfallenden Arbeiten mehreren Raum ver-
langen. Wo alſo der Schacht unten im Feſten
ſteht, da muß der innere Raum der Verzimme-
rung, beſagter Weite des Schachtes im Ganzen
gleich ſeyn. Der Zwiſchenraum der Gevierte,
womit der Schacht ausgezimmert wird, darf nicht
uͤber 3 Fuß betragen, weil ſonſt die Pfaͤhle, mit
denen man den Schacht verſchießt, zu ſehr von
dem Seitendrucke leiden. Die Gevierte, die man
in den Schacht hinein bringt, und welche beſon-
ders das Gebirge aus einander halten, mittelſt der
hinter ihnen geſchlagenen Pfaͤhle, beſtehen aus
den Joͤchern, und den Haupthoͤlzern. Jene
ſind die langen, dieſe die kleinen Stuͤcke Holz,
welche zu einem laͤnglichen rechtwinklichten Viereck
zuſammengeſetzt werden.


Dieſe Gevierte werden horizontal in der vor-
hin angegebenen Weite, (3 Fuß) unter einan-
der,
[345]der, in dem Schachte nieder, angebracht. Weil
aber die Gevierte fuͤr ſich allein nicht ruhen koͤn-
nen, ſo kommen allezeit zwiſchen zwei naͤchſte Ge-
vierte (die man uͤberhaupt auch wohl ſchlechthin
Joͤcher nennt) 3 Fuß lange, 8 bis 9 Zoll ins
Quadrat ſtarke, viereckte, auch wohl runde Saͤul-
chen oder Stuͤtzen an die 4 Ecken zu ſtehen, die
man Bolzen nennt. Dieſe muͤſſen die Gevierte
aus einander, und in ihrer wagerechten Lage erhal-
ten. Sowohl Joͤchern als Haupthoͤlzern, giebt
man 12 Zoll Hoͤhe und 8 Zoll Breite. Ihre Laͤn-
ge iſt diejenige, welche der Schacht bekommen ſoll.


Die Joͤcher macht man aber gemeiniglich, wenn
der Striegelſchacht im Lichten nicht ganz viereckt
werden ſoll, 5 ½ Fuß lang, die Haupthoͤlzer nur
4 ½ Fuß.


Soll aber der Striegelſchacht eine voͤllig vier-
eckte Figur bekommen, ſo erhalten Joͤcher und
Haupthoͤlzer gleiche Laͤnge, die ſich dann nach der
dem Schachte beſtimmten Oeffnungsweite richtet.


Die Pfaͤhle, welche hinter dieſe Joͤcher geſchla-
gen werden, muͤſſen am Kopfe (dem obern Ende)
wenigſtens 2 ½ Zoll, in der Mitte aber noch 2 Zoll
ſtark ſeyn. Unten (am Schwanze) macht man
ſie etwas duͤnner, etwa 1 Zoll ſtark. Sie wer-
den 3 bis 6 und 8 Zoll breit, je nachdem das
Holz zu haben iſt, und 4 ½ bis 5 Fuß lang.
Alle muͤſſen in der Regel von eichenem Holze ſeyn,
welches recht geſund iſt, und vor der Bearbeitung
zu Pfaͤhlen erſt geſchaͤlt wurde. Man ſchlaͤgt ſie
von
[346] von oben nieder, und zwar ſo hinter die Joͤcher
und Haupthoͤlzer, daß der naͤchſtfolgende untere
Pfahl, mit ſeinem Kopfe den Schwanz des naͤchſt
obern, vom Gevierte hinweg nach dem Gebirge
hinaus treibe, wie Figur 69 zeigt. Wird der
Schacht tief, und ſteht er durchgaͤngig im Gezim-
mer, ſo muß er, beſonders wenn viel Druck zu be-
fuͤrchten iſt, noch durch Kreuz- und Trage-
ſtempel
verwahrt und geſichert werden, wobei
man ſich, wie uͤberhaupt bei dieſer Arbeit, der Holz-
arbeiter von Bergwerken mit Nutzen bedient, da
ſie dieſe Arbeiten mit beſondern Handgriffen zu
vollenden wiſſen.


Das unterſte Gevierte wird faſt auf das Ge-
ſtein aufgelegt, oder auf ſelbiges, wenn es nicht
uͤberall aufruhen kann, doch ſo gelagert und befe-
ſtigt, daß die andern Gevierte, die uͤber ihm ſind,
feſt und unerſchuͤtterlich liegen, und die verlang-
ten Dienſte thun, ohne Nachtheil oder Ungluͤck
beſorgen zu laſſen.


§. 161.

Wenn die Zimmerung ſo tief in den Schacht
hinein gehn ſollte, daß ſie nahe an und um das
Zapſengerenne koͤmmt, ſo muß man unten auf die
Sohle, wo das Zapfengerenne liegt, etliche ſtarke
Schrotgevierte bringen, damit man das Zapfenge-
renne darinnen wohl verwahren kann. Haben
dieſe Schrotgevierte viel zu tragen, ſo muß man
zu der oben angegebenen Staͤrke derſelben, etwa
2 Zoll
[347] 2 Zoll und druͤber zulegen. Wo viel Druck gegen
ſie ſtatt findet, gilt dieß gleichfalls. Da wo nun
das Zapfengerenne durch dieſe Bohlenſtuͤcke durch-
gehn ſoll, muͤſſen ſolche ſo weit ausgenommen wer-
den, als das Zapfengerenne breit iſt. Sind nach-
mals die Schrotſtuͤcke um das Gerenne herum ge-
bracht, und gehoͤrig gelagert, ſo keilet man letzte-
res in erſtere ein. Hiebei muͤſſen alle Keile moͤg-
lichſt dicht an einander geſchlagen, und von glei-
cher Laͤnge, Dicke und Schiefe gemacht werden.
Auf dieß untere Bohlengevierte wird ſodann ein
zweites, und nach Befinden der Umſtaͤnde noch
mehrere gelegt, bis man auf ſolche die wirkliche
Pfahl- oder Bolzenzimmerung anfangen
kann, die man, ſo weit als noͤthig iſt, im Schachte
anwendet.


Wenn man aber auf der Sohle keine Boh-
lengevierte braucht, ſo kann man das Zapfengeren-
ne blos durch 2 oder 4 Bohlenſtuͤcke durchgeben
laſſen, welche man gegen die Stoße der kleinen
Roͤſche antreibt, die durch dieſen Striegelſchacht
geht, und dann keilt man ſie wie gewoͤhnlich ein.
Die Ritzen, welche die Bohlen an den Stoͤßen der
ganzen Striegelroͤſche (die mit eingeſchloſſen, welche
die Waſſer aus dem Teiche zum Zapfengerenne her-
leitet) machen, muß man gleichfalls wohl verſto-
pfen, und man thut dieſ[e]rwegen ſehr wohl, wenn
man die Roͤſche uͤber, unter, und neben dem Za-
pfengerenne, vom Teiche her nach dem Striegel-
ſchachte zu, wenigſtens 4 Fuß lang, ganz und gar
mit
[348] mit Thon und Raſen ausſetzt, und alles dicht ver-
ſtampft. Hiebei muß beſonders dahin geſehen
werden, daß bei dem Verſtampfen der Roͤſche, in
der Firſt derſelben, (der obern Flaͤche) keine Oeff-
nungen oder Ritze bleiben, welches leicht moͤg-
lich iſt.


Damit aber das Zapfengerenne eine deſto ſichre-
re Lage haben, und nicht ſo leicht verruͤckt werden
moͤge, macht man noch folgende Vorrichtungen.
Man laͤßt zu beiden Seiten der Laͤnge des Zapfen-
gerennes, in jedem der Schachtſtoͤße, rechts und
links ein Buͤhnloch und einen kleinen dazu gehoͤ-
renden Schraam hauen (der verſchiedentlich auch
wohl Anfall genennt wird, und welche Benen-
nung oben gebraucht iſt), alſo uͤberhaupt zwei
Buͤhnloͤcher und zwei Schraͤme. In dieſe Buͤhu-
loͤcher legt man zwei eichene Lagerhoͤlzer, von 10
bis 12 Zoll Staͤrke, queer uͤber das Zapfengeren-
ne hinweg, und verkeilt dieſe Lager in die Schraͤ-
me und Buͤhnloͤcher aufs ſtaͤrkſte, daß ſie ſich auch
nicht im mindeſten regen koͤnnen. Gleichermaßen
verkeilt man auch das Zapfengerenne unter den La-
gern; und allen uͤbrigen offenen Raum zwiſchen dem
Gerenne und den Lagern, wo nur Waſſer durch-
gehen moͤchte, ſtampft man dicht mit Thon, oder
mit Raſenſtuͤcken aus. Auf dieſe Art kann die
Erſchuͤtterung, welche das Ziehen des Striegels
verurſacht, nie ſchaͤdlich werden. Figur 70 zeigt
dieſe Vorrichtung, und da iſt a b das Gerenne,
c c ſind die Lagerhoͤlzer, d die Striegelſtange, e f
die
[349] die Weite des Striegelſchachtes, f g die Tiefe
deſſelben, a h iſt die Hoͤhe der Striegelroͤſche,
und uͤberhaupt die ganze Figur ein Profil queer
durch den Striegelſchacht.


Allenfalls kann man auch das Gerenne an die
Lager anklammern, wenn man es dienlich finden
ſollte. Aus Vorſicht muß man indeſſen bisweilen
nach den Keilen in den Schraͤmen und Buͤhnloͤ-
chern ꝛc. ſehn, um ſolche etwas anzutreiben, wenn
ſie ſich losgezogen haben. Sind die Keile verfault
oder zu ſehr morſch geworden, ſo wechſelt man
neue an ihre Stelle ein.


Die Verzimmerung mit Pfaͤhlen iſt leicht
aus der Figur 69 zu erſehen, und zu begreifen,
und die meiſten Bergleute, deren man doch immer
einige bei einem ſolchen Bau noͤthig hat, wiſſen
ſich darein zu finden. Mehreres findet man in
Dingelſtedts Grubenzimmerung.


Das uͤbrige bei dieſen Striegelſchaͤchten wird
gaͤnzlich nach Anleitung des oben Geſagten verrich-
tet und behandelt, weswegen man nur dort nach-
leſen darf.


§. 162.
Striegelroͤſchen.

Ehe wir noch von den Striegeln gaͤnzlich Ab-
ſchied nehmen, muß zuvor der Striegelroͤ-
ſchen
gedacht werden. Man verſteht darunter
gewoͤhnlich eine von dem Striegelſchacht hinweg-
laufende, durch den Damm oder durch die Wider-
Teichb. Zla-
[350] lagen gemachte unterirrdiſche Oeffnung, in wel-
cher das Abzugsgerenne liegt, oder die ſelbſt als
ſolches dient. Bei Striegeln, die außer dem Dam-
me, und außer dem Teichraume, alſo in den Wi-
derlagen liegen, reicht dieſe Roͤſche auch vom Za-
pfen hinweg noch vorwaͤrts in den Teichraum hin-
ein, um von da die Waſſer erſt dem Zapfen zuzu-
fuͤhren
. Wo dieß aber nicht der Fall iſt, dient
ſie beſonders dazu, daß man zu allen Zeiten nahe
zum Zapfen und Striegelſchachte kommen kann;
bei Reparaturen iſt das ſehr wichtig.


Viele laſſen die Striegelroͤſchen ganz weg, weil
ſie ſolche fuͤr eine zu große Oeffnung in den Daͤm-
men anſehn, welche dieſen immer eine betraͤchtliche
Schwaͤche geben. Dieſer Umſtand iſt nun wohl
nicht ohne einiges Gewicht; allein man wird durch
die gemauerten Roͤſchen dieſen Einwand, wo nicht
ganz und gar, dennoch groͤßtentheils entkraͤften
koͤnnen, wenn bei der Woͤlbung derſelben die be-
noͤthigte Sorgfalt angewendet wird.


Ihr Nutzen zeigt ſich beſonders in dem Falle,
wenn der Striegelbaum beſchaͤdigt iſt, und der
Teich voll Waſſer ſteht. Oder — wenn ſich das
Zapfen- oder Grundgerenne verſtopft hat. Un-
ter dieſen Umſtaͤnden ſteht der Striegelſchacht ſtets
voll Waſſer. Man kann aber dem Uebel nicht
wohl abhelfen, wenn nicht der Striegelſchacht
waſſerleer gemacht iſt, in den alsdann Je-
mand hinein faͤhrt und den Schaden ausbeſſert;
das
[351] das Abzapfen eines ſolchen vollen Striegelſchach-
tes kann [inzwiſchen] nur durch Auspumpen
deſſelben, oder durch Waſſerziehen, oder ſo ge-
ſchehen, daß Jemand eine Oeffnung in den Strie-
gelſchacht an der Sohle deſſelben hinein macht.
Durch eine Striegelroͤſche kann das Letztere ſehr
leicht und ohne Gefahr geſchehen, da hingegen die
andern Huͤlfsmittel ſehr koſtſpielig und muͤhſam,
oͤfters auch gefaͤhrlich oder ganz unzulaͤnglich ſind.


Noch ein Fall, wo die Striegelroͤſchen ihre
Nutzbarkeit ſehr deutlich darthun, iſt dieſer: Weil
das Abzugsgerenne, wenn keine Striegelroͤſche
angelegt wird, durchaus mit Deckeln zugedeckt
werden muß, und ſolche ſowohl vom Drucke des
Schuttes, als auch vom Verſtopfen viel leiden, ſo
kann man, wenn ſie mit der Zeit einbrechen, dem
Uebel nicht anders wieder abhelfen, und das Ge-
renne wieder herſtellen, als wenn man auf die
oben gedachte Art, den Damm aufroͤſchet, und
neue Deckel ſtatt der ſchadhaften auflegt. Wenn
nun der Schade weit im Damme drinnen liegt, ſo
wird ſolche Arbeit unbequem, koſtbar, und mit-
unter gefaͤhrlich. Iſt hingegen eine Striegelroͤſche
vorhanden, ſo braucht man keine Deckel, und man
kann an den Gerennen und am Striegelſchachte,
wenn etwas ſchadhaft iſt, weit leichter machen
was man will, ohne daß der Damm im geringſten
dabei leidet.


Z 2§. 163.
[352]
§. 163.

Man kann die Striegelroͤſchen ſowohl verzim-
mern, als ausmauern. Von jenen ſoll hier, von
dieſen in den nachfolgenden §§. geredet werden.


Die mit Holz verzimmerten Striegelroͤſchen
ſind bis jetzt die gewoͤhnlichſten geweſen. Im
Lichten macht man ſie 5 Fuß hoch, oben 2 ⅙ Fuß, un-
ten 2 ½ Fuß weit. Sie bekommen dieſe Weite gleich
anfangs und deswegen, daß man zu dem Einwech-
ſeln neuer Thuͤrſtoͤcke, Kappen, Pfaͤhle u. ſ. w. Raum
genug behalten moͤge. Die Laͤnge einer jeden
Striegelroͤſche richtet ſich nach der untern Breite
des Dammes, und nach der Lage des Striegel-
ſchachtes. Liegt ſolcher neben dem Damme, ſo
koͤmmt auch die Striegelroͤſche in die Widerlagen
des Dammes, und in dieſem Falle muß ihre Laͤnge
durch das Locale beſtimmt werden. Ihr Mund-
loch faͤllt dann hinter die aͤußere Boͤſchung des
Dammes, und derjenige Punct, wo die Roͤſche von
Tage in das Gebirge hinein getrieben werden ſoll,
muß durch eine Meſſung richtig beſtimmt werden,
damit die Roͤſche nicht zu hoch oder zu tief, gegen
den tiefſten Punct in der Striegelſchachtſohle, an-
geſetzt werde und eintreffe.


Da die Roͤſche Abfall haben muß, ſo kann
man ihr die bei dem Bergbau gewoͤhnliche Roͤſche,
auf 100 Lachter, ¼ Lachter Roͤſche geben. Giebt
man ihnen zu viel Roͤſche, ſo waſchen die Waſſer
leicht
[353] leicht den Boden aus, wenn nicht das Geſtein ſehr
feſt iſt; zu wenig Roͤſche macht, daß das Waſſer
nicht ſchnell genug abzieht und ſtehn bleibt.


Soll nun eine Striegelroͤſche in den Damm
kommen, ſo muß man gleich, wenn der Grundgra-
ben ausgeſetzt, oder das Fundament fertig iſt, die
Gerenne legen. Wenn dieſer ihre Lage beſtimmt
worden, ſo faͤngt man an, von der Ruͤckenſeite
des Dammes herein, die zur Striegelroͤſche noͤthi-
gen Thuͤrſtoͤcke zu ſetzen, und dieſe ſetzt man ſo
lange fort, bis man an die Stelle des Striegel-
ſchachtes gelangt iſt. Jedes Paar Thuͤrſtoͤcke, weil
immer zwei und zwei gegen einander rechts und
links des Abſchußgerennes geſetzt werden, wird
laͤngſt der Striegelroͤſche, nicht weiter als hoͤchſtens
3 ½ Fuß weit von einander entfernt.


Wo man es haben kann, muͤſſen ſolche von ei-
chenem Holze gemacht werden; in deſſen Ermange-
lung nimmt man tannenes, das freilich weit gerin-
gere Dauer hat. Ihre Dicke iſt 8 Zoll, ihre Breite
10 Zoll, und ihre Laͤnge richtet ſich nach der Hoͤhe,
welche der Striegelſchacht bekommen ſoll.


Bei der Setzung dieſer Thuͤrſtoͤcke, welche
gleichſam Saͤulen abgeben, hat man dahin zu
ſehn, daß ſie unten etwas weiter von einander ent-
fernt werden als oben, damit ſie ſich nicht ein-
waͤrts beugen; dann ſtellen ſie gewoͤhnliche Stre-
ben vor. Zu beſſerer Verwahrung derſelben auf
dem Fundamente, legt man unter ſie ſogenannte
Grundſohlen, daß ſie ſich nicht das Funda-
ment,
[354] ment, auf welchem ſie ſenkrecht aufſtehn, einſen-
ken moͤgen. Wenn die Dammſohle hinter dem
Fundamente dergleichen ebenfalls noͤthig machte, ſo
muͤſſen auch da die Grundſohlen continuirt wer-
den.


§. 164.

Weil aber die Thuͤrſtoͤcke fuͤr ſich nicht ſtehen
wuͤrden, ohne eine Verbindung unter ſich ſelbſt zu
haben, ſo koͤmmt oben uͤber jedes Paar eine
Kappe. In Figur 71, iſt ſolche bei c und die
Thuͤrſtoͤcke bei a mit der Grundſohle b zu ſehn.
Dieſe hoͤlzernen Kappen ſtellen gleichſam die Platt-
ſtuͤcke uͤber den Saͤulen vor, ſind 28 bis 30 Zoll lang,
und etwas weniger dick und breit als die Thuͤrſtoͤcke
ſelbſt. Durch ihr Eingeſchneide Figur 72,
halten ſie die Thuͤrſtoͤcke aus einander, daß dieſe
ſich nicht zuſammen neigen koͤnnen. Zu dem Ende
erhalten auch die Thuͤrſtoͤcke oben Eingeſchneide, ſo
daß die Kappen genau daran paſſen. Es iſt rath-
ſam, beide — Kappen und Thuͤrſtoͤcke, aus geriſ-
ſenem, nicht aus geſchnittenem Holze zu machen;
denn letzteres zerſplittert gern, weil es ſelten nach
dem Faden geſchnitten wird, und macht Bruͤche.


Wenn nun die Thuͤrſtoͤcke geſetzt und die Kap-
pen aufgelegt ſind, ſo werden laͤngſt denſelben auſ-
ſerwaͤrts, eichene Bohlen in Figur 71, e von 2 Zoll
Dicke und noch druͤber, auf einander in die Hoͤhe
geſetzt, und an die Thuͤrſtoͤcke angenagelt. Dieſe
Bohlen muͤſſen wenigſtens noch 1 Fuß laͤnger ſeyn,
als
[355] als die Entfernung von 2 Paar Thuͤrſtoͤcken, da-
mit die Bohlen nicht ſo leicht von einander, und
von den Thuͤrſtoͤcken abſchnappen. Auf dieſe Art
werden beide Seiten der Striegelroͤſche zugemacht.
Statt der Bohlen kann man ſich auch, wiewohl
mit geringerer Dauer, ſolcher eichenen Pfaͤhle be-
dienen, als in §. 160. angefuͤhrt und beſchrieben
ſind. Dieſe Pfaͤhle muͤſſen dicht genug geſchlagen
werden, und zwar ſo, daß ſtets die Koͤpfe der fol-
genden, uͤber die Schwaͤnze der vorhergehenden
uͤbergreifen, nach Figur 73, d. Hiedurch wird
das Eindringen des Schuttes, der beiher mit an
den Seiten der Striegelroͤſchen aufgefuͤhrt wird,
abgehalten, und dieß Verfahren, durch ſolche Pfaͤhle
den Schutt ſeitwaͤrts abzuhalten, heißt man das
Verſchießen.


Hinter die Bohlen oder hinter die Pfaͤhle
ſchlaͤgt man gern erſt eine 16 Zoll ſtarke Raſen-
wand, (auch wohl Thon) und wenn dieſe fertig
geworden iſt, ſo ſtuͤrzt man beiher auch gleich
Schutt an dieſelbe an, daß ſie ſich nicht loszieht
und alles in eine Arbeit koͤmmt.


Bei weiter fortgeſetzter Arbeit werden endlich
auch die Kappen, erſt mit Bohlen oder mit Pfaͤh-
len bedeckt, dann ½ Fuß hoch Raſen darauf gelegt,
und hierauf der Damm wie gewoͤhnlich mit
Schutt ꝛc. weiter aufgebauet. Man kann auch
die Kappen gleich anfangs mit Bohlen oder Pfaͤh-
len bedecken, nur muͤſſen ſolche bei der Arbeit nicht
verruͤckt werden.


Um
[356]

Um aber bequem durch die Roͤſche hindurch
kommen zu koͤnnen, ſchlaͤgt man auch wohl, wenn
ſchon die Kappen bedeckt ſind, zwiſchen jedes Paar
Thuͤrſtoͤcke, Spreizen von 3 bis 4 Zoll Staͤrke
uͤber die Abſchußgerenne. Dieſe Spreizen heißen
Stége, und auf ſie legt man geſchnittene Boh-
lenſtuͤcke, (Pfoſten) auf denen man gehn kann.
Mehrentheils aber laͤßt man ſie weg, um den Raum
zu gewinnen. Will man dieſe Roͤſchen ganz berg-
maͤnniſch anlegen, ſo ſehe man zu weiterm Unter-
richte uͤber dieſe Holzarbeit, des vortrefflichen:
von Oppels Bericht vom Bergbau, nach, wo
auch die Verzimmerung mit abgehandelt iſt.


Striegelroͤſchen, die nicht in den Damm, ſon-
dern in die Widerlagen kommen, und auch ver-
zimmert werden muͤſſen, werden auf gleiche Art
mit dem Holzwerte behandelt, nur daß man da
nicht noͤthig hat, viel Schutt hinter und uͤber die
Pfaͤhle zu fahren, weil der Schutt, ſo wie die
Roͤſche weiter in den Berg hinein getrieben wird,
immer beiher gleich oben und an den Seiten, mit
abgefangen und verſchoſſen werden muß.


§. 165.

Wir kommen jetzt auf die gemauerten Striegel-
roͤſchen. Auch dieſe macht man von gleicher Weite
wie die verzimmerten, nur ihre Hoͤhe wird abgeaͤn-
dert; denn dieſe betraͤgt bei gemauerten Striegel-
roͤſchen gewoͤhnlich nur 4 Fuß im Lichten.


Zur
[357]

Zur Woͤlbung des Bogens uͤber die Roͤſche
kann man ſo gut flache Bogenſtuͤcke als volle halb-
kreisfoͤrmige nehmen, da ſie allerwaͤrts Druck und
Gegendruck bekommen. Ein Fuß Bogendicke iſt
daher auch voͤllig hinlaͤnglich fuͤr ſie, und die
Staͤrke der Mauer kann da, wo der Bogen auf-
zuruhen kommt, 16 bis 18 Zoll ſeyn.


Ein Haupterforderniß iſt es, daß man dem
ganzen Gewoͤlbe einen guten Grund verſchaffe, und
die ſtehende Mauer der Roͤſche nach dem Damme
zu etwas doſſire, wie bei den Futtermauern zu ge-
ſchehen pflegt. Das Mauerrecht kann ¼ der Hoͤhe
der geſammten Mauer betragen, daß ſie deſto dau-
erhafter und gegen allen Druck ſattſam geſichert
werde.


Da wo die Mauer der Naͤſſe nicht zu ſtark aus-
geſetzt iſt, kann man ſich der Maurung mit Moͤr-
tel bedienen, wie man ihn gewoͤhnlich von Kalk zu
machen gewohnt iſt. Wo hingegen die Mauer
ins Waſſer oder ſolchem nahe kommt, muß man
Waſſermoͤrtel, oder auch die oben angefuͤhrte ſcharfe
Maurung gebrauchen, vorausgeſetzt, daß man
nur Bruchſteine und keine Quader zu vermauren
hat. Inzwiſchen, auch bei letztern iſt der Waſ-
ſermoͤrtel ſehr dienlich, und der oben angegebene
iſt nicht zu theuer und von großer Feſtigkeit.


Da wo die Mauer dem Striegelſchachte nahe
kommt, muß man aus Vorſicht, ſowohl hinter der
ſtehenden Mauer, als auch vorzuͤglich uͤber dem ge-
mauerten Bogen, 1½ Fuß ſtark Thon derb auf-
ſtam-
[358] ſtampfen, um alle Naͤſſe von der Mauer abzuhal-
ten. Jedoch darf dieß nicht eher geſchehen, als
bis die Mauer ſchon ihre volle Feſtigkeit erhalten
hat; denn ſonſt wuͤrde die durch das Stampfen
verurſachte Erſchuͤtterung, der Mauer ohnfehlbar
nachtheilig werden. Dieß Ueberdecken der Mauer
mit Thon iſt uͤberhaupt der ganzen Roͤſche, ſo
wie allen Gewoͤlben, die im Schutte u. ſ. w. ſtehn,
ſehr zutraͤglich.


Die Mauer ſelbſt wird in dem fuͤr ſie aufge-
worfenen kleinen Grundgraben aufgefuͤhrt, und
nachmals uͤber Lehrbogen, welche die beliebige Ge-
ſtalt des Bogens haben, den man der Roͤſche ge-
ben will, fertig gemacht. Eine Arbeit, die jeder
maͤßig verſtaͤndige Mauermeiſter verrichten kann.


Iſt die ganze Mauer von der Ruͤckenſeite des
Dammes an, in einem fort bis an den Striegel-
ſchacht hingefuͤhrt, und das Gewoͤlbe fertig, ſo
wird entweder das Grundgerenne hinein geſchoben
und ordentlich gelegt, wie es ſich nach dem Obigen
gehoͤrt, oder man laͤßt fuͤr das Waſſer gleich einen
kleinen Graben einmauern, (welches noch beſſer iſt)
der in der Mitte tief, an beiden Seiten ziemlich
hoch iſt, und von Waſſerdichten Steinen, die
nicht zu klein ſind, verfertigt wird. Am rathſam-
ſten iſt es indeß allemal, dieſen gemauerten Gra-
ben mit der Mauer der Striegelroͤſche ſelbſt, nicht
in Verbindung zu bringen, weil man doch oͤfters
repariren muß, wenn beſtaͤndig Waſſer aus dem
Teiche geht; man muͤßte denn auch dieſen Graben
mit
[359] mit Waſſermoͤrtel machen wollen. Da bleibt denn
in beiden Faͤllen die Striegelroͤſchenmauer unange-
fochten, und wird bei den Reparaturen gar nicht
beruͤhrt.


§. 166.
Fluthbetten.

Fluthbetten, wilde Fluthen, Aus-
fluthen
, ſind ſeitwaͤrts in oder neben den Daͤm-
men gemachte große Oeffnungen (Ausſchnitte),
durch welche bei ſchnellen und ſtarken Waſſerergieſ-
ſungen, die uͤberfluͤßige Menge deſſelben, die
man nicht nutzen kann oder will, abzieht. Eigent-
lich iſt es willkuͤhrlich, ob man die Fluthbetten rechts
oder links eines Dammes legt. Jedoch wenn man
ſonſt keine weitern Abſichten bei ihrer Anlage hat,
als den Ablauf des Waſſers und Feſtigkeit derſel-
ben, ſo liegen ſie auf derjenigen Seite am beſten,
wo die Geſteinſchichten vom Damme hinweg nach
den Widerlagen zu, fallen und ſtreichen. Unter
dieſen Umſtaͤnden und Beſchaffenheiten des Geſtei-
nes ziehn ſich die Waſſer, die etwa in kleinen
Kluͤften durch die Sohle und die Seiten des Fluth-
bettes gehn moͤchten, vom Damme hinweg in die
Widerlagen, koͤnnen alſo dem Damme keinen Nach-
theil bringen. Allein ſowohl in dieſen als in den-
jenigen Faͤllen, wo die Geſteinſchichten dem Dam-
me zufallen, muß man ſie dennoch nie zu nahe bei
das Ende des Dammes bringen, und wenn uͤber-
haupt das Geſtein in den Widerlagen unguͤnſtig
faͤllt,
[360] faͤllt, iſt es nothwendig, ſie weiter von den Daͤm-
men zu entfernen, und ſie tiefer in die Widerla-
gen hinein zu legen.


Wenn die Entfernung derſelben vom Damme
betraͤchtlich iſt, ſo muß man vorher, ehe man ſie
wirklich anlegt, von dem Ende der Kappe des
Dammes hinweg, bis zu dem beliebigen Puncte,
wo man ſie hinbringen will, abwaͤgen, damit ſie
gleich anfangs gehoͤrig tief angeſetzt werden koͤn-
nen, und die Sohle derſelben nicht zu flach oder
zu tief ausgebracht werde. Auch muß man dar-
auf Ruͤckſicht nehmen, daß ſie dem am Damme auf-
geſtuͤrzten Schutte nicht zu nahe kommen, und den
Damm bei ihrem Ausfluſſe beſchaͤdigen koͤnnen.


Wenn Graͤben, Waſſerleitungen in Roͤhren,
und andere Anlagen, unterhalb des Dammes, und
zumal gleich in der Naͤhe deſſelben vorhanden ſind,
muß man darauf Acht haben, ob man die uͤber-
fallenden Waſſer nicht gleich wieder benutzen koͤnne,
oder ob ſie nicht dieſen ſaͤmmtlichen Anlagen hier
oder dort ſehr ſchaͤdlich werden duͤrften. Wo Wie-
ſen am Damme liegen, muß dieß ebenfalls bemerkt
werden, und ſo koͤnnen mehrere Umſtaͤnde eintre-
ten, welche ihre Lage bald hier bald dorthin ver-
legen. Indeſſen kann man ſich oͤfters helfen, ohne
die Fluthbetten wo anders hin zu verlegen. Z. E.
bei Graͤben, welche in der Naͤhe derſelben ſind,
wendet man ſo viel daran, und laͤßt ſie an denje-
nigen Stellen, wo die Waſſer aus den Fluthbetten
in ſie hineintreten, oder queer durch ſie hindurch
fal-
[361] fallen — wie das oͤfters ſich ereignen kann, —
uͤberbauen. Da ſchießt das Waſſer uͤber den Gra-
ben hinweg, und kann keinen Unrath, Steine ꝛc.
in den Graben hinein fuͤhren. Das Ueberbauen
ſelbſt kann mit Holz oder Stein geſchehn.


§. 167.

Die Fluthbetten gewaͤhren den Daͤmmen ſehr
viel Sicherheit gegen Ausbruͤche und Ueberſchwem-
mungen, wenn ſie gehoͤrig weit und tief angelegt
ſind. Man lernt ſie nicht beſſer ſchaͤtzen, als bei
Wolkenbruͤchen, oder wenn des Fruͤhjahrs der im
Winter gefallene und angehaͤufte Schnee, durch
ploͤtzlich entſtandenes Thauwetter, eine groͤße Waſ-
ſermenge auf einmal in die Teiche ſtroͤmen laͤßt.
Weit entlegene Teiche, zu denen die Waͤrter nicht
ſo ſchnell kommen, und die Striegel gleich ziehn
koͤnnen, gerathen in ſolchen Faͤllen oͤfters in keine
geringe Gefahr, und koͤmmt man ihnen nicht zu
rechter Zeit zu Huͤlfe, ſo brechen ſie gar aus, und
werden ruinirt. Man ſollte glauben, das Waſ-
ſer griffe bei dieſen Ausbruchen zuerſt die Bruſt-
ſeite des Dammes an; allein man irrt ſich, das
uͤberſtroͤmende Waſſer reißt ſich ſtets zuerſt auf der
Ruͤckenſeite des Dammes kleine Graͤben ein, die
ſich bald durch das Aus- und Unterwaſchen ver-
groͤßern, da die Dammerde und der Schutt nicht
allzu ſchwer iſt. So wie aber erſt unterwaͤrts die
Unterſtuͤtzung des Schuttes wegfaͤllt, ſo geben die
hoͤher gelegenen Schichten immer mehr nach, bis
zur
[362] zur Kappe hinauf, ſenken ſich, und das uͤberſtroͤ-
mende Waſſer bekoͤmmt immer groͤßere Oeffnungen
zum Durchſtroͤmen, wobei ſich mit der groͤßern
ausſtroͤmenden Quantitaͤt, auch die Gewalt und
Schnelligkeit deſſelben vergroͤßert, die, wenn ſie
erſt die Oeffnung 8 bis 10 Fuß tief, und eben
ſo weit gemacht hat, deſto reißender und un-
aufhaltbarer wird, und ſich groͤßtentheils mit dem
gaͤnzlichen Ausbruche des Dammes endigt. Allem
dem helfen die Fluthbetten ſattſam ab, wenn ſie,
wie es die jedesmalige Groͤße des Teiches erfor-
dert, gehoͤrig weit und tief angelegt werden.


Die Weite der Fluthbetten richtet ſich haupt-
ſaͤchlich nur nach der Groͤße des Teiches und ſei-
nes Spiegels. Gewoͤhnlich macht man ſie fuͤr
maͤßige Teiche, 16 bis 20 Fuß weit, fuͤr große
Teiche bis 28 Fuß weit. Die Beſchaffenheit der
Zugaͤnge des Waſſers in den Teich muß hiebei
mit in Betracht gezogen werden. Kleinere Teiche
erhalten zwiſchen 12 bis 16 Fuß weite Fluthbet-
ten. Unter maͤßig großen Teichen verſtehe ich ſol-
che, die wenigſtens 5 thuͤringiſche Waldmorgen
Teichſpiegel Flaͤche haben, bei dem hoͤchſten Waſ-
ſerſtande. Große Teiche ſind dann ſolche, die
uͤber 10 ſolcher Morgen, auf ihrem groͤßten
Spiegel, Flaͤcheninhalt haben.


Die Tiefe derſelben macht man von der Kappe
des Dammes niederwaͤrts gerechnet, nie unter 8
Fuß. Bei großen Teichen kann ſie bis auf 12 Fuß
ſteigen.


Soll
[363]

Soll aber eine ſo große Waſſermenge auf ein-
mal durch das Fluthbette gehen koͤnnen, ohne ihm
durch das Reißen, und durch das Emporheben der
Flaͤchen deſſelben, nachtheilig zu werden, ſo darf
man ſie nicht ſchlechtweg auf das Gerathewohl bloß
ausbringen und ſie dann ihrem Schickſale uͤberlaſ-
ſen, ſondern man muß ihnen durch eine wohlge-
gruͤndete und dauerhafte Verbindung, gegen die
Gewalt des Waſſers, hinlaͤngliche Sicherheit ſchaf-
fen. Dieß kann ſowohl durch Holzwerk, als durch
Maurung geſchehn, und daher finden ſich gemau-
erte und mit Holz ausgeſetzte Fluthbetten. Von
letztern ſoll im folgenden §., von erſtern weiter un-
ten geredet werden.


§. 168.
1) Fluthbetten, die mit Holz verwahrt werden.

Bei allen Fluthbetten, alſo auch bei dieſen, hat
man erſtlich die Befeſtigung des Bodens der-
ſelben, zweitens ihrer Waͤnde zu betrachten.
Wo nun Holz gebraucht werden ſoll, verfaͤhrt man
folgendermaaßen.


Sobald als das Fluthbette bis auf die benoͤ-
thigte Weite und Tiefe, wobei fuͤr die Dicke jeder
aufzufuͤhrenden Wand und des Bodens, 1 Fuß
rechts und links an der Weite, und eben ſo viel
zum wenigſten an der Tiefe zugegeben werden
muß, — ausgebracht iſt, und der Grund, uͤber
welchen die Waſſer ausfließen ſollen, eine ſolche
Beſchaffenheit hat, daß er von dem Waſſer in kur-
zem
[364] zem ausgewaſchen, und alſo jede der Seitenwaͤnde
bald einſtuͤrzen wuͤrde, ſchafft man eichenes Holz her-
bei, um den Grund und die Seiten zu verwahren.
Dieß kann auf gleiche Art geſchehen, wie man die
hoͤlzernen Wehre zu erbauen pflegt.


Man legt bei dem Eingange in das Fluth-
bette einen Vorfluther an; nur daß man hier
gewoͤhnlich nicht ſo viel Pfaͤhle einzurammen noͤ-
thig hat, als bei den Heerden zu geſchehen
pflegt. Dieſe Art, den Grund des Fluthbettes
(die Sohle deſſelben) zu verwahren, hat das ſehr
Gute, daß, wenn ja einmal ein Feld ſchadhaft ge-
worden iſt, die um ſelbiges herum oder anliegen-
den Felder, nicht dadurch leiden, ſondern unver-
ſehrt bleiben, und bei den Reparaturen nicht an-
geriſſen zu werden brauchen. Die Feſtigkeit des
Ganzen gewinnt hiebei außerordentlich.


Man ſchlaͤgt alſo nur, wo es noͤthig iſt, beim
Anfange und Ende jeder Grundſchwelle des
Fluthbettes, Pfaͤhle unter ſie ein, daß die Grund-
ſchwellen Halt bekommen, wenn ſie ſeitwaͤrts nicht
genugſam verwahrt werden koͤnnen, welches nur
ſelten der Fall iſt.


Waͤre es alſo nicht wohl moͤglich, nach Figur
74 die Schwelle a b zu befeſtigen, ſo ramme man
bei a und b, eichene 8 Zoll ins Gevierte ſtarke
Pfaͤhle ein, an dieſer ihre Koͤpfe ſchneide man Za-
pfen an, und lege dann uͤber die Breite des Fluth-
bettes die Schwelle a b auf die Pfaͤhle auf, nach-
dem ſie zuvor gehoͤrig zu den Zapfen an den Pfaͤh-
len
[365] len gelocht worden iſt. Auf gleiche Weiſe ver-
fahre man bei c d, e f, g h; alsdann lege man
auf dieſe Grundſchwellen laͤngſt den Seitenwaͤn-
den des Fluthbettes hinaus, andere Schwellen ll,
welche auf die Queerſchwellen gut eingelaſſen,
und durch eiſerne Nagel an einander angezogen
werden muͤſſen. Die Queerſchwellen kann man
zuvor, wenn es die Breite des Fluthbet-
tes noͤthig macht, durch Mittelſchwellen verbin-
den. Ferner errichte man auf dieſe Schwellen,
nach der gegebenen Hoͤhe des Fluthbettes, doch
nicht unter 9 Fuß lang geſchnittene Saͤulen m m
in Figur 75 von eichenem Holze und gewoͤhnlicher
Saͤulenſtaͤrke; da ſie dem Seitendrucke gleichfalls
widerſtehen ſollen, darf man ſie nicht wohl uͤber
4 Fuß im Lichten von einander entfernen; beſſer iſt
es, ſie naͤher zu ſetzen. Auf dieſe Saͤulen kommen
nachmals Plattſtuͤcke n n zu liegen, in welche die
ſo eben genannten Saͤulen m m, gleichfalls ein-
gezapft werden.


Da aber die Seitenwaͤnde wegen des Seiten-
drucks ſich in kurzem gegen einander neigen wuͤr-
den, ſo iſt es noͤthig, daß ſie erſt durch Riegel o,
und oben noch durch Queerbalken p, Fig. 75. ver-
bunden, und durch dieſe aus einander gehalten
werden. Dieſe Queerbalken unterſtuͤtzt man un-
terwaͤrts durch kleine Streben, q, in Fig. 76; dann
koͤnnen ſie ſich gar nicht ſenken.


Es iſt aber nicht erforderlich, daß uͤber jede
Saͤule der Seitenwand ein ſolcher Queerbalken mit
Teichb. A aStre-
[366] Streben komme, ſondern man kann ſie nur um die
dritte oder vierte Saͤule anbringen, bis zu Ende
des Fluthbettes.


Will man dieſe Queerbalken nicht gebrauchen,
ſo muß man das Saͤulwerk der Seitenwaͤnde, durch
Verankerung an beiden Seiten, haltbar zu ma-
chen ſuchen.


§. 169.

Wenn Beides, Saͤul- und Grundwerk, fertig
iſt, ſo wird erſteres verſchaalt, letzteres aber
ausgemauert.


Die Verſchaalung beſteht aus geſchnittenem
eichenen Holze, oder aus Bohlen, welche an und
uͤber einander, hinter die Saͤulen und vor das Ge-
birge gelegt werden, daß dieſes nicht zwiſchen den
Saͤulen durchfallen, und das Fluthbette verſtuͤr-
zen kann.


Wenn es der Raum leidet, ſo heftet man ſie
wechſelsweiſe an die Saͤulen mit eiſernen Nageln
an; wenn man aber hierzu nicht kommen kann, ſo
ſtoͤßt man ſie nur zwiſchen das Saͤulwerk und das
Gebirge, und treibt ſie von oben nieder ſo dicht
auf einander an, daß nur wenig oder nichts, zwi-
ſchen zwei auf einander liegenden Bohlen durch-
zurollen im Stande iſt. Auf dieſe Art verfaͤhrt
man bis zur ganzen Hoͤhe des Saͤulwerks hinauf,
und bis ans Ende der Laͤnge deſſelben, auf bei-
den Seiten des Fluthbettes; dann iſt die Verſchaa-
lung mit Bohlen fertig.


Mit
[367]

Mit zerſpaltenem Holze geht man auf gleiche
Weiſe zu Werke, nur wird dieß nicht ſo accurat;
ſtarkes geſchnittenes Holz iſt dagegen ſehr gut auf
aͤhnliche Art zu gebrauchen.


Die zwiſchen dem Grundwerke leer gebliebenen
Felder mauert man ſo aus, daß alle Mauerſteine
auf die hohe Kante geſetzt werden, und moͤglichſt
dicht an einander kommen. Weil aber dennoch im-
mer kleine Oeffnungen zwiſchen den Mauerſteinen
bleiben, ſo wird jedes ausgemauertes Feld, etwa 2
bis 3 Finger hoch mit Sande bedeckt, dann nimmt
man einen Harken, der enggeſtellte Zinken hat,
und zieht den ausgeſtreueten Sand immer hin und
her, auf dem gemauerten Felde, bis ſich davon
die kleinen Loͤcherchen ganz ausfuͤllen. Wenn kein
Sand mehr auf dem Pflaſter uͤbrig iſt, ſo beſchuͤt-
tet man es uͤberall mit etlichen Eimern Waſſer,
und wenn der Sand dadurch ſich in den Loͤchern
geſetzet hat, ſo ſtreuet man abermals friſchen dar-
auf, und harkt ihn auf gleiche Weiſe hin und her.
Dieß treibt man ſo lange, bis alle Loͤcherchen voll
ſind, und nichts mehr faſſen koͤnnen.


Es iſt gut, wenn man in das Waſſer zum Be-
gießen des Pflaſters eine gute Portion des beſten
Thones einruͤhrt, und ſolchen darinnen aufloͤſet.
Dieſes Thonwaſſer verbindet den Sand deſto beſſer.
Wenn im Teiche ſelbſt, truͤbes Waſſer iſt, wie ſich
das bei neuen Teichen oft zutraͤgt, ſo ſchlemmt dieß
die Loͤcher von ſelbſt zu, wofern ſie nicht allzugroß
ſind. Endlich werden alle fertig ausgemauerten
A a 2Fel-
[368] Felder mit einer Handramme noch ſtark uͤber-
ſtampft, damit ſich alle Steine feſt in einander
klemmen.


§. 170.
2) Gemauerte Fluthbetten.

Weit rathſamer iſt es allemal, bei den Fluth-
betten das Holzwerk, ſo viel als irgend moͤglich iſt,
wegzulaſſen, und dafuͤr Maurung zu nehmen. In
dieſem Falle mauert man Grund- und Seitenwaͤn-
de gleich in eins auf, da erhaͤlt man ein feſtes dau-
erhaftes Werk. Hiebei geht man denn folgender-
geſtalt an die Arbeit.


Wenn das Fluthbette gehoͤrig weit und tief aus-
gehauen iſt, ſo faßt man die Sohle und macht ſie,
wenn ſie fuͤr ſich ſelbſt keinen tauglichen Boden ab-
giebt, Mauer und Futtermauern zu tragen, —
entweder durch Pfaͤhle oder durch einen gemauerten
Grund, geſchickt ſolche zu unterſtuͤtzen.


Bei dem Eingange in das Fluthbette, vom
Teiche her nach dem Damme zu, fangen ſich die,
ſeitwaͤrts etwas in die Seiten zuruͤckgelegten Fut-
termauern an, wie Figur 77 zeigt, und gehn den
beiden Stoͤßen des ausgehauenen Gebirges nach,
bis ans Ende des Fluthbettes hintern Damm. Die
Dicke dieſer Futtermauern richtet ſich nach der
Hoͤhe, bis auf die man ſie auffuͤhren muß. Man
gebe ihnen oben fuͤr 10 Fuß Hoͤhe nicht unter 2
Fuß, fuͤr 15 Fuß nicht unter 2½ Fuß obere Dicke.
Da ſie vom Seitendrucke zu leiden haben, ſo be-
duͤr-
[369] duͤrfen ſie am Fuße gleichfalls eines Mauerrechts,
wie andere Mauern, die man hinlaͤnglich ſichern
will. Dieß kann in dem 5ten Theile der gan-
zen Hoͤhe der Mauer beſtehn. Aus dieſen gegebe-
nen Stuͤcken findet man dann die Dicke der Fut-
termauern auf dem Grunde, da ſie ſelten hoͤher als
15 Fuß werden, gleich ihrer obern Dicke, wo-
zu das Mauerrecht addirt iſt
. Das
Mauerrecht ſelbſt, kann man vor der Arbeit und
Auffuͤhrung der Mauern, in 4 Theile theilen, und
einen Theil davon vorn zur Boͤſchung der Mauer
an der Waſſerſeite, die andern 3 Theile deſſelben
hinter die Mauer — der druͤckenden Laſt des Ge-
birges entgegen legen. Allenfalls kann man auch
den Futtermauern kleine Pfeiler nach der in Figur
77 angezeigten Form anſetzen, welche ſehr gute
Dienſte thun.


Nach dieſen Beſtimmungen mauert man die
Seitenwaͤnde auf, bis ſie ihre benoͤthigte Hoͤhe
und Laͤnge haben, ingleichen auch den Boden
des Fluthbettes. Der letztere wird indeß nur
15 bis 18 Zoll hoch mit Steinen gepflaſtert.
Zum Mauern der vorgenannten Stuͤcke, nimmt
man lieber große und platte, als kleine und
mehr rund gebildete Steine, weil die Mauer
von dem durch das Fluthbette ſtroͤmenden
Waſſer ſehr angegriffen und erſchuͤttert wird.
Aus gleichem Grunde darf man auch nur
trockne Maurung gebrauchen, man muͤßte denn
Waſ-
[370] Waſſermoͤrtel nehmen. Quader ſind auch hier das
allerbeſte Material.


Nach einiger Meinung iſt in dem Vorigen die
Dicke der Futtermauern, vielleicht als etwas zu
ſtark angegeben. Da aber zu vermuthen ſteht, daß
da, wo Teiche gebauet werden, kein allzugroßer
Mangel an Bruchſteinen ſeyn wird, ſo mag die an-
gegebne Dicke leicht beibehalten und entſchuldigt
werden, zumal da bei der trockenen Maurung,
wenn auch dieſe bei ihrer Struktur die groͤßte
Sorgfalt und Fleiß erhaͤlt, dennoch gegen eine
andere mit gutem Moͤrtel aufgefuͤhrte Mauer, et-
was an Staͤrke und Feſtigkeit abgehn duͤrfte.


Wenn die Mauern hoch genug ſind, ſo belegt
man ſie oben mit großen Stein- oder Schieferplat-
ten, um allenfalls auf ihnen hin und her gehn zu
koͤnnen, ohne Steine von ihnen herabzuſtoßen.


Dann und wann in dieſe Futtermauern, Holz-
ſaͤulen mit daran geſetzten Stendern einzumauern,
wodurch man oͤfters aber ſehr irrig ſolche Mauern
feſter zu machen gedenkt, iſt ganz falſch, weil es
die genaue und gute Verbindung der Mauer un-
ter ſich ſelbſt hindert und ſchwaͤcht, anſtatt ſie zu
befoͤrdern.


Den Boden des Fluthbettes kann man mit Vor-
theil, nach Figur 78, in beſondern Feldern mau-
ern laſſen; dieſe halten ſehr gut, und wenn etwas
ſchadhaft geworden, kann es leicht ausgebeſſert wer-
den, ohne daß die angelegenen Felder leiden. Eine
Hauptbedingung iſt es ferner, daß man den geman-
erten
[371] erten Boden des Fluthbettes, wenn er fertig iſt,
recht ſtark ſtampfe, daß die Steine eine recht feſte
Lage bekommen. Die uͤbrige Behandlung ergiebt
ſich von ſelbſt ohne weitere Erinnerungen.


§. 171.

Da die Widerlagen der Daͤmme oftermals aus
feſtem Geſtein beſtehn, ſo kann man vielleicht beide
Futtermauern, und bei Holzwerk beide Seitenwaͤn-
de, oder zum wenigſten eine derſelben erſparen. Das
Fluthbette wird nemlich aus dem feſten Geſtein
ausgehauen, wobei man Acht giebt, wie das Ge-
ſtein geſchichtet iſt, faͤllt, und ſtreicht. Auf der-
jenigen Seite alſo, wo man befuͤrchten muß, daß
die Geſteinlagen, wegen der Schichtung, nicht wer-
den ruhig bleiben, und uͤber kurz oder lang her-
einſchurren, und das Fluthbette verſchuͤtten, muß
man vorbauen und ſie bei Zeiten abfangen. Dieß
geſchieht alles nach dem Vorhergehenden.


Wenn das Geſtein nur etliche und zwanzig
Ruthen lang und breit ſeine Schichtung behaͤlt,
ſo iſt das Verbauen immer nur auf der einen Seite
noͤthig. Denn wenn nach Figur 79 das Stuͤck a b
c d
ausgebracht iſt, und ſolches das Fluthbette im
Profil bedeutet, ſo wird die Seite a b keiner wei-
tern Verwahrung von außen her beduͤrfen, weil
die Schichten a e, f g in ſich ſelbſt Unterſtuͤtzung
und Verwahrung haben, vermoͤge der ihnen von
der Natur angewieſenen Lage. Ganz anders ver-
haͤlt es ſich mit der entgegengeſetzten Seite d c;
denn
[372] denn bei dieſer ſind die Stuͤcken d und h i kei-
nesweges gegen das Hereinſtuͤrzen geſichert, wel-
ches den Seitendruck verurſachen kann. Hier iſt
alſo eine Seitenwand noͤthig, und dieſe deſto
ſtaͤrker zu machen, je hoͤher und ſteiler d k
wird.


Auf dieſer Seite muß man dasjenige Ge-
ſtein, welches ſehr locker und rollig iſt, und eine
allzuhohe Seitenwand erfordern wuͤrde, gleich an-
fangs bei dem Ausbringen des Fluthbettes, rein
abraͤumen und abfuͤllen laſſen, daß der Druck, wo
nicht ganz gehoben doch vermindert werde, und
keine doppelten Koſten aufzuwenden ſind. Bei ſo
hohen und ſteilen Waͤnden, kann auch fuͤr die Ar-
beiter Lebensgefahr entſtehen, wenn man nicht
ſehr vorſichtig iſt, weil die Arbeiter, welche vor
den Stoͤßen ſtehen muͤſſen, das hoch uͤber ihnen
Gelegene nicht ſo vor Augen haben, und daher
nicht ſo beobachten koͤnnen, als das, ſo niedriger
liegt. Wenn daher große Stuͤcke bei der Erſchuͤt-
terung ſich losziehn, und endlich herabfallen, ſo
koͤnnen oͤfters die Arbeiter nicht ſchnell genug ent-
rinnen, und werden alſo, weil ſie ohnehin be-
taͤubt werden, und nicht wiſſen, wohin ſie gleich
retiriren ſollen, verſtuͤrzt, und ihrer geſunden
Glieder oder gar des Lebens beraubt.


Wird die Mauer an einer Seite ſehr lang,
und iſt der Seitendruck nicht gar zu ſehr zu fuͤrch-
ten, ſo kann man hin und wieder, wenn und wo
es die Feſtigkeit leidet, Bogen in die Mauer machen,
und
[373] und dadurch an den Koſten etwas erſparen, ohne
daß die Mauer ſelbſt, an Guͤte verloͤre.


Damit aber die aus den Fluthbetten ſich her-
abſtuͤrzenden Waſſer, welche durch ihren Fall eine
betraͤchtliche Gewalt erlangen, unten am Damme
oder auf dem Thalgrunde nicht zu ſehr einwuͤhlen
und Schaden anrichten, iſt es ſehr rathſam, große
Steine, welche ſehr feſt ſind und viele Ecken und
ſcharfe Kanten haben, hinzulegen. Auf dieſen
zerſchellt das ausgeſtroͤmte Waſſer in lauter kleine
Theile, und verliert ſeine Gewalt. Dieſe Stelle
darf ohnehin dem Damme nicht gar zu nahe ge-
bracht werden, ſondern muß wenigſtens 12 Fuß
von der aͤußern Boͤſchung, und dem Fuße des
Dammes entfernt ſeyn. Will man nach der, dem
Schuſſe des Waſſers am meiſten ausgeſetzten Seite,
eine Mauer vorziehn, ſo iſt das ebenfalls nicht zu
verwerfen. Bei Sonnenſchein giebt das uͤberfluͤßige,
aus dem Fluthbette ſtroͤmende Waſſer durch ſeinen
Fall auf die vorgelegten Steine, den Augen ein
angenehmes Schauſpiel.


§. 172.

Es ereignet ſich gar nicht ſelten, daß auch
Fahrwege uͤber die Daͤmme hinweg gehn, und mei-
ſtentheils geſchieht dieß laͤngſt der Directionslinie
derſelben. Eigentlich ſollten nun zwar gar keine
ſolchen Fahrwege auf Teichdaͤmmen geduldet wer-
den, weil ſie die Daͤmme gar zu ſehr beſchaͤdigen.
Denn die eingefahrnen Gleiſen ſetzen ſich voll Waſ-
ſer;
[374] ſer; dieſes zieht ſich in die Daͤmme ein, durchweicht
ſie immer tiefer, und deswegen koͤnnen ſie immer-
mehr ausgefahren werden. Auch zieht ſich, zu-
mal bei neuen Daͤmmen, der Schutt durch das
Ruͤtteln und Stoßen der Wagen, von dem Raſen-
haupte oder der Thonbruſt loß, oder das Waſſer
waͤſcht Graͤben vom Damme herab; kurz, die Folge
des Fahrens iſt faſt immer Nachtheil.


Wenn es aber ja nicht zu aͤndern ſeyn ſollte
und nothwendig die Fuhre uͤber einen Damm ge-
ſtattet werden muß, ſo iſt es noͤthig, die Kappe
gegen die Gewalt des Fuhrwerks hinreichend zu
verwahren. Dieß kann fuͤglich auf die Art geſche-
hen, daß man, wenn der Damm allbereits fertig
geworden iſt, die Kappe mit ziemlich langen und
auf die hohe Kante geſtellten Steinen, pflaſtern
laͤßt. Dann ſtuͤrzt man einen Fuß hoch Sand auf
dieſes Pflaſter, und geſtattet nicht, daß binnen dem
erſten halben Jahre nach Vollendung des neuen
Dammes daruͤber gefahren werde. Wird nach
Verlauf dieſer Zeit der Damm wirklich befahren,
ſo muß gleich anfangs immer noch friſche Bedek-
kung (Sand) auf das Pflaſter gefahren, und die
Kappe recht gut damit bedeckt gehalten werden,
daß ſich entweder gar keine Gleiſen einfahren
konnen, oder die eingefahrnen gleich wieder aus-
fuͤllen.


Um dieſer Fahrwege willen, muß man denn
auch die Fluthbetten bis auf eine gehoͤrige Breite
zudecken, daß man ſie mit dem Geſchirre paſſiren
kann.
[375] kann. Solch eine Bedeckung des Fluthbettes ſtellt
gleichſam eine Bruͤcke vor.


Will man nun dieſe Bruͤcken von Holz ma-
chen, ſo legt man zuerſt, ſowohl an derjenigen
Seite des Fluthbettes, die zunaͤchſt am Damme
liegt, als auch an der andern an der Widerlage,
einen eichenen Lagerſchwellen, parallel mit dieſen
Seitenwaͤnden, doch in einer Entfernung von 4
Fuß (zum wenigſten,) von den innern Flaͤchen des
Fluthbettes, damit bei Holzwerk die Blattſtuͤcke
der Waͤnde und dieſe ſelbſt, bei Maurung aber die
Futtermauern, nicht leiden moͤgen.


Auf dieſe Schwellen oder Lager werden Queer-
balken von 16 bis 20 Zoll Staͤrke ins Quadrat,
uͤber das Fluthbette uͤber gelegt, deren Laͤnge ſich
nach der Weite deſſelben richtet, ſo auch nach der-
jenigen Laͤnge, um welche dieſe Queerbalken, uͤber
die Waͤnde des Fluthbettes und die daſelbſt befind-
lichen Lager, uͤberreichen ſollen. Gewoͤhnlich legt
man 3 ſolcher Queerbalken uͤber, und wenn man
die Ueberfahrt recht ſicher machen will, 4 derſel-
ben. Ihre Entfernung — man mag ſo viel
Queerbalken uͤberlegen und die Bruͤcke ſo breit ma-
chen, als man will — ſey hoͤchſtens 4 Fuß im
Lichten. Ueber dieſe Queerbalken legt man wieder
halbkluͤftig geſpaltenes eichenes Holz von 8 bis 10
Zoll Dicke. Die Laͤnge des Kluftholzes muß der
Breite des Fahrweges und der Bruͤcke angemeſſen
ſeyn. Will man 3 Queerbalken legen, und ſoll
jeder von dem andern 4 Fuß entfernet ſeyn, ſo
wird
[376] wird man dem Kluftholze nicht unter 13 Fuß Laͤn-
ge geben duͤrfen, wenn es gut aufgenagelt und
auch noch etwas uͤber die Queerbalken (Lagerbal-
ken
) hinweg reichen ſoll, um dieſe fuͤr der Naͤſſe
zu ſchuͤtzen.


Seitwaͤrts wird das Kluftholz etwas behauen,
daß es deſto beſſer an einander ſtoͤßt, und dann
mit ſeiner breiten Seite, und mit langen eiſernen
½ zoͤlligen Nageln, auf die Lagerbalken aufgena-
gelt. Bei [...]ieſem Legen und Aufnageln des Kluft-
holzes verfaͤhrt man ſo, daß man das breite Ende
des einen Stuͤckes, gegen das ſchmale Ende des
andern legt; ſo wird Staͤrke und Schwaͤche, wie
auch das Breite und das Schmale des Kluftholzes
gleichfoͤrmig vertheilt.


Auf das Kluftholz wird nachher 1 Fuß hoch
Schutt aufgefahren, recht geharkt, und etwas zu-
ſammengeſtoßen, daß die Pferde ſicher auftreten
koͤnnen, und das Holz nicht unmittelbar von den
Wagen angegriffen werde. Dieß iſt die leichteſte
Methode, ſolche Bruͤcken zu machen. Beſſer aber
iſt die folgende.


§. 173.

Wenn man ſolche hoͤlzerne Ueberfahrten recht
ordentlich machen will, ſo verfaͤhrt man mit der
Legung der Lager und Lagerbalken, wie im vori-
gen § gezeigt worden. Zur Bedeckung der Lager-
balken nimmt man aber nicht Kluftholz, ſondern
ge-
[377] geſpaltenes und nach allen 4 Seiten behauenes
Holz, von der erforderlichen Laͤnge; oder man
nimmt beſonders dazu geſchnittenes Holz. Dieß
legt man dann dicht an einander hinweg, uͤber die
Lagerbalken queer uͤber, und nagelt es auf, und
dahin, wo die Radeſpuren hinkommen, nagelt man
wieder auf das ſchon aufgenagelte geſchnittene oder
behauene Holz, Bohlenſtuͤcke von 18 bis 20 Zoll
Laͤnge, 3 bis 4 Zoll Dicke, und beliebiger Breite,
auf und dicht an einander hinweg. Da leidet
dann das queer uͤber die Lagerbalken gelegte Holz
deſto weniger, und kann ſehr lange liegen, beſon-
ders, wenn man es mit etwas Sand beſtuͤrzt, daß
die Pferde nicht unmittelbar mit den Hufeiſen daſ-
ſelbe angreifen koͤnnen.


Wenn die Weite des Fluthbettes ſehr betraͤcht-
lich iſt, und 16 Fuß uͤberſchreitet, ſo waͤhlt man
in dieſen Faͤllen fuͤr das uͤbergehende Fuhrwerk,
lieber einen gehoͤrig ſtarken und weiten gemauerten
Bogen. Weil dieſer aber bei einer großen Weite
entweder zu hoch, oder zu flach werden duͤrfte, als
daß er bei der bekannten Art und Weiſe zu mauren,
die unſern Mauermeiſtern eigen iſt, Dauer und
voͤllige Sicherheit fuͤr die uͤberfahrenden Laſten ver-
ſpraͤche, ſo nimmt man lieber 2 kleinere Bogen.
Da hat man denn in Acht zu nehmen, daß die Bo-
gen und Widerlagen hinreichenden Grund, Staͤr-
ke, und Feſtigkeit bekommen, und daß die Pfeiler
zwiſchen den Bogen nicht zu dick werden, um den
ſchnellen Abzug des Waſſers nicht zu verhindern.
Aus
[378] Aus dieſem Grunde wuͤrden Bogen, nach Halbkrei-
ſen geformt, hier ſehr fehlerhaft angebracht ſeyn;
bei der mehrentheils geringern Weite dieſer Bo-
gen, muß man daher ſtets flache waͤhlen, die mit
der gehoͤrigen Vorſicht und Aufmerkſamkeit anzu-
legen ſind. Ueber die Anlage und Berechnung der
Bruͤckenpfeiler und Widerlagen, ſehe man Beli-
dors
Ingenierkunſt nach.


§. 174.

Ehe wir noch die Fluthbette verlaſſen und wei-
ter gehen, muͤſſen hier noch einige Erinnerungen
beigebracht werden.


Wenn Ueberfahrten uͤber die Fluthbette gemacht
werden, ſo iſt es noͤthig, ſolche an beiden Seiten
nicht frei zu laſſen, ſondern ſie mit einem Gelaͤn-
der zu verſehen; und damit dieſes nicht beſchaͤdigt
wird, ſetzt man an die 4 Enden und in die Mitte
der Gelaͤnder, Radſtoͤße an, daß die Raͤder
demſelben nicht zu nahe kommen. Dergleichen
Gelaͤnder ſollten uͤberhaupt, da wo Fahrwege uͤber
die Daͤmme gehen, nie fehlen, ſondern von der
Kappe angerechnet, wenigſtens 4 Fuß hoch in
einem fort, an der Kappe hinaus, von dem einen
Ende des Dammes bis zum andern gefuͤhrt wer-
den, wie zum Beiſpiel an dem ſchoͤnen und großen
Oderteichdamme auf dem Oberharze nicht ver-
nachlaͤßigt iſt. Dadurch wird mit wenigen Koſten,
oft großes Ungluͤck verhuͤtet.


Vorn
[379]

Vorn bei dem Eingange in die Fluthbette,
kann man, um benoͤthigten Falles die Waſſer zu
ſammlen, einen Schutz anbringen, den man auf-
zieht oder niederlaͤßt, je nachdem die Umſtaͤnde dieß
oder jenes verlangen. Wie es die Muͤller mit
ihren Schuͤtzen zu machen pflegen, kann man auch
hier verfahren. Man bringe nemlich eine liegende
Welle an, auf welche die an dem Schutzbrette be-
findlichen Ketten aufgewickelt werden. Ans Ende
der Welle koͤmmt an einer Seite ein Klinkhaken,
der entweder in Vertiefungen, die in die Welle ge-
macht ſind, eingreift, oder in ein kleines eiſernes
gezahntes Rad faßt, welches an derjenigen Welle
befeſtigt iſt, um die ſich die Ketten aufwinden.
Sind die Zaͤhne an einem ſolchen Rade nicht all-
zugroß und weit von einander entfernt, ſo kann
man den Schutz dadurch ſehr genau ſtellen. In
die Aufwindewelle werden 3 oder 4 Loͤcher von
1½ Zoll Staͤrke gebohrt, in welche man Pfloͤcke
von 18 Zoll Laͤnge mit ihrer Spitze einſteckt, und
die Welle mittelſt derſelben umdreht.


Oder, man macht ein Kammrad von 3 Fuß
im Durchmeſſer an die Aufwindewelle; in dieſes
Kammrad ſteckt man von 8 zu 8 Zollen, Kaͤmme,
die 6 Zoll lang und 1½ Zoll dick ſind, und hier
voͤllig rund bleiben. An dieſen Kaͤmmen kann
man anfaſſen, und das Rad mit der Welle um-
drehn, und alſo den daran haͤngenden Schutz auf-
winden. Die Ketten, an denen der Schutz an der
Welle haͤngt, muͤſſen ſaͤmmtlich gleich lang ange-
heftet
[380] heftet ſeyn, damit der Schutz bei dem Aufwin-
den allerwaͤrts gleich hoch von dem Boden aufge-
zogen werde.


Die Friction, die bei dem Aufziehen des Schuz-
zes in den Nuthen entſteht, iſt hier von keinem
erheblichen Belange; wer ſolche inzwiſchen konnen
lernen will, mag Herrn Hofrath Kaͤſtners Hy-
drodynamik, und andere dahin einſchlagenden
Schriften nachleſen.


§. 175.
Rechen.

Noch ein Stuͤck, das mit den Fluthbetten in
Verbindung ſteht, iſt der Rechen. Er beſteht
aus einer Menge zwiſchen Stuͤtzen dicht neben
einander geſtellter hoͤlzerner Staͤbe, die unten und
oben in Holz eingelaſſen ſind, daß ſie ſich nicht be-
wegen und von dem Waſſer mit fortgefuͤhrt wer-
den koͤnnen. Stehen die Staͤbe ſenkrecht, ſo heißt
das alsdann ein ſtehender Rechen, im Ge-
genſatze des liegenden, bei welchem die Staͤbe ſchief
gegen eine horizontal Ebne, (z. E. gegen das Waſ-
ſer) geſtellt ſind, wo ſie alsdann mehr liegen als
ſtehen. Man bringt die Rechen gewoͤhnlich vor
den Eingang der Fluthbette, und ſie ſollen dazu
dienen, den Durchgang der groͤßern Fiſche durch
das Fluthbette zu verhindern, wenn die Waſſer
im Teiche durch ſolches abziehen. Ihre Figur iſt
eigentlich willkuͤhrlich; doch macht man ſie entwe-
der
[381] der nach einer geraden Linie, oder in Form eines
Dreiecks. Die letztern zieht man deshalb vor,
weil das Laub und Reiſig, welches auf dem Waſ-
ſer ſchwimmt, und beim Ausfließen des Waſſers
mit aus dem Teiche durch das Fluthbette durchzu-
gehen trachtet, ſich nicht ſo ſtark zwiſchen die Staͤbe
des Rechens ſetzt, und ſie nicht ſo leicht verſtopft,
wie bei erſtern geſchehen ſoll.


Die Laͤnge eines jeden Rechens richtet ſich nach
der Weite des Fluthbettes, vor welchen ſie vorge-
ſtellt werden ſollen. Ihre Hoͤhe iſt 6 bis 8 Fuß
mit der Holzdicke der Schwellen und Rahmen, je
nachdem die Fluthbette flaͤcher oder tiefer ſind.


Zu den geradlinigten Rechen braucht man,
nach Figur 80, 2 Docken b b, von 8 Zoll Staͤrke
ins Gevierte. Sie werden an die Enden der
Weite des Fluthbettes, bei dem Eingange in daſ-
ſelbe, eingerammt. In dieſe Docken kommt unten
auf den Boden des Fluthbettes die kleine Schwel-
le c, in welche die Staͤbe eingeſetzt werden, wenn
zuvor die Docken und die Schwelle gehoͤrig feſt-
geſetzt und gelegt ſind. Oben uͤber die, in die
untere Schwelle eingeſetzten Staͤbe, koͤmmt der
Rahmen a zu liegen, in welchen gleichfalls die
Staͤbe eingelaſſen werden.


Sowohl bei dieſer als bei der folgenden Art
Rechen, werden die Staͤbe viereckt geſchnitten oder
gehauen, und zwar 2 Zoll ins Quadrat ſtark.
Ihre Laͤnge ergiebt ſich aus der Hoͤhe, die man
dem Rechen nach Maasgabe der Tiefe des Fluth-
Teichb. B bbettes
[382] bettes geben will. Die Entfernung der Staͤbe
in den Rechen darf weder zu enge, noch zu weit
ſeyn; denn im erſten Falle wuͤrde das Waſſer ver-
hindert, ſchnell zwiſchen den Staͤben durchlaufen
zu koͤnnen; im zweiten Falle wuͤrden die Fiſche
zwiſchen den Staͤben durchgehen, und aus dem
Teiche hinweg kommen; dieß waͤre aber ganz gegen
die Abſicht der Rechen. Die Entfernung zweier
Staͤbe darf daher im Lichten hoͤchſtens nur 2 Zoll
betragen. Die Loͤcher zu den Staͤben werden in
die Schwellen und Rahmen auf die Art einge-
meiſſelt, daß die Ecken derſelben ſo gegen die lange
Seite des Holzes gerichtet ſind, wie Figur 83
zeigt.


Sind die Staͤbe geſetzt, ſo werden die Docken,
Rahmen, und Schwellen, bei i, k, l und m, ver-
nagelt, und dann iſt der Rechen fertig. Um aber
hinter ihm ſtehen oder gehen, und das vorgeſchwom-
mene Laub, Reiſig ꝛc. aus dem Teiche heraus
ſchoͤpfen zu koͤnnen, legt man in der Mitte der
Hoͤhe des Rechens einen Steg lang an ihm hin-
aus, auf dem man von einer Seite des Fluthbet-
tes zur andern gelangen mag.


§. 176.

Zu einem dreieckten Rechen ſind mit den
Schwellen und Docken aͤhnliche Vorrichtungen
noͤthig, wie bei den im vorigen § erwaͤhnten; und
wenn hier im Saͤulenwerke nicht viel veraͤndert
wird,
[383] wird, ſo kommen doch die Staͤbe anders zu ſtehen.
Auch iſt mehreres Holz noͤthig.


Es werden naͤmlich außer den vorigen, hier
noch 2 Schwellen e e in Figur 81, und 2 Blatt-
oder Rahmſtuͤcke h h, nebſt einer Saͤule g in Fi-
gur 82 erfordert. Die Saͤule g koͤmmt alsdann
an die Spitze des Dreiecks, welches der Rechen
bilden ſoll. Uebrigens bleibt die Behandlungs-
art dieſelbe wie im vorigen §, und hat nichts
Schwieriges.


Man muß wohl darauf bedacht ſeyn, den
Rechen ſowohl auf dem Grunde, als an den Seiten
des Fluthbettes, ſehr feſt anliegen zu machen, er
mag uͤbrigens ein gerader oder dreieckter ſeyn.
Vernachlaͤßigt man dieß, ſo koͤnnte er bei großem
und hohem Waſſer wohl gar gehoben werden, und
die Fiſche durchgehen.


Wo kleine Fiſchteiche ſind, oder auch oͤfters
da, wo nur Graͤben in oder aus Teichen heraus
gehen, macht man kleine Rechen vor, an denen ſich
das Laub anſammlet, und dann von Zeit zu Zeit
ausgeworfen wird. Die Forellenſpruͤnge ſind auch
eine Art von Rechen, und zwar liegen ſie, ſtatt
daß andere Rechen meiſtentheils ſenkrecht ſtehen.
Die Schiefe aller liegenden Rechen kann 45 Grad
ſeyn. Figur 84 zeigt ſie von der Seite, wo a b
der Waſſerſtand ſeyn mag. Die ſtehenden Rechen
ſind indeſſen bei weitem die gewoͤhnlichſten.


Man kann an die Rechen eben ſo gut Waſſer-
ſchuͤtze anbringen, wie bei Fluthbetten ohne Rechen.
B b 2Ver-
[384] Verbindet man die Schuͤtze und Rechen mit einan-
der, ſo koͤmmt man noch wohlfeiler dazu, als wenn
Schutze und Rechen, jeder allein angelegt werden.
Man kann ſie naͤmlich ſehr bequem an den zwei
Docken der Rechen, die an den Enden des Fluth-
bettes ſtehen, mit andringen; doch muß es ſo ge-
ſchehen, daß durch das Aufziehen der Schuͤtze der
Rechen nicht leidet.


Bei Striegelroͤſchen neben den Daͤmmen in den
Widerlagen macht man auch vor das Mundloch
im Teichraume kleine Rechen vor, und zwar des-
wegen, um den Unrath von der Roͤſche abzuhalten,
durch welchen ſonſt die Oeffnung des Zapfengeren-
nes leicht verſtopft werden koͤnnte.


§. 177.
Bekleidung der Erd- und Schuttdaͤmme.

Wenn der ganze Teich fertig iſt, und die Ar-
beiten am Damme und ſeinen Anlagen ſo weit ge-
bracht ſind, daß die Vollendung des Werkes bevor-
ſteht, ſo bleibt noch uͤbrig den Damm zu beklei-
den
. Die Bekleidung iſt alſo die letzte Arbeit,
und dient weniger und faſt gar nicht dazu, dem
Damme mehrere Sicherheit und Staͤrke zu verſchaf-
fen, als ſeinem außern Anſehn, etwas mehreres Ge-
faͤlliges zu geben.


Ueberhaupt beſteht ſie darinn, daß man den
aufgefuͤhrten Damm, der gewoͤhnlich bis dahin
unanſehnlich iſt, (wegen der vielen Unebenheiten)
an ſeiner Bruſt- und Ruͤckenſeite, ingleichen auf
der
[385] der Kappe, uͤber und uͤber von der Kappe an, an
beiden Boͤſchungen ganz hinab mit feinem Schutte
uͤberſtuͤrzt. Hier wird denn vorzuͤglich dahin ge-
ſehen, daß oben auf der Kappe alles fein wage-
recht eingeebnet werde, daß die Directionslinien
und Kanten des Dammes auf der Kappe ſo gerade
als moͤglich, parallel fortlaufend, und recht ſcharf
ſichtbar werden, endlich daß alle Ausbauchungen
und Vertiefungen durch den uͤbergeſtuͤrzten Schutt,
an den Boͤſchungen ſich verlieren, jede Boͤſchung
alſo einer geraden Flaͤche, die gleichſam auf den
Damm aufgelegt iſt, gleich komme.


Bei gemauerten Daͤmmen muß dieſe Beklei-
dung natuͤrlicherweiſe wegen der Maurung ſelbſt
wegfallen. Der Schutt, deſſen man ſich zur Be-
kleidung bedienen will, muß gaͤnzlich von allen
Steinen, die groͤßer als ein Ei ſind, gereinigt wer-
den, und — wenn man ihn von mancherlei Arten
haben kann, ſehr bindig ſeyn, daß er bald feſt
werde, bewachſe, und durch Regen nicht ſo leicht
ab- oder ausgewaſchen werde. Blos leimiger,
und feinem Sande aͤhnlicher Schutt, iſt demnach
ebenfalls untauglich, ſo gut wie große Steine.
Eiſenſchuͤßiger Schutt hat deswegen vor allen den
Vorzug. Das Auswaſchen zu verhindern, laͤßt
man auch wohl den fertig bekleideten Damm, vor
einem nahe zu erwartenden Regen, mit Heuſaa-
men beſtreuen, daß er bald bewaͤchſt. Weil die
Steinplatten leicht ſchurren, und der Naͤſſe Gele-
genheit geben, ſich ohne Muͤhe neben ihnen einzu-
wa-
[386] waſchen, ſo muß man ſie bei der Bekleidung weg-
laſſen.


Nicht ſelten pflegt man vor der wirklichen Be-
kleidung erſt in den Damm und zwar an der
Bruſtſeite, mehrere Reihen 5 Fuß langer und 3
bis 4 Zoll ins Gevierte dicker, ellerner oder eiche-
ner Pfaͤhle zu ſchlagen, denen man in der Reihe
fort 3 Fuß Entfernung giebt. Jede Reihe Pfaͤhle
wird nach der Directionslinie des Dammes geſchla-
gen, und erhaͤlt von der folgenden Reihe 5 Fuß
Abſtand. Die Pfaͤhle ſelbſt muͤſſen alle in Quin-
cuncem geſchlagen werden. Dann ſteht jeder ge-
gen der Mitte den 2 in der obern und untern
Reihe befindlichen gegen uͤber. Sie verhindern
in etwas das Abwaſchen, brechen auch den Wel-
lenſtoß, wenn ſie dick genug geſchlagen werden.


Koͤmmt an die Bruſtſeite Terraßmauer, ſo iſt
daſelbſt die Bekleidung ganz unnoͤthig, ſo auch die
Pfaͤhle.


Die ſcharfen Kanten der Kappe bepflanzt man
gern an beiden Boͤſchungen des Dammes mit
jungen Weiden, deren Wurzeln tief eindringen,
und dadurch der Kappe Halt verſchaffen. Wenn
Fahrwege uͤber die Daͤmme gehen, iſt dieß vorzuͤg-
lich nuͤtzlich.


Vier-
[387]

Viertes Hauptſtuͤck.
Specielle Beſchreibung der Arbeiten
und Anlagen bei gemauerten
Daͤmmen
.


§. 178.

In dem Vorhergehenden iſt bisher die Rede
von Erd- und Schuttdaͤmmen geweſen, und das
dahin Gehoͤrige ſaͤmmtlich, ſo wie es die Grenzen
dieſes Buches verſtatteten, abgehandelt worden.
Es bleibt daher noch uͤbrig, der gemauerten Daͤm-
me nun gleichfalls zu gedenken, und — ob ſie
gleich viel ſeltener gewaͤhlt werden, da ſie mehr in
die Koſten fallen, als die eben beſchriebenen —
auch von ihnen das Noͤthigſte beizubringen.


Nicht blos im Allgemeinen, wie das nothwen-
dig der Fall ſeyn muß, ſondern auch in vielen ſpe-
ciellen Stuͤcken, kommen die gemauerten Daͤmme,
mit denen die von Erde und Schutt errichtet wer-
den, genau uͤberein. Was daher im Vorigen von
der Lage, von den Maaßen, und — ſo weit von
der bloßen Maurung die Rede war — von der
Bearbeitung der ganz gemauerten Striegelſchaͤch-
te, der ſteinernen Gerenne, des Zapfens, der Za-
pfenſtange, der zu ihnen gehoͤrigen Zangen, der
gemauerten Striegelroͤſchen und Fluthbette, wegen
der Rechen, Gelaͤnder und Bruͤcken, — geſagt
war, das hat auch hier ſeine volle Anwendung,
und
[388] und braucht deshalb nicht von neuem geſagt zu
werden; wobei jedoch vorausgeſetzt wird, daß
man bei gemauerten Daͤmmen noch weit wenigern
oder faſt gar keinen Gebrauch vom Holze und der
Holzarbeit macht, den Zapfen, Rechen, und das
Fluthbette ausgenommen.


Dieſe Daͤmme weichen daher in ſo fern von Erd-
und Schuttdaͤmmen, nur in der Bearbeitung im
Großen hauptſaͤchlich ab, und was außer dem ſo
eben Angefuͤhrten, noch bei ihnen von dem Obigen
anwendbar ſeyn moͤchte, wird Jeden gleich die ge-
ſunde Vernunft lehren.


Nach §. 16 werden die gemauerten Daͤmme
vorzuͤglich auf zweierlei Art aufgefuͤhrt, nemlich


  • 1) ſo, daß man ſie durch und durch mauert, und
    ſie blos von Steinen und Moͤrtel erbauet,
    ohne ſich auch mit des Schuttes zu bedie-
    nen, oder
  • 2) ſo, daß man ſie zum Theil von Mauer, zum
    Theil mit Schutt auffuͤhrt. Dieß kann aber
    wieder auf verſchiedene Weiſe, und zwar
    • a) ſo geſchehen, daß die Mauer in der Mit-
      te, und der Schutt vor und hinter ihr
      liegt, oder
    • b) ſo, daß der Schutt in der Mitte iſt, vorn
      und hinten dagegen Mauer vorſteht.

Wird nun die erſte Art, oder diejenigen, wel-
che ganz gemauert werden, von Quadern, und
nicht von Bruchſteinen aufgefuͤhrt, und koͤmmt
zwiſchen die Quader ein guter haltbarer Moͤrtel;
wer-
[389] werden ferner die Quader unter ſich ſelbſt gehoͤrig
verbunden: ſo verdienen dieſe Daͤmme ohn-
ſtreitig bei weitem den Vorzug vor allen andern.
Solche Daͤmme von ſattſamer Dicke, und auf ei-
nem guten Fundamente angelegt, ſind vermoͤgend
Jahrhunderten zu trotzen, und allen gegen ſie wir-
kenden Kraͤften aͤußerſt zu widerſtehen; vorausge-
ſetzt, daß außer den genannten, auch die andern
noͤthigen Vorſichtsregeln, ſowohl in Anſehung
der Anlage, als auch des Baues ſelbſt, beobach-
tet ſind.


Dieſe Daͤmme uͤbertreffen aber auch gewoͤhn-
lich alle andere Arten von Teichbauten ſehr an-
ſehnlich an Koſten. Deswegen gehoͤren zu ihnen
betraͤchtliche Vorſchuͤſſe, wenn ſie nicht mit Scha-
den ſollen aufgefuͤhrt worden. Ingleichen erfor-
dern ſie meiſtentheils wegen der Herbeiſchaffung
der Quader und des andern dazu gehoͤrigen theuern
Makerials laͤngere Zeit zum Bau. Ein merkwuͤr-
diger Teichdamm von dieſer Art iſt in Frankreich
bei Saint Ferriol, von Paul Riquet de bon
repos
angelegt, der bis jetzt ſeines gleichen in der
Welt nicht hat.


Will man aber gemauerte Daͤmme nicht von
Quadern, ſondern von Bruchſteinen auffuͤhren,
ohne ſich dabei eines Waſſermoͤrtels zu bedienen,
ſo ſcheinen die zwei vorhin unter a und b bemerk-
ten Arten, ſie aufzufuͤhren, dienlicher zu ſeyn, zu-
mal da ſie nicht ſo theuer zu ſtehen kommen. Dieß
ſind denn auch die gewoͤhnlichern Methoden, und
nach
[390] nach der unter b angefuͤhrten, iſt der bekannte
große Oderteichdamm auf dem Oberharze [...]nweit
Oderbruͤck, erbauet worden, der unter [...]t ange-
legten, und eben ſo gut erbaueten Daͤmmen billig
mit oben an zu ſtehen verdient. Schon oben iſt
dieſes Teiches erwaͤhnt, und zum Nachleſen auch
eine gute Schrift angefuͤhrt.


Um der Deutlichkeit nicht zu ſchaden, ſoll jede
dieſer Arten von gemauerten Daͤmmen, fuͤr ſich
naͤher betrachtet werden. Die Leſer ſind dann im
Stande, deſto richtigere Urtheile uͤber ſie zu faͤllen.
Zuvor aber folgen hier noch einige Betrachtungen,
die zwar eigentlich in der erſten Abtheilung mit
Platz haben ſollten, jedoch um eine deſto deutlichere
Ueberſicht der Arbeiten bei gemauerten Daͤmmen zu
geben, hieher verlegt ſind.


§. 179.

Eine wichtige Frage, die ſich bei naͤherer Be-
trachtung der gemauerten Daͤmme gleich aufdringt,
iſt dieſe: Wie dick ſoll eigentlich eine ſolche Mauer
werden, die einen durch und durch ſteinernen Damm
vorſtellen ſoll? und wie dick wird die Mauer dann
werden muͤſſen, wenn Mauer und Schutt zugleich
den Damm bilden ſollen? Hierauf dient uͤberhaupt
zur Antwort: Man ſieht gleich, daß im erſten Falle
dieſe Dicke, der benoͤthigten Staͤrke des Dam-
mes
, mit der ſolcher dem Waſſerdrucke entgegen
wirken ſoll, entſprechen muͤſſe. Im zweiten
Falle hingegen iſt es an und fuͤr ſich willkuͤhr-
lich,
[391]lich, wie ſtark man die Mauern machen will,
wofern nur — ſie moͤgen liegen wo ſie wol-
len, — ihr Gewicht, ſammt dem des
beiher mit zum Damme gebrauchten
Schuttes, Moͤrtels ꝛc.
, voͤllig hinlaͤnglich
iſt, dem Waſſerdrucke zu widerſtehen.
Beides — Waſſerdruck und Gegenwirkung der
Daͤmme, iſt oben in den allgemeinen Betrachtun-
gen zu finden gelehrt worden. Man wende alſo
jene Regeln auch in dieſen Faͤllen an.


Bei dem erſten Falle, wenn der Damm ganz
von Stein erbauet wird, iſt gar keine Schwierig-
keit. Denn da die Hoͤhe des Dammes, der ge-
mauert werden ſoll, durch die benoͤthigte Hoͤhe des
Waſſerſtandes im Teiche, zu welcher noch die Hoͤhe
des Anſchlags addirt wird, jedesmal gegeben iſt,
ſo laſſe man alles, wie oben bei der Berechnung der
benoͤthigten Staͤrke der Daͤmme geſetzt iſt, und er-
forſche nur das Gewicht eines Kubicfußes derjeni-
gen Geſteinart und des Moͤrtels, die man bei dem
Bau des Dammes hauptſaͤchlich brauchen will
oder kann. Dieſe gefundene Schwere darf man
dann nur in der obigen Berechnung ſtatt γ in den
Formeln ſubſtituiren, und die Rechnung, wie dort
hinlaͤnglich gezeigt iſt, anſtellen. Dann legt man
die Verſtaͤrkung, die man dem Damme noch durch
die Kappe
geben will, an die Bruſt- und Ruͤk-
kenſeite deſſelben an, ſo ergiebt ſich daraus die Boͤ-
ſchung vorn und hinten, und hiernach kann man
alsdann arbeiten laſſen.


In-
[392]

Indeſſen merke man Folgendes: Weil das Ge-
wicht eines Kubicfußes, der aus einem ganzen
Stuͤck Stein gehauen wurde, ſchwerer iſt, als
das Gewicht eines Kubicfußes deſſelben Geſteines,
der aus Stuͤcken zuſammengeſetzt iſt, (weil hier
viele Raͤume entſtehen, die bei dem dichten Kubic-
fuße ausgefuͤllt ſind und fehlen,) ſo muß man das
gefundene Gewicht eines Kubicfußes von dichtem
Geſtein noch etwas vermindern, ehe man es in
obiger Formel ſtatt γ ſubſtituirt, ſonſt
wuͤrde man ein falſches Reſultat erhalten. Dieſe
Verminderung kann man uͤberhaupt zu ½ der
Schwere eines ſolchen Kubicfußes anſetzen, und
alſo nur ⅘ von derſelben in Rechnung bringen.


Am beſten thut man wohl, man nimmt das
durch ſelbſt gemachte Verſuche gefundene Gewicht
eines Kubicfußes, der aus Geſteinſtuͤcken zuſam-
men geſetzt iſt, in der Rechnung zum Behufe der
Praxis an, ſo erhaͤlt man nachmals in der Aus-
uͤbung nicht zu wenig, ſondern eher mehr, weil bei
der Maurung ſelbſt, die leeren Zwiſchenraͤume noch
mit Moͤrtel und Zwickſteinen ausgefuͤllt werden.


§. 180.

Bei dem zweiten der im vorigen §. angefuͤhr-
ten Faͤlle, wenn nemlich die Mauer in die Mitte
oder an die Außenſeiten des Dammes kommen
ſoll, ſuche man entweder zwiſchen dem Gewichte
eines Kubicfußes Schutt, und derjenigen Geſtein-
art,
[393] art, von welcher hauptſaͤchlich der Damm aufge-
fuͤhrt werden ſoll, durch Verſuche die mittlere Pro-
portional-Schwere, und ſubſtituire ſolche ſtatt γ
in der vorhin angefuͤhrten Formel; oder — man
erforſche fuͤr die zur Probe angenommene Dicke des
Dammes, die eigentliche Schwere ſowohl der ge-
ſammten Mauer, als auch des geſammten Schut-
tes in dieſem Damme, alles nach Anleitung des
Obigen, und addire dieſe beiden gefundenen
Summen der Schwere eines jeden (ſowohl des
Schuttes als auch der Mauer). Dieſe Hauptſum-
me vergleiche man dann ferner noch mit dem
ausgemittelten Waſſerdrucke, woraus
ſich bald ergiebt, ob der Damm zu ſchwach, oder
zu ſtark, oder eben recht ſey. Endlich lege man
die Verſtaͤrkung, die man dem Damme durch die
Kappe geben will, an die Bruſt- und Ruͤckenſeite
an, ſo iſt man fertig.


Allein die verſchiedene Lage der Mauern macht
dennoch auch eine verſchiedene Beſtimmung der
Dicke derſelben. Soll nemlich die Mauer in die
Mitte des Dammes kommen, ſo bleibt es voͤllig
willkuͤhrlich, wie dick man ſie oben an der Kappe
und unten auf dem Grunde machen will, wofern
man nur ihre Feſtigkeit moͤglichſt vollkommen zu
machen ſucht; denn alsdann muß allezeit ſo viel
Schutt vor und hinter ſie geſtuͤrzt werden, bis der
Damm durch ſein ſaͤmmtliches Gewicht, die gegen
den Waſſerdruck benoͤthigte Friction giebt; und
Laſten hat eine ſolche Mauer auch nicht zu tragen.


Sol-
[394]

Sollen aber die Mauern vorn und hinten an
des Dammes Boͤſchungen kommen, ſo muß man
da abermals unterſcheiden; die Mauern an der
Boͤſchung bekommen Seitendruck auszuſtehen, oder
nicht. Im letzten Falle, wenn die Boͤſchung z. E.
45° oder drunter iſt, iſt es gleichfalls willkuͤhrlich,
wie dick man ſie machen will doch giebt man ih-
nen dann oben an der Kappe nie gern unter 2 Fuß
Dicke, damit ſie Feſtigkeit genug erhalten.


Wirkt aber ein Seitendruck gegen die Mauer,
wie z. E. bei Boͤſchungen uͤber 45° ſo muͤſſen ſie
im Betreff ihrer Dicke wie Futtermauern beurtheilt
werden. Hieruͤber mehreres im folgenden §.


§. 181.

Die Erfahrung zeigt, daß Mauern, die nur auf
der einen ihrer groͤßten Seitenflaͤchen ſeitwaͤrts
gedruͤckt werden, weit mehr leiden als Mauern,
deren beide Seitenflaͤchen einem Seitendrucke aus-
geſetzt ſind. Solche Mauern muͤſſen alſo eine
jenem Seitendrucke gewachſene Staͤrke und
Dicke bekommen. Jene erhalten ſie durch eine
genaue Verbindung, dieſe — richtet ſich nach ihrer
Hoͤhe.


Wenn nun ein gemauerter Damm an ſeinen
Außenſeiten ſolche Mauern haben ſoll, ſo gebe man
ihnen nach ihrer gegebenen Hoͤhe eine ſolche Dicke,
wie ſie der vortreffliche Belidor beſtimmt. Zu
dem Ende ſteht hier eine kleine Tabelle, aus welcher
die Dicke dieſer Mauern, wie ſie beſagter Autor
ange-
[395] angegeben hat, gleich ohne Muͤhe zu finden iſt.
Man darf ſolche daher bei der Ausfuͤhrung nur
nachſehen, ſo erſpart man ſich alle Weitlaͤuftigkeit.


Fuͤr noch groͤßere Hoͤhen kann man in aͤhnlichen
Verhaͤltniſſen zulegen.


Den 5ten Theil der Hoͤhe der Mauer nimmt
man zum Mauerrechte, und ſo erhaͤlt man alſo die
un-
[396]untere Dicke der Mauer auf dem Grunde,
gleich der obern Dicke, zu der das Mauerrecht ad-
dirt iſt.


Dieß Mauerrecht muß aber auf den aͤußern
Seiten des Dammes, und nicht an den innern Flaͤchen
der Mauer angeſetzt werden. Aus ihm ergiebt
ſich auch die Boͤſchung des Dammes, die man je-
doch noch abaͤndern kann, durch die Vergroͤßerung
und Verringerung der Kappenbreite und des Boͤ-
ſchungswinkels.


Bei gemauerten Daͤmmen macht man die Boͤ-
ſchungen vorn und hinten gern gleich, und hinten
beſonders nicht gern unter 45 Grad, weil ſie ſonſt
zu viel von der Witterung und Naͤſſe leiden.


Weil ein Damm von Quadern, wegen der Fi-
gur der Werkſtuͤcke, eine beſſere Verbindung hat,
als einer von Bruchſteinen, ſo braucht er auch we-
niger Boͤſchung als letzterer. Ohne Boͤſchung
aber zu mauern, iſt nie rathſam.


§. 182.
Grundlegen unter gemauerten Daͤmmen.

Es bedarf keines weitlaͤuftigen Nachdenkens,
daß gemauerte Daͤmme einen ſichern Grund haben
muͤſſen, und daß mithin auf ſolchen viel — wo
nicht gar noch mehr Ruͤckſicht zu nehmen iſt, als
bei Erd- und Schuttdaͤmmen gefordert wurde.
Bei letztern hilft man ſich, nach dem Obigen, außer-
ordentlich durch die ſattſam beſchriebenen Thon-
und Raſenbruͤſte; gemauerte Daͤmme hingegen,
beſon-
[397] beſonders wenn ſie gaͤnzlich von Steinen aufge-
fuͤhrt werden ſollen, fordern aller Orten auf der
Dammſohle feſten Grund, und nicht blos vorn,
oder in der Mitte derſelben.


Durch die Vernachlaͤßigung des Grundes koͤn-
nen bei ſolchen gemauerten Daͤmmen, ſo gut wie
bei andern großen Gemaͤuern, Spalten und Riſſe
entſtehen, die allezeit ſehr nachtheilig ſind, wenn
ſie gleich nicht immer den Ruin des ganzen Werks
nach ſich ziehen. Man muß demnach fuͤr gemau-
erte Daͤmme, die man ganz von Steinen auffuͤhren
will, auch auf der ganzen Dammſohle
Grund graben
. So breit werden dann auch
die Schraͤme.


Werden aber die Daͤmme nur zum Theil von
Mauer und zum Theil von Schutt erbauet, ſo er-
haͤlt der Schutt, wenn er in der Mitte zwiſchen
den Mauern liegt, ebenfalls Grundgraben, jedoch
nicht ſo tief als die vor und hinter ihm liegende
Mauer.


Liegt dagegen die Mauer in der Mitte, ſo er-
haͤlt der Schutt an der Bruſtſeite ſo gut wie die
Mauer etwas Grundgraben, das hintere Theil
Schutt an der Ruͤckenſeite aber keinen.


Die Tiefe aller dieſer Grundgraͤben richtet ſich
nach Beſchaffenheit des Bodens und der Groͤße
der auf ihn aufzulegenden Laſt. Bei Mauern
alſo nach der Hoͤhe und Dicke derſelben. Bei
ſchlechten Boden macht man den Grundgraben,
wenn er noch ſo beſchaffen iſt, daß kein Roſt ge-
Teichb. C clegt
[398] legt werden muß, ⅓ oder ⅖ der Hoͤhe der Mauer
tief, auch wohl bei dringenden Umſtaͤnden noch
tiefer. Bei mittelmaͤßigen Boden kann man den
Grund ¼ und bei guten Boden ⅕ oder ⅙ der
Mauer Hoͤhe zur Tiefe geben.


Die Breite dieſer Grundgraben richtet ſich na-
tuͤrlich nach der untern Breite der Mauer, und
wegen des Doſſements, welches die Mauer bekom-
men muß, wird ſie ſtets noch etwas vergroͤßert.


Die Laͤnge derſelben ergiebt ſich aus der Damm-
ſohlenlaͤnge, der ſie ſtets gleich koͤmmt.


Fuͤr den Schutt kann der Grundgraben vorn
oder in der Mitte des Dammes hoͤchſtens ⅛ der
Tiefe des fuͤr eine Mauer an dieſer Stelle auszu-
bringenden Grundgrabens bekommen.


§. 183.

Hier kann denn auch noch folgende Frage:
ſoll in die halbgemauerten, und halb von Schutt
aufgefuͤhrten Daͤmme eine Thon- oder Raſen-
bruſt kommen oder nicht? mit beantwortet werden.


Wer ſolche Daͤmme bauet, und keine Koſten
ſcheuen darf, kann recht wohl noch eine Raſen-
bruſt oder eine von Thon in dieſe Daͤmme hinein-
legen, und dann muß fuͤr dieſe Thon- oder Ra-
ſenbruͤſte auch gleich mit Grund gegraben werden.
Beſonders moͤchte wohl in dem Falle, wenn man
die Maner in die Mitte legt, und vor und hinter
ſolche Schutt geſtuͤrzt wird, die Bruſt nicht un-
dienlich ſeyn. Da muͤßte man denn die Thon-
oder
[399] oder Raſenbruſt dem Waſſer von der Mauer ent-
gegen, und zwar dicht an die Mauer anlegen.
Ihre Staͤrke waͤre nach den obigen Regeln auszu-
mitteln, wie auch uͤbrigens der Damm gebauet
werden moͤchte.


Gegentheils beſtehen Daͤmme mit Futter-
mauern ohne Thon und Raſenbruſt ſehr wohl,
wenn ſie gehoͤrig ſtark und mit der benoͤthigten
Sorgfalt bei der Arbeit, und von ſolchen Schutte
erbauet ſind, der nicht allzuſchlecht iſt, wie z. E.
Sand. Daß ſich indeß auch der Sand im Fall
der Noth bearbeiten laͤßt, ſieht man an den mehr-
mals erwaͤhnten Oderteichdamme, der zwiſchen
ſeinen Futtermauern wie Falvoͤr ſagt, groͤßtentheils
von Granitſand erbauet iſt.


Wie uͤbrigens der Grund ſelbſt behandelt wer-
den muͤſſe, wenn er untauglich ſeyn ſollte, ſowohl
die Mauer als den Schutt zu tragen, zeigen die
ſchon oben gegebenen Regeln hinlaͤnglich an, da
das dort geſagte auch hier nothwendig ſtatt fin-
den muß; man ſehe deshalb im obigen nach, wie
man ſich bei ſchlechten Grunde zu verhalten habe.


§. 184.
Arbeit des Mauerns ſelbſt.

Was die eigentliche Arbeit des Mauerns be-
trifft, ſo kann von ihr in gedraͤngter Kuͤrze geredet
werden, da eines Theils das Mauern eine ſehr be-
C c 2kann-
[400] kannte Arbeit, andern Theils auch hier und dort
manches erwaͤhnt iſt, das hieher Bezug hat.


Im weſentlichen kommt dieſe Arbeit bei den ver-
ſchiedenen Arten der gemauerten Daͤmme dennoch
uͤberein; was alſo noch Unterſchied macht, be-
ruht auf der Verſchiedenheit der Materialien, ih-
rer Struktur, und des Platzes den man ihnen an-
weiſet. Betrachten wir alſo zuerſt die ganz und
gar gemauerten Daͤmme, ſo laſſen ſich ſolche ſo-
wohl von Bruchſteinen, als von Quadern er-
bauen, und bei jenen iſt dieß wieder auf zweierlei
Art vorzuͤglich ins Werk zu richten, naͤmlich auf
gemeine Art, und mit gegoſſenen Mauern.


Bei der Auffuͤhrung ſolcher Daͤmme, die
theils aus Mauer, theils aus Schutt beſtehen, fin-
den die oben angezeigten Arten gleichfalls ſtatl.
Von allen giebt das folgende weitere Nachricht.


§. 185.
Auffuͤhrung durch und durch mit Bruchſteinen gemauerter
Daͤmme und zwar auf gemeine Art.

So wie die Arbeiten am Grundgraben been-
digt ſind, wird die Grundlage, (Grundſchicht,)
durch den ganzen Grundgraben hindurch geſetzt,
(die Bearbeitung des Grundgrabens geſchieht wie
bei Erd- und Schuttdaͤmmen.) Zu dem Ende ſchuͤt-
tet man von dem Moͤrtel, deſſen man ſich bedienen
will, etwa 3 Zoll hoch auf die Grundgrabenſohle.
In
[401] In dieſen Moͤrtel ſetzt man die Steine, die mehr
groß und breit als klein und ſchmal ausgeſucht wer-
den. Der Moͤrtel ſelbſt, darf nicht zu fluͤßig und
nicht zu ſteif ſeyn. So wie er angemacht iſt, muß
er nicht erſt lange unverbraucht ſtehen, weil ſonſt
ſeine Kraft zum Binden verlohren geht, ſondern
gleich verarbeitet, und nur ſoviel davon gemacht
werden, als auf einmal verbraucht wird. Dieſe
nun fertige Grundſchicht wird alsdann mit einer
Handramme, waͤhrend der Moͤrtel noch weich iſt,
maͤßig und nur ein einzigmal uͤberſtampft, damit
die Steine ſich etwas einliegen. Beſſer iſt es aber,
die Steine gleich bei dem Verbinden, mit dem Moͤr-
tel ſo derb zu ſetzen oder zu legen, als es noͤthig
ſcheint, weil der Moͤrtel durch das Stampfen
leicht im Binden gehindert werden kann. Deswe-
gen iſt es ſehr dienlich, noch vor der Maurung
ſelbſt, erſt die Grundgrabenſohle einen Fuß hoch
mit gutem Thon, recht dicht zu uͤberſtampfen.


Auf dieſe unterſte Grundſchicht, mauert man
im folgenden auf gleiche Weiſe, weiter auf, bis
zu Tage heraus, wobei man ſich uͤberhaupt alle
Muͤhe geben muß daß die Mauer ſo dicht als moͤg-
lich werde.


So wie die Mauer uͤber die Dammſohle her-
ausragt, ſortirt man mit Fleiß die vorhandenen
Bruchſteine aus, und beſtimmt alle langen und
platten Steine, vorn zur Boͤſchung der Bruſtſeite.
Auf naͤmliche Art muß auch fuͤr die Ruͤckenſeite ge-
ſorgt werden. Die uͤbrigen mehr runden und
klei-
[402] kleinern Steine nimmt man in der Mitte. (Es
iſt auch noͤthig alle ſogenannten Waſſerſteine zu
verwerfen.) Alsdann muß dem Mauermeiſter
der Boͤſchungswinkel an der Bruſt und Ruͤcken-
ſeite genau angegeben werden, daß die Boͤſchung
nicht unrichtig gemauert, uneben, und um ihr
Anſehn gebracht wird. Deswegen muß der Auf-
ſeher ſelbſt von Zeit zu Zeit nachmeſſen, und
die Winkel viſitiren.


Wenn Gerenne und Striegelſchaͤchte in den
Damm kommen, muß man ihrentwegen gleich bei
Zeiten die gehoͤrigen Anſtalten treffen, und die
Gerenne, nachdem ſie zuvor 1 Fuß hoch mit Thon
rund um uͤberſtampft ſind, dicht vermauern, den
Striegelſchaͤchten hingegen ihre gehoͤrige Oeffnung
geben, und ſie aufmauern.


Hiebei braucht man jedoch die Vorſicht, daß
man das ganze Fundament im Grundgraben, 14
Tage oder 3 Wochen ruhig ſtehen laͤßt, damit es
ſich, ehe man weiter aufmauert, erſt etwas ſetzet.
Dadurch gewinnt die Feſtigkeit. Wo moͤglich fuͤhrt
man die Mauer allerwaͤrts immer gleich hoch auf,
damit ſie nirgends ungleichen Druck bekoͤmmt, waͤh-
rend ſie ihre voͤllige Feſtigkeit noch nicht hat, weil
dadurch nur Riſſe entſtehen.


Auf dieſe ſehr leicht zu begreifende Weiſe wird
der ganze Damm bis zur Kappe hinauf aufgemauert.
Die Kappe ſelbſt wird, ſo bald der Damm ſo weit
fertig iſt, mit großen Steinen, die auf die hohe
Kante geſetzt ſind, gepflaſtert, und die Entfer-
nun-
[403] nungen von 20 zu 20 Fußen mit ſteinernen ge-
hauenen Pfeilern von 16 Zoll Dicke und 7 bis 8
Fuß Laͤnge, verſehen, welche man an den Kan-
ten der Kappe in der angegebenen Weite, und
4 Fuß hoch uͤber die Kappe heraus ſetzt, und
zwiſchen dieſe, nachher tannene Latten, Balken ꝛc.
befeſtigt werden, damit der Damm dadurch ein
Gelaͤnder erhaͤlt. Dann bedeckt man das Pflaſter
einen Fuß hoch mit Sand. Wenn der Damm den
Fluthbetten ſich ſtark naͤhert, ſo fuͤhrt man gern
uͤber dieſe, wenn es noͤthig iſt, die ſteinernen ge-
woͤlbten Bogen gleich in einer Arbeit mit auf,
um dem ganzen mehrere Verbindung zu geben.
Auch mauert man fuͤr die Rechen gleich das noͤ-
thige Holzwerk mit ein; dann erhaͤlt es einen deſto
ſichern Stand, und auch mehr Anſehn.


Iſt der Damm auf eine betraͤchtliche Hoͤhe
uͤberall durch die Maurung empor gebracht, ſo
pflegt dann die Herbeiſchaffung des Materials ſehr
oft, und wenn der Damm ſehr hoch werden ſoll,
jederzeit ſchwer zu fallen; zumal dann, wenn die
Widerlagen zur Foͤrderung unguͤnſtig gebildet ſind.
Da muß man ſich durch Ruͤſtungen helfen. Die
Conſtruction dieſer Ruͤſtungen verſtehen die meiſten
Maurer ſelbſt, theils kann man ſie auch aus ar-
chitectoniſchen Handbuͤchern erlernen. Auf der
Ruͤſtung wird das Material an Ort und Stelle
geliefert, und bei Beendigung der ganzen Mauer
reißt man ſolche von oben nieder wieder weg.


Was
[404]

Was das uͤbrige noch anbelangt, ſo kann man
ſich daſelbſt leicht helfen und finden, da die Arbeit
bekannt genug iſt, und wenig Schwierigkeiten
hat, die uͤberdies bald zu heben ſind.


§. 186.
Auffuͤhrung durch und durch gemauerter Daͤmme, mit Bruch-
ſteinen, und zwar mit gegoſſenen Mauern.

Zufoͤrderſt mache man die Sohle des Grund-
grabens ganz fertig, alsdann lege man die Grund-
ſchicht laͤngſt dem ganzen Grundgraben hindurch,
voͤllig ſo wie im vorigen § gezeigt worden. Nach
Beendigung dieſer Arbeit macht man gewoͤhnlich
Felder in dem Grundgraben 2 bis 3 Ruthen
lang, und von der vollen Grundgrabenbreite. Die
Hoͤhe dieſer Felder iſt willkuͤhrlich, doch laͤßt man
ſie nicht gern 6 Fuß uͤberſteigen. Dieſe Felder
oder Abtheilungen genau zu verſchließen, ſetzt
man queer durch die Grundgraben Bretter, immer
ein Zopfende gegen das Stammende des andern
folgenden, und auf eine aͤhnliche Weiſe, auch uͤber
und auf einander. Hieraus entſteht alſo eine or-
dentliche Bretterwand. Deswegen iſt es rathſam,
lauter geſaͤumte Breter zu nehmen, weil dieſe ge-
nauer und ohne viel Muͤhe auf einander paſſen,
als ungeſaͤumte.


Damit aber dieſe Bretterwand lothrecht, und
feſt ſtehen bleibe, ſchlaͤgt man in Entfernungen
von
[405] von 6 bis 8 Fußen, hinter und vor ſie, Pfaͤhle
ein, welche dicht an der Bretterwand anliegen
muͤſſen. Oder man befeſtigt ſie, durch gedoppelte
Latten, die man zu beiden Seiten der Wand uͤbers
Kreuz von unten nach oben hinlegt; zwiſchen die-
ſen Latten liegen alsdann die Bretter feſt inne und
koͤnnen nicht weichen. Nur kann man die Latten,
wenn ein Feld beendigt iſt, nicht ſo leicht wegneh-
nehmen, als Pfaͤhle.


Dieſen eingeſchloſſenen Raum mauert man mit
großen und kleinen Steinen aus, jedoch gaͤnzlich
ohne Moͤrtel. Hat nun dieſe Mauer die Hoͤhe er-
reicht, welche fuͤr das Feld beſtimmt iſt, ſo laͤßt
man den Moͤrtel fluͤßig, und in gehoͤriger Quan-
titaͤt anmachen, und gießt ſolchen entweder mit-
telſt hoͤlzernen Rinnen, die man uͤber die trockene
Mauer herlegt, oder aus großen Eimern uͤber das
ausgemauerte Feld her. Dieß geſchieht ſo lange,
bis ſich der fluͤßige Moͤrtel in alle Oeffnungen ein-
gezogen, und ſolche nach und nach ausgefuͤllt hat.
Um dieß deſto beſſer zu bewerkſtelligen, laͤßt man
etliche Perſonen mit leichten Handrammen die
Mauer etwas erſchuͤttern; und wenn bei dieſen ſo
eben erwaͤhnten Uebergießen der Mauer, der Moͤr-
tel nicht in allzugroßer Quantitaͤt, ſondern maͤßig
uͤber die Mauer hergegoſſen wird, und mehrere
Perſonen an mehreren Stellen dieß zugleich verrich-
ten, ſo iſt man ſeines guten Erfolgs deſto ge-
wiſſer.


Durch-
[406]

Durchaus aber muß man mit dem Uebergießen
in einem fort ſo lange anhalten, bis das ganze Feld
fertig ausgegoſſen iſt. Das pflegt dann der Fall
zu ſeyn, wenn ſich beim Roͤtteln der Steine (wo-
durch das noͤthige Ausweichen der Luft erlangt
wird) [dennoch] kein duͤnner Moͤrtel mehr einziehen
will, und ſich hoch uͤber der Mauer aufzuthuͤrmen
anfaͤngt.


Beſonders muß man an denjenigen Orten, wo
man ſpuͤrt, daß ſich der Wind aus der Mauer her-
aus begiebt, waͤhrend des Uebergießens ſehr lang-
ſam zu Werke gehen, ſonſt entſtehen unten leere
Raͤume. Nach Verlauf einiger Zeit (4 bis 6 Stun-
den) ſetzt ſich der eingegoſſene Moͤrtel, wenn gleich
das Feld ganz voll und ausgegoſſen war, etwas
zuſammen, und macht oben leere Raͤume, zwiſchen
den oberſten Steinen des Feldes. Dieſerhalb muß
ein Arbeiter etwas neuen fluͤßigen Moͤrtel uͤberlau-
fen laſſen, daß er noch mit dem zuvor eingegoſſe-
nen gleich in einem binde, ſonſt entſtehen zu viel
Abſaͤtze, die ohnedem bei dieſem Verfahren unver-
meidlich ſind, und dennoch ſoviel nur irgend ge-
ſchehen kann, verringert werden muͤſſen.


Der Moͤrtel muß eigentlich Waſſermoͤrtel ſeyn,
doch bedient man ſich auch nur an der Bruſtſeite
des Waſſermoͤrtels, hinten und in der Mitte des
Dammes dagegen, des Kalkes.


Die Bretterwaͤnde bleiben ſo lange ſtehen, bis
der Moͤrtel ſatt gebnnden hat, und waͤhrend die-
ſer Zeit muß die Mauer ſchlechterdings vor aller
Er-
[407] Erſchuͤtterung bewahret werden, ingleichen verhin-
dert man es ſtreng, daß kein Schutt und derglei-
chen auf ſie geſtuͤrzt wird, dadurch wuͤrde an der
Oberflaͤche des Feldes dem folgenden Stuͤcke
Mauer und dem Moͤrtel die Gelegenheit genom-
men, ſich genau an das untere anzuſchließen.


§. 187.

Auf dieſe Art und Weiſe wird alsdann ein
Grundgraben, ein Stuͤck oder Feld, nach dem an-
dern erſt ausgemauert, dann ausgegoſſen, und
wenn alle Felder neben einander fertig ſind, ſo
werden auch die zwiſchen je 2 Feldern gebliebenen
Zwiſchenraͤume genau viſitiret, dann mit einem
duͤnnen feinen Beſen gereiniget, und jederzeit mit
Waſſermoͤrtel genau ausgegoſſen.


Am beſten thut man, gleich mehrere Felder
neben einander auszumauern, und ſie dann auch
auf einmal ausgießen zu laſſen. Da kann man
auch mehrere Bretterwaͤnde erſparen, deren Her-
ausreißung zwiſchen 2 dicht an einander ſtehen-
den Feldern immer einige Schwierigkeit macht,
wofern nicht Zwiſchenraum genug gelaſſen wird,
welchen man doch ſo viel nur geſchehen kann, ein-
zuſchraͤnken ſucht, weil er viel Waſſermoͤrtel koſtet.


Die Bearbeitung mehrerer Felder auf einmal,
erfordert aber auch eine hinlaͤngliche Anzahl Arbei-
beiter, Vorrath genug an Materialien, und ge-
naue
[408] naue Aufſicht, wenn ſie nicht mehr ſchaden als
nuͤtzen ſoll.


Sobald man aus dem Fundamente uͤber die
Dammſohle herauskoͤmmt, muß man gleichfalls
uͤber Tage fuͤr die Mauer ſolche hoͤlzerne Bret-
terwaͤnde auffuͤhren wie im Grundgraben, und
auf die naͤmliche Weiſe fortfahren, wie eben ge-
zeigt iſt. Hierbei hat man zu bedenken, daß die
hoͤlzernen Waͤnde an der Bruſt- und Ruͤckenſeite,
(jedes Feld hat deren itzt 4, ſtatt im Grundgra-
ben [nur] 2, genau nach dem Boͤſchungswinkel ge-
richtet werden muͤſſen, ferner — daß ſo wie ein
neues Feld neben dem vorhergehenden vorgenom-
men werden ſoll, die Bretterwaͤnde dieſes mit
den Boͤſchungen des vorhergehenden genau paſſen,
und einen und denſelben Winkel machen, ſonſt
wird die Boͤſchung und ganze Arbeit holpericht.
Wenn auch hier uͤber Tage wieder eine Feldeshoͤhe
durch den ganzen Damm hindurch vollendet iſt, ſo
ſetzt man die zweite, dritte, und alle folgenden
bis zur ganzen Hoͤhe des Dammes hinauf, uͤber
die untern Felder auf, und gießt ſie auf gleiche
Weiſe aus, wobei man in Anſehung der Boͤſchung
ſtets die noͤthige Sorgfalt beweiſet.


Gerennen, Striegelſchaͤchten und Roͤſchen,
wird ihr rechter Platz zuvor angewieſen, und
dann die Felder ſo eingetheilet, daß beſagte Stuͤcke
juſt in die Mitte, nie ans Ende eines Feldes kom-
men; deswegen legt man auch uͤberhaupt gern die
Mit-
[409] Mitte eines naͤchſt obern Feldes, uͤber den Schluß
der zwei zunaͤchſt untern.


Weil die Striegelſchaͤchte ganz ausgegoſſen [wer-
den]
duͤrften, ſo muͤſſen ſie um ihre Oeffnung
ganz offen zu behalten, innen mit Bretterwaͤnden
ausgeſetzt ſeyn, um die man erſt trocken herum
Mauer auffuͤhrt, und ſolche alsdann ausgießt;
auch muß das Zapfenloch wohl vor dem Eindrin-
gen des Moͤrtels verwahret werden. Dieſes muß
man denn auch in Anſehung der Gerenne, Strie-
gelroͤſche u. ſ. w. beobachten, zumal da man in
der Gegend dieſer Stuͤcke lauter Waſſermoͤrtel
nimmt.


Ohne Ruͤſtung geht es mit dieſen Daͤmmen nie-
mals ab, denn man darf eines Theils nicht ſo-
gleich wieder auf das gemauerte auftreten, oder
darauf handthieren, andern Theils laſſen ſich die
Materialien nicht wohl auf beſſere Art herbeiſchaf-
fen. Wenn man aber ja genoͤthiget iſt, friſch ge-
mauerte Felder zu betreten, ſo muͤſſen ſie vorher
wohl mit Brettern zugedeckt ſeyn, daß kein Un-
rath darauf falle, oder ihre Oberflaͤche beſchaͤdigt
werde.


Alles uͤbrige am Damme, Kappe, Striegel-
haus, u. ſ. w. wird nach den vorigen behandelt.


Anmerkung. Es iſt ſehr rathſam die Fun-
damente
auf dieſe hier angezeigte Art, zu ma-
chen, nicht ſo verhaͤlt es ſich mit den Daͤmmen
ſelbſt
. Denn da man nothwendig die letztern
nur Stuͤck vor Stuͤck verfertigen kann, ſo entſte-
hen
[410] hen immer da, wo die Bretterwaͤnde geſtanden
haben, in den Mauern Trennungen, weil die
Steine in jedem Falle beſonders fuͤr ſich gemauert
werden, alſo keine durchaus fortlaufende Verbin-
dung unter ſich erhalten. Dieſe Trennungen ſind
aber allemal ſehr ſchaͤdlich; uͤberdieß gehoͤren zu
dieſer Arbeit ſehr gewiſſenhafte Arbeiter, die nicht
uͤbereilt zu Werke gehn.


§. 188.
Auffuͤhrung durch und durch gemauerter Daͤmme mit
Quandern.

Da die Quader ſehr bekanntes Baumaterial
ſind, ſo iſt es nicht noͤthig von ihnen eine weit-
laͤuftige Beſchreibung zu machen. Sie ſind haupt-
ſaͤchlich von dreierlei Art, eigentliche Wuͤrfel, El-
lenſtuͤcke, Durchbinder, die ſaͤmmtlich bei einerlei
Breite und Dicke, nur durch ihre Laͤnge verſchie-
den ſind. Groͤßere Stuͤcke als die Quader, und
nach regelmaͤßigen Figuren behauen, heißt man
Werkſtuͤcke.


Sollen Daͤmme von ihnen erbauet werden, ſo
iſt es eines der noͤthigſten Erforderniſſe, daß ſie
nicht winkelrecht behauen, und wo moͤglich von
genau paſſenden gleichen, oder verhaͤltnißmaͤßigen
Groͤßen gemacht ſind.


Sind
[411]

Sind nun die Quader in hinlaͤnglicher Menge
herbeigeſchaft, ſo macht man erſt nach den obi-
gen das Fundament fertig, und wenn dieſes be-
endigt iſt, ſetzt man die Steine ſo in die Hoͤhe,
daß einer an den andern gehoͤrig anſchließt, und
uͤber die 2 untere voͤllig uͤbergreift. Zwiſchen die
Quader ſtreicht man Waſſermoͤrtel, da man nicht
allzu viel dazu braucht. Die Ritzen zwiſchen den
Steinen in der Mitte des Dammes, gießt man
auch wohl nur auf die vorhin beſchriebene Art aus,
und eben dieß beobachtet man in den Schraͤaͤmen
an den Enden des Dammes, wenn zuvor die Qua-
der recht dicht an die Stoͤße in den Schraͤaͤmen
angelegt ſind.


An der Bruſt- und Ruͤckenſeite, klammert man
auch wohl jeden Steiu an und mit andern, die
auf, neben, oder unter ihm liegen, mit eiſernen
Klammern zuſammen, und vergießt die Loͤcher mit
Blei. Mitten im Damme ſelbſt, iſt dieſe Ver-
wahrung durch Klammern unnoͤthig.


Auf gleiche Art und Weiſe, wie man bei der
erſten, zweiten und dritten Schicht mit Quadern
verfaͤhrt, fuͤhrt man denn alle uͤbrigen bis zur
Hoͤhe des Dammes auf, und wenn nur die Steine
gut behauen ſind, und die Leute einigen Verſtand
haben die die Maurung verrichten, ſo hat die ganze
Arbeit nichts ſchwieriges, zumal da im uͤbrigen
ganz nach dem, was im vorigen geſagt iſt, ver-
fahren werden muß. Indeſſen merke man noch
dieſes, daß man bei der Maurung ſelbſt, dahin
zu
[412] zu ſehen hat, daß die Quader nicht zu ſehr an ih-
ren Ecken und Kanten leiden. Denn je mehr von
dieſen beſchaͤdigt werden, deſto mehr Oeffnungen
entſtehen zwiſchen den Steinen, die man nachher
mit Moͤrtel auszufuͤllen ſich genoͤthigt ſieht, da
ſie doch eben ſo dicht mit Stein haͤtten ausgefuͤllt
ſeyn koͤnnen, welches noch beſſer war. Ferner
kann man die Quader nicht von ſolchen Steinen
hauen, die ſchon von Natur der Naͤſſe ziemlich wi-
derſtehen, ſo iſt es rathſamer ſie wegzulaſſen, und
Bruchſteine dafuͤr zu nehmen, die jene ſchlechte
Eigenſchaft nicht haben. Saugen die Quader gar
das Waſſer ein, ſo ſind ſie gaͤnzlich zu verwerfen.
Da verſteht ſichs denn aber, daß dieß vor dem
Bau erſt unterſucht werden muͤſſe. Um die Steine
zu probiren, kann man etliche Quader im Herbſte
aushauen laſſen und ſie waͤgen; dann laͤßt man
ſie den naͤchſten Winter hindurch im freien liegen,
und wiegt ſie des Fruͤhjahrs wieder. Der groͤſ-
ſere oder kleinere Unterſchied in den Herbſt- und
Fruͤhjahrsgewichten, zeigt ſodann von der gerin-
gern oder groͤßern Guͤte derſelben.


Sowohl Gerenne, als Striegelſchaͤchte und
Roͤſchen, koͤnnen in dieſen Daͤmmen vortrefflich
vorgerichtet werden, deswegen weiſet man jeden
gleich den gehoͤrigen Platz an, und mauert ſie mit
einem fort mit auf.


Wird der Damm ſehr hoch, ſo macht es viel
Muͤhe die Steine hinaufzuſchaffen, daher muͤſſen
ſie entweder mit Huͤlfe hoͤlzerner Geruͤſte, und Ge-
bruͤ-
[413] bruͤcken hinauf geſchafft werden, oder man muß ſie
mittelſt mehrerer Kraniche hinauf ziehen.


Beides giebt eine koſtſpielige Arbeit. Deswe-
gen ſieht man gern dahin, daß entweder der Damm
von ſeiner Mitte aus, nach ſeinen beiden Enden zu-
waͤrts, oder von dem einen Ende nach dem an-
dern hin, ſanft anſteigend aufgefuͤhrt werde. Da
kann man ſich lange und oft ohne Kraniche helfen,
und nimmt allenfalls ein Gebruͤck. Dasjenige
Stuͤck alsdann, das zuletzt aufgefuͤhrt wird, muß
freilich mit etwas mehr Muͤhe vollendet werden.
Man gewinnt aber dennoch immer.


Auch bei dieſen Daͤmmen bedeckt man die Kappe
mit Sand, um ſie gegen die Naͤſſe zu ſchuͤtzen.


§. 189.
Auffuͤhrung ſolcher Daͤmme, die theils aus Mauer, theils aus
Schutt beſtehen, und zwar ſolcher, die vorn und hinten Fut-
termauern, in der Mitte aber Schutt haben.

Nach dem, was aus dem Vorigen bereits erhellt,
hat die Auffuͤhrung dieſer Daͤmme keine Schwie-
rigkeiten, und was von ihnen noch beizubringen
ſeyn duͤrfte, beſteht in Folgendem.


Die Mauern dieſer Daͤmme werden nach dem
Obigen, wie Futtermauern behandelt und betrach-
tet, und ihre Dicke, nach ihrer Hoͤhe, in der §. 181
gegebenen Tabelle aufgeſucht.


So wie alſo die Dammſohle gehoͤrig bearbei-
tet iſt, die Grundgraben fertig, und die Funda-
Teichb. D dmen-
[414] mente fuͤr die Futtermauern geendigt ſind, ſo faͤngt
man an, beides Schutt und Futtermauern zugleich
mit einander aufzufuͤhren. Man ſieht auch hier
gleich, daß man dieſe Futtermauern von Quadern
oder von Bruchſteinen machen kann und letztere
zwar wiederum theils mit Waſſermoͤrtel, theils mit
anderm, theils nur mit trockner Maurung. Es
iſt indeſſen ſtets am dienlichſten, Moͤrtel zu gebrau-
chen, weil dadurch die Mauer mehr Feſtigkeit er-
haͤlt. Wenn man es fuͤr gut befindet, kann man
an der Bruſtſeite, etliche Fuß von dem Waſſer her
in den Damm hinein, Waſſermoͤrtel nehmen, die
andere Mauer hingegen mit gewoͤhnlichem ver-
fertigen.


Die Maurung ſelbſt hat uͤbrigens, ſo wie die
Auffuͤhrung des ganzen Dammes, nichts Beſon-
deres, und wird nach dem Vorhergehenden ver-
richtet.


Den Schutt zwiſchen den Futtermauern bear-
beitet man auf die nemliche Weiſe wie im Obigen
ſchon angezeigt worden. Da wo er an die Mauer
anzuliegen kommt, muß er recht dicht angeſtampft
werden, jedoch ohne der Mauer dadurch zu ſcha-
den. Auch muß der Bruſtſeite entgegen, und
dicht an die Mauer, erſt etwas guter Thon, dann
der beſte Schutt geſtampft und gebracht werden,
und die hier und da entſtandenen Riſſe fuͤllt man
ſorgfaͤltig aus.


Beides, Schuttarbeit und Maurung, laͤßt man
beſtaͤndig mit einander continuiren, daß keine ge-
gen
[415] gen die andere zuruͤck bleibt, ſonſt entſteht nur Ver-
ſaͤumniß; die Kappe dieſer Daͤmme wird wie die
der Erd- und Schuttdaͤmme geformt und beklei-
det. In Anſehung des Uebrigen, z. E. der Ge-
renne, Striegelſchaͤchte, Fluthbette, und Roͤſchen,
bleibt alles wie in dem Vorigen.


Schluͤßlich merke man noch dieſes: Man thut
bei den vorgenannten Arten von gemauerten Daͤm-
men ſehr wohl, vorn an der Bruſtſeite, und zwar
da wo der Striegel im Damme liegt, eine 3 Fuß
breite Treppe in der Boͤſchung dieſer Daͤmme in
gerader Linie von der Striegelſchachtoͤffnung auf
den Striegelkaſten los zu mauern, damit man
leicht von der Kappe herab in den Teichraum kom-
men kann, wenn der Teich leer iſt, ohne daß man
erſt laͤngſt dem Damme hinaus, und von der flachen
Seite der Widerlagen in den Teichraum herein
gehen muß. Beim Fiſchen eines Teiches zeigt
ſich der Nutzen einer ſolchen Treppe beſonders, in-
gleichen auch bei Reparaturen des Teiches. Ohne
ſie muß man entweder mit Lebensgefahr auf der
Boͤſchung hinab klettern, und da kann man nichts
mit ſich fortbringen, z. E. Holz, Fiſche und der-
gleichen, oder jenen langen Umweg machen.


Bei Erd- und Schuttdaͤmmen iſt ſie gleichfalls
ſehr dienlich, doch nicht ſo gewoͤhnlich, weil man
da leichter in den Schutt eintreten, und auf und
nieder klettern kann. Dadurch leidet aber alle-
mal die Boͤſchung; denn wenn viel Perſonen auf
dieſe Art auf ‒ und abſteigen, ſo werden in den
D d 2feuch-
[416] feuchten und locker gewordenen Schutt viel Loͤcher
eingetreten, oder viel Steine von ihr herabgeſtoßen,
die in den Teichraum fallen, leicht Jemand beſchaͤ-
digen koͤnnen, oder wenigſtens mit der Zeit wieder
ausgebracht und weggeraͤumt werden muͤſſen, da
der Striegel davon leiden kann. Erhaͤlt nun vol-
lends ein ſolcher Erd- und Schuttdamm eine Ter-
raſſenmauer, ſo wird ſie ganz unentbehrlich, weil
es mit dieſer gleiche Bewandniß hat, wie mit den
Futtermauern obiger Daͤmme.


§. 190.
Auffuͤhrung der aus Mauer und Schutt beſtehenden Daͤmme,
und zwar derer, wo die Mauer in der Mitte, vorn und
hinten aber Schutt vorliegt.

Es bleibt noch uͤbrig, von ſolchen Daͤmmen
etwas zu gedenken, welche in der Mitte Mauer
haben, um die vorn und hinten Schutt vorgeſtuͤrzt
iſt. Dieſe Art Daͤmme iſt bis jetzt am wenigſten
in Gebrauch gekommen, und wo man ſich ihrer
bedient hat, iſt es mehr an laufenden Gewaͤſſern
als an ſtehenden geſchehen; oder man hat alten,
zu ſchwachen, ſonſt indeſſen noch brauchbaren
Daͤmmen, ingleichen an verſchiedenen Orten ſchad-
haften Daͤmmen, die man beiderſeits aus oͤcono-
miſchen Abſichten noch beibehalten mußte, durch
dieſes Verfahren zu helfen geſucht. Mangel an
Thon und Raſen, koͤnnen auch hierzu rathen.
Fragt man alſo, was ſie fuͤr Werth in Beziehung auf
die
[417] die andern Arten Daͤmme zu bauen beſitzen, ſo
kann man ohne Bedenklichkeit verſichern, daß ſie,
wenn gleich nicht ſo gut als Erd- und Schuttdaͤm-
me mit Thon- oder Raſenbruͤſten, oder von Qua-
dern und mit gegoſſenen Mauern erbauet, immer
den Vorzug vor ſolchen behaupten, die nach der
bei den Alten gebraͤuchlich geweſenen Methode er-
richtet werden.


Gaͤbe man aber dieſen in der Mitte mit Mauer
verſehenen Daͤmmen eine Raſen- oder Thonbruſt,
ſo wuͤrden ſie dadurch vielleicht nutzbarer als jene
mit Futtermauern, weil letztere leicht in den Koſten
hoͤher ſteigen koͤnnen als die, welche in der Mitte
die Mauer haben, und gleichwohl nicht mehr an
Feſtigkeit liefern.


Was die Bearbeitung dieſer Daͤmme betrifft,
ſo erhellt, daß ſie gaͤnzlich nach den im Vorigen ge-
gebenen Anweiſungen betrieben werden kann.
Da wird alſo erſt fuͤr die Mauer im Damme ein
Fundament gelegt, und wenn eine Raſenbruſt ne-
ben die Mauer kommen ſoll, auch fuͤr dieſe, ſo wie
uͤberhaupt fuͤr den ganzen Damm, der Grund ge-
ſichert. Dann nimmt man die Arbeit mit dem
Mauern und dem Schuttaufſtuͤrzen weiter und zwar
ſo vor, daß immer beides in gleichen Hoͤhen voll-
bracht werde, und die benoͤthigten Grade von Fe-
ſtigkeit erhalte. Wegen der Boͤſchungen, Strie-
gel, Gerenne, Roͤſchen u. ſ. w. beobachtet man
die gehoͤrige Vorſicht in Betreff ihrer Lage und
Bauart, und vollendet auch dieſe Daͤmme auf
gleiche
[418] gleiche Weiſe wie die vorbenannten, ſo daß des-
falls nichts zu erinnern uͤbrig bleiben moͤchte, als
dieß, daß man die Mauer ſo gut mit Waſſermoͤr-
tel, als mit bloßem gewoͤhnlichen Kalkmoͤrtel errich-
ten koͤnne, und daß man wegen der Schuttarbeit
nur oben bei den Erd- und Schuttdaͤmmen, wegen
der Maurung hingegen in dieſer Abtheilung nach-
ſehen duͤrfe, um es auf dieſe Art von Daͤmmen
anzuwenden.


§. 191.
Terraßmauer-Arbeit.

Ehe wir noch von den gemauerten Daͤmmen
gaͤnzlich Abſchied nehmen, iſt es noͤthig, noch der
Bearbeitung der ſchon oben erwaͤhnten Terraß-
mauern in etwas zu gedenken.


Die Haupterforderniſſe bei ihrer Bearbeitung
und Errichtung ſind,


  • 1) daß ſie mit einem guten Grunde verſehen
    werden, ferner
  • 2) daß man ſie dick und ſtark genug macht,
  • 3) daß die Steine ihre richtige Lage und Stel-
    lung bekommen, und die Mauer feſt genug
    werde.

Das Fundament, oder der Grund der Terraß-
mauer muß natuͤrlich eben ſo gut beſchaffen ſeyn,
wie der einer jeden andern Mauer, die nicht in
kurzem ruinirt ſeyn ſoll. Wenn alſo vor dem Dam-
me an der Bruſtſeite der Grund nicht tauglich iſt,
zu locker, zu naß, zu unſicher durch Geſteinkluͤfte
u. ſ.
[419] u. ſ. f. ſo muß er zuvor ausgegraben, oder durch
Verſtampfen mit Thon, durch Pilottiren, (Aus-
rammeln mit Pfaͤhlen) oder durch Spondpfahl-
waͤnde, geſichert werden, wie es das jedesmalige
Locale erheiſcht.


Aber ſelbſt dann, wenn der Boden noch ſo gut
iſt, macht es die Terraßmauer noͤthig, erſt vor dem
Damme etwas aufzugraben, einen kleinen Grund-
graben fuͤr die Mauer vorzurichten, und aus die-
ſem heraus nachher die Mauer aufzufuͤhren. Die
Urſach hiezu iſt dieſe, weil alsdann die Mauer
dem Verſchieben am Fuße nicht zu ſehr ausgeſetzt
iſt, und deſto feſter ſtehet.


Wuͤrde aber die Mauer zu ſchwach gemacht, ſo
koͤnnte ſie dann nur wenig oder gar nichts nuͤtzen,
und ſie duͤrfte den Teich eher bald verſtuͤrzen hel-
fen, ſtatt dem Damme zur Erhaltung zu dienen.
Man mache daher dieſe Mauern oben an der Kap-
pe, nie unter 2 Fuß dick. Ob nun gleich die
Mauer auf einer ſchiefen Ebne (der Boͤſchung von
Schutt) aufruht, ſo iſt es doch noͤthig, daß ſie
unten am Fuße etwas mehr Dicke erhalte, als
oben auf der Kappe des Dammes. Man vermehre
alſo auf jede 10 Fuß Hoͤhe der Mauer, ihre obere
Dicke um 3 Zoll, ſo erhaͤlt man fuͤr den Fuß der
Terraßmauer eine ſchickliche Dicke im Grundgra-
ben derſelben.


Aber weder Fundament, noch Dicke, wird die
Mauer lange vor dem Einfallen bewahren, wofern
nicht die Steine eine ſchickliche Lage bekommen,
und
[420] und die Feſtigkeit befoͤrdern helfen. Deswegen
duͤrfen ſchlechterdings bei einer Terraßmauer keine
kleinen und rundlichen Steine gebraucht werden,
ſondern nur große Platten, oder ſolche, die
feine und lange Bahnen haben. Bedient man
ſich nun ſolcher Steine, ſo ſetze man ſie auch
ſo gegen die Boͤſchungslinie und Flaͤche nach
der der Damm doſſirt werden ſoll, daß ſie aller
Orten ſenkrecht auf beſagte Linie oder Flaͤche
ſtehen, und daß der Damm genau die vorgeſchrie-
bene Doſſirung erhaͤlt. Dieß wird am beſten ſo
erreicht, wenn man die Platten nicht auf die hohe
Kante, ſondern auf die breite Seite legt, und im-
mer einen Stein lang genug uͤber [den] andern uͤber-
binden laͤßt, beiher auch die zwiſchen den Platten
entſtehenden Oeffnungen mit kleinern Zwickſteinen
ausfuͤllt. Die ganz kleinen Oeffnungen hinter der
Mauer und zwiſchen den Steinen ſelbſt, fuͤllt man
gleich bei dem Aufmauern mit Grand, oder fei-
nem Sande aus, der mit gutem Thon um die
Haͤlfte verſetzt iſt. Wo man aber noch Steine
einzwaͤngen kann, iſt es beſſer dieſe zu gebrauchen.


Will man einen nicht zu fluͤßigen Waſſermoͤr-
tel bei der ganzen Terraßmauer brauchen, ſo iſt die-
ſer das ſchicklichſte Mittel, der Mauer eine unge-
meine Haltbarkeit zu geben.


Die Regel, die Steine platt uͤber einander,
und auf die Boͤſchungslinie ſenkrecht zu mauern,
darf man durchaus nicht aus den Augen laſſen,
o nſt werden die Steine bald ein Spiel des Waſ-
ſers
[421] ſers und fallen heraus, zumal da ſich jede Mauer
ewas zu ſenken pflegt.


Ueberhaupt hat es eine Terraßmauer beſonders
noͤthig, daß man allen Fleiß auf ſie verwendet,
und alles beobachtet, was zur Auffuͤhrung einer gu-
ten Mauer, worunter auch das fleißige Behauen
der Steine, zu der fuͤr ihre ſichere Lage noͤthigen
Form mit begriffen iſt, irgend gehoͤren mag, und
wenn dieß geſchieht, wird ſie auch nie die Dien-
ſte verſagen, die man ſich von ihr zu verſprechen
ein Recht hat.


Was in §. 189 wegen der Treppe am Damme
herab, in den Teichraum hinein, geſagt iſt, gilt
auch bei dieſen Mauern, ſo wie das uͤbrige, was
nach dem Vorigen bei ihnen mit Nutzen anzuwen-
den waͤre.


An-
[422]

Anhang.


§. 192.
Einige Vorrichtungen die Striegel zu ziehen.


Sobald man durch den Striegel wirklich Waſſer
aus dem Teiche herausgehen laͤßt, ſagt man, der
Teich oder Striegel iſt gezogen. Dieſer Aus-
lauf wird dem Waſſer dadurch verſtattet, daß man
den im Zapfenloche derb eingeſetzten Zapfen etwas
luͤftet, wodurch das Waſſer Gelegenheit erhaͤlt,
unter ihm weg und durch den Damm hindurch
auszulaufen. Dieſe Luͤftung oder Erhebung des
am Striegelbaume befindlichen Zapfens, iſt wegen
der Schwere dieſes Stuͤcks Holzes, zumal bei tie-
fen Teichen, nicht ſo leicht zu bewerkſtelligen, und
macht beinahe allezeit eine mechaniſche Vorrichtung
noͤthig, ausgenommen bei den Rennſtriegeln. Von
dieſen Vorrichtungen ſollen hier nun einige be-
ſchrieben werden, ſo weit es die vorgeſetzte Kuͤrze
erlauben will.


Eine der einfachſten Arten den Striegel zu
ziehen, die ſchon §. 152 erwaͤhnt wurde, iſt dieſe,
daß
[423] daß man durch den Striegelbaum mehrere Loͤcher
von 1 Zoll Weite einbohrt. In dieſe Loͤcher ſteckt
man beim wirklichen Ziehen einen eiſernen Nagel
von beſagter Staͤrke, der durch die Striegelſtange
hindurch geht, und auf beiden Seiten 4 Zoll lang
herausragt. Die Laͤnge dieſes Nagels ergiebt ſich
alſo aus der Striegelbaumdicke, zu der noch 8 Zoll
addirt werden. Mittelſt einer 8 bis 10 Fuß langen
und 5 bis 6 Zoll dicken Stange, die als Hebel
dient, faßt man unter den, aus dem Striegelbau-
me 4 Zoll herausſtehenden eiſernen Nagel unter,
und druͤckt ihn — nachdem zuvor ganz dicht an
den Striegelbaum unter das Ende des Hebels,
ein nach Maaßgabe der Umſtaͤnde und des ſtaͤrkern
und des ſchwaͤchern Ziehens des Striegels, groͤße-
res oder kleineres Kloͤtzchen, oder Stein unterge-
legt iſt, welches des Hebels Ruhepunkt abgiebt —
mit ſammt dem Striegelbaume, in dem er ſteckt, ſo
weit als man kann, in die Hoͤhe.


Iſt nun der Zapfen mittelſt dieſes Hebels in
die Hoͤhe gebracht, ſo muß ein anderer Gehuͤlfe
an den Striegelbaum ein Kloͤtzchen unter den eiſer-
nen Nagel unterſtecken, welches juſt ſo groß iſt,
daß es den Baum auf der benoͤthigten Hoͤhe er-
haͤlt, auf welche ihn die auf dem Hebel liegende
Perſon aufwaͤrts gezwaͤngt hat. Wegen dieſes
untergeſtuͤtzten Kloͤtzchens kann der Striegelbaum
nachher ſich ſelbſt uͤberlaſſen, und lange auf ein und
derſelben Hoͤhe erhalten werden, wenn der Hebel
unter dem eiſernen Nagel weggenommen iſt.


Man
[424]

Man ſieht aber hieraus, daß erſtlich — eine
einzige Perſon auf die oben gezeigte Art, den
Striegel faſt gar nicht, oder nur mit der aͤußerſten
Muͤhe ziehen kann, und daß dieſes Verfahren un-
ſicher iſt, weil man die ausfließende Waſſermenge
nicht voͤllig ſo in ſeiner Gewalt hat, als noͤthig
iſt. Zweitens, wenn kein Striegelhaͤuschen auf
dem Striegel ſteht, ſo kann das untergeſtuͤtzte
Kloͤtzchen, durch Ruͤtteln und Auſtoßen leicht ver-
ruͤckt werden, der Zapfen niederſchießen, und den
Teich zuſetzen, wenn man juſt die Waſſer am noͤ-
thigſten braucht. Es ſind daher mehrere Verſuche
gemacht worden, die Striegel auf eine leichte, ſiche-
re, und ſolche Weiſe zu ziehen, daß man den benoͤ-
thigten Abfluß des Waſſers mehr in ſeiner Gewalt
habe, als bei der eben beſchriebenen Art.


In den nachſtehenden §§. folgen daher noch
einige andern Vorrichtungen, von denen ſich die
Leſer die ihnen gefaͤlligen ausleſen moͤgen.


§. 193.


Eine gute Vorrichtung den Striegel zu ziehen
iſt die, wo man in dem Striegelhauſe eine ſolche
Winde anbringt, wie die Brunnenwinden zu ſeyn
pflegen, um die ſich eine an den Striegelbaum be-
feſtigte Kette aufwindet. Neben der an der Welle
befindlichen Kurbel, durch welche die Winde auf-
gedreht wird, und deren Arm nicht zu klein ſeyn
darf, (etwa 15 bis 18 Zoll) iſt an der Seite oder
an dem Holze, worauf die Winde ruht, (Haſpel-
ſtuͤtze)
[425]ſtuͤtze) eine 2 Fuß lange maͤßig ſtarke Kette befe-
ſtigt, die an ihrem herabhaͤngenden Ende einen
ziemlich langen Haken hat. So wie nun, mittelſt
der Kurbel und der Winde, die Striegelſtange bis
auf die beliebige Hoͤhe aufgewunden iſt, ſchlaͤgt
dieſelbe Perſon die kleine Kette um die Handhabe
der Kurbel herum, und haͤngt ſie mit dem Haken
hoch oder tief, wie es noͤthig iſt, in ihre eignen Ge-
lenke ein; dadurch bleibt alsdann der Striegelbaum
auf der ihm gegebenen Hoͤhe.


Man ſieht gleich ein, daß dieſe Kurbel nicht
zu ſchwach ſeyn duͤrfe, weil ſonſt auch das Eiſen
bricht. Sicherer geht man daher, wenn man eine
Klinke anbringt, welche in Vertiefungen eingreift,
die in der Welle fuͤr die Klinke gemacht ſind, und
auf dieſe Art das Zuruͤckgehen der Striegelſtange
verhindert. Die Kette an dem Striegelbaume, und
an der Winde, darf ja nicht zu ſchwach, und auch
nicht zu lang an den Striegelbaum geſchuͤrzt ſeyn,
weil ſie ſonſt leichter reißt, als wenn ſie kurz (et-
wa 2 Fuß) und ſtark genug iſt.


Dieſe Art die Striegel zu ziehen, ſcheint uͤber-
haupt bequemer als die vorige zu ſeyn, erfordert
aber auch mehr Kraft, den Striegelbaum zu heben,
theils weil der Striegelbaum leicht ſchief angezo-
gen wird, theils weil der Hebel der Kraft weit
kleiner iſt. Den ſchiefen Gang des Striegelbaumes
kann man indeſſen leicht durch Streichwalzen, die
man an ihn herum bringt, verhindern. Dagegen
aber ſind auch die Ketten bei ſtarken Froͤſten dem
Sprin-
[426] Springen ſehr ausgeſetzt, wobei die Perſonen leicht
beſchaͤdigt werden koͤnnen, die den Striegel ziehen
wollen.


§. 194.


Noch eine andere Art iſt dieſe. In den Strie-
gelbaum koͤmmt oben bei der Oeffnung des Strie-
gelſchachtes, eine 2½ Zoll dicke, und 4 Zoll breite,
auch 4 Fuß lange, gegoſſene eiſerne gezahnte
Stange, deren Zaͤhne 2¼ Zoll dick ſeyn, und von
der Stange etwa 3 Zoll hervorſtehen muͤſſen. Die
Axen der Zaͤhne koͤnnen 4¾ Zoll von einander ſte-
hen. Oben und unten an den Enden der gezahn-
ten Stange wird ſie mit ſtarken eiſernen Stuͤcken,
die um den Striegelbaum und die gezahnte Stange
herumgehen, dicht angeſchloſſen, ſo daß ſie an dem
Striegelbaume ſich nicht im mindeſten verruͤcken
kann. In dieſe gezahnte Stange greift ein Tril-
ling, mit eiſernen Stecken, der an einer der ſo eben
beſchriebenen Winde (ſ. vor. §.) aͤhnlichen Welle
befindlich iſt; dieſe Winde mit dem Trillinge wird
durch eine Kurbel bewegt, und hat ein Sperrad
und einen Klinkhaken, wodurch man den Striegel-
baum auf und nieder laſſen kann, je — nachdem
man die Kurbel umdreht.


Damit man auch hier den Striegelbaum deſto
beſſer in ſeiner lothrechten Linie erhaͤlt, bringt man
in verſchiedenen Hoͤhen Streichwaͤlzchen an, die
4 Zoll im Durchmeſſer haben, und gegen 16 Zoll
lang ſind.


Aber
[427]

Aber auch dieſe Vorrichtung treffen die ſchon
bei den vorigen gemachten Beſorgniſſe. Man
hat ihnen jedoch durch eine hier folgende Abaͤn-
derung abzuhelfen geſucht. Wenn man naͤmlich
die gezahnte Stange und die Streichwalzen deibe-
haͤlt, ſo bringt man, ſtatt der Winde und des eiſer-
nen Trillings, ein eiſernes gezahntes Bogenſtuͤck
an, deſſen Theilung und Zaͤhne, denen in der ge-
zahnten Stange am Striegelbaume correſpondiren.
Dieſes eiſerne Bogenſtuͤck wird an ein hoͤlzernes an-
geſchloſſen, das an einer Welle oder Hebel befe-
ſtigt iſt; dann greift es in die gezahnte Stange
ein, und ſo wie man das Bogenſtuͤck mit einem
Hebel aufwaͤrts druͤckt, koͤmmt auch der Striegel-
baum mit in die Hoͤhe.


§. 195.


Eine weit beſſere Vorrichtung iſt die hier fol-
gende. Man bediene ſich einer Schraube ohne
Ende, naͤmlich — man bringe an der Striegel-
ſtange ein den vorigen aͤhnliches gezahntes eiſer-
nes Stuͤck Stange an; in dieſes greife ein eiſerner
Trilling, an deſſen Welle ein eiſernes 18 Zoll ho-
hes Sternrad ſteckl. Die Schraube ohne Ende
liege uͤber demſelben, und greife in ſeine Zaͤhne
ein, weshalb die Zaͤhne an dem Sternrade ſchief
ſtehen muͤſſen, wie es die Gewinde der Schraube
ohne Ende verlangen. Durch eine Kurbel, die einen
halben Hub von 18 Zoll hat, werde die Schraube
ohne
[428] ohne Ende bewegt, ſo hat man die ganze Vorrich-
tung im Weſentlichen.


An der Striegelſtange duͤrfen die Streichwal-
zen, und uͤber den Zapfen der Wellen, die Deckel
nicht vergeſſen werden, auch darf die Walze, die
am Striegelbaume hinterwaͤrts, der gezahnten ei-
ſernen Stange gegenuͤber ſteht, nicht zuruͤckgetrie-
ben werden koͤnnen, wenn die Striegelſtange ſich
ſtark an ſie anlehnt. Deswegen iſt es gut, ſie tief
an den Zapfen einzulaſſen, wodurch ſie viel Strebe
bekoͤmmt.


Um aber den gehobenen Striegelbaum in der
Hoͤhe zu erhalten, kann man ſich der vorhin,
in §. 193. angezeigten Art mit der kleinen Kette
und Haken bedienen.


Wenn die gezahnte Stange im Striegelbaume
dazu vorgerichtet iſt, ſo kann man gleich die
Schraube ohne Ende in die Striegelſtange eingrei-
fen laſſen, da iſt die Vorrichtung noch kuͤrzer, er-
fordert aber viel Genauigkeit, wenn ſie gut wer-
den ſoll.


§. 196.


Abermals eine andere Art den Striegel zu zie-
hen iſt dieſe: In der Hoͤhe des Saͤulwerks im
Striegelhaͤuschen, iſt oben unterm Dache eine große
Schraubenmutter, von 6 Zoll Dicke, und 12 Zoll
Breite ins Quadrat, in ein Lagerholz eingelaſſen,
und rings umher durch Keile und Ringe von Ei-
ſen wohl befeſtigt. In dieſe Mutter greift eine
eiſer-
[429] eiſerne Schraube ein, die genau dazu paßt,
jedoch darf ſie nicht zu gedraͤngt gehn, weil
Mutter und Schraube geſchmiert werden muͤſ-
ſen; Mutter und Schraube muͤſſen auch nothwen-
dig gleiche Gewinde haben, daß man die Schraube
ſo hoch und ſo tief auf und nieder ſchrauben kann,
wie man will und die Schraube reicht. An dem
untern Ende hat die Schraube einen Kopf, der in
ein Stuͤck Holz eingelaſſen, und durch eiſerne Ringe
ſo daran befeſtigt iſt, daß er nicht herausg[eh]n
kann. Statt dieſes Kopfes kann auch ein ſoge-
nanntes Blatt dienen. In das Holz, worein der
Schraubenkopf der Laͤnge nach befeſtigt iſt, wird
wiederum der Laͤnge nach, ein 5 bis 6 Zoll ſtarker
Nagel geſteckt, der durch eine eiſerne Huͤlſe geht,
und deſſen Kopf unter dieſer Huͤlſe liegt,
die oben an der Striegelſtange angeklammert iſt.
Auf die Art iſt dann die Schraube oben in der
Mutter, und unten mittelſt des eiſernen Ragels
in der Huͤlſe an der Striegelſtange, beweglich.
Steckt man nun in Loͤcher, die in jenes 2 Fuß
langes Holz gebohrt ſind, woran der Nagel und
die Schraube befeſtigt iſt, Hebel ein, und dreht
die Schraube um, ſo wird der Striegelbaum, der
wegen des Kopfes des beſagten eiſernen Nagels,
mittelſt der Huͤlſe nicht von der Schraube loskom-
men kann, nothwendig mit in die Hoͤhe gehoben,
da gleichfalls die Mutter der Schraube oben auf
dem Lager feſt liegt. Zu dem Ende muß die Schrau-
benmutter durch eine ſtarke Holzverbindung ge-
Teichb. E eſichert
[430] ſichert ſeyn. Auf dieſe Art kann man durch Vor-
und Ruͤckwaͤrtsſchrauben, die Striegelſtange hoch
und niedrig heben, wie man will.


Wenn die Zapfenſtange ſo weit nieder iſt, daß
ſie das Zapfenloch juſt verſchloſſen hat, ſo macht
man ſich an die Zapfenſtange ein Merkmal, ſonſt
koͤnnte man gegentheils das Zapfenhaͤuschen von
der Kappe abſchrauben.


Bei dieſer ganzen Vorrichtung braucht man
wenig Kraft, wenig Raum, und kann accurater,
als bei allen vorigen Arten, die Striegelſtange
heben und niederlaſſen.


Man macht auch wohl an die Striegelſtange,
von unten an bis oben hinaus, die Anzahl der
Fuße ſeiner Hoͤhe, von 1 Fuß an, bis zum Ende
der Stange; da kann man immer an der Stange
ſehen, wie hoch das Waſſer im Teiche iſt; die
Nummern muͤſſen aber ſo geſetzt ſeyn, daß 1 zu
unterſt bei dem Zapfen, die hoͤchſte Nummer
dagegen oben bei dem Ende der Striege ſtange
ſteht. Dann kann man zu allen Zeiten ſeinen Vor-
rath uͤberſchlagen.


Ohne Zweifel laſſen ſich ohne viel Muͤhe noch
mehr Arten, die Striegel zu ziehen, ausfindig
machen, z. E. eine ſolche, wo die Striegelſtange
auf aͤhnliche Art, wie die Zugſtange bei Pumpen,
gehoben wuͤrde, und dergleichen mehr; der Leſer
hat indeſſen hier die bisher gebraͤuchlichſten, die
er
[431] er nach eigner Willkuͤhr und nach Befinden| der
Umſtaͤnde beibehalten, oder ſeinen Abſichten ge-
maͤß abaͤndern mag. Bei den liegenden Striegeln,
merke man noch ſchluͤßlich, iſt die Schraube ohne
Ende am vortheilhafteſten anzubringen.


§. 197.
Etwas vom Koſtenanſchlage.


Wenn der Bauanſchlag uͤberhaupt, eine ge-
naue und ausfuͤhrliche Anzeige der Baumateria-
lien und Koſten iſt, die bei einem vorzunehmen-
den Baue, zur Vollendung deſſelben ſtatt haben,
ſo leuchtet es gleich deutlich ein, daß man zu dem-
ſelben, wenn man ſicher gehn, und nicht aufs
Gerathewohl verfahren will, Folgendes zu wiſſen
noͤthig habe:


  • 1) Die richtige Groͤße ſowohl des zu erbauenden
    ganzen Werkes, als auch ſeiner Theile;
  • 2) Den Preis der erforderlichen Baumateria-
    lien;
  • 3) Den Lohn der Arbeiter.

Bei jedem dieſer Stuͤcke ſetzt man voraus, daß
man wiſſe, wie es richtig angewendet werde.
Iſt nun die Groͤße des zu errichtenden Werkes
E e 2be-
[432] bekannt, ſo ergiebt ſich daraus, wie viel man
von den verſchiedenen Baumaterialien [b]rauche,
und dann kann man den Preis derſelben ausfindig
machen; in ſo fern iſt alſo wenig Schwierigkeit,
und fuͤr einen einigermaßen mit Bauweſen be-
kannten Mann, faſt gar keine.


Weit unſicherer ſind dagegen die Loͤhne der
Arbeitenden. Von dieſen iſt es bekannt, daß ſie
nicht nur faſt in jedem Jahre, im Allgemeinen,
ſich veraͤndern, ſondern auch insbeſondere bei-
nahe in jedem Vierteljahre anders ausfallen.
Tauſenderlei Umſtaͤnde, die hier weitlaͤuftig anzu-
fuͤhren unnuͤtz ſeyn wuͤrde, zeigen dabei die Macht
ihres wirklichen, oder oͤfters nur eingebilde-
ten Einfluſſes. Zeit, Witterung, Preis
der Lebensmittel und anderer unentbehrlicher Be-
duͤrfniſſe, Menge oder Seltenheit der Ar-
beiter, die zum Arbeiten noͤthigen Geraͤthſchaf-
ten
, und Thiere, u. ſ. w., ſteigern und ernie-
drigen die Loͤhne, ohne daß es allezeit in un-
ſerer Gewalt ſteht, dabei die gehoͤrigen Graͤnzen
feſtzuſetzen, die der Billigkeit gemaͤß, und unſern
Wuͤnſchen angemeſſen ſind. Oft werden wir un-
widerſtehlich durch ihren Druck mit fortgefuͤhrt,
ohnerachtet wir ihm noch ſo heftig widerſtreben.
Man ſieht alſo, daß in Anſehung ihrer, ſchlechter-
dings nichts allgemein Guͤltiges bei den Arbeiten
feſtzuſetzen iſt, und das Laͤndlich, Sittlich,
muß faſt jederzeit zur Richtſchnur genommen wer-
den,
[433] den, bei dem es jedoch freiſteht, auf die Billig-
keit der Arbeiter Anſpruch zu machen. Indeß hat
die Erfahrung viel gute Regeln gegeben, bei de-
ren Beobachtung beide Theile, Arbeiter und Bau-
herr, ſich wohl befinden. In neuern Zeiten hat
ſich beſonders der Herr Landbaumeiſter Huth dem
Geſchaͤfte unterzogen, ſolche durch Erfahrung an
die Hand gegebene Regeln zu ſammlen und das
Publicum damit in ſeinem Bauanſchlage zu be-
lehren.


Da die Feſtigkeit des Erdreichs und Geſtei-
nes, die Tiefe, bis zu der es ausgegraben wer-
den ſoll, und die Weite der Wegſchaffung
deſſelben, nothwendig beim Bearbeiten des Grun-
des
, die Hauptſtuͤcke ſind, welche den Lohn beſtim-
men, ſo hat Herr Huth einen mittelmaͤßig feſten
Boden angenommen, und darnach folgende Ta-
belle berechnet.


Wenn man naͤmlich das Erdreich loszumachen,
oder zu graben, und in die Schuttkarren einzu-
werfen, fuͤr die Schachtruthe oberſaͤchſiſches Maaß
6 Groſchen rechnet, und fuͤr das Wegkarren als-
dann zu dieſem Arbeitslohn auf jede 50 Schritt
weit, fuͤr eine dergleichen Schachtruthe oberſaͤch-
ſiſches Maaß 1 gr. 6 pf. zulegt, ſo kommt das
Arbeitslohn fuͤr Losmachen und Wegkarren


Fuͤr
[434]

Zu mehrerer Bequemlichkeit iſt auch hier der
Preis bei rheiniſchem Maaße beigeſetzt.


Bei der Bearbeitung der Mauern von Bruch-
ſteinen, bezahlt man ihre Auffuͤhrung nach Ku-
bikfußen
oder Ruthen, nach der vorzurich-
tenden oder wegzulaſſenden Ruͤſtung und Hoͤhe
der Mauer.


  • 1. Bei niedrigen Mauern, wo nicht geruͤſtet wird,
    fuͤr den Kubikfuß ſaͤchſiſches Maaß 2¼ Pfennig,
    alſo fuͤr die Kubikruthe zu 256 Kubikfuß,
    2 Thaler.
  • 2. Bei hohen Mauern, welche Ruͤſtung erfor-
    dern, zahlt man fuͤr Verfertigung der Ruͤ-
    ſtung, Abreißen derſelben, Foͤrderung der
    Baumaterialien auf ſelbige, und wirkliche
    Maurung, fuͤr jede um 12 Fuß ſteigende
    Hoͤhe,
    [435] Hoͤhe, mehr wie folget, wenn man fuͤr
    12 Fuß Hoͤhe der Mauer fuͤr eine Schacht-
    ruthe 1 thlr. 12 gr. rechnet,
  • à Schachtruthe bei 24′ Hoͤhe 1 thl. 18 gr.
  • — — — 36 — 2 thl. —
  • — — — 48 — 2 thl. 12 gr.
  • — — — 60 — 3 thl. 4 gr.
  • — — — 72 — 3 thl. 20 gr.
  • bis 4 thl. —

Bei Mauern von Quadern koͤmmt ſehr viel
auf die Haͤrte der Steine an. Sind dieſe nicht
zu hart, ſo zahlt man bei niedrigen Mauern
fuͤr die Quader zu behauen à Schock — thl. 12 gr.
— ſelbige zu vermauern à Schock — thl. 12 gr.


Bei hohen Mauern, wo geruͤſtet wird, fuͤr
die ganze Arbeit, bis die Mauer fertig iſt, fuͤr Ver-
maurung eines Schockes, bei einer Hoͤhe der Mauer


  • von 12 Fußen 16 gr.
  • bei 24 Fuß Hoͤhe der Mauer à Schock 1 thl. 10 gr.
  • ‒ 36 — — — — 1 thl. 12 gr.
  • ‒ 48 — — — — 1 thl. 16 gr.
  • ‒ 60 — — — — 1 thl. 20 gr.
  • ‒ 72 — — — — 2 thl. —

Sind aber die Steine ſehr feſt, ſo wird fuͤr
das Behauen wohl die Haͤlfte, oder gar das
Ganze
des vorhin angegebenen Lohnes, zuge-
legt.


§. 198.
[436]

§. 198.


Das Arbeitslohn fuͤr die Bearbeitung der
Daͤmme
von Erde und Schutt, nemlich fuͤr
das Losmachen des benoͤthigten Schuttes, des An-
karrens deſſelben, des Planirens, des Rammelns
mit Handrammen, des Doſſirens an der Bruſt-
und Ruͤckenſeite, benebſt der Unterhaltung der
noͤthigen Geraͤthſchaften und Ruͤſtung, beſtimmt
Herr Huth folgendermaßen.


Er rechnet an Arbeitslohn fuͤr eine Schacht-
ruthe Damm, nach der verſchiedenen Entlegenheit
des Schuttes, nach beiſtehender Tabelle


Wenn
[437]

Wenn der Boden ſehr feſt iſt, muß an
Lohne zugelegt werden, oder — man laͤßt die
Leute unter guter Aufſicht, im Tagelohn arbeiten.


Was die Holzarbeit anbetrift, ſo wird ſolche
nach der Dicke des Holzes, nach der mehrern
oder mindern kuͤnſtlichen Ausarbeitung, und
nach der Feſtigkeit deſſelben bezahlt. Gemei-
niglich rechnet man eine beſtimmte Summe fuͤr je-
den laufenden Fuß. Dieß kann jedoch nicht
allgemein beſtimmt werden, und man muß desfalls
mit den Zimmerleuten eine billige Uebereinkunft zu
treffen ſuchen.


Da die Holzarbeiten ſo verſchieden ſind, und
zu mancherlei Loͤhne haben, als daß ſie hier aufge-
fuͤhrt werden koͤnnten, ſo iſt es am dienlichſten,
desfalls die erwaͤhnte Schrift des Herrn Huth,
zu gebrauchen, da ſie ſattſame Auskunft und viel
gruͤndliche Regeln giebt.


Was endlich die Fuhrloͤhne anbelangt, ſo rich-
ten ſich dieſe theils nach dem Futterpreiſe,
der Theurung des Geſchirres, Schwere
der Laſten, Weite des Weges
, auf dem
ſie ſollen gefahren werden, theils nach der guͤnſtigen
oder unguͤnſtigen Beſchaffenheit des We-
ges
. Lauter Umſtaͤnde, die keine allgemeine Be-
ſtimmung zulaſſen, wobei man alſo der Billigkeit
und hergebrachten Forderungen folgen muß.


Meh-
[438]

Mehrern Unterricht ſuche man in Buͤchern,
die von Bauanſchlaͤgen und vom Waſſerbau han-
deln. Ueberhaupt gehoͤrt die ganze Lehre von Bau-
anſchlaͤgen, in die Baukunſt, und muß nach den
Regeln, welche dieſe desfalls vorſchreibt, beurtheilt
und angewendet werden. Am beſten thut man,
wenn man die ſaͤmmtlichen Arbeiten, nach dem
Rathe peaktiſcher Maͤnner, vorſichtig und billig zu
verdingen, oder in Accord zu geben ſucht.


§. 199.
Etwas uͤber die Auftragung der Daͤmme.


Ein beim Teichbau ſehr haͤufig vorkommender
Fall iſt der, daß man Daͤmme erhoͤhen, oder wie
man dieß mit einem eignen Namen zu benennen
pflegt, auftragen muß. Die Veranlaſſung
zu dieſer Arbeit liegt gemeiniglich in folgenden
Zwecken:


  • 1) in einer beabſichtigten Vergroͤßerung der
    Waſſermenge;
  • 2) in einer beabſichtigten Sicherung der Daͤm-
    me gegen das Ueberſpuͤlen;
  • 3) in einer beabſichtigten Paſſage uͤber dieſe
    Daͤmme.

Je-
[439]

Jedem dieſer angefuͤhrten Zwecke gemaͤß —
welchen uͤbrigens man wirklich haben mag —
muß ſowohl die Groͤße, um die erhoͤht werden ſoll,
als auch die Arbeit ſelbſt, beſtimmt werden. Die
wirklichen Groͤßen der Erhoͤhung fuͤr jeden dieſer
Zwecke, laſſen ſich jedoch ſchlechterdings nicht all-
gemein angeben, weil zuletzt alles auf der Will-
kuͤhr des Bauherrn, und der Conjunctur der Um-
ſtaͤnde und des Terreins beruht.


Sucht man ſich alſo durch das Auftragen
eine groͤßere Waſſermenge zu verſchaffen, und hat
die Hoͤhe beſtimmt, um die ein Damm noch em-
por gebracht werden ſoll, ſo iſt zufoͤrderſt — wenn
die ganze Sache in Betreff der Widerlagen, Gren-
zen und ſo fort, moͤglich iſt, noͤthig auszumitteln,
wie viel man dem bereits vorhandenen Damme,
bei vergroͤßerter Hoͤhe deſſelben, an Dicke zulegen
muͤſſe. Dieſe Dicke kann nicht bloß nach dem neu
aufzutragenden Stuͤcke Damm, allein beurtheilt
werden, ſondern nach der neuen Hoͤhe des Waſſer-
ſtandes, die durch beſagte Erhoͤhung bewirkt wer-
den ſoll. Dieß ſetzt alſo eine Berechnung und
Vergleichung des Waſſerdrucks bei der
neuen Waſſerſtandshoͤhe
, mit der Kraft
des alten Dammes
voraus.


Die Staͤrke eines ſolchen alten Dammes wird
nach dem Obigen aus dem Kubikinhalte deſſelben,
und aus der Schwere ſeines Materials gefunden,
wo-
[440] wovon man die Friction ſucht. (Siehe 1 ſte Ab-
theilung.) Nach dem Obigen ſucht man auch die
Staͤrke des Waſſerdruckes fuͤr die neue Waſſer-
ſtandshoͤhe. Wenn man nun ferner die untere
Breite
eines Dammes ausmittelt, welcher dem
Waſſerdrucke bei der verlangten neuen Waſſer-
ſtandshoͤhe voͤllig gewachſen iſt, und davon die
untere Breite des alten Dammes abzieht, ſo weiß
man daraus, um wie viel man die Breite des al-
ten Dammes zu vergroͤßern hat, bis der Damm
ſeine gehoͤrige untere Staͤrke erhaͤlt. Mittelſt der,
aus der ganzen neuen Dammhoͤhe ſich ergebenden
Breite der neuen Kappe, laſſen ſich ſodann auch
die beiden neuen Boͤſchungen finden,
wenn man den Damm vorn und hinten beſtuͤrzen
will, oder muß, oder wenigſtens die eine neue
Boͤſchung, wenn man alle neue Verſtaͤrkung
des Dammes auf eine Seite
legt.


Eben ſo verfaͤhrt man denn auch in den beiden
andern Faͤllen, wo man um des Ueberſpuͤlens,
oder um der Paſſage willen auftraͤgt; alles —
nach Anleitung des Obigen.


Wenn man nun an die Arbeit ſelbſt geht, ſo
pruͤft man den ganzen Damm, ob und wo er
ſchadhaft iſt, oder ob er durchgehends mit Nutzen zu
gebrauchen ſeyn duͤrfte. In jenem Falle reißt man
das Schadhafte weg, beſſert es aus, und traͤgt ſodann
die
[441] die Erhoͤhung auf. Da pflegt man jedoch die
neue Verſtaͤrkung des Dammes, — wenn es der
Raum im Thale verſtattet, — dem Waſſer im
Teichraume entgegen zu legen. Im letzten Falle
erhoͤht man ohne weiteres Bedenken, wie man will,
und es das Locale verſtattet.


Allezeit aber muß vor der Auftragung ſelbſt,
der Raſen von dem alten Damme gaͤnzlich rein ab-
gehackt werden, um die Verbindung des neuen
Schuttes mit dem im alten Damme befindlichen,
deſto beſſer zu bewirken. Auch hier wird ſodann
der Schutt, wenn er angeſtuͤrzt iſt, erſt geebnet,
dicht an den alten Damm angekratzt, um alle
Hoͤhlungen zu vermeiden, und dann dreimal uͤber-
ſtampft.


Es iſt ſehr dienlich, an den alten Damm an,
und zwiſchen die neue Verſtaͤrkung, Thon ſtatt
des Schuttes zu ſtuͤrzen; dadurch wird die Ver-
bindung deſto inniger. Dieſen Thon behandelt
man wie eine Thonbruſt.


Man legt aber auch wohl bei einer Auftra-
gung, an dem alten Damme eine Raſenbruſt her-
auf, und vor dieſe ſtuͤrzt man nochmals den be-
noͤthigten Schutt vor. Solche Raſen- oder Thon-
bruͤſte muͤſſen jedoch in dieſen Faͤllen allezeit an die
Bruſtſeite kommen. Ihre Dicke kann ⅔ einer
neu-
[442] neuen Raſenbruſt ſeyn, die fuͤr eine ſolche neue
Hoͤhe des Dammes noͤthig waͤre.


Im uͤbrigen geht man wie bei Auffuͤhrung ei-
nes neuen Dammes zu Werke.


Wenn gegen Ueberſpuͤlen des Waſſers und um
der Paſſage willen erhoͤht wird, folgt man gleich-
falls dieſen und den oben gegebnen Regeln, und
im letzten Falle pflaſtert man die Kappe nach Re-
geln des Straßenbaues.


§. 200.
Einige der brauchbarſten Schriften, die von Teichen und
vom Teichbau handeln, oder dabei zu gebrauchen ſind.


Viele dieſer Schriften enthalten zwar von dem
eigentlichen Teichbau keine weitlaͤuftigen Nachrich-
ten; doch ſind ſie wegen der in ihnen befindlichen
praktiſchen und theoretiſchen Regeln oft ſehr
brauchbar, und deshalb hier mit angefuͤhrt.


  • A. G. v. Muͤnnichens Unterredung zweier guten
    Freunde von Teichſachen, inſonderheit vom
    Teichbau auf einem betruͤgeriſchen Grunde. Ol-
    denburg 1720.

An-
[443]
  • Anleitung zum Waſſerbau, herausgegeben von M.
    L. Willig. Goͤttingen 1757.
  • Joh. Wilh. Hoͤnert, etwas von der Teicharbeit.
    Bremen 1764.
  • Albert Brahms Anfangsgruͤnde der Teich- und
    Waſſerbaukunſt. Bremen 1767—1773.
  • Boͤſens (Jobſt) Anleitung zum Waſſerbau, Goͤttin-
    gen 1769.
  • Picards Abhandlung vom Waſſerwaͤgen. Berlin
    1770.
  • J. W. A. Hunrichs praktiſche Anleitung zum Teich-
    Siel- und Schlangenbau. Bremen 1770 und
    1771.
  • Joh. Eſaias Silberſchlag ausfuͤhrlichere Abhand-
    lung der Hydrotechnik. Leipzig 1772.
  • J. W. A. Hunrichs Zuſaͤtze zur Berichtigung und
    Ergaͤnzung der praktiſchen Anleitung u. ſ. f.
    Bremen 1782.
  • K. Ch. Langsdorf drei oͤkonomiſch-phyſikaliſch-ma-
    thematiſche Abhandlungen.
  • Einige Berechnungen uͤber die vortheilhafte Be-
    nutzung angelegter Sammelteiche ꝛc. Erfurt
    1785.

K. Ch.
[444]
  • K. Ch. Langsdorf ſaͤmmtliche den Waſſerbau be-
    treffende Schriften und Ueberſetzungen. (zum
    gruͤndlichen Unterrichte ganz unentbehrlich.)
  • Beitraͤge zum praktiſchen Waſſerbau, von C. F.
    Wiebeking. Duͤſſeldorf 1792.
  • Woltmans Beitraͤge zur hydrauliſchen Architectur.
[]

Appendix A Druckfehler,


die ſich wegen der Entfernung des Verfaſſers
vom Druckorte weſentlich eingeſchlichen.


  • Seite. Zeile. ſteht lies
  • 7 18 entrichten entrichteten
  • 8 2 von dieſem von dieſen Zeiten
  • 9 17 Quellwaſſer Quellwaͤſſer
  • 16 8 wohleingerichten wohlgeeichten
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  • — 16 gebraucht verbraucht
  • 38 23 duͤrfen daͤrfen
  • 44 4 duͤrfen daͤrfen
  • 45 4 indem fuͤr ein indem ein
  • — 7 duͤrfe daͤrfe
  • 46 5 weitern weitere
  • 49 17 reiches Halleiner
  • 52 7 340,600 340,560
  • 53 1 meine meyne
  • 55 9 große große Faͤſſer
  • 58 12 23 kr. 20 kr.
  • 62 17 1,235,996 fl. 1,245,996 fl.
  • 69 13 iſt Lauingen noch beizuſetzen.
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  • 71 19 die erſtern die erſtere
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Im Inhalt auf der zweiten Seite lies in
der lezten Zeile: gegen die vergange-
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, und auf der Schlußſeite in der
dritten Zeile: zugeſtandenen verſchie-
denen Nutzungen
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TextGrid Repository (2025). Anonymous. Praktische Anweisung zum Teichbau. Corpus of Literary Modernity (Kolimo+). https://hdl.handle.net/21.11113/4bqg8.0