Das uralte Männchen

Kennt ihr das uralte Männchen
Mit runzligem Angesicht
Und mit dem wackligen Kopfe?
Kennt ihr das Männchen denn nicht?
Man siehts nur einmal im Jahre;
Dann bleiben die Leute stehn
Und sagen: »Das Mümmelgreischen,
Ei, kann es wirklich noch gehn?
Wir glaubten, es sei gestorben,
Die Erde deckte es zu;
Wallt es noch immer auf Erden?
Wann kriegt's die ewige Ruh?«
Das Männchen schreitet vorüber,
Es hustet, räuspert und spuckt
Und hat aus erloschnen Augen
Gar seltsam uns angeguckt.
Es klettert auf einen Brunnen,
Der vor dem Rathause stund.
»Es lebe der Landesvater
Und bleibe lange gesund!«
So ruft es mit meckernder Stimme,
Dann steigt es wieder herab.
Ein Jahr lang sieht man's nicht wieder,
Ein Jahr lang liegt es im Grab.
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Ihr fragt, wer das alte Männchen
Mit wackligem Kopfe sei?
»Die nationalliberale,
Die Mümmelgreisenpartei.«

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Thoma, Ludwig. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. So war's einmal. Das uralte Männchen. Das uralte Männchen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-51D3-C