Band V

Die lustigen Räuber
Ein Schauspiel in fünf Akten

Personen

Personen.

    • Katharina Kittel, feine Dame.

    • Meta von Lohmeyer, feine Dame.

    • Hannibal Plagemann, Räuber.

    • Max Pax, Räuber.

    • Theophil Knipski, Räuber.

    • Schlammberger, Räuber.

    • Reitzer, Räuber.

    • Finkenstein, ein Geheimpolizist.

    • Strick, ein Zwerg.

    • Kellner, Bettler und Vagabunden.

1. Akt

Erster Akt

Kahles Zimmer mit drei weissen Wänden. Hinten Türe. Vorne grüner Tisch und ein Geldschrank. Fünf Stühle. Hängelampe überm Tisch, auf dem viel Papier und Zeitungen, Tintenfässer, Weingläser, Flaschen etc.
Katharina und Hannibal.

[183]
HANNIBAL.

Aber Käthchen! Darüber sind wir doch im Klaren, dass die Frauen überall die erste Rolle spielen sollten. Was ist denn ein sogenannter Mann? Ein busenloses Lebewesen, dem es an der nötigen Intelligenz mangelt, im Kampfe ums Dasein sich selbständig zu behaupten. Der Mann wird erst was, wenn ihm die Frau hilft.

KATHARINA.

Na gewiss doch, Hannibal! Wir sind ja gerne bereit, Euch zu helfen. Wie also sollt sich doch die Gesellschaft nennen? Ich habs nicht behalten.

HANNIBAL.
»Allgemeine Versicherungs-Gesellschaft gegen Revolutionsschaden«.

Er widerholt diesen Namen nachdrücklichst.
KATHARINA.

Also: »Allgemeine Versicherungs- Gesellschaft gegen Revolutionsschaden«. Hm! Gestatte, dass ich mir das notiere. Tuts. Ihr meint also, dass sich damit etwas machen liesse?

HANNIBAL.

Die einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen. Alle Leute haben heute vor Revolutionsschaden einen Heidenbammel. Da heisst es also: feste zupacken. Von der Todesfurcht der Menschen lebt es sich immer am besten. Wir wollen den Medizinern Konkurrenz machen. Wir versichern Alles: abgeschlagene Nasen, verbogene Diademe, erstochene Minister u.s.w. Besonders aber sind wir bereit, wertvolle Gegenstände gegen geringes Entgelt aufzubewahren – aufzubewahren! Pass man auf: wir werden Pretiosen bekommen! Einfach alle Schätze der Erde werden in Kürze in unsern Händen sein.


Meta und Max kommen herein.
META.
Kathi, ist es wahr – Du willst mitgründen?
KATHARINA.
Ja, liebe Meta!
META.

Oh, wie danke ich Dir! Umarmung. Teure Freundin, so soll also die wichtigste Gründung unsrer Zeit durch uns zur Tatsache werden? Nochmals Umarmung und herzlichstes Händegeschüttel.

MAX.

Hier, meine Damen, sind zwei Federn! Unterschreiben Sie gütigst die Gründungsprotokolle – dann kann Hannibal mit Ihnen zum Advokaten gehen.

[184]
KATHARINA.
Ja – sollen wir nicht erst die Sache durchlesen?
MAX.

Dadurch verlieren wir nur Zeit, und Du wirst doch nicht zweifeln, dass unsre Freunde ehrlich sind – nicht wahr?

KATHARINA.
Nein, liebe Meta.

Die Damen unterschreiben die umfangreichen Akten, in denen die Protokolle niedergelegt sind.
HANNIBAL.
Max, gib uns einen guten Benediktiner – dann wollen wir gehen.

Max schenkt ein, es wird getrunken, Meta umarmt ihren Max, und die beiden Damen gehen mit Hannibal ab, während Max auf grossen Foliobogen zu schreiben beginnt. Nachdem die Drei fort sind, tut sich die Versenkungsluke auf, und der Kopf des Theophil Knipski wird sichtbar.
THEOPHIL.
Max!
MAX.
Was willst Du, lieber Theophil?
THEOPHIL.
Auch einen Benediktiner!
MAX.
Möchte Mancher! Na – hier hast Du einen.

Theophil trinkt, ohne raufzukommen.
THEOPHIL.
Also: die dummen Frauenzimmer haben unterschrieben, nicht wahr?
MAX.
Natürlich – das hast Du doch gehört.
THEOPHIL.
Die Frauen können doch Alles – Alles – Alles! Gib mir noch einen Benediktiner.

Während Max einschänkt und Theophil die Hand emporhebt – fällt der Vorhang.

2. Akt

Zweiter Akt

Dasselbe Zimmer – in dem sich jetzt auch Diwane und viele Luxusmöbel befinden; alte Ritterwaffen – besonders Sturmhauben- hängen mit grellfarbigen Schleifen und Bändern an den Wänden.
Katharina, Meta und Strick.

[185]
STRICK
sehr korpulenter Zwerg mit Höcker in rot und gelb gestreiften Narrenkleidern.

Dass Ich auch, der ich keiner Fliege was zu Leide tue, in diese grausame Revolutionszeit hineingeboren werden musste – und schliesslich noch Fräulein Meta von Lohmeyer kennen lernen musste – und auch noch lieben lernen musste!

META.
Strick, Du bist entzückend!
STRICK.

Ach, wenn ich das doch glauben könnte! Ich war leider immer ein Ungläubiger. So konnte ich eigentlich niemals an die Ehrlichkeit der Menschen glauben.

KATHARINA.
Was willst Du damit sagen?
STRICK.
Dass ichs beklagenswert finde, dass man Euch ein so grosses Vertrauen entgegenbringt.
KATHARINA.
Nanu? Glaubst Du, wir wären unehrlich?
STRICK.
Ich glaube eben Garnichts. Aber ich bewundere Euch, dass Ihr so ruhig schlafen könnt.
META.
Jetzt schlafen wir doch nicht?
STRICK.

Nein, denn Ihr müsst augenblicklich die Direktricen der »Versicherungsgesellschaft gegen Revolutionsschaden« vorstellen. Und dazu muss man – wenigstens zeitweise – die Augen offen halten. Ach ja! Dass Euch das auch geglückt ist! In einem Jahre – man sage und schreibe: in einem Jahre – die grössten Schätze der Erde in die Finger zu bekommen! Hippla! Ja! Ja! Wie viel Könige sind denn jetzt bei Euch versichert?

META.
Siebzehn Stück!
STRICK.
Stück! Diese anmassliche Respektlosigkeit! Wie viel Kronen sind Euch zur Aufbewahrung gegeben?
KATHARINA.
83 Stück mit Diamanten, ungefähr 500 ohne!
STRICK.
Kinder, mir wird schwindlich. Seid Ihr auch gegen Einbruchsdiebstähle versichert?
META.

Schaf! Die eisernen Truhen, die unter uns in den Kellergewölben liegen, sind nicht einmal mit Dynamit aufzubrechen.

STRICK.

Alle Wetter! Ja, man merkt bei Euch, dass man in einem Revolutionszeitalter lebt. Und zu dem bildet der feudale Anstrich dieses Zimmers sonen wundervollen Kontrast.


Hannibal und Max kommen.
[186]
HANNIBAL.
Strick! Geh zum Küchenrat und stell uns ein Diner zusammen.
STRICK.
Für wie viel Stunden?
MAX.
Mindestens für zehn Stunden.
STRICK.
Hier werden Stunden zu Minuten
Und Tage – Jahre – und so weiter!
Wir leben alle riesig heiter.
Und darum will ich mich sehr sputen.

Ab.
HANNIBAL.
Kinder, ich habe soeben ein anonymes Schreiben erhalten: ein Attentat ist gegen Euch geplant.
KATHARINA.
Das regt uns nicht mehr auf – Attentate sind heute was ganz Gewöhnliches.
META.

Ich erkläre die Attentate sämtlich für ordinär.Reitzer als Diener verkleidet bringt eine Karte – und es erscheint darauf Schlammberger als reicher Herr.

KATHARINA.
Darf ich bitten Platz zu nehmen?
SCHLAMMBERGER.
Ich wollte hier einbrechen.
META.
Brauchen Sie unsre Beihilfe dazu?
HANNIBAL
zieht schnell einen Revolver und feuert einen Schuss auf Schlammberger ab, der sofort mit blutiger Weste zusammenbricht.
Dem Attentat wären wir zuvor gekommen.
KATHARINA.
Das ist ja entsetzlich!

Geht mit Meta schnell ab, Max begleitet die Beiden.
HANNIBAL.

Nu erhole Dich nur schnell, lieber Schlammberger! Du bist brillant gestorben. Hast Du die Werkzeuge bei Dir?


Er verschliesst die Türe und öffnet die Versenkungsluke.
SCHLAMMBERGER.
Selbstredend! Mir tut nur leid, dass ich mir die Weste dabei so vollgesaut habe.

Steigt hinunter.
HANNIBAL
hinunterrufend.
Willst Du nicht vorher ein Glas Whisky trinken?
SCHLAMMBERGER.
Das wird wohl nötig sein.
HANNIBAL
giesst ein in Weingläser und trinkt zuerst.
Nu komm nur!
SCHLAMMBERGER
bis zur Brust herausragend.
Die Arbeit scheint mir beinahe aussichtslos zu sein.
[187]
HANNIBAL.
Na – trink Dir nur Mut an.

Beide trinken.
Vorhang!

3. Akt

Dritter Akt

Dasselbe Zimmer – aber alle Möbel wüst durch einander geworfen – Wanddekoration auch teilweise zerstört – die Stühle sind sämtlich umgekippt.

META
kommt durch die Türe und fährt erschrocken zurück.
Hilfe! Was ist denn hier passiert?
STRICK
hinter ihr.

Hier sind wahrscheinlich wieder mal ein paar Einbrecher verhauen worden. Das Einbrechen bringt eben nichts mehr ein; Eure Kisten und Kasten sind zu fest. Ja! Ja! Aber es scheint doch, als ob diese Gegend jetzt auch von den Revolutionsbazillen angegriffen wird.

META.
Aber das sieht ja hier entsetzlich aus.
STRICK.

Gehen wir in ein andres Zimmer. Ueberall werden die Herren Einbrecher doch nicht so gehaust haben. Beide ab.


Die Versenkung öffnet sich, und Knipski nebst Schlammberger steigen heraus – Beide in Lumpen gehüllt und bis an die Zähne bewaffnet. Schliessen schnell die Versenkung und verstecken sich rechts und links hinter den Möbeln – was sehr schnell vor sich geht. Hannibal und Katharina erscheinen.
KATHARINA.
Du lieber Himmel, wie sieht das hier aus?
HANNIBAL.

Die ganze Stadt befindet sich im offenen Aufruhr. Wir sind nicht mehr drei Minuten unsres Lebens sicher. Ein Schuss kracht und Hannibal bricht blutend zusammen – mit Blut an der Weste.

KATHARINA
schreiend.
Hilfe! Hilfe! Mörder! Diebe!
[188]
THEOPHIL KNIPSKI.

Mein gnädiges Fräulein, ich tu Ihnen nichts, denn ich liebe Sie. Aber weil ich Sie liebe, gebe ich Ihnen den Rat, schnell die wertvollsten Juwelen einzupacken und damit loszuziehen. Die Türe wird aufgerissen, Max und Reitzer erscheinen – der Letztere wieder in Bedientenkleidung. Mehrere Pistolenschüsse werden gewechselt. Reitzer und Knipski fallen blutend zu Boden.

KNIPSKI.
Ich sterbe. Katharina, nimm die Juwelen und – flieh!
KATHARINA.

Entsetzlich! Hilfe! Hilfe! Stürzt hinaus, Max folgt ihr. Nachdem die Beiden fort sind, horchen die Verwundeten auf. Verwundet sind also: Hannibal, Knipski und Reitzer – Schlammberger hinter den Möbeln ist nicht verwundet.

SCHLAMMBERGER.
Na, Kinder, wenn wir jetzt nicht die grossen Schlüssel bekommen!
KNIPSKI.
Max Pax wird seine Sache schon machen.
HANNIBAL.
Das ist eine Revolutions-Komödie!
REITZER.
Ganz Stockholm ist so ruhig wie ein Erbbegräbnis.
KNIPSKI.
Aber welche Masse von Ochsenblut haben wir verschwendet.
SCHLAMMBERGER.
Na – und nu erst die Schweinsblasen!
HANNIBAL.
Still! Sie kommen! Wir müssen stöhnen.

Sie stöhnen.
SCHLAMMBERGER.
Wenn ich blos einen Kognak hätte!
HANNIBAL.
Hinterm Geldschrank!

Schlammberger trinkt. Max, Strick und die beiden Frauen kommen. Diese beschäftigen sich mit Knipski und Hannibal, Strick reicht dem Reitzer sein Taschentuch.
MAX.

Strick, leite die Frauen durch den unterirdischen Gang zum Wasser – wir kommen nach! Er öffnet die Luke und drängt Strick und die beiden Frauen eiligst hinunter. Kaum sind sie unten, so erheben sich die Verwundeten – und die fünf Räuber schütteln sich die Hände, Max rasselt mit dem Schlüsselbunde herum. Umarmung – Kognaktrinken, Alle steigen langsam hinter einander in die Versenkung. Max mit dem Schlüsselbunde zuletzt. Während er mit diesem lachend weiterrasselt, fällt der Vorhang.

[189]

4. Akt

Vierter Akt

Eine Räuberhöhle in Lappland. Rechts, links und hinten kahle Granitwände mit Gestrüpp. An der hinteren Wand rechts und links zwei rohe Holzleitern. Unten Warenballen, Waffen, Kleiderhaufen und allerhand Trödelkram in wüster Unordnung. Ein Tisch in der Mitte.
Katharina und Meta sitzen am Tisch auf Warenballen, die fünf Räuber liegen herum – rauchen und trinken.

HANNIBAL.
Jetzt wollen wir teilen.
DIE VIER ANDERN RÄUBER.
Bravo!
KATHARINA.
Wie sollen wir das verstehen? Sind wir denn hier an eine Räuberbande geraten?
META.
Aber Käthe! Sei doch nicht so beleidigend.
THEOPHIL KNIPSKI.

Meine Damen, sie irren keineswegs: ich bin der Räuberhauptmann. Und Sie sind von meinen Leuten Hannibal und Max an der Nase herumgeführt worden.

KATHARINA.
Ha! Das ist ja eine Gemeinheit!

Weint schluchzend.
META.
Oh! Oh! Wo ist blos der Strick?
SCHLAMMBERGER.
Die Stricke sind hier. Wir werden Sie anbinden.

Die Damen werden rechts und links an den Seitenwänden auf Warenballen angebunden, die Räuber raffen dann Verschiedenes zusammen und steigen die Leitern hinauf, während der Hauptmann noch die folgende Rede redet.
THEOPHIL KNIPSKI.

Meine Damen ich werde sofort einen Geheimpolizisten beauftragen, sie wegen gemeingefährlicher Unterschlagungen zu verhaften. Dass die »Versicherungsgesellschaft gegen Revolutionsschaden« so zusammenbrach – daran haben Sie, meine Damen, ganz alleine Schuld. Warum liessen Sie sich von Hannibal und Maxen übertölpeln? Weil Beide Ihrer Eitelkeit zu schmeicheln wussten. Uebernehmen Sie ein andres Mal nicht Stellungen, denen Sie nicht gewachsen sind. Sie werden für Ihre durch Eitelkeit erzeugte Leichtfertigkeit [190] mit mindestens zwanzig Jahren Zuchthaus bestraft werden. Was denken Sie denn? Meinen Sie, die verschiedenen Potentaten werden es nicht übel nehmen, dass Sie die Krondiamanten, die wir in der Tasche haben, leichtsinniger Weise durchbrachten? Hüten Sie sich vor der Hand des Gesetzes. Wir gehen mit unsern Brillanten nach Amerika. Leben Sie wohl. Nach oben rufend, wo die Andern noch zu sehen sind. Seht Ihr den Geheimpolizisten? Oben antworten die Andern »Jawohl! Ja wohl!« und Knipski klettert nun auch nach oben und verschwindet mit seinen Leuten.

KATHARINA.
Oh – diese Schmach!
META.
Sei froh, dass Sie Dich nicht getötet haben.
KATHARINA.
Also mit Räubern waren wir die ganze Zeit über zusammen! Oh!Oh!
META.

Ach ja! Der Geheimpolizist Finkenstein – hässlich und rothaarig – steigt schnell die linke Leiter hinunter.

FINKENSTEIN.

Meine Damen, heissen Sie Meta von Lohmeyer und Katharina Kittel? Sie antworten »Ja«. Dann muss ich sie gleich wegen Unterschlagung verhaften.

STRICK
die rechte Leiter langsam hinuntersteigend – auf dieser.

Mein Herr! Mein Herr! Warten Sie doch! Verhaften Sie doch nicht so voreilig. Hören Sie blos zu: die fünf Räuber, die soeben nach Amerika gingen, haben nur die Brillanten mitgenommen und das Geld in Stockholm gelassen. Wollen wir zusammen das Gold holen und auch nach Amerika fliehen? Das ist doch das beste Geschäft für Sie.

FINKENSTEIN.

Sie haben Recht! Holen wir das Gold! Strick unten streichelt die Meta. Aber wir täten wohl gut, diese beiden Damen kalt zu machen, nicht wahr? Zieht ein Messer.

STRICK.

Aber Mann! Stecken Sie Ihr Messer ein und kommen Sie – die Damen tun uns doch nichts – die verhungern hier. Kommen Sie fix nach oben! Finkenstein nickt, sie flüstern und steigen auf ihren Leitern nach oben – Strick rechts, Finkenstein links.

META.
Herr Strick, wollen Sie mich treulos verlassen?
[191]
STRICK
mitten auf der Leiter stehen bleibend.
Ja – wollen Sie mich denn heiraten?
META.
Von Herzen gern, Herr Strick!
FINKENSTEIN.
Und Sie, Fräulein Käthe, würden Sie mich heiraten, wenn ich Sie befreie?
KATHARINA.
Ja! Ja!
STRICK
zu Finkenstein.
Sie, Mann, da müssen wir noch mal runter und unsre Bräute umarmen.
FINKENSTEIN.
Das müssen wir! Sie steigen hinunter.

Vorhang!

5. Akt

Fünfter Akt

Parkveranda im Europäischen Hof zu Melbourne. Lange Dinertafel in der Mitte. Hinten Park, zu dem ein paar Stufen hinabführen.
Die fünf Räuber sitzen an der Tafel und speisen. Die Kellner ziehen sich zurück.

HANNIBAL
leise.
Mir sind sämtliche Banknoten geraubt.
MAX.
Ich weiss nicht, wie ich die Hotelrechnung bezahlen soll.
THEOPHIL KNIPSKI.
Dass wir auch zufälliger Weise all das Geld bei uns haben mussten!
REITZER.
Und heute wollten wir die Gelder auf die Banken bringen.
SCHLAMMBERGER.
In Australien scheint man das Räubern besser zu verstehen als in Schweden.
HANNIBAL.
Und blos vier vermummte Gestalten!
THEOPHIL KNIPSKI.
Und die Vier haben uns – Alles – Alles – abgeknipst.
MAX.
Es ist eine Gemeinheit. Aber sie hatten uns brillant gefesselt.

Katharina, Meta, Strick und Finkenstein erscheinen hinten – in [192] Reisekleidung. Die fünf Räuber erheben sich und sind entsetzt.
THEOPHIL KNIPSKI.
Na – wo kommt Ihr denn her?
STRICK.
Wir waren hier geschäftlich tätig.
MAX.
Womit denn?
META
leise.
Wir haben fünf Leute ausgeräubert.
KATHARINA
eben so leise.
Wir haben unser Meisterstück gemacht.
THEOPHIL KNIPSKI.
Seid Ihr in der Nacht auf unsern Zimmern gewesen?
FINKENSTEIN.
Zu dienen! Und zwar unter Führung des Herrn Strick.
DIE FÜNF BERAUBTEN RÄUBER.
Hurrah! Hurrah!

Alle Neun fallen sich um den Hals.
THEOPHIL KNIPSKI.
Strick hat sein Meisterstück gemacht. Ich gebe ihm mein Kommando.
ALLE
leise.
Meister! Meister!
KATHARINA.
Die Rache ist süss! Nicht wahr?
STRICK.
St! Nicht so laut! Was sollen die Kellner denken? Er klingelt – und die Kellner erscheinen.
OBERKELLNER.

Es sind arme Leute draussen. Darf ich fragen, ob die Herrschaften geneigt wären, den Armen ein Mittagbrot zu verabreichen?

STRICK.
Führ sie rein! Wenn die Kerls uns die Stiebel küssen, wollen wir mildtätig sein.

Während sichs die Neun an der Tafel bequem machen und die Kellner wie die Tollen hin und
herlaufen, kommen die Bettler und Vagabunden und küssen den hohen Herrschaften die Stiebel und weinen dabei, während die Neun lachen und kleine Geldmünzen austeilen.
STRICK
zu den Vagabunden.

Na, liebe Leute, habt Ihr Euch auch niemals an fremdem Eigentum vergriffen? Die Bettler und Vagabunden weinen, und Einer sagt: »Ich war einst ein grosser Räuberhauptmann.«

THEOPHIL KNIPSKI.
Einst! Na prost, KollegeFürchterliches Gelächter der Neun, Geweine der Andern.

Vorhang!
[193]

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TextGrid Repository (2012). Scheerbart, Paul. Die lustigen Räuber. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-C11E-C