Georg Wickram
Das Narrengiessen

Ein kurtzweilig Faßnachtspyl / so zu Colmar von einer Burgerschafft gespylt worden ist / vff der Herren faßnacht / In dem Jar M.D.XXXVII

Hierin ein jeder mag erfaren /

Wie er sol giessen artlich Narren /

Kurtz / lang / dick / dun / leicht oder schwer /

Nach alles seines hertzen ger.

Personen

[122] Personen.

    • Herolt

    • Narrengiesser (meyster)

    • Des narrengiessers knecht

    • Der alt narr

    • Des alten narren knecht

    • Der erst narr
    • Der ander narr
    • Der dritt narr, , so man gossen hat

    • Negerin

    • Magt

    • Buler

    • Trincker

    • Spyler

    • Gottslesterer (Alchimist)

    • Handtwercksman Martin Scherer

    • Bergherr Hanß Hammer

    • Schatzgraber

    • Weydman

    • Astronomus

    • Schutz

    • Hoffertig

    • Wanderer

    • Kauffman

    • Kriegßman.

    • [122]

Prolog

Prolog.

DER HEROLT
spricht.
Hört, hört, ir narren allesand,
Wo ir umblauffen in dem land,
All die der liebe hand gedient
Im kodt, im regen, schnee und windt,
Die sich inn liebe dienst nie sparten,
Sunder allzeit trewlich außwarten
Des nachts mit seitenspil hofieren,
Offt gschwitzt, sye hetten mögn erfrieren,
Und offt ir leib und leben gwagt,
Von leuten offt der massen gjagt,
Das sye verlurn baret, schuch, degen,
Heymlich ir kleyder musten fegen
Und dick der kammerlaug geniessen,
Die man am tag nit darff außgiessen,
Und ander gferligkeyt gar vil;
Die ich hye underlassen wil
Und euch kurtzlichen offenbaren,
[123] Warumb wir also har seind gfaren.
Ir wissen, wie im gantzen land
Die narren solchen abgang band
Und hat man grossen mangel dran.
Inn dem ich nyemandts schulden kan,
Dann das man so grob mit in hatt
Gehandelt yetz inn mancher statt.
Inn einer thet man d narren teuffen,
An andren enden thet mans schleyffen,
Am dritten bhobelt und zersegen,
Am vierdten ort hat man sye gwegen,
Am funfften mit eim neper boren,
Am sechsten ort hat man sye bschworen,
Von marter seinds gstorben allsand,
Das man keyn mer findt inn dem land;
Eins teyls entloffen und entritten,
Eins teyls empfaren auff den schlitten.
Inn summa keyner funden wurt,
Darumb groß mangel wurt gespurt,
Inn stetten, dörffern, auff dem land. –
Drumb hört, was wir uns bsunnen hand!
Deß gantzen lands nutz hand wir bdocht,
Ein solchen meyster mit uns brocht,
Der hat durch witz und kunst erfarren,
Das er mag giessen newe narren
So gwaltig starck und meysterlich
Fur fulen, brechen und wurmstich.
Wer weiter wöll erfaren recht,
Der merck hye auff des meysters knecht,
Der wurt die sach noch baß erkleren.
Seind still, damit irs mögen hören!

1. Auftritt

1. auftritt.

Des alten narren knecht, des narrengiessers knecht.

DES ALTEN NARREN KNECHT.
Ich hab ein herren, wann er wißt,
Das ir so artlich narren gißt,
Er ließ erwinden an keym lon.
[124] Ich will zu im in d herberg gon
Und ims anzeygen an der stundt.
Ich weyß, sobald ers hört, er kumbt.
DES NARRENGIESSERS KNECHT.
Hört, hört, jung, alt, mann, weib und kind,
All, wie ir hye zugegen seind,
Merckt eben, was ich will erzalen!
Ist yemants hye linder euch allen,
Der eines narren notdurfft wer,
Kurtz, lang, dick, dunn, leicht oder schwer
Auff alle gattung und manier,
Der mag sich zuher machen schier.
Dann ich furwar ein meyster hau,
Der sye fast artlich giessen kan.
Knorrette narren kan er richten,
Die krummen narren kan er schlichten
Und sye so gschickt und thetig machen,
Das sye seind gschickt inn allen sachen.
Kundt einr schon von im selbs nit ston,
Er lort inn einr stunden gon.
Drumb wo ein narr nit fertig wer,
Den mag man zu im bringen her.
Von im begert er keynen lon,
Er hab im dann geholffen schon.
Dann er der kunst ist giert und weiß,
Ist lang gestanden zu Nardeiß
Auff hohen schuhen hinderm pflug.
Der sach hat er erfaren gnug,
All rustung hat er breytet frey.
Drumb wer ein wöll, der drett herbey!

2. Auftritt

2. auftritt.

Der alte narr und sein knecht, der narrengiesser und sein knecht.

DES ALTEN NARREN KNECHT.
Weicht uß und lond mein meyster reiten!
Ich bitt, ir wöllen machen weiten.
Ich meyn, der narr steck inn den leuten,
[125]
DER ALT NARR.
Knecht, bindt den gaul daunden an!
DES ALTEN KNECHT.
Ir dörffend gar keyn sorg nit han.
Ich will den schumel wol versehen,
Das im keyn unrhat sol geschehen.
DER ALT NARR.
Lieber guter gsell, gott grüß dich!
Nit zirn, das ich dich ansprich!
Ich bitt, zeyg mir den meyster dein.
DES NARRENGIESSERS KNECHT.
Ach neyn, ich kan nit zornig sein.
Biß nur guts muts und gang mit mir!
Fast gern will ich in zeygen dir.
Das ist mein meystr, der glertest mann.
Was leyt dir an? Gibs zu verston!
Er wurt dich zwar unkaufft nit lon.
DER ALT NARR
zum narrengiesser.
Gott grüß euch, meystr der kunst so vol!
Uch hab ich hören rümen wol,
Ein kunst ir kunt, der ich mag gniessen.
Man sagt, ir könnend narren giessen
Nach aller kunst, so mans mag geren.
Ich bitt euch, wöllend mirs beweren
Und mir ein giessen oder drey;
Die will ich euch bezalen frey
Mit teutscher muntz und barem geld.
Dann ich durchzogen hab die welt
Und weyß keyn narren z finden mer.
Nun förcht ich auß der massen seer,
Man kumb von diser guten art.
Es thut mich zwar bekrencken hart;
Ich bin yetz schwach und alt von jaren,
All hoffnung ist an mir verloren,
Das gschlecht ich nymmer meren kan.
Drumb ich keyn gelt wil sehen an,
Wann ir mir wend drey narren machen,
Die z brauchen seind inn allen sachen,
[126] Wie ich euch dann will dingen an.
Der erst die eygentschafft muß han,
Wo er hört narrenschellen klingen,
Das er mirs kunn zuwegen bringen.
Der ander narr muß sein so gschickt,
Wo er eim under d augen blickt,
Bey dem ein narr verborgen leg,
Das er den ans liecht bringen mög.
Der dritt alleyn mein warten sol
Und meiner narren pflegen wol,
Dann sye mir seind erkaltet gar.
Wo man ir nit mit fleiß nimpt war,
So ist es bald umb mich gethon.
Drumb londs erwinden an keym lon,
Macht mirs beym zentner oder stuck!
Gfalts euch also, so walts als gluck.
DER NARRENGIESSER.
Gut freund, ich wil dich gweren schon,
Es hat keyn mangel umb den lon.
Ich will dir mit kunstlichen Sachen
Drey schöner grosser narren machen
Und dir auch drumb gut werschafft geben,
Wo sye mir nit gerieten eben,
Wie du mir hast gedinget an,
Wil ich mein kostn verloren han.
Fur d sorg so geb ich nit ein schliff,
Wie luthenschlagn hab ichs im griff.
Dann ich gut brieff und sigell han,
Deßgleich ein auffgeregten fan.
Wo wolt mir semlichs kommen her,
Wann ich der kunst nit fertig wer!
DER ALT NARR.
Meyster, seind fleissig mit den dingen,
So will ich noch mer kunden bringen.
DER NARRENGIESSER
zum knecht.
Knecht, wig ab ein pfundt affenschmaltz
Und auch ein fierdung dippelsaltz,
Ein halben zentner eselsoren!
[127] Lug, das nut fel! Sonst wers verloren.
Die form mit geckenunschlit salb,
Damit der zeug lauff allenthalb!
DER KNECHT
spricht.
Meyster, ich will mich sumen nienen,
Verhoff ein drinckgelt zu verdienen.
DER ALT NARR.
Hab nur gut sorg! Es hat nit not,
Sobald das werck gmacht ist und grot,
Will ich dich on ein schenck nit lon,
Als gwissz als hetsts im seckel schon.
DER KNECHT
zum meyster.
Die breytschafft ist schon abgewegen.
Drumb mögt irs wol inn zuber legen
Und giessn im nammen aller narren,
So mag uns nichts args widerfaren.
DER MEYSTER
zum knecht.
Knecht, lug, hab gut acht uff den boltz,
Kurs durch einander mit dem holtz,
Das sich wol durch einander misch
Und nit der böß zeug durcher wisch
Und blib das gut am boden sitzen.
Hab sorg! So grhaten uns die Fritzen.
Lug, halt die form beheb zusamen!
Wol einhy inn allr narren namen;
Ist gluck darbey, so grhat es wol!
Die form die ist schon oben vol.
DER KNECHT
hebt den kopff auff d form, richt sich auff und spricht, will damit die form auffthun.
Ich merck wol an der formen thon,
Der erst narr ist gerhaten schon.
DER MEYSTER
ist zornig und spricht zum knecht.
Thu gmach und laß in wol erkalten!
Er möcht uns sunst zu stucken spalten.
DER KNECHT
schlecht inn die handt und spricht.
Umb hundert kronen dörfft ich wetten,
Wo wir ein solchen narren hetten
All unser lebtag gossen ye.
[128]
DER MEYSTER
zum knecht.
Thu auff und laß doch sehen wie!
Furwar er ist gerhaten wol.
DER ALT NARR
laufft hinzu, sicht inn die form, lacht und spricht.
Botz lung, es ist ein feiner droll.
Lieber meyster, spart keyn metall,
Damit die narren grhaten all!
Hie hab ich guter kronen vil,
Derselben keyn ich sparen wil;
Als, was ich hye und dheymen han
Ligens und farens, henck ich dran,
Das ich muß gute narren pflantz.
DER MEYSTER.
Biß gtrößt! Ich wil dich gweren gantz.

Zum knecht.

Hilff außr mit im! Er ist vast schwer,
Er hat bey im der narren mer.
Und lug bey leib, laß in nit fallen!
Du möchst n mit all deim gut nit zalen.
DER KNECHT.
Meyster, ich ließ inn also schlecht
Nit ligen, ich stalt in auffrecht.
Sech man, wie lang, wie dick, wie breyt
Er wer, und allen underscheydt.
DER MEYSTER.
So richt in auff! Hab d synn bey dir,
Du must sunst zwar entlauffen mir!
DER ALT NARR.
Bey leib lond in nit fallen wider!
Er schlug den teufel allen nider.
Se, setz im auff die kappen baldt,
Damit er nit vom lufft zerspalt!
DER MEYSTER.
Wolher, wir wend den andern giessen.
Ich meyn, er sol artlicher fliessen.
Hilff, lieber herr sant Grobian,
Das mir der narr thü grhaten schon!
Wol inhy, gluck! Das ist der zweit.
[129]
DER KNECHT.
Meyster, ich glaub inn der warheyt,
Der narr sey nit als groß als der.
Die form die breut mich nit so ser
Als vor; mich dunckt, sye was zu vol;
Drumb ward diß so ein grosser droll.
DER ALT NARR.
Lieben herren, es ligt nit dran;
Ich muß auch kleyne närrlein han.
Wanns nur groß narren seind im sinn,
So wißt, das ich zufrieden binn!
DER MEYSTER.
Thu auff die form! Er ist gerhoten.
Ja wann wir narren wunschen sotten,
Wir möchtens besser nit erkießen.
DER ALT NARR.
Im ist also; ir sond sein gniessen
Gen mir und allen meinen landen,
Auch allen narren, so sye finden.
DER MEYSTER.
Greiffs an! Wir wend in außer heben.
Lug, stell in fein schutrecht und eben!
So fahen wir am dritten an.
DER ALT NARR.
Ir seind der mann, der sein theyl kan.
Hubscher narrn ich nye gsehen han.
Seh, setz im d kappn auff schnell und gschwind,
Damit das im nit schad der wind!
DER MEYSTER.
Wol inhy im namn allr fantasten!
DER KNECHT.
Meyster, der gfalt mir noch zum basten.
Ich wart kum, biß die form wurt kalt,
Das ich mög sehen, sein gestalt.
DER MEYSTER.
Wolher, Fritz, greiff in dapffer an!
DER KNECHT
ist zornig.
Meyster, ir wißt vor, das ichs kan.
Drumb dörfft ir wol dhalb sorg nit han.
[130]
DER ALT NARR.
Se hyn, leg im die kappen an,
Das im der lufft nit schaden kan!
Nun mag ich bey der warheyt jehen,
Ich hab nye schöner narren gsehen.
Mir gfielen nye keyn narren baß.
Darumb sond ir mir sagen, was
Ich euch muß gehn fur ewern lon.
DER MEYSTER.
Thund gmach, biß das sye können gon!
Ich wils euch erst recht außbereyten
Und gleychig machen inn den seyten,
Das sye sich können wenden, biegen
Und uber alle syten schmiegen
Und dir vil narren zeygen an,
Die yetz nyemandts erkennen kan.
DER ALT NARR.
Wann ich die warheyt sagen sol,
So gfalt mir ewer arbeyt wol.
Drumb sagt mir, was ist ewer soldt?
DER MEYSTER.
Dreyhundert guldin bar inn goldt.
DER ALT NARR.
Nempt hin das gelt! Es ist gezalt.
Danck habt! Ir hand mich gfurdret bald.
Knecht, nimb das trinckgelt, hab fur gut!
DER KNECHT
empfacht das trinckgelt vom alten narren und spricht.
Habt danck! Wann es euch mer not thut,
So kompt! Wir machn euch inn eim tag
Mer, dann ein wagen furen mag.

3. Auftritt

3. auftritt.

DER ALT NARR
nimpt die andren narren, furt sye auff ein ort und spricht zu in.
Nun kummend, lieben narren mein!
Ir müssent meine kinder sein.
Drum merckend eben auff mein synn!
Ich will han, war ich kumb und bynn,
[131] Als, was ich gebiet und heyß,
Das ir dasselbig thund mit fleiß.
Ir zwen gond hyn inn alle gassen,
Inn all wirtzheußer, stuben, strassen,
Inn all heußer, winckeln und ecken
Und lugt, wo ein narren schmecken!
Dieselben bringend mir allsandt!
Dann ir mich zwar vil kostet handt,
Ee dann ich euch mocht zamen lesen;
Binn auch inn manchem land gewesen,
Biß ich ein meyster funden han,
Der euch so artlich giessen kan.
Dasselbig lond geniessen mich
Und schawt althalben fleissigklich,
Wo ir mögt narren zamen dreiben!
Hye will ich ewer warten bleiben,
Yedem lan machn ein kappen an,
Nach dem er sye verdienen kan.
DER ERST NARR.
Ach vattr, wir wolten gern mit willen
Dein gheyß und hott willig erfullen,
Wann du uns nur thetst zeygen an,
Welch wir fur narren solten han.
DER ALT NARR.
1. Nämlich der ein schönes weib hat,
Der weiß und berd wol anstat
Und furt der eeren wol ein kron,
Ist im freuntlich und underthon
Mit wort und wercken, gut und leib,
Welcher an einem solchen weib
Wurt bruchig und einr andren gert,
Der ist einr zwilchin kappen wert.
2. Bringt auch, die sauffen wie ein ku,
Eim yeden wöllen drincken zu!
3. Auch die mit spiln verzern ir zeit,
Der weib und kind offt hunger leit!
4. Deßgleich bergwerck und alchimey,
5. Das seind semlicher händel drey,
[132] Die manchen inn ein kappen bringen,
Von weib, kind, eer und gut verdringen.
6. Auch die vil händel wöllen leren
Und sich mit eim wol mochten neren,
7. Und bringt auch all die mit euch her,
Die sich vil ding berümen ser
Von kriegen, wercken und von wandern
Inn hochteutsch, welschen land und andern!
8. Auch die stetz fluchen, doben, schweren,
Des nachts all ding zu hauffen keren.
9. Auch die nachts graben inn der erden
Nach schätzen, meynen reich zu werden.
10. Auch die dem weydwerck nach wend gand
Und weder zinß noch zehend hand.
11. Die schutzen lond auch nit dahinden,
12. Auch wo ir sternenseher finden
13. Und die, so sich all hoffart fleissen,
14. Auch die stet zurnen, gumpen, beissen,
15. Auch die sich nit wend straffen lon!
Doch sond ir alle massig gon
Der clostermunch und auch der pfaffen.
Wir gwunnen sunst gar vil zu schaffen
Mit in; drumb wend wir müssig gon,
Sye wend nit mit in schimpffen lon.
DER ANDER.
Vatter, wann diß als narren sind,
Wie du uns dann hie hast verkund,
So seind vil narren undern leiten,
Ja mer, dann seidher Adams zeiten.
Ist mir, so hab ich ein erblickt,
Der sich wol zu eim narren schickt.

4. Auftritt

4. auftritt.

Die näherin und ihre magd.

DIE NEGERIN
legt kappen auß und spricht.
Nun hört, wir hand uns auch bedacht,
Vil narrenkappen mit uns bracht
Von zwilch, wullen duch und seiden,
[133] Allerhand narren drein zu kleyden.
Seind wol genegt und schellen dran,
Werden manchem so wol anstan,
So hubsch, als werns im angedregt,
Das ims keyn wind nit abher wegt.
Darumb thund frölich zuher faren!
An euch wend wir keyn kappen sparen;
Uns kummen noch zwen wegen groß,
Die furen zu on underloß,
Wiewol die buler nit alleyn
Solcher kleyder notdurfftig sein,
Sunder sunst auch on zal vil leut,
Wie euch dann nacher wurt bedeut.
Wiewol den vordantz sollen han,
Die sich der bulschafft nemen an.
Das ist das kräfftigst narrenkraut,
Die kappen klebt lang an der haut.
Noch müssen wir vil kappen han,
Wie man euch dann wurt zeygen an.

5. Auftritt

5. auftritt.

DER ERST NARR
bringt den buler hynauff, spricht.
Ich hat noch kaum die oren gstreckt,
Do hab ich disen narren gschmeckt.
DER BULER.
1. Mich wundert, was ich ghandlet hab,
Das man mir zeucht mein kleyder ab
Und legend mir ein kappen an
Als hett ich etwas narrecht than.
Nun wurff ich doch niemans mit steynen.
Sagt mir doch, was ir mit gemeynen,
Das ir mich wend zum narren machen!
Ich kan nicht schweigen zu den sachen.
Kern ich meinr Grethen fur ir hauß
Und sye ungferd sech oben rauß,
Sech mich inn solcher kleydung ston,
Meynt ir, ob sye mich in wurd lon?
Sye stieß ee zehen rigel fur
[134] Und sprech: »Narr, bleib mir vor der thur!«
Ich wurd ir zwar nur sein ein spott,
Wann ich die kappen dragen sott.
Es geit sich sunst gar offt und dick,
Wann ich mich schon gleich witzig schick,
Das sye mich zu ir laß hyninn,
Wann es ir nit wol ist im sinn,
So muß ich haussen bleiben ston
Und dann mit schanden dannen gon.
Kern ich dann heym zu meiner frawen,
Wurd ir auch billich ab mir grawen,
So sye ein narren vor ir sech.
Heymlich sye zu ir selber sprech:
»Hett mich der teufl des narren brhaten?«
Die ding ir selbs bedencken sotten.
Ir bringt mich auch nit inn das kleydt,
Ir bweißt michs dann mit der warheyt
Und mirs inn allen weg probieren,
Das ich ein narr sey an alln vieren.
Wann das gschicht, will ich sunder klagen
Die kappen ewigklichen dragen.

6. Auftritt

6. auftritt.

Der ander narr bringt den trincker hynauff; spricht der trincker zum buler.

2. Ach buler, du ellendes thier,

Wann wiltu witzig werden schier?

Ich mag dir warlich nim zuhören,

Das du dich thust so feintlich weren.

Du meynst, du habst keyn narrn bey dier,

Und hast ir dannocht mer dann vier.

Du hast ein leiden, ist nicht kleyn,

Es möcht erbarmen einen steyn.

Du bist gemartert nacht und tag,

Dein leiden nyemandt schreiben mag.

Du suchst offt lieb, da keyne ist;

Dann bulschafft steckt vol arger list.

Du legst offt liebe auff ein weib.

[135] Ein andrer legt auff sye den leib.

Z hofieren gost manch harten ganck,

Ein kammerlaug wurt dir zu danck.

Hast schon ein schlussel zu der thur,

Ist doch inwen der rigel fur.

So zeuchst dann hyn, als hetst dich bschissen.

Hast irs am andern tag verwissen,

So wills gantz nichts hören darvon;

Sye spricht zu dir, die magt habs thon,

Und thut, samm sey es ir vast leyd;

Also steckst erst im narrenkleyd.

Kumpst du die ander nacht herwider,

Mit steynen wirfft man zu dir nider.

Dann thust mit schand von dannen wandern;

So ligt dein lieb bey einem andern,

Dem thuts, was er an sye begert,

Du lauffst im dreck und bist unwert.

Also drabst umb im regn und kot

Und bedrebst dich wie ein unflot.

Nochdannt der narr dich also sticht,

Wann sye ein gut wort zu dir spricht,

Dann bist ein narr hernach als vor

Und dreyst erst zwifachs narrenor

Und glaubst, sye sey gantz stet und frumb.

Dann bist ein narr stet umb und umb

Und meynst, du habst ein hirschen gfangen,

So bist du mit eim fuchs behangen.

Dann bist erst ein leibeygner knecht,

Was sye nur thut, das ist als recht;

Was sye dich heyßt, das thust du gern;

Was sye dich bitt, thust du sye gwern;

Als, was sye fordert, gist du ir;

Was sye verbut, das last du schier;

Winckt sye dir, kumpst du zu ir bald;

Drawt sye dir, trurig wurt dein gstalt;

Lacht sye dich an, du must dich frewen;

Sicht sye sauer, du must dich scheyhen;

Hast du nymmer, du bist schabab.

[136] Im ist also, wie ich gsagt hab.

Darumb gib dich nur willig drein,

Ein narr must ewigklichen sein.

7. Auftritt

7. auftritt.

Der erst narr bringt den spyler; der schilt den trincker.

3. Was sagst du wüster voller kubel?

Du redst dem guten freundt gar ubel,

Drumb er ist schönen frawen holt.

Wann man dein narrheyt sagen solt,

So bist ein grösser narr dann der.

Von wein so wurst du nymmer ler,

Du fulst und sauffst stets wie ein ku,

Bist du nit vol, so hast keyn rhu.

Desgleichen wann d bist bey hochzeiten,

Bey gselschafft oder andern leithen,

So bist allweg der vollest droll

Und wilt ein yeden trincken voll.

Vermeynst gar offt ein andern z mutzen,

So thund sye dich mit ersten butzen,

Ee ander leut die urthen gend,

Das z wen an dir zu furen hend,

Muß man dich anderst nit heymdragen.

Es möchten d leut bey dir verzagen.

Gost auch offt auff der gassen rancken

Von einem hauß zum andern schwancken

Und falst offt uber blöchr und steyn,

Zerfalst den kopff, knye und schinbeyn

Und lauffst offt heym on hut und rock,

Sichst mit den augen wie ein bock,

Ligst offt im kot recht wie ein schwein.

Sol solcher unflot hubsch sein,

So seind des meyers moren schen,

Thund tag und nacht im dreck umbgen.

Dann hast offt auff der banck dein gleger,

Wasser trincken wer dir weger.

Offt muß man dich auch dragen nider;

Am morgen, wan d erwachest wider,

[137] So schmeckt dir weder speiß noch dranck,

Zeit und weil die ist dir lanck.

Das must du dann ein Zeitlang leiden.

Thetst du die hohen gläßer meiden,

Hielt ich dich fur ein weisern mann,

Sunst must die kapp auch dragen an.

8. Auftritt

8. auftritt.

Der erst narr bringt den gotzlesterer; der spricht zum spyler.

4. Du bist ein narr, wanns krönen gilt;

Wiewol du disen sehenden wilt,

Darumb das er gern trincket wein,

Du magst wol viermal grösser sein.

Die nacht sitztst du biß an den morgen

Und schwitzest offt vor grossen sorgen

Hinder deim eygen gelt beym spil.

Im ist, wie ich dir sagen will:

Gwinst du, du bist inn sorgen sider

Und sorgst, du werdsts verlieren wider.

Verlurßts, es thut dich fast bekrencken

Und thust dann hin und wider dencken,

Warumb du nit seyst müssig gangen,

Bist erst mit sorg und schmertz behangen.

Noch hilfft dichs nit, es ist dahyn.

Verlurßt darumb schon all dein syn,

Must nur den spott zum schaden hon.

Mit rewen, schmertzen zeuchst darvon,

Wurst nymmer frölich inn acht tagen,

Schlaffst nit, thust stet, als wolst verzagen,

Bist ungutig gen weib und kind,

Zanckest und bochst stet mit deim gsind.

Das kumbt allsand von deim verlieren.

Thetst noch so ernstlich wesen fieren,

So hast dannocht dein gelt nit wider.

Ein ander hat sein freud mit sider,

Der macht im mit ein leichten mut,

Fragt nichts darnach, das dirs wee thut;

[138] Er wunscht dir nit ein pfeng darvon,

Ja solst ungessen schlaffen gon.

Sag mir, ob du nit billich dreyst

Ein kapp! Wiewol dus disem seyst

Und achtst dich selbs witziger mer,

Bist doch ein grösser narr dann er.

9. Auftritt

9. auftritt.

Der drit narr bringt den handtwercksman zum alchimisten.

HANDTWERCKSMAN MARTIN SCHERER.
5. Du sagst zu dem, er sey nit klug,
Und bist doch selber narrens gnug,
Ein grösser narr dann seiner drey.
Verthust groß gut mit alchimey
Und wilt auß kupffer machen golt.
Wann dich schon einer warnen wolt,
Der deinen schaden sech nit gern,
Noch wilt du ye dein kunst bewern,
Die du von einem frembden gast
Etwann gar theur erkauffet hast.
Der hat das gelt und ist hynweck,
Und wurt auß deiner kunst ein dreck.
Vermeynst sein kunst nit wesen arck,
Hast gwogt des silbers etlich marck.
Dein digel, gläßer und metall
Die seind darzu verloren all.
Dann keyn kunst ist die alchemey
Dann stelen, liegen, driegerey.
Auch wolt ich hören gern von dir,
Ob du von eim kundst sagen mir,
Der mit der kunst sey worden reich.
Sye werden all dem bettel gleich.
Wann dir schon einer goldt verheyst,
Darffst glucks, wann er dir kupffer leyst.
Noch wilt du ye vermeynen, der,
So zu dir kumpt mit seckel ler,
Er werd den deinen machen vol.
Meynst nit, wann er die kunst kund wol,
[139] Er het im lang den seinen gfilt
Und nit sein kunst auff dich gezilt?
Dann alchemey ist also grindt,
Das man darinn keyn reichthumb findt;
Und was einr zlest mag bringen drauß,
Das muß man fegen auß dem hauß
Als stuck von gläßern, esch und leym.
Sunst anders nichts gerhatet eym;
Unnutze dempff und bösen dunst
Dreyt auff ir selber dise kunst,
Verblendt das gsicht zu aller stundt,
Macht blöden kopff, verschwolnen mundt.
Drumb sprich ich, das die alchemey
Die gröst narrey auff erden sey.

10. Auftritt

10. auftritt.

Der ander narr bringt den bergherren zum handwerckßman.

BERGHERR HANSS HAMMER.
6. Du narr, wie magsts im hertzen han,
Das du hie disen guten mann
Vor aller welt hie wilt geschenden?
Nun weyß man doch an allen enden
Von deiner grossen narrheyt z sagen,
Wiewol du disen yetz wilt plagen.
Du bist ein narr, wann all buch felen,
Dein narrheyt magst du nit verhelen.
Du dreibst vil handwerck und narrey,
Kanst doch nit werden reich darbey.
Das macht, du thust auff keym beleiben;
Kanst eins, so wilt ein anders dreiben.
Heut machstu drög, morn hawstu steyn,
Darnach so wilt ein dreger seyn,
Dann wilt du maln, und hasts nit glert.
Darumb bist wol einr kappen wert.
Noch wer es dir nit zu verweissen,
Wann d dich noch heut bey tag thetst fleissen
Eym nachgon, liest die andern faren,
Blibst biß ins end darauff beharren.
[140] So wurdst warlich fur weiser gschetzt.
Sunst bist mit doppelnarren bsetzt.
Du sichst, wie es stat inn der welt,
Das man auff keynen nichts mer helt,
Der sich mer dann eins dings nimpt an.
Ob einr gleich alle kunst wol kan,
Will man in nennen bey dem basten,
So spricht man: »Kenst auch den fantasten?«
Die kunst dreyt auch keyn brot ins hauß.
Darumb so schlag sye nummen auß,
Du wurst sunst mit verspott, verlacht,
Als ein dor und fantast veracht
Und magst dich spottens nit erweren.
Darumb ich dich wilt warnen, leren:
Wilt du gehalten sein fur weiß,
So hüt dich vor der kunst mit fleiß!
Doch folg mir, leg ein kappen an,
Damit man dich auch kennen kan!

11. Auftritt

11. auftritt.

DER SCHATZGRABER
zum bergherren.
7. Du wilt den guten freundt hye straffen,
Hetst noch wol von dir selbs zu klaffen.
Du gost mit grossem bergwerck umb;
Lug, das es dir nit darzu kumb
Mit deinem bergwerck, das du kauffest,
Das du auch zlest damit entlauffest!
Warlich dein narrheyt ist nit kleyn;
Du gibst dein gut umb dreck und steyn
Und lonest den, so darnach suchen,
Ja nach den grossen silberkuchen,
Die nit eim yeden mögen deyen.
Gerhat es eim, so fält es dreyen.
Doch thut dirs wol, du bist ein herr,
Dieweil dir ist dein seckel schwer.
Kumpst du hynein, du findst bald eyn,
Bringt dir entgegen ein handtsteyn
Und lobt dirs fast, riempt dir die sachen,
[141] Damit thut er dich lustig machen.
Das stat dann etwo lange zeit,
Das dir zum uberschutz wurdt nit
Und stetigs grossen kosten gist
Merckt man, das da unlustig bist,
Man spricht: »Ach herr, lond euchs nit rawen!
Wir hand so lang am wasser bawen,
Es werdt, ob gott will, nim fast lanck;
Dann wir hand troffen einen ganck,
Wurt glaßertz, digen silber geben,
Möchten wirs wasser nur entheben.«
Damit so bleibst du aber bharren
Gleich wie die andren doppelnarren.
Dann bist erst inn die grub versteckt,
Mit narrenkappen zwyfach deckt.
Du machst manchen im bergwerck reich,
Der dirs doch bweist gantz ungeleich.
Noch dannocht bist ein bergherr gsein,
Wann du schon hast gestossen drein
Ein hundert gulden oder vier.
Verhofft, sye werden kummen schier;
Ja etwann z pfingsten auff dem eyß,
Da sich die krägen baden weiß.
Wer dich inn diser sach acht gschickt,
Den hat der narr auch hart verstrickt.

12. Auftritt

12. auftritt.

DER WEYDMAN
zum schatzgraber.
8. Du wilt hye einen yeden schenden;
Wann dich die leut so wol erkenten
Als ich, sye wurden dein auch lachen.
Dann du thust vil der gruben machen
Im hauß, im keller, inn der kuchen
Und wilt heymliche guter suchen.
Du machst caracter widr und fur,
Hast gwicht saltz, balmen, wachß bey dir,
Desgleich weyhwasser und bloß schwert.
Damit machst ein ring auff die erdt,
[142] Dann meynst, der teufel müß dich fliehen
Und mög dich nit harausser ziehen,
Dreibst seltzam wort und fantasey,
Als wer der teufel selb dabey.
Den wilt mit worten abher dreiben
Und thust vil kreutz an d erden schreiben.
Du suchest auch an mancher statt,
Do man nichts hyn begraben hatt.
Dann sprichst, ein geyst hab dirs entzogen,
Und wurst gleich wie ein narr bedrogen
Mit deinr wunschrut, caracktern allen;
Dann ist dir freud und mut empfallen.
Liest du diß alles underwegen
Und thetst dich wol vorm narren segen,
Das er dir nit nist hynder d oren,
Hielt man dich nit fur einen doren.
Sunst hilfft keyn kreutz, beschweren, rüffen,
Du must auch inn die kappen schlieffen.

13. Auftritt

13. auftritt.

DER ASTRONIMUS
zum weydmann.
9. Du thust disen ein narren nennen;
Ja wann du dich thetst selbs erkennen,
Die kappen legst billicher an,
Dann du dem guten freund hast than.
Ein grosser narr bist du bewerdt.
Du haltst vil falcken, hund und pferdt
Und dreibst weydwerck an manchem endt
Und hast doch weder zinß noch rendt,
Als einem weydmann zugeburt.
Wann dir von deinem vatter wurdt
Ein hundert gulden oder vier,
Verdringst du wol an schlechtem bier
Und eßt ein milch von einer ku.
Alleyn gehört das weydwerck zu,
Der es durch lust und kurtzweil treibt
Und im an zinßen uberbleibt.
Doch findt man noch semlich gesellen,
[143] Die pferd, hund, falcken halten wellen,
Vermeynen nutz davon zu hon,
Empfahen spott und schad davon.
Keyn wildtbret mögen sye erlauffen,
Sye thettens sanffter z Straßburg kauffen.
Ee dann sie band ein repphun gfangen,
So seind drey auff den vogel gangen;
Der hund und pferd ich gschweigen wil,
Die kosten vierfach also vil.
Dann inn eim monat mer drauff gat,
Wann in ein gantzes jar vorstat.
Ja wanns einmal etwas ertraben,
So müends zwyfachen kosten haben.
Darzu so ladst die gsellen dein,
Die trincken dreymal so vil wein,
Weder das wildtpret als werd ist;
Do ist all völly, nichts gebrist.
Erst bwerst dus sprichwort an der stundt,
Das keynr keyns hasen wolfeyl kunt.
Beym tisch seyst du der weydspruch vil,
Wie du inn einer halben meil
So manich wildtpret habst gespirt,
Hab dich alleyn der windt geirt.
Dann ists zu drucken, dann zu naß,
Yetz sprichst du: Wer ich gritten baß!
Yetz thust dich der windspil erfreyen,
Dann sagst von deines blafuß deyen,
Harnach, wie er geflogen sey.
Mit der und ander stempeney
Wilt du dein gesten kurtzweil machen,
So thund sye nur deinr dorheyt lachen.
Liest du die narrey underwegen,
So dörfftest nit ein kapp anlegen.

14. Auftritt

14. auftritt.

DER SCHUTZ
zum astronimus.
10. Du stast hye, wilt d leut machen taub
Und bist ein grösser narr, ich glaub,
[144] Dann keynr inn disem ring hye umb,
Weil du gast mit eim handel umb,
Welch man heyßt die astronomey;
Drumb steckst auch dieff inn narrenbrey.
Du nimpst dich an kunfftiger sag,
Wie durch das jar ein yeder tag
Sol wittern und zu end außgon,
Auch wie es umb die frucht werd ston.
Heut sol es hageln, morgen schneyen;
Grhat dirs ein tag, so felts an dreyen.
Heut setztst du regen, morgn ein wind
Und bist der sach also geschwind,
Das es sich seltzam zu muß dragen,
Das es dir fel bey dreysig tagen.
Du seyst auch, wann die reiffen fallen
Nach Michaeli umb sant Gallen,
Und wie ein druckner winter werdt;
Bschicht, wann die wasser gfrieren hert.
Der warmen summer sicher bist
Dort, wann es inn hundtztagen ist.
Auch warnst offt Spanien, Franckereich
Und ander länder desgeleich,
Wie sie müend habend kranckheyt vil;
Das felt dir selten hundert meil.
Darnach kruchst umb im firmament,
Verirrst, weyst weder drumb noch endt,
Vermeynst die sternen abzuzelen,
Du schwürst ein eydt, es möcht nit felen,
Und wißt bey einer meilen lang,
Wie yeder stern am hymmel gang
Und wie ein yeder thü regieren.
Darauß kanst du dann practicieren,
Sagst, wann gut geen sey uber feldt,
Wann d schuch seind bletzt, die desch vol gelt.
Yetz ist gut jagen, voglen, fischen,
Wanns wildpret umblaufft auff den dischen.
Und ist am besten har abscheren,
Wann einer sein nit mag emberen.
[145] Auff solch ding mancher gar vil helt.
Namlich drucker, den bringt es gelt;
Doch halts mancher fur gaucklerey,
Und ist nit vil anders darbey.
Darumb du billich dreyst darvon
Ein syden kapp fur deinen lon.

15. Auftritt

15. auftritt.

DER HOFFERTIG
zum schutzen.
11. Wann hast du d leut gnug außgericht
Und dem erzalet sein geschicht?
Meynstu, du seyst von narren gfreyt?
Schetzst dich weiser dann ander leut
Und bleibst doch wol bey andern narren.
Dann du offt thust auff schiessen faren,
Verthust dein gelt, verleurßt die zit
Und thust dannocht gewinnen nit,
Furst offt mit dir ein fänly z hauß,
Hast doch mer gelts geben hinauß,
Dann du ingnummen hast der gaben.
Noch geyt dirs freud, man thut dich loben.
Dein fraw rümpt dich bey weib und mannen,
Wie du habst gwunnen blatten, kannen;
So hast du erst ein beut eraufft,
Hetsts sänffter umb ein Juden kaufft.
Dann selten gwunnen oder gniessen
Dragen die buchßen-, armbrustschiessen.
Fart einr drauff mit eim seckel schwer,
Wann er heym kumpt, so ist er ler.
Das ist sein beut, gab und gewinn.
Doch hat er vil entschuldgung drinn;
Dann beut er auß, dann beut er ein,
Dann ist der boltz zu schwer gesein,
Dann hat er zu bald abgedruckt,
Dann hat man im den schutz verruckt,
Dann thut in auch das wetter bdriegen,
Darnach so hand in girrt die fliegen,
Dann ist der bog nit wol gerust.
[146] Zuletst, wann er gantz nichts mer wust,
Gibt er die schuld nur dem inbinden
Odr aber der unstethen winden.
Das treibt er dann das jar durchauß,
Hangt buchs und bogen in sein hauß,
Wölches do ist ein essend pfand;
Wiewol es stets hangt an der wand,
Hieltst schier als sanfft ein roß am barren.
Seind das nit auch zimliche narren?

16. Auftritt

16. auftritt.

DER WANDERER
zum hoffertigen.
12. Schwig still, du rotzger narr, du gelber!
Was schiltst du den? Bedenck dich selber!
Keyn grösser narr ist undr uns allen.
Dein weiß thut nyemandts wolgefallen
Dann dir alleyn, das wiß furwar.
Du streichst dein hoßn und schwingst dein har
Und gost den leuten zu gesicht.
Du meynst, es leb keyn schöner nicht
Dann du alleyn; es felt dir weit.
Wann dir einr ein gutn morgen beut,
So magst im kum vor hoffart dancken,
Gost auff der gassen umb zu schwancken
Und bsychst dich selbs hynden und voren,
Wie dir stan an die narrenoren.
Du weyst vor lauter hoffart nit,
Wie du den narren stellen wit
Und wie d im machen solt ein kleydt,
Das der narr am allrliebsten dreyt.
Ein sydin wames machst im an,
Dann muß er zwen deylt hoßen han
Mit syden gfütert und zerschnitten;
Im winter furst in umb im schlitten
Und wilt dehn narren mit hoffieren,
Du möchtest zu eim dreck erfrieren.
So fintlich machst dein narren schwitzen,
Blibst doch wol hynderm ofen sitzen.
[147] Doch thust im summer auch also.
Wann ander seind des schattens fro,
So lauffst du an die sonn zum dantz.
Da schenckt dein Gret dir einen krantz,
Des sich dein narr thut frewen ser.
Denckst nit, das er dich kostet mer,
Dann seiner hundert werden gacht.
Noch frewt dichs, das in Greth hat gmacht.
Darnach so mant sye stets an dir,
Spricht: »Hans, wann wilt du kramen mir
Und mir auch einmal etwas schencken,
Dabey ich dein auch mag gedencken?«
So kramst ir dann pantöflein, schu,
Ein hubschen schleyer auch darzu
Und meynst, du habest wol gefochten;
So hat sye dich inn d kapp geflochten,
Darinn du trewlich thust beharren,
Gleich wie thun ander doppelnarren.

17. Auftritt

17. auftritt.

DER KAUFFMAN
zum wanderer.
12. Sich zu, wie machst du dich so bschissen
Als solt man keyn narrheyt von dir wissen!
Du bist ein grösser narr dann der.
Du thust dich offt beriemen ser,
Drumb bist ein grösser narr dann d andern.
Du riembst stets vil von deinem wandern,
Das habst thon etlich hundert meil,
Auch wie du habst versucht so vil
Im krieg, auff wasser und auff land,
Inn Franckreich, Spanien, Engelland,
Inn Ungern, Behem, Osterreich,
Inn Francken, Sachsen desgeleich.
Zwey jar bist gwesen an dem ort
Und zehen jar gewercket dort,
Am dritten hast gewerckt zwey zil,
Und wann man dirs nachrechen wil,
So bist etwan vor zwentzig jorn
[148] Ee gwandert, dann du wardst geborn.
Noch het nienen ein end dein riemen;
Du sprichst, es leb inn der statt nyemen,
Der dir mit arbeyt zu mög kummen.
Du sprichst: »Wo wolt ers han genummen,
Oder wo wolt ers glernet han?
Er mag nit wissen, das ich kan.«
Wann schon einr etwas kunstlichs macht,
So wurt es als von dir verlacht,
Und zeuchst dich stetig selbs herfur;
Das macht, dein arbeyt gfallet dir.
Du rümbst dich auch der bulschafft ser,
Als wer auff erd keyn narr nit mer
Dann du alleyn. Drumb must du han
Billichen auch ein kappen an.

18. Auftritt

18. auftritt.

DER KRIEGSSMAN
zum kauffman.
14. Du bist ein narr grösser dann der.
Inn grossen schauben dritst du her
Und wilt ein grosser kauffherr sein,
Ist doch der zehend theyl nicht dein.
Du nimpst auff borg, wie man dirs geyt,
Denckst nit, das wider kum die zeyt,
Das du die frist solt richten auß,
Und lebst doch köstlich inn deim hauß,
Als ob das gut dein eygen sey,
Machst auch dein rechnung nit darbey,
Ob du gewinnest oder nicht.
Damit so wurt nichts außgericht,
Das man lang hat geborget dier,
Verderbst mit dir drey oder vier,
Die dir lang thetten lyhen, borgen,
Die müssend alle mit dir sorgen.
Derselben kauffleut on gewinn,
Die sitzen in ein handel hnin
So lang, biß das entlauffen münd,
Vergleich ich denen, die do thüend
[149] Vil groß palest und heußer bawen,
Lond diren, fenster köstlich hawen;
Dann, wanns untz anß auffsetzen gadt
Und yetz der baw wol halber stat,
So hand sye nymmer gelt zu bawen,
Dann fyndens inn der first den rawen,
Hand weder murer, zimmerleut.
Das macht, das er keyn gelt mer geyt,
Und bleibt sein baw dann also bston.
Seind das nit narren, sag darvon,
Die kappen dragen mit vier oren?
Ists nit also, hab ichs verloren.
DER GOTTSLESTERER
zum kriegßman.
Du grosser narr, du dunckst dich witzig
Und machst dich gegen dem gar spitzig;
Nun bist auch umbsunst ein kauffman,
Wie ich dirs dann wol sagen kan.
Du dreyst offt feyl dein leib und leben
Umb wenig, das man dir thut geben.
Du zeuchst auch offt eim herren noch,
Weyst nit, ob du wurst gmustert doch,
Und hast nit weder bscheyd noch gelt.
Du leidst frost, hunger, durst und kelt,
Must offt z nacht auff der schiltwacht ston,
Der angstlich schweyß thut dir außgon,
Hast keyn ruw weder nacht noch tag.
Dein leiden ich nit zälen mag,
Du leidst umbsunst sorg, angst und schmertz
Und bist ein narr inn blut und hertz.
Im summer wogst dein leben dran,
Wanns winter wurt, must urlob han;
Dann thust du inn dem land umblauffen,
Hast nit ein bissen brodt zu kauffen.
Also vil glucks hast und vorstand
Umbs rauben, so d hast thon im land,
On ander mutwill, buberey,
Da keyn gluck, eer noch recht ist bey,
Das alles must du deyen wider.
[150] Offt kumpst an einer kranckheyt nider,
Stirbst nit, so hast groß gluck darbey.
Lug, was das fur ein weißheyt sey!
Blibstu daheym, lugst deinr arbeyt,
So dörffst nit dragen an das kleydt.

19. Auftritt

19. auftritt.

DER LETST NARR.
15. Secht zu, der will von disem klagen,
Und wer yhm doch wol mer zu sagen.
Du bist ein narr inn leib und blut,
Solchs als dein ubel schweren thut.
Keyn wort redst du, wie kleyn es sey,
Du lesterst gott größlich darbey.
Wilt inn all dingen haben recht
Und als mit schweren machen schlecht.
Z nachts auff der gassen all ding fellest,
Gleich werst du unsinnig, dich gstellest,
Juchtzest, schreyst stet muff uber muff.
Der dirs maul zunegt, ein dreck druff,
So möchten frumb leut vor dir schlaffen.
Thut dich einer deinr narrheyt straffen
Diß und anders, so bochst im dran,
Wilts gantz von nyeman fur gut han,
Bleibst allweg auff deinr weiß beharren,
Gleich wie die andren doppelnarren
Meynen, ir weiß gfal aller welt,
So doch nyemans nichts auff sye helt.
Man acht, wann ir einr etwas redt,
Als wann der wind dort inher wedt.
Darumb magst du auch nit empfliehen,
Must auch ein narrenkapp anziehen.
DER ERST NARR
so man gossen hat.
Hort auff, ir narrn! Es ist nit recht,
Das ir einander also schmecht;
Es ist ein spott und schand dabey.
Sey gleich ein yeder, wer er sey,
Laß er sich an seim narren bniegen.
[151] Solt man die narren alle riegen,
Die sich noch duncken weiß und klug,
Die weiber hettn nit kappen gnug.
Ir sehen, das man hye findt vil,
Der keynr hat gwölt inns narrenspil;
Er förcht, man wers sunst innen worden
Das er auch ghört inn narrenorden.
Sunst mag er wol sein narrn verborgen
Den abent dragen und den morgen,
Wiewol man dannocht an im spiert,
Das er den narrn beyn händen fiert
Und leyt im all tag d hoßen an.
Ich sich noch zwen daunden stan,
Wend fur sich selber narren bleiben,
Nyeman darff iren narren dreiben,
So leiß ist er und also zart.
Man fyndts auch noch auff manche art;
Der ein will stetigs kratzen, beyssen,
Der ander will all welt zerreissen,
Der dritt stets hadert, bocht und murrt,
Der vierdt wuscht auff, blitzt stet und schnurrt,
Der funfft ist etwan gantz sänfftmütig,
Inn allen dingen vil zu guttig,
Der sechst ist knorret, unbeschnitten,
Der sybend unverstandner, grober sitten;
Hargegen ist der acht subteil.
Der narren findt man mer dann vil
Weyt und breyt an allen enden
Inn geystlich und weltlichen stenden.
Dieselben wend wir lassen bleiben
Und iren narren selbs lon dreiben,
Und wir mit unsern haben freyt,
Demnach ein yede zeit zudreyt.

20. Auftritt

20. auftritt.

DIE NEGERIN
klagt sich.
O wee uns armen negerin!
Es will uns allen duch zerrin,
[152] Grün, brun, rot, weiß, schwartz, gel und blaw,
Goldtfarb, rosinrot, eselgraw,
Zwilch, linen, wullen und sattin
Geet als an narrenkappen hin.
Thünd gmach! So wöllen wir hyn lauffen
Ins duchmans hauß, mer dücher kauffen.
Darnach wend wir euch alle kleyden
Inn zwilch, barchat, sammat seyden,
Yedem ein kappen an sein hals.
Dann wir keyn duch mer hand dißmals.
DIE MAGT
klagt.
Die kappen seind all hynweg gangen,
Und hab noch keyn drinckgelt empfangen.
Das thut mir auß der massen zorn,
Das ich so wol hab an die orn
Die schellen gnegdt an dise kappen,
Und seind so unverstanden lappen,
Das sye mir keyn drinckgelt geben.
S vergißt mir nit in all meim leben.
DER ALT NARR.
Seind so vil narren inn der welt,
So rewt mich erst mein gutes gelt,
Das ich so unutz on bin worden.
Ich glaub nit, das ein grösser orden
Dann diser yetz sey auff der erden.
Erst will ich wider frölich werden,
Das ich so schöne narren han.
Ey, wie wol stond in d kappen an!
Man möcht sye hubscher malen nit.
Hebt an einander, singend mit,
Gond hubschlich rumb, das ir nit fallen!
Welcher am basten undr euch allen
Kan springen, singen, rumbher gon,
Will ich zuckrerbßen gen zu lon.
DER NARRENGIESSER
klagt.
Ich hett mein lebtag glaubet nye,
Das so vil narren weren hye.
Ich gschweig erst, wann man fragen wolt,
[153] Ein yeden narren bsuchen solt,
Man wurd ir zwar noch finden vil.
Darumb ich nymmer bleiben wil.
Mein kunst und handtwerck gilt hye nit,
Weils ein tag so vil narren git
Und dannocht nummen oben hin.
Knecht, rust dich! Wir wend legen in.
Hye ist keyn gwinnen noch beleiben;
Die narren wöllen uns verdreiben.
Wir wöllen zien inn ander stett,
Da man nit so vil narren hett.
DER KNECHT
antwort.
Meyster, im ist, wie ir gsagt hand.
Ich hett gwett, wo im gantzen land
Also vil narren hetten gwond,
Als nummen inn dem zirckel stond.
Darumb so ists wol halb umbsunst
Hye unser handtwerck und die kunst.
Ich förcht, wann wir keyn anders leren,
Wir mögen uns mit dem nit neren.
Dann wo wir kummen inn ein statt,
Da man die sach erfaren hatt,
Wie man die narren sol erkennen,
On gelt so ziehen wir von dennen,
Und das wir lang ersparet hand,
Müend wir verzeren inn dem land.
Ich rhiet, das wir uns niderliessen.
Welcher wolt lon ein narren giessen,
Der sucht uns, da wir gsessen wern.
DER MEYSTER.
Zwar, Fritz, ich wil dir volgen gern.
Ich bitt dich drumb, leg nur bald ein,
Das wir nit lang hye dörffen sein!
Mich durst, so kummen wir zum wein. –
Ir narren, nempt also zu danck
Des spils außgang und sein anfanck!
Wo wir ein narren gdroffen hetten,
Den wend wir darfur han gebetten,
[154] Das ers uns nit fur ubel hab,
Auch keyn verdruß wöll nemen drab.
Dann es nyeman zu leyd beschicht,
Alleyn umb kurtzweil zugericht.
Dieweil doch yetz und all faßnacht
Die narren wöllen han den bracht,
Hand wir uns auch nit saumen wöllen
Und unsern narren furher stellen.
Doch wöllen wir zu fördrist an
Ein ersam herschafft betten han,
Das sye uns solchs verargen nit,
Ein löblich burgerschafft auch mit,
Frawen, junckfrawen desgeleich
Inn einer summa, arm und reich,
Das sye an uns nit zurnen wellen,
Alleyn der faßnacht das zustellen.
So wend wir auff ein ander zeit,
Wanns gott will und es sich begeit,
Etwas witzigers fahen an.
Mit urlaub scheyden wir hyndan.
DER ALT NARR.
Ir narren, gond hyn unnd sein zuchtig
Und hand gut sorg, seind nit unrichtig,
Lugend, foch keynr keyn unflot an!
Er muß sunst zwar den ritten han.
Drumb lond die andren narren z friden!
Es stond ir zwar noch vil doniden;
Wann ir sye sychtig weren worden,
Sye weren auch im narrenorden.
Aber ir sond sye lassen ston
Und ewers pfads stracks fur euch gon.
Desgleichen will ich sye auch betten,
Das sye uns sicher ab lond dretten
Und unser keym thüen keyn leydt.
Will ich umb yedn inn sunderheyt
Verdienen, wo ich anderst kan;
Do sol mich keyner sparen an.
Ich danck euch auch mit höchstem fleiß,
[155] Das ir hye unser narrenweiß
Also fleissig zu hand gesehen,
Welchs doch nyman zu leyd ist gschehen.
Drumb wir reich, arm, weib und auch mann
Zum höchsten wend gebetten han,
Das syes zum besten wöllen wenden,
Wie wirs hand gspylt an allen enden,
Unds fur ein faßnachtküchly nemmen.
Gott wolt, wir kämen wider zemmen
Von yetz zu faßnacht uber jar!
Gott wöll, das diser wunsch werd war,
Der hab euch all inn seiner acht!
Ich wunsch euch alln ein gute nacht.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Wickram, Georg. Dramen. Das Narrengießen. Das Narrengießen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-A616-5