Hermann Bote
Ein kurtzweilig Lesen
von
Dil Ulenspiegel
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel, geboren uß dem Land zu Brunßwick. Wie er sein Leben volbracht hatt. 96 seiner Geschichten.

[5][5][7]

Vorrede

Als man zalt von Crist Geburt 1500 bin ich, N., durch etlich Personen gebetten worden, daz ich dise Historien und Geschichten ihn zulieb sol zesamenbringen und beschreiben, wie vorzeiten ein behend listiger und durchtribener, eins Buren Sun – waz er getriben und gethon hat in – welschen und tütschen Landen – waz geborn im brunschwigischen Hertzogthum, genant Dil Ulenspiegel. Für solich mein Müe und Arbeit grölten sie mir eer Gunst hoch erbieten. »Solichs zu thun und mer, ich ihn willig war«, antwortet ich. Aber ich wißt mich nit solicher Vernunfft und Verstäntniß, solichs zu volbringen. Und mit früntlicher Bit an sie, mich solichs zu erlassen, manig Ursach darthät; von Ulenspiegel etwaz zu schreiben, so er in etlichen Stätten getriben hat, sie daz verdriessen möchte. Aber mein Antwurt wolten sie für kein Entschuldigen hon. So hon ich mich nach wenig meiner Verstäntniß verpflicht und angenummen, mit Gottes Hilff (on den nüt geschehen mag) mit Fleiß angefangen. Und wil mich auch gegen jederrnan entschuldiget haben, das solich mein Beschreiben nieman zu Widerdrieß beschehen oder jeman damit zu schwächen; daz sei weit von mir.

Nun allein umb ein frölich Gemüt zu machen in schweren Zeiten, und die Lesenden und Zuhörenden mögen gute kurtzweilige Fröden und Schwänck daruß fabulleren. Es ist auch in disem meinen schlechten Schreiben kein Kunst oder Subteilicheit, dann ich leider der latinischen Geschrifft [7] geleret und ein schlechter Lei bin. Und dienet dise mein Geschrifft allerbest zu lesen (uff daz der Gotsdienst nitt verhindert werd), so sich die Müß under den Bäncken beissen unnd die Stund kurtz werden unnd so die braten Birn wol schmecken bei dem nuwen Wein. Unnd bit hiemit einen jetlichen, wa mein Schrifft von Ulenspiegel zu lang oder zu kurtz sei, das er das besser, uff das ich nit Undanckt verdiene. Unnd ende damit mein Vorred und gib den Anfang Dil Ulenspiegels Geburtt mit Zulegung etlicher Fabulen des Pfaff Amis und des Pfaffen von dem Kalenberg.

Die erst Histori

[8] Die erst Histori sagt, wie Dil Ulenspiegel geboren und zu dreien Malen eins Tags gedöfft ward und wer sein Douffgötel waren.

Bei dem Wald Melbe genant, in dem Land zu Sachsen, in dem Dorff Knetlingen, da ward Ulenspiegel geboren. Und sein Vatter hieß Claus Ulenspiegel und sein Muter Ann [9] Wibcken. Und da sie des Kinds gnas, schickten sie es gen Ampleven in daz Dorff zu dem Tauff und liessen es heissen Dil Ulenspiegel. Und Dil von Uetzen, der Burger zu Ampleven, ward sein Tauffpfetter. (Und Ampleven ist daz Schloß, daz die von Magdburg etwan vor funnfftzig Jaren mit Hilff der andern Stät für ein böß Raubschloß zerbrachen. Die Kirchen und daz Dorff dabei hatt nun der wirdig Arnolff Pfaffenmeier, Apt zu Sunten Ägidien.)

Da nun Ulenspiegel geteufft ward und sie daz Kind wider wolten geen Knetlingen tragen, also wolt die Tauffgöttel, die daz Kind truge, endlich über ein Steg gon, daz zwische Knetlingen und Ampleven ist, und sie hetten dazu vil Birs getruncken nach der Kindtöffe. (Dann da ist die Gewonheit, daz man die Kinder nach der Töffe in daz Bierhuß trägt und sind frölich und vertrincken die Kinder also, daz mag dann des Kinds Vatter bezaln.) Also fiel die Göttel in die Lachen und besudelt sich und das Kind so jämerlich, das daz Kind schier erstickt was. Da halffen die andern Frauwen der Badmumen mit dem Kind wider uß und giengen heim in ihr Dorff und wuschen das Kind in einem [10] Kessel und machten es wider suber und schon. Da ward Ulenspiegel eins Tags dreimal geteufft, einmal im Tauff, einmal in der Lachen und eins im Kessel mit warmen Wasser.

Die ander Historie

[11] Die ander Historie sagt, wie alle Bauren und Pürin über den jungen Ulenspiegel clagten und sprachen, er wär ein Bub und Lecker, und wie er auff einem Pferd hinder seinem Vatter ritt und stilschweigend die Lüt hinden zu in Arß ließ sehen.

Alsbald nun Ulenspiegel so alt ward, daz er gon und ston kunt, da macht er vil Spils mit den jungen Kindern, wann er waz nötlich. Wie ein Aff domlet er sich uff den Küsn [12] und im Graß, so lang, biß er 3 Jar alt ward. Da fliß er sich aller Schalckheit also, daz alle Nachburen gemeinlich über Ulenspiegel clagten, daz sein Sun Dil Ulenspiegel war ein Schalck. Do kam der Vatter zu dem Sun und sprach zu ihm: »Wieget doch das imer zu, daz unser Nachburen sprechen, du seist ein Schalck?« Ulenspiegel sprach: »Lieber Vatter, ich thu doch nemen nüt, das wil ich dich offenbar beweisen. Gang hi, sitz uff dein eigen Pferd, und so wil ich hinder dich sitzen und stilschweigend mit dir reiten durch die Gassen, noch werden sie uff mich liegen und sagen, was sie wollen. Des nim acht.« Also thät der Vatter und name ihn hinder sich uff das Pferd. Also lupfft sich Ulenspiegel hinden uff mit dem Loch und ließ die Lüt je in den Arß sehen und saß da wider nider. Da zögten die Nachburn und Nachbürin uff ihn und sprachen: »Pfei dich an wol! Ein Schalck ist daz!« Da sprach Ulenspiegel: »Hör Vatter, du sihest wol, das ich stilschweig und niemant nüt thu, noch dan sagen die Lüt, ich sei ein Schalck.«

Also thät der Vatter eins und satzt Ulenspiegel, seinen lieben Sun, für sich uff daz Pferd. Da saß Ulenspiegel Stil, aber er spert das Mul uff und zannet die Bauren an und reckt die Zungen uß. Da luffen die Lüt zu und sprachen: »Sehen zu wol! Ein junger Schalck ist das!« Da sprach der Vatter: »Du bist freilich in einer unglückseligen Stund geborn. Du sitzest stil und schweigest und thust nieman nichts, noch dan sagen die Lüt, du seiest ein Schalck.« Also zoch sein Vatter mit ihm von dannen und zoch mitt Hauß in das Megdburgisch Land uff die Sal, daz Wasser. Da her waz Ulenspiegels Muter. Unnd bald darnach, da starb der alt Claus Ulenspiegel. Da bleib die Mutter bei dem Sun. Also ward die Muter arm. Und Ulenspiegel wolt kein Handtwerck lernen und was da bei sechzehen Jar alt und dumelte sich und lernt mancherlei Geckerei.

Die drit Historie

[13] Die drit Historie sagt, wie Claus Ulenspiegel von Knetlingen hieweg zoch an die Sal, das Wasser, da sein Muter her war bürtig. Da starb er. Unnd wie sein Sun Dil uff dem Seil lernt gon.

Ulenspiegels Muter wonet in einem Huß, und der Hoff gieng an das Wasser, die Sal genant. Und Ulenspiegel begund uff dem Seil ze gon. Und daz trib er uff der Bünin des Huß, wenn er daz vor der Muter nit möcht zuwegen bringen, dann sie wolt die Thorheit nit von ihm leiden, daz er sich dummelte also uff dem Seil, und treuwet, ihm darum ze schlagen. Und einsmals erwust sie ihn uff dem Seil und [14] nam ein grossen Knüttel und wolt ihn von dem Seil schlahen. Da entran er ihr zu einem Fenster uß und lieff, oben uff das Tach ze sitzen, das sie ihn nit erreichen kunt. Das wärt so iang mit ihm, bis das er ein wenig älter ward. Da fienge er wider an, sich ze dumlen uff dem Seil, und zoch das Seil oben von seiner Muter Hinderhuß über die Sal in ein ander Huß dargegen uber. Also vil junge und alte Lüt, die warde innen des Seils, das Ulenspiegel sich daruff dumlen wolt. Die kamen dar und wolten ihn daruff sehen gon, und sie wunderten sich ser, was er doch für ein seltzam Spil wolt haben oder was wunderlichen Spils er doch treiben wolte. Und als nun Ulenspiegel uff dem Seil saß und sein Dumlen am besten was, wie es sein Muter innen ward und kunt ihm nit vil darumb thun; doch so schleich sie heimlich hinden in das Hauß uff die Bün, da das Seil gebunden was, und schneid das Seil entzwei. Da fiel Ulenspiegel, ihr Sun, in das Wasser mit grossem Spot und badet redlichen in der Sal. Da warden die Bauren gar ser lachen, und die Jungen rafften ihm fast nach: »He, he! Bad nur wol uß! Du hast lang nach dem Bad gerungen.« Das verdroß Ulenspiegel ser und acht des Bades nit, sunder des Spottens und Rüffens von den jungen Buben und gedacht doch, wie er ihn das wider vergelten und sie bezalen wolt. Und also badete er uß, so beste er möchte.

Die 4. Historie

[15] Die 4. Historie sagt, wie Ulenspiegel den Jungen bei zweihundert Par Schuch ihn von den Füssen ret und macht, daz sich alt und jung darum bei den Har roufften.

In kurtzer Zeit darnach, da Ulenspiegel wolte seinen Schaden und Spot des Bades rächen und zoch daz Seil uß einem andern Huß uber die Sal. Und verwonte die Lüt, wie er aber uff dem Seil wolt gon. Daz Folck samlet sich bald dartzu, jung und alt. Und Ulenspiegel sprach zu den Jungen, das sie ihm geben ein jetlicher seinen lincken Schuch, er wolt ihn ein hübsch Stück uff dem Seil zeugen mit den [16] Schuhen. Die Jungen glaubten daz und meinten all war, auch die Alten. Und hüben an die Jungen und zugen die Schuh uß und gaben sie Ulenspiegeln. Und der Jungen war beinach zwei Schock, daz ist zweimal 60. Die halben Schuh wurden ihm. Da zoch er sie an ein Schnur und steig damit uff daz Seil. Als er nun uff dem Seil waz und hät die Schuh mit ihm daruff, da sahen die Alten und die Jungen zu ihm uff, so daz sie meinten, er wolt etwaz nötlichs Dings damit thun. Und der Jungen waren ein Teil betrübt, wann sie ihr Schuh gern hätten widergehabt. Also nun Ulenspiegel uff dem Seil saß und macht sein Gefert, da rufft er uff dem Seil: »Meniglich nem war, und jeglicher such seinen Schuch wider!« und schneid damit die Schnur entzwei und warff die Schuh all von dem Seil uff die Erden, das je ein Schuh über den andern bürtzelt. Da dumleten die Jungen und Alten hinzu und erwust einer hie ein Schuh, der ander dort. Der ein sprach: »Diser Schuh ist mein!«, der ander sprach: »Du lügest, er ist mein!« und fielen also einander in daz Har und begunden sich einander ze schlagen. Der ein lag unden, der ander oben, der ein schrie, der ander weint, der drit lacht, und wärt so lang, daz die Alten auch Backenstreich teilten und zohen sich bei dem Har. Also saß Ulenspiegel uff dem Seil und lacht und rufft: »Hehe! suchen nun die Schuh, wie ich gestern ußbad must!« Und lieff da von dez Seil und ließ sich die Jungen und Alten also ob den Schuhen zanken und durft in vier Wochen vor den Jungen oder vor den Alten nit herfür kumen. Und saß also in dem Huß bei seiner Muter und bletzte helmstetesche Schuch. Da ward sein Muter gantz erfröwet [17] und meint, sein Sach solt noch gut werden. Aber sie wüßt nit die Mär, daz er sich also verschalckt hat, daz er nit dorfft für daz Huß kumen etc.

Die fünfft Histori

[18] Die fünfft Histori sagt, wie Dil Ulenspiegels Mum ihn underweisen wolt, das er ein Hantwerck solt lernen. Darzu wolt sie ihm helffen.

Und Ulenspiegels Muter, die waz fro, daz ihr Son so stil waß, und strafft ihn, daz er kein Hantwerck wolt lernen. Da schweig er stil. Da ließ die Muter nit nach, ihn zu straffen. Da sprach Ulenspiegel: »Liebe Muter, wozu sich einer begibt, daz würt ihm sein Lebtag gnug.« Da sprach [19] die Muter: »Ich laß mich es wol bedüncken, ich hab in 4 Wochen kein Brot in meinem Huß gehabt.« Ulenspiegel sprach: »Daz dient uff mein Redt nit. Aber ein arm Mann, der nit zu essen hat, der vast wol Sant Niklausen, und wan er etwas hat, so ißt er mit Sant Martinus Abent. Also essen wir auch.«

Die 6. Histori

[20] Die 6. Histori sagt, wie Ulenspiegel ein Brotbäcker betrog umb ein Sack vol Bretz zu Stasfurt in der Stat und bracht das seiner Muter heim.

»Lieber Got hilf«, gedacht Ulenspiegel, »wie wil ich die Muter stillen. Wa sol ich Brot uberkumen in ihr Huß?« Und gierige uß dem Flecken, da sein Mum in wont, gen Stasfurt in die Stat und vermerckt eins reichen Brotbäckers Handlung. Und gieng zu dem Bäcker in sein Huß und [21] sprach, ob er seinem Herren wolt senden vor zehn Schilling Rocken- und Weißbrot. Und nannt den Herren von einer Gegne und sprach fürter, sein Her sei zu Stasfurt in derselben Stat, und nannt ein Herberg, darin er wär. Und der Bäcker solt ein Knaben mit ihm schicken in die Herberg, da wolt er ihm daz Gelt geben. Der Bäcker sagt ja. Und Ulenspiegel hat ein Sak, der het ein verborgen Loch, und lies ihm daz Brot in den Sack zälen. Und der Bäcker sant ein Jungen mit Ulenspiegel, daz Gelt zu entpfahen. Als nun Ulenspiegel ein Armbrostschutz von des Bäckers Huß kam, da ließ er ein Weißbrot uß dem holen Loch fallen in daz Kot. Da satz Ulenspiegel den Sack nider und sprach zum Jungen: »Ach, daz besudelt Brot darf ich für meinen Herren nit bringen. Louff resch mit widerumb zu Huß und bring mir ein ander Brot darfür. Ich wil dein hie warten.«

Der Jung lieff hin und holt ein ander Brot. Dieweil waz Ulenspiegel hingangen und gieng in die Vorstat in ein Huß, da waz ein Karch uß seinem Flecken. Daruff legt er seinen Sack und gieng darneben und ward in seiner Mumen Huß gefürt. Und da der mit dem Brot widerkam, da waz Ulenspiegel hinweg mit dem Brot. Da lieff der Jung zurück und sagt daz dem Brotbäcker. Der Brotbäcker lief bald zu der Herberg, die ihm Ulenspiegel gnant het. Da fand er niman, sunder er sahe, daz er betrogen waz. Ulenspiegel kam zu Huß und bracht der Mumen daz Brot und sprach: »Seh hin und iß, dieweil du etwas hast und fast mit Sant Niclausen, wan du nit hast.«

Die 7. Histori

[22] Die 7. Histori sagt, wie Ulenspiegel daz Weckbrot oder daz Semelbrot mit andern Jungen aß und wie er daz uber Macht essen müst und darzu gschlagen wart.

Nun waz in dem Flecken, darin Ulenspiegel mit siner Muter wonte, ein Gewonhet: Welcher Hüßwirt ein Schwein schlug, so giengen der Nachburen Kinder in das Huß und assen da ein Suppen oder Brei, daz heisset daz Weckbrot. In dem Land wond ein Meier in demselben Flecken, und der waz so karg an seiner Kost und dorfft doch den Kindern das [23] Weckbrot nit versagen und gedacht einen Sin, wie daz er sie des Weckbrotz müd wolt machen und schnit in ein Molckenkar von Fetten Rinden des Brotz. Als die Kinder kamen, Knaben und Töchterlin – und da waz auch Ulenspiegel mit –, da ließ er sie ein und schloß die Thür zu und begoß da die Suppen oder das Weckbrot. Und der Murcken waren wil meer, wa die Kinder möchten ußessen. Und wan eins darvongieng und vol waz, so kam derselb Hußwürt und het ein gute Schmicken und schlug sie umb die Lenden, das ein jedlicher uber Macht essen müst. Und der Hußwürt wüßt nun wol von Ulenspiegels Büberei, also daz er uff ihn achthet. Wan er ein anderen umb die Lenden hüw, so traff er Ulenspiegel noch baß. Das treib er so lang, bitz sie die Murcken, das Weckbrot, gar uß müsten essen. Und dennen bekam das so wol als dem Mund das Graß. Unnd darnach wolt keiner meer gon in des kargen Manß Huß, das Weckbrot oder die Metzelsupen essen.

Die acht Historie

[24] Die acht Historie saget, wie Ulenspiegel macht, daz des kargen Buren Hüner daz Luder zugen.

An dem andern Tag, da der Man ußgieng, so begegnet ihm Ulenspiegel, fragt ihn und sprach: »Lieber Ulenspiegel, wann wilt du zu mir kumen uff daz Weckbrot?« Da sagt Ulenspiegel: »Wann sich dein Hüner umb daz Luder ziehen, je vier umb ein Bissen Brots.« Da sprach er: »Ja, so wilt du langsam kummen uff mein Weckbrot.« Da sprach Ulenspiegel: »Ob ich aber eer käm, dan feißter Suppen Zeit [25] war«, und gieng damit für sich. Und Ulenspiegel achtete des so lang, das er die Zeit hät und das des Mans Hüner uff die Gassen giengen weiden. Da het Ulenspiegel bei 20 Fädem oder mer und hett je zwen und zweit inmitten zesammengebunden und bande an ein jetlichs End des Fadems ein Bissen Brots und nam die Fadem un legt sie verdeckt und die Bissen Brotes herfür. Also nun die Hüner hie und dort kipten und schluckten die Bissen Brots mit dem End der Fädem in die Hälß und kunten die doch nit einschlucken, dann an dem andern End zohe ein ander Hun, also das je eins das ander hinderzuckt. Und kunt auch nit schlucken und kunt des auch nit ledig uß dem Halß werden, vonn Grosse des Bissen Brots, und stunden also mer dann zweihundert Hüner, je eins gegen dem andern ze würgen und zugen das Luder.

Die neund Historie

[26] Die neund Historie sagt, wie Ulenspiegel in einen Imenstock krouch unnd zwen bei Nacht kamen unnd den Imenstock wolten stelen, unnd wie er macht, das sich die zwen raufften und ließen den Imenstock fallen.

Uf ein Zeit, da begab sich, daz Ulenspiegel mit seiner Muter gieng in ein Dorff uff die Kirweiung. Und Ulenspiegel tranck sich, daz er truncken ward und gieng und sucht ein End, da er frölich schlaffen möcht und ihm nieman nüt tät. [27] Also fand er da hinden in dem Hoff ein Huffen Imen ston, und dabei lagen vil Imenstöck, die ler waren. Also kroch er in ein leren Stock, der näst bei den Imen lag, und meint, er wolt ein wenig schlaffen, und schlieff von Mittag an, biß das es schier Mitternacht ward. Unnd meinet sein Mutter, er wär wider heim zu Hauß gegangen, da sie ihn niendert kunt sehen.

Also in derselben Nacht kamen zwen Dieb und wolten ein Imen stelen und sprachen da zesamen: »Ich hab allweg gehört, welcher der schwerst Imenstock ist, der ist der best.« Also hüben sie die Körb und Stöck uff, je einen nach dem andern, und da sie kamen zu dem Stock, da Ulenspiegel in lag, der was der schwerste. Da sprachen sie: »Daz ist der best Im«, und namen ihn uff ihr Hälß und trugen ihn von dannen. In dem erwacht Ulenspiegel und hort ihre Anschläg, und es was gantz finster, das einer den anderen kum sehen mocht. Also greiff Ulenspiegel uß dem Stock und greiff den Fordersten bei dem Har und gab ihm einen guten Rupff. Der war da zornig uff den Hindersten unnd meinte, er hät ihn also bei dem Har gezogen, und ward ihm fluchen. Der Hinderst sprach: »Getreompt dir oder gast du im Schlaff? Wie solt ich dich bei dem Har ropffen, ich kan doch kum den Imenstock mit meinen Händen halten!« Ulenspiegel lacht und gedacht: »Das Spil wil sich recht stellen«, und beitet, biß sie aber ein Ackerlängen giengen. Da gibt er dem Hindersten auch einen guten Rupff bei dem Har, das er sich rümpffte. Der ward da noch als zornig und sprach: »Ich gang und trag, das mir der Halß kracht, und du sprichst, ich zieh dich bei dem Har! Unnd du zuchst mich bei dem Har, daz mir die Schwart kracht!« Der Forderst, der sprach: »Das lügst du dein Halß fol! Wie solt [28] ich dich bei dem Har ziehen, ich kan doch kum den Weg vor mir sehen. Auch wüß das fürwar, du zühest mich bei dem Har!« Und giengen also zancken, mit dem Stock für an zu kiffen undereinander. Nit lang darnach, da sie am grösten Zanken waren, so zücht Ulenspiegel den Fordersten noch einist, daz ihm der Kopff an den Imenstock gnöpfft. Da ward er so zornig, das er den Imenstock fallen ließ und schlug den Hindersten finsterling mit den Füsten nach dem Kopff. Der Hinderst verließ den Imenstock auch und fiel dem Forderen in das Har, also das sie ubereinanderdummelten. Und einer verließ den andern und wißt nit, wa der ander beleib, und verloren sich also in dem Finster und Hessen den Imenstock ligen. Also lugt Ulenspiegel gantz uß dem Korb, und da er sach, das es noch finster was, da schloff er wider hinder sich unnd bleib darin ligen, bis es heller Tag ward. Da kroch er uß dem Imenstock und weßt nit, wa er was. Also gieng er einen Weg uß, da kam er zu einer Burg, da verdingt er sich für einen Hoffjungen.

Die 10. Historie

[29] Die 10. Historie sagt, wie Ulenspiegel ein Hoffjunger ward und ihn sein Junckher leerte, wa er fund das Krut Henep, so solt er darein scheissen. Da scheiß er in Senep und meint, Henep und Senep war ein Ding.

Bald darnach kam Ulenspiegel uff ein Burg zu einem Juncker und gab sich uß für ein Hoffjungen. Also müst er gleich mit seinem Junckern reiten über Feld. Und bei dem Weg stund Hanff, daz heißt man im Land zu Sachsen, da [30] Ulenspiegel her ist, Henep. Und da sprach sein Juncker, als ihm Ulenspiegel die Glen nachfürt: »Siest du daz Krut, daz da stot, daz heißt Henep.« Ulenspiegel sprach: »Ja, daz sihe ich wol.« Da sprach sein Juncker: »Wa du darzu kumpst, so scheiß darin, wan mit dem Krut bint und henckt man an die Rauber und die sich on Herrendienst uß dem Sattel ernären, von dem Bast, daz von dem Krut würt gespunen.« Ulenspiegel sagt: »Ja, daz ist wol ze thun.« Der Hoffmann oder Juncker reit mit Ulenspiegel hin und har in vil Stät und halff rouben, stelen und nemen, als sein Gewonheit waz. Und begab sich eins Tags, daz sie zu Huß waren und lagen stil. Und als es Imbiß wolt werden, so gat Ulenspiegel in die Küchen. Da sprach der Koch zu ihm: »Junger, gang hin in den Keller, da steet ein irden Haffen oder Düppen, da ist Senep (alß uff die sachsische Sprach), den bring mir her.« Ulenspiegel sprach ja und het doch sein Lebtag noch nirgen kein Senep oder Senff gesehen. Und da er in dem Keller den Haffen mit dem Senff fand, da gedacht er in sich selber: »Waz mag der Koch damit thun wollen? Ich mein, er wöl mich damit binden.« Er gedacht auch weiter: »Mein Juncker het mich jo gheissen, wa ich solich Krut find, so sol ich darein scheißen.« Und huket uber den Hoffen und schmeiß ihn vol und rüret daz umb und bracht ihn dem Koch also. Waz gescha? Der Koch gedacht nirgens an und eilens richt in daß Schüsselin den Senff an und schickt zu Tisch. Der Juncker und sein Gäst dunckt in den Senff, da schmeckt er gantz ubel. Der Koch ward beschickt und angesprochen, was er für Senff gemacht hätt. Der Koch schmeckt auch an den Senff und spüw uß unnd sprach: »Der Senff schmeckt gleich als war darin geschissen.« Da ward Ulenspiegel lachen. Da sprach sein Juncker: »Was lachst du [31] so schamperlich. Meinest du, das wir nitt künden schmacken, was das sei? Wilst du es nit glauben, so kum und schmeck hie den Senff auch.« Ulenspiegel sprach: »Ich eniß sein nit. Wissent Ihr nitt, waß Ihr mich geheissen hond in dem Feld uff der Strassen? Wa ich des Gekrütz sähe, so solt ich daruff scheissen, man pflege die Röuber damit zu hencken unnd zu erwürgen. Also da mich der Koch in den Keller nach dem Senep schickte, so hab ich darein gethon nach Euwerm Heissen.« Da sprach der Juncker: »Du feiger Schalck, das sol dein Unglück sein. Das Krut, das ich dir zeugt, das heißt Henep, und das dich der Koch bringen hieß, das heißt Senep oder Senff. Du hast das gethon von grosser Schalckheit!« Und nam ein Knittel und wolt ihn schlagen. Da was Ulenspiegel behend und entlieff ihm von der Burg und kam nit wider.

Die 11. Historie

[32] Die 11. Historie, wie Ulenspiegel zu einem Pfarrer verdingt und wie er ihm die gebraten Hüner von dem Spiß aß.

In dem Land zu Brunschwick da ligt ein Dorff, in dem Stifft zu Megdburg, geheissen Budensteten. Da kam Ulenspiegel in des Pfaffen Huß. Der Pfaff dingt ihn für ein Knecht, aber er kant ihn nit, und sprach zu ihm, er solt gute Tag und ein guten Dienst bei ihm haben und solt essen und trincken das best, als gut als sein Kellerin. Und alles das, daz er thun müst, thät er mit halber Arbeit. Ulenspiegel [33] sprach ja darzu, er wolt sich wol darnach richten, unnd sähe, daz die Pfaffenkellerin nur ein Aug het. Und die Kellerin, die nam gleich zwei Hüner ab und steckt sie an den Spiß, ze braten, und hieß Ulenspiegel nidersitzen und sie braten. Ulenspiegel waz bereit und want die Hüner umb. Und da sie nun schier gebraten warn, da gedacht er: »Der Pfaff sprach doch, da er mich dingt, ich solt essen und trincken als gut als er und sein Kellerin, und daz möcht an disen Hünern felen, und so würden des Pfaffen Wort nit war sein, und ich eße auch von den Hönern nit. Ich wil so weiß sein, uff daz sein Wort war bleiben«, und brach daz ein vom Spiß und aß es on Brot. Also da es Imbißzeit wolt werden, so kumpt des Pfaffen Kellerin (die waz einäugig) zum Feur und wolt die Hüner betreiffen; so sicht sie, daz nur ein Hun am Spiß waz. Da sagt sie zu Ulenspiegel: »Der Hüner waren doch zwei, wa ist daz ein hinkumen?« Ulenspiegel sprach: »Fraw, thon Euwer ander Aug auch uff, so sehent Ihr die Hüner alle beid.« Und da er der Kellerin daz ein Aug also verwiß, da ward sie gar zornig und zurnt uber Ulenspiegel und lieff zum Pfaffen und sprach zu ihm, wie daz sein hübscher Knecht sie also verspot hät mit ihre ein Aug. Und so sie zu ihm lugt, wie er briete, so find sie nit mer dan ein Hun. Der Pfaff gieng zum Feur in die Küchen und sprach zu Ulenspiegel: »Waz hast du meiner Magt ze spotten; und ich sih wol, daz nur ein Hun am Spiß steckt und sein ihr doch zwei gesei.« Ulenspiegel sprach: »Ja ihr sein wol zwei geweßen.« Der Pfaff sprach: »Wa ist dan das ander gebliben?« Ulenspiegel sagt: »Daz stecket doch da! Thund auff Euwere beide Augen, so sehent Ihr wöll, daz ein Hun am Spiß steckt. Also sagt ich zu Euwer Kellerin auch. Da ward sie zornig.« Da ward der Pfaff lachen und sprach: »Daz kan mein Magt nit, daz sie beid Augen ufthu, wann sie hat nur eins.« Ulenspiegel [34] sprach: »Herr, daz saget Ihr, ich sprichs nit.« Der Pfaff sagt: »Daz ist gschehen und bleibt dabei, aber daz ein Hun ist hinweg.« Ulenspiegel sagt: »Ja, daz ein ist hinweg und daz ein steckt noch. Ich hab daz andre gessen, als Ihr dan gesprochen hon, ich solt es ja so gut essen und trincken als Ihr und Euwer Magt. So waz mir leid, daz Ihr solten gelogen hon, daz Ihr die Hüner all beid solten gessen hon, daz mir nüt davon worden wär. Uff das Ihr nun nit der Wort ze Lugner würden, da aß ich das ein Hun gar uff.« Also der Pfaff waz des zefriden und sprach: »Mein lieber Knecht, daz ist mir umb ein Braten ze thun, aber thu fürter nach dem Willen meiner Kellerin, daz sie gern sicht.« Ulenspiegel sprach: »Ja, lieber Her, waz Ihr mich heissen.« Darnach was die Kellerin Ulenspiegel hieß, das er thun solt, das thet er halber. Wenn er solte ein Eimer mit Wasser holen, so bracht er ihn halber fol, und wan er zwei Höltzer solt holen an daz Feur, so bracht er eins. Solt er dem Stier zwei Gebund Hewß geben, so gab er ihm nur eines, solt er ein Maß Wein bringen, so bracht er ein halbe Maß, und dergleichen in vil Stücken, also das sie das merckte, das er ihr daz zu Widerdrieß thät. Und wolt ihm doch nüt sagen und verclagt ihn vor dem Pfaffen. Da sprach der Pfaff zu Ulenspiegeln: »Lieber Knecht, mein Magt claget uber dich, und ich bat dich doch, das du thun soltst alles, das sie gern sehe.« Ulenspiegel sprach: »Ja, Herr, ich hab auch anders nüt gethon, dann wie Ihr mich geheissen hond. Ihr sagten, ich künd Euwer Ding mit halber Arbeit thun und Euwer Magt sehe gern mit beiden Augen und sieht doch nur mit einem Aug und sie sieht nur halber. Also thet ich halb Arbeit.« Der Pfaff ward lachen, und die Kellerin ward zornig, und sie sprach: »Herr, wann Ihr den leckerschen Schalck wölt länger behalten für ein Knecht, so wolt sie von [35] ihm lauffen.« Also must der Pfaff Ulenspiegel über seinen Willen Urlaub geben. Doch so halff er mit den Bauren hantieren, wann der Meßner oder Sigrist desselben Dorffs was kurtzlich tod. Und nachdem als die Bauren keins Meßners kunten entberen, da ward der Pfaff mit den Buren zu Rat, das sie Ulenspiegeln annamen.

Die 12. Historie

[36] Die 12. Historie sagt, wie Ulenspiegel ein Meßner ward in einem Dorff zu Budensteten und wie der Pfarrer in die Kirchen schiß, das Ulenspiegel ein Bierthunnen damit gewann.

Als nun Ulenspiegel in dem Dorff ein Meßner waz, da kunt er nit singen, als dann einem Sigristen zugehört. Als nun der Pfaff bereit waz mit einem Küster, da stund der Pfaff einsmals vor dem Altar und tet sich an und wolt Meß halten. Da stund Ulenspiegel hinder ihm unnd richtet ihm sein Alb zurecht. Da ließ der Pfaff ein grossen Furtz, daz [37] es über die Kirchen erhalt. Da sprach Ulenspiegel: »Herr, wie dem, opffern Ihr das unserm Herren für Weirauch hie vor dem Altar?« Der Pfaff sprach: »Was fragst du darnach, ist doch die Kirch mein. Ich hab die Macht wol, das ich möcht mitten in die Kirchen scheissen.« Ulenspiegel sprach: »Das gelt Euch und mir ein Thunne Bierß, ob Ihr das thun.« »Ja«, sprach er, »es gilt wol.« Und sie wetteten miteinander, und der Pfaff sprach: »Meinst du nit, das ich so frisch sei?« unnd körte sich umb unnd schis einen grossen Hauffen in die Kirchen und sprach: »Sich her, Custor, ich hab die Thunn Bierß gewunnen.« Ulenspiegel sprach: »Nein, Herr, wir wollen vor messen, ob es mitten in der Kirchen sei, als Ihr dann sagten.« Also maß es Ulenspiegel, da felet es weit der Mitten in der Kirchen. Also gewan Ulenspiegel die Thunnen Bierß. Da ward die Kellerin aber zornig und sprach: »Ihr wöllen des schalckhafftigen Knechts nit müssig gon, biß das er Euch in alle Schand bringt.«

Die 13. Historie

[38] Die 13. Historie sagt, wie Ulenspiegel in der Osternmettin ein Spil macht, daz sich der Pfarrer und sein Kellerin mit den Buren raufften und schlugen.

Nun da es sich nahet den Ostern, da sprach der Pfarer zu Ulenspiegel, dem Meßner, es ist ein Gewonheit hie, das die Buren alwegen zu den Ostern in der Nacht ein Osterspil [39] machen, wie unser Her entstet uß dem Grab, und so müst er darzu helffen, wann es wär recht also, das die Sigristen das zurichtent unnd regierten. Da sprach Ulenspiegel und gedacht, wie sol das Mergenspil zugon von den Buren, und sprach zu dem Pfarrer: »Nun ist doch kein Buer hie, der da giert ist, Ihr müßen mir Euwer Magt dazu leihen, die kan wol schreiben und lesen.« Der Pfarer sprach: »Ja, ja, nim nur dazu, wer dir helffen kan; auch ist mein Magt vor mer darbeigewesen.« Es waz der Kellerin lieb, und sie wolt der Engel im Grab sein, wann sie kund den Reimen ußwendig. Da sucht Ulenspiegel zwen Bauren und nam sie zu ihm und wolten die drei Marien sein. Und Ulenspiegel leert den einen Buren zu latein seinen Reimen. Und der Pfarrer waz unser Hergot, der solt uß dem Grab erston. Da nun Ulenspiegel für das Grab kam mit seinen Buren, als die Marien angelegt warn, da sprach die Kellerin als der Engel im Grab den Reimen zu latein: »Quem queritis. Wen suchen ihr hie?« Da sprach der Buer, die vorderst Merg, als ihn Ulenspiegel gelert het: »Wir suchen ein alte einäugige Pfaffenhur.«

Da sie daz hört, daz sie verspottet ward mit ihrem einen Aug, da ward sie gifftig auff Ulenspiegel und sprang uß dem Grab und meint, sie wolt ihm in daz Antlit fallen mit den Füsten. Und schlug her ungewiß und traff den einen Buren, daz ihm daz ein Aug geschwall. Da der ander Buer daz sah, der schlug auch dar und traff die Kellerin an den Kopff, daz ihr die Flügel entpfielen. Da daz der Pfarrer [40] sahe, da ließ er daz Van fallen und kam seiner Kellerin zu Hilff und fiel dem einen Buren in daz Har und zohen sich für daz Grab hindan. Da das die anderen Bauren sahen, da luffen sie hinzu und ward ein grosses Gerühel und lag der Pfaff mit der Kellerin under, unnd da lagen die Bauren, die zwo Mergen, auch under, das sie die Buren voneinander musten ziehen. Aber Ulenspiegel, der het der Sach acht genümmen und thet sich zeitlich darvon und lieff zu der Kirchen hinauß und gieng uß dem Dorff und kam nit wider.

Got geb, wa sie ein andern Sigristen namen.

Die 14. Historie

[41] Die 14. Historie sagt, wie Ulenspiegel ußgab, das er zu Megdburg von der Lauben fliegen wolt, und die Zuseher mit Schimpffred abwise.

Bald nach diser Zeit, als Ulenspiegel ein Sigrist waz gesein, da kame er geen Megdburg und treib vil Anschläg und sein Nom ward davon erst bekant, das man von Ulenspiegel wußt ze sagen. Da ward er angefochten von den besten der Bürger von der Stat, daz er solt etwaz [42] Abenthür treiben. Da sagt er, er wolt es thun und wolt uff daz Rathuß und von der Lauben fliegen. Da ward ein Geschrei in der Stat, daz sich jung und alt samlete uff dem Marckt und wolten es sehen. Also stund Ulenspiegel uff der Lauben von dem Rathuß und bewegt sich mit den Armen und gebar eben, als ob er fliegen wolt. Die Lüt stunden, theten Augen und Müler uff und meinten, er wolt fliegen. Da lacht Ulenspiegel und sprach: »Ich meinte, es wär kein Thor oder Nar mer in der Welt dann ich. So sih ich wol, daz hie schier die gantz Stat vol Thoren ist. Und wann ihr mir alle sagten, daz ihr fliegen wolten, ich glaubt es nit. Ich bin doch weder Ganß noch Fogel, so hon ich kein Fettich, und on Fettich oder Federn kan nieman fliegen. Nun sehen ihr offenbar, daz es erlogen ist.« Und lieff da von der Lauben und ließ daz Volck, eins Teils Fluchende, das ander Teil Lachende, und sprachen: »Das ist ein Schalckßnarr noch, dann so hat er war gesagt.«

Die 15. Historie

[43] Die 15. Historie sagt, wie Ulenspiegel sich für ein Artzet ußgab und des Bischoffs von Megdburg Doctor artzneiete, der von ihm betrogen ward.

Zu Megdburg was ein Bischoff, der hieß Bruno, was ein Graffe zu Querfurt. Der hort die Anschläg von Ulenspiegel unnd ließe ihn forderen zu dem Greuenstein. Und dem [44] Bischoff gefiel Ulenspiegels Schwänck gantz wol unnd gab ihm Cleider und Gelt. Und die Diener mochten ihn vast wol leiden und triben vil Schimpffs mit ihm. Also het der Bischoff ein Docter bei ihm, der dücht sich gar gelert und weiß, daz ihm des Bischoffs Hoffgesind nit günstig waz. Unnd derselb Doctor het ein Weiß an ihm, daz er nit gern Doren umb sich leiden mocht. Also sprach der Docter zum Bischoff und zu seinen Räten: »Man solt weiß Lüt an der Heren Hoff halten und nit solich Narren uffhalten durch mancherlei Ursach willen.« Die Ritter und daz Hoffgesind sprachen darzu, daz wär gar nitt ein rechte Meinung von dem Doctor. Wer sein Thorheit nit hon möcht, der kunt wol von ihm gon, es wär doch nieman zu ihm gezwungen. Der Doctor sprach darwider: »Nar bei Narren und Weiß bei Weissen. Hätten die Fürsten weiß Lüt bei ihn, so war ihn vor die Weißheit, und so sie Narren bei ihn halten, so lernen sie Narrei.« Da sprachen etlich: »Wer seint die Weisen, die sich beduncken, sie seint weiß? Man find ihr wol, die von Narren seint betrogen worden. Es zem Herren und Fürsten wol und solten allerlei Volcks an ihrem Hoff halten. Wann mit Thoren vertreiben sie mancherlei Fantasei, und wa die Heren seint, da wollen die Narren gern sein.« Also kamen die Hoflüt zu Ulenspiegel und legten mit ihm an solich Anschläg und hatten ihn, daz er ein Sinn erdächt. Sie wolten ihm darzu helffen, desgleichen der Bischoff, daz der Docter bezalt würt seiner Weißheit, als er dann gehört hat. Ulenspiegel sprach: »Ja, Ihr Edlen und Reiter, wöllen Ihr mir darzu helffen, der Docter sol bezalt werden.« Sie wurden der Sachen eins.

Also zoche Ulenspiegel vier Wochen über Feld von dannen und bedacht sich, wie er mit dem Doctor wolt leben. [45] Also waz er bald bedacht und kam wider zu Genenckenstein und verkleit sich und gab sich uß für ein Artzt, wann der Doctor bei dem Bischoff waz offt siech im Leib und thet vil Artzni darzu. Da sagten die Rüter dem Doctor, wie daz ein Doctor in der Artznei war kumen. Der Doctor kant Ulenspiegel nit und gieng zu ihm in sein Herberg, und nach wenig Reden er nam ihn mitt ihm uff die Burg. Und kamen miteinander zu Worten und sprach der Doctor zum Artzt, kunt er ihm helffen von der Kranckheit, er wolte ihm wol lonen. Ulenspiegel antwurt ihm mit Worten, als die Ärtzet dann pflegen, und gab ihm für, wie daz er ein Nacht bei ihm ligen müst, uff daz er dester baß mercken möcht, warauff er genaturt war. »Wann ich wolt Euch gern etwaz geben, ee das Ihr schlaffen giengen, daz Ihr davon schwitzten.« Und im Schweiß wolt er mercken, waz sein Gebresten wär. Der Doctor ließ ihm sagen und meint aller wars und gieng mit Ulenspiegel zu Bet und meint nit anders, dann waz ihm Ulenspiegel sagt, es wär war. Also gab Ulenspiegel dem Doctor ein scharpffe Purgation. Und der Doctor meint, er solt davon schwitzen und wißt nit, daz es ein scharpffe Purgatz waz. Ulenspiegel uberkam ein holen Stein und thet ein Huffen seines Kotz darein und legt den holen Stein mit dem Treck zwischen die Wand und dem Doctor uff das Betbret. Und der Doctor lag der nächsten an der Wand, und Ulenspiegel lag fornen an dem Beth. So lag der Doctor und het sich gen die Wand gekert. Da stancke ihm der Treck under Augen, der in dem holen Stein lag, das er sich umb must keren gegen Ulenspiegeln. Unnd sobald sich der Doctor also zu Ulenspiegel kert, so ließ er ein stilschweigenden Furtz, daz er zumal ubel stanck. Da kert sich der Docter wider hinum, so stanck dann der Treck im holen Stein ihn wider an. Daz tet er dem Docter schier die halb Nacht. Darnach kam und treib die Purgatz scharpff, schnel [46] und starck, daz sich der Docter gantz unrein macht und stanck fast übel. Da sprach Ulenspiegel zum Docter: »Wie nun, wirdiger Docter, Euwer Schweiß hat lang ubel gstuncken. Wie ist ihm, daz Ihr solichen Schweiß schwitzen. Es stinckt zumal ubel.«

Der Docter lag und gdacht, daz schmack ich wol, und waz des Geschmacks also vol worden, daz er kum reden kunt. Ulenspiegel sprach: »Ligen nur stil. Ich wil gon, ein Liecht holen, daz ich sehen kan, wie es ein Gstalt umb Euch sei.« Indem als sich Ulenspiegel uffricht, da ließ er noch ein starcken Scheis schleichen und sprach: »O we, mir würt auch schwach, daz hab ich von Euwer Kranckheit uberkumen.« Der Docter lag und waz so kranck, daz er sein Houpt kum uff kunt richten, und danckt Got, daz der Artzt von ihm kam. Da uberkam er ein wenig Lufft, dann wan der Docter in der Nacht uff wolt ston, so hielt ihn Ulenspiegel, daz er nit uff mocht kumen, und sprach, er solt vor gnug schwitzen, da nun Ulenspiegel uffgestund und gieng von der Kamern und lieff hinweg, indem da ward es Tag. Da sahe der Docter den holen Stein an der Wand ston mit dem Treck. Und er waz so kranck, daz sein Anlit von Gestanck besudlet waz.

Also die Reiter und Hoflüt namen des Docters war und botten ihm ein gutten Morgen. Der Docter ret schwächlichen und kunt ihn nit wol antwurten und legt sich in den Sal uff ein Banck uff ein Küssen. Da holten die Hoflüt den Bischoff darzu und fragten ihn, wie es ihm gangen war mit dem Artzet. Der Doctor sprach: »Ich bin überladen gewesen mit einem Schalck. Ich wont, es wär ein Doctor in der Artznei, so ist es ein Doctor in der Leckerei«, und sagt es ihn gantz, wie es ihm gangen wee. Da ward der Bischoff und alle Hoflüt ser lachen und sprachen: »Es ist gantz geschehen nach Euwern Worten. Ihr sagten nun, man solt [47] sich nit mit Narren bekümeren, wann der Weiß würd dorecht bei Thoren. Aber Ihr sehent, daz einer wol durch Narren weiß würt gemacht, dann der Artzet ist Ulenspiegel gewesen, den hon Ihr nit kant und hon ihm geglaubt. Von dem seind Ihr betrogen worden. Aber wir, die sein Narrei annamen, kanten ihn wol. Aber wir wolten Euch nit warnen, nachdem und als Ihr so weiß wolten sein. Und niemant ist so weiß, er sol Thoren auch kennen. Unnd wann niendert kein Nar wär, wabei wolt man dann die Weisen kennen.« Also schweig der Doctor still und clagt nim.

Die 16. Historie

[48] Die 16. Historie sagt, wie Ulenspiegel zu Peyne in einem Dorff ein kranck Kind scheissen macht und grossen Danck verdiente.

Recht bewärt Artznei schücht man zuzeiten umb eins cleines Gelts willen, und man mus den Landlöfferen offt noch so vil geben, als gescha eins im Stifft zu Hildeßheim. Dahin kam auch einsmals Ulenspiegel, und er kame in ein Herberg, [49] da was der Wirt nit daheim und Ulenspiegel was wol bekant da. Unnd die Wirtin het ein kranck Kind. Da fraget Ulenspiegel die Würtin, waz doch dem Kind gebrest und was es für ein Kranckheit hät? Da sprach die Wirtin: »Daz Kind kan nit zu Stul gon. Möchte es nur zu Stul gon, so würd es besser mit ihm.« Ulenspiegel sprach: »Dem wär noch gut Rat zu thun.« Die Fraw sprach: »Hilff er ihm.« Sie wolt ihm geben, waz er wolt. Ulenspiegel sprach, dafür wolt er nüt nemen, es war ihm ein leichte Kunst. »Beiten ein cleine Weil, es sol bald geschehen.« Nun het die Fraw da hinden im Dorff etwaz ze thun und gieng darhinder. Dieweil scheiß Ulenspiegel ein grossen Huffen an die Want unnd setzt bald des Kindß Stülin darüber und setzt daz Kind daruff. Also kam die Fraw wider uß dem Hoff herfür und sah es uff dem Stülin sitzen und sprach: »Ach, wer hat daz gethon?« Ulenspiegel sprach: »Ich hab es gethon. Ehr sagten, daz Kind künt nitt zu Stul gon, also hab ich das Kind daruf gesetzt.« Da ward sie gewar des under dem Stülin lag. Sie sprach: »Sehen hie zu, daz hat dem Kind in dem Leib gbrosten, daz haben imer Danck, daz ihr dem Kind also hon geholffen.« Ulenspiegel sprach: »Der Artznei kan ich vil machen mit Gottes Hilff.« Die Fraw bat ihn früntlich, daz er sie die Kunst auch wolt leren, sie wolt ihm geben, waz er wolt. Da sprach Ulenspiegel, wie daz er wegfertig wär. So er aber widerkäm, so wolt er sie es leeren, und sattelt sein Pferde und reit gen Rosendal zu. Und kort wider umb und reit wider geen Peynen zu und wolt durchin reiten gen Zel. Da stunden die nackende Bankressen von der Burg und fragten Ulenspiegeln, was Weges er daherkam. Ulenspiegel sprach: »Ich kum von Koldingen.« [50] Er sahe wol, daz sie nit vil anhetten. Sie sprachen: »Hör hieher. Wa kumpst du von Koldingen, was enbeut uns dan der Winter?« Ulenspiegel sprach: »Der wil euch nüt enbieten, er wil euch selber ansprechen.« Unnd reit hin unnd ließ die nackenden Buben ston.

Die 17. Histori

[51] Die 17. Histori sagt, wie Ulenspiegel alle Krancken in einem Spital uff einen Tag on Artznei gesund macht.

Uf ein Zeit kam Ulenspiegel gen Nürnberg und schlug groß Brieff an die Kirchthüren und an daz Rathuß und gab sich uß für ein guten Artzet zu aller Kranckheit. Und da was ein grosse Zal krancker Menschen in dem nüwen Spital, daselbst, da das hochwirdig heilig Sper Cristi mit anderen mercklichen Stücken rasten ist. Und derselben krancken [52] Menschen, der wär der Spitelmeister einsteils gern ledig gewesen und hat ihn Gesuntheit wol gegund. Also gieng er hin zu Ulenspiegel, dem Artzet, und fragt ihn nach, laut seiner Brieff, die er angeschlagen hät, ob er den Krancken also helffen kunt. Es solt ihm wol gelont werden. Ulenspiegel, der sprach, er wolt ihn seiner Krancken vil gerad machen, wann er wolt zweihundert Gulden anlegen und ihm die zusagen wolt. Der Spitelmeister sagt ihm daz Gelt zu, sofern er den Krancken hülff. Also verwilliget sich Ulenspiegel, wa er die Krancken nit grad macht, so solt er ihm nit ein Pfennig geben. Daz gefiel dem Spitelmeister wol und gab ihm 20 Guld daruff. Also gieng Ulenspiegel in Spital und nam zwen Knecht mit ihm und fragt die Krancken, einen jetlichen, waz ihm gebrest. Und zuletsch, wann er von einem Krancken gieng, so beschwur er ihn und sprach: »Waz ich dir offenbaren wurt, das solst du bei dir heimlich bleiben lassen, vor nieman offenbaren.« Das sagten dan die Siechen Ulenspiegel bei grossem Glouben zu. Daruff sagt er dann einem jetlichen bsunders: »Sol ich nun euch Krancken zu Gesuntheit helffen und uff die Fuß bringen, das ist mir unmöglich, ich verbren dann euwer einen zu Pulver und gib daz den andern in den Leib ze trincken. Daz muß ich thun. Darumb, welcher der Kränckest under euch allen ist und nit gon mag, den wil ich zu Pulver verbrennen, uff daz ich den andern helffen mög damit. Euch all uffzebringen, so würde ich den Spitalmeister nemen und in der Thür des Spitals ston und mit luter Stim rüffen: ›Welcher da nit kranck ist, der kum heruß!‹ daz verschlaff du nit.«

So sprach er zu jeglichem allein, dann der letst muß die Ürten bezalen. Solcher Sag nam jeglicher acht und uff [53] den gemelten Tag eilten sie sich mit krencken und lammen Beinen, als keiner der letst wolt sein. Da nun Ulenspiegel nach seinem Anlaß raffte, da begunden sie von Stat lauffen, etlich, die in 10 Jaren nit vom Bet kumen warn. Und da daz Spital nun gantz ler waz, da begert er seines Lons von dem Spittelmeister und sagt, er müst an ein ander End eilens. Da gab er ihm das Gelt zu grossem Danck. Da reit er hinweg. Aber in dreien Tagen, da kamen die Krancken all herwider und beclagten sich ihrer Kranckheit. Da fragt der Spittelmeister: »Wie gat das zu? Ich hett ihn doch den grossen Meister zubracht, der ihn doch geholffen hät, das sie all selber davongangen waren.« Da sagten sie dem Spitalmeister, wie daz er ihn getrouwt hat. »Welcher der letste wär zu der Thür hinuß, wenn er der Zeit rufft, den wolt er verbrennen zu Pulver.« Da mercket der Spitalmeister, das es Ulenspiegels Betrug was. Aber er was hinweg, und er kund ihm nüt an gewinnen. Also bliben die Krancken wieder im Spital wie vor und was das Gelt verlorn.

Die 18. Histori

[54] Die 18. Histori sagt, wie Ulenspiegel Brot kouff nach dem Sprichwort, als man sagt: »Wer Brot hat, dem gibt man Brot.«

Trüw gibt Brot. Da nun Ulenspiegel den Doctor also bedort het, kam er darnach gen Halberstat und gieng uff dem Marck umb und sahe da, daz es hart und kalt Winter waz. Da gedacht er: »Der Winter ist hart und wegt der Windt darzu saur. Du hast offt gehört, wer Brot hat, dem gibt man Brot!« Und koufft für zwen Schilling Brot und [55] nam ein Disch unnd gienge für den Thum zu Sant Steffan zu ston und het feil. Und hielt sein Gaucklerei so lang, daz ein Hundt kam und nam ein Brot von dem Tisch und lieff damit den Thumhoff hinuff. Ulenspiegel lieff dem Hund nach. Dieweil kam ein Suw mit 10 junger Ferlin und stieß den Tisch umb. Und nam ein jetlich ein Brot in das Maul und lieff damit hinweg. Da ward Ulenspiegel lachen und sprach: »Nun sihe ich offenbar, das die Wort falsch seind, als man spricht: Wer Brot hab, dem gibt man Brot. Und das ward mir genummen.« Und sprach mer: »O Halberstat, Halberstat, der Nam von der dan. Dein Bier und Kost schmeckt wol, aber dein Pfeningseckel seind von Süwleder gemacht.« Unnd zoch da wider geen Brunßwick zu.

Die 19. Historie

[56] Die 19. Historie sagt, wie Ulenspiegel zu Brunßwick sich verdingt zu einem Brotbäcker für ein Bäckerknecht und wie er Eulen und Merkatzen, buch.

Da nun Ulenspiegel wider gen Brunßwick kam, zu der Bäckerstuben, da wont ein Bäcker nach darbei. Der rüfft ihm in sein Huß und fragt ihn, was er für ein Geselle wär. Er sprach: »Ich bin ein Bäckerknecht.« Der Brotbäcker, der sprach: »Ich hab eben keinen Knecht. Wilt du mir dienen?« Ulenspiegel sagt ja.

[57] Als er nun zwen Tag bei ihm was gewesen, da hieß ihn der Bäcker bachen uff den Abent, denn er kunt ihm nit helffen bis an den Morgen. Ulenspiegel sprach: »Ja, waz sol ich aber bachen?« Der Bäcker waz ein schimpfig Mann und waz zornig und sprach in Spot: »Bist du ein Bäckknecht und fragst erst, waz du bachen solt? Waz pfligt man zu bachen? Eulen oder Merkatzen.« Und gieng damit schlaffen. Da gieng Ulenspiegel in die Bachstuben und macht die Deick zu eitel Eulen und Merkatzen, die Bachstub vol, und buch die. Der Meister stund des Morgens uff und wolt ihm helffen. Und da er in die Bachstuben kam, so fint er weder Weck noch Semlen, nur eitel Eulen und Merkatzen. Da ward der Meister zornig und sprach: »Wie der jar Rit, waz hast du gebachen?« Ulenspiegel sprach: »Das Ihr mich geheissen hon, Eulen und Merkatzen.« Der Back sprach: »Waz sol ich nun mit der Narei thun? Solich Brot ist mir niergen zunütz. Ich mag daz nit zu Gelt bringen!« Und ergreiff ihn bei dem Halß und sprach: »Bezal mir mein Deick!« Ulenspiegel sprach: »Ja, wann ich Euch den Deick bezal, sol dann die War mein sein, die davon gebachen ist?« Der Meister sprach: »Waz frag ich nach solicher War. Eulen und Merkatzen dienen mir nit uff meinen Laden.« Also bezalt er ihm sein Deick und nam die gebachnen Eulen und Merkatzen in ein Korb und trug sie uß dem Huß in die Herberg zu dem Wilden Man. Und Ulenspiegel gedacht in ihm selber: »Du hast offt gehört, man künd nüt so seltzems Dings geen Brunschwick bringen, man lößt Gelt daruß.« Und waz an der Zeit, das am andern Tag Sant-Niclaus-Abent was. Da gieng Ulenspiegel für die Kirchen ston [58] mit seiner Kouffmanschafft und verkoufft die Eulen unnd Merkatzen alle unnd lößt vil mer Geltz daruß, dan er den Bäcker für den Deick het geben. Das ward dem Bäcker kuntgethon. Den verdroß es und lieff für Sant-Niclauß-Kirchen und wolt ihn anforderen umb das Holtz und für den Kosten, die Ding ze bachen. Da was Ulenspiegel erst hinweg mit dem Gelt und hat der Bäcker das Nachsehen.

Die 20. Historie

[59] Die 20. Historie sagt, wie Ulenspiegel in dem Monschein das Mel in den Hoff bütelt.

Ulenspiegel wandert in dem Land umb und kam geen Ulsen in daz Dorff. Da waz er aber ein Bäckrknecht. Als er nun bei einem Meister waz, da richt der Meister zu, daz er wolt bachen. Und solt Ulenspiegel büteln in der Nacht, daz es uff den Morgen frü fertig wär. Ulenspiegel sprach: »Meister, Ihr sollen mir ein Liecht geben, daz ich gesehe zu büteln.« Der Bäcker sprach zu ihm: »Ich gib dir kein Liecht. Ich hab meinen Knechten zu diser Zeit nie kein Liecht geben. [60] Sie müsen in dem Monschein bütelen. Also mußt du auch tun.« Ulenspiegel sprach: »Hon sie dann also hingebütlet, so wil ich es auch tun.« Der Meister gieng schlaffen und wolt ein par Stunden schlaffen. Dieweil nimpt Ulenspiegel den Bütel und reckt ihn zum Fenster uß und bütelt daz Mel in Hoff, da der Mon her schin, als dem Schein nach. Als nun der Bäcker uffstund und wolt bachen, da stund Ulenspiegel und bütlet noch. Da sähe der Bäcker, daz Ulenspiegel bütlet daz Mel in den Hoff, der waz gantz weiß von Mel. Da sprach der Meister: »Waz der Tüffel! Waz machst du hie? Hat daz Mel nit mer kostet, wann daz du dez in den Treck bütelest?« Ulenspiegel sprach: »Hon Ihr mich es nit geheissen in dem Mon bütelen sunder Liecht? Also hab ich gethon.« Der Brotbäcker sprach: »Ich hieß dich, du soltest bei dem Monschein.« Ulenspiegel sprach: »Wolan, Meister, seint nur zufriden, es ist geschehen beid, in und bei dem Monschein und da ist nit vil verloren, dan ein Handvol. Ich wil das bald wider uffrappen, das schadet dem Mel nitt ein Mite.« Der Brotbäcker sprach: »Dieweil daz du nun daz Mel uffrappest, dieweil macht man den Deick nit, so würt es den zu lang zu bachen.« Ulenspiegel sprach: »Mein Meister, ich weiß guten Rat. Wir wöllen wol so bald bachen als unser Nachbuer. Sein Deick ligt in der Mülten. Wöllen Ihr daz hon, so wil ich ihn bald holen und wil unser Mel an dieselben Stat tragen.« Der Meister ward zornig und sprach: »Du wilt den Tüffel holen! Gang an Galgen und hol Dieb harein.« Ja, sprach er und gieng an Galgen. Da lag ein Reff von einem Dieb, der waz herabgefallen. Den nam er uff den Halß und trug ihn heim und sprach: »Warzu wöllen Ihr das hon? Ich wißt nit, wazu es allerbest wär.« Der Bäcker sprach: »Bringst du sunst nüt meer?« Ulenspiegel sprach: »Es was nüt mer da.« Der Bäcker ward zornig und sprach von Zorn: »Du hast meiner [61] Herren Gericht gestolen und ihn ihren Galgen beraubt. Daz wil ich dem Burgermeister clagen, das sollest du sehen.« Unnd der Bäcke gieng uß dem Hauß uff den Marckt und Ulenspiegel gienge ihm nach. Und es was dem Bäcker so not, das er sich nit umbsach und wißt auch nit, das ihm Ulenspiegel nachgienge. Also da stund der Ammeister oder Burgermeister an dem Marckt. Da gienge der Bäcker zu ihm unnd fienge ihm also da an zu clagen. Unnd Ulenspiegel was behend, sobalde sein Meister, der Bäck, fieng an zu klagen, da stund Ulenspiegel hart neben ihn und spert seine beiden Augen weit uff. Da der Bäcker Ulenspiegel ersach, da ward er so töbig, das er vergaß, was er klagen wolt, und sprach zu Ulenspiegel bößlichen: »Was wilt du?« Ulenspiegel sprach: »Ich wil anders nicht haben, dan Ihr sprachen, ich solt sehen, das Ihr mich wolten verklagen vor dem Burgermeister. Sol ich nun das sehen, so mus ich die Ougen hart darzu thun, das ich das sehen kund.« Der Brotbäcker sprach zu ihm: »Gang mir nur uß den Ougen, du bist ein Schalck.« Ulenspiegel sprach: »So würd ich vacklen geheissen, unnd säß ich Euch in den Ougen, so müst ich Euch uß den Naßlöchern kriechen, wan Ihr die Ougen zuthäten.« Da gieng der Burgermeister von ihn unnd hort wol, das es Thorneit was, und ließ sie beid also ston. Da Ulenspiegel das sahe, da lief er hinder sich und sprach: »Meister, wann wöllen wir bachen, die Son scheint nim«, und lieff hinweg und ließ den Bäcker ston.

Die 21. Histori

[62] Die 21. Histori sagt, wie Ulenspiegel alwegen ein val Pferd reit und was nit gern, wa Kinder waren.

Ulenspiegel, der was allezeit gern bei Gselschafft, und dieweil er lebt, da hatt er dreierlei Sach an ihm, die er flohe. Zum ersten reit er kein graw Pferd, sunder alweg ein val Pferd von Gespot wegen. Daz ander, er wolt nienen bleiben, wa Kinder waren, wann man acht der Kinder mer ihr Nötlicheit dann sein. Die drit Sach waz, wa ein alter milter [63] Wirt waz, bei dem waz er nit gern zu Herberg, wan ein alter milter Würt, der achtet seines Gutes nit und wer gewönlich ein Bott. Da was auch sein Gemeinschafft nit, dann da war auch Gelt bei zu gewinnen etc. Auch so segenet er sich alle Morgen vor gesunder Speiß und vor grossem Glück und vor starckem Tranck. Wan gesunde Speiß, das wär Krut, wie gesundt es auch wär. Auch segnet er sich vor den Speißen uß der Apoteck; wiewol sie gesunt ist, so ist sie doch ein Zeichen der Kranckheit. Das wär das groß Glück, dann wo ein Stein vonn dem Tach fiel oder ein Balcken von dem Huß, so möcht man sprechen: »War ich da gestanden, so hät mich der Stein oder der Balck zu Tod gefallen, das wer mein groß Glück.« Sollichs Glücks wolt er gern entberen. Das starck Tranck wär das Wasser. Wan das Wasser treibt grosse Mülräder mit seiner Stärck, auch so trincket gar manicher guter Gesel den Tod daran.

Die 22. Historie

[64] Die 22. Historie sagt, wie Ulenspiegel sich zu dem Grafen von Anhalt verdingt für ein Thurnbläser, und wan Feind dar kamen, so bließ er sie nit an, und wan kein Feint da was, so bließ er sie an.

Nit lang darnach, da kam Ulenspiegel zu dem Grafen von Anhalt. Zu dem verdingt er sich für ein Thurnbläser. Und der Graf het vil Feintschaft, also da er in dem Stätlin und in dem Schloß die Zeit vil Reiter und Hoffolck beieinander het, die man alle Tag speisen must. Also ward Ulenspiegel [65] uff der Thurnvarten vergessen, daz ihm kein Speiß gesant ward. Und denselben Tag kam es darzu, daz des Graffen Feind für daz Stätlin und Schloß ranten und namen die Küe darvor und triben sie all hinweg. Und Ulenspiegel lag uff dem Thurn und sach durch daz Fenster und machet kein Geschrei, weder mit Blaßen oder mit Schreien. Und da kam daz Gemürmel für den Graffen, daz er mit den Seinen ihn nacheilt. Und sahen uf dem Thurn etlich, daz Ulenspiegel im Fenster lag und lachte. Da rufft ihm der Graff zu: »Wie, ligst du also im Fenster und bist so stil?« Ulenspiegel rufft wider herab: »Vor Essens, so rüff ich oder thun es nit gern!« Der Graff rufft ihm zu: »Wilt du nit die Feind anblosen?« Ulenspiegel rufft wider: »Ich darff kein Feind blaßen, daz Feld ist sunst vol und sein mit den Küwen ein Teil hinweg. Bließ ich erst mer Feind, sie schlügen Euch zu Tod. Wolan, es ist gut.«

Der Graff eilt den Feinden nach und dumleten sich miteinander. Und Ulenspiegel ward wider vergessen seiner Speiß halben. Und der Graff ward ein Weil zufriden. Und holt auch ein Huffen Quecks uff seinen Finden und hüwen zu Mitt, sieden und brieten. Ulenspiegel gedacht uff dem Thurn, wie er auch etwaz von dem Brat möcht bringen, und nam acht die Zeit, wann es Essenszeit wolt sein. Da fieng er an zu rüffen und zu blasen: »Feindaiow, Feindaiow!« Der Graff lieff eilens von dem Tisch (da die Kost uff stund) mit den Seinen und legten Harnisch an und Waffen in die Händ und eilten bald dem Thor zu in das Feld, lugen den Feinden nach. Dieweil liefe Ulenspiegel behend und schnell von dem Thurn und kam uber des Graffen Tisch und nam von der Tafeln Gesottens und Gebratens und was [66] ihm geliebt und gieng bald wider uf den Thurn. Da nun die Reitter unnd das Füßvolck kamen, da vernamen sie von keinen Feinden und sprachen zusamen: »Der Thurnman hat das von Schalckeit gethon«, und zohen wider heim, dem Thor zu. Und der Graff rufft zu Ulenspiegel: »Wie, bist du unsinnig und doll worden?« Ulenspiegel sprach: »On allen argen List.« Der Graff sprach: »Warumb hast du ›Feindaiow‹ geblasen und ist keiner dagewesen?« Ulenspiegel sprach: »Da kein Feind da waren, da must ich etliche Feind dahar blasen.« Da sprach der Graff: »Du krawest dich mit Schalckßnägeln. Wann Feind da sein, so wilt du sie nit anblasen, und wan kein Feind da ist, so blast du die Feind an. Das solt wol Verräterei werden?« Und satzt ihn ab und dinckt ein andern Thurnbläser an sein Stat. Und Ulenspiegel must zu Fuß mit ihn ußlauffen für ein Füßknecht. Daz ward ihn gar ser verdriessen und war gern von dannen gwesen und kunt doch nit mit Glimpff von dannen kumen. Wan si ußzohen an die Feind, so hindert er sich allweg und waz allzeit der letst zum Thor uß, und wann sie geschafft hetten und wider heimkerten, so was er alweg der erst zum Thor in. Da sprach der Graff zu ihm, wie er das verston solt von ihm. Wan er ußzüg mit ihm an die Feind, so war er alweg der letst und so man heimzüge, so war er der erst. Ulenspiegel sprach: »Ihr sollen das nit zürnen, dan wann Ihr und Üwer Hoffgesind all assen, so saß ich uff dem Thurn und schmalt. Davon bin ich onmächtig worden. Solt ich dan nun der erst an die Feind sein, so müst ich die Zeit inbringen und ereilen, das ich auch der erst an der Taffeln und der letst darvon sei, damit das ich wider starck würd. So wil ich wol der erst unnd der letst an den Feinden sein.« »So hör ich wol«, sprach der Graff, »das du daz so lang woltest halten die zeitlang als du uff dem Thurn seßest.« Da sprach Ulenspiegel: »Warzu jederman [67] Recht hat, das nimpt man ihm ger.« Der Graff sprach: »Du solt nit lang mein sein«, und gab ihm Urloub. Des vas Ulenspiegel fro, wan er het nit guten Lust, allen Tag mit den Feinden zu fechten.

Die 23. Histori

[68] Die 23. Histori sagt, wie Ulenspiegel seinem Pferd guldene Eisen uff ließ schlagen, die der Künig von Dänmarck bezalen müßt.

Ein solicher Hofman waz Ulenspiegel, daz sein Frumkeit vor manchen Fürsten und Herren kam und daz man wol wüßt von ihm ze sagen. Daz möchten die Herren und Fürsten wol leiden und gaben ihm Kleid, Pferd, Gelt und Kost. Also kam er zu dem Künig von Dänmarck und der het ihn vast lieb und bat ihn, daz er etwaz Abentür macht, er wolt [69] ihm sein Pferd laßen beschlagen von dem allerbesten Huffschlag. Ulenspiegel fragt den Künig, ob er solt seinen Worten glauben. Der Künig sprach ja, dann er nach seinen Worten thät. Ulenspiegel reit mit seinem Pferd zum Goldschmid und ließ sein Pferd mit guldin Huffeisin und mit silbern Näglen beschlagen und gieng da zum Künig und sprach, daz er ihm wolt den Huffschlag bezalen. Der Künnig sprach ja, und sprach zu dem Schreiber, das er ihm den Huffschlag thät bezalen. So meint der Schreiber, das es ein schlechter Huffschmid wär, und Ulenspiegel bracht ihn zu dem Goldschmid. Und der Goldschmid wolt haben 100 dännische marck. Der Schreiber wolt das nit bezalen und gieng hin und sagt das dem Künig. Der Künig ließ Ulenspiegeln holen und saget da zu ihm: »Ulenspiegel, was deuren Huffschlags machst du. Wann ich alle meine Pferd sol also beschlagen lassen, so müst ich bald Land und Lüt verkauffen. Das was mein Meinung nit, das man das Pferd ließ mit Gold beschlagen.« Ulenspiegel der sprach: »Gnädiger Künig, Ihr sagten, das solt der best Hufschlag sein ond ich solt Euwern Worten Gnug thun.« Der Künig sprach: »Du bist mein allerliebster Hoffgesind, du thust, waz ich dich hieß«, und ward lachen und bezalt die 100 Marck. Da kam Ulenspiegel und ließ die guldnen Eisin abbrechen und zoch für die Schmidt und ließ sein Pferd mit Eißin beschlagen und bleib bei dem Künig biß an sein End.

Die 24. Historie

[70] Die 24. Historie sagt, wie Ulenspiegel des Künigs von Poln Schalcknarren mitt grober Schalckheit überwand.

Bei den Zeiten des hochgebornen Fürsten Casmiri, Künig zu Poln, bei dem waz ein Abenteurer, der waz gar seltzemer Schwänck und Gaucklerei und kunt uff der Fidelen wol. Also kam Ulenspiegel auch in Poln zu dem Künig, und der Künig hat auch vil von Ulenspiegel hören sagen, und waz ihm ein lieber Gast und hät ihn und sein Abenteur vor lang gern gesehen und gehört. Auch so het er seinen Spilman gantz lieb. Also kam Ulenspiegel und sein Nar [71] zesamen. Da waz es (als man sagt): Zwen Narren in einem Huß, die thun selten gut.

Des Künigß Schalckßnarr wolt Ulenspiegel nit leiden und wolt sich auch nit verweisen lassen. Daz marckte nun der Künig und ließ sie beid fordern in seinen Sal. »Nun, wolan«, sprach er, »welcher die abentürlichste Narrei thut, daz ihm der andre nit nach thut, den wil ich nüw kleiden und wil ihm zwentzig Guldin darzu geben. Und daz sol jetz geschehen.« Also die zwen schickten sich zu der Thorheit und triben vil Affenspil mit krumen Mülern und seltzamß Reden und waz einer für den andern erdencken kund. Und waz des Künigs Narr thet, daz thett ihm Ulenspiegel als nach, und waz Ulenspiegel thet, daz tet ihm derselb Narr auch nach. Der Künig lacht und all sein Ritterschafft und sahen mancherlei Abenthür. Ulenspiegel gedacht auch: »20 Guldin und ein nüw Cleid, das war fast gut. Ich wil darumb thun, das ich sunst ungern thät«, und sah wol, was des Künigs Meinung waz, das es ihm gleich gült, welcher under ihn den Breiß gewin. Also gieng Ulenspiegel mitten in den Sal und hub sich hinden uff und scheiß ein Huffen mitten in den Sal und nam ein Löffel und teilet den Treck recht mitten entzwei und rufft dem andern und sprach: »Narr, kum her und thu mir die Leckerei auch nach, als ich dir vor wil thun!« und nam den Löffel und faßte den halben Treck darein und ißt den uff unnd böte den Löffel dem Schlackßnarren unnd sprach: »See hin, iß du das ander halb Teil und darnach so mach du auch ein Hauffen und teil den auch voneinander, so wil ich dir auch nachessen.«

Da sprach der Künignar: »Nein, nit also! Daz thu dir der Tüffel nach. Solt ich all mein Lebtag nacken gon, ich iß von dir oder von mir nit also!«

Also gewan Ulenspiegel die Meisterschafft von der Büberei, und der Künig gab ihm daz nüw Kleid und die 20 Gulden. Und reit Ulenspiegel hinweg und bracht von dem Künig das Lob darvon.

Die 25. Histori

[72] Die 25. Histori sagt, wie Ulenspiegel das Hertzogthum zu Lüneburg verbotten waz und wie er sein Pferd uffschneid und darin stund.

In dem Land Lünenburg, zu Zell, da thet Ulenspiegel ein abentürliche Büberei. Also da ihm der Hertzog von Lünenburg daz Land verbot, und wa er darin funden würd, so solt man ihn fahen und dann hencke. Also meidet Ulenspiegel daz Land darumb nit, wann ihn der Weg dar trug, so reit oder gieng er nüt destminder durch daz Land.

Es begab sich uff ein Zeit, daz er wolt reiten durch daz [73] Lünenburg. Da bekam ihm der Hertzog. Und da er sach, daz es der Hertzog was, da gedacht er: »Ist es nun der Hertzog und würst du flüchtig, so überlangen sie dich mit ihren Gülen und stechen dich under das Pferd. So kumpt dann der Hertzog mit Zorn und henckt mich an ein Baum.« Und also bedacht er sich eins kurtzen Rats unnd steig ab von seinem Pferd und schnit ihm bald den Bauch uff unnd schuttelte ihm das Eingeweid heruß und stund in dem Rüpt. Da nun der Hertzog mit seinen Rütern reiten kam an die Stat, da Ulenspiegel in seines Pferdes Bauch stund, da sprachen die Diener: »Sehent, Herr, hie stot Ulenspiegel in eins Pferdes Hut.« Da reit der Fürst zu ihm und sprach: »Bist du da? Was thust du in dem Aß hie? Weist du nit, daz ich dir verbotten hon mein Land, und wann ich dich darin fünd, so wöl ich dich an ein Baum hencken lon?« Da sprach er: »O gnädigster Herr und Fürst. Ich hoff, Ihr wellent mir des Leibes begnaden. Ich hab doch nit so ubel gethon, daz doch Henckens wert ist.« Der Hertzog sprach zu ihm: »Kum her zu mir und sag mir doch dein Unschuld. Und was meinst du doch darmit, das du also in der Pferdßhut stast.« Ulenspiegel der kam herfür und antwurt: »Gnädiger und hochgeborner Fürst! Ich besorg mich Euwer Ungnad und förcht mich gantz ubel. So hon ich all mein Lebtag gehört, das ein jetlicher sol Frid haben in seinen vier Pfälen.« Da ward der Hertzog lachen und sprach: »Wilt du nun auch mer uß meinem Land bleiben?« Ulenspiegel sprach: »Gnädiger Her, wie Euwer fürstlich Gnad wil.« Der Hertzog reit von ihm und sprach: »Bleib als du bist.«

Und Ulenspiegel sprang eilens uß dem Pferd und sprach zu seinem todten Pferd: »Danck hab, mein liebes Pferd, du hast mir darvongeholffen und mir mein Leben behalten. Und hast mir darzu wider ein genädigen Herren gemacht. Lig nur hie. Es ist besser, das dich die Rapen fressen, dann das sie mich hätten gessen«, unnd lieff also zu Fuß darvon.

Die 26. Historie

[74] Die 26. Historie sagt, wie Ulenspiegel einem Bauren seins Landes ein Teil abkauffet im Lünenburger Land und saß darin in einem Stürtzkarch.

Darnach kam Ulenspiegel wider und gieng bei Zel in ein Dorff und wartet daruff, wann der Hertzog wider geen Zell wolt reiten. Da gieng ein Buer zu Acker, und Ulenspiegel het ein ander Pferd uberkumen und ein Sturtzkarch und fur zu dem Buren und fragt ihn, wes der Acker wär, den er zu Acker fur. Der Buer sprach: »Er ist mein und ich hab ihn ererbet.« Da sprach Ulenspiegel, waz er ihm [75] geben solt für den Schütkaren vol Erden von dem Acker. Der Buer sprach: »Ein Schilling nem ich darfür.« Ulenspiegel gab ihm ein Schilling Pfenning und warff den Karren vol Erden von dem Acker und kroch darein und fur für die Burg zu Zel für die Eller. Als nun der Hertzog kam reiten, da ward er Ulenspiegels gowar, das er uff dem Karn saß und saß in der Erden biß an die Schultern. Da sprach der Hertzog: »Ulenspiegel, ich het dir mein Land verboten, wan ich dich darin fünd, so wolt ich dich hencken lan.« Ulenspiegel sprach: »Genädiger Her, ich bin nit in Euwerm Land, ich setz in meinem Land, das ich gekoufft hab für einen Schilling Pfenning. Unnd koufft das umb einen Buren, der sagt mir, es wär sein Erbteil.« Der Hertzog sprach: »Far hin mit deinem Erdtreich uß meinem Erdtreich und kum nit wider, ich wil dich anders mit Pferd und mit Kam erhencken lassen!«

Also kam Ulenspiegel entlich uß dem Karch unnd sprang uff das Pferd und reit uß dem Land und ließ den Karch vor der Burg ston. Also leigt noch Ulenspiegelns Ertrich vor der Brucken.

Die 27. Histori

[76] Die 27. Histori sagt, wie Ulenspiegel den Landgroffen von Hessen malet und ihm weißmacht, wer unelich wär, der künt es nit sehen.

Abentürliche Ding trib Ulenspiegel in dem Land zu Hessen. Da er daz Land zu Sachsen fast umb und umb gwandert hat und fast wol bekant waz, daz er sich mit seiner Büberei nit wol ußbringen mocht. Da thet er sich in des Land zu Hessen und kam gen Marckburg an des Landgraffen Hoff. [77] Und der Her fragt, waz er künt. Er antwurt und sprach: »Genädiger Her, ich bin ein Künstner.« Des fröwd sich der Landgraff, dan er meint, er war ein Artist und künt mit der Archam, dann der Landgraff het groß Arbeit mit der Archamei. Also fragt er, ob er ein Archamist wär. Ulenspiegel sprach: »Genädiger Her, nein. Ich bin ein Maler, desgleichen in vil Landen nit funden würt, da mein Arbeit übertrifft ander Arbeit weit.« Der Landgraff sprach: »Laß uns etwaz sehen.« Ulenspiegel sprach: »Gnädiger Her, ja«, und het etlich Tüchlin unnd Kunststück, die er in Flandern koufft het. Die zoch er herfür uß seinem Sack und zeigt die dem Graffen. Die gefielen dem Herren so wol und sprach zu ihm: »Lieber Meister, waz wöllen Ihr nemen und wollen unß unsern Sal malen, von dem Herkumen der Landgraffen von Hessen und wie die befründet haben mit dem Künig von Ungeren und andern Fürsten und Herren, und wie lang daz gestanden hat. Und wollen unß daz uff daz allerköstlichest machen.« Ulenspiegel antwurt: »Genädiger Herr, also mir Euwer Genad das fürgibt, würt wol vierhundert Gulden kosten.« Der Landgroff sprach: »Meister, machen uns das nur gut, wir wollen Euch das wol belonnen.«

Ulenspiegel nam das also an, doch so müst ihm der Lantgroff hundert Guldin daruff geben, damitt er Farben kouffte und Gesellen uberkam. Als aber Ulenspiegel mit dreien Gesellen wil die Arbeit anfahen, so dingt er dem Landgraffen an, das niemant solt in den Sal gon, dieweil er arbeitet, dan allein sein Gesellen, damitt er inn seiner Kunst nit verhindert würt. Daz verwilliget ihm der Lantgraff.

Also ward Ulenspiegel mit seinen Gsellen eins und uberleget mit ihnen, daz sie stillschwigen und ließen ihn machen. Sie dorfften nit arbeiten und solten dannocht ihren Lon [78] haben, und ihr gröste Arbeit solt sein im Bretspilen. Daz namen die Gesellen an, das sie mit Müssiggon gleichwol solten Lon verdienen.

Daz wärt also ein Woch oder vier, daz den Lantgraffen verlangt, waz doch der Meister mit seinen Cumpanien mochte malen, ob es doch so gut wolt werden als die Prob, und sprach Ulenspiegeln an: »Ach, lieber Mester, uns verlanget gar ser, zu sehen Euwer Arbeit. Wir begeren mit Euch mögen gon in den Sal und Euwer Gemälts zu besehen.« Ulenspiegel sprach: »Ja, gnädiger Herr, aber einerlei wil ich Ewern Gnaden sagen, wer mit Euwern Gnaden geet und daz Gemäldt beschauwt, wer dann nit recht eelich geboren ist, der mag mein Gemalt nit wol sehen.« Der Landtgraff sprach: »Meister, daz wär großes.«

Indem giengen sie in den Sal. Da het Ulenspiegel ein lang leinin Tuch an die Wand hingespant, da er malen solt, und da zoch Ulenspiegel daz ein wenig hinder sich und zeugt mit einem weissen Stäblin an die Wand und sprach also: »Sehen gnädiger Herr, diser Man, daz ist der erste Landtgraff von Hessen und ein Columneser von Rom geweßen unnd hatt zu einer Fürstin und Frauwen gehabt des milten Justinians Tochter, einer Hertzogin vonn Bayern, der nun darnach Keiser ward. Sehent, gnädiger Herr, vonn dem da ward geboren Adolffus; Adolffus, der gebar Wilhelm den Schwartzen. Wilhelm gebar Ludwigen, den Frumen. Und also fürhin biß uff Ewer fürstliche Gnad. Also weiß ich daz fürwar, daz niemans mein Arbeit straffen kan, so künstlich und auch so von schonen Farben.« Der Lantgraff sach anders nüt dann die weiß Wand und gedacht in ihm selber: »Solt ich ummer ein Hurenkind sein, so sihe ich doch anders nüt dann ein weisse Wand.« Jedoch sprach er (umb Glimpffs willen): »Lieber Meister, uns benügt wol, doch hon wir sein nit gnug Verstant zu erkennen«, und gieng damit uß dem Sal.

[79] Da nun der Lantgraff zu der Fürstin kam, da fragt sie ihn: »Ach, gnädiger Herr, waz malet doch Euwer freier Maler. Ihr hon es besehen, wie gefalt Euch sein Arbeit? Ich hon schwachen Glauben darzu, er sieht wie ein Schalck.« Der Fürst sprach: »Liebe Fraw, mir gefalt sein Arbeit süberlich wol und thut ihm noch recht.« »Gnädiger Herr«, sprach sie, »müßen wir es nit auch besehen?« »Ja, mit des Meisters Willen.«

Sie ließ Ulenspiegel fordern und begert auch zu sehen daz Gemalte. Ulenspiegel sprach zu ihr wie zu dem Fürsten, wer nit eelich wär, der künd sein Arbeit nit sehen. Da gieng sie mitt acht Junckfrawen und einer Thörin in den Sal. Da zoch Ulenspiegel das Thuch aber hinder sich wie vor unnd erzalte da der Graffin auch das Herkummen der Lantgraffen, je ein Stück nach dem andern. Aber die Fürstin und Junckfrauwen schwigen alle stil, niemant lobt oder schalt das Gemält. Ihr jetlicher was leidt, das ihr unrecht was, von Vatter oder von Muter her, und zu dem letsten, da hub die Thörin an und sprach: »Liebster Meister, nun sih ich nüt von Gemalt, und solt ich all mein Lebtag ein Hurenkint sein.« Da gedacht Ulenspiegel: »Daz wil nit gut werden, wollen die Thoren die Warheit sagen, so mus ich warlich wandern«, und zoch daz in ein Gelächter.

Indem gieng die Fürstin hinweg wider zu ihrem Herren. Der fragt sie, wie ihr daz Gemält gefiel. Sie antwurt ihm und sprach: »Gnädiger Her, es gefält mir als wol als Euwern Gnaden. Aber unser Törin gefalt es nit; sie spricht, sie seh kein Gemalt. Desgleichen auch unser Junckfrawen, und besorg, es sei Büberei in der Sach.« Daz gieng dem Fürsten zu Hertzen und gedacht, ob er schon betrogen wär, ließ doch Ulenspiegel sagen, daz er sein Sach schickt. Daz gantz Hoffgesind müst sein Arbeit besehen, und der Fürst meint, er wolt sehen, welcher eelich oder uneelich under seiner Ritterschafft wär. Die Lehen wären ihm verfallen.

[80] Da gieng Ulenspiegel zu seinen Gesellen und gab ihn Urloub und fordert noch hundert Gulden von dem Rentmeister und empfieng die und gieng indem darvon. Des andern Tags fragt der Graff nach seinem Maler, der waz hinweg. Da gieng der Fürst des andern Tags in den Sal mit allem seinem Hoffgesint, ob jemans etwaz Gemälts sehen kunt. Aber nieman künt sagen, der etwaz sähe. Und da sie all schwigen, da sprach der Landgraff: »Nun sehen wir wol, daz wir betrogen seint, und mit Ulenspiegel hon ich mich nie bekümern wollen. Noch dann ist er zu uns kumen. Doch die zweihundert Gulden wollen wir wol verdulden, so er dennocht ein Schalck mus bleiben und muß darumb unser Fürstenthom meiden.« Also waz Ulenspiegel von Marckburg hinwegkumen und wolt sich fürter Molens nit mer annemen.

Die 28. Histori

[81] Die 28. Histori sagt, wie Ulenspiegel zu Brag in Behemen uff der hohen Schul mit den Studenten conversiert und wol bestond.

Also zoch Ulenspiegel inn Behemen gen Brag, da er von Marckburg zoch. Unnd zu der Zeit woneten daselbest noch gut Cristen, zu der Zeit, als Wicklieb uß Egelland die Ketzerei in Behemen thete und durch Johannes Hussen geweitert [82] ward, und gab sich da uß für ein grossen Meister, zu berichten grosse Fragen, die sunst ander Meister nit ußlegen oder Bericht kunten geben. Das ließe er in Zedele schreiben und schlugs an die Kirchthüren und an die Collegien. Daz ward den Rector verdrießen. Die Collegaten, Doctores und Magistri waren ubel daran mit der gantzen Universität. Und giengen zusamen zu Rat fragen, wie sie Ulenspiegeln möchten Questiones uffgeben, die er nit solvieren künd. So er dann übel bestünd, so künten sie mit Glimpff in ihn kummen und ihn verschamen. Und daz ward under ihnen also verwilligt und zugelassen und concordierten und ordinierten das also, daz der Rector die Frag thun solt. Und ließen Ulenspiegel da verbieten durch ihren Pedellen, das er des andern Tags zu erscheinen zu den Questiones und Fragen, so er ihm dann in Schrifften gab, vor der gantzen Universität zu antwurten. Ob er also probiert und sein Kunst recht gefunden würt, sunst solt er nit zugelassen werden. Dem Ulenspiegel also antwurt: »Sag deinen Herren, ich wil den Sachen also thun und hoff, noch für ein frumen Man zu beston, als ich vor lang gethon hab.«

Des andern Tags versamleten sich alle Doctores und Gelerten. Indem so kam Ulenspiegel und bracht mit ihm seinen Wirt und etlich andere Burger und ettlich gute Gesellen, umb Uberfals willen, die ihm von den Studenten besehenen möchte. Und da er nun in ihr Samlung kam, da hiessen sie ihn uff den Stul steigen und hießen ihn antwurten uff [83] die Fragen, die ihm fürgelegt weren. Und die erst Frag, die der Rector an ihn thet, daz er sagen und mit der Warheit bewärn solt, wie mancher Om Wasser im Meer wär? Wa er die Frag nit ufflosen und berichten künd, so wolten sie ihn für ein ungelerten Anfechter der Kunst verdammen und straffen. Zu derselben Frag er behend antwurt: »Wirdiger Herr Rector, heißen die anderen Wasser stilston, die an allen Enden in daz Meer lauffen, so will ich Euch messen, beweisen und die Warheit sagen davon und es ist begriflich zu thun.« Dem Rector waz unmüglich, die Wasser zu behalten und also zoch er daz ab und erließ ihn des Messens. Und der Rector stund da verschampt und thet sein ander Frag und sprach: »Sag mir, wievil Tag sein vergangen von Adams Zeiten bis uff disen Tag?« Er antwurt kurtz: »Nur 7 Tag, und so die umbhin kumen, so heben 7 ander Tag an, daz wärt bis zu End der Welt.« Der Rector sprach zu ihm die drit Frag: »Sag mir bald, wie oder waran sich daz Mittel in der Welt halt.« Ulenspiegel antwurt: »Daz ist daz hie, das stot recht mitten in der Welt. Und das es war sei, so lond es messen mit einer Schnur, und wa es felt umb ein Strohalm, so wil ich unrecht hon.« Der Rector, ee er es messen wolt, ee verließe er Ulenspiegeln die Frag. Da thet er die fierd Frag an Ulenspiegeln gantz im Zorn und sprach: »Sag an, wie ferre ist von der Erden bis an den Himmel?« Ulenspiegel, der antwurt: »Es gat nach hie bei. Wan man redt oder rüfft in dem Himel, das kan man hieniden wol hören. Steigen Ihr hinuff, so wil ich hieniden senfft rüffen, das solt Ihr im Himel hören. Und hörent Ihr das nit, so wil ich aber unrecht hon.« Der Rector was mit ihm bestanden und fragt die fünfft Frag, wie weit der Himel wär. Ulenspiegel antwurt ihm bald und sprach: »Er ist tusent Klafftern breit unnd tusent Ellenbogen hoch, das mag mir nit fellen. Wöllen Ihr das nit glauben, so nemen [84] Son, Mon unnd alles Gestirn von dem Himel und messent es recht uber. So finden Ihr, das ich recht hab, wiewol das Ihr nit gern daran kumen.«

Was solten sie sagen, Ulenspiegel was in allen zu bescheid und müsten ihm alle recht geben, und er tobt nitt lang, als er die Gelerten uberwunden het mit Schalckheit. Da was ihm leid, das sie etwas ihm zu trincken geben, dardurch er zuschanden käm, deshalben zoch er sich uß dem langen Rock und zohe hinweg und kam gen Ertford.

Die 29. Histori

[85] Die 29. Histori sagt, wie Ulenspiegel zu Ertfort ein Esel lesen lert in einem alten Psalter.

Ulenspiegel het groß Verlangen gen Ertford, als er die Schalckheit zu Brag het ußgericht, wann er besorgt sich, daz sie ihm nacheilten.

Als er nun gen Ertford kam, da dan auch ein mercklich grosse und berümpte Universität ist. Daselb schlug Ulenspiegel sein Brieff auch an. Und die Collegaten der Universität hetten vil gehört von seinen Listen und ratschlugen, was sie ihm fürgeben möchten, uff das es ihnen nit gieng, [86] wie den von Brag mit ihm gangen was, und mit Schanden beständen. Nun warden sie zu Rat, das sie Ulenspiegeln ein Esel in die Leer thun wolten, dan es sein vil Esel zu Erdtfurt, alt und jung. Sie besanten Ulenspiegeln und sprachen zu ihm: »Magister, Ihr hon kunstliche Brieff angeschlagen, daz Ihr ein jegliche Creatur in kurtzen Zeiten wöllen leeren schreiben und lesen. So seind die Herren von der Universität hie und wollen Euch ein jungen Esel in die Leer thun. Trüwen Ihr, ihn auch zu leeren?« Er sprach ja, aber er müst Zeit dazu hon, darumb so es ein unredlich und unvernünfftig Creatur wär. Das wurden sie mit ihm zufriden uff 20 Jar. Ulenspiegel gedacht: »Unser ist drei. Stirbet der Rector, so lig ich frei, stirb dann ich, wer wil mich manen, stirbt dann mein Discipel, so bin ich aber ledig«, und name das an. Und galt fünffhundert alter Schock, das zu thun. Des gaben sie ihm etlich Gold daruff. Also nam Ulenspiegel den Esel an und zoch zum Tornen in die Herberg, da zu der Zeit was ein seltzamer Wirt. Also bestalt er einen Stall allein für seinen Schüler und uberkam ein alten Psalter, den leget er ihm in die Kripff. Und zwischen jeglichs Blat legt er Haberen. Des ward der Esel innen und warff die Blätter mit dem Maul umbher, umb des Haberns willen. Und so er dann kein Haberen mer fand zwischen den Blätteren, so rufft er: »I-a, I-a!« Da Ulenspiegel das merckte von dem Esel, da gieng er zu dem Rector und sprach: »Herr, der Rector, wann wöllen Ihr eins sehen, was mein Schüler macht?« Der Rector sprach: »Lieber Magister, will er sich der Leeren auch annemen?« Ulenspiegel sprach: »Er ist uß der Maßen von grober Art, und ist mir seer schwer, ihn zu leeren. Jedoch so hab ich mit großem Fleiß und Arbeit darzu gethon, das er etlich Buchstaben und sunderlich etlich Vocal kant und nennen kan. Wollen Ihr so gon mitt mir, [87] so sollen Ihr das hören und sehen.« Also het der gut Schüler die Zeit gefastet bis uff drei Nachmittag. Als Ulenspiegel nun mit dem Rector und etlichen Magistri kam, da legt er seinem Schüler ein nüw Buch für. Sobald er das in der Kripffen fand, da warff er bald die Blätter hin und her, den Habern suchen. Als er nüt fand, da begunde er mit lauter Stirn zu schreien: »I-a, I-a.« Da sprach Ulenspiegel: »Sehen, lieber Herr, die zwen Vocal I und A, die kan er jetzundt. Ich hoff, er sol noch gut werden.« Also starb der Rector in kurtzen Zeiten. Darnach verließ Ulenspiegel seinen Schüler und ließ ihn gon, als ihn sein Natur ußweißet. Also zoch Ulenspiegel mit dem uffgenomnen Gelt hinweg und gedacht: »Solt du die Esel zu Erdtfurt all weiß machen, das würd vil Leibs bruchen.« Er möcht es auch nitt wol thun und ließ es also bleiben.

Die 30. Historie

[88] Die 30. Historie sagt, wie Ulenspiegel zu Sangerhusen, im Land zu Düringen, den Frauwen die Beltz wusch.

Ulenspiegel kam in daz Land zu Düringen geen Nigestetten in daz Dorff und bate da umb ein Herberg. Da kam die Wirtin herfür und fraget ihn da, was er für ein Gesell wär. Ulenspiegel, der sprach: »Ich bin nicht ein Handtwercksgesell, sunder ich pfleg die Warheit zu sagen.« Die Wirtin, die sprach: »Die herberge ich gern und bin ihn sunderlich günstig, denen, die die Warheit sagen.« Unnd als Ulenspiegel umb sich sahe, so sicht er, das die Wirtin schilet, [89] und sprach also: »Schele Fraw, schele Fraw, war sol ich sitzen und wa leg ich mein Stab und Sack hin?« Die Wirtin sprach: »Ach, daz dir nimmer Gutz geschehe! Al mein Lebtag hat mir niemant verwissen, daz ich schele bin.« Ulenspiegel sprach: »Liebe Wirtin, sol ich allzeit die Warheit sagen, so kan ich daz nit verschweigen.« Die Wirtin waz des da zufriden und lacht darmit. Als nun Ulenspiegel die Nacht da bleib, da ward er mit der Wirtin reden, daz sie zu Red kamen, daz er alt Beltz künd weschen, wann daz gefiel den Frauwen wol. Und bat ihn, das er die Beltz wolt weschen. Sie wolte es ihren Nachburen sagen, das sie ihr Beltz alle brächten, daz er sie wüsch. Ulenspiegel sprach ja. Die Fraw samlet ihr Nachbürin zusamen und brachten all ihre Beltz. Ulenspiegel sprach: »Ihr müßen darzu Milch haben.« Die Frauwen wurden verlangen und hetten ein Lust nach den neuwen Beltzen und holten alle die Milch, die sie in den Hüsern hetten. Und Ulenspiegel, der satzte drei Kessel zu dem Feuer und goße die Milch darein und stieß die Beltz darzu und ließe sie sieden und kochen. Also nun ihn gut duchte, so sprach er zu den Frauwen: »Ihr müßen zu Holtz gon und müßen mir weißes Lindenholtz holen, des jungen, unnd schleissen das ab. Indem das ihr widerkummen, so wil ich die Beltz ußheben, dann sie seind nun genug gebucht und wil sie dann ußweschen, und darzu muß ich das Holtz haben.« Die Weiber giengen willigklichen nach dem Holtz, und ihre Kinder lieffen bei ihn her und namen sie bei den Händen und Sprüngen und sungen: »O ho, gute nüwe Beltz! O ho, gute nüwe Beltz!« Und Ulenspiegel stund und lacht und sprach: »Ja beiten, die Beltz seint noch nitt recht.« Als sie nun in dem Holtz waren, stieß Ulenspiegel als je mer under und ließ den Kessel mit den Beltzen [90] ston unnd gieng uß dem Dorff und gieng hinweg und sol noch widerkumen und die Beltz ußweschen. Und die Frawen kamen wider mit dem Lindenholtz und funden Ulenspiegel nit und vermeinten, das er hinweg wär. Da wolt je eine vor der andern ihren Beltz uß dem Kessel thun, da waren sie gar verbucht, das sie voneinanderfielen. Also liessen sie die Beltz ston und meinten, er käm noch wider unnd würd ihn die Beltz ußweschen. Also danckt er Got, das er also mit Glimpfft darvonkam.

Die 31. Histori

[91] Die 31. Histori sagt, wie Ulenspiegel mit einem Todtenhoupt umbzoch, die Leut damit zu bestreichen, unnd vil Opffer darvon uffhub.

In allen Landen het sich Ulenspiegel mit seiner Boßheit bekant gemacht, und wa er vor einmal gewesen waz, da waz er nit wilkum, es wär dann, das er sich vercleidet, daz man ihn nit kant. Also gieng es an demselben End mit ihm zu, das er sich mit Müsiggon nit mer trüwt zu ernären und waz doch guter Ding von Jugent uff gwesen und Gelts gnug uberkumen mit allerlei Gükelspil. Da aber sein [92] Schalckeit in allen Landen bekant ward und ihm sein Narung hinder sich gieng, da gedacht er, waz er treiben solt, daz er gut überkam mit Müssiggon, und nam ihm für ein Statzinierer ußzuthun und mit dem Heiltumb im Land umherzureiten. Und cleidet sich mit einem Schuler in eins Priesters Gestalt und nam ein Todtenkopff und ließ ihn inn Silber fassen. Und kam ins Land Bummern, da sich die Priester me an daz Suffen halten dann an daz Predigen. Und wa dann etwan in einem Dorff Kirchweihung waz oder Hochzeit oder andere Versamlung der Landlüt, da macht sich Ulenspiegel hin zum Pfarrer, das er wolt predigen und den Buren daz Meilthumb verkünden, daz sie sich ließen bestreichen. Und waz er für Opffer uberkäm, daz wolt er ihm halber geben. So waz nun den ungelerten Pfaffen wol darmit, daz sie nit mer dann Gelt uberkämen. Und so allermeist Volck in der Kirchen waz, so steig er uff den Predigstul und sagt etwaz von der alten Ee und zoch die nüwe Ee darein mit der Archen und dem guldnen Eimer, da daz Himmelbrot in lag, und sprach dazu, daz es daz gröst Heiltumb wär. Und derweilen sagt er von dem Haubt Sant Brandonus, der ein heilig Man gewesen wär. Das Haubt er da hät, und daz ihm befolhen wär, damit ze samlen, um ein nuwe Kirch zu buwen, und das thun mit reiner Güte, und bei seinem Leben kein Opffer nemen solte von keiner Frauwen, die ein Eebrecherin wär. Und welch solche Frauwen seind, die sollen stilston. »Dann so sie mir etwas opffern werden, so sie schuldig seind in dem Eebruch, ich nim das nit, und sie werden vor mir verschempt. Darnach [93] wissen uch zu richten«, und gab den Lüten das Haubt zu küssen, das villeicht eins Schmidß Haubt geweßen wer, das er uff einem Kirchoff genummen het. Und gab den Buren und Bäurin den Segen und gieng ab der Cantzel für den Altar ston, und fieng der Pfarrer an zu singen und sein Schellen klingen. Da giengen die bößen mit den guten Weibern zum Altar mit ihrem Opffer, trugen sich zu dem Altar, das sie keichten. Und der ein böß Gschrei hät – und da auch etwaz an was –, die wolten die ersten sein mit ihrem Opffer. Da nam er das Opffer von bößen und von guten und verschmacht nüt. Und so fast glaubten die einfältigen Frawen an sein listige, schalckhafftige Sach, das sie meinten: »Welch Fraw stil war gestanden, sie wär nit frum gesein.« Desselbengleichen: Welche Fraw kein Gelt hät, die opffert ein guldin oder silbrin Ring. Und je ein het acht uff die ander, ob sie auch opffert. Und welche geopffert, die meint, sie hätt ihr Eer bestätigt und ihr böß Geschrei damit genumen. Auch waren ettliche, die zwei- oder dreimal opfferten, uff das das Volck das solte sehen und sie uß ihrem bösen Geschrei solten lassen. Und er uberkam das schönste Opffer, desgleichen vor nie gehört ist worden. Und da er das Opffer hinweg het genummen, da gebot er bei dem Bann allen denen, die ihm geopffert hetten, das sie nit mer mit Büberei solten umbgon, dann sie wärent deshalben gantz frei. Und wären etlich derselben dagewesen, er wolte das Opffer nicht von ihnen entpfangen haben. Also warden die Frauwen allenthalben fraw. Und wa Ulenspiegel hinkam, da prediget er. Und dadurch ward er reich, und Lüt hielten ihn für ein frumen Prediger, so wol kund er die Büberei verhellen.

Die 32. Histori

[94] Die 32. Histori sagt, wie Ulenspiegel die Scharwächter zu Nürnberg wacker macht, die ihm nachfolgten uber ein Steg und in das Wasser fielen.

Ulenspiegel was künstlich in der Schalckeit. Als er nun mit dem Hopt weit umbgezogen waz und die Lüt vast betrogen het, da kam er geen Nürnberg und wolt sein Gelt da verzeren, daz er mit dem Heilthom gewunnen. Und da er nun ein Zeitlang da gelegen was unnd alle Umbständ gesehen het, da kunt er von Natur nit lassen, er müst da auch ein Schalckheit thun. Und sahe, daz die Scharwächter in einem grossen Kasten schlieffen under dem Rathuß in Harnisch. [95] Und Ulenspiegel het da zu Nürnberg Weg und Steg wol gelernt und sonderlich abgesehen den Steg zwüschen dem Süwmarckt und dem Hüßlin, da des Nachts bös uber wandlen ist, wann manche gute Dirn, wen sie wöllen Wein holen, die da umbgezogen werden. Also wartet nun Ulenspiegel mit seiner Schalckheit, biß die Leüt schlaffen waren gangen und daz es gantz stil waz. Da brach er von demselben Steg drei Tilen und warff sie in daz Wasser, genant die Pegnitz. Und gieng für das Rothuß und begund zu fluchen und hüw mit einem alten Messer in daz Pflaster, das daz Feür daruß sprang. Da daz die Wächter horten, da warend sie bald uff unnd lieffen hinnach. Da Ulenspiegel hort, daz sie ihm nachlieffen, da luf er für den Wachtern hin und nam die Flucht zu den Süwmarckt hin, und da waren die Wächter noch hinder ihm her. Also kam er mit Not ihn vor an die Stat, da er die Tilen ab het geworffen, und behalff sich, wie er mocht, das er uber den Steg kam. Unnd da er hinuber waz kumen, da rufft er mit lauter Stirn: »Hoho, wa bleiben ihr nun, ihr verzagten Bößwicht.« Da das die Wächter horten, da lieffen sie eilens ihm zu, on alles Verdenckenen ihm nach, und ein jetlicher wolt der erst sein. Also fiel je einer nach dem andern in die Pegnitz. Und was die Luck des Stegs so eng, das sie uff jetlichem Ort die Mäuler zerfielen. Also rufft Ulenspiegel: »Hoho, louffen ihr noch nit? Morgen louffen mir mer nach! Zu disem Bad wären ihr noch morgen frü wol kumen! Du häst nit halb so fast dörffen jagen, du wärest noch wol zu rechter Zeit kumen.« Also fiel einer ein Bein entzwei, der ander ein Arm, der drit ein Loch in Kopff, also das keiner on Schaden darvonkam. Da er nun die Schalckheit volbracht het, da blib er nit lang zu Nürnberg und zoch wider hinweg, wan ihm [96] waß nit lieb, wa es ußkäm von ihm, das er nit gestümbfft würd, dann die von Nürnberg möchten es nit vor Schimpff wöllen hon.

Die 33. Histori

[97] Die 33. Histori sagt, wie Ulenspiegel zu Bumberg umb Gelt aß.

Mit Listen verdient Ulenspiegel Gelt einsmalß zu Bamberg, als er von Nürnberg kam und waz fast hungerig und da kam in einer Wirtin Huß, die hieß Frauw Künigine, die da ein fröliche Wirtin was, unnd hieß ihn wilckummen sein, dan sie sahe an seinen Kleidern, daz es ein seltzamer Gast waz. Als man nun des Morgens eßsen wolt, da fragt ihn die Wirtin, wie er es halten wolt, ob er ubers Mal wolt [98] sitzen oder ob er daz Pfennigwett wolt essen. Ulenspiegel, der antwurt, er war ein armer Gesel, und bate sie, daz sie ihm etwaz umb Gots willen wolt zu essen geben. Die Wirtin sprach: »Fründ, in den Fleischbäncken oder in den Brotbäncken gibt man mir nüt vergebens, ich muß Gelt darumb geben. Darumb muß ich für daz Essen auch Gelt hon.« Ulenspiegel, der sprach: »Ach Fraw, es dient mir auch wol, umb Gelt zu essen, warumb oder wieviel sol ich hie essen und trincken.« Die Frauw sprach: »An der Herren Tisch umb 24 Pfenig und an der nächsten Taffeln dabei für 18 Pfenig und mit meinem Gsind für 12 Pfenig.« Daruff antwurt Ulenspiegel: »Frauw, das meiste Gelt dient mir allerbest!« und satzt sich an der Herren Taffel und aß sich gleich sat. Als er nun vol waz und wol gessen und getruncken het, er sprach zu der Wirtin, daz sie ihn wegfertigen wolt, er müst wandern, dann er hät nit vil Zerung. »Lieber Gast«, sprach die Fraw, »gebt mir daz Malgelach, 24 Pfening, und gon, war Ihr wöllen, daz Euch Got geleid.« »Nein«, sprach Ulenspiegel, »Ihr sollen mir 24 Pfening geben, als Ihr gesagt hon, dann Ihr sprachen, an der Taffel es man daz Mal umb 24 Pfening. Daz hab ich ja also verstanden, daz ich solt damit Gelt verdienen, denn es ward mir schwer gnug. Ich aß, daz mir der Schweiß ußbrach, als ob es Leib und Leben golten hät, so hätt ich nit mer essen mögen. Darumb so gebt mir mein suren Lon.« »Fründ«, sprach die Wirtin, »daz ist war, Ihr hon wol dreier Mann Kost gessen, unnd das ich Euch darzu lonen soll, das reimet sich gar nit. Doch ist es umb dis Malzeit zu thun, Ihr mögen wol damit hinweggon. Ich gib nun aber kein Gelt zu, daz ist verloren, und beger auch kein Gelt von Euch. Kumpt mir nit herwider. Dann sol ich mein Gäst daz Jar [99] umb al so speisen und nie mer Geltz uffheben dann von Euch, ich müst mit der Weiß von Huß und Hoff lassen.« Und da schied Ulenspiegel also von dannen und verdient nit vil Danckß.

Die 34. Historie

[100] Die 34. Historie sagt, wie Ulenspiegel geen Rom zoch und den Babst besach, der ihn für ein Ketzer hielt.

Mit durchtribner Schalckheit was Ulenspiegel geweihet. Als er dann alle Schalckeit versucht het, da gedacht er an das alt Sprichwort: »Gang geen Rom, frummer Man, kum herwider nequam.« Also zoch er geen Rom. Da pflantzt [101] er sein Schalckeit auch und zoch zu einer Witwin ein zu Herberg. Da sach sie, das Ulenspiegel ein schön Man was, und fragt ihn, wa er her wär. Ulenspiegel sprach, er wär uß dem Land zu Sachßen und wär ein Osterling unnd wär darumb geen Rom kummen, das er mit dem Bapst zu Worten wolt kummen. Da sprach die Fraw: »Fründ, den Babst mögen Ihr wol sehen, aber mit ihm zu reden, das weiß ich nie. Ich bin hie erzogen und geboren und von den obersten Geschlechten und hab noch nie zu Worten mit ihm mögen kummen, wie wollen Ihr dann das so bald zuwegen bringen. Ich gäb wol hundert Ducaten darumb, das ich mit ihm reden möcht.« Ulenspiegel sprach: »Liebe Wirtin, ob ich die Schickung funde, das ich Euch für den Babst brächt, das Ihr mit ihm zu Red kämen, wolten Ihr mir die hundert Ducaten geben?« Die Fraw waz goch und gelobt ihm die hundert Ducaten bei ihren Eeren, wann er das zuwegen brächt. Aber sie meint, es wär ihm unmüglich, das er solichs thun möcht, dan sie wußt wol, das es vil Müe und Arbeit müst hon. Ulenspiegel sprach: »Liebe Wirtin, wann es nun also geschieht, so beger ich die hundert Ducaten.« Sie sprach ja, aber sie gedacht: »Du bist noch nit vor dem Bapst.« Ulenspiegel wartet daruff, dann allweg in vier Wochen, so müst der Bapst eins Meß lesen in der Capellen, die da heißt Hierusalem zu Sant Johans Latronen. Als nun der Bapst die Meß gethon het, da trange sich Ulenspiegel in die Capel, als nah er zu dem Bapst kummen mocht. Und als er die Stilmeß hielt, da kort Ulenspiegel dem Sacrament den Rücken. Das sahen nun die Cardinäl. Und als der Bapst den Segen uber den Kelch thet, da kort sich Ulenspiegel aber umb. Als nun die Meß auß waz, da sprachen sie zu dem Bapst, das soliche Person, ein schöner Man, der bei der Meß [102] wär gewesen, und hät also sein Rucken geen dem Altar gekert under der Stilmeß. Der Bapst sprach: »Das ist not, daz man darnach frag, wann das trifft die heiligen Kirchen an. Und solt man den Unglauben nit straffen, daz wär gegen Got schad. Und hat der Mensch solichs gethon, so ist zu förchten, das er in Unglauben ist und kein guter Cristen ist.« Und bestelt damit, das man ihn für ihn bringen solt. Sie kamen zu Ulenspiegeln und sprachen, er müst für den Bapst kumen. Da gieng Ulenspiegel von Stund mit ihn für den Babst. Da sprach der Babst, waz er für ein Man wär. Ulenspiegel sprach, er wär ein guter Christenman. Der Bapst sprach, was er für ein Glauben hät? Ulenspiegel sprach, er hät den Glauben, den sein Wirtin hät, und nante sie bei dem Nomen, die dan wol bekant was. Also schuff der Babst, das die Fraw solt für ihn kummen. Da fragt der Pabst die Fraw, was sie für ein Glouben hät. Die Fraw sprach, sie gloubt den Cristenglouben und was ihr die heilig Cristlich Kirch gebüt und verbütet, sie enhät anders keinen Glouben. Ulenspiegel stund darbei und begund zu gneigen mit vil Gefertes und sprach: »Allergnädigster Vatter. Du Knecht aller Knecht, denselben Glouben gloub ich auch, ich bin ein gut Christenmann.« Der Babst sprach: »Warumb kerst du dan den Rucken dem Altar in der Stilmeß?« Ulenspiegel sprach: »Allerheiligster Vatter, ich bin ein armer grosser Sünder unnd zoch mich des mein Sünd, das ich das nit würdig wär, biß das ich mein Sund gebichtet hab.« Da was der Babst des zufriden, verlies Ulenspiegel und gieng da uff seinen Palast. Und Ulenspiegel gieng in sein Herberg und mante sein Würtin umb die hundert Duckaten, die müst sie ihm geben. Und bleib Ulenspiegel vor als nach und ward von der Römischen Fart nit vil gebessert.

Die 35. Histori

[103] Die 35. Histori sagt, wie Ulenspiegel die Juden zu Franckford an dem Mey betrog umb tusent Gulden. Er verkouft ihn seins Trecks für Prophetenbeer.

Nieman sol sich betrüben, daz dem schalckhafftigen Juden ein Oug verhalten würt. Als dan Ulenspiegel von Rom kam, reißt er geen Franckfürd an dem Meyn. Da was es in [104] der Meß. Also gieng Ulenspiegel hin und her unnd sahe, was Kouffmanschatz ein jederman feil hett. Nun sahe er ein jungen starcken Man, der het gute Cleider an unnd het ein klein Krämlin mitt Bißem uß Allaxandria, den er us der Massen deuwr hielt. Da gedacht Ulenspiegel: »Ich bin auch ein fauler starcker Schelm, der nit gern werckt. Kund ich mich auch so leichtlich ernären als diser, daz diente mir gantz wol.« Also lag er des Nachts ungeschlaffen und gedacht und speculiert die Narung. Indem so biß ihn ein Floch im Hindern, nach dem grappelt er endlichen, da fand er etliche Knötlin im Hindern. Da gedacht er, daz muß der Gropen eine sein, den man sagt Lexulvander, da der Bisem herkumpt. Als er nun des Morgens uffstund, da kaufft er growen und roten Zendel und band die Knötlin darein. Und uberkam ein Bäncklin und kaufft mer Specerei dazu und gieng mit seinem Krom für den Römer ston. Da kamen vil Lüt zu ihm und besahen seinen seltzamen Krom und fragten da ihn, waz er Seltzams feil hät, dann es waz ein seltzam Kauffmanschatz. Es waz in Bündlin gebunden wie Bißam und roch da seltzam. Aber Ulenspiegel gab niemant rechten Bescheid von seiner Kauffmanschafft, so lang bis das drei reiche Juden zu ihm kamen und fragten nach seiner War. Den gab er zu Antwurt, es wären wäre Prophetenbeer, und wer derselben eins in den Mund näm und darnach in die Nasen steckt, der sagte von Stund an war. Also giengen die Juden hinder sich und ratschlagten ein Weil. Zuletst sprach der alt Jud: »Hievon so möchten wir wol weissagen, wann unser Messias kummen solt, das uns Juden nit ein cleiner Trost wär, und beschlussen, daz sie [105] die War alle uffkauffen wolten, was sie dann darfür müsten geben.« Und also giengen sie daruff wider zu Ulenspiegeln und sprachen: »Kauffher, was sol der Prophetenbeer eins gelten, mit einem Wort.« Ulenspiegel bedachte sich in kurtzem und sprach: »Fürwar, als ich War hab, also beschert mir unser Herrgot Kauflüt, den Juden dienet dise Kost wol«, und sprach: »Ich gib eines für hundert Guldin, wan Ihr die nit geben wöllen (Ihr Hund), so gon nur hinweg und lon mir den Treck ston.« Uff daz sie Ulenspiegeln nit erzürnten und sein War möchten uberkummen, da zalten sie ihm bald das Gelt und namen der Beer eins und giengen endlich zu Huß und lieffen, zu Schul klopffen allen Juden alt und jung. Da sie nun zusamenkamen, da stunde uff der ältste Rabi, genant Alpha, und sprach, wie sie durch den Willen Gottes ein Prophetenbeer uberkummen hätten, das solt ihren einer in den Mund nemen und so solt er die Zukunfft Messias verkünden, uff das ihn Heil und Trost davon käm. So solten sie sich all darzu schicken mit Fasten und Betten. Und nach dreien Tagen solte das Isaac mit grosser Reverentz einnemen, das also gschach.

Als nun einer das im Mund het, da fraget ihn Moyses: »Lieber Isaac, wie schmeckt es doch?« »Gottes Diener, wir seind von dem Gecken betrogen, es ist anders nüt dann Leutztreck.« Also schmeckten sie all an das Prophetenbeer so lang, bis sie sahen das Holtz, daruff die Beer wachßen solten. Und Ulenspiegel was hinweg und schlempte redlich, dieweil der Juden Gelt wärte.

Die 36. Histori

[106] Die 36. Histori saget, wie Ulenspiegel zu Quedlinburg Hüner kouffte unnd der Bürin ihren eigin Han zu Pfand ließ für das Gelt.

Alles Dings waren die Leütt etwan nit so schalckhafftig als jetz, sunderlichen die Landlüt. Uff ein Zeit kam Ulenspiegel geen Quedlinburg. Da waz zu der Zeit Marckt. Und het Ulenspiegel nit vil Zerung. Wie er sein Gelt gewan, so gieng es wider hinweg, und gedacht, wie er wider Zerung wolt uberkumen. Also saß ein Landfraw da zu Marckt und het ein Korp vol guter Hüner mit einem Han feil. Also fragt Ulenspiegel, waz daz Par gelten solt. Sie antwurt [107] ihm: »Daz Par umb zwen Steffansgroschen.« Ulenspiegel sprach: »Wollen Ihr sie nit neher geben?« Die Fraw sprach nein. Also nam Ulenspiegel die Hüner mit dem Korb und gieng gen dem Burgtor zu. Da lieff ihm die Fraw nach und sprach: »Kouffman, wie sol ich daz verston? Wilt du mir die Hüner nit bezalen?« Ulenspiegel sprach: »Ja, gern, ich bin der Äptissen Schreiber.« »Darnach frag ich nit«, sprach die Bürin, »wilt du die Hüner haben, so bezal die, ich zu Hoff bei Apt oder Aptissen nit zu schaffen haben wil. Mein Vater hat mich gelert, ich sol von denen nüt kouffen noch ihn verkouffen oder zu Borg geben, vor den man sich muß neigen oder die Kugel ab muß ziehen. Darum bezal mir die Hüner, hörst du daz wol!« Ulenspiegel sprach: »Fraw, Ihr seint von kleinem Glauben. Es wär nitt gut, daz all Kouflüt also wären. Es müsten die guten Stalbrüder sunst ubel gekleidet gon. Und damit daz Ihr des Üwern gwiß sein, so nemen hin den Han zu Pfand, bis ich Uch den Korb und daz Gelt bring.« Die gut Fraw meint, sie wär wol versorgt, und nam ihr einen Han zu Pfand, aber sie ward betrogen, wan Ulenspiegel bleib uß mit den Hünern und mit dem Gelt. Da geschahe ihr eben, als die under Zeiten ihr Ding allergnawest wöllen versorgen, bescheißen sich zuzeiten allererst. Also schied Ulenspiegel von danen und ließ die Bürin vast zürnen uber den Han, der sie umb die Hüner het bracht.

Die 37. Histori

[108] Die 37. Histori sagt, wie der Pfarer von Hohen Egelßheim Ulenspiegel ein Wurst fraß, die ihm darnach nit wol bekam.

Zu Hildesheim waz Ulenspiegel und koufft ein gut rote Wurst under der Metzig und gieng von danen gen Egelßheim. Da waz er wol bekant mit dem Pfarer und es waz uff einen Sontag zu Morgen. Als er dar kam, da hielt der Pfarer die Fronmes, umb daz er zeitlich essen wolt. Also gieng Ulenspiegel in die Pfar und bat die Kellerin, daz sie ihm die roten Wurst braten wolt. Die Kellerin sprach ja. [109] Da gieng Ulenspiegel in die Kirchen. Da waz die Fronmeß uß und ein anderer Priester hub die Hohe Meß an. Die hort Ulenspiegel uß. Dieweil waz der Pfarer zu Huß gangen und sprach zu der Magt: »Ist nüt gar gekocht, daz ich ein Bissen essen möcht?« Die Kellerin sprach: »Hie ist noch nit gkocht dan ein rote Wurst, die Ulenspiegel gebracht hat, die ist gar. Die wolt er essen, wan er uß der Kirchen käm.« Der Pfarer sprach: »Lang her mir die Wurst, ich wil ein Bissen davon essen.« Die Magt langtt ihm die Wurst. Dem Pfarer schmeckt die Wurst also wol, daz er sie gantz fraß, und sprach zu ihm selber: »Gesegen mir es Got, es hat mir wol geschmeckt. Die Wurst ist gut gewesen.« Unnd sagt der Magt: »Gib Ulenspiegel Speck und Kol zu essen, als sein Art ist. Daz bekumpt vil baß.«

Und nach dem Ampt, als es uß waz, da gieng Ulenspiegel wider in den Pfarhoff und wolt von seiner Wurst esseß. Und hieß ihn der Pfarer wilkum sein unnd danckt ihm für die Wurst und sagt, wie sie ihm so wol geschmeckt hät, und satzt ihm Speck und Kolkrut für. Ulenspiegel schweig stil und aß, waz da gekocht waz, und gieng am Montag wider hinweg. Der Pfarer rafft Ulenspiegeln nach: »Hörst du, wann du nun herwiderkumest, so bring zwo Würst mit dir, ein für mich und ein für dich. Was du darumb gibst, daz wil ich dir widerumb geben. Und so wöllen wir redlich schlemmen, daz uns die Müler schmutzig werden.« Ulenspiegel sprach: »Ja, Her, es sol geschehen, ich wil Euwer wol gedencken mit den Würsten«, und gieng da wider geen Hildeßheim. Und es gieng nach seinem Willen, daz die Schinder ein todte Suw fürten uff die Schelmengrub. Da bat Ulenspiegel den Schinder, das er wolt Gelt nemen und wolt ihm da zwo rote Würst machen von der Suw, und zalt ihm dar etliche silberin Pfening. Der Schinder thet daz und macht ihm zwo schone Würst. Da nam sie Ulenspiegel und sode die halber gar, als man Würst pfleget zu thun, und gat des andern Sontags wider geen Egelßheim und traff, daz [110] der Pfarrer die Fronmeß aber hielt. Da gieng er uff den Pfarrhoff und bracht die Wurst der Kellerin und bat sie, daz sie die Wurst solt braten uff den Imbis. Der Pfarrer solt die eine haben und er die ander und gieng da in die Kirchen.

Also thet die Magt die Würst zu dem Feuer und briet sie. Da die Meß uß waz, da ward der Pfarrer Ulenspiegels gewar und von Stund gieng er uß der Kirchen in den Pfarhoff und sprach: »Ulenspiegel ist hie, hat er auch die Würst bracht?« Sie sprach: »Ja, 2 schöner Wurst, als ich kum gsehen hab. Und sein bald alle beid gebraten.« Und sie gieng und nam die ein von der Glut, und sie ward der Wurst auch lüstig, als wol als der Pfarrer. Und sie setzten sich nider, beide zusamen, und dieweil, als sie so begirig die Wurst assen, so begunden ihn die Müler schmutzen. Daz sah und hort ein ander Man, daz der Pfarrer sprach zu der Magt: »Ach, liebe Magt, sich wie schumpt dir der Mund.« Also sprach die Magt zu dem Pfarrer hinwider: »Ach, lieber Herre, gleich ist Euwer Mund auch also.« Und gleich so kummet Ulenspiegel eingangen von der Kirchen. Da sprach ihn der Pfarrer an: »Sich, waz hast du für Würst bracht? Sich, wie mir und meiner Kellerin die Münder schmutzen!« Ulenspiegel lacht. »Got gesegens Euch«, sprach er, »Euch beschicht nach Euwerm Begern. Als Ihr mir da rufften, ich solt zwo Wirst bringen, davon wolten Ihr essen, daz Uch der Mund müst schmutzen. Aber des Schmutzes acht ich nit, wa nit daz Spüwen hernach kumpt. Ich versich mich wol, es werd bald kumen. Wann, davon die 2 Wirst gemacht seind, daz waz ein todte Suw, darumb müst ich daz Fleisch suffer seiffen, und davon kumpt Euch daz Geschmutz.« Die Kellerin hub an zu balgen und spüwet uber den Tisch ein, desgleichen der Pfarrer auch und sprach: »Gang bald uß meinem Huß, du Schalck!« und ergriff ein Knütel und wolt ihn schlahen. Ulenspiegel sprach: »Daz stot einem frumen Man nit wol an. Ihr hießen mich doch die Wirst bringen [111] und hon sie beid gessen und wolt mich jetz schlahen. Bezaln mir doch vorersten die Würst, ich geschweig der dritten.« Der Pfarrer was zornig unnd dobet fast unnd sprach, er solt fürter seine faulen Wirst, die er von der Schelmengruben gemachet hätt, selber essen unnd solte sie ihm in sein Hauß nicht mer bringen. Ulenspiegel, der sprach: »Ich hab sie doch Euch on Euweren Danck nicht in Leib gesteckt, auch so möchte ich dise Wirst nicht. Aber die ersten, die hätt ich wol gemöcht, die hond Ihr mir on mein Danck geessen. Hond Ihr nun die guten unnd die ersten Würst gefressen, also essent die bößen auch hindennach!« Und sprach: »Alde, gut Nacht!«

Die 38. Histori

[112] Die 38. Histori saget, wie Ulenspiegel dem Pfarer zu Ryßenburg sein Pferd abred mit einer falschen Beicht.

Böser Schalckheit ließ sich Ulenspiegel nit verdriessen zu Ryeßenburg inn dem Dorff in dem Asseburger Gericht. Da wont auch ein Pfarer, der gar ein schöne Kellerin het und darzu ein klein süberlich wacker Pferd. Die hett der Pfarer alle beide lieb, daz Pferd als wol als die Magt. Da waz der Hertzog von Brunschwick zu der Zeit zu Ryßenburg und [113] het den Pfarer durch ander Lüt lassen bitten, daz er ihm daz Pferd wolt lassen zuston, er wolt ihm darfür geben, daz ihn begnügt. Der Pfarer verneint allzeit dem Fursten, daz er daz Pferd nit wolt verlassen. So dorfft ihm der Fürst auch daz Pferd nit nemen lassen, wann daz Gericht waz under dem Rad von Brunschwick. Also het Ulenspiegel die Ding wol gehört und verstanden und sprach zu dem Fürsten: »Gnädiger Her, waz wöllen Ihr mir schencken, daz ich daz Pferd zuwegen bring von dem Pfaffen zu Ryßenburg?« »Kamt du daz thun«, sprach der Hertzog, »ich wil dir den Rock geben, den ich hie anhab«, und daz was ein rot Schamlot mit Perlin gestickt. Daz nam Ulenspiegel an und reit von Wulffenbütel in daz Dorff zu dem Pfarer in zu Herberg. Und Ulenspiegel waz wol bekant in des Pfarrers Huß, wan er was offt da bei ihm vorzeiten gewesen und was ihm wilkumen. Als er nun bei dreien Tagen dagewesen waz, da gebärt er, als ob er kranck wär, und achzet lut und legt sich nider. Dem Pfaffen und seiner Kellerin was leid darumb und wüßten nit Rat, wie sie der Sachen thun solten. Zuletst ward Ulenspiegel ja kranck, also daz ihn der Pfaff ansprach und bat ihn, daz er solt beichten und nem Gots Recht. Ulenspiegel was fast darzu geneigt. Also das er ihn selb wolt Beicht hören und fragen uff daz schärpffeste unnd sprach, daz er sein Sei bedächt, wan er hät sein Tag vil Abentür getriben, daz er sich bewärt, daz ihm Got sein Sünd vergeben wolt. Ulenspiegel sprach gantz kräncklichen und sprach zu dem Pfarrer, er wißt nichts mer, daz er gethon hät, sunder ein Sünde, die dorft er ihm nit beichten, und daz er ihm ein anderen Pfaffen holte, dem wolt er sie beichten. Wann so er ihm sie offenbarte, so besorgt er, daz er darumb zürnen würd. Da er daz horte, da meint er, da wär etwaz under verborgen, und daz wolt er auch wissen. Er sprach: »Ulenspiegel, der Weg ist fer, ich kan den andern Pfaffen nit so bald uberkumen. Und ob du in der [114] Zeit stirbst, so hätst du und ich vor Got dem Heren die Schuld, wa du darin versumpt würdest. Sag nun mir daz, die Sünd sol so schwer nit sein, ich wil dich davon absolvieren. Auch waz hulf es, daz ich böß würd, ich muß doch die Beicht nit melden.« Ulenspiegel sprach: »So wil ich daz wol beichten«, sie wär auch so schwer nit, sunder ihm wär nur leid, daz er böß würd, dann es treff ihn an. Da verlangt der Pfarrer noch serer, daz er daz wissen solt, und sprach zu ihm, hat er ihm etwaz gestoln oder Schaden gethon, oder was es wär, daz er es ihm beicht. Er wolt es ihm vergeben und ihn nimer darumb hassen. »Ach, lieber Her«, sprach er, »ich weiß, daz Ihr darumb zürnen werden. Doch ich entpfind und förcht, das ich bald von hinnen muß scheiden. Ich wil Euch daz sagen, Got geb, Ihr werden quad oder böß. Und, lieber Herr, das ist das: Ich hon bei Euwer Magt geschlaffen.« Der Pfaff fragt, wie offt das geschehen wär. Ulenspiegel sprach: »Nur fünffmal.« Der Pfaff gedacht, da sol sie 5 Drüßen für uberkummen, und absolviert ihn bald unnd gieng in die Kamer und hiesch sein Magt zu ihm ze kummen und fragt, wa sie bei Ulenspiegeln geschlaffen hät. Die Kellerin sprach, nein, es wär gelogen. Der Pfaff sprach, er hät ihm doch daz gebeichtet, und er glaubt es auch. Sie sprach nein, er sprach ja und erwuscht ein Stecken und schlug sie brun und bla. Ulenspiegel lag im Bet und lacht und gedacht in ihm selber: »Nun wil daz Spil gut werden«, und wil sein Recht uberkumen und lag den gantzen Tag also. In der Nacht ward er starck und stund des Morgens uff und sprach, es würd besser, er müst in ein ander Land, daz er rechnet, waz er verzert hät. Der Pfaff recht mit ihm und waz so irr in seinem Sin, daz er nit wißt, waz er thet, und nam Gelt und doch kein Gelt und waz des zufriden, daz er nur wanderte von dan, deßgleichen die Kellerin auch. Die waz gleichwol umb seinentwillen geschlagen. Also waz Ulenspiegel bereit und wolt gon. »Her«, sprach er, »seien gemant, daz Ihr die Beicht geoffenbart [115] hon. Ich wil gen Halberstat zu dem Bischoff und will daz offenbaren von Euch.« Der Pfaff vergaß seiner Boßheit, da er hort, daz Ulenspiegel ihn wolte in Beschwerniß bringen, und bat ihn mit grossem Ernste, das er schwig. Es wär geschehen in gähem Mut, er wolte ihm 20 Guldin geben, daz er ihn nit verklagte. Ulenspiegel sprach: »Nein, ich wolt nit hundert Guldin nemen, daz zu schweigen. Ich wil gon und wil das fürbringen, als sich das gebürt.« Der Pfaff bat die Magt mit weinenden Augen und sprach, das sie ihn fragte, das er ihr sagte, was er ihm geben solt, das wolt sie ihm geben. Zuletst sprach Ulenspiegel, wolt er ihm das Pferd geben, so wolt er schweigen und solt unvermelet bleiben. Er wolt auch anders nichts nemen dan das Pferd. Der Pfaff het das Pferd gantz lieb und hät ihm lieber all sein Barschafft geben, wann er das Pferd solt verlassen. Unnd verließ das on seinen Danck, dann die Not bracht ihn darzu. Und gab Ulenspiegeln das Pferd und ließ ihn damit hinreiten. Also reit Ulenspiegel mit des Pfaffen Pferd geen Wulffenbütel. Also kam er uff den Dam, da stund der Hertzog uff der Teghebrucken und sach Ulenspiegeln mit dem Pferd dahertraben.

Von Stund zoch der Fürst den Rock uß, den er Ulenspiegeln gelobt het, und gieng ihm under Augen und sprach: »Seh hin, mein lieber Ulenspiegel, hie ist der Rock, den ich dir gelobt hab.« Also fiel er von dem Pferd unnd sprach: »Gnädiger Herr, hie ist Euwer Pferd«, und was dem Hertzogen groß zu Danck und must ihm das erzälen, wie er das Pferd von dem Pfaffen gebracht hät. Das lacht der Fürst unnd was frölich davon und gab Ulenspiegeln ein ander Pferd zu dem Rock. Und der Pfarrer betrüpte sich umb das Pferd und schlug die Magt offt ubel darumb, also das ihm die Magt entlieff. Da ward er ihr beide ledig.

Die 39. Historie

[116] Die 39. Historie sagt, wie Ulenspiegel sich verdingt zu einem Schmid und wie er ihm die Bälg in den Hoff trug.

Zu Rostock in dem Landt Mecklenburg, da kam Ulenspiegel hin und verdingt sich für ein Schmidknecht. Und derselb Schmid het ein Sprichwort, wann der Knecht mit den Bälgen blasen solt, so sprach er: »Haho, folge mit den Bälgen.« Also stund Ulenspiegel uff denn Bälgen unnd bließ. Da sprach der Schmid zu Ulenspiegel mitt harten Worten: »Haho, folg mit den Bälgen nach!«, unnd er gieng mit den Worten uß in den Hoff und wolt sich seins Wassers entplössen. Also nam Ulenspiegel den einen Balck uff den Halß und [117] folgt dem Meister nach und sprach: »Meister, hie bring ich den einen Balg, wa sol ich ihn hinthun? Ich wil gon, den andern auch bringen.« Der Meister sach sich umb und sprach: »Lieber Knecht, ich meint es nit also, gang mir hin und leg den Balg wider an sein Stat.« Daz thet Ulenspiegel und trug in wider an sein Stat. Also gedacht der Meister, wie er ihm daz wider belonen möcht, und ward in ihm selber eins, wie daz er 5 Tag lang wolt alle Mitnacht uffston und den Knecht wecken und arbeiten lassen. Da weckt er die Knecht und ließ sie schmiden. Ulenspiegels Gespan begund zu sprechen: »Waz meint unser Meister damit, daz er uns so frü weckt? Des pflegt er nit zu thun.« Also sprach Ulenspiegel: »Wilt du, so wil ich ihn fragen.« Der Knecht sprach ja. Da sprach Ulenspiegel: »Lieber Meister, wie gat es zu, daz Ihr uns als frü wecken, es ist erst Mitternacht.« Der Meister sprach: »Es ist mein Weiß, daz zum ersten mein Knecht acht Tag nit länger sollen ligen, dann ein halbe Nacht.« Ulenspiegel schwig stil, und sein Companien dorfft nüt sprechen. Bis in die ander Nacht, da weckt sie der Meister aber. Da gieng Ulenspiegels Companien zum Arbeiten. Da nam Ulenspiegel das Bet und bindet es uff den Rücken. Und als daz Eisin heiß was, so kumpt er von der Büne lauffen und zum Anboß und schlächt mit zu, daz die Funcken ins Beth stoben. Der Schmid sprach: »Nun sich, waz tust du da. Bist du dol worden? Mag das Beth nit bleiben ligen, da es sol ligen?« Ulenspiegel sprach: »Meister, zürnent nit, das ist mein Weiß, zu dem ersten Wochen, daz ich ein halb Nacht wil ligen uff dem Bet und die ander halb Nacht sol daz Bet uff mir ligen.« Der Meister ward zornig und sprach zu ihm, daz er daz Bet wider hin trüg, da er daz genumen hät, und sprach fürter zu ihm in gähem Mut: »Und gang mir droben uß dem Huß, du verzweiffelter Schalck.« Er sprach ja und gieng uff die Bün und legt das [118] Bet wider, da er es genumen het. Und uberkam ein Leiter und stig in di Fürst und brach daz Dach oben uß und gieng uff dem Dach uff den Latten. Und nimpt die Leiter und zücht sie nach ihm und setzt sie von dem Dach ab uff die Straß und steig also hinab und gat hinweg.

Der Schmit hort, daz er boldert, und gat ihm nach uf die Bün mit dem andern Knecht und sicht, daz er daz Dach hatt uffgebrochen und war durch ußgestigen. Da ward er noch zorniger und sucht den Spieß und lieff ihm nach uß dem Huß. Der Knecht ergreiff den Meister und sprach zu ihm: »Meister, nit also, lond Euch sagen, er hat doch anders nit gethon, denn das Ihr ihn geheissen haben. Wann Ihr sprachen zu ihm, er solt Uch droben uß dem Huß gon. Daz het er gethon, als Ihr dan sehen.« Der Schmid ließ sich berichten, und was wolt er darzu thun. Ulenspiegel waz hinweg, und der Meister müst daz Dach wider lon pletzen und müst des zufriden sein. Der Knecht sprach: »An solich Companion ist nit vil zu gewinen. Wer Ulenspiegel nit kent, der hab nur mit ihm zu thun, der lert ihn kennent.«

Die 40. Histori

[119] Die 40. Histori sagt, wie Ulenspiegel einem Schmid Hämer und Zangen etc. zusamenschmidet.

Da nun Ulenspiegel von dem Schmid kam, da gieng es gegen dem Winter, und der Winter ward kalt und gefror hart und fiel ein deure Zeit darzu, also daz vil Dienstknecht ledig giengen. Und Ulenspiegel hat kein Gelt zu verzeren. Da wandert er fürter und kumpt uff ein Dorff, da wont auch ein Schmid. Der nam ihn uff für ein Schmidknecht. Aber Ulenspiegel hat kein grossen Lust, da ein Schmidknecht zu bleiben, wan der Hunger und des Winters Not zwang ihn darzu, und gedacht: »Leid, was du leiden kanst. Solang der [120] Finger wider in die lück Erd gat, du, waz der Schmid wil.« Der Schmid wolt ihn nit gern uffnemen umb die thür Zeit willen. Da bat Ulenspiegel den Schmid, daz er ihm zu arbeiten geh, er wolte thun, waz er wolt, und essen, waz er ihm geb. So waz der Schmid ein arg Man und gedacht: »Nim ihn uff, versuch ihn 8 Tag, darin kan er mich nit arm essen.«

Des Morgens begunden sie schmiden, und der Schmid trängt Ulenspiegeln mit dem Hammer und mit den Bälgen hefftigklichen, bis an daz Malzeit, da es Mittag ward. Da het der Schmid ein Prophei in dem Hoff. Und als sie wolten zu Tisch gon, so nimpt der Schmid Ulenspiegeln in den Hoff und fiert ihn zum Prophei und sagt da zu ihm: »Seh hin, du sprichest, du wöllest essen, waz ich wil, uff daz ich dir zu arbeiten geb. Und dis mag niemans essen, daz iß du nun alles«, und gieng in das Huß und aß etwaz und ließ Ulenspiegeln bei dem Prophei ston. Ulenspiegel swig stil und gedacht: »Du hast dich verrent und hast daz vil ander Lüten gethon. Mit dem Maß würt dir wider gemessen. Wa wilt du nun das ihm bezalen? Das muß bezalt werden, und war der Winter noch so hart.«

Ulenspiegel arbeit für sich bis an den Abent. Da gab der Schmid Ulenspiegeln etwaz zu essen, wann er het den Tag gefastet, und ihm steckt das im Kropff, das er ihn het zum Prophei gewißen. Da nun Ulenspiegel wolt zu Bet gon, da sprach der Schmid zu Ulenspiegel: »Stand morgen uff, die Magt sol blaßen, und schmid eins für das ander, waz du hast, und how Huffnägel ab, so lang, bitz ich uffstad.« Da gieng Ulenspiegel schlaffen, und als er uffstund, gedacht er, er wolt ihm daz bezalen und solt er bitz an Knü im Sehne louffen. Er macht ein hefftig Feür und nimpt die [121] Zang und schweißet sie in den Sandlöffel und macht sie zusamen. Desgleichen 2 Hämmer und des Feürspet und Spethocken und nimpt den Rumpff, darin die Huffnägel ligen und schüttet die Huffnägel daruß und howret ihn die Köpff ab, und die Köpff zusamen und die Stefft auch also. Und nimpt seinen Schurtz, da er hort, daz der Schmid uffstund, und get hinweg. Der Schmid kumpt in die Werckstat und sicht, daz den Nägelen die Köpff waren abgehowen und die Hamer, Zangen und ander Stück zusammen waren geschmid. Da ward er zornig und riefft die Magt, wa der Knecht wär hinkumen. Die Magt sagt, er wär für die Thür gangen. Der Schmid sprach: »Er ist gangen als ein Schalck. Wüßt ich, wa er war, ich wolt ihm nachreiten und ihm ein gut Schlappen schlagen.« Die Magt sagt, er schreib etwaz uber die Thür, da er hinweggieng, daz ist ein Antlit, daz sicht als ein Ül. Dann Ulenspiegel het dis Gewonheit, wa er ein Büberei thet, da man ihn nit kant, da nam er Kreiden oder Kolen und malet uber die Thür ein Üle und ein Spiegel und schreib darüber zu latin: »Hic fuit.« Und daz malet Ulenspiegel uff des Schmids Thür auch.

Also nun der Schmid des Morgens uß dem Huß gieng, da fand er daz also, wie ihm die Magt hat gesagt. Wan der Schmid kund die Geschrifft nit lesen. Da gieng er zu dem Kircherren unnd badt ihn, das er mit ihm gieng und leß die [122] Geschrifft uber seiner Turen. Der Kirchherr gieng mit dem Schmid für sein Thür und sach die Geschrifft und das Gemäld. Da sprach er zu dem Schmid: »Daz bedüt so vil, als hie ist Ulenspiegel gewesen.« Und so het der Kirchherr vil von Ulenspiegeln gehört, was er für ein Gesel wär, und schalt den Schmid, daz er ihm das nit zu wissen het gethon, daz er doch Ulenspiegeln gesehen möcht haben. Da ward der Schmid böß uff den Kirchherren und sagt: »Wa solt ich Euch daz wissen thun, das ich selber nit wißt. Aber ich weiß nun wol, das er in meinem Hauß gewesen ist, daz sicht man an meinem Werckgezüg wol, sunder wann er nimer kumpt, daran ist cleine Macht.« Und nimpt die Kolquest und wischet das uber der Thüren uß unnd sagt: »Ich will keins Schalckß Wappen an meiner Thüren haben.« Da gieng der Kirchherr vonn dannen und ließ den Schmid ston. Aber Ulenspiegel, der bleib uß und kam nit wider.

Die 41. Historie

[123] Die 41. Historie saget, wie Ulenspiegel einem Schmid, seiner Frauwen, Knecht und Maget jeglichem ein Warheit sagt vor dem Hauß ussen.

Vor Wiszmar kam Ulenspiegel uff einen heiligen Tag, als er von dem Schmid kam. Da sach er vor der Schmitten ston ein süberliche Fraw mit der Magt. Und was des Schmids Fraw. Da zoch er dargegenuber zu Herberg und brach in der Nacht seinem Pferd alle vier Huffeisin ab und zoch des andern Tags für die Schmidt. Und also da ward er bekant. Als er nun für die Schmidte kam unnd das sie solten sehen, das es Ulenspiegel waz, da kam die Fraw und Magt, kam für daz Huß uff ein Dielen, uff daz sie mochten hören [124] und sehen Ulenspiegels Handlung. Ulenspiegel sprach zum Schmidt, ob er ihm wolt sein Pferd beschlagen. Ja, sagt er, und ihm waz lieb, daz er mit ihm reden mocht. Und mit vil Worten kamen sie, daz der Schmid zu ihm sagt, wann er ihm auch kund ein war Wort sagen, daz warhafftig wär, so wolt er seinem Pferdt ein Huffeisin geben. Er sagt: »Ja. Wann Ihr haben Eißin unnd Kolen / und Wind in den Balg holen, / so künden Ihr wol schmiden.« Der Schmid sagt: »Daz ist in Truwen war«, und gab ihm ein Huffeisin. Der Knecht schlug ihm daz Eisin uff und sprach zu Ulenspiegeln bei dem Notstal, künt er ihm auch ein war Wort sagen, daz ihn antreff, er wolt seinem Pferd auch ein Huffeisin geben. Ulenspiegel sprach: »Ja. Ein Schmidtknecht und sein Gesel, / die müßen all beid hart ston, / wann sie wöllen zu Werck gon.« Der Knecht sprach: »Es ist auch war«, und gab ihm auch ein Eißin. Daz sahen die Fraw und die Magt und trugen darzu, das sie auch mit Ulenspiegeln zu Worte kämen, und sprachen zu ihm, ob er ihn auch ein war Wort künd sagen, sie wolten ihm auch jetliche ein Huffeisin geben. Ulenspiegel sagt ja und sprach zu der Frawen: »Welche Fraw vil vor der Thüren stat / und welche vil Weisses in den Augen hat, /hätten sie Zeit und Stat, / das wär nit alles Visch uff der Grad.« Die Fraw sprach: »Das ist in Truwen war«, und gab ihm auch ein Huffeisin. Darnach sagt er zu der Magt: »Mägtelin, wann du issest, so hiet dich vor Rindtfleisch, so darffst du in den Zänen nit grüblen und so thut dir auch der Buch nit wee.« Die Magt sagt: »Ei, behüt uns Got, wie ein war Wort ist das«, und gab ihm auch ein Eisen. Also reit Ulenspiegel von dannen unnd sein Pferd ward ihm wol beschlagen.

Die 43. Histori

[125] Die 43. Histori sagt, wie Ulenspiegel einem Schuchmacher dient und wie er ihn fragt, waz Form er zuschneiden solt. Der Meister sprach: »Groß und klein, wie der Schweinhirt zu dem Thor ußtreibt.« Also schneid er zu Ochsen, Küw, Kälber, Böck etc. und verderbt daz Leder.

Eins andern Tags, da waz ein Schuchmacher, der gieng vil lieber uff den Marckt schleichen, wann daz er arbeit, und hieß Ulenspiegeln zuschneiden. Ulenspiegel fragt, was Facon er haben wolt. Der Schuchmacher sagt: »Schneid zu, groß und klein, wie der Schweinhirt uß dem Dorff treibet.« Er sagt ja.

[126] Der Schuchmacher gieng uß, und Ulenspiegel schneid zu und macht von dem Ledder Schwein, Ochsen, Kälber, Schaff, Geißböck und allerlei Vihß. Der Meister kam des Abens heim und wolt sehen, waz sein Knecht zugschniten het. Da fand er dise Tier von dem Ledder geschnitten. Er ward böß und sprach zu Ulenspiegeln: »Waz hast du darus gemacht, wie hast du mir daz Ledder also zu Unnütz zerschnitten?« Ulenspiegel sagt: »Lieber Meister, ich hab daz gemacht, als Ihr daz gern haben.« Der Meister sprach: »Daz lügst du, ich wolt daz nit haben, daz du daz soltest verderben, daz hab ich dich nit geheissen.« Ulenspiegel sagt: »Meister, waz ist des Zornes Not? Ihr sagten zu mir, ich solt von dem Leder schneiden klein und groß, wie der Schweinhirt uß dem Tor trib. Daz hab ich gethon, das ist offenbar.« Der Meister sprach: »So meinte ich das nit, ich meint das also, daz solten klein und groß Schuch sein und soltest die neigen ein durch den andern.« Ulenspiegel: »Hätten Ihr mich daz also geheissen, so hät ich daz gern gethon unnd thu das noch gern.« Nun Ulenspiegel und sein Meister vertrugen sich miteinander, unnd er vergab ihm das Zuschneiden, wann Ulenspiegel gelobt ihm, das er ihm das wolt machen, so er das haben wolt, das er ihm daz hieß. Da schneid der Schumacher Solleder zu und legt das Ulenspiegeln für und sagt: »Seh hin, näg die cleinen mit den grossen ein durch den andern her.« Er sagt ja und fienge an zu nägen. Und sein Meister zürnte mit dem Ußgon und wolt Ulenspiegeln verwaren und sehen, wie er daz machen wolt, wann er ward ihn kennen, daz er ihn das geheissen hat, daz er darnach thun würd, als er auch thet nach des Meisters Heissen. Ulenspiegel nam einen cleinen Schuch und ein grossen und stach den cleinen durch den grossen und nagt die zusamen. Und als der Meister nun schleichen gieng, da waz ihm leid, daz er thun wolt und auch thet, und sah, daz er einen Schuch durch den andern nägt. Da sprach er: »Du bist mein rechter[127] Knecht, du thust alles, waz ich dich heiß.« Ulenspiegel sagt: »Welcher thut, das man ihn heißt, der würt nit geschlagen, waz anders müglich zu thun ist.« Der Meister sagt: »Ja, mein lieber Knecht, das ist also. Mein Wort waren also, aber mein Meinung waz nit also. Ich meint, du soltest ein clein Par Schuh zu machen und darnach ein groß Par oder die großen vor, die cleinen darnach. Du thust nach den Worten, nit nach der Meinung«, und ward zornig und nam ihm daz zugschnitten Leder und sagt: »Waz fürsichtiger, seh hin, da hast du ander Leder, schneid die Schuh zu uber einen Leist«, und gedacht nit daruff mee, wan ihm waz not ußzugon. Der Meister gieng nach seinem Gewerb und waz beinach ein Stund uß. Da ward er erst gedencken, daz er seinen Knecht hett geheissen die Schuh zu schneiden uber einen Leiste. Er ließ all sein Gewerb ston und lieff nötig zum Huß und Ulenspiegel saß dieweil und het daz Leder genumen und schneid das alles uber den cleinen Leist. Da nun der Meister kam, so sicht er, daz er die Schuh het geschnitten uber den cleinen Leist. Da saget er zu ihm: »Wie, hört der groß Schuh zu dem cleinen?« Ulenspiegel sprach: »Ja, wolten Ihr das noch haben, ich wil daz noch wol hernach machen und schneiden den vordern nur noch nach.« Der Meister sprach: »Besser künd ich cleinern Schuh schneiden nach dem vordem, dan einen vordem nach dem cleinen, und nimpst du einen Leist und der ander Leist ist zunicht gemacht.« Ulenspiegel sagt: »Entruwen, Meister, Ihr hiessent mich, daz ich der Schuh solt zuschneiden uber einen Leist.« Der Meister sagt: »Ich hieß dich wol so lang, daz ich mit dir müste an den Galgen lauffen!« und sprach fürter, daz er ihm solt das Leder bezalen, das er ihm verderbt het, wa er ander Leder wolt nemen. Ulenspiegel sagt: »Der Gerwer kan des Leders wol mer machen«, und stund uff und gieng zu der Thür und kort sich im Hauß umb und sprach: »Kum ich in das Huß nit wider, so bin ich doch hie geweßen«, und gieng hinweg.

Die 44. Histori

[128] Die 44. Histori sagt, wie Ulenspiegel einem Bauren ein Supp begoß und thet ubel stinckende Fischfeißte daruff für Brotschmaltz unnd meint, es wär dem Bauren gut genug.

Vil Schalckheit het Ulenspiegel den Schuchmachern gethon, nit allein an einem Ort, sunder an vil Enden. Als er nun dise Schalckheit het ußgericht, kam er gen Staden. Da verdingt er sich zu einem Schumacher. Als er nun des ersten [129] Tags arbeiten begund, da gieng sein Meister uff den Marckt und koufft ein Fuder Holtz und verhieß dem Buren, ein Supp zu geben zu dem Gelt, und bracht den Buren mit dem Holtz vor sein Huß. Da fand er niemand in seinem Huß, die Fraw und Magt waren ußgangen, dan Ulenspiegel, der was allein in dem Huß und nagt Schuch. Da was dem Meister not, an den Marck wider zu gon. Da befal er Ulenspiegeln, das er näm, was er hätt, und macht dem Buren ein Supp, er hät ihm das im Schanck gelasen. Ulenspiegel sagt ja, unnd der Buer warff sein Holtz ab und kam in das Hus. Und Ulenspiegel schneid ihm Brotschnitten in die Schüssel und fand niergen Feißte in dem Schanck. So gat er zu dem Behalter, darin das schmeckende Fischschmaltz was, und begos dem Buern die Sup darmit. Der Bur begund essen und schmeckt, daz es ubel stanck. Doch so was er hungerig und aß die Sup uß. Indem so kam der Schuchmacher ingond und sagt zu dem Bueren, wie ihm die Sup hät geschmeckt. Der Buer sagt: »Das schmeckt alles wol, da es hat nach Geschmack als nüwe Schuch«, hiemit gieng der Buer uß dem Huß. Da ward der Schuchmacher lachen und fragt Ulenspiegeln, wavon er dem Buren ein Sup gegossen hät. Ulenspiegel sagt: »Ihr sagten mir, ich solt ihm nemen, was ich hät, so het ich nienen ander Feißte wan Seefischschmaltz, dan ich was uber den Schanck in der Kuchin, da fand ich niergen Feißte. Da nam ich, was ich hat.« Der Schuchmacher sagt: »Nun, das ist gut, es ist den Buren gut genug.«

Die 45. Histori

[130] Die 45. Histori sagt, wie ein Stiffelmacher zu Bronschwick Ulenspiegel sein Stiffel spickt, dem er die Fenster uß der Stuben sties.

Cristoffer het ein Stiffelmacher zu Brunschwick uff dem Kolmarck. Zu dem gieng Ulenspiegel und wolt sein Stiffel schmieren lassen. Als er nun zu dem Stiffelmacher kam, da sprach er: »Meister, wa Ihr mir wolten disse Stiffelen spicken, daz ich sie uff Montag wider haben möcht.« Der [131] Meister sagt ja. Ulenspiegel gienge wider uß dem Huß und gdacht nirgen an. Als er hinweg waz, da sprach der Knecht: »Meister, daz ist Ulenspiegel, der jederman zu schalckhafftig ist, und wann er ihn das hiessin, als er Uch daz geheißen hat, daz thät er und lies es nit.« Der Meister sagt: »Waz hat er mich dann geheißen?« Der Knecht sprach: »Er hieß Uch, die Stiffeln spicken, und er meint schmieren. Nun wolt ich sie nit schmieren, ich wolt sie spicken, als man die Braten spickt.« Der Meister sagt: »Daz wellen wir thun, als er uns geheißen hat«, und nimpt Speck und schneid ihn und spickt den durch die Stiffeln mit einer Spicknadeln als ein Braten. Und Ulenspiegel kumpt des Montags und fragt, ob sie ihm sein Stiffeln haben bereit. Der Meister het sie an die Wand gehenckt und weisset sie ihn und sagt: »Sich, da hangen sie.« Ulenspiegel sahe, daz die Stiffeln so gespickt waren, und ward lachen und sagt: »Wie seint Ihr so ein frumer Meister, haben Ihr mir daz gmacht, als ich Euch hab geheisen, was wöllen Ihr dafür haben?« Der Meister sprach: »Ein alten Groschen.« Ulenspiegel gab den alten Groschen uß und nam sein Stiffeln gespicket und gieng zu dem Huß uß. Und der Meister mit seinem Knecht, die sahen und lachten ihm nach und sprachen undereinander: »Wie solt ihm das geschehen, nun ist er geäfft.« Mit dem so loufft Ulenspiegel mit dem Kopff und Schultert in daz Glaßfenster, dann die Stub stund uff der Erden und stieß uff die Straß, und sprach zu dem Stiffelmacher: »Meister, was ist daz für Speck, den Ihr zu meinen Stiffeln gebrucht haben, ist es Speck von einer Suw oder von einem Eber?« Der Meister verwundert sich mit dem Knecht. Zuletst sah er, das Ulenspiegel in dem Fenster lag und stieß mit dem Kopff und Schultern die Taffeln der Fenster wol halber uß, daz sie zu ihm in die Stuben fielen, und ward zornig und sprach: »Wilt du Verräter dis nit lassen? Ich wil dir mit disem [132] Grundel für den Kopff schlagen.« Ulenspiegel sprach: »Lieber Meister, erzürnent Euch nit, ich wißt gerne, waz daz für Speck wer, damit Ihr mein Stiflen gespicket haben, ist das von einer Suw oder von einem Eber?« Der Meister ward zornig und sagt, daz er ihm sein Fenster unzerbrochen ließ. »Wöllen Ihr mir daz nit sagen, waz das für Speck ist, so muß ich gon und fragen ein andern.« Also sprang Ulenspiegel wider uß dem Fenster, und der Meister ward zornig uff seinen Knecht und sprach zu ihm: »Den Rat gabst du mir, nun gib mir Rat, daz mein Fenster wider gemacht werden.« Der Knecht swige, der Meister waz unwillig und sprach: »Wer hat nun den andern geäfft? Ich hon allweg gehört, wer mit Schalckßlüten beladen ist, der sol den Schlupff abschneiden und sie lassen gon. Hät ich das auch gethon, so wären mein Fenster wol gantz bliben.« Der Knecht must darumb wandern, wann der Meister wolt die Fenster bezalt haben, darumb das er den Rat gab, das man die Stiflen spicken solt.

Die 46. Historie

[133] Die 46. Historie saget, wie Ulenspiegel einem Schuhmacher zu Wißmar Treck für Talck verkaufft, der gefroren was.

In einer Zeit thet Ulenspiegel einem Schuhmacher zu Wißmar grossen Schaden mit Zuschneiden und verderbt ihm vil Leders, daz der gut Man gantz trurig ward. Und daz vernam Ulenspiegel und kam wider geen Wißmar und sprach denselben Schuhmacher, dem er den Schaden gethon het, wider an, wie daz ihm ein Last Leder und Schmaltz kumen würd, da solte er ihm grosse Kauff angeben, das er seinen Schaden wider nachkummen solt. Der Schuhmacher sagt: [134] »Ja, das thust du billich, dan du mich damit zu einem armen Man gemachet hast. Wann dir das Gut kumpt, so sag mir das zu.« Daruff schieden sie voneinander. Nun was es in Winterzeiten, daz die Schinder die heimlichen Gemach reinigten. Zu denen kam Ulenspiegel und gelobt ihn bar Gelt, das sie ihm zwölff Dunnen wolten füllen mit Materie, die sie sunst pflegen in das Wasser zu fieren. Die Schinder thetten also und schlugen ihm die Dunnen gantz vol uff fier Finger breit und liessen die ston so lang, bis das sie also hart gefroren waren. Da holet Ulenspiegel die hinweg. Und uff 6 Dunnen begoße er oben das dick mit Talck und schlug sie hart zu, und 6 Dunnen begoß er mit köken Schmaltz und schlug die alle hart zu und ließ die zum Gülden Sternen in sein Herberg füren und schickt dem Schuhmacher Botten. Da er kam, also schlugen sie das Gut oben uff und das gefiel dem Schuhmacher wol. Sie vertrugen sich des Kauffs, das der Schumacher Ulenspiegeln für den Last solt geben 24 Guldin. Daz solt er ihm bar Gelt geben 12 Gulden, das ander in einem Jar. Ulenspiegel nam das Gelt und wandert, dann er forcht das End. Der Schuhmacher entpfieng sein Gut und waz frölich als derginne, der verloren Schadens oder Schulden wider zukumpt. Und bat umb Hilff, das er des andern Tags wolt Leder schmieren. Die Schuhmacherknecht kamen starck, dann sie sich eins guten Kropffs vermessen hetten, und begunden das Werck anzugon und laut ze singen, als dann ihr Weiß ist. Als sie nun die Donnen zu dem Feür brachten und fingen an warm zu werden, da gewunnen sie ihren natürlichen Geschmachck. Sprach je einer zu dem andern: »Ich mein, du habst in die Hossen geschissen.« Der Meister sprach: »Euwer einer hat [135] in ein Treck gedretten, wischen die Schuch, es schmeckt uß der Massen ubel.« Sie suchten al umbhar, aber sie funden nichts und begunden, das Schmaltz in ein Kessel zu thun und schmieren. Je dieffer sie kamen, je das ubeler stanck. Zu dem letsten wurden sie das innen und liessen die Arbeit ston. Der Meister mit den Gesellen lieffen, Ulenspiegeln zu suchen unnd ihn zu beheben umb den Schaden. Aber er was mit dem Gelt hinweg und sol noch widerkumen nach den andern zwölff Guldin. Also must der Schuchmacher sein Dunen mit dem Talch uff die Schelmengrub füren und kam zu zwifaltigem Schaden.

Die 47. Histori

[136] Die 47. Histori saget, wie Ulenspiegel zu Einbeck ein Brüwerknecht ward unnd einen Hund, der Hopff hieß, für Hopffen sod.

Zuthätig macht sich Ulenspiegel wider in sein Arbeit. Uff ein Zeit, als man nun sein mit den Pflumen zu Einbeck, die er beschissen het, vergessen het, kam er wider geen Einbeck und verdingt sich zu einem Bierprüer. Es begab sich, daz [137] der Brüer zu einer Hochzeit wolt, und befalh Ulenspiegeln, er solt mit der Magt Bier brüen, so best er kund. Uff den Nachtage wolt er zu Hilff kummen. Und vor allen Dingen solte er Fleiß thun und den Hopffen wol sieden, uff daz daz Bier scharpff darvon schmecken würd, daz er daz verkouffen kund.

Ulenspiegel sagt ja, er wolt daz best thun. Mit dem gieng der Bruwer mit seiner Hußfrawen zu der Thüren uß. Ulenspiegel begund fast zu sieden, die Magt underweißt ihn, dann sie mer Verstands het daruff dan er. Da es nun kam, daz man den Hopffen sieden solt, sprach die Magt: »Ach Lieber, den Hopffen sieden thust du wol allein, vergun mir, daz ich ein Stund gon mag und den Tantz besehen.« Ulenspiegel sagt ja und gedacht: »Gat die Magt auch hinweg, so hast du einer Schalckheit Macht. Waz wilt du nun disem Bruwer für ein Schalckheit thun?« Nun het der Bruwer ein grossen Hund, der hieß Hopff. Den nam er, als daz Wasser heiß ward, und warff ihn darin und ließ ihn wol versieden, daz ihm Hut und Har abgieng und daz Fleisch aller Ding von den Beinen fiel. Als nun die Magt bedacht, daz wider Zeit wär heimzugon, der Hopff solt nun genug haben, da kam sie und wolt Ulenspiegeln zu Hilff kumen. Da sagt sie: »Sich, mein lieber Bruder, daz hat genug, schlag ab!« Als sie nun den Seihkorp fürschlügen und begunden ein Schoüffen nach dem andern inschlagen, da sagt die Magt: »Hast du auch Hopffen darin gethon, ich vernim noch nit in meiner Schuffen.« Ulenspiegel sagt: »Uff dem Grund würst du den finden.« Die Magt fischet darnach und uberkam daz Reff uff der Schuffen und begund lut schrihen: »Ei, behüt mich Got, was hast du darin gethon? Der Hencker trinck das Bier!« Ulenspiegel sagt: »Als mich unser Bruwer hatt geheissen, das hab ich darin gethon. Und [138] ist anders nit dan Hopff, unser Hund.« Indem kam der Bruwer wol getruncken und sprach: »Was thun ihr nun, mein lieben Kinder, sein ihr guter Ding?« Die Magt sprach: »Ich weiß nit, wet den Teuffel wir thun. Ich gang ein halb Stund, den Tantz zu besehen, und hieß unsern nüwen Knecht den Hopffen dieweil gar sieden, so hat er unsern Hund gar gesotten. Hie mögen Ihr wol sein Ruckgrad sehen.« Ulenspiegel sagt: »Ja, Her, Ihr haben mich das so geheissen. Ist es nit ein grose Plag, ich thun alles, was man mich heisset, noch kan nienen Danck verdienen. Es seint, welche Bruwer es wellen, thäten ihr Gesind halber das, das man sie hieß, sie liessen sich begnügen.« Also nam Ulenspiegel Urlob und schied darvon und verdient niergen grossen Danck.

Die 48. Histori

[139] Die 48. Histori sagt, wie Ulenspiegel sich zu einem Schneider verdingt unnd under einer Bütten näget.

Als Ulenspiegel kam gen Berlin, da verding er sich für ein Schneiderknecht. Als er nun uff die Werckstat saß, da sagt der Meister: »Knecht, wilt du neigen, so nei wol und näg, daz man es nit sicht.« Ulenspiegel sagt ja und nimbt die Nadel und Gewant darmit und kreucht under ein Bütten und stept ein Nat uber ein Knie und begund, so darüber zu neigen. Der Schneider stund und sah daz an und sprach zu ihm: »Was wilt du thun, das ist seltzam Neiwerck.« [140] Ulenspiegel sprach: »Meister, Ihr sagten, ich solt neien, daz man es nit seh, so sicht es niemant.« Der Schneider sprach: »Nein, mein lieber Knecht, hör uf und nei nit mer also, und begin zu neien, das man sehen kann.« Das wärt ein Tag oder drei, darnach kam es uff die Nacht. Der Schneider ward müd und wolt zu Bet gon. Da lag ein grauwer Baurenrock halb ungeneit, den warffe er zu dem Ulenspiegel und sagt: »Seh hin, mach den Wolff recht uß und gang darnach ouch zu Bet.« Ulenspiegel sagt: »Ja, gond nur hin, ich wil ihm recht thun.« Der Meister gieng zu Bett und dacht nit daran. Ulenspiegel nimt den grauwen Rock und schneit den uff und macht daruß ein Kopff alß ein Wolff, darzu Leib und Bein und spert das mit Stecken vonein, daz es sahe einem Wolff gleich, und gieng ouch zu Bet.

Des Morgens stund der Meister uff und wecket Ulenspiegel ouch und fint disen Wolff im Gaden ston. Der Schneider verwundert sich, doch er sah wol, das es gemacht waß. Mit dem kumt Ulenspiegel darzu. Da sprach der Schneider: »Waß Teufels hast du daruß gemacht?« Er sprach: »Ein Wolff, als Ihr mich hiessen.« Der Schneider sagt: »Solchen Wolff meint ich nit, nur den grawen Baurenrock, den nant ich ein Wolff.« Ulenspiegel sagt: »Lieber Meister, das wüßte ich nit, hät ich aber gewüßt, das Euwer Meinung also wär gewesen, ich hät lieber den Rock gemacht dan den Wolff.« Nun, der Schneider was des zufriden, es was beschehen.

Also schickt es sich uber fier Tag, das der Meister eins Abents müd waz und hät gern zeitlich geschlaffen, doch ließ er sich duncken, das es noch zu frü wär, das der Knecht solt zu Beth gon. So lag da ein Rock, der waz gemacht bis an die Ärmel. So nimpt der Schneider den Rock und die ledigen Ärmel und warff die zu Ulenspiegel und sagt: »Würf die Ärmel an den Rock und gang darnach zu Beth.« Ulenspiegel sagt ja. Der Meister gieng zu Beth und Ulenspiegel [141] hienge den Rock an den Hacken und zundt zwei Liecht an, uff jede Seit des Rocks ein Liecht, und nimpt ein Ärmel und wurfet den daran, und gat uff die ander Seit und würfft den auch daran. Und wann zwei Liecht waren ußgebrant, so zundet er zwei ander an und warff die Ärmel an den Rock die Nacht uß bis morgens. Da stund der Meister uff und kam in daz Gaden, und Ulenspiegel kort sich an den Meister nitt und warff also mit den Ärmlen für ussen. Der Schneider stunde und sah das an und sprach: »Waz Tüffels machst du nun für ein Gauckelspil?« Ulenspiegel sprach ernstlichen: »Das ist mir kein Gauckelspil, ich hab dise gantz Nacht gestanden und hab dise schelligen Ärmel an disen Rock geworffen, und sie wöllen daran nit kleben. Es wär wol besser gewesen, daz Ihr mich hätten heissen schlaffen gon, dann daz Ihr mich sie hiesen anwerffen, und Ihr wußten doch, daz es verloren Arbeit waz.« Der Schneider sprach: »Ist das nun mein Schult? Wißte ich, daz du daz also verston woltest? Ich mein das nit also, ich meint, du soltest die Ärmel an den Rock nägen.« Da saget Ulenspiegel: »Das hab der Tüffel den Lon. Pflegen Ihr ein Ding anders zu sagen, dann Ihr das meinen, wie künten Ihr das so eben reimen? Hät ich die Meinung also gewißt, ich wolt die Ärmel wol gut haben angenägt und hät auch ein par Stunden geschlaffen. So mögen Ihr nun den Tag sitzen und nägen und wil auch geen ligen und schlaffen.« Der Meister sagt: »Nein, nit also, ich wil dich nicht für ein Schläffer halten.« Und warden also miteinander zancken, das der Schneider in dem Zanck Ulenspiegeln ansprach umb die Liechter, er solt ihm die Liechter bezalen, die er ihm darüber verbrant hät, indem Ulenspiegel sein Ding zusamenraspelt und wandert darvon.

Die 49. Historie

[142] Die 49. Historie sagt, wie Ulenspiegel drei Schneiderknecht von einem Laden fallen macht und den Lüten sagt, der Wind hät sie herabgewegt.

Bei dem Marckt zu Brenburg, da was Ulenspiegel zu Herberg wol 14 Tag. Und hart darneben, da wont ein Schneider, der het drei Knecht sitzen uff einem Laden und neiten. Und wan Ulenspiegel für sie gieng, so spotteten sie sein oder wurffen ihm ein Fetzen nach. Ulenspiegel schweig [143] stil und wartet der Zeit und uff ein Tage, da der Marckt voller Lüt was. In der Nacht darvor sägte Ulenspiegel die Ladenpfosten unden ab und ließ sie uff dem nidersten Stein ston. Des Morgens legten die Schneiderknecht die Laden uff die Pffosten und sassen daruff und neigten.

Da nun der Schweinhirt ußbließ, das jederman sein Schwein uß lies treiben, da kamen des Schneiders Schwein auch uß seinem Huß und giengen under das Fenster und begunden sich zu reiben an die Ladenpffosten, so das die Pffosten trungen von dem Reiben under dem Fenster uß, das die drei Knecht durmelten von dem Fenster uff die Gassen. Und Ulenspiegel nam ihr war; und da sie fielen, begund Ulenspiegel laut zu rieffen: »Sich! Sich! Der Wind weget drei Schneider von dem Fenster!« unnd rufft laut, das man das uber den gantzen Merckt hort. Unnd die Leut lieffen dazu und lachten und seiten und die Knecht schikten sich und wüßten nit, wie sie von dem Fenster waren kumen. Zuletst wurden sie das gewar, das die Ladenpffosten waren abgesägt, unnd merckten wol, das es ihn Ulenspiegel het gethon. Sie schlugen ander Pfäl darunder und dorfften sein nit mee spotten.

Die 50. Histori

[144] Die 50. Histori sagt, wie Ulenspiegel die Schneider im gantzen Sachßenland beschreib, er wolt sie ein Kunst leren, die solt ihnen und ihren Kindern gutthun.

Consilium und ein Versamlung der Schneider beschrib Ulenspiegel uß in die windische Stät unnd in das Land zu Sachßen, als nämlich in dem Land zu Holstein, Bummeren, [145] Setetin und Meckelburg, auch zu Lübek, zu Hamburg, zu dem Sunte, zu Wißmar, und ermant sie in dem Brieff großer Gunst und daz sie solten zu ihm kumen, er wär in der Stat zu Rostock. Er wolt sie ein Kunst leren, die solt ihnen und ihren Kindern gutthun zu ewigen Zeiten, dieweil die Welt stünd. Die Schneider in den Stätten und Flecken und uff den Dörfferen schriben einander zu, waz ihr Meinung darzu wär. Sie schriben alle, daz sie zu der Stat wolten kumen uff ein Zeit. Und waren alle da versamlet, und ein jeden verlangt nach dem andern, waz daz möcht sein, daz Ulenspiegel sagen wolt oder für ein Kunst leren, nach dem er sie so scharff verschriben hätt. Und kamen zusamen uff ein Zeit zu Rostock alle nach ihrem Abscheiden, so daz sich vil Lüt verwunderten, waz die Schneider da tun wolten. Als nun Ulenspiegel hort, daz ihm die Schneider gefolgt hätten, da ließ er sie wol zusamenkumen, so lang, daz sie alle beieinander waren. Da sprachen die Schneider Ulenspiegeln an, sie wären darkumen und ihm gefolgt nach seinem Schreiben, wie er darin berurt hät, wie er sie wolt ein Kunst leren, daz ihnen und ihren Kindern gut solt thun. Und bäten ihn, daz er sie wolt fürdern und die Kunst offenbaren und vermelden. Sie wolten ihm ein Schenck thun.

Ulenspiegel sprach: »Ja, kumen all zusamen in ein Weißen, das euwer jeder das von mir hören kan.« Sie kamen all zusamen uff ein weiten Plan und Ulenspiegel steige auff ein Hauß unnd sahe da zu dem Fenster uß und sprach: [146] »Erberen Männer des Handwercks der Schneider! Ihr sollen mercken und verstan, wan ihr haben ein Scher, Elen und Faden und ein Fingerhut, darzu ein Nadel, so haben ihr Gezeugs gnug zu euwerm Hantwerck. Daz ist euch kein Kunst zu uberkumen, sunder es schickt sich selber, solten ihr euwer Handwerck bruchen werden. Aber dise Kunst haben von mir und gedencken mein darbei: Wann ihr die Nadlen gefedmet haben, so vergessen das nicht, daz ihr an daz ander End machen ein Knopff oder ihr stechen manchen Stich umbsunst. So hette der Faden kein Ursach, daz er uß der Nadlen wüschet.« Ein Schneider sah den andern an und sprachen zueinander: »Diße Kunst wissen wir all vor wol und alle die Sag, die er uns gesagt hat«, und fragten ihn, ob er auch etwaz mer ze sagen hät, dan der Fantasei wolten sie nit 10 oder 12 Meilen nachgezogen haben und zueinander Botten geschickt hon. Dise Kunst höd die Schneider lang wol gewißt, mer dann vor tusent Jaren. Daruff antwurt ihnen Ulenspiegel und sprach: »Waz vor tusent Jaren geschehen ist, da wär niemans, der daz eindenck wär.« Auch sagt er, wär es ihnen nit zu Willen und zu Danck, daz sie das dann nemen für Unwillen und haben keinen Danck darzu, und das mäniglich wider gieng, da er harkummen wär.

Da wurden die Schneider zornig uff ihn, die weit harkummen waren, und wären gern bei ihm gewest, aber sie kunden nit zu ihm kummen. Also giengen die Schneider wider voneinander. Ein Teil waren zornig und fluchten und waren gantz unwillig, das sie also den ferren Weg umbsunst gangen hätten, und diejenne, die mit Huß da wonten, die lachten und spottetent der andern, daz sie sich hätten also lassen äffen, und sprachen, daz wär ihr selbs schuldt, warumb sie dem Landthoren und Narren hätten glaubt und gefolgt, dan sie lang wol gewißet hätten, was Ulenspiegel für ein Fogel wär geweßen.

Die 51. Histori

[147] Die 51. Histori sagt, wie Ulenspiegel Wollen schlug uff ein helligen Tag, darumb, das der Tuchmacher ihm daz verbotten het, das er kein Montag fieren solt.

Als Ulenspiegel gen Stendel kam, da thet er sich für ein Wullenweber uß und waz uff ein Sontag. Da sagt der Wullenweber zu ihm: »Lieber Knap, ihr Gesellen halten ein Fiertag am Montag, und welcher daz flegt gern zu thun, [148] den habe ich nit gern in meiner Arbeit, er mus die Wochen ußarbeiten.« Ulenspiegel sagt: »Ja, Meister, daz ist mir wol allerliebst.« Da stund Ulenspiegel des Morgens uff und schlug Wollen. Und des Diensttags deßgleichen und daz bekam dem Wüllenweber wol. So waz am Mitwoch eins Apostels Tag, daz sie feiren mußten, und Ulenspiegel thet, wie er von dem heiligen Tag nit wißt, und stund des Morgens uff und begund zu schnieren und schlug Wollen, daz man uber die gantz Straß hort. Der Meister wuscht von Stund uß dem Bet und sagt zu ihm: »Hör uff! Hör uff! Es ist ein heiliger Tag.« Ulenspiegel sagt: »Lieber Meister, Ihr verkünten mir doch am Sontag kein heiligen Tag, sunder ihr sagten, ich solt die gantz Woch ußwercken.« Der Wüllinweber sagt: »Lieber Knecht, daz meint ich nit also, sunder hör uff und schlag nit mer. Waz du den Tag kündest verdienen, daz wil ich dir gleichwol geben.«

Ulenspiegel war dessen zufriden und feiert den Tag und hielt des Abentz Collation mit seinem Meister. Da sprach der Wullenweber zu ihm, daz ihm wol geling die Woll zu schlagen, sunder er müst sie wol ein wenig höher schlagen. Ulenspiegel sagt ja und stund des Morgens frü uff und spant den Bogen oben an die Latten und setzt daran ein Leiter. Da steig er hinuff und macht, daz die Rüt nachfolgen kund bis uff die Hurt. Und holt dann die Woll von der Hurt, die stund uff der Erden bis an die Bün, und [149] schlüge die Woll, daz sie uber daz Huß stob. Der Wullenweber lage an dem Beth und hort am Schlag wol, daz er ihm nit recht thät, und stund uff und sah ihn an. Ulenspiegel sprach: »Meister, wie dunckt Euch, ist das hoch genug?« Der Meister sprach zu ihm: »Trüwen, stundest uff dem Dach, so wärst noch höher, da du also woltest die Wol schlagen, so hätst du sie wol uff dem Dach sitzen geschlagen, als du hie uff der Leitern steiest«, und geht damit uß dem Huß in die Kirchen. Und Ulenspiegel wart uff die Red und nimpt den Bogen und steigt uff das Dach unnd schlächt die Woll uff dem Dach. Des ward der Meister ussen uff der Gassen gewar und kumpt bald louffen und sprach: »Was Teüffels machst du? Hör uff! Pfliget man die Wolen uff dem Dach zuschlahen?« Ulenspiegel sagt: »Was sagen Ihr nun, Ihr sprachen doch, es wär besser uff dem Dach dan uff der Leitern, wann das wär noch höher dan die Balcken.« Der Wüllenweber sprach: »Wilt du Wollen schlahen, so schlags, wilt du Narrei treiben, so treibs! Steig von dem Dach unnd scheis bei die Hurdt.« Mit dem so gat der Wüllenweber in das Hus und gieng in den. Hoff. Und Ulenspiegel steig endlichen von dem Dach und gat in das Hus zu der Stuben sitzen und macht dar einen grossen Huffen Trecks in die Hurd. Der Wüllenweber kam uß dem Hoff und sahe, das er bei der Stuben scheiß, und sagt: »Das dich nimer Guts angon müß! Du thust, als die Schälck all pflegen zu thun!« Ulenspiegel sprach: »Meister, ich thun doch anders nit, dan also Ihr mich geheissen haben. Ihr sagten, ich solt von dem Dach steigen unnd scheissen bei die Hurt. Warumb zürnen Ihr darumb, ich thu, als Ihr mich heissen.« Der Wüllenweber sprach: »Du schist mir wol uff den Kopff ungeheissen. Nim den Treck und trag ihn an ein Ort, da ihn niemans haben wil.« Ulenspiegel sagt ja und nimpt den Treck uf einem Stein und treit den in die Speißkammer. Da sagt der Wüllinweber: »Laß ihn daruß, [150] ich wil ihn nit darin haben.« Ulenspiegel sagt: »Das weiß ich wol, das Ihr ihn da nit haben wöllen, und niemans wil ihn da haben, noch thun ich, als Ihr mich heissen.« Der Wüllinweber ward zornig und lieff zu dem Stall und wolt Ulenspiegeln mitt dem Scheit an den Kopff werffen. Da gieng Ulenspiegel zum Hauß uß und sagt: »Kan ich dan niergen Danck verdienen?« Der Wüllinweber wolt das Holtz endlich ergreiffen und besudelt die Finger allzumal. Da ließe er den Treck fallen und lief zu dem Brunnen und wusch die Händ wider. Dieweil gieng Ulenspiegel hinweg.

Die 52. Historie

[151] Die 52. Historie sagt, wie Ulenspiegel sich zu einem Kürßner verdingt und ihm in die Stuben schiß, uff das ein Gestanck den andern vertreiben solt.

Einsmals kam Ulenspiegel gen Ascherleue und waz Wintersnot und dürre Zeit und gedacht er: »Waz wilt du nun anfahen, daz du uß dem Winter kumest?« Da was niemans, der eins Knechts bedorfft, sunder da wont ein Kürßner, der wolt ein Knecht annemen, wann einer käm von seinem [152] Hantwerck wandern. Da gedacht Ulenspiegel: »Waz wilt du thun? Es ist Winter und darzu düer, du must leiden, waz du leiden kanst, und leidest die Winterzeit uber uß«, und verdingt sich dem Kürßner für ein Knecht. Alß er nun uff die Werckstat ging sitzen und wolt Beltz nein, da was er des Geschmackß nitt gewont und sagt: »Pfy, pfy! Bist du so weiß als Kreiden und stinckst so ubel alß Dreck.« Der Kürßner sagt: »Schmackst du das nit gern und gest dar sitzen? Daz es stinckt, das ist natürlich und ist von der Wollen, das daß Schaf hat uff der rechten Seiten.« Ulenspiegel schweig und gedacht: »Ein Böß pfligt das ander zu vertreiben!« und ließ so ein sauren Furtz, daz der Meister und sein Frowen die Nasen zu musten halten. Und der Kürßner sprach: »Waz machst du? Wilt du ubel Fürtz lassen, so gon uß der Stuben in den Hoff und fist so fil du wilt.« Ulenspiegel sprach: »Das ist einem Menschen fil natürlicher zu Gesuntheit dan der Gestanck von den Schaffellen.« Der Küßner sprach: »Daz sei gesunt oder nit, wilt du fisten, so gang in den Hoff.« Ulenspiegel sprach: »Meister, es ist verloren, alle Fürtz wöllen nit gern in der Kälte sein, dan sie seind allezeit inn der Wärme. Und das zu Ursach lassent einen Furtz, er gat Uch bald wider in die Nase, uß der Worme, da er ußkumen ist.« Der Kürßner schweig. Er vernam wol, das er mit einer Schalkeit beladen waß, und gedacht, er wolt ihn nit lang brauchen. Ulenspiegel saß fürter an und neiet unnd firselt und warff uß und huschdet das Har uß dem Mund. Der Kurtzner saß und sah ihn an und schweig bitz deß Abent, das sie gessen hetten. Da sprach der Meister zu ihm: »Lieber Knecht, ich sih wol, das du bei disem Hantwerck nit gern bist. Ich las mich duncken, du seiest kein rechter Küßnerknecht. Daß merck ich an deinen Gebärden, oder du must nit lang darbeigewesen sein, wan du bist des Wercks nit [153] gewont. Hätst du darbei nit me dan 4 Tag geschlaffen, so rimpfst du ouch dich nit also darob und fragst ouch nüt darnach, so wär dir das ouch nit wider. Darumb, mein lieber Knecht, lust dich nit hiezubleiben, so magst du morgen gan, da dein Pferdt stat.« Ulenspiegel sagt: »Lieber Meister, Ihr sagen war, ich bin dabei nit lang gewesen. Wan Ihr mir nun wöllen gestatten, daß ich 4 Nächt bei dem Werck schlieff, das ich des gewont. Und dan sehen Ihr, was ich thun mag.« Des was der Kürßner zufriden, wann er bedorfft sein und kunt auch wol neien.

Die 53. Histori

[154] Die 53. Histori sagt, wie Ulenspiegel einem Kürßner in den Beltzen schlieff, drucken und naß, als ihn der Küßner geheissen hett.

Der Kürßner gieng frölich mit seiner Hußfrawen zu Bet. Ulenspiegel nam die bereiten Fel, die uff den Ricken hiengen, und nimpt die trucknen Fel und die geliddert waren und die nassen und treit die zusamen uff die Bün und kreucht mitten darunder und schlafft bis an den Morgen. [155] Da stund der Meister uff und sahe, daz die Fel von den Ricken hinweg waren unnd lieff emsig uff die Bün und wolt Ulenspiegeln fragen, ob er nüt von den Fellen wißt. Da fand er Ulenspiegeln nit und sah, daz die Beltz, trucken und naß, bei ein lagen uff der Bün, einer durch den andern her. Da ward er grüßlich bekümret und ruffet mit weinender Stim der Magt und der Frawen. Und von dem Ruffen erwacht Ulenspiegel und wüscht uff uß den Beltzen und sprach: »Lieber Meister, waz ist Euch, daz Ihr so heftig ruffen?« Der Kürßner verwundret sich und wißt nit, waz in dem Huffen Fell und Beltz waz, und sprach: »Wa bist du?« Ulenspiegel sagt: »Hari bin ich!« Der Meister sprach: »Daz dich nimmer Glück beste! Hast du mir die Beltz von den Ricken genummen, die trucknen Fell und die nassen uß dem Kalck und hie zusamengelegt und verderbest mir daz ein mit dem andern? Waz ist das für ein Fantasie?« Ulenspiegel sprach: »Wie, Meister, werden Ihr darumb böß und bin nit mer dann ein Nacht darin gelegen. So würden Ihr vil böser, wann ich die vier Nächt darin schlieff, als Ihr gen Nacht sagten, daz ich des Wercks nit gewont wär.« Der Kürßner sprach: »Du lügst als ein Schalck! Ich hab dich nit geheißen, daz du mir die bereiten Fel soltest uf die Bün tragen und die nassen und darin schlaffen!« und sucht einen Knüttel und wolt ihn schlahen. Dieweil gieng Ulenspiegel von der Stegen und wolt zur Thüren ußlauffen. Da kumpt die Fraw und die Magt für die Stegen und wolten ihn halten. Da rufft er hefftigklichen: »Laßt mich gon nach dem Artzt, mein Meister hat ein Bein entzweigefallen!« Also liessen sie ihn gon und sie lieffen die Stegen uff. Und der Meister kam die Stegen ab und lieff Ulenspiegel hefftiglichen nach und strucht und fält die Fraw und Magt nider, das sie alle drei beieinander lagen. Also lieff Ulenspiegel zu der Düren uß und ließ sie in dem Huß beieinander.

Die 54. Histori

[156] Die 54. Histori sagt, wie Ulenspiegel zu Berlin macht einem Kürßner Wölff für Wolffsbeltz.

Großlistig Lüt sein die Swaben, und wa die des ersten hinkumen umb Narung und die nit finden, da verdirbt ein anderer gar. Doch seind ihr etlich auch mer geneigt uff den Bierkrug und uff daz Suffen dann uff ihr Arbeit, deßhalben ihr Werckstat offt wüst ligen etc.

Uff ein Zeit wonte ein Kürßner zu Berlin, der waz ein Schwab und waz seins Amptes seer kunstreich und auch guter Anschläg. Und waz auch reich und hielt ein gute [157] Werckstat, dann er mit seiner Arbeit an ihm het den Fürsten des Lands, die Ritterschafft, vil guter Lut und Burger. Also begab sich, das die Fürsten des Lands einen grossen Hoff mit Rennen und Stechen des Winters halten wolten, darzu er sein Ritterschafft und andere Herren beschreib. Als dann keiner der Hinderst sein wil, wurden zu denselben Zeiten vil Wolffßbeltz bei dem vorgemelten Kürßner zu machen bestelt. Daz ward Ulenspiegel gewar und kam zu dem Meister und bat ihn umb Arbeit. Der Meister, der uff die Zeit Gesinds bedorfft, waz seiner Zukunfft fro und fragt ihn, ob er auch wol Wölff machen künd. Er sagt ja, daz wär er nit der minst im Sachßenland bekent. Der Kürßner sagt: »Lieber Knecht, du kumpst mir eben recht, kum her, des Lons wöllen wir uns wol vertragen.« Ulenspiegel sagt: »Ja, Meister, ich sihe Euch wol so redlich. Ihr wöllen selbs bekennen, wan Ihr mein Arbeit sehen. Ich arbeit auch nit bei den andern Gesellen. Ich muß allein sein, so kan ich mein Arbeit nach Wilen und ungeirt machen.«

Demnach gab er ihm ein Stüblin in und legt ihm für vil Wolffshüt, die gehäret unnd zu Beltzen bereit waren, und gab ihm die Maß von jetlichen Beltz, groß oder clein. Also begund Ulenspiegel die Wolffsfell anzegon und schneid zu und macht uß allen den Fellen eitel Wölff und füllet die mit Hew unnd macht ihn Bein von Stecken, als ob sie lebten. Da er nun die Fel all verschnittn het und die Wölff uß gemacht het, sprach er: »Meister, die Wölff sein bereit, ist auch etwaz mer zu thun?« Der Meister sprach: »Ja, mein Knecht, näg sie, als vil du daz imer thun kanst.« Mit dem gieng er ussin in die Stub, da lagen die Wölff uff der Erden, klein und groß, die sahe der Meister an und sagt: »Was sol [158] das sein? Das dich der Ritschit, waz hast du mir grosses Schaden gethon? Ich wil dich fahen und straffen lassen!« Ulenspiegel sagt: »Meister, ist das mein Lon dan, und ich hab das nach Üweren eigenen Worten gemacht. Ihr hiessen doch mich Wölff machen. Hätten Ihr gesagt, mach mir Wölffsbeltz, das hät ich auch gethon, und hät ich das gewüßt, das ich nit mer Danck solt verdient haben, ich wolt so grossen Fleiß nitt gebrucht haben.« Also schied Ulenspiegel von Berlin und ließ niergen guten Geruff hinder ihm, und zog gen Leipzig.

Die 55. Histori

[159] Die 55. Histori sagt, wie Ulenspiegel zu Leipzigk den Kürßneren ein lebendige Katz nägt in ein Hassenfel in einem Sack für einen lebendigen Hassen verkoufft.

Schnel kund Ulenspiegel einer guten Schalckheit geraten, als er wol beweise zu Leipsig den Kürßnern an der Fastnacht Abent, als sie ihr Gelag oder Ürtin zusamen hielten. Da begab sich, das sie gern Wiltpret hätten gehabt. Das vername [160] Ulenspiegel und gedacht in seinem Mut: »Der Kürßner zu Berlin hat dir nüt für dein Arbeit geben, das sollen dir dise Kürßner bezalen.« Also gieng er in sein Herberg, da hette sein Wirt ein schone feißte Katz. Unnd dieselb nam Ulenspiegel under seinen Rock und bat den Koch umb ein Hassenfel, er wolt damit ein hübsche Büberei uffrichten. Der Koch gab ihm ein Fel. Darin nägt er die Katz und thet Burencleider an und stund für daz Rothuß und hielt sein Wiltpret under der Juppen verborgen so lang, das der Kürßner einer daherkumpt louffen. Den fragt Ulenspiegel, ob er nit ein guten Hassen kouffen wolt, und ließ ihn den under der Juppen sehen. Da kamen sie zusamen, daz er ihm 4 Silbergrossen für den Hassen gab und 6 Pfening für den alten Sack, da der Haß instack. Den trug der Kürßner in ihres Zunfftmeisters Huß, da sie all beieinander waren mit grossem Geschrei und Frölichkeit, und sagt, wie er den schönsten lebendigen Hassen koufft heb, den er in einem Jar gesehen hät, den sie all umbher nacheinander betasten. Als sie nun den in der Fastnacht haben wolten, so liessen sie den Hassen lebendig louffen in einem beschlossen Graßgarten unnd holten jung Hund und wolten also Kurtzweil mit dem Hassen haben. Als nun die Kürßner zusamenkamen, liessen sie den Hassen louffen und die Hund dem Hassen nach. Als nun der Haß nit entlouffen kund, sprang er uff die Boum unnd rufft: »Mawan«, und wär gern wider zu Huß gewesen. Da nun die Kürßner das sahen, rüfften: »Louffent hefftig, ihr lieben guten Stalbrüder! Kumen! Kumen! Der unß mit der Katzen geäfft het, schlagen ihn tod, es bleibt wol darbei!«

Aber Ulenspiegel het sein Kleider ußgezogen und sich verandert, das sie ihn nit kanten.

Die 56. Histori

[161] Die 56. Histori sagt, wie Ulenspiegel einem Ledergerwer Leder sut mit Stülen und mit Bäncken zu Brunschwig uff dem Damme.

Indem als Ulenspiegel von Lipzig reißte, kam er geen Brunschwigck zu einem Gerwer, der daz Leder gerbt den Schuchmachern, und es waz Winterzeit. Da gedacht er: »Du solt dich mit disem Gerber disen Winterleiden«, und verdingt sich zum Gerwer. Als er nun 8 Tag bei dem Gerwer geweßen waz, da schickt es sich, daz der Gerwer wolte zu Gast essen. Und uff den Tag solt Ulenspiegel Leder gar machen. Da [162] saget der Gerwer zu Ulenspiegeln: »Süde den Zuber fol Leders gar.« Ulenspiegel sprach: »Ja, waz sol ich für Holtz dazu nemen?« Der Gerwer sprach: »Waz ist des Fragens not, wann ich kein Holtz uff den Holtzhüsern hätt, so hät ich noch wol so vil Stül und Bäncke, damit du daz Leder gar machest.« Ulenspiegel sagt ja, es wär gut. Der Gerwer gieng zu Gast. Ulenspiegel, der hieng uber ein Kessel und steckt daz Leder darein, ein Hut nach der andern, und sod daz Leder als gar, daz man daz mit den Fingern entzweigriff. Als nun Ulenspiegel daz Leder gar soud, da zerhüwe er Stül und Bänck entzwei, alle die im Hauß waren, und steckt die under den Kessel und soud daz Leder noch baß. Und da daz geschehen waz, so thut er daz Leder uß dem Kessel und legt das an einen Huffen und gat uß dem Huß für die Stat und wandert hinweg.

Der Gerwer hietet sich niergen für und tranck den Tag und gieng des Abens vol zu Beth. Des Morgens verlangt ihn, wie sein Knecht daz Leder gemacht hät, und stund uff und gieng in daz Gerbhuß und fand daz Leder also gar gesotten und findet weder Bänck noch Stül in dem Hauß noch Hoff und ward gantz mißtröstig und gieng in die Kamer zu seiner Frauwen und sprach: »Frauw, hie ist ubel zu gesehen. Ich habs darfür, das es unser nüwer Knecht Ulenspiegel sei gewesen, wann er pfleget alles das zu thun, als man ihn heisset. Er ist hinweg und hat all unßere Stül und Bänck in das Feür gehawen und hat das Leder damit allzu gar gesotten.« Die Fraw ward weinen unnd sprach: »Folgen ihm hefftigklichen und schnel nach und holen ihn wider.« Der Gerwer sagt: »Nein, ich beger sein nitt wider, er bleib nur uß, bitz ich nach ihm schick.«

Die 57. Histori

[163] Die 57. Histori sagt, wie Ulenspiegel den Weinzäpffer zu Lübeck betrog, als er ihm ein Kanten Wassers für ein Kanten Weins gab.

Ulenspiegel sah sich cluglichen für, als er gon Lübeck kam, und hielt sich gebürlich, daz er da nieman kein Büberei dät, wann es ist zu Lübeck ein scharpfes Recht.

So waz zu der Zeit zu Lübeck ein Weinzäpffer in des Rats [164] Keller, daz was ein hochmütig stoltz Man. Und ließ sich duncken, daz niemans so weiß wär als er, und durfft daz selber auch wol sagen und sagen lassen, daz ihn wol lüstet, ein Man anzesehen, der ihn betriegen solt und ihn in seiner Clugheit bedoren. Und darumb warden vil Burger ihm gram. Als nun Ulenspiegel disen Ubermut des Weinzäpffers hort, kunt er den Schalck nit länger verbergen und gedacht, daz must du versuchen, waz er kan. Und nam zwo Kanten, die waren beid gleich gemacht, und nimpt in ein Kanten Wasser und lat die ander Kanten ler. Die trug er under dem Rock verborgen, da daz Wasser in waz, und die ledig Kanten trug er offenbar. Und gat mit der Kanten in den Weinkeller und laßt ihm messen ein Stauff Weinß. Und thut die Kanten mit dem Wein under den Rock und zücht die Wasserkant harfür und satzt sie ins Bäncklin, daz er es nit sah, und sprach: »Weinzäpffer, waz gilt der Stouff Weins?« »10 Pfening«, saget er. Ulenspiegel sagt: »Er ist zu thür, ich hab nit mer dann 6 Pfening, mag ich ihn dafür haben?« Er ward zornig und sprach: »Wilt du meinen Herren den Wein schätzen? Daz ist hie ein gesatzter Kauff, wen daz nit glust, der laß den Wein in der Herren Keller.« Ulenspiegel, der sprach: »Das wurd ich wol lernen. Ich hab die 6 Pfenig, wöllen Ihr die nit, so giessen den Wein wider uß.« Da nimpt der Weinzäpffer die Kantten von Boßheit und meint, das wär der Wein, unnd es was das Wasser, und güßt das oben zu dem Puntenloch wider in und sprach: »Was bist du für ein Dor. Lassest dir Wein messen und magst den nit bezalen.« Ulenspiegel nimpt die Kant und gieng hinweg und sprach: »Ich sih wol, das du ein Dor bist. Es ist niemans so weiß, er würt vonn den Doren betrogen, und wan er schon ein Weinzäpffer wär.« Unnd gieng damit hinweg und trug die Kanten mit dem Wein under dem Mantel und die ledig Kan, da das Wasser in was gewesen, trug er offenbar.

Die 58. Histori

[165] Die 58. Histori sagt, wie man Ulenspiegel zu Lübeck hencken wolt; da er mit behender Schalckheit darvonkam.

Lambrecht, der Weinzäpffer, achtet der Wort, als Ulenspiegel sagt, da er uß dem Keller gieng, und get hin und uberkumpt ein Botten und loufft Ulenspiegel nach unnd uberkumpt ihn uff der Strassen. Der Büttel greiff ihn an und fanden sie zwo Kanten bei ihm, die ledig Kant und die Kant, darin der Wein waz. Da sprachen sie ihn an für ein Dieb und furten ihn in die Gefänckniß. Also ward von etlichen ein Urteil geben, er hab den Galgen darumb verdienet, [166] und etlich sprachen, es wär nit mer dann ein subteilige Büberei, und die meinten, der Weinzäpffer solt uffgesehen haben, als er dann spricht, daz ihn niemans betriegen kund. Und daz hat Ulenspiegel gethon umb seiner großen Vermessenheit willen.

Aber die Ulenspiegeln gram waren, die sprachen, daz wär Dieberei, er müst darumb hangen; also das uber ihn daz Urteil ward geben: der Tod des Galgens. Als nun der Gerichtestag kam, daz man Ulenspiegel ußfieren solt und solt ihn hencken, daz waz ein Gerühel uber die gantz Stat, daz jederman zu Roß und zu Fuß uff waz, also das dem Rat von Lübeck leid was, das er ihn abgetrungen wurd und verschuffen, das er nit gehangen wurd. Etliche wolten sehen, wie er sein End wolt nemen, nachdem er ein abentürlich Mensch waz gewesen. Etliche meinten, er kunt mit der schwartzen Künst und daz er sich damit ledigen würd. Und daz merer Teil gunten ihm, daz er ledig würde. Und in der Ußfierung waz Ulenspiegel gantz stil und sprach nit ein Wort, so daz sich jederman sein verwundert und meinten, er wär verzweiffelt. Das wäret bis an den Galgen. Da thet er den Mund uff und heischt den gantzen Rat zu ihm und bat ihn gar demütigklichen, daz sie ihm wolten ein Bit gewären. Er wolt sie weder umb Leib noch Leben bitten oder umb Gelt oder Gut, sunder etwas Guts nachzethun, noch ewige Meß, noch ewige Spenden, noch ewige Gedächtniß, sunder ein ringe Sach, daz on Schaden wol zu thun stund und daz der eerlich Rat von Lübeck[167] leichtig thun kund on eins Pfenings Kosten. Die Ratpersonen stunden zusammen und giengen darumb uber die Seiten zu Rat und wurden des zufriden, daz sie ihm seiner Bit wolten folgen, nachdem er voruß gedingt het, darumb er nit bitten wolt. Und ihr waren etwan mancher, die verlangt ser, waz er bitten wolt, und sprachen zu ihm, was er gebetten hät, daz solt geschehen, sofer daz er nit bitten wolt uß den Articklen, als er vor erzälet hät. Wolt er daz also haben, so wolten sie ihn sein Bit gewären.

Ulenspiegel, der sprach: »Die Artickel, die ich vor gezält habe, will ich Euch nit bitten, sunder wöllen Ihr mir daz halten, darumb ich Euch bit, so thun mir die Händ da uff.« Daz theten sie allzumal und gelobten ihm daz mit Hand und mit Mund. Da sprach Ulenspiegel: »Ihr eerlichen Herren von Lübeck, so Ihr mir gelobt haben, so bit ich Euch darum und ist mein Bit: Wann ich nun gehangen bin, daz dann der Weinzäpffer wöll kummen all Morgen, 3 Tag lang, der Schenck zu dem ersten, der Greibenschinder darnach und mich küssen mit dem Mund nüchtern in den Arß.« Da spuwten sie uß und sprachen: »Daz wär nit ein zimliche Bit.« Ulenspiegel sprach: »Ich halt den eerlichen Rat zu Lübeck so redlich, er wöll mir halten, daz er mir zugesagt hat mit Hand und mit Mund.« Sie giengen all darüber zu Rat, so daz mit Gunst und andern zufallenden Sachen ward beschlossen, daz sie ihn liessen gon. Also reißte Ulenspiegel dannen geen Helmstet, und man sach ihn nit mer zu Lübeck.

Die 59. Historie

[168] Die 59. Historie, die sagt, wie Ulenspiegel zu Helmstet ein grosse Desch machen ließ.

Mit einer Deschen richtet Ulenspiegel aber ein Schalckheit zu. Dann zu Helmstet, da wont ein Deschenmacher, zu dem kam Ulenspiegel und sprach, ob er ihm wolt ein grosse hübsche Deschen machen. Der Deschenmacher sprach: »Ja, wie groß sol sie sein?« Ulenspiegel sagt, daz er sie groß genug mecht, dann es was zu der Zeit, das man groß Deschen trug, die waren breit unnd weit. Der Deschenmacher machte Ulenspiegeln ein grosse Desch. Als er darnach kam[169] und besach die Desch, da sprach er: »Die Desch ist nit groß gnug, das ist ein Deschlin. Mach mir ein, die groß genug sei, ich wil sie Euch wol bezalen.« Der Deschenmacher macht ihm ein Deschen von einer gantzen Küwhüt und macht sie so groß, das man wol ein järig Kalb darein hät gethon, das ein Mann daran zu heben hat. Da nun Ulenspiegel darzukam, da gefiel ihm die Desch aber nit und sprach, die Desch wär nit groß genug. Wolt er ihm ein Deschen machen, das er ihm sie groß gnug mechte, er wolte ihm zwen Guldin daruff geben. Der Deschenmacher, der nam die zwen Guldin und macht ihm ein Desch, darzu nam er drei Ochßenhüt, das da ihr drei gnug hetten uff einer Beren ze tragen und einer hät wol ein Schöffel Kornß darein geschüttet. Da Ulenspiegel darzukam, da sprach er: »Meister, dise Desch ist groß gnug, aber die grosse Desch, die ich meine, dad ist dise Desch nit. Ich wil ihr auch nit, sie ist noch zu clein. Wann Ihr mir wolten machen die grosse Desch, darin ich möcht einen Pfening uß nemen und das stetigs zwen darin bliben, so das ich nimmer on Gelt wär und nimmer kunt an Boden greiffen, die wolt ich Euch dann abkauffen und bezalen. Dise Desch, die Ihr mir gemacht haben, daz seind ledige Deschen, die seind mir nit nütz, ich muß vil Deschen haben, ich künd anders zu den Lüten nit kummen.« Und gieng hin und ließ ihm sein Deschen und sprach: »Hast du guten Kauff, den magst du behalten«, und ließ ihm die zwen Guldin, und er het wol für 10 Güldin Leder verschnitten.

Die 60. Histori

[170] Die 60. Histori sagt, wie Ulenspiegel die Metziger zu Erdford umb ein Braten betrog.

Ulenspiegel kunt sein Schalckheit nit laßen, als er gen Ertford kam, wann er ward bald bekant von Burgern und Studenten. Er gieng eins bei die Metzig, da daz Fleisch in feil was. Da sprach ein Metziger zu ihm, das er etwaz koffen solt, daz er mit ihm zu Huß trüg. Ulenspiegel sagt zu ihm: »Was sol ich mit mir nemen?« Der Metziger sprach: »Ein Braten.« Ulenspiegel sagt ja und nimpt den Braten bei dem End und gieng damit dahin. Der Metziger lieff ihm [171] nach unnd sagt zu ihm: »Nein, nit also, du must den Braten bezalen!« Ulenspiegel sprach: »Von der Bezalung haben Ihr mir nit gesagt, sunder Ihr sagten, ob ich nit etwas wolt mit mir nemen«, und het ihn gewisen uff den Braten, das er den mit ihm nemen solt zu Huß. Das wolt er beweisen mit seinen Nachburen, die darbeistunden. Die ander Metziger kamen darzu und sprachen uß Haß ja, es wär war. Die andern waren ihm gram, darumb dan wan jemans kam zu den andern Metzigern und wolt etwas kauffen, so riefft er den Lüten zu ihm und zug ihnen die ab. Darumb stifften sie darzu, das Ulenspiegel den Braten behielt. Dieweil der Metziger also zanckt, nam Ulenspiegel den Braten under den Rock und gieng darmit hinweg und ließ sie sich darüber vertragen, so best sie kunten.

Die 61. Histori

[172] Die 61. Histori sagt, wie Ulenspiegel zu Erdfurt ein Metziger noch umb ein Braten betrog.

Uber acht Tag kam Ulenspiegel wider under die Fleischbänck. Da sprach derselbig Metziger Ulenspiegel wider an mit Speiworten: »Kum wider her und hol einen Braten.« Ulenspiegel sagt ja und wolt nach dem Braten datschen. Da was der Meister endlich und nam den Braten bald zu ihm. Ulenspiegel sprach: »Beiten, lassen den Braten ligen, ich [173] wil ihn bezalen.« Der Metziger legt den Braten wider uff den Banck. Da sprach Ulenspiegel wider zu ihm: »Ist es, das ich dir ein Wort sag, daz dir zu Guttem kumen würt, sol der Braten mein sein?« Der Metziger sagt: »Ja, du möchst mir soliche Wordt sagen, die mir nit nütz wären, aber du möchest auch Wort sagen, die mir wol kämen und woltest den Braten hinwegnemen.« Ulenspiegel sprach: »Ich wil den Braten nit anrüren, mein Wort sollen dir schmecken!« und sprach fürter: »Ich sprach diß: ›Woluff, her, Seckel, unnd bezal die Leüt!‹ Wie gefält dir das, schmeckt dir daz nit?« Da sagt der Metziger: »Die Wort gefallen mir wol, darumb schmecken sie mich wol an.« Da sprach Ulenspiegel zu denen, die umbherstunden: »Lieben Fründ, das hören ihr wol, so ist der Braten mein.« Also nam Ulenspiegel den Braten und gieng damit hinweg und sagt zu dem Metziger mit Spot: »Nun hab ich aber einen Braten geholt, als du mich ansprachest.« Der Metziger stund und wüßt nit, was er daruff antwurten solt, und das er zwüret genart was und uberkam den Spot zu seinem Schaden von seinen Nachburen, die bei ihm stunden, die sein darzu lachten.

Die 62. Histori

[174] Die 62. Histori sagt, wie Ulenspiegel zu Dreßen ein Schreinerknecht ward unnd nit vil Dancks verdient.

Bald hub sich Ulenspiegel uß dem Land zu Hessen geen Dreßen für den Böhemerwald an der Elbe und gab sich uß für einen Schreinerknecht. Den nam da ein Schreiner an, der bedorfft Gesellen zu Notturfte, dan seine Gesellen hetten ußgedienet und waren gewandert.

[175] Nun ward ein Hochzeit in der Stat, da waz der Schreiner uff geladen. Da sprach der Schreiner zu Ulenspiegeln: »Lieber Knecht, ich muß zu der Hochzeit gon und würd bei Tag nit widerkumen. Thu wol und arbeit fleißig und bang die fier Bretter uff daz Kontor uff daz gnauwest zusamen in den Leim.« Ulenspiegel sagt: »Ja, welche Bretter gehören zusamen?« Der Meister legt ihm die uffeinander, die zusamen gehorten, und gieng mit seiner Hußfrawen zu der Hochzeit. Ulenspiegel, der frum Knecht, der sich allzeit mer fleiß, sein Arbeit widerwärtig zu thun dann recht, fieng an und durchboret die schönen krusen Tisch- oder Kontorbretter, die ihm sein Meister uffeinandergelegt het, an drei oder vier Enden, und schlug sie in Bretblöcher und verkidet sie zusamen. Und soud da Leim in einem grossen Kessel und steckt die Bretter darein und trug die oben ins Huß. Und stieß die oben zum Fenster uß, daz der Leim an der Sonnen trucken solte werden, und macht zeitlich Feirabent.

Des Abentz kam der Meister heim und het wol getruncken und fragt Ulenspiegeln, waz er den Tag gearbeit hät. Ulenspiegel sagt: »Meister, ich hon die vier Dischbretter uff daz gnawest zusamen in den Leim bracht ond bei guter Zeit Feirabent gemacht.« Daz gefiel dem Meister wol und sagt zu seiner Frawen: »Daz ist ein rechter Knecht, dem thu gütlich, den wil ich lang behalten«, und giengen da schlaffen. Aber des Morgens, da hieß der Meister Ulenspiegeln den Tisch bringen, den er bereit und gemacht hät. Da kam Ulenspiegel mit seiner Arbeit von der Büne ziehen. Als nun der Meister sah, daz ihm der Schalck die Bretter verderbt het, sprach er: »Knecht, hast du auch Schreinerhandtwerck [176] gelernt?« Ulenspiegel antwurt, wie er also fragt? »Ich frag darumb, daz du mir so gute Bretter verderbt hast.« Ulenspiegel sprach: »Lieber Meister, ich hab gthon, als Ihr mich hießen. Ist es verderbt, daz ist Ewer Schult.« Er ward zornig und sagt: »Du Schalcksnar, darumb heb dich uß meiner Werckstat, ich hab deiner Arbeit keinen Nutz.« Also schied Ulenspiegel von dannen und verdienet nit grossen Danck, wiewol er alles daz thet, daz man ihn hieß.

Die 63. Historie

[177] Die 63. Historie sagt, wie Ulenspiegel ein Brillenmacher ward und in allen Landen kein Arbeit uberkummen kund.

Zornig unnd zwiträchtig waren die Churfursten undereinander, also das kein romischer Keiser oder Künig waz. Da begab sich, daz der Groff von Supplenburg von menglichem Churfürsten zum Romischen Künig gekoren ward, so [178] alsz dan me waren, die sich meinten mit Gewalt in das Reich zu dringen. Da must diszer nüv gekoren Künig sich sechß Monet für Franckfurd legen und warten, wer ihn da hinwegschlüg. Als er nun so groß Folck zu Roß und zu Fuß beieinander het, gedacht Ulenspiegel, waz ihm da zu thun wär. »Dahin kemen frembde Heren, die laßen mich unbegabt nit. Uberkum ich nit dan ihr Wopen, so gestand ich wol.« Und er macht sich vor uff den Weg.

Da zogen die Herren uß allen Landen. Da begab sich in der Wederau bei Fridburg, daz der Bischof von Trier mit seinem Volck Ulenspiegel uff dem Weg gen Franckfurd fand. Als er nun seltzam gekleit waz, da fragt ihn der Bischoff, waz er für ein Gesel wär. Ulenspiegel antwurt und saget: »Gnädiger, ich bin ein Brillenmacher und kum uß Brabant. Da ist nüt ze thun, so wolt ich nach Arbeit wandern, so ist es gar nichts uff unserm Handtwerck.« Der Bischof sprach: »Ich meint, dein Hantwerck solt von Tag zu Tag besser werden, ursach daz die Lüt von Tag zu Tag je kräncker werden und am Gsicht abnemen, deßhalben man vil Brillen bedarff.«

Ulenspiegel antwurt dem Bischoff und sagt: »Ja, gnädiger Her, Euwer Gnad sagt war, aber einerlei, das verderbt unser Hantwerck.« Der Bischoff, der sprach: »Was ist das?« Ulenspiegel sprach: »Wann ich daz dörfft sagen, daz Üwer Gnad darüber nit zürnen wolt.« »Nein«, sprach der Bischoff, »mir seint daz wol gwont von dir und deinsgleichen. Sags nur frei.« »Gnädiger Her, daz verderbt daz Brillenmacherhantwerck und ist zu besorge, daz es noch abgang, [179] dann Ihr und andere groß Herren, Babst, Cardinal, Bischoff, Keiser, Künig, Fürsten, Radt, Regierer, Richter der Stat und Land (Got erbarmß) nun zur Zeit durch die Finger sehen, waz Recht ist, daz zu Zeite von Geltgaben sich ursacht. Aber vor alten Zeiten find man geschriben, daz die Herren und Fürsten, als vil ihr seint, in Rechte pflegte zu lesen und studieren, uff daz niemaß Unrecht beschehe. Und darzu hette sie vil Brillen, und da waz unser Hantwerck gut. Auch so studierten die Pfaffen zu der Zeit me da nun, also giengen die Brillen hinweg. So seint sie nun so gelert worden von den Bücheren, die sie koufen, daz sie ihr Zeit ußwendig künnen, darzu sie ihr Bücher in 4 Wochen nit me dan eins uffthun. Deshalb ist unser Hantwerck verdorben, und ich louff uß einem Land in daz ander und kan niergens Arbeit überkumen. Der Gebrest ist so weit kummen, daz diß die Buren uff dem Land pflegen.« Der Bischoff verstund den Text und sprach zu Ulenspiegel: »Folg uns nach gen Franckford, wir wöllen dir unser Wapen und Kleid geben.« Dem thet er also und bleib die Zeit bei dem Herren so lang, daz der Graff zum Keiser bestätiget ward. Mit dem zog er wider in Sachßen.

Die 64. Histori

[180] Die 64. Histori sagt, wie Ulenspiegel sich zu Mildeßheim einem Kouffman für ein Koch und Stubenheisser verdingt und sich gantz schalckhafftig mache.

Recht in der Strassen, als man von dem Hewmarckt wil gon, wont ein reicher Kouffman. Der gieng uff ein Zeit vor demselben Thor spacieren und wolt uff seinen Garten gon. Underwegen uff einem grünen Acker fand er Ulenspiegel ligen. Den grüßt er und fragt ihn, was er für ein [181] Stalbruder wär unnd was sein Handel wär. Dem Ulenspiegel mitt verdeckter Schalckheit und klüglichen antwurt, er wär ein Kuchenknab unnd hät keinen Dienst. Zu dem der Kauffman sprach: »Wann du frum sein woltest, ich wolt dich selber uffnemen und dir nüwe Cleider und ein guten Sold geben. Wann ich hab ein Fraw, die kriegt aller Tag uber daz Kochen, und da meine ich wol Danck verdienen.« Ulenspiegel gelobt ihm grosse Trüw und Frumkeit. Daruff nam ihn der Kauffman an und fragt ihn, wie er hieß. »Herr, ich heiß Bartho-lo-me-us.« Der Kauffman sprach: »Daz ist ein langer Nam, man kan den nit bald nennen. Du solt Doll heißen.« Ulenspiegel sprach: »Ja, lieber Junckher, es gilt mir gleich, wie ich heiß.« »Wolan«, sprach der Kauffman, »du bist mir ein rechter Knecht.« Kum har, kum har, gang mit mir in meinen Garten, wir wöllen Krut mit uns heimtragen und junge Hüner darmit füllen, dann ich hab uff den nächsten Sontag Gäst geladen, den wolt ich gern gütlich thun. Ulenspiegel gieng mit ihm in Garten und schneid Roßmarin, damit er die Hüner füllen wolt uff welsch Monier. Die andern mit Zwibelen, Eiern und andern Krütern. Und giengen miteinander wider zu Huß.

Als nun die Fraw den seltzamen Gast von Cleidung sahe, fragt sie ihren Haußwirt, waz das für ein Gesel wär und waz er mit ihm thun wolt und ob er besorgt, das Brot würd schimlig. Der Kauffman sagte: »Fraw, sei zefriden, er sol dein eigner Knecht sein. Er ist ein Koch.« Die Fraw sprach: »Ja, lieber Man, er solt wol gut Ding kochen.« »Dan sei zufriden«, sprach der Man, »du solt morgen wol sehen, was er kan.« Und rufft Ulenspiegeln: »Doll!« Er antwort: »Junckher!« »Nim ein Sack und gang mir nach [182] under die Metzige. Mir wöllen Fleisch und ein Braten holen.« Also folgt er ihm nach. Da kaufft sein Junckher Fleisch und ein Braten und sprach zu ihm: »Doll, lege den Braten morgens bald zu und laß ihn kiel und langsam abbraten, das er nit verbrin. Daz ander Fleisch setz auch beizeiten zu, das es zu Imbiß gesotten sei.« Ulenspiegel sagt ja und stund frü uff und satzt die Kost zum Feur. Sunder den Braten steckt er an ein Spiß und legt ihn zwischen zwei Vaß Einbeckß Bierß in den Keller, das er kiel lege und nit verbren. Als nun der Kauffman den Statschreiber und andere Fründ zu Gast geladen het, da kam er und wolt besehen, ob die Gäst kummen wären oder die Kost auch bereit wär, und fragt seinen nüwen Knecht. Er antwurt: »Es ist als bereit, sunder dem Braten.« »Wa ist der Braten?« sprach der Kauffman. »Er liet im Keller zwüschen zweien Vassen, kein külere Stat wißt ich im Huß nit, als Ihr sagten, ich solt den legen.« »Ist er denn auch bereit?« sprach der Kaufman. »Nein«, sprach Ulenspiegel, »ich hab nit gewißt, wann Ihr den haben wolten.« Indem kamen die Gäst, denen sagt er von seinem nüwen Knecht und wie er den Braten in Keller gelegt hät. Des lachten sie und machten ein guten Schimpf daruß. Aber die Fraw waz des nit zufriden umb der Gäst willen und sagt dem Kaufman, er solt den Knecht gon lassen, sie wolt ihn im Hauß nit länger leiden, sie seh, daz er ein Schalck wär. Der Kauffman sprach: »Liebe Fraw, sei zefriden, ich wurd ihn ein Reiß geen der Stat Goßlir bedörffen, und so ich widerkum, so wil ich ihn springen lassen.« Kum kund er die Frauwen uberreden, das sie des zefriden waz.

Als sie assen und trunken und waren guter Ding des Abentz, sprach der Kouffman: »Dol, richt den Wagen zu [183] und schmier den, wir wellen morgen gen Goßler faren. Es ist ein Pfaff, der heißt Her Heinrich Hamenstede, der Her ist da daheim, der wil mitfaren.« Ulenspiegel, der sagt ja und fragt, was Salb er darzu nemen solt. Der Kouffman warff ihm einen Schilling dar und sprach: »Gang und kouff Karchsalbe und laß die Fraw alt Feißte darunder thun.« Er thet ihm also unnd da jederman schlaffen was, da beschmiert Ulenspiegel den Wagen innen unnd ussen unnd am allermeisten, da man sitzen solt. Des Morgen früg stund der Kouffman uff mit dem Pfaffen unnd hiesen Ulenspiegel die Pferd anspannen. Das thet er. Sie sassen unnd furen dahin, da hub der Pfaff an unnd sagt: »Waß Galgen ist hie so feißt? Ich wolt mich halten, das mich der Wagen nitt schwengkt, unnd bescheiß die Händ aller Ding!« Sie hiessen Ulenspiegeln halten und sagten zu ihm, sie wären beid hinden und vornen beschmiert, unnd wurden zornig uber Ulenspiegeln. Indem kumpt ein Buer mit einem Fuder Strow, der wolt zu dem Marckt faren. Dem koufften sie etlich Wellen ab und wüsten den Wagen und sassen wider uff. Da sagt der Kouffman zornmütig zu Ulenspiegel: »Du verlaßner Schalck, das dich nimer Glück bestee! Far fürt an denn liechten Galgen!« Das thet Ulenspiegel. Da er nun under den Galgen kam, da hielt er bald stil unnd satzt die Pferd uß. Zu dem sprach der Kouffman: »Was wilt du machen oder waz gemeinst du damit, du Schalck?« Ulenspiegel sagt: »Ihr hießen mich under den Galgen faren, da seind wir. Ich meint, wir wolten hie rasten.« Indem sahe der Kouffman uß dem Wagen, da hielten sie under dem Galgen. Was solten sie thun? Sie wurden der Dorrerei lachen, und der Kouffman sagt: »Häng für, du Schalck, unnd far furt recht uß unnd sich dich nit umb!« Nun zoch Ulenspiegel den Nagel uß dem Landwagen, unnd als er nun ein Ackerläng Wegß gefaren was, da gieng der Wagen voneinander unnd das [184] hinderst Gestel mit dem Höbel bleib ston. Unnd Ulenspiegel fur für sich hinweg, dem sie nachriefften unnd liffen, das ihn die Zung uß dem Halß hieng, bitz sie ihn überkamen. Der Kouffman wolt ihn zu Dot schlagen, dem der Pfaff halff, so best er kundt. Nun, sie volbrachten die Reiß und kamen wider zu Huß. Da fragt die Fraw, wie eß ihm gangen wär. »Seltzam gnug«, sagt der Kouffman, »doch wir kummen wider«, und riefft damit Ulenspiegeln unnd sagt: »Companion, die Nacht so bleib hie, iß und drink dich voll und morgens so raum mir daz Huß. Ich wil dich nit länger haben, du bist ein betrogner Schalck, wa du ja harkummest.« Ulenspiegel sagt: »Lieber Got, ich thu alles, das man heißet, noch kan ich nienen Danck verdienen. Doch liebt Uch mein Dienst nit, so wil ich Uch morgens nach Eweren Worten daß Huß räumen unnd wanderen.« »Ja, dem thun also«, sprach der Kouffman. Des andern Tags stund der Kauffman uf und sagt Ulenspiegeln: »Iß und trinck dich sat und schlöp dich, ich wil in die Kirchen gon. Laß dich nit wider finden!« Ulenspiegel, der schweig. Als balde der Kauffman uß dem Huß kam, begund er zu raumen, Stül, Tisch, Bänck und waz er tragen und schleiffen kund, bracht er uff die Gassen, Kupfer, Zin und Wachß, daz die Nachbüren verwunderten, waz daruß werden wolt, daz man alles Gut uff die Gassen brächt. Daz ward dem Kauffman zu wissen. Der kam hefftigklichen und sprach zu Ulenspiegeln: »Du frummer Knecht, waz thust du hie? Find ich dich noch hie?« »Ja, Junckher, ich wolt erst Euwern Willen erfüllen, dann Ihr hiessen mich daz Huß raumen und darnach wandern«, und sprach: »Greiffen mit der Hand zu, die Dunn ist mir zu schwer, ich kan daz allein nit gewaltigen.« »Laß ligen«, sprach der Kauffman, »und gang für den Tüffel hinweg. Es hat mer gekostet, dann daz man daz in Treck werffen solt.« »Lieber Hergot«, sprach Ulenspiegel, »ist daz nit ein groß Wunder? Ich thu alles, daz man mich[185] heißt, noch kan ich niergen Danck verdienen. Daz betrügt mich nit. Ich bin in einer unglückhafftigen Stunden geboren.« Also da schied Ulenspiegel von dannen und hieß den Kaufman wider in hin schleiffen, was er ußgeraumet het, des die Nachbürin vor und nach lachten.

Die 65. Historie

[186] Die 65. Historie sagt, wie Ulenspiegel zu Pariß ein Pferdkäufer ward und einen Frantzosen seinem Pferd den Schwantz ußzoch.

Schimpfliche Schalckheit thet Ulenspiegel einem Roßdüscher bei dem See zu Wißmar. Wan dahin kam alzeit ein Roßdüscher, der koufft kein Pferd, nur das er da kouffschlagt und nit koufft und zoch dan die Pferd bei dem Schwantz. Das thet er den Pferden, die er nit koufft, und [187] het am Ziehen sein Gemerck, ob daz Roß lang leben würde. Und was sein Gemerck also: Het ein Pferd einen langen Schwantz, so zoch er sie bei dem Schwantz. Stund ihnen daz Langhar leiß im Schwantz, so kaufft er daz nit, also het er den Glauben, daz es nit lang lebte; stunde ihm daz Har fest im Schwantz, daz kaufft er und het guten Glauben, daz es lang leben würd und wär harter Natur. Und dis waz ein gemeine Sag zu Wißmar, also daz sich jederman darnach richtet.

Daz ward Ulenspiegeln zu wissen und gedacht daruff: »Dem must du ein Schalckheit thun, es sei, waz es wöl, daz der Irtum uß dem Volck kum.« So kunt Ulenspiegel etwas mit der schwartzen Kunst sich behelffen und uberkam ein Pferd und macht daz mit der schwartzen Kunst, als er daz haben wolt. Und zoch darmit zu dem Marckt und bot das Pferd thüer, uff daz sie ihm daz nit abkaufften, solang daz diser Kauffman kam, der die Pferd bei dem Schwantz zoch. Dem bot er daz Pferd gutes Kauffs. Der Kauffman sah wol, daz daz Pferd schön waz und gut für daz Gelt und gat auch harzu und wolt ihm hart an dem Schwantz ziehen. Und Ulenspiegel het daz also gemachet: Sobald daz er dem Roß den Schwantz zuge, daz er ihn in der Hand behielt, und waz dem Pferd daz also geschaffen, als ob er dem Pferd den Schwantz hät ußgezogen.

Diser Kauffman stund und ward zaghafftig, und Ulenspiegel ward rieffen: »Rabio uber dise Bößwicht! Sehen, lieben Burger, wie er mir mein Pferd verhönet und verderbet hat!« Die Burger kame darzu und sahen, das der Kauffman den Pferdßschwantz in der Hand het und das es seinen [188] Schwantz nim het. Und der Kaufman sich seer forcht. Da fielen die Burger darzwischen und machten, das der Kauffman Ulenspiegeln gab 10 Guldin und behielt sein Pferd. Unnd Ulenspiegel zoch mitt seinem Pferd hinweg und setzt ihm den Schwantz wider an. Und der Kouffman zoch nach der Zeit kein Pferd mer bei dem Schwantz.

Die 66. Histori

[189] Die 66. Histori sagt, wie Ulenspiegel einem Pfüffentreiger zu Lüneburgk ein groß Schalckheit thet.

Zu Lünenburg wont ein Pfeiffentreier und der waz ein Lantfarer gewesen und was mit dem Lotterholtz umbgeloffen. Da saß er zu Bier, und Ulenspiegel kam in daz Gelach und het vil Geselschafft da. Da lud diser Pfeiffentreier Ulenspiegeln zu Gast in diser Weiß, daz er ihn äffen wolt, und sagt zu ihm: »Kum morgen zu Mittag und iß mit mir, ob du kanst.« Ulenspiegel sagt ja und verstund des Wort [190] so balde nit, und kam des andern Tags und wolt zu dem Pfeiffenmacher ze Gast gon. Als er nun für die Thür kam, da was die Thür oben und unden zugeschlagen und alle Fenster waren zu. Ulenspiegel gieng vor der Thür hin und har, zwei-oder dreimal, so lang, daz es Nachmittag ward. Das Huß bleib stets zu. Da gdacht er wol, daz er bschissen was. Da ließ er darvon und schweige stil bis des andern Tags. Da kam Ulenspiegel zu dem Pfeiffenmacher uff den Marckt und sprach zu ihm: »Sich, frum Man, pflegen Ihr das ze thun, wann Ihr Gäst laden und gon selber uß und thun die Thür unden und oben zu?« Der Pfeiffenmacher sprach: »Hortest du nit, wie ich dich bat? Ich sagt, kum morgen zu Mittag und iß etwaz mit mir, ob du kanst. So findest du die Thür zügeschlagen, da künst du nit hineinkumen.« Ulenspiegel sprach: »Des haben Danck, das wißt ich noch nit, ich lern noch alle Tag.« Der Pfeiffenmacher lacht und sagt: »Ich wil dich nit umbtreiben, gang nun hin, mein Thür stot offen. Du findest Gesottens und Gebratens bei dem Feuer. Gang für hin, ich wil dir nachkummen, du sollest allein sein, ich wil kein Gast mer haben dan dich.« Ulenspiegel gedacht, daz würt gut, und gat endlichen zu des Pfeiffenmachers Huß und finde daz, als er ihm gesagt het. Die Magt wendet Braten, und die Fraw gat darumher und richtet zu. Und Ulenspiegel kummet ins Huß und sagt zu der Frawen, daz sie endlichen solt kummen mit ihrer Magt, ihrem Hußwirt wär geschenckt ein grosser Fisch, ein Stör, daz sie ihm den hülff heimtragen; er wolt den Braten so lang wenden. Die Fraw sagt: »Ja, lieber Ulenspiegel, ich wil gon mit der Magt und behend widerkumen.« Er sagt: »Gon endliche!«

Die Fraw und Magt giengen zu Marckt, und der Pfeiffentreier kam underwegen und sprach zu ihn, waz sie ze lauffen hätten. Sie sprachen, Ulenspiegel wär in daz Huß kummen und hät gesprochen, wie daz ihm ein grosser Stör wär [191] geschenckt, den solten sie helffen heimtragen. Der Pfeiffenmacher ward zornig und sagt zu der Frawen: »Kunst du nit im Huß bleiben! Er hat das umbsunst nit gethon, da ist ein Schalckheit under.« Und dieweil het Ulenspiegel daz Huß unden und oben zubeschlossen. Also da der Pfeiffenmacher und sein Fraw mit der Maget für sein Huß kamen, da funden sie die Thür zu. Da sprach er zu seiner Frawen: »Nun sichst du wol, waz du für ein Stör holen sollest!«, und sie klopften an die Thür. Ulenspiegel gieng für die Thür und sagt: »Lassen Euwer Klopffen, ich laß niemans ein. Diser Wirt hat mir befolhen und zugesagt, ich sol allein hin sein, er wöl kein Gast mer haben dann mich. Gon nur hin und kumen nach Essen harwider.« Der Pfeiffenmacher sprach: »Das ist war, ich sagt also, aber ich meint es nit also. Nun lassen ihn essen, ich wil ihm wider ein Schalckheit darumb thun«, gieng mit der Frawen und Magt in des Nachburen Huß und beiten so lang, daz Ulenspiegel ledig waz. Und Ulenspiegel bereit die Kost gar und setzt sie uff den Tisch und aß sich fol und satzte sie wider zu, solang es ihn gut dunckt. Da thet er die Tür uff und ließ sie offen ston, und der Pfeiffentreier kam und sprach: »Daz pflegen kein frume Lüt ze thun, als du gethon hast, Ulenspiegel.« Da sprach Ulenspiegel: »Solt ich daz thun selbander, daz ich allein thun solt? Und würd zu Gast gebeten und wolte niemans mer halten dann mich allein, und ich brächt ihm dann mer Gäst, daz wolt dem Wirt nit gefallen«, und gat mit den Worten uß dem Huß. Der Pfeiffenmacher sah ihm nach. »Nun, ich bezal dich wider, wie schalckecht du bist!« Ulenspiegel sprach: »Wer daz Best kan, der sei Meister.«

Da gienge der Pfeiffenmacher von Stund zum Schelmenschinder und sagt, in der Herberg sei ein frum Man, der heißt Ulenspiegel. Dem sei ein Pferd gestorben, das solte er außfüren, und zeigt ihm das Huß. Der Schelmenschinder sah wol, das es der Pfeiffenmacher waz, und saget ja, er [192] wolte das thun, und fur mit dem Schinderkarch für die Herberg, als ihm der Pfeiffenmacher gezeuget hett, und fragt nach Ulenspiegeln. Ulenspiegel, der kumpt für die Thür und fragt, waz er haben wolt. Der Schelmenschinder sprach, der Pfeiffenmacher wäre bei ihm gewesen unnd hät ihm gesaget, das ihm sein Pferd wäre gestorben. Das solt er ußfüren. Und ob er Ulenspiegel hiesse und ob das also wär? Ulenspiegel, der kort sich umb und zoch die Bruch ab und zert den Arß uff: »Sich hie! und sag dem Pfeiffenmacher, ist Ulenspiegel in diser Gassen nit gesessen, so weiß ich nit, in waz Strassen er sitzt!« Der Schinder, der ward zornig und fur mit dem Schinderkarch für des Pfeiffenmachers Huß und ließ den Karch da ston und verclagt ihn, so das der Pfeiffenmacher dem Schelmenschinder 10 Guldin geben must. Und Ulenspiegel satlet sein Pferd und reit uß der Stat.

Die 67. Historie

[193] Die 67. Historie sagt, wie Ulenspiegel von einer alten Bürin verspottet ward, do er sein Desch verloren het.

Vor alten Zeiten, da wont zu Gerdaw im Land zu Lünenbürg ein par alter Leut, die bei 50 Jaren im eelichen Stat beieinander gesessen waren und hetten grosse Kinder, die sie fürter beraten und ußgeben hetten. Nun was zu der Zeit ein gantz listfindig Pfaff uff der Pffar daselbst, der allezeit gern was, wa man praßt und schlempt. Derselbig Pfaff macht es mit seinen Pfarleuten also, das uff daz [194] wenigst zu dem Jar einist müst ihn jeder Buer zu Gast haben und ihn mit seiner Magt ein Tag oder zwen vol halten und uff das gütlichst thun.

Nun heten die zwei alten Leut in vil Jaren kein Kirchwei, Kindtouff oder Gastung, da der Pfaff ein Schlamp von haben möcht, das ihn verdroß, und gedacht uff ein Sin, wie er den Bueren darzu brächt, das er ihm ein Colation gäb. Er sendet ihm ein Botten und fragt ihn, wie lang er mit seiner Hußfrawen im eelichen Stat gesessen wär. Der Buer antwurt dem Pfarrer: »Lieber Her Pfarrer, das ist lang, das ich das vergessen hab.« Dem der Pfarrer antwurt: »Das wär ein gefärlicher Stant zu euwer Selenheil. So ihr nun fünfftzig Jar beieinander gewesen sent, so wär die Gehorsam des eelichen Stats uß als eins Münichs in einem Gloster. Des underred dich mit deiner Hußfrawen und kum wider zu mir und bericht mich der Ding, uff daz ich uch helff raten zu euwer Selen Selikeit, daz euch und alle meinen Pfarkinden pflüchtig bin.« Dem thet der Buer also und uberschlug das mit seiner Hußfrawen und kunt doch nit gruntlich Zal ihres eelichen Stats dem Pfarrer anzeigen. Und kamen beid mit grosser Sorgfältigkeit zum Pfarrer, ihn umb ihrer Unwirdikeit willen guten Rat zu den Dingen zu geben.

Der Pfarrer sagt: »Nachdem sie kein gewisse Zal wißte und umb Sorgfältigkeit willen ihrer Seelen wil ich euch des nächstkünfftigen Sontags uff ein nüws wider zesamen geben, ob ihr nit in eelichem Stat wären, daz ihr darein kämen. Und darumb schlagen ein guten Ochßen, Schaff und Schwein, bit dein Kind und guten Fründ zu deiner Kost und thu den gütlich, so wil ich auch bei dir sein.« »Ach ja, lieber Pfarrer, dem thun also, es sol mir an einem Schock Huner nit lige. Solten wir so lange beieinander gewesen sein und nun erst uß dem eelichen Stat sitzen, das wär nit gut.« Er gieng damit hauß und richtet zu. Der Pfarrer lud zu solicher Kost [195] ettliche Prälaten und Pfaffen, da er mitt bekant was. Under denen was der Probst von Epßdorff, der allezeit ein süberlich Pferd oder zwei het und auch wol Essen sehen möcht.

Bei dem was Ulenspiegel ein Zeitlang geweßen. Zu dem sprach der Probst: »Sitz uff meinen jungen Hengst und reit mit, du solt wilkum sein.« Dem thet Ulenspiegel also. Da sie nun dar kamen, assen und trancken und frölich waren, da waz die alt Fraw, die die Braut sein solt, oben an dem Tisch, als Bräut pflegen ze sitzen, daz sie müd was und ihr ward schwach. Also ließ man sie uß. So gieng sie hinder ihren Hoff bei das Wasser Gerdaw unnd setzt die Füß in das Wasser. Indem ward der Probst mit Ulenspiegel gen Epsdorff heimriten, also hoffiert Ulenspiegel der Brut mitt dem jungen Hengst, mit schonen Springen. Und macht diser so vil, das ihm sein Desch und Gürtel von der Seiten fiel, als man zu der Zeit pflag zu tragen. Da für das die gut alt Fraw sah, da stund sie uff und nam die Desch und gieng zum Wasser daruff sitzen. Da nun Ulenspiegel ein Ackerläng hinweggeritten was, da vermissett er allererst sein Desch unnd rant kurtzumb wider gen Gerdaw, fragt die gut alt Bürin, ob sie nit ein alte ruhe Desch vernumen oder funden hät. Die alt Fraw sprach: »Ja, Fründ, in meiner Hochzeit uberkam ich ein ruhe Desch, die hab ich noch und sitz daruff, ist es die?« »Oho, daz ist lang«, sprach Ulenspiegel, »da du nun ein Braut warest, das muß vonnöten nun ein alte rostige Desch sein. Ich beger deiner alten Deschen nit.« Aber Ulenspiegel, wie schalckhafftiger und listig er was, so ward er dennocht von der alten Bürin geäfft und müst seiner Deschen entberen. Dieselb ruhe Brutdeschen haben die Frawen zu Gerdaw noch. Ich glaub, das die alten Witwen daselbst die inn Verwarung haben, wem etwaz daran leg, der möcht danach fragen.

Die 68. Histori

[196] Die 68. Histori sagt, wie Ulenspiegel einen Buren um ein grün leindisch Thuch betrog vor Oltzen und ihn uberredt, das es bla wär.

Gesottens und Gebratens wolt Ulenspiegel allzeit essen, darumb muste er sehen, wa er das neme.

[197] Uff ein Zeit kam er in den Jarmerckt gen Olßen, da dann vil Wenden und ander Landtvolck hinkumpt. Da gieng er hin und har und besach in allen Orten, was da ze thun was. Under andern, so sicht er, das da ein Lantman ein grün lündisch Duch kaufft und wolt darmit zu Hauß. Da gedacht Ulenspiegel uff das letst, wie er den Bauren umb das Duch betriegen möcht, und fragte nach dem Dorff, da der Bauer daheim was. Und nam zu ihm ein Schottepfaffen und auch ein loßen Gesellen und gieng mit denen uß der Stat uff den Weg, da der Buer harkumen solt, und macht sein Anschläg, wie sie ihm thun solten, so der Buer mit dem grünen Tuch käm, daz es bla wär, und ihr einer solt ein halb Ackerläng Wegß von den anderen sein, gegen der Statt wärtß gon. Also der Buer mit dem Tuch uß der Stat gieng, in Willen, das zu Huß zu tragen, den Ulenspiegel ansprach, wie er das schon bla Tuch koufft hät. Der Buer antwurt unnd sagt, es wär grün und nit bla. Ulenspiegel sagt, es wär blaw, daran wolt er 20 Guldin setzen und das nächst Mensch, das daherkäm, daz grün und bla kenen kund, der solt ihm wol das sagen, das sie also zufriden wären. Da gab Ulenspiegel dem ersten ein Zeichen, das er kam. Zu dem sprach der Buer: »Frind, wir zwen seint zweispännig umb die Farb von disem Tuch. Sag die Warheit, ob diß grün oder bla sei, und was du uns sagst, darbei wellen wir es bleiben lassen.« Der hub uff und sagt: »Das ist ein recht schön bla Tuch.« Der Buer sagt: »Nein, ihr sein zwen Schälck, ihr haben das villeicht miteinander anglegt, mich zu betriegen.« Da sprach Ulenspiegel: »Wolan, uff das du sihest, das ich recht hab, so wil ich dir das zugeben und wil das lassen bleiben, bei disem frumen Priester, der da herkumpt. Was er da sagt, das sol mir wol und wee thun.« Des der Buer [198] auch zufriden was. Als nun der Pfaff näher zu ihnen kam, sprach Ulenspiegel: »Herr, sagt recht, was Farb het dis Duch?« Der Pfaff sagt: »Frint, das sehen Ihr selber wol.« Der Buer sprach: »Ja, Her, das ist war, aber die zwen wöllen mich eins Dings uberreden, das ich weiß, das es gelogen ist.« Der Pfaff sprach: »Was hab ich mit Euwerm Hader zu schaffen, was frag ich darnach, ob es schwarz oder weiß sei«. »Ach lieber Her«, seint der Buer, »entscheident uns, da bit ich Euch umb.« »So Ihr das haben wöllen«, sprach der Pfaff, »so kan ich nit anders erkenen, dann das das Thuch bla ist.« »Hörst du das wol«, sprach Ulenspiegel, »das Tuch ist mein.« Der Buer sagt: »Fürwar, Her, wan Ihr nit ein gewichter Priester wären, so meint ich, das Ihr lügen und alle drei Schälck wären. Aber so Ihr ein Priester seint, so muß ich das glauben«, und ließ Ulenspiegel und seinem Geselen das Tüch folgen, da sie sich gegen dem Winter inkleideten. Und der Bur in seinem zerrissen Rock must gon.

Die 69. Historie

[199] Die 69. Historie sagt, wie Ulenspiegel zu Hanower in die Badstub scheiß und meinet, es wär ein Hus der Reinikeit.

In der Badstuben zu Honower vor dem Leinthor wolt der Bader nit das, das es ein Badstuben heißen solt, sunder es hieß ein Huß der Reinikeit. Des ward Ulenspiegel inen, und als er gen Hanower kam, so gieng er in dise Badstub unnd zoch sich uß und sprach, als er in die Badstuben drat: »Got grüß Uch, Her, und Euwer Husgesind und alle, die ich in disem Reinhuß find!« Dem Bader was es lieb und hieß ihn wilkumen sein und sprach: »Her Gast, Ihr sagen [200] recht, das ist ein Reinhuß unnd ist auch ein Huß der Reinikeit und ist kein Badstub. Wann der Stoub ist in der Sonen und ist auch in der Erden, in der Eschen und in dem Sand.« Ulenspiegel sprach: »Daz diß ein Hauß ist der Reinikeit, daz ist offenbar, wan wir gon unrein harin und rein wider haruß.« Mit dem, so macht Ulenspiegel ein grossen Huffen zu dem Wassertrog mitten in der Badstuben, daz es in der gantzen Stuben stanck. Da sprach der Bader: »Nun sie ich wol, das die Wort und Werck nit alle gleich seint. Dein Wort waren mir angenem, aber deine Werck sein mir nit taulich, wan dein Wort waren sat, aber deine Werck stincken ubel. Pflegt man diß in dem Hus der Reinikeit?« Ulenspiegel sagt: »Ist das nit ein Huß der Reinikeit? Ich het hinnen mer Behilff dann ussen, ich wär sunst nit harinkumen.« Der Bader sagt: »Die Reinikeit pflegt man uff dem Sprachhuß. Daz ist ein Huß der Reinikeit vom Schwitzen, und du machst darus ein Scheißhuß!« Ulenspiegel sprach: »Ist daz nit Treck vom Menschenleib kumen? Sol man sich reinigen, so muß man sich inen sowol reinigen als ussen.« Der Bader ward zornig und sprach: »So dan hie pflegt man uff dem Scheißhuß abzereinigen und der Schelmenschinder pflegt das ußzefüren uff die Schelmengrub, unnd das pfleg ich nit ußzuweschen unnd ze fegen!«, und mit den Worten, so heißt der Bader Ulenspiegel uß der Badstuben gon. Ulenspiegel sprach: »Herr Wirt, lassen mich vor für mein Gelt baden. Ihr wöllen haben vil Gelt, so wil ich auch wol baden.« Der Bader sprach, das er nur gieng uß seiner Stuben, er wolt seines Gelts nit haben. Wolt er nit gon, er wolt ihm bald die Thür zeugen. Gedacht Ulenspiegel, hie ist böß fechten, nacken mit Schermessern, und gieng zu der Thür uß und [201] sprach: »Was hab ich für ein Treck wol gebadet«, und gieng und zoch sich an in einer Stuben, da der Bader in pflag zu eßsen mit seinem Hußgesind. Da verspert ihn der Bader und wolt ihn also erschrecken, als ob er ihn wolt fahen lon, daz das er ihm tröwet. Dieweil vermeint Ulenspiegel, er wär nit gnug gereiniget in der Badstuben und sicht ein zesamengelegten Disch. Den thut er uff und schiß ein Treck daruff und thut den wider zu. Also zuhand ließ ihn der Bader uß und waren der Sach wider eins. Also sagt Ulenspiegel ihme: »Lieber Meistir, in diser Stuben bin ich erst gantz gereinigt. Gdenckt mein zu gut, ee es Mitag würt. Ich scheid darvon.«

Die 70. Histori

[202] Die 70. Histori sagt, wie Ulenspiegel zu Bremen Milch koufft von den Landfrauwen und sie zusamenschütet.

Seltzame unnd lächerlich Ding treib Ulenspiegel zu Bremen. Wan einsmals kam Ulenspiegel daselbest uff den Marckt unnd sah, das die Bürin vil Milch zu Merckt brachten. So wart er eins daruff uff einen Merckttag, da kam vil Milch. Da uberkam er ein groß Büten und setzt sie uff den Merckt und koufft alle die Milch, die dar uff den Marck kam, und ließ sie alle in die Büdt schütten und schreib ein jetliche Frauw uff, zu Ring har, die ein so vil, die ander so vil [203] und also füruß, und sagt zu den Frawen, das sie beiten so lang, das er die Milch beieinander hät, so wolt er einer jeglichen Frowen ihr Milch bezalen. Die Frawen sassen da uff dem Marckt in einen Ring har, und Ulenspiegel koufft der Milch so vil, das da kein Fraw mer mit Milch kam, unnd der Zuber was auch bei vol. Da kam Ulenspiegel und macht ein Schimpff und sagt: »Ich hab uff diß Mal kein Gelt. Welch nit beiten wil 14 Tag, die mag ihr Milch wider uß der Butten nemen«, und gieng damit hinweg. Die Bürin machten ein Geröhel unnd ein Rumor. Ein, die het so vil gehebt, die ander so vil, die drit desgleichen unnd so füran, so daz sich die Frawen darüber mit denn Eimern, Logelen unnd Fleschen zu den Köpffen wurffen und schlugen und gossen sich mit der Milch in die Ougen, in die Kleider und uff die Erden geschüttet, so das es eben da gestalt war, als hät es Milch gereget. Die Burger und alle, die das sahen, die lachten der Gemligkeit, das die Frawen also zu Merckt giengen. Und Ulenspiegel ward ser gelobt in seiner Schalckheit.

Die 71. Histori

[204] Die 71. Histori sagt, wie Ulenspiegel 12 Blinden gab 12 Guldin, als sie meinten, da sie frei uffzerten und uff das letst gantz ubel bestunden.

Als nun Ulenspiegel ein Land uff wandert, das ander nider, da kam er uff ein Zeit wider gen Hanouer, und da treib er vil seltzamer Abenthür. Da reit er ein Zeit für das Thor ein Ackerläng Wegs spacieren. Da begegneten ihm 12 Blinden. Als nun Ulenspiegel gegen ihnen kam, da sprach er: »Waher, ihr Blinden?« Die Blinden stunden und horten [205] wol, das er uff einem Pferd saß. Da meinten sie, es wär ein erlich man, und zogen ihr Hüt und Kappen ab und sprachen: »Lieber Juncker, wir seint in der Star gewesen, da waz ein reich Man gestorben, dem hielt man ein Selampt und gab Spend.« Und es waz graußlichen kalt. Da sprach Ulenspiegel zu den Blinden: »Es ist gantz kalt, ich förcht, ihr erfrieren zu Tod. Send hin, hie haben ihr 12 Guldin, gond hin wider in die Stat, da kum ich uß der Herberg reiten«, und entdeckt ihnen das Hus, »und verzerent diß 12 Guldin umb meint willen bitz so lang, daz diser Winter hinweg ist, das ihr vor Frost wider wandern mögen.« Die Blinden stunden und neigten sich und dancken ihm fleissiglich, und meint je ein Blind, der ander hät daz Gelt, und der ander meint, der drit hät daz Gelt, und der drit meint, der fiert hät daz Gelt, und fürtan, daz der letst meint, der erst hät daz. Also giengen sie in die Stat in die Herberg, da sie Ulenspiegel inweiß.

Da sie nun in die Herberg kamen, sprachen dise Blinden alle, daz ein gut Man hät für sie hingeritten und hät ihnen 12 Guldin umb Gots willen geben, und die solten sie umb seinen willen verzeren, biß das der Winter hinweg wär. Der Wirt was gricht nach dem Gelt und nam sie so für an und gedach nit daruff, daz er sie gefragt hät und gesehen, welcher Blind die zwölff Gulden hät, und sprach: »Ja, mein lieben Brüder, ich wil euch gütlich thun!« Er schlug und hüw zu und kocht den Blinden und ließ sie zeren, solang daz ihn ducht, daz sie zwölff Guldin verzert hätten. So sprach er: »Lieben Brüder, wöllen wir rechen, die zwölff Guldin seint gar bei verzeret.« Die Blinden sagten ja, und je einer sprach den andern an, welcher die 12 Gulden hät, daz er den Wirt bezalt. Der ein het die Guldin nit, der ander hat sie auch nit, der drit [206] auch nit, der fierd desgleichen, der letst mit dem ersten, der het die 12 Guldin nit. Die Blinden sagten und kratzen die Köpff, wan sie waren betrogen, der Wirt desgleichen. Der saß und gedacht: »Verlierest du nun sie, so wirt dir dein Kost nit bezalt, und behalst du sie auch, so fressen und zeren sie noch baß und so haben sie noch nüt, so bist du in zwen Schaden, und schlächt sie hinden in den Schweinstal und beschluß sie darin und legt ihnen vor Strow und Hew.« Ulenspiegel gedacht, daz es solt bei der Zeit sein, daz die Blinden solich Gelt verzert hätten, und verkleidet sich und reit in die Stat zu disem Wirt in die Herberg. Als er nun in den Hoff kam und wolt sein Pferd in den Stal binden, so sicht er, daz die Blinden in dem Schweinstal ligen. Da gieng er in daz Huß und sagt zu dem Wirt: »Her Wirt, was Sin haben Ihr darzu, daz die armen blinden Leut so in dem Stal ligen? Erbarmet Euch daz nit, daz sie essen, daz ihn ihr Leib und Leben wee thut?« Der Wirt sprach: »Ich wolt, daz sie wären, da alle Wasser zusamenkumen, hät ich mein Kost bezalt«, und sagt ihm allen Ding, wie er mitt den Blinden betrogen wär.

Ulenspiegel sagt: »Wie, Her Wirt, möchten sie keinen Bürgen uberkumen?« Der Wirt gedacht: »O hät ich jetz einen«, und sprach: »Fründ, künt ich einen gewissen Bürgen uberkumen, den näm ich an und ließ die unseligen Blinden louffen.« Ulenspiegel sprach: »Wolan, ich wil die gantz Stat umb hören und sehen, daz ich Uch einen Bürgen uberkum.« Da gieng Ulenspiegel zu dem Pfarer und sagt: »Mein lieber Herr Pfarer, wöllen Ihr nun thun als ein gut Frunt. Hie ist mein Wirt, der ist besessen mit dem bösen Geist in diser Nacht, und der laßt Uch bitten, daz Ihr ihm die woltten ußbeschweren.« Der Pfarrer sagt ja, sunder er muß ein Tag oder zwen harren, solich Ding möcht man ubereilen. Ulenspiegel sagt ihm sunder: »Ich [207] wil gon und holen sein Fraw, daz Ihr es zu ihr selber sagen.« Der Pfarer sagt: »Ja, lassen sie herkumen.« Da gieng Ulenspiegel zu seinem Wirt wider und sprach: »Ich hab Euch einen Bürgen uberkumen, daz ist Üwer Pfarer, der wil darfür geloben und Euch geben, daz Ihr haben sollen. So lassent Üwer Fraw mit mir zu ihm gon, er wil ihr daz zusagen.« Der Wirt waz des willig und fro und sand sein Fraw mit ihm zu dem Pfarer. Da hub Ulenspiegel an: »Her Pfarrer, hie ist die Fraw, sagen Ihr nun selber, als Ihr mir sagten und mir gelopt haben.« Der Pfarrer sagt: »Ja, mein liebe Fraw, verziehen ein Tag oder zwen, so wil ich ihm des helffen.« Die Fraw sagt ja und gieng mit Ulenspiegeln wider zu Huß und sagt daz ihrem Hußwirt. Der Wirt waz fro und lies die Blinden gon und sagt sie ledig. Und Ulenspiegel richt sich auch und schleich von danen.

Des driten Tags gieng die Fraw hin und mant den Pfarer umb die 12 Gulden, daz die Blinden verzert hätten. Der Pfarer sagt: »Liebe Fraw, het Euch Euwer Hußwirt daz so geheißen?« Die Fraw sagt ja. Der Pfarer sprach: »Daz ist der bössen Geist Eigenschafft, daz sie Gelt wöllen hon.« Die Fraw sprach: »Daz ist kein böser Geist, bezalen ihm die Kost.« Der Pfarer sagt: »Mir ist gsagt, Üwer Huswirt sei besessen mit dem bösen Geist, holen mir ihn, ich wil ihm helffen darvon mit der Gotshilff.« Die Fraw sagt: »Das pflegen Schälck zu thun, die Lügner sein, wan sie bezalen sollen. Ist mein Hußwirt gefangen mit dem bösen Geist, das sollest du täglich wol befinden!« und lieff zu Huß und sagt das ihrem Wirt, was der Pfarer gesagt hät. Der Wirt ward bereit mit Spiesen unnd mit Halparten und lieff ihm zu dem Pfarhoff. Der Pfarer ward des gewar und riefft seinen Nachburen zu Hilff und segent sich und sagt: »Kumen mir zu Hilff, mein lieben Nachburen, sehent, diser Mensch ist besessen mit dem bösen Geist.« Der Wirt sagt: »Pfaff, gedenck und bezal mich.« Der Pfarer [208] stund und segent sich. Der Wirt wolt zu dem Pfarer schlagen, die Buren kamen darzwüschen und kunten sie kum mit grosser Not voneinander bringen. Und dieweil diß Wirt und der Pfarer lebt, so mant er den Pfarer umb gantzen Kosten, und der Pfarrer sprach, er wär ihm nit schuldig, sunder wär er besessen mit dem bösen Geist, er wolt ihm bald darvon helffen. Das wärt, dieweil sie beid lebten.

Die 72. Histori

[209] Die 72. Histori sagt, wie Ulenspiegel zu Bremen seinen Gästen den Braten uß dem Hindern bedrosst, den niemans essen wolt.

Als nun Ulenspiegel dise Büberei zu Bremen het ußgericht, ward er gantz wol bekant. In der Stat zu Bremen waz so, das ihnn die Bürger wol leiden möchten unnd ihn in allen Schimpffen haben wolten. Unnd Ulenspiegel was da lang in der Stat. Da was dann ein Sammelung von Bürgern und auch von Inwoneren, als dann Kouflüt, die hetten ein [210] Colation undereinander, daz einer zu voruß einen Braten gab, Käß und Brot, und welcher nit käm sunder groß Not, der müst dem Wirt die Ürten gar bezalen, als uff Bremer Marckt. Und uff dis Geloch kam Ulenspiegel, und sie namen ihn zu ihnen für ein Schimpffman, das er mit ihnen Colacion hielt. Als nun daz Geloch ringesweiß umbhargieng, kam es uff Ulenspiegeln auch. Da lud es ein Zergesellen in sein Herberg und koufft ihn ein Bratten und legt ihn zu Feur. Als es nun bei Imbiß wolt werden, da kamen die Zergesellen bei dem Markt zusamen und sprachen undereinander, wie sie wolten Ulenspiegeln zu Eeren gon, und einer fragt den ander, ob niemans wüßt, ob er auch etwaz gekocht hät oder nit, das sie nit fürgebens dar kämen. Und wurden eins, daz sie zusamen wolten dahin gon, besser entpfingen sie den Spot sampt dan einer allein. Also nun dise Zergesellen für die Thür kamen, da Ulenspiegel in zu Herberg waz, da nam er ein Stück Buttr und stiß das hinden in Kerben und kert den Arß hinden zu dem Feür uber den Braten und bedrofft also den Broten mit der Butern uß der Kerben. Und da die Gäst für die Thür kamen und stunden und wolten vermercken, ob er etwas gekocht hät, da sahen sie, das er also stund bei dem Feür und bedroufft den Braten. Da sprachen sie also: »Der Teüffel sei sein Gast, ich iß den Braten nit.« Und Ulenspiegel mant sie umb die Ürten, die sie ihm alle gern gaben, uff das sie von dem Braten nit essen dorfften.

Die 73. Histori

[211] Die 73. Histori sagt, wie Ulenspiegel in einer Stat, inn Sachssenland gelegen, Stein sähet. Darumb er angesprochen ward und er antwurt, er sägt Schälck.

Bald darnach kam Ulenspiegel zu der Weßer in ein Stat und sah alle Händel under den Bürgern und waz ihr Anschläg waren, so daz er ihr aller Weiß inen ward und wie es umb ihren Handel ein Gestalt het, wan er da het 14 Herberg. Was er in einem Huß lehent, daz fand er in dem [212] andern wider, und hort und sah, daz er nit wüßt, und sie wurden sein müd. Desgleichen wart er ihr auch müd, und uberkam er bei dem Wasser kleine Steinlin und gieng uff der Gassen für dem Rathuß uff und nider und säget seinen Sot zu beiden Teilen. Da kamen die frembden Leüt darzu und fragten ihn, waz er säget. Ulenspiegel sagtt: »Ich säg Schälck.« Die Kouflüt sprachen: »Deren darffst du hie nit seien, deren ist for hin mee dan gut ist.« Ulenspiegel sagt: »Daz ist war, sunder sie wonen hie in den Hüssern, sie solten daruß louffen.« Sie sprachen: »Warumb seist du hie nit auch frum Leüt?« Ulenspiegel sprach: »Frum Leüt, die wöllen hie nit uffgon.« Soliche Wort kamen für den Rat. Ulenspiegel ward besendet und ihm gebotten, sein Somen wider uffzuheben und sich zu der Stat ußschlöppen. Dem thet er also und kam zehen Meilen von danen in ein ander Stat, in Willen, er wolt mit der Sot inn Detmerschen. Aber das Geschrei was für ihm in die Stat kumen. Also solt er in die Stat kumen, so müst er geloben, durch die Stat hinwegzuziehen on Essen und Trincken mit seinem Sot. Da es nun nit anders möcht sein, da lehent er ein Schiflin und wolt sein Sack mit dem Sot und mit dem Kran in das Schiff lassen heben. Als der nun von der Erden uffgewunen ward, brach der Sack mitten entzwei und bleib der Sot unnd Sack da und Ulenspiegel verlieff sich und sol noch widerkumen.

Die 74. Historie

[213] Die 74. Historie sagt, wie Ulenspiegel sich zu Hamburg zu einem Barbierer verdingt und dem Meister durch die Fenster in die Stub gieng etc.

Einsmals da kam Ulenspiegel gen Hamburg und kam uff den Hopffenmarckt und stund und sah sich umb. So kumpt gon ein Bartscherer, der fragt ihn, wa er harkäm. Ulenspiegel sagt: »Ich küm da einhar.« Der Meister fragt ihn: »Was bist du für ein Handtwerckßknecht?« Ulenspiegel sagt: »Ich bin ein Barbierer, mit kurtzem gesagt.« Der Meister [214] dingt ihn. Und derselbig Bartscherer wont uff dem Hopffenmarckt gleich dargegenuber, da sie stunden. Und das Huß het hohe Fenster gegen der Strassen, da die Stuben was. Da sagt der Meister zu Ulenspiegel: »Sich das Huß dargegenuber, da die hohen Fenster seind, da gang ein, ich wil gleich nach inkummen.« Ulenspiegel sagt ja und get recht zu dem Hauß hin durch die hohen Fenster hinein und sagt: »Got Eer, Got grüß daz Hantwerck.« Die Fraw des Bartscherers saß in der Stuben und span. Die erschrack allzemal und sprach damit: »Sich, fiert dich der Tüffel nit, kumest du in die Fenster? Ist dir das Thor nit weit genug?« Ulenspiegel sprach: »Liebe Fraw, zürnen nit, Euwer Haußwirt hat mich das geheissen und hat mich gedingt für einen Knecht.« Die Fraw sprach: »Das ist mir ein getruwer Knecht, der seinem Meister Schaden thut.« Ulenspiegel sprach: »Liebe Frauw, sol nit ein Knecht thun als ihn sein Meister heisset?« Mit dem kumpt der Meister und hort und sach den Handel, als Ulenspiegel begangen het. Da sprach der Meister: »Wie, Knecht, kunst du nit zu der Thür eingon und hätst mir meine Fenster gantz gelassen? Waz Ursach hast du doch hie in gehabt, das du mir bist durch die Fenster hareinkummen?« »Lieber Meister, Ihr hiessen mich, da die hohen Fenster sein, da solt ich eingon, Ihr wolten bald nachkummen. So hab ich nach Euwerm Heissen gethon, und Ihr seind mir da nit nachkommen, als Ihr sagten, das ich vorhin solt gon.« Der Meister, der schwig stil, wann er dorfft sein, und gedacht: »Wan ich das Mein bessern kan, so wil ich das wol mit ihm finden und ihm das abrechen an seinem Lon.« Also ließ der Meister Ulenspiegeln arbeiten ein Tag oder drei. Da hieß der Meister Ulenspiegeln die Schermesser schleiffen. Ulenspiegel sprach: »Ja, gern.« Der Meister sagt: »Schleiff sie glat uß dem Rücken [215] gleich der Schneiden.« Ulenspiegel sagt ja und begund ze schleiffen den Schermessern die Rücken gleich als die Schneide. Der Meister kam und wolt zusehen, waz er daruß macht. So sah er, das die Messer, die er geschliffen het, der Rück was als die Schneid, und die Messer, die er uff dem Schleiffstein het, die schliff er auch darnach. Da sagt der Meister: »Wie machst du das, das würt böß Ding.« Ulenspiegel sagt: »Wie solt das böß Ding werden, ihn ist doch nit wee, dann ich thu, als Ihr mich geheissen haben.« Der Meister warde zornig und sagt: »Ich hieß dich, das du ein böß verheit Schalck bist, hör uff und laß dein Schleiffen! Und gang wider hin, da du har bist kummen!« Ulenspiegel sagt ja und gieng in die Stuben und sprang zu dem Fenster wider hinuß, da er hineinkummen was. Da ward der Bartscherer noch zorniger und lieff ihm nach mit dem Bittel und wolt ihn fahen, das er ihm die Fenster bezalt, die er ihm zerbrochen het. Aber Ulenspiegel was endlich und kam in ein Schiff und von Land.

Die 75. Histori

[216] Die 75. Histori, wie Ulenspiegel ein Fraw zu Gast lud, der der Rotz zu der Nasen ußhieng.

Sich begab uf ein Zeit, das ein Hoff solt werden, und Ulenspiegel wolte dar reiten. Da ward ihm sein Pferd hincken. Da gieng er da hin zu Fuß, und es was gar heiß, und ihn begund zu hungern. Und da was ein klein Dörflin underwegen, und da was kein Wirtßhauß in dem Dörflin und es waz umb Mittag. Da gieng er in das Dorff, und er was daselbest wol bekant. Da kam er in ein Hauß, da saß die Fraw und machet Käß und het ein Klumpen Molcken in [217] den Händen. Als nun die Fraw saß uber den Molcken, da het sie da bei den Händ kein Gewalt, und ihr hieng ein grosser Schnüdel uß der Naßen. Da bot ihr Ulenspiegel ein guten Tag und sah den Schnudel wol. Daz merckt sie und sie dorfft die Naß an die Ärmel nit wischen. So kunt sie auch nit schnützen. Da sprach sie zu ihm: »Lieber Ulenspiegel, gon und sitzen und warten, ich wil Euch guten frischen Buttern geben.« Da keret sich Ulenspiegel umb und gieng zu der Thür uß. Die Fraw rufft ihm nach: »Beiten doch und essen vor etwas!« Ulenspiegel sagt: »Liebe Fraw, darnach das es fält!« und gienge in ein ander Hauß und gedacht: »Den Buttern magst du nit, der darzu ein wenig Deick het, dörfft kein Eier einschlahen, sie würden von dem Rotz feißt gnug.«

Die 76. Historie

[218] Die 76. Historie sagt, wie Ulenspiegel ein Weißmuß alein ußaß, darumb daz er ein Klumpen uß der Naßen darein ließ fallen.

Grosse Schalckheiten thet Ulenspiegel einer Bürin, uff das er daz Weißmuß allein äße. So er gieng in ein Hauß und was hungerig. Da fand er die Fraw allein, die saß bei dem Feuer und kocht ein Weißmuß. Daz schmecket Ulenspiegel so wol under Augen, das ihn daz lust zu essen, und bat die Fraw, das sie ihm daz Weißmuß wolt geben. Die Fraw sagt: »Ja, mein lieber Ulenspiegel, gern, und solt ich das selber enberen, so wolte ich Euch das geben, das Ihr das allein eßen.«[219] Ulenspiegel sagt: »Mein liebe Fraw, das möcht wol kummen nach Euwern Worten.« Die Fraw gab ihm das Weißmuß gar und setzt die Schüssel uff den Tisch mit dem weissen Muß und Brot darzu. Ulenspiegel was hungerig und begund zu essen, und die Fraw kumpt darzu und wolt mit ihm essen, als der Buer pfligt zu thun. Da gedacht Ulenspiegel: »Wil sie fast kummen, so würt nit lang hie etwas bleiben«, und hustet einen grossen Knoder und warff den in die Schüssel in daz Weißmuß. Da ward die Fraw zornig und sagt: »Pfei dich, daz Weißmuß friß du Schalck nun allein.« Ulenspiegel sprach: »Mein liebe Fraw, Euwere ersten Wort waren also: Ihr wolten das selber entberen und ich solt das Weißmuß allein essen. Nun kummen Ihr und essen mit mir und hätten daz Weißmuß wol mit dreien Bissen uß der Schüßlen geholt.« Die Fraw sprach: »Das dich nimmer Gutz angee, günst du mir mein eigne Kost nit, wie woltst du mir dann dein Kost geben?« Ulenspiegel sagt: »Fraw, ich thu nach Euwern Worten!« und aß das Weißmuß alles uß und wüschet den Mund und gieng hinweg.

Die 77. Historie

[220] Die 77. Historie sagt, wie Ulenspiegel in ein Hauß schiß und bließ den Gstanck durch die Wand in ein Ürtin, die ihn nit leiden mochten.

Hefftig wandert Ulenspiegel und kam gen Nürnberg und waz da 14 Tage. Und in der Herberg, da er in was, da wont ein frum Man, der was reich und gieng gern in die Kirchen unnd vermöcht sich nit wol der Spilleutt. Wa die waren oder kamen, da er was, da gieng er davon. Da hett derselb Mann ein Wonheit, das er des Jares eins sein Nachburen [221] zu Gast het unnd thet ihn den gütlich mit Kost und mit Wein und mit dem besten Getränck. Und in welchem Huß seiner Nachburen, den er zu Gast pflegt zu haben, het er ein frembden Gast, Kouflüt, zwen oder drei, die lud er allzeit mit und waren ihm wilkumen. Da kam die Zeit, das jederman die Gäst wolt haben. Da waz Ulenspiegel in seins Nachburen Hus zu dem nächsten, da er zu Herberg waz. Und diser Man lud seinen Nachburen, als er für ein Gewonheit het, und ihr Gäst, die sie hetten von frumen Leüten. Sunder Ulenspiegel lud er nit, den sahe er für ein Gouckler und Spilman, die pflag er nit zu laden. Da nun dise Nachburen zu disem frömden Man zu Gast in sein Hus giengen, mit den frumen Leüten, die er auch geladen het und in ihren Hüßern zu Hirberg waren, da gieng der Wirt ouch, bei dem Ulenspiegel zu Herberg waz, mit seinen Gästen, die auch da gebetten waren, zu Gast. Und der Wirt sagt zu Ulenspiegel, wie ihn der reich Man für ein Gauckeler ansehe, darumb hät er ihn nit zu Gast geladen. Ulenspiegel waz des zufriden und gedacht: »Bin ich ein Gouckeler, so sol ich ihm Goucklerei beweisen«, und ihn ickelt, daz ihn der Man so verschmähet. Da waz es bald nach Sant-Martins-Tag, da also die Gastung geschahe und daz der Wirt mit seinen Gästen in einem kostlichen Gemach saß, da er ihn daz Mal gab. Und daz Gmach waz hart an der Want, da Ulenspiegel zu Herberg waz. Als sie nun sassen und waren uff das allerbest guter Ding, so kumpt Ulenspiegel und bort ein Loch durch die Wand, die in das Gemach gieng, da die Gäst in sassen, und nimpt einen Blaßbalck und macht da seins Trecks ein grossen Huffen und bließ mit dem Blaßbalck in das Loch, das er gebort het, in das Gemach, und stanck so ubel, daz niemans in dem Gemach bleiben mocht. Je einer sah uff den andern. Der ein meint, der ander schmeckt, der ander meint, der dritt schmeckt also. Und hort nit uff mit dem Blaßbalck, so das [222] die Gäst uff müsten ston und kunten vor dem Gestanck nit länger bleiben. Sie suchten das under den Bäncken, sie kerten da in allen Winckeln, das halff nit. Nieman wüßt, wa das herkam, das sich jederman zu seinem Huß fieget. Da kam Ulenspiegels Wirt ingon, und dem was von dem Gestanck so ubel worden, das er brach alles von ihm, das er im Leib het, und sagt, wie ubel es in dem Gemach von Menschentreck hät gestuncken. Ulenspiegel ward lachen und sagt: »Wolt mich der reich Man nit zu Gast laden und mir günnen seiner Kost? Ich bin ihm doch vil günstiger getrüwer wann er mir, ich gun ihm doch wol meiner Kost. Wär ich da gewesen, so hät es nit so ubel gestuncken!« Und er recht von Stund an mit seinem Wirt und reit hinweg, wan ihm was leid, das es möcht ußkumen. Also merckt der Wirt wol an seinen Worten, das er von dem Gestanck etwaz wüßt, und kund daz doch nit begreiffen, wie er doch das hät zugericht. Das verwundert ihn ser. Als nun Ulenspiegel zu der Stat uß was, da gat der Wirt umbsuchen in dem Huß und find disen Blaßbalck, der gar wol was beschissen, unnd find auch das Loch, daz er in seins Nachbueren Huß durch die Wand gebort het. Von Stund kumpt er daruff unnd holt seinen Nachburen darzu und sagt ihm dise Ding, wie Ulenspiegel diß Ding gethon hät und sein Wort geweßen wären. Der reich Man sprach: »Lieber Nachbuer, der Doren und Spillüt würt niemant gebessert, darumb wil ich deren nit mer in meinem Huß haben. Ist mir nun dise Büberei also geschehen Euwers Huß halben, da kan ich nüt zu, ich sah Euwern Gast an für einen Schalck, das laß ich an das Wortzeichen. So ist noch besser von Euwerm Huß dan von meinem Huß, vil leicht hät er mir schädlicher Ding gethon.« Ulenspiegels Wirt sagt: »Lieber Wirt, Ihr haben wol gehört und ist auch also: für ein Schalck sol man zwei Liecht setzen, und das muß ich wol thun, dan ich muß [223] allerlei halten. Einen Schalck muß man halten mit den Besten, so jemant kumpt.« Damit giengen sie voneinander. Ulenspiegel was da gewesen und kam nit wider.

Die 78. Histori

[224] Die 78. Histori sagt, wie Ulenspiegel den Wirt erschreckt zu Ißleven mit einem Wolff, den er zu fahen versprochen het.

In Ißleven wont ein Wirt, der war speiig und hielt sich kün und tröst sich, das er ein grosser Wirt was. Da kam Ulenspiegel in sein Herberg, und es was in Winttertagen, das ein grosser Schne lag. Da kamen drei Kouflüt uß Sachssen, die wolten gen Nürnberg unnd kamen in der finster Nacht in die Herberg. Und so waz der Wirt gantz behend in dem Mund und hieß dise drei Koflüt wilkumen [225] sein mit eilenden Worten und sprach, wa harzu, den Teüffel, daz sie so lang gewesen wären und kamen so spat in die Herberg. Die Kauflüt sprachen: »Her Wirt, ihr dörffen mit unß nit so stürme, uns ist ein Abentüer widerfaren underwegen, daz uns ein Wolff vil Leids hat gethon. Der bekam uns also in den Mut, daz mir unß mit ihm schlagen müsten, und daz hindert uns so lang.« Da der Wirt daz hort, da waz er gantz spöttisch uff sie und sprach, daz wär ein Schand, daz sie sich liessen ein Wolff hindern. Und wan er allein in dem Feld wär und daz ihm 2 Wölff im Moß bekämen, die wolt er schlagen und verjagen, da solt ihm nit für grauwen. Und ihr wären drei und ließen sich ein Wolff erschrecken. Daz wärt den Abent uß, das der Wirt so dise Kouflüt veracht, biß daz sie zu Beht giengen. Und Ulenspiegel saß darbei und hort daz Gespöt. Als sie nun zu Beht giengen, da wurden die Kouflüt und Ulenspiegel in ein Kamer gelegt. Da sprachen die Kouflüt undereinander, wie sie nun dem thun möchten, daz sie den Wirt bezalten. Da sprach Ulenspiegel: »Lieben Fründ, ich merck wol, das der Wirt ein Hochbocher ist, wöllen Ihr mich hören, ich wil ihn bezalen, das er Euch niemermer sol von dem Wolff sagen.« Den Kauflüten gefiel daz wol und gelobten, ihm Gelt zu geben. Da sprach Ulenspiegel, das sie hinritten nach ihrer Kouffmanschatz und kämen in der Widerreiß dar zu Herberg, so wolt er auch da sein, so solten sie den bezalen. Das gescha. Die Kouflüt waren wegfertig und bezalten ihre Zerung und für Ulenspiegeln auch und ritten uß der Herberg. Und der Wirt riefft den Kouflüten nach in Gespöt: »Ihr Kouflüt, sehen zu, daz Uch kein Wolff in den Wißen bekum!« Die Kouflüt sprachen: »Her Wirt, daz haben Danck, daz Ihr uns warnen. Ist, daz uns die Wölff uffessen, so kumen wir nit wider, und fressen [226] Uch die Wölff, so finden wir Uch nit hie inen!« und damit ritten sie hinweg. Da reit Ulenspiegel uff die Hart und stelt den Wölffen. Da gab ihm Got daz Glück, daz er einen fieng. Den tödtet er und ließ den Wolff hart gefrieren gegen die Zeit, als die Kouflüt gen Ißleven wolten wider in die Herberg kumen. Da nam Ulenspiegel den todten Wolff in den undern Sack und reit wider gen Ißleven und find die drei Kouflüt so als ihr Abscheid waz. Und er het den Wolff gemacht, daz niemans davon wüßt. Des Abens under dem Nachtessen, da was der Wirt noch gemlich mit den Kouflüten uber den Wolff. Sie sprachen, es wär ihnen also gangen mit dem Wolff. Begäb es sich, daz ihm zwen Wölff in der Wißen bekämen, daz er sich dan eins Wolffs zuerst erwert und schlüg dan den nächsten hernach. Der Wirt sprach groß Wort, wie er zwen Wölff zu Stücken wolt schlahen. Und daz wärt den gantzen Abent, biß sie zu Bet wolten gon. Und Ulenspiegel schweig stil, so lang, bitz er zu den Kouflüten uff die Kamer kam. Da sprach Ulenspiegel zu den Kouflüten: »Gute Frünt, seint stil und wachen, waz ich wil, daz wöllen Ihr auch. Lassen mir ein Liecht brennen.« Also nun der Wirt mit allem seinem Gesind zu Beth waz, so schleich Ulenspiegel leiß von der Kamern und het den todten Wolff, der da waz hart gefroren, und trug den zu dem Herd und understalt den mit Stecken, daz er uffrecht stund, und spert ihm daz Maul weit uff und steckt ihm 2 Kindsschuhe in daz Maul und get wider zu den Kouflüten in die Kamer und rufft: »Her Wirt!« Der Wirt erhort das, wan er waz noch nit entschlaffen, und riefft wider, waz sie wolten, ob sie aber ein Wolff beissen wolt. Da rufften sie: »Ach, lieber Wirt, senden uns die Magt oder den Knecht, daz er uns Trincken bring, mir künen for Durst nit bleiben!« Der Wirt waz zornig und sprach: »Daz ist der Sachssen Art, die sauffen Tag und Nacht!« und rufft der Magt, daz sie uffstünd und brächt den Trincken in die Kamer. Die Magt stund uff und gieng zum Feür und wolt [227] ein Liecht anzünden. Da sahe sie uff und sah den Wolff recht in daz Maul. So erschrack sie und laßt daz Liecht fallen und loufft in den Hoff und meint anders nit, der Wolff hät die Kinder schon uffgessen. Ulenspiegel und die Kouflüt rufften furtan umb Trincken. Der Wirt meint, die Magt wär entschlaffen, und riefft den Knecht. Der Knecht stund uff und wolt auch ein Liecht anzünden, so sicht er den Wolff auch da ston. Da meint er, daz er die Magt hät gar gessen und ließ daz Liecht fallen und lieff in den Keller. Ulenspiegel und die Kouflüt horten diese Ding, und er sagt: »Seint guter Ding, daz Spil wil jetz gut werden.« Ulenspiegel und die Kouflüt rufften zu dem driten Mal, wa der Knecht und Magt wären, das sie ihn kein Trincken brächten, daz er doch selber käm und brächt ein Liecht, sie künten nit uß der Kamern kumen. Der Wirt meint nit anders, dann der Knecht wär auch entschlaffen, und stot uff und ward zornig und sprach: »Hat der Teüffel die Sachssen gmacht mit ihrem Suffen?« und zünt ein Liecht bei dem Feür und sicht den Wolff oben an dem Hert ston und het die Schuh im Maul. Da ward er schreigen und rufft »Mordigio! Retten, lieben Fründ!« und lieff zu den Kauffleüten, die in der Kamern waren, und sprach: »Lieben Fründ, kumen mir ze Hilff, ein graußlich Thier stat bei dem Feür und het mir die Kinder, die Magt mit dem Knecht uffressen.« Die Koufleüt waren bald bereit und Ulenspiegel auch und giengen mit dem Wirt zum Feur. Der Knecht kam uß dem Keller, die Magt kam uß. dem Hoff, die Frau bracht die Kinder uß der Kamern, so daz sie noch alle lebten. Und Ulenspiegel gieng harzu und stieß den Wolff mit dem Fuß umb, der lag da und regt kein Fuß. Ulenspiegel sagt: »Daz ist ein toder Wolff, machen Ihr daruß so ein Gerieff, waz seint Ihr für ein Blödman? Beisset Uch ein toder Wolff in Üwerem Huß und jagt Uch und als Üwer Gesind in die Winckel? Und ist nit lang, da wolten Ihr 2 Wölff, die lebendig wären, in dem Feld schlahen, sunder es ist Uch in den [228] Worten als manchem in dem Sin!« Der Wirt hort und vernam, daz er genart waz, und geet in Kamer zu Bet und schampt sich seiner grossen Wort und daz ihn ein tod Wolff und alle sein Gesind verfürt het. Die Kouflüt lachten und bezalten, waz sie und Ulenspiegel verzert hetten, und reiten von danen. Und nach der Zeit sagt der Wirt nit so vil von seiner Manheit.

Die 79. Histori

[229] Die 79. Histori sagt, wie Ulenspiegel zu Cöl dem Wirt uff den Tisch scheiß unnd ihm sagt, er würt kumen, da er eß fünd.

Gar bald darnach kame Ulenspiegel gen Cöln in ein Herberg, und er truckte sich zwen oder drei Tag, daz er sich nit zu erkennen gab. Und in den Tagen merckt er, daz der Wirt ein Schalck waz. Da gedacht er: »Wa der Wirt ein Schalck ist, da haben es die Gäste nit gut, du soltest ein ander Herberg suchen.« Des Abens merck der Wirt an Ulenspiegeln, das er ein ander Herberg het. Da weiß er die andern Gäst zu Bet und ihn nit. Da sprach Ulenspiegel: »Wie, Her Wirt, ich bezal mein Kost so thüer als die Ihr zu Bet weisen, unnd ich sol hie uff der Benck schlaffen?« Der Wirt sprach: »Sehe, da hast ein par Leilachen!« und ließ einen Furtz und uff der Stet noch einen und sprach: »Sehe, da hast du einen Houptpfulwen!«, und zum driten ließ er aber einen her dretten, daz er stanck, und sagt: »Seh, da hast du ein gantz Bet, behilff dich biß morgen und leg sie mir zu Hauff, daz ich sie beieinander widerfind.« Ulenspiegel schweig stil und gedacht sich: »Das merckest du wol, du must den Schalck mit einem Schalck bezalen«, und lag die Nacht uff der Benck. Da het der Wirt ein süberlichen Dischtaffel mit Fligelen. Die det Ulenspiegel uff und scheiß daruff einen grosen Huffen und thet daz wider zu. Des Morgens taget es ihm frieg und gieng für des Wirts Kamer und sprach: »Her Wirt, ich danck Euch für die Nachtherberg!« und ließ mitt dem einen großen Scheiß und sagt zu ihm: »Seint, das seint die Federen von dem Beht. Den Houptpfulgen, Leinlachen, Decken mit dem Beht hab ich zusamen in einen Huffen gelegt!« Der Wirt sagt: »Her Gast, das ist gut, ich wil darnach lugen, wann ich uffstee.« [230] Ulenspiegel sagt: »Daz thun! Lugent umb, Ihr werden daz finden!« und gat damit uß dem Hus. Der Wirt solt des Mittags vil Gäst haben und sagt, uff der hübschen Taffelen sollen die Gäst eßen. Als er nun die Taffel uffthet, gieng ihm ein böser Geschmack under Ougen und findt den Treck darin und sprach: »Er gibt den Lon nach den Wercken, ein Furtz mit einem Scheissen bezalt.« Da hieß er ihn wider holen und wolt ihn bas probieren. Ulenspiegel kam wider, und er und der Wirt vertrugen der Schalckheit so, das er hinfurt uff ein gut Beht kam.

Die 80. Historie

[231] Die 80. Historie sagt, wie Ulenspiegel den Wirt mit dem Klang von dem Geld bezalt.

Lang Zeit was Ulenspiegel zu Coln in der Herberg, da begab es sich, das die Kost, die ward also spat zum Feür bracht, so daz es hoch Mitag ward, ee die Kost gerecht ward. Daz verdroß Ulenspiegel ser, daz er so lang solt fasten. Da sah der Wirt wol an ihm, daz es ihn verdros, und der Wirt sprach zu ihm: »Wer nit beiten kund, bis die Kost gerecht würt, der möcht eßen, waz er het.« Ulenspiegel gieng und aß ein Simlen uff und gieng da sitzen uff den Hert. Und da es 12 schlug, der Tisch ward gedeckt, die Kost ward daruff bracht, der Wirt gieng mit den Gästen sitzen, und Ulenspiegel bleib in der Küchin. Der Wirt, er sprach: »Wie, wilt du nit zum Disch sitzen?« »Nein«, sprach er, »ich mag nit essen, ich bin des Geschmack von dem Gebrates vol worden.« Der Wirt schweig und aß mit den Gästen und nach Essenzeit bezalt die Urten. Der ein wandert, der ander bleib, und Ulenspiegel saß bei dem Feür. Da kumpt der Wirt mit dem Zalbret und was zornig und sprach zu Ulenspiegel, daz er ufflegt 2 Cölisch Weißpfenning für daz Mal. Ulenspiegel sprach: »Her Wirt! Seint Ihr ein solich Man, daz Ihr Gelt von einem nemen, der da Üwer Speiß nit ißt?« Der Wirt sprach fentlich, daz er das Gelt geb. Hät er nit gessen, so wär er doch des Geschmacks vol worden. Er wär da gesessen uber dem Braten, daz wär so vil, als wär er uber der Taffelen gsesen und hät darvon gessen, daz wolt er ihm für ein Mal rechen. Ulenspiegel zoch herfür ein Cöllisch Weißpfenning und warff den uff [232] den Banck. »Her Wirt, hören Ihr wol disen Klang?« Der Wirt sprach: »Disen Klang hör ich wol.« Ulenspiegel waz endlich bei dem Pfennig und stiß den wider in den Säckel und sagt: »So vil als Euch der Klang hilfft von dem Pfenning, so vil hilfft mich der Geruch von dem Braten in meinem Buch.« Der Wirt ward unwürß, dan er wolt den Weißpfenig haben, und Ulenspiegel wolt ihm den nit geben und stielt daz in das Recht. Der Wirt ubergab daz und wolt für das Recht nit. Ihm was leid, daz er ihn bezalt hät, also er thet mit der tafelen, und ließ ihn damit faren. Und Ulenspiegel zog von danen, so daz ihn der Wirt eret mit der Zerung, und hub sich wider uff von dem Rein und zog wider in das Land zu Sachssen.

Die 81. Histori

[233] Die 81. Histori sagt, wie Ulenspiegel zu Rostuck hinweg scheid.

Mit Ernst reißt Ulenspiegel von Rostock, als er die Schalckheit gethon, und kam in ein Flecken zu Herberg. Und in dem Huß was nit vil zu essen, dann da was eitel Armut, und der Wirt im Hus het vil Kinder und dabei was Ulenspiegel gantz ungern. Da band Ulenspiegel sein Pferd in den Stal und gieng dahin in daz Huß und kam zu dem Feür und fand einen kalten Herd und ein lere Wonung. Da verstund er wol, daz nüt dan Armut was. Da sprach er: [234] »Her Wirt, Ihr haben böß Nachburen.« Der Wirt sagt: »Ja, Her Gast, das hab ich, sie stelen mir alls, daz ich im Hus hab.« Da ward Ulenspiegel lachen und gedacht: »Hie ist der Wirt als der Gast!« Er het wol Lust dazebleiben, sunder die Kinder möcht er nit leiden, wann er sahe, daz sie giengen und thetten ihr Gemach hinder die Hußthür, ein Kind nach dem andern. Da sprach Ulenspiegel zum Wirt: »Was seint doch Euwer Kinder so unsuber! Haben sie kein Stat, da sie möchten ihr Gemach thun, dan hinder die Hußthür?« Der Wirt sprach: »Her Gast, was schelten Ihr daran? Mir mißfält nit daran, ich reiß morn hinweg.« Ulenspiegel schweig darnach. Da er Not het, da scheiß er auch ein grossen Huffen Trecks zu dem Feüer. So kumpt der Wirt gon, dieweil Ulenspiegel uber seinem Werck was, und sprach: »Das dich der Ritschit! Scheißest du zu dem Feur? Ist der Hoff nit weit gnug?« Ulenspiegel sprach: »Her Wirt, was schelten Ihr doch? Daran da leigt mir auch nit an, ich reiß täglich hinweg«, und saß uff sein Pferd und zu der Dür uß. Der Wirt ruff ihm nach: »Halt, und mach den Treck von dem Herd hinweg!« Ulenspiegel sprach: »Wer der letst sei, der ker das Huß. So ist mein Treck und Euwer Treck zu einem ußkeret.«

Die 82. Histori

[235] Die 82. Histori sagt, wie Ulenspiegel einen Hund schand und gab das Fel der Wirtin zu Bezalung, darumb das er mit ihm aß.

Nun begab es sich, daz Ulenspiegel kam an ein Ort zu Huß und findt die Wirtin allein. Und da het die Wirtin ein zöttigs Hündlin, den het sie gantz lieb und der must allezeit uff der Schoß ligen, wan er müßig was.

Als nun Ulenspiegel bei dem Feur saß und tranck uß der Kannen, da het die Fraw den Hund darzu gewent, wann sie Bier tranck, so müst sie dem Hund Bier in ein Schüssel geben, daz er auch tranck. Als nun Ulenspiegel saß und [236] tranck, da stund der Hund uff und geliebet sich zu Ulenspiegeln unnd sprang ihm an den Halß. Daz sah die Wirtin und sprach: »Ach geben ihm trincken in die Schüssel, daz ist sein Meinung.« Ulenspiegel sagt zu ihr: »Gern.« Die Wirtin get und thut ihr Ding, daz sie zu schaffen het, und Ulenspiegel trinck und gibt dem Hund auch in die Schüssel und darin ein Bissen Fleisch, so das der Hund gar vol ward und legt sich zu dem Feür und streke sich, so lang er was. Da sagt Ulenspiegel zu der Wirtin: »Wir wöllen rechen«, und sprach wider, »liebe Wirtin, ob ein Gast Euwer Kost isset und Euwers Biers trincket und er het kein Gelt, wolten Ihr dem Gast auch borgen?« Die Wirtin hüt sich nit dar für, daz er den Hund het gemeint, und gedacht, er wär derselbig Gast, und sagt zu ihm: »Her Gast, man borgt hie nit, man muß Gelt geben oder Pfand.« Ulenspiegel sprach: »Des bin ich meinß Teils zufriden, ein anderer sorg für daz sein.« Da gat die Wirtin hinweg, und als Ulenspiegel kund zuwegen bringen, da nimpt er den Hund under den Rock in den Stal und zeucht ihm das Fel ab und gat wider in das Hus zu dem Feür und het des Hunds Fel under dem Rock. Da hieß Ulenspiegel die Wirtin zu ihm kumen und sagt: »Lassen uns rechen.« Die Wirtin recht und Ulenspiegel legt daz halb Geloch. Da sprach die Wirtin, wer daz ander halb bezalen solt, er hät daz Bier allein getruncken. Ulenspiegel sagt: »Nein, ich hab daz nit allein getruncken, ich het ein Gast, der tranck auch mitt und der het kein Gelt, sunder er het gut Pfand, der sol die ander Halb bezalen.« Die Wirtin sagt: »Waz ist daz für ein Gast? Waz haben Ihr für ein Pfand?« Ulenspiegel sprach: »Da ist sein allerbester Rock, den er anhet«, und zoch das Hundsfel under dem Rock herfür und sprach: »Sehen, Wirtin, daz ist des Gasts Rock, der mit mir tranck.« Die Wirtin erschrack und sahe wol das, daz es ihres Hunds Fel waz, und ward zornig unnd sprach: »Das dir nimer Glück besche! Warumb hast du mir [237] meinen Hundt abgezogen?« und flucht. Ulenspiegel sprach: »Wirtin, das ist Euwer eigen Schuld, ick laß Uch fluchen. Ihr sagten mir selber, ich solt dem Hund inschencken, und ich sagt, der Gast hat kein Gelt. Ihr wolten ihm nit borgen, Ihr wolten Gelt oder Pfand haben. So het er kein Gelt und daz Bier must bezalt sein, so müst er den Rock zu Pfand lassen. Den nemen nun für sein Bier, den er getruncken hat.« Die Wirtin ward noch zorniger und hieß ihn uß dem Huß gon und solt darumb nimmer kumen. Ulenspiegel sagt: »Ich wil uß Euwerm Huß nit gon, ich wil daruß reiten«, und sattelt sein Pferd und reit zu der Thüren uß und sprach: »Wirtin, bewaren das Pfand so lang, das ich Euwer Gelt uberkum, und ich wil noch einß wider ungeladen kumen. Ist es dann, daz ich nit mit Euch trinck, so darff ich kein Bier bezalen.«

Die 83. Histori

[238] Die 83. Histori sagt, wie Ulenspiegel dieselbige Wirtin uberred, das Ulenspiegel uff dem Rad läg.

Horen, was Ulenspiegel zu Stasfurt getriben het, wan dabei leit ein Dorff, da kam er hin zu Herberg und zoch ander Kleider an und gieng in sein Herberg und vernam, in dem Huß da ston ein Rad. Da legt er sich oben daruff und bot der Wirtin ein guten Tag und fragt sie, ob sie nit etwas gehört hät von Ulenspiegeln. Sie sagtt, was sie von dem Schalck hören solt, sie möcht ihn nit nenen hören. Ulenspiegel sprach: »Fraw, waz het er Uch geton, das Ihr ihm so gram seint; doch wa er hinkam, da schied er on [239] Schalckheit nit.« Sie sprach: »Daz bin ich wol innen worden, er kam auch har und schand mir mein Hund und legt mir das Fel für daz Bier, daz er getruncken het.« Ulenspiegel sprach: »Fraw, daz ist nit wol gethon.« Die Wirtin sprach: »Es würt ihm auch schälklichen gon.« Er sprach: »Fraw, daz ist beschenen, er ligt uff dem Rad.« Die Wirtin sprach: »Daz sei Got gelobt.« Ulenspiegel sagt: »Ich bin es, ade, ich far dahin.«

Die 84. Histori

[240] Die 84. Histori sagt, wie Ulenspiegel ein Wirtin mit bloßem Ars in die heiß Eschen setzt.

Bosse und zornig Nachred bringen bösen Lon. Als Ulenspiegel von Rom reißt, da kam er in ein Dorff, da waz ein groß Herberg und der Wirt waz nit zu Huß. Da sprach Ulenspiegel zu der Wirtin, ob sie auch Ulenspiegeln kandt. Die Wirtin sagt: »Nein, ich ken sein nit, aber ich hab wol von ihm gehört, daz er sei ein ußgeleßner Schalck.« Ulenspiegel sprach: »Liebe Wirtin, warumb sagen Ihr, daz er ein Schalck ist, und Ihr kennen ihn nit?« Die Fraw sprach: [241] »Waz ist daran gelegen, daz ich ihn nit ken? Da ist kein Macht an gelegen, die Leüt sagen, er sei ein böser Bub.« Ulenspiegel sagt: »Liebe Fraw, het er Uch je Leides gethon? Ist er ein Schalck, daz haben Ihr vom Hörsagen.« Die Fraw sprach: »Ich sag, als ich von den Leüten gehört hon, die zu mir uß und eingon.« Ulenspiegel schweig, und des Morgens taget es ihm gantz frie und scharr die heiß Eschen voneinander und geet zum Bet und nimpt die Wirtin uß dem Schlaff uff und setzt sie mit dem blossen Arß uff die heiß Esch und verbrant ihr den Arß gar und sprach: »Sent, Wirtin, nun mögen Ihr wol von Ulenspiegeln sagen, daz er ein Schalck ist, Ihr empfinden es nun, und Ihr haben ihn gesehen, hiebei mögen Ihr ihn kenen.« Daz Weib ward rieffen zu Jomer und Ulenspiegel get uß dem Huß und lacht und sprach: »Also sol man die Romfart volbringen.«

Die 85. Histori

[242] Die 85. Histori sagt, wie Ulenspiegel einer Wirtin in das Bet scheiß und die Wirtin uberredt, das es ein Pfaff gethon hät.

Bese Schalckheit richt Ulenspiegel zu zu Franckfurd an der Adern. Da kam er hin wandern mit einem Pfaffen und zochen beid in die Herberg. Uff den Abent so thet ihn der Wirt gantz gütlich und gab ihn Fisch und Wilbrecht. Als sie nun zu Disch sitzen wolten, setzt die Wirtin den Pfaffen oben an, und waz Guts in der Schüsseln waz, legt die Wirtin dem Pfaffen für und sagt: »Her, daz essen Ihr von meinentwegen.« Ulenspiegel saß unden an dem Tisch und sahe den Wirt und Wirtin fast an, aber niemans legt ihm etwaz für oder hieß ihn essen und müst doch gleich viel gelten. Daz Mal ward volbracht, und als es nun Schlaffenszeit was, da ward Ulenspiegel und der Pfaff in ein Kamer gelegt und jetlichem ward ein schön Beth bereit, daruff sie schlieffen. Nun des Morgens zu guter Zeit stund der Pfaff uff und bet sein Zeit und bezalt darnach dem Wirt und zoch fürter. Ulenspiegel bleib ligen, biß daz es 9 wolt schlagen, und scheiß in daz Bet, daruff der Pfaff gelegen waz.

Da fragt die Wirtin den Hußknecht, ob der Pfaff oder die andern Gäst uffgestanden wären oder ob sie auch gerecht und bezalt hätten. Der Knecht sprach: »Ja, der Pfaff stund vor einer guten Zeit uff und betet sein Zeit und bezalt und wandert fürter, aber den andern Gesellen hab ich disen Tag nit gesehen.« Die Fraw besorgt, er wär kranck, und gieng in die Kamer und fragt Ulenspiegeln, ob er nit uffston wolt. Er sagt: »Ja, Wirtin, ich was nit wol zu pas.« In dem wolt die Fraw die Leilachen von des Pfaffen Beth nemen. Da sie nun daz uffdeckt, da lag ein großer Treck [243] mitten in dem Beth. »Je, behüt mich Got!« sprach sie, »was leit hie?« »Ja, liebe Wirtin, daz verwundert mich nit,« sprach Ulenspiegel, »dann nächten waz Guts uff den Tisch kam und daz allerbest ward dem Pfaffen fürgelegt. Und waz kein ander Sagen den gantzen Abent dann: Her, essen daz uff. Und mich verwundert, daz es dabei bliben ist, so vil, als der Pfaff aß, daz er die Kamer nit auch vol geschissen hat.«

Die Wirtin flucht dem unschuldigen Pfaffen und sagt, wann er widerkäm, er solt fürter gon, aber Ulenspiegel, den frumen Knecht, den wolt sie gern herbergen.

Die 86. Histori

[244] Die 86. Histori sagt, wie ein Hochländer Ulenspiegeln gebraten Öpffel uß der Kachelen aß, darein er Saffonien gethon het.

Recht und redlich bezalt Ulenspiegel einen Hochländer. Wann es begab sich uff ein Zeit zu Antdorff in einer Herberg, da waren holändische Kouflüt in, und Ulenspiegel ward ein wenig kranck, daz er kein Fleisch möcht, und kocht ihm weich Eiger. Als nun die Gäst zu Disch sassen, da kumpt Ulenspiegel auch zu dem Tisch und bracht die weichen Eier mit ihm. Und der ein Hohländer sah Ulenspiegeln für einen Buren an und sprach: »Wie, Buer, magst du des Wirts Kost nit, sol man dir Eiger kochen?«, und mit dem nimpt er die Eier beid und schlächt sie uff und schütet eins nach dem andern zu Halß und legt die Schalen für Ulenspiegeln wider und sagt: »Seh hin, leck daz Vaß, der Dotter ist heruß.« Die andern Gäst lachten des und Ulenspiegel mit ihn. Uff den Abent koufft Ulenspiegel ein hüpschen Apffel, den hülecht er inwendig uß und stieß den vol Fliegen oder Mucken unnd briet den Apffel müßlichen und schälet den Apffel und bezettelt den ußwendig mit Imber. Als sie nun des Abentz wider zu Disch sassen, da bracht Ulenspiegel uff einem Deller den gebraten Apffel und kert sich von dem Disch, als ob er mee holen wolt. Als er nun den Rücken wendet, so greifft der Holänder zu und nimpt ihm den gebraten Apffel von dem Deller und schluckt den bald in. Von Stund ward sich der Holänder brechen und brach sich [245] auch alles, daz er im Leib het, und ihm ward gantz unrecht, so daz der Wirt meint und die andern Gäst, er hät ihm in dem Apffel vergeben. Ulenspiegel sagt: »Daz ist kein Vergifft, es ist ein Reinigung seins Magens, wa einem begirigen Magen bekumpt kein Kost wol. Hät er mir das gesagt, daz er den Apffel so begirig wolt haben ingeschluckt, ich wolt ihnn haben dafür gewarnt. Wan in den weichen Eigern kamen kein Mucken, aber in dem gebraten Apffel lagen sie. Daz müst er wider von ihm brechen.« Mit dem kam der Holänder wider zu ihm selbs, daz es ihm nit schadet, und sprach zu Ulenspiegeln: »Iß und brat, ich iß nit mee mit dir, hätst du schon Krometfögel.«

Die 87. Histori

[246] Die 87. Histori sagt, wie Ulenspiegel macht, das ein Frauw alle ihr Häffen entzweischlug uff dem Marckt zu Bremen.

Da nun Ulenspiegel dise Schalckheit het ußgericht, reißt er wider gen Bremen zu dem Bischoff. Der het mit Ulenspiegel vil Schimpffs und het ihn auch lieb, und allezeit richt er ihm ein schimpflich Abentür zu, das der Bischoff lacht und hielt ihm sein Pferd kostfrei. Da thet Ulenspiegel, als ob er der Büberei müd wär und wolt gon in die Kirch. [247] Da speihet ihn der Bischoff vast, da kert er sich nit an und gieng und betet, daz ihn der Bischoff zuletst reitze uff daz allerhinderst. Da het sich Ulenspiegel heimlich mit einer Frawen vertragen, die waz eins Haffners Fraw. Die saß bei dem Marckt und het Häffen feil. Die Hafen bezalt er der Frawen allesamen und vertrug sich mit ihr, wie sie denn thun solt, wann er ihr winckt oder Zeichen gäb. Da kam Ulenspiegel wider zu dem Bischoff und thet dergleichen, wie er wär in der Kirchen gewesen. Der Bischoff fiel ihn wider an mit seinem Gespöt. Zuletst sprach Ulenspiegel zum Bischoff: »Gnädiger Her, kumen har mit mir an den Marckt, da stet ein Hafferin mit irderen Häffen. Ich wil mit Euch wetten, ich wil ihr nit zusprechen noch mit Gesicht wincken, ich wil sie mit stillen Worten darzu bringen, daz sie uffston sol und sol nemen ein Stecken und die irdern Häffen selber entzweischlagen.« Der Bischoff sprach: »Daz lüst mich wol zu sehen«, aber er wolt mit ihm wetten umb 30 Gulden, die Fraw thät daz nit. Die Wetung ward angeschlagen, und der Bischoff gieng mit Ulenspiegel uf den Marckt. Ulenspiegel zügt ihm die Fraw und giengen uff daz Rathuß, und Ulenspiegel bleib bei dem Bischoff und thet soliche Gebärd mit Worten und Wercken, wie er die Fraw darzu bringen wolt, daz sie daz also thun solt. Zuletst gab er der Frawen daz Zeichen als ihr Abscheid waz, da stot sie uff und nimpt ein Stecken und schlächt die irdern Häffen all entzwei, das des alleman lachten, die bei dem Marckt waren. Als nun der Bischoff wider inn seinen Hoff kam, da nam er Ulenspiegel uff ein Seiten und sagt zu ihm, das er ihm daz sagen solt, wamit er das macht, das die Fraw ihr eigene Häffen entzweischlug, so wolt er ihm die 30 Guldin geben, so dan verwettet wär. Ulenspiegel sagt: »Ja, gnädiger Her, gern«, und sagt ihm, wie er zum ersten die Häffen bezalt hät und daz mit der Frawen hät angelegt. Er hät daz mit der schwartzen Kunst nit gethon und sagt ihm [248] alle Ding. Da lacht der Bischoff und gab ihm die 30 Guldin, und er müst ihm daz geloben, daz er daz niemans wolt sagen, und solt ihm darzu einen feißten Ochsen besseren. Ulenspiegel sagt ja, er wolt daz gern verschweigen, und war auch fertig und stund uff und zoch von danen.

Als nun Ulenspiegel hinweg waz, da saß der Bischoff mit seinen Rittern und Knechten uber dem Tisch und sprach zu ihnen, wie er die Kunst kunt, wie er die Fraw auch darzu wolt bringen, das sie all ihr Häfen entzweischlüg. Die Ritter und Knecht begerten nit zu sehen, daz sie die Häffen entzweischlieg, sunder daz sie die Kunst möchten wissen. Der Bischoff sprach: »Wil mir Üwer jeder geben ein guten feißten Ochsen in mein Kuchen, ich wil Uch die Kunst alle leren.« Da waz daz nun im Herbst, daz die Ochsen bei dem Feisten seint und jeder gedacht: »Du soltest ein par Ochsen wagen, sie kumen dich doch nit hart an, uff das du die Kunst möchst leren.« Und die Ritter und Knecht boten dem Bischoff ein jeder ein feißten Ochsen und brachten sie zusamen, so daz der Bischoff uberkam 16 Ochsen und ein jeder Ochß waz 4 Guldin wert, so daz die 30 Guldin, die er Ulenspiegel gab, waren dreifältig bzalt. Und dieweil kam Ulenspiegel reiten, als die Ochsen beieinanderstunden, und sprach: »Von diser Büt gehört mir daz Halb.« Der Bischoff sagt zu Ulenspiegel: »Halt du mir, als du mir gelobt hast, ich wil dir auch halten, als ich dir gelobt hab, und laß deine Herren auch bei ihrem Brot bleiben«, und gab ihm ein feißten Ochsen. Den nam Ulenspiegel und danckt dem Bischoff. Nach, so nam der Bischoff dieselben sein Diener, hub an unnd sprach, das sie ihm zuhörten, er wolt ihn die Kunst sagen, und sagt ihn alle Ding, wie sich Ulenspiegel forhin mit der Frawen vertragen hät und er die Häffen vor bezalt hät. Als er nun das zu dem Bischoff sprach, sassen alle sein Diener, als ob sie mit List betrogen wären und ihr keiner dorfft vor dem andern etwas reden. Der ein kratzt uff dem Kopff, der ander kratzt den Nacken, der Kouff het [249] sie allsamen berüwen, dan sie miegten sich all umb ihr Ochsen. Zuletst müsten sie zufriden sein und trösten sich damit, es wär ein genädiger Her, ob sie ihm schon die Ochsen müsten gegeben haben, so bliben sie auch darbei, und wär daz in Schimpff geschehen. Sunder sie miegt nit so ser in den, dann das sie so groß Doren wären, das sie ihr Ochsen für die Kunst hätten geben, und was ein soliche wackelig, unnd das Ulenspiegel hät ein Ochsen uberkumen.

Die 88. Histori

[250] Die 88. Histori sagt, wie ein Buer Ulenspiegeln uff ein Karren setzt, der Flumen gen Lübeck uff den Marckt füren wolt, die er bescheiß.

Uf ein Zeit hielten die durchlüchtigen und hochgebornen Fürsten von Brunschwick ein Rennen und Stechen und Tornieren mit vil frembden Fürsten und Herren, Ritter und Knechten in der Stat zu Einbeck, und mit ihren Hindersassen. Nun waz es in dem Sumer, das die Pflomen und ander Ops zeitig waren. Da waz zu Oldenburg bei Einbeck ein frumer, einfältiger Buersman, der het ein Garten mit Pflumenbeimen. Der ließ brechen ein Karch vol Pflumen und wolt damit gen Einbeck faren, als dan da vil Folcks waz, und meint, deren da bas abzukumen dan zu andern Zeiten. Als er nun für die Stat kam, da lag Ulenspiegel under einem grünen Boum in dem Schatten unnd het sich in der Herren Höff ubertruncken, daz er weder essen noch trincken möcht und einem todten Menschen gleicher dan einem lebendigen was. Als nun der frum Man bei ihm har fur, da sprach Ulenspiegel den Man an gantz krancklich, als er kund, und sprach: »Ach, gut Fründ, sich, hie bin ich so kranck drei Tag und Nacht on aller Menschen Hilff hie gelegen, und wa ich noch einen Tag also ligen sol, so möcht ich wol Hunger und Durst sterben. Darumb für mich umb [251] Gots willen für die Stat.« Der gut Man sprach: »Ach, gut Fründ, ich wolt daz gern thun, aber ich hab Pflumen uff dem Karch, so ich dich daruff setzt, so machest du mir die alle zuschanden.« Ulenspiegel sagt: »Nim mich mit, ich wil mich wol vornan uff dem Karch behelffen.« Der Man waz alt. Das thet seinem Leib und Leben we, ee er den Schalck, der sich uff daz schwerst macht, uff den Karren bracht, und fur da umb des Krancken willen dester gemacher.

Da nun Ulenspiegel ein Weil gefaren waz, zoch er daz Straw von den Pflumen und stigt hinder seinem Rücken heimlich uff und bescheiß dem armen Man sein Pflumen und zoch daz Strow wider darüber. Als nun der Buer in die Stat kam, da rufft Ulenspiegel: »Halt, halt! Hilff mir von dem Karch, ich wil hie ussen vor dem Thor bleiben.« Der gut Man halff dem argen Schalck von dem Karch und fur sein Straß den nächsten Weg zu dem Marckt. Da er daruff kam, spant er sein Pferd uß und reit daz in die Herberg. Indem kamen vil Burger zu dem Marckt. Under ihnen was einer, der allzeit der erst waz, wann dahin etwas zu Marckt kam, und doch selten etwaz koufft. Der kam auch dazu und zoch daz Strow bei halber herab und bescheiß die Händ. Indem kam der Man wider uß seiner Herberg. Ulenspiegel het sich verkleidet und kam auch ein ander Weg har gon und sagt zu dem Buern: »Was hast du zu Marckt bracht?« »Pflumen«, sagt der Buer. Ulenspiegel sagt: »Du hast bracht als ein Schalck, die Pflumen seint beschissen, man solt dir daz Land mit den Pflumen verbieten!« Der lugt darnach und sah, das es also waz, und sprach: »Vor der Stat lag ein kranck Mensch, der sah gleich als der, der hie stat, dann daz er ander Kleider anhet. Den fürt ich umb Gots willen für daz Thor. Derselb Schalck hat mir den Schaden gethon.« Ulenspiegel sagt: »Der Schalck wär wol Schlahens wert.« Also müst der frum Man die Pflumen hinweg füren uff die Schelmengrub und dorfft sie niergen verkouffen.

Die 89. Histori

[252] Die 89. Histori sagt, wie Ulenspiegel die Münch zu Mariental zu der Metten zalt.

Nun bei der Zeit, als Ulenspiegel alle Land umb louffen het und was alt und verdrossen worden, da kam ihn ein Galgenruw an und gedacht, wie er sich wolt in ein Closter [253] ergeben mit seiner Armut und sein Zeit vol schleißen und Got dienen sein Leben lang für sein Sünd, wan Got uber ihn gebüt, daz er nit verloren würd. Da kam er uff daz zu dem Apt von Mariental und bat ihn, daz er ihn zu einem Bruder wolt uffnemen, er wolt dem Closter alles hinder ihm lassen. Der Apt waz auch wol mit Narren und sagt: »Du bist noch vermüglich, ich wil dich gern uffnemen, als du gebetten hast, aber du must etwaz thun und ein Ampt haben, da du sihest, daz mein Brüder und ich all zu thun haben und jedem ist etwaz befolen.« Ulenspiegel sagt: »Ja, Herr, gern.« »Wolan, in Gots Nomen, du arbeitest nit gern, du solt unser Portner sein, so bleibst du in deinem Gemach und hast mit allen kein Bekümerniß, allein Kost und Bier uß dem Keller zu holen und die Port uff – und zuschliessen.« Ulenspiegel sagt: »Wirdiger Her, daz vergelt Euch Got, daz Ihr mich alten krancken Man so wol bedencken, ich wil auch thun alles, das Ihr mich heißsen, und lassen alles, daz Ihr mir verbieten.« Der Apt sprach: »Seh hin, den Schlüssel, du solt nit jederman in lassen, den driten oder den fierden laß kum in, dan so vil inlassen, sie fressen wol daz Closter arm.« Ulenspiegel sagt: »Wirdiger Her, ich wil ihm recht thun.« Und alle, die da kamen, sie gehorten in daz Closter oder nit, ließ er allezeit nur den fierden in und nit me. Die Klag kam für den Apt, der sagt zu Ulenspiegel: »Du bist ein ußerlesen Schalck, wilt du die nit hareinlassen, die harein ergeben seint und harein gehören?« »Her«, sagt Ulenspiegel, »den fierden, als Ihr mich geheissen haben, hab ich eingelasen und nit mee und hab Euwer Gebot volbracht.« »Du hast gethon als ein Schalk«, sprach der Apt und wär sein gern wider ledig gewesen und setzt ein anderen Beschliesser, dan er vernam wol, daz er sein alten Dück nit lassen wolt. Da gab er ihm ein ander Ampt und sagt: »Sich, du solt die Münich nachts in die Metten zälen, und wa du einen ubersiehest, so solt du wandern.« Ulenspiegel sagt: [254] »Her, das ist mir schwer zu thun, doch wan es nit anders sein mag, muß ich das machen, wie es zu dem bessern werden mag.« Und des Nachts brach er etlich Staffeln ab von der Stegen. Und was der Prior ein gotfrum alt Münich und allezeit der erst zu der Metten, der stilliklichen zu der Stegen kam. Und als er meint, uff die Steg zu tretten, da trat er durch hin und viel ein Bein entzwei. Also riefft er jämerlichen, das die anderen Brüder zulieffen und wolten sehen, was ihm wär. Da viel je einer nach dem andern die Steg hinab. Da sprach Ulenspiegel zu dem Apt: »Wirdiger Her, hab ich nun mein Ampt ußgericht, ich hab die Münich alle gezalt«, und gab ihm das Kerbholtz, daran er sie all geschnitten het, wan je einer nach dem anderen heraberfiel. Der sprach: »Du hast gezalt als ein verheit Schalck, gang mir uß meinem Closter und louff zu dem Teüffel, war du wilt.« Also kam er geen Mollen, da ward er mit Kranckheit umbgeben, das er kurtz darnach starb.

Die 90. Histori

[255] Die 90. Histori sagtt, wie Ulenspiegel zu Mollen kranck ward und dem Apotecker in die Büchßen scheiß und wie er in den Heiligen Geist gebracht ward und seiner Muter ein süß Wort zusprach.

Ellend unnd vast kranck ward Ulenspiegel, als er von Mariental gen Mollen kam. Da zoch er zu dem Appotecker in zu Herberg umb Artznei willen. Da waz der Apotecker auch etwaz geil und gemelich und gab Ulenspiegeln ein scharpff Purgatz. Da es nun gegen den Morgen gieng, da ward die Purgatz würcken, und Ulenspiegel stund uff und wolt der Purgatz ledig werden. Da waz daz Huß allenthalben beschlossen, und ihm ward Angst und Not, und er kam in die Appoteck und scheiß in ein Büchß und sprach: »Hie kam die Artznei uß, da muß sie wider ein, so verleurt der Appotecker nit, ich kan doch sunst kein Gelt geben.« Da daz der Appotecker inen ward, da flucht er Ulenspiegeln und wolt ihn im Huß nit haben und ließ ihn in den Spital (der hieß Der helig Geistt) bringen. Da sagt er zu den Lüten, die ihn hinfurten: »Ich hab da vast nach gestanden und Got allezeit gebetten, das der heilig Geist solt in mich kumen, so sendt er mir das Widerteil, daz ich nun in den heiligen Geist kum und er bleibt uß mir und kum in ihn.« Die Leüt lachten sein und giengen von ihm. Und als eins Men schen Leben ist, so ist auch sein End. Das ward seiner Muter kuntgethon, daz er kranck wär. Die ward bald gerecht und kam zu ihm und meint, von ihm Gelt zu uberkumen, wann sie waz ein alte arme Fraw. Da sie nun [256] zu ihm kam, ward sie weinen und sprach: »Mein lieber Sun, wa bist du kranck?« Ulenspiegel sprach: »Liebe Muter, hie zwüschen der Kisten und der Wand.« »Ach, lieber Sun, sprich mir noch zu ein süs Wort.« Ulenspiegel sprach: »Liebe Muter, Honig, das ist ein süß Krut.« Die Muter sprach: »Ach, lieber Sun, gib mir dein süß Ler, da ich dein bei gedencken mag.« Ulenspiegel sagt: »Ja, liebe Muter, wan du wilt deins Gemachs thon, so ker den Arß von dem Wind, so gat dir der Gestanck nit in die Naß.« Die Muter sprach: »Lieber Sun, gib mir doch etwas von deinem Gut.« Ulenspiegel sagt: »Liebe Muter, wer da nüt hat, dem sol man geben, und der etwas hat, dem sol man etwas nemen. Mein Gut ist verborgen, das niemans weiß. Findest du etwas, das mein ist, das magchst du angreiffen, doch ich gib dir von meinem Gut alles, das krumb ist und recht ist.«

Dieweil ward Ulenspiegel ser kranck, das die Leüt ihn ansprachen, das er beichtet und Gots Recht neme. Das thet Ulenspiegel, dan er befand wol, daz er des Lägers nit uffkäm.

Die 91. Histori

[257] Die 91. Histori sagt, wie Ulenspiegel sein Sünd solt beruwen, da ruwet ihn dreierlei Schalckeit, die er nit gethon het.

Ruw unnd Leid solt Ulenspiegel haben umb sein Sünd in seiner Kranckheit, das ihm die Gotzrecht werden möchten, daz er dester süsser sterben mocht, sagt ihm ein alt Begin. Zu der sagt Ulenspiegel: »Daz geschicht nit, das ich süß sterb, wan der Tod ist bitter, auch warumb solt ich heimlichen bichten? Das ich in meinem Leben gethon hab, daz ist vil Landen und Leüten bekant. Wem ich etwas Gutes hab gethon, der wirt mir es wol nachsagen, hab ich einem etwaz Böses gethon, der wel daz uber meinen Rüwen nit schweigen. Mich ist dreierlei berüwen und ist mir leid, daz ich es nit gethon habe und thun kunt.« Die Begin sprach: »Lieber Gott, das lassen Euch lieb sein. Ist daz etwaz Böß, das Ihr daz gelassen haben, und lassen euch leid sein Euwer Sünd.« Ulenspiegel sagt: »Fraw, mir ist leid, daz ich doch dreierlei nit gethon hab und kund es auch nie uberkumen.« Die Begin sprach: »Waz seint die Ding? Seint sie gut oder böß?« Ulenspiegel sprach: »Es seint drei Ding, daz erst ist das: In meinen jungen Tagen, wan ich sah, daz ein Man uff der Strassen gieng und dem der Rock lang under dem Mantel ußhing, dem gieng ich nach und meint, der Rock wolt ihm entpfallen, daz ich möcht den uffheben. Wan ich dan zu ihm kam, so sahe ich, daz ihm der Rock so lang waz. Da ward ich zornig und hät ihm gern den Rock so ver abgeschnitten, als er under dem Mantel ußhieng, und daz ich daz nit kund, daz ist mir leid. Die ander ist: Wann ich sah jeman sitzen oder gon, der mit einem Messer in seinen Zanen grübelt, daz ich ihm nit mocht das Messer in den Halß schlahen, daz ist mir auch leid. Das drit ist, das ich nitt mocht allen alten Weibern, die ob ihren Jaren seint, [258] ihr Ärß zuflicken, daz ist mir auch leid, wann die seint niemans nütz mee uff Erden, daz sie das Erdreich bescheissen, da die Frucht uff stet.« Die Begin sprach: »Ei, behüt uns Got, was sagen Ihr nun? Ich höre wol, wan Ihr starck wären und hätten daz Macht, Ihr näget mir mein Loch auch zu, wan ich bin ein Fraw wol von 60 Jaren.« Ulenspiegel sprach: »Das ist mir leid, daz es nit geschehen ist.« Da sagt die Begin: »So bwar Euch der Teüffel!« und gieng von ihm und ließ ihn ligen. Ulenspiegel sprach: »Es ist kein Begin so andächtig, wan sie zornig würt, so ist sie ärger wan der Teüffel.«

Die 92. Histori

[259] Die 92. Histori sagt, wie Ulenspiegel sein Testament macht, darin der Pfaff sein Händ bescheiß.

Mercken geistlich und weltliche Persone, daz Ihr Euwer Händ nit verunreingen an Testamenten, als Ulenspiegels Testament gescha.

Ein Pfaff ward Ulenspiegeln zugebracht, das er ihm beichten solt. Als nun der Pfaff zu ihm kam, da gedacht der Pfaff in ihm: »Er ist ein abentürlich Mensch gewesen, damit hat er vil Gelts zusamenbracht; es kan nit felen, er mus ein mercklich Sum Gelts haben, daz solst du ihm abziehen in seinen letsten End, villeicht würt dir auch etwas darvon.« Als nun Ulenspiegel dem Pfaffen begunt zu beichten und kamen zu Worten, under anderm sprach der Pfaff zu ihm: »Ulenspiegel, mein lieber Sun, bedencken Üwer Sele Seligkeit in Euwerm End. Ihr seint ein abentürlich Gesel gewesen und haben vil Sünd getriben, das lassen Uch leid sein und haben Ihr etwaz von Gelts, ich wolt daz wol geben in die Eer Gots und armen Priestern als ich bin. Daz wil ich Euch raten, wan es ist gar wunderlich gewunen, und wan Ihr dan solich thun wellen, daz Ihr mir daz offenbaren und geben mir solich Gelt, ich wolt daz bestellen, daz Ihr sollen in Eer Gots kumen. Und wolten Ihr mir auch etwas geben, so wolt ich Euwer alle mein Lebtag gedencken und nachlessen Vigilien und Seelmessen.« Ulenspiegel sagt: »Ja, mein Lieber, ich wil Euwer gedencken und kumen nach Mittag wider, ich wil Euch selber in die Hand geben ein Stück Golts, so seint Ihr gewiß.« Der Pfaff ward fro und kam nach Mittag wider lauffen. Und dieweil daz er uß waz, da het Ulenspiegel ein Kanten, die thet er halber vol Menschendrecks und zettelt ein wenig Gelt daruff, so daz daz Gelt den Treck bedeckt.

[260] Als nun der Pfaff widerkam, sprach er: »Mein lieber Ulenspiegel, ich bin hie, wöllen Ihr mir nun etwas geben, als Ihr mir gelopt haben, das wil ich entpfahen.« Ulenspiegel sagt: »Ja, lieber Her, wan ihr nun züchtig wölten greiffen und nit geitig wolten sein, so wolt ich Euch lassen greiffen einen Griff uß diser Kanen, da sollen Ihr mein gedencken.« Der Pfaff sprach: »Ich wils thun nach Euwerm Willen und greiffen darin als ich uff daz gnawest kan.« Also thet Ulenspiegel die Kanten uff und sagt: »Seh hin, lieber Her, die Kan ist gar vol Gelt, da tasten in unnd langen daruß ein Handvol und greiffen doch nit zu dieff.« Der Pfaff sagt ja, und ihm ward so ernst, und die Geitikeit bedrog ihn, und er grif mit der Hand in die Kan und meint, ein gut Handvol zu greiffen, und schlug die Händ in die Kant. Da befand er, das es naß und weich under dem Gelt was. Da zuckt er die Hand wider zu ihm. Da waren ihm die Knittel besudelt in dem Treck. Da sprach der Pfaff zu ihm: »O wie ein vorteiliger Schalk bist du. Betrügst du mich in deinem letzten End, da du in deinem Todbet leist, so dürffen dieginnen nit klagen, die du betrogen hast in deinen jungen Tagen.« Ulenspiegel sagt: »Lieber Her, ich warnet Euch, Ihr solten nit zu dief greiffen. Bedrügt Euch nun Euwer Begierigkeit und thun uber mein Warnung, daz ist mein Schuldt nit.« Der Pfaff sprach: »Du bist ein Schalck ob allen Schälcken ußgelesen. Kanst du dich von Lübick von dem Galgen reden, du antwurst auch wol mir wider«, und gieng und ließ Ulenspiegel ligen. Ulenspiegel riefft ihm nach, das er beitten solt und das Gelt mit ihm nem. Der Pfaff wolt nit hören.

Die 93. Histori

[261] Die 93. Histori sagt, wie Ulenspiegel sein Gut inn drei Teil vergab, ein Teil seinen Fründen, ein Teil dem Rat zu Mollen, ein Teil dem Pfarer daselbst.

Als nun Ulenspiegel je kräncker ward, setzt er sein Testament und gab sein Gut in drei Teil. Ein Teil seinen Fründen, ein Teil dem Radt zu Mollen und ein Teil dem Kirchherren daselbst, doch mit dem Bescheid, wan Gott der Her uber ihn gebüt und von Todts wegen abstünd, so sol man seinen Leichnam begraben uff das gweicht Erdtreich und sein Seel begon mit Vigilen und Selmessen nach cristlicher [262] Ordenung und Gewonheit. Und an fier Wochen solten sie einhellich die schon Kist, die er ihnen anzeigt, mit kostlichen Schlüsselen wol bewart – und sie wer noch uffzuschließen –, dazjen, daz darin wär, miteinander teilen und sich gütlich darüber vertragen. Daz namen die drei Partheien also gütlichen an, und Ulenspiegel starb. Da nun alle Ding nach Laut des Testaments volbracht und die vier Wochen verlouffen waren, da kam der Rat, der Kirchher und Ulenspiegels Fründ und offneten die Kist, seinen verlaßnen Schatz zu teilen. Als die nun geoffnet ward, da ward anders nit funden dann Stein. Je einer sah den andern an und wurden zornig. Der Pfarer meint, nachdem der Radt die Kist in Verwarung gehabt het, sie hätten den Schatz heimlich daruß genumen und hätten die Kist wider zugeschlagen. Der Rad meint, die Fründ hätten den Schatz in seiner Kranckheit genumen und die Kist mitt Steinen wider beward. Die Fründ meinten, die Pfaffen hätten den Schatz heimlich hinweggetragen, als jederman ußgieng, da Ulenspiegel beichtet. Also schieden sie in Unwilen voneinander. Da wolt der Kirchher und der Radt Ulenspiegel wider ußgraben lassen. Als sie nun begunden zu graben, da waz er gleich faul, daz niemans bei ihm bleiben mocht. Da machten sie daz Grab wider zu. Also bleib er ligen in seinem Grab, und ihm ward zu Gedächtniß ein Stein uff sein Grab gsetzt als man noch sicht.

Die 94. Histori

[263] Die 94. Histori sagtt, wie Ulenspiegel starb und die Schwein die Bar umbwurffen under der Vigili, das er da hindürmelet.

Nachdem als Ulenspiegel sein Geist het uffgeben, da kamen die Leüt in den Spital und bewunden ihn und setzten ihn uff ein Bar uff Dielen. Da kamen die Pfaffen unnd wolten ihm Vigilen singen und huben an. Da kumpt des Spitals Saw mit ihren Ferlin und gad under die Bar und begund sich zu jucken, das Ulenspiegel von der Bar durmelte. Da kamen [264] die Frawen unnd die Pfaffen und wolten die Saw mit den Ferlin zu der Thür ußjagen, und also ward die Suw zornig und wolt sich nit vertreiben lassen. Und die Suw und die jungen Ferlin lieffen zustrawet in dem Spital, so das sie sprungen und lieffen, so uber die Pfaffen, uber die Beginen, uber die Krancken, uber die Starcken, uber die Leich, da Ulenspiegel in lag, so daz da ein Geruff und ein Geschrei ward von den alten Beginen, das die Pfaffen liessen die Vigilt ston und lieffen zu der Thür uß. Und die andern verjagten zuletst die Suw mit den Ferlin hinweg.

Da kamen die Beginen und legten den Todtenboum wider uff die Bar und kam unrecht zu ligen, daz er den Buch gegen die Erden und den Rücken uffwärts kert. Als nun die Pfaffen hinweggiengen, sprachen sie: wolten sie ihn begraben, daz wolten sie gern lassen geschehen, aber sie wolten nit widerkumen. Also namen die Beginen Ulenspiegeln und trugen ihn uff den Kirchoff unrecht, als er uff dem Buch lag, als der Boum verwent war, so setzten sie ihn nider zu Grab. Da kamen die Pfaffen wider und sprachen, was Rats sie darzu geben wolten, wie man ihn begraben solt, er möcht nit liegen in dem Grab als die andern Cristenmenschen. Mitt dem wurden sie gewar, das der Boum umbkert was unnd das er uff dem Buch lag. Da wurden sie lachen und sagten: »Er zeigt selber, das er verkert wil ligen, dem wöllen wir also thün.«

Die 95. Histori

[265] Die 95. Histori sagt, wie Ulenspiegel begraben ward, dan er wolt nit begraben werden von Geistlichen noch von Weltlichen, sunder von Beginen.

Bei Ulenspiegels Begräbtnis gieng es wunderlich zu. Wan als sie all stunden uff dem Kirchoff umb den Todtenboum, da Ulenspiegel in lag, da legten sie ihn uff die beiden Seil und wolten ihn in daz Grab sencken. Da brach das Seil entzwei, das bei den Füßen was, unnd der Boum schoß inn das Grab, das Ulenspiegel kumbt uff die Füß zu ston in dem Stock. Da sprachen sie alle, die dabeistunden: »Lassen ihn ston, wan er ist wunderlich gewesen in seinem Leben, wunderlich wil er auch sein in seinem Tod.« Also wurffen sie das Grab zu und liessen ihn also ston, das ober also zu den Füssen recht uff, und setzten den einen Stein oben uff das Grab und hüwen uff das Halbteil ein Eul und einen Spiegel, den die Eul in den Clowen het, und schriben oben an den Stein: »Disen Stein sol nieman erhaben, hie stat Ulenspiegel begraben. Anno domini M.CCC.L. Jar.«

Die 96. Histori

[266] Die 96. Histori sagt, wie Ulenspiegels Epitaphium unnd Ubergeschrifft zu Lünenburg uff seinem Grab gehowen stot.
Epitaphium.

Dissen Stein sol niemans erhaben

Ulenspiegel stat hie begraben.


Getruckt von Johannes Grieninger in der freien Stat Straßburg uff Sant-Adolffo-Tag im Jar M.CCCCC.XV.

Bilder

  • Titel-Holzschnitt

  • Kap. 1, S. 9

  • Kap. 2, S. 12

  • Kap. 3, S. 14

  • Kap. 4, S. 16

  • Kap. 5, S. 19

  • Kap. 6, S. 21

  • Kap. 7, S. 23

  • Kap. 8, S. 25

  • Kap. 9, S. 27

  • Kap. 10, S. 30

  • Kap. 11, S. 33

  • Kap. 12, S. 37

  • Kap. 13, S. 39

  • Kap. 14, S. 42

  • Kap. 15, S. 44

  • Kap. 16, S. 49

  • Kap. 17, S. 52

  • Kap. 18, S. 55

  • Kap. 19, S. 57

  • Kap. 20, S. 60

  • Kap. 21, S. 63

  • Kap. 22, S. 63

  • Kap. 23, S. 69

  • Kap. 24, S. 71

  • Kap. 25, S. 73

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  • Kap. 27, S. 77

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  • Kap. 30, S. 89

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  • Kap. 38, S. 113

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  • Kap. 40, S. 120

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  • Kap. 50, S. 145.

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  • Kap. 54, S. 157.

  • Kap. 55, S. 160.

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  • Kap. 60, S. 171.

  • Kap. 61, S. 173.

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  • Kap. 64, S. 181.

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  • Kap. 66, S. 190.

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  • Kap. 68, S. 197.

  • Kap. 69, S. 200.

  • Kap. 70, S. 203.

  • Kap. 71, S. 205.

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  • Kap. 81, S. 234.

  • Kap. 82, S. 236.

  • Kap. 83, S. 239.

  • Kap. 84, S. 239.

  • Kap. 87, S. 247.

  • Kap. 89, S. 253.

  • Kap. 93, S. 262.

  • Kap. 94, S. 264.

  • Kap. 96, S. 267.
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TextGrid Repository (2012). Bote, Hermann. Schwanksammlung. Dil Ulenspiegel. Dil Ulenspiegel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-3D01-B