Die Staatskunst

Elegie.


Hingebeuget nach Einer Seite fast alle die Bäume!
Sage, was deutet das an? Kommt das vom Sturme der Zeit?
Festere ältere Stämme brachen im Zuge der Völker,
Nur in dem jüngeren Stamm wächst die Gewohnheit der Noth.
Lasse Dein Urtheil nimmermehr richten nach vielen von keinem,
Schliff sich der Spiegel doch schief, weil doch alles so schief,
»Feuer!« schreit er am Fenster. »Feuer?« lachen die Knaben,
»Männchen, ei siehst du denn nicht, daß dir die Mütze hell brennt.«
Freilich, die Lampe ergriff die überhangende Kappe,
Wo die Schelle versteckt, zeigt uns das Licht und die Angst,
Freilich so leuchtet nächtlich die Lampe den Erdkreis erhellend,
Wenn sie lange genug nur die Kammer geschwärzt,
Zweimal hörtet vergebens ihr Völker Philippische Rede,
Schweige zum drittenmal still, dreifach thue was recht.
Manches Pulver verknallt zur Übung und fehlet im Kriege,
Mancher Vorsatz verfliegt, sage, wo blieb denn das Wort,
Sage, wo blieb denn die That, wo blieben die herrlichen Menschen,
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Lerne des Augenblicks Werth, nur will Worte und That.
Wahnsinnig nennt ihr den Mann, der meinte, er sei schon geköpfet,
Denn ein anderer Kopf sei ihm gegeben zurück,
Werdet wie er und gebet nur auf vergangene Klugheit,
Setzet den Kopf nicht darauf, setzet den Kopf nur daran.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Lieder aus einem ungeschriebenen Romane. Die Staatskunst. Die Staatskunst. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0D4E-F