[355] [357]Eine Klage.

Schneller als der Lenz erwacht,
Schneller als der Jugend Pracht,
Schneller als die sel'ge Nacht,
Kamst und flohst du mich.
Wie im Herbst der Erde Schooß,
Wie die Nacht, die schlummerlos,
Wie das Herz, der Freude bloß,
Bin verlassen ich.
Die Schwalbe Lenz wird wieder nahn,
Die Eule Nacht kommt auch heran,
Doch der Jugend wilder Schwan
Floh mit dir, an Trug dir gleich.
[357]
Bang ersehn' ich stets den Morgen,
Selbst der Schlaf zerrinnt in Sorgen,
Ach, vergebens möcht' ich borgen
Sonnig Laub von jedem Zweig.
Liljen sei'n der Braut geweiht,
Rosen habt der Frau bereit,
Veilchen für die todte Maid,
Und Vergißmeinnicht will ich.
Zollt sie ohne Thrän' und Klage
Meines Lebens Sarkophage,
Und in Furcht und Hoffnung schlage
Keines Freundes Herz für mich.

Notes
Entstanden 1821. Erstdruck in: Mary Shelley (Ed.), Posthumous Poems of Percy Bysshe Shelley, London (J. and H.L. Hunt) 1824, unter dem Titel »A Lament«. Hier in der Übersetzung von Adolf Strodtmann.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Shelley, Percy Bysshe. Eine Klage. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-0D68-E