Großfürstin Anastasia

Das ist die junge Großmama,
Frau Fürstin Anastasia,
Sie war wohl chic und nett, ja, ja,
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Und ist auch jetzt noch so la la,
Und wer sie sieht, und wer sie sah,
Pfeift durch die Zähne, tralala!
Sie geht, als wie zum Rendezvous,
Hat seidne Strümpf' und Stöckelschuh',
Ihr Unterröckchen macht frou-frou,
Man hört dem Rauschen gerne zu,
Und denkt: Verflucht und sieh mal du!
Ich möchte wohl und ei cou-cou!
Nun denkt euch wohl, die hübsche Fee
Kam nach Berlin ins Schloß, o jeh!
Dort trinkt man nur den dünnsten Tee,
Ist gar so rein, wie frischer Schnee,
Und seidne Röck' und Strümpf', olé,
Die mag man nicht, du Jemine!
Die Herrn vom Consistorio,
Die seufzen ouh! und stöhnen oh!
Die Fürstin ist so lebensfroh,
Als wenn sie nie die Sünde floh,
Und ihre Röcke rauschen so!
Sie sucht ihr Heil ganz anderswo.
Das näselt, flüstert ohne Ruh'
Und fromme Augen blicken, huh!
Man knöpft den Rock sich fröstelnd zu.
Die Fürstin aber denkt: nanu!
Nimmt ihre Strümpf' und Stöckelschuh',
Geht ins Hotel und macht frou-frou.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Thoma, Ludwig. Großfürstin Anastasia. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5010-A