[38] Am 5ten Januar 1814

Wenn der junge May erschienen,
Wird die Blume wieder wach,
Und die Welle spielt im Bach
Und der Schmetterling im Grünen.
Vöglein singen hellen Sang,
Minnekosen, Minnedank,
Von der Liebsten zu verdienen.
Süße Liebe, süßes Leben,
Fröhlich war dein Glanz und Schall,
Und ich bat die Nachtigall
Lied und Schwingen mir zu geben,
Um mit bunten Bögelein
Durch die Lüfte, durch den Hain,
Singend auf und ab zu schweben.
[39]
Schlummert nun, ihr öden Haine,
Schmücke dich nicht mehr, o Flur,
Denn die Lust bewegt mich nur,
Daß ich stille Thränen weine!
Und wohl fragt manch liebes Herz
Nach des Sängers tiefem Schmerz:
Doch ihn kennt und heilt nur Eine.
Mild und freundlich ist sie immer,
Und doch kalt und ungerührt,
Und was Schönen nur gebührt,
Das begehrt die Schöne nimmer! –
Liebe, reichst mir schlimmen Dank!
Leben, bist im Schmerz so lang
Und so kurz im Sonnenschimmer!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Schulze, Ernst. Gedichte. Poetisches Tagebuch. Cäcilie, eine Geisterstimme. Am 5ten Januar 1814. Am 5ten Januar 1814. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-0471-B