An der Riviera

An der langen Tafel sind wir gesessen
Im Hotel. Und ich muß sagen,
Man hat da wirklich vortrefflich gegessen,
Auch über das Trinken war nicht zu klagen.
Alle Leute, die wir gesehen,
– Man hätte das gar nicht zu sagen brauchen –
Schifften erst kurz in die Häfen der Ehen;
Es waren Deutsche mit ihren Frauchen.
Die Männchen sind sichtlich sehr stolz gewesen
Über alles, was bereits vorgefallen;
In den Siegerblicken war es zu lesen,
Sie zeigten es gerne und öffentlich allen.
Die Frauchen bewiesen mit leuchtenden Blicken,
Daß sie das Mädchenhafte bezwungen
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Und fähig waren, so ganz zu beglücken
Die Männchen, welche sie sich errungen.
Und daß sie endlich begehen dürften,
Was sie bis jetzt als verboten kannten –
Und daß sie mit Freuden die Wonnen schlürften,
Auch durchaus nicht abscheulich fanden.
Es wurde mit Blicken herumgeschmissen,
So ganz, als ob sie alleinig seien
Mit den geheimen Verständnissen
Und den gesetzlichen Schweinigeleien.

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TextGrid Repository (2012). Thoma, Ludwig. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. So war's einmal. An der Riviera. An der Riviera. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5234-C