[4] Dat Erste Schertz-Gedichte

Vom itzigen Wandel und Maneeren der Minschen

In Grekenland ein Man vör langen tiden was,
Van Wyßheit hochberömt, genandt Pythagoras;
Van em de Jöged sick leet hüpich underwisen,
Man hörde sine Lehr in allen Landen prisen.
Sin Hus und Schoel erschal, nicht van Fantastery,
De nu van velen werd genömt Philosophy,
Sündern van Meticheit, van Tucht und gode Seden,
Dar leerd man schwigen erst, hernamals leerd man Reden.
Nichts, dat gelevet had, kam je in eren Mund,
Ock nicht de hülsen Frucht, de in den Garden stund.
Ein Deel van siner Leer Metempsychosin nömde,
De domals alle Welt als hoge Wyßheit römde,
Darvan de mening is. Van Gott des Minschen Seel
Int Lyff gegaten wert, als siner krafft ein deel,
Sins wesendes en Part. Desülve Seel must wandern
So bald de Minsche sterfft, van einem Lyff thom andern:
Ein Kriegsman und Soldat, wenn em de Seel entföhr,
Keem se woll in ein Peerdt, edr in eine olde Sör.
Eins glehrden Mannes Seel queem woll in einem Becker,
In einen Schriver, Vagt, Lehmklicker, Hüßchen decker.
Ein riker Wanst, de sick statlick tracteren plecht,
De würde woll ein Swyn, und eet mit Gunst gesecht.
In summa, jede Seel van levendigen Deeren,
Vernüfftig edder nicht, sick nemals kond verlehren,
Sündern verwesselt würd. Glyck als ein Wandersman
Nicht altidt einerley Herberge krigen kan.
Bald kümpt he in ein Hus gezieret hoch und nedden,
Werd köstelick tractert, gelecht up weken Bedden:
Bald kümt he in ein fuel und garstig stinckend Nest,
Darin is Garstenbrod, und lusich Stro dat best.
[5]
Dat was de Mening des den men als Göttlick ehrde,
Als went vam Hemmel wehr gekahmen wat he lehrde.
He sede van sick sülffst. Erstlick was ick ein Kock,
Ick hebb veel stücke Flesch tho howen up dem Block,
Velicht is manck dem Veh, dat ick ehr heb geschlachtet,
Min egen Vader west, dat ick do nicht geachtet.
Darna word ick Euphorb, und mit vör Troja toech,
Dar ick ock mangen Held mit minem Sweerd ersloeg.
Als ick im sülven Krieg min levend müste laten,
In einen Paweluen ward mine Seel gegaten:
Ick ward ein Vagel schon, offtmahls heb ick gepraelt
Mit minem bunten Schwantz, mit Golde dörch gemahlt.
Endlick bin ick ein Minsch als junck und nie gebahren:
Herna wenn mine Seel uth dissem Lyff werd fahren,
Wor se werd inloseern, steit in der Götter Knee,
Off ick ein ander Minsch schal werden edder Veh.
Darüm seet juw woll vör, dat gy van keinen dingen
De levend hebbn gehat, in juwen Bueck verschlingen:
Woll solckes würde dohn, de müste twifflen sehr,
Off nicht dat Flesch ein stück van sinem Vader wehr.
Wen disse opinion itzund würd angenahmen,
Würd ick woll offtermahls in sware dancken kamen,
Vnd twifelhafftig syn, wat ick doch wünschen wold,
In welck ein ander Lyff min Geest infahren schold.
Denn dat ick scholde syn ein Storck edr ander Vagel,
Dat mach ick nicht, darna steit mi ock nicht de Kagel.
Ick wünsch ock nicht tho syn ein alvern dummes Deert,
Ein Büffel, Esel, Koh, Swynegel edder Peerdt.
Doch wenn idt müste syn, dat ick manck den Veervöten
Ein unvernüfftig Beest schold endlick werden möten,
So meen ick dat myn wünsch nicht konde beter syn,
Als dat ick werden möcht ein hübsch Schoet-Hündelyn.
Weer ick soen eddel Deert, mit saden und gebraden
Würd ick den fetten Bueck und dicke Pantze laden,
Darmit ein armer Minsch in groter Hungers Noth,
Dem men nicht geven wil ein stücke dröge Brodt,
Syn levend redden kond: Faert woll in Gottes willen,
Dar moet ein hungrig Kind de leddgen Darm mit füllen.
Ick würde krigen gnoch, in aller överfloth,
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Vp einen weken Pöl, ja in der Junfern Schoet,
Wen sick ein armer Minsch up fulen Stroh moet strecken,
Ick dapper snorken kond: Se würde mi tho decken,
Vnd twischen ere Been, up eren weken Bueck
Mi günnen sachte Row, als nu is de gebrueck.
Vnd wen idt den einmahl so quem, dat mi mit hupen
De Rehbraed und de Supp würd underm Swantz uth krupen,
Dat hed gantz kein gebreck: de Röck is bald verthert
Wen uth der Balsembüs de Näse werd gesmehrt.
Darvör wold ick tho danck einn kleinen Schimp benehmen
Miner Wolldederin, de sick sunst müste schämen.
Denn wen dat Junckfrewlin leet einen heemlick gahn,
So kond se seggen, »Fi, dat hefft min Swaenke daen,
De sick nicht richtig hölt.« Se konde sick verdrysten,
Wen ick men by er wehr, frie ohne schimp tho vysten.
Doch dat is nichtes werth: ein Minsch geit över all,
Allein dat men nicht weht, wat men sick wünschen schall.
Vör groter Herren Stand wert my Gott wol behöden,
Dat ick ock hen und her mi scholde laten föden,
Vnd prachern vör der Dör, dat kan ick wünschen nicht,
Dat ein is altho hoch, dat ander altho schlicht,
Dat Middel is dat best. Myn wünschent wil ick wenden,
Dat ick möcht einer syn van den twen Middelstenden.
Dat ick schold Kopman syn, mi dünckt dat wehr kein raet,
Ick würd tho sehr braveern, und föhren groten Staet.
Ein Hus ick köpen würd vor Gottsgeldt twe Ducaten,
Dat sülve müst ick den prechtig stafferen laten:
Wen alle Volck den dacht, ick seet in grotem Gut,
So würd ick segn Adieu, und gahn thom Dohr henuth.
Wat hed ick den darvan, als dat ick müst anhören
Van den de mit Vernufft und Ehr den Handel föhren,
»Du bist ein loser Droch, ein lichtferdiger Man,
Dewyl du unsem Ordn sülck Schimp und Spott deist an.«
Wen ick nu wider forth de Gdancken late sweven,
Welckere Stand mi kond Rickdom und Ehre geven,
So felt mi in, ick hed einn goden wunsch gedaen
Wen ick ein Tölner würd: Doch nicht ein Publican,
Als in der Römer tydt de Tölners sind gewesen,
Ock de was, darvon wi im Evangeli lesen:
[7]
De sprack: »o Herr bewis mi armen Sünder Gnad,
Vnd räkne mi nicht tho all mine Missedat.«
Is nu ein Tölner arm? Dat si fern, noch vel minder
Dat men gedencken schold he wehr ein armer Sünder.
Ein Armer is nicht Ryck, ein Sünder hefft kein Ehr,
Drüm is ein Tölner nu kein armer Sünder mehr.
Wat jener sprack tho Gott, dat spreckt men nu ehrbedig
Thom Tölner disser tidt. »o Here sydt mi gnedig,
Vnd recknet mi nicht an de Schülde groet und kleen,
Hyr is etwas bereit: Gy weet wol wat ick meen.«
Neen solcker Tölner ein begehr ick syn mit nichten,
Men derer, de ehr Ampt mit Redlicheit verrichten,
De vör ehr truwe Denst van Gott gesegnet sind,
Derer men hen und her den meisten deel noch find.
Schold ick den van geval ein Schriver werden moten,
So wold ick einer syn der vörnehmen und groten,
De erem Denst und Ampt vörstahn mit Truw und Flyt,
Vnd ehr Geweten mehr ansehn als groet Profyt.
Ein Schriverken bin ick alreed gelövt mi even,
Ick heb in vertich Jahr vel Bagen vul geschreven,
Man wo men Schriven schal mit einer sülverchn Pen,
Dat güldne ABC, und schriven immer hen,
Beth men vel dusent kan tho sinen Kind und Fruwen
Vör Pandt up Rente dohn, und schöne Hüser buwen,
Dat grote Boeck daruth men sülcke Kunst studeert,
Is my nicht vörgelecht, ick heb idt nicht geleert.
Doch so vel weet ick noch, dat ick kan underscheiden
Ein Bockstaff vör dat andr, und laet mi nicht verleiden
Vör L, tho schriven C, und vor V schriven X,
Kan ick den nicht vel mehr, so byn ick darup fix.
Nu woll, wat kandt den syn, dat dörchMetempsychose
Alßbald na minem doedt tho werden ick erkose?
Wat is idt vör ein Stand, de mi kond wol stahn an?
Schold idt nicht raetsahm syn, ick würd ein Handwercksman?
Twar jeder Handwerck wol einn Boddem hefft van Golde,
Dennoch ein Handwercksman nicht gern ick werden wolde:
Idt is ein ehrlick Stand, de mening hold ick sterck,
Man kan en missen nicht, hochnödig is syn Werck.
Men dat gefelt mi nicht, dat se sick sülvest plegen
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Ein ander uthschamfern, und selden sick verdregen.
Ein Schoster wen he kümt by einen Möller Knecht,
Verhönet he en strax, und schimplick tho em secht,
»Sü dar, Herr witte hoet, dyn Rat lestu nicht rasten,
Du kanst so meisterlick deep in de Secke tasten,
Du nimst dat beste Mehl, de Buer beholt de Klie.
By andern is idt schand, bi di is stehlen frie.«
De Möller antwort em: »Ey Schoster dat is wacker,
Na Traen und Pekedraet du stinckest als ein Racker,
Wen du bereedst de Huet van einer doden Koh,
So moet men bald vör di de Nese holden tho.«
Ein Becker Wyff heet wol den Snider lüsken speter,
Vnd Zegenbuck. »o« segt de Snider, »Timpenfreter,
Vth diner langen Näse ein snappentötel krüpt,
Wen du eins Kneden wilt, und in den Deeg indrüpt.«
Ein Smidt den Sniddeker plecht spötlick tho verhönen,
»All dyn Verstand«, segt he, »de falt di manck de Spöhnen,
Ein Skrubber bistu doch bi diner Hövelbanck.«
De Sniddeker dem Smidt antwordt, »du Pinckenpanck,
Men kan genogsahm sehn an diner swarten keke,
Dat du dem Düvel bist gelopen uth der bleke.«
Seet, also is mit qvaet verfült de gantze Welt,
Dat böse moet hervör, dat goed men hinderhelt.
Ein jeder schold de Feil tho decken, und de gaven
De Gott gegeven hefft an sinem Negsten laven.
Man, leidr, de Welt is nu so dörich und so geck,
Einm andern jederman uprücket syn gebreck.
Därum nicht rechte woll kan ick mi darin geven
Dat ick ein Handwercksman schold syn na dissen leven.
Dennoch wehr idt mi so vam Hemmel uperlecht,
Dat ick Handwercken must vör Meister edder Knecht,
Ick wil idt setten so, dat ick möcht under velen,
De men findt in der Welt, ein Handwerck uth erwehlen:
So wold ick wünschen my, wehr ick sünst kloeck und wys,
Dat ick men werden möcht ein Snider tho Parys.
Nicht van dem Lüßckenpack, dat in der Fripperien
Ein oldt verschleten Kleed so zierlick kan vernien,
Dat man idt kopen schold vör ein gantz nie Habit,
Wen twe Daeg sindt vörby so faldt idt weg als schiedt.
[9]
Men ick wold einer syn der groten und der Riken,
Als Montoban, le Noir, Broisart, und der geliken,
De up der Natelspitz geklummen sindt so hoch,
Dat se erlanget hebn Ryckdohm und Ehr genoch,
Vnd frembden könen vör vel dusent Krohnen borgen,
(Wo se idt wedder krign, dar laet ick se vör sorgen)
Sülck einer wold ick syn. Wat weer my dat vör Lust,
Wan dar ein Cavallier tho my herkamen must,
Vnd my mit Reverentz und Complementschen streken
Als einen groten Heern mit sülcke Wort anspreken:
»Idt is my wol bewust, Monsieur & bon Amy,
Dat in der Minschen Sinn kein dinck bestendig sy,
Den Climaterschen loep und gwisse periode
Erfahret ock de Dracht und runde Circkel mode.
So bald ein Kleedt werd oldt, de fatzon ock verschlit,
Ein jedes nies Kleedt bringt nie Forme mit.
Dat geit so rundt herüm, gelick als in den Schrencken,
Wen nichtes nies mehr de Ehrgitz kan erdencken,
Fangt he van vören an: glyck als ein welig Peert,
Dat in den widen Kreis sick künstlick tummeln leert.
Wat kortlick noch was nie van Kleedern und Maneren,
De van juw uthgedacht und upgekahmen wehren,
Dat is geworden oldt. Willt my berichten draet,
Wat nu eindrechtiglig ein Ehrbahr Schnider Raeth
Van nie bestemmet hefft, und under sick beslaten,
Vp wat Maneer he wil dit Jahr stafferen laten
De andern Volcker all. Denn idt is apenbaer,
Van juw men hebben moet dat rechte Exemplar,
Vnd dat Original, darna men sick schal kleden,
In Düdschland, Dennemarck, in Holland, Brabant, Sweden.
Idt steit in juwer Macht: Veel grote Ambassadeurs
Entfangen Kleeder Lehn van Messieurs les Tailleurs.«
Wat dünckt juw, schold my dat im Herten nicht behagen,
Wen my van groten Heern sülcke Ehr würd angedragen?
Idt is gewißlick wahr, de Welt is sticken blindt,
Vnd hefft nicht mehr Verstand als ein drejahrig Kind.
Wat is dat vör ein waen de nu is ingereten,
Kan wol ein nerscher syn, dat möcht ick gerne weten.
All wat geschiklich is, alle Adelicke Dracht,
[10]
Alle Höffligkeit moet syn uth Franckrick hergebracht,
Maneer, zierlike Red moet man uth Franckrick halen,
Vnd mit Gefahr, mit möye, und swarem Geld betalen.
Franckrick dat is de Schoel, dar men leert alle Künst,
Dat sülve in ander Land tho leeren, wer ümsünst,
Mi düncket Franckryck is nicht unglyck der hyæne,
De dörch den goden Röck de Deerte all in gemeene
Van ferne tho sick tüht, und se also bedrücht,
Se bi der Kehle gript, und en dat Bloet uth sücht.
Idt moet doch etwas syn, dat vele so bedöret,
Dat ock der kloken Sinn betövert und verföhret.
Ick denck noch wol dat ick in miner Jöget las
Im Boeck der Arstedie genömet Ypocras,
Wen einer so subtil und klenlick sick befünde,
Dat he kene Arstedie int Lyff innehmen künde,
Entwedder dat he wehr van Krefften also schwack,
Edr dat em gruwde vör den eisken slimmen Smack,
So scholde he de Pilln, edder Medicamente,
Ingeven einem Hoen, einr Duven edder Ente,
Vnd laten sick darvan thorichten eine Supp,
De tho sick nehmen, und dat Flesch ock eten up,
So schold desulve Kost bi em de wercking maken,
Als wen he sülvest had de Pillen ingeschlaken.
Dit is ein herlick dinck, und köstlick goet Secret,
Dat Franckryck rechte wol tho practiseren weht.
Vel reisen na Parys, und andre fremde Steden,
Alleen darüm dat se hernamals können reden,
»Ick bin in Franckryck ock gewesen dre veer Jar,
Ein temlick item heb ick wol vertert aldar.«
Sind se so gar subtil, dat van den rechten dingen,
De men dar lehren schal, se nichtes könt verslingen,
Vp dat se scholden nicht dar syn gewest ümsünst,
So bruken se mit flydt de vorgenömde Kunst.
De Meisters möten dar er Wetenschop ansetten,
Bi allen paticiers, in allen cabaretten
Pasteiden werden backt, de sind gefüllet gantz,
Mit Wyßheit, gentilesse, und braver contenantz,
Chappons, leurauts, lapins, cocqs d'Inde, wilde Enten,
De werden al bedrüpt mit lutter Complementen:
[11]
Becasses und perdris de moet men en lardeern
Mit schoner cortoisi, mit höffliken Maneern,
De Supp ist von Verstand, van hogen Sinn potage,
Dat Brod van gravitet, de Tarten van courage:
Denn kümt dar thom dessert, dragees veler sort,
De thogerichtet sind von Adelick comport:
Madame Conjoli, und andre belles filles,
De bringen macarons, gniocchi und rocqvilles.
De sind gebacket und beströwt an allen Orth,
Mit Politic discurs und zuckersöte Wort.
Van sülker arstedie ein jeder den gebruket
So offt und vel, dat he darvan wert dick und buket.
Vnd dat dit recipe gesund und goet mög syn,
Moet dar ein dosis up van twintich gläser Wyn.
So vaken als men drinckt, moet men int Glas in geten
Extract und qvintessentz van braven qvaliteten.
Wat van der düren Kost syns heren överblifft,
Dat nimpt de Knecht tho sick, und sachtens in sick wrifft.
Dar her he ock somtyds mit solcken leckerbeten
Hefft van geschicklicheit mehr als sin Herr gefreten.
Wen men nu dit secret dagliken practiseert,
Wert men befinden, dat idt sy vel Geldes wehrt.
De operation werd sick bald mercken laten:
Doch moet men wol sehn tho, dat men idt bruek mit maten,
Wenn idt genahmen werdt in grotem överfloet,
So kan idt einem syn mehr städlick alse goet.
So plegen courtoisie und complementsche minen
Vntidich uth dem Halse uhtstörten und erschinen,
Als idt dem Buren geit, wen em is altho vel
Vam dicken frischen Beer geflaten dörch de Kehl.
Wen ick also den Loep der itzgen Welt betrachte,
Dar my de dulle Leer Pythagoræ tho brachte,
Als wen de Seel, so bald se uth dem Cörper queem,
In einem andern Orth er waning wedder neem
(Ick weet dat idt man is en falscher Wahn der Heiden,
De sick van Gades Geist nicht hebben laten leiden,
Vnd hebbe, Gott sy dank, uth sinem Wort geleert,
Dat sülke Mening is nicht einer Bonen weert.)
So wünsch ick offt, dat ick tho krigen nicht kan hapen,
[12]
De Seele bubblet my als Erveten im Grapen:
Ick bidd in ivricheit, »Och kond idt doch gescheen,
Dat ick noch einmal möcht dat wedderümme sehn,
Wat ick vor veertich Jar gesehn in fremden Landen,
Off noch desülve Schick, de do was, sy verhanden:
Wehr ick noch junck, und hedd nicht veel der grawen Haer,
Ick waegde idt noch einmal, und schuwde kein Gefahr.
O kond ick wedderüm an myn Junckdohm geraden!
Och dat idt möglyck wehr, dorch Middel unverbaden,
Dat eines Minschens Lyff vam Older einen sprunck
Kond in de Jöget dohn, und werden wedder junck!«
Wen dörch natürlyck Werck idt thoging ahne Sünde,
Dat sick ein older Man weddrüm verjungen künde,
Wold ick gewis dartho versümen keine Tydt,
Dit schold myn Arbeit syn, und allerhöchste flydt,
Dat ick möcht sülcke Kunst und wetenschop bekamen.
Ich hebb wol offtermals van Predigern vernahmen,
De so geleert hebn dat Volck in er Sermon,
Dat sülckes van Natur ein Adler kunde dohn:
De kunde sick verjungn: wen schon all sine Fedder
Van Older uth gegahn, so wüssen se em wedder.
He würd so junck und frisch avr sinen gantzen Krop,
Als wehr he gistern erst gekrapen uth den Dop,
Wen he sick strecken kond glyck gegn der Sünnen Stralen,
De mit dem heten Schyn syn Lyff kond frie dörchhalen.
Man list ock vör gewis, dat in Araber Land
Ein schöner Vagel wahnt, de Fenix is genand.
Wen de geworden is so Old und unvermögen
Dat he tho keinem Ding mehr nüt is, noch kan dögen,
Als den he van Natur dit Middel weeth und kent,
Dat he sick levendig in einem Füer verbrent.
He sülvest böt dat Füer van wolrükenden Strüken,
So werd he wedderüm ein junck und kleines Küken.
Dat mag wol also syn, ick late idt ock geschehen,
Doch is nemand gewest, de sülckes hefft gesehen.
Van Vögeln schrifft men wol veel wünderlike Dingen,
Men dat kan ick gar nicht in minen Credo bringen,
Dat sick ein Minsche kond verjungen der gestalt,
Vnd dat dörch Sünnen Hitt, edr dörch des Füers Gewalt
[13]
Ein old Wyff edder Man schold werdn tho einem Kinde,
Solcks der Erfahrenheit ick gantz tho weddern finde.
Offtmals heb ick gesehen ein hupen Bedelpack,
Wen dat tho samen kümt ein jedr mit sinem Sack,
Ein deel van Older krum, ein deel van Hunger mager,
Wen se bym Thun upschlahn er arme pracher Lager,
Hyr ligt de Pekelmütz, dar ligt de halve Krück,
Hyr eine blödge Bind, dar van der Stelt ein stück.
Hyr hefft ein groet Party de Wancken udt getagen,
Vnd hest mick ock wol sehn de witte Flö affjagen,
Bald ligt ein older Grys, de sick upt Gras uthstreckt,
Vnd sinen kalen Kop recht jegn de Sünne reckt,
Im heten Samer Dag: dem süet men dörch de Lumpen
Wo em van groter Hitt dat Fell is gantz verschrumpen.
Off nu de Sünnen Hitt densülven wedder gifft
Er Junckheit und de Stercke, als men vam Adler schrifft,
Darvan heb ick noch nichts in den Avisen lesen,
Idt mag ock wol velicht ein Kinder Meercken wesen.
Ock heb ick wol gesehn von einer olden Hex,
Wo Mester Kilian er maekd ein experfex,
He bund an einen Pael de rumpel töver Tasche,
De als ein old Fenix dar ward gebrand tho Asche.
Off udt dersülven Asche ein junck Fenixken floech,
Dat weet ick nicht gewis, idt is vör my tho hoch.
Mit sülckem Snack schold man, wol damit weer tho freden,
Dat man kond werden Junck, einm lichtlick överreden.
Noch las ick in ein Boeck, Medea Jasons Wyff,
De konde maken Junck den de was Old und Styff.
Se hadd einn olden Buck thom jungen Lam gemaket,
Als se en hadd thohackt im Ketel dörchgekaket.
Dat se bi Minschen ock dat sülve konde dohn,
Men kond mit sülcker Kunst verdehnen groten Lohn.
Etwas glöff ick hiervan, tho gfallen den Poeten,
Denn ick sülck ehrlick Volk nicht gern wil legen heten,
Idt wehr ein Skelmestück, darby is groet Gefahr,
Idt is jo licht gesecht, »Herr, juwe Word sy waer.«
Wen ick schon hören schold dat jemand würde legen,
Dat sick de Balcken, ja dat gantze Hus mocht bögen,
So wold ick seggen bald, »idt kan wol syn min Heer,
[14]
Ick wilt gelöven wol:« Dat bröcht uns beiden Ehr.
Hed ick dat nicht gedahn, ick hedd offtmahls gekregen
Hurllputzen, ock wol offt must kamen vör den Degen,
Den Legen is ein Zier, men legen heten, geit
Vp Lyff und Levend an, up Ehr und Redlicheit.
So wil ick nu hierin mine Höfflicheit sehn laten,
Vnd wat Ovidi lücht gelöven allermaten,
Versöken wil ickt nicht: my dünckt idt wehr tho veel
Dat ick my laten schold affsteken erst de Kähl,
Darna min Lyff thohackn in kleine Plückefincken,
Dat kan ick nicht besehn, de Mening laet ick sincken.
Men wen sünst jemand wehr van den de upt Skavot,
Mit Prael und groet Geblar udt einen Salvepot,
De Schaden und Gebräck so vel dar synd am talle,
Cureren könen stracks, und twintig mehr als alle,
De my affnehmen kond des olders Vngemack,
Vnd alles wat min Lyff und Gleder maket schwak,
Dat ick würd wedderüm so frisch up mine Vöte,
Als noch is unverrückt min Herte und min Gemöte,
Vnd dat ick reisen kond so als ick heb gedahn,
Do ick anfinck de Welt erst üm de Ohrn tho schlaen:
Wen einer my also verjungen kond min Leven,
Dem wold ick sülcken Lohn und recompense geven,
Dat he schold mit my syn tho freden, wen ick ock
In Pant uth setten must mine olde tripen Broeck.
Denn, glyck als nu dörch Möy und Arbeit veler Stunden,
Ein ewigwahrender Calender is erfunden,
De twintich dusent Jahr ahn feil schold richtig gahn,
Wen schon de Welt nicht mehr als föfftig würde stahn;
Geliker wise heb ick eine ewigwahrnde Mode,
Van Kledern uthgedacht, dem Gmenen best tho gode,
De so lang wahren kan beth dat der Minschen Lyff
Eine andre forme krigt, an Man und ock an Wyff,
So lang ein itlick Glid noch blifft an siner Stede,
So lang kan de fatzon van Kledern bliven mede.
Men wen idt schold geschehn, dat Gott und de Natur
Dem Minschen geven würd eine andre nie Figur:
Als wen, wat nu is vör, gesettet würde hinden,
Dat wat nu baven is, sick under würde finden,
[15]
Vnd dat den Fruwens kehmn de Titten bi de Been,
Als men an einer Koh und Zege nu kan sehn,
So würd men ock darna de Kleeder richten möten,
De Steveln up dem Kop, de Mütze up den Vöten,
De Florenschörteldock würd syn ick weet nicht woer,
De schönen stikden Scho, dar nu de Parlensnoer.
Disse ewigwehrnde Mod, must richtig syn geholden,
Van Riken und van Arm, van Jungen und van Olden,
De Straff schold syn dem de darjegen würde gahn,
Dat twischen beide Ohrn de Näse em scholde stahn.
Wowoll sülck ordinantz den Schnidern so wurd spiten,
Dat se de Natel würdn vör Grim in stücken biten.
Man wat bin ick en Geck, dat ick so reden kan?
Wat is idt vör en Drohm de my kümt wakend an?
Ick Plög und seie Korn up Stenen bi dem Strande,
Vnd denck tho fangen Fisch recht midden up dem Lande.
Wat ick gereedt dat sint Castelen in der Lucht,
Myn Anslag und myn Wunsch verswinden ahne Frucht.
Wen ock de grötste Straffn darup gesettet wehren,
Dat de darwedder deit, schold syn ein dremarks Deeren,
Vnd dat dat erste Kind dat sülcke Junfer kricht
Schold na der Predig werdn gedöfft, dat hülpe nicht.
Wen man se würde schon bym Byvagd hart bespreken,
De ahn Barmherticheit int Lock se würde stecken,
Dat würd en doch nicht dohn so weh, noch syn so leet,
Als wiken van der Mode einn schmallen Finger breet.
Ja wen de höchste Floeck gelecht wehr up de Frowen,
Dat en de Arme scholdn so dick syn als de Mowen,
De Tene udtgereckt so lang als is de Scho,
De Hals upswellen must als einer krancken Koh,
Damit he würd gelyck so wyt als ere Kragen,
Se würden doch darna nicht einen heller fragen,
Men makent na als vör, na eren Kop und Sinn,
Worüm schold ick my den dar wider mengen in?
Idt mach gahn als idt geit: wenn ick nicht hoge stige,
Frücht ick nicht vör den Fall. Darüm ick numehr swige.

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