Verwandlung

Nun sieh einmal die schöne Wiese,
Den kunterbunten Blumenflor!
Bald jene gelb, bald rötlich diese –
Es kommt uns alles lieblich vor.
Man wird die Blumen morgen mähen;
Dann sind sie Heu – daß Gott erbarm!
Und können bloß das Rindvieh blähen
Auf ihrem Wege durch den Darm.
Wenn sie – verzeiht! – am Schlusse werden
Zum breiig weichen Kühedreck,
So frag' ich mich: Ist das auf Erden
Das Los des Schönen und sein Zweck?
Und sehen wir nicht auch das Gleiche
Bei vielem, was ein Dichter schuf?
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Man reißt's aus dem Ideenreiche
Und gibt es Leuten von Beruf.
Dann frißt's der Lit'raturprofesser,
Gibt's wieder her mit Kommentar,
Und glaubt dabei, es sei noch besser
Und sei noch schöner, wie es war.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Thoma, Ludwig. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. So war's einmal. Verwandlung. Verwandlung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-4FF2-4