Gottesgericht

Ein Enterich hat jüngst im Freien
Der Liebe ohne Scheu gefrönt.
Natürlich waren sie zu zweien,
Und was sie taten, ist verpönt.
Er hatte das Rezept gefunden
Zu jenem alten Wonnespiel,
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Wobei er oben und sie unten
Ins Auge des Betrachters fiel.
Ha! Wie ihm alle Sinne schwinden,
Da schien es manchem offenbar,
Daß jedes ethische Empfinden
In diesem Tier erloschen war.
Ein solches Beispiel öffentlicher
Verdorbenheit kommt selten vor.
Doch Gottes Mühlen mahlen sicher,
Hier war es ein Benzinmotor.
Das Rad zerquetscht sie in der Rinne
Und preßt den Enterich auf sie,
Es war wohl in gewissem Sinne
Auch eine Schicksalsironie.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Thoma, Ludwig. Gottesgericht. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-518A-3