1832.

Januar

1. Neujahr. Die verschiedenen auszufertigenden Concepte durchgesehen und überlegt. Gute Ordnung und Cassebestand in den oberaufsichtlichen Geschäften mit Vergnügen bemerkt; des ausgesprochenen Beyfalls Serenissimi und des hohen Ministerii mich erfreut, so wie auf's neue die Theilnahme des Hofrath Vogel zu schätzen Ursache gehabt. In der Haushaltung manches Förderliche, worauf mit Ernst zu beharren ist. Die nöthigen Visiten durch Billete abgethan. Andere empfangen. Dr. Weller, zu Tische eingeladen. Angenehme Sendung von Varnhagen von Ense. Die mannichfaltigen Obliegenheiten vorgeführt. Die diplomatischen Auszüge fortgelesen. Notirt und schematisirt was nächstens auszuführen ist.

2. Haushaltungsangelegenheiten. Rechnungen. Berichtigung vergangener Wochen und Monate. Mit Vulpius deßhalb Verabredungen. An John das Nähere übertragen. Gehoffter Brief von Zeltern, der einige Zeit geschwiegen hatte. Nebenstehendes [198] ausgefertigt: An Ihro Kaiserliche Hoheit die Frau Großherzogin, das Bücherverzeichniß vom December. – Um zwölf Uhr Ihro Kaiserliche Hoheit. Bedeutendes Innere und Äußere. Hofrath Stark; gar freundliche Erwähnung meiner Correspondenz mit Schillern und seines deßfallsigen Antheils. Mittags mit der Familie. Ein Sohn ......, gar wohlgezogener und unterrichteter Knabe. Die Kinder waren dieser Tage mit der französischen Comödie beschäftigt. Nach Tische Unterhaltung mit Ottilien über verschiedene Einrichtungen und Übereinkunft. Brief von Zeltern. Dictirte Antwort. Die Kinder zur Probe der französischen Comödie auf's Schloß. Abends mit Ottilien, wegen künftigen Vorlesens.

3. Nebenstehendes ausgefertigt: An Herrn Professor Zelter in Berlin. An Herrn Börner in Leipzig mit 21 Thlr. 20 Gr. Conv. An Herrn Reichel in Augsburg, mit der Anzeige das von Voigtische Münzkabinett betreffend. – Manches andere weiter gebracht, welches sich zunächst ergeben muß. Sendung von Herrn Soret. Zur Aufnahme der Lehre vom Regenbogen. Fernere Untersuchung der flora subterranea wegen den neusten von Kammerberg eingesendeten tüchtigen Exemplaren. Museum Mazzuchellianum, wegen einer von Friedländer angebotnen Medaille. Mittag Dr. Eckermann und die Familie [199] außer Ottilie. Kupferstiche der französischen Schule angesehen. Abends Hofrath Riemer. Einige Concepte. Sodann Zelters Correspondenz 1830. Im Stillen großes Bedenken über Carus' Psychologie von der Nachtseite. Gegenwirkung einer dergleichen von der Tagseite zu schreiben; gleich festgestellt und Nachts bey einigen schlaflosen Stunden durchgeführt. Streiten soll man nicht, aber das Entgegengesetzte faßlich zu machen ist Schuldigkeit.

4. Nebenstehendes expedirt: Herrn Hofrath Soret, hier. Herrn Geh. Oberfinanzrath Beuth, Berlin.Herrn Dr. Seebeck, dahin. – Anderes vorbereitet. Nach 12 Uhr Herr Staatsminister von Frisch. Bedeutende erfreuliche Unterhaltung. Ich konnte Gelegenheit nehmen, das in der Trauerlage so höchst schätzbare Andenken Augusts dankbar anzuerkennen. Mit Dr. Eckermann, Rothe und den Knäblein gespeist. In den Bänden des Mazzuchellischen Kabinetts gelesen. Ferner in den Gefahren des Meeres, mitgetheilt von Wölfchen. Abends allein. War Wölfchen viel gegenwärtig, aber sehr muthwillig.

5. Concepte und Munda. Vorbereitung anderer Sendungen. Um 12 Uhr Kaiserliche Hoheit. Um halb 2 Uhr ...... Hofmann, welcher mit von Kotzebue die Reise um die Welt gemacht. Mittag mit Herrn Rothe und den Knaben. Nach [200] Tische manches vorbereitet. Abends Fräulein Ulrike und Dr. Eckermann. Ich besuchte Ottilien, wo ich Fräulein Jenny fand. Durchaus war viel von der französischen Repräsentation die Rede, von der man jedoch nichts als Lobenswürdiges zu sagen wußte. Später mit Dr. Eckermann allein.

6. Nebenstehendes ausgefertigt: An Herrn Geh. Legationsrath von Ense nach Berlin. Herrn David Knoll, Carlsbad. Eine Rolle von Oberberghauptmann von Herder gesendet an Frau Director Stichling. – Sendung von Herdern war angekommen. Sendung von dem Deutsch-Amerikanischen Bergwerks-Verein. Die Sendung an David Knoll in Carlsbad abgeschlossen. Mittag Dr. Eckermann und die Familie. Ich bedachte die Agenda von Januar und notirte einundzwanzig verschiedene Besorgungen, Einleitungen und Ausfertigungen. Expedirte das Geschäft mit Hofrath Meyer. Abends Hofrath Riemer, einiges zur Expedition nach Carlsbad. Die schönen Zeichnungsbücher von Genf vorgewiesen.

7. Nebenstehendes expedirt: An Frau von Münchhausen nach Herrengosserstedt. Herrn Dr. Weller, Jena. An Färber, daselbst, autorisirte Zettel. Herrn Hofrath Soret, mit einer Medaille. – Registrator Rudolph, von [201] Herrn Hofrath Otto die Zahlung aus der Frau Großherzogin Casse ankündigend. Salinendirector Glenck, seine bißherigen weitverbreiteten Arbeiten, Bohrversuche und praktisches Gelingen ausführlich vortragend. Merkwürdig fiel mir dabey wieder auf: daß tüchtig praktische Menschen von den theoretischen Irrthümern keineswegs gehindert werden vorwärts zu gehen. Dieser wackere Mann spricht von der neumodischen Heberey und Sinkerey als von etwas ganz Bekanntem und merkt nicht, daß er nur von höher oder tiefer liegenden Gebirgsarten spricht. Auch braucht er ein teleologisches Argument mit Behagen, da er doch weiter nichts ausspricht als das was da ist und was daraus folgt. Dieß belehrt uns, in dem menschlichsten Sinne, tolerant gegen Meynungen zu seyn, nur zu beobachten, ob etwas geschieht, und das Übrige, was blos Worte sind, guten und vorzüglichen Menschen ruhig nachzusehen. Um 1 Uhr Herr Hofrath Vogel, mit welchem ich verschiedenes Oberaufsichtliche durcharbeitete. Mittag derselbe und Familie. Nach Tische recapitulirte ich die Agenda von Januar. Bedachte verschiedenes, besonders auf Naturgegenstände Bezügliches. Abends für mich.

8. Nebenstehendes ausgefertigt: An Herrn David Knoll nach Carlsbad, das Manuscript. Herrn Geh. Hofrath Helbig, Handschriften für den [202] schwedischen Gesandten Brandel in Berlin. Verordnung an Färber, mit 16 Groschen zum Räucherpulver. An Hofrath Voigt deßgleichen, die Rosentreppe betreffend. – Brief von Grafen Sternberg, mit einer Inlage an Herrn von Froriep zu senden. Brief des Grafen Reinhard an Herrn von Müller. Der edle Freund erscheint immer reiner, grandioser und respectabler. Mittag Hofrath Meyer; wurde manches auf die Zeichenschule Bezügliches durchgesprochen, anderes heiter und im Stillen verhandelt. Gegen Abend Geh. Rath von Müller, Oberbaudirector Coudray. Serenissimus. Später Ottilie. Sie hatte das was vom zweyten Theil des Faust gedruckt ist, gelesen und gut überdacht. Es wurde nochmals durchgesprochen, und ich las nunmehr im Manuscript weiter. Sie detailirte mir die Vorstellungen der zwölf Monate bey Schwendlers etwas vernünftiger als charadenmäßig. Die Folge war etwas paradox, aber für eine gesellige Unterhaltung sehr gut ausgedacht.

9. Brief von Zeltern, Ankunft der Doris auf den Dienstag verkündigend. Kam die Theaterchronik zu Wölfchens großer Zufriedenheit. Mehrere Concepte in mannichfaltigster Angelegenheit. Angenehme Sendung von Hirt. Es ist doch immer das Erfreulichste, wenn man die ältesten Freunde, mit denen man im Zwischenleben wohl divergirte, [203] am Schlusse wieder sich gegen einander neigen sieht. Man kommt niemals so weit mit ihnen aus einander als mit den Späterzeitigen. Der Aufsatz des Übergangs aus dem Farrenkraut zum Cactus bildete sich immer besser aus. Das Schreiben des Grafen Sternberg regte mich an. Der empirische Geschäftstag spielte seine Ifflandische Comödie fort. Mittag mit der Familie. Nach Tisch Concepte revidirt. Sur la Politique rationelle. Par A. de Lamartine. Bruxelles 1831. Äußerst gut- und schwachmüthig, wie der feuchte Wind durch Herbstes Blätter säuselt. Abends Ottilie. Ich las ihr den Schluß des ersten Acts von Faust vor. Wir besprachen die zunächst aufzuführenden Charaden.

10. Doris Zelter kam früh 6 Uhr an. Einiges Oberaufsichtliche. Einiges zur Correspondenz vorbereitet. Brief von Herrn Staatsminister von Humboldt, sehr interessant. Doris brachte einige Sendungen von Berlin mit. Brief von Rauch. Höchst löbliche Medaille von Friedländer gesendet, von Sperandeus auf Carbo. Spontini sendet die neue Oper Les Athéniennes, Zelter das Büchelchen von Judas Maccabäus. Mittag Fräulein Zelter, Dr. Eckermann mit der Familie. Beschäftigte mich mit den erhaltenen Sendungen. Las den 2. Act der Spontinischen Oper, die Briefe und Sonstiges. Abends Ottilie. Vorher Wölfchen.

[204] 11. Las den 3. Act der Oper. Nebenstehendes: An Dr. Sulpilz Boisserée, mit den Anfängen zum Regenbogen, München. – Kam eine Sendung von Jena. Ein Heft über die gegenwärtige Lage des Königreich Hannover, merkwürdig genug, weil man in die eigene Complication blickt. Sendung eines jungen Dichters Meyr aus München. Unterhaltung mit Fräulein Zelter über den Zustand der Facius. Abschrift der Nachrichten über das neue pompejanische Haus. Mittag Doris Zelter und die Familie. Gegen Abend Geh. Rath von Müller. Später Ottilie.

12. Mehrere Concepte und Munda. Unterthänigster Vortrag an Ihro Hoheit die Frau Großherzogin, Demoiselle Facius betreffend. Erhielt Gewährung, als Höchstdieselben um 12 Uhr mit Demoiselle Mazelet bey mir eintraten. Nachher Angelica Facius. Bey Tische Doris Zelter und Familie. Vorher die Angelegenheit der Facius umständlich durchgesprochen und den Zustand völlig aufgeklärt. Später Hofrath Meyer, welcher sich über die Medaille von Ludwig Carbo höchlich erfreute. Anderes durchgesprochen. Später Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Legte ihm die Hefte von Petra von Graf Laborde vor. Nachher Ottilie und Eckermann. Las im zweyten Theil des Fausts weiter.

13. Nebenstehendes: An Herrn Geh. Rath von [205] Willemer, Frankfurt. An Herrn Geh. Hofrath Helbig, das approbirte Promemoria von Serenissima. – Concepte corrigirt zu ferneren Vorträgen. Mittag Doris Zelter und Familie. Blieben nach Tische beysammen und zeigten ihr einige Bildwerke vor. Später Ottilie; lasen weiter im Faust. Sodann Professor Riemer. Lasen einiges in den letzten Bänden der Briefe des Verstorbenen.

14. Nebenstehendes expedirt: An Prodirector Bachmann in Jena. Herrn Professor Göttling, dahin. An Hoffmann, wegen Römhild. An Färber, autorisirte Quittungen. An Professor Zelter in Berlin. An Herrn Grafen Reinhard nach Dresden, die fünf letzten Bändchen meiner Werke. – Herr Geh. Hofrath Helbig, wegen der Faciusischen Angelegenheit. Mittag Fräulein Zelter, Hofrath Vogel und Familie. Ottilie zog sich nach Tische bald zurück. Wurden manche Berliner Verhältnisse durchgesprochen. Blieb nachher für mich, das Nächste bedenkend. Abends Ottilie. Schluß zur klassischen Walpurgisnacht.

15. Die gestern überlegten Concepte. Die Jenaischen Tagebücher. Um 1 Uhr Ottilie zur Vorlesung, Anfang des 4. Acts. Mit John einige Haushaltungsgeschäfte. Mittags mit der Familie und Doris Zelter. Nach Tische Hofrath Meyer. [206] Obrist von Lyncker. Geh. Rath von Müller. Später der Großherzog. Sodann Ottilie. Lasen weiter im Faust.

16. Mehrere Briefconcepte. Um 11 Uhr Demoiselle Facius. Um 12 Uhr drey holländische Ärzte. Dann Dr. Schüler aus Jena, Mineralog. Mittags mit der Familie und Doris Zelter. Abends Herr Oberbaudirector Coudray. Später Ottilie, las im Faust weiter.

17. Einiges im Faust Bemerkte nachgeholfen. John mundirte. Schreiben von Förster durch Herrn von Olfers, welcher mich besuchte. Mittag Familie und Fräulein Zelter. Nach Tische mit Wölfchen Kupfer angesehen und ihn urtheilen lassen. Abends Hofrath Riemer. Verschiedene Concepte durchgesehen.

18. Einiges umgeschrieben. Promemoria wegen der Medaille durch die junge Facius aufgesetzt. Mittag ohne Ottilie und Doris, welche bey Frau von Pogwisch speisten. Abends für mich. Später Ottilie und Walther. Wolf kam aus der Euryanthe.

19. Verschiedene Munda. Nebenstehendes: An des Prinzen Carl von Preußen Königliche Hoheit.-Les deux Mondes, Ankündigung einer neuen Monatsschrift. Vielversprechend wie gewöhnlich. Die bedeutendsten Schriftsteller als Mitarbeiter genannt. Als Musterstück: De [207] l'Allemagne et de la Révolution. Par Edgar Quinet. Um 12 Uhr Frau Großherzogin und Demoiselle Mazelet. Zeigte die Schmellerischen Porträte vor. Mittag Doris Zelter. Nachher jenes französische Heft durchgelesen. Der Aufsatz Deutschland und die Revolution ist bedeutend, aber schwer zu enträthseln. Er enthält geistreiche Ansichten, Resultat und Zweck nicht ganz klar. Ottilie, Wölfchen und Alma waren am Hof zu einem Kinderballe. Traten noch einen Augenblick bey mir ein, vergnügt über das Erlebte.

20. Nebenstehendes: Herrn Ritter Spontini nach Berlin. Herrn Geh. Rath von Müller. – Der Sendung des jungen Meyr von München vor der Absendung noch billige Aufmerksamkeit gegönnt. Angelica Facius, das Porträt Serenissimi vorzeigend. Später Ottilie, Anfang des fünften Acts gelesen. Mittags mit der Familie, Doris Zelter. Nachher allein. Nachts Wölfchen vorlesend.

21. Mehrere Concepte und Munda. John an der Abschrift der Zelterschen Correspondenz. Um 1 Uhr Ottilie. Sodann Hofrath Vogel, einiges Oberaufsichtliche. Mittags derselbe, die Familie und Doris Zelter. Nachher wiederholt die Anzeige der Revue des deux Mondes, auch De l Allemagne ect. par Quinet. Abends Wölfchen, dann Ottilie.

[208] 22. Nebenstehendes: Herrn Freyherrn von Stein zum Altenstein, Königl. Preuß. Staatsminister, in Berlin. – Anderes vorbereitet und eingepackt. Aufsatz wegen der plastischen Anatomie. Oberbaudirector Coudray, Gespräch über die Géometrie déscriptive. Professor Müller zeigte einige hübsche Porträte vor, Verabredung wegen des Bildes der Gräfin Vaudreuil. Einiges über Bertoldo im Vasari, wegen der Medaille von Mahomet II. Mittags Doris Zelter und die Familie. Nach Tische mit Wölfchen Zeichnungen neuerer Künstler angesehen bis gegen Abend. Kam Hofrath Meyer. Besprach mit demselben die novissima publica. Er las einiges in den Miscellen von Bran. Später Ottilie, von dem neueingelangten Werke über Irland Kenntniß gebend.

23. Nebenstehendes: An Herrn Boden nach Göttingen, Manuscript zurück. An Herrn Melchior Meyr in München, deßgleichen zurückgesendet. – Weitere Ausführung des Aufsatzes an Herrn Beuth wegen der plastischen Anatomie. Abschriften deßhalb. Zu Mittag Doris Zelter, Oberbaudirector Coudray und die Familie. Sodann die Branischen Miscellen vom Januar. Abends Herr Canzler. Sodann Frau von Münchhausen. Ottilie kam zum Thee. Letztere blieb bey mir. Wir besprachen die Exhibitionen vom Dienstag.

[209] 24. Neue Aufregung zu Faust in Rücksicht größerer Ausführung der Hauptmotive, die ich, um fertig zu werden, allzu lakonisch behandelt hatte. Munda durch John. Schwerdgeburth um 12 Uhr, einiges am Porträt zu retouchiren. Die Zeichnung ist sehr lobenswürdig, und ich werde ihm bey der Ausführung allen Vorschub thun. Die alte Zeichnung zum Neusten von Plundersweilern, siehe 13. Band der Werke, in Überlegung gezogen, ob solche nicht, wie Schwerdgeburth längst gewünscht, durch ihn zu publiciren wäre. Mittags mit der Familie. Nachher verschiedenes gelesen, überdacht und eingeleitet. Abends war bey Schwendlers großes Divertissement unter Ottiliens Direction bis nach Mitternacht.

25. Wölfchen erzählte bey'm Frühstück von den gestrigen Exhibitionen. John mundirte vieles. Ich las in der Theaterchronik, Wölfchens Deliciae. Herr Präsident von Ziegesar und Tochter. Zeichenmeister Lieber, ein restaurirtes Porträt vorweisend. Mittags mit der Familie, Doris Zelter und Fräulein von Pogwisch. Nach Tische allein. Die Töpferischen Zeichnungsbücher genauer betrachtet. Abends Ottilie. – An Alwine Frommann einen Zanderfisch geschickt.

26. Mehre Concepte. Oberaufsichtliche Munda. Hofrath Vogel gab Nachricht von seiner gestrigen Expedition nach Jena. Um 12 Uhr Ihro Kaiserliche[210] Hoheit und Demoiselle Mazelet. Mittags mit der Familie. Hofrath Meyer, welcher nachher blieb, und wurden mit ihm mancherley Angelegenheiten durchgesprochen. Doris war nach Jena gefahren. Um 6 Uhr der Großherzog, Königliche Hoheit, und Geh. Rath Schweitzer. Später Ottilie und Dr. Eckermann, welcher etwas von Carl des Großen Haushalt las.

27. Nebenstehendes: Herrn Professor Dr. Zelter, Berlin. – Verschiedenes Oberaufsichtliche in die Richte gebracht. Expeditionen vorgearbeitet. Um 1 Uhr Ottilie, Faust vorgelesen. Zu Tisch mit der Familie. Nachher den 2. Band von den Hundert und Einer. Abends Hofrath Riemer. Gingen die Arbeit wegen der plastischen Anatomie durch.

28. Oberaufsichtliches in Ordnung gebracht. Mundum des gedachten Aufsatzes. Nebenstehendes: Die Zeichenbüchlein für Herrn Töpfer nach Genf an Herrn Hofrath Soret zurück. – Um 1 Uhr Hofrath Vogel, einiges Oberaufsichtliche. Mittag mit der Familie und Hofrath Vogel. 2. Heft der Hundert und Einer. Abends Ottilie und die Kinder. Sie las Romulus im Plutarch.

29. Fortgesetztes Mundum für Berlin. Das französische Heft ausgelesen. Das Ganze überdacht, um es zu rangiren. Demoiselle Facius mit dem Bilde des Großherzogs. Demoiselle Seidler und [211] ihre Freundin schickten ein paar Bilder. Mittag beyde genannte Künstlerinnen. Doris Zelter war von Jena zurückgekommen. Nach Tische wurden verschiedene Zeichnungen betrachtet. Gegen Abend Herr Geh. Rath von Müller und Obrist von Lyncker. Nachher Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Abends Ottilie. Faust ausgelesen. – Herrn Geh. Hofrath Helbig, Billet. Herrn Professor Renner, Verordnung wegen dem Schmiedegesellen, nach Jena.

30. Haushaltungsrechnungen durchgesehen. Angelika Facius des Großherzogs Profil vorweisend. Geh. Hofrath Helbig über dieselbe Angelegenheit sprechend. Brief von Zelter. Mittag Doris Zelter und Familie. Geh. Rath von Müller, Hofrath Meyer, Oberbaudirector Coudray. Letzterer erzählte die Feyerlichkeit zum Geburtstage der Madame Genast.

31. Einiges in Bezug auf Zelters letzten Brief. John schrieb an der Zelterischen Correspondenz. Geh. Hofrath Helbig, wegen der Faciusischen Angelegenheit. Maler Preller, wegen einer Zeichnung nach Dominichino. Mittag Doris und die Familie. Beyde Frauenzimmer befanden sich nicht sehr wohl. Nach Tische besah ich Neureutherische Arbeiten und überzeugte mich auf's neue von dem schönen Talente des Mannes. Abends Professor Riemer. Wir gingen einige Aufsätze durch und [212] besprachen anderes Interessante. Blieb nachher für mich und überlegte die 101 und ihren großen Sittenwerth. Gar hübscher Brief von Herrn Soret, über einen epistolischen Calcül.

Februar

1. Wirthschaftsrechnungen von John revidirt. Revision des Aufsatzes für Berlin. Das Heft Kupferstich- Landschaften nach Claude und Poussin an Preller. Anschluß des zweyten Heft 101 an's erste. Es bleibt ein wichtiges Sittenwerk, wenn man sich mit der Darstellung begnügt und keine romanhafte Forderungen macht, ob es gleich auch an Sentimentalitäten nicht fehlet. Mittag Doris und Familie. Um 12 Uhr Kaiserliche Hoheit Frau Großherzogin und Mademoiselle Mazelet. Das mannichfaltig Vorliegende bedacht. Spät Ottilie. Später Wölfchen. – Der monatliche Zuwachs an Büchern und Bildwerken zur Bibliothek an die Frau Großherzogin Kaiserliche Hoheit.

2. Weitere Durchsicht der Sendung nach Berlin. Mineralien von Rath Grüner mit einer bedeutenden Prager Disputation über Polarität. Sendung zweyer Landschaften durch Herrn von Quandt. Briefe von beyden. Mannichfache Überlegungen veranlassend. Schreiben des Hofrath Rochlitz an Canzler von Müller. Mittag mit der Familie [213] und Doris Zelter. Die Prager Disputation über Polarität, Ernste Betrachtungen darüber. Abends Doctor Eckermann. Ich trieb ihn in's Theater zu gehn und setzte meine Betrachtungen über Zusammenhang der allgemeinen Phänomene fort.

3. Nebenstehendes: Herrn Hofrath Soret, hier. Herrn Eugen Neureuther in München. – Verschiedene Concepte. Die Prager Dissertation weiter gebracht. Die gestern angekommenen Dresdener Bilder näher beleuchtet. Um 12 Uhr zum erstenmal Zeit langer Zeit spazieren gefahren. Mittag die Familie und Doris Zelter. Die 101 dritter Band, im Ganzen sich gleich, unschätzbare Einzelnheiten. Abends Hofrath Riemer. Einige Concepte. Die Prager Dissertation besprochen. Wird Gelegenheit zu wichtigen Betrachtungen geben über die vortheilhaftere Stellung der katholischen Naturforscher, welches genau auszumitteln und auszusprechen ist.

4. Nebenstehendes: Herrn Beuth nach Berlin, mit einer Rolle. Herrn Professor Zelter, dahin. – Schilderung von Paris fortgesetzt. Zufriedenheit mit allem in seiner Art; Bewunderung einiger Aufsätze. Überzeugung, daß ein Wiederaufnehmen des Ganzen von großer Bedeutung seyn wird. Ferdinand Nicolovius kam an und brachte einen Brief von Zelter. Mittag derselbe, [214] Doris Zelter, auch Hofrath Vogel. Gegen Geh. Rath Rust in Berlin bey Gelegenheit der Choleraanstalten aufgeregte Widerwärtigkeiten überwältigten fast das ganze übrige Tischgespräch. Überhaupt ist's merkwürdig, wie der einzelne Berliner dergleichen Tagesleidenschaften in sich aufnimmt und durcharbeitet. Herr Canzler von Müller. Die Cent et Un mit viel Vergnügen und Erbauung gelesen. Meist jüngere Leute und vom mittlern Alter, aber eine schöne freye Übersicht schon über die verworrenen Tagsprobleme.

5. Schema zum Aufsatz zur Oper: Die Athenienserinnen. John an der Abschrift der Zelterischen Briefe. Um 12 Uhr Herr Hofrath Soret und Prinz Carl, welcher mir ein schön geschnittenes Glas verehrte. Nachher seit langer Zeit spazieren gefahren. Mittags mit den Kindern. Die Frauenzimmer waren ausgebeten. Nachher allein. Um 6 Uhr Ihro Hoheit der Großherzog. Nachts Ottilie.

6. An obigem Schema fortgefahren. Die Abschrift der Zelterischen Correspondenz fortgesetzt. Um 12 Uhr spazieren gefahren. Im untern Garten abgestiegen. Mittags mit der Familie und Doris Zelter. Nachher allein. Las immerfort in dem neuen englischen Werke die Localitäten Roms betreffend. Später Oberbaudirector Coudray. Nachts Ottilie.

[215] 7. Einiges Oberaufsichtliche. Nebenstehendes: An Kammerkontroleur Hoffmann, wegen Dr. Eckermann. – An der laufenden Arbeit fortgefahren. Um 12 Uhr Frau von Schwendler. Demoiselle Facius, über die Einleitung ihrer Zustände sich Raths erholend. Mittags mit Hofrath Meyer, Doris Zelter und der Familie. Nach Tisch römische Localitäten. Um 6 Uhr Professor Riemer. Unterhaltung über die Prager Dissertation über Polarität. Später die Frauenzimmer und Kinder aus dem Schauspiele kommend. Wirklich angegriffen von den unglaublichen Exhibitionen eines Grotesktänzers.

8. Den Aufsatz über die Oper fortgesetzt. Einige optische Vorschritte in Bezug auf Boisserée's Forderungen. Comparirte Anatomie über das Zahnwerden mit Hofrath Vogel. Abschrift der Zelterischen Briefe fortgesetzt. Mittags mit der Familie und Doris Zelter. Nach Tische einige Unterhaltung von Berlinischen und Weimarischen Angelegenheiten. Doris war in der Suppenanstalt gewesen. Nachher las ich eine merkwürdige Recension einer Kantischen Anthropologie, sehr fehlerhaft nach einem nachgeschriebenen Hefte abgedruckt, mit sehr einsichtigen Emendationen. Später Ottilie. Las den Schluß des Valerius Publicola und den Anfang des Camillus. Wölfchen schnitt aus.

[216] 9. Aufsatz über die Athenerinnen fortgesetzt. Schreiben von Zelter. Nebenstehendes: Herrn Geh. Rath von Willemer, Frankfurt a. M. – Herr Soret, graphische Darstellung der zu- und abnehmenden Correspondenzen. Ihro Kaiserliche Hoheit hatten für heute absagen lassen. Mittag für uns, Fräulein Zelter. Nach Tische das alte Rom. Abends Dr. Eckermann, welcher seine Bemühungen über die Mischung der Farben vorzeigte und vortrug.

10. Abschluß der Athenerinnen. Sendung von Varnhagen, bezüglich auf Hirt und Rumohr. Preller brachte die wohlausgeführte Zeichnung nach Dominichino. Nebenstehendes: Herrn Geh. Rath von Willemer nach Frankfurt a. M. – Mittag mit der Familie. Abends Professor Riemer. Wir gingen die Betrachtungen über die neue französische Oper die Athenerinnen durch. Ihro Königliche Hoheit der Großherzog kamen auf eine halbe Stunde. Nachher studirte ich noch die römischen Localitäten.

11. Nahm ich die oberaufsichtlichen Sachen vor; ordnete, bestimmte, förderte. Auch Privatangelegenheiten. Oberförster Sckell von Waldeck brachte Forellenbrut und erzählte, wie es sich damit verhalte. Carus Recension der Metamorphose in den Jahrbüchern der wissenschaftlichen Kritik. Wundersame Betrachtungen über das Zahnwerden [217] bey Gelegenheit eines alten und jungen fossilen Elephantenzahns. Ingleichen bey zufälliger Betrachtung von Fischköpfen. Es ist immer wieder das alte tausendmal ausgesprochene und doch nicht auszusprechende Mährchen. Nebenstehendes: An Herrn Professor Dr. Voigt nach Jena, Quittung und Finks Botanik. An Hofrath Bachmann eine autorisirte Quittung. An Färber deßgleichen 5 Stück. – Mittags Hofrath Vogel und Doris Zelter und die Familie. Ich übersah mir die zunächst zu besorgenden oberaufsichtlichen Arbeiten. Schreiben von Varnhagen von Ense, wegen einer Hirtischen Recension gegen Rumohr und einer mildernden Recension des Rumohrischen Werks Deutsche Denkwürdigkeiten. Später Ottilie. Las im Camillus weiter.

12. Burgess Römische Topographie zu lesen fortgesetzt, welche auf eine gründliche und zugleich sehr angenehme Weise die Erinnerungen von Rom aufregt und leitet. Oberaufsichtliche Geschäfte durchaus revidirt. Einiges vorgearbeitet. Hofrath Vogel über verschiedene Puncte gesprochen. Frau von Savigny ließ sich anmelden mit Frau von Bardeleben. Freundliche Sendung von Demoiselle Bardua. Mittag Frau von Savigny, Frau von Bardeleben, Doris Zelter. Sehr lebhaftes Gespräch. Theilnehmung an frühern Zeiten. Blieb nachher für mich. Fuhr fort in der Roma antiqua [218] zu lesen. Überdachte verschiedenes durch das Mittagsgespräch Angeregtes. Später Ottilie. Über die Vorkommnisse des Tags und sonstiges Nächste.

13. Oberaufsichtliches. Nebenstehendes: Herrn Hofrath Voigt, Jena. Herrn Hofrath Bachmann, dahin. Herrn Hofrath Göttling, deßgleichen. Herrn Professor Huschke, Verordnung, dahin. – Architekt Starke mit einem Anschlage wegen der Decoration des Stadthaussaales. Secretär Kräuter, verschiedenes abgethan, ingleichen demselben aufgetragen. Um 12 Uhr Herr von Schröder, russischer Gesandter. Um 12 Uhr spazieren gefahren mit Ottilien. Mittags mit der Familie und Doris Zelter. Sodann immer Richard Burgess Rome aufmerksam zu studiren fortgesetzt. Nachts Ottilie. Plutarchs Camillus.

14. Oberaufsichtliches. Nebenstehendes expedirt:Herrn Dr. Schubarth nach Hirschberg. – Um 12 Uhr allein spazieren gefahren. Mittags mit der Familie und Doris Zelter. Nachher Geh. Rath Müller und Hofrath Meyer. Um 6 Uhr Professor Riemer. Zur Naturlehre und Naturgeschichte manches durchgesprochen. Nachts Ottilie, Plutarchs Fabius Maximus.

15. Oberaufsichtliches. John an der Zelterischen Correspondenz. Geh. Hofrath Helbig wegen [219] einigen Bezuges mit Mylius in Mayland. Ihro Kaiserliche Hoheit Frau Großherzogin und Demoiselle Mazelet. Dr. Eckermann. Mit demselben über Farbenmischung durch Schnelligkeit. Seine ausführliche Bearbeitung der Dorle. Speisten zusammen. Die Frauenzimmer speisten bey Schwendlers. Abends Ottilie. Fabius Maximus.

16. Geburtstag Ihro Kaiserlichen Hoheit der Frau Großherzogin, wozu gestern persönlich Glück gewünscht worden. Burgess Rome. Manches vorbereitet. Um 12 Uhr mit Wölfchen in den untern Garten gefahren. Mittag mit der Familie und Doris Zelter. Nach Tische die Versuche mit den Dorlen methodisch durchgeführt und mit Eckermanns Aufsatz verglichen. Herr Generalconsul Küstner war verhindert seinen angemeldeten Besuch abzustatten. Ich setzte das alte Rom fort. Abends Ottilie. Plutarchs Coriolan.

17. Oberaufsichtliches. Absendungen auf morgen vorbereitet: Herrn Geh. Hofrath Helbig den Myliusischen Brief zurück, ingleichen 2 Chalcedone und 1 Carneol. – Den Zudrang so mannichfaltiger Anforderung überlegt. Wölfchen hatte bey'm Frühstück die Aufführung der Armide erzählt und war übrigens in allen Zwischenstunden sehr fleißig. Um 12 Uhr Herr von Wagner, Forstmann [220] aus dem Königreich Sachsen. Herr Ober-Hofmeister von Ketelhodt aus Rudolstadt. Mittag Fräulein Zelter und Dr. Eckermann. Mit demselben nachher die Dorlversuche erneut. Sodann Hofrath Soret. Dann Herr Frommann junior. Abends Hofrath Riemer. Ihro Königliche Hoheit der Großherzog in festlicher Pracht mit allen Ordenszeichen von Brillanten, an denen mich das Licht- und Farbenspiel ergötzte. Mit Professor Riemer fuhr ich fort, die gegenwärtigen Zustände des Publikums durchzusprechen, und ich freute mich, ihn vollständig klar über seine eigenen und verwandte Zustände, auch von den reinsten Gesinnungen zu finden.

18. Manches abgeschlossen und Packete vorbereitet, indem sich Demoiselle Zelter zum Abschied anschickte: Meine Gedichte, 2 Bände, für Demoiselle Zelter. Zwey alte Medaillen, mit einem Briefe an Herrn Friedländer. – Mehrere Briefe concipirt, die nächst zu expedirenden vorbereitet. NB. Gestern wurden schon die von Schuchardt in's Reine gebrachten Skizzen zur nächsten Redoute besprochen und Starke deßhalb angewiesen. Einiges der Fräulein Zelter zum Abschiede bereitet. Mittag dieselbe mit Demoiselle Facius, Coudray und Vogel. Der Letztere hatte mir vorher geäußert den Antheil, den er an gebildeten Kunstwerken seit einiger Zeit nähme. [221] Ich eröffnete ihm meine Gedanken und guten Rath deßhalb. Überlegte mir die nächst abzufassenden Briefe. Fräulein Zelter besuchte mich eine Stunde, wo wir denn gar manche Berliner Verhältnisse durchsprachen. Nahm Abschied. Ging gegen Morgen mit dem Eilwagen fort.

19. Schreiben an Professor Rauch. Ingleichen an Boisserée wegen des Regenbogens. Das englische paar Mr. Carlen und Mrs. Mittag Dr. Eckermann. Walther nach seinem Krankseyn zum erstenmal. Las in der Beschreibung des alten Roms. Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Später Ottilie. Plutarchs Paulus Aemilius.

20. Nebenstehendes expedirt: Herrn Generalmusikdirector Spontini nach Berlin. Herrn Varnhagen von Ense nach Berlin. Herrn Professor Rauch, dahin. Herrn Professor Zelter, deßgleichen. Herrn Professor Renner nach Jena. – Verschiedene Anregungen älterer Freunde näher überlegend. Fernere Concepte durchgesehen. Wölfchen störte die Zeichnungen auf, die in dem Zeichentische unter dem Spiegel verborgen waren. Zu bemerken hoher Barometerstand, beynahe 28. Vom frühen Morgen an Westwind und sehr dunstiger Himmel. Der Morgenwind trat erst nach 12 Uhr ein. In den untern Garten gefahren. Einige Stunden daselbst geblieben. Mittag mit der Familie. Einen [222] der großen Pappekasten durchgesehen und katalogirt. Mit der Familie gespeist. Nachher diese Kunstbetrachtungen fortgesetzt. Ottilie ging auf den Vereinsball. Mit Hofrath Riemer ging ich die abgeschriebene Zelterische Correspondenz durch. Später Wölfchen, der mich zum Domino nöthigte, aber dabey sehr artig war.

22. Nebenstehendes: An die Immediatcommission zu Verwaltung der Academischen Finanzen. – Manches andere Oberaufsichtliche der Expedition näher gebracht. Georg Engelmann De Antholysi Prodromus. Sehr schätzenswerth. Verfolgung und Benutzung der Metamorphose. Mittag mit der Familie und Dr. Eckermann. Nachher mit dem Engelmannischen Werke beschäftigt. Die neusten Blätter von Neureuther Ottilien mitgetheilt. Das Künstlerstammbuch der Frau Gräfin Vaudreuil mit Wölfchen angesehen. Abends Königliche Hoheit der Großherzog. Später Ottilie. Plutarchs Paulus Aemilius ausgelesen.

23. Nebenstehende Expeditionen: Herrn Geh. Rath von Willemer nach Frankfurt a. M. Herrn Professor Zelter nach Berlin. – Anderes in's Gleiche gebracht, Ihro Kaiserliche Hoheit die Frau Großherzogin und Demoiselle Mazelet. Mittag Familie und Dr. Eckermann. Das zunächst Vorliegende behandelt und bey Seite geschafft. [223] Dr. Engelmanns botanische Dissertation weiter studirt und viel Gefallen daran gefunden. Abends Dr. Eckermann, mancherley Verhältnisse durchgesprochen.

24. Oberaufsichtliches zunächst Fortzusendendes vorbereitet, abgeschlossen, auch eingepackt. Anderes weiter geführt. Um 12 Uhr Herr Kirchner aus Frankfurt a. M., eine artige Sendung von seiner Schwester bringend. Spazieren gefahren mit Ottilien. Mittag mit Dr. Eckermann. Nach Tische Oberbaudirector Coudray, das Bedeutende von seiner Ausstellung vorlegend. Herr von Müller. Später Serenissimus. Ferner Professor Riemer.

25. Nebenstehendes expedirt: An Herrn Dr. Sulpiz Boisserée nach München. An Herrn Director von Schreibers nach Wien. An Inspector Schrön, Verordnung nebst autorisirten Zetteln. An Bibliothekar Dr. Göttling deßgleichen, mit den Tagebüchern.An denselben deßgleichen, wegen der Bibliothek des Verstorbenen Professor Martin zu Jena. – Schreiben von Doris Zelter, welche in 36 Stunden nach Berlin gefahren war. Das Nächste bedacht und zurechte gestellt, welches nun durchzuführen ist. Sendung von Börner, Kupferstiche und besonders hübsche Radirungen. Einige unbekannte Namen verdienter Künstler aus früherer und späterer Zeit kennen gelernt. Um 12 Uhr [224] der junge Herr von Spiegel und Lieutenant Peterson. Ersterer merkwürdig, weil er die seltene, vollkommene, reine Gestalt eines Cavaliers ausspricht. Mittag Hofrath Vogel. Er brachte einen eigenen Criminalfall zur Sprache, der in mehr als einem Sinne zu denken gab. Nach Tische durchsah ich die Börnerischen Kupfer nochmals. Las in der Minerva neustes Stück. Abends Ottilie. Plutarchs Marcellus. Die Kinder kamen aus dem Fra Diavolo etwas ermüdet.

26. Oberaufsichtliches Currentes abzuschließen gesucht. Concepte dictirt. John an der Zelterischen Correspondenz fort. Um 12 Uhr Oberbaudirector Coudray, über die letzte Ausstellung der Gewerkschule das Künftige besprochen. Um 1 Uhr Maler Preller, die älteren großen Kupferstiche von Nicolas Poussin vorzeigend. Mittags mit der Familie. Nach Tische Herr Hofrath Meyer. Wir besahen zusammen die letzte Sendung von Börner. Später Königliche Hoheit der Großherzog. Nachts Ottilie. Plutarchs Cato.

27. Concepte umgeschrieben. Nebenstehendes: An Herrn von Quandt, Dresden. – An der Zelterischen Correspondenz. Mittags mit der Familie. Sodann Herr Hofrath Soret. Die Auswahl der Radirungen nochmals durchgegangen und beurtheilt. Die Eisenbahn von Liverpool [225] nach Manchester, ein interessantes Heft durchzugehen angefangen. Abends Ottilie. Plutarchs Marius.

28. Manches Übriggebliebene angegriffen und zu beseitigen gesucht. Nebenstehendes expedirt: Herrn Neureuther nach München. – Mittag Hofrath Meyer. Mit demselben das Stammbuch der Frau Gräfin Vaudreuil durchgesehen. Den Abstand dieser neuen französischen Zeichnungen gegen die hier an den Wänden aufgehangenen tiefgefühlt und gründlich besprochen. Abends Hofrath Riemer. Zelters Correspondenz. Neuere Redaction der Geschichte der Farbenlehre.

29. Nebenstehendes: An Herrn Eugen Neureuther nach München 5 Thaler Sächsisch. An Herrn Geh. Rath Willemer, Frankfurt a. M., ein Packet, enthaltend ein Buch. – Hofrath Soret die übersandten Mineralien bezahlt. Einleitungen auf den nächsten Monat. Um 12 Uhr Frau Dr. Eckermann bey meiner Frau Tochter gesehen. Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Mittag Dr. Eckermann. War eine Büste von Stuttgart angekommen. Berichtigte was von der Börnerischen Sendung zu behalten sey. Den Aufsatz über landschaftliche Arbeiten durchgesehen und auf dessen Vollständigkeit gedacht. Abends Ottilie. Plutarch Sylla angefangen.

[226]

März

1. Nebenstehendes: An Ihro Kaiserliche Hoheit Frau Großherzogin das Verzeichniß der Bücher. An Kaiser, Nr. 25 der Registrande. An Dr. Eckermann, Auszug aus der Jenaischen Litteraturzeitung. – Haushaltungsrechnungen durchgesehen, in Tabellen gebracht. Das zunächst Bevorstehende, Bedeutende überlegt und vorbereitet. Ihro Kaiserliche Hoheit mit Demoiselle Mazelet. Letztere schickte mir die Memoiren Ludwig XVIII. Mittag für uns. Hofrath Meyer. Besondere und allgemeine Verhältnisse besprochen. Erhielt eine Sendung von Herrn Beuth, die zu manchen Gedanken und Vorsätzen Anlaß gab. Auch ein Trauerspiel: Prinz Hugo von Carl Lauter. Was für wunderliches Zeug in den Köpfen der jungen Leute spukt; wenn sie doch nur im Theater sitzend lernten, was da droben geht und nicht geht. Abends Oberbaudirector Coudray. Über die letztere Ausstellung der Gewerkschule und die den jungen Leuten zuzubilligende Aufmunterung. Blieb für mich. Mémoires de Louis XVIII.

2. Concept im Namen Ihro Kaiserlichen Hoheit. Erhalten ein Schreiben an Coudray, nebst achtzig Thalern für die Gewerkschule durch Rudolph. John hatte gestern die oberaufsichtlichen neusten [227] Papiere gesondert und geheftet. Das Nächste gleichfalls zu reinigen. Kleine Gefälligkeiten besorgt. Vor Tische Kupfer betrachtet. Mittag mit Dr. Eckermann, und die Familie. Gegen Abend Oberbaudirector Coudray, achtzig Thaler eingehändigt von Seiten der Frau Großherzogin zu Prämien für die Gewerkschule. Um 6 Uhr Professor Riemer. Geschichte der Farbenlehre, sonstiges Wissenschaftliche.

3. Einige Concepte. Die oberaufsichtlichen Acten ferner zu ordnen und zu heften fortgefahren durch John. Um 12 Uhr Herr von Vitzthum. Um 1 Uhr zwey Franzosen, bißher in München studirend, jetzt nach Berlin gehend, von Boisserée's empfohlen, auf die theologisch-philosophisch-symbolische Seite sich hinneigend. Mittags Frau von Münchhausen, Hofrath Vogel und Göttling. Später Geh. Rath Müller und Hofrath Meyer. Nachts Ottilie.

4. Seit gestern Briefe eines Verstorbenen, 4. Band. John in der gestrigen Arbeit fort. Einiges Oberaufsichtliche. Verschiedene Briefe erhalten. Spottbilder. Dr. Eckermann. Derselbe zu Tische. Die Familie außer Herrn Rothe und Wolf. Jene Lectüre fortgesetzt. Später Ottilie von Hof kommend, das gestern bey Buchwalds vorgefallene erzählend, auch vom heutigen Hofabend referirend, nicht weniger eine neue mit [228] Eberwein übereingekommene Singstunde ankündigend.

5. Geschäft und Lectüre fortgesetzt. Mit Hofrath Vogel einiges Oberaufsichtliche besprochen. Um 12 Uhr Herr von Schröder, welcher von seiner hannöverschen Reise zurück kam und über die dortigen Zustände sich einsichtig äußerte. Mittag für uns. Die Familie bereitete sich auf Singstunde bey Eberwein. Blieb für mich, die Berliner Vereinskupfer anzusehen, auch andere neuacquirirte. Später Ottilie, die auf den Ball zu Graf Santi fuhr. Ich setzte die Briefe des Verstorbenen fort.

6. Einiges Oberaufsichtliche. Kam ein Schreiben von Zahn, Neapel, vom 18. Februar, mit Durchzeichnung der Casa di Goethe zu Pompeji nebst dem Grundriß des Hauses selbst. Eine Antwort sogleich dictirt. Die Angelegenheit meines Porträts mit Schwerdgeburth abgemacht. Anderes beseitigt. Die fünfjährige Palme aus ihren Winterquartieren in gutem Bestand gefunden. Die Zeichnung nach der berühmten Mosaik immer genauer betrachtet. Mittag die Familie und der kleine Pfarrssohn von Groß-Monnra. Besah die Berliner Preiskupfer, die von Börner neuangeschaften, so wie frühere. Las in den Briefen eines Verstorbenen. Fand die absurde Meynung der Schwächlinge weitläufig ausgeführt, Lady [229] Macbeth habe sich nur aus Liebe zu ihrem Gemahl und wahrer Condescendenz in seine Gesinnungen in eine Bestie verwandelt. Schrecklich ist es, wie das Jahrhundert seine Schwächen aufsteift und aufstutzt. Professor Riemer. Wir lasen den Brief von Zahn zusammen und besprachen die Angelegenheit.

7. Fernere Betrachtung der Zahnischen Sendung, welche immer bedeutender wird. Man muß die Vollkommenheit der mannichfaltigsten, in sich abgeschlossenen, malerischen Compositionen immer mehr bewundern und sich nur in Acht nehmen, gegen alles bißher Bekannte ungerecht zu werden. Vergleichend mit der ewig zu preisenden Schlacht Constantins von Rafael; es führt zu den allerhöchsten Betrachtungen. Die Antwort an Zahn ajustirt. Man muß sich eilen, vor seiner Abreise nach Ägypten ihn noch zu erreichen, und wie soll man aus dem Stegreife auf eine solche Sendung das Gehörige erwidern! Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. – Herrn Professor Riemer, die Antwort an Zahn. Herrn Professor Göttling, Verordnung und das alte Rom 2 Bände. Meyers Zeichnung des Bacchus an Ihro Königliche Hoheit.

8. Oberaufsichtliches fortgesetzt, besonders die neuen Fascikel im Repertorium nachgetragen durch John. Um 12 Uhr die Frau Großherzogin und [230] Demoiselle Mazelet. Später Herr Staatsminister von Fritsch, Abschrift eines Briefes des Herrn Legationsrath Weyland aus Paris bringend, worin eine Sendung Gipsabgüsse von merkwürdigen Fossilien angekündigt wird. Mittag mit der Familie. Vorher mit Hofrath Riemer die Zahnische Angelegenheit durchgesprochen. Zeichnungen angesehen. Nachts Ottilie.

9. John fuhr an der Zelterischen Correspondenz fort. Ich las in den Mémoires d'un homme d'Etat die traurige Geschichte unsres Feldzugs in Champagne. Ich las ferner in gedachten Memoiren. Hofrath Riemer; mit demselben die Zahnische Angelegenheit durchgearbeitet. Ihm die Durchzeichnungen vorgewiesen. Zu Mittag derselbe. Abends um 6 Uhr Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Später Ottilie, welche zum Grafen Vaudreuil soupiren ging.

10. Die Geschichte des Feldzugs und die geheimen Ursachen des schlechten Ablaufs durchgelesen. Nebenstehendes ausgefertigt: An Herrn Professor Zahn nach Neapel. – In den böhmischen Jahrbüchern einige Artikel gelesen. Zwey Hefte waren mit einem freundlichen Schreiben des Grafen Sternberg angekommen. Bedeutender Brief von Graf Reinhard an Herrn Canzler von Müller von Dresden ab. Ein junger von Arnim. Zwey Frauenzimmer, Frau Professor [231] Hase von Jena, Frau Professor Weiße von Leipzig. Von Arnim und Hofrath Vogel bey mir zu Tische. Betrachtete nachher die pompejanischen Zeichnungen. Übersah die verschiedenen Sendungen, die mir von Berlin und Dresden zukommen waren, rangirte manches zu Erwiderung und weiterer Mittheilung. Abends Ottilie. Walther aus dem Don Juan zurückkehrend und die Melodien nachsingend. Wölfchen war nicht wohl und deßhalb abwesend.

11. Concepte zu nothwendigen Antworten dictirt. Hofrath Vogel, merkwürdige Criminal- und verwandte polizeyliche Fälle besprechend. Mittag der junge von Arnim und Dr. Eckermann. Ottilie war an Hof. Beschäftigte mich nach Tisch, einige Zeichnungen der Gräfin Vaudreuil auszusuchen. Oberbaudirector Coudray, an den pompejanischen Sendungen sich erfreuend. Später las ich: Souvenir de Mirabeau par Duval. – Herrn Professor Zelter, Berlin.

12. Fortsetzung jener Lectüre, ingleichen des Dictirens verschiedener Briefe. Hofrath Vogel, interessante Unterhaltung über die Kritik einiger Gutachten der Physiker. Sonstige Verhältnisse. Fräulein Seidler um 1 Uhr, vorzeigend einige hübsche Entwürfe zu Bildern, die sie zu unternehmen gedenkt. Mittag Herr Oberbaudirector Coudray, die neapolitanische Sendung nochmals durchmusternd. Von[232] Arnim. Eckermann. Nach Tische für mich, den er sten Band der Mémoires des Dumont ausgelesen. Herr Canzler von Müller. Ich fuhr Obiges zu lesen fort. Später Ottilie. Graf Vaudreuils Abreise. Äußerungen der Frau Großherzogin.

13. Fortsetzung des Briefdictirens. Maler Starke die Zeichnung des Pflanzenabdrucks von Ilmenau für Graf Sternberg fertigend. Um 12 Uhr mit Ottilien spazieren gefahren. Mittags Herr von Arnim. Später die französische Lectüre fortgesetzt. Um 6 Uhr Hofrath Riemer. Mancherley Concepte mit ihm durchgegangen.

14. Einiges Oberaufsichtliche. Nebenstehendes: Das Vermehrungsbuch an Herrn Hofrath Göttling, Jena. – Um 12 Uhr Maler Carl Werner mit seinem Vater, jener nicht ohne Verdienst, Enkel der Schauspielerin Neumann. Spazieren gefahren. Mittags von Arnim und die Familie. Nachher Ihro Königliche Hoheit der Großherzog. Nachts Ottilie, Plutarch.

15. Nebenstehende Expeditionen abgeschlossen und expedirt: Herrn Grafen Caspar von Sternberg, Brzezina. Herrn Criminalrath Grüner, Eger.Herrn Candidat Cotta, Tharand. Herrn Rentamtmann Mahr, Ilmenau. – Hofrath Vogel, genugsame Relation von seiner gestrigen Ausrichtung in Jena vortragend. [233] Seine einsichtige und im gemeinsamen Sinne consequente Theilnahme am Geschäft ist höchst erfreulich. Ihro Kaiserliche Hoheit die Frau Großherzogin und Demoiselle Mazelet. Mémoires d'un homme d'Etat 2. Theil. Mittags mit von Arnim und Hofrath Meyer. Betrachteten die Bilder von Werner. Später allein. Nachts Ottilie.

16. Den ganzen Tag wegen Unwohlseyns im Bette zugebracht.
[234]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Tagebücher. 1832. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-5E08-0