Johanna von Weißenthurn
Die Schwestern St. Janvier
Schauspiel in fünf Aufzügen
Nach einer wahren Begebenheit, aus den Schreckenstagen auf St. Domingo


[2]

Personen

Personen.

    • Dessalines, Befehlshaber der gegen Frankreich empörten Neger.

    • Julia, seine Gattin.

    • Diakue, General.

    • Judithe, seine Gattin.

    • Soudry, General.

    • Goffier,
    • Opku, , Offiziere.

    • Frau von St. Janvier.

    • Hortensia,
    • Marie, , ihre Töchter.

    • Clara,
    • Anna, , Negerinnen in ihren Diensten.

    • Jean Baptist, Neger, vormals Kutscher bey Frau von St. Janvier.

    • Walter, ein Mahler.

    • Volk, Soldaten, und reiche Pflanzer.

    • Offiziere in Dessalines Gefolg.

1. Akt

1. Auftritt
Erster Auftritt
Opku. Goffier.

GOFFIER
tritt ein.
Wie steht es heute? haben wir gut Wetter?
OPKU.
Zur Ueberfahrt in eine and're Welt,
für diese taugt es nicht. – Wild heult der Sturm,
der Donner rollt – hem – hörst Du nichts?
GOFFIER
nach einer Pause.
Gewaltig tobt er d'rin –
OPKU.
Der gute Herr
behält nichts auf dem Herzen, macht sich Luft.
Ha – dürft ich nur – ich könnt es noch viel besser.
[3]
GOFFIER.
Wie wird es mit den Weißen, sterben sie?
OPKU.
Ich frage nicht, sonst schickt er mich voran,
sie finden ohne mich auch ihren Weg.
GOFFIER.
Was hält den strengen Arm so lang zurück?
OPKU.
Ein schwacher Arm, sein Weib, sein eigen Weib,
sie hält es heimlich mit den Weißen.
GOFFIER.
Und ihr folgt Dessalines? wie? einem Weib?
OPKU.
Das haben auch die Weißen eingeführt
daß Weiber sich in alle Händel mischen.
Man läßt sie denken, läßt sie reden, rathen,
und unbemerkt entschlüpft dem Mann der Wille,
Sein zärtlich Weib, spricht für ihn ja und nein.

Fährt zusammen.

Jetzt kommt er wohl – ja, ja – das ist sein Gang
Das Leben gilts, so oft er naht – hab' Acht.
2. Auftritt
Zweyter Auftritt
Dessalines, die Vorigen.

DESSALINES
noch unter der Thüre.
Laß' mich zufrieden Weib, – ich thu' es nicht.

Zu den Offizieren.

Ihr da, nur ihr allein? ihr zwey allein?
Wo sind die andern? wie? ihr redet nicht,
wo sind die Gäste, die ihr mir geladen?
[4]
OPKU.
Sie harren Deines Winks im Vorgemach.
DESSALINES.
Wer hat den Dienst –
OPKU.
Ich!
GOFFIER
schnell.
Ich mein General!
DESSALINES
zu Opku.
Du bist verwirrt, Du senkst den scheuen Blick.
In's Auge schaue mir – Du sinnst auf Mord.
OPKU.
Wer ist es, der es redlich mit Dir meint,
wenn Deine Treusten Dir verdächtig scheinen?
Wir geben für Dich willig unser Blut.
GOFFIER
mit Feuer.
Ja, unser Blut für Dich, mein General!
DESSALINES.
So mag es noch in euern Adern fließen,
bis mir es frommt, daß es vergossen wird.
Wovon habt ihr gesprochen als ich kam?
OPKU.
Von Deinem Ruhm, er schwebt auf jeder Zunge!
GOFFIER.
Bewund'rung fesselt jedes Herz an Dich.
DESSALINES.
Ja, ich bin groß – doch größer muß ich werden
nicht nur ein Heer – ein Volk gehorche mir.
Seht, das sind Frankreichs größte Generale!
Doch sprecht – was sind sie alle gegen mich?
Geschlagen mußten sie die Insel räumen,
[5] Ha – welch ein Einfall! – Lass' die Weißen fragen,
ob sich ein Mahler unter ihnen fände:
er soll den Helden St. Domingos mahlen
und dafür frey in alle Welten ziehn.
OPKU
geht ab.
GOFFIER
schmeichelnd.
Ein Weißer soll die edlen Züge schauen?
Daß ich nicht mahlen kann, mein General,
ich würde knieend diese Gunst erfleh'n!
DESSALINES.
Was soll dem Schwarzen diese Spielerey?
Er braucht den Arm die Freyheit zu erkämpfen.
GOFFIER.
O schon Dein bloßer Name kämpft für sie.
DESSALINES.
Ja – Du hast Recht, sie flohen eilig fort,
als sie nur meinen Namen nennen hörten.
Die Segel blähten sich, die Winde rissen
sie meiner heißen Rache aus dem Weg
und Cap Français war leer. Doch büssen sollen
die mit den Franken Umgang nur gepflogen,
an einer Tafel sich beym Mahl ergötzt
und auf der Schwarzen Untergang getrunken.
Soll nicht der Feind in ihnen auferstehen,
so müssen alle Weißen untergehen
OPKU
kömmt zurück.
Ein einziger ist unter allen Weißen
der sagt, daß er die Mahlerkunst versteh'.
DESSALINES.
So lass' ihn kommen – schnell, ich will ihn sehen.
OPKU
ab.
[6]
DESSALINES.
Ha, ha, ha, ha! Nun wähnt der sichre Thor,
daß ich ihn gnädig dann mit Dank entlasse
und er noch andre Fratzen nach mir mahle!
Nein Freund! – die letzte Arbeit soll es seyn;
Der Dessalines gemahlt, mahlt keinen mehr;
Verewigt wird Dein Name schon durch mich.
3. Auftritt
Dritter Auftritt
Die Vorigen, Opku mit Walter.

DESSALINES.
Nur näher Franke, näher, fürchte nichts.
WALTER
kalt.
Ich fürchte nichts.
DESSALINES
stolz.
Du stehst vor Dessalines.
WALTER.
Ich kenne Dich.
DESSALINES.
Der Dich vernichten kann.
WALTER.
Nur morden.
DESSALINES
heftig.
Ha! – Du kennest Dessalines
und zitterst nicht?
WALTER.
Und zittre nicht
DESSALINES.
He Wache!

Die Offiziere treten vor, und umgeben ihn.
[7]
DESSALINES.
Wie steht es nun?
WALTER
ruhig.
Noch zitt're ich nicht.
DESSALINES.
Ich kann Dich tödten –
WALTER.
Ich kann ruhig sterben.
DESSALINES.
Ha, weißer Hund, was hält mich noch zurück?
WALTER.
Die Eitelkeit – Du bist noch nicht gemahlt.
DESSALINES
geht heftig auf ihn zu, dann bleibt er vor ihm stehen, und sieht ihn an.
Du hast ein scharfes Aug', es dringet tief.
WALTER.
Doch tiefer dringt Dein Dolch, mach es nur kurz.
DESSALINES.
Ha – jetzt versteh ich Dich, – Du willst mich reizen,
Du möchtest gern von meinen Händen sterben.
Fürwahr, ein schöner Tod, er ehrte Dich.
Doch wandelt mich die seltne Laune an,
Dir Deine stolze Sprache zu verzeih'n.
Du bist kein Franke, nein Du bist –
WALTER
stolz.
Ein Deutscher
DESSALINES.
Dacht ich es doch, die haben nie viel Worte –
WALTER.
Und schmeicheln nicht
[8]
DESSALINES.
Das hast Du mir gezeigt.
Doch wenn der Deutsche auch nicht schmeicheln kann,
vermißt man es doch ungern bey dem Mahler.
Getrau'st Du Dich den Dessalines zu treffen?
WALTER
keck.
In jedem Sinn
DESSALINES.
Nur in dem Einen Sklave.

Zu Opku.

Der weiße Hund führt einen kecken Pinsel.

Zu Walter.

Du sollst mich mahlen, und dafür will ich
Dir Leben, ja wohl gar die Freiheit schenken,
wenn Deine Kunst sich an dem Bild erschöpft,
wenn Deine Hand, den Geist der in mir lebt
auf todte Leinwand sprechend zaubern kann.
WALTER
lächelnd.
Ob ich es kann?
DESSALINES.
Sprich, warum lächelst Du?
WALTER.
Weil noch kein Spiegel Dich so wieder gab,
wie meine kecke Hand Dich zeichnen würde.
DESSALINES.
Ja, stolz und keck, so denk ich mir das Bild,
daß jede Muskel meine Macht verkünde.

Sinnt nach.

Du stellst gebietend mich auf einen Hügel
im Thale Menschen –
WALTER.
Die Dein Fuß zertritt!
DESSALINES
heftig.
Zertreten kann, wenn sie sich mir nicht beugen.
[9]
WALTER.
Der Tiger muß die Kraft im Würgen zeigen.

Mit Feuer.

Komm! Phantasie, vollende mir dies Bild,
o mahl' das Schrecklich mit wildem Feuer!
Der Deutsche braucht Verstellung nicht als Schild
und selbst im Tod ist ihm die Wahrheit theuer.
Ja, Du stehst hoch, auf einem Wall von Leichen,
wer könnte Deine Größe je erreichen?
Wer späh't wie Du nach Raub und Mord umher?
Bald wird es still, und öde um Dich her.
Gewitter thürmen sich im Hintergrunde,
ein Blitz zeigt Dir, wo sich noch Leben regt,
der Hölle Furien sind mit Dir im Bunde,
Du würgst und wüthest, bis kein Herz mehr schlägt –
Ha – das ist Dessalines – ihr müßt ihn kennen,
ich brauche seine Thaten nur zu nennen.
DESSALINES.
Wie, frecher Sklave – Du erkühnst Dich –
WALTER.
Vor meinem Tod die Wahrheit Dir zu sagen?
Ja, das erkühn' ich mich als deutscher Mann.
Verwahre wohl dies Bild, es ist getroffen.
mit andern Farben mahlt Dich Walter nicht.
Sein Ruhm ist ihm zu lieb, die Kunst zu heilig,
als daß er sie durch Dich entweihen sollte,
und Dessalines die letzte Arbeit wäre.
Verheere, wüthe fort, dann mahlt man Dich
wie man den Tiger in die Ferne sendet,
daß jeder ob dem Ungethüm erstaune,
das ihm der heim'sche Boden nicht erzeugt.
[10] Durch meine Kunst sollst Du nicht länger leben,
sie darf das Große nur der Nachwelt geben.
DESSALINES.
Ha Julia – hörst Du das weiße Volk
wie es im Tode meine Macht verspottet?
O ihr seyd reif, nicht einer soll entrinnen,
Du gehst voran. – Ha, Wachen, tödtet ihn.
WALTER
mit Feuer.
Ja – tödtet mich, genug hab' ich gelebt.
Nach Wahrheit hab' ich in der Kunst gestrebt,
und wahr bin ich als deutscher Mann geblieben.
Hinauf den Blick, wo sich die Menschen lieben –
Hier baut das Laster sich den Erden Thron –
dort findet erst die Tugend ihren Lohn.

Geht stolz ab.
DESSALINES
ruft wüthend vor die Thür.
Auf! stoßt ihn nieder – haltet – martert ihn.
Zu spät – zu schnell war ich – er blutet schon.
He, Wachen – zeigt der weiße Hund noch Leben?

Einer von der Wache tritt unter die Thüre und sagt.
SOLDAT.
Nein Herr, ich traf ihn gut – er ist dahin.
DESSALINES.
O daß er nicht noch da steht wie zuvor,
daß ich auf neue Martern sinnen könnte.
Wo warst du, Dessalines, als er so sprach,
wie noch kein Wort, kein Laut dein Ohr berührte!

Zu Goffier und Opku.

Ihr Memmen, und ihr hörtet es mit an?
Ihr ließet so den großen Mann beschimpfen?
[11]
GOFFIER.
Der Gräul empörte mich, ich stand gelähmt,
erstaunt, daß es ein Sterblicher gewagt
dich Abglanz alles Großen so zu reizen.
DESSALINES.
Ha – reizt mich nur – der Eine ist dahin,
doch hundert andre kann ich marternd schlachten.
Die weiße Farbe rotte ich hier aus,
ein schwarzes Haupt soll herrschen und regieren,
die eigne Kraft das freye Land beschützen
und sollt' in Strömen ich noch Blut verspritzen!
4. Auftritt
Vierter Auftritt
Ein Offizier bringt einen Brief.

OFFIZIER.
Von Touffaint Louverture

Ab.
DESSALINES
öffnet und lies't.
Ha, es geht gut!
Sie schlachten dort wie hier – recht so, recht so.
Bald ist das Werk vollbracht – doch wie? er wähnt
ich sey zu schwach – er will mich unterstützen? –
Auf deine Hilfe wart' ich sicher nicht.
Die Ruhe hier zu gründen bin ich Mann,
Er komme, und bewundre was gethan.

Zu Goffier.

Ruf' mir den Diakue, er komme gleich.

Goffier ab. Zu Opku.

Was in dem Vorgemach versammelt ist,
die reichen Pflanzer, und die Offiziere,
es weiche keiner, bald beginnt das Fest.
Wer ausblieb von den längst gelad'nen Gästen,
[12] der fürchte meinen Zorn, verkünde das.

Opku ab.

Nur wenig Schritte, und ich bin am Ziel.
Dann Touffaint Louverture, dann fragen wir
wer wohl dem andern dient. Ich herrsche, Freund,
Vielleicht nur neben Dir, auch über Dich,
wie es der Würfel bringt. Dein General!
um diese Ehre hätt' ich so gewüthet?
Da war ich mehr als ich noch Frankreich diente.
Und als ich abfiel, trug mich schnell mein Sinn
zum höchsten Ziel – ja auch zur Krone hin.
Gleichviel ob dir mein Handeln hier gefällt –
Ich Dessalines bin Haitis größter Held;
Ich streifte Frankreichs Fesseln von der Hand;
Ich gab die Freyheit meinem Vaterland.
5. Auftritt
Fünfter Auftritt
Diakue, Dessalines.

DESSALINES.
Willkommen Diakue, Du bist der Mann
de ich das große Werk vertrauen will
mit einmal unsre Freyheit fest zu gründen,
daß keine fremde Macht sie niederreißt.
Die vierte Division auf Cap Français,
sie ist die wüthendste, Du führst sie an.
Die Truppen sollen nach Gefallen würgen
und wenn die Sonne dreimal wiederkehrt,
soll sich kein weißes Haupt vom Lager heben.
Die hier genannten sterben öffentlich,
weil sie mit unsern Feinden einverstanden;
[13] die andern werden nächtlich überfallen,
denn groß ist ihre Zahl – sie könnten leicht
zum Widerstand noch Lust und Kräfte finden.
Verliere keine Zeit, der Abend naht,
der Morgen schaue die vollbrachte That.
DIAKUE
sehr betroffen.
Mein General –
DESSALINES.
Du siehst, ich ehre Dich,
daß ich vor andern Dir den Auftrag gebe.
Du hast dort, wie mich dünkt, ein schönes Haus
und eine Frau, die Du recht zärtlich liebst –
Auch kennest Du der Weißen Thun und Lassen,
weißt, wo ihr Mammon schnell zu finden ist.
Die reichste Beute fällt in meinen Schatz,
es bleibt Dir noch genug Dein Haus zu füllen
und die Soldaten theilen dann den Rest.
Reich darf mir das Gesindel so nicht werden,
sonst spielt ein jeder bald den eignen Herrn.
DIAKUE
hat sich gefaßt.
Die Weisheit leitet alle Deine Schritte,
doch dieser, General! bringt dir Gefahr.
Noch lebt den Weißen heimlich mancher Freund,
noch sind sie nicht so hilflos und verlassen.
DESSALINES
zornig.
Schweig, Diakue, soll ich nicht Dich auch hassen;
Es lebt kein Schwarzer der vergessen kann,
was diese weiße Brut um uns verschuldet.
Und wär' es so – ha – um so mehr muß ich
des Aufruhrs Saamen noch im Keim ersticken,
und um so schneller übe Deine Pflicht.
[14] Sie sind französ'ch gesinnt auf Cap Français.
Als Rochambeau mit vollen Segeln floh,
da wichen sie der Noth, sie huld'gen uns;
kehrt er zurück – so fliegt ihr Herz ihm zu,
und umgestürzt wird unsre Macht durch sie.
D'rum handle schnell indeß ich hier vollbringe,
was zu dem großen Ganzen nöthig ist.
DIAKUE.
Das wäre General?
DESSALINES.
Du weißt, als ich
mich Cap Français genaht, war die Armee
von weitem Marsche allzusehr ermattet,
als daß ich gleich, den heißen Durst gestillt
im Sturme diese Frevler zu vernichten.
So schickt ich Tag für Tag Commandos hin
und ließ die reichsten mir als Geißel holen.
's sind Hundertsiebzig – eine schöne Zahl,
noch heute feyern wir ihr Todtenmahl.
DIAKUE
für sich.
Wie rett' ich St. Janvier den theuern Freund,
verloren ist er –
DESSALINES.
Wie? – was sinnest Du?
DIAKUE.
Dich knieend hier um einen Fr – –

Für sich.

umsonst –
Vergrößern würd' ich seine Pein –
DESSALINES.
Nun Diakue,
wirst Du bald Worte finden? sprich – wie wird's?
[15]
DIAKUE
hat sich gefaßt.
So wisse denn – ich habe einen Feind,
dem ich seit Jahren schon vergelten möchte,
und endlich war der Augenblick gekommen,
doch – Du hast meiner Rache ihn genommen.
DESSALINES.
Ha – sorge nicht – er wird Dir nicht entrinnen,
Dein Feind ist auch der meine Diakue.
DIAKUE.
Nein – so wie ich – so kannst Du ihn nicht hassen.
O gieb ihn meiner heißen Rache preis.
Er soll nach Cap Français, soll Zeuge sein
wie wir uns rächend, morden, rasen wüthen,
lass' mich erlitt'ne Schmach ihm so vergelten!
O, gieb mir St. Janvier!
DESSALINES.
Den reichen Pflanzer?
DIAKUE.
Ja ihn, er ist mein Feind –
DESSALINES.
Und meine Geißel.
Gerächt bist Du noch eh' die Sonne sinkt.
Hm, eben recht – er hat ja Weib und Kind.
Als ich das letztemal die Stadt besuchte,
ward ich voll Gnade an den Tisch gezogen;
man lebte groß in dieses Weißen Haus.
Vergelten muß ich ihm die Gastfreiheit,
die er auch an den Franken jüngst geübt. –
Auch Weib und Kind sind mir schon längst verdächtig.
Lass' mich die Liste sehn – sie steh'n wohl hier –

Nimmt ihm das Papier.

[16] Beym Teufel – nein, die hätte ich vergessen.
Hab' Dank mein General, Du mahntest mich;
ich will sie öffentlich gerichtet wissen.
Mit frühem Morgen send ich Dir Befehle,
Dein Durst nach Rache wird mit Blut gestillt.
DIAKUE
für sich.
Mit Blut das auch aus meinem Herzen quillt.
Weh mir – wie rett' ich sie

Laut.

und St. Janvier?
DESSALINES.
Ist mein, fällt heute noch – dem Schwarzen halt ich Wort.
Die Truppen haben es um mich verdient
daß sie sich gütlich thun beim vollen Becher.
Dann geb ich jubelnd meine Geißeln preis
und jeder morde sie nach Herzenslust.
DIAKUE
für sich.
O Gott erbarme Dich!
DESSALINES
Pause.
Was ist Dir Freund?
Warum wird es so still? sprich General.
DIAKUE
sucht sich zu fassen.
Ich will es Dir gestehen: – es fällt mir schwer
mich kleinlich nur an Weib und Kind zu rächen.
Ich denke mir ihn in dem Kreis der Seinen,
als Gatte und als Vater hoch beglückt –
Ich trete ein – Entsetzen sträubt sein Haar,
er flehet ängstlich um der Kinder Leben,
er muß sie fallen, muß sie bluten sehen!
eh' ich den Dolch in seinen Busen senke.
O Dessalines, wenn ich dies Bild mir denke,
Da ich dem Manne jetzt vergelten kann,
[17] daß alle sich in meine Rache theilen, –
dann treibt mich wilde Wuth und Mordlust an,
dann möcht' ich hin in seinen Kerker eilen,
ich möchte Dich um einen Feind bestehlen,
um ihn nicht nur zu morden, auch zu quälen! –
O warum raubst Du mir die schönste That,
um die ich meinen Feldherrn knieend bat?
DESSALINES.
Ich sagte Dir ja – Gäste sind geladen,
ein guter Wirth sorgt für Belustigung.
Von meinen Geißeln darf mir keine fehlen,
Die Zahl ist voll – nun fort nach Cap Français.
Du könntest jetzt schon nach Gefallen würgen,
wenn Plaudern Dir nicht mehr als Handeln gälte.

Mit Zorn.

Wie Diakue, noch zögerst Du? – wohlan,
ich sende einen andern!
DIAKUE
schnell.
Keinen andern!
Denn keiner könnte so das Werk vollenden.
Du sollst zufrieden seyn, mein General.
Da ich dem Vater nicht vergelten kann,
sch' ich jetzt Weib und Kind als Feinde an.
Ha – zittert nur, der Rache Engel nah't,
und jubelnd ruf ich nach vollbrachter That:
So rächt sich Diakue!

Geht.
DESSALINES
ruft ihm nach.
Und Dessalines!
Du bist ja nur die Hand die ich bewege.
Halt, noch ein Wort. – Was Du gesagt,
daß diesen Weißen mancher Freund noch lebe,
Verdient Erwägung – forsche ämsig nach.
[18] Ich will den Schwarzen kennen der es wagt,
sich einen Freund der Weißen noch zu nennen.
DIAKUE.
Bau' auf mein Wort, Du sollst den Frevler kennen.

Schnell ab.
DESSALINES
allein; nachdenkend.
Hm, sonderbar – so sah ich ihn noch nie.
Es wogt ein Sturm in ihm – mir galt er nicht,
er ist mir treu, gewiß er ist mir treu.
Die Mundals die des Menschen Herz ergründen,
es mit geheimen Künsten ganz durchschauen,
sie sagten mir – ich dürfe ihm vertrauen.
Und alle Zeichen die sie mich gelehrt,
an denen ich Verräther oft erkannte,
bey ihm traf keines zu. Er ist mir treu,
nur Durst nach Rache glüht in seiner Brust;
er stille ihn – und fühle Himmelslust.
Ich morde hier nur die verlebten Alten,
die spotten meiner Macht wohl noch im Tode,
kein Laut, kein Fleh'n um Gnade werd' ich hören.
Zu seinen Füßen jammern Kinder, Mütter,
im Staub kann er sie wie Gewürm zertreten,
die weiße Brut, die uns mit Hunden hetzt,
die Menschenpflicht zuerst an uns verletzt.
Ha, Diakue, hoch hab' ich ihn geehrt,
doch er verdient es, er ist meiner werth.
6. Auftritt
Sechster Auftritt
Julia, Dessalines.

JULIA
die Thüre des Seitenzimmers ist geöffnet; man hört Julia die Laute spielen und singen.
Ein Hauch lebt in der Schöpfung nur,
[19] Ein lebenswarmer Hauch,
Er schwebt durch Berge, Thal und Flur,
Ihn sendet liebend die Natur
Zu kleiden jeden Strauch.
DESSALINES
wirft sich auf einen Stuhl.
Ha singe nur, nichts ändert meinen Sinn.
JULIA
tritt unter die Thüre und singt.
Und jedes Würmchen freut sich sein,
Es lebt, es lebt so gern
Und in der Sonne heissem Schein
Wähnt es, es sey die Welt auch sein,
Ihm sey der Tod so fern.

Sie tritt zu Dessalines.

O Mensch! zertritt das Würmchen nicht!
Ein Hauch schuf es mit Dir,
Dieselbe Sonne giebt ihm Licht,
Ja, es zu schirmen ist Dir Pflicht,
O duld' es neben Dir.
DESSALINES
spricht auf.
Sie länger dulden? Julia nimmermehr!
Oft hat mich Deine Laute weich gemacht
und manche Kette hat Dein Lied gesprengt,
Doch heute nicht, nein wahrlich, heute nicht.
Es ist der letzte Schritt zum höchsten Ziel
von dem mich Deine Hand nicht reissen soll.
JULIA.
Vom höchsten Ziel hast Du Dich selbst gewendet,
als Du zum Aufruhr unser Volk gereizt,
und Freiheit kündest die es nicht verdient,
so lang es sie nicht klug benutzen kann.
Nein, unserm Schwarzen taugt die Freiheit nicht
[20] so lang sein Geist noch einem Kinde gleicht,
das auf dem glatten Boden schwankend geht,
nach jedem Spielzeug hascht das man ihm zeigt,
Und alles ernste, nützliche verschmäht.
Erst wenn er kühn nach höh'rem Ziele strebt,
Des Daseins schöne, große Würde faßt,
die Binde ganz von seinen Augen fällt:
Dann steh' er frey, in einer freyen Welt,
Dann streif' die Ketten von des Starken Hand,
er liebt die Menschen, schützt das Vaterland.
DESSALINES.
Der Weißen Schlauheit hat Dich so umstrickt,
daß Du in ihrem Dasein Heil verkündet
und nicht der Martern denkst, die um Gewinn
sie täglich unserm schwarzen Volk bereiten.
JULIA.
Ich kenne schwarze Pflanzer, freye Menschen,
Die ihre Sklaven feindlicher behandeln,
als es der fremde Weiße je gethan.
Wahr ist es, daß die ersten die gelandet
gleich wilden Thieren unser Volk zerfleischt.
Doch Jahre sind auf Jahre schon verflossen,
im Grabe modern jene Würger längst
und bessre Weiße schuf das eigne Land.
Entreiße nicht verübten Gräul dem Dunkel
um auch die Gegenwart mit Blut zu färben.
Die Menschen liebe, sieh nicht auf die Farbe,
nicht auf das Aeußre, das am meisten trügt.
Wenn sich ein Herz im warmen Busen regt,
wenn es der Freiheit – und der Liebe schlägt,
[21] dann fühlt der Mensch dem Menschen sich verwandt,
und froh knüpft er der Eintracht himmlisch Band.
DESSALINES.
Mit diesen Weißen? Julia, nimmermehr.
Sie oder wir, das war die Losung längst.
Schon die Natur schuf schwarz und weiß als Feinde;
wir sind die Schatten nur von ihrem Licht.
Ich lösch' es aus, und sieh, der Schatten schwindet.
JULIA.
Und es wird Nacht –
DESSALINES.
Da, Fluch dem Tag,
der über Haiti aufging mit den Franken.
Im Blut getaucht entstieg dem Meer die Sonne,
ein gift'ger Thau fiel die üpp'ge Flur,
der Schwarze schlürfte ihn – und ward ein Sklav.
JULIA.
Der Körper ward dem Geiste unterthan,
er hob erschlaffte Arme, baute Hütten,
trieb aus den Wäldern, aus den finstern Höhlen
den trägen Schwarzen – zeigte ihm das Licht.
Er starrt nicht mehr ungezählten den Himmel
mit seinen ungezählten Sternen an:
er ahnet über ihnen einen Gott,
an den er sich im Unglück betend wendet.
Die Künste werden heimisch neben ihm,
Geselligkeit wohnt in der kleinen Hütte,
Geräthe häufen sich – der Geist erwacht.
O, Heil dem Volk, das uns zu Menschen macht!
DESSALINES.
Genug der Worte – heut geht es zu Ende,
[22] ein rollend Rad hält Deine Hand nicht auf.

Drohend.

Schon der Versuch allein kann sie verletzen,
denn wo das Weib nicht billigt, muß es schweigen.
Die Gäste sind zu einem Fest geladen,
zu dem die Abendsonne leuchten soll.
Sie geht bald unter – ha – nun muß ich eilen,
daß mir die Nacht das Schauspiel nicht entzieht.

Geht an die Thüre.

Willkommen mein Gäste, seid willkommen!
Herein, herein, das große Fest beginnt.
7. Auftritt
Siebenter Auftritt
Viele Offiziere, und reiche Pflanzer treten ein.

DESSALINES.
Füllt nur den Saal, gern bin ich im Gedränge
von meinen Freunden, und das seid ihr mir.
EINIGE.
Mit Hand und Mund!
OFFIZIERE.
Wir hängen treu an Dir!
DESSALINES.
Wie ich an Euch ihr muth'gen Waffenbrüder.

Zu den Pflanzern.

Ihr fleiß'gen Zecher, kommt herbey, herbey!
Glaubt ihr, wir stürzen nur den vollen Becher
so um des Rausches willen in die Kehle?
Der Freiheit gilt es. – Heute jubeln wir,
daß unsre weißen Unterdrücker fallen.

Stößt die Fenster auf.

Da seht hinab – gefesselt stehen sie da.
[23] Ein Wink von mir, ihr seht nur ihre Leichen.
Die Sonne scheint, die düstern Nebel weichen,
auf Haiti muß die Freiheitsfahne wehn,
ein freies Volk muß in der Schöpfung stehn.
PFLANZER.
Ja – frei sind wir!
OFFIZIERE.
Und nur durch ihn!
DESSALINES
stolz.
Durch mich.
OFFIZIERE.
Das Große kann nur Dessalines vollbringen.
DESSALINES.
Ja – ihr habt Recht, nur mir konnt' es gelingen.
Auf! jubelt laut, daß es die Weißen hören

Alles ruft.

Es lebe Dessalines der uns befrei't!

Wilder Jubel von blasenden Instrumenten. Wenn alles still ist, geht Dessalines an das Fenster und giebt mit einem rothen Tuch ein Zeichen. Ein Kanonenschuß fällt.
JULIA
stürzt zu seinen Füßen.
O halte, halte ein –
DESSALINES
wild .
Was willst Du Weib?
JULIA.
O sey barmherzig, sey ein Mensch, und schone.
DESSALINES
spottend.
Nur ruhig Julia, noch leben sie,
glaubst Du, ich kürze so die Todesqual,
[24] daß auf das erste Zeichen sie erblassen?
Das dritte erst bringt Tod. –
JULIA.
O halte ein –
Nur einen gieb mir frei, nur St. Janvier
DESSALINES.
Ha Du erinnerst mich, daß ich versprochen
den tapfern Diakue an ihm zu rächen.
Doch, weil Du bittest, kürz' ich seine Qual.

Giebt das Zeichen, man hört den zweiten Schuß.
JULIA
verzweifelnd.
O Dessalines gieb mir den Einz'gen frei!
DESSALINES.
Steh auf verhaßtes Weib –
JULIA.
Den Einz'gen nur
um den die Gattin und die Kinder jammern.
Du schlachtest tausend – einen gieb mir frei.
Wenn Du mich je geliebt, erhöre mich!
Erbarmen, Dessalines, o hab' Erbarmen!
DESSALINES
in der größten Wuth schleudert sie von sich.
Mir aus den Augen, fort, sonst zeige ich,
daß meine Hand auch Schwarze tödten kann.

Er giebt das dritte Zeichen, man hört den dritten Schuß. Julia ist seitwärts betend auf die Knie gesunken. Man hört wildes Geräusch, und Schüsse.

Musik, Musik! – Das ist ein Freudentag!
Jetzt an die Tafel, leert den vollen Becher.
[25] Ha! – mordet, würgt, vertilget ihre Spur,
Dies Land gehört den Söhnen der Natur!

Durch die Mitte ab.
Alle ihm nach.

Es lebe Dessalines der uns befreit.

Ende des ersten Akts.

[26]

2. Akt

1. Auftritt
Erster Auftritt
Hortensia und Marie sitzen schlafend an einem Tisch, man sieht daß sie vor Mattigkeit eingeschlafen. Nach einer Pause kommt die Mutter aus einem Seitenzimmer.

MUTTER.
Es treibt mich rastlos in dem öden Haus!
Ich kann nicht schlafen, nein, ich kann nicht ruhen,
so lang mein Gatte unter Mördern lebt.
Hör' ich Geräusch, so seh' ich ihn erwürgen,
und wird es still, so glaub' ich längst ihn todt.
Entsetzlich! – wenn ich mir es möglich denke,
daß ich allein mit zwey unmünd'gen Waisen –
[27] hier, unter diesen Horden wir allein! –
Horch – seufzt es nicht? ja, deutlich – und jetzt wieder –
Das ist kein Traum, ich wache ja, ich höre;
ich seh' ihn auch, ja, ja – dort seh ich ihn,
er windet sich auf seinem harten Lager,
er sehnet ängstlich sich nach Weib und Kind;
Jetzt faltet er die Hände, fleht zu Gott:
Schick' mir die Meinen in der Todesstunde, –
Wo seyd ihr Töchter – eilt, es wird zu spät,
er stirbt, er stirbt – Hortensia!
HORTENSIA
auffahrend.
Wer ruft?
MUTTER
ermattet.
Ich war es, Kind.
HORTENSIA.
Marie auf, die Mutter wacht!
MUTTER.
O lass' sie ruhen, weck' die Arme nicht.
HORTENSIA.
Wen hast Du, gute Mutter, wenn wer schlafen?
MARIE.
Hab' ich geschlafen? ach – ich wollt' es nicht.
Zwar fielen oft die müden Augen zu;
dann fuhr ich ängstlich auf, und schlich zur Thüre;
Ich hörte Deine bangen, lauten Klagen,
nicht wahr, Hortensia? wir weinten mit.
Doch endlich ward es still – wir nickten uns:
sie schläft! o ja – die gute Mutter schläft.
O schlafe nur, wir wollen für Dich wachen,
für Vater und die Mutter brünstig beten
[28] und Gott im Herzen, wie auf unsern Lippen
verwirrten sich die Sinne – ich schlief ein.
HORTENSIA.
So ging es mir, mein Wachen ward bald Traum,
es trug mich fort in menschenleere Räume,
doch freundlich war der Himmel über uns
und reife Früchte hingen an den Bäumen,
und Vögel sangen munter auf den Zweigen,
wir hatten alles – alles –
MARIE.
Auch den Vater?
HORTENSIA.
Ich sah ihn wohl –
MARIE.
Wie? Du hast ihn gesehen?
HORTENSIA.
Er stand erhö'ht auf einem schroffen Felsen
uns freundlich winkend, blickte er herab.
Wir suchten ängstlich einen Pfad –
MARIE.
Und fanden ihn?
HORTENSIA.
Wir fanden ihn, und klimmten muthig fort;
doch immer höher trug es fort den Vater,
und immer schroffer, steiler ward der Pfad.
Da ließ sich eine Wolke auf ihn nieder,
er schwand dem Blick – ich sah ihn dann nicht wieder.
MUTTER.
So ist's! – so ist's – sein Geist ist schon entfloh'n.
O diese schwarze, fürchterliche Nacht,
sie birgt den Mord in ihrem dunklen Schooß.
[29] Wenn er noch lebte, warum schrieb er nicht,
da sonst mit jedem Tag ein Bothe kam?
Er glich dem Sonnenblick im Ungewitter,
er trocknete das nasse Auge schnell.
Hoch schlug das Herz, – ich öffnete den Brief,
Der Töchter Auge bing an meinen Lippen,
und rief ich endlich aus: – es geht ihm gut,
er grüßet, segnet Euch! Da war's ein Ruf,
ein Schrei: er lebt, es geht ihm gut!
Und dankend stürzten wir zur Erde nieder.
DIE MÄDCHEN.
So war's, so war's –
MUTTER.
Wie anders ist es nun?
Acht Tage sind in dieser Angst verflossen,
kein Bothe kam, kein Zeichen, daß er lebt.
Und hör' ich Stimmen, eil' ich an das Fenster,
so steht das Volk in Haufen auf den Straßen,
spricht laut von Mord, und theilet schon den Raub.
O möchten sie doch uns'r Schätze theilen:
den Vater gebt uns – alles nehmet hin –
Reich bin ich, wenn ich Gattin – Mutter bin.

Sie drückt ihre Töchter an das Herz.
HORTENSIA.
Ich hoffe noch – er hat so viele Freunde.
MUTTER.
Ihr wißt noch nicht, ihr armen, zarten Sprossen,
daß mit dem Glück, auch schnell der Freund entflieht.
Ein wilder Rausch hat dieses Volk ergriffen,
es äfft dem Mutterlande alles nach
und strebt nach Freiheit, um als Thier zu leben.
[30] Als gegen Frankreich sich das Volk empörte,
da drängten wir uns in des Hauses Mitte,
und lebten still, und harrten bessrer Zeit.
Der Vater that was strenge Pflicht gebot,
auf keiner Seite durft' er helfend stehen,
Gewalt mußt' hier entscheiden – sie entschied.
Doch fürchterlich, gleich einer Felsenmasse,
die vom Gebirg zermalmend niederstürzt,
verheerte sie das Land! Die Willkühr herrscht,
gelöset sind der Menschheit heil'ge Bande,
Die Tugend flieht, ihr öffnet sich kein Ohr,
Das Laster siegt und steiget hoch empor.
Es gilt kein Wort, kein Schwur mehr, nur Verrath
Man mordet, raubt, und rühmt sich noch der That.
O weh dem Volke das vom Blute raucht,
und seine Kraft so frevelhaft mißbraucht.
2. Auftritt
Zweiter Auftritt
Klara, die Vorigen.

KLARA.
O Freude! freuet Euch, ein Bothe kömmt.
HORTENSIA.
Ein Bothe?
MARIE.
Von dem Vater?
MUTTER.
Dem Gemahl?
KLARA.
Und denket nur – es ist Baptist, mein Vater,
Der Euch von dem Herrn eine Bothschaft bringt.
[31] Er trat vergnügt ins Haus, und rief mir zu:
geh Klara, wecke Deine Frau – zur Freude.
BEYDE MÄDCHEN.
Freude?
MUTTER.
Er bringt uns Freude, Klara, Freude?
KLARA.
Es muß was Gutes seyn. – Denn er ist rauh
und lächelt nie – doch heute lacht' er laut.
Und da er wegen seiner rauhen Art
Euch, und dem Herrn so viel Verdruß gemacht,
daß ihr ihn darum aus dem Haus gejagt,
so freut es mich, daß er nun Gutes bringt.
MUTTER.
So kommt er von St. Marc von meinem Mann?
KLARA.
So sagte er – sonst brächt' er keine Freude.
3. Auftritt
Dritter Auftritt
Baptist, die Vorigen.

MUTTER.
O sprich Baptist – wie geht es meinem Mann?
BAPTIST.
Ich denke gut.
MUTTER.
Du denkst? Du weißt es nicht?
HORTENSIA.
Du warst nicht bey ihm?
MARIE.
Hast ihn nicht gesehen?
[32]
BAPTIST.
Was sollt' ich nicht? ich stand ihm nah zur Seite,
und drängte mich hinzu daß er mich sah.
MUTTER.
Wie geht es ihm? Wie sah er aus, o sprich –
BAPTIST.
Ganz anders sah er aus, als vor sechs Monden,
wo er mir drohend meinen Abschied gab.
Da trug er hoch das Haupt; jetzt tief gesenkt.
Da funkelte sein Aug'; – jetzt war es matt,
und lag erschlafft in seiner weiten Höhle.
Ha, ha, ha, ha! – Es wechselt wunderlich!
MUTTER.
Mensch! Du bist wild, Du bist mir fürchterlich!
BAPTIST.
Ihr Weißen wollt nur weiche Töne hören,
ein lieblich Lied, das in den Schlaf Euch lullt.
Verzärtelt Volk, das auf uns nieder blickt,
als würd' es nicht aus Mutterleib geboren,
als ließ es von dem Himmel sich herab:
nun wartet nur, wir senden Euch zurück,
zu schlecht ist für Euch Weißen diese Erde,
bald sollt Ihr alle dort versammelt sein.
MUTTER.
Fort – fort von hier – ich will nichts weiter hören,
denn nimmer bringst Du gute Bothschaft mir.
BAPTIST.
Doch, doch – ich bring euch ja des Gatten Gruß.
MUTTER.
So lass' mich schnell auch seine Worte hören,
o bittet Kinder, flehet, daß er spricht.
[33]
HORTENSIA.
Siehst Du nicht unsre Angst?
MARIE.
Erbarme Dich!
BAPTIST.
Ihr armen Täubchen, ja – Ihr dauert mich,
so wisset denn –
MUTTER.
Sprich, mich verzehrt die Angst.
BAPTIST.
Ihr kennt Baptist – er löscht nicht wo es brennt,
nein, er schirrt zu, und freut der Flamme sich.
So kam ich nach St. Marc, und hörte dort
von einem großen Fest, das Dessalines
dem freien Volk, und seinen Truppen gäbe.
Aus weiter Ferne holte man die Gäste,
mit Sonnenuntergang sollt' es beginnen.
Sie neigte sich – erwartend stand das Volk,
da brachte man, – doch Ihr müßt nicht erschrecken,
die weißen Geißeln, eine schöne Zahl:
und unter Trommelschlag, und wildem Jubel
gab man dem Volk sie preiß –
BEYDE MÄDCHEN.
Gerechter Gott!
MUTTER
bebend.
Seyd stille, stille –
HORTENSIA.
Mutter – Gott sie stirbt!
BAPTIST.
Zu früh, zu früh, erst muß sie alles hören.
[34]
MARIE.
Du halfst dem Vater doch, nicht wahr Baptist?
BAPTIST.
Das will ich meinen; hundert stürzten hin,
und wollten ihn mit so viel Dolchen worden,
da rief ich, – mein ist er, und er war mein!
Mit einem Stoß lag er vor mir im Staube.
BEYDE MÄDCHEN.
Barmherzigkeit!

Fallen auf die Knie.
MUTTER
sinkt.
Ha Mörder!

Die Mädchen werfen sich auf sie.

Mutter, Mutter!
O Gott sie stirbt! o unsre gute Mutter!
BAPTIST
nach einer Pause.
Jetzt jammert! ras't! gekühlt ist meine Rache,
umsonst beleidigt man den Schwarzen nicht.
Fort müßt ihr alle, uns gehört dies Land.
Euch hat das Meer im Sturme ausgespien,
wie es die Ungeheuer seiner Tiefe
mit grimm'ger Wuth an unsre Küsten wirft.
Gewühlt habt Ihr in unsern Eingeweiden,
habt Fesseln für die freie Hand geschmiedet,
und Kraft und Blut aus unserm Volk gesaugt.
Die Rache winkt, die Freiheitsstunde schlägt,
Fluch, Fluch der Hand, die Eure Fesseln trägt.

Schnell ab.
4. Auftritt
Vierter Auftritt
Die Vorigen, ohne Baptist.

HORTENSIA.
O Mutter, Mutter, willst Du nicht erwachen?
[35] Lass' uns nicht hier allein, nimm uns mit Dir.
HORTENSIA.
Jetzt athmet sie, sie lebt
MARIE.
Ach – unsre Mutter lebt!
MUTTER
erholt sich, und richtet sich auf.
Sagt! ist er fort, der fürchterliche Mensch?
O treibt ihn fort, laßt mich ihn nicht mehr sehen.
HORTENSIA.
Wir sind allein, o Mutter, fasse Dich!
MUTTER.
Wir sind allein? – so fließt ihr Thränen, fließt –
jetzt darf ich weinen, und jetzt wird mir leicht.
So – helft mir auf – ich hab' Euch wohl erschreckt?
Es kam so plötzlich – ach, – derselbe Dolch,
der ihm das Herz durchbohrt, er traf auch mich.
HORTENSIA.
O lebe Mutter, lebe
MARIE.
Für uns, für uns.
MUTTER.
Für Euch: ja, leben muß ich, ich bin Mutter,
nicht Gattin mehr, bin Mutter, Mutter nur.

Pause, sieht gegen Himmel.

Er ist bey Dir – Du hast ihn uns genommen,
Du weißt warum – ich weine – murre nicht,
Erbarme Dich nur dieser armen Waisen,
Dir, Gott im Himmel, sind sie jetzt vertraut.
O leite sie in diesen Jammer – Tagen,
daß sie ob Deiner Allmacht nicht verzagen.
[36] Du bist erschöpft – willst Du ein wenig ruhen?
MUTTER
setzt sich, lehnt ihr Haupt an ihre Brust.
An Deinen Herzen, Kind, da such' ich Ruhe.

Pause, dann stürzt Klara hervor, und fällt vor Mad. St. Janvier auf die Knie nieder.
HORTENSIA.
Was willst Du, Klara?
KLARA.
Ach – zertretet mich.
MARIE.
Steh auf, steh auf –
KLARA.
Ihr könnt mich nicht mehr lieben.
MARIE.
Du hast uns nichts gethan –
HORTENSIA.
Du nicht, Dein Vater –
KLARA.
Und darum werdet Ihr auch mich verfluchen,
mein Anblick wird mit Schrecken euch erfüllen,
weil er Euch an des Vaters Mörder mahnt.
Verstoßt mich nicht, laßt mich im Hause bleiben,
ich will Euch emsig aus dem Wege gehen,
Wenn ich nur leise Eure Stimme höre;
nur an den treuen Diensten sollt Ihr sehen,
daß ich noch zu den Eurigen gehöre.
Verstoßt mich nicht –
HORTENSIA.
O Mutter, tröste sie!
[37]
MARIE.
Sie ist so gut, sie hat uns stets geliebt.
HORTENSIA.
In schwerer Krankheit hat sie mich gepflegt.
MARIE.
Im Glück und Unglück ist sie treu geblieben
BEYDE MÄDCHEN.
O Mutter, dulde sie – verstoß sie nicht.
MUTTER
ohne aufzublicken, giebt ihr die Hand.
Du bleibst, Du bleibst – doch schone meinen Schmerz.
KLARA.
Du bleibst
So sagte sie, – o hab ich recht gehört?
BEYDE MÄDCHEN.
Ja, gute Klara, ja, Du bleibst bey uns.
KLARA
springt auf.
Habt Dank! habt Dank, Ihr sollt es nie bereuen,
bis in den Tod will ich nun treu Euch dienen,
des Vaters Schuld durch heisse Liebe sühnen!

Schnell ab.
5. Auftritt
Fünfter Auftritt
Die Vorigen, ohne Klara.

MUTTER
steht auf.
So hat sich meine Ahnung denn erfüllt!
Ein Glied ist von der Kette losgerissen
die unser gutes Glück so emsig wand,
so fest umschlang – und dennoch mußt es brechen.
Doch sieh'! Da wein' ich wieder! – Fort ihr Thränen
Nun gilt es hohen Muth und Männer Sinn!
[38] Verstummen müssen unsre bangen Klagen,
wir müssen alles uns zu retten wagen.
HORTENSIA.
Wie, Mutter! fürchtest Du –
MUTTER.
Wir müssen fort;
Ich fürchte alles von den wilden Horden.
Das Volk ward Richter, Henker, und mißbraucht
fast immer seine Macht, und schändet sie
wenn rohe Wuth die Unverständ'gen treibt.
Ein blutend Haupt erhöht die Nachbegier;
Ein Mord reizt zum Verstümmeln, zum Zerfleischen
und in den Menschen zieht der Tieger ein.
Drum fort von hier – wer hat für uns hier Leben
da der ermordet ist, der es Euch gab;
Im Grabe liegt er – alles ist verloren!
Fort in ein Land, wo es noch Menschen giebt,
wo man den Unterdrückten schützt und liebt.
HORTENSIA.
Ja, Mutter, fort – führ' uns in dieses Land.
MARIE.
Und bald, o bald, denn auch mir grauet hier.
MUTTER.
In Frankreich leben uns noch gute Menschen,
verwandtes Blut schlägt freudig uns entgegen,
dort kann ich in der Schwester Arm Euch legen;
Ich kann Euch wieder froh und glücklich sehen
und wohlgemuth zu Eurem Vater gehen.
BEIDE MÄDCHEN.
O, Mutter, führe und dahin –
[39]
MUTTER.
Der Tag bricht an.
Ich sende nach dem Hafen, ob ein Schiff
zur schnellen Abfahrt dort bereitet liegt,
es nimmt uns mit –
BEIDE MÄDCHEN
hoffend.
Ja, ja, es nimmt uns mit.
MUTTER.
Verzagt dann nicht, wenn auch die Wellen toben,
der Sturmwind heult, und Mast und Nuder bricht,
dem Grimm der Menschen sind wir doch enthoben
und freudig schweben wir zum schön'ren Licht.
Dort winkt die Palme dem, der hier geduldet,
nicht übermüthig seine Qual verschuldet.
Muth, Kinder, Muth! wenn uns die Menschen hassen,
Gott ist mit uns – er wird uns nicht verlassen.
BEIDE MÄDCHEN.
Nein – er verläßt uns nicht, er ist mit uns.
6. Auftritt
Sechster Auftritt
Klara. Vorige.

KLARA.
O rettet, rettet Euch, Ihr seyd verloren!
MUTTER.
Was hast Du Klara? Sprich, was drohet uns?
KLARA.
Horch – hört Ihr nichts?
MUTTER
will ans Fenster.
Getös und wild Geschrei.
[40]
KLARA.
Zurück – zurück – sie dürfen Euch nicht sehen.
Man spricht davon sie morden alle Weißen:
hier neben an durchsuchen sie das Haus.
MUTTER.
O großer Gott!
MÄDCHEN.
Was wird mit uns geschehn?
KLARA.
Folgt mir nur schnell, es ist die höchste Zeit
MUTTER.
Wohin?
KLARA.
In mein Gemach
MUTTER.
Nein, dort sind wir nicht sicher.
KLARA.
So hört mich, hört mich nur: In meiner Kammer
entdeckt ich unlängst eine kleine Thüre,
die unter meinem Bett' verborgen war.
Ich hob sie auf, und fand ein groß Gewölb,
in das auch eine kleine Treppe führt.
MUTTER
sie unterbrechend.
Das ist die Gruft, die wir so lang gesucht,
die mir der fromme, frühere Besitzer
des Hauses sterbend hat genannt – sie ist's, sie ist's. –
KLARA.
Ich stieg hinab, – mich überfiel ein Grauen,
denn öde war es in dem leeren Raum.
Doch endlich wagt ich es umher zu schauen,
da traute ich dem schwachen Auge kaum;
[41] denn einen Altar sah ich vor mir stehen,
geziert mit des Erlösers holdem Bild.
Da fühlte ich ein sanftes, leises Wehen,
die feuchte Grabes-Luft ward lau und mild.
Ich warf mich betend vor dem Altar hin,
zu dem Erlöser hob sich Herz und Sinn,
und täglich bete ich nun dort im Stillen:
Herr! lass' mich meine Pflichten treu erfüllen.
MUTTER.
Du gute Magd –
KLARA.
Der Ort ward mir so lieb,
ich wollte keinem Menschen ihn entdecken;
doch jezt ist's klar – Gott hat mir ihn gezeigt,
er war mit mir, und er wird mit Euch seyn.
Steigt kühn hinab in jene dunkle Gruft,
dort seyd Ihr sicher, niemand findet Euch,
und täglich kann ich Euch dort Nahrung bringen.
Verzweifelt nicht, das Gute muß gelingen!
Dann führ' ich Euch zum Licht, das Ihr entbehrt,
und danke Gott, daß er mein Fleh'n erhört.
Das, was der Vater Böses euch gethan,
die Tochter liebevoll vergüten kann.
MUTTER.
Komm, sey der gute Engel der uns leitet,
wir siegen wenn die Tugend für uns streitet.
Die Farbe nicht – das Herz bestimmt den Werth.
Wer menschlich fühlt, wer so die Tugend ehrt,
dem schlägt verwandtes Blut in jeder Zone,
dem winkt die Palme zu dem höchsten Lohne.
Kommt, Kinder, kommt – Euch retten ist mir Pflicht,
[42] aus Grabes Nacht entsteigen wir zum Licht.
Dann nehmt die treue Magd als Schwester an
und lohnt so – was sie an uns gethan.
BEIDE MÄDCHEN.
Ja, unsre Schwester, unsre gute Schwester.
KLARA.
Nur fort, nur fort, es ist die höchste Zeit.

Alles durch die Mitte ab.
Es verwandelt sich in Klarens Zimmer, seitwärts ein Ruhebett, nach einer Pause stürzt Klara herein.
7. Auftritt
Siebenter Auftritt
Klara, später die Mutter mit Marie und Hortensia.

KLARA.
Geschwind, geschwind, o weilt nicht, zögert nicht
durch alle Straßen schallt ihr Mordgeschrei.

Sie rückt das Bett weg.

Wo bleiben sie? Die Mutter kann nicht fort.

Sie hebt die Fallthüre auf. Ängstlich.

Vielleicht fiel auf der Treppe sie zusammen.

Horcht.

Sie kommen, ja, sie sind's – nun Gott sey Dank!

Die Mutter mit den beiden Mädchen tritt ein.

O zögert nicht – es ist die höchste Zeit.
MUTTER
ganz entkräftet.
Die Knie brechen mir, der Athem stockt.
KLARA.
Hinab, hinab –
MUTTER.
O betet, Kinder, betet –
[43] Denn bebend steigen wir in unser Grab.

Sie steigen hinab.
HORTENSIA
steigt voran.
Ich leite Dich.
MARIE.
Ich bleibe Dir zur Seite.
HORTENSIA.
Vereinet wie im Leben, so im Tod.
MUTTER
küßt beide, dann sagt sie entschlossen.
Hinab, hinab –
KLARA.
Hier kann Euch niemand finden.
Nur Muth – faßt Muth – Gott schützt die Seinen ja.
MUTTER
herauf rufend.
Und lohnet treue Liebe, lohnet Dich.
KLARA.
Seid Ihr gerettet, bin ich auch belohnt.

Sie sind unten, Klara wirft die Thüre zu, in dem Augenblick kömmt.
8. Auftritt
Achter Auftritt
Anna. Die Vorigen.

ANNA
unter der Thüre.
Was machst Du da? Wohin führt diese Thüre?
KLARA
erschrocken.
Wohin die Thüre führt?
ANNA.
Du bist verwirrt?
[44]
KLARA.
Verwirrt? – O nein, Du wirst mich nicht verrathen.
ANNA.
Die Negerin verräth die Weißen nur.
KLARA.
Die Weißen? o Gott Lob, die sind gerettet.
ANNA.
Entkommen wären sie? wie ist das möglich?
KLARA.
Ein Schiff –
ANNA.
Ein Schiff?
KLARA.
Das segelfertig lag –
es nahm sie mit
ANNA.
Es nahm sie mit? Ey seht,
du hast sie wohl gewarnt, ihr Schooßkind Du, –
und jene Thüre – was hält die verborgen?
KLARA.
Als ich von Außen das Getümmel hörte,
und sah wie alles raubte, plünderte,
da packt ich schnell das Köstlichste zusammen
und warf es in dies Loch. – Was sollen wir
den Fremden dieses Hauses Schätze lassen,
sprich selbst, gehören sie nicht uns?
Verschweig' es nur, daß sie den Schatz nicht finden,
wenn alles ruhig ist – dann theilen wir.
ANNA.
Die Schlauheit hätt' ich Dir nicht zugetraut.
Ist's auch der Mühe werth, was Du gerettet?
[45] Das Köstlichste, verlaß' Dich nur auf mich.
Sie finden nichts mehr in dem öden Haus,
das ich nicht freudig ihnen lassen möchte,
wenn das, was ich verbarg, gerettet ist.
ANNA.
Ei, laß doch sehen –
KLARA.
Horch – jetzt wird es laut
Sie kommen wohl! Ja, ja sie sind's, sie kommen!

Rückt das Bett hin.

Hem, mögen sie – uns geht es nicht an's Leben,
und meinen Schatz hab' ich in Sicherheit.
9. Auftritt
Neunter Auftritt
Ein Neger – Offizier mit Wache, die Vorigen.

OFFIZIER
noch innerhalb.
He da, Ihr weißen Hunde – meldet Euch,
kriecht nur hervor, wir müssen Euch doch finden.

Tritt ein.

Wo sind sie? sprecht, wo habt Ihr sie versteckt?
ANNA.
O Fluch der Hand, die einen Weißen rettet.
Längst wünscht ich diesen Tag – er ist gekommen,
vernichtet sind sie – unser Volk ist frei.
OFFIZIER.
Der Wittwe St. Janvier gehört dies Haus.
Ich habe den Befehl sie zu verhaften,
sie, und die Töchter, sagt, wo find ich sie?
KLARA
schnell.
Fort, sind sie, fort –
[46]
OFFIZIER.
Wie?
KLARA.
Alle, alle fort.
OFFIZIER.
Das kann nicht sein, bewacht ist jedes Haus
KLARA.
Und dennoch sind sie fort –
OFFIZIER.
Wo sind sie hin?
KLARA.
Ei, was weiß ich – genug sie sind nicht hier.
OFFIZIER.
Und damit glaubt Ihr listig zu entschlüpfen?
Ihr wißt darum wo sie verborgen sind.
Wollt ihr bald reden –
ANNA
deutet auf Klara.
Diese haltet fest,
denn immer hielt sie mit den Weißen es.
KLARA
ängstlich doch bestimmt.
Du lügst, ich hasse sie.
ANNA
höhnisch.
Ihr Schooßkind, Du?
KLARA.
Mein Vater ist es der Janvier getödtet
und seine Tochter sollte menschlich sein?
Durchsucht das Haus – für jedes Weißen Leben,
das meine Sorge Eurer Wuth entriß,
geb' ich mein eignes Eurer Rache preiß.
OFFIZIER
hält ihr den Degen auf die Brust.
Bekenne, oder stirb –
[47] Nichts hab ich zu bekennen, sie sind fort.
OFFIZIER.
Was soll ich davon denken?

Zu den Wachen.

Ihr untersucht
das Haus, indeß ich diese hier bewache,
denn beide, scheint mir, sind in dem Komplott.
Sprengt alle Thüren –
ANNA.
Haltet, haltet ein.
Ha! wie ein Blitz fährt es durch meine Seele.
Die Schätze, die sie dort in Sicherheit gebracht,
es ist nicht Gold – es ist die weiße Brut.
KLARA.
Schweig' Anna, schweig' –
ANNA.
Dort sind sie, dort!
KLARA.
Erbarme dich, – sieh meine Todesangst.
ANNA.
Seht wie sie zittert – ha, bist Du gefangen?
Auf, folget mir, die Beute ist nicht fern.
KLARA
wirft sich ihr in den Weg.
Zurück, zurück – erst mußt Du mich zertreten
ANNA.
Reißt sie von mir!
KLARA
hält sie.
Nein, nur mit meinem Leben
ANNA.
Rückt schnell das Bett –
[48]
KLARA.
Zurück – erbarme Dich!
ANNA.
Seht ihr die Thüre?
KLARA
stürzt auf die Wachen hin, und schreit.
Haltet!
ANNA.
Reißt sie auf!

Alles dies geschieht.
ANNA.
Jetzt steigt hinab, ihr findet sie dort sicher.
OFFIZIER
horcht.
Es regt sich in dem Grab –

Steigt hinab, einige folgen ihm.
KLARA
stürzt auf die Knie.
Barmherz'ger Gott!
ANNA.
Sie sind's – sie sind's – wohl mir, es ist vollbracht.
KLARA.
O Gott im Himmel, kannst Du sie nicht retten?
OFFIZIER
kommt, führt die Mutter.
Nur Muth – frisch zu, der Weg ist nicht so weit.

Sie kann sich kaum schleppen, wie sie auf der Bühne ist, stützt sie sich auf ihre Kinder.
KLARA.
Vergebt! – vergebt – ich konnte Euch nicht retten;
doch sterben kann die treue Magd mit Euch.
MUTTER.
Wer hat blutdürst'gen Feinden uns verrathen?
ANNA.
Mit Stolz bekenn' ich es – ich hab's gethan.
[49] Du Anna, Du? die ich so treu gepflegt,
am Krankenbett wie eine Mutter wachte?
Du lohnst mir jetzt mit Undank, mit Verrath?
So hat der Mensch vom Menschen nichts zu hoffen,
so lohnet Gott nur eine gute That.
Kommt Kinder – geht getrost dem Tod entgegen.
Dort reifet – dort gedeihet unsre Saat.
Wer so wie wir sich seinem Schöpfer naht,
der steigt aus Grabes Nacht zum schönsten Licht.
Wir lebten – liebten – thaten unsre Pflicht!
Muß hier die Unschuld jammernd untergehen –
Dort wird im Strahlenkleid sie siegreich auferstehen.

Ende des zweiten Akts.

[50]

3. Akt

1. Auftritt
Erster Auftritt
Diakue, Judith.

JUDITH.
Was hast Du lieber Mann? entdecke mir
was Dein Gemüth so fürchterlich bewegt?
Ich mißte Dich so lang – laut schlug mein Herz,
wie einst als Braut, als ich Dich heut erblickte.
Doch nach des Wiedersehens heissem Gruß
trat zwischen uns ein feindliches Gesicht,
das Dich im großen Hause unstät treibt.
An jeder Kammer prüfst Du Schloß und Riegel,
in die Gewölbe stiegst Du schon hinab,
und angstvoll wie Du gingst, kehrst Du mir wieder.
Sonst wars nicht so – ich las in Deiner Seele,
und jeder leise Wunsch war mir bekannt.
Was hat Dein Herz so feindlich mir entwandt?
DIAKUE
finster.
Ja – ich bekenn' es Dir – ich bin verstimmt. –
[51] Wer ist es nicht in diesen heißen Tagen?
Ich bin Soldat, doch d'rum nicht minder Mensch,
und mich empört der Weißen Angstgeschrei,
der Kinder Jammern und der Mutter Stöhnen:
doch das kann wilde Rachsucht nicht versöhnen.
O grauser Tag, vor dem die Menschheit bebt!
Hätt' ich den Gräul des Aufruhes nie erlebt!
JUDITH.
Auch mich ergreift ein ängstlich banges Beben,
hör' ich die wilden Horden Rache schreien,
dann wag' ich mich nicht in des Fensters Nähe,
und hülle schnell in Decken mir das Haupt,
bis das Geschrei in weiter Luft verhallt!
Doch sagt man, sei es klug und wohlgethan,
daß nun der Schwarze seine Fesseln lös't.
Was jetzt sich auch sein wilder Haß erlaubt,
Vergeltung ist es, was ihn drängt und treibt.
Nicht wie ein Mensch, als Thier ward er behandelt,
warum sollt' er nun strafend menschlich sein?
Erheitre Dich – es wird vorüber gehen,
Du wirst Dein Volk bald frei und glücklich sehen.
DIAKUE
hat aufmerksam zugehört und sie forschend betrachtet, dann sagt er bitter.
Ja – frei – und glücklich – und –
JUDITH.
Was ist Dir?
DIAKUE.
Nichts!
Leb wohl –
JUDITH.
Wo eilst Du hin?
[52]
DIAKUE.
Zum Morden, – ha,
ich will der schwarzen Gattin würdig seyn.
JUDITH.
Mit diesem wilden Blick eilst Du von mir?

Ergreift seine Hand.

Du zitterst Diakue – was ängstet dich?
DIAKUE.
Daß sich bei dem Geschäft das mich jetzt ruft
doch noch der Mensch im schwarzen Busen regt.

Kalt.

Ich hatte einen Freund – ich sah ihn morden,
und soll jetzt unweit hier auf offnem Markt
ihm Frau und Kind – ha, ha, ha, ha – denk Dir,
es ist fürwahr nur eine Kleinigkeit,
ihm Frau und Kind durch Henkers Hand ermorden!
Doch weise ist die grauenvolle That,
und Seegen quillet aus der blut'gen Saat.
JUDITH.
O Du bist fürchterlich.
DIAKUE.
Den Weißen nur,
Dir geht es nicht an's Leben, nein Dir nicht.
Viel gilt in dieser Zeit ein schwarz Gesicht.
Die Weiße gab wohl hundert Negern Brod,
und pflegte liebend sie wie ihre Kinder;
doch ob der weißen Farbe muß sie sterben
und ihre zarten Sprossen neben ihr;
Ein gräßlich Schauspiel – ha – willst Du sie sehen?
Ich bringe Dir die Leichen ihrer Kinder,
dir eckelt ja nicht ob dem vielen Blut.
So muß es sein – so wird der Schwarze frei.
[53]
JUDITH.
O Diakue – o hab ich das verdient?
DIAKUE.
Verdient – verdient? Hat sie den Tod verdient?
Und dennoch trifft er sie, und grausend, fürchterlich.
Geh – bring mir Wein – es möcht' an Muth mir fehlen:
es geht nicht in die Schlacht, es geht zum Mord.
JUDITH.
Trink nicht in dieser Wuth, ich bitte Dich.
DIAKUE.
Wein bring mir, Wein – o gieb mir einen Trunk
der mich betäubt, daß ich mich selbst vergesse;
doch nein – laß mich besonnen – lebewohl.
2. Auftritt
Zweiter Auftritt
Ein Offizier, Vorige.

DIAKUE.
Was giebts?
OFFIZIER.
Sie harren Dein –
DIAKUE.
Ich komme schon.
Doch sage mir – wie ist das Volk gesinnt?
OFFIZIER.
O hätten wir es grimmig schalten lassen,
es bliebe jetzt für Dich nichts mehr zu thun.
Wir führten die Gefang'nen zweimal fort,
weil sie der Haufe selber tödten wollte,
doch weil Du es befohlen, schützt' ich sie.
[54]
JUDITH.
Wer stirbt?
OFFIZIER.
Die Wittwe St. Janvier.
JUDITH.
O Gott,
die Wittwe St. Janvier –
DIAKUE
kalt.
Ja, ich vergaß
es Dir zu sagen, daß mein größter Feind
nun endlich den verdienten Lohn empfangen.
Er ist dahin – mit allen weißen Geißeln
ward in St. Marc er von dem Volk zerrissen.
Sie sagen

Mit gebrochner Stimme.

es war lustig anzusehen.
Nun kann ich mich nur an den Kindern rächen –
Ha, ha, – ha, ha – die Wittwe St. Janvier,
Du weißt es ja – wie ich die Menschen hasse! –
Jetzt soll ich sie – doch fort – nur muthig fort.
Wird Dir's zu öde hier – komm auf den Markt,
dort hat man alle Teufel losgelassen,
dort ruf' mit mir – hoch lebe Dessalines!

Stürzt ab.
Der Offizier ihm nach.
JUDITH.
Ha – nun erklärt sich alles schrecklich mir.
Er war es, St. Janvier, der ihn gerettet,
als eig'ne Sklaven ihm den Tod gedroht.
Und so soll er vergelten? Nimmermehr,
er kann den Tod nicht armen Waisen geben,
er ist Soldat – wohl heischt es seine Pflicht,
er wird sie üben – überleben nicht.
[55] Muß er sie morden, ist auch er dahin.
Ich fühl' es angstvoll, daß ich Wittwe bin;
nichts kann von seinem Haupt das Unheil wenden,
doch froh und muthig kann ich mit ihm enden.

Geht ab.
3. Auftritt
Dritter Auftritt
Ein Zimmer in einem Haus am Marktplatz, an der Thüre Wache.
Die Mutter, Hortensia, Marie.
Die Mutter sitzt, und lehnt ihr Haupt an Hortensiens Brust, Marie kniend neben ihr.

MUTTER.
Horch – es wird wieder laut, jezt kommen sie,
Geduld, Geduld – es ist der lezte Sturm,
noch eine schwarze Wolke treibt er her,
sie senkt sich auf das lebensmüde Haupt,
dann wird es still und ruhig, alles schweigt.
Hortensia, Du weinst – o weine nicht,
was uns auch trifft – es trifft uns ja vereint.
Ich seh' die Blätter nicht vom Stamme fallen,
nein – Blatt und Baum fällt durch denselben Streich.
Im Tode was wir lieben zu umfassen,
der Trost bleibt uns, den müssen sie uns lassen.
HORTENSIA.
O Mutter, könnt' ich nur Dein Leben retten,
den Dolch im eig'nen Busen fürcht' ich nicht.
Doch – wenn ich Dich,

Es bricht ihre Stimme.

o meine arme Mutter!
[56] Was nützt der lezte Strahl der Abendsonne,
sie wärmt nicht mehr – sie mag hinunter gehen.
Ihr müßt am Morgen sie erbleichen sehen;
viel hattet Ihr vom Leben noch zu hoffen –
umsonst – Euch winkt der Tod – das Grab ist offen.
MARIE.
O wehe Mutter – weh' –
MUTTER.
Du armes Kind,
komm an mein Herz; auch Du Hortensia,
noch schlägt es ja – noch kann ich Euch umfassen.

Betrachtet sie wehmüthig.

Zwei Rosen blühten mir an einem Zweig,
die eine sah ich röthen, die entfalten.
O wie ergözt ich mich an ihrem Reiz!
Doch eh' sie noch in voller Blüthe stehen,
knickt sie der Sturm – sie welken, und vergehen.
MARIE
sieht zur Thür.
Ha –
MUTTER.
Was ist Dir Kind?
MARIE.
Seht, seht, dort steht Baptist.
Er zeigte wüthend drohend mir die Faust.
O Gott, wenn er uns so –
HORTENSIA.
Die Mutter schone
O klage nicht, sieh, wie es in ihr stürmt.
Ihr Aug ist trocken – weine Mutter, weine –
die lang verhalt'nen Thränen tödten Dich.
[57]
MUTTER.
Lass´ es nur stürmen – viel reißt sich jetzt los.
Das Leben ist mir nichts – Ihr seyd mir Alles!
Mit Schmerzen hab ich Aermste Euch geboren,
mit Schmerz senk ich Euch jezt ins offne Grab. –
Jetzt kommen Thränen – seht – nun kann ich weinen,
nun wird mir leicht – und – leicht ist auch der Tod.
Es ist ein Hauch, den sanft die Luft verweh't,
er ist ein Freund, der uns zur Ruhe führt.
Der Dulder, der zu Qualen hier geboren,
jenseits geht ihm die Palme nicht verloren.
Den Bösewicht erfüllt der Tod mit Grauen,
wir dürfen muthig ihm ins Antlitz schauen.
Der Vater winket, er ging uns voran –
Auf! zeiget, daß ein Weib auch sterben kann.
Auf Erden haben wir nichts mehr zu hoffen,
hinauf den Blick, der Himmel steht uns offen.

Wildes Geschrei.

Holt sie, bringt sie, gebt uns die Weißen preiß.
4. Auftritt
Vierter Auftritt
Der Offizier tritt ein.

OFFIZIER.
Habt Ihr gehört? Der General ist da,
Nun ist's der letzte Gang, fort, fort mit Euch.
MUTTER.

drückt beide Kinder an ihr Herz, sinkt mit ihnen auf die Knie, legt die Hände auf ihr Haupt, dann steht sie gefaßt auf.

Wir folgen.

[58]
MARIE
schreit.
Ach –

Und sinkt.
HORTENSIA
schreit.
Sie stirbt –
MUTTER.
Dann ist ihr wohl.
OFFIZIER
will sie aufheben.
MUTTER.
Zurück – berühre mir den bleichen Engel nicht,
ich wecke sie – die Mutter wird sie hören.
OFFIZIER.
So macht es kurz, Ihr seht, wir haben Eile.
MUTTER
hat sie in den Arm genommen.
Mein trautes Kind, willst Du mir nicht erwachen?
HORTENSIA.
O laß im Tode uns nicht so allein.
MUTTER.
Sie lebt – sie athmet, ach, und ich die Mutter
darf ob des Kindes Leben mich nicht freuen.
Laß mich noch einmal in das Auge sehen,
das bald sich ewig schließt. – O meine Tochter,
lass' mich noch einmal Deine Stimme hören,
eh' sie verhallt im weiten, leeren Raum;
o rufe Mutter –
MARIE
schwach.
Mutter, meine Mutter! –
Bist Du noch bei mir? Ach!
MUTTER.
Bis in den Tod!
[59] Nun kommt, Barbaren, nehmt uns kühn das Leben,
Gott wird uns Armen Muth zu Sterben geben.

Alle durch die Mitte ab.
5. Auftritt
Fünfter Auftritt
Freier Platz, Diakue steht auf einem Gerüst, es ist mit Wachen umgeben, im Hintergrund Volk, unter dem Volk Baptist.

DIAKUE.
Ich stehe hier auf Dessalines Befehl,
durch dessen starken Geist und Heldenarm
ein neues Leben jezt für und beginnt.
Ihr durftet Euch an Euren Feinden rächen,
und tausend fielen röchlend Eurer Wuth.
Die lezten Weißen werden jezt erscheinen,
doch hütet Euch die Hand an sie zu legen.
Es sind Verbrecher die dem Staat gehören,
mir kommt es zu, sie öffentlich zu richten.
Drum höret still – mischt Euch nicht in mein Amt.
Die Obrigkeit übt jetzt ihr heilig Recht,
Der frei'ste Mensch bleibt der Gesetze Knecht.
DAS VOLK.
Sie kommen – seht – da kommen sie.
DIAKUE
zur Wache.
Macht Platz.

Das Volk will sich hinzu drängen, die Wachen halten es zurück.
6. Auftritt
Sechster Auftritt
Die Mutter, Hortensia, Marie, Vorige.
Wie sie auf der Bühne sind, schreit das Volk.

Tod – allen Weißen Tod – sie müssen sterben.

[60]
MARIE
Aengstlich an die Mutter sich schmiegend.
O Mutter, Mutter – bist Du noch bei mir?
MUTTER.
Nur ruhig Kinder – bald ist es vollbracht.
DIAKUE
rauh.
Du Wittwe St. Janvier, tritt nah zu mir,
daß ich an Deinen Qualen mich ergötze.
MUTTER
erblickt ihn.
Ist's möglich, Diakue?
DIAKUE
schnell einfallend.
Dein strenger Richter,
wie Deines Mannes ärgster, größter Feind.
Ihn nahm man mir, doch Du entgehst mir nicht.
MUTTER.
Noch einmal Diakue – Du kannst –
DIAKUE
läßt sie nicht ausreden.
Mich rächen.
MUTTER
schreit.
Nein, nein, es ist nicht möglich, nein, Du warst, Du bist –
DIAKUE.
Vollstrecker der Befehle meines Herrn.
MUTTER.
Nein ruf ich, nein, es kann nicht, kann nicht sein.
DIAKUE.
Schweig, Rasende, vermehr' nicht meine Wuth.
Ein jedes Wort, das Deine Zunge spricht,
sollst Du mir schwer bereu'n, verstehst Du mich

Zum Volk.

Tritt näher, Lieutenant, gieb mir die Sentenz.

Ein Offizier giebt sie ihm.

[61] Ruh, ich gebiete Ruh, verstummt und hört!
Durch mich spricht Dessalines, mein General.

Reißt die Sentenz auf; nachdem er gelesen.

Wie? ist das möglich? warum so gelinde?
Ist das die Rache die er mir verhieß?
Sein zärtlich Weib hat die Sentenz dicktirt,
nicht Dessalines, der groß und schrecklich ist.

Zerreißt die Sentenz.

Nein, so gelind rächt sich der Schwarze nicht.

Zum Offizier.

Du eilst zu ihm – sag ihm, das Volk verlangt's,
sie müssen gräßlich sterben, fürchterlich,
so wie er Diakue es heiß gelobt.

Zu ihrer Wache.

Führt sie zurück, sie werden nicht gerichtet,
bis Dessalines ein strenger Urtheil fällt.
MUTTER
für sich mit Hoffnung.
Ha – ich verstehe Dich.
DIAKUE.
Führt sie zurück.
DAS VOLK.
Laß' uns das Urtheil hören.
DIAKUE.
Schweigt, zurück.
EINIGE.
Wie lautet die Sentenz – wir wollen wissen –
DIAKUE.
Führt die Gefangnen fort, dann sag ich Euch –
VOLK.
Sie bleiben.
[62]
ANDRE.
Sprich, das Volk muß alles wissen
BAPTIST.
Auch ohne die Sentenz weiß ich zu richten.

Durchbohrt Mad. St. Janvier.

So räch' ich mich –
MUTTER
sinkt.
weh mir! o meine armen Kinder –
DIAKUE.
Ha – wer that das?
HORTENSIA.
Sie stirbt –
MARIE.
O unsre Mutter stirbt!
HORTENSIA.
Ermord' auch mich, ich kann nicht länger leben.
MARIE.
Auch mich, mit unsrer Mutter laß uns sterben.
BAPTIST.
Für Euch ist er ja wohl noch scharf genug?

Will sie erstechen.
DIAKUE
Durchbohrt ihn mit dem Degen.
Verdammter Hund, empfange Deinen Lohn.

Gemurr im Volk.
EINIGE.
Was ist gescheh'n?
ANDRE.
Die Weißen sollen sterben.
DIAKUE.
Sie sollen, ja – doch meines Hassens werth!
[63]
VOLK.
Jetzt tödte sie
EINIGE.
Jetzt gleich, daß wir es sehen.
ALLE.
Tod! allen Weißen Tod!

Sie drängen vor.
DIAKUE.
Zurück, zurück!

Reißt beide Mädchen an sich.

Mein sind sie, hört ihr, mein. Ich morde sie
nach Herzenslust in tagelanger Qual.
In heißer Schlacht hab' ich mein Blut verspritzt.
Frei seyd Ihr, und gerächt; nun laßt auch mich
den heißen Durst nach blut'ger Rache kühlen.
Macht Platz – macht Platz, kein Mensch berühre sie.

Fürchterlich.

Zur Höhle schleppt der Tieger seine Beute,
wer tritt ihm in den Weg? Wer nimmt sie ihm?
Ich habe Lohn verdient, er werde mir! –
Und größern Lohn kann ich nicht mehr begehren,
als daß nun diese Kinder mein gehören.
Nur dies Gefühl durchbebt jezt meine Brust.
Sich so zu rächen, das ist Himmelslust.
Durch alle Straßen laßt es jubelnd schallen,
die lezten Weißen sind durch mich gefallen,
und schreiet, – brüllt – lang lebe Dessalines!
DAS VOLK.
Und Diakue – lang lebe Diakue!

Die Wache zieht ab, man hört die Trommel: alles stürzt nach.

Ende des dritten Akts.

[64]

4. Akt

1. Auftritt
Erster Auftritt
Diakue stürzt mit Hortensia und Marie herein.

DIAKUE.
Am Ziel – am Ziel – wohl mir! – Ich kann nicht mehr;
und immer schwerer ward die theure Last.

Er legt Hortensia auf einen Stuhl, Marie hält er noch in Armen.

Doch – was ist das? Hat sie die Angst getödtet?
Sie athmen kaum. Schnell Hülfe, hört mich Niemand?
Judith mein Wein!

Erschrickt.

Doch halt, wen rufe ich?
Mein eigen Weib kann sie dem Volk verrathen.
Nein, ich muß selbst –
2. Auftritt
Zweiter Auftritt
Judith, die Vorigen.

JUDITH.
Wer ruft mich – Diakue!
Was seh' ich – Gott! das sind –
[65]
DIAKUE.
Zwey Leichen!
Versprochen hab' ich sie der Negerin,
da – kühle an den Todten Deine Wuth.

Legt Marie in ihre Arme.
JUDITH.
Warum verkennst Du heut so ganz mein Herz?
O Diakue – sind das die Kinder, sprich?
DIAKUE.
Ihr Vater hat das Leben mir gerettet.
JUDITH.
O könnt ich sie mit meinem Hauch beleben!
Doch sieh! sie athmen ja – sie sind nicht todt.
Der Busen hebt sich – lass' uns helfen Mann.
DIAKUE.
Ja – Du willst helfen? Willst sie mir erhalten?
Den armen Waisen eine Mutter seyn?
JUDITH.
Ruf' eine Magd
DIAKUE.
O nein –
JUDITH.
So eile doch –
DIAKUE.
Kein Mensch darf sie erblicken
JUDITH.
Ach – sie lebt,
sie schlägt die Augen auf –
MARIE
erholt sich, und sagt schwach.
Hortensia
[66]
DIAKUE.
Sie ruft die Schwester.
MARIE
erblickt Hortensia.
Ach ist sie auch todt?

Sinkt bei ihr auf die Knie.

O kehre Du mir doch in's Leben wieder,
lass' mich in dieser Welt nicht so allein.
Hortensia! –
HORTENSIA
kommt zu sich.
Wer ruft?
MARIE.
Ich bin bei Dir.
HORTENSIA.
Und unsre Mutter, unsre gute Mutter
sie ist dahin – und schrecklich, fürchterlich. –
Wo sind wir jezt?

Richtet sich auf.

Es ist so still um uns.

Erblickt Diakue und schreit.

Ha –
MARIE.
Was ist Dir?
HORTENSIA.
Dort – er ist's – wir müssen sterben.
Komm, klammre Dich an mich – lass' mich nicht los.
So lass' uns sterben, so, mit einem Streich,
o martre uns nur nicht –
MARIE.
Tödt' uns zugleich

Zu Hortensia.

O bete Schwester! – Gott erbarme sich.
[67]
DIAKUE.
Erhört ist was Ihr fleht; Ihr seid gerettet.
Erkennt in mir den wärmsten, treusten Freund.
HORTENSIA.
Was sagst Du?
MARIE.
Freund?
HORTENSIA.
Wir hätten einen Freund?
DIAKUE.
Der heute erst die große Schuld bezahlt,
die Euer Vater längst zu fordern hatte.
Er rettete mich einst aus Mörder Hand,
und heut erhielt ich seiner Kinder Leben.
Gewuchert hat die menschlich schöne That,
und zwiefach hab' ich ihm zurück gegeben.
Wohl dem, der so wie ich vergelten kann.
Komm – nehmt mich jetzt zu Eurem Vater an.
HORTENSIA.
Ja, Vater bist Du uns, willst Du uns sein?
Wir armen Waisen sind nicht ganz verlassen,
es lebt ein Mensch, der für uns sorgt und wacht?
Marie komm, umfasse seine Knie.
Er meint es gut, er will uns nicht verderben,
Freund ist er uns, und Vater will er seyn.
Gott sei gelobt – er hat uns nicht verlassen.
MARIE.
Erbarme Dich, verberge, schütze uns.
DIAKUE
reißt sie auf, und drückt sie an sich.
An diesem Herzen das vor Wonne bebt
[68] an Euch des Vaters Züge zu erblicken.
Um Euch zu retten, scheu' ich keinen Trug.
Todt seid Ihr für die Welt, durch mich ermordet;
doch lebt Ihr mir, in diesem engen Haus,
es birgt ein Kleinod, das ich treu beschütze,
den letzten Tropfen Blut dafür verspritze.
Es ist der Unterschuld heiliges Asyl,
und in die Wolken hebt mich das Gefühl,
daß ich des Herzens heißen Drang gestillt
und froh und muthig Menschenpflicht erfüllt.
JUDITH.
Willst Du den Kindern keine Mutter geben?
DIAKUE.
Da, nimm sie hin, Dir sind sie anvertraut.
Erschreckt nicht ob der Farbe, wir sind Menschen,
wir greifen nach des Bruders warmer Hand;
hat er ein Herz – ist er uns anverwandt.
MARIE.
O uns're Mutter – uns're arme Mutter –
HORTENSIA.
Sie blickt aus lichten Wolken auf uns nieder.
Ach! was das Grab verschlingt, kehrt nie uns wieder.
JUDITH.
Hier weint um sie an meinem treuen Herzen,
ersetzen kann die Fremde sie Euch nicht;
doch kann sie mit Euch leiden, bulden, klagen,
und selbst ihr Leben Euch zu retten wagen.
Die Menschen, die nicht Blutesbande binden,
sie können sich in treuer Liebe finden,
und leise webt die Dankbarkeit ein Band,
so seid der neuen Mutter anverwandt.
[69] Ihr bleibt bei ihr – ich muß in das Getümmel,
sie sorgt im stillen Haus, ich im Gewühl.
Doch diese Nacht, wenn kein Verräther lauscht,
Euch alles todt, durch mich ermordet glaubt,
dann drück' ich Euch an dieses trunkne Herz
und fühle noch das Eure dankbar schlagen.
Das warme Leben blüht auf Eurer Wange;
das Haupt, dem Tod geweiht, es lächelt noch;
die Pulpe schlagen, und die Lippe spricht.
Mein Werk ist das – Gott ließ die That gelingen,
er wird mit Vaterhuld zum Ziel uns bringen.
Doch hört! Musik an diesem Tag des Gräuels!

Man hört kriegerische Musik und Trommeln, er tritt an's Fenster .

Da kommt er selbst, stolz zieht der Würger ein.
BEIDE MÄDCHEN.
Er nah't, er nah't, verbergt, o rettet uns.
JUDITH.
Folgt mir nur schnell.
DIAKUE.
Dort, dort in das Gemach.
An einem Augenblick hängt Euer Leben.
Ich höre Tritte, fort, Gott schütze Euch.
DIE MÄDCHEN.
Und Dich, und Dich, Gott schütze unsern Retter.
JUDITH
zieht sie weg, alle drei in's Seitenzimmer.
Fort –
DIAKUE
allein.
Betrug, du Höllen – Sohn der Nacht entstiegen,
[70] Auf, folge mir zu dem Tyrannen hin.
O leihe jetzt mir Deine glatte Zunge
und gieb mir Worte, die das Herz nicht kennt.
Zum Schild des Lasters wurdest Du geboren,
zum Schutz der Tugend hab' ich dich erkoren.

Will ab.
3. Auftritt
Dritter Auftritt
Soudry, Diakue.

SOUDRY.
Wohin?
DIAKUE.
Zu Dessalines.
SOUDRY.
Das hat noch Zeit,
erst mußt Du deinen Gast willkommen heißen.
DIAKUE.
Gast? welch ein Gast?
SOUDRY.
Soudry Dein Waffenfreund.
DIAKUE.
Ich hab' Dich nie als meinen Freund gekannt.
SOUDRY.
Weil Du stets Deinen Weg, den eig'nen gingst.
Doch, heute traf ich Dich auf meinem an.'
Das was Du thatest, hätt' auch ich gethan.
DIAKUE.
Wie meinst Du das?
SOUDRY.
Ich hätte gern wie Du
[71] die letzten Weißen zappeln, sterben sehen.
Ich war schon auf dem Weg zu Deinem Haus.
Da hört' ich in den Straßen Aufruhr schrei'n,
es war die höchste Zeit, ich mußte löschen.
Denn, unter uns, es giebt noch Schwarze hier,
die an der Weißen Brut mit Liebe hangen.
Mehr als zwey Hundert hatten sich gerottet,
Die deine Beute wieder abzujagen.
Sie schwuren Dir den Tod, da ließ ich feuern,
und so verlief sich das Gesindel schnell.
Nun komm ich wohl zu spät? Sprich, sind sie schon –
DIAKUE.
An Ort und Stelle – ja, ich mußte eilen,
bald wär' ihr Leben meinem Dolch entschlüpft.
Doch, was hört ich Dich jezt vom Aufruhr sprechen?
Wie? Es giebt Schwarze hier, die –
SOUDRY.
Rebelliren.

Geheimnißvoll.

Ich hörte sie den Dessalines verfluchen,
und Dich mit ihm.
DIAKUE
schnell.
Und mich mit ihm? Wo sind sie? Sprich,
Ich suche schnell sie auf.
4. Auftritt
Vierter Auftritt
Ein Offizier, die Vorigen.

OFFIZIER.
Zu Dessalines –
Auf General, er fordert Dich, und gleich –
[72]
DIAKUE
verlegen daß er Soudry da lassen soll.
So komm mit mir!
SOUDRY.
Er fordert mich ja nicht.
DIAKUE.
Wenn auch – er sieht es gern daß man – komm mit –
SOUDRY.
Zu Dessalines geh' ich nicht ungerufen;
der gute Herr hat jetzt schon große Launen,
und nimmt im Zorn auch wohl den Freund beim Kopf.
Mein Haus ist abgebrannt, ich bleibe hier.
Du hast ja wohl ein Stübchen, ein Glas Wein?
DIAKUE.
Du mußt mit mir –
SOUDRY.
Die Zunge klebt am Gaumen.
DIAKUE.
Es kann Dein Leben kosten wenn Du bleibst.
SOUDRY.
Und wenn ich zwanzigmal zu sterben hätte,
ich stürbe zwanzigmal für einen Trunk.
DIAKUE
für sich.
Was soll ich thun?
OFFIZIERE.
O eile General –
DIAKUE.
Lass' mich nur erst als Wirth das Haus bestellen.

Geht an die Thüre.

Judithe, komm heraus – hier ist ein Gast.
[73]
5. Auftritt
Fünfter Auftritt
Judith, die Vorigen.
Judith erschrickt als sie Leute erblickt.

DIAKUE
mit einem Wink.
Besorge nichts, er haßt wie wir die Weißen;
er will hier wohnen, nimm ihn freundlich auf.
Gieb ihm das beste Zimmer, gieb ihm Wein

Heimlich.

Vom stärksten Judith, daß er sich berausche.

Laut.

Hast Du gehört? Bediene wohl den Gast

Heimlich.

Ich bitte Dich, laß ihn nicht aus den Augen,
sie sind verlohren, wenn er sie erblickt.

Laut.

Schenk ihm nur fleißig ein, er liebt den Trunk
und ist ein Mann den alles schätzt und ehrt.

Heimlich.

Ein Unmensch ist's – sei ja auf Deiner Hut.

Laut.

Ich habe Dich der Hausfrau nun empfohlen,
sie kennt den Mann, und ehrt ihn nach Verdienst.
SOUDRY.
Ey seht doch, Diakue – so ehrst Du mich?
Das hab' ich nicht erwartet!

Giebt ihm die Hand.

Habe Dank! –
JUDITH.
Sei unbesorgt um Deinen werthen Gast,
[74] ich will an seinen Augen lauschend hangen,
auch nicht der kleinste Wink soll mir entgehen,
Mein eigen Zimmer sei ihm eingeräumt.

Leise zu Diakue.

Es ist das fernste, sicher sind sie dann.
DIAKUE.
Wohl mir – ich kann ein gutes Weib umfassen,
kann mich auf ihre Treue ganz verlassen;
kühn tret' ich in's Getümmel einer Welt,
Judithe sorgt – mein Haus ist gut bestellt.

Alle ab.
6. Auftritt
Sechster Auftritt
Dessalines Haus. Großer Saal.
Dessalines, Julia, Goffier, Opku.
Dessalines kommt durch die Mitte mit großem Gefolg, und sagt zu einigen Pflanzern.

DESSALINES.
Schon gut, schon gut, macht mir den Kopf nicht warm,
ich kann nicht allen helfen, alle hören.
Bringt alles schriftlich, hört ihr? und das bald.
Auch stellt Euch oft vor meiner Thüre ein;
ich habe mehr zu denken, als an Euch,
seh ich Euch oft, – erinn're ich mich wohl.
Bedenkt, daß unsre Freiheit, kaum geboren,
noch in der Kindheit ist – sie werde Mann.
Dann kommt und sehr was Dessalines gethan.
[75] Jetzt könnt ihr gehn.

Die Pflanzer und Offiziere ab.

Wo bleibet Diakue?
GOFFIER.
Schon eilt ein Offizier mit dem Befehl –
DESSALINES
höhnisch.
Ein Offizier? Er eilt? Mach mich nicht lachen!
Ihr seid Insekten, könnt nur kriechen, schleichen;
Der träge Leib gehört der Erde an,
nur Dessalines ist es der höher strebt,
O selten wird ein großer Mann geboren,
und eine Löwenheerde sah man nie.
JULIA.
Zum Heil der Menschheit: denn sonst würde bald
Die schöne Schöpfung nur ein ödes Grab;
weil Großes nie das Große nahe duldet.
DESSALINES.
Die Kraft braucht Raum; der Baum der aufwärts strebt,
sieht bald zu seinen Füßen als Gestripp,
was an demselben Tag mit ihm entsprossen.
Er braucht den Gast und nimmt ihn wo er kann,
wenn auch der Strauch an seinem Fuß verdorrt.
JULIA.
Der Sturm knickt nicht den Halm, doch stürzt er Eichen.
DESSALINES.
Weil sie nicht spielend seiner Laune weichen,
weil kämpfend sie im Ungewitter stehen.
Das Große muß im Großen untergehen.
[76]
7. Auftritt
Siebenter Auftritt
Diakue, Vorige.

DESSALINES
hart.
Nun Diakue, Du kommst mir etwas spät.
Ich hoffte Dir am Thore zu begegnen,
auch vor dem Thor. – Sprich, warum kamst Du nicht?

Heftig.

Hast Du vergessen wer ich bin?
DIAKUE.
Verzeih' –
DESSALINES.
Die Ehrfurcht die als Feldherrn mir gebüh'rt?
DIAKUE.
Ich bin von ihr durchdrungen.
DESSALINES.
Frevler, nein!
Du mußtest das Geschrei des Volkes hören,
an Deinem Hause ging der Zug vorüber,
Du kamst nicht an das Fenster, riefst nicht mit,
lange lebe Dessalines! –
DIAKUE
mit Feuer.
Er lebe lang! –
So rief ich, und – das lezte Opfer fiel.
JULIA.
Ein Opfer?
DIAKUE.
Ja – es schwamm in seinem Blut.
JULIA.
Barmherz'ger Gott! Wen hast Du hingemordet?
[77]
DIAKUE
kalt.
Die Töchter St. Janviers.
JULIA.
O halte ein –
DESSALINES.
Du hast sie selbst getödtet?
JULIA.
Diakue?
DIAKUE.
Da Du den Vater meiner Rach' entzogen,
mußt' ich das Herzblut seiner Kinder sehen.
DESSALINES.
Ha – ich beneide Dich um diese That.
JULIA.
Und ich verfluche sie, ich fluche Dir.
Wehrlose Kinder hast Du hingemordet?
DIAKUE.
Als ich Musik und Volksgeschrey vernahm,
da dacht' ich mir: wenn der Befreier naht,
muß auch ein Opfer seiner Größe fallen,
die letzen Weißen –
JULIA
schreit.
Nein!
DIAKUE.
Sie sind dahin.
JULIA.
Nein Diakue, daß hast Du nicht gethan.
Du warst ein guter Mensch, Du mordest nicht.
DIAKUE.
Mein eigen Blut, wenn mich die Rache treibt.
[78]
JULIA.
Mein Herz ruft laut – das hast Du nicht gethan.
DESSALINES.
Schweig Thörin, schweig; die That macht ihn mir werth.
JULIA.
Die That ist klein, die nicht den Menschen ehrt.
DESSALINES.
Ha freches Weib, er that was ich geboth.
JULIA.
Der Edle mordet nicht, giebt sich den Tod,
wenn Grausamkeit ihn zu der That verleitet,
die gegen Menschlichkeit und Tugend streitet.
Nein Diakue, daß hast Du nicht gethan.
DIAKUE.
Siehst Du wohl Blutbespritzte Leichen an?
Ich hole sie –
JULIA.
Halt ein! – Ich glaube Dir.

Pause.

Nun denn Barbaren – endlich müßt Ihr ruh'n,
Ihr armen Würger, nichts bleibt mehr zu thun.
Die Sonne steigt herauf, und senkt sich nieder,
und keines Weißen Leben kehrt Euch wieder;
der Erde habt Ihr sie zurück gegeben,
sie läutert sie, zu jenem bess'ren Leben.
8. Auftritt
Achter Auftritt
Opku. Die Vorigen.

OPKU.
Mein General, das Volk –
[79]
DESSALINES.
Es jubelt Opku,
denn es ist frei, befreit durch Dessalines.
OPKU.
Doch rotten sich jetzt Haufen, die verlangen –
DESSALINES.
Daß ich mich zeige? Bald soll es gescheh'n.
Ein hoch Gerüst wird auf dem Markt errichtet,
und mit Trompetenschall wird dort verkündet,
daß ich Domingo von dem Feind befrei't,
daß ich als Haupt von Haiti Euch befehle
und mir den Kaisertitel zugelegt.
Geschmückt zieh' ich dann durch die langen Straßen
von Cap Français, es jubelt durch die Luft.
Der Vater hält empor den schwachen Knaben,
das ist er Knabe, das, der uns befreit. –
Durchsucht die feuchten Keller, die Gewölbe,
und wie die Kette von den Händen fiel,
so lösel jezt der Fässer enge Bande.
Auf! Badet Euch in Rumm und Frankenwein,
es ström' der Freudensaft durch alle Straßen,
und jubelnd trink' das Volk ihn auf mein Wohl.
Lang' lebe Dessalines! Der uns befreit,
so ruft es laut auf allen meinen Wegen,
so hallt es nach, so tönt es mir entgegen,
so wird noch einst der späte Enkel rufen,
so steh' ich auf des Glückes höchsten Stufen.
OPKU.
Verzeih mein General –
DESSALINES.
Dein Kaiser Pursche,
[80] hast Du es nicht gehört? Dein Kaiser; sprich,
was hast Du mir zu melden?
OPKU.
Es ziehen sich
am heitern Tag Gewitterwolken auf.
DESSALINES
stolz.
Es donnert nur wenn Dessalines gebietet.
OPKU.
Die Truppen, die Dich in die Stadt geleitet,
sind von dem guten Geiste nicht beseelt,
mit dem das Volk frohlockend Dich empfing.
Verschwägert und verschwistert waren sie
mit diesen Weißen, die Dein Zorn vernichtet.
So eilt nun jeder seiner Heimath zu,
und kein bekannter Laut tönt ihm entgegen;
da stürzt er ahnend in das Leichenhaus.
Theils modernd schon, theils noch im Blute schwimmend,
sieht er dort Väter, Mütter, Kinder liegen:
empört bebt er zurück, die Grabes – Luft
treibt ihn hinaus – laut brüllt er Mord, und bald
versammeln sich um ihn die Waffenbrüder,
er reizt zur Rache sie, zum Aufruhr an.
Der Haufe wächst, man wühlt hervor die Leichen,
zählt ihre Wunden, tränkt mit frischem Blut
die weißen Fahnen, eilt so durch die Stadt. –
Von Ihrer Wuth ist alles zu befürchten,
wenn man nicht schnell das wilde Feuer löscht.
DESSALINES
lacht wild.
Ha, ha, ha, ha – fürwahr – Du machst mich lachen,
die Hunde schreien Rache über mich?
[81]
JULIA.
Die Stunde der Vergeltung ist gekommen.
DESSALINES.
Nein sag' ich Dir, so wird mir nicht vergolten,
zertreten wird was frech sich widersezt.
Für meine große That, wär' das der Lohn?
Der Vater gab Euch nur das Sklaven – Leben,
ich habe mehr – die Freiheit Euch gegeben.
JULIA
seufzt.
Mit Blut! Mit Blut! –
DESSALINES
heftig.
Das fließen mußte – ha –
Die Wunde hatte tief in's Fleisch gefressen,
es brauchte einen kecken, kühnen Schritt. –
Er ist gethan – und jetzo tadeln sie?
Und wägen meine That? Und richten frech?
Wo sie in Demuth schweigen, staunen sollen.
Du Diakue, verstärke meine Wache,
laß' streifen in der Stadt; wo Schwarze stehen,
die ihren Krauskopf einander reiben,
in's Ohr sich raunen – feuert unter sie.
So räume auf, und säub're mir den Weg,
daß ich gemächlich auf den Marktplatz ziehe.
JULIA.
Nur heute nicht –
DESSALINES.
Und was hätt' ich zu fürchten?
OPKU.
Die Gährung ist zu groß, es könnte leicht –
DESSALINES.
Verweg'ner schweig – was könnte mir gescheh'n?
[82] Wer nicht den Mann, der sie befreite ehrt,
ist nicht der Freiheit, nicht des Lebens werth.
Wie ich gekämpft, so will ich auch regieren,
mit starkem Arm des Rosses Zügel führen,
das sich jetzt bäumet, weil es frei fühlt,
und wiehernd in der lockern Erde wühlt.
Doch wenn ich mich auf seinen Rücken schwinge,
mit scharfem Sporn in seine Weichen dringe,
wenn es die Kraft des Reiters bebend fühlt,
dann steht es fromm – sein Blut ist abgekühlt.
DIAKUE.
Es sind wohl nur von Wein erhitzte Köpfe;
sie liegen jezt in irgend einem Winkel,
verschlafen ihren Rausch, und schämen sich,
wenn sie erwachen, ihrer trunk'nen That.
DESSALINES.
So wird es sein. – Doch suche sie nur auf,
auch trunken haben sie den Tod verdient,
wenn sie mit einem Wort mich frech gelästert,
ich lohne, und ich strafe nach Verdienst.
Dir ist der Lohn gewiß –
DIAKUE.
Mein General –
DESSALINES.
Du hast zu keiner Würde Dich gedrängt,
bescheiden bliebst Du stets nur in der Ferne.
Ein Spiel der Laune war es, grade Dich
den andern vorzuzieh'n, die näher standen.
Ich stürze, hebe, – ha ich bin ein Gott!
Nun fort, mein General, verkünde laut
daß Dessalines sich einen Thron erbaut,
[83] daß er auf Haiti herrsche und befehle,
sich aus den Treu'sten seine Räthe wähle.
Mit reichem Zeug soll man die Straßen zieren,
die auf den großen Platz zum Markte führen.
Den Kindern soll man ihren Retter zeigen,
nichts unterbricht das ehrfurchtsvolle Schweigen
als lauter Ruf: – Heil uns, Heil uns'ren Söhnen!
Auf laßt uns Dessalines den Großen krönen.
In alle Welten wird sein Ruf erschallen!
Die letzten Weißen sind durch ihn gefallen.
Ja Diakue in lautem Jubelchor
dring' dieser Ruf in mein entzücktes Ohr.
Trompeten schmettern dann bis in die Nacht,
Triumph, Triumph! Das Werk ist kühn vollbracht.

Er stürzt ab. Opku und Diakue folgen. An der Thüre wendet Diakue um, kommt schnell hervor.
DIAKUE
Zu Julia.
Du hattest Recht – ich habe nicht gemordet.

Schnell ab.
JULIA.
Sie leben? Diakue?

Der Vorhang fällt.
[84]

5. Akt

1. Auftritt
Erster Auftritt
MARIE
tritt nach einer Pause unter die Thüre.
Noch kommt sie nicht – und meine Schwester schmachtet
nach einem Trunk. – Wag' ich mich wohl hinaus? –
Judithe hat es mir zwar streng' verboten,
doch es ist jezt so ruhig, und so still.
Dort steht ein Krug, wohl gar für uns gefüllt.
Die Schwester lechzt – wohlan, es sey gewagt.
Gott, der uns heut so wunderbar gerettet,
wird auf dem kurzen Weg auch mit mir sein.
Nur leise –

Sie geht einige Schritte, fährt zusammen.

Horch! Mir war – nein es ist nichts.

Sie geht schnell an den gegenüber stehenden Tisch; nimmt den Krug, wie sie bald wieder an der Thüre ist, tritt Soudry ein.

[85]
2. Auftritt
Zweiter Auftritt
Soudry.
Marie springt schnell in das Zimmer, und wirft die Thüre zu.

SOUDRY
etwas betrunken.
Eine Weiße! Ja, – bei allen Teufeln,
ein Weiße – dort entschlüpfte sie.
3. Auftritt
Dritter Auftritt
Diakue, Soudry.

DIAKUE
ergreift Soudry.
Halt da – wo willst Du hin?
SOUDRY.
In dies Gemach –
Ein weißes Mädchen schlüpfte da hinein,
ich will es morden –
DIAKUE.
Halt, es war mein Weib.
SOUDRY.
Dein Weib ist schwarz, die hier entschlüpfte, weiß.
DIAKUE.
Das volle Glas hat Deinen Sinn umnebelt.
SOUDRY.
Ich sage Dir, ich sah –
DIAKUE.
Ein weiß Gewand.
[86]
SOUDRY.
Und weiß wie das Gewand war das Gesicht.
DIAKUE.
Es war ein Sinnentrug; vom Wein erhitzt
siehst Du Gestalten, und giebst ihnen Farben
wie sie die Mordgier sehen will.
SOUDRY.
Es war –
DIAKUE.
Ein gut Glas Wein das Du getrunken hast.
SOUDRY.
Komm, überzeuge mich –
DIAKUE
hält ihn auf.
Jezt wär' es Zeit.
Ich hole Dich den Krönungszug zu führen,
die Truppen sammle, Dessalines befiehlt.
SOUDRY.
Da muß ich freilich – aber, höre Freund,
verschließe dies Gemach, und sah ich recht,
ist eine Weiße dort verborgen,
so ist sie mein – Du tödtest sie mir nicht.
DIAKUE.
Hier nimm mein Wort – ich tödte Dir sie nicht,
Ihr Leben will ich Dir mit meinem bürgen.
Jezt sammelt Euch, es ist die höchste Zeit.
In Gährung ist das Volk – die Truppen liegen
nur halb sich mächtig, trunken auf den Straßen.
SOUDRY.
Was – trunken? – Schlechtes Volk, ich will Euch zeigen –
[87] daß Euch das Donnerwetter gleich erschlage!
Betrunken sagst Du? – Ueber das Gesindel!
Betrunken heut! An einem solchen Tag! –
Halunken sind es – ich ihr General,
hab' mit Bedacht, und nicht nach Durst getrunken.

Taumelt.

Ich will sie gleich nach Würden kommandiren.
Auf Pursche! In's Gewehr! Ihr Hunde auf!
Die mir nicht gerade stehen, laß ich erschießen,
heut müßt ihr Vivat brüllen, morgen sauft. –
Marsch vorwärts, präsentirt – der Kaiser kommt,
schreit Vivat – vivat – hoch – er lebe hoch.

Taumelt ab.
DIAKUE
allein.
Was soll ich thun? Hier sind sie nicht mehr sicher,
Zu meiner Mutter! Doch bei hellem Tag –
Bis in die Nacht muß ich sie noch verbergen,
bis dahin kehret Soudry nicht zurück.
Vielleicht gelingt es mir auf and'ren Weg
die unterdrückte Unschuld noch zu retten,
vielleicht befrei' ich sie, und uns – und uns
von diesem übermüth'gen, stolzen Mann.
Als ich jezt forschend durch die Straßen ging,
hört' ich so Manchen meinen Namen nennen,
so manches Aug' hing hoffnungsvoll an mir.
Der könnt' uns retten! Das ist unser Mann!
Ich bin es, ja, wenn Ihr für Freiheit streitet,
frei sind wir unter diesem Würger nicht;
die ganze Menschheit tritt es frech mit Füßen,
auch unser Blut wird seiner Laune fließen;
Nicht nur die Weißen, jeder ist sein Feind,
[88] der menschlich fühlt, bei fremden Jammer weint.
Zum Fluch der Menschheit wurdest Du geboren,
zum Thron von Haiti bist Du nicht erkoren.
Wer nicht für Liebe, Freundschaft – Tugend glüht,
den Bruder nicht in jedem Menschen sieht,
der strebe nicht auf einem Throne zu stehn
und thut er es – so muß er untergehn.
4. Auftritt
Vierter Auftritt
Judith aus der Mitte. Voriger.

JUDITH.
Ach Diakue – man kömmt – o wie ich zitt're.
DIAKUE.
Was ist es, liebes Weib, daß Dich erschreckt?
JUDITH.
Ach – eine Frau – sie ist mir unbekannt –
sie will die Kinder sehn, besteht darauf.
DIAKUE.
Wie? Wer hat ihr entdeckt?
JUDITH.
Sie sagt, Du selbst.
Sie folgt mir auf dem Fuß – hörst Du? sie kömmt –
sie kömmt, wir sind verloren.
5. Auftritt
Fünfter Auftritt
Julia, die Vorigen.

JULIA
hat das lezte Wort gehört.
Nicht durch mich.
[89]
DIAKUE
voll Freude.
Die Gattin Dessalines.
JUDITH
fährt zusammen.
Wen nennst Du mir?
JULIA.
Erschrick nicht ob dem fürchterlichen Nam n.
Ich muß ihn tragen – doch nicht seine Schmach.
Nicht Dessalines der herrschet und gebietet,
mein Herz hebt mich empor und ehret mich.
Was seine Mordbegierde frech verschuldet,
das hab', ich Arme, machtlos nur geduldet.
Er trieft von Blut – doch rein ist meine Hand,
mir folgt kein Fluch in jenes bess're Land.
JUDITH.
O so verzeih, wenn ich –
JULIA
deutet auf Diakue.
Er achtet mich,
und froh sagt mir mein Herz – Du wirst mich lieben.

Zu Diakue.

Die schwarze Nacht, in der ich angstvoll lebe,
hast Du mit einem Wort mir aufgehellt.
»Du hattest recht – ich habe nicht gemordet!«
Mehr als die Worte, traf der Ton mein Herz.
Ich folgte Dir Gewißheit mir zu holen;
hast Du der Freundin Kinder mir erhalten,
so führe sie an dieses Mutterherz.
Laß mich die Thränen von den Wangen küssen,
die sie um die geliebten Todten weinen,
laß meinen Schmerz mit ihrem sich vereinen.
[90]
DIAKUE.
Judithe, hole sie – ich eile fort,
die Stunde naht – man darf mich nicht vermissen,
und viel ist noch zu thun. Hör' liebes Weib –
es wäre möglich, daß –
JUDITH.
Du bist so ängstlich –
DIAKUE.
Nicht doch – nein – sollte ich nicht wiederkehren,
so wird –
JUDITH
erschrickt.
Wie Diakue?
DIAKUE
deutet auf Julia.
So wird Dir Diese –
JUDITH
voll Angst.
O sprich – wo gehst Du hin?
DIAKUE.
Zu meiner Pflicht.
Ihr rauher Pfad führt uns gar oft zum Tod.
JUDITH.
Zum Tod!
DIAKUE.
Dann wird Dir Julia Freundin sein,
und jenen Waisen Mutter.
JUDITH.
Großer Gott!
JULIA.
Was hast Du vor?
DIAKUE.
Die Menschheit will ich retten.
[91]
JUDITH.
Und Dich verderben?
DIAKUE.
Sei es, wenn es bilst.
JUDITH.
O Diakue, mein Mann.
DIAKUE.
Wo's Alle gilt,
da muß der Einzelne zu sterben wissen.
Rett' ich mein Volk, hab' ich genug gelebt.
Doch Muth Judithe, Muth! Gott ist mit mir;
das Laster, nicht die Tugend soll erzittern.
Die Blutsaat keimt empor, die Rache steigt
aus Feuerschlünden gräßlich drohend auf.
Sie zeigt auf ihn, sie reißt ihn sträubend fort.
Lebt wohl – lebt wohl – Wenn wir uns wiedersehen
muß frei die Tugend durch das Leben gehen.

Schnell ab.
6. Auftritt
Sechster Auftritt
Die Vorigen, dann Hortensia und Marie.

JUDITH.
Der Gräßliche – was wird er nun beginnen?
JULIA.
Ich ahnde Schreckliches, doch weiß ich nichts.
Laß mich die Kinder sch'n, dann will ich eilen,
den wild entflammten Zorn besänftigen,
daß guter Muth nicht böse That erzeuge.
JUDITH
geht eilig an der Mittelthür, und schiebt einen Riegel vor.
[92] Vor Ueberfall muß ich uns sichern – kommt,
kommt Kinder – es ist sicher, kommt!
HORTENSIA
voll Freude.
Sie ist's –
MARIE
ebenso.
Du bist's!
HORTENSIA.
O hör' ich endlich Deine Stimme wieder?
MARIE.
So lange hast Du uns allein gelassen,
mir war so bang' –
JUDITH.
Ich wachte doch für Euch.
HORTENSIA
erblickt Julia und erschrickt.
Ha – was ist das?
MARIE
sich furchtsam an Judithe schmiegend.
Wie? Sind wir nicht allein?
JUDITHE.
Erschreckt nicht Kinder – sie ist Euch nicht fremd.
JULIA.
Kennt Ihr mich nicht?
HORTENSIA.
Dein Ton, ich kenne ihn, ja,
wie Freundes Ruf berührt er sanft mein Ohr;
doch ist es lang, daß ich ihn nicht gehört.
JUDITH.
Zwei Jahre sind es daß ich Euch nicht sah,
doch Eure Züge sind mir nicht entfremdet.
[93] Die Mutter blickt aus Eurem Aug' mich an,
und ihre Stimme spricht zu meinem Herzen.
Hortensia!

Breitet ihre Arme aus.
HORTENSIA
sie erkennend.
Du bist –
JULIA.
Erkennst Du mich?
HORTENSIA.
Ich wag' es nicht den Namen auszusprechen
der mir das Herz in tiefer Brust empört.
Sein Weib – sein Weib, die Gattin Dessalines.
MARIE
hängt sich an Judith.
O schütze uns –
JUDITH.
Nur ruhig Kinder – ruhig.
HORTENSIA.
Marie komm, umfasse ihre Knie,
daß sie dem grimm'gen Mann uns nicht verrathe.
Die Eltern nahm er uns, wir haben nichts
als dieses arme Leben.
BEIDE MÄDCHEN.
Verrath' uns nicht.
JULIA.
Ich Euch verrathen? – Kommt an dieses Herz.
Was ich jezt fühle, kann nur das Euch sagen,
erkennet doch an seinem bangen Schlagen,
daß es vor Angst und Liebe für Euch bebt.
[94]
HORTENSIA.
Ist's möglich, daß hier noch ein Wesen lebt,
das sich mit Liebe an uns Armen kettet?
JULIA.
Ein Wesen das Euch liebt und muthig rettet.
Die Mutter kann ich Euch nicht wiedergeben,
doch schütz ich Euch mit meinem eig'nen Leben.
Ihr seid gerettet – ja – noch diese Nacht
entzieh' ich Euch der wilden Mordbegier.
Ein Schif liegt schon bereit, es nimmt Euch mit.
Sein Frührer ist bereits von mir gewonnen.
Noch eine Weiße lebt, sie zieht mit Euch;
in feuchten Klüften hielt ich sie verborgen
weil sie in schwerer Krankheit mich gepflegt.
So rett' ich Euch, und so vergelt ich Ihr.
JUDITH.
Du willst sie retten?
BEIDE MÄDCHEN.
Ja – sie will uns retten.
JULIA.
Ein günst'ger Wind wird Euch nach Frankreich bringen
und meine heißen Wünsche folgen Euch.
Dort werdet Ihr Verwandte, Freunde finden,
verstummen sind die laute, bange Klage,
vergessen sind die grausen Schreckenstage,
vergessen, wie ein Traum der jüngsten Nacht:
der Tag beginnt, der Schläfer ist erwacht,
und jubelnd grüßet er die Morgensonne.
Mir bleibet dann des Menschen größte Wonne,
daß, wenn Domingo Eurem Blick entschwindet,
mich Euer Herz doch dankbar wieder findet.
[95]
HORTENSIA.
Nie kann ich Dich,

Nimmt Judith bei der Hand.

nie kann ich Euch vergessen.
MARIE.
Die Mutter blickt jezt segnend auf uns nieder.
HORTENSIA.
In Euch giebt Gott uns gute Eltern wieder.
MARIE.
Wir arme Waisen können nicht vergelten.
HORTENSIA.
Das kann nur er – der Vater aller Welten.
JULIA.
Genug – genug – ich darf nicht länger weilen,
ich lasse Euch in treuer Freundschaft Hand.
Sobald die Feier dieses Tags geendet,
hol' ich Euch selbst, und leite Eure Flucht.
O zaget nicht – die Elemente schonen
was frech der Mensch vom Lebensufer stößt;
und sinket Ihr – so blühen dann Euch Kronen,
wenn sich der Geist aus seinen Banden lös't.
Gott war – Gott ist mit Euch, laßt ihn nur walten,
mit starkem Arm wird er Euch aufrecht halten.

Ab.
Judith hat unter dieser lezten Rede die Thür geöffnet.
HORTENSIA
fällt ihr um den Hals.
Wir werden frei, wir werden glücklich sein,
und Deiner Mutterliebe dankbar denken.
Doch – was ist Dir? Du theilst nicht uns're Freude?
[96]
JUDITH
drückt sie an sich.
Ich theile sie.
HORTENSIA.
Wie schlägt Dein Herz so bange.
Uns wird geholfen – fürchte – zage nicht.
JUDITH.
Euch wird geholfen, ja – doch mir –
HORTENSIA.
Dir? Sprich,
Droht Dir Gefahr; weil Du uns hier verborgen?
JUDITH.
Mir nicht – doch Diakue
HORTENSIA
in größter Angst.
Ward er verrathen?
JUDITH.
Nein – ich hoffe nicht – er stürzte wild von hier –
und seiner Brust entkeimte eine That –
Ach – ich weiß nichts – doch alles muß ich fürchten.
HORTENSIA.
Marie komm, wir müssen fort.
MARIE
aengstlich.
Wohin?
HORTENSIA.
Wo's immer ist – man darf uns hier nicht finden.
Mit Undank wollen wir Dir nicht vergelten,
stoß auf die Straße uns – wir sind verrathen.
JUDITH.
Beruhigt Euch. –
HORTENSIA.
Nein – man hat uns gesehen.
[97]
JUDITH.
Wer könnte hier?
MARIE.
Ich holte einen Trunk,
die Schwester lechzte – dort der volle Krug –
ich holte ihn – da kam – ein Neger –
JUDITH
schreit.
Gott!
7. Auftritt
Siebenter Auftritt
Soudry mit Wache.

MARIE.
Er ist's – er ist's.
JUDITH.
Gerechter Gott! Zurück!

Will die Kinder in's Zimmer führen.
SOUDRY.
Halt da! – Ihr seid ertappt, könnt nicht entrinnen;
zum zweitenmal entschlüpft die Schlange nicht.
Nun – hab' ich recht gesehen? War ich betrunken?
Jetzt Diakue – jezt kann ich Dir vergelten.

Man hört Trompeten.

Hört Ihr! Der Zug beginnt; ha Dessalines,
zwei Perlen bring' ich Dir in deine Krone,
und räche mich an einen falschen Freund.

Zu den Wachen.

Ergreift sie, bindet sie, und schleppt sie fort.

Die Wachen ergreifen sie.
MARIE
schreit.
Hortensia – sie reißen mich von Dir –
[98]
HORTENSIA
stürzt auf sie zu und umschlingt sie.
O trennt uns nicht, so tödtet uns nur schnell.
SOUDRY.
Das Volk soll sich an Euren Qualen weiden.
JUDITH.
Mensch – hab' Erbarmen, gieb die Kinder frei,
sie sind von meinem Gatten mir vertraut.
SOUDRY.
Er ward wie Du am Volke zum Verräther,
Euch trifft gleiches Loos.
HORTENSIA.
Barmherz'ger Gott!
JUDITH.
So wisse denn – er selbst, er wollte selbst
dem Dessalines heut dieses Schauspiel geben,
dazu hat er die Kinder aufbewahrt.
SOUDRY
sieht sie an.
Ha – schlau gewendet. – Gut es mag so sein,
nur das kann Dir und ihm das Leben retten.
HORTENSIA
schnell.
Das kann sie retten? Ja – er wollt' uns tödten.
Auch sie haßt uns, sie wollte uns ermorden.
O glaube mir, sie hat uns oft gedroht,
schon oft den Dolch auf uns're Brust gezückt.
SOUDRY.
So thu' es Heldin – da nimm meinen Dolch,
und tödte sie wenn ich Dir glauben soll;
dann führ ich im Triumph Dich durch die Straßen,
gerettet seid Ihr, Du und Diakue. –
[99]
HORTENSIA
leise.
O tödte uns – wir wollen gerne sterben:
Du rettest Dich und ihn. –
JUDITH
sieht sie einen Augenblick an, dann wirft sie den Dolch weg.
Ich kann nicht, nein,
ich kann nicht morden, schleppt die Opfer fort,
schützt Gott uns nicht, so sind wir jezt verloren.
Da, nimm uns hin – sie sterben nicht allein,
ich will im Tode noch den Armen Mutter sein.
Ermorden müßt Ihr sie in meinen Armen;
kommt Kinder kommt – bei Gott ist nur Erbarmen.

Alle ab.
8. Auftritt
Achter Auftritt
Marktplatz. Festlich geschmückt. In der Mitte eine Art Thron, reich mit Teppichen behängt. Man hört in der Ferne Trommeln und Musik von blasenden Instrumenten. Diakue marschirt mit seinen Truppen auf, und ordnet sie um den Thron. Er spricht mit den Offizieren heimlich, sie stecken die Köpfe zusammen. Erst wenn Dessalines erscheint, geht jeder auf seinen Posten. Dessalines wird von Offizieren getragen, er stüzt sich auf seinen Degen. Hinter ihm Julia festlich geschmückt mit zwölf weiß gekleideten Sklavinnen. Wie Dessalines auf dem Throne steht, schweigt die Musik. Julia bleibt rechts im Vordergrunde [100] mit ihren Frauen. Unter den Offizieren sind Goffier und Opku. Im Hintergrunde Volk.

DESSALINES.
So weit hat es mein Geist, mein Muth gebracht,
daß ich nur farb'ge Menschen hier erblicke.
Der Weißen Leichen liegen aufgethürmt,
noch heute soll die Flamme sie verzehren.
Wenn dann der Wind nach Frankreichs Küften weht,
soll er die Asche der Verruchten tragen.
Ja, farb'ge Brüder, es fängt an zu tagen,
die Sonne geht nun für Domingo auf,
und Dessalines gebietet ihren Lauf.
Geist, Glück und Kraft hat mich empor gehoben,
wer ist's, der sich an Größe mir vergleicht?
Frei seid Ihr, doch der Körper braucht ein Haupt,
daß kühn mit Adlerblick Euch überschaut,
und jedem Glied die eig'ne Richtung gebe.
Ich trage diesen Kopf, mit Lorbeer hat
der kräft'ge, tapf're Arm ihn längst geschmückt.
Die Krone fehlt – ich setz' sie auf mein Haupt,
und trete jetzt als Kaiser unter Euch.

Trommelschlag – wenn die Trommel schweigt, Thrompeten – Stoß.
GOFFIER
tritt wenn alles schweigt in die Mitte der Bühne.
Hör' es Volk von Haiti! Soldaten hört!
Ich rufe Dessalines als Kaiser aus.

Neuer Trommelschlag und Trompeten – Stoß.
DAS VOLK
ruft.
Heil Haitis Kaiser, Heil.
[101]
DIE OFFIZIERE VON SEINEM GEFOLG.
Er lebe hoch!
DESSALINES.
Ich lade Euch zu meinem Krönungsfest.
Nicht in der engen Stadt, auf freiem Feld
baut mir bis in die Wolken einen Thron,
daß ich das Volk von Haiti überschaue.
Zu meinen Füßen schimmern die Geschmeide,
die Schätze, die die Weißen hinterlassen,
die ganze Erbschaft die ich heut gemacht.
Musik und Jubelsang erfreu' das Ohr,
der leere Becher fülle schäumend sich;
Der Freude Taumel reiß' zum Wahnsinn hin,
so zeig' ich, daß ich groß und mächtig bin.
VOLK.
Ja, Du bist groß – es lebe Dessalines.
9. Auftritt
Lezter Auftritt
Soudry, Judith, Hortensia, Marie, Wache.

SOUDRY.
So ruf' ich mit, und fei're dieses Fest
mehr als Ihr alle, weil ich für Euch wache.
Ihr wähnt das weiße Unkraut ausgerottet?
Zwei üpp'ge Sprößlein bring' ich Euch hier mit.
Schaut her, schaut her, die Töchter St. Janvier.

Die Wache tritt auf sein Zeichen zurück. Man sieht jetzt erst Hortensia und Marie, die sich in Todesangst an Judithe klammern.
JULIA
schreit.
Sie sind's – barmherz'ger Gott – o Dessalines!

[102] Diakue steht betroffen, dann faßt er sich und nimmt den nächsten Offizier bedeutend bei der Hand, er giebt in der Folge den um ihn stehenden Truppen Winke, wo er es unbemerkt thun kann.
DESSALINES
nach einer Pause des Erstaunens wendet er sich zu Diakue, und sagt fürchterlich.
Das Diakue – das hast Du mir gethan?
Mich so getäuscht – die Nattern nicht getödtet?
DIAKUE
entschlossen.
Ich konnt es nicht – Ihr Vater war mein Freund,
aus Mörderhänden hat er mich gerettet,
in seinen Kindern wollt' ich dankbar sein.
DESSALINES
wüthend.
Dem Weißen dankbar – treulos gegen mich?
Verruchter! Ha – doch nein, ich danke Dir
daß Du mir diese Wonne aufgespart.

Höhnisch.

Du wolltest dankbar sein? So sei es denn,
und laß' die eig'nen Truppen auf sie feuern.
Dort stellt sie hin – dort – daß ich sie erblicke,
mich an dem Schauspiel letzen, weiden kann.

Fürchterlich.

Dort stellt sie hin!
JULIA.
O Dessalines – halt ein –
Erbarmen!
DESSALINES.
Schweig!
[103]
JULIA.
Du bist kein Mensch, ein Mörder –
DESSALINES.
Schweig, fürchte meinen Zorn –
JULIA.
Ich fürchte nichts.
Das Blut der Unschuld schrei't um Rache!
Ich rufe Rache, Rache über Dich!
DESSALINES.
Sie treffe Dich Verweg'ne! Fesselt sie!
JULIA.
Tyranu, ich schütze sie mit meinem Leben.

Stürzt auf die Kinder hin.
DESSALINES
wüthend.
Reißt sie zurück! Soldaten eure Pflicht.

Soudry reißt sie weg.
JULIA.
Weh mir! – Weh Euch! –
DESSALINES
nach einer Pause höhnisch.
Wie wird es nun so still!
Ha ha ha ha Dein schwaches Rachgeschrei
soll mir den Fluch des Himmels näher bringen?
Du siehst – er schützt sie nicht, sie bleiben mein,
und keine Wolke läßt sich auf sie nieder,
die meinem Strafgericht sie schnell entzieht.

Zu Diakue gebieterisch.

Wie wird es General? Das Zeichen gieb.
Sträubt sich das schwache Herz? Stockt Dir das Wort.
Wir sind am Ende – wie? Du zögerst noch?
[104]
DIAKUE
schnell.
Nein, nun nicht mehr. –

Zu den drei Soldaten, die schon früher auf Diakues Befehl hervor traten.

Richt Euch – schlagt an – gebt Feuer.

Sie schlagen auf Dessalines an, der auf die Kinder sah, die im Vordergrund knieen, und sich fest umschlungen halten. Soudry hat Judithe von ihnen gerissen. Julia verbirgt ihr Gesicht, und lehnt sich auf ihre Frauen.
Dessalines fällt. Gleich treten von Diakues Wachen einige vor und umgeben schützend die Kinder.
Pause des Erstaunens.
SOUDRY.
Ha Dessalines – er fiel, er ist ermordet!
VOLK.
Wie? Dessalines?
DIAKUE
steigt auf das Gerüst.
Liegt hier in seinem Blut.
SOUDRY.
Ha! Wer that das?
GOFFIER UND OPKU.
Sprich, wer hat das gethan?
DIAKUE
schreit.
Ich – hört es alle, ich hab' Euch befreit!
VOLK.
Reißt ihn herab! –
SOUDRY.
Ergreifet, fesselt ihn!
[105]
SOLDATEN
widersetzen sich dem Andringen des Volks.
Ha wagt es nicht! – Er ist in unserm Schutz!
DIAKUE.
Zurück ihr Wachen! – Laßt sie! Dringt heran! –
Zu Eurer Rettung hab' ich das gethan.
Ich fällte einen Baum vom Blitz entzündet,
daß seine Flamme nicht den Wald verzehrt:
ihr seid die Stämme die sie bald ergriffen;
wähnt Ihr, er wollt' Euch frei und glücklich machen?
Der Ehrgeiz trieb ihn und Tyrannen – Wuth.
Auf unsern Rücken stieg er hoch empor,
und wollt' uns wie Gewürm in Staub zertreten.
Das fordert Rache –
SOLDATEN.
Heiße, blut'ge Rache!
DIAKUE.
Durch meine Hand hat sie ihn hier ereilt,
das Werkzeug war ich einer höh'ren Macht.
Wer legt nun Hand an mich? Er komm heran.
Zurück Soldaten, Ihr sollt mich nicht schützen.

Wirft den Degen weg.

Auch keine Waffe führ' ich gegen Euch.
Mit dem Bewußtsein, daß ich Recht gethan,
gab' ich mich stolz als seinen Mörder an,
und fordre kühn für meine That den Lohn.
OFFIZIERE.
Er werde ihm, er steig' auf Haitis Thron!
SOLDATEN.
Beherrsche uns!
OFFIZIERE.
Wir schwören Treue Dir!
[106]
DIAKUE
springt herab.
Nein, nimmermehr – ich bin, und bleib' Euch gleich.
Nicht Ehrgeiz hat mich zu der That verleitet,
nein, Dankbarkeit und meine Bürgerpflicht.
Sie ist erfüllt, im Blut schwimmt der Tyrann. –
Vernehmt nun Brüder, was mich lohnen kann.

Reißt die Kinder an sich.

Das ist der Lohn, den ich von Euch begehre,
die Kinder gebt mir frei. – O fürchtet nichts,
auf Haiti soll Euch keines Weißen Leben
zu neuer Furcht und Klage Anlaß geben.
Ein Schiff liegt schon bereit, sie segeln fort,
Gott leite sie in einem sichern Port.
ALLE.
Ja – nimm sie hin! –
OFFIZIERE.
Dein sind sie, Dein, und frei.
HORTENSIA
schreit.
Frei?

Sinkt mit Marien dankend auf die Knie.
DIAKUE.
Judith – Julia – doch stille, still,
noch kann sie Eure Rettung nicht erfreuen,
ehrt ihren Schmerz, und scheidet ernst und still.

Deutet auf Judith.

Hier, diese Mutter bleibt Euch treu zur Seite,
bis Euch das Schiff aus ihrem Arm empfängt.
Und seh'n wir es in blauer Ferne schweben,
dann ruf' ich jubelnd, Mutter! Sieh, sie leben,
gerettet sind sie. Kühn ward es vollbracht,
nun schützt sie der, der über alles wacht.
[107]
HORTENSIA UND MARIE.
O Dank Euch – Dank!
HORTENSIA.
Ich habe keine Worte –
DIAKUE.
Nun fort, schnell fort!
JULIA
ruft.
Hortensia. –
HORTENSIA.
Sie ruft!
Laß' uns zu Deinen Füßen –
JULIA.
Nein, an mein Herz.

Umarmt Beide.

Nun fort, schnell fort! – Gott sei mit Euch!
HORTENSIA UND MARIE
zu Allen.
Lebt wohl!

Alles ruft.

Glück auf!
OFFIZIERE.
Wir sind nun frei!
VOLK.
Ein freies Volk!
OFFIZIERE.
Durch ihn, durch Diakue, lang lebe Diakue!

Ende des Stücks.

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TextGrid Repository (2012). Weißenthurn, Johanna von. Dramen. Die Schwestern St. Janvier. Die Schwestern St. Janvier. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-9AAC-5