12. Der Küster zu Plumpe beschreibet seinen zukünfftigen Ehestand

1.
Es ist nunmehr beschlossen
Und ich wil unverdrossen,
Hinauß auff Plumbe ziehn,
Da wil ich Probe singen,
Und mich vor allen Dingen
Umb ein hübsch Lied bemühn.
2.
Nach diesen wil ich sorgen
Ob ich heut oder morgen,
Ein Schätzgen haben kan,
Ich wil ein Weib erkiesen,
[70]
Denn hat es doch vor diesen
Mein Vatter auch gethan.
3.
Doch sol sie mir gefallen,
So muß sie auch in allen
Mich lassen Herre seyn,
Sie muß zu allen schweigen
Und mir Respect erzeigen,
Sonst thät ich zehnmahl drein.
4.
Sie muß sich lassen schelten,
Und muß auch diß entgelten
Was sie nicht schuldig ist:
Wann ich sie werde schlagen,
Muß sie gedultig sagen,
Schatz daß du böse bist.
5.
Ich muß im Hause schmehlen,
Und gantz allein befehlen
Umb Kleider Speiß und Tranck:
Den Hals wolt ich ihr brechen,
Wann sie nicht wolte sprechen,
Nun Gott sey Lob und Danck.
6.
Trotz wann ichs haben wolte,
Daß sie nicht sprechen solte
Die weisse Milch sey schwartz,
Sie muß gehorsam bleiben
Und mir zu Ehren gläuben
Dreck wäre Fiedel-Hartz.
7.
Sollt ich gleich alls versauffen
Und in die Schencke lauffen
So geht es sie nicht an,
Gnug daß sie ihre Sachen
In Ruh und Friede machen
Und Essen kochen kan.
8.
Ich folge meinem Kopffe,
Und werffe mit dem Topffe
Nach Frauen Kind und Magd,
Wo jemand in dem Hause,
Wenn ich zu offte schmause
Mir was zu wider sagt.
9.
Wann ich will Lerchen Fressen
[71]
So mag sie unterdessen
Im Käse lustig seyn,
Geh ich zu Wein und Biere
Alsdann so jubilire
Sie übern Gänse-Wein.
10.
Spiel ich wo in der Karten
So mag sie immer warten
Auff Wucher und Gewinn,
Denn werd ich viel verspielen
So sol sie redlich fühlen
Wie ich so böse bin.
11.
Und wann ich zwölffmahl hätte
Zusammen in das Bette
Ja an ihr Bein gethan,
So muß sie dennoch kommen,
Hab ich nicht einen frommen
Und wohlgerathnen Mann.
12.
Sie muß mein Bärtgen bürsten
Wie einen jungen Fürsten,
Sie muß die schwartzen Flöh
Auß meinen Hembden haschen,
Und mir die Hosen waschen
Wann ich auffs Häußgen geh.
13.
Sie muß mir Mäulgen geben
Und ist es mir nicht eben
So muß sie gar den Steiß
Mir zu gefallen hertzen
Sonst kan sie leicht verschertzen
Was sie am besten weiß.
14.
Wolt ich sie gar verschencken
So darff sie nichts gedencken
Daß mir zu wider ist,
Sie muß sich lassen führen,
Kurrentzen und regieren
Nur wie es mir gelüst.
15.
Wil ich mich von ihr scheiden
So muß sie diß auch leiden,
Wil ich zum Mädgen gehn
So muß sie mit dem Liechte
[72]
So lang ich es verrichte
Mir vor dem Bette stehn.
6.
Wird sie viel Kinder kriegen
Darff sie in Wochen liegen
Nur vierzehn Tage lang,
Die übrigen vier Wochen
Da muß sie wieder kochen
Und wär sie sterbens-kranck.
17.
Wird sie in letzten Zügen
Und auff dem Tode liegen,
So wil ich ihr voran
Die neue Liebste sagen
Daß ich in vierzehn Tagen
Zur Hochzeit schreiten kan.
18.
Und wird sie endlich himmeln
So mag sie vor verschimmeln
Und auff der Bahre stehn,
Die Hunde sollen trauren,
Und mit den Plumper Bauren
In langen Mänteln gehn.
19.
Heran ihr lieben Kinder
Ihr nehmt mich doch geschwinder
Wann ihr so deutlich hört,
Wie schön ihr sollet werden
Mit Reden und Geberden,
Durch euren Mann geehrt.
20.
Kommt nur mit hellem Hauffen,
Auff Plumpe nauß gelauffen
Und lacht mich freundlich an,
Ich bin ein teutscher Sänger
Der als ein Rattenfänger,
Die Weiber haschen kan.

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TextGrid Repository (2012). Weise, Christian. 12. Der Küster zu Plumpe beschreibet seinen zukünfftigen Ehestand. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-98AB-8