375.

Die Katzen sollen sich zu gewissen Zeiten irgendwo versammeln, angelockt durch ein gewisses Kraut (Saterld.). Im Saterlande heißt das equisetum arvense Kattenwocken; anderswo Baldrian (Bullerjahn). Wenn die Katze schnurrt, sagt man: sie spinnt; wenn sie im Sitzen die Augenlieder herunterfallen läßt und so tut als ob sie schliefe, sagt man: Se bekikt sick van binnen. Wenn im Frühling und Sommer die Sonne heiß auf das feuchte Moor scheint, sagt man im Saterlande: »Do Ssumerkatten lope: 338.« Mittel, die Katzen an das Haus zu gewöhnen: 145. Katzen nehmen Krankheiten ab: 86. Ein Katzenkopf dient, unsichtbar zu werden: 140. Eine weiße Katze rettet ein Kind. 586a. Ein Aufruhr entsteht, weil eine Katze statt eines Hasen aufgetischt ist: 520d, 559h. Überhaupt scheint das Verzehren einer Katze als die äußerste Verirrung des Geschmacks angesehen zu werden: 512d. Zigeuner oder Tatern lieben Katzenfleisch: 246. Eine Katze ist Veranlassung, daß ein Dorf abbrennt: 615q. Der Angang der Katze bringt Unglück: 6. Andere Vorbedeutungen: 6, 54. Eine besondere Beziehung zur Ehe: 4, 6. Wenn ein Spiel unglücklich anfängt, tröstet man sich: »Erste Gewinn is Kattengewinn.« Katzengold nennt man die harzigen Ausschwitzungen der Pflaumenbäume. Die Gestalt der Katze ist sehr beliebt bei Hexen, 220, und Walridersken, 250 u. c, d, und kommt auch sonst spukhaft vor: 186k, 219m, 578c. Eine Katze ist der Teufel, 204o, eine weiße Katze ein erlösbarer Geist: 182g. Hexen reiten auf Katzen: 218a. Eine Katze im Sacke wird dem Teufel verkauft: 138. Ihre Reinlichkeit: 367a. Verschiedene Erhöhungen im Lande führen den Namen Kattenberg, die höchste Erhöhung der Kattenberg bei Handorf; Kattenberg bei Stollhamm, [146] Katjenbüttel bei Berne, Kattens, Kattrepel, Katzenturm im Jeverlande.

a.

Folgender Reim scheint auf das Spinnen der Katzen zu gehen:
Ick satt un spann
un spann un spann –
wat harr ick 'r van?
en Hemd mit ener Mau – (Ärmel).

b.

Es war einmal ein Mann, der hatte viele Mäuse in seiner Speisekammer, darum schaffte er eine Katze herbei, welche die Mäuse vertilgen sollte. Nun war eine Maus da, welche sich mehr dünkte, weil sie viel größer und stärker war als die anderen; die suchte Gelegenheit, mit der Katze zu sprechen, und sagte zu ihr: »Ich weiß, daß dich dein Herr bestellt hat, uns zu töten, und freue ich mich, deine Bekanntschaft zu machen und deine Gunst zu erwerben, damit ich nicht getötet werde.« Die Katze erwiderte: »Ich freue mich, dich kennen zu lernen, dein Umgang ist mir lieb; aber ich darf dir nichts versprechen, was ich nicht zu halten vermag. Siehe, ich bin dazu bestellt, euch zu verbannen. Solltet ihr meinem Herrn Schaden tun, und ich schonte eurer, so hieße es: das ist eine schlechte Katze, und ich würde selbst getötet werden. Darum gebe ich dir noch drei Tage Zeit, siehe zu, daß du eine andere Wohnung bekommst.« Die Maus antwortete: »Ungern verlasse ich diese Wohnung; ich will mich aber hüten, dir zu nahe zu kommen, und hier bleiben, so lange es mir gefällt.« Die Katze, ihrem Worte getreu, verschonte die Maus drei Tage. Da wurde die Maus ganz sicher und kroch aus ihrem Loche in die Speisekammer. Dort aber lauerte die Katze, sprang auf sie los, fing sie und fraß sie auf mit Haut und Haaren (Jeverld.).

c.

König Salomo hatte eine Katze, die war so wohl abgerichtet, daß sie ihm die Kerze hielt, wenn er schrieb. Darum wettete er einmal mit seinem Minister, daß die Lehre über die Natur gehe; der Minister aber sagte, Natur gehe über Lehre, sie wollten es einmal versuchen. Eines Abends, als die Katze dem König wieder beim Schreiben die Kerze hielt, ließ der Minister eine Maus über den Tisch laufen; da fing die Katze schon an, unruhig zu werden. Darauf ließ er noch eine Maus über den Tisch laufen, perdauz warf die Katze die Kerze weg und griff mit beiden Pfoten zu. Da hatte der Minister gewonnen. (Scharrel.) – Warum Hund, Katze und [147] Maus Feinde geworden: 374a. – Die Mythologie läßt den Wagen der Göttin Freya (Frau Holle), der Beschützerin des Hauses und der Ehe, von Katzen gezogen sein. Ihr Bote war der Storch. – Auf Fastnacht wurde bekanntlich früher einem Hahn der Kopf abgeschlagen. Im Kreise Berssenbrück war mit diesem Kopfabschlagen ein Katzenwerfen verbunden. Man warf mit einem Holzscheit nach einer auf einer Stange befestigten Tonne, in welcher eine Katze gefangen saß. Wer die Tonne durch einen Wurf zertrümmerte, wodurch das geängstigte Tier aus seinem Käfig befreit wurde, erhielt wie der Hahnenkönig einen Siegespreis. (Mitteilung des Hasegaugeschichtvereins, VII.)

d.

Ick gunk eis van Potsdam na Berlin, do bemott mi 'n dode Katt. Katt, segg ick, wo wulltu hen? Do seggt de dode Katt: Na Potsdam. Katt, segg ick, wenn du dod büst, wo kannst denn snacken? Do seggt de dode Katt: Kann 'k jo driest dohn!

e.

De Katte satt in 'n Neddelbusch,
in 'n Neddelbusch verborgen,
do kamm en Junggeselle här,
do sä de Katt: Go'n Morgen!
Morn Katt, Katt, Katt!

f.

Beim Schaukeln der Kinder:
Bum bam beier,
Puskatt mag kin Eier,
wat mag se denn?
Spek in de Pann,
Beer in de Kann,
dar ward use Puskatt lecker van.
Kosename der Katze Mies, unter diesem Namen wird sie auch gerufen oder gelockt.

g.

Veerbeen seet in Dreebeen, do keem Tweebeen un jog Veerbeen ut Dreebeen (Katze, Topf, Mensch).

h.

Schmarotkefaut seet int Fatensins,
Berök sin Kladotkefaut,
Doar köm de Schmaritkefik
Un settde den Kladotkefaut
wär in't Gelitkefik.
Das ist eine Katze, die sich leckt.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 375. [Die Katzen sollen sich zu gewissen Zeiten irgendwo versammeln]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-242E-9