Neue Zeit

War es früher endlich Feierabend,
Ging man, gründlich von der Arbeit satt
Und behaglich seine Ruhe habend,
Auf dem Bürgersteige durch die Stadt.
Vom Geschäftlichen sich abzulenken,
Nahm man sich was Allgemeines vor,
Oder auch begann man nachzudenken
Über nichts, und sah dabei empor.
Frei im Äther ließ der Blick sich schweifen,
Nirgends stieß er auf ein Hindernis,
Wenn nicht etwa im Vorüberstreifen
Eine Schwalbe hoch herunterschiß.
Aber jetzt, wo eben der Propeller
Durch die Abendwolke wütend saust,
Geht man ängstlich und aus Vorsicht schneller,
Weil es einen unwillkürlich graust.
Aus der Welt entfloh uns das Behagen,
Das Idyll ist im Benzin ertränkt;
Oben Flieger, unten Autowagen!
Wer die Ruhe liebt, ist tief gekränkt.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Thoma, Ludwig. Neue Zeit. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-51AF-F