100. Lied

1797.


Ich bin! deß freuet sich mein Herz!
Ich bin, und werde sein!
Ein Stäubchen ist des Lebens Schmerz,
Gesehn im Sonnenschein.
Gesehn in jener Sonne Schein,
Die nimmer untergeht,
Durch die, was war, was ist, wird sein,
Emporging und besteht.
Froh wandl' ich auf des Lebens Bahn
Entgegen ihrem Licht,
Das manchen Nebel, manchen Wahn
Mit goldnem Strahl durchbricht.
Es führe mich des Glaubens Hand,
Mir schwebe Hoffnung vor,
Und Liebe heb' an sanftem Band
Mich aus dem Staub empor!
[183]
Ihr Odem haucht auf Land und Meer,
Sie steu'rt des Mondes Kahn,
Sie leitet der Gestirne Heer,
Sie facht die Sonnen an.
Doch wärmer haucht und heller facht
Ihr Odem Geister an,
Und führt durch kurze Erdennacht
Sie auf den Ocean,
Wo laute Flut des Jubels hallt,
Wo Licht dem Licht entsprüht,
Wo Wonn' an Wonne wogt und wallt,
Und Lieb' an Lieb' erglüht!

Notizen
Entstanden 1797. Erstdruck in: Hamburger Musenalmanach 1798.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Stolberg, Friedrich Leopold Graf zu. 100. Lied. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-1A2A-4