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Mel. 118.


1. Es bleibt dabey! daß nur ein Heyland sey, ein Heyland, der in allen fällen wichtig, und dessen rath und that beständig richtig, bey dem man findt die recht und wahre treu: es bleibt dabey!

2. So spricht der glaub, und hält es nicht vor raub, der glaube, so im schwachen herzen thronet, und in dem thal der niedrigkeiten wohnet, der gerne ist, wo man sich legt in staub und spricht: ich glaub.

3. Kanst du das wohl, und bist des glaubens voll? mein herz, wie stehts? bist du ein würmlein worden? gehörest du in der elenden orden, da man sich nur der ohnmacht rühmen soll: was denkst du wohl?

4. Ich wolte gern, ich bin davon nicht fern. Ich weiß, ich kans, ob gleich mit beugung, sagen: ein wenig weiß ich auch vom gläubgen wagen; zwar nicht aus mir: ich fühl die kraft des HERRN: drum wolt ich gern.

5. So kennst du ihn, und giebst dich willig hin? Er geh mit dir durch höhen und durch tiefen, und müstest du von myrrhen-tropfen triefen: Er thu auch alles wider deinen sinn; so kennst du ihn.

6. Er ist und war ein Gott, der wunderbahr, und welchem meist von hinten nachzusehen, und ohn ver nunfts-bedenken nachzugehen, da uns oft nichts erscheinet als gefahr, der rath wird rar.

7. Glaubst du das doch, und bist auch feste noch, wenn dich bedünkt, du machsts aufs allerbeste, und was du baust, das stehe noch so feste, und siehest denn dein werk kriegt doch ein loch: glaubst du da doch!

[459] 8. Kommt dir nicht ein: was soll denn dieses seyn? Ich hatte grund und thats mit überlegung, und etwa nicht in eilender bewegung: ich sucht nicht mich, mein zwek war völlig rein, und gar nicht mein.

9. Wie seh ich nun, daß alles dis mein thun so ganz verschwindt, als wär es nicht geschehen, daß ich auch kaum den anfang mehr kan sehen: man möcht vielleicht von allem würken ruhn, und nichts mehr thun.

10. O nein! ach nein! das müsse ferne seyn, daß etwas solches bey mir haften solte, und ich nicht ganz dem Heyland trauen wolte, ob er mich gleich führt ins gedränge ein: es muß so seyn.

11. Was liegt doch dran, wenn das, was ich gethan, schon ganz und gar zu grund und boden gehet, wenn sein werk nur in- und an mir bestehet; wenn ich gleich nichts verstehe und nichts kan. Da ist er mann.

12. Mir gnüget schon, daß ich, gleich einem thon, in seiner hand, zu seinem willen bleibe, wenn er mich nimmt zur arbeit auf die scheibe, und ich ihm denn gerath zum arbeits-lohn; so gnügt mir schon.

13. Ich seh ganz still, was er verfügen will, ich weiß gewis, daß er mich gerne brauchte, wenn ich ihm nur zu etwas rechten taugte; doch, weil ich weiß, mein wohlseyn ist sein will, so bin ich still.

14. So schlecht ich bin, so ist doch das mein sinn: Ich will um ihn gut, leib und leben wagen; ich will nicht fleisch noch creaturen fragen. Ich geb mich ihm zu allem willig hin, so steht mein sinn!

15. Es bleibt dabey! ich halte ihn vor treu, ich kenn ihn ja den Alten ausser jahren. Ich hab ihn lieb, ich habe kraft erfahren, die sich beweißt so oft, so mancherley: es bleibt dabey.

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TextGrid Repository (2012). Zinzendorf, Erdmuthe Dorothea von. Gedichte. Geistliche Lieder. 515. Es bleibt dabey! daß nur ein Heyland sey. 515. Es bleibt dabey! daß nur ein Heyland sey. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B3E2-1