[5] [7]III.

Auf Amorn.

Jüngst um Mitternacht, wenn Arktos
Vor Bootens Hand sich drehet,
Und von Arbeit überwältigt,
Alle Welt im Schlafe lieget:
Schlug Kupido mit dem Klopfer
An die Thüre meines Hauses.
Wer, so rief ich, raßelt drausen?
Du verjagst ja meine Träume!
Oefne mir, war Amors Antwort.
Fürchte nichts: ich bin ein Knabe,
Welcher ganz von regen triefet,
Und im Finstern sich verirret.
Dieß bewegte mich zum Mitleid.
Gleich ergriff ich meine Leuchte,
Schloß ihm auf, und sah den Knaben,
Mit dem Bogen, und dem Köcher,
Und den Flügeln auf dem Rükken.
Als ich ihn zum Feur gesetzet,
Wärmt ich seine kalten Finger
[7]
Selbst in meinen hohlen Händen;
Und aus seinen gelben Locken
Drückt' ich ihm das Regenwasser.
Als ihn nun der Frost verlassen,
Sprach er, lasset uns versuchen,
Ob die naßgewordene Sehne
Meines Bogens nicht verdorben!
Darauf spannet er den Bogen,
Und durchbohrt, gleich einer Wespe,
Mir das Herz, recht in der Mitte,
Hüpfte lächelnd in die Höhe,
Sprach, o Wirth, sey mit mir frölich!
Sieh! mein Bogen ist noch schadlos;
Doch dein Herz wird Quaal empfinden.

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TextGrid Repository (2011). Anakreon. Gedichte. Die Gedichte Anakreons. Auf Amorn. Auf Amorn. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-DCA5-7