Johannes Praetorius
Anthropodemus plutonicus

Eine Neue Welt-beschreibung

Widmung
Dem Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn /Herrn AVGVSTO /

Erben zu Norrwegen / Hertzogen zu Schleßwig-Hollstein / Stormarn / und der Ditmarschen / Graven zu Oldenburg und Delmenhorst / Seiner Churfl. Durchl. zu Brandenburg / wie auch des Herrn Administratoris des Ertzstiffts Magdeburg Fürstl. Durchl. respectivè hochbestalten General Lieutenanten über deroInfanterie, Obristen zu Fuß / und Gouverneur zu Magdeburg.


Meinem Gnädigsten Fürsten und Herrn:

Wie auch

Dem Hoch-Edelgebohrnen / Gestrengen und Hoch-Mann-Vesten

Herrn Johann Schmied /

von Schmiedes-Eck /


Erbherrn auf Isterbieß / Sr. Churfl. Durchl. zu Brandenburg / so wohl des Herrn Administratoris des Ertzstiffts Magdeburg Fürstl. Durchl. respectivè hochbestalten Obristen zu Fuß / und Commendeur zu Magdeburg.


Meinem höchstgeehrten Herrn / und mächtigen Patron.

Wüntschet hiemit ein glückseliges Regiment /herrlichen Frieden / beständige Gesundheit / nebenst Zeitlichem und Ewigem Wohlergehen.

Zuschrifft
Zuschrifft.
Durchlauchtigster Fürst / und Gnädigster Herr: Wie auch / Hoch-Edelgebohrner / Gestrenger Herr /Mächtiger Patron.

Ich möchte mir itzt gerne wünschen / der alten Römer / wie auch anderer Heyden / doch sonderlich der Christenmäßigen Altväter / höchstnöthigst-geschätzte Pflichtschuldigkeit nach zu kommen; Als denen das gute Gewissen mehrentheils diese Gebühr vorgeschrieben hat / daß es unrecht sey vor den Göttern und Schilden auff Erden ohne dienstfertige Gabe zu erscheinen; ja daß es unmüglich laute / sein geneigtes /innerliches Hertze / ohne euserliche Kennzeichen der Demuth zu erkennen zugeben: Wenn nehmlich bey meiner Wenigkeit in Gegenwart so kräfftig das Vermögen were / als erbötig der Wille ist. Doch weil dennoch auch bey dem höchsten GOtte / das bereitete Gemüthe eines ohnmächtigen mannigmahl mit der Entrichtung / sonderlich eines unwilligen / die Wage hält / wo nicht gar überwieget: so will ich nicht minder / in Unterthänigkeit / der ungezweiffelten Hoffnung leben; E. Hochfürstl. Durchl. wie auch E. Hoch-Edel-Gestreng. werden auff dißmahl / an Ihren / sich dargestelleten / unterthänigsten Clienten / mit den wohlmeinen vorlieb zu nehmen / Gnädigst und Hochgeneigt geruhen / und aus dem niedergelegten Gehorsambs-Pfande / des gebrechenden Effects Affection ab- und vor jenes auffnehmen. Ich leiste Ihnen aber hiemit ein geringes Schuldopffer / nicht so wohl von geschlachteten und fleischlichten / als ungeschlachteten und fälschlichten Menschen / so gut / als ich sie von fleißigen Autore / zuwege gebracht habe / damit nach Wohlgefallen zu walten. Denn was Menschliches habe ich billich offeriren sollen: damit man an mir / und an denen Meinigen / kein Unmenscheit /sondern lauter Dienstfertigkeit / erkennete. Und spricht Justinus von denen alten Chartaginensern; Daß sie ihren Göttern daher Menschenfleisch gewidmet; damit sie Friede und Versöhnung erlangeten. So thue ichs nun vielmehr zur Danckbarkeit / vor das allbereit uns erzeigete Heil. Saget Julius Caesar von den Galliern / daß sie ihren Teutaten / an statt der Menschen ihr Leben mit nichts sichers / als wieder mit Menschen-Leben / durch die Druyden / zu begütigen /gewust haben: so bleibe ich bey selbiger Meinung /und ersetze / E. Hochfürstl-Durchl. und auch E. Hoch-Edel-Gestr. ich so treu gesonnen / als irgend einer der Deciorum und Curtiorum: mit meinem Leben / was an diesen leblosen beschriebenen Geistmenschen fehlet. Nun weil Fürsten auch Fürstliche Gedancken haben / und drüber halten / nach der Schrifft; so wird unser geliebten Vaterstadt hinwieder nichts rühmlichers anstehen / als daß Deren sämptliche Einwohner / das Uhralte Herkommen in acht nehmen / so vorweilen unsere Vor-Eltern denen Römischen Schutzherren zur Folge gut geheissen haben /mit Verehrung der dreyen Huldgöttinnen / oder gehuldigten Jungfrauen Veneris / nachm Dress in de Urb German. Wohlan! ich will mich glückselig preisen /so meine geringfügige Person darzu würdig gehalten wird / sich unter den Gehorsam- und Ruhm-erweisenden / finden zulassen. Wie der König David Beystand bedurffte / wieder die Verfolgung Saulis / da offerirten sich / als freywillige / unter andern / Zadock / ein redlicher Held / mit seines Vaters Hause / 22. Obersten. 1. Chron. c. 13. v. 28. Und eine so starcke Suadron / nemlich 22. Haupt-Capittel / dieser geworbenen und zusammen gepresseten Menschen-Bilder /stelle ich auch dar. Das ist / ich praesentire für E. Hochfürstl. Durchlaucht. und E. Hoch-Edel-Gestr. in Unterthänigkeit mich mit denen Erstlingen meines Verlages / mit der der Probe meines Beruffs / und lege solches Wercklein in tieffster Demuth zu ihren Füssen / ohne Heucheley / nieder; Unterthänigst bittende /dem vorgenommenen Lauffe Ihres gehorsamsten Knechtes beförderlich zu seyn / und dessen schwachen Vermögen / wieder alle Neider und Einschleicher / hülffreiche Hand zu bieten. Werde ich mit solchen guthertzig-abgelegten Suchen / keinen Fehltritt thun; sondern für Ihren Augen / die wiewol unverschuldete Gnade / finden: so wird hinführo / zur gehorsamsten Pflicht / mein unterthänigstes und dienst-erböthiges Gemüthe / sich in allen Wegen und Fällen / so verbunden als willigst erzeigen. Gegeben zu Magdeburg / im Augustmonat / am S. Johannis Enthauptungs-Tage des 1666. Jahrs.


E. Hoch-Fürstl. Durchl. Wie auch E. Hoch-Edel-Gestr.


Unterthänigster

Johannes Lüderwaldt / Buchführer.

Vorrede
Im Nahmen der H. Dreyfaltigkeit / Amen!
Vorrede.

Es spricht der Hocherläuchte Apostel Paulüs / 2. Tim. 3. v. 17. wie die H. Schrifft nütze darzu sey / daß ein Mensch GOttes sey vollkommen etc. Aber es ist doch nur von der perfectione inchoatâ in diesem Reiche der Gnaden zuverstehen: Was die vollzogeneVollkommenheit belanget damit werden wirs wol müssen versparet seyn lassen / zum Reiche der Herrligkeit / biß daß wir alle hienan kommen zu einerley Glauben und Erkäntnüß des Sohnes GOttes: Und allda ein vollkommen Mann werden / der da sey in der masse des vollkommenen Alters Christi.Eph. 4. v. 13. und daher hat jener Philologus gar nachdencklich auß dem Kinder Donato in einem Stammbuche zu conjugiren gewust / also; Præsens est imperfectum; sed perfectum & plusquamperfectum est futurum. O tempora, (denn allhier seynd alleTempora beysammen) O mores! O erbärmlicher Zustand der Menschen von Anfang der Welt / da wir der angeschaffenen Vollkommenheit / durch den Fall Adæ / beraubet worden seyn; biß an den lieben Jüngsten Tag / welcher ein Tag der Ergäntzung und Widerbringung alles Verlustes seyn wird! Unterdessen bleiben wir / leyder! wohl Halbwerck / Wie-Männer /Parandri, Isanthropi, Semihomines oder halbe Menschen: Wir mögen uns gleich noch so viel einbilden /als immer mehr Salomon / bey aller Seiner Weißheit. Dahero gar wohl geredet hat / beym Zeilero in Traurgeschicht. histor. 5. p. 517. der Erasmus in colloqv: de Alchym: Es lebet kein Mensch der zu allen Zeiten und Stunden recht klug were / oder der in allen Stücken könne vollkommen genannt werden. Und Nic. Serarius lib. 5. rer. Mogunt. p. 881.


Si nist non esset, perfectus quilibet esset,
Sed pauci visi, qui caruêre Nisi.
Das ist: Kein Lehrer man gefunden hat /
Der wer gewesen gantz rein unn glatt / J. K.

Vid. Scip. Amirat. l. 5. Dissert. Polit. p.m. 234. Deßwegen so kan man folgen dem Rath Pabst Pauli des Dritten / von welchem Warsevvic. in Orat. de Legatis schreibet / daß er offt zu sagen gepfleget habe / daß wir hie auff Erden nicht bey vollkommenen leben /sondern daß ein jeder Mensch in fünff Theilen sey /von welchen / wenn er zween Theil der Güte an sich habe / man ihn gedulden sol / habe er drey Theil / so sol man ihn vor den frömbsten und besten halten. Doch ist hie zu mercken / wie das beklagte von der Theologischen oder Metaphyschen Vollkommenheit zuverstehen ist; daß es dennoch von der Physischen nicht auffzunehmen sey: Als darnach ein jeder Mensch seine Vollkommenheit hat / so ferne er seine Seele und Leib besitzet. Ungeachtet ob gleich dieGrammatici, Ethici, Politici, Poetæ, etc. allerhand possierliches bedencken drüber machen / excipiren /und fürnehmlich nachfolgendes Alphabet unter die unvollkommenen und halben Menschen außdrücklichreferiren: Davon wir bey solcher an die Hand gegebenen Gelegenheit eines und das andere auff die Bahne bringen wollen / als von denen:


1. Americanern /
2. Bauern /
3. Contrafecten /
4. Deutschen /
5. Ethnicis /
6. Frauen /
7. Gesetzlosen /
8. Helden /
9. Iesu /
10. Kunstlosen /
11. Lieblosen /
12. Mönchen /
13. Narren /
14. Ohngefreydten /
15. Pennalen /
16. Rappier Messerlosen /
17. Spionen /
18. Trunckenbolden /
19. Unzüchtigen /
20. Westphälern /
21. Zörnigen / etc.

1. Es ist bekandt von den Spaniern / wie sie so viel tausend Americaner hingerichtet haben ohne Gewissen / doch nicht ohne kahle Entschuldigung: Nehmlich weil dieselbigen wilden Leute / keine rechte Menschen weren / sondern nur etwan eine Mittelart zwischen Menschen und Affen. Vide Dannenhauer: in Dial. seu refutat. præ Adamit. pag: 7. Ingleichen statuiret Isaacus Peyrerius, Autor der Præ-Adamiten /wie Hilpertus PP. Helmstad. es refutiret in refut. Præ-Adam. Lit. H. 2. ad 8. arg. daß die Leute / so er unzehlich viel vor Adam tichtet / specie differiren sollen von den Jüden außn Psal. 47. elegit nos hæreditatem suam, Speciem Jacob, quam dilexit. Nehmlich es wird zwar bey den Weltweisen die species der Menschen von den Thieren unterschieden: So ist auch bey denen Theologis die Species der Jüden von den Heyden unterschieden / welche letztern man zum öfftern mit denen unvernünfftigen Thieren verwechselt lieset etc. Aber dieses ist eine greuliche Unwissenheit: Sintemahl man solches eigentlich Specie differiren heisset / welches diversas essentias hat: Als ein Mensch und unvernünfftiges Thier etc.

2. Von den guten Bauern / die sich auch hier leiden müssen / lieset man dieses part. 2. der Hundstäg. Erquick st. Theologus: Wie woltestu die gantze Bauern-Arbeit dem lieblichen Thun der Truckerey vergleichen? Ist dir entsuncken / was Marcellus Donatus in seinen Schrifften an Ælium Lampridium, von diesen garstigen Leuten meldet? Die Bauern spricht er / sind Mittel-Thiere zwischen dem Viehe und dem Menschen: Mehr ohne als bey Vernunfft: Welches die jenigen wohl wissen / die zu ihrem Unglück mit ihnen müssen umbgehen. Diß saget Marc. Donat. Eqves Lieber / fein gemach / daß du nicht fallest: Denn mir diese Leute weit besser bekandt sind / als dir / oder einigem andern / der etwan auß andern Scribenten Bücher von der Bauern-Art ein unebnes Urtheil fället. Ich aber habe bey meinem Reisen in der That erlernet unn erfahren / was sie vor Sitten und Gemütter führen: Die denn / wie bey allen andern Ständen / nit einer Gattung sind. Also findet man gute und böse /auch mittelmässige: Die ersten lobe ich / die andern schelte ich / die dritten lasse ich an jhrem Ort; lobe sie doch eher / weil wir alle mehr zum loben als zum schelten sollen geneiget seyn. Confer Tympium part. 2. Mensæ Theol. Philos. pag. 284. rusticus medius inter hominem & brutum.

3. Hievon besiehe Petrum P. Winstrupium lib. 2.Epigr. p.m. 388. wie die Mahler zum öfftern nur halbe Menschen mahlen.

4. D. Joh. Olearius part. 1. seines Türckenfallscap. 1. pag. 7. so gar / daß der Herr Lutherus selbst schon Anno 1528. darüber klaget / so wohl in seinem Büchlein als in desselben Vorrede an Landgrafen Philipsen zu Hessen / vom Kriege wider den Türcken /und spricht: Wie unser deutsch Volck ein wüst / wild Volck ist / ja schier halb Teufel / halb Menschen sind / begehren etliche der Türcken Zukunft und Regiement. etc. und beym Lansio stehet in consultat. contra German. p.m. 892. Vorzeiten seyn die Deutschen / nach dem Zeugnüsse Velleji Paterculi, lib. 2. Hist: Leute gewesen / so über die Menschen Stimme und Glieder sonsten nichts Menschliches an sich gehabt haben / welche in jhrer höchsten Wildheit am verschlagensten / und von lauter Lügen gleichsam zusammen gesetzet gewesen.

5. Von den Heyden redet Gesnerus in Explicat. Genes. p.m. 160. derselb ist erstlich ein rechter Mensch / welcher durch die Wiedergeburt den alten Adam außgezogen / und den Neuen / der nach GOtt geschaffen ist / in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Warheit / angezogen hat. Ephes. 4. Confer Micrælium in refut. Præ Ad. pag . m. 94. ex Majmonide part. 3. Mor. Nevoch. cap. 51. 514. welche außerhalb der Stadt (GOttes) seyn; Deren Urtheil ist gleich als des Viehes: Und ich setze die jenigen auch nichtin gradu hominum, aber nur über gradum Simiarum: Weil sie eine Figur und Form des Menschen haben: und einen grössern Verstand als die Affen. Eben also redet auch Ursinus in Acerr: Philol: p.m. 516. Daß die harthertzige verstockte Leute / welche sich durch die Pfeile des Göttlichen Worts nicht wollen treffen lassen / unbarmhertzige Hunde seyn / solâ figurâ homines.

6. Von denen Weibern haben eigene Autores wollen schreiben / daß sie keine Menschen seyn. Conf. Harßdörffern p.m. 326. part. 3. Gesprächsspiel. Passum de Statu marit. p.m. 149. Taubmann. ad Plaut. Cistell. p.m. 465. Act. 2. Scen. 2. Barthium. p.m. 1886. lib. 42. cap. 10. Advers. Tom. 1. Rollnhagium in Malus Mulier. Magnus in Post. cap. 213. saget /daß der Plato die Weiber als Mittel-Creaturen zwischen Menschen und unvernünfftigen Thieren genannt habe.

7. Arist. cap. 2. Polit. lib. 1. und Cic. in. Prol. Rhet. Vet. daß eine Zeit gewesen sey / da die Menschen auffn wilden Felde / wie die unvernünfftigen Thiere herumb geschwebet haben: Da bey jhnen weder der Göttliche Gottesdienst / noch die Menschliche Vernunfft was gegolten hat: Solche aber hat ein Weiser mit seinen Gesetzen auß solcher Thierschafft zu zahmen Menschen gemachet.

8. Die Heyden haben ihre Heroes nit anders beschrieben / als Semideos, und Semihomines. Vide Becmann. in Orig. Lat. Ling. pag. m. 399. ex Lucan. & Hesiodô.

9. Die Anthropomorphiten / vide D. Cramerum in Arb. Hæret. pag. m. 84. und Tertullianus. Vide Calixt. p. 20. 21. cap. 3. de immortal. animæ: haben den lieben GOtt gleichsam zum halben Menschen gemachet / als wie der Homerus seine Götter. Ja Cramerus d.l. pag. 131. etc. cap. 2. Class. von denenDocitis vermeldet / daß diese Ketzer unsern lieben HErren Christum nur zum halben Menschen gemacht haben ex Rom. 8. v. 3. Philipp. 2. v. 7. welche aber unser Heyland selber wiederleget Luc. 24. v. 37.

10. Es ist nichts ungewöhnlichers / als daß man die ungelahrten und unerfahrne Leute / feros, nach Ovid. & Horat. Nemo adeò ferus est etc. didicisse fideliter etc. oder unvernünfftige Thiere heisset: die in den Schulen erst recht zu Menschen werden. Vide M. Benedict. Cottam in Orat. de Causis Erudit. Ex Plat. M. Christ. Jac. in Consil. ingeniar. Polit. pag. 51. ex Heinric. Farnes. Cundis. in Orat. de Imped. Stud Theol. M. Sagitt. Orat. 1. de Scholis Jesuit, & quæst. illust. Philos. Centur. 1. quæst. 7. Lit. F. daß des Menschen Vollkommenheit in der Weißheit bestehe. Confer Colloqv. Ludovic. Vivis. Matth. Tymp. Mens. Theol. Philos. part. 1. cap. 18. Pontan. in Bellar. Att. p.m. 126. 127. ex Aristippo. J. M. Moscherosch. Epigramm: cent. 2. §. 17. p. 25. Hieher gehöret / dasScaliger in Emendat. Temp. gesaget hat / wie er dieselben nur vor halbe Menschen halte / welche die Literas Samaritanas nicht älter erkennen / als die heutigen Hebräischen.

11. Wem ist nit bekant dieses Paradoxū, daß der entweder ein Gott / oder ein Stein seyn musse / der nicht lieben wolle. Moscherosch in Exercit. Academ: part: 5. sect. 2. §. 3. p.m. 453. Freylich: Paulus hat vor viel tausend andre das Donum Continentiæ gehabt: Und Dido nennet beym Virg. den Æneam einen unempfindlichen Stein / weil er sich zu ihrer Liebe nit wolte bewegen lassen etc.

12. Mit diesem kömmt fast überein jenes Arist. lib. 1. Eth. Homo solitarius oder ein Mönch ist entweder Gott oder ein unvernünfftiges Thier. Denn wie Mirabellius schreibet in Polyantheâ pag. m. 44. Homo heisset nicht von humo wie varro will: Weil solches allen Thieren gemeß ist / sondern von der Freundschafft oder Zusammenhaltung: (ὁμόνοια concordia) denn der Mensch helt sich unter allen andern Thieren zusammen. Vide Ursinum in Acerr: Philol: p. 231.

13. Es ist ein Autor herauß / der sagt in serinerDissert. Ludicr. de Hasione unnd Hasibili qvalitate § 2. daß die Alber-Götzen / oder die einen Sparren zu viel haben / nur halbe Menschen und halbe Hasen seyn. Confer de Paracelsiaces fatuis. Conringium in Hermetic: Medic: c: 23. p.m. 327. & Schuppium in volumi: orat: inept: orat: p. 9. & de utilit. Belli pag. 84.

14. Mann nennet die Cœlibes auch nur halbe Menschen etwan nach der alten Einsetzung GOttes; darnach Mann und Weib ein Leib seyn sol: So wird auch ein Ehegatte das halbe Hertz genannt: Hierzu gehöret / daß Frater so viel ist / als ferè alter; Weil nehmlich die Freundschafft ein nothwendig Stück ist zur Menschheit. Vide Morales Scriptores.

15. Erasinus Lichtbutzer in Theoret. Pract. de Nat. Pennal. Edit. anni 1627. pag. 12. will behaupten / daß die Pennäle nur halbe Menschen seyn.

16. Es ist keine seltene Rede / wenn man zu Tische kämmet / und es fehlet etwan einer Person das Messer / daß man sagen höret; Du bist nur ein halber Mensch etc. Welches etwan ein Absehen hat auff jenes altenPhilosophi Sprichworrt: Mann soll nicht ohne Stecken gehen etc. Aber die Juden haben vor diesem sonderlich nach dem ersten wenig gefraget / wenn sie das Brodt vielmehr gebrochen als gestochen haben. Vide meine Antiquitätische Karte.

17. Autor Justitæ Britann. Edit. Lond. 1574. in 80. pag. m. 5. schilt auff den Thomam Stucklium, als einen Verräther des Vaterlandes / daß er mehr ein Treuloses Thier als ein Mensche sey.

18. Ambrosius spricht von der Trunckenheit / daß solche die Form und Sinne den Menschen benehme /ja auß Menschen gar Pferde mache. Und Cambdenus in Britann. 33. von dem versoffenen Bonoso, der sich gehänckt / und diesen Schertz auff sich geladen hat:Amphoram non Hominem pendere: daß kein Mensch / sondern ein Bierkrug auffgehenckt were.

19. Gesnerus d.l. pag. 159. ex Chrysostomo von Noah / so ferne er ein gerechter Mann genannt wird. Nehmlich die übrigen sollen von GOtt nicht werth seyn geschätzet worden / daß sie weren Menschē geheissen worden / weil sie jhre Menschheit in den Fleischlichen Wollüsten verlohren und verderbt haben: Dieser aber hatte allein imaginem hominis verwahret. Hierzu gedeyet auch Natal. Com. lib. 7.Mythol. cap. 5. p.m. 719. daß solche Leute den Thieren ähnlich werden / welche durch keine Gemüths-bewegung zu moderiren sind etc.

20. Man lieset sein Wunder beym Johanne Domanno Pro Westphal. lit. C. 1. b. wie der Lipsius die Oldenburger für Semihomines und halbe Menschen gescholten und außgeschrien habe: Dafür er aber wackere Gegenrede hat wider einnehmen müssen. Als jener beym Joh. Lassenioni Bürgerl. Tisch-Reden.Dial. 6. p. 358. daß die Pommern keine Christen seyn sollen.

21. Bodin. in Meth. Histor. p.m. 127. edit. in 120. nennet grausame und tyrannische Leute / halbe Menschen: So wird auch der Cacus beym Ovid. und Virg. lib. 8. Ænei. v. 194. p.m. 309. Semihomo geheissen.Vide plura apud Heidfeld. in Sphinge Philos. p.m. 72. 73.

Biß hieher von etlichen unvollkommenen geschätzten Menschen: Etlichen / spreche ich / weil auch dieses mein Register so weit unvollkommen ist / daß ich sie noch lange nicht alle hervor gezogen habe / so manchmahl halbe Menschen titulieret werden. Angesehen wir ehe alle unvollkommen seyn. Denn Alcimus Avitus ad Tuscin. Sor. spricht: Niemand ist vom Scheitel biß ant die Knöchel schön oder vollenkommen. vide Acerr: philol: Ursini p.m. 265. Und wilCardanus gleich nicht / lib. 11. de Subtil. pag. 625. gläuben können / daß homo animal sey; (Dessen umbgekahrtes der Diogenes dem Platoni erweisen wollen / auß seiner eigenen definition des Menschen /welche mit einem abgepflückten Hane überein gekommen. Vide Sperling. in Anthropol. pag. 23. 24.) so wollē doch die meisten Momi was thierhaftiges beym Menschen ertappen (als auß denen vorigen zuvernehmen gewesen /) wie hingegen andere bey vielen Thieren ihnen was Menschliches bedüncken lassen /als bey Hyena, daß Hier / oder vexiret die Menschen mit gleichförmiger Stimme und Schlucksen / Solin. in Polyhist. cap. 36. bey Manticora, dat wie een man Köhret / oder wie ein Mann redet und außsiehet /pfeiffet / etc. Ibid. cap. 60. bey Leucotrota, welches eine rechte Menschen-Stimme hat. Ibid. cap. 60. bey denen Affen. Anast. in Hexaem. lib. 10. Ennius, Joh. Leo. lib. 9. c. 4. ex Clitarcho Ælian. Histor. Anim. l. 17. c. 25. beym Elephanten. Vide Just. Lips. epist. 25. Cent. 1. Plin. l. 8. c. 1. Cic. de Nat. Deor. c. 3.Camerari. Cent. 1. Op. succis. c. 25. H. Ludewig di Barthema Reise-Beschreibung pag. 179. etc. BeyHaut. vide Kircher: Tom: 1. l. 1. Musurg. apud. Grundmann: in der Geschicht-Schul: p. 199. Nun es mögen denn endlich gleich die rechten Menschen so unvollkommen und halbericht gehalten werden; so seynd sie dennoch rechte Menschen / und fehlet ihnen am eigentlichen Wesen und rechter Art nichts etc. außerhalb denen Contrafecten: für welchen etwan zusubstituiren seyn möchten / die Mißgeburten (welche man an statt des Menschen außwechseln kan / mit den Closterleuten; daß also das Alphabet unverrückt bleibet /) Aber hingegen wird bey vielen Scribenten eine weit andere Classis von vermeineten Menschen gefunden: Darbey man aber bey weiten nicht ein mahl so viel Menschliches wird auffbringen und finden; Als Diogenes mit seiner Leuchte / im hellen Mittage /an und bey denen rechten Menschen verlohren gehabt. Vide Pontan. in Bellar. Att. pag. m. 127. Nehmlich soltest du allhier alle deine Vernunfft zu rathe nehmen / und in nachfolgender Gemeine dich umbsehen; So wird dich keiner verdencken / wenn du würdest sprechen: Ich suche Menschen / aber ich finde kaum per Anagr. Schemen oder einen Schaum davon. Multa turba autem adest, wie der gefragte und außm vollen Bade gehender Gelahrte Eulenspiegel / Laurenberg in acerr: Philol: cent: 1. cap. 28. p. 58. geantwortet hat dem / der da wissen wolte / ob viel Menschen drinnen verhanden weren? Nehmlich / gönstiger lieber Leser /du wirst von Bergmännlein / Kiehlkröpffen / Erd- und See-Menschen sonderlich etc. durch deine Lebetage viel Dings gehöret haben / und sonder zweifel dennoch nicht wissen / wie du dran bist / oder was du glauben sollest? In deme es einer vor Gespenst und Betrügnüssen / ein ander aber rechte Menschen zu seyn beklügelt. Wisse allhier aber mit einander im Eingange / das es eitel Phantastereyen / lauter Teuffels-Betrug / und hinterlistige Augen-Verblendungen seyn / drunter der tausend-künstlerische Bösewicht sein Interesse suchet / und zum öfftern findet / sonderlich bey denen Kindern des Unglaubens; Nehmlich welche der H. Schrifft in dem Stücke abliegen / und lieber andern ungegründeten Weibischen und Altvättelischen Narrentheidungen beyfallen. Doch damit du dich nur selber mögest gewonnen geben / will ichs /geliebt es Gott / und mit dessen Hülffe / durch alle und jede Capittel des verhandenen Büchleins / dermassm erweisen / und zwar auß nicht wenigen bewehrten Autoribus, daß du unpartheyischer Freund /keinen Scrupel weiter darüber behalten sollest. Schließlich behalte auch dieses zufälliger weise sicher Leser / daß ich die Helffte dieses Werckleins / vor diesem gesonnen gewesen sey / unter dem Titul: Der Kriehende Wanders-Mann unter der Erden herauß zu geben / aber weil sich die Materie sehr füglich zur Vollständigkeit dieses Tractats gefunden / so bin ich anders Sinnes geworden / und habe die contenta jenes scripti diesem Buche mit einverleibet. Vale. Et si placet, denuò salve: Nehmlich es verspricht dir hierauff schließlich der Autor, fürwar ein unerhörtes und gantz richtiges Traum-Buch; welches er / (als seine Andere neue und eigene Invention, nach dem ersten herauß gegebenen Cometischen Wesen /) mit GOttes Hülffe ans Tagelicht zu bringen gesonnen ist / bey ehester Gelegenheit. Drinnen er Theorecè und practicè mehr als 300. Autores von Träumen hervorzeugt / corrigirt, refutirt, explicirt, alle andere Traum-Bücher /auß seinem noch zur Zeit andern unbewusten / Grunde verwirfft / und der weiten Welt / zur grossen Verwunderung / traun ohne Aberglaubē / lehret / wie alle Träume war seyn / und mehrentheils die Begebnüß sie des folgenden Tages so Künstlich / als mans ihme nicht einbilden kan / vorgewissern oder auffs genaueste verkündigen: Dergestalt / daß nach diesem / ein jeder / darauß / seine Nacht-Gesichter / mit sonderlicher Ergetzligkeit / kan außlegen / und auß der Engel-Sprache verdolmetschen. Gläube du nur / wenn der Erfinder Seiner verheissenen Sache nicht gewisse und unfehlbahr wehre / daß er auff die gantze Träumerey /nach ihren vorigen fundamenten, und durchauß nichtigen Wahnsinnigkeiten / nicht ein Haar geben würde: Aber weil er ihme ein weit anders / unvermuthlichers /unbetrüglichers und ungezweifelters bewust ist / so kan er sein Rühmen mit der stattlichen ergrübelten Wissenschafft nicht einstellen / noch es der Gelehrsamkeit länger verhölen. Er berüfft sich auff die einhellige und nimmermehr fehlschlagende Erfahrung /und bringet dir etliche hundert / so eigenständige / so auß anderer Träumen angeführte / Proben herfür: wornach du billich ein sehnliches Verlangen magst tragen. Es ist in solchem Seinem Traum-Buche dieses gegenwertige Werck geheissen worden vom Geniô, etliche mahl / Scher-Messer: Kanstu solches außdeuten / so bistu dem Schlüssel seiner Geheimnüssen Kammer nahe. Aber du wirst es wohl / biß zur verhandenen Heraußgebung des fürtrefflichen Werckes müssen versparet seyn lassen / welche schon gantz fertig darlieget / und seinen guten Verläger erwartet /und unumbstößlich mit vielen richtigen mysteriis schwanger gehet / von der Natur wegen der Ankunfft aller Sprachen beym Babylonischē Thurme: von der Götter- oder Himmels-Sprache: etc. etc. etc. Fürwahr ein pur-neues Werck unter der Sonnen / davon von Anfang der Welt wohl keinem was bewust gewesen /daß dem Autori, von GOttes Gnade / nun erst eigenthümig geworden. In übrigen wegen Unvollkommenheit der Menschen / schlage beym H. D. MüllernHamb: in den Geistl: Erquickst: cap. 162. nach / einparadoxon: Ein Mensch / mehr als ein Mensch. Vale.

[1]
1. Von Alpmännrigen
I. Von Alpmännrigen.

Wenn mir nicht das gestellete Alphabet darzu gehülffig gewesen were; So hätte ich wancken mögen / von welchem Ungethüme ich den Anfang dieses Wercks machen sollen. Aber so hat den Zweiffelsknoten [besser als der Degen des Alexandri den Nodum Gordium] nunmehr allbereit auffgelöset / das schlichtende Loß des ABC. Solches ist der unfehlbahre Richtscheid / und der richtige Faden der Ariadnes; Vermitelst welches; nebenst Göttlicher Hülffe / ich verhoffe durch dieses verwirrete Labyrinth zu kommen. Wohl! wie derentwegen das Alpha ist der fürnehmste Buchstabe; Und zwar daher / weil er von allen Kindern zu erst außgesprochen wird / so bald Sie auff die Welt kommen. Heidfeld. in Sphing. Philos. D. Gerhard. in Genes. pag. 120. 121. M. Sam. Pomarius in Dissert. de antiqv. Scrib. gen. §. 6. & D. Dan. Heinr. P. P. Lipsiæ in Comment. ad Apoc. 1. v. 8. th. 2. ex Arist. Plin. & Scal. l. 1. de caus. Lat. [2] Ling. c. 38. Also muß ich auch denn billich forne annehmen. O HErr JESU / der du bist das A und O / der Anfang und das Ende / hilff / hochgelobet in Ewigkeit! Gieb das mir solches Element vielmehr möge heilsam seyn (nach dem nehmlich A litera salutaris genannt wird vomCic. Vide D. Linden. in Carm. de Restaur. Petrin. Colleg. Lips. weil die Alten damit absolviret haben.Vide Ernstium in observ. ad. cap. 13. Valer. Prob. p.m. 141. und weil Edmundus Dickinson in Delph. Phœnicizant. forne an in der Zueignungs-Schrifft vermeinet / daß das Pentalphon auß denen Buchstabenυγεια bestehe:) als daß es mir zum Schaden und Verdacht gereichen möge: Nachdem nehmlich D. Schuppius Seel. spricht in Volum. Orat. de Opin. p.m. 13. die Sau hat mit jhrem Rüssel den Buchstaben A in die Erde gewühlet: Wenn einer hierauß wolte folgern /daß die Sau des Ennii Andromachen zubeschreiben vorhabe / der wūrde sich in seiner Meinung betrogen finden. Nun ich habe mir zwar vorgenommen / dieAndromachen zubeschreiben: Das ist / mit denen Leuten und Männern einen Kampff und Philologischen Streit zubeginnen / welche diese vorbezeichnete Compagnie der Bastarten legitimiren oder vor rechte Menschen halten:) aber nicht des Ennii: Als welcher singen darff: Volito [2] vivu' per ora virûm etc. das ist /Er hat in seinen SWchrifften Famæ ich fami consulirt und gratificiret. Kan ich nun ein Demonicus drüber und darneben werden; so will ich es an seinen guten Ort gestellet seyn lassen: Aber vor kein Dæmonicus begehre ich gehalten zu seyn / ungeachtet ob es gleich meistentheils auff Dæmonum ludibria wird ablauffen / was verhanden ist / darzu denn dieses erste Capittel keinen geringen Anspruch hat; welches sich von Alpha anhebet / und denn Alp oder das Nacht-Männlein von der Gemeinschafft der rechten Menschen auffhebet. Und wer weiß / ob das letztere Wort / nicht vom ersten den Nahmen führe / wie wir weiter hienunterwerts hören wollen? Es seynd aber zu anfangs /von diesem nahmhafftig gemachten Ungethüme die häuffigen Neben-Nennungen zu beobachten; welche fürnehmlich folgende seynd:


1. A lp: Zeidlero thes. 1. Corvin. p. 184. Alb. Faberin Lex. p. 277. Alpe Gedicco f. 170. Alph.

2. Β αβουττυκάριος. Zeidler. d.l.

3. C upido. Vide Voss. Couche vieille.

4. D æmon nocturnus, Dusius.

5. E lve, Ephialtes, Epialtes, Epilepsia parva, seu nocturna. Holler. de morb. intern. l. 1. c. 14. & Aristot. l. de Som. & Vigil. c. 3. apud D. Zeidler. th. 35.

6. F aunus.

[3] 7. G animedes oder der Liebsten Gespenst. Gigas.

8. H orror febrilis seu ῥιγοπύρετον, oder Fieberhafftiges Schauren.

9. I ncubus, Inuus, Incubans Vetula apud Rolfinc. in disp. de Ephialt.

10. K indermörder / oder Popantz.

11. L amia, Lilith. Ludibrium noctis.

12. M are. Mazapedum.

13. N achtmännlein. Nachtmäre. Nachthängst. Nacht- Gespenst. D. Gvern. Rolfinc. in disp. de Ephial.

14. O ppressio nocturna, ein nächtliche Bedrückung.

15. P nigmon. Panita seu Pan. Pilosus, ein Zotthammel.

16. R ätzel / Zeilero.

17. S chröttlein. D. Fried. das Schrättle Fab. fol. 277. Pet. Dasypod. in Dict. tit. Cubo. der Schröttel.

18. T rutte. D. Fried. cap. 1. § 2. oder Frau TruttaMelanch. ad Artemidorum.

19. W ittfrue / Wittwif. vide Kempium in Frisiâ.


1. Wie Alp der gewöhnlichste und allgemeinste Nahme ist bey uns Teutschen / Martin. in Lex. Philol. Also schicket sichs nachm A. B. C. daß er auch zu öberst zu stehen kömmt. Aber es fraget sich / woher er rühre? Martinus d.l. vermeynet / daß Alpe so viel sey / als Alb quasi alba: Denen Niederländern Alven / als weren sie weisse Weiber / Nymphen / [4] Teuffelische Sagæ, welche im weissen Habit / als die Trauer-Weiber zu erscheinen pflegen / und davon auch die Unverständigen im Schlafe vermeynen gedrücket zu werden. Idem vom Worte Saga vermeynet / daß beym Tac. de mor. Germ. da Aurinia gelesen wird / (wofürChristoph. Cölerus will schreiben Alteruna, Lipsius Fames. lib. 4. Flurinia) vielmehr zu schreiben sey Alvinna, nachm Kiliano in Dict. hinzu thuende / daß dem Becano Alven seynd Witvrovven / das ist / weisse Weiber / nehmlich die weisse Berg-Nymphen: Und Alvinne sey so viel als Lamia, Larva, Empusa, Strix. ein Gespenst / welches im weissen Kittel auff dem Felde herumb schwebet: Ingemein Elva, Angl. Elfe. dergestalt / daß das andere Wort Elve auch von Alba sol entspringen. Aber dran zweiffele ich sehr / weil es ein uhralt Teutsches Wort ist / ich wolte vielmehr glauben / daß es herkomme vom Griechischen Alpha, als davon so viel redet Commentator in Hortum Mylii: Die Druyden haben sonderliche Holtz-Schuhe getragen mit. 5 Ecken oder Spitzen: Welches Zeichen man hoch gehalten: Sonderlich wenn der Oberste Druyd (der gleichsam ihr Pabst war und fornen auff der Brust einen hellen Stein trug / darein solches Zeichen seines Schuchs mit 5. in einander geschränckten Linien war) einem den rechten Schuch darbot etc. daher solcher Aberglaube noch bey etlichen Weibern /daß sie solch Heydnisches Zeichen des Druyden-Fusses / oben und unten an die [5] Wiegen mit eingelegten Holtz oder Farben machen / wieder die Hexerey / die aber für halbe Christen wollen geachtet seyn / die machen zun Häupten I.H.S. unten aber einen Stern von fünff Zacken: Wollen also Christum mit Belial vergleichen. Nehmlich das Alpfuß siehet also auß / wie es auch den Knaben so bekant ist / angesehen sie nicht selten (nach dem: Narren Hände bemahlen anderer Leute Wände /) es an alle Wände und Oerter auß Vorwitz schreiben; umb einen Versuch zu thun / ob sie es in einem Zuge mahlen können: Drumb sie unterweilen mit einander wetten. Nun wird solche Figur beym Theodoro Beza in Tract. de pronun. Ling. Græc. geheissen / Pentalpha, quasi quintuplum alpha, oder ein fünfffaches A. Weil nun die Druyden einen dergleichen Schuch getragen / nehmlich ein fünffaches Alpa über ihren Fuß: Und man ein solches Zeichen auch an denen Wiegen gebildet hat / wieder die Beschwernüß des anderwert genannten Mares: Wer wolte daran zweifflen / daß nicht unsere Vorfahren / den Mar auch daher genennet haben mit dem andern Worte Alp / per Meton. Sign. pro signat.? Sonderlich weil ich niemahlen gehöret habe / fürnehmlich in Nieder- und Ober-Sachsen / daß der Maar dem Wahne nach / solt weiß seyn: Er wird vielmehr für schwartz auß gegeben. Im übrigen / weil wir ja vom Alpfusse oder [6] Pentagono seynd zu reden gekommen; so ist zu wissen / daß über gedachte Geometrische Kurtzweile / die Leute auch damit eine Arithmetische also haben:



Hie wird gefraget / wie man könne IX. Steine oderCalculos hieneinbringen; Doch auff diese Masse; daß man immer in lineâ rectâ drey zehle / und da man anfange zu zehlen oder terminum à quo nimmet / leer sey / und denn auch der dritte Ort leer [7] sey / dahin er gesetzet wird etc. Scil fac terminum à quo numerationis num. 1. sagt eins / zwo / drey / pone jam calculum primum ad num. 3. NB. Weil du nun bey num. 1. hast angefangen zu zehlen / so muß fast nothwendig (wenn es anders angehen und gelingen sol) der ander Calculus da zu stehen kommen: Und weil du dieses mahl / terminum à quo numerationis secundi calculi genommen hast bey 3. so muß auch daselbst der tertius calculus hingesetzet werden: Weil aber der terminus numerationis dieses dritten Steins genommen ist bey 4. so muß daselbst calculus quartus hinkommen: Und weil ferner principium supputationis genommen ist dieses vierdten Steines bey 5. so wird hie calculus quintus hin collociret. Dieser aber weil er angezehlet muste werden bey 6. so wird daselbstcalculus sextus hingeleget. Dieser nun aber / weil er angezehlet worden bey 7. so wird calculus septimus hieher geleget. Weiter weil dieser angezehlet wird bey 8. so kömpt octavus calculus daselbst hin: Dieser nun schließlich / weil er angezehlet worden bey 9. so kömpt nonus calculus dahin.

Schließlich nennet man es in der Marck einen Fief- Ort; Und wie ich nicht anders weiß / so bezeugetSchickardus irgendwo / daß die Rabbinen auch solches Zeichen auff ihr Brodt haben drucken lassen. Dergleichen bey uns noch häuffig geschiehet / so auff den Dörffern so in den Städten bey den Beckern; damit sie theils das Brodt (wenn unterschiedliche [8] mit einander backen) von einander erkennen mögen: Theils daß sie auch dem alten Aberglauben noch beypflichten: dafür andere religiosiores ein Creutze theils mit dem Stempel oder Merck-Eisen / und darzu geschnitzten Holtzen einpregen: Theils wenn sie solches Brodt auffschneiden wollen / unten am Boden oder Bauche mit dem Messer vorher Zwerg über einkritzeln. Vide meine Weiber Philosophie. Und wer weiß / ob die Creutze / so das Weiber-volck am Walpurgis-Abend hin und wieder an Thüren / Gemächern / Kisten und Kasten / anmahlen / nicht auch ein Fünff-Ort seyn soll. Als / weil ihnen solches zu machen schwer fällt / dafür sie ein leichters hinschreiben? Vide meinen Blocks-Berg. Im übrigen redet von dem gedachten Pentalpha also Ursinus in Acerr. Philol. in Append. §. 14. pag. 509. etc. Der Antiochus Soter / wie er mit den Galatern eine Schlacht thun wolte / hat im Traum den Alexander bey sich stehen gesehen / mit diesem Befehle; daß er zur Losung seinen Soldaten vor dem Streite das Wort ὑγιαίνειν geben solte. Als er dem gefolget und dieses gethan /hat er eine wackere victori davon gebracht. Bey denPythagoræern ist das Pentagrammum, welches auß einem dreyfachen triangulo parallelo bestehet / salus oder Heil genannt worden; welches sie unter sich gebraucheten / als ein Kennzeichen ihrer Profession. Lucianus de lapsu inter Salut. Tom. 3. Pentalpha wirds genannt; weil die fünff anguli dran / so vielalpha præsentiren; welche die 5. Wunden unsers[9] Heylandes vermelden / theils mit ihrer Zahl / theils auch mit ihrer gelegenen positur: Nehmlich wenn zwo Ecken herunterwerts gelassen werden / an statt der Füsse: Und zwo in die höhe gekehrt werden / an statt der Hände: Und bey der mittelsten Ecke ihme einer die Wunde in die Seite einbildet. Pier. Valerian. Hieroglyph. Lignarid. in Oblectament. Acad. adde Kircherum p. 217. de Arithmantiâ. Gleich also hat auch außgesehen der Druyden Schuch / in gemein Truttenfuß genannt: Welches auß einem alten abergläubischen Wesen an denen höltzernen Kinder-Wiegen eingeschnitten wird / die Nacht-Gespänster damit abzuwehren. Ich solte gläuben / daß der Pythagoras und die Druyden ein solches / auß einer uhralten Tradition behalten haben / aber ohne Verstande. Idem gedencket auß Pancirollo in notit. Imper. etc. daß die Promachi unter dem Constantinopolitanischen Kayser vorzeiten fechtende / ein Pentagrammum, mitten in ihrem Schilde gemahlt gehabt haben.

2. Das Wort βαβουζυκάιος soll herkommen vonβαβάζειν, das ist Babbeln oder unvernehmlich und stammernd reden: Weil nehmlich solche Leute / wenn sie mit demselben Paroxysmo behafftet seyn / und sie laut schreyen wollen / kaum eine dunckele und ungewisse Stimme hervor bringen. Vide Rollfinck apud. D. Joh. Arnold. Friderici in Disp. de Incubo unn D. Zeid. d.l. th. 1. Dahin auch Buchnerus in Lex. Fab. fol. m. 345. a. Die Verse Virgilii l. 11. Æneid. schier zu letzt vers. 913. ziehen will. Vide: Oder wie [10] der Poet singet lib. 6. Æne. v. 493. Inceptus clamor frustratur hiantes. Nehmlich / wie ich mich selber zu entsinnen weiß / so ist mir in der Kindheit dergleichen wiederfahren / daß ich geschworen hette / es wäri mir etwas über dem Leibe gewesen / und hätte mir die Kehle verstricket / daß ich nicht hätte mögen schreyen: Wie man ein solches auch lieset vom Hieronymo, daß er dessen Dings nicht quitt gehen können. / Sonsten will Suidas dafür halten / daß der Nahme sey /βαβουτζικάριος, welches aber Meursius verändert inκαβουτζικάριος von καβούττιον, das ist / caput, oder Haupt / welches damit angefochten wird. Vide Martin. in Lex. Philol. Ephialtes.

5. Gerard. Joann. Vos.s spricht in Etymol. Ling. Latin. Voce Jucubus; daß etliche gewesen seyn / welche dafür gehalten haben / wie solcher affectus derCupido oder ein Semideus were: welche Meynung aber schon vorweilen lange der Soranus in ἀπολογουμένων libris verworffen hat. Confer Cæl. Aurelian. lib. 1. χρονίων cap. 3. da er viel Dings von dieser Kranckheit soll haben. Ich wills wohl glauben / daß etliche den Cupidinem dabey verdacht haben; Fürnehmlich wenn man nicht alleine die Fabel von derPsyche damit conferiret: Da er auch des Nachts gekommen und bey sie geschlaffen hat. Vide Apul. l. 4. & 5. und darauß D. Laurenb. in Acerr. Philol. Centur. 3. cap. 63. pag. 149. sondern auch den Wahn unserer Leute hinzu thut / welche gedencken / daß der Alp des gedrückten Menschen Liebster sey: Dessen Seele (als vor Zeiten des [11] Guntrami. Vide mein Historisches Traumbuch tit. Glücks-Träume /) nicht ruhe habe; sondern sein Correlatum suche / sich auß seinem Leibe verthue / und des Amassi Leib drücke /daß ers fühle. Hier mag wohl wahr werden / daß Liebper anagr. heisset Leib / und Bley: weil sie so schwer drauff ist. Vide Harßdörffern in den Lehr-Gedichten.D. Friderici spricht d.l. daß es bey denen Frantzosen heisse Le couche mare, und couche vieille. Hierzu gehöret Bodinus in Magor. Dæmonum. cap. 7. f.m. 134. b. In dem Land Balois / und der Piccardey / findet man eine Art von Zäuberinnen und Hexen / so die Schlaffenden reiten / die sie Cauchemares oderGauckemares nennen. Und zu Bewährung sagt mir Nicolaus Noblet / ein reicher Bauersmann / wohnhafft zu Haute Fontaine in Balois / daß / als er noch ein Knabe gewesen / offt Nachts solche Incubische Hoekemärren oder Ephialtes gefühlet / und sie nach Landes brauch die Kauchemärren genennet habe: Und wenn ihm solches zu Nacht wiederfahren / habe des folgenden Tages die alte Zauberin / die er gescheucht / nicht mehr ins Hauß gedurfft / Feuer oder anders bey ihnen zu hohlen: Und gleichwohl war er so gesund /wacker und frisch / als möglich einer seyn mag. Auch hats nicht alleine er / sondern vielmehr andere für gewiß und wahrhafft gehalten und erzehlet. Auch lesen wir gleichmässige Geschicht im achten Buch der Schottischen History / daß einer alle Nächte von einer Zauberin ist dermassn gedruckt und geritten worden /[12] daß er weder schreyn noch sich wehren können: Zu letzt ist er durch Gebet und ruffen zu GOtt derselbigen abkommen. Ich wolte unzehlich andere Exempel hie einführen / aber mich bedünckt / es sey genug an bereit angebrachten / so viel zur Bewährung unsers Vorhabens dienet etc.

4. Martin. d.l. saget / daß Hesiodus und die Attici dieses Thun Dæmonem heissen / nehmlich incubum Dæmonem. Confer Zeidler. d.l. th. 2. der dafür hält daß dieser Nahme entlehnet sey / auß D. Augustin. l. 15. de. Civ. De. nachm Ludov. Mercat. l. 1. de intern. morb. cur. c. 10. Beym Fabr. f. 277. stehetDæmon insultor: Als solte es der böse Feind seyn. Becmann. pag. 298. außm Augustin. lib. 15. de Civ. D. cap. 23. daß solche Geister / welche des Nachts mit den geilen Weibern zu thun haben / von den Frantzosen genannt werden Dusii: Als welche immer denen Fleischlichen Wollüsten obliegen. WiewohlBodinus l. 2. Dæmonom. c. 7. dafür hält / daß es verschrieben sey / und müsse Drusius heissen / welche sollen Waldgeister seyn.

5. Von dem Worte Elve ist oben gewesen: Hier ist zu mercken / daß alle Nacht-Geister und Polter-Werck so genannt werde bey denen Nord-Polern. Vide Olaum Magnum lib. 3. de gent. Sept. p.m. 106. 107.de Elvarum i.e. Spectrorum nocturnâ choreâ, wie das Hengers-Gespenst des Nachts herum hüpfen sol. Mercke weiter / daß auch die Teuffelsbrut von denen Hexen also geheissen werde. Vide tit. Drachen-Kinder. Und wer weiß ob nicht [13] die Elve, oder Elbstrohm davon heisse / oder umbgekehrt diese von ihm: Weil man vor Zeiten die Kinder drinnen probiret hat / ob sie ehrlich seyn oder nicht: Daher heutiges Tages die Hexenprob auff dem Wasser noch rühren soll. Vide mein Lexic. Geogr. 2. Weiter ist das gemeinste WortEphialtes: (Davon auch ein ander den Nahmen Alp könnte her leiten / wenn wir oben nicht was richtigers oder glaubwürdigers ergrübelt hetten) welches entweder genommen ist von einem also geheissenen Trunckenbolde / der daher diesen affect zum öfftern gekriegt / jemehr er gesoffen gehabt: Wie Pet. Forest. Observ. Med.l. 10. in Schol. ad Observ. 50. Bericht bekommen von seinem Præceptore Benedicto Faventino. Oder es kömpt von ἐφάλλεϑαι (also corrigire es beym Reiner. Neuhus. in Exam. Philol. p. 177.) insilire / daß ist auffhucken / oder überher hüpffen: Weil nehmlich denen afficirten nicht anders vorkömpt / als wenn was schweres über ihre Brust lege. D. Frid. Faber. p. 345. a. Becm. p. 298. ex Servio in 6. Æne. & Isidor. l. 8. Orig. cap. 11. Daher Ephialtes qvasi assultor ist Becmanno in Orig. Lat. Ling. p. 298. ex J. C. Scalig. de Insomniis. Martinus d.l. will es besser geheissen haben / ἐπιάλτης von ἐπιὰλλομαι auffhüpffen: So spreche auch Suidas, daß es beym Homero also heisse: Wiewohl D. Fridr. es herleitet vonἰάλλω, extendo, ich dähne auß: weil es einem so vorkömt / wie sich etwas über uns außstrecke. Noch ferner heisset es beym Aurelian. etlichen alten / ἐπιβολὴ, [14] injectio ein Uberwurff: Welches Forestus also erkläret; weil / die damit behafftet seyn / sich bedüncken lassen / als wolten sie die grosse über sich liegende Last von sich weltzen. Ferner wil Bauhinus lib. de Hermophrodit. & Holler. de morb. intern. es heissen epilepsiā nocturnam oder epilepsiam parvam, die kleine schwere Noth. Beym Fabro in Lex. Philol. Buchner. f. 345. a. wird gelesen ἐπίαλος.

6. Plin. l. 25. cap. 4. spricht von der Pœoniâ, daß sie Faunorum ludibriis medire / das ist / wieder die Maare Hülffe thue. So gedencket auch Neuhus. d.l. p. 244. wie die Alten dafür gehalten / daß die Fauni, Sylvani oder Dæmones der Menschen Insultores weren. Confer Becmann. d.l. pag. 298. daß die Römer ihn Faunum ficarium geheissen. DavonHorat. Faune, Nympharum fugientium amator etc. Conf. Gregor. 7. Moral. c. 15. (L. Rappoltum in disput: de somnô: theot. 7.)

7. Beym Zeilero Centur. Posthum. Miscel. Epist. 26. p.m. 510. Es gibt auch schwermütige und erschreckliche Träume von Leichen / Todsfällen / Gespänstern. Dahin gehöret auch das Kätzel oderSchrättel; welches den Menschen mit übrigen schwartzen ungesunden / Geblüt drücket / quälet; als hätte er mit einem Gespänste zu thun; wolte gerne schreyen / kan es aber nicht. etc. Becmanm. p. 298.d.l. daß die Alten solches auch Gigantem genannt haben. Vide Plutarch. in libr. de fugâ: weil es nehmlich so schwer als ein Riese zu seyn [15] deuchtet / welcher von solcher Kranckheit gedrücket wird.

8. Martin. d.l. außm Suida saget / daß der affectus auch ῥιγοπύρετον heisse / quasi horror febrilis, das ist / ein Friebriches schauern. Vide Isaac. Casaub. ad lib. 1. Strab.

9. Das bekanteste Wort ist Incubus ab incubendo: weil es denen geängsteten bedaucht / wie über sie ein schwer Klotz euserlich liege / welches die Brust dermassen ängstige / und klemme den Weg des Athems /daß sie kaum schnieben können: Ja versperre den Halß / daß sie nicht auffschreyen könmen. D. Frid. c. 1. Neuhus. pag. 244. Voss. pag. 264. b. ab incubando ex Cœl. Aurel. l. 1. χρον. c. 3. hinzuthuende / daß das Glossarium vet. habe / incubo, onis, und Onomast. incubones, ἐπικεκυφότες. Confer Corvin. pag. 184. Font. Latinit. und Becm. p. 298. Diesem d.l. will es auch Inus heissen / oder Inivus, ab ineundo, weil es hin und wider mit den Thieren zu thun hat. Johann Bodin. lib. 2. Dæmon. c. 7. lieset Innuus, welches aber dem Becmanno analogum zu seyn scheinet: Und lieber will innuus haben ab inneo, als assiduus von assiduo. Und Jos. Scalig. saget: Innui, κακοὶ, ὁ ἐφιάλτης Servio. Confer Dickinson. d.l. pag. 26.allegiret über das Wort inuus den Artemidor. undSextum Aurel. Victor. de Orig. Gent. Rom. und Servium in l. 6. Æne.

10. D. Zeidler th. 2. spricht: daß es von dem gemeinen Manne auch geheissen werde / Puerorum [16] interfector oder Kinder-Mörder: Weil es die jenigen am meisten presset. Dahin auch etwan dieses zubringen ist auß Bartholino Cent. 1. Observ. Anatom. cap. 9.p.m. 23. etc. von dem Geißmelcker. Drey Kinder des Priesters zu Lyckisholm in Fünen / (welches ein Adelicher Sitz ist / des Hoch-Wohlgebohrnen Herrn /Herrn Christiani Thomæi Sehsteds / Ritters / Königlichen Cantzlers / und hochweisen Reichs-Raths in Dennemarck / unsers mächtigen Beförderers) in Ihrem gewöhnlichen Schlaffkämmerlein ruhend / weineten neulich wieder ihre Gewohnheit / hefftig / und waren sehr unruhig / dessen Ursache war / weil Sie fühleten / als würden Sie von jemand gesäuget. Der Kinder argwohnen bekräfftigten ihre Wartzen / welche als Sie von den Eltern fleißig besichtiget wurden / befand sichs / daß sie gleich wie die Wartzen einer säugenden Frauen herfür rageten. Diese Zauberey zuvertreiben / beschmieren sie die Wärtzlein mit darwieder dienenden Artzneyen / und andern bittern Dingen. Hierauff ward der Nabel also hefftig gesäuget / daß er nicht allein hoch herfür stund / sondern man kunte auch auß den hinterlassenen Mahlzeichen die grösse des saugenden Mundes abnehmen. Wenn die Kinder auß dieser Schlaffkammer heraußgebracht wurden /waren sie von fernerem Saugen befreyet / insonderheit so man Sie auff den Armen trug. Sie gaben für / daß dieses unsichere Gemach auff die Stelle sey gebauet worden / da zuvor Hollunder gestanden / welches der gemeine Mann [17] bey uns für ein böses Zeichen hält. In unser Dänischen Sprache werden solche böse Säuglinge Wetter genannt / welchen die unsrigen die jenigen Flecken / so an denen mit dem Scharbock behaffteten Leuten herauß brechen / zuschreiben. Es sind ihnen fast gleich die Nacht-Raben bey den Alten / von welchen Ovidius lib. 16. also redet:


Nocte volant, puerosque petunt nutricis egentes,
Et vitiant cunis corpora rapta suis.
Carpere dicuntur lactantia viscera rostris,
Et plenum potô sangvine guttur habent.
Est illis strigibus nomen: Sed nominis hujus
Causa, quod horrendâ stridere nocte solent.
Sie fliegen bey der Nacht / und dencken sich zu laben
Bey denen Kinderlein / die keine Ammen haben;
Denn auff die fallen sie / und schwächen insgemein
Mit ihrem Grimme-wüst die armen Cörperlein.
Man sagt / wie sie so wohl mit ihren Schnabeln wüsten
Die Wärtzlein anzuziehn / und auß den zarten Brüsten
Zu saugen das Geblüt / das auß dem Hertzlein quillt /
Biß ihr verfluchter Halß ist oben angefüllt /
Und sie gesättigt seyn. Sie haben ihren Nahmen
Vom knarren im Latein / dieweil sie sehr nachahmen
Mit ihrer rauchen Stimm / den knarrenden Gethön /
Wenn sie bey dunckler Nacht auff frische Leute gehn.

[18] Es gleichet ihnen auch der Geißmelcker / von welchen Bellonius lib. 1. Obs. c. 10. schreibet / daß er in der Insul Candia anzutreffen sey / so groß als ein Guckuck / und den Ziegen sehr nachstelle / auff daß er ihnen des Nachts die Milch außsauge. Und daher kompt es / daß diese Nahmen auch den Gespänstern gegeben werden. Von den Coptis wird der Geißmelcker / der den schlaffenden Kindern nachtrachtet / βερσέλια, das ist / eine Mutter der Kinder / genennet /wie solches Kircherus part. 3. Lex. Copt. bezeuget. Die Hebreer nennen ihn תיליל Lilith, welches Pagninus Es. am 34. im 35. verss einen Nacht-Raben außleget. Die Dänische Dolmetschung hat wätte / und übertrifft hierinnen den Hieronymum, der hierdurch verstehet einen See-Hund / der doch mit den Nächtlichen Unholden nicht gantz übereinkommen. Die Rabbinen sagen / es sey ein Hauß-Gott oder Nacht-Gespenst damit angedeutet. Nach des I. Laur. Ananiæ l. de Dæmon. Meynung ist es ein Geist Weibliches Geschlechtes / welcher den Kindern also zusetzet. Man findet anjtzo bey etlichen Jüden folgende an die Wand geschriebene Wort: Adam, Chava, Chuz, Lilith, das ist / bleib von hinnen Lilith. Unsere Abergläubischen Weiber pflegen / ehe sie noch das jüngstgebohrne Kindlein in die Wiege legen / diesem Geißmelcker vorzukommen / in dem sie Knoblauch / Saltz / Brodt und Sthal oder schneidenden stählern Werck-Zeug /entweder in die Wiege / oder über die Thür legen. Und zwar was den Knoblauch betrifft / so berichtet [19] Q. Ser. Sammonicus, daß er wieder die Nacht-Raben gutt sey. Aber von der Bezauberung der Kinder haben wir außführlich in unserm Buch / genannt Antiquitates Natalitiæ, gehandelt. Biß hieher Bartholinus: Dessen vorgebrachtes in dem übereinkömpt mit unserm Alp / weil es auch die Kinder beschweret: Doch ists hierinnen unterschieden / daß die Kinder da schreyen können / hier nicht: Und da nur wehe an den Wartzen gehabt haben etc.

11. Ludibria noctis, oder Nacht-Gespenste heisset es Plinius l. 25. c. 4. oder wie Neuhus. pag. 244. redet: Morbus noctu quiescentes infestans, eine Kranckheit und Unpäßligkeit / welche des Nachts denen ruhenden zusetzet. Von den Wörtern Lamia und Lilith höre noch was mehrers auß des Bodin. Mag. Dæm. f. 263. 264. Lieber wer kan die Hebräische Sprache und das Gesetz GOttes besser verstehen / denn die Hebreer und die Propheten? Nun hat Elias der Levit / damit er alle Zweifelhaftigkeit oder Homonomy aufhebe / das Wort Macasphat / gegeben Lamiam / welches Wort Horatius in arte Poëticâ gebraucht hat / da er schreibet:


Neu pransæ Lamiæ vivum puerum extrahat alvo.


Hesychius nennet sie λαμυιώδεις γυναικὰς wiewohl Eustachius über den Homerum in lib. Odyss. 13.num: 33. vide Dion Chrysostomum in Lybica fabulâ, invitâ Apollonii schreibt / Lamia heisse ein Weiblich gestalten Geist. Und eben in diesem Verstand hatsPhilostratus gebraucht / da er erzehlt / [20] wie Apollonius Thyaneus ein Lamiam, welches die Kinderfraß /von Corinth vertrieben habe. Weier sagt / in H. Schrifft werde der Lamiarum nicht gedacht: Diß versteht sich für sich selber / denn diß Wort ist Griechisch / und das alte Testament ist Hebräisch beschrieben. Esaias aber / als er die Stadt Babylon ihrer Zauberey halben verfluchet / spricht er / es muß kein Stern auff dem andern bleiben: (welches auch geschehen ist; Denn nun eine merckliche lange Zeit kein Mensch gefunden / der einen Stein von dieser verfluchten Stadt hätte mögen weisen / unangesehen /daß sie auffs wenigste dreyssig Meilen rings umbher im Bezirck gewesen / oder / wie Herodotus gedenckt / drey Tage-Reisen im Umbkreyß begriffen:) sondern daß die Geißmännlein und Geister daselbst ihre Täntze halten / und die Mörfinnen oder Lamiæ daselbst wohnen sollen. In Hebraischen stehet das WörtleinLilith welches die LXXII. Dolmetscher der Bibel hatἐμποῦσα, und die Lateiner für Lamia außgelegt / welche einerley Verstand haben. Und weil sich dieser Geist an einödigen Orten findet / wie denn in Africa das mehrer Theil ist / darum hat Dion in der Affricanischen History ihn wie ein wild Thier beschrieben /welcher von Angesicht wie ein schön Weib gestalt /die vorgehenden mit lieblichen anblicken / und entblössung der Brust zu sich locke / und hindenzu eine schüpichte Schlange sey / und an statt der Füsse Schlangen-Köpffe habe / und so bald man herzu nähere / die Leute gantz grimmiglich fresse. Welches sich auff diß [21] ziehen macht / das Jeremias sagt Thren. 4. Lamiæ nudarunt ubera. Daher heissen diese Geister-Fresser und Lamiæ, von dem λέλαμμαι, oder vonλαμὸς, welches ingluviem (wie Porphyrius in illud Horatii. Neu pransæ Lamiæ schreibt) das ist / Fressigkeit heisset (daher der Teutschen Schlemmer und Schlamp / deßgleichen die Schlang von dem verschlingen kommt /) und auß eben dem Grunde wird der Fisch / der alles verzehret / und den Menschen gantz verschlinget / Lamia genannt / inmassen Nicander Colophonius apud Eustachium in Odyss. l. 13. davon Meldung thut. Demnach denn die bösen Weiber oder Unholden das Menschen-Blut gieriglich saugen und sauffen / darumb nennet sie Apulejus, Lamias. Gleich wie deren eine war / die des Apuleji Gesellen Socrati, so bey ihm in einem Bette lag / in die Kähl stach / und das Blut in ein Gefäß aufffasset /und darnach die Wunde verstriche: Welches dochSocrates, als er erwacht / nichts geachtet / sondern da man ihn dessen erinnert / gesagt / er habs nicht empfunden / und seine Gespött darmit getrieben / und nichts desto weniger den folgenden Tag gestorben. Hieher gehöret auch des Salomonis Gleichnüß / daß ein Adler seine Jungen mit Blut nehre / daß ist / daß der Satan seine Zugethanen und Verwanndten mit solcher Nahrung ätze und speise. Auch meldet Porphyrius, daß den bösen Geistern die Opfer sehr belieben /damit sie sich nur vom Dampff des Bluts mögen erlaben. Und solches schreibet er im Buch πεεί ἀποχῆς τῶν ἐμψύχων, [22] welches wohl werth / daß man es auß Griechischem in gemeine Sprache versetzte. Derowegen / weil GOtt sein Volck von den Opfern / so den bösen Geistern geschahen / wolte abziehen / so gebot er / daß man das Blut auff den Altar / und zur rechten Seiten desselbigen schütten solte. Ja damit man nur eigentlich wüste / daß es darumb geschehe / auff daß er sein Volck von dergleichen Gottlosigkeit abhalte /so wird im Gesetz also gesagt: Forthin sol euch kurtzumb nimmermehr zu Sinn kommen / noch wiederfahren / daß ihr hingehet / und opfert den Teuffeln /Wald-Göttern und Geißmännlein / mit welchem ihr /als ihr ihnen nachhencket / gehuret und Abgötterey getrieben habt. Denn (wie Rabbi Moses Maymon. lib. 3. More Nebocim sagt) hatten sie im Brauch den Geistern unter den Bäumen / Bergen und Hügeln zu opfern / und etwas Bluts in eine Grub zu werffen / umb welche sie alsdenn sich herumb setzten. etc.

12. Dominic. Leo lib. 2. Art. Med. cap. 13. nennet es Mazapedum. Sonsten wirds ingemein in der Marck genant die Mare. D. Frid. c. 1. §. 1. oder wie es Jac. Martin. P. P. in Dissert. de Magic. act. in auct. 2. schreibet / Mahr. Etwan von reiten: weil man spricht: die Mare hat mich geritten. Und ist es hier nicht minder verkahrt / wie am Himmel; da beyde Wagen hinter sich fahren / und der Wagen die Pferde zeucht. Vide ex Schickard. Astroscop. Tom. I. meæ Astrol. Comet. Denn hier reitet die die Mare oder Pferd seinen Reuter. Von der Etymologiâ [23] des Worts Mare / besiehe mein Lex. Geogr. Weiter wird es auch genannt /Nacht-Maere. D. Frid. d.l. Vielleicht gereichet auch hieher das Wort Mörfinne des Bodini: Aber es scheinet vielmehr vom Meere genommen zu seyn. Vide tit. Nixen.

13. Das Nachtmännlein. D. Zeid. th. 1. Corvin p. 184. a. D. Frid. d.l. ibid. Nachthengst Belgis. Drauß man augenscheinlich siehet / daß das Wort Mar eben so viel sey / als ein Pferd.

14. Dem Sertin. lib. 12. de morb. & Sympt. part intern. cap. 3. heisset es oppresio nocturna: NachFab. in Lex. Buchner. f. 345. a. und Schvvenckfeld. in Stirp. Siles. l. 2. p.m. 316. da er diePæonienkörner gut darwieder declariret.

15. Vom Mercat. lib. 1. de curat. morb. intern. cap. 10. wird es tituliret pravum insomniū, ein garstiger Traum. Vom Platear. part. 2. cap. 24. phantasma. Vom Rhas. ad Almans. l. 9. c. 12. pondero sum incumbens. Becmann. d.l. p. 298. nennet solche Ungethüme / pilosos, panitas (alii legunt. πανίσκους,) Latinè incubus, ex Isidor. l. 8. Orig. c. 11. Weiter heisset Hieronymus Es. 13. die incubones auch pilosos etc. item Gregor. 7. Moral. c. 15. spricht: wer wolte anders pilosi geheissen werden / als die jenigen / welche die Griechen nennen panas, und die Lateiner incubos. Wegen des Pans besiehe zugleich Dickinson. d.l. pag. 26. Was pilosum belanget / so gehöret dieses dahin / daß ingemein vorgegeben wird / wie die Maren sollen Rauch anzugreiffen [24] seyn. Von Themisone lib. 2. Epist. teste Paulô Æginetâ lib. 3. c. 16. wirds geannt / πνιγαλίων, πνιγάμων von πνίγω, suffoco, strangulo, ich würge. Weil denen / dran herhaltenden / so vorkömpt / als solten sie erwürget werden von einem über sie liegenden Dinge. Und beym Dioscor. πνιγμὸς ἐνυπγιος. Confer Ludov. Lavat. l. de spectris part. 1. c. 2. Daher es auch vom Avicennâ in seiner Sprache gegeben wird / strangulator. lib. 3.fen. 1. tract. 5. c. 5. vide Sennert. Ja es wird auch Lateinisch gebrauchet pnigmon.

16. Rätzel wird es beym Zeiler genannt d.l. vielleicht depravate von Schrätzel / davon bald.

17. Nehmlich beym Philippo Melancht. in Præfat. ad Artemid. p.m. 21. lieset man folgendes: Denen das hinderst Theil des Hirns im Haupt / mit einer zähen /schleimerigen Feuchte verletzet / oder gar verstopffet ist / [welchen Zufall und Kranckheit man das Schrättele / Schrätzel / an etlichen Orten auch Fraw Trutten nennet] die vermeynen / sie werden von einem andern gedruckt / und gleichsam erstickt / gehalten oder erwürget. Das Wort Succubus ist dem Corvino pag. 184 / à supercubando. Dem Fabro pag. 277. b. seynd Succubi, Dæmones ludificatores, Buhl-Teuffel oder Trachen. Petr. Paul. Pereda lib. 1. de curat. morb. c. 10. wil es zwar à subcubando; weil die bösen Geister denen Weibern incubiren / und denen Männern unterliegen sollen im Traum. Aber dieses ist dem affectui nicht gemeß; in deme es allen so vorkömpt / wie ihnen eine [25] schwere Last über dem Bauche liege / in dem die Leute auff dem Rücken liegen. Ja was mehr ist / so sol es davon herrühren / wenn einer auffn Rücken lieget; Darauff es sich begiebt /daß der Rückgrad / und was drunter ist / das Hertze am nechsten fassen und drücken: auß welcher Anhaltung der motus in etwas verhindert wird. Wo nun aber die Bewegung gehemmet wird / da samlen sich um solches Hertze viel Dünste und grobe Qualme / welche hernach ins Gehirn steigen / und allerhand abendtheurliche Schreck-Bilder zeugen / gleichsam als wenn ein Gespenst da were / welches auff der Brust lege. Ja wenn das Hertze also gepresset wird / so wer den auch die Lungen zugleich mit gedrückt / und der Stimmen der Paß versetzet: Also / daß welche mit diesem affectu beladen seynd / und anderer Leute Hülffe mit schreyen begehren wollen / doch die Lungen nicht bewegen / noch einige Stimme von sich geben können: Wie also redet Martini in Disp. d.l. auß Lemnio de Mir. Nat. lib. 2. c. 3. & 5. item mit eben den Wörtern Buchnerus ad Fabrum fol. 345. a. Voss. l. 3. Idolol. c. 35. Extr. Adde Serv. & Macrob. in Somn. Scip. Sonsten redet von denen Succubis also Gediccus in Gen. Tom. 2. f. 170. ad c. 6. Lactant. l. a. cap. 15. erklärets von den bösen Engeln / gleich als hetten dieselbige / in angenommener sichtbahrlicher Gestalt mit denen Weibesbildern zu thun gehabt: Daher die Incubi und Succubi von den Alten genennet worden / Alpe etc. Nehmlich ich kans wohl zugeben / daß sich der böse Feind auch dieses [26] Dings gebrauche zu seinem Vortheil: Daher der Wahn unter den Leuten entstanden / als wenn es der Liebste were /der nicht von sie lassen könte: Und solchen Wahn mag der Cacodæmon so weit verstärcken / daß er sich substituire / und die Leute zu fleischlichen Wollüsten verführe. Vide Vid. lib. 2. c. 19. de curat. memb. Item D. Fried. d.l. c. 1. § 3. der davor hält / daß diese Meynung auß dem Pabsthum komme. Und kan wohl seyn / daß auch das auffm Bock holen hierauß entsprungen sey. Davon in meinem Blocks-Berge.

Biß hieher von denen mannigfaltigen Nahmen /welche uns die Sache ziemlicher massen selbst beygebracht haben: Nehmlich wir seynd auß dem erzehleten innen geworden; wie von dem gedachten Alpen ein Theil hingereicht zur medicin: ein Theil zur Magie: und noch ein ander Theil zum Aberglauben. Dieser letzter / weil er einmahl in den Schwang gekommen /helt bey dem gemeinen Manne die Oberhand: Als darnach nichts anders wil beglaubet werden / denn es seyn die Maren rechte Menschen / welche verflucht weren / und sonsten keine Ruhe hetten / sie würden denn omnium cubiculorum pellices, wie Cic. von Catalinâ, das ist / sie schwebten und kröchen in der Nacht in den Schlaff-Kämmern herumb / und drückten die Leute. Ja sie wollen von solchen Leuten euserliche Kennzeichen vorbringen; als daß ihre Augen-Brahnen in gleicher Linie sollen zusammen gehen. Weiter sollen dergleichen Leute von weiten / von etliche viel Meilen [27] herkommen / und in der Frembde die Unbekanten hudeln. So wollen sie auch sagen / wie sie nicht selten welche ertappet und auffgefangen haben / ehe und bevor die Patientes davon übereilet worden. Nehmlich man spricht / daß wenn gleich alle Fenster und Löcher zugemacht weren / sie dennoch wol durch ein gebohrtes Löchlein kriechen können; als dazu sie auch sonderlich Lust hetten und dieselbe suchten. Ferner sollen sie dadurch an der Wand mercklich hinschurren oder hütschen / daß mans wohl hören könne: Nehme man sich alsdenn in acht / und stünde geschwinde auff / und stopffte das Loch zu / so müste es verbleiben / und könte nicht wieder von dannen kommen / wenn auch gleich Thür und Thore auffgethan würden. Und hierzu wil man Beyspiele geben /daß man dergleichen Maren bekommen und etliche Tage bey sich in rechter Menschen-Gestalt behalten habe: die auch nicht wieder weren weggelassen worden / wenn sie nicht theils zugesaget hetten / daß sie hinfort wegbleiben / und den Ort nicht mehr unruhigen wollen. Theils sich auch erbärmlich beklagt hätten / wie sie zu Hause ihre Kindergen etc. hetten / die sonsten umbkommen müsten / so sie nicht wieder weggelassen würden etc. Drauff habe man denn des Nachts solchen Alpleuten ihren Abzug gestattet / und den Pflock auß selbigen Loche weggezogen. So weren sie auch hernachnie wieder gekommen. Ja was mehr ist / man wil Historien haben / daß mitten in der Nacht / Hirten im Felde sollen gewesen seyn / die nicht weit vom Wasser ihrer Heerde gewartet [28] haben; Solche sollen einen dergleichen Alp gesehen haben /der sich in einen Kahn begeben / selbigen vom Ufer abgelöset / und sich mit seiner Schwinge / so er mit gebracht / übers Wasser gerudert habe; da er denn herauß gestiegen / den Kahn wieder feste gemacht /und weiter zu Fusse ich weiß nicht in was vor ein Hauß hingegangen sey / umb einen Menschen daselbst zu drücken. Umb eine Weile sol das Ding wieder gekommen seyn / seinen Kahn genommen / und sich wieder herüber gefahren haben. Solches sollen die Hirten etliche Nacht nacheinander haben gesehen und auch geschehen lassen: biß sie sich einmahl beredet / umb selbigen Kan heimlich wieder herüber zu holen / mit einem andern Schifflein und darnach acht zu geben / wie sich der Alp alsdenn gebehrden / oder herüber kommen würde. Ey! da sol sich drauff ein kläglich winseln erhoben haben / etliche thun hinzu eine Bedreuung: daß die Hirten also nothwendig den entführten Kahn wieder hienüber schaffen müssen; haben sie Friede haben wollen. Noch ferner bringet man diese Schnacke hervor / daß ein Vorwitziger einmahls seinen Alp durch dieses ersonnene Mittel von sich habe wegbringen wollen. Nehmlich er hat eine Hechel genommen und dieselbe auff seinen Bauch geleget; damit es solche scharffe Spitzen unversehens in sich stossen möchte / wenn es wieder über ihn käme: aber der Alp war klüger gewesen / und hatte die Hechel umbgewendet / und solche seinem subjecto in den Bauch gedrücket. (Wenn es nur wahr ist / denn wer hat es gesehen? [29] Ein Zettelchen solte sich wol nicht uneben darzu schicken.) Andere wollen noch weiser thun / wenn sie ihre außgezogene Schuch vorm Bette umbkehren / also daß die Hacken das Spanbette am nechsten bey sich haben: Da sol ihnen auch geholffen / und die Mahre verwiesen seyn. Ein seltzames Mittel: wiewohl es mit geringern Possen abgehet / als folgende Fratze. Nehmlich andere geben vor / die Mare stecke ihre Zunge denen Leuten ins Maul / wenn sie sich über die jenigen außbreite / und sie also einnehme: Daher es denn auch komme / daß die Leute Sprachloß werden / und sich ihres schreyens nicht bedienen können. Solchem Unheil zuvor zu kommen /wollen sie für rathsam halten / wenn man sich im Bette verkehrt erzeige; Und primo allda die Füsse hinlege / wo vorher der Kopff gewesen. 2. Daß man darbey nicht mehr auffm Rücken / sondern auffm Bauche liegen gehe: Damit die heranschleichende Mahre / wenn sie den Kopff / oder nach Plauto gutturem superiorem suche / die Postprædicamenta finde / und allda ihre Zunge hienein schiebe: So sol sie sich beschimpfet darnach nie wieder anfinden. Nehmlich sie wird eine zeitlang zu thun haben / daß sie / wie das Sprichwort lautet ihre Zunge wieder schabe. Fürwar eine lächerliche Schwencke; solte man sichs doch wohl nicht kurtzweiliger träumen lassen / als wie es der gemeine Mann so hiemit so darmit beginnet. Es wil damit übereinstimmen was andere klügeln: Nehmlich wenn ein paar Eheleute keine Kinder zeugen können / so sollen sie ihre Bette fortrücken an einen [30] andern Ort. Sonsten spricht man / daß alles an der Zeit gelegen sey / und sie auch Rosen bringe: Hier sol es der Ort thun. Im übrigen hielt ich von der Wendung des Leibes in dem Fall mehr / wenn man das auffm Rücken und Bauch liegen / gar mit einander nachliesse / und sich auff die faule Seite begebe / nach dem:Dormiture latus dextrum pete, manè sinistrum: Wiewohl es andere / so der hinfälligen Kranckheit gemässer und ersprießlicher reden wollen / uns den Proceß umbkehren. Wer nun von den vorigen Narrentheidungen so eine quantität eingenommen hat; solte der hierauß nicht schliessen / daß die Maren rechte Menschen weren? Traun / wie ich in meiner Kindheit solche Beschwernüß etliche mahl gehabt hatte: da wuste ich von nichts anders / als daß mich in genere was drückte und ängstete / daß ich nicht schreyen konte. Ich war aber auffm Rücken gelegen. Und 2. war mir die Brust vom zurücke gefallenen Oberbette entblösset worden / daß die euserliche starcke Kälte also mich wacker umbgeben und durchdringen gekunt hat; Sonderlich weil ich 3. das Maul stets pflegte offen zu halten. Darüber ich denn auch alsobald in ein anders Unglücke hätte gerathen können / wenn nicht der grundgütige GOtt meinen Pflege-Vater zur rechten Minute /als einen Schutz-Engel / zu mich gesandt hette. Nehmlich wie ich etwan 6. oder 7. Jahr alt war / und die 30. Jährige Kriegs-Unruhe in meinem Vaterlande trefflich hausete / also daß die Land-Leute mit Ihrem bißgen Haußrathe in die Wälder [31] wichen / und sich allda eine zeitlang auffhielten; da waren meine Betten auch in den Büschen und auff der Erde gewesen: drüber sich eine Eydexe in das Geräthe mit hienein geparthiret hatte / die hernach unwissend und verwickelt mit nach Hause genommen ward / wie man ein wenig Friedens-Lufft vermerckete. Und also schlieff ich hernach im neuen also genanten Gebäude / auff den jenigen Betten / sperrete das Maul nach Kindlicher Gewohnheit und Unverstand / ziemlich auff / drauß denn ein warmes Hauchen über das Bette gieng: Solches mochte das Ungeziefer rege machen: dergestalt / daß es der Bahne folgete / und über die Bettzieche zu mich schlaffenden / immer allgemächlich mehr und mehr hienanschliche / und nach dem Munde trachtete / davon sie kaum über eine quere Hand-breit war /wie mein lieber Vater in der Morgen-Stunde / ohngefehr / oder vielmehr auff GOttes schickung für mich vorbey gieng / den Unrath sahe / und mir das Bette vom Leibe geschwind risse. Mercke / daß es kein seltzames sey / daß die Eydexen denen Leuten in den Leib kriechen sollen / wenn sie auff den Wiesen etc. liegen / schlaffen / und die Mäuler auffsperren: Also daß mancher sein lebenlang darmit zu thun hat. Wie sie dann auch wohl / in den Gedärmen / jungen hecken sollen / und man sie schwerlich wiederumb herauß bringen kan / es sey denn mit einer süssen und gekochten Milch / drüber sich der Mensch legen muß / daß der Geruch durch den auffgethanen Mund zum Halse hienein gehe / und das Ungeziefer provocire:[32] Da sollen sie der Süssigkeit nachgehen / hervor kriechen / und sich in die Milch stürtzen etc. GOtt sey danck / daß es damahln mit mir so weit nicht hat kommen lassen! In übrigen grauet mir noch für den Eydexen / von der Zeit an / wenn ich von sie höre /ich geschweige sehe. confer Jacob. Fincelium part. 1. der Wunder-Zeich: apud Minsicht in Hist. Schaupl. p.m. 728. Wie anno 1549. in Ungarn über 3000 Leute dran gestorben seyn / daß sie Eydexen im Leibe gehabt haben. confer p. 29. Mich Babsten.part. 1. seines Wunder-Buches. Ich komme zum vorigen und spreche / daß meine gedachte Beschwernüß damahlen wahrhafftig natürlich war / auß den unumbstößlichen Gründen; Aber / wie ich meine passiones in der Kindheit andern Leuten zu hören gegeben habe / da haben sie mich überredet / es were die Mare /die hutzschte an der Wand hin / fiele mir plötzlich über den Leib / were gantz rauch / und drückte mich; drauff machte sie sich hernach wiederum fort / nach der Art wie sie angekommen were. Das Geschwätze gieng mir Unverständigen ein / der Glaube bestätigte den Wahn; und wenn ich drauff abermahl solchen Zufall bekam; so bedünckte mir traun nicht anders / als wenn es so zugienge: Ich hätte einmahl geschworen /daß ich das Ding beym rauchen Leibe gehabt hätte /daß ichs hätte hören rauschen / und wie einen Klotz über mich fallen: und was der eingebildeten Phantaseien mehr gewesen / die so lange bey mir statt gefunden / biß ich eines bessern bin verständiget / und versichert [33] worden / durch die freyen Künste / und Welt-Weißheit: Aber wer nun zu solcher Zucht nicht geräth / daß er derselben kan geraume Ohren geben / der bleibet wol verdüstert / und läst sich das nicht außm Sinne schwatzen / daß der Alp kein recht Mensch seyn soll. Er indulgiret seinen affecten / und mache den affectum zum vollkommenen Menschen / da er doch selber ein unvollkommener ist. Nehmlich wir haben oben gehöret / daß die Ungelahrten für halbe Menschen gescholten werden. Aristoteles nennet die Menschen Ἀλφηςας᾽, das ist / kluge und nachsinnliche Leute / weil sie viel Dinges erfunden: Pontan. lib. 3. part. prior. progymn: Dial. 9. Aber ich nenne solche Albere / welche den Alp unter die klugen Menschen zehlen / ja gar halte ich sie für Ochsen-Köpfe /nach dehme nehmlich Alpha beym Hesych: so viel heisset als caput bovis. Ey! merckt das ihr Abergläubischen Weiber / Knechte / Mägde / Bauern und andere Layen / damit ihr die Menschheit so ihr der Mare cōcediret / euch überlasset oder gönnet / und also auß unvollkommenen / vollkommene Menschen werdet. Im übrigen was wil es viel Verwunderns bedürffen /daß ihr halbe Menschen bleibet / will ihr die andere Helffte der Mare übergebet / nach eurem unbehöfelten Fürwitz? Denn wie kan einer gantz seyn / der ein ziemlich Stücke seines Wesens Frembden gestattet und in die Rappuse giebt? O ihr albern / Alpgläubige und Maren-Knechte / gehet allhier in die Schule /damit ihr lernet / was ihr nicht könnet. Fürwar wer die [34] so genannte Mare zum Menschen machet / der ist nicht würdig / daß er selber inter mares versiren solle. Der Wahn und närrische Irrthum hat das Ding auff die Bahne gebracht / daß es ein Nachtmännlein seyn sol. Und warumb wollen es die thörichten Leute für Männlein auffnehmen / die sie es auch mit einem andern Nahmen / Mare oder Nachthengst heissen? Ey / das bedeutet ja ein Pferd / dem Wort-verstande nach; warum gewinnet es denn nicht auch einen solchen Concept bey dem wahnsinnigen Volcke / in ihrem superklugen Gehirn? Traun sie seynd hiermit alleine geschlagen / lügen gestraffet / und überwiesen / daß ihre Philosophie nichts sey / die sie per traditionem anilem ohne eigene experientz herlallen. / Ihr lieben Dorffleute / es hatte vergangen einer eine schöne Schrifft herauß gegeben außm Parnasso, von denen Pferden / wie sie sich beym Apolline beklaget / daß sie von den Schüfften nunmehr hindan gesetzet / und an statt ihrer die Pachtbauern gebrauchet würden / für Beyfuß. Werdet ihr unglückselige Leute da nicht gnug von der Mare gedrucket / daß ihr euch noch von einer andern träumen lasset? Ich meyne ja / daß euch die Caballiere dermassen tummeln / daß euch die Seele außm Marse / (Marsupio wolte ich sagen: Denn pecunia ist anima und nervus rerum gerendarum,) gehet. Weiter / habt ihr das foultesiren nicht recht gelernet / und stürtzet mit euren Hengsten / daß ihr einSubjectum Grammaticum, und das Roß ein Objectum wird: Sehet / da werdet ihr abermahl [35] unläugbahr von der Mare geritten und geducket. Ihr Sie-Männer und Hauß-Scepter-beraubete / wenn ihr euch von eure unleidliche und unerträgliche marita, der marjella über die Schnautze fahren / mit den Schlüsselen / Schüsseln / oder Pantoffeln übern Kopff und Schedel kommen / und mit einer andert halbe Ellen ungebrandter Asche / übern Leib gerathen lasset: Da werdet ihr verkehrte Succubi recht von der Mare oder Mehre gedruckt / daß ihrs ja nit anders mehr begehren sollet. Ihr Säuffer unn Fresser / es hat unlängst einer ein hübsch Buch geschrieben / genannt / der Teutsche Vielfraß / oder des Teuffels Leib-Pferd: drinnen ihr Handgreifflich gelehret werdet / was eure beschwerliche Mare sey / die euch zum öfftern reitet / nehmlich der Magen / wenn ihr gar zu viel moveatur mare gesprochen habt: Und daß solcher Affect zum öfftern von der Magen-Beschwerung herkomme / weisetNeuhus. pag. 244. und Fabr. in Lex. f. 277. b. Galen. Holler l. 1. de morb. intr. c. 14. Confer mein Hist. Traumbuch tit. von Teuffelischen und Speise-Träumen. Wollet ihr nun des Bauchdrückers und seiner Presse loß seyn / so befleißiget euch des vacui, der Nüchternkeit und der Mäßigkeit: denn gula ist ein schlimmer Gaul / wenn er über die Päntzsche kommt. Ferner ihr Leichtfertigen / gedencket euch zwar von der gravität (ja wohl recht von der Politischen zur Physischen) zu purgiren. Wie denn jener Pursch an vielen Orten in seinem Calender geschrieben gehabtP.R. das ist: Purgavi Renes. Nehmlich wenn ihn [36] seine Nieren des Nachts gezüchtiget haben / daß er andere faule Mären genothzüchtiget hat: Welches sein Vater unrecht verstanden / da er ohngefähr über die unschuldigen Ephemerides gerathen: In dem er drauß mit erfreueten / doch bethörten Gemüthe geschlossen hat; daß sein Sohn denen Freyen Künsten / fleißig obgelegen / und öffters disputiret habe / P.R. Publicè Respondendo. Nicht gedenckende / daß er sich auff ein ander lebendig Corpus juris privatum fleischlich geleget / und den Alp in Kammern und Unzüchtengeagiret habe. Nein / ihr beschweret euer Gewissen und Seele: daß euch zu seiner Zeit mehr als zu viel drücken wird / ihr mögets gleich eine weile an den Nagel so hoch hangen als ihr immer wollet. Ihr molestiret weiter den Leib durch unflätige Träume / darbey sich der schadenfrohische Asmodi geschäfftig machet / wenn er euch im Schlaffe eine Geilheit einbildet /und darzu zum Gaulo wird. Wie es ihme denn nicht selten ist / daß er die Venerem rege machet / den Kutzel erwecket / und einen süssen Gifft den Gliedern eingeust / daß die Schlaffenden nicht anders meynen /sie haben eine Buhlschafft gehabt. Pet. Paul. Pereda lib. 1. de curat. morb. c. 10. D. Fried. d.l. cap. 4. §. 3. O lasset euch den Teuffel nicht retten / nach dem bekanten Sprichworte / das hieher sonderlich gehöret. Befleißiget euch der rechten gravität, so werdet ihr der unrechten Quitt gehen / nehmlich des Teuffels /der da herumb gehet wie ein brüllender Löwe / zu suchen welchen er verschlinge / oder schwermüthige Gedancken [37] beybringe. Glaber Rudolphus, ein Mönch und Historicus in Franckreich / schreibet im 5. BuchHistoriæ Francorum, daß ihme einsmahls bey Nachts / der Teuffel in eines sehr häßlichen Männleins Gestalt / vorm Bette unten bey den Füssen erschienen. Er war einer mittelmässigen Grösse / hatte einen dürren Hals / eingefallenes und mager Gesicht / kohlschwartze Augen / eine runtzelte Stirn / eine trumpfe Nasen /eine Warffal oder Trollmaul / grosse auffgeschwollene Leffzen / eingebogen Kinn / einen Geißbart / und spitzigte / harige / starrende Ohren: Die Haar waren wie Sauborsten durcheinander zerstrielt: er hatte bleckende Zähne / einen Spitz-Kopf / eine hohe Brust und puckelten oder höckerichten Rücken: die Hüffte schlotterten / die Kleider waren häßlich und garstig /und in deme er von Begierd erhitzt und entzündet /hat er die Decke des Betts / in welchem der Rudolphus lage / erhascht / und das gantze Bett grausam erschüttelt / und darnach zum andern mahl kirrend und zornig gesagt: Du hast an diesem Ort nicht länger zu bleiben. Deßwegen Rudolphus auch im Schrecken auß dem Bette gesprungen / und davon gelauffen ist. Solte dieses nicht ein Alp gewesen seyn? Im übrigen dürfftet ihr euch keiner andern Nachtmännlein besorgen / die euch beschwerlich weren / ausserhalb euern Einbildungen. Denn also hat Forestus in seiner Kindheit gemeynet / daß er von einem schwartzen Hunde gedrücket würde / das er nicht zu Athem kommen können / wie er von sich selber zeuget lib. 20.Observ. [38] Med. de Cereb. morb. Observ. 51. Item andre lassen sich bedüncken / das es ein Gespänste sey / welches von den Füssen hinan krieche / und den gantzen Leib einnehme / ja die Leute sich also verpflichtet halte / daß sie umb keine Hülffe schreyen können / ob sie gleich wollen. Bernhard. Gordon. de Pass. cap. part. 2. c. 24. wie denn beym Johann Schenck. in Observ. Med. lib. 1. de Incubo eine Histori stehet / daß ein Münch sich beklaget habe / wie alle Nacht ein bekantes Weib zu ihm käme / das ihm über die Brust fiele / und so zwünge / dasz er weder Arm noch Bein regen / oder mit der Stimme was zu thun vermöchte / dasz sie wegkäme. Nehmlich es sind Einbildungen / und hat seine natürliche Ursachen /wie auszdrücklich Jacob. Martin. P. P. Witt: saget inAuctar. 2. ad Disp. de Mag. act. und Hollerius in Schol. ad cap. 14. l. 1. de morb. intern. Confer Rolfinck. und unter die alten Aetium / welche die Weiberfabeln gnugsam verworffen / und die intricate Sache vorm natürlichen Richterstule geschlichtet haben. Wiewohl es sich so weit nicht läugnen lässet / dasz nicht auch der böse Feind sich freylich dabey practicabel erzeiget / die Leute zum Aberglauben verführet / und vollends drinnen verstärcket / nach des Foresti Auszsage. Ist nicht auch der Irrwisch ein natürliches Thun / und doch dennoch miszbrauchets der Voland zu seinem besten. D. Frid. d.l. Und solches Unwesen sol bey den Kindern des Unglaubens / bey unsern Vorfahren im Pabstthume / häuffig vorgegangen seyn: Welches sich nunmehr [39] aber meistentheils verlohren hat / beym hellen Lichte des Evangelij / da die Gnade GOttes erschienen ist allen glaubigen Menschen / daß Er des Teuffels Werck zerstöre. Im übrigen bleibet es dennoch darbey / das was man ingemein von dem Alp schwatzet / natürlich sey: Nochmahl ungeachet / ob gleichandere so viel Umbstände anzuführen wissen / daß sie gleichsam einen übertauben solten / es were umb die Mahre ein Menschliches Thun: Also hat jener Apothecker beym Hollerio so eigentlich und wunderlich zu reden gewust / von des Alps Gestalt und Geberden / die er ihm abgemercket / wenn er davon gedrucket worden / und hatte davon nicht können abstehen / biß ihn die Doctores dahin vermocht haben / daß er doch ihre Cur möchte annehmen: Er solte innen werden wie sichs verliehren würde / welches auch geschehen ist: Komme hier noch einer / und behaupte seinen Wahn / den jener Apothecker hat einbüssen müssen. Aber du sprichst (welches alles bey D. Frid. zu lesen ist /) daß man gleichwol so viel Nachricht habe / daß der Alp ein Mensch seyn müsse: Weil / wie jenem München beyForesto, ist gerathen worden von einem alten Weibe /daß er solle in der Morgendemmerung / seinen Pinckel-scherbel mit dem rechten Strumpfe dichte verstopfen und zumachen; daß gleichwohl geschehen ist /daß das verdächtige Weib am flugs folgenden Tage zu ihn gekommen / und sich beklaget habe wegen der Blasenwehe. So spricht man auch / daß wenn die Kerle auffn Abend von ihren Liebsten geredet haben /solche des Nachts [40] ingemein für ihr Bette gekommen /und sie ferner zu ihrer Liebe durchs drücken zwingen sollen. etc. Resp. Das seynd Einbildungen: Denn wo einer des Tages mit umbgehet / davon träumet einem ingemein des Nachts. 2. Ist auff jenes närrische Mittel eben so viel zu geben / als auff das oben gedachte /mit der Umwendung des Schuhs: Damit die Unverständigen dem Alpe vielleicht so viel wollen zuverstehen geben / als wenn kein Mensch im Bette were: Weil dessen Zeichen vielmehr seynd die Pantoffeln oder Schuhe / wenn sie ihre Zähe oder Hörner zum Bette kehren: Als die man auff solche Art außziehet und stehen lässet / wenn man ins Spansbette hienein steiget / und sich zur Ruhe begiebet. Der Glaube bestätiget alle Ding / also auch hier: Es ist gnug / daß mans dabey müsse verbleiben lassen / wie der Alp ingemein eine natürliche Kranckheit sey: weil die medicinische Facultät darwieder mit Nutzen ihre Artzney vorschreibet und appliciret: Die in grosser Menge und Tüchtigkeit bey den citirten autoribus nachzuschlagen seynd. Darauß wir nur dieses berühren wollen /daß dergleichen Leute welche mit solchem Ubel behafftet seyn / nicht leichtlich oder sicher alleine schlaffen / sondern andere bey sich im Bette haben sollen. D. Zeidl. d.l. th. 47. welche sie rütteln und schütteln / bey den Haaren Zopfen / beym Tauffnahmen nennen / und die rückliegenden auff einer Seite hinwenden können / [41] D. Frid. d.l. c. 9. Mercke auch /daß andere mehr Nutzen darfür Feuersteine / Corallen und Pæonien-Wurtzeln an den Halß hengen. Mercat. l. 1. de intern. morb. cur. c. 10. Der Galenus l. 3. de medic: facilè parabil. & lib. de incant. will rathen /daß man einem / der nichts davon weiß / Rauten-Samen in die Hosen thun sol. Andere recommendiren den Edelgestein Sardam: Etliche daß man Aniß unter den Kopf legen / oder ins Hauptküssen hienein thun solle: Andere rathen / daß man eine Wolffshaut müsse unter sich legen. Petr. Forest. lib. 10. Observ. de morb. Ca. in Schol. ad Observ. 50. Schvvenckfeldius lib. 1. de Stirb. Siles. p. 6. saget / daß der Böhmische Wermuth denen Kindern gut sey wieder den Alp / Ja er sol daher auch bey den Schlesiern heissen Albkraut / Albraute. Idem lib. 2. d.l. pag. 223. spricht daß der Stabwurtz Männlein wegen seines Nutzens auch heisse / rothe Albraute.

Mercke weiter daß man dem Alpe auch schuld gebe / wie er die Kinder außtausche / wenn die Weiber ihre Kielkröpfe hinlegen und sprechen: Komme Alp /hole dein Kalb! Doch davon hie anderswo.

Schlüßlich von denen gedachten Mahren-Flechten /oder Jüden-Zöpfen / Gozdrice auff Polnisch / implicationibus Cirrorum, Kolten apud Roxolanos, Zopffen / Löcken / Flechten / Schrötlings Zöpfen /Cirragrâ, etc. Besiehe D. [42] Zachar: Brendelium, P.P. Med. Jen. in Disput: explicâ Polonicâ, Jen. 1630. und D. Gverner: Rolfinckii P.P. Med. Disp: von eben deroselben materie. Jen. 1658.

In meinem Historischen Traumbuche habe ich erzehlet / tit. von Glücks-Träumen / wie einem Könige auß seinem Munde die Seele in gestalt eines Mäuselein herauß und hernach wieder hienein gekrochen sey: Darzu muß ich nothwendig noch dieses setzen /daß sich in Thüringen / bey Salfeld / auff einem vornehmen Edelsitze zu Wirbach begeben im Anfange dieses seculi, daß nehmlich das Gesinde des Herren Obst einmahls geschälet habe / darbey in derselben Stuben eine andere Magd gewesen / welcher der Schlaff angekommen / daß sie sich von denen übrigen absondern müssen / und nicht weit davon auff der Banck etwas zu ruhn nieder geleget hat. Was geschicht? wie sie ein wenig stille gelegen / siehe / da kreucht ihr zum offnen Maule herauß ein rothes Mäuselein / daß die Leute meistentheils gesehen / und eine der andern es bald gezeiget hat. Solches eilet zum Fenster zu / welches damahlen ein wenig nur offen gestanden / und bleibet ein weilgen auß. Drüber stehet eine vorwitzige Zooffe auff / ungeachtet / ob es gleich die andern ihr starck verboten / und rüttelt nicht allein die entseelte Magd / sondern beweget sie auch auff eine andere Stelle etwas fürder / und gehet davon: Darnach kömt das Mäusein wieder / [43] und laufft auff der vorigen bekanten Stelle hin und her / das auß der Magd Maul gekrochen gewesen / und wie es nicht recht ankömt / noch sich zu rechte findet / so verschwindet es / und die Magd war darauff Mause todt gewesen und verblieben. Welches jene vorwitzige sehr bedauret gehabt. In übrigen sol auff selbigem Hofe ein Knecht gewesen seyn / der vorher vielmahln von der Truht gedruckt geworden / und kein Frieden vorher haben können / als nach absterben jener Magd. Dieses hat mit ihren eigenen Augen gesehen Catharina Bittorffin / meines Eheweibes ihrer Mutter Schwester Sel. welche es sehr offte zuerzehlen pflegen vor 20. Jahren.

2. Von Bergmännrigen - Erd-Leuten
II. Von Bergmännrigen / Erd-Leuten.

Allhier haben wir mit zweyerley Geschlechtern solcher Unterirrdischen zu thun: Das erste betrifft die rechten Berg-Männlein / so denen Metallariis bekant seynd: Die andere Sorte hat in sich die andere Unterirrdischen / so unter der Erde wie rechte Leute wohnen sollen. Denn die dem Theophrasto Paracelso folgen / (vide Dannhau. in Dial. super PræAd. p.m. 7.) sprechen / daß auch die Erde innerlich ihre Creaturen habe / die sie Gnomos nennen: oder Neuferinos. Vide Conring. in Hermet. Med. c. 23. p.m. 326. [44] ex Erasto part. 1. pag. 16. da der Paracelsus vorgiebt / daß solche in den Löchern der Erden stecken sollen. Davon aber Aristot. wenig richtiges gewust hat. Denn beym D. Joh. Magiro in Element. Astron. p. 19. spricht er also: Wenn Leute weren / die unter der Erden wohneten / in den herrlichsten und besten Häusern / die drinnen mit den schönesten Gemählern gezieret / und mit allem Reichthumb angefüllet weren /sie weren aber niemahlen über unsere Erde zu uns gekommen / nur daß sie von hören sagen verstanden hetten / wie eine sonderliche Regierung und Gewalt der Götter vorhanden were: Weiter so schickte es sich auch einmahl / daß sich die Erde auffthäte / und sie geriethen auß ihren schlaufflöchern zu uns herauffwerts: Also daß sie geschwinde die Erde / das Meer und den Himmel anschaueten: die Grösse der Wolcken / und die Gewalt der Winde innen würden: die Sonne mit ihrer Grösse / Schönheit und Würckung vermercketen / wie dieselbige den Tag machete /wenn sie ihr Licht durch den gantzen Himmel erstreckete etc. Weiter / wenn die dunckele Nacht die Erde bedeckete / und sie das gantze Firmament voll heller Sterne erblicken würden etc. Fürwar wenn sie das alles so ansehen solten / so würden sie unfehlbar sprechen / daß ein GOtt sey / und das alle diese Wercke von GOTT herrühreten. Biß hieher der klügeste Philosophus: der nur so einen ungefährlichen Satz thut auß der [45] Einbildung: Aber für sich dennoch von keiner Gewißheit eine Erwähnung thut / oder ihr im Traume hat können vorkommen lassen / das Unterirrdischen verhanden seyn. Weiter schwatzet auch der Homerus viel Dings von denen Cimmeriis, zu welchen Ulysses hinkommen / die stets im finstern wohnen / und denen die Sonne niemahlen auffgehet / sondern die stock-dunckele Nacht umb ihren Kopf herumb fliegend haben. vide Odyss. L. ab init. p.m. 311. etc. ovidi: lib. 11. Met. Tull. 4. Tuscul. Aber dieses leget HerrL. Müller Sel. PP. Lips. Math. in Disp. de Hemerol. th. 10. auß von denen Ißländern / und andern Nord-Polern: drauff er auch die Verse des Virgilii lib. 1.Georg. ziehet: so ferne sie schier ein halb Jahr continuirlich Nacht haben. Wiewohl ein ander sprechen könte / daß es so ferne seine Manierligkeit hette / als dergleichen / in denen kalten Nordischen Orten wohnende Leute / des Winters tieff unter der Erden / in grossen Kellern und außgehöleten Bergen wohnen.Vide Olaum Magnum de Gent. Septent. p.m. 6. da sie weder Sonn noch Mond bescheinet. In übrigen vermeynen andere / als Buchner. in Lexic. Fabr. fol. m. 227. a. Daß Homerus die Cimmerios in Welschlande verstehet / welche beym sinu Bajano und Averno gewohnet / und in denen Klüfften unter der Erden ihre Behausungen gehabt haben / da sie durch verborgene finstere Gänge hin [46] und her gewallet / und den gantzen Tag über drinnen gewesen seyn; biß sie des Nachts auffn Raub gelauret / und alsdenn manchmahl hervor gekrochen seyn; da sie sonsten vom Metall graben / wahrsagen unn vom Könige dargegebenenProviant, sich erhalten müssen / wie Strabo außnEphorô schreibet. In übrigen übern Spruch Esaiæ am 9. v. 2. (das Volck / so im finstern wandelt / siehet ein grosses Licht / und über die da wohnen im finstern Lande / scheinet es helle) redet D. Joh. Bened. Carpzov: Seel: in seinen Geistl. Weynachtsbildern. p. 23. auch gar fein von denen Cimmeriis darzu etwan nicht unfüglich dieses mag gesetzet werden (vide Bunon. in Comment: ad Clüver: Geogr. l. 4. c. 16. p.m. 514. ex Haitone) was die Reisenden erzehlen und beschreiben / von einer kleinen Landschaft Hansem in denen Gräntzen der Georgianer, so eine drey Tage reise groß soll seyn im Umbfange / und mit lauter dicke Ægyptische Finsternüsse angefüllet ist / und doch seine Einwohner haben soll / wiewol niemand zu ihnen hienein / und sie auch nicht herauß können zu uns / ohne daß die Beywohner das Geschrey der Hähne und Pferde hören sollen.

Nehmlich es soll ein ungläubiges Volck seyn / daß die Christen bekriegen und außrotten wollen: derentwegen sie GOtt mit Blindheit geschlagen / daß sie nicht auß ihrem Land kommen können.

[47] Schlüßlich werden auch die alten denen Cimmeriis verglichen in dem Falle / wenn von ihnen gesaget wird / daß ihnen weder Sonn noch Mond scheinet.Vide Ursinum in Analect: sacris part. 1. c. 30. p. 37. ad. Eccles. 12. v. 2. etc. Weil also Aristoteles nichts von denen Erdleuten gemeldet hat und Homerus davon eigentlich nicht weiß; So ist hierauß schon allbereit ein Angedencken zu nehmen / daß davon wohl wenig zu halten sey. Doch wollen wir eine und die andere Historie hervor ziehen. Als hat dieses Raue in memoral. c. 105. f. 97. etc. Es scheinet / daß Riesen gewesen / aber nicht auß der Erden gewachsen / sondern von gemeiner Grösse Eltern gebohren worden /in dem die Natur geirret / oder gespüret / daß sie durch solche ungeheure Grösse zu erkennen gebe /wie durch menge der Materien dieselbe könten gebohren werden. Aber in diesen allen übertrifft es allen Menschlichen Verstand / daß etliche Historien / (weiß nicht ob es vielleicht Fabeln zu nennen) vorgedachten Wilhelmi Neobrigensis meldten: welcher in seinen Englichen Historien im 1. Buch im 27. Cap. von den grünen Kindern unter folgenden Worten schreibet /als er von dem Könige Stephano in Engelland / so von dem Jahr Christi 1136. biß auff 1155. regieret /handlet. Wir müssen dieses Orts nicht übergehen /das seltzame Wunder / so sich läst ansehen / ob seye dergleichen unerhört / und unter dem König Stephano [48] in Engelland vorgangen. Und zwar habe ich lange zeit daran / ob es gleich von vielen gemeldet wird / gezweiffelt / und vor eine lächerliche Fabel gehalten /biß ich durch viele vornehme Zeugen gleichsam überhäuffet / es zu glauben gedrungen worden / und darüber mich zuverwundern / welches ich durch meinen Verstand nicht begreiffen können. Es lieget ein Dorff Estanglia genannt / vier oder fünff Meilweges von dem berühmten Kloster des H. Königs und Märtyrers Edmundi / bey diesem sind etliche sehr alte Gräben /in Englischer Sprach Wulffputes, Wolffsgräben genannt / davon auch das Dorff seinen Nahmen / und noch zur Zeit Wolffspitte geheissen wird: Auß diesen Gräben nun / sind in der Erndtzeit / als die Schnitter die Frucht abzuschneiden / im Felde gewesen / zwey Kinder / ein Knäblein und Mägdlein / so an dem gantzen Leib grün / und einer ungewöhnlichen Farbe /auch ihre Kleider auß einer unbekanten Materi zugerichtet gewesen / herfür kommen. Als sie nun auff dem Acker mit grosser Furcht gelauffen / haben die Schnitter sie ereilet / und in das Dorff geführet / dahin denn das Volck mit grosser Menge dieses Wunder zu beschauen / zugelauffen / sind also etliche Tage daselbst ohne Speiß auffgehalten worden / wiewohl sie alle vorgegebene Speise verachtet / und doch fast wegen grosses Hungers verschmachteten als nun von ohngefehr Bonen von dem Felde gebracht worden /haben [49] sie mit grosser Behändigkeit angefallen / den Kern darinn gesucht / und weil sie leer gewesen / bitterlich darüber geweinet: Darauff ihnen einer auß den Umbstehenden solche Kern gereichet / welche sie mit grosser Begierligkeit angenommen / und etliche Monat mit solcher Speise aufferzogen worden / biß sie endlich auch des Brodts zu gewohnen angefangen. Letzlich ist auch durch unser Art Speise die Farbe an ihnen verwandelt / und der unsern gleich worden / wie sie denn auch unsere Sprache gelernet / und auff Rath der Gelehrten der H. Tauffe einverleibet worden. Ist aber das Knäblein / so das jüngste anzusehen / bald nach der Tauffe gestorben / das Mägdlein aber lebendig verblieben / in allem den unsern gleich / hat auch nachmahls bey Lenna (wie man sagt) sich verheyrathet / und noch bey kurtzen Jahren im Leben gewesen. Als sie befragt worden / nachdem sie unsere Sprache gelernet / wer / und woher sie weren? haben sie geantwortet / sie seyn von dem Lande S. Martini / welcher in ihrem Lande in grossen Ehren würde gehalten. Wo aber dieses Land seye / und wie sie an diesen Ort kommen / könten sie nicht wissen. Dieses allein gedencken wir noch (sagten sie) als wir auff eine Zeit unsers Vaters Viehe auff dem Felde gehütet / haben wir einen Thon und Klang gehöret / wie wir itzund in S. Albans Kirche hören / wenn die Glocken angezogen werden / als wir uns nun über solchen Thon [50] verwundert unn etwas mehr nachgedacht / habe wir uns gleich als in einer Entzückung des Gemüths bey euch auff dem Felde / da ihr geschnitten / befunden. Als sie nun gefragt / ob die Menschen auch in ihrem Lande an den HErren Christum gläubten / oder die Sonne scheine / haben sie bekant / es seyn die Einwohner Christen / und haben auch ihre Kirchen / aber die Sonne sagten sie / gehet bey uns nicht auff / und wird die Erde bey und durch ihre Strahlen nicht erleuchtet /ist allein ein wenig helle / wie dieser Orten frühe vor Auffgang / oder zu Abends im Niedergang der Sonnen zu seyn pfleget. Es ist auch nahe bey unserm Lande ein anders helles Land gelegen / so von dem unserm mit einem grossen Wasserfluß abgescheiden. Dieses / und dergleichen viel andere wunderbahre Sachen / haben sie auff vorgelegte Fragen geantwortet. Von diesem nun mag ein jeder urtheilen / und richten was er will / es soll mich dieses als einen sonderbahren wunderbahrlichen Zufall gesetzt zu haben nicht verdrüssen. Biß hieher gedachter Autor. Wiewohl nun dieses für ein Fabel könte geachtet werden / jedoch demnach so viel und treffliche Umbstände mit zustimmen / und der Autor selbst protestiret / wenn er nicht mit vielen ansehnlichen Zeugnüssen gleichsamb überhäuffet were / hette er ihm keinen Glauben zustellen können: wollen wir es also vor einen wunderbahren /doch wahrhafftigen Fall passiren lassen. [51] Solte wohl aber ihr Ursprung der Erde zuzuschreiben seyn / oder sind sie vielleicht auß Gronland oder Lappenland /durch einen Geist dahin gebracht worden? biß hieher jener. Dessen Histori auch zu lesen ist in Jac. Ad. Herren-Schmids Cantzel-Discurs von GOTTes Mause-Regiemente auß Christoph Schörers Bedencken vom Com. und Erdbebung anno 1652. 1653. davon Herrnschmid d.l. p. 4. sein Vorbringengen also endiget: Bleibe demnach dabey / daß nicht nur allein Thiere in und unter der Erden; sondern auch Menschen seyn müssen: Denn die Erde ist und bleibet GOttes Kunst-Kammer / ja sein eigen / sambt allem was drinnen ist. Psalm. 24. v. 1. Biß hieher dieser: Der seinen Satz behaupten können auß der Schrifft /so ferne dieselbe nur zu mißbrauchen stehet . Als lieset man Philipp. 2. v. 10 / 11. daß in dem Nahmen JEsu sich beugen sollen alle Knie / die im Himmel /und auff Erden / und unter der Erden sind. Und alle Zungen bekennen sollen / daß JEsus Christus der HErr sey / zur Ehre GOTtes des Vaters etc. und Apoc. 5. v. 13. Alle Creatur / die im Himmel ist / und auff Erden / und unter der Erden / und im Meere / und alles was drinnen ist / höret ich sagen zu dem / der auff dem Stuel saß / und zu dem Lamm: Lob und Ehre / und Preiß / Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Aber hier seynd die Antipodes oder Gegenfüßler vielmehr zuverstehen als irgend einige Hypogæi [52] homines. Denn solche stammen auch her von Adam / welches außdrücklich der Isaacus Peyerius nicht zugeben können / wenn er solche Præ. Adamiten heisset: 2. Welches auff eine gewisse Bedingung leugnet Lact. Firman l. 3. c. 35. & Augustin. l. 16. c. 9. de C. D. so ferne sie solche Leute gar mit einander ihnen nicht haben können einbilden / oder zu Kopf bringen / weil sie hienunter hengen müsten. Vide Meyfart. in Geogr. l. 1. c. 11. p. 155. So gehören sie auch so wohl zum Reiche GOttes als wir: Als bey welchen auch die Apostel sollen gewesen seyn. Vide Orat. L. Mœbii ad Tract. de Orac. Wir haben ein paar Stückgen gehöret; deren sich einer und der andere gebrauchen möchte / die Erdmänner / oder unterirrdische Leute zu beglauben. Wir wollen allhier / zur nutzbahren Kurtzweil / noch mehre auff die Bahne bringen; Und seynd mit einander nachfolgende: Nehmlich


1. Autorität.
2. Bibel.
3 Cörperlein.
4. Durchgang der Hamel-Kinder.
5. Einhorn.
6. Fische.
7. Geschichte.
8. Hitze.
9. Irrdisches Saltz.
10. Kugeln.
11. Löcher oder Hölen.
12. Mehl.
13. Nehmung der Schätze.
14. Orts Nothwendigkeit.
15. Potus.
16. Quellen.
17. Ratten / Mäuse / Molche.
[53] 18. Schiffe.
19. Töpffe.
20. Verbannung.
21. Weyrauch.
22. Zeugung der Kinder

Wer wolte hierzu 19. nicht bringen die Urnas fossiles, oder (wie sie vom Schvvenckfeldio lib. 3. Fossil. Siles. p. m. 406. 407. mit folgender Beschreibung genannt werden /) Erd-Töpffe / gewachsene Töpffe /Zwergtöpffe / deren Halß ingemein enge ist / und der Bauch dicke / davon auch etliche nur einen Henckel oder Handgriff / etliche zwey ja drey haben. Etliche seynd mit Stürtzen bedecket / etliche nicht. Etliche seynd Ascherfarbe / etliche gelb / etliche roth: In dem sie traun an der Falbe und Grösse untereinander sehr unähnlich seyn. Solche werden an den meisten Oertern bey Guben / Sora / Sommelfeld etc. auß der Erden gegraben / und seynd schier feuchte / weich und thonicht. So bald sie aber an die in Lufft kommen /werden sie ziemlich hart. Der gemeine Mann saget /daß sie in die Erde wachsen. Viel glauben / daß die Zwerge sich vor diesem solcher gebrauchet haben. Die Gelahrten vermuthen / daß daselbsten die Begräbnüsse der Heyden gewesen seyn / welche / weil sie keine Urnas gehabt / sich solcher Töpffe bedienet hetten / drinnen sie unterdessen die Asche / das Feuer / die übrigen Beine / und was vom Holtzhauffen hinterlassen worden / wenn sie / an statt unserer Begrabung / ihre Anverwandten verbrandt haben / zum Zeichen [54] der letzten Liebe geschüttet / daß sie hernach mit einander in ein Loch oder Sande verscharret haben.Confer meine antiquitätische Karte. Bey Christoff Richtern im Calend. 1662. stehet dieses: In Groß-Polen bey der Stadt Suenum, ist eine unglaubliche Sache zu sehen / daß nehmlich Töpffe / Fässer /Krüge und allerhand Gattung irdenes Geschirres von sich selbsten wachsen / und auß der Erde gegraben werden / doch weich / die bald in die Lufft gesetzet /allgemach hart werden. Zeilerus in Itinerar. Germ c. 24. fol. 524. in der Refier Trebnitz / hart an dem Dorff Masel / ist ein Berglein der Toppelberg genannt / auß welchem rechte formirte Töpffe und andere thönerne Gefäß außgegraben / doch gantz weich herauß genommen / und erst von der Lufft hart gemachet werden. Olorinus in Cent. Herb. pag. 102. auß Bramero im Angesichtschweiß p. 382. Münsterus in seiner Cosinographie schreibet / daß in Polen bey den Flecken Nochaw und Paluky / finde man Hafen oder Töpfe / die sind von Natur formieret / und so man sie auß dem Erdreich zeucht und trucknet / sollen sie wie andere Töpffe seyn. Eben solche selbst gewachsene Töpffe werden im Land zu Böhmen / und der Ober-Laußnitz gegraben. Ein Wunderding ists gleichwohl /daß so mancherley Form an denselben Töpffen seyn /da auch keiner dem andern gleich ist / und daß sie unter der Erden weich seyn / wie die Corallen im Wasser / und an [55] der Lufft hart werden. Item / daß in jeden Topff etwas sonderlichs lieget. Solche Töpffe werden nur im May gegraben / da sich die Erde selber verreth / als were sie schwanger / ein Hügel machet /darnach die Leute sich richten. Cromerus. Sonsten spricht Bartholinus Cent. 1. observ. Anatom. daß er bißweilen in denen Magen der Thiere Topffsteine gefunden habe: Wie denn auch die Hexen wohl zum öfftern etliche Scherbel denen Leuten in den Leib gezaubert haben. Weiter redet auch gar nachdencklich / Gediccus in Genes. ad cap. 6. Tom. 7. f. 157. a. Gleichwie der Töpfer auß einem Thon allerley Töpfen und Scherben machet: Also ist des Menschen Hertze ein wunderlicher Töpfer / so immer wunderbahre / seltzame Töpfe machet / und bald diß bald jenes auß der unreinen materie außdrehet: denn auß dem Hertzen kommen arge Gedancken etc. Genes. 6. v. 8. Matth. 15. Psal. 14. v. 53. Traun dieses findet sich hieher sehr wohl; wenn etlicher abergläubischen Leute ihreKöpfe / denen Unterirrdischen solche gefundeneTöpfe zuschreiben / die sich doch zur Sache nicht reimen. Mors in ollâ, das ist / 1. es sind Todten-Töpfe /und 2. sterben den Lebendigen ab / welchen sie zugeschantzet worden. Im Lexico Martinii tit. Saga stehet: daß Tob Belg: sey turbo. Daher toppen oder toben / furere, item herumbküseln / oder drehen /dannenher wohl kommen möchte das Niedersächs. töverste / [56] Töberer / ein Zauberer. Ja ein solches seynd eigentlich unsere Unterirrdische oder Bergleute und Erdmänner. Es hat uns GOtt zwar alle wie ein Töpfer [vide peculiar. Dissertat. Theol. M. Rothii genannt /de Vasis & Figulo etc.] auß der Erden gemachet; daher wir Gentes von γῆ; drauff wir gehn / und damit wir umgehn / heissen / item Terrigenæ, etc. vide mit vielen mein Lexic. Geograph. tit. von der Verwandnüß der Menschen mit der Erden. Daher die Heyden auch fingirt haben / wie daß die ersten Leute auß der Erden / als die Mäuse / gewachsen seyn. Vide Rauens Memorab. c. 105. fol. 96. Aber jene ertichtete Subterranei haben daran kein Theil / weil die Schrifft von sie nichts weiß. Wil man so Unterirrdische haben und erkennen; so seynds die begrabenen Cörper: denn die liegen unter der Erde / nachn Dan. 12. da er von vielen redet / anzudeuten / daß die jenigen nunmehr nicht mit drunter begriffen seyn . Vide Mathesium in Postill / ad Evangel. 26. Trinit. fol. 183. a. b. part. 2. & Disput. Witteberg. de Sanctis Redivivis Kunadi. An denen Beerdigten hat man Mundum subterraneum, wie sein Werck also wohl tituliret hatBosius etc. nach deme die Zigeuner sprechen: Krich unter / krich unter / die Erde dir gram. Wenn ein Mensch wieder zur Erde wird / davon er genommen ist / und sich für den Zorne GOttes / [welchen wir auff uns / weder [57] übermachten Sünde / geladen hat / da der Tod solcher Sünden Sold ist /] sich ein weilgen / von GOtt verlassen / in seine Kammer verkreucht / biß der Zorn vorüber gehet.

Du magst zum 16. sprechen; Man hat auch Quellen unter der Erden / drinnen Fische etc. seyn: was würden die sonst nütze / wenn sie nicht von den Unterirrdischen gebraucht würden? Nehmlich beym Zeilero liest man dieses continuat. itin. Germ. c. 15. f. 176. Es ist ein berühmter See in Crain / von dem benachbarten Circkniz, Lacus Circonicensis genannt /und 4. oder 5. Stunden von Ober-Laybach / nicht gar ein Meil von dem Schloß Adelsperg / oder Postonia, gegen dem Karst zu gelegen / daselbst fast alle Jahr umb das Ende des Herbsts das Wasser auß den Löchern gehling herfür komt / sehr viel Fisch mit sich bringt; und das gantze Feld überschwemmet: So bald der Sommer herbey nahet / sich das Wasser wider verleuret / und der Boden trucken wird / dergestalt /daß wo man zuvor neulich gefischet / und Hecht über zwo Ellen lang / und Enten / so auß den Hölen der Berge lebendig herfür kommen / gefangen / man itzund säen / erndten / und so man wil / Lach jagen kan. Und dieser See ist auch den Alten bekant gewesen /wie auß Strabonis lib. 7. ereinet / daselbsten also stehet: Similiter a Tergererquoque vico Carnico, transitus per ocram est herlugeam paludem. Besiehe besagten Cluverium [58] d. lib. 1. c. 21. Item Sigismundum Frey-Herren von Herberstein / beym Georgio Wehnero de adm. Hung. aquis. Adde Ursinum in Acerrâ Philog: p. 24. ex Majolo & Georg. Verner. Colloq. XII. Ortel.

Wer weiß was zum 18. auß folgenden Worten ab zunehmen stehet? Nehmlich Anno Christi 1642. wurde im Schweytzerlande im Bernischen Gebiethe ein Schiff in den Ertzgruben unter der Erden hundert Klafftern tieff gefunden / von Holtz / mit einem eisernen Ancker / und Segeln von leinen Tuche / doch alles gleichsam verschliessen. Man sahe noch viertzig Menschen-Gebeine darinne. Hier möchte man sich verwundern und nachforschen / wie solches Schiff an diesen Ort kommen. Baptista Fulgosus, & alii. (Aber dieses Schiff kan vielmehr von der Sündflut dahin gerathen seyn; als da sich ohne das alles verendert hat: Nehmlich das Wasser soll hingerathen seyn / wo das Land vorhin gewesen / und contrà: wie solches in einem gantzen absonderlichen Buche erweiset Don Joseph. Gonzalez de Salas ein Spanischer Edelman in Dissert. de duplici terrâ viventium, über den Spruch 2. Pet. 3. v. 5. 6. 7. und sich was sonderliches damit eingebildet hat / gleich were er der Invētor solcher Meinung / da doch nach dem Bezeugnüß Micrælii p. 69. 70. opin. de Præ-Adam. abom. fœd. der Herr D. Lutherus seel. vor ihm solches außgeführet hat in Genes. 2.) [59] Und ist traun in vielen Stücken richtig gnug. Gesnerus p. 163. in explic. Genes. ad c. 6. gedencket / daß die Rabbinen fingiren / wie allenthalben von der Erde / durch die Sündflut / drey Hand hoch weggekommen weren: Daher von dannen biß itzund / die Unfruchtbarkeit käme. Aber dieses lasse ich dahin gestalt seyn / und spreche vielmehr / mit dem Gonsalo und Luthero, daß das Wasser und die Erde ihre Stellen mit einander verwechselt haben. Und vielleicht kömpt es auch daher / daß die gantze See gegen Orient / wie auch das Mittel-Meer / unten voller grüner Bäume und Wälder ist. Vide Ursin. in Acerr. Philol. p. 29. 30. außm Plinio l. 13. c. 25. Nehmlich vor der Sündflut sol dar kein Meer / sondern Land gewesen seyn: Und will Herr D. Luther dafür halten / daß vielleicht ein ziemlich Stücke vom Paradieß damahln möge allda gewesen seyn / wo itzund das mare mediterraneum, und sinus Persicus ist. Vid. Micræl. d. l. pag. 71. welcher letzter auch daran nicht zweiffeln will / daß solches nicht solten verlassene Fußstapfen oder übergebliebene Dinge von der allgemeinen Sündflut seyn / wenn man unter der Erden gantze Bäume in Stein verwandelt findet: Item in Bergwercken allerhand Formen der Fische und anderer Thiere in Steinen siehet. Wie es mit Ihme denn auch helt Lutherus in cap. 2. Genes. vide p. 207.Lütkemanni de vero homine. Ferner mag es daher[60] auch vielleicht kommen / daß man die Einhörner nur unter und nicht über der Erden findet / als in Thüringen / Böhmen / Hartzwalde / bey Elbingerode / Hildesheim und Heidelberg / in Schlesien / Mähren und etlichen Meißnischen Oertern: Item in Welschlande /wie Clusius, Ferrantes Imperatus l. 25. und Franciscus sein Sohn gedencket Confer Wormium in Musæo, Bartholinū p. 277. Sennert. Scient. Nat. l. 4. c. 4. p. 23. & l. 5. c. 4. p. 22. Wiewohl M. Georg. Casp. Kirchmaj. in Dissert. de Monocer. §. 10. dieses nicht wil wort haben / daß sie von der Sündflut herrühren solten / und helt es nur für Narrentheidigung: Angesehen es nur ein genus mineralis were / das weder mit der härte noch schwere / noch feste und geruche mit dem rechten Einhorn überein treffe. Nun hat man zwar Einhörner / da in Indien der abgeschlachteten Ochsen und anderer Thiere Hörner / nach Manier der Landesleute / begraben werden; Aber umm eine zeitlang ziemblich wider auß der Erden hervorwachsen.Vide Panciroll. l. 2. tit.. 1. p. 131. ex Joh. Hugon. a Linschot. in Descript. Navig. in Ind. Orient. c. 61. Doch sey dem wie ihm wolle; Es scheinet gleichwohl / daß etwas dran seyn müsse / in deme die in der Erden gefundenen Einhörner ihre rechte Kräfften und Art offtermahls gnug haben. So will auch mit außdrücklichen Worten / M. Cornel. Kempius in descript. Fris. zu Cölln gedruckt in 8. Anno 1588. bekräfftigen / [61] daß die Sündflut eine solche Verkehrung gemacht habe: wenn er vom außgegrabenen Brenne Torffe redet; wie solcher vergangene Bäum und Holtzwerck sey / so die Sündflut auß Norrwegen in Frießland / und andern Oertern hiereinwerts / durch eine Überschwemmung gebracht hette: da hier vorher sonsten lauter Wasser were gewesen / und hingegen hinter Norrwegen lauter Wald; da itzund das tieffste Meer ist. Confer Schookium in Tract. de Turf. Solte dieses nicht auch zur Sache dienen / was Varenius hat lib. 1. Geogr. gen. p. m. 69. von einem Brunnen / den man zu Amsterdam mit graben zu wege bringen wollen / und doch kein Wasser antreffen können / ob sie gleich noch so tieff gegraben haben / nehmlich auff die 232. Fuß hinunter / da sie verzweifflend auffgehöret und müde darüber geworden seynd. Hingegen hatten sie anfangs auff 7. Fuß tieff Garten-Erdreich angetroffen: Durch andere 9. Fuß / Torff- oder Brenn-Erde: Durch andere 9. Fuß / lauter Thon: Durch andere 8. Fuß Sand: Durch andere 4. Fuß Erde: Durch andere 10. Fuß Thon: Durch noch andere 4. Fuß tieffer abermahl Erde: Durch noch andere 10. Fusz eine besondere Erde / darauff die Amsteldamischen Häuser pflegen gegründet zu werden. Weiter durch 2. Fusz Thon: Durch 4. Fusz weisz grob Sand: Durch 5. trockene Erde: Durch einen Fusz trübe Erde: Durch 14. Fusz lauter Sand: Durch 3. Fusz Sändichten [62] Thon. Durch 5. Fuß thonichten Sand. Durch 4. Fusz Sand mit Meermuscheln vermenget. Durch 102. Fuß thonicht Erdreich. Und durch die letzten 31. Fuß lauter grob Sand. Was wollen ihnen die unterschiedlichen Schichte freylich anders / als das die ungestüme Flutt / bald hieher / bald daher eine Last über die andere getrieben / und also versetzet habe? Denn woher weren sonst die Muscheln mitten im dürren Erdreich gekommen? Und eine dergleichen Abwechselung und vielfache Art des Erdreichs / findet man nicht minder an viel hundert andern Oertern der Welt: Man sehe nur die Sandgruben an / als hier zu Leipzig: Giebt es dar nicht eine Mannigfaltigkeit über einander? Bald ist auff etliche Fuß tieff obenwerts Erdreich / so zum Wachsthum des Getreides dienlich ist: Bald eine Schicht von etlichen Füssen grob Sand / so man unter den Kalck zuvermengen pfleget: Bald eine Flache von schönen gelben Scheuer-Sande: Bald ein Fach von herrlichen weissen Streu-Sande etc. und immer so fort / oder wilt du sprechen daß GOttes allwissende Vorsage / solches von Anbegin der Welt also disponiret habe. Damit man nehmlich an einem Orte vielerley Dinges bey einander habe / und nicht weit darnach lauffen dürffe: Wie man denn selten ein Dorff antreffen wird / das über den Mangel am Leime und dergleichen klagen solte. Resp. Solche Gütigkeit / kan auch wohl von GOtt [63] in der Sündflutt selber beobachtet worden seyn / durch die geschehene Verwechselung. Doch kan es dennoch nicht universal seyn; Sintemahl viel Berge bey ihrem vorigen Stande in der Sündflutt wohl werden verblieben seyn; So würde auch jener Oelbaum nicht unverdorben von der Taube seyn angetroffen worden / davon sie das Blat bekommen hat; wenn alles ohne exception solle über und über gegangen seyn. Sonsten findet man auch in Preussen / im Flusse Spendte oder der Heilige genannt / greuliche grosse Eichbäume / die Pech-schwartz durch und durch geworden seyn / und an statt des Ebenholtzes gebrauchet / auch von den Fischen mit grosser Bemühung gesuchet und hervor gebracht werden: Da doch sonsten in selbiger Refier keine Eichbäume seyn sollen: Solches wollen die einheimischen nicht minder der Sündflut zuschreiben; in deme keine andere Ursache der Ankunfft mag ersonnen werden: Und im übrigen auch nicht wenig Bäume allda im Wasser hin und wieder angetroffen werden. Ferner mögen die Latices oder verborgene Quellen auch daher wohl kommen. Aber dieses mag itzund gut seyn: Wir wenden uns zu mehrern conjecturen wegen der Unterirrdischen: Als dahin auch einer zum 21. den Erd-Weyrauch ziehen möchte: Als wenn der ihr Eigenthum were: Es redet aber davon Herr Grundmann in seiner teutschen Geschicht-Schule p. 383. die Sudödische Gebürge [64] in Mähren / nicht weit von Iglau /sind hin und wieder reich von mancherley Ertz. Das ist aber für andern wunderns werth / daß in diesem Lande Weyrauch und Myrrhen gefunden wird / nicht auß den Bäumen herauß schwitzend und triffend / wie in andern Ländern / sondern in der Erden / an einem Orte / Gradisco genannt / an welchem nicht allein der Weyrauch gegraben wird in der Gestalt und Gleichheit der Männ- und Weiblichen Geburts-Glieder /sondern ist auch vor wenig Jahren / als ein fürnehmer Herr des Geschlechts von Eichen auf seinem Felde /das Sternberg genannt / einen Teich graben ließ / von den Arbeitern ein gantzer Cörper angetroffen worden / so allerdings einem Menschen ähnlich / aber nichts als Myrrhen war. Mercator in Atlante Min. in descript. Moraviæ. Boter. in cosmogr. l. 1. f. 138.Mich. quad. fol. 716. von der Teutschen Herrligkeit.Hactenus ille: Solten alldar die Unterirrdischen könne riechen / wo sie nicht einmahl können kriechen? Das kan ich mir nicht einbilden: GOtt hat vielmehr nach seiner mannigfaltigen Güte / uns zum besten / den Weyrauch allda lassen so wohl unter der Erden / als anderswo über der Erden wachsen. Ingleicher verhelt es sich auch also 8. mit dem Saltze: welches nicht alleine bey uns hiereben auß Wasser gekochet wird / sondern auch unten in der Erden wächst: Aber ebenmässig nur unsert halben / wie [65] davon Michael Saxe in Alph. Hist. also redet p. 533. In Ungern wächset gar viel Saltzes / das zu Maroma Rusien wie Sandsteine auß der Erden gehauen und gebrochen wird. Deßgleichen geschiehet auch in Siebenbürgen /da man gantze gesaltzene Weyher oder Teiche hat und findet / darzu man das Viehe nicht darff gehen lassen / oder sie söffen sich zu tode / wegen der unersättigen Lust / so sie zu dem gesaltzenen Wasser haben / dessen sie sich nicht satt trincken konten. Und in solchen Saltz-Teichen findet man auch gute und grosse Fische / die aber balde sterben / wenn sie in anders süsse Wasser gesetzet werden. In Siebenbürgen bey dem Gestade des Meers Marisien / dessen Rums auch Saltz ist / gehet das Saltz wie Felsen auß der Erden herfür / es begiebt sich wohl / daß die Bauern in dem pflügen an das Saltz in der Erden liegende stossen /und es eröffnen / aber sie dürffen es nicht herfür graben oder hauen / damit den Königlichen Zufällen kein Abbruch geschehe. Alleine die Völcker Siculer genannt / so auch in Siebenbürgen wohnen / haben die sonderliche Freyheit Saltz zu graben / so viel sie dessen bedürffen. Muscowitische Chronick / Herrn Siegmunds zu Herberstein fol. 238. besiehe hievon mit mehrern D. Joh. Wigandum in Meth. de sale: da er sehr viel andere Oerter benennet / pag. 97. etc. Wo es Berg-Stein- oder gewachsen Saltz giebet: forne an setzende / daß der gütige [66] GOtt solches Saltz hin und wieder in der Welt uns Menschen zu nutze verleget habe. Weiter zum 15. ist auch mit dem Erdtranck nichts außgerichtet: Angesehen auch Kreuter und andere Gewächse über der Erden seynd / drauß man einen Tranck haben und nehmen kan. Vide Joh. Olorin. in Centur. Herb. p. 48. etc. auß Boter. Cosmogr. p. 287. 261. D. Goclen. de vitâ prorogandâ p. 184. etc. Nehmlich man lieset bey Mich. Sax. d. l. p. 74. In Paphlagonia soll ein Brunn seyn / von dessen getrunckenem Wasser man ja so lustig und bezecht und frölich werden soll / als hette man Wein getruncken. Weiter sol auch in Ißland ein wunderlicher Brunn seyn / da Wasser auß der Erden hervor quillet / welches truncken machet / und recht wie Bier schmecket.Vide Quadum ad Tab. Geogr. 66. Schultes. in Geogr. p. 504. Ola. Magn. de Gent. Sept. p. 547. Deren der erste hinzu thut / daß solcher Brunnen sich zum offtern anderswohin machen solle / und am vorigen Orte verlieren / wenn der Innhaber so geitzig damit verfähret: wie es eine gleiche Verwandnüß solle gehabt haben mit dem Tragasæischem Saltze / als der König Lysimachus einen unerträglichen Zoll darauff geleget hat. Athen. l. 3. Dipnos. und mit den Muscheln bey Süse. Jacob. Mayer in Annal. Fland. wegen der allzugrossen Accisen. Vide Ursin. in Acerr. Philol. p. 25. Und also spielet die Allmacht GOttes bey jenem Bierbrunnen / [67] uns zum Nutzen: Wie denn gedacht / daß daher auch Wein auß Brunnen kan gezapfet werden. Boter. d. l. p. 310. wie man nicht minder auß Bäumen Mehl machen sol. Marc. Pol. l. 3. c. 15. Und auß einem andern / Saltz. Plin. lib. 12. c. 8. Wer will also zum 12. von dem unterirrdischen Mehle was halten / zum Behuff der Unterirrdischen? Im übrigen redet davon Hannß Wilhelm Kirchhoff im Wend-Unmuthe l. 3. c. 198. etc. Ein unerhört Wunderzeichen / hat sich am 22. May Anno 90. bey der Kaurschim / fünff Meil von Prage in Boheim begeben / daß ein armer Mann / der grossen Jammer an seinen Kinderlein / welche unsäglichen Hunger litten / sahe / und ins Feld gieng / Leimen zu graben / damit er Geld verdienet / den Kinderlein Brodt zu kauffen. In dem er nun einhackt / findet er eine weisse Materien / die ihm mit grossen Stücken entgegen fiele / die / als er sie besehen / schön gut Mehl seyn befande / auch gut Brodt er darauß gebacken / das wie Violen einen Geruch hat. Hiervon haben mehr Leute / Arm und Reiche / die solche Gottes gab mit Dancksagung angenommen / dergleichen gut Brodt gemacht / welche es aber verspottet und verachtet / und doch heimtragen wollen / (ohn zweiffel die reichen geitzigen Schraper / die ihres Genieß besorgeten) denen ist es unter den Händen zu Stein und Sand verwandelt worden / solch Mehl sol noch an mehr Enden in Böhaim erfunden worden [68] seyn. Ibid. Im Jahr 94. haben die Säw bey Caristadt am Mayn eineMateri in der Erden funden / das sie gefressen / etc. darauß man auch Brodt / doch grau gebacken. Des Brodts hab ich gesehn / den Verächtern ists zu Kleister worden / und nicht gerathen. Actum im Novembri. Ibid. Ohngefehr im Junio Anno 97. wie auch allenthalben grosser Mangel an Brodt / hat GOtt etlichen armen Kindern auff dem Eyßfeld / nicht weit von Kelbern / einen Ort angezeigt / da sie schön weißMähl gefunden / darauß wohlgeschmacht Brodt gebacken / dessen ich ein Stücklein gesehen. Noch andere / und theils neulichere Geschichte bringet herfür Grundman d. l. p. 358. etc. von der Göttlichen Vorsorge / auß Relat. anni 1638. Stumpfio l. 2. p. 388.Avent. l. 4. Sleidan. Contin. l. 9. vom Jahr 1590. Nehmlich wie GOtt in der Wüsten denen Kindern Israel hat wollen Brodt vom Himmel lassen regnen /und zum öfftern Korn auß der Lufft hat fallen lassen: Als Anno 1580. in der Marck Brandenburg. 1531. in Apulien / 1584. bey Cronach etc. Vide Mich. Sax. d. l. p. 529. etc. und meinen Tract. von der blauen Himmels-Seide: Also hat Er auch seine Allmacht damit unter der Erden erweisen wollen. Traun GOtt kan auß Stein und Sand Brodt und Mähl machen: wie umbgekährt / auß Brodt Steine. Wie ein solches zu sehen ist / zu Leyden in S. Peters-Kirchen. Vide [69] Zeil. in Itin. Germ. f. 439. Und hiemit haben die ertichteten Unterirrdischen nichts zu thun: wie nicht minder auch mit den 6. Erdfischen. Denn wie man lieset beym Ursin. d. l. p. 23. so sollen unter der Erden grosse Ströme verborgen seyn mit ihren in sich habenden Fischen: wie ein solches Wasser in Cariâ bey der Stadt Loryma ist; davon die Leute aber alle gestorben seyn / die von den Fischen gegessen haben / so der neu entdecke Fluß ans Tagelicht gebracht hatte. Und daß solche Fische füglich in der Tieffe unter der Erden wachsen können / beglauben die Aale / welche nicht minder in den tieffen Schlufflöchern und Schlamme gezeuget werden. Und solche Speise davon ist auch hart zuverdauen / sonderlich wenn sie im tieffen Schlamme verbergen gewesen seyn. Und biß hieher von Wasserfischen: Itzt folget was verwunderlichers / von Erdfischen. Nehmlich du möchtest es wohl für eine Fabel halten / daß man nicht mit Netzen und Hamen / sondern gar mit Aexten zu fischen außgehen könne: Doch ists gewiß; weil auch Theophrastus bezeuget / daß an etlichen Orten Fische auß der Erden gegraben werden. Plinius l. 3. c. 7. Nehmlich in Paphlagonia werden sie auß tieffen Gruben hervor gebracht / und zwar an solchen Oertern / da keine Wasser hinkommen. Im Lande Ponto, werden sie im Eisen verfrohren gekriegt / und lassen ihre lebendige Bewegung nicht eher verspüren / als [70] wenn sie über dem Feuer im Kessel gekocht werden. Plin. l. 9. c. 57. Idem redet von Fischen / so auff dem Erdreiche wie ander Vieh weyden: Nehmlich in den wässerichten Orten bey Babylon /wenn das Wasser abläufft / so bleiben die Fische dahinter in den Löchern / so Wasser behalten / und etliche von denen gehen zur Weyde / vermittelst ihrer Floßfedern / und regung der Schwäntze: kommen aber Jäger die ihnen nach dem Leben stehen / sie zu fangen / so weichen sie geschwinde in ihre Löcher wieder. Am Kopfe sind sie gestalt wie die Meerfrösche / die übrigen Theile sehen auß wie die Großköpfe / die Floßfedern unb Kinnbacken seynd wie der andern Fische. (Aber was die Mittel-Art belanget / so dienen die eben so wenig für die Unterirrdischen / als dasFleisch / so auch bißweilen in der Erden und in den Steinen gefunden wird.) Im übrigen weil es ein seltzam Thun ist / umb die Pisces trrestres & saxatiles, so will ich noch ein wenig davon gedencken außmComment. Salmuthi in Panciroll. & Tractat. de papyr. memb. 1. f. 11. 12. & tit. 1. p. 55. 56. Nehmlich es gedencket derselben Fische Aristoteles auchlib. de resp. daß Fische unter der truckenen Erde gefunden werden / gantz ohne Bewegung / welchen Ort des Philosophi unterschiedliche Commentatores mit stillschweigen vorbey gegangen seyn / sich nicht besinnende / was auch der Theophrastus voll solchen Fischen saget in lib. de [71] piscib. daß in Paphlagonia auß der Erde sehr süß schmeckende Fische / auß tieffen Gruben herauß gegraben werden / und zwar an solchen Oertern / da keine Wasser gestanden seyn: Wie solchen Ort hervor zeucht der Plinius l. 9. c. 37. und Polybius lib. 34. Hist. wie es der Athenæus citiret lib. 4. c. 1. im Anfange erzehlet / daß in derselbigen Fläche / welche zwischen das Pyrenæische Gebirge / und den Fluß Narbon / lieget / sehr häuffig die Fische auß der Erde gegraben werden / so gar wohl schmecken sollen. Ingleichen berühmt sich Apulejus in der 1. Schutzrede / daß er auff den Getulischen Bergen mitten im Lande Fische gefunden habe. Davon man ein mehrers nachschlagen kan beymMelch. Gvilandino. Mercke weiter / daß es auch irrdische Krebse gebe in America: davon Lerius cap. 15.in fin. beym Panciroll. p. 55. daß sie Tropfenweise auffm Lande gehen / und hernach auff die Bäume kriechen sollen / wenn ihnen nachgestellet wird. Da sie ihre Feinde greulich herunter in die Fäuste kneipen / daß man sie kaum habhafft kan werden. Ferner sollen sie viel magerer seyn als die See-Krebse / und keinen sonderlichen Geschmack haben / weil sie nach Wacholder riechen. Franzius in Histor. animal. p. m. 606. gedencket auch von solchen Fischen / damit wir wohl schlüssen können. 1. daß beym Athenæo der Ort Plinii so erkläret werde / von dem Sandichten Ebenen / drinnen die Fische sich nach den Wurtzeln [72] des Grases ümmethun. 2. Das GOtt unter der Erden dessentwegen so deutliche Figuren der Fische denen Steinen einverleibe / das die Menschen Anlaß drauß nehmen sollen ernstlich zu gedencken / wie GOtt alleine durch seine sonderliche Vorsorgung und Providenz allerhand Metall unter der Erde erschaffe / uns zu gute: und das es kein Mensch verrichten könne.

(Hier vernehmen wir / das solches denen Unterirrdischen so wenig angehe / als die succisa, oder Teuffels Abbis dem bösen Feinde / als der unter der Erde herumb kriechen solle / und auß Mißgunst die Wurtzeln verkleinern. etc.)

Ferner 8. hilfft das auch nicht zur Sache das unter der Erden grosse Hitze und Feuer ist / als ausz denen warmen Badern abzunehmen stehet / und ausz denen Feuerspeyenden Bergen. Davon Autor Peristrom.Turc: und Fortunat. Licet. de. Lucern. Vet. Hyginus fab. 152. spriche zwar / dasz der Tartarus den Typhonem ausz der Erde hervor gebracht habe / in unmässiger Grösse und schrecklicher Gestalt / als der hundert Drachenköpfe umb seine Schulter herumb hengende gehabt hat: dieser hat den Jupiter herauß gefodert / daß er mit ihme umbs Reich kämpfen wolle: Aber der Jupiter hat nicht viel Sprünge mit ihm gemacht / sondern den Riesen mit seinen Donnerkeilen dermassen geschlagen / daß er lichterloh angefangen hat zu brennen: Und drauff hat er den [73] grossen Berg Æthnam in Sicilien über ihn gesetzet: der von daher noch itzund brennet. Hier ist zwar ein unterirrdischer / aber fabulosischer und zu Pulver verbrandter / der unter der Erden wenig Sprünge machen wird.Confer part. 1. vom Rübenzahl / ab init. Ferner zum 10. helffen ihnen auch die eiserne Kugeln nicht / so in der Erde gefunden werden: davon nicht allein Olearius in seiner Persianischen Reise; sondern auch Mich. Sax. d. l. p. 303. Anno 1561. hat man im Eißleber Bergwercke / nahe bey Helbra / tieff im Berg und Erden gefunden allerley Kugeln / groß und klein /so mit Eisen und Ertz vermenget gewesen sind / die man außgegraben / und ans Licht gebracht hat. Chronica Spangenb. p. 483. Zum 20. hillft der Sache auch nichts / daß die Unterirrdischen vor diesen uns obere Leute so offt gehudelt und vexieret haben / daß man sie im Pabstthume hat müssen verbannen. Denn also spricht Kempius in Frisiâ: das zun Zeiten Ludovici Pii anno Christi 840. in Frießland viel Gespenster gewesen / welche in einem Loche eines Berges gewesen / und subterraneum Specum innen gehabt haben /welche wunderbahrlicher weise / ohne Menschen-Hände gemacht gewesen: In solcher seynd gesessen die albæ Nymphæ, die man ingemein / Witte Wiwy geheissen / das ist / weisse Weiber. Dieser Arten /wiewohl dennoch nicht die rechten sollen auch gewesen seyn / welche des Nachts die Wandersleute / [74] das Viehe / die Sechswöcherinnen mit ihren jungen Kindern / zum öfftern in ihre Hölen heimlich hinein geschleppet haben / drinnen man bißweilen auch einen unterirrdischen Schall / ein Heulen der Menschen /und Gesinge der Musen / ja rechte Wörter mit zweifelhafftigen Ohren vernommen hat: welches Teuffelspiel aber beym Lichte des H. Evangelii sich verlohren hat. Denn es hat Adulphus wieder solche Spückereyen einen Brieff von der H. Dreyfaltigkeit geschrieben / und solchen den Frisischen Priestern zugesandt /daß / wenn sich dergleichen Unheil wider begebe /solche Schrifft öffentlich für dem Volcke sol verlesen werden / welche diese Gewesen: GOtt der Vater ist ewig / GOtt der Sohn ist ewig / wie auch der H. Geist: Es ist zwar ein Unterscheid unter den Personen / aber eine Einigkeit in der Natur. Der Vater ist Allmächtig / der Sohn ist Allmächtig / der H. Geist ist Allmächtig: Dem Nahmen nach zwar dreyfach; Aber in der Krafft und Macht einig. Der Sohn ist vom Vater unbegreifflicher weise gezeuget worden: Der H. Geist so unbegreifflicher weise außgehet; ist eine Macht darzu weiter keine Vermehrung geschiehet; sondern ewig und unzertrennlich bleibet / eine zusammen haltende Hoheit / ein Reich ohn Ende / eine immerwehrende Herrligkeit / welche allein erschaffet /allein die Sünde vergiebet und das Himmelreich mittheilet. Nach dem dieses geschehen / ist der selige[75] Mann von allen Geistlichen und Leyen / für ein Priester der Kirchen zu Stauria erwählet worden: damit er das Volck / so unlängst vom Irrthumb war bekehret worden / mit seiner heilsamen Lehre unterrichtete /und von des alten Feindes mörderlichem Rachen nützlich abhielte. Hactenus ille. Von dergleichenWit-vrauwen redet auch Goropius lib. 4. Hermathen. pag. 87. daß solche alsdenn zuerscheinen pflegen / wenn der böse Feind den alten Aberglauben oder Gottlose Lehre beym gemeinen Manne wider in den Schwang zu bringen vor hat. Zum 3. so helffen die steinerne Gliedmäßgen auch nicht so man in der Baumanns-Höle findet / und denen Menschlichen gleichen: denn wer weiß / was es für ein Spiel der Natur ist? 4. Wem ist die Historie von dem Außgange der Kinder zu Hammeln nicht bekant / deren 130. sollen gewesen seyn / geschehen anno Christi 1284. am Johannes des Täuffers Feste: Als davon gantze Bücher geschrieben haben Samuel Erich, Pro: und Schookius Contra? Es spricht aber bey Erichenpag. 71. part. 2. ein Anonymus also:


Vielleicht sie durch den Schoß der Erden sind geschritten
Zu den Antipoden / und haben mit den Sitten /
Ein neues Sachsenland / recht gegen uns / belehnt
Und ihre Muttersprach denselben angewehnt.

[76] Nehmlich der Plutonische Pfeiffer hat sie in den sich auffthuenden Köppelberg geführet / wohin aber /weiß noch niemand biß auff diese Zeit: Vielleichte möchte einer muthmassen / daß sie zu den Unterirrdischen gekommen weren: Wie dergleichen Verdacht fürhanden ist / von den untergesunckenen Oertern und Städten / als in Lacu Erno, in Irrland / im Heiligen Lande / in der Brock etc. da gantze Schlösser und Völcker untergegangen seynd / deren Thürme und Mauren man noch heutiges Tages unterm Wasser sehen soll / wenn die Sonn hell hinein scheinet: So sollen auch die lüsterne Leute lange Bley-Senckel /und Linien hinunter gelassen haben / solche Oerter zu gründen: davon aber alle mahl Zettel herauff gekommen seyn sollen / daß man es sol unterwegen lassen /und nicht zum andern und dritten mahl wieder kommen; wo sie nicht ein gleichmässiges erwarten wollen. Aber hievon anderswo. Zum 11. ob gleich viel Hölen in der Welt hin und wieder in die Erde hinunter seyn /so folget doch nicht flugs daß es Klüffte der Unterirrdischen seyn müsten. Zum 12. kommen gleich die vergrabenen Schätze von ihren Oertern weg / daß sie mancher nicht wieder finden kan; so werden sie daher von den Unterirrdischen nicht weggestohlen: Sondern der Fürste dieser Welt / so in der Lufft herrschet / parthieret sie zweiffels ohne weg: Und giebt sie hernach wem er will droben auff Erden. Zum 17. [77] ob gleich die Ratten / Mäuse / vide Herrn-Schmieden in seinem GOttes Mause Regiment. Und Maulwürffe vide Dissert. Thomasii P. P. Lips. de visu Talparum, und Ursinum d. l. pag. 167. nebenst anderm Ungeziefer /unter der Erden ihre Schliche wissen / und drinnen meistentheils stecken; Solte daher glaublich seyn /daß auch Unterirrdische weren? Ich bilde es mir im geringsten nicht ein / es mags da gläuben wer da will / alle fundamenta sind zu schlecht / das sie mich bewegen solten. Tiberius hat einen Brieff hervor gezogen / der ihm vom Winde soll zugebracht worden seyn / auß dem Lande der Antipodum, mit der Uberschrifft: Superi inferis Salutem, (warumb nicht umgekahrt?) das ist / die Obern entbieten den Untern ihren Gruß. Ergò bonus dies: vielleichte seyn es die Unterirrdischen gewesen. Harsdörffer in ErquickstundenTom. 2. Part. 4. Probl. 21. p. m. 158. Es ist nicht allein die Mauren / die Felsen und Hölen / ein Auffenthalt der Nymphe Echo; sondern sie wohnet auch in Brunnen / Büschen / das jener vermeynet / die Antipodes reden mit ihm. Vielleicht dürffte es ein ander von den Unterirrdischen verstehen. Aber alle beyde würden sie weit genug fehlen. Die Antipodes oder Gegenfüßler / seynd ja noch endlich entdecket geworden /ob sie gleich von den Alten verläugnet seynd. Harsdörffer d. l. Tom. 2. part. 7. Probl. 9. p. m. 290. Nehmlich die guten [78] Patres haben nichts davon halten können. Vid. Augustin. c. 9. lib. 16. de C. D. Lactant. l. 7. Div. Inst. c. 23. vel lib. 3. c. 24. Chrysost. Hom. 14. & 17. in Epist. 8. ad Hebr. in 6. &. 13.Hom. in Gen. & 12. Hom. ad. Pop. Antioch. Theod. & Theoph. Comment. in Hebr. Hier. lib. 2. in Epist. ad Eph. c. 4. Aug. in 2. l. Gen. c. 9. Vide Henric. Salmuth ad Pancirollum tit. 1. de novo Orbe p. m. 17. etc. Fürnehmlich ist die Histori nicht unbekant vom Virg. einem Bischoff zu Saltzburg / wie derselbe Anno Christi 745. vom Pabste Zacharia deßwegen in den Bann gethan worden: Drüber sich Ricciolus Tom. 1. lib. 1. c. 20. Almagesti in Schol. p. m. 26. und Jacobus à Costâ, auß der massen trefflich martern / wie sie die Patres mit dem Pabst entschuldigen / und des fehlens loß machen wollen. etc. Aber die Unterirrdischen sollen noch erstlich ihren Herculem oder Columbum kriegen / der sie in Utopiâ auffbringe. Doch wil man ja subterraneos haben. Wie oben erwehnet /so seynd es die Vergrabenen / welche unter der Erde ruhen in ihren Gräbern / so die Griechen genannt haben Erin, nach Theocritum, vom Worte Era, das so viel heisset / als Erde / oder Nieder-Sächisch: Eere /vide Innocentium Cybum de Sepulchr. Dial. 2. p. 35. 36. welche daher von unsern Heydnischen VorfahrenErtha oder Hertha, als eine Göttin geheissen und angebetet [79] worden. Vide Commentatt. in Tacit. de Mor. German.

1. Die Cyclopes, so vor zeiten auch unter der Erden in Hölen gewohnet haben. Vide Euripid: in Dial: Cyclop: inter Ulyss: & Silen, von denen Cimmeriis besiehe Carol: Stephan: in Diction: Geogr: p. 396. b. Confer meum tract: de usu Elevat. poli. von denen Einwohnern Zonarum Torridæ & Frigidarum. De Troglodytis Nihusium in Tract: Geograph. D. Lütkeman in Dissert. de Paradisô, p. m. 196. spricht: Ich befinde Leute / welche sich träumen lassen / daß derParadiß ein unterirrdischer Ort sey / dahinwerts der HErr Christus gefahren wehre mit dem Schecher.

14. Ist sonderlich das Fundament des Theophrasti hervor zu ziehen / welcher da meynet daß die Erde nothwendig ihre eigene Leute in sich haben müsse. Denn also lieset man beym Hildebrand in Goëtia p. 329. etc. Also ists mit den Gnomis in den Bergen /die Erde ist ihr Lufft und ihr Chaos, gehet und stehet darinn. Nun ist die Erden nicht mehr als allein Chaos. Der Bernahmte / denn sie gehen durch gantze Mauren / durch Felsen und Steine wie ein Geist. Darum seynd die Dinge ihnen all nur Chaos, das ist / nichts / das ist so viel / als wenig uns die Lufft hindert zu gehen /also wenig werden sie gehindert von Bergen / Erden /Felsen / und als gering ist [80] uns durch die Lufft zu gehen / und daß die Lufft nicht haben mag / also gering sind ihnen die Felsen und Schroffen. Denn also sind ihnen alle Chaos, so uns nicht Chaos sind / denn eine Maur / eine Wand halten uns daß wir nicht hindurch mögen / aber denen ist es ein Chaos, darumb gehen sie hindurch / es ist ihnen ihr Lufft denn sie wohnen und gehen wie der Mensch in der Lufft / die zwischen Himmel und Erden lieget / und was derChoas zu grob ist / das ist die Creatur desto subtiler /das ist / die Creatur desto gröber. Als die Bergleute haben einen grossen Chaos, darumb müssen sie desto subtieler seyn / und der Mensch hat einen subtilenChaos, drumb ist er desto grösser / und also nach der Art theilet sich der Chaos, und seine Einwohner in der Natur und Eigenschafft an dem Ort zu wandeln. Weiter aber von ihrer Speise zu handeln / ist zu wissen / das ein ieglichs Chaos seine beyde Sphær hat /den Himmel und den Boden zu gleicher weise / wie wir Menschen auff Erden wandeln / und giebt uns die Erde und der Himmel unsere Speise / und der Chaos ist zwischen mitten der zweyen Sphær und Globul. Also auch die im Wasser wohnen / haben die Erden am Boden / und das Wasser für den Chaos, und den Himmel biß auff das Wasser / und also sind sie im mitten des Himmels und der Erden / und das Wasser ist ihr Chaos. Nun ist ihre Wohnung die / und nach dem ihr Ort ist / [81] also auch mit den Gnomis, deren Boden ist das Wasser / und deren Chaos ist Terra, und der Himmel ihr Sphæra, das ist / die Erden stehet im Wasser. Nun ist ihnen die Erde Chaos, und das Wasser der Boden / nun wächst ihnen ihr Nahrung auß demselben dermassen. Die Sylphen seynd wie die Menschen der Wildniß / der Kräuter im Walde / dieSalamander / der Boden ist Erden / und ihr Hirn ist die Lufft / und das Feur ihr Chaos, also wächst ihnen ihr Nahrunge von der Erden / und dem Feur / und die Constellation auß der Lufft ist ihr Himmel / das Wasser träncket uns / aber die Gnomen nicht / noch dieNymphen nicht / noch die andere zwey. Weiter das Wasser ist uns geschaffen den Durst zu leschen / so ist ihnen ein ander Wasser geschaffen / das wir nit sehen noch ergründē mögen / trincken müssen sie aber das trincken / was in ihrer Welt ein Tranck /essen müssens dergleichen / wie denn ihre Welt innen helt / ihre Welt hat ihre eigene Natur / als wohl wie die unsere. Nun von ihrer Kleidunge; Sie sind bekleidet und bedeckt / ihr Scham aber nicht nach unser Welt Art / sondern nach ihrer Art / denn da ist Zucht und dergleichen wie bey den Menschen seyn soll /Orden und dergleichen Obrigkeit etc. nicht nach Ordnung des Gesetzes der Menschen / sondern nach Ordnung angebohrener Natur / daß auch die Thiere ihren Obersten haben / also haben sie es auch / und mehr denn die [82] Thiere alle / denn sie sind den Menschen am gleichsten. Nun ist ihr Arbeit wie der Menschen Arbeit / in der Gestalt / nach Art ihrer Welt und Erden /in der sie wohnen / denn GOTT nicht allein uns bekleidet / sondern auch die Gnomen, Nymphen, Salamander, und die Sylvestren, sie seynd alle unter GOttes Schirm / und werden alle von ihm gekleidet und geführet / aber der Person halber / ist zu wissen / daß sie auch unterscheiden sind. Die Wasserleute halten Menschen Personen gleichmässig wie Fraw und Mannen. Die Sylvestres halten da die Forme nicht / sondern sind rauher / gröber / länger und stärcker als die beyde. Die Bergleute sind klein / auff zwo Spannen und dergleichen ungefährlich. Die Salamander seynd lang / schmal / dürr: nun wie sie zu uns kommen / und uns sichtbahr werden / ist zu wissen daß solches mit einem Göttlichen Urtheil geschicht. Zu gleicher weise als GOtt einen Engel zu uns schicket / und ihme seine Geschäffte befiehlet / darnach wieder hinweg nimt /also da auch die Dinge gnugsam vor unsere Augen gestellet werden / nehmlich / und mehrentheils von Wasserleuten / die kommen auß ihrem Wasser zu uns herauß / lassen sich kennen / handeln und wandeln mit uns / gehen wieder hinweg in ihr Wasser / kommen wieder / das alles dem Menschen zu einem Ansehen Göttlicher Wercke / nun aber Menschen sinds /aber allein ein Thier ohne Seele. Nun [83] folget aber auß dem / daß sie zum Menschen verheurathet werden /also das eine Wasser-Fraw einen Mann auß Adam nimt / und helt mit ihm Hauß und gebiehret. Von den Kindern ist zu wissen / daß solches gebehren dem Mann nachschlägt / darumb das der Mann ein Mensch auß Adam / darumb wird den Kindern / eine Seele eingegossen / und wird gleich einem rechten Menschen der eine Seele hat / und das Ewige. Weiter ist diß auch in guten wissen zuermessen / daß auch solche Frauen-Seel empfangen / in dem so sie vermählet werden / also / daß sie wie andre Frauen vor GOtt /und durch GOtt erlöst sind / das probieret wird in mancherley wege / das sie nicht ewig sind / und aber bey den Menschen so sie verbunden weren / das ist /geseelet wie der Mensch / denn GOtt hat sie dermassen geschaffen / den Menschen so gleich und ähnlich /daß ihm nichts gleicher seyn mag / und da ein Wunderwerck mit lauffen lassen / daß sie keine Seele haben / und aber so sie mit dem Menschen in Bündniß kommen / alsdenn so giebt die Bündniß die Seel. Zugleicher weise als die Bündnüß so der Mensch mit GOtt hat / und GOtt gegen den Menschen / und dasselbe geschiehet auffrichtig durch GOtt / das macht das wir nun in GOttes Reich kommen. So die Bündniß nicht were / was were uns die Seele nütz? Nichts aber drumb das die Bündniß mit dem Menschen ist /drumb ist itzt die Seel dem [84] Menschen verbunden / itzt haben sie die Seele / und wie sie sterben des Todes /und bleibet nichts von ihnen über / wie das Viehe /also ist ein Mensch der nicht in Göttlicher Bündniß ist wie diese / und wie diesen Leuten ist / so sie mit den Menschen verbunden werden. Also ist demMenschen / so mit Göttlicher Bündniß verfasset ist. So viel vermag die Bündniß zweyer Dinge gegen einander / daß das mindere des mehrern geneust und Krafft hat. Darauß folget nun / daß sie umb denMenschen buhlen / zu ihnen fleißig und heimlich ma chen / zu gleicher weise als ein Heyde der umb die Tauffe bittet / auff daß er seine Seele erlange / und lebendig werde in Christo / also stellen sie nach solcher Liebe gegen den Menschen / in derselbigen Bildnüß seyn / denn aller Verstand und Weißheit ist bey ihnen außerhalb der Seelen Eigenschafft / und die Seele nicht / also empfangen sie die Seele / und ihre Kinder auch in krafft der Adamischen Frucht / Freyheit undMacht / so sie gegen GOtt hat und trägt. Nicht weniger ist zu gedencken von denen Dingen / was GOtt auß ihnen am letzten machen wird / dieweil sie so nahe beym Menschen sind. So ist auch nicht weniger / nicht alle sind uns zu verheyrathen / die Wasserleute am ersten / und sind auch die nechsten / die Waldleute die nechsten nach ihnen / darnach / die Bergleute und Erdmännlein / welche doch selten gegen Menschen verheyrathet werden / sondern allein mit [85] Diensten verpflichtet. Und die Æthinischen gar nicht gegen denMenschen theil haben / sich mit ihnen zuverbinden /und doch aber dienstbar. Die Nymphen aber gehen auß dem Wasser zu uns / und sitzen an der Gestad der Bächen / da sie denn ihre Wohnung haben / da sie gesehen / genommen / gefangen und vermählet worden /wie obstehet / sie sind gesprächlich mit derselbigen Landsprachen. Die Waldleute reden aber nichts. Die Bergleute haben auch die Sprache wie die Nymphen. Die Æthinische reden nichts / und können aber reden / und doch hart und selten. Die Nymphen erscheinen wie obstehet / in Menschlicher Kleidunge / und mitMenschlichen Ansehen und Begierden. Die Waldleute wie die Menschen / aber scheu und bestehen nicht. Die Bergleute wie die Menschen / aber nicht lang /kurtz / doch auch / etwan einer halben Mannslänge und dergleichen. Die Æthinischen erscheinen feurig /und gehen feurig in allen ihrem Wesen und Gewand.Merck aber / wer eine Nymphen hat zu einem Weibe /der lasse sie zu keinem Wasser kommen / oder beleidige sie nicht auff dem Wasser; also der einen Berg-Menschen / bey Ihm hat / der beleidige sie nicht an solchem Orte / auch da sie werden verlohren. So viel aber sind sie verpflicht und verbunden / daß sie nicht mögen vom Menschen kommen / allein durch Ursach / und das geschicht am selbigen Ort / darauß sie kommen / denn einer / der [86] eine Fraw hat / die kömpt von ihm nicht / allein es sey denn Sach / daß sie auff dem Wasser erzürnet würde / sonst mag sie nicht verschwinden / sondern sie ist zu halten. Auch die Bergleutlein / so sie in Dienstweise seynd / und in Gelöbnüß gekommen / so müssen sie die halten / allein das ihnen auch gehalten werde / inmassen / wie man ihnen auch zu thun schuldig ist / denn die Pflicht sollen gegen Pflicht gehalten werden / sie seynd wahrhafftig / beständig gewiß in ihren Dingen. Nun von hinweg kommen der Menschen und von wandeln bey unns. Zum ersten ist zu wissen / so sie bey den Menschen vermählet sind / und Kinder gebähren / so sie beyMannen erzürnet werden / so fallen sie nicht mehr denn ins Wasser / und niemand findt sie mehr / nun läst ihm der Mann gleich seyn als sey sie ertruncken /denn er siehet sie nimmer. Darbey auch zu wissen /daß er sie nicht für gestorben / od' todt halte / wiewol sie in das Wasser gefallen ist / sondern für lebendig /und wisse darbey / daß er kein ander Weib sol nehmen / denn wo das geschicht / so wird er sein Leben drumb müssen geben / und nimmermehr in die Welt kommen / denn die Ehe ist nicht geschieden / sondern sie ist noch gantz. Zu gleicher weise / als eine Fraw von einem laufft / dieselbige ist nicht ledig von ihremManne / noch der Mann von ihr / sondern es ist eine gantze Ehe / die nicht zertheilet ist / die auch niemand scheiden mag in Ewigkeit / so lange das Leben ist. Nun [87] aber / dieweil sie in das Wasser fället / verlässetMann und Kinder / und doch die Ehe noch gantz / so wisse / daß sie der Bündniß und Pflicht halben / am jüngsten Tage erscheinen wird / denn da wird die Seele nicht von ihr genommen / noch gescheiden / sie muß ihr nachgehen / und der Pflicht außwarten. Wiewohl sie bleibet eine Wasserfraw und eine Nymph. Jedoch aber so muß sie dermassen seyn / wie der Seelen zustehet / und der Pflicht / so sie gethan hat /allem daß sie gescheiden seynd von einander / und da ist kein wiederkommen / es sey denn daß der Mann ein ander Weib nehme / und sie komme / und ihm den Tod zufüge / wie denn offt geschehen / und hernach von Peter von Stauffenberg soll gesagt werden. Damit nun endlich von diesen Dingen geschlossen werde / so wisse / daß sie auch solchen eröffnet und zusammen samlet / an einem Ort / da sie denn bey einander wohnen mögen / und Gemeinschafft zu Menschen suchen / denn sie lieben ihn / Ursach / Fleisch und Blut / darbey auch seynd mehr Frauen / denn Manne bey ihnen / wenig Manne / viel Frauen / darumb fleißigen sie sich der Mannen / wo sie mögen. Also auß solchen Leuten ist entstanden eine Samlung / die man heist den Venusberg / daß alleine ist eine Nymphische Art /die sich zusammen geschlagen hat in eine Hölin / und Loch ihrer Welt / und doch nicht in ihrem Chaos, sondern in Menschen Chaos, aber in Regionibus. [88] Nun ist auch zu wissen / daß sie eines grössen Alters werden / und doch nicht anzusehen / denn in eines Gestalt bleiben sie von dem ersten / biß zum letzten /und also sterben sie. Nun ist Venus eine Nymph undUndena über andere / als welche lange Zeit regieret hat / aber gestorben und die nachkommende Venus dermassen nicht als sie / in solcher Haußhaltunge /und also mit der Zeit abgestorben / und dasselbige Reich zergangen. Nun sind der Sagen viel von ihr / etliche die da meynen / sie sey eines bleibenden Lebens biß am Jüngsten Tag / das verstehe / sie und ihr Saame / aber sie allein nicht / und am Jüngsten Tage werden die Dinge alle für GOtt erscheinen und zergehen / und ein Ende nehmen / daß aber gesaget wird /was zu ihnen komme / sterbe auch nicht / das bewehret sich nicht / denn alle Dinge gehen in Tod / und nichts ist / das bleibet / weder sie noch andere Leute /nichts ist ohne Ende / aber des Samens halben / bleiben alle Geschlechte / biß an Jüngsten Tag.

Folget nun die Historia von Stauffenberger / welche gedachter Kornmannus kürtzlichen überläuffet am 28. Capittel. De Empusâ liberi Baronis Petri à Stauffenberg. Von der Braue des Freyherren Peters von Stauffenberg. Eine warhafftige Historien ist es /von der Nymphen in Stauffenberg / welche da in einem eigen Büchlein zu Straßburg beschrieben / derohalben nach der [89] länge zu erzehlen / ohne noth ich achte / will nur kürtzlich sie überschreitten / den guthertzigen Leser an die Histori / weil sie bekant / hiemit gewiesen haben. Diese Nympha hat sich mit ihrer Schöne in den Weg gesetzet / und den heiligen Peter von Stauffenberg / als er an einem Sonntage frühe nach der Greß über ein Feldweges reiten müssen / erwartet. Nun war dieselbige Nymph eine Wasserfraw / versprach sich demselbigen / vom Stauffenberg /blieb auch bey ihme / so lange biß er ein ander Eheweib nahm / und sie für eine Teufelin hielt. Da er sie also dafür hielte und achtet / nahm ein ander Weib /darauff folget nun / daß er ihr die Gelübnüß brach /darumb sie ihm auff der Höchzeit das Wahrzeichen gab / durch die Bühne auff seinem Tische bey ihrem Schenckel / und war er am dritten Tage todt. Nun ist es nicht minder / bey den Theologen ist solch Ding Teufflisch Gespenst / aber nicht bey den rechten Theologen / was ist in der Schrifft grösser / als nichts verachten / alle Dinge wohl ermessen / mit zeitlichem Verstande / und Urtheil / und alle Dinge ergründen /und unergründet nichts verwerffen. Daß sich denn wohl erscheinet / daß sie wenig in den Dingen verstehen / überholens mit der kurtzen Sägen / es seyn Teuffel / so sie doch den Teuffel selbst nicht wohl kennen. Das ist aber zu wissen / daß GOtt solche Mirackel geschehen läst / darumb daß wir nit alle dermassen zun Nymphen weiben [90] sollen / oder bey ihnen wohnen /sondern etwan einer zu einem anzeigen der seltzamen Wercken in Göttlichen Creaturen / und daß wir sehen die Werck seiner Arbeit. So es aber ein Werck vom Teuffel were / so sol es verachtet werden / das aber nicht ist / denn das kan er nicht / GOtt kan es. In solchen Dingen zu urtheilen / brauchet grosse Kunst und Erfahrenheit / denn Gelöbnüß brechen / bleibet nicht ungerochen / sie geschehe wo sie wolle / zu Ehren und zu Erbarkeit / und zu Nutz fürkommen anderm Ubel und Laster. So sie ein Gespenst gewesen were /woher hat sie Fleisch und Blut genommen oder bekommen? So sie ein Teuffel gewesen were / wo weren denn die Teuffelischen Zeichen blieben / die allezeit mit unter gelauffen? Ist es denn ein Geist gewesen /was hat es denn der Dinge bedürfft? Es ist ein Mensch gewesen und eine Nympha wie beschrieben ist / zu Ehren eine Frau / und nicht zu Unehren / darumb sie die Pfliche und Treu hat wollen gehalten haben / da es aber nicht geschehen ist / noch war / da strafft sie den Ehebruch (auß Göttlicher Verhängnüß selbst) denn kein Richter urtheilet auff ihr begehren /die weil sie nicht von Adam war / (auff solches ward ihr die Straffe von GOtt / so einem Ehebruch gebühret / zugelassen / und selbst da Richter zu seyn / dieweil er und die Welt sie verwarff als einen Geist und Teufelin.) Deren Dinge seynd viel mehr geschehen / die von Menschen in die Verachtung gestellet / [91] und aber übel bestehen / ist eine Anzeigung zu grosser Thorheit. So wunderbahrliche Meynung Kornmanni von den Geistern und Nymphen: vide sup. f. 137. des Herren Lutheri Meynung hiervon / welcher dieser gantz und gar zu wider ist. Item vier wunderbahrliche Historien / fol. 146. 147. 148. 152. 156. Magst auch besehen die historiam Melusinæ Grafen Reinmunds von dem Forst Gemahls bey dem Durstbrunnen / nicht weit von Potirs. Hievon mag ein ieder judiciren nach seinem Gefallen / ich befinde es nicht in GOttes Wort / daß sich die Menschen mit den Teuffeln oder Nymphen verheyrathen und vermählen sollen. Biß hieher Hildebrand.

13. Von diesem Stücke handelt Trithemius beym Hildebrand in Goetia p. 325. etc. das fünffte Geschlechte heisset man Subterraneum, dieweil es gerne in Speluncken / Hölen / und weiten tieffen Thälern wohnet. Und diese Teuffel sind die allerbösesten und zum Verderben des Menschlichen Geschlechts abgericht / und stellen sonderlich denen nach / welche Brunnen und Ertz graben / und verborgene Schätze in der Erden suchen. Sie machen grosse Risse / Spälte und Klunsen in der Erden / erwecken Winde und Feuerflammen / erschüttern die Fundamenta und Grundfeste an den Gebäuen / thun sich zu Nacht bißweilen Hauffenweise auß den Bergen / und halten wunderliche seltzame Täntze in freyem Felde / verschwinden[92] einsmahls / als hette ihnen ein Hauptmann / deme sie alle gehorsam seyn müsten / ein Zeichen gegeben /und begeben sich wiederumb in ihre Wohnungen. Man höret auch bißweilen Glockenschall unter ihnen /sie geben sich für der abgestorbenen Menschen Seelen auß / und begehren nichts höhers / denn daß sie von den Leuten gefürchtet und hochgehalten werden mögen. Wir habens auß der Erfahrunge / daß sie zun zeiten etliche einfältige Leute zu ihren Hölen in die Berge führen / ihnen viel seltzame und wunderliche Spiegelfechten zeigen / geben für / die seelige Leute haben ihre Wohnungen da / und sie meynens gar treulich mit den lebendigen Menschen. Solcher Teuffel etliche verwahren die Schätze / welche geitzige Leute in die Erde vergraben / entzucken / stehlen / verwahren und vertragen sie bißweilen von einem Ort zum andern / damit sie den Leuten nicht wieder zu theil werden. Dieses Geschlecht der Teuffel pfleget keine Gemeinschafft mit den Hexen und Unholden zu haben.

22. Gehöret darzu auch / die Raubung der Menschlichen Kinder / davon Raue. d. l. f. 103. Es seynd auch noch auff den heutigen Tag der Jüden Weiber in dem Wahn / daß etliche gewisse unkeusche böse Geister / und Genii den Weibern in der Geburt sehr zu wieder seyen / unterstehen sich derowegen dieselbe durch Anzeigung etlicher gewisser Characteren in den Ecken der Kammern / [93] da die Kindbetterin sich verhelt / hinweg zu bannen / schreiben also in die zugerichtete Circul die Wort Huiz Lilith, und melden die Caballisten es seyen diese schädliche Genii Lilith von anfang der Welt / in dem Paradeiß von dem Saamen Adams / so er von sich vermischet / gebohren worden: Und haben nach ihrer Meynung einen begreifflichen Leib / so kan gefühlet werden / so aber doch von Lufft zugerichtet / subtile / geschwinde /und so leichtlich verschwinden kan / lässet sich auch unterweilen in Gestalt einer durchsichtigen Wolcken sehen / so leichtlich durch alles durchdringet / und so er wieder ein Wand anstösset / verschwindet / oder in die Lufft sich erhebet. Diese Geister nun sollen ihr Leben auff 1000. Jahr erstrecken / nehmen an Leib und Alter zu / wie die Menschen / und wird ihr Geschlecht durch die nächtliche Pollution Befleckung und Außgiessung des Menschlichen Saamens / oder wollustsüchtigen Träume der Männer fort gepflantzet. Sie sind sehr zur Unzucht geneigt / und haben grossen Luft an der Weiber Monat-Fluß / als dadurch sie gestärcket / und an Alter zunehmen.

18. Lasset sich hier wohl anhörn Harßdörffer auß seinem Geschicht-Spiegel: c. 60. §. 10. etc. p. 441.Æneas Sylvius, nachmahls Pabst zu Rom / vermeldet / daß man zu seiner Zeit in dem Sce Numico ein Schiff gefunden / welches 10. Klaffter unter dem Wasser versencket gewesen. [94] Weil er nun Schiffer beschreiben lassen / die lange zeit unter dem Wasser bleiben können / haben ihm solche des Schiffs Grösse und Beschaffenheit angemeldet / und sich auch nach ihrer Anzeig befunden / daß es 10. Ellen lang und wohl proportionirt war. Dieses Schiff war 1400. Jahre unter dem Wasser / und doch nicht erfaulet /weil es mit Hartz und Pech sehr wohl verwahret. Inwendig ware es mit Sammet und güldenen Nägeln beschlagen / und fande man in der mitten ein irden Gefäß darinnen / wie die Schrifft bezeugte / des Käysers Tyberii Asche verwahret war.

Bey den berühreten Schiffen ist nicht zuvergessen /was Eusebius de Nieremberg lib. 5. c. 2. Histor. Natur. vermeldet / daß unfern bey dem SchiffhafenLima, in der Insul Peru, in einer Goldgruben / als die Arbeiter die Ader verfolget / ein altes Schiff gefunden worden / welches sehr alte Zeichn und Buchstaben hatte / und vermuthlich zu Zeiten der Sündflut unter solchen Berg versuncken. Es ist auch ein sehr grosser Elephanten Zahn / auff einem Berge in Mepico gefunden worden / da doch in gantz Americâ kein Elephant sich auffhält / auß welchen Anzeichn unter andern zu schlissen / daß die uns neugenante Welt / den Alten nicht unbekant gewesen. (Sonsten habe ich für mich gehöret / wie daß man auch zu Paderborn ein Schiff unter der Erden gefunden habe / welches man allda noch heutiges Tages verwahret). [95] Nehmlich es muß sich freylich viel tausend Dinges in der allgemeinen Sündflut verkehret haben / und allda / wo damahlen Erde gewesen / itzt Meer seyn: Und contrà: ungeachtet ob sich gleich dieser Meynung ziemlich / wiewohl nur mit Worten / zu wieder setzet / Autor Admirand:Sinæ & Europ: cap: 47. p. m. 1404.

11. Von wunderlichen Hölen und Löchern unter der Erden / vide Zeilerum im Handche / part. 1. p. m. 455. Ex Epist. 551. 599 Topograph. Hassiæ. etc. 6. & 16. Davon kan angehöret werden Zeilerus Tom. 2. Epist. 51. pag: m. 872. Nicht weit von Grüningen /im Halberstätischen / ist im flachen Felde / ein sehr tieffes gantz felsisches Loch / gleich wie ein mit fleiß außgemaureter Brunn / in welchen / so man einen Stein würffet / man denselben über lang ins Wasser fallen höret / und rauschet das Wasser unten stetig wie ein starck fliessender Strom. Etwas weiter hinauff gegen dem Walde / der Hackel genannt / ist noch eine andere Art eines Erdfalls / gantz voller Wasser / und doch eine drauff von Rohr gewachsene / schwimmende / und gleichwol gantz grundlose Materi / auff welcher stets viel Enten liegen: So man aber deren schon etliche schisset / seyn sie doch wegen der unmäßlichen Tieffe und Grundlosigkeit nicht zu bekommen.confereundem pag: 871. d. l. von einem andern Wasser nicht weit von Roßla in der gülden Awe in [96] Thüringen / so etwan alle 6. oder 8. Jahr auß der Stein Klippen hervor komt / mit grossen Karpen / da doch kein Mensch weiß woher. etc.

In übrigen / was wir gehabt haben von dem Weiblichen Anschreiben des Fünff-Orts an den Wiegen /wieder den Alp: solches hat seine Verwandnüsse mit jenem Jüdischen Beginnen / davon Mersennus in Genes. ad c. 1. v. 4. probl. 3. b. p. m. 785. 786. nehmlich / wenn er spricht / das Lilith, ein böses Nachtgespenste sey / so denen Kinderbetterin nachtrachte / welche sonstē Lamia, Strix und Tenebrio, genannt wird / oder Dæmonissa und Kinder-Mörderinne: Darwieder die Juden an allen 4. Wänden ihrer Kammern / drinnen Sechswöchnerinnen seynd / anschreiben: Adam, Eva, foras Dæmonissa oder Lilith. Sonsten stehet auch Lilith, Esa: 34. v. 14. von mehr dergleichen besiehe meine Sechs-wochen Comœdie und Weiber-Philosophi in allen centuriis.


Die andere Historie.


Raue d. l. fast eine gleichförmige Geschicht haben wir von den Brüdern Paliscis: Es sind aber die Palisci, oder Palici, so auch Delli genennet worden / desJovis und der Thaliæ, des Vulcani Tochter / Söhne und Zwilling gewesen / von denen folgende Histori wird gelesen. Es war Thalia Vulcani Tochter / eine vortreffliche schöne Nymphe / so alle andere Weibes-Bilder in Siciliâ [97] an trefflicher Gestalt übertroffen /durch deren Schöne der Jupiter sie zum offtermahl ihm bey zuwohnen versprochen / auch grosse Geschencke / so sie in solchen Beyschlaff willigen würde / verheissen / weil sie aber gleich wie mit Schönheit /also auch mit sonderbahrer Keuschheit gezieret / hat sie seiner Bitte nicht statt geben wollen / und die Gabe Jungfrauschafft allein Reichthum vorgezogen /biß sie endlich bey dem Fluß Simetho mit Gewalt von dem Jupiter überwältiget / und geschwängert worden: Darüber sie sich höchlich bekümmert / und vor der Junonis Zorn gefürchtet / daß sie in der Geburt / deren sie sonderlich vorgesetzt / ihr nicht zuwieder were /wie an der Jo des Inachi Tochter geschehen / so in eine Kuhe verwandelt / und eine lange Zeit im Elend herumb getrieben / an der Latona / welche von der Schlangen Pytho verfolgt / an der Calysto / des Lycaonis Tochter / so in einen Beeren verendert worden. Diese und dergleichen Exempel brachten der Thaliæ nicht unbillich schrecken / also daß sie ihr mit täglichen weinen den Tod wünschte / auch über den Jupiter höchlich klagte / welcher sie in dermassen grosse Beschwerung gestürtzet / und doch nicht von dem bevorstehendē Unglück erretten wolte / hat ihr also gewüntschet / daß die Erde sich möchte auffthun / und sie von dem Zorn der eyfferzüchtigen Göttin Juno verbergen / welches die Erde auß mitleyden gethan / und so lange Thalia in sich [98] verborgen / biß sie zu gebührender Zeit zwey schöne Knaben gebohren: Da sich denn die Erde wiederumb von einander gethan / und an dem Orte noch heutiges Tages in Sicilien zween unterschiedliche Seeen / darauß die Knaben sollē herfürkommen seyn / gewiesen worden / ans Licht gebracht / sind also von dem Griechischen Wort ἀπὸ τοῦ πάλιν ἲκεϑαι, das ist / daß sie in der Erden einmahl verborgen / wiederumb an das Licht herfürkommen genennet worden. Theophilus schreibet / es sey ein Brunnen Palicenus in Sicilien / bey der Palicorum Tempel / so vor heilig / und Decaclivos geheissen /das ist 10. Bette groß / dessen Wasser bey 6. Ellenbogen über sich springe / also daß sich die Einwohner des Orts / zum offtermahl einer Uberschwemmung besorgen / und doch wiederumb / in sich selbst verfalle. Von diesem Brunnen schreibet Aristoteles in seinen Wundergeschichten / und nennet ihn den Brunn inPaliscis. Bey diesem Brunnen haben die Sicilianer ihre Eydschwur verrichtet / und dabey den GötternPaliscis grosse Ehre bewiesen. Wollen uns mit Anzeigung des Ursprungs begnügen lassen / und die Bedeutung allein besehen / sonderlich weil die Thalia des Vulcani Tochter und die Palisci seine Enckel sollen gewesen seyn. Die Heiligung und Wunder des Orts / werden den Geistern / oder Feld-Teuffeln der Gegend zugeschrieben / welche die Menschen zū Aberglaubē dadurch anreitzen wollen.

[99] 3. Ebenmässig ist auch Tages in Hetrurien wunderbahrlich herfür kommen / dieser war ein Sohn einesGenii, und des Jovis Enckel / hat in seinem Kindlichen Alter die Hetrurier die Wahrsager-Kunst gelehret / welche sie nachmahls sehr hoch / und gleichsam heilig unter sich gehalten. Dessen gedencket Cicero 2.de Divin. mit folgenden Worten: Es ist der Tages auff des Tarquinii Acker / als sie das Feld gebauet / und den Pflug etwas zu tieff gehen lassen / unversehens auß der Erden herfür kommen / und den Ackermann angeredet: Dieser Tages ware / nach der Hetrurischen Bücher Zeugnüß / als ein Knabe an Jugend zu sehen /an Verstand aber alt und trefflich. Als nun der Ackermann hierüber erschrecken / und ein Geschrey gemacht / ist eine grosse Menge Volcks zugelauffen /und hat er in gegenwart des gantzen Hetrurien viel Trefflicher Sachen angezeigt / so von dem Umbstand auffgefangen unn verzeichnet worden: Und ist in solchen Reden die gantze Disciplin der Hetrurischen Wahrsagerey begriffen / so nachmals mit neuen Stücken vermehret / und wie vor Augen / ergäntzet worden: wie dessen auch Ovidius im 15. Buch Metam. gedencket: Ist also Tages der erste Anfänger der Römischen Zauber und Wahrsagerey gewesen / und hat so bald er auß der Erden herfür kommen / der Dianen zu Epheso Gottesdienst / wieder zuverrichten / angewiesen und diese Lehr bey den Hetruriern publiciret. [100] Es kan aber dieses Tagetis, wie auch der vorgedachten Paliscorum, Ursprung niemand der Natur zuschreiben / wenn es anders Historien / und nicht vielmehr Fabeln sind / und hat der Teufel dergestalt seine Verblendungen und Betrug an dem Menschen gleichsam einem sonderlichen Wunder / erzeiget: damit er also vielerley Aberglauben stifften könte / welche von dieses Tagetis Wahrsagung und Zauberey einen Anfang genommen. Biß hieher jener. Confer Carol. Steph. in Dict. Geogr. p. m. 1104. b. da er außm Festo gedencket / daß er ein Knabe von 12. Jahren gewesen / wie er seine Wahrsagereyen gelehret hat. Item / daß etliche ihn fürm bösen Geist gehalten – andere / daß er ein Mensch von geringen Herkommen gewesen / der hernach schleunig were berühmt gemacht worden / durch sein wahrsagen etc. (Solte mit dem ersten nicht ärgerlicher weise vom bösen Feinde gezielet seyn / auff unsern Heyland JEsum Christum; der auch 12. Jahr alt gewesen / wie er angefangen zu lehren? 2. Vielleicht haben die Alten den Tageten geheissen vom Worte Tag: weil ein Tag den andern lehret. 3. So wird der Tag auch gleichsam auß der Erden gebohren / wenn die Sonne morgens darüber kömt /und solchen zeuget oder mit sich bringet. 4. Hat der alten Wahrsager Kunst / so wol auß dem fliegen der Vögel / als dem anschauen der Eingeweide / nur bey Tage mögen verrichtet werden. [101] 5. So deuten hin und wieder auff Dörffern so wol als in Städten / die Kuh-Hirten den Tag an durch ihr Geschrey und Blasen /daß die Haußleute ihr Vieh zur weyde hienauß lassen sollen: denn sie pflegens mit anbrechenden Tage zu thun. 6. Pflügen auch flugs in der Frühestunde / oder ziehen mit dem Pfluge zu Felde / und pflügen den Tag gleichsam herauß. Vide. Virgil. Georg. 7. Und wer weiß / ob die Heyden ihren Aberglauben nicht sonderlich umb die 12. Stunde / des Tages / practiciret haben: Da Dæmon Meridianus hauset: Darwieder wir Christen bitten / daß uns GOtt behüten wolle für der Seuche / die im Mittage verderbet. 8. Wer weiß nicht / daß dies heisse qv:? διὸς, von ζεὺς dessen proles der Tages seyn soll? So heisset Tag / auch zurücke gelesen Gat / davon GOtt soll herkommen.)

3. Zeiler: in Continuat: Itinerar: German: fol: 191. 192. cap. 7. Belangend die Herrn Graven von Oldenburg / so seyn sie nicht eines Herkommens mit den Graven von Schauenburg / wie Münsterus,Lazius, Peucerus und Henricus Panthaleon wollen. Denn diese von Salings-Leven / wie oben cap. 5. gesagt worden / die von Oldenburg aber auß dem Königl. Sächsischen Stammen / nehmlich von dem besagtē Hertzog Walberto, Wigberti Sohne / entsprossen / auß dessen Söhnen Dieterius Graff zu Ringelheim worden / dessen Sohn Siegfried / Graff zu Ringelheim und [102] Oldenburg / verlassen Ulricum, welchen Kayser Henricus I. zu einem Stadthalter und Burggrafen zu Oldenburg / Jadelehe und Bruckhausen verordnet. Ihme hat gefolget sein Sohn Otto I. so durch Heurath die Graschafft Alvensleben / und von einer Jungfrauen / so auß der Klufft des Osenbergs / so sich auffgethan / herfür gangen / als Ihn auff der Jagt gedürstet / ein köstlich silbern und vergült Geschirr / in Gestalt eines Jäger-Horns / überkommen / darauß er gleichwol ob es schon die Jungfrau / zu erhaltung der Einigkeit in seinem Geschlechte / begehrete / nicht trincken wollen / sondern den Getranck hinderwerts über das Roß abgossen / daß ihm die Haare davon abgangen / und sich eilends von dannen zu den Seinigen gemacht hat. Es hat solches Trinckgeschirr / so noch heutiges Tags zu Oldenburg aufbehalten wird obgedachter Hermannus Hamelmannus SS. Theologiæ Licentiatus und Superintendes in besagter seiner Oldenburgischer Chronic: part. 1. cap. 10. fol. 20. in einem Kupferblat vor Augen gestellt / allda er auch zwo andere Geschichten erzehlet / so sich auff deren von Alvensieben / Häuse / Calbe an der Milde / in der Marck Brandenburg / mit einem Ringe / so eine Magd einer Frauen von Alvensleben / darumb daß sie einer unbekanten Frauen in Kindes-Nöthn beygesprungen /verehret / zugetragen: und von einem kleinen Bergmännlein / welches einem Graven [103] von Hoya ein Schwerdt / Salamander Lacken / und einen güldenen Ring / in welchem ein rother Löw (so allwege / wenn ein Graff von Hoya sterben sollen / erbleichet ist /) oben eingemachet / præsentiret hat; weiln derselbe /auff des besagten kleinen Männleins Außsprechen /eine Nacht kleine Leut / wie die Bergmännlein / beherberget hat. Obgedachtes Ottonis Sohn Johannes I. bekam Oldenburg / der ander Sohn Graff Conradus Alvensleben / von welchem selbige Grafen herkommen / nach deren Absterben diese Graffschaft Alvensleben an die Marggraffen von Brandenburg Gefallen /von denn sie Anno 1238. an das Stifft Halber-Stadt /und von diesem Anno 1260. an das Ertzstifft Magdeburg gelangt ist. Biß hieher Zeilerus (An denen 2. ersten Oertern bin ich gewesen: Als im Stiffte Magdeburg / nit weit von Erxleben / noch zur alten Marck gehörige Refier / da liegt ein grosses wacker lustiges Dorff / mit Nahmen Urschleben / (wovon auch das alte verfallene Schloß Alvenschleben nicht weit liegt /) wo meine seel. Mutter bürtig her ist: welche mir in der Jugend etliche mahl dieses vorzusagen wuste /von der grossen See / so hinter dem Dorffe / etwan ein Büchsenschuß davon ist / mit Nahmen Brock; wie daselbsten vor Zeiten solte ein schönes Schloß gestanden seyn / welches hernach untergegangen were /und hette davor das grosse Wasser auffkommen lassen. Nehmlich es [104] sollen alle Leute drinnen damit versuncken seyn / außgenommen eine Edel-Jungfer / die im Traum kurtz vorher gewarnet / sich / wie vorweilen Europa, auff einen Ochsen gesetzet (nach deme das übrige Vieh und die Hüner sonderlich / sehr traurige Zeichen eines sehr grossen bevorstehenden Unglücks von sich hatten verlauten lassen /) und davon geritten ist; da sie denn kaum mit genau Noth / auff einem nahe dabey gelegenen Hügel gerathen ist / als flugs hinter sie her das Schloß versuncken / und das Wasser hingegen auffgekommen gewesen: welches sie mit grosser Bestürtzung / auffn Ochsen sitzende /vom selbigen Hügel hinter sich sehend / innen geworden ist. Davon man noch heutiges Tages den erhabenen Ort / den Ochsenberg heisset / oder auff Niedersächsisch / Oßenberg: Davon es vielleicht irrthümlich herkommt / daß beym Zeilero gelesen wird /Osenberg: Gleichsam als hette von den alten Volckern Osis seinen Nahmen; Welche aber an denSchlesischen Gräntzen mehr / als anderswo / gewohner haben. Und kan zu diese vermuthete falsche Etymologie nicht unbillich gesetzet werden / das Städtlein in der alten alten Marck Seehaufen / als hette es von den Senonibus seinen Uhrsprung / die doch weit anderswo gehauset haben. Vide Zeil. d. l. Mercke hier / von einem benachbarten Orte Arend-See / daß daselbst auch eine sehr grosse See sey / die fast auff eben vorigen Schlag [105] uhrplötzlich soll entstanden seyn: In deme auch ein groß Schloß untergegangen /und nicht mehr davon gekommen weren / als ein Mann und Weib: davon das Weib im fortgehen ohne Gefähr zurücke gesehen / und die schleunige Verenderunge innen geworden ist / gegen ihren Mann mit diesen Verwunderung-Worten herauß brechende: Arend / sehe! und auß diesen Wörtern sol hernach dem Städtlein der Nahme geworden seyn / so an der See aufferbauet ist. Woselbst ich nicht minder mit Augen gewesen bin / und mich unter andern über das sehr schöne kleine und weisse Streu-Sand / so in grosser Menge in einem kleinen Bergelein hervor raget / verwundert habe: Als welches auch von weiten auff viel Meilen / durch die Boten in Cantzeleyen geholet / ja von Hamburg begehret wird. So bin ich auch in dem Jungfrauen Kloster gewesen: Dessen / nebenst der gar greßlichen See / die aber in einer Nacht Anno 815. sol entstanden seyn / auch M. Andreas Angelus gedencket in Annal. March. Brandenb. l. 2. f. 93. Im übrigen wegen der See Brock sol dieses gewiß seyn (man wil es auch von Arend-See sagen /) wie es meiner Seel. Mutter Vater soll gesaget haben / als der ein bestellter Fischer daselbst gewesen: Nehmlich / daß man beym hellen Tage / wenn die Sonne helle scheinet /man alle Mauren und Gebäude des versunckenen Schlosses richtig sehen könne. Weiter wollen noch andere [106] vorgeben / daß man einmahl vorgehabt habe das Wasser zu gründen / da hetten sie am Stricke einen Zettel herauff bekommen / mit diesem Gebote; das sie ihr Vornehmen weiter unterlassen solten / oder es würde ihrem Orte wiederfahren / wie diesem geschehen were. Im übrigen wegen des daselbst erlangten Horns / ist hierbey obiter zu gedencken / daß es sich mehrmahlen anderweit zugetragen habe / da untersch edlich-Herren ein Angedenck von Berg-Nymphen davon gebracht haben. Als lieset man dieses beym Hildebrand d. l. p. 288. Es hat sich dermahleins begeben / daß König Hother in Dennemarck und Schweden / da er auff der Jagt in einem Nebel /von den seinen zu weit abgeritten / zu solchen Jungfrauen sey kommen / die haben ihn gekant / mit Nahmen genennet und angesprochen. Und als er gefragt wer sie weren? haben sie zur Antwort gegeben / sie weren die / in welcher Hand der Sieg stünde / im Kriege wieder die Feinde / sie weren allezeit im Kriege mit / und hülffen streiten / ob man sie gleich mit Augen nicht sehe / weme sie nun den Sieg gönneten /der schlüge und überwinde seine Feinde / und behielt den Sieg und das Feld / und könte ihme der Feind nicht schaden. Wie sie solches zu ihm geredt / sind sie bald mit ihrem Hause und Tempel vor seinen Augen verschwunden / daß der König da alleine gestanden ist im weiten Felde / unter offenem Himmel. Darüber sich der König [107] zum höchsten verwundert /denn er wuste nicht daß diese Dinge alle eitel lauter Betrug / und des Teuffels Gespenst / und Spiel gewesen were. Nach etlichen Jahren begab sichs / daß genannter. König durch Unglück und Unfall schwerer Kriege verderbet ward / und durch wilde ungebähnte Strassen und Abwege umbschweiffete / kam er in einen ungeheuren Wald zu einem holen Berge / darinnen wohneten etliche Jungfrauen / die ihme unbekant /doch befand sichs / daß es die gewesen / so ihm vorzeiten ein Kleid / welches durch kein Schwerdt noch Waffen kont zerhauen werden / geschencket hatten /ward er von ihnen gefraget: Auß was Ursachen er an solchem Ort umbgienge / darauff erzehlet er ihnen all sein Unglück / so ihme in Kriegsleufften begegnet /und zu handen gestossen waren / fieng an sein groß Unglück und Elend zu beweinen und sprach: Es were ihm viel anders gangen / weder sie ihme hiebevor zugesagt und vertröstung gethan hetten; Hierauff sie geantwortet: Ob er wohl bißher unten gelegen / und von Feinden geschlagen worden were / so sey doch solches; ohne grossen Verlust und Schaden der Feinde mit nichten geschehen / aber nun forthin würde er obliegen und zumahl wenn er die Speise und Stärckung von ihnen bekäme / die sie bißhero seinen Feinden mitgetheilet hetten. Also ist er von ihnen hingezogen /und sich auff ein neues gerüstet / und mit Krieges-Volckversehen / und als er auff [108] der Feinde Läger /gute und genaue Achtung gab / sahe er drey obgemeldeten Jungfrauen herauß gehen / welche die heimliche Speise und Stärcke / davon gesagt / trugen / denen eilet er nach / denn ihre Fußstapfen verriethen sie im Tau / kömt in ihr Hauß und Wohnung / und bracht mit lieblichen Gesang seines Seitenspiels / darinnen er geübet / und mächtig war / zu wegen die schöne und kräfftige Gürtel des Siegs / kehret wiederumb seine Strasse / schlug von Stund an seinen Feind / als er denselbigen antraff mit vielen tödtlichen Wunden /daß er des andern Tages starb / und seinen Geist auffgab. Olaus Magnus de Region. Septentr. l. 3. c. 9.

Ferner von andern Geschichten / da etliche Herrn und Geschlecht er von denen Gespenstern etwas überkommen haben / kan nachfolgendes gelesen werden /als drunter sonderlich die Historie von dem Adelichen Alvenschlebischen Geschlechte weitläufftig abgehandelt wird / also:

Weiter ist dieses auch eine gewisse Historie / die ich mir allhie in Leipzig von einem vornehmen Manne habe sagen lassen: Daß nehmlich eine vornehme Fraw von Adel / auß dem Geschlechte der vonHahnen / vor diesem sol durch eines Meer-Weibes Zofe genötigt seyn / zur Wehemutter mit ihr unter den Fluß zu gehen; Da es denn geschehen / daß das Wasser sich von einander getheilet / und sie beyde durch einen luftigen Weg tieff in das [109] Erdreich gerathen: Da die Adeliche Fraw ein kreissendes kleines Weibelein gefunden und flugs zu ihr ist hingebracht worden; ihr in gegenwertigen Kindes-Nöthen beyzustehen / und hülffreiche Hand zu leisten: Welches denn auch glücklich verichtet worden: Drauff sie wieder ihren Abscheid begehret / und nach Hause zu eilen gesinnet worden. Und in deme sie wege fertig ist / da war ein kleiner Wassermann zu ihr hinnein gekommen /hatte ihr ein Geschirr voll Asche gelanget / erinnernde; sie möchte hierauß so viel nehmen als sie begehrete / für geleistete Bemühung. Drauff sol sie sich geweigert / und nicht es habe nehmen wollen. Wie diß geschehen / hat der Mann gesaget; Daß heist dir GOtt sprechen / sonsten hette ich dich umbbringen wollen. Und hiemit war sie fortgegangen; da sie abermahl von der vorigen Zofe rücklings ist nach Hause gebracht worden. Wie sie beyde da gewesen; sol die Magd drey Stücke Goldes herauß gezogen / und der Adelichen Frawen verehret haben / dabey gedenckende; sie solte solchen Schatz gar wol verwahren / und nicht abhändig von ihrem Geschlechte lassen werden; sonsten würde ihre gantze Familia durch Armut verderben; da sie sonst die hülle und fülle / oder Uberfluß in allen Sachen haben könte / so ferue sie dieses Angedencke richtig verwahrete. Drauff war die Magd wieder weggegangen: Die Frau aber soll es nach ihrem Tode ihren dreyen Herren Söhnen [110] mit angehenckter Vermahnung außgetheilet haben: Davon noch heutiges Tages zweene Herren desselbigen Stammes das ihrige besitzen / und stattlich floriren: Hingegen sol das dritte neulich von einer Frawen verwahrloset seyn: Drüber sie endlich gar armselig in Prage gestorben / und also eine Endschafft mit ihrer Linie genommen hat. Eben dergleichen Historie habe ich nicht allein von glaubwürdigen Pfarr-Herren in meinem Patriâ, zuCalbe an der Milde oder im Werder in der alten Branderburgischen Marck gehöret; Sondern auch beym Cyriaco Edino Lüneburgensi (in seinen dreyen poematischen Büchen in Quart, so er Anno 1581. herauß gegeben / und von dem Hochlöblichen und uhralten / Adelichen Geschlechte derer von Alvenschleben / geschrieben /) gelesen; daß nehmlich vor etlichen hundert Jahren zu Calbe in dem Werder / von dem Glorwüdigsten Alvenschlebischen Schlechte eine betagete / Gottfürchtige / sehr gnädige / und allen Leuten zu dienen bereitsame Matrone gewesen; die sich sonderlich gleichsam glückselig geschätzet /wenn sie denn Bürgers-Weibern in Kindes-Nöthen könte behülfflich seyn; derentwegen es denn auch geschehen / daß sie häuffig begehret / und von jedermänniglich sehr geehret worden. Unter diesen sol es sich zugetragen haben / daß einsmahls zu nächtlichen Zeiten eine Magd für ihr Schloß gekommen / angekopfet / und ängstlich gebeten: Sie möchte ihr doch nicht [111] zuwiedern seyn lassen / und so es möglich were / also bald auffstehen / und mit ihr vor der Stadt hinauß gehen umb einer Schwangern Frauen in Kindes-Nöthen zu helffen / sintemal die euserste Stunde und Gefahr da were / und ihre Frawe sonsten ihrem Leibe in geringsten keinen Rath wüste. Hierauff hat die Adeliche Matrone gesprochen: es were ja gleich mitten in der Nacht / und alle Thore weren gesperret: Wo sie denn wolten hinauß kommen? drauff sol die Magd gesagt haben: Sie möchte doch nur fort machen / es were das eine Thor schon eröffnet; damit es ihrer Fraw nicht unrichtig gienge. Hierauff war die Adeliche Fraw auffgestanden / hat sich angezogen / war herunter gekommen / auch mit der Magd fortgegangen. Da sie alsobald das eine Thor weit auffgethan findet / ferner weiter ins Feld kömmet / und durch einen schönen Gang mitten in einen auffgesperten Berg hinunter steiget / und (ob sie wohl gesehen / daß das Ding unklar gewesen /) unerschrocken gleiches Weges / da sie war hingeleitet worden / fort margiret /biß sie endlich zu ein kleines Weibelein gekommen /welches auffm Bette gelegen / und grosse Geburts Schmertzen befunden. Zu solches schwangeres Fräwlein war sie hingetreten / hat ihr glücklich geholffen /und das Kindelein schleunigst ans Tagelicht befodert. Hiemit war ihr die Sehnesucht angekommen / wieder nach Hause sich zuverfügen; Drauff sie Abscheid [112] genommen und die vorige Magd wieder zu sich gesellet befunden / auch also auß dem Berge nach ihrem Schlosse gantz unverletzt gerathen ist: Da die Magd vor ihrm Thorwege sich erstlich höchlich im Nahmen ihrer Fraw bedancket und einen gülden Ring von dem Finger gezogen hat; solchen derer vō Adel verehrende / und hierbey gedenckende / daß sie diß theure Pfand wol in acht nehmen unn nicht solte von sich oder ihrem Geschlechte kommen lassen. Würde es geschehen; so solte die Alvenschlebische Familia continuirlich blühen: Würde aber dermaleins der Ring entfernet oder weggethan werden / so sol der gantze Stamm verleschen. Und hiemit war die Magd verschwunden. Was den Ring aber dennoch betrifft / so ist solcher / GOTT lob / annoch heutiges Tages richtig und eigentlich bey dem Hoch-Adelichen Hause von Alvenschleben / meiner gnädigsten Herrschafft /und vielgebietender Obrigkeit: Da sie denselben in Lübeck zur guten Verwahrung sollen deponiret haben: Wiewohl ich noch dieses darneben von einem andern verstanden habe; daß derselbe Ring itzund mit Fleiß sey getheilet worden / vielleichte in beyde so genannte schwartze und weisse Linie. Mercke nochmals weiter von dem Ringe zu Calbe an der Milde / was mir andere gesaget haben / nehmlich daß die eine helffte davon zerschmoltzen sey geworden; und daher gehe es dessen Stamme so übel: die andere helffte sey noch zu Zichtow: Item es sol ein [113] Eheweib gewesen seyn / so den Ring empfangen: welche drauff an dem andern Tage die Geschicht erzehlet hat / da es ihr Ehe-Herr nicht glauben wollen / biß sie gesprochen: Ey wollet ihrs nicht glauben / so holet nur die Schüssel auß jener Stube vom Tische her / darinnen wird der Ring noch liegen: welches denn so richtig befunden worden. Es ist ein verwunderliches / umb die Geschencke / so die Menschen von den Geistleuten wollen empfangen haben.

Eine andere Historie ward mir von einem Rostockischen vornehmen Gelahrten Manne erzehlet / der sich allhier zu Leipzig auffhielte. Nehmlich / er hette es in Holstein von dem Graffen von Ranzau selber gehöret / wie es sich mit seiner uhrälter Mutter begeben / daß sie auff eine dergleichen weise / wie schon oben gedacht / des Nachtes von einem Gespenste / oderBerg-Magd unter der Erden sey weggeholet worden; da sie einer kreißenden Frawen habe müssen helffen; von dessen Manne sie hernach drauff dreyerley Sachen verehrt bekommen; als eine guldene Spille / und sonsten noch ein paar Raritäten / so mir nicht benahmet seyn: Worbey neben ihr auch gerathen / sie solte solches Geschencke auffheben / und von ihren Nachtkömligen auffheben lassen. Denn so lange es verbleiben würde / so lange solte auch ihr Geschlechte weren. Weiter hatte vorgedachter Graff berichtet / wie die drey Stücke hernach in ihrem Geschlechte [114] vertheilet geworden / wann es sich in drey Linien außgebreitet. Er hette aber die güldene Spindel bey sich; davon er zwar als ein Abergläubiger so viel überlich nicht halten könte / dennoch aber möchte er sie nicht liederlich verschleudern; damit seine Nepotes (wenn es ohne das etwan ungefehr mit sie zum abnehmen gerathen solte;) ihme die Schuld des Unterganges nicht zumessen: Wie man denn allbereit an einer / der dreyen gedachten Linien / erfahren soll haben / daß sie ihr Pfand verlohren: Drüber sie auch gäntzlich verarmet /und gleichsam an den Bettelstab nunmehr gerathen weren. Weiter gedachter voriger Herre / daß es unlängsten zu Magdeburg sich sol begeben haben; das einer von Adel eine andere schöne Adeliche Dame habe heyrathen wollen / wie er sich denn auch alleweil mit ihr verlobt gehabt; Doch soll es im mittlerzeit geschehen seyn / daß der Bräutgam in die Elbe gefallen / drinnen man ihn bey drey Tage gesucht /und nicht hat finden können. Unter solchem Elende soll es weiter geschehen seyn / daß sich ein Segensprecher oder Schwartz-Künstler erreget und hervorgethan / zu der Liebste ihren Eltern sprechende: Der verlohrne Bräutigam den ihr suchet / den hat der Nix unter dem Wasser; Er wil ihn aber nicht lebendig wieder loß lassen / es verschwere sich denn eure Jungfer Tochter / als die Liebste / mit Leib und Seel des Nixen zu seyn / oder sie lasse ihr flugs das Leben / an seine statt / in [115] dem Wasser von den Nixen zu nehmen / oder der Bräutigam verspreche sich gewiß des Nixen zu seyn; welches er aber itzund nit thun wil. Drauff sol sich die Liebste resolviret haben / sich für ihren Bräutigam zu stellen / welches aber die Eltern nicht haben wollen zugeben; sondern von dem Teuffelsbanner begehret haben / er solte den Bräutigam schaffen /er möge lebendig oder todt seyn. Drüber man ihn hernach auff dem Lande am Ufer todt gefunden / da er greulich viel blaue Flecke an seinem Leibe gehabt /die er von den Nixe geknippen bekommen. Weiter sol man auch den Hexen-Meister eingezogen haben / und ein hartes Urtheil sprechen wollen: Welches aber nicht geschehen / weil von einer Seite die Blut-Freundschafft der Edelleute intercediret / und den Kerl haben gehen lassen; Diese Historie ist so gar gewiß / daß mir voriger gedachter vornehmer Herr versprach / die Nahmen der Personen sampt der Zeit zuverschreiben / so ferne ich es begehrete: weil es eine weitläufftige Sache alleweil geworden were in dem Schöppenstuel. Eben der vornehme Mann verständigte mich auch / daß er zu Halle von einer glaubwürdigen Wehemutter gehöret / wie ihrer Lehrmeisterinnen-Lehrmeisterinne oder (da sie itzund möchte vor die letzte geschätzet werden /) antepenultimæ obstetrici wiederfahren / daß sie des Nachtes ebenmässig vor die Stadt zum Thore / welche offen gestanden /von einem Manne hinauß geholet / [116] und an die Saal geführet worden. Da sie denn der Mann unterwegens bedräuet; sie solle jo kein Wort sagen oder mucksen /sonst würde er ihr den Halß umbdrehen: Sie solle nur getrost mitgehen / es wiederführe ihr nichts. Drauff sie sich denn drinne ergeben / und gedacht hat: GOtt wird dich wol behüten / bistu doch in deinem Beruffe. Wie sie nun zur Saale gekommen / da hatte sich das Wasser auffgethan / und weiter hinunterwerts auch das Erdreich / dahin sie allgemählich gestiegen und hinab gegangen weren / und endlich in einen schönen Pallast gerathen / da ein klein niedliches Weiblein gelegen / derer sie in Kindes-Nöthen geholffen hat / immittelst aber war der Mann wieder zur Stube hinauß gegangen. Als sie nun ihr Ampt glücklich verrichtet /da sol das Nix-Weiblein mitleydend zu der Wehe-Mutter gesaget haben: Ach liebe Fraw / mich jammert eurer / daß ihr allhier biß an den Jüngsten Tag verbleiben sollet / nehmet euch wohl in acht: jetzt wird mein Mann wieder kommen / und wird euch eine grosse Mulde voll Duraten vorsetzen: Nehmet jo nicht mehr darauß und davon / als ihr sonsten ingemein von euren Leuten für eure Mühe-Verwaltung geschencket bekommet. Weiter / wenn ihr nun zur Stube hinauß kommet und unterwegens seyd / so greiffet flugs an der Erden nieder / da werdet ihr Dosten und Torant ergreiffen / solches haltet ja feste / und lassets auß der Hand [117] nicht fahren: Alsdenn werdet ihr wieder auff freyen Fuß kommen und zu eurer Stelle gerathen. Hiemit war der See-Nix-Mann in der Stube hinein gekommen / hatte geele kraußelichte Haare gehabt / und blauliche Augen (vielleichte haben von solchen Glaucomatibus, und ludibriis Dæmonum die Heyden Fluß-Götter; als der Virgilius seinen Tyberinum, beschreiben:) hatte eine grosse Mulde von Gold mitgebracht / und solche in seinem schönen hellen Zimmer der Wehe-Mutter auff den Tisch gesatzt / sprechende: Siehe da! nim so viel / als du wilt. Drauff hatte sie nur einen Goldgülden genommen: Worüber der Fluß-Mann sein Gesichte greulich verändert und gransame Augen gemacht / sprechende: Das hast du von dir selber nicht / du hast mit meines Weibes Kalbe gepflüget / die sol hernach wohl vor dir dafür leyden. Und nun komme / und gehe mit wieder weg. Drauff war sie auffgestanden / und er hatte sie zur Stube hinauß geführet: Da sie sich denn flugs gebücket und in ihre Hand Dosten und Torant ergriffen: Darzu ihr Führer gesagt: Das heist der GOtt sprechen: Und du hast dieses auch von meinem Weibe erlernet: Nun gehe hin / da du herkommen bist. Hierauff war sie auß dem Fluß ans Ufer gewesen / war wieder in die Stadt hinein gegangen / dessen Thore noch eröffnet gewesen. Mercke / daß ich vorher ungefehr vergessen habe /bey der Magdeburgischen Historie: Wie [118] nehmlich unlängsten sich auch ein solches bey dem Herrn General von Arnheim sol begeben haben: Dessen seine Jungfer Tochter auch mit einem wackern Caballier verlobt gewesen / der drüber ebenmässig im Wasser ersoffen: Drauff sich auch ein Wahrsager gefunden (wie man den Cörper im Wasser nicht hat können antreffen /) der eine gewisse Summa Geldes gefodert /und wenn er die bekäme / so wolt er machen / daß der Todte dreymal auß dem Wasser herauß springen solte: welches auch geschehen; Drauff man die Stelle gesuchet / und daselbst den Cörper im Grunde angetroffen hat. Hiebey schicket sich auch nicht uneben /was Schedius, und nach ihn (bestehe auch hievon meinen ersten Rübezahlischen Theil /) Harsdörffer vorbringet / im grossen Schauplatze Lust- und lehr-reicher Geschichte / cap. 161. 5. 6. 7. 8. zu Basel ist ein einfältiger Mensch / Nahmens Leonhard Liemman / eines Schneiders Sohn zu Basel / in eine kleine Hölen / unferne von der Stadt gelegen / gegangen /und hatte mit sich genommen eine geweyhte Wachs-Kertzen / unn als er wieder herauß kommmen hat er Wunder-Sachen erzehlet. Nehmlich daß er durch ein eisernes Thor gekommen / durch viel Zimmer in einen Garten gelangt / darinnen ihn eine Jungfraw / welche eine halbe Schlange / zu einer eisernen Truen geführet / dafür zweene grosse schwartze Hunde gelegen / die ihn düsterlichst angebelt: Die Jungfraw hette sie bedroht / [119] die Kisten auffgeschlossen und viel güldene /silberne unn küpfferne Müntze herauß genommen /und Leonhard damit beschencket / die er auch gewiesen und hoch verkauffet. Diese Jungfer / oder vielmehr Teuffels-Gespenste / hat ihn zuverstehen gegeben / daß sie eine verfluchte Königs / Tochter und nicht zu ihrer Gestalt kommen könne / es küße sie dann ein Jüngling / welcher niemals kein anders Weibesbild berühret. Darauff hat er sie zweymahl geküßet / sie aber hat sich so ungeberdig und grimmig gestellet / daß er befürchtet / sie zerreiße ihn / wann er sie das drittemal küße. Als er aber wieder ohne Schaden heraus gekommen / und sich mit seinem Geld beym Frauen Volck lustig gemacht / hat er die Hölen nicht mehr finden können. Dieses erzehlet Stumpff / und sage darbey / daß / ohne allen Zweiffel / der Orten ein Schatz vergraben / den ein Teuffel verhüte / wie in den Bergwercken der Meister Hämmerling / oder das Bergmänlein / wie man ihn zunennen pflegt. ... Zu andrer Zeit ist auch ein armer Mann in dieser Hölen gestiegen / und hat verhofft eine Steuer zu seinem Haußwesen zu erheben / weil statt kündig worden /daß es dem Leonhard so wol gelungen: ist aber nicht weit hinein gekommen / so hat er sehr viel Todenbeine angetroffen / dafür er sich so sehr entsetzet / daß er in großer eile den Rückweg genommen / und mit leerer Hand und großen Schrecken wieder nach Hauße gekommen. Hierbey findet sich nicht unebē / [120] was mir etliche mahl vorgedachter fürnehmer Herr auß Rostock erzehlete / daß in den Septentrionalischen Oertern / in einer Insel Gottland / bey eine Stadt Wißby ebenfalls eine grosse und tieffe Höle seyn soll / drinnen eine schöne Jungfer sitze / welche auff diese weise hinein gerathen. Nehmlich vorzeiten sol in der erwehnten Stadt / welche domahlen / schier die fürtrefflichste Handels Stadt in gantz Europa gewesen /und sich einsmals wider zwey Könige hat wehren können / eine schöne Jungfer gewesen seyn / welche sich trefflich hoffärtig hervor geputzet / wie sie hat wollen zum Tische HErren gehen; bey welcher Zierung sie auß Hochmuth diese Wörter gebraucht /wenn sie wuste / daß eine andere Jungfer sich besser solte gebutzet haben / so wolte sie / daß sie selbst der Teuffel holte. Drauff were sie von dem Wege / der zur Kirchen führet / vom Teuffel leibhafftig weggeführet /unn daselbst in die Höle gebracht worden / da sie einer sol angetroffen und befunden haben / daß sie einen heßlichen Wurm auff dem Schosse gehabt / und solchen gelauset / daneben berichtende; daß sie alle da wegen ihre Sünde biß an Jüngsten Tag sitzen müste; da sie allererst Erlösung erwartete. (Solte man hierzu auch etwan setzen können auß dem Tractat von der neuen Schwarm-Geister-Brut / der Quacker-Geist genannt / da man p. 38. also lieset. Da nahm einer von den vornehmsten [121] Qvackern mich mit ihm an einen Ort / und als wir giengen / ward ich getrieben /Steine wieder auffzusamlen / als zuvor; Unter welchen ich antraff zwey weisse Steine / und ward durch den Geist in mir berichtet / daß dieselbige kämen vom Himmel / und daß der eine bedeutet Esau / der anderJacob: und so ward ich getrieben / den grossen wegzuwerffen / und den kleinen zu behalten. Und der Geist saget mir gleichfalls / daß diß were der weisse Stein / davon in der Offenbahrung Joh. gesprochen: welcher mir gesendet als ein Zeichen / und Christo im Himmel: und daß / so lange ich diesen Stein bewahret / were ich mit GOtt vereiniget: Aber wenn ich ihn verliere / so solte ich von ihm abgeschieden werden. (Wie aber die Quacker vielmehr inutilia pondera terræ, als die verwerfflichen Steine seyn / (ohne wasGlauberus, ein Alchymist, ihnen unvermuthlich ein bessers und höhers zuerkennet / sprechende; daß mancher einen unansehnlichen Stein hinter der Kuhe herwerffe / und wisse nicht / daß wohl ein Stücke Golds /besser als das Javische und Judische ist / drinnen stecke) suche etwas in meinem Tract: von der Sieghafften Holländer unfehlbahrem Himmmels-Glücke /so sie Anno 1666. gehabt. Im übrigen scheinet jener Quackerische Stein mehr einem Traume oder Gedichte ehnlich: da hingegen folgende Sache wahre Geschichte seyn.


[122] Das EUROPÆische Verhängnüß.


In unterschiedlichen / und zwar denen neulichsten Weissagungen und andern Wunderdingen nachdencklich vorgebildet.

Man spricht wohl recht nachdencklich: das Glück ist Kugel-rundt / es leufft einem bald vor dem Kindern / bald vor dem Mund. Denn es gehet alles im Circkel und nach der Ründe / was das Vermögen der Geschöpff belanget. Die Wasser kommen herauß und fliessen wieder hinein in die See / und halten auch ihre Encyclopædiam; Ich geschweige aller übrigen Bewegungen / so Cyclopisch seyn; und will nur allhier vom Gelücke gedencken / daß solches auch auß denen Insulis Cycladibus entsprungen sey. Solches bekräfftiget nicht nur die Etymologia, da Glücke gar wohl von κυλίζω kan herstammen: Sondern auch ihre Sphæra Activatatis, welche sie mit uns helt: darnach es rechtschaffen mit allen heisset: Orbis ut in gyrum, sic nos gyramur in orbe. Sie muß ihr Rad in allenOrbitis gehen lassen: und niemand kan der Rotæ Fortunæ entgehen: es rundet sich umb uns alle herumb. Ein ieder kan in dieser Welt mit recht sagen: ROTOR. Bald gehet man vor-bald hinter sich; wenn wir gleichsam im Sande der Unbesonnenheit gehen / ubi movemur quidem, sed parum promovemur. Bald hat es mit uns seinen glücklichen Fortgang / bald den wiederwertigen Zurückgang. Aber wie kan [123] es anders gehen? Gehet doch die Erde (γῆ unde gehen) also: Leufft doch die Welt (von wallen oder weltzen genannt) also: Procediret doch das Jahr (annus ab annulo, ἐνιαυτὸς etc.) also: Es müssen ja anacoluses und Reciprocationes seyn: Denn ein iedes muß da wieder anfangen / wo es auffgehöret hat. Das ist derCirculus und Periodus des Menschlichen Lebens /nach welchen Diinos instar pilæ habent, sprichtPlautus. Hört nun kurtzweil: Vor kurtzer Frist lieff die materit vor vom GOG: itzt ist sie / GOtt lob! wieder verlauffen / und den Weg gegangen / dadurch sie gekommen gewesen. Bald drauff ereigete sich das zwiefache Cometicum SYDVS: deren eines seinen Lauff vom Morgen gegen Abend / das andere zurück vom Abend gegen Morgen verrichtete: und sich beydes nicht minder Circularisch mit seinen Schwäntzen erzeigete: in deme das eine mit denen eusersten Puncten das Centrum; das andre den Umbkreiß zur Scheibe adumbrirete: vide meinen Cometen-Extract. Und also gingen solche Phænomena auch ihren Krebsgang / per qvem venerunt. Darauff erzeigeten sich unlängst die SERES bey Taucha geschäfftig ERORE: da nehmlich auß einem sonderbahren blauen Thaue der Allmächtige GOtt die Himmelefarbene Seide in der Lufft erschaffete / und hernach wieder zu uns herunter schaffete; daß er mit solcher Niederfahrt den Hoffart der Menschen [124] dämpfen möchte. Ferner hastu dich auch nicht weniger vertiginosè gar neulich erwiesen /IRI, Decus cœli. Virg. l. 9. Æn. v. 18. mit deiner Verkehrung; da die Regenbogen seltzam über- und neben einander zu liegen seyn gekommen: Dergestalt daß einer gar ein sonderliches verdoppeltes Degen-Zeichen drauß concipiren wollen / wiewohl es ohne das auch sonsten an diesem Vorbilde andersweit in der Lufft nicht ermangelt hat; daß man nicht sollen sagen können: ENSIS NE etiam falciformis? O Sebel wiltu uns auch mit Gefahr umbgeben? Aber ich wil hoffen / es werde dir auch müssen rath werden / daß du mit deiner Unbescheidenheit wieder in die Scheiden fahren sollst / drauß du dich partiret hast. Hierzu weltzet sich endlich ein Prodigiosches Ey soll man solches heissen ovum Ledæ, oder verkahrt / Edel: Oder vielmehr Lethes? Ich weiß nicht: dieses sage ich / daß ich billich davon wegen der Geltzamkeit den Anfang zu reden allhier hette machen sollen: weil die Alten auch ihre Mahlzeiten damit vorgenommen haben. Horat. lib. 1. Sat. 3. v. 6. Cic. lib. 9. ad fam. ep. 20. Aber wie dem allen / hat es damahlen schon geheissen; ab OVO usóq ad mala: so spreche ich itzt; A malô malo ire usóq ad ova. GOtt wende alles böse / und beschliesse dieses unglückheffte arge Leben mit dem seeligen ἀιῶν, (Ey /) doch weil dennoch hiemit mein Propo nicht auß ist / so wil ich solches vollends hernach [125] vorbringen / in einem wunderbahren irgendwo gefundenen Ey; welches dennoch wohl so viel böses in sich haben solte / als ein anders erwehnetes Gefährligkeiten mahl: So es El (oder E, alsoabreviiren die Heyden in Templo Apollinis Delph. den Nahmen GOttes. Vide Dickinsohnium in Delphis Phoenicissant. & Fabric. in Cacozeliâ gentil. ab initio) oder [zurück gelesen] JESUS [dulce illud ovum, oder das Süß Ey / seu verbum ex ore Patris egressum: Ich alludire darauff / daß die Thebaner ihren Gott Cneph im offnen Munde ein Ey gemahlet haben / anzudeuten / das die Welt durch das Wort Gottes erschaffen sey. Procop. Gazæus ad. 3. Cap. Genes. oder wie ich meyne; weil JESUS das Wort des Vaters ist] in Gnaden nicht solte abwenden: welches aber geschehen mag ARA, oder durch ein andächtiges Kirchen-Gebet: Drauff wird sich Αρὰ oder ira DEI enden: Da wird als denn Gott nicht unsere SEDES und MVRVM verkehren oder verstören: [wie das folgende Prognosticon dreuet /] sed TEGET. Da wird auch der TODT selber und Clotho κυλίζω) müssen zurücke weichen; quando in vero DEO movemur & sumus, und wir unsere revolutiones in seinem Wort und Willen halten.


Prognosticon über das 1665. Jahr an die Röm: Käyserl: Majestät auß Italien gesandt.


[126] Wann die Sonn im Zeichen des Krebsen seyn wird / und die Zusammenkunfft nahe bey dem Drachen-Schwantz / wird man alsdenn von künftig verhandenen Wunderdingen bessere Wissenschafft erlangen mögen. Erstlich werden sich die Wasser unnatürlicher Weise ergiessen / und mit ihrem Außlauffen / sehr viel Oerter überschwemmen / und unter Wasser setzen; Umb selbige Zeit werden sich viel böse Feuchtigkeiten / nach solchem Ergiessen erheben / mit nichts wenigem Ungestüme: Dabey man an allen Orten und Enden wol dergleichen Sachen vernehmen dürffte / deren ehe dessen viel noch nie erhöret worden. Inmassen sich unterschiedliche Erdbeben mit grossem Krachen herfür thun werden; so werden sie auch die Hertzen der Menschen in Furcht und Zagen sehr vertieffen / die Wälder und Bäume werden von dem Ungestüme gewaltig brausen / rauschen und krachen. Ja durch Bewegung von ihren eigenthümlichen Stellen weichen / und viel Schlösser / Herrschafften und Städte untergehen. Absonderlich aber werden etliche Oerter an grossen Gebäu versincken. Es werden sich aber vorher etliche Zeichen sehen lassen; Sonne und Mond werden durch dicke Finsternüsse ihren natürlichen Schein verlieren; selbigen Morgen wird man einen 1/2 blutroten Bogen sehen / welcher Krieg bedeutet / wie auch Erdbeben / welche Auffgange biß zum Niedergange erfolgen werden. Umb diese Zeit[127] wird ein hohes Haupt die Welt gesegnen / und in erwehnten Erdbeben viel Leute gar todt bleiben: viel aber werden für Furcht in der irre lauffen. Der Anfang dieses Elendes wird geschehen am Tage Laurentii /das Ende aber ist Gotte bewust. Unsers Orts will sich gebühren Euer Mayst. vielmehr guts zu sagen / und alles Glück und Heyl zu wünschen: Bevorab aber die Wunder-begebnüß / die seine Völcker / Land und Herrschafft betreffen möchten / in gewisse Betrachtung zu ziehen: damit sie ernste Busse thäten / Ihre Mayst. für Ihre Person / wollen sich nach einem wohlgebauten Pallaste der Residentz umbthun / der Bequemligkeit nach / in einem finstern Thal entlegen /allenthalben mit Bergen umbgeben; allwo sie sich etwan mit etlichen Personen auff 20. Tag enthalten können. Dieses unser Prognosticon ist gedachter weise vom Chur-Sächs: Astrologo, und andern fürnehmen Gelehrten Leuten reifflichen Gutachten / gebilliget unn für gut erkennet worden.

Den 15. Maji, werden grosse Kriegs-Verfassungen zur Hand genommen werden.

Den 22. Junii, gehen zwey hohe Fürstliche Häupter mit Tod ab.

Den 10. Julii, wird ein grosser Herr seine Streitigkeiten erhalten / und das seinige wieder empfangen.

Den 12. dito wird man grosse Wunder und Zeichen sehen.

[128] Den 19. dito werden sich Empörungen anspinnen.

Den 19. Augusti wird eine überauß grosse unleidentliche Hitze erfolgen. (Solches erfolgete vom 23.Aug: an biß 26. Aug: drinnen man auch bey lichtem hellen Tage die Venerem immer am Himmel hat sehen können: welche deßwegen vom gemeinen Manne vor einem neuen Sterne aufgenommmen ward / wie auch zu ende p. 120. des Registratoris von Europâ zuersehn: Sie ließ sich aber am Tage also sehn biß Michaelis hin / fast einen Tag umb den andern wenn es helle Wetter war. Item noch nach Michaelis biß Martini hin.)

Den 19. Octob. neu Regiment und Gassen herfür brechen.

Den 12. Novembr. wird durch die gantze Welt ein grosses Blutvergiessen entstehen.

Den 15. dito wird die Helffte der Leute auß der Welt müssen.

Den 12. Decemb. wird man Wunder über Wunder sehen.

[Hactenus illud Vaticinium: Ja wenn Gründe dabey specifici ret weren / jo hetten etwa jene Närrische Leute bessern Fug sich daran zu kehren /welche alleweile an einem vornehmen Orte ihre Behausung auff eine Zeit angeben / und eine sichere suchen sollen. Es ist wohl ein guter Freund /der einen vor Schaden warnet; aber es muß ja auch [129] funda ment darhinder seyn / sonsten leuffte kahl ab / und heisset hinführo; Qui semel pejerârit, illum credi posteâ, etiamsi per centum Deos juraret, non oportet. 2. Hette doch der Augur Ihrer Käyserl. Majest. ärger nicht rathen können / als er gethan hat: Wo giebts wohl die meiste Gefahr bey Erdbieben / als zwischen Bergen wohnen / da sie von allen Seiten auf einen zuportzeln können? Ich hielte es mit den Thälern.]

Wir haben biß hieher von etwan mehr Gefahr / als künfftigem Glücke unsers Vaterlandes gehöret: aber solches möchte schon unter andern auch damit geschwächet und umb gestossen werden; wenn ein neuer eingelauffener Bericht vom 6. Maji auß Wien vermeldet / daß 2. Meilen davon / und zwar am 1. Maji. st. n. umb der Sonnen unterschiedliche Regenbogen /von schönen hohen Farben / umb 2. Uhr nach Mittage / am freyen Himmel / seynd gesehen worden: welches einige Außdeuter für gute omina gehalten haben: Mercke / daß umb selbige Zeit / die kostbahren Præsenta von Augspurg nach Wien gekommen seyn / die der Römische Käyser dem Groß-Türcken offeriren lässet / an 61 1/Σ Centner Silber: drauß künstliche Sachen an Schüsseln / Kannen / Brunnen / einem Tische etc. zubereitet geworden seynd. Doch betrifft dieses nur etwan unser geliebtes Vaterland: wiewol es Ihr von Hertzen zu wünschen [130] stehet / und wir grossen Anlaß haben / dem grundgütigen Gotte dafür Danck zu sagen. Aber wie wirds anderswo lauten? Traun wunderlich gnug. Denn man höre an / was auß Warschaw auch vom 1. May hergeschrieben ward: Nehmlich da hat man zur selben Zeit ein Hüner-Ey vom Lande in die vornehme Stadt gebracht / auff welchem ein blosser Sebel / ein von untenauffflammendes Creutz / eine Ruthe und gespannter Bogen / deutlich zu sehen gewesen. Hier hast du das elende Fatum wegen Polen / Preussen / etc. Höre ein dergleichens vom Engellande: auß der Stadt Eustachia in denen Caribischen Insuln vom 21. Decembr. 1664. Seit dem 21. Decembris. hier hat man allhier wahrgenommen einen Cometen oder Schwantz-Stern / welcher im Often auffgangen / und im herauffsteigen sich Südlich erstrecket; Der Stern an sich selber ist hell und klar /und der Schwantz dergestalt feurig / daß er einig Licht von sich geben. Welches aber noch wunderlicher und erschrecklicher gewesen / so hat sich in der Lufft auch ein Schwerdt præsentiret; Wovon Schiffer Caspar Cornelis / als er von dieser Insul nach denen andern Eylanden gefahren / Zeugnüß geben hier imConsistorio vor dem Prædicanten A. Polzius und denen Elterleuten reformirter Religion / als nehmlich daß er nachts am 12. Decembris recht über Angielje /ist ein Engl. Eyland / gesehen ein blutig Schwerdt [131] ungefähr 2. Klafftern lang / stehend im Nord-Ost /wie er nach seinem Compaß ermessen können / dieses Schwerdt hatte sich gegen der Spitzen zu gekrümmet nach der Form eines Türckischen Sebels / dessen Knopff war gewesen ein klar-scheinender Stern / wie denn an iedem Ende des Creutzes auch ein kleinerStern gestanden; Und wie der Schiffer außsaget / so hette er solches sampt seinen Leuten wohl in die 2. Stunden lang gesehen / es ist aber solcher seither weiter nicht wahrgenommen worden. Von noch einem andern erschienenen Sebel in der Lufft besiehe meinen Cometen Extract, cap. von Deutschland. Im übrigen wegen des gedachten ersten Cometens ist zu erinnern / was gleich itzund die Wienische Relation vom andern Cometen erwehnet: Nehmlich daß am 13. Apr. sich der Crinit-Stern von 3. Uhr biß halb 5. frühe morgends bey hellem Wetter stattlich habe sehen lassen: worüber einige Gemüther ziemlich perplex geworden / und unterschiedliche Propheceyungen davon sollen entstanden seyn. So soll auch ein Weib in Tyrol / welches 7. Tage nach einander geschlaffen /und hernach wieder erwachet / viel Dings / so geschehen würde / gesaget haben. Im übrigen gehöret zu die bösen Wunder-Zeichen auch solches auß Dantzig am 7. May: daß ehegestern / war der 5. dieses / in der frühe / gegen anbrechen des Tages / unsern der vornehmen Stadt / in der Nährung / eine grosse Feuers-Kugel [132] vom Himmel gefallen sey / gleichsam den Strich haltend / wie der Comet seinen Lauff gehabt. Wobey es einen harten Schlag gethan; welches die Schildwache auff denen Wällen der Weichsel-Münde / und auch der Polnische gleich einkommende Postilion bezeuget.

Auß Augspurg vom 7. Jul: verwichener Tage hat sich der sämptliche Chur–Bayerische Hoff wegen allgemeinen Geschreys des am heiligen Laurentzi-Abend angedroheten schweren Ungewitters /davon so wol selbige als andere mehr Städte und Dörffer hetten verfallen sollen / von dannen hinweg begeben / wobey auch ein grausamer Gotteslästerer auff frischer That / ohn einige weitere Verhör zur Richtstadt gebracht und hingerichtet worden / da dann auch ein Zauberer / auß der Lufft auff die Erde fallend / ergriffen und bey demselben Hagel und Schlossen befunden / und so viel in Kundtschafft gebracht worden / daß derselbe eben dergleichen gedrohetes Wetter machen wollen / so ihm diß mahl mißlungen /hat derhalben seinen Lohn noch zugewarten.

Weiter hatte man auß Breßlau im anfang Augusti, daß daselbsten 7. Meilen davon zu Schweinitz ein groß heßliches Ungewitter gewesen / damit grosse Steine herunter gekommen / deren eines 8. Loth gewesen / blaulich an Farbe.)

4. Nicht unbillich mag allhier hergebracht / unn zur Historie von Tages, gesetzet werden / was sich [133] unlängst Anno 1664. nicht weit von Dreßden begeben hat in einem benachbarten Dorffe. Nehmlich es sol alldar ein Schäfferjunge im Felde seiner Heerde gewartet / und ungefähr einen mässigen Stein neben sich vermercket haben / der sich etliche mahl in die Höhe von sich selber bewogen gehabt: Hierüber hat er sich verwundert / war hinzu gangen / und hatte den Stein angesehen / hatte ihn auch endlich von dem Orte weggenommen; Und / siehe! in dem hüpfet ein junger Kerl auß der Erden hervor / stehet kurtz vor ihm /sprechende / das er dahin sey verbannet gewesen / und begehre nunmehr von ihm (dem Schäfferjungen) Arbeit / er müsse ihm was zu thun geben. Gar wohl hatte der Junge halb bestürtzt geantwortet / hilff mir meine Schaffe hüten. Und dieses soll ihm der Erd-Geist flugs haben belieben lassen / biß an den Abend / da der Junge sein Vieh ins Dorff treiben wollen / da hat das Gespenste mitgewollt: Der Junge soll sich aber flugs entschuldigt haben / sprechende / in mein Hausz vermag ich dich nicht füglich mitzunehmen; Denn ich habe einen Stieff-Vater / und darzu noch ander Geschwister mehr: Mein Vater würde mich übel zu schlagen / wenn ich ihme noch einen andern mitbrächte / und ihme das Hausz kleiner würde. Ja / so mustu mir anderswo Herberge schaffen / hatte das Ungethüme gesaget / du hast mich einmahl angenommen. Gehe hin zu unsern Nachbarn / hatte der Junge[134] geantwortet / denn derselbe hat keine Kinder: dieses sol richtig geschehen seyn; dergestalt / daß ihn auch der Nachbar nicht wider losz können werden: Aber wie es weiter abgelauffen ist / davon habe ich keine fernere Nachricht.

5. Sonsten habe ich mir erzehlen lassen / von einem Studenten / dessen seine Mutter gesaget hatte / dasz es zu Dessau geschehen. Nehmlich es sol ein Weib ein Kind gebohrn / und vor der Tauffe bey sich / in der Wiege / bey ihr Bette / geleget haben / und sampt der Magd drüber in einen tieffen Schlaff gefallen seyn / da denn drauff zur Mitternacht ein paar Unterirrdische Weiber gekommen / und ein Feur auff dem Heerte / im Hause gemachet / einen Kessel voll Wasser drüber gesetzet / und ihr mitgebrachtes Kind drinnen gebadet und abgewaschen haben / und solches hernach in die Stube getragen / und mit dem andern schlaffenden Kinde auszgetauschet haben: wie solches geschehen / sollen sie zum Hause hinauszgegangen seyn / und bey dem nechsten Berge / drinnen sie hinein zu gehen gedacht / sich umb das geraubete oder auszgewechselte Kind gezancket haben; drüber es eine der andern zugeworffen / und gleichsam damit geballet han / bisz das Kind drüber geschrieen / und die Magd inm Hause erwachet / ihrer Frauen Kind besichtiget / und befunden / das es unrichtig müste zugangen seyn: sintemahl es dem vorigen rechten Kinde nicht ähnlich gesehen: [135] Drauff war sie vors Hauß gelauffen / und hatte flugs die beyden Weiber noch also mit dem gemauseten Kinde handthieren gefunden: war hinzu gegangen / und hatte mit gefangen: wie sie es aber wiederumb einmahl in ihre Arme bekommen /war sie eilends damit nach ihr Hauß zugewischet /und hatte die Wechselbutte oder Nickerts-Kind herauß vor der Thüre geleget: welches Panckert oder Kielkropff drauff von den Bergfrauen wart wieder zu ihnen genommen worden. Hierzu gereichet über das jenige / was pag. 65. 66. allhier im andern Theile stehet / daß ich zu Leipzig gehöret habe / von einem glaubwürdigen Bürger / wie es sich mit seinem ersten Kinde begeben / als es schon etliche Wochen alt gewesen / daß es zu drey unterschiedlichen Nächten / in der Wiege war auffgedecket / und in der Quer geleget worden: da doch die Wiege hart vorm Wochen Bette der Mutter gestanden: dergestalt daß der Vater ihme fürgenommen / selber in der vierdten Nacht auffzubleiben / sein Kind zubewahren / und gute acht oder Auffsicht zu haben. Was geschicht? Er verharret eine lange weile / wachet stetig biß nach Miternacht / da war dem Kinde noch nichts begegnet gewesen: weil er es selber betrachtet und beschauet gehabt: Aber in deme fallen ihme die Augen ein wenig zu; also das die Mutter kurtz darauff erwachnet / und gleichsam eine ohngefährliche Abwechselung halten wil: Aber /wie sie sich ümmesiehet / [136] ist ihr Kind wieder in der quere gezogen / und das Decke–Betgen war von der Wiegen mitten über ihr Bette geworffen gewesen: da sie es sonsten nur immer auffzuschlagen und zun Füssen des Kindes in der Wiegen zu legen pflegen / nach allgmeinem Gebrauche. Dencke es einer / in so geschwinder Eyle / daß sie sich alle verwundern müssen! Aber weiter hatte das Ungethüme keine Macht zum Kinde gehabt: so hatten sie auch nichts weiter gesehn: ohne daß ihr Kind bald darnach sterbens kranck geworden / und 6. Zähne zugleich mit Verwunderung / bekommen. Sonsten lebet es annoch /und ist eine erwachsene Jungfer wohl von 12. etc. Jahren.

Im übrigen ists wunder / das nicht einer auch zur Stärckung der Sache dieses mit vorbringet / das man nehmlich in dem Bernsteine / Mücken / Fliegen /Krancker etc. eingeschlossen finden sol / welches doch unten im Meere generiret wird. Vide Doctorem Wigandum in Tract. de Succino: Kirchmayerum in Comment. ad Tac. de mor. Germ. tit. de Glesto & M. Thilonem in Disp. de Succino Borussiæ, als wenn solches Ungeziefer ex Regno Subterraneorum mit in die Substantz des Bernsteins hinein käme / der etwan ihr excrement ist. Denn so pflegen die Philosophi ihre Außflüchte zu suchen / wenn sie keine gnugsame Ursache eines verwunderlichen Dinges allhier auß unserer Gegend auffbringen können / [137] da müssen Ursachen vom Zaune gebrochen / oder auß dem tieffen Brunnen des Democriti hervor gesuchet werden. (Mercke wegen der vorhergehenden Historien / das solche von etlichen von den Wassernixen erzehlet werden.)

6. Es erzehlete mir Anno 1662. eine glaubwürdige Frau vō Salfeld / daß allda ein Edelmann in der Erndte / umb sein Korn zu beschicken / und auff dem Felde in Garben binden zu lassen / gezwungen gehabt habe eine Sechswöchnerin von seinen Unterthanen /mit zu helffen / drauff sol das gezwungene Weib ihr junges Kindelein mit sich genommen / und auff den Acker hingeleget haben / damit sie sampt den andern Leuten desto hurtiger binden könte. Und über eine weile sol der gegenwertige Edelmann ein Erdweib mit einem andern Kinde haben kommen gesehen / daß sie mit dem dargelegten Bäuerlichen Kinde vertauschet habe / und drauff weggegangen seyn. Bald hat solches Kind angehoben sehr zu schreyen / welches die bindende Mutter vernommen / und derentwegen hingelauffen ist / ihr vermeyntes Kind zu stillen. Da hat ihr der Edelmann gewehret / sprechende; sie solle zurücke bleiben / er wolle es ihr schon sagen / wenn es Zeit were: welches denn der Frau gejammert / daß sie nicht hat dürffen einmahl ihr vermeintes Sechswochenkind zu stillen / sondern hat es müssen schreyen lassen /und unverrichteter Mütterlicher Pflicht wieder weggehen. In dem [138] es aber also unauffhörlich fortgeschrien /da sol die Nickartin oder Roggen-Mutter gekommen seyn / ihr voriges weinendes Kind zu ihr genommen /und das gestolen an vorigen Ort wieder gebracht haben. Als solches geschehen / und der auffpassende Edelman es auch mit Augen selber gesehen; da hat er der rechten Mutter geruffen / ihr das wiedergebrachte Kind anvertrauet / und flugs nach Hause in ihr Wochenbette wieder gehen heissen / sprechende: von nun an / und noch nimmermehr / wil ich keine Sechswöcherinne herauß jagen / sondern daheime ihre Zeit recht außwarten lassen. Eben eine dergleichen Historie ereiget sich auch / lieber Leser / im nachfolgenden Cap. von Kielkröpfen / auß Wolffgang Hildebrandi Hexen-Wercke. Im übrigen müste es ein wunderlich Thun seyn mit der Außtauschung / daß die Bergweibergen ihre Kindelein nicht so lieb hetten / als wir unsere: als da man das garstige umb ein fremdes schönes nicht hingebe.


Sectio Secunda.


Biß hieher von dem einen Geschlechte der vermeynten Unter-Irrdischen / itzt folgt das Ander /nehmlich von den Bergmännlein: Davon Sperlingius in Phys. lib. 1. p. m. 256. also: Diese Art hat zweyerley Geschlechte: Eines ist das grausame und schädliche; das Andere das sanfftmütige. Von dem grausamen hat Georg. Agric. [139] lib. de Anim. Subterr. p. 78. zwo Historien: Nehmlich ein solches Bergmännlein /ist zu Anneberg gewesen / der zwölff Arbeiter mit seinen Hauchen in der Höle / welche die Rosen-Crone heisset / umbgebracht hat. Er ließ aber sein blasen auß dem Rachen / in dem er wie ein Pferd außsahe /einen langen Halß und greßliche Augen in der Stirn hatte. Weiter ist auch ein solcher gewesen / der zu Schneeberg / in einer schwartzen Mönchskutte / der in S. Georgens Höle einen Arbeiter von dem Erdboden affgehoben / und zu oberst am Boden mit grossem Leibes-Schaden hin gesetzet hat. Die sanfftmüthigen werden Kobelte genannt / von andern auch Bergmännlein / weil sie kaum 3. Spannen in der Länge haben. Diese fügen keinem Menschen Schaden zu / es sey denn daß man sie verlachet oder auff sie gescholten habe: Im übrigen graben sie die Erde / giessen Wasser hinein / und seynd bey aller Arbeit hurtig und unverdrossen. Wiewohl sie nur das ansehen haben /als wenn sie arbeiteten; da sie doch nichts verbringen. Aber von beyden Geschlechten ist ein Urtheil zu fällen / wie von den Gespenstern in gemein: Nehmlich der betriegliche Teuffel steckt darhinter / der unsere Leiber und Seele äffet / der durch alle Länderher umb irret / und denen Menschen Tag und Nacht hinterstellig ist. Confer Ola. Magn. lib. 6. c. 10. de Gent. Sept. p. m. 224. 225. & Lavaterum in libell. de Spect. & Lemur. da er unter [140] andern Synonymien /welche er denen Gespenstern giebt / auch diese hat /daß er sie heisset / virunculos terreos, Unterirrdische. Im übrigen hat gedachter Sperling zweifels ohne das entlehnet auß diesem Ludov. Lavaterô. Der Autor Magicorum part. 1. p. 35. b. etc. redet nochvollständiger von den vorgedachten also: Zweyerley Geister und Gespenst werden auch in den Fundgruben auff den Bergstädten funden. Es wird auch beyderley Art auff den Bergstädten in den Fundgruben gefunden /wie solches Georgius Agricola bezeuget in libro de animantibus subterraneis. Und seynd die grausamen und unfreundlichen welche auch nur erschrecklich anzusehen / gemeiniglich den Bergleuten feind und gehäfftig. Solcher Art ist gewesen der Geist zu S. Anneberg / in der Zeche zum Kosenberg / welcher über die zwölff Bergleute an ihrer Arbeit mit seinem Anhauchen getödtet und umbbracht / welcher auch von deßwegen ist liegen blieben / und nicht ferner gebauet worden / ob sie gleich reich von Silber war / es hat aber den Athem außm Halse geblasen oder gehaucht /und ist in gestalt eines Pferdes mit einem langen Halse und greulichen Augen erschienen. Also ist auch der Schneebergische Geist gewesen / welcher in einer schwartzē Münchskutte in der Zeche zu S. Georgen erschienen / welcher einen Begmann oder Ertzknappen erwischt / vom Boden auffgehaben / und zu oberst in die Höle / [141] so vorzeiten gar silberreich / gesetzt / nicht ohne Verletzung seiner Glieder. Bey den Türcken hat ein Jüde / so bey ihnen wohnhafftig / auff eine Ziet von einer gar reichen Zeche müssen ablassen / von wegen eines solchen Bergteuffels / welcher den Bergleuten in Gestalt einer Ziegen / oder wie ein Geiß / mit güldenen Hörnern / fürkommen und erschienen. Die guten aber freundlichen nennen etliche bey uns Teutschen / so wohl auch die Græci, Kobolte / die weil sie viel Dinge den Menschen nachthun / mit lachen und andern Dingen mehr / und scheinen als wenn sie viel thäten / und doch nichts thun. Etliche nennen sie auch Bergmännerlein; denn sie erscheinen gemeiniglich wie die Zwerge / drey viertel einer Ellen lang. Sie erscheinen aber in gestalt eines alten Männleins / und bekleidet wie die Bergleute / mit einer weissen Haupt-Kappen am Hembde / und einem Leder auffm Hindern. Diese thun den Bergleuten kein Leid / denn ob sie wohl bißweilen die Bergleute mit Steinlein werffen / so thun sie ihnen doch selten Schaden / es sey denn das sie mit spotten und fluchen erzürnet und scheltig gemacht werden. Fürnehmlich aber lassen sie sich sehen in denen Zechen / welche Ertz geben / oder ja zum wenigsten gute Hoffnung darzu ist. Derwegen lassen sich die Begleute hierdurch nichts erschrecken: Sondern haltens für eine gute Anzeigung / und seynd desto frölicher und fleißiger in der Arbeit / und wünschen [142] nach ihnen / und haben groß Verlangen sie zu sehen. Eben dieses erzehlet auch also (Lateinisch) Caspar Posnerus P. P. Jen. in Disp. de Virunculis Metallicis, Anno 1662.cap. 5. 6. ex Agricol: De Animant: subterran: fin: & oper: suorum, edit: Basil: Anno 1546. f. 432.

Sonsten erzehlet dieser Herr Posnerus d. l. außLudov. Lavat. unter andern auch dieses / wie daß zu seiner Zeit ein frommer und gelahrter Mann an den Lavat. geschrieben habe / wie daß zu Davosio in denen Alpibus Rheticis ein silbern Bergwerck sey /drauff der Bürgermeister zu Londamano, Petrus Buol in vorigen Jahren viel Unkosten gewandt hat / darauß er auch keine geringe Schätze gehoben hat. Sonsten sol sich im selbigen Bergwercke ein sonderlicher Geist haben sehen lassen / der / wenn die ander Bergleute ihre außgegrabene Stücke in Gefässern gethan haben / gemeiniglich am Freytage / sich auch sehr geschäfftig erzeiget hat / wenn er auch das Metall nach seinem Willen / auß diesem Geschirr genommen und in ein anders gethan hat. Worüber denn der Bürgemeister nicht unwillig worden ist / wie er denn auch allemahl unverletzt wieder davon gekommen ist /wenn er sich in die Grube hinunter fahrend mit dem H. Creutze zuvor gesegnet hat; Es hat sich aber einmahl zugetragen / wie sich derselbige Geist eines Tages sehr ungestüm erzeiget / daß es einem Bergmanne ziemlich verdrossen / das Ungethüme [143] gescholten / und an den Galgen es zu gehen gewünschet hat /mit vielen Fluchwörtern. Was geschicht? der Geist kriegt den Kerl beym Halse / und drehet ihm den Kopff herumb auf den Rücken / davon er zwar nicht gestorben ist / doch hat er den verdreheten Hals hernach immer behalten müssen / wie ihn denn viel Leute gekannt haben / biß er drauff etliche wenig Jahr hernach abgestorben ist. Dieses erzehlet Lavat. Tigurinus l. 1. c. 16. de Spectr. & Lemur. Und fast dergleichen hat auch Olaus Magnus l. 6. c. 9. de Gent. Sept. Man weiß für gewiß / daß die Teuffel / welche man Wichtelin oder Begmännlin nennet / denen Innwohnern des Landes zur Hand gehen / und viel Arbeit verrichten / insonderheit in den Ställen / und in den Bergwercken / da sie die Steine zerbrechen und zerschlagen / und denn in die Eymer werffen / darinn man sie herauß zeucht / die Rollen einheben / die Seiler darumb thun / als wolten sie gleich viel außrichten. Sie lassen sich auch bißweilen sehen / und erzeigen sich in angenommener Gestalt der Bergleute / lachen / verblenden sie / und treiben allerhand Gespött mit ihnen / dadurch sie es betriegen / ruffen sie etwan an einen andern Ort / wenn sie denn kommen / so ist niemand vorhanden / werffen ihnen etwas unter die Hand / und wenn sie wollen angreiffen / so ist nichts mehr da / und verschwindt. d. l. bringet Herr Posnerus die Bergmännerlein hin zu die [144] Kobold / als welche unter einander einerley Gestalt / grösse und gleiche Verrichtungen haben / ohne daß sie nur an der Kleidung und ihre Oerter / einen Unterscheid haben. Aber solte dieses letztere nicht gnug seyn / einen gäntzlichen Unterscheid zwischen sie zu dulden (wiewohl die actiones auch schon albereit gnug diferiren /die Statur und Figur desselbigen gleichen /) sintemahl Mich. Psellus. ein Constantinopolitanischer Philos. umbs Jahr Christi 1000. auß dem Vorgeben desMæci, eines München und Mesopotämischen Einwohners / dafür helt in Dial. de Operat. Dæmon. Edit. Gilb. Gaulmin Lutet. Pari. Anno Christi 1615.p. 41. daß die Erde von ihren besondern Formis oder Cörpern angefüllet sey / wie auch die Oerter unter der Erden / die öbere Lufft / das Meer / alle von besondern Geschöpfen: deren er sechserley beglaubet p. 41. & 42. item 46. da er hinzu thut / daß alle diese Dæmonum genera Gottes und der Menschen Feinde seynd: Am allerärgsten aber weren die aquea, subterranea und lucifuga: Ja es were keine blaue Dunst und Gauckeley mit ihnen / sondern sie sollen den Menschen warhafftig auffsetzig seyn / und auff ihre Ertödtung loß gehen; So sollen jene auch die Menschen zur hinfälligen Kranckheit und Raserey verursachen / etc. Die aërea und terrestria aber / sollen die Leute mit Arglistigkeit fällen / und sie verschmitzter weise zu allerhand Sündhafftigen Verrichtungen [145] antreiben. (Seind das nicht wiederwertige und gar unterschiedene effectus?) Paracelsus Lib. Philos. de Nymphis, Sylphis, Pygmæis & Salamandris, & lib. de occult. Philos. tract. 5. qvi est von den Leuten oder irrdischen Geistern unter der Erden / nennet sie Schrötlein oder Bergmännlein / Sylphes oder Pygmæos, sagende: Sie sind nicht Geister / wie andere Geister / aber gleich denen Geistern zu rechnen / in aller Vermögligkeit und Kunst / haben doch Fleisch und Blut / wie die Menschen / das sonst kein rechter Geist hat / wie denn Christus sagt zu seinen Jüngern. Et post pauca: Wollen sie aber je Geister genennet werden / so mag mans irrdische Geister nennen / von wegen des / daß sie unter der Erden ihr Chaos und Wohnung haben /und nicht wie andere rechte Geister in Lüfften wohnen. Derohalben man dieser irrdischen Geister sonderlichen viel findet / spüret / siehet und höret / wo grosse Schätze und Reichthum verborgen liegen. Also auch / wo köstliche gute Bergwerck von Gold und Silber sind / denn daran haben sie ihre Lust und Freude / verhütens und lassens nicht gerne von sich: wie denn die Bergleute von ihnen viel erfahren haben /werden auch viel von ihnen verhindert und angefochten in mancherley weiß und weg: etwan von ihnen verfolget / geschlagen oder geworffen. Hingegen erzeigen auch sie offt grosse Wolthat / und verkündigen einem den Todt: Also / wo mans [146] höret klopfen zum ersten / andern / und dritten mal / demselbigen Orte bedeuts ein Tod des Bergmanns / der daselbst seine Arbeit hat / entweder er wird vom Bergwerck bedecke / oder kömt sonst umb sein Leben. Das ist nun bey den Bergleuten eine gewisse Erfahrenheit / und die Bergverständigen haben grosse Achtung auff solche Ding. Es sind auch diese Geister der bösesten Geister / ob allen andern Geistern / die nicht Teuffel sind /(sonderlich wem sie übel wollen /) so ist auch zwischem dem Teuffel und diesen ein grossser Unterscheid: Der Teuffel stirbet nicht ab / so diese absterben. Darumb mangelt ihnen dieses allein / das ist daß / daß sie absterben nach langem Leben / sonst würden sie auch billich Geister genennet / aber zuvor nicht: Denn die Geister leben ewig und sterben nicht ab: Darum was Leib / Fleisch und Blut hat / dem Tod unterworffen ist / und je einmahl sterben muß.

Ibid. Das solche Elementalische rechte und wesentliche Leute in den ersten Zeiten / offte für GOTT gehalten worden seynd; Darwieder GOtt in der ersten Taffel der Zehen-Geboten uns warnet / daß wir nicht ander Götter neben Ihm haben sollen / weder die im Wasser (da meynet er die Nymphen /) noch die unter der Erden (das sind die Sylphes und Pigmæi.) Ibid. daß sie dem natürlichen und ewigen Tode unterworffen seyn. etc. Ibid. Daß die melancholischen Gedancken von dem Teuffel und irrdischen Geistern herrühren: Daher kömpts / das etliche Leute / und fürnehmlich die Kinderbetterinnen / zu Nacht im Schlaffe gedrücket werden / daß sie vermeynen / sie müssen ersticken / können dazu nicht schreyen / oder jemands ruffen! zu morgens sprechen / mich hat heinte Nacht ein Trut gedruckt / ist ein alter Mann oder alt Weib gewesen: haben je und allewege vermeynt / es seyen Hexen: so doch die Hexen leiblich durch keine beschlossene Thür oder Fenster mögen / noch können einkommen / wie die Sylphes und Pygmæi können. O du zweiffelhafftiger Mensch und kleingläubiger Petrus, der du dich einen jeglichen Wind bewegen lässest / und so leichtlich sinckest. Du bist an solchen selbst schuldig / dein verzweiffelter Glaube / der so schwach und klein in dir ist / auch deine eigensinnige böse Gedancken bringen dich dahin / und fügen dir solches zu. Darzu hast du einen magnet in dir verborgen / darmit du solches an dich zeugest; Das ist der Himmlische magnet, über alle andere magneten / die da Eisen und Stal auffheben und an sich ziehen: auch über die quintam Essentiam oder constillirten magneten / welche das verfallen und verborgene Eisen verrathen und offenbahr machen. Denn der Himmlische magnet ist einer solchen grossen Macht / daß er über hundert oder tausend Meilen / ja alles was er will / auß den 4. Elementē an sich zeucht / wenn er in seine exaltation gehet. [147] etc. Im übrigen will Paracelsus, daß die Bergmännerlein jene Pygmæi oder Zwerge seyn / davon die alten Historici viel Dings haben. Item daß sie Menschen seyn / doch zwar nicht einerley Art mit uns / aber gleichwohl dem rechten Wesen nach. Welche von uns nur allein durch die Seele abgesondert weren / wiewol sie auch nicht minder vernünfftig sollen seyn; Ja weiser / klüger und gelahrter als wir. Er eignet ihnen auch rechte natürliche Leiber zu / daß sie leben und sterben / daß sie arbeiten und der Kunst gebrauchen / daß sie in sich das Principium sich zu bewegen und stille zu seyn haben als wir: Ja das sie Einwohner und Theile dieser Welt seyn / und zur Physischen Betrachtung gehören. Dieses bejahet er / wie wir bedünckt umb folgende Ursachen. 1. Weil GOtt Allmächtig ist / und nach seiner unendlichen Weißheit viel Dinge erschaffen kan. 2. Weil dieseEntia mit unsern euserlichen Sinnen begriffen werden. 3. Weil sie Blut und andere partes organicas haben. 4. So leben sie auch / und geben lebhaffte Wirckungen hervor: und sterben endlich. Vide Paracels. l. 5.Meteor. c. 4. Resp. Hier wird bey allen der rechte Beweiß vermisset: Weiter redet er mit dunckeln Worten / welches andere seines gleichen auch thun. Im übrigen redet von den Pygmæis weit anders Arist. 8. Hist. Animal. c. 12. wiewohl d. l. Paracels. wenig von Aristot. in genere halten will. Im übrigen [148] 1. wegen der Allmacht GOttes vide finem c. von Mondleuten. 2. so giebt es ja auch phantastica corpora. 3. hat ihnenParacelsus etwan das Blut abgezapfet? Traun wenn ers gethan hette / er würde wohl pulveres, Essentias, Tincturas und andere Sachen drauß gemachet haben /welche er weit höher halten würde / als was von unsern Leibern kömmet: Aber so gedencket er nirgendwo davon etwas. 4. hat etwan der Paracelsus einem krancken beygewohnet / oder ist mit einem gestorbenen Bergmännlein zur Leiche gegangen? Ja er mag wohl gegangen seyn / wenn er von seinem bösenFeinde wohin geführet worden / das er selber nicht gewust hat / wo er bekahrt gewesen. Das er 5. sich auff die Erfahrung berufft. lib. Meteor. c. 4. das reimet sich zur Sache nicht. Und möchte ich wohl wissen / ob er auch im Lichte / und Feuer auffm Heerde vernünfftige Substantias statuire? daß Strahlen herauß gehen / und sich bald hier bald da hinwenden /das ist uns zwar bekant genug. Vom Zeugen der Bergmännlein / ist es gar ein wunderlich vorgeben /wenn er d. l. spricht / daß von solchen homunculis, nicht allein die Zwerge / sondern auch die greulichen Riesen gebohren worden seyn: welche grosse gewaltige Siege und verborgene Weißheit wieder ihre Feinde gehabt. etc. Resp. Aber dem Goliath und Og ist es gleichwohl schlecht bekommen / etc. Weiter / daß sie leiblich seyn sollen / daß etliche Philosophi [149] undTheologi, auch allen Engeln und Geistern außerhalb GOtte / lieber zuschreiben / als Psellus thut / p. 29. 30. und zu unser Zeit der fürtreffliche und subtile Medicus und Philosophus zu Altorff / Ernestus Sonerus in Disp. de Problem. miscell. Philos. Problem. 10. in Phil. Altorff. p. 421. & seqq. & Comment. in lib. 12.Metaphys. Arist. c. 8. p. 671. & seqq. welchem sich zu wieder gesetzet hat auff eben derselbigen Universität Altorff der fürtreffliche Mann Joh. Paul. Pelvvinger in Comment. in Alpha majus Arist. Metaph. c. 7. quæst. 1. p. 211. etc. Wieder die alten hat sich wacker verantwortet Cristoph. Scheiblerus oper. Metaph. l. 2. c. 4. tit. 2. art. 3. num. 28. etc. item Don. Francisco Torreblanca dictus und Advocatus Regius in Granatensi Cancellar. in Dæmonol. l. 2. c. 28. n. 2. Im übrigen ob man der Bergmännerlein Leiber gleich will gesehen haben / so ist doch noch niemand gefunden worden / ders mit den Händen angerühret hette / also das man alle ihre Theile dermassen recht hette betrachten können. Das Gesicht betrieget sehr: So hat man auch nichts von ihrem Ursprunge / Speisung / Stuelgängen / Nutrition, Zeugunge / Wohnung / Todte / etc. gesehen. So müsten sie auch in allen Stücken von uns differiren / weil sie verschwinden /und sich in eil uns zu Gesichte wider bringen können. So seynd auch die klügesten Leute von ihnen in grosse Gefahr und Unglücke [150] gebracht worden / etc. und derentwegen seynd sie nichts anders als Spectra, und Teuffels spückereyen / sie mögen der Rede nach bey etlichen Leuten / Unterscheid gefunden haben / wie sie wollen: so gehören sie auch endlich zur Physic nicht / als Geister / welche der Metaphysic unterwürffig seynd. (Ich schliesse mit dem Tabermontanô Tom. 2. f. 19. Allermanharnisch / oder Siegwurtz wird also genennt / weil die Bergknappen sich derselben sehr gebrauchen / die Gespenste und böse Geister zuvertreiben / von welchen sie sehr angefochten werden.)


Sectio Tertia.


Ich muß noch das dritte Geschlecht von Bergmännern hervor bringen / welches also beschreiben hat Schvventerus in Erqvickstunden part. 3. c. 52. p. 221. Wie groß der Berg Altho müsse gewest seyn? der Leser / sagt unser Author, wird seine Lust sehen an denen unterschiedlichen Exempeln / welche ich hieher setzen wil. Erstlich auß dem Vitrurio, der meldet in der Vorrede seines andern Buchs von Dimocrate, dem Baumeister / Plutarchus in vitâ Alexandri nennet ihn Stasicratem, Arrianus aber Chinocratem,Strabo Chiromocratem, Plinius Dinocharem, andereDemocratem, daß er sich auff die Reise gemacht /Alexandrum Magnum zu sehen / und ihme ein rechtschaffen Meisterstück zu præsentiren und vorzulegen / nehmlich einen Abrieß von dem [151] grossen Berg Atho, darauß er ein männliches Bild wolte formiren und figuriren / welches in seiner lincken Hand eine sehr grosse Stadt haltend für 10000. Mann / in der rechten eine Schüssel oder Schalen / alle Flüsse desselbigen Berges empfinge / und in das Meer außgösse: Alexander Magnus liesse ihme eine solche Invention gefallen / wunderte sich darüber / fragte auch den Künstler / ob umb denselbigen Berg so viel Getreide / gedachte Stadt zu erhalten / möchte gebauet werden? weil aber solches unmüglich / sagte er ferner gantz weißlich: So schön die invention were / so ungelegen were auch der Ort / behauptet auch solches mit einem schönen Gleichnüß / wie in dem Vitruvio ferner zu lesen. Wir wollen vielmehr itzo die grösse des Bildes / der Stadt und Schalen betrachten. Der Autor saget / das solches auß der Proportion leichtlich zu finden sey / nimmet die Stadt der Grösse / daß einer Person 12. Werckschuch eingegeben werden / wie es der Autor meynet /kan ich auß der Dolmetschung nicht verstehen / weil sie etwas obscur und dunckel ist: Ich will es meiner Meynung nach rechnen: So einer Person 12. gevierdte Schuch gerechnet werden / muß die Stadt 12000 gevierdte Schuch gehalten haben / und weil die länge der Hand sich zu ihrer Breite verhelt / wie 2. zu 1. müssen 2. Zahlen gefunden werden / die sich zusamm verhalten / wie 2. zu 1. / welche mit einander multiplicirt 120000. machen. Wir wollen / Brüche [152] zu meiden / nehmen 490. und 245. die bringen / wenn man sie in einander multiplicirt, 120050. / welche Zahl nur umb 50. Schuch grösser als die recht schuldige. So ist nun die Länge der Hand 490. Schuch / und weil diß der 10. Theil des Bildes / so muß seine länge seyn 4900. Schuch / und diß ist auch die höhe des Berges /die Nasen müste lang seyn 1631/2 Schuch: Nun ist leichtlich die Rechnug zu machen / wie groß die andern Theile des Bildes hetten seyn müssen / welches ein jeder zu seinem belieben / nach unserer gegebenen Proportion leichtlich außrechnen kan.


Sectio Quarta.


Es ist noch zum 4. zuerinnern / das gleichfalls ein anders vorhanden sey / drauß man was Erd-leutisches machen könne: Nehmlich die Erde an sich selbst. Traun davon seynd sehr viel Schrifften herauß / drinnen sie einem Menschlichen Cörper verglichen wird / als welche von Macro und Microcosmo geschrieben haben. Vide Alsted. in Encyclop. p. m. 1406. Libavium p. m. 228. l. 3. Hexaem. als wird ihr eine Seele zugeeignet. Kepler. in Epit. Astron. p. 515. 2. Das Getränck. Heidfeld. in Sphyng. Philos. p. m. 107. 3. Der Husten. Rivin. in Venil. & Salac: tmem. 1. κεφαλα. 3. in fine ex Pomp. Mel. c. 1. l. 3.Scal. Exerc. 52. 4. Eine Athemholung. Lic. Müllerus PP. Lipsiæ Mathem. in Dissert. de [153] nive sexangulari. Vide part. 1. meiner Weynachtfratzen. 5. Gebeine.Ovven. l. 2. Epig. 44. p. m. 144. Raymundus Mindererus p. m. 105. Threnod. Med. 6. Die Rede per Anagr. Erde. Vide Hiob. 12. v. 8. Apoc. 12. die Erde that ihren Mund auff.


Sie pflegen zwar die Erd dem Thiere zuvergleichen /
Doch / wenns zur Stimme kömmt / da hat man nicht viel Zeichen /
Die Warheit zuvermehrn: Drumm schlichtet sie den Streit /
Und spricht das Urtheil drauff: ich rede allezeit.

Nehmlich wenn die Erde kracht durch Erbeben=welchen Schall die Alten etlichen gewissen wilden Thieren haben wollen zuschreiben / die sie Neades geheissen. Vide auß vielen Autoribus, Bochartum in Canaan l. 1. c. 8. p. 408. etc. Confer von der Rede Calixtum de supremo Judic. p. m. 142. Robertum de Fluctibus in discurs. Anlyt. ad Append. Kepler. p. 18. 19. von der Respiration und Seele der Erden.

Dahin gehöret / daß sie die Erde vor zeiten einPrincipium genannt haben / Lauremberg. in Disp. Physiol. de Princ. 102. p. 5. §. 4. 2. Eine ErnehrerinSalmuth in Panciroll. p. m. 15. Hadrian. & Epict. in Alterc. c. 20. 3. Eine Lebendigmachung M. Reyher ad Disp. de Terrâ. [154] 4. Ein Eheweib. Vide Majer. in Colloqv. Gonsal. p. 4. de duplic. terrâ viv. Ovven. l. 1. Epig. 97. p. m. 137. 5. Eine Mutter Armand. de Bello Visu p. 111. Tract. 2. de Prædic. substant. Conf. Becm. in Orig. L. L. p. m. 356. Gorop. p. m. 47. l. 4. Hisp. der Thiere Mutter D. Christiani ad Dissert. de Christiano p. 48. Libav. in Hexaëm. p. m. 608. etc. l. 7. der Mineralium. Libav. l. 4. p. 256.Hexaëm. Matth. Untzerus de Sale c. 4. p. 12. der Pflantzen. Lauremberg. in Acerr. Philol. Cent 2. Hist. 39. p. m. 87. etc. Heidfeld. in Sphing. Philos. c. 7. p. m. 39. etc. der Götter. D. Joh. Mauckisch in Disp. de Poëtarum fabulis thes. 12. daher sie die Erde als eine Göttin verehret haben mit Opffern.Horat. l. 2. Epist. 1. v. 143. Unsere Vorfahren haben sie gar angebetet / als eine Göttin / Hertham genannt. Vide ad Tac. de mor. Germ. Berneggerum & Ursin. in Analect. der Menschen. Sperling. in Phys. l. 4. c. 4. p. m. 663. etc. Tymp. in Mens. Philos. p. 238.Heidfeld. in Sphing. Philos. c. 7. p. m. 40. Ovven. p. m. 92. l. 1. Epigr. 143. & p. 97. Epigr. 184. Varro l. 3. de re Rust. Plin. l. 2. c. 36. Ecclesiast. c. 40. Turneb. l. 5. c. 16. Adversari. c. 15. D. Heinrici in Disp. de primogeniturâ Christ. c. 5. §. 4. Calixtus de Immort. An. p. m. 129. M. Casp. Lilius in Cornel. Nep. Themist. c. 2. §. 6. ex Liv. l. 1. c. 56. Diodor. Sic. l. 1. Bibl.

[155] Weiter möchte man zu den errichteten Erdmännern auch bringen der Jüden schnackisches Vorgeben von Aufferstehung der Todten / darnach sie sich träumen lassen / daß solche im Gelobten Lande nothwendig geschehen müsse / und welche also daselbsten nicht gestorben seyn / noch begraben worden / daß solche unter der Erden dahin krichen / oder sich hinweltzen müsten / biß sie in Palæstinam kämen / und müsten also ihre Antipodes oder Gegenfüßler sich bey zeite darzu gefast machen / weil es etwan langweilig daher gehen dürffte. Aber / ô Thorheit / der Himmel ist von einem Theile der Erden so weit entfernet / als vom andern: Ich geschweige des engen Raums im JüdischenLande / da alle Todte stehen solten.

3. Von Chymischen Menschen
III. Von Chymischen Menschen.

Gediccus in Genes. Tom. 1. f. 53. GOTtes Hand ist eine rechte Wunder-Hand / so alles kan und vermag. Den ersten Menschen schaffet er auß einem Erden-Kloß; Den andern Menschen bauet er auß Adams Ribbe: Den dritten richtet er zu auß Ehelicher Beywohnung eines Mannes und Weibes: Den vierdten bringet er auff eine sonderbahre weise herfür; Damit Christus auch in diesem Wercke / wie sonsten überall / den Vorzug habe / Jerem. 31. Der HErr wird ein[156] neues im Lande erschaffen / das Weib wird den Mann umbgeben. Biß hieher Gediccus. Zu welchen noch das 5. Geschlechte hin zu thun will Theophr. Parac. welcher ausserhalb dem Leibe der Mutter / durch eine Chymische Kunst / Menschen machet / wie also redetD. Dannhau. in Dial. oder Wiederlegung der Præ-Adamiten p. m. 7.

Es ist hier außführlich zu gedencken / was denn davon zu halten sey? Resp. Außn Jul. Cæs. Barricelli Hort. genial. p. 108. Es ist nicht allein lächerlich /sondern auch gottloß / des Paracelsi (eines verdammten Menschen) seine Meynung / von der Geburt und Empfängnüß eines Männleins im Glase. Denn er hat geschrieben / daß / wann man den Menschlichen Saamen in eine gläserne Bulle thäte / und eine weile im Pferde-Miste vergrübe / alsdenn ein kleiner Mensch solle gezeuget werden. Damit aber dieser gottlose Mensch solchen faischen Satz lehrete / so hat er einen Grund und Muthmassung vom Ey entborget: weil ernehmlich darbey innen geworden ist / daß / wenn es im warmen Orte verschlossen gehalten wird / alsdenn ein Küchlein herauß gebrütet werde / und also hat er gemeynet / das solches auch mit dem Menschlichen Saamen könne verrichtet werden. Aber solches sein Vorgeben ist vergeblich und erlogen: Sintemahl auß einem verfauleten / und im Glase unterm Miste verstackten Saamen durchauß keine Menschliche Geburt werden kan: [157] Denn wie der Urheber ist / so ist auch die Wirckung: Und derentwegen kan auß einem vergangenen Dinge nichts anders als ein verdorbenes werden. Sonsten muß zu einer Empfängnüß einer rechten Frucht / wie man auch auß der h. Schrift siehet / beyderley Same eines Mannes und Weibes zusammen kommen: Hernach kan dennoch keine Empfängnüß geschehen / es sey denn der Mütterliche Leib oder die Beermutter recht darzu temperiret / als ein Gärtlein von GOtt dem HErrn zu einer lebendigen Frucht zugerichtet; darzu nicht minder das Mütterliche Blut sich vermischen muß. Sintemal so solches aussen bliebe / der Saame weder vermehret / noch ernehret /noch die Gliedmasse recht gestaltet werden können; wie aller Weltweisen Ubereinstimmung richtig lautet. Uber das wird eine sonderliche Sympathia unter der Frucht und der schwangern Mutter erfodert; daß es nehmlich von ihr eine Wärme und Nahrung bekomme: Und die Wärme der Mutter auch von der lebendigen Geburt gestärcket werde / und noch andere Dinge zur Verdeuung und Auffbringung hinzurretten. Welche Stücke alle mit einander so viel zuverstehen geben / das des Paracelsi Vermuthmassung falsch und errichtet sey: Denn derselbige hat nicht bedacht /wie das im Ey der Saamen / drauß des Hünlein wird /zugleich mit der rechten Nahrung hinein gebracht und erhalten werde / ja in der löcherichten Schale / als in Mutterleibe / eingeschlossen [158] sey / davon das Küchelein könne ernehret werden / und auch drinnen Lufft an sich ziehen. Hingegen würde auß dem Menschlichen Saamen / die natürliche Wärme / und lebendmachender Geist / dessen es theilhafftig und habhafft ist / vermittelst welches auch die Zeugung geschiehet /ehe es in das Glaß hineinkäme / augenblicklich verhauchen / und also die Empfängnüß verschwinden. Hierzu kömmt / daß das Geblüt auch fehlet / damit der Saame ernehret und vermehret wird. Thue hinzu /das durch eine solche Gläserne Bulle / wenn es untern Miste verdeckt stünde / die lebendige Frucht nicht Lufft schöpffen könnte. Und hiemit seynd der Paracelsisten ihre Träume / und ihres Meisters närrische Muthmassung verworffen / von der vorgegebenen vergeblichen Geburt eines Menschen im Glase. Ex Georg. Bertino Campano. Sonsten redet hievon auchD. Isaacus Froereisenius in Exenterat. Drac. fanat. lit. D. Andreas Libavius, sprechend / hat des Theophrasti Paracelsi Unsinnigkeit gar genau durchgenommen / in Schedias. Philos. 180. Es komme ausz der Hölle hervor der Paracelsus, und profitire mit seiner Chymischen Kunst einen Menschen zu machen: Und einer seiner Jünger stehe neben ihm. Was wilst du mir lehren / mein guter Præceptor? Ich will dir weisen einen lebendigen Menschen zu formiren ausz der Chymischen Kunst. Wohl! Erzehle mir den Procesz. Nimm Brodt; Recht so! tütsche es [159] in Wein / und befeuchte es wohl damit. Macerire es im Pferdemiste /damit es durch einen Philosophischen Monat wohl erwärme und verfaule. Gut! Distillire es: Ja ich habe es verrichtet: Begiesse es mit Hefen / und distillire es abermahl / biß das eine Blutige Feuchtigkeit drauß werde. Ich habe es gethan / was folget noch mehr? Ein Theil von diesem digerire im Pelican / biß das eine schleimichte Substantz drauß werde. Es ist geschehen / mein Herr: Ja dieses ist der edele Saame /welches du mit höchstem Fleisse in dem Helm thun /und mit Pferde-Mist digeriren solst: so wirds allgemählich in einen lebendigen Menschen verwandelt werden. Es ist aber vonnöthen / daß du vom übrigen Blute dem Männlein allgemählich seine Nahrung gebest: wenn er aber wird vollkommen gebohren seyn /so mustu ihn auffs allerfleißigste in acht nehmen / so wird er der allerweiseste seyn / der ungelernet alle Künste weiß / weil er nehmlich auffs allerkünstlichste gemacht ist: Ja er wird auch endlich der grösseste Riese werden. Und hiemit habe ichs dir gesaget /mein lieber Discipul. Ja Herr / wie denn weiter / und was wird denn endlich drauß werden? Es will nicht angehen. Wie / wenn mans denn so vornehme? Ey / es ist einerley Quarck. Solls nicht so gut seyn? Es ist ein Dreck. Nun / man muß es auff eine andere Art und Weise versuchen: Vielleicht also? Ey Narrenpossen: Der Henger hol dich / mit sambt [160] deiner Quackeley /du närrischer Lehrmeister. Biß hieher Libavius. Sonsten soll der Weigelius in Dial. de Christianis. p. 100. eben mit diesem Wahn behafftet gewesen seyn /das man nehmlich die Aufferstehung der Todten durch die Chymische Kunst beweisen könte: welchen du aber refutirt liesest. d. l. Frœreisenii zu Straßburg gedruckt Anno 1623. in 40. Lateinisch. Im übrigen will man dennoch gleichwohl sagen / das etliche Leute solches Ding richtig ins Werck gesetzt haben / und alsobald ein Männlein im Glase præsentiren können /wenn sie Semen humanum hinein geschüttet hetten /etc. Wie mir ein glaubwürdiger Bursche sagte / daß es einer zu Königsberg geleistet hette. Gleicher Gestalt giebt jener Chymischer Theil / der mit den vegetabilibus zu thun hat / ein herrliches Bildnüß / von der Auffersteheung der Todten / das es / wo ich nicht irre / nicht schöner und heller seyn könte. Nehmlich sie verbrennen ein hauffen Nesseln / machen Lauge darauß / und wenn solche in die kalte Lufft gesetzt wird / daß sie gefrieret / so siehet man hin und wieder im Eise / rechte leibhaffte Nesseln mit ihren Stengeln / Blättern und allen zugehörigen / also das sie auch vom Mahler nicht eigentlicher könte contrafeyet werden. Und dieses / wie es noch ein unvollkommen Werck ist / also ist es auch ein gemeines: weil es nehmlich ein jedweder leichtlich versuchen kan. Ein anders Kunststückgen / welches ein nachdencklicher Bildnüß [161] ist der Aufferstehung / solches ist weit rarer /unbekanter / und läst sich nicht so flugs von einem jedweden practiciren. Es bezeuget auch Josephus Quercetanus, das er einen Polen gekannt habe /nehmlich einen Artzt zu Crackau / der auß den Pflantzen und etlichen Kräutern / durch eine sonderliche Kunst / subtile Asche zubereitet / und solche in eintzelne Gläser geschüttet habe / die hernach auffs festeste zu gebunden worden: Nehmlich in einem Glase hat er Asche von Rosen / in einem andern Asche von Moon / und noch in einem andern Asche von einem andern Kraute geschüttet: Hernach hat er ein geringes Feuer / nehmlich eine Leuchte darzu gesetzet / da waren auß der Asche allerhand Species gleichsam hervor gequollen / nach dem Vermögen der Asche: Und hatten nicht alleine ihre blosse lineamenten gehabt / als wie vorher von der Nessel gedacht worden; Sondern sie waren gantz vollkommen gewesen an allen Stücken / es hatte auch ein jedwedes Theil seine eigentliche und natürliche Farbe gehabt / was Blätter /Stiele und Blumen betrifft: das es auß der massen schön anzusehen gewesen. Aber so bald die Wärme war hinweg gekommen / so geschwinde war es auch in einander gefallen. Und solches schreibet der Autor, habe er wohl an dreyssigerleyen gesehen: welchen du hievon mit Verwunderung nachlesen kanst: Drinnen du nicht allein ein herrlich Bild der Aufferstehung /sondern auch eine [162] Schutzschrifft / wider einen Verleumbder der Hermetischen Medicin antreffen wirst.c. 23. Biß hieher D. Calixtus in tract. de immortalitate animæ c. 18. p. m. 92. 93. Conf. D. Unzerum de Sale, da eben dasselbige stehet. Und Harsdörffern in Erquickstunden Tom. 3. part. 9. p. m. 520. etc. Philiop. Carol. PP in Soloec. Polit. p. m. 72. & D. Conring. in Hermet. Medic. c. 20. p. 270. Der dieses aber verläugnet / und den Quercetanum lügen straffet. Adde Voëtium in Disput. p. 755. von dem Homunculô Paracelsi, sonsten Mont de gloire genannt /das es der Teuffel sey. Vielleichte gehöret hierzu außm Herrn Ristii Märtzens Unterredunge / von der alleredelsten Thorheit / p. 170. dieses: Wie denn dieses und viele andere schöne Experimenta, bey dem Hoch-Edlen Herrn Otto Gericken / den Jüngeren /Chur-Fürstlicher Durchlauchtigkeit zu Brandenburg wohlbestalten Rath und Residenten in Hamburg zu sehen / der auch ein artig gemachetes Wettermännichen bey sich hat / welches das böse und gute Wetter / einen klaren und tunckeln Himmel / von weit und breit: ja greuliche Ungewitter und Sturm-Winde über 1000. Meilweges / gar gewiß und unsehlbahr zeiget /etc. Confer meine Cometische scripta.

In übrigen mercke noch dieses / das ich offt gelesen habe / wie die Chymici und Alchymisten bey ihrerMedicinâ universali, oder Verfertigung [163] Lapidis Philosophorum, in denen distillir Gläsern die Erde / den Himmel / Sterne / Vögel / Blitzen / Regenbogen /Wolcken / das Meer / Fische etc. præsentiren können / vide obherühmtes scriptum Herrn Ristii. Aber vonMenschen-Bildern habe ich gleichwohl nichtes dergleichen gelesen / daß mich wunder nimmt / und auch zugleich ein argument giebt / wegen der Ungmügligkeit des Homunculi Chymici. Item, daß GOtt alles erschaffen habe / des Menschen halber / der auch daher des Allmächtigen Schöpfers letztes Meisterstück gewesen / an welchem Er alle Theile der Gütigkeit und Vollkommenheit hat wollen sehen lassen / auch dessentwegen / damit alle Fuscher / Meckler / Mimi undCacozeli dranne zu schanden werden sollen / welche sich unterstehen mögten solchen nachzumachen; was auch gleich Paracelsus davon klügelt: vide lib. de lmagin: c. 11. & lib: 1. de rerum generat: citante D. Conringiô in Hermet: Medic. p. m. 220.

Und kömpt mir die Chymische Menschwerdung nicht anders vor / als der Medeæ Beginnen / beymOvid: 7. Metam. welche den Peliam wieder ümmekochen / nach deme ihn seine eigene Töchter getödtet hatten / wolte / damit er wieder jung würde. Nehmlich jener war ein König in Thessalien / und hatte den Jasonem, seines Brudern Sohn / ermorden wollen / von dessen vortreffliche natürliche Geschickligkeit er sich nichts guts verhieß; [164] in deme er ihn darumb nach Colchis im Krieges-Zuge mit hinschickete / das er drinnen möchte umbkommen: Welches ihme aber nicht angegangen ist; in deme der Jason wider vermuthen das güldene Fließ erobert / und mit höchstem Ruhme nach Hause damit gekehret ist. Vide Carol: Stephan. in Dictionar: Geograph: p. m. 1547.

Weiter ist auch hierauff zu ziehn des Æsculapii Vornehmen / der den Hippolytum wiederumb sol zum Leben gebracht / und zusammen geflicket haben / da er von seinen Pferden zerrissen gewesen: Denn man hernach Virbium geheissen / qv: bis virum, daß er zweymahl ein Mann oder Mensch geworden ist. Vide Ovid: 15. Metamorph. apud Carol: Stephan. in diction. Geograph: p. m. 2068. Aber besser würde man also den Lazarum nennen / welchen / der das Leben selber ist / der HErr JEsus Christus / wider auff erwecket hat: Oder den Jüngling zu Nain. etc. Oder jenen monstrosischen Freyherrn / auß dessen Brust noch ein ander Mensch gewachsen gewesen. Vide Bartholin, centur: observat: Anatom: Weinrichium und andere Scriptores, von andern Bifidis oder Geminis monstris.

In übrigen bleibet es wohl bey der Unvermögenheit Menschen zu zeugen nach den Chymischen Vorschlägen / und mögen sie sich wohl schämen / das sie (per anagr.) Menschen wollen [165] machen / in deme nichtes drauß wird / und der Schemen oder Schatten (deme der Mensch ohne das zum öfftern verglichen wird in der Schrift:) es schon besser præstiren kan. Daher auch etliche das wunde seltzame Rätzel / Ælia Lælia Crispis, nec vir nec fæmina, sed omnia. etc. auff den Schatten außdeuten wollen. Confer Boxhorn. in quæst. Rom. 7. p. m. 32. Welches bald eine Verwandnüß mit der Redens-Art hat / als das Platonische Ænigma, Vir non Vir etc. vom Evnucho, Eviratô, & Effæminatô, vide Franzium in Histor. Animal: p. m. 576. In übrigen möchte man diese Chymische Menschen nicht ungereimt nennen / homines Pharmacos, oder peripsemata, wie etwan die jenigen sind geheissen worden / so man vorzeiten den Heydnischen Götzen / zur Abwendung der Straffe eines Landes / theils erhalten / theils abgeschlachtet hat. Vide Ursinum in Analect. sacris. p. 43. etc.

Sonsten könte man zu dieser Apparition auch jene verteuffelte setzen / da die Zigeuner und andere Magi denen Leuten ihre liebsten / Diebe etc. in Cristal /oder Nägel an Händen zeigen und sehen lassen. Vide Manuale meum chiromanticum Latinum.

Weiter kan man darzu auch thun andere Männer /als die Talismannen: Davon Harsdorffer in Erquickst: Tom. 2. part: 2. c. 23. p. m. 303. etc. also: Talisman, oder Talitsman, wie es [166] die Chaldeer außreden / ist ein Arabisches Wort / welches herkommt von den Hebreern Tselem, und heisset eine Figur / Mahlzeichen /oder dergleichen etwas. Diese sol Zoroafter erfunden haben / und sind solche Bilder / welche in Gestalt eines Menschen oder Thiers / auff Metall oder Steine gegossen oder gegraben werden / in Zeit gewisser Sterne Erhöhung / oder Zusammenkünfften der obern Planeten / von welchen sie die Tugenden und Würckungen empfangen / so nicht sonder Verwunderung gelesen und gehöret werden. Ja / man schreibet diesen Bildern doppelte Wirckung zu / wie die Brenn-Spiegel mehr Hitze wiederstralen / als sie nicht von der Sonnen empfangen / und sollen sich erstrecken auff das Gemüt / als sich lieben oder hassen machen / und auff den Leib / die Kranckheiten zu heilen: Dahin auch die Magnetischen Heylungen gehören. Hier verstehen wir aber keines weges eine Teufflische Kunst /welche übernatürliche Wirckungen zu leisten pflegen / als etwan Wetter zu machen / und abzutreiben: welche eine Bündnüß mit dem Feinde GOTtes erheischen / und grossem Betruge unterworffen sind: massen solches herkommet von dem Lügner und Betrüger von anbegin. Wir reden hier von natürlichen Sachen / so in gewissenen Eigenschafften bestehen. Hierunter wollen etliche zehlen des Labans Haußgötzen / die ehrne Schlange Mosis / das güldene Kalb Aaronis /etc. Ja den Heydnischen [167] Geschichten / die Trojanische Pallas, das Venus-Bild in Cypern / auff welche niemals geregnet / das Bild des Glücks zu Rom / welches ein Kayser dem andern in der Todes-Stunde zugesendet / die Mücken von Ertz / mit welcher Virgilius verhütet / das keine Mücken in die Stadt Neapolim gekommen / dergleichen sol auch zu Prag auff den kleinen Seiten geschehen seyn. Das Storch-Bild Apollonius, welches 1160. alle Störche von Constantinopel verjaget. Der Scorpion / welcher wieder die vergiffteten Thiere in Syria und Arabia gebrauchet wird. Zu unserer Zeit hatten Carmaliter Mönche zu FlorenzJulian Ristorio â Pratô genannt / ein Talisman wieder das Zipperlein / und Paracelsus wieder die Pest gemachet. Dergleichen sind die Löwenpfennige in der Sonnen höchsten und kräfftigstem Stande mit gewissen Figuren gegossen / welche Verulam zu der Magia ceremoniali gezogen haben will. Es finden sich auch Steine / welche etliche gewisse Figuren haben / und dadurch ihren Nutzen bedeuten / (Gamahe, oder Camayeux genennet /) und ihnen von dem Gestirne angebildet worden / wie die Naturkündiger wollen. Wie die Sonne so wohl eines Menschen Bildnüß / als ihn selbsten erwärmen kan; also können auch andere Sterne ihre Tugend einem Metall oder Steine mittheilen /wenn er zu deroselben Kräfften unn Erhöhung bereiter und bearbeitet wird / und eine Vergleichung [168] zwischen diesen beyden befindlich / so wohl auch / als das Bild mit besagtem Sterne eine Verwandschafft haben muß. Ob nun wohl ein Stern mit meinem Stein keine Gleichheit hat / so hat doch desselben Figur / als der Löw / die Sonne das Gold. etc. eine gunaue Gesippschafft / und sind die Himmlischen Zeichen keines weges ungefehr erfunden worden / sondern haben ihre gute Ursachen / und Vergleichungen mit ihrer Dentung.

Es weiset die Erfahrung / das die Schlangen Steine / ophites genannt / kleine Aederlein haben / die den Schlangen gleichen / deßwegen auch glücklich wider den Gifft gebrauchet werden. Deßgleichen Tugend haben auch die Steine / welche in der Insel Maltha gesunden werden / und einer Schlangen Zungen gleichen. Alle Kräuter haben ihre Kennzeichen / welche ihren Nutzen weisen: was nun in ihnen die Natur thut / das kan auch die verständige Kunst leisten / wiewohl / nicht allezeit in erwüntscheter Vollkommenheit. Wieder diese Erfahrung wird eingewendet / das solche Ursachen uns unbewust / und das die Kunst sich unterfange / was sie nicht außrichten könne: Denn entweder diese Wirckung dem Planeten / oder dem Stein / oder der Figur zuzuschreiben. Der Planet hat noch der Figur / noch des Steins vonnöthen / und könte man sagen / das sie zu solchem Ende von GOtt nicht erschaffen / [169] und bestehet die Wirckung in dem Aberglauben / der diese Sachen bekräfftiget / bey welchem der Satan ein gewonnenes Spiel hat. Kommet aber die Wirckung von dem Stein / so bedarff er der Figur nicht / wie man siehet / daß der Bezoar mit einem Scorpion den Gifft vertreibet / und wenn die Figur nicht darauf ist / so hat er eben diese Tugend. Etliche gebrauchen auch Holtz / etliche Wachs / etliche andere Sachen: darauß zu sehen / das ein jedes Ding nach seiner Eigenschafft wircket / oder nicht wircket. Noch weniger kan die Figur vermögen / weil sie von Menschē Sinn erdacht / unn durch allgemeine Beliebung in gebrauch gelanget. Der Mensch / oder das Thier ist viel fähiger den Einfluß der Gestirne zu empfahen / als nicht der leblose Stein oder Metall /wegen der ungewissen Figur. Ein Thier fürchtet und scheüet nichts mehr / als ein Aas von seinem Geschlechte: wie soll denn die leblose Figur so grosse Dinge thun? (Confer Vossium de Idololat: Hübenerum de myster: Sigillor: etc.)

Aber es mögen sich nunmehr hiemit wohl gehaben / die Aphroditæ oder Spumigenæ, oder solche Veneres, die außm spumâ Maris, (des Mannes) gebohren seyn: oder die Hæmatandri, welche man auß demBlute des Menschen / durch Mißbrauch der Chymiæ, und der Menschlichen Safftes zeugen will. Ich will allhier anhangsweise gleichsam eine gedreuete Straffe von dem GOtte durch Blut bezeichnet / vollständiger berühren [170] / als ich Anno 1655. in meinem dreyfachen hiestigen Blutzeichens-Tract. gethan habe: Darzu folgendes das vierdte ist. Nehmlich mein bemühen ist damahlen fürnehmlich dahin gerichtet gewesen / und noch / wie ich mich unserm Orte recht bedient erzeigen möchte / in Darthuung / das auff Blutzeichen eine Pestilentz erfolge: Und derentwegen gerathe ich wieder dahin / wovon ich gegangen gewesen: nehmlich auff unser Revier. (Doch wil ich die Außdeutung dennoch dem lieben GOtt befehlen: wie ich es niemahlen / so in meinem Morgen- so im Abendseegen /vergessen habe / syeber ein Angedenck davon Ominos gewesen: das der allwissende Vater / nach seinem gnädigen Willen / mit uns verfahren wolle:) du lieber GOtt / daselbst ist es noch nicht auß mit denen Unglücksboten: Denn bald nach dem Anfange 1666. sahe man / in Menge vieler Leute / (darunter ich am 10. und 11. Jan. mit gewesen / wiewohl man schon /auffs wenigste einen Tag vorher / davon gewust hat /) vorm Hällischen Thore / auff beyden Seiten der andern Brücken / wenn man zur Stadt hinauß gegangen ist / im Stadtgraben / ja auch weiter hineinwerts zur rechten Hand / nach dem Walle zu / viel vestigia vom Blute / oder hochrother Farbe / auff und im Eise: Dann etliche Soldaten / nebenst andern / giengen tapffer drauff: das es also seine ziemliche Stärcke und Dicke hatte / welche nicht [171] in einer Nacht gefroren war; angesehen darzu etliche kurtz vorhergehende Nächte von wenig Frost wusten; sondern gelinde und neblicht Wetter gewesen war / vom 4. Jan. an / biß sonderlich zum 8. Jan. darbey sich auch ohne das ein jeder was ungesundes besorgete: Und man daher gar ernstlich den lieben GOtt umb ein kaltes frisches Wetter ersuchete (als drauff ziemlich lang vor- und nach Johann: durch etliche Wochen nicht minder geschahe / bey continuirlichen hitzgen Sonnenschein /biß 29. etc. Jun. darbey auch das Prognosticon desMarci Freundts fehlete / der auff die grosse Sonnenfinsternüß 22. Jun: frühe eine plötzliche Verenderung des Gewitters folgerte / und Cuntzel auff etliche gewisse Aspectus diß Jahrs Verwandelung des Wassers in Blut gar ungegründet prognosticirete.) damit also die Lufft möchte gereiniget und corrigiret werden; Darzu es sich denn gleichwol drauff immer mehr und mehr anließ / umb und mit dem vollen Monde. Im übrigen hielte sich damahlen auch ein Artzt oderQuacksalber bey uns auff / der nit minder / etwan auß der nebelichten Lufft / eine verhandene Pest offentlich andeute / im gantzen Lande: Und daher seine sieben Sachen dem gemeinen Manne / für der Pestilentz / in grosser Anzahl verkauffete; Captatat nimirum auram popularem: Er hieng den Mantel nach dem Winde / und lösete wacker Geld / drüm es ihme zu thun war / pro [172] ratione status. Ich gerathe wider auff das Eyß / und spreche / das solches sehr gemählich durch viel Nächte müsse geworden seyn: und doch war es dennoch durch und durch blutig / oben so wohl als unten: Wie denn die Defensioner viel Stücke herauß stachen mit ihren Degen / das ich mit Händen betastet / und nebenst andern angerochen habe / befindende / das es einen lieblichen Geruch hatte / fast wie Rosenwasser. Man gab es vor / das es von der Farberey seyn könte / drinnen allerhand gute Dinge geriethen / die noch wohl solchen Geruch præstiren könten: Und zwar so wohnet ein Färber in der Stadt / im Hällischen Gäßgen; aber wie weit ist der dennoch vom gedachten Stadtgraben? So vermag auch von ihme an diesem Ort nichts hinkommen / weil an der Stadt noch ein näheres Wasser ist / als jenes: wiewohl er mit keinem zu schaffen hat. Weiter müste die Farbe nur etwan in der Oberfläche seyn / und dergestalt /wenn sie übergeschüttet were / nicht die gantze massam afficiren / nach ihrer corpulentz. Weiter würde sie auch nicht an drey unterschiedlichē Orten hingerathen seyn; sintemahl das Wasser ohne Bewegung ist und stille stehet. Weiter war es auch ein närrisches Vorgeben vom hinein gegossenen Balbierers Blute außm Aderlassen: sintemahl der allda wohl wegbleiben muß: Item einen solchen weiten weg nicht bedarff. Auch vermochte es von keiner Fisch-Otter so[173] roth seyn / wie etliche in dem Wahn stünden; denn die würde bey weiten so viel Blut nicht haben / wenn sie gleich alles Vermögen vergossen hette: Ingleichen wenn es ein blutendes Pferd solte hinein gesprützet haben etc. ich geschweige / das es vielmehr in einem Striche nacheinander folgen müste / und zu dem nicht minder nur allein oben gewesen were: so will ich auch nicht gedencken / das es kein breiter Strich seyn könte / als dieser allenthalben war in wunderlichen Krümmen. Es belieff sich aber der tractus wohl auff ein paar Spannen und drüber. So war es auch nicht von der Modde oder Moraste / wie noch andere unverständigere schwatzeten. Denn 1. das Wasser flugs unter dem Eise natürlicher Farbe gewesen allenthalben. 2. Giebt es keinen rothen Morast allda irgendwo; sondern tieff hinunter ist nur schwartzer Schlamm. 3.Müste es durchauß allenthalben im Stadtgraben also außsehen: Und 4. continuè in und an einander / da hingegen hier nur so kleine / so grössere Flecke waren / darzwischen immer ohne unterlaß weißfärbigte Plätzlein stunden durch den gantzen hin und wieder gekrümmeten Strich: und war es noch ferner / theils wegen der Unglaubigkeit und Unwarheit der Sache eine verzweiffelte Rede eines andern / als wenn wohl gar eine Magd / möchte darauff gegangen seyn / so einen rothen König gehabt hette. Ey / unverschämte Klugheit! [174] Es ist wunder / das man nicht vorgiebt / wie es Nixen-Blut sey / da der Bachmann oder Meer-Kerl / sein Kind auff gut Saturnisch gefressen gehabt / wie eine Historie lautet / vorher. Du lieber GOTT /wie muß sich deine Weißheit hienieden auff Erden meistern lassen? Und wie findet auch ein Klügeling leichte etwas zu seiner Behauptung oder Wahn / und Stärckung seinen Ruchlosigkeit. Aber solche muß allhier billich daher fallen / wenn man ein anders Concomitans auch nur oben hin betrachtet / welches ist /das nehmlich die Schildwache am 7. Jan. zu Nachts am selbigen Orte / (nebenst der Brücken zur rechten Hand / wenn man auß der Stadt gehet / da auch das grösseste Blutzeichen war) ein Ding forthüpffen gesehen / wie ein Racketgen / das ihr nicht alleine Verwunderung gegeben; [weil sie keinen Menschen dabey gesehen noch gehöret hat / als der sich such dahin umb selbige Zeit nicht befinden würde / dürffte oder könte etc.] sondern auch veranlasset hat / am nechst folgenden Tage bald darnach zu sehen / was denn da vorhanden möchte seyn? wo der Erkundiger flugs zu erste des Blutzeichens innen geworden ist /und es bald unter die Leute gebracht hat: welches dergestalt unumbstoßlich ist / weil es sehr viel Augen zu Zeugen hat / anders / als jenes vorher ertichtete rothe Creutz am Himmel zu Franckfurt am Mayn / das ein Soldate mit Lügen in der Leute Mäuler [175] gebracht; aber wacker drauff zur Busse sol abgestrafft worden seyn /wie mir die Landesleute in unserer Neujahrs-Messe bericht gethan haben. Nun / unser vierdtes Blut-Zeichen ist auch also gewiß: Dergestalt / das wir Blut in der Lufft / auff Erden / und in dem Wasser gehabt haben. GOtt verhüte es / daß / (was mir flugs dabey einfiel) nicht auff das letztere wahr werde / was Virg. saget: Inundant sangvine fossæ. lib. 11. Æneid. v. 382. p. 399. Edit. Erythræi und l. 10. v. 24. p. m. 356.


Quin intrà portas, atque ipsis prælia miscent
Aggeribus murorum, & inundant sangvine fossæ.

Wie schier unlängst bald (GOtt sey danck / das es alles friedlich abgewendet worden!) zu Magdeburg geschehen were / bey der intendirren Belägerung desChurfürsten zu Brandenburg / wegen seiner und des Bischoffs zu Halle begehrete Huldigung / geschehen nachm Mittel des Maymonats und ansangJun. 1666. drauff sie sich willig ergaben etc. Und die Huldigung leisteten am 14. Jun. als Anno 1579. wie denn solches vor 4. Jahren also angezeiget worden ist / durch den lebendig gefangenen Adler: davon hernach: So haben es auch erliche Calenderschreiber richtig vorgedeutet. Denn Joh. Neubarth von Boleßla in Schlesien in seinem Schreib-Calnachm mittel desMaji 1666. saget: Die Jungfraw [176] krieget strenge Gäste. Und M. Martin Horkius von Lochowitz im Schreib-Cal. ad Marjum: Die Jungfrau frölich schlaffen kan / weil sie hat einen jungen Mann: ihr Leyd ist in Freud verkehret. etc. GOtt verhüte es in Gnaden was M. P. S. in Calend. oder Himmelsherolden setzet / zu Nürnberg part. 2. c. 2. da er nach erzehlten viel Wunderdingen dieser Stadt / die übrigen ins künfftige Jahr versparet und itzt also schleust: Unterdessen aber weil Leipzig unter dem Zeichen des Stiers ist / die heurige grosse Finsternüß aber auß dem Krebse solche mit einem lieblichen Sextil anblicket / besorge ich mich nicht / das dieser berühmten Stadt hiedurch einige Ungelegenheit solte beygezogen werden können. Es ist aber sonsten etwas das nicht einigen Scrupel macht / nehmlich die Weißsagung fratris Sebaldi, die vor etliche 100. Jahren uns zur Warnung für Augen geleget worden: das nehmlich ein grausamer Tyrann kommen / Schlesien / Böhmen / Laußnitz / Sachsen und Meissen verwüsten / und dem Hause Oesterreich hart zusetzen werde. Weil nun denn die fluxus Stellarum auch darauff zielen / und erliche Leute den Tantz allbereit darzu angefangen; als ist zuvermuthen / es werde unserm und benachbarten Ländern ein herber Taumel-Kelch eingeschencket werden: GOtt helffe dem / der die Hefen außsauffen muß.)

Im übrigen mercke / beym gedachten Göttlichen[177] Nachrichte des Rackeigens / das solcher nicht alleine geschehen sey / damit man das Wunderzeichen desto zeitiger und geschwinder inne würde; sondern auch /das man an dessen unnatürlichem Ursprunge und Ankunft keinen Zweiffel tragen solle: Eben also hat es sich auch verhalten vor 20. Jahren in Leipzig allhier /(davon in meinem Dreyfach Leipz. Blutzeich. ex Zeilero) da auff der Trinckstuben des vorigen Churfürstens Johann Georgii I. Christmild. Gedächen, Bildnüsse / Blut geschwitzet hat / so annoch am selbigen Orte verhanden / an der Wand / nehmlich in Lebens grösse auffn Pferde setzend. Solche Blutschwitzen haben damahls Leute mit Augen gesehen / und mit Händen betastet / so noch an Leben seynd / und mit denen ich auch diese Zeit noch geredet / die ihre Schnupftücher damahlen zum Angedenck mit selbigem Blute benetzet / oder solches hinein getütschet habē. Nehmlich das Menschliche Bild hatte allein geschwitzet / und nicht zugleich das Pferd / und darbey hatte es auch keinen Mangel gehabt an Menschlichen Klügeleyen / die es alles natürlich und ohne Bedeutung machen wollen / [welche aber nicht gefehlet hat /in deme eine kleine Pestilentz richtig darauff erfolget ist: ] gleichsam / als kämen die Blutstropfen / von der gemahlten Farbe: Aber sie seynd bald damit eingetrieben worden / das vielerley Farben am Bilde [178] gewesen über der rothen Farbe / und doch nur alleinerothe Tropfen zugegen gekommen seyn: 2. Das keine Flecken an irgend einem Orte des Contraseits drüber entstanden seyn / wenn man gleich die Tropfen sehr hauffenweise abgewischet hat: Ich geschweige 3. das wohl mehr Blutstropfen mit einander / wenn sie solten beysammen gekommen seyn / davon abgewischet seyn / als kaum Farbe zum ganzē Gemälde anfänglich gediegen. Summa / es hat dem Bilde das schwitzen und abwischen nichts geschadet / sondern es ist drüber unverdorben und ohne Mackel biß auff den heutigen Tag geblieben. Und / schwitzen sonst die Wände von der warmen Lufft / wenn es eingeheitzet ist / so seynd doch die Tropfen weiß und nichtroth / wie hier. Weiter werdens die Wände mehr empfinden als Leinwand / oder gemachtes Gemälde. Und ist dieses nicht ein klein Stücke / das einen auß dem Unglaubens. Traumhelffen kan / daß das Pferd gar mit einander unter dem Bilde nicht geschwitzet hat: Zur Erinnerung / das was mehrers dahinter verborgen seyn müste / zur rückstelligen Bedeutunge. Aber warumb hat denn am selbigen Orte sich dasBlut-Zeichen ereignet? Resp. Weil da die gröste frequentz der Leute täglich ja stündlich gewesen / (in deme sie domahlen viel fleißiger sollen getruncken haben / als jetzo / nach Außsage eines mit interessirten /) und noch immer mehr drauff geworden [179] ist: in deme mancher / bey dem Gerüchte / hinauff gegangen ist / der ein Kännigen Bier abgestochen hat / das er sonsten nicht würde gethan haben; damit er nur dasblutschwitzende Bild selber mit Augen betrachten möchte: welches also von viel hundert Leuten war betrachte: und bewischet worden. Mercke hier die Gütigkeit GOttes / der nicht eher straffen will / er habe denn wohl und alle gewarnet. O wer noch die Augen auffthäte! und würde verständig! Zum gedachten,Blutzeichen dieser Stadt gehöret auch vielleicht nicht uneben ein anders portentum von diesem 1666. nehmlich es war am 19. Jan. ein Kälbgen gebohren im Brül / in Herrn Andr. Stachys Gastgebers / Hause: Welches sie anfänglich heimlich wegschaffen wollen /doch endlich anders Sinnes werdende / es der Welt zum Spectacul auffs Rathhauß bringen müssen: Davon es am 20. Jan. in Herrn D. Welschen Hauß gerieth: sonsten war es flugs nach der Geburt gestorben / welches ich also todt daselbst und auch abgemahlt betrachtet habe. Mit einander war es unzeitig; Denn es hette erstlich auff Ostern fallen sollen: Und war also / zweiffels ohne / concipiret umb die Zeit /da der Creyßtag allhier wegen Erffurt gehalten ward. Es war also gantz ohne Haare / ohne umb die Maüler / da eintzele lange Borsten waren. Sonsten war es gantz vollständig an Gliedern: Der gantze Leib war gelb / und hatte [180] auff denen Füssen lange blaue Striemen. Im übrigen hatte es einen Leib / zwey Schwäntze und fast zwey Köpfe [welche ticht in einander gewachsen waren / doch das ein jeder auff beyden Seiten herunter gebogen oder schief schiene / unn die Mäuler von einander stunden /] 3. Ohren (welche just im Triangul fassen / auff beyden Seiten / an gebührenden Steflen / eins; und just oben zwischen denen beyden Köpffen / auch eins / welches fast nur wie ein Läpplein herunter hienge) und 4. Augen. Item 4. Beulen an statt der 4. Hörner debitis locis. Es war ein Oechslein. Oben auffm Schedel war es in der Ründe / wie roh Fleisch / etliche sprachen / das man alldar dasnotabelste zeitig weggeschnitten habe / damit es nicht jederman sehen möchte / und schwatzten sie in gemein entweder von einer Kron oder Mütz / ich hielte nachfrage am Gebuhrs-Orte / da wollte man zwar von keinem Verluste was wissen / als die doch am besten Bescheid davon hatten / vor und für andern; oder ob es ihnen zu sagen verboten war. Ominosum videbatur regno, dessen Farbe es sonst hatte: Dessentwegen man es wol so nennen könte / wenn man davon schreiben wollte: De VItVLô saCsonVM. Sonsten hatte ich es auch so vor: VItVLVs ConDeMnans (per anagr.) oS CaLVInVMtVnDens. Ein zusammen gewachsenes Kalb / das heist / Syncretisinus Calvinisticus: Dafür uns aber GOTT [181] wohl behüten wird etc. Schließlich ward es auch flugs domahlen anatomiret: Doch soll es nichts mercklichers gehabt haben / als das 2. Gehirn zu gegen gewesen / mit einem osseo Interstitio. Mercke weiter / daß / halte ich / an eben demselbigen Tage zu Torgaw / eine Tochter des Amptschössers allda ein monstrosisches Kindlein zur Welt gebracht habe / welches flugs nach der Tauffe gestorben. Solches hatte nur einen Backen gehabt / an statt des andern war nichts gewesen: Item ein Auge /und an statt des Mundes / war nur ein rund offenes Loch gewesen / das man etliche Finger hette können hinein stecken. Ferner soll umb eben dieselbige Zeit /oder kaum 8. Tage vorher bey Wolckenstein / ein Brunn lauter Blut / an statt des Wassers / gehabt haben / welchen man deßwegen außgeschöpfet. Item man soll auch eine feurige Ruthe und Schwerdt am Himmel gesehen haben. Am 28. Mart. 1666. kam auß Wien: wie darneben ein Bauer im Dorffe seine Wohnung geendert / und in eine andere Behausung gezogen; da er ein alt Hirschgeweyh anschlagen wollen /welches denn nach dem Nagelschlage Blut von sich gegeben: welches Ihr. Käyserl. Mayst beygebracht worden / und man drüber in grosse Bestürtzung gerathen. Ich habe gedacht im Dreif. Leipz. Bluttz. p. 75. das zu Eulenburg sich ein Muß in Blut bewandelt habe: solches hat auch mit Bestürtzung angesehen[182] von Leipzig ein vornehmer Magister J. U. C. und mein guter Freund (welcher hinzu thate / das Anno 1664. sich auch zu Magdeburg der Stadtgraben also in Blut verwandelt habe / das er mit Augen gesehen: Welches man auffs Altar gesetzet / manchen Menschen hat sehen lassen / und GOtt umb Abwendung der Straffe gebeten habe: drauff denn auch bald ein sterben erfolget / dessentwegen er allda den Ort gereumet hette.) Drauff soll am Sonnabend hernach flugs eine seltzame Mißgebuhrt eines Schweins erfolget seyn / das bald gestorben ist. Nehmlich an allen 4. Pforten war es so gestalt befunden worden / als hette es weisse Schuhe mit solchen Hörnern / Absetzen etc. an / wie die schändlichen Weiber tragen: Nebenst einem solchen Halßkragen / als auch unter dem Weibsvolcke itzt gebräuchlich ist. Item viel andere Glieder sollen wunderliche Proportion und Mode gehabt haben. Hierauff ist nunmehr erfolget ein ander seltzames von Schweinen / welches die Marcktleute auff unsere Michaelis-Messe 1665. mitbrachten: Nehmlich das etwan 8. Tage vorher 2. grosse wilde Schweine (welche sonsten daselbst ein rares Ding seynd) nach der Stadt Erffurt zugelauffen seyn / haben sich getrost durch den Stadtgraben an den Wall begeben / und hatten mit Ungestümigkeit gewaltige Steine herauß gerissen / und doch den Wall nicht überweltigen können: [183] Derentwegen sie sich wieder zurücke gemachet / und davon gelauffen seyn. Sollen diese Sues, nicht Vorbilder der Suiten, oder Jesuiten seyn / welche auffs neue einen Anschlag an den Ort vorhaben: daß sie / wie Schweine / GOttes Heiligthum vernichten mögen / nach der Heil. Schrifft. Aber es wird ihnen mißgelingen: Sie werden wieder davonmargiren müssen / unverrichteter Sachen. D. Heydenreich vermeldet in der Leips. Chronick p. 330. dasAnno 1622. 2. Sept. hor. 7. matut. auch 2. wilde Schweine durch unsere Stadt gelauffen seyn: Drauff ist das Kipperwesen wieder abgeschaffet worden. Sonsten wolten noch andere schwatzen / als wenn sich auch einige Glocken / von sich selbst gerühret /hetten hören lassen in Erfurt. Item das man vorm Thore etliche in Marg begriffene Reuter mit Geschütze hette gesehen und gehöret / so bald wieder verschwunden weren. [NB. Ein anderer legete mir dieSues so auß / daß sie ein Außdeuten auff die besorgeten Sveden hetten: Auff die Sviones.] Hievon was mehrers anderswo.

Am Sonntage vom verstorbenen Jünglinge zu Nain ist ein glaubwürdiger Mann zu Ronneburg gewesen /welcher berichtete / daß domahln zur grossen Verwunderung vor der abgebranten Stadt noch etliche Bäume gestanden / sonderlich saure schwartze Kirschbäume / so pechschwartz vom Feuer versenget und übel zugerichtet [184] gewesen: solche sollen häuffig geblühet haben / wie im Frülinge. Item ein Apfelbaum soll auff der einen Seite auch mit rechten Blüten gezieret gewesen seyn: noch weiter sollen auch die versengeten Weinreben recht von neuen geblüet /und kleine Weinträubelein / wie im Vor-Jahre / dargezeiget haben. Von welchen allein viel exemplar hin und wieder von dar seynd verschicket worden. Was soll dieses seyn? Sol die andere Fruchtbarkeit in diesem Jahre von dem erlittenen Feure / als einer neueninsinuirten wärme / caussiret seyn? oder tragen allda die Bäume zwey mahl im Jahre? oder wird die Frucht so unzeitig reiff / wie in denen Berg-Städten an Böhmen / von welchen man allhier kurtz vor Michaelis noch saure schwartze Kirschen gehabt hat / welches sich alldar durch alle Jahre so verhelt / weil es hoch Erdreich hat / und auch das Getreidig dessentwegen selten reiff wird. Oder verhelt sichs / mit der secular Historiâ? davon Christoph Richter ante Calendar. 1666. also: Im Septemb. des 1566. Jahrs / haben hier zu Lande die Rosen und etliche Bäume zum andern mahl geblühet. Umb Leipzig hat es Blut geregnet; darauff die Pest im gantze Lande / wie auch in Sachsen / Thüringen / Hessen / etc. wieder sehr angehalten. Confer meinen tract: vom dreyfachen Leipz. Blut-Zeichen ab init: & Appendice. Freylich möchte wohl secularis periodus was [185] neues importiren: Was höret man in denen Kirchen auff der Cantzel vor so gar viel krancke Leute bitten / sonderlich für die / so Häuptbeschwerung / die schwere Noth / den Schlagetc. haben: wie Herr D. Samuel Lange / Superintendens Lips. selber bekannte Anno 1665. am 2. Sontag des Advents / oder 10. Dec. da Er in seinen Predigten / beym Anfange des neuen Kirchen-Jahres / diesenMethodum zum andern mahl fortsetzte / daß Er das wahre und falsche Christenthum erwegere / wie man es erkennen könte / beym Glauben / Leben / Leyden und Sterben. Und ist es nunmehr auch 20. Jährig /von Anno 1646. her / da das letzte Sterben allhier gewesen ist / nach welcherer Zeit / Grösse oder Verlauff / die Einwohner allhier in gemein sich was seuchhafftiges besorgen. Ich habe die Wörter des Herrn Christoph Richters angezogen part. 1. im Beschlusse meines Tract. vom dreyfachen Leip. Blut-Zeichen: drinnen der Autor auß dem niedrigen Stande des Saturni durch etliche Jahr / eine Theurung und Mißwachs vermuthet: Aber ich solle 1. vom Wiederspiele vielmehr reden / wie allbereit mit dem Außgange des 1665. und 1666. Jahrs erwiesen ist. Denn die Poeten machen ja auß dem Saturnô Deum Falcigerum, und præfigiren ihn Messi. Virg. l. 7. Æneid. v. 179. Weiter heisset er auff Griechisch κρόνος drauß vielleicht das deutsche Wort Korn kompt. Nun [186] möchte er ja solche seine Krafft / wohl in der nähe eher verrichten /als in der ferne.

2. Glaube ich vielmehr / daß solche stationes humiles Saturni, eher auff eine Pestilentz zu ziehen sey / wenn ja etwas drauß zu folgern stehet. Sintemahl auch Cardanus. l. 14. de rer. Variet. p. 924. bejahet /daß / wenn die Cometen sich beym Saturno befinden / alsdenn Peste / Verrätherey und Unfruchtbarkeit zu erfolgen pflege. Wie auch / wenn ein Comet bey der Schlangen und Scorpion gesehen werde / alsdenn sonderlich eine Pestilentz zu vermuthen sey; wie leyder es dißmahl seine Bewandnüß also hat mit dem 1. Cometen. Ferner habe ich im gedachten und gedrucktenScriptô erwehnung gethan / wie allhier bey Leipzig just am selbigen Tage Blut geregnet habe / wie dieblutige Seeschlacht zwischen den Engel- und Nieder-Ländern vorgegangen gewesen. Darzu gehöret etwan auß Kornmannô, de Mirac. mort. part. 6. c. 7. außm Sicillo, Feciali Alphonsi Regis Arragoniæ in libellô suo, cui tit. le blason deb. couleurs fol. 49. Es ist eine Stadt in Welschland / mit Nahmen Teridon, da dieses Wundermerck sich zu begeben pfleget /wenn einer von den Bürgern oder Arbeitern des Jahres sterben soll: Nehmlich wenn er seinen Acker bauet / so erfolget augenscheinlich eine grosse Menge hervorsprützendes Blut / solches bedeutet den nechst folgenden [187] Tod des Besitzers oder Erbens. Ibid. c. 6. Man muß bekennen / das viel verborgenes Dings in der Natur stecke; Denn sie hat die allerunergründlichsten Schätze der Weißheit in sich / welche zu keiner Zeit mögen vollständig erkundiget werden: drauß des höchsten Schöpfers unendliche Weißheit erhellet / das derselbe machen könne was er wolle / und noch nicht ist etc. Es bejahet der Trismegistus, das ein gewisser Ort in einem Gebirge sey / zwischen etliche greuliche Meerfelsen: da zum öfftern eher / bißweilen auch zu eben derselbigen Zeit / wenn eine blutige Schlacht irgendwo in der Welt vorgehet: / oder sonsten grosse Niederlagen geschehen / viel Blutstropffen gesehen werden / die gleichsam auß den todten Cörpern hervor prudeln: Und die Cörper meistentheils verstümmelt im Wasser scheinen / etliche ohne Kopfe / ohne Hände und Füsse. [Dieses solte sich mit deme bald vergleichen / da man höret und lieset / wenn in der Welt ein blutiges Treffen geschiehet / wie alsdenn auffm Eißmeere hinter Norrwegen die Schiffe am geschwindesten / auch mit contrar-Wind / nach demHeckelsberg sollen zueilen: Item es sollen sich die Gespenster auffm Lande umb denselbigen sehr häuffig befinden / im hin und her gehen / als brächten sie immer eine Seele nach der andern. vide Minsichten im Histor: Schauplatz: p. m. 715. Im übrigen wegen der allbereit verspärten [188] Peste im Teutschlande / mercke dieses: von Amberg / auß der Hauptstad in der Oberpfaltz / ward geschrieben am 10. Aug: daß im Auerbachischen Gebiete / die Seuche dermassen unters Vieh grassire / daß auch die stärckesten Ochsen vorm Pfluge unvermuthet niederfielen / wie sie vorm Kopfe geschlagen würden. Derentwegen denn ein Bauer einem solchen eine Ader geöffnet hat / drauß das inficirte Blut ohngefehr auff des Mannes entblössetes Bein gesprungen ist / daron er flugs anfangen zu schwillen / und noch nicht des Lebens darbey sicher ist. Item eine andere Fraue hat ihrer Kuhen den Schlung reinigen wollen / davon soll ihr eine hinein gesteckte Hand auffgelauffen seyn / als wenn sie von einer Schlangen gestochen worden: Dergestalt das sie in 3. Tagen Todes verblichen. Item Mücken so auff solchem Aase gesessen seyn / sollen Leute gestochen haben / davon sie am 2. Tage auch gestorben seyn. [Sehet / was auff mein und anderer Prognostica erfolget ist: nehmlich ein solches / und noch ein weit mehr folgendes (wiewohl ich vielmehr das contrarium von dem lieben GOtte täglich erbitte /) haben die vorhergehenden Bluets-Zeichen importiret; als welche immer ihr Außdeuten haben per anagr. zu Best-Leichen / oder Bluet-Zeichen / per anagr: zu Leichen-Bet.


[189]
Item. Blutig Zeichen.
per anagr.
Gibt Leichen / zu
Guten Leibzich.

Mercke hier / welches ich nachdeme erlernet habe /das zu Zeitz vor etwan 8. Jahren / in unterschiedlichen Häusern eines und das andere Gemüse etc. zu Blute geworden seye Drauff aber nichts erfolget ist /auß Ursachen weil die Leute es selber domahlen auff die Hexerey gegeben haben / als derer Praxis d. l. vermuthlich starck seyn soll. Item andere Spötter wusten zu sagen / wie solche in Blutverwandelte Teiche /verderbtes Wasser weren: davon sie hin und wider solche Pfützen am Wege beobachtet hettē untern Reisen / wenn sie entweder vorbey / oder gar durchgefahren worden. Aber es gibt auch roth hervor-leuchtendes Sand an manchen Orten / solches kan dich bethöret haben: etc.

Sonsten gaben (zu meinen vorigen Exempeln /) dienovellen auch dieses: auß Würtzburg in Oesterreich wird vom 9. Febr. 1664. durch beglaubtes Schreiben kundt gethan / daß sie allda den vorbeylauffenden Fluß auffgeeiset / und / an statt des hellen und klaren Wassers / Blut gefunden. Was die Bedeutung seyn wird / ist GOtt allein bewust / der wende alles zum besten. Ich muß allhier noch mehr setzen / so auff die Blut-Zeichen in Teutschland erfolget ist: Auß [190] Gröningen vom 15. Sept. 1665. in 8. Tage her sind hier 150. Menschen gestorben / darunter der Gelehrte Joh.Martinus gewesen. Auß Hamburg vom 13. Sept. in Ostfrießland sol die Peste auch über Hand nehmen /und an vielen Orten / Kirchen / Rath- und Schuel-Häuser deßhalben geschlossen seyn. Zu Embden sind in jüngster Woche 450. gestorben. Auß Gröningen vom 3. Octob. Brieffe auß Embden sagen / daß allda vor 3. Wochen 600. Menschen: die Woche drauf 475. und die nun verwichene Woche 494. gestorben. Auß Rom vom 31. Oct. in Neapoli und gantzen Königreiche soll der Schlag und andere Kranckheiten / wie auch viel schnelle Todesfälle bey vornehmen Leuten regiren / wie denn der Bischoff von Samôgar kurtze Zeit nach seinem angetretenem Bistum auch gestorben. (Siehe! was nun der blutige Regen im Maxtio in Pugglia bedeutet habe?) Auß Wien 28. Nov. über Raab hat man vom 6. diß / das die leidige Seuche in Griechischen-Weissenburg starck eingerissen / deßwegen kein Türckam jetzigen Marckt da eingelassen worden. Venedig. 20. Nov. auß Genua / umb Tolon ist wieder neuer Argwohn wegen der Pest entstanden /derowegen hiesige Republic ein wachendes Auge auff die von dannen kommende Schiffel geschlagen. Sonsten lase man auch Anno 1666. 27. Jan. auß Leipzig gegeben in denon Novellen, daß man an vielen frembden Oertern [191] ein falsch Geschrey habe / wegen unser Stadt als were sie inficiret: Solches war freylich falsch: aber doch fehlete es an andern vielen Seuchen / als an Häuptverwirrungen / schwere Noth / etc. nit /welche Kranckheiten lange anhielten / und manchē mit Rahmen eine lange Zeit ohne unterlaß. Ich thue dieses hinzu / umb den Anfang der Hundes-Tage /1666. daß es noch damit immerfort continuirte / als man von beyden Cantzeln auß denen heuffigen Patienten Zetteln / täglich mit Verwunderung vernahm: Item daß auch noch wol viele allgemählich von solchen hitzigen Fiebern / Hauptwehe und Verwirrungen / schwere Roth / Schläge / etc. genäseten / doch auch viele drüber den Mund zuthaten: Angesehen Anno 1665. miteinander 445. fast also verschieden seyn /und auch fast so viel 1664. auff selbigen Schlag; drunter damahln mein nunmehr Seel. kleinestes Töchterlein / BARBARA ELISABETHA, leider! mit begriffen war. Vide mein Traumbuch. Ja in diesem 1666. sind allbereit / umbs Mittel des Jahres / da ich dieses drucken lasse / just 200. begraben / nach Außsage des Ober-Leichen-Schreibers. GOtt der Barmhertzigkeiten wende das Ubel in Gnaden ab /das es nicht weiter einreisse / oder ärger werde / als die Medici noch immerzu besorgen. Ich höre itzt hiermit auff / was am 7. Julii. st. n. 1666. auß Wien kam: also: Auß Ober-Ungern ist laub von [192] Bäumen / mit besprengeten Bluts-Tropfen / zu gewissen Wahrzeichen / daß vor 4. Wochen zu Kirchdorff / 5. Meilen von Eperies in Ober-Ungern / es Blut geregnet / überschicket worden. (Nun / solte einer es genauer haben /so wird es just der Anfang Junii. st. v. seyn / da es vergangen Jahr bey Leipzig auch geschehen: in welchen Tagen beydemahl just die See-Schlacht der Holl-und Engelländer gewesen. Vide mein dreyfaches Leipz: Blut-Zeich: und der Holl: Himmels-Glücke: Aber / solte es sich dahin ziehen? oder daher kommen? ich zweifel. Man hat dergleichen Zeichen nunmehr / ein paar Jahres frist / durch gantz Teuschland /ja Europam. Vielleicht ist es eben so schnackisch damit / als daß der Hering daher fetter vermuthlich sey / weil er von vielen Holl: und Engl: gefressen. Im übrigen unter andern Wunderdingen ist auch inTeutschland dieses geschehn Anno 1665. nehmlich in Thüringen bey Remme hat es greulich geschlosset / und ziemlich Korn verderbet: So hat es auch beySalfeld dreyerley Schlossen geworffen; Etliche Stücke sind gewesen / wie die Pauschel-Hauben gestalt /dran sich das Frauenzimmer itzt versündiget: andere wie Türcken-Köpfe / und etliche rund wie die Kugeln. Sonsten habe ich gedacht / zu ende der Beschreibungen von etlichen Feuer- und Blut-Zeichen / wie beySalfeld Honig auß einem Birnbaume geflossen sey: damit hat es sich [193] eigentlich also verhalten / wie ich im Sept. von einer glaubwürdigen Person bin instruiret geworden / die es mit Augen selbst gesehen hat. Nehmlich vorn Saalthor / am Wege wenn man nach Rothenberg gehen wil / gehen wil / gegen Morgen /schier über einen Büchsenschuß von der Stadt vorm Berge sollen im Grunde etliche alte wilde Birnbäume / nacheinander auffn Aeckern / stehen: von solchen ist umb die Zeit / da die Bäume verblühet gehabt haben /viel saubers dünnes Honig geflossen / durch 3. Tage fast: und zwar sollen es nur 3. Bäume außn Hauffn gewesen seyn / dran man es wahr genommen hat / die auch nicht an einander gestanden seyn / sondern von einander entfernet gewesen / dergestalt / daß ein Baum einem Bauren von Kietzsch zugehöret / ein ander auff eines andern Acker gefunden worden. Weiter ist solches Honig von allen Blättern häuffig geflossen / wie gedacht / an dreyen Sonnen reichen Tagen. Dergestalt daß viel Leute Töpfe / Nepfe und allerhand Geschirr untergesetzet haben / die sie davon voll bekommen han: Etliche haben Hände unter gehalten / und dieselbe bald angefüllet gekrieget. Item es sollen gantze ziemliche Pfützen auff der Erden unter solchen Bäumen / seyn angetroffen worden / von demselbigen Honig gemachet. Unterschiedliche Leute haben viel Zweige von solchen Bäumen gebrochen /und in die Stadt zum præsent gebracht / dran man das Honig dicke [194] kleben gefühlet hat. Weiter hat man solches in gemein für vergifftig gehalten: Aber es ist allen wohl bekommen / und keiner dran gestorben /die Dranne gelecket / ja gar Butter-bammen darvon geschmieret haben. Weiter ward referiret, wenn man solches Honig mit einander hette colligiren sollen in ein Gefäß / daß es leicht etliche Kannen würde gemachet haben. Sie haben es Honig-Tau genannt: und soll wie Honig gesehen und geschmecket haben. Die Pfützen unter solchen Bäumē sollen des Nachts gerathen seyn / da es keine Leute auff fangen können. Unn ist zuverwundern / daß nur die Bäume alleine davon getröffelt haben / von allen Enden unn Seiten / so groß und breit sie gewesen seyn / im Umbfange und Begriffe: und das außerhalb solchen / etwan vom Himmel / nichtes weiter wahrgenommen worden ist. Auch sehr alte Leute haben sich mächtig drüber verwundert / weil sie kein dergleichen Exempel gehöret haben. Viele (wie leider auß der Ruchlosigkeit manirlich) habens nichts geachtet: wie ich denn selber zu Leipzig mit Salfeldischen Leuten geredet habe / denen es Böhmische Dörffer waren / und es damahlen kurtz nach der Begebnüsse unbekant gewesen ist. So ging es auch zu mit der Thüringischen Seyde umb Laucha /als davon nicht weniger unterschiedliche Landsleute nichts wissen wolten; ja noch weniger davon sagen könten / als die Außländer. In übrigen wegen der Honig-Bäume [195] muß ich hieher setzen / was beym Joh. Olorino stehet / in centur Arbor. mirabil: c. 29. pag. 53. Im Thal Hircano, ist ein Baum Occhi genannt /welcher früe 2. Stunden lang Honig schwitzet. Plin l. 12. c. 8. M. Heinricus Bünting in Itinerar: S. Sacræ schreibet / der Thau auff den Eichbäumen wird zu eitel Honig / daß / wenn die Sonne auffgehet / und darauff scheinet / Honig von den Eichbäumen treuffet.

Weter sollen auch im vor- Jahres Anfange beyNaumburg / allerhand Blätter von Bäumen herunter auß der Lufft gefallen seyn / da man doch damahlen noch von keinen gewachsenen Blättern unn Laube gewust hat / ich geschweige daß sie von der Erden hetten können hinauff genommen werden. Zu Schweinfart sollen nicht alleine die Frösche im Winter in der Stadt geschrieen haben / sondern auch grosse Uberschwemmungen gewesen seyn / ja es sol sich eine Trommel in der Stadt langeweile hören lassen / da doch von Menschen keine Paucke gerühret worden. Weiter soll sich auch zu Neustadt an der Rudel der Herr Christus in der Lufft auffn Stul sitzend etc. præsentiret haben: das von glaubwürdigē Personen außgeschwatzet ist. Weiter haben es Leute zu Salfeld eigentlich gehöret / wie es ausn Rathsborn lange Wasser geschöpfet habe: da sie doch nichtes gesehen. So hat es in einem Hause auch gesungen / erstlich HErr Christ ô [196] Morgen-Sterne etc. und drauff zwey andere Sterbe-Lieder: Item es hat in einem Hause gedauchtet / wie lauter Erde hauffenweise / vom Dachte herunter russelte; Darnach einer und der ander Mensch derselben Wohnung hinauß gegangen ist zu sehen; aber dennoch nichtes mit den Augen observiren können /außerhalb deme / was die Ohren gehöret hatten. / Wie das Singen allhier zweifels ohne ein solches andeuten kan / was anderswo die Gespenster oder Blut-Zeichen / nehmlich Absterben: Also kan das Wasserschöpfen gar wohl auff die entgegen gesetzete Außlegung jenes Wassergissens gezogen werden / so auch in diesem Jahre zu Lützen vorgegangen ist: da soll ein klein Männlein außn Keller hervorgelauffen seyn /und vor desselbigen Hauß / auß einer Kelten Wasser gesprenget oder außgegossen haben: Drauff es wieder stilleschweigens in den Keller hinein gelauffen ist: und wie die gegenwertige Magd sich drüber gefürchet / und auff ihre Knie gefallen / und einen Psalm gebetet hat / so soll es auch zugleich mit niedergefallen seyn und so lange gebetet haben / als die Magd etc. Drauff ist eine Feuersbrunst im Städtlein außgekommen / und sind etliche Häuser in die Asche geleget worden. Aber selbiges Hauß ist ohnverletzt übrig blieben. Item es soll nach selbiger Begebnüß das Männlein wieder noch einmahl gesprenget haben /aber drauff ist am selbigen Orte nichts erfolget. [197] Ich geschweige allhier wegen der berührten Feuerbrünsten / anderer Oerter / so unlängst hier herumb / theils gantz / theils stückweise / eingeäschert seynd geworden / so durch Verwahrlosung / so durch anzündung des Wetters / und durch vermuthliche Mordbrenner. Wie es leyder allzusehr innen geworden ist Landesberg / Ronneburg / etc. und durch Wolckenbrüste Schaden geschehen 1666. im Jun: bey der Neisse und Sittau. Ich will allhier nichts erwehnen / wessen man sich davon auch allhier besorget hat / auch bey geringen Vermuthmassungen: wie denn unlängst vor der Ostermesse ein schalckischer gewesener Soldate im Brüle nebenst der Juden Herberge / einen solchenPossen gemachet / das er ein Blase-Rohr genommen /und damit die Leute in der Gegend etliche Stunden geäffet hat / als were es ein Gespenst / hatte immer Ach und Weh geschryen / auß einer verborgenen Stube / bald nach der Gassen hin / bald nach einer andern Seiten einer andern Gegend des Gebäudes / also daß die bestürtzten Leute / es allenthalben in Winckeln / Brunnen / und Bretern etc. gesuchet haben: biß endlich ein Weib zur andern gesprochen: ach! was mag es doch bedeuten? Etwan Pestilentz / oder Krieg / oder Feuers-Gefahr? da es zum letzten ja gesaget: Worüber man sich hernach durch die gantze Stadt viel böses befahrete. etc. Endlich brach es auß und der Schelm lieff davon. Doch [198] ist schlüßlich dieses gewiß /daß allhier 1666. am 29. Januar. zwischen 5. und 6. Uhr auffn Abend und umb II. Uhr in der Nacht / viel vornehme Leute / Feur vom Himmel haben fallen gesehen / Mittagwerts über der Statt / drauff am folgenden Tage / etliche Kerl eingezogen worden / so man für Mordbrenner hielte: Aber bald wiederumb loß ließ / weil man die Unrechten bekommen: Im übrigen folgete darauff eine rauhe windige Lufft. Eben an demselben Abend hat ein Mann zu Wolckwitz etwan einer Gassen breit ein helles Thun neben sich auß der Lufft auff die Erden fallen gesehen / da es zu letzt wie ein feuriger Mann außgesehen.

Sehr nachdencklich ists / das gleich am selbigen Abend auch zu Halla in Sachsen / zwischen 5. und 6. just umb die obgedachte Zeit / sich solches Feur gar starck præsentiret hat / welches gleichsam beym Schlosse niedergefallen schienen / da es auch einem Weibesbilde auffs Brüstigen gefallen / und lauter schwartze Creutze soll effectuiret haben. Wie mir einer mündlich berichtet hat / so es augenscheinlich gesehen. Auch ist dieses nachdencklich / was auß Wien geschrieben ward / vom 27. Febr. 1666. die von der Pforten zurück gelangete Abbaffische Gesandten haben mitbracht / das nach deme zu Adrianopel am 8. Febr. zu Nachts in der Lufft grosse Drachen / Schlangen / und andere grausame gegen einander streitende Thiere gesehen [199] worden / ein grosser Drache mit einem grossen Knall / als wann ein grosses Stück loß gebrannt würde / auff des Bassen Dach / und auch viel andere / zur Erden gefallen / wordurch wegen grossen Gestancks und Schreckens in 50. Personen gleich verschmachtet / in etliche hundert aber tödtlich kranck worden. [Nehmlich der 29. Jan. S. V. ist der 8. Febr. S. N sehr wunderlich: Sonsten schwatzen die Bauersleute auch kurtz vor derselbigen Zeit allhier ein wunderliches / wie nehmlich der Drache sich offterspræsentiret habe über den Holtzhauffen bey Eüteritzsch / welchen sie damahlen bewachen müssen /wegen das justitium oder litem pendentem desBauer-Mägdeleins / davon in meinem Traumbuche /part. 1. Theoret.

Mercke weiter einanders omen, das sich umbs Mitel Febr. in Preussen begeben hat / an denen grossen Adelern / so mit einander gefochten oder gestritten / und einer auffn Platz geblieben / oder todt herunter geportzelt ist / wie solches vō Cracau auß Dantzig her geschrieben / und mit Kupferstücken figuriret ward: Welches ostentum sich auch vor 10. Jahren in der Gegend begeben hat Anno 1656. da der Schwede mit dem Pohlen zu thun hatte. Sonsten hat es sich auch zugetragen vor 4. Jahren zu Magdeburg auffn Acker / daß ein paar Adelern sich dermassen und hefftig gebissen / das sie lebendig auffn Acker / unweit von [200] etlichen pflügenden Knechten gefallen seynd; darnach ein Knecht gelauffen / und den einen lebendig erhaschet hat: welchen er vor eine Spendasie dem Ampte / und vollends dem Fürsten zu Halle / offeriren lassen. Der übrige ist gleichsam triumphirend /so hoch über sich und sie gepflögen / daß man ihn kaum mit den Augen letzlich erblicken mögen / und hat sich also außm Staube und davon gemacht. Nehmlich es ist ein Martialischer Vogel / und sie mögen einander verfolgen / ich weiß nicht wie weit /wie es denn ihnen nicht unmüglich ist in einem Tage trefflich viel Meilen zuverrichten: Wie man hingegen einen Falcken vormahlen bey Dreßden auff der Beitze verlohren / so in einem Tage nach Preussen sol gekommen seyn. Vide Cöleri Oeconom. und meine Hybernacula Ciconiarum. So ist auch nicht unbekannt /von jenen Seeraben / so sich hier aufn Thomas-Thurme præsentiret haben. Vide Heidenreichii Chronic. Lips. Ich verlasse die Omnia mit denen Adlern / ihrer reiffen Zeit: und thue noch / zu das Feuer-Zeichen /das man weit unn breit wahr genommen just umb eine Zeit / auch zu Merseburg / Eulenburg / Leipz. Jena /da es wie ein Blitz gewesen. Item auß Madrill 20.Febr. in Catalonien unfern der Stadt Vicq. soll man bey hellem Tage ein besonder Feuer in der Lufft gesehen haben / welches sich zu beyden Seiten / mit Flammen und Kohlen außgebreitet (nun ist der [201] 20. Febr. unser St. V der 10. weiter ist solcher nichs weit vom 29. Jan. Ergò mag es wohl auff selben Tage geschehen seyn / und dieselbige Flamme von Spanien zu uns herüber gekommen / oder vollends in Türckey gegen Morgen von Abend penetriret haben. Nun haben sie in Spanien fast bey anderthalb Stunde länger Tag als hier: also das es bey ihnen noch ziemlich Tag kan gewesen seyn / wie es bey uns zwischen 5. und 6. Uhr auffn Abend gewesen. Laß mir das ein portendens Fatum Europæ seyn; davon oben schon gedacht: pag. 123. etc. wo das ärgste zu besorgen wieder Pohlen vorgebracht ward: Als davon etliche Vaticinia verhanden seyn in des Cötteri Prophetiis, unlängst gedruckt. Cons. meine 1666. Welt-Geschichte. Darzu gehören auch die 7. Sonnen / so 1661. am 20. Feb.St. N. Dom. Sexag. umb 11. Uhr biß nach 12. zu Dantzig gesehen worden. Vide Georg. Fehlavens Siebenfachs Sonnenw. Freylich / freylich hat Pohlen ein grosses hinter sich: Solches erweise ich für mich gründlich auß den ersten neulichen Cometen: vide clausulam Tom: 1. meæ Astrologiæ refutatæ Comet: Pol! Polonus miserrimè afflictabitur. Et Casus mirus ille Casimiri, nunc verè restat.

Was wil ihme jenes unerhörtes prodigium, so in dem 1665. Jahre in Preussen geschehen ist / nehmlich da ein sehr schwerer Stein / welcher sonsten von vielen Leuten nicht hat vermocht [202] bewegt zu werden /von freyen Stücken / so zu reden / und für sich / einen ziemichen Berg hinan gestiegen ist? wie ein Schuch in Schlesien vor wenig Jahren fortgewandert ist / wirstu / geliebt es GOtte / lesen / in meinem andern Theile der Weynachtfratzen. Aber vom Avtomato lapide, habe ich noch nichts also gehöret: In der Schrifft stehet vielmehr / daß ein grosser Stein vom Berge werde herunter fallen / und das Bild Danielis zumalmeln.etc. Vide meinen Türcken-Schläger / und Autorem der Nürenbergischen observat: vom Com. 1664. pag. 34. Ixion soll auch in der Höllen einen Stein müssen den Berg hinauff weltzen / aber für die lange weile: Tollitur in altum ut lapsu graviore ruat.

Aber mit jenem Preussischen Steine dürffte vielmehr anders daher ergehen / und zwar Philologicè also: λᾶς und λάος heisset lapis. λαὸς populus: ὂρος, mons, welches sich mit Roi, Rex vergleichet: Ich geschweige / daß auch in der Schrifft propter eminentiam, Reges und Principes, montes geheissen werden. Hat nun ein Stein den Berg oder collem superiret: so wirds genau kommen / daß ein Volck seinem Könige dürffte aufn Hals / collo, tantzen / unn nach der Kron trachten. Per juga montis ascendit: jugum excutiet. Und solte leichte auß solchem Berg dergestalt per ichnæam inversionem ein Grab werden. Wie auß cras, Sarc: Casimirus per [203] anagr: I! cras imus. Doch verhüte GOtt ein solches Omen und gebe vielmehr ein bessers Fatum:

Derselbe grosse GOTT Himmels und der Erden /der denen Königen Gewalt und Macht auff Erden gegeben hat / gestatte ja keinen Demosthenen, oderrobur populi, (Stein / Saxonicè Steen / congruit cū αθενὸς, ut λάος, cum λαός, id est δῆμος. Rex sit potiùs Demonicus, seu Nicodemus; id est DEus largiatur suo vicario victoriam in populum.) Aber / aber /es dürffte wohl heissen:


Lupomirscyus.

per anagr:

Sum Cyrus Poli.


Ein anders prodigium wegen Pohlen / suche superiùs, vom wunderseltzamen Eye: pag. 131. Nach vielen Avisen kam endlich diese ausn Feldlager bey Czenstochowa / vom 6. Sept. 1665. daß der Lubomirsky /durch ein 7. Stündiges Gesechte / von denen Königl. über 1200. gefangen / über 1500. getödtet habe /davon kein Frantzose mit dem Leben davon kommen /als welche dem Könige sonderlich in Ohren liegen umb den Lubomirsky außzutilgen. Item auß Olmitz vom 15. Sept. daß damahlen der Lub: 3000. Königliche geschlagen / gefangen etc. habe / und vernünfftig handele / in deme er immer defensivè sich hält / und keine feindliche action vornimmt / es sey denn / daß er dazu veranlasset und genöthiget werde. Item [204] außBroßlau: das der Lub: unanimi populi voce Innocens proclamirt worden / worauff die Victori erfolgt. Der Lub: soll 8000. Confœderirte und 8000. an Teutschen etc. gehabt haben: Der König aber lauter Littauer. Vom Oder-Strom 13. Sept. die Lubomirschkysche Parthey hat glückliche Progressen, und über jüngst erhaltene victorie noch einen guten Streich gethan: Wird also das Elend zu Pohlen täglich grösser /dahero viel familien nach unsern Gräntzen flüchten /dann die Partheyen streiffen weit und breit auß / etc. Unter andern Vermuthungen / wegen der Expedition des Schwedischen Krieges-Heers im 1665. Jahre /gingen auch viel Gedancken dahin / das es auff Pohlen nochmahls ein Absehen habe. Wiewol ein Erfahrner Soldate darzu reimete: in Pohlen / ist wenig zu holen. (Vielleichte dürffte hierauff was ärgers vermuthlich seyn / als in verwichener Frist / da man dieses vor eine gefundene (ja erfundene) antiqv. außgabe:


Do sVeCo poLonIaM: 1656.
DaboqVe ConstantInopoLIM: 1657.
DabItVr tIbI CaroLe RoMa. 1658.

Summa / dem Morienti poloniæ [wie also ein schönscriptum zu dieser herauß kam / als vor etwan 5. Jahren: deplorata Polonia / deuten ein gewisses Unglücke an.


[205] P arelii, die 7. Reben-Sonnen.
O vum, das wunderliche Ey. hîc pag. 131.
L apis, der fortgehende Stein hîc pag. 102
O racula, die Prophezeigungen.
N udatus acinaces, der Sebel in der Lufft / hîc pag. 132.
I gnis cœlo lapsus, das Feuer so vom Himmel gefallen / hîc pag. 132. 133.
A quila, der überwundene Adeler / hîc pag. 200.
Ich geschweige des Cometens etc.

Dieses aber muß ich noch hinzuthun / was auß Warschau ankam vom 25. Jun. 1666. Hier ist mit einem Creutze vor der Bernhardiner Kirche eine seltzame Begebnüß vorgefallen: Sintemal dasselbige auff einer Eisern Stangen stehend / zu zwey mahln sich umbgewendet / und das Gesichte / welches nach der Gasse gesehn / nach der Kirche zugewendet hat; Der König hat es zum andern mahle zu rechte setzen lassen / wie dann deßwegen ein sonderliches Kirchen-Feyer gehalten worden / im Fall es etwan ein böses Vorbild seyn möchte / die Straffen GOttes abzuwenden. Herr Lubomirschky mit denen Confœderirten soll 40000. starck seyn. Der König aber auff 24000. (Eine dergleichen Verdrehung von der victoriæ statuâ, suche in meinem heurigen Holländer Himmels-Glücke.)

[206]
4. Von Drachen-Kindern / oder Teuffels-Brut / Hengers-Gezüchte - Elven
IV. Von Drachen-Kindern / oder Teuffels-Brut /Hengers-Gezüchte / Elven / bösen Dingern /Hexen-Geburt.

Weil dieses Belials-Geschmeisse vielförmicht außstehet / als wollen wir erstlich erzehlen / was davon vorbringet Pomarius in Colleg. Synopt. phys. Disp. 13.pos. 3. §. 4. auß D. Carpzovii Prax. Crimin. part. 1.q. 5. n. 60. sent. 21. wenn sie mit ihrem Buhlen zu schaffen gehabt / hette sie weisse Elben und derselben allezeit zehen bekommen so gelebet / spitzige Schnäbel und schwartze Köpfe gehabt / und wie die jungen Raupen hin und wieder gekrochen / welche sie zu Zaubern gebraucht / ihr Buhle auch / ehe sie geduhlet / ummbracht. Sent. 23. Ein Mann im grauen Bart und blau gekleidet / hette keine Füsse / sondern nur Hundesklauen / und viel Federbüsch auffgehabt / er hette ein eißkalt Ding gehabt / welches doch nicht sonderlich groß gewesen / darauff sie nach verrichteten Wercke alle viertel Jahr ein paar Elben gezeugt / welche eines Fingers lang gewesen / und gantz buntstreiffig außgesehen wie die Raupen. Sent. 24. Sie hette mit ihrem Bulen böse Ding oder Elben erzeugt / die sie in ein Tröpfflein gesetzt und ihnen Brodt zu Essen gegeben / theils auch ins Wasser geworffen / wenn sie aber solche einem [207] Menschen zugebracht od' abgetrieben / hette sie gesagt: Hin / in aller Teuffel Nahmen.Sent. 26. Es hette der Teuffel Bärnklauen am lincken Beine und einen grossen Hoffmännischen Rock / auch Federn auffn Hute gehabt / seine Natur und alles an ihme war gar kalt gewesen / nach solcher Vermischung weren die Elben von ihr kommen / so wie schwartze und graue Fliegen außgesehen. Sent. 29. wenn er sich mit ihr vermischt / were es nicht anders gewesen / als wenn er ein kalt Hörnichen darzu gebrauchet / sie hette zweene Kinder von ihm gezeuget /welche wie der böse Voland gestalt gewesen / were aber kein Leben noch menschliche Gestalt an ihnnē spüren gewesen / derowegen sie dieselbigen in das Wasser geworffen. Sent. 31. Es were wenn sie sich mit ihme vermischt / das Thun gar kalt gewesen. Sent. 34. Es hette sie zwar gedaucht / als wenn ihr Mann bey ihr gelegen und mit ihr zu thun gehabt / jedoch were ihr Buhle gantz kalt gewesen. Sent. 35. seine Scham und Glied sey hart und kalt gewesen / und habe von ihm nach vier Wochen fünff paar böse Dinger erzeuget und gebohren / weren wie weisse Würmer gewesen / und hetten schwartze Köpffe gehabt /die habe sie der Hirtischen Margarethen in das lincke Bein gebracht und gezaubert durch nachfolgenden Spruch: Im Thume stehet die Rosenbume / sie ist weder braun noch fahl / so müssen die Huffdinger zersteuben und zerfahren / [208] und kommen der Hirtischen Margarethen in des Teuffels Nahmen an.

2. Ein ander Geschlechte ist gleichsam / davon dieThalmudisten fabuliren beym Abulens. Nehmlich daß der Adam vor seiner Eva noch ein ander Eheweib gehabt / welche nicht minder auß der Erden erschaffen gewesen / mit Nahmen Lilis: mit welcher er 130. Jahr gelebet: In welcher Zeit er / wegen daß er vom verbotenen Baume gegessen / ist verbannet gewesen: Und in dieser Zeit soll er keinen Menschen / sonder lauterDæmones oder Teuffel mit ihr gezeuget haben / drauff sol der liebe GOtt ihm Evam zugesellet haben / die Er auß seiner Riebe erbauet: und damit soll er erstlich Menschen erzeuget haben. Vielleicht hat der Peyrer. seine lose Lehre hierauß genommen. Im übrigen auch der Alcoran der Türcken pag. 271. lib. 1. c. 41. damit überein. Da Mahomet spricht / daß erstlich der Teuffel / darnach die Engel / und nach diesen Adam die Erde bewohnet habe. Ja wie Censor Anonymus d. l. drüber spricht pag. 275. etc. auß einem andern Orte: daß Mahomet dafür gehalten / wie die Teuffel durch 7000. Jahr die Erde innen gehabt hetten. Im übrigen gehöret hieher Jacobus Merlinus, der berühmte Englische Wahrsager / welcher von einem Incubo und einer Adelichen Frauen in Engelland soll gebohren seyn: Drauff er / so bald er zur Welt gekommen / [209] soll angefangen haben zu hüpffen und springen / von einem Orte in den andern / als wenn er närrisch were. Er ist endlich ein Cantzler geworden / weil er trefflich studirt gehabt / ohne daß er keiner Religion zugethan gewesen. Hector Boëtius l. 7. Hist. Scot. Vincentius Belvacensis lib. 7. c. 30. Spec. Hist. Conimbr. quæst. 10. act. 4. c. 4. in Arist. l. 1. de gen. & corrupt. Mercke was Zeilerus saget / p. m. 14. hist. 1. der Traur-Geschichte / von dem berühmten Wahrsager Merlinô in Britannien: daß solche seine Wunder-Geburt allegorisch / und mit einem Zusatze zuverstehen sey / wie D. Mich. Mayer in seinem tract: von der Baumgans / oder im compendiô miraculorum p. 116. erinnert. Weiter sollen auch die Hunni von Gespenst Hexen ihren Ursprung haben. Jornandes de rebus Goth. Martin. Delrio l. 7. quæst. 15. Mag. Von den Hertzogen zu Cleve wird gleichfalls vermeldet / daß sie sollen von der Vermischung mit einem Gespenst herkommen. Wiewohl solches für eine Fabel heltSteph. Vinandus Pighius in Hercul. Prodit. p. 53. wie auch Limnæus l. 5. c. 10. de Jur. Publ. Suche mehr Historien beym Hildebrand. l. 1. c. 40. Mag.Nat. Wiero l. 3. c. 16. de Præstig. Dæm. Camerar. l. 1. c. 71. Op. Subcis.

Vincentius erzehlet außm Helinandro lib. 3. c. 27. diese Historien. Es ist im Stifft Cöllu ein weitberühmt und herrlich Schloß oder Pallast [210] über den Rein gebauet / Juvamen genannt / daselbst seynd vor etlichen Zeiten viel Fürsten und Herren zusammen kommen /und bey einander gewesen / da ist unversehens ein Schifflein daselbst ankommen / welches ein Schwan mit einer silbernen Ketten / damit es ihm an den Hals gehenget war / gezogen. Auß demselbigen Schifflein ist ein frembber Kriegsmann / den niemand gekennet hat / gesprungen / und hat der Schwan das Schiff wieder zurücke geführt. Hernachmahls aber hat dieser Kriegsmann ein Weib genommen / und Kinder gezeugt. Endlich aber als er lange auff demselbigenPallast und Schlosse gewohnet / und einsmahls den Schwan eben mit demselbigen Schifflein und silberne Ketten wiederumb dahin kommen siehet / ist er alsbald wieder in das Schifflein gesprungen / und ist ferner nicht mehr gesehen worden. Sein Geschlecht und Nachkommen aber seynd noch biß auff heutigen Tag vorhanden. Und auß dieser Geschicht / so in dem Schlosse zu Cleve / [da denn ein sehr hoher Thurm ist / der Schwanen-Thurm genennet / auff welches Spitzen ein Schwan stehet] in gar alten Tepichten gewirckt ist / führen etliche der Durchlaucheigen Hochgebohrnen Hertzogen von Cleve Stamm und Ankunfft her / daß es aber nicht sey / bezeuget die wahre Histori / so von Herkommen vorgemeldter Fürsten beschrieben. Wierus lib. 2. cap. 46. de præstig. Dæmonum.

[211] Christophorus Richter in Theat. Hist. Cent. 4. c. 94. p. 770. etc. Es hat sich Ao. 1565. den 26. Maji diese greuliche Geschichte begeben / dz in einem Dorff / mit Nahmen Schmirtz / in der Herrschafft des Hochgebohrnen Herrn Uratislavv von Bernstein / ein Weib ein solch Teufflisch Kind gebohren: Es hat kein Haupt gehabt / in seiner Brust an der lincken Achsel hats einen Mund gehabt / und auff der rechten Achsel ein Ohr: An den Händen und Füssen sind nicht Finger / sondern an derselben statt Krallen / gleich einem Frosch oder Kröten: der Leib aber ist braun gewesen /wie eine Leber / und hat gezittert / wie eine Gallerte /und hat kein Bein an ihm gehabt: wie es auch die Hebamme hat baden wollen / hat es einen erschrecklichen Schrey gethan. Es ist vor der Kirchen des Ort von vielen Leuten gesehen worden / und letzlich an einem Ort auff den Kirchhofe / da man die ungetaufften Kinder hinzulegen pflegte / begraben worden. Es hat aber endlich die Mutter hefftig ohn unterlaß gebeten / das solche greuliche Geburt außgegraben werden möchte / und daß sie gantz weggethan und verbrannt würde: Auch hat sie bekant / das der Teufel in Gestalt ihres Mannes offt in die Kammer / Stuben / und auff den Ofen kommen / und mit ihr Unzucht getrieben. Darumb sie hefftig gebeten / daß dem Teuffel das seine wieder würde / auch begehret / daß Leute bey ihr blieben: denn [212] sie sich vor des Teuffels Gewalt und Schrecken sehr gefürchtet. Solche Teuffelische Geburt ist auch endlich / auß Befehl der Obrigkeit / außgegraben / und auff eine Radscheiben vor das Dorff zu verbrennen vom Scharffrichter geleget worden: da er dann ein gantzes Fuder Holtz verbrannt / und ist doch dieses Ungeheuer nicht verbrunnen / es seynd auch die Windeln noch naß blieben / biß er sie zu Stücken gehacket / und schwerlich am Freytage nach Ascensionis Domini verbrannt. Dem Weibe aber ist groß Schrecken zukommen / und hat sich der Teuffel auff die Nacht mit grossem Getümmel / wie Pferde und Trompeten / umb das Hauß hören lassen. Deßgleichen die ander Nacht hat man ein sämmerlich kreissen und heulen unter den Fenstern / nachmahls im Hause gehöret / daß das Weib gebeten / man wolte mit ihr beten / und GOtt für sie anruffen: Und hat einer dem Teuffel im Nahmen GOttes geboten / an den Ort seiner Verdamnüß zugehen da hat man erstlich ein heulen / wie der Hunde und Katzen / so sich bissen /unter den Fenstern gehöret / darnach ist es wie mit einer Trompeten über das Wasser von dem Hause gangen / daß die Nachbarn mit Schrecken gehöret /und vor sie gebetet: Hat endlich also vom Teuffel durch GOttes gnädige Hülffe / Friede bekommen. Relatio Olmuzensis publicè impressas.

[213] Roch andere Historien mischet Herrn Minsicht ein im Histor. Schaup. c. 5. vom Teuffelischen Beyschlaffen p. 40. etc. Es fället eine schwere Frage vor / ob der Satan würcklicher weise Kinder mit den Men schen erzeugen könne? und ob es ein rechter Beyschlaff sey? Hierinnen seynd die Gelehrten unterschiedlicher Meynung / und wollen die meisten / daß es wohl geschehen könne. Geben erstlich die Ursach /das der Teuffel solchen Beyschlaff wohl halten könne / weil er nehmlich ein mächtiger Tausendkünstler /und dannenhero die Cörper der Verstorbenen auß der Erden nehmen / und durch seine Einblasung und Bewegung derselben sich gebrauchen / und das er auch den Menschlichen Saamen anderswoher entlehnen oder stehlen / und also wohl eine Frucht zur Welt bringen könne; Es mag aber hierinn ein jeder seine Meynung behalten; so habe ich auch allbereit in den vorhergehenden Historien meine Gedancken gesaget. Setze nur dieses noch hinzu / daß ich nicht absehe /wie auß einer solchen Teufflischen fleischlichen Beywohnung / welche ich ingleichen nur vor eine Verblendung halte / eine Menschliche Frucht entstehen könne. Denn da ist bekant / 1. daß der Teuffel ein Geist / und nicht Fleisch und Bein habe / als ein Mensch / dannenhero er auch weder fleischlich beywohnen / noch Ursach oder Materi zur Frucht geben kan. 2. Kan er auch den frembden Saamen hiezu nicht gebrauchen / dieweil [214] weil die Mittel / so darzu dienlich / nicht vorhanden / wie dasselbe weitläufftig könte erwiesen werden / und denen Näturkündigern bekannt. 3. Hat man auch erfahren / das dieselben / so solcher teufflischen Beyschlaffung beygewohnet /außgesagt / das dieser Beyschalff nicht natürlich /sondern gantz kalt gewesen; Also kan es auch wohl seyn / daß der Teuffel einen andern viehischen Menschen / der ihn zum Gehülffen brauchet / irgends zu einer solchen Person führet / und das Werck fleischlicher Beywohnung verrichten lässet / da manchmahls die Ursach dem Teuffel beygemessen wird.

Also erzehlet Caspar Hennenberg in der Preussischen Land-Taffel / daß zu Königsberg in PreussenAnno 1570. so ein Weib ein Kind zur Welt gebracht /die bekannt / daß sie es mit dem Satan gezeuget / und dabey gesaget / er habe sich allerdings zu ihr gehalten wie ihr Mann / ohn daß er eißkalt gewesen. So erzehelt auch Wilhelmus Parisiensis, daß auff eine Zeit ein Soldat / da er vermeynet / er schlaffe bey einer schönen Jungfrauen / des Morgends befunden / daß er bey einem Aas von einem stinckenden Esel / auff einem Mist- und Kot-hauffen gelegen. Und also bezahlet der garstige Teuffel alle die jenige / so ihme anhangen / und seinen Lüsten folgen. Auß diesen allen schliesse ich / daß alle die Sachen teufflische Verblendungen seynd / dadurch der schändliche [215] Teuffel die Leute äffet / und im fall ja hierauß eine Frucht entstehen solte / so ist es ebenmässig eine Verblendung /oder auch ein gestolenes Kind / welches der Teuffel anderswo genommen / und an diesen Ort gebracht /oder auch ein Kahlkopff / oder der Teuffel selbsten /wie man denn erfähret / daß dergleichen Balge / erschrecklich viel und übernatürlich fressen / daß sie auch manchen Vater gantz arm fressen / und wenn sie also etliche Jahr zugebracht / verschwinden / und weiß niemand wo sie hinkommen; Und ist zubeklagen der einfältigen Aberglaub / welchen sie zuweilen hiemit haben; da man sie billich wohl und besser unterrichten solte / daß sie dem Teuffel nicht so viel traueten. Besiehe mehr hievon bey Wolff. memorab. lect. tom. 2. concl. 16. Cardano de varietate rerum l. 15.c. 80. Majol. Tom. 2. Coloq. 3. Wierum, und andere viele mehr.

Schlüßlich fraget es sich / was denn von der Vermischung der bösen Geister mit den Menschen / und ihrer Zucht zu halten sey? davon urtheilet sehr wacker und außführlich D. Mich. Waltherus in Tetrad. quæst. Miscell. Jen. 1618. quæst. Physiol. also: Auff diese Frage wird unterschiedlich geantwortet: Etliche sprachen ja darzu / daß nehmlich die Teuffel wie recht mit den Menschen zu thun haben: Und dahin gehörenAugustinus l. 15. de Civit. DEI cap. 23. & ipsius Scholiastes Ludovicus vives ad l. d. Thomas [216] Aquinasi part. 1. quæst. 51. art. 3. Pererius disp. 3. lib. 8.Comment. in. Genes. Zanchius de Operibus sex dierum c. 16. & ex nostris Theologis D. Gesnerus disp. 6. in Genes. q. 4. pag. 148. & seqq. Es ist ihre Meynung dabey diese: 1. daß die bösen Geister Menschliche Leiber annehmen können / sich darinnen præsentiren / recht reden / und andere Menschliche Geschefft also verrichten. 2. Daß solches der H. Schrifft nicht zuwieder sey / wenn man fürgiebt / daß die Teuffel in solchen angenommenen Leibern / sich mit unserm Weiblichen Geschlechte vermischen können. Und 3. daß die Kinder / welche auß solchen Beyschlaff gezeuget werden / nicht auß dem natürlichen Samen der Geister herkommen; als welches sie selber nicht haben: Noch auß den geraubten oder zu sich genommenen Cörpern; Als drinnen kein düchtiger Same seyn kan; Sondern das solche Kinder sollen gebohren werden / entweder auß einem lebhafften Samen / den sie anderswo gestohlen haben: Oder nach einer andern uns unbekanten Art. Und der H. Augustinus / hat dieser Meynung dermassen beygepflichtet / das er schreiben dürffen / wie es eine Unverschämheit sey solcher zu leugnen / welches man an den Sylvanis, Fauni und Dusiis in Franckreich insgemein erfahren hat. Hingegen sind andere / welche es durchaus verneinen / alsChrysostomus homil. 22. in Genes. Cyrillus l. 3.Genes. B. Luther. in. c. 6. Gen. [217] D. Hütterus in A. C. p. 153. Wierus l. 3. de præstig. Dæmonum c. 24. 25.Franc. Valesius de sacrâ Philosophiâ c. 8. Timplerus l. 4. Metaph. c. 4. prob. 26. 27. & 29. Velsten. in quæst. 16. dec. 8. q. 7. Jacob Martini in Ex. Met. Cent. 2. quæst. illust. dec. 6. q. 5. Diese alle beglauben einmüthiglich / daß dergleichen Vernuschung /ein lauter eingebildetes Werck sey / bey denen bethöreten Gemüthern: da die Menschen ihnen im Schlaffe nur bedüncken lassen / wie sie mit dem bösen Feinde zu thun haben; der ihnen nur einen solchen unzüchtigen kutzel machet / durch etwan ein schlechtes anrühren / darzu die Einbildung komme: Oder daß der Teuffel sie mit dem Alp betriege / welcher sie drücken müsse / damit sie in selbige Gedancken gerathen / als hetten sie mit ihm zu thun gehabt / welche Meynung vor allen zubehalten ist: weil die erste viel ungereimtes Werck hinter sich hat. Denn wir schlüssen also /1. was zeugen kan / das muß einen Leib haben: denngeneriren ist eine Krafft animæ vegetatricis, welche eine Art ist eines würcklichen Leibes / das in sich ein Leben hat. Arist. lib. 2. de animâ c. 1. t. 6. Aber die bösen Geister haben keinen Leib. Luc. 24. v. 39.Ergò können sie auch nicht zeugen. Sie antworten zwar drauff; daß der gantze Syllogismus ohne Schaden könne zugegeben werden: denn der Teuffel habe freylich keinen rechten Leib / der für sich zu zeugen geschickt were: Aber doch gleichwohl [218] könne er anderswo einen borgen / vermittelst welches er sich mit den Menschen vermische / und theils ein incubus werde / wenn er mit den Weibern; theils ein Succubus / wenn er mit den Männern zu schaffen habe. Resp. Wir verläugnen schlechter dings / das der Teuffel ein Vermögen habe / mit solchem Cörper Kinder zu zeugen: welches auß nachfolgenden erhellet. Nehmlich der Cörper / welchen er anders woher entlehnet hat /ist entweder ein Menschlicher oder kein Menschlicher: Aber keines von den beyden kan dennoch zugegeben werden: Nicht das erste; denn es müste entweder ein todter oder lebendiger Leib seyn. Ist es ein todter / so hat er keinen Saamen / noch eine Krafft des Saamens / noch eine natürliche Zusammenfügung. Und ist also keine Ursach zu zeugen da; So muß auch nothwendig der effect fehlen. Ist er aber lebendig; so muß das principium generationis dem Cörper / und nicht dem bösen Feinde beygemessen werden. 2. So ist es auch kein unmenschlicher Leib; denn er müste entweder vom Thiere genommen oder anderswo rauß gemacht seyn. Keines Thieres kan er seyn; sonsten würde er keinen Menschē hervor bringen: denn eine jedwede art zeuget seines gleichen: were er aber anderswo rauß gemacht / so müste es etwan auß der Lufft seyn / wie sie sich bedüncken lassen: Solches kan aber auch nit seyn / darumb / weil es ein unvermögener / ungescheuter und unbeseelter Leib were /welcher kein lebendiges hervorbringen könte: und also ist es außr allen zweifel / das es kein angenommener [219] Leib seyn könne. Ferner 2. schlüssen wir also: Wer keinen Samen hat / der kan auch nicht zeugen: der Teuffel hat keinen Saamen. Ergò kan er auch nicht zeugen. Major ist gewiß: denn wie keine Substantz unmittelbahrer weise etwas schaffet; Also kans der Teuffel ohne Werckzeug auch nicht thun / ich geschweige das er zeugen solte. Minor wird also probiret: Der Teuffel hat entweder den Samen von sich /oder von einem andern: Aber von sich kan er ihn nicht haben; weil der Same ein cörperliches Wesen ist /welches auß dem letzen Rest der Speise herkömpt: Nun aber hat der Teuffel weder einen Leib / noch wird ernehret: Weiter kan der Saam auch von keinem andern seyn / wie wir itzund sehen wollen. Ergò hat er gar miteinander keinen Samen. Die wiederwertigen wenden zwar ein / das der Teufel gar wohl den Männern / wenn er sich ihnen unterleget hat / den Samen auß ihren Gefässern aufffangen; und wenn er hernach mit einem Weibe zu thun hat / solchen ihr wieder beybringen könne. Resp. 1. Es ist ein elender Schluß von können / zum seyn / oder wenn man spricht; Es möchte wohl so seyn / und kan es nicht außführen / das sichs in der Warheit und also würcklich verhalte. 2. Wird auff diese weise der Teuffel nicht selber zeugen: denn von demselben sagt man / das er zeuge / welcher seinen Samen darzu außgiebet / und nicht der ihn anderswoher bekommen hat / und auch eine andere Art beybringet. Derselbige [220] Theil des männlichen Samens / welche eigentlich die Krafft zu zeugen in sich helt /ist gäntzlich ein lüfftiges Wesen / das dünneste / subtileste unn schäumichte Thun / das seine zarte Wärme von den Gestirnen bey sich hat / mit welchen es auch verwandt ist / und daher leichtlich herauß gehen und sich zerstreuen kan. Vide Arist. lib. 2. de gener. Anim. c. 3. und derentwegen ists zubefahren / das der männliche Saamen / wenn er außerhalb seinem Gefässe ist / drinnen er auffgebracht worden: Oder der weibliche / da er auffgefangen wird / zeitig seine Kinderkrafft verliere und unfruchtbahr werde. So gilt auch dieser Einwurff nicht: das durch GOTTes Verhängnüß / der Teuffel in den natürlichen Dingen ungläublich viel thun könne; weil er ein Fürste dieser Welt heisset Eph 6. v. 12. denn er ist daher nicht flugs allmächtig: Und kömpt mir das Ding daher also nicht glaublich vor / das der Teuffel solche spirituosische Substantz im Samen durch eine gewisse Frist verwahren könne; Weil nehmlich / wenn der Same ausserhalb seinen Gefässen ist / seinen Brunnquell und Ursprung verlässet / welches die Seele ist / drauß das Werckzeug geschickt gemacht wird / und davon die Zeugungs-Krafft mit hinein gedrücket und verwahret wird. Endlich zum dritten folgere ich auß der Erfahrung der Anatomicorum: Wenn der Teuffel leiblicher weise mit den Hexen zu thun hette; So würden die [221] Jungfrauen / welche sich sonsten ihm ergeben /und offt bey ihm wollen geschlaffen haben / das zarte Heutlein nicht mehr vollkommen besitzen: welches man aber bey sehr vielen vollkommen gnug befunden hat / auch alsdenn / wenn sie zum Scheiterhauffen haben gehen sollen. Welches auß vielen Beyspielen bewähret. Wierus d. l. Daher abermahl vermuthet wird / das solche Vermischung nicht müsse richtig zugehen; sondern nur eingebildet werden: Oder das doch auffs wenigste kein wahrer Mensch könne gezeuget werden. Aber sie haben noch zweyerley / welche sie entgegen zu setzen pflegen. 1. Beruffen sie sich auff der Hexen eigene und einhellige Zeugnüß: denn diese bekräfftigen standhafftig / das sie mit dem Teufel leibhafftig haben zu thun gehabt. Hierauff antworte ich mit Lutheri Worten: Kan denn der Teuffel einem die Ohren und Augen verblenden / also / das du vermeynest / du sehest erwas rechtes / da es doch nicht ist: Ey! wie vielmehr vermag er den Sinn des fühlens betriegen / welcher bey diesem Wercke sehr grob ist? Also stehet zu glauben / das der Teuffel seinen leibeigenen die Sinne und das Gemüthe dermassen bezaubere und verrücke / das sie fälschlich wähnen / wie sie mit dem unsaubern Geiste zu schaffen gehabt haben / wie sie auß der Vermischung empfangen und Kinder gebohren haben. 2. Beruffen sie sich auff die Erfahrung / denn es ist nicht unbekannt / [222] was in den Tisch reden Lutheri erzehlet wird / von einer Italiänischen Lautenschlägerin / von einer Erffurtischen Jungfer / von einem verstorbenen Eheweibe eines Edelmanns / und von andern dergleichen Geschmeissen / die man ins gemeine in unserer Muttersprache / Kyhlkröpffe zu nennen pfleget. Resp. Hierauff gebe ich bericht mit den Wörtern P. Frisii, welche Casmannus d. l. pag. 603. anführet. Die ungläubigen Weiber / welche sich dem Teuffel schändlicher weise ergeben haben / die bethöret der böse Feind durch allerhand Bilder / verblendet sie / und machet ihnen in ihrer phantasiâ eine starcke Einbildungs-Krafft / das sie im Traume sich bedüncken lassen / sie haben sich fleischlicher weise mit dem bösen Geiste vermischet: darauffleistet es der Henger nicht minder /durch seine tausendkünstliche List / das er ihren Leib auffblehet / einen Wind drinnen machet / als weren sie schwanger geworden: So läst es auch GOtt zu /das wenn darauff die gebührende Geburts-Zeit heran nahet / die Hexen Schmertzen im Leibe fühlen / als die rechten Gebährerinnen etc. Der höse Geist selber /nach dem er ein schleuniger Gast ist / stielet unterdessen anderswo heimlich ein Kind weg / und parthieret es der gleichsam kreissenden unvermerckt bey / und mittelt es dergestalt / daß das betrogene Weibestücke darauff schwüre / es were ihr auß in Leibe gekommen: Und solches Huren-Kind wird hernach [223] für der Hexen leibhafftige Frucht gehalten. Biß hieher von dieser nützlichen Frage / die einen grossen Nutzen in der Theologie hat. Biß hieher jener. Auß welchem abzunehmen ist / was von denen vorerzehlten Hexen-Kindern zu halten sey: Nehmlich / mehrentheils alles seynd es incarnati Diaboli, oder mit Fleich umbgebene Henger / Plutonis Gesinde / Cerber ische Brüder und Höll-Hunde: drauß keiner Menschen machen soll / oder dieselbigen unter der richtigen Zahl der guten Menschen hinziehen / die JEsus Christus mit seinem Blut erlöset hat / und der ewigen Seeligkeit fähig seynd / hie in der Hoffnung / dort in der Bsitzung. Wenn ein jedes Gemansche / ein Mensch ist /so mag man der Proserpinæ Bastarten auch darunterreferiren: Aber das wird kein Verständiger thun. (Confer Hartörff: in Erquickst: Tom. 3. part:3. c. 3.p. m. 455. [&, 38 cap. der Luft- und Lehrreich. Gedichten:] da er gedencket / außn Wilhelm. Parisiensi, das niemahls ein guter Geist in Gestalt eines Weibes erscheine: und hingegen die Bösen selten in Mannes Gestalt: P. Bungus de Secret. Numer: in annot: f. 37.)

Vielleichte gehöret von folgenden Geschlechtern auch etwas hieher / als davon Marcus Freund /Schüpff: Rotenb: im Schreib-Calender / in progn: c. 5. Anno 1647. war eben an diesem Tage 22. Jun: dergleichen Sonnen-Finsternüsse [224] auß den 10. grad. des Krebses / und im vorhergehenden Jahr ein / auß dem 19. gr. des Krebses: darauff alsobald sich allerley denckwürdige Sachen zugetragen haben. Als im Monat Augustô truge sich im Lande Westphalen /und zwar in dem Ampt Stoltzenau ein erschreckliches Wunder zu / indem in der Vogtey zu Bonckhorst /zwischen Schammerlo und Warmsen / bey hellem Mittag in einer lichten Wolcke ein Getümmel in der Lufft / nicht anderst / als wenn 100. Trommeln geschlagen / gehört / worauff 2. starcke Schüsse / als wann sie auß 2. Canonen geschossen worden / gefolget. Darnach hat man 2. Krieges-Heer gegen einander Chargierende gesehn / also das in einer guten Stunde nichts anders / als lauter Musqueten-Schüsse gehöret worden. Hierauff hat sich ein Bogenschuß sehen lassen / der eine Kugel / wie ein Granat / auß dem Himmel geworffen / so auff einen grossen Stein in der Heyde / woselbsten ein Schaff-Hirt gehütet /geschlagen / und denselben zermalmet: Die Kugel / so dem Ansehen nach etwas länglicht / ist zersprungen /und hat solchen Effect gethan / das man dero Gegend nicht anders vermeynet / als wolten Himmel und Erden in Trümmern gehen. Von der zerschnietterten Kugel sandte der Herr Amptmann von Stoltzenau etliche Stücke nach der Nienburg / welche außwendig kohlschwartz / inwendig aber wie Ertz / da Gold[225] innen sitzet / anzusehn gewest seyn. [Wie diese Lufftleute / oder vielmehr Geleüte / selbigem Lande / im nachfolgenden Jahre / die confirmirung ihres Ober- Herrn bedeutet hat / zu mehrerm Unglücke / als Gelücke: Also hat ein anders Krieges-Heer / über Mastrich Anno 1665. Jul: nebenst dem Glocken-geleute /selbige böse Consequentien, vermeldet / eben dem Lande / davon es bald drauff / wie auch 1666. gnug zu sagen oder zu klagen gehabt. Vide aliquando meinen Pronosticirten Bootischen Cometen.] Den 2.Nov. liesse sich im Königreiche Groß-Pohlen ein wunderseltzamer Stern sehen / dessen Strauß wie ein außgebreitete lincke Hand außgesehn / und sich gegen Mitternacht gekehret. Die Zeit erschienen auch in Ditmarschen unterschiedliche böse omina, dann man schreibet für gewiß / das unter andern zu Neu-Kirchen ein weisses Brod auff dem Tisch liegend von einander in Stücke zersprungen / zu dem Fenster hinauß geflogen / und einen solchen Knall von sich gegeben /als wenn ein Musqueten gelöset worden were. Zu Jezehoe hatte im Monat Decemb: eine Kindbetterin mit ihrem Kind etliche Tage nacheinander Blut geschwitzet / und bey Stralsund an der See / auff trockenem Lande / sich eine grosse Schiff-Armada sehen lassen /bey welcher viel Tumult und Schiessens gehört worden / was aber dieses bedeutet habe / hat man über 10. Jahr hernach an [226] der Brunst zu Jezehoe / und ander aliirten Einfall in Pommern gesehen und innin worden. (Sonsten hat M. Daniel Wilhelmi einen schönen Geistl. Tract: geschrieben 1664. genannt: wunderschöner Himmels-blauer Spiegel / drinnen derMensch als ein Engel / und der Engel / als einMensch vorgestellet wird: welches vielleicht hin gehöret ad part. 2. pag. hîc 2.) Sonsten ist zu Helmstät gedruckt 1666. ein Wercklein / geheissen: Abdruck derer von unterschiedlichen Theol: Facult: über M. A. Geheimnüß der letzten Zeit / da litt: Es stehet; das falsche Propheten in Heil: Sprache gar nachdencklich heissen: Windmänner / Windfänger / Windgänger /πνευμάτοφόροι, Windträger / die ihren Bauch mit Wind angefüllet / vergeblich in Wind reden / und mit ihren Weissagungen endlich im Wind dahin fahren /wie Spreuer. Os. 9, 7, 8. Mich. 2. 11. Zachar. 13, 2. etc.

Anno 1664. den 1. Maji hat sich bey Sangerhausen / in einem Dorffe / Mayer-Naumburg / genannt / ein trefflich Geprassel hörn lassen / früe zwischen 9. und 10. Uhr / als wenn es trefflich viel ankommende Wagen weren. Also daß auch der Schäffer und andere außm Wege gelauffen seyn / damit sie nicht möchten übereilet / oder überfahren werden. Item es sol auch ein vornehmer Mann deßhalben sein Gut einem andern verkaufft hagen: damit ihme d. l. nichtes [227] übels widerfahre. Welches er domahln auff das Erffurtische Wesen gezogen / und bald erfolgete. Ein ander möchte sprechen / das es durchziehende Hexen gewesen / welche domahlen vom Blocksberge wiedergekommen seyn. Von einem rasenden Winde / vide meam philosos: colûs, Canon. 67. p. 174. etc. Sonsten von den rasseln und prasseln des Windes / der Wagen und Rosse / vide Jud: 5, 22. Jerem. 47, 3.Ezech. 3, 13. Joël. 2, 4. Apoc. 9, 2. 9. (Mercke / das dennoch diese vorerwehnte 3. Geschlechter vielmehr zu die Lufft-Menschen gehören: Davon part. 2. pag: 1. etc.)

5. Von Erzimmerten Menschen
V. Von Erzimmerten Menschen.

Giebt es wunderliche Schosen in irgend einem Capittel dieses Wercks; so seynd solche auch hier zu finden. Nehmlich bey D. Laurenbergio in Acerr. Philol. Cent. 3. hist. 2. p. m. 3. stehet: wie der weise Plato in seinem Gespräche Memńone: und jenes Discipel derAristoteles, viel wunderliches Dinges schwatzen / von dem Künstler Dædalo: wie derselbige unterschiedliche Bilder geschnitzet und verfertiget habe: welche nicht allein von sich selber hingangen / und was man ihnen zu arbeiten und zuverrichten anbefohlen / alsobald gethan und vollfuhret haben: [228] Sondern auch nach geschehener Arbeit / wenn man sie nichts flugs angebunden / daß sie bald von sich selber davon gelauffen / und nicht wieder gekommen seynd. Hierüber stehet beym Pontano l. 3. part. 1. Progymn. Dial. 9. daß die Egyptier die Bildnüssen ihrer Götter dermassen künstlich gezimmert haben / das sie haben gehen und reden können: Daher der Homerus diese Menschen wegen ihrem nachsinnlichen Verstand und verschmitzte Nachsinnligkeit / genannt hat ἀλφητὰς. Aber was saget Benedictus Pererius davon l. 1. de Mag. p. 51. etc? Es macht auch die Zauber-Kunst /das die Seulen und andere leblose Dinge / gehen / und nach Art der Menschen reden: Nehmlich wenn ein Dæmon sie regieret und beweget. Also ist geschehen welches beym Philostrato gelesen wird / mit den Steinernen drey Füssen und ehernen Schencken / welche beym Jarchâ in gegenwart des Apollonii, bey einer Gasterey / sich bewegten / und an statt der Auffwärter zu Tische dieneten / Becher darreicheten / und denen Gästen zu rechter Zeit essen aufftrugen. Weiter geschiehet es daher auch / das die Seulen / Bäume und Thiere wie Menschen reden. Welches Valerius Maximus lib. 1. c. ult. erzehlet von einem Simulachro Junonis Monetæ etc. Und hievon ist nichts anders zu halten / als daß ein Dæmon die deutliche Menschen-reden in der Lufft darbey / oder in den Bildern selbsten formirt.

[229] 2. Michael Saxe im Alphabet. Histor. p. 383. etc. von S. Niclas Wettlauff. Zu Gripswalde in Pommern stunde in einer Kirchen S. Nicolaus Bild / da steiget bey Nachte ein Dieb hinein / den Gottes-Kasten zuberauben / und spricht zu S. Nicolaus: O Herr Nicolae /ist das Geld dein oder mein? komm wir wollen einen Wettlauff darumb halten / wer am ersten zum Gotts-Kasten kömpt / soll gewonnen haben. Was geschicht? das Bild beginnet zu lauffen / und überläuffet den Dieb zum dritten mahl / der antwortet und spricht: Mein Herr Nicol / du hast redlich gewonnen / aber das Geld ist dir kein nütze / denn du bist Holtz / und darffst kein Geld / ich will es zu mir nehmen / und einen guten Muth darbey haben. Bald hernach stirbt der Kirchen-Räuber / und wird begraben / aber die Teuffel haben seinen Leib auß dem Grabe genommen / und denn / bey den geraubeten Gottes-Kasten geworffen / endlich für der Stadt an eine Windmüle gehencket / die hernach immer lincks soll umbgelauffen seyn. M. Wolffgang Büttner / Item / Fest-Chr. fol. 113. D. Rivandri.

3. Bey der Stadt Chunking in Sina ist ein Berg gewißlich aller verwunderung wehrt; Denn er ist von den Sinensern / so Heydnische Götzendiener sind / zu einem Gotzenbilde formiret [230] und außgehauen. Derselbe Götze sitzet mit untergeschlagenen Füssen / und hat die Hände auff einander im Schoß liegen. Seine Grösse mag man daher abnehmen / das man seine Augen / Ohren / Nasenlöcher und Mund über zwo und mehr Meilen siehet. Darumb soll es gar kein Wunder seyn / das vorzeiten Dinostratus, der berühmte Baumeister / nach Vitruvii Bericht / dem Alexandro Magno versprochen / auß dem Berge Atho ein Bild zu machen / das in einer Hand eine grosse Stadt /in der andern einen Fluß hielte / oder eine See / den Innwohnern allen Mangel an Wasser zuersetzen: Sintemahl dieses gedachten Götzenbildes Haupt allein zu beyden Stücken gnug were. Extraict du Liure in titulé Avanture.

4. Raue in memorab. cap. 106. fol. 98. Boißardus im Buch von Zauberey cap. 1. gedencket Julii Camilli eines glaubwürdigen Manns welcher berichtet / es habe seiner guten Freunde einer ein junges Kind in einem Alembico herfür gebracht / und etliche Stunden bey Leben erhalten / welches zwar eine wunderbahre Sach / wenn es wahr ist / aber spricht er / ihre Sachen sind voll lügen und mögen vielleicht vor Heydnisch und gottloß / auch den Christen unziemlich / gehalten werden. Viel glaublicher ist es / das der Künstler durch Mechanische Kunst und Werckzeug etlicher massen der Natur nachfolgen könne / aber [231] nicht natürliche Wercke / als welche durch die Seelen vollkommen werden / nachmachen; wie man denn weiß /das Architas vorzeiten eine Taube zugerichtet / so von sich selbst fliegen könen / deren der Philosophus Favorinus bey A. Gellio gedencket / das er aber auß Fleisch und Federn eine wahre lebendige Taube zurichten können / ist unglaublich. Also hat auch desMercurii Bildnüß geredet / und bezeuget Franciscus Georgius im Buch de Harm. mund. es habe Albertus Magnus ein ährnes Haupt zugerichtet / welches verständlich geredet / deßgleichen hat nuch Baco ein Engelländer zugerichtet / welches gesprochen / es ist die Zeit / die Zeit ist gewesen / die Zeit ist vergangen. Von dem Rüstbaum unter welchem Thespion mit den Gymnosophisten gesessen / haben wir anderswo gemeldet / daß derselbige mit einer weibischen / doch verständlichen / Stimme Apollonium Thyanæum gegrüsset / und etliche Aeste ihme zu Ehren gebeuget /und Reverentz erzeiget: wiewohl ich dieses alles vielmehr dem Teuffel zuschreibe / denn einigen Künstler oder natürlicher Krafft. Denn es ja nicht eines Baumes Eigenschafft ist / verständlich reden und sich bewegen / wiewohl von dem keuschen Baum Theophrastus bezeuget / das er / wenn ein Mensch oder Thier sich hinzunahe / seine Aeste einziehe / und in deren abweichen sich wiederumb außbreite. Beyneben sind noch etliche [232] andere vorhanden / deren Ursprung sehr wunderbahr / und übernatürlich / als des Æsculapii, dessen Mutter Coronis / dieweil sie von dem Apolline geschwängert / von der Diana erschossen worden / als sie aber auff den Scheiterhauffen zuverbrennen geleget / hat der Mercurius auß ihrem allbereit verstorbenen Leibe eine lebendige Frucht den Æsculapium herauß gezogen etc.

Demnach in der Chymisten Schrifften von der Philosophischen Frucht oder Kind (dahin auch Dionysii und Aesculapii Ursprung zielet) hin und wieder meldung geschiehet / haben etliche Verständige solches von einem Menschen / oder Kind durch die Kunst zuzurichten / außgeleget / und daher viel grosser Betrug / die Einfältigen zu betriegen / ertichtet / wie in demExamine furor. Pseudochym. gedacht. Dahin gehöret auch / was etliche von dem Menschen-Samen / (so doch gantz schändlich und abscheulich) in einem Hüner-Ey zuverschliessen meldten / welches denn durch das außbrüten der Hennen / oder in einem Offen / zu einem kleinen Menschen solle verwandelt werden: so doch / wenn es nicht gar teuffelisch / dennoch zauberisch zu achten. Denn die Menschen können nicht in den Eyern durch Kunst gezeuget werden /wie die jungen Hüner / nach ihrer Natur / wiewohl man tichtet / es sey die schöne Helena / die eintzige Ursache des Trojanischen Krieges / das ist des Philosophischen Chymischen [233] Wercks / mit dem Pollnce /auß einem Ey / und Castor mit der Clytemnestra auß einem andern herauß gekrochen / so von der Læda /ihrer Mutter / nach dem sie von dem Jupiter / in eines Schwanens Gestalt / geschwängert / gelegt worden.

5. Und wer wolte allhier alle und jede Gebenheiten / theils possierliche / theils künstliche / theils aberglaubische / erzehlen / so man von denn Mensch-enzigten Bildern hat? als davon man außn Bapstthume und Legendis Patrum alleine solte ein Buch zuwege bringen / von dem Marien etc. Bilde. Matth. Hammerus in virid: Histor: p. m. 80. 81: erzehlet auch wie zu Alexandria / im Tempel des Saturni / ein Heydnischer Pfaffe betrieglich auß des Saturni Bilde geredet / und viel schöne Weiber durch etliche Jahr zum Beyschlaff beweget habe. idem ibid: p. m. 77. 78. Die Moscowiter ehreten vor Jahren den Abgott Peru / aber als sie zum Christenthum kamen / haben sie ein Kloster dahin gebauet / wo der Abgott gestanden hat / sie wurffen endlich ihren Abgott in das Wasser / die Wollga genannt / da schwam er auffwerts wieder den Strom; und ließ sich eine Stimme hören / er wolte den Novogardien etwas zur letzte lassen. Warff eine Stange auff die Brücken und verschwand. Man höret noch alle Jahr auff einen Tag dieses Abgotts Stimm / so bald es die Bürger vernehmen / lauffen [234] sie zusammen / schlagen einander mit Stecken und Stangen / das mannichmahl etliche darüber todt bleiben / wenn nicht der Landvogt in der Zeit abwehret. Pantaleon. p. 83.

In übrigen besiehe Harstörffern in Erquickst. Tom. 2. part. 15. c. 13. p. m. 547. etc. wie man ein Bild /vermittelst der Sonnen / könne tönend machen / als des Memnonis gewesen? ibid: Tom. 3. part. 6. c. 14.p. 406. 407. Wie ein Bild zu machen / das sich von der Lufft bewege? ibid. c. 13. p. 405. 406. Wie man unterschiedliche Bilder sol tantzen und bewegen machen? wie man denn nach solcher / und dergleichen Art / gantze Comædien von kleinen Püpgen oder grossen Menschen-Bildern / spielen siehet / und alle Kunst-Kammern davon zu singen und zu sagen wissen. Im übrigen gehören allhierher fast alle Werck und Kunstmeister / die nunmehr so hoch kommen /das fast keiner unter ihnen ist / der auch nicht solte Menschen-Bilder machen. Fürnehmlich aber gehöret dieses Alphabet dahin: als drinen 1. die Aertz und Geldmüntzer; da nicht allein der wilde Mann sich auff den Thalern sehen lässet / sondern es auch mit allen übrigen heisset / qvis potest resistere tot armatis? Ja sagt man doch gar / das Adam der erste Mensch auß Gold-Erde formiret sey. Vide meinen Rothfuchs. 2. Becker / nicht allein in den Pasteten / sondern auch andern Semmeln / und Honig-Kuchen etc. [235] 3. Constabeln. 4. Drucker. 5. Eisen-Gold-Glocken-Blech-etc. Schmiede: als hat ja der Vulcanus die Pandoram gemacht. Ovid. in Metam. So hat man auch von lautern Drate Menschen gezogen gesehen. So macht derPlattner auch Harnische. Vide Hartmann. Schopperum von allen Handwercken lit. H. G. 6. Form schneider / Bildschnitzer / Steinschneider. Schopperus d. l. lit. D. 4. & Kirchmann. de annulis und viel andere Autores de Statuis. etc. 7. Glaser und Spiegelmacher: welche Menschen machen ohne Bildnüß /welches sich selbsten machet: Und sind also die Künstlichsten Anthropomorphitæ, oder Anthropœi. Im übrigen wer hat nit auch gantze Gläser in Menschen Gestalt gesehen / oder das mit dem Demant /Schmergel / etc. Menschen-Bilder in Gläser geritzet seyn? Vide Schopperum d. l. lit. K. 5. 8. Hüttiger oder Huttmacher / welche auch mit ihrem Filtze Männlein vorbilden. 9. Imffer / Gärtner / welche mit sonderlicher Flechtung und Beugung der Bäume und Standen / Menschen-Bilder præsentiren / Item solche Beetgen in Gärten abtreten und mit Buxbaum umbgeben / die wie Menschen außsehen. 10. Kannengiesser / die auch theils gantze Stücke in Menschen-Gestalt hervor bringen / theils euserlich solche drauff stechen. 11. Leim-Thon-Töpff-macher / die es meisterlich mit den Kacheln so machen / wie alle Oefen davon zu singen [236] und zu sagen wissen. 12. Mahler / als der Fenster / Garten / Brieffe etc. Und dieses sind die rechten Gottes-Affen. Vide multa bey A. Bossens Etzkunst p. 128. etc. und Harsdörff. in Erquickst. Tom. 3. part. 3. c. 39. p. 259. Schopperum d. l. lit. E. 7. Und wem ist diese Schertzrede nicht bekannt jenes Kunstreichen Mahlers / der sonsten sehr ungestalte Kinder gehabt hat: Nehmlich das er diese bey stockfinsterer Nacht bilde / seine zierliche Contrafect aber beym hellen Sonnenscheine. 13. Näterinnen / Seidenstickerinnen. 14. Obstzerleger oder Trintschierer / davon ein absonderlicher Theil dieser Kunst im Kupffer verhanden ist / nehmlich des Harsdörffers. etc. 15. Possierer in Wachs / Gips / etc. davon zu Leipzig etwa vor 9. Jahren auß Nürnberg ein trefflich Kunststück von lautern Wachse zu sehen war / der Engel-Gruß genannt / da die Jungfrau Maria / der Engel Gabriel / etc. recht in Mannsgrösse mit ihren Bewegungen præsentiret wurden / nebenst vielen spielenden Engeln auff allerhandInstrumenten etc. 16. Rothgiesser / Kupferschmiede. 17. Schneider / welche / wenn sie den Leuten gemacht haben schöne Kleider / davon mit recht können sagen lassen; das Kleid macht den Mann / wer es hat / der zieht es an. 18. Trechsler etc. also habe ich sonderliche Dintenfässer gesehen in Manns-Gestalt: Ich geschweigt des übrigen Puppenwercks / davon [237] man umb die H. Weynacht-Zeit jährlich die hülle und die fülle auff den Märckten siehet vor andern Zeiten. 19. Uhrmacher. 20. Weber / bey denen die Kunst auch so auch gestiegen ist / daß sie gantze Menschen-Gestalten außwircken können. 21. Zuckerbäcker etc. Ich muß allhier der Feurmaurkehrer / Schorsteinfeger /oder Camin- und Ofen innerliche Putzer nicht vergessen; welche Bilder von hartem Holtze oder Steinen oder Thon / oben hinauff in denen Feurmäuren stellen / und solche vom Rauche und denen Dünsten / so sich auß dem nassen Holtze ziehen / beräuchern / bekleiden oder bedecken lassen: So haben sie rechte Vulcanos dran zu præsentiren / ich weiß nicht wofür Alexicacos. Und dieses könten auff solche Mode auch wohl nachahmen die Halurgæ oder Saltzleute / mit dem herabtreuffeln floris salini, Halosanthos genannt / davon sie sonsten Saltzpfeiffen offerirn, die wie die Eyßzapfen außsehen und generirt werden. Alle diese /wollen gleichsam dem lieben GOtt ins Handswerck fallen / unn ihm abgelernet haben / gleichsam Menschen zu machen: Wie etwan auch also kurtzweilet Otto Melander in Jocoseriis vom Teuffel bey seiner Erschaffung der Münche. Nehmlich alle Leute wollen es heissen lassen; Non dignus vitâ, per qvem non vivit & alter: Ein gleiches gesellet sich zu seines gleichen. Und gehöret dieses sonderlich zur Menschlichen Majestät für andern [238] Creaturen dahin / das nicht allein der Mensch nach seiner Humanität, die Gesellschafft liebet / sondern auch machet. Als siehet man bey allen jungen Knaben / das sie hurtig mit ihrer Kreyden oder Kohlen seynd / einen Kerl zu machen /und seviros præstare. Das thun auch die Hirten auff ihren Peitzschstecken / auff höltzern Löffeln / dieMühlknappen auff ihren Aexten / die Bauer-Knechte auff ihre Harcken / welche sie ihren Mägden verehren zur Erndten-Zeit / auff ihren Messerschalen etc. Und mag man endlich diese Prosopopœjam eher und mehr loben / als die Anthropophagiam der wilden Leute /welche dennoch Scalig. in Subtil. excusiren will contra Card. Oder Anatomicos, welche daher von vielen getadelt werden / das sie contra naturam seyn / qvæ abhorret à corruptione sui: welche aber wacker vertheidiget werden von D. Johann; Theod: Schenckiô in programm: Anno 1657. Jen: de utilit: Anatom.

Im übrigen ist auch hier etwas zuvermelden von der materie / worauß und worinn man die Menschen Bilder zu formiren pfleget; Solche seynd entweder (nachm Alph.) 1. Adelgesteine. 2. Beine von Elephanten oder Hirschen etc. Horn etc. 3. Craut und Loth oder Pulver / Schwefel und Pech im Fenerwercke. 4. Dunckel Schatten: Also bildet sich ein jeder ab an der Erde / im Spiegel / im Wasser / in eines andern Augen etc 5. Erde / als dahinein nicht allein [239] Menschen-Bilder gegraben werden / sondern da auch gantze grosse Berge zu Menschen-Gestalten seynd gerathen. 6. Farben: wer wolte diese alle erzehlen? Als gehöret dahin die Kohle. Vide an A. Bossens Etzekunst. p. 154. die Kreyde / Röthel / Bleyweiß etc. Und hiemit gehaben sich auch die kleinesten Kinder /sollten sie auch gleich monogrammos homines machen / das ist / mit einer Linie abzirckeln. vide Budæ: in Lex: Cic: l. 2. Deor: ex Epicur: wiewohl dennoch dabey zu mercken ist / das manchmahl / mit einer Linie oder einem Zuge / ein Mahler oder Schreiber ein sehr künstliches oder verwunderliches Bild præstiren kan: Also besitze ich in meinem Hällischen Stammbuche den Cupidinem mit einem Zuge gemacht / durch alle zugehörige Stücke / als Flügel / Bogen /Pfeile etc. Ich muß allhier beym Buchstaben F. auch noch des Fleisches gedencken / drinnen nicht allein übernatürlicher weise Menschen-Bildnüssen seyndexprimirt angetroffen worden: sondern auch mit denen Brenn-Eisen eingesenget werden natürlicher oder künstlicher weise: Wie sich denn auch nicht minder die Balbirer und Bader drauf verstehen / daß sie mit ihren Flieten oder scharffe Hacke-Eyselein / denen Schröpfenden gewohne seyn / so wohl Rosen / Lilien / Kleeblätter / etc. als Menschen-Figuren in das blosse Fleisch hinein zu hauen / und homunculos sangvineos, und Hæmatanthropos zu machen. 7. Glaß-Nicht [240] allein daß man sich darinne spiegelt / sondern das es es auch gantze Menschen-Bilder in sich geritzet und auff sich gemahlet hat. Wie denn vor wenig Jahren ein wacker Künstler allhier war / der ex tempore mit seinem Röhrlein beym Lichte auß einem andern unförmlichen Stücke Glase / allerhand kleine gläserne Bilder blasen kundte. 8. Holtz / als (1.) wenn Menschen-Gestallten in eines Baums / Kürbs / etc. Kinde / hinein geschnitten werden; so haben auch solche Bilder dieses verwunderliche an sich / das sie von Jahren zu Jahren grösser werden. Nach Virg. Crescent illæ, crescetis amores. Vide part. 2. meiner Weynachtfratzen. [2.] Hat man allhier zu Leipzig in der Thomas-Kirche im Chore über der Sacristeyen-Thüre ein sehr köstliches und künstliches Epitaphium von einerley Farben Holtz gemachet / drinnen allerhand Bilder gar schön eingeleget herauß kommen. etc. Ich geschweige andere Opera und Artificia Tessellata oder Emblematica, und Statuaria. So hat man auch [3.] Menschen-Bilder auß geflochtenen Reisern / wie die Matzen in Vallesiâ etc. Ich geschweige der Gauckelmänner von dem Hollundermarx oder medullâ etc. 9. Imagination: als bildete ihm jener ein / Amo were ein klein Bübgen / und gienge in der Stuben mit einem grünen Mäntelgen herumb spatzieren. Jener König bildete ihme am auffgeschüsselten Karpen-Kopffe / das Gesichte seines umbgebrachten Hoff-Raths [241] ein. Hieher gehöret / wenn man auß der Philologie einen solchen Menschen zimmern und zusammen bringen wolte / der da hette / einen eysernenKopff / Stroherne oder Butterne Arme / Lud. Viv. in Colloq. ein eysern Maul / ein felsernes Herze / Finger von Peche gemachet / Schlangen-entzende Haare /eine güldene Hüffte / nachm Prov. radere aureum femur Jovis. Einen küpffernen Bart etc. 10. Korn /Mähl / Honig. Vide meine Neu-Jahrs Grillen. 11.Leinwand / Tuch / Leder. 12. Metall / als da seynd Ertz / davon der Colossus bey Rhodo gewesen / Plin. lib. 34. c. 7. Hist. Nat. der 1080000. Pfund schwer.Schvventer. in Erquickst. part. 3. c. 53. p. 222. Bley /Eysen / Gold / Kupffer / Messing / Silber / als wie zu Goßlar alle 12. Apostel seyn sollen auß klarem Silber in Manns-grösse. Zinn. etc. 13. Nehe-Seide / Zwirn etc. 14. Obst (1) im schneiden: Also besiehe von Kürbsen oder Türckschen Aepfeln meinen Abergläub: Johannes-Topff. (2.) Im mahlen. Als habe ich zu Leipzig auffm Bilder-Hause etliche Contrafect gesehen / von lauter zusammengesetzten Obste; Als da eine Pirn etwa die Nasen præsentirt etc. Nehmlich es waren die 4. Jahres-Zeiten / da auß einem jedweden Quartal besondere Früchte geriethen zur Menschlichen Gestalt des Herbstes / Frülinges etc. 15.Pergament / Pappier; als drinnen es entweder (1) hinein gepreget wird auff der [242] Pappiermühle mit dem Drahte / als der wilde Mann etc. (2) So werden auch Menschen Bildern vom Buchbinder so wohl auffm Schnitte / als auffm Bunde / hinein gestochen oder gepresset. (3) So kans auch Schatten-weise verrichtet werden / wenn ein ander gemahltes oder geschnitztes Bild zwischen einem Lichte und ein rein Pappier gehalten wird. (4) Geschiehet es durch das gewöhnliche mahlen. Und [5] durch das unterlegen / mit Taffet /oder Atlas; wie meum album davon ein Kunststücke hat in Leipzig verfertiget / im Jahr Christi 1654. am 10. Auge nebenst einer Schrifft / und zwar (hie verwundere dich!) mit den Füssen / von Theodoro Steiben / von Wien auß Oesterreich bürtig / gäntzlich ohne Hand und Arm gebohren / einem nicht alle zugrossen Manne / der es in meiner Gegenwart machete / wie er denn auch sonsten schöne und sehr wohl getroffene Contrafect, auch also zusehens / machete. (6) So werden auch ins Pappier die Bilder gedruckt /durch den Buch- oder Kupffer-Drucker / item mit Petschafften hinein geschlagen / wenn zuvor Oblaten drunter geschoben seyn etc. (7) So kan mans auch mit Nadeln im durchstechen præstiren. Und weme seynd (8) nicht bekannt die Puppen auß Pappe gemachet? (9) Ein verwunderlichers und Kunstreichers ist es /daß man mit subtilen Scherigen oder subtilen Messergen sehr artige Bilder hinein [243] schneiden kan / auff das allersubtileste: wie davon mein album zeuget auß der Erfindung Herrn Henrici Scholtzens / Bregâ Silesii, vom 1655. 9. Maji. Wolte man (10) auch eine besondere Art zu mahlen und zugleich zu drücken hieher bringen / vom Türckischen Pappiere / so könte davon nachgeschlagen werden Harsdörffer in Erquickst. Tom. 2. part. 14. c. 13. p. 523. etc. Ich hette schier außgelassen / was ich selber mit Verwunderung gesehen habe / (11) wie ein stattlicher Mahlschreiber /ein vollkömmliches Bildnüß mit der Feder auffm Pappiere mahlete / mit allen pertinentien / daß einer geschworen hette / es were vom gestochenen Kupffer abgedruckt gewesen. So habe ich auch (12) Bilder-Reime gesehen da gantze Menschliche Gestalten /durch künstlich versetzte Wörter und Zeilen / seynd zuwege gebracht gewesen / durch Schreiber und Drucker / nehmlich auffm Pappiere. (13) So kan es auch geschehn / durch artige poetische und oratorische [wie denn der Mensch ein commune objectum ist aller Disciplinen und Facultäten] Beschreibungen; dadurch man einen Menschen so eigentlich kan vorbilden / als wenn er gegenwärtig stünde und sich mit Augen anschauen liesse. (14) Durch künstliche Legung und Biegung eines pappierenen Bogen / als auff welche weise man auch / ich weiß nicht / wie vielerley Gestalten / als Kähne / Schiffe / Tauben / Fische /Leuchten etc. etc. [244] zuwege bringē kan: wie davon stattliche Nachricht giebt die Friestr- oder Krüppel-Kunst / welche mit ihrem brechen / solche gewöhnliche Formen sonderlich mit dem gestärcktē Leinwande zu leisten lehret. Vide Harstörff. (15) Nehmen andere Künstler drey in einerley grösse Kupferstücke / und zerschneiden zwey davon in viel Striemen und länglichte Stücke / wissen solche / auff das dritte / so zierlich und künstlich wider anzukleben und nach der Seiten auffgericht säste zu machen; daß man dergestalt drey Bildnüsse in einem hat / wenn man die verfertigte Taffel mit überzogenen und damit eingefasseten Kristall oder Glase / darnach drehet / und verkehret ans Licht hält. Sehet / auff wie gielerley Art und Weise das Pappier einen Menschen auß und in sich vorbilden kan! 16. Quell-Wasser / im spiegeln / oder wenn dergleichen Löcher oder Teiche in die Erde gegraben werden / wie Menschen-Gestallt / wenn sie mit Wasser außgefüllet worden. So habe ich auch gesehen / das sich etliche Leute mit den Gieß-Kannen und Krügen drauff verstanden / daß / wenn sie einen Aesterich oder Sahl etc. kehren wollen / vorher in eil /im Staube rechte Menschen-Bilder mit dem Treuffeln zu leisten gewust haben. Und vielleicht gehöret hieher auch das Schweißtuch Veronicæ, / drinnen der HErr Christus / sein gantzes Angesicht soll abgebildet haben. Will man auch hieher die Biler ziehen / die einem schlaffenden im [245] wasserichten Gehirne vorkommen? Ich geschweige itzt des Eyses und Schnees / und Hagels oder Schlossen / drinnen / theils natürlicher /theils übernatürlicher weise / Menschen-Bildnüsse angetroffen worden. 17. Rauche Haar / drauß man gantze Bilder zu machen weiß / wie auch die Weber gantze Kleider / nebenst den Kürschnern. So ist auch nicht minder bekannt / die neue invention der Mahlerey / auff Filtz zu mahlen. 18. Stroh / Binsen / etc. Ey wie werden da hin und wieder für wunderliche Popelmänner gemacht / so man auff den Eckern hinauß stecket / die Vögel und das andere Viehe damit wegzuschüchtern etc. Vide meinen Mägdetröster tit. worzu das Stroh gut ist? So ist auch zu unser Väter Zeiten gebräuchlich gewesen / theils in Fastnachten /theils am ersten April einen andern / entweder kurtzweils oder schimffs halber / solche Strohmänner zuzuschicken oder ans Fenster zu stecken / die sie drunten in der Marck / Pfuy genannt haben. So ist auch auff etlichen Dörffern noch gebräuchlich / wenn sie jährlich umb Ostern den Todt außtreiben / das sie theils von Stroh / theils von Lappen / ein Menschen-Bild machen / und mit sonderlichen Ceremonien ins Wasser werffen. Weiter muß ich hier sonderlich nit verschweigen das neulichste inventum, da man auß dem natürlichen gelben Strohe / allerhand verwunderliche Bilder an Thieren / Bäumen / Menschen zu legen [246] gelernet hat / das man sich drüber erfreuen muß / wenn mans siehet / etc. 19. Thon / Leim / Gips; als drauß die Blumen-Töpffe etc. werden. 20. Versen / als drauß die Bilder Verse gesetzet werden. vide mea Admiranda Poëtica. 21. Wachs / Haußblase etc. von Wachsbildern zu Frauendorff in Preussen. vide Hammerum in Virid. Histor. p. 65. 22. Zucker / als im Marcipan. etc. cui non dictus Hylas? von allerhand Steinen ist nur noch ein weniges zu gedencken; als daß nehmlich Menschen-Bilder gestochen / gegraben /geschnitzet etc. werden / auß Alabaster / Bernstein /Tach- oder Schiefersteinen / Jaspis / köstlichen Diamanten / Leichensteinen / Marmol / Onickel / Perlemutter / und Perlen / Rubinen / Smaragden / Türckis /Serpentinstein / etc. davon die meisten Kunst-Kammern das ihrige werden auffzuweisen wissen / und mich daher vielmehr stilleschweigen / als reden heissen. Wiewohl ich dennoch dieses nicht kan unvermeldet lassen / das alle gedachte Menschen æquivocè so heissen / nur nach der euserlichen und nicht innerlichen Form / welche ist Mens, und davon eigentlichMartinius in Lexic. Philolog. das Wort Mensch will deriviret haben: Als welche dat Esse, distingvi & operari. Und hat man also sich bey obbesagten / lauter falsche Menschen zubefahren / und keiner wahrhafftigen Leute / als wir etwan / wo nicht der Ethic, doch der Physic [247] nach / seyn. Schlüßlich gehören zu solchen Ertichteten Leuten auch des Luciani, welche Augen haben (non emissitios, wie die staphyla beymPlauto, sed exemptiles) so sie herauß nehmen / und in ihren Bauch beylegen können / etc. des Zoili, welche eine befensterte Brust haben / daß man zum Hertzen hineinsehen kan; und die in beweglichen Häusern wohnen. Der Poeten und Hieroglyphicorum, welchen die Richter sollen verkapt / oder ohne Augen und Hände seyn / und nur Esels-Ohren haben. vide Pier: Ethicos & Politic. die Jungfern lahm / blind / stum /etc. vide meinen Jungfer-Tröster auß Gvevarr: Gülden: Sende-Schreib: die Weiber das Hauß am Halse tragen / Hesiod. des Morpheus Phantasmata; davon in meinem Historischen Traumbuche. Item Schlauffraffenland / Schnäblerland / zu Heydelberg edit: 1659. Thomæ Mori Utopia, oder Moronia genannt vom Libavio p. 170. l. 2. ad opus. diei 2. Hexaëm: vide Zeiler: part. 1. Epist. centur. 2. p. 500 501. ex Francisc. Sansovini del governo & amminist: di diversi Regni ex Republiche, lib: 22. item Zeiler. p. 850. etc. centur. 3. part. 1. Epist: 88. D. Joh. Balth. Schuppii dissert. de opinion. Scheræ. p. m. 216. Sprach-Schule. Irrland / drinnen jene Bibliothec gefunden. confer & M. Benedictum Cottam in Orat: 1.de causis eruditionis. [248] Atlantis nova Baconis Verulam: D. Joh. Reinbothi Beweiß von Keddens Sonnen-Stat. Regnum & Regia Plutonis Vincentii Mussæ, Francof: 1646. Elysium der Poeten / vide Bocatium p. 18. 19. l. 1. Geneàl: Deor. Narrland.vide Harstörffern part: 1. Geistl: und Weltl: Lehr-Geticht: p. 100. Conclave Ignatii de superioritate & præcedentia Neotericorum in Infernô. Terra Australis incognita & Bagded Judæorum. vide scriptum peculiare Spizelii Augustani, Schuppium p. m. 22.orationis, Hülsemann. in Disp de naturâ V. & N. Testam. Lips: 1647. litt. M. 3. §. 13. Calixt: p. m. 77.in XLIX. cap. Genes: D. Christiani p. m. 153. &præcipuè pag. 158. etc. de librô R. Benjaminis Tudelensis & R. Menasse Ben Israel in lib: spes Israelis etc. Nehmlich die verzweiffelten Leute / bilden ihnen / andern und sich selbst noch immerfort ein /wie ihr Scepter noch nicht entwendet sey / welches nummehr bald wieder in Auffnehmen kommen soll ex Regno Caspio. Da unterdessen ihr lang erwarteter Messias itzt sitze unter einem Thore (ô ihr Doren und träges Hertzen / zu gläuben alle deme / was die rechten Propheten von Messia geweissaget haben; daß er nehmlich auß Betlehem habe kommen sollen; darauß er nimmehr / GOtte sey ewig Lob / Preiß und Danck dafür gesaget! für 1666. Jahren gekommen ist.) zu Rom / zwischen den Außsätzigen. [249] vide, D. Christiani Disp: 2. de Messi. p. m. 51. [Hier muß ex Româ per anagr: Mora Messiæ kommen / o ihrMori!] oder sich in die langen Haare Evæ imParadiesse verwickelt habe / und nicht herauß kommen könne: O ihr Narrn seyd verstricket / das ihr nicht wisset / wie ihr auß euren Possen herauß kommen sollet; unsern und der gantzen Welt / und also auch Euern Heyland / hat vor längsten schon hie in dieser Welt / die bußfertige Sünderin Magdalena mit ihren Haaren / an seinen mit Thränen benetzeten Füssen umbgeben / aber bald drauß loß gelassen / wie sie gesegnet worden. Eben diese gottlose Buben / tichten auch / wie der Christen ihr Heerführer Armillus seyn werde / darwieder ihr Messias streiten sol: Nun beschreiben sie den Armillum folgender Gestalt / beymD. Christiani d. l. p. m. 72. 73. das zu Rom ein grosser Marmel-stein sey / in gestalt eines schönen Mägdeleins / der von keines Menschen Hand gemachet /sonder von GOTtes Krafft erschaffen sey. Und zu solchen sollen die verzweifelsten Menschen und bösesten Leute des gantzen Welt zusammen kommen /denselben erwärmen mit ihrem Beyschalffe / drauff würde GOtt etliche Tropffen des Samens mitten im Steine verhalten / und drauß ein Kind erschaffen / das eine Menschen-Gestalt gewinnen würde / wenn der Stein bey der Geburt / zerberste / und solchen würde man Armillum heissen / der würde [250] ihr Wiedersacher seyn / und die Heyden würden ihn Antichristum heissen. Dessen länge verhanden were von 12. Elenbogen / also auch die Breite von 12. Elenbogen: der Platz zwischen seinen beyden Augen soll eine Span groß seyn / mit tieff hinein liegenden röthlichen Augen /sein Haupthaar sol goldgeel seyn / und seine Fußsolen grün. Drauff würde Er zu den Gottlosen treten und sprechen; Ich bin Messias, und eurer GOtt: Sie aber werden flugs an Ihn gläuben / sich auß allen Ländern versamlen / etc.

Schlüßlich mercke auch hier / lieber Leser / wegen des neuligen Geschreyes von den Jüden / daß sie nehmlich auff dieses mahl treffliche speranz wieder haben / wegen ihres ad tædium erwarteten Messiæ, und wird davon noch viel Dinges mit verwunderung künfftig gehöret werden / wie ich schon solches allbereit vor dieser Zeit prognosticiret habe / vide meinen wunderförmlichen Allmach vom 1666. Jahre. Item meine neue Astrologiam Cometicam. Anitzo gnug von dem wunderlichen Platone und vierschrötichtenArmillô.


Ein gewüntscheter Anhang / von unnatürlichem Seyden-gewürcke


Weme ist nicht noch bekannt / was sich bey Naum burg unlängst mit der vom Himmel herunter gefallenen blauen Seide zugetragen hat? [251] Ich will aber dennoch zum Uberflusse / über mein damahliges publicirte Wercklein / allhier / der Nachwelt zum besten /folgenden Theils außführlichern / theils confirmirten Bericht / mittheilen: welcher bestehen soll 1. in derErklärung / davon hernach. Und 2. in etlichen Urkunden: als da seynd 1. M. Christoph Schieferdeckers des Orts Pastoris, also: das vorweiser dessen /Christoph Hahn / sonsten von Zwickau bürtig / sich etliche Tage bey uns auffgehalten / und die Gelegenheit des Orts / wegen gesundener blauer Seide / so heuriges 1665. Jahr sich hin und her auff dem Felde den 18. Mart. in grosser Menge hat finden lassen etc. 2. Ein Bekäntnüß auß dem Dorffe Grsößnitz / in dem Ampte Freyburg gelegen / ist die blaue Seide den 18. Mart. früe morgens im Felde gesunden / und auffgewunden worden: da solche Faden auff der Saat und Stoppeln / in die länge wie Sommer / gelegen; Und weil Christoph Han von Zwickau / ein Liebhaber der Bilder-Kunst / solchen Ort den 16. Jul. selber besucht / so hat er etliche Faden auß der Gemeinde / von uns selbsten empfangen / und ist ihme zum Scheine solches gegeben und mitgetheilet. Geschehen den 16.Jul. Ao. 1665. Hannß Hoffmann Schultheis zu Größnitz: Paul Frömigen daselbst Christian Koch auch daselbst / Schöppen. 3. Kundt und zu wissen sey iederman gethan / wie daß Christoph Han / den 17. Jul. zu Stedten [252] ankommen / etwas von der blauen Seide sich zu erfragen / wie es damit zugangen? welchen Tag solch Wunderzeichen geschehen? so muß ich / für meine geringe Person / weil der vorgemeldte Christoph Han bey mir eingesprochen /sich da erfraget / auch etwas von der blauen Seiden bey mir bekommen / ihme diesen bericht thun / daß solche blaue Seide nicht in dem Flur Stedten ist gesunden worden: sondern in dem Flur Größnitz / welches zwar ein Kirchspiel ist / und ist gefunden worden den 18. Mart. den Sonnabend vor demPalm-Sonntag / ist denselben Tag nebelicht gewesen /und ist auff den Stoppeln und auff der Saat gefunden worden / wie der Sommer / fädenen 20 / 30 / 40 / 50. auch wohl 100. Ellen lang / auch zusammen gewirret / da gelegen: Seynd beyde Dörffer Größnitz und Stedten im Ampt Freyburg gelegen. Michael Lindener Anno Christi 1665. den 17. Jul. biß hieher / zufälliger weise / von etlichen documenten und Uhrkunden / so mir der curiose Christoph Han ein alter ehrlicher Mann communiciret hat / nach deme er die Unkosten drauff gewendet hatte / und selbst in Person das Dorff Größnitz besuchet / und sich umb die Warheit der Wundergeschichte beworben und erkundiget gehabt. Mercke daß jener Herr Pfarrer zwar in dem DorffeGrößnitz selber nicht hauset oder wohnet / sondern vielmehr in dem benachbartesten Dorffe / doch prediget Er [253] gleichwohl dort auch in der Größnitzischen Kirche. Weiter hat auch dieser Christoph Han mit einem Mägdlein im Dorffe geredet / welche auff ihrem Felde einen Faden über 100. Ellen zur rechten Zeit auffgewunden gehabt / der hernach unter andern Exemplaren nach Freyburg mit gekommen / als dahinwerts sich die Größnitzische Bauern sämptlich 2. mahl finden müssen / und vor Gerichte eydlich den Vorlauff und die Begebnüß außgesaget haben. Weiter sollen auch die Baurn bedauert gehabt haben / daß sie ihre Seide theils einer Edelfrauen umbsonst / und auch andern liederlich ohne Bedachtsamkeit / hingegeben hetten: da sie solche hernach theuer genung hetten mögen an den Mann bringen / oder für sich zum Angedenck auffheben / ja ihre Kirche wohl gar damit bereichern / und in Beruff bringen können / wenn sie solche dahin spendiret und verwahrsamb gethan hetten / da sie nach deme von viel 1000. Leuten allgemählich mögen admiriret werden: dafür sie sich hingegen selbst solches Schatzes beraubet und verlustig gemachet hetten; dergestalt / wann sie hinführo von ihrer Wunder-Seide was zu sehen begehreten / solche selber bey andern in der frembde suchen müsten. Wie sie denn sehr wenig Faden übrign gehabt / die Christoph Hahn von ihnen erhalten / und mir in Leipzig seynd gezeiget worden. Mag sich also der jenige Be diente wohl selber [254] drüber in die Zunge beissen / und sich schämen / das er mich einer Lügen bey einer hohen Person beschuldigen wollen / wegen des Tractats / so ich zeitig von solcher Seide / in den Truck herauß brachte; Gleich als hette ich das Prodigium ersonnen und auß meinem Gehirn erklaubet. Aber er ist selber mit seiner Ruchlosigkeit und Unbesonnenheit übel angelauffen; seine eigene Unterthanen haben ihn überzeugen müssen / und ihn auß seinem district etwas lehren können / das er von mir abwesenden Frembdlinge nicht erlernen noch glauben wollen. Ita miraculorū Domesticorū negligentes sumus, und erfinden kaum was unter Händen ist! wie ich auch drüber geseufftzet habe in einer andern Beschreibung /absonderlich auff einen Bogen gedruckt / und allhier bey denen Novellen appliciret: welches auch guten theils, befindlich ist ad verbum, in Registratore vonEuropâ, des Jacobi Nigrini zu Nürnberg gedruckt /pag. 50. etc. und auch also vielleicht dem Theatro Europæo wird einverleibet werden. Ein Wunder ists /das nicht einheimische docti am selbigen Orte noch zur Zeit davon geschrieben haben; sondern die hochwichtige rare Sache entweder verschwiegen / oder mir allein überlassen. Ferner hatten die Bauern dem Christoph Hahnen im Julio nach etliche Faden vom Acker auffsuchen lassen / welche aber durch krafft der Sonnen und der Feuchtigkeit ziemlich weiß außsahen und [255] zwar verwirret. Weiter waren auch die Einwohner in Größnitz sehr incuriosi und unachtsam der Wundersache daher gewesen / weil sie anfänglich gemeynet / es were Zauberey und Hexenwerck. Und habens daher nicht ansehen noch angreiffen oder in ihren Häusern leiden wollen; wenn die Jungen oder ihre Kinder gekommen waren / und hatten solche Seide mit sich vom Feld gebracht / und Schnüre davon umb die Hüte gedrehet gehabt: Ja sie hatten es zerrissen und weggeworffen etc. Etliche Mägdgen haben dennoch damit genehet in ihre Modeltücher und andere Läppgen / die ich zum theil gesehen habe. Die Richtigkeit von diesen allen ward mir noch unlängst weiter confirmirt von einem Gelahrten so zur selben Zeit zu Freyburg præceptorirt gehabt.

Hierauff folget nunmehr mein Bedencken / nebst erwehnung eines contemporanei prodigii vom Norrwegischen weissen Flore.


Nach dem ich auch / vor meine Person / einen ziemlichen und sattsamen Bericht eingezogen habe /auß vielfältigen Erkundigungen / auß etlichen Schreiben / und mündlichen Erzehlungen / wegen der wunderseltzamen hoch-blauen Seide / so bey Laucha vom Himmel gefallen / und allda häuffig auff der Erden nicht alleine angetroffen / sondern auch darvon auffgesamlet worden. So scheue ich mich nicht davon eine [256] sonderliche speculation herauß zu geben / und das Wunderding / der gegenwertigen und nachkommenden Welt zum besten / durch etliche circumstantien zubetrachten. Ich will hoffen der geneigte Leser /werde mein Vorhaben nit verüblen / oder ihme mißfällig vorkommen lassen.


Die Geschichts-Erzehlung.


Man hörte kurtz nach Oftern hie und dar / das es bey Naumburg Seide geregnet hette: solches Geschwätze ward von vielen zur gebührenden Verwunderung gezogen / von noch mehrern Leuten aber hönisch verlachet und in den Wind geschlagen; Ungeachtet ob sich gleich etliche besser verständigte / auff Proben berieffen / die sie von der Seide theils gesehen / theils selber in possess hetten. Ja es wolte die Warhafftigkeit dennoch wenig verfangen / ob gleich etliche Wochen mit der Bewehrung ins Land kamen /und nunmehr schier Pfingsten drüber werden wolte. Da verstund ich noch von vielen Creaturen / das sie theils die warheit in zweiffel zogen / theils gar nichts davon wissen wolten. Weil aber dennoch unauffhörlich ein Nachricht über den andern einlieff / und jemehr und mehr Faden-Seide denen curiosen eingehändiger / und vom rechten Orte übersand wurden; und ich dieselben guten theils / mit meinen Augen selbst besichtiget / und mit meinen Händen gegenwertig betastet habe: und darneben nicht minder einheimische drüber consuliren [257] kunte / und mit Betheurung die Sache confirmiren hörte: so hab ich gebührender massen das Wunderding für keinen Tand können passieren lassen; sondern vielmehr für ein nachdenckliches Prodigium halten und beglauben wollen.

Nehmlich man ist folgender gestalt hinter dieses ungewöhnliche meteorum gekommen: Es sollen etliche Knaben von einem Dorffe zu dem andern ihre Schule suchen / und bey einem Schulmeister zur Lehre gehen: solche sollen vor Ostern im Felde gehend ein sonderlichs Gespinst umb die Beine gekrieget haben / welches sie erstlich innen geworden seyn /wie sie fast ihres Weges Ende erreichet; da sie an ihre Füsse viel blaue Faden gewickelt und appliciret angetroffen; die sie mit verwunderung herunter und zusammen gesammlet / etwas geflochten und umb die Hüte wie schöne Favoren gebunden han. Eben zu derselbigen Zeit / soll auch ein vornehmer von Adel /2000. Schafe auff den Angern gehabt haben: welche /wie sie auffn Abend zu Hause gekommen / alle miteinander solche Seiden-Gewebe umb sich gewickelt mit sich gebracht haben. (Solte es doch bald auff den Schlag Arietis Chrysomalli Phryxes hingerathen seyn / der gar guldene Wolle getragen / welchen Phryxus, als er ihn übern Hellespontum, also von seiner drinnen ersoffenen Schwester genanntem Meers-Enge /unverletzt getragen / dem Marti, bey denen [258] Colchis, gewiedmet und dessen Fell im Götzen-Tempel auffgehenget gehabt: drauß es der Jason durch Weiber-listMedeæ, wegpartiret hat / und drauff der Widder zum Gedächtnüß unter das Himmlische Gestirn versetzet worden. Vide Carol: Stephan: in Dict: Geog: p. 1009 & D. Lauremberg: in porticu Æsculapii, in welchem Widder unlängst der erste Comet zu letzte gewesen ist / und zu welchem auch der ander mit seinem Gange gezielet hat: gleich lieffen so nach einem Ringel und strebeten nach einem Kleinod. Vide meinen Cometen Extract.) Drauff es am selbigen Orte für ein miracul auffgenommen worden: und man dieses Zeug bald vom Acker in menge suchen und auffheben lassen: also das eine vornehme Frau etliche Pfund beysammen haben soll; in willens etwas drauß wircken zu lassen / und solches zum immerwärenden Angedenck / ins Gottes-Hauß zuverehren. Was will man hierauß machen? soll man es ein meteoron terrestre heissen? Und soll es seinen Uhrsprung von der Erden gewonnen / von dannen hinauffgezogen / und hernach wieder auff gewöhnliche Manier herunter seyn gebracht worden? Ich solte fast zweiffeln: Man weiß sich zwar guter massen zubesinnen / das es zun Zeiten wunderbahrliche Sachen herunter geregnet hat: Als recht Korn etliche mahl: Item rechte Lappen / die man füglich gebrauchen können: Ingleichen [259] vernehm ich auch auß des Wormii Muséo, daß es in Norrwegen nicht seltzam seyn soll / rechte Mäuse zu regnen. Auch ist mir desselbigen gleichen bewust / das Wolle / Haare / und / ich weiß nicht / was mehr / mit dem Regen / zu uns herunter durch die Lufft gerathen ist: Allein von der Seide weiß ich mich nicht zu besinnen; ja ich zweiffel vielmehr / daß davon ein Exempel /bey irgend einem Autore, auffzubringen sey. Aber dennoch ist nunmehr gleichwohl ein mahl für alle mahl / und zwar dißmahl / Seide von obenwertes herunter gekommen. Aber wie? sol es etwan der Diebische Drache / so es anderswo entführet / hier zerstreuet und niedergelassen haben? wie denn Keckermannus lib. 1. Phys. c. 4. bezeuget / das nicht weit von Dantzig der Drache gantze Bett-Tücher auß der Bleiche / nach Mittage / weggestolen gehabt: welches dergestalt beglauben / und auff den Getreyde- Käse-und Milchregen etc. appliciren will Securius in disp. meteor. thes: 2. So rede ich auch von dieser materie ingleichen part. 3. Dæmonis Slesiaci. Aber auff die Art würde das Seiden-Zeug vielmehr übereinander gelegen seyn / als daß mans sehr zertheilet und eintzeln /angetroffen hette. Wie denn insgemein / wenn solcher Hellischer Drache etwas fallen läst / klumpffweise soll herunter purtzeln.


[260] Die Erste Außdeutung.


Ich halte es vielmehr für ein sonderlichs Geschöpffe und Geschicke GOttes: der die untere Welt damit bedencken / oder vermittelst soches Abgesandten / ein gewisses und wichtiges Werck zu Gemüthe führen wollen: und fehlet nur dieses dran / das wir Thoren und träge Hertzen das Geheimnüß nicht begreiffen können / oder uns recht drinnen zu schicken wissen. Ich für mein Theil stehe in den Gedancken / als wenn was gifftiges darhinder müsse stecken; wie denn nicht minder ein ähnliches Geschlechte / der Sommer genannt / auch der Hare ist / als man abzunehmen hat auß folgenden Wörtern Tobiæ Beutels im ersten Theil der wunderbahren Wercke GOttes pag. 18. Ja / man wird Frühlings oder Herbstes-Zeit nicht ins Feld spatzieren gehen dürffen / da wird man sich verwickeln in denen admirabilibus der Lufft / wenn man den so genannten ankommenden und wider wegziehendenSommer (so fila B. Mariæ genannt) als Netze / auff der Erden liegen / und in der Lufft fliehen / sieht / der doch anders nichts ist / als eine zähe / truckne materia, von der Erden wie andere Dünste in die Lufft gezogen und darinnen zerzerret und außgedehnet wird. Sonsten aber dem Viehe wenn es solchen auff der Weide bekömmt / gifftig und schädlich ist: Umb die jenigen aber so zu solcher Zeit ins Feld gehen und sich allda zu erlustiren gedencken / [261] sich windet und legt / als wie Netze und Stricke. etc. Hactenus ille. Erkläret der Autor dieses Gespenst für gifftig / wie auch Linemannus thut in delic. Calend. so vermeyne ich viel gewisser zu seyn / die vermeynte Lauchische Seide für Saturnisch zu halten / als welche sonderlich die hohe blaue Himmelsfarbe zuverstehen geben will: welche in der intension ist / daß sie mit ihrem grad. an num. 1. gelanget / und recht blümerandt außsiehet. Nun müste zwar wohl nicht gut seyn das alle blaue Farbe flugs einen Gifft hinter sich habe. Angesehen man blaue Stärcke hat / daran noch niemand gestorben: so ist auch unter dem Gewächse und Kräutern /die Ackeley / eine Art Schwertel / Kornblumen /Mertzenveilgen und viel andere Blumen mehr / alsVorrago / schön blau: und lassen sich ohne Gesahr beriechen und kenen. So flehet auch der Himmel selber nicht anders auß / nach unsern Augen / welche sich daran erquicken / und sonderlichen Nutzen auß dem anschauen kriegen. Ich muß hier obiter flugs die Ursach hinzuthun auß Hrn. Benteln d. l. part. 2. pag. 4. also: Warumb das Firmament blau sehe? das Firmament ist zwar von Natur so subtil / helle und klar /als der schönste weisse Sapphier / oder kläreste und reineste Diamant seyn mag. Die unsere Augen vorkommende blaue Farbe aber rühret von nichts anders her / als von einer Vermischung des Lichts [262] der Sonne / Mond und Sternen / so anfangs in die obere Lufft fällt / hernach durch die mittlere weiter / und endlich durch die untere geht / da sie immer gemachsam durch die dünftige Lufft was dicker wird / biß sie endlich dadurch unsere Augen also blau scheint. Hactenus ille: Doch ich lasse dieses gut seyn / und spreche im übrigen / daß freylich viel blaue Geschöpffe ohne Gifft anzutreffen seyn: Doch giebts gleichwol auch nicht minder viel Sachen / an welchen man einen sonderlichen starcken Gifft ertappet / wenn sie blau seyn: Als wie dahin gehöret napellus oder das Eisenhütlein / vielerley Schlangen etc. Und daher ists gläublich /daß GOtt der HErr auch die Lauchische Faden mit dergleichen tinctur beleget habe; damit sie desto kräfftiger (doch der Höchste wolle alles zum besten wenden /) die bevorstehende Seuchen und gifftigen Kranckheiten / dieser Gegend andeuten könten. Wie denn viel Dinges darauff mit Fingern weiset: Und biß hieher vor unterschiedlichen Anzeigungen wegen derinfection; welche man auß der blauen Seide abnehmen möchte: Wenn je das rathen gilt: GOtt gebe aber / daß das errathen außbleibe: Welches ich denn selber darauß folgern will / weil zum öfftern in der Welt / die Peste grausamlich gnug gewütet hat; und sie dennoch keine dergleichen signatur, oder solchen Vorbothen jemahlen bekommen hat / als sie dißmahlextraordinariè [263] alleine einmahl gehabt. Ich vermeyne also und viel richtiger / das einerley signatum, auch nur einerley signum erkenne und für sich zum Vortrab habe. Weil nun meines erachtens niemahlen eine blaue Seide gefallen ist / und doch dennoch Seuchen eingeschlichen seyn; so kan dieses Prodigium vielleicht ein weit anders hinter sich haben.

Doch erwecket dieses bey mir einen Zweiffelmuth /welche ich bey der Außfertigung dieses Werckleins von einem glaubwürdigen vernahm / der / wie er von dieser unsern Seide hörete / es den blauen Tau nannte; Hinzuthuende / das Anno 1656. in Pohlen dergleichen vom Himmel herunter gefallen sey: Darnach die einheimischen desselben Orts / heufftig durch eine Pestilentz gestorben / und plötzlich dahin sollen Gefahren seyn: welches er miteinander selber gesehen hatte; dabey gedenckende / wie ein Feldprediger domahln vorgeben hette / das jenes Gespinst auß morastischen Oertern seyn müste. Aber im übrigen hatte es einen grossen Unterscheid von der unsrigen Seide gehabt: nehmlich dasselbe Polnische Gewebe war nicht anders als wie der rechte Sommer gewesen / ohne / daß es seine hochblaue besondere Farbe dabey gehabt hatte. Mercke im übrigen / daß auch in Schlesien /wie dieselbigen berichten / so daselbsten hinwerts ihre Reisen gehabt haben / früe morgens auff den Gebürgen [264] zum öfftern aller Thau / rechte blaue Wassertropfen seyn sollen. Und dergestalt kömmt auch freylich unsere Seide dahin zu bringen; so ferne sie in der Marterwoche (wie ich diesen eigensten Bericht itzt erst vom Orte selber empfangen habe) mit einem starcken Nebel frühe herunter gefallen ist / und zwar bey Größnitz anderthalb Meil von Laucha gelegen. Wie ich hievon noch viel außführlicher Kundtschafft mitgetheilet habe / in einem besondern Tractat: Item in einer Avisens-Beylage / genannt Historia / von der Meißnischen blauen Himmels-Seide / darbey zuerinnern / das solches Prodigium vielmehr dem Thüringen / propte solum natale zuzuschreiben sey / als dem Meißnerlande. Merckt noch weiter eines und das andere von selbiger Seide / das einer vorgab / wie es Stücke drunter gegeben habe / von sieben / ja neun Ellen lang. etc. Was mehr ist / einer wolte gar beglauben / welches ich aber für ungewiß hieher setze / das man einen Faden von anderthalb hundert Ellen drunter auffgebracht habe. Weiter mögen dieses miracul etliche gleich geringschätzig / oder gar für nichtig halten; so ist es doch ein mahl für alle mahl wahr / weil unterschiedliche Leute dessentwegen seynd abgehöret worden / welche vor der Obrigkeit zu Naumburg unter andern auch haben schweren müssen: So habe ich auch mit demselbigen Menschen geredet / welcher etwas davon communiciret bekommen [265] hat / vom Herren Superintendenten auß Freyburg. Ich mag allhier nicht berühren / was ich noch ferner davon specificiret habe / in meinem Tractat, von dem dreyfachen Leipzigischen Blutzeichen / worinnen über dem /vielmehr Beglaubungen seyn / wegen der besorgten Pestilentz und Landessterben / dafür uns der genädige GOtt Väterlich behüten wolle!


Von andern Außdeutungen / sonderlich wegen der Hoffart.


Ein ander Klügeling wolte mir dieses branß præsumirlich machen; das etwan GOtt ein neues Reich bald anfangen würde / und derentwegen die Seide voran geschicket hette. Deme begegnete ich also; das es daher vielmehr eine Purpurfarbe seyn müste / alsblaue. Noch ein ander sagte: das GOtt selber hiemit zuverstehen geben wolte / wie es nicht unbillich sey /Seiden-Zeug an seinem Leibe zu tragen. O! verzweiffelter Mensch: GOtt lest sich spotten: Quorum DEus ultor est, eorum non est autor, sagt einer auß den Patribus. O DEus! in quæ nos fervasti tempora? in serica, in mollia & delicata. Heutiges Tages darff man sich gar der Mühe nicht nehmen / in der Könige Häuser zu gehen / wenn man einen in weichenKleidern sehen will; nach der alten instruction des Herrn Christi; sondern man wird sie auff alle Gassen finden / und zwar mit allen Sinnen riechen / und[266] schmecken an dem weichlingischen Puder und biesenem Geruche; hören an den Großsprecherischen pralen; sehen an den pfauenstoltzen und leisen herintritte / fühlen an denen spitzigen in der Seite gesetzen Ellbogen; damit sie wol lieber einem geringen in die Ribben stossen / als ihr Frantzösisches Hütgen / zur geleisteten Ehrerbietung / solten abwechselungsweise ausm Geshicke rücken. Freylich giebt es Weichlinge und Seidene Menschen / die hülle und die fülle. Ey /ey! wie leicht kan man einen Zärtling offendiren? wie weich will er gehalten seyn / wie leise soll man mit ihme umbgehen? Ludovicus Vives sagt in seinen colloquiis, das solcher / butyracea brachia habe / der gar nichts vertragen könne. Ach itzund möchte manserica sagen: Denn verba valent, sicut nummi. Ihme /als einem Spanier / kan auß dem Papistischen Wesen / die Butter klumpenwesse im Köpffe gelegen seyn gewesen: weil die Spamsche inquisition drüber ihrexamen helt / wenn sie einer in Fastnachten / oder am Freytage in der Wochen speiset: ungeachtet ob sie gleich sonst von manchem Päbstler gerne wolte gefressen seyn / wenn es nur ihr GOtt Mausim gestattete. Das aber der Vives denen Weichlingen Butter-entzende Aerme zueignet; solches kan auch daher vollends kommen; weil dieses Gemächte in denen wärmern Oertern viel weicher ist als gegen Norden /da man einem / und [267] sonderlich zur Winterszeit / wohl Löcher in den Kopf / mit einem Stücke Butter / werffen solte: Dergestalt das der patient eher weichen und sich weichlich erzeigen dürffte / als die agirende hart-gefrorne Butter. Und also können wir mit der Gleichnüsse nicht fortkommen; sondern mögen auff unsers Orts Weichlinge vielmehr das Seiden-Zeugappliciren. Und in solchem kleiden sich / leider! heutiges Tags so wohl Mansen als Weibsen. Fürnehmlich aber wil mulier, à mollitie dicta, nichts drinnen nachgeben / noch von der gefasten Hoffart abweichen /oder sich durch die Erbarkeit zur Tugend erweichen lassen. Intolerabilius nihil est, quàm fœmina dives. Zu unser Väter Zeiten / han ehr- und zuchtliebende Weibsbilde mit fleiß das Christliche Jungfrauen Ehren-Kräntzlein M. Lucæ Martini mit Andacht gelesen: drinnen sie durch vielerley abgemahlete und außgelegete Seide / manchen schönen appetit zur Gottesfurcht überkommen haben. Vide d. l. part. 3. Aber heute zu Tage gelten solche pappierne Gedancken und Andachten nicht mehr; da gedencket man vielmehr an die Seide selber / wie man sich damit benesteln und außstaffieren möge. Beym Martin Zeilern tom. 1.epist. p. m. 352. stehet dieses: außm Trigantio, welcher in denen sehr alten Annalibus Sinensium gefunden / als er schreibet l. 1. c. 2. p. 4. das bey denen Chinensern das Seiden Gewebe [268] 2636. Jahr vor Christi Geburt / schon im schwange gewesen sey (welche /wenn sie zu diß Jahr gefüget werden 1665 / also 4301. Jahr bringen.) Idem pag. 357. das denen Seribus / (welche die Sineser seyn sollen) die Seide sampt dem Nahmen in Europam solle gekommen seyn. Nun man kan die Art kleidung selbigen Völckern wohl gönnen / weil sie ihnen natürlich ist: aber soll sichs denn Teutschland auch anmassen / das doch zur vergeltung oder erstattung dessen / gnug an seinem nativo hat / nehmlich in Lein / Wolle und Peltzwerg? daran zweiffle iht nicht so wohl / als das ichs verneine. Ich kan nicht unterlassen allhier beyzufügen / was gedachter Herr Zeiler Sel. hat in seinem zehenden Sendeschreiben tom. 1. fol. 22. etc. also: Als Anno 1502. Hertzog Friederich von Holstein / mit des Churfürsten von Brandenburg Schwester / zu Stendel Beylager gehalten / so haben damahln noch allein die Fürsten und die Ritter / güldene Ketten; der Meißnisch / Sächsisch / und Märckisch Adel aber / nur 2. oder 3. Ring an einem keinen Halsbande getragen; wie Latherus in seinem herrlichen Werck de Censu lib. 3. cap. 10. pagin. m. 625. seq. auß Chytræi Saxoniâ, schreibet. Also haben sich auch die alten inKleidern schlecht gehalten; wie dann vom KäyserAlexandro Severo Lampridius cap. 40. schreibet /das er nie kein Sammotes Kleid; und vom Kayser Aureliano [269] Vopiscus c. 45. bezeuget / das er auch niemahls, ein gantz Seidin / oder Sammetin Kleid tragen / noch andern / solches zu thun gestatten wollen.Christ. Leh. in Chr. Spir. lib. 2. cap. 37. der erste deutsche Käyser Carolus M. hat am Leib ein leinen Hembd / und glatt Wüllin Wamms / mit Seiden am Germ / ober Schurtz verbremt / ein paar leinen Hofen / so beyde gar eng / und glat am Leib angelegen; Item leinene Strümpff / unter / den Knien mit Bendeln angebunden / die Knie bloß / Schuh mit Riemen / an den Schenckeln über die Schienbein / und Waden /Creutzweiß / biß unter die Knie auffgebunden / getragen. Als dem Käyser Rudolpho dem ersten / der König Ottocarus auß Boheimb gehuldet / so soll er /der Käyser / ein graues Kleid angehabt haben. Lipsius in monitis polit: l. 2. c. 15. Der Großmächtige Käyser Carolus V. hatte einen schwartzen Regenmantel / und ein schlechtes Hütlein / als Er zu Meyland eingezogen. Sein Feind / König Heinricus der Ander in Franckreich / hat niemahls Seidne Strümpffe tragen wollen / wie Lansius in Consultat Orat. Contra Galliam, p. 413. edit: 3. meldet. etc. Idem pag. 24. Käyser Heliogabalus solle am ersten / wie Lampridius cap. 26. schreibet / ein Sammetin / oder Seidin Kleid / getragen haben: Aber heutigs Tags ist die Seidenwahr auch gemeinen Leuten nicht ungewohnt. Und helffen da keine Kleider-Ordnungen / [270] weiln fast ein jeder sich höher zu seyn dünckt / als er ist / wenn er nur Geld hat. Da heist es / es weret mir ein Seiden paar Strümpff länger / als andere 4. oder 6. Und ist auch die Seide nicht mehr so theur / als sie zu zeiten des gedachten Käysers Aureliani gewesen / da sie /wie Vopiscus an erwehntem Ort meldet / dem Gold gleich geachtet worden ist; und solche die Persische Kauffleute von den Seribus, einem Tartarischen Volck / in dem Königreich Catajo, dessen Hauptstads Cambalu ist / und von welchen der Lateinisch NahmSericum herkömbt / abgeholet / und hin und wieder außgebreitet / und verführet haben. Vid. Zonaras Tom. 3. Annal. f. 57. & Lipsius in Commentar. ad. lib. 2. Annal. Taciti fol. 42. biß unter dem Kayser Justiniano es auch den Römern / wie sie zubereitet werde / kundt gethan wurde; da denn die Griechen /hernach die Italiäner und folgends die Frantzosen /sich darauff geleget / und darvon reich worden / also /daß noch vor etlichen Jahren / allein das Venedische Land jährlich fünff / und die Stadt Reggio in Italia /ein Tonnen Golds Gewinn davon gehabt / wie Pancirollus lib. 2. memorab. tit. 24. bezeuget. Und ist von den Seidenwürmen [von welches Thierleins wunderlicher Natur Petrus Mattheus lib. 6. histor. narrat. 1.n. 5. sq. Tom. 2. zu lesen) den weissen Maulbeerbäumen und dieses Seidenen Gewebskunst insgemein /Anno 1603. zu Pariß [271] ein eigen Buch herauß kommen. etc. Confer eundem d. l. pag. 541.) In übrigen ist nicht unbewust / wie so gar neulichst / und umb eben derselbigen Zeit / da jene Seide bey Naumburg vom Himmel herunter gekommen ist / auch hier zu Leipzig / die leges sumptuariæ, von der Universität so wohl als dem Rathe / mit Ernst wieder seynd hervor gesuchet worden; die üppigen und unbesonnenen damit sie ihr decorum oder τὸ πρέπον in acht nehmen: denselben das Seidenzeug zu tragen überliessen / welchen es zukäme; und sie hingegen sich anderer Kleidung befliessen. Solte nun hierzwischen keine Correspondentz seyn / das solte mich wundern: Ich meine / daß das eine das andere erkläre und gleichsam mit Fingern weise. Mercke / das etliche weit hinaußsehende bey der Seide solche Gedancken hegeten; daß der Seiden-Handel etwan hierauff von hier nach Naumburg soll wider hinverlegt werden; von dannen er vorweilen hergekommen ist: Wie man ein dergleichens auch umb selbige Zeit / wegen einer andern Messe / geschwatzet hat. Ja etliche confirmirten solches darauß /weil von diesem Orte eine erbärmliche Propheceyung vorhanden ist / wegen des Unterganges / dessen Zelt itzt heran nahet. Aber dafür sey GOtt! Confer Turcicidiam: damit jenes ungefehrliches / doch für vergeblich gehaltenes Omen Joh. Cæsaris, Bibliothecar. zu Halle [272] übereinkommet in tract. de Com. 1652. Verba ipsius vide in Astron. novâ pag. 40. 41. Sed mitto hanc vanitatem. Und spreche daß das Prodigium vielmehr recht auff eine Hoffart loßgehe / welchen uns die Obrigkeit nicht alleine auff Erden mit ihren Gesetzen und Kleider-Ordnungen; sondern auch GOtt vom Himmel mit der verworffenen Seide zu Gemüthe geführet und überzeuget hat. Ich kan nicht unterlassen /allhier beyläuffig mit einzuführen das schöne Programma hiesiger Universität, welches in diesem Jahre offentlich am 26. Feb. angeschlagen ward. Qvi nuditatem Protoplastorum in statu integritatis vestem eorundem nuptialem dixerunt, à veritatis lineâ nullatenus exorbitarunt. Nuditas enim erat honesta, nullis motibus illicitis contaminata, ita, ut genitalia non minus, qvàm facies, ad aliud qvodcunq; tandem corporis membrum, ipsis decori fuerint. Postquam autem divini mandati repagula perfregiffent, motus perversos jam sentientes genitalia facta pudenda (non quoad substantiam, ceu Paracelsistæ volunt, sed quoad accidens mutata) nuditatem prius honestam evasisse turpem viderunt, & folia proinde ficulnea, quibus tegerentur, quæsiverunt. Cùm itaq; vestimenta signa sint reatûs, qui superbire volunt iisden, non secus, ac fures, qui laqueum, dimisso capitali supplicio, per omne vitæ tempus gestandum gemmis [273] & unionibus exornare vellent, faciunt. Qualis vestitus noster esse debeat, ipsa divina majestas, quæ pellibus ovillis primos Parentes nostros obtexit, ob oculos nobis posuit. Eum enim in finem amicimur, ut nuditas nostra tegatur, & adversus rempestatum, inprimis hiemis, injurias muniamur. Aft is faciem rerum præsentium intuemur, quanto (per DEUM immortalem!) à primorum Parentum & veterum Germanorum simplicitate absumus intervallo? Videas enim quæ fundis, ut Plautissem, ornatæ incedant: videas quæ suum facientes Biantis illud, omnia sua sectura portent. Non sericum, non holosericum, non undulatæ, non Damascenæ vestes amplius istis satisfaciunt, excogitanda sunt indies nova, conquirēda sunt exotica, quibus palmam aliis aliæ intervertant. Cumq; vestitûs constantia gentes commendet alias, Germani constantiæ ac fortitudinis nomimine gentibus reliquis præcellentes quondam, mollicularum quarundam exemplo (proh dolor! proh pudor!) hodiè prorsus effœminati vestitûs formulas vix menstruas habent, Lunæ, cui, propter mutatas phases, nulli vestis aptari poterat, haut dissimiles. Quare pictor iste, cum nationes alias gentilitio suo stitisset amictu, Germanum, quòd nullam ispi vestem concinnare posset, nudum oculis objecit. Nec super luxu duntaxat in vestitu, insuper habito[274] statuum discrimine, sed etiam in victu, quoties congressus honoratiores, nuptiales & similes instituendi, querelarum texenda nobis esset tela. Eben dieses hat auch hinter sich M. Wolffgang Ouvv im Mißbrauch der Kleider / part. 2. pag. 154. etc.

Wolte iemand die Kleider-Pracht der Weiber anatomiren / wùrde man gnug zu thun kriegen. Kùrtzlich und warhafftig kan man davon urtheilen. 1. Wird gesündiget superfluitate, daß man an Gewand / Kammertuch / Bändern / etc. mehr gebraucht / als die Nothdurfft erfordert. 2. Wird gesündiget sumptuositate, da man allerhand theure Sachen auff den Leib leget / in Gold und Silber-Stück / Seiden / Sammet / Atlaß und andere theurbahre Sachen sich kleidet. 3. Wird gesündigt novitate, das keine Tracht so neu / bund /krauß / wunderlich / alamodisch / man närret / äffet und alamodiret immer nach / bald gehet man Frantzösisch / bald Engelisch / bald Niederländisch / bald Polnisch / ja solten die Türcken kommen / man würde Türckisch gekleidet gehen. 4. Wird gesündiget levitate & scurrilitate, da man sich mit leichtsinniger Kleidung behenget / die Glieder / so GOtt und die Natur zudecken heisset / schändlich entblösset / und sonst auff andere Weise seine Leichtsinnigkeit an den Tag giebet / oder andere mit Kleider dazu anreitzet. Als jener Philosophus ein köstliches Wasser bekam / goß er dasselbige [275] auff die Füsse / wieder den gemeinen Brauch / und da sich andere darüber verwunderten /sagte er / wenn mans auff den Kopff gösse / so gieng der Geruch in die Lufft / von den Füssen aber hinauff zu der Nasen. Laërt. lib. VI. Viel folgen heut diesemPhilospho nach / und legen an die Füsse Sammet /Seiden / Gold etc. womit man das Haupt zu schmücken pflegt. Summa die Leichtsinnigkeit ist zu groß /und weiß mancher nicht / wie er auff die Füsse gehen soll. Nun dencke / sage und urtheile / wer dencken /sagen und urtheilen kan / ob nicht die heutige Kleider-Pracht in diesen Stücken allen / sich über die massen hervor thue. Gehet in euer Gewissen / wo es noch vorhanden / und nicht an die Wand gehenget ist / ihr weltliebende Gesellen und Männer / Weiber und Jungfrauen / ob ihr nicht mit eurer Kleiderüppigkeit /Kostbarkeit und alamodischer Neuligkeit / wie auch verbotener Leichtsinnigkeit zum höchsten sündiget? Die Kleider solten unsere Schanddeckel seyn / so sind sie nun eine materie, damit wir unsern Bäurischen Stoltz und Satanische Hoffart unverschämbt treiben.O tempora, ô mores! wer gedenckt solch Wesen /schreibt der fromme Michael Neander im Menschen-Spiegel p. 152. solche Pracht / solche schöne Kleider / solchen schönen Schmuck von Sammet / Seiden /Gold / Silber / auch an gemeinen Leuten / das man auch offt in einem kleinem geringen [276] Städtigen / mehr desselben siehet und findet an gemeinen geringen Personen / Bürgern / Bürgers-Söhnen / Schustern /Schneidern etc. denn man vorzeiten in allen Käysers /Königs und Fürsten Höfen gefunden hat. So gar ist nunmehr der Kleidermuth verschwunden / und achtet man nicht / wes Standes man sey / sondern folget frey hin seinen blind-stoltzen affecten / wo die einen hintreiben. Da muß Stoltz und Pracht getrieben seyn /solte auch nicht ein Heller im Beutel bleiben. Außwenig blanck / inwendig und im Beutel tranck. Und ist diese Sünde so hoch gestiegen / daß sie fast nicht höher kommen kan / es were schier noth / das ein Fürst mit lauter Perlen / und den köstlichen Edelgesteinen sich überzöge / wenn er der Kleider halben von andern Ständen solle unterschieden werden / so gar habens ihrer viel übermacht / von dem untersten Stand biß zu dem höchsten. Die Bauren kleiden sich wie Bürger / die Bürger wie Edelleute / die Fürsten wie Konige und Kayser / wo wills endlich hinauß? O! was für Leichtfertigkeit und ärgerliches Wesen läufft hierbey vor / da immer einer den andern anbringt und verführet? Ludovicus Vives erzehlet vom Pomponio Læto, dem vornehmen Römer / wenn derselbe gesehen / wie die jungen Burß zu Rom eine neue Tracht und alamode eingeführet / hat er alles übern hauffen getreten / [277] und mehr nicht denn diese Wort gesagt; At majores vestri tales non fuerunt. Ach! Euer Vorfahren sind nit solche Leute gewesen / sie haben sich in Kleidern viel anders erzeiget. Was were es wunder /wenn jemand wieder den schändlichen Pracht und Ubermuth der bißher im Schwang gangen / auch ruffe / Majores vestri tales non fuerunt, ach ihr liebenLeute / eure Vorfahren / die grössers Vermögens gewesen / haben das nicht gethan. Und solch üppiges Kleiderwesen ist desto Gottloser / weil es von dem meisten für keine Sünde geachtet wird: dazu denn auch dieses kömpt / das bey vielen Landplagen und Straffen die Menschen nichts frömmer werden / sondern GOTT dem gestrengen Richter schnurstracks entgegen wandeln / und ihr Angesicht härter / denn ein Felß machen. Jeremiæ / am 5. cap. v. 3. Biß hieher jener vom Mißbrauche der Seidenen Kleider; und Tadel / wegen der überhandgenommenen Hoffaro; davon auch den ersten Cometen außdeuten will Abraham Lauterbach Lit. B. seines tract: Andere deuten diesen Cometen auff Pestilentz / Sterben / Hunger /Theurung / und viel dergleichen mehr / welches auch nicht ohne / und lassen es billich dahin gestellet seyn /die eigentliche und gründliche Deutung aber ist dem Allmächtigen GOtte allein am besten bewust / wie er mit uns nach seinem gnädigen willen umbgehen und handeln will / weil er niemahls [278] etwas vergeblich gezeiget. Ein Astrologus auß India / eines seltzamen Nahmens schreibet sonsten / wenn ein Comet gesehen werde an dem Orte / wo eine conjunction der obern Planeten Saturni und Jovis gewesen / oder aber eigentlich im Schützen / so bedeute er / das der König desselben Landes begehren würde mit seinem Nachbahr in Friede zu stehen / er werde einen grossen Schatz an Gold und Silber samlen / nachmahls die Leute vertreiben wollen / und zu ihnen sprechen: Sie seyn hoffärtig / und werde ihnen damit sehr unrecht thun: Auch werde kommen grosse truckene Zeit auff Erden / und im Sommer grosse unerträgliche Hitze /Mißwachs der Früchte / und grosse Theurung / so sonderlich das nechstfolgende Jahr bekannt und offenbahr werde solle: Bedeute auch gifftige Pestilentzen /und das eines Königes / oder andern GroßmächtigenPontentaten Sohn sterben werde / und etliche von seinem Adelichen Geschlechte. Und weil die grosse conjunction im Schützen vorgegangen: dürffte dieses judicium nicht allerdings zuverwerffen seyn. Die meisten judicia und also auch mein wenigstes fallen dahinauß / daß es zweifels ohne auff den Türcken möchte angesehen seyn / der werde gewiß noch einen Satz ans Heil. Röm. thun / und sein bestes versuchen / ob er Röm. Käyserl. Majestät seinem Willen nach könte Abbruch thun / oder sein Leben selber drüber lassen.[279] Die Mitternächtige Könige und Länder werden gleichsam mit dem flammeten Schwantze auffgemuntert /ihres Orts ein wachendes Auge zu haben / und die bedrängte Christenheit nach vermögen / nicht Hülffloß zu lassen: Ein jeder gehe zurück / ins 1618. Jahr / da der grosse Comet / oder Schwantz-Stern von vielen tausenden gesehen worden / und sehe die Zeit an / so darauff gefolget / und was sich biß ins 1650. Jahr begeben / es werden gewißlich andere dergleichen mehrjudicia fallen. Hactenus illè. Was dieser auß der conjunction gefunden hat / das wollen folgende bey dem Schwantze des Cometen gesucht und gefunden haben. Als spricht Joh-Philipp Han part. 1. seines tract: vom ersten Cometen Lit. C. 3. Erstlich auß der Figur /so dorffte die Hoffart Israelis gestraffet und gerochen werden / weil ein Pfau durch seinen Schwantz Hoffart treibet / und wenn er auff die Füsse siehet / denselben vor Schamhafftigkeit fallen lässet / und nach sich schleppet; Sic & in hoc passu. etc. Hierzu gehöret auch C B. L. M. V. R. in seiner kurtzen BeschreibungLit. C. 2. dieser lange Schwantz / dieweil er das Ansehen hat / wie ein zusammen gelegterPsauen-Schwantz / zeiget an / das den stoltzen hoffärtigen Frauenmässigen Weibes-Personen / das Cantate sol geleget / die wunderliche Verstellung ihrer Angesichter / damit sie itzund schier nicht mehr wissen / wie sie dieselben umbzirckeln sollen / wird [280] der Sensenmann so schöne Ferben / das man Augen /Mund und Nasen für ihnen zuhalten wird / denn sie des folgenden 1665. Jahr / einen bösen Zustand haben werden / sonderlich wenn sie schwanger werden / und in das Kindbett niederkommen / da denn manche wird auff den Rücken zur Kirchen gehen müssen.

Hierzu gehöret auch noch ferner Matthias Dannewald in Cometol: Lit. D. 4. wir haben uns wohl eher bey der Türcken Gefahr an den Bet- Fast- und Bußtagen so eifrig im Gebet / so demüthig in Geberden /und Kleidung angestellet / und alle Hoffart an selbigem Tage beyseits gesetzet / und uns dergestalt angelassen / als ob wir auff unsern Knien angesichts in Himmel steigen wolten; Aber folgendes Tages alsobald alle vorige üppigkeit und Hoffart wiederumb hervor gesuchet / gleich als wenn wir GOtt im Himmel eine wachserne Nase andrehen / und ihn betriegen künten; Ja wir haben offtmahls an dem lieben Sonntage nicht so lange in der Kirchen die Predigten angehöret / als wir etwa vor der Predigt wohl etliche Stunden vor dem Spiegel und in Balbierstuben / unsere Hoffart zu üben / uns antreffen lassen. Jener frome Einsiedler weinete sehr / als er eine schöne Jungfrau vor dem Spiegel so lange stehen / und ihre Hoffart treiben sahe / das er nicht auch etwan etliche Stunden seinem lieben GOtte zu Ehren angewendet / und dieselben [281] mit eifferigen Gemüth und höchster Andacht also zugebracht hette.

Und also haben wir gesehen / daß auß denen Cometen so wohl / als auß der wunderbahren Seide /argumenta und schlüsse können genommen werden /entweder zum Hoffart / oder drauff gehörigen Niederfahrt: Ja vielleicht zun beyden; denn / tolluntur in altum, ut lapsu graviore ruant; Hoffart kömt vor dem Fall Schemen mag sich also hier gar sehr wohlFranckreich / wenn es unlängst auß dem Cometen vielmehr anlaß nehmen wollen zum Hoffart: wenn es nur nicht alleine zu Pariß / Cometen Band / sondern auch ein also genanntes Zeug hat wircken lassen /nach der Gestalt und Farben / wie der Comet daselbst soll außgesehen haben. Besiehe hievon künfftig meinen übrigen Theil Astrologiæ Cometicæ, drinnen ich was mehrers hiervon erwehne. Ja wisse / das etliche gar in Galliâ ein neu Zeug mit Türcksichen Mondern verblümet gewircket haben. Sonsten möchte auch einer hierwieder anziehen die wunderseltzame Sonnen-Blume / so 1665. in Holstein hervor gekommen /welche wie eine hoffärtige Holsteinische oder Braunschweigische Mütze / oder Nürenbergische Haube außgesehen. Vide in Additam: de Plantâ Monstrosâ Proliferâ Gottorpiensi, in Jun: D. Joh. Dan. Major. welches letzere Gewächse etwan auff ihre neue Academiam zu Kiel [282] kan zielen / ut ex quâ innumeri docti prodire debent, tanquam ex eqvô Trojanô: weil sie im selbigen Jahre zugleich mit auffgekommen. Aber es ist numehro auch Zeit / das ich folgende Erzehlungsubjungire, von dem wunderbahren Norwegischen Flore. Anno 1665. kam auß Hamburg vom 29. Jul. daß allda ein Kauffman / vor warhafftig außgesaget hette / wie in Norrwegen kurtz vorher / bey Christiana sich dieses begeben habe: Nehmlich es sol allda ein Wald seyn / der vorigen Tages schön grün gewesen / aber am folgenden Tage drauff soll er gantz verdorret gestanden seyn: und were über die Bäume lauter Leinwand / wie weiß Kammertuch oder weiß Flor / gezogen gewesen: davon dem Könige in Dennmarck 20. Ellen præsentiret geworden: Item es hatte der Kauffman in Hamburg auch ein Stücke davon in seinen Händen gehabt. (Dieses hielte man flugs vor eine Fabel in Leipzig / die etwan possierlich jener unser Historien / von der blauen Seide / were entgegen gesetzet worden von einem Schnackentreiber. Andere behaupteten es für wahr / weil etliche Briefe davon auß Hamburg zeugeten. Doch wuste man dennoch nicht / wie man dran war / oder wornach man sich reguliren solte: biß daß folgends immer eine Zeitung über die ander einlieff / welche das verdächtige prodigiū der Zweiffelhafftigkeit entrieß / und auff gewissen Füssen setzete. Angesehen ein [283] vornehmer Bürger und Handeler allhier im Anfange des Augustmonats / von seinem guten Freunde / allda einem Amptmanne / ein außführliches Schreiben bekam / welches ich selber gelesen und admiriret habe; Nehmlich auß Hollstein von Tundern: drinnen solche specification war / wie nehmlich in Norrwegen / an einem Orte / durch ein Revier / viertel Meiles groß / vom Himmel sehr viel Gewebe herunter gefallen were / welches das Erdreich ziemlich bedecket habe. Es sol aber fast weiß seyn /und eine Art haben des weissen dünnen Flores / wormit sich die Leute in selbiger Gegend / häufftig auß üppigkeit ziereten / und in ungebühr kleideten: derentwegen sie der liebe GOtt mit seinen herunter geschickten Gespünst vielleicht wolle warnen; damit sie von solcher Hoffart und übermachten Stoltzheit abliessen / und sich eines demütigen Habits befleißigten etc. Und hierzu hatte jener guter Freund ein Stückgen desselben Flors mit beygeleget / welches umb einPappier gewickelt war; in der grösse einesoctav-Blats / so wohl nach der länge als breite. Welches ich denn mit meinen Augen und Händen sehr wol betrachtet habe: Richtig befindend / daß es zwar eine ähnligkeit mit der Spinnenwebe oder Kancker-Gespinste habe / wegen Subtilheit; allein das es dennoch davon in vielen diffęrirete / gab der unläugbahre Augenschein: Nehmlich es war fast feste / und ließ sich handhaben und [284] an allen Orten Zerren / biß man ein Löchlein hinein rieß: welches ja das Gewebe unserer Kancker nicht leidet. In deme es leichte von einer grosser Fliegen kan durchgebohret und getrennet werden; wie auch die nachdenckliche Rede Thaletis ad Solonem giebet. Vide Franz. in Histor. Animal. cap. 13. Tact. 4. pag. m. 869. 870. Ich geschweige der experienz, darnach man es nicht allein durch ein blasen / sondern auch durch ein zartes anrühren derFinger / vernichtet / dissipirt und verhuntzet. Weiter ließ sich jener Norrwegischer Flor / [wenn er gleich / auß den Händen gelassen / offte wieder in einander lieff /] alle mahl richtig und unverletzt außdehnen / so offte man begehrete; da hingegen tela araneorum solches thut / sondern / wenn man es von oder zwischen den Wänden abgenommen hat / flugs wie eine warme Speckschwarte / in einander läufft / und zum dicken faden wird / den man schwerlich hernach über ein mahl auffwickeln und in die vorige breite bringen kan. Ich geschweige anderer differentzen mehr. Im übrigen ist der vermeinte Flor sehr dichte und feste /daß er gar wohl kan Wasser halten: und wenn er umb ein Pappier gewickelt wird / und drauff abermahl umb ein anders also verwickelt eingeschlossen wird; so klebet er gleichsam am Pappiere / wenn man es wiederumb auffwickelt / nicht anders als ein dünnes Seiden Zeug / oder Atlasch / [285] wegen der Rauchheit / welche man aber am selbigē Wunderflor nicht sehen kan; ohne daß man eine dergleichen asperität dennoch mit den Fingern im anrühren vermercket. Ferner / wie man es mit einem scharffen Messer entzwey schnitte /da wolte es kaum mit einmahl angehen; ungeachtet ob man gleich ziemlich zudrückete / das würde mit dem rechten außgedehneten Spinnewebe sich weit anders verhalten; in deme solches bey weite keinen rechten Schnitt / wegen der Zartheit leiden würde; Ich geschweige / wenn man es also ausgespannet / mit denen Fingern scharff und derb halten würde; da würde auff ein mahl alles durchgelöchert und verderbet seyn: da hingegen dieses Himmlische Kammertuch sich mit gantzen Händen wohl anfassen und ohne Schaden tractiren lässet. Ich meines partes weiß es (einem solchen Menschen zu gefallen / der es selber in Person nicht zu Gesichte bekommen möchte / außerhalb diesem meinem Pappiernem Berichte / und Buchstäblicher Beschreibung: womit die posterität im künfftigen auch muß vergnüges seyn; weil die Sache an sich theils vergänglicher und sparsamer / theils unmittheiliger zu seyn scheinet:) nicht füglicher abzubilden / theils wegen der Farbe / theils an der Zartheit /Dichtigkeit etc. (außerhalb das folgende Vergleichnüßstücke / nach manier der Blasen glatt / anzugreiffen seyn / und nicht also kleben /) als mit einem Pericardio [286] oder frischen und weichen Hertz-Retze einesThiers / wenn es außgespannet ist: oder mit dem zarten Häutlein und Kleidlein / damit etliche Kinder auß Mutterleib auff die Welt kommen. Mercke / wie ein anderer Mann diese Leipzigische Probe ansahe / das er das Werck dennoch für eine rechte Spinnewebe halten wolte: Berichtende / daß es ein Gewebe der Meer-Spinnen sey. Hierüber lasse ich andere Veständigere ferner urtheilen. Es seynd freylich vielerley Geschlechter der Kancker / wie also gedencket Neander in Phys. lib. 4. pag. 472. Confer Jonstonum, Aldrovandum, Gesnerum etc. de animalibus. Ich lasse dieses itzt auch an seinen Ort gestellet seyn / und betaure nur die Unvollkollkommenheit / wegen des außführlichern Verhaltens / solches unsern Wunders. Nehmlich anfänglich ward gesaget auß den Hanburgischen Relationen, das es über einem Wald sey gefunden worden: Hier auß Tundern / ward keines Waldes erwehnet: Ferner ist auch beyderseits keine mention der Zeit / wegen des Tages oder Monats gewesen; Ich gehe mit stillschweigen vorbey / das auch andere Umbstände darbey zuvernehmen gewünscht weren / wenn sie solten kunt gethan seyn worden / wie leyder noch zur Zeit nicht geschehen ist: vielleicht lehret ein Tag den andern / und kömmt noch nach / was biß Dato verseumet gewesen. Es ist gnug vor diß mahl; Das ein sonotabels Prodigium [287] warhafftig sey / und keine Ertichtung habe / wie sonsten mit andern wohl nicht selten zu geschehen pfleget; da man offters ein Ding in der Leute Mäuler bringet / welches hernach mit dem Quarge versiegelt ist / wenn man es beym rechten Lichte besiehet. So ists auch gewiß / das solcher Flor bey Christiana gefunden und auffgehaben worden: welches eine Stadt ist in Norrwegen / so nebenstChristiansand von Stein gebauet ist: da hingegen andere / als Trundheim / Friedrichs-Stadt / etc. auß Holtz gemachet seyn / nach dem Berichte Zeileri in der neuen Beschreibung des Königreichs Dennemarcks. p. m. 40. Worneben er auch gedenckt / das dieses Christiania ein Gymnasium habe / da die Jugend unterwiesen wird. (Solches solte einen Außleger bald zu einer ungefehrlichen Außdeutung veranlassen: Als wenn allda die Christliche Religion periclitire, und Ketzereyen vermuthlich seyn: wie denn auch sonsten / solches Gespünsto dasselbe angedeutet hat / wie wir hernach vernehmen werden / auß einer Historie: Ich geschweige / das noch mehr omina solches gleichsam wollen. Als ist aranea fast nichtes anders /denn ara nea, oder nova: Versetzt so viel / als Novaria, eine Stadt in Welschland / welche also benahmet so seyn / qv. ara nova. Vide Reusnerum in Italia, & Cluverium in Ital: antiquâ. Weiter hatte ich auch schier einen solchen mit über einstimmenden [288] Traum in kurtz vorhergehende Nacht: vide mein Histor.Traumbuch: tit. Verrichtungs-Träume / nehmlich am 9. Aug: mit Anbrechung des Tages. Ja in einer andern vorhergehenden Nacht traumete mir / wie ich das Creutz Christi / dran der HErr JEsus geschlagen war /gar künstlich von kleinen häuffigen Höltzergen zusammen gefüget bekam: welches dermassen bald groß ward / als sonsten ein grosses Crucifix in Kirchen: dran sich auch viel Leute mit mir hingen / welche aber alle mit sampt dem Creutze herümfiehlen / und doch alle unverletzt lebendig blieben: Nun spricht davonLupius in seinem Traumbucht / cap. 50. Träumet einem / wie er Christum gecreutziget sehe / bedeutet Zerrüttung im Kirchen Stande. Item ein paar andere Nächte vorher hatte ich diese vision, wie der gantze Himmel oder Mittags-Seite voll dunckeler Flecken wär / nebenst ein paar herunterhangenden Ruthen. Hierzu möchte einer setzen auß einem gedruckten Trctätlein: von Plaven wird durch glaubwürdige Leute vermeldet / das in diesem 1665. Jahr / den Monat May am Himmel / der HErr JEsus am Stamme des Creutzes / von gar sehr vielen gesehen worden /dessentwegen 6. Personen Eydpflichtig abgehöret. Vollständig und warhafftiger weise / erzehlete es mir einer / der es vom Türmer selbst gehöret gehabt: wie nehmlich von 10. Uhr an / damahlen ein groß Ungewitter gewesen / biß nach Mitternacht hin / da dasselbige [289] Ungewitter umb 2. Uhr hinter der Stadt weggekommen gewesen / wiewohl sie es noch hören können. Drauff hatte über die Stadt eine lichte Wolcke angesunden / welche auch dem Türmer einen hellen Schein in seine Stube gegeben / das er sich drüber verwundert hatte / nicht anders vermerckende / als wenn der helle Tag beginnete anzubrechen: welches er aber wegen der Unzeit nicht glauben können / wiewohl er auch flugs eine reflexion auff die Uhr gehabt /als wenn sie unrichtig gehen möchte: und es wohl an dem were / daß es tagete. Läuffe derowegen hervor an die Lufft / und verspüret obenwerts / doch etwas infra Zenith, eine helle Wolcke / welche dermassen einen Glantz von sich gegeben / als wenn die rechte Sonne darhinter were: Solches siehet er ein weilchen mit verwunderung an: biß unvehoffe auß der Wolcke in die Höhe etwas anders hervor kreucht / in gestalt eines Haupts; drüber war er erschrocken / und hette schier davon weggehen wollen / wenn er nicht bald andere Gedancken geschöpffet: hatte derowegen verharret /und sich weiter zu Vollenziehung des ostenti gesetzet / solches biß zu Ende anzusehen. Da war also weiter ein Glied nach dem andern hervor gekommen / biß das es ein gantzes und leibhafftiges grosses Crucifix geworden / dran man alle Nägel / Finger / Haare etc. hat eigentlich betrachten können: und in dem läufft er vom Orte herunter / damit [290] ers andern anzeige: drüber er denn gewahr worden / vor seiner Thüre / daß schon etliche andere Bürger bereit gestanden / die von sich solches Crucifix auch betrachtet / und vor sich innen geworden waren. In übrigen soll sichs in der Lufft bey andere halb viertel Stunden gehalten haben. EinPfarrer soll sehr drüber geeifert haben / daß der Thürmer über solches Wunder nicht die gantze Stadt wach gemachet habe.

Soll ich dieses zu jenem Flore mit hinziehen / oder auff unser liebes Vaterland außdeuten / so würde ich im letzten sonderlich nicht fehl schlagen. Denn man hörete flugs drauff / von einer Fürtinne / so abermahl von unsern Glauben getreten zum Papisten: etc.

So hatte man in denen vorhergehenden Monaten dieses und des vergangenen Jahrs mit grosser Bestürtzung vernommen / wie Chur Brandenburg in seinen Landen den Exorcismum bey der Tauffe alsomoderiret hatte / auff Calvinischer weise und Gebote / das ihn alle Priester (außgenommen 2. nehmlich Herr Lic. Reinhart / der drauff zu Leipzig an der Niclas Kirche Pastor ward: und etc.) über 200. in tantum müssen abstehen und auffgeben: so ferne einer sein Kind also begehrete getauffet zu haben / daß sie verpflichtet seyn solten / den Exorcismum auß der Tauffe wegzulassen: drüber ein paar Patenta herauß kamen: So hatten auch die Nürenbergischen [291] etc. drüber von denn bedrengeten Pfarrern zu rathe gezogene Theologi, darzu conviret / es mehr approbiret / als improbiret / und den Syncretisnium oder crypto-calvinismum helffen gut heissen im offentlichen Drucke / so Lateinisch / so Teutsch: welches aber von unserer Seiten wiederleget ward. Auß Hamburg schrieb man /15. Aug. 1665. die Königin Christina suchet in Schweden / wie allhier verlauten wil / daß sie künfftig im Reiche ihr freyes Exercitium der Römischen Relligion haben möge; wird aber schwerlich angehen. Cæterùm huc confer hîc in præcedd: pag: 181. in fine.

Sonsten spricht auch Cardanus lib. 3. fol. m. 573. seines Traumbuches: daß unter andern Dingen oder Bilden / so uns in einem ärgern Stand setzen oder verwandeln wollen / auch gehören die Träume von vielen Spinneweb in Häusern. Franzius in Histor: Animal: d. l. p. m. 869. bringet es ad specialiora wenn er spricht: das die Patres die argumenta der Ketzer mit dem Kancker-Gespünste haben zuvergleichen pflegen. Weil sie zwar starck zu seyn scheinen / aber doch nicht es als nur einen euserlichen Schein führen. Job. 19. v. 14. Domus araneæ fiducia ejus. Item Hæreses recte possunt conferri cum araneis: sicut etiam Diaboli ex se textentes mendacia. Hierzu kömpt der Vergleich: Ketzer heisset auff keusch im Niedersächsischen / ein Netz / rete; [292] Nun ist ein Spinnengewebe nicht viel anders / dem euserlichen Augenscheine nach / wann es im Winckel zweer Wände henget / wie denn Franz. d. l. pag. m. 871. saget: Si quid muscarum incidit in Rete araneæ. etc. Traum (wie commodùm redet Theophrast: Paraces: lib. Meteor: c. 9. beym D. Lazaro von der Heyde in tract: vom Schwebel-Regen: litt. C. 3. b.) wann etwan neue Figuren von Himmel fallen auff die Erde in mancher ley Gestalten / so mercket solches Ursach / das solches nicht geschicht; allein es sey dann ein præsagium vorhanden: und fallen solche nit nur auß der Natur / sondern auß Ordnung GOttes zu einer Figur einer neuen alteration in demselben / das solche Zeichen führt: Also begeben sich solche Figuren am Himmel /die nichnichtes anders bedeuten / dann solche Zukunfft / wie sie etwan gebrauchen. Dann GOTT ist solcher præsagien-Meister / und Arbeiter / zurichter /Steller und Formirer / darumb soll ein jeglicher wissen / das solche Ding nichts anders seyn / denn auß der Natur / welcher befohlen zuverkündigen der Zeit Ankunfft. (Ich kan nicht unterlassen / hierauff beyzufügen / was M. Hermannus Heinrychus Frey / in sei nem Biblischen Thierbuche / part: 5. p. m. 366. b. etc. zur Sache vorbringet / also: Demnach warnet der Heilige Prophet Esaias Cap. 59. bey diesem Thierlein und seinem Gewebe / für den falschen [293] Propheten /Ketzern / und ihren versührischen Lehren / welche nichts sagen von der wahren Gerechtigkeit / etc. Es ist niemand der von Gerechtigkeit prediget / oder treulich richte / man vertrauet auffs eitel etc. Ihr Spinneweb taug nicht zu Kleidern / und Ihr Gewürcke taug nicht zur Decke etc. Das ist / ihr Gottesdienst und alle Menschliche gute Werck können niemand erquicken noch erhalten in den Todesnöthen / und auß der Höllen erretten. Lutherus. Ihre Wercke gläntzen / und haben einen Schein großer Heiligkeit / seind aber in der That unn Wahrheit nichts anders als Spinnengeweb / das ist / vergiffte / unnütze Wercke: Denn gleich wie das Spinnengeweb anzusehen ist etlicher massen als es gewebt were / und dienet doch nit zur Kleidung: Also sind auch die Werck / damit die gottlose Menschen (Papisten) die Gerechtigkeit zuverdienen gedencken / lauter unnutz und umbsonst. Und so wenig ein Nackender sich mit Spinneweben wird für dem Wind und Frost vertheidigen können: Eben so wenig werden die heuchel-Papisten mit ihren gutenWercken für GOtt bestehen mögen. Brentius erklärrs etwas weiter / und beweisets mit den Exempeln der Mönche Betstunden und andern Päpstischen Wercken mehr: Gleichwie der Spinnengewebde artlich und künstlich gemacht werden: Aber wozu diener solch Gewebe / (wie künlich [294] es auch ist /) als daß damit Fliegen und Mücken gefangen werden? Man kan aus solchem Geweb kein Kleid machen / sich damit wieder die Kälte und Regen auffzuhalten: denn es sind unnützliche Werck / die gar leicht zurissen werden / wenn man sie nur ein wenig anrühret: Eben also seind auch der Heuchler Werck / und die nur /von Menschensatzungen und Ordnungen befohlen /geschehen. Denn dieselbige Werck seind zwar artlich erdacht / werden auch verrichtet mit einem großen Schein der Gottesfurcht / aber warlich / es ist nichts unnützers / zugeschweigen des gottlosen Wesens / so dabey und damit vollbracht wird. Denn wenn du gleich alle ihre Werck auff einen Hauffen legest / so können sie dich doch nicht schützen wieder die Hitze und Frost des Orts / da nur weinem und Zeenklappen ist. Siehe an die Päpstliche Meß! mit welcher Scheinheiligkeit / Pracht und Herrligkeit wird sie verrichtet? da stehet der Meßpfaff für dem Altar / bald inKöniglichen Schmuck / dem seind zweene Diener zugeordnet / den einem nennet er einen Diacon oder Caplan / den andern ein Unter Diacon, die auch ungleicher weiß / aber doch köstliche Kleidung haben: mitten innen stehen die Knaben / die auch mit weissen helleuchtenden Kleidern sind angethan; Diese alle /jung und alt / haben ihre gewisse Gesäng / die sie singen / was sie lesen / ihre mancherley Gauckeley und Gebräuch / [295] die sie ordentlich nach einander verrichten / daß die Zuseher darob lustig werden / und dencken sollen / daß der Meßpfaff und seine Gesellen die Zuseher zu grosser Andacht reitzen und bewegen wollen. Aber warlich solche Meß / mit großen Fleiß und Unkostē verrichtet / ist nichts anders als ein Spinnengeweb / die zu nichts dienet / als Fliegen und Mücken damit zufangen / das ist / die Leute zubethören / deren Bauch ihr GOtt ist / und mehr dem Geld als dem Herrn Christo nachfragen. Und weil diese Meß nichts anders ist / als Menschensatzung / ist sie für nichts anders zu achten / als für ein Spinnenwebde / denn /ob du gleich viel tausend solcher Messen beysammen hättest / so können sie dich auch nicht wieder die geringste Anfechtung erhalten / etc. Eben diese Meynung hat es mit der München Betstunden. Auff die falsche Lehr / und Ketzerey deutets auch Hieronymus Epistolâ suâ ad Cyprianum in der Außlegung des 90. Psalms / da nach der Griechischen und LateinischenVersion gelesen wird; Gleich wie die Spinnen mit ihrem zarten Weben und Gärnlein allein Mücken und Schnacken fangen / die starcken Thier aber hindurch brechen / und zureissen: Also werden auch allein die schlechten und einfälligen sicheren Christen durch die Irrthumen bedrickt; die Starckgläubigen entrinnen den Ketzern leichtlich. Brentius aber verstehet die Bauchdiener und Wollüster / die gar bald an den Papistischen [296] feisten Irrthumen behangen bleiben. Hiehero dienet nicht übel der Spruch Bildad von Suach / Job 8. des Heuchlers Zuversicht vergehet / und seine Hoffnung ist wie eine Spinneweb etc. Bildad handlet von des gottlosen Heuchlers glücklichen Zustand /darauff er trotzet und sich verläst / aber gleich wie die Spinneweb nicht halten / noch für der Kälte vertheidigen können / soldern bald zureissen: Also gehets auch mit der Heuchler Hoffnung im Geistlichen und Weltlichen Sachen. Brentius: Die Spinne / so nur drauff dencket / wie sie etwas fangen möge / macht ihr Geweb wunderbahrlicher weise in die Lufft / nicht zu dem Ende fürnehmlich / daß sie darinn sey / sondern daß sie Fliegen fangen möge: In solches Gewehd / so etwas schweres fällt / bleibets nicht drinnen / kömpt aber was leichts / wie eine Fliege / so wird sie gefangen: Also auch wenn du dich auff Menschen Hülffe verlässest / und eigne ertlichte Werck / kanstu damit bestehen / weil du leicht bist / und nicht für das Gericht Gottes kömpst. Wenn aber das schreckliche Urtheil und Gerichte GOttes angehet / so kan dich das Spinnegeweb / oder die Menschensatzungen und Verheissung / und deine eigene ertichtete Werck / nicht ertretten noch erlösen. Was auch des Gottlosen Hauß und Hoff / Leib und Leben anlangt / vergleichts Job Cap. 27. einer Spinnen. Der Gottlose bauet sein Hauß wie eine Spinne [Asch, [297] quidam fineam, Osiander Erucam intelligit] und wie ein Hüter eine Hütten macht. Brentius: Ædificium Impii est veluti Aranei tela, etc: quæ vel levi ventô dissipaur. Das ist / des Gottlosen Hauß ist wie eine Spinneweb / die ein geringer Wind zureist. Warumb trotzen und prangen denn die gottlosen Welt Kinder so sehr mit ihren Schlössern / Pallästen und schönen Häusern / so sie doch so unbeständig / gebrechlich / zustörlich sind als die Spinneweb? Wie Hieronyinne in der Außlegnung des Psalms 89 oder 90. sagt: Was die Menschen fürnehmen / thun und arbeiten / das ist wie Spinnegeweb / sie arbeitet hefftig den gantzen Tag / läufft hin unn her / aber ist doch kein Nachdruck und Krafft darhinder: Also gehets auch mit aller Menschen lauffen und kennen / Gut sammeln / Reichthum überkommen /Kinder zeugen / zum grossen Herren / Fürsten oder König werden / etc. Dieses alles ist nicht beständiger denn der Spinnengewebd. Chrysostomus homil. 32.in Matth. vom verstorbenen Töchterlein / spricht /wenn wir allein dieses Lebens angenblicklichen / und des zukünfftigen beständigen ewigen Zustand bedächten / würden wir nicht viel darnach fragen / wenn schon GOtt unsere Kinder auß dieser Welt in sein Reich abfoderte. Quod si tàm præsentis vitæ, quàm futuræ conditionem intellexeris: & hanc quidem Aranearum telam atque Umbram: illam verò [298] immobilem ac æternam esse firmiter credideris, non indigebis ullâ aliâ ratione. etc. Hactenus ille: Dessen meisten Bedencken auff eine Ketzerey loß gegangen: wie ich davon auch eines und das andere sonsten vorgebracht habe c. 3. tract. von der hochblauen Seide bey Naumburg vom Himmel gefallen. Ein anderer möchte dennoch wohl unsern vorgedachten Norrwegischen Flor auff ein sterben deuten: Angesehen die euserliche Spinnwebische Gestalt solches beglauben dürffte: darzu gehöret / daß / wenn heuffige Kancker an einem Orte gesehen werden / die Leute darvor halten / das eine Pestilentze vorhanden sey: Alldieweil die Lufft sehr müsse verdorben seyn / daher sie viel überflüssig Futter hetten / nach Außsagt des Franzii d. l. pag. 871. Ja wir haben vorher gehöret / daß es noch ein ander auff den Hoffart gezogen hat / darzu ich etwan diese außm Franzio d. l. setzen möchte. Der Römischt Kayser Varius, oder wie Platina hat in Urbano I. Heliogabalus, damit er die Grösse der Stadt Rom zuvorstehen gebe / hat durch seine Knechte in kleine Säcklein / zehentausend Pfund Spinneweben sammlen lassen: Darauß man aber zugleich folgern mag / daß damahlen traun nicht so eine Pracht /üppigkeit und Hoffart zu Rom müsse gewesen seyn; sondern vielmehr die schlechte Einfalt und Vergnügsamkeit. So ist auch dieses sehr gewünscht / wenn man siehet / und vermercket / [299] daß die Waffen / Büchsen / Spiesse / Harrnische und dergleichen Gewehre mit Kanckergespinnste angefüllet und ümbzogen seyn: weil es nehmlich eine richtige Anzeigung giebt /daß man umb selbige Zeit nicht viel von Kriegen und Blutvergiessen wisse. Hactenus ille. Was sonsten diese beyde letzten Vermuthungen belanget; so stecken die auch hinter der gedachten Thüringischen Himmels-Seide / wie weitleufftig auß meiner vorhergehenden instruction abzunehmen stehet / welche ich drüber zu Pappiere gebracht / und hierbey nicht unebenappliciret: Zu deme weil auch unser vorgenommener und erstgedachter Norrwegischer Flor keine schlechte Verwandnüß mit solcher Seide zu haben scheinet: Ohne daß sie in Farben dissentiren / und etwan beym Flore die Seide gleichsam verwircket ist gewesen /welche allhier in unser Rifier bloß und unverwickelt von Natur gelassen worden.

Im übrigen gehören dennoch hieher etliche Uhrkunden und andere Nachrichte vom gedachten Flore / als folgende:

Auß Schönen in Ackerhauß Lehn vom 24. Julii in der Gegend Grägnäs ist kurtz-verwichener Tagen der Himmel offen gesehen worden / als auß welchem 3. weisse und 3. schwartze Pferde hervorkommen / dennen zwo Armeen / so hefftig wieder einander gestritten / und gefochten / gefolget: Nach Endung solches Gefechts hörte man [300] ein liebliches Gelaut / gleich einer wohlklingenden Music; alsbald aber ein jämmerliches Wehklagen; worauff die Lufft / welche vorhin recht schön und hell gewesen / in einen dicken Nebel verwandelt / und sich ein hefftiger Platzregen ergossen: Unter diesem seynd viel Stücke Leinwat / welche von vielen glaubwürdigen Personen gesehen / und dem feinsten Kammertuche gleich befunden worden: theils der grösse als Bettlacken / theils kleiner / wie auch brennender Schwefel in grosser Menge herunter gefallen. Die Bedeutung ist dem lieben GOtte allein wissend. Item eine andere Relation auß Stockholm / that hinzu / das solcher bald nachgefolgeter Schwefel undPech das Leinwand wieder verzehret hette / ohne /daß man ein Stüke salviret / und dem König offeriret habe. Item ward auß Stockholm gedacht; daß es inSchweden viel Wunderdinge gebe / und das die Fische hin und wieder trefflich abstürben; drauß sie eine Pestilentze vermutheten / welche wohl sonderlich die Oerter betreffen möchte / so an den Wässern legen /und der Fische genössen. Das ich im dreyf. Leipz. Blutz. gedacht habe / wie in Pohlen auch einmahl einblau Gespinste herunter gekommen vom Himmel /beym Sterben: Darzu setze / daß der Pohlen Farbe ohne das in ihrer Lieberey sey / Blau: Quemadmodum etiam Polus cœruleus est. vid. p. m. 264. hîc.

[301]
6. Von Feurmännlein - oder Feur-Männle Corvin
VI. Von Feurmännlein / oder Feur-Männle Corvin: in fonte Latinit: p. m. 188 Empusis, Irrwischen Tückebolden / Cyparissis, igne fatuô, auffsteigendem Feur, Lassenio in Burgerl: Tischred: p. 600.

Eben derselbig bringet dieses vor in Adelich: Tischred: Dial: 7. pag. 21. 22. Unterweges wiese ihm Don Roderigo, einem sümffigten Ort / auff welchen / er /sagte / das man alle Nacht Feuer / sehe: und hielten es alle davor / das an demselben Orte viel Goldes vergraben lege. Das ist die Meynung / sagte Don Francesco, des gemeinen Mannes / mann er gergleichen Feuer siehet. Aber glaubet nicht / daß es allemahl ein solches sey. Zwar wollen mir viel hievon Exempel sagen / daß die Leute an solchem Orte da es gebrannt / Geld oder Geldes werth gefunden: weil sie aber sonderliche Ceremonien dabey gebrauchen müssen / welche nur sehr aberglaubisch vorkommen; gläube ich gantz nicht daran; Absonderlich aber / hat mir einer einmahl berichtet / das er solchem Orte nachgegraben / auch die Truhe mit dem Gelde allbereit gefasset gehabt / wie er aber den Nähmen GOttes dabey genennet / sey alsobald das Gold wieder herunter gefallen /und verschwunden. Worauß man siehet / das es des Teuffels Werck sey. Und [302] gesetzet / daß jemand etwas auff solche weise / an diesem Orte bekäme / so möchte ich doch / solches Teufflischen Geldes mich nicht theilhafftig machen / sondern wolte lieber mit den vorlieb nehmen / was mir der liebe GOtt bescheret. So / sagte Don Roderigo, haltet ihr nichts von dergleichen Feur? Ich antworte / Don Francesco, verwerffe sie nicht gäntzlich / sondern gestehe / daß dergleichen Feur sich des Nachts sehen lasse; ich halte es aber mit den Naturkündigern / welche vorgeben / das es gewisse Exhalationes terræ seyn / welche auß einem schwefelichten Grunde herkommen: daher man auch dergleichen Dinge am meisten / an sümffigten Oerten / oder auch auff Kirchhöfen / und dergleichen siehet. Ich solte fast mit euch eines Sinnes werden /sagt Don Roderigo: es will mir auch wohl ein / daß allemahl an solchen Feuren ein Merckzeichen eines Schatzes sey / es sey aber / wie ihm wolle / ich werde wohl nimmermehr darnach graben.

Von solchem Igne fatuo, Irrwische / oder (wie es von denen Schweitzern geheissen wird / nach Camerar. in Hor. succ: centur: 3. c. 16. p. m. 52.) brennenden und feurigen Männern / redet auch Bodinus in Magorum Dæmonom fol: m. 193. Wir lesen auch /das die bösen Geister nicht so gemein in den Städten /als in den Dörffern / noch so gemein in den Dörffern /als in einödigen und wässerigen Orten seyn. [303] Inmassen es im Buche Job am. 41. Cap. gedacht wird: daher kömpts / daß die bösen Geister / so man Nacht- oderFeurwisch nennt / gerne an den Wässern auff und abfahren / die Leute zuverführen / und / wie es dann offt geschicht / zuerträncken. (Und also ist es umb dieIrrwische und Feurmännlein entweder ein natürliches und Meteorologisches Thun; oder ein unnatürliches und Teuffliches: nicht aber / keines weges / ein Menschliches und lebhafftes / wie Paracelsus davor gehalten hat / wenn er beym D. Dannhauer: in Dial: oder Refutat: Præ-Adam: p. m. 7. und D. Conring: in Hermet: Medic: c. 23. p. m. 326. Ex Erastô part: 1.p. 16. spricht / das rechte vernünfftige Creaturen im Feuer wohnen / die er Vulcanos, oder Salamandras nennet. Was sonsten andere Thiere betrifft / so im Feur sollen leben können: davon besiehe Ursinum in Acerr. Philol: p. m. 87. 88. und Harstörff. in Erquickstunden Tom. 2. part. 11. c 17. p. 443. Es schreibet Aristoteles l. 5. Hist. Animal. c. 19. das in der Insul Cypern / in den Schmid-Oefen / ein SteinCalcytes viel Tage über gebrennet werde und das in demselbigen kleine Thierlein wachsen / die ein wenig grösser als die Mücker / die in dem Feuer herumbkrichen und springen. Dieses laufft der Natur zu wieder /in dem die Feuchtigkeit / als die Grundursache als es Wachsthumes / dem Feuer wiederstehet / oder von demselben muß [304] außgetrocknet werden: Doch ist nicht alles falsch / was uns unglaubig vorkommet. Deßgleichen schreibt Ælianus, das die Salamandra nicht nur in dem Feuer lebe / sondern auch dasselbige / mit innerlicher Kälte außlöschen könne / wie auch Plin. l. 10. c. 67 sagt. Es erzehlet auch Matthiolus l. 2. c. 56. in Discoridem; das er umb Triend zu Herbst- und Frühlingszeit viel Salamandern gefanden / und sie in das Feuer geworffen / zu sehen / ab dem also / wie man von ihnen lieset / hab er befunden / das sie in kurtzer Zeit von dem Feuer verzehret worden. Ist also die Erfahrung glaubwürdiger / als von hören sagen. Aber was spricht gleichwol Bartholinus dazu Cent. 2. Obs. Anatom. c. 50. p. 316. etc. von dem Olm oder bunten Molch / wie derselbe das Feuer vertrage. Es hielt mein guter Freund Fr. Corvinus zu Rom einen lebendigen Olm / welcher schwartz und mit gelben Flecken gleich einer Welschen Stein-Eydex unterschieden war / und 2. Stunden lang in einem nicht allzugrossen Feuer verharren kunte. Er verachtete aber durch ein sonderlichs Kunst-stück / das ihm die Natur zuwiese / die Hitze des Feuers / denn er brach allezeit von sich eine Feuchtigkeit Tropffenweise / durch welche er die Hitze des Feuers mässigte. Sonsten gehet er geschwind / die Feuerflammen meidende / mit seinem feuchten Leibe durch dasselbe / wie ein Hund bey dem Egyptischen Fluß Nilus. Es hat aber gedachter Hund Nilus [305] 9. Monat in einem Glase ohne Speise gelebet / und gebrauchte sich nur der Erden / mit welcher er angekommen war / an statt der Nahrung / auß dieser saugte er alle die Feuchtigkeit / und wenn sie treuge war / so ließ er die folgende Woche die erwehnte Feuchtigkeit wieder von sich / also daß er zu unterschiedlichen mahlen gesauget / und sich erbrochen hatte. Endlich als man ihn in eine andere Erde legte / starb er alsobald. Daß es ein gifftiges Thier sey / hat der fürtreffliche Botanicus und Apotecker Henricus Corvinus erfahren / denn wie offt er das gläserne Geschirr geöffnet / und den Olm etwas genauer betrachtet / so offt hat ihn das Heuptwehe überfallen.

2. Noch eine andere Art der Feurmänner ist jene /da die Zeuchmeister / und Ingenieurs öffters auß dermassen schöne Spectacula hervor gebracht haben /und nochbringen / drinnen Menschen Bilder / wenig oder viele / zu seyn gewesen / so allerhand verwunderliche Verrichtungen gehaben. Vide Christian. Minsichts Historisch: Schauplatz pag. 418. etc. cap. 51. Confer das fürtreffliche Feuerwerck zu Wien beym Käyserl: Beylager / in meinen Weltgeschichten 1666.

3. Vor allen andern ist nunmehr anzuhörn Raue ex Memorabil: c. 89. fol: 72. und Gilbertus Cognatus lib: 8. collectan: Es schreibet der HochgelehrtePhilosophus Theophrastus [306] Paracelsus / das in einem jeden der vier Elementen Menschen und Creaturen gefunden werden / welche in denselbigen / als in ihrem eignen Chaos / und Wohnung wandeln und leben. Und zwar von solchen Feurmenschen haben wir ein merckliches Exempel / bey glaubwürdigen Historienschreibern / daß nehmlich im Jahr Christi 1536 einem Kauffman in Sicilien / bey der Nacht zehen Personen /welche / als Schmidknecht bekleidet / auffgestossen /denen andere zehen in gleichmässigem Habit / und endlich einer allein / dem Vulcano gleichförmig groß /mit einem schwartzem Barte / wie eine Plumasche von einem Raben / gefolget / diese als sie von dem gefragt wurden / wo sie hingedachten / haben sie geantwortet / in den Berg Etna / zu ihrer Schmieden und Werckstadt / über diesem hat sich der Kauffmann höchlich verwundert / und gefragt / welcher gestalt sie in dem Berg etwas schmieden könten / hat ihm der Vulcanus zur Antwort geben / es ist dir meine Krafft noch unbewust / welche du bald / neben andern / in dem Werckselbst erfahren wirst / mit welchen Worten er so bald von ihm verschwunden / der Kauffman aber hat sich mit grossem Schrecken und Verwunderung in die nechste Herberge begeben / darinnen er folgenden Tages Todes verfahren. Gegen Abend aber hat der Berg Etna sich dermassen mit grossem Getöß und Krachen entschüttert / [307] auch Aschen / und Feuerflammen mit solcher Gewalt außgestossen / und über sich geworffen / das die umbliegende anders nichts / als des endlichen Untergangs der gantzen Welt sich versehen / und sich hin und wieder in den Klüfften und Hölen des Erdreichs eine zeitlang auffhalten müssen. Unter den Thieren aber werden allein vier gefunden /welche ihre Speiß und Nahrung allein auß einem eintzigen Element haben / und in den andern Elementen nicht leben können / als nehmlich der Maulwurff in der Erden / der Hering im Wasser / Camelror in der Lufft / und der Salamander in dem Feuer. Und zwar was den Salamander anlangt / welcher eigentlich zur itzigen vorhabenden Materi gehörig / ist dasselbe Thier einer gantz kalten / und wunderbahren Natur und Eigenschafft / in der Grösse und Gestalt / wie eine Eydex / entstehet allein in den überaußgrossen Bergen / und stirbt vom hellen Wetter / ist auch dermassen überauß kalt / das er auch mit seinem anrühren das Feuer / gleich wie ein Eiß erlöschet. Von dem Vogel Pyrausta / in Cypern / wird bey Baptista Fulgoso gelesen / daß er mitten in den Schmied-Oefen gefunden werde / in den Flammen und Funcken / in denselben unverletzt herumb fliege / und über welches sich noch mehr zuverwundern / wenn er von der Flammen hinweg genommen wird / kan er nicht mehr bey Leben bleiben / wie auch Solinus / Aristoteles /[308] und Albertus Magnus hievon bezeugen: Beyneben diesen sind auch andere verborgene / wunderbahre Eigenschafften des Feuers in acht zunehmen / so von den Naturkündigern beschrieben werden / als daß auff dem Berge Chymera ein Feuer zubefinden / welches von dem Wasser angezündet / und von der Erden /und Heu außgelöschet werde. Deßgleichen wird auch das Feuer immerwehrend brennend / durch den Stein Aebestum erhalten / wie Solinus in seinem 32. Capit. schreibet / und der heilig Augustinus de Civ. Dei im 21. Buch meldet / das zu seiner Vorfahren Zeit / ein Grab eröffnet worden / in welchem eine brennende Lampen gefunden / so vermöge der Inscription darauff gehauen / vor funffzehen hundert Jahren / daselbst unter die Erde gesetzet worden / alsbald sie aber an die Lufft kommen / und mit den Händen angerühret / ist die Flamme verloschen / und gleich als ein subtiles Pulver aller zerrieben / hinweg gefallen. Ebenmässig setzer Solinus / in seinem 24. Capitt. daß in Britannien in der Minevvæ Tempel ein immermehrendes Feuer gewesen / welches nimmer zu Aschen worden / sondern so bald es abgangen / in Stein verwandelt worden. Hactenus ille: Zu welchem noch hinbey zu fügen ist eine andere Beschreibung der Feuermänner / nehmlich des Trithmii: davon so viel redet Hildebrand d. l. p. 322. Psellus und andereMagi theilen die Geister in Feuergeister / [309] Lufftgeister / Wassergeister / Erdgeister / Höhlegeister / Lichtscheugeister / Jovialische / Saturnische / Orientalische / Occidentalische / Meridionalische / Septentrionalische / Nachtgeister / Tagegeister / Waldgeister / Berggeister / Feldgeister / Haußgeister etc. Wierus. Wie sie nun ferner in ihre gradus und Ordnunge abgetheilet werden / folget hernach von Graden und Ordnunge der Teuffel / schreibt Joh. Thritemius Abt zu Spanheim / auff die Antwort etlicher Fragen / so von weyland Kaysern Maximiliano I. Hochlöbl. Gedächtnüß ihm fürgehalten / von Hexen und Unholden / im 1.Punct von der Hexen und Unholden Macht und Gewalt also: Und gleich wie ein Teuffel den andern mit Macht und Scharffsinnigkeit übertrifft / also haben nicht alle Hexen und Unholden gleiche Gewalt / sondern nach deme eine jede einen größern oder subtilern Tenffel zum Gehülffen bekömpt / darnach ist auch ihre Gewalt beschaffen / denn es sind mancherley Teuffel / und in gewisse gradus und Ordnunge unterscheiden / von wegen der Oerter / dahin sie verstossen worden / als sie anfänglich vom Himmel gefallen. Das erste Geschlecht der Teuffel wird genennt feurig / dieweil es oben in der Lufft schwebet / und nimmermehr vor dem Jüngsten-Tage / an die unterste Orte kompt /sondern stets unter des Mondes Zirckel bleibet / und keine Gemeinschafft mit den Menschen auff Erden hat. [310] Daß sie aber unter dem Mond bleiben / betzeuget der H. Augustinus im Buche de Agone Christiano, da er spricht: Die Teuffel wohnen nicht im Himmel / da die Sonn und Sternen sind / sondern behelffen sich alle unter des Mondes Circul. Das hat auch meines Bedünckens Apulejum bewegt / daß er gesaget / die Teuffel sind feurige Geister. Und bezeugets auch Aristoteles / daß man offt im glüenden Ofen kleine Thierlein mit Federn gesehen habe umbher fliegend / die ihre gantze Zeit im Feuer wohnen / denn sie mit dem Feuer herfür kommen und auch darinnen vergehen /und wenn sie verschwinden / wieder an den Ort kehren / daher sie kommen sind. Sie haben keine Gemeinschafft mit der Zauberrey / denn dieweil sie sich im Feuer halten / können sie von wegen ihrer Subtilität / keinen groben Leib in der Lufft an sich nehmen.

Schlüßlich mercke noch / daß die Aberglaubigen Menschen sprechen / wie auß denen ungeraufften Kindern / lauter Irrwische werden. O / irret euch nicht / GOtt lässet sich nicht spotten / ihr fehlet des Weges weit / und seyd mit sehenden Augen blind: Welchen hingegen solche Christen-Kinder zweiffels ohne treffen / duce Christô & auspice Christô. In übrigen ist ein jeder Mensch sonsten gleichsam einFeurmann / Lichtner / illustris etc. so ferne auff Griechisch φῶς so wohl einen Menschen als Licht bedeutet: [311] Wolte GOTT / das ein jeder nur im Lichte wandelte / und der hellen Leuchte / welche ist das Wort GOTtes / Psalm 119. sich bedienete; so würde keiner dermaleins ein Höllenbrand (Hildebrand) werden / der in das euserste Finsternüß müste hinauß gestossen werden. Christe, qui Lux es, & dies: Laß uns in Finstern wandeln nicht; damit kein erlösetesMenschen-Kind ins Höllische oder Irrdische (als wie die Hexen / Zäuberer / Mordbrenner / die rechte Feurmänner seyn / wenn sie auffn Scheiterhauffen gesetzet werden) Feur / Lohe / Flamme / Glut / Hitze etc. gerathe: noch mit den Stock finstern Photinianern, oder andern Tenebrionibus, an den Ort der dunckelen Quaal / zum finstern Sterne / ad finem terræ (vid. Scheræum in der Teutschen Sprach-Schule /) gerathe. Zu die obgedachten Reuchlinos oder Capniones, referire auch jene hin / so pag: hîc 238. vorgefallen seyn / darzu du noch dieses Alphabet kanst fügen /wegen der Oerter / wo man ins gemeine solche gebildete Menschheit / oder gekünstelte Leute (ubi ars imitata est naturam) antreffen mag. Solche aber seynd die Altare / Kirchen / Sacristeyen. etc. wo der Layen Biebel sich geschäfftig machet mit Ebenbildern GOttes / der H. Propheten / Apostel / Märtyrer /Evangelisten. etc. Doch mustu dennoch solche nicht bey denen Inhumanis Calvinistis, Iconomachis, und Bilderstürmern / suchen / als bey andern [312] Leutseligern Christen. Mercke dennoch das jene nicht so närrisch / mit denen Türcken / seyn / das sie gleichwol bey ihrer Unmenschheit nicht solten gute bund-geschlagene Müntze dulden mögen. Ey! nein / talem humanitatem non exunut, nec hanc Anthroposcopiam deponunt. Cæterùm Ara ipsorum sit effera hara . 2. Bäncken und Schemmel / welche seynd gesehen worden / formiret als sitzende Menschen / auff dessen Schosse lebendige andere wieder sitzen können / ich geschweige der Predig-Stüle / so sich auff ihre Moses, Atlantes, Petros, Johannes etc. stützen. 3. Contrafect ers Stuben / wo du den Menschenfresser / den Tod / als einen Mann abgemahlet siehest / item die flüchtige Zeit. vide Cœfiii Moralia Horatiana, die Rache / die Laster / die Tugenden / die Sinne / die Künste / die Planeten. etc. 4. Dächer / drauff prangetVertumnus, der Wetterhan- oder Man / mit seiner Lufft- oder Wind-Fahne / kirret und kehret sich hin und wieder. 5. Erleuchtende Fenster / davon gantze Fächer also sollen eingerichtet und vom Glaser disponiret im Bleye / seyn / als natürliche grosse und kleine Menschen mit ihren Gliedern. Da findet Homonym: τὸ φῶς, ὁ φὼς, seine stat. 6. Fahnen. 7. Gärten / wo Flora, Ceres, Bachus, die 4. Jahrszeiten /die Verwandelung etlicher menschen in Bäume / etc. außn Ovidii Metamorph. abgemahlet / oder [313] in Stein gehauen / oder in Thon bossiret seyn. Zu Halla in Sachs: in gewesenen Fuckmans Garten sitzet ein Münch im Baume mit seinem Psalter / welcher in einem Huy / zu einem herannahenden / herunterfähret / wenn man nicht zuvor Bescheid davon weiß: ich geschweige der wasserspeyenden Grotten. etc. 8. Himmels-Kugeln / da werden nicht alleine die 7. Planeten / Menschen gemahlet / sondern auch meistentheils alle Asterismi: Doch nicht bey den Arabern / welche keine Menschliche Gestalt darzu recipiren: vide außSchickardi Astroscop: meine Cometic: Astrolog: Darzu man hier nicht uneben setzen kan / auß Aldrovand: Histor, Monstr. p. 136. das einsmahls einComet in Menschen Gestalt erschienen sey / welchen man daher ἀνθρπόμορφον geheissen. 9. Jungen Kinder Logamenter: Ey / was siehet man dar inter crepundia für Hampelmännrigen / für Docken! und sprechen darzu die Mütter ins gemeine; Was eine guteHeckemutter will werden / solches Mägdigen bekümmert sich in der Zeit / umb solche contrafait: Hingegen welche solch Puppenzeug nicht achten /von solchen verheissen sie sich wenige Kinder. Ich halte / es sey eben so viel / drauff zu geben als auff jene Fratze / von Katzen lieb haben / in respect eines frommen zukünfftigen Mannes. In übrigen / wird von jenem die prolificatio vermeldet / so wird sie / mit GOttes Hülffe! nicht ermangeln / [314] an meinem ersten und nunmehr eintzigsten Kinde Johanna Susanna. GOTT der HErr gebe / daß sie dermaleines / zur reiffen Zeit / mit Ehren und Nutzen / eine fröliche Kinder-Mutter werde! 10. Krämer-Laden. Aus ist in meiner Heymath / zu Gardeleben / vor allen Bierbräuers Fenstern gesetzen ein halber schwartzer Mann / Apollo Statuarius. Davor anderswo hedera, Späne /Strö-Kräntze / Wische / Breter etc. heraußgestellet /oder gehenget seyn; vor denen Apotecken findestu Mohren / Indianer / solche Pursche. 11. Leichsteinen. 12. Messerschalen / wie an denen Indian. American. etc. Kneifern ein Teuffels-Kopff seyn soll. vide Levin. Hulsium in Navigat. Holland: 13. Närrischen Gauckelers Zelten / wo der alte Hildebrand und solche Possen mit Docken gespielet werden / Puppen-Comedien genannt. 14. Oerter der Raritäten oderKunst-Kämmer. 15. Pocale / derer Deckel ins gemeine mit Menschen-Gestalten prangen / als mit desBachi, Acheloi, Cereris, etc. Ja man hat gantze Flaschen / Krüge / Gläser / etc. wie Menschen gebildet. So stehest du auff denn Schencke-Tischen davon deine Luft. 16. Röhrkasten und Wasser-Künsten drauff Neptunus, Thetis, Amphitrite, Hydromedusa etc. stehet. 17. Schreibe-Stuben / davor gemeiniglich Mercurius, oder Boten mit Briefen [315] etc. gemahlet seynd. 18. Tituln der Bücher / nach deme solche nunmehr fast alle in Kupfer gestochen werden. 19. Vogelbauern / da siehet man mit Lust / wie der Vogel sich in seinem Rade von ein paar Berg-Knappen. etc. drehen lässet. 20. Wappen / Schildern / davon in dem kostbahren Wappenbuche zu Nürenberg durchPaulus Fürsten herauß gebracht. 21. Zimmern / sonderlich in Holland / darinnen auff den Simsen / wie in Welschland in denn Gallereyen etc. so manche schöne Statua der Käyser / Könige / des Herculis, etc. etc. etc. daß man sich nicht gnug an der Kunst ergötzen und drüber verwundern kan.

Ich muß schlüßlich allhier auch gedencken / was sich in diesem 1666. Jahr begeben hat in Meissen / zu Wolckitz am 29. Jan. auffn Abend: da soll ain Mann / mit deme mann allhier zwey Tage hernach geredet hat / dort einen hellen Glantz auß der Lufft herunter fahren gesehen haben; der nicht weiter als eine Gasse breit / von ihm zur Erden gefallen / und just wie ein feuriger Mann außgesehen hat. Eben zu derselbigen Zeit / hat man allhier zu Leipzig / nicht minder gleichsam Feuer vom Himmel herunter fahren gesehen / und zwar Mittagswert / zwischen 5. und 6. item näher 11. Uhr in der Nacht: welches viel / so schlechte als vornehme Leute mit Augen gesehen haben.Confer pag: præcedent. 199. 200. 202. [316] Ich geschweige itzt / daß sich die Gespenster ins gemeine mit grossen feurigen Augen sehen lassen / item das sie anzugreiffen auß dermassen hitzig gewesen.

7. Von gestorbenen Leuten - oder Larvis
VII. Von gestorbenen Leuten / oder Larvis, welche der Apulejus nennet noctium occursacula, Bustorum formidamina, sepulchrorum terriculamenta. vide Reiner. Neuhus. I c. in Exam. Philol: p. m. 264.

Hierzu gehören nachfolgende Exempel: Als spricht Christoph Richter in Spectac. Histor: c. 92. pag. 543. etc. Screckliche Toden-Erscheinung. Martinus Zeilerus in seinen Lehrpunckten über die traurige Geschichten des Rossetti erzehlet folgende erschreckliche Geschichte. Es hat sich vor etlichen Jahren zu Erwanschitz in Mähren (wie ich solches Anno 1617 und 18. zu unterschiedlichen mahlen von glaubwürdigen Bürgern allda hab erzehlen hören / mir auch der Ort ist gewiesen worden) begeben / das dem ansehen nach ein ehrlicher Bürger daselbst auff den Kirchhoff in der Stadt ist begraben worden / welcher stets bey der Nacht auffgestanden ist / und etliche umbgebracht hat: Seinen Sterbekittel ließ er allezeit bey dem Grabe liegen / und wenn er sich wieder niederlegete / so zog er den / Sterbekittel wieder an. Einsmahls aber / als [317] er also vom grabe hinweg gienge / und die Wächter auff dem Kirchthurm solches ersahen / haben sie ihm den Sterbekittel unterdessen hinweggetragen. Als er num wieder zum Grabe kam / und seinen Kittel nicht fand /ruffte er den Wächtern / sie solten ihm den Kittel geben / oder er wolle sie alle erwürgen / welches sie haben thun müssen: Hernach aber ward er von dem Hencker außgegraben / und in Stücken zerhauen / da hörete das Ubel auff: Und da er auß dem Grabe gekommen wurde / sagete er: Sie hetten es anitzo wohl recht getroffen / sonsten weil ihm sein Weib gestorben / und zu ihme geleget worden wär / wolten sie beyde die halbe Stadt umb gebracht haben. Der Hencker zoge ihm auß dem Maul einen langen grossen Schleyer / welchen er seinem Weibe vom Kopffe hinweg gessen hatte / denselben hat der Nachrichter dem beystehenden Volcke gezeiget / und gesaget: Schauet / wie der Schelm so geitzig gewesen. Im ersten Theil in der ersten Traurgeschichte.

2. Christian Minsicht im Schauplatze nachdenckl: Geschichte p. 4. Anno 1567. hat in Böhmen ein reicher Mann gelebet / welchen man überall den reichen Hübner genannt: welcher wie er verstorben / hat man ihn / wie andere begraben. Es hat aber nach seinem Tode / eine Gestalt / so ihme ähnlich / sich sehen lassen / zu vielen Leuten in die Häuser gegangen / und sie erwürget [318] und umbbracht / auch dieses Dinges so viel gemachet / daß man vor dem reichen Hübner / an keinem Ort / sicher seyn können. Da endlich vor rathsam erkannt / sein Grab öffnen zu lassen; hat man also seinen Cörper außgegraben / dem Hencker ihm an öffentlicher Gerichtsstelle den Hals abschlagen /und nachmahls mit dem Cörper verbrennen lassen. Nach solcher Execution hat das würgen auffgehöret /und die Gestalt nicht mehr gesehen worden. Es hat aber der Cörper viel Blut von sich gegeben / welches auch so frisch gewesen / als ob er erst gestorben were; wiewohl er schon 5. Monat in der erden gelegen. Bestehe hievon mit mehrern die Böhmische Chronic. it. Hondorff Theat. Histor. tit. de Potest. Satan. in 2.Præcept.

3. Christoph Richter d. l. Erzehlete Geschichte erinnert mich zweyer anderer / so mit derselben übereinst immen / und von Wenceslao Hageco in seiner Böhmischen Chronicke angemercket sind part. 1.pag. 411. beym Zeiler. d. l. pag. 31. etc. Anno 1337. ward ein Hirte eine Meilweges von der Stadt Cadan in Böhmen begraben: derselbe stunde alle Nachte auff /gieng in die Dörffer / erschreckete die Leute / und redete mit ihnen nicht anders / als wenn er lebete / hat auch ihrer etliche gar ermordet: Und welchen er mit Nahmen genennet / der ist in acht Tagen hernach gestorben. Die Nachbahrn haben ihm einen Pfal [319] durch den Leib geschlagen / dessen er aber nur gelacht / und gesprochen: Ich meyne / ihr habt nur einen Wiederwillen zugefüget / indem ihr nur einen Stecken gegeben / daß ich mich desto besser der Hunde wehren kan: Hernach wurde er von zweyen Henckern verbrennet / da er die Füsse an sich gezogen / und eine weile wie ein Ochse / das ander mahl wie ein Esel geschrien: Als auch der Hencker ihm in die Seiten stach / runne das Blut mildiglich herauß: Endlich aber hörte das Ubel auff.

4. Also schreibet gedachter Autor / das Anno 1345. eine Zauberin / eines Töpffers Weib / eines gehlingen Todes gestorben / und auff einen Scheideweg begraben worden / sey aber vielen Leuten in mancherley /auch Viehes-Gestalt / erschienen / und habe etliche umbgebracht. Als man sie außgegraben / habe sie den Schleyer in der Zeit halb gefressen / welcher ihr blutig auß dem Halse gezogen wurde: Darauff schlug man ihr zwischen die Brust einen eichenen Pfal / und bald darauff floß ihr das Blut auß dem Leibe / und ward wieder verscharret. Aber sie risse den Pfal herauß /und brachte mehr Leute umb / als zuvor: Hernacher ward sie mit sambt dem Pfal verbrannt / und die Aschen ins Grab sambt der Erden geleget: Da hörete das Ubel auff: Aber an dem Orte / da man sie verbrennet / hat man etliche Tage einen Wirdelbind gesehen. (Biß hieher jene Historie: Darbey noch dieses zu erwehnen [320] wehnen ist / das an etlichen Orten / als zu Hall in Sachsen und Leipzig / gebräuchlich ist / wenn man auff den Gottesäckern die Todten bey ihren Gräbern / drinnen sie itzt sollen hinein gesencket werden /zu guter letzte / beschauen lässet und ihre Särcke er öffnet / daß man auß der Erden einen halb-Circkel rundten grünen Erd-Torff oder Rasen herauß gräbet /und solchen euserlich dem gestorbenen Menschen /umb den Kinn unterm Hals schiebet / und also begräbet: Solches / sprechen sie / soll darumb geschehen /damit die Todten weder sich selbst noch andere verzehren können: Denn man will verspüret haben / daß sich etliche selbst rund herumb / (etwan wie die Erdlämmer in Tartariâ) befressen / und ziemliche Stücke vom Sterbkittel / ja vom Fleische der Brust und Händen hinein geschlungen haben: Darauff auß der gantzen Freundschafft immer einer nach dem andern darzu soll abgestorben seyn. Umb solches aber zuverhüten / soll das Erdreich gut seyn / daß der Todte drinne seine Lust büssen und seinen Muth kühlen möge. Weiter sollens solche Leute seyn / welche von ihren Müttern / wenn sie einmal gewehnet / und von dem Pitze abgesetzet worden / wieder zum andern mahl fort seynd gestillet worden: Davon ein mehres in einer gewissen Centaria meiner Weiber Philosophie.

5. Es beschreibet Petrus Lojerus in seinem Buch von Gespenstern / unter andern eine [321] wunderbahre Geschicht / auß Æliano Phlegonte, Käysers Adriani Freygegebenen / das nehmlich zu seiner Zeit zu Tralles einer Stadt in Syrien ein vornehmer Adelicher Geschlechter Demostrates, gelebet / so mit seinem Gemahl Charito, eine vortreffliche schöne Tochter / Philinion gezeuget / welche von vielen vornehmen Personen zur Ehe begehret / aber in blühendem Alter mit grossem unauffhörlichen Trauren beyder Eltern /Tods verschieden: und von ihnen stattlich balsamiret /mit köstlichen Kleidern angezogen / bestattet worden. Es begab sich aber bey 6. Monat hernach / daß Machates ein vortrefflicher Jüngling bey gemeldten Demostrate eingekehret / dieweil auch seine Eltern vormahls seines Hospitii und Freudschafft sich gebrauchet: Da er denn von ihm freundlich empfangen / und zu oberst des Hauses in eine Kammer eingewiesen worden. Als er nun umm die Nacht ein zeitlang in allerley Gedancken gesessen / höret er in dem nechsten Saal seines Wirts Tochter / (so damahl vor 6. Monaten Todes verblichen) reden / welche auch so bald zu ihme in die Kammer eingetreten / ihn mit frölichem Angesicht gegrüsset / und bey seinem Nahmen genennet: darüber er erschrocken / wiewohl ihm unbewust /daß die Jungfrau / (deren Gestalt / Kleidung / Rede und Geberden dieses Gespenst gantz an sich genommen /) vorlängst gestorben. Darauff sie denn bald zu ihm getreten / und mit lachendem [322] Munde / folgender Gestalt angeredet: Lasse dich es nicht verwundern /lieber Machates / ich bin deines Wirths Tochter / und dieweil ich deine Zukunft vernommen / bin ich ansehung deiner Vortreffligkeit und Tugenden / vorlängst in Liebe gegen dir entzündet und bewegt worden /wiewohl es meinem Weiblichen Geschlecht nicht wol geziemen wollen / dich unterthänig zuersuchen / daß du dich meiner Beywohnung nicht entziehen wollest /denn ich im wiedrigen Fall und dessen Verbleibung /mich wegen deiner Unfreundligkeit und Bäurischen Grobheit füglich würde beklagen können / zu dem Ende aber unserer beyder Liebe desto füglicher zu geniessen / habe ich diese bequeme Stunde zu unserm Beyschlaff ersehen / in dem niemand mehr wachend /und beyde Eltern zu Bette sich allbereit verfügt haben. Der Jüngling liesse sich durch die Schöne der Jungfrau leichtlich bewegen / bewilligt in alles / und verbargen sich mit einander in dem beystehenden weichen Bettlein: Befahle auch seinem Diener / den Tisch und Speise zuzurichten / damit er nach vollbrachtem Streit ein Erquicktrüncklein mit seiner Liebhaberin thun möchte. Durch das Getümmel nun / wurde die Mutter Charito erwecket / das sie einer ihrer Magd befahl / zu besehen / was in des Gastes Zimmer vor ein Getümmel / ob ihm vielleicht was frembdes zugestanden were. Als nun die Magd zu der Kammer kommen / findet [323] sie die Thüre halb offen / wolte aber /dieweil sie ein Weibsbild drinnen reden höret / nicht hinein gehen / siehet also ihre Haußtochter Philionem bey Machate an dem Tische sitzen / und sich erlustigen / welches sie mit grossem Schrecken eilend ihrerFrauen berichtet / aber von ihr schlecht geglaubet worden / mit vermeldung / ob ihr nicht wissend / wie ihre Tochter vor allbereit etlichen Monaten Todes sey verfahren / darauff die Magd geantwortet: Es ist mir zwar unserer Tochter tödtlicher Abschied nicht unbewust / ich habe sie aber anitzo mit meinen Augen und Ohren gesehen und gehöret / mit dem Machate reden / als sie nun nicht nachlassen wolte / gehet endlich die Mutter auch zusampt der Magd hinauff vor die Kammer / und weil es alles still / (denn sich die beyde Liebhabende wiederumb zu Bette begeben und entschlaffen) hat sie den Machatem auch nicht von dem Schlaff auffwecken wollen / iedoch bey dem brennenden Lichtschein ihrer Tochter Angesicht / Kleidung und Geschmeid erkennet. Ist also / mit Furcht / Freud und Schrecken umbgeben / auß der Kammer eilend gewichen / in willens / auff den Morgen weiter bey ihrer Tochter / wegen ihrer Wiederkunfft / Nachforschung zu haben: Die Tochter aber nach offtmahls wiederholten Küssen und Vermischung / hat gegen angehenden Tag ihren Abschied von Machate genommen und gesprochen / mein geliebter [324] Machates, ich muß mich vor Tage wiederumb in meine Kammer begeben / damit nit meine Eltern etwas von unserer Liebe vermerckē mögen: Ich will aber künfftige Nacht widerumb bey euch erscheinen / und unsern Lüsten ein völliges gnügen leisten. Damit ihr mich aber auch danckbar erkennet / will ich euch dieses mein Brusttuch und güldenen Ring verehren / mit bitt / meiner darbey zu gedencken. Dieses Geschenck nun hat Machates freundlich angenomen / und hingegen ihr einen eisernen Ring / so er am Finger getragen / zusampt einer silbernen Schalen / mit Gold durchtrieben / und Künstlich zugerichtet / verehret. Als nun der Tag eingebrochen / ist die Mutter eilends in des Machatis Kammer kommen / und mit vielen weinen nach ihrer Tochter / wo sie hinkommen / gefragt / auch was er mit ihr getrieben / und was sie unter einander geredet hetten / welches denn Machates ordentlich erzehlet /das Brusttuch und Ring / so er von ihr empfangen /vorgezeigt / so denn die Mutter mit weinenden Augen empfangen / und vor ihrer Tochter Kleinod erkennet. Unterdessen hat Machates versprochen / er wolle verschaffen / daß wenn die Tochter folgende Nacht wiederumb keme / der Mutter solches so bald angezeiget würde / welches denn auch geschehen /indem die Tochter folgende Nacht wiederumb zu der Stunde / wie die vorig / zu ihrem Liebhaber kommen /der Diener [325] aber solches so bald der Mutter angezeiget / so denn beneben dem Vater mit grosser Verwunderung die Tochter in dem Bette bey dem Machate gefunden / und mit vielen Weinen angeredet: denen die Tochter mit traurigem Angesicht geantwortet: Ach ihr meine unglückselige Eltern / wie habt ihr mir eine so geringe Freude mißgönnet / und nicht nur 3. Tag euch mit meinem Liebhaber Machate zu ergetzen gestattet? Ach es wird euch diese Sorgfältigkeit großen Schmertzen und weinen verursachen. Darauff sie so bald als ein Cörper liegen blieben / dadurch die Eltern von neuen zu weinen und zuklagen anfingen / ach allerliebste Tochter Philinion, wie hastu uns durch dieses traurige Spectacul zu deinen dir von den Göttern wieder zugestellts Leben / beweget / warumb verlessestu uns nun zum andern mahl / in solchen grossen Aengsten / hastu darumb müssen von den Toden wiederumb herfür kommen / daß wir dein Ableiben zum andern mahl sehen musten? warumb sind wir nicht vielmehr aus diesem Leben abgefordert worden / daß wir dich in den heiligen Elysischen Feldern besuchen möchten? Abeer wir sind zu gar unglückhäfftig / es ist uns das Glück iederzeit hefftig zuwieder / und hat uns in dermassen große Schmertzen / und Angst werffen wollē / daß uns der Todt lieblicher denn das Leben were. Zu diesem Geschrey ist das Haußgesinde zugelaufen / und endlich in der gantzen Stadt ruchtbau[326] worden. Der Oberste aber der Stadt kame gleichfalls mit der Gvardi und damit in der finstere kein Aufflauff / oder zusammen Rottierung geschehen könnte /ließe das Hauß biß auff den Morgen bewachen: Da denn das Volck von der vergangenen Geschicht sich besprachet / unterdessen hat der Oberste das Grab besichtiget / und darinn allein die silberne Schalen und Ring / so ihr von Machate verehret / gefunden; Zu Hauß aber von den Eltern der Leichnam vor ihre Tochter erkennet worden / wie derselbe in dem Bett liegen blieben / welches grossen Schrecken gebracht /derwegen der Wahrsager Hillus gerathen / den Cörper außer der Stadt den Thieren vorzuwerffen / die Stadt und Bürger mit sonderlichen Opffer zuversöhnen / die Eumenides und Mercuriū, Chronium mit Opffern zuverehren / die Tempel zu heiligen / und gewisse Spiel den Höllischen Göttern zu halten / auch daß der Oberste / so bald immer möglich / dem Jovi Hospitali, Mercurio und Marti absonderlichen wegen Wohlfahrt des Keysers ein Opffer thun solte. Welchem allem nachgelebet worden. Ist auch Machates bald darauff gestorben. Bißdaher gedachter Autor. Daraus des Teuffels Begierde sich mit den Menschen zuvermischen gnugsam erscheinet / anderer unzehlicher Exempel zugeschweigen: wie er aber zu solchem der Abgestorbenē / oder auch am Galgen justificirten Cörper gebrauchet / ist durch die Erfahrung [327] gnugsamb bekant. 6. Zeilerus im Zusatze zur ersten Historie derTrauer Geschichten p. 30. 31. In Böhmen hat man mich für gewiß berichtet / daß so offt iemands aus dem fürnehmē Geschlecht der Herren von Rosenberg (so numehr abgestorben /) hat sterben sollen / man allezeit eine Weibes Person / mit einem großem Böhmischē Schleyer / im Schloß zu Crumau in Böhmen / gesehen habe. Ein fast gleichformiges Exempel hat auch Crusius in Annal. Svev. part. 3. lib. 12. cap. 37. von dem Schloß Hohen Rochberg. Von des Theodori Gazæ Meyer einem / in Apuliâ, schreibet Peucerus in loco de Magia, p. m. 152. a. und Manlius in Collectan, p. m. 30. 31. Daß er ohngefähr ein Todengeschirr ausgegraben / und solches auff dem Acker liegen gelassen. Bey der Nacht erscheint ihm etwas / und befiehlt / er solle dasselbe begraben / wo nicht / so werde sein Sohn begraben werden. Weils aber der Meyer nicht thut / so stirbt ihm des andern Tages sein Sohn / Er wird darauff wieder ermahnt / das gedachte Grab wieder zuzudecken; da ers aber nicht thut / so wird ihm der ander Sohn auch kranck / darauff er im Schrecken solches seinem Herrn Theodoro angezeigt / der mit ihme auffs Feld gehet und das Geschirr zu begraben befiehlt / darüber der Sohn gleich wieder gesund / und der Vater vom Gespenst erledigt wird. Solche Geschicht / als Theodorus hernach etlichen Gelehrten Freunden zu [328] Rom erzehlete / hat er seine Rede mit des Propertii Vers beschlossen. Sunt aliquid Manes, Lethum non omnia fiint. Eine andere Histori erzehlet Agathias lib. 2. circa fin. von etlichen Philosophis, die auff ihrer Reise einen neulich verstorbenen und unbegrabenen Cörper am Wege liegend / angetroffen / und solchen auß Barmhertzigkeit auffgehoben und begraben haben. Als sie aber bey der Nacht ruheten / ist ihnen etwas erschienen / so ihnen befohlen / daß / so sie gefunden / unbegraben liegen zu lassen: Denn die Erde könne einen solchen / der mit seiner Mutter Unzucht getrieben nicht dulden. Des andern Tages haben sie gedachten Cörper wieder außgegraben und blosser gefunden.

7. Für allen Dingen muß ich hier nothwendig dieallerverwunderlichste Histori hinzuthun von den gestorbenen Menschen / wie sie gefunden wird beymCasp. Henneberg. in Chronic. Prussiæ. p. 254. Zu Leunenburg in Preussen / war ein sehr behender Dieb / der einem ein Pferd stehlen kunte / wie fürsichtig er auch war. Nun hatte ein Dorff Pfarrer ein schönes Pferd / das hatte er dem Fischmeister zu Angerburg verkaufft / aber noch nicht gewehret: Da wettete der Dieb / er wolte solches auch stehlen / und darnach auffhören. Aber der Pfarrer erfuhr es / liesse es so verwahren / und verschliessen / daß er nicht darzu kommen kunte. Da aber der Pfarrer mit [329] dem Pferd in die Stadt ritte / kam der Dieb auch / in Bettlers Kleidern / und mit zweyen Krücken / in die Herberge allda zu betteln. Da er nun merckete / daß der Pfarrer schier wolte auff seyn / machet er sich zuvor auff das Feld / wirfft die Krücken auff einen Baum / leget sich darunter / des Pfarrern wartende. Der Pfarrer kompt hernacher / wohl bezecht / findet den allda liegen und sagt: Bruder / auff / auff! es kömpt die Nacht herbey /um Leuten zu / die Wölffe möchten dich zerreissen! Der Dieb saget: Ach lieber Herr / es waren böse Buben jetzt allhier / die haben mir meine Krücken auff den Baum geworffen: Nun muß ich allhier verderben und sterben / denn ohne Krücken kan ich nirgend hinkommen. Der Pfarrer erbarmete sich seiner /sprang vom Pferde; giebt das Pferd dem Schalcke /das mir dem Zügel zu halten / zeucht seinen Reit-Rock auß / leget ihn auff das Pferd / steiget auff den Baum die Krücken abzugewinnen: Indessen springet dieser auff das Pferd / rennet davon / wirfft die Bettlers Kleider weg / und lässet den Pfarrer zu Fusse nach Hause gehen. Diß kompt für den Pfleger / der bekompt den Dieb / und läß ihn an den Galgen hencken. Nun wuste jederman von seiner Listigkeit undBehendigkeit zu sagen. Einsmahls ritten etliche Edelleute auf den Abend allda vorbey / seyn wohl bezecht / reden von seiner Behendigkeit und lachen darüber: Unter diesen [330] war einer ein versoffener und wüster spottischer Mensch / sagend: O du behender und kluger Dieb! du must ja viel wissen / komm auff den Donnerstag mit deinen Gesellen zu mir zu Gaste / und lehre mich auch Listigkeit. Dessen lachten die andern / und redeten auff dem Wege von seiner Behendigkeit. Auff den Donnerstag / als der Edelman die Nacht über gesoffen hatte / lag er lang schlaffend: Da kamen die Diebe umb Glocke 9. des Morgens in den Hoff /mit ihren Ketten / gehen zur Frauen / grüssen sie und sagen: wie sie der Juncker zu Gaste gebeten / sie solte ihn auffwecken: Dessen sie gar hart erschrickt / gehet zum Juncker für das Bette / und saget: Ach! ich habe euch längst gesagt / ihr wurdet mit eurem Sauffen und spöttischen Worten Schande einlegen: Stehet auff /und empfahet eure Gäste. Und erzehlete ihm / was sie in der Stuben gesaget hetten. Er erschricket / stehet auff / und heisset sie willkommen / und daß sie sich setzen solten: Lässet essen vortragen / so viel er in eile vermag / welches alles verschwindet. Unterdessen sagte der Edellman zum gerichteten Pferde-Diebe: Lieber / es ist deiner Behendigkeit viel gelachet worden / aber zwar itzunder ist mirs nicht lächerlich /doch verwundert mich / wie du so behend bist gewesen / so du doch so ein grober Mensch scheinest? Derselbe antwortete: Der Satan / wenn er siehet / daß ein Mensch GOttes Wort verläst / kan einen leicht behende [331] machen / sintemal die Warheit gesaget hat: wie die Kinder der Welt witziger seynd in ihren Geschäfften / denn die Kinder des Lichts. Der Edellman fragte andere Dinge mehr / darauff er antwortete / biß die Mahlzeit entschieden war. Da stunsten sie auff / dancketen ihm für den guten Willen / und sprachen weiter: So bitten wir euch auch auß dem Himmlischen Gericht GOttes / an das Holtz / da wir / umb unser Missethat willen / von der Welt getödtet worden / und da solt ihr mit uns auffnehmen das Gerichte zeitlicher Schmach / und diß sol seyn heute über vier Wochen: Und schieden also von ihm. Dessen erschrack er sehr / ward hefftig betrübet / sagte es vielen Leuten: der eine sagte diß / der andere das dazu. Er tröstete sich aber dessen / daß er niemand nichts genommen hette /und daß solcher Tag auff Allerheiligen Tag gefiel /auff welchen / umb des Fests willen / man nicht zu richten pfleget. Doch bliebe er zu Hause / lude stets Gäste zu sich / ob was geschehe / daß er Zeugnüß hette / er were nicht außkommen. Denn damahls war Rauberey im Lande / sonderlich Greger Maternen Reuterey / auß welcher einer den Hauß Comtor D. Eberehard von Empten erstochen hatte. Derohalben der Comtor befehl bekam / wo solche Reuter oder Compans zu finden / man solte sie fangen und richten / ohne einige Audienz. Nun war der Mörder verkuntschaffet / und der Comtor eilete [332] ihm mit den Seinigen nach: Und weil jenes Edellmannes der letzte Tag nun war / und darzu Allerheiligen Tag / gadachte er / er were nun frey: will sich einmahl gegen Abend / auff das lange Einsitzen / etwas erlustigen / ritte in das Feld: Indessen / als seiner des Comtors Leute gewahr werden / deucht sie / es sey des Mörders Pferd und Kleid / und ritten flugs auff ihn zu. Dieser stellet sich zur wehre / und ersticht einen jungen Edelman / des Comtors Freund: Derohalben er gefangen wird / drin gen ihn für Leunenburg / geben einem Littauen Geld /der hencket ihn zu seinen Gästen an den Galgen: Und wolte ihn nicht helffen / daß er sagte / er keme auß seiner Behausung erst geritten: sondern muß hören: Mit ihm fort! ehe andere kommen und sich seiner annehmen / denn er will sich nur also außreden. Siehe /also konten von diesem Elenden keine Bitte den Galgen und Tod nicht abwenden. Casp. Hennebergicus in Chronico Prussiæ pag: 254.

8. Ein Verstorbener schicket seinem Bruder einen Brieff. Zwey Welsche Kauffleute reiseten auß Piemont in Franckreich: Unterwegens begegnete ihnen ein Mann / der viel länger war als andere: Derselbe ruffte sie zu sich / und redete sie also an: Kehret zurück / zu meinem Bruder Ludovic / und gebet ihm diesen Brieff / den ich ihm sende. Sie wurden sehr bestürtzt / [333] und frageten / wer seyd ihr? Ich bin / sagte er / Galeatius Sforcia: und alsbald verschwand er. Sie wendeten ihren Zügel gen Meiland / und dar gen Vigevena / da Ludovic damahls war / sie baten / man wolte sie vor den Hertzog lassen kommen; Sie hetten Brieffe / ihm zu überantworten von seinem Bruder. Die Hoffleute spotteten ihrer / und weil sie immer ferner deßwegen anhielten / legete man sie gesangen /und stellte ihnen die scharffe Frage für: Aber sie blieben beständig auff ihrer ersten Rede. Unterdessen rathschlageten die Räthe des Hertzogs / was man mit diesem Brieffe machen solte / und wusten nicht zu antworten / so waren sie bestürtzet. Einer unter ihnen / mit Nahmen Vincente Galeatius / nahm den Brieff in seine Hände / der war geschrieben auff ein Pappier /welches in der Form eines Briefes von Rom zusammen geleget war / und war mit Dünnen Messengen Draht vermahret / darinnen stunde geschrieben: Ludovic / Ludovic / siehe dich wohl für: die Venediger und Frantzosen werden sich mit einander verbinden / dich zu ruiniren / und dem Vorhaben gantz und gar zurück zu treiben. Aber so du mir wirst dreytausend Kronen verschaffen / will ich Ordre geben / daß sich die Hertzen sollen sänfftigen / und daß das Unglück / so dir dräuet / sich weit abwende: Ich habe das gute Vertrauen / ich wills zu Wercke richten / so du mir wollst glauben. Hiemit [334] GOtt befohlen. Die Unterschrifft war diese: der Geist deines Bruders Galeatii. Etliche verstarreten über den seltzamen Handel: Etliche aber machten nur ein Gespotte darauß: Ihrer viel riethen /man solte die drey tausend Kronen in depositum legen / damit man der Meynung des Galeatii am nechsten käme: Der Hertzog aber vermeynete / man würde seiner spotten / so er die Hand so sehr sincken liesse /wolte demnach das Geld nicht außzahlen / und es in frembde Hände überlieffern: darauff ließ er die Kauffleute wieder nach Hause ziehen. Aber über etliche Zeit ist er von seinem Hertzogthum Meiland verjaget /und gefangen genommen worden. Arluno in dem ersten Theil der Meilandischen Historien / oculatus testis.

Mercke schlüßlich / daß die Jüden und ihre Rabbinen / ins gemeine / nicht alleine davor halten / als wenn alle Mormilycia, Empusæ, Pythonos, Sympytæ, Pythonissæ, Lycanthropi, Cobboldi, homunculi Domestici, das ist / Weerwolffen / Kobbolde / guegen Ollten / Edder Oelrikken / etc. die Mahre / oder Synonym: das Drucken oder Reiten der Mahre / das Rätzel / Nacht-Rätzel / etc. [nachn Joh. Awen / in Disput. de Incubo, thes. 2. und 19. 20. Argentorat: 1666.] und die übrigen Phantasmata, von Adams Samen herkommen sollen / als welche drauß gebohren worden in selbigen 130. Jahren / drinnen Er [335] sich seines Weibes enthalten hat / nach deme Cain von seinem Bruder ermordet worden. Sondern daß sie auch /als zu einem sonderbahren Mittel / und Abwehre / befehlen; man müsse sieben Circul ümbs Grab machen /damit solche Gespenster nicht in einen todten Cörper kriechen / sich in solchem verstellen / und Schaden bringen mögen. Wie solches d. l. Joh. Awen anführet: Hinzuthuende von dem Alpe / thes. 20. daß manche Leute etlichen alten Weibern am Gesichte abmercken wollen / welche des Nachts zu Mahren werden; als wenn ihre Augenbranen gantz gleich zu gehen / und das Plätzgen / über der Nase / Glabella genannt / als das sonsten glat ist / auch rauch mit Haaren bewachsen außsiehet. Anderer närrischer Kennezeichen will er geschweigen / als derer er sich schämet sie vorzubringen. In übrigen daß es des Teuffels Spückerey sey / ist unleuchbar / wiewohl das Mauschlische bemühen wenig darwieder vermag: und so viel hilfft / als der Egyptier ihre Isides, so sie / von Thon / Ertz / Messing etc. gemachet / denen Mumien / oder auch todten Cörpern / insinuiret / und noch von so sehr vielen 100. Jahren her / itzt drinnen gefunden werden. vide B. Gryphii tractatulum de Mumiâ Wratislaviæ: so vor ein paar Jahren herauß kam. Und ist glaublich bey der Historie / so ich pag: 43. 44. vorgebracht / daß der Teuffel gewust / wie jene Magd / plötzlich etwan [336] vom Schlage damahlen sterben sollen: derentwegen er sich in einen GötzenMausim, oder Mäuselein / flugs verwandelt / und hernach sein drücken über den Knecht / nachgelassen hat: Damit durch diesen scheinbahren process oder Folgerunge der Aberglaube gestärcket / und nicht geschwächet würde. Die in dem HErren sterben / ruhen ohne daß wohl / so mit der Seelen als dem begrabenen Leibe. Und ist also freylich auch wohl dieses ein ludibrium satanæ gewesen (oder verhält sichs hiemit / nach der Schrifft / da auch GOtt der HErr /durch den gestorbenen Samuel / Wunder und Warnung gethan?) da 1664. umb den Advent zu Lützen im Stiffte Merburg / eine plötzliche und wunderliche Feuersbrunst entstanden ist. vide pag: hic 197. daß kurtz vorher / solches sey angedeutet worden / durch den / etwan noch nicht ein viertel Jahr vorher / vorstorbenen Sel: Herrn M. Johann: Lysthenium gewesenen Pfarrern und Seniorem, wohl 80. Jährigen / als der bey hellem Tage an seine vorige Stube / von aussen / gekommen / das Fenster auffgethan / und etliche mahl mit gewöhnlicher Stimme geruffen habe: Wehe dir / Lützen! welches flugs in selbiger Stube etliche versammlete Priester und andere Leute gehöret haben / nebenst dem Herren Sohne / auch einem Pfarrern /so damahlen zugegen gewesen / der aufgestanden und hingegangen ist; aber nichtes gesehen hat; [337] in deme solchem das Fenster vor der Nase vom Gespenste war zugeschlagen worden. Welches alles Er umbständlich / nachm erschollenem Gerüchte / vorm hohen Gerichte gestanden / und außgesaget hat. Sonsten wegen des erwehneten Kobolden anderswo im Lützen /ward mir noch dieses von einem Landsmanne erzehlet / daß / nach selbigen Gesichte / wie es aber nit so wol gegossen / als sich soll gebadet etc. gehabt haben /der Mann im Hause verstorben sey. etc. Ich habe ohnegefehr etwas berühret von den Mahren: behalte noch dieses darzu / wegen der Mahrenflechten: (in Thüringen heisset man es Sael-locken / in übrigen kenne ich hier ein grosses Weibesbild / welches etliche solche verwirrete Flechten auffn Kopffe hat.) Davon also Johann: Tröster / 1666. Nürnberg: imPolnischen Adlers-Neste / lib. 3. c. 16. pag: 289. 290. von Anno Christi 1296. da die Tartarn in Pohlen gefallen / und solche Menge Volcks weggetrieben / das sich zu Ulodomir in Russenland / mehr als 20000. Polnische Jungfrauen gefunden haben. Doch haben sie es auch denen Russen / welche doch ihre Wegweiser gewesen waren / keines weges geschencket: denn sie den Gefangenen die Hertzen außschnitten / und mit Gifft aufülleten / und den Russen heimlich in die Wasserbrunnen einfrisseten / davon ihr viel sterben müsten. Ja man hält dafür / daß auch die Polnische Flechte / [338] daß mahl / und auß dieser Vergifftung entstanden / so noch heutiges Tages / manchem die schöne Haar wunderlich zusammen picht. ibidem cap. seq: 17. 18. Vom Uladislao, Loctico, so von seiner kurtzen Person / Cubitalis, oder Ellenman Polnisch Lockieteck geheissen worden. etc. welches zu mein letztes Capitt. gehöret.


Sectio secunda.


Eine andere Beschaffenheit hat es mit folgenden. Als lieset man dieses bey Johann Lassenio in Adelichen Tischreden Dial. 3. pag. 80. etc. Sonsten befinden sich / bey dem Menschlichen Cörper / solche Eigenschafften / oder vielmehr Schwachheiten / welche solche Dinge bey ihnen verursachen können: Absonderlich aber befinden sich solche Sachen mehr bey Weibs- als Manns-Personen. Dannenhero man auch bey theils Orten die todten Cörper / nicht als biß in den dritten oder vierdten Tag begräbt / inner welcher Zeit die Naturkündiger meynen / daß sich eine solcheconsternatio oder retētio spirituū äussern müsse. Hierauff fieng Mons. Charles an. Es ist war / Mons. Basse-court, was ihr geredet / und wie ich mich besinne / so schreibet man mir / daß es eine Kindbetterin gewesen / und gebe ich wohl zu / daß es auff diese weise geschehen könne / wie ihr saget. Freylich / antwortete Mons. Basse-court, muß es auff solche weise geschehen / denn ich nicht absehe / wie man es sonsten behaupten könne. Ich [339] will nur ein Exempel erzehlen: darauß ihr vielleicht mehr glauben diesem Dinge zustellen werdet. Er erwehnet der vornehme Holländische Poet J. Catz in seinen Sinnreichen Gedichten / genannt Heurath auß dem Grabe; daß an einem Ort in Holland / eine Jungfrau gewesen / umb welche zwey junge Gesellen / bey ihren Eltern angehalten / der eine ein Kauffmann / der ander ein Apothecker. Die Jungfrau habe zwar mehr Liebe zu dem Apothecker getragen / als zu dem Kauffmann / nichts desto weniger aber habe sie den Kauffmann / auff gutachten ihrer Eltern / nehmen müssen / alldieweil er reicher als der Apothecker. Weil nun dieser seines Wunsches nicht theilhafftig werden mögen / und sehen müssen / das ihm ein anderer mit dem Fleisch durchgehe / habe er auch ein Gelübde gethan / nimmermehr zu heurathen. Die Jungfrau habe mit ihrem begüterten Kauffmanne gelebet ein Jahr / sey aber in Kindesnöthen verstorben / und man habe sie dem Gebrauch nach / annoch vor 24. Stunden begraben; der Apothecker aber / habe den Todtengräber gebeten /ihm das Grab vor Darreichung eines gewissen Geldes zu öffnen / damit er die verstorbene / die er auch im Tod liebe / nur einmahl sehen möge. Der Todtengräber habe sich leicht dazu bereden lassen / und sey der Apothecker des Nachts zu dem Grabe kommen / den Todtenkosten eröffnet / und den Cörper gesehen / und in dem [340] er wieder hinweg gehen wollen / habe er mit Vergiessung vieler Thränen / den todten Mund geküsset / da er denn befunden / daß derselbige einen Athem von sich gabe / worüber er zwar anfangs erschrocken / aber nachmahls ihm besser nachgedacht /nach Hause gelauffen / und allerhand Artzney geholet / auch endlich so viel zu wege gebracht / daß die Frau die Augen wieder eröffnet / sich auffgerichtet / und gefraget / wo sie sey? worauff der Apothecker ihr / jedoch mit Bescheidenheit / den gantzen Handel berichtet / und sey sie mit ihm / in ihrem Todenhembde /wiederumb zu ihres Mannes Hause gegangen / welcher sie endlich / aber mit grosser Furcht und Schrecken eingelassen / ihr aber die Hände nicht geben wollen: Des andern Tages / habe er lassen alle seine Freunde / und einen Geistlichen zu sich erbitten / diesem Apothecker / sampt seinem Haab und Gut / auch die Frau geschencket: Und sey er alsobald darauff gestorben / die Frau aber mit dem Apothecker / annoch fünff Kinder gezeuget.

Das ist eine wunderliche Geschicht / sagte Don Roderigo, aber ich erinnere mich / das man mir in der Churfürstlichen Sächsischen Residentz-Stadt Dreßden / auf dem Kirchhofe zu S. Maria / einen Stein gewiesen / darunter / wie man berichtet / eine Frau begraben sey / welche nach dem sie einmahl allbereit beygesetzet gewesen / wieder ewachet / und annoch 7. Kinder gezeuget. Sie [341] sey aber durch den Todtengräber erwecket / welches ihr in der Nacht die Ringe von dem Finger ziehen wollen / und zweiffels ohne ziemlich hart wird gezogen haben; und halt ich es mit euch / daß dergleichen Sachen in der Natur viel seyn / und auß denen Ursachen / wie ihr angezeiget / wohl geschehen können. Ich gestehe es / das in der Natur viel verborgen / so wir nicht alles eigentlich begreiffen oder ergründen können; Man könte von diesen Sachen / einen weitläuffeigen Discurs führen. Denn ich bilde mir ein / wo die Seele im Menschlichen Cörper ist /so müsse sie auch ihre Wirckung haben / und könne der Geist des Menschen nicht ruhen; wo sie aber die Wirckung habe / so könne man dieselbe auch an demMenschlichen Cörper abnehmen; Allein ich will lieber den Naturkündigern schlecht glauben / als denKopff hiemit martern.

Was des Lassenii letzt-berührte Geschichte antrift /solche erzehlet viel vollständiger Herr Grundman inn seiner Geist und Weltl. Geschicht Schul: p. m. 221. etc. die wiederlebende Kinderbetterin Philippus Salmuth Cent. 2. num. 87. Obs. Medd. erzehlet einen denckwürdigen wunderbahren Fall / der sich mit einer Kindsbetterin / Matthæi Harnisches / Buchdruckers zu N. Eheweibe / zugetragen. Diese befiel in ihrem Kindbett oder 6. Wochen mit einer hefftigen und anhaltenden Schwachheit und ohnmacht / daß man [342] kein Leben bey ihr vermerckte / sondern sie gantz für tod hielte / und als eine Leiche zur Erden bestatten ließ. Wie nun des Orts brauch ist / daß der Sarg vor dem Einsencken ins Grab eröffnet / und die Leiche männiglich zu schauen dargestellt wird / sind die Todtengräber an dieser Frauen etwas von Schmuck und güldenē Ringen ansichtig worden / deßwegen sie den Anschlag machen / auff die Nacht sie wieder außzugraben / und ihr den Schmuck abzunehmen / richten auch denselben ins Werck. Als sie nun das Grab und Sarg eröffnet / unn der Frauen die Ringe abziehen wollen /zeucht sie ihre Hand zurück / und fängt sich an zu regen / wovon diese Buben solche Furcht und Schrecken ankompt / daß sie ablassen und davon lauffen. Die Frau ermahnet sich / und kompt wiederumb zu ihr selber / weiß nicht / was mit ihr fürgangen /richtet sich auff / und rufft umb hülffe. Nach dem sie aber vermittelst des Lichts / so in einer Laternen die Todtengräber aus Furcht hinter sich gelassen / gewahr wird / an was für Ort sie sey / steigt sie mit grosser Mühe aus dem Grabe / nimmt die Leuchte zur hand / und kommt darmit zu ihres Mannes Hause / klopffet da an / und begehret sich ein zulassen. Das Gesinde / wie auch der Haußwirth selbst / da es ihm wird angezeigt / halt es mehr für ein Gespenst / als seine wiederlebende Haußfrau / und weisen sie mit harten Worten ab. Als sie aber mit ruffen und anklopffen weiter [343] anhielt / und ihr Ehemann sie endlich an der Stimme erkennete / sie ihm auch beweglich zuredte / er möchte bedencken / was ihr Zustand / und wie sie in so kalten Wetter nicht lange tauern könne /hat man sie eingelassen / und von ihr allen verlauff /nicht ohne Entsetzen / vernommen. Auch hat sie ihr Haußwirth mit grossen Freuden nebenst dem gantzen Hause erkennt und auffgenommen / GOtt darüber hertzlich gedancket. Was aber folgenden Tages für wundern / heimsuchen und glückwünschen bey der gantzen Stadt gewesen / ist leicht zuerachten. Sie hat ihre gäntzliche Gesundheit wieder erlanget / noch viel Jahre gelebet / und mit ihrem Ehemanne / durch GOttes Segen / noch etliche Kinder erzeuget. Die Todtengräber / nach dem aller Verdacht auff sie gefallen /sind eingezogen / und nach Verdienst abgestraffet worden.

Psalm. 71/19. Du thust grosse Dinge / GOtt / wer ist dir gleich? Denn du lässest mich erfahren viel und grosse Angst / und machst mich wieder lebendig / und holest mich wieder aus der tieffen Erden herauff. Uber diese Wort ist Lutheri merckwürdige Erklärung zu finden Tom 12. Witt. p. 389 / in den Summ. über diesen Psalm / den er außgelegt von der Person der gantzen Christenheit / sonderlich vom letzten Alter der Welt / da gefährliche Zeitē seyn / und der Glaube mit dem Evangelio niedergeschlagen werden solten etc.[344] Es mag uns wohl eine köstliche Weissagung seyn /daß GOttes Wort für der Welt Ende hat müssen wiederkommen / damit er uns wiederumb (sagt er) tieff auß der Erden holet / und höchlich tröstet / wie denn darauff lautet die gemeine Rede / bey den Christen /daß Elias und Henoch sollen kommen / und des Antichrists Lügen offenbahren / und alles wieder zu rechte bringen.

Hierzu könte einer auch viel Historien setzen derer / so gehencket gewesen / und wiederumb lebendig geworden seyn / davon was sonderliches zu lesen ist /beym Schenckio in Observat: Medicin: lib: 2. c. 17. etc. p. 32. etc. Eras. Francisci in seiner Schaubühne der curiositäten part. 5. p. 840. etc. Unterdessen gebe ich gerne zu / daß man einen sterbenden / wie des Herren Cronenthals Worte fielen / zu Zeiten wol wieder auffruffen möge: aber einen verstorben / oder verblichenen / wie mein Herr Vetter Berrintho redete /wiederumb durchzuruffen zu erwecken; das brauchet einen Künstler / der bey der Allmacht GOttes in die Schuel gangen / oder / durch eine besondere Gnade /es von derselben / wie ein geschencktes Handwerck /überkommen. Denn die / so man wieder / durch Geschrey / ermuntert / sind annoch im Leben; Ob es gleich die Umbstehenden nicht mercken: Weil auff das wenigste das Hertz bey dem Menschen annoch lebet; ohn angesehen alle andere Glieder erkaltet / und ihre Regung verlohren [345] haben. Ich habe einen gesehen / und offters mit ihm geredet / der in aller Zuseher Augen nicht allein verschieden / besondern auch allbereit etliche gantze Stunden / auff der Todtenbahre gestanden / aber hernach unvermuthlich sich wiederumb ergetstert / und vielleicht noch biß auff diese Stundelebet; wieviel er eben nit wieder auffgeschryen; gestaltsamb man ihn schon für todt gehalten / und zu waschen angefangen. So findet man beym Thuano ein seltzames Exempel / von einem Julio Civili / der / in der Belägerung Rovan in Franckreich / von einerKugel getroffen / daß er für todt vom Woll herunter gefallen / und nicht allein begraben; sondern auch noch ein anderer erschossener im Grabe auff ihn gelegt; nach Art und Gelegenheit solcher Kriegs und Sturm-Zeiten / da man mit den Todten wenig Gepränge macht / besondern sie / so bald ihnen der Athem kaum entwichen / in die Gruben senckt. Nach dem Civilis unterm Grunde / und zwischen den Todten gantzer sechs Stunden zugebracht; kompt sein Diener /und läst ihm den Ort zeigen / da sein HErr begraben liegt; weil er demselbigen / bey seinem Leben versprechen müssen / seinen Cörper abzuholen. Man willfahrt ihm / unn wird die Grube geöffnet; Aber er kunte seinen Herrn / dem das Angesicht mit Blut aller besudelt war / vor andern nicht unterscheiden: scharrete ihn derowegen wider ein und wolte seines Weges reiten. Aber es blieb noch eine Hand unbedeckt über der Erden / [346] an deren Finger ein köstlich grosser Demant-Ring saß / und funckelte: Hieran erkannte er ihn / hub ihn wieder auß der Grufft / auff sein Pferd / und fühlte / daß er noch aller warm warm wäre; welches ihm auch nicht geringe Freude erregte. Er brachte ihn ins Quartier: da man ihn auffs fleißigste labete / ob irgend die Lebensgeister sich bey ihm wolten erholen: welches zwar innerhalb 5. Tagen / darinnen er ohne Red und Bewegung geblieben / nicht geschehen. Ja /ob ihm gleich der Wund-Artzt / durch den Halß /einen Faden / durch die Wunden gezogen / hat ers doch nicht gefühlet. Gleichwol hat man ihm den Mund auffgebrochē / und ein wenig warme Fleischbrühe hinein gegossen. Gegen Abend kömpt darauff der Puls wieder / aber zugleich mit einem starcken Fieber. Am sechsten Tage schleuft er endlich die Augen auff / und hebt sich an zu bewegen: ist also nach gerade zu völliger Gesundheit gelanget; wiewohl hernach noch mit vieler Gefahr und harter Verletzung / auffs neue beschwert worden: welche aber hiebey zu melden / unserer Sache nicht fürderlich. Dieser Art wüste ich viel andere Begebenheiten mehr anzudeuten; da es die Noth erfoderte. Worauß erscheinet / daß nicht alle die jenigen gleich gestorben / die man davor anfiecht; besondern nur zu weilen in einer Ohnmacht /und Krafftlosigkeit liegen. Und also muß man auch von den wieder auffgeschrieenen urtheilen; daß sie nicht todt / [347] wiewohl dem Tode gar nahe gewesen. Was nun solches auffschreien für natürliche Wirckung und Ursachen / bey dem Patenten / habe: davon fragte der Herr besser die gelehrten Naturkündiger und Aertzte / die ihm vielleicht eine gründliche scheinbahre Erklärung darüber machen könten. Mein einfältiges Concept aber [damit ich dem Herren meine Gedancken gleichwohl nicht vorenthalte] ist davon dieses: daß / in dem das starcke Geschrey durch die Ohren des Sterbenden dringt / das verstorbene Geblüt durch den Schall in etwas alterirt / erregt und zertheilet / und den zu dem Hertzen geflüchteten Lebensgeistern der Paß nach andern Gliedern / bevorab den Nerven des Haupts / als dem Ursprunge der Empfindligkeit / hiemit geöffnet werde; dadurch der Patient wieder ein wenig zu ihm selber kommt. Wiewohl solche auffgeruffene nachmahls überauß wunder- und unerträglich seyn sollen: welches / meines bedünckens / ebensfalls von den schädlichen Feuchtigkeiten / und verdorbenem Geblüt herrühret. Jedoch gebe ich dieses vor keine Regul auß; sondern will es dem Nachsinnen anderer verständigerer Leute unterworffen haben. Herr Lilienfeld fieng an: Es stehet wohl in glauben / daß solchen Leuten nur eine tieffe Schwachheit und Sinnlose Ohnmacht zugestanden: Von welcher sie / durch das laute Weheklagen der Stimme / die ihnen [348] zugerufft / wieder auffgemuntert werden. Aber dieses begreiffe nicht / warumb solche Personen wieder auffgeschryen / gemeiniglich anzudeuten pflegen / sie weren an einem Ort gewesen / und hetten eine gar holdselige Music gehöret: Davon man sie ietzt / mit ihrem grossen Unwillen / habe verstört und abgerissen? Es ist nicht anders / (antwortete Herr Neander) weder eine phantasey der verworrenen Einbildung / bey dergleichen Leute: in dem zwar die annoch verhandene Seel äusserlich kein Merckzeichen einigerley Wirckung von ihr giebt; innerlich aber dennoch nichts desto weniger / gleich wie sonst im Traum / in der menschlichen Phantaser / also spielet. Idem d. l. p. 379. etc. In dem der Patiente starb; (welches billich vorher hette sollen gemeldet seyn) thaten die Umbstehenden ein Geschrey; die außfahrende Seele auffzuhalten; oder ermuntern / dafern sie etwan noch im Leibe verborgen were. Welches letztere fast glaubwürdiger scheinet /und den Worten Plinii gemeß / welcher schreibt: Die Abwaschung der Todten mit warmen Wasser / und daß man zu unterschiedlichen Mahlen dieselbige beschreye / geschehe der Ursachen halben; weil gar offt die Zuschauer sich verwirreten / in dem sie vermeinten / es sey kein lebendiger Geist bey den Menschen mehr verhanden. Darüber dermaleins einer hefftig zu kurtz gekommen; welcher sich unter dem Holtzhauffen noch wider auffgerichtet / [349] aber weil das Feuer schon lichte Flamme gegeben / nicht mehr zu retten gewest / sondern lebendig müssen verbrennen. Darumb man desto vorsichtiger zu spielen / die Leichnam 8. Tage über der Erden stehen lassen / und mit heissem Wasser gewaschen / und denn allererst nach der letzten Beschreyung / verbrannt. So hör ich wohl sprach Mons. Gaston / daß wir nicht allein / sondern auch die Antiquität erfahren / und gewust / daß einer für todt außgetragen / und dennoch wieder zu ihm selber kommen sey? Freylich / antwortete Herr Cronenthal: die Leute haben so wohl / zu der / als nach der Zeit / sich übereilen können. Zu Rom ist einem Nahmens Corsidius / der seiner Mütter Schwester zur Ehe gehabt / sein Geist wiederkommen; Nach dem ihm allbereit alles / was zur Begräbnüß gehöret / bestellet gewest: Und hat er nachmahls eben denselbigen seinen Grabbesteller helffen außtragen. Bey Capua theileten zwantzig Männer etliche Aecker: und wurden gewahr / daß einer / welchen man auff der Todtenbaare für todt hinauß getragen / sich erholet / und zu Fuß wider hinein gieng: gestaltsam solches Varro bezeuget. Plutarchus de ser. Num. Vind. erzehlet / es sey einer auß der Höhe herab auff den Hals gestürtzet /und zwar kein Blut noch Wunde an ihm / aber doch auch gantz kein Leben mehr in ihm gespürt; und dennoch derselbige / nach dreyen Tagen / als man ihn herauß zur Begräbnüß getragen / plötzlich wieder zu Kräfften kommen: [350] habe aber nach der Zeit eine unglaubliche andre Manier zu leben fürgenommen. Es wird der Mühe werth seyn / hiebey anzuziehen die zugleich lustige und denckwürdige Betreffung / so beym Apulejo lib. 6. Flor. zu finden / und also lautet. Als ungefehr Asclepiades sich wieder nach der Stadt verfügte / und von seinem Landgut heimkehrte: wird er vor der Stadt-Psorten bey einer Leichen / eines gewaltigen Gedrengs vom Volck ansichtig / das alles in schlechten Trauer-Kleidern / umb die Baar herumb stehet. Das Verlangen / zu wissen / wer der Verstorbene sey / bewegt ihn / näher hinzu zu tretten: weil ihm / auff sein vielfältiges nachforschen / dennoch keiner hatte geantwortet. Des Verblichenen Glieder waren allbereit gesalbet / der Mund mit köstlichem Balsam bestrichen. Asclepiades beschaute ihn recht und wohl / ob er irgend / vermöge seiner Kunst /etwas mangelhafftes an dem Todten finden möchte: rühret und betrachte hin und wieder den erblasten Leichnam: und fängt geschwinde an zu ruffen / der Mensch lebe noch; man solle die Fackeln und das Feuer auff die Seiten thun / den Scheiterhauffen abwerffen / und die Leich-Tractamenten von der Grabstädte / heim zu Tische tragen. Hierüber entstehet unter dem Volck unterschiedliche Meynung: Theils sehen für gut an / man solle ihm / als einem Artzt /Glauben geben / und folgen: Theils verlachen ihn /mit seiner [351] Kunst / auff das eusserste. Endlich erlangt Asclepiades einen Auffschub; wiewohl mit grossem Unwillen der nahen Anverwandten / die ihm es mit dem Hencker danckten / daß er ihren Begierden die fast verschlungene Erbschafft / wieder außm Rachen risse; Und wird der Mensch / von der Schwellen des Todes / wieder zurück heimgeführt / und von ihm alsobald mit etlichen kräfftigen Mitteln erquicket; der sonst / bey lebendigem Leibe / hette müssen brennen. Es soll auch Heraclides ein eigenes Buch geschrieben haben / von einer Frauen / die nach 7. Tagen wieder auffgelebet. Wie denn etliche wollen / der subtile Philosophus Scotus sey von seinen Discipuln / als er über seine tieffsinnige Betrachtungen eins / (wie zwar mehrmahls vorhin) gar in Verzuckung gerathen / und lange darinnen beharrete; für Todt herauß getragen /und im Jahr 1308. zu Cölln begraben: es müsse denn ein anderer Scotus gewest seyn; das ich nicht weiß. Solches nun / nehmlich / daß ein annoch unvermerckt und heimlich lebender / (vide quæ suprà hâc de re disseruimus,) nicht seines Lebens beraubt würde / zuverhüten; hat man nach seiner Scheidung / etliche (Garzon setzet drey) mahl / besagter massen geruffen.

Wir haben von vielen Verstorbenen Leuten allhier geredet / theils so ferne sie von sich selbst wieder auffgewacht seynd / oder durch sie dere [352] wiederumb zum Leben gebracht worden: Anitzund kömmt von einer Mittel-art / nehmlich von dem Käyser Friedrichen: davon also Kornmannus de mirac. mort. cap. 40. part. 4. Nachdem der Käyser Friedrich zehen Jahr todt gewesen / da hat sich ein anderer gleichförmigterAnno Christi 1261. hervor gethan / mit einem grossen Krieges-Heer / der sich für denselbigen Kayser Friedrich außgeben wollen / und vom Manfredo das Reich Sicilien wieder gefodert hat / aber drüber von vielen Fürsten im Kriege ist erschlagen worden. Hernach ist von diesem Käyser Friedrich eine neue Ketzerey entstanden / welche noch heutiges Tages im schwange gehet: Nehmlich sie bilden ihnen feste ein /er sey noch nicht todt / sondern lebe biß am jüngsten Tage / und sey auch kein rechter Käyser nach ihm mehr auffkommen. Er selber wandelte in Thüringen in einem alten verfallenen Schlosse Kyfhausen genannt /und rede mit den Leuten / ja er lasse sich auch bißweilen sehen. Weiter wird auch von vielen dafür gehalten / daß selbiger Kayser noch vorm Jüngsten Tage werde wieder kommen / und der Christenheit den vollständigen Frieden wiederbringen / er werde weit übers Meer mit sie hinüber ziehen / das heilige Grab wieder einnehmen / und das gelobte Land gewinnen. Und solchen nennen sie deßwegen Friederich / wegen der Liebe zum Frieden / nicht daß er also mit Nahmen getaufft sey. [353] Ex MSS. anni 1284. Sonsten sprichtAventin. l. 7. und Chron. Alberti Crantz l. 8. c. 34. daß ein alter Mann nach Cölln gekommen sey / sprechend / daß er der Käyser Friedrich were / der vor 34. Jahren gestorben sey / und hat einen trefflichen applausum bekommen von denen Novesiis und Wezflariensibus, die ihn in grossen Ehren gehalten haben /biß der Betrug endlich entdeckt / und er ist verbrannt worden. Biß hieher Kornmannus. Sonsten habe ich von alten Thüringischen Leuten sagen gehöret / daß solcher Käyser Friederich tieff unter der Erden in einem Berge / auff der Banck bey einem rundten Tische sitze und stets schlaffe / und habe einen greulichen grossen grauen Bart / der ihm biß an die Erde herunter gewachsen sey: wie ihn einer also gestalt will angetroffen haben.

Hierzu könte man außm Kotnmanno d.l. c. 1. dieses setzen außm Rogero in Chron. Angl. Es soll in einer Insel Deyser ein Mägden gewesen seyn / mit eben diesem Nahmen / welche von einem Soldaten sehr geliebt worden / dessen Begierde sie aber nie gnügen leisten wollen biß an ihren Todt. Dessentwegen der Soldat / umb seinen Muth zu kühlen / sich dennoch übern todten Leichnam gemachet / und selbigen mit diesen Worten genothzüchtiget hat: Was ich mit dir in deinem Leben nicht habe können vollbringen / das will ich in deinem Tode nicht unterlassen. Und [354] in dem hat sich der böse Feind in sie hinein gemachet / sprechende: Siehe / du hast mit mir einen Sohn gezeuget / den will ich zu dir bringen / wenn er wird gebohren seyn. Und nach 9 Monat da die Geburtszeit vorhanden gewesen / hat der Leib einen Sohn gebohren / und solchen dem Soldaten hingebracht / mit dieser Anrede: Siehe / hier ist dein Sohn /den du mit mir gezeuget hast / schneide ihme den Kopffe / unn verwahre solchen: Denn wenn du deinen Feind wilst überwinden / oder sein Land verstören wollen / so bedecke dessen Gesichte / und wende es entweder deinem Feinde oder seinem Lande entgegen; so werden sie von Stund an zu nicht werden: willstu aber hernach / daß die Straffe soll wieder auffhören /so kehre das Gesichte zu dir. Solches soll richtig eingetroffen seyn / und hat der Soldate das Ding lang getriebē / hat auch drüber eine rechte Heyrath gethan /da denn seine Frau ihn öffters gefraget; durch was für Mittel er seine Feinde ohne Waffen ängstigen und verderben könte; da hat er sich allezeit geweigert solches zu bekennen / biß es endlich geschehen / daß er auff einen Tag verreiset gewesen / da ist sie über seinen Kasten gekommen / und das verborgene Schelmstücke angetroffen / nehmlich den heßlichen Kopff /den sie von Stund an genommen und ins Wasser geworffen hat. Diese Histori habe ich mit fleiß dem Ricardo Argentino Anglo. l. 1. de præstig: c. 56. zu schreiben wollen / [355] damit der Leser möchte mercken /wie der böse Feind so geschäfftig sey / allerhand Schelmstücke zu treiben / und mit einem Todte viel tausend andere zu tödten vorhabe. (Sonsten suche d.l. beym Kornmanno part. 9. c. 41. ein schön Capittel von der Straffe / so solchen Leuten zukömpt / die mit todten Leibern zu thun haben.) Zeilerus zur ersten Hist. seiner Traur Gesch. p. 20 Anno 1625. habe ich ein geschrieben Consilium eines / mir wohlbekanten /gelehrten Mannes / [so nun todt] gelesen / welcher von einem Pfarrer ist Raths ersuchet worden / wessen er sich gegen einem jungen Soldaten von Adel zuverhalten / der ihme / Pfarrern / entdeckt / wie er nun lange zeit hiero mit einer Weibs Person zu thun gehabt / welche bißweilen verschwinde / bißweilen wie der komme / und an statt einer Concubinen sich auffhalte: die ihr auch den Gottesdienst nicht zu wieder seyn lasse: Ihn selbsten bißweilen zum Gebet ermahne / und ihn vor ihren Ehemann halte / und nicht zulassen wolle / daß er sich gegen einer andern Person verheurathe / ihn auch freundlich umbfange und fürgebe / daß sie durch solche Ehe von etlichen sonderbahren Flüchen könne erlediget / und zu einem vollkommenen Menschen werden. Sie verhindere ihn auch am Gebrauch des heiligen Abendmahls / und andern Christlichen Ubungen durchauß nicht / sondern erzeige sich also / daß er sie für keine Teuffelin halten könne. Besiehe [356] drey Exempel beym Hermann Hamelmann / part. 1. c. 10. f. 20. Chron. Oldenburg. und in meinen neuen Observat. ad Itiner. Germ. c. 17.num. 6. in Beschreibung der Oldenburgschen Graffen Herkommen. Hactenus Zeilerus, darüber des Herrn Minsichts Glossa d.l. p. 46. kan vernommen werden: Ob nun wohl / wie schon gesagt / zuweiln auch eine Frucht entstehet / aus solchen beywohnen / so ist es doch eine solche / welche allerhand Schaden und Unheil anrichtet / und endlich wieder verschwindet: und ob der Teuffel gleich auch gute Dinge redet / und die Menschen darzu ermahnet / so suchet er sie nur dadurch ie mehr und mehr zu betrügen. So ist es auch kein Wunder / denn er sich in einem Engel des Lichts verstellen kan / und stehet man in allen seinen Actionen, daß es ein liederlich Ende nimmet / und weder mit der Vernunfft / noch heil. Schrifft übereinkommet. Als daß jemand von einem Fluche könne erlöset und selig werden / der des Beyschlaffes sich gebrauchet /und dergleichen mehr; der Satan suchet auff allerley Weise die leichtgleubigen zuverführen. Hactenus ille: der auch p. 36. d.l. also gar schön von der Sache redet: Es fället unter den Gelehrten die Frage vor /woher es komme / oder wie es der Satan machen könne / daß er sich in Gestalt der Verstorbenen sehen lasse / oder auch wohl gar in deren Gestalt / mit andern noch lebendigen Unzucht treibe; Unn wollen die meisten / daß der Satan [357] die Cörper aus der Erden nehme / und ihnen ein Athem einblase / und also sie herumb führe / und mit ihnen allerhand Muthwillen treibe. Ich lasse auch billich einem jeglichen hierinne seine Meinung. Und gestehe es endlich / daß es wohl seyn könne / daß der Satan über die Cörper derer / die in diesem Leben ihme gedienet / und von Rechts wegen ihme doch zukommen / Macht habe / und dieses wohl thun könne. Allein man befindet / daß er auch in heilig und selig verstorbener Leute Gestalt /viel Ding thue: Da sage ich nun / daß er mit dergleichen heiligen und auff das Verdienst JEsu Christi verstorbenen Cörpern / es nimmermehr thun könne / als derer Seelen in GOttes Hand / und deren Cörper in GOtt ruhen. Halte es demnach vor lauter Phantasey und teufflische Verblendung / welche der leidige Satan seinen Gesellen wohl machen kan / weiln ihn die Schrifft selbsten einen tausendkünstler nennet. Also verstellet er sich in allerhand Arten der unvernünfftigen Thier / als Katzen / Hund etc.

Schließlich ist hier noch beyzusügen auß Zeilero d.l. p. 29. von wegen / daß sich die Teuffel in die Toden Cörper begeben / und sie vorstellen / als wenn sie lebten / außm Peucer. de divinat. gener. p.m. 10.b. seq. daß zu Bononiâ eine Harpffenschlägerin solle gestorben / und von einem Zauberer / mit Hülff des Teuffels / also zugerichtet worden seyn / als wenn sie noch lebete: [358] wie sie denn unter die Leute gangen / und bey Gastereyen mit ihrer Music sich gebrauchen lassen. Als aber auff eine Zeit / ein ander Zauberer / auff Ermahnung des Teuffels / den Betrug entdeckt / sey sie gleich nieder gefallen / und habe kein Leben gehabt. Hondorff. in Theat. Hist. Von einem von Adel aus Beyern / deßen sein verstorbenes und sehr beklagtes Ehegemahl / in einer Nacht wieder gekommen /den Mann beredet / etliche Jahr bey ihm gelebet / und Kinder mit ihm gezeüget habe. Wegen einer andern Historien besiehe Majol. in dieb. Canic. Tom. 2. Colloq. 3. p. 208. Andere rechte Historien von wieder Auffgelebten / suche bey Christoph Richtern in Spectac. Hist. p.m. 149. etc. cent. 1.

8. Von Haußmännern - Laribus, Penatibus, Geniis, Kobolden
VIII. Von Haußmännern / Laribus, Penatibus, Geniis, Kobolden / Stepgen / Ungethümen /Larven / Haußgötzen / Gütgen.

Weil hievon allerhand Wunder-Historien erzehlet worden; als wollen wir nicht minder eines und das ander davon anführen. Und solte 1. also wohl hierzu nicht gehörig seyn nachfolgendes / so müste es wunder seyn? [359] Nehmlich Gottfried Schultze saget in seinercontinuirten Chronicke pag. 638. In diesem 1646. Jahre kam ein Maurmeister in Kempten / ward wohl empfangen / wie sie einander speiseten / und ein halb Brodt auff dem Tische lag / sahe der von Immenstadt das Brodt eben an / der ander fragte warumb? Er sagte / er solte das Brodt auch da es auffgeschnitten were / anzuschauen / da sahen sie alle beyde ein offen Gesicht darauff / offene Augen / lange schwartze Haar / den Kinn auff den Tisch haltend: dieses Gesicht verwandelte sich hernach in eines Löwen Haupt / hernach wieder in voriges Menschen Gesicht / solche Verenderung wehrete eine hälbe Stunde / hernach war es wieder recht Brodt. Was mehres hat hievon Hildebrand vom Hexenwercke p. 310. also: Man sagt daß in Ißland dienstbahre Geister seyn / welche der Leute Knechte sind in ihren Häusern / tragen Holtz und Wasser in die Küchen / und wenn in einem andern Lande was grosses geschicht / es stirbet ein grosser Herr / es geschiehet eine grosse Schlacht / so wissens dieselbe Geister oder Teuffelichen / und verkündigen es den Leuten. In Deutschland hat man sie geheissen Gutichen / Wichtlichen / Erdmännrichen / Hellekeplein / und man hat sie gefunden / daß sie Schüssel in der Küchen gewaschen haben / sie haben die Pferde gewartet / und ist ein Wahn dabey gewesen / daß wo ein solch Güttichen sey / da sey viel Glück und Gedeyen. Hactenus [360] ille: Bey dessen Worte Güttichen zu erwähnen ist solcher Zöpffe / welche viel Leute aufm Koffe unter ihren andern Haaren haben / die sonstenPlica Polonica, oder Wichtelzöpffe genannt werden vom Barthol. in Observ. Anatom. Sonsten heisset man sie Jüdenzöpffe; zweiffelsohne / soll es heissen Güttichen Zöpffe; als wenn sie von denen Kobolden geflochten würden. Mercke bald / daß Anno 1500. zum Könige Jacobo IV. in Schottland in der Kirchen / ein grosser Mann gekommen sey / welcher einen langen rothen Zopff / und gantz in einander geflochten /gehabt / welcher ihm den gantzen Rücken hinunter hieng: Im übrigen aber einen kahlen Kopff sonderHut hatte / angethan mit einem langen blauen Rocke: der war bald drauff verschwunden / wie er den König vom Kriege abgemahnet hatte. etc. Vide Christian Minsichts Schauplatz Denck: Geschicht p. 8. Solte dieses auch nicht ein Hütichen gewesen seyn; als dafür er sich hat wollen zuerkennen geben / so ferne er keinen Hut auffgehabt hat? etc.

Im übrigen redet von denen Haußmännern folgender Gestalt Raue in memorab. c. 94. p. 71. etc. wiewohl dem Menschlichen Geschlechte ohne unterscheid von allen Geistern der Elementen grosses Unglück zugefüget wird / ist doch unter allen diese Art der irrdischen Geister den Menschē vornehmlich auffsetzig / und schaden zu thun befliessen. [361] Sie haben unter ihnen grossen Unterscheid / und sind mancherley Art / iedoch sämptlich gesinnet / den Nahmen GOttes zu lästern / und den Menschen in das ewige Berderben zu stürtzen / etliche werden Genii, Haußgeister / etliche Spectra, Gespenst / und Geister die im Mittag herrschen / genennet / etliche Fauni, Satyri, Waldgötter: die Spiritus Familiares, oder dienstbahre Hauß-Geister / Genii, wurden beym Athenæo und andern Platonicis geheissen / die Seelen der Verstorbenen / welche wenn sie in diesem Leben frömlich gelebet / nach dem Tod die Vorsorg ihrer Nachkommenen auff sich nehmen / und die Häuser und Wohnungen derselben einnehmen / und wurden alsdennLares familiares, Hauß- oder Geschlecht-Geister genennet: wenn sie aber im Gegentheil ihr Leben allhier in allerley Lastern zugebracht / können sie / der alten Meynung nach / von keinem frommen in Behausung auffgenommen werden / und müssen alsdenn zur Straff in langwierigen Exilio und Elend herumb schweiffen / doch den Frommen können sie kein Leid zufügen / und würden alsdenn genennet Larvæ, Lemures, Poltergeister. Die Haußgeister sind böß und dem Menschen feindselige mißgünstige Geister / welche / ob sie gleich zu verstehen geben / als trügen sie grosse Vorsorge vor des Menschen Wohlfahrt / richten sie doch alles ihr Vermögen dahin / ihnen Schaden zuzufügen. [362] Sie lassen sich auch unterweilen von den Menschen sehen. Unter diese Zahl gehören dieFauni, Satyri und Sylvani, Waldgötter / welche / wie Macrobius schreibet / jede zwey Jahr eine Zusammenkunfft / Fest und Tantz / auff dem Berg Parnasso halten / sind den jungen Knaben / und schönen Jungfrauen sehr auffsetzig / und befleissigen sich dieselbige auff mancherley weiß zu fällen. Deßgleichen gehören hieher die Erdmännlein / Kobold genannt / sind kaum dreyer Spannen hoch / und eines hohen grauen Alters anzusehen / verhalten sich mehrentheils in den Ertzgruben / und Bergwercken / erzeigen sich darzu sehr geschäftig / sonderlich in denen Gruben / welche vor andern an Metallen sehr reich sind. Sind sehr furchtsam / haben die verborgene Schätze der Erden an Metall / Perlen und Edelgestein in ihrer Verwahrung / dessen Exempel bey Stummpffio in der Schweitzerischen Chronick / unter dem Jahr Christi 1520. von den Jungfrauen in der Höll zu Basel / zu sehen. Im übrigen begehrestu ein Bildnüß oder Contrafey von den Laribus, so suche meine antiquitätische Karte hervor: Da du ein recht Menschen-Bildnüß antreffen wirst: Nehmlich die Alten haben nicht anders von den Poltergeistern halten können /als daß es rechte Menschen seyn müsten / in der Gestalt wie kleine Kinder / mit einem bundten Röcklein oder Kleidgen: Darzu etliche setzen / daß sie theils Messer in [363] den Rücken haben sollen / theils noch anders und greulich gestalt weren. Nach dem sie so und so / mit diesem oder jenem Instrument vorzeiten umbgebracht seyn. Denn die Aberglaubischen halten davor / daß es derer vorweilen im Hause ermordeten Leute Seelen seyn sollen. Und schwatzen sie von vielen Historien / daß / wenn die Kobolde denen Mägden und Köchinnen eine weile im Hause gute Dienste gethan / und sich ihnen beliebt gemacht haben; daß manches Mensch daher gegen denen Kobolden eine solche affection bekommen / daß sie solche Knechtgen auch zu sehen / inbrünstig gewüntschet und von ihnen begehret haben: worinn aber die Poltergeister niemahl gerne willigen wollen / mit der Außrede / daß man sie nicht sehen könte / oder sich doch drüber entsetzen würde. Doch wenn dennoch die lüsterne Mägde nicht haben ablassen können / so sollen die Kobolde jenen einen Ort im Hause beniemet haben /da sie sich leibhafft præsentiren wollen; Aber man müste zugleich einen Eymer kaltes Wasser mitbringen. Da habe es sich denn begeben / daß ein dergleichen Kobold etwan auffn Boden in ein Küßgen nackigt gelegen / unn ein grosses Schlacht-Messer im Rücken steckend gehabt habe. Drüber manche Magd so sehr erschrecken wär / daß sie eine Ohnmacht bekommen hat: Drauff hernach das Ding alsobald auffgesprungen ist / das Wasser genommen / und das Mensch damit über und [364] über begossen hat / damit sie wieder zu sich selbst kommen können: worauff dieMägde hernach ihre Lust verlohren / und Court Chimgen niemahln weiter zu schauen begehrt haben. Nehmlich sie sollen auch alle besondere Nahmen führen / in gemein aber Chim heissen: So sollen sie auch für die Knechte und Mägde / welchen sie sich etwa ergeben / alle Haußarbeit thun: die Pferde striegeln /futtern / den Stall außmisten etc. alles auffscheuern /die Küche sauber halten / und was sonsten im Hause zu thun ist / sehr wohl in acht nehmen / und das Vieh auch von ihnen wohl zunehmen und gedeyen soll: dafür die Kobolde hingegen von dem Gesinde wohl müssen charisiret werden; daß sie ihnen im geringsten nichts zu leide thun / weder mit außlachen noch versprechen oder verseumung in speisen: Nehmlich hat eine Köchin das Ding zu ihrem heimlichen Gehülffen einmahl im Hause angenommen; so muß sie täglich umb eine gewisse Zeit / und an einem besondern Ort im Hause / sein bereitetes Schüsselgen voll gutes essen hinsetzen / und ihren Weg wieder gehen; so kan sie hernach immer faulentzen / auffn Abend zeitig schlaffen gehen: und wird dennoch ihre Arbeit früe morgens beschickt gefunden. Vergift sie aber ihre Pflicht einmahl / wiewohl ungefähr / mit der unterlaßnen Speise; so hat sie hinwieder ihre Arbeit für sich zuverrichten zum besten gehabt / nebenst allerhand[365] unglücklichen Handgriffen: daß sie sich entweder im heissen Wasser verbrandt / die Töpffe und das Geschirr zu brochen / das Essen umbgeschüttet oder gefallen ist etc. daß sie also nothwendig von der Frauen oder dem Herrn zur Straffe müssen außgemachet werden: drüber man auch zum öfftern den Kobold soll kichern oder lachen gehört haben. Nehmlich so macht es der Schadenfroh / der Teufel / allezeit / wenn die Seinigen ihn ein wenig hindan setzen / so soll er die Hexen braun und blau prügeln. Vide Bodin. in Dæmonom. Und so ein dergleichen Kobold / soll stets in seinem Hause verblieben seyn / wenn sich das Gefinde gleich verendert hat: Ja es hat eine abziehende Magd ihrer Nachfolgerin den Kobold recommendiren und auffs beste anbefehlen müssen / daß jene seiner auch also wartete: Hat sie nun nicht gewolt / so hat es ihr auch an continuirlichem Unglücke nicht ermangelt / und zeitig gnug das Hauß wieder räumen müssen. Mercke hierbey ein Geheimnüß / wie sich der böse in den Häusern / unwissend der Herren habe können viel Jahr auffhalten (denn sonst würden sie ja des Gesindes nicht bedurfft haben /) damit es die einfältigen Dienstboten desto besser berücken und ins Verderben stürtzen möchte; weil die Ober-Herren zweiffels ohne immer gescheuter / und der bösen Sache kundiger zu seyn scheinen. Und dieses gottlose Thun mag im Pabstthume trefflich [366] starck fortgegangen seyn: welches sich aber bey der Ankunfft des reinen Evangelii ziemlich verlohren / wiewohl dennoch nicht gäntzlich allenthalben abgethan hat: Denn man soll annoch Häuser haben / darinnen so wohl der Drache als Kobold hausiret / und seine Höllische Handreichung thut: Ja er weichet dennoch an etlichen Orten mit nichten weg / ob sie ihn gleich gar nicht dulden wollen / und schon eine ziemliche Zeit seiner müssig gegangen: auch in den Pfarrhäusern. Denn wer hat noch nicht in frischem Gedächtnüß / was vor wenig Jahren im Braunschweigischen zu Celle vorgieng / im Hause des Herren D. Waltheri daselbst Superindent Seel. war das nicht ein greulich Spiel / daß der gute Mann sein Leben ziemlich dabey zugesetzet hat? Ein dergleichen Exempel erzehlet Bodin. in Dæmonom. f. 193. von Anno 1557. von einem solchen bösen Geiste zu Tholosen / in eines Schumachers Hause / da es auch greulich mit Steinen herumb gehagelt / und man doch niemanden gesehen hat. etc. Es will zwar Bodin. d.l. rathen / man solle solche Häuser / nebenst anruffung GOttes / bemahlen inwendig mit einem Rade unn Schwerdte / oder Diamanten Ringe drinnen tragen / so soll man sicher seyn; Aber das beste Rad ist GOttes Rath / daß man sich solchem ergebe. etc. Weiter ist in meiner Heymath von Zetling ein ander Dorff / mit Nahmen Güssefeld eine halbe Meile [367] abgelegen / drinnen auch ein alter Gottsfürchtiger Priester wohnet. Deme ist noch vor 3. Jahren / wiederfahren /daß ein alter Poltergeist in seiner Pfarre ihm etliche mahl bedreuet hat / das Hauß übern Kopffe anzustecken / und hat es auch zu zwey unterschiedlichen mahlen begonnen / welches aber der liebe Mann mit seinem Gebet und Behütsamkeit noch immer gedämpffet hat. Biß ihme einmahl drauff ein anders zu Sinnen gekommen / daß nehmlich der Teuffel ein Schelm were /und möchte ihn wohl gar umb sein Haab und Gut bringen / wenn er ihme nicht in etwas wiche / und das alte Losament hingebe. Was geschicht? Er reumet alle seine Bücher unn das übrige Haußgeräth in die Kirche / treibet Vieh und alles auß: Und wie solches geschehen / siehe! da kömpt plötzlich zum dritten mahl unverhofft ein groß Feuer auß / und brennet den gantzen Hoff glatt an der Erden weg mit allen Gebäuden: welches denen Bauern neue Mühe und Unkosten gemacht / bald eine andere Pfarre wieder an vorigen Ort hinzubauen; Drinnen nunmehr eben derselbe Priester gute Ruhe hat / nach dem er dem Poltergeiste seine alte Behausung abgestattet hat. Sehet also will der Teuffel sein Spiel / wie die Narren ihren Tag / haben. Dahin denn auch dieses gehöret / daß manche Oerter hin und wieder in den Häusern seyn / da der böse Feind keine Fenster leiden kan / wo er sich etwa vorher auffgehalten hat. [368] Also seynd mir allhier in Leipzig ein paar Oerter bekannt / da etwan in einem Fensterfache / eine und die andere gewisse Scheibe nothwendig fehlen muß / in dem sie allezeit von sich selbst wiederumb herauß kommen / wie offt sie auch von neuen wiederumb seynd hinein gesetzet worden. Das muß ja des Satans sein Spiel seyn; Ungeachtet ob die Leute sonst gleich nichts von einem Ungethüme weiters hören oder sehen. etc. Ich muß zu das vorige auch noch dieses setzen / was ich in etwas berühret habe in einem besondern Bogen von den hiesigen Blutzeichen: Nehmlich von Lützen einem Städtlein unweit von Leipzig gelegen: da soll in diesem 1665. Jahr ein kleines Männlein außm Keller hervor gelauffen seyn /und vor desselben Hauß / auß einer Kelte / Wasser gesprenget oder gegossen haben; drauff es wieder stillschweigends in den Keller hinein gelauffen ist. Und wie die gegenwertige Magd sich drüber gefürchtet / und auff ihre Knie gefallen / auch einen Psalm gebetet hat / so soll es nicht minder zugleich mit nieder gefallen seyn / und so lange gebetet haben / als die Magd etc. Drauff ist hernach eine Feuersbrunst im selbigen Städtlein außgekommen / und seynd etliche schöne neugebaute Häuser in die Asche geleget worden: Aber selbiges Hauß ist unverletzt übrig geblieben. Item es soll nach solcher Zeit eben dasselbe Männlein wieder noch ein mahl gesprenget haben: Aber es [369] ist dennoch drauff am selbigen Orte weiter nichts erfolget. Und dergleichen Historien möchten wohl auß der massen viel zu wege können gebracht werden / wenn es höchst nöthig were. Im übrigen will ich nur hier erinnern / daß zu solchen Haußmännern /auch die übrige stätigen Gespenster gehören / welche sich in gewissen Häusern vermercken lassen: Als habe ich / GOtt sey Lob und Danck dafür gesaget /sonsten mein Lebe nichts gehört noch gesehen / ausserhalb / daß ich / Anno 1641. zu Saltzwedel in der Reichs-Strasse / bey einem Schuster / mit Nahmen Rothen / bey welchem ich domahln zu Tische gieng /etwas vor der Haußthüre habe ein mahl oder drey starck anklopfen gehört: Drüber ich hinauß gehen und auffmachen wolte / wenn es mir die Frau nicht gewehret hette / als welche sich flugs / auß den vorigen Begebnüssen / drauff zu entsinnen wuste / daß es unrichtig möchte zugehen: wie denn andre / im Hause sich auff haltende / von vielen vermerckten Spückereyen zu reden wusten; dafür mich GOtt aber jederzeit behütet hat / welchem ich allhier Lob und Ehre dafür sage / bittend / daß er mich weiter für dergleichen Gesichter und Schreckbilder verwahren wolle.

Sonsten haben die Samoiter etc. in ihren Häusern die Schlangen geheget / sie verehret / als Hauß-Götzen. vide Hammer: in Viridar: Histor. p.m. 78. 79.

[370] Zeilerus Tom. 2. Epist. 553. p. 879. auß Seidelii bericht von Geistern / daß die Kobold / Item die jenigen so die Teutschen Gütchen nennen / und die sich in den Häusern gütig erzeigen / (errant, qui putant, illos Spiritus esse bonos, qui bona consulunt. Frequenter obsunt, quæ prodesse putamos. D. Tobias Wagener von Visionistenstreidt p. 93. seq.) theils der Pferde und ander Viehe warten / theils das Hauß kehren / lachen / offt in sichtbahrer Gestalt erscheinen /und niemand groß beleidigen; So wohl als die Poltergeister / welche Schaden thun / rumpeln / poltern /nach den Leuten werffen / sie schlagen / etc. und dieBergschwaden / so offtmahls die Menschen mit Gifft anhauchen / sie umbbringen / verjagen / und gantz Tyrannisch sich erzeigen / Höllische Geister oder Teuffel seyen. Vide G. Phil. Harsdörf. 7. Theil Gesp. Spiel / p. 362. seqq. von Gespenstern / undPoltergeistern. Item Voëtium in Disputatt. pag. 752.

In übrigen wil man jo Hauß-Leute haben / so seynd es die Türmer / so in der Alten-Marck Haußmänner genennet werden. (2) Die Weiber / welche vom Hesiodo geheissen werden Domi-portæ, ὀικο φόροι, daß sie / wie eine Schnecke / ihrer Häuser immer umb und bey sich haben sollen / sie sollen sich nicht verlauffen / anderswo vergaffen / wie die Haußlose Dina, und jagerinne Diana; sondern daheime das ihrige [371] schaffen / doch auch nicht eben in Kammern und Unzucht / noch daß sie das Stuben-Fenster oder den Giebel / wie der Atlaß Cœli porta, ümb den Halß oder auff ihren Kopffe haben; sondern daß sie / wie die Heimigen / Häußlich leben / den Herr in acht nehmen / pro focis arisque streiten / hie mit dem Gebeth-Buche / da mit der Ofengabel und Roste. Sie sollen Haußuncken seyn / für ihrer Thüre kehren / Aululariam auß studieren / die Kühe beschnüffeln. (3) Weiter mag man auch die Bauleute Haußmanner titulirn / als welche rechte C. saudri seyn / die Häuser ümbs Geld bauen / und ihrn principalen die Oeconomiam drinnen gestatten. (4) Auch werden die nicht uneben Haußmänner gescholten / welche dermassenadscriptitij glebæ patriæ seyn / unn in angelô agelli senescirn, ex dulcedine naturalis soli, daß sie auch kaum glauben solten; ob mehr Stäte in der Welt seyn /als ihre ergene; Welche prave Helde hinter dem Ofen /und nicht im Felde seyn; Die in der Wahrme Ofenröhre immer ihre äpffel braten / und sich wenig grune Haare drümb wachsen lassen / ob gleich Ulysses undÆneas einen unsterblichen Ruhm dacher erlanger haben / daß sie viel außländische Oerter besuchet haben.

Schließlich muß ich noch eines und des andern von den Haußmännergen gedencken / auß Herrn Casp Posner Disp. de Virunculis Metalicis c. 10. die Cobali oder Covali, sollen heissen [372] ἀπὸ τῆς κοβαλέιας, das ist / Nachahmung und Schmeichelung / weil sie wie Affen die Menschlichen Verrichtungen nachahmen. Denn sie sollen zur Mitternacht sonderlich / wie der fürtreflliche Medicus, Wierus redet / l. 1. de Præstig. Dœm. c. 22. §. 5. herümb gehen / der Haußbedienten ihre Geschäffte verwalten: Als da man sie hören soll / die Treppe herunter und herauff steigen /die Thür auffthun / Fewer machen / Wasser schöpffen / Speise zubereiten / Da sie doch in der Warheit nichts ins Werck setzen. Georg. Agric. lib. de Animant. Subterr. spricht / daß man die Koboldte selten sehe / da sie doch gleichwol täglich viel Arbeit verrichten / und das Vieh beschicken / und die man / weil sie sich dem Menschlichen Geschlechte gütig erzeigē / oder auffs wenigste dienstfreundlich erscheinen / zu Deutsch Gütel heisset: Andere nennen sie Trullos, so sich wie Weiblein und Männergen bey vielen Völckern gebrauchen lassen / und sonderlich bey den Schweden in Diensten seynd. Und hierzu gehören vielleichte auch die Coltri, wie sie auff Reusisch also genandt werden / und von den Sarmaten mit Gottesdienst verehret werden / wie Ioh. Meletinus vorgiebt beym Martin Delr. l. 2. Disqv. Mag. qvæst. 27. Sect. 2. Da er spricht / daß sie in den Winckeln der Häuser oder Holtzhauffen wohnen / und welche die Leute mit dem köstlichen essen speisen / darümb / weil sie ihren Ernehrern Getreyde zuführen / [373] daß sie auß andern Scheünen gestohlen haben / wenn aber solche Geister an einem Orte wollen wohnen und sich speisen lassen / so geben sie ihren geneigten Willen gegen dem Hauß-Vatter also zu erkennen: Sie tragen des Nachts Späne ins Hauß / und legen in die Milcheymer / wenn sie sie voll Milch gemacht haben / allerhand Mist der Thiere. Wenn dieses der Hauß Vater vermercket hat /und die Späne mit Fleiß nicht verwirft / noch den Dreck auß den Eymern wegschüttet / sondern von der Verunreinigten Milch mit seinem Gesinde isset / so sollen sie allda erscheinen und gerne bleiben. Im übrigen erzehlet der Wierus d.l. von den Koboldten folgende Histori. Ein Mann / der weit weg verreisen wollen / und ein unzüchtig Weib gehabt / hat solches im Schertze dem Hütgen anbefohlen / sprechende:Mein guter Gesell / ich befehle dir mein Weib an biß ich wiederkomme / schaue zu daß du sie wohl verwahrest. Was geschicht? Wie der Mann weg gewesen / und das Weib einen Buhler nach den andern zu sich hinein gehen lassen / hat sich der Geist in unsichtbahrer Gestalt / allezeit in der mitten darbey gefunden /und wenn ein Kerl das Weib nur anrühren wollen / so hat er sie gleich bey der Carthause erhaschet / und wieder die Erde geworffen: So ware es alle Nacht zugegangen / wenn die Wirthin immer neue Gäste zu sich gesellet gehabt / biß der Mann endlich wiedergekommen; da Hütgen ihme [374] mit frölichen Muthe von ferne entgegen gelauffen / schreyende: Sey willkommen zu Hause / ich freue mich von Hertzē über deiner Ankunft / damit ich einmahl von meiner unruhigen Arbeit erlöset werde / die du mir auffgegeben hattest. Drauff dann der Mann geantwortet: Wer bistu? Resp. ich bin hütgen / deme du bey deiner Abreise dein Eheweib anvertrauet hast: und siehe / ich habe sie dir wohl verwahret / aber mit unglaublicher grosser Bemühung / damit sie keine Ehebrecherin werden möchte. Aber ich bitte dich hinfüro / verschone mich weiter mit solcher Arbeit / denn ich will lieber alle Schweine in gantz Sachsen wartē / als noch einmahl dein einiges Weib. Denn sie hat mich auff so vielerley Art und Weise betriegen wollen / damit sie ihren Leib denen Buhlern übergebe.

(2.) Als Burcardus, / ein Graffe von Lucka / von Graffen Hermanno zu Wiesenburg war umbgebracht worden / und die Wiesenburburgische Graffschafft /nunmehr frey und ledig stund einzunehmen / da hat Hütgen den Bernhardum, einen Hildesheimischen Bischoff auß in Schlaffe gewecket / sprechende; Kahlkopff / stehe auff / fodere dein Kriegsvolck zusammen / weil die Graffschafft Wiesenburg / wegen des getödteten Herrn / verlassen ist: Du wirst sie leicht gewinnen / welches auch geschehen ist; von dannen der Kayser dieselbige Graffschafft zum Bischoffthum / [375] als ewig / hinzu gefüget hat: So soll auch selbiger Geist dem Bischoffe von vielen Gefahren zeitig was angedeutet haben.

3. Eben derselbe Geist hat sich an des Bischoffs Hoffe heuffig finden lassen / hat denen Köchinnen dienstreiche Hand geleistet / und gar offte mit ihnen in der Küche geredet: also daß sie seiner gar gewohnt worden / und sich niemand für ihm mehr gefürchtet hat: Ohne ein Knabe oder Küchenjunge / hat ihn angefangen zu spotten / mit Lästerworten zu hndeln /und so offte er nur vermogt mit Dreck auß derKüchen auff ihn loß zu werffen. Drauff sol das Hütgen den Küchenmeister gebeten haben / daß er doch seinen jungen solches verböte / oder er müste die Schmach an ihm rechnen: Deme jener geantwortet: Ey! du bist ein Geist / und fürchtest dich für das Bübgen? deme das Hütgen geantwortet; weil du den Jungen wegen meiner Bitte verachtest / so sollstu nach wenig Tagen innen werden / wie viel ich mich für ihm fürchte: drauff ist der Geist gantz unmuths davon gegangen. Aber nach einer kurtzen frist / als der Knabe auffn Abend in der Küche allein eingeschlaffen gewesen / nach vielen außgestandenen Bemühungen / ist der Geist widergekommen / hat ihn erwürget / in Stücken zerschnitten / und im Topff zum Feuer gesetzet. Drauff der Küchenmeister / wie ers erfahren /hefftig auff ihn zu schmälen angefangen: welcher[376] abermahl erbittert worden / und sich am nachfolgenden Tage also gerechet hat: Nehmlich / wie etliche Gebratens am Spiesse beym Feuer gewesen / für dem Bischoff und seine Hoffleute / da ist der Geist gekommen / hat etliche greuliche Kröten mit sich gebracht /und hat deren vergifftiges Blut mit den Fäusten wacker über das Gebratens außgedrücket und sie damit betreuffelt. Und wie er noch ein mahl mit läster-Worten von dem Küchenmeister angegriffen worden / hat er ihn von einer hohen Brücke in einen tieffen Graben gestürtzet. Sonsten hat er alle Wächter der Stadt fleißig in acht genommen / daß sie nicht schlaffen / sondern nur hurtig wachen müssen. Im übrigen soll derselbige Geist daselbst eine langezeit in sichtbahrer Gestalt vielen erschienen seyn / wie ein Bauer bekleidet und einen Hut auff seinen Kopff habend; daher sie ihn Pileatum geheissen / das ist in der Sächsischen Sprache / Hödekin. etc. Mercke noch weiter daß auchPetrus Tyræus l. 3. de Appar. Spir. c. 2. die Kobolde / für keine Teuffel / sondern kleine Menschlein helt /die das Mittel gleichsam zwischen den Thieren und uns Menschen halten / doch in einer Menschlichen Gestalt / wiewohl nach ihrer eigenen Seele / die an dunckeln Oertern verborgen liegen / und bißweilen denen Menschen erscheinen: welches auch im vergangenen Seculo also dafür gehalten hat Paracelsus, der sich allen Philosophis und Theologis [377] opponiret hat. In übrigen wegen der Kröten so übers Gebratens getröffelt worden / suche ein dergleichens im Rübezahl.

(Homonymicè mercke / daß sonsten Kobald einespecies Bergwercks heisset / davon D. August: Hauptmann im Wolckensteinischen Bade pag: 70. 132. 210. 155. 156. Item ex Matthesio Petrus Albinus in seiner Berg-Chronica / p. 14. daß er eine Schale von Kobold gemacht soll gehabt haben / darvon alles / was darauß getruncken / gestorben; und dannenhero wohl recht ein poculum mortis oder Mors in ollâ hat genennet werden können. confer hîc de proverb: pag: 56.)

9. Von Indianischen Abentheuren
IX. Von Indianischen Abentheuren.

Hievon lieset man mehr als daß man siehet / oder recht höret: Und mögen diese Menschenbilder also wohl rechte Abentheuer seyn / quasi ungeheuer /oder ungehört: wie Martinus in Lex. Philol. alludiret. Wir wollen dennoch anfänglich eines und das ander davon anhören / auß Martin Grundmanns Geschicht-Schule: Als der / folgender Gestalt / also davon geredet pag. 117. etc. Plinius l. 5. c. 8. N.H. meldet / daß im eusersten Aäthiopia [378] gegen Mittag zu /Leute anzutreffen / deren Mund und Augen auff der Brust weren / und also weder Hals noch Kopff hetten / nennet sie / wie auch Pomp. Mela l. 4. c. 1. βλέμυες. Ob es diese seyn / deren Augustinus Serm. 37. ad fratres in Eremo gedenckt / stehet nachzudencken.

Levinus Hulsius in Beschreibung des Reichs Gviana in Ost-Indien / gedencket c. 6. daß daselbst Menschen ohne Hals und Kopff seyn / deren Augen /Mund und andere Theil des Angesichts auff der Brust stehen.

Weitleufftiger bericht hiervon Walther Raleg / ein Englischer Ritter / in seiner Reichsbeschreibung / so dem 8. Theil Americæ einverleibet / folgender Gestalt:

Unfern der Lande Gviana und den Flusse Caroli /an dem User des Wassers / Caroa genannt / wohnen Leute / die ihre Köpffe nicht über den Schultern haben. Weches / wiewol es ein Fabel scheinet / muß ich dennoch für wahr halten / weil ein iedes Kind in Aromaja und Canuri weiß davon zu sagen.

Sie werden Ewaipanoni genennet / und haben ihre Augen forn an ihren Achseln / den Mund mitten in der Brust / haben die Haar oben zwischen den Schultern / die sie hinter sich abhangen lassen. Der Sohn des Topiowari / den ich mit mir in Engelland gebracht / sagte mir / daß sie auff dem Land das mächtigste Volck weren [379] / und ihre Bogen und Pfeile dreymahl so groß als der Gvianer.

Ein Iwatawakari hatte vor einem Jahre einen Gefangnen und in sein Vaterland Aromaja gebracht. Und wie er sahe / daß ichs schwerlich glaubete / sagte er /daß sie unter ihnen nicht fremb oder seltzam weren /sondern daß es ein bekant und mächtig Volck sey /und daß sie für etlichen Jahren viel 100. seines Vaters Unterthanen und andere Nachbahrn erschlagen hetten.

Aber es war mein Glück nicht / daß ich vor meinem Abzug etwas von ihnen hette gehöret. Denn wenn ich nur ein eintzig Wort davon hette gemeldet /wie ich noch da war / hette ich einen können mit mir bringen / die Sach mit dem Augenschein zu bestetigen.

Solche Leute sind auch von dem Mandeville beschrieben. Aber wir haben es allezeit für Fabelwerck gehalten / ehe die Ost-Indien sind entdeckt / und die Warheit so kuntbahr worden. Wie ich auch wiederumb zu Cumana in die West-Indien war kommen /kam ich mit einem Hispanier / einem versuchten / erfahrnen Manne / zu Rede / dieser / nach dem er in Erfahrung bracht / daß ich in Gviana war gewesen /fragte mich am allerersten / ob ich etliche Ewaipanons / die keine Köpffe hetten / gesehen / und sagte mir /der sonst ein Ehrlicher glaubhaffter Mann ward gehalten / er hette ihr viel da gesehen.

[380] (Des citirten Augustini Wörter seynd diese: Ego jam Episcopus Hipponensis eram, & cum quibusdam Servis Christi ad Æthiopiam perrexi, ut eis sanctum Christi Evangelium prædicarem, & vidimus ubi multos homines ac mulieres, capita non habentes, sed oculos grossos in pectore, cætera membra æqualia nobis habentes. Sic allegat Fulgosus lib. 1.de miraculis.


Geistliche Anmerckung.


So lange dieser Wunderleute uns Europeern keiner zur Schaukompt / wird es / daß iher seyn / nicht wohl beglaubet: inzwischen fehlers an keinem Theil der Welt an Ewaipanons / die Mund und Augen / ja das gantze ihrer inn- und euserlichen Sinnen schlecht hin für den Bauch tragen / welcher einig und stetig dencken / tichten / trachten und thun nur für den elenden Leib und dessen zeitlich Wohlsein bemühet ist / achten für das beste Leben mit dem verdammten Schlemmer Luc. 18. alle Tage herrlich und in Freuden hin zu bringen / ungeachtet / daß der heil. Paulus Phil. 3 /19. ihnen eine solche Grabschrifft stellet / ihr Ende ist die Verdamnüß / denen der Bauch ihr GOtt ist / und ihre Ehre wird zu schanden / deren / die irrdisch gesinnet sind.

Ein schön Exempel von solches Schlages Bauchdiener einem erzehlet der Irrländer Thomas Carve p. 231. der Antoneta de la Roy / einer [381] Adelichen keuschen Frauen / brachte einē Cavallier ein Glaß Wein zu. Im Gewehren sprach er: In diesem ist mein GOtt. Die Frau nahm zwar das Glaß zu handen / ließ es aber bald auff die Erde fallen / und antwortet: Sehet Herr / wie lüderlich / und gebrechlich ist euer GOtt. Ihr sollt aber wissen / daß noch ein ander GOtt ist /der euer ruchloß Wesen straffen wird.

Ein anderer / im neulichen Teutschen Kriege hochbeampter / in der Säuzunfft aber auch nicht der letzte /pflegte bey Verrichtung seines Gottesdienstes mit sonderlicher Andacht zu sagen: Wenn er schöne Trompeter / schönen Wein / schöne Taffel und schöne Damens hette / so möchten im übrigen die Pfaffen von der Hölle und vom Teuffel predigen / so lange sie wolten. Wunderschöne Worte! zumahl tröstlich den jenigen / die ihr gutes in diesem Leben empfangen; als von einem Hispanischen Diacono / der nach Verleugnung des Christlichen Glaubens vom Egyptischen Sultan zu einem grossen Herrn gemacht worden / erzehlet der alte Teutsche Ritter Martinus von Breitenbæch in seiner Reise-Beschreibung zum gelobten Lande / l. 1. c. 19. p. 46. Als wir / sagt er / zu Cairo uns verweilten / geschach es den 1. Octob. im 1507. daß nicht nebens meinem Gefehrten und noch 2. Franciscanern der Tongobardin (so hieß des Mammelucken Nahme /) zu sich in seine Behausung beruffen[382] ließ / umb uns einen Blick seiner Herrligkeit sehen zu lassen. Er führte uns in ein holdselig Frauenzimmer /worinn als er sich kaum gesetzt / und wir alle unsere Sitz genommen / fand sich da eine grosse Anzahl wohlgeputzter Frauen umb ihn her / nicht weniger als 35. deren sich iede auffs freundlichste zuthate und stellte. Das Zimmer war rings umb mit Teppichen überdeckt / an niedlichen Speisen und Geträncken war ein grosser Uberfluß / das Gemach von starcken Geruch des an die Weiber geschmierten Balsams angefüllet.

Da er solcher Gestalt in aller Wollust mit seinen Buhlschafften sich ergetzte / ietzt mit dieser bald mit jener spielte und schertzte / fragte er uns; ob man auch ein herrlicher und glückseliger Leben erdencken möchte? Die Geistlichen schwiegen ihm drauff / so schwieg ich auch stille.

Gregor. in Moral.


Quasi per amœna prata ad Carcerem pervenit, qui per præsentis vitæ prospera ad interitum tendit.

Biß hieher des Herrn Grundmanns Bewehrung und Erklärung: welchem nunmehr an der Seite zu setzen ist D. Pet. Laurembergius ex Acerr. Philol. Cent. 1.cap. 35. pag. 77. etc. Aulus Gellius meldet von den alten Scribenten / daß die Scythæ, Völcker nach dem Norden hin wohnende / eben also Menschen Fleisch essen / als wer Ochsen-Fleisch; Ja wohl offtmahls rohe ungesotten; [383] dahero sie genennet werden ἀνθρωπόφαγοι: das ist / Menschen-Fresser. Solches thun auch heute zu Tage der Americaner etliche: welche kein bessers Wildpret haben als Menschen-Fleisch. Ferner beschreibet er / sollen daselbst in Scythiâ Menschen seyn / die nur ein Auge haben vornen an der Stirne / gleich wie Homerus erinnert / daß die Cyclopes solche gewesen. Diese einäugige Leute heissen Arimaspi. Noch andere / sagt man / seynd daselbst /welche nur einen grossen Platfuß haben; Andere /welche zwar zwey Füsse / aber hinter sich nach dem Rücken gekehrt / gleich als unsere Füsse vorn an flehen. Diese Leute sollen gewaltig schnell und fertig lauffen können. Darneben sollen noch andere Menschen seyn ohn Köpffe / die in der Brust Augen und Nasen haben; aber keinen Mund / ἄςομοι genannt: welche nur vom Winde leben. Andere / welche nicht grösser als eine Spanne hoch seyn / den jährigen Kindern gleich / Pygmæi genannt: Die sollen einen ewigen Krieg führen mit den Krannichen. Andere / die so groß seyn / als halbe Thürme / zweymahl höher als die Männer dieses Landes. Letzlich sollen auch Weiber seyn / die mit ihrem blossem anschauen / nur mit den Augen die Leute tödten / vergifften / und umm die Gesundheit bringen. Diese sollen in ieglichen Auge zwey Sünen oder Augäpfel haben. Dieses alles wird zwar von den Historicis erzehlet / [384] ist aber eitel Fabelwerck. Denn solche Leute nirgend auff der Welt zu finden / noch zu sehen seyn / ob schon zu dieser Zeit /der gantze Erdkreyß ist besuchet / und also durchwandert von den Schiffern / daß kein Ort / da sie nicht solten gewesen seyn: außgenommen die Riesen und grossen Leute / die seynd häuffig zu finden in Chica, eine Provintz Americæ. Item / außgenommen die Zäuberinnen / welche mit ihrem Gesichte die jungenKinder vergifften / welches geschicht / durch einen bösen Qualm / und schädliche Lufft / so auß ihrem Munde / Nasen / Augen / und gantzen Leibe gehet /davon der Poet Virg. Ecl. 3. v. 103. schreibet:


Nescio, quis teneros oculus mihi fascinat agnos.


Biß hieher D. Lauremberg: der dem schnackischen alten vorgeben prave abgegeben hat. Es mag wohl seyn / daß Africa dergleichen Abentheuer / als Mißgeburten / bißweilen hervor gebracht habe; weil es ohne das Monstrorum Mater genennet wird. B. Franz. part. 1. histor. Anim: cap. 29. Aber das es endlich gantze Geschlechter von solchen unterschiedlichen /als einköpffigten / breitfüssigten / langöhrigten / einäugigten etc. Menschen gebe; dran zweiffle ich selber sehr. Etwan vor 2. Jahr / brachte man auch in Kupfferstücken / eine wunderbahrliche Mißgeburt hervor /welche in Africa in der Insul Madagascar [385] war gefunden worden / durch einen Schiff-Capitayn des Herren Feldmarschalcks von Milleraye: und domahlen gegenwertig zu Nantes in der Bretagny gewesen. Nehmlich ein seltzamer Mann mit einer eigenen Sprache /2. Füssen / deren der rechte weit länger als der lincke: damit er dennoch unerhört schnell hat lauffen können. Weiter hat er einen sehr langen Krannichhals gehabt /einen kraufichten Kopff mit Esels-Ohren / und ein krummen Habichtschnabel an statt des Mauls. Ingleichen ist auch noch nicht vergessen eine andere sehr langhälfichte und mit Esels-Ohren begabteMißgeburt / auß der Tartarey / welche der Herr Graff Niclas von Serin anno 1664. soll bekommen haben /vermöge des Küpfferlichen Nachrichts / so zu Nürnberg damahl außgegangen ist. Wer wolte hier sprechen / daß gedachte Monstra, auß einer gleichgestalten Gemeine gekommen weren? Niemand. Also: Eine Schwalbe macht keinen Sommer: Hat es gleich / so zu Plinii, so zu andern Zeiten / wunderbahre Leute in Indien und Africâ gegeben; so seynd drumb nicht gantze Länder davon voll.

Im übrigen bleibet es dennoch ein verwunderliches: denn vom Augustino will mans zwar eriernet haben /daß ohnköpffigte / einäugigte / etc. Leute seyn sollen: weil er sie selber gesehen hat. Vide ejus Tom. X.Serm. 39. ad fratres [386] in Eremo Coll. 1355. darüber ein gewissenhafftiger also glossiret: das es ferne seyn sol / einen / solchen heiligen Vater lügen zu straffen /und der Unwarheit bezüchtigen. Aber was spricht denn eben der Augustinus anderswo? Heidfeld. in Sphing. Philos. p.m. 73. 74. Ich komme wieder zumPlinium, welcher spricht / daß in Indien Leute seyn sollen / mit Hundsköpffen / etliche sollen nur vom Geruche leben / andere ein Auge haben / noch andere sollen so grosse Ohren haben / das sie biß auff dieFüsse herunter hangen. Etliche sollen nur ein Bein haben / welches dermassen breit / das sie sich füglich damit für der Sonnen Hitze bedecken können / wenn sie sich rücklings nieder auff die Erde legen. Aber viel verlachen den guten Plinium, und sprechen / das es viel sicherer sey / dem guten Augustino gehör zu geben / als der in Africa / monstrorum altrice, erzogen und gebohren worden / und lib. 8. de Civ. DEI also spricht: daß keine solche monstrosische Völcker seyn / oder so sie ja weren / das sie keine Menschen seyn könten: Oder / wenn sie Menschen weren / daß sie von Adam herrühreten. (Hierüber mag ich mein Urtheil nicht fällen / schleust der Heidf. d.l. Freylich weiß man bald nicht / wie man dran ist. Denn derHugo von Lindschott will sie dennoch auch selber gesehen haben: Und spricht lib. 2. Ind. Orient. c. 44. von denen Malabaris, auch von den Tanesiis und Samathlis, daß sie mit ihren [387] Ohren den gantzen Leib bedecken / und drauff an Statt des Bittes schlaffen. Und solches Lindschotts Meynung bestätiget Christianus Smidigus, in seinen Brieffen / die er da herauß an seinen Vatter hieher geschrieben hat / hinzusetzende /daß er in Morenland gegen Abend Leute gesehen habe / mit einem einigen / doch langen und breiten Fusse /damit sie sich / an statt des Tiresols, wacker für der Sonnenhitze bedecken; und / welches wunderns werth ist / damit so schnelle lauffen können / daß sie auch wie Jagthunde das Wildwerck ereilen. Eben dieser bezeügetes auch / daß in Lybien oder Sarra Menschen seyn sollen ohne Köpffe / die die Augen in der Brust haben: Und im letzten Theil des Morgendlichen Indien / sollen sie ohne Nasen vorhanden seyn / wie noch ferner an etlichen Oertern des westlichen Indien Leute sollen gefunden werden / ohne Zungen und Sprachen /so ihren Willen nur mit wincken zu verstehen geben. Sonsten redet auch Carolus Stephanus in Dict. Geogr. p.m. 758. b. von denen Einfüssigen / aussenPlinio lib. 7. cap. 2. Die jener nennet Monoscelos, Sciapodes, umbripedes. Mercke noch weiter / daß der Bochardus in Phaleg. l. 4. c. 29. p. 313. einen und andern Irrthumb auß der Philologie herrührend erweiset. Denn / spricht er / Blemys, soll vom Ebræischen kommen / auß Beli Muah, das ist / sine cerebro, ohne Gehirn: Daher rühret [388] die Fabel / daß die Blemyes oder Blemmyes ohne Köpffe seyn sollen / beym Plin. l. 5.cap. 8. beym Paulo Warnefr. l. 1. de Gestis Longob. p.m. 199. Daß die Longobarder in Teutschland von denen Assipittern auff solche Art zu rück gehalten worden seynd / daß sie nicht durch ihr Land gezogen: Nemblich diese haben sich gestellet / wie sie alle Hundsköpffe hetten / söffen Menschen-Blut / und wenn sie keinen Feind ertappen könten / so trüncken sie ihr eigen Blut. Dieses hat bey dem Feinde ein dergleichen Schrecken causiret / daß sie sich gleichwol nicht getrauen dürffen / einen Versuch zu thun: Ungeachtet ob sie gleich mit Lügen seynd berichtet worden: Und wer weiß ob jenes Indianisches Geschwätze auch nicht etwan so auff die Beine und Bahne gebracht worden sey. Ich bilde mir nochmahls keine bessere Warheit darbey ein / und gebe nicht zu / daß dergleichen gantze monstrosichte Landschafften verhanden seyn. Ungeachtet ob gleich noch mehr beym Rauen in Memor. c. 95. fol. 75. auff die Bahne gebracht werden / also: in dem Königreich Peru sind bey kurtzē Jahren Menschē gefunden worden / welchen war das hinter und förder-Theil des Haupts, gantz gleich und breit gewesen / Petr. Hisp. 5. p. Sil. cap. 35. bey dem Ramusio wird gelesen / daß in der Insul Taprobana bey den Völckern Cirradis etliche Menschen mit Pferdsköpffen zu finden. In denen Indianischen [389] Gebirgen schreibt Solin. in 32. Cap. auß Megasthene / wohnen etliche Nationen und Geschlechter der Menschen / mit Hundsköpffen / haben grosse scharffe Nägel / kleiden sich mit Thierhäuten /an statt der Rede und Sprach / pflegen sie allein wie die Hunde zu bellen. Mit diesem stimmet auchMarcus Polus / welcher dieses Theil Indien durchgestreiffet / überein / deßgleichen Art der Menschen ist auch bey den Tartern zu finden / welche auch mit denselben stritte / und unversöhnliche Feindschafft erregt / und pflegen sich auff eine sondere wunderbahre Weiß vor der Tartern Pfeil zu versichern / in dem sie sich im Winter in dem Wasser und nachmahls in dem Sand herauß weltzen / wenn denn also die Haut mit solchem Eiß überzogen / greiffen sie den Feind muthig an / welchen sie auch mehrentheils mit den Zähnen und Nägeln zerrissen. Dergleichen Monstrum ist auch vor etlicher Zeit / König Ludwigen in Franckreich zubracht worden / welches ausser dem Hundskopf in allen Gliedern dem Menschen gleich gewesen / hielte sich in sitzen / stehen / und andern Geberden /essen und trincken wie ein Mensch / und wenn es erzürnet / pflegte es gegen männiglichen zu wüten. In der Provintz Lambri bey Jaua / schreibet MarcusPolus im 5. Buch am 15. Capit. werden Menschen gefunden / welche Pferdeschwäntze einer Ellen lang haben / und sind im [390] lauffen sehr geschwinde / wie dessen auch Plinius im 6. Buch am 2. Capittel gedencket. Hactenus ille: zu welchen noch kürtzlich beyzufügen seynd / alle monstrosische Leute / welche vor diesem fürwahr seynd geglaubet worden. Wie sie nach einander mit wenig Worten vom M. Elucidario erzehlet werden d.l. lit. c. Es seynd mancherley Ethiopen / Moreit oder Indianer / etliche wohnen in der Wüsten / etliche niessen allerley Schlangen / und deuten ihre Rede mehr denn sie außsprechen / etliche haben kein Haupt / sondern Augen und Mund an der Brust. Etliche seynd nur allein von Gestalt Menschen / sonst aller Ding unvernünfftig / wie die wildenThier. Besiehe Plinium l. 5. c. 10. Viel und mancherley Gestalt der Menschen / seynd nach der Verwirrung der Zungen an manchen Ende erschienen / davon auch Plinius / Isidorus und Augustinus schreiben. Mit Hundköpffen seynd Menschen in den Land India /und reden bellend / nehren sich mit Vogelgesäng /und kleiden sich mit Thierheuten. Etliche haben allein ein Auge ob der Nasen an der Stirn / und essen allein Thierfleisch täglich / mit den Greiffen streitend. Etliche seynd beyderley Geschlechts / Mann und Weiber /daß sie Kinder empfangen und gebehren / auch Mann / so sie wollen / das sie Kind machen / die rechte Brust ist männlich / und die lincke Weibisch an ihnen / vermischen sich mit einander und gebehren. Gegen[391] dem Paradeiß bey dem Fluß Ganges / seynd etlicheMenschen die essen nichts / denn sie haben so einen kleinen Mund / daß sie das Getränck mit einem Halm einflössen / und leben vom Geschmack der Aepffel und Blumen / und sterben bald vom bösen Geschmack. Etliche sagen / am eusersten Ende Indierlands / von auffwerts bey dem Brunnen Ganges sey ein Volck gar ohn Mund / am gantzen Leibe rauch /mit Mose der Aeste bekleidet / allein vom Lufft und Geschmack lebend / ohne Speiß und Getranck / welche / auff daß ihnen / so sie einen Weg ziehen / nicht am Geschmacke mangel begegne / bey ihnen tragen mancherley Geschmack von Wurtzel / Blumen und Aepfeln. Daselbst seynd auch Leute ohne Nasen /eines ebenen Angesichts / an statt der Nasenlöchlein habend. Etliche haben unten grosse Lefftzen / daß sie das gantze Angesicht damit bedecken. Etliche ohne Zungen / die deuten einander ihre Meynung / wie die Kloster Leute. Im Land Sicilia haben etliche grosse Ohren / daß sie den gantzen Leib bedecken. Etliche wandeln im Lande Ethiopia nieder gebogen / als das Viehe / deren etliche leben vier hundert Jahr. Etliche haben Hörner / lange Nasen und Geißfüß / von denen sindestu in S. Anthonius Legend. Es seynd auch Menschen mit Pferdefüssen. Gegen Niedergang in Ethiopia seynd Leute mit einem einigen breiten Fuß / und so schnell / daß sie die wilden [392] Thier erfolgen / und beschatten sich offtmals vor der Sonnen Hitz / mit der breite ihrer Füsse. Allda seynd auch Leute fünff Ellbogen lang / werden nicht kranck / biß zum Todt. Man lieset in den Geschichten des grossen Alexanders / daß in India Menschen erfunden werden / mit sechs Händen. Weiber mit Bärten biß auff die Brüste / auff dem Haupt glatzend / eben und ohn Haar. Etliche nacket und rauch in den Flüssen wohnende / etliche die an Händen und Füssen sechs Finger haben. Gegen dem Niedergang in Ethiopia haben etliche vier Augen. Auff dem Berge Milo sind Menschen / mit hinter sich gekehrten Fersen / an ieglichem Fuß acht Zehen habend. So seynd in Europa schöne Leute mitKranichshälsen und Schnäbeln. Etliche inwohnende in Wassern / halb Menschen / und halb Pferdes Gestalt habende. Seynd auch Leute einer Ellen lang /über acht Jahr nicht lebend / die wohnen im Gebirge Indie / nahe bey dem Meer / an einem gesunden und allweg grünen Ort / und haben einen sondern Streit mit den Kränchen / ihre Weiber gebehren in fünff Jahren. Etliche andere seynd ohne Nack / haben ihre Augen auff den Schultern. Es wohnen in Scythia im Thal des Berges Timavi Wald-Menschen / mit umbgekehrten Füssen / unglaublicher Schnellheit / mit den wilden Thieren umbschweiffende / die leben in keinem andern Lufft / [393] darumb sie auch weder unter umbliegende Könige / noch den grossen Alexandrum gezogen seynd. In India / oder in der Moren Refier /seynd hohe Bäume an etlichen Enden / daß man mit keinem Geschütz darüber mag schissen / und so lange dicke Rohr / daß auß einem jeden zwischen den Knöpffen ein Schifflein zu dreyen Zeilen Menschen /neben einander her sitzend / gemacht mag werden. Es hat auch Leute in India die zwey hundert Jahr leben.Hactenus ille: welcher fürnemblich mit ein ander nahmhafftig gemachet hat nachfolgende / als die.


1. Augenlose.
2. Bock-füssigte.
3. Caball-pfotigte.
4. Dreydoppelthändigte.
5. Einfüssigte.
6. Fuß-verkehrte.
7. Gleichköpffigte.
8. Hundsheüptigte.
9. Immerlebende.
10. Kranichhälsigte.
11. Lang-örichte.
12. Maul-lose.
13. Nasen-lose.
14. Ohn-köpffigte.
15. Pferde-Männer.
16. Quell-wohnende.
17. Roß-schwäntzigte.
18. Schultträngigte.
19. Tiefflippigte.
20. Viel-äugigte.
21. Wilde.
22. Zungenlose.

Von denen 9. Immerlebenden kan noch folgendes wol beobachtet werden. Beym Hermanno Lignarido in oblectam. Academ. c. 14. [394] p.m. 126. etc. Brunus lib. 3. de urbibus setzet dieses / auß dem Theodorico à Niem lib. 2. de Schismat. c. 20. Bey vier Meilen von Dannen / wird S. Barbara Berg gesehen / welcher im flachen Felde in der Runde hervorraget / und von vielen bethöreten Deutschen ingemein der Grall geheissen wird; dabey sie dieses glauben; daß droben viel lebendige Leute seyn / welche biß an den Jüngsten Tag hin unsterblich verbleiben / und in ewigen Wollüsten und stetigen tantzen begriffen seyn. Wobey an / ein sonderliches Bad ist / in einemBauerhäuselein / gäntzlich ohne Wasser; da sich nur über einen rundten und breiten Stein die nackichten und zum baden Begierde tragende Leute niederlassen / und mit lust anfangen zu schwitzen auch wohl gereiniget werden. etc. Biß hieher der à Niem.

Schlüßlich gereichet hierzu auch Michael Bapst /auß seinem Artzney- und Wunder-Buche part 1. p.m. 5. etc. Ich wil etwas von den ungewöhnlichen und wunderbarlichen Gestalten der Leibe / etlicher Leute /ausserhalb dieser Lande melden / auff daß der guthertzige Leser sehe / wie die Geschöpffe Gottes so wunderbarlichen seyn / und seinem Schöpffer / für die gesunde / schöne Form / und rechtmässige proportion seines Leiges / hertzlichen Dancke. Es seynd Völcker in India wohnende / welche allenthalben wie Menschen gestalt seyn / allein daß sie Ziegenfüsse haben / [395] und über den gantzen Leib rauch seyn: Jem man findet des Orts auch rauhe Leute / werden Cynamolgi genennet / die haben Hundes-Köpffe. Etliche Leute haben Federn wie die Vogel / Ihr viel haben keinen Mund / leben alleine des Gerichts. Andere / ob sie gleich einen Mund haben / so sind sie doch so ungestalt / das ihnen die Uberlippe über den Mund herunter biß auff die Brusthenget. So findet man auch in den Mitternächtigen Ländern Leute / welche so lange breite Ohren haben / daß sie den gantzen Leib darmitte bedecken. Etliche haben keine Zungen / blau gleissende Augen / scharffe und spitzige Zeene / wie die Hunde / und sind über den gantzen Leib rauch. In Selenitide legen die Weiber Eyer / und brüten auß denselbigen Kinder / welche so gros seyn / als sonsten Ihr 15. Zu nechst bey dem Außgang der Sonnen wohnen Leute / deren Angesicht gar flach ist / haben keine Nasen / und oben am Munde keine Lippen. Etliche haben an statt des Mauls kleine Löchlein / müssen mit Röhrlein ihre Nahrung einsaugen. So sagen die jenigen / so die Gesichte und Thaten Alexandri M. beschrieben / das Leute gefunden werden / deren ein jeder 6. Arm an seinem Leibe habe / diese werden gar nicht kranck / biß sie sterben. Item / es sollen Leute seyn / deren ein jeder 6. Finger / und 6. Zehen / an einer jeden Hand und Fusse hat. Der wolgebohrne Herr [396] Sigmund / Freyherr zu Heberstein / schreibet /das in der eusersten Gräntzen der Herrschafft desMoscowiters / am Wasser Obi, ein Ländlein liege /wird Lucumoryse genannt / in welchem alle Jahr die Leute den 27. Tag des Wintermondes sterben / und auff den 24. Aprilis wieder lebendig werden. In Hibernia soll eine Insul seyn / in welcher kein Mensch ersterben kan / wenn sie aber alt / schwach und kranck werden / das sie nicht länger zu leben begehren / so tregt man sie auß der Insul auff frembden Boden / so sterben sie also bald. Item / es find allda Oerter / da die Leibe der Verstorbenen gar nicht verfaulen oder verwesen. Dargegen soll zu Pisa in Welschlande ein Kirchhoff seyn / darinnen die Erde die eingeschorrenen oder begrabenen Leichen in 24. Stunden gäntzlichen verzehret. Cosmograph. l. 2. c. 114. Die Acridophagi, bey einer Wildnüsse in Africa wohnende / seynd kohlschwartze magere Leute / werden über 40. Jahr nicht alt / wenn sich aber ihr Ende herbey nahet / wachsen in ihrem Leibe viel seltzame und geflügelte Läuse / erschrecklich zu sehen / die fressen ihnen erstlich den Bauch auff / bald hölern sie den gantzen Leib auß / wie eine Maus das Brod /fressen das Hertze / daß sie also jämmerlich mit Schmertzen sterben müssen / wenn einem diese Kranckheit anstossen wil / so beginnet ihm der Bauch zu jucken / das ihn so lange der Patient kratzen muß /biß er ihn [397] wund machet / da fallen die Läuse mit einer eyterichen Materien herausser / welches erschröcklich zu hören / GOtt behüte uns / daß wirs in diesen Landen nicht sehen noch erfahren dürffen. / In Ethiopia /oberhalb Egypten / wohnen Völcker / Ilophogi genannt / die leben allein von den Früchten / so auff den Bäumen wachsen / derwegen sie sich des steigens und springens dermassen befleissigen / daß sie auch ohn gefahr / wie ein Eichhörnlein / von einem Baum auff den andern springen können. Wenn sie nun Alters halben / dieser Gestalt ihre Nahrung nimmer suchen können / müssen sie erbärmlich hungers sterben.

In America wohnen Leute / welche zur rechten Seiten zweene / und zur lincken nur einen Arm / lange herunter hangende / breite Ohren / wie ein Esel /haben; ihr rechter Fuß / wie ein Pferdes Fuß / der lincke aber / wie eines rechten Menschen Fuß gestalt; Sie lauffen und springen so geschwind / wie ein Hirsch. Die Weiber haben nicht so lange Ohren / wie die Männer / und gebehren des Jahrs zweymahl.

In der eusersten Gräntz Arabiæ wohnen Leute /welche gar grosse / rundte Ohren / und ein über auß grosses weites Maul / und überauß grosse hangende Brüste haben / an jedem Arm haben sie zwo Hände /an Füssen keine Zehne / und trincken weder Wein noch Wasser. In den Egyptischen Gebirgen findet man Leute / welche [398] Angesichte / Arme / Hände und Füsse / wie die rechten Menschen haben / lauffen gar geschwinde / ihr Rücken aber ist allerdinge wie einesCamelsrücken gestalt / inmassen sie denn auch solche Euter / an statt der Brüste / wie die Camel haben: Daher sie Johann Herolt in seinem Wunder-Buche /Leut-Camel nennet / und spricht / daß sie kaum 30. Jahr alt werden / und die gantze Zeit ihres Lebens über zweymahl nicht gebehren / so bald die Kinder auff die Welt kommen / so fassen sie die Mütter auff den Rücken / und tragen sie also mit sich / wohin sie gehen: Ihren König lassen sie gar nicht zu Fusse gehen / sondern tragen ihn wohin er wil. Zu hinderst im Mohrenlande / wird ein Volck gefunden / welches zwar gar einen hübschen geraden Leib hat / haben aber alle zweene Köpffe / der eine ist gestalt / wie eines Menschen Kopf / in welches Nacken hinten auffm Rücken ein Hundes-Kopff stehet / haben vier Augen / aber nicht mehr / als zweene Schenckel. Diese sollē gar künstliche Seidenstricker seyn. Viel schöne Tapezerey / und allerley gewirckte Arbeit machen / überschicken dieselbigen dem grossen Cham /welchem sie unterthan / und zinßbar seyn / und treiben sonsten gewaltigen Handel undKauffmanschafft. Gegen Orient findet man in einer Insul Leute / welche vom Leibe sehr starck unn fälst seyn; an den Hüfften stehē ihn ihre Arm / die Schenckel stehen ihnen hinden auß / sein Gestalt [399] wie die Eselsfüsse / haben einen langen Schwantz / wie ein Esel: Die Weiber gebehren allezeit vier Kinder auf einmahl / darunter lassen sie die schönsten zwey leben / und die andere zwey tödten sie.

In etlichen Thälen der Tartarey findet man Leute /welche Leibe / Arm / und Schenckel aller Dinge / wie die Menschen haben. Alleine daß sie gar einen langen Hals und Schnabel / wie ein Greiffen / und oben an den Schenckeln Flügel von mancherley Farben haben / ihr Angesicht mit Augen / Nasen / und Munde einem Menschen ehnlich / stehet ihnen an der Brust / sie wohnen gemeiniglich an den Wasserquellen / essen gerne Fische. Der grosse Cham pfleget mit denFedern ihrer Flügel seine Pfeile und Poltzen zu siedern. In der neugefundenen Welt gegen Mitternacht /zum heiligen Creutze / wohnen Leute / welche rauche Hundes-Köpfe mit langen Esels-Ohren haben / der mittel-Leib aber / sampt den Armen und Händen / ist allerding wie ein rechter Menschen Leib formieret und gestalt. Die Schenckel gleichen sich etlicher massen den Pferde-Füssen / allein daß sie gespaltene Klauen an statt der Füsse haben / sein greuliche Räuber / hassen Menschen / und führen einen immerwehrenden Streit mit den umbliegenden Nachbahrn.

Idem p. 17. In der Türckey ist ein Geschlecht oder Orden der Geistlicher / welche sie Nefesolgi nennen /die sollen / wie sie vorgeben / [400] von etlichen Geistlichen Weibern / ohne mannlichen Samen / oder Beywohnung eines Mannes über-natürlicher weise gebohren werden / (welches ich doch mehr für einen Hurischen Betrug / itztgemeldter Geistlichen Nonnen /oder aber für eine Blendunge des Teuffels / als für ein Wunderwerck / achte.) dieser Münche / oder Geistlichen Ordens-Personen / werden allezeit zween oder drey in der Stadt Prusia / zum Wunder behalten. Es stecken auch die Türcken in diesem Wahn / daß /wenn man ein püschlein Haar / oder aber ein Stück von einem alten Kleide / dieser Wunderheiligen / auff einen siechen oder krancken Menschen leget / daß er alsbald davon gesand werde. Und zu dieser Cura /könte wohl das hertzliche vertrauen zu diesen Leuten / was sonderliches wircken. Denn das ist allen und jeden Leib und Wundartzten wohl bewust: wenn der Patient zu seinem Artzt ein vertrauen hat / und sich bedüncken läst / er werde ihm helffen / daß ihm durch GOttes gnädige Hülffe dadurch allbereit ein guter Grund zur Gesundheit geleget ist / und dargegen auch / wenn ein Patient ein Mißtrauen in seinen Medicum setzet / so gehet die Cur schwerlich fort / inmassen solches Agrippa lib. 1. c. 66. bezeuget. Idem p. 9.etc. In dem Lande da der grosse Tamerlan geherrschet / findet man Leute / welche von oben an biß an den Nabel / allerdinge wie ein Mensch / unten [401] aber seyn wie ein Pferd gestallt / die Armen stehen ihnen unten an der weiche; oben aber an den Achseln /haben sie kurtze Strümpfflein herausser gehen / seyn wie Froschfüsse gestalt. So findet man in der InselSumatra, welche sonst auch Taprobana genennet wird / Leute / die nur ein Auge über der Nase stehend / und keine Ohren haben / ihr Hals ist fast lang und geschlang / die Achseln hoch / die Schenckel klein /trincken nichts als den Tau vom Himmel. Mann und Weib seyn einander so gar gleich / daß man ein Geschlecht für das ander nit wol erkennen kan. Die Pigmæi in India / gegē dem Oceanischē Meer wohnende /seynd die allerkleinesten Leute / so auff der Welt gefundē werden / ihre Weiber gebehren im 4. Jahre ihres Alters / und sterben im siebenden Jahre. Bey Clesia in India / gebehren etliche Weiber nur ein einiges mahl /und diese Leute / so bald sie auff die Welt gebohren werden / beginnen sie von stund au anzufahen und grau zu werden. Die Völcker in Erypia wohnende /haben lange Hälse und Schenckel / wie die Kranniche. So findet man auch Leute / die nur einen einigen Fuß haben / der ist so breit und groß / daß sie sich darmit für der Sonnen-Hitze beschirmen können. Item / in Ethiopia wohnen Leute / werden Blemmiæ genennet /die haben gar keine Köpffe / nichts desto weniger aber stehen ihn an der Brust Augen / Nasen und Mund. Deßgleichen findet [402] man gegegen Niedergang /im Mohrenlande Leute / deren ieder vier Augen hat /etc. In den Africanischen Wildnüssen haben sie Ohren / so ihnen biß auf die Knie herab hangen / an den Fingern haben sie Krahlen / wie die Vogel / unter den Knien hangen ihnen lange rauche Zotten herab /und von dannen herunterwarts / sind ihnnen die Füsse wie Ziegen-Füsse gestalt. In Bentzgau gegen der Steuermarck / deßgleichen in Wallis / hinter Schweitz / werden viel Leuten gefunden / welche abscheuliche grosse hangende Kröpff / oder herab hangende Kählen haben. Johannes Beêmus Aubanus, gedencket der Schiffart / welche ein Kauffmann / Jambolus genannt / gethan und spricht / daß er unter andern Insuln in eine / in Oceanischen Meere gegen Mitternacht gelegen / kommen sey / darinne habe er / große starcke Leute gefunden / welche über den gantzen Leib rauch / und so starck gewesen / daß ihnen niemands etwas auß ihren Händen hat nehmen oder reissen können /und spricht / daß sie zwo unterschiedliche Zungen haben / mit welchen sie nicht allein ihre Sprache reden / sondern auch damit allerley Vogelgesänge / so meisterlich imitiren / und nach pfeiffen können / als wenn die Vogel selber singen / und das zumahl zu verwundern / so können sie auff einmahl mit zweyen von unterschiedliche Sachen reden / mit diesen von Weltlichen / und mit jenen von Geistlichen / [403] werden in die anderthalb hundert Jahr alt. Hierauff setzet derAutor etliche Exempel von Vogel / Fisch und Thieren / welche die Menschen-Stimme / Sprache und Gesang etc. lieben. etc.

Biß hieher aus etlichen Autoribus wegen der Indianischē Leute / oder Plinischen monstris: welche ich vielmehr für erlogen halte / als ihnen wohl gewogen bin: will man ja raritäten unter den Menschen suchen / so darff man sich nicht außländisch erzeigen; sondern man kan wohl in unsern Ländern dergleichen auffbringen. Als liesse sich traun wohl viel schönes Dinges reden / von den


1. Aehnlichen. Vide Chirologiam meam Philologicam.

2. Bauchredenden. Vide Delrio. in Disqvis. Magic.

3. Characterisirete. Vide meam Physiognomiam.

4. Derb-sehenden. Vide Barthol. in tract. de luce animal.

5. Eckelnden. Richter cent. 3. cap. 58. 59. p. 495.etc. cent. 4. p. 702. etc.

6. Fruchtbaren. Vide Pabsten d.l. p. 129. etc. Richtercent. p. 213. etc.

7. Gantzzähnigten. Richter. cent. 3. c. 60. pag. 498. Pabst. d.l.

8. Heilenden / Pabst. d.l. pag. 26.

[404] 9. Jung-gewordenē. Christoph Richter. in spect. Histor. cent. 1. p. 109. etc. und Minsicht in der Histor. Schaubühne p.m. 89. etc.

10. Kröpffigten. Vide Mich. Babst. d.l. p. 22. 23. & 186.

11. Läuffern. Vide meam Podoscopiam.

12. Mißgebuhrten / Vide Schotti Physica curiosa.

13. Nasen-Königen. Vide meam Metoposcopipiam.

14. Ohn-speise lebenden. Richter cent. 4. pag. 665.etc. 719. etc. cent. 3. c. 58.

15. Pitz-entzenden. Richter in Spectac. Histor. cent. 3. cap. 54. 55. 96.

16. Quellgründenden oder Täuchern.

17. Rothhärigten. Vide meinen Tract. Rothfuchs genennet.

18. Schlaffsüchtigen. Richter d.l. cent. 2. pag. 202.etc.

19. Tranck- und freßsüchtigen. Vide Tract. vom Vielfrasse M. Ammersbachij.

20. Uergifftenden. Pabst. d.l. p. 29. etc.

21. Weiber in Männer verwandelte. Pabst. d.l. pag. 129. Torquemad.

22. Zauberern. Vide meinen Blocksberg.


5. Als hat vielen geeckelt (nachm Alph.) vor Artzney: Brodt: Cäse: Drachē und Schlangen: Eyer: Fettebutter: geronnene Milch: Häne: [405] Ingwer: Katzen: Lilien (als mir selber / der ich sie in 2. Jahren nicht habe riechen können / weil ich der Sache durch eine gantze Nacht zu viel bekommen) Manna: Nüsse: Oel: Pirnen und Aepffel: Quell-Thiere oder Fische: Rosen: Sternieckel / vide chirol. Philol: Tauben / als wie ich eine gekandt habe / so keine essen kundte: Vögel: Wein: Zucker: etc. von vielen besiehe Pabsten d.l. hingegen haben andere Gifft / Kreide etc. essen können. Vide Observ. Anatom. Bartholin, und anderer. Vom Käse etc. besiehe eine besondere Disputat. M. Thom. Sagittarii Jen: 1613.

13. Zu den monstrosischen gehören sonderlich hin die (nachm Alph:) Armlose: 2. Blinde. 3. Cornuti. vide meinen Tract. von Mosis Hörnern: 4. Dickleibigte: 5. Einäugigte: 6. Fußlose: Glätzhaffte oder Kahlköpffigte: 8. Hasenschartigte: 9.Immerweinende: 10. Kammerlinge: 11. Lumpenhaffte / als da viel monstra dergleichen Gestalten an sich gehabt haben / wie das zun Zeiten gewöhnliche Hoffarts-Zeug: 12. Mohren / vide meinen Tract. von Elevatione Poli: 13. Nasenlose: 14. Ohnbährtigte: 15.Puckligte: 16. Riebenmangelnde: 17. Stumme: 18.Taube: 19. Vielfingerigte: 2o. Weib-männer: 21.Zweyköpffigte-Richter in Spectac. Histor. cent. 1.p.m. 33. etc. (20.) ibid. cent. 1. p. 10. etc.

[406] Ich schliesse numehr dieses Capittel / mit einem schönen Anhange von destillirten Leuten / aus M. Benjamin Gerlachs / Pfarrerns und Senioris zur Herren-Stadt / erbaulichen Gedancken von der Asche /(1666.) p. 215. etc. Borellus gedencket etlicher (daß wir auch dieses hieher setzen) welche / in dem sieMenschen-Blut destillirt / welche sie für die rechtemateri ihres Steines hielten / in der Cucurbita ein Menschlich-Gespenst erblicket / woraus blut-färbige Strahlen herfür zuspringen geschienen. Nach dem sie das Gefäße zerbrochen / haben sie in den Hefen ein Ding in Gestalt eines Hirnschädels gefunden. Dergleichen erzehlt der Englische Rittert Robert Fludd. Er nennet den Chymisten la Pierre, welcher über seinem process ein greulich brüllen / wovon seine Gäste erschrocken / gehöret / und ein Menschlich Bilde gesehen. Sie sagen / dieses Blut müsse nur von einem gewaltsamer Weise ermordeten Manne seyn. Das macht die Sache verdächtig. Warumb nicht auch von einem Weibe? Aber wir sinnen ietzo nicht dem Geblüte /sondern der Asche nach. Es find / wie Borellus auffgemercket / drey Vorwitzel gewesen / welche die Kirchhoffs Erde / weil sie voller eingemengter Toden-Asche war / vor die rechte Alchymistische Materia gehalten / und darauß auch in Schalen Gespenster vermercket worden. Daher geschicht / das / wenn diese Erde von [407] der Sonnen empor gezogen wird / offtermals auf den Kirchhöfen / Gespenster gesehen werden / welche man für Teuffel hält / da sie doch natürlicher Weise entstehen. Gedachter Borellus sagt: Dieses aber kan nur des Nachts gesehen werden / weil in dem sie etwas liechte / sind sie wie die Sternen von der Sonnen verdunckelt werden / daß / ob sie gleich gegenwärtig sind / dennoch im Tage nicht erscheinen können. Der unerhörte Vorwitzel Gaffarellus geht auch auff diesen Grund: Spectra, sagt er / qvæ in cœmiteriis apparent, nihil aliud sunt, qvam figuræ corporum compactæ ex effluvio miasmatum de putri cadavere elevatoruni, qvæ in aëre nocturno, ut potè crassiori, facilius hærent. Diese Spitzfindigkeit ist mehr zu verlachen als zu wiederlegen. Wo die Ursach ist / und dero Wirckung nicht verhindert wird / da muß die Wirckung auch nothwendig seyn. Unsere Kirchhöfe sind so voller Cörper / theils der Verfaulenden / theils Verfauleten / das nichts drüber / wir haben aber nochniemals dergleichen etwas gesehen. Ich zweiffle nicht / die meisten werden Beyfall geben. Viel Gespenster macht die Furcht / eine grosse Einbildung und ein böses Gewissen. Wir wolten dieses ienem Chymisten fast beymassen / so sie zu harte auff ihrer Meynung bestünden. In der materia von Gespenstern soll ein Gemüth nicht zu viel der Natur /auch nicht zu viel dem Satan zuschreiben. [408] Jene hat manche wunderliche optische Spiele. Kircherus erzehlet / das in der Mamertinischen Enge sich in derLufft die schönsten Gebäude und prächtigsten Heere in ihrer Bewegnüß lebhafft zeigeten. Die Ursach wirfft er in die Außdämpfungen / welche sich als ein Spiegel in der Lufft zusammen wölcken / in die Krafft der Sonnen Stralen / und gegen über liegende Palatia und vorbey reisende Ritter / und dergleichen. Dieses hat seine natürliche unn augenscheinliche Ursachen /vor welche ein unbesonnener / Satans Gauckeley einwerffen würde. Dergleichen Art in der Borellischen und Gaffarell schen Erzehlung / ihm einzubilden läst der Mangel der Erfahrung / und anderer Umbstände nicht zu. Mein Seeligster Lehrmeister der hochberühmete Sperling hat mich in solchen natürlichen Dingen nichts ohne Erfahrung zu glauben gelehrt. Unsere Hände / sagt er / sind äugigt / sie gläuben was sie sehen. Die auß dem Cörper steigenden Düffte enthalten sich erst in dem Sarge verschlossen. Darauß dämpfen sie gar langsam / und so sie durch die Fugen brechen / zeucht sie die drey Ellen oder mehr / darüber liegende Erde in sich / laß sie die Sonne empor ziehen / wie hoch steigen sie in die Lufft? wie orden sich die Düffte des Hauptes / der Armen und anderer Glieder in ihre gehörige Reye? weiß die blosse Sonne sie also zu stellen? oder ists von der Natur der Düffte selbst? [409] daß sie von sich selbst also beseelt / ihren Platz behalten? haben auch die Kittel ihre besondere Düffte / die der Sonnen Stralen herauß ziehen / und nachmals über das Gespicke nach seiner ordentlichen Gestalt decken / weil solche Kirchhoffes Gespenster gemeiniglich weiß oder sonst färbig erscheinen? sollen so offte neue Gespenster anß einem Cörper entstehen / so lange die Fäulnüß und Außdämpffung wehrt? Die Erscheinung solcher Gespenster geben wir jenen Vorwitzigen wieder heim / uns gefällt sie nicht. Seelewig! wir wollen unsern Nechsten in seiner Fäulnüß liegen und zu nichte werden lassen. Seines Cörpers Natur ist zerflüssen / und / es geschehe wie es wolle /verwesen. Auff diesen Zweck zielet er nach der Ordnung des Schöpffers / er darff unsers Vorwitzes nicht. etc. Ibid. pag. 223. etc. von der Formen Uberbleibung und Unvergängligkeit: Brovvne redet also relig. Med. part. sect. 47. pag. 272. Wann ein auß den Schulen sich mir der blossen Betrachtung erlustigender Philosophus ein Kraut zu Asche werden siehet /so gläubet er flugs / daß die Forme gantz verderbe /und dem Cörper eine ewige gute Nacht gebe. Da doch einem fühlbaren (Sensibili) Künstler bekant ist / daß sie nicht der verderben / sondern sich nur in unverbrennliche Theile verbergen / und daselbst von des fressigen Elements Würckung sicher bleiben. Auß der Aufferweckung der Kräuter [410] und Thiere kompt / daß die Seelen unsterblich seyn / auch in den geringsten Dingen / und das auch kein Winckel in der Welt sey /welcher mit gewisser Art der Seelen nicht angefüllet wäre / das ich mit Jamblicho nach der Chaldæer Lehre rede. Borellus ap. Kerger. l.c. p. 28. Nach dem sie ihres Gefängnüsses / des Leibes sich entbrechen /fliehen sie durch die Lüffte / und irren so lange herumb / biß sie sich endlich selbst einen neuen Cörper erschaffen / etc. Oben angezogener Kerger theilet das Leben mit Helmontio ein / in das erste / mittlere / und letztere. Das erste Leben ist die Wirckung der Seelen / nach welcher sie die / in seiner Art vollkommenste Handlunger außübet / die mineralien wachsen / dievegetabilien ihren Safft an sich ziehen und grünen /das Thier ernähret wird / fühlet oder sich vom Orte beweget / und so was mehr ist. Das mittlere Leben ist eine Wirckung der Seelen / welche zwar ihre Wirckungen aber unlebhafftig hat / zu welchen sie gleichwohl gelangen kan. Nach der Betrachtung find alle Aufferstehungen der Kräuter / Thiere / mineralien /und dergleichen zuerwegen. Das letzte Leben ist eine Wirckung der Seelen / zwar mit seinen / aber nicht lebhafftigen Wirckungen / außgerüstet / zu welchen sie auch nimmer wieder gelangen kan. Die unlebhafften Wirckungen sind / eine gewisse Grösse / Figur /Gelegenheit / Ordnung / Zahlen / Schmack / Farbe /[411] Geruch / und andere allgemeine / und eigene Wirckungen / und Kräffte / zum reinigen / wärmen / und dergleichen geben. Die Formen eines solchen Lebens nennet er specificas oder freye / und subjugatas, oder untergejochete; Jene regieren ihren Cörper für sich selbst: Diese unterwerffen ihren Cörper einer gewaltigen Forma stat der Materia. Jene erweisen ihr Leben / in denen durch Faulung / destillirung / Kochung oder eingiessung bereiteter Oele / Spiritus, extracta, essentien. u.d.g. wo von in selbigen Orte außführlich-Dieses / meinet er / und andere sey die μετευψύχωσις des Pythagoræ gewesen. Meine Stelewig! unsers Amptes und Zweckes ist nicht / dieser Meinungen Erörterung die unsrigemachen. Wir wollen diese letztere weder gantz annehmen / weder gantz ver werffen. Sie scheinet wol etwas ungereimt / aber vielleicht nur denen / die die Natur allein nach den Lehrgesetzen ihrer Lehrer oder eigenen authorisirten Meinung /nicht aber die Lehr-Gesetze nach der Naturrichten wollen. Es sey wie ihm wolle / das mittlere Leben kan sehr viel verworrene Knoten in der Physic und Medicina aufflösen / und manche herrliche Erfindungen zu Ehre der Weißheit und Allmacht des Schöpffers / und Belustigung und Nutzen des Geschöpffes herfür bringen. Das letztere Leben bedarff eines ferneren nachsinnens; und würde / so es einen andern kläreren Nahmen [412] hätte / umb so viel weniger verhasset seyn. Doch es heisset ein solches Leben / welches nimmer wieder also wie vorhin leben kan. Das ist eine verborgene Beschreibung des Todes. Die Seele wird verstanden /wie es der Zustand / der dreyen Reiche / des vegetabilischen / mineralischen / und animalischen zulässet. Die vernünfftige Seele / sie mögen sie den Geist /oder anders nennen / wird ohne zweiffel auß solcher Sclaverey gezogen / und in ihrem gehörigen Orte gelassen. Unsern Leib mögen wir ansehen / als eine Blume / die verwelcket und zu Asche wird. Denn vergebens heist der Geist des HErren / nicht unsern Leib also. GOtt handelt mit ihm als ein Allmächtiger und weiser HErr der Natur. Was andere per calcinationem, und dergleichen thun / weiß er vollkommen. Seine crucibula, Kolben und Tiegel hat er schon /hierein fallen wir nur / wenn die Welt meynet / wir sind zehenauch mehrfach durch die Verwesung gegangen. Unsere Stäublein / und wie sie Nahmen haben können / sind nicht todt / (denn GOtt ist nicht ein GOtt der Todten) sondern sie sind in einem solchen verborgenen Leben unter dem Process der Weißheit GOttes / darauß sie nicht zum ersten elenden / sondern andern herrlichen Leben aufferwecket werden sollen. Das letzte Leben möchten wir den gottlosen Cörpern zuschreiben. Sie untergehen nicht: (denn das were der Atheisten [413] gröste Freude) sondern bleiben also / daß sie in dem andern Tode nach dem sie mit ihren Seelen wieder vereiniget / specificè für sich /und subjugatè unter der Gewalt der Teuffel in Geschmack / Farbe / Geruch / und dergleichen die Gewalt des Todes lebendig empfinden / aber nicht endigen werden können. Dieses hier ingemein: drunten in etwas außführlicher alles insonderheit. Idem pag: 335. d.l. von der Aufferstehungs-Wahrheit / Beschaffenheit. etc. wie und mit was für Leibern wir ewige Menschen seyn werden? Idem de Resurrectione Herbarum ex cinere, c. 5. p. 20. etc. ex Petr. Johann: Fabr in Pallad: spagyr: p. 15. Kircheri arte Magn: Lucis & umbr: p. 156. Bodin. in Theatr. Natur. p. 74. Schook de Turff. p. 116. 117. Libav: ap. Kerger de Fermentatione, p. 50. Kircher: de arte Magnet: p. 5. l. 3. c. 3. & Itin. Extat. 2. Dial. 2. c. 5. p. 610.edit Schotti p. 121. edit. Rom Schotto in Phænice Hydro Botanic: part. 2. class. 1. c. 6. Mach. 4. p. 304. 305. Harßdörffern im 9. Theile Mathem. Erquickt. quæst. 26. Borello ap. Kerger. l.c. p. 28.Idem Gerlach. d.l. pag. 229. etc. de Urnis, ex Aringhii Româ subterran. Tom 1. p. 502. 11 Kipping. Reces: antiquit. Rom. p. 681. Idem pag. 242. daß wir uns nicht wie vollkommene Menschen bey den Begräbnüssen bezeigen / sondern stehen da / wie geschnitzte Höltzer / ohne weinen / [414] und nachsinnenetc. Sonsten wil Freinshemius, in einem TeutschenCarmine, kurtz vor seinem Tode gemachet / daß derLeib kein Essential Stücke des Menschen sey / nebenst denen da befindlichen Vernunfft-Schlüssen: und machet er uns also hie in diesem Leben Monstrosisch / nur mit seiner super-Klugheit.

10. Von Kiel-Kröpffen / Wechselbalgen - außgetauschten Kindern
X. Von Kiel-Kröpffen / Wechselbalgen /außgetauschten Kindern / Moonsüchtigen /Freßbutten / Alp-Kindern / Campsionibus.

Doctor Martinus Luther saget / daß Er selbst von Herrn Johann Friederich / Churfürst zu Sachsen / eine Historien gehöret hette / daß ein Geschlechte von Adel in Deutschlande gewesen / dieselbigen weren gebohren von einem Succubo: Denn so nennet mans /wie denn die Melusina zu Lützelburg auch ein solcher Succubus oder Teuffel gewesen ist. Es were aber also zugangen: Ein Edelmann hatte ein schön jung Weib gehabt / die war ihm gestorben / und auch begraben worden. Nicht lange darnach / da liegt der Herr und der Knecht in einer Kammer bey einander / da kompt des Nachts die verstobene Frau und lehnet sich über des Herren [415] Bette / gleich als redete sie mit ihm. Da nun der Knecht sahe / daß solches zweymahl nach einander geschahe / fraget er den Junckern / was es doch sey / das alle Nacht ein Weibesbild in weissen Kleidern für sein Bette komme. Da saget er nein: Er schlaffe die gantze Nacht auß / und sehe nichts. Als es nun wieder Nacht ward / giebt der Juncker auch acht drauff / und wachet im Bette: Da kömpt die Frau wieder vor das Bette / der Juncker fraget wer sie sey? und was sie wolle? Sie antwortet / sie sey seine Haußsfrau. Er spricht: Bistu doch gestorben und begraben. Da antwortet sie: Ja sie habe seines Fluchens halben /und umb seiner Sünden willen sterben müssen. Wolle er aber sie wieder zu sich haben / so wolte sie wieder seine Haußfrau werden. Er spricht: Ja / wenns nur seyn könte / aber sie bedingt auß / und vermahnet ihn / er müste nicht fluchen / wie er denn einen sonderlichen Fluch an ihm gehabt hatte / denn sonst würde sie bald wieder sterben: dieses sagt ihr der Mann zu / da bliebe die verstorbene Frau bey ihme / regierte im Hause / schlieffe bey ihme / isset und trincket mit ihme / und zeugete Kinder. Nun begiebt sichs / das ein mahl der Edelmann Gäste kriegte / und nach gehaltener Mahlzeit auff den Abend das Weib einen Pfefferkuchen zum Obst auß einem Kasten holen solte / und bleibet lange aussen. Da wird der Mann schelltig / und fluchet den gewöhnlichen [416] Fluch / da verschwindet die Frau von stund an / und war mit ihr auß. Da sie nun nicht wieder kam / gehen sie hinauff in die Kammer / zu sehen wo die Frau bliebe. Da liegt ihr Rock den sie angehabt / halb mit den Ermeln in dem Kasten / das andere Theil aber heraussen / wie sich das Weib hatte in den Kasten gebücket / und war das Weib verschwunden und sieder der Zeit nicht gesehen worden. Das thut der Teuffel / er kan sich in einer Frauen und Mannes Gestalt verkehren. Jam est Quæstio: Ob das rechte Weiber seyn / und ob es rechte Kinder seyen? Davon seynd das meine Gedancken /das es nicht rechte Weiber seyn können / sondern es seynd Teuffel / und gehet also zu / der Teuffel macht ihnen die Geplerr für die Augen / und betreuget sie /das die Leute meynen / sie schlaffen bey einer rechten Frauen / und ist doch nichts. Deßgleichen geschichts auch / wenns ein Mann ist; denn der Teuffel ist kräfftig bey den Kindern des Unglaullens / wie S. Paulus sagt. Wie werden aber die Kinder gezeuget? darauff sage ich also: daß diese Söhne auch sind Teuffel gewesen / haben solche Leibe gehabt wie die Mutter. Es ist warrlich ein greulich schrecklich Exempel / daß der Satan also kan die Leute plagen / das er auch Kinder zeuget. Also ist es auch mit den Nixen im Wasser / der die Menschen zu ihme hinein zeucht / als Jungfrauen und Mägde mit welchen er darnach zuhelt /und Teuffels-Kinder zeuget. Denn [417] sonst Kinder zeugen ein Göttlich Werck ist / und da muß unser HErr GOTT Schöpffer seyn. Denn wir nennen ihn ja allezeit Vater / und muß auch die Conceptio per constituta media & per homines in einem momento geschehen. Denn er gebraucht zur Schöpffung die Menschen / als ein Mittel / und durch dieselbige wircket er alleine / und nicht durch Teuffel. Darumb so müssens gestolene Kinder seyn / wie denn der Teuffel wohl Kinder stehlen kan: Wie man denn bißweilen Kinder in 6. Wochen verleuret; oder müssen supposititii seyn /Wechsel-Kinder / die denn die Sachsen nennen Kiel-Kröpffe.


Historia von einem Wechsel-Kinde zu Dessau.


Vor acht Jahren war zu Dessau eins / das ich D.Martin. Luther. gesehen / und angegriffen habe / welches 12. Jahr alt war / seine Augen und alle seine Sinne hatte / daß man meynete / es were ein recht Kind / dasselbe thät nichts denn das es nur fraß / und zwar so viel / als irgend vier Bauern / oder Trescher: Es saß / scheiß und seichte / und wenn man es angreiff / so schrey es; wenns übel im Hause zugienge /das Schaden geschach / so lachet es / und war frölich; gieng es aber wohl zu / so weinete es: Diese zwo Tugenden hatte es an sich / da sagte ich zum Fürsten zu Anhalt. Wenn ich da Fürst oder Herr were / so wolte ich mit diesem Knaben in das Wasser in die [418] Moldau /so bey Dessau fleust / und wolte das Homicidium dran wagen. Aber der Churfürst zu Sachsen / so mit zu Dessau war / und die Fürsten zu Anhalt wolten mir nicht folgen / da sprach ich: so solten Sie in der Kirchen die Christen ein Vaterunser beten lassen / daß der liebe Gott den Teuffel hinweg nehme / das thäte man täglich zu Dessau / da starb dasselbige Wechsel-Kind im andern Jahr darnach. Also muß es da auch seyn. Es hat einer sonst von den Succubis und Incubis fein geschrieben: Denn es ist nicht seltzams / und sind die Succubi Weiber / welche mit den Teuffeln zu thun haben / und denselben alten Huren / und Wettermacherin die Luft büssen / wie die Melusina zu Lützelburg / auch ein solcher Succubus und Teuffel gewesen. Anno 1541. hat D. Luther dieser Historien auch über Tisch gedacht / und daß er dem Fürsten von Anhalt gerathen hette / man solte den Wechselbalg / oder den Kielkropff (welches man darumb so heisset / das es stets kilt im Kropff /) ersäuffen. Da ward er gefragt / warumb er solches gethan hette? Antwortet er darauff / das ers gäntzlich dafür hielte / das solche Wechselkinder nur ein stück Fleisch / massa carnis sey / da keine Seel innen ist; denn solches könne der Teuffel wohl machen / wie er sonst die Menschen / so Vernunfft / ja Leib und Seele haben / verderbet / weil er sie leiblich besitzet / das sie weder hören noch sehen /noch etwas fühlen / er machet [419] die stumm / taub / blind / da ist denn der Teuffel in solchen Wechselbälgen als ihre Seele. Es ist eine grosse Gewalt des Teuffels /das er unsere Hertzen also gefangen helt. Und sprach:Origenes hat die Gewalt des Teuffels nicht gnugsam verstanden / da er in den Gedancken ist / daß dieTeuffel von der ewigen Verderbnüß sollen erlöset werden. Ach! saget er / es ist eine grosse Sünde des Teuffels / daß er sich wissentlich wieder GOtt seinen Schöpffer setzet.


Eine andere Historia von einem Wechsel-Kinde.


In Sachsen bey Halberstadt / hat ein Mann auch einen Kiel-Kropff gehabt / der seine Mutter / und sonst 5. Muhmen gar außgesogen / und über das viel gefressen hatte / und seiner seltzam begunt. DiesenMann haben die Leute den Raht geben / er solte ihn zur Wahlfahrt gen Hockelstadt zur Jungfraw Mariæ geloben / und daselbst wiegen lassen. Diesem folgt der Bauer / und tregt ihn dahin in einem Korbe / wie er ihn aber über ein Wasser tregt / und auff dem Stege oder Brücken gehet / so ist ein Teuffel unten im Wasser / der ruffet ihm zu und spricht / Kielkropff / Kielkropff / da antwortet das Kind / so im Korbe saß /und zuvor nie kein Wort geredt hatte / ho / ho: Daß war der Bauer ungewohnet / und sehr erschrocken /darauff fragete der Teuffel im Wasser ferner / wo wiltu hin? Der Kielkropff sagt: [420] Ich will gen Hockelstadt zu unser lieben Frauen / und mick allda laten wiege / dat ick mög etwa diegen. Wie solches der Bauer höret / daß das Wechselkind reden kundt / welches er zuvor nie von ihm vermercket / wird er zornig / und wirfft das Kind alßbald ins Wasser / mit dem Korbe / darinn ers truge. Da wahren die zweene Teuffel zusammen gefahren / hatten geschrien / ha / ha / ha / mit einander gespielet / und sich überworffen /waren darnach zugleich verschwunden. Solche Wechselbälge und Kielkröpffe supponit Sathan in locum verorum filiorum, und plaget die Leute damit: Denn diese Gewalt hat der Sathan / daß er die Kinder außwechselt / und einem für sein Kind einen Teuffel in die Wiegen leget / daß denn nicht gedeyet / sondern nur frisset und sauget: Aber man saget / das solche Wechselkinder und Kielkröpffe über 18. oder 19. Jahr nicht alt werden. Diß geschicht nun offt / daß den Sechs-Wohnerin die Kinder verwechselt werden / und die Teuffel sich an ihre statt legen / und sich garstiger machen mit scheissen / fressen und schreyen / denn sonst andere zehen Kinder / daß die Eltern für solchen Unflätern keine Ruhe haben / und die Mütter also außgesogen werden / das sie nicht mehr stillen können. Und als D. Luther über Tische gefraget ward / ob man auch solche Wechselkinder pflege zu tauffen / da antwortet er: Ja / denn man kennet sie nit bald im ersten Jahre / sondern man kennet sie alleine an deme /wenn sie die [421] Mutter also außsangen. Es sagte D. Luther darauff: Lasset uns den Teuffel nicht also verachten / er ist warlich ein Tausend-Künstler. So weit Lutherus.


Eine andere Historia.


Paulus Frisius Nagoldanus in seinem Bericht von Hexen und Unholden im fünften Puncte / schreibet: Zu Heßloch bey Odernheim / in Gaw gelegen / hat sichs auff eine Zeit zugetragen / daß ein Kelner / oder Hofeman gesessen / der sich mit seiner Köchin heimlich / und zwischen ihnen beyden also verlobt / weil sie sich nicht öffenlich nehmen dürffen / in massen er ein Diener der Geistlichen war / so solt doch ihre Beywohnunge eine Ehe seyn / und wolten sich auch nicht anders gegen einander verhalten / als Eheleüte. Und als sie ein Kind mit einander bekommen / hat sie GOtt der Herr also heimgesucht / daß er sie mit einem Wechselkinde gestrafft hat / das hat nicht wollen wachsen / es hat nicht wollen zu nehmen / es hat Tag und Nacht geheulet / und hat viel gefressen. Endlich ist die Fraw rahts worden / sie wolle ihr Kind gen Newhausen auff die Cyriacs Wiegen tragen / und wiegen lassen / und aus dem Cyriacsbrunnen ihm zu trincken geben / so möchte es besser mit ihm werden /denn zur selbigen Zeit dis ein hoher Glaube war / so man ein Kind zu Newhausen wiegen liesse / auff der grossen Cyriacs-Wiegen / das nicht gedeyen wolte /[422] solte es sich gewißlich in 9. Tagen entweder zum Leben oder zum Tode endern. Als sie nun bey Westhofen in dem Klawer kommen mit dem Kinde / unter welchem sie getragen / daß sie gekeicht und geschwitzt hat / (Also schwer ist es ihr worden.) Ist ihr ein fahrender Schüler begegnet / der hat zu ihr gesagt: Ey Frewlin / was tragt ihr da für ein Unflat / es were nicht wunder / daß er euch den Hals eindrückte / hat sie geantwortet / es wehre ihr liebes Kind / und wolte nicht gedeyen oder zunehmē / und darumb wolle sie es zu Newhausen wiegen lassen: Er aber sprach / es ist nicht euer Kind / sondern es ist der leibhafftige Teuffel / werfft den Schelm in den Bach: Als sie aber nicht wolte / sondern immer darauff bestunde / es were ihr Kind / und küsset es / sprach er ferner / euer Kind stehet daheim in der Stuben Kammer hinter den Arcken / in einer neüen Wiegen / dieses ist der Teuffel / werffet den Unflat in den Bach / das hat sie mit weinen / und heulen gethan / und alßbald ist ein solch Geheul und Gemurmel unter derselben Brücken / so daselbst über den Bach gehet / gewesen / als ob es ein hauffen Wölffe und Beeren weren. Und alß sie heim kommen / hat sie ihr recht Kindlein frisch und gesund in einer neuen Wiegen funden. GOtt der Herr hat ohne Zweiffel das Kindlein erhalten / die Zeit über /als sie dem leidigen Teuffel das Wechselkind geseüget hat.

[423] Vor drey Jahren (verstehe anno 1580.) hat sich nachfolgende warhafftige Histori begeben: Nahe bey Breßlau wohnet ein namhafftiger Edelmann / dz er hat im Sommer viel Heu / und Grummet auffzumachen /darzu ihme denn seine Unterthanen fröhnen müssen; unter diesen ward auch beruffen eine Kindbetterin / so kaum acht Tage im Kindbette gelegen. Wie sie nun siehet / das es der Juncker haben wolte / und sie sich nicht weigern könte / nimpt sie ihr Kind mit ihr hin auß / legt es auff ein Haüfflein Graß / gieng von ihne /und wartet dem Hewmachen auß: Alß sie nun eine gute weile gearbeitet / und zu ihrem Kindelein / dasselbe zu seugen gehen wil / siehet sie das Kind an /schreyet hefftig / und schlägt die Hände überm Kopffe zusammen / und klaget männiglich; diß were nicht ihr Kind / weil es geitzig / ihr die Milch entzöge / und so unmenschlich heulete / daß sie an ihrem Kinde / nit gewohnet were. Wie dem allen / so behielt sie es etliche Tage über / das hielt sich so ungebührlich / daß es die gute Frau gar nahe verderbet hette: Solches klaget die Frau dem Juncker / der sagt zu ihr: Frau / wenn Euch bedüncket / das diß nicht euer Kind sey / so thut eins / und tragt es auff die Wiesen: da ihr das vorige Kind hingeleget habt / und streichet es mit der Ruthen hefftig / so werdet ihr wunder sehen. / Die Frau folget dem Juncker / gieng hinauß / und strich das Wechselkind mit [424] der Ruthen / daß es sehr geschriehen hat. Da brachte der Teuffel ihr gestolen Kind und sprach: Da hasts / und mit dem nahm er sein Kind hinweg. Diese geschicht ist lautbahr und beyde Jungen und Alten derselbigen Gegend / umb und in Breßlau landkündig. Also kan der Teuffel ein Kind heimlich stehlen /und einer andern unterlegen / mit welcher er eine zeitlang zuschaffen gehabt / daß sie meynet / wie dasKind von ihm seye.

Eine andere Historie auch hieher dienstlich / zeucht an Vincentius in Naturali Speculo auß dem vierdten Buch Elimandi lib. 3. c. 26. & 27. wie das zu Cölln am Rhein viel stattlicher Leute auß einem Pallast auff den Rhein geschauet / und allda gewahr worden eines Schiffleins / welches den Rhein hinab gefahren / und fornen her ein weisser Schwan geschwommen / und an einer silbern Ketten das Schifflein hernach gezogen habe / darinnen sey gestanden ein neuer unbekanter Ritter / der auß dem Schifflein / an das Land gesprungen sey / allda zu Cölln ein Weib genommen /und viel Kinder mit ihr gezeuget: aber nach etlichen Jahren sey der Schwan mit dem Schifflein wiederkommen / und sey der Ritter wieder hinein gesprungen /und nimmermehr gesehen worden / seine Kinder aber und sein Geschlecht / spricht Helimandus, seynd langezeit hernach im Leben blieben. Das ist der Teuffel gewesen / [425] der sich in eines Ritters Gestalt verkappet hat / aber die Kinder / so er bey seiner Frau überkommen / sind warhafftige Menschen-Kinder gewesen /die er etwan anderswo gestolen / und verwechselt hat / und zur Zeit der betrieglichen Geburt seiner Frauen unterlegt und unterschoben hat / und andere Leute also verblendet / als kämen sie von der Frauen. Es kan auch geschehen / daß der Teuffel nicht allezeitKinder anderswo stielet / sondern daß er sich selbst in der Gestalt eines Kindes darlegt / und je länger je mehr sich läst ansehen / als wenn er mit dem Alter auch wüchse und grösser würde. Als zum Exempel:Ganfridus Antisiodorus sagt (alsdenn meldet Vincentius in naturali speculo lib: 3.) daß sich in Sicilia warhafftig begeben habe / das ein junger Gesell / der wohl schwimmen konte / der Nachts beym Monschein im Meer gebadet habe / der habe ergriffen eine Meerfrau / und mit starcker Krafft gehalten / und sie mit ans Land gebracht / habe sie mit seinem Mantel bedeckt / und heim in sein Hauß geführet / sie offentlich zur Ehe genommen / welche sich auch freundlich gegen ihm erzeiget / und ihn wohl gehalten habe /aber kein Wort nicht reden wollen. Als aber nun seine Gesellen und Nachbahren beduncken wolte / es were kein Menschlich Weib / sondern nur ein Betrug und Gespenst / riethen sie ihme also / er sol sie nöthigen zu sagen / von wannen sie [426] were / und warumb sie nicht redete? Nun hatte sie empfangen und von ihm einen Sohn gebohren / den nahm er auff eine Zeit /und dräuet der Frauen / wo sie ihme nicht würde sagen / von wannen / und wer sie were / und warumb sie nicht redete? so wolte er den Sohn tödten. Darauff fieng die Frau an zu reden und sprach: O du unseliger Mensch / du solt wissen / daß du eine gute Haußfrau verleurest / weil du mich zwingest zu reden / denn ich were bey dir allewege blieben / und es were dir wohl mit mir gewesen / so du mich hettest lassen eine Stummin bleiben; nun aber sihestu mich hinfort nimmermehr / und damit verschwand sie. Aber der Sohn badet hernachmahls auch offt im Meer / unn begab sich auch endlich / daß die Meerfrau / seine Mutter /herzu schwam / ergriff den Sohn / und führet ihn dahin / daß man ihn auch hernach nimmer gesehen hat. Die Meerfrau und ihr Sohn sind zween lebendige Teuffel gewesen / deren einer sich in Weibesform /der ander aber sich in eines Kindes Gestalt verkappet hat. Denn so dieser Sohn nicht were der Teuffel gewesen; sondern ein wahr Menschlich Kind / das der Teuffel etwa anderswo möchte gestohlen haben / so were er in dem Meere ertruncken / nach deme er von der Meerfrauen unter das Wasser ist geführet worden; und wenn er ertruncken oder todt gewesen were / hette ihn das Meer nach seinem Brauch an das [427] Land oder Gestad außgeworffen: Denn das Meer leidet keinen Todten. Das ist aber alles nicht geschehn etc. Ergò etc. Endlich muß ich zu Aufflösung dieser Fragen; ob nehmlich der Teuffel mit den Menschen möge solcher Gestalt zu schaffen haben / daß sie Kinder von ihme empfahen und gebehren; auch diß melden / daß einer etwa möchte dencken / der Teufel als ein geschwinder Physicus, könne einen Menschen / der ohne das sonstVenerus ist / ein solch objectum, & fortem impressionem, oder Einbildung machen / das ihme das Semen entgienge / welches er denn aufffasset / und in einander Hexen / oder Teuffels-Gefäß schütten möchte: wie sie denn sagen / die losen Vetteln / es sey wie ein kalter nosser Sack / oder Lumpen / wenn er mit ihnen zu thun habe: Diesen Gedancken lasse ich also einem jeden bleiben / und halte wohl dafür / daß ers / als ein vorwitziger Geist / offt wunderbahrlich mit seinen Hexen treibe und mache. Daß aber die Kinder auß solchem Samen kommen solten / das ist nichts / wie wir hören werden. Es möcht auch wol ein ander dieseSpeculationēm haben daß der Versipellis und geschwinde Teuffel möchte seinen Brauch ändern / daß er sey bißweilen Dæmon Incubus, in Mannes Gestalt / bißweilen aber ein Dæmon Succubus, in Weibes Gestalt / unn könne also beyde mit Weib und Manne zuschaffen haben. So er Succubus ist / empfähet er etwa von einem Mann den Menschlichen Saamen /und komme denn zu [428] Gottlosen / üppigen / und ihme ergebenen Weibern / bey denen sey er ein Incubus, und giesse denselbigen Saamen in sie / und darauß kommen darnach die Kinder / nicht vom Geist / sondern von Menschlichen Saamen empfangen / und gebohren / welchen der Teuffel eingegossen hat. DieSpeculationem vom Succubo und Incubo Diabolo, kan ich nicht verwerffen denn es ist gewiß / daß er sich in tausend Form verstellen kan. Daß aber auß diesem gestohlenen Samen Kinder kommen mögen /das ist nichts / dieweil er kalt / unkräfftig / und vom hin und wieder tragen / verändert / und zur Geburt unnütz wird. Und Conciliator im Buche die Artzney /differentia 25. legt diesen Handel recht auß und spricht: Du solt wissen / daß die Gemächte des Manns der gebehrenden Krafft ein Fürst und Herr seynd. Das bezeuget auch Galenus mit mehr Worten unn besserm verstande / da er spricht: Wiewohl die Gemächte der Menschen eine sonderliche Krafft haben zu dem gebehren / so kompt doch davon nicht der erste Ursprung / mögen auch alleine durch sich selbst nicht vollbringen. Denn der erste Anfang kömt her auß dem Hertzen durch die inwendige und lebendige Krafft; die denn ihr Maß und Art wohl temperiren und zurüsten kan / durch welche die Gemächte herrschen und gewalt haben / zu dem gebehren aber nicht vollkommen / etc. Auß diesem Ursprunge schliesse ich / [429] das der Teuffel den Menschlichen Saamen / so seinen Ursprung und Krafft erstlich auß dem Hertzen / und deroselben Hitze / und Wärme hat /nicht empfahen / noch kräfftig aufflesen kan noch mag. Und ob schon der Teuffel durch Hülffe böser und verzweiffelter Menschen / durch Verhängnüß GOttes den Samen überkompt / und behalten mag / so mag doch allein auß derselbigen Eingiessung / ohn andere Kräffte und Tugend wie itzt gesagt / nichts lebendiges / noch kräfftiges gebohren werden. Sonst aber kan der Teuffel als ein Succubus, oder Incubus mit einem Menschen zu schaffen haben / ihm Schaden zuzufügen: wie zu Zürch im Schweytzerlande sichs begeben hat / das ein Metzgergesell des Nachts seinem Gewerb nachgewandert hat / und auch der üppigkeit nachgesinnet / ist ihme eine hübsche Frau erschienen / als er vermeynt / hat sie beschlaffen / und die Unkeuschheit mit ihr vollbracht. Ist aber von stund an also tranck worden / das ihm sein Gemächt mit aller zugehör entbrunnen / und verfaulet ist. Das ist der Teuffel Succubus gewest. Es ist auch eine gemeine Metze daselbst gewesen / so des Nachts von dem Teuffel in Menschlicher Gestalt ist beschlaffen worden / dieselbe ist auch von stund an kranck / und dermassen ihr Leib mit dem kalten Brand entzündet worden / daß kein schneiden davon nicht geholffen /denn sie vorm neündten Tage gestorben ist / [430] denn sie auch so elend worden / das alle ihr Eingeweide ist außgefallen. Das seynd Straffen und Warnungen GOttes / damit männiglich lerne / die grosse und schwere Sünde der üppigkeit zuvermeiden. Ob aber der Teuffel Gewalt habe / die Kinder zu stehlen / und ob er dieselben verwechseln möge / soltu also halten. Wenn GOtt das verhengt / so vermag ers / und besonders an denen Kindern / so ungottsfürchtige und verruchte Eltern haben / auch etwan Knechte und Mägde zusammen kriechen / und allerley Büberey und Unkeuschheit ergeben sind / die gerne viel Kinder helffen anstellen / und zurüsten; tragen sie aber / und gebehren sie mit grossem Unwillen / fluchen und wüntschen ihnen etwan alles Unglück noch in Mutterleibe; hernach so bald sie gebohren sind / und etwan weinen und schreyen / so giebt man sie mit Windeln und Wiegen allen den Teuffeln / so nahe oder ferne sind /man segnet sie Tag und Nacht ins Teuffels Nahmen nieder / und in desselben Nahmen hebt man sie wieder auff; wenn solches geschiehet / was solte den hindern und davor seyn / daß GOtt solche Dinge an Vater oder Mutter nicht straffen solte? wiewol GOtt die unmündigen Kinder segnet / und in seiner Hut etwa anderswo behelt / das ihnen der Teuffel nicht darff schaden zufügen / er erlaube es ihm denn. Denn auch die starcken Engel GOttes bescheiden sind /nicht auff uns Alten / [431] sondern wie wir lesen Matth. 18. anff die jungen unmündigen Kinder und Säuglinge / ihnen zu dienen / und sie zu bewahren. So weitFrisius.

Im übrigen gehöret hieher auch Harsdörfer im grossen Schauplatze cap. 138. centur. 2. p.m. 135. dieWechselbälge: Das gemeine Sprichwort saget; Es ist keine List über des Teufels List: das deme also / hat er von Anfang der Welt Meisterlich erwiesen / und beglaubet es noch zu Tage / nicht nur in den klugen Welt-Kindern der Finsternüsse / sondern für sich selbsten persöhnlich; In deme er / wie ein erfahrner Fischer einen solchen Ambiß an seinem Angel ludert /welchen er weiß / daß die Weltfische begierigst verlangen: Deßwegen man Ursache hat / sich für den trüben Wassern / in welchen dieser Seelen-Feind zu fischen pfleget / zu hüten / und herein zu gehen / in Lauterkeit und Mässigkeit / etc. 2. Der Teuffel ist der Schlangen-Beschwerer / für welchem man die Ohren verstopfen sol: Er ist der Löwe / so unsern Seelen nachstellet / sie zuverschlingen: Er ist der Höllische Nacht-Jäger / welcher mit seinem Gefänge / ich sage mit den Belials-Kindern / anludert / und theils auch mit Gewalt in seine Garne jaget. Solches Luder ist die Fleischeslust / welcher GOtt dem Herrn ein solcher Greuel / das er Land und Leute darüber mit Schwefel und Feur verbrennet; ja ihrer viel tausend durch das Schwerdt fallen / wie wir lesen [432] von den Benjamitern /daß fast der gantze Stam / wegen eines Kebesweibes außgerottet worden. 3. Ist nun die Fleischliche Befleckung mit Menschen / für dem Allerheiligsten eine so straffbahre Sünde; wie viel verdammlicher werden die jenigen seyn / welche sich mit dem bösen Feinde vermischen / es geschehe solches würcklich oder scheinbarlich / massen unter den Gelehrten unterschiedliche Meynungen: und sind etliche / welche auß Aberglauben alles / was sie nicht begreiffen können / GOTT oder dem Teuffel zuschreiben. Andre aber glauben noch an einen / noch an den andern / und lehren eine solche Art der Geister / die eine Mittel-Natur zwischen den Irrdischen und Himmlischen Cörpern haben / und deßwegen von beeden einen Antheil /welchen sie einem oder andern gemein machen können. 4. Die Naturverständiger wissen die Ursachen anzumelden / welche man dem Nachtmännlein zuzuschreiben pfleget / und nichts anders ist als eine Verhinderung und Zurückhaltung des Odems / der Stimme / der Bewegung / unn eine Beschwerung des Leibes / daß man vermeynet oder traumet / als lege ein solcher unter Centner schweren Steinen. Dieses kommet von einem groben Dunst / welcher sich geschwind verziehet / in zwischen aber das jenige in den Traum bildet / was man verlanget / (wie man an den Hungerigen / Blinden und Verliebten siehet) und vermeynet beyzuschlaffen / [433] welches doch anders nicht /als in der Einbildung beschehen kan / oder daß eine andre Person / für welcher man sich fürchtet (als da sind die Hertzen /) solche drücke und betaste; da doch solches alles von den bösen Dünsten / und nicht von den bösen Geistern herkommet. 5. Es ist nun dieses ausser zweiffel / und bestärcket solche Meynung die Ungleichheit / welche ist zwischen Leib und Geist. Das leibliche kan von dem geistlichen Wesen nicht leiblich belästiget / oder belustiget / also auch nicht geschwängert werden; Weil dazu vonnöthen (1) die Unterscheid der Geschlechte / männlich und weiblich / welche die bösen Geister nicht haben. (2) Daß sich Mann und Weib würcklich zusammen thun / und (3) daß das Weib von dem Manne besamet werde / welches kein Geist verrichten kan / als der keinen lebhafften Saamen hat. Nun möchte man sagen / der böse Geist kan einen todten Cörper beseelen / bewegen /erscheinen machen / sich in solchen verstellen / und den Saamen augenblicklich von andern Orten entwenden; also nicht von den Seinigen / sondern von frembden vermögen / die männliche Gebühr leisten. 6. Hierinnen waltet nun auch ein grosser Zweiffel / und ist gewiß / daß er ohne GOTtes Willen und Verhängnüß nichts nicht kan / und über die Frommen keine Gewalt hat: Uber die bösen aber / und sonderlich /über die / welche GOtt verachten / und den [434] Unzucht ergeben sind / hat der Teuffel Gewalt / wie der Engel zu dem jungen Tobia saget cap. 6. v. 16. 17. und solche mag er betriegen / fast wie er selbsten wil. Sonsten aber ist der Manns Samen so voller Geisterlein /daß solche augenblicklich zerstieben / wann sie nicht von einem Gefäß ohne darzwischen kommenden Lufft in das andere gesprützet würden. 7. Diesem sey / nun wie ihm wolle / so finden sich doch solche Geburten /welche von dem bösen Geist erzeuget scheinen. Zu geschweigen von der Heyden Gesichten / die mit den Faunen und Satyren / welche nichts als Walt-Teuffel gewesen / deren Oberster Pan / von den Ebræern genant Haza (darvon unser teutsches Wort Hex herkommet) von den Latinern werden die Teuffel in Mannes Gestalt Incubi, in Weibes Gestalt Succubi genennet /auf Hebreisch Lilith. Eine solche Teuffels-Brüt sol gewesen seyn / der Engelländische Cantzler Merlin /ein grosser Zauberer: Die Graffen von Poitiers / so von der Melusina hergekomen / die Jagellons in Polen / die Huns in Hungern / so von den Gotischen Faunen / Arlun oder Allraun sollen herkommen. 8. Chieze ein Spanischer Scribent meldet in seiner Geschicht-Schreibung von Peru / daß der Teuffel in ihrer Sprache Corocote genennet / sich mit den Weibern des Orts würcklich vermische / und daß die Kinder / welche von solchem Beyschlaff gebohren [435] werden / kleine Hörner auff den Haupte tragen: bey den Türcken sind die Nefesoliner / welcher Vater ist der böse Geist und sie sind ins Gemein Schwartz-Künstler. 9. (Von diesen Leuten schreibet Augustinus, ein alter Kirchen-Lehrer / daß der böse Feind die Kinder verwechsele /daher sie auch Wechselbalge und Kiel-Kröpffe gennenet werden (weil es in ihrem Kropffe stetig kilt.) Werden an dem erkennet / das sie nicht reden oder lachen / sondern wie ein stück Fleisch nur essen und trincken wollen / werden aber niemahls satt / und daran erkenne man sie. 10. Es ist eine Frage: Ob man solche Kinder tauffen soll? Die Lehrer des Worts Gottes sagen ja / weil man sie nicht alsobalden erkennen kan / und soll ihnen die Tauffe nicht versaget werden: Wann sie andern Kindern gleich / und kein Merck-Zeichen ihrer Unart sehen lassen. Sie bringen ihr Alter nicht über 18. oder 19. Jahre / und werden für Gespenster gehalten / dafür ein jeder einen Abschew hat. 11. Viel vermeinen / solche Kil-Kröpffe haben keine Seele / sondern nur einen scheinbahren Leib / wie dergleichen zu Dessaw gewesen / und zu Halberstadt / davon zu lesen in den Tischreden D. Luthers am 87. Blat. Was wunderliche Veränderung dieser Tausend Künstler würcken und wie meisterlich er die Menschen verblenden kan / ist ümbständig zu lesen in allen Scribenten / welche von den Hexen geschrieben [436] haben; Kan er auß Stäben Schlangen machen / kan er Unzieffer hervor bringen / und sich in einen Engel des Liechts verstellē; wie solte er nicht auch eines Menschen Leib / iedoch ohne Seele / (welche von Gott allein kommet) unter seinen Bundsgenossen fürtreflich machen können? 12. Gewiß ist /das der böse Geist ein Geist der Unreinigkeit und aller Befleckung ist / deßwegen ist er auch dem Ehestande Feind / und suchet denselben auff alle Weise zu hindern. Wann er nun jemand durch den Traum oder Schlaff / welcher wärmet und feuchtet / ohne wissen / oder wol auß böser Einbildung / die er vor und in den schlaffen-gehen gehabt / dahin bringet /daß ihme der Saamen entgehet / wie die Schrifft redet / so hat er einen Anfang zu seinen Betrug / und ist in dem alten Testament ein solcher unrein gewesen / biß auf den Abend; ja die Heyden haben sich deßwegen mit Wasser gebadet / und es genennet die Träume abwaschen wie hiervon zu lesen in Cœl. Rhodigin. l. A.L.C.

Von denen Kiel Kröpffen besieht noch ferner Christian: Ottonem in der Predigt von der Zauberey /pag. 52. etc. Item / Voetium in Disp. p. 754. etc. Ob die Vagiones, Cambiones, oder Wißel-Kinder rechte Menschen seyn? Resp. Man hat noch zu zweiffeln /ob die jenigen / welche von den Dœmonibus anders wo geraubet / dafür hingeleget werden / für eine Menschliche [437] Geburt auffzunehmen seyn? Ob es gleich besahen Sprengerus, Gulielmus Parisiensis und andere beym Delrio l. 2. qvæst. 15. Aber wenn sie rechte Menschē seyn / so sehe ich nicht / warümb man es nicht zugeben wolle / daß sie einerley Geschlechte mit den übrigen seyn. Denn die erlogene Kinder-Geburt /und das dafür hingelegte Kind können nicht fluchs die Warheit des Menschlichen Wesens auffheben. Sonsten könte man sprechen / daß die Vagiones bißweilen Teuffel weren / welche sich in Gestalt der Kinder außgeben. Sintemahl es warhafftig ist / was Mersennus annotiret in Comment. ad. Gen. p. 651. Idem pag. 1016. etc. Von den Supposititiis oder Wißehel-Kindern / ob man sie nach dem Rath des H. Lutheri in Colloq. wegwerffen solle? Ex theatrô Hohndorff. & Lonicer. ad Præcept. 2. p. 142.

Schließlich mag man auch dieses zu den Kielkröpffen hinbringen / was Voetius hat in Disp. part. 1. dé Creat. p. 745 Probl. 8. ob die Molæ oder Monat-Gebuhrten rechte Menschen seyn: Also daß man ihr Zappeln auch ein Leben heissen könne?Resp. Was die Molæ seyn / und wie sie auch ohne Zuthuung eines Mannes gezeuget werden / lehret Lemnius de Occult. Nat. Mirac. l. 1. c. 8. Weinrichius in einer Epist. welche er außgegeben hat mit dem Tractat. Mirandulæ de Lamiis. Und noch weitleufftigerLaurentius Anatom. l. 8. qvæst. 12. auß welchen[438] Lehrmeistern in der Theologie die Gewissen Frage kan geschlichtet werden: Ob solche Frucht auch am Jüngsten Tage auffersthen werde? Ob sie zu tauffen sey / weil sie nach etlicher Meynung leben soll / da sie doch warhafftig in der Warheit nicht leben / nochanimalia seyn? Item wer solche zerstosset / ob er einen Menschen-Todschlag begehe / oder eine Mißgeburt mache? Die Wörter des Ottonis d.l. litt. G. 2.etc. seynd diese: Hieher / gehöret auch unter andern das schreckliche und jämmerliche Exempel derWechselbälge oder Kiehl-Kröpffe / welche im finstern Bapstthum gar gemein gewesen / nunmehr aber /GOtt lob / selten gehöret werden / daß der Satan offters den Wöcherin ihre Kinder nicht zwar verwandelt / sondern thätlich weggenommen / seinen Hexen zu gebracht / und an deren Stelle die Wechselbälge und Kiel-Kröpffe wieder hingeleget habe.

NB. Es sind aber Kiel-Köpffe solche Kinder / die der Teuffel selbst in der Hexen Leibe formiret / und sie solche läst gebehren / in welche er sich sebst setzet / und an statt der Seelen durch sie redet / ihren Leib beweget / etc. Darumb solche nichts anders / als nur stets / ohne auffhören schreyn und fressen können / und wohl zehen Brüste auff einmahl außsaugen solten / wenn sie ihnen nur gereichet würden / welches Handwerck sie doch nicht lange / und insgemein über 7. Jahr nicht zu treiben pflegen. Confer Sperling. instit: [439] Phys: l. 2. c. de Mag: quæst: 12. Hierbey fällt mir gleich ein / was sich irgend bey uns seltzames begeben: Nehmlich / zu unserm eingepfarreten Stifftischen Dorffe / Arenstorff genannt / (umb Berlin) da ist Anno 1651. Mens: Mart. ein Kind gebohren /(dessen Eltern noch jetzo im Leben seyn /) welches frisch und gesund zur Welt gekommen / auch nach etlichen Tagen bey solcher seiner vollkommenen Gesundheit die H. Tauffe empfangen / und Catharina genennet worden / die folgende Nacht aber / nach der Tauffe / ist selbigem Kinde ein wunderseltzamer Schorff / gleich wie eine Borcke am gantzen Leibe außgefahren / und des Kindes vorige Gestalt nicht alleine / sondern auch seine Natur und Geberde scheußlich verändert / also daß es Tag und Nacht fort und fort geschryen / unnatürlich und unmenschlich / was ihm nur für Speise gegeben / hinein gefressen / und solches salvâ veniâ mit heßlichem Gestancke stets wieder unten weggegeben. Uber welche schleunige Verwandelung und greulichen Anblick dieses Kindes / die Eltern sehr bestürtzt und betrübet worden; haben auch diß ihr Hauß-Creutze langezeit im öffentlichen Kirchen-Gebete dem lieben GOtte fürtragen lassen /zu deme hat der Pfarrer allhier / Herre Joachimus Franck / zum öfftern diese Leute besuchet / und ihnen Trost zugesprochen / und da er anfänglich gefragt /wie es doch mit diesem Kinde zugegangen? Hat die[440] Mutter geantwortet / sie wüste eigentlich nicht Allein / da sie mit demselben noch schwanger gegangen /hätte ihre Nachbarin / (mit welcher sie offt in Streit gerathen /) ihr öffters und mannigmahl böses gewündschet / und schrecklich gefluchet; und selbiges hette sie sich allewege biß hieher sehr zu Sinne gezogen /und in der Nacht / nach dem es die H. Tauffe empfangen / habe sie ihr Kindlein zu seugen an die Brust geleget / und drüber eingeschlummert / in solchem Schlaff sey ihr fürgekommen / als werde ihr Kind von der Brust hinweggerissen / worüber sie erschrocken /nach dem Kinde gegriffen / und eben da sey diß schreyen und wunderliche Metamorphosis angegangen. Leib und Leben aber dieses Kindes betreffend: ist es zwar dem Augenschein nach / wie eines Men schen Leib proportioniret gewesen / und Gliedmassen gehabt / doch ihne Haltnüß der Gelencke wie ein Mensch / dem seine Glieder mit dem Rade zerstossen / das ist / wann man es in der mitten auff der Hand gehalten / so sind Füsse und Kopff zusammen niederwerts herunter gehangen / als wann man ein Handtuch übern Armen henget: in Summa / es haben alle Glieder / wie ein Sceleton oder Todten-Knochen / die auff ein Drat gezogen seyn / zusammen gebummelt / welches vorhin bey der Tauffe noch nicht so gewesen. Diß klägliche Spectacul hat bey vier Jahr gewehret /in welcher Zeit diß Kind zwar [441] an Leibes Grösse etwas gewachsen / aber an Verstand / an der Sprache / am gehen sich nichts zugenommen; sondern nach wie vor geblieben: diß es Anno 1655. wieder gestorben: welches man heisset; Ecclesia de ignotis non judicat, und die Liebe das beste hoffet / auch die Eltern vorhin ihr Kindlein zur Heil. Tauffe geschickt / und ohne das über ihr langwieriges Creutz sehr betrübet gewesen; damit man ihnen nun nicht mehr Nachdencken machen möchte; so ist dieses Kindes todter Cörper zu uns zu Trebbin mit Klang und Gesang beerdiget worden / wie unser Kirchen-Buch davon Nachrichtung giebet. Was nun von diesem Casu zu halten / stellen wir eines jedweden Christlichem judicio heim; GOtt bewahre alle Kindbetterinnen / neben ihren Seuglingen für dergleichen Exempel!

Bey Veranlassung des ins Wasser gesprungenenKiel-Kropffs / hîc pag. 420. als so wohl eines See-oder Höllen-Hengers / denn das übrige Geschmeisse ist / muß ich noch / zur bessern Außführligket / setzen / was part. 2. cap. 13. 14. pag. hîc 28. etc. in der Eyle nicht gescheheu mögen. Was den Nahmen Nickert / Nix / oder Nichs / betrifft / (denn in fœm: Nixin wird man kaum hören) damit die WasserfrauenBelg: Seeroyf / Maerminne / qv: marina Venus seu virgo, Saxon: See-maget, Meer-maget, (maget heisset eine Jungfrau oder ancillam: vide Martinium in Lexic: Philol: Col: 3655. meinen [442] Mägde- und Jungfer-Tröster) beleget werden; solcher ist nicht / von nichts; daß sie nehmlich in der Warheit nichts anders wehren / als der leibhafftige (wie man redet) Teuffel selber. vide M. Joh. Stohrium Disp. de Syren: c. 2. § 3. denn / sunt etiam aliquid Manes. Propert. und ist nur eine ungefährliche allusion, als jene / des Kepleri, de Nive Sexangul: da er auch mit dem Worte nichts spielet / wenn er seinen tract: von Nix einem / als ein nichtiges Thun / dedicirt, und es also / benevolentiam captans, extenuirt. Sondern / weil sich das betriegliche Wesen / das Höllische Gehudel (dafür es unter andern erkennet. Delrio, in Disquis. Magic. lib. 2.quæst. 27. sect. 2. p. 280. Trithemius, lib: quæst: ad Maximilian. Cæsar. quæst. 6. Psellius, p. 82, 83.Gisbertus Voëtius part. 1. Dispp. select. Theol. Disp. de Spectris. §. 3. Divis. 3. p. 988.) am meisten hervor thut / auff / über / und nebenst den Wässern / Flüssen / etc. wie hübsche Weiber / so tantzen / ihre schöne Haare sonnen / kämmen / bürsten / treügen / nach deme sie sich vorher gleichsam gebadet gehabt. Denn also kommen sie noch immerzu manchem ins Gesichte / hin und weider / und wird kein Deich / kein Strom / Sumff / etc. so leichte in der Welt seyn / da der Henger nicht sein Gauckelwerck also zu Zeiten haben solte / ja an manchen Orten fast jährlich: Denn / wie viel Stellen seynd doch wohl / davon man / leyder! vernimpt / daß jährlich einer drinnen ersauffen oder[443] umbkommen müsse? (wie man also sehr hart / doch /leider / nach der richtigen Erfahrunge / redet: der grundgütige GOtt behüte alle fromme Mütter-Kinder in Gnaden hinfürder dafür!) theils im schwimmen /theils im kalten Bade? etc. wie / GOtt erbarme es / in diesem 1666. Jahre / an / gar sehr vielen wahr geworden ist / ümb Leipzig herumb / so in der Pleisse / Elster / Mulde / bey Eulenburg / Merseburg etc. so in der Elbe bey Magdeburg / wo gleich auff S. Johannis Tage Herrn D. Johann: Olearii, Oberhoffpredigers Sohn / außm Kloster Bergen ein Trivialis, von etwan 12. Jahren / dergestalt kläglich sein Leben eingebüsset hat. Umb welche Zeit es nicht minder / wie man sagete / näher andern 18. so gangen ist. [Umb welche Zeit es auch geschehen ist / daß / bey Weida / das Gewitter eine Braut unn Bräutigam / nebenst noch andern 6. paar Eheleuten erschlagen hat / auff einer Hochzeit. Ich geschweige / der übermässig-continuirlichen Hitze durchs gantze Teutschland /drüber viel Leute auffn Felde verschmachteten in der Erndte / daß sie flugs ümmfielen / wie nicht minder etlichen Pferden zu Magdeburg etc. wiederfahren ist. (Von welcher Stadt du noch ohngefähr dieses mercke / zu pag. 200. 201. und 176. hîc, daß / etwan ein Jahr vor dieser übergebenen occupation, etliche sehr grosse Hirsche durch die Elbe geschwummen / und an der Stadt hinan / durch den Graben gelauffen seyn /insolitum & admirandum! Item / [444] daß das Südenbürger Thor angefangen hat zu brennen / da Ihr Churfl. Durchl. zu Brandenburg selber / kaum ein viertel Stunde vorher / dadurch weggezogen gewesen nach Cleve: welches sich nit lange vor der unvermeint erfolgeten Ubergabe zugetragen hat / wie denn auch voriges Tages in der Stadt das Wacht-Häuselein gebrandt hat.) nehmlich solche Hitze continuirte (vide hîc pag: 171.) vom 3. Jul. an biß zum 21. Jul drauff erstlich wacker Regen erfolgete durch etliche Tage. Sonsten war auch solche Hitzo nicht alleine Schuld das es anderswo im Sommer grausame Ungewittercaussirte, mit einschlagen des Blitzens / als bey Torgau in ein Dorff umb den Anfang Jun. vor Jacobi bey Rötau in Ungarn etc. Sondern auch gantze Flüßgen in Oesterreich außdorreten / [gleich vor C. Jahren / als 1566. ist das Wasser in Hessen von Rotenburg an biß gen Melsungen auß geblieben. vide pag. 36. cap. 9.lib. 3. Wende-Unmuths Hans Willhelm Kirchhoffs.] und sehr schädliche Wolckenbrüste entstunden / als in der Oberlaußnitz / zu Sittau und Görlitz / drüber die Spreu / Neusse und Kwust sich dermassen ergossen / daß ein trefflicher Schade an Viehe / an mehr als 30. Leuten etc. geschehen / in Feldern / Wiesen / und Dörffen / nahmentlich Hännersdorffe / Warnsdorffe /Hermsdorffe / Daubenheim / Ottendorffe / Flösse /Haupt-Schätze / etc. nach dem [445] Bezeugnüsse M. Christian. Weisens Zittâ Lusati in Disput. de catarhactis, welche er bald darauff zu Leipzig hielte / auff der an die Hand / außm Vaterlande / gegebene Gelegenheit. Welches sich begeben zu Nachts / den 4. und 5. Jun: gleich am H. Pfingst-Montage und Dienstage / 1666. da auch die See-Schlacht zwischen denen Holl- und Engl. vorgegangen: welcher wie närrisch einer diese Wolckenbrust würde zuschreiben / als einem Brunquelle; so vergeblich mag man auch den damahligenBlut-Regen in Ungarn drauff appliciren. vide hîc pag. 187. und 193. (Ein anders ists / daß man von denen Partheyen sprechen mag; es hat zwischen sie Blut geregnet / das ist / sie haben sich untereinander trefflich verwundet: außm Heldenbuche / vide Joh. Agricol. Islebiens: in Teutsch. Sprichw. c. 740. p. 366. b.) Nehmlich solcher deutet auff eine infection, darzu / unter andern / tapffer cooperiren hilfft / die gedachte unmässige Hitze / wie das davon zuwege gebrachte übel / leider! allzuviel erfahren habenCölln am Rein [drinnen es im verwichenen Jahre allbereit trefflich gehauset / wie nicht minder in denen herumb liegenden Dörffern.] Maintz / Manheim /Kassel / da man die Thore zugemachet hat / das es meistentheils außgestorben / Franckfurt am Mayn /darbey es Dörffer giebt / die schier gantz außgestorben seynd / daß das reiffe Getreydig im Felde stehen verblieben / und [446] der Wein verdorbē / das Vieh in die Wilde lauffe: unn ist dergestalt allzu gnug grose Besorggung (retrol:) es werde uns dieses Wunder-Jahr kaum verschonen: denn was will ihme die allenthalben einreissende rothe Ruhr:) Im übrigen schwatzete man darneben ein wunderliches Ding / vom Nixe /daß er solle herumb gehen; Viele hetten ihn gesehen /er habe allerhand schöne Sachen im Wasser ans Ufer /gleich schümme es am seichten Orte / anderswo her getrieben oder hinein gefallen. etc. außgeleget / die unwissenden damit zu locken / und zu kürren: [voluptatibus homo capitur, ut hamô piscis: ô hüte dich!ἐχϑρῶν δῶρα, ἄδωρα. Creditis dona Danaûm carere dolis! Virg. ἡδονή Diabolica subest. wie vor wenig Jahren zu Paderborn in Westphalen geschehen; da der böse Feind so viel Leute besessen gehabt / das nicht zu sagen. Sie wahren aber zu das übel gekommen / so balde sie etwas auff der Gassen auffgehaben gehabt / das sie ohne gefähr gefunden / an schönen Schnupfftüchern / Messern / Gelde / und andern belieblichen Sache / so der Teuffel hingeleget oder bezaubert gehabt. Es sey denn / das sie es in GOttes Nahmen angefasset (wie von denen geschehen / so von andern gewarnet / und also informiret waren geworden:) da es flugs zu Drecke / Kühefladen / Pferde-Aepfel etc. verwandelt geworden; wie nicht minder auch hernach bey [447] denen / welche / dem Augenscheine nach / den unvermerckten Betrug in den Schiebesack gebracht hatten / sol geschehen seyn / und doch umb lauter nichtes dem bösen Feinde haben müssen herhalten: Dafür uns alle der barmhertzige GOtt der Vater behüte / umb JEsu Christi willen / der darzu in die Welt gekommen ist / daß Er des Teufels Werck zerstöre. Hüte dich also / nach diesem / für gefundene Sachen / es ist bißweilen eine Fünto darhinter. Mein Seel. Vater hat pflegen alles armen Leuten zu geben /was er ohngefehr gefunden gehabt. So gedencket mein Weib / daß sie zu Salfeld offte auffn Wasser / davon sie mit ihren Eltern nicht weit gewohnet / in der Kindheit etwas dergleichens habe schwimmen gesehn / und auch darnach gegangen sey: Doch habe Ihr der liebe GOtt / immer die Gedancken und Lust / auffn Wege verändert / daß sie wieder umbgekehrt und nach Hause gewandert sey. Sonsten war es eine närrische Rede / da jene Person hierzusprach: man möchte doch selbige verdächtige Oerter in Flüssen / Bächen etc. mit gesammter Hand / auffsuchen / abschwemmen /etc. und sehen / was darhinter verborgen wehre. Besser thäte die Obrigkeit / daß sie dahin / zum Gedächtnüß und Erinnerung / Janos, Cippos oder Creutze /setzen liesse / wo also zum öfftern der Teuffel impunè sein Spiel gehabt hat / daß die unwissende Jugend dem Delio natatori nicht mehr trauete / noch sich weiter durch die gefährliche [448] Handgifft fangen und wegnehmen liesse. (Doch Mus miser est, antro tantum qui clauditur unô. Und wird mans daher freylich schwerlich dahin bringen / das man den Setigerum Cacum auß seinen Schluffwinckel ziehen / und abjuratas prædas außtheilen könne / wie ihnen die Alten haben träumen lassen / von denen Sirenen, das sie endlich abgestorben wären: in deme sie sich ins Meer gestürtzet. Lycophron. in Cassand: v. 114. p.m. 53.Orpheus, argon. v. 1284. oder in Felsen verwandelt weren. Ja gar begraben sollē geworden seyn. Canter: in annot. in Cassandr: Lycoph. l. c. pag: 165. Plin: l. 3. N.H. c. 5. p.m. 145. Strabo Geogr. l. 1. Licetus de recond: antiq: Lucer. l. 6. c. 35. col: 812 Solin. polyhyst: p.m. 59. Halicarn: l. 1. Festus in annot: Plin. l. 2. N.H. c. 88. Mercke / daß hier die Alten das Teufflische Gespenste können verwechselt habe / mit denen Fisch-entzenden Meerwundern. Was jenes ins Meer stürtzen belanget / solches thut so wohl der Henger / als jene Menschförmigte Fische; so aber deßwegen nicht flugs tod seyn. Weiter kan man einen und den andern natürlichen Anthropomorphum piscem gefangen haben / oder tod ans Land getrieben bekommen und drauff begraben haben: aber damit ist nicht flugs des Teuffels Werck zerstöret oder auffgehaben worden. Weiter weil sich dergleichen Fische selten præsentiren, und der alten [449] Schiffart sich nicht sehr weit in die See erstrecket hat: Daher ists gekommen / daß die fabulantes poëtæ nur 3. oder 4. Sirenen errichtet haben / wiewohl es auch von der seltenen also præsentation des Satans geschehen mögen.) Nehmlich die Teuffelinnen seynd rechte Syrenes, vonσύρειν geheissen; weil sie die armen Leute hinein zerren / hinunter reissen / tod kneippen / etc. (confer hîc pag. 304.) nachn Vossion in Etymol: L.L. p. 475. in hôc vocab: welche Etymologie mir daher viel besser gefällt / als anderer von ἐίρειν, nachn Scapul. in Lexic. Græc. lat. fol. 1450 L. Joan. Scopp: lib. 1.collect. c. 30. Oder von σεῖρα, eine Kette oder Band.Martini d.l. In übrigen / hat der böse Feind so eine Gewohnheit numehr angefangen / mit dem Außkramen; darnach er die Menschen zu sich in seine Netze zeugt; so hat ers vorzeiten mit der Music und Gesange verrichtet. Verba valent sicut nummi, er richtet sich nach der Zeit / hänget den Mantel nach dem Winde:hodiè regnat habendi cupido, Avaritia. Damahlen war / das Singen beliebter und gefälliger; daher Demosthenes cùm recusâsset lyram inter epulas, habitus est indoctior. Daß man aber daher flugs wolte den Nahmen Syrenum herleiten / als vom רוש canticum, weil sie / nach Ovid: l. 3. de Arte Amand: voce canorâ quaslibet admissas detinuêre rateis, beliebet mir gäntzlich nicht / mit [450] dem Martin: d.l. Vossiô d.l. Bochartô in geograph: sacr: part: 2. lib. 1. c. 27. fol. 574. etc. 33. fol. 656. Simfoniô, part: 2. chron. cathol. Annô 2822. p. 84. Becmannô de origg: L.L. p. 995. Buchnero Fabr. in Lexic. Latin: fol: m. 1282. b. Sintemal das Wort also vielmehr müste Schirenes, oder Schyrenes heissen / von von רוש cantavit, cecinit: Und darnach mögte man vielmehr sprechen vonSyrinx, Syringia, Pfeiffen-rohr / herbâ aquaticâ. Corvin. in Lexic: Latin: p. 266. a. als deren sie sich mit dem Pane gebrauchet hetten. Aber vielmehr rühret das Wort her / von ריעש darnach daß vocabul: Siren nicht alleine in prim: Syllab: lang ist / sondern auch recht heisset Siren, weil es kein Schin, sondernSin ist. vide Buxtorff. in Lexic. Hebr. Manual: p.m. 836. deme es recht ein jeder Dæmon heisset. confer olim meine Onirocritic. in revelat. quâdam. so lieset man ja auch außdrücklich dieses Wort im Hebr. Esa: 13. v. ult. welches die LXX. recht durch Σειρῆνες gegeben / mit dem Vulgat: Interp. und dadurch auchHector Pintus Lusitanus conimbric. Theol. Prof. comment: in h. l. recht / monstra marina verstehet /als die Sirenes seyn / oben jungferlich / unten Fischlicht gestalt. Gesner. l. 4. de aquatil. und irret daherVossius lib: 4. Theol. Gentil. c. 2. p.m. 148. der es giebt durch Dracones, ungeachtet / ob es gleich in Arabien gewaltige [451] Schlangen giebet / Sirenes geheissen. Isidor. Etymol. l. 12. c. 4. col. 112 4. wird doch auch also homonym. genannt ein Geschlechte der insectorum. Plin. l. XI. c. 16. H.N. p. 509. Aristot. Histor. Anim. l. 9. c. 40. p. 578. was sonsten heissetCyrones, acori, Reelisen, vide D. Augusti Hauptmannes Wolckensteinisches warmes Bad / p. 154. 200. und 177. solches nennet man in der alten Marck; Süren. So nennnet D. Sachs in Gammarolog. p. 277. gar die Läus-Sirenes, quibus obierunt Alcmanes poëta, Pherecydes Syrius, & Sylla Dictator. Vielleicht à σύρω, weil die lausigten Kinder von ihren Müttern also vexiret oder beschwatzet werden / das solches Ungezieffer auß den Haaren / Flechten mache / unn ziehe die muthwilligen Päntzsche damit in den Brunnen hinein. Im übrigen von ihrem lieblichen doch gefährlichen Gesange / darnach den Sirenibus bald eine Pfeiffe / bald Citter / Leyer und Paucke zugeeigenet wird / Isidor. Etymol. l. XI. c. 2. col. 1108. Serv. l. 5. Æn. sub fin. schlage nach den Apollon. Αρ γοναυτ lib. 4. sect. 54. p. 290. Orphei Argonaut. p.m. 40. a.v. 266. etc. 1281 Homer. odyss. l. 12. v. 40. etc. p.m. 171. Boccat. in Geneal. Deor. l. 7. c. 20. Hygin. Fab. 14. p. 6. b. fab. 125. L. Columoll. in carm. de hortis. Martial. l. 3. Epig. 64. Delrion in Adag. sacr. V.T. part. 2. §. 18. p. 25. Pausan. in Bœotic. seu lib. 9. p.m. 308. welche [452] spricht: daß sie sich mit denen Musis in ein Gewette eingelasen / wer am besten musiciren konte: Darüber sie aber verspielet / und die Flügeln eingebüsset haben / bey der Stadt Απτέρα in Cretâ. vide Steph. in urb. in voce Απτέρα,Crobilum; lib. 1. Natal. Comit. in Mythol. l. 7. c. 13. p.m. 757. Cluver. Ital. Antiq. lib. 4. von welcher Zeit an / die überwindende Musæ ihnen / auß denen heraußgerissenen Federn / Kronen gemachet haben / und mit geflügelten Häuptern gemahlet werden: confer Joh. Klay Lobrede der Teutsch: Poeter. Nürnb: 1654. wo vorne an ein Witdod mit einem Pfauenschwantze umbs Haupt also abgebildet wird. confer Macrob. l. 2. in Somn. Sc. c. 3. und zu dieser Bequemligkeit /die Reisenden / und andere Leute / desto besser zugewinnen / nach sich zu ziehen und zu verderben / (darwieder- nach dem Rathe der Circes, sich Ulysses und seine Gesellen / die Ohren verstopffet haben. Homer l.c. v. 47.) haben sich die Sirenes, vorzeiten nicht minder præsentiret entweder beym Meere auffn Klippen / auff schönen Wiesen an Silicien. Apollon. in Argon. l. 4. sect. 54. Homer. l. 12. odyss. v. 158. v. 45. Serv. lib. 5. Æneid. Virgil sub fin. Strabo. Geograph. l. 1. Natal. l. 7. Mythol. c. 13. p. 757. Ovid.l. 5. Metamorph. Nonn. in Dionysiac. l. 13. v. 313.Statius Sylv. l. 2. in Epic. glauc. Juvenal. sat. 9.Virg. l. 4. Æn. Cluver. in Sic. antiq. [453] l. 1. c. 6. p. 80.Item Italien Plin. l. 3. N.H. c. 5. p. 145. Strab. d.l. Aristot. de admir. p.m. 708. litt. D. Hygin. fab. 141.p.m. 33. Mela, l. 2. c. 4. Ovid. Metam. l. 14. Agell. N.A. lib. 16. c. 8. Bochart in Chan. l. 1. c. 33. fol. 656. Cluver. Ital. Antiq. lib. 4. c. 4. fol. 1168. Dyctis Cretens. lib. 6. oder gar auffn Meere selbsten. Barthol. Angl. l. 10. de propriet. animal. c. 95. p. 1113. und haben sich in ihrem Singen / (daher sie Ausonius in Gryph. s. Edyll. XI. v. 20. heisset Siredones, qu. σειραήδονας, cantu allicientes, melodas virgines. Und Hesychius Lex. in vocab. σειρὴν, nennet sie μελωδοῦσαςTertull. lib. 3. contra Marcion. monstrosas fabulosasque cantatrices. Daher ihnen auch die gleichdeutige Nahmen geworden / als Aglaophonos, Thebeiepia, Evstath. in Homer. l. XI. odyss. v. 167.Thelxinoe, Molpe, Ligia etc. vide Salmasium in Exercit. Plin. p. 62. lit. D. Stephan. in de urbb. in σειρενουσσ. Nat. Com. Mythol. l. 7. c. 13. p. 757. Clearchum Solen. in Amatoriis l. 3. Aristot. lib. de mirabil. auscult. p. 708. lit. D. Apoll. Scholiast. schol. in Apoll. Argon. l. 4. s. 54. Buchnero-Fabrum in Lexic. Latin. fol. 1282. b. 1283. a.) mit schöner Jungferlichen Gestalt dargestellet / die einem jeden gefallen möchte / und darzu der Abt von Posen billig sprechen könte: Wer mögte daß nicht? vide Joh. Agricol. Teutsch. [454] Sprichw: c. 1607. p. 78. b. Nehmlich man lieset daß sich die malefidæ Sirenes haben sehen lassen / obentwerts wie eine schöne Jungfrau /und herunterwerts in Fisches Gestalt: Videatur Sirenophœnix Virgil: l.x. Æneid: v. 211. Apollon: l. 4.Argon. von Tritonibus. Pausan: in Bœot: seu lib. IX. Vitruv. de Architect: l. 1. cap. 6. confer Plin. in H.N. Hub. Goltz. Græc. Vet: Tab: 1. num: IV. & VI. Juvenal: Sat. 14. Item mit Flügeln und herunterwerts in Vogels Gestalt: Hygin: fab: 141. p. 33. Fab: 125. p. 29. Ovid: l. 5. metam. fab. 7. p. 165. Fulgent: Mythol: l. 2. p.m. 183. Servio l. 5. Æn: p. 187. Apollon: Isidor: l. XI. c. 2. col. 1180. Boccatio, Geneal. Deor. l. 7. c. 20. Æliano, lib. 17. de anim. c. 23.p.m. 354. Nieremberg. lib. V. N.H. c. 13. Theopompo in Callæschro. Isacio in Lycophr. Svid. part. 2.pag. 733. it: Numism: Reg. & Imper Rom. aur. argent. ær: Tab. 13. num. 8. da in numis. Jul. Cæs. eine Siren stehet mit einer Posaune / Hanesfüßn / Flügeln: nebenst dieser Umbschrifft: P. PETRON. TURPILIANUS. III. VIR. Daher sie unrecht von etlichen für lauter Vögel außgegeben worden. Plin. l.x. N.H. cap. 49. Lignarid. in oblect. Academ. c. 40. p. 323. wie nicht minder auch die jenigen geirret haben / so lauter Fische drauß machen wollen. Ovid. lib. 3. de arte. nennet sie / monstra maris, sirenes [455] ernat. item, welche sie heissen / Vögel mit Jungferlicher Gestalt / Suid. part. 2. p. 733. Tzetzes lib. 1. Hist. 14. oder die sie obenwerts wie Vogel und unten wie Jungfer Gestalt beschreiben: Gyrald. Sonsten wollen auch etliche die Sirenes mit einem zwyfachen Fisch schwantze mahlen / als man in den materialisten Buden etc. und zu Venedig in der Apoteck an S. Marci Kirche siehet; nach Anton. Augustin. Tarraconens. Episcop. Dial. 5. antiq. Rom. Hispan. in nummis vet. p. 76. litt. A. B. auff den Schlag / wie der zwey schwäntzigte Böhmische Löw. vide Piccart. in Decad. Histor. mercke / daß man auch sonsten Wapen hat und siehet / welche auff beyden Seiten von ein paar Löwen gehalten werden / mit zweyfachen Schwäntzen / so durch einen Knoten zusammen gehalten oder geknüpfet werden: und sollen anfänglich denen zuständig gewesen seyn / so ihrem Geschlechte einen Schand-fleck gemachet haben; obs recht richtig / zweiffele ich dennoch. In übrigen wird auch die Melusina mit (doch nur) einem und zwar Schlangen-Schwantze gemahlet / davon die Grafen Pictaviæ sollen herstammen / welche Melusina sich am Freytage einsmahls gewaschen oder gebadet / und also drauff soll geworden seyn; davon in Franckreich viel Dinges gehöret und gesehn wird; als daß sie im Schlosse Lusiniani gesessen sey / unn ihres Sohnes / [456] des Goffridi Dentati, Grab noch heutiges Tages gezeiget wird / in Pictaviô in der Kirche des D. Hilarii: vide Sincer. Gall. p. 90.

Aber / wo komme ich hin? ich wolte von dem Nahmen Nicks reden / und habe fast weniger als nichts geleistet / ohne das ich den Grund darzu geleget habe / in Erklärunge / daß die Sirenes sich so wohl vorzeiten als noch itzund / beyn Wässern auffhalten / sich da baden / waschen / kämmen / und also ihr schädliches Fest halten? Schädlich sage ich: Denn / wie es die Erfahrung soll bewehret haben / so soll ins gemeine an selbigen Oertern bald hernach einer ersoffen seyn / wo sich vorher ein Meerweib obbesagter massen geputzet gehabt. Wie solches auch von einer Gefahr zur See also verstehet Philippus Wilhelmus de Seitz, ein Ritter und Obrister in Curland / welcher nicht alleine (verstehe unter andern / eine rechte Art Fische) die Sirenes gesehn / sondern auch davon gegessen hat. Befindende / daß sie einen Geschmack wie Schweinefleisch gehabt / wie er im Schiffe davon gespeiset mit einem Portugesen. Das monstrum aber hatte außgesehn oben / wie ein Camels-Kopff / mit zugestutzeten Ohren / der Hals ist Menschlich gewesen / mit rechten Weibes-Brüsten / und Armen / ohne das zwischen den Fingern lauter Haut gewesen / und die Hände gar breit / wie Gänse-Füsse / zum füglichern schwimmen: unterm Bauche [457] bey das Gemächte war es gantz haaricht gewesen / mit einer rechten Weibes Schame / drauf der Fisch-Schwantz gefolget /wie recht. vide Iconem in M. Joh. Stohrij Disp. 2. de Siren. Histor: cap. 3. §. 9. Aus der Communication H. Christian. Laurentij von Adlers Heim / Churfürstl. Sächs-Raths / und Bürger-Meisters zu Leipzig: welcher vom obgedachten Herrn de Seitz, nicht alleine ein Schrifftliches / und mit seinem Petschafft vorgewissertes / Zeugnüsse nebenst dem contrafaite, sondern auch eine gantze vollständige Hand derselbigen Sirenen / erhalten hat / und solches mit einander unter seine Raritäten besitzet. Es hat aber solche Sirene gantz Ascherfarb außgesehen / und ist gefangen worden am XI. Febr. A. 1655. vom Portugesischen Fischer / einem Frantzosen / Vaas de Franz, sonst der alte Pfaff / geheissen / und zwar in Africa / nicht weit von Bintangiâ geschehen. Nehmlich selbiger Herr von Seitz soll bewehret haben / daß insgemein / ein Unglück erfolgen solle / wenn sich die See-Menschen hervor thäten / als an Schiffbrüchen / etc. wor zugereichet / daß sich solches auch also verhalte mit denen gestrandeten Walfischen / etc. vide mein unfehlbahres Himmel-Glücke der Holländer / 1666. und künfftig / geliebet es GOtte! meinen Tract: proDIglorVM CVLtVra, genannt. Mit dem Seehunde / so in diesem Seculô, in der Elbe / [458] nicht weit von Dreßden ist gefangen worden; drauff der Krieg hie herumb entstanden. confer M. Joh: Stohrium d.l. §. 4. cap. 4.

Und also ist / die alte / und gewöhnlichste Art / bey Erscheinungen der Nickse / oder Nixe / daß sie sichbaden (aber uns Menschen damit wenig baten / das ist / nutzen) und waschen. Nehmlich daher kompt auch / meinem Bedüncken nach / der Nahme / vonνίπτω qv: νίψασα, welches Wort auch enthalten ist /in folgendem Cancrino (denn die Cancri gehören zum Wasser / und waschen / und ist ein mahl der Titul Cancrinorum Versuum, einem Exempel zugekommen / so kömmt er traun hier recht an:) so zu Venedig am Weihe-Kessel stehen soll / also: ΝΙΨΟΝ ΑΝΟΜΗΜΑΤΑ; ΜΗ ΜΟΝΑΝ ΟΨΙΝ. Wolte ein ander sprechen / daß er vielleichte herkäme oder übereinkäme / mit שחנ conjectio, augurium, incantatio, weil sie / wie itzt gedacht / wahrsagen / solches were nur eine allusion: gleich auch jene von הצנ flos, daß sie vorweilen in schöne Wiesen gewohnet / oder von סיבקנ fistulæ: davon oben: הבקנ fæmina, daß sie ins gemeine mehr Weiblich als Männlich erscheinen: oder nüzach, pluma, pennæ, weil sie mit mit Flügeln gebildet werden / oder von nik, lactavit, weil sie Kinder gebähren und stillen sollen: wie es denn ihnen auch an Milch nit fehlet / nach folgenden auß Marco[459] Marci Idear: operat. l. 1. c. 8. ex. Hist. societatis JEsu: der Kopff war rund / und hatte keinen sonderlichen langen Hals. Die Ohren sachen recht wie Menschliche / innerlich: Die Ohrläppigen bestunden auß Knarpel / mit rechtem Fleische überzogen. Die Augen hatten ihre Wimpern / also daß man nichtes Fischliches dran vermerckete. Die Nase war nicht groß / und saß ein bißgen außerhalb der beyden Wangen / drunter waren die Lippen / denen unsrigen nichts ungleich: Die Zähne wahren nicht zäckicht / als der Fische / sondern glat / plat und schön weiß nach einander herumb. Die Brust hatte schöne weisse Haut / und etwas / nach der proportion des Leibes / breiter / da sich die Brüste anfunden / welche nicht hingen /wie bey den Weibern / sondern sie wahren gantz rund / kuglicht / wie bey den Jungfern / deren eine Pietze /wie sie vom Medicô gedrucket ward / eine grosse Menge weisser Milch hervorsprützend gab. Die Arme waren nicht gantz rund / sondern breitlich / gleichsam zu schwimmen gemachet / welche auch daher länger waren / und nicht recht in Ellbogen und Gliedmassen der Hände eingetheilet. Drunter war ein weiches und länglichtes Haar. An denen Geburts-Gliedern / war an beyderley Geschlechten / kein Unterscheid zwischen uns. Hierauf endigte sie sich in einen zweyspältigen Fische-Schwantz: in übrigen hatten die Weibelein längere [460] Leigere Leiber / als die Männer.) Mercke sonsten / das Plinius die Sirenen mit Schuppen begabt beschreibet; ingleichen auch Kircherus. Welches M. Stohrius also erkläret / das dieser sich nur auff eigen Vermuthen fundiret / weil er nirgends bekennet / daß er solche Sirenen gesehen habe: dergestalt / daß er sein Absehen nur etwan auff den Meer-Bischopff und München gerichtet gehabt / welche squamigeri gelesen werden. In übrigen hilfft jene Milch und euserliche Form gantz nicht / daß man drauß einen Menschen machen wolte. So thut auch noch dieses nichts darzu / daß die Sirenes, nach Kircheri Außsage in itin. Extat. so schlau / geschickt und verständig seyn sollen / wenn sie an sehr sichere Oerter des Ufers am Meere / da weder die Wellen / noch die Menschen hinkommen mögen / sich sehr verwunderliche und künstliche Häuser bauen / auß zusammen geschleppeten Muscheln und Meer-Schnecken; drinnen sie ihre Fächer und Kämmer haben zum Vorrathe / wieder Hungers-Noth / angefüllet mit allerhand Proviant / so sie auff der Jagt erhaschet / oder sorgfältig an grünen Ufern hervorgescharret haben / an Wurtzeln / etc. So sollen sie auch mit gesamter Hand also arbeiten / und fügliche Bettgen oder Schlaffstellen drinnen zubereiten / auß thonigten Sande / drauff sie ruhen. Aber darumb sind sie nicht mehr Menschen / als die Affen (mit welchen [461] die Teutschen schimpfflicher weise verglichen werden / beym Franzio in histor. Animal. part. 1. c. 14. p.m. 267. von jenem Türckischen Mahler. confer hîc pag. 274. in fine. Im wiedrigen Theile gehören hieher / die 25. Differentzien, dadurch einMensch von den Thieren unterschieden ist / M. Georg. Leuschneri Rect. Colditiens. auß Andr: Laurentii Anatom: zusammen gezogen / und Lateinisch in Versen übersetzet / an seinem part. 1. oper. Med: Poëtic. confer p. 173. Frider. Casandri in naturâ loquace) od' Meerkatzen (fürnehmlich wenn sie so geschickt und gelahrt derneben seyn / als an. 1548. in Franckreich des H. Ludwigen vō Theben Rittern und Obristen / Meer-Katze gewesen / welche im Brete spielen können / mit werffen / kennen und behalten ihrer Steine: ohne daß sie nicht mercken können was der Würffel ihr getragen / oder wie sie mit Vortheil die Steine setzen mögte / vide oculatum testem Hans Willhelm Kirchhoffen in Wende-Unmuthe l. 3. c. 143. p. 200.) auff Erden / auch nach dem Außspruche M. Stohrii, d.l. cap. 4. Disp. 2. §. 3. Freylich / der Poet spricht; posuêre cubilia talpæ: und sie bleiben doch wohl unvernünfftige Thiere: So weiß man auch /wie der Storch sein Nest / auff gut mathematisch /sehr vermunderlich machet. Vide mein Storches- und Schwalben Winter Quartier. Ich geschweige aller übrigen [462] Vögel / etc. Aber woher kömpt denn gleichwohl denen Sirenen die euserliche Menschen Gestalt: sol man hier nicht à signaturâ exteriori, ad signatum simile internum argumentiren? Nein / Ratio enim verè humana se non prodit. Sol man aber sprechen / mit dem Manilio beym Licetô in de Spont. Viv. ort. l. 1. c. 28. p. 34. Astra novant formas, cælumque interserit ora. Dergestalt daß die Sirene des de Seitz fast daher einen Pferde-Kopff gehabt: und desBarthol. einen stumpffen Schwantz? Nein: M. Stohrius vermeynet d.l. daß diesem monstro, propter defectum materiæ, cauda non elaborata verblieben seyn / (was spricht / übereinstimmende Ovidius, de Genesi der Frösche / daß er gesehen / wie das vordere Theil lebe / das hintere noch informe lutum sey:) an jenem aber sich die Mutter im Meere an einem dergleichen Thiere versehen habe / wie sie damit schweer gegangen: Dannenhero es per īdeam operatricem solchen wunderlichen Kopf bekommen. (Aber wie wil man denn können mit dem Meer-Bischoffe undMönche zu rechte kommen? Da wil gleichsam kein Versehen statt finden / ohne unser eigenes / sed præposterum παρόραμα seu Erratum, von denen klösterlichen auff Erden spricht man zwar: Desperation facit monachum. vide D. And: Kunadi Jesum in desertô tentatum thes: 25. Sol [463] es im Meere die Imaginatio leisten? Ich sage vielmehr / daß es gantze Geschlechter (angesehen / die wenigsten Sirenen, so in unterschiedlichen Oertern gefangen worden / einerley Gestalt gehabt. Etliche mit Schuppen / doppelten Schwäntzen / fast rechten Beinen / etc. etliche nicht:) in der See gebe Hippocephalorum, putatitiorū Episcoporum, Monachorum, etc. nur daß wir sie nicht gesehen haben: und daß sie dennoch alle mehr Fische als Menschen seyn. Es muß aber freylich und gleichwol mehr Exempel gesetzet haben / denn beym Zeilero lieset man diß Sprichwort: Wenn Pfaffen reisen /so regnets ingemein. vide meam Philos. colus, also erkläret / daß es zuverstehen sey / von denen Meer-München / wenn sich die offters sehen lassen / daß es denn ein prognosticon gebe zu Regen / wie Castor und Pollux, das meteorum, zur glücklichen und unglücklichen Schiffart. etc. Aber woher / mögte man fragen? ängstet sie etwan das verhandene Wetter / wie die Frösche / so als denn auch sonderlich schreyn; und die Fische / so in die Höhe springen? vide D. Philipp: Jacob Sachsens Gammarolog: p. 418. etc. an animalibus competat præscientia? Im übrigen giebet es nicht allein Münchförmigte Fische / sondern auch Münchfelsen / in der Insul Malta. Kircher. l. 8. Mund: subt: s. 2. c. 2. f. 37. Münchberge / im Hartzwalde / 1. Hans Münch / [464] 2. Hennig Münch / genannt. Zeiler: Topogr: Brünsvv. p. 33. confer meines Rübenzahls part. 1. und 4. item D. Sachsend.l. p. 158. da er auch gedencket / auß Kirch: d.l. fol: 50. nach dem gegebenen Zeugnüsse Habeli vice Cancellarii Melitensis, daß anno 1634. ein gantz Dorff in Festfussenlande Africæ, sehr verwunderlich / an Men schen / Viehe / Baumen / allen Haußgeräthe / Korne /Speise / etc. in lauter Stein sey verwandelt worden /bey einem schrecklichen Ungewitter und Erdbeben:ibid: Hominum horda lapidescens, p. 156. etc. ex Gaffarell curiosites in oynes sur la scolpture Talismaniq. des persans. Helmont. de Lith. c. 1. §. 18.Cornel. Wietflietio, Camer: Cent: 2. hor. succ. c. 70. Joh. Aventin. Hist. Bojor. l. 7. fol. 486. Willis de Ferment. c. 3. p. 19.) Item / daß des Apolloniii lib: 4. Triton, mit dem zwyfachen Schwantze / etwan auch ein monstrum unter den andern Sirenen gewesen.confer Pareum, einen erfahrnen Wund-Artzt zu Parieß / lib: 24. op. XXI. p. 767. und Kircherum d.l. pag: 622. Welche also einen gefangenen Tritonem beschreiben: Daß er gantz Menschlich biß an die Scham gewesen / mit gelben Haarlocken / aber nicht von Haaren / sondern etlichen fleischligten weichen Zoten / mit gleichformigtem Barte / beinernen-Magen / die Arme wahren nicht wohl gegliedert gewesen /sondern hatten wie die Gänse-Füsse außgesehen /gantz knarplicht / zu [465] schwimmen genaturt: das übrige hatte sich in einen Fisch geendiget. (Mercke / das sonsten auch Triton sey eine Art der Thunnorum oderPelamidum. vide Salvian: Histor. Aquatil: lib. 1. Histor. 36. p. 124. sonsten kan das Wort Triton vielleichte herrühren / von τρίτω, das bey denen Æolis einen Kopff heisset. Weil sie einen Menschen-Kopff besitzen. Oder von τρίαινα, tridens, ein dreyzanckigtes Fischer-Werckzeug / damit sie die grossen Fische kriegen. Daher es auch / von denen Poeten / dem Neptuno, als einem Meer-Götzen / zugeeignet wird. Also meynet M. Stohrius: Aber ich bilde mir ein; es rühre besser her / von הירט humens, humidum, recens. Sonderlich weil damit übereintrifft / der Uhrsprung des Nahmens Nympha, qv: Lympha. Jul. Cæs. Scal. c. 28. & 41. de L.L. daher nymphea planta, die so genante Nix-Blume / weil sie im Wasser wächst / etc. Ich geschweige / daß Nereus, ist von νέω & ρέω.Becman. in Origg. L.L. p.m. 666. und Neptunus, vel à nando, ibid. p. 538. oder nach Jul. Cæs: Scal: lib. de plant. à totione, à νίπτειν. Daher wir oben den Nahmen Nix nahmen.

In übrigen aber / ists sicherer zu sagen / daß dieseMenschformigte Fische eine eigene und gewisse Art der Creaturen seyn / so wohl und / ordentlicher weise / nach ihrer Natur / verbleiben / und also anfänglich von Gott müssen erschaffen seyn; dergestalt / daß sie eine besonderliche [466] Speciem constituiren / nachm Zeuchnüsse Kircheri l.c. pag: 622. Parei, l. 24. op. 21. p. 767. und Marci, in idear. oper: l. 1. c. 8. Denn / wolte man solche Meerwunder Monstrosæ seminum confusioni zuschreiben / so were zu befahren / das solche Sirenes nicht könten fruchtbahr seyn / oder lange weren: es möchte damit bald auffgehöret haben / so were es auch ein schnackisches Thun / wenn man sie wolte herstammen von denen untergegangenen Leuten mit sampt ihren Häusern / Schlössern / gantzen Insuln. etc. Vide Benjamin, Knoblochi Heliglandiam. 4. Hambug: Refer huc, daß / weil man auff und in den Bergen / Erden / Fische / Oestern / Schnecken /etc. findet / etliche vermeynen / sie kämen von der allgemeinen Sündflut her / vide Fabium Columnam c. 21. & Lud. Muscard. lib. 2. Musei c. 111. in Dissertat: de serpente Petrefact: §. 47. D. Joh. Dan. Major in Litholog. Curios: Majol. Colloq: 18. & Poter. Pharmac. Spagyr. l. 2. c. 7. p. 193. Th. Barthol. de unicornu c. 37. p. 280. Erici: Putean. apud Theod. Moretum de æstu mari: c. 21. §. 275. contrà: Melch. Gvilandin. de Papyr. p. 12. Jonston. Thaumat. class. 4. 32. etc. apud D. Sachsen in Gammarol. p. 164.etc. welchem letztern Herrn / für sein mir sehr schmachhafftiges Gerichte / ich zum herrlichern Gerichte / gerne ein Carmen Cancrinum Plissiadum, der wohlzugerichtete [467] Mutete Musen- und Mysen-Krebse / itzt postliminiò, zu einer schuldigen Dancksagung / überschicken wolte: wenn ich mich keinerzurückgehenden Antwort / auff meiner nach derProsodie zwar wohl gereimeten / doch sonst ungereimten Befragunge / befahrete / so diese ist:


Metrô seram, Magne, sitis, en! Gammare, sortem?


Siehe! Grosser Sachsen-Krebs / soltestu wohl verlangen tragen können / nach ein verspätetes Glück unn Lob am vorhandenē Carmine?) und hat man endlich gleich so viel hundert Exempel nit / also daß sie uns rar sey / so muß man für ungezweiffelt wissen /daß das Meer groß sey / unerforschliche Schliche und Tieffen besitze / ja weit breiter sey / als der trockne Erdboden. Zu deme wer kan ad polum utrumque hinkommen; als da noch viel Meylen restiren? vide Tract. de usu elevat. poli. So hat man doch gleichwohl vor 100. Jahren / ihrer 16. mit einander gefangen. und Marci beglaubet / daß die Einwohner / in Ost-Indien / am Goänischen Ufer / von der Speisung vieler Sirenen, Anthropophagi, geheissen werden. Und seynd diese Arten also keine Teufflische Gesichter / wovor sie erkennen will Trithemius, Psellius, Gisbertus Voëtius, Delrio, dd. ll. weil sie sich fangen lassen / (also ist der Jesuit Bobadilla beym Schottô l.c. selber dabey gewesen / und hat es angesehen.) [468] (2) Von denen Anatomicis seynd anatomiret geworden:vide Barthol. part: 2. hîc pag: 38. etc. (3) Und endlich von Leuten seynd in den Magen hinein gegessen worden. Ich geschweige (4) daß die Aertzte / wie Latins referirt apud Barthol: d.l. auß der Erfahrung haben / wenn man kleine Kügelein drehen lässet auß den Ribben der Sirenen / das solche gut seyn / wieder den Schmertzen des Blutflusses / item das Armbänder davon / umb die Hand gethan / den Schwindel und Kopffwehe stillen sollen / welches Eques Cassianus zu Rom von Puteo gelernet hat. Dieses alles reimet sich nicht / wenn mans auff die Augen-Verblendung des Satans appliciren wolte. So ist es auch unmüglich / daß die Sirenes herkommen solten / von der Vermischung des Menschlichen und Fischlichen Samens /durch einen solchen schändlichen Beyschlaff: Ob gleich Alexand: ab Alex: bezeuget (Genial. Dier. l. 3. c. 8. Pausan. in Bœotic. seul. 9.) das Weibes-Bilder von uns durch die Meer-Kerle seynd weggerissen und also mißbrauchet worden. Solches kan vielmehr der Teuffel gewesen seyn; oder daß die gedachten See-Thiere von etlichen geilen Menschen nicht sicher seyn / wie jener Spanier beym Barthol. / saget / undKircherus d.l. daß die Barbaren in Sofalâ diese Sirenes zu ihrer Unzucht gebrauchen. Mercke daß auch dieses verdächtig sey / was Joh. [469] Marcus Marci sagetd.l. Sit convoluta species tùm hominis, tùm piscis; igitur caput & pectus humanum, quia protiuns evoluto specie innascuntur, ob fortitudinem speciei humanæ in eô prædominantur: reliquum corpus in piscem degenerat, proptereà quod, priusquam idea in humanos pedes se evolvat, species ad caudam destinata præoccupârit. (Ja man hat wohl viel monstra oder hybrida, dran das Menschliche oben ist / auch dem Horat: lib. de arte Poëtic. v. 1. etc. p.m. 779.


Humano capiti cervicem pictor equinam
Jungere si velit, & varias inducere plumas,
Undique collatis membris, ut turpiter atrum
Desinat in piscem, mulier formosa supernè etc.

Als ist Anno. 1623. 8. sept. bey Warschau in Pohlen ein monstrosischer Fisch mit einem Menschen-Kopffe gefangen werden. etc. Meurer Histor. Relat. contin. Anno 1665. ist in Schlesien zu Lorzendorff ein Mägdelein mit Füssen / wie Krebs Scheren / zur Welt gebracht worden. Vide Gammarologiam D. Philipp. Jacob. Sachsens. tab. X. & p. 213. apud eundem de plantarum resuscitatione p. 939. 244. etc. 251. etc. sub terrâ caro 128. lignum. 129. canàles aqvei 129. 135. naves 131. ossa, cornua. 159887. pisciculi in saxis 147. lapidefacti. 150. piscium figuræ in lapidibus, p. 153. 154. Animalia mortua in lapidibus inventa. 146. etc. [470] viva 147. Animalium figuræ in lapidibus variæ. 151. etc. Animalia ex homine 195. Humanæ figuræ in lapidibus 151. etc. in homine animalia. 95. ex homine plantæ. 188. ex auribus hominis. 159. in pulmone cerasus. 190. in pectore prunus. 190. etc. hominis partes in lapides mutatæ p. 175. de Salamandrâ, pag. 16.) Aber es hat sich auch bißweilen umbgekehrt also verhalten: Davon gnugsam Exempel zu gegen in denen autoribus de Monstris: Weinrich. Als unlängst jene reiche Jungfer in Holland mit einem Schweins-Kopffe / so außm güldenen Troge gegessen / welche mit sehr vielen Gelde an einem Armen verheüratet worden / weil das monstrū sehr geil gewesen / in Hoffnung es würde GOtt also Wunder thun / und einen Menschen Kopff bescheren: Aber der Kerl soll mit dem Gelde davon gelauffen seyn / und die Fraue im Stich gelassen haben. Weiter lässet es sich ja wohl auß unserm Kopffe bißweilen was folgern / aber allezeit nicht wohl: Also gefället mier des H. Feldij Vermuthung in Compend. sphær. beym Chäo der Erden / wie sich da das Dicke und Dünne / trockne und Wasser / gebahren / vereiniget und verhalten haben / bey hinterlassung eines außerhalb runden Cörpers. Besser wolte ich sprechen mitM. Stohrio d.l. c. 1. §. 12. etc. daß daher auch im Meere was Menschliches sey / weil die euserliche Gestalt dermassen der Natur beliebet / [471] daß sie allenthalben damit spielet / und sie intendiret / sie möge nun so viel davon erhalten / als sie immer könne: weil nehmlich der Mensch / nach GOtte / aller Geschöpfefinis ist / und die Vollkommenheit in sich hält. Also wo die Natur keinen Sinn kan zu wege bringen / da leistet sie doch das Leben / fehlet dieses / so muß die Figur herhalten. Daher verwundert man sich über die Gestalt der Affen und Meer-Katzen / dahin gehöret auch das monstrum Indicum Thanacth, welches am Kopffe / Ohren / Nacken / und Gesichte einem Menschen gantz ehnlich kömpt / mit schwartzen krausen Haaren / als ein Mohr / in übrigen soll es außsehn als ein Tiger-Thier / außerhalb denen Händen / so auch menschlich seyn / Theuetus Tom: 2. lib: 23. c. 3. unter denen Vögeln / seynd die Pequini, welche /nach dem Kirchero, itin. Exstat: 2. Dial. 3. c. 1. p. 624. ans Magellanische Meer wohnen / und mit auffgerichtetem Leibe / wie die Menschen / gehen. Unter denen Pflantzen ist orchis, oder Stendelwurtz / Knaben-Kraut / so vollenkömlich sexum utrumque præsentirt. Histor. Plantar. quam edidit Graffenried, Tom. 2. lib: 19. & Bassæus in plant. Icon. part. 2.sect. 9. p. 673. Unter den Wurtzeln ist die Mandragora. Barthol. cent: 2. hist. 51. p. 262. Aldrovand. Histor: Monstr: p. 136. hat eine andere radicem anthropomorphum. Matthiol. lib. 4. Diosc. [472] c. 71. Aldrovandus d.l. eines Edelgesteins / Androdamas geheissen / so eine Menschen Gestalt führet. Olaus Magnus, Rer. sept: c. 28. in litoribus Ostrogothorum, nempe orient. Maris, Draviken geheissen / spricht /daß da Felsen seyn sollen / so wie Menschen Köpfe /und andere Glieder außsehen. Ich geschweige / dasKircherus d.l. solche Formen auch weiset an denenSteinen unter der Erden. [von Picturis, Statuis, Nummis, als Abbildungen der Menschen / citiret viel Oerter und Autores, D. Sachs in Gammarolog: p. 47. 48.] Warumb solte es denn nicht auch dergleichens geben können im Meere: da / nach Aldrovand: Histor. Monstr. p. 355.


Æther non tot alit, nec tellus horrida monstra,
In cryptis abdunt, quot vada salsa suis.

Dieses ist gleichsam gnug zum Beweiß / und hette es jenes nicht bedurfft / das Scaliger. in Exercit. 250.Dist. 1. p. 728. ad Vacuum formarum, eine Außflucht nimmt / als wenn dessentwegen Sirenes weren /ne vacuum formale daretur inter pisces & homines. In übrigen / daß es freylich solche halb-menschliche Fische gebe / davon hat man Beweißthumb bey allerhand Gelahrten schier auß allen Facultäten / (wie also redet / nach geschehener grosser Bemühung in deren Versamlung und Auffschlagung / M. Joh. Stohrius d.l. Disp: 2. cap. 1. §. 9. etc. Drauß [473] ich allhieher das meiste setzen wil / mit Dancksagung) Als dahin gehöret nachzulesen P. Sacchias. part: 2. lib. 4. n. 276. das 16. Sirenen von denen Fischern seyn gefangen worden anno 1560. in Meere bey der InsulManaria, 7. Männer und 9. Weibelein. P. Henricus Henrici, welcher mit Dima Bosqve, einem Medico des Pro-Regis de Goa die besagten 16. mit Fleiß beschrieben hat / bey Joh: Marcum Marci in Id. oper: l. 1. c. 8. und Th: Bartholin. H.A.R. Cent. 2. hist. XI. p. 190. Autor Soc. Jesu. part. 2. lib. 4. weldie benannten zierlich beschrieben vorstellet. P. Boistuan, histor. Gall. Prod T. 1. c. 18. Maffeus, in histor. Ind. Platina, in Sabinianô 1. Pontifice. davon Majolus Dieb: canicul: in colloq: 9. p.m. 350. Bonfinius Decad 1. lib. 8. Kircherus in Itiner. Extat. Itin. 2.Dial: 3. c. 1. Itin. submarinô. p. 623. Item lib: 3.Artis Magnet. part. 6. c. 2. §. 6. P. Didacus Bobadilla, welcher procurator gewesen in denn Philippischen Insuln / wo man die Sirenes am meisten fänget / und davon dem Kirchero Zeugnüß mitgetheilet hat.vide Schottum in Phys. Curios. l. 3. c. 4. §. 3. p. 411. Ulysses Aldrovandus, Histor. Monstr. p. 29. Pareus, dieser wird vom Aldrov. zum Zeugen angeführet /über 2. monstra außm Flusse Nilô, nehmlich ein Männlein und ein Weiblein so er vorbildet / in libr. XXIV. de monstr. & prod. c. 21. p. 767. drauß derAldrovandus [474] d.l. p. 354. es genommen hat / und daß man solche monstra noch hernach zum Zeiten Gregorii und Mauritii wieder im Nilo gesehen habe / bekräfftiget Nauclerus, Palmerius, und Vadianus beymFortun: Licet: lib. 4. de spontan. Vivent. ortu, c. XI.p. 264. Bernhardus Ginnarus, lib. 1. c. 9. de Ind: Itin: edit. Neapol. anno 1641. It. lib. 1. tom. 1. c. 13. Joh. Marcus Marci. Idear. operat. l. 1. c. 8. Thom. Bartholinus observat. hist. Anatom. Rar. centur. 2. Hist. XI. p. 188. Majolus in liebus Canicul. colloq. 9. p. 351. Ramusius Tom. 1. Navig: in ratiocinat. de Hannonis Carthagin. navigat: in fine. Theodorus Gaza, vide Majol. l.c. pag. 349. Licetum tract. cit. l. 1. c. 143. p. 144. Petrum Hispalensem p. 1. c. 22.Georgius Trapezuntius, der die Sirenes selber mit Augen gesehen; vide Majol. und Licet. Petr. Hispal. Baptista Fulgosus, vorweilen Fürst der Reip: zuGenua, in dict. & fact. memorab: l. 1. c. 6. Draconettus Bonifacius apud Alex: ab Alexand. Genial. dier. l. 3. c. 8. Petrus Martyr, beym Schotto l.c. p. 406. welcher Jesuit / in deme er alles ohne Unterscheid zusammen getragen hat / endlich gar ungereimt statuiret / daß Volatiles und Natatiles Sirenes seyn.Nierembergins lib. XI. Hist. Nat. c. 1. Menas, Præfectus in Egypten / der am Orte Delta selber Sirenen gesehen / und davon an den Kayser Mauritium geschrieben [475] hat / nach Majol. Nieremberg. l.c. und andern / außm volum. rer. Roman. sub. Gregoriô. Fortunius Licetus lib: 1. de Spont. viv. ortu c. 28. it. cap: 143. & lib. 8. c. XI. Chilon Tract: de piscibus. C. Plinius 11. Histor. Nat. lib. 9. c. 5. p. 402. Jul. Cæsar Scaliger in Comment: in Aristot. Hist: Animal. lib: 2. c. 16. §. 118. p. 232. etc. Johannes Schmidt / Capitain Anno 1614. in der Navigat. welche er sampt Neu-England als oculatus testis beschreibet / beym Stengel. l. de Monstr. c. 2. §. 8. da er selber früe Morgens / unferne von Port S. Johannis eine schön / gestaltete Sirenen gesehen. conf. Jöan: Gothofredi Historiam Antipod: part. 1. p. 193. Philipp. Wilhelmus de Seitz. Pausanias in Bæot: s. lib: 9. und andere bey Scalig. Nieremberg. Licet. lib: 1.c. 10. p. 144. wo Licetus sich auff eine Hamburgische Schiffart berüffet / Anno 1549. da man pisces homini formes gesehn. Gesnerus l. 4. de Aquatil. der spricht das Anno 1548. vom Philippo Austriæ eine todte Siren zum Spectacul zu Genua sey hervor gezogen worden / nebenst zweyen lebendigen Satyris. Beym Majolo l.c. und Schotto d.l. siehet / wie in den alten Archiven des Königreichs Portugall / enthalten stehe / daß einsmahls ein Disputat und Zwiespalt entstanden sey / zwischen dem König / und dem Groß-Meister S. Jacobi / wegen Menge der Sirenen in jenem Meere / welchem [476] sie solte zustehen oder gebühren? drauff es zu solchem Vergleiche gerathen;Non Magistro ordinis, sed Regibus deberi vectigal Sirenum, aliarumque belluarum marinarum, quæ in littoribus Magistri caperentur.

Biß hieher auß der invention M. Joh. Stohrii. Worzu ich dieses setze / wegen der beliebten Gestalt des Menschen durch alle Geschöpfe / was Schvventerus hat in delic: Mathem. die Arca Noe, ist auß Eingeben des H. Geistes gebauet 3000. Ellen lang / 50. Ellen breit / und 30. Ellen hoch. Das ist die proportion, so in den kleinsten Zahlen bestehet / 30 / 5/3. Nun lasse einen Menschen sich niederlegen / und strecken: stecke seine Länge ab / theile sie in 30. Theile / nun solche Theile in 5. so hastu des Menschen breite. 3. aber davon geben des Menschen dicke. Welches zuverwundern (und hierauß kömpts / daß der Teuffel / mit allem Fleisse / durch die Verkehrung des 10. Geboths / darnach trachtet / wie er das Menschliche Geschlechte vernichten / verdammen /verderben und vertilgen möge. Daher kan er kaum in rechter vollkommener Menschen-Gestalt erscheinen /alldieweil alle Historien vermelden / daß er zum wenigsten / Pferde-Hunde etc. Füsse und Klauen /Eulen-Krallen und scheußliche Tatzen gehabt. Also sagen vitæ Patrum, das Satan einsmahl denen Eltern solche blaue Dunst vor die Augen gemachet habe /daß [477] sie von ihrer Tochter vermeynet haben / sie were in eine Kuhe verwandelt: biß Macarius durch sein inbrünstiges Gebet von GOtt erhalten / daß denen Eltern wiederumb die Augen auffgethan worden / und ihrer Tochter rechte Gestalt sehen können. Hingegen lieset und höret man mit grosser Verwunderung / wie GOtt / der Allmächtige Schöpffer / sein eigen Händewerck selber dermassen gepriesen / daß er uns nicht alleine nach seinem Ebenbilde formiret hat; sondern seinen eingebohrnen Sohn uns allen hat lassen gleich werden / ausserhalb der / in die Welt mit hinein geschliechenen / Sünde / daß er uns zu gute / müssen und wollen unsere Gestalt annehmen / wie er denn auch an allen Geberden / und Gliedern / uns gleich gewesen / und wie ein rechter Mensch erfunden worden. Traun / daran ist erschienen die liebe GOttes gegen uns. Omnia facta sunt propter HOMINEM: Imò DEUS ipse propter nos factus est HOMO, subtilisiret Scaliger. O GOtt! habe danck / daß du mich auch mit sampt den Meinen / nicht alleine von allen unvernünfftigen Creaturen absondern wollen; sondern auch mit allen rechtschaffenen gesunden Gliedern zu vollständigen Menschen gewürdiget / und gerathen hast lassen / nebenst der Teutschen Christlichen und Lutherischen Vollkommenheit. Wohl! du wirst uns auch / dermahleins / in dein [478] ewiges Bürgerrecht auffnehmen. In übrigen / wegen des Herrn JESU CHRISTI, DEI HOMINIS, schöne Gestalt: bestehe Josuæ Arndii nenenTract: und / auß sehr vielen Autoribus, mein Werck /von der vorgegebenen Nativität des lieben HerrenJESU CHRISTI.

Schlüßlich muß ich allhier zur ergetzlichen Nutzbarkeit einen gantzen vollkömmlichen Blumen- oderKräuter-Menschen / ex regno vegetabili zeugen /und sonderlich zuwege bringen / auß Joh: Poppens F.S. und B. Chymicô zu Coburg / Kräuterbuche /von der rechten Art der signaturen: [nachm Alphabet:] und dergestalt soll dem (1. Auge ehnlich seyn /und darzu nützlich oder heylsam seyn / Evphragia, Augentrost / pag: 436. (2. Blase / Senis-Frucht (3.Capillo, oder Haupt-Haare / Cuscuta, Filtz-Kraut /p. 604. Polytrichon, capillus veneris, Gülden Wiederthon / Jungfrauen-Haar / p. 556. (4. Därmen undMagen / Kürbs mit seinen holen Rancken / dran er wächst / Stengel der schwartzen Christwurtzl. p. 672. (5. Ersch / oder Hinderstem / Melohnen. (6. Fingern / Händen / Palma Christi digiti, Knaben-Kraut / Händleins-Kraut. p. 330. Digitatis, Finger-Hütlein /p. 562. (7. Gehirne / Welsche Nüsse / p. 192. auffgeschnittener Rosen-Knopff. p. 208. (8. Hertze / der Saame von carduo Mariæ, oder Rehediestel / p. 311. die Wurtzel von Polygonatô, [479] Sitô, Sigillô Salomonis, Weißwurtz. Der Same Cardiacæ, des Hertzgespans.p. 524. die Lindenblätter p. 199. Mandel-Kern: p. 195. Osterlucey-Blätter / Aristologia, dem Pericardio, oder Hertznetze; Spinnen-Diestel / Carduus Benedictus, Cardobenedicten p. 312. (9. In der mitten stehenden Nabel / umbilicus Veneris, Nabel-Krautp. 565. Schnecken-Klee. (10. Kopffe / oder Häupte /Mahn-Saamen Kopff p 650. Kürbs p. 497. Coriāder / Schwindel-Körner / vergleichen sich auch einem Augapfel p. 485. am Catanana oder Orants-Knöpfflein / siehet man einen Kalbes-Kopf / mit Nasen /Augen / p. 348. oder wie ein todten-Kopff. Majoran / p. 279. (11. Leber / Lorbeerblätter / p. 190. Epatica, Leber-Kraut / Portulacæ Blätter / p. 500. (12. Milch ist in Lathyri, Spring-Körner Kraute / und Wolffs-Milche / p. 638. in Hieraciô oder Habichts-Kraut-Wurtzel / p. 581. (13. Nieren / pistacia, Pimpernüßlein / daher sie folliculare, vesicaria, heissen / p. 894. Moon-Körner / Schminck-Bohnen. (14. Ohre /Maußöhrlein / auricula Moris, p. 193. und andere. (15. Pedi oder Füsse / calceolus Mariæ, unser Frauen Hand-Schuch. (16. Roth Blut ist im Drachen Blute / sangvine Draconis; Herbâ Cancri, Johannis Blute / vide meinen Abergläubischen Johannis-Topff und Opus Johanneum, in Johannis-Kraut Blüte / oder perforatâ. [480] (17. Schweißlöchern / die Blätter von S. Johannis Gürtel / die Blätter von Origano, Dosten / Wolgemuthe. p. 278. (18. Tütten oder Brüste / poma amoris, die Käselein von Hasenpappel. (19. Ungvibus oder Nägeln / der Same von Cardobenedicten. p. 313. (20. Weiblich: und Männlich: Schame / Arum, Aron / Pfaffenpint / deutscher Ingber; Monchs-Hoden / Papen-Kloete / p. 404. Satyrium, Knaben-Wurtz. Stendel-Wurtz / p. 329. Krausemüntze / p. 353. (21. Zähne / die Wurtzel vonMartago oder Goldwurtze / p. 244. (22. Dem Glandi Penis, eine Bohne. (23. Miltze / scolopendriū, oder Miltzkraut / p. 378. [24. Lungen / Lungenkraut /pulmonaria, p. 299. (25. Zungen / Hippoglossum, Zungenblat. p. 616. Buglossa, Ochsen Zungen / Augenzier / p. 286. die Blätter von Morsô Diaboli, Teuffels-Abbisse / p. 607. (26. Wartzen / Verrucis, Raute / p. 551. (27. Adern / Volubilis, Winde / Hedera, Muscus, Terrestris, Beerlapp / Gürtelkraut. (28. Zapfen im Halse / uvularia, Zapfenkraut /Kehlkraut / p. 616. [29. Bauche / Castanien / Wirff sie ins Feur / höre wie sie platzen / und crepitum Ventris von sich geben. [30. Knien / die Knoten an Halmen / Genista. (31. Barte / Filicis oder Farrnkraute wurtzel; Soll sonsten in Teuschlande / gespalten / einen doppelten Adeler præsentirē und inFranckreich [481] wie eine Lilien außsehen / pag: 489. von diesen / und mehren / haben Ihre Vergnügsamkeit auffzuweisen / in leibhaffter Gestalt / meine Herbaria viva, so ich mir (1.) in octavô zurichtete Anno 1656. nach denen Tituln. DoMVs ChLorIs. FLorianVs DeMoCoon. BLVMenträChtIge ErDe. noMenCLator herbIDVs. CaMpVs fLorIDans. poLYanthea MeDICa. herbatIVM DeLeCtans. (2 inQvartô; 1657. FLoræ annIDICVM. DIanæ eteoLogICVM Ἄνϑος. cheLIDonIVM. CLInopoDIVM. DeLICIVM. DaCtILIVM. D. LeonharDVs Bähr / BotanICes eDItor. roDankos LIpsIaCVM. noMenCLator paraDIsI [παεά τήν δεῖσαν ποιεῖαν, id est, à collectione Herbabarum:) wie ich die einzelen Bünde damahlen also mit besondern Jahr Nahmen beleget habe. Chronodist:

Me sIbI constItVit JanVs prætorIVs aVCtor, VaLLIbVs ex roseIs, LIpsIaCLsqVe LoCIs. CLInoDIVM. Und (3) in Foliô in etlichen vorigen Jahren als meine Sömmerliche Lust und viel-Jähriger Zeit vertreib /auspicio des Seel. Herrn D. Leonh Bährs / Botan: Academ, Lips.) von den erstgedachten Sirenen undNixsen / bestehe meinen andern Theil / cap. 13. 14. an vielen Exempeln. Wo du / von so genanntenMeer-Menschen / nicht wenige Historien antreffen wirst: die aber lange so viel [482] Menschliches nicht an sich haben / als der Welschen / im Meere wandelnde /Gegenfüßler: Denn / wie Ricciolus fol. m. 26. part: 1. Tom. 2. l. 1. c. 20. Almagesti, in schol. saget / so sol Italien / eigentlich zu rden nicht so wohl Antipodes, als apodes pisces haben: (Hingegen statuiren andere der Italiäner / Antipodes oder Antichthones, homonym. im Monde zu seyn: Davon Hevelius in Selenograph: confer Ricciol. d.l.) Davon auch jenerPoët also singet:


Plaustra alii jactent, & equos, Magnosque Elephantos,
Quique onera huc illuc ferre referre solent.
Jactet Hamaxobius currûs; sed Navita credit
Navi, quâ Batavis est via ad Antipodas.

Lactantius hat sich befürchtet / wenn es solte Adversi-pedes geben / daß solche möchten hinunterfallen in den Himmel. At, ô felicem casum, si illis, & nobis, & omnibus, DEO volente, contingeret, cadere in cœlum, spricht Ricciol. d.l. ex Plin. l. 2. c. 65. & 16. c. 22. Wir könten solches von denen gedachten Batavis zugeben / weil es ihren Nahmen gemäß ist / à βαθύς. Aber weil es heisset: Fahret in die Höhe / und zu deme ein Frantzösischer Poet / ihrer pfinglichen unerhörten (wegen der Grösse und Tapfferkeit) victorie zu Ehren 1666. diese Palmzweige über die Siegende Flotte gestreuet hat:


Pugnatum est Batavos inter, sævosque Britannos.
Et vix post quartum pugna peracta diem.
[483]
Summa tenent Batavi fortes, ima æquoris Angli;
Divisum imperium sic juvat esse matis.

(Oder Divisum imperium cùm Batavô Anglus habet. Oder Littora nota tenent Batavi, fundum maris Angli; Hos meritò Dominos dixeris esse maris.) So wollen wirs auch billig dabey bewenden lassen: Zu deme weil wir / mit solcher Redens-Art / die rechte Natur der Contrapedum [Erasm: Schmid: in præfat. Calendar. papistic. ex Lombard.] oder Antigenorum und Antomorum, exprimiren / welche ist / non cadere deorsum, sed niti ad centrum gravium, stando aut ambulando; nam quicquid est extra centrum, est supra: superant itaque Batavi, oder os sublime ferre, & ferire Zenith, etc. Das klappet weit besser / als was jener ungereimte Flämische Poet / dem guten Niederlande / in diesem weit hinauß sehendem 1666. Jahre /für eine gäntzliche Niederlage / in seinen / sich der Mühe nicht verlohnenden / häuffigen Reim-Zeilen /und Jahres-Schlüssen / zugeschantzet hat. Sunt verba, non verbera. Nehmlich er wil gantz Niederland in solchem Jahre unterdrücken / und mit der Zungen niederschlagen: gantz Holland wil er auß holen / daß es nirgend mehr anländen könne. Welches so vergeblich gewesen / als die GOtt lob! falsch befundenen Prophezeyungen / wegen den Untergang des Königreichs Pohlen / auch in diesem Jahre / da manZeh L et [484] ta V sen D / seks h V n D ert / seks V n D se C hz I g. vide meine heurige Welt-Geschichte: Unn herr p. præc: 206. Drauff freylich am 13. Julii ein hefftiger Streit / zwischen denen Confederirten / und Königlichen Völckern / geschehen ist / bey dem morastigem Orte / und Passe Montwy / im Eujavischen /am Dorffe Instodla, dergestalt daß der König bey die 3000. Mann eingebüsset hat / an Gefangenen / die auch kein Quartier gekrieget / und sonsten niedergemacheten / so mehrentheils Teutsche und Frembdenationes gewesen / und worbey wohl 180. Ober-Officirer die Vornehmsten und allervertrautesten / geblieben. Welches blutige treffen ein Mittel gewesen / des drauff am 31. Jul: 1666. erfolgeten Frieden-Schlusses / und amnestie, im Lager unter Legonice, bey dem Fluß Pileza / zwischen Ihr König. Majest: so kurtz vorher von der Dysenteria kaum genesen. und Ihr Fürstl. Gnaden / Hr. Georg. Lubomirscki / Fürsten auff Wißnitz / und Jaroßlaw / und dessen Adhærenten. Dem Barmhertzigen GOtte / sey ewig davor gedancket / daß er auch seine weinende Wunderzeichen so weit hat cooperiren lassen / unter welchen mit gewesen ist das seltzame Ey / (vide hîc pag. 131. welches wohl recht darumb zum Wunder-Propheten erkohren worden / daß es mit dem Elegiacô nomine seine sympathiam, und condolentiam, dem Vaterlande recht verständig ablegen könnte / mit [485] ey / ey /ey! sagen:) so außführlicher so beschrieben wird vonJacob: Nigrino in Registr: von Europa / pag: 79. vom 1665. Majo. bey Warschau soll man auff dem Lande ein Hennen Ey gefunden / und in die Stadt gebracht haben: darauff einn blosser Säbel / wie auch ein von unten auf flammendes Creutz / nebenst einerRuthen unn gespanneten Bogen / gar deutlich zu sehen gewesen. Selbiges Ey war gantz grau / und in vier Felder abgetheilet / und in jedwedem Felde eines von jetzerwehnten Zeichen / in so weisser Farbe / wie sonst ein Eyerschaal siehet / zu sehen: unter dem besagten Creutze aber / fand man auch eine gekrönete Schlange.

In übrigen / in freylich ann Vs IesV ChrIstI, aDMIrabILIs; massen auch der vornehme Poet / mein geehrter Freund / Herr M. Joh. Frentzel bezeuget inLessô über Christian: Bulæum; J.U. Cand. am 15.August:


Wenn ich diß nun wohl erwege / so bedüncket mich dabey /
Daß ein solch (a) gedrittes Sterben / nicht gar ohneOmen sey:
Massen denn in diesem Jahre / das drey Sechsen mit sich führt /
Da und dort viel Wunder-Dinge man vernimmet und verspürt /
[486] Auch vielleicht wird noch verspüren und vernehmen da und dort /
Wenn uns GOtt nicht Gnad erweiset / und wir thun nach dessen Wort /
Ihm mit Büssen und mit beten in der Zeit entgegen gehn /
Weil die Mauren und die Felder noch im Fried und Ruhe stehn /
Und mit giffgen Sterbe-Drüsen GOtt noch gütig uns verschont /
Als der sonst mit solchen Plagen übermachte Sünd ablohnt.
Wenig gutes ist zu hoffen / weil wir wenig gutes thun:
Eher / als man sichs versiehet / wird in einem schnellen Nun
GOtt der Welt ein Ende machen: Wohl dem / der wohl ist bereit!
Wohl dem / der bey Zeiten gehet seelig in die Ewigkeit.

(a) Nehmlich D. Joh. Olearii Sohn auff seinem Nahmens-Tage am 24. Jun. hîc pag. 444. D. Martini Geyers Sohn / am 3. Jul. und D. Christoph. Bulæi Sohn am 10. Aug. 3. wohlgerathene Kinder der dreyer Hochberühmten Sächsischen Theologorum sturben in diesem / mit dreyen Sechsen verzeichnetem Jahre /unter zweyer Monat frist.) Begehret man die Fundamenta, worauß man sich mit einander / was besonders [487] in diesem Trisextili annô besorget hat; so sprech ich /das solche seyn entweder


1. M ysticus numerus 666. oder die 3. Sechsen.

2. D eputatæ numerales M. D. C. L. X. V. I.

3. C onjunctio Magna Planetarum, & Eclipses.

4. L ucida stella Cassiopeæ anno 1572. vide Appendicem ad meam Astrologiam Reformatam Cometicam.

5. X iphiæ Cometæ proximè præcedentes: pag. 131. 132. 280. etc.

6. V aria prodigia proximè antecedentia.

7. I mpletæ Periodi multarum rerum.

8. Wie es Trithemius ex Revolutionibus Planetarum thue / vide c. 3. Boötis.

(6) Als wie dar / unter andern /

M onstra, oder Mißgeburten / inpræced. pag. 180.etc.

D uplicati Soles, oder Neben-Sonnen. p. 102.

C ruentationes, oder Blut-Zeichen / hîc pag: præced. 170. etc.

L inteum & sericum cœleste, die Himmlische Seide und Flor / pag. 251, etc.

X iphos in aëre, die in der Lufft erschienene Schwerdter / p. 131. 226. confer meinen Stralsundischen Lufft-Krieg. 1665. 8. April. hor. 2. pomerid.

V irgæ igneæ, oder allerhand Feuer-Ruthen / confer pag: 289. vom Creutze. p. 196.

I gnis cælitùs delapsus, oder vom Himmel herunter gefallenes Feur. pag: 316. 199 etc. 132.


[488] Auß diesen erhellet / daß freylich eines und andere Unglück in der Welt erfolgen werde / als wie da seyn


1. M ortalitas, oder heuffiges Absterben an Menschen und Viehe.
2. D igladiationes, oder hefftige Krige unn Blutverg.
3. C aritas annonæ, oder Theurung und Mißwachs.
4. Largæ Tempestates, oder vielerley Ungewitter.
5. X enodochiorum impletiones, oder Seuchen unn Kranckheiten. p. 192. 301.
6. V ndarum impetus, Uberschwemmungen. p. 445.
7. Incendia, oder Feuersbrünste. p. 197. 198. 369.
(4) ut: M otus terreni, oder Erdbeben. p. 127.
D urum gelu, oder Erfrierung.
C oruscationes, oder Donner und Blitz.
L ativagi venti, oder Ungestüme Winde.
Χηρότητες seu áriditates, oder Dürrungen. p. 445.
V alidæ grandines, ungeheure Schlossen. p. 133. 193.
I mbres, oder unmässige Platzregen. p. 445.

(1) Wegen der Infection vide hîc. p. 189. 446. und dessen wüten in Engel: / vid. Holländ: Himmels-Glücke. So ward auch berichtet; daß in Brasil: in der Gegend der Bahia de Todos tos Santos, in wenig Wochen / über die 8000. Menschen Todes verblichen / etwan im Maj. und Jun. 1666. Item / daß zu Athen /Moron / Coron und im Türckisch. Lager viel Volcks an der Peste gestorben / d. temp. item / daß im Aug: und Jul. zu Mantua so ein grosser Stanck / und auch die Pestilentz entstanden / daß die Hertzogin von dannen gewichen. Daß zu Fontainebleau die Blattern regieren: Dran auch sonsten der junge Span. König [489] gelegen. Item daß nachm Mittel Jul: etc. umb Eulenb: /Torgau / Wurtzen. etc. über 50. Stücke Viehes in Eyle gestorben / an der fliessenden Pestilentze / als sie vom Grase gefressen / drauff viel schwartze / wie von gesprützeter Tinte / Flecke / durch einen giffeigen Nebel gefallen gewesen / bey Eulenb: / und wenn die Hunde von solchem todten Aase gefressen / und in andere Oerter / Dörffer etc. gelauffen seyn / so haben sie solches Ubel auch daselbst unters Vieh gebracht. Sōsten blutete auch nachm Anfange Aug: ein sehr altes Hirschgeweyhe bey Eulenburg auffn Dorffe viel dinges in untergesetzte Gefässe: und bey Leipzig / zu Crebern haben sich zwey Müser in Blut verwandelt /im Außgang Jul: welches Herr Michael Kell / daselbst betagter Pfarr: mit erzehlete: welche Gemüser einer Bauerfranē allda zugestanden / so gute Freundschaft gepflogen / mit einer 66. Jährigen Gottsfürchtigen Schulmeisterin / so 8. Tage vorher im Walde erschlagen worden / und zwey Tage nach ihrem Tode /frisch schön färbiges Blut auß einer Wunde ihrer sonst dürren Hand / in menge hat lauffen lassen / ja auch kurtz vorm Begräbnisse / ihre Zunge im Maule gerühret hat / etwan zur gefoderten Rache über ihren Mörder. Im übrigen berichtete unser Churf: Patent /am 26. Jul: 1666. zu Dreßden / dem gantzen / noch zur Zeit / GOtt Lob / Danck und Ehre! unangestecktem Lande / oder dessen Menschen / zur Nachricht gegeben / daß / wegen der übermachten Sünde willen / der erzürnete liebe Gott / viel benachbarte Oerter mit der Pestilentz beleget habe / als unter andern (p. 446.) Trier / Cobl: [490] Achen / Franckf: etc. (Hildesheim /Brehmen /) ja den Mayn-Weser- und Rein-Strom. Traun / solches Elend ist vielfach / so hier / so da /angedeutet worden / durch die Blutz: darzu ich auch etwan jene blaue Lauch: Himmel Seyde (davon auch /nach mir geschrieben M. Seb. Kirchm. Uffenhem. Francus. P.P. Witteberg: in Dissert: Phys: 1666. de Filis meteoris, seu Filament: D. Mariæ. Thes: 17etc.) gezogen habe: wie recht / wird die besorgliche Zeit lehren. Und daß das Ding nicht præcisè ein portentum sey / kan ich einem Manne / so alles natürlich drauß machen wollen / keines weges zu gefallē zu geben. Magis amica Veritas, hîc non in profundô latens, sed in propatulô stans; unde non præter necessitatem miracula multiplicavi. Ich werde es dem hertzlich-warnenden Schöpfer zu Ehren / und der Welt zu nutzen / wils derselbige Allmächtige GOtt! in meinem Wunderb: weitläufftig erweisen / wie man bey allen Wunderdingē / durch unsere super-kluge Vernunft / was geringschätziges / ohngefährliches /allgemeines und richtiges (DEus enim rarissimè agit absque caussis secundis,) auffgebracht habe / und gleichsam könne; solche nieder zu schlagen / und der ruchlosen Sicherheit zu Steur ihren finem mit erlangen zu lassen. Ich spreche / daß solche Seide dennoch præcisè ein portentum inferiren könne unn solle. (1. Wegen dessen Länge. hîc p. 253. (2. Wo nicht wegen der Menge / doch vielmehr so weit wegen der Wenigkeit: Denn auf gewissen Aeckern ist nur alleine was gewesen / auf andern / flugs dran gelegenē / nichtes. Beweise mir einer / [491] das geringste Correspondentz von diesen zwey Stücken / ja allen nachfolgenden /am Lanugine oder pappô, wie es M. Enoch Hanman: Lips. nennet / ad Disp. de crepuscul. in Corollar: de hâc mater. (3. Muß anonymus selber / wieder sich /lehren / thes: 13. daß die Lanugo nur bey der temperirten Lufft generiret werden könne. Domahlen / ich weiß es gewisse / war kalte und trübe Lufft / auch ausserrhalb der rechten Lanuginis-zeit; so ward auch nirgend das geringste vom Sommer an keinem eintzigen Orte domahlen gesehen oder gefunden. (4. So muß er selber zugeben / daß er mit der Festheit der Seyde / nicht könne zu rechte kommen: schliest sie außerhalb der natürlichen Wirckung: Wohin denn /wenn die Physic nicht zu reichen wil? er gibt sie mir gewonnen zur Behauptung meines Schatzes / der sich besser defendiren lässet / als seine Spongiæ incumbentia suffulcimenta: non potest se extricare, utcumque se volvat revolvatque in filis, qvamvis non vilis aliàs disputator. So hilfft ihme der erwehnte Polnische blawe Tau nichtes: denn 1. ist er so würde /möhre oder lose gewesen / wie der ander gewöhnliche weisse Sommer. 2. ist ein trefflich Sterben drauff dennoch / und præcisè auff selbiges indicium, erfolget: der oculatus testis ist hier / ein Typographus, vorher auch ein Soldate gewesen. (5. ist Lanugo auch leichter mehr zur Herbst als Frühelings Zeit. Hanmann. d.l. sed transeat hoc. (6. Hat man hier sonsten noch kein weiters Exempel anderer Farbe / als allein die Weisse gehabt. Hanmann d.l. D. Tobias Tandler. P.P. [492] Witt: Disp: VI. de Met. §. 45. Daher es auch extenuator Miraculi hujus selber billig wil für einrares Begebniß passiren lassen. warumb? sich zum Nachtheile: Deus & Nat: nihil faciunt frustrà. Solte es nur so viel importiren / als der gemeine Sommer; So würde es der Schöpffer beym gemeinen Lauffe der Natur haben bewenden und verbleibē lassen: so ferne es ichtes das geringste mit denen Filam: B. Virg: zu thun hat. Omne insolitum naturæ portentosum. Und /solte gleich drüber füglich mein voriges Pestilenzialisches Bedencken fallen und fehlen / so wolte ich sagen daß der richtige Effect schon vorhanden: in deme dem Regenten und Landes Herrn / Parthenopolis drauff zu Theil und unterthänig worden ist: Und also / nachm alten Sprichworte / Seyde dabey kan gesponnen werden. Hette sich auch wohl / ümb das Regiments Glücke auß zu staffiren / was bessers schicken können / als die vom gnädigen Himmel darzu geschickte Seyde? stabILItas Vnt bona ILLIVS In DoMIno: Sirac. 31. v. 11. hîc p. 270. Welche auch Urbi virginariæ, nicht übel anstehet / als zu ersehn in M. Lucæ Martini Christlichen Jungf. Ehren-Kr. litt. Y. tiij. da er ihnen allerhand Farben der Seyde geistlicher Weise vorhält und recommendirt. (7. So ist in loco natali oder fatali / auch daherumb nicht / kein sumpfigtes Wesen / wie in Pohlen stracks darneben: Utrinque habens Leute gnug besichtiget. (8. daß es die Sonne nicht vernichte / wie hie anders einer wehnete /und mier beweisen wolte; sondern nur die [493] blaue Farbe nehme: gebe ich gerne zu hîc p. 255. in fine (9. DasLanugo daher etwas gifftiges bey sich habe / weil sie stincket / wenn sie angezündet wird; ist nichtes: Alle angezündete Seyde stincket sehr / und tödtet doch nicht: auch ist sie keine sordidissima terræ & aqvarum exhalatio, und ist die Philsopohia jo so vergeblich / als allhier eines Klügeley / daß Lanugo daher nicht tödten könte / weil sie nicht zu verdauen wehre /als die Haare / von denen Hunden hinein geschlucket /etc. Wegen ihrer siccität. Ey / Ey! kein Gifft / Quecksilber etc. wird verdauet / und tödtet doch wohl / suô modô. (10. man zertheile mier doch einen Sommer-Faden. Dahingegen etliche / wohl 20. 30. trefflich dünne Fädenlein (als die Seyden-Würmer auß sich ziehen / fast subtiler /) allhier dichte an einander liegen (einzeln auch nicht mürbe / wie etwan ein filament araneæ, nein / sondern feste) wie an der Schloß-Seyde / oder einem Theile ungezwirneter Seyde / so sich fast wohl separiren lassen. (11. Alles Kraut /Graß und Blumen / seynd von Gott am dritten Tage /in opere Hexaëmeri, erschaffn worden / und die Sonne am 4. Ergô machet die Sonne an den Kornblumen / Hindlöffte. etc. die blaue Farbe nicht: aber gleichwol verändert sie solche / eben also in eine Bleiche und Weisse / wie an der Seyde geschehen. Ja / was ist gewöhnlicher / als daß die Sonne an denenartificialibus meist alle Farben zur weisse und schwartze bringe / und sonderlich an der Stärcke /blaugefärbter Leinwand / Tuche / Bändern / wenn sie naß seyn / etc? die daher mehr [494] umbgewickelt gehalten / oder doch mit Fleiß der Sonnen so lange / sub diô, nit unterwürffig gemacht werden / ohne Schaden /wenn sie befeuchtet seyn; wie die gescheuten Weiber solches mit ihren blauen Schürtzen practiciren: und also darff die Sonne daher solche Seyde gar nicht gezeuget haben. [12. Man gebe mir ein einiges Beyspiel vom Sommer / daß er in einem starcken Nebel gekommen und gefallen sey: sehr schön außerlesen / beständig Sonnenwetter wird allezeit darzu erfodert.confer meinen besondern Kupfer-Bogen von der gedachten Blümerantfarbenen Seyde. Summa / die Seyde hat die geringste Bewandnisse nicht mit dem Sommer: welches der Anonymus allhier nochmals /unwiedersprechlich hören muß und sol. Ergò: qVIDnaM VVLt hoC esse? Act: 2. v. 12 â SeCVLô non est aVDItVM. Joh 9, 32 spIrIt VaLIs JV, DICat oMnIa. I. Cor. 2. v. 15. DeVs SVsCeptor SaLVTIs Meæ. Ps: 89. v. 27. à testIMonIIs tVIs non DeCLInaVI. 119. 157. In popVLo MVLto LaVDabo te. 35. 8. nIhIL oDIstI eorVM, qVæ feCIstI. Sap. 11. 26. DeCLIna paVperI sIne trIstItIa aVreM. Sir. 4, 8. ContrItVs sVM VaLDè. Ps. 38, 9. MIrabILIs DeVs In sanCtis sVIs. Ps. 68, 5. nVnC, sIne Lege, IVstItIa Del ManIfestata est. Rom. 11, 23. Hæc obiter ex Valentin. Episcopi, Schleus: Pastor. Symbolis Lteol: ex V. & N. T. seculi XVII. Tit : 1666. [3.] hic p. 186. faMes, pro qVa estIs soLICItI, a DharebIt VobIs. Jer. 42, 16. noLIte possIDere peCVnIam In ZonIS VestrIs. Matt. 10, 9. LoCVstæ DeVorabVnt oMnia, Deut. 28. v. 38. (4.) MoVebItVr terra De LoCo sVo. Es. 13, 13. Hievon künfftig: wie auch (1.von Monarcha DeLVXatIone. (2. von eXtreMâ DIeCVLâ.)


Ende des Ersten Theils. [495]

11. Von Lufft-Leuten
[496] [1]XI. Von Lufft-Leuten.

1. In diesen Capittel bezeiget sich abermahl geschafftig zu seyn der Paracelsus, wenn er der Lufft sonderliche Creaturen zugeschrieben / die wie Menschen drinnen leben sollen / und nennet sie bald Spiritus etc. Vide D. Conring. in Hermet. Med. c. 23. pag. 326. aus Erasto part. 1. pag. 16. bald Sylvos undMelusinas. Vide D. Dannhau. in refut. Præ-Ad. p. 7. außm Delri. Disqv. Mag. 2. l. qv. 28 Sect. 1. Confer Mersenn. in Genef p. 651 welche Autores ihn alle drumb schelten.

2. Hierzu gehöret Æpulejus p. m. 331. de Deo Socratis, da er sehr viel Dings hinredet von den Dæmonibus, oder mediis potestatibus: so zwischen Himmel und Erden schweben und wohnen sollen: Die denen Göttern der Menschen Wünsche vorbringen / in deme einem iedweden eintzelne Provintzen eingeräumet weren / die sie versorgen und beschützen müsten. Und beweiset ihre Wohnungs-Städte also. 1. So könne man von den Vögeln nicht recht sagen / daß sie in der Lufft leben / weil sie sich von der Erden ernehrten. Wolte man aber dennoch einem iedweden Elemente lebhaffte Creaturen zuschreiben; so könte fürwar die Lufft alleine nicht leer außgehen / noch ihrer eigenen Einwohner beraubet werden. Es [1] vermöchten aber droben keine irrdische Geschöpffe seyn; weil sie vermöge ihrer Schwere dürfften herunter gezwungen werden: So kontens auch keine Feurigte seyn; die drüben noch höher könten gezogen werden: Derentwegen müste es nothwendig eine Mittel-Art seyn: Und solche wäre denen Dæmonibus gemäß. 2. So beweiset ers à simili, nemblich mit den Wolcken: Wenn solche zu leichte seyn solten / so würde man sie niemahln kurtz über uns schweben sehen / noch umb die Berge herumb: Wurden sie aber zu schwer seyn / so konten sie auch gar von der Erden keine Erhöhung erlangen /nun aber haben sie Theil an beyden extramitäten: Also auch die Dæmones etc. Und was der Autor allda mehr philosophiret / über seine definition, die er von denen Dæmonibus giebt: Nemblich daß sie seyn sollen genere animalia, ingeniô rationabilia, animô passiva, corpore aërea, tempore æterna. Wie solte doch wol etlicher massen hieher zu bringen seyn derComenius, wenn er in seiner phys. c. 12. einen Engel beschreibet / daß er sey homo incorporeus, ein unbeleibter oder Leibloser Mensch. Sed abstrahat necesse est naturalem hominem ab esse corporeô, qvi angelum hominem appellat. Urtheilet hierüber Lutkemannus de vero homine p. m. 6. & 7. der selber nicht zugeben [2] kan / daß Unser HErr Christus / zur Zeit seines Todes / ein warhaffter und rechter Mensch geblieben sey. Schließlich möchte man hierzu nicht uneben setzen des Synessi Meynung in de Somn: vom Spiritu Phantasticô, damit die Menschliche Seele / gleichsam wie mit einem Kleide oder Leibe / soll umbgeben seyn. Vide meines Histor: Traumbuchs part. 1. Theoret. tit. II. Nidus.

Von denen Dæmonibus wie sie in der Lufft schweben / und ihre Wohnung haben / vide Gonsalum im fliegenden Wanders-Manne nach dem Monde / da er selber wil bey sie gewesen seyn.

3. Etliche machen aus dem Winde gar ein Menschliches. Also habe ich mir erzehlen lassen von einer glaubwürdigē Person / die es zu Bamberg in Francken selbst angesehen und gehöret / wie zur Zeit eines starcken Windes / ein alt Weib ihren Mehlsaeck in die Hand gefasset / und denselben außm Fenster in die freye Lufft nebenst diesen Wörtern nauß geschüttet habe:


Lege dich / lieber Wind /
Bringe diß deinem Kind.

Nemblich sie wollē hiemit (ärger / oder so so gut / als die Papisten das Donnerwetter / mit dem Geleute ihrer getaufften Glocken /) den hungerigen [3] Wind befriedigē: als wütete derselbe herumm / wie ein fressigter Löwe / oder grimmiger Wolf / oder auf Futrage reitender Soldat / zu suchen was er verschlinge. In diesem 1665. Jahre ward aus Rom geschrieben im Außgang des Monats Nov. daß sie allda den Räthelsführer der Banditen oder Strassen-Räuber gefangen eingebracht hätten: Welcher sich der geschehenen Gewalt beklaget / daß man ihn wolte einsetzen und drüber straffen / weil er nur geraubet und gestolen hätte /umb sich für den Hunger zu wehren / des Lebens aufzuhalten / und sich von der Verderbung zu salviren: Hingegen liesse man die grossen Hansen frey auslauffen / welche dem gemeinen besten wohl etliche Millionen abstehlen; Nun diesen grandibus achten jene Abergläubische den Wind gleich zu seyn; Drumb bieten sie ihm noch immer mehr Beute an. Es ist ein wunderliches Thun umb diese Narrenteidung / daß die Leute den Sack ausschütten / und wollen damit den Wind stillen: Ey / wie Ulysses, oder vielmehr seine Gesellen aus Unbedachtsamkeit und Vorwitz / die Windsäcke des Æoli aufflöseten / da kriegten sie erstlich des Windes die Hülle und die Fülle. Ich meyne /daß sich es auch allhier nicht minder befinde: Denn ie mehr einer mit einem Sacke wird wehen / ie mehr rauche Lufft wird er machen / und [4] dem Winde Stärcke geben. Unser HErr JEsus Christus wuste im Evangelio weit besser den Wind zu stillen: Und solches hat ihme biß dato noch niemand abgelernet: Ohne daß die Lapp-Länder das contrarium vermittelst des bösen Feindes præstiren können / einen Wind zu machen wie sie ihn haben wollen.

4. Solte auch zu diesen Lufft-Menschen wohl nicht her gehören / was Zeilerus vorbringet hist. 2. Trauer-Geschicht p. m. 58 Meteranus in seinen Niederländischen Historien im 28. Buch meldet / daß Anno 1608 im Monat Octobri, im Lande Angoleme in Franckreich / am hellen Tage am Himmel viel kleine Wölcklein seyn ersehen worden / die nachmahls auff die Erde gefallen / und gleich wie Menschen und Kriegs-Volck sich formiret haben / also / daß man auff 12000. in der Zahl geschätzt: Waren schöne / lange /gerade Personen / hatten blaue Waffen / Fähnlein /Trommelschläger / und ihren Feldherrn / und zogen gar ordentlich / dahero die Leute flohen / und ihre beste Sachen hinweg fleheten: Als sie aber zu einem grossen Wald kommen / fiengen sie sehr an zu schiessen / und seynd drauff verschwunden. Dieser Zug hat von ein biß umb fünff Uhr Nachmittage und also vier Stunden gewehret. Und lieset man / als Uladislaus I. aus Polen / ein Schloß [5] in Pommern belagert / daß die Schildwachten gar offt ein Hauffen Kriegs Heer gesehen haben / und als einsmahls die Polen solchem begegnen wolten / seyn die Belägerten unterdessen außgefallen / und die Gezelt und Hütten ihrer Feinde verbrennet / also / daß die Polen / weil der Winter verhanden / unverrichteter Sachen abziehen musten.

5. Redet auch davon Raue in memorab. c. 90. f. 71. Von den Geistern der Lufft. Die Geister der Lufft werden dannenhero also genennet / daß sie in der Lufft zunechst bey uns ihre Wohnung haben / sind an sich selbsten hoffertig / frech / kühn / mißgünstig /neidig / und ehrgeitzig. Diese pflegen ie zu weilen durch sonderliche Verhängnüß GOttes die Lufft zu bewegen / auch Donner / Ungewitter / und ander Unglück / dem Menschen damit Schaden zuzufügen / zu erregen / auch dieselb mit mancherley Prodigien, Wunderzeichen / und Gespensten zu erschrecken /dessen unzehlige Exempel verhanden / wie dann auch unter andern solche Geister im Jahr 1555. in grosser Menge / und Gestalt reisiger Kriegs-Leute zu Braunschweig öffentlich sich sehen lassen. Es hat sich auch einer dieser Geister König Emrich in Schweden gebrauchet / welcher auff wes Ort des Landes / er seinen Hut gekehret / [6] von dannen einen glücklichen Wind gebracht. In Libyen bey den Syrten werden / wie Diodorus Siculus schreibet / diese Geister in der Lufft /unter mancherley Thier-Gestalt gesehen / deßgleichen in den Mitternächtischē Insuln / in Ißlande unn Norrwegen. Von den Lufft-Menschen. Ob es wol vor etlichen unglaublich scheinet / befindet es sich doch /daß auch Lufft-Menschen zu finden / oder Menschen /so in der Lufft über (nicht auf der Erden) wohnen /wie sonderlich hievon Theophrastus Paracelsus schreibt / diese werden Sylphen genennet / haben ihre Wohnung und Nahrung in der Lufft) gleich wie andere Menschen auff der Erden / daß also keines unter den Elementen von Menschen und Creaturen / von GOtt erschaffen / ledig. Es sind aber diese nicht aus Adam erzeuget / doch sind sie Menschen und Geister / haben aber auch einen Unterscheid von den Geistern / denn sie haben Fleisch und Bein / zeugen auch Kinder / essen / trincken / sind aber in dem den Geistern ungleich / daß sie gleich wie die Menschen sterben. In dem aber den Menschen ungleich / daß sie keine Seel haben / denn sie sterben wie das Viehe / und leben auch mit uns in einem Chaos / und gemeinen Lufft /wie davon weitläufftiger bey Kornmanne zu sehen. Biß hieher jener: Sonsten beschreibet der Trithemius [7] die Lufft-Geister also: Das andere Geschlecht der Teuffel nennet man Aëreum, von der Lufft / dieweil sie in der Lufft nahe bey uns wohnen und umbher fahren. Diese können zwar herab an die unterste Orte kommen / aus der dicken Lufft Leiber an sich nehmen / und den Menschen sichtbarlich erscheinen. Sie betrüben offt durch GOttes Verhängniß die Lufft / erwecken Donner und Ungewitter / und sind allesammt geneigt / das Menschliche Geschlecht zu beschädigen und zu verderben. Alle haben sie / wie auch die Menschen ihre Affection unn Bewegungen / sonderlich stecken sie voller Hoffart / werden durch stete Anfechtungen getrieben / haben keinen steten Leib / bleiben auch nicht immer an einem Ort / sind nicht alle gleicher Gestalt / sondern nehmen mancherley Gestalt an sich / und verändern dieselbe offt / nachdem sie ungleich gesinnet sind / wenn sie durch der Hexen und Unholden zauberische Worte aufgemahnet / oder aus Zorn bewegt werden / Schaden zu thun. Denn sie pflegen sich hefftig mit Ungestüme / und Unsinnigkeit zu erzeigen / und wenn man sie beleidiget und unruhig macht / stifften sie einsmals groß Ungelück / und wenn sie den Angriff thun / pflegen sie es zum Theil heimlich und unvermerckt / zum Theil aber mit öffendlichen Gewalt [8] zu thun. So sind nun die Hexen und Unholden so viel desto mächtiger mit der Teuffel Hülffe / unn Beistand Schaden zu thun / darnach eine iede einen höhern und mächtigern Teuffel zum Gehülffen bekompt. Der H. Athanasius sagt in St. Anthonii Leben / daß die Lufft voller Teuffel sey / wie auch der grosse Mercurius zuvor gesagt / daß an allen Orten und Enden in der gantzen Welt Teuffel seyn. Auch sagt der H. Bischoff Ambrosius: Die Welt ist voller Tugenden / wie auch voller Boßheit. Daher diePlatonici denen die es begehrt / und bey hellem Sonnenschein mit unverwendeten Gesicht gen Himmel sehen gezeiget / daß die Teuffel wie ein dicker feuriger Schnee in der Lufft geflogen. Ich kan aber nicht wissen / ob das / so man in der Lufft siehet / ein warhafftiges und wesentliches Gesicht sey / oder ob die Augen durch ein falsches Bild geblendet unn betrogen werden. Ich habe es mit grossem Nachtheil meines Gesichts / wahr befunden / was sie vorgeben. Hactenus ille: Der demnach nebenst seinen Vorfahren keines Dinges so viel mit dem Geschwätze zu wege gebracht hat / daß einer nothwendig glauben muste; Als wären rechte Lufft-Menschen: Wind ists was sie geredt haben / unnd lauter Vanität: Wie auch was die Poeten dichten von der Junone, daß sie eine [9] Lufft-Göttin sey; Welches sie auch daher erweisen wollen /weil aus ἥρα per Anagr. kömpt Α᾽ήρ Aber ein bessers: Will man ja Lufft-Leute haben / so seynd wir es entweder mit einander; als die wir von und in der Lufft leben: Und hingegen im Feuer / Wasser / undErden nicht lauren können: Oder es seynds die Lufftspringer und fliegende Wanders-Leute: Von der ersten Art kan zufälliger Weise nachfolgendes betrachtet werden. Bey einer Freude der Türckischen Beschneidung / waren Anno 1582. viel Seiltäntzer /die ihrer Kunst-Probe thäten: Unter denselben aber war einer / der den Preiß über alle erlangete. Ich wüste nicht einen Menschen / der nicht wäre in höchste Verwunderung gerathen / als man ihn so geschwind / so artlich / so hurtig / und verwegen sahe lauffen. Es waren von dem Boden biß auf die höchste Spitzen Linien außgespannet / auf denselben stiege er hinauf mit einer solchen Geschwindigkeit / daß man hette mögen sagen / es wären Leitern oder Treppen: Darnach stiege er unerschrocken wieder herab / bald hinter sich / bald vor sich / und hatte nichts in den Händen / als einen kleinen Stecken / damit er das Gewichte führete. Bald tantzete er auff dem Seile mit beyden Füssen / bald nur mit einem [10] alleine so wohl mit dem lincken / als rechten / bald nahm er Steltzen /und ging damit auff der Linie. Darnach fassete er das Seil mit den Füssen / blieb daran hengen / und drehete sich herum / darauf schwung er sich wieder hinauf. Wunderlich war zu sehen / wie er so artlich auff seinen Füssen aus der Höhe herab fuhr / wie die Knaben auf dem Eise fahren. Dieses aber halte ich vor das vornehmste bey dieser Behändigkeit: Er band ihm an ieglichen Fuß sechs blosse Sebel / und trieb sein Spiel bey dem hellen Schein der Fackeln / denn es war Nacht / mit einer solchen Verwundrung und Beliebung aller Anwesenden / daß wenn gleich iemand schlaffen wolte / er ihn mit seiner gantz seltzamen Behendigkeit alsbald munter machte. Dieserwegen wurde er auch von grossen und kleinen bey dieser prächtigen Versamblung vor den vornehmsten Meister dieser Kunst außgeschrieben. Georgius Lebelski Polonus in seiner Beschreibung / was zu Constantinopel bey der Beschneidung des Amurathis Sohnes vorgangen.

2. Unter die Wunder der Natur zehlet man die Geschwindigkeit und die Behendigkeit des Seiltantzens. Vor etlichen Jahren ist einer in gantz Italien bekant gewesen / den man den kleinen Venediger genant /weil er von Venedig [11] bürtig und kleiner Statur war /sonsten aber so fix und behende / ohne alle Mühe auf dem Seile zu tantzen / daß er sich bißweilen in einen Sack ließ einnehen / und nichts frey hatte / als die Hände / daß er das Gewichte kunte führen. Andere mahl band er an iedweden Fuß ein rundes Becken /oder Kugeln an die Fersen / und stieg also / und lieff mit unglaublicher Geschwindigkeit und Kühnheit auf einem langen Seile / so an dem Giebel eines Hauses /vom Pallast biß auf den Marckt-platz. Uber dieses war er so starck / daß er ein Bein von einem Ochsen /es möchte seyn so dicke es kunte / an dem Knie entzwey brach. Wenn er seine Hände mit einem Schnuptuch umbwickelte / kunte er drey eiserne Nagel / in der dicke eines kleinen Fingers zusammen drehen / als wenn sie von weichen Bley wären. Er kunte einen Balcken / der in die zwantzig Schuh lang / und einen dicke war / auf die Achsel fassen / und lang darauff halten / daß er nicht auf die Erden rührete / auch daß er sich nicht auff die Erden rührete / auch daß er sich nicht mit den Händen halff / darnach ließ er ihn von einer Achsel auff die ander gehen. J. Wierus l. 1. de præstig Dæm. c. 18.

3. Wir haben in Italien einen auf dem Seile / [12] so in der Lufft außgespannet / sehen gehen und tantzen /der hatte zwey lange Degen in den Händen / und war an den Beinen geharnischt / also / daß er kaum die Beine von einander sperren kunte: Dennoch ging er verwogen und statlich fort. Darnach machte er Steltzen an die Füsse / und mit denselben ging er auff dem Seile / und machte andere wunderliche Händel / die den jenigen / so es nicht gesehen / unglaublich vorkommen. Sim. Majol. Episc. Ital. in diebus Canic. colloqv. 4.

Von einem andern Geschlechte der Lufft-Leute / als denen fliegenden (oder vielmehr ohne f. liegenden und lügenden /) besiehe eine gantze schöne Oration Frider. Hermann. Hayderi Poës. P. P. Tübing de arte volandi: (1628. edit.)

So könte man auch wol viel andere in der Lufft Erscheinende dahin thun; Als wenn mancher aus Verzweiffelung in die Lufft gestochen hat / gleichsam als wollte er GOTT erstechen / darnach Bluts-Tropffen herunter gefallen seynd etc. Vide meine Fluch-Karte für die Spieler / und Spiel-Karte für die Flucher. Item könte einer hin zu fügen / was die Poeten schwatzen vom Echo oder der Lufft-Göttin. [13] Aber das würde dennoch so viel als nichts seyn. Ich will dir allhier vielmehr ein gantz Alphabet anderer und gantz richtiger Lufft- oder Wind-Leute mit wenigen berühren: Als welche da seyn 1. Alle Leute / so ferne sie mit dem Aneâ beym Virg auramq; undamq; patentem suchen / und auram vitalem carpiren seu vestuntur aurâ æthereâ. Virg. l. 1. Æn. 2. Betriegende / verba dantes, ventos vendentes. Suche von ventosâ loqvacitate Fab. in Lex. f. 1452. 3. Currirer oder Schnelllauffende / qvi aëra secant: Qui ventos norunt prævertere cursu: Als beym virg: die Camilla. Daher Virgil. nennet cervam Aëripedem. Faber in Lexic. fol. 23. 4. Diebe / so zwischen Himmel und Erden hängen / als die Juno aureâ catenâ allegata beym Homero. Vide in meo Thesaur. Chir. 5. Einbildenden / da nur Wind darhinden ist / qvi vendunt auram: Oder qvi sperant sibi auram aliqvam posse afflari. Cic. in Verrem. Fab. in Lex. 115. Welche grosse Schlößer in die Lufft bauen. 6 Fliegende / welche remigio alarum aëra findunt als Dædalus und Icarus. 7. Gemälde. Als wenn die 4. Element abgemahlet / so ist auch drunter die Lufft in einer Jungfern Gestalt: Hieher gehöret auch der Æolus. 8. Hochtrabende / auffgeblasene / inflati. Darzu des Opitii gehöret; Wohl dem der [14] weit von hohen Dingen etc. Turgidi etc. 9. Jungfern / welche sich lüfften / und einen Wind machen. Propert. l. 4.Hanc. venus ut vivat ventilat ipsa facem. 10. Kommende im Nebel / qvi aëre septi sunt Horat. l. 2.Virg. l. 1. etc. Buchner ad Lex. Fab. f. 23. b. 11. Listige / welche den Mantel nach dem Winde hengen /captant auram popularem. Virg. 6. Æn. 12. Mathematici, welche die Lufft wägen können. Harsdörff. in Erqvickst. 13. Nichtig oder vergeblich arbeitende / so in die Lufft streichen / in aëre piscantur. Plautus in Asin. in ventô scribunt. Ovid. Buchner d. l. fol. 1452. 14. Ohne Speise lebende: Denn man spricht; Ich kan ja nicht von der Lufft leben. 15. Plutonische Geister / welche bey ihren Erschreinungen / ihre Leiber aus der zusammen gebackenen Lufft nehmen sollen. 16. Ruchlose und Vergeßliche / die alles in den Wind schlagen / qvi ventis dant & credunt. Fab. d. l. fol. 1452. 17. Seiltäntzer / welche daher aërobatæ genannt werden. 18. Thürmer / welche daher von denDepositoren kurtzweilig in Excelsis genant werden. 19. Vogelsteller / qvi ex aëre cibum petunt, denn die Vögel werdē auch in der Schrifft genannt / unter dem Himmel oder aëreæ. Fab. d. l. fol. 23. 20. Wetterwendische oder unbeständige / homines ventosi. Fab. d. l. fol. 1452. 21. Zeideler / welche auff [15] Mäntel fahren. Vide meinen Blocksberg / und Tract: von S. Walpurgis Meyen.

Schließlich mag man allhier auch nicht unbillich die opticos homines ziehen / als welche sich in Wässern / Spiegeln / Augen etc. præsentiren. Als da das Auge gar sittlich einen Spiegel verglichen wird / nachScaliger. Exercit: 298. sect: 16. und drinnen man nicht alleine Iridem oder eine Art eines Regenbogens siehet: sondern auch in pupillâ ein Püpgen oder Menschlein / Imagunculā Viri, oder virunculū schauet / wie Buxtorffeus redet in manuali Lexic: Hebraic: p. m. 23. Daher der Augapffel bey den Hebræern / Ejischon heisset: Und bey denen Grichen Φὼς nicht alleine ein Licht und Auge / sondern auch einen Menschen bedeutet: Vide Budæum in Lexic. Darauf etwan Paulus Warnefridus alludirt lib. 2. c. 3 p. m. 233 de gestis Longobardorū ziehlet / wenn er spricht / daß der Peredo, nach dem Exempel des tapffern Samsonis / wie er sich rechen wollen / an stat seiner beyden außgestochenen Augen / dem Käyser zweene nützliche Männer mit seinem Dolche erstochen und ummgebracht habe. Ich geschweige allhier / was die Abergläubische Leute für wunderliche Reden von denen Männlein in den Augen haben / als wie es nicht bey allen Leuten sich also gehabe. Vide eine centurie meiner Weiber-Philosophie.

[16]
12. Von Mond-Leuten
XII. Von Mond-Leuten.

Weil unterschiedliche Geschlechter dieser so benahmten Leute seynd; als wollē wir erstlich vorbringē / was J. Lassenius davon referiret in seinen Bürgerlichen Tisch reden Dial. 3. p. 190. etc. Jenem jungen Menschen träumet des Nachts / ob solte er an einem gewissen Orte / etliche Meilweges reiten / darüber er auch / im Schlaf aufstund / sich anzoge / mit Stiefeln und Sporen / und sich darauf in ein Fenster setzte /und von beyden Seiten / mächtig mit dem Sporn / in die Wand stieß / und immerdar schrie / daß das Pferd fortgehen solte / darüber er auch endlich erwachete P. Salius divers medic. cap. 18. de Affect partic. Einem andern traumete immerfort / als schluge er sich mit einem andern / darumb er allezeit / im Schlaffe auffstunde / nach seinem Degen griffe / und mit demselben weidlich in der Kammer herumb fochte / die Wände / Tische und Bäncke / trefflich versehrete.

Also seynd auch einige gewöhnet / des Nachts aufzustehen / und hier und da herumb zu lauffen / auch so gar auf die Tächer der Häuser / oder sonsten an gefährliche Oerter zu kleitern. Wie davon viel Exempel anziehet J. Horstius de Nat. Noctambulonum. (Dannhauer colleg. phys. disp. Conimbr. c. 6. De Somn. Keckermann: [17] Thom. Sagittar. Exerc: Phys xx. th. 6.) Ein Spanischer Edelmann / stunde des Nachts offt im Schlaffe auf / allerhand Sachen / in seinem Hause / zu verrichten / ginge von einem Orte zum andern / und erwachte nicht; Einsmahls stunde er des Sommers / in der Nacht auf / nahm seinen Mantel /und ging zum Hause hinaus / unterwegens begegnete ihm seinem Bedüncken nach / ein Mann / und fragete ihn / wohlnauß? Dem er antwortete / er wolle sich ins kalte Bad begeben; Da ihm denn der ander einen Geferten gabe: Wie sie nun bey das Wasser angelanget /zohe sich der andere aus / gleich ietzo in das Wasser zu steigen / worüber seiner der andere spottete / mit Vorgeben / daß er ja nicht schwimmen könte / deine aber dieser antwortete / daß er es vielleicht besser könte / als er / sprangen also alle beyde ins Wasser /da aber der Edellmann mit dem Wasser sich benetzet /ewachet er also bald / und hatte grosse Mühe / sein Leben zu retten / und wieder aus der Tieffe des Wassers hervor zu kommen. A. Torqvemada die 3.Hexam. Eine Jungfrau hatte die Gewohnheit / alle Nacht im Schlaffe / nackend ins Bad zu gehen; Wie nun ihr Vater einsmahls / ihr solches Ubel abzuwehnen / ihrer auf der Strassen wartet / und sie mit Ruten striche / erwachte sie darüber / und thate es hinfüro[18] nicht mehr. Leonh. Joubert. lib. 5. c. 10 Uber dieses hat man auch andere / und zwar viel Exempel derer /die im Schlaffe andere erstochen / und umms Leben gebracht haben / wenn sie nemblich vorhin einigen Haß wieder sie gehabt. Ihr habt bißhero wunderliche Dinge erzehlet / antwortete hierauf Don Sylvio, und muß ich gestehen / daß in der Natur viel heimliches Dinges verborgen sey / allermeist aber schliessen /daß die Seele des Menschen / und die animales facultates, bey demselben nimmermehr müssig seyn / ob gleich der Leib schläffet und ruhet / und halte demnach / daß jeder Mensch auch umb dessen Willen /die höchste Ursach habe / bey dem lieben GOtt / des Abends fleissig an zu halten / daß er ihn die Nacht /durch seine Engel / fleissig behüten / und vor allem Unheil / bewahren wolle; Vernehme aber auch aus denen Geschichten / so ihr erzehlet / daß einige darunter / so mit den Monsüchtigen / nicht übel überein kommen. Nun möchte ich aber gerne wissen; woher diese Kranckheit oder Schwachheit / bey dem Menschen / herrühre. Es wollen / sagte hierauf Hr. Rosander, einige / daß der MOND selber / in dem Menschen / diese Wirckung habe / und ihn gleichsam /durch seinen Strahl / anziehe und bewege / sich aus dem Bette zu erheben / und allenthalben herumb zu steigen. Dieses kommt [19] mir nicht ähnlich / noch mit der Wahrheit glaublich für / antwortete Don Sylvio; Dann die Erfahrung bezeuget / daß diese Leute / nicht allein / wann der Mond scheinet / sondern auch sonsten allezeit / diese ihre Auffstehung verrichten / ja /ob man sie gleich / vor den Stralen des Mondes / beschützet / daß sie nichtes desto weniger / nach wie vor / zum Steigen sich begeben: So sehe ich auch nicht ab / woher der Mond diese operation und Wirckung habe: halte es demnach / vor eine verborgene und Himmlische Eigenschafft der Natur / dergleichen man in dem Menschlichen Cörper / gar viel findet. Ich lasse es dahin gestellet seyn / sagte Herr Rosander /und halte es vors rathsambste / den allerhöchsten GOtt an zu ruffen / einen jeglichen vor dergleichen schädlichen Fällen zu bewahren / durch welche mancher / umb seinen Leib und Leben / und zu unwiederbringlichen Schaden gerathen kan.

Eine andere Art von Mond-Leuten / Lunaribus, Selenitis, Lünebürger / Hermunduris, Jerachæis seu fillis Hilal (von diesen letzten Worte besiehe Bochartum in Phaleg. lib. 2. c. 19. p. 125.) Besiehe Dominicum Gonsales, in seinem fliegenden Wandersmann nach dem Mond (welche Reise dahinwerts will verrichtet haben im Außgange des vorigen Seculi mit 50. [20] Schwänen / innerhalb 12. Tages frist /) p. 103. 104. Die Ursach aber / warumb sie so einen grossen Vortheil vor uns haben / ist / daß durch eine wunderbahre Zuneigung / die bey ihnen zur Gewohnheit wird /Junge und Alte die Laster fliehen und meiden / und die Tugend lieben / unn führen solch gemachlich Leben / daß niemand ihre Ruhe verstören kan: Es ist gleichwohl wahr / und befindet sich also / daß bey manchem beßere Geschickligkeit dazu ist / als bey den andern / nach deme die Gestirne regiert haben bey seiner Geburt. Es ist bey ihnen ein unwiderrufflich Gesetz / daß keiner soll oder mag einen Todtschlag begehen / wenn man es aber einen anmercket an der Gestalt oder andere Anzeigungen hat an den Leib /daß er geneigt ist zu den Lastern / so schicken sie ihn auf die Erde durch ein sonderlich Mittel / welches ich so nicht bedeuten kan / und verwechseln ihn mit einem andern Kind / welches noch so klein ist daß es nichts böses thun kan / dasselbige Kind aber muß so lange bleiben an den Ort / wo man es hin bringet / biß die Lufft der Erden demselben eine solche Farbe gegeben hat / die da unserer gleich ist. Ihre gewöhnliche Wohnung / und anderer die ihres gleichen sind / ist auff einem hohen Berge gegen Norden zu in America, und ist zu muthmassen / daß die Völcker von Americâ [21] von ihnen herkommen / weiln sie gleiche Farbe mit ihnen haben / und sich stetigs des Tobacks gebrauchen / und werden nicht müde noch überdrüssig desselben / entweder wegen der Feuchtigkeit des Landes / oder daß sie sonsten Lust dazu haben / oder es müsten andere Ursachen darunter verborgen seyn / dieselbige alle an zu führen / würde den Leser nur verdrießlich fallen. Sie unterfangen sich auch zu Zeiten das nachzumachen / was der Christen von Asia und Africâ ihr Thun und Arbeit ist / wenn sie sich unter ihnen auffhalten / welches gleichwohl gar selten geschiehet. Ich erinnere mich auch / daß ich deßwegen gelesen habe vor etlichen Jahre einige Historien / in welchen alles das bekräfftiget wird / was man da schreibet von denen die im Mond wohnen / und ist davon absonderlich zu lesen ein Capitel des Wilhelmi Nombrige, zu End seines ersten Buchs / da er gedencket von denen absonderlichen Sachen so in Engelland zu sehen: Es saget fast eben dergleichen Inigo Mondejar in den andern Buch seiner Beschreibung von neu Grenamilde, und Joseph Dosia de Carona in seiner Historia von Mexico. etc. Biß hieher dieserDominicus (per Angr. Mond civis) Gonzalus (per Anagr. Zog Lunas.) Oder Dominicus Gonsales (per Anagr. 1. indages Lunicosinos). [22] 2. Das Lunigenis comos. 3. Anno M.DC is solus egi. 4. Domus Cignis volans (vide ibi p. 28.) 5. Mos, Dos, Gens Luciani.) Oder Dominicus Gonzalus: (per Anagr. So Luciani Monds-Zug:) Nemblich der dem Luciano (Lucianus per Anagr. Lunacius) ziemlich nahe gekommen ist /mit seinen Beginnen / nemblich es ist nicht minder bekandt von dem Luciano, daß er will in den Mond hinein geseegelt seyn: Wie etwan auf gleichen Schlag / die Chinenser vorgeben / als wenn bey ihnen derAujunsin mit seinem gantzem Hause in den Himmel geflogen wäre. Vide Henricum Oræum in Nomencl ad annum 257. Nicol. Trigantium lib. 3. c. 9. p. 292. de Chr. Exped. Ange. Roccham in Append. Bibli. Vatic. p. 409. apud Zeilerum part. 1. Centur. 2.Epist. 352. und pag. 361. Aber Einbildungen seynd es nur: Und vielleichte nur unnütze Muthmassungen /da Xenophanes zu seiner Zeit dafür gehalten hat / wie Leute im Monde wohnen; als da eben so wohl Städte wären als hierunten. Confer. Macrob l 1. ad Somn. Scip. c. 11. p. m. 57. etc. Daß die Physici den Mond nennen / eine Himmlische Erde: Drinnen lunares (oder lunatici, wie sie Lactantius nennet /) wohneten. Adde Joh. Bapt. Crisp. de Ethn. Philos. fol. 45. Lactant lib. 3. c. 22. da Seneca saget / daß die Stoici auch gemeynet [23] wie die Sonne ihre Einwohner hätte.Vide Tull. 4. Tusc. Vincent Mussam in Regno &Regiá Plutonis p. m. 141. Ricciolum in Almag. de Antip. d. l. Libavium p. 428. 429. lib. 5. Hexaëm ex Macrob. 1. l. Scomn. scip. c. 1. Autor des Alcorans zu Nürnberg gedruckt p. 296. Keplerum in Somn. peculi. & Astron. part. Opt. p. 248. ex Plutarh. &Mæslin. die alle dafür halten daß der Mond solche Beschaffenheit habe als unsere Erde. Kepler. in Nunc. Syder. Galile p. 32. Andrian. Met. Doctr. Sphær. lib. 1. ex Jac. Met. Hevel p. 139. etc. Selenogr. Welche aber keinen Beyfall bekommen von D. Aigidio Strauchio P. P. Witt. in Astrogn. p. 119. etc.

Weiter hat auch Origenes von solchen Mond-Leu ten gehandelt / ob Christus nemblich auch für sie gestorben sey? Besiehe hievon Harsdörffern in Erquickstunden Tom. 2. p. 384. Und biß hieher von etlichenAuthoritatibus, die dahin gehen / als wenn die Sterne so wohl als der Mond / bewohnet / mit seinen Leuten begabet wäre: Darzu ich veranlasset ward / durch desGonzali Wörter / die er von denen Mondsüchtigen fellete: Als kämen sie zu uns aus dem Monde: Aber ein bessers urtheilet davon Bartholinus Cent 11. Observ. Anatom. c. 72. p. 362. etc. Von den Mondflecken / [24] die sich in dem Gesicht einer mit dem schweren Gebrechen behaffteten Person ereugeten. Die schwere Noth wird von dem Tralliano und Cælio Aureliano nicht uneben die Mond-Seuche genennet / entweder dieweil sie sich mit ihrem Anfall nach der Veränderungen des Mondes richtet / welcher über die Feuchtigkeit und über das Gestirn die Gewalt hat / wie man solches in den Wunden beobachten kan; Oder dieweil die jenigen so in dem neuen Licht empfangen und gebohren werden / dieser Schwachheit unterworffen sind. Sie halten traun ins gemein dafür / daß wenn einen / der mit entblösten Haupt schlafft / der Mond bescheinet / so befalle ihn der schwere Gebrechen. Dannenhero jener Knabe bey dem Matthæo cap. 17.vers. 15. σεληνιαζόμενος ein Mondsüchtiger genennet wird / da er doch mit der schweren Noth behafftet gewesen / wie solches aus denen daselbst auffgezeichneten Wahrzeichen erhellet. Denn er fiel ins Feuer / und offtermahls ins Wasser / er schäumete und knirschete mit den Zähnen. Er wird zwar von erwehnten Matthæo vers. 18. wie auch von Marco c. 9. vers. 17. und Luc. c. 9. v. 39. ein besessener oder von dem Teuffel geplagter Mensch genennet / denn der Satan gesellet sich offt zu dieser Mond seuche / oder es hat auch der böse Geist / welcher in [25] dem Natürlichen Sachen hochst erfahren ist / die Natürlichen Ursachen beweget / und also die fallende Sucht verursacht. Dazu pfleget auch dieser Anstoß sehr offt die Gestalt der Gegenwart des Satans zu haben. Ich sahe zu Padua einen Teutschen Freyherrn / der mit der schweren Noth behafftet war / welchen die Münche in dem Closter S. Antonii erbärmlich gepeitschet hatten / dieweil sie dafür hielten / daß er besessen wäre / als sie aber nichts außrichteten / ward er von dem / ArtztSala gecuriret. Ich habe in unserm Vaterlande ein sonderliche Einstimmung des Mondes mit einem an dieser Seuche kranckenden Cörper gesehen. Die Tochter der Sophien / in dem Königlichen Garten zu Friedrichsburg mit der schweren Noth behafftet / und meiner Cur sich bedienend / hat scheinbahre Flecken in dem Gesichte / die nach dem mannigfalten Schein und Veränderung des Mondes / so wohl an Farbe als an Grösse mancherley zu sehen seyn. Eine solche Gemeinschafft haben unsere Leiber mit den Himmel.

Endlich werden auf solche Art auch Mond-Leute statuiret / wenn nehmlich die albern und abergläubischen Leute vorgeben / daß die schwartze Flecke imMondlichten / entweder der [26] Mann sey / so am Sabbath-Tage Holtz gelesen / und drüber ist gesteiniget worden: Oder daß es Isaac sey / der sein Bündlein Holtz selber auf den Berg Moriam getragen hat zum Menschen-Opffer: Angesehen die Flecke oder Maculæ so eine ungefährliche äuserliche Gestalt præsentiren. Oder was sie sich sonsten für eines Menschen Gestalt drinnen einbilden. Vide meine Astronomische Karten: Item / meine neue Bapst-Post / von etlichen Geschlechtern der Leute / welche den Sternen / Planeten etc. verglichen werden.

Schließlich muß ich allhier beyfügen / was Hr.Casp. Posner. saget in Disp. de Virunculis Metallicis c. 25 GOtt ist allmächtig. Ergò hat er auch noch andere Menschen neben uns erschaffen. Wir wissen zwar / daß durch dieses argument mein auch etlicheAstrononi seyn bewogen worden / wenn sie die greuliche Grösse der Gestirne betrachtet haben / daß solche die Erd-Kugel / als unsre Menschen Wohnstelle /sehr weit übertriffe / dafür zu halten / daß Gottes Macht und Weißheit weit grösser sey / als daß solche von uns wenig Menschen in solcher Enge gnugsam könte gepreiset werden: Und daher haben sie auch in allen Gestirnen Intellectual Substantias erdichtet. Welche den grossen Schöpffer rühmen. Darzu [27] Hr. Posner anderswo / als part. Phys. Spec. lib. de cœlo & Ast. in Prælect. also redet: Es ist Wunder daß die Menschen nicht auch ausserhalb der Welt unzehlbar Menschen ihnen eingebildet haben. Denn wenn wir auf Erden GOtt nicht gnugsamb preisen mögen; So werdens auch nicht völlig verrichten mögen / wenn man gleich noch so viel 1000. Gestirn-Leute darzu nehme. Eben als wenn die Zahl der Menschen der unendlichen Allmacht GOttes könte und müste die Wage halten.

13. Von Nixen. Mörfinnen / Syrenen / Meerwundern / Nymfen - Wasserweibern
XIII. Von Nixen. Mörfinnen / Syrenen /Meerwundern / Nymfen / Wasserweibern.

Wir wollen in Genere von diesen Creaturen oderSpectaculis erstlich vorbringen / was davon philosophiret Jul. Cæs. Scaliger Exerc. 226. § 12. p. 712. 713 über dasselbige / was man außm Plinio und denen neuen Scribenten hin und wieder lieset / habe ich noch dieses zu vermelden. Hieronymus Dominius ein berühmter von Adel und tapfferer Mann / welcher mir mit Johanne Jucundo, einen künstlichen Baumeister / das erst Griegisch gelehret hat: Derselbe Dominius, wie er viel Volcks zu Schiffe gebracht [28] hatte /unnd damit / auff Befehl seines Vaters / denen Rhodiensern zu Hülffe kommen wolte; Hat einen Seemann gesehen / der sich an den Ancker seines Schiffes gefasset gehabt. Dieses hat er in Beysein meiner dem Käyser Maximiliano einmahl gesagt. Zu Parma auffm Marckte / habe ich in eine Kunst-Kammer eines Goldschmiedes / ein Meer-Weiblein gesehen / in der Grösse wie ein Kind von zweyen Jahren. Und Plinius hatlib. 9. viel andere Historien. Weiter ist in Scythien oder Tartarey ein grosser Fluß mit Nahmen Tachnis, der sich in die Nord-See ergeust: Drinnen giebt es Fische / die schier durchaus eine Menschliche Gestalt an sich haben / aber ohne Stimme. Doch wie dem allen / so seynd sie dennoch mit ihrer Aehnligkeit dafür nicht sicher / daß sie von den Landes-Leuten nicht solten gegessen werden. Wie ich dieses einmahl bey einer Gasterey vorbrachte / da hatten die Zuhörer ja so einen grossen Abscheu für solche Verzehrer / als für andere rechte Menschenfresser: So ist es auch andern erzehlet worden / die damit überein gestimmet haben: Aber ich beweisete ihnen / daß sie einen gottlosen Wahn hätten / so ferne sie der Meynung lebeten / daß etwas Menschliches an den Fischen wäre: Alldieweil [29] auff solche Art unsere Seele unterschiedliche Grad müste haben / welche die Natur immer geringer und geringer fortgeflantzet hätte / durch die Canibales, Finmärcker / Petzcoreer / Zwerge / Krannig-Hälßigte Moren / und endlich durch die Affen biß zu die Fische hin. Es folget noch eine andere lustigere Historie aus Indien: Es ist eine berühmte Seestadt und Königreich / mit Namen Cochin, dabey weg fleust ein Strom Colchā Und in solchem sollen viel Fische seyn mit einer Menschlichen Gestalt: Welche Fische andere Fische essen sollen. Man heisset sie aber Cippas, die bey Tage unterm Wasser verdeckt liegen / des Nachts aber sich ans Ufer finden / und aus Kiefelsteinen Feuer anschlagen; In dessen Schein sich die andern Fische außn Wasser hervor begeben sollen / die drauff von den Cippis gefangen und gefressen werden. Es ist ein Wunder / daß die denn nicht dieselbigen Fische auch unterm Wasser so wohl fangen können / da sie doch immer bey ihnen seyn. Aber sie müssen auch auf die Art Hände haben / da sie mit zugreiffen können: Sonsten haben dennoch die Nereides und Tritones keine Hände / sondern nur an Stadt der Flügel Floß-Federn. Biß hieher jener d. l. dessen erstes auch anzeigt Pomarius in Colleg. Synopt. Phys. Disp. 10.Pos. 2. Hierauf folget ein anders [30] aus dem für nehmbsten Naturkündiger Johanne Sperlingio in Inst. Phys l. 1. qvæst. 4. p. m. 251. etc. Ob die See Nixen etc.Monstra seyn? Resp. Ich will allhier nicht durchhecheln / was ihme die Ungelahrten treumen lassen /sondern nur erzehlen / was bey den Gelahrten gefunden wird. Also spricht Plinius l. 9. c. 5. daß ein Triton in einer Höle gesungen habe: Item daß ein Nercis oder Nixe sey gesehen worden / die ein grämisches Geheule von sich gegeben hat / als wenn sie abfahren wolte. So soll auch von etlichen Patriciis ein Wassermann mit einer vollkommenen Menschlichen Gestalt seyn gesehen worden / der des Nachts in die Schiffe gestiegen / und solche habe unters Wassers hinunter ziehen wollen. Ferner schwatzet der Cardanus l. 10.p. 745. von dieser materi also: Der Triton ist unter allen Abendtheuren das verwunderlichste. Und Pausanias gedencket / daß in des Bacchi Götzen-Tempel bey denen Tanagreern, denen Völckern in Bæotien /von ihme ein solcher Triton seyn gesehen worden /und ein ander bey den Römern / dessen äusserliche Gestalt diese: Nemblich es haben die Tritones auff ihren Köpffen / solche Haare / die aussehen wie die Frösche in den Sümpffen / theils wegen der Farbe /theils weil sie auch keinen Unterscheid an sich haben: Der übrige Leib [31] endiget sich Schuppenweise / und hat eine solche Stärcke / als der Fisch Rhinas. Unter den Ohren haben sie Kiefen oder Fisch. Ohren / wie auch eine Menschen-Nase: Das Maul ist was breiter / darinnen sie wilder Thiere Zähne besitzen. Die Augen seynd dem Pausaniæ gantz blau vorgekommen. So haben sie auch Hände Finger und Nägel dran / alß die Schneckenhäuser. Unter dem Leibe haben sie einen Schwantzen stat der Füsse wie die Meer-Schweine. etc. Und Weinrichius, der sich in den Mißgeburthē am gelahrtesten erzeiget hat / solche durch zu grübeln / der spricht / und beweiset es mit vielen Historien /und sehr viel vornehmer auch gelahrter Leute Zeugnisse / daß warhafftig im Meere See-Menschen seyn.Vide de monst. c. 7. p. 60. Wir wollen nun drey Historien hervor ziehen. Gaza ein vornehmer Griechischer Redener / und wackerer Philosophus, hat unter andern Abentheuern im Meere eine Seenixe schwimmend gesehen / so recht gelebet und Athem geholet hat / dem äusserlichen Ansehen nach / recht wie ein Mensch gestalt / mit einem schönen Gesichte: Sonsten war der Leib mit lauter Schupen umbgeben gewesen / gantz biß zur / Scham hin / das übrige hat sich in eines Heuschreckens Schwantz geendet. Wie nun ein grosser Zulauff ward / dieses Ding zusehen /und [32] er auch selber nebenst andern / aus dem benachbarten Flecken / sich dahin begeben hatte / es mit seinen Augen zu betrachten: Da hat es die bittere Zähren geweinet / und Leid drüber getragen / daß es von den Leuten so umbgeben / und auffm truckenen Lande so verlassen gewesen. Hierüber hat sich der Gaza erbarmet / hat das Volck gebeten / daß es doch ein wenig abseits treten möchte; Wie solches geschehen / hat sich die Nixe mit ihren Armen und Schwantze / so viel ihr müglich gewesen / und sie außm Leibe hat gewinnen können / sich dermassen bewogen / daß sie von der Erden wieder ins Wasser gekommen: Und /wie sie sich drauf mit voller Macht ins Meer gestürtzet / ist sie ohne auffhören immer fort schimmend / in einem Augenblicke den Leuten aus den Augen gekommen. Und wie Trapezuntius einmahls nicht weit vom Ufer spatzieren gieng / da hat er ein schön gestaltes Mägdelein im Wasser stehen gesehen / biß an den Bauch / die gleichsamb für Muthwillen gespielet /im hervor und hinunter tauchen / biß sie sich endlich verlohren hat / als sie etliche Auffmercker beobachtet. Weiter soll auch in Epiro, bey einem Brunnenquell /drauß die Stadt-Leute häuffig Wasser holen / sich ein Meermann hervor gethan haben: Dieser / wenn er ein Weibesbild alleine gesehen / daß Wasser [33] schöpffen wollen / oder sonsten am Gestade des Meers spatziren gegangen / so hat er sich unvermerckt und gar leise außm Wasser hervor gemacht / hat sie rücklings beschlichen / unn zum Beyschlaffe mit unters Wassers hinunter geführet. Da haben die Einwohner der Stadt ein scharffes Verbot gemacht / daß nach dem kein Weib mehr zum Brunnen hinaus gehen solte / sie hette denn eine Männliche Convoy bey sich. Dieses und dergleichen vieles mehr lieset man in den Büchern: Wir vermercken dieses drauß / daß gutes und böses unter einander gemischet. Man streitet darümb /ob mehr und mehrerley Einwohner im Meere oder auf der Erden sey? Denn es hat das Meer nicht minder als die Erde ihre Beeren / Hunde / Wildeschweine /Hasen / Füchse / Wölffe / Esel / Pferde / Kälber und Löwen: Welches ich kein Mißgeburthen heissen kan /ob sie gleich von den irrdischen nicht wenig unterschieden seyn: Denn die Erde hat so wohl ihre eigene Bewohner als das Wasser: Und spriche Scalig. Exerc. 223. Sect. 1. recht; Man kan mit nichten den Elephanten / Crocodill / Krebs / Paradieß-Vogel / Fledermauß / etc. eine Mißgeburth heissen: Wiewohl die Thiere von den unsern nach ihrer äusserl. Gestalt sehr unterschieden seyn. Unterdessen seynd viel Ungeheure im Meere / unn deren etliche [34] so erschrecklich / daß sie mit ihrer Heßligkeit die irrdischen weit übertreffen: Welches man in gewissen Historiē in acht genommen hat. Sonsten was die Seemänner und Weiber belanget / und andere Nixen bey den Ufern der kleinen Flüsses solches seynd keine Natürliche Wercke / sondern Teuffelische Gespenste. Denn der Tausendkünstler /nach dem er allezeit einen Durst hat nach Menschliches Blut / stellet allezeit hinderlistige Netze auf: Welches der Außgang zum öfftern erwiesen hat / unn durch solche klägliche Fälle der gemeine Mann auch endlich ist witziger geworden. Bißhieher der Weltberühmte Physicus Sperlingius; Dessen letzte Wörter der gantze Zweg dieses unsers Capittels ist: Nemlich zuerweisen / daß des Theophrasti Paracelsi, Nymphæ, Undenæ, Vide Dannhauer: in refut: Præ-Adam: p. 7. Syrenes, Drames, Lorintes, Nesderi, vide D. Conring: in Hermet. Medic: cap. 23 p: 326. Oder Evestri, ibid. p. 220, nichtes seyn. Wie solches auch bezeuget Libavius lib. 6. Hexæm. p. m. 512. Wenn er spricht / daß sich niemand über die pisces biformes verwundern werde / wer da gläuben könne /daß Sirenes und Nereides seyn / Bischöffe / Mönche /unnd andere Meer-Menschen / welche richtig genug gefangen seynd. Ibid. pag. 315. Anno CHRISTI 1403. ist in [35] Holland in der See ein Meerweib bekommen / und nach Harlem geführet worden: Solche ist zwar lehrsam gewesen zu viel Menschlichen Verrichtungen / wie auch die Affen und Hunde: Aber was des Menschen rechte Eigenschafft ist / solches hat sie gleichwohl nicht fassen mögen: Denn sie hat niemahln geredet. Man führet sonsten eine Historien außm Vive an / von einem gefangenen Meermanne bey den Holländern / der 2. Jahr ist ernehret worden /und allgemählich zu reden soll angefangen haben: aber er ist mit Freuden wieder ins Meer gesprungen.Anno 1526. ist in Frießland ein ander Seemann gewesen / gantz rauch und mit einem langen Barte / der etliche Jahr sich bey ihnen auffgehalten / aber stumm geblieben ist. (Sonsten von denen Sirenibus kan Alciatus nachgeschlagen werden / Emblem. 115. p. m. 233. Weiter spricht auch Bavicellus in Hortul. gen. 9. 347. daß die Nereides und Sirener an vielen Orten im Meere seynd gefunden worden: Und daß solche durch ihren lieblichen Gesang / die Schifffahrenden an sich gelocket und übermeistert haben / davon erlib. 1. de hominis vitâ viel Dings geschwatzet: Welches allda kan nachgeschlagen werden. Hier ist es mir genug / daß ich allbereit Zeugnüsse auffgebracht habe / wie solche See-Nixen nichts anders / als des bösen Feindes [36] sein Gauckelwerck seyn / der die Leute auf vielerley Art und Weise beginnet zu fällen und zu berücken; Weil er aufs wenigste ihnen beybringen will /als auch anderswo / im Meere / in dem Gestirn etc. vernünfftige Creaturen Gottes wären / und alles sichtbare uns Menschen zu gute nicht allein sey geschaffen worden.

1. Zeilerus in Continuat. Itiner. Germ: cap. 7. fol. 95. Die Herren von Tättenbach führen in ihren Wapen ein Meerfräulein / oder Sirenem, gleich wie die vornehme Geschlechte in Franckreich von Lufignan, alsSainct Valier, Sainct Gelais, Rochefoucaud, Lanssac, und de la Lande, in ihren Wapn eine Nympham haben / die in etlichen umb den Kopff schön geputzt /in etlichen aber nackend / mit fliegenden Haaren / biß zu dem Nabel ist / also daß die andere Theil des Leibes in einem Badezuber verborgen zu seyn scheine /aus welchem ein wenig hinterwerts ein Schlangen-Schweiff / so dem Leibe angewachsen / hinaufgehet. Die Frantzosen wollen / es bedeute dieses Gemälde die bekante Nympham Melusinam, Graff Reymundo von Poictiers Gemahlin / von welcher obgedachte Frantzösische Geschlechte ihren Uhrsprung zu haben vermeynen. Es will gleichwol Limnæus de jure publicô lib: 6. c. 6. num: 94. Weil man aus Herodotô [37] habe / daß Hercules eine solche Nympham die ob dem Gürtel / wie eine Weibsperson außgesehen / darunter aber einen Schlangenschweiff gehabt / geschwängert / aus welcher 3. Kinder gebohren worden / von derem eine die Picti, und von denen Pictis diePictones in Franckreich hergeführet werden / es vermuthlich sey / daß die Grafen von Poictiers (als die dieser Histori Glauben zugestellet /) damit sie die Gedächtniß ihres Geschlechts bey andern desto herrlicher macheten / dieses obbeschriebene Wapen zuführen angefangē. Er saget auch / daß das ansehnliche Geschlechte der Coliniorū in Italiâ ein Sirenen, Wassergöttin / oder Meerfräulein / auf ihrem Helm habe /so zum theil ein Fräulein / zum theil einen Fisch repræsentire.

2. Bartholinus centur. 2. Observ. Anatom. c. XI.p. 226. etc. Von der künstlichen Zerlegung eines See-Menschens. Von den Meerweiblein haben die alten in ihren Gedenckzeichen viel hinterlassen / daß zum Theil falsch / und zum Theil wahr ist. Ein Mährlein ist es / daß sie sollen wie Menschen geredt haben; Daß aber in der See Thiere mit Menschlichen Angesichtern gefunden werden / trage ich keinen Zweiffel. Ich will der alten Schrifften nicht zusammen suchen /welche häuffig von den Meer-Weiblein [38] handeln. Unter denen jüngerin haben von dieser materi Scaliger in l. 2. Hist. Anim. 1. 108. Rondelitius, Licetus de Spont. Viv. Ort. Marcus Marci de Ideis, und P. Boistuan Hist. Gall. Prod. T. 1. c. 18. hin und wieder geschrieben. Zu Enckhuysen in Holland sihet man das Bildniß eines Meerweibleins / das vor Zeiten durch die Gewalt des Wassers an das Ufer ist geworffen worden. Unser gemeiner Pöbel weiß zu erzehlen / daß auch in Dennemarck ein Meerweiblein sey gefangen worden / welches geredet / künfftige Dinge geweissaget / und genehet habe. Ein Jesuit / der nach Rom aus Indien zurücke kam / hat allda einen See-Menschen gesehen / der mit einem Bischoffs-Hut gezieret gewesen / und sein Gefängnüß in dem nechsten Winckel mit traurigem Antliß bejammerten / als er aber wiederumb in das Meer sey gelassen worden / scheinet es als ob er mit gebogenem Leibe denen die ihm guts gethan hatten / vor die wiedergebene Freyheit danckte /eher er sich ins Wasser tauchte / welches gedachter Jesuit dem alten Corvino offt zu erzehlen pflegte / wie mich sein Sohn zu Rom berichtet hat. Daß in dem Meer Fische gefunden werden / die in irgend einer Gestalt den Erd-Thieren gleich seyn / ist gewiß / [39] es ist darmnen der Fuchs / Wolff / Kalb / Hund / Roß / und dergleichen verhanden / warumb wollen wir denn den Meerwundern das Menschliche Bildniß versagen. Es sind ja traun auch auf der Erden die Affen / die zwar ohne Verstand / iedoch aber die äusserliche Gestalt des Menschens nebenst den Geberden haben. Wir rechnen aber alle solche Meerwunder unter das Geschlecht der Meer-Kälber. In diesen letzten hundert Jahre fiengen die Kauff-Leute der West-Indischen Gesellschafft nahe bey Brasilien einen See-Menschen /welchen zu Leyden P. Pavius in Gegenwart des in den Americanischen Sachen / und der Natur höchst erfahrnen Joh. de Laen, meines grossen Freundes / zergliederte. Das Haupt und die Brust biß an den Nabel hatte eine Menschliche Gestalt / von dem Nabel aber biß an die Füsse war es ein unförmig Stücke Fleisch /ohne Schwantz. Damit ich nicht dafür angesehen werde / als wolte ich den Leser betriegen / so habe ich in meiner Kunst Kammer so wohl eine Hand als auch Rippen / welche ich durch die Freundligkeit des erwehnten Herrn Laets besitze. Auff daß wir aber allem Zweifel ein Genügen thun / setzen wir hierbey beyder Bildnüß / nebenst der Abbildung so wohl des aufgerichteten / als auch schwimmenden Meer-Weibleins.[40] Die Hand hat fünff Finger / wie die unserige / auch so viel Eingleichungen / als die unserige / aber dieses sonderliches ist daran / daß alle Gebeine der Finger breiter sind und zusammen gedrücket / wie auch daß die Finger mit einem Häutlein gleich wie in den fliegenden Thieren / als da sind Gänse / Endten / und dergleichen / welche sich in den Wassern mit außgebreiteten Füssen fortschieben / an einander gefüget seyn. Die Spitze der beyden mitteln Finger ist breit /der eussersten aber scharff / die kleine und grosse Ellbogen-Röhren sind wegen der Bequemligkeit zum schwimmen sehr kurtz / und kaum 4. quer Finger lang. So ist auch die Achsel nicht weiter. Die Rippen sind ziemblich lang und dick / also daß sie die gemeinen Menschen-Rippen fast ein Drittheil übertreffen. Es werden aus den Rippen Kugelein gedrehet / welche ein gegenwertiges Mittel in den Schmertzen der Güldenen Adern sind / wie solches ewähnter Herr Laet selbst erfahren. So hat mich auch der Durchläuchtigste Ritter Cassianus à Puteo berichtet / daß die Corallen / welche aus denen nach Rom gebrachten Knochen solcher Meer-Kälber gedrehet seyn / wenn sie auff die Hand-Wurtzel geleget werden / das einseitige Hauptwehe nebenst dem Schwindel stillen / die da wieder [41] kommen / wenn man sie abnimt. Gedachter Ritter zeigte mir in seiner Kunstkammer das Bildnuß eines Meer-Weibleins / welches etliche wenig Jahr zuvor an das Maltesische Ufer war angetrieben. Ein Spanier erzehlte / daß in Indien Meerweiblein gefunden würden / die da weibliche Geburtsglieder haben /und den menschlichen also ähnlich sind daß die Fischer einen Eyd bey der Obrigkeit ablegen müssen /daß sie sich mit ihnen nicht vermischen wollen. Bernardinus Ginnarus l. 1. c. 9. de Indico Itinere, edit. Neap. 1641. berichtet / daß in den grossen FlußCuama, bey dem Africanischen Vorgebirge Capo di bouna Esperanza oder Caput bonæ Spei, genannt /Meerweiblein zu sehen sind / welche an dem halben Obertheil eine Menschliche Gestalt haben. Und zwar ist ihr Haupt rund / und siehet unmittelbahr auff dem Leibe / weil sie keinen Halß haben / ihre Ohren sind den unsrigen gantz gleich wie auch die Augen / Lippen und Zähne / ja wenn man ihre Brüste drücke / so lauffe bißweilen sehr weisse Milch herauß. Es sind diese Meer-Weiblein deß Ginnari von den Irrdischen Menschen unterschieden. 1. In der Nasen; dann wiewol sie beyde Nasenlöcher haben / ragen sie doch länger herfür. 2. In den Armen; welche [42] zwey Ellen lang sind / und keine Abtheilung deß Ellenbogen / der Hände und Geläncke haben / auch nur zum blossen wincken geschickt sind. 3. Unter dem Zwerchfell haben sie an statt der Füße zwey Fischeschwäntze /die in dem Wasser hin und her außgebreitet sind. Von diesen Fischen bezeuget P. Sacchias p. 2. lib. 4. n. 276. deß im Jahr 1560. in der See bey Insul Menaria 16. sind gefangen worden / nemblich 7. Männlein und 9. Fräulein. Der Jesuit P. Enricus Enrici, unnd der Leib-Artzt deß Vice Roy in Goa habe diese gar genau betrachtet / auch in acht genommen / daß die Krafft der Zähne und Knochen mit des Wasser Roßes übereinkommen. Erwehnter Ginarus l. 1. Tom. 1. c. 13. berichtet daß auch in dem Japponischen Meer ein Meerweib sey gefangen worden / aber sie habe keine Schupen / sondern weich und weiß Menschenfleisch gehabt / und als man sie auß dem Netz und Wasser gezogen / habe sie eine weinende und klägliche Stimme von ihr geben / wie das Frauenzimmer / worauff einer auß Mitleiden mit dem Degen sie durchstochen. Es ist von der Gestalt der Meerweiber bey den alten und jungen ein solcher Unterschied zu finden / daß es kein Wunder ist / daß es von vilen vor ein Mährlein gehaltē wird. Wir haben [43] die gesehenen Hände und ziehen solche Meer-Weiblein an / die warhafftig sind gesehen worden. So betriegen uns auch nicht die Hände und Rippen / derer warhafftiges und der Natur gleichförmiges Bildnüß wir für Augen gestellet.

3. Ein Meerweib / gantz nackend und stumm / als ein Fisch / ward gefangen in einem See in Holland /darein sie vermuthlich von einem Sturm geworffen worden / und ward gen Harlem gebracht im Jahr 1403. daselbst ist sie als eine Weibesperson bekleidet / und gewehnet worden / daß sie hat Brodt / Milch /und andere Speisen gessen. Sie lernet auch spinnen /und andere Hauß-Arbeit verrichten. Sie verehrete dasCrucifix / machte alle Minen und Ceremonien nach /wie sie ihre Fraw es sahe machen / nach der Weise der Römischen Kirchen / sie blieb aber stumm ihre gantze Lebens-Zeit / welche ziemblich lang war. Ludovicus Guicciardinus in descript. Holland.

4. Ist hier sonderlich / ausführlich und etwas weitläufftig / theils in genere, theils in specie von etlichen andern besondern Historien / anzuhören nachfolgender Autor. HERMANNUS LIGNARIDUS IN OBLECTA: ACADEM. C. 40. p.m. 312. etc. Es vermeinen die meisten Leute / daß die Tritones und Nereides, von welchen zur [44] Gnüge hin und wieder gehöret und gelesen wird / ertichtete Sachen seyn. Dieses zwar gestehe ich / wenn sie von den Poeten in die Zahl der Götter und Göttinnen gezogen werden; Daß solches Heydnische Aberglauben und Tand sey: Unterdessen aber bekräfftige ich / daß sie Meerwunder seyn; Dannenhero die Gelegenheit zu fabulieren entstanden / in dem Fall / so ferne sie für Götter und Göttinnen außgeschryen werden: Weiter halte ich auch also / daß sie wahrhafftig seyn; Welches mit folgenden Zeugnüssen bewehret wird. Plinius lib. 32. c.m. Natural Hist. gedencket / daß die Tritones und Nereides richtige Meerthiere seyn: Uber diß bringt er auch noch folgendes lib. 9. c. 5. Wenn er saget: Ich habe es von etlichen führnehmen Rittern gehöret / daß sie hinter Spanien in der Saditanische See einen Wasser-Menschen gesehen / in einer Menschlichen Gestalt; Welcher zu Nächtlichen Zeiten auff die Schiffe gestiegen: Und sie an den Ort / da er gesessen dermassen belästiget; Daß wenn er ein wenig drinne verweilet / sie gar gar gesuncken seyn. Weiter berichtet am eben den vorigen Ort dieses der Plinius: Die Abgesandten von Lesbon haben dem Tiberio erzehlet / wie sie in einer Höle den / Tritonem, in seiner gewöhnlichen Gestalt / hätten auff einer Meerschnecken pfeiffen [45] gehört und gesehen. Hierher gehöret auch / was Alexander ab Alex. Gen. dier. lib. 3. c. 8. schwätzet. Aber / seyend seine Wörter / über diß alles / haben wir zu unsern Zeiten fast eben solches in Epiro erfahren: Welches traun ein merckliches Exempel ist / welches viele auffzuzeichnen / unnd den Nachkömlingen wissen zuthun für rahtsam angesehen haben. Es hatte ein Triton oder Meer-Mensch in Gewohnheit / wenn die Weiber aus dem Städtgen Wasser holeten aus einem gewissen Quellbrunnen; daß er geschwinde aus seiner Höle hervor gekommen / so ferne er eine etzle Fraw gesehen /listig und unvermerckt aus dem Wasser hervor gewischet und hinter sie rücklings hergeschlichen sey; mit Gewalt weggenommen / und nach dem Meere zu /bey sie zu schlaffen / mit sie hingeeylet sey / und unter das Wasser mit hingerissen habe. Wie dieses die Einwohner des Ortes kundig geworden seyn; Da haben sie mit Fleiß auf das Meerwunder Achtung gegeben / ihme Netze geleget / und endlich mit List bald drauf gefangen und im Banden bey sich behalten: Da es aber nichtes hat essen wollen; hat es ausserhalb den Wasser nicht länger zu leben vermocht; sondern ist endlich durch hermen verschmachtet. BißhieherAlexander. Und damit noch ferner kein Anlaß zu zweiffeln gegeben werde; [46] So höre noch weiter / was eben von dieser Sache der Ludovicus Vives lib. 2. de veritate fidei saget: Es seynd auch / spricht er / Menschen im Meer / so wol als auff der Erden. Von solchen ist einer in Holland gefangen worden / welchen viel Leute gesehen haben. Sintemahl er über zwey Jahr stumm ist behalten geworden; da er endlich angefangen hat zu reden: Biß er zweymal von der Peste angefochten; Drauf man ihn wieder zum Meere gelassen / darinn er mit Freuden gesprungen. Bißher Vives. Weiter schreibet auch Mathæus Palmerius Florentinus, in seinen Jahr-Büchern / daß im siebenden Jahre des Bapstthums Pelagii, im Nilo allerhand Männliches und Weibliches Geschlechtes Creaturen gesehen worden; Welche biß an die Lenden Menschen-Gestalt gehabt. Solche / wie sie waren bey GOtt beschworen worden; haben sie sich von frühe an biß zu der neuden Stunde anschauen lassen. Aber damit du dich noch weniger wegen der Tritonen verwunderst; so solstu wissen / daß auch Mönche und Bischöffe im Meere seyn. Denn Gregorius Fabricius erzehlet beym Gesnero, daß im Belt oder Teutschen Meere / beym Städlein Elboa, welches vier Meil von Coppenhagen lieget / ein Fisch gefangen sey; Dessen Kopff / Hals /Schultern / Brust / Menschliche [47] Form gehabt. Der Kopff war beschoren / wie eines Mönchs-Häupt: Vom Halse hieng über die Schultern und Brust gleichsam eine Münchs Kapffe; Welche mit schwartzen und rothen Flecken bemahlet war. Die Kapffe endete sich mit einem breiten Saum / womit man sich gärten pfleget. An stat der Erme waren Floßfedern: Die Füsse bestunden aus eines Fisches Schwantze. Das gantzeMonstrum belieff sich auf vier Ellen nach der Länge: Welches zum Könige ist gebracht worden und hernach gedorret / auch zur rarität und sonderlichen Wunderwerck verwahret behalten. Es ist aber gefangen worden Anno 1546. Was endlich den Wasser-Bischoff betrifft; So redet von ihm der Rondeletius also: Nunmehr wil ich noch von einem noch viel wunderlichen ungeheuer reden / welches ich bekommen habe vom Gisberto, einem Teutschen Medico, er aber vom Amsterdam im Schreiben zu lesen empfangen hat. Nemlich Anno 1531. ist dieses Meerwunder gesehen worden / in eines Bischoffs Gestalt / und zum Könige in Polen hingebracht worden; Welchem diß monstrum mit eigentlichen Zeichen so viel hat zu erkennen gegeben; Daß es trefflich gerne wieder ins Wasser wolte: Wie es denn auch geschehen / daß / als es hingeführet worden / sich in geschwinder Eil [48] hinein gestürtzet hat. Und ist also nunmehr im geringsten kein Zweiffel dran / daß es Tritones gebet. Ja es ist auch gewisse /daß Nereides vorhanden seyn. Denn Plinius saget hievon im vorher angezogenen Orte so viel: Es ist kein falscher Wahn / und bekriegliches Vorgeben /von den Nereidibus, welche einen rauchē Leib von Schuppen haben / auch am selben Orte / da sie der Menschen Gestalt ehnlich kommen: Denn man hat eines von diesen Meerwundern an eben denselbigen Ufer gesehē / da der Triton ist geschauet worden: Ja es habē auch die Beywohner von ferne eines ietzt sterbenden trauriges Geheule gehöret. Und noch ferner hat dem Käyser Augusto ein Frantzösischer Abgesandter zu seiner Zeit erzehlet / daß sich viel Nereides an des Meeres Rande hervor thäten: Bißhieher Plinius. Noch ferner bezeuget auch eben dieses Theodorus Gaza, ein grundgelahrter und Glaubwürdiger Mann /beym Alexandro ab Alex. Nemlich es spricht der Alexander, an einem Orte dieses Theodorus Gaza, ein berühmter Redner / und statlicher Philosophus, schwatzete außführlich unn gar schön einmals beymJoviano Pontano, zu welchen er offte kam / wie er denn auch viele von den unsrigen zuzusprechen pflagt; Daß / wie er sich in Peloponneso auffgehalten / unnd zu einer Zeit ein greuliches Ungewitter auff den Meere entstanden / die Wellen etliche [49] Meereswunder ans Ufer geschlagen hätten; Und er unter andern eine Nereidem vermercket; Welche am Rande vom Wasser verlassen / allda auf den Sande gelebet und verpaustet hätte. Das Gesichte wäre einer Menschlichen Gestalt verwandt gewesen / am welchen das Antlitz gar schön und wacker gelassen: Im übrigen solle es am Leibe / biß zur Scham hinunter /rauch von Schuppen gewesen seyn; Nach diesen habe sich das folgende Theil in eines Heuschrecken Schwantz geendet. Wie aber endlich und schleunig viel Leute hinzugekommen / und ein grosser Zulauff geworden / Theils aus der Nähe / aus den Städten und Flecken / Theils aus der Ferne / und dieses Wunder in starcker Menge ümbgeben; Da soll man es am Ufer gar traurig und verzagt verspüret haben / und häuffige Seuffzer von sich ergehen lassen: Bald soll es auch schmertzlich geweinet und viel Thränen haben fliessen lassen; Wie es inne geworden / daß so biel Leute rings ümbher gestanden / und es aus dem Sande nicht vermochte zu kommen. Drüber soll er / der Gaza, aus Barmhertzigkeit seyn bewogen worden / wie er denn weichmüthig und mitleidig von Natur gewesen; Und dem Volcke aus dem Wege etwas zu weichen / oder abseits zugehen befohlen haben: Drauf das Meerwunder [50] selbsten mit seinem Ermen und Schwantze / mit aller Macht gereget / und allgemählich zum Wasser gekrochen: Darinn es mit voller Macht sich hinein geschwungen / und im Augenblicke verschwunden ist.

Noch ferner schreibet auch der Scaliger in Exercitat: ad Cardanum: Daß er zu Parma eine Nereidem mit Augen gesehen; Welche nach der Grösse einen Zweyjährigen Kinde gegleichet. Exerc. 226.

Eines muß ich allhier noch hinzu thun: Daß die jenigen weidlich irren / welche die Nereides und Sirenes für eines halten. Denn es sind die Sirenes, von welchen alles Fabelwerck ist / was man schwatzet /keine Fische, sondern Vögel / welche auch Acheloides benahmet werden / und von welchen Ovidius dieses singet: Vobis Acheloides unde

Pluma pedesq; avium; cum virginis ora geratis?

Welche in diesen Wahn begriffen seyn / die sind ungefer dadurch verführet / daß sie Meerwunder genennet werden. Denn also redet vollends Ovidius von sie:


Monstra maris Sirenes erant, quæ voce canorâ,
Qvaslibet admissas detineuere rates.

[51] Aber / ist denn nu auch flugs alles ein Fisch was ein Meerwunder ist? Denn es können auch die jenigen maris monstra heissen / welche auf den Klippen wohnen und Inseln wohnen: Oder / welches allhir der Wahrheit ähnlicher / welches auf den Meere einher schwimmet; Ungeachtet / daß es Vogel seyn; Wie denn von den Plattfüssigten Wasser-Vögeln es die Richtigkeit hat. So weit der Lignardius. Zu solchen gehöret nunmehr auch der Autor Admirandorum Sinæ & Europæ cap. 41. p. 1202 etc. Die Harpyas überlassen wir den Poeten; Aber die Sirenes müssen wir allhier ein wenig erwegen: Es hat das Ansehen /als wenn sie moraliter jenes Theil der Welt-Weißheit bedeuten / welche mit der Contemplation der Sachen zu thun hat; Und so wol anderer als der Natürlichen Dinge: Item welche auch mit der Mathesi und Historie ümmegehet: Aber ohne Verrichtungen verbleibet. Derentwegen singen sie auch beym Homero, daß sie alles wissen / theils die Geschlechte von dem Trojanischen Kriege / theils was sich sonsten auf der Erde zuträget: Item / wer höret / daß solcher erfreuet nach geschöpffeter Wollust / und weise nach empfangener Gelahrtheit werde. Ob nun wohl dieses Theil der Philosophi viele ergetzliche und erbauliche Sachen hat; also daß es kaum einen von sich lässet /oder zu nothwendigen Verrichtungen und Emptern[52] verschicket / oder zum Haußwesen und Regimentern zu schreiten vergönnet; (daher auch Ulysses gebunden fürgegeben wird als einer der zu allen Geschöfften verstricket ist:) So soll doch eigentlich kein Philosophus, welcher durch den Ulyssem zu verstehen gegeben wird / sich gar zu sehr in diesen Studiis verweilen; sondern vergnüget seyn / wenn er ein wenig von dieser Wollust gekostet / unn solcher Sachen nunmehr nicht allerdings unbewust ist / welche die Nutzbarkeit des Menschen zu befördern und klüglich zuregieren nöthig seyn. Ist er solcher wol inne geworden; So soll er nicht weiter verharren / sondern die Banden zureissen / welche ihn zu practiciren verbieten wollen: Damit er nicht alleine ihme wol fürstehe; sondern auch abder zu Diensten leben könne: Und also ein vollkömmlicher Philosophus sey in beyden Theilen. Es finden sich noch andere welche vermeinē / daß es hole Löcher gegebē habe / auß welchen ein stetigerSpiritus ergangen / welche durch die pfeiffen unn Röhre / so die Beiwohner dahin gestecket einē süssen Schall ergehē habe lassen: Also daß die vorüber Reisenden dadurch weren hingelocket / und gleichsam erstarrēde zu einer Verwunderung gebracht worden. Unn traun so ist dieses Ding nicht gantz ungereimt /das es nicht an vielē Orten einē süssen Schall von Natur gebe; Nicht allein aus [53] holen unterirdischen Löchern / die oben einen engen Schlund haben; sondern auch aus den Ufern / die nur ein wenig hohl seyn: Welche ein liebliches Geräusche machen / wenn die Wellen auf Unterschiedligkeit hinnan schlagen. DerAthenæus führet diese Wörter / die er von einen Koche genommen / welcher schertzhafftig dieSirenische Fabel folgender massen appliciret: So ich einmal meine Küche recht anrichten werde; so soltu sehen / daß es sich eben so damit verhalten wird / wie mit denen Sirenen vor alten Zeiten. Nemblich es wird niemand / für die Süssigkeit durch den nechsten Weg ungeirret vorbey gehen können: Sondern ein ieder wird allhier für der Thür wie ein Maulaffe stehen müssen; Biß ein ander komme / und nachdeme er seine Nase zugehalten den Narren hinweg zerre.

Daß man aber dichtet es sollen der Syrenen drey gewesen seyn; Daß ist darümb geschehen / weil die Menschen auf dreyerley Art und Weise zu den Venerischen Lüsten (denn es sollen die Syrenen auch Sinngerinnen und leichtfertige Metzen gewesen seyn /) veranlasset werden; Nemmlich durch den Gesange /durch das anstehen / und durch das ümbgehen oder familiaritæt; Welche die letzte Linie zu lieben beymTerentio heisset. Eben diese dreyfache Zahl kan auch wol [54] folgendes bedeuten; Nemblich die Welt / das Fleisch / und den abgesagten Feind des Menschlichen Geschlechtes; Deren Gesang seynd die heimlichen Einblasungen; die Werckzeuge seynd gegenwertige Wollüste / Reichthumb und Ehre. Doch gnnug von den Sirenibus. Jetzund wolen wir noch weiter von den Meer-Menschen schwatzen; Nach Veranleitung eben des vorigen Autoris Admirandorum etc. p. 1219. Es erzehlet der Vives daß zu seiner Zeit bey den Holländern ein Meer-Mann von sehr vielen Leuten sey geschauet worden / und nach dem er über zwey Jahr stumm gewesen; Soll er endlich angefangen haben zu schwatzen / und allgemählich reden zu lernen: Aber hernach mit Lust wiederumb ins Meer gesprungen seyn: Welcher vielleichte von dem Geschlechte gewesen; Davon Alexander ab Alex. in Genial. lib. solches redet: Nemblich man habe in Sicilien einen Menschen gefunden / welcher von seiner Kindheit an sich immer zum schwimmen gewehnet / und Tag und Nacht sich auff den Wässern mit grosser Begierde aufgehalten haben: Also / daß wenn ein Tag vorbey gegangen / da er sich nicht in schwimmen geübet / der sich wie eine Gantz erzeiget; Er sich sehr betrübet und ängstlich geberdet habe; Dannenhero sie ihme eines Fisches Name gegeben / und Calanus [55] genannt haben. Weiter soll er durch solche seine tägliche Ubung eine so grosse Stärcke und Vollmächtigkeit erlanget haben; Daß er bey 50. und drüber Stadia, im stetigen schwimmen / ohne Außruhung verrichtet /unn gantz Tage unn Nächte im Meere zugebracht /ungeachtet / daß es bißweilen grosse Wellen gehabt. Er schwamm zum öfftern nach den Schiffen hin / und nachdem er sich lustig drinnen erzeiget / und wacker geschmauset gehabt; Ist er abermahl in das Meer gesprungen. Endlich soll es sich zugetragen haben / daß der König Alphonsus den Untertauchern (Urinatoribus) einen güldenen Pocal auffgesetzt / drümb zu spielen / wer ihn gewinnen würde: Hierüber soll der unglückhaffte Calanus sich in die Tieffe des Meers gestürtzet haben; Verhoffende sein bestes zu prüfen /und das Kleinod darvon zu bringen. Aber er ist weiter nicht gesehen worden / noch aus dem Meere wieder gekehrt; Indem er vielleichte unten im Meer in einer Strudel oder tieffe Höle gerathen / oder sonsten durch ein oder Ungemach kan ümbgekommen seyn.

Wie Eugenius IV. Pontifex. gelebet / da soll bey der Stadt Sibicinum in der Wallachey ein See Mensch seyn gefangen worden / welcher / [56] in dem er einen Knaben mit sich nach dem Meer hinschleppete / drüber von den hinzu lauffenden Leuten / die es wahrgenommen / mit Steinen geschmissen und mit Knütteln ist wund gemachet worden; Da sie ihn weiter zurücke ans Land gezogen / und man Augenscheinlich gesehen hat / daß er schier eine gäntzliche Menschen-Gestalt gehabt; Ohne daß die Haut nur einem Ahle ähnlicher gewesen: Ferner hatte er auch auf dem Häupte zwey kleine Hörnerichen; die Hände besassen nur zweene Finger / und die Füsse endigten sich in ein paar Schwäntze / von welchen / biß zu den Armen hinnauf / die Fittigen / wie an den Fledermäusen / sich ielänger ieweiter verkleinerten. Fulgosus. In Egypten soll auch an den Fluß Nilo, der Hauptmann Menas, wie er mit seinem Volcke an einem Orte / Delta genannt vorbey gemarchiret / und numehr der Tag angebrochen / etliche Thiere in Menschen-Gestalt mitten auff den Flusse gesehen haben; Nemlich für allen einen Mann und eine Frau. Der Mann soll eine grosse Brust gehabt haben / ein greuliches Angesicht / rechte Haupt-Haare besessen han / unnd biß an die Lenden nackicht gewesen seyn. Das Weib soll grosse Brüste gehabt han mit einem rechten Weiblichen [57] Antlitze /und sehr langen Haaren: Da sie also biß an die neunde Stunde von allen Volcke sind betrachtet worden. Drauff soll der Menas diese Geschichte dem KäyserMauritio zugeschrieben haben; Wie Theophilus Isaurus ein Abt von selbiger Zeit wiewol er etliche hundert Jahr hernach gelebet hat / in seiner Chronologia verzeichnet verlassen; Nach Verdolmetschung desAnastasii eines Römischen Bibliothecarii, im Jahre Christi 592.

Anno Christi 1403. ist in einer Holländischen See ein Meer-Weib gefangen worden / nachdeme sie dahin auß dem Meere geworffen ist gewesen. Drauff hat man sie in die Stadt Harlem gebracht / und nach deme sie nacklicht gewesen / hat sie sich kleiden lassen / hat Brodt / Milch und andere Kost gegessen: Sie hat spinnen gelernet / und viel andere Weibliche Sachen mehr gefasset: Sie hat auch aus Andacht bey dem Namen Christi die Knie gebeuget / und ist aller Sachen kundig geworden / die man ihr befohlen gehabt: Doch hat sie nicht können reden lernen / ob sie gleich viel Jahre allda gelebet.

Anno Christi 1526. ist in Frießland ein Mann gefangen worden / mit langen Haupt-Haaren und grosen Barte; Welcher sonsten voller Sauborsten gewesen: Hat wenig Jahre gelebet / ist [58] stumm geblieben und endlich an der Peste gestorben.

Anno 1531. soll auff dem Balthischen Meere / beyElepochum, einer Norwegischen Stadt ein Seemann gefangen worden / welcher einem Bischoffe gäntzlich mit seinem Habite nachgekommen. Ist dem Könige in Polen Sigismundo verehret worden / und hat nur drey Tage gelebet: Von welchem Gilbertus, Horstius, undCarnelius Amsterlodamus nach Rom geschrieben haben. Von diesen Tritonibus schreibet derDamianus Goes in Beschreibung von Lisbon viel / und nicht weit vom Promontorio Lunæ der Ferdinandus Alvarus, Domus Indicæ Scriba, daß ein Meerknabe sey gesehen worden / welcher ans Ufer getreten / der Fischer ihre Fische gestohlen und sie roh hinnein gefressen habe. Weil aber ein solches Ding in gantz Spanien ohne das sonsten bekandt gewesen / und vor diesen auf denselbigen Meere viel Sirenes und Tritones seyn gesehen worden; So hat mans für gewiß geglaubet. Denn man söll in den alten Archivis oder Registern des Portugesischen Reiches befinden / daß / wie der König und Großmeister S. Jacob miteinander gestritten haben / wegen Besitzung der Meerwunder; Der Streit also geschlichtet sey / daß nur dem Könige der Zoll von [59] den Sirenen und andern grossen Seefischen /welche an den Ufern deß Großmeisters gefangen würden / zugehörig sey. Doch ließ hievon ein mehrers beym Damiano, und Georgio Bruno in Harlemo. Hieher gehöret auch / was Johannes Henricus Ursinus Spirensis in seiner Acera Philologica lib. 2. §. 243. p.m. 211. saget. Es sind in Norwegischen Meere / entweder Fische oder sonsten Monstra, in Menschliche Gestalt / mit einer Münchs-Kutten bedecket. Wenn von solchen die Schifffahrenden eines fangen; So erstarren sie / und können die Hönde nicht außstrecken / die Ruder zu handhaben oder die Segel zu spannen. Darauff sollen die andre dieser Gattungen im Meere ümb das Schiff oder Fischerkahn Hauffen- weise schwimmen und brummen: Und so das gefangene Meerwunder nicht wieder loßgegeben wird; So soll allen im Schiffe die äusserste Noth bevorstehen.Olaus Magnus lib. 21. c. 1. Was der Teuffel nicht kan verrichten / daß läst er durch einen Mönch oder altes Weib ins Werck setzen. Hieher gehöret auch ebē dieser Ursinus lib. 3. dict. l. §. 3. p. 239. Refert Libavius de Univers Rer. & attestantur alii Anno 1409. inquodam Hollandiæ lacu captam Nereida, sive Marinam mulierem, Harlemi diu vixisse, docilemqve se præbuisse ad [60] multa, sed sermonis incapacem: & Anno 1526. in Frisiâ Pelagium ejusmodi hominem barbatum ac pilosum aliquot vixisse annis, sed mutum. Homines non ex aspectu, sed oratione & ratione censendi sunt. Adde eundem lib. 2 §. 296. p. 235. Reperiri Sirenes, visaq; in Novo orbe testantur Majolus Colloq IX. & Joh. Ludvvicus Gothfried. in Hisp. Antipod. Dum vivunt canunt, morituræ tristes conticescunt. At contrà


Cantator Cygnus funeris ipse sui


Ita pii la ti discedunt γεγηθότες, ὅτι μέλλουσι πιρὰ τὸν θεόν ωπὶος ουπιρεισὶ θερώποντες ut de Cygnis dixit Plato in Phædone. In Musicis certaminibus præmium esse Sirenum alam scribit Julianus ad Jamblichum. Voluptas ea mentis est, quam celetrimam dixit esse Thales apud Laert. Unde pennato curui comparatur Hierocles in Pythag. Aur. carm. Idem p. 386. §. 21. libri. V. SIRENUM CONCENTUS. Proverbium est, de svavi & jucundâ voce. Sic de adultera quâdam Petronius: Tanta gratia conciliabat vocem loquentis, tam dulcis sonus pertentatum mulcebat aera, ut putares inter auras canere SIRENUM Concordiam in Satyr. Fingebantur autem illæ cecinisse, ut est in veteri Epigrammate de cantu SIRENUM:


[61]
Quod tuba, quod litui, quod cornua rauca queruntur,
Quodq; foraminibus tibia mille sonat:
Quodq; leves calami quod svavis cantar aëdon,
Quod Lyra, quod Cithara, quod moribundus olor.

Nempe, canere potest voluptas, quod cujusq; auribus placeat. Ubi autem Timor Dei non cohibet hominem & in officio continent, ibi cum peccato Diabolus tripudiat & choreas ducit, ut ait Gregorius Nissenus de Resurr. CHristi orat. 3.

5. Matth. Hammer in Viridar. Histor. p.m. 358. 359. Von der Veneris Liebe / weiß heutiges Tages die ungezogene Jugend / und die unkeusche Hertzen / viel zu sagen: Man soll aber wissen / daß der Venus-Berg nicht herkomme von der Göttin Venere, auch hat solchen Cupido, das Wald-Schälcklein / nicht erfunden; Sondern es hat auff einem hohen Berge eine Wasser-Frau gewohnet / so eine Königin derselben Revier gewesen / und weiln der Berg hohl / sind viel Zwerglein oder Pygmæi dahin kommen / mit ihr Freundschafft zu halten / und weiln dieselbige Königin gelebet / hat niemand solch Schluffloch [62] erfahren. Nach ihrem Tode aber sind es die andern Zwerge gar inne worden / den Berg darauf den Venus-Berg oder Liebes-Berg genennet und geheissen. Wer aber mehrers wissen will hiervon / was der Wasserfrauen / ihr Thun und Wesen gewesen sey / der lese Theophrasti, von diesem und andern mehr / seine Schrifften. Er sagt / daß eine Wasser-Frau in ihrer Größe und Stärcke bleibe / wie sie gebohren werde / biß ihre Zeit vorüber / daß sie wieder abgehet / und stirbet.

6. Zeilerus in Tom. 2. Epist. 533. p.m. 795. in den Eschweger / oder Bielsteiner Ampt / liegt an den Meißner-Berge / ein grosser Pfurl / oder See / welcher mehrentheils trübe ist / wird Frauen Höllenbad genennet / weil der alten Bericht nach / ein Gespenst / in Gestalt eines Weibesbild / in der Mittags-Stunde /sich darinnen baden sehen habe lassen / und hernach wieder verschwunden seyn solle / auch / ausser deme /viel Gespänste / an diesem Berge / umb die Morasse /deren es da herümb / und auff dem Berge / viel hat /sich vernehmen haben lasse / auch zuweilen die Reisende / oder Jäger / verführet / oder beschädiget haben sollen.

7. Hierzu gehöret nunmehr auch Zeilerus [63] Tom. 2.Epist. 553. p. 876. etc. Worauff denn dem Herrn ich nicht verhalten solle / daß nicht allein Theophrastus Paracelsus, sondern auch gedachter Kornmann / fürgeben / es seyen viererley Arten der Geist-Menschen /nemlich Nymphæ, oder Wasserleute Pygmæi oder Bergleute / Sylvestres, Sylphen / und Lufftleute / und denn die Vulcani, Salamander und Feuerleute / welche in allen vier Elementen / von GOtt / nach dem Adam / mit Blut / Fleisch und Bein / seyen erschaffen worden / und daß sie gebähren / auch reden / essen /trincken / und wandeln; Aber wie das Viehe vergehen; Und ihnen weder Wasser noch Feuer schaden sollen; Die auch nicht versperret werden können / und eine vernünfftige Seele bekommen / wenn sie mit einen Menschen verheyrathet werden: Und was dergleichen seltzame Dinge mehr seyn. Und hieher wird auch die berühmte Melusina, Graff Raymunds von Poictiers in Franckreich Gemahlin / gerechnet / deren Thurn (so nahend dem Schloß zu Lusignan, und in solchen ihr Brunn / davon die Poeten so viel Gedichts gemacht /gelegen gewesen) im Jahr 1575. auff anhalten der Land-Stände in Poicton, zusamme selbigen herrlichen / festen und schönen Schlosse / dessen Thurns man doch / wie die meisten dafür hielten / der Gedächtniß halber / [64] hätte verdonen sollen / zerstöret worden ist; Wie hiervon bey dem Thou, im 59. Buch seiner Historien / und Johann von Serres / in dem Leben König Heinrichs des dritten / zu lesen. Das hochberühmte Fürstliche Geschlechte von Lusignan, welches so viel Könige und Fürsten der Christenheit gegeben / die auch zu Jerusalem und Cypern regieret / hatte daher seinen Namen. Und will man noch die Frantzösische Geschlecht / von Lusignan Sainct Valoir, Sainct Gelais, Rochefoucaud, Lanssac, und de la Lande, von dem befügten Raymundo, und der Melusina, KönigsHelmæ in Albaniâ, und der Nymphe Persinæ, Tochter (welchen gedachten Graffen zehen Söhne gebohren haben solle / Vid. Limnæus de Jure publ. lu. c. 6. n. 94.) herführen; Als die eine solche Nympham, oder Wasserfräulein / fast wie die Herren Grafen von Tättenpach / in ihrem alten Wapen / auff dem Helm ein Weiblein / so unten her ein Fisch / führen; Ausser daß die in Frankreich einen Schlangenschweiff haben. Es wird aber von den Gelehrten dafür gehalten / daß die besagte Melusina entweder selbst ein Teuffel / oder die ihrigen gestohlene Kinder gewesen. Denn der Teuffel / durch GOttes Verhangnüß / die Kinder /sonderlich in den sechs Wochen / oder in der Kindbett / [65] und wenn man etwan dieselbe ins Teuffels Namen /oder mit andern schrecklichen fluchen / schweiget /niederleget und auffhebet / wohl stehlen und andere unterlegen kan; Die man daher Wechselkinder / Kielkröpffe / und Wechselbälge nennet / die nur fressen /und saugen / auch mit schreyen und anderer Unflaterey / Unruhe machen; Wiewohl sie nicht über 18. oder 19. Jahr alt werden sollen. Es hat neulich ein gelehrter Mann / nemblich Herr Abraham Seydel / einen Bericht von den Geistern / zu Erffurt drucken lassen; Darinnen er unter andern saget / daß die Hauß- und Lufft-Geister / oder Spiritus familiares, nichts anders / als die Teuffel selbsten / und daher zu fliehen / und meiden seyen: Wiewol sich theils ihrer zur Gemüth-Luft / als wie Socrates, Cornelius Agripp: M. Joël Pinnovius; Zur Leibs-Lust / als wie Apollonius, Johann Faust; Nichtiger Welt-Lust / hoher Ehr / Reichthumm / etc. als wie gedachter Theophrastus Paracelsus, gebraucht haben sollen; Dergleichen Leute aber / neben deme sie sich schwerlich an GOtt versündigen; Von dem Teuffel geäffet werden / und gemeiniglich auff die letzte einen bösen Lohn von ihm bekommen. Und ist alles nur eine Verblendung / was man in einem Glaß / Spiegel / Stein / oder Crystallen /siehet / als ob ein solcher Geist [66] darinn eingeschlossen wäre. Und seynd des Apollinis Oracula oder Bericht /zu Delphis, des Teuffels Antwort gewesen. Zwar wissen die Geister der Lufft viel Dinge / sonderlich vergangene / aber die zukünfftige seynd ihnen vielmahls verborgen; Und was die Göttliche Allmacht betrifft /davon ist ihnen nichts wissend. So giebt man wegen ihrer Stärcke und verrichteten gleichmässigen Wercken zu / daß die Bock und Mantelfahrt / kein Gedicht / oder blosse Einbildung / wie etliche vermeynen; Sondern daß den Teuffeln / die Bocks- und anderer Thiere und Dinge Gestalt / die Menschen leibhafftig hin und wieder zu führen / wohl müglich seye. Wenn aber die Geister mit Leibern sich stellen / so ist solches nur ein Betrug und Vereinigung / oder Annehmung eines andern Leibes; Oder sie können aus den Elementen eine solche äusserliche Gestalt zusammen bringen / welche sie doch nicht lange an sich behalten / sondern zeitlich wieder von sich legen. Denn keinem Geist ein Leib / Fleisch / und Blut und auch nicht die Niessung der Speiß / durch ihre Geistische und feurige Natur / geschwinde verzehret worden. Aber auf die obgedachte vielerley Art der erdichten Geist-Menschen (denn Kormann / in seinen Venus-Berge / einen Unterscheid unter den Geistern / und Geistmenschen;[67] Wie nechst gedacht / machet /) absonderlich zukommen; So seyn die Nymphen / Wassergeister / oder Wassernixen / nichts anders / als der Teuffel selbst. Und ob man wohl unterschiedliche Exempel von Wasserleuten lieset / Vid. Scaliger. Exerc. 226. Sect. 12. Petrejus in Chron. Moscovv. p. 88. So seynd doch solche entweder gantz Natürliche / als sonderbahre Fisch im Meer / so einem Menschen gantz ähnlich sehen / Köpffe / Augen / Nasen / Mund / Hände /Füße / und alle Glider / wie ein Mensch / haben / aber ohne Stimm / Vernunfft / Rede / unnd Verstand seyn; (zu Torr, einen kleinen Meerhafen / deß rothen Meers / und Flecken / ist eine Sirene gefangen worden /davon sie die Haut Anno 1505. gehabt. Hatte Kopff /Arm / Bruste / etc. Aber unten hinauß war es ein Fisch. S. Chr. Fürer in seiner Reisebeschreibung / p. 122.) oder sonderliche / und verwunderliche / und rechte / natürliche Menschen; Welche (wie man dafür helt) von Jugend auff sich zum schwimmen begeben /und also deß Wassers gewohnt / daß sie auß deßelben nicht wohl leben können: Wie es aber damit zugehe /das weiset Iul. Cæsar Scaliger Exerc. 262. Und diese seynd nicht unter die oberwähnte erdichtete Nymphen zuzehlen.

7. Es erzehlte mir vor wenig Jahren eine [68] Salfeldische Fraue / wie daß sie vor 40. Jahren bey Salfeld in einer Pfarr in Gegenwart deß Priesters von einer alten Wehemuetter gehöret, daß ihrer / auch alten Wehefrauen / Mutter widerfahren soll seyn / (es war aber diese Kinderfrau sambt ihrer Mutter vom Dorffe Breulip / eine halbe Meile von Salfeld gelegen / gewesen:) wie sie deß Nachts were geruffen worden /daß sie sich anziehen solte / und mitkommen müste zur kreisenden Frauen: drauff sie sich angezogen und im finstern herunter gegangen; da sie einen Mann angetroffen / zu dem sie gesaget / er solte warten / sie wolte eine Leuchte nehmen und mitgehen. Er aber hatte immer geeilet unnd gesprochen / sie solte nur mitgehen / er wolte ihr den Weg schon zeigen / sie wolten nicht irren. Unnd hiemit soll er ihr die Augen zugebungen haben / daß sie erschrocken / und drüber schreyen wollen: Aber der Mann soll immer gesaget haben; Sie solle sich nicht fürchten / denn es solle ihr kein Leid wiederfahren; Sondern sie solle nur Getrost mitgehen. Und so war er mit sie fort gespatzieret; Drauff sie vermercket daß er mit einer Ruthen ins Wasser geschlagen / unnd sie immer tieffer hinunter gegangen sey / biß sie in eine Stube gekommen. Drinnen niemand mehr als die Schwangere [69] gewesen. Der Gefehrte aber hatte ihr das Band daselbst hinweg gethan / sie fürs Bette geführet / und seiner Frauen anbefohlen gehabt: Und hernach war er hinaus gegangen. Wie er nun weg gewesen / da hatte sie das Kindlein helffen zur Welt befodern / die Kinderbetterin ins Bette gebracht / das Kindlein gebadet / und alle nothwendige Sache darbey verrichtet. Drauf die Wöchnerinne aus heimlicher Dankbarkeit / Warnungsweise zur Wehemutter gesprochen: Ich bin auch so wohl als ihr / ein Christen-Mensch / unn bin weggeführet worden von einem Wassermanne / der mich außgetauschet hat. Er frisset mir am dritten Tage alle meine Kinder: Kommet nur am dritten Tage zu eurem Teich; Da werdet ihr sehen / wie das Wasser werde in Blut verwandelt seyn: (Doch war die Wehemutter nicht hin kommen für Furcht / solchen Teich nach diesem deßwegen zu beschauen:) Wenn mein Mann ietzt wird herein kommen / und euch Geld bieten etc. so nehmet jo nicht mehr Geld von ihme / als ihr sonsten zu kriegen pfleget: Im übrigen drehet er euch sonst den hals ümb: Nemet euch wohl in acht. Und hiemit war der Mann / der gar böse und zornig außgesehen / hinein kommen / hatte sich rumb gesehen / und befunden /daß es alles hübsch war abgelauffen: Drumm [70] er die Wehemutter gelobet / und einen grossen Hauffen Geld auf den Tisch geworffen / sprechende; Davon solle sie so viel nehmen als sie wolte. Sie aber war gescheuet gewesen / und hatte etliche mahl geantworttet; Sie begehrte von ihme nichts mehr als von andern / (welches denn ein geringes Geld gewesen.) Wenn er ihr so viel gebe / so hette sie gar gnug dran: Oder wolte er nicht /so begehre sie auch gar nichts von ihme: Er möchte sie nur wieder nach Hause bringen. Drauff er angehaben: Das heist dich GOtt sprechen: Und hiemit hatte er ihr so viel Geld zugezehlet / und hatte sie drauf nach Hause begleitet. Weiter gedachte auch voriges Weib; Daß es sich zu Salfeld vor diesem offte begeben / daß Nixfrauen aus den Teichen in die Stadt gekommen / und in den Fleischbäncken Fleisch gekauffet haben: Da man sie denn nur alleine an ihren grossen und greßlichen Augen / wie auch an den trieffendenden Schweiffe der Röcke unten hat erkennen mögen. Solche Weiber aber und Leute sollen vertauschte Kinder seyn / welche von unserer Welt denen Wöchnerinnen geraubet; Und davor die rechten Wassernixe andere Kinder hingeleget haben. Solches habe ich auch öffters zu Halle gehöret / als da vor einem Thore ein rund Wasser ist / der Nix-Teich genannt /[71] da sollen auch die Wasserleute und sonderlich Weiber; vor diesen herauß gekommen seyn / und in der Stadt zu Notthurffe allerhand Wahren eingekauffet haben: Die man ebenmässig an den nassen Kleidersaumen erkennen können. Ein wunderliches: Sollen sie dem im übrigen eben einerley Kleider tragen / einerley Sprache haben / auch solches Geld besitzen /etc. im Wasser / als wir hie auff Erden? Das kömbt gar schneckisch herauß. Solte ihnen die Natur in ihrem Element nicht sattsame Vergnügung leisten können / daß sie sich noch allerhand Sachen bey uns erholen müsten? Doch machen wir es doch nicht besser / wenn wier nach den Poeten / ad inferos descendiren / und more Parricidarum, unser aller Mutter die viscera aus dem Leibe schneiden: Dem Neptuno in sein Gehege fallen / und auch der Lufft nicht minder einbaß thun. Doch hat solches es der liebe GOtt uns Menschenkindern übergeben.

7. Michael Pabst. part. 1. Wunderbuches p. 33.etc. Anno 1523. den 3. Weinmonat / hat man zu Rom in der Schifflendung ein Meerwunder gesehen / war ein Fräulein / hatte Haar auf dem Kopffe / wie Stacheln oder Borsten von einem Igel / mit dem Angesichte sahe es mehr einem Affen / als einem Menschen gleich / hatte Ohren wie ein Hund / sonsten war es am Leibe fein glatt / [72] hatte schöne weisse rundte Brüste / einen weissen wolformirten Bauch / mit einem gelbigten krausen Weibischen Zeichen gezieret.

Anno Christi 1584. hat Philippus / Ertzhertzog in Oesterreich / eine todte Spernen oder Meerfräulein /zum Spectackel mit sich gen Genua gebracht / deßgleichen auch zweene lebendige Satyros deren einer in eines rechten Mannes Alter / der ander aber noch jung / in Knabens Gestalt / gewesen. Die Satyri aber seind wilde Leute / in den eussersten Grentzen Lybiæ wohnende Ptolomæus sagt / lib. 3. cap. 2. daß bey der Landtschafft India drey Insuln seyn / in welchem solche Monstra wohnen.

10. Lieset man in der XXI. Continuat. der Oesterlichen Relation zu Leipzig pag. 17 unterm Septemb. 1665. Daß in Liffland ein Meerwunder / in Gestalt halb Weibes unnd halb Fisches / gesehen wurde. Item daß du Bourgo ein Basilisque sey getödtet worden /so groß wie ein Hammel.

11. Von denen Syrenen besihe Camerar. in Emblem. centur. 4. c. 63. 64. p. 64. 65. auch Cicer. 5.de Fin. Apollon. in Argon. Plat. in Phædr. Virgil. Ovid. 5. Metam. Lycophron. in Cassandr. 10. Tzetze. in 1. var. XIV. & XVI. LXXV. Theod. Gaza, Trapezunt: Pauló Jovió in Dilog. de Impressis Italic.

[73]
14. Von Oceänischen Männern
XIV. Von Oceänischen Männern.

Ehe und bevor wir vom Urtheil dieser Leute was ergehen lassen; So wollen wir unterschiedlich Historien zuvor anführen. Als spricht Johann Lassenius in seinen Bürgerl. Tischreden Dial. 5. p. 297. Es erzehletTorqvemada Hexaem. Coll. 1. p. 130. Daß in dem Königreiche Galliciâ, ein Geschlecht vornehmer von Adel sey / so man die Meer-Leute nennete / so ihren Uhrsprung haben von einem Meer-Mann / so eine Jungfrau / so am Gestade des Meeres spatzieren gangen / geschwängert / und sie eine Frucht Männliches Geschlechtes / zur Welt gebohren / von welcher nachmahls ihr Geschlecht ferner außgebreitet worden. Wie denn auch berichtet wird / daß theils Meer-Weiber mit den Menschen sich vermischet / lange bey einander gewohnet / und Kinder gezeuget. Wie nun dieses zugehe / will ich nicht weiltläuffig erörtern / und ob ich zwar davor halte / als lauffe hierinnen viel Teuffelisches Werck mit unter; Will es doch dahin gestellet seyn / und einem ieden zu glauben frey lassen / was ihme gefället. Ich halte aber davor / daß manche Jungfr. von einem Meer-Mann [74] sich geschwängert zu seyn / sagen würde / im Fall dergleichen bey uns wären / daran er doch keine Schuld / sondern ein andere Hurenbock haben würde. Man erfähret es offtermahls / wie die liederliche Gesellen / ein junges ehrliches Mägdlein verführen / ihrer Ehr berauben / und so wol sie / als sich / in zeitliche und ewige Schande stürtzen.

2. Raue in memorab. c. 108. f. 102. Von Jambilichio lesen wir / daß er in die Stadt Gadara in Syrien / mit etlichen seinen Discipuln kommen / in deren Orts heilsame warme Bäder / als er nun daselbst gebadet / unn eine Disputation von der Bäder Eigenschafft unter ihnen entstanden / hat er von den Einwohnern den Namē / damit er bey den Bächlein des warmē Wassers / so vor den andern etwas scheinbahrer und trefflicher waren / Genii genennet würden / zu erforschen; Deren deme dem Eros, der andere Anteros geheissen / die Ursach aber solcher Namen niemand bekant gewesen. Darauff er sich an der Quelle des einen Bächleins gesetzet / das Wasser mit der Hand berühret / und etliche gewisse Beschwerungen gesprochen / nach welchem die Erde einen Thon von sich gegeben / das Wasser sich ergossen / und ein kleines Knäblein eines [75] schönen weissen Leibes / und bequemen Statur / mit gelbem Haar / auß der Quellen herfür kommen / gleich als ob er baden wolte: Darüber sich die umbstehende sehr verwundert / Jamblichius aber zu der andern Quelle sich verfügt / und gehrter massen procediret / und das andere Knäblein / so dem vorigen in allem gleich / ohne daß das Haar etwas braunlicht / und auff den Halß herabhangend / herfür gebracht / haben sich also beyde Knaben einander empfangen / und miteinander geschertzet / auch Jamblichium gleichsamb als ihren natürlichen Vatter mit frolichem Angesicht gegrüsset / welche er freundlich empfangē / geliebkoset / und einem ieden wiederumb an seinen Ort sich zubegeben / befohlen / zu den Umbstand aber gesprochen / daß es deß Orts Genii, und Beförderer des warmen Bades seyn: Darüber sich die Umbstehende sehr verwundert / und ihn in grossen Ehren gehalten / als welchem auch die Götter gehorsamb wären. Es sind aber solche Knaben anders nichts / denn zween Teuffel gewesen / welche ihm also auf seinen Befehl erschienen / unn er des OrtsGenios genennet / damit er ihm ein Ansehen bey seinen Discipulu machen möchte.

3. Es ist in dem Crackauischen Striche eine sehr grosse See / welche man von deßwegen / daß die bösen Geister allda gewohnet / und das [76] Wasser unsicher gemacht / zum Fischfange nicht hat brauchen können / als aber im Jahr Christi 1578. derselbige in Winters Zeit zugefroren war / haben etliche umbliegende Nachbarn mit Zuziehung etlicher Pfaffen / welche Fahnen / Creutze / und ander Heiligthum / damit sie den bösen Geistern Wiederstand zu thun / und sie zuvertreiben vermeynten / mit sich getragen / in demselbigen See zu fischen sich versamblet. Als sie aber das Netz außgeworffen / haben sie im ersten Zuge drey kleine Fischlein / im andern aber nichts / als das ledige Netz zusammen gewickelt. Und uffn dritten Zug ein greulich Monstrum und Ungeheuer mit einem Ziegenkopff / welches Augen gebrannt und gefunckelt als ein Feur / herauß gezogen. Als sie aber alle erschrocken und davon gelauffen / ist das Gespenste unters Eiß gefahren / und den gantzen See durchlauffen /und ein greulich Getümmel und Gedöhne im Wasser gehabt / und von sich gegeben. Es haben auch etliche von seinem Anhauchen greuliche Geschwür darvon gebracht: Cromerus lib. 9.

Viertens / Von der Insul Rügen / so zu Pommern heutiges Tages gehörig / meldet Philippus Cluverius lib. 3. antiqua [77] German. c. 27. Daß daselbst in einem dicken Walde ein tieffer See sey / so ein schwartzes Wasser / und viel Fische habe: Aber man dafür halte /daß man darauf nicht fischen könne. Und da in vorigen Jahren etliche Fischer sich unterstanden / da zu fischen / und allbereit ein Schiff darauff bracht hatten /und des andern Tages mit ihren Netzen daher kamen /da habe einer unter ihnen gesehen / daß ihr Schiff auf einem höhen Buchbaum stehe / deßwegen er geschrien: Welcher aller Teuffel hat das Schiffel oder Kahn auf den Baum gebracht: Darauff auff der Nähe eine Stimme gehört / aber niemands gesehen worden /die gesagt: Es haben nicht alle Teuffel / sondern allein ich mit meinem Bruder Nickel gethan.

5. Es ist ein Schloß in den äussersten Gränzen Finlands / unter der Cron Schweden / das wird das neue Schloß genannt / von deßwegen daß es auf so wunderbarliche und seltzame Art ist aufferbauet / und nicht allein durch künstliche Erbauung / sondern auch an sich selbst allen Eigenschafften und Umbstanden nach / des Orts sehr feste und wohl verwahret ist. Denn es ist auf einem gar hohen und rundten Berg gebauet / und hat nicht mehr als einen einigen Eingang und Außgang gegen Westen / und derselbige [78] Ein und Außgang ist über eine Hültzerne Brücke gemacht /von grossen Beumen / welche mit grossen und starcken Eisernen Ketten zusammen gehefftet und alle Tage mit grosser Mühe / an grossen starcken Seilen /so in Rollen gehen / wegen der Ungestümigkeit des Wassers / über Nacht von den Wächtern an dem einen Orte des Wassers / auffgezogen wird. Aus diesem Castell oder Schlosse fleust ein trefflich groß Wasser fürüber / welches so tieff ist / daß mans nicht kan ergründen / und kommet aus dem weissen See. Von dem Boden aber oder Grunde / wird schwartz / und sonderlich so ferne als es das gedachte Schloß umbringet / da es denn eitel schwartze Fische hat und giebt / die aber doch keinen bösen Schmack haben. Endlich aber wird gar ein schwartzer See drauß / und fleust durch Wilburg. An diesem Fluß werden immer Gespenste gesehen / und wenn der Hauptmann oder sonsten einer aus den Soldaten und Kriegs Leuten /welche in der Besatzung liegen / mit Tode abgehen soll / wird ein Harpffenschläger des Nachts mitten im Wasser / welcher auff der Harpffen spielt / gehört und gesehen. Olaus lib. 20. c. 19. & 20.

6. Christopff Richter in Spectac. Hist. Cent. 1. c. 48. p. 101. etc. Es sind ohngefehr viertzig Jahr. (Diß saget Ludovicus Spicciardinus in [79] Beschreibung der Niederlande / gedruckt zum erstenmahl Anno 1566.) daß man im Friesischē Meer einen Meermann gefangen hat / der gantz also geschaffen und gestattet war /wie wir seyn / aber viel eine dickere und rauhert Haut hatte er: dieser lernete / und gewohnete Brod und andere gewöhnliche Speisen zu essen. Man sagt / daß er anfänglich sehr wilde gewesen: Aber hernach ist er zahmer worden / iedoch nicht gäntzlich: Er redete nicht / lebete viel Jahr. Nicolaus Nicolai / welchem ich vor einem warhafftigen Mann halte / hat mir gesagt / daß über viel andere Zeugen / die er hiervon hätte / solches hette gehöret vom Hernn Caspar Livensin / einem Parlements-Rath in Holland / und von Herrn Petro Secretario desselben Rath / daß sie öffters diesen Meer-Mann gesehen / und erzehleten von ihm viel particularitäten. Endlich ob er schon einmal von der Pestilentz gesund worden / ist doch eben an derselben Kranckheit gestorben.

7. Man lieset weiter / in den Hölländischen Chronicken / und also hat auch damahls gen Rom geschrieben Cornelius von Amsterdam an einen Medicum / mit Namen Gelbert: Daß im Jahr 1531. in dem Nordischen Meer nahe bey Elpach ein ander Meermann sey gefangen [80] worden / der wie ein Bischoff bey der Römischen Kirche habe außgesehen: Den habe man den Könige in Polen zugeschickt: Weil er aber gantz im geringsten nichts essen wollen von allem /das man ihm dargereicht / sey er am dritten Tage gestorben / habe nichts geredet / sondern nur grosse tieffe Seuffzer geholet. Gviccardus setzet dar: Er habe einen eigendlichen Abriß dieses Meer-Bischoffs. Warlich diese Sachen sind sehr wunder und sonderbahr; Jedoch aber / wer fleissig erwegen wird / was Plinius und andere berühmte Autores von den Meermännern / so vor Zeiten sind gefunden worden /schreiben / der wird sich nicht gar sehr verwundern /sonderlich wenn man betrachtet / was sie von den Tritonibus und andern Meerwundern schreiben / ja auch von den Faunis und Satyris auff der Erden / welcher S. Hieronymus / als einer wahrhafftigen Geschicht /gedencket. L. Gviccardinius.

Achtens / Erd-Meer-Mann. Aslo nenne ich den Mann / dessen Historien ich zu der vorhergehenden setze. Unsere Vätter haben gesehen zu Messina (dieses saget Thomas Fazellus) eine Manns-Person von Catana bürtig: Uber welchen sich [81] werden verwundern alle / die von ihm künfftig hören werden. Dieser Mensch hatte verlassen (es fehlete wenig dran) sein gantzes Leben / durch die Gesellschafft anderer Menschen / und hielt sich an dem engen Meer bey Messina fast täglich bey den Fischen auf / also / daß weil er nicht lange kunte ausser dem Meer bleiben / er genennet wurden Poisson Cola, (Fisch Cola) entweder weil er Nicolaus geheissen / oder daß das letztere Wort ein schimpfflicher Zunahme war. Er redte verständlich /und offenbahrte den Siciliern viel Heimligkeiten der Natur / die vorhin gantz unbekant waren: Welches er denn leicht thun kunte / in Betrachtung / daß er wie ein Fisch in die Tieffe hinab schlupffete / und das weite und breite Sicialinische Meer durchfuhr / und sich weder umb stilles Wetter / noch umb Ungewitter und Sturm bekümmerte. Alle Leute zu Messina haben sich viel Jahr über ihn verwundert: Und da trug sichs nun ferner zu / daß an einem herrlichen Freudentag Friedericus damahls König in Sicilien / ließ eine güldene Trinckschale in die Tieffe dieses engen Meeres werffen / und den Cola bitten / er wolte sie wieder holen: welches er zweymahl thät. Der König selber warff sie da zum dritten mahl hinein: Cola ließ sich hinab / aber er ist hernach nicht mehr gesehen worden: Davon [82] die Urtheil unterschiedlich giengen / wie sie noch heutiges Tages gehen können: Ingleichen von seiner Geburt / und von seinem langen Verzugē unter dem Wasser. Und das gehöret vor die Naturkündiger.

9. Man sicht in Hist. Schaupl. p. 45. Calvisius in Chronol. erzehlet / daß Anno 1403. zu Harlem in Holland oder Edam in Nord-Holland / eben solches Meerwunder gefangen worden / welches allerhand Speise gegessen / auch Handwercker gelernet / sich auch vor einem Crucifix geneiget / welches viel Jahr gelebet / aber allezeit stumm geblieben. Besiehe auchMarc. Zuer. Baxhorn. Theatr. Holland. p. 377. ausSnovi achten Buche seiner Histor: und was davon zu halten Scaligerum in Arist de Animalibus Bernard. de Bulto lib. 5. Monach. Lusitan. Jacobi Meyer: lib. 14. rer Flandri f. 251. Gvicciardin. in Beschreibung der Stadt Harlem: Zeiler. in Trauer-Geschicht. p. 22.

10. Auß Zeiler Trauergeschicht p. 20. etc M. Johann. Philip. Abelinus meldet in seinem Theatro Europæo, f. 319. seqq. Als Anno 1619. zween Dänische Reichs-Räthe / so vom König aus Dennemarck in Norrwegen geschicket worden / auf ihrer Rückreise ab dem Schiff in dem Meer / bey hellem Wetter / eines Meermannes gewar worden / [83] daß solchen die Schiffleute mit Behendigkeit aus dem Wasser ins Schiff gebracht; da er denn anfänglich auf dem Boden liegende / sich wie ein Fisch bewegt / aber nichts geredt / biß die besagte Herren Reichs-Räthe / so mit etlichen von Adel umb ihn stunden / in Dänischer Sprach sageten: Das mag wol ein wunderbahrer GOtt seyn / der solche Menschliche Geschöpff / und vielmehr wunders im Wasser hat / denn auf Erden. Da habe der Meermann geantwortet: Ja wenn du es so wohl wüstest /als ich es weiß / denn würdestu erst sagen / daß es ein wunderbahrer GOtt wäre / daß auch vielmehr wunderliche Creaturen im Wasser und unter der Erden / denn oben auf der Erden gefunden werden. Und so ihr mich nicht zur Stunde werdet wieder ins Wasser setzen /soll weder Schiff noch Gut von euch zu Lande kommen; Und wolte hierauff kein Wort mehr sprechen; Und da er auff Befehl der Herren Räthe wieder auß dem Schiff ins Wasser solte gelassen werden / bewegte er sich selbsten also / daß die Schiffleute nicht viel Mühe haben dürfften. Seine Gestalt war wie eines andern Menschen / mit einem langen Haar biß auf die Achseln / deßgleichen überzogen mit einer Haut von Haar / wie die Haut von Meerhunden. Sonsten waren alle seine Gliedmassen und Geschöpff [84] mit Haut und Fleisch / nicht anders denn eines Natürlichen Menschen.

11. Es schreibet Anton. di Torquemada nel giardino di fiori curiosi Edit. benet. de Anno 1590. Daß in Galitiâ ein Geschlecht sey / welches fürgebe und sich rühme / daß es von einem Wassermännlein seinen Urpsprung habe.

12. Charles de Lepsine beschreibet in seinem von ihm mir in Italia verehreten Buche de plusieurs Royaumes & Provinces estrangeres, eine wunderliche Geschicht / am 116. Blat so sich in Engelland / etliche Zeit vor seiner Ankunfft allda / mit etlichen Schiffleuten zugetragen / welche dem Mirold Richi einem vornehmen Herrn Wein geführt / da sie denn mit einem Haken ein Meer- und Wasser-Männlein beschädigt / und dasselbe darauff gefangen / und besagtem Herrn gebracht / und habe ihn desselben Herrn Sohn / ietziger Baron Riche, wie auch viel andere seiner Leute / gantz glaubwürdig berichtet / daß es einem Natürlichen Menschen gantz ähnlich gewesen /gessen unnd getruncken habe / an des Herrn Taffel /deme der Herr Kleider machen lassen / unnd sey es zwey gantzer Jahr da blieben / grossen [85] Lust an Musicalischen Instrumenten getragen / nichts geredet /gleichwohl viel Dings durch Zeichen verstanden habe. Als diese zwey Jahr verflossen / und es seine Gelegenheit ersehen / sey es an das Gestad des Meers gangen / habe die Kleider außgezogen / und sich in dasselbe zum dritten mahl gestürtzt / nachdeme es den jenigen / so ihme auß dem Schloß zugesehen / ein Zeichen zum Valet gegeben / und sey hernach nicht mehr gesehen worden.

13. Es soll im Jahr Christi 1526. im Friesischen Meer / ein Seemann gefangen worden seyn / der einem irrdischen Mann allermaß gleich gewesen /hatte einen Bart / Haupthaar / und sonst alle Haar den unsrigen gleich / außgenommen daß sie hart / unartig und bürstig waren / ist auch zum Brodt und andere Speisen gewehnt worden. War am ersten gar wild / ist aber darnach gar zahm gemacht worden / iedoch hat er noch allezeit etwas von wilder Natur behalten / hat aber nie kein Wort gesprochen / viel Jahr gelebt / und ist an der Pestilentz gestorben.

14. Anno 1531. solle bey der Stadt Ellpach in Norrwegen / ein Meermann gefangen worden seyn /der in der Gestalt eines Bischoffs / mit seinem Bischofflichen Hut und Infuln gehabt / [86] habt / so nichts geredet / aber offt hefftig geseuffzet / und nur drey Tage gelebt / weil er nichts essen wolte. Besiehe hievon ein mehrers in des Georgii Brunns Stadtbuch / in Beschreibung der Stadt Harlem.

15. Zum Zeiten eines Königs Heinrici in Engelland / als Bartholomæus von Glanvilæ Hauptmann im Schloß Dreford gewesen / haben die Fischer auch einen wilden Menschen gefangen / so einem Menschē gantz ähnlich gewesen / Haar und Bart gehabt und umb die Brust gar rauhe gewesen ist / welcher endlich heimlich zum Meere entruncken / und nicht mehr gesehen worden ist / wie Radolphus von Coggeshall: bey dem Cambdeno, in Beschreibung des Landes Suffolck / meldet.


16. Eine wunderbarliche Geschicht von einem Meer-Manne oder Meer-Teuffel.


Der weitberühmte und hocherfahrne Medicus undChirurgus von Bononia, Leonhardus Fioravantus in seiner Physica lib. 3. cap. 7. schreibt also:

Von einem Ritter meinem guten Freunde / bekam ich dermaleins ein geschrieben Buch Spanischer Sprache / und fand darinnen viel denckwürdige Sachen /deren ich doch allhier [87] nur etzliche / so zu unserm Vorhaben dienen / anziehen wil. Als erstlich einen wunderbarlichen Fall / so sich in dem KönigreichGallitia zugetragen.

Daselbst ging eine Fraw an das Ufer des Meers spatzieren / sich an dem Schatten zu erlustigen / und in deme sie also auf und ab spatzieret / wischet ein Meermann oder Meer-Teuffel aus dem Wasser heraus / schlich der Frawen allgemach nach / griffe sie hinterrücklich in der Mittē / lieff mit ihr in einen dicken Busch / brachte sie daselbst zu Fall / und kam so weit / daß er sie schwängert / begab sich hernach wiederumm in das Meer / unnd kam doch täglich an das Ort sie zu besuchen.

Die Inwohner aber des Orts trachteten ihn fleissig nach / in Willens ihn zu tödten / oder doch lebendig zu fangen / er verschwand ihnen aber allezeit aus dem Gesichte / also / daß sie ihn nicht finden konten. Und als die Zeit kam / daß das Weib gebehren solte / und vermeynt / sie würde entweder einen Fisch / oder ein solch Meerwunder / dergleichen der Vater war / herfür bringen / gebahr sie über die massen einen schönen Sohn / welcher iedoch drey / oder vier Zeichen an ihm hatte / darbey man erkennen [88] kunte / wer sein Vater währe. Dieser Sohn wuchs auff / wurd starck und ein Soldat / nam / nachdeme er sich eine weile im Kriege versucht / endlich auch ein Weib / zeugete Söhne und Töchter / deren etliche noch heutiges Tages leben /fürnehme / edle und gewaltige Leute sind / und sichMarinos, das ist vom Meer / nennen / und tragens keinen Scheu / zu bekennen / daß sie von einem Meer-Manne herkommen / ja sie halten es ihnen für einen Ruhm / streben stets nach Tugenden / und werden von männiglichen gar hochgehalten. Welches ich denn (Fioravantus) darümb erzehlen wollen / damit männiglich sehe / wie wunderbarlich die Natur bißweilen mit ihren Geschöfften ümb zu gehen pfleget.

17. Uber diese Geschichte ist mir auch folgende zu Ohren kommen / nemlich es soll sich bey Magdeburg begeben haben / daß eine Frau aus der Stadt von einer Nixin unter das Wasser ist geholet worden / zu einen kleinen Schwangern Meer-Weibelein; Derer sie in gegenwertigen Kindes-Nöthen hat Hülffe leisten müssen / darauff sie wiederümb [89] mit einem Recompentz ist weggelassen worden. Und eben an denselben Ort bey gedachter Stadt / da die Magdeburgische Frau ist hinnunter geführet worden; Soll sich zum öfftern ein Fluß-Gespenst hervor thun / und die über schwimmenden Leute hinnunter ziehen und ersäuffen / wie denn kurtz / vor der gedachten Stadt letzte Verstörung / ein hurtiger Schwimmer / ümb ein Geld über die Elbe hinnüber geschwommen in Zurückwege aber an dem Orte sich hat müssen aufhalten / und hinunter ziehen lassen; Da er denn nicht hat können errettet werden / biß er todt hervor geschwommen. Eben diese Seewunder sollen sich auch bißweilen am hellen Tage im Sonnenschein præsentiren, am Ufern oder auf Zweigen der anstehenden Bäumen sitzen / und wie schöne Jungfern ihre langen und Goldgelbfarben Haare kämmen: Und endlich / wann Leute hinan nahen / ins Wasser hüpffen und verschwinden. Weiter soll auch dieses sich vor diesen begeben haben: Nemlich weil das Brunnen-Wasser nicht allerdinges zum kochen wol dienlich ist; Und man dannenhero das Wasser aus der Elbe sehr müheselig und weit in der Stadt hinschleppen und fahren muß lassen; So ist die Bürgerschafft bedacht gewesen auff eine Wasserkunst in der Elbe anrichten zu lassen; Derentwegen [90] sie denn sich drauf bereitet haben; Grosse Pfäle und andere Sachen zum Bau in das Wasser haben hinnein schlagen lassen: Welches aber mit einander / wenn sie davon gegangen seyn / hernach ist verdorben befunden worden: Da denn die Leute augenscheinlich einen nackigen Mann im Flusse sollen haben stehen sehen / der mit Macht die Pfäle wider herauß gezogen und hernach zerstrewet hat. Also / daß sie haben müssen auffhören zu bawen und die vorgenommene Wasserkunst angeben.

18. Welcher Cambdenus in Yorkeshire auch ein anders Exempel von einen Meermännlein setzet / so etliche Tage rohe Fisch gessen / hernach aber seine Gelegenheit ersehen / und sich wider in das Meer begeben haben / besiehe auch Aub. Miræum in Chron. ad ann. 1403. und sonsten ins gemein von solchen Meerwundern Scaligerum in Aristotelem de imaginibus Deorum unnd Bernardum de Butto, lib. 5. de Monarchia Lusitanicâ, wie sie von gedachtenZuerio, an besagten Ort angezogen werden: Wie auch Pierro Messia nella Selvadi varia lettione, part. 1. c. 21.

19. Von der Daphnide, wie sie soll auß der Erden und dem Flusse Ladone seyn gebohren worden. vide pro und contrà Aphthoniū in pro gymnasm. p.m. 26.etc.

[91] 20. Bey Leipzig aufm Dorffe soll eine Magd seyn /welche 3. Jahr beym Nixe unterm Wasser gedienet /und / ihrer Aussage nach / gut Leben und allen Willen allda gehabt hat: Ohne daß all ihr Essen ungesaltzet gewesen: Dessentwegen sie Ursache genommen / wieder weg zu ziehen; Weiter soll sie auch gesaget haben / daß sie nach dieser Zeit über 7. Jahr nicht leben würde: Davon sie annoch nur 3. Jahr noch im Reste hätte. Sonsten soll das Mensch immer traurig und simpel seyn: Welches ich Anno 1664 hörete:

21. Harstörffer in Geschicht-Spiegel / cap. 63. p. 458. etc. Scaliger sagt / daß das Meer der Vatter aller Wunder / unnd das Mehrer-Theil Thiere in demselben / als auff der Erden. Dieses mahls wollen wir von etlichen Meer-Wundern / aus F. Fournier Hydrographie f. 819. reden / weil solches kostbahre Buch nicht in iedermans Händen ist. Es ist wenig Jahr / daß die Fischer nahe bey Bellelsle, oder der schönen Insul /einen Meer-Mann angetroffen / welcher sich für ihnen nicht gescheuet / unnd sie zu ihm nahen lassen. Seine gantz weissen Haare schwebeten ob seinen Achseln /[92] unnd sein Bart reichte über die Brust ab. Seine Arme schienen kleiner / als das Eben-Maß des Leibes erforderte. Seine Augen waren groß unnd wild / seine Haut ware noch schwartz / noch weiß / sondern rauch an zu sehen. Die Schiffer wolten ihn mit einem Netz umbziehen / er zurisse aber ihre Stricke / stürtzte das Schiff umb / und verbarge sich in dem. Nach der Zeit hat er sich wieder sehen lassen / jedoch nur mit dem obern Leibe / glatschend mit den Händen / und liesse eine wunderliche Stimme / gleich einem Gelächter hören. Auff eine Zeit hat man mit einem grossen Stück nach ihm geschossen / darüber er sich unter das Wasser getaucht / und ist seithero nicht wieder gesehen worden. In den Geschichten der Jesuiter / welche in Indien gefahren / tom. 2. lib. 4. wird erzehlet / daß 1560. P. Henricus Henrici, in der Insel Monar / welche zweehundert Meilen von Goa lieget / gesehen sieben Meermänner / und neun Meer-Weiblein / die man sonsten Syrenen nennet / welche alle von den Fischern gefangen worden. Ein Artzney-Verständiger hat dieser Meer-Wunder zwey zergliedert / unnd befunden / daß sie runte Köpffe / gar kurtze unnd fast keine Hälse /[93] runte Ohren-Krospel / gleich den unserigen. Ihre Augen waren ein wenig ungestalt / wie auch die Nasen / so gleichsamb breitlich waren / ihre Zähne sind schneeweiß befunden worden / wie auch der Weiblein Leiber. Ihre Brüste waren voll Milch / und ihre Arme zwo Ellen lang / ohne Ellenbogen / Hand oder Finger / und breitlich / zu dem Schwimmen bequem. Sie hatten Haare unter den Armen / und an andern Ortern gleich den Menschen ins gemein; Doch war der grosse Unterscheid unter dem Nabel / da sie den Fischen gantz gleich waren. In Brasilien ist das Meervolcklein gemein / unnd wird von den Weiber genannt Ypupiapra, darfür sie sich sehr fürchten / daß sie zu weiln für entsetzen sterben. Die Augen stehen ihnen tieff in dem Haupte / und sind sonsten die Weiblein sehr schön / mit langen Haaren / wie man sie mahlt / zu sehen. Sieben oder acht Meilen von Todos los Santos ist ein Ort / Jagoaripa genannt / da werden dieser Fischmenschen / oder Menschen-Fische viel gefangen / wie auch bey Porto Seguro, da man sagt / daß sie etliche Wilde erdruckt / wenn sie sich von ihnen umbarmen lassen. Es ist auch noch eine andre Art dieser Meerwunder / Berpapina genannt /die sind klein / wie die Kinder / und thun keinen Schaden / Eusebius Nieremberg vermeldet [94] lib. 15.Hist. Nat. Daß in Galicia ein Spanisches Geschlecht /Marini genannt / welches von einem solchen Wassermann der eine Jungfrau der Orten geschwängert / soll herkommen. Im Jahr 1433. hat man in dem Baltischen Meer gegen Polen einen Meermann gefangen / welcher einem Bischoff gantz ähnlich gewesen: Er hatte seinen Bischoffshut auff dem Haupte / seinen Bischoffsstab in der Hand / und ein Meßgewand an. Er liesse sich berühren / sonderlich von den Bischoffen des Orts / und erwiese ihnen Ehre / iedoch ohne Rede. Der König wolte ihn in einem Thurm verwahren lassen / darwieder setzete er sich mit Geberden / und baten die Bischoffe / daß man ihn wieder in sein Element lassen wolte / welches auch geschehen / und wurde er von zweyen Bischoffen dahin begleitet / und erwiese sich freudig: So bald er in das Wasser kame /machte er ein Creutz / und tauchte sich hinunter /wurde auch künfftig nicht mehr gesehen. Dieses ist zu lesen in Flandr. Chronic. in Hist. Ecclesiast. Spondani, wie auch in Memorabilibus Wolffii.

22. D. Joh. Scholtz in Tract. von der wunderbahren Haarkranckheit p. 105. etc. Es erzehlet Damianus Joës in der Beschreibung Lisabonæ p. 64. Daß in dero Gegend und unferne da herümb / [95] so dem Namen / so ihrer Lebens-Art nach / Leute angetroffen worden / die sie marinos nenneten / nur darumm / daß sie ob der äussersten Haut ihres Leibes / rauch / auch mannigmahl einige Zeichen über den gantzen Leib einiger Schupen an ihnen zu sehen wären. Derer Ankunfft sey von denen so genannten Tritonibus, wie solches die heutigen Lisaboner von ihren Voreltern aus Erzehlung hetten / daß ie zuweilen die Tritones sich aus dem Meere an den Rand erhebet; Man habe aber selbige algemahlich zum spielen / folgender Zeit / durch allerhand freundliche Aufmunterungen / zu einem leitseligen Leben angeführet. Und meldet der erstgedachte Autor / daß / als bey seinem Gedencken ein Fischer an den Felsklippen Promontorii Barbari, so mit der Angelruthen / so mit dem Hamen / bey der Marien-Sackfischen wollen / habe sich alsobald zwischen den Wellen ein Tritonischer Mann herfür gethan / mit einem langen Barte / langen Haarlocken / und raucher Brust / fast schönen Anngesichte / und einem andern Menschen fast ähnlich. Wie sich nun dieser Triton ie mehr unn mehr herfür gethan / und Rücklings den Fischer / so ihn wohl betrachtet / erblicket / ihme aber der Fischer geruffen / sey er darob erschrocken / und habe sich von Stunden an wieder in die Tieffe des Meers [96] versencket: Von mehrern Exempeln besteheGoëm. d.l.

22. Vom Merlino und Melusinâ besiehe auch Voëtium in Disput. p.m. 755. von noch andern Schlage auf Schotti Physica Curiosa, Ejusdem Commentar in Iter Exstaticū Kircheri, drinnen der Kircherus sonderlich citiret wird mit seinem Mundô Subterraneô, als drinnen von dieser materie noch sonderlich das seinige verhanden sey.

24. Mich. Papst part. 1. seines Wunderbuchs p. 31. etc. Weil auch in dem Meer monstra gefunden werden / welche des meisten Theils wie die rechten Menschen geschaffen oder gestalt seyn / als wil ich von demselbigen alhie in diesen Buch / weil ichs auch ein Wunderbuch intituliret und genennet habe / auch etwas melden / gäntzlich hoffende / es soll dem Guthertzigen Leser / dieser mein angewandter Fleiß und Arbeit nicht mißfallen / ob sich gleich die materia, wie mir selber wohl bewust / nicht allezeit so gar artig und wohl auf einander schraubet unn reimet. Im Fischbuch Gesneri f. 104. b. wird in genere de homine marino gehandelt und angezeiget / daß man für wenig Jahren in der Landschafft Norvvegiâ einen Meerfisch / mit starcken Schupen / in der Form und Gestalt eines Menschē / mit einem rechten unn Natürl. Angesichte / gesehen / welcher eine lange Zeite in [97] Beysein vieler Menschen / am Gestad oder Ufer spatziren gegangen / hat sich hernachmahl mit grosser Ungestümmigkeit ins Meer geworffen / und ist darvon geschwummen. Deßgleichen soll man auch bey der Stadt Spalat, in der Landschafft Dalmatiâ, am Meer gelegen / einen Meer-Menschen gesehen haben / welcher aus dem Wasser einen Weibesbilde nachgelauffen / als sie aber für ihm geflogen / hat er sich wieder zurück ins Meer gewendet / und ist darvon geschwummen. So sollen auch solcher Meer und Wassermenschen im rothen Meere offtmahls gefangen werden / aus welcher heute man so starcke Schuhe /bereitet / daß ein paar Schuh 15. Jahr wären. Wenn sich das Meer in Ungestümmigkeit verwandelt und wütet / so heben diese Meer-Leute jämmerlichen und elendiglichen an mit rechter Menschlicher Stimme zu weinen / daß es die Fischer und Schiff-Leute auff dem Meer mit betrübten Hertzen anhören.

25. Anno Christi 586. war das dritte Jahr des Käysers Mauritii, hat man am Nilo zwey Meerwunder gesehen / deren eins biß an Nabel / eines rechten Mannes / das ander aber / gleich so fern / eines Natürlichen Weibesbildes Form und Gestalt gehabt / haben sich also stehende von Morgen an / biß an Mittag / eigendlich anschauen / und betrachten lassen.

[98] Als Anno Christi 601. Mena, der Landvogt in Egypten / früe gegen Morgen am Nilo spatzieren ginge / thet sich aus dem Wasser eine grosse / gewaltige / ungeheure Manns-Person / oder starcker Riese /biß an den Nabel mit dem obern Theil des Leibes herfür / hatte gar ein dapfferes Ansehen / geldes Haar /mit grauen vermenget / und am Leibe eine schöne weisse Haut. Der Land-Vogt redet ihm erstlich freundlich zu / und da er ihm nicht antworten wolte /beschwur er ihn und sagte: Bistu der Teuffel / so troll dich in die Wüsteney / und äusserste Finsternüß /bistu aber / etwas sonderliches anzuzeigen / anher geschicket / so laß dich eigendlich und genugsamb beschauen: Darauff ist dieser Wundermann / etliche Tage nach einander / also stehende von vielen Menschen gesehen worden. Am dritten Tage / frühe gegen Morgen / kam auch zu ihm ein solches grosses Weib /mit einem überaus schönen Angesichte / langen geflochtenen schwartzen Haare / schönen weissen runden Brüsten mit rothen Wartzen / und mit einem überaus schönen glatten weissen Bauche. Gegen Abend / als der Land-Vogt und andere anwesende Leute zu Hause gegangen / seynd diese zwey Meerwunder auch mit einander darvon gegangen / und nichts mehr gesehen worden. Im Fluß Thami / ist der äusserste [99] Fluß des Moscowiterlandes / seynd auch Fische / die durchaus in allen Gliedern / wie die Menschen formiret seynd / allein daß sie nicht reden können / werden von den Leuten des Orts / wie andere Fische / gesotten und gessen. Es wird in einer Schiffartsbeschreibung / die ein Hamburgischer Kauffmann Anno 1449. im 10. Jahr des Käyserthums Alberti II. von Portugall aus / nach Mittagwerts / in die neue Welt gethan, gedacht / daß man Fische im Wasser findet / welche gleich wie die Menschen beyderley Geschlechtes / gestalt unn formiret seyn / allein daß sie gar lange Schwäntze mit Schupen / wie die Fische haben / unten am Leibe / da sich der Schwantz anhebt / haben sie zwey kurtze Beine / allerdinge wie Menschen-Schenckel und Füsse Gestalt.

26. Vom Glauco vide Camerar in Emblem. cent. 4. c. 62. pag. 63. ex Athenaô, strab. Clearcho. Alle diese Historien haben schwerlich was Menschliches an sich / und ist freylich nicht zu gedencken / daß rechte Menschen unter dem Wasser leben solten; Wenn man auch gleich noch so viel Historien wollte ans Tagelicht bringen. Ein anders ists / wenn Menschen sich ins Wasser tauchen / und eine ziembliche Zeit drunten dauren können: Solche Urinatores mag man ehe Homines marinos heissen. Oder wenn es nunmehr die [100] Künstler wollen zu wege gebracht haben / daß sie unvermerckt unterm Wasser wegschiffen können: Wie davon folgendes anzuhören ist / aus Harsdörffern in Erquickstunden Tom. 2. part. 13. c. 8. p. 493. Unter dem Wasser schiffen. Cornelius Drebel, der Kunstreiche Niederländer / hat unter vielen neuen Erfindungen auch diese zu wercke gerichtet / wie man nemblich unter dem Wasser schiffen könne. Einer von seinen Befreundeten hat mich glaubwürdig berichtet / daß besagter Künstler an der Teims in Engelland spatziret / und etliche Fischer daher fahren sehen / mit durchlöcherten Kästen / darinnen sie die Fische zu halten / und ihren Kahn anzuhencken pflegen / welche / wenn sie abgeschnitten / das Schiff höher schwimmen machen. Daher soll er Anlaß genommen haben / durch solche Wasserkästen ein gantzes Schiff unter das Wasser in einen Fluß zu sencken / und Rudern / oder mit einem Stachel fortzutreiben /massen das Schiff / und die Kästen Kunstrichtig abgewogen werden können. Hierdurch kan man der Feinde Schiff durchbohren / und auch vermittelst der eingesetzten Gläser sich im Wasser umbsehen. Die Lufft müssen sie mit einem langen Rohr ober dem Wasser eingeholt haben / unn seynd dergleichen Schiffe zwey / unterschiedener Grösse mit Wanden [101] und einer Decke von geschmierten Leder gemachet worden / in welchem der jüngstverstorbene König in Engelland /auff der Teims selbst gefahren / welcher auch eines an den Groß-Fürsten in Moscau / als eine seltne und unglaublige Sache / verehret. Dieses habe ich zu andern fernern Nachsinnen mit stillschweigen nicht übergehen sollen. Videatur Mersenne in Phænomenis hydraulicis f. 207. & 208. Item Petr. Petrus Scriverius in Bataviâ Illustratâ, da er auch Bildnissen hat von solchen See-Leuten.

Im übrigen seynd allhier zum Beschlusse die meisten Gründe hervor zu ziehen / deren sich etliche brauchen / wenn sie behaupten wollen / wie daßWasser-Menschen seyn müssen: Nemlich solche sind entweder die


1. Autorität.
2. Bibel.
3. Cante / oder bekante Aufhaltungs-Oerter.
4. Durchnetzung und Treuffung.
5. Elements Besonderlichkeit.
6. Fußtapffen der Fische.
7. Geschichte.
8. Hinnuntersenckung.
9. Infantum Außtauschung.
10. Kindermütter Abholung.
11. Lusitanische Gesetze.
12. Menschen-Fresserey.
13. Nereidū Beschreibung.
14. Oceäni Bewegung.
[102] 15. Predigt.
16. Quitirūg oder Vertreibung.
17. Respirirūgs Mügligkeit.
18. Stehlung der Menschen.
19. Thier allerhand Arten im Meere.
20. Vhrsprungs Glaubwürdigkeit.
21. Wapen.
22. Zeugung mit andern Menschen.

1. Wegen der Autorität gehöret auch hieher / was Herr P.P. Lipss: Franckenstein spricht / in corroll: ad Disput. 2. Phys. Bartholini, also: Daß Nereides, Tritones etc. seyn müssen / bezeugen glaubwürdige Historien; unn daß es alles eine Augenverblēdung oder Gespück des Teuffels: unn ein Monstrosisches Thun sey / halte ich nicht dafür.

5. Hievon handelt Theophrastus beym Hillebrand im Hexen-Wercke: pag. 329. Ihr Wohnung sind viererley: Das ist / nach dem 4. Elementen / eine im Wasser / eine in der Lufft / eine in der Erden / eine im Feuer. Die im Wasser sind Nymphen / die in der Lufft sind Sylphen / die in der Erden sind Pygmæi, die in dem Feuer Salamandræ. Die Wasser-Leute haben keine Geschäffte mit den Bergleuten / die Bergleute auch nicht mit jenen / also auch die Sylvestris, und also [103] so auch die Salamandræ. Jetzliches hat seine besondere Wohnung / aber den Menschen erscheinen sie / daß er sehe uns erkenne / wie wunderbarlich GOtt sey in seinen Wercken / daß er kein Element feyren lässet / er habe denn grosse Wunderwerck in ihnen. Nun wissen wir / daß 4. Element seyn / die Lufft /Wasser / Erd und Feur. Wir Menschen aus Adam gehn unn stehn in der Lufft / und sind mit ihr ümbgeben / wie ein Fisch mit seinem Wasser / und als wenig mögen wir ohne dieselbe seyn / als ein Fisch ohne Wasser: Wie nun der Fisch im Wasser seine Wonung hat / und das Wasser an dem Ort seine Lufft / darinn sie wehet; Also ist dem Menschen die Lufft sein Wasser / gegē den Fischen zu verstehen / also ist ein ieglich Ding in sein Element beschaffen / darin zu wandern.

Nach dem Wasser verstehen die untern / sie wohnen im Wasser / und das Wasser ist ihnen gleich als uns die Lufft / unn wie wir uns verwundern daß sie im Wasser sollen seyn; Also verwundern sie sich über uns in der Lufft zu seyn.

6. Es ist Wunder / daß sich nicht Leute finden /welche sagē / daß Umbra, oder der Schwartz-Fisch /von denen Seeleuten so gezeichnet sey / als er ist; Nemlich man findet dran / an beyden Seiten mitten im Leibe / ein paar schwartze Flecke / eines kleinen Pfennigs groß; Davon man sonsten [104] vorgiebet / daß sie der Christophorus inprimiret habe / wie er durchs Meer gegangen ist mit dem HN. Christo: Daher jener Fisch auch Christopharus heisset: Vide Franzium in Hist. Anim. p.m. 638. Mercke / daß andere auch vorgeben / wie es eben dieser Fisch sey / drauß Petrus seinen Zoll-Groschen genommen hat; Welche daher vielleichte darzu veranlasset seyn / weil der FischVmbra allerhand Erde / Schleim und Gold Sand hin ein schlinget / und man öffters in seinem Eingeweide etwas Gold angetroffen hat. Noch ferner schwatzen andere / daß ein besonder Fisch im Meere sey der einen rechten Fußtapfen in der Seite am Leibe habe /als wenn er vom Menschlichen Fusse hinein gedrucket wäre worden: Und solches soll herrühren vomPetrô, wie er dem HN. Christo aufn Meere entgegen gegangen / aber ein wenig zu tieff getreten / und den guten Fisch betroffen hat. (So! dem Crodo oder Saturno, dem man in meinem Vaterlande / zu Gardeleben / angebetet hat im Heydenthume / Vide Angel. in Annal. Brandenb. March. wird auch ein Fisch unter dem Fusse gebildet / drauff er tritt: Solches hat Georgius Fabricius von der Standhafftigkeit der Saxen auß zu deuten pflegen / welche in keinem Unglücke unnd hartem Zustande weichen. Vide Franzium d.l. [105] Und also lässet sich das vorige gar nicht auff die Existenz der Wasserleute ziehen: Ja eben so wenig / alsCalæolus Mariæ, oder unserer lieben Frauen Handschuh (welches eine Blume ist:) auff die hochgelobte Jungfrau Mariæ / daß sie solche Blume so gemachet habe; Ob sie gleich den Nahmen davon hat.

15. Und weme ist wohl nicht bekannt jenes Lymphatici oder Hydrophobi Mähre / da er zum Meere sich hingewand hat / das Reich GOttes zu vermehren? Wie er den Fischen geprediget hat / darzu sie in grosser Anzahl hervor gekommen / und sich am Ufer sollen versamblet haben: Wie etwan geschiehet /wenn es schlosset: Welche Zeit sich die Fischer loco Stratagematis gebrauchen sollen / umb bald viel Fische zu kriegen. Aber woher hat solches der Münch gelernet? Der HErr Christus alludirt zwar auff die Fischerey / wenn er S. Petrum zum Menschenfischer declariret: So hat Er auch selber auffm Meere und außm Schiffe gelehret / als der rechte I.X.Θ.Y.Σ. (Wie Er also anderwo verblümmter Weise außgedeutet wird /über dem Fisch Tobiæ: Nemblich JEsus Christus /GOttes Sohn / der Welt Heyland:) Aber nicht denen Fischen / sondern denen Fischern. Weiter wird [106] auch das Meer gar schon der Welt; Die mancherley Art Fische / denen unterschiedlichen Zuhörern etc. verglichen. Vide Franz. in Hist. Animal. p m. 588. etc. 638. Aber daher ist das Meer oder Mare, noch lange nicht Mares. Es hat sich der Närrische Münch Zweiffels ohne an dem Worte verstossen / Marc. 16 v. 15. Da Christus zu seinen Jüngern spricht: Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium allen Creaturen. Hierüber möchte man wohl recht sprechen / was Paulus sagt Rom. 8 v. 20. Daß die Creatur unterworffen sey der Eitelkeit ohn ihren Willen. Nemblich der albere Götze / hat gemeinet / wenn allen Creaturen solte geprediget werden / daß drunter auch die Fische nicht auß zu schliessen wären. Aber das Wort /alle Creatur / hat eine weit andere Außdeutung / und wird einig unnd allein der Mensch drunter verstanden / als der alles das vornembste / beysammen in sich hat / was alle Creaturen zertheilt besitzen: Wie Casp.Barth. sehr schön über diesem locum redet Tom. 1.Advers. lib. 49. c. 2. p. 2380. Und zur Bestätigung anführet Greg. Magn. Honul. 29. also: Durch den Nahmen aller Creatur wird der Mensch zu verstehen gegeben: Denn es seynd zwar und haben auch ihr Wesen die Steine; Aber sie fühlen nicht: Weiter seynd auch die Kräuter und Stauden / [107] so leben sie auch /aber sie fühlen nicht: Ja sie leben / aber nicht durch eine rechte Seele / sondern nur durch ihr blühen und grünen: Daher Paulus spricht: Du Narr / was du seest / das lebet nicht / es sey denn / daß es zuvor sterbe /etc. Also seynd die Steine auch / aber sie leben nicht: So seynd auch die Stauden / und leben / aber sie fühlen nicht. Weiter die unvernünfftigen Thiere seynd /leben und fühlen / aber sie können nichts vernünfftlich unterscheiden: Denn die Engel seynd / leben und unterscheiden / aber fühlen nicht. Hingegen aber hat der Mensch mit allen Geschöpffen eine Gemeinschafft: Als das Wesen mit den Steinen / das Leben mit den Bäumen / das fühlen mit den Thieren / und das verstehen mit den Engeln: Und derentwegen wird der Mensch alle Creatur geheissen; Deme allein das Evangelium soll geprediget werden / und deme zu Gefallen GOtt alles erschaffen hat / und von welchem alles unterschieden ist / durch eine gewisse Gleichnüß. (Uber diese schöne Außdeutung kan sich Barthius nicht gnug verwundern; Als welche Greg. Mag. genommen hat außm Radulpho Ardentio Homil. 69. 1. Edit.) Was das Wort ALLE oder Omnis belanget / darzu könnte auch noch diese Philologie gesetzet[108] werden; Nemblich daß Omnis herkommt von ἑμως.Vide Scalig. p. 431. Poët. Nemblich weil der Mensch ein Animal Politicum oder Sociabile ist; Und daherHomo nicht minder von etlichen ἀπὸ ὁμῶς vergehnet wird. Aber an diese Qvackeley hat sich der Wahnwitzische Fischprediger nicht kehren wollen / sondern hat nach seinem Wahn denen Creaturen im Wasser auch Gottes Wort wollen zu verstehen geben; Nicht minder wie ein ander denen Steinen / Endten / Gänsen / Seuen geprediget haben: Davon D. Casp. Finckius in Cent. 1. Legend. Papist. Exemp. 1. p. 1. ex Durand Ratiôn Div. off. l. 7. c. 40. Dieweil Bedæ, einem Münch in Engelland / die Augen dunckel worden waren wegen hohen Alters / ließ er sich durch allerhand Flecken und Märckte führen / damit er das Wort des HErrn predigte. Als er nun dermahl eins durch einen Steinichten Thal geführet ward / sprach einer seiner Führer spöttlich zu ihm: Allda wäre eine grosse Menge Volcke versamblet / die wäre gantz begierig in der Still seine Predigten anzuhören: So bald fängt er an eine Geistreiche Predigt zu thun / und als er zuletzt mit den Worten beschlossen hatte: Omnia secula seculorum, haben darauf alle Stein mit höher Stimme geantwortet / [109] Amen venerabilis Pater, Amen. (Physicorum quorundam opinio fuit, Metalla & lapides vivere, eaque solidè refutata est à J.C. Scaligero in exercitationibus contrà Cardanum. Hîc autem probatur, lapides non tantum vivere, sed etiam intelligere. Lapides & trunci sunt qvi hoc credunt.) Erinnerung von Franscisco und Dominico geben die Münch aus / daß er den Enten und Gänsen / von Antonio, daß er den Seuen geprediget habe / des gutenBedæ Ehrwürde muß allhier der Steinen Prediger werden / gerade als wenn sie hören und GOttes Wort verstehen können. Zwar Christus heist seine Jünger / das Evangelium predigen allen Creaturen Marc. 16. Aber da werden nicht die Sen / Enten / Steine / oder andere Geschöpff GOttes verstanden / sondern die Menschen / oder die Creaturen / welche hören und lernen / glauben und getaufft werden können. Bey oben D. Finckio Cent. 2. p. 115. stehet / daß Franciscus dem Beerwolffe geprediget / und seinen Bruder geheissen habe: Wie auch p. 117. mit einem Esel geschehen / und nicht minder mit den Vögeln: Welchen er allen Gottes Wort vorgesaget hat / drauf sie fleissig gehöret haben.

20. Will M. Elucidarius, in Tract von allerhand Geschöpff GOttes / gedruckt zu Franckfurt [110] am MäynAnno 1613. lit. C. 4. Dergleichen Leute alle von Adam herführen. Denn nach dem er alle Plinianische Leute erzehlet hat / (auch dieselbigen / so nackigt unn rauch in den Flüssen wohnen / it. in den Wässern /und halb Menschens und halb Pferds-Gestalt haben: Item in den Einöden Africæ, da Menschen-Gestaltniß den Leuten entgegen kommen / und wie eine Wasserblase / in einem Augenblick wieder verschwinden /etc.) so redet er folgender massen Beschlußweise: Der Jünger: Nun sag mir / daß so mancherley Leute auff Erdreich und doch einander nichts thun? M: Das hat GOtt also geschaffen / daß sie seynd unterscheiden mit Wassern und mit Gebürge / daß sie nicht zusammen kommen. I. Uns saget die Heilige Schrifft / daß alles Menschliche Geschlecht / von Adam und von Eva kommen sey / wie sind sie nun verwandelt? M. Adam war ein wunderweiser Mann / da er aus dem Paradeiß kam / da kannte er alle Wurtzeln wol / welcher Natur sie waren / und welche Fraw sie esse / daß ihre Geburt davon verwandelt würde / und warnet seine Töchter / daß sie der Wurtzeln nicht essen / da nahm es der Frauen Wunder / wie es umb die Wurtzeln wäre / die ihnen der Vater verboten hätte / und assen alle die Wurtzeln / und die Kinder die von denselben Frauen kamen / die verwandelten [111] sich nach den Wurtzeln / und mißriethen also / als ich dir vor gesagt habe. (Bißhieher jener: Der traun rechtschaffen behaupten wollen / daß in herbis, verbis und Lapidibus magna vis sey: Aber was welche folgende Qvacklerey darzu: Heinricus Kornmannus von Kirchhayn / in seinem monte Veneris, theuer sie in vier unterschiedliche Geschlechte am 9. Cap. und beschreibt sie also:Ex qvo genere hominum fuerit Venus. Aus welchen Geschlecht der Menschen die Göttin Venus gewesen. Es seynd vielerley Geschlecht der Geistmenschen / als nemlich Wasserleute / Bergleute / Feuerleute und Wind- oder Lufft Leute / die wir als Menschen ansehen zu seyn / und doch nicht seyn aus Adam / sondern ein ander Geschöpff und Creatur / geschieden von uns Menschen / und von allen Thieren. Denn / es zweyerley Fleisch / das Fleisch aus Adam / und das so nicht aus Adam. Das Fleisch aus Adam ist ein grob Fleisch / denn es ist irrdisch / und ist noch nichts denn allein ein Fleisch / das zu binden und zu fassen ist. Das ander Fleisch das nicht aus Adam ist / das ist ein subtil Fleisch / das nicht zu binden noch zu fassen ist /denn es ist nicht aus der Erden gemacht. Nun ist das Fleisch aus Adam der Mensch aus Adam / der ist grob wie die Erden / dieselbige ist compact, also daß der[112] Mensch nicht mag durch eine Mauer / noch durch eine Wand / er muß ein Loch machen / dadurch er schlieff / denn ihm weicht nichts. Aber das Fleisch so nicht aus Adam ist / dem weichet das Gemanet / das ist /dasselbige Fleisch darff keine Thüren / keines Lochs /sondern gehen durch gantze Mauren und Wände / und zubrechen nichts. Nun sind sie beydes Fleisch / Blut /Bein und dergleichen / was zu einem Menschen gehöret / und in aller Natur wie der Mensch / aber in dem gescheiden / daß zweene Ursprünge dar seynd / das ist zweene Väter. Zu gleicher Weise / als ein Geist und ein Mensch. Der Geist gehet durch alle Wände /und ihn versperret nichts / der Mensch aber nicht /denn ihn versperret der Riegel oder Schloß / also wie ein Geist und ein Mensch gegen einander zu erkennen und zu erwegen / also diese Leute auch erkannt werden. Mit dem Unterscheid aber von den Geistern gescheiden / daß sie Blut / Fleisch unnd Gebein haben /darbey gebähren sie Kinder und Frucht / reden / essen / trincken unnd wandeln / welche Dinge die Geister nicht thun / darumb sind sie gleich den Geistern in Geschwindigkeit / gleich den Menschen in Gebährung / Gestalt unnd essen / und also sind sie Leute / So Geister-Art an [113] ihnen haben / darbey auch Menschen-Irt / und ist ein Ding / wiewohl sie diese Dinge beyde sind / Geist und Menschen / und doch deren entweders: Denn Menschen mögen sie nicht seyn / sie seynd Geistisch in ihren Wandel. Geist mögen sie nicht seyn / denn sie essen und trincken; Haben Blut und Fleisch / darumb ist es eine sondere Creatur ausserhalb deren zweyen / und aber in die zwey Ort gesetzt / ein gemischtes / gemacht von beyden / wie ein Compositum von zweyen Stücken. So ist aber weiter auch in diesem zu verstehen / daß sie wiewohl Geist und Mensch / iedoch aber entweders sind sie: Der Mensch hat eine Seele / der Geist nicht / der Geist hat keine Seele / der Mensch aber hat eine. Die Creatur aber ist die beyde /und keine Seel aber / und ist doch den Geist nicht gleich / denn der Geist stirbt nicht / die Creatur aber stirbet / so ist sie den Menschen nicht gleich / sie hat der Seelen nicht / sie ist ein Viehe und aber über das Viehe / daß sie stirbt wie das Viehe / und der Thierische Leib hat auch keine Seele wie der Mensch / darumb ist es ein Viehe / und aber sie reden / lachen /wie die Menschen / darumb ist dis dem Menschen gleicher als dem Viehe / und ist weder Mensch noch Viehe / denn sie sind allwege wie die Menschen / allein ohne Seele / und besser denn der Mensch / denn sie seynd wie die [114] Geister / die niemand haben kan. Das soll sich niemand verwundern / daß eine solche Creatur soll seyn / denn GOtt ist wunderbahrlich in seinen Wercken / die er offt wunberbahrlich läst erscheinen / denn die Dinge seynd nicht täglich vor unsern Augen / sondern gar seltzam. Nun sind sie darumb von uns geschieden / daß sie nicht aus Adam sind / derselbigen Erden daraus Adam geschaffen ist /nicht gemessen / nicht allein daß uns GOtt die Dinge wunderbarlich zu sehen verhengt. Sie haben Kinder /und ihre Kinder sind ihnen gleich / nicht unsers gleichen / sie sind witzig / reich / verständig / arm / thöricht / wie wir aus Adam / sie bilden uns in alle wege gleich / wie man spricht: Der Mensch ist das Ebenbild GOttes / das ist / er ist nach seiner Bildnüß gemacht. Nun ist der Mensch nicht GOtt / wiewohl er ihm gleich gemacht ist / doch nur aber in der Bildnüß / also auch hier / sie sind darum nicht Menschen / darumb daß sie nach seiner Bildnüß gemacht sind / sondern bleiben in ihren Geschöpff / dieselbige Creatur wie sie seyn / wie denn der Mensch auch / der bleibt wie ihn GOtt geschaffen hat. Also sind sie Menschen und Leut / sterben mit dem Viehe / wandeln mit den Geistern / essen und trincken mit den Menschen / das ist / wie das Viehe / also sterben sie ab / daß nicht mehr bleibt / und ihnen [115] schadet weder Wasser noch Feuer / wie den Geistern / und niemand mag sie versperren wie die Geist / und aber ihre Nahrung sind den Menschen gleich / und alle ihre damit in Menschen Kranckheit / und in seine Gesundheit fallen sie / nicht in die Artzney der Erden / aus er der Mensch gemacht / sondern aus der da sie wohnen / sterben wie die Menschen / aber des Todes wie das Viehe / ihr Fleisch fault wie das ander Fleisch / und ihr Gebein /wie an der Menschen-Gebein / unnd ihr wird kein Gedächtniß. Ihre Sitten und Geberden sind Menschliche Rede und Weise / mit allen Tugenden besser und gröber / subtieler und rauher / dergleichen in der Gestalt anders nicht geformirt / wie auch die Menschen. Ihre Natur ist gleich den Menschen; Die Arbeit ihrer Hände zu essen / ihnen selbst Kleidung zu spinnen und zu weben / Vernunfft die Dinge zu gebrauchen /Weißheit zu regieren / Billigkeit zu erhalten und beschirmen / denn ob sie gleich wohl Viehe seynd / so haben sie doch alle Menschen-Vernunfft / allein die Seele nicht / sie haben darumb das Urtheil nicht /GOtt zu dienen / zu wandeln in seinen Wegen / denn sie haben der Seelen nicht. 22. Wollens etliche damit behaubten / wie nemlich Seemenschen seyn müsten /weil sie Kinder gezeuget haben: Wie davon [116] auch Erwähnung thut. Raue in memorab. c. 91. f. 73. Von den Wasser-Menschen. Die Geister so in den Wassern wohnen / sind nach Anweisung der Magischen Künste / zu einem Wollüstigen Leben geneigt / es sind auch unter ihnen / welche die Wasser erregen /Ungewitter anrichten / und pflegen sich gemeiniglich zu Nachts auff dem Wasser / wie auch in den Brunnen und Seen in Gestalt der Nymphen sehen zu lassen. Dieser Geister Hülf hat sich Ollerus ein Schwedischer Schwartz-Künstler gebraucht / ein gewisses Bein mit Segen beschworen / und darauff gleich als einem Schiffe über das hohe Meer gefahren. Deßgleichen hat er auch den König Hardingū aus Dennemarck auff ein Pferd gesetzt / und in kurtzer Zeit über Meer in sein Königreich heim geführet. Es werden diese von den Scribenten Sibyllen / Nachtfrauen / Gutefrauen /unn mit dergleichen Namen genennet / ihre Königin aber Habundea, welche durch ihre Ankunfft grosse Glückseligkeit und Reichthum denē / bey welchen sie einkehret / zufügete / derhalben ihnen auch in den Häusern statliche Panketen zugerichtet würdē / auch die Keller / unn Trinckgeschirr des Weins alle eröffnet / damit ihnen ja kein Verdruß / oder Wiederwillen geschehe / wie denn auch Plutarchus und Sabellicus schreiben / daß durch diese [117] Nymphen eine / Egeria genannt / Numa Pompilius der zweyte König zu Rom / den Rathsherren zu Rom / als sie auf eine Zeit unversehens zu ihme kommen / eine herrliche Mahlzeit zugerichtet und vorgesetzet. (Doch von diesem Stücke ist in vorher gehenden ein mehrers zu sehen gewesen.)

13. Andere bedienen sich der alten und Poeten ihr Geschwätze / von denen Nereidibus, Tritonibus, und sonderlich Sirenibus: Daß solcherer Erscheinungen nicht umbsonst unnd ohne Warhafftigkeit seyn könnten: Es müste ja was dran seyn / daß es Seeleute gebe. Hievon kann also noch ferner angehöret werden Joh. Trithemius, Apt zu Spanheim beym Hildebrand d.l. pag. 324. etc. Das vierdte Geschlechte der Teuffel wird aquaticum vom Wasser genannt / weil sie gerne an feuchten Orten sind / und in den Wassern / und Lachen wohnen. Diese sind grimmig / ungestüm / unruhig und tückisch / erwecken Ungewitter auf dem Meer / versencken die Schiffe zu Grunde / und bringen viel im Wasser umb. Diese Teuffel so offt sie einen sichtbahren Leib an sich nehmen / erscheinen sie gemeiniglich in Weibes-Gestalt / selten in Mannes-Gestalt /dieweil sie sich an feuchten Orten halten / und ein weiches und sanfft Leben führen / mügen auch nicht leichtlich wie andere / eine geringere Gestalt an sich[118] nehmen. Daher sie von den alten nicht mit einem Männlichen / sondern Weibischen Namen Najades, Nereides und Wasser-Nymphæ, oder Göttin genennet werden. Die unsern nennen sie heutiges Tages gemeiniglich Wasserfrauen. Welche aber in drucken und dürren Orten wohnen / nehmen Mannes-Gestalt an sich / wenn sie den Menschen sichtbarlich erscheinen. Sie verwandlen sich auch wohl in viel andere Thiere /nachdem sie ie affectioniret und gesinnet seynd. Die heiligen Engel aber / weil sie solchen Affectionen und Veränderungen nicht unterworffen sind / erscheinen sie einmahl wie das andere in Mannes-Gestalt. Denn man findet nirgend geschrieben / daß iemahls ein guter Geist in eines Weibes / oder irgend eines Thieres / sondern allwege in Mannes-Gestalt erschienen sey: Hergegen aber hat man die Teuffel offt umb die Wasser und Brunnen gesehen / welche wie die Weiber entweder getantzet / oder nach der Weiber Brauch / ihre Haaren außgebreitet / bißweilen auch mit den Leuten geredet / und seltzame Gauckelspiel getrieben. Dieses Geschlecht der bösen Geister pfleget sich nicht zu den Hexen / und Unholden zu gesellen. (Höret Wunder: Dieser machet aus den Nereidibus, See-Teuffel / und unterscheidet sie dennoch von den bösen Geistern; [119] Da es doch Zweiffels ohne ein Thun drümb ist. Welches auch beglaubet folgende Rede außmKornmanno de mirac. mort. part. 6. cap. 11. DieNajades und Nymphæ, welche von den Alten für Göttinnen der Flüsse seynd gehalten worden / die pflegen ein gewisses Zeichen und Vordeutung zu seyn / der jenigen Leute / die bald ersauffen sollen: Welches sich in vorigen Jahren zu Jena begeben hat / wie ich mich da auffhielte: Da etliche Abend dergleichenNymphæ auf der Saal spieleten / und gleichsamb vor Freuden hüpffeten / und zwar am eben demselbigen Orte / da am nachfolgenden Tage einer von Adel Johannes Robolt im kalten Bade hinunter gezerret und ersoffen ist / der mir sonsten sehr lieb war. Vide Colvener in Tract ad Cantipratan lib. 2. c. 57. § 9.

21. Von Bezeichnüssen der Wapen / drinnen See-Nixen abgebildet seyn / ist schon oben gewesen: Ingleichen zum 18. daß die Nixen die Menschen zu stelen / und zu sich hinunter zu schleppen pflegen. Nicht minder zum 12. ist auch schon von der Menschenfresserey gesaget worden / deren etliche Leute beschuldiget werden / bey Verzehrung der Menschengestalten Fische. Zum 19. wollen etliche beglauben /daß darumb nothwendig auch Menschen im Meere seyn müstē / weil es im Meere fast jo solche und mehr Thiere gibt / als wir bey [120] uns auf der Erden haben. Nun aber kommen uns ja die wenigsten zu Nutze / ich geschweige / daß uns wol gar viel Species nicht einmahl seynd bekant worden / etc. Aber was spricht der 8. Psalm darzu v. 9. daß der HErr unser Herscher /uns seinen Geschöpffen / die Fische und alles was im Meere gehet / unter die Füsse gethan habe. Seynd gleich allen und eintzelen Menschen die Fische an vielerley Arten / nicht nütz noch bekant / so wird es doch ie zu seiner Zeit geschehen / daß einer und der andere Gedeyen davon empfindet.

Und seynd also diese FLUET-Geister eben so wenig Menschen / als jene (per anagr:) LUFTE-Geister: Mit einander seynd sie (per anagr.) Teufl: Dafür uns und das gantze Menschliche Geschlechte /der liebe GOtt behüte!

Vom 5. redet noch ferner also Minsicht in Hist. Schaupl. p. 43. Was man redet vom Beyschlaffe der Teuffel / dasselbe ist auch zu verstehen von den Wassermännlein und Fräulein / darvon viel Fabulirens ist. Halte aber dafür / daß die so wohl Teuffel und Gespenster als die andern. Denn ob man gleich nicht leugnen kan / daß in dem Meer / so wohl als auff der Erden / allerhand Thier / als Hund / Ochsen / Pferd /Schwein unn dergleichen zu finden / welche auch der oberen Helffte dieser Thiere gleich sehen / ja auch wohl findet / die den [121] Menschen fast gleich sehen; So seynd es doch unvernünfftige Thiere / und haben ihr Wesen im Wasser und Meer / dannenhero sie keine Gemeinschafft mit den vernünfftigen Menschen haben können. 14. Weil man mit der Bewegung des Meers /mit dem Ab- und Zuflusse / nicht zu rechte kan kommen: Als davon die Gelahrten so viel Bücher geschrieben haben. Vide D. Rivini 2. Disp. und Schottum in Itin. Ecstat. Kircherio. So seynd etliche derresolution geworden / daß sie solche Ursache der Bewegung der Erden beylegen / hinzu thuende / daßcausa finalis sey / die Fügligkeit zu loben der Meerleute. Nachdem Ovid. spricht: Cernis, ut capiant vitium, nî moveantur, aquæ. Nemblich wenn sich unsere Lufft / drinnen wir leben / lange gantz stille befindet /und keine discussion von Winden leidet / so verursachen die irrdischen hinnauffsteigenden Dämpffe undexhalationes, leichtlich eine infection und Pestilentzialische Lufft / daß man dran sterben muß. Also verhalte es sich mit dem Meere auch. Ich gebe solches zu von den Fischen / davon ichs gewiß weiß: Wegen der See-Menschen / schlagen sich wohl noch ein paar Bauern / ehe sie die Warheit hervor bringen. Nemblich die offenbahre See hat nicht allein seine Bewegung / sondern auch sein Saltz; Daß die Fische ihre Dauerhafftigkeit [122] und gesunde Natur davon bekommen. Vide Autor. admirand. Sinæ & Europ. 3. Ob gleich an gewissen Oertern der Flüsse / Pflitzen /Tumpel und Seen / sich die See-Nixe præsentiren: Als wie bey Magdeburg auff der Elbe: Bey Halle / in einem tieffen rundten Teiche / drinnen viel Feuerkröten seynd / und die Nachbarn demnach häuffig dran waschen etc. unn an vielen hundert andern Orten in der Welt mehr / in welchen gemeiniglich die unglückseligen Leute zu ersauffen pflegen: So erfolget doch daraus nicht flugs / daß es rechte Menschen seyn müsten: Als die sich ja über unsern Verderb nicht freuen würden / als wie der Carcurgus, Schadenfroh / hinterlistige Nachsteller / Unglücks-Vögel / Verderber etc. Der böse Feind thut. 16. Ob man gleich Mittel und Wege vorschreibet / damit man solche schädliche See-Nixen vertreiben und abhalten kan / daß sie unsern Kindern nicht beykommen; So seynd es doch Abergläubische Phantasiereyen: An welcher Qvackeley sich die Nixen / so ferne sie wären / nicht kehren würden; Wenn es der böse Feind nicht bißweilen für gut außpassiren liesse / propter rationem status, umb durch solche Verstellung und simulation ein gewisses Profiet zu erhalten / sein Vortheil zu finden /und die Leyen von GOttes Wort ie mehr [123] und mehr zu verleiten / und in ihrem Katzenglauben zu verstärcken. Man spricht / daß sich die Wöchnerinnen sonderlich versehen sollen / damit sie nicht alleine seyn /sonderlich in der zwölfften Stunde so wohl des Tages als des Nachts / etc. Man möchte es zwar für eine Qvackeley halten / so ferne es nur sein absehen hat /wie denn die Weiber in gemein nichts anders attendiren / auff die See-Nixen / etc. Allein / weil man weiß auß der H. Schrifft zu beten gegen GOtt wider die Seuche die in Mittage verderbet / daß ist / contra Dæmonem meridianum, als der umb selbe Zeit sonderlich sein verfluchtes Fest hat: Unnd zum andern auch die Einsambkeit sonsten mehr schädlich als ersprießlich ist / etc. So mag man sich in der Furcht GOttes wol nicht unbillich vorsehen: Absonderlich /weil so schreckliche Exempel vorhanden seyn / die einen Christenmenschen wol dahin bewegen können. Fürnemblich aber gehöret hieher Iob. Fincel. part. 2. seiner Wunderzeichen litt. y. 3. Im Jahr Christi 1557. hat sich den 25. Novembris / folgende Geschicht zu Halberstadt in S. Moritz Pfarr zugetragen / nemblich ein ehrlich / Gottfürchtig Weib Georgij Wederings /Elisabeth / ungefährlich 24. Jahr alt / hat eine junge Tochter zur Welt bracht / welche sie folgends 26. Tages Novembris / zur [124] Christlichen Tauffe durch Christliche Gefattern hat bringen lassen / ist hernach bey acht Tagen von der Mutter / fleissig gewartet /und versehen / worden / sonderlich die Nacht Mariæ Empfängnuß / hat sie das Kindlein umb drey Uhr außgehoben / geseuget / und in Gottes Namen wieder in die Wiege und sich ins Bette geleget, darneben denn ihre Magd in der Stuben bey ihr blieben / bald in einer viertl Stunde fehet das Kindlein hefftig an zuschreyen und weynet so sehr / daß es die Magd länger nicht hat schweigen können / sondern die Fraw ruffen müssen / sie hat aber nicht gehöret / darob sich die Magd sehr verwundert / und gedacht / es müste nicht recht zugehen / daß die Frau jetzt so harte schlieffe /welche zuvor auffs Kindlein so guten Fleiß gehabt hette. Tritt derowegen zum Bette / und spricht: Frau höret ihr nicht / wie das Kindle so sehr schreyet. Da ihr aber nicht geantwortet wird / greifft sie ins Bette /und fielt niemand. Die Magd erschrickt / und rufft dem Herrn / der hart in der nechsten Kammer gelegen und spricht: Die Frau ist hinweg. Er erschrickt und schreyet / das wolte GOtt nicht / brenn ein Liecht an /wir wollen sie suchen / nimpt sein Kindle / hüllets ein / laufft in alle Winckel deß Hauses / rufft ihr und befindet / sonderlich weil es geschneiet hatte / daß sie zur Hof unn Haußthür nit [125] nauß kommen sey / sind sie nach dem Keller gelauffen / und ihr geruffen / aber nichts denn ein Geplatsche im Wasser gehöret / wie denn auch an dem Keller ein Brunn gesenckt ist / welcher in dieser Frauen / und ihres Nachbarn Hoff gehet / darauf sie nicht acht gehabt / welche die Fraue gesucht / dieweil die Thüren zugewesen etc. Sind derowegen auf die Gassen gelauffen / ein Geschrey gemacht / die Nachbarn auffgeweckt und angezeiget /was geschehen sey. Der arme Mann läufft mit dem Kindle jammerlich hin und wieder / aber kan sie nirgends finden / aber sein Nachbar Lorentz Schade /höret daß seine Hinterthüre / die sonst auf dem Tage schwerlich auffzumachen gewest / auffgehe / höret auch den Tumult / spricht zu seinem Weibe: Hörestu daß unser Hoffthür auffgehet / es solte wohl ein Dieb im Hause seyn / aber die Frau redet ihm solches aus. In dem hören die Sücher / daß sich iemand in Schadens Hauß rege / meinen / die Frau sey auffgestanden / wollen ihr das auch anzeigen / klopffen derowegen an / in dem wird die Thür in Schadens Hause geöffnet / und wie man zusicht / ists die Kindbetterin / sie sprachen sie an / was sie da mache / und wo sie gewesen sey / aber für zittern und weinen kann sie anders nicht sagen / denn sie sey aus dem Botn kommen /darrinne sie seye gelegen / [126] wie ihr Peltz und Leib außweiset. Da man weiter gefraget / wo sie hinein kommen oder auch heraus kommen wäre / davon hat sie nicht können Bescheid geben / denn der Brunn im Hofe ist fest zugedeckt gewesen / und ist auch ein klein Loch / dadurch sie hinein kommen / und dieweil man im Schnee nicht spüren können / wie sie aus dem Hause an den Brunne kommen / so hat man doch ihre Bantoffel bey den Brunn bey einander stehen funden /daraus zu erachten / daß sie daselbs hinein und am andern Ort in ihres Nachbars Hauß heraus kommen sey / wie aber / weiß kein Mensch. Sie ist aber hernach vier oder fünff Tage sehr schwach gewesen /aber den sechsten Tag zimblich zupasse / daß sie selbst gessen / getruncken / ümbher gegangen / das Kindlein gewartet und gepfleget hat / daß man in der Hoffnung gewesen / es solte ferner mit ihr keine Noth haben / wiewohl sie allwege geklaget / daß ihr das Hertz sehr schwer wäre / wüste nicht wie es möchte zugehen / aber solches ist ihr außgeredet worden / und haben sie getröstet / sie solte sich zu frieden geben /und auff GOtt vertrauen / auch sich befleissen / daß sie schlaffen könte / welches ihr denn am schwersten worden / und sie selbs gemeint / da sie nur schlaffen könte / würde es mit ihr bald besser werden / hat also groß Verlangen nach Wermuthbiere [127] gehabt / und gemeint / wenn sie solches bekäm / wolte sie davon wohl schlaffen / wie sie denn den 13. Decemb. immer davon gesagt / und auch folgends den 14. zwischen 7. unnd 8. Uhren das Kindle zu ihr genommen / geseuget / eingewunden und widerumb in GOttes Namen mit Hertzen und Küssen niedergelegt / und auch das Morgenbrodt bey dem Tische / abwesens ihres Mannes gessen / darnach hat sie die Magd in S. Leonhards Closter gesandt Wermuthbier zuholen / daß sie also allein daheime blieben. In dem komt ihr Bruder Hans Otto / will sehen wie es seiner Schwester gehe / und wie er in die Stube kombt / sind er sie in Bette auff den Rücken liegen / mit geschlossenen Augen / des wird er gleich froh / meint sie schlaffe / will sie derwegen nicht erwecken / sondern gehet stracks zurücke / da begegnet ihm die Magd mit dem Wermuthbier /der verbot er / sie solte nicht hinein gehen / und die Frau auffwecken / dem antwortet die Magd / ich muß sie ansprechen / denn sie hat mirs befohlen / gehet hinein zur Wiegen nach dem Kinde zu sehen / das war hinweg aus der Stuben. Nun gedencket die Magd an den Brunne / darinne die Frau gelegen war / siehet hinein / und findet das Kindlein im Wasser / und die Windeln und sein Beinlein hencken / da es doch zuvor feste von der [128] Mutter verwickelt worden. Solches ist durch zween Schöppen / und Herrn Conrad Perca Pastorn zu S. Johannis aus dem Brunnen todt gelanget und besichtiget worden. Die Mutter aber /hat von der Zeit an / da sie ihr Bruder hat schlaffen funden / von acht Uhrn an / bis zu viern in der Nacht /welches sind zwantzig Stunden / entzuckt gelegen /keinen Athem geholet / noch sich gereget / man hat sie auch nicht ermuntern können. Derwegen hat man sie liegen lassen / und fleißig zu Gott für sie gebeten. Gegen dem Morgen hat sie sich gereget / daß mans hat sehen können / da ist der Pfarrer und ihr Ehemann zu ihr fürs Bette getreten / sie geruffet und gerüttelt /hat sie nichts geantwortet / sondern über eine weile ihre Augen aufgeschlagen und gesprochen: Ey berath GOtt. Darauß der Pfarrer geantwortet / der berath allwege / und helffe euch und uns allen. Hat sie geantwortet: Amen. Ist auch von ihrem Manne gefraget worden / ob sie ihme kenne / hat sie mit Weinen gesagt / ja / ihr seyd mein lieber Mann / und der bey euch stehet / ist der Pfarrer zu S. Johannes. Hat sie mit weinen vermahnet / daß sie für sie beten solten /welches denn geschehen / und bald nach dem Gebet gesaget / warumb habt ihr mich aufgeweckt / ich bin in so grosser Freude gewesen / habe meinen Heyland gesehen / die lieben [129] Engel gehöret / etc. Ach warumb habt ihr mich nicht liegen lassen / hat auch geklaget /der Mund thete ihr wehe / welchen die Weiber also mit Würtz und Essig gerieben hatten: Da sie gemeynet / daß sie sonst in Ohnmacht lege / hat auch geklaget / wie sie sehr müde / und ihr das Hertz schwer wäre / hat also wieder vier Stunden geruhet / und ist der Pfarrer stets bey ihr für dem Bette gesessen. Da ist sie umb 8. Uhr auffgefahren / neben das Bett gegriffen / geweynet und geseuffzet / da sie gefraget worden / warumb sie so seuffzete / hat sie geantwortet: Sie hätte ja da ein Kind stehen gehabt / wo dasselbe wäre / sie wollts haben / welches man ihr aus dem Sinne hat reden wollen / aber sie hat sich daran nichts gekehret. Und ob man wohl gesprochen / sie hettens ihr zum Besten hinweg gethan / denn sie wäre schwach /hat sie doch daran nicht wollen gesättiget seyn / sondern gesagt / hab ich doch nur ein einiges Kind / habe auch gute Milch / darumb langet mir mein Kind her. Darauff hat sie der Pfarrer gebeten / sie wolte sich zu frieden geben den Tag / so wolte sie das Kindlein wieder bekommen / und man hat sie nicht anders können zu Frieden stellen / denn auff solche Weise. Nu hat sie den 14. Dec. biß auff den 21. still gelegen /wenig geredet / allein offt und viel geseuffzet / und[130] nach dem Kinde nicht mehr gefraget. Wie es weiter durch Göttlichen Willen mit ihr zugehen werde / wird die Erfahrung geben / die Zeugen dieser Geschichte sind Cunrad Perca Pfarrer zu S. Johann / Simon Becker ein Schöppe / Caspar Bolte / Hans Otto / Lorentz Schade / Heinricus Spangenberg / Andreas Franck /Bastian Holtzschumacher / Heinricus Otto / Paul Feckensteit.

Nemlich / es sollen die Wöchnerinnen / sonderlich zu Mittages- und Mitternachts- Zeit von den Gespenstern oder Volanden oder Wasser-Nixen / (wie sie von den Weibern theils geheissen werden /) von 11. biß zu 12. Uhren angefochten werden: Als erzehlete mir eine Leipziger Wehemutter / Ursel mit Namen /daß es ihrer eigenen Mutter wiederfahren / wie sie /als ihr erstes Kind / von ihr gebohren gewesen / daß ihre Mutter zwischen elffen und zwölffen zur Stube hinaus gegangen / und vor dem Schränckel hat wollen eine Butterbamme schmieren; Da soll ein grosser schwartzer Mann zum Kellerloche hervor gesehen haben: Drüber sie dermassen erschrocken / daß sie hernach müssen 16. Wochen kranck zu Bette nieder liegen. Eben diese Obstetrix sagte / wie es allhier unlängst Anno 1661. in Leipzig geschehen / daß eine Nagelschmidts Fr. [131] in ihren Sechs-Wochen heraus gegangen / unnd umb verbotene Zeit den Gänsen bey der Pauliner Kirche / da sie gewohnet / zu fressen gegeben; Da soll es sie angehouchet haben; Daß ihr Gesicht unnd Maul so auffgeschwollen / und ein trefflich garstiger Eiter endlich heraus gekommen sey / daß nicht zu sagen: Dessentwegen warnen sie die Kinderbetterin sehr / daß sie sich sollen innen halten / und in ihren Betten verbleiben / sonderlich zwischen Eilffen unnd Zwölffen: Ja wenn sie nur in ihren Betten seyn /so mögen jene Nixen nichts irren noch schaden. Es soll aber allein (nach der Weiber Bericht) in dergleichen Häuser unnd Gebeuden spuecken / drinnen vor diesem Geld vergraben worden: Unnd wenn solches endlich gefunden wird / so soll es auffhören. Als sagte mir vorgedachte Mutter Ursel nunmehr Seel. daß es auch ihrer Mutter begegnet sey: Nemblich es habe die Groß-Mutter Geld unterm Feuer-Herde vergraben gehabt: Drauff soll es geschehen seyn / daß ihre Mutter immer Anfechtungen bekommen / umb berüchtigte Zeit: In dem es gethan / als wie es einheitzete / drauff ihr vorgekommen / daß der Ofen und die Stube so heiß [132] wurde / daß sie vor Angstschweiß nicht bleiben können: Drauff das Gespenste denn die Ofen-Gabel niedergeworffen und gleichsamb darvon gelauffen /unnd sonsten sein Fest so gehabt hat; Biß daß ihre Magd einmahl Feuer auff dem Herde gemacht / und ungefehr einen Pflock aus dem Herde gezogen / drauff etwas geschimmert und geklungen: Darnach sie denn gesehen hat / unnd das Loch weiter eröffnet / unnd ein kleines länglichtes Schächtelgen heraus gezogen /drinnen viel Ducaten gelegen; Die sie mit Frolocken (eine ander würde sie vor sich behalten haben /) in die Stube getragen / unnd dem Vatter gegeben: Der ihr zum Recompens einen Peltz darvon machen lassen; Hernach soll sich das Gespücke verlohren haben.


10. Nemblich man erfähret sonderlich / daß die Wehemütter vor andern Geschlechtern der Leute / am meisten von den Unterirrdischen und See-Nixen / begehret seyn / unnd von ihnen abgeholet seyn: Als soll solches auch zu Halle geschehen seyn / daß eine Wehe-Mutter unters Wasser ist weggeholet worden: Ich geschweige vieler hundert andern mir zwar [133] unbekanten Exempeln / denoch aber von solchen alten und erfahrnen Müttern / gewiß in grosser Menge / und mit Verwunderung gehöret werden / durch alle Städte. Im übrigen erzehlete mir auch obgedachte Mutter / daß sie (sie war aber bürtig von Eschätz / eine halbe Meile bey Querfurt) wie sie über das Wasser fahren wollen / zu Mitternacht / berichtet worden / wie zu Merseburg umb die Mitternacht ein Weib für ein Balbiers-Hauß gekommen / (noch unlängst soll es geschehen seyn /) der nahe am Wasser gewohnet / und hätte geschrien zum Fenster hinein / die Wehemutter solle doch heraus kommen: Welches sie aber anfänglich nicht thun wollen / biß der Balbierer mit ihr gegangen / der ein Licht bey sich gehabt / und flugs nach des befürchteten Nixes Beinen gesehen / drauf es sich nieder geducket: Wie solches der Balbierer gemercket / da hat er es greulich außgescholten und gehen heissen / drauf es verschwunden. Noch ferner gedachte auch solche Hebamme / daß in ihrer Heymat zu Eschätz ein Mann außgangen gewesen / und seine Fraue / als eine Kinderbetterin / allemahl zu Hause gelassen; Drauff soll mitten in der Nacht der Nix gekommen seyn / und habe Mannes gestalt unn Sinnen an sich genommen / habe vors Fenster das zum Garten hinein gegangen / [134] geschrien: Sie solte doch heraus kommen / er wolte ihr was sonderliches weisen: Allein ihr war es wunderlich vorgekommen / unnd hatte dannenhero drauff geantwortet; Er solte hinein kommen: Es schickete sich so mit ihr nicht / daß sie jetzund könte in der Mitternacht auffstehen: Hette er doch den Schlüßel draußen in einem Loche über der Haußthür liegen / wie er wohl müste: Resp. Ey er wüste es gar wohl; Sie solte doch aber zu ihm hinaus kommen: Er wolte ihr gewiß was sonderliches zeigen: Unnd hatte die Reden auff ihres Mannes Art so lange getrieben; Biß daß die Wöchnerinne endlich auß ihrem Bette von dem Wochen-Kinde auffgestanden / unnd hinaus gegangen war im Garten / da war das Gespenst immer vorher vor sie weg gegangen / und hatte etliche mahl gesaget / sie solte nur nachfolgen: Da wäre es /das er ihr zeigen wolte: Biß sie endlich schier ans Wasser gewesen / das nicht weit vom Hause war vorüber geflossen: Mittlerweile da sie noch immer fort gegangen; Soll das Gespenste (siehe / sie können auch reimen: Freylich / hat doch das Oraculum die schönsten unnd Sinnreichsten Verße pronunciret zuDelphis, etc.) gesaget haben:


[135] Heb auff dein Gewand /
Daß du nicht fallst in Dosten und Torant.

Der im Garten häuffig gestanden: Drüber (zu dem weil sie auch das Wasser erblicket /) soll sie mit Fleiß in selbes Kraut gefallen seyn: Drauff das Gespänste verschwinden müssen / weil es ihr nichts mehr hat mögen an- oder abgehaben: Biß ihr Mann nach Mitternacht zu Hause gekommen / Thür und Stube alles offen gefunden / die Kindermutter im Bette nicht angetroffen / derentwegen er erbärmlich angefangen zu ruffen / biß sie ein wenig außm Garten geantwortet /unnd er sie außn Kraute wieder in die Stube gebracht hat / also halten die Wehemütter so gar sehr vil auf dasselbe Gekräuterig / unnd legen es allenthalben in Betten und Wiegen / ja gar in Kellern / etc. Und tragen es auch bey sich / befehlen auch daß es andere müssen zu sich stecken: In deme es die Kraut-Weiber häuffig zu Leipzig auffm Marcke feil haben. Item es soll auch einmahl ein Weib in dem Keller zu Mittage gegangen seyn / Bier ein zulassen: Da soll das Gespenste drinnen angefangen unnd zu ihr gesprochen haben:


[136] Hattestu dir nicht Dosten /
So wolte ich dir die Biere helffen kosten.

Diesen Reim höret man hin und wieder mit der Historien zu erzehlen: Als habe ich ihn von einer Salfeldischen Frauen / und der gedachten Wehe-Mutter /etc. gehöret. Biß hieher auch unter andern vom sechzehenden Stücke.

6. Als soll im Hartze ein Brunnen seyn / der allerhand kleine Steinlein außwirfft / die sich denen Menschlichen Gliedern vergleichen: Als etliche sollen Hirnschalen præsentiren / etliche Arme / etliche Füsse / etc. Vielleicht seynds Sceleta von Nix-Kindern / möchstu sagen. Resp. Es ist eben so viel / als wenn ich folgendes für ein Glied von den Bergmännerlein hielte / davon Cardanus in Subtil. l. 7. p. 192. Daß auffm Acker bey Trier gefunden werde ein Stein /mit Namen / Hysteropetra, welcher Natürlich außsihet wie die Weiber-Schaam / ist schwartz unnd ziemblich hart. Und bey Salfeld in Düringen / ist in einem Brunnen / der 20. Klaffter tieff außgegraben worden / ein Stein gewesen / der durchaus wie eine vollkömmliche Menschen-Brust außgesehen / mit seinen unterschiedenen Rieben: Wiewohl es ein wenig enger gewesen ist als eine rechte Menschen-Brust.[137] (Vielleicht ist es aus Beinen / zu Steinen geworden /durch die gemeine forma lapidificante: Nach welcher viel andere Dinge ihre vorige Form zwar behalten haben / doch aber zu gleichsamb Natürlichen Steinen geworden seynd / wenn sie an unterschiedlichen besonderē Oertern de Erden hingerathen. Als begab es sich Anno 651. zu Hall in Sachsen / daß ein Knecht selbiges Hauses / drinnen ich mich domahln aufhielte / aufn Acker einen ziemblichen Baum tief aus der Erden pflügete / mit seinen Esten etc. (er war vorher Erlen gewesen /) der gantz und gar zum rechtē Stein durch und durch geworden war: Wie ich davon etliche Stücke behalten habe / und noch zur Zeit was besitze: Drinnen man Augenscheinlich die Art des gewesenen Holtzes beobachten kan / nach seinem Geärder /Rinde und Farbe etc. 3. Was nochmaln die Oerter betrifft / da sich die Nixe befinden lassen; Dahin gehöret dieses / daß sie hin und wider in Flüssen unn Sümpfe / als bey Salfeld / Magdeburg etc. Bald Schnuptücher / bald Hemden / bald ander Geräthe und Schmuck gleichsam fliessen sehen / als wenn es denen Wäscherinnen wäre entfallen / oder sonsten angetrieben gekommen. Schwimmet nun einer darnach / und gedencket es zu erhaschen (wie es denn bißweilen nicht geschwinde fort fliessen [138] soll / bißweilen scheinet / als wäre es an einem seuchten Orte / etc. da es doch alles ein glauconia ist / und vom bösen Feinde regieret und præsentiret wird / daß er die unvorsichtigen Menschen mescire und bestricke /) so wird er öffters in tieffe Löcher hinunter gezogen / da kein Grund ist (welches man Kölcke heisset / oder Strudel / auff welchen sich nicht minder / ja dergleichen schwimmende unnd schwebende Sachen ereignen / mit aller Lust eines anschauenden) oder wird doch auffs wenigste /wenn er mit dem Leben davon kömmt / sehr blau geknippen an allen Glidern die unterm Wasser seyn /und feste gehalten / daß er sich weder regen noch weggehen kan / es geschehe ihn denn Hülffe durch andere Menschen: Wie nemlich / unter andern viel tausend Menschen anderswo / sich auch zugetragen hat im Anfange dieses Seculi in meiner Heymat / mit meines sel. Vaters Bruder / Paul Schultzen / zwischen Zetling und Badel / da ein ziemblicher tieffer Teich ist / denen von Alvensleben zugehörig / mit vielen Fischen. Drauf hat es sich domahlen auch ein grosser und anmuthiger Hecht sehen lassen / der meinem Vetter angereitzet hatte / nach ihn zu gehen: Aber er war da hintergangen / unnd mit blauen Flecken kaum lebendig / durch andere anwesende Pursche / wieder[139] auß der Wassers-Gefahr gebracht worden; Wie mir noch dieses anno 1659. meine nunmehr seelige Mutter erzehlete / (suche ihr Gedächtnüß in meinem Historischen Traumbuche / tit. Todstraume /) wie wir bey selbigen Teiche vorbey fuhren / nach Calbe an der Mülde hin. Im übrigē ist hernach jener Paul Schultze in den Krieg gekommen / drinnen er auch Zweiffels ohne wird gestorben seyn. Und also ersihet man hierauß leichte / daß es des bösen Feindes Spueckerey sey / daß man von Seenixen hat.

22. Hieher gehöret unter andern Gorop. p. 3.Franc. p. 74. Der Ursberger Abt mag anderswo hingehen und seine Beypflichter suchen / damit er behaupten möge / daß Meroveus so viel sey als Mervehe / oder Meervieh: Weil ihn seine Mutter mit einem Meerwunder soll gezeuget haben. Das ist eine statliche (hintersich!) Außdeutung / die sich trefflich auff einen König fasset / ja so ferne er im Reiche der Phocarum, oder Seehunde herschete. Das ist / wann es anders dem Mercurio gefellt / eine Historie schreiben / auß den Wörtern die man unrecht außdeutet: Ja Märlein seynd es / für die Weiber gehören: Ungeachtet /ob ich mich gleich zu besinnen weiß / daß man lieset /wie ein Englischer Warsager / Merlinus, nicht aus Menschen / sondern / ich weiß nicht aus was für einem [140] Gespenst / soll gezeuget worden seyn: Welches ich nicht mehr gleube / als das Hercules vom Jupiter, unnd Romulus von Marte, etc. sollen vorweilen gezeuget seyn.

7. Was die Geschichte belanget / so möchte darzu noch gereichē eine Hand / welche allhier in Leipzig der Herr Burgermeister / Lorentz / von Adelershelm /unter seine Raritäten besitzet: Wie solche allegirt wird in einer neu fischen Disputat. de Monstr. Allein haben doch auch wol Affen eine ziemliche eusserliche Menschen Gestalt: Müssen es denn nun flugs recht Menschen seyn / wenn gleich etliche Fische in etwas so außsehen? Es ist wunder / daß nicht ein ander hierzu anführet / die Bildnussen im Wasser / Flüssen oder Brunnen: Drinnen sich die Bauern / mit jenem Schaffers Mägdgen / spiegeln / wenn sie beym Virg. in Eccl. spricht.


Non sum adeô informis nuper me in littore vidi.


Besihe meinen Tract. de Brumâ. beym Harsdörffer in Math. Erquickstunden. Tom. 3. part. 4. c. 45. p. 332. stehet / wie durch eine Syrene oder Wasserfräulein / die Stundē in dem Wasser gewiesen werden können: ex Athan. Kirch. de arte Magnet. f. 318. unn beym Harsdörf. d.t. cap. 15. part. 9. p. 513. wie ein feuriges Gespenst unter dem Wasser zu weisen sey? Müsten drumb flugs Leute im Meere wohnen / wenn man gleich durch Kunst [141] also solche Possen zu Wege bringen kann? 17. Auch ist dieses ein schlechtes / daß du sprichst; Weil die Fische füglich unterm Wasser /Athem holen können; So ist es auch nicht denen Menschen unmüzlich. Denn von ersten ist man noch zweiffelhafftig / ob nemblich die Fische respiriren /wie die Menschen thun müssen.

8. Das halte ich für einen Satanischen Betrug /wenn Leute einen versenckten Ort hoben gründen wollen / und drüber unten am Stricke einen Brief sollen herauff bekommen haben / wegen Unterlassung ihres Vorhabens. Es ist wunder / daß nicht endlich auch einer spricht; Weil sich die Wasser bißweiln in Blut verwandeln / daß solches von einer Seeschlacht der Meer-Leute herrühre. Vide mein dreyfaches Leipzigisch Bluetzeichen und anderswo die Continuation desselben. Oder daß die warme Bäder von dem einheitzen der See-Menschen komme: Oder daß die Springquellen ihr außgelaßenes Wasser seyn: Oder daß das Erdbeben von ihren schiessen unnd schmeißen herkomme: Oder / daß die Frösche / Störche unnd Schwalben (vide mein Storches und Schwalben Winterquartier /) etc. Des Winters von uns zu ihnen ziehen / unnd zu ihrer Nahrung gedeyen; Weil sie keinmahl alle miteinander in einem Jahre wieder hervor kommen / [142] welches darauß muß wahr seyn; Weil ihrer nimmermehr auff Erden mehr werden / da doch ein jedes Paar alle Jahr / etliche jungen zeuget / und damit von hinnen scheidet.

1. Was noch ferner die Autorität belanget / darzu kan villeicht nicht ungereimbt allhieher gesetzet werden / was Ioh. Henr. Ursinus hat Volum. 1. Analect. Sacr. l. 6. § 4. p. 334. etc. Ob es Seemenschen gebe? Die Erde hat er den Menschenkindern gegeben / stehet im 115. Psal. v. 16. Es ist eine wunderliche Meynung deß Anaximandri Mitesii gewesen / vom Ursprunge deß Menschlichen Geschlechts: Nemlich daß ihm als einem Heyden bedeuchtet habe / wie aus der erwärmeten Erden und Wasser entweder die Fische oder doch den Fischen ähnliche Thiere hervor gekommen seyn: Unnd daraus wären die Menschen entstanden / welche in jener Bäuche so lange verschlossen gelegen / biß zu ihrer Jugend / da Mannßen und Weibßen aus den zerborsten Fischen heraus gefallen wären / die sich flugs hetten ernehren können. BeymCensorino de Die Natal. c. 4. Da ein mehrs von diesen Zeuge stehet. Hieher gehöret (ex Ursin. d.l. lib. 4. c. 2. p.m. 208.) primus homo pisciformis. Nemlich vom ersten Urheber unsers Geschlechts / sind vielerley Fabeln der Hebräer / welche zweiffels [143] ohne / noch andere / als der Araber, Griechen / und Indianer außgehecket haben. Unn ist dise eine von dem berühmtesten / welche auch so gar von etlichen Christen behauptet worden: Daß er nemlich ein Riese gewesen /welcher mit seinen Füssen durch das grosse wilde Meer gegangen / unnd / ich weiß nicht / auß was für einem Eyländischen Paradiese / in diese Welt gekommen sey. Perer. in Gen. c. 2. v. 7. Ich zweiffle nicht dran / daß nicht hierauß soll hergekommen seyn jenes Märlein / außm Helladio Besantinoo lib. 4. Chrestomathiæ beym Photio Cod. 279. Er erzehlet / wie ein Mann mit Namen im rothen Meere sey gesehen worden / dessen übrige Gliedmassen wie ein Fisch Gestalt gewesen / das Haupt aber und die Füsse wie auch die Hände / weren denen Menschen ähnlich gewesen: Der hette hernach die Sternkunst und die freyen Künste gelehret. Etliche sprechen / saat er / daß er vom ersten Vatter mit Nahmen Oüs sey gebohren worden / welches auch sein Name bezeuge: Item daß er ein warhafftiger Mensch gewesen / und nur fischicht außgesehen habe / weil er mit Fischfellen bekleidet einhergegangen. (Adam und Seth die sollen sonst die Sternkunst und andere freye Künste erfunden haben / wie auch Josephus vorgiebt l. 1. Antiqv. c. 4. Daß sie aber sich mit Fischheuten [144] bekleidet sollen gehabt haben / wie es ein Absehen hat / daß mans daher gedichtet hat / damit die Fabel geschlichtet würde / daß sie aus dem Meere entsprossen seyn; Solches kan auf die zwiefache Mystische Kleydung des Menschen gezogen werden. Denn er hat die Gebrechligkeit aus der Sünden an sich gezogen / welche nicht uneben mit einem Fischfelle verglichē wird. Es ist nichts / das geschwinder fäulet als das Fischfleisch /als davon Ausonius in Mosellâ: Non duraturi post bina trihoria corvi. Piscis, sagt man / nisi recens, nequä est. Und 2. hat der Mensch auch an sich gezogen die Gerechtigkeit und Unsterbligkeit in JEsu Christo / der nach den Anfangs-Buchstaben seines Namens ἰχθύς ein Fisch ist. Ja auch wir werden /nach solchen ἰχθυί, JEsum Christū, gleichsam wie kleine Fischlein im Wasser wieder gebohren / Tertull. de Baptism. c. 1.

Im übrigen ist nicht minder sehr verwunderlich desLudov. Viris Meynung / wenn er spricht: Es ist gewiß / daß auch Menschen im Meere seyn als auf der Erden: Welches man für ungezweiffelt soll aufnehmen: Daß nemblich vollkommliche Menschen im Wasser leben / wie Plinius vorgibt. Davon einer vor 12. Jahrē in Holland ist gefangen wordē / welchen viel Menschen gesehen habē. Denn man hat ihn bey zwey Jahr stumm erhalten / [145] biß er allgemählich ein wenig zu reden angefangen / und zweymahl von der Pest angesteckt geworden / drauff man ihn wieder ans Meer gebracht / da hinein er mit Freuden wider gesprungen ist. Im übrigen seynd die jenigen demnach auch von uns Menschen gezeuget und herkommen: Denn es giebt an etlichen See-Oertern Leute / welche sich trefflich auffs schwimmen befleissigen / und zu welcher Ubung sie ihre Kinder dermassen gewehnen /daß sie ziemblich lange unterm Wasser tauern können. Also / gleich wie die andern Menschen auffn trucknen; Dergestalt wohnen jene im Meer: Und solche Leute sollen sonderlich zu finden seyn / in den äussersten Insulen der See / in den warmen Ländern /wie zu schliessen stehet aus denen Relationen unserer gereiseten Leute. Raphael Volateranus gedencket /daß in Apulien / nunmehr für 200. Jahren / ein Jüngling gewesen / der von Kindesbeinen auff sich im Meere pflegen auffzuhalten / da soll er sich unter die Meerwunder viel Tage befunden haben / da hat er mit ihnen gespeiset / nicht anders als wenn er eines aus dieser Zahl wäre. Er machte sich trefflich tieff in die See hinunter / und kam offte wiederumb ans Ufer heraus / und verkündigte denen Schiffern von bald bevorstehenden Ungewittern. Er hiesse anfänglich Nicolaus, [146] hernach der Fisch Cola. Biß hieher jener / derlib. 7. de Verit. fid. c. 1. dergleichen Sachen mehr hat. Sonsten besiehe von diesem Cola auch Alex. ab Alex. l. 2. c. 21. Genial. dier. und von dergleichenMonstris l. 3. c. 8. Wer im übrigen dieses lustige argument, Ubungs halber / weiter anfassen und fortsetzen wollte; Der könte sich folgender Beweißthüme gebrauchen. 1. Weil das Meer aller Vatter genannt wird. 2. Weil dem Menschen auch das Gebiet über die Geschöpffe im Meere auch übergeben geworden seyn. 3. Weil die Erfahrung gelehret hat / daß es Tritones und Nereides giebt: Davon Münsterus in Cosmograph ex Edit. Basil. 1614. l. 1. c. 7. Lignarid. Oblect. Acad c. 40. etc. 4. Weil man auch Münche und Meer-Bischoffe gesehen hat. Nemblich damit man ja an derselbigen Leuten ihrer Seligkeit keinen Zweiffel habe. Vide Gesn. de Pisc. 5. So ist solches auch der Göttlichen Allmacht nicht unmüglich; als welche den Jonam im Bauche des Wallfisches / undPaulum in die Tieffe des Meers hinunter gesencket /wol erhalten können. Ja welche Allmacht / wenn es nur glaubens werth ist / vorweilen Jährlich das Meer biß auf den Grund von einander gethan hat / den jenigen Billgram zu Gefallen / welche zum Grabe desClementis Romani seynd wallfahrten [147] gegangen: Als welcher Clemens da hineinwerts / mit einem Ancker am Halse geknüpfft / ist gestürtzet worden bey Taurica Chersoneso. Wie Baronius vermeldet zum Jahr Christi 102 etc. Lachestu nicht hierübers Freylich: Doch muß ich der Fabel zu Gefallen noch dieses hinbey fügen. Man schwatzet zu unser Zeit / welches aus einer warhafftigen Geschicht allhieher geschrieben hat Joh. Vanderhoven: Nemblich von Lißbon am 4.Febr. Anno Christi 1607. daß im Monat October, bey Maria Allocutionis, so nicht weit von Lißbon lieget / nach abgeflossenen Meere / ein Homo Pelagius, oder Seemensch zurücke geblieben sey. Dessen Leibes Fleisch war den Fischen ähnlicher als den Menschen: Nur alleine war der Unterscheid am Schwantze zu sehen / welcher recht Menschen-Fleisch hatte / an der Haut / Substantz, Weißheit und andern Stücken. Die Beine waren sehr kurtz / und an der Brust gesetzet / also daß man keine Hüfften sahe. Die Ernte waren in gleicher Grösse mit den Beinen / und gantz anders geartet als der übrige Leib: Er hatte wolgestalte Menschliche Finger und Nägel. An stadt des Bartes und der Augenbranen / hat er etliche wenige Schupen / die doch was höher hinauff stunden / unnd durch gleiche Linien von unnd über einander unterschieden[148] stunden. Die Augen waren ein bißgen gläntzend /unnd an den übrigen Gliedmassen gantz vollkommen / was die Nasen-Löcher / das Maul / die Ohren / das gantze Gesicht / etc. betrifft. Ferner wie die Leute dieses Menschliche Abendtheuer da liegen sahen / da bemüheten sich sonderlich die Weibergen / mit einer Lobwürdigen Andacht dahin: Daß sie seine Seele möchten verbitten / unnd bey GOTT in Gnaden bringen. Also saget Dausquejus in lib. 5. Quinti Calabri, und thut hinzu: Durch dieses Gesichte / wird ja jener Leute Hartneckigkeit wiederleget / welche solche Gesichter für Fabeln halten / die ihnen nicht seynd vors Gesichte kommen / als da seynd die Tritones, Nymphæ, Nereides. Eben solche Hartnäckigkeit unnd Widerspenstigkeit wird auch dadurch umbgestossen / wenn die Reisenden aus Indien berichten /daß man bey Tomorino beyderley Geschlechter der Meer-Menschen / fast in gleicher Gestalt lebendig gefangen habe; Davon die Brüste der Weiber gantz voll Milch gewesen. (Es ist ein Wunder / daß die Papisten nicht auch endlich in ihren Litaneyen unnd Messen /mit einer solchen gedachten Löblichen Andacht / öffendlich für die Tritones bitten / opffern / etc. Welches [149] sonsten das Fegefeuer durch ihre Narrey angezündet haben. Biß hieher Ursinus. Ich spreche allhier wegen der erwähnten Meermünche und Bischöffe /daß es auch Teuffels-Gespenster gewesen; Als der damit sonderlich seinen eigenthümlichen Pabstthume einen Vorschub thun wollen / umb die Richtigkeit ihrer Kutten und des andern Tandes zu behaupten; Als darzu sie ohne das lieber Närrische Wahnsinnigkeiten accommodiren / als wichtige fundamenta an das Tagelicht bringen können. Es ist also auch hierbey wahr gemacht worden / was man sonsten spricht: Was der Teuffel selber nicht außrichten kan / das wircket er durch ein alt Weib oder München aus. Haben die See-Leute ihren Münchstandt und Habit von den Päbstlern; Oder diese von jenen? Daß jener Seemensch endlich angefangen habe zu reden; Wie kömmt das damit überein / daß etliche durchaus stumm geblieben / etliche aber flug aus dem Meer kommende / haben eine verständliche Sprache wegreden können? Ich kan mich allein hierinne nicht schicken / oder was richtiges drauß schliessen / wenn es ja im übrigen noch ein wenig wolte verisimel gemacht worden seyn. Hätten sie im Meere eine Spräche / so würden sie ja alle entweder vernemlich oder unvernemlich geschwatzet [150] haben. Daß jenes Meerwunder die Pestilentziarische Drüse bekommen hat; Solches ist eine Ausflucht und hurtiger Fund desselbigen Diaboli incarnati gewesen / der sich dadurch listig und unvermerckt / doch mit Manier / aus unserer Menschen Gesellschafft zu bringen / Fug gesucht und gefunden hat: Als welches ihme ersprießlicher gedauchtet / als wenn er schleunig hette wiederumb verschwinden sollen: Nemlich er hat den Wahn wegen der Meermenschen / ie mehr unnd mehr damit stabiliren wollen und können. Wer hats erwiesen / daß denn die Leute im Meer von Adam entspringen / oder aufs wenigste gleichmässig / wie Adam gesündiget haben und von GOtt abgefallen seynd / daß sie solten von nöthen gehabt haben / nach Anleitung der Papisten /das Crucifix an zu beten; Als welches nur für uns gesündigte Menschen dienet / nach der Rede der Catholicken? Würden wir auch Bischoffe und Münche gehabt haben / wenn wir nicht mit Adam gefallen wären / und die sonderlich einen mercklichen Unterscheid an der Kleidung gehabt hätten! Ey! Würden wir doch alle nackigt gegangen seyn. Weiter ist es auch ein gefährlich Thun / ümb die Unterschiedligkeit der Arten / an denen Meerleuten: Da ein Monstrum so außgesehen / ein anders andere Gestalt [151] gehabt: Darinnen wir dennoch zimlichen einander auff Erden übereinkommen: Im übrigen / kann wegen der difformität jener / noch dieses angehöret werden / aus dem 2. Theile Mich. Casp. Lundorffii Wißbadischen Wiesen-Brünneleins / Histor. 64. p. 150. etc. Von einem seltzamen Meerwunder / so in der Tyber gefangen worden. Im Jahr Christi / 1496. ist folgendes Meerwunder in der Tyber (ist ein Fluß bey Rom) gefangen worden. Erstlich hat es einen Eselskopf gehabt / mit langen Ohren / seine rechte Hand ist einem Elephantenfusse gleich gewesen / die lincke aber einer Menschenhand. Am rechten Bein hat es einen Ochsenfuß /am lincken aber einen Greiffenklau gehabt. Hatte über das einen Weibischen Bauch / und Brüsten am Halse / Bein unn Arm waren voller Fischschuppen / am Hindersten hattes einen grauen Mannskopf / darneben aber einē Drachenkopf / der das Maul aus dem Hintersten gestreckt / und Feur gespihen: Solches Meerwunder ist Anno Christi 1523. zu Wittenberg mit bedachter Erklärung außgangen / und von Lutherô auff das Bapsthumm gezogen worden. Vide Ejusdem part. 2. tom. Jen. t. 286. Schließlich gehöret hieher auch Voëtius part. 1. Disp. de Creat. p.m. 742. etc. Probl. 7. Ob beyderley Geschlechtes mehr Leute [152] in der Natur verhanden / mit Namen Nereides, und wenn man von jenen Weibe bey uns schwatzet / die in Nord-Holland bey Purmerent unnd Edam vorweilen gefangen hat? Responsio. Ich sage / daß solche Relationen Fabelhafftig seyn / welche 1. Der allgemeinen Erfahrung: 2. Der Vernunfft: Unnd 3. der Heil. Schrifft zuwieder lauffen. 1. Weil dergleichen Leute niemahlen von denen Fischern unnd andern Leuten /so immer im Meere zu thun haben / gefangen unnd weiter gefunden werden. 2. Weil die Menschen unnd dergleichen Thiere Nothwendig Athem holen müssen / wie die Physici unnd Anatomici beweisen: Aber nun kan man im Wasser nicht Athem holen. 3. Theils weil die Schrifft bezeuget / daß denen Menschen zur Wohnung nur die Erde zugeignet sey. Psal. 115. v. 16.Act. 17. v. 16. Gen. 3. v. 37. 18. Theils / weil auch dieses ungereimbte drauß erfolgen wurde / daß mehr als. 8. Leute in der allgemeinen Sündflut Noe übergebliben wäre / wieder 2. Pet. 2. v. 5. Gen. 7. v. 21. 22. Zu die Zeugnisse des Plinij l. 9. c. 5. & 32. & Alexand. ab Alex. Genial. dierum l. 3. c. 8. Petri Messiæ in variar. Lect. part. 1. c. 21. 22. [153] antworten wir: So man ja etwas gewisses gesehen hat / daß es entweder Fische gewesen seyn: Als wie entweder so aussehen diese Affen / Bischöffe / Mönche / Tritones, Cippæ, (davon Scal. Exerc. 226. 12.) und andere Fische im Menschen gestanden / welche in einem Theile des Morgendlichen Indianischen Meers häuffig sollen gefunden werden. Cardan. de Variet rer. l. 7. c. 73. & Bellon. de Aquatil. c. 5. p. 37. 38. Oder 2. Daß es Gespänste und Teuffels-Spuckereyen gewesen: Wie wir ein dergleichens zu halten vermeynen / in Disp. de Spectris von dem Neptuno, Tritone, Glauco, Nereidibus, Syrenibus, Najadibus, etc. Weiter / daß es nur unvernünfftige Thiere seyn / urtheilet Bellonius, Cardanus, Scaliger d.l. Von einem Meermenschen /der nicht kürtzer soll gewesen seyn / als fünff Aecker /beym Pausaniâ in Photicis p. 319. zweiffelt niemand / daß es keine Fabel seyn soll. Ja Plinius selber beschreibet den Tritonem und die Nereidas l. 9. c. 405.Ælianus l. 13. c. 21. Pausanias in Bœoticis, nicht anders / als Beluas marinos oder Meerthiere: So thut auch Dalicampius ad Plin. & Alex. ab Alex. Wiewohl dieser ihnen eines und das ander höher zueignet / als den Thieren nicht kan zukommen. Plin l. 32. c. 11. spricht / daß der Triton ein Fisch sey aus dem Geschlechte [154] der Palamidum oder Orcymorum oderThunnorum. Weiter zehlen die Neulinge solche auch unter die Fische. Als Gesnerus de Aquatil. c. d. homin. marin. & Nereid. & Triton. Rondeletius l. 16. c. 20. Die Griegischen Interp. und der gewöhnliche Lateinische Dollmetscher Jesa 13. giebt es durch Syrenes, da im Hebräischen stehet Tannim. Aber dasselbige Wort bedeutet vielmehr irrdische Thiere / als Drachen / Schlangen / wie aus andern Oertern erhellet / da es vorkömpt / und aus den Umbständen des Texes selber. Und also erklärens die neuesten Interpretes Job. 20. v. 29. da die siebentzig Griechen haben ἀδελ Φὸς γεγοναζειρήνων: Aber da erklären die Neulinge und zwar recht / nebenst der gemeinen Teutschen Version, es durch einen Drachen. Nierembergius l. 5. c. 13. beym Esa. giebt Syrenes unndOnocentauros durch Dæmonas Teuffel / welche in derselbigen Gestalt zu erscheinen pflegen. Natalis l. 7. Mythol. c. 13. und nach ihm Nieremberg. d.l. und nach diesen Vossius l. 3. c. 94. sprechen: Daß die Syrenes, welche bey den Alten Mythologis, am obern Theil des Leibes Jungfern / aber am untern Theil Vögel und nicht Fische gewesen. Aber die Gelegenheit zu den Physischen Fabeln / von den Meermenschen / scheinet entsprungen zu seyn / Theils aus [155] den Gespenstern / theils aus der Heydnischen Idololatriâ: Welche sie als Götter verehret haben / wie sie es auch zu thun gewohnet gewesen / mit andern irrdischen Thieren / mit Vögeln unn noch andern Fischen. Vide Seldenum de Diis Syris Syntag. 2. c. 3. & Voss. de Idd. l. 4. c. 51. Coll. & lib. 3. c. 100. Wegen des Egyptischen Crocodills ist die Sache klar / daß sie ihn für einen Crocodill gehalten haben. Und damit wir abermahl zur rechten Sache wieder kommen / so wollen wir zwar nicht verleugnen / daß nicht bißweilen in Menschlicher Gestalt erschienen seyn / entweder rechte Arten der Fische / oder ihre Mißgeburthen / oder Teuffel-Gespenster. Und darzu gehören denn freylich die Historien (welche zum guten Theil denn auch wohl Fabeln seyn mögen / wie ich dafür halte /) welche zusammen geschrieben hat der Nierembergius l. 5. c. 14. Was jenen Fisch belanget / der wie ein Weib außgesehen / welchen man im Purmeranischen See bekommen hat / nach dem greulichen Ungewitter des Meers / das ihn dahin geworffen hat im Jahr Christi 1403. Davon die Holländischen Chronicken zeugen /und daraus der gelahrte Hadr. Junius in Patav. undPetrus Ambsterdamus in Ep. d Gilbert Physicum Romæ. (wie davon gedencket Cardan. unn Bellon. d.l.) das gebe ich gar leichte zu: Man gestatte mir [156] nur / daß ich zweiffeln möge / an der Gestalt / welche man mahlet und vorgiebt / als wenn sie gantz Menschlich gewesen sey / also daß nichts Fischliches dran gewesen: Item / es wird mir auch vergunt seyn /solches / als ein Mährlein jener Zeit zu verlachen /was man schreibet von den Weiblichen Wercken / die der Fisch verrichtet: Und von der Menschlichen Beywohnung mit andern Weiber / und andern vernünfftigen Geschafften aufm Kirchhofe / die es in der Gottesfurcht zu verstehen gegeben / wenn es das H. Creutz geehret hat. Von den Tauchern / welche durch eine gantze Stunde / ja durch 3. und 4. sich im Meere aufgehalten / bey Alex. ab Alex. l. 2. c. 21. und Cardan. de Subtil. l. 11. p. 635. sprechen wir / daß solche sich der Röhren gebrauchet haben / oder anderer Werckzeuge / dadurch sie Lufft geschöpffet haben /oder welche umb sie gewesen und das Wasser von sie abgehalten haben (welches zu unser Zeit im Niederlande von den Künstlern practiciret worden / vor wenig Jahren / die unterm Wasser ein brennend Licht erhalten / geschrieben unnd gesungen haben /) oder es hat sich auch der hinterlistige Satan bedienlich darbey erzeiget / zumahl wenn die Täucher seynd verborgen geblieben. Denn was Keckerman. Disput. Phys. 17.quæst. 20. vermeynet / daß [157] man es zu eine gewisse Art der Lunge hinbringen könne / will mir unglaublich scheinen: Denn die Lunge kann für sich nicht respiriren ohne Lufft: Wie kein Auge sehen kan ohne Lufft: Als er selber in System. Phys. mit allen Naturkündigern und Anatomicis lehret. Weiter die Taurung des Propheten Jonæ im Bauche des Wallfisches / ist schlechter Dinges miraculos gewesen; Nemlich daß er drinnen Athem holen können / daß er von der Hitze des Wallfisches nicht verzehret worden / noch vom greulichen Gestancke erstickt ist / und sich seiner Leibes-Kräffte / und Verstande des Gemüths dermassen gebrauchen können / daß er auch GOtte drinnen anbeten können. Nemblich Hieronymus ad d.l. spricht recht / daß Jonas auf solche Art sey erhalten worden /wie die Gesellen des Daniels / im glüenden Ofen zu Babylon. Weil dieses sich also verhält / so kann hieraus der vernünfftige Leser leicht schliessen / ob Vives l. 2. de verit. Fidei p. 125. nicht zu leicht glaubig gewesen sey / sprechende: Es seynd auch Menschen im Meere so wohl als auff der Erden: Welches man für ungezweiffelt aufnehmen soll / daß nemblich gantze vollkömmliche Leute im Meere wohnen können / wiePlinius vorgiebt: Davon einer vor 12. Jahren in Holland ist gefangen worden / welchen sehr viel Leute gesehen [158] haben: Denn man hat ihn über zwey Jahr bey sich gehabt / fast stumm / doch fieng er allgemählich an etwas zu reden / biß er von der Pestilentz angefochten ward / drauff man ihn zum Meere bracht /dahinein er mit Lust und Freuden sprang. Aber dergleichen Leute seynd auch von uns Irrdischen hergekommen: Denn es giebt an etlichen See-Oertern Leute / welche sich unerhört sehre auffs schwimmen befleissigen / und zu solcher Ubung dermassen ihre jungen anführen / daß solche auch sehr lange unterm Wasser verbleiben müssen. Und werden also deren Söhne gleichsamb im Wasser gebohren / aufferzogen / führen auch das Leben und ihre Wohnung drinnen / und belustigen sich dran als die Fische. Also wie andere Leute auffn truckenen wohnen / so wohnen die im Meere: Wie dergleichen auch in den äussersten Meers-Inseln seyn sollen: An den sehr heissen Oertern / wie man aus dem Berichte der Reisenden erfähret. Sonsten erzehlet der Raphaël Volaterranus die bekannte Histori von dem Jünglinge Cola in Aphlien: Davon wir die Historia oben schon gehabt haben. (Im übrigen ist allhier zu gedencken / was D. Joh. Scholtz saget in Tract. von der wunderbahrlichen Haarkranckheit p. 108. daß die wilden Leute und Satyri im Schwange und Auffnehmen [159] sollen gekommen seyn /durch die erdichteten und gleichgestalten Abbildungen der Mahler: Dieses mochte auch wohl mit mir einer sprechen von den Syrenen / etc. Denn wenn von den Mahlern etwan ein Crocodill vorgebildet wird /wie er einen Menschen aufffresse und im Rachen habe / (er fänget aber freylich von unten an / weil er allezeit den Kopff zuletzt behalten soll: Wie aus dem erklärten Sprichworte / Crocodollsthränen / bekannt ist /) so scheinet es nicht anders / als hybridum Animal oder Meerwunder / so halb Mensch / halb Fisch ist. Ingleichen wer ein Gemälde ansiehet / von der greulichen grossen Schlangen hinter Norrwegen / wie die einen Menschen hinein frist und schluckt. Vide meine Cometische Schrifften Tit. von hydra und Observ. Anat. Barthdini Cent. 2. Solchem kömt es wiederumm nicht anders vor / als ein Schlangen-Mann oder Mensch-Fisch. Und sonderlich gehöret hieher die obberührte Historie vom Jona / der vom Wallfische verschlucket wird: Als welche Geschichte nicht allein lippis undtonsoribus, sondern auch pictoribus und statuariis in ihren künstlichen Vornehmen / so bekannt und gemein ist / als nichts drüber: Nemblich dieselbige wird fast nicht anders gebildet / wer es nicht eigendlich betrachtet / als ein Triton. Im übrigen [160] ist noch weiter davon zu lesen D. Laur. in Acerr. Philol. und Mich. Pabst im Wunderbuche p. 29. etc. Die Wahlschlangen bey Norrwegen / im stillen Meer wohnende /seynd in die 300. Schuh lang / seynd den Schiffleuten sehr feind / fallen sie offte mit Gewalt auf der Schiffart an / reissē die Menschen aus den Schiffen /unn bringen sie um / im Fischbuch f. 47. b. der grosse Meerhund (Lamia Aondeletii) ist gleichfalls auch den Menschē sehr feind unn gefährlich / unn ein solcher Hund soll dem Propheten Jonam verschlungen haben / f. 82. b. Als er von Samaria gen Joppē oder Japho in die zehendhalb Meilen gereiset / des Orts ins Schif getretten / und für dem HN. aufs Meer geflogen / da ihn denn der Wallfisch / oder der grosse Meerhund verschlungen / und ihn nach 3. Tagen an den Ufer des Euxinischen Meers wieder außgespeyet / von dannen denn in die 200. Meilen / biß gen Ninive gereiset /und des Orts / nach dem Befehlich des HN. Busse geprediget. Daß aber der Wallfisch den Prophetē / an diesem Ufer außgespeyet / bezeuget Flavius Josephus, von den alten Geschichten der Jüden / l. 9. cap. 11. Daraus denn folgen will / daß dieser Wallfisch mit Jona / in 3. Tagen und 3. Nachten / mehr als drittehalb 100. Meilen / fortgeschossen sey. Denn von Joppen oder Japho (wie man sie ietzund nennet) [161] im grossen Mittelmeer der Welt auff einem Berge / fünff Meilen von Jerusalem gegen Nordwesten gelegen /biß an das Euxinische Meer / (welches sich nicht weit von Constantinopel / von dem engen Meerschlund in Thracia gegen Mitternacht / und Auffgang der Sonnen strecket / und in die Länge zweyhundert / in die Breite aber 40. Meilen begreiffet) sind zum allerwenigsten dritthalbhundert Meilen. Dieses Meer stosset gegen Auffgang der Sonnen an Colchidem / gegen Niedergang an die Wallachen / gegen Mittag an Klein-Asien / gegen Mitternacht an das Meotische Meer. Diß ist ja eine seltzame wunderliche Schiffart gewesen / denn der Fisch hat mit ihm gantz klein Asien umbschwummen / und ist mit ihm durch das Egeische Meer / und für Constantinopel überkommen / und durch den engen Meerschlund bey Constantinopel in das Euxinische Meer / mit grosser Ungestümmigkeit hinein geschossen. Daraus denn folget / daß er alle Stunden in die 4. Meilen fortgeschossen sey / etc. Es sind aber diese 3. Tage und Nacht / wenn man auff Jona Gedencken siehet (spricht D. Mart. Lutherus) freylich die längsten Tage und Nacht gewesen / nit daß sie länger als andere Tage gewesen / sondern daß es den Propheten hat müssen aus dermassen [162] lange düncken /was er allda im finstern ist gesessen / in dem Bauche des Wallfisches / ich halte / er habe bißweilen gelegen und gestanden. Er hat ja weder Sonn noch Monden gesehen / und gar keine Stunde zehlen mögen. Er hat auch nicht gewust / wo er im Meer umbher gefahren ist / mit dem Fische / wie offt mögen ihn die Lung und Leber des Fisches geschlagen haben? Wie wunderbahrlich ist seine Wohnung da gewesen unter dem Eingeweyde und grossen Rieben! So ist auch das noch mehr zu verwundern / daß der Fisch den Propheten nicht hat müssen verdauen / sondern die Natur des Fisches hat da nicht allein müssen stille halten / von ihrer gewöhnlichen Wirckung und Dawung / sondern hat auch müssen die Speise wieder geben / darzu über dritthalb hundert Meilen ans Land tragen / und unversehret wider ausspeyen. Das ist eitel Wunder GOttes etc. Schließlich muß ich aus Mich. Pabst / part. 1. Wunderbuchs p. 34. etc. Wegen des obgedachtenClericats der Meerwunder / noch eines und das ander ausführlicher vorbringen. Zu dem hats auch im Wasser Leute / wie die Mönche / Ordens-Leute / unnd Geistliche Gestalt. Monachus marinus, oder der Meermönch / ist an dreyen Oertern gefangen worden /erstlich in Norrwegia bey Dietz [163] bey der Stadt Elepoch / darnach soll er auch im Baltischen Meer seyn gefangen worden / bey der Stadt Elbooa, 4. Meilen von Coppenhagen / wie das Fischbuch Gesn. fol. 105. bezeuget. Anno Christi 1531. hat man bey Pollant einen Fisch gefangen / welcher durchaus wie ein Bischoff gestalt gewesen / hat mit Geberden so viel angezeiget und zu verstehen geben / daß er gerne wider ins Wasser gewesen wäre: Als man ihn aber des Orts wieder am Ufer beys Wasser setzete / ist dieser Meerbischoff mit Freuden ins Wasser gesprungen / und darvon geschwummen. Anno 1546. hat man in Dennemarck /nicht weit von Coppenhagen / in der offenbaren See /einen Monachum marinum gefangen / dieser hat eines schwartzen Morenskopf / wie ein rechter Natürlicher Mensch / und eine schwartze Mönchskutten angehabt / an statt der Arme hat er grosse Flußfedern /der Untertheil war ein Fischschwantz / 4. Ellen lang /hat drey Tage gelebet / nach dem er gefangen worden. Der König aus Dennemarck hat ihn zum Gedächtniß backen / und auffheben lassen. Von diesen beyden Wunderfischen des Bischoffs unnd des Mönchs / kan der Leser besehen lib. 16. cap. 20. und 21. de piscibus Rond. Anno Christi 64. in welchem der Heilige Evangelist Marcus gestorben / [164] war das achte Jahr des Käyserthums Neronis / hat sich das hohe Meer im Blutige Farbe verwandelt und etlich Tage also gestanden / hat auch eine grosse Menge Fische herausser auf das Ufer und truckene Land geworffen / darunter ihr viel gewesen seyn / die fast durchaus wie Menschen formiret und Gestalt gewesen. Darauff ist die andere Haupt-Verfolgung der Christen / unter dem Käyser Nerone angegangen / etc. Hactenus ille: Drauß wir 1. noch dieses zu erwegen haben / wegen der Blut-Farbe / davon auch vorher gedacht worden / wie nemblich eine See-Nixe gesaget habe / daß das Wasser sich deßwegen in Blut verwandele / wenn die Fluß-Männer / wie Kater ihre Jungen aufffressen unnd umbbringen. Hie hat sich der böse Feind / quasi? Stadtlich verantwortet / wenn er die Leute in ihren Wahn stercken wollen wegen der auffgebrachten See-Leute: Woher käme denn der Blut-Regen? Etwan weil die Lufft-Leute sich einander ermordet haben? Und wenn Blut aus der Erden fleust / daß sich die gnomi unter einander das Leben genommen haben. Sollen nun die Wasser-Leute auch Blut haben wie wir Menschen /unnd man sihet doch ihre Leiber nicht: Angesehen man Anno eintausend sechshundert 65. bey Leipzig[165] die Pferdeschwemme vorm Petersthore gantz außgeschöpffet und abgeschwemmet hat / nach deme sie sich auch roth verwandelt hatte. Aber das geringste von lebendigen Thieren nichts wahrgenommen hat. Es seynd betriegliche Vorgeben des Satans / welcher das Wunderwerck Gottes zu seinem Behuf / aus seinen Tand außdeutet / als ein ander Politicus oder Statist, welche nach ihrer Arglistigkeit Consilia in arenâ zucaptiren wissen / wenn sie nur damit oder womit ihr Vorhaben etlicher massen beschönen können. Im übrigen daß dennoch jene Blutige Meersfarbe mehr auff ein Sterben als die Verfolgung gegangen / behaupte ich in meinem dreyfachen Leipzigischen Blutzeichen. So ist es auch zu verwundern / daß die Fische im Meere also wegsterben / wie auch 1665. in Schweden und bey Merseburg geschehen; Da doch Autor admirand. Sinæ und Europæ spricht / daß das Meer das allergesündeste Element sey / etc.

15. Von Pflantz-Leuten
XV. Von Pflantz-Leuten.

Es sollen / dem Menschlichen Wahne nach / nicht allein in Schottland Enten auff den Bäumen wachsen; und in der Tartarey [166] Lämmer aus der Erden: Vide Scalig. exerc. 181. doctrin. 29. Pincier in ænigm. lib. 1. pag. 22. Libav. in singular. 2. part. p. 289.Majd. 1. pert. Can. pag. 660. Mich. Neandr. in orbe terr. v. 8. Sondern auch gar mit einander rechte Menschen aus der Erden. Denn höre hievon an / was die Zeitungen gaben aus Niemeck von 22. Junii 1646. Jahrs N.N. berichtet / nach dem er vor 8. Tagen des Pfarrherrn zu Schönewalda bey Hertzberg seine Magd grasen gangen / findet sie ohngefehr im Graß abschneiden ein Gewächß / daß sie mit abgeschnitten /welches im abschneiden geschriehen wie ein Mensch /die Gestalt des Gewächses ist formiret gewesen wie 2. Menschen / eines wie ein Türck in aller Statur und Habit / das andere wie ein Christ / so für den Türcken gekniet / und gleichsamb umb Gnade gebeten; Ist vergangene Woche nach Wittenberg bracht und von dar S. Churfürstl. Durchl. zu Sachsen zugeschickt worden.

2. Hierzu gehöret aus des Herrn Risty Mertzens-Unterredung / die alleredelste Thorheit der gantzen Welt genannt: Da pag. 218. etc. also gelesen wird: Zum Exempel / wenn wir in unsern Garten eine solche seltzame Art Melonen oder [167] Kürbse könten haben / als in der Tartarey hinter Samara / zwischen den Ströhmen Don und Wolga / sollen wachsen / von welchen unser Edler und weitberühmter Olearius in seinem dritten Buche der Persianischen Reise-Beschreibung /meldet / daß sie zwar an Grösse und Art / den andern gemeinen Melonen gleich / dem äusserlichen Ansehen aber nach / als ein Lamm Gestalt seyn sollen / dessen Glieder es gar deutlich abbilde / weßwegen es auch die Rüssen-Boranetz / oder ein Lamm nennen. Der Stengel soll gleichsamb am Nabel stehen / und / wo sichs hinwendet / (denn es seine Stelle / so weit es der Stengel zulässet / verendern soll /) verdorre das Graß / welches sie abfressen heissen. Wenn es reiff / soll auch der Stengel verderben / unnd die Frucht ein rauhes Fell bekommen / gleich wie ein Lamm / welches man soll gärben und zum Gebrauch wieder die Kälte bereiten. Wohlbesagter Herr Olêarius gedencket ferner / daß man ihnen in der Moßkau etliche Stücklein von solchem Felle gezeiget / welche sehr zart und krauß von Wolle / als ein Fell eines Lammes / so entweder auß Mutter-Leibe geschnitten / oder erstlich jung geworden / gewesen. Das Wunderwerck der Gelehrten / der grosse Scaliger / gedencket auch solcher Frucht / daß es nemblich / so [168] lange es Graß unnd Kräuter umb sich habe / in vollem Wachsthum stehe /als ein Lamm in grüner unnd fetter Weide. In Mangel dessen aber soll es verderben. Es soll auch wahr seyn / daß die Wölffe und sonst keine andere Thiere dieser Frucht nachstellen / dadurch sie auch gefangen werden. Was vermeynen nun meine Herren sage ich nochmahlen / solte ein vernünfftiger Liebhaber der Gewächse / wenn er ein solches Wunderkraut oder Lamm könte bekommen / nicht gern ein gutes Stücke Geldes dafür geben? Ich / ob ich zwar nicht reich bin / wollte gern einen Rosenobel spendiren / wenn ich ein solches Boranetz nur einmahl sehen möchte. Für etliche wenig Jahren / welches mir ohngefähr hiebey einfällt / ward eine Bluhme im Korn zwischen Hamburg und Altena gefunden / welche so Natürlich ein Weibeshaupt mit einer Hollsteinischen Mützē oder Hüllē abbildete / daß man sich zum höhesten darüber müste verwundern. Es war sonst das Kraut / wie auch die Bluhme / so viel die Farbe betrifft / den wilden Kamillen-Blumen gantz ähnlich. Von diesem seltzamē Gewächse urtheileten die Geistlichen / daß es der liebe GOtt zu dem Ende hätte wachsen lassen / daß er damit andeuten wolte / wie hefftig ihme / der Hoffart /welchen die Weiber / mit ihrem [169] Hauptschmucke /Mützē / oder Hüllē triebē / mißfiele / unn daß solches von ihme nicht würde ungestrafft bleiben. Der jenige /der diese Blume hätte / zeigte sie vielen Leuten für Geld / endlich habe ich ihme dieselbige abgehandelt /wie ich sie denn auch noch zur Gedächtnüß in guter Bewahrung halte / vermeyne gleichwohl nicht / daß ich eine so gar grosse Narrheit hiedurch begangen /zumahl ich diese Blume für ein schlechtes Geld an mich gebracht / zumahlen man hernach berichtet / daß dergleichen Wunderbluhmen noch vier oder fünff andere wären gefunden / die ich aber nicht gesehen /sonst kan man die meinige / ob sie schon etwas alt /mit ihrer gelblichten Mützen / unn daran sitzenden weissen Spitzen / noch deutlich gnug erkennen / und läst sich von Liebhaberen solcher Sachen wohl sehen. Viel andere Wunder-Gewächse künte ich allhier für den Tag bringen / als da ist die Herba Sensitiva oderHerba mimosa, zu Teutsch rühret mich nicht an /Drachenbaum / Indianischer Wunderbaum / Areca, Palmapina, Indianischer Dattelbaum Musa, Mamocra, Ananas, Cacao, etc.

3. Nicht minder mag hinzu gesetzet werden / wasMicrelius hat in refutat. Præ Adamit. pag. 94. ex Majmon. part. 3. Mor. Nevoch. c. 51. pag. 514. item part. 3. cap. 29. p. 422. & 525. item ex [170] Hotting. Wie nemblich der Majmonides ein Buch anziehe / welches die Jüden genannt haben von dem Ackerbau der Egyptier / welches er voll Aberglauben unnd Heydnisches Wesen schätzet: Als daß unter andern auch die Weisen zu Babel gedichtet haben / wie in Indien ein Baum wäre / dessen Este / wenn sie auff die Erde geworffen würden / wie eine Schlange fortkröchen. Item von noch einem andern / dessen Wurtzel eine Menschen-Gestalt haben soll / und eine deutliche starcke Stimme von sich geben soll: Item von noch einem andern / durch dessen Krafft die Leute haben weissagen können / und welche zu Ninive 12000. Jahr gestanden / auch endlich mit der Jabruach oder Mandragora in einen Zanck gerathen / weil sie seinen Ort einnehmen wollen. Confer Hilpert. P. P. Helmst. in Disqv. de Præ Adam. lit. B.

4. D. Conring. in Hermet. Med. cap. 23. p.m. 326. außm Erasto part. 1. pag. 16. gedencket / wie derParacelsus eigene Creaturen unnd lebhaffte Leute in den Bäumen zu seyn statuiret habe / die er Drudeles genannt.

5. Mich. Saxo in Alphabet: Historic: p. 688. Im Jahre 1592. hat ein Bürger in der Stadt Emmerich /im Lande zu Cleve / am Rheine gelegen / Johann Gerlich genannt / einen grossen [171] Baum im Bergischen Busche getaufft / heimgeführt / unnd für seiner Thür zerschneiden lassen. Wie nun ein Stück herunter geschnitten / erscheinet diß Wunder / daß man in der Mitte des Baums hat stehen sehen / beyde grosse Kriegs-Heer / Haupt-Leute / Fendrich / Trommelschläger / Doppelsoldener / Hackenschützn / Mußcatirer / die in der Ordnung gestanden / wie in einer Schlacht: Da nun hierzu ein groß Volck sich versammlet / und mit Verwunderung diß Zeichen beschauet / hat der Bürger den Baum noch einmahl entzwey schneiden lassen / da ist gleiches Zeichen abermahl erschienen: Also hat der Rath ein Theil / auffs Rathhauß führen / und zum Gedächtniß beylegen lassen / das ander Theil hat der Bürger ins Frater- oder Bruderhauß geleget. Was das nu bedeutet / hat das Land Jülich / Cleve / und Berga / Steyer / Crabaten /sampt ümbliegenden Oertern wohl erfahren / dann wie das Sprichwort lautet: Deus & natura nil faciunt frustrá. Epitomen oder Außzug Franckreichischer /Hock- unnd Nieder-Teutschlandes Händel / zu Cölln gedruckt: Anno 92. A. 3.

6. Für allen Dingen gehöret zu dieses Capittel dieMandragora, quasi Mannträgerin oder Alraun / welche Semihomo genannt wird [172] vom Columellâ de Cultu hortorum, apud Erythræum in Jud. Virg. p. 480. Unnd davon ich viel Dings vorgebracht habe part. 1. und 2. meiner Weynacht Fratzen: Doch ist damit dennoch die Sache nicht aus: Sondern es lässet sich noch wohl ferner davon anhören Barthol. Cent. 2. Observ. Anat. c. 51. p. 317. etc. Von der Außputzung des Allrauns. Von dem Allraun redet man viel / daß durch die Erzehlungen der Alten und Jungen bewahret ist: Wie er nemblich wegen der Menschlichen Aehnligkeit statliche Wirckungen habe / seinem Besitzer die Glückseligkeit / und den unfruchtbaren Frauenspersonen die Fruchtbarkeit zu wege bringe. Deßwegen begehrte Jacobs Frau Rahel im 1. Buch Mose am 30. Cap. hefftig einen Apffel Allraun / denn Lemnius de Herb. Bib. c. z. hält dafür / daß er mit seiner Schlafferregenden und kühlenden Krafft die Hitzigen /und dessentwegen zu der Empfängniß untüchtigen Gebähr-Mutter / in den warmen Ländern und Frauens-Personen mässigen könne. Die Wurtzel aber des Allrauns ist mit ihrem Abwertserstrecktem zwey zinckigem Ast einem Menschen und desselben zweyen Schenckeln in etwas ähnlich / aber der obere Stamm gleichet dem Menschen gantz nicht. [173] Es werden aber allerley Wurtzeln also zubereitet / daß sie die Menschliche Gestalt vorbilden. Man gräbet die Stiek-Wurtz mit Haber bestecket in die Erde / biß die Blätter ausschlagen / welche getreuget / den Haupt-Haaren ähnlich sehen. Die Art dieser Zubereitung deutetMatthiolus in cap. 71. l. 4. Diosc. an. In die noch grünenden Wurtzeln des Schilff-Rohrs / des Hunds-Kürbs / und anderer Pflantzen / schnitzeln die Betrieger so wohl Manns- als Frauen-Bilder / und stecken in dieselbige Oerter / da sie das Haar wollen haben /Gersten und Hirsen-Körner. Darnach machen sie eine Grube / und bedecken selbige / so lange mit wenigen Sande / biß erwehnte Körner Wurtzeln schiessen /welches auffs höchste innerhalb 20. Tagen geschiehet. Hierauff nehmen sie es wieder auff und beschneiden die aus den Körnern angewachsene Wurtzeln mit einem scharffen Messerlein / beraten sie auch also /daß sie die Gestalt der Haupt-Barten und anderer Haare des Leibes abbilden. Matthiolus hat diese Art der Auffputzung des Allrauns zu Rom von einem Landstreicher gelernet / welcher selbige den leichtglaubigen vor grosses Geld verkauffet. Es sind zwey von dieser Art zu Neapolis in der Kunst-Kammer desImperati verhanden / welche gar [174] wohl einen Menschen darstellen / und von den Wurtzeln des Allrauns / Hunds-Kürbs und des Habers gemacht sind / in denen die Kunst vollführet / was die Natur unterlassen. Nemlich hat ein junger Kauffmann eine neue Art nach Coppenhagen gebracht / dessentwegen ich den Leser will gewarnet haben / damit er nicht durch diese und andere Fratzen / welche bey unsern Beuteln anhalten / betrogen werden. Er wiese uns einen Allraun /der ihm durch die Post von Hamburg zugeschicket /und wie er berichtete / im Schweytzerlande unter dem Galgen außgegraben war. Unser gemeiner Mann ist in gleicher Meynung / daß nemblich unter dem Gerichte / aus dem Harn eines erhangenen Menschen / ein solcher kleiner Mensch entstehe / welches sie ein Draffne-Ducke nennen. Dieses meldete der Kauffmann auch von dem seinigen / und setzte es auf grosses Geld / der Kopff war rund / mit vier Erhöhungen bildete er die Augen / Nase und den Mund für / die Haare hiengen ihm längst über dem Rücken herab. Der übrige Leib bestand aus Knochen / Mäußlein und Gelencken irgend eines Thieres. Es war in Warheit keine Allraunen-Wurtzel / noch eine Natürliche Zusammenfügung: Denn wie kan ein Thier aus einer Pflantzen entstehen / das [175] darzu noch Knochen habe. Uber das kunte man sehen / daß der Kopff auß einer Eichen-Wurtzel gemacht / unnd an dem Strumpff angeleimet war. Damit man aber dieses nicht in acht nehme / band er ihm ein Kragen von Haar zusammen gewicklet umb den Halß. Die angesetzten Haare bestunden auß auffgetreugten Zäserlein der Wurtzeln /denn auff dem Rucken waren sie loß / unnd kunten nach Belieben abgenommen und wieder auffgesetzet werden. Der übrige Leib war irgend eines Thierleins /dieweil man warhafftige Knochen / Mäußlein und Eingleichungen sehen kunte. Von den vertreugten Mäußlein hatten sie ein Pücklein abgeschnitten / welches / wie man zu mehrer Bekräfftigung dabey erzehlte / eine Fraw von der schweren Noth solte befreyet haben. Als ich die Sache mit meinem Vatter / den in der Kräuter Wissenschafft und der Zerglieder-Kunst höchst erfahrnen D. Fuirenium etwas genauer betrachtete / kam es uns für / als ob es ein auffgetreugter / und in die auffgerichtete Menschliche Gestalt auffgedöhnter Frosch were: Denn das Brüstlein raget an einem Frosch kurtz und breit herfür / er hat an den Händen nur 4. Finger / und an den Füßen 4. Zähen /welche an einem Frosch länger sind: Allhier aber waren sie verkürtzet und stumpffe [176] darzu / als wir mit dem Bein-Cörper des Frosches eine Vergleichung anstelleten / war der Unterbauch Beyderseits längligter /und das Scham-Gebein ragte herfür. Also entfiel dem Kaufmann nach entdecktem Betrug seine Hofnung. Unlängst sahe ich bey meinem Bruder D. Casp. Bartholino dem Jüngern / noch eine andere Gestalt des Allrauns / der weit warhafftiger schien / als der erste /darzu auch der Natur der wachsenden Pflantzen viel ähnlicher war. Es besitzet solchen als eine hohe Sache einer von den Rothgiessern auff der Sammet-Mühle des Großachtbahren Herrn Heinrich Müllers / und dieweil ihm selbigen seine Mutter gegeben hat /schätzte er ihn dem Golde gleich. Das Haupt ist unaußgebildet und länglich / hat die Wahrzeichen der Augen und des Mundes / die zusammen gewachsenen Haupt-Haare sahen der außgetreugten Wolle der Pflantzen ähnlich. Ich vermeynte es sey die Wurtzel von dem Wasser-Fahrenkraut / die von dem Podonęo l. 5. Pempt. 3. c. 2. abgebildet ist / mit welcher es eine grosse Gleichnüß hat. Von diesem Knorren des Haupts erstrecket sich abwerts eine dichte und dicke Wurtzel / welche der Strumpff des Leibes abbildet /unnd endlich in zwey abhängende Schenckel getheilet wird: Aber die Gegend der [177] Scham bekleidet oben erwehntes vollichtes Wesen das sonderlich ist / daß ein Röckelein gleich einem Netz den gantzen Leib umbgiebet / welches denen auß einer Pflantzen abgesonderten Zäserlein ähnlich / an den Halß also angewachsen ist / daß man nicht merckē kan / ob es durch die Kunst daran gesetzet sey? Dieses gantze Werck ist auß dem Geschlecht der wachsenden Creaturen zusammen gesetzt / und scheinet im ersten Anblick / als ob es also gewachsen were. So fern man es nicht vor eine Allraune-Wurtzel halten soll / so ist es doch traun eine frembde Wurtzel / und das Netz nicht ungleich / dem Sack des von Clusio l. 1. Exot. c. 2. beschrieben Sacktragenden Dattelbaum / zu diesem End ich selbigen auch / dieweil er bey uns gantz ungewöhnlich ist / allhier zu entwerffen für gut erachtet. Die erste Figur zeiget die Wurtzel / so oberhalb knorricht / unterhalb in zwey mit dem verkehrten Buchstaben gezeichnete Sprößlen abgetheilet ist / nebenst dem hintertheil des Netzes. Die andere Figur stellet für augen das fordere von den Leib abgerissene Theil des Netzes. Hactenus ille. Dessen Figuren du d.l. suchen must: Und zum Schlusse noch dieses füglich hinzu thun kanst / aus Rauens memor. 106. p. 91. Was von der Alraunwurtz wunderbahren Ursprung vorgegeben wird / (wenn es anders [178] in Wahrheit also) ist männiglich bekant / daß nemblich dieselbe unter dem Hochgerichte auff der Erden in Gestalt eines lebendigen unnd schwartzen Knableins wachse / und wenn es heraus gezogen / wegen des ungewöhnlichen Tageslicht ein hellen Schrey von sich lasse / so denen so es hören / entweder den gewissen plötzlichen Todt / oder grosse Unsinnigkeit bringe. Und ist das Volck in der Meynung / es werde solches Männlein aus dem Chrysam so der justificirte Sünder in der Tauffe empfangen / gebohren / seine Krafft ist das Geld und Reichthumb wunderbahrlicher Weise zu vermehren /andere zur Liebe zu bewegen / unn dergleichen Würckungen / und wird die weise / wie man es mit einem Hunde heraus ziehen soll / nach des gemeinen Manns Vorgeben / von Boissardo im Tractat. von Wahrsagungen / am Ende beschrieben. Sonsten nennetMatth. Hammerus in Virid. Histor. p.m. 48. einen Allraun auch ein Geldmännlein: Vide part. 2. meiner Weynacht-Fratzen.

Schließlich sind folgende Wörter noch zu admiriren / des Herrn Ristii aus seinem Mertzens-Gespräche / von der alleredelsten Thorheit der gantzen Welt /p. 208 etc. Mein Herr Palatin gedencket hiebey der Allraunen / sagte Strephon / helt er aber nicht mit mir dafür / daß dieses [179] auch eine von den allergrössesten Thorheiten sey / wenn man für eine solche Wurtzel /wie die Allraune ist / so viel Geldes bezahlet? Es ist freylich eine schlechte Klugheit / versetzete der Rüstige / wenn man ein solches gemachtes Bild auff das theureste an sich kauffet / wie ich denn dergleichen Leute wol gekennet habe / die sich glückselich geschätzet / daß sie für andern eine Allraunwurtzel vermittelst statlicher bezahlung an sich bringen mügen. Was helt doch aber der Herr Palatin / fragte Chariander / von solchen Allraunen / solte wohl etwas dran seyn / daß man sie / dem gemeinen Ruffe nach unter dem Galgen außgraben / sauber halten / bekleiden / in ein kleines Bettlein legen / auch wochendlich baden müste / und daß der jenige / der sie besitzet / wohl einigen Nutzen von ihnen solte zu gewarten haben? Daß dieses von vielen Jahren hero / von manchem Menschen sey geglaubet worden / anwortete der Rüstige / ist unleugbahr. Ich habe selber ein Allräunichen / welches so groß und lang ist / daß ich deßgleichen nie gesehen. Es ist aber seine länge fast ein gantzer Fuß / oder eine halbe Elle / das Bild / welches ein Männlein præsentiret / hat ein gar scheußliches Gesichte / tieffe hohle Augen / eine grosse Nase / eine pucklichte Stirn / auff dem Haupte / lange / grobe Haare / die ihme [180] biß auf die Schenckel herunter hengen / der eine Arm ist ihme gantz krumm an den Leib / oder vielmehr die Rieben eingebogen / oder gleichsam angewachsen / der ander stehet ein wenig von den Rieben ab / die Lenden / Schenckel und Füsse /sind einer gantz unformlichen Proportion, und in Summa / das gantze Bild ist also beschaffen / daß viel Leute / sonderlich die etwas abergleubisch sind /einen grossen Abscheu haben / selbiges auch nur anzusehen / und bin ich der Meynung / daß dieses Bild oder Allraun wohl ein paar hundert Jahr mag alt seyn. Es liegt in einem kleinen höltzernen Sarge / das außwendig roth angestrichen. In dem Sarge ist eine kleine bunte Decke und Hauptpolsterlein / worauff das Bilde ruhet. Auff der innwendigen Seiten des Sargdeckels /ist ein schwartzes Creutz gemahlet. Oben auf dem Deckel aber ist nach gar altfränckischer Manier ein Galge gezeignet / in welchem ein Dieb henget / worunter etwas herfür wächset / welches ohne zweiffel die Allraun-Wurtzel seyn soll / wie denn die Alten davon gedichtet haben / daß auß dem Harn oder Saamen /welchen der am Galgen hengende Dieb von sich liesse / eine solche Wurtzel würde gezeuget / die hernach mit Lebens-Gefahr / (demnach die Wurtzel ein sehr starckes / ja tödliches Geschrey von sich liesse /) [181] von dannen muste heraus gezogen werden; Kan ich also nicht nur bey der Wurtzel oder dem Bilde / das ich in Händen habe / sondern auch bey dem Sarge etlicher massen abnehmen / was die Alten für Närrische Einbildung von diesem Dinge gehabt haben; Glaube sonst festiglich / daß dieses Gedichte von den Allraunen nicht neu / sondern für vielen hundert / ja wol tausend / und mehr Jahren schon mag seyn im Schwange gangen / wie denn solches der Name zum Theil bezeuget / denn das Wort ein Ruhn / oder Allruhn / ist ein Uhraltes Teutsches Wort / unnd sind die jenige / welche bey den alten Teutschen zukünfftige Dinge verkündiget / Ruhnen genennet worden. Diese haben auch ihre eigene Sprache gehabt / welche die Ruhnische (gewißlich eine recht herrliche Sprache /) geheissen: Wovon der hochgelahrte unnd unvergleichliche Dänische Medicus und Professor, D. Olaus Worm / Lobseliger Gedächtniß / sein schönes Buch geschrieben / so da handelt de Lite, raturâ Runicâ, welches in Wahrheit wohl zu lesen / wie denn auch unser hochgeliebter Mit-Gesellschaffter / der Edle und wohlbenahmte Herr Candorin unterschiedliche Sachen von den alten Rühnen und der Rühnischen Sprache hat verzeichnet / wie solches seine unter andern /noch neulich herauß [182] gegebene Adel runa sattsamb bezeuget / wobey zu mercken / daß das Wort Rühnen /so viel heisset als einem heimlich etwas verkündigen /wie denn annoch unsere Teutsche pflegen zu sagen: Er hat ihme etwas heimliches ins Ohr geraunet. Ingleichen: Wer raunet / der leugt. Daher ist die Rede entstanden / daß die Allräunichen / den Leuten / die ihrer wohl pflegeten / etwas heimliches / das zu ihrer Wohlfarth und sonderlichen Gedeyen gereichete /pflegten einzublasen / nicht anders / als wenn es kleine Hauß-Götter wären / derer die alten Teutschen /annoch im Heydenthumm / sich wol mügen gebrauchet habē / und hat dieser Aberglaube also immerhin /biß auff unsere Zeit gewehret / welchen man auch nicht leichtlich gantz und gar wird außrotten können. Dieser Bericht unseres Palatins / sagte Herr Strephon / ist nicht uneben anzuhören gewesen / aber / was helt er endlich denn dafür / was das Alräunichen für eine Creatur oder Wurtzel sey / es muß doch gleichwohl einigen Nutzen haben / dieweil mancher es gern /wenn er es nur bekommen kan / mit einem guten Stücke Geldes an sich kauffet? Was wollte es für Nutzen haben / sagte hierauff der Rüstige / ich versichere den Herrn / wenn der Phantastische Aberglaube nicht dabey wäre / man würde sich mit dem lincken Auge[183] nicht einmahl darnach umsehen. Daß dem gemeinen Manne mit fabelhafften und abergläubischen Dingen viel gedienet sey / ist kund und offenbahr / wenn nun solche thörichte Leute / von den Thyriackskrämern /Seiffenballen oder Leusesalbe verkaufferen und dergleichen Landstreichern sich haben überredē lassen /daß diese Wurtzel / die unter dem Galgen / mit so grosser Lebens-Gefahr / durch einen schwartzen Hund scilicet habe müssen außgerissen werden / so grosse Tugenden an sich habe / daß sie die unbehrhafften Weiber fruchtber / auch die jenigen / die sie alle Sonnabende mit Wein unn Wasser baden / sauber einwickeln und heimlich halten / glückselich / reich und vermügen mache / dabenebenst verhindere / daß uns gantz und gar keine Zauberey schädlich seyn könne; So haben sie gerne alles dafür gegeben / was sie nur auffbringen können / zumahln sie vermeinten / daß sie ihr Geld nimmer besser anlegen könnten / als wenn sie ein solches Allraun ins Hauß brächtē / von welchem sie alle ihre zeitliche Wohlfahrt zu empfangen hätten / wie denn er hochgelehrte Doctor Petrus Andreas Matthiolus bezeuget / daß ein Theriacks-Schreyer / der zu Rom schwerlich kranck gelegen /und in seiner Cur genesen / ihme solche Büberey selber offenbahret / auch etliche dergleichen geschnitzte Wurtzeln fürgezeiget / und dabenebenst gesaget / daß er [184] bißweilen den Reichen / eine alleine für 30. Ducaten habe verkauffet. Eben dieser Leutebescheisser /hatte wohlgedachtem Herrn Matthiolo auch erzehlet /wie sie diese Bildergen / aus etlichen Wurtzeln zurichteten: Sie nehmen nemmlich Brionien-Wurtz oder Rohrwurtzeln / dieselbe schnitten sie / dieweil sie noch frisch / in eines Menschengestalt / steckten Gerstē- oder Hirsenkörnlein an die Stellen / dar sie wollen Haare haben; Darnach verscharren sie die geschnitzete Wurtzel in Sand / biß aus den gemeldetē Körnern / Zäserlein wachsen / welches gemeiniglich in 3. Wochen geschiehet. Alsdenn graben sie es wider aus / beschaben die angewachsene Zäserlein / mit einem scharffen Messer / unn machen sie also feinsubtil, als wären es Hare / an dem Häupte / Bart und Schaam / damit werden denn die einfeltigen Leute betrogen; Dagegen denē Lügenhafften Verkäuffern dieser Brionien oder Rohrwurtzeln die Daschen gefüllet /etc.

Schlißl. wird der Mensche zwar ein foliū oder Blat genant unn mit demselbigen verglichen: Vide Ursinū in Anal. facr. p.m. 288. it. mit einem Baume. Vide Pietat. Frenzelianā. unn Mich. Pabst im Artzn. und Wunderb. part. 1. p. 201. Aber daß er dennoch auf Bäume wachsen solle / wie der Schertz ist / und gemalet wird / von JUNGFERN und Jungesellen / daß man selbige von Bäumen abschüttele / solches ist eine Narrentheidunge. [185] Wolte aber ja einer Pflantz-Leute haben: So seynd es nicht alleine die Gelahrten: Als davon vor wenig Jahren Hr. M. Rothius, mein wehrter Freund und gewesener Competitor, seinen Panegyricum Magisterialem titulirete / Arbores Sapientiæ, etc. Noch die Bauers-Leute und Gärtner / welche sich mit pflantzen und seen gehaben; Und daher so wohl Pflantz- als Ackers-Leute mögen benahmet werden: Nicht minder als die Nautæ Seeleute / und die von Natur darzu gebohrnen Engelländer ins gemein / gute Seehunde heissen / etc. Sondern in gemein alle Leute: Dahin denn gehöret / Arbor hæreticorum, Consangvinitatis; Und der Herr Christus auch ϑεάνθρωτος,ille, virga Jessæ florens besungen wird. Dahin denn auch gehöret die Redens-Art des Apostels Pauli Coloss. 2. v. 7. seyd gewurtzelt und gebauet in Christo JEsu / etc. item Rom 11. v. 17. etc. Von denen Zweigen und Einpfropffung / in den wilden unn rechten Oelbaum / das ist der Heyden und der Jüden / welcher Ort sich aus dermassen wohl hieher schicket: Darzu gehöret: Wie der Baum fället / so wird er liegen /item, das Gleichniß von guten und bösen Baume: Und was der fürtreffliche Redner Paulus insonderheit redet. 1. Cor. 15. v. 42. etc. Es wird geseet verweßlich / und wird aufferstehen unverweßlich. [186] Es wird geseet in Unehre / und wird aufferstehen in Herrligkeit: Es wird geseet in Schwachheit / und wird auferstehen in Krafft: Es wird geseet ein Natürlicher Leib / und wird aufferstehen ein Geistlicher Leib. Item anderswo: Paulus pflantzt / Apollo begeust / GOtt gibt das Gedeyen: etc. Weiter wie durch die Blume / Menschen angedeutet werden / vide mein groß Historisches Traumbuch: in Indice. Nehmlich es wird ein jeder Mensch gar artig einem Baume / Gewächse /etc. verglichen / so wohl in vitâ Naturæ, als Gratiæ und Gloriæ.

16. Von Quaal-Leuten
XVI. Von Quaal-Leuten.
Oder von den Gespänstern / Leib- aber nicht Leblosen Menschen.

Nemblich man schwatzet viel von den Erscheinungen der gestorbenen Seelen / dafür die Papisten so viel nutzliches Dings stifften wollen mit ihren Messen /als solten sie dadurch außen Fegfeuer können erretet werden. Ey! Wie lieset man davon so viel tausend Abergläubische unn possierliche Historien: Welche hier alle nicht können erzehlet werden / es wäre denn /daß ich einen gantzen Folianten allein / von diesem[187] Capittel auß zu fertigen vorhätte. Ich werde nur eines und das andere davon andeuten: Vide Colloqv. Helvetii, Disp. Voëtii, etc. Ein weniges schwatzet auch in genere davon Olaus Magnus de Gent. Sept. lib. 3.pag. 106. Es pflegen die Wandersleute des Nachts /und Viche-Hirten / von mancherley Gespänstern bißweilen gehudelt zuwerden. Gleichwie denn der KönigHotherus (wie solches zu lesen ist beym Saxone,) 3. Nymphen nachgefolget biß an ihre Höle / und zum Siege einen Gürtel davon gebracht haben soll. Bißweilen aber tantzen sie / und machen sehr tieffe Fußstapffen in die Erde; Also daß alldar in gemein kein Graß wächst / wo sie zum öfftern ihren Tantzplatz zu haben pflegen. Und solches Nächtliche Gespänster-Spiel / heissen die Einwohner den Elven-Tantz: Und haben davon diese Meynung / daß es solche Seelen seyn / die vor diesem in ihrem Leben sich den Wollüsten haben ergeben / und mit allerhand Uppigkeiten ümbgegangen seyn / Göttliche und Menschliche Rechte verachtet haben: Solche sollen hernach / wenn sie der Leiber loß seyn / keine Ruhe haben / sondern umb die Erde herumb schweben müssen. Unn aus derselben Zahl sollē auch die jenigen seyn / so annoch zu unser Zeit / in Menschlicher Gestalt / ihre Dienste den Leuten aufftragen / zu Nachte arbeiten / die Pferde unnd das [188] Vieh versorgen / etc. (doch hievon ein mehrers in cap. von Kobolden.)

2. Christ: Minsicht im Histor. Schaupl. p.m. 718.etc. Im Anfange des Heumonats kömmt zu gewisser Jahrszeit / an die Insul umb den Heclaberg / ein grosser Hauffen Eises / bey Nacht unvermuthlich angetrieben / unn gehet alsdenn das Gerüchte / ja vielmehr der gäntzliche Glaube im Schwange / die verdammte Seelen werden in solchem Eise gequelet / und Wechsels-Weise in dem Berge mit Flammen / hernach mit Kälte mit Eiße gepeiniget. Dieses Eiß schwimmt drey Monat continuirlich allein umm den Heckelberg. So man desselben Eises ein Stücklein nimmt / unn mit einem Tuch bewickelt / in die Truhē legt; Bleibt es gantz und unversehrt / so lang jenes in dem Meer fleust: Wenn aber das Eiß in der See vergeht (welches denn geschwind in einer eintzigen Nacht zu geschehen pflegt) verschwindet auch dieses in der Truhen /unn lest das geringste einer Näße oder Feuchtigkeit im Tuech nicht hinter sich: Welches denn dem Satan nicht schwer ist / das Eiß ohne Netzen wegzunemen /umm ihre aberglaubische Leichtglaubigkeit zuvermehren. Es gedēcket zwar auch Olaus Magnus dieses Eises: Aber weil ich (fahrt der Autor fort) mir fürgenommen / alles fleißig zu erkundigen; Bin ich / zwar nicht [189] ohne Grausen zu diesem Eiß hinzu geschifft /und habe vermerckt / daß es von der Gewalt der Winde wieder die Felsen getrieben worden / und also einen traurigen Schall gebe von fernen / nicht anders /gleich hörte man ein jämmerlich Weheklagen und Geheul; Auch daher der Aberglauben / als wenn die verdammten Seelen daselbst ihre Pein litten / seinen falschen Schein und Anlaß genommen. Am Ende desselbigen Buchs erzehlet der Autor ferner / was er auff dem Berge Hecla, durch Ordre des obgedachten Königlichen Hauptmannes / selbst gesehen.

17. Von Riesen
XVII. Von Riesen.

Wiewohl man das Geschlecht der Riesen in der gantzen Welt nicht finden kan / so sind dennoch unnd waren auch hin und her Menschen von ungewöhnlicher Grösse / welche vielmehr unter die Wunder-Geburten zu rechnen. Ich sahe in Franckreich eine junge Frauens-Person von 18. Jahren / die hatte eine Riesen-Grösse / wiewohl sie von kleinen Eltern gezeuget war: Ihre einige Hand gleichte leichtlich dreyen Manns-Händen. Bertius erzehlet / daß Wilhelm Bon /Graff von Holland / auff [190] die Hochzeit des schonen Carls / Königs in Franckreich / eben so eine grosse Seeländerin gebracht / daß etliche Indianer die Elephanten als Pferde gebraucht haben / berichten unterschiedliche. Pigafetta gedencket / wie er in America, bey denen Völckern Canibales genant / einen gesehē /dem viel Menschen nicht biß an die Gürtel giengen. Es wird in der H. Schrifft der Riesen offters erwehnet / Hebräisch Naphilim heissen / über welche sich die Gelehrten nicht vertragen können / und mag man hiervon nachlesen die Dissertationes Jacobi Boulduci, Thomæ Bangii, Goropii, Becani und anderer; Gleich wie wegen Mangel des Saamens / etliche bißweilen die Grösse der Zwerge kaum erreichen: Also erlangen andere wegen Menge desselbigen eine unermeßliche Grösse. Und damit wir keinen Zweiffel tragen / so bezeugen die Geschicht-Bücher / daß bißweilen auch gantze Riesen-Cörper aus ihren Gräbern sind genommen worden. Als in Candia durch ein Erdbeben ein Berg zersprang / fand man darinn einen stehenden Leichnam von 46. Ellen / wie Plinius bezeuget. Wiewohl allhier andere 16. Ellen lesen / und zwar mit besserm Schein der Warheit. Welches auch dem verständigen Mann Joh. de Laet behaget. Man erzehlet /daß als der Leib des Pallantis [191] sey an die Stadtmauren auffgerichtet worden / habe er mit dem Hauptwirbel an derselben Spitzen angestossen. In unserm Dennemarck siehet man hin und wieder auff den Hügeln und Feldern Gräber / die mit Steinen besetzet seyn: Und gehet die gemeine Sage / daß es der Riesen Begräbnüsse gewesen seyn / wiewohl in denselbigen / wenn man sie auffgräbt / nur Geschirr gefunden werden die mit Todenasche angefüllet seyn. Man kann auch aus den Hinterlassenen Zierathen von den Riesen muthmassen. Der berühmte Wormius hat in seiner Kunst-Kammer Ringe / welche uns wohl an statt der Armbände dienen könten. Ich habe selbsten auch eine eherne Spange / damit man den Gürtel kan zuschniern / welche in Jütland außgegraben ist / und mir mein vilgeehrter Schwager der Bischof zu Arhusen / HerrD. Jacobus Matthiæ verehret hat. Diese ist also schwer und groß niemand zweiffelt / es habe sie der gröste Riese gebraucht. Aber die Sücklein der Gebeine / welche hin und wider außgegraben werden /geben uns von den Riesen eine bessere Gewißheit dieweil selbige von einem andern Thier nicht herkommen: Vilweniger glauben wier / daß sie in der Erden durch Langwierigkeit der Zeit sind grösser worden.Magius erzehlet / daß in Africa eine Hirnschale [192] sey auffgegraben / derer Begriff 12. Spannen groß gewesen. Bey dem Pausania lesen wir / daß die Kniescheiben des Ajacis einem Teller an Grosse gegleichet. So ist auch fast keine Kunst-Kammer / in der man nicht Riesen-Zähne findet. Augustinus lib. 1. de Civ. Dei hat nebenst andern an dem Ufer zu Utica eins Menschen Backen-Zahn gesehen / der also groß war / daß man 100. unserer Zähne daraus hätte machen können. Ludov. Vives beschreibet daselbst den Backen-Zahn des H. Christoffels / daß er grösser als eine Faust gewesen sey. Ich habe unter diesem Namen viel gesehen / aber es waren Theils Pferd- unnd Ochsen-Theils auch gemachte Zähne. Werden derowegen einen gewissern Beweiß geben die Augenzähne / welche nebenst einem Stück von dem Kinnbacken in unserm Jüttland im Jahr 1561. als sie den Grund des Thurms in der Stadt Blanderop legten / sind außgegraben worden. Erwehnter Kinbacke war 11. achtel Ellē groß. Aber der Raum / in welchem die Zähn-Häußlein stunden nur 3. viertel Ellen. Ein ein eintziger Augenzahn ist in der Wormianischen Kunst-Kammer noch übrig /welcher gleichsam durch die Hand der Besitzer /nachdem er außgerissen war / 1. dem Gorrichlio Reffuingensi, bald dem Bischoffe zu Alburg M. Jacobo Holmio, hernach seinem Nachfolger M. Christiano Hanßen / [193] und endlich auß dessen Freygebigkeit / unserm Wormio zu theil ward. Dieser Zahn ist vier quer Daumen lang / und anderthalb dick / und so man auß der Grösse dieses Zahns nach der Vergleichung die Grösse des übrigen Riesen-Leibes abnehmen soll /wie denn solches M. Christian Hansen / vormahls der Mathematischen Künste Professor in dieser hohen Schule / hernach Alburgischer Bischoff / außgerechnet / so befindet sichs / daß da sey der Umbfang des gantzen Kinnbackens andert halbe Ellen / des Haupts 2. und 1. viert. Ellen / des Halses 1. und 3. viert. Ellen / die Länge von dem höchsten Theil des Wirbels / biß an das unterste Theil des Kinnes 1. und 3. viert. Elle / die Breite zwischen den Schultern drite halbe Ellen / die Länge des Ohrs 3. achtel Ellen / die breite 1. achtel / die Zunge 3. sechzen theil breit unn 3. achtel Ellen lang / die breite des Mundes 1. viert. Elle / die länge eines Fusses 1. und 1. viert. Elle / die Länge des außgestreckten Armms von der Höhe des Achselbeins biß an die Spitze des mittelsten Fingers 3. und fünffachtel Ellen / und die Höhe des gantzen Riesens ohngefähr 9. Seeländische Ellen. Es kommet die Außrechnung des Zahns überein mit der dreyfachen Vergleichung mit einem Menschen von gebürlicher Größ / dessen Höhe gemeiniglich seyn 3. [194] Ellen /die Vergleichung aber dieses Zahns mit eines gemeinē Menschenszahn ist gar wohl dreyfach / so wir es wollen genau nehmen. Das Bette des Königs Og zu Basan / dessen im 5. Buch Mose gedacht wird / war nur 9. Ellen lang / und 4. breit / es ist aber glaublich /daß das Bette grosser gewesen sey als der König selbst. Es ist allendhalben ein grosser Unterscheid der Schenckel unn Ribden auß den Riesen-Leibern zu finden. Ich habe in Malta und Sicilien / woselbst es vorzeiten viel Wunderthier und Riesen gegeben / nicht wenig Schenckelbeine gesehen / die wohl 3. mahl grösser waren als die unsern. Platerus hat zu Lütern Riesen-Beine gesehen / auß deren Vergleiung er einē Bein-Cörper hat mahlen lassen / welcher 19. Fuß lang gewesen. Damit wir nicht vermeynen / es seyen irgend Gebeine von einem andern Thier gewesen / bezeuget solches nicht allein die länge des Leibes / deren kein Geschlecht der Thiere gleichet / sondern er hat auch vier Knochen gefunden / die nur allein an der Menschen eine solche Gestalt haben / nemblich das unterste Theil des Daumens / die Kniescheibe / das Fersen-Bein / und die Schulterblätter / nebenst einem Schlüsselbein. Bißhieher Barthol. in observat. Anatom. cent. 1. cap. 98. p. 193. etc.

2. Alß im Jahr Christi 1645. umb Martini [195] die Schwedischen zu Crembs in Oesterreich schantzeten /und einen Graben oben am Berge ausführeten / funden sie einen Riesen-Cörper / dessen Grösse unglaublich. Denn der Kopff allein einer runden ziemlichen Tafel groß / die Arme eines Mannes dicke geachtet /und ein Zahn / so Ihrer Käys. Majestät nach Wien verehret worden / sich sie halb Pfund gewogen haben soll: V. Theil Thetari Europæi, fol. 947.

3. Ursinus in Acerrâ Philol. pag. 272. 273. Man giebt vor / daß die ersten Einwohner in Sicilien Riesen gewesen seyn: Und daß solches wahr sey / bezeugen hin und wieder durch die gantze Insul / die erschrecklichen Hölen unter der Erden / drinnen zum öfftern dergleichen Monstrosische Cörper seynd angetroffen worden / von 20. Ellbogen und länger /deren Kopffe so dicke wie Tonnen gewesen: Welche aber / wenn man sie angerühret hat / flugs zu lauter Staube geworden seynd / außgenommen die Zähne /welche gantz geblieben seynd / am Gewichte bey 4. oder 5. Untzen. Welches bezeuget Thomas Fazellus, ein vornehmer Sicilischer Autor, der gar glaubwürdig ist / Dec. 1. lib. 1. c. 6. und aus demselben Philippus Cluverius in Sicil. Antiqv. l. 1. cap. 2. Also seynd die alten Einwohner in Palæestinâ auch Riesen gewesen /wie die Schrifft bezeuget: [196] Dergestalt / wer daran zweiffeln wolte / daß nicht Riesen gewesen wären /eine Handgreiffliche Gottlosigkeit begienge. AlsAnno Christi 1342. die Sicilischen Hirten / unten am Berge Drepano etwas tieff in die Erde gruben / da seynd sie in ein greulich Loch hinein gerathen: Und wie sie vollends hinein gegangen seyn / da haben sie einen mächtigen grossen Mann sitzend gesehen / der sich mit seiner lincken Hand an einen Stock gelehnet /der so groß gewesen als ein Mastbaum im Schiffe. Wie dieses die Eryciner vernommen / seynd sie mit Wehr und Waffen und Fackeln zu dem Berge hinein gedrungen: Aber da ist der gantze Cörper mit sammt den Stabe / drinnen eine bleyerne Käule eingeschlossen gewesen / zu lauter Staub und Pulver geworden: Ohne daß alleine der forder Theil des Hirnsschedels unverdorben geblieben / welcher so groß gewesen als etliche Sicilische Schöffel / mit dreyen Backen-Zähnen: Welche die Eryciner / zum Gedächtniß in der Kirche Annunciatæ, mit einer Eisernen Kette an das Crucifix angehefftet haben. Ibid. und Boccatius in Genial. Deor. l. 4. c. 68. Confer. Laurembergium in Acerr. Philol. Cent. 3. c. 13. p. 30. etc: Daß Riesen zu ieder Zeit gewesen / ist ausser allē Zweiffel. In der Heil. Schrifft wird ihrer gedacht / [197] und insonderheit der Kinder Enacks / welche alle gewaltige Riesen das Land Canaan bewohnet / so ungeheur groß / daß die Israelitische Abgesandten für ihnen wie Heuschrecken anzusehen und zu halten gewesen / Num. 13. am Ende. Ein Riese war auch Goliath / sechs Ellen und einer Handbreit hoch / so mächtig starck und groß /daß sein Pantzer gewesen 5000. Seckel Ertz: Das Eisen seines Spieses 600. Seckel: Der Schafft seines Spieses war ein Weberbaum / 1. Buch Samuel am 17. Für der Sündfluht seyn noch die grösten Riesen gewesen / unter welchen auch Noah einer / wie von ihm schreibet und bezeuget Berosus, und die erfahrenstenThalmudisten mit bekennen. Die Heydnische Scribenten thun von gleichem sehr offt Meldung von den Riesen / mischen doch viel Fabelwercks offt mit unter. Beym Homero seind berühmt die Cycloples und der Fürst Poliphemus, davon in der vorhergehenden Centuriâ gesagt. Natalis Comes ein Außleger der Poetischen Gedichte schreibet / daß in Thessaliâ gefunden und aus der Erde gegraben sey ein Knoche von eines Menschen Schenckel so groß und schwer / daß wenn er auff einen Wagen gelegt / dreyßig Paar starcke Ochsen / solches kaum haben auß der Stelle schleppen können. Ein ander gelahrter Mann [198] Baptista pius, welcher über den Lucretium geschrieben / zeuget / daß er mit seinen Augen habe liegen sehen am Ufer des Meers zu Utica, einen Menschen Zahn / so groß / daß ihm unsere gemeiner Zähne hundert kaum gleich sind. Heute zu Tage ist ein grosses Land / sich etliche viel hundert Meilen erstreckend / in der neuen Welt / genand Chili und Chica, dessen Einwohner alle schreckliche grosse Riesen seyn / gegen welche die Holländer / so dahin gekommen / alß Krahen oder kleine Hündlein geschienen. Diese / auff daß sie ihre Mannheit und Stärcke den Holländern erzeigten /haben ihre lange Spiesse / mit Eisernen scharffen spitzigen Wiederhacken eben versehen und beschlagen /durch den Mund und den Halß / biß unten auf den Grund des Magens hinab gestossen / und bald darnach wieder ohne Schaden heraus gezogen. Da denn zu verwundern / daß die scharffe eiserne Spitzen nicht seyn anderswo im Halse bestecken blieben. (Confer Mich. Saxen in Alph. Hist. p. 528. auß Aventio lib. 4. part. 3. Käyser-Chronicke fol. 28. Herold im Wunderbuche fol. 397. Sigeberto. Cranzio l 4. c. 15.Nauclero. part. 3. der Käyser-Chron. Sax. fol 196.Crusio f. 218. Adde Sperling in Phys. l. 1. p. 261. Da er behauptet / daß die Riesen keine Monstra seyn. Adde Posnerum [199] P. P. Jen. in Disp. de monstris: Darwieder doch redet D. Gesner in Explic. Genes. ad c. 6. qv. 7. p. 156. 157. Da er spricht / daß die Nephilim oder Riesen in Canaan von der Einwohner greßlichen Unzucht gekommen seyn; Darnach sie monstra gezeuget haben / ut monstrosus Concubitus monstroso fœtu notaretur: Und ziehe drüber an Aug. lib. 5.qvæst. in Gen. quæst 3. Nazianz. Orat. 27. de amore pauperū. Theod. quæst. 48. in Gen. Amb. l. de Noa & arca c. 4. Cyrill. l. 3. in Genes. welcher spricht: Die Weiber der Gotts-Männer / haben greuliche Prodigia und Portenta geboren. Denn GOtt hat wegen ihrer unmässigē Geilheit / auch die Wohlgestaltheit der Menschl. Cörper garstlig und ungestalt machen wollen.

Und damit wir kürtzlich alle und iede Gründe hervor ziehen / dadurch die Scribenten ingemein seynd bewogen worden / wegen Beglaubung der Riesen / so seynd solche folgende / als die


1. Art der Zwerge.
2. Bibel.
3. Contrafect an Felsen / etc.
4. Durchwarung durch Tieffen.
5. Erschreckung der Israeliten.
6. Fußstapffen.
7. Gräber
8. Historien.
9. Ingedruckte Hände.
10. Knochen.
11. Löcher-Thüren.
12. Macht der erstē Natur.
13. Namen.
14. Oerter Eigenschafft.
[200] 15. Proportio der Walfische / etc.
16 Qvantitæt der Gefränster.
17. Ruhebetten.
18. Steine so über einander gelegen.
19. Tyranney wieder GOtt.
20. Unterirdischen Hölen.
21. Waffen / deren sie sich bedienet.
22. Zähne.

22. Also spricht August. l. 15. c. 9. de C. D. daß er selber am Gestade Uticæ einen greulichen grossen Menschenzahn gefunden habe / drauß man der unsrigen wohl 100. machen können / wenn man ihn zerklopfft hätte: Und solchen will er für einen Riesenzahn außgeben. Darzu spricht d.l. Vives, daß er einen Backenzahn grösser als eine Faust vom H. Christoffel gesehen habe. Vide M. Conr. Tiburt Ronaen in Dissert. de Gigantibus c. 2. §. 6. Aber Joh. Jac. Herman. in Cent. quæst. Illustr. hist. Theol. Dec. 1.quæst. 6. § 5. vermeynet / daß es auch wohl ein Zahn von einem grossen Meer- Fische seyn können. 21.Vide Rangen d.l. c. 2. §. 14. Vielleicht vom Hornin Seyfrieden: De quo Zeiler. in Itiner. German. Resp. Ich gebe es zu / daß bißweilen einer und der andere Mensch / weit grösser kann geworden seyn / als wir andern in gemein; Aber müssen denn flug gantze Landschafften voll Riesen irgendwo seyn?

[201] 20. Vielleicht können solche grosse Holen / auch wol Zeichen gewesen seyn: Oder sonsten Wohnungen der Vorfahren / welche vorweilen meisten Theils hin und wieder in der Welt unter der Erden gewohnet haben / etc. 19. Die Gigantomachia ist ein Poetisches unnd Fabulosisches Werck / welche aus der Historia des Thurms zu Babel soll herrühren: Wie Lutherus Sel. selber spricht. Vide M. Thom. Sagittar. in quæst. Illust. Philos. Dec. 5. c. 10. So saget auch Gesnerus d.l. daß es Platonische Fabeln seyn / was Philo von den Gigantibus redet. Confer Lact. l. 2. de Orig. Error. c. 14. Und zielet hierauff auch Macrob. l. 1.Saturn. 2. 20. Was wolten die Gigantes glaublich anders gewesen seyn / als eine Menge ruchloser Leute /welche von GOtt nichts gehalten haben; Die daher gleichsamb wieder die Götter gestritten / und sich ihnen zuwieder gesetzet haben. Ihre Füsse sollen wie die in einander geflochten Drachenschwäntze gewesen seyn: Damit angedeutet worden / daß sie nichts rechtes und nichts hohes in ihren Gedancken gehabt haben; Sondern durch ihre gantze Lebens-Zeit hinunterwerts nach der Höllen getrachtet haben. Welches auch also erkläret Ambrosius l. de Noâ & Arcâ c. 4. Unnd Nazianzenus in Monod. de Vit. M. Basil deutet die Fabel von den Cadmæis [202] Gigantibus, auff die ungelahrten Kirchen-Lehrer.

18. D. Hermana Conring. de German. Corp. hab. caus. p. 9. spricht / daß man hin und wieder greuliche grosse Steine übereinander sehen liegen / welche die Alten / wenn sie alle so kleine und schwache Leute gewesen wären als wir itzund / nimmermehr würden mit blossen Händen versetzen können / sonderlich weil sie dummer gewesen alß die Welt ietzund / unnd keine künstliche Werckzeuge darzu erfunden gehabt haben. Außm Sax. Grammat. in hist. Dan. R. Es vermag die Stärcke kleiner unverständiger Bauren ein unglaubliches zu leisten / etc. 17. Von dem grossen Bette des Königes Og zu Basan. Deut. 3. v. 11. Drauff Homerus alludiren soll / wenn er spricht / cubilia Typhoëi, Vide Dickinson. in Delph. Phœnic. c. 2. p. 14. folget dennoch nicht flugs ein gantzes Land lauter Riesen; Ungeachtet ob gleich ein solches Deut. 3. v. 13. den Wörtern nach darbey gelesen wird. Vide Sagitt. d.l. Es kann das Land vielmehr von ihren Führer also seyn benahmet wordē / als der vornehmstenrarität des Reichs. 16. Etliche wollen / weil die Gespänster sich zum öfftern in trefflicher Grösse sehen lassen / daß solche der Riesen Geister seyn müssen: Wie denn die Hölle Cœtus Gigantum [203] heisset. Prov. 21. v. 16. vid. Dickinson d.l. p. 8. Resp. Aber wer sihet nicht / daß das Wort Gigas allda für gewaltige gottlose Leute genommen wird / wie es auch D. Luther giebt Gen 6. v. 4. 15. Mit den grossen Monstris marinis, hat es eine schlechte proportion, wie auch mit den Elephanten / Strausen / etc. Das daher gantze Geschlechter der Riesen seyn müsten / welche desselbigen gleichen umb so viel grösser weren / (â peculiaribus differentiis formalibus, welche Speciei Condritices seynd / wie also wider den guten Cardanum subtilisiren will Jul. Cæs. Scaliger Exerc. 163. p. 803. Von den Riesen / die der Cardanus vielmehr von der stärckern Macht der Materiæ zeugen will /als anders wo) als wir / wie die übrige Thiere kleiner seyn alß sie. 14. Daß es etliche bey den Oertern der Welt suchen wollen / als wenn etliche die Eigenschafft hatten Riesen zu zeugen. Vide Ap. Ruvi l. 2.Phys. 9. qu. 11. und meinen Tractat. de Poli Elevatione. 13. Die Nahmen thun zur Sache nichts: Sintemahl sie fast von vielen nicht de quantitate molis, sondern virtutis erkläret werden: Als wie bekannt ist von Nephilim Num. 13. v. 14. Ps. 12. unnd 73. Deut. 2. v. 11. Gen. 15. v. 12. Gibbor, Enakim, Samsummim Deut. 2. v. 21. Typhones, etc. Welche [204] nicht so wohl von der Größe als Grausamkeit erkläret werden / wie auch solches thut Josephus l. 1. Antiqu. c. 4.Vide Gesner. d.l. Dikinson. d.l. p. 43. 19. etc. Hermann. d.l. Rangen d.l.

12. Etliche wollen / vor der Sündflut hette es lauter Riesen gegeben / weil die Natur viel stärcker gewesen were als jetzund / und sie auch desto länger hetten leben können Augustin. lib. 15. c. 9. de C.D. ex Virg. l. 12. Drauff antwortet Hermannus d.l. daß des Virgilij Rede ein Gedichte sey: Unnd 2. daß daher die Krahe auch viel grösser seyn müsse / als sie ist / weil sie neun Menschen Alter überlebet. Nach Hesiod. unnd Plin. l. 7. c. 48. Confer Jonston. de Constant. Nat. und Conring. d.l. p. 32. Da er beweiset / daß die Leute durch alle Länder von etlich tausend Jahr her einerley Grösse behalten haben / etc. 11. Daß es hin unnd wider greuliche grosse Gebeude / Pforten /Schwiebbogen / etc. gebe / will dennoch keine Riesen beglauben / oder daß alle Leute zur gewissen Zeit solche gewesen weren. 10. Giebt es zwar zu Conring. d.l. p. 30. etc. Daß hin und wider Riesen oder trefflich grosse Leute mit unter gewesen seynd: Wie denn solcherer [205] Gebeine hin und da aus der Erden seynd hervor gebracht worden / durch geschehene Erdbeben / grosse Platzregen / und Ergiessungen der Wässer: Davon nach der Länge zu belesen seynd die allda citirten Plinius l. 7. c. 16. Phlegon Trallianus l. de mirabil. c. 9. Pausanias in Laconicis & 1. Eliacor. Philostratus in Heroicis. Solinus c. 1. &. 13. Augustinus l. 15. de Civ. Dei c. 9. ex veteribus; Ex novitiis Acosta Histor. Americanæ l. 7. c. 3. Fabius Columna in Dissert. de glossopelris. Simon Majolus Colloqv. 11. Baptista Fulgosus l. 1. c. 2. & 6. Thomas Facellus l. 1. Histor. Siculæ, & alii, etc. Aber er saget außdrücklich / daß zum offtern mit drunter falsche Gebeine / von ungeheuern Thieren / vor wahrhafftige außgegeben werden / wie schon zu sehen ist beym Sveton. in August. c. 72. So soll es auch sonsten seinelusus Naturæ geben vide pag. 10. und Sagitt. d.l. Rangen d.l. 9. Findet man hin und wieder greuliche Steine / drinnen bißweilen rechte Mahle der eingedruckten Hände und Füsse beobachtet werden; Von welchen man schertzet / daß es von den Riesen herrühre / die sich damit geworffen haben oder drauff gestanden seyn: Wie ein dergleichen Stein bey Leipzig beym Kirchthurme am Wege lieget / drinnen eine grosse Hand gleichsam / von sechs Fingern anzutreffen[206] stehet. Aber es seynd auch vielmehr lusus Naturæ, als sonsten etwas. Man findet hin und wieder am Felde grosse Steinhauffen / davon fingiret man nicht minder / daß sich Riesen darmit geworffen haben: Wie man denn auch fingiret vom Hercule, wie ihn die Bauern seine geraubete Ochsen in Liguriâ absagen wollen /daß ihme zugefallen sein Vater der Jupiter vom Himmel sehr viel Steine herunter geregnet habe / damit er sich hernach seiner Haut gewehret hat: Ein ander mochte sagen / daß davon in Franckreich auch diecampi lapidici kämen. Aber wer weiß von den meisten Steinhauffen nicht / daß sie entweder von ümbgefallenen Gebäuden / oder von der Zusammenlesung aus den gepflügeten Eckern herrühren durch die Bauern; Die man im Heydenthume sonderlich an den Weg hingeleget / und dem Mercurio gewiedmet hat. Weiter mag man auch hieher führen / daß ich einen grossen Stein angetroffen habe / so gleich am Wege lieget / wenn man von Leipzig nach den Dorffe / Hohentiegel genannt / gehen will / so wird er da gefunden fast mitten aufn Wege / doch ist er dem Dorffe näher als der Stadt. Und zwar ist im gedachtem Steine / eine gantze und gleich durchgehende Schmarre / drüber ich mich fast verwundert habe / als wäre [207] sie mit einem Schlachtschwerde gemacht. Sonsten lieget der Stein ziemblich tieff in der Erde / und stehet nicht viel herauß. Weiter ist mir offt in meinem Vatterlande zu Saltzwedel erzehlet worden / daß sie vor Christi Geburth solle sehr belagert gewesen seyn / und zwar von einem grausamen Feindē / der sie dennoch nicht einbekommen mögen / weil die Engel auff der Mauren hin und her gegangen / die Pfeile auffgefangen und die Stadt behütet hetten. Drüber denn der Feldherr sehr erbittert / und in seinem Lager mit diesen Wortē in einen grossen stein mit dem Schlachtschwerde soll gehauen haben / sprechende. Soll ich die Stadt nicht gewinnen / so gebe GOtt / daß ich in diesen Stein hinein haue / wie in einen Butterwecken / welches auch alsobald geschehen. Unnd wird annoch heutiges Tages derselbige Stein gezeiget / welchen ich auchAnno 1649. selber mit meinen Augen gesehen und mit meinen Händen betastet habe: Nemblich er soll an die gewesen Lagerstelle seyn liegen geblieben: Nemblich gleich mitten auffn Wege / zwischen Saltzwedel und Tielsen: (welches ein Flecken ist / nebenst einem Schlosse / drauff in gemein der Landes Hauptmannresidiret, zur selben Zeit der Herr Thomas von Knesebecke / und jetzt ein adelicher Herr von Schulenburg /) unnd ist ein [208] ziemblicher Stein / der gantz über sich durch die Mitte / eine treffe Ritze besitzet: Welche nicht anders lässet / als wenn sie mit einem Schwerdte gemachet wäre: Doch sie ist convex oder gebogen / und henget auff beyden Seiten wie einArcus hinunter. Ob nun die sonderliche Bewegung und Rückung des Schwerts eine solche Ursache darzu sey; Oder ob sie damahlen solche verkehrte Sebel gehabt haben / wie die Sichel seyn / das weiß ich nicht /dennoch ist ein dergleichen Gesichte verwunderlich. Aber hæc obiter. 8. Was die Geschichte belanget: Darzu gehöret Goliath 1. Sam. 17. v. 4. Aber ist denn daher das gantze Kriegs-Heer von Riesen bestanden /od gleich dieser einige Kerl nach seiner Grösse und Länge sonderliches gehabt hat? Das wird niemand sagen. Und Hermannus d.l. saget / wenn man ja zu die Greuligkeit / Greßligkeit unnd Grausamkeit der so vermeynten Riesen / oder Tyrannen in der Schrifft /die Großheit unnd grandität des Leibes setzet; So folget dennoch nicht / daß flugs alle Leute damahlen zu derselbigen Zeit weit grösser gewesen wären als wir heutiges Tages. Hiezu kömmt / daß viel Dings grösser gemacht wird / als es eigendlichen an sich gewesen: Wie von Carolo Magno unnd Rolando, etc. [209] bekannt ist. Vide Conring. d.l. p. 10. hat man dieselbige unlängst gelebete in tempore historico grösser getichtet; Ich geschweige / was in tempore ἀδήλῳ und μυϑικῷ geschehen kann seyn. So wird hierzu auch wenig helffen das Riesengebirge mit seinem Namen / oder etwan eines und das andere Exempel aus der Baumanns-Höle bey Elbingerode. Vid. Conring. d.l. p. 9. und meinen beschriebenen Blocksberg. Im übrigen von den Autoribus, die von Riesen geschrieben haben / kan nachgeschlagen werden Baptista Pius Comment. in Lucret. l. 1. f. 16. Johann. Cassanius de Gigantibus, Spiræ impressus Anno 1587. in 80. Natal. Com. in Mythol.

7. & 6. Von Riesen-Gräbern und Fußstapffen ist schon gewesen. 5. Seynd der Israeliten schon für der Grösse etlicher Riesen erschrocken; So folget dennoch nicht / daß alle Cananiter wären Riesen gewesen: Ja man lieset nicht minder / daß diese auch für denen Israeliten erschrocken und geflohen seyen: Welches Dickins. d.l. Panicum torrorem nennet. 4. Daß Homerus vom Polyphemo saget / wie er mitten durchs Meer gegangen sey / das thut er als ein Poet /dessen definition nachm Taubmam ist; Ein Poet ist solcher Mann / der fein artig liegen kan.

Aber in diesem Stücke sollte es der Homerus [210] undVirgilius bald ein bißgen zu grob genug gemachet haben / wenn sie dem Hünen ein solches Auge zuschreiben / in der Grösse wie die Sonne: Je da musts der Himmel selber seyn: Denn anderswo wird die Sonne genannt Oculus mundi.

3. Davon kann Olaus Magnus und Saxo aufgeblettert werden. 2. Wegen der Bibel ist fast genug erwehnet worden / wie nemblich gar viel Commentatores aus denen drinnen gedachten Riesen etlichen / nicht so wohl Riesen / als reissende Tyrannen machen. Und warumb wollte man doch eine besondere Speciem und Länder von solchen Riesen dichten; Angesehen jenes falsch ist / daß sie von den bösen Geistern sollen gezeuget seyn. Wie Augustinus will l. 15. c. 21. de C.D. sintemahl es schlechter Dinges falsch ist / daß der Teuffel Kinder zeugen könne; Wie D. Lutherus Sel. außdrücklich spricht Vide Sagittar. d.l. Sondern vielmehr wahr bleibet / daß die Riesen von Adam herkommen müsten. Nun ist derselbige ja zwar wohl etwas grösser gewesen; Aber daß er dennoch einen dergleichen Polyphemum gegeben habe / wie etliche beschriebene Riesen sollen gewesen seyn / das hat noch niemand außgeführet: Sonderlich daß darauff das Menschliche Geschlechte so sehr abgenommen habe / wie es ietzt ist / und weit [211] kleiner geworden wäre / als unser Vorfahren vor vielen hundert Jahren mit einander gewesen: Wie solches vergeblich vielAutores ihnen bedüncken lassen. Aber sihe dieselbigen wiederleget von Herrn Rangen d.l. cap. 5. 1. Weil es sehr kleine Leute / als die Zwerge gebe / müsten denn auch flugs vi oppositorum nohtwendig die allergrössesten seyn? Man beweise erstlich / daß ZWERGE in der Welt gewesen seyn.

Harstorffer stimmet mit mir zimlich überein / in seinen Mathematischen Erquickstund. Tom. 1. (oder da vielmehr Schvventerus) part. 3. cap. 55. p.m. 223. etc. Der Leser wird / was wir hie vorbringen / nicht alles glauben / kann ihn auch nicht verdencken / denn ich selbsten an vielen zweiffele. Das erste ist / man sagt von der Stadt Mäyntz / in einer alten Kirche finde man eines Riesen Rieb / fünff Schuh lang: Ist deme also / so ist er zweymahl so dick gewest / nehmlich zehen Schuch: Solche sechsmahl genommen / ist seine Länge gewest sechzig Schuh; Welches denn ein grosses monstrum müste gewesen seyn.

Wir können zwar nicht in Abrede seyn / daß vor der Zeit Menschen unnatürlicher Grösse gelebet: Denn die H. Schrifft bezeuget / Deut. am 3. daß der König Og so zu Rabat gwohnet / ein so [212] grosser Mensch gewesen / daß sein eisern Bette neun Ellen lang / unnd vier Ellen breit gewesen. Dieses Ogs Angesicht nun ist gewest fast Ellenlang weniger 2. vierzehndel / seine Nasen 1. drittel einer Ellen / weniger 1. zehndel / unnd so fortan. Im ersten Buch der Könige am 17. Cap. wird Goliath von sechs Ellen und einer queren Hand lang beschrieben / das ist mehr als neun Schuh / er ward gewapnet von Fuß auff / biß an die Scheitel / sein Küriß sammt dem Eisen an seiner Lantzen woge 5 tausend 600. Sockel / welches mehr als 233. Pfund; Nun ist es wohl glaublich / der Rest seiner Waffen / als der Schild / Beinschin / Armschin / und Sturmhauben werden mehr gewogē haben / als der erste / unn er also zum wenigsten 500. Pf. schwer getragen / welches für einen Menschen ein überaus schwere Last / angesehen / daß ein gar starcker Mensch / sonsten an zweyhundert Pfund Rüstung gnung zu tragen. Solin. lib. Histor. cap. 5. gedencket / daß bey wärendem Krieg in der Insul Creta / durch eine grosse Ergiessung des Wassers / eines todten Cörpers Gebein außgeschwemmet worden / drey Ellenlang. Solche thun neun unnd viertzig und ein halben Schuch. Hat also ein Angesicht gehabt bey nahe fünff Schuch lang / welches denn groß genug. Plinius[213] lib. 7. cap. 16. sagt / daß eben in gedachter Insul Creta oder Candia sich ein Berg auffgethan / darinn man ein Corpus gefunden / gantz auffrecht stehend /dessen Höhe 46. Ellen oder 69. Schuh lang. Etliche fabuliren / es seyen die Gebeine Orionis oder Oten gewest: Ich halte vielmehr / daß es ein Gespenst gewest / sonsten müste man ihn geben eine Hand / fast 7. Schuh lang / eine Nasen oder Daumen 2. unnd ein drittel Schuh / die Dicke des Daumens 7. vom 9. Theil eines Schuhs / derer 11. thun 8. und 5. vom 9. Theil eines Schuch. Sapienti sat. dictum. Plutarchus in vita Sortorii bringet viel ein wunderlichers Exempel in deme er vorgiebet in der Stadt Tingi in Mauritaniâ gelegen / da der grosse Rieß Anteo begraben /wolte Sortorius nicht glauben / daß dergleichen Rieß gelebt hätte / die Gewißheit aber zu erfahren / habe er sein Grab eröffnen lassen / und das Corpus 60. Ellen lang befunden / deßwegen seine Breite 10. Ellen oder 15. Schuch / seine dicke / wie auch sein Gesicht / 9. Schuh bey nahe. Ist dieses war / so muß diß ein steiffer Thurn von Fleisch erbauet gewesen seyn. Weil das fabuliren nunmehr angefangen / wollen wir fortfahren / und mit Symphoriano Campesio besser auffschneiden / der statuirt in seinem Horto Gallico, im ReicheSiciliâ [214] an einem Berge / gar nahe bey Trepana, als man den Grund zu einem Hauß graben wollen / sey eine Höle angetroffen worden / darinnen ein Rieß gelegen / welcher an statt seines Steckens / einen grossen Mastbaum bey sich gehabt / wo man ihn angegriffen / seye alles zu Aschen worden / aus seinen Füssen aber / so noch gantz gebliebē / habe man urtheilen können / daß seine Grösse gewest sey 200. Ellen / oder 300. Schuh / wenn er gesagt hätte / 300. Ellen / so wäre die Arche Noe ihme eben recht zu einem Sarg gewesen / und wer könnte glauben / daß iemahls ein Mensch ein Gesicht 20. Ellen / oder 30. Schuh lang gehabt / eine Nasen auf 10. Schuh? Von diesem übergrossen Gespenst wollen wir wieder zurück das Messer einstecken / unn uns zu der Warheit etwas genauer wenden. Der alte GeschichtschreiberJosephus lib. 1. cap. 19. Jüdischer Historien meldet; Daß in Peru Riesenbein gefunden worden / dreymahl grösser als die unsrigen / deßwegen müssen sie 18. Schuh hoch gewest seyn: Denn wie droben bemeldet /so ist die Natürliche Länge eines Menschen 6. Schuh. So sind auch die Historien voll von 9. 10. 11. und 12. Schühigen Riesen / und sind derer auch zu unsern Zeiten gesehen worden. Magellanus hat vorgegeben /er habe dergleichen zu Peru angetroffen und gesehen /[215] daß sie Pfeil einer Ellen lang ohne Schaden gantz verschlucket und wieder von sich gegeben. Confer Zeilerum im Handbuche / part. 2. pag. 334. etc. ex D. Johann Micræli lib. 1. Syntag. Histor. Polit. p. 20.

18. Von Stein-Leuten
XVIII. Von Stein-Leuten.

Wenn man folgende Sachen ansiehet / so solte einem leichte vorkommen / als wenn es auch Steinerne Menschen gebe. Denn also dichten die Heyden / so ein bißgen von der allgemeinen Sündfluth gehöret hatten / welches sie hernach in ein Fabelwerck verkehret: Nemblich daß der Deucalion (schreibe: Noæ lacu editus: So wirstu zurücke lesen: Uti Deucaleon:) und seine Fraw Pyrrha, nach dem alle Menschen untergangen / und sie allein übrig geblieben /Steine in die Fäuste genommen / und nach dem Rath des Oraculi hinter sich geworffen haben: Darauff aus des Deucalionis seinen Steinen / Männlein; Aus derPyrrhæ aber Weiblein geworden wären: Wovon sich die Welt hernach vermehret hätte. Vide Censorin. de Die Nat. p.m. 26. & Lindenbrog. p. 30. der diese Fabel auß Ovidio lib. 1. Metamorph. citiret. Adde Serv. ad Ecl. 6. Virg. Arnob. l. 5. Tzetzen Chil. 7. c. [216] 137. Hygin. fab. 153. Andere fügen zu dieser Glaubwürdigkeit hin das Wort Laicus, ein Lay / λαὸς, welches etliche von λὰς, λαὸς ὁ hernehmen / das einen Stein bedeutet. Vide Pas. in Lex. Nov. Test. p.m. 434. Vide Eust. Iliad. α. p. 18. Bersmann ad Virg. 1.Georg pag. 51. ex Pind. Olymp. θ. Lucret. l. 5. & Schmid. p.m. 247. ad Pind. d.l. pag. 235. Weiter soll Saxo auch von Saxis kommen. Confer Schottel in Op. magn. Grammat. in 9. Eulog ling Germ. p.m. 139. & Buchner. in Lex. Fab. f.m. 1226. Isidor. lib. 9. pag. 56. Adde Lex. meum Geogr. So ist auch nicht unbekandt / wie man einen unbarmhertzigen Menschē einē Stein nennet. Vide Lex. dahin sonderlich gehöret die löbliche Rede des Aristippi, wie er ist gefraget worden / was der Sohn würde gebessert seyn / wenn er studiret hette? Drauf er geantwortet hat: Aufs wenigste wird alßdenn kein Stein auff den andern im Schauplatze sitzen. Welches Apophthegma Anno 1652. zu Halle im Gymnasio auff abiturientem undvaledientem Hn. N. Hartsteinen / aus dermassen gelahrt und schön applicirte / mein geehrter Herr Præceptor, Her P.P. Franckenstein: Dessen Brautsuppe /so unlängst auf seine andere Hochzeit Lipsa (per anagr. Lapis) gemachet hat / von lebendigen Steinen / sich hierzu wohl fünde / wenn es die Enge des Pappiers [217] leyden wolte: Doch soll sie künfftig / geliebt es GOtt / anderswo nicht außgelassen werden / der Nachwelt zum Ruhme / zu übergeben. Noch ferner wollen andere Philologi auch hieher außm Evangelio ziehen; Daß GOtt dem Abraham wol Kinder erwecken könne aus Steinen. Noch ferner bringet Alciatus lib. 2. Dispunet. cap. 22. vor / wie einsmahls zu Rom eine nachdenckliche Paßquille sey gefunden worden; Drinnen die ungelahrten Bischoffe Saxei so wohlge nannt seyn / als Pasqvinus selber ist. Vide Gvidonem. Panciroll. num. 7. t. 2. p. 174. 175. und Philipp. Carol. in Trigâ Solœc. Polit. p. 34. es gedeyhet hierzu auch das Wort Dilapidator: Item das caput Gorgoneum oder Medusæ die Leute in Steine verwandelt habe. Welches Schleder. in Lex. Nom-Prop. p. 213. also ausleget / daß damit angedeutet werde / wie alles wieder dahin komme / wenn es vergehet / drauß es gekommen gewesen. Also sind die Leute hin und wieder bey den Scriptoribus Saxa genannt worden. Heidfeld in Sphing. Philos. p.m. 74. Der Orpheus und Amphion / sollen mit ihrer Leyer die Steine bewogen haben / daß sie ihnen haben müssen nachfolgen.Horat. in arte Poet. Virg. l. 4. Æne v. 336. p.m. 201. & l. 6. Æneid. v. 470. p. 259. Mit mehren in meinemLex. Geogr. Sanct Petrus [218] cap. 2. Epist. v. 5. nennet die Christen lebendige Steine.

Also / wer weiß nicht / daß Pasqvinus zu Rom eine Steinerne Seule ist? Doch dennoch redete er vergangen also in den Zeitungen des 1665. Jahrs vom 7. Nov. Der Pabst weiß nicht / wohin er sich wenden soll / in Ertheilung der Ehren / und der etlichen zweiffelhafftigen Competitoren; Weil auch über dem noch andere wackere und wohlverdiente subjecta verhanden seyn / welche diese Ehre ebenmässig prætendiren: Wie sich denn unter andern auch Pasqvin darumb angemeldet / und sich vernehmen lassen / daß /weil es nunmehr gegen den Winter gehet / und ihn anfange zu frieren / er auch gerne sehe / daß man bey so gestalten Sachen seiner im besten gedächte / zumahlen ihn sehr gelüste / sich auff selbe Manier zu kleiden: Weil er aber seiner Hände beraubt / als könne er sich nicht / wie gern er auch wolte / in Verehrungen außzutheilen / bedienen: Und daß er deßwegen besorge vor diesen Winter / mit einer gemeinen Nebelkappe / und guten warmen Rocke sich werde versehen müssen / und sich also auff dem Marckte zu Rom mit einem Körbel bitterer Bohnen præsentiren / welche der Zeit ziemblichen Abgang haben. Ich geschweige allhier vieler 100. ja 1000. anderer Prosopopæjen [219] oder Sermocinationen, so vom gedachten Pasquino mögen vorhanden seyn / wie denn in Rom etliche curiosi gantze Bücher von dergleichen Ingeniositäten /spitzfündigen Reden / unnd Satyrischen Grillen /vollgeschrieben besitzen sollen: Angesehen wenig Wochen / ja Tage / vorbey passiren sollen / drinnen man kein neues von Pasquino referiren höret; Ob gleich Wächter drüber bestellet seynd / die ihme das Maul stopffen sollen; So sollen doch hinterlistige Gäste gnug gefunden werden / die unter dem Geschwätze / bißweilen auch / unterm herumm trincken /so sie dessentwegen im vorbeygehen mit Fleiß beginnen / die Hüter betriegen und eine Nase / ich weiß nicht wie groß / ansetzen können; Wenn sie ein geschrieben Blat unn abgefaßte Paßquill / hinten aufn Rücken mit einen schwachen Kleister angeleget haben / unn sich damit an die Seule / gleichsamb als wolten sie ruhen / lenden / unn zugleich fest andrücken: Denn die äusserliche reine Seite / sol mit einem stärckern Leim beschmieret seyn / damit es leicht von ihrem Leibe abgehe. Und soll man vor diesem vorgehabt haben / umb Verhütung der extremitäten / die gantze Seule weg zureissen / und in die Tyber zu werffen /wenn es nicht dem Pabste von denen Statisten wäre wiederrathen worden / umb Abwendung eines ärgern. Denn / sie sollen gerathen [220] haben; Wurde Ihre Heil. gleich dieses Ungethüms also von der Erden loß werden: So stehet doch zu besorgen / daß lauter Frösche drauß werden mochten / welche im Wasser noch hefftiger über sich schreyen möchtē: Wie es etwan mit jenen Bauern ergangen / die auch umb und über ihrtumultuiren und lose Mäuler zu Fröschen geworden seynd beym Ovid. der dennoch dieses von sie zu singen und zu sagen weiß. Qvamvis sunt in aquis, in aquis maledicere tentant.

Und hierbey soll es der Pabst haben bewenden lassen / biß es mit der verkehrten Welt möchte ein Ende habenn: Nemlich propter rationē status soll das Ding geduldet werden: Und will man lieber rigorosissimè inquiriren unn exequiren / wenn ein Stichelbrief alsospargiret wird; Dergestalt / daß bißweilen Fürstl. Personen den Kopf haben müssen drüber herbüssen /wenn man nur Abschrifft davon in ihren Losamenten gefundē hat: Alß daß man dem Muthwillen unn eingebildete Rache des Pöbels zuwiederleben / dem Müchlein abhelffen / und die gantze Sache steuern wil. Wie es ebē solche Bewandniß auch haben sol / mit dem unnützen und schädl. Wesen zu Venedig / da auf S. Marci Tag noch immer geduldet wird / daß wer seinē Widersacher auf des H. Brücke alsdenn antrift / er solchen übermächtigen unn ins Wasser stürtzē dürffte; es geschehe mit was recht oder unrecht es wolle /[221] Dabey ungeheure excessus unnd wunderliche Vergebnüssen sollen vorgehen / daß mancher / der nur Lusts halber und die Zeit zu vertreiben / hinzu gegangen ist / umb dem Erd-Wasser-spiele einen Zuschauer zu geben / selber von einem unvermutheten Anfeinder herhalten müssen. Alles / damit dem Pöbel einmahl im Jahr eine gratification möge geleistet werden /Hans omnis also sein Müthgen kühlen / und der Narr im Calender auch seinen Namen haben und behalten möge: Und die Oberherren desto fester sitzen / und guten respect behalten können: Also müssen die Regenten bißweilen was böses gestatten / wenn nur endlich was gutes draus entstehet. Und darümb soll derPasqvinus unter andern auch so hartleibig und langlebig geworden seyn. Von dessen Namens Ursprunge nachzuschlagen wäre Theatrum Vitæ Humanæ Volum. II. lib. 3. pag. 3709 Joh. Dauth. in Tract. de Testam. pag. 267. Heinricus Salmuth ad tit. 2. lib. 2. Pancirolli p. 81. Henricus Pflaumern in Mercur. Ital. p. 262. apud Dan. Clasen in Comment. ad Tab. Ceb pag. 101. Und so viel auf dißmahl von einem Steinmenschen: Welchen / so ihn einer für einen rechten Menschen halten wolte (ich meyne die Seule zu Rom /und nicht etwan P. Æsqvinum, oder einen Schneider /als [222] Urheber unnd Vorfahrer) ich für Närrischer hielte /als so einer über die Scirpeos homines oder binsene Bünde ein Leutenant wurde: Als davon dieses beymUrsiin. in Acerr. Philol. l. 3. §. 29. p. 251. stehet: Daß die Welschen vor des Herculis Ankunfft dem Saturno rechte lebendige Menschen sollen auffgeopffert haben; Welches der Hercules abgebracht / und dafür Unmenschenbilder vorgeschlagen hat / die Argei seynd geheissen worden / und gemacht wurden / aus einem Binsenbunde / an der Zahl 30. welche Jährlich von Ponte sublicio zu Rom in die Tieber von den Pfaffen hinunter gestürtzet wurden. Varro 6. l. de Lat. Ling. & Dionys. Halic. l. 1. antiqv. Vielleicht hat es hiemit auch eine Verwandnüß / wenn man Strohjuncker saget; Wiewohl eine andere Ursache bekandt ist.

2. Spricht D. Conring. in Hermet. Med. c. 23. p.m. 326. ex Erast. part. 1. cap. 16. daß der Theophrastus Paracelsus in dem Wahn gelebet / wie rechte Creaturen in denen Steinen sollen verhanden seyn / die er Diemeas nennet.

3. Aus Wien ward geschrieben Anno 1665. vom 2. Dec. dieses: Unterdessen lassen Ihre Käys. Maj. so wohl vor dero eigen Personen / als vor der Infantin, von puren Diamanten / ein hochversetztes Geschmuck zubereiten: Wie denn auch [223] ein köstlich niemahls gesehenes Kleinod / als ein in gantz klaren Perl pur erwachsenes / unnd in Diamanten verfasstes Christkindelein / vor etliche 1000. Reichsthaler erkauffen lassen.

4. Man findet ein wunderbahrliches Ding im Schiefer-Bergwercke im Mansfelde. Nemlich es ist eine See etliche Meilweges lang und breit im Lande / und so mancherley Fische / Frösche und sonst lebendige Thiere in selbiger See seynd / so gebiehret der Schiefer gleichfalls in ihnen / mit gediegenen angeflogenen Kupffer / daß man es klärlich sehen und erkennen kan / was jedes für ein Fisch-Bildnüß oder Figur ist / auch in den Vögeln; Welches der Quadus in Geog. Tab. 13. für ein sonderlich Wunderwerck hält der spielenden Natur: Als soll man in solchem Schiefersteine mit güldenen Linien gar känndtlich abgebildet finden /Ale / Karpffen / Frösche / ja auch andere Thiere / ausserhalb der See / als Hähne und Salamander: Ja man will auch eines Bärtigen Pabsts Contrafect mit seiner dreyfachen Krone drinnen richtig beobachtet haben. Andere sagen nicht minder von des drinnen auffgebrachten Lutheri unnd Johannis des Täuffers Gemählde. Confer Libav. lib. 6. Hexaëm. §. 14. p. 513. 514. der darneben der Stadt Eißleben sonderlich erwöhnet; Als begebe es sich alldar: Welcher im übrigen auch von Bildnissen [224] der Bäume und Blätter zu schwatzen weiß / unnd diese Ursachen hinzufüget; Daß entweder das Wasser auß solcher See / seine sonderliche Krafft unnd Art / durch die Adern der Erde ergehen lasse: Oder daß die gantze Gegend zu solchen Dingen bequem erschaffen sey / und daß die Erde mit sammt dem Wasser eine genaue Verwandnuß habe. confer Zeilerum in itin. Germ. cap. 5. fol. 143. ex Munster.

M. Paul. Nagel. in Chiromant. Meganthropi redet sehr nachdencklich also davon litt. D. Es ist zu wissen / daß der Archeus unnd die Natur uns offtmahls wunderbahrliche Figuren unnd Signaturen zu erkennen geben / da ein gewisser Effectus bald darauff erfolgen thut / dieweil so gar nichts vergeblich geschiehet / unnd gar nichts mag verborgen liegen. Also / da der Pabst unnd Anti Christ hat sollen offenbahr werden / so hat man an einem Stein gefunden ein Bildnüß eines Pabsts mit dreyen Kronen / welches viel Leute gesehen / ist geschehen im Jahr eintausend fünffhundert und 39. und wird dieses von Zachar. Prætorio P. Laur also beschrieben: Anno, etc. Mansfeldiæ e fodinis metallicis effossus est lapis scissilis, in quo apparuit Pontificis Romani effigies ornata [225] triplici coronâ aureâ, & veste Pontificiali aureis quasi filis & purpurâ contexta, os, oculos & nares hominis referens, in sellâ splendidâ sedens, dextram deniq; manum sublevans, in quam tanquam gemmam contemplans intuebatur. Diesen Schiefer hat man Herrn Doctor Martin Luthern gen Wittenberg zu besehen geschickt / da hat Ers also außgelegt / daß es bedeute die Offenbahrung des Pabsts / als des rechten Anti Christs. Dieser Schieferstein ist darnach dem Könige von Franckreich Francisco zugeschickt worden. Man sagt auch / daß ebener massen das Bildnüß Herrn D. Marth. Luth. an bemeldtem Orte sey gefunden worden. Also schreibt M. Joh. Colerus in seinem Fischbüchlein cap. 8. daß man auch ein Crucifix mit Johanne und Maria unter dem Creutze / item die Tauffe des HN. Christi von Johanne im Jordan daselbsten gar schön und deutlich außgegraben und gefunden. Wie denn auch noch den hochlöblichen / Christlichen und heiligen Johann Friderichen / Churfürsten zu Sachsen mit der Schramme über den Backen / von welchem Wunderwerck viel zu disseriren wäre / ob wohl die Welt solches vor schlechte geringe Ding hält. Es ist sich freylich über diesen Dingen höchlichen zu verwundern / derer dann im Schieferbergwerck / zu Mansfeldt gar offt gefunden [226] werden. Es ist auch ein See etlich Meilweges lang und breit im Lande / und so mancherley Fische / Frösche oder sonsten lebendige Thier im selben See seynd / die gebiert der Schiefer ein Gleichniß in ihnen zu Mansfeld und Eißleben / da man viel hundert Klaffter unter der Erden im Bergwerck allerley Fische im Schiefer außgräbet / in Natürlicher Form und Floßfedern / die so artig mit Kupffer angelauffen / als ob sie lebten / und daß man gar leichtlich und eigendlich erkennen kann /was ein jedes für ein Fischbildniß oder Figur ist. Also hab ich ferner von glaubwürdigen Personen verstanden / daß die Persische Legation neulicher Zeit unter andern Gaben und Geschencken Ihrer Röm. Käyserl. Majest. verehret ein güldenes Creutz / so zu Jerusalem in Salomonis Tempel / wie vor vielen Jahren die Stadt von einem König von Persia ist eingenommen worden / dazumahl gefunden / ist mit köstlichen Steinen versetzt / und in der Mitte ein Agatstein / der ist unten weiß und oben grün / und hat in der Mitte von Natürlichen Gewächse des Steines ein schön Marien-Bild mit sammt dem Kindlein JEsu / an den Augenbremen ist das Bild gelb und braun von Natürlicher Gestalt.

Letzlich muß ich noch hinzu setzen / was Zeilerus hat Tom. 1. Epist. 554. p. 880. aus Abraham [227] Seidels Bericht von Geistern: Daß man in den Steinen unterschiedliche Figuren eingegraben angetroffen / und darunter bey Eißleben des D. Luthers Bildnüß Natürlich in einem Stein gewachsen: Welche Figuren denn Theils den erdichteten nechstgedachten Elementarischen Geistern / Bergmännlein / und Sylphen / oder Lufft-Leuten / daß nemblich sie so künstliche Arbeit von Metall und Steinen machen / und sich über die massen auff alle Kräuter und Wurtzeln verstehen solten; Andere aber des Mercurii verborgener Influentz; Etliche den Höllischen Geistern / zuschreiben; Und theils für gantz Natürlich halten. Es sagt aber unser angezogener Autor, weil GOtt der Allmächtige ihme viel Kunststücke habe vorbehalten / welche bißweilen in der Natur mit untergemischt werden / daß es rathsamer / unnd Christlicher seye / wo keine gewisse Natürliche Ursachen können gegeben werden / daß man GOTT allein die Ehre lasse / als daß man / ohne Noth / den Höllischen / und andern erdichteten Elementarischen Geistern / dergleichen zuschreiben sollte und wollte.

Fünfftens. In meinem Blocksberge bringe ich weitläufftig vor / wie in der Baumanns-Höle wunderbahrliche / Theils gantze / Steinerne Männlein; Theils nur Stücke davon in [228] Menge angetroffen werden. Als soll man bißweilen ein Köpffgen mit der vollkommenen Gestalt / bißweilen ein Händelein / ein Ermelein / ein Beingen / und sonsten andere Glieder; Die dem lebendigen so ähnlich sehen / daß nichts drüber / und damit auch die Leute ihre beschädigte und gleichgenannte Gliedmassen des Leides glücklich heilen sollen; Wenn sie so ein Stückgen zerreiben oder zerklopffen /und in die Wunde streuen.

6. In der Stadt Sens / in Burgundien / war ein Weib / mit Namen Colombe Chatry / welche lange bey ihren Mann Ludwig Charite / einen Schneider / ohne Kinder gelebet: Endlich wird sie Schwanger / und wärender Zeit hat sie unterschiedliche Zufälle der schwangern Weiber. Als aber die Geburtszeit kam /war des elendē Weibes Mühe unn der Wehemutter Hülffe alle umbsonst / also / daß ihre Frucht starb: Und sie muste 3. Jahr lang schwerlich kranck liegē. Endlich als es ein wenig besser worden / hat sie angefangen / herumb zu schleichen / und suchete noch 25. Jahr / unn trug die tode Frucht bey ihr: Darüber sie endlich auch ihr Leben endete / nachdem sie dieselbe 28. Jahr in ihren Leibe getragen. Ihr Mann ließ sie eröfnen: Unn da hat man befunden / daß das Kind in härtesten Stein verwandelt war: Es ward heraus gezogē / und grosses Wunder halben verwahret: Wie es[229] viel Menschen gesehen haben / wohl formiret / als wenn es ein künstlicher Bildhauer in dieser Höle hätte außgehauen: Hatte seine Gliedmassen nach ihrer Proportion vollkommen / und richtig / wie das Alter des Kindleins von neun Monden bey guter Nahrung erfordert. Als es eröffnet wurde / fand man / daß das Hertz / die Leber / das Gehirn / und andere Stücke auch sehr hart waren. Jedoch nicht so sehr / wie die äusserlichen. Es ist ein Mägdlein. Dieser Leib ist weder der Fäule / noch der Wurmstichtigkeit unterworffen /nichts anders / als der harteste Stein / den die Steinmetzen arbeiten könten. Herr Johann Altboux / und Simon Prouvanckerers / gelehrte Medici, welche dieses Steinerne Kind gesehen / und die Wunder mit ihren Händen betastet / haben hievon einen weitläufftigen unnd schönen Discurs öffentlich in Druck lassen außgehen. Simon Gaulart / au Thressor, des Histoires Vol. I.

7. Christoph Richter in Spect. Histor. Cent. 1. c. 24. p. 42. Im Jahr Christi 1583. hatte ein Bürger zu Aix / einer Stadt in der Landschafft Provente / in Franckreich gelegen / einen Oelgarten / einen Büchsenschuß weit von den Stadthoren: Darinnen wolte er einen kleinen Steinfels lassen auffbrechen. Als man nun in Arbeit begriffen / ist mitten in dem Felß gefunden worden ein [230] gantzer Menschen-Cörper / von kleiner Statur: Derselbe war in den Fels auf solche Weise einverleibet / daß der Stein das Leere / das zwischen den Gliedmassen von einem zum andern war / außfüllete. Und / das noch wunderbarlicher war ob schon die Beine sehr hart waren / kunte man sie doch mit den Nageln zu Staube kratzen. Aber das Marck in denselben war so aus dermassen hart / daß kein Stein dergleichen ist / also / daß man nicht das geringste kunte davon loß machen. Ja das Gehirne war so gehärtet / und in Stein verwandelt / daß wenn man es an ein Feuereisen schlug / es Funcken von sich streute /als wie ein Feuersteinlein. Dieses Sceleton hat bey sich behalten Herr Balthasar de la Burle, Inwohner zu Aix / und oberster Audiancier in der Cantzeley der Landschafft Proventz. Vide Simon. Goulart. Thes. Hist. Vol. 1.

8. Sehr wunderseltzam ist / daß ein Weib zu Gens in Burgundien 28. Jahr lang ein Steinern Kind im Leibe getragen: Aber noch wunderbahrer ist / daß im Jahr Christi 1348. mehr denn funffzig Bauren im Beyerlande / in einem Erdbeben / sind zu Steinen verwandelt worden / also daß sie wie Saltz-Seulen oder Steinerne Seulen sind gestanden / oder gelegen. Sperling. in Physicis.

[231] 9. Von vielen Kindern / die im Mutterleibe zu Steinen geworden / sihe was schönes zu lesen / beimSchenckio lib. 4. Observat. 195. etc.

10. Erasmus Francisci in seinen nützlichenRaritäten c. 1. p. 144 etc. Herr Lilienfeld aber fing hierüber einen Discurs an: Er erzehlete / wie die Natur so wunderlich und künstlich in Steinen / Bäumen und Kräutern pflege zu spielen: Und zoch unterschiedliche Exempel dabey an. König Pyrrhas /(sprach er) soll / wo dem Plinio zu gläuben / einen Achatstein gehabt haben / darinnen der Apollo mit einer Cither in der Hand / sammt den 9. Musen /durch keinen Steinschneider / sondern von der Natur selbsten gebildet gewest / und die Flecken dergestalt formiret / daß einer jeden Musen Instrument heraus kommen. Ob nun gleich / vielmehr die Phantasey der Menschen / weder die Natur selbst / solche Figuren auff den Apollo und seine Musen gezogen; So können dennoch die Gestalten in dem Stein wol gewest: Denn man kann ihm / von einerley Sache / gar unterschiedliche Einbildung und Außlegungen machen. Eben derselbige schreibet lib. 37. Natur. Histor. cap. 1. & 2. Von vielerley Figuren mehr / so in den Steinen befunden worden: Als Ameisen / Käfer / Pfauen / Blumen[232] und Kräuter / ja Bäume und Wälder. Das ist nicht unglaublich; Sagte Mons. Berrintho. In der Graffschafft Mannsfeld / bey Eißleben / wird ein schwartzer Stein gegraben / der sich schneiden läst / unnd wenn er gekocht worden / viel Ertz von sich giebt: Derselbe /wenn man ihn in kleine Stücklein zerschneidet / bildet für allerhand Art von Fischen / Aalen / Fröschen /Hünern / etc. Sonderlich aber wird die Gestalt derer Fische viel darinnen befunden / die in dem benachbarten grossem See anzutreffen; Und zwar so eigendlich /daß man sie klärlich von einander unterscheiden / und mit ihrem Namen nennen kan. P. Cosparus Scotus meldet / in seiner Magiâ naturali, er sey mit vielen bekandt / die selbige Steine und Figuren gesehen: Unter andern hab ihm der Graff von Gronsfeld glaubwürdigst berichtet / daß darunter zween sonderbahre Steine gefunden / unnd dem Römischen Käyser offeriret, auff welchen zwey blatte Globi, oder Kugeln / ein Astronomischer unnd ein Geographischer abgedruckt gewesen / mit allen Zeichen / Circkuln / Linien / Gegenden / so gar proportionirlich unnd genau abgemässen / daß der allerfürtrefflichste Mathematicus es nicht vollkommener leisten sollte. Gleichfalls habe man noch einen andern [233] Stein angetroffen / der die Figur eines drey-gekrönten Pabsts auff einer; Und auf der andern Seiten / das Bildniß Lutheri gehabt. Gestaltsam diß letztere / von der Päbstlichen Figur /auch andere Teutsche Scribenten bezeugen. Selbiger Autor schreibt / Kircherus habe / aus etlichen Kieselsteinen / ein gantzes Alphabeth zusammen gebracht /nachdem die Adern oder Striche darinnen gewest. Und meldet ferner: Es sey kaum was zu erdencken /welches die Natur nicht in einem Marmor oder Jaspis zu entwerffen pflege: Er / für seine Person / habe / in Welschland und Sicilien / vielmahl Städte / Wälder /Flüsse / Felder / und Thiere darinnen geschaut: Kircherus habe einen Achat gesehen / darinnen ein vollkommliches Crutzifix gewest. Des Steins / dessen der Herr vorhin gedachte / daß ihn der König Pyrrhus gehabt / gedencket auch Guevarra / in seinem güldenen Sendeschreiben / ohngefehr mit diesen Worten: Wenn die Alten einen Ring bey sich trugen; So war der Stein / so darinnen gefast / desto köstlicher und schöner. Inmassen der König Pyrrhus einen schönen eingefasten Stein stets bey ihm trug. Denn derselbe war von Natur / ohn einige darzu gebrauchte Kunst / dermassen herrlich und schön / daß man im selben allerhand Gestalten der Weiber / und eines jungen Gesellens / [234] sahe / der auf der Lauten schlug: Welches die Heyden dahin interpretirten und verstunden / daß es Apollo wäre / mit seinen neun Musis. Und ob dieses schon etlicher massen schwer ist zu glauben; so schreibens doch bewehrte und glaubhaffte Authores; Fürnemblich der Plinius. So ists auch / (wie die Philosophi davon reden /) wohl müglich / und natürlich /von wegen der vielerhand unterschiedlichen Farben und Dispositionen der Materien und Influentz / auch Krafft der Zeichen und Planeten / darinnen solcher Stein wächst. Inmassen wir wissen / daß ein Weib kann ein Monstrum, ein ungeheures / seltzames / und unnatürliches Thier / empfangen und gebären. Albertus Magnus (als er dieses gleichsamb zu einem Argument und Prob anzeucht / spricht; Daß er selbst zu Cölln / in der Capellen / der Heil. drey Könige / einen Stein gesehen habe / darinnen zwey Natürlich-vollkommene Menschen gesehen wurden / und oben auf den Köpffen eine Schnecke saß. Leonhardus Camillus tractiret fast schön von dieser Materi; Unn sagt / daß er selbst einen Achatstein gesehen habe / Darinnen man sieben unterschiedliche Bäume sahe / welche auff einerley Weise gemahlet waren. Zu Probierung dessen (schreibt Guevarra weiter) bedarff man keine sondere Authores: [235] Denn ich habe / mit meinen eigenen Augen / einen Marmolstein unnd einen Jaspis gesehen; Darinnen / vermittelst ihrer lichten / dunckeln / und vierhand Farben / Gestalten der Menschen / und andere Bildnüssen gesehen wurden: Also daß es wohl wahr seyn kann / was oben von des Pyrrhi Stein / darinnen die neun Musen gesehen / wurden / gemeldet ist worden: Zumahlen weil man es für keine eigendliche Wahrheit schreibet. Guévarra part. 2. Epist. 17. Was ietzt erzehlter massen aus dem Alberto Magno der Gvevarra / von dem edlen Stein zu Cölln angezeigt; Das wird in dessen (Alberti Magni) anderm Buch von den Mineralien (Tract. 3. c. 2.) mit etwas andern Umbständen beschrieben: Nemblich in der Druhen der Heiligen Drey Königen sey ein Onychstein / eines Menschen Hand breit / und darüber: Worauff die spielende Natur zwey erhabene Häupter eines Jünglings gemahlet / denen für der Stirn eine Pechschwartze Schlange sitzet / und die Häupter gleichsamb zusammen verbindet. Unten bey dem Kinnbacken sahe man einen schwartzen Morenkopff / mit einem langen Bart / etc. Eben selbiger Albertus schreibt / im vorhergehenden Capitul: Er habe zu Venedig / in einem zertheileten Marmor / gebildet funden / ein ansehnlich Königliches Haupt / [236] mit der Cronen / unnd einem Bart. Der obgesagte Scotus führt auch aus dem Nierembergio und andern vielerley merckwürdige Sachen dißfalls herbey. Als daß in etlichen Hispanischen Feldern / an vielen Steinen / abgebildet Schwerter /Spiesse oder Huffschlag eines Rosses / Tauben unnd andere Vögel werden gemerckt: Daß man zu S. Catharinen de Vadaja, in einem Augustiner Closter /Steine finde / so von Natur / wie ein Hertz / formirt /und mit der Figur eines Randes bezeichnet; Welches des H. Augustini und S. Catharinen Wapen sind. Zu Avila / bey den Nonnen Augustiner Ordens / werde gar andächtiglich verehrt das Bildniß der Mutter GOttes / so von der Natur dem Stein mitgetheilet; Gleichwie unfern von Madril / das Bildniß des gecreutzigten Erlösers / durch Natürliche Krafft in einen Stein eingedruckt. Molina schreibt / daß in etlichen Meerhäfen in Gallacien / die anschlagende Meerwogen / an den Steinen / Creutze unnd andere Zeichen formieren: Die man / so bald das Meer stille worden / gar eigendlich erkenne: Aber wenn es folgendes Tages wieder tobet /gleich wieder außleschet / und an andere Steine / mit solcher Meerdinten / geschrieben werden. Denckwürdig ist auch dieses / daß in der Insul Maltha etliche[237] Steinlein unterschiedlicher Grösse / aus der Hölen genommen werden / darinn die Otter dem Heiligen Apostel an die Hand gefahren: Welche Steinlein einer Schlangen Zunge ähnlich formiret seyn. So ist demnach zu beklagen; sprach endlich Herr Ehrenhold; Daß die Steine weicher und gelinder sind / den Pinsel der Natur anzunehmen; Weder das Menschliche verstockte Hertz den Griffel seines guten Schreibers / des Heiligen Geistes! Bißhieher der Francisci: Dessen letzters / von der Natterzungen / ich selber ein Exemplar allhier zu Leipzig gesehen habe / bey einem vornehmen Kauffmann / der es aus Holland mitgebracht hatte / aus der Erbschafft eines verstorbenen Balbierers / der sich in Candia aufgehalten hatte. Im übrigen war es ein ungestalter Grießstein / der Dicke nach wie eine grosse Faust / und ein bißgen länger: Wenn man solchen mit dem Messer schabete / wie er denn sehr mürbe war / und das geschabete zum Theil /ziemblich verrichtet war; So sahe man inwendig gantz eine andere blancke (der Stein war sonst weißlicht /) und halb blau / halb Eisenfarbigte Farbe / welches doch nur ein dünnes Thun war / unnd man es leichte auch abschaben konnte / daß darunter nicht minder der weisse Stein wiederumb durchaus folgete. Sonsten formierete dieselbige [238] blancke Farbe oder Häutlein mit einander in seinem Umpfange fast einen rechten Otterkopff: Drüber ich mich sehr verwundert habe. Weiter soll dasselbe auch sehr für Gifft helffen.)

Von denen in Stein verwandelten MENSCHEN. So wir der Mährlein-vollen Zeit glauben / haben uns die Steine den ersten Ursprung gegönnet / welche als Gebeine der Erden / von dem Deucalione rückwerts geworffen / allgemählich lebendig worden. Damit nun etliche ihren Ursprung wiederumb erlangeten / sind sie / wie wir berichtet worden / in Steine verwandelt. Von den Lybischen Bergleuten / die wegen der verfallenen Thür und benommenen Lufft ersticket / berichtet Aristoteles de Adm. Aud. Daß sie nach langer Zeit / nebenst ihren Gefässen / Eymern und darinnen befindlichen Feuchtigkeiten in Stein verändert / und herauß genommen sind worden. Eine gleiche Verwandelung erzehlen die Beyrischen Geschicht-Bücher / von welcher mein Sel. Vater d. mixt. c. 6. Wie auch Sennertus und reden. Daß dem Weibe des Loths / so aus Sodoma gieng / dergleichen begegnet sey / glauben wir der Heil. Schrifft; Und hat der Heil. Augustinus gar wohl errathen / daß GOtt als ein Rächer seines übertretenen Gebots solches durch ihr eingepflantztes Saltz ins [239] Werck gerichtet. Gleiches hat sich auch zu unsern Zeiten in Africa bey Tripolis begeben / da zu gewisser Anzeigung des Zorns GOttes eine Stadt durch eine plötzliche Verwandelung eine steinerne Härtigkeit erlanget / auß welcher / wie man berichtet /ein in Stein verwandelter Knabe an den Cardinal Richelieu ist übersendet worden. Als ich mich in der Insul Maltha auffhielt habe ich ein Stücklein Holtzes /welches in erwehnter Stadt zu Stein worden / in der Kunst-Kammer Ioh. Fr. Habelæ, des Jerusalemischen Ordens Vice-Cancellarij, der mit mir freundlich umbgangen / gesehen. Zu Rom sahe ich in dem Pallast der Ludovisiorum einen in Steinverwandelten Menschen /dessen Beweißthum die Knochen und Rippen sind /so doch ihre Gestalt noch haben. Panarolus in Fasc. Arcan. hat neulich geschrieben / daß eine Menschliche Hirnschale in der See eine Felsichte Härtigkeit erlanget habe. Diese weil sie außerhalb der Gebär Mutter / von irgend einer Steinmachenden Krafft / entweder in der Erden / oder in dem Wasser / oder in der Lufft sind verwandelt worden / können wir leichtlich begreiffen. Daß aber in der Bärmutter die Frucht allein verhärte / und das übrige Eingeweyde seine Beschaffenheit behalte / were unglaublich / wenn es nicht diese [240] Augen gesehen / und die Hände begriffen hätten. Ich rede von dem in Stein verwandelten Kinde / welches zu Sens aus dem Leibe der Mutter Columbæ Chatry ist außgeschnitten worden / nachdem es 28. Jahr darinnen gelegen. Daß diese Geschicht sich begeben habe / bezeugen Thuanus L. 17. Hist. Paræus L. 25. de Monstr. c. 11. Jo. Albosius undSimon Provancherius (die beyde gegenwärtig gewesen / als das Kind außgeschnitten worden) Licetus L. 2. Monstr. c. 45. und Bourgesia in Obs. p. 102. Die Wehemutter der Königin in Franckreich / die es ausgeschnitten gesehen. Mit allem Fleiß aber hat solche Geschicht in einem sonderlichen Büchlein Albosius beschrieben / wie auch der fürtreffliche Geschicht-Schreiber Thuanus, welchen ich hier alleine redend will einführen: Im Jahr 1582. hat sich eine Geschicht begeben / welche wie viel mehr sie wunderlich ist / so viel weniger wird sie von den Nachkömmlingen geglaubet werden / wenn sie nicht auf gewisse Zeugnüsse der Warheit gegründet wäre. Weil wir nun selbige für wahr halten / habe ich / damit sie nicht ins künfftige in Zweiffel gezogen werde / dieselbe allhier ferner zu bekräfftigen / meines Ampts unnd Thuns zu seyn erachtet. Eine Fr. zu Sens (welcher Ort die Hauptstadt unsers Champanens, [241] und mit Ertzbischofflicher Würde gezieret ist) Namens Columba Charria, nach dem sie dem Schneider Ludovico Caritati vermählet war / und biß ins 38. Jahr ihres Alters frisch und gesund gelebet / auch niemals Schwanger gewesen /hatte gewisse Zeichen / dabey sie abnahm / daß sie empfangē hatte / dieweil die Monatl. Reinigung nicht mehr wie zuvor in gewisser Zeit floß / die Bärmutter sich schon offtermahls Augenscheinlich regte / die Geschwulst der Lenden und des Unterbauchs mählich zu nahm / unnd die Brüste Milch gaben. Letzlich / als ihre bestimmte Zeit umb war / begunten ihr die schweren Gebuhrts-Schmertzen und Grimmen des Bauchs zuzusetzen / dabey sich auch die Harn-Verhaltung etliche Tage lang befand / biß hernach das Wasser gleich als ein Strohm mit grosser Gewalt heraus lieff / in dem dieses Gewässer nicht so aus dem Blasengang als aus der Mutter floß / und demnach das Häutlein zurissen war / drang nebenst der Saltzwasserigten Unlust ein Stück geronnenen Blut gleich als eine Meerbutte herauß. Von der Zeit an schwanden die Brüste / die Frucht bewegte sich wenig oder nichts / und ward die Geburts-Arbeit leidlicher. Die Frau aber lag hierauff drey Jahr zu Bette / und beklagte sich hernach noch allezeit / so lange sie lebete / über[242] ihre Ungesundheit / über die Härtigkeit / Geschwulst /Bauch-Grimmen / und über die unnütze Last / welche selbst unbeweglich / sich nach der vielfältigen Bewegung der tragenden Frauen / bald in diese / bald in jene Seite senckete. Als sie nun 28. Jahr hernach mit Tode abgieng / ward ihr Unterbauch eröffnet / und schien die Bärmutter runtzlicht und mannichfarbig /im Angriff hart und gleichsamb wie ein Scheiben. Als nun auch diese mit der Schärffe des Scheermessers auffgeschnitten ward / zog man ein Kind von Gyps heraus / dessen Gliedmassen wohl gebildet waren /und das eben wie andere lag / aber das Hertz und Gehirn hatte seine Natürliche Beschaffenheit / ohne nur daß sie etwas härter waren / wiewohl nicht so hart als die äusserlichen Theile. Dieses Cörperlein wird annoch zu Sens von den vorüber-reisenden als ein Wunderwerck besehen; Es verfaulet nicht / wird auch nicht Wurmstichigt. Albosius beschreibet die Geschichte weitläufftiger / welcher hinzu thut / daß die rechte Hand biß an die vorder Hand unvorsichtig abgerissen / und in dem Leibe der Mutter verblieben sey. Daß auch ferner von einem der es betastet / ein Zahn ohnversehens außgebrochen sey. Dieses wunderbahre Kind hat hernach der vornehme Parisische Kauffmann Pretesegle, der ein [243] Liebhaber ungewöhnlicher Dinge gewesen / bekommen / bey welchem die WehemutterBourgesia es gesehen. Und von dannen hat es der Goldschmidt und Jubilirer Gilibertus Vautron nach Venedig geführt / woselbst ich es in gleicher Gestalt gantz besehen und begriffen. Letzlich ist es im Jahr 1653. aus Welschland anhero zu dero Königl. Majest. zu Dennemarck und Norrwegen / Friedrich dem Dritten / unserm Allergnädigsten König gebracht worden / welcher mir unterthänigsten selbiges zu besehen und genauer zu betrachten etlichmahl allergnädigst vergönnet. Damit wir aber nicht zweiffeln / daß es eben dasselbige in Stein verwandelte Kind sey / welches die erwähnte Fraw zu Sens gezeuget / sind zu Bekräfftigung der Sachen / die von diesem Kind aufgerichteten Handels-Schrifften und Verträge an Ihre Königl. Majest. gesendet worden / (welche Bartholinus d.l. anführet /) Albosius Hæduus hat dieses Steinerne Kind abgebildet / aber als es noch zusammen gezogen / und in der Bärmutter gefaltet lag. Bey dem Paræo in Oper. Gall. L. 25. de Monst. c. 11. ist eine grössere Abbildung zu finden / die ihm ähnlicher ist und außgestrecket. Ich stelle allhier ein gantz genaues Bildnüß für / welches nach der Gestalt des Königl. Kindes gemacht ist / dafür ich Seiner [244] Königlichen Majestät unterthänigst dancke. Denn in etlichen ist das Kind verendert / so wol durch die Länge der Zeit / als durch die Verenderung der Reisen. Der gantze Leib hat die gebührliche Grösse eines Kindes / unnd in äusserlicher Gestalt ist es einem Menschen-Kind genau ähnlich. Die hin unnd wieder entblösten Gebeine sind dicht unnd hart / das zwischenliegende Fleisch wie Gyps und gehärteter Kalch. Die Haut ist zerrissen /hart unnd schwartzlicht / unnd bedecket hin unnd her ein Theil des Unterbauchs / Brust und Haupts. Die Augen-Leissen sind leer / die Gebeine ragen herfür. Das rechte Theil von den Ober- unnd Unter-Kinnbacken ist weg / und die Zähnhäußlein stehen ledig / außgenommen eines / darinnen der Zahn überblieben. Das rechte Achselbein henget bloß an dem Leib /unnd hat keine Hand. Der lincke Arm ist von dem Leibe abgelöset / unnd hat die Hand zugethan. Die Füsse stehen etwas von einander / die Zähen aber sind zusammen gewachsen / wiewohl man derselben Wahrzeichen wohl sehen kann. So wir nach den Ursachen dieser Verhartung forschen / finden wir zwar vielerley / aber ungewisse; Denn es ist schwer zu sagen / was das Mägdlein vor der gewöhnlichen Faulnüß in Mutterleib bewähret / [245] und demselben die Steinerne Härtigkeit mitgetheilet. Es sind / die die hefftige Dürre vorwenden / welche von den stetigen Schmertzen des tragens im Mutterleibe / unnd dem Mangel des außgeflossenen Gewässers entstanden. Andere vermeynen / daß es durch die Kälte also erstarret sey /gleich wie die Schalen an den Eyern gezeuget werden. Viel ziehen die Hitze an / durch welche / als ein heimlich verzehrend Fieber / dieses Mägdlein verzehret sey und vertreuget. Etliche setzen diese Ursachen zusammen / neben einem dicken und mit vielen irrdischen Theilen begabten Teig. Die jenigen treffen es besser /welche den innerlichen Ursprung verthädigen / und eine eingepflantzte verborgene Macht / die durch äusserliche Ursachen erwecket sey. Letzlich messen andere alles einer Steinmachenden Krafft bey / und berichten mit grossem Schein der Warheit / daß es mit diesem in Stein verwandelten Kindlein eine gleiche Beschaffenheit habe / als mit andern in vielerley Theilen des Leibes gezeugten Steinen / harten Geschwülsten unnd Topffsteinen. Wer ein Belieben darzu hat /der lese von den Ursachen des in Stein verwandelten Kindes / die mit einander streitenden und zusammen gedruckten Aertzte von Sens / Albosium und Provancherium, wie auch Licerum de Monst. L. [246] 2. c. 52Sennertum Prax. p. 2. S. 4 c. 7. und andere. Mir stehet ietzo nicht zu / solcher Streit zu schlichten. Ich erzehle kürtzlich die ungewöhnlichen Geschichte / aber nicht die Ursachen aller derselbigen / welche wir eben so genau kennen / als der Blinde die Farben. Plinius lib. 7. c. 1. saget gar wohl: Die Macht und Herrligkeit der Natur / so die Dinge besitzen / glaubet man niemahls. Hactenus Bartholinus cent. 2. Observat. Anat. c. 100. pag. 426. etc. Hierzu mag der Leser künfftig thun den Tractat, Wunder GOttes unnd der Natur genannt / von Natürlicher und Ubernatürlicher Wirckung der Steinkrafft: Alles auff Anleitung der Begebenheit des Lithopædii Muscipontani, dessenCausam Efficientem, Materiam, Formam, und Finem wir alle abgehandelt / auch Virtutis Petrificæ certitudinem per tria regna nach Vermögen erwiesen. Wie sich also citiret D. Joh. Scholtz in Tract. von der wunderbahren Haarkranckheit p. 217. 218. Nemblich es vermag die vis lapidificans viel; Sintemahl man lieset in des Baricelli Hortulo geniali pag. 90. Daß im Dänischen Meere / bey der Stadt Lübeck / zu Alberti Magni Zeiten / ein Ast vom Baum ist erfunden worden / mit einem Vozelneste und Jungen drinnen /so mit einander in lauter Stein verwandelt gewesen: Wiewohl [247] es noch feine rothe Farbe gehabt. So berichtet auch Georgius Agricola, daß gantze Dannenbäume mit ihrer Rinden seynd in Stein verwandelt worden / und / welches noch mehr ist / so soll auch in eines solchen Baums Spalte / der Edelgestein Porphyritis seyn gefunden worden. Im übrigen würde man hieher nicht uneben ziehen / in vorgenommener Betrachtung der Menschen / was Bartholinus d.l. gedencket Cent. 2. c. 24. p. 255. von dem eisernen Zahn. Von dem güldenen Zahn des Schlesischen Knabens ward viel von vielen geschrieben / biß endlich die genaue Betrachtung den Betrug entdeckte. Aber dem eisernen Zahn / von welchem ich rede / werden die Leser mehr Glauben zustellen. Es hielte sich neulich zu Padua auf ein Mann / von dem die Rede gieng /daß ihm aus der Kinnbacke ein eiserner Zahn gewachsen sey / mit vieler Leute unterschiedlicher Muthmassung und Verwunderung. Dem domahls noch lebenden Minadoo kam dieses nicht wunderwürdig für /weil eben wie in der grossen Welt / also auch in der kleinen wohl könte allerley Ertz wachsen. Aber unser Anführer in der Artzneykunst Jo. Dom. Sala, als er die Sache besser beobachtet / befand in der obern Kinnbacke ein Wundmahl / dannenhero schloß er /daß der Mann vor diesem mit einem eisern Griffel daselbst [248] verwundet / und die Spitze desselben biß in das Zahnhäußlein durchgedrungē / auch von der jenigen Zeit an darinnen in Gestalt eines Zahns sey bestecken blieben. Sonsten wird bey dem Propheten Daniel von eisernen Zähnen gedacht / in dem Gesicht des vierdten Thieres / welches sehr grimmig und sträffig war. Wie wohl nun aber die Zäne in gemein nicht eisern sind /so sind sie doch härter denn andere Knochen / also daß sie nicht lichtlich können verbrant noch auch Wurmstichtig werden. Dannenhero hielt Tertullianus dafür / daß in den Zähnen die Art der zukünfftigen Aufferstehung verborgen sey. So hat auch der gemeine Mann wegen der Zähne einen solchen Aberglauben / daß er selbige / wenn sie ihm ausfallen / vergräbt. Aus dieser Härtigkeit der Zähne werden bißweilen Funcken gelocket. Ein reicher Kauffmann in Amsterdam / Namens Sojer / kundte mit einem Holtz auß seinen Zähnen als auß einem Feuerstein Funcken schlagen / welches mir so wohl sein Bruder Wilhelm Sojer / der in der Griegischen Sprache wohl erfahren war / in Padua / als auch sein Sohn in Niederlandt erzehlet. Endlich gehöret hierzu auch des Loths seine Frau / die in ein Saltz-Seule verwandelt worden: Davon Doctor Wigandus in Meth. de Sale p. [249] 135.etc. ad Genes. 19. Nemblich daß es ein sonderliches /und sehr denckwürdiges sey / daß die Frau / und zwar / da sie auß der Sodomitischen Fewersbrunst allbereit erlöset ihren Ehemann auffn Fusse nachfolget / der von allen seinen Gütern arm unnd mit einem weissen Stabe davon gegangen / mit zwo Töchtern / nur weil sie sich nach der Einäscherung der Stadt umbgesehen / unn das elende Geschrey der nothleidenden Menschen vernehmen wollen (welches sonderlich dem Loth und seinen Gefärten von Gott war verbotten wordē) so sehr von Gott gestrafft worden sey: Daß sie an selbiger Stelle / wo sie ihr Gesichte nach der Stadt zurückwerts gewandt / flugs erstarren / unnd im Augenblicke in einer Saltzseule verhärten müssen: Da immittelst der Loth mit seinen Töchtern / die vorgenommene Reise unverzögert fortgesetzet / die Mutter verlassen / unnd kaum nach etlichen Tagen / mit höchsten Schmertzen vernommen haben / wie es ihrer hertzlieben Mutter ergangen gewesen. Daß sie aber wahrhafftig zur Saltz-Seule geworden / bezeuget der außdrückliche Buchstabe Gen. 19. Davon man nicht abtreten soll: Und zu dem ist es ein sonderbahres Wunderwerck des lebendigen GOttes / welchem alles müglich ist. So lesen wir auch traun / daß annoch in der Tartarey / [250] eine grosse Menge Volcks / durch das gerechte Gerichte GOttes / in lauter Steine sindmutiret geworden: Und dergestallt hat der Allmächtige GOtt dieses Weib auch wohl zur Saltz-Seule machen können / nach seinem freyen Willen. Und gilt also hier nicht die Deuteley / als wenn das Wort Saltzseule so viel seyn sollte / als eine ewige oder immerwärende Seule: Weil es mit dem Texte nicht überein kömmt / als der ein recht Wunder und warhafftiges Ding erzehlet. Wie GOtt aber solches verrichtet habe / das ist uns zwar unerforschlich. Dieses ist alleine bekant / daß es GOtt / nach seinem freyen Willen / und unendlichen Macht ins Werck gesetzet habe. Die Juden schwatzen / als wenn das Weib vom Schwefel angezündet / unnd also zu Saltze geworden sey. Aber hat man auch dieses denn wohl sonsten in der Welt mehr erfahren / daß die Cörper / welche mit Schweffel verbrant worden / zu Saltze geworden seyen? Es ist ein Närrisch Vorgeben. Denn des Menschen seine Substantz ist nicht also beschaffen / er möge gleich mit Feuer verzehret / oder an der Sonnen gebraten / oder mit Schwefel verbrennt werden; Ob gleich das Phlegma bißweilen saltzigt gefunden wird / unnd die Thränen auch saltzigt unnd bitter seynd /nebenst dem Schweisse. (Daher [251] etliche sprechen / daß GOtt solch Bißlein des Saltzigten Wesens durch den gantzen Menschlichen Cörper zertheilet habe; Aber es ist gar eine Krafftlose Meynung.) Und derentwegen ist es eigendlich ein groß Wunderwerck Gottes der in allen Creaturen thun kan was er will. Und derselbe hat daher dieses Weib im Augenblicke zur Saltzseule verkehren wollen. Müssen derentwegen allePhysische Ursachen das Maul hier halten. Es ist aber weiter glaublich / daß das gantze Weib / mit allen an sich habendē Kleidern / Mütze / etc. in eine steinerne Saltzseule sey verwandelt worden. Josephus gedencket / daß sie noch zu seiner Zeit an der vorigen Stelle gestanden sey: Und man kann ihm in diesem Falle /als einem Jüden / sehr gelahrten und fleissigen Manne wol Glauben zumässen; Weil ihm die Sache besser bekant / and erkundiget gewesen. Welche Reisenden in den verwichenen Jahren das Jüdische Land beschauet haben / die wissen zu sagen / wie die Seule auf den heutigen Tag noch stehe / und zwar mit diesem Wunderwercke / daß / wie viel die Leute herunter klopffen / immer wider zuwachsen soll in geschwinder Frist: Welches ich dahin lasse gestellet seyn. Doch lesen wir gleichwohl beym Irenæo lib. 4. c. 51. Daß die Seule freylich in ihrem Wesen gantz verbleibe / ob gleich die Wandersleute [252] gantze Gliedmassen herunter klopffen. Warumb aber vom lieben GOtte dieses traurige Spectacul sey zugerichtet worden; Davon findet man in der H. Schrifft zwo Ursachen. 1. Weil dieses Weib GOttes Stimme ist ungehorsam gewesen; Da ihr befohlen war / daß sie aufm Wege immer solte unaufgehalten forteilen / und ihr Angesichte nicht wider zurücke wenden. Nun war das Gebot dem Loth zwar geschehen; Aber es gehörte zugleich zu alle seine Reise-Gefährten. Ob nun gleich das arme Weib gleichsam erschrocken und bestürtzt /unn aus Mitleiden bewogen / zurücke geschauet hat; so hat sie dennoch ohne allen Zweiffel sehr grob gesündiget. Denn der Menschenschöpffer fodert billich von seinen Creaturen den Gehorsamb: Weil ER würdig ist daß man sich für Ihm fürchtet unnd scheuet. Und also hat GOtt ein Zeugniß seines Zorns wieder die Ungehorsamen Augenscheinlich stifften wollen gegen der gantzen Welt / in solcher ungewöhnlichen unnd greulichen Straffe. Im übrigen seynd dieses bescheidene Gedancken / daß solche Straffe nur leiblich gewesen / und der Seele nicht angegangen sey in Ewigkeit. Und daß dennoch des Loths seine Frau für GOtt sey selig geworden / und werde am Jüngsten Tage unter die seligen mitgezehlet werden: Weil man in der Historie etliche Zeichen ihrer Frömmigkeit [253] lieset: Als daß sie bey einem heiligen Manne gewohnet /der Sodomiten gottloses Wesen nicht gut geheissen /der Engel ihre Predigten mit Fleiß angehöret habe /und ihren Eheman nachgefolget ist ins Elend bey Hindansitzung aller ihrer Güter. In welcher Meynung der Herr Lutherus Sel. auch ist. 2. Daß GOtt mit diesem erschrecklichen und hellem Exempel / die gantze Christliche Kirche erinnern wollen / daß keiner bey seiner Bekehrung zu GOtt / bey der Bekantnuß der Göttlichen Warheit / und in der Erduldung aller Trübseligkeiten / sich nach anderē ummsehen solle: Sondern müsse Gott vor Augen haben welchem er gleichesweges folge: Und daß er sich zum jüngsten Tage mit seiner Gottsfürchtigkeit immer gefast halte; Es mögens gleich andere / grosse und kleine / Gelahrte unn Ungelahrte / weitobgelegene oder nahe Menschen / nach und mit thun oder nicht. Denn ein jedwederer muß für sich Rechenschafft geben für dem Richterstuel JEsu Christi. Und diese Ursache bringet der HErr Christus selber für Luc. 17. v. 32. Und ist also lauter Narrerey / was die Juden tichten / daß des Lots seine Fraw deßwegen in eine Saltz-Seule sey verwandelt worden; Weil sie ihrem Manne kein bißgen Saltz geben wollen / daß er den Engeln seinen Gästen hette können fürsetzen / die er beherberget [254] hatte. Es ist zu verwundern / wer ihnen die Fabel mag vorgeschwatzet haben. Weil kein Grümgen davon in der Bibel noch im Josepho, noch bey irgend einem andern glaubwürdigen Scribenten, davon auff zu bringen ist. Bißhieher der übersetzte D. Wigandus.

19. Von Thier-Leuten
XIX. Von Thier-Leuten. Bestialischen /verwilderten Kindern.

Weil allerhand Arten dieser Menschen seynd / die Theils zu unsere Sache gedeyen / Theils auch nicht: So wollen wir anfänglich solche Beyspiele anführen /welche dennoch zu den rechten Menschen gehören; Ungeachtet ob sie gleich was Thierhafftiges an sich haben. Als lieset man dieses beym Joh. Henric. Ursin. in Acerrâ Philol. lib. 4. cap. 74. pag. 360.etc. Ob Alexander von einer Schlangen sey gebohren worden? Nemblich er wolte für einen Sohn Jovis Ammonis gehalten seyn. Und lautet die Fabel also; Daß sein Vater Philippus gesehen habe eine greuliche grosse Schlange / so bey seiner Frauen Olympiade geschlaffen: Und drüber habe er sein ein Auge verlohren / welches an einem Splitter der Thüre wäre hangen geblieben / als [255] er durch eine Ritz oder Krinse / das Hahnreihische Geheimnüß ansehen wollen. Nun soll aber die Olympias in Gewohnheit gehabt haben / bißweilen das Heydnische Fastnacht-Fest / nach Art der herumbschwermenden Weiber oder Baccharum zu feyern: Darbey sie sich der Stäbe gebrauchet hat / so mit Schlangen waren umdflochten gewesen; Die auch wohl ungefähr bey ihrem Bette hernach seynd geleget worden. Denn bey der Stadt Pella in Macedonien /hat es sehr viel und mächtig grosse Schlangen gegeben / die aber keinem geschadet haben / in dem sie auch wohl bey den Kindern in ihren Bettgen gefunden worden / ja von den Müttern selbst ernehret / und aus den Brüsten seynd geträncket worden. Da sie sich denn solcher Gestalt zu verhalten gewust / daß sie keinen Menschen verletzet haben / wenn sie auch sehr seynd gedrücket und mit Füssen getreten worden. Und daher meynet Lucianus, daß Anlaß sey genommen worden / zu der Fabel des Alexandri / wie er von einer Schlangen gezeuget wäre / in Pseudo-mant und Plutarch in vita Alex. Maced.

2. Weiter schwatzet man auch von dem Scipione Affricanô, dem Uberwinder des Hannibalis und der Carthaginenser / daß er auf gleiche Weise sey empfangen worden: Da sonsten seine [256] Mutter unfruchtbar gewesen / also daß sein Vater daran gezweiffelt hat /daß er einig Kind mit ihr zeugen würde: Da soll man /in Abwesenheit des Vaters / eine grosse Schlange bey der Mutter im Bette gefunden haben. Derentwegen spricht man auch / daß Er in seinen letzten Zeiten des Lebens / alß er bald sterben wollen / offt vor Tage in der Frühstund / ins Capitolium zu gehen gewohnt gewesen / unnd in der Capell des Jovis lang verblieben sey / gleichsamb als wenn er mit ihm wichtige Sachen wegen des gemeinen besten abhandelte / darüber sich denn auch die Küster verwundert haben / daß ihn die Hunde also frey haben auß und eingehen lassen / welche doch zu solcher Unzeit andere Leute sehr angefallen und gebissen haben: Gegen ihn aber hetten sie nicht einmahl gebellet. Agell. lib. 7. cap. 1. Aber die Hunde des Teuffels bellen niemand sehrer an / als die Diener des rechten GOttes.

3. Hierzu kann nunmehr folgendes füglich gesetzet werden auß Libavio pag. m. 515. l. 6. Hexaëm. undCardan. lib. 7. Varieter. der vermeynet / daß nicht so wohl die Species im Menschen / als andere accidentia verändert werden / welches leichte zu verstehen ist / wegen der Unterschiedligkeit der Elementen. Denn wenn Leute aus Europa in Americam kommen; Oder[257] umbgekehrt von da hieher; Solche werden ziemlich von der fremden Speise / außländischen Sitten und Gebräuchen alteriret und etwas verändert. Denn es lernet mancher hincken / aus der Gesellschafft / wenn er mit einem hinckenden umbgehet: Wie denn auch die jenigen / so von Thieren sind ernehret worden /sich gantz Viehisch gestellet haben. Also ist einer am Babebergischen Hofe gewesen / der zwischen das wilde Vieh auferzogen geworden; Solcher ist auff allen vieren herumb gekrochen / hat sich wie ein Affe über Tisch und Bäncke geworffen / und mit den Hunden in die Wette gebellet. Bey den Curetern soll ein anderer / der mit einer Hündin ümbgangen / trefflich schnell haben lauffen gelernet. Ein anderer Knabe / so von Wölffen ist weggenommen und groß gezogen worden / hat wilde Thiere mit seinem einlauffen können fangen: Ja er hat auch lieber mit den Wölffen wollen ummgehen als mit den Menschen. Camerar. Weiter lieset man auch in denen Historien / daß noch ein ander Kind von einem wilden Thiere sey erzogen worden: Der sich hernach mit Fleiß in die Wildnisse begeben / Wildprat gefangen / und allda verblieben ist.

4. Hierzu schicket sich sehr fein nachfolgendes /auß Matt. Grundmanns Geist- und Weltliche [258] Geschicht-Schule pag. 386. etc. Im Jahr Christi 1341. ist im Hessen (wie Düllichius part. 2. seiner Hessischen Chron. schreibet) ein wildes Kind von 7. (oder wie andere melden) von 12. Jahren / auf der Jagt gefangen und Landgrafen Heinrico gen Marpurg zugebracht worden / welches / wie hernach Bericht einkommen / im dritten Jahr seines Alters von den Wölffen weggetragen unnd in der Wildnüß von ihnen wunderbahrer Weise ernehret und erzogen worden. Denn sie haben ihm von ihrem Raube allwege seinen Theil mitgebracht und im Winter es in einer mit dürrem Laube außgefülleten Gruben für den Frost und Kälte erhalten. Es hat auch bey ihnen auff allen vieren lauffen lernen / und wunder bahre Sprünge thun. Als man es auff dem Schlosse hat zähmen wollen / und zum auffrichtig gehen mit Höltzern umbbunden und geschienet / hat es sich gantz wild erzeiget / die Leute geflohen / und weil es die ungewohnte Speise nicht vertragen können / ist es nicht lang hernach gestorben.

5. Für weniger Zeit ist zu Amsterdam öffentlich zur Schau fürgestellet worden ein Knabe von 16. Jahren /bürtig aus Irrland / der in seiner Kindheit von seinen Eltern weg und unter die wilde Schafe kommen war /unter welchen er in [259] der Wildnüß und ungeheuern Gebürgen biß zu itztgedachten Alter sich auffgehalten und gantz verwildert war. Er hatte (schreibt Nic. Tulpius Ob ser. Med. l. 4. c. 9.) rechte natürliche Schaffs-Art an sich / war fertiges Leibes / und geschwinder Füße / sahe greßlich / hatte ein abgehärtet Fleisch / verbrandte Haut / rahne Gliedmassen / die Stirn war etwas niedergedruckt und eingebogen / hingegen das Hintertheil des Hauptes erhoben und desto mehr über sich stehend / war sonsten gar ohne Verstand und Witz / gantz verwegen und unerschrocken. Nichts Menschliches kunte man da absehen / ließ auch keine andere Stimm hören / als daß er natürlich schrie unnd pläckte wie ein Schaff / achtete keiner Menschlichen Speise noch Trancks / sondern fraß Graß und Heu wie andere Schaffe / klaubte aber das beste mit sonderlichem Fleiße auff / wandte es etliche mahl umb / beroch unnd kostete zuvor alles / wovon er sich futtern wolte. Als er noch auff den rauhen Gebürgen unnd Wüsten Wildnussen sich auffhielte / war er so wild wie ein ander unbändig Thier / stack gemeiniglich in finstern Hölen / unn abwegsahmen verpüschten Orten / Winter und Sommer lebete er unter freyem Himmel stund Frost und Hitze auß / wuste sich für den Jägern und deren Nachstellung so zu hüten / daß er ihnen [260] zu entgehen über Stock und Stein lieffe / durch Hecken und Dornbüsche / auch die Spitzigste Schroffen hindurch sprange / biß er endlich erhaschet worden. Allem äussern Ansehen nach war er mehr einem wilden Thier als einem Menschen ähnlich. Da er auch gleich nunmehr unter den Menschen lebete / hatte es alle Mühe / daß er mit der Zeit verwilderte Natur hinlegete und zahm wurde. Vide plura d.l.

Sap. 4. 12. Die bösen Exempel verführen und verderben einem das gute / also / daß auch frommer Leute / nicht nur der gottlosen Kinder unter böser Gesellschafft eitel Greuel werden / Syr. 41. 8. Wie diese Kinder auch bey denen wilden Thieren auch ihre wilde Weise und thierischen Gang auff allen Vieren gelernet / auch sonst aller Menschlichen Art / Geberden / Speise und Stimme gäntzlich ohn werden und vergessen. Sollen derowegen Christliche Eltern (wie Chrysostomus Hom 9 sie per Ep. ad Ebr. vermahnt) ihre theure Beylage / die Kinder / in guter Acht haben / und mit allem Fleiß verhüten / daß ihnen solchen Schatz der listige Menschen-Dieb / der Teuffel nicht entführe. Wir sollen (sagt Morlinus / Dom. 1. post. Epiph. p. 114.) für die Kinder fleissige Sorge tragen /daß sie mögen recht aufferzogen werden: Denn es hat[261] die Meynung nicht / daß wir wolten dencken / wir möchten damit handeln unsers Gefallens. Sind sie doch mein / spricht der grobe Tölpel: Sie sind nicht dein / sagt GOtt / Ezechiel 16. und 23. sondern Mir hastu sie gebohren. Ein Sohn der ist uns gebohren. Ja das ist auch gar ein sonderliches und wunderliches /sagt Jesaias Cap. 9. Darumb so gedencke und sihe nur wohl zu / du hast ein frembdes Gut unter deinen Händen / daß gehört nicht dir / sondern dem lieben GOtt vom Himmel / als der es erstlich erschaffen in Mutter-Leibe / und nachmahls lassen von dir auff Erden gebohren werden / der wirds auch zu seiner Zeit wiederumb davon nehmen. So hat Er auch / da es durch dich und euch der Sünden halber verlohren war / wiederumb erlöset und mit seinen theuern Blute erkaufft / darzu / daß ER nu drinnen als in seinem Tempel wohnen will unnd es heiligen zum ewigen Leben /am ersten Corinthern am dritten. Verseumestu es nun Ihm / wohlan / so hast du auff deinem Halse GOTT den Vater / der es geschaffen / GOTT den Sohn /der es erlöset / GOTT den Heiligen Geist / der es zu einem Tempel erwehlet. Der einige ewige GOtt wirds bey dir verwahret wissen / [262] als dem rechten Patron und Vormund / wirds auch von dir am Jüngsten Gericht mit gestrengen Urtheil fordern unnd ewig wehe über dich ruffen / wo du Ihm diesen seinen Schatz und lieblichen Pflantzen verwahrloset hast / für die Er seinen lieben Sohn gegeben. Biß hieher aus gedachten Herrn Grundmanns Geschicht-Schule.

6. Hierzu gehöret ein anders vom Beeren / welches die XV. Continuation der Historischen Relation auff die Bahn brachte pag. 56. ad annum 1663. Novemb. Diese Zeit wurde auch ein Knabe von ohngefähr acht Jahren / nach Warschau gebracht / den man in Litthau in der Wildnüß unter denen Beeren bekommen. Er kunte nichts reden / als essen und trincken fordern /brummete sonsten / als ein Bär / solte hiebevor nur rohes Fleisch gegessen haben / fieng anitzo aber schon an zum gekochten einen appetit zu bekommen. Ihre Majest. die Königin / ließ ihn in dero Hospital bringen / daß er daselbst unterhalten worden / und die Sprache lernen sollte.

7. Pomarius in Coll. Synopt. Phys. Disp. 5. pos. 2. §. 2. handelt auch von dergleichen Leuten / unnd schreibet die Verenderung der Speise zu: Als daher manch-mahl entstehen soll Hyanthropia, [263] Cynanthropia, Galeanthropia, Arctanthropia, Ornythonthropia, etc. Nicht durch eine substantialische Verwandelung / sondern durch eine accidentalische alterirung. Also soll ein Knabe vom Hirsche aufgezogen seyn /und endlich einen so schnellen Lauff gehabt haben /daß er greulich schnell hinter das Wildwerck durch Berg und Thal springen können. Ein ander so von der Ziegenmilch ernehret worden / hat ihre Geilheit an sich geerbet / hat Unmenschlich gesprungen und gehüpffet / hat sich an Felsen angehenget / hat Kraut und Graß gefressen / und die Bäume abgeschelet. Ein Breßlauisches Mägdgen / wie sie wieder die schwere Noth Katzenblut eintrincken müssen; Hat sich von stundan / wie eine Katze gebärdet / und es so gemacht wie die Katzen in den Häusern zu thun pflegen / sie hat gemauet / gesprungen / ist nach Löchern gekrochen ümb Mäuse zu fangen / Vide Weinrich. lib. de Ort. Monstr. c. 15. etc.

8. Thomas Bartholin. Cent. 1. Observ. Med. c. 86. Von einem Menschen / den eine Ziege gezeuget. In der Stadt Skanewig unter dem Bergischen Gebiethe /hat umb die Fastenzeit des 1640. Jahrs eine Ziege geworffen / deren Junges mit dem Gesichte / Armē /Augen / Nasen / Maul / Wangen / Stirn und gelben Haupt-Haar / einer Menschlichen Leibesfrucht gantz ähnlich gesehen; [264] Ohne nur / daß an den Fingern an stat der Nägel Klauen stunden. Mit einem Wort / daß obere Theil des Leibes / von dem Zwerchfell an / war einem vollkommenen Menschen gleich / aber das untere war ungestalt / und wie eine Blase. Jedoch kunte man die Hinterfüsse nebenst den Klauen unterscheiden. Die Klauen aber stunden nicht gegen den Unterbauch / wie anderer unvernünfftigen Thiere / sondern recht auß / und etwas gegen dem Rücken gebogen. Unnd an diesem Ort alleine hatte es keine Menschliche Gestalt. Denn das Gesichte war nicht haaricht /sondern roth und weiß / also daß es wegen der schönheit andern den Vorzug hette können streitig machen. Es hatte aber diese Frucht kein Leben / also daß es scheinet / alß ob die Mutter die bestimmte Zeit der Geburt nicht erwartet. Die Geschicht dieser Mißgeburth / eben wie sie sich begeben hat / unn geschehen ist worden / hat der Priester desselbigen Orts / Herr Elias Anderßen / an den vormahls Bergischen Bischoff / Hn. M. Ludovicū Munthenium, ohne falsch beschrieben überschicket.

9. Iohann Lassenius in Burgerl. Tischreden Dial. 5. pag. 291. etc. Es kömmet mir dieses absonderlich verwunderlich vor / daß von fleischlicher Zusammenthuung / eines unvernünfftigen Thieres und eines Menschen / dennoch eine natürliche / [265] Menschliche und vernünfftige Geburt kan gezeuget werden. Ich verwundere mich zwar mit euch darüber / antworteteDon Sylvio, allein es bezeugen diese Sachen so glaubwürdige Leute unnd Geschichtschreiber / daß man ihnen groß Unrecht thun würde / wenn man dero Wort in Zweiffel ziehen wolte.

Also erzehlen die Schwedische Historici, daß in Schweden ein sehr reicher Mann / nahe bey einer See-Port gewohnet habe / so eine treffliche schöne Tochter gehabt: Wie sie einsmahls gegen Abend / mit noch etlichen Jungfrauen oder Mägdlein / auffs Feld spatziren gangen / und daselbst ihr Spiel und Kurtzweil getrieben / in deme sey ein erschröcklicher und ungeheurer Bär / aus einem dicken Gebüsch des Waldes oder Berges / gantz grimmig / stracks zu auf diese Mägdlein geeilet / welche sich zwar mit der Flucht zu retten gemeynet / und geloffen / so sehr sie gekont / aber der Beer hat dennoch eine / und zwar die vornembste unter ihnen / nehmlich dieses reichen Mannes Tochter erhaschet / unnd mit sich / ohne einigen Widerstand /hinweg geführet / in das dicke Wildnüß hinein / zumahlen die Mägdlein gantz alleine waren / und niemand wehrhafftes ihnen zu Hülffe kommen kunte. Ob nun zwar der Bär gantz hungerig auf den Raub außgangen seyn möchte / wie [266] wohl zu vermuthen / so hat dach GOtt diese Jungfrau bey dem Leben erhalten wollen / in dem der Bär / wider die Gewohnheit seiner Natur / die Jungfr. nicht getödtet oder gefressen / sondern in eine Höle / welche er in einem tieffen Thal hatte / und sehr dick bewachsen war / geführet / und allda seine Grausamkeit / in eine brünstige Liebe verwandelt / und erzeigete sich alda so freundlich und liebkosend gegen sie / daß sie daraus wol mercken konte / was er im Sinne hette / und vergieng ihr die Furcht oder schrecken zum Theil. Weil sie aber doch der Gewalt des Beerens zu widerstehen nicht vermochte / wolte sie nicht anders das Leben verlieren /muste sie sich endlich / wider ihren Sinn / seines Willens ergeben / und an ihr geschehen lassen / was nicht zu ändern war. Der Beer aber gieng offtmahls aus seiner Höle / auff den Raub / nach andern Thieren / und bracht der Jungfrau davon immer zu essen / unnd sie tranck aus einem hellen lieblichen Bächlein / welches in einem finstern Schatten / vor der Höle vorüber floß / unnd hoffte also / GOTT würde sich über sie erbarmen / unnd aus solcher gefährlichen Behafftung erlösen. Sie besunne sich auch etlich mahl / wenn der Beer aussen war / zu entfliehen / aber sie dorffte sich es doch nicht unterstehen / daß er sie [267] nicht wieder ertappet / und also ummbrächte / forchte sich auch vor andern wilden Thieren / deren das Gebirge gantz voll war. Als sie nun etliche Monat also zugebracht /begab sichs einsmahls / daß etliche Jäger mit ihren Netzen und Hetz-Hunden / in diß Gebirg kamen / und diesen Beeren in ihr Netz fingen und todt schlugen. Wie nun die Jungfrau / die Stimme der Jäger / nahe bey der Hölen vernahm / ging sie zu ihnen herauß /die Jäger aber entsatzten sich recht darüber / daß sie die Jungfrau also sahen / denn sie wusten wohl / nicht allein wer die Jungfrau war / sondern auch / was sich mit ihr begeben hatte / jedoch nahmen sie sie mit sich / und führeten sie / zu ihrem Vater und Mutter / welche sie kaum wieder erkennen konten / so sehr als sie immittelst verfallen war worden. Wie dem aber / so fand sich allda / was die Natur wohl offt / wieder ihren gewöhnlichen Lauff thut / nemblich daß die Jungfrau / von diesem ungeheuren Thiere / Schwanger worden / und in dem man sich besorget / sie würde daher ein abscheulich monstrum oder Mißgeburth /aiff die Welt bringen / gebahr sie endlich einen jungen Sohn / der seinem Vater im geringsten nicht ähnlich befunden wurde / nur daß er über dem gantzen Leibe /etwas mehr Haar hatte / als man sonst wohl am Menschen findet / [268] er wurde mit sonderbahrem Fleiß gewartet und ernehret / und wurde ihm der Name Ursus oder eines Beeren gegeben. Alß er nun Mannbahr worden / und erwachsen war / wurde er so überauß starck von Kräfften / daß sich jederman für ihm furchte / und nach dem er die Jäger erkannt / welche seinen Vater ermordet hatten / brachte er sie umbs Leben /und sagte: Ob sie ihm zwar einen grossen Dienst gethan / so sey er doch schuldig gewest / seines Vaters todt zu rächen. Dieser zeugete hernach Trugillum Sprachaleg, einen tapffern Kriegs Helden und derselbe zeugete forders Ufonem, einen fürtrefflichen Mann / dessen die Chronicken selbiger Landen / sehr viel gedencken / weil er des Sveno Vater gewesen / der hernach König in Dennemarck worden ist / und daher sagt man / daß alle die Könige von Dennemarck und Schweden / von diesem Geschlecht seyn. Torquem. Hexameron. 117. conter D. Johann Scholtz in tract. von der Haarkranckheit p. 122.

10. Gleiches erzehlen die Portugesischen Geschichtschreiber / und aus ihrem Torquemada Hexaëm. col. 1. p. 130. Von einem Weibe / so wegen einer grossen Ubelthat / auff eine wüste Insul verbannet worden / welche man sonst ins gemein / die Schlangen-Insul nennete / und darauff mit einem grossen Affen zwey Kinder erzeuget. Und [269] derer Exempel finden sich gar viel / in den Zeit-Büchern.

Idem in den Adelichen Tischreden Dial. 3. pag. 86. Das ginge alles hin / antwortete hierauff Monsieur Charles, allein saget mir die Ursach / wie es komme / daß auch Menschliche Kinder gebohren werden / von unvernünfftigen Thieren? Als da lieset man bey dem Olao Magno, daß auf eine Zeit ein Beer eine Jungfrau geraubet / und geschwängert / welche nachmahls einen Sohn gebohren / der ihr gleich gewesen /ohne daß er eine rauhe Haut gehabt / und dahero auch Ursus genennet worden / von welchem viel Könige in Dennemarck und Nordwegen sollen herkommen seyn. Also erzehlet Gesnerus, daß ein Beer in Savoyen /eine schöne Jungfrau in seine Höle geführet / und mit ihr der Liebe darinn gepflogen / ihr auch allerhand schön Obst zugetragen / biß sie endlich in seinem abwesen / von ihren Eltern erlöset worden. Castarendo meldet in annal Lusitan. daß einmals ein Weib /wegē ihres Verbrechens / aus Portugall / in eine abgelegene öde Insul / sey geführet worden / (wie solcheDeportirung denen Portugesen und Hispaniern nichts neues) da sie mit einem grossen Affen zu schaffen gehabt / von welchem sie 2. Söhne gezeuget / endlich aber sey sie von den Indianischen Schiffleuten / welche [270] von dieser Insul frisch Wasser geholet / errettet worden; Darüber der Aff sich so erzürnet / daß er alsbald / ihnen zusehend / die beyde Kinder erseuffet. Und habe man dieses Weib / zu Lisbon / zum Tode verurtheilet / sey aber davon von Girolamo Capo di Ferro, Nuncio Apollodico erlediget worden. Und könte ich unzehlich mehr Exempel beybringen / so ich hier und dar gelesen / auch zum Theil selbst gesehen.Hactenus ille: Confer Sperling in Phys. lib. 1. p. 272. da er / wider die Conimbricenses l. 2. c. 9.quæst. 5. art. 3. beweiset / daß solche Gebärten von Thier und Menschen Monstra seynd.

11. Kornmannus de mir. Vivor. p.m. 196. Erzehlet / daß in Flandern ein Incubus, in Gestalt eines Mannes / mit einer Kuhe Irrthumb gehabt habe: Daraus hernach ein Kind gebohren worden / welches recht getauffet unnd vollends aufferzogen ist / und endlich ein frommer und Gottesfürchtiger Mann geworden. Dieser hat seinen Freunden öffters zu erzehlen pflegen /wie er bey sich in seinem Gemüthe allezeit verspüre eine stetige Inbrünstigkeit und Wohlgefallen / daß er mit dem Viehe möchte auff den Wiesen gehen und Graß fressen.

12. Ich habe part. 1. des Rüben-Zahls eines unnd das andere erzehlet / da sich was [271] Münchhafftiges ereiget hat / solches gehöret auch hieher / nebenst dem nachfolgenden. M. Caspar Herbbach / vom Cometen Anno 1618. in fine. Anno 1523. ward zu Walterdorff / ein Meil von Freyburg / im Zelter Gebiet / auf einem Meyerhoff / so der Stecher hieß / ein Münchs-Kalb gebohren: Zu Hall in Sachsen kam ein Seu-Pfaff an die Welt. Was das Münchs-Kalb / und der Seupfaff bedeutet haben / ist genugsamb kundbar und wissend / dieweil die abtrünnige und verlauffene Pfaffen /Münch / und andere Unfläter / den Lermen dazumahl im gantzen Teutschlande angefangen haben / darauff in Franckreich / Niederland / Engelland / grosses Morden und Würgen gefolget ist. (Aber eine bessere Außdeutung davon liese in Rotâ Joāch. Abbatis.

13. Kinder von den Wölffen ernehret. Es reuete GOtt / daß er den Menschen gemacht hatte / sagt Moses / Gen. 6. Und die Bücher der Philosophorum sind voller Klagen über die Boßheit des Menschlichen Hertzens. Plato im 7. Buch / von den Gesetzen /sagt: Daß ein junger Knabe sey das allergrausamste /wiederspendigste und unbändigste unter allen Thieren / [272] und man könne ihn nicht frey gehen lassen. Aristoteles im 1. Buch Politicorum bestätiget eben dasselbige. Mit Löwen / Beeren / und andern wilden Thieren ist nicht überein zu kommen / doch nicht so übel / als mit den Kindern / denen aller Muthwillen gelassen wird / und die keine Zucht und Auffsicht haben. Es wird eine Geschicht erzehlet / daß ein junges Kind /in einem Dorff in Hessen / durch Unachtsambkeit der Eltern / sey verlohren worden / welche es lange Zeit hernach gesucht / aber nicht wieder finden können. Dasselbige Dorff war voller Bäume und Gärten / sehr nahe einem Walde gelegen / daraus die Wölffe auff die Leute zu lauffen pflegten. Etliche Jahr hernach vermerckte man unter den Wölffen / die in die Gärten lieffen / ein Thier / welches nicht gäntzlich aussahe wie ein Wolff / auch nicht so hurtig über die Zäune springen kunte. Als es nun etliche mahl die Bauers-Leute mit Verwunderung gesehen / und vermeyneten /daß dieses ein sonderbahres Thier wäre: Brachten sie diese Geschicht vor ihren Amptmann / welcher es den Landgrafen zu wissen thäte. Als er nun Befehl gethan / daß dieses Thier gejagt / lebendig ergriffen / und vor ihn gebracht würde / es sey durch was Mittel es wolle: Bemüheten sich die Bauren / daß sie es ertappeten /und einbrächten: Das [273] gieng nun auff vier Füssen wie ein Wolff / und hatte eine scheußliche Mine und Gestalt. Als es in dem Saale des Fürsten war / verkroche es sich unter die Banck / und fing an zu schnurren und zu brüllen wie eine Bestien. Weil man nun an ihm etliche Merckmahl eines Menschlichen Angesichts (wiewohl sehr ungestalt) merckte: Befahl der Fürst /daß es etliche Zeit bey Leuten ernehret würde: Biß daß man genauer erkennen könte / was es wohl seyn müst. Denen nun solche Pflege befohlen war / die bemüheten sich also mit ihm / daß es begunte zahm zu werden / sich auf zu richten / und zu gehen / wie andere Menschen / endlich auch deutlich zu reden: Und alsdenn (so weit sein Gedächtniß sich erstreckete) erzehlete er / und bekante; Daß er hätte bey den Wölffen in einer Grube gelebet / welche ihn wol gehalten /und ihm allzeit das beste Stück von ihrer Jagt gegeben. Dresserus in libello de novâ & veteri disciplina.

14. Viel Frantzösische von Adel haben bezeugen können / daß sie einen Menschen gesehen / welcher in dem Wald Compiegne ist gefangen / und vor den König Carolum den Neunden gebracht worden. Dieser ging auff vier Füssen / wie eine arme Bestien /und lief geschwinder / als ein Pferd. Er kunte nicht aufgericht stehen / hatte eine sehr harte Haut / war fast über unnd über rauch: [274] Und kunte mit seiner Zungen nichts anders / als erschrecklich schreyen: Darzu hatte er ein runtzlichtes so scheußlichtes Angesichte /daß kein wildes Thier abscheulicher zu sehen ist / als dieser arme Leib / welcher bey den Wolffen gelebt /und von ihnen heulen lernen. Uber diß / so erwürgte er die Hunde mit frischen Zähnen: Unnd so er kunte Menschen ergreiffen / spielte er ihnen nicht besser mit. Ich habe nicht können erfahren / wie es weiter mit ihm gangen hat. Simon Goulart.

15. Was die vorige Historie aus dem Dressero belangest / weiß ich nicht / ob es eben dieselbe ist / welche D. Philippus Camerarius erzehlet in seinen Meditationibus Historicis cap. 79. vol. 1. Die Wiederholung (weil sie kurtz ist) hoffe ich / wird nicht mißfallen. Es ist / sagt er / eine wunderbahre und doch wahrhaffte Geschicht / die man lieset in den Zusatz der Historien Lamperti von Schaffenburg: Wie folget: Im Jahr 1544. fing man in Hessen einen Knaben / welcher (wie er hernach selber erzehlete / und es sich also befand /) als er nicht älter als 3. Jahr gewesen / von den Wölffen war weggetragen / ernehret /und auferzogen worden. Wenn sie einen Raub erlanget / brachten sie allzeit das beste Stück unter einen Baum / gaben es dem Knabē / [275] daß er aß. Winterszeit und in der Kälte höleten sie eine Grube aus / und belegeten sie mit Kräutern / und Baum-Blättern: Darauff legten sie den kleinen / lagerten sich umb ihn her auff allen Seiten / und bewahreten ihn fein vor den ungestümen Wetter. Darnach zwungen sie ihn / daß er muste auf den Füssen und Händen gehen / und mit ihnen lauffen / also daß er durch Gewohnheit und mit der Zeit springen und lauffen kunte / wie sie. Als man ihn gefangen / ward er gezwungen / daß er allmählich allein auf den Füssen gehen lernete. Er sagte offt /wenn es hette in seine Macht gestanden: So hätte er lieber bey den Wölffen / als bey den Menschen bleiben wollen. Er ist zum Spectackel an den Hoff Landgraff Heinrichs in Hessen gebracht worden. Eben in demselben Jahr hat sich dergleichen auch begeben in den Dorff Echzel: Denn ein Kind von zwölff Jahren /das in dem nechsten Walde den Wölffen folgte / ist zur Winterszeit von etlichen Edelleuten auf der Wolffs Jacht gefangen worden.

16. Hier sollen wir noch eine andere dergleichen Wunder-Geschichte beyfügen / welche Ludovicus Guyon Herr von Nauche proponiret / wie folget: Ich will beschreiben eine Geschichte / die in meiner Gegenwart am S. Andreas Tage [276] 1563. von Monsieur de Humiere vor des Königes Caroli Bruder erzehlet worden / welcher hernach Heinricus der dritte / König in Franckreich / genennet worden. In den Ardemischen Wäldern versambleten sich etliche Edelleute /und Bauren aus vielen Gemeinen / eine Wolfs Jagt zu halten / dieweil selbige ihnen viel Uberlast thäten: Als sie nun ihrer zwölffe in die Netze gebracht / und mit Büchsen und sonsten niedergemacht: Ward unter andern eine Wölffin getödtet / welcher ein kleiner Knabe gantz nackend / etwa von 7. Jahren / nachlief: Dessen Farbe war braunlicht / wie des dürren Laubes / hatte krauspene gelbe Haar: derselbe wolte die jenigen / welche die Wölffin getödtet / als er merckte /daß sie todt war / anfallen. Aber er ward von vielen Leuten umbgeben und gefangen: Und da sahe man /daß die Nägel an Händen und Füssen krum unter sich gewachsen waren. Er redete nichts / sondern gab eine unförmliche Stimme von sich / gleich wie ein Kalb. Er ward in ein grosses Dorff / in die Behausung eines Edellmannes / geführet / da legte man ihme / nicht ohne grosse Mühe / Eisen an die Beine. Darnach ließ man ihn also fasten / daß man ihn zahm machte: Und er lernete innerhalb sieben Monaten wohl reden: Darnach ist er herum geführet worden in [277] den Städten /Flecken / Dörffern / Edelhöffen / Schlössern: Davon die jenigen / so ihn führeten einen grossen Geldgewinn erlangeten. Damit man aber möge verstehen /wie dieses Kind den Wölffen in die Klauen gerathen /ist zu wissen / daß umb das Fest Allerheiligen / da es sehr kalt war / etliche Mägde / Knaben und arme Weiber in den nechsten Wald giengen / daselbst Holtz abzuhauen. Es war auff den Abend / unnd sehr neblicht Wetter: Als sie nun ihre Gebund Holtz wolten zusammen binden / wurden sie von den Waldförstern darüber ergriffen: Welche sie also scheu machten / daß sie / auß Furcht der Gefangnusse / oder daß sie sonsten übel möchte geschlagen werden / eines hie / das andere dort hinauß lieff / und ihre Axte im Stiche liessen. Unter andern hatte ein Weib ihr kleines Kindlein / etwa von neun Monaten / mit sich genommen / weil sie zu Hause in ihrem Abwesen niemand hatte / der Achtung darauff gebe: Denn ihr Mann arbeitete umbs Tagelohn / und kam nicht in seine Hütte / als nur an Sonn- und Festtägen. Also ließ sie nun ihr Kindlein zurücke / und entflohe eine lange zeit durch den Wald / als wurde sie gejaget und verfolget. Als sie aber etliche Stunden hernach sich in Sicherheit zu seyn vermeinte / weil die Förster sich wurden haben zurucke gemacht / und es nun fast Nacht ward / kam sie wieder an den Ort / da [278] sie Holtz abgehauen hatte /und daselbst fand sie weder die Axt (welche die Holtzförster genommen) noch ihr Kind: Nach vielem Kummer aber ließ sie endlich alle Furcht fahren / unn vermeinte / die Förster hetten das Kind mit sich genommen / zu welchen sie gehen wolte. In diesen Gedancken kam sie wieder in ihr Dorf umb von den andern / die bey ihr gewesen / zu forschen / ob sie was vom Kinde wüsten: Desgleichen thäte sie auch bey den Förstern / die eine kleine Meilweges davon in einer Schencke zechten: Welche aber dem armen Weibe droheten / und sie schmäheten. Des folgenden Tages gieng sie wieder in den Wald / das Kind zusuchen / aber es war vergebens / als ihr Mann am Tage Allerheiligen von seiner Arbeit heimkam / hörete er die traurige Zeitung / von Verlierung des Kindleins /und wie das gerichte Nachforschung wieder sie anstelleten / als wenn sie das Kind wegen ihres Armuths den wilden Thieren hetten vorgesetzt: Dieserwegen als sie es lang an den Wäldern gesucht / und sich weiterer Straffe besorgeten / machten sich diese elenden Eltern aus dem Lande. Unnd nachmahls hat man nichts mehr von ihnen gehört. Es ist vermuthlich / daß die obgedachte Wölffin / als sie vor ihre junge Wölffe Raub gesuchet / dieses verlassene Kindlein angetroffen / und mit sich davon getragen. Dieses ist der [279] Warheit ähnlich. Denn ein Wolf träget in seinen Rachen ein Schaf / es sey so starck unn schwer / als es wolle /ohne alle Verletzung / ja wohl eine halbe Meile / daß er nicht ruhet / als wie ein starcker Windhund ein Künlein trägt. Ja es ist bekant / daß wenn ein Wolff ein Pferd oder Kuhe in einer Hölen oder Graben antrifft / er mit seinen Zänen es kan heraus ziehen / dasselbe zu verzehren / (so einen starcken Hals hat er) welches wohl ein angespanntes Pferd nicht könte thun. Als die Wölffin das Kind ihren Wölffichen bracht / (wie denn alle Wölffin auf ihrem Raube / das kleine Vieh / daß sie können erhaschen / in ihre Läger den Jungen zutragen / daß sie daran sollen lernen ihre Nahrung rauben) sind vielleicht die Wölffichen satt gewesen / und haben mit diesem Kindlein spielen wollen / ehe sie es verzehreten: Die alte Wölffin hat sich bey sie nieder geleget: Das Kind hat die Zützen der Wölffin gefühlet / eine angezogen / und gesogen /meynend / es hette seine Mutter funden: Unnd scheinet / daß von dar an diese Wölffin es liebete / als wäre es ihr eigen: Denn die Femellen haben Beliebung dran / wenn man sie bey den Zützen zeucht. Und so sie ein Thier anders Geschlechtes mit ihren Brüsten nehren / pflegen sie es zu lieben: Wie man sihet an den Hunden / die von [280] den Katzen sind gesauget worden: An den Ziegen / welche Hunde / Lämmer /Füllen / ja Kinder / gesauget haben: Davon man alte und neue Historien an unterschiedenen Orten hat. Also kan es seyn gewesen mit der Wolffin / mit den Wölffichen / und mit dem Kinde. Als die jungen Wölffe groß und starck worden / wenn sie dieses Kind / so niemahls von der Wölffin wegging / antraffen / spieleten sie vor ihm / waren lustig und sprungen wie Hunde / und kein Wolff derselbigen Gegend beleidigte es. Was noch mehr dieses Kind erhalten / war dieses / daß es die Wolffin und die andere Wölffe seine excrementa so gerne frassen / ja auch die Erde /auf welche es sein Wasser gelassen. Und so lange es die Wölffin mit sich geführet / hatte sie ihm allezeit ein Stück von Raube gegeben. Der Knabe lebete vom rohen Fleisch fast sechs Jahr / wie er hernachmals erzehlet: Denn er hatte noch in Gedächtniß / wie es mit ihm hergangen / seint er das vierdte Jahr erreichet: Hatte die Natur zum Geleitsmanne / und den sonderbaren Schutz GOttes zur Verwahrung: Welcher ihn in diesem zarten Alter / und alle Stunden im Tode /durch den Dienst der Heiligen Engel bewahret hat. Man hatte gnug zu thun / ihn dahin zu bringen / daß er gekocht Fleisch aß. Er sagte ferner / die Wölffin hette alle [281] Jahr Junge gehabt; Die hätte er bewähret /wenn die Alte wäre auff den Raub außgelauffen: Und wenn der Wolff wäre kommen / sie zu besuchen /hette sie ihn gebissen / also / daß er gar selten zum Lager kommen. Nachdem er nun reden lernen / zahm worden / wie andre Kinder / ist er vor den Sohn obgedachten Weibes erkennet worden / dieweil er an jedweder Hand sechs Finger hatte / und sein Alter nach dem ansehen auch mit der Zeit / da er verlohren worden / übereintraff. Man machte ihn zu einem Hirten der Hammel und Schaffe: Welches er sieben Jahr lang übete: Und unter der Zeit haben die Wölffe niemahls seine ihm anvertraute Herde / angefallen / ob er gleich auch grosses Vieh / als Kälber / Kühe / Zugviehe /Füllen und dergleichen hütete. Dieses nahmen die Inwohner desselbigen Dorffes in acht; Darumb daß auch andere Herden dieses Privilegii geniessen möchten / brachten die Bauren und Schäffer in den Dörffern ihr Vieh zu ihm / oder liessen ihn zu sich kommen: Und liessen ihr Vieh durch seine Hände / welche er mit seinem Speichel benetzet / gehen. Es mochte nun seyn / was es für Viehe wolte / auch die Hunde selber: So berühreten es die Wölffe innerhalb 15. Tagen nicht. Durch dieses Mittel bekam er viel Geld: Denn er ließ ihm von einem iedweden [282] Stück einen Dreyer (double tournois) gebē / auf welches er / wie wir gesagt / die Hand legete: Er betastete auch ihre Ohren. Aber gleich wie alle Menschliche Dinge ihre Abwechselung haben: Also auch / da der Knabe 14. Jahr alt worden / verlohre sich die Krafft / welche er hatte / den Wölfen zu wehren / daß sie nicht seine Herde anfielen / und die jenigen / welche er mit seinen Händen über den Rücken striche / und bey den Ohren betastete. Ich halte dafür / daß dieses daher kommen /weil er in diesem Alter viel an seiner Complexion /Natur / und Temperament verändert / und daß er nun eine lange Zeit andere Nahrung / als wölffische genossen: Welches sich daran ereignete / daß die Wölffe nicht mehr / wie vorhin / zu ihm sich naheten / sondern sich vor ihm fürchteten / und hatten nicht mehr eintzige Sympathie noch Empfindung der Nahrung /die dieser Knabe / als ein Kind bey dē Thieren ihres Geschlechts genossē hatte. Diserwegē erwarb er nichts mehr / als ein schlechter Hirte: ward unwillig und quittirte diese Handthierung / zog auß / und wolte sein Glück im Lande suchen: Ließ sich in Kriege unterhalten vor einen Droßbuben: Darnach ward er ein braver / küner / starcker Soldat / aber ein Dieb dabey / so listig unn verschlagen / als müglich ist. Er ist niedergemacht worden im Jahr Christi 1572. [283] durch desDuc d' Alba Völcker / als er unter den Frantzösischen Compagnien war / welche der Hr. de Gentis in Hennegau wieder die Spanier / in Belägerung der Stadt Bergen / führete. Man saget / daß dieser Soldat damahls sich tapffer gehalten / und sein Leder den Feinden ziemblich theuer verkaufft haben. Ludovicus Guion, Sieur da la Nauche Tom. 1. lib. 2. divers. Lection. capite 34.

Im übrigen redet von den Thierleuten auch Voëtius in Disp. de Creat. p. 738. Ob ein Mensch zum Thiere könne werden / oder umbgekehrt? Resp. neg. Was man von der vorgegebenen Lycanthropia, und desNebucadnezaris phrenetico und Melancholico Delirio zu hatten nahe / solches habe ich ewiesen in Disp. von den Dæmonibus.

Ob mehr Species oder Semispecies der Menschen seyn / als nur eine? Resp. neg. Welches nicht allein aus dsr Vernunfft / sondern auch aus der Heiligen Schrifft erwiesen wird / Act. 17. v. 26. Derhalben verwerffen wir die vier Geschlechte der Menschen desParacelsi; welcher in Epist. ad Atheniens. oder heimliche Philos disseriret / daß GOtt / über des Adams Nachkömmlinge / noch andere 4. Menschen-Geschlechter erschaffen habe / so auch mit Fleisch / Bein unnd [284] Vernunfft begabet wären / und hätte allen und entzelnen Elementen solche zugeeignet. Nemblich in der Erden stecken die Pygmæi und Gnomes, in den Wässern die Nymphæ und Undæni, in der Lufft dieSylvi und Melusinæ: Im Feuer die Vulcani und Salamandræ: Und wäre noch ungewiß / welchem Geschlecht unter diesem der wahre Glaube zu GOtt sey verliehen worden / nebenst dem rechten offenbahrten Wege zur Seligkeit. Also gedencket aus ihm Godelmanus de Lamiis, und Delrio Disqq. Mag. l. 2.quæst. 27. Vide quæ Disp. de Spect. & Dæmon. dicta sunt. Idem p. 1170. (ad p. 755. lin. 24.) von mancherley wilden Leuten / so denen Thieren ähnlich seyn / und von denen Menschen / welche eine andere äusserliche Gestalt haben / meyne ich / daß Majolus in Dieb. Canic. Coll. 2. wohl schier alles zusammen gefasset und aufgezeichnet habe.

20. Von Verfluchten Leuten
XX. Von Verfluchten Leuten.

Zu dieses Capittel könte man viel Dinges ziehen / so der gemeine Mann für verfluchte Leute helt. Als wird man hin und wieder hören / daß der Vogel Mergus, oder Täucher / soll ein Schiffmann gewesen seyn /dessen Schiff zu Grunde gegangen wäre / daß er noch heutiges [285] Tages immer dar suche: Nachdem er sey verflucht / und in den Vogel verwandelt worden. Und also spricht man auch von denen Ziebolden / sonsten Jungfern genannt / das ein Art Geschmeisses ist / und unter die Fliegen gehöret: Es wächst aber im Holtze /hat einen bunten Kopff welchen es sich leichte vom Rumpffe abreissen lässet / wenn man das Ding zuvor in ein Tuch oder Gewand einbeissen lässet: Damit sonstē die Jugend ihr Spiel hat: Nun dieses sollen auch verfluchte Leute seyn. Desselbigē gleichen schwatzet man auch von den Störchen / von dem Guckuck / daß er ein Beckenknecht gewesen / etc. aber es scheinet Heydinsch und Ovidianisch zuseyn / daran in Warheit nichts ist.

Andere sagen auch solchen Titul / von den Nachtklettern / ja von vielen andern ungedeulichen Leuten mehr; Solche müssen flugs verflucht / beschrien / oder unrecht getaufft seyn / und was des abergläubischen Dings mehr ist. Wie denn im Zellischen Hertzogthum / da auch leyder durch einen Helmstädtischen der Exorcismus bey der Tauffe abgeschafft worden / die Weiber ins gemein / allen Unrath auff die verhimpelte und verstümpelte Tauffe geben. Als hat eine Fraw gesaget / deren ihr Kind offt gnevisch oder unruhig gewesen / nebenst vielen meinen / daß solches daher käme / weil es nicht recht [286] getauffet wäre. Höret da /ihr Reformirten / wie ihr gleichwohl die Schwachgläubigen kräncket / und dem schwächsten Werckzeuge eine Zweiffelmuth erreget / der da wohl wird nachbleiben / wenn mans bey der alten Weise liesse. Ich muß allhier nothwendig ein paar schöne Historien herfür ziehen / welche manchen guthertzigen Lutheraner werden zu passe kommen / der sie sonsten wohl nicht gehöret oder gelesen hat: GOTT gebe nur / daß sie bey den Calvinisten was fruchten mögen? Alß hat dieses Michael Sax. in Alph. Histor. pag. 145. etc. Wie aus dem EXORCISMO ein Fürst Trost schöpffet wieder den Teuffel. Ein fürnehmer berühmter Fürst hatte viel Anfechtung vom Teuffel / mit Fürstellung allerley Gespänstes unnd Gespügniß / ihn damit zu erschrecken / unnd in Verzweiffelung zu bringen: Da er eins-mahls bey der Außtheilung der Tauffe stund / unnd hörete wie der Teuffel beschwert ward / mit Befehle an GOTTES Stadt / zu weichen / da fragte er gar ernstlich den Priester / ob er in seiner Jugend auch also getauffet wäre? Da nun der Priester ja sagte / andtwortete Er frölich: Ey GOTT sey Lob / so will Ich mich auch hinfort [287] nicht mehr für dem Teuffel fürchten / sondern seiner Gespänste und Gespügniß spotten: Denn aus Betrachtung meiner Tauffe höre und spüre ich / daß der Teuffel keine Macht und Gewalt mehr über mich hat / schrecken kann er mich wol / fressen und beschädigen darff und kann er mich nicht. Hat sich auch hernach so getrost wieder die Geplerr des Teuffels-Gespenstens erzeiget / mit Verachtung und Verspottung / biß sie letzlich gar auffgehöret haben / und keines mehr erschienen ist. Joh. Limator in den zehen Fragen an Amling Q. 7. Noch ein ander Exempel von einem Doctor. Doctor Luther im ersten Theil der Tischreden am 673. Blate gedencket eines Doctors der Artzney / da er einesmals bey der Tauffe gestanden / und gehört / wie mit Ernste der Teuffel beschweret / und die Heilige Dreyfaltigkeit angeruffen ward / fragte er die Umbstehende / ob sie nicht wüsten / ob er auch also getaufft wäre worden in seiner Jugend? Da nun etliche alte Personen betheuerten / daß er eben also geaufft wäre in seiner Jugend / wie sie es denn selber also gesehen und gehöret hätten. Da ward der Doctor so freudig in seinen Hertzen / daß er frölich sprach: Ey GOtt sey Lob und Danck gesaget / so will ich mich auch hinfort für [288] dem Teuffel nicht mehr fürchten / denn ich weiß / daß er von mir außgetrieben / und hat gar keine Macht an mir. Da sichs nun balde hernach begab /daß ihm der Teuffel in seiner Stuben erschien / wie ein grosser Bock / mit langen Hörnern / da faste der Doctor einen solchen Muth / daß er aufffuhr / nach dem Bocke griff / ihn von der Wand herab zog / die Hörner in der Hand behielt / und der Leib verschwand / und widerfuhr ihm gar nichts / sahe auch hernach kein solch Gespügniß nicht mehr. Da diß ein ander frecher Mann hörte / und frevelich sagete: Ey wenn mir der Teuffel so begegnete / ich wollte ihn auch also überwinden / ich bin so wohl getaufft als ihr seyd. Da trug sichs bald hernach zu / daß ihm der Teuffel auch erschien wie ein Bock / aber da der frevele Mann /ohne rechten Glauben zu GOtt / den Bock angriff /drehete ihm der Teuffel den Hals umb / daß er starb und verdarb. Drumb muß ein rechter Glaube dabey seyn / der sieget / da Frevel unterlieget. Hactenus ille: Drauß zu ersehen ist / wie die Verfluchung (verstehe des Teuffels /) vielmehr rechte Menschen mache / als das Widerspiel leiste. Ein anders ists mit solcher Verfluchung / da der Eltern Fluch in gemein auff die Kinder gethan / bekleben bleibet / [289] und sie aus rechten Menschen verdorbene machet. Davon Matth. Hammer in virid. ar. Histor. p. m. 258. etc. Herr Grundmann d. l. p. 98. etc. Ein Baum des Lebens ist die segnende Elter-Zunge / wovon gehorsamen Kindern langes Leben und tausendfaches Gedeyen zuwächst /hingegen wie ein schädlicher Meelthau die auffs gantze Jahr verhofte / auch des schönsten Baums Früchte auff einmahl zu nichte macht / also trifft der verdiente und abgedrungene Eltern-Fluch unverwindlich. Augustinus erwähnet in seinen Sermonibus ein erbärmlich Exempel von 10. ungerathenen Kindern / 7. Brüdern und 3. Schwestern. Diese hielten ihre Mutter nach des Vaters absterben sehr übel / worüber das geplagte Weib in Ungedult geriethe / und aus Zorn ihnē offt schwerlich fluchete. Der verdiente Fluch erweckte den eyfrigen Zorn GOttes über diese Kinder so hefftig /daß sie allesammt auf einmahl mit einer plötzlichen ungewöhnlichen Kranckheit befielen / indem sie ein peinliches Zittern und Beben aller Glieder ankame /musten drauff zum weltscheulichen Beyspiel aller gottlosen Jugend unstät seyn / und von einem Ort zum andern lauffen / daß sie Tag und Nacht keiner Ruhe froh wurden. Von diesem kam ein Bruder mit Namen Paulus / sammt seiner Schwester / Pauladia / [290] gen Hippon / wo Augustinus Bischoff war / deren nahm er eines mit sich nach Hause / berieff dazu viel junge Kinder / und zeigte solchen den jämmerlichen Anblick Göttlicher Rache / mit ernster Vermahnung /sich daran zu spiegeln / und mit allem Gehorsam die Eltern zu verehren.

Im Jahr Christi 1545. begab sichs zu Freyberg in Meissen / daß Lorentz Richter / ein Weber seines Handwercks / wohnend in der Weingassen / seinem Sohn / einem Knaben von 14. Jahren / befahl etwas eilend zu thun / der aber verweilete sich / blieb in der Stuben stehen / und ging nicht bald dem Worte nach /deßwegen der Vater entrüstet wurde / und im Zorn ihm fluchte / Ey stehe / daß du nimmermehr könst fortgehen. Auf diesen Fluch und Verwünschung des Vaters blieb der Knabe alsbald stehen / daß er von der Stell nicht kommen kunte / stunde auch so fort 2. gantzer Jahr an dem Ort / also / daß er tieffe Gruben in die Dielen eindruckte / und ward ihm ein Pult untergesetzt / darauff er mit dem Häupt und Armen sich lehnen und ruhen konte. Weil aber die Stell da er stund / nicht weit von der Stubenthür / auch nahe bey dem Ofen war / und deßhalben denen Leuten / so in die Stuben kamen / sehr hinderlich / haben die Geistlichen bey der Stadt auff fürher gehendes fleissiges Gebet [291] ihn von selben Ort erhoben / und gegenüber in den andern Winckel glücklich und ohne Schadē / wiewol mit grosser Mühe / fortgebracht. Denn wenn man ihn sonst forttragen wollen / ist er so bald mit unsäglichen Schmertzen befallen unnd wie gantz rasend worden. An diesem Ort / nachdem er nieder gesetzet worden / ist er feiner biß ins vierdte Jahr gestanden /und die Dielen noch tieffer durchgetreten / da man nachgehends einen Umbhang umb ihn geschlagen /daß ihn die auß und eingehende nicht so sehen können / welchs auff sein bitten geschehen / und daß er gern allein gewest / und für steter Traurigkeit nicht viel geredet. Endlich hat der gütige GOtt die Straffe in etwas gemildert / daß er das letzte halbe Jahr sitzē /sich auch ins Bette / so nechst neben ihn gestellet worden / niederlegen können. So ihn jemand fragte /was er mache / gab er gemeiniglich zur Andtwort / er leyde GOttes Züchtigung wegen seiner Sünden / setze alles in desselben Willen / und halte sich an das Verdienst seine HN. JEsu Christi / worauf er hoffe selig zu werden. Er hat sonst gar elend außgesehen / war blaß und bleich von Angesicht / am Leibe gar schmächtig und abkommen / im essen und trincken mässig / also / daß er zur Speise offt nötigens bedurfft. Nach Außgang 7. Jahr ist er dieses seines betrübten Zustandes [292] den eilfften Septembris im Jahr 1552. gnädig entbunden worden / in dem er eines vernünfftigen und natürlichen Todes in wahrer Bekändnüß und Glauben an JEsum Christum selig entschlaffen. Die Fußstapffen sihet man auf heutigen Tag in obgedachter Gassen und Hause / dessen jetziger Zeit Severin Tränckner Besitzer ist / in der obern Stuben / da sich diese Geschicht begeben / die erste bey dem Ofen / die andere in der Kammer nechst darbey /weil nachgehender Zeit die Stuben unterschieden worden. Andr. Mollerus in part. 3. Theatri Chron. Urbis Freiberg. p. 221. Suche mehr Exempel beym Minsicht in Hist. Schauplatze p. 118. etc. Christ. Richtern d. l. pag. 52. etc. Wir müssen aber auch endlich ein recht Exempel vorbringen / von einem verfluch-vermeynten Menschen / wie solches zu lesen ist in den Wunderbarl. Historien von den Gespänsten part. 1. p. 21. Umb das Jahr Christi 1520. war einer zu Basel im Schweitzerlande / mit Namen Leonhardus, sonsten Lienimannus gemeiniglich genant / eines Schneiders Sohn / ein alber und einfältiger Mensch /und dem darzu das reden / weil er stammerte / übel abging. Derselbige / dieweil er / (nicht weiß ich /durch waserley Kunst oder Mittel) in das Schlauff-Gewölbt / oder Gang / so zu Augst über Basel unter der Erden [293] hingehet / gegangen / und in demselbigen viel weiter / als iemahls einem Menschen müglich gewesen / fortgegangen und hinein kommen / hat von wunderbarlichen Händeln und Geschichten zu reden wissen. Denn er sagte: Er hätte ein geweyhet Wachslicht genommen und angezündet / mit demselbigen wäre er in die Höle oder Schlauffloch gegangen. Da hette er erstlich durch eine eiserne Pforten / und darnach auß einem Gewölbe in das ander / endlich auch durch etliche gar schöne / und lustige grünende Gärten gehen müssen. In der Mitte aber stunde ein herrlich und wohlgebautes Schloß oder Fürsten-Hoff /darinnen wäre eine gar schöne Jungfrau / mit Menschlichen Leibe biß auff die Scham / die trüge auf ihrem Haupte eine Krone von Golde / ihre Haar aber hette sie zu Felde geschlagen / unten aber von der Scham an wäre sie eine greuliche Schlange / von dersebigen Jungfrauen wurde er bey der Hand zu einem eisernen Kasten geführet. Auff dem Kasten aber liegen zweene schwartze bellende Hunde / also daß für denselbigen nimand zum Kasten gehen dorffte. Die Jungfrau aber hätte ihm dieselbigen gestillet und im Zaum gehalten /daß er ohne alle Hinderung hinzu gehen dörffen. Darnach hätte sie ein Bund Schlüssel / welches sie an ihrem Halse truge / abgenommen / und den [294] Kasten aufgeschlossen / und allerley güldene / silberne und andere Müntze daraus genommen. Davon ihm denn die Jungfrau nicht wenig aus sonderlicher Mildigkeit geschenckt / welche er auch mit sich aus der Schlufft gebracht / wie er denn auch dieselbige geweiset und sehen lassen. Er zeigte auch an / es hätte die Jungfrau pflegen zu sagen: Sie wäre aus Königlichem Stamm und Geschlechte gebohren / und aber also verwünscht und verflucht / daß sie in ein solch monstrum unn Ungeheuer wäre verwandelt worden / sie hätte auch keine andere Hoffnung / daß sie konte oder möchte erlöset werden / als wenn sie von einem Jünglinge / der seiner Keuschheit und Jungfrauschafft rein und unverletzt were / dreymahl geküsset würde / alsdenn würde sie ihre vorige Form und Gestalt wiederumb überkommen / dagegen wolte sie ihrem Erlöser denselbigen gantzen Schatz / so an dem Orte verborgen gehalten würde / geben und überantworten. Er sagte auch /er hätte die Jungfrau allbereit zweymahl geküst / da sie sich denn alle beydemahl / für grosser Freude / der unverhofften Erlösung / mit so greulichen Geberden erzeiget / daß er sich gefürchtet und nit anders gemeynet / sie würde ihn lebendig zureissen. Es hat sich aber mittler Zeit begeben / daß ihn etliche in ein Freyhauß mit sich genommen [295] haben / da er sich denn mit einem unzüchtigen Weibe in Fleischliche Vermischung eingelasen. Demnach er sich denn nu mit solchen Laster befleckt / so hätte er nunmehr von dem an niemahls den Eingang solcher Hölen oder Schlaufflochs finden / viel weniger darein wieder kommen können. Welches er denn zum offtermahl mit weinen beklaget. Wer wolt aber nicht glauben / daß diß nur ein lauter Teuffels-Gespänste gewesen sey / und giebt aber doch die gar uhralte Römische Müntze / welche er aus der Hölen mit sich gebracht / und auch vielen Bürgern bey uns geweiset hat / so viel Nachrichtung unnd Anzeigung / daß ohne Zweiffel in demselbigen Gewelbe unter der Erden ein trefflicher Schatz verborgen liege / welchem ein Geitzteuffel besitzet und verwahret. Gleich wie in Bergstädten in den Gruben zum öfftermahl die Bergleute solche Würg-Teuffel mit ihrem grossen Schaden erfahren und inne werden. Und damit dieses niemand für ein Gedicht oder Fabel halte / so seynd noch lebendige Zeugen verhanden /welche dieses alles aus des obgedachten Lienimanni Munde gehöret haben. Nach diesem hat sich auch ein Bürger zu Basel / damit er sich und die seinen / in vorgefallenen geschwinden Theurung desto besser erhalten möchte / in Hoffnung / etwas von der gedachten [296] Müntze hinweg zu bringen / eben in dieselbige gewölbte Höle unter der Erden begeben. Aber als er eine Ecke hinein kommen / unnd nichts / als etliche todten Menschen-Gebeine gefunden / ist ihm ein trefflich Grausen unnd Entsetzen ankommen / und ist stracks lauffens wiederumb aus der Hölen herauß gelauffen kommen / wie solches bezeuget Johannes Stumphius in Chronic. Helvetii.

Minsicht im Histor. Schauplatz p. 54. Mit welchem überein kömmt die Historia von der Melusinâ, des Königs Helmæ in Albania und der Nymphæ Persinæ Tochter / und des Grafen Raymundi Gemahlin / welche diesem Grafen zweene Söhne gebohren / von welchem hernach Cypern / Armenica, Lusignan in Franckreich / und andere mehr Oerter seynd regieret worden. Welche aber nachmahls / da er ihr ihre Heimligkeit entdecket / daß sie zu gewissen Zeiten zu einem halben Wurm würde / darvon geflohen / iedoch ist sie zuweilen des Nachts wiederkommen / und ihre Kinder gesäuget / auch zuvor ihnen gesagt / ehe sie weggezogen. Wenn er nicht ihre Heimligkeit offenbahret / so hätte sie können von einen grossen Fluch erlöset und selig werden. Anitzo aber müste sie ewig verdammt und verlohren seyn: Zeiler. Itinerar. Galliæ c. 5. p. 297.

[297]
21. Von Wald-Mannern
XXI. Von Wald-Mannern.

Von diesen Abentheuern ist erstlich folgende Historia auff zunehmen / welche gelesen wird bey Gottfried Schultzen in seiner continuirten Chronicke pag. 542.ad annum Christi 1644. In Chur-Sachsen fiengen seine Leute im Holtze ein wildes Weibelein / einer Ellen lang / in Gestalt eines Menschen / ihr Angesicht / Hände / und Fußsohlen waren gantz glatt / sonsten aber überall rauch. Dieses Weibelein fing an zu reden / und sagte: Ich verkündige und bringe den Frieden im Lande. O wollte GOtt! Ihre Churfürstliche Durchläuchtigkeit befahlen / man sollte sie wieder lauffen lassen / weil vor etwa 25. Jahren auch ein Männlein in gleicher Gestalt gefangen worden / welches den Unfrieden und Krieg verkündiget hätte.

2. Hierzu gehören auch die Satyri, Fauni. etc. Davon beym Libavio stehet Disp. 1. Hexaëm. §. 34. Daß die Jüden ad c. 2. Genes. v. 4. von unterschiedlichen Creaturen vorgeben / als von den Satyris, Faunis, Incubis, Penatibus, und andern Polter-Geistern /welche einen Abscheu für den Sabbath tragen; Wie sie daher von GOtt unvollkommen gelassen worden /weil der Abend den Schöpffer überfallen / und der Tag untern Händen weggelauffen gewesen: Derentwegen er [298] sie so gut habe hinspringen lassen / als sie zur Zeit gerathen können / daher wären sie halb Mensch /und halb Bock / etc. Aber diese Fratze wird wacker wiederleget Genes. 1. v. 13. da GOtt alles Geschöpff angesehen hat / das sehr gut miteinander gewesen.

3. Von dergleichen Bockmännern / Centauris oder Pferdmännern / besiehe Harsdörffern in Secretar. p. m. 671. 672. lib. 10. c. 32. da er auch eine Beschreibung und Abbildung vorbringet / von einer greulichen Mißgeburth / so in Catalonien gefunden wordenAnno 1654. welches hernach nach Madrill / und endlich ins Closter zu Escurial gebracht worden: Das siben Köpffe / dreyzehen Augen / siben Erme und Hände / mit einer greulich-brüllenden Stimme gehabt hat.

Hr. L. Joh. Adam. Scherzer in Disp. de Angelis, Th. 3. spricht / daß Al Jannabius beym Pocokio in Not. ad Post. c. 7. p. 286. die Engel in 3. Classes abtheile / in die guten / bösen und mittelarten. Da er diemedios nennet Gin genium, und die bösen Sathan Sathanam, vom Ebr. Sath. Welches Wort sonderlich denen Satyris zukömt / so in rauher Gestalt vermercket werden. Sonsten ist hiebey zu mercken / daß es auch wol rechte Menschen gegeben habe / so über und über rauh gewesen: Als jener Knabe beym Scalig. in Exerc. [299] 114. vide Barthol. in observ. Anatom. centur. 2. c. 42. p. m. 83. etc. Von den Haarichten und Bärtichten Mägdlein. Ich habe ein Mägdlein ohngefähr von 6. Jahren / in Coppenhagen / und hernach in Holland gesehen / welches die Eltern herumb führten / und einem vor Geld sehen liessen. Dieses war am gantzen Leibe rauh / und mit weissen Haaren bewachsen. Ja aus der innern Höle der Ohren hiengen lange schöne Locken / so war auch das Kinn mit dergleichen weissen und eine quer Hand lang abhangenden Haaren bewachsen. Auff dem Landgut der wohledelen Frauen Elina Marsunin in Fünen / lebte ein Weib / welches schön von Angesicht war / aber dabey einen langen Feuergelben und krausen Bart zeugete. Zu Bonanien ist in des Aldrovandi Kunstkammer eines Weibes Bildnüß zu sehen / welches einem Bärtlichten Schweitzer gar sehr gleichet. In dem Frauenzimmer des Ertz-Hertzogs in Oesterreich war unlängst eine dreyssig-jährige Frauens-Person / welche von Jugend auff / noch ehe sie einige Monatliche Reinigung außgestanden / allbereit einen langen Bart unnd starcke Knebel / gleich den Männern gezeiget. Sonsten stehet den Weibes-Bildern ein glattes Kinn wol an /dieweil / damit ich die Worte Tibulli [300] etwas verändert gebrauche / libro uno, Elus.


Carior est auro virgo, cui lævia fulgent
Ora, nec amplexus aspera barba terit.
Vielmehr als Geld ist angenehm
Und zum umbarmen recht bequem /
Die Jungfr / derer glatte Wangen
Mit keinem Bart-Haar sind behangen.

So fleust auch mit der Monatlichen Rose derselbe verwerffliche Unrath hinweg / der in den Männern durch den Uberfluß des Bartes herauß getrieben wird.Confer Christoph. Richtern in Spectac. Histor. centur. 2. c. 68. vom Kinde mit einem langen Barte gebohren. Und cap. 69. vom Angesichte gantz mit Haren bewachsen. A. Torqvemad. en la premiere journee de son Hexameron.

Wie diese drey letzten wohl rechte Leute gewesen /also ists hingegen ertichtet und erlogen daß die Satyri, Fauni, etc. solten Menschen seyn. Es redet aber davon noch weiter Johan. Trithemius in qvæst. ad Imp. Maximil. I. Beym Hildebrand. in Goët. p. m. 323. 324. Das dritte Geschlecht / nennen wier die [301] irrdischen Teuffel / und zweiffle nicht / sie seyn um ihrer Sünde Willen aus dem Himmel verstossen / und auff die Erde gefallen: Von diesen schreibt der H. Bischoff und Märterer Ignatius Thophorus in einem Sendebriefe an die Epheser also: Es ist nichts bessers / denn Friede haben / dadurch alle Pfeile der Himmlischen und irrdischen Geister Kraffloß werden. Dieser Teuffel wohnen etliche in den Walden und Forsten / und thun den Jägern viel zu leyde. Etliche halten sich im weiten Felde und führen die Wandersleute bey Nacht irre. Etliche haben ihre Wohnunge in heimlichen Orten und Löchern. Andere / die nicht so wilde und ungestüm / sind gerne umb die Menschen / in einem heimlichen Ort. Sie sind nicht alle einer Natur / sondern ungleich gesinnet und geartet. Denn etliche sind nicht so gar böse als die andern / wiewohl sie alle voll böser Neigunge. Etliche haben ihre Lust daran / wenn sie die Menschen durch Gespenst erschrecken. Etliche weissagen zukünfftige Dinge / damit die / so es hören / viel von ihnen halten. Etliche legen grossen Fleiß darauff / wie sie unbesinnete und Melancholische Leute vertüstern / beschädigen unnd umbbringen mögen. Wie wir denn offt erfahren haben. Darumb schreibet der H. Johannes Chrysostomus im dritten Buch von der Vorsehunge [302] an Stagyrium einen Münch also: Grosse Traurigkeit thut grössern Schaden / denn alle Teuffelische Wercke. Denn welcher der Teuffel mächtig wird / die überwindet er alle durch Traurigkeit / wenn man sich derselben abthut / so hat man sich vom Teuffel nichts zu befahren. Dieses Geschlecht der Teuffel / hält sich gar selten zu den Hexen und Unholden / von wegen ihres unbeständigen und leichtfertigen Sinnes. Sintemahl sie lieber viel erschrecken / denn einem eintzigen Weibe außwarten wollen. Doch lassen sie sich bißweilen im Glaß / Crystall / oder Spiegel finden / wie sie den unsinnigen Leuten zugesaget haben / und geben den Weibern / wenn sie durch ihre Zauberische Worte auffgemahnet werden / Antwort auff ihre Frage / und zeigen ihnen an / wenn der so ihnen kömpt / ihnen unterwegen gefluchet / oder übel nachgeredet hat / und ist ein grosser Unterscheid zwischen diesen Zauberinnen / und andern / denn was andere durch ihre Zauberey verderbet haben / das verheissen diese wieder zurechte zu bringen / dieweil aber die Zauberinnen gemeyniglich eine Zauberey mit der andern vertreiben /so ist allen Christen von der Kirchen geboten / derselbigen allerdings müssig zu gehen. Hactenus ille: Aus welchem Handgreifflich gnug bekannt ist / was Wald-Geister [303] und Satyri seyn / nemblich der böse Feind selber. Es gehöret aber noch folgendes darzu aus Raueris memorab. c. 108. p. 103. Apollonius als er durch ein Dorff in Ethiopien reisete / hat er einen Satyrum, so den Weibern sehr nach gesetzet / durch einen Trunck Wein entschläffet / gebunden / und daß er hinfüro dem Lande keinen Schaden mehr zufügete / verordnet. Unter diesen unzüchtigen Geniis haben allezeit die Sylvani den Vorzug gehabt / welcher wieÆlianus in histor. anim. schreibet / aus dem Beyschlaff Chrathis einer Sybarithin / mit einem Geiß gezeuget worden / mit eines Menschen Angesicht / an dem Leib wie ein Geiß / biß an den Nabel / wie ein Mensch / mit Hörnern auf dem Haupt / und spitzen Haarlocken unter dem Kinn / von dem Nabel an / biß unten auß einem Bock gleich mit gespaltenen Haarichten Bockfüssen / diesen haben die Sybariten unter ihre Götter gezehlet / und Sylvanum genennnet / weil er in den Wäldern gewohnet. Ist den Schwangern Weibern sehr überlästig / als deren Blutfluß in der Geburt verhindert / ihre heimliche Glieder unzüchtiger Weise betastet / und zum offtermahl in Lebensgefahr gestürtzet / etc. Im übrigen / wer ein Bildnüß von solchen Satyris begehret / dir wird deren eine Aehnligkeit finden am Pan, in meiner Antiquit. [304] Karte. Sonsten von einer wunderlichen Bedeutung unnd Außlegung des Worts Satyrus, besihe mein grosses Historisches Traumbuch tit. von der Philol. und Annagramm. Außlegung der Nacht-Gesichter.


Autor Magicorum part. 1. p. 26. b. auff dem Berge Parnasso in Bœotiâ, welcher dem Apollini consecriret und zugeeignet ist / wird allwege ein Jahr umbs ander das Fest der Bachanalien oder tollen Fastnachten gehalten / unnd werden auch zum öfftermahl dieSatyri oder Wald-Gespänste in grosser Anzahl daselbst gesehen / unnd werden gemeiniglich gar fürnehmliche Stimmen gehört / es ist auch offtmahls ein Klang von Cymebln gehöret worden. Macrob. libro. Saturnal. capite 18. Ein mehrers von solchen suche beym Zeilero in Trauer-Geschichten / unnd in mei nem Blocksberge. Weiter mag hierzu auch noch gesetzet werden / was Hildebrand hat in Goëtiâ. Von den Nymphen und Sylphen / so von dem Teuffel besessen und in die Bäume geführet. Cap. 24. Es geschiehet also / daß etwan Bäume und dergleichen gefunden werden / die Blut geben / so darinn gehauen wird / unnd dasselbige nicht in Wege der Zauberey /sondern wisset [305] daß ein Nympha darinnen ist / dann sie sind Geister / und haben Blut und Fleisch / unnd sind genaturet den Geistern / daß sie einer andern Natur sind / den wir in ihren Wesen. Nun aber der Bäume halben / wie sie darein kommen / oder das Holtz / also das ist / und sie das Holtz. Ist am ersten auff solche Weise zuverstehen / wie der Teuffel die Menschen besitzet und regiret sie / also besitzet er auch solche Nymphen / und so er sie beseßen hat / so fähret er mit ihnen in die Bäume / unnd beugt dieselbige und sie krümt sie gleich als wolt er sie ümbwerffen / so doch kein Wind ist / und still ist darzu / dabey lest er auch die Aeste und Lauberblätter / so herabreißen / nicht unter dem Baume liegen / stehet gleich als wer es für und für mit einem Besem sauber gekehret. Nun auff das folget / dieweil die Nymphen beseßen ist / und auß ihrer Region genommen / und geführet also in einem Baum / alsdann was darein gahauen wird / dasselbe blutet und ist nicht anders / als wenn ein Hexen-Katze / Meer-Wolff gehauen wird / da läufft Menschenblut heraus / und ist aber kein Mensch / sondern eine Katze / unnd Meerwolf / wiewohl der Meerwolff / die Katze ein Mensch ist / es sihet aber nicht einem Menschen gleich / wie also der Mensch mag verkehret werden / in ein solches Thier von den Hexen. Also auch werden [306] die Nymphen auch dahin verwandelt daß sie für ein Baum anzusehen sind / und sind doch kein Baum nicht / sondern Nymphen / und der Baum gibt Menschenblut / und ist kein Mensch.

Nun aber auf solche zweene Leibe in einem Leibe zu verstehen / ist zumercken / als den Baum und den Menschen / der Mensch Nymph ist ein Geist gegen uns zu rechnen / das ist / sein Leib durchgehet Mauren / und dergleichen ohne Hinderniß.

Nun ist Nymphes nicht ein Wasserfrau / sondern Nympha. Nymphes ist eine Schrötle nach gemeinem Teutschen zu verstehen / von etlichen Bergmännlein genant / oder Pigmæi, so weit aber den Grund anzuzeigen / so heist der rechte alte Name Sylphes / unnd sind Menschen wie andere Menschen mit allen Wesen / doch aber in der Natur und Eigenschafft über die Menschen / also daß sie verschwinden / gehen durch verschlossene Thür. Dieselbigen Sylphes werden von dem Teuffel in die Bäume getrieben / unn also auf solches wird Blut gefunden / nicht aber von uns Menschen / oder ein anders daraus zuverstehen / sondern ein Sylphes der besessen ist von dem Teuffel / unnd also in den Baum getrieben / und dieweil er durch ein Wind gehen kan / also auch in Baum gehen / unn darin bleiben / was alsdann also herauß lauft / ist derselbige Schrötlein Blut unnd Schweiß / [307] welcher / so er wiederumb kömpt / seinen Leib verwund trägt / an dem Ort da er getroffen ist / etc. So viel Kornmannus.

Hieher gehöret auch Paulus Einhorn vom Aberglauben parte 2. c. 2. p. m. 8. etc. Von dem Wesen der Teuffel / ob dieselbigen leibliche Creaturen seyn /und Natürliche Leiber haben / ob sie leiblicher Nothdurfft zu Erhaltung ihres Leibes und Lebens bedürffen / sich vermehren und Kinder zeugen / sterben und an besondere Oerter / im Walde im Wasser / im Meere /im Felde / etc. ihre Wohnung haben? Der Meynung seyn viel in diesem Lande / es seyn die Teuffel leibliche Creaturen / und haben Natürliche Leiber / wie die Menschen / darümb sie auch also leben / und solcher Nothdurfft zu Erhaltung ihres Leibes und Lebens bedürffen / wie die Menschen. Daher auch dieses erfolget / daß sie es dafür halten / es haben die Teuffel sonderliche Wohnungen an besondere Oerter / etliche im Walde oder Busche / etliche im Wasser / etliche sonst im Felde. Derer gedencken sie offt auf ihre Sprache / sonderlich höret mans / wenn sie fluchen /wie sie bald des Teuffels / des Meeres / bald des Waldes / des Windes / etc. gedencken. Und ist diese Meynung / daß die Teuffel leibliche Creaturen seyn / unnd rechte Natürliche Leiber haben / nicht neu / [308] sondern es seynd schon vor Zeiten gar viel der Meynung gewesen als die Platonici, welche gelehret / daß in der Lufft Geister wären / welche Plato in Timæo nennetFilios Dei, Kinder Gottes / Porphyrius, animalia aërea, dieselben sollen ihrer Meynung nach subtile Cörper haben. Quos etiam Spiritus cœli influentis obnoxios esse voluerunt. Unde secundum Planetas, alii Jovii, alii Mercuriales, Martiales, etc. dicti sunt. Und weil dieselben Creaturen so Leiber haben / müssen genehret werden / und durch Natürliche Speise erhalten / auch seyn auch vor Zeiten viele der Meinung gewesen / daß sie essen und trincken / und durch Natürliche Speise erhalten würden / wie solches Julius Firmicus Referent: Magdeburg: Centur: 4. cap. 15. aus Porphyriô anzeiget / daß sie es dafür gehalten /Dæmonum substantiam ali animabus & cruore ex pecudum assidua cæde & fuso, daß die Teuffel erhalten würden von den Seelen unnd dem Blute des Viehes so täglich geopffert unnd geschlachtet worden. Was ferner durch Natürliche Speise genehret und erhalten wird / das ist sterblich / darumb weil sie den Geistern die Natürliche Nahrung zugeeignet / haben sie ihnen auch die Sterbligkeit zugeschrieben.

[309] Wie solches aus Plutarcho zu sehen / welcher schreibet / daß zu den Zeiten des Käysers Tiberii ein Heydnischer Abgott oder Teuffel gewesen / welcherMagnus Pan genennet worden. Derselbe sey gestorben. Cardanus hat auch einen Spiritum familiarem gehabt / welcher ihm angezeiget / er würde nach 300. Jahren sterben. Weil auch dieses erfolget / daß wo sie sterben und ümbkommen / auch gebohren werden und andere zeugen / damit wenn sie sterben / zu Erhaltunge ihres Geschlechtes andere hinterlassen / wie die Menschen und andere sterbliche Creaturen: Hat man ihnen auch zugeeignet / daß sie sich vermehren und mit Weibesbildern Kinder zeugen könten. Dieser Meynung ist 1. Josephus lib. 1. Antiq. cap. Welcher schreibet / daß viel Engel Gottes mit den Weibern Kinder gezeuget / welche böse Leute worden / denn sie sich auf ihre Stärcke verlassen / und dadurch alles was gut gewesen / verachtet und verworffen.

Lactantius lib. 2. cap. 15. schreibet / daß wie die Menschen angefangen sich zu mehrē / habe Gott der HErr / damit die Menschen durch den Betrug des Teufels nicht möchten verführet werden / seine Engel gesand die Menschen zu behüten / denselben Er geboten / daß sie sich auf Erden nicht verunreinigten / damit sie nicht ihre Herrligkeit [310] so sie im Himmel hätten /verlöhren. Wie sie aber bey den Menschen gewesen /habe sie der Teuffel verführet und zu Sünden gereitzet / daß sie sich mit den Weibern verunreiniget. Darüm sie wegen solcher Sünde darin sie sich begeben / nicht wieder in den Himmel aufgenommen / sondern auff die Erde gefallen. Spricht er weiter / welche von denen gebohren seyn / weil sie keine rechte Engel unn keine rechte Menschen gewesen / besondern eine andere Natur gehabt / seyn sie nicht in die Helle gelassen / wie ihre Väter nicht in den Himmel gelassen seyn. Also sind zweyerley Teuffel geworden / etc. Dieser Meynunge / daß solches die Teuffel zuwege bringen können / seyn auch andere / auch gedencken die Historien etlicher Exempel / als des Merlini welcher vom Teuffel solle gehohren seyn. So schreibet auch Buchananus lib. 8. Scot- histor. von einer Jungfrauen vom Adel in Schottlande / daß dieselbe stets einen Teuffel in Unzucht beygewohnet. Es sollen auch noch Leute seyn / welche ihren Uhrsprung herrechen sollen von der schönen Melusinâ, von welcher die Histori zeuget / daß sie ein Teuffel gewesen / und etwa mit einem Herrn viel Kinder gezeuget / wie solches weitläufftig in der Histori von der Melusina zu lesen. Daher auch Ludovicus Vives sup. Cap. 23. lib. 15. de civit. DEI also schreibet: Es [311] sind noch heute Völcker verhanden / welche sich rühmen / daß sie ihren Ursprung von den Teuffel haben / welche entweder in der Gestalt eines Mannes den Weibern / oder eines Weibes den Männern beygewohnet / welche meines erachtens ärger ist / als den Ursprung seines Adels von Räubern / Mördern und Strassenbuben / herrechen / welches viele thun. Daß aber die Teuffel wie diese erzehlete Meynungen wollen / sollten Natürliche Leiber haben / in derselben Natur und Wesen gar und gantz zuwieder / und der solches bestätiget und dafür hält / der begehet ein vitium in adjecto. Denn es bezeuget die Schrifft öffentlich / daß die Engel Geister sind / und spricht also David Psalm 104. Du machest deine Engel zu Winden / und deine Diener zu Feuerflammen. Darauß zusehen ist / daß die Engel und Teuffel keine Natürliche Leiber haben. Was ein Geist ist / kan kein Leib oder leiblich Wesen seyn / wie es Christus der HR. bezeuget Luc. 24. und spricht / ein Geist hat kein Fleisch und Bein / das ist / ein Geist hat keinen Leib. Denn Fleisch und Bein haben / ist eben so viel als einen Leib haben. Darümb / weil sie keinen Natürlichen Leib haben / so können sie auch nicht sterben. Ist derwegen das an ihn selber nichts /und der Natur der Geister zuwieder / daß Plutarchus von dem Abgott Pan schreibet / daß er gestorben sey /unnd ist nur ein [312] Betrug des Teuffels gewesen. Denn /weil ümb die Zeit die Heydnischen oracula gäntzlich verstummet und keine Antwort gegeben / hat der Satan dem Menschen dennoch eine Ursache anzeigen wollen / warümb eben ümb die Zeit solches aufgehöret. Und weil er die rechte Ursache nicht anzeigen dürffen / hat er seiner Gewohnheit nach diese Lügenhafftige Ursache gegeben / als wäre er gestorben: Da doch die Ursache nicht gewesen / sondern daß Christus der HERR dem Teuffel die Macht und Gewalt genommen / und ins Verderben gestürtzet. Das ist die Ursache gewesen / daß solche Teuffelische oracula alle auffgehöret so zuvor von den Heyden geehret und hochgehalten worden / daß Christus der HErr mit dem Lichte seines Evangelii solche Finsternüssen des Reiches des Satans vertrieben. Solche Gewalt hat er auch seinen Jüngern gegeben / daß sie Krafft seines Evangelii seines Wortes und Befehles die bösen Geister untertreten und ihr Reich zerstören sollten. Welches der Teuffel selbst durch das oraculum Apollinis bekandt dem Käyser Diocletiano, wie Eusebius lib. quinto disp. parat. schreibet: Justos illi obturare os, quo minus oracula edere posit, es hätten ihm die Gerechten das Maul verstopffet / daß er nicht wie zuvor Andtwort [313] wort geben könte. Und hat desselben Apollinis Priester Philip. Morn. de verit. Rel. Christ. c. 32. vermeldet / daß durch die Justos oder Gerechten /die Christen verstanden würden / darumb Diocletianus dieselben angefangen zu verfolgen. Ein solcher Betrug und Lügen des Satans ist auch der gewesen /so des Cardani Geist oder Spiritus familiaris vorgegeben / er würde nach 300. Jahren sterben: Welches geschehen / daß er Cardanū, mit nichtigen unn falschen opinionibus und Meynungen möchte betriegen und bethören. Wie ihnen nun diese natürliche Eygenschafft nicht zukommt / also kompt ihnen auch das nicht zu / daß sie sich vermehren und Kinder zeugen. Denn das gehöret leiblichen Creaturen zu / welchen GOtt der HErr solches mitgetheilet / zu Erhaltunge ihres Geschlechtes / damit dasselbe nicht untergehe. Denn / es hat GOtt der HErr in der Erschaffunge den Creaturen / zweene Genera, Art oder Geschlechter der Creaturen erschaffen. 1. Die / so in ihren individuis vel Essentiâ und eigenem Wesen / beständig seyn und nicht untergehen / als die Engel / gute und böse / die Sonne / den Mond / die Sterne. 2. Die so zwar in ihren individuis und eigenen Wesen nicht beständig unnd unsterblich seyn / sondern in suâ specie, in ihrem Geschlechte / welches nicht untergehet noch stirbet / biß ans Ende [314] der Welt. Denn ob schon die Individua untergehen und sterben / ob schon dieser Feigenbaum / diese Eiche verdorret / verfället und untergehet / ob schon diß oder jenes Pferd / dieser Löwe /dieser oder jener Mensche stirbet / so stirbet dennoch die species und das Geschlechte oder die Natur der Feigenbäume / der Eichen / der Pferde / der Löwen und der Menschen nicht / sondern bleibet biß ans Ende der Welt. Weil nun aber die Geister oder Teuffel zu diesen Creaturen nicht gehören / und nicht sterben / sondern in demselben Wesen darin sie erschaffen /bleiben / und nicht untergehen / kan ihnen auch das nicht zukommen / daß sie sich vermehren und andere zeugen. So können sie auch dasselbige mit Weibesbildern nicht thun wie Josephus und Lanctantius wollen / auch andere Historten melden / weil sie keine Natürliche Leiber / etc.

[Omnis physica generatio ex Materiâ & formâ constat. Angeli igitur tam boni quam mali, cum substantiæ sint corporis expertes: Propriam Formam in Materiâ inducere & sie naturaliter generare nequeunt. In generatione enim Formali sive Univocâ, requiritur, ut duo conveniant non solum ejus generis sed etiam ejusdem speciei: alterum sese habens, solum Effectivè alterum solum passivê, ut loquitur[315] Armandus de bello visu Tract. 2. de subst. Cap. 50.Communicantes hôc modo suam naturam non communicat ut fiat idem cum Generantibus. Angeli, Angeli igitur & homines, cum non solum speciei sed & genere differant: in Generatione convenire & sic Generatô suam Naturam communicare, ut idem sit cum generantibus, non poterunt.] Auch kann solches nicht geschehen in angenommener Menschlicher Gestalt. Denn es ist ein solcher angenommener Leib oder Menschliche Gestalt kein rechter Mensch / so Leib und Seele hat / sondern hat nur eine äuserliche Gestalt eines Menschen. Darumb kann er in solchem Leibe dasselbe nicht thun / was ein rechter Mensche / dem es die Natur mitgetheilet. Ist derwegē dieses nichts anders / als ein Betrug des Teuffels / und ein imaginarius concubitus oder blosse Einbildunge. Denn weil er ein unreiner Geist ist / so hat er auch Lust zur Unreinigkeit / und bildet solchen seinen Glidern als dem Hn. unn andern so ihm ergeben / ein / als wäre es also / da es doch an ihm selber nichts ist. Was Josephi und Lactantii Zeugniß anbetrifft / haben diese Meynung gefasset aus dem 6. Cap. des 1. BuchsMosis, da gedacht wird / daß die Kinder Gottes mit dem Kindern der Menschen Kinder gezeuget. Und haben sie durch die Kinder Gottes verstanden die Engel / durch die Töchter der Menschē / die Weiber. Diese Meynung [316] ist daher kommen / daß sie das Wort Kinder Gottes / unn Töchter der Menschen nicht recht verstanden und außgelegt haben / wie solches fein D. Luth. anzeiget / und spricht: Daß Mosis nennet Gottes Kinder / ist eigentlich zu deuten auff die Menschen /auf dem Stam und linien von Seth Adams Sohn. Wiewol man aber sonsten wenig Schrifft findet im Alten Testamente / daß die Menschen Gottes Kinder heissen / doch ist es dazumahl schon beruffen gewesen / daß daher zunehmen ist / daß es feine hochverständige Leute gewesen sind / und das Evangelium oder die Verheissunge Adam gegeben wol verstanden haben /daß wer da gläubet an den versprochenen Saamen /alles hätte was GOtt selbst hat / und Gottes Kind würde. Daß rede ich darumb / daß unsere Schreiber hierüber irre gewesen / und mancherley Ding erdacht haben / wer die Kinder Gottes gewesen wären / weil sie nicht gewohnet waren / daß man Menschen auf Erden solte Gottes Kinder unn heilig heissen / so doch das Vater Unser so wir täglich beten uns das im Mund gibet / daß wir Gottes Kinder seyn. Aus solchen Unverstande treumen etliche / daß die Engel dadurch gemeynet werden / welche recht GOttes Kinder sind / als seyn sie zu Menschen Töchtern gangen /und sie beschlaffen / daraus denn grosse Riesen unndgiganten sollen gebohren seyn worden / [317] es ist aber Narrentheidunge hactenus Lutherus. Dieser Meynung ist auch Augustinus und spricht; Angelos etiam fuisse Dei homines nuncupatos, eadem scriptura locupletissima testis est. Nam & de Johanne scriptum est. Ecce mitto Angelum meum, ante faciem tuam, qui præparabit viam tuam. Und weiter redet er also: Non autem illos ita fuisse Angelos Dei, ut homines non essent, sicut quidam putant, sed homines procul dubio fuisse, scriptura ipsa sine ambuguitate declarat. Spiritu quippe Dei fuerant sancti Angeli Dei & filii Dei, sed delinando ad inferiora homines dicuntur, nomine naturæ non gratiæ.

Den andern Exempeln anlangende / derer die historien gedencken / daß nehmlich viele gewesen / so vom Teuffel und Menschen gebohren / als Merlinus und andere / so seyn dieselben ohne allen Zweiffel /wie andere Menschen natürlich vom Vater und Mutter gebohren / und hat der Teuffel so wol dem generantibus, denen so denselben gebohren / da sie doch wie andere Menschen gebohren seyn. Wie er denn in der Heydenschafft solches den armen Menschen offt eingebildet / daß viel Menschen von den erdichteten Göttern gebohren wären / also daß sich wol etliche Weiber gerühmet / daß ihnen die Götter beygewohnet /[318] andere das sie von den Göttern gebohren. Sind aber schendlich betrogen worden / auf mancherley Art und Weise. Unter andern erzehlet Josephus lib. 18. Antiquit. c. 3. einen solchen Betrug / wie ein Jüngling unter dem Schein eines Abgottes solle Büberey in dem Tempel Isidis, mit einer edelen Römerin begangen / und solches hernach offenbahr und gestrafft worden. Deßgleichen Exempel beschreibet aus Ruffino Polydorus Virgilius, De inventio Rerlib. 5. c. 8. Welche bey demselben kan nachgeschlagen und gelesen werden. Ohne Zweiffel sind andere dergleichen Exempel auff diese Weise geschehen und hat der Teuffel solches angerichtet / daß dadurch die Menschen zur grossen Unzucht reitzen / unnd denn auch in diesen falschen Wahn bestätigen möchte / als wäre auch nichts als leibliches und fleischliches an ihm / ja es wäre GOtt und sein ewiges geistliches Wesen /auch irrdisch / fleischlich und vergänglich. Damit die Menschen nur immer möchten irrdisch gesinnet seyn /und nimmer verstehen unn lernen / was GOtt / fleischlich oder Geistlich sey: Daß sie / die Menschen auch sich selber nicht erkennen möchten / und ein Geistlich und Göttlich Leben führen / wie GOtt der HErr von Menschen nach seinen Ebenbilde erschaffen / erfordert.

[319] Dasselbe mag auch von dem Exempel / so Buchnanus einführet / gesaget werden / daß es ein Betrug des Teuffels gewesen. Und was D. Arnisæus von solchen Exempeln hält / und wie er beantwortet in Epytom. Metaphys. pag. 254. will ich hier kürtzlich setzen.Substantiam inquit novam producere Angelus non potest, quia aut eam crearet, aut generaret: Creare non potest, quia creatio nulli creaturæ communicabilis: Generatio verò est productio formæ ex potentia Materiæ, quæ solis corporibus competit, & sit per corporeas facultates, Materiam tam dium subigentes, donec forma nova induatur. Angelus verò corpus nullum habet, unde patet quid de incubis & succubis, quid de Merlino Anglo ex Dæmone nato, si vera sunt quod de illo Alanus ab Insulis in explicatione ejus Prophetiæ & Vicentius L. 21. Histo. C. 30. protulit: De nobili puella, quam perpetuo Dæmonis concubitu usam refert Buchanus. Hactenus D. Arnisæus.

Was weiter von der Histori der schönen Melusinæ zu halten / das zeiget Cornelius Agrippa an und spricht de namtat: Scient: Cap. 80 Alii cum à meretricibus & scortis ortum habuerunt, turpitudinem hanc Fabulis tegunt, qualem de Melusina legimus, das ist weil ihrer etliche [320] ihren Ursprung von Huren haben / decken sie solche Schande mit Fabeln zu / wie eine solche Fabel von der Melusina gelesen wird. Die Wohnunge der Teuffel anlangende / als solten sie an besondere Oerter / wie die Menschen oder sonsten unvernünfftige Thiere / wohnen; So muß diß nothwendig erfolgen. Seyn sie keine leibliche Creaturen / unnd haben keinem Leib / wie itzt bewiesen / so können sie auch nicht haben die Affectiones corporis naturalis, Eigenschafften des Natürlichen Leibes / als da seyn /1. Motus, die Natürliche Bewegung / daß sie sich von einen Ort zum andern bewegen / wie ein Mensch von einem Ort zum andern sich beweget; 2. Tempus, die Zeit / daß sie in der Zeit leben / alt werden an Jahren /Zeiten / Monaten, Tagen / etc. zunehmen. 3. Locus, der Ort / daß sie drinnen seyn / und von denselben umbgeben werden. Daß sie in denselbigen liegen /stehen / gehen / etc. [Hæ sunt affectiones Corporis Naturalis propriæ. Motus, Locus, Tempus; Quod igitur est corpus naturale sive Physicum, est in Motu, Loco, Tempore; Et contra. Quod est in Motu, Loco, Tempore, est corpus naturale Physicum. Quare nullo modo ejusmodi affectiones spiritibus incorporeis [321] tribui possunt, illi enim non ex materia, & Forma compositi sunt: sed ex aliquo tanquam potentia & aliquo tanquam Actu, ut loquitur Scaliger Exercit. 359. f. 2. Ist derwegen an ihm selber nichts /daß sie besondere Wohnunge haben sollten / etliche im Walde / im Felde / im Meer / etc. Es kan wol geschehen / daß sich der Teuffel mit seinen Gespänsten sehen lasse an solche Oerter / er thut es aber nur den Menschen zu schrecken / als wäre es seine eigene Wohnunge / da es also nicht ist. Nun möchte hingegen eingewendet werden: wird doch in der H. Schrifft gedacht der Feldteuffel oder Feldgeister / als Lev. 17.v. 7. Deu. 32. 17. Esa. 14. v. 21. v. 34. v. 14. Zu dem so schreiben auch die Historici und Geschichtschreiber von den Satyris, Faunis und Sylvanis, welche in Walde und in Felde gewohnet / und von den Heyden sind geehret worden / und vor Götter gehalten. Also gedencken sie auch der Nereidum, Tritonum und anderer / so im Meer und Wassern ihre Wohnunge gehabt. So muß es wahr seyn / daß die Teuffel an besondere Oerter etliche in Walde / im Wasser im Felde ihre Wohnungen haben. Hierauff ist zu antworten /daß in den dreyen Oertern Lev. 17. Jesai. 14. und 34. da im Teutschen Texte Feldteuffel gelesen wird / stehet im Hebräischen Sair, welches eigentlich heissetpilosus, rauch und ungeheur / [322] und wollen die Hebr. es werden durch dis Wort eigentlich verstanden / die Satyri, Fauni und Sylvani, welche nicht Teuffel / sondern grausame wilde Thiere sind / wie sie auch in den beydē Oertern in Propheten Jes. unter andere wilde Thiere / als Rohrdommel / Eulen / Straussen / etc. gezehlet werden. Deut. 32. aber wird nicht gelesen Sair, sondern Sedim die Teuffel / denn also lieset man daJisbechu lasedim, das ist sie haben geopffert den Teuffeln / unn heisset Sched eigentlich der Teuffel /wie die so der Hebræischen Sprache kündig schreiben. Solche Satyri, Fauni und Sylvani derer sonderlich die Heydnischen Historien gedencken / sollen unvernünfftige / grausame und wilde Thiere seyn / halb einen Menschen / halb einen Bock oder Ziegen gleich / und im Walde herumb lauffen. Dieselbe ungeheuremonstra und abscheuliche Thiere sind in der Heydenschafft vor Götter gehalten worden: Die / so sie Satyros geheissen unn Faunos sind Götter der Nemorum unnd Lust-Wälder. Die / so sie Sylvanos genant / sind Dii Sylvarum, Götter des Holtzes oder des Waldes gewesen: Dieselben aber so sie Panas geheissen /Götter der Ecker und der Felder. Es sind aber diese an sich selber keine Teuffel oder Geister gewesen / sondern unvernünfftige Thiere / durch welche der Teuffel sein Werck unn Abgötterey bey [323] den Heyden getrieben und ohne Zweiffel durch sie geredet / und auf ihre Frage geantwortet. Solches Satyri und Abgottes der Heyden gedencket auch Hieronymus in der Beschreibung des Lebens Pauli des Einsiedelers / und schreibet / daß wie Anthonius zu Paulo dem Einsiedeler gereiset / habe er im Walde ein kleines Menschlein gesehen / mit einer spitzigen Nasen und Hörnern an der Stirn / das ander Theil aber des Leibes sey einerZiegen gleich gewesen / habe auch Füsse gehabt /wie eine Ziege. Dasselbe hat auch reden können /denn wie der Antonius gefraget / wer er wäre / hat es geantwortet / er wäre eine sterbliche Creatur und einer von denen / welche die Heyden vor ihre Götter hielten / und Faunos, Satyros und Incubos heissen. Damit aber dieses nicht möchte vor unwahr gehalten werden / so schreibet er daß es fast aller Welt bekant / daß zum Zelten Constantini so ein monstrum lebendig gen Alexandria gebracht worden / und den Leuten ein groß Spectakel gewesen / hernach ist desselben Todten Cörper gen Antiochia daß er vom Käyser gesehen würde / gebracht und daß er in der Hitze nicht verdürbe / ist er eingesaltzen und also dahin bracht worden. Daß nun aber in der Hebræischen Sprache die Teuffel mit Namen wie die Monstra genennet werden / ist die Ursache daß die [324] Teuffel derselbē vor Götter an ihre stete ehren lassen / unn durch dieselbe schreckliche Abgötterey bestetiget Reuchl. l. 2. Rudm. Hebr. ex R. Mose Gernudensi & R. Abrah. Darnach ist diese Ursache / weil die Teuffel in solcher Gestalt erschienen /grausam unn rauch / also daß diselben so sie gesehē auch müssen rauch und ungestalt werden / indem ihnen vor Angst die Haar zu Berge gestanden. Unn weil nun die Heyden solche für Feldgötter gehaltē /werden sie in Gottes Wort Feldteufel geheissen oder Feldgötter / nicht daß es an ihm selber so sey / sondern weil solche Satyri und Monstra von den Heyden durch des Teuffels eingeben / dafür gehalten. Also haben auch die Heyden sonderbahre Götter und Göttinnen gehabt / so in den Wassern gewohnet / daß es aber in der Warheit sich also solte verhaltē haben / da ist die Frage von. Und ist gewiß daß es nur Ludibria und Betrug des Teuffels gewesen / damit er das Heydenisch unverständige Volck in Irrthum geführet / und seines Gefallens betrogen / auch oftmals erschrecket unn geängstet. Sonsten wird auch von vielen Scribenten gedacht der Tritonum und Nereidū, welche Nymphæ maris Meer-Jungfrauen genant werden / unn sollen dieselben einem Menschē gar ähnlich seyn / auch soll man an etlichen Orten derselben Geschrey hören; Es gedencket deren Scal. Exer. 226. f. 12. unn schreibet [325] unter andern / daß ihm ein glaubwürdiger erzehlet / daß wie er auf dem Meer gesiegelt / so ein Hommo marinus, auf dem Anckerstricke zu ihm in das Schif gangen; Auch habe er zu Parma selbst so einen gesehen. Daß aber dieselben sollten Teuffel seyn / so in den Wasser wohnen / ist nichts: Sondern es sind rechte Natürliche Creaturen / Fische / so nur eine äuserliche Gleichheit mit dem Menschen haben / und mit desselben Cörper oder Leibe. Wie denn weiter alsoScaliger schreibet / daß in Scythia solche Fische gefangen werden / welche einen Menschen gar gleich seyn sollen. Cæterum spricht er / illos neutiquam tutos fecit similitude, quò minus ab accolis esitentur. Das ist / diese Gleichheit macht sich nicht sicher / daß sie von den Einwohnern nicht solten gegessen werden. Wie er dieses über Tische erzehlet / haben die so mit ihm über Tische gesessen / einem Abscheu gehabet / und dieselben so solche gegessen / vor Anthropophages unn Menschenfresser gehalten. Ego verò, spricht er; Ich beweise aber / daß ihre Meynung gottloß wäre / daß sie meyneten / daß etwas Menschliches an ihnen wäre. Denn die äuserliche Gleichheit / macht nicht daß sie Menschen seyn / sondern die Seele und der Verstand der Menschen / und scheidet ihn von allen unvernünfftigen Creaturen. Weilen nun solches die Nereides [326] und Menschen des Meers / wie sie gemeiniglich geheissen werden / nicht haben / können sie keine Menschen seyn / ob sie schon was dem Leibe anbetrifft / dem Menschen gleich sind. Sonsten schreiben andere Scribenten, daß solch ein Homo marinus in Meer gefangen / welcher hat pflegen aus dem Meer zu gehen / und die Weiber so am Ufer des Meers gangen / zu rauben / dieser ist gar einem Menschen gleich gewesen / und weil er keine Speise zu sich nehmen wollē / ist er hungers gestorben: weiter schreibet man von einen solchen Menschen / welcher stets in Wasser gelebet / und wann er aus dem Wasser kommen / hat er kaum Athem holen können. Dieser ist getaufft / und in der Tauffe Nicolaus, von den Einwohnern aber Colapiscis genant worden. Ist offt den Leuten im Meer so da gesiegelt / begegnet. Von diesen aber ist zuhalten / daß es rechte Natürliche Menschen gewesen / so von Jugend auf sich zu solchen schwimmen begeben / daß sie also des Wassers gewohnet / ausser dem Wasser nicht leben können. Dieses letzten Exempels gedencket auch Scaliger Exercit. 262. und zeiget die Ursache an / wie und durch was Mittel er im Meer hat leben und Athem holen können. Sind also dieselben auch keine Geister oder Teuffel so im Meer und Wassern wohnen. Und ist dasselbe an sich offenbahr / daß [327] die Geister in keinem Wasser ihre Wohnungen / auch nicht an andern Orten haben / wo es aber geschicht / daß er sich mit seinen Gespenst sehen lässet / so geschichts die Menschen zu schrecken / und in ihrer Superstition und Aberglauben zu stärcken. Darumb muß man den Geistern nichts leibliches zumässen / weil sie keine leibliche sondern Geistliche Creaturen sind / und alles nur ein Betrug ist / was auch offt Zauberer und Zauberinnen vorgeben. Denn ob sie schon dem Teuffel sich ergeben / so giebet er sich doch ihnen nicht also zu erkennen nach seinem Wesen; Sondern betreugt sie nur /als wäre alles leiblich an ihm / da es doch nicht ist. Wie sich denn etliche Zauberinnen rühmen sollen es sey der Satan ihr Liebhaber / er erscheine in dieser oder jenen Gestalt / habe einen besondern Namen /bey welchen mann er geruffen / erscheine. Solche Spiritus Familiares und gebannete oder gezwungene Teuffel haben auch / wie Lyra schreibet / die Jüden gehabt derer der eine Benthamaleon, der ander Josepheda geheissen / wie von denselben / unn was sie vor Hülffe den Jüden geleistet / beym Lyra kan gelesen werdē. Supr. c. 34. Es. ex Talm. l. Metula. Sonderlich gedencket des Benthamaleons P. Galatinus, de Arcan. Cahtol. veri libr. 11. c. 13. und beschreibet weitläufftig die geleistete Hülffe und dem Dienst so er den Jüden [328] bezeiget / wie solches nach der Lenge beym gemeldten Galatino zu lesen. Aber von solchen Namen weiß die H. Schrifft nichts. Darum es billig vor einem Betrug zu halten / was sie betrieglich von ihren Namen und Wesen vorgebē / und ist nichts anders von ihnen zu halten / als uns GOttes Wort offenbahret / nemlich daß sie Geister / und nichts leibliches an ihnen sey / damit man auch nicht von ihnen verführet werde. Bißhieher jener: Dazu noch kan gesetzet werden Manlius in Collectan. p.m. 31. 32. Ich wolte nicht glauben / daß Satyri wären / wenn ichs nicht durch die Erfahrung erlernet hätte. Wie der Sylla außn Methridatischen Krieg wieder nach Rom zog / wegen Marium, welcher die vornehmsten und besten Römer ümgebracht hatte; Da ist unterweges zu ihm ein Satyrus von zimlich Menschlicher Gestalt gebracht worden / unnd wie man ihm zu reden befohlen / hat er kaum ein Gemurmel von sich gegeben / welches kein Mensch verstehen können. Ich halte aber dafür / daß dieses Gespänst der böse Feind gewesen sey: Denn er hat bedeutet / was der Sylla für Bürger zu Rom finden würde. Also sagen sie noch jetzo / daß ein König vor wenig Jahren / zweene Satyros, oder gantz Behaarte Menschen / mit sich herumm gefähret habe / [329] so uns Menschē gantz ehnlich gewesen / ohne daß sie sonsten gantz abscheulich gelassen / und einen tunckelen Thon von sich haben verlauten lassen / welches man aber nicht verstehen können. Diese haben zweiffels ohne was angedeutet. So lieset man auch / in der Geschichte des Ambrosii, daß ihme Satyri erschienen seyn: Aber das sind zweiffels ohne Teuffel gewesen. Ich muß allhier vorbringen / was mir eine alte Fraw aus Salfeld vor ein paar Jahren erzehlete; Nemblich wie es sich vor 30. Jahren bey Salfeld begeben; Daß ein Bauer mit Namen Hans Krepel / auff der Heyde Holtz gehauen / und zwar nach Mittage (da sie es in gemein nicht sonderlich fürnehmen / sondern vielmehr verbleiben lassen: Weil sich das Ungethüm offte alsdenn erreget /) da war ein klein Wild- oder Mooßweibigen zu ihm kommen / und hatte gesaget: Vater /wenn ihr werdet hernach aufhören und Feyerabend machen / oder den letzten Baum umbhauen; So hauet doch ja im Stamm 3. Creutze / es wird euch gut seyn: Unn hiemit war es weggekommen: Jener Bauer aber hatte es für Quackeley geachtet / unn theils das Weibigen für ein Gespenste gehalten / theils das Creutz für vergeblich geschätzet / als welches nichts gutes mit sich bringen möchte. Hat also nach seiner gewöhnlichen Grobheit und Ruchlosigkeit [330] keine 3. Creutze in den letzten Stam gehauen / wie er war gegen den Abend nach Hause gegangen. Des andern Tages / wie er nach Mittage war widergekommen zu hauen; Da war abermahl das Weibigen zu ihn getreten und hatte gesaget; Ach ihr Mann / warumb habt ihr gestern die 3. Creutze nicht hinein gehauen? Es sollte euch und mir geholffen haben. Wir werden sehr offt /und fast ohne Unterlaß des Nachmittags / doch sonderlich des Nachts von den wilden Jägern gejagt / und müssen uns von ihnen zermetzschen lassen / unn haben keine Ruhe / wo wir nicht auf dergleichen behauende Stämme kommen: Denn davon kan er uns nicht bringen / sondern wir sind sicher. Der Bauer soll aus gewohnte Grobheit gesprochen haben: Ho! Was wolte das seyn? Was sollten die Creutze helffen? Ich will keine dir zu Gefallen hinmachen. Hierauf soll das Mooßweibgen über den Kerl her gewesen seyn /und sehr zerdrucket haben; Daß er auch kranck davon geworden: Ob er wohl ein starcker Lümmel gewesen /unnd vorgedachte Frauen sehr wohl bekant gewesen /die es auch von ihme selber gehöret. Drauff soll hernach der Bauer immer gewohnt worden seyn / die vorige Instruction fleissiger zu beobachten: Also / daß er die 3. Creutze niemahlen nachdem unterlassen: Drauff denn ihme auch nichts wiederliches [331] geschehen. Solche Weibergen unnd Männergen sollen allda auf der Heyde oder im Holtze an dunckeln Oertern / unter der Erden / wohnen / und Löcher hinein haben / drinnen sie liegen / und zwar auff grünen Mooß / wie sie denn auch umb und umb mit Mooß sollen bekleidet seyn. Und ist die Sache so gar denen Handwerckern ingemein bekant; Als da man bey Drechslern und andern Künstlern / allerhand gleichgebildete Püpgen feil antrifft. Das jagen aber von den wilden Jägern soll offte geschehen; Doch zu einer Zeit mehr als andern Zeit: Also daß es die herümb wohnenden Leute mit Verwunderung anhören sollen; Da denn einer zu den andern spricht: Nun / der wilde Jäger hat sich ja nechsten wieder zusagt / daß es immer knistert und knastert. Von eben solcher Historien / besihe part. 2. vom Rübenzahl: Da du es bestaden wirst / daß es sich auch fast also auffm Riesen-Gebirge an Schlesien zutragen soll. Voriges Weib gedachte gegen mir auch /daß sich ebenmäßig auch nachfolgendes bey Salfeld soll begeben haben: Nemlich ein ander bekandter Bauer aus Arntschgereyde / nahe bey Salfeld / war auch aufs Gebirge oder ins Holtz hinauf gegangen zu holtzen / so hatte eben der wilde Jäger gejaget / den er zwar nicht gesehen; (Denn von niemanden sol er gesehen [332] werden /) sondern nur / wie auch seine bellende Hunde gehöret hat: Da er denn flugs aus Fürwitzigkeit helffen jagen / und also / wie der Jäger / zu schreyen angefangen; Das seinige also darbey verrichtet / und hernach nach Hause gegangen war. Am folgenden Tage früe / wie er in seinem Pferdestall hatte wollen gehen; Da war für der Thür ein viertel von grünen Wald- oder Mooß-Weibgen / aufgehenckt gewesen: Gleichsamb als ein Theil oder Lohn der Jagt. Hierüber war er erschrocken / unn geschwinde nach Wirbach gelauffen / zum Edelmanne von Watzdorff /und hatte ihme die Sache erzehlet: Der denn gerathen er solle ja umb seiner Wohlfarth Willen / das Fleisch nicht anrühren; Sonsten würde ihn der Jäger hernach anfechten; sondern hengen lassen: Welches er dennn auch gethan: Drauf es von sich selbsten unvermerckt wieder weggekommen / und er ohne Anfechtung geblieben ist. Dieses ist freylich eine wunderliche Sache: Aber zweiffels ohne ein hengerscher Betrug. Man hat ja wol Historien / da unterschidliche Leute gantz rauch über unn über gewesen; aber das ist ein eintzelnes und monstrosisches Thun. Also sprichtZeilerus im Regist. ad rom. 2. Ep. daß Ao. 1630. in der Osterm. zu Leipzig zusehen sey gewest ein Kind von 1. Jahre / welches über den gantzen Leib haaricht / und einen Bart [333] am Maule / auch zum Ohren herauß lange Haare gehabt hat. Im übrigen von den andern Wald-Männern redet Zeilerus mit wenigen also Tom. 2. Epist. 553. p. 879. Oder es seynd andere monstrosische Creaturen / massen denn Plinius gedencket / daß in Indiâ, sonderlich zu seiner Zeit / die Menschen mit den wilden Thieren zugehalten / davon allerhand monstra gebohren worden; Unter welche denn etliche die Sylphes, Satyros, und Faunos ziehen / welche grausame wilde Thier / halb einem Menschen / und halb einem Bock oder Ziegen / gleich seyn sollen / die im Walde herumb gelauffen / und welche die Heyden für Götter und Geister / ob sie wohl keine gewesen / gehalten habē. Die Geistischen aber seynd keine Elementarische natürliche Erdgeister / oder ein sonderbahr Geschlecht der Menschen / wieParacelsus will / sondern der Teuffel selbsten / so in der H. Schrifft Feldteuffel genennet werden.

Harsdörffer im Geschichtsp. c 63 p. 461. etc. Was von den Waldgeistern oder Satyris zu halten sey? Die Neurung und seltene Sachen haben in unserem Verstande und Gedächtniß mehr Raum und Beliebung /als gemeine Händel. Wenn man was neues zu Ohren bringt / so beharret es in fleissigem Nachsinnnen und scheinet / daß sich nicht nur die Poeten / sondern auch die [334] Geschichtschreiber bemühen / was neues und seltzames zu schreiben / daß man von ihnen sagen kan der Spanier Sprichtwort: (de lexos larges mentiras) von ferne kommen die grösten Lügen / und glaubet einer einem guten Freunde zu Gefallen / was er mit Ungemach zu sehen nicht gewillet ist. Was die Poeten von den Syrenen vermeldet / das hat seine Deutung auf die Wollust / wie an einem andern Ort vermeldet worden. Die Centauri, halb Männer / halb Pferde /bedeuten den vernünfftigen und Viehischen Antheil des Menschen / und gleiche Meynung hat es mit denSatyris oder Wald-Geistern. Hiervon redet Lucretius, wenn er saget / daß die Pferdmänner so wenig / als die Geißmänner / in der Natur zu befinden: Denn /saget er / in dem dritten und vierdten Jahre ist ein Pferd bey seinen Kräfften / das Kind aber ist in diesem Alter klein und schwach / und das Pferd ist alt /wenn der Mensch zu seinen vollständigen Kräfften kömpt. Also hat ein Geiß ein gar kurtzes Leben / und gantz ungleiches Wachsthum gegen dem Menschen /und eben dieses konte man auch von den Fischen sagen. Plinius lib. 7. Hist. Nat. erzehlet / daß einHippo Centaurus in Thessaliâ gebohren worden / sey aber eben denselbigen Tag gestorben / und Wunders wegen in König auffgehalten / [335] und von der Verwesung eine Zeit verhalten worden. Der H. Hieronymus schreibet / daß ein solcher Waldgeist zu dem Einsiedler Antonio gekommen / welches Gestalt der böse Geist angekommen / ihn zu versuchen. Also haben die Poeten durch die halben Menschen und halben Böcke / geschwinde / geile / Bäurische und Spöttische Leute bedeuten wollen / welche sich vermittelst des Weines / (denn die Satyri seynd des Bacchi Hoffdiener /) zu allen Lastern angewehnet / und dadurch in ein wildes und Viehisches Leben gerathen: Und dieser Meynung hat auch Plato geschrieben hinterlassen / daß die Seele der Viehisch gesinneten Menschen nach ihrem Ableben in die Thiere fahre / selbe von allen Lastern ab zu schrecken.

Hingegen muß man bedencken / daß man gleich so wohl zu wenig / als zu viel glauben kan / und lässet sich eine Erzehlung nicht gleich mit leichter Hand verwerffen / wenn sie uns nicht glaublich / unnd unserm Verstande gemäß fürkompt. Die Erfahrung übertrifft unsere Ursachen / und treibet unsern Unglauben zurücke / daß man mehrmahls mit den Worten der Unwissenden heraus brechen muß: Ich hätte dieses nicht gemeynt: Ich hätte es nicht geglaubet / wenn ich es nicht gesehen: Nun weiß ich nichts darwieder zu sagen.

[336] Zwey unterschiedliche Samen / können an gebührenden Orte vermischet / eine dritte Zucht hervor bringen / wie wir sehen / daß das Maul-Thier von einem Esel unnd einer Studen erzielet worden. Daß nun ein Geißbock ein geiles Thier / wie auch die Affen / unnd daß solche in Ermanglung der Weibelein sich vermischen / hällt ja Porta für keine unmügliche Sache: Wie man auch Exempel hat / daß die Weiber dergleichen verfluchten Sodomiterey sich gelüsten lassen /unnd mit ihren Mißgeburthen verbrennet werden. Zu deme weiß man / was die Einbildung bey denen Weibern thut / unnd was sie zuweilen an den Thieren ersehen / sonderlich aber die jenigen / welche bey der Viehezucht auferwachsen / daß man auch für ungezweiffelt hält / Romulum und Remum habe eine Wölffin gesäuget. Die Ursache / welche Lucretius anführet / erweiset sich irrig in den Bäumen / wenn man betrachtet / wie ein Geschlechte sich mit dem andern einimpffen lässet / unnd eine dritte Art der Frucht bringet / welche von dem Stammer unnd dem Peltzreiselein gleich genaturet ist. Der Centaurus, welcher dem Antonio begegnet / ist von ihm für keinen bösen Geist gehalten / sondern für einen wilden Menschen angesehen worden / weil [337] er mit ihm seine Sprache geredet / und gefraget / wo der Knecht Gottes in der Wüsten an zu treffen / und zweiffelt auch der H. Hieronymus / ob es ein wilder Mensch oder der Sathan gewesen; Weil er sich für einen sterblichen Menschen dargegeben / und den Einsiedler ersuchet / er solte GOtt für ihn und sein Geschlechte bitten. Plato erzehlet in Conviv. Sap. daß ein Schäffer dem Periander ein Kind / von einer Studen gebohren / gebracht / dessen Haupt / Hals und Hände / dem Menschen / das übrige einem Pferde gleich gewesen. Thales sagte drauff / daß solches Natürlich; Und riethe / daß Periander keine Stallknechte haben sollte / die nicht beweibet wären. Plutarchus schreibet / daß dem Sylla zu Rom ein Satyrus geschicket worden / der schlaffend gefangen worden / welchen Sylla mit Verwahrung wieder an seinen Ort / da er hergekommen / zurücke gesendet. Es ist auch im Plutarcho zu lesen /daß der Hirtengötze Pan, der ein Oberster unter denSatyris, gestorben. Zu Zeiten des Käysers Constantini, ist auch ein Satyrus auf dem Schauplatz zu Alexandria gewiesen worden / und weil er todt war / hat man ihn balsamirt nach Antiocha geschickt. Daß auch die Affen der Weibes-Personen begehren / und sie schwängern / ist ausser allen Zweiffel / mag auch wohl seyn / daß man in einem [338] Lande / da die Affen nicht bekannt gewesen / einen gestorbenen für einen wilden Mann außgegeben / welches von dem gemeinen Mann geglaubt / und von dem Plinio und andern für eine gewisse Geschicht der Nachwelt geschrieben hinterlassen worden. Massen erstgenannter Scribent vermeldet / daß Satyri aus Indien gebracht werden /die sehr geschwinde lauffen / und bald auf einem /bald auf zweyen Füssen einher gehen / und wegen ihrer Geschwindigkeit selten lebendig gefangen wer den.

Besitze auch davon Voëtium in disputat. 752. Vor allen andern Dingen über gehöret hie zum Beschluß her. D. Joh. Scholtz in Tract. von der wunderbaren Haarkranckheit / p. 108. etc. Die Erfindungs- volle Mahlerkunst hat mit ihren sonst sinnreichen Bildungen auch Haarichte wilde Leute auff die dahn gebracht / und selbe an dem gantzen Leib Haarich gemahlet / nur die Spitze der Nasen / fordere Knie / Arsbacken / Fläcke an Händen und Füssen ohne Haar und frey gelassen; Daher es bey dem gemeinen Mann in einen solchen Wahn außgeschlagen / alß solten dergleichen Leute in der Welt befindlich seyn. Und sind auch neben dergleichen Gemählden / so anderer Orten / alß in hiesiger des H. Reichs-Stadt Nürnberg /und dessen alten Rathhauß / [339] zwey dergleichen Haupter gantz rein und schön in Stein gehauen zu sehen: Deren unterstes oben ist dem Bogen der Rathhauß-Thür zum Schnecken / so des hochlöblichen Landpfleg Amptstuben von untenher berühret; Das andere zur rechten höher hinauff zum Eckstein / neben der geheimen Cantzeley / so gewiß ohne sondere Bedeutnüß man nicht wohl wird dahin gesetzet haben. Daß aber solche Muthmassung bey vielen vor eine Fabel mehr / als eine warhaffte Geschicht / und / wie schon erinnert worden / einem Mahler-Gedicht ähnlicher /schliessen wir daher / weil die jenige Autores, so die Weltkugel / mit ihren darauff bekannten Königreichen / Fürstenthumen / Ländern und Städten: Bergen und Thälern / Feldern und Waldern; Meeren und Wässern / Völckern und Inwohnern / sampt dero Sprachen /Sitten / Kleidungen / und was noch anders mehr ist /auff das genaueste und fleissigste beschrieben; Sothaner Leute aber fast ohne sonderbahre Bemerckung / oder ja gar wenig gedacht: Da sie doch der wildesten Völcker / als der Amazenum, Canibalū, der Americaner / und noch anderer mehr / so gantz unbekleidet daher gehen / und doch nicht haarich / ja ihnen solche ungestalte Haare viel lieber außrauffen / als denen es eine Schande zu seyn dauchte / als verwildet einher so zugehen / [340] fleissig gedacht. Pomponius Mela zwar gedencket der am Leibe gantz haarichten Leute in Caramaniâ im seinem 3. Buch am 43. Cap. So sind auch dem Solino die wild-haarige Leute nicht ungereymt zu glauben / deren Auffenthalt und Wohnunge mit Plinio, lib. 7. c. 2. und Aulo Gellio, lib. 9. c. 4.er in Indien setzet. Was Joh. Plancarpio der Minorit in seiner Reiß / in die Tartarey im Jahr Christi 1245. vor wilde haariche Leute angetroffen / das mag der günstige Leser selbst suchen / in seinem Buch von den Tartarischen Geschichten / am 6. Cap. Wie auchOdoricum bey dem Majolo, Colloq. 2. Dergleichen wilde haariche Leute / so Menschen-Fresser seyn / bezeuget auch Antonius Pigasetta; Nicht minder Ulysses Aldrovandus, in seiner Histori von denen Mißgeburten / daß zu seiner Zeit zu Bononien in Welschland sich habe sehen lassen ein Mägdlein / ungefehr von acht Jahren / aus den Canarischen Insuln bürtig /so von einem wilden Haarichen Vater / einem 40. Jährigen Manne / alldorten sey erzeuget worden /neben einer noch andern Tochter / so 12. Jahr alt /unn einem Sohn / der 20. Jahr seines Alters / alle gleich haarich. Unter diese haariche verwildete Leute zehlet erstgedachter Aldrovandus die Völcker / welche man Cinnamios nennet / auch von ihren nechst angelegenē Völckern [341] in der Barbarey / wegen Länge der Haare am Leib und Bart / wilde Leute benahmset werden. Vor erinnertem Mahlerischen Sinnen zum besten / und daß solches mehr der Warheit ähnlich / als ein Poetischen Fabel oder Gedicht gemäß / will ich zwo fast seltene / und seltzame Historien erzehlen /deren eine Wilhelmus Johnsius ein Engeländer / in seinem Lexico Chymico fol. m. 144. 145. zu Londen Anno 1657. gedruckt / Anregung thut / wie nehmlich vor wenig Jahren / in der Gegend des Ertzbistuhms Saltzburg es sich zugetragen / daß an den Gräntzen selbiges Ertzstifftes / gegen Kärndten / von den Jägern ein ungeheuer Wild angetroffen worden / auff welches sie ihre Windspür angehen lassen / die sich zwar allerdings willig erzeigt / das Wild aber keines weges angreiffen wollen / da solches die Jägermeister gesehen / hatten sie solches umbgestellet / und endlich gefangen ihrem damahls regierendem Ertzbischoff gelieffert / welcher es mit nicht wenigerm verwundern wohl betrachtet / daß es eines Menschen Angesicht und gantz glatt habe / so dann ingleichen an Händen und Füssen nicht Haarich / der übrige gantze Leib aber wäre / wie andere unvernünfftige und wilde Thiere / aller Orten rauch und Wollicht gewesen; Daß es also mehr einem Wild / als vernünfftigen Menschen [342] gleichete. Gieng / so zu reden / sehr niederträchtig / auf allen vieren / fast wie die Schweine pflegen. Man versuchte solch Wild / ob es auch / da man ihm Speiß vorsetzete / etwas kosten würde / die rührete es nicht einmahl an. Sie wolten weiter erfahren /ob auch aus solchem monstro oder Ungeheuer einiges Wort oder Rede / wie von vernünfftigen Menschen zu bringen wäre / und weiln vor sich selbst es dergleichen Anzeig nicht vermercken lassen wolten / als versuchten sie selbiges mit unterschiedlichen Schlägen /stichen / brennen und andern dergleichen quälen / es war alles umbsonst / und vergeblich; Weil es weder eines Menschenrede / noch viel weniger eines wildes /oder andern Thieres Stimme von sich hören liesse: Worauff sie selbiges zwar weiter ungeplagt ferner auffbehielten: Greulich und abscheulich genug war der Anblick dieses Ungeheuers / als dessen alle und jede ungewohnt / und dergleichen selbiger Enden weder von Menschen augen gesehen / oder ergriffen worden. Es scheuete das Licht überaus / wollte auch der Gegenwart der Leute immerzu entfliehen / und suchte allenthalben und in allen Winckeln sich zu verstecken; Weiln es ihm aber unmöglich / und also der Gemeinschafft der Leute / des hellen Lichts / und selbiger Speiß und Lufft ungewohnet / als starb solcher[343] am dritten Tage / nach dem er gefangen eingebracht worden / wie es gemeiniglich bey solchen ungeheurem Wild und ungewöhnlichen / ja abscheulichen monstris zu geschehen pflegt; Als denen ihr einsamer Wald und düstere Wildnüß viel genehmer und Natürlicher / die abscheuliche Hölen und unwegsame Erdklüfften viel lieber / als die freye Lufft / die schöne beidere Tages-Sonne / und die anmuthige Gesellschafft der Menschen; Denn auch den Mensch vor allen andern Creaturen diese Guade von seinem Schöpffer hat / wie auch derer ein ieder vernünfftiger brauchen wird / daß er sich zu seines gleichen geselle. Wil also dieses abscheuliche haariche oder wolligemonstrum noch zweiffelhafftig machen / ob nicht auch dergleichen wilde verdusterte Leute noch mehr zu finden und zu glauben / daß auch eine solche Art der Leute ferner anzutreffen / die Felsen und Klüfte /Wald und Gründe mehr gewohnet / ohne Stimme /Red oder Sprach / ohne alles Sinnen und Vernunfft /gantz verwildet und Viehischer Art dahin lebten / daß sie auch der vernünfftigen Menschen Gesellschafft /und freyen Lufft ungewohnend / ehe den Todt leyden müsten: Welches ja ohne sonders grausen nicht nur zu erfahren / und zu lesen / noch abscheulicher aber anzusehen einiger vernünfftigen Creatur vorkommen[344] sollte / ja wohl gar unglaublich wo nicht eines noch andern abscheulichen Ungeheuers / die Anno 1660. von der Herbstmeß zu Franckfurt / biß zu 1661. umb Ostern gehaltene Frülings-Meß / in offendlichen Druck gegebene Relatio Historica, nicht geringen Glauben zustellete; Wenn selbe unter andern Begebnüssen des Monats Octobris, des verwichenen Jahrs folgender Gestalt glaubwürdig berichtet. Zu Cloone in Irrland / wahr zu der Zeit ein gantz raucher wilder Mann in selbigen Walde kommen / ungekleidet / unnd über den gantzen Leib rauch / wie ein wildes Thier /hatte auch nur ein klein rundes Mützgen auff dem Kopffe. Die von Adel unnd Bauren in selbiger Gegend / hatten ihn endlich mit Englischen Doggen unnd Jagthunden gejagt / besetzen ihn auch in einem grossen Morast bey Cloone Tibrid / da er nirgend durchkommen kunte / und man ihn also durch Hunger zu zwingen vermeynt / daß er sich sollte fangen lassen / oder sterben. Inzwischen waren die Landsassen dieses wilden Mannes halben in grossen Furchten / weil er ehe der wilden Thiere / als der vernünfftigen Menschen schonete. Anno 1526. war ein dergleichen bärtiger Meermann / mit langē dicken Haaren / gleich wie Borsten / so etliche Jahr [345] ausser dem Wasser gantz stumm lebte / endlich aber an der Pest sturbe. Dergleichen Haarichen Bäurischen Mann beschreibt Ausonius, der wegen seiner harten Haare gar abscheulich anzusehen gewest / fast wie ein Meer-Igel. Das Ungeheuer der Welt Caligula wird auch von den Historischreibern Haaricht beschrieben: Der erzürnete sich sehr hefftig darob / wenn iemand eine Geiß nur nennete / so gar / daß sich auch solcher einer Lebens-Gefahr zu besorgen hatte / Ursach / weiln auch diese gleich so wohl als er rauch wären. Idem p. 124. Wie denn solcher zotichten Gestalt Personen gesehen und gekant zu haben sich gerühmet Felix Platerus. Der erzehlet eine sonderbahre Histori von einem Manne /der am gantzen Leibe über unnd über sehr Haaricht zu Pariß in Franckreich gelebt / der sey eben darumb /dem damahligen regierendem König Henrico, dem andern dieses Namens / sehr lieb gewest / weßwegen er sich auch an dessen Hofe stetigs auffgehalten: Der hatte / außgenommen / was die Augen betraffe / umb welcher geringen Raum die glatte Haut zu sehen / so wohl auch am gantzen Leib / als im Angesicht / so lange die Haare / daß / da er recht sehen wollen / allzeit die Haare seiner Augenbraun und Stirn über sich drucken müssen. Es wurde ihm aber auch ein solches rauches [346] Weib zugesellet / und zur Ehe gegeben / von welcher er auch dergleichen rauche Kinder erzeuget /so ebenmässig gantz haarich. Diese wurden nach Verfliessung etlicher Zeit / mit ihrer Mutter / den Hertzogen von Parma in Flandern zugeschickt; Nemblich ein Knab von neun Jahren / und eine Tochter von sieben Jahren / die führete man hernach / den Weg nach Welschland zu reisen / durch Basel / allwo sie gedachter Platerus im Jahr Christi 1583. gesehen / undcontrafeyen / oder abmahlen lassen. Diese beyde Kinder waren im Angesichte auch gantz rauch / der Knab aber mehr / denn das Mägdlein: Am Rücken hatten sie alle beyde sehr lange und dicke Haare / den Borsten nicht ungleich. So schreibet Marcus Damascenus von einer Frauen zum H. Berg genannt / in der Pisaner Gebieth wohnhafft / die eine Tochter gebahr /so über und über haarig gewesen; Die Haare aber waren den Camelhaaren nicht ungleich: Ursach solcher Geburt war / daß selbiger Mutter in ihrem Bette abgemahlet stehen hatte das Bild S. Johannis des Täuffers / mit einer Cameel-Haut bekleidet / so ihr fort und fort vor den Augen und Angesichte stunde /die sie ihr nachfolgende Zeit so tieff und starck eingebildet. Matthæus Villanus lib. 5. Histor. cap. 52. und mit ihm Nicolaus Montagnana; Sind beyde [347] der Meynung / es sey dieses Mägdlein die jenige Person gewesen / so nachmahls Käysers Caroli, des vierden dieses Namens / Gemahlin verehret worden / und im sieben den Jahr ihres Alters über und über mit einer rothfärbigen zoteichten Wolle / wie andere Thiere bekleidet /zu sehen gewest / denn die Einbildungs-Krafft bey dem Frauenvolck so viel vermag / daß sie ihnen die zur Zeit der Empfängniß und Bildung tieff-gefaste Gesichte / und Einbildungen fort und fort zu Gemüthe ziehen. Denn weil selbige vor ihren Männern Lust-begierig und schertzhafft / mit ihren Augen / alles / was ihnen zu Handen stosset / zu begaffen pflegen; Geschicht es gar leichtlich / daß die natürliche Bildungskrafft / so im formen und bilden des Kindes geschäfftig im Mutterleibe / alle ihre Gedancken dahin richtet / wie sie die zu Gesichte gebrachte Figuren nachbilde / der natürlichen Eltern Gestalt aber dabey vergesse. Dergleichen Exempel hat sich unter der Regierung Pabsts Martini, des vierdten dieses Namens / begeben / da eine von hohem Stande vornehme Matron einem Knaben gebohren / der gantz zotticht / wie ein Beer anzusehen / auch solche Beerenklauen gehabt / worüber Pabst Martinus bewogen worden / alle / an seinem Päbstlichen Pallast / angemahlte Beeren-Bilder[348] ausstreichen zu lassen / zum Anzeig / daß solche Beeren-Gesichte dieser ersehenen Frucht einige Ursach wären: Wie Lycosthenes, in seinem Buch von den Wunderzeichen und unnatürlichen Begebnüssen des 1282ten Jahrs nach Christi Geburt erzehlet / etc. Idem pag. 132. Die Vulgata der Heil. Schrifft gedencket auch der Pilosorum, welche von etlichen vor Satyri wollen gehalten werden / und die jüngst Anno 1662. publicirte Physica curiosa, unserm Scopo ziemlich ähnlich / unter die Mirabilia Hominum rechnet: Deren wird aber absonderlich gedacht im 13. Capittel der Weissagung Jesaiæ / wieder die Zerstörung der großmüthigen Stadt Babel / so durch der Meder unnd Perser Macht sollte zu Grunde und Boden gestürtzet werden. Die Lateinische Wort lauten in unserer Muttersprache also / daß man es gegeben hat durch Ohim und Zihim. Auch werden Pilosi von eben gemeldtem Propheten Feld-Teuffel genennet: Denn da abermahl in dessen vier und dreissigsten Capittel stehet / daß in der Heyden Pallästen / als damahligen Feinden der Kirchen Gottes / unnd nach der endlichen Vertilgung alles wüst unnd od liegen sollen / der Prophet GOttes vorher verkündiget / daß / nach der Vulgatâ, occurrent dæmonia Onocentauris, [349] & pilosus clamabit, alter & alterum, etc. Das giebt die Teutsche Bibel also: Da werden unter einander lauffen / Marder und Geyre / und ein Feldteuffel wird dem andern begegnen. Nun sind die Außläger hierüber unterschiedlicher Meynung / und will ie einer vor dem andern es besser geben / weiln sie aber selbst nicht gleiches Sinnes /als fallen etliche der Gelehrten dem vornehmen Jesuiten Joh. Euseb. Nieremberg bey / welcher durch diesePilosos eigendlich nicht Feldteuffel / Ohim oder Zihim verstehet / sondern die hüpffende Satyros meynet. Jetzt eben fellet mir bey der betrieglichen Frauen scharffsinnig außgedachten Weiberlist inne / welche die sonst fromme und Gottsfürchtige Rebecca mit Jacob ihrem kleinern Sohne / wieder ihrem Erstgebohrnen / dem Esau / begangen / daß sie seine Hände mit einem rauhen Felle überzogen / etc. Gen. 27. v. 27. etc. Aus welchem allen wohl abzunehmen / daß Esau der Wald- und Weltling / wie ihn der hochgelehrte Meyfartus an einem Orte nennet / weil ihn sein Vater an denen Härichten Händen erkennet / auch an übrigem Leibe ziemlich rauch müsse gewesen seyn /so ohne Zweiffel auch von grober Speise / deren diese Wald- und Welt-Leute geniessen / herkommen; Massen solches das rothe Linsen-Gerüchte bezeuget /warumb er dem Jacob [350] seine erste Geburth verkauffet.Genes. 25. v. 32. etc.

Es erzehlet Hippocrates von der Phaetusâ, desPyrrhi Eheweibe / daß / nachdem sie eine Zeitlang in einer fruchtbahren Ehe gelebet / und ihre Monatliche Blume endlich hinterblieben / sey ihr nicht nur der Bart gewachsen / sondern auch am gantzen Leibe haarig / und mehr einem Manne gleich / als einem Weibe ähnlich worden. Fast auff dergleichen Schlag wurdeNamysia des Corripi in Thasô Eheweib / davon Hippocrates part 8. 6. Epidem. Aphoris. 45. etc. zu sehen / haarig befunden. Hieher gehöret auch die Histori von jener Wittib / die Alexander Benedictus, lib. 26. Curat. Morb. c. 4. auffgezeichnet. Die verhält sich also: Ein einiges und ziemlich schrinbares Exempel können wir hiran fügen / von einer Wittib: Denn als wir im Griechenland waren / bekame ich Kundschafft / wie gedachtes Weib vor dieser Zeit empfangen hätte; Weiln sie sich aber ihres Mannes eine geraume Zeit geäussert / und ihre gewöhnliche allbereit verlohren / habe sie sich nach und nach zu verändern angefangen: Also / daß / nachdeme ihr ein Bart gewachsen / und sie die Stimme verändert / man selbe ehe vor ein Manns- als Weibsperson gehalten. Lieber / weil wir mit dieser Histori [351] umbgehen / so last uns folgende Wort gar heran setzen / dürffen vielleicht bey unserer Handlung noch in etwas dienlich seyn. Gedachter Alexander fähret fort und spricht: Auß diesem Zustand entspringen allerhand unnatürliche Entleerungen des Geblüts / Schwindsucht / Freischel /neben noch andern Haupt- und Hirn-Kranckheiten: It. Wassersucht und Gliderbeschwerden / etc. Joh. Riolanus l. 6. Anthropogr. c. 52. f. 588. Edit. Paris. in 4. im Jahr Christi 1626. gedencket einer Jungfr. die sich zu Grätz in der Steyermarck / im Ertz-Hertzöglichen Oesterreichischen Frauen-Zimmer auffgehalten /welche von Kindes-Bein an / und also noch länge vorher / ehe sie ihre gewöhnliche Entleerung der Weiblichen Monats-Blume bekommen / einen ziemlichen langen Bart / gleich einem Manne / gehabt.

Es erwehnet J. C. Scaliger de Subtil. ad Card. Exerc. 115. num 2 fol. 427. von einem Spanischen Knaben / der aus India gebracht worden / (andere wollen / dieser Knabe sey von Indianischen Eltern in Hispanien erzeuget worden /) so über und über mit weissen Haaren bedecket war / auch deßwegen von den Frantzosen Barbet benahmset worden / so bey denen in Flandern ein zottichten Hund / oder wie sie es nach ihrer Landes Sprache außreden / einen Waaterhund / oder / wie es [352] unsere Hochteutsche teutschen / einen zottichten Wasserhund bedeutet. So hat auch König Heinrich in Franckreich zu Pariß einen solchen Haarichten Menschen studieren lassen / und ihme seine eigene Præceptores gehalten / wie Bosch, Disp. de Concord. Med. & Phys. Th. 41. meldet / auch hatRealdus Columbus lib. 13. de tegentibus fabricam humani corporis, cap. 2. de pilis fol. 470. einen dergleichen Haarichten Menschen gesehen; Wie nicht minder eine Klosterfraw / oder Nonne / die über den gantzen Leib Haare gehabt.

Sehr nachdencklich ists weiter / was M. Johann Christianus Hagenauer hat / in seiner Pract. 1666. von der Stadt Goßlar An- und Fortgange / im Jahr Christi / 1240. haben sich auf dem Hartz zween Satyri oder wilde Menschen fangen lassen / mit langen Schwäntzen / das Weiblein ward unter der Jagt gestochen / daß es starb: Das Männlein aber blieb lebendig / ward zahm gemacht / ging aufgerichtet / lernete reden / schrie oder offte wie eine Rehe oder Ziege /hatte keine Vernunfft schämete sich auch nicht / in Brunst riß es offte Frauen ernieder / Herold. fol. 496. Dahero ohn Zweiffel das Bergstädtlein Wildmann /woselbst es vielleicht gefangen: Item die Wildenmänner Thaler ihre Namen bekommen [353] haben vor vierhundert Jahren. (Und diese oder dergleichen Historien mögen freylich denen Heyden Anlaß gegeben haben / zu solchen Reden / die sie von ihren Satyris schwatzen. In übrigen gedencket solcher auch Bochartus in Geograph. Sacr. in Canaan. l. 1. c. 38. p. 483. Daß nehmlich die Satyri heissen sollen vomHebr. Sair, welches nicht alleine einen Bock / sondern auch einen Henger in Bocksgestalt bedeutet: Weil sich der Teuffel in dergleichen Form zum Zeiten erzeiget: Weiter / daß die Cobali oder Koboldte heissammen sollen von Chabel, das ist / eine Rencke /Betrug / List. PAN, der nicht minder / mit denen Cobalis, und Faunis, einer aus denen Gefehrten Bacchi gewesen / soll daher ins Geschrei gekommen seyn /daß er Panicos terrores erwecke / oder denen Menschen eine heimliche Furcht einjage / weil Phan auf Hebr. heisset / er ist bestürtzt und erschrocken. Psalm 88. v. 16. Faunus soll eben davon herrühren vonPhun. Daher Ovid. in Phædrâ: Faunique bicornes Numine contactas attonuêre suô. Vide Dionys. Halycarnass: de Faunâ. Besiehe auch Buxtorff in Lexic. p. m. 836. von dranen Satyris oder Feld-Teuffeln. In der Affen theurl. Geschicht-Kletterung Pantag. nennet die Sylenos, Seullänen / oder Sau-lenen. Satyros, gehalbirte Menschen / Geißmänner: Harpien / [354] desJupiters Vogelhund / forne schön und lieb / gestalt als Frauen: Und hinten hön und dieb / mit Klauen.Confer Plin. l. 7. hist. & Natal. Comit. l. 5. mythol. c. 7. ex Pausan. Atticis. Johann. Gorop. Beean: in Hermath. l. 5. fol. 102. Warumb die Satyri lange Ohren haben? D. Joh. Meisner: in disp. de Apparit. Dæmon. §. 6. c. 2. Woher sie heissen / onoscelides, asinipedes, ægypanes, capripedes, ex R. Abrah. in Gen. apud Camerar in hor. succ. centur. 1. c. 71.

22. Von Zwergen
XXII. Von Zwergen.

Es erzehlet Andreas Thevetus in seiner Cosmographiâ orientis, cap. 40. p. 143. daß er zu Cayr inÆgypten 5. über die massen kleine Zwerglein gesehen habe / welche durch die Stadt gewandert ihrer Handlung nach. Sie gingen mit kurtzen Schritten / jedoch gar erbar / und wurden von 2. Janitscharen begleiten. Sie waren gekleidet nach der Art des Landes. Das gantze Volck versamlete sich in den Strassen sie zu sehen / und verwunderten sich ihrer Bescheidenheit und Freundligkeit / also / daß die Türcken und Mohren ein sonderlich Gefallen hatten / an ihrer fremden kleinen Gestalt. Wenn sie in Ægypten kommen mit den Indianern / ist es zu verwundern / [355] wie sie ein Hauffen kleine Wahren mitbringen / welche sie außwechseln umb andere Wahren der Orts und fürnehmlich ümb Corallen.

2. Marcus Anton. der Römer / hatte einen Zwerg von 2. Spannen / mit Namen Sisyphus, war ein Mensch fürtrefflichen Verstandes. Grundmann in Geschicht-Schule / p. 402.

3. Churfürst Johann. Sigism. zu Brandenburg hatte einen Zwerg an seinem Hofe / mit Namen Just Bertram, war eines Braunschweigischen Bauren Sohn / an der Grösse nicht länger als 2. Werckschuh / war sehr schön / ohne daß er etliche Runtzeln im Gesichte hatte: Die Glieder des Leibes waren gar förmlich und wohlgestalt / (welches doch bey solchen Zwergen seltzam /) hatte ein aufgemuntertes Gemüth und guten Verstand / feine höffliche Sitten / und war bey 15. Jahren damahls alt / als ihn ein Pferd / dergleichen er sonst etliche / so seiner Länge anständig / zu halten und mit denselben wohl umbzugehen wuste / zu Dantzig abgeworffen / darvon er kurtz vor seinem Herrn /dem Churfürsten gestorben ist. Joh. Cernitius in Histor. X. Elect. Brandb.

4. Es meldet Nicephorus, daß in / Ægypten / bey Regierung Käysers Theodosii, ein kleiner Mann / in der Grösse eines Rebhuns gewesen / der [356] mit gutem Verstande begabet / wohl reden und lieblich singen können. Lib. 12. c. 37.

5. Bey Hertzog Wilhelms in Bäyern unnd Fräuleins Renaten aus Lothringen gehaltenem Beylager zu München im Febr. des 1568. Jahrs ist unter andern Schauessen eine Pastete auffgesetzet worden / darinn des Ertzhertzogs Ferdinandi von Oesterreich Zwerglein in einem gantzen wohlgeputztem Kürisse und Rennfahne verborgen war / der über drey Spannen nicht groß gewesen. Als nun solche Postete auff die Fürstl. Brauttaffel gesetzt und eröffnet worden / ist das Zwerglein heraus gesprungen / auff der Taffel ümbgangen / und gesungen auch denen Fürstl. Personen / mit Höffligkeit die Hand gebothen. In solcher Pasteten sind auch biß in 40. wohlbereitete Speisen gewesen. Zeilerus Cent. 3. Ep. 90.

6. Im Jahr Christi 1551. hat man ein kleines Männlein in einem Kefia / worin man sonst die Psittig pflegt ein zu schliessen / zur Schau herumb geführet /welches nur eines Ellenbogens lang gewesen. Cardanus de Sutil l. 11.

7. D. Laurenberg in Acerr. Philol. Cent. 2. c. 52.pag. 115. Welche Freyheit die Poeten / unnd sonderlich die Griechischen / im dichten und lügen gehabt /will ich auch für Augen stellen in Exempeln etlicher magerer Leute / deren in den [357] Griechischen Epigrammatibus gedacht wird. 14. Der erste wird allda Hermon, ist so leicht und daheneben so künstlich gewesen / daß er mit seinen gantzen Leibe hat springen können durch ein Nehenadels Auge / dadurch man den Faden zu ziehen pfleget. 2. Der ander Demas, ging zum Spinnengeweh / daß in der Lufft hieng /sprang nicht allein behende hinauff / sondern tantzte auch darauff gar künstlich / so lange biß die Spinne kam / und ihm einen Faden an den Halß span / dadurch sie ihn in die Lufft zoge / die Kehle zuschnürte / und also den guten Kerl Demas erhenckte und tödtete. 3. Der dritte Sosipator, war so kneulicht und subtil, daß er konte von keinem Menschen gesehen werden / weil er anders nichts war als Geist und Othem. 4. Nun folget einer genant Marculus, der so klein /daß er mit seinem Kopff hat durchlöchern und durchbohren können ein Sonnensteubigen / und mit dem gantzen Leibe dadurch gehen. 5. Cajus ist so leicht gewesen / daß er ist gezwungen zu machen lassen bleyerne Sohlen unter die Schuhe. Denn er ward sonst vom Winde weggenommen / und zerstreuet wie Stoppeln. 6. Ferner / der Archestratus war so leicht / daß /da er von den Feinden ward gefangen weggeführet /und auff eine Wage gelegt / seine Schwere und Gewicht befunden [358] worden ohngefehr als ein halb Gersten-Korn. 7. Menestratus pflag auff einer Ameise zu reiten / wie auff einem Pferde; Es trug sich aber zu /daß er von der Ameise ward abgeworffen / unnd von ihr mit einem Fusse zu tode geschlagen. 8. Proculus wolte einmahl Feuer auffblasen / und flohe zugleich mit dem Rauch zum Schorstein hinaus. 9. Artemidorus lag einmahl bey Demetrio der da schlieff / und daDemetrius etwas starck Othem holete im Schlaff /warff er den Artemidorum mit dem Othem zum Fenster nauß. 10. Cheræmon war so kneulich / daß er nicht dürffte den Leuten zu nahe gehen / auff daß er nicht von ihnen mit der Lufft in die Nase würde gezogen / wenn sie Othen holeten.

Jetzt folget das Urtheil hiervon / wie es Sperlingius vorbringet / lib. 1. p. 257. etc. Aristoteles de hist. Animal. l. 8. c. 12. spricht: Es kommen aus denen Tartarischen Feldern in Egypten an die Sümpffe / da der Fluß Nilus hervor kömpt / viel Kraniche / da diePygmæi oder Zwerge mit ihnen streiten sollen. Denn solches ist kein Gedichte; Sondern es giebt warlich solche kleine Menschen unnd Pferdelein / wie man saget / und solche wohnen in den Hölen der Erden /daher sie Troglodiitæ genennet werden / das ist /Lochkriecher. Plinius saget so viel lib. 7. c. 2. über[359] diese / in denen äussersten Theilen des Gebirges / sollen Zwerge wohnen / in der Länge von drey Spannen /in einer gesunden Lufft / da es gleichsamb immer Früling ist / unnd zwar auff Bergen / so Norden entgegen liegen. Von diesen hat Homerus vorgegeben / daß sie von den Krannichen angefochten würden. Weiter spricht man / daß sie auff Ziegen unnd Böcken reiten /unnd Waffen in den Händen haben / gegen die Frülings-Zeit / da sie Hauffen-weise nach dem Meere zuziehen / umb deren Vogel ihre Eyer unnd jungen zu nichte zu machen. Unnd solchen Krieges-Zug sollen sie durch drey Monat lang vornehmen / sonsten würden sie nicht bleiben können / wenn die Vögel sollen zunehmen. Ihre Hütten sollen aus Leim-Federn der Vögel unnd Eyerschalen bestehen. Weiter schreibetWeinrichus de monst. cap. 21 pag. 201. Welche heute zu Tage ihre Reisen fortgesetzet haben / die sprechen / daß sie an jenen Oertern dergleichen Leute von ungebräuchlicher kürtze angetroffen haben: Ja sie sollen noch kleiner seyn / als man gedencket / wiewohl die Weiblein dennoch die Männer in der Länge übertreffen. Ferner sollen an einem Orte nicht viel bey einander [360] wohnen / unnd zwar haben sie ihre Gesetze unnd Fürsten / so musten sie auch Schoß geben /unnd gehorchen / wenn sie zusammen kommen sollen: Ihre Nahrung nehmen sie aus den Jagten / unnd haben Büchsen unnd Pfeile / unnd können mit trefflicher Geschwindigkeit das Wildwerck verfolgen / über die höchsten Bäume / da sie wie Eichhörner von einem zum andern springen: Unter sich haben sie zwar kein Recht: Sie trincken das Blut der Beeren mit Wasser vermischt. Sonsten können sie zaubern / unnd so sie von einem verletzet oder sonst außgelachet seynd /unnd solchem was mit Worten andräuen; Solches soll flugs an deren Leiber hafften. Bißhieher Weinrichius. Aber weiter vernimmt man über dieses Wunderding /und das allen Glauben übertrifft / mehr nichts / als daß es gehöret unnd gesaget wird. Wenn nun aber ein Naturkündiger alles vor gut auffnehmen sollte / was dahin geschwatzet wird; Mein / was würde die Physica für ein ungeheures Ding seyn? Ey wie kan das von einem Menschen glaublich seyn / daß er auff Ziegen unnd Böcken reiten sollte / unnd mit bewehrter Hand den Kranichen entgegen kommen / von einem Baum auff den andern wie die Einchhörner springen /unnd was [361] das andere Fabelwerck mehr ist? Es müssen unterschiedliche Grad der vernünfftigen. Seelen auff diese Masse seyn / wie Scaliger spricht: Dergestalt daß die Natur von einem weisen Mann angefangen /unnd das Menschliche Geschlechte durch die Cannibales, Finnmärcker / etc. Zwerge / Affen biß zu den Meer-Leuten fortgesetzet hätte. Unnd ob gleich Weinrichius spricht / daß man denenselbigen Leuten Glauben beymässen solle / welche uns solches verkündiget haben: So (ich rede solches ohne Verletzung seines Namens /) muß er doch wissen / daß solcher leichtlich betrogen werde / wer bald glaubet: Wir müsssen denen glauben / spricht er / welche und dieses beygebracht haben: Ungeachtet / ob ich gleich wohl weiß /daß die jenigen / welche was gereiset haben unnd aus dem Kriege sind kommen / einen schlechten Credit haben; Als wenn dieselbigen allein tapffer lügen könten. Doch gilt das hier nicht / weil es von vornehmen unnd vielen Leuten auff einerley Art unnd Weise vorgebracht wird. (Aber Fama malum etc. Die Leute pflegen von dem ihrigen viel hinzu zu thun / unnd machen aus einer Fliege einen Elephanten: Die Rancker zeugen aus ihrem eigenen [362] Leibe Spinnen-Gewebe; Also ertichten auch viel Leute manches Schnackisches Ding aus ihrem Gehirn. Der Wiederhall machet aus einer Stimme wohl zwo / oder drey: Also vermehren es die verdächtigen Menschen nicht minder / was sie gehöret unnd gesehen haben. Dieser hat einen Mann / eines Ellenbogens lang gesehen / im Vogelbauer eines Papageyen herumb führen. Ein ander ein Mägdgen von neun Jahren / das dennoch nur so groß gewesen / als ein Einjähriges. Ein ander hat andere Zwerge oder kleine Menschlein gesehen: Und daher wird aus einer einfachen Warheit / eine zwey / ja dreyfache Lügen. Es ist denckwürdig / was der berühmte Spiegelius saget / in de hum. corp. fab. lib. 1. c. 7. Ich halte es dafür daß es Poetische Mährlein seyn: Wiewohl sie der Aristoteles dafür gar nicht halten kann / sondern eine warhafftige Histori drauß machet / 8. hist. anim. 12. Ich aber / daß ichs nicht gläuben kan / bin darzu veranlasset worden / theils durch des hochgelahrten Strabonis Autorität / 1. Geogr. Theil werde ich noch mehr darzu bewogen / weil zu unser Zeit / kein Theil der Welt unterlassen ist / welches nicht durch die fleissigen Schiffer sollte durchgestanckert worden seyn: Und doch dennoch [363] von solchem Wesen nicht das geringste gesehen oder gehöret worden. Hierzu tritt / daß Franciscus Alvares, ein Portugiese / der die jenigen Oerter selber besichtiget /welche Aristoteles denen Pygmæis selber zu erkennet; Nemblich dadurch der Nilus in Egypten fleust / nirgendwo eine solche Menge der kleinen Leute vermercket hat; Sondern spricht / daß daselbst Mohren wohnen von mittelmässiger Grösse. Unnd also kann ich aus den Pygmæis keine monstra machen / weil sie nicht in rerum Naturâ seyn. Bißhieher jener: Recht so: Er bekömpt ferner eine Krafft unnd Beystand vom Zeilero in Trauer-Geschichten Histor. 7. pag. 213. Ob wohl solches einer auch zu Hause / hinter dem Ofen / aus denen Büchern lesen / unnd aus denen Landtaffeln etlicher massen ersehen kann / so ist es doch viel nützlicher unnd anmuthiger / wenn einer solches alles in der Person sihet unnd erfahret. Denn von hören sagen / und aus den Büchern unnd Tafeln /kann einer nicht allezeit die eigendliche Warheit überkommen: De longas vias, muchas mentiras, von weiten leugt man gerne / sagt das Spanische Sprichwort. Und seynd die Leute also beschaffen / das sie gerne das / was fern entlegen / über die massen erheben /weiln uns entweder unsere [364] Sachen nicht gefallen /oder wenn wir von gemeinen Sachen reden sollten /man unsere weite Reisen für nichts halten würde. Zu dem / so endert unnd verliert sich viel Dings / und dennoch vermeynt einer / der dergleichen bey denScribenten lieset / es wären solche Sachen noch verhanden / und betreuget dahero offt sich unnd andere damit. Wie ich zum Beweiß allein von Charenton /bey Pariß / sagen muß / von welchem so viel Reisebücher und andere / sonderlich Merula am 370. Blat seiner Cosmographi melden / daß nahe dabey ein Echo, oder Wiederhall 13. mahl die Stimm wiedergebe / da doch solcher / wegen Gebäu eines neuen Carmeliten Closters / nicht mehr allda zu finden. Was nun von einem solchen schlechten Dinge gesaget worden / das finden die / so da reisen / auch in viel wichtigern Sachen. Die Mappen oder Land-Taffeln belangend /weiß jederman / so sich nur ein wenig darauff verstehet / daß solche sehr falsch seynd: Unnd wann ein Obrister sich nach denselben richten wollte / dörffte es ihm / wie dem König Cyro, in dem unbekandten Scythierland / ergehen / etc.

Im übrigen / wer von den Zwergen noch mehr zu lesen begehret / der kann davon nachschlagen [365] ein besondern Tractat des Casp. Bartholini de Pygmæis. Adde Zeilerum Tom. 2. Epist. 422. p.m. 402. ex Olai Magni cap. 9. lib. 2. de Gent. Septentrion. & Epist. 553. p.m. 879. Von denen Gammadæis, Buxtorff in Lexic. Manual. Hebr. p.m. 118.


ENDE. [366]

Register der Haupt-Sachen
Register der Haupt-Sachen / über beyde Theile. Welche Zahlen nach (b) folgen / solche seynd alle und alleine im Andern Theile nachzuschlagen / die übrigen im Ersten.
A

Accomodation GOttes. 179. 193. 293. der Menschen. 172. des Teuffels 450. Adler. 176. 200. Affen. 462. 472. Alp. 1. etc. 147. Alpfuß. 7. Alraun. 173. Anthropophagi. 384. Antipodes. 52. 78. 156. 483. Arent-See. 105. Augen. 479. b. 16. Atho 151. Aufferstehung. 156. 162. 407. etc. 165. 317. etc. Autoris sors. 31. etc. 192. 203. 315. 370. 448. 478. 482. b. 208.

B

Basiliske. b. 73. Bäume blühen. 185. 194. Berg-Mensche. 44. etc. 230. Bernstein. 137. Bild-Menschen: 167. 168. 230. 312. etc. Blut. 23. 160. 407. b. 13. Blutzeichen. 170. etc. 226. 446. b. 165. Brodt auffschneiden. 9. 360.

C

Calbe an der Milde. 203. Chaos. 80. Christen unter der Erden. 51. Comet. 131. etc. 228. 259. 278. 282. Creatur. b. 107. Creutz. 289. b. 95. 227. 237. 330.Cyclopes. 80. 384. Cymmerii. 46.

D

Destillirte Leute. 157. etc. 233. 407. Dieb. 329. Dosten und Torant. 118. b. 136. Drache. 200. Drachen-Kinder. 207. etc. 439.

E

Echo. b. 13. Einhorn. 60. 470. Elben. 13. 208. etc. Engel-Leiber. 149. etc. 227. b. 2. 320. Erd. 79. 124. 153. etc. 164. Erdbeben. 128. Erdmännlein. 44. 363. 371. 424. Erfurt. 183. 228. Erschaffung. 156. Ey. 125. 157. 233. 486. Eydexen. 33.

F

Fauni. 15. 83. 217. Feurmännlein. 86. 302. Feur vom [367] Himmel. 199. Finden. 447. etc. Fisch unter der Erden. 58. 470. 71. 473. b. 106. 145. 227. Fliegen. b. 13. Flor. 285. Friederich Kayser. 383.

G
Geißmelcker. 17. Gespenster. 75. 317. 407. Glück. 123. 168.
H

Hagel. 193. Hansem. 47. Heckelsberg. 188. b. 190. Heerwagen. 23. Hexenprob. 14. Hoffart. 266. 193. Honig. 194. Horn. 107. Huet. 377. b. 6. Huren-Geist. 207. etc. 37. 11. 25. 374. 469.

I

Inuus. 16. Jonas. b. 158. etc. Irrwisch. 39. 302. etc. Jüdenzöpfe. 42. 338. Kaalkopf. 375. Kielkropf. 216. 415. etc.

K

Kinderfraß. 21. Kinder-außtauschung. 75. 135. 418.b. 124. etc. Kirschen. 185. Kobold. 134. 197. 325. 337. 359. etc. Korn. 259. 186. Kräuter. 162. etc. 414. Krebs. 470. Krebs-Verse. 459. 468.

L

Lamia. 21. Lause. 452. Leipzig. 171. 177. 185. 198. 316. 369. 444. b. 206. Lilith. 19. 20. 97. 435. Loths Weib. 239. 249. etc. Lufftgeister. 146. 225. b. etc. 121. 165. Lützen. 337. 369.

M

Magdeburg. 118. 176. 183. 200. 444. Magd. 442. Magnet. 147. Mahre 1. etc. 335. Madragora. 472. b. 171. Mause-Regiment. 52. 57. 259. Mehl. 68. Melusina. 456. b. 137. etc. 64. 67. 321. Mensch. 247. Melinus. b. 67. Metēpsychosis. 411. Messias. 249. Mißgeburten. 385. etc. b. 34. Molch. 305. Monstrosisch Kalb. 180. Mooß-Leute. 48. b. 330. Münche. 464.etc. b. 48. 163. 272.

[368]
N

Nahmen 41. Neptunus. 466. Nereus. 466. b. 323. Nixe. 115. etc. 138. 175. 417. 442. etc. b. 28. etc. 345.

P

Paradieß. 80. Pasquil. b. 218. Pflantz-Leute. 472. 479. b. 166. etc. Pest. 168. 172. 189. etc. 261. 301. 446. Pinnovius. b. 66. Pohlen. 202. etc. 301. 405.

Q
Quacker 122.
R

Regenbogen. 125. 130. 164. Riesen. b. 190. etc. Ring. 103. etc. 114. 325. 342. 347. Ronneburg 184. 198.

S

Salamandra. 471. 83. 304. etc. b. 285. Satyri. 476.b. 73. 298. Sachsens Lob. 476. Saltz. 66. Schätze. 77. 120. 146. b. 295. Schiff. 94. b. 101. Schlangen-Stein. 169. 370. b. 238. Schuch. 203. Schwäntze an Menschen. 390. b. 32. 294. Schweinfurt. 196. Schwerdt. 125. 131. 132. Schwimmen. b. 82. 327. Seehausen. 105. Seele wie eine Mauß. 43. Seiltäntzer. b. 11. etc. Seide. 124. 251. etc. Siemänner. 36. Signatura. 169. b. 225. Sirenen, vide Nixe. Spinnengeweb. 288. etc. Stein. 203. b. 138. Stein-Menschen. 167. 473. b. 216. etc. Sternleute. 311. b. 13. etc. Storch. 462. Stro. 246. Succubus. 419. 13. 24. 214.etc. 428. etc. b. 271. 316.

T

Tages. 100. 133. Theurung. 186. Thiermenschen. Vor. B. ij. a. b. 255. Todte Leute. 317. 407. Töpfe. 54. 328. 378. Traumbuch. Vorr. B. iiij. 12. 43. 292. 433. b. 3. Triton. 465. b. 31. 45. etc. 96. 322.

U

Venus. 89. b. 62. 112. Ungewitter. 444. b. 3. Unmässigkeit. 36. 432. Unsterbliche Leute 117. 119. 121. 394. 397. Unvollkommene Menschen. Vorr. 414. 415. Vögel. 404. 455. 472. b. 51.

W

Waldleute. 85. b. 298. etc. Wassergeister. 145. Wettermänngen. 163. 167. Weyrauchmenschen. 65. Widdod. 453. Wind. b. 3.

Z
Zauberer. 57. 133. 207. etc. 385. Zwerge. 148. 339. 403. b. 64. 212. 285. 355. etc.
[369][371]
Prætervisa nonnulla
Prætervisa nonnulla.

Part. 1. p. 77. etc. 140. für Brock liß Ohr. 230.adde von S. Gertrudt Wettlauff / auß gricol: c. 326.p. 188. a. (p. 203. für Ixion, liß Siphus. (p. 205. l. 26. zu dieser Zeit. (Vorrede §. 2. Lassenio in. §. 13.Paracelsiacis. [p. 4. l. 12. nächtliche. (p. 91. l. 8. wie wohl andere. [p. 57. l. 20. adde, so mit unserm lieben Herren JEsu Christo aufferstanden seyn. (p. 81. l. 10.chaos. [p. 101. l. 1. Tagis. l. 22. Tagem. (p. 118. l. 23. heist dir. p. 151. l. 17. 18. Atho. l. 21. Vitruvio. (p. 163. l. 7. Philipp. p. 196. l. 16. Schweinfurt. p. 259. l. 10. lieffen sie. [p. 377. VIII. [p. 485. l. 23. warnende. ad p. 495. in fine: alibi, ob [3. ZoDIaCVs LVnatorVM absolviret sey? 4. PontIfeX DeCLaMatVs durch DoCtor MartInVs LVtherVs. (5.IVDæorVM pLanCtVs s. LVCTa. s. reCVtItorVM DoLVs, wo ist reDeMtor tVVs IsräeL? Es. 54, 5.

Part. 2. p. 171. §. 5. adde Zeiler: p. 722. in 19. Traurgesch: auß Adelarii Erichii Gülische Chron. l. 6. c. 14. daß der Sturmwind / im Martio, im Closter S. Hieronymi jenen Eschenbaum auff dem Stamm /mitten von einander gebrochen / nach des Hertzog Wilhelms zu Gülich und Cleve Tod. p. 1. l. 11.Genes. l. 13. Apulejus. p. 14. l. 5. Ænea l. 16. alligata. p. 23. l. 1. Das. p. 14. l. 13. Ægidio. p. 40. l. 15. Laet. p. 177. l. 21. Dodonæo. p. 182. litteratura. p. 199. Aventino. p. 203. Hermannus. p. 204. Conditrices. p. 206. l. 26. Kuhethurme. p. 207. lapidei. p. 272. l. 3. Hersbach. p. 141. l. 9. neuligen. p. 106.Calceolus. p. 107. l. 23. Homil. p. 95. l. 26. Goës. p. 81. Gvicciardinus p. 65. l. 14. welche gedachtem. p. 237. l. 2. Schottus.

Ander Theil der Newen Weltbeschreibung

Die Vorrede
Die Vorrede.

Gunst-verleyhender / geehrter Leser / Es wahren / mit dem vorigen Wercke / alß dem Ersten Theile / der so genanten neuen Welt-Beschreibung / von allerhand Wunderbarlichen / doch ertichteten / Menschen /meine Loci Communes und Belesenheits Register / so weit noch nicht außgeleeret / daß ich daraus nicht noch was mehrers lehren und ans Tage-Licht geben könte: Nehmlich ich hatte in Gegenwart noch eine zimliche Compagnie übrig / darzu jch den siederdeß noch alle Weile mehr geworben / oder mich nach mehren beworben habe: Als welche ich allhier schon im Vorhofe deß Buches gemustert / und aufn Tummel Platz geführet habe; Seind sie denn nicht allerdings alle / gantz neue Ausländer / sondern etliche nur neu ümbgetauffete; So lautet doch ihre Rede / und Paß-bort / gantz anders / als wie zuvor. Als hastu zwar von See-Leuten und Rauchen Menschen etc. im herausgegebenen Stücke / schon zimlich zu lesen; Aber hier bringe ich dier ein weit außführlichers und mit mehren gantz andern Historien begabtes zu mackte /und gedenke deine Curiosität damit der massen zu stillen / daß du dich befriedigen sollest. Zum vortrabe muß ich aber meine angefangene Weise halten / die ich im ersten Tomô beobachtet; Nehmlich eine An zahl zu vorderst auff den Schauplatz bringen von rechtem Menschen / die man doch / bald umb dieses / bald umb jenes Laster / zu Unmenschen machen wollen: Alß da seynd die;


Allmod-Brüder /
Bestien-Schänder /
Cin-di oder Hurer /
Dummen-Könige-Wünschende /
Ermordende /
Fresser /
Grimmige /
Hülf-versagende /
Junckerirende Fauläntzer /
Kinder-Lähmer /
Lasterliebende;
Moßeowiter /
Nacht-Schwärmer /
Oberherrn / so untügtich /
Pöbel oder Layen /
Quälende /
Reichen /
Schrifft-verkehrer /
Thoren /
Vngönstige / Neidharde /
Wahnwitzige /
Zum Gebetgehende ohne Andacht.

(1.) In den Breßlauschn Leichen Abdankungen / Tom. 2. cap. 32. p. m. 449. Aus Dilherri Weltbetrachtunge von jenem Seewunder / daß alleine vor andere reden können: Conrad von Sack R. K. M. Rittmeister. Wir sehen in der jetzigen Wunder Welt zwar sehr viel und recht wohl gebildete Menschen / welche sich aber von allen Menschlichen Actionen und Affecten durchaus abwinden / und nur die lasterliche Tieffe der Finsterniße unabsetzlich suchn / und belieben / und also /ausserhalb der Gestalt / nichts Menschliches an sich behalten: daß man dem Diogeni wohl seine Laterne möge abborgen. etc? (2.) D. Johann: Reüchlinus de arte Cabalist: l. 1. Fol. 621. Ausn Eliazare und Salomone: Daß Adam zu alles Vieh und Thiere gekommen sey / und seine Begierde habe sich nicht gegen sie beweget; als nur / wie er zu seinem Ehe Weibe gekommen sey. Aus welchen Worten (behüte uns GOtt für solches verzweiffeltes Bubenstücke der ungearteten Leute; so ferne es nur noch Leute zu nennen seyn / und nicht vielmehr Diaboli incarnati /oder larvae furiales; Welche wieder uns (die wir doch sonsten / nach den Rechten der Käyser / unsträflich und unfriedlich gerne leben wollen) dennoch auff allerhand Arten der Unbilligkeiten / einen Aufruhr oder Christenheit und Ketzerey / erregen unn zu wege bringen wolln / so offtermahln anderwo / so neulich in jener Stadt / der Magister noster genant:) man diesen falschen und ergerlichen Verstand erzwungen: Daß Adam mit alln uvernünfftigen Thieren und Bestien /schändlicher weise zu thun gehabt und Sodomiterey getrieben. Hilff GOtt / was ist das für eine unerhörte Kühnheit der garstigen Schelme / so durch den Beyfall und Zustimmung der Kinderschen Sophisten auff die Beine und Bahne gebracht worden? Denn בוא wird niemahln in der Schrifft eigentlich für solche Vermischung genommē / obgleich Gen. 16. per metaphor: gesaget wird: ingredere ad ancillam meam / si forte saltem ex illa suscipiam filios. etc. (2. So hat ja auch Adam unmüglich mit der Wantzke / Flöhe / Fliege /Heuschrecke etc. zu thun haben können. etc. (3.) Kreckwitz / Tom. 1. Gnom. und Polit. Histor. zu Zeiten Caroli / des letzten Hertzogs zu Burgund / haben die Einwohner zu Dinantz / welches eine Stad an der Mase gelegen / und dem Bischoffe von Lüttich zu gehörig / damit sie ja ihren Muth am Hertzoge wohlkühleten / und ihrē Haß und Neid heraus liessen / ein Bild gemacht / so dem Hertzoge aller Gestalt gleich gesehn / und daßelbe mit seinem Schilde / Helm und Wapen gezieret / und zu nechst an die Stad Bovin / so dem Hertzoge unterworffen / geführet / es auff einem Sessel / in eine Grube (welche voll unflätiges stinckendes Wasser / und abscheulicher vergiffter Thiere) nieder gesatzt / und den Einwohnern zu Bovin zugeschryen: Da sitzt die Kröt / euer Hertzog. Diese aber theils aus hertzlichem Mitleiden / theils auch aus Grösse der Gefahr / welche aus diesem Spiel entstehen würde / bewegt / fertigten einen Curirer oder Boten mit Brieffen an die Dinantzier ab / und ermahnten sie auffs allerfreundligste / sie solten doch dem Unglücke vorkommen / und dem Hertzoge diese Mißhandelung abbitten. Sie aber / voller Zorn und Hasses / gaben nicht allein dem Boten keine Antwort / sondern schlugen ihn wieder aller Völcker Recht und Billigkeit zu Tode. Nun liessen aber die Bürger zu Bovin / sie zuermahnen nicht ab; Denn sie alß benachbarte wohl zuermessen / daß ihnen das Unglück auch übern Zaun hüpffen würde / und schickten einen jungen Knaben mit andern Missiven vorigen Inhalts / welchen sie / wie ungeheuer freßige Löwen und Wölffe zu Stück und Fetzen zerrissen: dabey wir so viel abzunehmen / daß Zorn und Rachgier dem Menschen auch die Menschheit / das ist / seine eigene Natur und Wesen benehme / und ihn gleichsam in ein unvernünfftig Thier verwandele / und von einem Laster in das andere / als durch Staffeln / leite: Damit /wenn also die Maß derselben erfüllet / Gott alsdenn auch mit seiner Straffe hernach komme / und das unschuldige Blut von schuldigen Händen fordere: wie es denn diesen Dinantziern wiederfahren. Sintemahl der Hertzog nach Eroberūg der Stad je zwen und zwen zusammen binden / und in der stinckenden Lahn erträncken. Die Stadt aber dem Boden ebenmachen lassen / daß man am dritten Tage hernach schier nicht gespühret / wo sie vor gestanden. confer Camerar. in Hor. Subcesiv. Histor. centur. 2. cap. 84. pag. m. 514 et praeced. nach übesetzung M. Georg. Mayers. (4.) Joann. L. Taliz von Lichten See / im Kurtzweil. Reysegespan. paragr. 6. pag. 10. Die Teutschen so sie essen / pflegen die Bein / Grät / und anders unannehmliches / neben sich auff die Teller zu legen / aber die Italiener / Spanier / und etliche andere Nationen /werffens stracks auff den Boden. Auff ein Zeit schickt König Petrus von Arragon / einen Gesandten zu dem Barbarischen König von Tunis / (dieser Gesandte /mit Nahmen Queraldo / ward von des Königs Räthen / bey nebens ein Hochverständige / Wohlerfahrne und sehr kurtzweilige; Aber von Leib und Angesicht so ein heßliche Person / daß nicht viel seines gleichen /) Der König von Tunis ließ ihme zu dem Nachtmahl beruffen / und die Tische auff unser Manier (dann die Moren sonsten / auff dem Boden sitzend / zu essen pflegen /) decken / und viel Herrn in die Gesellschafft laden; da hieß der König / welcher auch in dem Schimpff erfahren / alle von den Tischen übergebliebene Bein zusammen klauben / und gantz heimlich zu des Queralden Füssen legen; als nun das Nacht-Essen vollendt / und die Tische / auffgenommen / sahe man /die Hauffen Bein an des Queralden Orth bey einander liegen / da sprach der König zu seinen Hoff-Meister: Was ist das? Von ein solcher Hauffen Bein / muß wohl ein Wolff / und nicht ein Mensch zu Nacht gessen haben: Querald wand sich schnell zum König /und sprach: So viel ich gespüren mag / hab ich mit keinen Menschen zu Nacht gessen / sondern mit Wölffen / dann die Wölff freßsen das Fleisch und die Bein zusammen / wie diese ewere Fresser auch gethan haben / ich aber / alß ein vernünfftiger Mensch / hab nur das Fleisch gessen / Die Bein auff die Erden geworffen / und den Hunden übergelassen. Krumb Holtz gibt auch gut Kohlen / unn schwartze Erde trägt auch gute Früchte. Hieher gehöret was Thisabo von Redtschorn hat in der Neu-Almod: Sittenschuele. p. 82. 83. Als vor etlichen Jahren ein Pohlnischer Cavallier an dem Berlinischen Hoffe etwas zuverrichten hatte /und von einem Hoffe Rath gefraget ward. Wann seine Ankunfft seye? Antwortete der Polacke; als welcher sonder zweiffel / weil sie in Pohlen meistentheils gantze Uhr-Wercke haben / in der Teutschen Glockenschlag sich nicht richten könte / sprechend: Er wehre mit den Schweinen kommen / vermeinete / eben zur selben Zeit / da man die Schweine eingetrieben hätte. Fast dergleichen Rede Arthen brauchete auch zu Leipzig ein mit Ochsen-Händeldender Pohlnischer Kaufmann / wie er über Tische dermassen geitzig und säuisch fressen konnte / und vō einem andern Kaufmanne zum poßen gefraget wurde; mit was vor Gelegenheit er aus Pohlen kommen / und was seine Handlung wäre? Antwortete er. Er sey mit den Ochsen aus Pohlen anhero kommen / und handele auch damit auff der Messe. und in Petron. Fragment. Tragur. p. 10. edit. Reines. wird von einem üppigen und Schlampamper gesaget; Phantasia / non homo. confer Alcoranū zu Nürnberg gedruckt / l. 3. c. 29. p. 695. wie die Ungläubigen als Tartarn / alß die unvernünfftigen Thiere fressen. Item. Mart. Grundmann. in Geist- und Welt-Geschicht Schule: p. m. 239. ex Selneccer. übern 78. Ps. (5.) Philipp. Camerar. cent. 2. Histor. c. 84. p. m. 513. nach übersetzung M. Georg. Majers. weil GOtt wie Lactantius schreibt den unvernünfftigen Thieren Weißheit und Verstand nicht geben / so hat er sie doch von Natur mit Sterck verwahret / und außgerüst / daß ein jedes sich gegen seinem Feinde wehren kan. Weil er aber den Menschen schwach /nackend und bloß erschaffen / auch mit Weißheit und Verstand begabt / hat er ihm unter andern auch diesen Sinn geben / daß ein Mensch dem andern soll schützen helffen / auch alles Liebes und Gutes erzeigen / deßgleichen wieder alle Gefahr verwahren und im Noth Fall beyspringen. Darumb ist das / das höchste Band der Menschen / das sie gegen einander leutselig und freundlich seyn: Welches Band so iemand zerreist / der ist alß ein Verwegner Bößwicht und Mörder zu halten. Und weiter spricht er: Wann wir mit Warheit wollen Menschen gennent werden /so sollen wir wie Menschen leben / weil er ein Mensch ist / und eben daß / was wir seyn. Darumb wann die Leuth unter einander uneinig seyn / so gehet es nicht recht unter den Menschen zu. Darumb ist es wahr / was Cicero sagt: Wann ein Mensch das in acht nimpt / was ihm die Natur hat eingegeben / so thut er einem andern Menschen nicht leichtlich einen Schaden oder etwas leidts. Weils nun wieder die Natur ist / wenn ein Mensch dem andern Schaden thut / so folget / daß das jenige der Natur gemeß ist /wenn einer dem andern nutz und dienstlich ist / wer das nicht thut / der ist nicht werth / das er ein Mensch soll genennet werden. Denn das stehet einem Menschen zu / das einer dem andern im Nothfall und in der Gefahr zuspringe. (6.) Licetus l. 4. de Lucern. cap. 13. f. 677. aus des Platonis Cratylo bringet vor /wie das Wort Satyrus auch einen gemeinen Menschen bedeute / der weit unter den Priester-Stand hin zu bringen ist: Alß dessen ober Theil des Verstandes /eines vernünfftigen Menschen Ehnligkrit habe: Aber der unter Theil der Begierde / eine viehische und sonderlich Bockenzende Gleicheit bezeuge: Sintemahl die Priester allein rechte und lautere Menschen seyn /so nichtes mit der wehische Natur gemein besitzen. (7.) Wie der itzige König in Franckreich / die Engländer für Unmenschen gehalten / daß sie ihr todte und an der Peste / gestorbene Leichnam / aus Franck: Ufer und Land geworffen / ümb auch allda die infection einzuführē: suche in meiner 1666. jährigen Welt-Chronick. c. 4. nachn Anfange. (8.) Von Bettlern / so ihre Kinder unmenschlich verlähmen / suche in meinem Buche von Wündschel-Ruthen cap. 15. (9.) Von dē Allmodigsten / redet / Zeiler im 2. Theile / Epist. 323. p. m. 76. Man hat vor diesem auch schon über den Hochmuth / und die Hoffart geklaget / und man darfür achtet; Der Teuffel werde bald nicht mehr model und Arte in der Höllen haben / die er dem Weibs-Volcke werde feruer können herfür geben: man hat schon damahln / mit Schrecken / angesehen / wie der Teuffel / und der Drach / seine Hörner / auß ihren Köpfen / und Kleidern herfür gesteckt / unn guckē lassen also / daß man jenes greuel-Thier / oder monstrosisches Weib nicht anderswo hat suchen / und dahin, lauffen / sondern solches zu besehen / nur der Weibesbilder in Teutschland / Köpfe unn Leiber / hat betrach-dürfen. Er finde im gleichem / daß / wer unter denen Mannsbildern nicht einen Drachen-Schwantz /und einen Zopf Weiber Haar am Kopfe gehabt / und unter der Zahl d' Heuschreckē gewesen / welche einen Engel aus dem Abgrund zum König haben / des Nahme ist Apollyon; dz derselbe in d' Welt nit hat fort kommen können. Der allermeiste Gedanckē / unn Sinne / seynd nit gestandē / wie sie möchtē nichtes seyn in der Wele / ein Narr seyn / ümb Christus willen / durch Schmach / unn Trübsal / mit Christo ein Wunder werdē in d' Welt / ihrem Willen absterben /sich verläugnen / und alles dessen was in der Welt hoch / herrlich / ansehnlich / prächtig / und gewaltig ist / absagen / CHRIsti Schmach / verächtig und Armuths-Creutz auff sich nehmen / und in der Wiedergeburth ihme nachfolgen / etc. (10.) Heidfeldius in sphinge. Theol. Philos. heisset die Gassathen geher /und Nacht-Schwärmer / Antipodes: Aber Homerus nennet solche ihre Unholds-Zeit / oder Unzeit / ἄβροτον q. d. hominibus carens tempus / weil nicht glaublich ist / daß alß denn Menschen zu wege seyn; ohne was Bethlehem betrifft: Da sie alle in plumis / und implumes / bey 1000. liegen / und schnarchen / wie die Katzen (11.) Samuel Greifen-Sohn in neulichsten Sartyr: Pilgram / p. m. 49. beschreibet die Bauern /aus Garzonio / daß ihr Thun aüsserlich gantz viehisch / und auch innerlich mehr als Bestialisch außsehe. (12.) pag. 65. etc. vergleichet einen reichen oder Kargen Filtze / einer Saue / in einem alt-fränkischen Liedlein: und p. 54. spricht er; daß einer der kein Geld hat / nur ein halber Mensche sey. Confer meine Wündschel-Ruthen. pag. 163. (13.) Hieronym. ad Nepot. Ein jedweder Mensch / der seinen Schöpffer nicht kennet / noch ihn zu wissen / seinen besten Fleiß anwendet / ist eine Bestie. Hier zu gehöret folgendes aus Hierō. Colbergs Tabeera / im praefat. es schreibet Läertius lib. 6. de vita Philosophororum /von dem überaus wunderbahren und ebentheuerlichen Philosopho Diogene / daß er eins mahls am hellen lichten Tage ein Licht angezündet / dasselbe in eine Laterne gesetzt / und damit nicht allein auff dem Marckte / sondern auch sonsten in allen Orthen /neben sich / hinter sich / und vor sich geguckt: und als er deßwegen zu Rede gesetzt und besprochen wurde / warumb er am hellen lichten Tage mit der Laternen herumb ginge / und überall so empsig und so fleißig suchte? Gab er zur Antwort: Homines quäro: Er suchte Menschen: Menschen suche Ich / sagte er /da es doch an Menschen gar nicht mangelte; es wahren überall auff allen Plätzen / auff allen Gassen / in allen Orthen / in allen Winckeln / nichts als lauter Menschen vorhanden: wolte aber hiermit so viel zu verstehen geben: Ob zwar alle und jede Menschen sich vor Menschen hielten / und ausgeben / so weren sie doch / wenn man die natürliche Eigenschafft eines Menschen betrachtete / keine Menschen: und man müste ein sehr grosses Licht anzünden / man müste eine hell leuchtende Laterne gebrauchen / wenn man einen rechtschaffenen Menschen finden wolte. Was nun Diogenes dazumahl von den Menschen ins gemeine urtheilete / ebner massen können wir mit gutem Grunde der unbetrüglichen Warheit / von den itzigen Welt Menschen auch absonderlich schliessen und urtheilen. Es hat zwar der treue GOtt und Vater im Himmel / der da reich ist (Ephes. 2. v. 4.) von Barmhertzigkeit / durch seine grosse Liebe / uns alle mit einander Männlin und Fräulin / anfangs zu seinem Eben-Bilde erschaffen / sonderlich aber zu guten Wercken / (v. 10.) zu welchen Gott uns zuvor bereitet hat / daß wir drinnen wandeln sollen; jedennoch /wenn wir der Menschen Wercke recht anschauen / so werden wir eben wie Diogenes / weniger nichts den Menschen finden: freylich / freylich ist heutiges Tages an den meisten Menschen sonsten gar nichts Menschliches / alß nur bloß eine Menschliche Gestalt / oder vielmehr Larve / zu sehen / die weil ihre Zunge und ihr Thun (Es. z. v. 8. etc.) allezeit wieder den HERren ist / daß Sie den Augen Seiner Majestät wiederstreben / Ihr Wesen hat Sie kein heel / und rühmen Ihre Sünde / wie die zu Sodom / und verbergen sie nicht: Ach und Weh über ihre Seelen / Es ist ein Volck / da kein Recht innen ist / Devt. 32. v. 28. et 32.) und ist kein Verstand in ihnen / ihr Weinstab ist deß Weinstocks zu Sodom / und von dem Acker Smorrha: Ihre Drauben sind Gall / und haben bittere Beeren. Ach! es gehet mir wie einem (Mich. 7. v. 1. et seq.). der im Weinberge nach lieset / da man keine Drauben findet zu essen / und wolte doch gerne der besten Frucht haben. Die frommenLeute sind weg in diesem Lande /und die Gerechten sind nicht mehr unter den Leuthen /etc. Der beste unter ihnen ist wie ein Dorn / und der Redlichste ist wie eine Hecke. Und würde man also auch / eben wie der Diogenes nicht nur eine Laterne herumb tragen / sondern wohl große Fackeln und Lichtmeß kertzen anzünden / und überall fleißig suchen müssen / ehe mā einen rechtschaffenen Menschen finden würde. Und derowegen ist nun auch der gerechte Gott dessen Gerichte (Tob. 3. v. 5) schrecklich sind / weil wir seine Geboth nicht gehalten / und nicht recht für ihme gewandelt haben / über alle massen trefflich sehr erzürnet / und dreuet / auch mit Laternen die Menschen zu suchen / wie sie Diogenes zu seiner Zeit gesuchet hat. Denn so spricht Er beym Zephania c. 1. v. 12. zur selbigen Zeit will Ich Jerusalem (also auch Deutschland) mit Laternen durch suchen: und will heimsuchen die Leute / die auf ihren Hefen liegen. Ich meine ja / es hat der grosse Gott /der große Dinge thut an allen Enden / der uns von Mutter Leibe an lebendig erhelt / die Fenster (Es. 24. v. 18.) in der Höhe aufgethan / wenn wir nur ein wenig zurücke gedächten / und unser geliebtes Vaterland Teutscher Nation auch durch sucht / ja Er hat heimgesucht die Leute / die auff ihren Heffen liegen /nicht mit Laternen / sondern mit grossen ungewöhnlichen Himmels-Fackeln / Wind- und Lufft lichtern als Anno 1618. an Cometen geschehen: etc. damit gab auch GOtt gleichsam zuverstehen / daß Homines quäro / eben wie zu des Jeremie Zeiten / da Er cap. 5. verß 1. er seq. sagte: Gehet durch die Gassen zu Jerusalem (gehet hin in Germanien durch alle Länder) und schauet und erfahret / und sucht auff ihren Gassen und Strassen / ob ihr jemand findet / (ob ihr einen rechtschaffenen Menschen findet) der recht thue / unn nach dem Glauben frage (dem sein Glaube / seine Religion / sein Gottes Dinst / sein Christenthumb ein rechter Ernst sey) so will Ich ihnen gnädig seyn / aber wenn sie schon sprechen bey den lebendigen Gotte / so schweren sie doch falsch: wenn sie schon sprechen /den rechten GOtt wir meinen / so ist es doch alles falsch und erlogen. Ihre Gottesfurcht ist lauter Heucheley / sie dienen Ihme gar mit falschen Hertzen /(Syr. 1. verß 36. et seq.) und suchen gleichwohl durch solche Heucheley auch noch Rhum bey den Leuten: Sie werffen sich selbsten auff / und lassen nicht abe /biß sie fallen und zu schanden werden / und der Herr Ihre Tücke / und bösen Stücke offenbahret / und stürtzet Sie öffentlich vor den Leuthen / darumb / daß Sie /nicht in rechter Furcht GOTT gedienet haben / und Ihr Hertz falsch gewesen ist. etc. Idem von solchem allgemeinen Welt-Wesen spricht der Herr Lutherus an einem Orthe also: Wer der Welt Wesen und Thun mit Evangelischen Hertzen ansiehet / der muß sicher denken / daß nicht Menschen / sondern eitel Teuffel /unter Menschen-Larven und Gestalt also leben / und ist Wunder / wie die Welt nur ein Jahr stehen kann. Diesem allem / gönstiger lieber Leser / habe Ich auch nun von Anfange der blutigen Tragoedien / die noch immerdar nach Blut schreyet / nach Blut schreibet /nach Blut dürstet / nach Blut wiegert offt und vielmahls nach gesonnen / und das grosse Weltgebaue der Menschen aus- und inwendig / über all in allen Winckeln und auff allen Seiten mit Laternen durchsucht / herumb geleuchtet / nach Menschen gefraget /aber leider erbarms und verbessers Gott im hohen Himmel! bey dem Menschen meistentheils nichts / als einen bösen Nahmen und Samen gefunden. (14.) Quirin. Pegeus. part. 2. Kunst-qvell §. 5696. p. 543. Es fragte einer: ob die Narren auch Menschen wären /weil sie keine menschliche Vernunft erweisen? der andere antwortete: ja / dem euserlichen Ansehen nach / sind sie Menschen / wie du. Er versetzte: du soltest sagen: wie ich und du. (15. Ægid. Albertin. im Hirnschleiffer / p. 139. An Menschen ist der meiste Mangel in der Welt / das deutet Jeremias an / da er spricht: Aspexi / terram / et / ecce / erat vacua / et non erat homo. Der Welt Weise Diogenes ging einsmahls beym hellen lichten Tage / mit einer brennenden Latern auff der Gassen / und schrye: Ihr Menschen gehet her! Als ihrer nun viel zu ihm kamen / schluge er sie mit einem Stecken von sich / und sagte: Ich habeMenschen / aber keinen Kehr-Koth gerufft. Etliche Menschen / (saht jener) seynd nicht Menschen. Als besagter Diogenes einsmahls aus der Badstuben ging / und gefraget ward / ob viel Menschen drinn wären? antwortet Er: nein. darauff ward er abermals gefragt; ob viel Volcks drinn wäre? antwortet er / ja: dieser weit hinaußsehender Diogenes hielt die jenigen nicht für Menschen / die sich nicht als Menschen erzeigen und verhalten; derowegen suchete er Menschen / mit der brennenden Latern beym hellen liechten Tage. Wofern Diogenes anjetzo leben und mit der LaternMenschen suchen solte / so würde er besorglich wenig rechtschaffene Christen finden. Denn ob schon viel Menschen den Nahmen Christi führen / so folgen sie doch seinē Leben nicht nach / sondern führen gleichsam ein viehisches Leben; derowegen seynd sie vor keine Christen zu halten: denn ein guter Christ bekennet und erkennet Christum für seinē Herrn / er folget u. dienet auch ihm / u. welcher solches nit thut /ist kein Diener / sōdern ein Verspötter Christi / wird auch doppelt gestraft werdē / 1. als ein Spötter / nachmals als ein gottloser Sünder. Zu den rechten und wahren Menschen sagt d' Herr: ihr meine Schafe werdet durch meine Göttliche Wort geweidet u. gespeist / u. ihr erkennet mich für einē Hirten / ihr folget mir / u. ihr gehorsamet meiner Stimme: derowegen thut ihr / alß Menschen und wie Menschen gebühret: denn die jenigen / so solches nit thun / soll man nicht für Menschen / sondern für unvernünftige Thiere halten. Vielleicht aber hat Diogenes nit gemeine Menschē / sondern gute Regenten und nützliche Vorsteher d' Menschen gesucht: denn (wie Plato saget /) die Anzahl derē / welche tauglich sind den Fürsten zu rathen / und das Land zu regieren / ist klein: ob derowegen schon ihrer viel ümb eine Rahtsstell / Gubernament / Pfleg oder Amt anhalten / und stattliche intercessiones und Fürbitt mit bringen / so seynd sie doch nit allzeit tauglich / sondern man wird zu Zeiten mit ihnen betrogen. (16.) Von Neidern wie solche dem Thieger Thiere gleich seynd / vide autorē Acerrae Philol. cent. 6. e. 36. p. m. 893. etc. (17.) von den Wahnwitzigen / besiehe Harstörfers großen Schaupl. d' Mordgeschichte / c. 123. p. 424. (18. Die Junckerirende / Pflastertreter / aufm Marckte müßigänger / u. ungedūgene / subbasilicani / Spatzirer / die Hände in einanderschlagēde / Faullänzer / die vō Lētzē alß unnütze āgenommēe Knechte / nichtstuhēde / Schlüngel / nos nūerus sumus / fruges ussumere nati etc. solches unfröchtiges Gesindgen haben die Corinthier aus d' Stad gejaget / u. purgamina genant /u. sie unter den Menschen zu seyn nit gewürdiget. Greg. Richt. in Axiō. Deconō. c. 98. p. m. 240. ex Camer. centur. 1. c. 15. p. 60. 62. 75. 66. itē Martin Grūdman in Geschicht-schule pag. 248. ibid. pag. 244. ex Tauler. Fest: pentecost. p. 126. ohne d' Sanftmuth mögen wir nit Menschen-viel weniger Christen ähnlich leben. Denn die Sanftmuth setzt den Menschen in eine Göttliche Vertragsamkeit von innen und von aussen / in allen Dingen / und benimt ihme Wild-und Hartmütigkeit und alle Bitterkeit in ihm selbst etc. / (19.) Aus denen Zeitungen Anno 1662. den 13. Decemb. aus Koppenhagen: Einer von den hiesichen Russischen Gesandten hat einen Sohn von 10. biß 11. Jahren; derselbe begehrte Audientz bey dem Jungen Printz Jurgen / welches ihm auch gestattet wurde: Ein jedweder war sehr begiehrig / zu sehen / was Er anbringen würde / weil mā diese Völcker nur für grobebestialische Leute helt; Und hatte sich auch die Königin selbsten deßwegen heimlich in dem Gemach verborgen. Wie dieser nun hinein kam / machte Er einen schönen Reverentz / fieng darauf eine herrliche Oration in Lateinischer Sprache an / welche ziemlich lange wärete / präsentirte Ihm den Sebel / so er an seiner Seite hatte / und trat so dann etliche Tritt zurücke / dergleichen hatte man sich zu Ihm nicht versehen; Die Gesandten sollen sonst etwas wegen einer Heyrath zwischen deß Groß-Fürsten Sohn und dieser andere Princeßin proponiert haben / welches der Königin nicht gar wohl gefallen. Wegen obgesagten Titulus vernim noch weiter Georg. Tectander. von der Jabel / in seiner Reise-Beschreib: Anno 1605. p. 29. von denen Mußcowitern: was ihre Priesterschaft anlanget / pflegen dieselben gar nichtes / alß wie bey uns bräuchlichen / zu studieren / sondern wenn sie nur ein Wort schreiben oder lesen können / seynd sie gelehret gnugsam / können auch öfters so wenig / als anderē Leyen / kaum ein Vater Unser beten / und seynd die Studia gar in keinem Werthe bey ihnen /dürffen auch wohl sagen / daß allhier in Deutschlande / so viel Irrthümer und Ketzereyen aus den Studiis herrüreten / und kan derentwegen ein jeder / so sich zum Priester begeben wil / gar leicht darzu kommen. Petrus Jansonius in seinem Itinerar. von den Rüßen /l. 18. p. m. 89. saget dieses noch dazu / daß Männer von 60. 70. Jahren noch Unzucht treiben mit Knaben. Darumb denn die Frömbden / welche in dieselbe Länder kommen / und einige Jungen bey sich haben /fleissig Acht auff sie geben müssen / daß diese von solcher Bestialichen Nation nicht verführet werden mögen etc. und wie wohl das eine That ist / streitend gegen Gott / Gesetz der Natur / und der gantzenMenschlichkeit / so ist dennoch das jenige das aller greulichste / was sie mit allerley wilden Thieren thun. etc. (20.) Homo homini lupus / wenn ein Tyranne zuunmenschlich mit seinen Unterthanen ummegehet /und sie wie Hunde tractirt / oder hält / da wird Plager und der Geplagete zur Bestie / weil jener dz menschliche Thun zu hoch / und dieser zu niedrig spannet /und die unvernünftigen Thiere leutseliger leben lassen. darzu gehöret Autor Evtrapel. mill. 2. §. 740. p. m. 221. Einer fragte / wo für sich dich Bauren in Westphalē am meisten fürchten? dē ātwortet ein ander: vor ihrer Edelleuten Pferde Tod. denn wenn die stürben / würden die Edelleute hernach auf die Baurn reiten. confer Autorem in d' Ablegation d' Esel in Parnassum (21.) Cinaedi qu. Cynici et hoedi / stinckende Böcke / u. unverschämte Hunde. Autor des teutsch. Herkulis part. 2. l. 6. p. 427. 428. Wer lachet des Ovidianischen Mährleins nicht / daß er den höchsten Gott / welchen er Jupiter nennet / zum Ochsen ümb Frl. Europen willen machet? (22.) Abraham Hoßmann in Tract: von nächtlichen Träumen in præfat. wir lesen von dem Hochverständigen / Großmächtigen / und weisen Könige Alphonso in Arragonien /daß Er seiner Räthe einen der ihm verkündiget / es hätte ein Hispanischer König gesaget / daß es nicht von nöthen were / dz Fürsten u. Herrn und andere vornehme Potentaten / in den Historien unterrichtet würden / so ernstlich angefahren / u. im Zorne darauf geantwortet; es were diese Arbeitselige / lästerliche Stimme von keinem Menschen / sondern von einemOchsen / und unvernünftigen Thiere herkommen. etc. confer Autorem Evtrapel. Millenar. 2. §. 268. p. 96. (23.) Weiter soll Aristoteles über des Sardanapali Epitaphium (ede / bibe / lude: reliqua ne digitorum quidem strepitu digna sunt / etc. vide prolixe Buchnerū ad Lexit. Fabri voce Sardanap. Dan. Claß. in comment. ad Tab. Cebet. pag. 162.) dieses Urtheil gefället haben: daß dieses vielmehr eines Ochsen / alsMenschen Stimme sey: oder daß diese Worte sich vielmehr über ein Begräbniß eines Ochsen / als eines Königes / schicken. Jul. Wilhelm Zinegref / part. 1. Apophth. pag. 189. Autor. natur. Loqvac. cap. 20. pag. 20. Daß ein Scytischer König lieber das wiehern der Pferde / das Blecken der Schaffe / das Brüllen der Ochsen etc. gehöret habe / als eine wohlklingende Music. (Also hat D. Crellius zu Zwickau einmahl / in seinem Quartire / das bethen der Kinder nicht hören noch leyden können: Der hernach enthäuptet worden. Vide M. Tob. Schmidt / In der Zwick. Chron. sonsten. (24.) lieset man ex patrum Schola / Oratio sine Devotione / est quasi boatus boum. August. Vide Harstorff. pag. 392. §. 172. im Anhange / ad part. 2. Schauplatz Lehr-Geschicht. (25.) Beym Joh. Agric. in Deutsch: Sprichwörtern / Capit. 24. pag. 21. b. Daß die Mönche / keine rechte / von GOTT erschaffeneMenschen seyn. Hierzu mögte man auch fast setzen /daß die Holländer gegen die verfolgenden Japonier /wie sie gefraget worden / ob sie Christen seyn / geantwortet haben / daß sie Holländer wehren. vide Erasmi Francisci in der Lust. Schau-Bühne / 3. versaml. p. 490. etc. Biß hierher das erste Stücke in der Vorrede / davon ich dieses nicht lassen kan / wz die Disposition belanget / so ich theils davor / theils durchs gātze Werck gebrauche: nehmlich es alles /nach dem Alphabethe / acrologice / einzurichten: mercke hiervon daß meinem Belieben in dē Falle unlängst andere beygepflichtet haben / als Abrah. Saur im Städte Buche. Tim. Polus von allerley Hand- und Werck. meistern. P. L. zu Lübeck in Memorabil. Apophtheg. Buchēroder in der Sünden Rolle. etc. Es dienet die invention dem Gedächtnisse gar sehr. In übrigen muß ich nū mehr auch meinē Epilogū oder Schluß Rede / als dz andere Stücke / hinanfügen / unn damit erfüllen / was ich im ersten Theile versprochen habe / nehmlich dem Curiosen Leser die meisten Vaticina und Vorsagungen / auff das zwar abgelegte /doch vorher sehr verdächtig-scheinende / und der gestalt der Posterität zur gewünschten Nachricht / auffgehobene 1666. Jahr: angesehen ihnen unterschiedliche eine lange Weile her / auf selbige Zeit / was sonderliches in der Welt / haben bedüncken lassen / alß wie da seynd sonderlich.


1. Alexandri VII. Tod.
2. Bapstumbs Untergang.
3. Christenheits Aufnahme.
4. Drāck-sal für Erfurt.
5. Engellands Verderb.
6. Friedenzeits / oder Chiliasmi Anfang.
7. Germaniens überziehung.
8. Heyden Bekehrung.
9. Jüden Erlösung.
10. Ketzereyen überhand.
11. Leipziges Unglück.
12. Monarchie Aufhörung.
13. Niederländer Uberwindung.
14. Ottomannier Oberhand.
15. Pohlens Ruinirung.
16. Quaal und Peste in der ganzen Welt.
17. Roms Verstörung.
18. Spanier Verlust.
19. Träume-deutungs Erfindung.
20. Untergang vieler hohen Häupter.
21. Welt Ende.
22. Zeichen unn Wunder.

Von allen diesen Stücken soll / mit Gottes Hülffe /das seinige / hinter einem jeden Capittel / zur Beylage / mit hervor gezogen / und angeführet werden. doch nicht so wohl / daß ichs für mich wahr machete / oder was grosses von den meisten Puncten hielte; weil der Außgang in vielen das contrarium an den Tag / Gott lob! gegeben hat; sondern damit ich der Begierde deß Lesers ein überflüßiges Vergnügen leistete / mich in die Zeit schickete (denn es ist alles de tempore praesenti / vō der gegenwertigen Zeit: und der Posterität die Vāitat zu erkennen gebe / so die Wahnwitzigkeit auff die chronologie des drey-besechseten Jahres u. dessen arithmantie gewand gehabt / und wz sie damit / ausgerichtet habe / auch wz doch gleichwohl für sich erfolget sey. Die Ordnūg vermag zwar nicht so eben können gehalten werden / daß ich die beyden Alphabete von Buchstaben zu Buchstaben / abhandelte: doch soll gleich wohl von allen diesen letzterzählten Dingen / einzeln / bißweilen auch zusammen gennomen / hinter allen folgenden Capitteln dz seinige gesetzet werden. Die durchblätterung wird es geben / so d' Leser / nicht ohne Nutzen / und Ergetzligkeit / mag anwenden. Schließlich damit ich alhier schon etwas in genere erwehne / so habe ich nachfolgendes / nachdenkliches / auß einem gedruckten Scriptulo hie her setzen wollen.


(Itzttreten VVIer Ins neVVe Iahr /
Herr JesV ChrIste / Vns beVVahr:
GIeb GnaD / DVVIer / DIß gantze Iahr /
ZVbrIngen können / ohn Gefahr!)

Christlicher lieber Leser es ist vor langen Zeiten von diesem 1666. Jahre hochverständigen gelahrten Leuten u. Naturkündigern genugsam prognosticiret u. geweißaget worden: Doch Menschen können irren: weil aber in göttlicher Schrift bey dē Propheten Daniel und in d' Offenbahrung Johannis vō dieser Zahl absonderlich gedacht / kan ich mir wohl einbilden / dz solches nicht vergeblich / sondern ein sonderliches Wunder Jahr / darinnen viel Veränderungen in d' gantzen Welt dürffenvorfallen; absonderlich; wenn wir die Wort Christi erwegen beym: Luc. 21. wegen d' Zeichen u. Bangigkeiten / durch Krieg u. Kriegs-Geschrey / ehe d' Tag deß Herrn wird hereinbrechen / welche schō einen mercklichen Anfang machen. Mā betrachte wz für Wūder vō Ao. 16. biß auf dz 1666. Jahr sich begeben. Kürtzlich nur wz dz 65. jahr sich zugetragen /wer Augen hat / d' thue sie auf / wer Ohren hat zu hören / der höre. Hat nicht der Thürmer zu Neustadt an der Oelden 25. Mäy nach Mitternacht zwischen 3 und 4. Uhr / wie ers eydlich ausgesagt / einen alten Mann auf einem Stuhl / und ümb Ihn herūb 12. Liechter gestehen? Ingleichen auch zu Plauē ist eben dē ermelden Tag in einer hellen Wolcken d' Herr Jesus am Stamme des H. Creutzes von vielen Leuthen gesehen worden. Diß sind gewisse Zeichen des herzunahenden jüngsten Tages. GLVCk zV DeMne VenIahr /wüntsch ich d' gantzen Christenheit / Segen / Fried und alle Wohlfahrt. Aber so viel ich nach des Himmels Lauff und meiner Kunst gelernet habe / so dürfte sich in diesem 66. Jahre wenig Friede sehen lassen /denn es werden etliche große Herren an einander gehetzet werdē. Im Mertzen möchtē wir schon frömbde Völcker zu sehen bekommen / auch wohl gar Quartier geben müßen. Im Aprill wird eine starcke Armee herfür kommen / die von vielen Feinden zusammen gebracht. Nun / Mäy die lustige Zeit / giebt denen die uns zu hülfe kommen / gute Victori allezeit / siehe /bedēcke dich wohl / d' du vielmahl die Propheceyung / so durch Gottes Wort unn Allmacht sind geoffenbahret worden / gespottet hast. Juni / juni / wz bringestu uns für frömbde Meder auf unsere Wiesen / die da Heu ungedorret weg führen. Im Junio siehe dich ümb an allen Orthen / du wirst fürwahr viel frömbde Nation zu sehē bekommen. Nun Auguste weis uns ein Ort / daß wir bey den unserigen möchten erhalten werden / da zu dieser Zeit wird manchē Cavalier / Reuter unn Soldaten sein Lebē verkürtzt werden. Jedoch so ist d' September noch vō Gott gezieret mit Glück u. Victori / weil unsere Feinde / die in Schafs-Kleidern kommen / und doch reissende Wölffe werden zurück geschlagē / vertrau / schau / sich wohl zu / dz du / nach dieser Victori nicht kömmest in grössere Unruh / denn der Wolff und Fuchs sind listig. O October / was bringst du wieder her / wohl gut / daß du noch im Felde stehest / siehe wie sie wieder zurücke lauffen / die uns auffs neue gedachten zu plagen. November / du bringest uns frömbde Gäste ins Winter-Quartier / und das mag immer seyn / besser Glaubens-genoßen / als von unsern abgesagten Feinden geplündert und verjagt. Nun hiermit schliesse Ich meine Propheceyung / so viel ich nach des Himmels Lauf und Gottes Allmacht und Gnade verstehe / nims an als eine Wahrnung /daß Gott an des Himmels Lauff uns weiset. Sprich nicht / wie viel jahr her geschehen / wer weiß obs wahr ist? Denn die Cometsternen und alle oberwehnte Wunder Zeichen / laß auch dein Hertz erweichen / so wird uns Gott diese Straffen / die vor Augen stehen /und schon in vollen Wercken angehen mit Gedult und Sanfftmuth helffen überwinden. Denn der Tag deß Herrn wird uns bald alle zugleich zu sich holen.Christoph: Richter vor dē 1666. jährigen Calender. Dieses Jahr ist denckwürdig / wegen der Jahrzahl / sintemal die sieben grosse Römische Zahlen in ihrer richtigen Ordnung darinnen auf einander folgen / welches vorhin nicht geschehen ist / auch künfftig nicht geschehen wird: denn diesem Jahre kommet diese Ordnung alleine zu. M DC LXVI. II. Wegen einer sichtbarē Sonnenfinsterniß / welche in Europa an etlichen Orthen die Sonne fast gantz wird verfinstern / aber in Deutschland wird ein Theil der Sonnen / lichte bleiben. III. Wegen etlicher Secular-Historien oder 100. jährigen Geschichte 1. ao. 1566. hielt Käyser Maximil. seinen ersten Reichstag zu Augspurg im Mertzen: da wurde gehändelt vō demTürckenkriege / welcher auch hernach vorgenommen und geführet worden. Damals ward wiederūb der Religionsfriede bestätiget. 2. Eben auf diesemReichs-Tage hat Churfürst Augustus zu Sachsen die Churfürstl. Reichs-Lehn / mit großer Solennität / in Aufwartūg vieler Fürsten / Grafen u. Herrn / offentlich empfangen. Auff diesen Reichstage ist Hertzog Joh. Friedrich von Sachsen / so zu Gotha residiret /weil Er den Echter Grumbach mit seinen Gesellen aufhielt / in die acht erkläret / u. die Execution Churfürst. Augusto auffgetragen worden: welcher die Stadt Gotha / sampt der Festung Grimmenstein / am H. Christ Abend berennet auff fordern lassen. 4. In diesem Jahr kömmt d' Türckische Tyran Soleiman so schon 80. Jahr alt / wieder in Ungern / belägert den 6. Aug. Die Festung Sigeth: stirbet aber in der Belegerüg den 4. Sept. Die Festung wird erobert den 7. Sept. dz Ungerland wird trefflich verwüstet. 5. im Sept. dieses Jahrs haben hie zu Lande die Rosen und etliche Bäume zum andern mahl geblühet. Um Leipzig hat es Blut geregnet / darauf die Peste in gantzen Lande / wie auch in Sachsen / Thüringen / Hessen etc. wieder sehr angehalten. 6. Eben in diesem Jahr ist Erzbischoff zu Magdeburg worden Joachim Friedrich Marggraf von Brandenburg / welcher die Papstische Religion im Stifft ausgemustert / u. Kirchen reformiert hat. 7. Eben in diesen Jahre ist angangen der Welt-beruffene Krieg der Staten von Niederland /weil sie vō den Spaniern so wohl wegen leiblicher als auch Geistlicher Freyheit des Gewissens Tyranischer Weise bedrenget worden. Dergleichen Krieg wird man in Historien nicht finden / der so viel Menschen-Bluth gekostet / u. so lange gewehret hette /nemlich biß ao. 1648. da der Friede erfolget ist. 8. Ao. 1466. Ward die Lateinische Bibel zum ersten mahl zu Augspurg gedruckt / da durch das Wort Gottes bekannt wurde / da vorhin mancher Doctor Theologiae die Bibel niemals gelesen. 9. Eben in diesem Jahre ist Preussen / vō dem Römischen Reiche / abgerissen worden / in dem der große Meister des Teutschen Ordens vō Casimiro dem Könige in Pohlen überwunden / sich demselben untergab. u. huldigte: u. also ist dz schöne Land an Pohlen kommen. 10. Der Papst Paulus II. hat wieder die Böhmē dz Creutzperdigen laßen / u. alle Soldatē / die sich wieder dieselben brauchen liessen / loßgesprochen von allen Sünden / auch ihren Kindern bis ins 3. und 4. Glied eben daßelbe zugesaget. Aber die sehr grosse Menge ward gar leicht von König Georg. überwunden. 11. Anno. 1366. ward die Stadt Adrianopel / da der Türcke Amurathes seine Residentz gemacht / von 50. tausend Christen vergeblich belägert: denn alß die ganze Nacht gesoffen / wurden sie überfallen / und alle in d' Flucht gejagt. Die Genueser haben damahls trewloß und unchristlich gehandelt / dz sie das Türckische Kriegsvolck ümb Belonūg mit ihren Schiffen aus Asia haben herüber geführet. 12. Anno 1266. war ein kleiner Krieg zwischen dem Bischof von Würtzburg u. dem Graffen von Henneberg: der Grafe wurde überwunden den 8. Aug. 13. Anno 1166. hatt die Römische Kirche 2. Häupter / nehmlich 2. Päbste. deßwegen hielt Friedrich ein Concilium zu Würtzburg /wie man das monstrū möchte abschaffen. 14. Eben in diesem Jahr hat d' Käyser die Stadt Mauren zu Erfurth lassen niedrreissen. 15. Anno 1066. ist Mantua ein Conciliū gehalten worden: darinnen dē Römischen Käyser die Gewalt einen Pabst zu wehlen ist abgesprochen worden / unn die Monarchia des Pabsts bestätiget worden. 16. Anno 966. ist die Christl. Religion in Pohlen ankommen / u. d' König dē 7. Martii getauft worden. 17. Anno 766. hat d' Griechische Käyser dē Könige d' Francken ein Orgel Werck übersendet: dieses ist dz erste gewesen / so in diesen Lande gesehen worden. Nach diesen sind andere gemacht / und in die Kirchen gebracht worden:

1. Von Astrologischen Menschen
[1] I. Von Astrologischen Menschen.

M. Christian Grüneberg / im Schreib. Calend: 1667. zu Alten Setin gedruckt / part. 2. cap. 2. Es hat sich Herr Concius / vornehmer Profeßor Königsberg in Peußen / oftmals bey M. Fuhrman desfals Raths erholet / und unter andern zur Antwort erlanget: Daß dieSternen nicht allein Zeichen wären / bey welchen man vermuthlich sehen könne / was dem Menschen vorhalte: sondern daß sie auch starcke Würckungen in den Menschen haben / und das jenige durch ihre Kraft zu wege bringen / was ihre Aspecten andeuten / und daßelbe geschehe folgender massen: Der Mensch bestehe aus 3. Stücken / aus Seele / Leib und Astralischen oder Siderischen Geiste. Wenn nun die Strene etwas würcken wolten und solten / es sey gutes oder böses / so könten sie der Seelen nicht beykommen; weil dieselbe viel subtiler / alß die Sterne / und daher ihrer Macht nicht achte: dem Leibe könten die Sterne wol etwas anhaben / weil derselbe viel gröber / als die Sterne; aber das sey zu wenig: Sintemal die Laster u. Tugendē in d' Seelen ihrē Sitz nehmen / und in dieselbe müssen gepflantzet werden. Derowegen habe Gott der Herr dem Menschen / ohne [1] Seel / u. Leib / noch eine Astralischen Geist verliehen / der etwas feiner sey / als d'Leib / unn etwas gröber als die Seele / also dz der den Sternen näher verwandt / alß die Seele /unn der Seelen näher alß die Sterne. Wenn nun die Sterne etwas in den Menschen zu wege bringē woltē /so rührete sie erstlich diesen Geist / derselbe aber theile die empfangene Kraft d' Sternen der Seelen /und dem Leibe mit; und also geschehe es / daß die Sterne / durch Hülffe des Astralischen Geistes / Laster und Tugend / wie auch Glück und Unglück zu wege brechten / welches sie ohne diesem Geiste nicht vermögten. Seine (Herr M. Fuhrmans) eigene Worte lauten hiervon also: Die Seele finde ich / daß sie sey ein über natürlich / und unverlöschlich / herrlich Licht GOTTES / dazu erschaffen / daß sie den Organischen Leib soll bewohnen / völligen / regieren / und mit demselben den Menschen machen / daß edle Geschöpfe / zu der Allerheiligsten Dreyfalltigkeit ewigen Lobe. Denn Leib er kenne doch / daß er sey zu gleichem Ende vom Höchsten bereitet / aber aus einer viel schlechtern und unedlen Materien / nehmlich aus den irrdischen / zerstörlichen und vergänglichen Elementen. Weil nun diese Zween gantz ungleiche wesen sind / daß fast in der gantzen Natur nichts ungleichers mag erfunden werden: Alß hat GOtt / nach Seiner Weißheit / das dritte hinzu gefüget / [2] welches beider Naturen verwand / nehmlich den Himmlischen und Astralischen Geist / welcher zwar auch ein Licht ist /eben so wohl als die Seele: Aber nicht ejnsdem speciei / sed generis: Nicht derselben Gattung / sondern etwas gemeiner. Kommt auch in dem Leibe über ein /daß er etwas elementarisches in sich hat / aller Elementen Natur theilhaftig; Doch mit diesem Unterscheide / daß die Elementen / so dem Firmamentischem Lichte eingepflantzet / gar rein / subtiel / behende: Die aber / woraus der Leib bestehet / gantz grob / finster und dicke. Dieses Aetherische Licht /participans naturam animae et corporis / ist das rechte Band / womit Leib und Seel zu einem vollkommnenen Wesen vereiniget werden / und vermittelst dessen die Seele / intima περιχωρή, Den gantzen Leib und alle Partheyen / des Leibes durch gehet / erfüllet / bewohnet. etc. Die übrigen Worte beliebe der Geehrte Leser selbst nach zu lesen / in seinem Calender Anno 1662. Hilff Ewiger GOTT! Ein Prediger / ein Evangelischer Prediger / scheuet und schämet sich nicht /solche ärgerliche Verfluchte Meinung in offentlichen Druck heraus zu geben; Welche das Fundament aller Zauberey ist / so in Cornelio Agrippa befindlich und dadurch einfältige Hertzen von Gotte und seinem heiligen Worte [3] abgeführet und dem Sathan / und seinem höllischen Reiche zugebracht werden. Denn daß ich anitzo nit gedencken möge / daß es plump genug philosophiret sey / wenn Herr M. Fuhrmann die Seele ein natürlich Ding nennet / welche doch forma et altera pars corporis naturalis humani ist / wie der schlechteste Baccalaureus besser verstehet / alß dieser alter Magister. Ja / daß ich auch unberühret lasse / wie unrecht er daran sey / daß er vermeinet / die menschliche Seele werde nicht gezeuget sondern erschaffen; sintemahl vorhin bekant / daß dieses dem Articul von der Erbsünde zu gegen lauft / und dergleichen Meinunung auff reiner Lutherischen Academien nicht geduldet wird / wil ich nur dahin einig und allein bemühet seyn / daß ich zum Beschluße dieses Capitels / folgende drey nöthige Fragen abhandele: (1.) woher M. Fuhrman diese Meinung vom Astralischen Geiste genommen? (2.) was vor Blasphemia und Gottes lästerungen darin enthalten? (3.) was mich bewogen wieder ihn zu schreiben? Es hat aber Herr M. Fuhrman gedachte seine Meinung nicht aus der Heiligen Schrifft / denn wenn dieselbe Gen. 11/17. die Erschaffūg des Menschen erzehlet / spricht sie: Gott machte den Menschen aus einen Erden Kloß und er bließ ihm ein den lebendigen Oden / und also ward der Mensch eine lebendige Seele. Da zwar des Leibs und der Seelen /aber [4] des Astralischen Geistes mit keinem Worte gedacht wird. So stehet auch kein einiger Titul hievon in der gantzen heiligen Schrifft. zwar Ebr. 4/12. wird vom Worte Gottes gerühmet / daß es scheide Seel und Geist. Es ist aber bekant / daß alle Theologi durch den Geist die Facultates animae verstehen. Wil sonst mit grossen Verlangen erwarten / ob Herr M. Fuhr man allen Theologis sich zu opponieren und aus diesem Spruche seinen Astralischen Geist / oder Gespenst / zu defendiren belieben werde. Und er benenne mir einen Spruch der H. Schrifft / in welcher vom gedachtem Geiste stehe. (1.) daß er Astralisch sey. (2.) daß er aus Elementen bestehe. (3.) daß er ein Lichtlein sey. (4.) daß er der Seelen und dem Leibe verwandt sey: kan er das nicht thun / wie es ihm in Ewigkeit unmüglich bleibet: so bleibts dabey / daß er seine Meinung von dem Astralischen Gespenste nicht aus der heiligen Schrifft genommen. So rühret sie noch viel weniger aus der Philosophia her: Dan ob gleich dieselbe nicht anders dafür halten kan / alß dz der Mensch von einem Geiste müsse regieret werden: So kan sie doch nicht erfahren / ob derselbe Geist unsterblich sey? Daß aber zwey Geister im Menschlichen Leibe / und der eine geringer sey / als der ander /und aus Elementen bestehe; Darüber mögte ich Herrn M. Fuhrmans Philosophiam wohl anhören. Ich [5] beruffe mich indeßen auf den Consens aller Philosophen /das die Philosophia von gedachten Spöckniß nichts wisse. In warheit aber hat er übel gedachte Meinung gezogen u. gesogen aus dē Cornelio Agripa / welcher 3. Leichtfertige Bücher de occulta Philpsophia geschrieben / und einer von den aller grössesten Zauberern gewesen / so jehmahls unter dem Himmel gelebt. In denselben Büchern finde ich die opinion vom Astralischen Brombart oder Gespenste fast von Worte zu Worte. Denn lib. 3. cap. 37. spricht er: Anima humana est Lux quaedam divina etc. Hace immediate. Deo procedens per media competentia corpori huic jungitur crassiori. Unde primo quidem in ipso descensu COELESTI Acreoque involvitur Corpusculo quod aetherum animae vehiculum vocant. etc. Ita patet / quomodo immortalis anima per immortale corpusculum / videlicet aethereum vehiculum / corpore clauditur crassiore et mortali. Aber libr. 1. Cap. 14. macht ers noch deutlicher: Cum anima primum mobile sit / et / ut dicunt / sponte et per se mobile; Corpus vero vel materia per se ad motum inefficax et ab ipsa anima longe degenerans: Ideireo ferunt opus esse excellentiori medio seil. quod sit qv. non corpus et jam qu. anima / sive qu. non anima et qu. jam corpus / quo vide: etc. Talis igitur spiritus necessario [6] requiritur / tanquam medium / quo animae celestes insint corpori crassiori. Libr. 3. c. 22. spricht Er / Daemon geniturae / qui et genius dicitur / a mundi dispositione siderumque circuitibus / qui in generatione versantur descendit. Hunc sunt qui opiniatur animam / jam in corpus descensuram / e Daemonum choro custodem sibi naturaliter secernere / nec tam eligere sibi hunc ducem / quam vicissim etiam ob illo adoptari in tutelam. Hic exeqvutor vitae ac custos cam (animam.) corpori conciliat. Herr M. Fuhrman sagt (1.) Der Mensch habe ohne Seel und Leib noch eien Geist. (2.) Derselbe Geist sey Astralisch. (3.) Er sey das Band / damit Seel und Leib vereinigt werden (4.) Er sey nebst der Seelen ein Licht. Und dieses lehret Cornelius Agrippa auch / daß also kein Zweiffel: Herr Magister Fuhrman habe seine vorgedachte Meynung aus demselben gefasset.

Wannen hero gewiß / daß dieselbe Meynung sehr gefährlich nnd GOTTES-lästerisch sey / Denn alles was der Teuffel aushecket / das ist Teufflisch: Wie man saget: Τοῦ κακοῦ καρακος, κακὸν ὠὸν: Der suchet nichts als der Menschen Verdammnis und GOTTES Unehr. Drümb wer sich denselben lehren lässet /[7] deß Leben müsse gottloß seyn / und sein Gebeth müße Sünde seyn; wünschet König David im 109. Ps. Cornelius Agrippa selbst bekennet / wer seine Bücher de occulta Philosophia lese und ihnen zufalle / daß derselbe ewig werde verlohren und verdammet seyn. Denn er hat nach derselben Zeit einen Tractat heraus gegeben / so er censuram seu Retraciationem de occulta Philosophia nennet / in welchem er also schreibet: De Magicis scripsi ego Juvenis adhuc libros tres /amplo satis voumine / quos de occulta Philosophia nunucupavi. In quibus quicquid tunc per curiosam adolescentiam erratum est / nunc cautior hac. palinodia recantatum volo. Permultum enint temporis in his vanitatibus contrivi. Tandem hoc profeci / quo sciam /quibus rationibus oporteat alios ab hac pernicie dehortari. Quieunq; enim non veritate / nec in virtute Dei ambulant / sed in elusione Doemonum / secundum operationem malorum spirituum divinare et prophetare praesumunt / etc. Omnes hi cum Joanne et Mambre et Simone mago aeternis ignibus cruciandi destinabuntur. Herr M. Fuhrman wolle doch die Worte Divinare et prophetare praesumunt fleissig betrachten / und ein paar mahl lesen. Damit er aber nicht meine / sie gehen ihn nicht an / weil dabey stehet / secundum operationem malorum spirituum / so mag er wissen / daß Cornelius Agrippa alle Astrologische / [8] Prognostica vō wilkührlichen Menschlichē zufällen nenne Divinationes secundum operationem malorum spirituum / oder mit einem Wort / Magistram. Denn im gedachten Tractatu spricht er kurtz vorher. Itaque ex his / quae dicta sunt / patet / non aliud esse magiam quam complexum idoloiatriae /Astrologiae / superstitosacque medicinae. Und wie sollte es nicht eine gefährliche Meinung seyn / was Herr M. Fuhrman aus dem Cornelio Agrippa von dem Astralischen Geiste vorgebracht? mögten doch einem Christen die Haare zu Berge stehen / wenn er höret /worzu Cornelius Agrippa dieselbe angewendet / und wie sie von demselben außführlich erkläret wird. Es ist aber kein Zweiffel / weil Herr Magister Fuhrman des Cornelii Agrippae Meinung hat / er werde auch ihre Erklärung belieben / welche folgende ist;


1. Wenn Cornelius Agrippa die Seele ein Licht nennet / so muß man wissen / daß er GOtt den Herrn auch ein Licht nennet: so wird demnach Herr M. Fuhrman dieses auch annehmen. Aber o wie abscheulich ist dieses! Freylich ist GOtt der Herr ein Licht /aber nicht also / wie Agrippa statuiret / daß die Seele und der Astralische Geist seyn portio essentiae divinae / ein Theil des Göttlichen Wesens. Denn so müste nothwendig GOTT mit Sünden beflecket seyn /weil die Seele damit bemackelt; [9] Ja wenn die Teuffel in der Höllen eine verdammte Seck peinigen werden /so müssen sie GOtt selbst quälen und marten.


2. Wenn Herr Magister Fuhrman sagt / daß der Astralische Geist aus Elementen bestehe / deßgleichen auch die Seele / so muß dieses aus dem Cornelio Agrippa lib. 1. cap. 8. Also erkläret werden:

Daß alle Dinge aus Elementen bestehen / nicht die Menschliche Seele allein.

Sondern auch die Engel und GOTT selbst; Nur mit dem Unterschied daß die Elementen / woraus GOTT bestehet / die aller subtilisten und die andern etwas gröber seynd.

Heisset das nicht die Ewigkeit GOTTES verleugnen?

Denn so GOTT der HERR aus Elementen bestehet / müssen dieselben ehe gewesen seyn / alß GOTT selbst.

Wo bleibet die Simplicitas DEI? Ja wenn GOTT der HERR auß Elementen bestehet / kan er wieder zu Flüssen und zu Elementen werden.


[10] 3. Wenn Cornelius Agrippa einem die Zauberey bey bringen wil / und ihn fertig darinnen machen / so fordert er / daß einer dieses vor gewiß halten solle: Daß der Mensch einen Astralischen Geist habe.

Darnach: Daß derselbe eben so wohl alß der Mensche selbst seinen eigenen Nahmen habe / welchen man per Cabalam finden könte.

Wenn es nun so weit gekommen / so lehret er endlich / wie er entweder seinen eigenen oder seines Astralischen Geistes Nahmen mit zuthun der Tabulae Ziruph verbinden könne endweder mit der andern Astralischen Geister Nahmen / die droben bey den Astris oder Sternen sind / oder mit dem nahmen GOTTes.

Worvon er rühmet / welcher Mensch also mit dem Nahmen Seines Astralischen Geistes wisse zu verfahren / daß derselbe nicht alleine alles wissen könne / so er begehret.

Sondern könne auch Seine Gedancken andern Leuthen über viel hundert Meilen ohne Botten und Briefe offenbahren.

Ja er könne alles thun was er wolle. Er könne dadurch machen daß erleuchte / wie die Sterne am [11] Firmament; gibt dabey das Exempel vom Apostel Philippo / welcher so bald er den Eunuchum getauft / sey in Azota gefunden worden. Er könne durch verschloßene Thüren gehen; wie der Apostel Petrus; wie dieses alles libr. 3. t. 43. befindlich. Dieses aber ist das erschrecklichste / das er spricht / man könne auch dadurch GOTtes Sohn werden und Göttliche Wercke verrichten. Tum spricht er / in candem imaginem translati veri efficimur filii Dei Deoque similes /agentes et operantes opera Dei. Das lasset mir eine herrliche Meinung seyn / die einem Thēologo und Prediger wohl anstehet / auff welcher diese abscheuliche und vermaledeyete Gotts-Lästerung und Zaubereyen sich gründen! Herr M. Fuhrman sehe selber zu /ob er damit in den Himmel komme: Ich will nur alle fromme Christen treulich ermahnet haben / daß sie sich an desselben Prognosticis von Fried und Krieg nichts kehren / sondern / selbige vor Fabeln und Narrenpossen halten: Die Meinung aber vom Astralischen Geist / als gottloß und verflucht ihr lebenlang fliehen wollen; als welche nicht aus Gottes Wort /noch aus der Philosophia / sondern aus der Zauberey Cornelii Agrippæ / des Ertz-Hexenmeisters genommen ist / und ohn Gefahr der ewigen Seeligkeit nicht kan gut geheissen werden. (biß hie her jener Author /deme Ich verantworten alleine lasse / was er wieder seinen Antagonistan [12] fürbringet: darein ich mich nicht mischen will; sondern die Sache daher allhier nur habe wiederholen wollen; weil es eine besondere Art und Geschlechte der Menschen gleichsam zu seyn scheinet / wieder die alte Antropologie. Wolte man derentwegen solche beschriebene Menschen / die Astrologische nennen / so möchte es für dießmahl hin passiren. In übrigen aber muß dennoch gleich wohl der Author wissen / daß sein angefochtener nicht der erste sey / noch es so eben aus dem Agrippa müsse entlehnet haben / was er vom Spiritu Astrali auff dē Schauplatz bringet. Weiß er nicht / was Synesius vom Spiritu Phantastico schwatzet / damit unsere Seele solle gleichsam bekleidet seyn / und vermittelst welches umbpfanges allerhand impressiones geschehen möchten / alß da seynd die Nachtgesichter / etc? besiehe hier von gründlicher / mein vollständiges Traum-Werck. Und dieses were also schon eine Instantia Philosophica: darzu Ich den Comenium setze /welcher in Phys. Synop. c. 11. th. 2. 3. 4. den Menschen zusammen setzet aus corpore / spiritu sidereo und anima: seinen Beweißthumb bestätigend aus 2. Thess. 5/13. integer vester spiritus et anima et corpus servetur inculpate. Also werde auch 1. Corinth. 14/14. ein unterscheid gemacht zwischen Spiritum und mentem. Der gestalt daß die Seele und das Gemüthe aus Gott seyn; und der Leib aus denen Elementen [13] zusammen gesetzet sey / gleich wie auch der unvernünfftigen Thiere; Der Geist aber sey aus dem Spiritu mundi / gleich wie auch aller unvernünftigen Thiere. Besiehe dieses alles weitleufftiger aus mehren Philosophis beym Theologo / D. Joachim Lütkemanno in Tract. Phys. Theolog. de vero homine / und was er mit seiner weitleuftig erklärten unione naturali wolle. Item Magister Steckmann: de peste quaest. 13. pag. 117. ex Weigelii Postil. Dial. etc.

Und also wird der Author darinnen auch Genüge und vom Adsensu Theologico lesen und vernehmen. Ich lasse es alles miteinander nachmahl dahin gestellet seyn / und interponiere nicht so wohl meinen Ausschlag und Beyfall / alß daß Ich mir anderer Scribenten Meynung colligire: Denn das ist ohne daß in mehren Schrifften mein Propo / das Ich mich belesen in etwas erzeuge / und denen / so einen Mangel am Büchern haben / copiam oder einen Auszug gewisserer Dinge aus sehr vielen Authoribus mittheile. Begehrt einer auch meine eigene inventa zuvernehmen / so wird Er solche zur Gnüge antreffen / in meiner neuen Cornelischen Astrologie / und unvergleichlichenTraum Wercke.

Man mögte zu dieser Materie auch setzen / was beym Zeilero stehet / Tom. 1. Epist. 1. cont. 2. [14] pag. 294. Es finden sich solche Phantasten / die gewolt daß das Ey / aus welchem die Helena herkommen seyn solle / aus dem Monde herunter gefallen und daß die helenitische Weiber / Eyer legen / und das die Menschen / so daraus herkommen / vielmahl grösser / alß wier seyn / wie Caelius Rhodiginus lib. 27. antiq. leclion. cap. 17. p. 1042. aus Neocle Crotoniata / und Herodoto Heracleote hie von zu lesen /Von Anatagora schreibet Diogenes Läertius libr. 2. pag. m. 100. et 103. Wie er gesagt habe / daß im Monde / Wohnungen / Hügel / u. Thäler seyn / und dz der Himmel gantz aus Steinen gemacht were. Dz also / in Ansehung solcher vornehmer Leute / jenē Bauren! (J. B. Schuppius in Oratore inepto p. 14.) es wohl für gut zu halten / welcher / als er zu Pariß die Parlaments Herren einsmals beysammen sitzen gesehen /Ihr Rathhaus oder Palais einen Acker mit Zwiebeln angesöet / verglichē hat. (Es ist kein Ding so ungerenckt / so nit solle seinen Beyfall bekommen haben. Cicer. in Paradox. p. m. 228.) Vielleicht gehöret der Alcoranische Schwarm auch hierher darnach Malchorai / eine Geburt / bey Tage die Sonne / und bey Nacht der Mond sey vid. l. 1. c. 17. p. m. 105. dz die Sterne kinder des Mondē u. der Sonnen seyn / habē davor gehalten die Göses / Roß. p. 196. vide D. Joh. Ern. Gerhard. in umbra in luce. s. consens. dissens. Relig. §. 28. [15] da / und anders wo / aus vielen Aulhoribus / von vielen Heyden referiret wird / wie sie geschwärmet / daß die Sterne lebendige Geschöpffe wehren. Anno 1545. am 2. Pfingst. erschien am Himmel / Ein Bär der kam von Morgen / und ein Löw von Abend / beydē Thieren folgete ein Heer / die stritten zusammen / ein klarer Stern schiene dazwischen. über dem Löwen stund ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln. darnach verschwand der Bäer mit seinem Heer / blieben also etliche auf der Wahlstadt todt liegen / der Löw kehret wieder nach Abend mit seinē Heer / dem folgeten 2. Cameel. Einer aus des Löwen Heer kam wieder zurücke / führet nach orient ein wohlgeputzt Weiß Roß / das gab er einem schönem jungen Kürissirer welcher von der Wahlstadt vō den Erlegtē aufstund / der saß darauff / ritte nach Orient / und der ander lief neben ihm her. Letzlich verschwand dieses alles. Zu nachts erschienen im Monden 2. Männer / einer hatte einen Türckischen Hut auf / der ander ein Spanisch Bareth. Der Türcke boge die Knie / endeckt dz Häupt / und sprach dem andern zu /darnach gabē sie einander die Hände / u. verblichen. Er. Annal. Siles: Kreckw. T. 1. Gnō. et polit. Hist. In ansehē / daß etliche die Träume dē Gestirne zuschreiben / unn sprechen / dz die Nachtgesichter vō Himmel eingeflößet werdē; so wird es allhier dē Leser sehr angenehmlich fallen / einen Zusatz zu diesem Cap. davon zu machen welcher dieser ist:

[16] Ein Schrifftlicher Herold über der gantz neu-erfundenen / richtigen und unerhörten Traum-Deuterey /wie auch über andern verwandten geheimen Wissenschafften; ausgesand vom Autore M. Johanne Prætorio, P. L. C. Ich muß allhier anfangen ein wenig mehr Rühmens zu machen von meiner neu-erfundenen / und auch / mit Gottes Hülffe / ausgeführten und vollständig-beschriebenen Traum-Deuterey; so miteinander allererst seine Ankunft in diesem 1666. Jahr bey mir /davon es nach diesen / mit Gottes Hülffe / die gantze Welt zu gewarten hat / empfangen hat. So wahr ich lebe / Günstiger lieber Leser / vermuthe dir dabey und daran keine Qvackeley oder Narrentheydung / wie dir auch bey dem Worte des Traums wohl möchte in den Kopff kommen; als darnach man kein gering-schätzenders Wort schier auffbringen kan / zur Niederschlagung und Verachtung eines Dinges / als eben das Wort Träumerey / Sprichworts weise sagend: Du träumest / Du bist ein Träumer / auff Nieder Sächsisch /Drömer / welches schier mit dem Titul Dromô, daher Drummel-dörgß pro Dromedarius kömpt / überein stimmet. Nein / solche Lappalien und Bärenheutereyen sey du / umb Gottes Willen / bey meiner Verheissung nicht vermuthlich: Wann ich diß Ding nicht verstünde / und nicht lange genug in der Qver und Länge durchgegangen hätte / mit allen / so alten / so neuen / so geistlichen / so Weltlichen / einhelliglich übereinstimmenden Beyspielen und Handgreifflichen Gründen / so wolte ich kein Wort davon gedencken /ja das Weck der Rede nicht werth schätzen: Ich wolte den Plunder zerreissen und verbrennen. Meynestu daß man das geringste davon aus irgend einem Buche der[17] gantzen Welt / ausserhalb meiner Invention / auffbringen möge? Nein / ich kan es wohl betheuren / daß es eine Göttliche Geheimnüsse sey / so Er zu dieser Zeit / mit der Ausbringung / versparen wollen. Hat Er nun gleich / nach seinem unerforschlichen Wohlgefallen /das theure Pfand meiner Wenigkeit anvertrauen und übergeben wollen; daran ärgere du dich ja nicht. Ich weiß / du lachest / und hältest mich mit diesem meinem Gespräche für phantastisch / für wahnwitzig / für Weigelianisch / für Qvackerisch / für närrisch. Ich kan dich nicht verdencken / denn du hast mein Werck noch nicht gelesen: qvid dignum tantô spondes promissor, hiatu? magstu ungewehrt wohl fragen; Aber für einen Narren etc. kanst du mich gleichwohl mit Recht nicht eher schelten / du habest mich denn mit meinen Sentimenten widerleget. Das wirst du aber nimmermehr thun können: und deswegen erwarte mein versprochenes Invent, durch sonderlichen Verlangen / mit Nutzen / mit der Erbarkeit oder Geziemtheit / und mit Ergetzen. Ich spreche noch einmahl wenn ich im geringsten vermercken könte / daß meine Traum-Deuterey vergeblich / und eben so unrichtig wäre / als irgends eines schnackischen und verlachens-werthen andern Onirocritæ, ich wolte das Maul allhier gar wohl davon halten können. Aber ich schreye unauffhörlich; Inveni, inveni! Ich habe was erfunden / ich habe was erfunden! Fürwahr (1.) kein so kindisches / qvod pueri clamant, se in fabâ reperisse, oder / als wenn die Kinder eine Steckenadel gefunden haben. (2.) noch kein so schlechtes / als Archimedes in der Cronen-probe. Nein / es hat fürwar ein wichtigers auff- und hinter sich: davon kein Mensche was [18] weis: ohne daß mir von dem grundgütigen Gotte (deme ewig davor Danck gesaget sey! ich weis / du unpartheyischer wirst es dermaleins auch thun!) gnädigst mitgetheilet ist; umb dir es wieder zu gönnen. Wohlan / dieser Wille soll mit ehesten werckstellig gemacht werden / so ferne nur ein Verleger fussen /und Geld zum Drucke ausgeben wil. Es muß es aber ein Censor vorher examiniren! wohl! das soll geschehen: Ich wil nicht zu Winckel damit kriechen: Gott wird mir auch einen solchen verständigen und günstigen Mann darzu beschehren; daß sein Werck (denn meines ist es nicht: ja so wenig als die zehen Gebote des Mosis seyn /) nicht untergeschlagen / sondern frey an den Tag komme. Nun / qvicqvid sub nive est, in apricum proferat ætas. Ich weis einmahl für allemahl / daß das Werck der Wichtigkeit sey / daß es durchaus nicht könne verworffen / und unmitgetheilet liegen bleiben. Du sprichst / ja / ja / Erwarte nur von M. Prätorien was wichtigers / über seine Chiromantie: man wird es so sehen: es seynd Auffschneidereyen: die Hoffnung ist ein Traum des Wachenden / sprichtPegeus in der 7. Kunst-Qvelle / §. 1452. pag. 312. und also werden wir was geringes zum besten und zu erwarten haben. Ich kan dich noch nicht verdencken /spes in Deum directa unicè nunqvam confundit: Menschliche Aschläge fehlen bißweilen sehr / und seynd mißlich; in dem wir kaum erfinden / was unter-und in Händen ist / ich geschweige daß wir sollen aus eigenem Vermögen Gottes Rath erfahren / nach der Schrifft; oder nach der Heyden Wissen / qvid Juno Jovi in aureis insusurraverit. Doch dennoch kanstu mich vor der Probierung meines Buchs nicht verwerffen: [19] qvisq; præsumitur optimus, donec probetur contrarium. Wird das letzte mögen mit allen Stimmen publiciret werden: so wil ich mich alsdenn erzeigen / wie jene überwundene und zitternde Redner vorzeiten zu Lyon in Franckreich / welche ihre ungeschickte angeschriebene Reden mit der Zunden von der Tafel beym Altare wieder ablecken musten. Aber /getrost / Ich habe keinen solchen Schimpff zu besorgen: Ich weis mich in dem Stücke gerecht / und werde aller Menschen Admiration auff mich laden / mit Gottes Hülffe! Haltet mir doch das Brüsten ein wenig zu gute / wie der liebe Paulus von seinen Zuhörern bate. (verachte mich nur nicht / daß ich jenes Exempel etwan hieher ziehe: Ich handele so wohl von Göttlichen Geheimnüssen / als er / ein jeder nach der Masse des Heiligen Geistes /) Doch ich weis / ihr werdet M. Prætorium nicht drumb verdencken / sondern sich gerne selbst ins Gelach hinein rühmen lassen / weil ihn kein ander Ruhms werth schätzet. Doch suche ich fürwar meine eigene Ehre nicht: ohne die mir Gott der HErr dabey gönnet: Ich wil der Heiligen Dreyfaltigkeit Werck / nach meinen geringen Kräfften / herrlich preisen / dessen Wolthat ausbreiten. Hat man nicht von dem Traum-Wercke sonsten viel Dinges heraus /an mancherley Fundamenten und Untersuchungen /die Nacht-Gesichter auszudeuten / als wie da seynd:

Opus Artemidori.
Niphus.
Ippocrates.
Ravennas Celsus Mancinius.
Opus Achmeti, filii Spiremi.
Caspar Peucerus.
Riccius.
Iacobus Lupius.
Tractatus Synesii.
Ieronymus Cardanus.
Christian. Moldenarius.
Apomaser.

[20] Alle miteinander / und noch vielmehr / habe ich durchgestanckert: In keinem stecket die geringste Richtigkeit. Kein Autor weis das allergeringste von dem rechten Zweck und Qvelle der Traum-Deuterey: Es ist weit ein anders und unvermuthlichers darhinter / als sich ein Mensch einbilden solte. Wie und auff was Art ich allgemehlich durch Gottes Geist auff die Schliche und gute Bahne bin gebracht worden; das wirst du im Opere selbst ertappen. Hilff nur getrost darzu in Recommendirung / damit es seinen Lauff vollende / welcher ihm Himmel-werts zuerkant ist: Ich weis / es wird dir die Curiosität nimmermehr mißfallen / sondern dich in Bestürtzung nehmen; wie man hinter die Invention nicht zeitiger gerathen sey /wegen des unermeßlichen Nutzes? Freylich / natura inexhausta est, & Physis sibi semper aliqvid reservat, qvod revisentibus ostendat. Scrutamini, heist es aber. Ist uns die Magnetische Krafft / nebenst der Buchdruckerey / nicht auch spät genung zu handen kommen? Wer wolte an mehren noch verhandenen Dingen zweiffeln? Nihil dictum est, qvod non dictum sit antè prius, antwortest du. Recht so / sprech ich darzu: denn dieses mein Werck hat Moyses / Salomon und alle Propheten im Alten Testament wohl gewust: aber vielleichte haben sie es nicht dürffen auskommen lassen; sondern für sich behalten, müssen / biß auff weitern Bescheid / und eine andere Gott beliebtere Zeit. Vertraue du nur / daß Magnalia Dei im Reste seyn. Es gehöret das gantze Thun ad Veterum deperdita. Und wilst du die Frucht miteinander kürtzlich sehen / so dir (nam sciromeum nihil est, nisi me scire, hoc sciat alter,) aus meiner [21] Wissenschafft erwachsen kan? so wil ich sie dir hier leichte vor Augen stellen. Du sollst mit Gottes Hülffe draus erlernen /was du nirgend / nirgend / sage ich / zu wege bringen kanst / nemlich

1. Omniscentiam & providentiam Dei: unlaugbaren Beweißthumb der Allwissenheit und Vorsorge Gottes.

2. Naturam Hebraismi: die eigentliche Art und Beschaffenheit der Hebräischen Sprache.

3. Intelligentiarum seu Deorum lingvam: was die Engel- (nach der Schrifft) und Götter- (beym Homero) Sprache sey.

4. Rationem veteris fœderis veram: die eigentlichste Natur des Alten Testaments.

5. Originem & matricem lingvarum: den Ursprung der uhrältesten Sprache.

6. Confusionem Lingvarum Babylonicam: den Grund wegen aller Sprachen.

7. Regulam Visionum, Prophetiarum, Oraculorum, Mira culorum, Prodigiorum, Ostentorum etc. die Erklärung aller Propheceyhungen / Vorsagungen /Wunderwercke / etc.

8. Judæorum conversionem: die beste Beqvemligkeit die Juden unfehlbar zu bekehren.

9. Typos Veteris Testamenti: die Auslegung der Vorbilder des Alten Testaments.

10. Idolatriæ fontem: den Brunqvell der Abgötterey im Heydenthumb.

11. Conditionem Mythologiæ: die rechte Beschaffenheit der alten Poetischen Fabeln.

[22] 12. Ægyptiorum Hieroglyphica: der alten Egyptier Sinnenbilder.

Ein unsäglicher und dir noch zur Zeit unglaublicher Schatz!

Wegen des Ersten: Ich betheure es / daß keine Weißheit vorhanden sey / drauß man sich des stätigen Schutzes unsers Himlischen Vaters: (wieder die Epicurer /) der immerwährenden Beywohnunge und Conversirung Gottes des Sohnes mit uns: (nach 25. Cap. Matth. Siehe / ich bin bey euch alle Tage / biß an der Welt Ende /) der Allgegenwertigkeit unsers Heylandes: (wider die Calvinisten /) der genauesten Achthabung und Auffmerckung unsers Schöpffers / des Menschen-hüters / auff alles unsere Thun und lassen: der unnachläßlichen Liebe und gnädigsten Wohlgefallens zu das menschliche Geschlechte: der unauffhörlichen zu Gemüthe Führung des H. Geistes aller unser Lüsten zur (causs. fin.) rathsamsten Gottgelassenheit /zur kräfftigen Zurückhaltung von unverantwortlichen Dingen; so Handgreifflich / so unwiedersprechlich /und zwar täglich vor gewisseren; und damit man das wanckelmüthige Gewissen so deutlich und gäntzlich überzeugen / versichern und überführen könne / als eben mit dem Traum-Wercke. Denn es muß einer drauß recht bestürtzt werden / wenn man, erfähret /daß die Vorwissenheit Gottes einem iedwedern alle Nächte zuvor / wiewohl verblümter weise / für Augen stellet und abmahlet / was man des Tages unvermuthet werde vornehmen / werde gedencken / und was einem so unvermeynt begegnen werde / daß man drauff schweren sollte / das es schier Gotte unmüglich sey / zuvor zu wissen. Aber das [23] mag ein Wahnwitziger thun; Bey Gott ist kein Ding unmüglich; Ihme sind alle unsere Wege vorher bewust / und kan uns der geringste Staub nicht auff den Kopff fallen / oder Haar vom Häupte kommen; Er weiß es allerdinges /auffs genaueste / vorher / mit allen Umbständen: so verknüdiget Er es uns auch in denen Nacht-Gesichtern: darmit wir seiner Gegenwart immerdar / in der Furcht Gottes / gewisse seyn: und aus den Schrancken unsers Beruffs nicht schreiten sollen. Kein Traum bey einer Privat-Person erstrecket sich über den nachfolgenden Tag. So hoffe du auch aus keinem Nacht Gesichte was zukünfftiges zu colligiren / wegen des dritten / ich geschweige vierdten etc. Tages; wie nemlich dieses oder jenes Ding ablauffen möchte. Nein / simplicissimè und ausdrücklich wil solches kein Traum; und die darnach gaffen / handeln wider ihr Vater unser / wider ihr Gewissen / ja wider die gantze Heilige Schrifft. Nein / gedencke du nur / daß mein Inventum dem Worte Gottes so ähnlich / subordinat v.parallel sey / daß es davon die geringste Anfechtung nicht zu befahren habe / auch durchaus nicht von der Bahne der guten Vernunfft abschreitet / als wie die vorigen Eigensinnigkeiten der verhandenen Traumbücher thun / und thun können. Ich beweise aus dem rechten Fundamente, daß die Träume / Schatten und Wesen ohne Dinge seyn / nach den Worten der Schrifft / und wer darnach greiffet / daß er thörlich thue. Ich beweise auch / daß Gott einem auff seinem Lager das Ohr öffne / und vom Bösen abschrecke /durch eben die Träume / nachm Hiob. Kein Traum kömpt aus unserm Vermögen / die meisten seynd eben darzu accommodiret, daß du dich damit [24] confundiren könnest / wenn du selber wilst. Ich aber wil dich außm Traume helffen / glaube es wahrhafftig:Totus homo dormit, qvando dormit: Etliche geben noch zu / daß unterschiedliche Träume was hinter sich haben; und setzen darzu / daß sie aus unserer Sagacität kommen. Solte der Mensch kluger seyn / wenn er am dummesten und unvermögensten ist / und sich seiner Sinne / als Mittel zur Erkundigung der Wissenschafften / nicht bedienen mag? das kömpt ungereimt heraus. So ist dieses noch schnackischer / daß darbey jene Träume nur falsch wären / so etwas von täglichen Begebnüssen in sich haben / (als fürwar die meisten seyn /) wie? du sagest: der Mensch könne im Schlaffe sicherer und gewisserer folgern / urtheilen: weil die Seele alsdenn / von denen oculiferiis und objectis befreyet und ungehindert / für sich handelt: Solte aber unsere Seele dergestalt so schwärmen / so phantasiren / so rasen / als wie / der euserlichen Gestalt nach / wie Träume aussehen / und nichts ordentliches an sich haben? oder solte die Seele einmahl klüger thun / als das andere mahl? zu deme / weil du in der Völlerey (gewisse) wohl mannigmahl kanst einen artigen Traum haben / der sich allerdinges / der euserlichen Gestalt nach / gut reimet / v. der Vernunfft in einer Verrichtung / etc. gemäß ist. Und hingegen / wenn du gantz nüchtern und mässig bist / kanst du öffters einen dergleichen verwirreten Traum haben / daß du /nach dem daher entsprungenem Sprichworte / sagen kanst: Mag es doch einem im Traume nicht närrischer vorkommen: Oder / möchte es doch einem nicht wunderlicher träumen / etc. Nichts: alle Träume kommen von Gott per impressionem: est Deus in nobis, [25] agitante calescimus illô: So singet der Poet / und die H. Schrifft correspondiret demselbigen: In Gott leben /schweben und seynd wir. Alles / alles ausführlicher /vollständiger / beweißlicher etc. in meinem verfertigten Wercke / so wohl in der Theoriâ als praxi: angesehen ich etliche tausend Nachtgesichter / so Biblische als profanische: so alte als neue: so meine eigene als anderer: Handgreifflich auff ihr gewisses ausdeute: und mir kein Traum kan erzehlet werden / den ich nicht solte auff einerley Art und Weise / nach diesem mir allein bewustem Grunde und Regul zu rechte bringen können / und zu grosser Verwunderung /denen Leuten / ihre gewiß-drauff erfolgete Eventus erzehlen. Es gilt hier keine Symbolica, keine närrischeHieroglyphica, womit man so lange schwanger gegangen / und viel Imaginationes davon gemacht hat /einer so / ein ander anders: einmahl so / auffs andere mahl anders: einem so / dem andern anders: zu einer Zeit so / zur andern Zeit anders: in einem Theile eben desselbigen Traumes so / in dem andern anders / etc. Narrey / Hudeley / Bernheuterey / ja Teufeley! dadurch das herrliche Werck Gottes in solche Verachtung kommen ist / wir es bey allen Menschen am Tage lieget. Mein Grund gehet uniformiter und ohnereqvirirliche Veränderung durchaus / immer und bey allen fort / und wird auch von allen Beyfall bekommen: aber ich wil denselbigen hier nicht entdecken /sondern in meinem Wercke erwarten lassen: Er ist eben der schwehreste nicht: und doch hat niemand /vor mir / dahinter kommen sollen.

(II.) Ich heisse es freylich gut / was Herr Wasmuthius P. P. zu Kiel in Hollstein unlängst geschrieben hat / de restitutô [26] Hebraismô, und was man von dem unvergleichlichen Buxtorffio, Helmontio in naturæ Alphabeto, Hüttero, Schichardo, Trostio etc. wegen der Ebräischen Sprache heraus hat: So werde ich auch wohl die gelehrten Rabbinen / als Bibliothecarios Veteris Testamenti in vielen wenig hoffmeistern können. Aber das sage ich / daß ich einen andern / neuen und genauern Grund habe von der Ebräischen Sprache; darnach ihr auch selbst in vielen gewißlich kan geholffen werden / wo sie verdächtig ist. Ich bin so weit gekommen / daß ich einem wil Rechenschafft geben /wegen eines ieden Worts / warumb dieses / und nicht ein anders / Synonymon sey gesetzt worden? Ich wil Ursache geben / eines iedweden Buchstabens im Ebräischen A. B. C. Allerdinges / warumb das dsain drinnen verhanden sey? halt Bruder / laß nicht schnappen. Alles / alles zur Gnüge und mit Verwunderung in meinem Traum-Wercke: Denn alle vorerzehlte 12. Stücke hengen sororiô vinculô aneinander /und rühren aus einem Fundamentô: So gebrauchen sie sich auch eines allgemeinen Schlüssels.

(III.) Du solst auch endlich innen werden / was dir noch zur Zeit kein Phiolologus beybringen können /was nemlich die Engel-Sprache sey / vermittelst welcher sie mit uns reden / etc.

(IV.) Kein Theologus, sie werdens mir gerne gestehen / wird dir des Alten Testaments Eigenschafft so genau in allen Pünctgen sagen / wie Ich / mit Gottes Hülffe! wil. Es stecket ein mehrers und erfreulichers darhinter. Ich wil dir recht zeigen / wie das Vermögen des Neuen Testaments wo nicht nach den Buchstaben / doch nach den Wörtern / dem [27] gantzen Alten Testamente ähnlich sey: Ja / wie es die rechte Erklärung dessen sey. Du sprichst zwar; Das ist freylich wahr /und ich weiß es ohne das wohl. Antwort: Nein / so künstlich und erfreulich weistu es nimmermehr. Du wirst mir in alle Ewigkeit / nach deiner alten Mode /kein Gesicht und Propheceyung so ausdeuten / wie es Gott eigentlich darmit gemeynet hat. Ich weise dir fürwar keine Ketzerey:denn es geschiehet von mir keine eigene Auslegung der Schrifft und deren Weissagung / 2. Pet. 1, v. 20. sondern sie ist dem Glauben ähnlich / zun Rom. 12, v. 6. Ich wil dir deinen und meinen HErrn Christum so deutlich, und Handgreifflich im Alten Testament aus denen Weissagungen machen; daß du dich creutzigen und segnen solst / wenn du mein Inventum liesest. Ach Hugo Groti und Amyralde, hättet ihr mein Geheimnüß erleben sollen; ihr würdet was bessers de veritate religionis haben schreiben können. Ich kan dir hier in der Kürtze das tausende nicht geben / was ich schon vollständig in meinem Wercke abgefasset habe. Ich wil dir / wie vor gedacht / aller Anomalien Rechenschafft geben: war umb in einem Traume / den der Joseph ausleget / gore und nicht gorim stehet; warumb einmahl dieses / zum andern ein anders Synonymum der Hand in einem Traume stehet / etc. etc. etc. Ach trage nur Verlangen: es ist ein Reichthumb / drüber sich die gantze Welt zu freuen hat.


Si Christum benè scis, satis est, si cætera nescis:
Si Christum nescis, nihil est, si cætera discis.

Diesen Spruch hatte einmahl ein Famulus an der Thür in dem communi Musæô eines Præceptoris in meinem [28] Vaterlande geschrieben; der zwar ein gelahrter und Gottfürchtiger Mann war; doch selbigen auslöschen liesse; weil es bißweilen intricatas Disputationes drüber setzte. Ach! laß setzen: spricht doch die Heilige Schlifft auch; Christum lieb haben / ist besser denn alles wissen. Christus ist des Gesetzes Ende. Alles / alles / Augenscheinlich in meinem Wercke aus einem richtigen und Gott wohlgefälligen Grunde.

(V.) Es giebt viel disputirens wegen der Etymologie der Wörter / was der eigentliche Stamm darzu sey / und welches die ältiste Sprache sey? Daß es die Ebräische aber sey / soltu unwiedersprechlich erfahren.

(VI.) Was es für eine Bewandnüß habe umb alle Sprachen / so bey dem Babylonischen Thurme ihre Ankunfft haben / nemlich alle aus der Ebräischen: und warum ein Wort aus derselbigen durch alle andere Sprachen was anders heisse; das wil ich dir weisen.

(VII.) Alle Wunder-Dinge / so ausserhalb der Natur geschehen / wil ich die Ursache und Bedeutunge geben aus meinem Fundamentô: recht Gottfürchtig solst du drauß werden / und nicht ruchloß bleiben /oder in Aberglauben fallen. Nemlich / es seynd unter andern Wunderzeichen darinnen erkläret /

I. Omnivaria monstra: allerhand Mißgeburthen: darnach eines bißweilen zwey / drey / vier Köpffe /Beine / Arme / etc. bißweilen Adlers-Klauen /Wolffs-Füsse / zwey Leiber / etc. hat / und wie sie wunderlich und veränderlich von Gott dem Höchsten /uns zur Warnunge / fürgestellet werden: und aus welchen man / als aus einem Zettel / alles gründlich lesen mag; was Gott für Straffen diesem oder [29] jenem Lande /zur verdienten Schuld umb der Sünde willen / wenn es nicht ernstliche Busse drauff thut / wolle wiederfahren lassen. Ach Physice, lerne hier was bessers: dergleichen Monstra gehören nicht zu dir / sondern zur Theologie.

II. Nimbi: Grosse Platzregen und Wolckenbrüste.

III. Irides. Eris mihi magnus Apollo, so du mir wirst Ursache geben / warumb der liebe Gott den Regenbogen uns / zum Gnadenzeichen / nach der Sündfluth erkläret habe. Erkläret / sage ich; denn es ist nach meinem Fundamente klar und helle; aber du weissest noch siehest / das τὸ διότι nicht; sondern hörest nur das τὸ ὅτι in der Schrifft.

IV. Res aliæ: Als Saltz / Honig / Zucker / Seide /etc. etc. so zur Verwunderung / und uns zur Nachricht vom Himmel zun Zeiten herunter geschicket wird: wie mit allen diesen Stücken innerhalb noch nicht zweyer Jahresfrist geschehen ist: die Bedeutunge stehet alleine in meinem Traum-Wercke: In meinen andern Schrifften habe ich dir sie nicht setzen können / noch wollen oder sollen / weil ich erstlich in diesem 1666. Jahre darhinter kommen bin / etc.

V. Olympi voragines: wenn sich der Himmel auffthut.

VI. Cometæ oder Schwantz-Sterne: Ich wil dir richtig genung weisen / daß die Cometen nichts anders als einen Krieg bedeuten: ja daß sie solchen richtig bedeuten: und du solst alldar gewiß inne werden /wie dich deine Heidnische Philosophie verführet / und von der Gottesfurcht abgeleitet habe. Alles / alles aus einerley Fundamentô in meinem ausgearbeitetem Wercke.

[30] VII. Rotundi Circuli: Mond- und Sonnen Cirkul: nichts derselben kömpt aus der Natur und vor sich; sondern durch Gottes sonderliche Schickung; umb allezeit was sonderliches und veränderliches uns auff Erden damit anzudeuten / etc.

VIII. Ignita chasmata: Feurige Ruthen / Funcken /Kugeln / Strahlen / etc. so aus der Lufft herunter schiessen.

IX. Triplicati Soles etc. doppelte Sonnen / etc.

X. Inundationes: Uberschwemmungen der Flüsse und des Meers: Nichts / nichts umbsonst / noch aus dem Vermögen der Natur.

XI. Cruentationes: oder wenn allerhand Sachen zu Blute werden: ein iedes bedeutet ein besonders.

XII. Auguria legitima etc. Wenn Vögel in der Lufft miteinander einen Krieg führen / oder sonsten ungewöhnlich erscheinen / etc. Exempel davon / und von allen andern / suche in meinem grossen Wunder-Werck: Die Bedeutung aber davon erwarte in meinem Traum-Wercke. Meynest du / daß ich dir die vermaledeyte und Heydnische Achthabung auff Vogelgeschrey und dergleichen Tändeley / etc. so Gott der HErr ernstlich in der Schrifft verboten hat; wieder aus der Höllen hervor suchen und auffbringen wolle? Nein / dafür behüte mich die Heilige Dreyfaltigkeit! Es hat in der Christenheit / wegen dieses Dinges / der Sache schon zu viel gethan / der liebe Mann / Philipus Melanchton. vide vitam Camer. Du erfährest zum öfftern / wehn Raben miteinander hauffig gestritten haben / etc. etc. daß Krieg drauff erfolget sey / etc. und hältest endlich von dergleichen Vorsagung viel /und recht; so mißgefällt es [31] auch Gott dem Schöffer nicht: Ich wil dir beyderley Ursache geben / etc. und was der Wunderzeichen mehr seyn / als wenn es Frösche / Fische / Roten Staub / Bluth / Wolle / Steine /etc. etc. regnet. Krieges-Heere und Waffen in der Lufft gesehen werden / von allen solstu unfehlbar dein Wunder sehen und hören. Es ist kein Menschen Tandt; daß ich mir so ungefehr einbilden solte / aus einer oder der ander Grille / als ex. gr. wenn einer aus Versetzung der Buchstaben / oder Anagrammatismô was sonderliches erkläret hat / daß er treffliche Stücke davon hält / und wohl gar sein Vertrauen drauff setzet; als wenn es ein rechtes Mittel wäre / dadurch was anzudeuten / oder eines Menschen Natur an den Tag zu bringen / etc. solche Onomantiam etc. lasse ich dahin gestellet seyn / denn sie nur ein ungefährliches thun; und hat mit meinem Inventô nichts zu schaffen /etc. Alles / alles besser in Opere.

(VIII.) Du bildest dir wohl nicht ein / daß die verworffenen Juden wiederumb Gottes Volck solten werden können: meynestu nicht / daß er die rechten Reisser in dem Oehlbaum wieder erpfropffen wolle? Traun Paulus schwatzet von einem Geheimnüsse / das dir nicht unbekant / wenn es dir nur zu glauben stünde / und GOtt der HErr hat / nach meiner Invention, gieichsam / von Anfang der Welt her / ein gewisses Mittel zu ihrer Conversion im Alten Testament verlassen; das wil ich dir entdecken. Du belachest es /wie des Isaaci Peyererii part. 2. Syst. Theol. da er auch groß Wesen maches von der Bekehrung der Juden: Sie glückselig preisende / und wündschende /daß er selber ihres Geschlechts seyn möchte: Das sey ferne. Gott lob und [32] Danck / daß ich ein Christe bin: Sie müssens noch erstlich werden: und sollens auch unwiedersprechlich werden / mit höchster Verwunderung: dawider wird kein Rabbine reluctiren; sondern erstarren; daß er seinen Messiam im Alten Testamente, nicht habe finden wollen / da er Ihn doch in allen verblümten Reden des Alten Testaments allezeit /nach meinem Grunde / so deutlich hat / als wir Ihn im neuen Testamente haben. Mein lieber Theologe, dir ist guter Massen bekant / wie viel herrliche Sprüche im Alten Testamente / so bekant genung vom lieben HErrn Christo reden / und im N. T. darzu angezogen werden; dennoch so liederlich alle miteinander von den bösen Juden / wie eine wächserne Nase / verdrehet und anders wohin gedeutet werden. Aber nunmehr werden sie sich in dem Stücke müssen gewonnen geben; wenn sie sehen werden / daß weit andere Sachen / (dabey es niemand wäre vermuthlich gewesen /) doch noch deutlicher und häuffiger mit jenen überein stimmen / und sich untereinander erklären.

(IX.) Kein Geistlicher / er mag so hoch gelahrt seyn wie er wolle / kein Balduinis etc. haben den Kern der Typorum im Alten Testamente gefunden. Ich lobe freylich ihr Bemühen und schöne Gedancken; aber sie vergnügen weder mich / noch den rechten Willen Gottes / damit: Es steckt ein künstlichers und vornehmers darhinter / etc.

(X.) So hat auch Vossius nirgend recht gewiesen /wie das Heydenthumb eingeschlichen / und die Götzenbilder überhand genommen haben: Ey! es stecket eine weit andere Veranlassung darhinter / so sie mißgebrauchet haben / in der Adwendung von Gottes wahren Worte / und Nachfolgung des eigenen Dünckels.

[33] (XI.) Du hoffest wohl keine bessere Richtigkeit der Poetischen Fabeln / ex tantâ farragine und voragine conjecturarum: Darnach sie einer Theologicè, Ethicè, Physicè, Philologicè, Alchymisticè, Historicè, etc. erkläret hat / und alle des rechten weges gefehlet haben: Ich wil dir ihn / aber mit Gottes Hülffe / richtiger zeigen / welchen du wandeln sollst / etc.

(XII.) Kein Pierius, Kircherus, etc. hat an den Grund gedencken können / welchen eigentlich die Egyptischen Hieroglyphica hinter sich haben: Es ist nunmehr das dritte Theil nicht davon übrig und richtig: und kein einiges ist recht / nach seinem Grunde /ausgedeutet. Das Symbolische / Allegorische Wesen ist von den Nachkömlingen erfunden worden: die rechte Erklärung ist durchaus auch hier verlohren: Sie kan aber aus meinem Fundamentô wieder ersetzet und auff die Bahne gebracht werden. Hilff lieber Gott / wie wird die Posterität manch schönes Ding weiter ergrübeln / aus meinem Nachrichte! Denn Inventis facilè licet addere. Wie wird es da Verwunderung setzen / und mancher mehr von dem lieben HErrn Christo / und seinem Worte / halten können / als er vorher gethan? Gott gebe nur seine Gnade zur imprimirung des Wercks und gute affection der Menschen zu daßelbige. Divinum aspira, ô Numen, amorem! O HErr hilff / O HErr laß wohlgelingen / zu deines Nahmens Ehre / und meiner und der Meinungen / auch aller Menschen zeitliche und ewige Wohlfahrt! Nim nun mehr hieraus ab / was du in meinen Traum-Buche zugewarten habest: alle übrige Traum-Bücher / seind des Nahmens nicht werth / es ist [34] warhafftig / kein Wort und keine Conjectur drinnen war / sintemal sie des rechten Qvells gefehlet / und aus selbsten gehauenen Löcher einer Wust und Unflath geschöpffet haben. Wirdt du mich in dem Stücke verachten: so magst du es immer hin thun: Du weist aber / einmahl für alle mahl / daß dergleichen Beschimpffer unrecht gethan haben / welche dem Joseph und Daniel spöttliche Nahmen gegeben / und übele Nachreden gehalten haben: Denn GOtt der HErr ist mit sie gewesen. Glaube du nur / daß alle Träume in der Bübel sich auff mein Invent gründen / und das GOtt der heilige Geist solchen rechten Grund mit fleiß verborgen gehalten habe / biß auff diese gegenwärtige 1666. Jahres Zeit. Ach! wie wirstu dich freuen / wann du meinen Dietterich darzu überkommen wirst. Ach! wz meinestu / wz hinter dem Prot Evangelico, in demVaticinio Jacobæô vom Schilo / unn auf der Leiter Jacobs stehe / oder siecke? Ach! weit ein köstlichers oder deutlichers / als du meinest. Nun / alea jacta est, die zeit wird es geben / Gott der Herr wird dir es gönnen / wie er mirs gegönnet hat. Glaube du nur sicherlich / dz ich allhier nicht so vergeblich Geistlich rede /als etwan die Goldmacher / Schatzgräber etc. zu thun pflegen / unn es doch wol mit dem Qvarge versiegelt ist / wenn man sich üm ihren Grund bewirbet. Mit so grosser Verwunderung solst du es lesen / kauffen / als wie verwunderlich es dir itzt mag vorkommen / daß du von meiner Wenigkeit noch was verwunderliches und selzames zu Gesichte bekommen mögest. Ja warhafftig soll es geschehen / und wenn ich über alle meine Schrifften / noch 1000. Bücher solte können heraus geben / so mag ich dich auff keines solche Vertröstung thun / als [35] auff gedachtes Traum- und Wunderwerck: Denn dieses ist ein Göttlicher Schatz /jenes ein Menschlicher Satz: Es ist ein Werck daß vor Pharaones und Nebucadnezares zu erste gehöret; so wil ich es auch / mit Gottes Hülffe / meinem Gnädigsten Herrn / Seiner Chtufürstl. Durchleuchtigkeit zu Sachsen / zueignen und vor allen Potentaten zu schreiben: verhoffentlich / ja gewißlich / was wichtigers zuleisten und damit zu stifften / als vor weilen der Prophete Daniel und Joseph thun solln; Denn es ist ein Geheimniß so vor alle Menschen / gelahrte und ungelahrte muß kommen / und wegen seiner Curiosität und Nutzen Angenehmligkeit finden: So gereuet es mich auch nicht / daß es was groß gerathen ist: nehmlich es wird im Drucke leichtlich zusammen 8. Alphabet machen; und ist in 3. Theilen nach einer erbaulichen Disposition abgesondert / der erste Tomus ist Theoreticus, und handelt absolutè aus allen Autoribus ab / wie vielerley Träume seind? Was von Träumen in genere zu halten? Warumb sie von denen meisten recht für Narrentheydungen so lange gehalten worden? etc. etc. etc. Der Ander Theil begreifft alle alte Träume in sich / so viel ihrer in denen Historien aufgezeichnet worden / nebenst der richtigen Ausdeutung: und zwar stehen sie alle / nachn Alphabet / von vorne biß zu letzte / zu lesen: Als Aderlas-Andachts-Armuths-Auffhenckungs etc. etc. etc. Träume unter solchen Tituln gehet es immer richtig fort. Im Dritten Theile / sind alle meine (und anderer contemporaneorum,) Nacht-Gesichte durch 2. gantzer Jahre / von Nächten zu Nächten / nebenst der gründlichsten /Handgreifflichsten / Höchstwunderlichsten / erbaulichsten / wichtigsten / unn unwider [36] sprechlichsten ja eigendlichsten Erklärung. Ein Werck / das Höchstverwunderlich seyn und bleiben wird / wenn auch die Welt noch viel tausend Jahr stehen solte; Summa es ist das Complementum Theologiæ Mundanæ, So hoch es nehmlich GOtt der HErr in seiner Erkäntnüß /hier in dieser Schwachheit / wil kommen lassen; welches der gantze grosse Erdkreiß / auff meines Schöpffers / Erlösers und Heiligmachers / wunderliche direction, von mir armen Menschen zu empfangen hat: und davon ich auch alle Stunde / mit Gottes Hülffe Rechenschafft wil geben / wenn es mein Erkohrner Schutz-Herr begehret: Andern nicht ein Haar. Es sey denn daß sich zeitiger der rechte Verleger anfünde. Gedencke du nur nicht / daß es fehlschlagende Grillen seyn / als wie es wohl eher / mit dem Gelahrten Baur /mit dem so genanten deutschen Philosophô, Bohemo, ja vielt 1000. andern Fanaticis so ein lamiesches Wesen gegeben / so einen schlechten Ausgang und Examen gehabt: oder haben sie ja verwunderlich waspræstiret, und sind nicht rechte Qvacker so zu reden /befunden worden; so ist es doch damit nicht höher kommen / als mit irgent einer andern Weltweißheit /die ohne das bekannt gnug gewesen: Meines / ist was neues / was unerhörtes / daß höchst-nützlichste und unwiedersprechlichste Geheimnisse / da durch die gantze Welt / zum HErrn Christum / unfehlbar kan und eigendlich soll bekehret werden.

2. Von Betrögnischen Menschen
II. Von Betrögnischen Menschen.

[37] Kreckvvitz Tom. 2. Gnom. Histor. polit. p. m. 733.Anno 1632. die Nacht da für / als die Schlacht bey Lützen / nahe an Leipzig / darinnen der König in Schweden geblieben / geschehn / soll zu Stockholm in Schweden eine Jungfrau im Himmel gesehen seyn worden welche in der lincken Hand eine brennende Fackel / in der rechten ein Tüchlein / und damit gewedelt gehabt. Mehr / sollen alle Schlösser im Schlosse sich von sich selber eröffnet haben. Ein starcker Fluß ist durch einen starcken Wind ausgetrocknet / daß man einen gantzen Tag trocknes Fusses durchgehen können. Mehr haben in Finland alle Glocken angefangen von sich selber zu leuten. Ex relat. Histor. idem p. 731. Anno 1550. Als die Magdeburger den 22. Sept. mit Hertzoge Georgen von Mechelburg schlagen sollen / ist ihnen in ihrem Auszuge vor dem Dorffe Barleben / eine Meile Weges vor der Stadt / ein feiner / langer / alter / ansehnlicher Mann / der Kleidung nach / einem Bauersmanne nicht unehnlich / begegnet / und sie gefraget: Wo sie mit dem Krieges Volcke und der Krieges-Rüstung hinaus gedächten? und da er ihres Vorhabens berichtet / sie gleich mit auffgehabenen Händen hertzlichen gebeten und gewarnet / von ihrem Vorsatze abzustehen / wieder heim zu kehren /und ihre Stadt in acht zu nehmen / und des Orts / und sonderlich in dieser Zeit nichts vornehmen; Sintemahl eben vor 200. Jahren auch die Magdeburger auff den Tag S. Moritz / und an dem Orte / an dem Wasser Ohra geschlagen worden wie ein ieder / der es wüste /in der Taffel in S. Johannis Kirchen zu Magdeburg zu lesen hette / und würde ihnen / wofern sie fortführen /gewis auch dismahl glücklicher nicht [38] ergehen. Ob nun wohl etliche sich über der Persohn und Rede des Mannes verwunderten; So haben doch ihrer sehr viel ihnen gespottet / und die Warnung höhnisch verlachet: von welchen Spöttern doch hernach keines in der Schlacht unterschlagen / und ungefangen geblieben seyn soll. Man saget diese Persohn sey ein gar alter Eyßgrauer Mann gewesen / aber solches schönes / holdseligen / röthlichen und jungen Angesichtes /daß es zu verwundern war / und demnach es / leider: erfolget / wie er geweissaget / hat man allenthalben Nachforschungen nach solchem Manne gehabt / aber niemand erfahren können / der denselben zu vor und hernach gesehen hette: darumb / ob er ein Mensch /oder Engel gewesen; penes lectorem sit judicium. Chron. Saxon. p. 676. Confer Zeilerum im Handbuche part. 2. pag. 546. Als Keyser Heinrich der III. mit Brunone Bischoff zu Würtzburg auff der Donau bey einem gefährlichen Orth / so man den Strudel nennet / schiffet / hat sich ein Gespenst auff einem Felsen gezeiget / in Gestalt eines Mohren / welches dem Brunoni zugeruffen. Hörest du Bischoff! Ich bin ein böser Geist. Du bist mein / du ziehlest wohin du wilt / wirst du doch mein bleiben. Itzo hab ich zwar keine Gewalt über dich / aber in kurtzen wirst du mich wieder sehen; und verschwand darauff. Der Keyser samt seinen Geferten kehrete nicht weit davon ein bey einer Witfrauen von Ebers Berg Richilda genannt / welche den Keyser ehrlich empfing / und bat / daß Er die Güter so ihr Mann besessen / seines Brudern Sohn verlehnen wolte / Als nun der Keyser in dem Saal / in bey seyn des Bischoffs Brunonis und desAlemanni Hauptmann zu Ebers Berg der Richildæ die Hand bot / und die [39] Belehnung zusagte / ist unversehens das Ober-Gebäude eingefallen. Da denn der Keyser unverletzt in eine Badwanne gefallen / aberBruno, Richilda, Alemannus dermassen verletzet worden / daß sie wenig Tage darnach gestorben.

Folgende Histor. ist von glaubwürdigen Leuten in unter Pfaltz erzehlet worden / Es ist ein Flecken Ketzsch genant / nicht weit vom Rhein / in diesem wohnete ein Gastwirth / ein böser / ruchloser Mensch / der dicke Heintze genannt / welcher im gantzen Lande ruchtbar war. Als nun der löbliche Fürst Pfaltzgraff Wolffgang von Zweybrück / die Reise ins gelobte Land nach Jerusalem gethan / und im Rückwege auff dem Meer zwischen Joppen und Alexandrien schiffet / begab sichs eines Tages bald nach Mittag / ohne gefehr des Zeigers Eins der halben Uhr / daß ein groß Ungestüm entstund und ein unmenschlich sausen und brausen in der Lufft geschach / daß männigglich befurcht / das Schif möchte gantz zu Grunde gehen / bald ward gehöret in der Lufft ein Jauchzen und Frolocken neben dieser Stimme: Hier bringen wir den dicken Heintzen von Ketzsch / darob sich männiglich entsetzet / der Pfaltzgraff aber / deme samt den Seinen dieser Nahme bekandt / lies den Tag und die Stund / da diese Stimme gehöret worden / auffmercken.

Und nach deme er wieder zu Hause gelanget / lies er forschen nach dem dicken Heintz zu Ketsch / da befand es sich / daß er gleich den Tag und die Stund erstorben ware / da obgedachte Stimme und sausen auff dem Meer war gehöret worden.

Ludovicii Aloidisii Vater / welcher zu Imolæ regierte / erschein nicht lang nach seinem Tode seines Sohns Secretario, [40] welchen er nach Arras schickte /mit einem Sperber auff der rechten Hand / und befahl ihm / er wolle seinem Sohne erwehnen / daß er auff dem andern Tag / auff die Stunde / an dem Ort kommen wolte / er wolte von wichtigen künfftigen Sachen mit ihm reden. Aber Ludovicus, weil ers theils nicht glaubete / theils sich Hinderlist befahrete / schickte eim andern an seine Stelle. Das Gespenst ist demselben zwar wieder erschienen / hat sich aber zum höchsten beklaget / daß der Sohn nicht selber kommen were. Denn er ihm vielleichte mehr sagen wolte. Vor dißmahl hat er ihm gesaget / daß er sein Regiment und Stadt in dem 22. Jahre verlieren solte / auch den Tag nennet er ausdrücklichen. Wie die Zeit herzu kam / so das Gespenst angedeutet / ließ er fleißige Wacht halten. Aber auff angedeutete Nacht kamen des Hertzogs Philippi von Meyland (mit dem er in Bündniß stund und sich derhalben von ihm nichts befahrete) Soldaten über das Cys / nahmen die Stadt ein / und den Hertzog gefangen. Sabellicus. l. 1. c. 4.

Christ. Minsicht. in Schaupl. p. 716. So anders wo eine Schlacht gehalten / wissen die Isländer / sonderlich dieselbigen / die auff dem benachbarten Meer bey dem Heckelsberge schiffen oder fischen / den Tag des vorgelauffenen Treffens / ob ihnen gleich unbewust der Ort / da es geschehn: immassen man ihrem Bericht nach / die Teuffel aus und wieder heimfahren /und die Seelen mit sich bringen siehet. Und erzehlt man überall in Island diese Geschicht. Einem Fischer / der bey dem Berge Hecla auff dem Meer gefahren /sey ein Schiff begegnet / welches so wohl / wie der Fischer / mit gutem Winde gesegelt: und als der Fischer fragte / [41] was die auff dem Schiff gutes mitbrächten; hat ihm einer geantwortet: sie hätten den Bischoff von Bremen im Schiff / welchen man nach dem Heckelsberge führen wolte. Nachmahls habe man erfahren / daß selbiger Herr an eben dem Tage gestorben. Welche Sage iedoch für keine Gewißheit auszugeben begehre. (Sonsten saget man ein dergleichen vom Magdeburgischen Bischoffe / etwan dem Audi, denn davon schwatzen auch die Einwohner / das der böse Feind in der Nacht zu ihm gekommen sey / nach volgemachetem Maaß der Sünden / und habe gebothen: Bischoff Audi, stehe auff / und geh mit mir! Darauff soll er von denen Geistern in der Nacht im Dome vorm hohen Altare seyn verurtheilet und enthauptet worden: da man morgends den Cörper gefunden / und das Blut soll noch heutiges Tages vom Boden nicht abgehen wollen. Sonsten soll auch ein verschlossener in der Kirchen solchen Proceß in der Nacht mit angesehen haben. Andere referiren es anders. M. Heinr. Sebaldus in Breviar. Histor. pag. m. 547. etc.

Es ist Anno 1630. im Kloster Wattersleben ein Mägdlein / so stum gebohren / eine Zeit lang allda unterhalten worden / dieses gehet ohngefehr im 18. Jahr seines Alters den 23. Augusti aus dem Kloster nach Osterwick / und wil ferner nach Hornburg wandern. Unter weges komt ein altes graues Männlein mit einem grauen Barth / ohne Hände mit 2. Flügeln (man schreibet auch ohne Füsse) ihme entgegen und fraget wo es hin wolle / Bald fänget das Mägdlein an zu reden / und spricht nach Hornburg. Das Männlein sagt / sie solte wieder umb und zurück gehen / und das / so er ihr sagen würde / den Leuten / sonderlich aber den Priestern [42] (die sollen vielleicht seine Lügen auf den Cantzeln ausbreiten) anzeigen. Und sagen; sie solten die Zuhörer fleissig zur Busse und Gebeth vermahnen (gleich als geschehe das sonsten nicht) es solle sich dieser Kriegs Handel bald ändern.

Es würde auch in kurtzer Zeit im Lande Braunschweig auff der langen Wiesen / bey Bethmer eine schreckliche blutige Schlacht geschehen (welches aber da nie vorgangen) und die Evangelischen gewinnen /wozu der Bischoff zu Magdeburg den Anfang machen würde.

Es hat auch die Dirne gesagt / sie würde über zwey und einen halben Tag nicht reden / sie hat begehret ihr das Abendmahl zu reichen / welches zwar bewilliget worden / man hat aber damit biß an dritten Tag verzogen / Da sie aber ängstiglich angehalten / und darauff der Päbstliche Probst (denn das Kloster hatte man reformiret) ihr das Abendmahl reichen wollen / ist sie mit furi gleichsam aus dem Bette (denn sie war gar mat und schwach worden) gesprungen / und begehret; es solte ihr der Lutherische Priester im Dorff Wattersleben des HErren Mahl reichen / als sie denn darauff auch ins Pfarrhaus gebracht / und alda mit dem Abendmahl versehen worden / wie denn auch etliche schöne Sprüche ihr der Priester vorgebetet / so sie bald gefasset / hat auch sonderlich den Spruch Joh. 3. Also hat Gott die Welt geliebet / ihr zu lehren gebeten. Sonsten hat der Satan durch diese Dirne mehr wollen weissagen / als daß nach obbemeldrer Schlacht eine grosse Pest würde folgen / (welche doch da schon vor der Weissagung hie und anderswo mehr eben starck war) Item von Vieh sterben / heuerer Zeit und dergleichen. Letzlich die Dirne begehret an dem Orte / da ihr [43] das Männelein erschienen wäre / einen Mahlstein auffrichten / wolte sie / wenn sie nun nicht mehr reden könte / dahin gehen und ihre innerliche Andacht an Tag geben.

Der Sathan hat vielleicht eine neue Wahlfart alda anzurichten vermeinet. Die weil der Sathan in erzehleter Geschicht einen Bußprediger geben wollen / in gestalt eines alten Mannes / wil ich noch ein par Exempel allhier einführen / da er eben auff solche Manier auffgezogen kommen.

Anno 1571. gehet ein Bauer außm Dorff Gebesen /nicht gar ferne von Erffurt gelegen / auffs Feld einen Acker zu besehen / da begegnet ihm auch ein alter Mann mit einem grauen Barth / doch war er über dem Maul kahl gewesen / und als dieser vom Bauer vernommen / wo er hin wolte / spricht er / er solte dem Pfarrer im Dorffe sagen / wie viel grober Sünden bey ihnen und andern im Schwang gingen / so solte er scharff darwieder predigen / Sonderlich aber vors 1. wider Gottes-Lästerung / 2. Hoffarth / 3. Ehebruch /4. Geitz / 5. Wucher / mit Bedrawung / wo man nicht würde Busse thun / wolte Gott mit höllischen Feuer straffen.

Anno 1614. lies Doct. Joach. Garcæus gewesenerSuperintendens der Chur Neustadt Brandenburg / ein Tractälein von neuen Propheten ausgehen / darinn wird gedacht / daß ein Wendischer Bauern Knecht den 5. Julii von Schlepzig gen Manchehoffe von seinem Herrn ein Schwein zu holen sey gesand worden /dieser sey den folgenden Tag (weil es Sontag) früe in die Kirchen gangen gewesen / nach Mittag habe er sich wieder nach Hause gemacht; Es sey aber an einem Orte hinter ihm kommen / ein kleines schwartzes Männlein in einem grauen Rock / habe einen schwartzen [44] Barth und grauen Hut mit einem kleinem Rande auff gehabt / in der Hand aber ein weisses Stäblein / und sich vor Christum ausgeben / zu ihm sagende / ich bin kein Gespenst / ich bins selbst / du siehest / wer ich sey. Habe auch seinen Rock auffgehoben / seine Seite / Hände / und Füsse gezeiget / darinn da er gleichsam Narben gehabt. Er habe ihn heissen singen / Es wird schier der letzte Tag herkommen / welches der Bauers Knecht in Wendischer Sprache gethan. Da nun der Knecht / kommen auff die Wort du wirst mein Fürsprecher seyn / (so er vor Christum gehalten) gefraget / ob er auch sein Fürsprecher seyn wurde / worauff das Männlein zugesaget / deiner und andern mehr / Dieses ist den 4. Augusti geschehen /da ihme das Männlein beym Weitzen-mehen erschienen / Am 6. Julii aber / da es das erste mahl sich offenbaret / hats gefraget / was vor ein Tag es wäre /und als der Knecht spricht / Sontag / das Männlein spricht / wenn wir durch die Heyde kommen / wirstu es gewar werden / Da sie nun durch und an die Neuendorffischen Acker kommen / liegen in die 18. Personen auffm Feld und weiden / da siehestu / spricht das Männlein / daß Sontag ist / thut drauff an diesen und andern mehr Tagen Vermahnung / er solte der Obrigkeit an sagen / wie auch den Predigern / das abzuschaffen / man solte die Feyertage halten / die Festage / so in der Wochen gefielen nicht verlegen /sich der Calender wegen vergleichen / daß die Feyertage zugleich mögten gehalten werden. Wenn iemand begraben würde / solle man Allmosen geben / man solle richtige Maaß in Bier Schencken halten / und /der Billigkeit nach / im Fleisch verkauffen sich beqvemen / gewöhnliche Fahrwege / und Fußstege nicht verbieten / [45] Sonnabends nach der Vesper keinen Mist fuhren / und die Unterthanen mit Hoffdiensten nicht beschweren / und was dergleichen mehr so in selber Schrifft mag gelesen werden.

Sonsten erwehnet auch obgedachter Hammer eines sonderbahren Gesichtes / so Anno 1627. und 28. wiederfahren / einem Schulmeister Lorentz Pscherern / da er noch zu Alstadt im Dienste gewesen / nun ist zwar dessen Schrift am Tage / und finden sich darinn viel denckwürdige Sachen / derer ich nur etliche wenige erwehnen wil.

Es schreibet gedachter Lorentz / daß / als er am ersten Sontag nach der H. Drey König zum Früegebet zu leuten in die Kirchen gangen / sey ein Knäblein /(so er vor dem auch schon in der Kirchen gesehen) unter der Porkirchen / in eines Evangelischen Pfarrers weissen Chor-Rock / ein schwartz Paret auffm Häupt habende herfür kommen / habe in der lincken Hand gehabt ein Büchlein / und in der rechten einen Kelch /darob sey er erschrocken / und sey sinnes worden wieder zurücke zu gehen / Das Knäblein aber gesaget /gehe nur her / erschrecke nicht / da er nun fort gangen / und zu leuten angefangen / sey das Knäblein zu ihm kommen und habe gesagt.

1. Das Büchlein so ich habe bedeutet den Evangelischen Lutherischen Glauben / denn der ist der rechte in GOttes Wort gegründet / und stimmet mit demselben überein / dannenhero thun die jenigen groß Unrecht / welche umb zeitliches Gutes von demselben abfallen.

2. Das Abendmahl in beyderley Gestalt bedeutet der Kelch / alle die solches ändern begehen eine greuliche Sünde / als die Christi Wort verkehren / etc.

[46] 3. Es ist eine hohe vornehme Person / welche sich des Evangelii wegen (dasselbe zu erhalten) hoch bemühet / so sie in demselben fortfehret / und beständig bleibet / so wirds derselben mit grosser Guthat belohnet werden.

4. Wenn man mit der Reformation nicht wird nachlassen / so wird ein groß Blutbad im Reich angerichtet werden / und an meinsten über die hinaus gehen /die dazu rathen.

5. Was ich dir ietzo gesaget habe / das solt du am aller meinsten den vertriebenen Exulanten geistlichen und weltlichen anzeigen / daß sie in ihrem Gebeth fortfahren und fleisig beten / Gott wird ihnen allen gnädig beystehen / auch sollen sie vor alle die jenige bitten / die Gottes Wort helffen schützen und Handhaben. Und wer den Exulanten / und umb des heiligen Worts willen Vertriebenen etwas mittheilet / demselben wird es hoch belohnet werden.

Am 11. Febr. ist er wider in die Kirch zu leuten gangen / da sind ihm 2. Knäblein in weissem Hembden / dazu noch 2. andere etwas kleinere kommen /weis / aber ohne Barethlein / da er nun darüber sehr erschrickt / habe eines gesprochen erschrecke nicht vor uns / man muß GOtt mehr gehorchen denn den Menschen / du hast es nicht alles gesagt / was du gesehen und gehöret hast. Item Gott schicket / neben seinem heiligem geoffenbarten Wort / noch viel Wunderzeichen / im Lande hin und her (als auch dergleichen am 12. December gesaget wird) du bist es alleine nicht / der Gesichte und Wunder siehet / es geschehen derselben im Lande hin und wider / vorhin / wenn Gott etwas lassen offenbahren und Zeichen gethan hat / so haben es am allermeisten die Gelehrten dem[47] Volck angezeiget / und dasselbe zur Buße vermahnet / aber ietzo achten es dieselben fast selber nicht /wehe denen Leuthen / so solches verachten und vor Gespött halten / etc.

Als eben den 11. Febr. die 2. grössesten Knäblein den Custodem bey der Hand genommen / und umb die Kirche geführet / sprechen sie / daß wir dich umb die Kirche führen bedeutet / daß Gott auff dieselbe ein fleißiges Auffsehen hat / und mitten in der Gefahr erretten will. Auch noch sind vornehme hohe Potentaten / so vor dieselbe streiten und wunderlich den Sieg erhalten werden.

Am 5. Martii, als er wider in der Kirchen leuten wollen / siehet er abermahl 4. Knäblein in weissen Habit / die singen Heilig / Heilig / Heilig ist Gott der HErr Zebaoth / etc. Darnach redet einer zum Custode mancherley / unter andern spricht er / alle die jenigen / so mit eiferigen Hertzen bey der reinen Evangelischen Wahrheit beständig bleiben / auch umb derselben willen alles williglich verlassen / und mit Gedult die Verfolgung ausstehen / die sollen einen solchen Lohn im ewigen Leben haben / dahin sie niehmals mit Hertzen und Gedancken gedacht / und solches keines Menschen Zunge aussprechen vermag.

Item / wenn man nach Christi leiblicher Geburt 1631. schreiben wird / alsdenn wird die Verfolgung ein Ende haben / und werden zu der Zeit die Feinde und Verfolger durch Gottes Macht und Straffe / gewaltig gestürtzet seyn. Da wird man singen und sagen / das hat Gott gethan / welche Wort Königliche Majestät in Schweden offt pflegen zu gebrauchen. Auch stehet in Lorentz Pscherers Schrifft / daß im 8. December ihme abermahl ein Knäblein in voriger [48] Gestalt erschienen / und habe ihme allerley am Himmel gezeiget und gewiesen / mit Befehl / solche Gesichte zu offenbahren / als er aber geklaget / man wolte ihme nicht gläuben / wenn iemands mehr bey ihm seyn möchte / denn etliche sagen es sey nichts / andere sprechen / es wäre nur ein Gespenste / Item GOTT thete heute zu Tage keine Wunderwerck mehr / wir hätten Gottes Wort / das wäre einmahl durch Wunderwerck bestätiget / etc. Hierauff habe das Knäblein geantwortet / Man solte GOttes Almacht nicht vorschreiben / er liesse Wunder und Zeichen geschehen biß am Jüngsten Tag / nicht darumb / daß er sein Wort damit bestätigen wolte. Nein / sie geschehen zur Warnung und zur Busse / wie lange ist Jerusalem zur Busse vermahnet worden? etc. Den jenigen aber / die vorgeben / es sey ein Gespenst / zu begegnen / habe es gesprochen: Siehe / du solt hiemit hören / wer ich bin und wohin / und zu wem ich dich weisen wil: ich weise dich nicht von GOtt und seinem Wort / sondern zu GOtt und seinem Wort / ich weise dich einig und allein auff das Verdienst Christi Jesu / nicht auff Menschen Satzung oder Vorbitt / sondern zu deinem einigem Erlöser und Seeligmacher / auff die Ehrne Schlange Jesu Christ / der erhöhet ist / alle die an ihn gläuben haben das ewige Leben. Ich weise dich in die Heilige Schrifft Altes und Neues Testamentes / auff das feste Prophetische Wort Christi und seiner Aposteln / etc. Ich geschweige hier vieler andererer Dinge / als daß das Knäblein etlich mahl von der Hülff geredet / so durch den Löwen von Mitternacht und noch andere zween / der wahren Christenheit werde wiederfahren / [49] wie er einen oder den andern hohen Potentaten sich wohl vor zusehen / solte warnen. Item / daß viel grobe Sünden im schwange giengen / welche man abthun solte / hingegen fleissig beten / und GOtt vertrauen / der werde seiner Christenheit sehr wohl helffen; wem geliebt / mag die Schrifft selber lesen / und sein Urtheil davon fällen.

Anno 1632. kamen etliche Schrifften heraus / darinnen berühret ward / wie zu unterschiedlichen mahl einem Bauer Herman von der Hute genant bey Soltaw nicht weit von Hamburg / Engel wären erschienen / so ihnen am Himmel gezeiget wie die Sternen sich in 2. Theil getheilet und wider einander stritten / darüber auch Weh / weh über gantz Teutschland geschrien worden. Es hatten auch die Engel befohlen solches seinem Beichtvater anzuzeigen / Item / daß man vermahnen solte die Leute from zu werden / denn sonsten würde GOtt der HErr Teutschland schrecklich straffen / doch solten die Christen nicht verzagen / denn GOtt werde die Seinigen erretten. Man solte fleißig beteten und GOtt im Namen Jesu anruffen / so werde er endlich erhören.

Item sie befahlen ihnen die Ochsen anzuspannen /zu pflügen / und zu sagen / das walt GOtt! Und als er das gethan / gehen zween Engel in Knaben Gestalt /dem Ansehen / als wären sie etwa 10. Jahre alt / nebst ihm her / und fangen an zu singen:

Ich danck dir lieber Herre / vernahmen auch / man solle alle Morgen diesen Psalmen singen. Da der Gesang zum Ende / fangen sie wieder an / Ich dank dir schon [50] durch deinen Sohn / O GOTT für deine Güthe. Nach dieses Vollendung ferner / Ein feste Burg ist unser Gott etc. Item GOtt der Vater wohn uns bey. Mehr / Allein zu dir HErr Jesu Christ / etc. Erhalt uns HErr bey deinem Wort / etc. Wo GOtt der HErr nicht bey uns hält / It. noch 4. andere Psalmen aus D. Luthers Gesang Büchlein haben sin zu Ende gesungen und darnach gesprochen / bleib bey uns HErr Jesu Christi weil es / etc.

Darauff befohlen / es solte die bedrängte Christenheit die Psalmen mit Andacht singen / und die Prediger ernstlich die Leute zur Busse vermahnen.

Solches alles und was dergleichen mehr / ist bey ihm vorgegangen / ob es zwar einen grossen Schein hat / als wenn hie gute und nicht böse Engel dem Herman wären erschienen / dahero denn auch viel auff dieses Gesicht etwas solten gehalten haben / so hat doch M. Jacobus Stolterfot ein Prediger zu S. Marien in Lübeck eine feine Schrift lassen ausgehen / de Visionibus oder Gesichtern / darinn er auch dieses / was sich mit Herman von der Hute und andern begeben /vors Sathan Spiegel-fechten thut halten / jedoch also /daß er einem iedwedern seine Meinung hierinnen frey lässet / welches auch ich hiermit thue.

Von vielen andern mehr lieset man / daß sie Engel-Gesichter gehabt / und sonderlich die ins exilium müssen wandern / welche die Engel solten getröstet haben / als einer Jungfrauen in Böhmen / so aus Kernten soll vertrieben worden seyn / deren erstlichAnno 1629. den 10. Septembr. ein Knäblein in einem schönen weissen Hemte [51] erschienen / mit helgläntzenden Angesichte / habe auch mit ihr geredet und gesaget; Er sey ihr Engel der allezeit auff sie warte / habe auch sonsten von vielen Sachen mit ihr geredet und allwege getröstet / auch ihr gezeiget eine grosse Mänge Kriegs-Volck / so über Böhmen-Land kommen werde. Item weil sie gerne wissen möge / wie es denen so abgefallen und Päbstisch worden / ümb zeitlicher Ehre und Gutes willen / ergehen wird / als sey ihr gezeiget worden / wie dieselben lichterloh brenneten und das Feuer zu Nasen / Maul / Ohren und andern Gliedern ausgeschlagen. Item weil auch die Jungfer offtmahls gewünschet / sie möchte gerne GOttes Herrligkeit sehen / habe der Engel gesaget /die könne sie nicht sehen noch ertragen / er wolle ihr aber von fernes wol einen Blick davon spüren lassen /darauff habe sie gesehen ein helles Licht / und viel tausend schöner Engel / sey aber im Augenblick wider vergangen / sonsten habe der Engel auch befohlen /sie solte die Leute warnen von Sünden abzustehen und Busse zu thun / etc. Anno 1648. soll 2. Meilen von Studgarten im Dorff Gerlingen einem Räbman im Weinberge ein Engel erschienen seyn / so auch zur Busse ernstlich vermahnet / und sollen zum Wahrzeichen in die 100. Reben Bluth geschwitzet haben.

Eben in selben Jahr sollen 1. Meile von Hamburg zu Langenhan 3. schöne Personen erschienen seyn /so zu einem Schäffer Herman Richtern genant zu Abends üm 6. Uhr kommen / sagende / er solle nach Hause gehen / 3. Tag und Nacht stumm seyn / nichts essen; denn ihm werde auch nicht hungern / darnach solle er wieder anfahen [52] zu reden / und Weh / Weh /Weh über die Christenheit schreien / wo man sich nicht werde bekehren / und von Hoffahrt / Fluchen /Schweren / Fressen / Sauffen / Hurerey / Ehebruch /Dieberey / Entheiligung des Sabaths und dergleichen abstehen / so wolte GOtt ferner straffen beydes Menschen und Viehe / Vogel und Fische sollen es empfinden. Habe auch ferner befohlen / man solle ja fleißig beten und Busse thun / und da sie verschwunden /hätten sie Wehe / Wehe geschrien.

Nun solcher Engel Gesichter haben sich in diesen letzten Zeiten hin und her spüren lassen / wie denn auch sonsten vorher dergleichen offters vergangen /massen zum Exempel Anno 1596. den 6. Decemb. im Ertzstift Magdeburg nicht weit von Wolmerstädt dergleichen eins auffm Felde in Gestalt eins Knabens /ohn gefehr von 9. Jahren / einer Dirn von 18. Jahren erschienen im weissen Habit mit verhülletem Angesichte / daß man kaum Nase und Auge sehen können. Dieses Gesichte ist damahls in Druck kommen mit einer Vorrede und Erinerung D. Gedicci.

Es hat aber selber Engel auch zur Busse vermahnet / weil er aber sich vor der Menschen Vorbitte mit angeben / und also andeuten wollen / als wenn er Christus wäre / ist wohl abzunehmen / daß der Sathan etwa seine Kurtzweil wollen haben.

Idem pag. 569. Item / die Welt würde noch 700. Jahr stehen / und was der Lügen mehr so Anno 1631. der Sathan ausgegöcket durch diesen Knaben.

Fast eben zu der Zeit ist einem lahmen Mägdlein zu [53] Beackwitz (eine gute Meile von hier) von 16. oder 17. Jahren dis begegnet / ein alt Männlein wär (wie es gesaget) zu ihr kommen / das hätte ihre Seele genommen und in den Himmel geführet / da es seinen Vater und Großvater gesehen / Darnach sey es geführet worden an einen Ort / da lauter Feuer gewesen / und darinn habe gesessen ein Mann (dessen Nahmen ich schweige) der höre zwar gerne GOttes Wort / aber thue nicht darnach / und derselbe Mann habe das Mägdlein lahm gemacht.

Das Männlein hatte befohlen / es solte seine Kleiderlein ausziehen und in die Erde so tieff vergraben biß Wasser darüber gehe / so werde es gantz wieder gesund werden. Item man werde an selben Ort finden Knochen / vom schwartzen Hunde / welches auch geschehen / (ohne zweiffel wird sie der Sathan dahin geleget / oder seinen Aposteln solches zu thun befohlen haben) das Mägdlein ist nicht gar lang hernach gestorben.

Item / es hat das Männlein befohlen / der Pfarrer solte predigen / wider den Hoffart / sonderlich wider weiten Ermeln / ich halte die Bauern mögen da wohl wenig weite Ermeln getragen haben.

Item / mit dem Kriegs-Wesen würde es bald ein Ende nehmen / sintemal länger denn 18. Jahr hernach der Krieg noch gewähret.

Item / ein Mann / (dessen Nahmen ich nicht mag erwehnen) so sich übel mit seinem Weibe vertrüge /und sie unehrete / solte davon abstehen / welches doch gleichwol etlicher massen in acht genommen worden / Denn wenn uns GOttes Wort zuwenig / so muß der Teuffel kommen und Busse predigen.

[54] Idem / de Annô 1647 p. m. 452. 453.

Zur über Zugabe / damit die Relation dieses Jahres mit frölichen Dingen möge geschlossen werden / wil ich noch allhie gedencken eines Himmel-Gesichtes /so sich ohn gefehr 7. oder 8. Meil jenseit Berlein solle begeben habē / nehmlich Mitwoch vorm Christag hat man am Himmel gesehen / etliche wenig Reuter so ziemlich in der Luft mit einander gefochten. Es sey aber einer kommen auff einem weissen Rosse / und habe diese von einander gebracht. Darauff sey ein grosses Heer daher gezogen / da man gesehen / wie man die Heerpaucken auff dem Rücken gehabt / Item wie viel in Caretten daher gefahren / und hat man eigendlich sehen können / daß auch Weiber darinnen gesessen / Item / man hat Schiffe daher fahren sehen /in Summa / es hat ein Ansehen gehabt / als wenn sonsten eine Armee marsiret, diese nun sollen in aller Stille gezogen seyn / und nach Stettin sich gewendet haben / also eigentlich / daß man gesehen / wie sich dieselbe Armee gegen Stettin niederlasse.

Auch ward berichtet wie im Churfürstenthumb Sachsen / ein klein wild Männlein gefangen worden /so aber geschrien / lasset mich lauffen / ich bringe Fried. Wie auch vor dem eins gefangen soll worden seyn / so da gesaget. Ich bringe Krieg: Beyde hat man lassen lauffen. Hactenus ille.

Zeilerus im Hand-Buch part. 2. p. 545. etc. Anno 1624. Brante die gantze Stadt Piritz in Pommern / ausser den Schulen / ab. Dieser Brand war zuvor in der Zeit da man Beicht gehöret / im Rauch angezeiget /der [55] unter den Frauengestülen aufgieng / und sich in die gantze Kirche vertheilete. Auch hat ein Melancholischer Student / der seiner Schwachheit halber / eingesperret war / diesen Brand mit deutlichen Worten zuvor angekündiget. Aber wer pfleget solchen Worten zu gläuben? D. Micrœl. in Pomeran.

Der auch anderswo von der Stadt-Stargart / an der Ina in Pommern schreibet / daß / als umbs Jahr 1584. dieselbe das Wetter angezündet / und fast 500. Häuser und also den halben Theil abgebrant; dieses Feuer vier Wochen zuvor / Antonius Remelding / der älteste Prediger allda auff seinem Todbette angekündet habe.

Dann er einen Mann / hinter deme ein Feuer auffgegangen / gesehen / und noch darneben etliche natürliche Schrifften an der Wand mit einer herfür gehenden Hand verzeichnet / gelesen / daraus er das vorstehendes Unglück hat abnehmen können. Zu Lübeck im Umbgang der Dom-Kirchen hintern hohen Altar ist das Begräbnüß eines gewesenen Thomherrns alhier /so Habundus geheissen. Davon erzehlet wird / daß wenn ein Domherr dieses Orthes sterben solle / vorhero unter dem Grabstein ein groß Klopffen gehöret werde.

(Was das vorgedachte Feuer-Prognosticon belanget / ein dergleichens ist unlängst zu Lützen geschehen. Vide part. 1. meiner neuen Welt-Beschreibung) Zeiler im 2. part. Epist. 385. p. m. 285. Es ist ein altes Adeliches Geschlecht in Pommern / die Kleiste genannt / ans welchem einer / Nahmens Georg Herzoges Bogislai des Zehenden Cantzler / und ein vornehmer Mann gewesen / [56] welchen / weil Er von Gespensten / und andern Gesichtern / viel weniger vom Fege-Feuer / nichts hielte / einmal wie die Pommerische Chronicken sagen / ein feurig Gespenst / als ein brennender Mann / beyn Wagen her / auff der Reise / lauffend / sehr erschreckt hat.

(Sunt aliqvid Manes lethum omnia finit: aber was hat damit das Fege-Feuer zu thun? ob es auch gleich in der Dumkirchen zu Merseburg abgemahlet währe?Purgatorium gehöret ad indices expurgatoris Lutheranismi & veræ religionis hin.) M. Johann. Wilischius in Sebnitzer Polter-Geist. lit. E. ij.

Daß die Gespenste gewiß seyn / auch bißweilen sich sehen lassen / erweisen wir ex veteris Ecclesiæ Historiis, aus den Historien der alten Kirchen. Von Mose Cretensi, einem Betrieger der Jüden / schreibet / Socrates lib. 7. hist. Eclesiast. cap. 38. daß er die Jüden / so in der Insel Creta gewohnet / persvadiret und beredet / Er wäre Moses / von Himmel herab gesandt / darzu / daß er die Jüden in dieser Insul gewohnende / solle durch das Meer in das verheissene Land führen. Und da ihrer viel aus dem gemeinen Manne ihme beyfielen / und mitten auff das Meer sich begaben / seynd ihrer sehr viel umbkommen / theils an den harten Felsen zu stossen und zerrissen / theils im Wasser ersoffen; als sie diesen Betrieger tödten und umbringen wolten / konten sie ihn nicht greiffen noch haschen / er verschwand / dannenhero entstund der Argwohn bey vielen / Es wäre gewesen der Alastra / der sich also erzeiget / das Jüdische Volck gantz und gar zu erwürgen und umzubringen. In Nicephorô, [57] der die Kirchen-Historien weitläuffig beschrieben /findet man des Dinges mehr / welches man nicht alles verwerffen / noch vor ein Gedicht und Fabel halten kan.

Wie dann auch diese Historien von etlichen gelehrten Männern / die auff das Concilium zu Basel gezogen waren / welche einsmahls ümb Kurtzweil willen für die Stadt / zu einem lustigen Walde / spatziren gangen / auff daß sie sich mit einander freundlich bereden / und besprechen könten / von den arbeitsamen und Müheseligen Zwiespaltungen / die zur selbigen Zeit allenthalben in schwang giengen: in dem sie aber also gehen / hate es sich begeben und zugetragen /daß sie unterwegens einen sehr freundlichen und lieblichen Gesang eines kleinen Vögeleins gehöret haben / als ob es eine Nachtigal wäre; huben an miteinander zu argumentieren, was es doch vor ein Vöglein seyn müste / kontens aber aus dem Gesang nicht wissen. Als sie nun in dem Wald kommen / finden sie ohne gefehr den Baum / darauff das Vöglein saß / und beschlossen gantz und gar / daß sie es beschweren wolten; da wischet einer herfür / der viel Freventlicher /denn die andern wahren / und beschwur also das Vöglein mit diesen Worten: Ich beschwere dich bey dem Namen Jesu Christi / daß du uns anzeigest / wer du seyest. Das Vöglein antwortet / es wäre eine arme verlohrne Seele / an diesem Ort beschieden / da zu warten / biß auff den letzten Tag / daß es an denselbigen zur Ewigen Straff verurtheilet würde / und hätte gar keine Erlösung mehr zu hoffen. Nach welchen Worten es von dem Baum hinweg floge / mit solchem Geschrey: O Ewig / O Ewig / wie [58] ist das so eine lange Zeit! Zweiffels ohne hat ein Teuffel an diesem Orte gewohnet. Diese aber alle / so bey dieser Beschwerung gewesen sind / die sind alsobald darauff kranck worden / und gestorben; Wie Manlius p. m. 8. solches erzehlet. (2) Aus den Zeugnissen der Heil. Schrift. Exod. 10. v. 21. 22. 23. 1. Sam. 28. v. 14.Syrach. 46. v. 23. Dan. 5. v. 5. Tob. 5. v. 7. 8. Act. 19. v. 13. 14. Matth. 14. v. 24. 25. 26. Marc. 6. v. 49. 50 Johann. 6. v. 18. 19. Luc. 24. v. 39. 40.

Die Gewißheit der Gespenster erweisen wir vors (3.) ex qvotidianis experientiis, aus den täglichen Erfahrungen / das nicht allein zu Nacht die Menschen allerley Gespenster sehen / und Polter-Geister hören /sondern auch das unvernünfftige Vieh sähet offte geschwinde an zu gurgeln und zu scharren / die Hunde pflegen zu winseln und zu heulen / wann sie des Nachts eines Gespenstes gewahr werden. Denn die Gespenster gerne bey Nacht wandeln / und gerne bewegen. Was aber diß / das bey uns am hellen lichten Tage / frühe zwischen 9. und 10. Uhr / seine Gestalt angemahlet / bedeuten und mit sich bringen wird / zumahl weil es ja zu ungewöhnlicher Zeit geschehen /wird die Erfahrung lehren und mit sich bringen. Wir haben vors 2. bey diesem unsern einigen Pünctlein zu mercken und in acht zu nehmen / spectrorum distinctionem, den Unterscheid der Gespenster / wie mancherley derselben seyn? Denn in unsern Vorhabenden Worten sagt der aufferstanden Siegs-Fürst Christus Jesus: Ein Geist hat nicht Fleisch und Bein wie ihr sehet / daß ich habe. Seynd also zweyerley Arten [59] der Gespenster: 1. seynd es Spectra ficta, die ertichteten Gespenster / derer in dem leidigen Pabstthum gnugsam seynd ertichtet und auff die Bahn gebracht worden / zur Bestätigung ihres Fegfeuers / in dem sie fürgeben / es sollen der Verstorbenen Seelen seyn / welche also umbher gehen / und Hülffe suchen bey den Lebendigen / wie bey den Alexandrinern geschehen /als Prolerius zu einen Bischoff erwehlet war / da hatte Timotheus Ælurus ein schwartz Kleid angezogen / und der Münche Cellen des Nachts durchkrochē / der als ein Legat Gottes die Münche erinnert / daß sie ihn an stat des Prolerii zu einem Bischof erwehleten / wie auch geschehen. Zu Bern seynd etliche Dominicaner-Münche verbrennet worden / wegen der ertichten Gespenste / damit sie den Franciscanern /ihren Nachbarn / vorgehen wolten / so geschehenAnno 1509. den 31. Maij Erasmus schreibet / daß ein Pfaff im Pabstthum lebendige Krebse mit auffgesteckten kleinen Lichterlein / auff den Gottes-Acker und Gräbern herumber gestecket / und die Leute beredet; es wären die Seelen der Verstorbenen.

Zum andern seynd auch Spectra Diabolica, Teuffels-Gespenster / wie derselben genung im Pabstthumb zufinden und anzutreffen: da der Teuffel erwünschete Gelegenheit hat / unter der Gestalt und Nahmen der Verstorbenen / die Leute zu betriegen. Darumb auch S. Paulus in der 2. Thess. 2. v. 10. 11. 12. schreibt: dafür daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen / daß sie selig würden / dar umb wird GOtt ihnen kräfftige Irrthumb senden / daß sie gläuben der Lügen / das ist / des [60] Teuffels falschen Gauckeley: Wie dann zu geschehen pfleget. Der Ehrwürdige Mann / Herr Philippus Melanchton sel. Gedächtnüß / der sagte / wie er hätte gehöret von etlichen ehrlichen / warhafftigen Männern / Christoph. Groß / und Sigismund Galenio / wie eine Jungfrau zu Bononien / nach dem sie gestorben war / zwey gantzer Jahr unter den Leuten sey umbher gegangen: Wann man sie habe zu Gaste geladen / hat sie wenig gessen: Einsmahls aber war sie mit andern Jungfrauen bey dem Tantze / da war ohngefähr ein Zäuberer / der sagte zu den Umbständern: Die bleiche Jungfrau ist todt. Wie sagten sie / kan sie todt seyn / gehet sie doch umher? Da antwortet er / ietzund sollet ihrs sehen / da wil ichs euch fein weisen. Alsbald gehet er hin / und nimmet ihr etwas verzaubertes herfür unter der rechten Achsel / da fällt sie von stund an nieder /und ist also todt geblieben. Das Verzauberte war ihr von einem andern Zauberer hinunter gestecket worden. Also hat der Teuffel die gantze Zeit über den todten Cörper umbher getragen / wie Manlius p. m. 8. berichtet. Solche und dergleichen Teuffels Gespenster sehen und haben die Päbstler gerne / ja sie hören auch auf dieselbe / wieder den ausdrücklichen Befehl GOttes / der Deut. 18. c. v. 9, 10, 11. 12. sagt: Wenn du in das Land kömmest / daß dir der HErr dein GOtt geben wird / solt du nicht lernen thun die Greuel dieser Völcker / daß nicht unter dir funden werde ein Zäuberer / oder Beschwerer / und Wahrsager / oder Zeichendeuter / oder der die Todten frage: Denn wer solches thut / der ist dem Herrn ein Greuel. Und Esa. 8. c. v. 19. Wann sie [61] aber zu euch sagen: Ihr müsset die Wahrsager und Zeichendeuter fragen / die da schwätzen und disputiren, so sprechet: Soll nicht ein Volck seinen GOtt fragen? Oder soll man die Todten für die Lebendigen fragen? und Luc. 16. c. v. 29. Sie haben Mosen und die Propheten / laß sie dieselben hören! Wer siehet nun nicht allhie die große Blindheit der Papisten / welche vor die Seelen der Verstorbenen / gebrauchen Zauberey und Gauckeley des Teuffels /ja den Teuffel selber / da wir doch wissen aus GOttes Wort / daß weder Leib noch Seel von den Verstorbenen wiederumb hieher in diese Welt kömmt / sie haben auch nichts mehr in dieser Welt zuschaffen. Denn was den Leib anbelangen thut / so wird derselbe wiederumb verscharret in die Erde / davon er kommen ist; da muß er verwesen und verfaulen / und wird zu nichte / denn der Staub muß wieder zur Erden kommen / wie er gewesen ist / Eccl. 12. c. v. 7.Wenn der Mensch todt ist / so fressen ihn die Schlangen und Würme / Syr. 10. c. v. 12. 13. die Seele kömmt auch nicht wieder / es gehet dort in jenem Leben nicht also zu / daß die Seelen derer / die in Christo entschlaffen sind / sich wiederumb hieher sehnen solten; Darumb saget Gottes Wort von der Seelen der Christen: Selig sind die Todten / die im HErrn sterben / ἀπάρτι, à modo, von nun an / alsobald dieselbe aus dem Leibe fähret / Apoc. c. 14. v. 13. alsobald wird sie von den Engeln Gottes auffgerafft / und in den Schoß Abrahæ getragen / Luc. 16. c. v. 22. Denn die Seelen der Gerechten sind in GOttes Hand / Sap. 3. c. v. 1. die Verstorbenen kommen nicht wieder zu uns / wir kommen zu [62] ihnen; wie der König David über dem zeitlichen Hintrit seines Söhnleins sich tröstete / 2. Sam. 12. c. v. 23. Meine Schaffe hören meine Stimme / und ich gebe ihnen das ewige Leben / und niemand soll sie aus deiner Hand reissen / Johan. 10. c. v. 28. das ist von der Selen der Frommen und Gläubigen geredt. Von der Seelen aber der Ungläubigen und Gottlosen Leuten saget die Schrifft / daß des Reichen Mannes Seele sey in die Hölle oder an den Ort der Ovaal kommen / Luc. 16. c. v. 23. und im 49 Psalm sagt David von ihnen vers. 15. Sie liegen in der Hölle wie die Schaffe / der Tod naget sie / weil ihr Wurm nicht stirbt / und ihr Feuer nimmermehr nicht verlischet /Esa. 66. c. v. 24.

Was ist es aber / daß man bißweilen siehet und höret von den Gespenstern und Polter-Geistern? Offtermahl sind es natürliche Dinge / das achten unerfahrne Leute vor Geister und Gespenster: Als wenn man siehet Lichter auff dem Felde bey der Nacht / die man Irrwische heisset / die einem Menschen in seinen Augen vorkommen auff mancherley weise: Bald hüpffen und tantzen sie; bald kommen sie dem Reisenden immer näher und näher; und wenn er gleich von einem Orte zum andern fort gehen will / so dünckets ihm immer / als wenn einer eine Fackel vor ihm hertrüge; wird auch offte auff diese masse verführet / und in die Irre gebracht. Diese haben zwar ihre natürliche Ursachen / und sind keine Gespenster: iedoch ist gewiß /daß der Teuffel offt damit spielet / Leute zu bethören /und in Noth zu bringen. Es seynd auch bißweilen nicht natürliche Dinge. Denn da gehets offte in einem[63] oder dem andern Hause umb / es spücket / es poltert und rumoret / daß sich iederman im Hause fürchtet vor die Thür zu gehen. Dencke nicht / O du blöder Mensch / daß es allezeit Geister oder Gespenster seyn: Es seynd bißweilen Diebe / die bey Tage nicht stehlen können / dieselbigen kommen bey Nacht: Es sind Huren und Buben / die am Tage ihrer Unzucht und Hurerey halber nicht können zusammen kommen / die fahen ein solch gepolter an / damit sie desto besser ihren Unfug unverhindert ausrichten können.Erasmus schreibet / daß ein Pfaff im Pabstthumb /der seine Gefreundin / die wohl bey Gelde war / bey sich hatte / in ein weiß Tuch sich verhüllet / und sey etliche Nacht in ihre Kammer kommen / als wäre er eine Seele / und gedacht / sie würde einen Beschwerer haben / und ihn fragen lassen / was er wolte: Aber sie habe ihren Freund einen angesprochen / daß er die Nacht bey ihr bleiben solte / der habe sich auff einen guten Prügel gefast gemacht / und sich voll getruncken / daß er desto kühner seyn möchte. Und wie das Gespenst zu Nacht wieder kommen / sey er herfür gewischt / und habe mit dem Prügel auff dasselbe zu geschmissen / und gesagt: Bist du der Teuffel / so bin ich seine Mutter; und hätte den Pfaffen erschlagen /wo er sich nicht gemeldet hätte. Wenn solche leibhafftige Polter- und Rumpelgeister / noch heut zu Tage /umbgehen / oder irre gehen / ist kein besser Exorcimus darzu / man schmiere sie mit einem Knüttel oder Prügel wohl abe / mit guten heilsamen Worten richtet man lange nicht bey vielen aus / als mit ungebrandter Aschen.

[64] Zum 3. haben wir bey der Betrachtung der Gespenster u. eigendlichen Meinung derselben in acht zu nehmen / Christianorum contra Spectra Munitionem, die Verwahrung der Christen wieder die Gespenster / wie sie sich dieselbigen beschützen und vertheidigen sollen. 1. Sedula verbi Divini auscultatione, mit fleißiger Auffmerckung Göttliches Worts: das nennet Paulus das Schwerdt des Geistes / Ex hes. 6. c. v. 17. mit welchem wir den Teuffel schlagen und von uns jagen können. Das Wort GOttes stehet Genes. 3. c. v. 15. Des Weibes Saamen sol der Schlangen den Kopff zutreten. Das Wort stehet 1. Joh. 3. c. v. 8. Dazu ist erschienen der Sohn GOttes / daß er die Wercke des Teuffels zerstöre. Das Wort stehet Joh. 3. c. v. 16. Also hat GOtt die Welt geliebet / daß Er seinen eingebohrnen Sohn gab / auf dz alle / die an Ihn gläuben / nicht verlohren werden / sondern das ewige Leben haben. Der Fürst dieser Welt ist gerichtet /saget Christus JEsus selber / Joh 16. c. v. 11. Diß Wort verjaget u. vertreibet alle Poltergeister und Teuffels-Gespenster von uns hinweg. Ob wohl der Teuffel ein mächtiger Geist ist / wenn man zu ihm wil mit dem Schwerdt / so reget er sich nicht / oder mit Spieß / Geschoß und Pantzer. Er achtet Eisen wie Stroh / u. Ertz wie faul Holtz. Kein Pfeil wird ihn verjagen; Die Schleudersteine sind ihm wie Stoppeln /Job. 41. c. v. 17. 18. & semper habet nocédi voluntatem, sed non facultatem, wie Augustinus redet; So kan er uns doch nicht ein einiges Härlein von unsern Häuptern / ohne Gottes Zulaß u. Willen verletzen /wie Christus Matth. 10. c. v. 30. spricht: [65] Das sol uns getrost machen / dz wir nicht so furchtsam und erschrocken seyn / wie die Jünger des HErrn Christi waren; sondern vielmehr mit der Christlichen Kirchen singen und sagen:


Und wenn die Welt voll Teuffel wär / etc.


Zum 2. kan sich auch ein gläubiger Christ wieder die Gespenster und Poltergeister verwahren / Devotâ Oratione, mit einem andächtigen Gebet. Denn diese Gespenster und erscheinende Geister seynd nichts ands / als Ludibria Satanæ, Gespötte des Teuffels / ja der Teuffel selbst / wie es D. Lutherus in seinen Tisch-Reden im Titul / von Teuffel und seinen Wercken / dafür hält. Wieder solche Teuffels Wercke sol man sich verwahren mit dem Gebet / Nüchterkeit unn Gottesfurcht / denn diese Art fähret nicht aus / als durch beten und fasten / sagt Christus JEsus selber /Matth. 17. c. v. 21. Darumb betet / daß ihr nicht in Anfechtung fallet / sagt der HERR zu seinen Jüngern Matth. 26. c. v. 41. Seyd nüchtern und wachet / denn euer Wiedersacher der Teuffel gehet umbher / wie ein brüllender Löwe / und suchet welchen er verschlinge /deme wiederstehet fest im Glauben / 1. Pet. 5. c. v. 8. 9. Si fuerint Dæmones robustis montibus fortitudine pares, tanquam ab igne cera, comburentur precatione sagte Macarius. Das ist: wenn die bösen Geister so mächtig und groß wären / als hohe starcke Berge /jedennoch wie leichte das Wachs vom Feuer zerschmolzen wird; Also werden sie auch von dem lieben GOtt verjaget. Darumb betet Morgens und Abends mit euren Kindern: Dein heiliger Engel sey bey mir / daß der böse Feind keine Macht [66] und Gewalt nicht an mir finde. Betet und singet fleissig mit der Christlichen Kirchen:


Dein Engel laß auch bleiben /
Und weichen nicht von mir / etc.

Endlich und fürs 3. kan auch ein gläubiger Christ wieder die Gespenster und Polter-Geister sich verwahren / Legitimâ Vocatione, mit einem ordentlichen Beruff / wenn er bleibet in dem / darzu er einmahl von GOtt beruffen und bestellet worden. Ein ieglicher /lieben Brüder / worinnen er beruffen ist / darinnen bleibe er bey GOtt; sagt S. Paul / 1. Cor. 7. c. v. 24. Führet einen guten Wandel unter den Heyden / auff daß die / so von euch affterreden / als von Ubelthätern / eure gute Wercke sehen / und GOtt preisen / wenns nun an den Tag kommen wird / 1. Pet am 2. c. v. 12. Bleibe im Lande / und nehre dich redlich. Habe deine Lust an dem HErrn / der wird dir geben / was dein Hertz wündschet / sagt David im 37. Psalm v. 4. Allhier findet sich bey den Menschen das Wiederspiel /in dem / daß mancher in seinem Beruff nicht bleiben /und ihn daran nicht kan genügen lassen / was ihme GOtt einmal eingeräumet und eingegeben hat / da wil er sich an seinen bescheidenen Theil nicht lassen genügen / da es doch heisset / wie im 37. Psalm. v. 16. stehet: Das wenige / das ein Gerechter hat / ist besser denn das grosse Gut vieler Gottlosen. Sondern es dichtet und trachtet mancher nach frembden Gute / wil sich offte mit armer Witwen Häusern und armen Wäysen Gütern bereichern / nimme eins und das andere / so ihm von GOttes und Rechtswegen nimmermehr gehöret / auf sein Gewissen; ist darneben [67] trotzig und übermüthig / verachtet GOtt u. sein Wort; machet wohl gar einen Pact od' Bund mit dem Teuffel / nur daß er reich werden und zu grossen Dignitäten und Ehren kommen und gelangen möge. Da zeucht denn GOtt bißweilen hinwiederumb seine Hād abe / läst dem Teuffel Gewalt / wie über den Hiob; in seinem Büchlein am 1. Cap. v. 12. Der fähret nachmals aus /und machet ein solch Poltern und Schrecken Tag und Nacht. Darumb lieben Christen u. Freunde / so seyd nun GOtt unterthänig / wiederstehet dem Teuffel / so fleucht er von euch / Jac. 4. c. v. 6. 7. Darumb greiffe niemand zu weit / Vervortheile nimand seinem Bruder im Handel und Wandel. Denn der HErr ist Rächer über das alles / wie wir euch zuvor gesagt u. bezeuget haben. Denn GOtt hat uns nicht beruffen / zur Unreinigkeit / sondern zur Heiligung. Wer nun verachtet /der verachtet nicht Menschen / sond'n GOtt / der seinen H. Geist gegebē hat in euch / sagt S. Paul. 1. Thes. 4. c. v. 6. 7. 8. Dencket nicht / wenn vom Teuffel u. der Höllen in der Christl. Kirchen geprediget wird / es sey etwa eine Fabel und altes Weiber-Mähr lein / wie die Spötter u. Epicurer heut zu Tage thun /u. das Teufel-holen / das Teuffel-zerreissen / meisterlich pflegen aus zuschüttē u. aus zuwerffen / wie von Jungen u. Alten / leider Gottes / offte gehöret u. vernommen wird; Sond'n laßt euch diß greuliche / abscheuliche Bild des Satans eine tägliche Anreitzung zur Buße seyn: Bedencket / siehet er so erschrecklich aus durch sein angezeichnetes Bildniß / wieviel 1000. mal erschrecklicher muß er anzuschauen seyn lebhafftig. O seuffzet und betet ihr [68] Christl. Eltern / nebenst euren Kind'n / zu unserm Herrn und Heylande JEsu Christo / mit der Christl. Kirchē: Befiehl deinem Engel / daß er komm / etc.

Gewisse Relation von einem Weibe / das bey Dreßden Eicheln gelesen / unn daselbst ihr ein schon vor hundert und 31. Jahren verstorbener Förster ohne Kopf erschienen / und künftigen Welt- und Kriegs-Lauff angezeiget.

Sie were den 13. Octobr. Anno 1644. Sontags frühe mit ihrer Tochter beym Thor auffgehen in die Heyde gangen / Anfangs nach ihrer Holtzwiese gesehē / hette hernacher etwas von Eicheln auflesen wollen /und damit beyderseits Personen zubracht biß Mittags 11. Uhr. Als sie nun zur Predigt leüten hören / were ihre Tochter / Margaretha / Nicol Heydenreichs /Postbothens / Eheweib / von ihr gangen / weil es damahls sehr geregnet / eine Viertel Stunde nach diesem hat sie in der Heyden / an einem Gründlein / zur linken Hand der Radebergischen Strassen / bey dem Fischhausse / nicht weit võ dem Orte das verlohrne Wasser genannt / alleine gestanden / da hette sie ein Jägerhorn starck blasen gehöret / hernach were es starck gefallen / als wenn ein starcker Baum fiele /darauff sie erschrocken / in Meinung / daß es Förster weren / und hette ihr Säcklein mit Eicheln ins Gestripffe getragen / bald darauff sie das Jägerhorn hinwiederumb blasen gehört / als sie sich umbgesehen /hette sie ein Gespenst zwey Schritte von ihr vorüber reiten gesehen / folgender Gestalt / ein grauschimmliches Pferd / mit Sattel und Zaum / der Reiter [69] darauf hette keinen Kopff gehabt / einen langen grauen tuchenen Rock / einen Hirschfenger an der Seiten / und ein Jägerhorn auff den Rücken hangende / schwartze Stieffeln und Sporn angehabt / und were nahe anfänglich etwas geschwinde / hernacher gar sachte vorüber geritten / daß sie ihm zimlich weit am Hange reitende nachsehen können / worauff sie noch biß halbweg 3. Uhr fortweg ihre Zeit mit Eicheln aufflesen zubracht /und alleine bliebē. Den 9. Tag hernach / als den 20. Octob. Montags frühe / so bald das Thor aufgangen /were sie wiederumb alleine in die Heyden gangen /und ihr etwas vō Eicheln samblen wollē / auch damit zubracht biß Mittags nach 11. Uhr / da hette sich diese Geschichte zugetragē: Als sie sich zur rechtē Hand an der Radebergischen Strassen / beym Förstenberge / im Gestripffe / neben ihren Eichelsacke nieder gesetzet / und einen Apffel gescheelet / hette sie eine Stimme gehöret / mit diesen Worten: Habet ihr den Sack voll / seyd ihr auch gepfendet wordē / so habt ihr gute Förster? Sie geantwortet: Ja / die Förster sind fromm / sie haben mir nichts gethan / ach GOtt / biß mir Sünder gnädig! Als sie auf der Seiten auffwerts gesehen / were ein Mann an ihrer rechten Seiten ohne Pferd gestanden / d' hette den Kopf mit bräunlichen und krausenden Haaren / unter dem lincken Arm gehabt / daß man das Gesicht nicht hette sehen können /auffm grauen Rocke hette er ein klein schmal Uberschlägelein / unterm auffgeschlagenen Rocke ein gelb ledern Wambs / mit grünen Schnüren / und grünen Ermeln / das Jägerhorn auffn Rücken / den Hirschfenger auff der Seiten / auch Stiffel und [70] Sporn angehabt und weiter gesagt: Hieran thut ihr recht und wohl /daß ihr umb Vergebung der Sünden bittet / es hat mir so gut nicht werden können / sie sollen die Leute die Eicheln aufflesen lassen / es sind viel arme u. vertriebene Leute / die es benöthiget seyn / sie sollen gelinde u. nicht so scharff seyn / wolte GOtt / ich were in meines Vaters Fußstapffen getreten / worzu er mich auch anermahnet gehabt / daß ich den Leuten nicht so scharff seyn solte / so were ich nicht vor 131. Jahren /durch übriges Sauffen und Trunckenheit / zu dieser Verdamniß kommen. Mein Vater hat Hanß Jagenteuffel geheissen / und ich heisse auch Hanß Jagenteuffel / bin meines Vaters einiger Sohn / u. mein Vater / ich auch / Förster allhier gewesen / die Menschen sollen Buße thun unn sich bekehren / oder GOtt wird eine große Straffe über diese Stadt Dreßden ergehen lassen / daß zwey neue Armeen ankommen werden / eine ist schon im Anzuge / wenn sie noch nicht Buße thun werden / wird GOtt mit einem grossem Sterben straffen / dz nicht gnug Todtengräber zu erlangen seyn werden / die Menschen zu begraben / ihr Menschen verachtet GOtt und sein Wort / Gott wird sich vō euch wendē mit seinem Wort u. Sacramenten / wolte GOtt / es were darzu kommen / dz ich mich hette bekehren können / so were ich durchs sauffen u. trinckē zu dieser Verdamniß nicht gebracht worden / sage es ihnen / sie sollen hertzliche Busse thun / sich zu GOtt bekehren / von der grossen Hurerey / leichtfertigen Hoffart / Sauffen / Vollerey / Spielen / Wuchern /Gotteslästern / Fluchen und Schelten abstehen / denn GOtt über euch sehr erzürnet ist / daß ER auff seinem Stuel [71] blutige Zähren weinen thut / werden sie sich bekehren / so wird Gott auff kommende Jahr an Korn /Wein / Obst und allen Früchten mehr und reichlicher geben / als diese vergangene Jahr; wollet ihr es ansagen / so gebet mir die Hand darauff / sie das Weib /aber dermassen erschrocken / und nicht gewust / was sie thun sollen / der Mann sie abermals gefraget /wollet ihr es ansagen? sie darauff mit erschrockenem Gemüthe ja gesaget / der Mann ihr die rechte Hand geboten / und weiter gesaget / so gebet mir die Hand darauff / welches sie in GOttes Nahmen gethan / und gefühlet / daß des Mannes wie Schnee kalt gewesē /dz ihr gegrausset / u. sie gezuckt / darauff der Mann wieder gesaget: Fürchtet euch nicht / meine Hand ist euch kalt an zufühlen / mir aber brennet sie ewiglich /und ohne Ende / ich bin nicht kommen die Menschen zu quälen / ich bin selbsten gequälet / und ist darauf verschwunden: Diese Cathariua Ullmannin ist nach beschehenem zureden hierbey verblieben / und hat sich an erboten / diese ihre Aussage weiter vorgeistlicher und weltlicher Obrigkeit zu wieder holen.


Zu denen erdichteten Gespenstern gehöret auch dieses / was Zeiler hat Tom. 1. Epist. 96 p. 538. Von des Käysers Caroli M. Mutter / Berta saget Joachimus Camerarius: in Chronol. Nicephor. p. m. 129. Daß es ein Zorniges / und schier Wütendes Weib gewesen: daher die alten / wenn sie ihre böse schreyende Kinder haben stillen wollē / ihnen mit der wildē Berta, [72] so bey Nachts umb die Häuser gehe / und die bösen Buben zerreisse / gedrohet haben. Sonsten nennet D. Johann Wigandus in c. 12. Dan. p. 446. Die betrieglichen Großen Hansen mit ihrer vergeblichen Nacht / inania terriculamenta Botzenmänner / Puppenmänner / bullas, umbras. M. Johann Wilischius, Pfarrer vom Sebnitzer Polter-Geiste / Anno 1654. Ihr wisset / meine allerliebsten Zuhörer / was sich / leider Gottes / in vergangner Fasten Zeit / allhier in unsrer Stadt begeben und zugetragē / da etliche Wochen nach einander / gegen Abend in der Demmerung / wann man Licht anzünden wollen / ein schrecklicher Poltergeist sich hören lassen / der auff ein Häußlein eines Bürgers unn Schneiders allhier mit Steinen und Erdklößen geworffen und hinein gestürmet / daß an desselben Fenstern und Thüren großer Schaden geschehen. Und weil der Wirth nicht anders vermeinete / es weren böse Leute / die ihn also aus Neid anfeinden thäten /klaget u. zeiget ers den H. Bürgermeister an / bringets so weit / dz man deßwegen Wache anlegē thut; Da solches geschehen / und man nicht gewust / woher diß poltern u. werfen käme / hat sich der böse Geist im gedachten Häußlein an vier unterschiedenen Orten und Enden mit schwartzen Kohlen abgerissen und angeschrieben / da er zuvor Ofen und Fenster eingeschlagen / Tische und Bäncke über einen Hauffen geworffen / und das Bette / darinnen diese zwey alte Eheleute gelegē / auch das öberste zu unterst gestürtzet welches alles ein E. E. Rath mir persönlich angezeigt / da ich alsobald hinunter gangen / und es [73] also befunden habe / darauff ich zu einen ieden Abriß diese Wort unterschrieben: Des Weibes Saamen soll der Schlangen den Kopff zertreten / Gen. 3. v. 15. Nachdem aber das Weib solch unruhiges Teufflisches Wesen nicht länger anhören / auch wegen grosser Furcht nicht mehr im Häußlein bleiben wolte / weil der Mann etliche Tage verreiset war / begab sie sich selbigen Abēds zu des Nachbarn Haußgenossen /einem Exulanten, u. lag auf seinen Boden / über der Stuben: ungefehr umb 10. Uhr zu Nacht / da er noch gesessen / sähet sich ein Geräusche oben an / und fället Leimen von der Decke / und mühlet dadurch Staub herunter: Sie sehen nauf zum Weibe / das saget / das Gespenste sey aber dar / es hette aufm Bette nach ihr gegriffen / denn zu Abends / da sie hinüber gehet zum Nachbar / höret sie eine Stimme / so ihr nach geschryen / Ich komme auch nach; welches geschehen. Folgenden Tages / war der 14. 15. Martii / in des Nachbars Haußgenossen Stüblein / hat sich der Höllische Geist abermal in der Hellen an die Wand angemahlet / nebens einem Sarge mit einem wēissen Tuche bedecket / darbey ein Mann gestanden / auch ein grosses Stück / aus welchen Rauch gegangen / angezeichnet. Und welches noch das schrecklichste ist /so ists in dem ersten Häußlein am hellen liechten Tage / früh vor Mittage zwischen 9. und 10. Uhr: in des Nachbars Stuben aber / ungefehr zwischen 2. und 3. Uhr nach Mittage / im bey seyn ehrlicher Leute / in dem sie den Sarg und das andere abgewischet / alsobald wiederumb / und ehe sie sich umbgewendet / von neuen angeschrieben [74] worden / wie es vorhin gewesen; welches ein großes Wunder / das auch sonderbahres Schrecken bey jungen und bey alten Leuten zuwege gebracht. Ja es ist in die Welt allenthalben ausgetragen / und noch ärger gemacht worden / als wenn sich der böse Geist leibhafftig bey uns allhier sehen lassen / auch mit den Leuten geredet: Inmassen ein Päbstischer Pfaffe / u. ein Apostata, der vor wenig Jahren noch gut Evangelisch gewesen / als ein untreuer Nachbar / am Palm-Sontage öffentlich von seiner Cantzel gesagt: Ihr Leute / ihr wollet euch zu dem uhralten Catholischen Glauben nicht begeben / noch denselben annehmē / da ihr doch höret / wie d' Teuffel drinnen bey den Ketzern zur Sebnitzleibhafftig herumb gehet / noch wollet ihr euch nicht bequemen. O! leug Teuffels-Maul / leug!

Zu denen erdichteten Gespenstern gehöret / daß An. 1666. in Hessen ein Pfaffe sich für einem Teuffel ausgekleidet / umb einem Fuhrmann papistisch zumachen / der aber unrecht verstanden / und den Teuffels-Kopff Mäusetod geschlagen hat: Ingleichen redet Zeiler. Tom. 1. Epist. 92. p. m. 530. etc. Im Closter Salmonßweil / nahend Uberlingen / da stellete sich ein Mönch / ob er der Teuffel were / und tribulirte die Gäste: Den aber ein Graf von Montfort / so daselbst eingekehret / mit dem Degen erstochen hat / wie Crusius part. 2. Annal. Svev. l. 9. c. 19. schreibet: und daselbst ein and's Exempel von einem Schreiber erzehlet / der zu Beichlingen sich zum Gespenst gemacht / und zu Nachts seines Herrn / des von Werther Mägd / Brüste / mit [75] seinen kalten Händen angerühret hat; aber endlich von einem Edelmanne über die Stiegen hinunter geworffen / und des andern Tages / wegen seines durch den Fall übel zugerichteten Angesichts und Stirnen / jedermans Gespött / und von seinem Herrn abgeschafft worden ist.

Gnug von Betrögnißen: Itzt giebt es Gelegenheit /ein anders darzu zuthun / von allerhand Betriegereyen der Mauscheln / und also das erregete Wesen der Jüden noch weiter miteinander hervor zu ziehen /so sich im 1666. Jahr zutrug / und drauf die gantze Welt ein Auge hatte. Nehmlich (was anders?) wie /und wenn / es doch auff ein Lami aufflauffē würde? nehmlich aus Venedig bekam man dieses / 1666. 2. Dec. von Rom wil uns ein geistlicher auf das künfftige Jahr den Jüngsten Tag propheceyen / der gedencket unter andern auch des falschen Propheten / und wie biß anher zu Jerusalem ein groß Wesen und unter denen Jüden grosse Freude / wegen eines Meßiæ /sagt / er habe Brieffe von Jerusalem / darinnen sie solchen beschreiben / als einen Jüngling von schöner Gestalt und braunen Haren / etwan 23. Jahr alt /werde genandt Sabathei und habe zu Jerusalem Vater und Mutter / und sey gesalbet durch einen Propheten /den sie Nathan nennen / er solte schon viel Volck bey sich haben / und im Anzuge nach Canstantinopel seyn / mit der Resolution, das gelobte Land vor sein Königreich einzunehmen / und denn alle Jüden aus allen Enden der Welt in Ihr Vaterland zu erfodern. [76] Allein das Jüdenthumb / so als ein gefangener Wallfisch den Stich im Leibe und alle Hoffnung verlohren hat /wütet und tobet so viel mehr / und wird sich auch zu Tode rasen / oder aber den Christlichen Glauben annehmen / welches Ende ihrer Blindheit und das Ende der Welt seyn wird. Das Ende der Welt / sagt erwehnter Geistlicher muß nun bald nach vieler Meynung da seyn; so findet man etliche die da sagen / daß der Pabst / d' die lateinische Zahlen / als C. D. I. L. M. V. X. erfundē /, sol statuiret haben / durch GOttes Eingebung daß / wenn das Jahr / welches diese Buchstaben bezeiget / erfüllet seyn würde / daß als denn die Welt vergehen solte; Ursache / weil als denn kein solcher Zahl Buchstabe mehr übrig. Und nun ist dieselbige Zahl von allen geltēden Buchstaben des Pabsts nemlich M. DC. LXVI. bald erfüllet / und ist kein Buchstaben mehr übrig. Ergò. Ob nun dieses wahr / kā iederman leicht ermessen / weiln GOtt es selbst seinen Engeln / ich schweige den Menschen / verborgen /daß aber der Jüngste Tag nahe und nicht weit seyn könne: in Betrachtung aller Wüder die da geschehen /kan ein ieder vor sich selbst urtheilen. (Bißhieher eine Vermuthung von der Verstockheit der Jüden und ihrer hartnäckigten Beharrligkeit biß an dem Jüngsten Tag: daran ich aber zweifele / und ihnen meines Erachtens ein beßers Fatum wündsche. Vielleichte entdecket die Zeit darzu was sonderbares und unvermuthliges. Wir wollen aber noch ein anders prognosticon unterdessen hervor ziehen.

Adam Olearius in dem Pers. Rosenthale / lib. 7.[77] fol. 153. 154. von Detzal und seinem Esel. Was sie von des Detzals Esel fabulnen / verhält sich also: Es sol zur Zeit Mahumeths / ein Kind / so sie Detzal nennen / gebohren seyn / sol nur ein Auge und den Hintertheil der Füße vorgekehret haben / welches stracks am Tage seiner Geburt hin zum Tattelbaum gelauffen / Früchte darvon gebrochen und gegessen. Diß Wunderwerck wird Mahumet angesagt / welcher geantwortet / aus diesem Knaben wird noch groß Unheil auf der Erden erwachsen. Man laße ihn aber gehn / und tödte ihn nicht. Gleichwohl ist einer von des Mahomets Jüngern hingangen / und hat diesen künfftigen Unglücks-Stiffter wollen mit dem Schwerdte nied' hauen: Das Schwerdt aber wendet sich ümb /und verwūdet den selbst / der es führet. Dieses Kindes Vater hieß Ebileheb, der hatte eine Eselin / welche selbigen Tag / da Detzal auf die Welt kam / auch einen jungen Esel brachte: In dessen Haar / ein sonderlichen Klāg oder Thon gehöret wurde: Mahomet /als er diß vernommen / hat gesaget: Auf diesem Esel wird Detzal reiten / wenn er gantz Orient verderben wird. Sie sagen / dz Detzal sampt dem Esel durch einen Engel in eine Insul gebracht sey / woselbst er itzo noch sitzen soll / wird kurtz vor dem Jüngsten Tage wieder kommen / u. des Teuffels Vorboth und Ausruffer seyn. Er wird in Ispahan entstehn / von daraus werden ihn die Jüden begleiten / und dem Volcke zu ruffen / sie sollen an diesen gläuben / so würden sie selig werden. Er wird Europam und Asiam mit den Schwerdte verderben / und die fürnehmsten Städte ümbkehren / wird sich auch [78] endlich an Jerusalem machen. Alsdenn wird GOtt nicht länger zusehen wollen / sondern wird Christum dahin senden / ihn von dannen zutreiben: Dann wird Detzal sich in /Ægypten / und hernach gen Damascus machen. Von dannen nach Babylon / und denn wied' in Ispahan /Christus aber wird ihn immer verfolgen / und zu Ispahan endlich in einer Schlacht überwinden und umbbringen.

In übrigen wegen des Wesens / so in diesem 1666 Jahre sonderlich durch die gantze Welt gemacht ward / wegen eines neuen Meßiæ der Juden ist noch dieses zu behalten / daß auch viel Lügen mit unter lieffen /so etwā einer und der ander zu seinem Vortheil gebrauchte / von denen curiosen Gemüthern Geld zu lösen. Doch fehlete es dennoch bey den meisten Juden nicht an einē närrischen Wahne / daß solcher ihr Meßias müste verhanden seyn: Ja sie kaufften auch selber die Schrifften von denen Christen davon auff / und nahmen ein Argument draus vor sich; sprechende: weil auch die Christen so viel Wesens davon machten / so müste jo was dran seyn. Doch waren dennoch etliche unter ihnen so klug / dz sie sich wohl in Reden bey den Christen in ache zunehmen wusten / als vielleicht in ihren Gemüthern: Sintemahl wie ein Rabine zu Leipzig allhier in d' Meße hönisch war gefraget worden; ob er auch nicht bald mit nach Mecha wolte? Denn man gab domahlen vor / dz nicht allein viel tausend Juden aus Arabia / vergesellet mit treflich viel rebellirenten Türcken zu Mecha des Mahomets sein Grab verstöret / den Sarg mit samt [79] den Schätzen anders wohin geführet hetten / und solches in sonderlicher Ordnung / welches sich aber hernach viel anders befand. Sonsten hatte der Rabine hierzu geantwortet: Er hette noch nicht gessen / so könte er auch noch nicht / nach Mecha gehen מחה, delevit, abstersit: Er hatte gemeinet aufs Gemach. Aber es wird sich doch mit solcher Historie noch dermahl eins wohl schicken. Machometus per anagr. Mechâ motus; Item sum Cometa. Traun der letzte Comet 1665 zielte meistentheils aus einen grossen Ruin des Türckē / dazu es sich Gottlob / ziemlich anläst; weil die Peste in Türckey sehr grassiret / und der Pallast zu Constantinopel einen greulichen Schaden erlitten hat / und es sich sonsten wieder die Venetianer / wegen Candia, übel angelassen hat / auch Rebellionen in Asien / gegen Persien hin / entstanden seyn / und viel andere portenta mehr / noch viel unglückhafftigers in folgendē Zeiten drewen. In übrigen wegen der Jüden kam dieses a. 1666. den 3. Martii von Elbstrohme / daß sich die Zeitung von neuem Könige allenthalben sehr ausbreiteten / und die Ebreer auf jüngste Italiänische Brieffe so freudig weren / als wenn sie bereits neue Leute weren: vermeinende inner wenig Monaten einen Solennen Abzug zuhalten. Viele aber derer Nahrung sehr reichlich ist / lassen sich fast vernehmen / als wenn sie mehr von neuen Profiten / als vom neuen Propheten hielten. Vom Antorff: daß die Jüden soconfidentes wären / daß sie 1000. pro 10. setzten und sich verwetteten / daß in zwey Jahren Ihr König zu Jerusalem residiren [80] würde. Aus Nieder-Schleßien / daß der Türckische Käyser den König in Hafft nehmen /lebendig schinden / und mit den Füssen an Galgen hencken laßen / drüber die Jüden in groß Schrecken gerathen / daß sie alle miteinander möchten hingerichtet werden. (Fabula erat) aus Wien im Febr. daß sich hundert tausend Jüden zusammen gethan / u. vom Türckischen Käyser Palæstinā begehrt hettē. Dz bey Jectar unterm General Sape milek sie den Bassa zu Jerusalem geschlagē nebenst 30000. u. viel Oerther erobert hetten. Aus Rom: Daß die Jüden in Griechenland schon ihre Häuser verkaufft: nach ihren Propheten marschireten: Daß der Auffstandt zu Mecha immer grösser würde / und der Türcke große Auffsicht halten liesse. Aus Venedig: dz der Jüden Prophet ihnen von GOtt in die Morgenlande geschickt sey / groß progress zu haben: daß sie daher sehr fastetē und betèten: Ein Werck so lächerlich als gefährlich / vor dieses unwissende Volck. Aus Pariß im Decemb. 1665. Daß sie Bericht aus Constantinopel hetten: daß die Jüden überall in Türckey aufstünden / ob ihnen gleich unter Hand u. Siegel große Freyheit geben würde: so nehmen sie doch schon unterschiedliche Plätze ein. Von Schmirna kam das allermeiste: wie unter den Juden viel Männer / Weiber und Kinder auffgestanden weren / weissagende: daß die Zei nun erfüllet / Ihr Meßias gekommen sey / so allda eine wohlbekante Person / doch von geringer Condition, der mit kleinen Comitat in Decemb. nach Constantinopel abgereiset / umb Palæstinam ein zufordern.[81] Dem Gobernatori zu Smirna hettē sie grosse Straffe dafür geben müssen. Aus Londen daß der Türcke den Messiam / 35. Jahr alt / auff 6. Jahr verwiesen hette: Der aber bey den Jüden in hohen ritim währe / unn daß in 30. Prophetische Leute ihn vor den Messiam hielten. Item daß die Jüden den Türcken 6000. Thaler Straffe geben müssen / welches auch in Ungern geschehen. Aus Venedig etc. Daß ein grosser Auffruhr der Juden in Arabia Petræa gewesen / wie von Aleppo und Cairo geschrieben worden. Aus Hamburg daß die Juden sich so feste darauff verlassen / als wenn die gantze Welt in wenig Monaten ungläubliche Dinge hören würde. Der Prophet hiesse Sabbatei Sebii / 42. Jahr alt / man hette ein Bildniß dessen aldar / daß Ihme gantz gleich währe / wie die Jüden sagten: Daß sie in grossen Freuden mit beten und Casteien lebeten / Ihre Spiel-Häuser abgeschafft hätten /wegen der verhandenen Erlösung. Aus der Wallachey; Daß der Messias zu Stambol etliche Stunde an der Kette gehangen / und auff die Fußsolen mit stecken /jämmerlich zerschlagen worden / biß er bekant / daß er von den Jüden überredt währe sich vor einen Propheten aus zugeben: Währe drauf ins Gefängniß mit allen Aeltesten geworffen worden / und ein jeder müste 500. Reichsthaler geben. Aus Venedig / wie ein Venetianer zu Constant, die Curiosität gehabt /unn sey ins Gefängniß zu dem Propheten / einen Einfälltigen Menschen gegangen / da er in der Bibel gelesen / und von keinem Wunder Wercke gewust hatte /welche die Jüden ihme ohne Danck aufgebürdet / u. daß die [82] Jüden daselbst nichts von ihme gehalten / hernach hätte man ihn auff freyen Fusse gestellet vor der Stadt gesehen. Aus Marsilien in Aprili / daß die Juden ihren König mit 25000. Thaler gelöset. Aus Londen in Feb. die von der 5. Monarchie in diesem Reiche / stecken die Köpffe tapffer zusammen und sagen: daß das jenige / so man itzo aus Türckeyen schreibet betreffend den neuen Juden König oder Betrüger / nun zu rechter Zeit geschehe / und daß die gantze Christenheit dadurch werde überzeuget werden. Diese Leute / saget man / werden einen Gesandten an diesen auffgeworffnen Juden abschicken. Aus Pariß in Mart. Daß viel arme Juden zu Avignon sich rüsteten zu den König zu zihen / aber das ihn der Türcke hätte hencken lassen: Von Venedig; Daß der Türcke ihn habe rücklings auf einen Esel setzen und nach den Türmen am schwartzen Meer bringen lassen: wiewohl andere vorgeben / daß er beym Käyser in grossen Ansehen währe / und täglich über wichtige Dinge Rath gebe. Aus Wien / daß die Juden beym rothen Meer grosse Progressen gehabt / und daher hiesige Judē treflich hoffen. Item / daß sie in Ungarn ihre Dächer abtragen sollen. Item daß sie aus Türkeyen erledigte Christen vermeldet / wie die Jüden in Türckey treflich frolocketen: und daß dz Rothe Meer / wodurch das Geschlechte Juda getrieben wurde schon eine lange Zeit stille stehe. Livorno vom 24. Febr. Die Zeitung so man allhier hat vom Schwarme der Jüden sind sehr fabelhafftig / Ich will aber E. L. mit theilen / wie mir das zu kommen: Von Smirna hat[83] sich ein Jude / welcher als ihr König oder Führer / gefolget seynd von vielen armen Juden / nach Constātinopel begeben / vom Türckischen Kayser allda das gelobte Land wieder zu fordern / er wird aber sonder Zweiffel sampt denen seinen zu anders nichts als einer betrübten Tragoedie dienen können. Eine Barcke vō Alexandria berichtet / das zu Aleppo ein grosser Prophet sey / welcher allda vor der Stadt ein klein Häußlein von Bretern auffgerichtet und mit Steinen bedeckt / darinnen er mit einem Türckischen Weibe wohnet unn wie man dencken kan / ein gròsser Betrüger seyn müsse / alß desich stellet / keine Speise zu geniessen /d' er sich doch wie man glaubt / zu Nachtzeit und in geheim bedienet; den gantzen Tag stehet er in seinem Häußlein und empfängt die Visiten die ihm von unzehlich vielen Menschen gegeben werden / welche ihn Allmosen und viel Blumen / derer er sich brauchet /zutragen / komt irgend ein vornehmer Türcke / so trit er aus seinem Haußlein / siehet nach den Himmel /macht unterschiedene Zeichē / gibt ihm einige der erwähntē Blumen / und verläst ihn also sonder Ansprache / wie er auch sonderlich nicht viel redet / alß etwan mit Leuten die ihm bekant. Er meldet über das /daß nach dem Rothen Meer zu / eine Seule sich nach der Erden als ein Regenbogen nieder gelassen / welche ein Feur mit einer unzähligen Menge der Sternen und vielen Wolcken umb ringet. Die Juden sagen /daß das ein Zeichen von ihren kommenden Messia sey. Die Allmosen die der Prophet / empfängt / sollen andern Tages sich doppliren und zurücke kehren in die [84] Hände derer / die sie gegeben. Ermeldter Prophet weissagete viel Dinge, man gläubt aber / daß es durch Zauberey geschehe. Zu Jerusalem hatte der Bassa 50. Männer hingeschickt / eine alte Mauer von Salomonis Zeiten hernieder zureissen / welche wie sie den Anfang gemacht / todt zur Erden gefallen / worauff der Bassa 50. andere geschickte / denen es aber nichts anders ergangē biß er sich endlich in Person dahingemacht / und einen Hammer in die Hand genommen umb auff die Mauer zuschlagen / er war aber in solcher Postur stehen blieben / und niemand hatte ihn von dar bringen können / biß ein ander Prophet / ein Ebreischer Schrifftgelehrter / dazu kommen / welcher ihn durch Gebeth wieder in vorigen Stand gesetzet. Man fügt diesen bey / daß 3. der Jüdischen Stämme durch ungebähnte Wege allda wären ankommen / welche gesaget / daß sie aus der Gegend Maracco kämen und zu denen Stämmen gehörig / von welchen geschrieben / daß sie weggeführet worden / und nun wieder kämen / daß Land ihrer Väter zu sehen. So iemand diesen einig leyd anzuthun sich unterwindet / so fället Er alles bald todt zur Erde. In Summa sie haben eine wunderliche Krafft bey sich selbsten eben als die Posaunen / die die Mauren vor Jericho übern Haussen worffen. Unzehlich dergleichen Dinge mehr werdē referirt / die aber einer ein fingirten Comoedie mehr ähnlich / als einer einfältigen Erzehlung. Hier auff nun sind unsere Juden / derer etliche sehr ungläubig /mühsam dz wenige / so sie habē zuverkauffē / umb nach ihrē Könige zu gehē / vō deme sie sagē / [85] daß Er alle Juden zu sich beruffen werde / aus d' Dienstbarkeit aller Völcker / in das Land / welches von neuen von Milch und Honig fliessen wird. Die meisten aber insonderheit die Reichen sind noch immer ungläubig /und besorgen eine Sicilianische Vesper. Aus Veranlassung selbiger Materie / kamē vō unsern Hn. Theologen und andern Professoribus schöne dissertationes und Quaestiones heraus / als Hr. Frischmuhts P.P.Jen. disputt. de Charactere Mesinæ Judæorum: de situ Tribus Naphthalim Bredeli. Lipsi. Buchenroders eilende Juden Post. August. Varenii P.P. Rostoch. diso de Messia. Confer meine 1666. Jährige Welt-Chronick.

Kurtzer Bericht vom Ursprunge des mehrgenanten Königs der Jüden / durch einen Freund aus Smirna. Anno l666. Monsieur / auf desselben Ansinnen / kan ich wegen des neuen selbst auffgeworffenen Jüden Königs folgenden Bericht geben: Er ist genannt Caram-Sevy hier zu Smirna gebohren / itzo etwa 38. Jahr alt / dickleibig von Person / doch eines wohl proportionirten Leibes. Ungefehr 15. Jahr sinds / daß Er von hier verjagt würde u. zwar darumb / daß er sich vor den König der Jüden / außgab; Worauff er sich nach Constantinopel und von dannen nach Thessalonien gemacht; weil er sich aber allda auch nicht sicher gefundē / ist er weiter nach Cairo geflohē / allda selbst der Sultan und der Ober Zöllner beyde seine guten Freunde gewesen / bey denen er sich lange aufgehalten / biß er letzlich über Gasa wieder gen Jerusalem gangen; als er nun [86] hie selbst angelanget / seynd ihm aus denen Egyptischē Provintzen 4000. Rthlr. zugeschickt worden / solche unter das Armuth zu Jerusalem außzutheilen / daß er also verrichtet; wiewohl die dort selbst findlichen Rabbinen in denen Gedancken gestanden / daß solche Außbeuthe für allen andern ihnen zufallen müste. Es wolte aber so nicht seyn / dann Sevy fragte fleissig nach / welches die rechten Armē weren / unter die vertheilete er das Geld / vor sich nichts behaltend; und das verdroß die Rabinē dergestalt / daß sie ihn zu steinigen gedachtē und der Gotteslästerung beschuldigten / deßhalben er Jerusalem verlassen / und wieder auf hieher gangen. Inzwischen schickte ein Judischer Prophet da bey dieser Nation fast hochgeachtet / und zu Gasa wohnhafftig ist / einen Boten an die von Jerusalem / sie erinnernd daß sie bedencken wolten / was vor ubels sie dieser Person gethan / und daß er der jenige wäre der Ißrael wieder ins Gelobte Land führen / in Friede regieren /und d' rechte Messias und König seyn werde; und das hat dieser allbereit vor 20. Jahren gesaget / darauff der gedachte Sevy sich allzeit gegründet. Auff dieses kame die Juden zu Jerusalem eine Furcht an / drumb schickten sie 2. Deputirte auff hieher und liessen sich entschuldigen / diese erschienen im verwichenen September / 2. oder 3. Tage hernach / als Sevy arriviret war / u. brachten ihre Commission öffentlich an / und das brachte den Sevy in grosses Ansehen / der lehrete öffentlich in den Schulen und Synagogen / und procurirte Allmosen Ihre Mit-Brüder aus der Türckischen Slaverey [87] (nemlich die auff denen Gallen saßen) zu liberiren / gestallt dann viele dazu gaben / also daß auch etliche dadurch frey worden; Und also brachte er sich allmählich durch Spitzfündigkeit / und seinen guten Verstand in die Gunst der Gemeinde: Dann seine Brüder / die hie in gutē Credit stehen / spendiren unter d' hand so viel unter den Pöbel / daß er sich dessen gantz versichert halten kunt. Eben zu der Zeit thaten sich hervor / etliche sagen durch des Teuffels List / mehr denn 200. Propheten / Männer und Weiber / welche anfangs hefftig zitterten und sich folgends also erpremsten / biß sie dahin fielen und als in Ohmacht lagen / und da sagten sie dann / daß das der rechte Messias und König wäre / der das Judische Volck sicherlich ins Land bringen würde. Item daß hier Schiffe aus Tarsis (wird verstanden Niederländische Convoy) erschienen würde / sie nach Jerusalem über zu führen; wann sie nun dieses gesaget / kamen sie zu sich selber und wusten nicht / was sie gesaget hatten / zu grosser Verwunderung unserer Christen /die solches täglich sahen und anhöreten; Ja selbst Kinder von 4. und weniger Jahren kunten die Psalmen in Hebreischer Sprache her beten. Wie nun die Eltesten der Juden wohl anmercketen / wo dieses alles hinauß wolte / waren sie bedacht / dem Wesen abzuhelffen / und drumb hielten sie Rath in ihrer Synagoge; Sevy aber davon benachrichtet / brachte seine Favoriten wohl in die 300. Persohnen (solche Leuthe die nicht zu verlieren hatten) auff die Beine / und begab sich vor die Juden Schule an selbigen Tage / und als er sahe / daß [88] die Thüre geschlossen / und sein Anklopffen nicht gehöret werden wolte / fing er an mit Hämmern anzuschlagen / so / daß die drinnen sich fürchten / daß die Thür wohl in stücken brechen mochte / und drumb machten sie auf als er nun eingetrungen / fing er an sein verführisch vornehmen zu offenbahren / und sagte zum 2. mahle rund herauß / daß er der rechte Mesias were / wolle auch daß ein jeder ihn davor erkennen solte: Etliche aber setzen sich anfangs dawieder / der Pöbel aber fiel ihnen so harte /daß sie gnung hatten aus der Synagoge zu kommen, die Gläubigen alß sie sahen / daß die andern entwischet / begaben sich nach der Wohnung eines der vornehmsten / mit Vorsatze / ihn dazu erwürgen / der aber kam davon und flohe nach Sardis / dessen Hauß haben sie nicht allein geplündert / sondern gantz und gar geschleiffet / wodurch andre / nur damit ihnen dergleichen nicht wiederfuhre / sich gestellet / als ob sie gläubeten; und diesen nach / gingen die Gläubigen mit ihm in der Nacht durch die Gaßen mit einem Anhange von ohngefehr 500. Personen / Fackeln in Händen habend / und schrien; lange lebe der König und Messias.

Und dieses sahen die Türcken eine Zeit lang so mit an / letzlich nahmen sie zwey der Reichsten beym Kopffe / und das kostete der Judischen Nation in die suntzehen hundert Löwen Thaler. Der Sut-Bassa dieses Orths gab hierbey zuvernehmen / daß er wegen seines Käysers keinen König toleriren / oder da ers gestattete / nicht verantworten konte: [89] Dem Sevy Zeit gebend binnen 3. Tage aus Smirna zugehen / deme dieser gehorsamete und in einem Türckischen Schiffe nach Constantinopel fuhr. So bald nun dieser in die Castellen kam / begegnete ihm ein Capegi Bassa oder Ober-Thürwärter / der ihn zu Constantinopel vor den Großvezier brachte / (was Sevy da proponirte / will ich nicht berühren / weiln es sehr ungewiß) und von dannen wurde er ins Gefängniß gebracht / allda selbst sitzt er noch. Glaublich ist / daß weil ihnen wohlwissend / daß er wenig ausrichten kann / sie ihn nicht tödten / sondern allda aufhalten werden / biß ihn die Jüden rantzioniren / welches unter 100000. Rthlrn nicht wird zuthun seyn. Kömmet hiervon was herrauß / will ichs avisiren. Datum Smirna den 2. Aprilis 1666. Aus Smirna von 1. Sept. 1666. Abermahl kommet viel Zeugs von dem ausgegebenen falschen Messias vor den Tag / das meiste aber hat wenig Fundament / der grösserer Theil hiesiger Juden glauben an diesen Verführer; der ringere Hauffen / so wohl das meiste vestehet / glaubet nicht an Ihn. Gleichwohl haben unsere Juden nur noch vor wenig Tagen vermittelst ihres Geldes einen Mann von ehrlichen Ansehen und guter Wissenschafft unter ihnen / auff die Galee setzen lassen / umb daß er übel von diesem Messias geredet hatte. Tausend auch aus fern entlegenen Plätzen suchen ihn in denen Dardanellen heim und schätzen sich glücklich ihn zu sehen welchen allen er freundlich begegnet / und ihnen zusaget Glück und Segen / Kinder und alles / und daß er sie erlösen wolle von ihren Feinden und ihn [90] geben ein neu Gesetz / er propheceyet / daß das Türckische Reich bald werde zu Ende gehen / und daß seine in kurtzen anfangen / und das wird von vielen gegläubet; Sein Weib so nun als Königin titulirit wird / ist von hier zu ihm außgereißt / umb mit ihm das Fest seiner Geburth und den Eintrit in sein Messias Ampt zu feyren / welches auch am 9. Julii alhier und rund umher von seinen Anhängern auff sein Befehl / statt der gewöhnlichen Trauer Tage der Jüden wegen der Verwüstung des Tempels Salomonis / mit Solennität gefeyret worden / als an welchem Tage / sie in ihren Gebeten und Dancksagungen ihm folgenden Titul beygelegt: Der Tag der Geburt unsers Königs / unsers Meßias Sabetay Levi / deines Knechts / deines Erstgebornen Sohnes, dergleichen sie auch in ihren ordentlichen Gebeten / so sie am Sabath vor den Türckischen Käyser zu thun pflegen / ihm nun zu legen folgende Atributa: Der Herr segne und bewahre und erhöhe aufs höchste unsern Herrn / unsern König / unsern Messias / Messias des Gottes Jacobi / dē Obristen Löwen / Sultan Sabetay Levi / den König der Könige / ümb seiner Barmhertzigkeit willen / wird er erhöhen den Planeten seines Königreichs. Viele hundert propheceyen zu Constantinopel ihm zum besten / welches auch anfangs hier beschahe. Einer unter selbigen Propheten ist der grösseste und wird noch höher gehalten / als Natan von Gaza / der heisset Moyses Serpyli / von dem gesagt wird / daß er denen Menschen zu sagen weiß / waß sie hiebevor gethan / und in welchen Sünden sie sich verlauffen. [91] Diesem Messias werden täglich viel Geschencke gegeben / und stat ihm die Hand zuküssen / vergnügen sie sich an seinem Teppich oder Tapet zu küssen diesen Augenblick vernehme ich /daß hiesige Juden / die ihm hiebevor nit geglaubet /nun aus Furcht einer Verfolgūg vor ihnen Cacham außgesaget / daß er der Messias sey / man vermeint auch daß 3. Gesandten in die Christenheit / als nach Venedig / Livorno und Holland / abgefertiget werdē sollen / ümb diesen Messias zu verkündigen und die Juden zubewegē / daß sie ihn aufnehmen / und solches geschicht auff sein Befehl. In Summa unter der Jüdischen Nation ist grosse Verwirrung / Gott wolle sie bekehren / und die Decke von ihren Hertzen nehmen / umb den wahren Messias zuerkennen. Smirna von 24. Junii. Wir haben dißmahl wieder Zeitung von Constantinopel / daß der Juden König / dessen Bruder hier ein Mäckeler ist / daselbst annoch gefangen bleibe; Dieser sein Bruder ist vor wenig Tagen von dannen kommen / der will darauff leben und sterben / daß er noch König werden und das Türckische Reich überkommen werde / Er saget ferner / daß nun zu Constantinopel Männer und Weiber / jūg und alt / zu propheceyen anfingen / daß dieses Jahr 1666. ein Wunder-Jahr seyn würde / etliche der Jüden / die hiebevor mit diesem Wercke den Spott getrieben / ruffen nun selber auß / daß sie die seyn / durch die sie müsten erlöset werden. Gott öffne ihnen die Augen /daß sie endlich den wahren Messiam erkennen unn an Ihm gläuben!

[92] Hernach ward es ein bißgen drauff stille / endlich kam / daß ein grosser Zulauff währe / von 30. 40. 50. Tage Reisen / daß sie hin kämen solchen Messiam zusehen / und die Türcken davon ein groß Geld löseten /von 60. biß 70000. Rthlr. Sintemal ein jeder gerne was gewisses gebe. Ein Armer einē halben Thlr. die Reichen 5. 6. 7. 8. 9. 10. 20. Rthlr. Item man hette zwey grosse Säcke bey ihm stehend gesehen / daß man vor Geld gehalten. Aber es sollen lauter Schlangen gewesen seyn. Extract eines Schreiben aus Constantinopel vom 1. Sept. 1666. Nach dem aber Confirmation vō Wohlstande des Jüdischen Königs einläufft / so höret man zugleich von denen 4. Rabinen so stets umb ihn sind / daß / wenn der König zu propheceyen beginnet / solches geschehe durch 2. Engel /die ihm erscheinen und mit ihm reden in der Sprache /darinnen d' zoar geschrieben ist / dz ist / Chaldäisch daß der König als auch die 4. Chachanums oder Rabinen wohl wissen den Tag und die Stunde der Erlösung Ißraels / allein daß sie es noch nicht dürffen gemein machen / doch von der Erlösung Ißraels sagen sie / daß ehe der Monat Chisle (der in nechst künfftigen Decembr kommt) die Erlösung offenbahr werden / und umb künfftige Ostern die Versamlung der zerstreueten geschehen solle. Man hat einen Brieff vom Könige Salomon aus Hebron im gelobten Lande an seinen Sohn und Schwager allhier / darinnen er alles obige confirmirt und unter andern seinen Kindern Rath giebet / sich zu ihm zu erheben. Wahr ists / daß er hiebevor geschriebē / [93] der König heraus in die Christenheit / als in Pohlen und Teutschland kommen /und sie alß denn besser thun würden ihn heim zusuchen / alß diese ferne Reise auff sich zu nehmen; Itzo aber schreibt er anders und meinet / daß es besser seyn werde / ausser dem Kriege und denen Landen /da die Gericht Gottes zu gewaren / als drinnen zu seyn; und darumb helt er starck an / daß sie zu ihm kommen sollen / sagende / daß er allda ein Hauß gekaufft / ehe es so enge werde / daß nichts mehr zu kriegen / denn daselbst sey täglich ein grosser Zulauff von allen Orthen. Smirna 12. Sept. Aus Constantinopel / daß der Jüd. König / wiewohl noch auff einen der Castellen in denen Dardanellen in Hafft. Dennoch von vielen Jüden u. Rabinen besucht werde / und vor selbigen täglich grosse Wunder thue / bezeugende /daß ihme diese Macht vom Himmel gegeben sey / und daß er wieder aller Menschen Gedancken in kurtzen seiner Gefängniß werde ledig werden. Item daß er dem Propheten von Gaza Befehl zu geschickt / die 10. Stämme versamlen zu lassen / und nach Palæstina auf zu führen / und also das Reich der Jüden nahmrüchtig zumachen. Diese Nation ist hier gleichsam in Freuden außgelassen / und hat wohl 2. Tage an einander Lobgesänge gesungen. Man kan nicht ersinnen / was aus dem Wercke werden will / die Türcken / die solches alles gnugsam erforschet / werden diesem Könige wohl bald auff die Seite helffen / und als dann Ursache haben / denen Jüden eine güldene Feder zu ziehen.

Smirna von 2. Octob. Endlichen laufft es [94] kahl genug ab mit dem viel erwähnten Könige der Jüden: Der Türckische Käyser hat ihn aus denen Dardanellen nach Adrianopel bringen lassen / vor dessen Angesichte ihm angedeutet worden / daß er ein Mann des Todes währe / im Fall er nicht von stund an durch einige Miracul erweisen würde / daß er der erwärtige Meßias der Juden währe / davon man ihn biß anhero außgeschrien. Er hat aber hierbey gefraget / ob denn sonsten kein Mittel vorhanden / sein Leben zu erhalten? deme geantwortet worden / ja da fern er seine Religion verläugnen / und die Türckische an zunehmen resolvirē würde; welches er gar willig gethan und also neben Erhaltung seines Lebens empfangen 200. Aspern als ein Türcke / umb dem Türckischen Käyser vor einen Janitscharen zu dienen. Nun stehen die Juden dar mit einer erschrecklichen langen Nase / als die ein so grosses Vertrauen auff ihn gesetzet. Sie geben aber die Schuld dē Propheten / der sich zu Gaza auffhält / und gewaltige Dinge von diesem vermeinten Messias außgegeben / als dem die Jüden gegläubet / weil er eine Person von äuserlicher grosser Devotion / und sehr empsig in heiliger Schrifft und andern Büchern gelesen / sein Bruder u. andre seine Befreundte / hier wohnhafft / stehen nun schamroth und verspottet. Aus Amsterdā den 5. Dec. 1666. Die Sache vom vermeinten Meßia ist nun zu nichte worden / und dero hiebevorige Vertreter gestehet itzo selber / daß es lauter Betruggewesen / practiciret durch 12. Rabinen / welche nun nicht anders sich zu entschuldigen wissen / als daß / wenn sie die Jüden dadurch [95] zu Buße und Besserung gebracht haben würden / Gott den Herrn bewogen zu haben vermeynet / daß er der Jüdischen Nation gnädig seyn wolte. Man hört ferner daß ein Polnischer Rabbi / der den besagten Messias gesehen und examiniret / nichs aber als Menschliche Dinge bey ihm gefunden / solchen Betrug deinen Türcken offenbahret. Als worauff alle Juden des Todes sterben sollen / der Groß-Vezier aber hatte es wiederrathen unn nicht ehrlich zu seyn gemeynet / daß so viel tausend wegen etlicher Betrieger / das Leben lassen solten. Mit denen besagten Rabbinen aber möchte es forthin noch wohl schlecht ablauffen. (Ein mehrers in meiner 1667. Jährige Welt-Chronick.)

3. Von Constablischen Menschen
III. Von Constablischen Menschen.

Entwurff einiger bey dem bevorstehenden Käyserlichen Beylager angestelten Solennitäten unn Lust-Feuer. 1666. Erstlich wird ein festes unn starckes erbautes Theatrium / worauff man wird fahrē unn reiten können aufs allermeisterlichste zugerichtet werden /und nach unerhörten Trompeten (Paucken) und Trommel schlagen ein grosser Berg sich erheben / und allgemach bewegend sich an eine Ecke des ermeldten Theatri setzen. Die Fama / so auf der Zinnen dieses Berges beruhet / als Prologus / fänget an zu vermelden / wie sich zwischen dem Element des Wassers und der Luffe über den Zuspruch in procreirung der Perl einige differentz erhoben / und dabey ieder Theil mehr Gerechtigkeit als d' ander sich zu eignen / als seind sie entschlossē / nemlich dz Wasser mit seinē Anhange d' Erden ersten Theil / [96] und der Lufft neben seinem Nachbauer dem Feuer solches durch ein Gefecht auszuführen. Folget die Introduction der streitenden Theile / welches vergnüglicher zu sehen / als müglich alles vollkömmlich zu beschreiten seyn wird / kaum wird die Ehre dieses zierlichen Eingangs ein Ende gemacht haben / so wird sich eine Schwadrone wackerer Cavalier zu Pferde in aller kostbaresten Kleidern mit güldenen Berlen verbrämt in guter Ordnung sehen lassen / und auffs Theatrum begeben / und nach ihnen folgt ein überaus grosser Wallfisch / aus dessen Maul und Nasen-Löchern ein ungläubliches Wasser / sonderlicher Höhe / springen / und drauff sitzen wird der GOtt des Wassers / Neptunus / umb sich herum allerley Meer-wunder habende / in der Hand ein brennendes Feuer-Werck / neben einem Chor Wasser Männer; Bald darauf folgen wieder in einer Schwadrone so viel Cavalier in der aller köstlichsten Kleidung in guter Ordnung nach; denenselben 2. grosse und in solcher Höhe nie erhörte Elephanten / tragende auff ihren Rücken einen Thurm /worauff die Erde residiren wird / solche hat um sich 12. Centauros (Monstra) auff der Achsel grosse Kolben tragend / so alle hinterwerts ausbrennen werden üm zu erleuchten die Machiren / neben ein Chor von dergleichen Wundern / die der Erden zusehen / und nach dem beyde Elementa über Zuspruch wegen procreirung der Perl / die die Lufft ihr attribuiren will /wirds genug Zanck setzen und auff ein Gefecht geschlossen / dazu haben Sie gewisse Herolden mit dem Cartel der Ausforderung an die Leute abgeschickt /worauff auff der andern [97] Seiten des Theatri also bald eine Schaar Cavalier zu Pferde in lauter Auror-Farben-Gold-Stück prächtig bekleidet an marchiren werden / und nach denenselben die Lufft in gleichmässiger Kleidung / sitzend auff einem erschrecklichen Feuer-speyenden Drachen / umb sich 12. Greiffen habend / so vorwerts halben Theil Vögel und hinterwerts Löwen seyn sollen / ein jeder in der fördern Tatzen ein angezündetes Feuer tragend / neben einem Chor von allerhand Vögeln: diesem nach wird alsobald wieder wie zuvor in gleicher Ordnung / eine Schwadrone in puren Gold-Stück gezieret / auff das Theatrum anrücken / und bald darauff eine brennende Feuer-Flamme in welcher liegen soll einer von sonderlicher Grösse unverbrenter Salamander / auß dessen Rachen das allerannehmlichste Feuer-Werck spielen wird / mit männliches Verwunderung nebenst einem Chor kleiner nackenden Venus Kinder / umb welche 12. die allergrösten Riesen / auff ihren Achseln eiserne Stangen tragend / herziehen werden / und nachdehme nun ein Theil dem andern die Meinung unter die Nase gerieben haben wird / so soll abermahl ein unerhörtes Gethöne von Trompeten und Paucken erschallen / und die Außfoderung zum Streite geschehen / da werden nun zu Richtern / die allerberühmsten Argenauten / welche die Erde biß dato in einem zugerichten Schiffe unterm Berge / damit selbige von keinem Theil angelauffen werden / verhalten / erkieset; denen Schwadronen bessern Platz zum Gefechte zugeben / wird sich eine Machina umb die andere verlieren. Der Ehrenberg aber sich so künstlich zertheilen und in ein Schiff verwandeln / allwo die [98] erkohrnen Richter Agronauten sitzen / also daß die Ehre / welche vormahls zu höchst auff dem Berge gewesen / an ietzo an den Gipffel des Baums triumphiren / und den Kampff in obacht nehmen / auff der Pomp des Schiffs wird dem gewinnenden Theile von der Ehre ein gülden Fließ neben einer theuerbahren Käyserlichen Crone vorgestellet werden / und in dem die streitenden solches ersehen / werden sie aus sonderlichen Verlangen ihre Principalen es zu gewinnen einander mit solcher Fuire anfallen / daß man gedencken solte /es gehe alles in tausend Stücken / über diesem wärenden Streite aber wird sich auff der lincken Seiten desTheatri nechst vorhergehender Harmonia der Himmel gantz erleuchten und eine kleine Wolcke auffsteigen /welche sich ie länger ie mehr vermehren / und so viel nur müglich auff das Centrum deß Theatri sich nieder zu lassen / sich bemühen / über welche Begebenheit beyderseits streitende Theile sich höfflich zu rücke stürtzen werden / und nachdehm sich die Wolcken zertheilet / wird in selbigen eine grosse gestirnte Welt-Kugel / auff der die Ewigkeit auff einem Regenbogen / Zeichen des Friedes / sitzet / zu sehen seyn /welche denen Cavaliren das Streiten verbieten / und also zu rathen anfangen wird / daß nicht Noth sey denen Elementen zugewinnen / diese zwey Kleinodien / nemlich der Krohne und güldenen Fliesses halber zu kämpffen / sintemahl sie von Ewigkeit her ein Oesterreichisches Käyserl. Hauß allbereit vorgesehen haben / umb welcher willen 15. von diesen Geschlechte / die nun auch in den ewigen Tempel sitzen / genungsam gefochten haben / welche die Ewigkeit zu Contentirung [99] dessen erweisen will; Da wird sich alsbald die gestirnte Welt-Kugel eröffnen und zu sehen seyn der Tempel der Ewigkeit / zu welchen da kommen werden 15. Genii Röm. Käys. von dem Löbl. Ertz-Hause Oesterreich / alle auf ansehnlichen Pferden Königlich bekleidet / wenn nun die Cavalires / so wohl auch die Ehre und der Richter / Argenauten von der Ewigkeit die künfftige Großmüthigkeit dieses Ertz-Hertzoglichen Hauses verstanden / haben sie auch ihren einhelligen Willen darein geben / auff welches dann die 15.Genii ankommen / denen auß dem Tempel der Wagen der Glorie auff dem Fusse nachfolget / welcher von Silber in gestalt einer Muschel sein soll / darinnen eine grosse köstliche Berl lieget / und das Contrafait der zukünfftigen Röm. Käys. Braut haben / und darauff sitzen wird der Genius unsers allergnädigsten Käysers / als 16. der / diesem Wagen werden noch andere drey folgen / auff welchem ersten gefangene Indianer / auff dem andern gefangene Tartarn / und auff dem dritten gefangene Mohren / ieder in seiner natürlichen Kleidung / geführet werden; Wann sich nun die Welt-Kugel durch Hülffe der Wolcken wieder weg begeben / werden sich die 16. Genii miteinander schliessen / und dann das Ballet zu tantzen anfangen /darbey denn nicht vergessen wird / auff die Bahne zu bringen / was Augen und Hertzen erlustigen / und eines des allergrösten Monarcher der Welt Allerdurchl. Hochzeit bezieren kan.

Entwurff des Feuerwercks zu Ihrer Käys. Maj. Hochzeit.


Erste Handlung.


[100] Erstlich soll der Berg Æthna angezündet werden /und oben auff der Spitzen mit einem hellbrennenden Feuer / neben Auswerffung allerhand Sternen-Feuer erscheinen / darinnen zuförderst in einer dreyfachen Hölen Vulcanus neben seinen 2. Gesellen / die da allerhand Waffen schmieden / und selbige immerzu mit auswerffenden Feuer probiren / sich hören und sehen lassen / auff der andern Seiten stehet der zweyspitzige Berg Parnassus / darauff die 9. Musen / welche durch Gegenwart Mercurii ihre Freuden mit Musicalischen Instrumenten bezeugen. 2. So dann kömpt Cupido mit einer Fackel in der Hand vom Himmel auff die Erden geflogen / vernichtet den Vulcanum sampt seinen Gesellen vor der Waffen-Arbeit / und zerbricht selbe in Stücken: Hierauff sollen 3. Carthaunen loß gebrant werden / und die darzu verordnete Trompeten und Heerpaucken im Ravelin sich hören lassen / wie auch in einer Girandula 1000. Racqveten in die Lufft steigen / da denn die Buchstaben V. A. V. H. im besagten Ravelin sich præsentiren. 3. Dann so werden 150. Feuer-Pumpen / so das Ravelin beleuchten / allerhand Sterne auswerffen. 4. 25. Pöller / die sich mit etlich hundert Schlägen und allerhand ausfahrendem Feuer sehen lassen / angezündet. 5. Steigen 5000. Racqveten in die Lufft. 6. 25. Lust-Kugeln. 7. 300. Racqveten. 8. 25. Lustkugeln. 9. 500. Racqveten. 10. 25. Lustkugeln aus den Pöllern. 11. Darauff soll eine Salve von 3000. Schössen oder Schlägen umb das Ravelin gehöret werden. 12. Endlich werden 50. Stücke / so vorm Ravelin stehn / gelöset werden.


[101] Andere Handlung.


13. In dem die Musen ihre Frolockung mit erschallender Music auff dem Berge Parnasso wiederholen /schmiedet immittelst Cupido einen güldenen Mahlring / Hierauff gehen sie sämptlich vom Berge herab /nehmen dem Cupido den Ring / tragen denselben gegen den grossen Altar des Ehren Gottes Hymenæi, und opffern ihm allda / so bald sie sich nun vom Berge hinweg begeben / erscheinen auff ihren Stellen / wo sie gesessen / so viel feurige Adler / die alle /wie ingleichen auch der ob der Spitzen des Berges auff dem geflügelten Pegasus / anwesende Mercurius, sich mit etlichen 200. ausfahrenden Feuer sehen lassen. 14. Denn soll von der Cortinæ lincker Hand abermahl 3. Stücken Lösung gegeben werden / und unter währenden Schall der Trompeten und Paucken zugleich in einer Girandula 2000. Racqveten in die Lufft steigen / und darinnen die Buchstaben V. L. V. M. feurig gesehen werden. 15. Immittelst zu Beleuchtung des Ravelins Feuer-pumpen von allerhand Sternen-Feuer brennen. 16. Worauff 25. Pöller angezündet werden / da denn die auswerffenden Lust-Kugeln mit etlich hundert Schlägen und andern ausfahrenden Feuern angehen. 17. Folgen 500. Racqveten. 18. andere 25. Pöller. 19. 500. Racqveten. 20. 25. Pöller 21. abermahln 500. Racqveten / und 22. 225. Pöller mit allerhand Lustkugeln. 23. Soll auch wiederumb eine Salve von 3000. Schössen oder Schlägen gegeben werden / und 24. 80. Stücke / so aussen vorm Ravelin stehen / loß gebrant werden.


[102] Dritte Handlung.


25. Wie die erste / der Music Göttin / Sieg und Ehre / stehet vor dem Hercule, wie derselbe den Feuerflammenden 3. Köpffigen Cerebrum überwindet und in Ketten führet. 26. Inmittelst soll vom Berge herab kommen Nisus, ein Centaurus, mit Schallmeyen und Sackpfeiffen / zu dessen Beleuchtung 100. Feuer-Pumpen angezündet werden / so allerhand Sternen Feuer von sich werffen. 27. Mit welchem Hercules der Kämpffer unter währendem Schalle der Trompeten und Paucken in ein feuriges Gefechte geräth /auch hernach sie überwindet / und abtreibet. 28. Dann steigen in zweyen Giranduln 500. Racqveten in die Lufft. 29. Folgends sollen iederseits zwey beysammen auffgerichtete Seulen angezündet werden / auff deren ieder und zwar auff denen beyden rechter Hand Consilium pro Industria, und darzwischen ein brennendes Hertz mit dem Buchstaben L. auff denen beyden Seulen der lincken Hand aber Justitia & fortitudo, und zwischen innen ein Hertz mit seinen Buchstaben. 30. Steigen 200. Racqveten in die Lufft; denen folgen die Seulen und daran stehende Statuen, welche etliche hundert ausbreitender Feuer von sich geben. 31. Worüber 100. Kugeln. 32. und andere 20. Recqveten. 33. Wie auch nochmahln 100. Racqveten / mit ausfahrenden Feuern und Schlägen / erfolgen. 34. Folgends wird der Tempel des Gottes Hymenæi in der Lufft /zur lincken Hand Venus mit ihrem Wagen und Schwanen / und zur rechten Hand Jupiter gesehen /welcher seinen [103] Adler auff die Erden schicket; daß von dem Tempel auff den Opffer-Altar bereit stehend Freuden-Feur anzuzünden / und kommen so dann die 9. Musen alle mit hell-brennenden Fackeln an mehrbesagten Tempel / allda umb den Opffer-Altar den Reyhen zu führen / und folgends in einigen Täntzen die Buchstaben A. E. I. O. V. zu præsentiren, zu dessen mehrer Beleuchtung 100. Feuer-Pumpen angezündet werden. 35. Massen auch nach erfolgenden Giranduln von 1000. Racqveten besagte Buchstaben A. E. I. O. V. feurig in Lüfften gesehen werden sollen. 36. Endlich wird zu Repræsentirung der Käyserl. gegen dero allerunterthänigsten Vasallen und Unterthanen allergnädigste Versorg-Neigung und Clementz / der Phönix über dem Castell angezündet / deme zu Bezeugung eines allgemeinen Frolockens die in denen Piramiden-Seulen und Gebäu-Ordnungen des Tempels / sämptlichen Königreichen und Erblanden /deren mitvölliger allerseits zugleich ersteigenden Flammen correspondiren; Darauff 25. Pöller von denen grossen Sorten-Pöllern angezündet werden /deren Lust-Kugeln in der Lufft etlich tausend Kracher hören lassen. 37. Dann abermal 15000. Racqveten in die Lufft steigen. 38. und andere 25. Pöller efolgen sollen.

Endlichen werden alle Stücke zum Beschluß loß gebrennet. (Ein mehrers hiervon in meiner 1666. Jährigen Welt-Chronick. Cap. 1. da man Kupffer von dieser Sache findet.)

Was ich anderswo von Feurmännern geredet / als[104] die Historie vom Berge Æthnâ, solche stehet auch p. 50. in Templô Naturæ beym Heinrich Kornmann außm Strozz. Cicogn. in theatr. univers. Nat. l. 3. c. 5.

Wir wollen allhier zum Beschlusse eines vergeblichen Prognostici gedencken / drinnen dem Glorwürdigsten Haupte der Christenheit der Untergang gedräuet worden: Welches Gott der HErr vielmehr in den Segen verwandelt hat.

Eines einsamen alten Gottseligen Einsiedlers Prophecey, auf Pergament geschrieben / für etlichen vielen Jahren an heimlichen Orte im Wüsten Walde in einer Clausen versatzt und vergraben / allen Nachkommen zur Nachricht / wie es in dem Millenario Sexto werde daher gehen / ist aber biß auf diese Zeit verborgen blieben.

Anno 1603. Wird das Reich eine Seule verlieren.

Anno 1601. Wird sich in Europa grosse Unruhe ereignen / und wird man dieselbe Bellum Pfafficum nennen.

1624. Werden sich viel frembde Gäste ins Römische Reich einmischen / und große Empörung machen.

1625. Wird unter den Christen in Germania groß Blutbad / Feur und Brand seyn.

1626. 27. 28. Grosse Unruhe in Sachsen / von Krieg und Pest / daß niemand wissen wird / wer Herr oder Knecht.

1631. Wird ein großer See-Mann dem Haupte ein grosses Haar außrauffen / mit Verwunderung großer Potentaten.

1649. Hat England Unruhe und Auffstand.

[105] 1650. Friede / Ruhe und Stillstand in Germanier Land.

1656. Pohlen fast Untergang und übeler Zustand.

1659. Dennemarck mag sich sehen für / denn groß Ungelück ihnen für der Thür.

1660. Großer Hoffart und Sicherheit nimbt über Hand / zu muthwilliger Uppigkeit / Laster und Schand.

1663. Gehet die Außgiessung der Plagen an / und greiffet der Greiff die Christen an.

1664. O welche Verheerung / arme Leute sterben / große Leute verderben / Städte und Dörffer im Rauch auffgehen / thut also allerwegen kläglich stehen.

1665. O welche Umbkehrung vom Babilonischen Mahomet und Antichristischen Pabste.

1666. Wunder über Wunder: Wo kompt daß große Haupt herunter.

1667. O von was Jammer / O von was großer Noth und Klag / thut nun Italia sagen.

1668. Nun kehret sich umb die gantze Welt / eine neue Policey wird angestelt.

1669. Hart gehet es mit den Jüden daher / doch treten sie ferner näher und näher.

1670. Ein Jahr von grosser Verwunderung.

1672. Das große Siegel wird auffgethan / und gehet ein großes Erdbeben an / darfür erschrickt die gantze Welt / wann sie nur nicht übern Hauffen felt.

[106] 1676. 77. Großes Sterben überall / und wird Gott sein Weniges zusammen senden / zu einer Herden und einem Hirten.

1683. Die grössesten Zeichen seynd heran / ein jeder mache sich frölich auf die Bahn / seinem lieben JEsu entgegen zu gahn.

(Ey! wie hat Gott Lob! das zu kurtz gekommenePrognosticon gefehlet! Es war aber denen Quackern in Engeland gemeß / welches sich auch Anno 1666. gar närrisch auff die fünffte Monarchy freueten / beym Gerüchte vom Messia der Jüden: aber es ist zu Wasser geworden ihr Verlangen: Ingleichen was ein Reformirter vermuthete vom folgenden (nehmlich aus Aleppo vom 10. Nov. 1666. durch einen Bothen von Maussol wird referirt / daß daselbst / und in denen umbliegenden Plätzen / am 22. Sept. ein so schreckliches Erdbeben gewesen / daß dergleichen / bey Menschen Gedencken / nicht erhört worden: Es hat etliche Tage gewehret / und Ninive ist in grosser Gefahr der gäntzlichen Ruin gewesen. Gestalt denn 45. Dörffer gantz und gar ruinirt / und 5. Städte in die Erde gesuncken. 4. grosse Berge hatten ihre gewöhnliche Stelle verlassen / und sich eine gute Zeit schütternde gegen einander gestossen / mit einer solchen Gewalt /biß sie / so zu sagen / zu Staube worden. Weshalben die Menschen sich des Jüngsten Tages besorget.) Hierauff folgerte jener / daß es nun mit denen 4. Monarchien werde aus seyn. O weit gefehlet! die letzte soll biß zum jüngsten Tage dauren / nach der Schrifft und der Gestalt wird auch wohl fehl schlagen P. Georg. Tholosan: [107] in prælud. Optim. etc. cap. 11. n. 2. Wenn er mit Morhofio in princip. Medic. nicht alleine gedencket / daß die Lilien dem Franckreich Himmelwarts von Engeln seyn gebracht worden / in deme dessen Könige vor zeiten Bufones im Wapen geführet: Sondern hinzu thut / daß beyde Bilder im Gehirne eines gesottenen Hahns (Galli) wenn es gantz und unverletzt heraus gebracht wird / zu sehen seyn und welches er zu erste vermeinet observiret zu haben (sonsten lese ich das von Lilien auch / außn Gvicciardino, in autore Peristrom. Turc.) nehmlich auff der einen Seite soll die Gestalt einer Kröten / un an der andern Seite die Form einer Lilie erschienen. Daher er denn folgends sehr ungereimt schliessen wil / daß darnach gar gewisse die letzte Monarchie noch zum Könige in Franckreich verfallen werde. Siehe! aus einem Juristen in eyle einen Haruspicem und Juri-spicem! (in exossato seu elixato cerebro Galli redet er) das wehre wunderlich / wenn sich solches so flugs könte folgern lassen. Jenes mag eher von sich ein solches Absehen haben / daß sich itzt der König des Regiments in der Reformirung / und Codicis Ludoviciani Herausgebung / etc. so angelegen seyn lässet / als vielleichte seine Vorfahren keiner. Vide meine 1666. und 1667. Jährige Welt-Beschreibung. Aber damit ists noch nicht gethan. War nicht auch vor ein 3. Jahrn ein Wesen mit dem Pabste; als da man das beste hoffete? Doch blieb es aus.

[108]
4. Von Deuffelischen Menschen
IV. Von Deuffelischen Menschen.

Es ist eine Stadt in Flandern mit Nahmen Hertzogen-Busch / in welcher / wie in andern derselben Landschafften / alle Jahr am Tage der Kirchweyhe / man unterschiedlichen Heiligen zu Ehren allerley Lust und Freuden-Spiele hält. Etliche vermummeten sich zu Engeln / andere zu Teufeln. Einer unter denselben ward in dem Tantz und spriengen / von Anschauung einer jungen Damoisellen entzündet / darauf begab er sich schweigend nach Hause / und wie er da war /gantz vermummet / in grausamer Gestalt / wohnete er seinem Weibe bey / und sagte: Er wolle ein junges Teuflichen von ihr zeugen. Zu diesem Beyschlaffe ward die Frau schwanger. Aber sobald sie des Kindes genesen / hat es angefangen zu hüpffen und springen /und sahe aus / wie man pfleget die Teufel zu mahlen. Diese Historie hat Margaretha von Oesterreich / Maximiliani Tochter / eine Muhme Carol des V. Johanni Lamuzai / des Römischen Königes Ferdinandi Ambassadeurn erzehlet. Mart. Weinreich de monstris cap. 17.

Wien von 26. Jan. 1667. Alsman diese Tage öffentlich ausgeruffen am Mitwoch / Freytag und Sonnabend / auch andern Tages über 10. Uhr Nachts wegen vorgegangener greulichen Leichfertigkeiten /nicht in Schlitten zu fahren / und seithero publicirtenDecret kein Gehorsam geleistet worden; So ist der Teufel selbst von 11. biß 12. Uhr / in der Nacht / im Schlitten herumb [109] gefahren: hat eine Dame geführet /welche statt eines Goldstückes / ein gantz glüendes mit lauter Ungeziefer besetztes Kleid; und statt der Bendel und krausen Haar / auch Feder-büschen / lauter Nattern / Schlangen und Heydexen auff dem Häupte: An denen Brüsten aber 2. grosse Schlangen nagend / und zwischen denen Brüsten / an statt des Kleinods / eine grosse Kröthe / der Teufel aber selbst einen grossen Saukopff gehabt / so viel Feuer ausgespiehen / als wann 12. Windliechter darbey gewesen /auch mit Schellen ein solch Getümmel gehabt / als wenn 100. Schlitten führen. Der Wächter auff dem Graben hat ihn gefragt / warumb er wider das Geboth fahren dürffte? dem er angeblasen / daß er ietzt todtkranck liegt / wie weit diesem zu glauben / giebt die Zeit; denn man deßwegen unterschiedliche Personen /so es gesehen haben sollen / zu examiniren beruffen lassen; was ihre Aussage seyn wird / stehet zu erwarten.

Autor P.L. Apophth. zu Lübeck gedruckt Anno 1666. pag. 427. Decad. IX. Teufel: Ebräisch heissen sie Malachim raim, mali Angeli, Rasche galoth, capit seu principes captivitatis, Satanim adversarii; Elilim, vanitates, Idola, Griechisch πνεύματα πλάνα πονηρά, Spiritus deceptores, ϑαίμονες, solche Geister / die nicht nur für sich böse seyn / sondern alles Böse anrichten / betriegen und Schrecken einjagen. Bey den Lateinischen heissen sie Manes, Lares, Genii, Larvæ, Lemures, zugeschweigen / daß alle ihre Götter und Oracula nichts anders als Teufelsgespenst gewesen. Unter solchen Teufeln ist Nahmentlich gewesen 1. Hecate, welche [110] drey Gesichter hatte /zur Rechten nach Pferdes / zur Lincken nach Hundes /und in der Mitte nach Weibes Gestalt / daher sie Tergemina von den Poeten genennet wird; wiewohl auch dieses dazu kömpt / daß sie im Himmel Luna, auff Erden Diana, und in der Höllen Proserpina heissen muß. Hecate ist so viel als hundert / weil sie mit hundert Opffern versühnet wird / ja wohl hundert Jahr die Gnade versagt: Denn man glaubete / daß eben dieser Teufel das Schrecken durch allerley Gespenste verursachte. Nat. Comes Mythol. lib. 3 c. 15. 2. Pluto, vom Griegischen πλοῦτος für ein Gott deß Reichthumbs gehalten / wie nachdem Ebreischen und Syrischen Mammon / bey den Egyptiern Scrapis, gleichsam brennend; ist auch ἂδης genennet worden / als welcher den Tod in die Welt gebracht hat. Die Lateiner haben ihn Ditem geheissen / nach dem Grieigischen / weil Güter / Schätze und Reichthumb auß der untersten Erden gegraben werden / und dieser auch Inferorum DEus seyn muß. Cicero lib. 2. de Nat. DEorum. 3. Charon heist so viel als zornig und wütend / welcher der Höllen Fuhrmann seyn sol / wie ihn Virgil lib. 6. Æn. beschreibet. 4. Sind auch Dæmones luctatores, welche daher den Nahmen haben /weil sie die Menschen zu streiten / zancken und zwisten antreiben; Dergleichen einer war zu Temesa, der die gantze Stadt verunruhigte und gab für / er wäre der Geist Politæ, so von den Brutiis erschlagen wehre. 5. Sind auch gantz grausame Geister / welche sie Alastores heißen / die da allerley Jammer / Pestilentz und Hunger auf Erden erwecken / als [111] welche mit der Nemesi die Sünde der Menschen rechen. Werden auch Telchines genennet / die alles Böse stieften / an der Zahl sechs als Actæjus, Megalesius, Ormenius, Lycus, Nicom und Mimon, welche mit ihren Händen höllisches Wasser schöpffen und auf die Erde giessen / daher alles Unglück entspringt. Carol. Stephani pag. 1448. Diese Höllen-Geister sollen ihrer Beschreibung und Würckung nach nicht ungleich seyn dem Verderber (Abaddon, Apollyon) dessen Apoc. 9, 11. gedacht wird. 6. Gehören hieher die Satyri, deren Fürst und Führer Faunus, welchen abscheuliche und schreckliche Stimmen zugeleget werden. Psellus nennet sie Asinipedes, Onoscelides, weil sie Esels Füsse haben. Cozomen. lib. 8. cap. 6. In heiliger Schrifft werden sie Sairim oder Pilosi harichte genennet.Levit. 17, v. 7. B. Luth. Feld-Teuffel. LXX. Vana s. Idola. Sonst auch Sirenes, Onocentarij zweiffele ohne wegen der vielfeltigen verenderten Gespensten; Von denen Plinius und Mela, wie auch Iul. Scaliger melden / dergleichen soll auch dem H. Antonio in der Wüsten erschienen seyn. B. Athan. in Vita Antonii. 2.

Die H. Schrifft gedenckt insonderheit deß Dæmonii nocturni und Meridiani. Ps. 91, 5. 6. Der alte LehrerHieronymus versteht durch Dæmonem meridianum alle öffentliche Anläuffe deß Teuffels / und deren zugefügten Schaden. Basilius und Theodoretus meinen /der Prophet rede hier nach dem gemeinen Wahn / daß gewißlich auch solche Teuffel weren / die da zu Mittage, ihre böse Wercke verübten. Ein ander Author spricht: [112] Dæmonium Meridianum werden die Teuffel genennet umb zweyerley Ursachen: Erstlich wegen des Orths / weil sie gemeiniglich in der Wüsten sich finden lassen / und in den Einöden. Nu aber die Wüste dem Ebräischen Volck gegen Mittag / daher Mittag und Wüsten offt für eins in A.T. genommen werden. Fürs ander wegen der Zeit und des Tages; Sintemahl diese böse Arth zu Mittagszeit nicht nur sich sehen läst / sondern die Menschen so viel häfftiger anfeindet / so wohl Geistlicher als Leiblicher Weise / wie Euthymius und Theodoretus wollen / und über das unterschiedene Autores schreiben / daß gemeiniglich zu Pest-Zeiten erschreckliche Gespenst sich sehen lassen. Pocopius unter andern gedenckt /daß da zu Cosdrois und Justiniani des Käysers Zeiten eine grosse und erschreckliche Pest / so fast die gantze Welt durchstrichen / entstanden / da habe man Teufflische Gespenster in Menschlicher Gestalt so wohl auff öffentlicher Gassen als in Häusern gesehen / welche auch die Leuthe beschädiget haben / und die so von Ihnen beschädiget / sindt gehendes Todes gestorben; Solches sol etlichen bey hellem Tage (en merid. dæmonium) etlichen in Schlaff bey der Nacht(en nocturnum) geschehen und wiederfahren seyn.lib. 2. Bel. Pers. was aber Dæmones nocturnos belangt / ist ja gewiß / daß die Nacht eine rechte Gruft der Gespensten ist; Die Teufel werden Fürsten der Finsternüß genennet; Die Nacht ist auch niemandts Freund zumahl / weil solch Satans Wesen sonderlich zu der Zeit sich erenget / daher die alte Kirche mit dem heil. Ambrosio singt und da wieder seuffzet:Procul recedant [113] somnia & noctium Phantasmata. Hostemq; nostrum comprime, ne polluantur corpora. Vertreib den schweren Schlaff / etc. denn die Teufel haben ja einen ewigen Haß wieder alle Menschen /noch einen grössern aber wieder die Christen / am aller grössesten / wieder die / so GOtt treulich dienen. Sagt Anton. ap. Athanas. in Vitâ. Bißher Delrius Disq. Magn. pag. 682. seq. Sonsten wird dieser Text von Nachtschrecken in gemein von Pestilentz und schleunigenschädlichen Kranckheiten ausgelegt. Conf. D. Luc. Osiand. Paraph. in h. Ps. v. 5. & 6. &alii.

3. In die Teufel Zunft gehöret auch daß Ungeheur /welches Sphinx Thebana heist / davon Strabo lib. 9.Nat. Comes. Mythol. cap. 8. welches / wo es inrerum natura gewesen / ausser allen Zweiffel ein Teufel gewesen ist / der solcherley gestalt angenommen / wie die Sphinges gehabt haben. Diese aber haben nach Hygini Fabeln / ein Gesichte wie ein Mägdlein / Flügel wie Vögel / den Leib wie ein Hundt gehabt) hieher gehören die Harpyiæ, die von Rauben und stehlen den Nahmen haben / und sind in der Zahl drey / als Aello, Ocypete und Celænio beymVirgilio lib. 3. Æn. Wie auch die Gorgones auch drey an der Zahl / als Medusa, Sthenyo und Eutyale, welche von der Grausamkeit Ihren Nahmen haben. Diodorus schreibt / daß es streitbahre Weiber gewesen seyn in Africa, Von den Sirenen meinet Theodoretus daß es Teufel gewesen / so dazu allerley wollust angereitzet haben. Erinnyes oder Evmenides was sind die anders als Höllische Furien / so da umb der Frevelthaten [114] wegen / die Bösen nicht so mit brennenden Fackeln / wie die Fabeln wollen / als mit der Gewißensangst quelen? Daher Sie Pœnæ bey den Lateinern heißen. Was sind doch die Nymphæ, die Nereides, Najades, Dryades, Oreades anders als Teufels Gespenst /so auf Bergen in Wälden in Meere ihr Geschwärm haben? (daher sie auch benennet sind) daß / wer daran zweiffelt / solches Handgreifflich auß der Würckung dadurch Sie die Menschen toll und rasend machen /abnehmen kan. Teufelsgespenst sinds / wenn sie in gestalt eines Bocks / Löwen / Eulen / Fliegen (daher Beelzebub) Schlangen (wie in Aesculapii Schiff) einer Saue / Wolffs / oder andern Thieres erschienen. Teufelsgespenst ist / wenn sich eine gantze Rotte / ein gantz Heer sehen läßet / (damit die bösen Geister den himlischen Mahanarim, den Englischen Frohngeisterlein nachaffen) deßen Exempel Cromerus erzehlet: Daß da Uladislaus I. König von Pohlen das feste Schloß Nauclum in Pommern belägert / gantze Hauffen sich bey der Nacht sehen lassen / und im freyen Felde gleichsam auf der Polen Lager zugezogen; dadurch die Pohlen / als welche ihrer Feinde sich vermutheten / und mit gewapneter Hand denen begegneten / sie auch in die ferne verfolgeten / von den Belägerten / so unterdes ausgefallen / das Läger angezündet / die übrigen ertödet / grossen Schaden erlitten haben l. 5. Hist. Polit. Nicht weniger gehören hieher die Kobolt / Kobbautermänlein / Gutelken / wie sie zusammen heissen; Die Bergmännlein / dergleichen im Gebürge bey Anneberg und Schneberg gefunden werden; Die Incubi und Succubi [115] und dergleichen. Davon weitleufftiger obgedachter Delrius Disquisit.Mag. p.m. 700. 4. Es kan sich aber der Teufel in einem Engel deß Lichts verstellen / 2. Cor. 11, v. 14. da er nicht alleine zur Busse vermahnet / und nebst Alten / Jungen fleissig zu beten befiehlt / sondern auch gewisse Gesetze anordnet / welche in offentlicher Versamlung solten gesungen werden / als: GOtt der Vater wohn uns bey / etc. Ach Gott thu dich erbarmen. Wie denn dergleichen zu H. Kesleri Zeit sich herfür gethan / davon nichts guts zu halten / beweiset er (1.) daher / weil dieses Knäblein mit einem Bärtlein erscheinet / setzet sich bald auff das Ofengeländer / bald auf den Tisch / bald auf das Kammerbett / hat ein Hembdlein an / bald so / bald so / bald anders; kömmt offt wiederumb / und hatt gute Kundschafft und Gemeinschafft mit der Frauen. Welche vermeinte Englische Erscheinung er nicht allein verdächtig sondern auch Ungöttlich nennet; Immassen wir nimmer finden / daß die heiligen Englein als Kindlein in heiliger Schrifft erschienen sind; Sondern entweder als Männer Gen. 16, 10. cap. 18, 2. Lud. 6, 11. oder als ein Jüngling bey der Aufferstehung Christi / oder in Gestalt feuriger Rosse und Wagen / 2. Reg. 6. (2) Weil mit solchen kindischen Geberden sich zu zeigen / nach Göttlicher Schrifft der Englischen Natur nicht gemäß. So kindisch hat sich der Engel gegen der zarten Mutter Gottes / und der Engel deß HErrn gegen Simsons Mutter nicht bezeuget. (3) Was ist wohl /daß das vermeinte Gottes Englein so offt mit dem Weibe eben Gespräch hält? Dergleichen finden wir nirgends in der heiligen [116] Schrifft. So wil der Teufel /unser abgesagter Feind / gerne von Gottes seligmachenden Worte einen Ab- und Irrweg auff den Aberglauben / bey den Evangelischen und Rechtgläubigen / machen! Der H. Lehrer Augustinus bath / Gott möchte ihm keinen Engel erscheinen lassen / wie auch der Gottes Mann Doctor Martinus Lutherus gleiches von Ihm selbst zeüget in Gen. 22. Comment. D. Keslerus Theolog. Cas. Consc. cap. 4. pag. m. 20. Ich schliesse mit nur-gedachtem Heiligen Bischoffs Worten: Solche Phantasmata kommen von dem her / der so viel arme Seelen mit falschen Götzendinst bestricken / und vom wahren Gottesdienst / wodurch sie rein und ewig selig werden / abzuführen trachtet / gleich wie von Proteo gesagt wird / formas se vertit in omnes, hostiliter insequens, fallaciter subveniens & utrobique nocens, er thut es mit Macht oder List so muß schrecklicher Schaden Leibes und der Seelen erfolgen. de Civitate Dei lib. 10. cap. 10 fin.)

Noch eine andere hiehergehörige Historie siehe p. 106. in meinen wünschel Ruthen. von Kromwellen hat man / daß ihm ein Affe wie er noch iung gewesen / aus der Wiegen genommen / und hoch aufs Tach mit sich getragen / aber auch unverletzt wiederum herunter gebracht habe. Ein Vorspuck seines Protectorii über Engelland / daß er solches glücklich / durch die Nachaffung eines Königes / würde anfangen / mitteln / und vollenden / wieder das gemeine Sprichwort /daß raro sicca morte tyrani ad generum Cereris kommen. Ich bringe dieses hiemit vor / nach deme ich gedencken wollen / wie bey Salfeld / [117] an einem Orte /eines Weibes Kind / mitten in der Nacht / durch ein Gespenste ausgewechselt worden: davor zu ihren füssen ein brandschwartzes rauches Ding / als eine Katze hingeleget gewesen / daß gantz stille gelegen und wie es die Mutter / vor ihr Kind anfassen wollen / da hat mans ihr verbothen. Mitlerweise suchen sie das rechte Kind allenthalben / und werden endlich gewahr / daß es zu höchst auf ihres Hauses Dach gesessen. Davon hatten die Haußgenossen es bald / zwar nicht ohne Bemühung / doch unverletzt wieder heruntergeholet /und der Mutter überreichet: drauf zur Stunde ienes Gespenste verschwunden. Und haben sie gäntzlich dafür gehalten / wen die Mutter das betrögnische angetastet / daß sie sich damit ihres rechten Kindes würde verlustig gemachet haben. Selbige Mutter hat diese warhaftige Geschichte oft in Salfeld zuerzehlen pflegen / als darinnen dieser ihr Sohn endlich ein Tischler geworden / welchen meine Ehefraue daselbst in ihrem Vaterlande gar wohl gekant hat. So werden auch daher die Hexen genand Unholden / weil sie Unmenschlich handeln. Bishieher zur Gnüge von dem Teufelischen Menschen: Höre numehr / wo nicht Teufelleyen / doch allerhand Verführungen an / damit man die Leute auf das 1666. bestürtzet gemachet hat /als hätte unser geliebtes Vaterland drinnen was sonderliches zubefahren gehabt.

Günstiger Leser / Ich verheisse dir hiermit / flugs anfangs / Jährlich / mit Gottes Hülffe / ein dergleichen Werck / von den Wundern Gottes herauß zugeben alß von einem Jahre zum andern / in der weiten Welt geschehen [118] seyn und so viel zu unsern Augen und Ohren gekommen seyndt. Ich verhoffe / es soll solch Christliches Beginnen / so erbar / so nützlich / und so ergetzlich sein / als irgend ein ander Buch von üppigen und leichtfertigen Stücken. Denn Ich will mich befleissigen / zugleich den rechten Grundt solcher Wunder-Wercke zu erkundigen / und dem gemeinen besten zuentdecken: das ist / anzuzeigen / was dieses oder ienes Himmels Gesichte / oder andere rare Begebnüsse / zur Bedeütung hinter sich habe / und woher dieses vermuthlig sey? Im übrigen aber /mache Ich mit Gottes Hülffe / nun mehr allhier den Anfang darzu vom verflossenen 1666. Jahre nach unsers Erlösers Freüdenreiche Geburth. Ey! was hat man erstlich von solchen Jahre für wunderliche Dinge geschwatzt und von langer Zeit her vor gesaget! nemlich es wird in vielen Schrifften da von prognosticiret befunden werden / theils


(1.) M onarChIa DeLVXata.
(2) D IsCVrsVs poLonorVM.
(3) C VLpa IVDÆorVM.
(4) L VnatorVM zoDIaCVs.
(5) X enoDoChIVM beLgæ.
(6) V ereDVs paplCoLarVM.
(7) I VDICIVM fILII.

(7) wir wollen von einem iedweden Stücke etwas berühren / und den Anfang vom letztern machen. Nemlich die meisten haben Ihnen von solchem Jahre bedüncken lassen / es werde oder müsse der Liebe Jüngste Tag sich [119] darinnen einstellen. Nun wil ich solche Gottselige Gedancken ingemein nicht tadeln. Der Selige Hyeron. hat sich alle Augenblick eingebildet /als wann er die letzte Posaune blasen hörete / mit der hellen Stimme unsers Erlösers; stehet auff ihr Todten / und kommet fürs Gerichte. Also verwirfft auch nicht Abraham Hossmannus im Schlusse seines Tractätleins vom Ungewitter / deroselbigen Wahn / welchebey einem iedweden grossen Donnerkrachen und Blitzen (als auch etliche in diesen Jahre / hin und wieder mit solcher Meynung sich zugetragen haben /) sich einbilden / es werde das Ende der Welt herein brechen. Aber daß man eben so genau dieses Jahr vorher bestimmen / und dazu außlegen wollen / hat mir niemaln gefallen können. Denn es ist vielmehr derselbige eine Tag verborgen / daß wir sie alle verdächtig halten / oder zum Termin der Erden befürchten sollen. Und stimmet dergestalt mit mir überein / wegen der gedachten Jahres Zeit / von


MVnDI LVCtV, oder CLaVsVra MVnDI.


Der Sel. Capoferreus oder Isernkop / centur. 2.Epigr: 129. in chronodisticho artificiali vom Jahre Christi 1666.


Magna Det aCta Labor teXtô reprehens Vs In anno,
Non ego eô terræ fata parata reor.

Nun über die gedachte / und zu Handn gerathene Gewitter in selbigen Jahre / haben andre / vor solchem Jahr / aus denen wunderzeichen Anlaß nehmen wollen / zu gedenckē / daß drinnen etwan der Jüngste Tag dürffte vermuthlich seyn: Hierzugehört aus neu. Weltbeschr. Tom. 1. p. 487. [120] ein Gottesfürcht. Poet und denn auch David Wintzerling am Ende seiner beschriebenen verkehrten welt / also:


– – – weil man ietzt hört krachen
Am Firmament den zorn / kan man auch entlich machen
Kein ander Rechnung sich / alß daß der Herr sein Herr
Die Plagen sende auß / und alls zu Grunde kehr;
Und do er innen helt mit irgend einer Plage /
Wird er doch brechen ein mit seinem Jüngsten Tage.
Da Er die böse Welt / die so verkehret ist /
zur Höllen kehren wird. Wohl dem / der nicht vergist
Der Buß und Frömmigkeit / der heüte bald umbkehret /
Und den Verkehrten Weg zu lauffen noch auffhöret /
Der wird in iener Welt bey den Bekehrten stehn /
Wen die Verkehrten hin zur Höllen werden gehn.

Bißhieher iener der es dennoch so eben und determinate nicht von einem / oder etwa diesem 1666. Jahre wil gemeinet und verstanden haben. Wie nu in übrigen etliche Ihr datum auf die vorhergehende wunder Wercke setzen / also beruffen sich andere wegen des Grundes auf die drey 666. Oder auf alle Zahles Buchstaben und ziffern nemlich M DC LXVI da alle Zahlen zugegen seyn / und derer zwar sieben nach der vollkommen Zahl. Davon Wurfbeinius de septenario numero. Ein wunderliches / daß man auf die Sechsen fussen solte: warumb? weil etwan die alten Ægyptier solche Zahl sehr werth und hoch gehalten haben / daß sie den Thron Ihres Höchsten Gottes damit verzeignet haben / nach den Tabulis Bembrinis, beym Kirchero pag. 272. Mystagog. Num. Aber Gott / der zwar alles nach der Zahl / Maß und Gewichte [121] gemacht / nach dem Buch der Weißheit / ist dennoch ein besser Rechenmeister als wir / wie gar schön also redet Drexelius in Danielem c. 17. §. p. 193. Man findet zwar von solchen drey sechsen / daß bey denen Egyptiern 666ley Arten der Opffer im Gebrauch gewesen seynd / vide Peucerum de Divinat. Extisp. p. 144. So sind auch 666. Männer der Kinder Adoni-Kam gewesen /Esr. 2 / v. 13. Item lieset man 1. Reg. 10 / 14. 2. Chr. 9 / v. 13. von 666. Centner Goldes. Item ein Schalt Jahr hat 366. Tage / und die Sonne soll 166mal grösser seyn als die Erde. Aber was hilfft das zur Sache? Es wirds die Zahl hier so wenig ausmachen-als sie es ausgemacht hat 1657. da auch einer gewolt hat / daß darinnen der Welt Ende müsse verhanden seyn / weil solche Zahl in den beyden Wörtern MVnDl Conf LagratIo, stecket / vide Zeilerum Tom. 2. ep. 305. p. 19. 20. Oder künfftig / geliebts Gott / ausmachen wird / wenn man schreibet 1684. nach dem Spruche:


VenI VeLoX IVDICIVM.
aLs Denn Des VVahrn Gottes Sohn /
aVßzlehen VVIrD / In seIner Cron.

vide Hammerum in Viridar. Histor: p.m. 343.

Ich geschweige vieler übrigen Jahr-Reime mehr etc. darauß man den Jüngsten Tag ergrüblen wollen. Aber du sprichts; es ist ein anders umb dieses Jahr / denn da kommen gleichwohl drey sechsen zusammen Item es seind alle Zahlsbuchstaben richtig nacheinander in der Ordung folgende: solches Jahr kan mir da her nicht MenDaCILoqVaX seyn. Resp. wie? wenn es denn eben daher [122] Fehl schlüg / weil du dein Datum so gar drauf setzest? wie? was noch mehr ist / ist doch vielleichte selbiges 1666. Jahr längsten vor bey gewesen davon im nachfolgenden;

Steph. Spleissius Rect. Gymnas. Schaffhus. in tract. vom Com. 1664 (p.m. 13 Cometolog. Francof:) mir zweifelt nicht / es werden etliche / wänn ihnen der Sinn daran kömpt / über der gebräuchlichen und itzläufigen Jahr-Zahl 1664. sonderbare Gedancken schöpfen: in sonderheit aber die jenigen / welche nach des Edlen und Hochgelahrten Scaligeri Zeit Rechnug dafür halten / daß wir nach der Geburt Christi jtzt das 1666. Jahr zehlen solten diese werden zu Gehülff nehmen die Geheimnüß-reiche zahl. 666. welche in der Offenbarung des Heiligen Johannis am XIII. Cap: v. 18. des Thiers Zahl genennet / und gemeiniglich / laut des Texts für eine Nahmenszahl /von etlichen aber / für eine Jahrzahl gehalten wird / in welcher die 1000. Jahr gewisser Ursachē halbn ausgelassen wordē seyn. Hierzu werden sie auch ziehn /daß / wann die gebräuchlichen Lateinischen Buchstaben CDILMVX nach der Ordnung ihrer Gültigkeit einander nachgesetzet werden / eben die Zahl dieses gegenwertigen MDCLXVI. oder 1666. Jahrs / von der eigentlichen Geburt unsers Herrn und Heylandes Christi anzuzehlen / einstimmender Weise bemercken. Daß also dieses zu Ende lauffende Jahr vieler oberzehlten Umbstände halben ein merckwürdiges Jahr seye. Nicht vergeblich wird in obangezogenem Orte von den H. Johanne hinzu gesetzt. Hie ist weisheit; wer Verstand hat. etc. Sintemal dergleichen Geheimniß nicht mit ungewaschenen Händen zubetasten /[123] noch dem finstern Urtheil der Menschen zu untergeben sind / sondern es wird eben die Göttliche Erleüchtung zu der Außlegung / als zu der ersten Offenbahrung / erfordert.

D. Tobias Jacobus Hainzel in Iudic. Astrol. De Comet 1664. p.m. 32. (Cometol. Francof.) obwohl /wie man zu reden pflegt: Astrologorum Scripta non sunt edicta Prætoria / und daß eben alles just und stündlich zutreffen muß: wär auch ohne zweifel nicht jederman lieb / wann alles geschehe / und vollkommlich zutreffen solte / Wann ich nun den jetz schwebenden Cometen / samt andern mitein fallenden Aspecten und Umbständen so sich in diesem 1665. Jahr auch ereignen / fleißig erwege und betrachte / so ist vermutlich zu schließen daß / was Policey und Welt wesen betreffen thut / es in demselben seltzam und wunderlich daher gehen möchte / und manche Region und Landschafft von vielen und grossen Veränderungen / auch hin und wieder von unterschiedlichen Empörungen und Auffruhr dürffte hören müßen. Wie denn diß nunmehr lauffende 1665. Jahr / und folgendes 1666. bedencklich gnug fallen werden. Das Erdgewächs belangend / so möchte es auch wohl an unartiger untauglicher witterung / wegen starcken Sturm-Winden / Hagel / Donner / Blitz und viel grosse Waßergießungē / welche theils Orten dem lieben Erdgewächs Schaden zufügen dörfften / kein Mangel erscheinen / wollen auch Erdbeben an theil Orten und andere Wunder zeichen nicht aussen bleiben. Was aber vermuthliche Kranckheiten / wie ungesunde Lufft und Leibes-gebrechen betreffen thut / so [124] hat es das Ansehen / daß viel unversehene plötzliche Kranckheiten / wie auch unartige hitzige und böse Fieber sich ereignen und im Schwange gehen möchten / und dörffte es auch wohl manchem / der es nicht vermeynet / hievon einen dergleichen Creutz-becher zu Hause geschickt werden / und aus demselben wider seinen Willen trincken. Nun Gott der HErr / in dessen Hand und Allmacht alles allein stehet / wolle es alles zum besten wenden. Wer so lange mit Gottes Hülffe sein Leben zur Beute bekommen wird / der wird von grossen Wunderwercken des HErrn reden können und seine Güte preisen. Hactenus ille. Darzu gehöret nun auch Candorinus un abgefasten Cometen-Entwurff lit. E. 4. Schließlich beantworte ich die Frage einer hohen Standes-Person / ob künfftiges / als das 1666. Jahr den jüngsten Tag anzeige / und alles in der Welt wiedrig hergehn werde? Nicht nur einige Calender-schreiber / besondern auch andere / unter denen Vigelius und Nagel nicht die geringste / haben auff das 1666. Jahr gesehen / demnach drinn eine Trigonal-Zahl / und Nagel unter andern so setzet / des andere Wehe ist 1620. geschehen / 1662. ist das Jahr des dritten Wehes / welches Wehe sich auff vier Jahr erstrecket / werde also das Ende aller Wunder 1666. seyn. Durch fleissige Nachforschung hat man erfunden / daß man 2. Jahr nach Christi Geburt zu kurtz gezehlet / und Anno 1619. hätte 1621. und 1665. 1667. schreiben sollen / wäre also Anno 1664. das 1666. Jahr bereit verblichen / dannenhero dergleichen wahnsinnige Hybernische Klügelmeister weidlich fehlen / wie auch [125] gleicher weise nicht weniger die jenigen / welche der Welt Untergang 1670. 1672. v. 1673. gesetzt. Theils haben (ich weis nicht was für) Einbildunge und sonderbahrer selbst dünckelischer Klugheit sich vermessen / auß tiefsinniger Ergrübelung etlichen in der Natur fürfallenden Zeichen vermittels einer Traum erlangten Offenbahrung und Verstand über einiger im Daniel und Apocal. versiegelten Rede- und Schrifft geheimnüßen / hinter dem Grunde Gottes allein sich vorbehalten wissens und geheimen Raths zu kommen / und das Jahr der letzten Zukunfft Christi zu wissen / weß halben denn einige im 1588. /andre im 1633. / theils im 1656. / theils 1666. etliche im 1670. / und wiederumb etliche im 1673. Jahre der Welt Ende angekündigt und nach Philip Nicolaj /Wincklers / Nicol Raimars / u.a.m. Wandünckel / öffentlich außgeben dörffen. Meine Antwort ist diese /O ihr Lieben / Alles Euer / unser und mein Wißen zu forderst ist Stückwerck. Daniels 1290. und 1335. Tage sind verborgen und versiegelt biß auff die letzte Zeit / Dan. 12. Johannis Thierezahl so auff eines Menschen Zahl sich gründet / wird uns warlich nicht kund werden. Apoc. 13. an deme ist Gottes Allwalt an keine Jahr zahl oder verwegene Cabalistische Buchstäbliche Deuteley gebunden. Keine eintzige bißher vorgegangene oder noch seyn sollende grosse verenderung trifft mit einander der Jahrzahl nach ein /besondern entstehet auf der Allerheiligsten Drey-einigkeit Rathschluß / welche die Himmlische Bewegungen und Einflüße über Menschliche Gemüts Neigungen in etwas einige Wirckung verüben lest / was ursache auff die Jahr zahl und dergl. [126] Qvackerischen Wahndeuteley nicht zu bauen. Der Neuen Testaments Lehrer Johanes hat längst der Sünden Welt zugeruffen / Thut buße / denn das Himmelreich ist nahe / Gott lessets uns noch durch Himmlisch Feurwerck und Sternzeichen für bilden / das es fast umb die letzte Zeit / da das große Feuer Himmel und Erden anzünden und verbrennen solte / weßwegen ieder Christe ohne deme den Schluß leichtlich machen kan / der Tag des Herrn sey stündlich zu vermuthen. Aber Anno 1666. welches Jahr wir 1664 genauerichster Rechnung nach bereit erlebet / werde er nicht kommen / und kan der Jahrzahl halber der Welt Ende nach Gottes Willen garwohl länger aus bleiben / Durch des Firmaments-zeichen wird uns der Welt nahen Untergang angekündiget Luc. 21. da der Mund der Warheit selber saget: Wenn ihr dieses alles an Sonne Mond und Sternen sehet angehen so wißet / daß das Reich Gottes nahe ist / aber das Ende der Welt ist noch nicht da: Nun ist demnach nach allem vor verkündigten fürgehen zuschlissen und die Rechnung zumachen / daß wir in der letzten Zeit leben. Dergleichen gewiße und von Gott verordnete Merckwunder und Himmelszeichen stellen der Welt heran nahendes Ende uns für Augen / damit wir uns nicht erst übers Jahr oder über 5. 6. und 7. Jahr / sondern alle Stunden zu des Herrn Zukunfft bereit halten. So viel hiervon. Des Himmlischen Schreck-bildes Andeutung gehet nicht nur auf eine oder andre gewisse / sondern auf viele folgende große benachbarte und allgemeine Weltverenderung: maßen für dem endlichen Ende der Natur (Wovon [127] auch L. Cæl. Lact. uns was wunderliches hinterlaßen /) seltzame Himmels zeichen und Schreckgestalten / darüber den Menschen bange werden wird / Christus / die Apostel und einige H. alte Väter verkündiget. Beachtet man die im verwichenen Jahre von etlichen in Pommern bemerckte / aber in keinem Wetter- oder Zeitbuche gesatzte Finsternüß /ist was seltzames davon zubefahren. Ob solche nu natürlich oder übernatürlich / neu oder ungewöhnlich oder nur nach dem ferne Gesichte und andern Zwischen kommenden Dingen so scheinende gewesen /will ich dieses mahl nicht bestreiten / Herr D. Marche hat sie gleich wohl beachtet. Non omne qvod novum in natura indies invenitur, extraordinarium semper est dicendum Hydaspes ein alter Sternseher und König auß Indien hat geweißaget / wie das Röm. Reich soll vor dem Jüngsten Tage wieder in Asien kommen. oder Niedergang werd untergedruckt werden / der Auffgang aber herschen: gleich solches die Himmels Natur anzeigt / von Gott beschloßen und daß Sybillen (von welchen Justinus Martyr geschrieben) gepropheceyet / unter denen die eine einen Schwantzstern alß einen Pfauenschwantz für solcher letzten Welt veränderung verkündet / mehres lese man beyCœl. Lact.

Hieraus siehestu nun / was drauff zugeben sey /wenn man sich auf dieselbige Zahl verlaßen wil: du sprichst / wenn man schreibet / annô SaLVatorIS DoMInI IesV ChrIstI. so kommen gleich wohl alle Zahlen herrauß / als M DC LXVI. Antwort: wiemann M CD LXVI (1466) oder M DC XLVI (1646) oder M DC LXIV [128] (1664) geschrieben hat / da sind ebenmäßig alle sieben Buchstaben herauß gekommen. Und wenn man nunmehr schreibet M DC LXVII so kommen sie abermal herauß. Aber du sprichst; hier ist eines übrig und zu viel und nur eine Wiederholung des vorigen: da stehen sie nicht nach der Reyhe / wie sie eigentlich nach Ihrer Geltung stehen sollen. Resp. folgen sie denn so in A B C. Ich meyne / da sey das letzte I eher / als das erste M. item C. und D. noch viel eher als M. in gleichen auch L. und X ist fast das letzte. das ist alber / weil denn die gantze Zahl nacheinander aus sey / daß es auch daher mit der Welt aus seyn müste / wie? daß Baudius und andere / gar dasD. nicht mit unter den Zahlbuchstaben gelten lassen /sondern es heraus stossen / und die Rechnung mit den übrigen vollenzihen oder vergnügt außführen; und dergestalt wären alle zahlen schon längst aus gewesen / als nemlich M C LXVI oder 1166. (Eine Römische Legion hat auch 666. köpfe gehalten: was thut solches zun 1666. Jahr?) Warumb nimt man es so eben mit dieser zahl an? in der andern / als 1. 2. 3. ex. gehet es ja nicht an: da seynd sie lange noch nicht aus / und wenn Ich auch gleich aus allen Jahren von Christi Geburt an / lauter Tage machen wolte; so werden sie noch lange nicht miteinander herauskommen 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 9. und kompt mir das ding so ungereimt vor / als vor 10. Jahren ein Unbesonnener schrieb /daß nach 1656. keine Zeit mehr seyn würde. In übrigen gehöret hieher M. Eberhardi Welpers Wiederlegung und Astronom. Erklärung eines Nugivenduli /(apud Anonymum der colligirten [129] Astronomischen Beschreibung sehr vieler Authorum wegen der 1654. Sonnen-finsternüß zu Nürnberg herauß gegeben Cap. 12. tit L. iiij) der sich Andr. Argoly Mathemat. Patavinus unbillig genant: deren Bedeutung mit Muthmassung dahin geht / daß / wenn Gott der HErr mit seinem Jüngsten Tag nicht einbrechen wird / Er doch mit demselben über zwey Jahr nicht außbleiben werde. Vom Jüngsten Tage beyläufftig zu reden / aus guter Muthmassung ist so wohl den Astronomis / als denTheologis erlaubt / die sichere Weltkinder da durch zur Busse zu bringen / welche den natürlichen Todt weniger / als den Jüngsten Tag zu fürchten pflegen. Eine gewisse Zeit und Jahr aber zu benamten / das wil bedencklich fallen. Sintemahl sowenig als auß den Finsternüssen und bösen sich zutragenden Aspecten /ein Comet gewiß kan prognosticiret werden: So wenig kan auch auß denen sich erzeigenden Wunder-Zeichen der Jüngste Tag gewiß kund gemacht werden: beydes aber beyläufftig mit gutem Grunde zu sagen /ist nirgends verbothen. Und gleich wie die Erste Welt im Jahr 1656. im Wasser untergangen: also ist man itzt der meinung / daß auch in diesem Seculo / deß 1656. Jahres Himmel und Erden mit Feuer vergehen werden. Daß der Jüngste Tag in diesem Seculo / ehe man 1700. zehlen wird / kommen werde / bin Ich mit vielen derselben gäntzlichen Meynung / und gläube es festiglich: daß es aber im Jahr 1656. geschehen solle /stehe Ich wohl noch bedencklich an. Ich sage aber hingegen / daß es geschehen und der Jüngste Tag ein brechen möchte inder Zeit zwischen dem 1666. [130] und 1670. Jahr beyläufftig / da die zum andern mahl bevorstehende magna conjunctio im Schützen / im Jahr 1663. in dem feurigen Triangel / zuvor geschehen: Und unterdeßen aber dieser Welt noch mehr Wunderwerck Gott der HErr vor Augen stellen / und endlich darauf die Welt im feurigen Triangel mit Feuer verzehren werde; in welchem Triangel sie auch vor 6000 Jahren angefangen hat. etc. Aber hierzu möchte man wohl folgendes sonderlich wiederholen und sprechen:latet unus dies ut observentur omnes. Es ist ein Tag verborgen / darumb daß wir immer uns dessen befahren sollen / heut oder Morgen: In übrigen möchte der ausführliche / schöne Discurs D. Casp. Marchens. PP. von der Sonnen Finsternüß Anno 1654 allhier mit Nutzen hergesetzet werden / wenn es die Weitleufftigkeit nicht verböthe. Als drinnen er sich unter andern auch berufft auff die heutigen Cometen. etc. So unlängsten gewesen: daß man nemlich daraus gar wohl schliessen könne / wie der Jüngste Tag müsse für der Thüre seyn. Vnd solches kan man noch viel mehr mit größerm Fug von bevorstehender Zeit sagen / dahin die zwene noch itzund am Himmel stehende Cometen gleichsam mit Fingern weisen und Ihre Außdeutunge thun. Ich geschweige das intendirte Wüten der Türcken etc. Ein mehrers von allerhand Propheceyungē des Jüngsten Tages / welchen etliche bald auf dieses Bald auf ein anders gezogen haben / Besiehe Frid. Löwenstein in Beschreibung der neüen Welt c. 1. D.March. d. l. Seldim. in Refut. Autoris Apocalyps. referatæ. D. Tob. Wagner ad Astrol. Geneth. Cyprian.[131] Leovit. VVendelin. in Phys. etc. Pegeus part. 2. der Kunstqvelle. §. 5192. p. 443. von dem 1656. Jahre /das solches sonderbare Geheimnüße in sich halte: 1. weil drinnen damahlen die Sündfluth gewesen. 2. wenn 1. zu 5. gesetzet wird / 666. machet 3. weil in diesem Worte DeCLInaMVS die Jahrzahl stehet. (solches hat der Autor Harstörffer Sel. aus meinem Scripto / CaLenDarIVM papæ genant / entlehnet. sed Declinavimus illud fatum.) doch damit ich noch etwas weiter von der andern Zahl / als von den dreyen sechsen rede: was meinstu wohl / daß nicht sonderlich eben solch wesen mag seyn gemachet worden / annoChristi 666. so ferne nur was schrifftlichs von denenContemporaneis verhanden währe? angesehen es eben dievollständige Zahl des Apocalyptischen Thieres ist. Oder Anno Christi 777. oder 888. oder 999. oder 1000. oder 1111. oder 1222. oder 1333. oder 1444. oder 1555 weil allenthalben drey gleiche Zahlen seind / so helt man ja noch wohl darzu die 7. Zahl viel höher als die sechste. und kann man nicht minder bey 6. lügen / als bey 7. nach dem Sprichworte / bey sieben lüget man gerne / doch gilt solches mehr bey denen Deutschen als bey den übrigen Römern etc. /welche die siebende Zahl für die vollkommenste halten. Was meystu also / wenn nemlich die Welt so lange stehen wird / was man vor Scrupulirung machen werde / wenn daß 1777. Jahr gefällig ist. etc. traun die Repetirung der Ziffer macht es nicht aus / sie ist so eine Tavtologia / als die Wiederholung der Wörter in der Oratoriat mit den andern ist es Taudelwerck. Gedencke nur dran Anno 1677. wird sich eben dergleichen Scandalum [132] ereignen / Und meinstu nicht /daß das gantze große Wesen Anno 1588. eben daher enstandensey? besiehe meine Türckische Nativität. in denen Breßl. Abdanck. Tom. 2. pag. 273. etc. von M. Georg. Kirsteniô, mortuô. 1638. 26. Aug. hat Joh. Hübrigius Fürstl. Münsterberg. Bernstad. Rath / De anno 1588. als drinnen Kristenius gebohren / was für Wunderdinge sich drinnen begeben. ibid. pag. 715.ex continuat. Sleidan. l. 28. Ein ander wil es nicht zugeben / sondern ziehet des Stôfleri Reimen aufs 1666. Jahr. D. David Herlicius in Prog. ad anum 1624. ziehet es auf diß vorgesetzte 1624. also:

Johann Hildten ein für trefflicher Astronomus zu Eysenach im Kloster / hat von vielen erschrecklichen Unfällen und Veränderungē in dieser Welt / und sonderlich von Deutschland propheceyet / Hierauff hatStophlerius Mathematicus diese Deutsche Rythmos gesetzt.


Tausendt sechzenhundert zwantzig acht /
Dieses ist das Jahr so ich betracht /
Gehet in dem die Welt nicht unter /
So geschehen doch grosse wunder /

Ursachen solcher gefährlichen und erschröcklichen Veränderung sind diese / wie folget.

Erstlich werden in einer erschrecklichen Conjunction alle sieben Planeten zusammen kommen / welches kaum in 800. Jahren einmahl geschicht / und niemahls ohne Unfall und gefährliche Veränderung dieser Welt / wann und so offt sie dieser gestalt erschienen / abgangen ist

Als zur Zeit der Sündfluth / und kurtz vor Christi unsers HErrn und Seligmachers Geburt sich begeben /[133] da das Sceptrum von Juda zu den Heyden / auch vor 800. Jahren / da das Römische Reich von den Welschen an die Deutschen kommen ist / und sonderlich weil die letzte Conjunction im feurigen Tryangel und zeichen des Widers / in welchem die Welt in Erschaffung hat angefangen / geschehen wird. Ist zu besorgen daß alle Elementa werden brennen und schmeltzen /so daß Gott durchs Feiver (wie er dann die Welt letzlich zu straffen gedreuet hat) uns werde heimsuchen.

Zum andern / so ist das Alter dieser Welt so nahe der Propheceyung Eliæ / (daß sie 6000. Jahr stehen soll) fast aus. Und da Gott nicht die Zeit wegen der Außerwehlten verkürtzet / so wird kaum in schweber der Zerrüttung Christliches Glaubens der Gerchte selig.

Fürs dritte / ists nicht glaublich daß die Kirche des Neuen Testaments viel, länger stehen wird / als die Kirche des Alten Testaments / sonderlich weil Gott zur Welt Ende eilet / und die Tage umb der Auserwehlten willen verkürtzet werden sollen. Nun hat die Kirche des Alten Testaments von dem an / da sie durchs rothe Meer gegangen / biß auff die letzte Zerstörung Jerusalem / nicht länger gestanden / dann 1582. Jahr / im Neuen Testament aber schreiben wir allbereit 1628. darumb sind schon 45. Jahr drüber /daß die Christliche streitbare Kirchen auff Erden /nicht auch ihren Feyerabend (der Gott gnädig seyn wolle) haben werde. Endlich kan grosser Unfall / Veränderung und endlicher Untergang dieser Welt nicht ferne seyn / und die Länge aussen bleiben / weil dieProdromi und Vorboten meistentheils [134] verhanden. Dann Zeichen geschehn am Himmel und auff Erden /Krieges-geschrey / Lermen / Ungehorsam / Meineydigkeit / Theurung / Pestilentz / grosse Winde / Feuer und gefährliche Brunsten / Waßergiessung und Fluthen / Erdbeben / Tyranney etc. nimpt von Tage zu Tage überhand. So höret man Untreu / Unglauben Ketzerey / Rotten und Secten in allen Landen / daß auch denen Menschen für grosser Bedrengnüß allerley Unfalls und Ubels bange ist / das Elend auf Erden länger zu bauen.

Doch könten solche und dergleichen Unfälle und übel vorgekommen und abgewendet / die Welt auch in gutē Wesen länger gefristet / und gleich dem Könige Hißkia im Leben länger erhalten werden. Wann wir uns durch wahre Pœnitentz mit unsern gerechten und zornigen Gott versöhnen / und uns in ein beßer Christliches Leben bekehren. Daher uns Gott treulich warnet / thut Busse (spricht Er) den das Reich Gottes nahet sich / Ihr Wachet und betet / denn Ihr wisset weder Tag noch Stunde / wenn der HErr kommen wird: und abermahl; thut Busse / dann die Axt ist allbereit an den Baum geleget / der Bogen ist gespannet / und darauf gifftige Pfeile bereit. Thut guts / sprichtS. Paulus / weil es Euch vergönnet und Ihr in der Gnadenzeit seyd / dann die Zeit ist kurtz / und es wird die Zeit v. Stunde kommen / da man nicht mehr Buße thun / noch arbeiten wird können / etc. das wolten fromme Christen zu Hertzen ziehen / ihr Leben darnach anstellen und beßern / auch aus treuhertziger Warnung solches Ihnen laßen gesaget seyn. [135] (im übrigen kan dir die 1666. Zal nicht gar wunderlicher vorkommen / als mir die 1555. drinnen Herr Mathesius Sel. seine Postill geschrieben / so ich in unserm Jahre durchgelesen / und mich draus wohl erbaut befunden habe: Doch mercke / daß er im selbigen 1555. wegen einer allgemeinen Pestilentzseuche der Welt sich beklaget: so ietzt auch fast / als über 111. Jahr hernach /im Schwange gehet.) Sind nicht noch mehr Fundamenta, sprichstu / darauff die Autores gehen / wenn sie von diesem 1666. Jahre / was sonderliches vermelden sollen? Ja / Theophilus Mercurius ad Calend. 1666 hat dieses: Der Nahme DoCtor MartinVs LVtherVs, welcher die Zahl des ietzigen Jahres 1666. in sich hat / solle wohl auff etwas deuten / und die Gedancken moviren / als wenn in diesem verfolgenden Jahre sich in Religions-Sachen auch etwas begeben könte: Aber ich wil meine Speculationes mit allen Numern einschliessen: auch keines weges einer hohen Person / so der drey Sechsen-Zahl beherrschet /allhier gedencken. Gott behüte unser liebes Deutschland / etc. und regiere alle Stände des Römischen Reichs; damit durch das Band der Einigkeit / Friedeconserviret werde / etc. Conferire in diesem Puncte Christoph Richtern in dem Texte Prov. 20/17. zum 1667. Calend. wider seinen Nachdrucker. Item meine Weiber Philosophi. D. Petr. Megerling. in Tract. de Com. 1664. p.m. 31. saget / daß die grosse Sonn- und Mond-Finsternüßen / so Anno 1666. und 68. uns Europäischen Völckern werden erscheinen / ohne zweifel tapffer zum Cometen helffen werden. Christoph Richter [136] Anno 1666. in Practic. c. 8. Was die Muthmassungen aus dem Gestirn vom Krieg und Friede dieses Jahres anbelanget: so befinde ich nach Astrologischer Lehre nicht gar besorglichen Himmels-Stand /sondern daß dieses Jahr vielmehr zu einem guten Zustande Andeutung habe. Denn Saturnus und Jupiter die gehn in Sextili, und sind beyde in ihren eigenen Häusern / Saturnus im Steinbock / Jupiter im Fisch. (2) Alle drey Obern haben im Frühlinge eine sonderliche langwährende combinationem und Verbindung untereinander / nemlich Trig. Satur. Mart. Sext. Sat. Jup. Gegensch. Jup. Mar. Jupiter ist stärcker denn Mars. (3.) Was den Lauff Martis anbelanget / so befindet sich derselbe das erste halbe Jahr in der Wag und Jungfrau: da ist er rückgängigt: in diesen beyden Zeichen ist er schwach / nemlich in der Wag / in seínem detrimento, in der Jungfrau ist er peregrinus. Im Augusto kömpt er in den Scorpion in seinem eigenen Hause / darinnen er starck ist / aber da gehet er inTrig. Jup. welches mehr auff Fried als Krieg stimmet: Im Septembri kömmet er an Schützen / der ist die Behausung des friedsamen Jupiters. In Decembri läufft er in Steinbock / des Saturni Behausung / hat auchConjunctionem mit Saturno, aber Jupiter siehet sie beyde mit einem lieblichen Sextil an. (4.) Ob gleich Mars mit Saturno im Julio ein Qvadart, und im Decembri eine Zusammenkunfft hat / ist doch Saturnus stärcker / und benimmet dem Mars seine hitzige Krafft / also / daß er gleichsam in seinen Verrichtungen träge und langsam wird. (5.) Eben solch [137] Qvadrat aus dem Steinbock und Wag / und solche Zusammenkunfft im Steinbock haben sie gehabt Anno 1636. damals sahe es auch aus / als wenn Martis Kräffte gebrochen wären / und der Friede sich wolle blicken lassen / wie denn auch der Pragische Friede damals seinen Effect erlangete. (6.) Bey der Sonnenfinsternüß im Junio stehn gleich Jupiter und Venus im glückseligen Trig. welches eine gute Bedeutung ist. Aber bey dieser meiner Muthmassung darff niemand sicher werden denn des erschrecklichen Cometens Bedeutung / die Gott am besten und keinem Menschen bekant / ist nicht vorüber: sondern es ist zu besorgen /sie möchte durch das Sonnenfinsternüß excitirt und gestärckt werden. Wiewohl ich nicht befinden kan /daß der Comet mit diesem Finsternüß eine Verwandniß habe / ohne daß er gegen den Ort / da das Sonnenfinsternüß geschiehet / am grösten und im geschwindesten Lauffe gewesen / nemlich unter dem Syrio, da er angefangen sich zu erheben / und höher herauff in den Wallfisch zu steigen. Sonsten können wir leichtlich muthmassen / daß dieser Comete sey ein böser Prophete / ja eine auffgesteckte Ruthe gewesen /damit der zornige Vater den bösen Kindern drohet. Wir können solches leichtlich schliessen aus den nechsten 3. Cometen. Was brachte der Anno 1618. den grausamen Teutschen Krieg und seine Gesellen? Pestilentz / Theurung / Verwüstung Land und Leute. Was deutete Anno 1652. an? der Effectus weisete es /nemlich den Polnischen Krieg / darinn andere Mitternächtige Länder / sonderlich Dennenmark geflochten worden. Was [138] deutete der kleine an Anno 1661. dergegen dem Adler gleichsam Feuer sprützete? den Türcken Krieg / dadurch dem betrübten Ungerlande ein hartes ist erzeiget worden. Es ist dieses eine uhralte Meynung bey Christen und Heyden / daß Cometen des zornigen Gottes Botschafften seynd / die den Menschen wegen der Sünden allerhand Straffen und Plagen andeuten / wie solches die Historien und Erfahrung bezeuget haben. Dieser Comet ist durch grausame Räuberische / Kriegerische / und Mörderischeloca Hieroglyphica und Himmels Figuren fort gewandert / als erstlich ist er erschienen unter den Raben / ist fort gegangen unter die lange Waßerschlange / ist komen in den zänckischen Hahn / in den beißenden Hund / ist bey dem grossen Kriegsbilde Orione ferner aufgestiegen / hat lange sich verweilet in dem Haupte des Meer Tyrannen des Walfisches /biß daß er an dem stösigten Widder kommen / v. nahe bey den Hörnern des Widers / da die Astronomi die Himmels Rechnung anfangen / seine Endschafft genommen / von welchem lauffe so man sage / daß Gott mit diesen Signaturis auff verderbliches Kriegswesen deute / wird niemandt verärgern können. Wobey auch dieses in acht zu nehmen / daß er sich vornemlich im Waßerzeichen sehn lassen / als unter der Waßer Schlange / hernach wurde er klar gesehen im Schiffe /ferner als er etliche Tage verdeckt gegangen präsentirte er sich im Fluß Eridano / darauff an Weyhnacht Feyertagen in dem Haupte des Wallfisches welches auf See Kriege kan gezogen werden. Was die Sonnenfinsternüß im Iunio anlanget / so sindt Herren [139] darüber Jupiter und Venus, welche dabey in Trig. stehen? es geschicht zwischen Martialischen Sternen: denn die Sonne stehet damahls in den gebildeten Zwillinge hat vor sich den schönen Orionen / gleich über stehet Sirius: Saturnus und Mars haben bey dieser Finsternüß keine Kräffte / dannenhero diese Finsternüß den bösen Dingen nur wird schädlich seyn: und die jenigen / so unrecht mässigen Krieg führen und andere drücken und drengen / werden den Kürtzern ziehen. Es geschicht im eilfften Hause / und deutet an Uneinigkeit im gemeinen Leben / welchen doch der Trig. Jupiter, Venus wiederstrebet. Die jenigen Länder und Oerter / so unter dem Krebs gelegen / werden deßen Wirckung an meisten empfinden als da die bekantesten sind / Schottland / Granaten Spanien / Graffschafft Burgund / Holland / Seeland / Preussen / Africa mit der Barbarey und Seestädten / Bitynia, Phrygia / Georgianerland unter den Städten Constantinopel / Tunis / Venedig / Genua / Meyland Bern in Schweitzerland / Trier / Lübeck / Magdeburg Wittenberg / Görlitz. Der Gott des Friedens / der die Türckenruthe zerbrochen / wolle auch die Cometenruthe in Gnaden abwenden / und Gedancken des Friedens über uns haben. (bißhieher Herr Richter / welcher uns in etwas beßer und richtiger aus denen Aspecten zu trösten gewust hat / als auß denen Cometen. Er hat aber leichte mit diesen irren können / weil er denen alten Gründen beygepflichtet hat. Ich habe aus richtigen Fundamenten erwiesen / daß selbige Cometen uns wenig angehen / dabey hat es die Erfahrung gelassen.Beda lehret [140] beym Galeot. Martio. ex. lib. de promisc. doctrin. c. 22. p.m. 255. daß / wenn sich der Neue Jahrs-Tag anfange vom Sontage / alsdenn Friede zu seyn pfleg: nun traff solches gleich ein / mit dem 1666. Jahre. so ist auch das Prognosticon, Gott lob und danck / richtig erfundē worden wegen unser geliebtes vaterland: wiewol es hiegegen andere haben entgelten müssen / eben in diesem Jahre als haben drinnen krieg geführet


1. M oguntinus Archi–Episcopus & Lotharingiæ Dux cum Platinô Rheni. Der Meyntzer / und Lothringer mit dem Pfaltzgrafen am Reihn.

2. D ux Lubormirsky cum Rege Ploniæ, der Pohlnische König.

3. C ham Tartarorum cum Turcis, der Türck und Tarter.

4. L usitaniæ Rex cum Hispaniæ Rege, der Spanier.

5. X alliæ & Daniæ Reges, item Belgium cum Britannis.

6. V eneti cum Turcis, der Venetianer.

7. I nferior Germania, cum Episcopô Monasteriensi.


Ich geschweige / was in Affricâ mit dem Gaylan noch viel hefftiger vorgegangen / Item / in Americâ mit S. Christoffels Insulâ, etc. Alles / was nach der Andeutung der von mir also beschriebenen Cometen. Mit dem Meyntzer und Heydelberger ist es endlich so gestreng und gefährlich nicht gegangen / daß es zur öffentlichen Schlacht gerathen were. Und also gehören auch die [141] Cometen dahin nicht. Die verdoppelten Sonnen haben solches Unwesen schon so weit alleine angedeutet: Es sey denn: daß Anno 1663. jener Comet in Boote gewesen / und das Wesen mit Erffurt auch mit gebracht habe. Im übrigen fraget es sich alhierobiter, wie es denn wohl im künfftigen 1667. Jahre mit dem Kriege möchte beschaffen seyn? Ich wil zu erst hinsetzen / was M. Christian Gruneberg / hat in seinem Schreib-Calender vom selbigen Jahre / part. 2. cap. 2. Als ich einesmals in corpore Juris einen Titel gefunden. De malesicis & Mathematicis, da nicht allein Schelm und Mathemathici beysammen /sondern die Schelmen noch dazu forne stehen / und gleichsam würdiger gehalten werden als die Mathematici: Hat michs lange verdrossen / biß mir der Eyfer zu Wittenberg vertrieben ward. Woselbst ich von Herrn Professor Notnageln / meinem allergetreusten und ewig zu Ehrenden Informatore, diesen Titul recht erklären hörete. Welcher bey einer Promotione Magistrali in einer wohlgesetzten Panegyrica, diesen Titul von denen Prognosticanten und Calendermacherin erklärete / welche von Krieg / Fried / willkührlichen Dingen und dergleichen / sich unternehmen / etwas zuvor zu verkündigen. Vermeldende darneben (und zwar theils mit Teutschen Worten) daß dergleichen Prognosticanten offenbahre Land Lügner wären. Diese wohlgedachte Oration höreten alleFacultäten, und Magistri und Studiosi mit sonderbahrer Contentament an. Hat also Herr M. Fuhrmann einAcademisches und öffentliches Judicium von seinenprognosticis, [142] welches er sich schrifftlich von Wittenberg verschaffen kan / wo ihn dieses nicht vergnüget /wil ich ihn noch ein vornehmes Judicium des weitberühmten Herren Heckeri, communiciren, welcher in seinen Ephemeridibus, forne in der Introduction also schreibet: Ex Ephemeridibus Kalendariographi sua transscribunt Calendaria, quæ in ommnium manibus. Hisce si destituerentur, nec minas miri isti homines, tempestatum mutationes, multo minus fausta & felicia imperitis, serias cœli speculationes in illudendarum nugarum deliramenta convertentes, prædicere possent. Da er gleichfals solche prognostica illusiones, nugas und deliramenta, das ist Vexiereyen / Plauderwerck oder Fabeln / und Narrenpossen recht und wohl tituliret. Und nicht anders sentiren alle rechtschaffene Mathematici hiervon. Biß hieher jener: Ich wil aber meines Partes alhier daß besagete /hier nicht zum præjuditz weder deß Angefochtenen /weder noch deß Anfechters / vorgebracht haben: sondern præsupponire vielmehr dafür / und zu meinen erachten ein anders Urtheil / nemlich des Herrn Richters / vom 1667. Jahre / also: Der Krieg ist in Menschlicher Gesellschaft so ein erschrecklich Ding /daß man nicht unbillich nur über seinen Namen sich entsetzet. Wenn man das elende vederbte Wesen der menschlichen Natur an nichts anders sonsten könte mercken: so könte man dessen genugsam auß der Unsinnigkeit deß Kriegs verständiget werden. Man darff auch zu Erkentnüß der Tyranney der Höllischen Geister / keine andere Anmerckung: der Krieg ist genug[143] [145] dazu / da siehet man den Feind des menschlichen Geschlechtes / mit allen Klauen. Der Krieg zu LateinBellum, ist der rechte Bel zu Babel, dem man alles in der gantzen Welt / Menschen / Viehe / Schaffe / Rinder Städte / Dörffer / Gold und Silber / Getreyde /Wein und Bier / Leib und Leben muß auffopffern /und diesem Abgott dienen die Könige der Welt selber / nicht allein unter den Heyden / sondern auch unter den Christen / daß derselben Blut wie Wasser vergossen wird / O der erbärmlichen Blindheit! O der kläglichen Unsinnigkeit / in dem man auch wohl durch den Krieg die Menschen wil zur Seeligkeit befördern /und sie mit Gewalt zum Himmel zwingen: und sich darüber selber in die Hölle stürtzet. Der Krieg ist ein rechter harter scharffe Winterfrost / des Gartens Menschlicher Gesellschafft: Vor ihm ist ein Land wie ein Lust-Garten: nach ihm wie ein Einöde. Er ist ein rechte Feuerbrunst / die alles verzehret / verwüstet und Ungestalt machet. Im Kriege / gehet Blut weg /Muth weg / Guth weg; Darumb ein iedweder in seinem Stande sich mit Busse und Bekehrung / mit Rath und That bemühen soll. Weil denn gleichsam natürlicher Weise menschliche Natur sich vor dem grausamen Ungeheuer des Krieges entsetzet / und dannenhero aus angebohrner Vorwitzigkeit wegen künfftigen Zustandes sorgfältig ist / und allerhand Muthmassungen suchet / hat sie sich unterstanden / unter andern auch den Gestirnten Himmel zu befragen: Dannenhero die Astrologischen Muthmassungen ihren Ursprung haben. Ob nun dieses nicht gantz ohne mag seyn / wenn man in generalibus [145] bleibt: so ist doch kein Evangelium darauß zu machen. In dem Ich nun in diesem Prognostico solchem alten Brauch muß nachleyren / muthmasse ich Astrologischer Weise /daß dieses Jahr einen unglückseeligen und verwirreten Zustand in den Welthändeln haben / und mehr zum Kriege als zum Frieden werde geneiget seyn. Es dörfften die Würckungen der zwey Cometen sich noch starck spüren lassen / sintemal die Finsternüß von starcken Aspecten, so sonderlich nachdencklich seyn /auff dieselben ihr Absehen haben. Umb der jenigen willen / die hiervon etwas verstehen / will ich Astrologicas rationes anführen. 1. Begeben sich dieses Jahr 2. Mondfinsternüß / aufs gröste als sie seyn können. Daß erste zwar / wird über unserm Horizonte nicht erscheinen / ist aber gleichwol in genere wegen seiner Grösse / und beystehenden Martialischen Sternen im Schwantze des Scorpions nachdencklich. Das andere grosse sichtbare Mondfinsternüß ist besorglich. (1.) Weil der Mond in voller Verduncklung mit schrecklichem Anblick am Horizont auffgehet. (2.) Weil es gantz Martialisch ist / wie im vorigen Cap. zusehen. (3.) Weil es in Quad. Saturni und Jupiters /sich begiebt / denn diese beyde obere Planeten stehn damahl in Quad. und dieser Aspectus folget der ersten Finsternüß nach: der andern gehet er voran. (4.) WeilJupiter bey der ersten und letzten Finsternüß stehet in 27. Wieder / gegen welchen Ort die Cometen auffgehöret. 2. Diesem Jahr ist auch besorglich der Quad. Saturnus / Jupiters / welcher wehret den Sommer und Herbst / wie auch den Winter und Frühling [146] folgenden Jahres: Und begiebet sich partialiter dreymal / nemlich den 18. Junii, 6. Novembris, und 3. Aprilis, und zwar in dem Cardinal-Zeichen / Saturnus im Steinbock / Jupiters in Wieder bey dem Quad. Saturnus /Jupiters des 6. Novemb. da steht Jupiter im 27. Grad Wieders / gegen welchem beyde Cometen ihre Endschafft genommen. 3. Jupiter gehet dieses gantze Jahr im feindseligen Hause Martis Wieders / und wie gedacht meist in Quad. Jupiters / und umb den Ort herumb / wo die beyden Cometen, ihre Endschafft genommen. 4. Wird sonderlich der Lauff Martis beobachtet / welcher dieses gantze Jahr geschwindes Lauffes ist / vom Anfang des Wassermanns / biß mitten in die Wage / sechs seiner Stellen und Aspecten sind nachdencklich. (1.) Hat Mars eine Zusammenkunfft mit Venus / den 9. Jan. gleich da sie stille stehet / und rückgängig wird. Mars wil alles gute rückgängicht machen. (2.) Geschicht Conj. Jupiter / Mars / den 27.Feb. in 6. Grad des martialischen Wieders / gegen welchem Grad der andere Comet am stärcksten gewesen. (3.) Geschicht Quad. Mars Quad. den 2. Apr. aus dem 2. Grad Stiers / wo bey nahe Quad. Saturnus Jupiters / hernach sich begiebet; Bey welchem Grad der erste Comet durch den Zadiocum gieng. (4.) Begiebt sich Conj. Mars / Sonn / Mercur nahe bey dem sieben Gestirn umb den Anfang des Mäyen / dürffte Unglück zur See an deuten. (5.) Es begiebt sich Opposit. Saturnus / Mars in Conjunct. Mars / Venus den 5. Angusti im 27. Grad Krebs / gegen welchem Quad. Saturni / Jupiters / 6. Nov. ex opposito sich begiebet.[147] (6.) Geschicht Quad. Mars / Jupiter / den 17. Aug. gleich da Jupiter stille stehet und rückgängig wird /im 6. Grad deß Krebs / nicht weit von den Martialischen Aseliis, im Trig. des Martialischen Scorpion Hertzen. Es dürfften die Friedfertigen Anschläge /durch wiederwertige zernichtet werden. 5. Endlich muß ich auch dieses beyfügen; daß in diesem Jahre Saturnus den 3. Januarii und Mars den 8. Maji von der Sonnen Cörper bedeckt werden / welches gar selten wegen ihrer Breite geschiehet: Und weil es die zwey unglückseligen Planeten betrift / und ein seltzames ist: als dürffte es nichts gutes deuten. Der höchste Monarch Himmels und der Erden / der alles gewaltig regieret / und die armen Erdwürmlein untereinander kämpffen siehet / wölle dem Höllischen Friedenstörer / und allen seinen Nachfolgern / und Kriegsüchtigen mächtiglich wehren und steuren / und uns den güldenen Frieden geben und erhalten. Biß hieher jener. Dargegen tröstet uns noch was besser Herr Johann Käyser / in seinem Schreib-Calender 1667. also: In diesem Jahre ist der wichtige Aspect der Quad. Saturni und Jovis, so zweymal / nemlich im Junio undNovemb. sich ereignet / fast eben an dem Ort / wie Anno 1608. Item es ist eine Zusammenkunft Jovis, Martis, auch fast wie ietzberührtes Jahr / ohne die Bescheinungen Martis, Saturni, Und könte obigerQuad. eine crisis genennet werden der grossen Zusammenkunfft Anno 1663. dieses Jahr erhub sich der Türcken Krieg in Ungarn / und erschreckten gantz Teutschland / Ich wil nicht vermeinen / das derselbe Christen-Feind wieder etwas [148] vornehmen solle. Wenn man nach den Zeichen gehen wolte / dar / wiewohl ohne Grund / Deutschland unterm Wieder gerechnet wird / so würde mancher einen hauffen wesens von Unwehe in Teutschland machen: Ich halte aber dafür /daß es nicht viel zu bedeuten haben werde: sondern nach den Parallelen gerechnet / weiset die Zusammenkunfft Jovis, Martis, auf Sicilien, Assyrien, Athen, Calis, Malis, Corduba, Sevilla, oder Spanien: Norrwegen / Finnland. Auf diese Constellationes Anno 1608. war zwischen Dennemarck und Schweden Krieg / sonderlich daher / daß König Carl deß Tituls über die Lappen in Nordland sich gebrauchete; darwieder König Christian der IV. in Dennemarck protestirete, und legte sich vor die Stadt Calmar /nahm sie auch ein: Hingegen König Carl eroberte Christian-Stadt / und verbrandte sie in grund. Er ward aber hernach vom Könige in Dennemarck geschlagen / und starb darnach. In Deutschland war damals kein Krieg / sondern es giengen sonst allerley Anschläge vor. Diß ist nun ein Exempel / darauß man schwerlich eine Regel machen kan / und schliessen / daß es heur auch so oder degleichen ergehen werde. Der Krieg zwischen Engeland und Holland dürffte solcher Gestalt / wenn er nicht vorgehendes Jahr geschlichtet (worzu doch interponenten helffen möchten) annoch fortgesetzet werden. Und die wiedrigen Händel in Pohlen haben noch kein Ende. (Wegen Pohlen / besiehe meine neue Welt-Beschreibung / meine Wünschel-Ruhte / und Welt-Chronic. Wegen Engeland und Holland hat es seine gewisse und gewiesene [149] Wege /wegen des Cometen im Wallfische / aber nicht daher /wie Beutelius meinet / in seinen Mathem. Schönheiten / p. 2. also: Der günstige Leser wolle unbeschwert meinen 1. Theil von dem Cometen / der zu Ende voriges 1664. und Anfange ietzigen Jahres gesehen worden / (welchen Bericht ich / unter dem Tit. der Admirabilium in Aere & Æthere, in öffentlichen Druck gegeben / und in 3. Theile getheilet /) durchlesen; da wird er finden / daß ich in selbigem Judicio, nachdem der Comet lange in Argo oder Navī gestanden / auch dieses gesetzt: In Argo naufragia magna classium decernet, und dann / die Mächtigen zur See einander möchten zu Grunde stürtzen / außdrücklich gemeldet habe. Ob dieses nicht auch schon zum Theile erfolget / und weiter dergleichen Ausgang nehmen dörffte /gebe ich denen zu bedencken / die da wissen / hören /und erfahren / was in der Welt geschicht. (Der Comet ist weder in Navi gestanden / noch lange drinnen geblieben: So müste der Comet immer in Navi gewesen seyn / wenn darauf nur alleine eine Naumachia folgen solte. Ein weit bessers und ausführlichers in meiner Neuen Astrologiâ Cometicâ.) (1.) Wegen Monarchiæ deluxatione, was sich mancher zur Unzeit / zur Unwissenheit etc. besorget hat: dehme kan ich gar nicht beypflichten / ich lasse es vielmehr bey einem guten Abwuntsche verbleiben / aussem 1. Reg. 2, v. 45. Rex saLoMon beneDICtVs! Daß sich aber etliche in dieser Zeit einer veränderlichen Monarchiæ befahret haben / solches ersiehe aus meiner jährigen Chronick / im Capit. von Teutschl. Begebenheiten / in margine, [150] drey Sonnen / darauß die Türcken es folgern wollen. Item / Capit. von Rabbinischen Begebenheiten / da es die Quacker in Engl. auß dem Gerüchte vom Jüdischen Messia abnehmen wollen. Aber Administrator Excellat In Omne Ultimum!

5. Von Erd-Menschen
V. Von Erd-Menschen.

Zeiler in Miscell. Epist. 61. pag. m. 499 etc. Man schreibet / daß etwan eine viertel Meil von der Stadt Alckair in Ægypten, Jährlich im Mertzen / auf einem Hügel / davor Jahren viel Christen / Männer Weiber und Kinder umgebracht worden / derselben verstorbenen Leiber die Hände / bißweilen die Füsse / bißweilen auch die Helffte des Leibes / drey Tagelang auß der Erden sehen lassen sollen. Einer erzehlet dieses mit folgenden Worten: Man lieset / sagt er / Daß umb die Stadt Alckair in Ægypten, im Mertzen / eine grosse Menge Volcks jährlich zu hauffen komme / der Aufferstehung des Fleisches / wie sie es nennen / zu sehe / nicht weit von dem Orte der Ægyptischen Pyramiden / oder gespitzten Seulen. Denn zur selben Zeit kommen auß den Gräbern herfür die Leichnahm der Verstorbenen / nicht zwar gantz / sondern bißweilen die Hände / bißweilen die Füsse / bißweilen der gröste Theil des Leibs / und verbirget sich wieder in die Erde. Solches aber pfleget alle Jahr anzufahn zu Abend / auff einem Donnerstag / und wäret biß auff den Sonnabend / und alsdenn verschwindet alles wieder. Und geschicht solches [151] bey einem Berg / so zwey Meilen vom Nilo gelegen ist / aber gleichwohl also /daß sie sich nicht auf einmal auffrichten / viel weniger gehen / sondern langsam anfahn herfür zuragen / also daß / so jemand einen Arm / oder Bein betaste / gehe darauf hinweg / und komme darnach am selbigen Orte wieder / er alsdenn spüre / daß solcher Arm / oder Bein / sich auß dem Sande noch weiter herfür gethan habe. Ist solches wahr / so ist es ein groß Wunder /und hat Gott diese abergläubische Ægyptier hiedurch locken wollen / daß sie desto eher den Articul von der Aufferstehung der Todten Glauben geben sollen. Biß hieher dieser. (Confer meine Tract. von Aberglauben auff Ostern. Von andern Erd-Menschen / wie auch Kobolden handelt Kornmann in Theat. Nat. p. 172. unter andern / aussem Mengo in compend. daß Anno 1589. Zu Bononien in eines Adelichen Behausunge ein dergleichen Kobold gewesen / welcher sich in der Magd schöne Gestalt verliebt / ihr alles zugefallen verrichtet / und allenthalben nachgegangen war / ja wenn ihr Herr oder Frau sie gescholten gehabt; so hatte er es bald aufs heftigste gerochen / mit greulichen schmäh- und läster- Worten. Und wie das Ding dem Mägdigen auch einmal gram geworden; da hat es ihren Rock und Kleid / von oben biß unten aus / gantz in Stücken zerrissen; und wie sie sich darüber betrübete / hat es sich hingesetzet / und in Eyle alles wieder zusammen genähet / daß man auch den geringsten Rieß nicht weiter dran verspüren könnē.) Weil wir etwas vom Kobolde angefangen haben zureden / so wollen wir von diesem Namen noch etwas [152] neues herzuthun: davon M. Johann Mathesius seel in der Sarepta also: Concione 10. p. m. 501. etc. Dieweil man gemeiniglich auffdrücken und festen Gängen / auch solche schwartze / blaue / graue oder Ascherfarbe Art hauet / darinn offtmals gut Ertz bricht / und solch Metall in dem starcken Witterung verbrand und außgesogen werden / wie die rechten Ofenbrücke / hat man dieselbige Art / und was der giftigen Zehen Rauch mehr seyn / auch Cadmias Fossiles genennet; Ihr Bergleute heisset es Kobelt / die Teutschen nennen den schwartzen Teufel / und die alten Teufels-Huren und Cadartin, alte und schwartze Kobel / die Viehe und Leute mit ihrer Zauberey und Gifft und Gaben schaden thun. Nun ist der Teufel ein böser und vergiffter Geist / der seine verlipte Pfeil den Leuten in ihre Hertzen scheusset / wie die Unholden und Hexen / Vieh und Leute-Glieder schiessen / Hexen und verlahmen / und mit dem Kobaldt und Hippomane oder Pferde Gifft viel Unfugs stifften und Teufeley treiben. Denn nachdem Qvecksilber und rothgüldigen Ertze ist Kobalt und Wißmat Rauch das gifftigst Metall, damit man auch Fliegen / Grillen / Mauß / Viehe / Vögel und Leute sterben kan. So frisset Kobalt und Kißwasser den Hauern Hände und Füsse auff / und der Staub und Rauch von Kobalt sterbet viel Bergleute und Ertzscheider / wie der Hütt- und Bleyrauch viel Schmeltzer und Abtreiber verlähmet / und umbringet. Es habe aber nun der Teufel / und seine Höllraunen oder Drutten / dem Kobalt oder der Kobalt den Zäuberinnen den Namen gegeben / so ist Kobalt ein giftig und schädlich [153] Metall, es halte Silber oder nicht. Ich finde 1. Reg. 9. ein Wort das heist Cabul, denn da Salomo dem Könige zu Tyro zwantzig Städte in Galilea schenckete / besiehet sie Hyram / und wil sie nicht haben / und spricht: Das Land heist wohl Cabul, wie es Josua am 19. getaufft hat. Nun ist das gewiß aus Josua / daß diese zwantzig Städte im Stamm Asser /nicht fern / wie unser Sarepta gelegen / und daß an dem Orte Eysen und Kupffer Berg-Werck gewesen /wie ihr zur andern Zeit aus Mosis Segen / über den Stamm Asser gehört habt. Weil denn diese zwantzig Flecken / Berg Stäte gewesen / und Kobalt ist ein Metall; Wolte es sich gerne ansehen lassen / als solte die Bergart ihren Namen vom Lande Cabul haben. Die Jüden gehen viel mit Zauberey und Teufeley umb /und haben offt Wasser und Weyde vergifften helffen /darumb weil sie der Patriarchen Cabala und reine Lehre von Messia und seinem Reich fahren lassen /müssen sie sich mit dem Kobalt und ihren Schein Hemperas behelffen / denn wer Warheit und Leben nicht leiden kan / der muß mit Lügen und Mord umbgehen sein Lebenlang. Die Historien und Umbstände können den Verstand sehr wohl leiden / Hyram war ein trefflicher und erfahrner Bergmann / der aus Ophir viel Gold bekam / damit er Salomonem verehrte / nun wolte sich der grosse König wieder Danckbar gegen seinem Nachbar erzeigen / wie denn ein frommer Nachbar eine starcke Vestung ist / darumb wil er einen Bergmann mit Berg-Städten verehren. Weil aber der König zu Tyro Bergverständig war / und beritte zuvor das [154] neue Bergwerck / und sahe daß nur geringe Metall da brachen / und viel wilder Kobalt-Gänge da außgericht waren / wil er mit den Kobaltgängen und Ertzen nicht zu frieden seyn / und sein Geld lieber auff fündige- Gold- und Silber Gänge inIndia verbauen. Denn wahr ists / Kobeltgänge sind unartig / und ist gemeiniglich Fest darauff / so raubet er im Feuer / und mattet / und frist viel Bley / biß man die Silber davon bringet / wenn er zumal speisig ist /darum macht ihm Hyram gute Bergleufftige Rechnung / und wil sich mit schweren Gebeuen und übriger Unkost und Hüttenkost nicht überlegen / und schencket Salomo seine zwantzig Berg-Städte wieder.

Der Hebreische Text wolt schier gerne mit uns gar gut Teutsch reden / das Land heist wol Cabul eretz, darumb wil ich mit dem Koblichten und heißgretigen oder armen Ertz zu frieden seyn. Die Ausleger mercken auch daß es ein unartig Land seyn muß / darumb es klar das es sey ein sandicht und unfruchtbar Erdreich gewesen. Andere haltens für ein zehe / lettig /greusicht / oder Kifricht Land; Nun ist es wahr / Kobalt ist ein zehes und heißgretig Metall, gibt die Silber ungern von sich / raubtet offt und verzehret die Silber / und macht die Bley matt und müssig / daß man alle Stich außgiessen muß / wie Jeremias über seyn Loß oder Kobeltertz auch klaget / Jerem. am 6. Ich mache Bergleufftige Rechnung / und rede wie ein Bergmann bey Bergleuten vor zwantzig Berg-Städten / welche Hyram und Josua Bergverständige Leute /Cabul erez selber nennen. So iemand düncket diß sey zu scharff / oder genau geschucht / der mag [155] sich auff die Berg-Freyheit beruffen / und an diesem Orte ein neuen Schurpff werffen oder Rösch treiben / trift oder überfehret er was schöners in dem Gebirge / so wil ich mich wie ein Bergmann weisen und bessers berichten lassen. Wie mich zwar neulich ein gelehrter Bergmann des Worts Jöbel erinnert / daß bey den Hebreern ein Erdwachs heisset / ob der Kobelt seinen Namen daher hette? Kobelt ist und bleibet dennoch gleichwol ein wildes und gifftiges Metall, das im Berg außgesogen ist / wie ein Ofenburch oder leere Schlacken und hat seine Drüsen / die bißweilen voller schöner rotgültiger Auglein stehen / durchsichtig wie ein Rubin, bißweiln ist er also abgedürret / daß er gleich zu Scherben gebrant ist. Ich habe einen solchen Kobelscherben / der siehet wie ein Hirnschal von aussen / inwendig hat er seine Cellen und Kämmerlein wie ein Menschen Haupt / und weil es vom Quecksilber lauter Gifft ist / stirbet alles / was darauß trincket / daher wir es poculum mortis nennen. Auffn / Sonnewirbel bricht ein Kobelt / der läst sich anzünden und brent lichterloh wie ein Agstein / biß sich der Schwefel oder Fettigkeit dran verzehrt / und das Qvecksilber verraucht / darnach bleibt ein gifftiger Spodos oder häufflein Asche / drauß man für die neuen Zeloten /so umb unötige und frembde Sachen äffern / und ihren unzeitigen Eyfer wieder Unschuldige und wohlverdiente Leute / mit Unverstand entbrennen lassen / und ausgeyfern ein recht eyfer Wasser machen könte / wie aus dem Staub im Tabernackel / wie man auch Habern im Kobelt seudt / und dem schädlichen Gevögel fürstreuet. Ihr Bergleute / ihr [156] wisset / daß hie auch Kobeltstuffen gebrochen / wenn mann sie in Stuben pahet und zuschlägt / daß ein sichtiger Dunst und gifftiger Rauch darauß fähret / wie aus einem Menschen der an der Ungnad stirbet / der zeucht in dem Gemach herumb wie ein Nebel / oder so man ein groß Unschletliecht anßlescht. Biß hieher Mathesius. Zu welchem noch etwas von der Unterirrdischen Gefässe zusetzen ist / nemlich von denen Erd-Töpffen / welche nachdem Berichte Michael. Neandri in Phys.part. 1. pag. 127. in Sachsen / Lausitz / Türingen gleichsam wachsen sollen / und in der Erden weich seyn / wenn sie aber an die Lufft kommen / steinhart werden sollen. Eben derselbige bekräfftiget / daß man auch in Teutschland / solche irrdene Gefässe außgegraben habe; Darinnen die Asche von denen verbrandten Cörpern der Heyden enthalten gewesen. In solche sollen auch bißweilen noch Kohlen / und Ringe zufinden gewesen seyn; Der Gestalt / daß die gemeinen Leute unrecht vermeynen / als ob solche Töpffe in der Erden wüchsen. Gestalt man in Welschlande nicht alleine irdene / sondern auch steinerne / ja gläserne gefunden hat / deren Cæsar Carduinus vier schöne gehabt / zu Neapel in derer Gegend außgegraben / wie Agricola vermeldet. Andere Töpffe wahren / leider! folgende / davon Anno 1660. aus Doesburg /10. Decemb. allhier hat man in Ausgrabung oder Suchung eines Fundaments / zu einer neuen Halle / zur Seiten eines Erbes / genant Stockhoven / an der gemeinen Strasse / zwischen beyden Kirchen von Dremt und neue Caspel / gefunden und wahr genommen /über 25. rothe Cöllnische thönerne [157] Töpffe / unten etwa einer Handbreit / und oben- aus was weiter / und ungefehr eines Schuchs hoch / die sind all mit neugebornen Kinderlein angefüllet / die mit dem Kopffe unter sich gedrücket / und die Krüge so fortan mit Erde gefüllet und gleich gemacht. Alle diese Töpffe haben gestanden in einem sandigen Hocker / so in allen nicht 10. Schritt lang und breit / und umb welche her ein tieffer Fahrweg gehet. Einen solchen Topff sampt denen Kindelein haben wir in unserer Dremter Kirche in verwahrung / und zum Exempel gesetzet. Gott bewahre die Menschenkinder vor dergleichen Greueln! Ein gleiches Exempel ist in D. Gottf. Olear. Häll. Chr. p. 320. Anno 1590. 18. Apr. M. Tob. Schmied in der Zwick. Chron. part. 1. pag. 363. Wer Beliebung trägt von denen Heydnischen Götzen der Vorfahrn zulesen / der kan viel darvon finden / inHelmondi Annalibus oder Chron. Slavorum, Cranzii Wandaliâ. etc. fürnemlich aber in M. Petri Albini Meißnischer Chro. tit. 11. v. Eliæ Schedij De diis Germ. sive veterum Germanu. Gallor. Britann. Vandal. syntagin. Nur noch einen wunderlichen Gebrauch der Alten Wenden / dieser Lande Inwohner / wil ich aus dem Buche Dittmari Bischoffs zu Marseburg erzehlen / der sagt fol. 233. von seiner Nachbarschafft /als von Leuten in Ost- und Osterland. Die Leute daselbst ehren ihre Hauß-Götzen / und haben das Vertrauen / daß sie ihrer grossen Nutzen haben; wie sie denn auch ihnen zu opffern pflegen. Ich habe mir von einem Stabe / den sie haben / sagen lassen / an welchem oben an der Spitzen eine Hand / welche einen[158] Eysern Ring hält / stehet. Derselbe Stab sol von einem Hirten des Orts / in alle Häuser im Dorffe herum getragen / und im Eingange von dem / der ihn trägt / also angeredet werden: Wache auff Hennil, wache auff. Dann also pflegen ihn die Bauren zu nen nen / setzen sich darnach hin / und richten ein stattlich Gastmahl an / und vermeinen also die närrischen Leute / daß sie durch ihn / für allem Unglücke / behütet werden. (Sonsten heisset der Kobald auch Hütlein / kömpt etwan daher Hütlins Tantz? davon D. Wagner in seinen Casnal-Predigten / pag 167. I pudor in villas, fort mit Dir / du Alte Teutsche Zucht / hinaus aufs Dorff! Wo noch das Scheppelin / das ist / das Hochzeit-Kräntzlein wird æstimirt, Zucht und Erbarkeit besser in obacht genommen! Was stecket hinter leichtfertigem Dantz / sonderlich hinter dem ärgerlichen Hütlins-Tantz / (solt man recht mit allem Fuge sagen / Huren- und Buben Dantze?) Da Müttern und Töchtern junge Gesellen aufziehn / an denen Orten Leibs und der Kleider im herumb springen fassen /daß es eine Schand! Von züchtigen Ehren-Däntzen lediger Persohnen reden wir nicht.

M. Ernestus Stockmannns in Hodoget. de peste, qvæst. 13. p. 120. Bringet auch die Wald- und Berg-Gespenste / Hauß-Kobelde und Poltergeister / zu die bösen Geister / so sich des Nachts erschrecklich sehen lassen. Veridor von Stack-Dorn in Belfy oder Goldmacher Teufel / pag. 73. Den Kindern pfleget man rothe Corallen / Luchs Klauen in Silber gefast / anzuhängen / damit ihnen diß und jenes nicht wiederfahre. Solche Narren-Wercke [159] haben sie den Alp / etc. zuvertreiben / welche nicht weniger Gottloß sind / als des Chaels Abgöttische Sachen. M. Mathes. part. 1. Postill. am Sontag Oculi, fol. 87. Etwan waren Polter-Geister / die richten ein Gerümpel an in Häusern; daß warn albere Geister; aber hie spüret man bey vielen Leuten viel subtilere und verschmitztere Teufel / die sich in ein Engel deß Lichts verwandeln / und unser Christi und der Kirchen Namen sich anbeten lassen /dafür wolle uns Gott behüten / etc.

Autor des vierblätterlichen Wunder-Klees / pag. 76. gedencket aussem Cromerô, dein Polnischen Geschichtschreiber / vom Saltz-Bergwercke zu Bochna /daß unter andern Dingen drinnen / man auch hör bißweilen Hanen krehen / Hunde bellen / und anderer Thiere Geschrey / so gemeiniglich etwas böses andeutet. (Dergleichen liefet man auch vom Lande Hansem.) Wil man es erfahren / wer der Truyd oder Alp /der einen die Nacht reitet und drücket; so muß man zu ihm sagen / so er wieder weg weichet; Truyd komm morgen / so wil ich dir borgen, drauf sol er den andern Tag sich einstellen / und was zu borgen begehren / da man ihn erkennen kan / nemlich man giebt beständig vor / das der Alp oder Truyd (wie er zu Salfeld genant wird /) ein Geist oder Seele eines andern Menschen sey; der uns oder sonsten einen / deme er nicht gut sondern feind ist; Des Nachts ängstet / beschweret / und drücket. Ja man saget auch / daß dergleichen Alpischen Leuten ihre Wimmbraunen über die Augen gantz zusammen gehn / und nicht von einander stehen. Drauf habe ich diese wahrhafftige Historie gehöret: [160] Wie nemlich zu Hirschfeld ein paar Mägde in einem Hause sollen gewesen seyn; welche fast alle Abend eine zeitlang in der Stuben erstlich wären sitzen geblieben / ehe sie nach ihr Bette zu schlaffen gegangen: Welches dem Wirte oder Hauß Herren wunder genommen; derentwegen er einmal aufgeblieben / sich in die Stube verstecket gehabt /und das Führnehmen / hat wollen ablaufen: Drauf es sol geschehen seyn; wie sie nun so beym Tische gleichsam alleine gesessen / daß die eine angehoben:


Geist thue dich entzücken /
Und thue jenen N. Knecht drücken:

Hierauf war ihr / und auch der andern Magd / aus dem Halse ein schwartzer Rauch gleichsam gestiegen / oder zum Fenster hinaus gekrochen: die Mägde aber wahren in einen tieffen Schlaff gefallen. Da dann der Haußvater zu gegangen / die eine mit Nahmen sehr geruffen und geschüttelt gehabt; Aber vergebens: Sintemal sie gleichsam für todt / unbeweglich geblieben; also daß er hat müssen davon gehen: Des andern Morgens soll solche Magd / die er gerüttelt gehabt /todt gewesen und geblieben seyn; Die andere aber ist lebendig geblieben; welche nicht gerüttelt worden. Weiter erzehlete mir auch meine Hauß-Ehre / daß sie von ihrer Mutter Schwester einem glaubwürdigem Weibe / offtermahlen gehöret; Die es mit ihren Augen gesehen / wie einer Magd auß dein Halse gleichsam eine Mauß gekrochen / aus dem Fenster gelauffen /und in einer Weil wieder zum Halse hinein gekrochen sey / nachdem nemlich solche Mauß anderswo ihr Drück-ampt verrichtet und einen [161] Bauch-Drücker geagiret gehabt. Ich wil allhier noch andere Aberglauben mit anhengen vom Alpe / also sagen die Layen: wenn man seinen Kopff hat waschen lassen / und mit entblösetem Haupte herumb gehet; so beschüttet solchen Menschen der Alp mit Läufen. Der Nachtmahr scheuet kein Ding mehr / denn so ein Hafen vom Feuer gesetzet / noch sendet / Autor bey der Teutschen Astronom zu Franckfurt gedruckt. Welche des Abends schlaffen gehen / und ihren Stuel / da sie auffgesessen / nicht versetzen / die müssen besorgen / daß sie der Nacht-Mahr reite. Wenn einen der Alp drücket / und er kan den Daum in die Hand bringen / so muß der Alp weichen. Wenn die Muhme ein Kind windelt / so muß sie zuvor ein Creutze machen / und einen Zippel aufschlagen; sonsten windelts der Alp noch einmal. Vide meine Wochen-Comœdie, und die Bummel-witzige Käthe / thes. 39. Mich. Freudius in Gewissens Fragen von Processen wieder die Hexen /qvaest. 22. p. 24. & aliis Autoribus.


Ich beschwere dich Alff / Alff /
Der du Augen hast wie ein Kalb /
Einen Rücken / wie ein Deig-Trog /
Weise mir deines Herren Hoff / etc.

Der Alp kan mit Pferdes Köpffen vertrieben werden. Hievon vernim / wad Paulus Einhorn vorbringet / in seiner Wiederlegung der Abgötterey / part. 1. c. 5. p. 22. etc. Von übernatürlicher Würckunge so den Todtenbeinen des Viehes und der Menschen zugeeignet wird. Diese Meynung ist dieser Oerter bey den unteutschen Leuten sehr gemein / daß sie es dafür halten / [162] daß die Todtenbeine des Viehes und der Menschen eine sonderliche Krafft und Eygenschafft haben / wieder vielerley Gebrechen und Anliegen der Menschen und des Viehes. Als / wenn unter dem Viehe ein Sterben einfället / sollen die Todtenbeine des verstorbenen Viehes / wieder ein solch Sterben und Seuche ein sonderlich Remedium und Artzney seyn. Darumb sie umb die Vieheställe solche Todtenbeine / als die Häupter von todten Pferden und Kühen auff die Zaunstaken stecken / daß dieselben den Seuchen wehren /und sie vertreiben mögen. Weiter sollen auch / ihrer Meynung nach / die Pferde des Nachts geritten werden / vom Maare oder Leeton, wie sie es nennen /auch also daß sie gar matt und müde werden / und wird an etlichen Pferden ein Zeichen gewiesen / so sie von solchen Reutern bekommen sollen. Wieder solches Reiten pflegen sie in der Krippen unter dem Futter ein Häupt eines todten Pferdes zu legen / weil sie gläuben / daß selbe solche Maare vertreiben soll: Welche / wenn sie so ein Todtenbein oder Pferde-Kopff vor sich finden / sollen sie keine Macht mehr haben über dasselbe Pferd. Daß aber die dürren Todtenbeine des Viehes oder der Menschen / solches von ihm selber solten vermögen zu thun / daß sie Seuchen und Kranckheiten von Menschen und Viehe vertreiben und abhalten könten / wenn sie nur an die Zäune oder sonst hingehengt werden / ist ein Abergläubig und Abgöttisch Ding / und kan an ihm selber nicht seyn / denn Natürlich können sie in sich solche Krafft und Würckunge nicht haben / daß sie Seuchen und Kranckheiten vertreiben / weil es nur [163] harte / und dürre Beine sind / darinne keine Krafft und Würckunge seyn kan. Es ist an ihm selber gewiß und wahr / daß auch die harten und dürren Beine und Steine / eine natürliche Eygenschafft und Krafft haben / wieder dieses oder jenes Gebrechen und Kranckheiten / wie von solchen die Medici und Aertzte schreiben / auch die Erfahrung / bezeuget: Aber das sind keine gemeine Beine von todten Pferden und Ochsen / auch keine gemeine Steine / die im Felde oder im Wasser liegen; sondern es seyn sonderliche Steine und Gebeine besonderer Thiere / welchen die Natur solche Krafft und Eygenschafft gegeben und mitgetheilet. Magir. lib. 5.Physiol cap. 2. Als da sind / Chelidonius, der Schwalben-Stein / Ætites, der Adler-Stein / Bufonius, / der Kröten-Stein / Oculi Cancrorum Krebs-Steine /Perlen und andere Steine mehr. Die haben eine sonderliche Eygenschafft / also daß sie zu vielen Gebrechen der Menschen und des Viehes dienen. Wie denn auch das Horn vom Einhorne / wie Cardanus lib. 10.subtil. p. 34. schreibet / gar eine grosse und wunderliche Würckung haben soll wieder allerley Gifft. Es müssen aber solche Mittel natürlich adhibiret und gebrauchet werden: Daß sie nemlich dieselben so da solche Gebrechen haben einnehmen / oder zum wenigsten auff den Schaden binden / damit sie würcken /und ihre Krafft den Beschädigten mittheilen können. Das aber geschieht nicht / wenn man die Todtenbeine bey den Gemächern hinleget / oder an die Zäune henget. Dann / wann schon solche Krafft in ihnen were /welches doch nicht ist; So können sie doch nicht würcken / [164] weil sie nicht wie Medicamenta und Artzney gebraucht werden / und die krancken Cörper nicht anrühren noch zu denselben geleget werden. So kan nun auch in denselben dürren Steinen natürlich eine solche Krafft nicht seyn / so von ferne durch die Lufft den Beschädigten könte mitgetheilet werden: Wie denn etliche Kräuter solches zuthun vermögen / daß sie auch von ferne ihre Krafft und Eygenschafft den Menschen oder dem Viehe mittheilen. Und schreibet Levinus Lemnius, in Explic. Herbar. Biblic. c. 2. p. 8. Daß die Mandragora, eine solche Eygenschafft haben /daß wenn sie in einem Gemache geleget werde im Sommer / den Menschen so schläfferig mache / ob sie schon weit von ihm ist / daß man sich auch nicht ehe des schweren Schlaffes erwehren möge / biß man sie hinweg gethan. Das würcket nu solch Kraut natürlicher Weise / durch seine natürliche Krafft so es an sich hat: Welches in keine wege die dürren Todtenbeine thun können / in welchen solche Krafft und Eygenschafft nicht ist. (Omnis res Naturalis agit, vel immediatione suppositi, sive substantiali, ut loquuntur Scholastici: quae est, qvando agens per se ipsum, suo supposito vel substanciâ, attingit suum Effectum sine medio, ut Aqua humectans terram, ignis comburens ligna. Vel, Immediatione Virtutis, quæ est: quando Agens non quidem Substantia sed Virtute attingit suum Effectum sine Medio: ut, sol illuminans terram, candela domum, Magnes trahens Ferrum. Sol enim terram illuminans, Candela Domum: Suâ Substantiâ rem illuminatam non attingunt, [165] nec Magnes ferrum: Sed virtute procedente è suppositô sive Substantiâ. Ossa verò arida, de quibus hoc loco: nec immediatione agunt Substantiali:Suâ enim Substantiâ homines vel pecora ægrota non attingunt: Cum proul à stabulis, domibus vel Hypocaustis, suspendantur vel collocentur. Nec virtuali agere possunt: Cum aridis ossibus nulla Virtus insit quæ à Substantiâ absente prodire, & suum Effectum attingere possit. Unde sequitur rem esse superstitiosam & execrabilem.) Was den Maar anbetrifft / so /wie sie vorgeben / die Pferde bereitet: So fraget man billich was es seyn muß? So seyn etliche närrische Leute der Meynung / daß es die Seelen der Kinder seyn / so ungetauffet gestorben. Die sollen so herumb wallen / Pferden und Menschen beschwerlich seyn. Und seynd viel Leute / die sich daher beklagen / daß sie darvon im Schlaffe geplaget werden. Diß aber ist eine böse und Gottlose Meynung: Denn was die Kinder anbetrifft so vor der Tauffe gestorben / kan man dieselben nicht verdammen / wenn sie schleunig hinsterben / daß sie die Tauffe nicht bekommen. Denn es heisset: Non privatio sed contempus Sacramenti damnat. Der wird verdammet / der die Sacramenten Christi des HErrn verachtet / und nicht derselbe / der sie nicht haben und bekommen kan. So seynd nun die Seelen solcher Kinder in Gottes Hand. Die andern so ausser der Kirchen Gottes seyn / die befehlen wir Gott dem HErrn / und seinem unerforschlichen Rahte und Gerichte. Denn / was gehen uns die draussen an / daß wir sie richten sollen? [166] Gott wird die draussen seynd richten / 1. Corinth. 5, v. 12. Darumb können dieselben auch nicht / ob sie schon ausser der Kirchen Gottes gebohren / und ohne die Tauffe hingestorben / also auff Erden herumb wallen / denn es hat Gott der HErr ihnen einen Ort bestimmet / so uns unbewust. Denn seine Gerichte seyn unbegreifflich / und seine Wege unerforschlich Roman. II, v. 33. Was er nu in seinem Worte nicht offenbahret / das wollen und können wir nicht wissen. Worauß wir denn auch alle dasselbe was die Bäbstischen von ihrem erdichten Lymbô infantum, da solche Kinder hinbestimpt seyn / lehren /gäntzlich verwerffen / weil dessen mit keinem Worte in H. Schrifft gedacht wird. Andere seyn dargegen der Meynung / es sey der Maar / wie sie es nennen / ein Geist oder Gespenst des Teufels / wann diß nu schon wäre / so were es ein nichtig und vergeblich Ding /daß man ein Geist oder Gespenst des Teuffels mit einem todten Häupte vom Pferde oder Ochsen / mit einem dürren Beine und Knochen vertreiben wolte /welcher sich mit solchem Mittel nicht vertreiben lässet. Denn / wie er kein Natürlich oder Leiblich / sondern ein Geistlich Wesen ist / also kan man ihn auch mit keinem natürlichen oder leiblichen Mittel vertreiben. Geschicht es nu aber / so ist es gewiß / daß er die Leute nur bethöret / und schändlich betreuget / in dem er sich bedüncken lässet / daß er dafür fliehe / da es ihm doch nicht ernst ist. Denn was solte er doch vor eim Todtenbein Scheu tragen und fliehen? Ist derowegen dasselbe nichts anders als ein Heydnische Abgötterey und Aberglauben / so billich von Christen verworffen und vermieden [167] werden muß. Was man auch von dem Maar oder Leeton / wie mans hie heisset /saget / achte ich / es sey eine Fabel / und vom Teufel vorzeiten in der Heydenschafft den Leuten eingebildet. Das man aber / dieses zubestätigen / an den Pferden Zeichen weiset / so sie von solchem Dinge behalten / und daß sie des morgens vom Reiten matt und müde seyn / als wann sie einen weiten Weg gegangen / kompt vielleicht daher / daß die Pferde denen dieses wiederfähret / ein natürlich Gebrechen haben / welches ohne zweiffel / solch Schreyen / Stampffen und Unruhe derselben verursachet. Wann auch etliche Menschen klagen / daß sie von selben geängstet und geplagt werden / ist auch nichts: Angesehen daß dieMedici und Aertzte dawieder seyn / und lehren / daß ein besonders Gebrechen und Kranckheit sey / welches sie Incubum nennen / das sol solche Beschwerligkeit und Angst dem Menschen im Schlaffe machen: Bildet sich also der Mensch ein / es sey ein Geist oder Gespenst / da es doch so nicht ist. Und wanns nu gleich so were: So könte man es mit keinem Mittel vertreiben / als allein mit dem Gebete / daß man Gott den HErrn bete / daß er dem Teufel und seinen Gespensten wehren wolte / damit er keine Macht und Gewalt über uns und über das unsere haben möchte. Das ist das einige Mittel / welches Christus der HErre selber wieder den Teufel zugebrauchen lehret / Matt. 17. v. 21. was da wieder ist / ist vom Bösen / eine Abgötterey und Aberglauben / so den Teufel nicht vertreiben oder verletzē kan: Denn er sich nur düncken lässet / als flöhe er durch solche Mittel / in dem er aber fleucht / kompt er durch solchen [168] Aberglauben näher / und besitzt der Menschen Hertz dadurch / daß sie sich damit an Gott dem HErrn versündigen / in dem sie die Macht und Hülffe / so sie allezeit von Gott dem HErrn solten gewärtig seyn; Einer leblosen und nichtigen Creaturen zumessen: darumb ja ein ieglicher mit allem Fleisse sich dafür zu hüten hat /damit er hierinn dem Satan nicht dienen und willfahren möge / und Gottes des HErrn Zorn und Strafe auff sich lade. Aber genug von Erd-Männern: Ich wil nunmehr vom Fato unserer Erden und der Lands-Stadt was schwatzen / nach unserer Verheissung: Nemlich es sind etliche / welche diese Stadt Leiptzig / wegen dieses 1666. Jahres ziemlich gedräuet haben / als wie einer in seinem Calender gethan: Davon in meiner neuen Welt-Beschreibung / part. 1. pag. 177. Als der eine alte Propheceyung citiret, daß dermahleins der Türcke / Teutschland und ganz Meissen / und per consequens auch Leiptzig verstören werde. Und was er etwan sonsten auß andern unrecht verstandnen Köpffen / v. influxu ste Harum Ihme träumen lassen. Mit einander aber wil man aus folgenden Conjecturen diese liebe Stadt käuen; als da seynd /


1. P rædicitiones, oder Alte Weissagungen.
2. H æmatoterata, oder etliche Blut-Zeichen.
3. I gnes aerei, vom Himmel gefallen Feur.
4. L unares circuli, etliche Mond-Kräntze.
5. V itulus biceps, ein Monstr. Kalb mit 2. Köpffē.
6. R evolutio seu periodus, weil 100. Jahr aus seyn.
7. E rraticæ stellæ, die vorigen beyden Cometen.
[169] 8. Aspectus, Configurationes am Himmel.

Zum 1. gehöret p. 28. etc. vis. 6. von LeptzigGeorg. Reicharts Schulmeisters zu Seehausen eine Meile von Leiptzig 1637. Vom andern Stücke habe ich außführlich geredet / in einem besonderen Tractat, vom dreyfachen Leiptzischen Blut-Zeichen / und in der neuen Welt-Beschreibung / da ich das Vierte hinzu gethan / pag. 171. etc. part. 1. Aber sie alle erkläret habe / von denen nur im Schwange gehenden Seuchen; davon in einem besonderen Bogen / vom blutenden Hirsch-Horne zu Pataune. Vom Dritten stehet das seinige in der Welt-Beschreibung / part. 1. p. 316. Wie auch vom Vierdten / Fünfften. Vom Siebenden stehet in meinen Cometischen Schrifften / wie auch vom Achten; Daß solche Zeichen uns mit Gottes Hülffe nicht angehen. Vom Sechsten stehet allhier in der Vorrede A. B. C. wegen deß 1566 Jährigen Blutigen Regens allhier / der Seculari spatio interjectô allhier gleichsam wiederhohlet worden. Item in der Welt-Beschreibung / part. 1. p. 185. Vom Vierdten stehet auch im Wunder A. B. C. das solche Zeichen nur auff ein Einäscherung ander geringer Orter gegangen seyn. Sonsten ereigneten sich auch in diesem Jahre in und ausserhalb der Stadt trefflich viel Mäuse; die der dürre Sommer gewürcket / oder doch nicht hatte vertreiben können / wegen Mangel des Regens /davon sie sonsten auffn Lande in ihren Löchern ersoffen wären. Viel Leute baten damaln den lieben Gott umb Regen / daß das Ungeziefer die Saat unten nicht wegfressen möchte. Und den 19. Nov. folgete ein[170] häuffiger weicher Schnee. Item hernach auch etlichmal Regenwetter. Im übrigen / ist der gantzen Welt /ein Liecht / in diesem Jahre / (Zum dritten von wegen der Anzeigunge der Blut-Zeichen /) irgend wo außgeleschet? so ist es gewiß geschehen an Herrn D. Benedictô Carpzoviô, dem Welt-berühmten ICto. der recht / Vir sui nominis und eine gesegnete Lebens Frucht /in diesem irrdischen Paradieße gewesen / theils was anbelanget /


1. B ibliorum Lectionem.
2. Æ dis freqventationem.
3. N ativitatis Gloriam.
4. E ruditionis Excellent.
5. D ignitatum Eminent.
6. I nsignem Peregrinat.
7. C arentiam pupillor.
8. T hesauri Magnitudin.
9. V itæ longitudinem.
10. S anitatis constanti.

1. Die fleissige und öfftere Durchlesung der H. Schrifft. 2. Die unnachlässige Kirchen-Besuchung. 3. Das fürnehme Herkommen. 4. Die Hochgelahrheit /und Verständigkeit. 5. Die Hohe Ehrenämpter. 6. Die köstliche Reise Erfahrenheit. 7. Daß er keine betrübte Witwe und Weysen verlassen. 8. Den herrlichen Reichthumb. 9. Die Langlebigkeit. 10. Die Beständige Gesundheit. (1.) Nemlich der Seel. Herr D. Carpzovius hat / wie die Personalia bey der Begräbnüß und daß öffentliche Programma lauteten / die Heilige Bibel aufs wenigste 53. mal durch und durch ausgelesen / nach seinem eignen Verzeichnüß im gewöhnlichsten Exemplari. Und des Docter Crameri Notas drüber 12. mal. Des D. And. Osiandri Glossas marg. 3. mal / und hat so viel und schöne manuscripta Theologica hinter sich gelassen; Daß zuzweiffeln / ob er mehr und bessere Juridica [171] ans Tagelicht habe kommen lassen (deren Güte doch alle andere übertrifft) lasset mir den für einen frommen Juristen passiren: hat er auch seines gleichen in der Theologiæ dergestalt gehabt? Carolstadt hat denn D. Titul ein gantz Jahr geführet / ehe er die Bibel gelesen. Vielleichte ist dieses Ihme zu Kopffe gewesen / was demBiliccio, der in Conventu Wormaciensi mit seinem unverschemten Maule gesaget hat / daß die Bibel eine Materie zum Zancke und pomun Eridis währe. Vide D. Johann Wigandum in cap. 12. Dan. p. 429. b. Und war es hier der Bibel also ergangen / wie dem guten Jeremiæ, der auch vir discordiarum in universa terra geheissen worden / Jer. 15, v. 10. vide D. Lyseri Josephum pag. 33. Sonsten hatte noch auch König Alphonsus die H. Schrifft 14. mal durch gelesen. Vide Weissum in appen. Man. Hist. Mich. Saxen in Alph. Hist. p. 40. (2.) Er hat keine Predigt noch Betstunde in vielen Jahren mit willen verseumet: Ist fast täglich zweymal mit höchster Devotion in der Kirchen erschienen / in seiner eigen Capelle: ist schier alle Monaten zum heiligen Abendmahl gegangen /ohne Heucheley / nach beständiger Aussage aller nacheinander gehabten Haußgenossen. (3.) Er ist zu Wittenberg gebohren / 1596. VI. Calend. Jun. Dom.Jucund. und hat zum H. Vater gehabt Bened. Carpzovium, JCt. Cancel. Elect. Viduae & Comitum Reinstein und Blancken-Burg. Zum Herrn Groß-Vater / Sim. Carp. Bürgemeister zu Brandenburg / dessenClüver. l. 10. und Meteran. lib. 40. Laur. Nassav. rühmlichst gedencken. [172] Seine Herrn Brüder seind alle vortreffliche Männer gewesen / als (1.) D. Conrad.Carpz. JCt. Com. Pal. Caes. 17. Järiger P. P. Just. Cod. Witt. hernach 20. jähriger Cantzler und Consil.Intim. Des Durchl. Fürsten und Administ. Augusti zu Halle. (2.) D. Christ. Carpz. P. P. Pandect. Franc.cis Viadrum. (3.) D. Johann. Bened. Carpz. P. P.Theol. Lips. und Prediger an der Thomas-Kirchen. Und D. August. Carpz. Cancel. Cons. Duc. Coburg. so noch alleine lebet. (4.) Er hat die VortreffligstenJuristischen Werke geschrieben / so gleichsam vor ein Oraculum gehalten werden / als Anno 1635.Practicam Rer Crim. Anno 1639. Def. Forens. 1640. Legem Germ. Regiam. 1642. Responsa Juris Elect. 1649. Definit. Eccles. Cons. 1646. etc. Tomos tres Decis. Sax. 1657. Process. Jur. Sax. und sehr vielDisputationes etc. (5.) Er ist durch alle Ehrenstuffen gestiegen / und auff den höchsten Grad gekommen. Er ist Ordinarius der Jur. Fac. Senior und Beysitzer deß Churfl. Schöppen-Stuhls durch 46. Jahr gewesen /und Churfl. Sächs. Geheimer Rath zu Dreßden. Da von er sich kaum 1661. loß machen / und zur beliebten Einsamkeit wenden mögen: Drauf er hier in denen Stamm-Büchern die Ursachen / also zu verstehen geben hat: Extra Lipsiam vivere, est miserimè vivere. Er hat sich bey solchen hohen Ständen von Hertzen demütig und freygebig gegen die Armen erzeiget. (6.) Er hat ziemlich gereyset fast durch gantz Europam. (7.) Er hat keine Erben betrübet: angesehen Er zwar geheyratet gehabt. 1627. Und 5. Kinder gezeuget /Item [173] Anno 1640. so sind ihme doch solche Ehe-Pfläntzlein (wie auch das letzte Ehegemahl) sehr frühzeitig abgestorben; daß er ihre Geburts-Stunde kaum bey ihrem Leben / wie er selber geredet / verzeichnen können / daß er nicht auch zugleich / ihr Ableben darzu setzen müssen. (8.) Er soll einen ziemlichen Schatz Geldes verlassen haben seinem jüngsten Herrn Bruder / Brüdern-Kindern / etc. Dran er auch Ehre und Freude gesehen hat. (9.) Er hat gelebet 71. Jahr 13. Wochen 5. Tage und eine halbe Stunde. Und (10.) Es hat ihm kein Finger gleichsam durch sein gantzes Leben wehe gethan: ohne daß er kurtz vor seinem Ende / etwas vom Steine und Zipperlein verspürt: und darauf am 9. Calend. Sept. 1666. an im schwange gehenden Durchlauffe / Selig / Lebens und Ehren satt /abgeschieden ist / in seinem eigenen Hause / in der Burg-Strasse / und in der Pauliner Kirchen / darinnen er sein Epitaphium beym Altare schon lange gehabt /herrlich begraben ist: Da ihm die Leich-Predigt thateD. Samuel Langius, P. P. und Superint. Und hiemit zu brachen die köstlichen Gesetz-Taffeln / so unser Leiptzig bey sich lange verwahret gehabt. Dieses sey dem Seel. Manne / an statt der Parentation, von meiner wenigkeit / Dienstfertig nachgesaget. Ich komme nunmehr wieder auf den Catalogum der Leiptzig. Unglücks-Boten. Was allda zum Ersten die Wahrsagungen betrifft; so ist davon eine vorgebracht worden / in meinem Türcken-Schläger. Müste die aber / so ferne sie auch nur richtig ist / so eben in diesem Jahre wahr werden? Noch einandere bringet ein Calender Schreiber vor / vide meine Welt-Beschreibung / [174] nemlich /daß der Türcke diese Gegend werde verstören; Solte denn auch dieses itzt eben wahr werden? Er berufft sich auff deß Bruder Sebaldi Propheceyung. Aber höre wegen den Solœcismum Chronologiæ an. Abraham. Hossmann. de Natur. & Nativ. Hom. lit. M. iij. darauß man siehet (redet hier Hossm.) daß andere Dinge auch / was dieser Mönch (Frater Sebald. ein fürnehmer Astron. und Weissager / deßgleichen nicht mehr zu finden / so gelebet hat Ann. 1012.) Propheceyet / gewiß eingetroffen / und folgende Historia nicht vor Fabelwerck zu halten sey. Nun erzehlet eben ermelter Histor. Spangenberg des Münchs eigene Wort / wie er sie angetroffen / und auß dem Lateinischen also verdeutschet / welches eigentlich / wie mit einem Finger / auff das Hauß Oesterreich zeigen /Also wenn ich Sebaldt alle Eygenschafften und Würckungen der Himmlischen Zeichen wohl erwege / so befinde ich an allen Orten / auß natürlicher Bewegung und Andeutung derselben Sternen / daß die Käyserl. Hoheit / auff keinem Stamme lange beruhen wird /biß man wird schreiben 1216. da wird ein Held durch Mannheit den zweyfachen Adler erlangen / und das Käyserthumb löblich verwalten / auch Oesterreich /Böhmen und Hungern ihme unterthänig machen / solche auch mit seinen Nachkommen so lange beherrschen / biß ein greulicher Tyrann von Mitternacht /Pohlen / Schlesien / Laußnitz und Sachsen verwüsten wird / da wird sich diese Hoheit ändern; unterdessen aber wird die Käyserl. Würdigkeit / bey denselben Stamm-Erben verbleiben / über 600. Jahr / wo unser lieber Gott unterdessen [175] nicht mit seinem unvergänglichen Ehren Reiche wird einbrechen. Ob sich aber schon der Adler etwas von ihnen wenden wird; und etliche mitten einkommen möchten / so in diesen Stamm nicht gehörten / so wird doch dieses nicht beständig seyn; sondern nur eine kleine Zeit bey ihnen beruhen / und sich zu dem vorigen Stamme / als Ertz-Hertzogen werden / und durch Oesterreich wird er seine Gewalt erhöhen / Er wird 20. Königreiche durch Erbschafft und Weltlichen Witz erlangen. Dieses erzehlet obgedachter Autor keinem Menschen zugefallen / oder iemand damit zu heucheln: denn ob er schon denen Catholischen nicht gut ist / weil er auch in öffentlichen Schrifften mit ihnen Part gehalten /daß er aber nun diesen Münch (fast wieder seinen Willen) in seinen Chronicken (derer 5. in offentlichen Druck sind) und anderen Schrifften / weil er sehr viel Bücher geschrieben / und ein sehr berühmter Historicus ist /) hoch gerühmt / ist an ihme lobens werth /daß er seine Affecten der Wahrheit nicht vorzeucht /und rühmt was zu rühmen gebühret. Was bedarf es hiervon viel Wort / er ist sonst kein Heuchler / was ihme auch seine mit Consorten wegen der Warheit (darvor es gehalten) mit gespielet / auch den Landes-Fürsten wieder ihn verhetzet / der zugelassen / daß ihme alle seine Bücher und anders (ob er sich schon gut Lutherisch erkläret) zu Manßfeld öffentlich verbrannt worden / was er sonsten vor Händel zu Manßfeld gehabt / da er in einem Articul mit seinen Consorten nicht einstimmen wolt / stelle ich an seinen Ort / gehet auch mich nichts an / er fechte gleich was er wolle / und leide drüber was er kan / gehöret hieher gar nichts / sondern er braucht allhier der Auffrichtigkeit / die einem jeden Historico eignet und gebühret /und erzehlet die Sache wie er sie funden / und stellet das Iudicium einem andern heim / doch rühmet er dieses Münchs Weissagung trefflich hoch / in deme er befindet / daß er mit derselbigen sehr eingetroffen hatt. Bißhieher jener. Mann betrachte nunmehr dasIntervallum, so ferne ja der Calender-Schreiber und dieser Hossmannus, dem Bruder Sebaldo gläuben: Nemlich der Gestalt kömpt der besorgte Ruin allererst im Jahr Christi 1816. Welche Zeit weit vom 1666. ist: Der gütige GOtt sey aber diesem Orte allezeit gnädig / und alsdenn auch / gedencke er dieser Stadt im besten; So ferne irgend eine Posterität verhanden ist / und uns der liebe GOtt nicht allbereit mit einan der in dem Himmel hat.

6. Von Felß-Menschen
VI. Von Felß-Menschen.

Autor Admirand. Sinae & Europ. c. 29. p. 458. Der Berg Utung macht einen Menschen / der das Haupt neigt / und sonsten stehet. Unter der Stadt Pinglo liegt der Berg Monien, die Spitze der Augen genannt / weil er am allerhöchsten zwey Steinern Augen hat / die von der Natur so gar künstlich gemacht sind / daß man glauben solte / sie weren über aller Künstler Witz. Dann der Augapffel ist mehr den klärlich unterschieden / und da stehn umb denselben gleichsam die beyden Humoren oder Flüchtigkeiten / der weisse und schwartze / wie in unserm Aug.

Ein Anhang wegen des Pegasischen Reiches.


[176] Wenn GOtt ein Land straffen will / nimmet er zuvor Vornehme Häupter weg.


Kurtz nach Absterben des fürtreflichen Obersten Epaminondae / ward die Stad Thebe von dem Alexandro Magno gantz in die Aschen geleget /

Wie der fromme Käyser Theodosius gestorben / erfolgeten der Gothen / Wenden / und Hunnen Einfall in Ungarn / Welschland und Spanien.

Ein vornehmer Oberster Stillio genant / pflegete offt vom Ambrosio zu sagen / wenn er sterben würde / so würd Italien zu Grunde gehen / welches auch wahr worden / denn bald nach Ambrosii Todt die Gothen und Wenden Italien verwüstet.

Nach D. Lutheri Todt ist der Deutsche Krieg angegangen: Und allerley Zwiespalt unter d' Religion.

Als Johannes und Matthias Hunniades gestorben /eroberten die Türcken das Land Ungarn.

Auf Friderici III. Todt 1493. erfolgete eine grosse Pestilentz / so zwey Jahr / als 94 und 95 währete /welche viel Städte und Dörffer wüste machete.

Wie auch nach tödtlichen Abgang Käysers Maximiliani eine solche grausame Pestilentz entstund / daß gantze Städte aussturben / und das Getreide im Feld stehen blieb. Mann helt dafür / daß dz dritte Theil Oesterreich ausgestorben. Cuspinianus. Biß hieher Krekwitz in seinen Gnomen und Polit: Histor: So dürffte es auch anderswo ergehen. Aus der Franckfurt. Histor. Relat. pag. 102. Der Weyland Durchläuchtigste [177] und Großmächtigste Fürst und Herr / Herr Philippus der Vierdte dieses Nahmens / König in Hispanien und beyder Indien etc. Starb zu Madrit / Donnerstage / den 7. 17. Sept. 1665. Morgens frühe ümb 4. Uhr /im 61. seines Alters / und 44. Regierungs Jahr. (p. 53.) Darauff war die Königin / biß zur Majorität des Printzen / die in zehen Jahren erfolgen werde / vollkommentliche Regentin worden: Dero habe man / die Regierung desto leichter zu führen / 6. Geheime Räthe / als den Cardinal von Toledo / so seithero auch ver storben. Den Marggraffen von Aytona / wegen desAdels; den Graffen von Pennarenda / wegen desStaats; Den Graffen von Castriglio / Praesidenten von Castilien; den General Inquisitorn Don Pascual de Arragon / und den Vice-Cantzler Don Christoval Crispin de Valdaoro / zugeordnet. Am selbigen Tage des geschehenen Todes-Falls / seynd alle Grandes zum 4 Jährigen Printzen gangen / denselben für ihren künfftigen König erkennet / und ihne Carolum den Andern genant / ibidem p. 52. vom Jun. fast ümb diese Zeit / (nemlich da die Portugesen eine zimliche Victoria erhalten) hatte ihre Majestät den König in Spanien selbsten / bey nahe ein grosses Unglück betroffen / denn als Sie außgefahren nicht weit von Madrit / eine Kirche zu besuchen / und nunmehr an derselben ankommen / auch kaum daraus gestiegen /schoß ein grosses Stück von der Kirch-Maur herunter / welches 6. Pagen / den Kutscher / sampt den Pferden todt geschlagen / Ihre Majestät aber so nicht [178] weit davon gestanden / seynd (Gott Lob!) im geringstē nichts verletzt worden: wofür selbige Geistlichen GOtt inniglich gedancket / und das Te Deum laudamus singen lassen. (Ein Omen seines erfolgeten Todes! Wie es aber denen Unterthanen ergehen möchte / davon haben gnug gezeuget / der ander Comet in Pegaso anno 1665. die wunderlichen Monstra / und andere prodigia. So stellet auch Christoph Richter /im andern Sende Schreiben vom Comet: eine schlechte Nativität / denen Spaniern. Aus Hamburg 18. Octob. 1665. daß die Portugesen im 2. Scharmüzeln denen Spaniern zu Bajados / und andern Orten abermahls grossen Schaden zugefüget / und darauff fast weit in Spanien partiret haben. (traun / es kam / über die 20. mahl an / durch diese gantze Zeit / unn anderthalb Jahres Frist / daß Spanien mit Portugal sich verglichen hatte. Ich habe allezeit richtig das Contrarium gläuben können / auß selbigen Cometen. Ich muß eines und das ander von denen Wunder Dingen setzen: als da seynd


1. Hæmaticus ensis aërus. Ein blutiges Schwerd in der Lufft.
2. Infans biceps. Ein Zweyköpffigtes Kind.
3. Stellæ crinitæ. 2. Comet-Sterne
4. Pyromantia, Feuer so aus der Luft gefallen.
5. Animal monstrosum: Der halbe Crocodil unn halb-Pferd.
6. Naumachia Der Schiff-Streit in der Lufft bey Span. Niederl.
7. Intempestas. Greuliches Vngewitter.
8. Aërea columna ignire. Eine feurige Seule.

[179] Aus Madrill: 25. Febr. 1666. von Barcellona wird berichtet / daß allda am 23. dieses eine feurige Seule am Himmel gesehen worden / die grosse Strahlen von sich gegeben / Ingleichen ist eben auff den Tag / an einem andern Ortht ein feurig Schwerd / so hernach in Blut / und zu letzt in Blau verändert gesehen / und vors dritte ein Comet-Stern an unterschiedlichen Orthen wahr genommen / dessen Schweif / dem Ansehen nach / wohl 20. Ellen lang gewesen / dieses alles ist durch die He. P. P. und der Königin Beicht Vater von Barellona aus jedem Orthe hieher berichtet worden. Antorff 26. Nov. 1665. Aus Madrill wird berichtet /daß allda bey dem Königl. Hoffe des Nachts einige Personen / vor des jungen Königs Zimmer gewesen; wie man nun gefraget / wer da weret seynd sie alßbald wegkommen. Woraus man praesumiren wil / daß sie den König wegnehmen wollen / und mit der Wache einige intelligenz gehabt / als die sie passiren lassen /(von denen übrigen praesumtionen und Erfolgungen mit denen Folgerungen / suche meine Welt-Chronick dieses 1666. Jahres / und andere / mit Gottes Hülffe /erwärtliche Tractatus.) Schließlich wil auch Saavedra / ein Spanier / in Symbolo / 87. fol. 624. etc. selber vom vermuthlichen Untergange der Spanischen Monarchiae / viel Dinges beglauben. confer Zeiler part. 2. Epist. 588. p. 1002. Ich lasse alles dahin gestellet /und dem Außgange die Warheit anbefohlen seyn / und bringe vor / was andere vermuthet haben. Einmahl hat es gleichwohl dennoch aufs 1666. Jahr gefehlet.

[180]
7. Von Graupen-Menschen
VII. Von Graupen-Menschen.

Hinsicht im Schauplatze: p. 683. vor ein grosses Wunderwerck steht zu achten / das man zu Cremona erzehlet: nehmlich daß anno 1240. in dem Kloster S. Gabriel ein Stück Hagel gefallē sey / darinnen das Zeichen des Creutzes gleichsam als mit allem Fleiß gegraben gestanden nebenst dē Angesicht des HErren CHristi / und denen Buchstaben: JESUS NAZARENUS: als auch eins von denen davon geflossenen Wassertröpflein einen Blinden genetzet /sey er sehend worden. Wie selbiger Scribent Vinc. Histor. lib. 30. c. 138. und aus ihm Majolus p. 15. d. Tom. bezeuget / deßgleichen Nauclerus Gener. 41.

Gar denckwürdig ist auch / was sich im Jahr Christi 1395. begeben: das es in den Nordländern gar wunderseltzame Schloßen gesteinet / worauffMenschlicher Angesichter Figuren / beides Männliche und Weibliche gewesen. Die Männliche Figuren hatten Bärte / wie die Männer: Die Weibliche hergegen lange Haarlocken und Schleyer welches von gar glaubwürdigen Männern / die es mit ihren Augen gesehen / und mit den Händen betast / berichtet worden. Cranzius in Wandal. lib. 9. c. 3.

M. Heinr. Sebald. in Breviar. Histor. pag. 473. de anno 1650. den 18. Julii wie aus Preßburg geschrieben ward / ist allda ein so schrecklich Wetter gewesen / daß sehr grosser Schad vom Hagel geschehen / es weren Steine so groß gefallen / daß dergleichen zu [181] der Zeit kein Mensch gesehen. Sie sollen allerley Form gehabt haben / auch etliche den Türcken Köpffen gleich.


In meiner 1666. Jährigen Welt-Chronick / wird der gönstige Leser ein Wunder Geschichte finden vonPohlen / wie nehmlich / in diesem Jahre / allda / zuWarschau sich vor der Bernhardiner Kirche / einCrucifix zwey mahl verdrehet gehabt / und das Gesichte allemahl nach der Kirchen hingewendet gehabt: davon es der König allezeit wieder zu rücke kehren lassen. Was folgete drauff? traun der grosse verlohrne Scharmützel / drinnen die Königlichen sehr einbüßeten. Vide Tom. 1. Traun solte es damit aus seyn / so müste es mir wunder deuchtē. Angesehen man weit mehr / und weiter hinauß sehende Vordeutungen hat von grössern Unglücke. Als wie da / unter andern /hingehöret nachfolgendes: nemlich Eine sonder- und wunderbahre Propheceyung das Königreich POHLEN betreffende; Wie es nach dero Aussage albereit in demselben ergāgen und hinführo ergehen solle / dem new-begierigen Leser zu gefallen durch den Druck ans Licht gebracht. Eine Offenbahrung so von einem Gottfürchtigen Mann der Geburth von Crackau an seinem letzten Ende Anno 1558. gesehen / welche hernach in eines Priesters Bibliotheca / der ein heiliges Leben geführet / und Anno 1595. in Gott dem Herren entschlaffen / gefunden worden / also lautende: Wann eine Zeit [182] erfüllet /und zu der Zeit noch fünf Jahr gesetzet werden; so wird nicht alles was geseet wird / auffgehen / sondern gantz zu nichte werden / auch werdē die Früchte unzeitig bleiben darauß wird grosse Theurung und Hungers Noth entstehen / so man niemahls wird so grausam gehöret haben daß Viehe / Fische / Vögel und alles was sonsten den Menschen zur Nahrung erschaffen / wird wenig vorhanden seyn / also / daß das Volck in grossen Aengsten seyn und vor Hunger verschmachten wird / der Ehebrecher wird sampt der Huren nieder geschlagen werden / und zum Verdamniß des Todes vertilget seyn. Zu der Zeit wird ein Kind von Mitternacht regieren / seine Herrschafft wird schwer und voll Traurens seyn / bey seiner Regierung wird Pestilentz / Hunger und Krieg überhand nehmen / vorhero aber wird er mit Moßcaw einen solchen Frieden treffen / derogleichen seine Vorfahren nie gehabt / er wird ein gewaltiger Monarch werden. Ein böser Rath wird ihm von den jenigen / so Oberschafften / und ihren eigen Nutzen hierinnen suchen werden / mit Unrecht derer so es würdig / und in Bedrengniß der Unschuldigen / gegeben werden. Das Pohler Land wird von den Türcken geschwinde eingenommen werden / doch nicht aus Krieges Macht oder Gewalt / sondern durch einen vermeinten Frieden und wird gewandts Weise den Soldaten und Krieges Leuten / die sich den heiligen Bund nennen werden / die Steur abgetreten / da wird weder geistliches noch weltliches Standes verschonet werden / kein Edelman wird über seine Unterthanen seyn / sondern [183] werden alle gleich seyn / wie zu Zeiten Adams des ersten Menschen. Die Vornehmsten ja auch die Gesalbten werden durch den blancken Säbel des Türcken fallen müssen und diß wird der Türcke thun auff daß / ihr Pohlen / ihn ehren werdet. Ich rede die Wahrheit / und was ich am Ende meines Lebens rede und durch GOttes Offenbahrung gehöret und gesehen habe / gebe GOtt / daß ich der Höllen Pein gewißlich leyden möge / wo solches nicht geschehen wird. Außlegung diser Offenbahrung durch den Menschen / welcher sie gesehen / und ihme offenbahret ist. Pohler Land wird wegen unzehlichen Sünden und Undanckbarkeit / gleich wie die Juden ümbkommen; Aber zu der Zeit werden seyn schwere Plagen und wird sich anfahen eine schwere Zeit / 35. Jahr / dieses wird alles vorkommen / also daß die Pohlen werden fressen der Menschen Cörper / man wird von grossen Schlachten / Hunger und Pestilentz hören sagen / alles Viehe wird Hungers sterben / der geseete Samen wird nicht auffgehen / vor grosser Dürre wird nichts wachsen / Pestilentz und Unfruchtbarkeit der Erden wird einfallen / der Himmel wird den Regen nicht geben /die Erde wird wüste stehen / von denen die darauff wohnen / in vielen Flüssen wird Mangel am Wasser seyn / alle Teiche werden außtrucknen und alles Fischwerck sterben. Der König wird vorm Tode schlecht und recht / er wird endlich im Felde regieren / und sein Leben enden oder sein Nachkommen wird erhöhet und durch schändliche Propheten verführet werden / er wird stehen und [184] verachten die Wäysen und Frommen / er wird pflegen des Raths-Ehr vergessene Leute und auff derselben Rotte gantz und gar unbedachte Sachen sich verlassen / Der Geitz wird ihn einnehmen / die Warheit wird er nicht leyden können /der Güther und Königlicher Personen wird er wenig achten die gantze Zeit seiner Regierung wird Hunger /Pestilentz und schädliche Kriege regieren / das Volck wird mit voller Schatzūg geplaget werden / keiner wird dem andern trauen / die Gerichte werden alle verfälscht und verkehret werden / und wird bey seiner Zeit ohn Ende Zang / Zwytracht und Todtschlag gehöret werden / und im Schwange gehen / Alle Stände geistlich und weltlich vom Obersten biß zum Niedersten / werden nicht auff dem Wege der Warheit gehen / sondern auff dem Wege des Verderben wandeln unn greuliche Laster begehen. Der Feind mit den Freun den listige Prackticken verkehren und die Aempter so sie erkaufft beschweren. Darumb wird GOtt ihre Reichs Tage und Recht nicht segnen / sondern dieselben verwirrē / daß sie den gewünschten Ausgang nicht haben und gewinnen werden. Die armen Priester werden von dem Reichen und Gewaltigen bedränget werden. Pohler Land wird weinen / wenn es wegen seiner gräulichen Sünde und Ubertretung wird gestrafft werden. Es wird über sie kommen / GOttes Ruthe der Türcke / durch welches Tyranney sich Gott an euch / O ihr Polen / wird rechnen / Euer Königreich wird in eines andern Volcks Gewalt kommen und es besitzen nicht mit Macht und Gewalt / sondern unter einem [185] listigen Vertrag / euch wird er glatte Wort geben / doch mit verrätherischer und listiger Condition eines Friedens euch unter sein Joch bringen / er wird euch diß geben wollen / was er in seiner Macht selbst nicht haben wird / gantz weise einen Christen für einen Käyser krönen / und über unsrer Häupter einen Blutdürstigen Mann setzen. In der selben Zeit wird durch Verhengniß Gottes die Lehre des Gesetzes Gottes vertunckeln und Christliche Religion untergehen und auffhören. Ihr / ihr Pohlen werdet umb rechte der Heiligen Statuten und Privilegien kommen / also wird euer Christenthumb ein Ende nehmen / sambt der schändlichen Hoffarth und Undanckbarkeit / welche ihr jederman / und denen beweiset / so auch auff dem Wege der Warheit leiten /und von ihnen gestraffet werdet. Ihr grossen Herren /die ihr itzund alles nach euren Willen thut / werdet die Allerverachtesten seyn / und vor den blancken Eisen des Türcken fallen / auch eur sehr viel in die Dienstbarkeit und Gefängniß gerathen: das geplagte Königreich wird / von Gestanck und Hunger umbkommen / alle eure Weiber werden vor euren Augen geschändet / eure Söhne und Töchter / für eurem Angesichte weggerissen wernen / und unaußsprechliche schmertzliche Dinge leiden müssen / und werdet im Kriege vor Furcht die Flucht geben / ob euch gleich niemand jaget / und weit in die Dienstbarkeit verkauffet / und gleich wie die Jüden hin unn wieder unter die Völcker zerstreuet werden. Der Adel welcher noch überblieben / wird den Bauren gleich seyn /die Dignität [186] und Gerichte werden auffgehoben werden / da wird kein Bischoff / Priester noch ie ein Herr seyn / denn sie werden alle vom Schwerd umbkommen / und durch die Tyranney vertilget wernen. Der Türcke wird einreissen / und Christliche Ehre vertilgen / und wird trotziglich erhalten / das viele der Pohlen werden Mahometisch werden / er wird seine Schulen anrichten / dadurch wird Pohlen Heidnisch werden und den Türckischen Greul Glauben mit Weinen annehmen / mit unaußsprechlicher Trübsahl werden sie ihre Tage zubringen / solches wird euch / ihr Pohlen / und dir / O Crakaw / mein liebes Vaterland /wiederfahren. Weh / weh / weh denn es wird alles Unglück über dich kommen / du wirst wüste und zu nichte werden. Solches bezeuge ich bey dem lebendigen Gott bey Himmel und Erden. Ich rede das bey meiner Seelen die Worte sind nicht mein / als eines todten Menschen Träume und vergebliche Worte /sondern seynd Warnung GOttes selber an euch / den er euch nicht straffen will / Er lest es euch denn zuvor wissen und verkündigen; Er giebet euch noch Zeit zur Busse / und thut dir guths / o Pohler Land / glaube und treibe keinen Spott darauß. Aber ihr auffgeblasene / schändliche und halßstarrige Leute die zu allen guten solten haben Anleitung gegeben / wollets nicht gläuben / denn ihr verwerft die Furcht GOttes / und seine Gesetze / und macht daß der Menschen Gewissen frech und muthwillig werden / ihr gebet Ursach ohne Schande zu sündigen / ihr verfälschet den Glauben und die Warheit / ihr macht das Heiligthumb [187] zum Grewel / ihr verkehrt die Warheit und Liebe unter den Menschen / ihr richtet Haß und Neidt an / ihr seyd eine Ursach / habet Schuld daran / das Pohler Land einfället / durch euch wird der König fallē / durch euch wird Schmuck und Zierheit des Pohler Landes unwiederbringlichen Schaden leiden und nehmen / O Trawrigkeit / O Weinen und Heulen / O sehr schwere und grausame Bitterkeit. Zu der selben Zeit / werden deine Krieges Leute klagen und werden einen schrecklichen Fall und Trübniß leiden: Alles Krieges Volck der Pohlen wird in ihrer Tyranney unn ümb ihres gottlosen Lebens und Wesens willen zu Schanden werden. Aber was soll ich viel sagen / solches grossen Trübsahls / Schmertzens / und gewissen Untergangs soll Pohler-Land jederzeit alle Tage und Stunden gewärtig seyn.

Beschluß dieser Propheceyung. Dieser Mann /welcher diese Offenbahrung von Gott selbst gehabt /und selbst außgeleget hat / es scheinet zwar / als sey die lengste Zeit / in welcher bemeldte Traurigkeit beschehen soll / tunckel und schwer zuverstehen / aber wie er saget / wann eine Zeit oder ein hundert Jahr in welcher wir alle gelebet / solche Jahr sind schon vergangen / wenn man nach der Geburth des HErren JEsu CHristi 1603. zehlen wird und wird also der Termin bemeldter Zeit / wie er aufgezeichnet / in das 1665. Jahr / und neiget sich allbereit darzu / denn die Pohlen ie länger ie mehr Sünde / Schande und Laster begehen / und dencken nicht an Besserung zu Gott. Der Allmächtige eilet mittler weile mit der Strasse /darumb / wachet [188] auff ihr Pohlen / thut Busse / und du O HErr JEsu kom balde und mit Gnaden: Biß hieher jene wiederholete Propheceyung: zu welcher vielleichte nicht uneben möchte gesetzet werden / was D. Schuppius Sel. hat in seinem Ambrosio Mellilambio lit. A. das ist eine gewisse und unfehlbare in Gottes Wort gegründete Regul: Wo gleiche Sünden sind / da folgen auch glei-Sraffen / wo die Leute nicht bey zeiten Busse thun wie die Niniviter. Nun sind im Königreiche Pohlen solche Sünde vorgegangē / wie im Lande Canaan / darumb ist kein Wunder / das ihme Gott einen solchen Medicum zu geschicket der ihme eine Purgation eingeben soll / daß das Land ihre Inwohner außspeye wie das Land Canaan. Allein ich zweiffele nicht daran / es werden noch viel Frommer ehrlicher Leute darin seyn / welche zu GOtt im Sack unn in der Aschen seuffzen / gleich wie die Niniviter /und das noch viel Einfältige unschuldige Seelen darin seyn / welche GOtt in Gnaden ansehen werde / wie die hundert und zwantzig-tausend Kinder zu Ninive. Ich bin in meiner Jugend durch POHLEN gereiset /und habe gesehen daß die Leute welche fromm und gottsfürchtig seyn; die lassen ihnen ihre Gottesfurcht einen Ernst seyn. Welche aber Epicurer seyn / das seynd rechte Ertz-Epicurer. Und solcher Epicurer seyn viele unter den (Schlachcicen) Edelleuten / welche ihre arme Bauren und andere Knechte tractiren wie die Hunde. Uberladen sie mit solcher Last / wie Pharao die Kinder Ißrael in Egypten / also / das sie wohl sagen mochten wie jener Lieffländer:


[189]
Ich bin ein Polnischer Baur /
Mein Leben wird mir saur.
Ich steige auff den Bürcken Baum /
Und haue davon Sattel und Zaum.
Ich binde meine Schue mit Bast /
Und fülle meinem Juncker den Kast;
Und gebe den Pfaffen die Pflicht /
Und weiß von Gott und seinem Worte nicht.

Allein es sind auch viel Fromme und Evangelische Hertzen in diesem Königreiche / und bin in mancher Kirchen gewesen / da ich sonderbahre Devotion gesehen. Wenn der Prediger etwas notables auff der Cantzel gesagt / hab ich gesehen / daß sie an ihre Brüste geschlagen / und in der Kirchen also gesäuffzet / daß es mir sonderlich zu Hertzen gangen ist. Ich zweifle nicht daran / daß solcher Leute Seuffzer zu GOtt durch die Wolcken dringen und GOtt der HErr mitten in seinem Zorn werde seiner Barmherzigkeit eingedenck seyn / unn sich über sie erbarmen / wie über die Niniviter welchen Er Zeit und Stunde hat benennen lassen wann und wie er sie würde ruiniren und verderben wolte. Aber da GOtt sahe daß sie sich bekehreten von ihrem bösen Wege / da reuete ihn des Ubels das Er geredet hatte zu thun / und thäts nicht / Jonae 3. Ich bitte abermahls mein hochgeehrter HErr / wolle verzeihen mein Offenhertzigkeit / welche mich zwinget frey heraus zu reden und gegen ihm mein Hertz auß zu schütten. Er weiß daß ich der Schwedischen Nation allezeit sehr affectioniret gewesen sey / und habe noch viel grosse Patronen [190] und Gönner unter ihnen: Allein ich sorge es seyn der Schweden viel im Anfang etwas hoffärtig geworden / als sie in Pohlen und Preussen kamen / und gesehen / daß dieselbe Städte seyn wie Feygen Bäume mit reiffen Feygen welche wenn man sie schüttelt / deme ins Maul fallen der sie essen will. Nahum redet Cap. 3. Ich sorge sie werden abermahl hoffärtig worden seyn / wenn sie gesehen haben / daß das tapffere Polnische Krieges Volck sey zu Weibern worden und die Thore ihres Königreiches / welche bißhero dē Erbfeind des Christl. Glaubens aufgehalten habē / seind mit Verwunderūg d' gantzen Welt ihnē eröffnet worden. Ich sorge sie werden der Christlichen Commiseration ein wenig vergessen haben / alß sie gesehen / daß es bey nache dem König und der Königin in Pohlen und allen ihren Gewaltigen sey ergangen / wie der Prophet Nahum dem Königreiche Assyrien Cap. 2. gedrohet. Ich sorge daß ihr Hertz sich erhoben habe / als sie gesehen das gantz Pohlen sey gewesen wie ein Teich voll Wasser / welches / wen der denn loß gehet / unversehens verfliesset / und darf sich dennoch niemand verwundern / wann umb solcher Hoffarth willen Gott der Herr den Schweden auch ein wenig auff die Finger klopffet. Es kommen offte Leute welche der grossen Cavallier Kühnheit stärcken auß der Offenbahrung Johann s. Also daß sie meinen / und sich einbilden /es müsse also seyn / wie der Bauers-Krieg. Denn man sahe in der Offenbahrung Johannis / daß die Babilonische Hure werde fallen / und sie haben eine gerechte Sache. Drümb könne es ihnen nie [191] fehlen / es gehe wie es wolle. Allein viel Außleger der Offenbahrung Johannis kommen mir für / wie jener junger Edelmann welcher erweisen wolte / daß der Toten Geschlechte /das älteste Geschlecht sey in Schweden und Dennenmarck. Denn Peter Tott oder wie sie reden Peer Tott habe schon zu Virgilii Zeiten gelebt. Sintemahl im Virgilio stehet; per varios casus / per TOT discrimina rerum / tendimus in Latium. Neben dem ist bey einer rechtmessigen Ursach zu kriegen / nicht allezeit Glück und Sieg. Quod justum est / juste exequaris /was recht und billig ist / muß man auch durch billigmessige Mittel vollführen Es kan die beste Sache /male agendo / oder wenn man sich dabey nicht gottselig und klüglich gouvernirt undverhelt / böse und ungerecht werden. Die Kinder Ißrael hatten eine rechtmessige Ursache zu streiten wieder die Benjamiter; gleichwohl bekamen sie Stöß. Warumb? denn sie verliessen sich mehr auff ihre Macht / als auff GOtt. Da sie aber Busse thäten / und sich mit Gott versöhneten / und zum dritten mahl außzogen / da schlugen sie von Benjamitern über 120000. Mann. Jud. 20. Josua war von Gott erweckt daß er dz Land Canaan einnehmen und außtheilen solte. Josua thäte für seine Person was dem Herrn wolgefiel: Aber ümb einer bösen That / umb eines bösen Buben willen / ergrimmete der Zorn des HErrn über die Kinder Ißrael daß da Josua eine Parthey außschickete von Jericho gen Ai die bey Bethaven gegen dem Morgen lag für Bethel / da schlugen die von Ai (welche Stadt die Ißraelitische[192] Kundschafter für gar gering gehalten hatten und dem Josua gerathen / Er solte nicht die gantze Armee wieder sie schicken:) des Josuae außgeschickte Trouppen / und jagten sie biß an das Thor zu Sabarim / und brachten dadurch ein Schrecken unter die gantze Ißraelitische Armee / daß ihr Hertz verzagt und zu Wasser wurde / wie Josuae c. 7. zu lesen. Als aber Josua seine Kleider zerreiß / fiel neben den Aeltesten in Ißrael auff die Erden / und wurffen Staub auff ihre Heupter / seuffzeten zu Gott: Da befand sich endlich / daß der einige Dieb / der Achan Schuld hatte an allem diesem Unglück. Und da der Dieb / der Achan / gebürlich abgestrafft war / da gieng wieder alles glücklich fort. Da sagte GOtt / Cap. 8 / zu Josua fürchte dich nicht und zage nicht. Nim mit dir alles Krieges-Volck / und mache dich auff und zeug hinauff gen Ai / siehe da / Ich habe den König Ai / sambt seinem Volck in seiner Stadt und Land in deine Hände gegeben und solt mit Ai und ihrem ihrem Könige thun / wie du mit Jericho und ihrem Könige gethan hast. Mein Herr verzeihe mir abermahls / Ich rede mit ihme / als ein armer Studiosus Theologiae / als ein armer Schulfuchs. Qui mulia tulit fecitque puer sudavit et alsit. Und er wolle meine Worte eben nicht halten als wenn es Dracula Delphica weren / oder Edicta Imperatoria aut Praetoria; Mich düncket aber nach meinē Schulfüchsischen Verlande es gehe itz und all anders her bey den Schweden / als zu König Gustavi Zeiten da man immer redete / von der Religion / von der Augßspurgischen Confession / [193] da alles einen grössern Schein der Gottesfurcht / d' Andacht und des Gebets hatte / als itzo. Der König Gustavus ist manchmal /wenn er in eine Feldschlacht hat gehen wollen / vom Pferde gesprungen / hat sich auf seine Knie gesetzt /seine Hände gen Himmel gehoben / hat sein Gebeth gethan und hernach seine Waffen ergriffen / und mit Freuden angesetzet. Rosse werden zum Streit-tage bereitet. Aber der Sieg kömt vom Herrn Prov. 21. v. 31. Der Sieg kömpt vom Himmel / und wird nicht durch grosse Menge erlanget / sagt Judas der Maccabeer 1. Macc. c. 3. p. 19. Itzo aber scheints als wenn man unsern Herrn GOtt hintern Offen setze / unn thue / als wenn an ihme nicht viel gelegen sey. Mann will nicht dran dencken daß GOtt allein der jenige sey / der den Königen das Schwerd abgürte / Esaiae Cap. 45. v. 1. / der den Kriegern den Muth nehme / Esaiae 19 / v. 3. Der das Hertz der Helden in Edom mache / wie das Hertz einer Frauen in Kindes Nöthen Jerem. 49. v. 22. oder den Streitenden das Hertz feig mache / daß sie ein rauschendes Blat jaget / daß sie dafür fliehen /als jagte sie das Schwerdt Lev. 26. v. 36. Wer den Soldaten itzo von solchen Dingen sagen will / der wird nur außgelacht. Wenn itzo ein Soldat des Morgens ein Vaterunser in den Hut betet / und hernach ein paar hundert tausend Sacrament herauß wirfft / und die Trompeter anfangen zu blasen / so meinet er /unser Herr Gott müste gleichwohl / weil er einem Evangelischen Herrn diene / alsbald Zeichen und Wunder thun / und die Mauren lassen übern hauffen fallen wie zu Jecho. [194] Ich bekenne auch dem Herrn in Geheimb daß mir der Proceß mit den Jesuiten welche die Schwedische hier und dar aus Polen verjagt /etwas zu hitzig fürkommen sey? denn der Herr dencke wenn ein Potentat einē Churfürsten oder Fürsten im Röm. Reiche überzöge / und jagte Priester und Schulmeister aus dem Lande / was würde man davon sagen? was würden die Unterthanen für Affection zu einen solchen Potentaten haben? Da er für allen Dingen / ehe sie besser informitet werden / ihr Gewissen turbiret / durch plötzliche Verjagung ihrer gewöhnlichen Seel-Sorger / von welchē sie die von Vater und Mutter eingepflantzte und gleichsam mit der Muttermilch eingesogene Option gehabt haben daß sie die einige Leute seyn / welche ihnen den Weg zur Seligkeit zeigen können? Wenn der Jesuitische Geist außgetrieben wird / so durchwandert er dürre Städte / suchet Ruhe und findet sie nicht / so spricht er Ich will wieder umbkehren in mein Hauß darauß ich gangen bin / nimbt denn sieben Geister zu sich / die ärger sind denn er / solten es auch Türcken und Tartern seyn.

Sehet das Königreich Frankreich an / seit den Jesuiten ein paar Possen begegnet sind / haben sie nicht betrachtet / das Franckreich einen Catholischen König habe / sondern haben mit aller Macht sich dahin bearbeitet / daß die Frantzösische Lilien auff Italiänischen Boden nicht recht wachsen / oder gedeyen wollen /sond'n Italien d' Frantzosen Kirchhof worden ist / ich hielte dafür / doch unmaßgeblich / es were besser / dz man die Leute / [195] die Jesuiten und andere Pfaffen hätte an ihrem Orte sitzen lassen / und hätte daneben vernünfftige reine Lehrer und Prediger vociret / von Königsberg oder anderen Orten in Preussen da viel Studiosi und Theologi sind welche der Polnischen und Lateinischen Sprache mächtig / welche so wohl grossen Herren als auch den armen gemeinen Leuten hatten durch schöne bewegliche Oratorische Predigen zu Gemüth können führen / worinne unsere Religion bestehe. Unter den grossen Polnischen Herren sind viele die nicht wissen worin unsere Religion bestehe / sondern weil sie als Laici / unsere Theologorum Bücher nicht zu lesen bekommen und die Jesuiten auff den Cantzeln stehen und calumniiren / daß wir nichts von guten Wercken halten / daß wir die Mutter Gottes die Jungfrau Mariam verachten und auff sie schmähen /als meinen die Leute / daß wir ärger seynd als Türcken und Jüden / was die gemeinen Leute anlanget in Pohlen / die wissen gar nichts von der Religion. Der Herr wird unter hundert Polnischen Bauren / kaum einen finden / dem die Zehengebott und der Apostolische Glaube bekant / oder der ein Vaterunser zu beten weiß / sondern wenn er für einem Crucifix / deren es sehr viel in Pohlen gibt / für über fähret und seine Polnische Mütze abziehet / so meinet er / er habe dē Tag einen Schlüssel zum Himmel verdienet. Wenn nun neben den Papisten weren gelahrte gottselige Leute gehalten worden / welche Edelleuten und Bauren / mit Christlicher Sanfftmuth / und Bescheidenheit die Warheit geprediget hätten / hätte es viel 1000. Seelen [196] zu zeitlicher und ewiger Wohlfarh gedeyen können: Allein es scheinet daß man itzo nach solchen Dingen unter Trommel / Pfeiffen und Trompeten-Schall nicht viel frage und aller Feld-Prediger oder anderer Theologorum Consilia und adhortationes wenig oder nichts geachtet werden. Ich erinnere mich das für einem Jahre ein vornehmer Cavallier mit seinem Regimente in Pohlen marchierete / da fragt ich ihm / ob er auch einen Feld-Prediger habe? Er antwortet nein. Nehme ich einen Feld-Prediger mit / so will er einen eigenen Wagen und Pferde haben und ihr glaubet nicht / was heutiges Tages auff die Werbung gehet. Es mangeln mir noch viel Leute / welche ich vor andern haben muß. Es mangelt mir noch ein Kutzscher. Es mangelt mir noch ein Regiments Profoß. (Eben als wann an den Regiments Profoß mehr gelegen were als an einen Feld-Prediger) Ich fragte ferner / wenn den ein arme Soldat soll gehengt werden / wer ihn trösten soll? Da antwortet er mit lachenden Munde / das mag der Profoß thun. Mein hochgeehrter Herr verzeihe mir / Er weiß daß ich ein armer Socius sey & sunt mihi tres fratres, quorum unus in Arte Magister, Alter adhuc nihil est, Tertius ego vocor. Wenn ich aber ein Schwedischer Feld-Prediger were wolt ich ihnen offt zu Gemüthe führen das 20. Cap. im ersten Buch der Könige / da erzehlt wird / wie Benhadad der König zu Syrien versamlet habe alle seine Macht / und seynd bey ihm gewesen zwey und dreissig Könige mit Roß und Wagen: Und seynd herauffgezogen / und haben [197] Samarien belägert / und wieder sie gestritten. Samaria war die Königliche Residentz-Stadt des Königs Ahabs. Ahab war ein gottloser Herr; Seine Gemahlin die Jesabel war nicht einen Lübischen Schilling werth. Ohn Zweiffel hat Gott den König Benhadad neben andern 32. Königen erweckt diesen gottlosen König Ahab zu bekriegen. Und Benhadad sandte Boten zu Ahab dem Könige Ißrael in die Stadt und ließ ihm sagen. So spricht Benhadad: Dein Silber und dein Gold ist mein / und deine Weiber und deine besten Kinder sind auch mein. Der König Ißrael antwortetet und sprach: Mein Herr König wie du es geredt hast; Ich bin dein und alles was ich habe. Und die Boten kamen wieder und sprachen / so spricht Benhadad: weil ich zu dir gesand habe und lassen sagen: dein Silber und dein Gold deine Weiber und deine Kinder soltu mir geben: So wil ich morgen umb diese Zeit meine Knechte zu dir senden daß sie dein Hauß und deiner Unterthanen Häuser besuchen / und was dir lieblich ist / sollen sie in ihre Hände nehmen und wegtragen. Da rieff der König alle Aeltesten des Landes und sprach: Mercket und sehet wie böß ers fürnimbt / er hat zu mir gesand umb meine Weiber und Kinder / Silber und Gold / und ich habe ihm das nicht gewehret. Da sprachen zu ihm alle Alten / und alles Volck: Du solt nicht gehorchen noch bewilligen. Und Er sprach zu den Boten Benhadad: Saget meinem Herrn dem Könige / alles was du [198] am ersten deinem Knechte entboten haft / wil ich thun / aber diß kan ich nicht thun. Und die Bothen giengen hin und sagten solches wieder. Da sandte Benhadad zu ihme und ließ ihm sagen: Die Götter thun mir diß und das wo der Staub Samaria gnug seyn soll das alles Volck unter mir eine Hand voll da von bringe. Aber der König Israel antwortet und sprach: Saget / der den Harnisch anleget / soll sich nicht rühmen / als der ihn hat abgeleget. Da das Benhadad höret / und er eben tranck mit den Königen in den Gezelten sprach er zu den Knechten: Schicket euch / und sie schickten sich wieder die Stadt. Und siehe ein Prophet trat zu Ahab dem Könige Ißrael und sprach: So sprich der HERR Du hast ie gesehen allen diesen grossen Hauffen; Siehe ich will ihn heute in deine Hände geben / daß du wissen solst /Ich sey der HERR. Ahab sprach durch wen? Er sprach: So spricht der HERR / durch die Knaben der Land-Vögte / und ihrer waren zweyhundert und zwey und dreißig. Und zehlet nach ihnen das gantze Volck aller Kinder Israel sieben tausend Mann. Und zogen auß im Mittage. Benhadad aber tranck und war truncken im Gezelte sambt den 32. Königen / die ihm zu hülffe kommen waren / und die Knaben der Land Vögte zogen am ersten auß. Benhadad aber sandte aus und sie sagten ihme an und sprachen: Es ziehen Männer aus Samaria. Er sprach: Greifft sie lebendig /sie seyn umb Friede oder Streit willen außgezogen.[199] Da aber die Knaben der Land-Vögte waren außgezogen / und das Heer ihnen nach: schlug ein jeglicher /wer ihm für kam. Und die Syrer flohen / und Ißrael jaget ihnen nach. Und Benhadad der König in Syrien entran mit Rossen und Reutern. Und der König Ißrael zog aus / und schlug Roß und Wagen / daß er an den Syrern eine grosse Schlacht that. etc. Ich dencke itzo an den tapfferen Helden / Philipsen / den großmüthigen Land-Graffen zu Hessen / der hat aus seiner Custodi seinen Herren Söhnen sagen lassen: Glücklich ist der Mann / der zu rechter Zeit ja sagen kan.

Hätte Benhadad JA sagen können / da ihme Ahab sein Silber und Gold anboth / so hätte er mit grosser Reputation aus dem Königreich Ißrael ziehen können. Da Er aber den Bogen gar zu hoch spannete / und sich sein Hertz gar zu sehr erhub / da strafte ihn Gott / daß eine geringe Parthey von 232 Mann seine gantze Armee / für welcher sich hiebevor gantz Ißrael entsetzete / in die Flucht schluge. Summa / wehre ich ein Schwedischer Feld-Prediger / so wolte ich immerdar ruffen: Polonicus intrà muros peccatur & extra. Zu wünschen were es / daß beyde Königreiche / Schweden und Pohlen bey zeiten mit einander Friede macheten / und ihre beyden Armeen conjungierten / und wünscheten erstlich dem Muscowiter einen Bonus dies / der an ihnen beyden untrewlich gehandelt, der weder den Catholischen oder Protestirenden treu und holdt ist; der wo er Lufft hat / ärger tyrannisiret als der Türcke: der den Römisch-Catholischen eben so feind ist / [200] als den Lutheranern; der in Religions-Sachen keine Erinnerunge / keinen bessern Bericht leiden kann oder will der fürwar den Pohlen nicht halten wird / was er ihme zusagt. Zu wünschen were es / daß / wenn die Herrn Muscowiter ein wenig gedemüthigt wären / daß die Schwedische und Polnische Armee /hernach für Constantinopel gienge / und jagte den Türcken aus gantz Thracia. Es haben mich glaubhaffte vornehme Schwedische Cavallier / denen der Schwedische Estat wohl bekand ist / bey ihrem Eydt und Gewissen versichert / daß das Ihr. Kön. Majestät niemals in Sinn kommen sey / daß sie das Königreich Polen wolten an sich bringē / und ich glaube es auch wohl / denn was wäre der Cron Schweden mit dem Königreich Pohlen gedienet? Es würde dem Könige in Schweden / wenn er beide Cronen / die Schwedische und Polnische auff sein Heupt setzen wolte / ergehen / wie dem Könige in Spanien mit seinen vielen Königreichen / Cui ipsa copia est inter causas inopiæ. Der Poet sagt: Laudato ingentia rura, exigum colito. Thomas Lansius erzehlet / daß / da Henricus III. Valensius / sey zu einem Könige in Pohlen erwehlet worden / sey eine hoch ansehnliche Legation aus Pohlen in Franckreich kommen und haben unter andern mit Henrico III. capituliret / daß er keinem Frantzosen Landgüter in Pohlen zuschenken macht haben solte. Alleine was die Frantzosen dazu gesaget haben / als sie in Pohlen kommen / wolle der Herr bey Lansio selbst lesen. Fürwar gantz Pohlen ist nicht werth / daß so mancher Edeler / [201] tapffer / unerschrockener Deutscher und Schwedischer Heldt / der wie eine Maur gestanden / wenn ihme ein Curasirer mit einen blossem Schwerdte entgegen kommen / sein Leben in wilden Wäldern und Morästen / durch die Hand eines Meuchelmörders / welcher auch in Friedens Zeiten alle Polnische Wildtnisse voll sind / so elendig hat enden müssen / ihr lieben Herrn / was sucht ihr doch in Pohlen? In Pohlen ist nichts mehr zu holen / Mann sagt / daß einsmahls etzliche Studenten seynd durstig gewesen / unn seynd zu Mitternacht zu einem Pennal in seine Stube kommen / und haben vermeinet sie wollen etwas darinnen zutrincken finden. Allein der Pennal habe zu ihnen gesagt; Ihr lieben Herrn was sucht ihr in meiner Stuben in der Nacht? Ich kan im Tage nichts darinnen finden.


Wenn der König in Schweden das Königreich Pohlen in Ruhe besitzen wolte / so müste er allezeit eine Armee auff den Beinen halten von funffzig tausend Mann. Ob dieses Pohlen / wann auch ihr Acker im besten Flor stehet / ertragen könne / davon lasse ich andere judiciren / Und wann schon der König in Schweden diesen Tag gantz Preussen und Pohlen quitirete / so wäre doch den Pohlen damit nicht geholffen / sondern sie würden sich unter einander selbsten die Hälse brechen / wo sie nicht einen tapffern General haben / der sie anführet wieder einen außländischen[202] Feindt / da sie wieder gute Beuthe holen können. Denn die Zobelbeltze sind weg. Die Polnischen Suppen sind versaltzen. Der Gemeine Mann hat weder Chleba oder Piwa oder Gorsalky. Das gantze Königreich ist gleichsam biß hero mit Huff-Eisen bedeckt gewesen. Es werden viel Jahre darzu gehören / daß der Acker-Bau und die Vieh-Zucht wieder in Flor kommen; Der König in Schweden aber hat der gantzen Welt erwiesen / daß Er ein guter Soldat / ein guter General sey.


Wenn Er nun ein Exercitium Leonum Polonicorum / neben seinen Edlen Teutschen und wehrhafften /Wohlgeübten Schweden könte für Constantinopel führen / so könte Er mit den Schätzen und mit dem Reichthumb in Constantinopel die Pohlen überflüssig contentiren. Er könte die Galeatos Lepores die Türcken / nicht allein aus Constantinopel / sondern aus gantz Asia jagen / Er könte das gantze Orientalische Käyserthumb wieder einnehmen / Welches der Blut-Hund der Türcke der Christenheit entzogen hat. O wie viel hundert tausend Christen würden dadurch erfreuet werden / welche itzo unter dieses Bluthundes Tytannischen Joch seuffzen!


Welche ihme nicht allein von ihrer Haab / von[203] ihren Gütern / sondern auch von ihren Kindern / von ihrem Fleisch und Bluth müssen Tribut und Zoll geben / und dieselbe dem Molochauffopffern. Wann das geschehe / wolte ich meinem hochgeehrten Herrn rathen / daß er nicht eine Stunde länger sitzen bliebe sondern seinen Küras wieder anzöge / und zu der Armee eilete. Denn das wäre ein GOtt und Engeln und Menschen wolgefälliger Krieg.

Sehet doch wie GOTT die Venetianischen Waffen segne / welche sie gegen diesen Tyrannen führen? Kan diese einige Republique diesem Bluth-hund solchen Wiederstand durch Gottes Hülffe thun / was würden diese mächtigen und streitbaren Völcker nicht thun / wenn sie ihre Waffen conjugirten / und alle für einen Mann stünden? daß der Periodus fatalis des Türckischen Reichs herzu nahe / und dasselbige einen mercklichen Stoß leiden werde / hat mit vielen scheinbaren Argumenten erwiesen ein gelahrter Mönch in Brabandt Philippus Bosquier welche zu finden in seinen operibus in folio / und zu lesen wol würdig sind: Warumb nehmen sie diese Occasion nicht in acht? wozu dienet das / daß sie mit güldenen Hamen wollen Kuhlbarsche in der Weichsel fangen / da sie dort mit eisern Hamen könten Wallfische fangen? Hätten die aus Pohlen gejagten Jesuiten Lust / die Religion fort zu pflantzen / so möchten sie Constantinopel helffen einnehmen / und in dem Templo Sophiae predigen lassen / und den unsrigen auch ein freyes Exercitium der Religion gönnen; Hätten sie lust zu beten / so könten sie [204] weiter gehen / und beten auff den Bergen /auff welchen die Patriarchen / die Propheten / die Aposteln / ja Christus selbst / gebetet haben. Wo wolte oder könte doch ein ehrlicher Christlicher Cavallier sein Bluth mir grösserer Reputation / mit besseren Gewissen / vergiessen / als in dem Lande / welches mit dem Bluthe unsers Erlösers und Seligmachers JEsu CHristi ist befeuchtet worden? Allein es scheinet / daß die hitzigen Jesuiter lieber wollen / daß die verfluchte teuffelische Lehre des Mahomets fortgepflantzet werde / als das sie UNS / und unsers Glaubensgenossen dulden sollen. UNS sage ich / die wir wissen / daß wir Gott sollen lieben von gantzen Hertzen / von gantzer Seelen / von gantzem Gemüthe / und unsern Nechsten als uns selbst: UNS / die wir alles glauben / was im Apostolischen Glauben stehet: Uns / die wir das H. Abendmahl empfangen / wie es Christus hat eingesetzet: Uns / die wir getauffe sind im Nahmen GOttes des Vaters / des Sohnes / und des H. Geistes; Uns / die wir GOtt / der da ist / einfaltig im Wesen und dreyfaltig in Persohnen / täglich anruffen / mit dem Formular / welches der Sohn GOttes mit seinen Lippen geheiliget / und nicht gesagt hat /wenn ihr beten wollet / so sprecht: Ave Maria / ora pro nobis: Sondern wenn ihr betē wollet / so sprecht: Vater unser / der Du bist im Himmel / etc. UNS / die wir beten / nicht für die Irrige / Verführete und Schwergläubige / sondern auch für unsere Feinde /und Verfolgere / daß sie GOtt bekehren wolle. Wie kömpt es doch / daß sie zu Rom / zu Wien / zu Prag /und [205] anders wo / die Juden passiren lassen / und wollen Uns nicht leiden? Stehet das der Societät Jesu an? Hat der HErr JEsus die Leute also zu rechter Religion bracht? wie kömt es doch / daß wir in der Jesuiter Augen ärger und geringer gehalten werden / als Türcken und Tartern? Es geben etliche für / daß die Tartern herkommen / von den zehen Stämmen Ißrael /welche Salmanasser der König in Assyrien gefänglich weggeführet hab. Allein dieser Meinunge habe ich anders wo in einem Lateinischen Tractätlein wiedersprochen. Das aber ist gewiß / daß die Tartern sich beschneiden lassen / und also keine Christen sind. Sie sind aber auch keine rechte Jüden / den sie feyren den Sabbath nicht / sie wissen nichts vom Gesetze. Sie nehmen ihre Stieff-Mutter und leibliche Schwester zur Ehe. Sie fressen allerley unreine Thiere / als Pfercde /Hunde / Katzen. Welche die Juden nicht essen / Sie sauffen Pferde-Bluth. etc. Solchen Leuten bauen die unruhigen Jesuiter Brücken / daß sie in Christliche Länder und Königreiche kommen / sie wetzen ihnen ihre Schwerdter. Sie spannen ihnen ihre Bogen / sie säen ihnen / sie erndten ihnen / sie pflantzen ihnen /sie halten ihnen gleichsamb ein Handbecken voll Christen-Bluth vor / daß sie ihre Hände darin waschen. Sehet doch / welche schöne Sodales Jesu das seyn? Wunder ists / daß sie nicht zum Teuffel selbst geschickt / und gesaget haben: Potentissime et exercitatissime Domine Diabole: Hierein erscheint die Societas Jesu / welche von zweyen Ketzern / dem König in Schweden / als einē Lutheraner / und dē Churfürsten von Brandenburg als einem Calvinisten / [206] molestiret wird. Muß demnach / eine der Catholischen Kirchen nützliche Resolution fassen und sagen: Flectere si nequeo superos. Acheronta movebo. Es haben die Papisten den Tartern den Weg gezeigt in die Christlichen Länder und Königreiche. Sie sehen zu / daß sie nicht bald wieder kommen / und zeigen / waß das sey / wenn man den Teuffel einmahl zu Gaste bittet. Die Chinenser bilden sich ein / sie haben zwey Augen /die Europaeer eins / die übrigen Völcker in d' Welt seyn blind. Allein die Tartern kamen jüngst zu diesen zweyäugigen Völckern ungebeten / und ohne Brill? Polonicos intra muros / et extra peccatur. Wann ich ein Schwedischer Feld-Prediger wäre / so wolte ich dem Könige und den Churfürsten immer zuruffen /daß sie viel getauffte Christen für sich haben / unn daß Christenbluth mit dem Blute des Sohnes Gottes thewer erkaufft sey. Scipio Africanus sagte: se malle unum Civem servare / quam mille hostes occidere. Hat dieser Heydnische Cavallier seiner Soldaten und Unterthanen Bluth sparen wollen / wie viel mehr soll ein Christlicher Potentat mit Christenbluth sparsam und behutsā umbgeben? Ich wolte sie erinnern an den Spruch des Livii / d' da sagt: simul parta et sperata unius horae fortuna evertere potest. Ich wolte ihnen zu Gemüthe führen die Rede beym Quinto Curtio. Cave ne dum ad culmen venire contendis / una cū ipsis ramis / quos cōprehenderis / decidas. Und wenn ich ein Jesuit wäre / so wolte ich König Casimir und der gantzen Polnischen Ritterschafft zu Gemüthe führen /daß die Schweden Soldaten seyn / daß ihre Vorfahren wol eher aus den [207] Schwedischen Steinklippen hervor gangen / und ihre Speise auff den Italiänischen Feldern in die Erde gestecket haben, daß der Wolff nichts darnach fragte / wenn schon der Schaffe viel seyn daß es den Schweden gemeiniglich gehe / wie den Kauffleuten / welche einmahl Panquerot spielen / oder Schiffbruch leiden / die nehmen sich hernacher desto besser in acht / handeln desto behutsamer / und werden offte reicher / als sie zuvorn gewesen sind. Ich wolte ihnen remonstriren / daß der Churfürst von Brandenburg ein mächtiger Herr sey an Land und Leuten / und fast den siebnden Theil des Römischen Reichs besitze. Ich wolte zu Gemüthe führen / wie nach der Nördlinger Schlacht / und dem getroffenen Prager Frieden / als Gustav Horn / das Häupt der Schwedischen Armee gefangen war / als Hertzog Bernhard starb / als Landgraff Johann per varias artes von der Armee abduciret wurde / jederman die Schwedische Armee habe verschlingen wollen: Allein / da sie gesehen / daß es heiße: Vogel friß / oder stirb / da hat sie die Desperation damalß zu rechten Soldaten gemacht / und zu grossen Heldenthaten aufgemuntert /Ich wolte ihr zu Gemüthe führen / was Seneca saget:Nullus perniciosior est hostis, quàm quem audacem angustiæ faciunt, longeque violentius semper ex necessitate, quàm ex virtute corrigimur. Majora aut certè paria conatur animus magnus & perditus. Ich wolte ihnen zeigen / daß die Schweden ihre Pferde binden an die Polnischen Zäune; Die Pohlen aber werden viel zu thun haben / [208] biß sie durch und über die Schwedische Scheren und Steinklippen kommen. Als hie bevor zwischen König Gustavo und König Sigismundo induciae gemacht wurden / war ich eben in Preussen / und es waren damals die zerschnittene Wämbser sehr gemein. Als ich nun zu Dantzig in ein Wirtshaus kam / da aßen zween Polen und discurrirten mit einander. Der eine sagte / wir haben einen Frieden gemacht / der unser Cron nicht reputirlich ist / der ander sagt: Wir müssen sehen / daß wir desto grösser Ehre einlegen in einem Zug wieder den Türcken. Bey diesem Kriege ist nichts zu erjagen. Dann bekompt ein Schwede einen Polen gefangen / so findet er bey ihme für zwey oder drey Mann Kleidung: aber wenn du einen Schweden oder Teutschen gefangē bekömst / so hat der Huren Sohn das Wambs so zerschnitten / daß du nichts draus machen kanst. Ich wündsche zwar der Stadt Dantzig alles Liebes und Gutes / von gantzem Hertzen und von gantzer Seelen. Denn ich habe in allen Ständen viel liebe / werthe /alte Freunde darin wohnen. Allein / wann sich diese Stadt auch wolte zu hoch erheben / und hoffärtig werden / und den Frieden hindern, wolte ich ihr rathen /sie solte sehen / daß der Bogen nicht breche / wenn er zu hoch gespannet werde. Ich wolte ihr zu Gemüthe führen / wz Johannes Dantiscanus / Culmensis olim et Varmiensis Episcovus / personam Jonae prophetae mutuatus / der Stadt Dantzig gleichsamb propheceyet hat / da er saget: Urbs nova, dives opum Danti cum sive Gedanum, Accipe, divinâ quæ tibimente loquor.


[209]
Est benè tempus adhuc, si non peccata relinques.
Hoc quibus exundas tempore, fracta rues.
Crevisti citò: sic etiam superis malè grata, repentè
Decresses: Instant jam tua fata tibi.
Impietas, fastus, luxus, tria monstra ruinam
Jam tibi, nî fuerint prorsus abacta, parant.
His tribus es jam facta tumens, effrænis & exlex,
Hinc quodcunque libet licere, putas.
Parsque tui potior tribus his est plena Senatus.
Humor hic in plebem deviùs indè fluir.
Interiisse prius funditus ista,
Cum populis urbes, oppida, regna liquet.
Hæc nequit omnipotens tria ferre diutius in Te.
Quæ nisi pepuleris, Te gravis Ira manet. etc.

Ich halte dafür Ninive sey eine Stadt gewesen /grösser als Amsterdam / grösser als Londen / grösser als Pariß / Da aber der Prophet Jonas von Ninive weg kam / und die Leute sich besserten und Busse thaten /hernach aber die vorige Sünde und Missethat wieder trieben / da muste der Prophet Nahum aufftreten / und sagen: Meinestu / du seyst besser denn die Stadt NO der Regenten / die da lag an den Wassern / und rings umbher Wasser hatte / welcher Mauren und Veste war das Meer. Mohren und Egypten war ihre unzehlige Macht. Put und Lybia war deine Hülffe / noch hat sie müssen vertrieben werden / und gefangen wegziehen /und sind ihre Kinder auff allen Gassen erschlagen worden / und umb ihre Edlen warff man das Loß /und alle ihre Gewaltigen wurden [210] in Ketten und Fesseln gelegt / Es hat die Stad Dantzig Anno 1638. zur Demuth ermahnet Elisaeus Aurimontanus ein Dantziger Kind / in einer Epistel / darinnen Er unter andern saget;

Vicinam aspice Pomeraniam, & in eâ potentissimam quondam Metropolim quære Julinum, præclarum (:teste Crantzio:) Vandalorum Emporium, circa annum Christi nongentesimum, tantis opibus, mercatorumque negotiis frequens, quale vix tota habuit Europa, solâ Constantinopoli exceptâ; quare, inquam, nunc tantam Civitatem, & ne locum quidem ejus facile inveneris. Cæterùm quot nostro hoc seculo in Belgio & Germaniâ præstantissimas civitates, nobilissimas arces, munitissima propugnacula, quâ ingenium & astus, quâ obsidia & fames, quâ ferrum & flamma decepit, domuit, expugnavit, delevit? Ne itaque mœnibus tuis & vallis superbias: Ne dixeris? Civitas Dantiscum est; & mansura civitas est. Magdeburgum memoriâ repete: Quantarum erat illa urbs viriu? Quàm vastis circundata vallis? quàm firmis coronata muris? quàm altis obducta fossis? quàm multis cincta propugnaculis? quantisque animis virisque instructa, tot olim Imperatorum ducumque belli despectrix? & quàm paucę interfluxerunt horæ inter urbem hanc magnam & nullam? An Magdeburgô munitiorem civitatem tuam existimas? Si oportuna liberi Maris vicinitas majores animos sumere jubet; Ad modestiam OSTENDA te & RUPELLA vocant: [211] Ita hæc illaqueatum innodatum vinculis maro vidit, ut potentissimi Regis spe & ventis inflara classis iis rumpendis fuerit impar, adeoque etiamnum mare clausum libellis editis Angli fateātur: si commoditate portus tui Nobilitatem Polonam nō posse carere existimas; vide ne erres: Fortè viam mōstrabit neccessitas, & alibi, ubi minimè speras, portum aperiet. Antvverpia te terreat: ostendit circa illam elatis Hispanis Betavorum industria, portuum celebritatem non tam in situ locorum, quàm voluntate Dominantium positum esse. Plurima nimirum temporum occasio immutat, multaque non rarò etiam Regno utilia, tollunt Reges, ne nimium fastui alterius concessisse videantur etc.

Diese und andere Dinge wolte ich den Herrn Dantzigern zu Gemüthe führen / Summa / wenn ich auff einem hohen Berge zwischen beyde Armeen stünde /wie Abner auff dem Hügel Amma / der für Giah liegt / auff dem Wege zur Wüsten / Gibeon. 2. Sam. 2. so wolte ich ihnen zu ruffen / wie Abner dem Joab: Soll denn das Schwerdt ohne Ende fressen? weissestu nicht / daß hernach möchte mehr Jammers werden? wie lange wiltu dem Volcke nicht sagen / daß es ablasse von seinen Brüdern? Ich wolte beyden Königen / deren Vor-Eltern und Anverwandten unter einem Hertzen gelegen / und von einem Geblüthe her kommen / zu ruffen und sagen: Macht Frieden / macht Frieden / oder ihr werdet allesampt bey diesem Kriege keine Seide spinnen: Sed victus peribit / et victor flebit. Wolten [212] dann die Unruhige und Bluthdurstige Esauwiter fernere Auffwickelung machen / und mehr Bluthvergiessung anrichten / so wolte ich dem Schweden zu ruffen / wolan. Im Nahmen unsers GOttes werffen wir Panier auff. Mit GOtt könnet ihr über die Mauren springen / ich wolte ihnen für Augen stellen den Königlichen Propheten David / welcher im 44. Psalm frey herauß bekennet / daß seine Vorfahren das Land Canaan haben eingenommen / nicht durch Schwerdt. Ihr Arm sagt er halff ihnen nicht / sondern deine Rechte / dein Arm und das Licht deines Angesichts / denn du hattest Wohlgefallen an ihnen. Und ferner sagt Er: Durch dich wollen wir unsere Feinde zerstossen / in deinem Nahmen wollen wir untertreten / die sich wieder uns setzen / denn ich verlasse mich nicht auff meinen Bogen / und mein Schwerd kan mir nicht helffen / sondern du hilffest uns von unsern Feinden / und machest zu schanden die uns hassen. Ich wolte ihnen zu ruffen / sie solten es machen / wie der König Assa / als Er wieder die grosse Menge der Mohren zu Felde zog / thäte er ein eifriges Himmelauffreisendes Gebeth / und sagt: HErr / es ist bey dir kein Unterscheid / helffen unter viel / oder da keine Krafft ist / hilff uns HErr unser GOtt / denn wir verlassen uns auff dich / und in deinem Nahmen sind wir kommen wieder diese Menge. 2. Chron. c. 14. v. II. Mein Herr versicher sich / die Schweden sind noch nicht alle todt. Ast manū de Fabula: biß hier Schuppii Wörter und Meinung: als der es zu seiner Zeit allzu hoch gespannet hat; angesehen die weit gefährlichere[213] nachfolghende Zeit nicht einmahl so schädlich gewesen ist / als wie es zur selbigen Frsti ihr eingebildet hat. Doch wer weiß / was die vorhandene Zeit noch geben möchte: wie wohl ich für mich dem lieben und übelgeplagten Lande kein übels noch böses wünschen kann oder mag / ohne was gleich wohl die vielfältigen Wunderzeichen für sich dreuen. Davon in meiner neuen Welt-Beschreibung: als wo unter andern gedacht wird von einem Steine / so von sich selbst unlängst einen Berg hinan gegangen ist. Ein verkehrtes mit demē / das in der Bibel stehet im Daniele / wie ein Stein vom Berge von sich selbst herunter fallen und alles zuscheitern werde. Item daß man beym Adam Oleario lieset im Persianischen Rosenthal lib. 7. fol. 154. Von einem Steine / so sich selber vom Berge herunter geweltzet hat für die Höle / darinnen der erstgeborne und von der Mutter heimlich verstackte Abraham verbörgen worden. So könte es auch mit nachfolgenden nicht allerdings über ein. Nemlich man lieset beym Zeilero in Miscell. pag. 442. etc. Es schreibet Balthasar Ernerus / in seinem Valerio Maximo Christiano / lib. 7. c. 8. Summar. 7. daß Käyser Maximilianus I. und sein Sohn Philippus I. König in Hispanien / zu Brüssel / in des Pallasts innern Orth /sich befunden / von einer wichtigen Sache zu berathschlagen. Bald habe der Windt einen grossen Stein aus der Wand geschlagen / so zwischen beide Potentaten gefallen. Der König Philippus habe den Stein auffgehebt / und mir seinem Herren Vater / dem Käyser / weiter geredet; [214] Der Windt aber hatte stracks an das Stücke des Steines / so Philippus in Händen gehabt / gestoßen / und solches zerbrochen. Darüber dann der König / zum Käyser / gesagt habe / dieses zeiget an / daß Euer Liebbd meiner Kinder Vater werden wird. Welches denn auch nicht lang hernach wahr worden; in dehm Philippus gestorben / und seine Pupillen dem Herrn Vater hinterlassē hat. (Doch / kömpt das Zeichen gleich verkahrt / so scheinet doch die Außdeutung denen vorigen Gemeß. Und so weit vom Pohlen; ein mehrers dicto loco / und im Wunder ABC. und Welt-Chronicke dieses 1666. Jahres. Und des / folgendē / mit Gottes Hüllfe / Jahres.

8. Von Holtz-Menschen
VIII. Von Holtz-Menschen.

Autor der Abentheur von Sina und Europ. cap. 31. pag. 534. 535. Die jenige Wurtzeln / die eine Menschliche Gestalt zeigen / werden von etlichen Landstreichern / Betrügern und bösen Buben im Land seyl getragen / damit sie die unfruchtbaren Weiber bethören: Denn solche Wurtzeln werden von Rohr /Allraun / schwartz Stick-Wurtzel / und anderen Gewächs gemacht / wann obgemeldte Wurtzeln noch grün sind / graben sie darein bald Manns-bald Weibes-Gestalt / stecken ein Gersten oder Hirßen-Korn an die jenigen Ort / da sie wollen / das Haar wachsen soll; folgendes legen sie es in eine gemachte Grub /und bedeckens so lang mit etwas wenig Sand / biß gedachtes Korn Wurtzeln gesetzet hat / welches denn zum [215] allerlängsten innerhalb zwantzig Tagen zu geschehen pfleget. Alsdann nehmen sie es wieder heraus / und schneiden mit einem gar scharffen Messerlein die Wurtzeln ab / die aus dem Korn daran gewachsen: das übrige wissen sie so artlich zu fügen / daß alles /wie das Haar auff dem Kopff / am Barte / und an den übrigen Gliedern des Leibes an zusehen ist. Denn alle Wurtzeln des Geschlechts Allraun kommen von der mitten / unten aus wie eine Gabel mit zweyen Enden /also daß man meynen solte / sie hätten Menschen- Schenckel. Darumb wenn sie zu solcher Zeit außgegraben werden / als sie Frucht tragen welche denn wie ein Apffel über die abhängigen Blätter biß auff die Erde / an einem kurtzen Stiel hanget / so können sie nicht weit von der Wurtzel weichen / und machen eines Menschen / deme die Arm mangeln / Gestalt etlicher massen. M. Heinr. Sebald in Breviar. Hist: p. 372. daß Werder von Schwedischen sey überrumpelt und geplündert worden / da sie ein Allräunichen bekommen / so einem Weibe von Brück zuständig gewesen. Hondorff Tom. 1. prompt. Exempl. fol. 225. a. Unter Maximino hat Teotecnus / der Christen Verfolger / zu Antiochia ein Bilde Jovis / durch Zauberey / auffgerichtet / und demselben etliche unflätige Ceremonien und verfluchte Gottesdienst und Reinigung erdacht / und eingesetzt / und man hat mit Betrug zu wegen gebracht / daß dasselbige Bild geredet / und den Käyser zur Verfolgung wieder die Christen vermahnet. Evseb. l. 9 / cap. 3.

[216] Ferdinand Capponi / ein geborner Italiänischer vom Adel / uhralten Geschlechtes zu Florentz / und langgewesener Discipel der vornehmsten jesuiten zu Rom / in seiner Wiederrüffs-Predigt anno 1645. am 14. Sept. zu leipzig geleistet / litt. B. iiz. nicht weit von Meiyland / bey 2. Meilweges / ligt ein Schloß /heist marignano / wo selbst haben die Barfüßer einen Convent. Es begab sich / daß einer von ihnen eine Jungfrau schwängerte. Hierüber / als es außbrach /geriethen die Brüder bey männiglich in solchen Spott und Verachtung / daß kein Mensch mehr das geringste Allmosen / zu ihrer nothdürfftigen Unterhaltung /darzu geben begehrete. Der Gvardian / welcher nicht allein diesē Schimpff gerne wieder außgelescht hette /sondern auch vornehmlich darumb übel zu Muthe war / daß dem Convent der Brod Korb wolte so hoch gehangen werden / gieng mit sich selbsten zu Rathe /wie er alles beydes wieder möchte zum Stande bringen. Nach langem Nachsinnen fiel ihm endlich dieser Fundt ein / d' auch / wie wir stracks hören wollē / gar glücklich ablief. Er nahm einen Münch von Meyland zu sich / der sonst vorhero im weltlichen Stand ein Mäurer gewesen war / denselben ließ er hinter dē grossen Altar in der Kirchen / auf welchem vorwarts einMarien-Bildt stund / einen Weinstock eingraben /und zwischen dem Gemäuer anlegen. Umb die Mertzen Zeit / da der Wein anfängt in den Gärten zu trieffen / durch löchert er mit einem gar subtilen Börer /die Augen des Marien-Bildes / und legte von inwendig an / ein jedwedes einen Reben [217] so genau / daß / so bald sie beschneitelt wurden / sie von Stund an durch zu trieffen begunten. Es geschah an einem Sontag / da der Zulauff in den Kirchen ohne das groß ist / daß der Gvardian selbsten die Messe sang. Als er nun biß ans Memento (wie es die Papisten heissen) kommen war /da der Meß-Pfaff die Augen gen Himmel auff zuheben / und die Hülffe GOttes für alle Gläubigen anzuruffen pflegt / fieng er an uhrplötzlich zu mucksen / und sich so erbärmlich zugehaben / daß die Leute in der Kirchen / welche nicht erdencken kunten / was ihm möchte zu gestossen seyn / hin zu lieffen und ihn fragten / aus was Ursachen er so kläglich thäte? Hierauff hub der Gvardian mit lauter Stimme an zu schreyen; Wenn Maria die Mutter der Barmhertzigkeit weinet / wie soll ich armer elender Sünder mich der Thränen entbrechen können? Auff diese Wort erhuben alle / die zu gegen wahren / ihre Augen gegen das Marien-Bildt / und als sie der Thränen dran gewahr wurden / fiengen sie an einmütiglich zu ruffen. Sey uns gnädig! Sey uns gnädig! durch dieß Mirackel bekam nicht allein der Convent seine verlohrne Reputation und Ansehen wieder / sondern die Kirche auch von allen Ecken so einen grossen Zulauff / daß die Brüder binnen Monats-Frist so viel Allmosen zusammen brachten / davon sie eine geräume Zeit guter Dinge seyn konten.


Es wahr eine Wittbe / mit Nahmen Martha Pontana / die hatte keine Kinder / selbige aber / so ausbündig[218] schön als sie war / so einfältig wahr sie auch / die pflegte alle Tage in die Kirche Mariae de minerva zu gehen / und darinne vor einem Bilde St. Pauli / deme sie über die Massen ergeben wahr / stets ihr Gebeth zuverrichten.

Diß nahm ein Münch / so sich heimlich in sie verliebt hatte / wohl in acht / brach dahero ein durch die Maur / an welcher das Götzen-Bildt ruhete; Und eines Tages / als sonsten / ausser der Wittbe / kein Mensch in der Kirchen war / redete er durch den Mund desselben Bildes / also gegen sie: Wisse / du meine Allerliebste / daß dein Gebeth / bey mir sehr viel gewircket hat / Sintemahl ich dich in Krafft desselbigen meiner Gesellschafft würdig erachte; Drumb zeige ich dir an /daß ich folgende Nacht / ümb diese und diese Stunde / zu dir kommen / und dich trösten will: Mit diesem außdrücklichen Befehlich / daß du dir bey Leib nicht gelüsten lassest / solches / einem lebendigen Menschen zu entdecken.

Hierauff machte sich die Wittbe / gantz von Freuden übernommen / wieder nach Hause. Unterwegens schickte es GOTT / daß sie ihrem Bruder begegnen muste. / Demselbigen / weil es ihr vor allzu grosser Freude unmüglich wahr / reinen Mund zu halten / erzehlte sie den gantzen Handel von St. Paulo.

Der Bruder ließ ihn als bald bedüncken / was doch wohl für eine Sache seyn würde / stellte sich doch gegen sie / ob freuete er sich mit ihr über der grossen Gnade / [219] die ihr von so einem Gewaltigen Heiligen wiederfahren solte / und schied von ihr. Kurtz aber zuvor / ehe die Stunde kam / in welcher S. Paul seine Heimsuchung zu Wercke richten solte / fand sich d' Bruder zur Schwester in ihr Hauß; mit Bitte / sie möchte es ihm doch gönnen / daß er neben ihr des instehenden grossen Trosts zugleich mit geniessen dörffte. In mittelst fiellete sich S. Paul. Auch ein ward aber von der Frauen Bruder / als ein ehrloser Schand Bube / mit Gewalt angefallen / und ihm St. Paulus Schwerdt gebührender Massen angegürtet. Ein ehnliches hat p. 528. conc. 5. von Gespenst / Waldschmid iij Pythoniss: End or: Biß hieher jener bey der Erklärung des ersten Geboths wie solches von den Papisten übertreten wird. Aber es scheinet was mühesamer und mißlicher zu seyn: Dahin gegen jenes hurtiger angegangen ist / wenn man vorzeiten / auch im Pabstthume bey Naumburg ein Marien-Bild gehabt: Dessen Kopff außgehölert gewesen: hüben sie nū gewolt / daß es weinen solte / wenn es vorm Armen Kasten hingestellet gewesen / ümb denen opfferndē desto mehr Geld aus dem Beutel zu locken / so haben sie Wasser in den holen Kopff gegossen / und ein paar lebendige Schmerlen darneben hineingelassen: Denn wenn solche im Wasser gespielet / und herumb gesprungen seynd / so wahr das bewogene Wasser zum Augen des Bildes heraußgeflossen / daß ihr eine Gestalt gegeben / als wenn sie weinete. Doch hat es dennoch nur Wasser / da jenes Wein / geweinet: lacrima unn Augen seynd auch Homynim: beym Wein Reben.[220] Weiter haben sie auch zu Naumburg ein anders Marien-Bild gehabt / so auff einer Seiten schön und lachend gemahlet gewesen: welche Gestalt sie denen sehen lassen / so reichlich geopffert: Wehren sie aber innen geworden / daß die Leute kärglich eingeworffen / so hatte ein drauff laurender Münch in einem Witz selbiges Bild herumb gedrehet gehabt da es denn /auff der andern Seiten / gantz erbärmlich und weinerlich außgesehen daß es abermahl die Seckel zum Mittleiden und contribuiren rege machen können. Obiter muß ich noch hier / aus dem obgedachten Revocirenden / folgendes vorbringen. Ibidem. Ich errinnere mich sonderlich jenes Capuziners / der anno 1627. zu Bononien in S. Petronii Kirche folgender Massen öffentlich predigte; Es gehet nun in das zwantzigste Jahr / liebsten Zuhörer / daß ich mir den hochgelobten Heiligen Josephum zu einen Bestützer und Vorsprecher erkohren habe; nun diese gantze Zeit über / habe ich auff ihn alle meine Sinne und Gedancken / alle meine Wort und Wercke gerichtet / und lebe hierauf der ungezweiffelten Zuversicht / ich werde durch seinen Verdienst / nach vollbrachten Lauff dieses müheseligen Lebens mit Ihme zugleich d' ewigen Glori und Herrligkeit theilhafftig werden.Solte ich auch ja / wieder alles verhoffen / am erschrecklichen Tage des Jüngsten Gerichtes / von der gestrengen Gerechtigkeit GOttes zur Höllen verdampt werden: so gewißlich doch mehr als gewiß / werde ich so denn nur an meinem Josephum appeliren / so werde ich noch Gnade erlangen [221] und zu den Außerwehlten gerechnet und versamlet werden. (Sehet wie die Leute so gewiß ihres Glaubens seynd: Sit solidum quodcuq; subest / so wird man nicht wancken: Wenn ein schwaches Fundament zugegen ist / Quic quid superstruxeris / corruet / spricht Quintilianus. Es ist mit dem Pabsthum nicht anders / als mit dem Mahumedismo / und Lehre der Türcken; davon also Johann Matthaeus Fuchs in seiner Türck. Gefängniß Noth: part. 2. narrat: 1. in fine pag. III. Was endlich den Bestand ihres Lebens / Reichs / und Glaubens betrifft / habe ich (weil mein letzter Türckischer Herr / der Seiffen-Sieder zu Constantinopel /welche fast eine halbe Nacht bißweilen beysammen sassen / u. von allerley Sachen redeten) selbst aus ihren Munde vernommen / wie ihr Glaube nun über 18. oder auffs längste 28. Jahre (der Autor / so jüngst aus der Gefängniß-Noth errettet / schreibet dieses 1662.) nicht währen würde / welches sie mit ihren Büchern beweisen wolten und sprachen: Ihr Glaube würde nicht biß an den Jüngsten Tag bleiben und bestehen. Darauff ich sie denn offte fragete: weil sie doch das nu wüsten warumb sie nicht Christen würden? da wurde mir zur Antwort: Es würde sie Ihr Gott dadurch von der Quaal des Jüngsten Tages erledigen.

Es fällt fast eben dahin / was ein Calvinist in seinem Testament in England. anno 1666. verlassen:[222] Nehmlich: wie er in einer Rebellion erschossen worden: Da hat man in seinem Schubesacke einen Zettel gefunden / dieses Inhalts: Daß er bey seiner Religion gerne sterben wolte: Und solte er ja auffm Falle irre /so wolle ihm GOtt einen Ort beym Platone und Cicerone einräumen. So gereichet auch dahin der Jüden verzweiffeltes Vornehmen / wenn sie einem itzt sterbenden / Christen-Blut einträuffeln / mit denen Worten; Wenn jo der Messias verhoffet / und der Christen Ihr JEsus / der rechte Heyland sey / so wolle dem Sterbenden dessen Blut zur ewigen Seeligkeit bekommen und gedeyen! Vide Hammeri Viridar: Historic. So halten die Türcken auch viel vom Nahmen JEsus: vide Zeilern / Tom. 5. Epist. pag. m. 610.


Aber wir kommen nochmahl über die Holtz-Leute: Davon nicht alleine jener Schertz und ein Gemahlte bekand ist / darnach Jungfern und Junggesellen auf Bäumen wachsen; Sondern darzu auch folgende Wörter gehören: aus Zeilers Tom. 1. Epist. 98. pag. 585. Käyser NERO / der sonst ein grosser Tyrann gewesen / als er einsmahls ein Urtheil unterschreiben solte / sprach / Er wolte / daß Er nicht schreiben könte.

Von den Graffen von Holstein wird gelesen / als man Ihnen starck anlage / [223] daß sie die gebührende Straffe vornehmen solten / daß sie geantwortet / Ja /wenn die Leute auf den Bäumen wüchsen / so möchte man ihnen nach Belieben handeln. Wie gütig Artoxerxes / der König in Persien hierinnen gewesen /das ist unter andern auch beym Alexandro ab Alexandro lib. 2. genial. dier. c. 13. pag. 74. a. zu lesen. Käyser Gordianus II. war so gütig / daß er allezeit /als er noch ein Knabe / in der Schule geweinet / wann man einen castigiret hat / wie Capitolinus cap. 18. von ihme bezeuget.

Hondorff Tom. 1. Prompt. Exempl. fol. 168. b. Rochus ein Bildhäuer aus Braband / hat in Hispanien in der Stadt zu St. Lucas gewohnet / ein ehrlicher frommer Mann und treflicher Meister / der auch in Erkändtniß Christi erbauet war / daß ihm sein Hand-Werck nicht ein wenig entgegen war / als er auff eine Zeit ein sehr künstlich Marien-Bildt geschnitzet / daß in seiner Werckstadt zuverkauffen stunde / gehet ein Ketzer Meister fürüber / d' dieses Bildt gesehen / fragt wie ers am Werth halte? Da es ihm der Meister beut /beut er Ihm hierwieder nicht halb Geldt. Antwort d' Meister: wenn ich solch Bild so wohlfeyle geben solte / darauff ich so viel Fleiß gewendet / so würde ich kaum mir das Wasser zu meiner Nahrung gewinnen. Sagt der Ketzer Meister: Ich gebe nicht mehr und muß es gleichwol haben. Da sprach der Meister / ihr solt es zwar haben / wenn ich billige Bezahlung kriege /sonst wolt ich es ehe zerbrechen? Hiermit erwischt der Meister ein Instrument / das ihm am nechsten Tag / und [224] warff auff das Bildt / traff es ins Angesicht /davon es wenig verletzt wurde. Von Stund an wurd er angeklaget / als hätte er die Jungfrau Maria geschändet / wurde ins Gefängniß geführt / da er nun sagte /ob er das jenige / so mit seinē Händen er gemacht / nit dürfte / so es ihm nicht gefällig zerbrechen / und endern oder besser machen? Hierauff ward ihm nichts geantwortet / auch keine Entschuldigung zu gelassen. Auf den dritten Tag wurde er stracks der Marter zu geführt als ein Ketzer der die heilige Jungfrauen Mariam geunehret zu verbrennen. Als er auff den Scheiterhauffen gangen / hat er mit lauter Stimme gefragt /ob iemand aus Flandria zugegen währe? Da ihm geantwortet / das zwey Schiff da währen / die wolten nach Flandria fahren / wenn er etwas befehlen wolte /solte Er es ohne Scheu anzeigen / es solte ihm außgerichtet werden. Hierauff sprach Rochus / nichts weiter begehre ich / denn alleine / daß ihr meinen lieben Vater / der zu Antorff wohnet / anzeiget / Ich sey zwar in dieser Stadt verbrennet worden / umb keiner andern Ursache willen / denn wie ihr gehört habt; als seinem Vater solche Mähr verkündiget worden / ist er alsbald aus Schmertzen / den er von wegen seines Sohnes Todt bekommen / auch hernach gestorben / Anno 1544.

Idem fol. 211. a. b. zu Bern in Schweintz hat sich zu getragen / daß die Prediger Münche ein Marienbildt also zugerichtet / daß einer sich in demselbigen verstecken / und wunderbarliche Geberde mit dē Bilde hat treiben können / also / daß man gemeinet / als seuftzete / [225] weinet und redete die H. Maria aus dem Bilde / da aber der Betrug offenbahr worden / sind die Anfänger dieses Spiels verbrandt / den letzten Junii in demselben Jahre. Solches Dinges viel ist ungezweiffelt durch des Teuffels antreiben / von den München zu allen Zeiten erdacht und gebraucht worden / den armen unberichteten Hauffen / so zuvor mit Aberglauben eingenommen vollend zu bethören / und die Abgötterey und die Mißbräuche zu bestätigen. Also hat man befunden / daß die Mönche im Bapsthumb den Bildern die Köpffe außgehölet / und voll Oels gegossen / mit einer Nadel oder Pfriemen die Augen und Angesicht gestochen / daß das Oel ist hindurch gedrungen / darnach ein Geschrey gemacht: Unsere liebe Frau in Grimmenthal hübe an zu weinen / St. Margaretha zu Lengercke schwitze / darumb das man Sie nicht / wie sie wohl werth / besuche und ehre / daß ist / das man ihnen nicht so viel Opffer und Geldes gebe / als die Baals Pfaffen gerne hätten. Item daß sie lebendigen Krebsen brennende Lichtlein angehefftet /und sie bey Nacht auff den Kirchhöffen kriechen lassen; und darnach gesagt / es seynd die verstorbenen Seelen / die begehren entlediget zu werden aus dem Fegfeur / durch Opffer unn Seelmessen und der gleichen mehr. Es wird etwan eine warhafftige Historia erzehlet / so sich vor wenig Jahren begeben / daß etliche Mönche nicht zufrieden gewesen / daß sie einen todten Christum am Creutz hätten / sondern begehrten einem Lebendigen / der sich ihres Gefallens regen und bewegen künte. Schreiben darauff [226] an einen Kunstreichen Meister und beten er wolte ihnen einen lebendigen Christum machen. Wiewohl Ihnen der Meister erstlich zur Antwort gegeben: So er ihnen einen lebendigen Christum zuwege brächte / möchte Er von ihnen wiederumb auffs neue gecreutziget werden. Hat er sich doch endlich durch die Gaben dahin bereden lassen / daß Er ihnen ein solch Crucifix gemacht und zugerichtet / darauff ein Bildt gestanden / welches seinen Kopff / Augen / Mund / Leftzen und andere Glieder hat regen können / diß Bild haben die Mönche mitten in ihre Kirche gestelt / und viel Mmschen damit schändlich betrogen / denn so offt eine grosse Menge Volck vorhanden / das Bildt anzubeten /haben Sie durch heimliche Griffe des Bildes Angesicht vom Volcke abgewand / darüber die Leute nicht wenig bestürtzt sind worden. Zur Stund schrie ein Mönch mit lauter Stimme: Sehet lieben Leute / Ihr opffert uns Armen Brüdern nicht genug / gebet flugs Geldt aus / so wird Euch der Herr mit Gnaden wieder ansehen. Was geschahe? Die Leute wurden fro / daß sie das Bild wider ansehen wolte / gaben Gelds genug / und hörten nicht auf biß die Mönche des Bildes Angesicht wiederumb zu ihnen wendeten. Endlich aber ist ihre Büberey außgebrochen / und das gantze Kloster (wie billig) zerstöret / und in einen Hauffen geworffen worden.

Ibid. fol. 48. Gleicher weise hatten die Sachsen zu Magdeburg auch eine Abgöttin / davon die Stadt also genennet wardt / denn da hatten Sie [227] auffgerichtet einen Wagen / drauff stunde eine nackende Jungfer /die hatte einen grünen Krantz auff ihrem Häupte /eine brennende Fackel auff ihre Brust / in der rechten Hand truge sie eine Figur der Welt / und in der lincken Hand drey güldene Aepffel / hinter ihr stunden drey blosse Jungfrauen / die hatten einander bey den Händen gefasset / und truge eine iegliche einen Apffel und mit abgewendeten Angesicht bothen sie die Gaben außzutheilen. Die Lateiner nennen solche Göttin Gratias etc. Und andere vielmehr Abgötter haben Sie im Lande gehabt / die ich hier fahren lasse / Albert. Cranz. in sua Saxonia. Die Insul Rugia begreifft sieben Meilen in der Länge / und so viel in der Breite / und ist gar eine fruchtbahre und Kornreiche Insul /deren sich die von Sund gebrauchen / gleich wie die Römer weilandt Sicilien Sie ist das letzte Land in dem gantzen Vandalischen oder Wendischen Erdboden gewesen / in annehmung des Christlichen Glaubens / so gar peinlich hat sie ihren Abgöttern angehangen / biß man Sie mit schwerer Mühe davon hat bringen können. Ihr fürnemste Stad hieß Archan /davon itziger Zeit man nichts mehr findet / war gelegen auff einem stücklein Meergebürge / und stieß das Merr von Orient und Mittage daran / war so hoch hinauf daß ein Armbrust Schütz seine Höhe kaum erreichen kunte. Inwendig in der Stadt war ein grosser Platz / und darauff stund ein Abgöttischer Tempel /der des Abgotts halben weit und breit berühmet war. Es war ein groß Menschen-Bildt / das hatte in der rechten Hand ein Horn voll [228] Weins und in der lincken einen Bogen. Einsmahls im Jahr / nemlich nach der Erndte hielt das Volck ein grosses Wohl-Leben für diesen Tempel / wenn des Abgotts Pfaffen oder Priester / in den Tempel gieng / unnmachte alle Dinge zu rechte / muste er dieweil seinen Athen an sich halten /und wenn er Lufft schöpffen wolte / gieng er zur Thür / damit er denn Abgott mit seinē Athem nicht erzürnete. Wenn aber das Volck vor dem Tempel zusammen kam / so gieng der Priester am ersten Morgen darein /und für allen Dingen besahe er das Horn / war es noch voll / wie ers gefüllet hatte / so verkündigte er eine reiche zukünfftige Erndte / war aber etwas minder im Horn / vermahnet er das Volck / daß man die Früchte zusammen hielte / denn es währe eine Korn-Thewrung vorhanden. Er schüttete auch den Wein zu des Abgotts Füssen / und füllete das Horn mit neuen Wein / er machte auch solche runde Kuchen mit süssen Meth vermenget / daß sich ein Mensch dahinter hätte mögen verbergen / es hieß der Abgott mit seinem Nahmen Zwantewytus / aber das gemeine Volck betet an zweyen Göttern / einer hieß Belbück / und der ander Zernebuck, wolten damit anzeigen / einen weissen und schwartzen / guten und bösen GOtt / die Gewalt hätten über alle gute und böse Dingen / wie die Manichaeer davor gehalten haben.

Zu diesen Holtz-Menschen gehöret auch folgendes hin / aus M. Zachar. Rivandri Düring. Chron: p. 507. 508. vom Jahre Christi 1559. In diesem Jahre sind zu Kala in Düringen / Birn gewachsen / [229] welche den Türckischen Hüten gleich gesehen: denn unten sind sie breit gewesen / als ein breiter Rand / oben spitzig zu /und daselbst hat es kleine Blätlein ringsümb gehabt /wie Wolle / etliche aber haben Menschen Angesicht gehabt / etliche auch andere Gestalt. Desfolgenden Jahrs sind gleichesfalls in Düringen Apffel gewachsen / davon gerings ümb Gestallt der Schlangen / welche Feur auß sprüheten / gesehen worden. D. Wagner in Casual. Predigt. p. 2. nennet solche Rastra / und Höltzerne-Propheten / welche da vom Pfluge herlauffen. Und aus den Planeten Büchern / einem diß / dem andern das verkündigen. Owen: saget: ligneus es princeps / quia lignea munera donas etc. Confer Schuppium in seinen verteutschten Schrifften / p. 46. der flugs p. 47. dieses hat: daß man die Bilder anbete / ist verbothen / Aber daß man sie zum Zierath / und zur Gedächtniß einer oder andern Historie sich dabey zu erinnern / auffhenge / das ist nicht verbothen. Wie kömpts / daß die Calvinisten die Bilder nicht wollen leyden in der Kirchen / und können sie wol leyden auff der Müntze? Ich habe noch von keinen Calvinisten gehöret / daß er einen alten Goldgülden habe weggeworffen weil das Bild St. Laurentii drauff gestanden hat. Zeiler in Miscell. Ep. 61. p. 502. Johannes Pontanus / da er des Mansfeldischen Bergwerks Schieferstein beschreibet / setzt er auch ein Bildniß /so sich in einem Rebstock befunden / u. spricht: Nit weit vō meiner Heymat / im Städtlein Greusenthal /da es zimlich viel Weinwachs gibt / da hat auf eine Zeit / ein Wein-Gärtner / od' Rebman einen alten Weinstock wollen außschneiden / [230] unn in dē er demselben abwirft / u. ihm die übrige Ruthē nimt / da findet er ein Rebzweiglein so artig gewachsen / daß es die Gestalt des Hn. Christi / am Creutz hengend klärlich und artig gebildet gibt. Ein anders Crucifix ist folgendes / welches ob es gleich kostbahrer gewesen /doch dennoch lange so viel nit zu bedeutē kan gehabt haben / als erst gedachtes unnatürliche. Ferdinand Capponi in d' Wiederruffūgs Predigt. Ich muß erzehlē / wz ich einsmahls bey mier in Gedancken behielt /als mir d' Cardinal Scipio Borgesius ein über aus köstlich Crucifix zeigete. Es war aber dz Creutz an sich selbstē vō den aller besten Berg-Chrystall: d' Heyland darauf war von dē edelsten Metall / u. hatte an stat d'dornen Cronen einē Reyf mit Demantē besetzt ūb die Stirn / dz Blut / so aus dē Wūden floß /ward vō den feinestē Rubinē bedeutet. Dazumal verwūdte ich mich nit wenig / dz sich nit alle Secten d' ungläubigen zu Christo bekehretē: sintemal d' Christus d' heut zutag in d' Röm. Kirche angebetet wird /so eines grossen Werts ist / dz er auch wol die verstocketē Juden zu seiner Liebe bewegē möchte. Unn wenn d' Verräther Judas zu unsern Zeiten leben / u. solchen Christum verkauffen solte / wehr ich gewiß /er würde an 30. Silberlingen nit gnug haben. Ich muß hierzu noch setzē den Erasm: Francisci aus seiner Schaubühne d' Curiositäten / in d' 1. Versaml. p. 133. eine Fontain / darauf stund ein schönes Crucifix vō Marmel d' massen künstlich bereitet / und zugerichtet / daß dz aus den fünf Wunden heraus springende Wasser / zu gewissen Zeiten / fast röthlich / wie Blut / scheine.

[231] Apolepht. in Erquickst. part. 1. p. 492. 493. Es stund in Egypten ein groß Höltzern Bilde / Serapidi zu Ehren gesetzet. Nun hatten die Pfaffen die Leute beredt / wer sich zu dem Bilde nahete / in den führe eine Pestilentz / oder es würde ihn die Erde verschlingen / das gläubeten die armen Leute / aber einer / mit Nahmen Theophilus / der von Theodosio außgeschickt war / alle Götzen-Bilder herunter zu werffen /der waget es / und warff das Bildt herunter / zerhieb es in Stücken da hat man darinnen viel Katzen und Mäusenester gefunden / daß die Egypter sich ihrer elenden Götzen schämen müssen. Buchneri Epitome. von andern Bildern. Richter. in Axiom. Ecclesiast. p. 94. etc.

D. Gottfr. Olear. in der Häll. Chron. p. 450. Anno 1652. im Julio / in Meissen und der Laußnitz liessen sich nicht alleine Blut-Zeichen und seltzame Gewächse / sondern auch Gespänste in Türkischer Gestalt sehen / welche hin und wieder spatzieret / Und mit einander scharmuziret. Theatr. Europ. contin. fol. 317. Im Monat Augusto hat man zu Halle in Sachsen / zu Clöden / und zu Jehna / Eycheln oder Eckern /mit seltzamen Gewächsen / Türcken und Drachen Gesichtern (wie ao. 1631) zu Zeit / Leipzig. etc. 2. Heere in der Lufft mit einander streiten / allerley Gewürm in alten und neuen Gedraidig / Ratten auff den Bäumen / und andere ungewöhnliche Dinge mehr gesehen / und von andern Orten referiret. Sonderlich aber hat Caspar Seiffert Pfarr zu Bibra in Franken an M. Nicodemum Lappium / Superint. Zu Arnstadt / als gewiß [232] und im Grunde der Warheit / geschrieben / daß zu Gluman und Pfulnitzhaufen: Unser HErr und Heyland JEsus CHristus / mit einē grossen Creutze /Schweiß-Tuche / und Nägelmahlen / mit etlichen Engeln / in einem Gewitter / in die 3. Stunden lang / den lincken Arm auff den Thüringer Wald sinckend / den rechten aber gegen Francken empor haltend / von vielen Leuten / die es ausgesagt / gesehen worden.


Ibid. p. 454. Anno 1653. den II. Octob. hat M. Andreas Hübner / Pfarrer zu Reudeburg / ein Kraut-Haupt herein geschicket / welches einem nach damahliger Art geschmückten Jungfer-Kopffe gleich gewesen.

9. Von Immerlebenden Menschen
IX. Von Immerlebenden Menschen.

Cassenius in Bürgerl. Tischred. Dial. 1. p. 39. Gyraldus Cambrensis cap. 6. als auch Abraham Ortelius /gedencken von einer Insul Mamexia genant / das darinnen niemahls weder die Menschē noch Thier / gestorben / oder auch sterben können. etc. Bey diesem wenigen lasse ich itzt das Cap. bewenden / und thue bald hinzu / die erfahrenen Wunder-Dinge von 1666. Jahre / so weitläufftiger angezogen seynd in meiner neuen Welt-Beschreib. 1666. und / geliebet es GOTTE / erkläret sollen werden im Historischen Wercke: sie seynd aber von


[233] 1. Adlern.
2. Blitzen.
3. Creutz-Verdrehunge
4. Drachen / Schlangen.
5. Engels-schlüssels Falle.
6. Feuer-Zeichen und Feuers-Brünsten.
7. Ganse.
8. Hirsch-Hörnern.
9. Jungen Mißgeburten der Menschen.
10. Kalbe.
11. Lufft-Streiten.
12. Müsern / Klößern / Brode. Brunnen / Teiche. etc. so zu Bluthe worden.
13. Neben-Sternen / Cometen / Sonnen.
14. Oceanische Entferbunge / Furchen.
15. Pferden und Füllen.
16. Quaal d' überschwemungen.
17. Ringen ümb den Möd.
18. Saltz / Zucker auff Bäumen.
19. Treflichen Winden.
20. Ungethümen / Gespenstern.
21. Wolcken-Brüsten.
22. Zwiebel-Bezauberūge.
23. Außtrockunge der Flüsse.
24. Bapst Wapen-Falle.
25. Clivi oder Berges herunter Falle.
26. Dürrunge.
27. Erdbeben.
28. Fechenden Kugeln.
29. Geharnischten Manne.
30. Hagel.
31. Jagt des Käysers.
32. Kirchen Einfalle.
33. Lamme.
34. Mauren Einfalle.
35. Nacht-Geister so Feur geschrien.
36. Ohngewöhnliche Herings Menge.
37. Passiren des Todes.
38. Quälunge und Kranckheiten.
39. Reissenden Wolffe.
40. Stücke-Schiessen zur See.
41. Thurms-Einfalle.
42. Umbgange des Mondes ümb die Sonne.
43. Walfische.
44. Zweyen Lichtern.
[234]
10. Von Klugen Menschen
X. Von Klugen Menschen.

Der Spanier Huartus / in seinem Scrutin. Ingen. /durchden Aeschanus Major (per anagr. Jöachimus Caesar / Hallensis) Dobreboranus / lateinisch gemachet / gedencket / daß ein gewisser Grad der Melancholey sey / dernach der jenige / so damit behafftet oder begabet ist / alle Dinge / Sprachen / etc. ungelernt / und ungelehrt / könne wissen. Und gehöre dahin jenes Mägdelein / so gefraget / welches der beste Verß im Virgilio sey / geantwortet hat: Discite justitiam moniti / non temnere Divos.

Ja hinter sich träget der Bauer das Spieß / melancholia est / balneum Diaboli / Hondorff prompt. Exempl. part. 1. fol. 244. Wier. 1. 2. c. 22. lib. 13. c. 3. und / wie Matthesius in seiner Postille irgendwo saget / so sprechen die Medici / daß kaum die gerinste Melancholey sey / da der böse Feind nicht sein Spiel habe: In betrübten Wassern da fischet er gerne. Doch lasse ich dieses axioma Aristotelis dennoch / cum grano salis / passiren: Quod nullus excellens vir unquam extiterit absque peculiari gradu Melancholiae /nehmlich per habitum / non infusum / sed acquisitum. Und was solte das / der beste Verß seyn / so uns wieder das erste Geboth sündigen / und viel Götter anbethen hiesse / da nur Einer ist? So heisset man auch ins Gemeine / kluge Frauen: die Hexen / so mit dem Bösen-Feinde ein Bündnisse gemachet haben / wie sollen das rechtschaffene Leute seyn: Es ist ja mit ihrer Forma ein unrichtiges Thun? Hieronym. Colberg. in Tabeera. ad vers. 125. litt. G. Der leufft zur Klugen-Frauen. Die werden genennet Pythonissae /haben den [235] Nahmen von dem Heidnischen Abgotte Apollo / der nach dem er die grausame Schlange Python getödtet / Pythius Apollo genennet wurde: Diesem wurde hernachmahls zu Delphos ein über auß der Massen herlicher Tempel erbauet / und weil man in demselben etwas mehr / als beym Hammon / oder Dodon / erfahren konte / als ist es dannenhero kommen / daß man in Gemein alle Kluge Männer / und Kluge Frauen / von denen man heimliche Dinge erforschen und erkündigen konte / Pythones und Pythonissas genennet. Idem ad. v. 127. Chrystallen-seher-schaar / Chrystallomantici / die den Teuffel in einer Chrystallen haben / und durch diß Mittel / wenn sie ümb etwas gefraget werden / alles zeigen und weisen können.

Was nun dieses alles und jedes für eine greuliche /abscheuliche / Erdgeschmeiß sey / kan man leichtlich erachten / noch seynd wir so gar bezaubert / daß wir der (Gal. 3. v. 1.) Warheit nicht gehorchen / sondern auff solche verfluchte schand-böse Leute / trauen und bauen / wenn einer eine Zeit lang kranck gelegen /und nicht bald gesund werden kan / so schickt er zu den Wahrsagern / Chrystallen sehern / zur klugen Frauen / und gar in des Teuffels Apotecken / und begehret / daß ihm der Beelzebub ein Recept oder Artzney schicken soll. Wenns Kind tranck ist / oder das Hertzgespan hat / so mus stracks eine alte Vettel da seyn / die soll ihm rathen. Wenn einem ein Vieh stirbet / so muß eine alte Wettermacherin das ander Vieh segnen / daß es besser stehen und gedeyen könne / als das verstorbene / und daß [236] ihnen nicht in GOttes Nahmen / sondern in aller Teuffel Nahmen / geholffen werde. Wie gesellt es aber unserm HErren GOtte? und was sagt der dazu / wenn man anderswo / als bey ihme Hülffe suchet? das berichtet uns die Historien vom Ahasia / dem Könige in Ißrael / (2. Reg. 1. v. 1. seq.) der selbe fiel auff seinem Saal zu Samaria darch ein Gegitter: da er nun zu Bette liegen muste / schickte er Boten auß zu Baalsebub / dem Gott zu Ektron /und ließ ihn fragen: Ob er des Lagers würde auffkommen / oder nicht? Er begehrete keine Artzney / er bittet nicht ümb Hülffe / der Gott zu Ekron soll ihm nur wahr sagen / ob er von diesem Falle wied' werde aufkommen / oder nicht? Das verdreust den HERRN der Massen sehr; schicket derowegen Eliam den Boten des Königes entgegen / und lesset ihnen und Ahasia zugleich sagen: Ist denn nun kein Gott in Ißrael / daß ihr hingehet / zu fragen / den Gott zu Ekron? Darümb so spricht der HERR / du solt nicht von deinem Bette kommen / darauff du dich geleget hast / sondern solt des Todes sterben. Ja spricht mancher: Soll man denn den Leuten nicht helffen? Es thut der arme Mensch so kläglich / daß es einen Stein in der Erden erbarmen möchte / es müssen unbarmhertzige Leute seyn / die solches wehren wollen: Ich wolte lieber alle Kinder sterben lassen in Gottes Nahmen / spricht Strigenitius / in seiner ersten Predigt am Sontag Reminiscere: Ich wolte lieber alle Kühe / und wenn ich ihrer hundert hette / sterben lassen in GOTTes Nahmen / ehe ich eine Zauberinne wolte ümb Rath fragen; [237] Ein Christ sol lieber sterben / denn durch den zauberischen Segen oder ander Teuffels-Gespenst wollen gesund werden / und leben / spricht der alte Lehrer Chrysostomus. Drumb wer ein Christ seyn wil / der hüte sich für solcher Teuffeley / und wenn er gleich von all seinem Vieh nicht mehr / als vier Viertel / im Stalle hengen sehe.

Ein anders ists / daß Harstörffer spricht im Secretar. p. m. 640. l. X. c. 21. Es lehret Verulamius in Sylv. Sylv: f. 596. Wenn die schwangern Weiber Quitten od' Coriander Saamen essen daß sie alsdann hernach kluge Kinder gebehren sollen: Hingegen /wenn sie harte Speisen / Zwibeln und Bohnen speisen; daß sie darnach dummköpfige und grobgesonnene Kinder zur Welt tragen. (Aber wie können dergestalt die Jesuiten in den Dörffern ausbünbdige Ingenia aufbringen? Und wie würde / in so bestallten Sachenmagna sæpè sapientia latiren sub sordidô palliolô?) Anders wo mehr von Klugen Leuten / als in meinem verlähmten Glücks-Rade: Anitzo kan es vieleichte nicht uneben seyn / von andern Klügeleyen / wegen Verderbung des Ottomannenthumbs zu reden. Es finden sich etliche / welche den Untergang des Türckenthumbs Ihnen im Jahre Christi 1666. einbilden; Dahin zu ziehen ist / mein Cento Virgilianus Arithmeticus, Annô in quô suas DebILItant VIres LVnatIsagMIna peLtIs. (Virg. l. 9. Æneid: v: 611. & lib. 1. Æn. v. 490. & lib: XI. v. 673.) andere Propheceyungen seynd zum theil folgende: Salomon von Golaw in Sinngedicht: Mill. 3. centur. 6. Epigr. 33. p. 107. Türckische Herrschafft.

[238] Man sagt / Deß Türcken Reich wird ehstes untergehē / was hilffts? weil Türckisch Art bey Christen wil entstehē Matthesius in Postill. am 2. Sōtag Advents f. m. 13. a. Denn was die grosse Schlacht belanget / davon Ezechiel 39. meldet / hoffen viel guter Leut / es sollē noch die Türcken mit dem Evangelio auffs Haupt erleget werden / u. durch die vertriebenen u. verjagten Christen auch zum rechten Gott bekehret werden. etc. Viel andere mehr Gründe u. Propheceyungen wird der begierige Leser aufblättern können / in meiner Türckischē Nativität / in meinem Türckenschläger / im Wunderbuche von den Zeichen / so den verwichenen Ungrischen Krieg an- und ausgedeutet habē. Doch damit auch allhier das wichtigste wiederholet / und auf gedachte Zeit accommodiret werde / so ist folgēde Materie davō zulesē. M. Caspar Schmidt / Diaconus zu Wittēberg in seiner Türcke-Perspective / wodurch der Türcken Lehr / wieder die Christē / Krieg u. endlicher Untergang zu ersehen. lit. S. 11. etc.

Des Türckischen Reichs Untergang / Verkündigung oder Weißagung ist gewiß 1. EX INDICIIS. Auß Anzeigungen. Derer nur eins oder das andere hier anzuführē / als die erste von Monden genommen. Vor Zeiten haben die edlen Römer zu Rom an ihren schwartzen Schuhen oder Stieffeln / gestickte oder gemahlte Bildniße des Monden getragen / schreibt Juvenalis Satyr. 7. Sich hiedurch / setze Plutarchus / zur Demuth gewehnen / unn für Hoffart zuhüten / in Betrachtung mit ihnen so bald / als mit den Monden eine Veränderung sich zutragen könne. Die Stadt Hall in Sachsen führet im Wapen einen rothē Mond / u. zweene rothe Sterne / einen drüber den andern drunter / im weissen Felde. [239] Ein Mond ist der Stadt Lüngeburg Wapen / drey gelbe Monden / in rothen Felde / führet Schwabenburg in Schwaben: der gleichen die Wolwarden Schwaben drey Monden haben Sonder Zweiffels ohne / wollen diese alle / der Unbeständigkeit des Menschlichen Glücks / Ehren und Freuden sich erinnern / Inhalts Syrach 11. v. 27. Wenn dirs wohl gehet / so gedencke / daß dirs wieder übel gehen kan: Denn es vor Abends viel anders werden kan / weder es am Morgen war. Syr. 18. v. 26. der Wenden Heer-Fahnen haben einen Monden im blauen Felde geführet. Also soll noch heutiges Tages / in der Türckischen Käyser Wapen ein silbern Mond im blauen Felde / und diß Zeichen auch in ihren Fahnen / zugleich die Form ihrer Schlacht-Ordnung seyn. Anno 1618. hat man bey Tage am Himmel einen halben Mond / darbey zweene halbe Sterne / bald darauff einen Reutter auff einem weißen Pferde / in der Hand ein Schwerdt haltende gesehen. Vermuthlich hats den Türckischen Bluthund bedeutet / weil der Türck den Mond ihm für ein glückseliges Zeichen helt / in dessen Anfang oder Neu-Mond / er wieder die Insel Rhodis zu kriegen außgezogen. Warumb solche Observantz oder Anmerckung des Monden halben geschehe / Weren acht Ursachen an zu führen / darunter / daß die Veränderung ihres Reichs fürgebildet / so wieder abnehmē soll. Der Mond macht zwar ein Sonnen-Finsternüß / jedoch nicht lang wehrend / als denn die Sonne wieder herfür scheinet: Also hat des Türckischen Monden Regiement / so viel an ihm / [240] der Sonnen CHRisti JEsu Ehre / Gottes-Dienst / und Kirchen zimlicher Massen verfinstert. Nun die Sonne der Gerechtigkeit Christus Jesus / wird bald durch brechen / wieder diese Gibeoniten stille stehen und streiten / Joh. 10. v. 13. Muthmassung in Gemein / wegen derer / bey denen Türcken in Schwang gehenden euserlichen groben Sünden / die GOtt / besage heiliger Schrifft / auch in dieser Welt nicht ungestrafft gelassen. Als erschreckliche Gottes Lästerung / Meineyd / Vater-Brüder und heiligen Mord: ungestrafte offentliche Land-Hurerey /Ehebruch: wer einen halben Thl. gibt / kan sein Weib durch den Priester wieder loß werden: dazu vermag GOtt nicht stille zu schweigen / sondern er wird endlich sprechen: Ich will auff seyn. Ps. am 22. v. 6. Und dem Türcken zu ruffen: Es ist gnug / du solt deine Hand ablassen. 2. Sam. 24. v. 16. Eine andere Anzeigung / oder Muthmassen des Türckischen Untergangs / rühret absonderlich her / von denen Sünden / so wieder Ihn gen Himmel schreyen. Die Alten haben vier Himmel-schreyende Sünden / die für Gottes Angesicht treten / und umb Rache ruffen / in nachgehende Verßlein verfasset:


Clamitat in cœlum vox Sangvinis, & Sodomorum,
Vox oppressorum, merces detenta laborum.
Unschuldig Blut / Sodomitereyen /
Vorbehaltner Lohn / und Tyranneyen /
Sind Sünden die gen Himmel schreyen.

Nur kürtzlich. Die erste Sünde / ist unschuldig vergossen Menschen-Blut / wie von Adels Gen. 4. 2. 10.[241] Der Propheten / Matth. 23. v. 35. Luc. 11. v. 50. et 51. Und der heiligen Märterer. Apoc. 6. v. 9. et 10. stehet. Die andere / Sodomiterey / von den zu Sodom begangen / Gen. 18. v. 20. et seq. Cap. 19. v. 13. et 24. Ist un-natürliche Unzucht und Unreinigkeit. Die dritte / unterdrucken der Gerechten / armer Wittwen-und Wäysen / Exod. 3. v. 7. et 8 Cap. 22. et 24. Syr. 35. v. 15. Und die vierdte / da man denen Tagelöhnern ihren verdienten Lohn für helt / oder sonst zu Wasser macht / Deut. 24. v. 14. et 15. Wer da sagte /daß solche Sünden / bey denen Türckē wieder die Christen nicht im Schwange gangen / müste leugnen /das die helle Sonne am Himmel scheine. Denckt doch nur ein wenig nach / liebe Christen / was fast unzehliger Unschuldiger Christen Blut er vergossen. Wegen der Sünden wieder das Sechste Geboth / bey denen Türcken fürgehend / ist besser zu schweigen / weder zu melden. Ach wie ängstigen und pressen sie die armen Christen! Roß-Arbeit müssen sie thun / davon sie wenig oder gar keinen Lohn empfahen. Drumb kan der gnädige barmhertzige Gott / in die ferne nicht zusehen. Er muß sich d' Seinigen erbarmen / und ihnen zu Hülffe kommen. Eine Anzeigung und Muthmassen nehmen auch etliche daher / weil den Christen schon vor dessen herrliche Siege / wieder die Türcken erhalten. Nahmentlich etwas zu melden / denn wo wolle die Zeit herkommen alles zu erzehlen? Was die Christlichen Fürsten / Graffen / Herren und Edelleute / sampt dem [242] Christlichen Heer Anno Christi 1096 /den 23. Januarij und folgends / nach erhaltener Schlacht an vielen Orten abgenommen / besagen die Historien. Anno 1145. Da Käyser Conrad / und der König in Franckreich / selber in Heer-zug sich anwesend befunden / sind der Feinde bey zweymahl hundert tausend erschlagen / were auch vielmehr außgerichtet worden / wofern die Griechische Käyser / nicht so grosse Untreu erwiesen / unter das Mähl / Gips und Kalck backen lassen / wodurch viel Christlich Kriegs-Volck gestorben / auch hatten sie damahls die gewaltige Stadt Damascum ein bekommen / die fast schon in ihren Händen / wann nicht die Teuffelische Uneinigkeit zwischen denen Obersten entstanden.

Were Käyser Fridericus 1189. nicht gestorben /würde der Christen Glück und Sieg / in Syrien viel besser fortgangen seyn. Anno 1196. unter Käyser Henrico dem Sechsten / eroberte das Christliche Krieges-Heer / Sidon / Sarepta / Baruth / und viel andere Orte mehr. Anno Christi 1215. waren viel Geistliche und Weltliche Fürsten mit auß gezogen / und groß Glück obhanden / in dem aus Rath Corradini Königes in Egypten / der Sultan zu Damiata itzt-gedachten Königs Bruder / mit denen Christen Fried begehrete /die gantze Stadt und Reich Jerusalem / auch das heilige Creutz / und alle auffgewendete Unkosten / hierüber / alle verstörete Städte wieder auff zu bauen /sich anerbothe / darzu unter denen Christen iedermann / anzunehmen / geneigt war;

[243] Allein der Päbstliche Legat Pelagius wiederrieths und verschertzts / welches ein groß Versehen. Als Anno 1228. beym Fortzug Käyser Friedrich der Andere sich zugleich fort gemacht / richtete der Sultan mit dem Käyser Frieden auff / übergab ihm Jerusalem ruhig wieder / der auch allda Ostern hielt / und zum König zu Jerusalem sich krönen liesse. Anno 1249. thet Ludwig König in Franckreich / der Heilige genant / einen Feldzug / überkam Damiata in Egypten /das Glück war auff seiner Seiten / und erhielt etliche Schlachten / dafern nicht Hunger und Pestilentz darzwischen kommen / würde es besser zu gangen seyn. So thanes übel ursachte / das zur andern Zeit / da die Christen Carthago / und Thunis eingenommen / des Evangelii von Christo freye Predigung / und Tribut Ablegung / erhalten / nicht mehr außgerichtet worden. Wer Beliebung mehrers zu vernehmen trägt / schlage nur die Chronicken / Ortelii Theatrum Europaeum /und dergleichen auff / er wirds zur Gnüge finden: Dannenhero etliche schliessen / wofern die Christen nur einmütiglich zu sammen gesetzt / sie hetten vor längst was stattliches auß richten können; Darauß viel gute Gedancken gefasset / der fromme gewaltige Goet / werde auch im künfftigen / zu Unterdrückung des Türcken / seinen Christen sieghafte Hände verleyhen. Der Türcken gewisser Untergang abmercksam:

2. EX HUMANIS PRÆSAGIIS. Aus Menschlichen Vorsagungen. Derer ich etliche / ohne Beyfall / neben Freystellung zu gläuben / was iedweden [244] beliebig / erzehlen will. Antonius Torquatus Ferrariensis / ein Philosophus / Medicus unn berühmter Astrologus / in Libello prognosticorum de regnorum Europae mutationibus pag. 1534. et 1535. an Matthiam König in Ungern Anno 1480. geschrieben / führet eine weitleufftige Rede an / welche Leunclavius Libr. 18. historiae Muselmanae pag. 840. anzeucht / setzt unter andern / daß sich der Türcke über seinem Reichthumb / mächtigem Reich / vielen Siegen / grosser Ehre / hefftig erheben / und meinen werde / der Himmel könne ihnen nicht mehr Wiederstand thun. Allein / nach dem er die Assyrer / Egypter / Armenier / Parther und Persier / in vielen Kriegen überwunden /auch Griechisch Weißenburg und Rhodis unter seine Gewalt bracht / Ober- und Nieder Ungern mit dem Sebel sehr beschädiget / hier über denen Venedigern zimlichen Schaden zugefüget / und das Römische-Reich eine zeitlang mit Kriegen angegriffen / wie nicht weniger sich an Sicilien / Franckreich / Hispanien unn Welschland gemacht / und denen Christen grosse Furcht eingejaget / wird er ohn Gefehr Anno 1594. oder 1595. denen Ungern und Römischen Reich in die Hände gerathen / sintemahl GOTT der allerhöchste HErr / und CHristus / seiner gläubigē vielfeltigen Niederlage nicht mehr zu sehend / den wackern Muth und Grimm der Teutschen / der Ungern / in gleichen der Spanier und Welschen wieder ihn erwecken und außführen wird: Allda der Türcke niederliegen / umbkommen / und das Königreich Ungern das Lob davon tragen wird. Er fähret fort und [245] saget: Nach des Türckischen Käysers Todt / würde zwischen dessen Fürsten und Obersten / ein solcher Zanck und Uneinigkeit seyn / daß sie sich unter einander selbst auffreiben / darzu anders Frembde helffen sollen. Gantz Griechen-Land würde voll euserlicher Kriege seyn / zugleich die Pestilentz und Hunger grausamlich übel Hauß halten / wenig Zeit und Ort übrig bleiben /biß alles zu Grund und Boden gieng: Die Christen würden hurtig und mutig / gleich als ein Hertz- und Sinn unter ihnen / mit solcher Geschwindigkeit und grosser Macht / in Orient über das Meer kommen / als wenn sie hinüber flögen / und nicht zu Fusse giengen: Man solte als denn sehen / die Türcken sich zum Christlichen Glauben bekehren / und die Christen / so zuvor Christum verleugnet / wieder abfallen / und beyder Reich / unter einen Käyser / wieder zusammen wachsen. So viel von dessen Weissagung / ungeachtet er mehr erwehnet. Methodius / ein Märterer / vom heiligen Lehrer Hieronymo sehr gelobet / hat geweissaget / daß im Sechstausenden Jahr der Welt / die Kinder Ißrael und Saracenen / wieder die Christen grimmig wüten solten / braucht diese Wort: Hispania gladio peribit, & captivi ducentur habitatores ejus, & obtinebunt filii Ismaelis introitum ab Aquilone, & Oriente, & Meridie, & replebitur Hierosolyma cunctis gentibus. Darnach kömbt er auff das Ende der Welt / und spricht: Gott werde seiner Barmhertzigkeit ingedenck / die Seinigen eretten. Er redet also: das Christen-Volck wird sich auffmachen / mit denen Saracenen ein Treffen thun / sie mit dem Schwerdt tödten / [246] ihre Weiber gefangen hin weg führen / derer Kinder tödten / da soll über die Ißmaeliten / das Schwerd der Trübsal / Angst- und Noth kommen /und sie sollen siebenmahl hefftiger von dem HErrn Plagen empfangen / weder sie andern gethan haben. Der HErr wird sie durch die Hand der Christen tödten / und derer Reich über alle erheben; Jacobus Sadoletus in Oratione de bello Turcis inferendo / weissaget /daß ein König in Franckreich / wieder den Türcken das beste thun / und ihn vertilgen soll. Schiltberger von München aus Beyern / der Anno 1394. Käyser Sigismundo / in Ungern für einen Soldaten gedienet /gefangen / und biß in das 1427. Jahr / der gestalt in das 33. Jahr darinnen gehalten worden / wil in seinem Reise-Buch / der Türcken-Religion und Glauben / soll nicht allerdings tausend Jahr wehren. Aber die Zeit ist lange für über. Hierauf last uns etliche Weissagung /unter denen Türcken selbst im Schwang gehende / anmercken. D. Leonhardus Krantzheimins / wolbekanter Historicus / gedenckt in seinen Conjecturis od' Muthmassungen / von künftiger Zeit / einer Türckischen Tradition / und Weissagung / meldende / sie bekennen selber außdrücklich / und sagen: Ihr / der Mahometischen und Türcken Reich / soll nicht länger denn tausend Jahr wehren und bestehen. Wann diese verflossen / würde desselbigen endlicher Untergang /Zerstörung und Verwüstung obhanden seyn. Fehret fort und spricht: Solche Rechnung sey Anno 1588. zum Ende gelauffen / gestalt damahls das Glück von des Türcken Seiten sich zimlich gewendet / in dem GOTT seinem Volck Krafft geben / [247] daß es mit Ihm Thaten gethan / den Ertz-Feind seines Göttlichen Nahmens / für Sixto gewaltig geschlagen / wovon nachfolgendes Chronodistichon zu mercken:


Lux fuit Octobris ter tertia: milite rarô
Pannonia en legio Turcica Castra fugat.

Worauff sich die Türcken / mit vorher gedachten tausend Jahren gründen / wie glaubwürdige Scribenten zeugen / ist folgendes: In der Türcken geheimen Büchern findet man verzeichnet: Als Mahomet der Türcken Patriarch / Prophet / und Groß-Vater sterben wollen (bey sich aber ein Geheimniß / zweiffels ohne vō Teuffel eingegeben / im Hertzen getragen / welches er seinen Anverwandten gern entdecken wollen / und doch für grosser Leibes-Schwachheit nicht dazu kommen können) hat er beyde Hände von sich gestrecket /und alle zehen Finger außgerecket / damit gleichsam zuverstehen geben / so lang würde es mit seinem angefangenen Reich und Wesen / und denen Türcken Bestand haben. Ob nun wohl theils hierüber erschrocken / besorgende es möchte nur zehen Tage / Monat oder Jahr bedeuten / ist ihnen doch endlich / durch ihre Teuffels-Propheten / so viel zu erkennen gegeben / daß es zehen hundert / das ist / tausend Jahr bedeute; Allermassen so lang das Türckische Reich und Mahometische Wesen / Bestand haben würde. Weil denn nun / von der Zeit an / da Mahomet sein Reich angefangen / die tausend Jahr allbereit zum Ende / machen sie ihnen selbst die Rechnung / daß sie werden ihres Reichs Bestand aufs künftige sich wenig zu getrösten haben. Sondern / [248] laut ihres eigenen Bekäntniß / von denen Giarlaurn / und Caturlarn (also nennen sie die Christen) einen grossen Anstoß / und gewaltig Unglück leyden würden. Dannenhero auch geschicht / so offt sie ihre Prophecey lesen hören / bey ihrer Versamlung / die Männer weinen / die Weiber heulen und klagen / als über welche der Christen Gewalt kommen werden. Eine Prophecey / die ein Türck in Türchischer Sprache / von der Türcken Untergang und Bekehrung / zum Christlichen Glauben hinterlassen /findet man in Bartholomaei Georgiwitz Türcken-Büchlein / sub c. 4. also teutsch verzeichnet: Unser Türckischer Käyser / wird sich auffmachen / des Heydnischen Fürsten-Reichs annehmen / den rothē Apffel überkommen / und unter seine Gewalt bringen: Und wo sich der Christen Schwerd binnen sieben Jahren / nicht dawider setzet und aufflehnet / wird ers biß in das zwölffte Jahr behalten / grosse Häuser auffbauen / Weinberge pflantzen / die Gärten umbzeunen /Kinder zeugen / und nach zwölff Jahren (da er den rothen Apffel unter sich bracht) wird sich der Christen Schwerd wiederumb sehen lassen / den Türcken hinterrück treiben / ünd in die Flucht jagen. Welcher Gestalt so thane Weissagung zu verstehen / kan man daselbst / auß Erklärung der Türckischen Wörter zimlicher massen abnehmen. Auch ist bey denen Türcken sonst ein nahmhaffte und wohlbekante Weissagung /daß ihr Reich / nach Eroberung Constantinopel über 140. Jahr (D. Matth. Dresserus setzet 150. Jahr) nicht stehen oder wehren soll. Nun ists in itzt-lauffenden 1663. Jahr / [249] den 29. Maij schon 211. Jahr / da Constantinopel eingenommen / weß wegen ihre Weissagung vorlängst zum Ende gelauffen. Vor wohlgedachter Herr D. Matth. Dresserus erinnert / die Türcken hetten noch eine Weissagung / daß auß dem Ottomannischen Stamm würden nicht über vierzehn Käyser regieren. Wann wir nun / von Mahomet / oder Machmet dem Grossen / der ein Sohn Amurathes / welcher nach etlicher Rechnūg / der Neundte / nach anderer / der achte Türckische König (Anfangs haben sie nur Könige gehabt) aber der erste Türckische Käyser / weil er Constantinum Palaeologū den Constantinopolitanischen Käyser / und die Edle Stadt Constantinopel /den viel- Jährigen Sitz / der Orientalischen Griechischen Käyser / mit gewehrter Hand überwunden / und zur Haupt-Stadt des Türckischen Reichs verordnet hat; wann wir nun / sag ich / von diesen anfahen zu rechnen / biß auff den itzigen Mahomet Hann regierenden Türckischen Käyser / so wird er / wie etliche wollen der 21. oder nach Anderer Meynung der 22. König / und auff solche Weise entweder der dreyzehende / oder 14. Käyser in der Ordnung seyn. Welches denn nach jedweden vernünfftigen gar leicht zeiget / was die Türcken / vermöge ihrer Weissagungen /fur Gedancken führen mögen. Allein / angesehen ietzt-angezogenes aus Menschen Gedancken herrühret / bleibts hinter uns gestellet / gehen weiter / und beweisen der Türcken Untergang.

3. EX DIVINIS ORACULIS. Aus Göttlicher Verkündigung. Wir haben nicht mir hierauß [250] dem Propheten Daniel / sondern auch Ezech. 38 / v. 7. c. 93. v. 5. und Apoc. 20. v. 10. des Türcken Untergang für Augen gemahlet / sintemahl GOtt ihm / gleich andern Tyrannen ein Ziel gesetzet / wie lang sein Reich und Grimmigkeit dauren soll / davon wir alsobald / im andern Punct hören werden. Ehe dann nun solches kommet / kan niemand dieses Ottomannische Hauß / auß seinem Nest oder Sitz hebē / noch jagen / man mags versuchen / oder andere zu versuchen anhetzen / wie man wolle / so wirds doch biß auff gesetzte Zeit wohl bleiben. Wie sich denn viel schon offt vergeblich an dem Türcken gerieben haben / und auch ferner umbsonst an ihm versuchen werden. Unter dessen / liebe Christen / weil ihr Gottes Wort / von des Türcken Untergang für euch habet / ist euch anstendig obliegend und gebührend demselben Glauben zu zueignen 2. Chron. 20. v. 20. Gott wird uns nimmermehr bekriegen / Er ist ein warhafftiger und treuer Gott / besage der Sprüche: Num. 23. v. 19. GOtt ist nicht ein Mensch / daß Er liege: Es fehlet nicht ein Wort an allem / das Er redet / Jos. 21. v. 44. c 23. v. 14. Er endert nicht was auß seinem Munde gehet / Ps. 89. v. 35. Er wendet seine Wort nicht / Esa. 31. v. 2. Er leugt nicht. Malach. 3. v. 6. Obgleich unter weilen seine Weissagungen und Verkündigungen sich verziehen / bleiben sie doch nicht gar außen / sondern wer den zu seiner Zeit erfüllet Habac. 2. v. 3. Nehmet nur die Exempel ein wenig für euch / die könnens zur Gnüge bezeugen.

[251] Was Er Abraham / Isaac und Jacob / von Vermehrung ihres Saamens / dem Ißraelitischen Volck / von Außführung aus Egypten / Einführung in das Gelobte-Land / und nach dieser Zeit / von Zurückholung der Babylonischen Gefängnüß / und Heimbringung in das Vaterland: Ja was Er in Gemein dem gantzen Menschlichen Geschlecht / von Sendung des Messiae versprochen hat / ist alles zu Werck gerichtet worden. Wann ihr nun höret und vernehmet / wie die Türcken so gar jämmerlich und erbärmlich mit denen Christen handlen und umbgehen / tröstet euch nur in Gedult /es wird gar bald ein Ende nehmen / der barmhertzige GOtt / seine grosse Macht und Gewalt darthun / und die Türcken untergehen lassen.

Solche Gewißheit des Türckenfalls / und zwar unserer Sache ein wenig näher / gibt auch zu verstehen der Heinricus Neotechnus in der Erklärung jener Mahometischen Propheceyung vom rothen Apffel hat folgendes: Er nennet den Christlichen Käyser / der zu Constantiopel Hoff gehalten / einen Heydnischen Fürsten nach der Saracenen und Jüden Art / welche die Christen Heyden oder Goim nennen. Dieses Amurathis Sohn / mit Nahmen Mahometh / hat Constantinopel eingenommen. Durch das Häuser bauen / Weinberge pflantzen / Gärten umbzennen / Kinder zeugen /verstehet er / daß der Türcke werde sein Reich befestigen / vermehren und verreichern. Nach den zwölff Jahren aber / das ist zwölffmahl zwölffe werde sich das Glück wenden / und der Christen Schwerdt den Türcken allenthalben [252] in die Flucht schlagen / welches den in dem vergangenen Kriege mercklich / Gott Lob! geschehen ist. Er saget aber nicht daß als denn / als balde werde Constantinopel wieder gewonnen werden / welches zur andern Zeit geschehen wird. Recensetur àj Georgi Wiciô, responsum hoc per Mahomet anum Sacerdotem Amurathi Primo datum: Imperatorem Turcicum aut septem aut duodecim annos à captâ quâdam Christianorum urbe regiâ dominaturum post cœsum iri. Hanc in Germanico Imperio urbem noli quærere, quod quidem Turci fecerunt, qui Budam, aut Strigonium aut Viennam sibi significari cogitarunt. Non enim habent Imperatores nostri certam Imperii sedem, quâ ablata totum concidat Regnum: Etiamsi Francofurtum velis: quam urbem primo solent occupare electi Imperatores. Nec etiam urbs Spira est, Cameræ sedes. Neque Treveris quorundam Imperatorum sedes. Neque Aquis granum, ubi Coronari solent Imperatores. Nedum ut Vienna sit, quam quidem aliquoties spoponderunt sibi Turcæ ex hoc ipso prognostico, multò minùs Strigonium, Buda aut Bellgradum. Urbs igitur illa & sedes imperatoria Bizantium est post datum illud responsum, capta, Pomum rubeum Imperatorum insigne, à Græcis primo usurpatum, à Germanis poctea imitatum. Per annos autem duodecim non Imperatores totidem intellige, sed tempus, & quidem annos non simplices: diutius enim sua in potestate Bizantium tenuit [253] Turca sed duodecuplos. Sic unius anni menses sunt duodecim. Porrò duodecies duodecim anni sunt 144. uibus à capta Constantinopoli, numeratis, ultimus emergit terminus Anno Christi 1597. quorum annorum duodenario ultimo bello nuperam exarsit. Et pòst anno 1598. capta mirabiliter Rabba lectissi ni Turcarum Veterani cæsi. Immo Solymanno & Mahometi Turcæ ultimo plures sunt cæn exercitus quam omnibus ante eos Regibus inde ab Ottomanno ortis. Porrò annis utuntur Turcæ Lunaribus, sed nos numeravimus solares, Lunares autem anni 144. dant annos solares circiter 140. Capta est autem Constantinopolis anno Christi 1453. Maij die 29. Peucerus in suo Chronico ponit 4. Calend. Julii. Sed legendum Junii. Anni igitur illi lunares 144. vel Juliani aut Solares 140. excurrunt à capto Bizantio in Annum Christi 1593. quo feliciora arma in Turcas respublica Christiana movere cœpit quam prius. Etsi propter Jesuitarum ὕβριν & artes Anti Christianas multum damni sæpe acceperimus; nimirum & Cannensi clade non fracti, sed excitati fuerunt Romanorum animi. Sed quorsum hoc vaticinium nisi ut Torquati supputationi testimonium præbeat, nosque excitet ne præsentibus frangamur & imminentibus tabescamus adversitatibus, sed optatum tandem speremus exitum. Alia Mahometanorum vaticinia non multum æstimanus, nec de ipsorum supputatione laboramus. Nisi quod Mahometes ipse in Alcoranô [254] & testamento suo professus est, cum mille annis Gentem, Imperium Religionemque ipsius desitura, ipsiusque corpus de terra auferendum. Quos mille annos ipsi Camelos pascenti Sacerdos quidam Armenius in Ægyptô prædixit, arque etiam immunitates quasdamab ab ipso promittente obtinuit, quibus adhuc fruunteur Armeni.

Hierzu schicket sich nunmehro auch / wegen des erwehnten Torquati gefehlte Rechnunge / welche also von Neotechno excusiret wird: Es schreibet Carion /das nicht einem jeden gegeben die Bedeutniß des Gestirns auff gewisse Jahr anzuzeigen / der arbeit er auch der erste / als er meinet / doch hat solches Antonius Torquatus vor ihme auch vorgenommen / als wir unten sehen werden / darumb was die Jahrrechnung oder den Termin anlanget / ob er ihn schon nicht troffen / ist ihm doch solches etlicher massen zu gut zu halten / denn er selbst den Termin / nicht gantz gewiß gesetzt. Aber das er sich über das 1560. Jahr erstreckt / ist nunmehr offenbahr. Er selbst / da er vom vertunckelten Rauten-Kräntzlein redet / setzet nach 1548. da das Rauten-Kräntzlein vertunckelt werden / eine lange Zeit / welches 12. Jahr nicht außmachen.

Weiter wegen der Gewißheit daß der Türcke bald solle erlegt werden / redet auch Ad Esa. 41. 25. in Enodat. D. Gottfried. Cundiss. Thes. 39. Interim tamen prædicti Messiæ adversarii non solum hôc locô intelliguntur, sed reliqui [255] etiam ejusdem hostes indigitantur omnes, qui vel in propriâ personâ vel in membris suis olim ipsum persecuti fuerunt, vel adhuc Ecclesiam ejus persequuntur; quales erant necem Spirantes Judæi, & tyranni ex gentilibus, inter quos familiam duxerunt Imperatores potissimum isti crudilissimi, sub quibus in primitiva Ecclesiâ decem gravissimæ Christianorum persecutiones contigerūt. His meritò annumeratur meretrix magna sive mulier ebria de sangvine sanctorum, & de sangvine Martyrum Jesu, Apoc. 17. 6. Hoc est Anti Christus percutiet virgâ oris sui & spiritu labiorum suorum interficiet. Esa. 11. v. 4. 2. Thes. 2. v. 8. Item Gog & Magog. Sive Anti Christus ille orientalis, id est Mahumedes, cujus interitus & excidium indicatur Apoc. 20. v. 9. Perignem scil. de cœlo mittendū, qui eum devoret, sicut olim super Sodamam & Gomorrham, sulphur & ignis delapsus est, Gen. 19. v. 24.Imò præforibus esse dicit Nobilissimus Theologus Dn. D. Hoë Tom. 7. Comment. super Apocalyps. D. Johannis. p. 373. Interitum regni Turcici, ut ut jam in summo flore videatut constitutū; modò ipsemet hunc excidii terminum tum seriâ pœnitentiâ, tum assiduâ precum diligentiâ acceleremus, & flagitemus. Noch ferner gehöret zu diesen vorbesagten auch folgender Autor / nehmlich.

Daniel Schaller in Theolog. Herold / c. 7. p. m. 58. etc. vom Kriege und Krieges-Geschrey: (Anno 1604.) da die Jünger des Herrn Christi besonders [256] zu ihm treten und sprechen: HErr sage uns / wenn wird das geschehen? Welches wird das Zeichen seyn deiner Zukunfft / und der Welt Ende? Da antwortet d' HErr CHristus und saget unter andern Matth. 24 / Cap. Ihr werdet hören Krieg und Geschrey von Kriegen / sehet zu und erschrecket nicht / denn solches muß zuvor geschehen. Luc. 21 / Cap. Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Empörungen so entsetzet euch nicht / denn solches muß zuvor geschehen. Item ein Volck wird sich erheben über das ander / und ein Reich über das ander. etc. Im Propheten Ezechiele am 38. und 39. Cap. wirdt in specie gemeldt / von den Türcken: Zur letzten Zeit (sagt der H. Geist durch den Propheten) wirstu kommen in das Land / das vom Schwerdt wiederbracht und aus vielen Völckern zusammen kommen ist / nemlich auff die Berge Ißraelis / welche lange Zeit wüste gewesen sind / und nun außgeführet auß vielen Völckern und alle sicher wohnen. Du wirst herauff ziehen und daher kommen mit grossem Ungestüme und wirst seyn wie eine Wolcke das Land zu bedecken / du und alle dein Heer und das grosse Volck mit dir. In der Offenb. Joh. 20 / Cap. Der Sathanas wird auß gehen zu verführen die Heyden in den vier Oertern der Erden / den Gog Magog sie zu versamleu / in einen Streit welcher Zahl ist wie der Sandt am Meer. In diesen angezogenen Sprüchen der H. Göttlichen Schrifft / werden auch Krieg und Krieges Geschrey und des Türcken Heeres Zug und Krieges Rüstung wieder die Christen unter die prognostica so uns [257] den Jüngsten Tag verkündigen und anmelden solten / gerechnet und gezehlet. Denn obs wohl an dem ist das von Anfang der Welt allezeit viel und grosse Krieg unn Bluthvergiessung gewesen / wie in Geist-und Weltlichen Historien / darin am meisten von Kriegen geschrieben / zu finden ist / so ists doch niemahln so weit kommen / und also hergangen daß ein Volck und Reich sich wieder das ander hette auffgelehnet und Krieg in allen vier Winckeln Oertern und Enden der Welt gewesen were / wie es itzt am Ende der Welt geschicht und hergehet. Denn es ist allezeit zuvor eine Monarchia oder Reich in der Welt gewesen unn welches von wegen grosser Gewalt die Uberhand auff Erden gehabt hat. Und da Krieg enstanden / ist entweder die Monarchia selbst uneins gewesen oder hat sich irgend ein frembd Volck wieder dieselbe erhoben / welches bald wieder gedempfet und untergedruckt worden. Nun aber da nicht allein das Römische Reich in zwey gar wiederspenstige Regenten /als den Römischen Käyser und Türcken verfasset /sondern nunmehr auch auff den Zeen oder Füssen flehet und in so viel Reich und Regenten als Zeen an Füßen seyn / zertheilet ist: da heists aller erst: Ihr werdet Krieg und Krieges-Geschrey hören / ein Volck und Reich wird sich wieder das ander aufflehnen / und itzt ist recht und eigentlich ein Volck / Reich und Herr wieder den andern. Moscau ist wieder den grossen Cham den Tartarischen Käyser. Der Türck wieder Moscaw / der Sophanier oder Perßen König wieder den Türcken / der Türcke wieder die Christenheit.[258] In der Christenheit selbst ist nirgend Fried sondern lauter Krieg und Lermen in allen Landen. In Spanien /Engellād / Niederland etc. wie iederman bekant ist. Im Römischen Reich ist zwischen Käyser / Churfürsten / Fürsten / Herren / Städten und Reichsständen kein rechter Fried / kein Trew / kein Glaub / kein benachbarter Fürst trauet mehr dem andern / einer stellt dem andern nach Land und Leuten. Zwischen der Obrigkeit und ihren Unterthanen ist auch sonsten hin und wieder grosse Empörung und Auffruhr. Der gemeine Pöbel fluchet / schilt / gruntzet und murret heimlich und offentlich / wieder ihre ordentliche und von GOtt fürgesetzte Obrigkeit / wegen grosser Beschwerung /und Bedrengniß / gibt des Türcken Steur und Tribut mit grossem Verdruß und sind Herren und Unterthanen in vielen Städten und Landen der massen gegen ein ander verbittert / daß grosse Empörung / Rebellion und Auffruhr zubefürchten. Ob aber dieses nicht sey die rechte wahre Erfüllung / dieser Prophecey /das gieb ich allen Verständigen zu erkennen. Insonderheit aber ist itziger Zeit Gog und Magog im Harnisch und voller Rüstung und hat dieser greuliche Tyrann und mächtiger Erbfeind der Ehristenheit mit grosser Gewalt und Heeres Krafft / das Römische Reich überfallen / und mit einer übrig grossen Macht an Türcken und dem unmenschlichen Volck der Tartern / nunmehr über zehen Jahr dermassen fort geschritten / daß er an den Gräntzen fürnehme Festungen erobert.

[259] Und diß ist ohn allen Zweiffel sein letzter Heerzug davon Ezechiel 38. v. 39. Cap. und im Buch der Offenbahrung Joh. am 20. / Cap. geweissaget ist darauff auch seine Niederlag und schrecklicher Untergang gewiß erfolgen wird. Denn seine zwey- und viertzig Monat und die vierdthalb Zeit sind aus / wie zuvor angezeiget ist und der Prophet Ezechiel saget außdrücklich. Erstlich daß solches zur letzten Zeit geschehen werde / nū haben wir droben beym ersten Beweiß gehöret daß wir heutiges Tages eben die jenigen sind / die da erreichet haben das Ende der Welt. Den Christus ist gebohren und in die Welt kommen in den angehenden letzten zwey tausent Jahren / darumb auch die Apostel ihre Zeit / die letzte Zeit und Stunde genennet haben. Von diesen zwey tausent Jahren /sind allbereit anderthalb tausent und noch 100. Jahr drüber verlauffen und fürüber / und sollen noch darzu die Tage umb der Außerwehlten willen verkürtzt werden / darumb ists freylich itzt recht umb die letzte Zeit: zum andern sagt Ezechiel / Gog und Magog /dadurch der Türck verstanden wird / werde zur letzten Zeit mit grosser Ungestüm herauff ziehen in das Land das vom Schwerdt wieder bracht und auß vielen Völckern zusammen kommen ist / nemlich auff die Berge Ißrael / welche lange Zeit wüst gewesen sind. Das ist das Land darin die Christliche Kirche oder die geistliche Ißraeliten und Bekenner des HErrn CHristi ihren Sitz und Wohnung haben / welche GOtt der HErr mitten in der greulichsten Verfolgung der Röm-Käyser und anderer ihrer Feinde erhalten und vom [260] Schwerdt errettet hat / welche lange Zeit unter d' Päbstlichen wüsten Blindheit und Finsterniß gewesen und aus vielen Völckern der Heyden zusammen gerafft sind. Zum dritten sagt der Prophet / es werde geschehen / wenn sie alle sicher wohnen und sich in die Güter und Nahrung geschickt haben / das ist / wenn sie sich des Türcken Zukunfft und Einfalls am wenigsten versehen werden. Nun ist die Sicherheit heutiges Tages so groß daß sie nicht wohl könte oder möchte grösser seyn. Denn ob wir gleich wissen daß sehr grosse Gefahr der gantzen Christenheit wegen des Türckens zu stehet /so sind wir doch fein sicher / besorgen uns keiner Gefahr / rüsten uns nicht mit rechtem Ernst wieder einen solchen mächtigen Erb- und Ertzfeindt / schlagen seine Zukunfft verächtlich in Windt / O sagen ihr viel es thut uns der Türcke noch lange nichts. Disseit des Reins sind auch Leute / es ist noch manch Wasser /Stadt / Festung etc. dar zwischen / es wolte noch mancher Kopff kosten und schicken sich die sichern Geldt- und Welt-Kinder mittler weil fein in die Nahrung und Güter und dencken auff ihre Schinderey und Menschen Plackerey / gleich als ob man sich lauter nichts weder für dem Türcken noch Jüngsten Gerichte / zu befürchten hette. Und werden wir also wie d' Prophet weiter sagt / in seiner Weissagung / gleich einem Lande oder Stadt ohne Mauren Thor und Riegel / die sich in ihren Festungen wieder den Feindt nicht können schützen und auffhalten / verglichen. Denn vigilantia Ducum et Principum est murus et salus exercitus / fleissiges Auffsehen der Häupter / [261] und gute Wacht halten sind die Mauren eines Landes. Et pœunia et res bellicae necessariæ sunt portae et nervi rerum gerendarum. Geld und nöthiger Vorrath an Krieges-Rüstung / Profiant und gute Manschafft sind die Thor und Riegel / damit man das Land wieder den Feind bewahren / entsetzen / und ritterlich Wiederstand thun kan. Dieweil wir Deutschen aber uns damit nicht gefast machen / sondern still und sicher sind /biß uns alle Gelegenheit dem Feind Wiederstand zu thun benommen wird / so sind wir auch eben das Land ohne Mauren / Thor unn Riegel / die da leichtlich können überwunden und geschlagen werden / wie es denn auch die Erfahrung an den Ländern / dem Röm. Reich weilandt zuständig / die der Türck gewonnen / gnungsam bewiesen hat. Denn womit hat der Türck Griechenland / Constantinopel / Rhodis und Unger-Land anders gewonnen / denn daß die Leute sicher gewesen und mittlerweil sich unter einander selbst abgefressen und geschwecht / daß sie hernach den Feind nicht Wiederstand haben thun können und von ihren Reichs Verwandten mit notdürfftiger Kriegs Rüstung und Vorrath nicht können entsetzet werden? gleich wie es heutiges Tages in Deutschland auch geschicht / und dem Türcken nit unbewust ist. Darumb lauret auch d' Türck so feindselig auf uns / nimpt seiner Sachen wol wahr / hat böses im Sinn /und gedenckt uns zu überfallen / wenn wir am allersichersten sind / auff daß er plündere und raube nicht allein das zeitliche Gut welches er mit hinweg nimt und das andere so er nicht mit [262] hinweg nehmen kan alles verbrennet und verheeret / sondern auch das ewige Himml. Gut / nemlich die offentlich Predigt und den Brauch der H. Hochwürdigen Sacramenten. Item den Eheleuten ihr höchstes und liebstes Gut auff Erden / nemlich ihre liebe Kinderlein / die er mit weg nimbt / oder zu Tribut hernach bekömpt und zu seiner greulichen Christ schänderey und Tyranney gebrauchet. Auß diesem kurtzen Bericht ist offenbahr / daß nunmehr auch die Prophecey Ezechielis / von des Türcken letzten Heeres Zug wieder die Geistlichen Ißraeliten / zum theil seine Erfüllung erreichet / und noch täglich mehr erreiche und restiret nur daß / daß GOtt der HErr diesen mächtigen Tyrannen / nach dem er uns zuvor wohl durch ihn gezüchtiget hat mit aller seiner Macht stürtze und tilge / wie durch den Propheten auch geweissaget ist / und gar bald und leichtlich geschehen kan. Darum mögen wir wol diese Zeit in guter acht nehmen / und der Zukunft des Hn. Christi mit stetem Wachen und beten / gewarten / und den grossen Hauffen lassen schnarchen und schlaffen / biß sie das Unglück und endlich der erschreckliche Tag des HErrn / wie ein Fallstrick übereile.

Biß hieher Schaller von seiner Zeit: Von einer andern Zeit redet C. Erasmus Michael Lætus lib. 1. p. 1. ab initio Margareticorum, de conflictu Gothico: in quo Margaretæ Danorum Reginæ auspiciis, Albertus Megapolensis Sveciæ Rex captus regnoque exutus est, ad Serenissimam atque Illustrissimam Elizabetham Angliæ, Franciæ & Hyberniæ virginem Reginam, ita:


[263]
Scilicet audaci cum jam superando Gradivo
Aut delenda fuit Stygio gens edita partu,
Ottmanni Soboles: quæ circum ditia ponti
Littora crudeles populis immittere dextras
Certat & immani cumulare cadavera bello:
Bella geri placuit: etc.

Nicolaus Weisse in seinem Prognostico Anno 1574. ist in den Gedancken gestanden / als wenn des Türcken Fall Anno 1577. erwärtlich wäre / also:


Warnunge des 1578. Jahrs.


In diesem 1578. Jahr / wird das angefangene Unglück / so in 1576. und 1577. Jahr geschehen / und sich eingewickelt hat / in alle Lande erstrecken / und je länger je mehr sich außbreiten wird / das gantz Europa / und sonderlich das deutsche Land in grossem Schrecken und Zagen stehen wird / von wegen der Finsternüß des Monds im 1577. Jahr den 26. Tag Septembris geschehen / welcher seinen Effect in dieses Jahr verzeucht / und auff den 5. Aprilis seinen Anfang nehmen wird / und wird wehren biß in den August-Mond / und trägt sich zu / daß die bösen Aspect der obern Planeten (: wie obgemeldet:) eben in der Zeit geschehen / mit einfallen / ia dieser Zeit der Finsternis Wirckung / derohalben das vorige Unglück gar hefftig gestercket unn gemehret wird / mit den angefangenen Kriegen / Rauben / Morden / Brennen / und Bluthvergiessen / und sonderlich die Conjunctio Saturni und Martis in siebenden Hauße / (: zuvorn gemeldet:) geschehen / bedeut / daß sich der Türck mit gantzer Macht und Gewalt auff Deutsch-Land [264] mit seinen Helffern und Bluths-Verwandten rüsten wird / und es wird ihme sein böses Führnehmen eine Zeitlang gerathen / daß er die Oberhand wird haben / und anders nicht wird Gott über uns verhengen / denn von wegen unser Sünde / dz er hefftig in Deutsch-Land / und sonderlich an den nähesten Gräntzen / des Ungerlands / als Oesterreich / Kernten / Crain / Steuermarckt /und was an der Donau herauff gelegen ist / wüten und toben wird / als auch Schlesien / Merhern / Pohlen /Franckreich / und Engelland / ja fast in gantz Europa wird groß Jammer und Noth an allen Enden gehört werden / an etlichen Enden mit Sterben und Pestilentz / an andern Orten mit Krieg und Auffruhr / am Dritten mit Hunger ud theurer Zeit / und mißratunge der Früchte / und achte nicht unbillich wie einer schreibet im 1578. Jahr / (:Europa trepidabit:) Denn gewiß ist es / daß gantz Europa in grossen Zittern und Zagen stehen wird / welches nicht geschehen ist / sie der die Welt gestanden.

Denn ich habe zuvorn gesagt / daß etliche Einwohner Europae dem Türcken Ursache hier zu geben werden / in Deutschland zu ziehen / und das zu verderben / auch werden etliche Herrn / die es wol in der Zeit wehren könten / durch die Finger sehen / welches die Erfahrung an Tag bringen wird. Aber der Mon in seinem glückseligem Stande / in medio coeli und in seiner Exaltation. Deßgleichen auch die Sonne mit dem Mercurio / und dem Drachen Haupt / welche auch in medio coeli gefunden werden / und dieweil Mercurius[265] der Christen König mit der Sonnen bedeut / und der Mond auch seine Hülffe darthun wird / zieget an / daß der Türck sampt allen unchristlichen Völckern und seinen Mithelffern darnieder gedruckt / und überwunden werden wird / denn die Christen werden den Sieg behalten / doch mit grossem Schaden / und Verderbung ihrer Landschaft / und wird also d' Türcke sampt allem seinem Anhange zuruck getrieben werden / denn der grosse Mond bedeutet eine grosse Versamlunge des Volcks / wieder ihn / und alle Tyrannische unchristliche Herren / ob sie sich schon Christlich rühmen / der Abbruch / so dem Bluthunde am füglichsten mag beschehen / ist nach dem Augustmond / von dem 20. Tage an / da gehet Mars in seinem Lauff zuruck / welcher der Türcken Bedeuter ist /und aller Tyrannischen Völcker / und wird sein Zuruckgang wehren / vom 20. Tage des Augustmonds an biß auff den 21. Tag des Weinmonds: derohalben und die weil sein Significator die Zeit unglücklich ist / so ist das die bequemste Zeit / ihn anzugreiffen / und zu schlagen / GOtt verleyhe mit Gnaden. Biß hieher Weisse. Aber noch genauer trifft zu / M. Joh. Dölingius / Pfarrer zu Bergen in Rügen / und des Synodi daselbst Praepositi judicium / de conjunct. magna Jovis et Saturni Anno 1643. Cap. 21. De Mundi fine ex quibusdam motuum coelestium accidentibus. pag. 715. Der Auffgang des Mahomets und Occidentalischen ist gefallen in den Anfang des wässerigen Trigoni / umb [266] das Jahr / nach Christi Geburth 600. und nach dem sich der feurige Trigonus wieder anhebet /so wird dieser beyden Antichristen Untergang auch ergehen und geschehen. Dieses hat also c. 3. M. Matth. Lungwitius / Archidian. zu Rochlitz / im Tract. 40. Autorum von der besagten Conjunction. Hieher gehöret also Carol. Stengelius, Abbas Anhalanus in Tract. d. Antichr. cap. 8. p. 19. etc.

Die H. Schrifft Apoc. 13. sagt. Der Antichrist werde haben einen Nahmen / dessen Zahl seyn werde 666. diese Zahl aber hat der H. Geist zu dem Ende offenbahr gemacht / daß / wenn der Antichrist kommen / und ihme alle Dinge wird anfangen und unterwürffig machen / auß dem Nahmen könte von denen Verständigern der Kirchen ergründet / verhütet und vermeidet / auch andere ermahnet werden / daß sie sich hüteten. Dann so er wird ein Nahmen haben / dessen Buchstaben diese Zahl vollkommen in sich begreiffen / werde es ein gewisses Zeichen seyn / eben dieser Mensch werde der Antichrist sein / also schreibet Ireneus lib. 5. Cap. 30. Und ins Gemein die Außleger dieses Orths.

II. Seine Zahl wird seyn sechshundert sechs- und sechtzig; welche auf Griegisch verzeichnet wird mit drey Buchstaben / Chi / Xi / Sigma / denn das Chi bedeutet 600. Xi 60 Sigma 6. Es ist aber ungewiß ob der Antichrist sich der Griegischen Sprach-Buchstaben / und Zall gebrauchen werde / oder vielmehr der Hebräischen / (:Denn er wird seyn ein Jüd / der Jüden Fürst und Messias:) oder einer andern.

[267] So ist es wiederumb ungewiß / ob es nur allein drey Buchstaben seyn werden / als viel Ziphern der Sechser seynd: oder aber mehr Buchstaben die ein Zipher zusammen machen / als zum Exempel / der Griegische Buchstab Rho bedeutet hundert / Sigma zweyhundert / Tau drey hundert / machen zusammen gesetzet / sechs hundert / welches ist der erste Sechser / in den 666.

III. Dahero etliche vermeinet aus der Meinunge Aureoli und Lyrani der Antichristus sey gewesen der Mahomet / welcher regieret habe biß auff das Jahr 666. Wiederumb die Buchstaben des Mahomets Nahmen machen der Zipher nach die Zahl 666. In dieser Meynung seynd gewesen vor Zeiten Cedrenus. Zonaras / und Genebrardus. Sie haben aber weit gefehlet: Denn es gewiß und klar auß der Schrifft / daß der Mahomet nicht habe können seyn der Antichrist / sondern ein anderer erwartet werden; welcher kommen soll / gegen dem Ende der Welt / abermahl hat Mahomet angefangen zu herrschen / im Jahr Christi 620. und regieret 10. Jahr / und ist gestorben im Jahr Christi 630. aber gar nicht 666. wie Card. Baronius beweiset.

IX. Im übrigen bleibt unfehlbahr daß der Nahmen des Antichrists werde in sich haltet so viel Buchstaben / deren Zipher werden vollkömm ich in sich begreiffen die Zahl 666. Also lehren die heiligen Väter und Außläger der H. Schrifft / deren etliche sich gewaltig bemühet haben allerley Nahmen zusammen zu bringen / [268] welche diese Zahl der 666. bedeuteten / weil aber keine Göttliche Offenbahrung vorhanden / welche den Nahmen des Antichrists erkläre und entscheide / also würde es ein vermessenes und frevelers Stücke seyn / entscheiden wollen / welches eigentlich auß allen der rechte Nahme des Antichrists seyn werde; besonderlich weil der H. Johannes solchen mit Fleiß verschwiegen hat / deßwegen setzte er allein dessen Nahmens Zahl 666. auff daß wenn der Antichrist gebohren und genennet werde werden / man gleich aus der Zahl welche sich mit seinem Nahmen vergleichen würde / wir auch aus andern Zeichen / welche schon oben aus dem 13. Cap. Apoc. wie auch aus denen Propheceyungen Daniel Cap. 7 / v. 11. und den H. Paulo 2. Thessal. 2. angezogen worden / abnehmen werden können / diß müsse der Antichrist seyn.

Biß hieher jener: darzu ich setze / daß es freylich umb dieselbige Zahl ein wunderliches sey / in dem solche auch wohl gar lästerlich auff den Käyser Carolum den Fünfften ist gezogen worden / wie Hr. M. Theop. Spizelius gedencket in Examin. Vaticin. Anglic. cap. 9 / pag. 15. also:


KaroLVs Der fVnffte / TeVtsCher KeIser.
KaroLVs Von GenDt / TeVtschCher KeIser.
CaroLVs V. InDVperator.
CaroLVs V. GanDaVensIs.
Κάρολο; Ε. γαινδαέισιος Καῐσαε

Aber / wer siehet hier nicht den Betrug / und alßbald[269] die Wiederlegung dessen / auch außn Buchstaben? Denn beweise mir einer / daß ich besser schreibe Teutsch als Deutsch / hier sind schon 500. mehr. Warumb das Poeticum Induperator für Imperator / V. für Quintus? etc. Narrey! Ich hielte es dennoch lieber mit dem Nahmen Mahomet: als darzu auch folgendes gereichet zur Confirmirung. כאה Constellation oder Himmels Schrifft auff den Untergang des Türckischen Reichs deutend im Jahre 1666.

Rabbi Chomer erzehlet allerley Constellationes von vielen Reichen und Monarchien / die sich begeben /seit dem Anfang der Welt / als von denen Syrien /Jüden / Persern / Griechen / Römischen Königen und selben Senat / sammt mehr andern / die alle zu nichte worden sind mit der Zeit in Ihrer Regierung / außgerechnet nach Ihren Constellationen.

Nicht weniger beschreibt Er auch unterschiedene Constellationes der noch heut zu Tage in Flor stehenden Reiche / und unter andern auch der Türcken; Zu folge dann der Gezeugnüsse unterschiedener anderer Autorum / so ist vor etlichen Seculis fürnehmlich in Türckey gesehen worden diese Himmels-Schrifft. Wann mann nun die Zahl dieser Himmels Schrifft mit denen Jahren vor dem Türckischen Reiche zusammen rechnet / so wird sichs befinden / daß erwehntes Reich sich endigen müsse in diesem 1666sten Jahre.

Mahomet fieng an sich vor einen Propheten [270] außzugeben etwa Anno 630. vorhero nehrete er sich mit Handlung / wie die Araber ins Gemein zu thun pflegen; Zu erstbenannter Zeit aber in Gesellschafft habend einen Münch / genannt Sergius / der seines Glaubens ein Arrianer und Nestorianer war / item den Ketzer Antiochus und noch einen Jüden / der in der Necromantia sehr erfahren war / beschrieben und machten diese zusammen den Türckischen Alcoran /also das umbs Jahr 641. die Fundamenta zur Türckischen Regierung geleget waren.

Nach wenigen Jahren präsentirten sich am Himmel sieben Sterne die machten dieses Hebräische Wort כאה caach / welches anzeigt / wie die Türcken sollen untergehen und zu nichte gemacht werden. Caach hat 3. Bedeutungen / caach schwach werden / caach geschlagen werden / caach zu Ende lauffen / umb anzuzeigen den Jammer / der sich begeben wird beym Untergange des Türckischen Reichs.

Die Zeit nun / in welcher das Türckische Reich zu solchem Falle oder Ende kommen werde / weisen an diese Buchstaben. Der erste Buchstabe כ Kaph bedeutet allezeit 20. Der andere א Aleph thut ins Gemein 1000. / er müsse auch / sagt Chomer / mehr bedeuten / dann er hat mehr Sterne und scheinet heller denn die andern. Der dritte ה He thut allezeit 5. diese 3. Zahlen zusammen gerechnet / macht 1025. Jahre / und so lange muß die Türckische Regierung werden / ehe sie schwach wird / geschlagen wird / und zu Ende läufft.

[271] Thut man nun die Zahl / in welcher sichs angefangen nehmlich 641. dazu / und rechnets zu denen 1025. Jahren / so thuts 1666. Jahre. Und der Gestalt ist die benennte Frist täglich verflossen / welches die Zeit wird weisen / denn die Himmels Schrifft hat bey denen vorigen Reichen niemahln gesehlet. Lebet wol! Aus Wien vom 31. Martij von der Käyserlichen auß Türckey angelangeten Bottschafft wird meldung gethan / daß / nach dem sie unweit Ofen gewesen / umb den Mittag 3. Sonnen eine mit grossen gegen Constantinopel kehrenden langen Strahlen / die andere schön hell und klar / und die dritte gantz dunckel gesehen worden: worüber die Türcken ihr judicium gefället; daß nemlich die Erste entweder des Römisch oder des Ottomannischen Käysers / weil sich aber die Strahlen gegen Constantinopel gewendet / ihres Käysers Todt bedeuten würde. Die andere Sonne sey Anzeige eines guten und fruchtbaren Jahres / die dritte aber bedeute ihrer Völcker und der gantze nach Candia schiffenden Flotte Untergang: welches die Zeit geben wird. Von Smirna 17. Jan. als neulicher Tage der Türckische Käyser auff der Jagt gewesen / ist er auff seinem Pferde von einer Brücken in dem Strohm gefallen / und in 30. Persohnen so ihn salviren wollen / sind ertrocken. Ein Schaff Hirte aber selbiger Gegend / hat sich ins Wasser gemacht und seinen Käyser / der bey nahe halb todt war / auß selbigen gezogen. Welchem der Käyser alle seine Kleider und Kleinodien / die er daß mahl angehabt / verehret / und hierüber noch ein Einkommen von [272] hundert Aspern täglich. Aus Wien. 4. Nov. 1665. durch das mit Donner und Plitzen die 3. Tage und Nächte angehaltene grausame Weiter / sind in Constantinopel von einem Donnerstreiche viel Häuser und so gar das Arsenal ruiniret und verbrand worden / daß die Türcken solchen Schaden auff viel Millionen schätzen / welches der Pöbel für eine geschickte Straffe von ihrem Mahomet /wegen des wieder die Christen geführten Kriegs / helt: Item die aus Türckey kommende Rätze bringen mit /das in Constantinopel abermahl neue Unruhe sich erhoben: In dehm der grosse Vezier den neuligen Unwillen des Pöbels derer Gestalt wieder eingestellet /daß er in diesem wieder die Christenheit geführtem Kriege nicht so viel / als man vorgeben / geblieben: sondern viele nur auff eine Zeit in die Gräntzbesatzung verleget worden: Dessen Betrug der Pöbel erfahren / und ihn hinzurichten begehret. Item daß der Türcke mit dem Groß-Vezier übel zu frieden / weil er über 3. Millionen Goldes und viel Volcks in diesem Kriege eingebüsset / und anders nichts / als Neuheusel erobert. Item daß die erste grosse Feuersbrunst über 6. Millionen Schaden gethan. Item daß noch ein anders Brunst gewesen / drinnen in einer halben Nacht 1700. Häuser drauff gangen mit unaußsprechlichen Schaden. Aus Venedig 14. Dec. 1665. man höret / daß bey Soria ein Bassa mit mehr / als 20000. Mannen / aufgestanden: Deßhalben der Bassa von Aleppo und andere Besehlicht worden diesem zu steuren / ehe seine Macht grösser würde. Dieses ward auch über Livorno [273] confirmiret: und daß erwehnter Bassa schon einen Platz eingenommen. Item zu Gran / Cairo / ein Bürgerlicher Krieg zwischen dem Guvernör und Bassa des Orths entstanden / der Gestalt / dz in einer Rencontre wohl 18000. zu beyden Seiten todt blieben.

11. Von Leichen- oder Leb-losen Menschen
XI. Von Leichen- oder Leb-losen Menschen.

Daß die Gestorbenen / keine rechte Menschen mehr seyn / solches wird leichtlich ein jedweder aus denen Exempeln der Logicae davon gebracht haben: und handelt davon auch D. Lütkemann in Tract. De vero homine / Sect. 1. in sine p. 45. doch muß man Mause-todte verstehen: Ein anders ists mit denen jenigen / so wieder auffgelebet seyn / alß zum Exempel etliche Auffgehenckete / davon Schenckius / l. 2. obs. 17. et 18. item lib. 8. obs. 188. et 289. beym Pomario in Synopt. Colleg. Physic. disp. 5. posit. 3. und beym M. Georg. Elurio in der Glatzischen Chronick / lib. 3. p. m. 226. etc. Auch zeige ich noch dieses an / daß unter Regierung der Graffen von Hardeck zu Glatz / ein Rhatmann / mit dem Zunahmen Patschker zu Habelschwerd gewesen ist / derselbe hat in seinem Ermel /wenn die Rhat Herren Geld gezehlet haben / Geld fallen lassen. Dieses zeigen sie dem Graffen an / der befiehlet / daß sie Achtung drauff geben solten / und ihn auff wahrer That ergreiffen; solches geschah / und ward dem Grafen angemeldet. Der lest denselben sodern / und verurtheilet ihm zum Tode. Aber ehe er noch nieder kniete / befiehl der Graffe dem Hencker /daß er ihm nur mit flacher [274] Wehre an den Nacken schlagen solte: Als es nun geschehen war / hieß ihn der Graffe auffstehen / und sprach / stehe auff Patschker / dir ist Gnade bewiesen. Als er nun gefragt ward /wie ihm zu Muthe gewesen sey? Hat er geantwortet /ihm hette gedaucht es lege Himmel und Erde auff ihm. Bey dieser Anleitung wil ich auch sonsten eine Historia anmelden / welche ich mit meinen Augen selber gesehen / und mit meinen Ohren gegenwertiglich selber angehöret habe. Anno 1622. den. 4. Januari /worden zu Glatz 8. Persohnen / (die nach Soldaten-Recht waren zum Tode verurtheilet worden /) außgeführet / denn sie hatten zum Theil Beuthe gemacht /bey den Freunden / oder auff den jenigen Dörffern /welche hinein in die Stadt dem Obersten contribuireten / und hatten sich außgegeben / als wenn sie nicht Glatzische / sondern Churfürstliche Sächsische Soldaten wehren.

Nun war unter den 8. Persohnen auch ein Glätzischer Mittwohner / der ein Stricker war / dieser ward auch zum Soldaten Galgen gebracht / der am Ringe bey der Prange stund / und ward auch daran auffgehencket. Als ihm nun der Hencker das Genicke gebrochen hatte / und hernach ein ander eiserne Haspe ins Holtz eingeschlagen / und darumb den Strick geleget hatte / auch wieder von Galgen herab stiege / und einen andern holen wolte. Kam Hauptmann Senis geritten / und schrey / es wehre ein Irrthumb geschehen /denn derselb der gehencket worden / hette nicht sollen gehenckt werden.

[275] (Es ist im Krieg der Gebrauch / daß wenn zum Tode verurtheilte Soldaten / auff Bitte noch sollen loß kommen / man dieselben gemeiniglich erst loß zehlet unterm Gericht / oder ja erst wenn ihnen schon der Hencker den Strick soll umblegen / drumb woltē schon die Soldaten den Hencker von Galgen herab schiessen / aber auff groß Vermahnen der Officirer /und auff grosse Bitte des Henckers verblieb es; Als nun ein groß Geschrey war / und jederman dem Hencker zurieff / er solte den Gehenckten wieder loß machen / schrey er erst auff ein Messer / die Soldaten aber sprachen / haue ihn mit dem Beile wieder loß /solches thet er / und hawte den Strick entzwey / daran er wahr gehencket worden / also fiel der Gehenckte herab von dem Galgen auff die Erden / und thet erst einen schweren Fahl / der Hencker steig ihm nach herunter und bestrich ihn mit Schnee / damit er sich wieder erquicken solte / über eine Weile fieng er sich wieder an zubewegen / der Hencker rieb Ihn so lang biß er ihm wieder auff die Füsse brachte / darnach fasseten ihn etliche / und führeten ihn wieder in Stock. Weil aber der Kriegs Hauptman selber einen Irrthumb begangen hatte / denn nicht dieser Stricker / sondern der andere Soldat / welcher nach ihm die Galgen Leiter steigen thete / solte loß gelassen werden: Kam bald ein neuer Befehl von dem Kriegs Obersten / der Stricker solte noch einmahl unn zwar an den Raths-Galgen draussen fürm Thor gehenckt worden. Als diese Zeitung für dem Stricker kam / stellete er sich sehr kleinmütig durch Geberden im Gefängniß / denn er noch [276] nicht wieder reden konte / dabey denn uns Prädicanten selber nicht wohl war / darumb giengen wir alle dreye zum Hauptmann / und thaten eine Vorbitte für ihn / weil er sein Recht einmahl erlitten hatte mit vermelden / wir besorgten er möchte noch auff dem Wege in Verzweiffelung fallen; darauff ward ihm das Leben geschenckt. Als man nun diesen gehangenen Lebendigen nach etlichen Tagen fragte / wie Ihm am Galgen wehre zu Muthe gewesen? sagte er dieses: Das grosse Geschrey der Leuthe hette er wohl gehöret / da er gleich schon were gehenckt gewesen / er hette aber nicht verstanden / was es gewesen wehre: Item /ihm hette gedaucht / als wenn er in einem tieffen Graben währe / und hätte sollen aus demselben heraußsteigen / ja er hette auch sehr gearbeitet / und sich bemühet herauff zu klettern / hette aber nicht gekunt /weil das Ufer gleich über sich / wie eine schlechte und hohe Mauer gestanden habe: Darumb hatte er nun bey sich gedacht / er wolte nur in dem tieffen Thal liegen bleiben / es gienge ihm gleich darüber wie es wolle. Diese Geschichte ist gewiß ergangen / und ich bin selbst darbey gewesen unterm Gerichte / und habe gesehen / daß der erwehnte Mensch über eine gute viertel Stunde am Galgen gehencket hat / ehe er wieder herunter gefallen ist. Derselbe Mensch hat etliche Wochen lang einen bösen Halß gehabt / weil ihn d' Strick sehr gewürget hatte / aber er ist doch gantz heyl und gesund wieder worden / daß er sich seines Strickens ferner genehret hat.

Ein dergleichens ward auch im Drucke herauß [277] gegeben / im Tract. dessen Titul: Etwas neues vom Tode: oder eine warhafftige und richtige Erzehlung der wunderbahren Erleidigung Anna Grain betreffend: welche nach dem man sie zu Oxsurth in England den 14. Dec. 1650. gehenckt / wieder lebendig / und vermittelst etlicher Aertzte daselbst vollkömmlich zu rechte / gebrache wurden. etc. Es begab sich neulich in dieser Stadt (Oxfurth) ein sehr seltzamer und denckwürdiger Zufall / welchen / weil er unterschiedlich und fälschlich von den gemeinen Leuthen erzehlet worden (wie es denn in solchen Fällen zu geschehen pfleget) habe ich zu diesem Ende / damit niemand möchte betrogen / noch diß sonderbahre Werck der Göttlichen Erbarmung und Fürsehung von uns iemahls vergessen werden / dasselbe glaubwürdig bezeugen wollen / und zwar solcher Massen / wie ich von den jenigin Bericht empfangen / die gleichsam die vornehmsten Werckzeuge wahren / vermittelst welcher solches grosse Werck zu seiner Vollkommenheit gebracht worden. Im Hause des Thomas Read zu Büns-Terr inden Oxfurthischen Gebiete lebte eine Magd / Namens Anna Greene gebohren zu Steeple-Barton in vorbesagten Gebiete; die ihres Alters ungefehr 22. Jahr / mittelmäßiger Leibes Grösse / starck /fleischlicht / zimlich fein vō Gestalt: welche / da sie offt / (wie sie sagt) mit stattlichen Verseissungen /und andern geilen Liebes-Reitzungen von Jeffery Read des vorgedachten Herrn Thomas Read Ehnenkel / einen Jungen von 16. oder 17. Jahren / aber eines zimlichen Gewächses und änge / hier zu stätig [278] er suchet worden / hat sie endlich eingewilliget / seine ungebürliche Lust zu ersättigen: Durch welches Werck /(wie es nachmals gnugsam erhellet) sie denn geschwängert / und endlich auch der Geburth eines Knäbleins frühzeitig entbunden worden; so zwar nit recht kundbar war / das Kind aber / so in dem Werck Hause todt gefunden / verursachte einen Argwohn /als ob sie die jenige Mutter währe / so ihr Kind ermordet: und es dahin geschleppet / zu dem Ende / daß sie beides das Kind / und dann auch ihre Schande daselbst verhölen möchte. Darauff wurde sie stracks zur Frage gezogen / und zuvor bey unterschiedlichen. Gerichten im Land herumb geführet / alß dann bald darauff an einem überaus kalten und Regnerischen Tage nach Oxfurth ins Gefängniß geschicket; darinnen sie bey die drey Wochen meistentheils mit Zittern und Schrecken zugebracht / in einem düsterlichen und Trostlosen Winckel: als der ihren Zustande nicht wohl anständig war. Wurde sie also von dem sitzendem Gerichte in Oxfurh angeklaget / zum Tode verdammet und am einem Sambstag den 14. Dec. letzlich auff den Richt-Platz gebracht: Allda sie dann (nachdehm sie einen Psalm gesungen / und ein wenig etwas geredet hatte / ihre Unschuld und Rechfertigung belangend / von wegen der Missethat / darumb sie itzt die Straff außstehen solte: Mit Vermeldung der Boßheit ihres vormahligen Haußgesinds / darinnen sie jüngst-hin gelebt und gedienet hatte) von der Leiter gestossen / und eine gute halbe Stund bey dem Nackē hangend geblieben: [279] Etliche von ihren Freunden schlugen sie immittelst an die Brust / andere hencketen sich mit aller Macht (so schwer sie warē) an ihre Füsse / biß weilen hoben sie die in die Höhe / und liessen sie geschwind wieder nieder fallen / als wenn man wippete damit sie ihr desto behender von dem Schmertzen helffen möchten: Also gar / daß auch der Unterrichter befürchtete / sie möchten den Strick abreissen: Deßwegen er ihnen dann es mehr zu thun verbothen. Endlich / da jedermann nicht anders gedachte / denn sie wäre todt / wurde der Leichnam abgenommen / in einen Sarg gelegt / und in ein gemietet Hauß gebracht /allda die Artzte eine Auffschneidung vor die Hand zu nehmen / bey sich beschlossen hatten. Da nun der Sarg geöffnet / merckte man einen Odem in ihr; und in dem sie Odem holte (denn der Weg ihrer Trossel war zimlich zweng und eng) spürte man / daß sie etwas dumbar rasselte: welches von einem lustigen Gesellen beobachtet wurde / so dabey stunde, Dieser (in Meynung ein Werck der Liebe hiermit zu erweisen / wann er sie von dem schmertzhafften Leben / so viel noch in ihr übrig seyn möchte / vollends erlösete) stieß zu unterschiedlichen mahlen auff ihre Brust und Magen / mit aller Macht / so starck er mochte. Gleich darnach kamen hinein. D. PETTY aus dem Brasen-nose-Collegio / unser Anatomi-Professor / und Herr Thomas Willis aus dem Christ-Turch-Collegio; bey derer Ankunfft dann sie annoch fort fuhre sich zu regen / wie vorhin / die gantze Weil über in den Sarg außgestreckt liegend an einem külen Ort / und auch zu einer külen Jahres [280] Zeit: diese vernahmen / daß noch ein wenig Leben in ihr / felleten von Stund an (dieweil es nicht allein der Leutseligkeit / sondern auch ihres Beruffs gemäß wäre) diesen Schluß / alle ihr Thun dahin zu richten / daß sie wieder möchte zu recht gebracht werden.

Erstlich nun / da sie verursachet / solche in dem Sarg auffzurichten / rissen sie ihr die Zähne auff /welche sehr starck auff einander gesetzet waren / und gossen ihr etliche heisse und Hertzsterckende (Spiritus) Sachen in dem Mund darauff sie sich mehr regte /denn vorhin; und scheinete dumbar zu husten: als dann thäte sie ihre Hände auff (ihre Finger aber waren steiff in einand' gekrümmet) und mit etlichen rieb und schabte sie eusserlich an ihrē Leibe; welches sie bey einer viertel Stunde also antriebe. Unterweil gossen sie ihr offt einen Löffel oder zween voll Hertzsterckendes Wasser ein / und kitzelten sie darneben mit einer Feder an die Trossel darauf sie zwar ihre Augen öfnete / schloß sie aber geschwind wieder zu. So bald nun die Artzte vernahmen / daß einige Wärme in den eusserlichen Theilen ihres Leibes befindlich / gedachten sie ihr Blut zu lassen. Zu dem Ende / dann auch ihr Arm gebunden wurde: Aber jehlings krümmete sie solchen / als ob ihr gleichsam vermittelst einer krämffigen Zusammenschrümpfung derselbe eingezogen wäre worden: da nun die Ader eröffnet / gab sie auff die fünff Untzen Bluth / und zwar so hurtig und schleunig / daß es nicht leichtlich kunte wieder gestillet werden. Die gantze Zeit über wahr ihr Pulß sehr nieder und schwach; doch aber sonst ausser deme nicht viel [281] verloren. Da nun ihr Arm wieder auffgebunden / nur ein wenig / dann wieder ein wenig kräfftiges Wasser in ihre Gorgel gelassen / regte sie sich für und für an unterschiedlichen Orten: Dadurch verursachte sie ferner / daß man ihr Gebäude über die Arm und Füsse machte: verordnete alsdann / sie ein wolgewärmtes Bett zu legen: Sie machte auch / daß man ihr den Nacken / und dann die Schläffe mit sterckenden Oelen (und Spiritibus) schmierete: ingleichen auch ihre Fußsolen: darauff fieng sie an / die Augen wieder auffzuthun / und die unteren Theile des Leibes zubewegen. Umb diese Zeit kamen nun auch Herr Batthurft auß dem Trinitatis-Collegio / und Herr Clercke aus dem Magdalen-Collegio hinein derer Einrathung und Befleissung dann allezeit hernach mit vorbesagter beider Herrn Fleiß überein kam. Darauff legten sie ihr ein Pflaster über ihre Brüste / und ordneten ein heisse und von allerhand Gewürtzten starckriechenden Clystir / ihrem Leibe bey zu bringen / damit man ihr Gedärm erwärmen möchte: darnach überredeten sie ein Weib / zu ihr ins Bette zu gehen / sich sehr genau an sie zu legen / und sich fein sanfft und gelind an sie (gleichsam) zu reiben. Nach diesem allen scheinte sie biß umb den Mittag in einen Schweiß zu liegen / ihr Angesichte fieng an etwas zu geschwellen / und sehr roth auff der Seiten auß zusehen / da der Knoten vom Seil steiff zusammen geknüpffet worden. Unterdessen nun / da die Artzte damit umbgiengen / wie sie solche wieder ins Leben bringen möchten / hielte der Unterrichter (Undersheriffe) bey [282] dem Oberrichter (Governour) und den übrigen von der friedliebenden Gerechtigkeit the justices of Peace) umb Erlangung ferneres Auffschubs an / daß im Fall sie für dißmal wieder möchte völlig ins Leben gebracht werden / sie als dann nicht erst vom neuen ihr Gericht außstehen dürffte. Darauff dann diese gute und lobwürdige Herren in Betrachtung was sich begeben / und sattsamer Erwegung aller und ieder Umbstände) alsobald Gottes Hand hierinnen ergriffen; Der solche Person erhalten: waren dabey willig und bereit / vielmehr der Göttlichen Fürsehung die Hand zu bieten damit nur dieselbige möchte erhalten werden als die Gerechtigkeit zu übertreiben; wofern sie solte zu doppelter Schmach und Pein verurtheilet werden: deßwegen sie dann nach ihrem Belieben entschlossen wären / einen Auffschub ihr zu vergünstigen / biß zu seiner Zeit / da sie völlige Verzeihung erhalten möchte.

Diese gantze Zeit über / so bald sie nur ihre Augen auffgeworffen / hat sie solche gleich wieder zu fallen lassen und wann man ihr geruffen / zu vernehmen / ob sie hören oder reden könte / sahe man gantz kein Zeichen / daß sie dergleichen zu thun vermöchte. Bald darnach thäten sie dessen wiederumb einen Versuch /bittende / so sie die Umbstehenden verstünde / solte sie ihre Hände bewegen / oder die Augen auffthun? darauff sie dann ihre Augen ein wenig öffnete. Die Artzte aber befürchteten sich / es möchte ihr Gesichte ie mehr und mehr aufgeschwellen / unn vielleicht ein Fieber sie ankommen / vō wegen d' Ersteckung darū nahmen sie ihr noch [283] auß dem rechten Arm bey die neun Untzen Bluths und also liessen sie dieselbe für diese Nacht: Innerhalb zweyer Stunden hernach fieng sie an viel deutliche Wort zu sprechen / so man noch gar wohl verstehen kunte.

Sontags den 15. Dec. umb 8. Uhr früh Morgens kamen sie wieder / und fanden sie umb ein merckliches verbessert / also daß sie noch wol auff eines und dz andere antworten kunte; so man sie etwas fragte. Sie beklagte sich aber sehr wegen ihrer Trossel (und zwar sonst nichts sonderlichs über einen oder andern Theil des Leibes / darzu sie auch ein Pflaster auff zu legen verordnet. Darnach beklagte sie sich über die außgetrucknete Dürre des Halses / deßwegen ihr dann ein Julep gereichet wurde; welchen sie zwar Anfangs mit Mühe und Arbeit zu sich nahme / zuletzt aber wegerte sie sich dessen; warmes Bier so man ihr gab /wolte ihr gar nit schmecken / aber das Kalte tranck sie gerne / und bedanckte sich dafür. Die Zeit über lag sie offtmahls seuftzend und redend mit ihr selbst / als ob sie noch immer die vorige Angst außstünde. Umb den Mittag fühlte sie eine hefftige Schwürung in ihrer Brust und in den Seitē; aber da sahe man nichts ungleichfarbiges / oder daß einer Zerstoffung ähnlich wäre: Auff diese Nacht ordneten sie ihr ein Clystir /sambt einem Pflaster über die Brust und Seiten zulegen; neben andern Mitteln / dem Ubel damit vor zu kommen / so sich ereignen möchte / vermittelst des zusamgepfremten und erstockten Bluts; und so lieffen sie es mit ihr im übrigen dabey bewenden. Umb die 9. Stund aber lachte und redete [284] sie gantz freudig und munter / sahe frisch auß / und hatte eine gute Farb. Und wiewol sie ein wenig dabey fieberisch / doch war ihre Zunge weder zerschrunten / noch letticht oder schliefericht. Montags / den 16. Dec. befanden sie /daß sie ein wenig gerastet / und ihr Fieber nicht viel zugenommen; da sie dann auß ihrem lincken Arm mehr Bluths / bey die sechs Untzen genommen: Sie wurde gantz nicht matt oder kleinmüthig / sondern redete recht lustig daher; nur ein wenig klagte sie ihren Nacken / Magen / und Trossel.

Aber ehe dann sie ihr Bluth gelassen (da sie zuvor alle hinauß geschafft / außgenommen die jenigen Herren / so zu dieser Facultät gehörig waren) fragten sie /wie ihr in währender Außstehung des Gerichts allen Empfindligkeiten nach gewesen sey? Sie antwortete /nach dem sie etzliche Kleider abgelegt / solche ihrer Mutter erblich zu überlassen (welche sehr früh gegen dem Morgen lang vor dem Richten bey ihr war) und ungefehr jemand hatte sagen hören / daß allbereit eines von den Gefangenen auß den Banden gelassen /dem Todt sich zu unterwerffen; da habe sie sich in geringsten nichts mehr besonnen / wie man ferner mit ihr umbgegangen: Ja / sie wüste nicht / wenn ihre Ketten auffgeschlagen / oder wie sie aus der Gefängniß herauß gekommen / oder daß sie auff dem Galgen gewesen; vielweniger kunte sie sich erinnern / daß einiger Psalm wäre gesungen worden / oder daß sie im geringsten solte etwas gesagt haben: doch fanden sich etzliche Zeugen / die außsagten / daß sie dazumahl sehr deutlich und vernehmlich [285] geredt hatte: Alleine die folgende Nacht hernach / scheinet es / wie daß sie sich eines Gesellen in etwas erinnerte / der mit einer Decke umbgeben; Welches in Warheit die Tracht deß Henckers selbsten war. Ist also sehr merckwürdig / dz nachdem sie wieder zu ihr kam / in solches Gespräch mit ihr selbsten geriethe als sie etwan in währender Gefängniß noch (ehe dann sie zum Todt verurtheilet worden) mag geführet haben, es gedeuchte sie / als ob sie daran müste / davon sie schon längst erlassen war: Anderst nicht / als wie eine Uhr / der man die Gewicht bißweilen abnimbt / und alsdann wieder anhenckt.

Diese Nacht über war sie in den Seiten / und andern zerstossenen Orten hefftig entzündet / ihr Nacken sehr geschworen sonderlich an der rechten Seiten / da es alles schwartz war / und anfieng blättericht zu werden: da sahe man also unterschiedliche Flecken des zusammen gesetzten Bluts / an ihrem rechten Backen. Donnerstags den 17. Dec. früh Morgens befand sie / das ihr Pulß wiederumb schlug / wiewohl sehr ungleich; Ihre Zung war nicht sehr trucken oder rauch; Die Nacht zuvor schlieff sie gar wol / des Morgens stunde sie auff / aber das Haupt war ihr so blöde / daß sie schwerlich aufgerichts zu stehen vermochte: da beklagte sie sich nun wegen des Magen Wehthuns / der sich zu unterst in dessen Grund und Boden (so zu sagen erregte sie beklagte sich auch / als ob die Zunge an der Spitzen gātz todt wäre / wie mich gedünckt / ob sie vielleicht in währender Marter selbst darein gebissen: [286] Sie rieff auch umb ein wenig Brod /daß sie aß; welches zuvor gebäet / oder geröstet / und ins Bier eingetuncket worden. Zu Nachts / da mann sie wieder besuchte / hatte der Schmertzen so wol an ihrem Nacken als an der Trossel abgenommen / die Flecken vom gesetzten Blut umb ihre Backen und Nacken sich gemindert: Aber die todte Unempfindlichkeit an der Zungen war noch stets verblieben. Diese Nacht schlieff sie 6. oder 7. Stunden / und den 18. Monats Tag darauff am Morgen hatte sie kein Fieber mehr / ihr Pulß war umb ein merckliches gebessert / und alle Zufälle wurden geringer. Die Schmertzen in ihrer Brust hatten das Ansehen / als ob sie sich hinunter in den Leib zögen; welche sich nicht [wie man anfänglich dafür gehalten] in dem Gedärm /sondern einig und allein eusserlich in den äderichten Theilen enthalten. Den 19. Dec. war sie auf / und aß ein Stück von einem jungen Hun: Alle und jede Zufälle nahmen zu sehens ab, doch kunte sie noch nicht allein gehen / sondern muste etwas zum Behülff haben /daran sie sich anhielte. Ihr Nacken war zwar sehr erschworen / doch besserte sichs: Die Unempfindlichkeit ihrer Zungen nahm auch ab: schlieff also diese Nacht sehr wol. Ungefähr vier oder fünff Tage hernach / da zumal ein schaurisches und frostiges Wetter / sahe man eine Schwärtze oberhalb des Untern Theils ihres rechten Arm / und ober der Scham eben auff derselbigen Seiten: welche nach und nach gelblicht worden / und innerhalb vier oder fünff Tagen gantz vergangen.

[287] Dieser Zeit nun war der Artzte Fleiß wol angeschlagen: die Schmertzen in ihrer Brust / und die Seiten (so sie den Odem in sich zog) im gleichen auch die Ungleichheit ihres Pulses (welche dazumahl einen Argwohn verursachte einer Zerknerschung und Ausschöpffung des Geblüts / so sich in der Lungen gleichsam ergossen) hatten nun völlig auffgehört: Beides die Zunge / und dann auch der Nacken waren der Unempfindligkeit und der Erschwierung wiederumb befreyet. Da war einig und allein noch hinterstellig d' Schwindel in ihrem Haupt / wann sie entweder gehen oder ihren Leib nur auffrichten wolte: welcher sie doch im kurtzen wieder verlassen. Da sie nun ihrer gantz wieder mächtig / ausser der Stat zu gehen / zu essen / zu trincken / zu schlaffen / so wohl als vorhin /ehe sie dieser Unfall betroffen: hatte sie freye Erläubniß wieder zu erscheinen / (und ist auch unterdessen schon hinweg) bey ihren Freunden auff dem Lande /da sie ihre Toden Truhen / darinn sie schon gelegen /mit sich genommen / als ein Siegs Zeichen wunderseltzsamen Erhaltung. Also war sie innerhalb eines Monats wieder zu völligen Wohlstand gebracht: Und zwar eben an demselbigen Ort / allda ihr Leichnam solte auffgeschnitten und besichtiget werden / ihrer wenig hiermit zu vergnügen / entstunde wegen ihrer (nach dem sie wieder lebendig worden) noch viel ein grösseres Wunder / daß man fast ein so überauß grosse Menge Volcks nicht wohl vergnügen kunte / die täglich gelauffen kam / selbe zusehen. Ein Ding hätte ich bald vergessen / nemlich / da die Anzahl [288] des zulauffenden Volcks gar zu ungestüm in das Hauß hinein drang / hatten die Artzte von dem Ober-Richter so viel erhalten / eine Wach vor die Thür zu stellen: doch dieweil man es den jenigen Leuten / so erbar und etwas fürnehmes waren / nicht wol abschlagen kunte /sie hinein zulassen / bedachten sie sich auff diese bequemliche Gelegenheit / dieser Magd zum besten / sie ein zu lassen / entweder solcher Gestalt / daß sie selbst auß Christlicher Liebe nach belieben ihr etwas mittheilen / oder auch die jenigen / so da Lust hätten sie nur Wunders wegen zusehen / ein weniges zugeben solten. Darumb sie dann selbst erstlich den Weg hierzu gebahnet / und ferner den jenigen befohlen / so hineinkommen wolten / solten ihr etwas nach Belieben geben: Dazu ihr Vater dazumal bereit war / solches alles einzunehmen. Wenig Tag hernach kam der Oberrichter (als ein sehr höflicher und kluger Herr) selbst hinein / sie zu sehen: Der nicht allein seine milde Hand reichlich gegen sie auffgethan / sondern auch aus Christlicher Liebe ihr manchen guten Unterricht hierzu ertheilet. Auff solche Weise wurde eine zimliche Summ Gelds für sie gesamlet: davon nicht allein die Apotheckers-Zettel und andere nothwendige Außgaben für die Kost und Behausung entrichtet: NB. sondern auch zum Uberfluß noch so viel geblieben /als sie zur Anfoderung von wegen des geschenckten Lebens von nöthen hatte.

Nach dem nun von uns sattsamlich bißhero erzehlet / was sie alles außgestanden / und auff was Weissman solche Wunder zu recht gebracht; wollen wir [289] auch nicht unterlassen / rückwarts zu sehen / und einen Augenschein ein zu nehmen der jenigen Ursache / was dann die Missethat an und für sich selbsten gewest /weßwegen sie solches alles hat außstehen müssen? welche (wie gemeldt) war der verdächtige Mord ihres leiblichen Kindes. Zwey Stücke aber sind hierinnen fürnemlich zu beobachten / welche von ihr selbst angezogen / ihre Unschuld in dieser Sache klärlich damit an den Tag zu geben.

Das erste ist / das ihr das unzeitige Kind abgegangen; darauß dann leichtlich zu schliessen / daß solches der Ermordung noch nicht wol fähig hette seyn können: Das andre aber / das sie selbst nicht gewiß wuste / ob sie schwanger wäre und das solches gantz unversehen von ihr gefallen / da sie eben in dem Werckhauß gewesen.

Für das erste nun / ist es ja augenscheinlich-klar /daß das Kind dazumahl sehr unvollkommen über eine Spann nicht lang; und auch noch nicht wol zu erkennen gewesen / ob es Männliches oder Weibliches Geschlechts wäre: also daß man es viel eher für ein lumpen Fleich / als für ein wol- und artlich gebildtes Kind ansehen hette sollen.

Die Hebamm sagte / also / daß es noch keine Haare gehabt / u. sie auch schwerlich glaubē könte / dz schon ein Leben in demselbigen solte gewest seyn. Uber diß bezeugen ihre Mittgehülffinnen so viel / daß sie / gewisse Blutflämmungen an ihr jederzeit verspüret / bey einem Monat zuvor / ehe dann es ihr übel gegangen; Welches dann einer Natur gleich siehet (wie die Aertzte sprechen als [290] die mit der Lebhafftigkeit eines Kindes nicht wohl bestehen mag. Der Durchbruch aber dieser Blut-flößungen überhaschte sie / da sie zuvor gewaltig starck das Maltz gerühret hatte. Letzlich so ist es auch nicht wohl scheinlich daß das Kind schon lebendig solte gewest seyn: sintemal sich diese üble Veränderung nicht viel über 17. Wochen hernach mit ihr zugetragen / von der Zeit ihrer Empfängniß an zu rechnen.

Fürs andere / daß sie nicht wol gewust / ob sie eigentlich schwanger wäre / ist gar gläublich: dann sie hatte ihre Weibliche Zeit zuvor über 10. Wochen noch nicht auß gehabt / biß sie endlich mit diesen stetigen Flüssen behafftet worden / welches bey einem Monat gewäret: welche langwürige und große Außlerung dann ihr die Gedancken gemacht / daß sie solches für nichts anders haltē kunte / als für eine Außführūg all d' jenigen Feuchtigkeiten / so sich bey die 10. Wochen her in ihr verhalten hatten: unn dieses Kind / welches so unversehen von ihr gefallen / wäre anderst nichts / als ein Stück von einem solchen zusamgeronnenen klumpen. Belangend aber den Schmertzen / muß nothwendig ein zimlicher Unterschied seyn zwischen einem solchen Zufall / und dann den rechten Kindsnöthen selbst / wann die Leibes frucht gantz zeitig ist: Aus der Ursach / dieweil all diese Ungnad von ihr gekommen / als die vorhin eine geraume Zeit dieser außführenden Unpäßligkeiten nicht eher habhafft werden kunte / biß zu der Zeit /darinn es ihr übel gegangen: Welchem Zustand sonst auch reisende Weibs Personen unterworffen find.

Hier ist noch diß bey zu fügen / daß sie in der[291] heimlichen Frage mit gutem Verstand bekante so viel als man durch die Gezeugnissen auff sie bringen kunte / und verblieb also bey derselbigen Aussage /nicht allein vor / sondern auch nach ihrem Halß gericht / biß auf die Letzte Minuten ihres Lebens: Imgleichen das allen erste Wort / nach dem sie wieder zu ihr selbsten gekommen (welches in Warheit von ihr auß keinem Vorsah zu dem Ende geredet war / die Leute damit zu betrügen) bekräfftige eben diß / was sie zuvor iederzeit gesagt hatte. Es ist auch noch ein Ding zu gedencken / welches von etlichen in Acht genommen / so zu der Magd Vertheidigung dienstlich seyn möchte: Wie das nemlich ihn gröster Wiedersacher des obgedachten bösen Buben Groß-Vater Thomas Read innerhalb drey Tagen / nachdem man sie gerichtet / Todes verblichē: und zwar eben zu der Zeit / so bald man die Warheit ihrer Wieder-lebendig-werdung ihn für gewiß berichten kunte dieweil er aber ein alt verlebter Mann gewest; und solche wunderbahre Außgänge nicht gar zu geschwind anzunehmen noch zu beloben sind / will ich mich auch her in keiner sonderbahren Anmerckung bedienen. Vielleicht möchten manche von mir gewarten (wiewohl ich sie / leider /nicht besser vergnügen werde können) daß ich hierbey auch etliche Historien erzehlen solte (gleich wie die Aufferstehungen des Orpheus und Aeneas bey den Poeten) was für schöne Gesichter oder Erscheinungen diese Magd in jener Welt wol werde gesehen haben /was für Himmlische Musiken / oder höllisches Heulen und Wintzeln sie werde gehöret haben: mit war[292] Geistern sie werde daselbst ümbgegangen seyn; und was für Offenbahrungen sie mir ihr werde zurück gebracht haben / betreffende beides die gegenwärtigen Zeiten / und dann auch den Außgang vieler zukünfftigen Dinge? Aber was das anbelangt / werden die Liedermacher im übrigen geruhē damit vergnügt zu seyn; sintemal es ihr seithero (wie ihr oben gehört) weit gefehlet / daß sie im geringsten etwas hette wissen sollen / derweile sie todt war; so gar / daß sie sich auch des jenigen nicht mehr erinnern kunte / was ihr eben dazumal begegnet / da sie noch im Leben. Zu der Zeit ist sie entweder dermassen vergeistert / verzuckt oder auß Furcht erstarret gewesen / daß sie keine neue Einbildungen hat beylassen und fassen können; oder auch sonst so verwirret und unruhig / daß sie dazumahl allerdings verwickelt / und folgends auch gantz vergessen worden: Gleich als wir oftmahls sehen / wie es den jenigen Leuten wiederfähret / welchen der Trunck den Kopff eingenommen hat; oder die vermittelst der toll-rasenden Unsinnigkeit in ihrem Verstand gantz verrücket sind: Diese / ob es gleich mit ihnen das Ansehen hat / als ob sie mit ihren fünff Sinnen auff all das jenige / so ihnen eusserlich vorkomt / gantz und gar gerichtet wären: iedoch wann sie nachmal wieder zu sich kommen / können sie sich selbst kaum des wenigsten erinnern / was sie etwan zuvor geredt oder gethan haben. In dem ich nun allhier diese Geschicht historischer Weise erzehlet / kan ich keines weges umb meine Rede wiederumb auff die tapffere Unterfangung der jenigen Herren zu richten; die sich dessen [293] nicht allein so frey und keck unterwunden / sondern auch die Cur so hurtig und bequem verrichtet haben: Denn immittelst sie die Gelegenheit fahren liessen /ihre Kunst und Wissenschafft in Zerschneidung eines todten Cörpers zu erweisen: haben sie dargegen den Gewinn eines rühmlichen Nahmens davon gehabt; in dem sie etwas Lebendiges wieder zur Welt gebracht: Welches nun (wie billig) ihm solches für ein sonderbahres Glück rechnet / daß es so Verständigen und Kunstreichen Leuten in die Hände gerathen; nicht allein wegen deroselben glücklichen unn schicklichen Fleisses / den sie zu ihrer Erholung und Auffhelffung treulich angewendt; sondern so fern es auch ein gutes Mittel gewest / diesen häßlichen Schandflecken eines Kinder-Mords dadurch zu vertreiben: welcher ihr nach der meisten Leute Urtheil (und vielleicht NB. hat ihr Gott im Himmel selbst dessen hierin Zeugniß geben wollen) gar zu geschind angehencket unn sie auch deßwegen aufgehencket worden. (Quirin. Pegeus in der Kunst-Quelle / part. 1. §. 442. p. 94. In Holland ist an etlichen Orten der Gebrauch / daß wenn jemand gestorben / man die Kinder in der Nachbarschafft in das Leich-Hauß kommen läst / und ihnen eine Milch mit süssen Brod zum besten giebet. Ein Kinder Feind aber befahl auff seinem Todt-Bette /man solte nach seinem Todt den Kindern Geldt geben: Denn er ihr Geschrey / und die Unruhe noch hören noch leyden könne. (Omnis doctoris / qui insigne aliquod dictum proferet in hoc munda / labia loqvuntur in sepulchro / et [294] monumenta justi verba ipsorum. Talmud. Hierosol. Schekalim. cap. 2.)

Autor Acerrae Philol. cent. 5. cap. 98. pag. 845. Bildtniß des Todes. Wenn unsere liebe gottselige Alten den Todt und seine Beschaffenheit beschreiben wollen / haben sie es durch ein sonderbahres Contrafect gethan / und ihn folgender Massen abgemahlet. Es war ein langes Bild von lauter dürren Beinen an einander hangend zusammen gefüget / ohne Augen /ohne Ohren / ohne Nasen / nackend / Fleischloß /heßlich und ungestallt / weder Mann noch Weib. In der einen Hand hatte er eine Sensen / in der andere eine Sand-Uhr. Damit haben sie uns die Wirckungen und die Beschaffenheit des Todes fürgestellet. Den 1. das Bilde hat keine Augen / bedeutet / der Todt sey blind / sehe keine Persohn an / blende auch und mache die Augen brechen. 2. Hat keine Ohren / es hilfft kein suppliciren oder bitten / sondern es bleibt dabey: Mensch du must sterben. 3. Ist es ohne Nasen / damit wird angezeiget / es hindern ihn nichts die Biesenäpffel und der gute Geruch. 4. Ist es nackend /hat kein Kleid: anzudeuten / daß man nacket davon muß / und man nichts im sterben werde mit nehmen. 5. ist es ohne Fleisch; bedeutet / der Todt achte der Grossen / schönen und starcken Leute nicht. 6. Ist er weder Mann noch Weib / es ist ihme gleich: er nimmt sie beyde dahin. 7. Träget das Bild in der einen Hand eine Sensen / damit man Graß abmehet / denn alles Fleisch ist wie Graß. In der andern Hand aber eine Sand-Uhr: Denn der Mensch hat seine bestimmte Zeit. [295] Ibid. cent. 4. c. 77. p. 683. ob todte Leute wiederumb können lebendig werden? Was der todt sey /suche auch bey Hr. Matthesio Sel. in Postill. part. 2. fol. 50. b. in der 3. Predigt am Tage Reinigung Mariae.

Hierzu mag man auch wohl jenes Paradoxon setzen / daß der Weltweise Anacharsis gezweiffelt hat / ob man die Schiff-Leuthe unter die Lebendigen oder Todten rechnen solte? beym Laert. l. 1. p. 73. nehmlich ihr Leben henget an einē geringen Seile. Synes. Epist. 4. und sie sind dē Tode allezeit sehr nahe. Coint. Smyrnaeus l. 7. v. 290. vide M. Joh. Andr. Quensted: Thes. 1. Disp. de insperato solis exortu Hollandis in N. Zembla anno 1597.

Anhangs Weise muß ich allhier auch etwas gedencken / wegen unser geliebtes Deutschland / als deme andere auch gleichsam den Tod dreueten auff das 1666. Jahr. Und dahin zogen flugs etliche übersichtige Politici / nach ihrem Gehirne oder Brehme (aesto periciti von der Brehme gestochen) die Belagerndē Schweden bey Brehmen / in deme sie zwar / nach allen Buchstaben des Worts Prehmn / vermeinten / es gelte entweder 1. die Pohlen / oder 2. Reussen oder Moscovien / oder 3. Erfurth / oder 4. Holland / oder 5. Mäinzer / oder 6. Niederlande der Spanier. Doch hoffeten sie das ärgste wieder Erfurth / und Mainz und per conseq. wieder Deutschland. Aber ich habe zeitig das Contrarium aus beyden Cometen erwiesen /und unserm Vaterlande / Gottlob! gute Ruhe verheissen können. Ja ich sage daß eben die Schweden diesesmahl uns Friede geschaffet haben.

[296]
12. Von Monstrosischen Menschen
XII. Von Monstrosischen Menschen.

Zeiler part. 2. Epist. 517. p. 733. Anno 1644. hat nahe bey dem Städlein Buckau / im Mechelburger Land auff dem Hoffe Spreyhausen / deß Freyherren von Gera Hirten Frau / den 5. Junij ein Kind gebohren / so die Gestalt eines Knäbleins / von vorn ein breites / und hinten ein rundes Haupt; an stat d' Augen / ein aufgehoben roth Fleisch / wie eine Kirsch; und keine Nase / aber an gebührenden Orth Nasenlöcher, hergegē keine Ohren / auch keine Löcher ins Haupt; aber einen länglich ungestallten offnen Mund / ohne Lippen / daß man das Gagel / und Zünglein im Munde sehen können / welche es auch /wie ein schwach kranck Kind gerühret; hinten und mitten auff dem Haupt / hat es wenig schwartze Haare / als ein halber runder Circkul / gehabt / und etwa eines Fingers breit / unter demselben Circkul / sind rothe gewesen / durch welchen ein starcker rother Strich gangen / der einem Creutz gleich gewesen. So ist der Leib / sonderlich aber die Seite / voller rother Striche / alß ob es mit Ruthen geschlagen; und die Hände gantz krumb; und wenn man die Finger aus der Hand gethan / die quere gleich einer offenen Wunde /so etwan geschnitten; die Füsse zimlich braun von Farben / und etwas von Fleisch auffgehoben gewesen. Und dann so hat es ein grobe und harte Haut anzugreiffen gehabt / so algemach geborsten. Wann es hette auffstehen können / solte es am Kopffe / Achseln /Armen / Händen / und Füssen / nicht anders an zu sehen gewesen seyn / als wenn einer mit einem wohl außpolirten gantzen Küriß / angethan wahre; [297] wie hier von der obgedachte 5. Theil. Theatri Europati / sol. 429. zu lesen. Daselbst auch fol. 52. b. stehet / daß zu Culmbach sich der Mayn 5. Stunden lang Anno 1643. fast verlohren: Item / das zu Weinßberg / ein 16. wöchiges Kind dreymahl O JEsu geruffen hätte. Und fol. 212. a. (welches sich zu dem vorhergehenden reymet) daß im itzt-gedachten 43. Jahre / zu Altsittenbach /im Nürnbergischen Gebiethe / ein seltzame Geburt /oder Monstrum / von eines armen Taglöhners Weib /und zwar todt / an diese Welt gebracht worden: Und solches wahren 2. Mägdlein / deren Cörper an der einen Seiten zusammen gewachsen / iedoch also / daß ein jeder seine Gliedmassen / nach aller Porportion /wie auch ein kohlschwartzes Haar auff dem Haupt /als auch eine Hasen schart an dem Ober-Leffzen: So dann auch inwendig ihre behörige Glieder / und Intestina / besonders gehabt / ausser welchen nur ein einiges Hertz in beyden Cörpern / befunden werden. Welches für eine Rarität gehalten wurde. etc. Denn so man Ulyssem / Aldrovandum / Paraeum / Schenckium und andere Auctores / welche de Monstris geschrieben / aufschlägt / wird man / ausser Zweiffel / wenig dieser Arth / und einerley Sexus / oder Weiblichen Geschlechtes / befinden: sagt allhier der Autor des angezogenen Buchs. / Item fol. 733. b. daß Anno 45. gegen den Lauff der Natur / recht monstrosischer Arth zu Wimpffen / ein Schaff einen Wolff gebohren / der alleine zerspaltene Füße gehabt.

[298] Thisabo von Redtschorn: in seiner Neu-Allmod: Sitten-Schule p. 207. daß nach vieler Artzeney und Natur-Erfahrner Leute Meynung / die meisten Mißgeburten von der Frauen ihren Phantastischen Einbildungen herrühren / bezeuget unter andern auch der aller Welt bekante vortrefliche Medicus Galenus / mit einem warhafftigen Exempel / also daß dermahleins ein König mit seiner Gemahein ein Gespräch von den Mohren gehalten / und bald drauff mit gedachter seiner Gemahlin den Beyschlaff gepflogen / die dann hernachmahls über solcher tieff gefasseter Einbildung / einen gantz-schwartzen Mohren auff die Welt gebohren habe. Deßgleichen hat zu einer andern Zeit /ein schwangers Weib / ein gantz- mit Cameelhaaren bewachsenes Mägdlein zur Welt gebohren; Welche /als sie solches ursachen wegen befraget worden / beständig bekant hat: Welcher Gestalt ihr im Beyschlaffe der heilige Johannes mit seinem Cameelhärinnen Kleide / immer zu in Sinn kommen wehre: so gar /das ihr auch nicht anders bedüncket / als wann sie ihn allda vor ihren Augen sehe. Jul. Sperberus von vielerley wunderbarl. Sachen / p. 104. Anno 1543. ist in Niederland eine gantz abentheurliche und seltzame Wundergeburt / von einem Edlen Weibe auff die Welt kommen: Das Kind hat brennende unn gläntzende Augen gehabt / Mund und Nase sind wie an einem Ochsen gestallt gewesen: an d' Brust hat es einen Ochsen Kopff gehabt / auch an dē zweyen Ellebogen /unn an den zweyen Knien [299] Hunds-Köpffe. Unter dem Nabel / zwey Katzen-Augen. Seine Hände und Füsse sind gewesen / wie eines Schwanen Füsse / hat auch hinten einen langen krummen Schwantz gehabt / welcher in die Höhe auffgerichtet war / ist vier Stunden im Leben geblieben.

M. Tob. Schmidt in der Zwick. Chron. pag. 405. part. 2. Anno 1574. Eben an dem Christ-Tag oder 25. Dec. hat in der Au ist ein Dorff oder offener Flecken /in die Inspection Zwickau gehörig / eines Kohlers Weib / mit grossen Schmertzen eine Kröten gebohren / sehr schrecklich an zusehen / in der Grösse wie ein grosser Käse-Napff / hat Gifft von sich gespeyet / unn ist darauff zersprungen / und gestorben. In demselbigen Hause ist eine gifftige Seuche erfolget: hat aber dem Weibe nichts geschadet. Mersennus in Genes. ad cap. 1. v. 1. p. m. 651. de Homimculo Paracelsi /qvem vocant (Mersennus ita dicit) Germanum monstrum.

Gottfried Schultz: in seiner Chronick pag. m. 482. 483. vom Jahr Christi 1642. diese Zeit brachte eines Schneiders Weib in einem Dorff unfern bey Augspurg / eine Zwillings-Geburt / da die Näbel in einander gewachsen wahren / an die Welt. Auff diese Geburt ging eine solche Deutung aus / daß etwa eine Unitas in Lutheranismo et Calvinismo erfolgen / und den Romano-Catholicis zu etwas anders ein Anlaß geben dürffte. Die nechste Woche nach diesem gebahr auch ein Weib in Ottenwald und freyem Gerichte Alzenau /zwey Kinder oder Gemellos / jedes beyderley Geschlecht / Hermaphroditen genant. Welches auff eine[300] künfftige Multiplication der Menschen Kinder gedeutet ward. (Sehet! hie ist Syncretismus cum Syn- oder Concreto partu zu verstehen gegeben!)

D. Heydenreich in Leipz. Chron. p. m. 144. Anno 1550. ist bey Leipzig ein Knäblein mit zwey Häuptern gebohren / hat 10. Stunden gelebt. Ist anatomirt worden und hat man drinnen zwey Hertzen und zwey Leber gefunden. Hierdurch ist fast bedeutet worden /das nach 10. viertel Jahren der eine Herr Bruder des Churfürstenthumbs zu Sachsen sterben / und der ander Herr Bruder drauff zur Regierung zukommen würde. Nemlich Anno 1553. am 9. Julii ist die Schlacht zwischen Hertzog Moritzen / und Marggraffen Albrechten begangen worden / drinnen Churfürst Moritz zwar den Sieg erhalten / aber tödtlich geschossen / den 11. Julii gestorben ist / aetate 33. Jahr. Drauff Hertzog Augustus die Chur bekommen.

Zeilerus in Miscell. Epist. 47. pag. 417. unter dē Independenten in Neu Engelland war ein gar arglistiges Weib / Hutchinsos genant / die 29. heillose Irrthume hin und wieder gelehret; aber sie hat nochmals 30. schändliche Mißgeburten / groß und klein / auff einmahl zur Welt gebracht. Drunter keine einer Menschlichen Bildniß ähnlich war.

D. Joh. Christian. Fromman in disp. XI. de Monstr. p. 172. cap. 9. §. 20. außn Thom. Barthol. centur. 2. Hist. anatom. 44. daß zu Amsterdam ein Weib ein Kind gebohren habe / mit einem Pferdekopffe: und ein andere zu Leyden in Holland / 1638. mit einem [301] Katzen-Kopffe / und noch eine andere zu Pariß 1645. mit einem Carpen-Kopffe.

Anno 1012. wurden zwey Kinder zugleich geboren / die hatten Mäuler wie Gänseschnäbel / und den rechten Arm als Gänße Flügel / am dritten Tage ihrer Geburt lachete eines dem andern zu / der Richter ließ beyde tödten / denn jederman grauete davor. Chron. Sax. p. 192. Anno 1422. den 24. Martii ist zu Sandhaufen in der Mühle / oberhalb Altmühlstein in Boyern / ein Mägdlein gebohren / welches zwölff Häupter 4. Arm und Füsse gehabt p. 452. Anno 1494. den 22. Oct. ward in einem Dorffe bey Crakaw ein Kind gebohren / welches gehabt einen Halß und Ohren wie ein Haase / einen offenen Rachen / und an stat des Magen einigen Darm. p. 546. Anno 1512. ist zu Ravenna ein Monstrum geboren / das hatte ein Horn auf dem Häupte / und an stat d' Armen / Flügel /einen Fuß mit Klawen / wie ein Raubvogel / am Knie / ein Auge / war ein Zwiedorn / hatte mitten an der Brust den Buchstaben Y und dz Bildniß des Creutzes p. 5553. Anno 1528. ist zu Eßlingen am Necker ein Kind gebohren mit einem Haupt / vier Ohren / Armen / Beinen und Füssen / und einer zweyfachen Hand. p. 616. Anno 1628. ist in Böhmen zu Salm an der Egra ein Knabe gebohren mit einem Auge und einem Fuß /halb rauch wie ein Löwe / hat auch einen Löwen Schwantz gehabt / schrie ohne Unterlaß wehe / wehe /Buße. Auffm weißen Berge siehet man alle Tage einen weissen Reiter in einem weissen Küriß / mit einem blutigen Roß / und mit einem blutigen blancken Schwerdte.

[302] Anno 1608. habe ich zu Marsilien in Franckreich gesehen einen / mit Nahmen Jean Lonys de Bourelin /so viertzig Jahr alt / des Kopff in der Runde vier grosser Spannen / die andern Glieder alle kein / und das Angesicht ohngefehr eines Kindes von 8. Jahren. Anno 1555. zu Nebra in Düringen arbeitete ein Weib zwey gantzer Tage in der Geburt / und den sechs und zwanzigsten Tag Junij umb drey Uhr Morgens geb ert sie ein Mägdlein / darauff aus ihrem Leibe bald eine Feuer-Flamme mit grossen Krachen gefolget / gleich einē Büchsen schuß / samt einē greulichē Stanck / u. hat die Flamme dz Kind heftig verbrand und halb getödtet / deßgleichen die Mutter über etliche wenige Tage hernach auch gestorben. Chron. Sax. pag. 720.

Kreckwitz Tom. 1. Gnom. und Hist. Polit. p. 106. in Francken / kurtz vor dem Kriege vor Ingelstad / ist ein Knabe geboren / durch dessen Bauch ein Messer heraus kommen / dadurch der innerliche Krieg bedeutet worden.

Wenig Wochen / vor Eröberung der Stadt Magdeburg / ist in der Vorstadt eine sonderliche Wunder-Geburt gesehen / allda eines gefreyeten Corporals Eheweib etliche Tage in der Geburt laboriret / aber gäntzlichen nicht ihrer Bürden entbunden werden können / daß sie auch darüber des Todes seyn müssen / für ihrem Abschied aber bittet sie ihren Ehemann und Umbstehende / daß sie nach ihrem Todt ihren Leib öfnē / und die Frucht besichtigen wolten / welches geschehen / [303] und ein Knäblein einer wunderbahren Grösse einem Kinde von dreyen Jahren fast gleich gefundē worden / so auffm Häupt eine Coßquet / am Leibe Waffen / an den Beinen weite Alamodo Stieffeln gehabt / alles von subtiler Haut wie Papier / daß man es füglich hat abziehen können. Uber den Leib gieng eine grosse Patrontasche von Fleisch gantz zierlich / die war inwendig rauch wie ein Schaff oder Küh-Magen / darinnen waren zwey runde Knoten gewachsen / in der Grösse einer Musqueten Kugel. Anno 1548. hat zu Schweidnitz ein Schwein erstlich ein Kalb / darnach ein Lamb / letzlich ein Ferckeln geworffen. Annal. Siles. Anno 134. ist von einer Magd zu Rom ein Knabe mit 4. Füßen / 4. Händen /4. Augen und Ohren und duplici genitali gebohren worden. Kreckewitz. Tom. 1. p. 174. M. Heinr. Sebald. in Brev. Histor. p. m. 460. 461. von Anno 164. Es haben sich auch etliche Mißgeburten kurtz auff einander in diesem Jahr begeben / als eine in Berlin /da ohngefehr am 10. Octob. ein Kind geboren / so hinten im Nacken die dicken Wülste gehabt / und forne auf der Stinne und nach den Ohren / die Ohren-Spangen / worüber nicht allein die Prediger Ursach genommen ferner scharff zu straffen / sondern auch die Obrigkeit hat die Dinge ab zu schaffen ernstlich verboten.

In der Nacht so den zwantzigsten Sonntag post Trinitatis vorgehet / ist zu Wusterwitz so ein Filial ist deß Pfarrern zu Schlagentin von eines Coßäten Frau ein Kind gebohren / mit einem Leibe / 2. Köpffen 4.[304] Augen ohne Nasen / auch hats gehabt 4. Hände 4. Füsse / ist todt zur Welt gebohren / das Dorff ligt im Jerchowschen Winckel / nicht gar ferne von Brandenburg / Zur Beilgen 2. Meile von hier wohnet ein Leinenweber Haußschmidt / dessen Weib hat immerge dacht daß sie schwanger gieng / als trüge sie lauter Knochen im Leibe / am 36. Sontag nach Trinitatis genehset sie eines Kindes / so keine Stirne gehabt / sondern grosse offene Augen / und spitzige Knorren darüber / hatte keinen Nacken / sondern an stat dessen einen dicken schwartzen Wulst / in der Mitten seines Wulstes ist gelegen / als ein rechter Zopff von Fleisch / die Schenckel haben innwerts und die Füße außwerts gestanden / ist ein Mägdlein gewesen. Es geschehen große Wunderzeichen / noch schlagen wir alles in Wind / die uns solten erweichen / so gar sind wir verblendt.

Nun wir müssen unserer Zeit noch näher kommen /als da wir nicht minder / leider! solche monstrosische Foetus gehabt haben: davon folgender Gestallt poetisiret / H. David Wintzerling / 32. Jähriger Schul-Collega / anitzo Rector zu Straußberg / in seinem Schauplatze der verkehrten Welt / anno 1665. litt. C. 1. b. etc.


Itzt ist die Mode so: sieh! also wird beschönet /
Die Hoffart / aber ach! die Dehmut wird verhönet /
(Denn / wer die Demuth liebt unn ist derselben Freund
Wer schlecht in Kleidung geht und ist der Hoffarth feind.
Der muß sein singular / man lest ihn hinden stehen /
Er ist veracht und wird von niemand angesehen.)
[305]
Unn ob d' höchste Gott schon manchen zorngen Blick
Und winck gegeben hat durch Krieg und Ungelück /
Durch Mißwachs / theure Zeit / durch Feuer / Hagel / Winde /
So wil doch niemand seyn / der sich zur Busse finde /
Und Hoffarth legte ab / die meisten fahren fort:
Ob schon auch stellet für der Höchst an manchē Ort
Manch zorn Spectackel / unn den hart verstockten Leutē /
Sein grosses Mißgefallen am Hoffart lest andeuten.
Durch manche Mißgeburt so itzt komt auf die Welt
Von Menschen und von Vieh / doch niemand was drauff helt.
Da sind ihr wenig die sich fürchten und erschrecken;
Die meisten könnens bald bemänteln und bedecken.
Und sagn: Es ist erdacht / und ohngefehr geschehen /
Die Weiber haben sich vielleicht also versehen.
Es kan wohl seyn / allein wie muß es denn zu gehen
Mit tumm und stummen Vieh / kan sich auch dz versehen?
Was weis das tumme Vieh von stoltzer Leute Pracht /
Daß sichs kont bilden ein derselben Kleider Tracht /
Und solche noch dazu geschwinde solt entrücken
Auch seiner Liebes-Frucht? solts Gott nit also schicken?
Und an dem tummen Vieh zu schauen stellen für
Daß sie fast ärger seyn / als unvernünfftig Thier.
Das seinen Hirten hört? Sie aber wolln nicht hören /
An Straff und Warnung sie sich gar nicht wollen kehren.
Und weil denn alles diß bey vielen nichts gilt /
So kehrt es auch Gott ümb / unn so den Hoffart schilt.
[306]
Durch tumm und stumme Thier / die müssen Predger werden /
Und stoltzen Leuten so die Kleider und Geberden /
Damit sie zieren sich / stillschweigend stellen für /
Und weisen wie es steh / wenn sie in solcher Zier
Der neuen tollen Tracht stoltziren und so prangen /
Und was für Ansehn sie dadurch für GOtt erlangen /
Ja sie die stummen Thier in ihrer Ungestalt /
Die führn uns zu Gemüth / daß sichs gleich so verhalt.
So heßlich / scheußlich sie itzund vor uns außsehen
So / und noch heßlicher vor Gottes Augen stehen.
Die Allmodisten all / und alle stoltze Leut /
Die itzt im vollen Lauff der Hoffarts Teuffel reit.
Was soll man sagen viel / es ist und bleibt verkehret
Wo nicht der höchste GOtt dem Stoltz und Hoffart wehrer /
Durch Peste oder Schwerdt / da er der stoltzen Sinn /
Samt allen ihrē Pracht / im Staub wird legen hin.
Wie er denn diß gewiß hat gebet zu verstehen
Durch die erschrecklichen Cometen / so gesehen
Bißher am Firmament als Ruthen auffgesteckt /
Daß er die stoltze Welt zu straffen sey erweckt.
O! daß doch jederman dahero möcht erschrecken /
Und lassen sich hierdurch zu wahrer Busse wecken!
Ob der erzürnte Gott vielleicht noch schonen möcht /
Und Gnade lassen gehn für sein Gestrenges Recht. etc.

Aus Stockholm den 18. Augusti Anno 1666. Es ist nicht zu vergessen / daß eine Viertel-Wegs von Upsal / eine Bauers-Fraw ein [307] Kind zur Welt bracht / welches 2. Köpffe / 2. Nasen / 4. Augen und 4. Ohren /auch am hintern Theile einen langen Schwantz / der auffwerts am Rücken gelegen / gehabt; so aber länger nicht / als 2. Stunden gelebet. Ein anders ists / das man schrieb aus Wien am 10. Febr. wie zu Sitzendorff ein Weib bey 90. Jahren ein Kind gebohren habe. Aus Narva an 15. Jul. 1665. Aus Lieffland ist berichtet werden: wie sich selbiger Orten ein Meerwunder / in Gestalt halb Weibes / und halb Fisches /sehen ließe. Im Septemb. ward 6. Meylweges von Rom / eine schändliche Mißgeburt mit 2. Köpffen /und allen Gliedern zweyfach / außgenommen die Beine / von einer Frauen gebohren: dergleichen hiebevor allezeit dem Welschlande ein Unglück vorbedeutet hat. Im Anfange dieses 1666. Jahrs / ward noch eine andere Mißgeburt / zu Torgau / auff die Welt gebracht: so / an stat des Mauls / ein offen Loch / und sonsten nur eine Backe hatte. Davon besiehe part. 1. meiner neuen Welt-Beschreibunge.


Ein schönes Buß-Lied /


Umb Betrachtung der vielen Wunder des lieben Gottes / so ebner massen und fast noch mehr und erschrecklicher / als da sind vor dem 30. Jährigen Krieg vorher gangen / und umb Abwendung des Feuer-brennenden Zorns / des grossen GOTTes / daß doch wir die vielen Wunder mit fleißigern Beten und Singen wiederholen / und zu dieser letzten Feyerabends Zeit nicht in allen Sünden und Sicherheit dahin leben / wie die Christliche [308] Kirche singt / es geschehen groß Wunder-Zeichen: sondern ernstliche Busse thun / sonst wird Gott schrecklich straffen / den Hirten mit den Schaffen / es wird ihm keiner entlauffen.


Im Thon: An Wasser flüßen Babylon: durch JOHANN WARNER / von Gera / in Druck gegeben im Jahr Christi 1666.


Ja Teutschland / Teuschland du hast Zeit / thu Buß /thu dich bekehren / grosse Straffen sind itzt bereit von GOtt / niemand kans wehren / das Kriegs-Geschrey naht sich herbey die vielen Wunder mancherley / zeigen an Gottes Zorn und Straffe / ach betet wer ietzt beten kan / in unserm Land / Weib Kind und Mann /daß GOtt abwend die Straffe.


Des weiß noch ein jederman / was wir für groß Gefahre / dreyßig Jahr außgestanden han / daß einem möchten die Haare / wer dran gedenckt steigen empor / ach lieber GOtt behüt uns nur / für solchen schweren Zeiten / kein Wunder wers / daß uns das Hertz im Leib zerbrech / mit grossem Schmertz / wenn wir daran gedächten.


Hört Jammer über Jammer groß Trübsal ohn alle Massen / ist doch der Teuffel gäntzlich loß / in Dörffern / Städten und Strassen / man weiß fast nicht wo auß noch ein / es jammern einm die Kinderlein / in diesen schweren Tagen: HErr JEsu CHrist steh uns doch bey / den lieben Frieden uns verley / laß uns doch nicht verzagen.


[309] Ach bete itzt du Teutsches Land / weil du schon bist ümbfangen / mit Krieg und Kriegs-Geschrey zu Hand / so thränen deine Wangen / zureiß dein Hertz und nicht das Kleid / vielleicht es GOTT noch wohl gereut die Straffe so er treuet / barmhertzig und geduldig seyn hat unsern GOtt genommen ein / macht daß es ihm gereuet.


Nun hat GOTT wieder abermahl / ein Wunder lassn ergehen / von einer Meurin sing ich fürwar / zu Plauen ist geschehen / in Kindes-Nöthen lag sie vier Tag /die Weiber fürthen grosse Klag / all hatten mit ihr Mitleiden / so bey ihr waren an dem Orth / biß endlich halff der liebe GOtt / merckt ihr Christen groß und kleine.


Nun hört was sie bracht auff die Welt / mit Schmertzen und Wehklagen / ein Kindlein schrecklicher Gestalt / viel Menschen es besahen / erschracken drüber von Hertzen sehr / merckt wie es war formieret mehr von Fleisch schrecklich gewachsen / sehr wundersam wie ein grosser Zopff / oder einer Puschelhaube umb den Kopff / manche Magd damit stoltzieret.


War noch mehr schrecklich an zu sehen / das lincke Auge höret / recht auff der Stirne thäte stehn / das rechte war verkehret / stund auff den Backen wundersam / thut doch von Hoffarth abestahn / ihr Mägde /Jungfern und Frauen / es hat wohl manche kein Hembde an / thut doch eine Puschelhaube tragen /auch andre Hoffart darneben.


[310] Noch weiter muß ich zeigen an / GOTTES grosse Wunder Dinge / die Unstrut höret Frauen und Mann /stund stille / wie ich euch singe / gantzer 24. Stunden lang / gar sehr viel Fische man da fieng / bey Lauche und Freyburg höret / die vielen Wunder ohne Zahl /die letzt geschehen überall / ach last uns fleißig beten.


Ey daß doch ietzt ein Wasser-Bach / in meinem Hertzen quelle / wolt ich beweinen Tag und Nacht / die schweren Unglücks-Fälle / die grossen Straffn über unser Land / GOTT hat umbsonst auch nicht gesand /die schecklichen Cometen / ein jeder sich bekehre bald / sieh ab von Sünden mannigfalt / daß uns GOtt helff aus Nöthen.


Recht bett / thut Busse ein jedermann / ihr Menschen allzusammen / last euch die Wunder zu Hertzen gehn / thut Buß in JESU Nahmen / daß GOtt abwend alln Jammer und Noth / die Pestilentz und schnellen Todt /den Krieg und blutges Streiten / so wollen wir und die Kinderlein / dich preisen liebstes Jesulein / itzt u. zu ewgen Zeiten / Amen.


Eine wahrhafftige und merckwürdige Zeitung / von einer Frauen / welche eines besonderen gezeichneten Kindes genesen / dafür sich viel Leute entsetzet. Und ist geschehen am 19. Julij in diesem 1666. Jahre in einē Flecken / Stöltzling genannt / in Pommern gelegen. Allen frommen Christen zum besten von einer geistlichen Person daselbst in Druck gefertigt. Gedruckt zu Stetin / bey Valentin Rethen.

[311] Aus Stöltzling / einem Flecken in Pommern gelegen / von 19. Julii. Allhier ist eine Frau eines Kindes genesen / und nachdem man bey Nacht mit einem Liecht solches besehen / hat man es fast vor eine Möhrin erkandt / auch die Mutter darüber in Verdacht genommē / als müste Sie mit d'gleichen zu gehalten /oder sich doch an dergleichen versehen haben: als man aber des Morgens das Kind recht in Augenschein genommen / ist es im Gesichte nachfolgender Gestalt befunden worden.

Das Mägdlein ist an sich selbst sonst ein fein lebhaft Kind gewesen / hat wie mit Dinten angemahlet im Gesichte gesehen. Auff der Stirne war ein halbe Sonne und gantzer Mond / mit einem Schwantz-Stern. Auf dem einen Backen hatte es einen Sebel und ein Pflitzpfeil. Auff dem andern Backen ein A. B. C. und 1. mahl 1. Auff der Nasen eine Carette mit Pferden. Auffn Kinne ein offen Drachenmaul. Wie sich nun männiglich an dieser Wunder-Geburth verwundert /und es auch vor die Geistlichen gebracht worden /haben dieselben so viel davon zu diviniren angefangen / weil die tolle und stoltze Welt biß anhero gar nicht mehr der Predigt Göttliches Worts folgen wollen / müße der liebe GOtt solche Hieroglyphica unter denen Menschen aufkommen lassen / daß Sie einander als die toben und stummen Götzen was erinnern solten. Und were wohl gut / daß sie es also zu ihren besten gebraucheten / und ein ander des Hellen Rachens / Himmels und anderer zukünfftigen Dinge erinnerten. Alleine sie brauchen sich dessen in ihren Angesichtern / ein and' Zeit / Orth / That [312] anzudeuten /wo sie ihre begierige Lüste vollbringen / gleichsam sporenstreichs darüber zur Hellen und Verdamniß fahren wollen: Dafür sich aber Christliche Hertzen zu hüten / und dem Ubel / so durch diese Wundergeburt angedeutet würde / zeitlich unn ewig entgehen mögen.


Folget ein Gedichte / so sich etwas hierzu schickt.

Klag-Elegie / über die / außer dem Nothfall / des Ebenbildes Gottes schändende schwartze Flecken / an allerley Gestalten.


Was thut der Teuffel nicht? im Sprichwort wird gesaget /
Zu dieser Zeit ists war. Die Mutter aller Welt
Ist innen worden wohl / daß man noch itzo klaget /
Durch Evens Nasche-Maul hat uns der Todt befällt /
Wer ingemein sich sonst an Weibesbilder machet /
Krafft / Stärcke und auch List an ihnen zu bestehen /
Der wird von jederman als thöricht auß gelachet /
Denn er des schwachen Wercks solt billig müßig gehen.
Was thut d' Teuffel nit? weil er nun nicht mehr lange
Dem Nachlaß hat allhier zu suchen / was soll sein /
Drümb läufft er öffentlich mit seiner leimen Stange /
Und fängt das gröbste Volck der Menschen Vögel ein.
Und zwar auff eine Weiß / auß Evens Lust entlehnet
Die in den Apffel sich Maul-lüstern hat vergafft /
So heut die Wnagenburg des Mundes Deck beschönet
Ein schwartzes Hädergen / das hin und wieder hafft.
Man spricht zwar das sey Schuldt d' Spiegel an d' Sachen /
Weil durch die Weisung sich es alles besser stelt.
[313]
Wie aber kan ein Glaß verbessern Gottes-machen /
Weil du dier silber nicht dein Gottes Bildt behelt.
Wann GOtt hett seinen Sohn / da er solt Mensche werden
Mit schwartzen Flecken so geschicket zu uns her /
Wer hette unter uns / auf dieser gantzen Erden /
Gegläubet / daß er recht und wahrer Mensche wehr?
Wann eine schwangre Frau solt eines Kinds genesen
In welches Angesicht zu finden Stern unn Mond /
Pflitzpfeile / Sebel / Schwerd / Cometē / Ruthen / Behsen
Sie hielts nit vor ihr Kind nur vor des Teufels Sohn.
Wie aber / wie gehts zu / anitzt in unsern Leben /
Hat sich denn iederman an schwartzen Kleck gewehnt.
Muß denn d' Allmacht selbst / noch werden unrecht gebē /
Daß sie den Menschen nicht hab gar zuwohl geschönt?
Habt etwan Nachricht ihr / ihr all zu tollen Dirnen /
Daß GOttes Ebenbild im Himmel worden neu?
Ob! oder ihr vermeint nach euren Huren-Stirnen
Und schwartzen Wangen Koth euch Gott gantz ähnlich sey.
O aber weit gefehlt / vom Teuffel ists gelernet /
Der Gottes Ebenbild an sich verlohren findt /
Der gerne wehr wie Sonn und Mohnd und Strahl besternet /
Und bleibet immer doch das schwartze Höllen Kind.
Ach warne / wer da kan / die tollen tummen Leuthe
Der Priester / Vater / Freund und wer es meinet gut /
Der Teuffel kriegt hiervon sonst wohl die beste Beuthe /
O rettet / rettet doch das arme junge Bluth.
Es helffe nicht dazu ein einiger Maschen Macher.
Sonst kriegt er seinen Lohn im schwartzen Königreiche.
Da werden alle sie wie lose Flecken Bracher /
Voll Fleckē seyn beschmuetzt den wahrē Teufeln gleich /
[314]
So machts d' Bösewicht / beredt die Menschen Kinder
Ein schwartzer Hader stehet / viel besser im Gesicht.
Verdirbet Milch und Blut / das schöne steht nicht minder /
Daß mann wohl sprechen kann: wz thut d' Teuffel nicht?

Sonnet.

Ein liederliches Ding der Teuffel hat erdacht /
Indem er Gotts Geschöpf / den Menschn / nach seinem Bilde
So wunder würdig schön befunden und so milde /
Daß seiner Boßheit Larv allzeit wird mit veracht;
So hat er einen Sinn ins Weibes Volck gebracht
Wann man ins weisse schwartz vermischte / wirds zum Schilde
Des Teuffels / und ihm gleich / so böse / wüst und wilde
Wie ers im Anfang auch mit Even hat gemacht.
Von Anfang dieser Welt hat Er dadurch gesieget /
Daß biß auff diese Stund der Mensch im Tode lieget /
Und weil der Fall ihm hat viel Seelen zu gefuhrt
So stifftet er zuletzt in diesen Jammer-Tagen /
Daß GOttes Ebenbild muß schwartze Flecken tragen
Zum Zeichen / wie er hier mit ihnen hab gebuhrt.

Biß hieher jene Geschichte / oder vielmehr Gedichte / denn wer kan es glauben / dz an eben demselbigen Tage / drinnen die Mißgeburt sol geboren worden seyn / auch zugleich vieler Prediger judicia angehöret / verzeichnet / unn überschicket worden wehren?

Ich laß dennoch dieses dahin gestellet seyn / und lobe des Erfinders intention: und setze dazu / von eben derselbigen Materie / ein unfehlbares Exēpel einer Mißgeburt / aus Hr. Kenelm Digby / Rittern und der Königin zu groß Britaniē Cantzl. Eröfnunge d' Heimligkeiten [315] der Natur. pag. 118. etc. Ich zohe unterschiedliche dergleichen Geschichte an / umb ihr zu verstehen zu gebē / daß eine starcke Einbildung der Mutter / eine merckliche Einbildung auff ihr Kind mit dessen gröstem Nachtheil / verursachen könte. Nach diesem sagte ich / bedencket / wie ihr auff eure Plasterlein so sehr geflissen seid / ihr habt selbige allezeit in eurer Einbildung und unter der Zeit ihr in diesem Zimmer seyd / habt ihr euch mehr als 10. mahl in eurem kleinen Spiegelein bespiegelt. Habt ihr nicht sorg / euer Kind komme auff die Welt mit dergleichen Pflästerlein im Angesicht / ober daß viel mehr alles dz schwartze / so in unterschiedene kleine Theil zerstücket ist / sich nicht an einem Orth zusammen ziehe /und ihme / mitten an die Stirne / an dem scheinbaresten und merckhafftesten Orth des gantzen Angesichts komme? Ein Flecken (Maal) eines Ducaten breits /solte eine schöne Zierde allda geben? Ach mein Gott! antwort sie / ehe das mir dieses solte zu stossen /wolte ich lieber zwischen meiner Bürdens Zeit kein Pflästerlein mehr tragen / und sicherlich / also bald thäte sie selbige ab und worffe sie weg: als sie nach der Zeit von ihren Freunden gefraget wurde / welche sie gantz und gar ohne Plästerlein mehr sahen / woher diese Enderung käme / und das sie deren keine trüge /in deme sie in alle Wege die gröste Liebhaberin der Plästerlein gewesen sey? Sie gabe ihnen zur Anwort /daß ihr Vetter / welchem sie grossen Glauben zu stellet / sie vergewissert hätte / daß wann sie dergleichen Plästerlein unter der Zeit / darinnen sie schwanger gienge / tragen würde; würde sie ein [316] Kind zur Weit bringen mit einem schwartzen Flecken mitten auff der Stirn / eines Ducaten breit. Diese Furcht wäre ihr also lebhafft in ihre Einbildung eingegraben / daß sie immerdar darauff gedachte. Diese gute fromme Frau /welche so grosse Sorge truge ihr Kind möchte mit einem Mahlzeichen auff die Welt kommen / konte gleichwol nicht hintertreiben / daß ihr Kind nicht ohne Mahl gebohrē würde / es war nemlich ein schwartzes Zeichen mitten auf der Stirn eines Ducaten groß / gleich wie sie ihr solches in ihrer Einbildung formiret hatte. Es war eine Tochter unn außer diesem sehr schön. Vor wenig Monaten noch habe ich sie gesehen; behält annoch das Maal / welches ihr die Stärcke der Einbildung ihrer Mutter / zu wegen gebracht hat.

(Vermeinestu aber / daß jener Fleck und Macul wohl schlechter Dinges auß der Fantasie hergerühret /und sich nicht etwan auch GOTtes Finger zur Warnung und Straffe / mit unter gemischet / und es zu wege gebracht habe? Traun meine Meynung ist es. Es ist schandloß und Teuffelisch mit denen Frantzösischen Schweigen / das leichtfertige Volck / an etlichen Orten / durch die Unterschiedligkeit der Figuren / so sie ins Gesichte kleben / sich unter einander zuverstehen gehe / wo? und wenn? sie an diesem / oder jenem / Hurenwinckel wollen zusammen kommen. Man treibts bund / man gehet bund / man schläget wund: drumb muß es auch bund daher und unter einander gehen / mit Ketzereyen / Ermorden / etc. Roth und blau ist die beste Farbe / was die üppige Kleidung dieser Welt betrift / so hat fast solche [317] zu seiner Zeit / allbereit wiederleget mein Landsman M. Johann Cuno / in seinem Hoffarts Wohlstunde: Als da er eine Mißgeburt Theologisch erkläret / so Anno 1593. im Dorffe Jeben / zur Soltwedelischen Superintendenz gehörig / von einer todten Mutter gebohren: Als da er unter andern auch diese Wörter führet / wegē der langen Haar / lit. H. Gleich wie er Mans-Personē welche mit langen Haaren u. krausen Kolben / darüber Tertull. auch sehr klaget) prangē / gleich für des (nehmlich Clem. Alex. de Jejun. et Tentat.) Satans Fliegen-Quäste achtet / welches billich zu dieser Unser Zeit zum Abschew auch solte gemercket werden sonderlich weil Junckern gefunden werden / die ihren Dienern die Haare durch die Mägde / als peritissimas capillaturae structrices / wie Tertull. redet / zurück u. in Scheiteln bürsten lassen / daß sie vor dem Tisch / als freche verwegene und unverschämte Dirnen / auffwarten und libidinum incitamenta / seyn müssen. Gleichwie Weiber u. Jungfrawen unter denen vom Adel auch beginnen Männer u. Gesellen Mäntel mit Kneuffen zu tragen. Sed pudeat homines ratione præditos, hyænam, cujus sexus annalis est & quæ marem & fæminam alternat, vestitu imitari, & pudeat tantam vim naturæ inferre. Id quod nemo, nisi qui à Diabolô agitatur, facere consuevit. Hierzu gehöret / was die Relationes gaben A. 1663. den 26. April. aus Preßburg von Schemütz aus den Bergstädten wird vom 14. geschrieben / daß eine Viertel meil weges von Schemütz / zu Dillen genandt / salvo hon. ein Schwein den 6. dito ein Monstrum geworffen habe; dessen förderhalbe theil / gleich einē Frawenzimmer / mit schönē lang über die Ohren [318] gewundenen / u. vorher länglicht gekraußtē Haarē / samt einem schönen Bund auf dem Haupte / wie ihnitziger Zeit das Frawenzimmer zutragen pfleget / u. mitnatürlichen Hörner Schuen an den Füssen / nebē nochandern mehren wunderseltzamen Umbständen. Und diß ist gewiß. Sonsten redet M. Cunod. l. noch ein mehres von jenem Monstro / das sich sehr wohl auff diese Zeit schicket. Ich glaube / es sey auch nicht ohngefehr geschehē dz diß Hoffarts Findelein / nit Armgeschmeide / Zierd / oder Ornat /sondern Armband genennet wird; auff dz es (neben dem daß es sich mit manchen arm gnugsam bindet /weil sie wegen der unmässigen Pracht / als der volle Mond zusehens am Vermögen abnehmen) als Vorspöcke / dz eine gemeine zusammen Koppelung /gleich wie man Hund oder Pferd zusammen koppeln pflegt / erfolgen werde. Wie denn der Türcke / Moscoviter u. dergleichen Feinde zuthun pflegen: u. wer weiß wer itzo den Grob schmieden u. Seilern eiserne Fessel / Ketten / Halß und Armrincken / mit Stricken und Seilen zufertigen befohlen hat / oder befehlen wird / damit solch koppel zuverrichten sey? Denn man meint nicht / dz unser HErre Gott / d' zuvorn solches befohlē / auch nicht noch ein Auge hierauf habe. Als da Er Ez. 6. saget: Der Tyranne hat sich aufgemacht zur Ruthen / über die gottlosen / mache Ketten / denn das Land u. die Stadt ist voll Blutschulden unn Frevels. So wil ich die ärgsten unter den Heyden kommen lassen / die sollen ihre Häuser einnehmen / und wil der gewaltigen Hoffart im Ende machen / etc. Gleich wie der Babylonische König kommen muste /Jer. 52. zu den König Zedekiam / als d' seine Augen /als eine Obrigkeit nicht recht gebrauchen wolte /fahen / ihn blenden / [319] und mit zweyen Ketten bunden und zu Babel ins Gefängniß legen / biß er starb. Oder wie der Prophet Nah. 3. schreibet / daß man ümb die Edlen das Loß geworffen / und alle Gewaltige in Ketten und Fesseln (als in rechte Armbande) geleget hat. Idem lit. E. 2. vielleicht kan diß Band ein Vorbote seyn / was der Türck oder ein ander Tyrann mit den Deutschen / solcher Hoffart halben / vornehmen werde. Wie den zu weilen gefangene Christen / die sich rantzonen müssen / uns für die Thüren kommen seyn / welche eiserne Ringe / Halßbande oder Ketten umb die Hälse geschmiedet / getragen haben / und wie Pferde vor die Wagen oder Pflüge mit Halßkoppeln eingespannet gewesen etc. Idem lit. F. 4. indem es nicht genug / daß sich mancher mit einē hauffen Zeuge behenget / daß er einer Hamburger Tonnen nicht ungleich herein watschelt: sondern da jo einer des gewandes oder Zeuges weniger nimmet: so müssen ein hauffen seidene Schnür oder Borten / oder Bänder / ietzt / wie an diesem Kinde zu sehen / in die queer / itzt in die Länge / bald Creutz-weiß herüber und herumb geflicket / gestippet und geplätzet werden / welches doch / weder vor die Wärme noch vor die Kälte dienlich ist / und gleich wol solche Geschnür offte mehr / als die Materie / kostet. Etlichen können die Schnüre nicht klein / dem andern nicht breit genung gesticket und geknüttet werden. Etliche beginnen güldene / etliche Silberne drauff zu nähen. Andre / damit sie ihre heller auch auch dazu legē / damit erhalten werde / hefften an die Seiten breite gläntzende Borten; daß sie nach Art der Gauckler herein [320] springen / als hetten fin eine breite Kutscher Pampe anhengen lassen. Der Prophet Esaias der Cap. 3. der Schnüre gedencket / läst sich ansehen / als hatte er eben auff diese unsre Zeit / da man mit den Schnüren und Borten am meisten pranget / seine Weissagung gerichtet. Nun / man flecke nur Schnüre / Borten und Bänder genug auff die Wämse / Hosen und Röcke zusammen / obs vielleicht die Türcken / oder Tartern / einmal anstricken / mit denselben von den Kleidern zum Koppelt abgetrennet / die Gefangene zu binden / mangeln möchte / dadurch man als Hoseas 4. redet / als durch einen Wind wird zerstrewet werden / da wied' denn keine Stricke noch Bande helffen werden / die einen befestigen könten; denn es werden solches / wie Esaias 5. redet eitel lose / oder faule verlogene Stricke seyn / wenn sie gleich so dicke wehren / als wagen seile / so werden sie vor dem Wehr dennoch nicht bewahren oder beschützen können. Nimt es nun iemand Wunder / daß auch die Schnüre / Borten und Bänder /nicht frey durch passiren müssen / der nehme Cap. 3. / Es. vor sich / und frage / warumb er der Borten und Schnürlein nicht allein / sondern auch viel geringer Ding und dazu solcher die man nicht entrathen kan /gedencken / und wegen derselben eine ernste Warnung thun darff? Und hat Gott der HErr im Alten Testament Lev. 19. verboten ein Kleid zu tragen / welches von Wolle und Flachß gewircket were / der Ursach halben / wie da Brenzius daselbst gedencket /daß es entweder nicht wohl gestanden / Confer. Div. Bernhard. part. 1. f. 10. (wie wohl in Kleidern / [321] wie nicht Color / also auch nicht ornatus / sondern Color fürnehmlich zu suchen ist) oder weil die benachbarten Heyden solche Materien gebrauchen / daß nicht die Heydnischen Sitten / mit derselben Kleider Muster wie es denn zu schehen fleget / den: externae vestium in corpore formae / intus formant animum) von den Kindern Ißrael mit angezogen worden. Solte er nicht vielmehr auff solche Materien und Muster achtung geben / welche zu dem Ende / dazu Kleider zu gebrauchen / nemliche zur Wärme / gar nichts helffen noch dienen / sondern nur allein die Hoffart stärcken? Man möchte es doch ja nit für eine Beständigkeit eines standhaftigen Gemütes haltē / wenn mans doch bey nunmehr angenommenen Mustern bleiben liesse. Aber der Wetterhau auff einem hohen Thurm kehret und drehet sich kaum so offte herumb / als das unbeständige Hoffarts Gesinde die Kleidungs Trachten verändern thut. Daher wie man in den Buchladen immer nach etwas neues fraget / aber selten was guts bekommet: So ist auch bey den Schotten / und in dem Krambuden eitel fragens fast nach neuen Materien: zu dem so schickt man sonderliche Kundschaffter von Schneidern auff Hochzeiten / und dergleichen Zusammenkunfften aus / die müssen den herumb stören /was der Hoffarts-Teuffel neues von Mustern seinen Kindern zum Jahrmarckte gebracht habe: Da muß denn keine Unkosten gesparet werden / solt auch ein Bawer nach dem andern / samt pächten und Diensten / versetzet und verpfändet werden etc. Idem lit. C. so stelt uns GOTT der HERR auch [322] eine Veränderung der Gewächs und anderer Creaturen vor die Augen / die uns vom solchen Ubelstande erinnern müssen: das wie solche seltzame / frömbde und und ungewöhnliche Muster / diese leblosen / und der Vernunfft mangelnden Creaturen vor uns verstellen / und gleich abscheulich machen: also verächtlich machen auch die Hoffarts Muster / die von Frömbden / Außländischen / ja wohl abgöttischen Völckern entlehnet (gleich wie Tertul. spricht / daß sich Frauen und Jungfrauen zu Carthago in Africa ihrer Tracht geschämet / und dagegen der Deutschen und der Frantzosen Muster haben gebrauchen wollen) einen Menschen vor unserm Herrn Gott / wie denn der Spruch Luc. 16. lautet: was für der Welt hoch ist / das ist vor GOtt ein Greuel.) Idem lit. O. 2. deßgleichen left Gott der Herr den greulichen und unersättlichen Bluthund den Türcken /der auch unter seine Exercitus gehöret / das hoffertige Wesen / die Lust der Augen / und des Fleisches / welches / wie der Apostel 1. Joh. 7. redet / in der Welt zu spühren ist / wie wol / wenn mann die Welt itzo beschreiben wolte / müste man sagen: man sehe an ihr eine solche Unlust / oder unlustiges / garstiges / unflätiges / sawisches / abscheuliches / Viehisches /leichtfertiges / gottloses / Epicurisches / und Sodomitisches Wesen / in Gespräch / Essen und Trincken /Kleidung / daß einen dafür / als für einem Unflath /erkältet: ja daß einem Ohren und Augen wehe thun /oder man dieselben zu halten muß / sonderlich wenn etwan Zusammenkūften gehalten werden / zu straffen: denn / schreibt August. [323] de C. D. Deus irruptionem permisit barbaris / ut luxui detiti deponerent superbiam einen Einfall über dē andern thun / daß / drinnen /biß hier ein Schertz getrieben mit höltzerinnen Festungen und gemahlten Türcken Eroberung: so hat er diß 93. Jahr etliche Vornehme / und zuvor unüberwindliche Gräntz Häuser eingenommen / und denen /wie auch dieser Oerter geschehen mit den Türckischen Knäbel Bärten und außländischen Mustern herein getreten / haben die Türcken über die Gräntze Persöhnlich kommen müssen / und ihre Muster wieder geholet / und manche Knäbel roth gefärbet wie den in voriger Eroberung / sie der unseren gefangener Kleider angezogen und mit derselben Weiber unn Töchter einen Tantz gehalten. Ich geschweige d' gar schrecklichen und erbärmlichen Fälle / die sich hauffenweise mit Herren und Unterthanen / mit Adeln / Bürger und Bauren / unverhofft und fast ungläublicher Weise zu tragen. etc. Idem lit. P. derowegen wir solches keines weges heimlich zu halten / oder als ein warnungs Licht / unter einen Scheffel / Tisch / Banck / oder Bette / wie der HErr Christus Matth. 4. Luc. 31. redet / zu setzen: sondern dasselbe als ein Licht auff einem Leuchter zustecken / und was ich ins Geheim gleich ins Ohr gehöret solches in gemein auff dem Dache zu predigen Mat. 10 / Luc. 12 / in alle Wege hat gebühren wollen. Denn sonsten nichts gewissers zu befürchten / daß / wenn es etwa an Vermahnung mangelte /oder die Obrigkeit die da Ordnung und Satzungen zumachen befügt ist / Psalm. 82. Ps. 101. ja von Gott Befehl hat / [324] nichts dazu thete / daß der Türcke / oder ein ander grewlicher Tyrann / etwa aus Mitternacht /wie Jeremias Cap. 1. 4. 6. 10. 13. und Ezechiel c. 38. 39. mit demselben Orte offt drewen / und unter andern das Wort führen / a Septentrione omne malum / kommen wird / und wie die Babylonischen und Assyrischen Könige / deßgleichen endlich die Römischen Adler / den Jüden eine unliebliche und unerträgliche Ordnung machen werde. 2. Reg. 24. 2. Reg. 19. Ezech. 23. wie man denn lange von den sechshundersten Jahre gewincket / daß / wie Johannis Hilteni Wort lauten: Im tausend 600sten Jahr ein greulicher wütender Tyrann in gantz Europa herschen werde /welchem denn in tausend / sechshundert und sechsten Jahre Gog und Magog folgen werde. Und (wiewohl Herr Philippus Orat. de Paul. Apostl. schleust / Etsi late grassatura sit rabies Turcica / propter Epicuraeos furores / idola / libidines / et alia flagitia / kamen quintam Monarchiam non constituet: Wer kan leichtlich verwerffen. was Lactantitus l. 7. De divino praem. c. 15. schreibet: Romanum Nomē quo nunc Orbis regit / (horret animus dicere / sed dicam / quia suturum est) tolletur de terra / et Imperium revertetur in Astā / et rursus dominabitur Oriens / et serviet Occidens. Denn das GOtt der HErr unserm / als dem Evangelischen Häufflein / diß drey und neuntzigste Jahr zu unterschiedlichē mahlen / wieder den Erb feind / Christliches Nahmens / den Türcken / als den Morgenländischen Anti-Christ / welcher dem Sohne Gottes / sein Gold / das ist / seine Gottheit raubet /wie auch vor wenig [325] Jahren / wieder die Sanctam Ligam / oder Spanische und Papistische Armada / die / wie Esaias redet / sich mit losen Stricken / ob sie schon den Wagen Seilen / oder Ancker Seilen gleich seyn / zusammen gekoppelt / als wieder den Abendländischen Anti-Christ / welcher dem Sohne Gottes seinen Weyrauch / das ist / sein ewiges Mittlers Ampt entwendet / wie ihm die neuen Jüden und andere seine Myrrhe nehmen / das ist / seine Menscheit anfechten /Glück und heilige denckwürdige Siege gegeben hat. Dafür denn niemandt / als dem Allmächtigen Gott höchlich zu dancken / in dem er freylich / wie Mirjam Mosis und Aaronis Schwester singet / Exod. 15. der rechte Kriegsmann ist / denn wie der 46. Ps. saget /Ehre einleget unter den Heyden / und denn derselben Toben stillet / und den Tyrannen einen Ring in die Nase leget / und wieder herumb zurücke führet / ja /deß Rechte Hand den Sieg behält Es. 37. und denn /wenn sie wieder dran wollen / mit seinen hohen Arm /und mit Macht noch gerüstet ist / und allen seinen und unsern Feinden gewachsen ist. Ps. 76. Darumb / wie er ohne Menschen Hülffe die gewaltige Armada /durch seine starcke Sturmwinde / welche / wie die Schrifft zeuget / hurtig / frisch und freudig seyn /wenn sie des HErren Willen und Befehl außrichten sollen / zum Sturm dazumahl angelauffen / und sie mit Sturm in die Grubē / die sie andern gegraben / gestürtzet.

Also auch itzo unter die Agarenische Ißmaeliter Ps. 76. als der den Fürsten den Muth nehmen kan / ein solch Schrecken / oder Timorem panicum gejaget /daß sie einen kleinen Häufflein / welches durch andere abwesende [326] Christen / auff Unordnung Christlicher Obrigkeit / mit dem Gebethe / daß denn / wanns nun recht wird angestellet / nicht wenig bey der Sache thut / wie an Mose / da sein Volck wieder die Amalekiter stritt / Cxod. 17. zusehen ist / gestercket werden haben weichē / und darzu von sich selbst selbst /durch GOtt / welcher Roß und Mann im Schlaff sencken kan / angetrieben / ins Wasser lauffen / rennen und sich ersäuffen müssen. Ps. 76. dahero denn diese Historien / nicht geringer als jene mit Pharao zu achten / Exod. 14. welcher ins Rothe Meer / das da trocken war / sich machte / und in demselben umbkam. Diese aber / die das Wasser vor sich gehabt / und gesehen / gleichwohl in dasselbige sich haben sturtzen müssen. Damit sich in beiden Siegen niemand rühmen könne / sondern GOtt dem Obersten Feldherren / aller Ruhm und Ehre alleine bleibe; denn denn Er ist auch allein / der Bogen zerbricht / Spiesse zerschlägt /Wagen und Schiffe mit Fewer verbrennet Pf. 46. So ist doch zu besorgen / weil mann den Zorn / und die Güte GOttes / die in solchem Kriege beyderley gefpühret werden / nicht in acht nimmet (denn den Zorn GOTtes / an den unsern auch bewiesen / verachtet man / die Güte GOTtes mißbrauchet man) es werde mit Deutschland eben / als mit dem Jüdischen Lande /zu gehen / denn daselbst hatten die Jüden auch etlichmahl gut Glück / indem ihnen die Scharmützel / und auch etliche Schlachten wieder die Römer sehr wol geriethen oder gelungen: Aber weil keine ernste Besserung folgte / dadurch sie unsern lieben Gott den rechten Kriegsmann / auff ihrer Seiten behalten hetten Ex. 15. [327] sondern immer frecherer / sicherer und verwägener wordē / so verhetzten sie durch GOttes Verhängniß die Römer auch dergestalt / daß sie mit gewaltiger Heeres Krafft darzu thaten / und das garaus mit ihnen spieleten. Da es auff eine Städte zweymahl zuschlagen nicht vonnöthen ware. Daher sagt Daniel Cap. 9. Wird es von derselben Zerstörung an über den Tempel / biß ans Endegrieffen / das ist / der Tempel zu Jerusalem werde nimmermehr / weder ein Dach noch Fach / noch ein Gewölbe bekommen / sondern auff das Paviment / oder auf das Pflaster ihme müßen regnen lassen. Also / weil GOtt der HErr uns hierdurch prüffet / und aber keine wahre Buße / nach Ninivitischer Art Jon. 3. weder vō Obrigkeit noch Unterthanen / denen doch die Excecutiō / auff ihrer Prediger Vermahnung / nicht weniger als jenen gebühret / vorgenommen würde. So dencke man nun nicht anders / denn daß Er den erbittertē Tyrannen den Zügel werde schiessen lassen / daß er als der da mehr zu zusetzen / seinem Schaden vielfältig nachkommen / u. sich erholen könne / ob ihn schon / wie Dan. Cap. 11. vō Könige gegen Mitternacht redet / der König gegen Mittage etliche viel 1000. abschlagen / und sich desselbē überheben / seiner aber darumb noch nicht mächtig worden / sondern er viel einen grössern Hauffen / als der vorige war / zusammen gebracht / und mit demselben feste Städte erobert / und dazu auch in das Land werde kommen. Und hat denn der Türcke unsern HErren GOtt / weil wir ihn mit Bußfertigkeit erzürnen / mit sich / auff seinen Theil / so wird auf unser Seite weder [328] Menge noch Stärcke / weder Festung noch Rüstung / weder Roß noch Mann helffen können. etc. Hactenus M. Cuno: Darzu auch gehörigt ist wegen des Hofarts M. Johann Georg Seld / Stadt Pfarrer und Inspector der Kirchen zu Havelberg / in seinen Bußgedancken wegen zweyer mōstrosischen Schweinlein / lit. B. 111. An. 1531. Hat ein Weib auf einmahl 3. Monstra gebohren (1.) einen Menschen Kopff ohne alle andere Glieder in ein Häutlein verwickelt. (2.) Eine Schlange mit zwey Füssen einer abscheulichen und greulichen Gestalt. (3.) Ein Schwein gantzes Leibes von allen Gliedern. Was für vielfältig Unglück hierauff erfolgt kan im Schleidano / Ambrosio Sturmio / und andern nachgesuchet werden. Die Märckische Chronicke M. Andreae Angeli ist voll dergleichen Mißgeburthen an Menschen und Viehe. Anno 1535. ist die domalige Kleider u. Allomoda Hoffarth angedeutet u. gestraffet worden durch 2. Mißgeburthen / da zu Brandenburg ein Kind gebohren / welches ein Stück Fleisch umb sich hengend gehabt / als einen Filtzmantel. Anno 1548. ein anders mit zerschnittenen Wangen / als ein zerschnittener Koller über den Leib / einer herunter hengenden Haut / wie eine Spanische Kappe / darunter eine Wunde an der Brust / daraus Blut geflossen / daß GOtt der HErr auch vor diesem die Kleider Hoffart mit Krieg und Bluthvergiessen gestraft / ist Es. 3. v. 16. zu lese /mehr Exempel sind daselbst zu findē p. 245. 393. 395. 397. 399. 401. 394. 349. 351. 354. 398. 406. 438. Da die Hurerey und andre Sünden samt der Straffe [329] angedeutet / als: Anno 1597. den 24. Octobris ist zu Selau ein Kind jung worden mit 4. Händen /und 4. Füssen / einem zerhackten / und zerschnittenen Kopff / so bedeutet den geschwinden / und unversehenen Einfall d' Türcken / die weidlich mit den Händen ümb sich schlagen / viel Christen gefangen geführet / noch mehr erschlagen / ihre Köpffe zerknirscht und zerhauen / das Vieh weggeraubt und getrieben. Zu Zeiten Käyser Michaelis Parapinacii ist eine Mißgeburt gebohren worden mit Ziegen Füssen / und mitten auff der Stirn einem Auge / welches bedeutet den folgenden grossen Hunger und Pest lib. 4. Chron. Carion part: 3 / edit. a D. Casp. Peuc. pag. 791. hieher gehöret auch D. Georg. Mylius Conc. 7. von Türcken pag / 153. etc. Vor alters wuste mann bald kein streitbahrer Volck / keine Mänlichere Helden zum Kriege /keine unüberwindlichere Mannschafft / dann die Teuschen / die sich auch fast einige ander Nation niemahls haben bezwingen oder übermannen lassen. Itzo giebt es entweder Flüchtige oder furchtsahme Fehmen / oder nasse und tolle volle Brüder / und ist der gröste Theil also beredet / wenn ein Teutscher einen breiten Frantzösischen Hut / einen spitzigen und Spanischen Bauch am Wammes / und ein Welsches paar Hosen umb die Beine hat / es siehe sonsten wie es wolle / so sey er schon ein gewaltiger Kriegs-Mann. Was neben andern Unwesen diese leichtfertige Weise in Kleidern bedeute / das haben vernünfftige Christen leichtlich zu ermessen.

Die Leute in Griechenland / die itzund unter den[330] Türcken sitzen / haben vor alters / ehe und der Türcke ihr Land hat eingenommen / eben gleichförmige Mores und Sitten an sich gehabt / und sich vor ihrem Untergang und Verderben gern auff frömbder Nation Sieten und Weise gekleidet / und mancher nicht nur einer sondern zweyer / dreyer unn mehrer Nationen Kleidung auff einmahl an sich getragen. Da das vernünfftige kluge Leuthe gesehen / haben sie alsbald geweissaget / daß bedeute nichts guts / sondern auf diese leichtfertige Verkleidung merde gewißlich bald frömbde Volck ins Land kommen / und der Türck über die Griechen Oberhand gewinnen, in massen auch unlängst hernach geschehen ist. Ob es den Teutschen mit ihrem verkehrten Thun gelingen werde / das wird die Zeit offenbahren. Gott helffe unsern lieben Nachkömmlingen / und erbarme sich unser in Gnaden / Amen. Weiter klaget hierüber Joh. Schütz in seinem Tract von den feurigen Wunderzeichen am Himmel /litt. B. 6. b. Es taug der itzigen Welt kaum zu täglichen Brauch / in gemeinen Stenden / zu Kleidern /Wohnungen / Speiß und Tranck / dz jenige / worinnen die lieben alten Teutschen Käyser / Könige / Königinnnen / Potentaten / Fürsten und Herren / in ihrer höchsten Pracht sich haben sehen lassen. Es ist aus /numahl was Tacitus von unsern Vorfahren schreibet /plus ibi boni mores valent / quam alibi bonae leges /das ist / bey den Deutschen gilt die Erbarkeit d' sich ein jeder besteisset in seinem Thun und lassen / vielmehr / als bey andern Nationen / Weltliche Policey Ordnūg vermag außzurichtē. Wz Gott einē jedē Lande an Getränck / es sey Bier od' Wein / bescheret / es taug nit / [331] es schmecket auch nicht den verwehneten Zünglein / wz nicht frömbde / teur / und seltzā ist. etc. Letzlich schliesse ich dieses membrum mit den Worten M. Cunonis lit. N. iij d. l. Also wie Christliche Gottsfürchtige Obrigkeit / als itzo gemeldet / über den alten Religions-Muster billich halten thut: So were auch nicht zutadeln / wenn sie über den alten / ehrlichen / deutschen Mustern der Kleidung hielte / in welcher unsere Vorfahren freylich Germani / das ist /Garmänner / das ist / durchaus für Erbare tapfere Leute sind gehalten worden / do man dagegen numehr wegen der weibischen / weichlingischen Muster oder Formen für Garmanni / das ist / Gar / oder eitelMemmen / zu achten ist / gleich wie Ennius von den Römern schreibet:


Vos etenim Juvenes, animos geritis muliebres,

Ihr Jungen Gesellen Römisches Blut /
Habt nun einen verzagten Weiber Muth.

Und wie wenn auf solche Pracht auch folgete datz man Armmanni heissen und seyn müste? Weil ihr aber die blinde Welt weder rathen noch sagen lest (denn ist das nicht Blindheit / velle placere DEO in eo quod ejus iram concitat, nec illud quod alias perdidit, odisse sed diligere (so wil Christlicher Obrigkeit gebühren / hierinne auch nicht gar still zu schweigen / und durch die Finger zu sehen / sondern mit Ernste. Denn wenn sich der Jäger für den Hasen / wie der König Zedekias für seinen Fürsten oder Hof-Junckern / oder Unterthanen fürchtet / Jer. 38. so ist das Netze umbsonst und vergebens gestellet) darob zu seyn / dz mit Legibus Sumptuariis, der übermässigen Pracht in Kleidung und den [332] schwelgenden Pancketen /u. den Gurgelfreyen Gastereyen gewehret werde. Biß hieher vom Hoffarthe / welcher sich / nach vorbesagten / sonderlich ereget theils in


1. Knäbelbärten /
2. Rauchwercke /
3. Italiänischen unn Frantzösischen bunten kleinen / häuffigen Bänd'n /
4. Ermbändern /
5. Gehencken und Leibgürteln.
6. Elen-Langen Zöpffen.

Ich wolte nunmehr also hier fast aufgehöret haben /von Mißbräuchen der Kleider und dergleichen Uppigkeit zu reden: zu dem weil weil ich auch eins und das ander schon vor diesen geredet habe / in Türck. Nat. u. in den 50. Türck. Geheim-Seulen / c. 47. p. 376. etc. Allein weil mir wegē des Lumpen-Zeugs noch eines u. das ander einfält so muß ich meinen Eifer noch stärcker drüber heraus lassen. Man träget auch hohe Absetze: solche werden die stoltzirende Kumpen von Himmel absetzen (wie Maria im Magnificat singet. Er stößet die gewaltigen herunter von dem Stuele) und auf die Erden stürtzen; sonderlich weil darzu ein merckliches die langen / dicken und schweren Parucken helffen: nam omne grave tendit deorsum. 2. Die grossen Hälßgen / welche schleunig vom geringen /zum gewaltigen gerathen sein: kurtz vorher waren sie kurtz; nicht lang hernach wurden sie trefflich lang. Wie denn? wer nicht hatte neue zu zu legen / und die alten ab zulegen / oder auff den Trödel tragen zu lassen: [333] Welches Kauff und Vorkauff Werck auch allhier die vornehmsten Leute und Weiber zu treiben pflegen / wenn sie einer Tracht überdrüßig worden seyn; da sie es weit unter die Helfte wiederumb hin schleudern / damit sie nur einen Anfang oder ein bißgen Vorrath / neue Sachen zu zu legen / erhalten. Aber die Narren möchten das Zeug wol auffheben / und biß auff eine andere Zeit verspahren / du es wieder gäng und gebe wird: angesehen der Wanckelmuth und Unbeständigkeit bey uns Deutschen und Lunarischen Menschen /so überhand genommen hat / daß schier alle zehen Jahr / mehr oder weniger / eine alte Tracht wieder hervor gesuchet / und vor neu gehalten wird / etc.) Der ließ umb den kleinen Quarg grosse breite Spitzen setzen; Welche auch itzt üblich werden an den Kragen und Aufschlägen der Mäntel / an den Weiberkraußen /forne an den Handschuhen / etc.) so wahren sie auch groß. Wund'! ich habe gleich unlengst gesehen / daß dergleichen grosse Hälßgen wollen rund werden in dem etliche die Zipffel auf beyden Schuldern ründlich haben wegschneiden lassen. Die Natur wil / daß wirἅνθρωποι (dem Nahmen gemäß) immer gen Himmel schauen sollen: nam prona cum spectent animalia cætera terras etc. a- die Kunst zwinget itzunder die Menschē Tertigenas) ihre cunabila u. die Erde vielmehr an zu sehen. Nùm hic ars perficit naturam, vel n ficir? Traun es werden die Absetze an den Schuhen so hoch gemachet (und darnebē spitzig damit sie jo desto tieffer in die Erde bohren /] daß es fast unmüglich einem solchen / der [334] so dergleichen Schuhe an hat / himmelwerts zusehen: Er wolle denn hinder sich auf den Puckel fallen / und das Tityre tu patulae recubans etc. spielen. Denn wil einer sein Gewichte recht behalten: So muß er / auff solchen hohen Absetzen gehend / niederwerts schauen / wo sie kriechen und nicht wo sie fliegen. Ach! Solea [eine Fußsole /] hat den Nahmen von Solum (das Erdreich) daß sie beyde an einander kleben sollen; und daß man die Füsse von der Erden nicht erhöhen / noch das Gesicht und den Kopff erniedrigen sol. Denn wer seinen Fuß so hoch will zwingen / der stößet gar leichtlich oben an etc. So gehts denen / welche auff ihren Zähen wollen stehen: Hallucinantur sanè / qui halluci insistunt & soli confidunt. Wol dem hingegen / der weit von hohen Dingen / den Fuß setzt auff der Einfalt Bahn. Schlecht und recht das behüte mich.


Wie einer einem Stutzer vorwarff / daß er sich doch schämen solte mit der neuen Tracht: Sintemahl unsere Altväter davon nichts gehalten / wie beym Tacito de Mor. Germ. zu ersehen. Antw. machet doch GOtt immer neue Arten an Kranckheiten / damit Er die Leute überzeucht: als sagte mir eine alte Wehe-Mutter zu Leipzig bey Querfurt her / daß man anders vo von keinem Friesel in Thüringen nennet man es greßlicht: Sonsten habe ich hönisch davon geredet im Mägde-Tröster; Doch nur zum Verdruß der hoffärtigen Weiber; [335] welche ihn hie und da mit verursachen wüste; welcher doch zu Leipzig unter den Wöcherinnen und Wochen-Kindern so gemein / das nicht zu sagen. Ja die Leipziger sagen selber / daß dergleichen Gebrechen vor diesen bey sie auch nicht gewesē / ich geschweige anderer mehr / so erst auffgekommen /davon man vorzeiten nichts gewust. Aber ich gebe dem verwegenen Maule dieses wieder auffm Wege: Kehre es umb / so wird ein Schuh drauß: Wer fenget zu erst was neues an? du oder der liebe Gott? O laß du es mit deinen Kleidern bey den alten Löchern verbleiben, so wird dir GOtt auch keine neue und frische Plage zu schicken noch erfahren lassen: Die er denen Ungehorsahmen und Uppigen gedräuet hat schon vorlängst in Devt. Ja du kömbst mir mit deiner Allmodi nicht anders vor / als wenn du Salomonem woltest zu schanden machen mit seinen reden / wenn er spricht /daß nichts neues unter der Sonnen sey. Aber sey zu frieden / du trachtest nur nach neuer Tracht: aber du erfindest sie schwerlich. Nihil enim dictum aut factum est / quod non dictum aut factum sit antea prius /saget die experientia bey dem Terentio. O tempora / O mores! neue vestes / neue pestes: neues Kleid / neues Leid. Neue deformitas. Neue infirmitas. Ein Cinaedus und junger Lanterly Bruder sahe einsmahls in einem Stambuch dieses Emblema: nemlich eine runde Erd-Kugel / da auff der einen und ersten Seite ein junger Federhanß stande / auff der undern Seiten kroch ein alter Greiß mit zerrissenen Lumpen zur Welt-Kugel herauß, sprechende: ich bin hindurch! [336] wie dieses jener Laßdünckel betrachtete / da afficirte ihn dz Bildniß gleichwol dermassen / daß er (wiewohl dennoch noch nicht aus rechtmäßigem Verstande) Paradoxos sprach; nun sehe ich erst / woher es kömpt / das alte Leute ins Gemein lumpicht / mit schlechten oder gar zurissenen Kleidern auffziehen / oder krum und gebückt herein schleichen / und warumb die jungen Leute / schön geputzt / herein traben: nemlich sie haben ihre Kleidung abgefeilet und vernützet / wie sie alles durch krochen seyn / und alle Kutten-Winckel durchwandert haben: Wir aber die wir noch nicht adolescentiam haben deferbiren lassen: sondern noch über alles weg hüpffen /und wie ein Elaphos oder Hirsch lecken / ehe wir anfangen zu kriechen: haben dannenhero schönen künstlichen Zierath / der noch nicht abgeschleiffet oder dekritus (vestitus /) ist. Hiemit war es aus / und hieß mit ihme / dicunt et non faciunt: denn er gieng nach wie vor / mit seinem Posamenten gestafieret herein / quemadmodum pica / quae habet tot pennas albas quot nigras: O Junges Bluth / spaar dein Gut / Armuth im Alter wehe thut. Doch die Jugend gedencket / es heisse mir Sie / vestis facit virum. Aber die Alten kehren es umb / und sprechen mit besserm Rechte. Vir facit vestem / darzu auch jener Schneider ja sagte / also: nemlich es solle ein junger Ankömmeling / der ein Meister im Schneider Handwerge werden wolle / fein Meisterstücke auffweißen / dazu er ein Kleid hatte machen müssen / solches seinem Obermeister zu zeigen / ob er damit bestehen könte: Nun war solches Meisterstücke / wie man es heissen solte viel schlecher / als sein Kleid / [337] daß er domahlen am Leibe hatte: derentwegen ihn den die Obermeister nicht wolten loß sprechen / oder annehmen / und zum Manne lassen werden in deme der eine Alt-Vater / der ein wenig in der Jugend studieret gehabt / sagete: Höret lieber Freund: ihr meinet / es heisset / vestis facit virum / und dessentwegen habet ihr ein schöners Kleid an eurem Leib gezogen (daß ihr vielleicht von einem andern habet machen lassen) als ihr uns itzund zur Probe bringet: aber nein / es heisset / vir facit vestem: lernet erstlich ein gut Kleid machen; so sollet ihr schon zum Manne und Meister gemachet oder zugelassen werden: sonsten nicht. Ich komme abermahl auff unsern Hoffarth / und spreche unwiederrüfflich /das Gott solchen nothwendig straffen müsse / und zwar durch den Türcken / der sich nur einerley Kleidung anmasset. Vide arcana mea politica Regni Turc. d. l. Solten daher die Mißgeburthen wohl nicht kommen / welche wir seithers häuffigverommen? Als dran der Gerechte GOtt gleichfals eines und das ander neben-Gewächße gerathen lassen / wie schon in etwas davon anzuhören der Türckische Zeit vertreiber p. 37. 38. Itzt fält mir eben noch dieses bey / daß im Jahr 1605. eines Fischers Weib zu Pariß zwey Kinder auff das halbe Jahr getragen und todt gebohren / die unten am Nabel an einander hingen; deren ein jedes zwar einen Bauch / eine Miltz / eine Lunge / und seine unterschiedene Därmer gehabt: Hingegen aber hatten diese beide nur eine Leber / und nur ein Hertz / wie wohl etwas breiter und grösser / als sonst der Mensch von Natur zu haben pflegt. Bott. lib. XII. Comment. Darbey erinnere ich mich zugleich [338] dreyerley solcher Mißgeburthen; deren die erste im Jahr 1476. nemlich ein Mägdlein mit einem doppelten Leib / in der Veroneser Gebiet von mir im bemeldten Jahr Blat / 16.) oben angeführet worden: die andere / auch ein Kind /so im Jahr 1593. den 24. Oct. zu Sclau gebohren worden mit vier Händen / und 4. Füssen: einem zerhackten und zerschnittenen Kopff: welches den geschwinden / und gantz unversehenen Einfall der Türcken bedeutet; die weidlich mit den Händen ümb sich geschlagen / viel Christen gefangen hinweg geführet /doch mehr nieder gesäbelt / und ihnen ihre Köpffe zerknirscht und zerhauen; wie in der Märckischen-Chronick / mit mehren hiervon zu lesen. Die dritte aber / welche noch sehr neu / verursacht / daß ich an die vorigen anitzo destomehr gedencke / nemlich daß in diesem itzt-lauffenden Jahr 1664. den 25. Mertz (wie ich dieser Tagen allhie von einē Griechischen Christen dessen für gantz gewiß berichtet worden) zu Wien von eines Soldatē Weib (die annoch im Leben seyn soll) 2. tode Mägdlein gebohren worden / mit einē gedoppeltē / und an einand' gewachsenē Leibe /zweyen Köpffen (d'en ein jed' nur ein Ohr hatte / denn die andren 2. Ohren hattē sie gleichsam zusamm gehalten / u. auf einander gedruckt] zweyen Händen / u. 4. Füssen. Ich hatte es aber dem Griechen so leicht dannoch nit geglaubt / wann er mir nit auch dessen in Kupfer gestochenes Bildniß gezeiget hette / so ihm vō einem guten Freund [wie er vor gab] als etwas sonderbahres / aus Venedig übersand worden.

Sonsten erzehlet die Continuat. XVI. der Hist. Relat. von anno 1664. den 25. Martii. dieses: [339] Es gebahr den 25. dieses in Wien von der Stadt-Gvarde an der Biberpasiey eines Gefreyten Weib ein Kind mit einem Kopffe und Gesichte / aber einem doppelten Leibe / mit 2. Weiblichen Zeichen / 2. Händen und 4. Füssen. Welches aber todt unn am Leibe sehr schwartz auff diese Welt kam. Ich geschweige itzt anderer Mißgeburthen mehr / davon M. Michael Franck / Pastor et Inspect. Lichtensteinensis in seinem Zorn-Blicke und Buß-Stücke zweyer Wundergeburten /derer eine Anno 1642. den 24. Nov. die andere /Anno 1643. den 12. Januar. von zweyen Weibern / so aus dem Churfürstenthumb Sachsen bürtig / (und wegen Krieges Gefahr allhier in Lichtenstein sich auffgehalten /) gebohren worden.

Hieher gehöret / daß Anno 1662. aus Wißmar vom 3. Julij / berichtet ward. Unterm Stetin zu Stopenitz /ist neulicher Tagen eine Mißgeburth gebohren worden. Nehmlich ein Kind / deme auch ein Kind / an dem Orte / da sonst die Scham seyn solte / außgewachsen gewesen / mit Händen und Füssen / auch mit einem Männlichen Gliede / allein sonder Kopf ist / so bald es zur Welt kommen / gestorben. Die Mutter aber eines Kohlbrenners Weib / lebet noch. Sonsten von seiner Zeit redet M. Joh. Stral. Sagan. Siles. Archid. in Lüchaw / in seinem Wunder Glöcklein / ad Joel. c. 2. v. 3. p. 81. 82. Wundergeburthen portendiren auch etwas neues. Anno Christi 565. wurden seltzame Kinder gebohren / deren eines ein halber Fisch war / das ander 4. Füsse hatte: welche ohne allen Zweiffel die monstruosam [340] sectam Saracenorum bedeutete. Zeiler. part. 1. Miscell. p. m. 441. aus der Franckf. Herbst Relation vom Jahr 1659. p. 83. Daß man aus der Marck Brandenburg die Zeitung habe gehabt / daß daselbsten ein Kind / so noch kaum über die Helffte gewesen / in Mutter Leib dergestalt geweinet / daß man es recht wohl hören können. (Eben solches soll auch geschehen seyn in Thüringen bey Salfeldt mit Außgange des 1665. Jahres / wie mich ein Landes Weib berichtete: nehmlich in einer schwangern Schäffer Frauen Leibe soll das Kind / noch lange vor der Geburt recht helle geseuffzet und geweinet haben / daß es auch einmahl ihr Mann draussen gehöret / und deßwegen in die Stube gegangen ist / vermeinende / daß seiner Frauen etwz sey / und daß sie so geweinet habe.) Zu denen Wunder-Zeichen muß ich auch noch dieses setzen / so zu uns / in Hannover gedruckt / kam in 1666. Jahre / nebenst denen Figuren / und Panacea oder Pillen Herrn Zachariae Willdegansens / womit nachfolgende waren abgetrieben worden: Warhafftiger und eigentlicher Abriß zweyer abscheulichen Würmer / welche im vergangenen Junii 1666. in Wolffenbüttel von einem Studioso / Nahmens M. Heinrich Rudolph genant / mit Herrn Zachariae Wildegāsens Panacea solari / sind abgetrieben. Der erste ist / laut des Studenten Außsag nach / wie eine Schlange gewesen / auff dem Kopffe hat er zwey Hörner gehabt / der andere ist fast einer Crocodill Art gewesen / auff dem Rücken und untern Leibe mit stachlichten Zancken / auff dem Kopff hat er drey[341] Hörner gehabt / und unzählig viel Füsse / von Farben grün unn gelbe / man hat dieses zwey Tage in Verwahrung gehalten / so stets gelebet / auff den dritten Tag hat man ein Feur gemacht / dieselben zuverbrennen / als man nun den / welcher wie eine Schlange gewesen / in das Feur geworffen / hat er bald stille gelegen / der andere aber / als man denselben ins Feur geworffen / ist erst mal empor gesprungen / endlich hat er einen Knall von sich gegeben / als wenn ein Pistoll loß geschossen / ist also im Feur liegen blieben und verbrennet. Ist also dieser Studiosus wieder gesund und seiner grossen Schmertzen erlediget worden.

Ich muß auch hier nothwendig berichten / daß in diesem 1666. Jahre in d' Michaelis Messe allhier zu Leipzig aus England ankam / eine Mißgeburth / seines Alters 33. Jahr / nicht viel über 4. Spannen hoch /ohne Arm gebohren: und der daher mit dein Munde und mit der Zungen viele und seltzame Actiones und Verrichtungen / als andere Leute mit den Händen /artig übete: Er schrieb zimlich sauber mit der Feder /so er vom Tische mit dem Maule erwischete / dieselbe eintunckete / und dem Zuseher / der da vor sonderlich ein wenig spendirete / seinen Nahmen / Johannes Simons / auff ein besonder gedrucktes Pappier / drauff sein Bildniß stund / verzeichnete: daß sehr zu verwundern war. Er mischete mit dem Munde die Spiel-Carten / schlug damit auß / und zog hie und dar mit der Zungen Blätter herauß etc. Er legete eine rechte Nehe-Nadel / (so er erstlich durch seine Schwester /so ein dick und [342] grosses Mensch war / und mit ihme in den Ländern herumb zog / man sprach / wohl gar bey ihme schlieffe / denen anwesendenden Zusehern darreichen ließ; damit man sehe / daß kein Betrug dran währe) und einen Faden Zwirn auff die Zunge; ergriff solches beides zuvor vom Tische / und reckte hernach die Zunge weit außn Halße herauß / mit sampt der entzeln blossen Nehenadel / und dein Faden Zwirne: hernach zog er solches wieder ins Maul hinein / und in dehme kunte er mit der Zungen an denen Zahnen die Nadel und den Faden so drehen und rühren / daß der Faden bald eingefädemet ward. Flugs knüpffete er auch beyde Enden des Fadems zusammen / eben mit der Zungen im Maule: und speyete solches hernach mit einander herauß auff den Tisch. Dieses ist mir traun so wunderlich vorgekommen / als sein lebe etwas anders. Ja viel künstlicher und behender scheinete es zu seyn / als wenn andere Weibes Bilder / daß ich auch etliche mahl auff denen Gauckel-Boden gesehen / auff ein Plätzlein stehen / eine rechte Nadel zur Hand nehmen / nebenst vielen Fadem Zwirn / und hernach damit auff selbigem Plätzgen / immer ohne unterlaß rund herumb springen / gar nicht dabey dähmisch werden / sondern zugleich alle Faden / eintzeln nach einander in eintzige Nadel-Oehr bringen können: Welches auch nicht ohne Verwunderung mag angeschauet worden. Weiter kunte dieser Zwerg auch alleine essen: Er fassete erstlich den Löffel / hub damit etwas Suppe auß d' Schüssel herauß / [343] legete den Löffel also quer über die Schüssel / und schnapte hernach mit den Maule die Brühe und Suppe herauß. Und das continuirte er so lange / und geschwinde / daß er sich dennoch bald kunte satt machen. In übrigen muste ihm sonsten das ander Essen ins Maul gestecket wer den; wie sie denn auch die Trinck-Kanne musten vorhalten. Er soff gerne und fast immer Toback / ließ sich die Pfeiffe ins Maul stecken / und setzte sich hernach auff den Stuhl nieder. Er sahe pockengrübig auß / hatte einen dicken Kopff / kunte viel Sprachen reden / und kunte im gehen nicht wohl fort kommen: sintemahl ihm die Füsse knorrigt und ungeschicke waren: und dergestalt keinen Anlaß von Natur hatte / damit zu opperiren / wie viel andere arme-lose Leute /Mannsen und Weibsen sonsten zu thun pflegen; und drüber ich mich auch etliche mahl zu Leipzig verwūdert habe. Er redete mehr Niedersächsisch / als hochteutsch: von hier fuhr er nach Dreßden / er war sehr eyfrig und geschwindes Sinnes: denn / wie sich seine Schwester / nach der Gewohnheit / vorn Abzuge voll gesoffen hatte im Bier; Verdroß es ihn in dermassen /daß er eine sehr lange Stange in seiner Bude / mit den Füssen ergriff / und zur Schnautze brachte / und das Mensch damit auß der Massen sehr abprügelte; Daß anderen kurtzweilig gnug vorkahm; sie aber über d' Kurtzweil es wol fühlete. Er hatte auch einen andern alten Diener / der sich sehr vor ihm fürchtete / sprechende / daß er öffters Stöße von ihm kriegte / und zwar mit den Füssen / damit er wie ein Hahn in die Höhe sprünge / und hernach einen umb den andern an seinen Leib schlüge.

[344] Sonsten kam von Barcellona vom 3. Nov. 1666. Wier haben hier ein heftiges Ungewitter gehabt / vermischt mit erschrecklichen Donner / Blitzen und Erdbeben / eben als ob der Jüngste Tag vor der Thür were. Und zu solcher Zeit kam eine Mißgeburt auff die Welt / die hatte 2. Wolffs-Füsse / und 2. Adler Klauen / wie auch 2. Mohren Köpffe rücklings gegen einander / derer Hälse aneinander feste gewesen: daß es gelebet habe / kan man nicht sagen. Gleich kompt ein Gerüchte / daß auch nahe bey diese Stadt-Galleen zu Grūde gangen. Von Amsterdam 22. Nov. 1666. Mit denen jüngsten Schiffen auß Ost-Indien kommen Brieffe von Ongly in Bengale / Datirt den 8. Nov. 1665. die melden / daß der Herr Rogier von Heyningen allda todts verfahren und Sr. Arnold von Wachtendonck auff ein Interim zum Obern Haupte gesetzet worden. Daselbst war ein Kalb mit sieben Füssen /auf die Welt kommen / wie auch zu Decca ein Kind mii 2. Köpffen 4. Armen und 4. Füssen / die Deutung weiß allein GOtt. Ein schrecklich Erdbeben war in Bengarden / ja so gar / daß ein Stück Landes versuncken / und in solcher Höhle noch denselben Tag ein sehr grosser Fisch gefangen worden. etc.

Diese und dergleichen Mißgeburten / werden allhier nicht mit einander derentwegen vorgebracht / als ob ich da für halten solte / daß sie keine Menschen wehren. Nein: sondern so ferne andere Klügelinge sie aus der Menschen Zahl außschliessen wollen: wie wohl es dennoch / mit einem / und den andern seine Richtigkeit [345] so weit haben kan / so ferne man keine vernünfftige Seele drinnen vermerckt / und das Formale humanum extulirt.

D. Gottfr. Olear. in Hall. Chron. p. 430. ao. 1646. Ein Soldaten Weib hat auff der Moritzburg / eine unvollkommene Frucht / wie einen Hund; ein Weib zu Reudeburg ein Kind und zwo Eulen / ein ander Weib ein Kind und zwo Heydechsen gebohren. Zu Königsberg hat anno 1662. ein Soldaten Weib eine Tochter gebohren mit Haaren Zöpffen auff beyden Seiten /spitzigen Schuen voran und spitzigen Absätzen / welches darneben ein grosses Mannes Geschöpffe an einer Seiten angewachsen gehabt: ist bald gestorben /und von vielen Leuten beschauet worden. So haben auch die Priester daher grossen Anlaß genommen /wieder den also domahln beschaffenen Hoffart / und Hurerey zu predigen. Der liebe Gott lässet solche abscheuliche / doch beschauliche / Menschen-Kinder zeitig sterben / und das Himmelreich ererben; weil sie andern zur Unehr und Schande / gebohren: vor sich aber zur Ehre / vom gottlosen Erdboden / abgesondert seyn.

Von denen Kiel-Kröpffen ist noch dieses zuvermelden / das allhier zu Leipzig ein Mägdlein vielleichte der Art gewesen / welches nur 14. Jahr alt geworden: vors vierdte Jahr hatte es nicht sitzen können: Es hatte einen Abscheu vors Bette immer gehabt / und hat auch nicht recht mögen reden lernen: Hatte es sollen was gutes thun / so hatte es immer müssen geschlagen werden.

[346] Hingegen höret man von andern Exempeln / daß wenn sie geschlagen werden / sich bald zwischen Eheleuten Keif und Groll beginnet / und sonsten unglücklich im Hause ergehet. Dannenhero andere Anlaß nehmen / solche Creaturen zärtlich zuhalten /und ihnen nichts zu thun.

13. Von Nacht-Mahrs-Menschen
XIII. Von Nacht-Mahrs-Menschen.

Zeiler im 2. Theile der Epist. 462. pag. m. 524. was vom Nacht Gespenst / so man auch Truten / vom Trücken heisset / zu halten sey? Fraget der Herr /unter andern auch: darauff geantwortet wird / daß zwar die Abergläubischen einen ansprengenden drückenden Teuffel darauß machen / theils auch den Unholden / und Hexen / als Werckzeug des Sathans /solches zu schreiben: Aber es ist im Grunde eine natürliche Kranckheit / so den Leib beschweret; Damit die Bewegunge und Rede / verhindert wird / und ihme der Mensch im ersten Schlaffe / sonderlich wann er auffm Rücken liegt / einbildet / es krieche ihm etwas zum Füssen herauff / biß zur Brust / daß ihn / als ein gespenst / hart beschwere / und drücke / den Athem /und Stimm / ümb Hülff zu ruffen / verhalte / ihn erstrecken wolle / und alles verwegen hinweg nehme.

Daher wird offt von solchen ein ängstliches Kreischen / und Kirren gehört / daß so bald die Quaal etwas nachläst / und auffhört: [347] gleichwohl sie mit Furcht / und Zittern erwachen thun / und wann solches offt geschiehet / so ist Gefahr dabey / sonderlich bey denen / so grosse Haupt-Arbeit haben; weil das Hirn / als ein Sitz des Verstandes / damit geschwächt wird / und solcher Zustand ein Vortrab der fallenden Sucht ist. Es entstehet aber aus einer zähen Füchtigkeit / die das Hintertheil des Hirns angreiffet / die Gäng- und Spanne Adern verstopffet: daher die eusserliche Glieder d'lebendigen Geister anfangē beraubt zu werden. Sonsten nennet M. Matthesius Sel. in Postill. Tom. 1. f. 87. b. Dom. XI. Trin. d'Welt Kinder /Schretel und Trutten / so alle Welt aus augen- und nehmen nicht mehr / denn die Leut haben und vermögen. Von Druyden und Drudten Füsse / M. Tob. Schmidt in der Zwickau. Chron. part. 1. pag. 341.

Was schadets / wenn hierauff anhangs Weise beygesüget werde folgendes! Als weme ist nicht von Erfurth bekant / was davor (noch vorm Jüngsten Tage) umb diese Zeit / nach der Abergläubigen Meynung /sich zu tragen solle? Nehmlich daß eine dergleichen hefftige Schlacht davor vermuthlig sey / daß auch denen Pferden das vergossene Menschen Bluth biß an die Bäuche gehen solle / und was deß Dinges mehe ist / daß man vielmehr fabuliret denn beweiset. Besiehe meine Türckischen Schrifften davon / item das Wunder A. B. C. In übrigen hat man / von selbiger Statt /noch viel neulichers, vorgespück zum weitern Unglücke / (dafür GOtt selbigen Ort / gnädig behünten wolle) als da seynd folgende Nachrichte.

[348] Alle beyde Cometen haben sich zwar angefanden do allererst / wie das gantze Wesen (verhoffentlich) mit Erfurt und dem Meinzischen Churfürsten sich geendiget hatte: doch giengen sehr viele Prognosticanten dahin / daß solche Phaenomena ihr sonderliches Absehen drauff hetten / und der Tantz erstlich recht angehen würde: zu deme / weil der eine Kreißtag zu Leipzig nachn Anfang des 1665. es so weit confirmirte / daß der Schwedische Legat etliche mahl außdrucklich gesaget / dz sie Erfurt nicht liessen / weil sie viel Wolthaten drauß empfangen hetten: Es müste also in dē vorigen Stand wieder versetzet werden. Und was der Spargamenten und Beginnen mehr waren und wurden. Weil ich mich aber so weit gewiß wüste / daß kein Zeichen zu solchem blutigen Kriege / drinnen gantz Teutschland müsse eingewickelt werden; am so Cometen war vorhergegangen so blieb ich immer dabey: daß es nicht groß zubefahren habe: über dem / was allbereit geschehen ist. Nehmlich anno 1663. am letzten oder 30. Nov. Montags / hat man zu Dreßden / Freyburg / Anneberg etc. 3. Sonnen und zwischen diesen 3. Regenbogen / wie auch Abends ümb den Mond herümb einen Regen-Bogen etc. gesehen. Vide-Novellas Lips. pag. m. 1384. dicti Anni. Adde mein Türckisches Wunderbuch. Tob. Beuteln in Tract. de Com. 2. 1665. Ex D. Benjam. Leubers Sonnen-Wunder (zu Dreßden 1664. gedruckt:) was hierauff erfolget sey / ist bekant gnug / nehmlich die Anmassung der Stadt Erfurt vom Meynzisch Churfurst: welche doch unterm Schutze des [349] Churfürst zu Sachsen ist: Laut des Tract. de statii controversiae wegen Erfurt etc. anno 1663. zu Leipzig gedruckt / drauff auch zweyffels frey D. Lenber d. l. ziehlet / wenn er saget / daß es vor der Thüre sey / was selbiges mal die Parelii bedeuteten; nemlich es ist noch zum Uberflusse dieses darbey zu verwundern / daß der liebe GOtt solche Zeichen gegen und nach Mittage etwas abendwerds hat sehen lassen, als vō welcher Seite auch / das allda gelegene Erfurt hat sollen attaquirt werden. Und daß solche neben-Sonnen diese Signatur haben / nemlich Veränderungen in Regimentern / da ein Potenat dem Andern Einpaß thun wil / beglaubet auch d. l. Beutelius / conf. M. Tob. Schmidt in der Zwick. Chron. part. 2. x. m. 45. 46. Wie auch Georg. Alban. Marium oder Halb-mayern / in Astrolog. Judic. von 2. oder 3. Neben–Sonnen / zu Nürnberg gedruckt / anno 1615. außn Peucero. etc. Und solche folgete / leider! richtig auff die Parelios anno 1663. An der hernach belagerten und sich ergebendē Stadt Erfurt anno 1664. in Octob. drüber nur 6. Persohnen todt geschossen seyn geworden / und 9. beschädiget. Vide Continuat. XVIII. der Histor. Relat. p. m. 51. 52. über die Verwüstung / so auffn Lande daher umb denen Bauters-Leuten wiederfahren ist. Vide d. l. p. 32. 33. in Septemb. confer hac de Mater. Das Moguntinische Manifest / oder vielmehr dessen Wiederlegung / nebenst vielen andern Instrumenten: Item die Leichen-Predigt des Bürgermeisters Limprechts.

[350] Nun / GOtt helffe / daß es dabey bleibe / und nicht was weiters erfolge / als etwan noch andere neuliegere Parelii zuverstehen geben wollen / so man anno 1665. am 16. Martij 10. Tage vor Ostern / zu Dreßden etc. Nach Mittag von 3. Uhr an / fast biß zu der Sonnen Untergang / wahr genommen hat. Confer Beutelmm d. l. nebenst meinē Spanischen Monstro / Traun man gab vor / die rechte Sonne habe dunckeler und elender gesehen / als die Gesellen / so sind sie auch wieder am rechtschüldigen Orte gewesen. Doch kan es nun vielmehr geschehen / daß der Gerechte GOtt / diese ietzige sich hinein gefundene Soldaten wieder herauß treibe / und einige andere asseclas restituire. Was schadets / wenn ich allhier hinbey fügete / die Grabschrifft des jenigen / mit dessen Weßen und Untergange das gantze Spiel sich anfieng:


CONDITUS EST HOC TUMULO

QVATUOR VIR ERPHORDIENSIS

M. VOLCKMARUS LIMPRECHT,

INFAUSTO SIDERE SI NON NATUS,

DENATUS.

FERRO CARNIFICIS. HORRENTE

SCELUS ACIE.

EFFERATO PLAUDENTE POPULO

TER CÆSUS.

SEMEL MORTUUS,

BIS TUMULATUS.

[351] ITERUM MANDATO CLEMENTISS:

DOMINI NOSTRI JOHANNIS PHILIPPI.

PER-HONORIFICE E SUSPECTO AD CURIAM

LOCO, TRANSLATUS AD HOC

TEMPLUM.

LUGENTIBUS CIVIBUS NON ILLUM. SED SE.

HUNC SOL DECLINATA JAM INIQVA SED

VITIOSÆ PLEBIS LIBRA

SUPERATO INVIDÆ SCORPIO IN SAGITTARIO

TRISTI FACIE, AN FACE?

IPSO PROPE MERIDIE VIOLENTO IN

OCASSU.

SPECTARE EST COACTUS

DURO FATO

AC, QVISQVISES, QVI AB INFIDA PLEBE

TOLLERIS.

QVARE AUT FUGE, AUT LUGE!


Sonsten seynd schier mit einander nachfolgende Wunder Wercke / verdächtig / als

(1. Erklingung des Orgels.
(2. Rumor der Wilden Schweine.
(3. Feurige Lufft-Soldaten.
(4. Uerdoppelten Sonnen.
(5. Runterfallung des Bildes auffn Rath-Hause.
(6. Die vier Bienen-Schwärme.
(7. Testimonia derer Warsager.

Vom Ersten erwarte meinem prognosticirten Booten Cometicum. Vom andern / dritten und 7 benden besiehe meine neue Welt-Beschr. p. 183. 184. und 180. part. 1. Vom 5. besiehe mein Wunder A. B. C.

[352]
14. Von Optischen Menschen
XIV. Von Optischen Menschen.

Es solte dem Leser zwar vorkommen / als wenn dieses Capitel / mit der Materie des folgendes Capittels /übereintreffe und sie beyde von einerley Sache / ohne Unterscheid / handelten: aber es verhält sich nit also: Optische Menschen nenne ich hier / welche alleine denen Augen so vor kommen / und doch gleichwol darneben was richtiges unn natürliches an sich haben. Aber Phantastische heisse ich / so nicht alleine denen Augen des Leibes / sondern auch des Gemüthes erscheinen / und vielmehr ein unnatürliches oder eingebildetes hinter sich haben. Die Exempel werdens geben: Als lieset man dieses centur: 1. von 1000. außerlesenen Antiquitäten zu Schwalbach und Wieß-baden wieder die Melancholey nützlichen zu gebrauchen etc. §. 87. p. m. 32. Von den Antipoden oder Gegen-füßlern. Man hielte Gespräch von den Antipoden / das ist / von denen Leuten / die in der neuen Welt ihre Füße gegen den unsern kehren; nach dem der Himmel allenthalben gleichlingen hoch / von dem runden Erdkreiße schwebet / von einem Loch / das ist unterwerts / und wier oberwerts graben könten. Ja man sagte / so kähnen wir am Mittelpuncte zusammen / wie die Speyche an der Achs. Würden auch ihren Himmel / wie sie unsern / sehen können. Ein Lackey höret zu / und solte nach den Flaschen im Brunnen sehen / erschrack hefftig über sein Gesicht im Brunnen / lieff zu seinem Herrn: er hätte seinen Antipoden / im Brunnen gesehen: und fragt: ob man auch nach den Antipoden im Brunnen werffen / stechen und schiessen solte? Einmahl wehren die [353] Flaschen in Gefahr. Non omnis fert (aut capit / aut glit /) omnia tellus. (Und dergestalt hat man zweyerley Antipodes in regione Synoecorum oder bey sich. Denn Heidseldius in Sphinge Theol. Philos. nennet auch die Nachtschwärmer / Antipodes. Aber dieses zu fälliger Weise. Weil wir auff die Rede einmahl seyn gebracht worden; Was schadets / so wier was mehrers allhier von denen Gegenfüßlern setzen? nehmlich aus M. Martini Horky von Lochowitze Practic. zum Calend 1664. Da er diese Frage anstellet: was Antipodes /Perioeci / Antoeci / oder Amphisen für Leut seyn /und warumb sie also genennet werden?

Es seynd nicht allein vor alters / sondern werden auch noch zu unsern Zeiten Leute gefunden / welche nicht glauben / viel weniger zugeben wollen / daß Antipodes / das ist / solche Leute gefunden werden / welche mit ihren Füßen / gerad gegen unsern Füssen gehen / und also gegen uns zu rechnen ihre Köpff unter sich wenden: Aber weil die Schiffleut bezeugen / daß sie Finsternissen des Mondes observiret haben zu der Zeit da es in Europa Mittag gewesen / und wiederum Sonnen Finsternüssen im Mittag / da es doch bey uns Nacht gewesen: Ja weil bewust ist / das es umb die Zeit / wenn es bey uns Mittag; bey denen Leuten / die mit uns eine gleiche Polns Höhe / aber doch gegen dem Polo Antarctico zugerechnet / eben Mitternacht ist / kan nicht leichtlich iemand so unverständig sey / der solches ferner läugnen solte.

Die Antipodes sind solche Völcker / welche mit[354] uns unter einem Meridiano wohnen / und ihre Füße gegen den unsern kehren. Sie haben einerley Höhe des Poli / aber doch eines andern Nahmens / Item / wann wir den Sommer haben / so haben sie den Winter /wann wir den Tag haben / so haben sie die Nacht /und ist also alles wiederwertig zwischen uns und ihnen.

Die Perioeci sind solche Völcker / welche mit uns unter einem Parallel / aber doch unter gegen-stehenden Puncten wohnen / als da sind die Völcker / die bey dem Isthino Americae / und in den Insulen Zeilau / auß welchen der Zimmet kompt / wohnen / deren Eigenschaft sind diese 1. Sie haben einerley Polus Höhe / gleiche Beschaffenheit des Jahrs was die Witterung belanget / auch einerley Tages und Nachts läng / 2. Aber die Zeiten Tages und Nachts sind ungleich /dann wann an dem einen Ort Mittag / ist an dem andern Mitternacht / und wiederumb. Item wann an einem Ort die Sonne auffgehet / so gehet sie am an dern unter. 3. Sie haben eine Zonam innen / wie auch ein Clima und einen Parallelum / aber sie sind einen gantzen halben Circul / das ist 30. grad von einander. Antoeci sind Völcker / die wol mit uns unter einem Meridiano / aber doch unterschiedlichen Parallelis wohnen / und in gleicher Weite von dem Aequatore /gegen den beyden Polis gelegen seyn / als da seyn die Völcker in Griechenland bey dem äusserm Africa /oder die Völcker in dem fruchtbahren Arabia / gegen denen / so in der Insul Madagascar / sonsten St. Laurentij genant / wohnen.

[355] Die Antaeci wohnen erstlich in einer Zona / aber in unterschiedenen Hemisphaeriis. 2. haben sie eine gleiche / aber nicht einerley Polus Höhe. 3. Haben sie zugleich Mittag und Mitternacht. 4. Einerley Temperament des Himmels. 5. Wiederwertige Zeiten im Jahr: denn wenn diese den Sommer / haben jene den Winter: und wenn jene den Herbst / haben diese den Frühling und wiederumb. Amphiscii / Heteroscii und Periscii / werden die Einwohner des Erdbodens / wegen der Veränderung des Schattens genennet / und zwar welche zwischen den beyden Tropicis wohnen / werden Amphiscii genant / weil derselben Schatten im Mittag einmahl gegen Suden (wann nemlich die Sonn mehr gegen Norden von ihrem Scheitel weicht) bald gegen Norden / wenn die Sonn mehr gegen Süden von ihrem Scheitel weichet.) sich wendet.

Welche zwischen den Tropicis und Circulo Arctico wohnē / werden Heteroscii genant / weil ihr Schatten /entweder allein gegen Mittag / oder Mitternacht zu streichet. Welche aber in den Polarischen Circuln Arctico oder Antarctico wohnen / werden Periscii genant / weil ihr Zeiger / in den Sonnen Uhren / den Schatten Circul-rund von sich werffen / weil sie die Sonne gantzer 24. Stunden über dem Horizont haben.

Wier kommen wieder zu den Optischen Leuten: dahin vielleichte auch dieses gehöret / daß mancher mit den Händen / und Fingern / nicht alleine eine Hasen- etc. sondern auch Menschen-Gestalt / formiren / und an der gegen überstehenden Wand / beym Lichte / kan fallen lassen; daß die Kinder nicht anders gedencken / [356] es sey ein Gemählde oder sonsten ein recht Bildniß / unn ist doch nur ein Blindniß. Schließlich wie / aus den Schatten / etliche rechte Menschen haben machen wollē; also habē andere ex umbra rationis / auf dz 1666. Jahr den Jüngsten Tag getichtet: dazu ich etwan dieses setzen kan:


SICVt pater sVssCItat MortVos, & VIVIfICat; sIC fILIVs, qVos VVLt, VIVIfICat. Joh. 5, 21. VaDo parare VobIs LoCVM. Joh. 14, 2. State, InDVtI LorICaM JVstItIæ. Eph. 6, 14. DeVs, CornV saLVtIs Meæ, Psalm. 18, 3.

15. Von Phantastischen Menschen
XV. Von Phantastischen Menschen.

Martinus Zeilerus part. 3. des Exempel-Büchleins / p. m. 284. zu Winßheim war einer / welcher vor vielen Jahren etliche Todtschläge begangen / auch etliche schwangere Weiber auffgeschnitten. Endlich begab es sich / daß er zur Osterlichen Zeit / drey Kalbsköpffe kauffte / und solche in einen Sack / der wie ein Netz gestrickt war / thate. Als er nun damit durch die Gassen gieng / bedüncket jederman / so ihn gesehen / daß er blutige Menschen Köpffe tragen thue: und wird daher solches E. E. Rath daselbst angezeigt / so ihn stracks / durch die Satt Diener / gefangen nehmen /auffs Rathaus führen / und woher er diese Köpffe habe? befragen lassen; welcher geantwortet / daß er sie in den Fleischbäncken / oder in der Metzig erkaufft habe. Der Fleischhacker wird beschicket / welcher sagt: Er habe ihme Kalbs- und nit Menschen Köpffe zukauffen gegebē. Der Rath erschrickt hierüber / u. gedencket / [357] daß dieses nichts gutes bedeuten müsse; und läst ihn deßwegen in die Gefängniß führen / und auf die strenge Frag bringen / da er denn alle begangene Todtschläg bekennet hat. Wie man hernach den Sack auffgethan / haben die Köpffe wieder den Kalbsköpffen gleich gesehen. 2.) Joh. Petrus Langius part. 2. Delic. Acad. pag. 40. vom Käyser Theodorico wird gelesen / daß / nach deme er den Symmachum enthaupten lassen / und zwar unschuldiger Weise / und ihme einsmahls ein grosser zubereiteter Fisch vorgesetzt wordē / aufn Tische / davon zu essen / er ihme hat bedüncken lassen / als wehre des hingerichteten Symmachi Haupt dran: drauff ist er unsinnig geworden / und hat sein Leben nicht lange hernachgeendiget. Confer Richter inspectat. Hist. centur. 3. p. 389. Auto. acerr. Philol. centur. 4. cap. 51. p. 705.

Zeilerus in centur. Epistol. Posthumar. cap. 60. p. m. 495. etc. Theils Menschen bilden ihnen ein seltzame Sachen. Von einem Weib lieset man / die vermeynt / sie hätte mit dem Brode eine Nadel verschlucket / biß daß man ihr etwas zu erbrechen gegeben /und heimlich eine Nadel ins Geschirr geworffen / die sie geglaubet vō ihr kommen zu seyn; und also wieder gesund worden ist. Als ein Edellman / nach seiner angestellten Gastung am 3. oder 4. Tage / Schertzweise sich rühmete / er hätte seinen Gästen eine Katze in einer Pastete zu essen gegeben / so hat eine Jungfrau so dabey gewesen / ein solches Granen bekommen /daß sie davon gestorben. So auch einer andern Jungfraun begegnet / [358] als einer gesagt / man hätte ihnen in der Gasterey / an statt einer Rehe Keule / ein wohl bereites Hundts Vierthel vorgesetzt. Einer beförchete sich / er möchte ein Guckkuck werden; darumb er sich selbst erhenckte. Ein junger von Adel / in obern Lymosin / bildete ihm ein / er were auff der Jagt / von einem wilden Schweine umb den einen Fuß gebracht worden / und hette nur einen Fuß.

Ein anderer vermeynte / seine Füße währen gläsern / unn wolte deßwegen nit fort gehen / aus Furcht / er möchte sie zerstossen. Einer hatte die Einbildung /daß er von Ziegelsteinen wehre / und deßwegen nicht trincken wolte / weil er sich beförchtete / er möchte weich werden / und zergehen. Ein Beck bildete ihm ein / er were von Butter; und deßwegen kunte mann ihn nicht zum Feuer / oder vor seinen Ofenbringen /weiler sich so sehr besorgte / er möchte zerschmeltzen. Ein Edelwohner zu Siena / in Italia / hat ihme vorgenommen sein Wasser gantz und gar nicht zu lassen / sondern viel eher zu sterben / weil er ihme einbildete / so bald er sein Wasser von sich liesse / daß die gantze Stad ersauffen würde.

Und dieweil die Artzt nichts mit ihm außrichten kunten / so liessen sie / auß Vergünstigung / im nächsten Hause Feuer anlegen / und mit allen Glocken sturm leuten: bestelleten auch Knechte die Feuer /Feuer schreyen thäten / und schickten die vornehmsten Männer der Stadt zu Ihm / und liessen Ihm sagen / [359] daß kein ander Mittel wehre / ihre Stadt zu erretten /alß daß er eilend sein Wasser abschlagen / und also das Feuer leschen thäte. Dieweil nun der arme Melancholicus geglaubt / seine Stadt währe in solcher Gefahr / deßwegen pissete er / und leeret alles aus / was er in der Blasen hatte: und ist also durch dieses Mittel errettet worden. Thisabo von Redtschorn in seiner neu-Allmodischen Sitten-Schule / p. 254. etc. Etliche Melancholische bilden sich ein / sie wehren gestorben / sampt derer Chur. Ein Pommerischer von Adel / auß dem Geschlechte derer von Zuhnen / ist Anno 1314. in eine solche tieffe Melancholey gerathen / also daß er sich nicht anders eingebildet / er sey gantz todt; und hat auch dannenhero weder essen noch trincken wollen. Die Freunde aber erdencken solches Mittel: kleiden etliche frömbde Leuthe / als wie Todte an /tragen denen selben Essen und Trincken auff / daß sie essen / trincken / und stattlich lustig seyn müssen. Als dieses der Melancholische Edelman gesehen / hat er gefraget; wer sie denn wehren? Worauff sie ihm wieder geantwortet: sie wehren todte Leuthe: über welchen Todten der Melancholicus sich nicht allein höchlich verwundert / sondern sich auch bald zu ihnen gesellet / mitgessen / gedruncken und lustig erzeiget /sprechend: Er habe in Warheit nicht gewust / daß die Todten auch essen / trincken und sich lustig machen dürften / sonsten wolte er es schon vorlängst also gethan haben. Ist auch darauff / durch dieses Mittel wiederumb erlediget worden. Micraelius im 5. Buche der Pommerischen Chronica / am 536. Blat.

[360] Ein ebenmässiges Exempel erzehlet auch Lemnius /(lib. 2. complex. morbor.) von einem andern / der auch durch die Melancholey solche Todes-Gedancken gehabt / und mit obgedachtem Mittel / endlich wiederumb zu seinem rechten Verstande gebracht worden.

Zeilerus im Handbuche / part. 2. pag. 547. des Jahrs 1449. belägerte Herr Georg Podiebradsky / hernach König in Boheim / Nahod dafür einer / Namens Gastolar / geblieben / dessen Pferd / als er in das Treffen ritte / nicht mit ihme fort wolte: so ihrer viel vor ein Zeichen eines bald künfftigen Todes gehalten haben. Hist. Bohem. (3.) Zeilerus Tom. 2. Epist. 499. p. m. 670. zu Schwartzenstein / eine halbe Meyl von Rastenburg in Preussen / seynd zwo grosse Huffeisen in der Kirche auffgehengt / und ist die gemeine Sage daß eine Bier-Wirthin allda gewesen / so das Bier sehr übel den Leuthen zu gemessen / die hab der Teuffel des Nachts für die Schmidtin geritten / und den Schmidt mit Ungestüm auffgeweckt / ihm sein Pferdt zu beschlagen: die Krügerin oder Wirthin /aber den Schmidt / als ihre Gevattern / gebeten / nicht so geschinde mit ihr fort zu fahren / welche der Schmidt für ein Pferd angesehen / und deß erschrocken / und lang gezittert / denn er die Stimme gekant; unter deß habe der Hahn gekrehet / da sey der Teuffel verschwunden; die Krügerin aber sey hernach lange krank gelegen. Solte aber der Teuffel itzunder alle Bierschencken / so da übel das Bier messen / beschlagen lassen / würde das Eysen gar theur werden /schreibet Henneberger / am 429. Blat.

[361] (4.) Zeilerus in seinen sonderbahren Episteln / 48. p. m. 422. 423. Eines Wirthes Hauß Knecht so frömbd / und arm gewesen / aber in seinem Dienst sich wohl verhalten / hält ümb seines Herrn Tochter an / die ihm aber versagt wird. Der Wirth ziehet / mit seinem Weib und der Tochter / in ein Bad /und befiehlet dem Knechte nichts desto weniger / unter dessen das Haußwesen. Wärender solcher Zeit kompt ein Kauffmann in die Herberge / den der Knecht bey der Nacht ümbbringt /und in den Stall vergräbt; hernach sein Pferd / und was er bey sich gehabt / verkaufft. Als der Wirth wieder heim kompt / ist er mit des Knechtes Haußhaltung wol zu frieden: der aber falsche Brieff machet / als ob ihme die Freunde seine Vatern Todt zu wissen machten / und daß er wieder nach Hauß kommen solte / rathen thäten. Er weiset solche seinem Herrn / neben 80. Cronen / und sagt /ob woln seine Freunde / daß er ein Pferde kauffen solte / vermeynten / so wolle er sich doch zu Fuß auffmachen. / Der Wirth verwilliget / wie wohl ungern /in die Raiß. Uber etliche Wochen / kömpt der Knecht wieder / und giebt / über das üorige / seinem Herrn noch mehr Geld auffzuheben / mit Berichte / daß das Väterliche Erb hoch komme. Damit er dann so viel zu wege bringt / daß ihm der Herr die Tochter zum Weibe gibt: Er auch / nach dieses seines Schwähern Todt / wegen seines Wohlverhaltens / zu einem Rathsherrn erwehlet wird. Als aber ihm einsmahls in dem Rath angesaget wird / [362] daß er über einen Mörder solte helffen ein Urtheil fällen / ist er Morgens früe auffgestanden / hat sein Weib / daß sie ihm was guts zu essen machete / gebeten / gieng darauff in die Meß / und da er heim kam / fande er einen zubereiten Kalbskopff zum Frühestück / davon er sonst gern gessen; gleich wohl aber dißmahl ihme derselbe / wie ein Menschen-Kopff / fürkam: so ihm aber sein Weib /mit Freundligkeit / außredete. Er aß zwar davon in der Eyl / und gieng darauff in die Raths-Stube. Wie nun die Umbfrag an ihn kam / sagte er / daß der Mörder solte enthäuptet werden; und meldete darbey daß er eben diese Lebens-Straff selber auch verdienet hätte. Und erzhlete hierauff / nach der Läng / alle Umbstände: mit Bitt / daß man ihm auch nicht härter / als mit der Enthäuptung / abstraffen wolte. Man läst graben /und da man die Gebeine des Kauffmans findet / wird der Thäter / so gar willig zum sterben / mit dem andern Mörder enthäuptet: Auß Johann Jac. Grinaei Commentar. in Jonam. Biß hieher von Phantastischen Menschen: Deme ich nunmehr allerhand Phantasien von des Türckisches Reiches Untergange zuordene.

Adam Olear. am Pers. Rosenthale: Eine Prophezeyung / so unter den Mahumedisten hoch gehalten wird / ist genommen aus den Saracenischen Historen /die unter des Bibliandri Schrifften zu sinden / da es Bartholomäus und Georgivitz / d' lange Zeit unter den Türcken gelebet / vor 100. Jahrē beschrieben / [363] und dem Cardinal Otto von Waltburg Bischhoff zu Augspurg zu geschrieben. Es gehet aber solche Propheceyung erstlich auff das grosse Elend der Christen / so sie unter dem Türcken außstehen müssen / und dann auff den Untergang des Mahumetischen Reichs. Und setzet gedachter Georgiwitz dabey / daß / ob zwar unter den Türcken / als einem abergläubischen Volcke / vielerley Propheceyungen geglaubet werden / doch diese die fürnehmste sey / und gefürchtet wird / bevorab weil der erste Theil Weissagung mit Uberwältigung der Christē eingetroffen / so meinen sie / das andere / nehmlich vor ihrem Untergange werde auch unfehlbar folgen. Und sollen / wie er schreibet / wenn sie die letzten Worte hören / bitterlich zu weinen anfangen / nicht anders / als wenn das gedreuete Unglück ihnen allbereit über dem Halse hinge. Es ist einer an I. Fürstl. Durchl. meines Gnädigsten Herrn /Hoff / ein Einspenniger / Nahmens Christoff Richter von Dessau / aus dem Fürstenthumb Anhalt bürtig /welcher in seiner Jugend vom Türcken gefangen / und mit Gewalt beschnitten worden / hat etliche Jahr unter den Türcken gelebet (verstehet sowohl die Türckische / als seine Muttersprache) dieser ist mit uns aus Persien kommen / und berichtet; daß selbige Propheceyung noch heutiges Tages bey den Türcken im Schwange gehe / und von alten Leuten mit Furcht geglaubet wird. Und sollen sie darnebē sagen: Es werde der Türcke die Christen biß nach Cölln am Rhein verfolgen. Denn wird er mit grosser Macht zurücke getrieben / geschlagen / und ihr Haupt / zu Damasco woselbst [364] auch das Jüngste Gerichte / (ihrer Meynung nach) erst anfangen soll / umbgebracht werden.


(Die Propheceyung suche in meiner Türckischen Nativität.)


Henricus Ernstius in Variar. Observat. l. 2. cap. 24. pag. 130. etc. Als ich zu Verona herbergirte / und nebenst einem Italiener allda zur Nacht verbliebe in einem Hause: da bekam ich vom gedachten Italiener /als einem seinen aufrichtigen und gelahrten Manne /nachfolgende Propheceyung ab zu schreiben / so daselbst in einem sehr alten Buche gefunden worden. Carolus / ein Sohn des Philippi / aus dem Durchläuchtigsten Geschlechte / des Julii / eine lange Stirne habend / nebenst hohen Augen-brahnen / grossen Augen / einer Adlers Nasen / solcher wird in seinem 17. Jahre gekröhnet werden: hernach wirb er ein sehr grosses Krieges Heer versamlen / und wird alle Tyrannen seines Reichs verwüsten. Denn wie ein Bräutigam und Braut / also wird auch die Gerechtigkeit mit ihme seyn / biß zum 24. Jahre hin seines Reichs. Er wird grosse Kriege führen / und wird überwinden die Engländer und Spanniger / die Arraganier / die Frantzosen / die Lombarder. Er wird Rom und Florentz verstöhren / und mit Feuer verbrennen. Er wird eine zweyfache Krohne erhalten / und darnach wird er übers Meer gehen / und wird mit einem noch grössern Krieges Heere in Griechenland kommen / und wird in dem Lande der Griechen gekröhnet werden / Er wird die Chaldeer / die Türcken / die Barbern / die Palestiner [365] und Gregorianer bezwingen / und wird ein Geboth außgehen lassen: daß wer das Zeichen des Creutzes nicht wird aubethen / sterben muß / und es wird keiner seyn / der ihm wird Wiederstand thun. Ja er wird schier über die gantze Welt regieren. Dieser wird Sanctus sanctorum genant werden: Er wird gen Jerusalem kommen / und wird auff den Oelberg steigen /und wird seine Crohne vom Haupte nieder legen / und wird Gott dafür dancken / und wird mit vielen Zeichen und Wundern seinen Geist auffgeben / im 35. Jahre seines Reiches. Dieser wird vom Engel gekröhnet werden / und wird der erste gekröhnte Käyser seyn nach Fridricum den Dritten. Wunder genung / wenn es also solte erfüllet werden. In übrigen muß ich allhier / wegen der Zeit noch etwas anders doch gleichmässiges hin zu fügen / ans einem Tractat vom Türcken Krige / ob solcher rathsam sey fort zu setzen. Litt. D. III. Unlängst habe ich in Zeitung gelegen /daß zu Pariß Zeit wärender Belägerung / ein grosser Thurm abgehoben worden / und eine Marmelsteinerne Tafel darin gefunden / worauff in Griechischer und Lateinischer Sprache mit güldenen Littern / viel zukünfftige Begebenheiten verzeichnet gewest. Unter andern dieses auch / daß Anno 1663. die Länder gegen Auffgang mit Feuer in der Aschen geleget / und die Wasser mit Christen Bluth gefärbet werden solten. Was für andere seltzame Sachen mehr darinnen enthalten: mag ich itzt nicht melden.

Isth. Selbiges Prognosticon ist mir zwar auch [366] zu Gesichte kommen: halre es aber meines theils für ein an aufftichriges Mährlein. Mann muß nicht alles glauben / was müßige Leure richten etc. Biß hieher jenes Anonymi judicium vō solcher Propheceyung / welches aber mir mehr mißfält / als wohlgefält. Was sonsten die Propheceyung anlanget / so ist solch folgende: Es berichtet ein Glaübiger / daß in der Stadt Pariß ein grosser gewaltiger Thurm lange Jahr gestanden: in der Belagerung ist derselbe abgebrochen / darinnen ist eine / von weissen Marmol / Tafel gefunden / 8. Ehlen lang und 4. Ehlen in die breit: darauff ist mit gülden Buchstaben geschrieben gestanden / in Hebreischer und Lateinischer Sprach: daß wenn man zehlen wird /nach der Jahr Zahl /

1. 1591. Da werden sich die Länder Navarra / Englia / Tasceria / Isrila / Germania / Flandria / scheiden von ihren Glauben.

2. 1597. Wird das Land Aschiren gantz verbrand /und die Bäche Blut fliessen.
3. 1612. Wird dz Römische Reich eine Seule verlieren.
4. 1614. Wird sich Europa in grosse Unruhe außspinnen / und am allermeisten Teutschland betreffen.

5. 1619. Wird ein grosses Blut-Bad angehen / im Römischen Reiche / und eine Zeitlang mit Krieg und Hunger belegt seyn.

6. 1624. Werden sehr viel frömbder Gäste im Reich eingemischet / und grosse Unruhe anrichten.
7. 1626. Wird unter den Christen groß Blut-vergießen seyn.
8. 1627. Wird d' Zorn Gottes an vielē Orten angeben.

[367] 9. 1629. Wird ein grosser Mann in der Welt / sonderlich dem Römischen Reiche / eine grosse Hülffe / den Bedrengten thun. 10. 1631. Wird der grosse Mann dem Haupt im Reiche eine Haar außrauffen mit Verwunderung vieler Potentaten.

11. 1632. Wird der grosse Mann von vielen bedrenget / beklaget werden / und das Blutbad erst recht angehen.

12. 1644. Wird grosse Unruhe an allen Orten seyn.
13. 1648. Wird sich GOtt über die Seinen erbarmen /und seinen Zorn in Gütigkeit verwandeln.

14. 1654. Wird sich grosse Empöhrung in Anglia erheben / und viel Blut kosten / und über das Hauß ausgehen / dieses geschahe 1649.)

15. 1655. Wird das Römische Reich fallen / und die Schaffe ohne Hirten seyn.
16. 1656. Wird sich groß Blutvergiessen gegen Nieder- und Auffgang in vielen Königreichen erheben.
17. 1658. Wird das Haupt fallē im Römischē Reiche.

18. 1662. Wird der arme Noth leiden / ein grosser Hunger unter den Menschen seyn / und die Gerechtigkeit bey grossen Herren verleschen / die Hoffarth und Pracht sehr überhand nehmen.

19. 1663. Werden die Länder gegen Auffgang mit Feur in die Aschen geleget / unn die Wasser mit Christen Blut gefärbet.

20. 1664. Werden viel Leute verschmachten vor Hunger und Pestilentz.
21. 1665. Wird das Vieh ohne Haut seyn.

[368] 22. 1666. Wird der Pabst ümgebracht werden / keinē mehr erwehlen: und wird Krieg in aller Welt seyn.

23. 1667. Werden viel Leuthe und Länder den rechten Glauben erkennen. 24. 1668. Wird der Allerhöchste seinen Weinberg fliessen lassen. 25. 1669. Wird in der Welt ein Hirte und ein Herde seyn. 26. 1670. Werden große Wunderzeichen geschehen. 27. 1672. Gehet die die Welt nicht unter / wird seyn ein grosses Wunder. Biß hieher die communicirte Weissagunge: welche traun verwunderlich gnung kömpt / und mir nicht allerdings verdächtig will vorkommen / daß sie neulich etwa möchte erdacht seyn: Wie so dergleichen Grillen von denen Jesuiten und Mönchen wohl ehe durch Lügen-wege auff die Bahn sind gebracht worden; theils zu andern Zeiten / theils in vorigen Polnischen Kriege. Vid. Mein groß und künstlich Handt-Buch. It. die neue Pabst-Post / und Türcken-Trost. It. die Türck. Nativ. und Gogs-Wohlstand. Ist nun gleich einer unn der ander Aphorismus drinnen / als: 1. 2. nicht deutlich / wegen Benennunge der wunderlichen und vielleichte unrecht gelesenen oder falsch abgeschriebenen Landtschafften; So habe ich dennoch dem Leser keine bessere Richtigkeit liessern können / außn Defect eines correctioris manuscripti: Weiter hat dennoch auch niemand hierauß Ursache zufassen / die angeführte Wahrsagung deßwegen zuverwerffen; weil die Warheit aus andern Sätzen augenscheinlich hervor hellet: als was könte wohl: warhafftiger / nach Aph. 18. gesaget seyn / von Anno 1662. wegen der eingerissenen Hoffart; als was [369] der alte Vates vorgebracht hat? Ich habe darvon gehandelt in Arcan. Reip. Turc. im Türck. Stab. im Jungfer-Mägde-Tröst. in Türck. Nat. da einer alten andern Propheceyunge gedacht werden: wie der Türcke dermahleins in Teutschland kommen würde; wenn unsere Landes Leuthe anfingen Hosen zu tragen / als die Weiber-Röcke seyn. Hierzu tritt noch eine andere Weissagunge der XIII. Sibyllen / Nichanlae der Königin von Saba / welche von den letzten und ietzt-passirenden Zeiten also prognosticiret unter andern: Ihre Kleider werden sie so mannigfaltig und üppiglich verändern und erdencken Eins kurtz / das ander lang / eins enge / eins weit etc. daß sie sich selbst darob verwūdern werden / so mit seltzamen Falten und zertheileten Farben / daß es nicht gnugsam zu sagen ist. It. Der Weibliche / Jungfräuliche und Wittben Stand / Geistliche und Weltlich wird so gar in Unordnung / Eigenwilligkeit / Fürwitz / Unkeuschheit / und Hoffart wachsen / und mit Kleidung /Geberden / und Wercken / sich so schändlich halten /daß keines vor dem andern erkennet noch geehret wird. etc. It. Sie werden / je länger / je ärger / auß dem angebohrnen Luciferischen Stoltze zu aller Hoffart und Uppigkeit geneiget / in unkeuscher Unstätigkeit ertrincken / in Geistligkeit / Zorn / Neid / und Haß also erflammen / daß sie sich selbsten verbrennen in ihren Hertzen / allen gemeinen Nutzen zerstören / unn eigen Nutzen wieder ihr Gewissen unverschämbt suchen / It. der gehe Todt wird schnell unter ihnen regieren / [370] grosse Feldtschlachten werden unter ihnen geschehen. It. Das Römische Reich und Keyserthumb wird von Jahr zu Jahre so gar versetzt / zertrent / geschändt / und geschwächt / so gar unwerth und verarmet / daß sein niemand begehren / noch zu regieren annehmen wird. Und wird in der gantzen Christenheit grosse Noth / und Untrew auffwachsen. Also / daß sich ein jeder / der das mit frommen Hertzen bedencket / selbst erbarmen wird. Die Christen werden martern ihren GOtt mit üppigem Schweren /bey seinen Leib / Marter / Wunden und allen Gliedern / daß es zu hören erschrecklich und erbärmlich seyn wird / und ihnen wird / umb ihre Laster / Gott viel Warnungen / Straffen / und Plagen senden / durch ungehörte Schmertzen an ihren Leibern / mit Kürtzerung ihres Lebens. Durch die vier Clement mit ungestümen Winden / Ungewitter / Hagel / überlauffung der Wasser / Zerstörung und Versenckung Land und Leute /und dem Viehe / ihren Früchten und Nahrungen grossen und tödlichen Schaden zufügen etc. Bißher der Sibyllen klare Warheit / wegen der heutigen Zeit: ungeachtet ob sie gleich durch den Gog und Magog was anders verstehet / als wir: wie etwa zu ersehen ist auß der Beschreibung des Anti-Christs / also:

Demnach wird bald eine Aenderung / und neu Regiment / Fried und Einigkeit in der gantzen Christenheit erstehen / und das Römische Käyserthum (als vor das Griechische) ein Ende nehmen / und wird sich als denn [371] der Ende-Christ nahen / gebohren zu werden /nemlich wenn ein frömbder Käyser Gewalt über Rom gewinnet / der sich nicht einen Römischen Käyser schreibet / und dennoch ein Christe ist. Unter demselbigen wird der Ende-Christ zu Babylonien gebohren /voller Teuffel / und wird sich heimlich halten / biß in das 30. Jahr. Er wird geboren von dem Jüdischen Geschlechte / Vater und Mutter / als an der Jüden / von dem Geschlechte Dan / der einer der 12. Patriarchen ist gewesen / als Judas auch von den Jüngern JEsu war. Er wird bald Vernunfft empfahen / grosse Weißheit üben / reden und handeln / daß sich die Menschen darob verwundern; auff daß man mercke / daß es aus Krafft des Teuffels geschehe / denn Lucifer wird erfüllen seinen Leib / und umbgeben seine Seele im Mutterleibe. Er wird sich außwendig gantz heilig erzeigen; Aber inwendig ist er voller Teuffelischen Liste. Er wird auffwachsen in aller Boßheit und Uppigkeit / und wird sich schicken / und unterstehen des Weltlichen Gewalts / und in grosser Teuffelischen List / die Menschen gewaltiglich leidigen unn peinigē. Er wird offenbahren / daß er durch dem H. Geist verstehe / und wisse mehr denn alle Gelehrten / Priester und Geistlichen / und das aller Welt verborgen / sey ihm offenbahr / ihm seyn auch nicht verborgen alle Gedancken der Menschen Hertzen / und wird sich lassen anbeten; und der Teuffel wird die Hertzen der Menschen / die ihn anbeten / besitzen / und gegen ihm andächtig machen / daß sie befinden innerliche Freude und Wollust in ihrem Gebeth. Mit falschen Außlegungen [372] der Geschrifft wird er verborgenlich und heimlich anzeigen / das er der wahre Messias sey / und zu erkennen geben / wie Christus die Welt betrogen habe. Die Jüden werden an in gleuben / ihn anbeten / opffern / und aus allen Landen grossen Schatz und Gaben schicken. Er wird auch haben einen Vorläuffer / als Christus gehabt hat Johannem. Enoch und Helias werden als denn auß dem Paradiß kommen / und wieder ihn predigen / Wunder Zeichen thun / und die Welt von ihm bekehren / und wieder sprechen. Und so der Ende-Christ den Schaden / d' ihm vō Enoch und Helia geschicht / vernimt / wird er die Jüden gen Jerusalem beruffen / daselbst ihnen zu erkennen geben / daß er der wahre Messias / und ohn ihm kein ander GOtt sey / damit er durch seine falsche Außlegung der Schrifft / das Volck wieder an sich bringe / Jüden /und Christen an ihn / alß ein Gott / gläuben / und anbeten. Sein Bild wird gesetzt in alle Ende des Erdreichs / und der Teuffel wird aus ihm reden / ihm zu Hülff und Zeugniß seiner falschen List werden auch erstehen und kommen die zween verfluchten Jüden Gog und Magog / die der grosse Alexander in das Gebirg Caspie verschlossen hat. Sie werden die Gewalt der Christen vertilgen / und grossen Mord und Blutvergiessen schaffen / denen die nicht abfallen wollen von dem wahrem Christen Glauben / und anhangen der Teuffelischen Listigkeit / und glauben des Ende- Christs. Aber Henoch unn Elias die werden bleiben biß auff das Ziel / daß ihnen GOtt zu leiden und zu sterben auffgesetzet hat / alle verborgene Schätze werden [373] von dem Ende-Christ offenbahret / damit wird er die Christen und ander Volck an sich reißen. Die Liebe des Geldes wird so groß auff Erdreich seyn /daß die bösen Christen / Leib und Seel darümb geben werden. Die Andächtigen wird er betriegen durch seine geistlichen Wercke / und die bösen Menschē wird er betriegen durch Gaben. Die guten wird er zwingen durch Pein / die Gelährten durch Disputierung / und die Ungelahrten durch seine Teuffelischen Wunderzeichen / und wird nit mehr gestatten das Wort GOttes / die heiligen Evangeilsten / und Christlichen Glauben zu predigen. Zu Jerusalem wird er tödten die heiligen Männer / Enoch und Heliam / und der heiligen Propheten Leichnamb werden schmählich auff den Gaßen vierdthalben Tage unbegraben liegen /durch Furcht des Ende-Christs / aber am 4. Tage werden sie vor aller Menschen Angesicht wiederumb aufferstehen / und lebendig werden / und wird eine Stimme vom Himmel gehör / zu ihn also schreyende /Enoch / und Helia steigt auff / steigt auff! Alsdenn werden sie auff zu Himmel in einer Wolcken fahren. So werden denn alle Christen / die an den Ende-Christ gegläubet haben: in groß Rew und Leid kommen /daß sie ihme gefolget / und ihres Christlichen Glaubens / vergessen haben: Auff daß wird der Ende-Christ durch List des Teuffels sich tödlich erzeigen /und drey Tage also todt erscheinen / und am dritten Tage durch Lucifers Arglistigkeit wiederumb vom Todte erwecket und auffersthen werden. Denn wird die letzte Irrunge viel grösser / denn die erste ie gewesen ist / er wird zeichenen [374] lassen alle / die an ihn gläuben / welcher das Zeichen nie an seiner Stirn und rechten Hand hat / wird sich nicht dürffen offenbahren / weder kauffen oder verkauffen / er wird predigen und verkündigen / daß er auff 15. Tage nach der Auffarth der Propheten Enoch und Helias / als wahrer Gott und Messias / zu Himmel fahren / daß hinnach biß zu Ende der Welt / an seiner Gottheit niemand zweiffeln dürffte / und wird ihme auff das bereiten lassen zu Jerusalem auff dem Berge Oliveti / einen köstlichen Stuel / unn sich in grosser Majestät darein setzē und sehen lassen. So wird zu ihme lauffen alles Volck und warten unn sehen wollen seine Auffarth gen Himmel / und so er sich beweget unn auffährt /und durch seine teuffelische Gesellschafft biß in die Wolcken geführet wird / mit grosser Teuffelischer Hoffart / so wird der heilige Engel Michael mit gantzer Schaar der Engel / den Teuffelischen Ende-Christ wieder herab schlagen / und als er dem Lucifer gethan hat / in den Abgrund d' Höllen versencken / da wird fein falscher Glaub / Lehr und Leben schändlich geendet. Daß auch nicht länger währen sol gewaltiglich zu regieren / denn vierdthalb Jahr. Demnach wird Gott der Welt 45. Tage Zeit geben / Buße zu wircken / und Rew und Leid umb ihre begangene Sünde zu haben /und den Jüngsten Tag durch 15. Wunderzeichen / in den letzten 15. Tagen zu erkennen geben / und offenbahren / und darnach zu dem strengen Gericht in dem Thal Josaphat sitzen / zu urtheilen die Lebendigen und die Todten. Welches erschrecklich Urtheil also lauten wird zu denen Ungerechten / auff der lincken Seiten / gehet hin / ihr Verfluchten ins etc. [375] darinnen ewiglich zu weinen / und grieß grammen / denn ich bin hungrig gewesen / und ihr etc. Auff daß werden dann alle Gerechten ruffen mit lauter Stimme: gerecht bistu Herr und dein Urtheil ist gerecht / gelobet und gebenedeyet sey deine Allmächtigkeit! Nach dem Urtheil wird keine Appellation statt haben / sondern die Vollstreckunge des höllischen ewigen Fewers wird sie verschlingen. Und werden die Verdampten hören den Spruch der Seligen / den Christus Jesus unser Seligmacher also sprechen wird: Kompt her ihr Gebenedeyten meines Vater / etc. Frolocket und frewet euch ewiglich / mit allem Himmlischen Heer / denn mich hat gehungert / und ihr habt mich gespeiset / Mich hat gedürstet / und ihr habt mich geträncket.

Biß hieher der gedackten Sibyllen ihre Wörter; darinnen Sie / was den Anti-Christ betrifft / zimlich übereinstimmet / mit jenen närrischen Autoribus /deren Meldunge geschiehet deym Danæo in Tractt. Anti-Christ: cap. 15. in fine. p. m. 63. Quòd verò Vigvierus ex suæ scholę commentis addit nasciturum esse Anti-Christum Babylone, & versaturum in Judæâ, in Urbibus Bethsaida & Corazin, planè insulsum est, & nullo scripturæ fundamento nititur: Sed hôc modô verum hujus loci intellectum & sensum scripturæ, nequis de Romano Anti-Christo cogitaret, corrumpere vafer homo conatus est. Idem pag. 62. Ex quo primum omnium apparet illud; quod sæpe jam diximus, Mahumetanos non esse eos, de quibus locutus & vaticinatus est hoc [376] loco Paulus, etsi enim penè iisdem temporibus Mahumetana doctrina & Papistica cæpit (:Mahumet enim posterior sub Heraclio, Papistica tyrannis prior sub Phocâ nata est, & origine illa duo regna Christo contraria plus minus decem annorum spatio distant:) tamen, quando apertè Mahumetani se nomine Ecclesiæ Christi abdicant, neque illum titulum volunt, vel præ se ferunti Papistæ contrà mordicus nomen hoc & titulum Ecclesiæ, & templi Dei, & Catholicorum retinent, sibique vendicant; de quibus sit accipiendus hic locus, nemo qui rectè judicare volet ampliùs dubitabit. Juvat autem nostrā sententiam & interpretationem, quòd scholastici ipsi Mahumetum esse verum Antichristum, vel cum de quô hic agit Paulus constanter negant. Biß hieher Danaeus. Und die gedachte Sybilla / wegen der irrigen Meynunge des Anti Christs. Ich komme aber noch ferner auf etliche angezogene Propheceyungen solcher Sibyllen; als da sie unter andern ein Zeichen der letzten Zeit setzete / die üppige Kleidunge: Lieber GOtt / was ist doch wohl veränderlicher / närrischer und übermüthigers / als eben zu dieser Frist die vielfachen Muster / und unterschiedlichen Habite bey unsern Landes-Leuten? Mann sehe nur die Abwechßelunge der Hüte an: das wird einer einen hohen / und spitzigen / dir andere einen stumpffen tragen: Viel und allgemählich die meisten legen gantz niedrige unn runde Hütgen zu, welche sich zimlich vergleichen / theils mit der Grösse und Form / etwan einem zimlichen Vogel-Neste / [377] und dz sol die neweste Frantzösische Manier feyn; davon unlängsten ein poßierlicher doch guter Mann kurtzweilete, daß viel Schälcke drunter verborgen stecken: ich that hinzu: O! es werden noch mehr drunter zustecken kommen / die Unruhe ist noch nicht abgelauffen / und der Circkel ist bey allen noch nicht herumb / es sind noch ihrer viel übrig / die ietzo kein Geldt drauff zu spendiren haben: wird ihnen aber das Glücke über einen halben Thaler zu schantzen / so werden auch die ärmen ebenmäßig dergleichen Hütgen zulegen / oder ihr Capitolium drinnen einnisteln. Nun es dürffte itzo leider bald drumb geschehen / und dahin gerathen seyn: dann da trägt fast iederman solche vöglische Contubernia; die geringsten mit einem gemeinem Hutschnur / andere mit einem bundt-doch runtgeflochtenē Stricke; die Vornehmsten mit unzehlig viel Ellen vom schmalsten Frantzösischen Bande / welches in Ründe schier die Helffte des Hutes einnimbt / und drunter die meisten etwas breites vom Bande mit eingemischet haben: an Farben ist die Hudeley / bey denen Gravitätischern / schwartz; bey andern roth /bey andern kunterbunt: wie sie sich denn auch unten an den Hosen und anderswo dergleichen Atlaß-Bändergen gebrauchen. Kömpt man auff die Hosen: Lieber Gott! was giebt es da für Mannigfaltigkeit? sie seynd bey allen zwar ohne Unterscheid weit: aber bey etlichen haben sie trefflich viel Falten rundherumb /bey etlichen nur hinten Drey und vornen drey; bey wenigen hinden und vorne eine Falte: denn schlechter dings ohne Falten wollen sie sich vorne [378] nicht wohl schliessen oder in einander fallē / vernünften die Schneider. etc. Mercke weiter daß etliche solche Hosen unten mit Candalien tragen / etliche lassen sie unten bloß die Knie offen seyn / etliche binden sie schlechter dings auff alt Fränckische Manier zu: und gerathē also über diese Mutation auch alle Bauren in derogleichen neue Manier / ungeachtet ob sie gleich solche unveränderlich immer getragen haben: oder sol ich lieber also reden / es gerathen nimmehro die Frantzösischen jungen Deutsche / jetzo wieder in die Spieß-Bürgerische und Alt-Väterische Tracht: wie sie zweiffelsohne vor einem Seculo und weiter hinauß gewesen: Nach dem nemlich der Hoffarts- und Hosen Teuffel alle Sorten durchgangen / und keine besondere Manier in Gegenwart auffzubringen gehabt hat / da hat ietzo nothwendig der Zeiger auff eines wiederumb weisen / und die Uhr nothwendig von vorne an müssen anfangen zu schlagen. Also gehets; Orbis ut in gyrúm / sie nos gyramur in orbe: wenn die Sonne rumb ist / fangt sie von neuen wiederumb an. Dahero die Welt bey uns veränderlichen Deutschen vielleicht ihren Nahmen hat / von Welten (:auf Nieder-Sächsisch für Wältzen) weil sie sich in alle Form / wie die Materia prima / herumb wältzet / item wie der Gonsalus und andere Neoterici ex Orco veterum repetiren /weil sie sich Motu primo / rund in Universo herumb wältzet. Nun / weil wir uns der Welt gleich stellen /was ist es Wunder / daß wir uns auch in alle Uppigkeiten mit ihr herumb wältzen? [379] Sus amat volutabrum, & Germani (:secundum Bodinum in Meth. Hist. etc) volumina magna, pro correspondente magnitudine corporū: imò quoque involucra magna & ampla, imò varia pro varietate & diversitate animorum & temporum Kurtz / wie Microcosmus Macrocosmum exprimiret; so will sich auch der Deutsche Weldtmann nicht überwältigen lassen / so wohl was Fustem / als was Vestem betrifft. Er hält sich wunderlich in streiten / und kleiden / in Sago und Toga / in Galeis und Caligis. Und solches nicht allein im gedachten 1662. Jahr / nach der praemittirten Weissagunge: sondern es hat sich unser Deutschland auch schon wie ein Versi-pellis und Vertumnus erzeiget / Anno Christi 1659. Qui annus / si invertitur / er retrolegitur / a mundo creato est 6591. Ja es wird auch solche Uppigkeit unsere Revier nicht nachlassen / noch sich in der angenommenen Arth verkehren Anno Christi 1665. Welches ist das Jahr nach Erschaffung der Welt 5991. in Unterschiedligkeit der Computantium und Chronologorum. Mercke aber hier / wie sich die Jahrs Zahlen und Zeiten an den Ziphern verkehrē / unn reciprocirn /also halten wirs auch richtig in unserm Leben. Warumb? Nos numerus sumus / fruges consumere nati. Horat. Hier mag man wol recht sprechen; O tempora /o mores! item. Tempera tempore tempora: Henge den Mantel nach dem Winde schicke dich in die Zeit. Traun ich halte / daß die vorigen Zeiten nicht besser mögen gewesen seyn / als die ietzt-nachgefolgeten: Welches vielleichte Aequipollens numerus [380] mundi und inversus annus a Nato Christo zuverstehen geben wil. Eine Zahl ist so gut / als die ander / denn Tempora mutantur / et nos mutamur in illis: kehre es umb / so wird ein Schuh drauß: schreib 1665. wende das unterste zu öberst / und liß es alsdenn / so heist es 5991. da ist eines so schlimm und verkehret als das andere und wird auch wohl so währen / biß ans Ende der Welt: Welches Ende nach etlicher Meynung zu hoffen soll seyn: wenn man schreibet 6000. von Anfange der Welt. Betrachtet man also die 5991. so gehören noch 9. darzu / biß drauß so viel würde. Und möchte der Computus per consequens auffs Jahr Christi 1674. gerathen: angesehen / wenn auch 9. zu 1665. gesetzt werden / so viel herauß kommen: und dürffte das Ding dem Vorgeben des D. Nicolai gemäß gerathen /welcher die Welt mit 1670. beschließen wil. Und derentwegen vielleicht nur 4. Jahr weniger nimbt / oder Numerum rotundum erwehlet hat / damit er den bekanten Spruch nicht Lügen straffe / der da wil / daß umb der Außerwehlten willen die Tage sollen verkürtzet werden. etc. Ich aber komme wieder uff die verkehrte Welt und Hoffarts Greuel / welcher sich etlichen Ziphern gleich stellet: in deme eine und die andere umbgewand / sich zurücke lesen lässet: anzudeuten / was vorgegolten hat / daß solches nunmehr der mahl einsten wieder gelten kan. Nihil enim dictum aut factum est / quod non dictum aut factū sit prius. Und aus diesem Grunde sind nunmehro auch die unten zugebundene Hosen wirder auffkommen / oder zu uns gekommen: davon neulich ein [381] Handwercksman sagte: Ey wacker! daß wir mit unser alten Mode / nun auch unverhofft Allmodisch und hoffärtig worden seyn: Wenn nur der Kuckug die Schneider nit reissen solte /daß sie uns das Macherlohn theurer anschlügen; weil es was neues heissen soll / wenn sie uns künfftig dergleichen Kleider für neue venditirten. Sonsten sprach ein ander Stats-Mann: Ey / wenn doch diese Manier lange bleibē solte feynd einem doch die Knie vorher so kalt geworden / die man ietzund gar wacker damit erwärmen kan! Und also wissen wier wohl / mit der Medaca / was gutes: aber Media legitima zu erwehlē /umb das gute zuerhalten / seynd wir unbedachtsam: video meliora proboque / deteriora sequor: doch will ihme solches / Idolum Rationis oder Status Superbiae: daß ein Deutscher nemblich mit denen Musicis nicht solle eadem chorda oberriren / sondern variiren /u. dē Polypo sich assimiliren. Aber thuen das die Pohlen / welche vor andern Nationen die Music lieben; aber sich dennoch an einerley Kleidung laben / dieselbe loben unn drinnen leben? Aber wir kehren uns daran nicht: wir sind Teutsche und müssen wacker täuschen: wie nach dē Tacit. Die alte Manier cum mutandis mercibus in defectu pecuniæ gewesen: also cotinuiret anietzo beym Uberfluß des Geldes die mutatiovestis sed amanu alterna Camœnæ, und solches vielleicht von der Zeit an / da sie zu uns über die Alpes geflogē seyn: da sind aus dē gelehrtē rechte verkehrten geworden: da ein jeder Summa imis verwechselt / wie anitzo richtig nebst andern [382] Stücken an den gedachten Hüten zu ersehen: Dieselben waren anhero ziemlich hoch und spitzig / jetzo sind sie gātz niedrig und runde. O hütet euch aber in solchen Hüten /sprach vergangen einer. Wenn schon euer gantzes Capital damit nicht auffgehet (denn sie sind was wolfeiler als andere) daß nur eure Capita nicht drinnen drauf gehen / und leichtlich versetzet werden. Denn man kan ja ductu eines solchen niedrigen Pilei / einen gewissen Hieb aufs Haupt thun / der sonsten viel ungewisser gerieth / und den Kopff noch offte salvierete /wie die Hüte hoch und lang waren. Aber Vulpes quidem pilos mutat, sed non mores: na & Nos Germani Pileos mutamus, sed non mores.


Ich fahre weiter fort / und gerathe auff dieser vorigenen Sybillen ihr anderes Kennzeichen / wegen Heran-Nahung des weltlichen Termins: daß nemlich alsdenn sich allerley Seuchen ereignen / und die Leute plötzlich dahin sterben werden. Man sehe / wie schön solches correspondiret / mit der vorher gesetzten alten Propheceyung: Drinnen solches auffs 1664. Jahr accommodiret wird. Hilff GOtt was beginnen da für Unpässlichkeiten im Schwange zu gehen! Mann schlage itzt die Histor. Relation nach / wegen Holland und Amsterdamb / sondern man gedencke auch ein wenig zurücke / und gehe unsere Oerther mit der Reminiscenzs ein wenig durch: Ey, wie ist es theils schon daher gangen und wie wird es theils noch in künfftigen werden?

[383] Es seynd nicht wenige Prodromi der vorhandenen Pestilentz zu gegen: denn man siehet ja / daß so viel iunge und starcke Leute (:Wie die lieben Jungen Kinder meistentheils mit der Schwere Noth und Pocken /also sie) durch den jähligen Todt vonhinnen abgefordert werden. Also daß man zu dieser Zeit nicht uneben täglich ja stündlich zu dem liebe Gott seufftzen möchte / Psalm. 26. v. 9. Raffe meine Seele nicht hin mit den Sündern / noch mein Leben mit den Blutdürstigen etc. Doch wollen wir der guten zuversicht leben / daß der grundgütige GOtt solches vornehmen vielmehr zum guten werde gedeyen lassen: Als das Er mit einem dergleichen fato die bösen Leute / oder lauter übele Christen bezeichne / nach Hiob am 9. vers. 22. 23. Er bringet umb beyde den Frommen und Gottlosen: Wenn er anhebet (:diesen:) zu geisseln dringet Er fort bald zum Todt: und spottet der Anfechtunge der Vnschuldigen. Ach nein: ich weiß / daß jenes Göttliche Oraculum an vielen wahr werde / daß nemlich Gott mit den Frommen eile / und Sie / mit Fleiß und Väterlichem Wohlmeinen / aus diesem übeln Leben reiße. etc.

Nach Jesai. c. 57. v. 12. Aber der Gerechte kompt umb / und niemand ist / der es zu Hertzen neme / und heilige Leute werden aufgerafft / und niemand achtet drauff. Denn die Gerechten werden weggerafft / für dem Unglück / und die richtig für sich gewandelt haben / kommen zum Friede / und ruhen in ihren Kammern etc. Nun solches hoffe ich auch / daß es soll meiner Sel. Mutter wiederfahren seyn: item nicht minder [384] meinen Sel. Kindlein: darzu ich noch etwan jenen Spruch setze Jer. 9. v. 21. Der Todt ist zu unsern Fenstern hinein gefallen / und in unser Pallast kommen /die Kinder zu würgen auff den Gassen / und die Jünglinge auff den Straßen. Was noch ferner die alte Propheceyunge saget von Anno 1663. wegen denen Fewersbrünsten: Davon suche die Warheit in meinem Türck-Staab-Wehe. Ein verwunderliches ist es etlichen vorkommen / daß d. l. von Anno 1665. stehet; wie als denn das Viehe solle ohne Haut seyn. Aber höret man nicht schon hin und wieder / so umb Wittenberg herumb / so in der Alten-Marck / daß das Wild unn Hauß-Viehe häuffig anfange hin zu sterben? Vide Joel. 1. v. 18. Welchen als denn der Schinder freylich die Haut nimbt / und sie bloß liegen lässet. Was von Anno Sextili 1666. gesprochen wird / das ist auch bejahet von Meyern in Calend. Ad Ann. Christi 1664. De signis, Harmonicu configurationibus stellarum, Prodigiis multis ac aliis portencis. Von wunderlichen ominosischen veränderlichen Dingen / böser Zeit und gefährlicher neidischer Welt-Sicherheit.

Wenn was grosses in der Welt fürgehen soll / lässet GOTT auch was grosses und seltzames sehen / ie grössere Sache / ie grösser Wunder / wie wir dann spüren / fast die gantze Natur verkehret / non annis anni, non menses mensibus usque conveniunt. Es gehet itzo alles anders / dann für Alters: nach Verwandelung der Zeit / verwandelt sich auch die Natur und Stand des Menschen / und nach derselben Verwandelung / verwandelt [385] sich auch die Ordnung der Natur: Es schweben zwar die Sterne noch am Firmament herumb / wie die Fische im Wasser / allein es machen dieselbe immer seltzame Configurationes Harmoniaras nach Ordnung der Zeiten / die ihnen von ihrem Schöpffer an zuzeigen und aus zu theilen / über geben: und wie nun GOtt der HErr von Anfang her alle Dinge / wie sie nach einander folgen sollen / vorher gesehen / also werde Er auch in der ersten Schöpffung das Himmlische Uhr-Werck also gestellet haben / daß die grossen Aspecten u. wunderliche Harmonische Configurationes eben zu denen Zeiten / da er solche Händel wil erfolgen lassen / einfallen / und gleich wie ein himmlischer Wecker allemahl ein Zeichen /daß abermahl die Stunde neuer Händel vorhanden /von sich geben müssen. Nun der Himmlische Wecker schon. E.


Qui meteora videt; cernit miracula rerum
Cunctarum autoris magnaque facta DEI.

Daß aber die Sachen / so auff dergleichen und selben Exempel sich begeben / nicht eben in ipso puncto / oder desselben Monats sich anheben / sondern spinnen sich etwas langsamer an / haben auch ihre principia bißweilen für der Zeit / können wir nicht läugnen. Es ist aber am Ende / GOtt helffe uns allen / nō est spes melioris status, böse Zeiten seynd vorhanden /und du / o liebe / und doch betriegliche Zeit / bist der treueste Eckhard / du warnest iederman / wenn sich nur iederman wolte warnen lassen. Meinet man denn wohl / daß solches ohngefehr geschehen sey / und fürgestellet / der unlängst verwichene erscheinende Comet / die ungewöhnliche / unnatürliche / erschreckliche / schädliche Winde / u. [386] verderbliche grosse Gewässere. A Domino hoc factum est, & est mirabile in oculis nostris, 118. Psalm. Die Cometen / verderbliche Gewässer / schad-thuende Winde / werden Zeichen genennet / wann wir gleich nicht allwege wissen / was es zeichne und bedeute / aber was Gott gemeinet / wird sich schon ereignen. Mit wenigem ist noch nicht fürbey zugehen / sond'n zu berühren die Harmonica configuratio stellarum seu planetarum omnium im Monat Dec. 1662. mit den angehenden u. aus werenden neuen Monde / da alle Planeten / septem gubernatores mundi in dē feurigen Schützen zusammen gekommen / als in einen Reichs u. Versamlungs-Tage / so in 700. Jahren nicht geschehen / daß sie so alle umb den Mohnd herumb gestanden / in dem hitzigen Triangulo des Zeichens des feurigen Schützens / so Vorläuffer gewesen der grossen Conjunction / so itzo zū achten mahl mit der grossen Umbweltzung des Himmels herumb sich gewaltzet in dem Trigono igneo / davon so viel grübelens von undencklichen Jahren her gewesen / so sich auch mit der lauffenden Trigonal-Zahl 666. mählig werde heran machē / und ihrer viele davon die Gedancken: Totam naturam sun absolvisse cursum, & nihil aliud nisi extremum judiciū instare: Weiln diese grosse Cōjunctio / die letzte Busi-Glocke an die alte Welt seyn solte. Ego a. cōjicio magnos motus & singulares mutationes in regibus Anstralibus & locis orient. futuras. Dz in grossen wichtigen Dingen / Regimenten und Ständen grosse Veränderunge verhāden seyn / u. giebet auch diese Trigonal Zahl 666. nicht weig Anzeigungen zukünfftiger Zufälle in d' niedern Welt / [387] in Religion und Welt-Sachen / Spaltung Christlicher Religion / viel Reformieres und also / wie davon Apocalyps. Joh. c. 13. und zur letzten Zeit werdet ihr grossen Verstand darinnen finden. Der Sinnreiche Theologus D. Hunnius hat gesaget / daß es sey eine Computatio / in quo Anno Papa declamabitur / es geschiht aber denen /saget er ferner / die da warten auff einen andern Messiam / Aber / spricht er darauff / wenn des Antichristes Reich ein Ende haben wird / werden wir erst erkennen / wer der Antichrist gewesen ist. Das wird dann seyn / wie es die Erfüllung außleget. Irenaens ein allter Kirchen-Lehrer lib. 5. advers. haeres. pag. 615. hat das Wort λατεινος, id est Papa, qui Latinus est Gente, Imperio, nomine, & in cultu divino: weil alles Lateinisch / was am Pabste ist / und was von ihm gestifftet / über daß so begreiffet auch das Hebraische Wort נרמריה solche Zahl in sich / denn der Radir רמה Rama vel רום Rom. Andere schreiben das Wort μαομέτις eben gleich mit 666. überleget. Bandinus in not. überleget das Wort ἐκκλησία λατεινα oder geschrieben ἐκκλησια ιταλικά. Starckius pag. 47. brauchet sich des Wortes παπές. Heldwig in dis: schreibet Paawest / andere schreiben es Teutsch Römischer Pabst / und übersetzen es mit Lateinischer Buchstaben-Zahl / diese dann zusammen addiret /oder mit 100. abgeleget kommen auch heraußer drey Sechs. Etzliche Päbstler künstlen und probiren / als Guilhelm. Lindarus 3. dubitant. und setzen den Nahmen DoCtor MartIn Vs LVther Vs. Guilbert, Gimbardus l. ult, Chronolog: [388] commendiret solchen Nahmen Hebraice auß dieser Zahl מימחי. Bellarmin. lib. 3. d. Rom. Pontif. cap. 10. ergreiffet den Nahmen σαξονειος und bringet auch dar heraußer 666. Hyppolit. Mart. in Orat. de consummatione mundi / annotavit verbum ἁρνοῦμαι, worauß auch die Trigonal-Zahl 666. Haymo homil. de tempore f. 48. Item Beda und andere Patres / überlegen das Wort JESUS / darin die Zahl 888. mystice begriffen wird. Augustinus tr. 9. et 20. in Joh. tom. 9. f. 14. et. 15. überleget das Wort Adam / und findet grossen Verstand. Ist also auch nit allein nach d' Zahl-Ordnung / sondern nach ihrer Wirckung / Würde und Krafft / ein grosses Geheimniß /wie wohl noch vielen verborgen / iedoch solche Würde den Zahlen von Gott eingeleget biß zur letzten Zeit Wer nun weiter von dem Zustande dieser letzten Zeiten der Welt zu wissen begehret / der lese die H. Schrifft des Hn. Christi / der heiligen Propheten / die Offenbahrung Johannis / Daniel. Esorae lib. IV. und suche was sie von der letztē Zeit reden und schreiben /was sich in derselben werde zutragen / so wird er finden / wie die Stüle der gewaltigen Königreiche sollen umbgekehret werden. Capiat & sapiat, qui capere & sapere potest, qui non, vel taceat, vel discat, aut abeat, aut talis qualis est, maneat, nam habent dona Dei in hominibus suos gradus, es kochet immer ein Koch eine bessere Suppe dann der andere /non quis / sed quid. Wenn aber nun dieses alles anhebet zu geschehen / ein Volck über das andere sich zu empören / daß auch alle ihre Berge und Hügel (verstehe es recht) auß ihren Orten beweget werden von Juden [389] und Heyden / und der Berg Zion heiliger werden wird / dann andere Berge / so hebet eure Häupter auff und sehet / es wird dann nicht lange mehr werden / so werdet ihr sehen die grossen Wunderthaten Gottes versiegelt / und doch verheissen / herfür gehen / so der HErr Himmels und der Erden / in die Zeit und Zahl geleget. Die Zeit ist da / daß die Jüden ihres so langwirigen Elendes und vergeblichen Hoffens und Harrens auff einen andern noch künfftigen Meßiam müde werden / nun auch mehr durch Gottes Gnade erkennen / daß die Zeit des versprochenen Meßiae längst verflossen / und alle Weißagung an niemand anders / dann an JEsu von Nazareth sey erfüllet / d' für den Meßiam öffentlich in der gantzen Welt außgeruffen / und von denselben angenommen worden.


Vom Kriege / Auffruhr und Empörung / auch dessen Gefährligkeiten.


Besser were Friede und Einigkeit / alß Zwietracht /Krieg und Auffruhr / allein ein ungewaschenes Haupt wird voller Unflats / und ein ungenützetes Schwerde wird rüstig / also mus das Haupt gezwagget / und das Schwerdt außgeputzet werden / und das destomehr zu diesen sicheren ruchlosen Zeiten / da ohne das des Prognostici Deutung oder effect / über uns schwebet /Türcken und Jüden Feindschafft wieder die Christen wird unauffhörlich verbleiben / weil keine Gemeinschafft des Lichtsmit der Finsterniß / die Wölffe werden nit nachlassen die Schaaff zu verfolgen / man haue dann den Waldumb / wie Mithridates soll gesagt haben. Die Otter / Lutra / wird nicht nachlassen / die Fische zu verfolgen / [390] es trockenen denn die Teiche auß. Der Geyer werde nicht nachlassen / die Hühner zu verfolgen / es mangle ihm dann die Lufft / in welcher er schwebe / und also der Türcken Feindtschafft.Latius de magna calamitate in decrepita ætate mundi, ante finem, & de imminente Germaniæ infortunio schreibet: Nihil certè certius, ad finem festinanter accellerat Gog & Magog und die Zeit ist uns auch näher / denn das wirs glauben / man kan aber zu keiner Zeit niemand bereden / daß der Türck daher ziehen werde / biß er zu letzt also nahe ist / daß alle Kriegs-Rustung ihm zuwieder stehē / entweder zu spar oder gar umbsonst. In der Apocal. Johan. cap. 20. Wird uns gesaget / und wenn 100. Jahr vollendet /wird der Satanas loß werden auß seinem Gefängnis /und wird außgehen zu verführen die Heyden / in den vier Orten der Erden / den Gog und Magog / sie zu versamlen in einen Streit / welcher Zahl ist / wie Sand am Meer.


Darumb O lieben Christen /


Des Türcken haben gute acht / Er dürffte kommen mit grosser Macht / Sich auch schon reget mit gantzer Gewalt / Und rüsten thut ohn Aufenthalt / damit er mög der Christen Nahm / außrotten / welchem er ist gram.

Die Türcken selber haben unter sich ein Vaticinium oder Prophecey / und sagen / ihr Reich werde 1000. Jahr wären / darnach fallen und untergehen. Sibylla hat von dem Türcken geweissaget / der Türcke wird in seinen letzten Jahren seines Regiments in Occident innen haben die anstoßende Länder / und wird nicht ferne, von der güldenen Agrippina todt geschlagen[391] werden / und wird das Reich durchs Creutz wieder zum väterlichen Erben des gecreutzigten JEsu Christi kommen / worüber Casparus Fugger also glossiret:

Der Türck soll tausend Jahr regieren / darnach ein grosses Heer ausführen: wieder die gantze Christēheit / alles zu verwüsten weit und breit / Das wird er thun in wenig Jahren Teutschland zerbrechen / und erfahren Gleich wie Judaea öde und leer / ist worden durch das Römische Heer / Also wird Teutschland werden wüst durch des Türcken Gewalt und List. Bald wird er hierauff werden gestürtzt von GOTT / durchs Feur / Schwerdt / zum ewigen Todt / wie Josaphat / des Königs / Feind Umbkommen und verdorben seynd. Wie Senaherib mit seinem Heer / auch andere Feinde der Christen mehr / also der Türck umbkommen wird / wann er Krieg in Teutschland führt / doch wird der N. u. seine Rott / zuvor auch geistlich seyn geschlagen todt. JEsu nimb das Häufflein klein in den Schutz der Fittigen Dein / Hoffe also / es soll ihm gerathen nicht / weils am Wiederstand nicht gebricht.

Zweiffele auch nicht / die Edle teutsche Christen werden sich finden lassen collectis viribus & viris. u. mit sampt gewapneter Hand dem Feind den Kopff bieten / ihre iros & vires Geld / Mann / Gut und Blut dran setzen. Principiis obsta, bey dem Ursprung eines Flusses lässet sich mit wenig Erden das Wasser auffhalten / aber wenn solches zunimbt / und sich weit übergiesset / mag man mit einem Elephanten nicht wohl hin durch kommen.

[392] Ach GOtt / wie würde die Christenheit so weit und ferne ausgebreit / zu Land und Wasser nehmen zu /wenn nur wir Christen hetten Ruh / und selbst einand' nit ohne Roth / verfolgeten und schlügen todt / verwüsteten eigens Land und Leut / und nehmen der Armen Geld zur Außbeuth. Kein Feind uns wiederstehen könt / so fern uns GOtt seinen Segen gönnt. Weil wir aber thun das Wiederspiel / gehts uns auch wie der liebe GOtt will / das ist nun unser billicher Lohn /daß wir denn tragen Schand und Spott darvon.

Nun wir kommen / Gottlob dem Ende der Welt und unser Erlösung immer näher / dessen wir denn aus Gottes Wort und der Natur gnugsam Anzeigung haben / ie näher dem Ende / ie ärger es wird / wir müssen aber doch das Bad vollends austragen / und die Hefen mit austrincken helffen.

16. Von Quadrat-Menschen
XVI. Von Quadrat-Menschen.

Man lieset viel Dinges hin und wieder / bey den Autoribus / von hominibus quadratis, oder tetragonis: Und wird doch keiner gezeiget / noch gezeuget: Denn dem eigendlichen Wort-Verstande nach / solte es einViereckigter Mensch / Vierschrötigter Bauer seyn / der so breit were / als er lang ist, wie die Jüden den Anti Christ beschreiben / u. darzu setzen / daß er zu Rom aus einem solchen Steine solle gezeuget werden. Aber ich möchte ihn wohl sehen / wie er sich gehaben würde? Zweiffels frey / ist eine solche [393] Füglich- und Müglichkeit darhinter / als hinter dem verdoppelten /und doch viereckigt bleibenden / Altar des Apollonis. Plato heisset zwar von πλατὺς das er breitschultericht gewesen: aber daher ist er noch lange kein Bier-schröter. Und wenn er so gestalt gewesen wehre / so würde er nicht weniger verwerflich gewesen seyn / als quadrata frons / welche die allerbeste / bey denen Physiognomonisten / nicht ist. Quatuor gesellet sich mit quat / das ist / böse / da die Quadi von heißen: welchen die Gothi / qv. d. Guti entgegen gesetzet seyn. Daher wird auch der gevierdter Schein oder Quadrat aspect in der Astrologie / oder am Himmel improbirt. Ein anders ist es mit dem Würffel daß der sich / mit allen Seiten / wohl auffn Plano passet: doch sprichstu: daher heisset auch homo tetragonus / der in allen Satteln gerecht ist / der sich im Glück und Unglücke zu schicken weiß / ein Vertumnus Aequanimis. Aber wo findet man die? aus der Ethic unn Sitten Lehre solten sie zwar gezeuget werden: aber wo ist dz subjectum /quod capiat verbum hoc? Pauci quadrant / et ad rhombum Man möchte hier setzen / was Quirin. Pegeus hat part. 2. Kunst-Quell. §. 3073. pag. 15. Die Kleider und der Schalck bedecken manchen Schalck / der zwar redet / wie ein frommer Mann / er dencket aber wie ein Ertz-Schalck / und füttern unter runde Wort einen viereckigten Verstand; daher sagt man die Schalckheit siehet scheel auß / daß man nicht wissen kan / auff welche Seite es gemeint ist.

[394] Harstörff. an Lust: und Lehr-reich. Geschichte im andern Anhange §. 140. pag. m. 388. Einen Einbilder verglich ein Verständiger Mann mit einem viereckigten Steine / der vielmehr Platz in einem Gebau erfordere / als er außfüllen könne.


D. Johan Christian. Fromman in Disp. XI. de Monstr. 6. pag. 167. Man kann auch nicht sagen / daß R. Eleazer und R. Ißmael / sollen monstra gewesen seyn / als die zwar so grosse Bäuche gehabt / nach Riolan. Enchirid. Anatom. lib. 2. cap. 4. ex Michael. Neandr. daß wenn sie auffgericht gestanden / und ihre Gesichter und Bäuche gegen einander gekehret / den noch zweene starcke Ochsen zwischen sie weg gehen mögen / und sie doch nicht anrühren dürffen. (Das laß mir für / Amphoras Bacchi paßiren!) Ein anders ist es / daß Quadratus ein Nahme eines Hochgelährten Mannes ist / so nach der Apostel Zeiten gelebet. Vide Chron. Evseb. lib. 3. cap. 37. lib. 5. cap. 17. Calend. Sturm. fol. 298. Fest Chron. D. Rivand: fol. 84. part. 2. Chron. D. Hedionis fol. 122.


In allen Zufällen / soll mann gevierdt seyn. Sam. Butsky in der grossen Canzelley / Paragr. 458. pag. 452.

Die Stoici wolten ja noch so wohl Plauti / und rechte Breit-Füsser seyn / die beständig im [395] Unglücke außdauren könten: Wenn sie auch gleich / durch einen gantzen Tag / auff einem Fusse / stehende / die heisse Sonnen mit starrenden Augen anblicken solte. Vielleichte haben solchen hartē Stand zu dieser Zeit rechtschaffen gehabt / die Herren Niederländer: davon Tom. 1. Aber sie haben ihn tapffer außgehalten / und überwunden. Und dahin gehet auch der Holländische Wahrsager Geist / wieder den Flämmischen Lügen-Geist: auffs 1666. Jahr. Zu Antwerpen gedruckt in Sechsthalb Bogen. Davon der refutirte Flämmische sol gemachet seyn vom Joanne / Profess. Mathem. der Stadt Geneve. Der Holländische aher (wie da stund) vom D. Martino Luthero / Und D. Joanne Calvino / Met priVILegIe Van DIen antIChrist. Als drinnen bey die 200. so Verße / so Reden seyn / beydes Lateinisch / beydes Niederländisch / drinnen allemahl die Jahres Zahl 1666. stecket / mit grosser Bemühung beyderseits Autorum / doch ohne Frucht / nur einem andern zum Verdrieß / gemachet. Es hat aber der Anfänger Flämming / seine prognostica durch aller 2. Monateingerichtet / wie der bekante Italiänische Wahrsager daß er in einem jedweden 2. Abtheilunge hat / 1. vom neuen Monde. 2. vom ersten Virtel / 3. vom vollen Monde / 4. vom letzten Virtel: als was für Aspectus sich bey deren Eintritt ereigen: nebenst dem schimpfllichen / und gantz ungegründeten / accommodamente / daß allemahl drinnen die Holländers / Geusen / Hanß-Geusen / Ketzers / Bild-Stürmer. etc. herhalten sollen / und im selbigen Jahre ihr Verderben nothwendig seyn müße: [396] Ja als pag. 41. stehet: daß er gar nicht zweiffele / sondern schier sage / wie es unmüglich sey / daß der Allmächtige GOTT / die rechtmäßige Straffe über Holland solle länger auffhalten können. Item in Praefat. daß es unmüglich scheine /daß die Geusen diese drey 666. sollen können paßiren. (Der aber mit gleicher Müntze bezahlet ist / vom Holländischen Wahrsager / als welcher es schlechter dinges umbgekehret hat / und mit veränderten Worten das Unglück hinwiederung denen Verläumbderischen und ungereimten Catholiken auffn Halß geworffen hat: Der Holländer dem Brabanter: sehet! ein Landesmann dem andern: denn beyde seynd sie in Belgio: das machet die Unterschiedligkeit der Religionen. Also kam es daher / daß / wie der Holland-Resident Herr Saßburg in Außgang Jun. 1666. über ihre Victorie Freuden Feur anstellen wolte / in Brüßel / ihme die Pech-Tonnen flugs vom Pöbel ummegerissen / und das Hauß mit Ungestühm berennet ward / dergestalt das bald ein grosses Blut-Bad entstehen können /wenn es nicht 1. die drinnen befindliche Weibs-Persohnen mit Bitte und die vom Marquis von Castell Rodrigo abgefertigte Soldaten mit Gewalt abgewehret hetten: dadoch hingegen solcher Hans omnis / es dem Engländisch: Resid: gut geheissen hat / daß er unrichtiger Weise seyn Freuden Feur gehalten. etc.

Nun / was hat denn der Flämmische Geist für Argument / die der Holl. so bald ummekehren mögen?[397] Nun was hat denn der Flämische Geist für argument /die der Holl: so bald umkehren mögen? Antw. Elende / schwache / erlogene. Als 1. weil just 100. Jahre ausseyn / daß sie ihre Remp. gestifftet / ihre Rebellion begonnen. etc. Die ihnen GOtt zur Buße und Betehrungs Zeit gelassen / sich unterdessen eines bessern zu besinnen / und vom begonnenen Vorhaben ab zustehen: Gleichwie GOtt auch der ersten Welt so lange Frist zū Bekehren eingeräumet hat / Gen. 9. Ehe Er die grosse Sündfluth kommen lassen. 2. So habe man auch do just 1666. nach Erschaffung der Welt geschrieben; Als viel itzt nach Christi Geburt: in praefat und pag. 41. Weil sich aber mittler weile die Ketzer nicht bekehren wollen. Ergo werde / u. müsse / es ihnen nunmehr richtig auch also ergehen. (Ey Ey! 1. seynd nicht 100. sondern 120. Jahre zur Buß Zeit gewesen. 2. ist die Sündfluth nicht an. 1666. sondern 1656. geschehen. Treflich verrechnet! Item ist 3. dieser Quarck erlogen. Daß domahlen an. 1666. C. M. eben dieselbigen 3. Planeten / in dem jenigen Hauße gewesen / drinnen sie itzt im 1666. in Febr. befindlich seyn. Und 4. kan man einem mit Zahlreimen schlagen / so hat es der Wiederleger richtiger gethan / mit seinen entgegen gesetzten arithmologis artificiosioribus: Der 5. auch noch dieses hin zu thut / daß der Römische Pabst sich Anno CHristi 666. Gegen den ersten Kristen-Patriarchen zu Constantinopel erhoben mit morden / und also zu Rom domahlen seinen Stul befestiget habe: Wornach Er drauff / durch die [398] biß dato erfolgeten 1000. Jahre / loß gegangen ist / wie S. Johann: in der Offenbahrung angedeutet: und numehr gebunden / und in den Schwefel-Pfuel geworffen müsse worden.) Ich wil allhier nunmehr etliche der nettesten Jahr-Schlüsse setzen.


annVs IesV ChrIstI aDMIrabILIs
Dat VVonDerLIIk laęr naer DIe geboorte
ChrIstI: aLManaCh Van't VVonDer laer.
Den nIe VVen aLManaCh,
Van De oMgeLVCkIge geVsen,
VorseggēDe De geVVisse hoLLantse eLenDe.

oppos. MoetVVIL en stoVtICheIt Der les VIten:

stoVte bottICheIIt In VLaMingen en In brabanDers.
Jan. Men saLnV VVonDere saeCken sIen,
VIDebItIs nVnC MIrabILLa.
oppos. Der IesVVVIten beDrogh saL haest ontDeCken.
Vah! IgItur IesVItarVM fraVDes breVI VobIs
Latè VrsVsreVeLabVntVr.
2. BernarDe pVnI IMprobos CaLVInIstas sIne fIne.
BernarDe à gaLen pVnI eos absqVe VLLâ Morâ.
sIne fIne In CaLVInIstas anIMadVerte.
oppos. bernarDVs à gaLen epIsCopVs tho MVnster.
barent Van gaLen bIssChop Van MVnster:
[399] 3. D' hooChMogenheIt VerValtnV.
DIe VVonDerLIICke tIIDInge.
oppos. HeLIChen VaDer paVs In rooMen.
4. MIserICorDIa proLongata à fInIbVstVIs.
naM tV qVoD feCerIs aLIIs, tIbI fIet.
oppos: JesVIten DeeLnIet In ChrIstVM Ist.
Febr: praVI hæretICI neMinI sVnt fIDeLes.
oppos: pontIfeX roMan Vs & asseCLæ se perDēt.
2. hoLLanDt VVort hIer o VerroMpeLt.
DIe geVsen Mogen VVeL eens het geLagh betaLen.
opp. Den. hoLLantsen LeeVVtegen goDts VIanDen.
3. DeLVDItVr hoLLanDVs,
neMoqVe DoLet VICessVas.
DoLeat, atqVe eXerCeat patIenteM.
HoLLantse geVsen, VerDraget geDVLDIgh.
opp. DeVs Certè non DeLVDItVr.
Mart. heV! DenVo IaCent teLa eorVM.
expete VenIaM à Deo, & rege CaroLô.
2. perDIs hVnc tItVLVM.
opp. oCCVrretIs InIMICo, nVnc fLeCtI nesCIo.
rVrsVs Vos ferte aD arMa pro LIbertate Chara.
April: qVIs ConsoLabItVr IMpIos fIDeIhostes?
DeVs non CVrat praVos & MaLIgnos.
opp. Dat aLtos Vera CaVssa trIVMphos.
2. proh DoLor! hæret ICIaD qVID Ita VenIstIs?
InteLLeXIstIs Me, DII aLtIpotentes?
Majus. InteLLeXIstI Me, stIrps DIaboLI?
[400] InIqVIaC DaMnabILes VIrI.
ô VIrI InfaVstI, & MaLeDICtI.
opp. arM brabanD sVIVert toCh V hoL.
DIe goDDeLoose sVLLen bespot VVesen.
Jun. geVsen Van zVtphē, Laet Den Moet sInCkē.
oppos. goDt sCIkt oVer papeneen VerDerVenDen engeL.
Jul. VVeDer MIsLVCkt.
opp. Men saLnVDenstaten, heeL In VrVheVt zIen Laten.
2. naM fatentI & pænItentI faCILè DabitVr VenIa.
orpheVs saL aCh nIet Meer gehoort VVorDen.
tVnC MeLIVs Depponet fastVs.
August. tV CVr propVLsas fIDeLes roManos?
opp. nVnCDeVs prosternIt LVpos roManos.
1. Mala CrVX te rIDeat!
opp. IMpIos fLagrIs siC nobIs angIt DeVs.
3. aC fIat MoDo LVX.
Sept. sVVeDen en MaCh VnIet heLpen.
geVsen VerLaet op Dene MarCken nIet.
opp. paX DatVraLto Deo ConfIDentI.
neDerLanDt saL gantz geLVCkkIgh VVorDen.
Magnas Dat strages aLte proVoCata VIrtVs.
Octob. DIe geVsen noCh Dapper gegesseLt VVorDen.
opp. De geVsen sVLLen Dapper haer VIanDen geesseLen
[401] 2. DVpLeX CoMeta: t' VVaseen DoVbLe CoMeet.
(Als der nunmehr seinen effect erweisen sol.)
opp. DIra eX se sceLestos sVa pœna Manet:
Nov. aLLen De geVsen, sIen nV Met Lange neV. sen.
hoLLanDt VVort LVstIgh ghebesseMt.
opp. VInDICtæ tarDItate reDIt hIspæna Longè graVior.
Dec. Dat bero VVV CoMt hIer te Laet.
opp. nVLLa saLVs beLLo, VaCat hIc te posCere paCeM.
I, rVant DenIqVe IMpII papICoLæ.
2. hVIVs CaLenDarII MeI fInIs.
nIeVVen aLManaChs en De.
opp. geLVCk Dan nV brabanDers en LIeVe LanDsgenooten.
VVat sVIVert gII VIVmV nIet straX Van Dese
VoDDIge papen grILLen.
eX te paCeM eLargIre DeVs!

Was folgete hier auf in eben dem 1666. Jahre? traun /eine köstliche und unwiedersprechliche Victorie, was sich auch die Engelländer einbildeten / das Wiederspiel zu beweisen / oder das Glück der Wiedersacher zu verkleinern doch thaten solches die wenigsten / die übrigen musten ihren Verlust selber gestehen etc. besiehe mein [402] eigen Scriptum davon dieses 1666. Jahres: das Himmels Glück der Holländer genannt. Ach! hetten sie hierauff die Engelländer nicht getrotzet /mit langwirigem ausfodern und praviren für ihrem Ufer. Oder 2. wie der Feind so war heraus genötiget worden / hetten sie sich an Ihrer eigen Herrn Staten Warnung gekehret / so / ihnen mit höchster Straffe /zwey Tage zuvor war angedeuret wordē / so hetten die Engelländer leichtlich nicht auffn Flielande etliche Häuser abgebrandt / nebenst einem guten Vorrathe der Kauff- Schiffe. (Die Engl. haben sich einer schrecklichen Sache unterfangen / indem sie mit 23. Fregatten / sehr viel Brand-Schiffen / Kitsen unn Schlupen den 19. Aug. 1666. den Flie-Strohm enigelauffen / und an dem Munde zuföderst 2. hiesige Kriegs-Schiffe / welche daselbst zu Verhütung / daß keine Schiffe auslauffen können / vor Ancker gelegt /durch ihre Fewer-Schiffe verbrannt / und nachgehends die übrigen Kauff-Schiffe; weiln das Volck so hefftig in ihre Boote gesprungen / daß sie theils sincken und ertrincken müssen / totaliter ruiniret. Die Kitsen und Schlupen / welche mit Volcke wohl versehen waren /ruderten / weil es sehr stille / alle Kauff-Schiffe und die Flotte vorbey / und begunten von oben herab mit der Ebbe dieselbe sämtlich / weil die Matrosen mit ihren Booten davon geflohen und nach dem Lande gerahmet / daß die Engl. keine Resistentz sunden / in den Brand zustecken. [403] Es war eine so heitere Stille /daß sich auch nicht ein einiges Schiff mit Segeln salviren können. Es sind 140. (alii 160) grosse und kleine Fahr-Gefäße / untereinander verbrant / 13. (a) 17. so keine Segel gehabt / haben sich endlich mit grosser Mühe unter Harlingen reteriret. Unter denen geblieben seynd 25. oder 26. Muscovien-Fahrer köstlich geladen / wie auch viel Ostfahrer / so nacher Dantzig und andern Orten geladen gewesen / nebst vielen Frantzfahren / Nordfahrern und dergleichen begriffen / und ist also ein mächtiger Schade / so mehr als 50. Tonnen Goldes / a. 150. importiret / dadurch geschehen. Die Engelländer haben über ihre Brandschiffe /2. andere grosse Kriegs-Schiffe / so auffn Sandt gekömmen / selber in Brand gestecket. (Aber andere machten den Schaden weit geringer: So hatten sie auch noch viel Gut / an Gold und Silber in andern Wahren wieder auffgefischet. Weiter gehörten die wenigsten Schiffe und Wahren denen Holländern zu sondern es hatte seinen Verlust dran / Dennemarck /Schweden / Franckreich / etc. etc. etc. (aber wz folgete hierauff? Der Engelländer Freuden-Feuer / so die Schadenfrohe (möchte es doch der Türcke kaum so grausam gemachet haben: es war kein Zeichen der Tapferkeit / denn der Höllander auch darbey hette seyn müssen / drüber häuffig anzündeten. Aber ich meine / der gerechte GOtt zündete hinwiederumb ihre Stadt an / nach der heiligen Schrifft / und verbrant die quintam essentiam des gantzen Reichs / das es so bald nicht überwinden wird / und werden sie alle lang gnung daran [404] zu klauen haben. Es wird solcher Verderb doch noch endlich Ihme den Frieden abzwingen; (wie gescheben 1667. im Augusto) So werden sie auch so zureden / denen Holländern Ihre verlohrne Stadt abkauffen / und die angezündeten Schiffe theuer gnung bezahlen müssen / wenn sie Materialia zum Auffbauen aus Holland nothwendig holen müssen. Du sprichst; daß ich gleichwohl / (der ich dieses Axioma aus dem ersten Cometen / flugs anfangs solches Krieges / von denen Holländern beständig gesaget u. geschrieben habe; daß sie mit guter Reputation bald werden davon kommen Aber Engelland werde greulich müssen büssen / durch weit mehr Jahre: und ein Papistich Wesen werde es sonderlich ausführen denen Holländern diesen Schaden auf dieses Jahr nicht angedeutet habe? Ant. Wer wird alles so eben können aus ecken? niemād weiß quid Juno Jovi in aures iniurussaverit? In genere hab ich freylich denen Niederländern noch dieses 1666. Jahr halb zum Unglück benümet: Denn daß sie anderthalb Jahr sonderlich vor dem eigentlichen Anfange des Engl. Ruins / sollen müssen herhalten / das habe ich ausdrücklich etliche mahl in meiner Ihnen dedicirten neuen Cometischē Astrologie gesetzt: bist du Thomas gläubig? so schlage das Werck nach / und achte es nur so viel würdig. Mann ging in Gemein anfänglich damit umb / daß man den gantzen Stat der Holländer wolte vernichten / und umbkehren; und da kein Mensche etwan für die verlohren geschätzte Wohlfahrt der Holl. Nach denen Polit. Augen / wolte einen [405] Groschen verwetten: da wuste ich flugs unfehlbar / aus meinen Cometischen Gründen / das gantze Contrarium zu beglauben: nemlich / ob der Staat schon würde Unglück leiden müssen (denn es müste ein schlechter Kampel seyn / wenn sich ein paar im duell hertzlich, meinen / daß sie nicht allebeyde blutig solten davon gehen: Sie semper fert alea belli: aber einer gewinnet doch gleichwohl nur; und der ander verliehret das meiste.) So wuste ich doch richtig zu sagen / daß Er würde unverdorben davon kommen / und würde sich stattlich loß machen: und das wird noch vollends die Zeit lehren / und obgleich noch so viel Verräthereyen seyn vorgangen /und noch vorgehen möchten so weiß ich doch unfehlbar / daß es wenig verfangen wird. Wer cum auspicio ist / der hat mehr Krafft und Vollmacht / seine rechte Sache zu salviren; als ein ungetreuer Diener / der cum ductu nur ist / solche zu verderben; wenn er gleich alle seine meineydige Kräffte dran setzet.

Ich habe dieses Ding flugs anfänglich nicht nach der alten Astrologischen Larve dahin geleyret; Als würde schon ohn gefähr etwas davon wahr werden: Nein ich bin fäste in meiner Meynung gewesen: und habe darbey gar nicht verzaget / wie die Holl. Kauff Schiffe im Rauch auffgingen; Daß da mit Hopffen /Maltz / und alles verlohren währe: Nein / mein gäntzliches Vertrauen gieng da erstlich an / daß es damit nunmehr richtig zur schwere über die Engländer kommen müste.

Nun wier wollen anhören / was den ihnen [406] durch das gerechte Gerichte GOTTES wiederfuhr (Ein Ex tract-Schreiben: Die Lacken Halle ist nebst andern auch durch das Feur verschlungen; Unsre Stadt ist bey nahe verwüstet / und dero Einwohner liegen über einander. Ach währē die Thränen / die von meinen jammernden Augen fallen / eine tunckele und braune Farbe / ich würde keiner Dinten von nöthen haben. Guter GOtt! was vor ein grausam und schrecklich Feur hat sich hier in Puddinglane / (2.) 12. Dieses Herbst Monats frühe Morgens umb ein Uhr Anno 1666. erhoben! Und wie wahren diese und die drauff folgenden Tage unglückselige Zeiten? Soll man nicht wohl unter alle Wunder voran setzen / daß eine berühmte Stadt von England / eine der Zierrathen Europae / repectu deß Kauff-Handels und Reichthumbs /in 4. Tagen solte verarmt / geschändet und zum Stein Haufsen geworden seyn? Was vor Historien / sie seynd alt oder neu / thun doch Währung / daß 50000. Wohnungen (ich weis keine) 100. Kirchen und in die 30. Zunfft-Häuser in einer so kurtzen Zeit auffgerieben worden? Ach! was vor kostbahre Gebäu / was vor reiche Kauffmanns Güter (weiln sie so groß und schwer wahren) konte man dem Feur nicht entziehen /andere eyleten nicht alzusehr / weiln sie das beste verhoffen / und ein gut Stücks wegs vom Feur liegend /sich keines Unheils versahen / sondern sich vor sicher hielten. Und wie war es doch müglich / seine Güter so jähling in Sicherheit zu schaffen / da die Gassen so voller Volcks krübelten / und allenthalben mit Karren besetzt waren / und das fast vor nichts zu rechnen [407] war / wann man vor eine eintzelne Ladung 4. 5. 6. biß 7. Pfund Sterlings gab etliche die nicht weit von Aufgang des Feuers ihre Wohnung hatten / in dem sie ihre Mobilien in etwas von dannen weg brachten /(wer hette sich doch einer so durchgehenden Verwüstung vermuthet?) wurden gezwungen / solche zum 2. mahl zu verführen / ja etliche gar zum 3. mahl / und daß nicht sonder grosse Unkosten. Letzlich da der Brannd uns an allen Orten umbgab / haben die Leuthe ihr Gut hinauß auff die Felder geführet. etc. Etliche haben sich als alber / andere als rasendt / ja unsinnig angestellet. Uns ists nicht wunderlich / Euch aber schwer zu begreiffen / wie hefftig und gewaltig der Brandt gewesen / denn er wurde allerdings auffgefächert durch einen harten Nord-Ost Windt / diesen aber ungeachtet / wie auch den Fleiß aller vorkommenden Mitteln / so ging dennoch der Brandt seinen Gang / und daselbst wiedern Wind auff / welcher mit dem Rauche eine Kohle oder Feuer Isel übern Strohm gewehet / und auff ein Hauß geworffen / daß es im Brandt gerathen. Groß unn mächtig ist der Herr / und erschrecklich sind seine Gericht. Vorher hat Er uns durch seine Barmhertzigkeit und Gnade zu sich geruffen / nun aber durch seine Gerichte und grimmigen Zorn. Ach aber möchten wier doch Acht geben auff die Ruthe und dehn der sie uns zugeschickt. Ach! Ich bin voller Alteration durch alle meine Glieder / statt der rumpelenden Carossen und Wagen / ringet man nun die Hände / anders / anders nichts bey nahe übrig behaltend als die Stein Hauffen einer ehemals herrlichen [408] Stadt. GOtt hat unsern Hochmuth gestürtzet /ach das wir vorthin auff seine Hand besser Acht hetten / und seine gerechte Straffe zu Hertzen nehmen /So gut als die gantze Stadt innen und außer denen Wällen ist ruiniret. Der Brandt ist angangen an niedern Ende der Tour Straße (der Tour oder das Castel /GOTT sey Danck / ist erhalten blieben / und hat sich so fort gezogen bis zum Tempel / und alles gleichsam von dem Flusse weggenommen. Londen wahr vor ein pahr Wochen ein Lustgarte / nun eine Wüste. Ach ehemahlen (und das noch neulich) eine Stadt durch die gantze Welt berühmt. Wohin werden denn doch deine Kaufleute ihre Zuflucht nehmen? wann wirstu doch wieder auffgebauet werden? wie ist doch deine Herrligkeit im Rauche auffgeflogen? wo sind nun deine herrliche Kirchen / deine berühmte Zunfft-Häuser? deine treffliche Kauffleute? deine großen Häuser? wie? alles verbrandt. Die Tour-Straße ist verbrandt /Cast-Chear / Cavow-Strasse / Flames-Straß / Wal-brock/ Bucklers-Burry / Cheapside / Paternosterro /Pauls-Kirche und Kirchhoff / Aldermanburg / Lothburry / Coleman Straß / Alte Fisch-Straß / Cornhil /Flet Straße / die halbe Brück / Alte Turn / neue Fisch-Straße / Basing habe Straße / Grace Church-Strasse /Franchurch-Straße. St. Thomas Apostel Strasse / und andere kleine Strassen / Gäßlein und Säcke / sonder Anzahl / auch Black well-Hall / Gilde-Hall / alle Zunft-Hallen / das Zoll-Hauß / Ludgate / Neugate /die alte Börse / und in Holborn an der andern Seite der Brücke etliche Häuser. [409] Was vor einen Zufall weiß man nicht / dieses aber wohl / daß die Kleinachtung dieses Brands bey einem so überhefftigen harten Winde aus dem Osten Ursache gewesen / und daß man mit Niederreissung der beygelegenen Häuser nicht zeitig genung fertig gewesen / und der Brand ehe der Morgen angebrochen / so groß worden / daß er mit allen menschlichen Mitteln und Kräfften nicht können gedempffet werden / dann alles war daselbst auffs genaueste bewohnet u. verbaut mit höltzern Häusern / die mit Leim und Peche beschmieret. Der König und Hertzog von Jorck / nebst vielen des geheimen Raths / waren auff den Beinen / dem Lord-Meyer und andern die Hand zu biethen / sonderlich weil man sich einer Verrätherey besorgete; Aber alles war umbsonst. Mit dem Tage am Sonntage erhub sich der Wind ie länger ie mehr / und jagete die Flamme weiter fort / die sich breitete biß auff die Grobe Brugstrasse und unterwerts von der Canonen-Strasse an die Musser Seite biß ans Hauß die 3. Cronen. Montags war die Flamme gantz und gar Meister und Ihr kunte nirgends Wiederstand werden / breitete sich also biß jenseit Bellinggate umb 7. Uhr Abends / an der andern Seite erstreckte sie sich biß Gracias Strasse / Fanchau-Strasse / Lombard-Strasse / Cornwall /Bucklers-Bruck und schlug an beyde Häuser so an der Börse feste / und also in das beste und vornehmste der Stadt / da die Kauffleuthe / Goldschmiede und andere / meist begüterte Leute / wohnen. Am Dienstage frühe morgēs war die Börse / auff die man so viel gepochet / und die andere Plätze alle verbrannt / und auf die Nacht Fleid-Strasse [410] biß S. Dunstans Kirche mit allen Plätzen zwischen diese und der Börse und den fördern Theil vō Temple Crouwne Office doch damahls kriegte man Hoffnung / daß der Brand sich stützen würde /Dann er kehrete nach Fetterlane / etwan halben wegs nach Hollborne / darbey es durch unglaubliche Arbeit biß Mittwochs verblieb / zu welcher Zeit ein frischer Brandt zu Temple ausbrach / der wie man gläubt /durch die Funcken / so auf einen Balcken gefallen / u. biß Donnerstags ungefehr umb 2. Uhr gehemmet worden / nachdem die Gebäu übern Closter u. ein Theil der Kirchē schon verbrannt hatte / und damit war es Donnerstags frühe, generaliter geleschet / sonder daß seithero weiter etwas ausgebrochen / biß an Temple Church bey Holborn-Bridge / Pic-Corner / Alders Gate / Criple Gate / bey mindern Ende der Colemans Strasse / am Ende der Basing Hall Strasse beyn Postern / an obern Ende d' Bischoff Gate-Strasse und Leaden-Hall-Strasse / biß Standert in Kornhil / bey der Kirche in Fanchurch-Straße / bey Cloworckershall / in Mintinglane / biß mitten Marglane u. an den Towrdock. Und also ist dz gröste und beste Theil das Innerste dieser Stadt ruiniret / mehr als auff eine Stund Weges / so daß nur die Enden dieser Stadt stehen blieben / als von Temple / biß an das Tours Magasinen ist bey nahe nichts überblieben / ausgenommen von Ledenhall biß Alder Gate / u. nach der Bischoffs Gat-Strasse / und nach Criple-Gate / und von Aldergate biß Smit-Field / ausser der Pforten ist der gröste Schade geschehen / in der Fleed-Strasse und von Holborn biß Fleed-Bridge. [411] Der Muthmassung nach sind 12000. Häuser und 80. Kirchen / darunter die / so dem H. Paulo gewidmet / als der zum allerersten denen Heydnischen Britten / darff man alten Büchern glauben / daß Evangelium geprediget; Die Könige baueten diese Kirche / Cromwell aber machte einen Pferdt-Stall drauß / doch nun hat das Feur alles was es fassen können / an diesem herrlichen Gebäu verzehret. Itzo wohnen 10. in 12. Familien in einem Hause und ihrer viel müssen noch in freyen Felde liegen. Der König hat deßhalben denen umbliegenden Plätzen und Dörffern anbefehlen lassen / diese Armen auffzunehmen in ihre Kirchen / Capellen und Gottes- Häusern. Item daß die Gerichten sie bey denen Einwohnern einquartiren sollen. Der Tour ist auch in grosser Gefahr gewesen und er währe mit drauff gangen / wann man nicht denen Häusern umbher in Hauffen geholffen / denn das Feur war schon in denen Pforten: zwar hat man anderer Orthen auch wohl Häuser nieder geworffen / aber der Windt hat der Flammen überhin geholffen. S. Majest. hat die beysammen habende Victualien vor die See-Flotte nach More Fields zu bringen befohlen umb denen Armen damit zu helffen. (Es ward endlich vor gewisse berichtet /daß man die Anzahl der verbranten Häuser biß an 30000. mache.) Man konte die Gassen vor der Menge der Karren nicht brauchen / dann ein jeder suchte seine Mobilien zu salviren / der Brandt mochte greiffen / so weit er wolte / wie denn gar wenig resistentz gethan wurde; biß [412] endlich andern Tags die meisten Karren nicht wieder in die Stadt gelassen wurden / in Hoffnung / das Volck solte sich so viel mehr auffs Löschen begeben / es ist aber diesen Tag hefftiger Schaden geschehen: Alle die Felder waren voller Mobilien / und zu More Fields Lincolnfields und in Convent Garten lag das Volck mit seiner Habe als in einem Lager.

Das Volck wolte mit Gewalt / die Teutschen und die Frantzosen hetten die Stadt angestecket / dann das Feur were bey einem Teutschen Becker außkommen /und der währe dazu erkaufft worden / ja die Frantzosen hetten durch die Gassen gehend allenthalben Granaten in die Häuser geworffen / und hierüber wurden nicht alleine die Fremdlinge beyn Köpffen genommen / und übel getractirt / sondern auch alle / die sie nur vor Frömbde ansahen / und unter andern auch Mr. Germins Bruder / der fast einem Frantzmann ähnlich. Und so ging es vielen andern. Ein arm Weib / wandelnd in Morefields / und unter der Schürtze wohlriechende Kugeln tragend / wurde vom Pöbel angelauffen und weiln dieses Feur Kugeln seyn müsten /wurde sie jämmerlich ermordet / in Stücke zerhauen und ihr die Brüste vom Leibe geschnitten. Der Teutsche Becker in Westmünster Rierfeld (dessen Bruder ist ein Caper wied' die Holländer) als er seinen Ofen heitzete / kam übel dran / denn der Rauch durch seine Feur-Mäuer empohr kam / rieff der Pöbel / der Schelm wil auch die Stadt von dieser Seiten in [413] Brandt stecken / und darumb fielen sie ihm mit ins Hauß /schleppten ihn auff die Gasse / und hetten ihn todt geschlagen / wenn ihn nicht der Hertzog von Jorck errettet / gleichwohl haben sie ihm sein Hauß geplündert und guten Theil ruiniret. Und es wird noch wol eine Zeitlang währen / ehe das Volck die rasende Furie wieder die Frömbdlinge fahren lässet. Da doch die Holländer grossen Fleiß angewendet / alles was müglich zu salviren / ja auch mit Versprechung dreyfachen Gelds gegen dem Pöbel.

Vom 24. Nov. 1666. (Außerhalb / daß es 2. im Palatio viel Städte und andere Gebäue abgebrant hat) hat es (3.) am vergangenen Freytage zu Abendt zwischen 7. und 8. Uhr ein Feuer gehabt im Hause der Reiter-Gvarde / dem Königlichenn Palais recht gegen über / mann meynt / daß es durch eine ins Stroh gefallene Licht Schnuppe auskommen / im massen dann der Nord-Westliche Theil fast augenblicklich in eine volle Flamme gerathen; Weil es aber so gar nahe unter des Königs Augen war / wurde auff Sr. Maj. und des Hertzogs von Jorck Order so viel Hülffe beybracht / gestält denn auch die Bürgerschafft von Londen ins Gewehr kam / und auch zum Theil solche Handreichung that / das man umb 10. Uhr den Brandt gedempffet hat; Doch wurde das Gebäu in die Asche geleget.

Aus Londen 24. Sept. Der Brandt Schade wird je länger je grösser befunden / und wohl auff 100. Millionen Pfund Sterlings geschätzt. Auff zwantzig [414] Meil wegs hier umb Londen her ist kein Logament mehr von Geldt zu kriegen unsere Marck-Plätze sind dermassen ruiniret / daß keine Nothdurfft zum Marcke kommen können / und die seit her gekommen / werden denen Leuten abgenommen und nicht bezahlet /zu dessen Verbesserung der König eine Declaration ediren müssen: Der Jammer ist über alle Maß groß /und der König hat eine General Collecte vor das Armuth / so durchs Feuer ruiniret / und nichts zu leben hat / angeordnet. Kriegen wir vom Lande nichts herein / so wird unsere Noth noch grösser. Mann bringet eine alte Münchs-Prophecey vor den Tag auffs Jahr 1666. also lautend: totVs MVnDVs ConfLagrabIt, diese große Buchstaben deuten auff das Jahr / und die es außlegen / sagen daß es nicht eben auff die gantze Welt / sondern nur auff etliche Städte zu ziehen sey.


Wie hoch und woher hat der König dieses Unglück geschätzet? solches lehret uns seine Oration / 4. Oct. Londen / an das Parlament: meine Herrn und Edele /ich bin sehr froh / euch zu begegen / so vielen er wieder beysammen / und / Gott sey gedancket / daß an diesem Orte / wier wieder bey einander sind. Eine kleine Zeit ist vorüber / da wir zweiffelten an diesem Orte einander zu sehen. Ihr sehet die miserable Ruin /die der Brandt gemachet / und nichts / als ein Wunder-Werck der Gnade GOTTES hat erhalten können daß / was übrig blieben von selbiger Verwüstung. [415] Es ist unnöthig mich zu entschuldigen / wegen dispensation eurer Dienste im April jüngsthin. Ich versichere mich / daß ihr mir alle davor dancket. Wahr ists / daß ich / euch zu bemühen / so viel ich kan / verhüte / ja in aller Warheit sage ich / daß ich euch so ungern beschwere / als nur immer müglich. Von Grund meines Hertzens wündsche ich / daß ich die gantze Last dieses Krieges vor mich allein tragen / und meine Unterthanen die Beneficia davon vor sich geniessen möchten. Aber wir haben 2. grosse und mächtige Feinde /welche alle mittel / gut und böse / wie sie können /anwenden / alle Welt auf ihre Seite zubringen / u. der Krieg wird schwerer / wenn sie sich coniungiren / als da eine Macht allein war. Unnötig ists / euch zu erzehlen den Success des vergangenē Sommers / in welchem GOtt uns grosses Glück gebē / u. der Feind sonder Zweiffel grossen Schaden gelitten. Hette GOtte gefallen sein neulich Urtheil des Brandes zu wiederhalten / wir hetten nicht übel gesessen. (si nisi non esset) Sehr reiche Hülffe habt ihr mir gethan / den Krieg zu führen. Ich sage euch aber dennoch / daß da ich nicht auff anticipation meines eigenen Einkommens eine grosse Summa Geldes aufgenommen hette /ich würde nicht mächtig gewesen seyn / die Flotte im Frühlinge in See zubringen / und ich mache mir Hoffnung auff selben credit / so viel zu erheben / daß ich die grossen Schiffe / wenn sie heim kommen / bezahlen könne / etc. mehr wil ich nicht hinzu thun / als euch hinterbringen / dz unsere Feinde sehr insolent seynd / welche / so sie vorm Jahre das arme Volck verleiten u. weiß machen dürften / [416] daß die gifftige Seuche diese Nation verwüster und uns unmächtig gemacht / dz wir nicht einige Flotte in See würden bringen können / nun nicht unterlassen werden / auf die Verarmung dieser Stadt zupochē / und alle ehrliche Conditiones zum Frieden zu verwerffen. etc.

Auß Amsterdam den 15. Oct. Anmercken und Verwunderung ists werth / daß der König in Engl. in seiner jüngsten Rede ans Parlament mit ein gemenget nachgesetzte Worte: Daß seine Feinde alle mittele /saubere und garstige / wie sie die haben können gebrauchen / alle Welt auf Ihre Seele zubringen. Solte dann solches nicht vielmehr sich eigendlich räumen auf S. Maj. hat er (der Profession von der Protestirenden Religion macht) mit den Bischoff von Münster (der ein grosser Papist ist) nicht Alliantz gemacht /umb uns zu ruiniren / zu grosser Gefahr der Protestirenden Religion allenthalben? Hat er auch nicht Friede gemacht mit denen Türckischen See-Räubern / wodurch nicht wir alleine / sondern auch alle Christen nohtwendig grossen Schaden leiden müssen? Ob er den Käyser / die Könige von Spannien / Schweden und Portugal nicht auf seine Seiten zubringen gesucht / umb uns allen müglichen Abbruch zu thun / ist ihm am besten bekant / und bey vielen außer allen Zweiffel. Haben wir nach was anders gestrebet / als daß unsere Alliirte / uns in unserer rechtfertigten Defension /krafft gemachter Tractaten / beystehen sollen? Was ist doch das garstigste? Zum andern gebraucht sich der König dieser [417] Expression: daß seine Waffen diesem Sommer groß Glück gehabt / und wir grossen Schaden erlitten habē. Daß Contrarium könten wir mit Warheit sagen und affirmiren / daß unsere Advantages diesen Sommer considerabler gewesen / als die seinige: Der Schade / den die Engländer uns angethan / ist mehr geschehen / aus unsern pur lautern Unglücke als durch ihre Tapfferkeit / wie sie denn auch keinen Nutzen davon gehabt haben. Sondern es ist gnung bekant / daß ihr Schade wol grösser / und mit den unsern nicht zuvergleichen gewesen: vermuthlich werden sie die Früchte des Kriegs dadurch empfinden. Zum dritten saget er: Daß wier wegen ihrer gifftigen Seuche insoent worden / und daß uns erheben werden durch die Verarmung der Stadt Londen / vermittelst des Brandes / ja daß wir nun verwerffen würden alle billiche Friedens Conditiones. Nicht zweiffeln wir / S. Majest. werde es gantz anders befinden / so er sich nur zum Frieden geneigt / bezeugt und die Differentzentz durch indifferente Mediatores auff einem Neutral Platze wil veraccordiren lassen / wie daß Ihre Hochw. in jüngster Missive / durch den Trompeter letzt abgeschickt / an Sr. Majest. wollen gelangen lassen. Wir hoffen / er werde doch letzlich hierzu resolviren.)


Ein greuliches / doch wohlverdientes Ubel! Denn höre davon jenes Anagramma Eteologicū:

VVLCanVs DoMInator

(1.) CVr a LonDInVM Vasto: (2.) nVIs CaroLo [418] ad nVtVM. Nehmlich der liebe GOTT wolte hiermit deß unschuldig Enthaupten Königs Caroli Blut rächen / drumb muste der Vulcanus kommen und der Ubelthäter ihre Stadt anzünden / und die Mißhändler so zu reden / mit Strumpff und Stihl außwiten / welche ihre bluthdürstige Hände an den Gesalbten des HERRN Anno 1649. geleget hatten: Da musteAngLICanVs MVnDVs zu Grunde gehen / und ein verwerffliches onVs aD nVtVM CaroLI werden.

Fürwahr ein nachdenckliches Ominosisches Anagramma? Mann vernahm / daß in Holland auch ein Wercklein von der großen Fewers-Brunst herauß währe / mit andern angehenckten Portentis / vor dem Unglücke geschehen. Vielleichte gehöret auch dahin /als welches es noch weiter außmachen möchte / was wir lesen beym M. Heinric. Sebald. in Brev. Histor. pag. 416. de Anno 1643. Die Englische Unruhe ward do immer stärcker / daher eine Prophecey ausschrieb (weil die Engländer viel von Propheceyen halten sollen.)


Hanc mediam Scotus, reliquam vastabit Hybernus.


Halb Engelland würde der Schotte umbkehren /Die andere Helffte der Irr zerstören.

Fehlet aber weit / biß hieher jener: ja es dürtffe auch noch wohl wahr werden. Eine andere Prophecey such in Eras: Francisci Schaubühne allerhand Raritäten / von einē sonderlichen Schottischen Steine. Sonstē hat ein beruffener Prophet alda an. 1651. dieß vorgebracht: [419] Daß wenn zweene Pfhäle oder Seulen einen Triangul zwischen sich innen hielten / und darauff 6. Krumb-Hörner folgeten / nebenst so vielen Creutzen /und (wie ein ander hin zu thun wolte /) Pfeilen: als denn Rex Bubonum oder der Eulen König den halben Mond überwinden werde. Was ihme dieses wolle /solches lasse ich denen Engländern selbst auß deuten. In übrigen habe ich allbereit von diesem Vaticinio gehandelt in meinem Cometen Extract. c. 4. p. m. 53. Ein Tract. gedruckt anno 1662. dessen Titul: Gespräch zwischen zwey Kauffleuten / als einem Holländer und Brabander / redet so viel: da ligt nun der wohl krumme Kopff / der anderthalb Pfund und ein Vierthel Hirn in sich hatte. (Nemlich er verstehet den Cromwell.) Zu solchē Prognosticationen setze ich mit wenigen das Unglück dieses 1666. Jahres / welches dem Englande bestanden hat / aus


M ortalitate, Der unnachläßlichen Peste.
D issipatione navium nupera Untergange der Schiffe.
C ombustione, Einäscherunge der großen Stadt Londen.
L egatione ad Hispanos frustranea Daß die Gesandschaft nach Spanien umsonst gewesen.

X ipho Holland & Gall. Daß sie die Insul S. Christophl. verlohren / und bey denen Caribischen trefflich eingebüßet haben.

Vento, Grausamen Winden.

I nundatione, Es war dem lieben GOtte noch nicht genung an derselbigen Feuers-Brunst, sondern es muste [420] sich balde drauff / die Temse ergiessen / und einen schrecklichen Schaden denen erretteten Gütern in den Kellern thun. Ja es kamen nach deme noch in diese 1666. Jahre ein paar andere Feuer auß / an und im Pallaste. Das Erste Incendium fiehl auff den andern 2. 12. Sept. da in Rosen Creutzers und Adels Heims Natur- und Planeten Kalend stehet der Nahme Syrus / von שור, ein Feindt oder Mauer / oder סור ein Topff / verstehe daß siebende Töpffen bey Jerem. Ihr Poete Owenus p. m. 26. Epilog. 12. lib. 2. singet (nunmehr heulet) ad Londinenses:


Ex cinere, ut Phœnix, Phœnicis nascitur alter,
Londinum Trojæ, prodiit ex cinere.

Ach was wird nun ex cinere Londini kommen? Eben derselbe p. m. 39. l: 2. Epig. 115. Anglica plag. 1607.


Consumptis tot peste viris, tot peste, puellis;
Vix habet in nobis jam nova plaga locum.

Wenn er itzo lebete / was wolte er nunmehr sagen / da es viel ärger ergangen ist? jenes war nur eine einfache Plage gewesen: Itzo ist sie sehr vielfach. In übrigen wegen der Seuche ist noch dieses zu mercken / daß die Einwohner in Londen sonsten Miltzsüchtig seynd / wie man bey denen Medicis / lieset. Kenelm Digby Ritter und der Königin in Groß Britanien Cantzler / in der Eröffnung unterschiedlicher Heimligkeiten der Natur / pag. m. 46. Daß von denen Stein Kohlen die Helffte der jenigen / die zu Londen sterben / entweder Lungen- oder Schwind-süchtig sterben: und biß an ihr [421] die zu Londen sterben / entweder Lungen- oder Schwindsuchtig sterben: und biß an ihr Ende / von der schwürigen Lungen Blut spützen. Aber wenn sie in andere gesunde Lufft zeitig kommen / als nach Parieß / genesen sie. In übrigen muß die gantze Stadt Steinkohlen brennen / so aus Schottland häuffig hinein geschiffet werden. Und Ein dergleichen grosser Vorrath / ging in dem großē Brande / als kurtz vorn Winter / gantz drauf: ja selbige Materie mag auch zimlich in allen Häusern verstärcket haben / daß die Lohe so weit umb sich gefressen / und unauslöschlich gewesen. Sehet! wie es sich schicken muß / wenn der liebe GOtt scharff straffen wil. Darzu musten die gestrafften Leute den Winter über / als zur schweresten Zeit / solches Elend überkommen. Und hiemit gehet über das bedreüete Land ihre rechte Straffe erstlich recht an. Haben die Niederländer gesündiget / so werden sie es dermal eins auch büssen müssen. Für itzund / Ich bleibe dabey / seind sie verschonet / und werden die Straffe über Engelland helffen ausführen /nach GOttes Willen. Es befahrete sich anfänglich einer und der ander sehr was arges / von der unnatürlichen Verstümpelung und Abbrechung der Zweige Ihrer schönen Linden in Amsterdam / durch das Glatt Eiß: aber ich sprach / daß es mir sein Absehē auf Ihre Admirales haben würde: Die Generalität und der Stat würde salvirt übrig bleiben. GOtt Lob und Danck! Dieses ist so weit geschehen: Ob etliche Meyn Endige und inauspicati mit im Rathe [422] gewesen seyn / So hat doch GOtt die Verrätherey ohne Schaden lassen auskommen / wie es am Tage ist. Denn was haben die viel beschrienen / Buat / Kiwit und Tr. etc. ausgerichtet? Haben Sie nicht ihre Schande davon bracht? Weiter hat jenes / leider! nicht gefehlet / an vielen drauff gegangenen Admiralen / fast in allen See-Schlachten: Der gestalt / daß von den Alten und Obersten nur allein Herr Reiter übrig ist. Wohlan! es ist nunmehr gleich hundert Jahr / da Sie Anno 1566. sich bleiben lassen / nach ihrem Gewissen / GOTT zu Ehren /gerne mit dem Schandt-Titul der Geusen verlieb zu nehmen / wenn sie nur für die Domahligen bedrängenden Papisten hätten Friede erlangen können. Vide Metteranum in Histor. Belg. lib. 2. pag. 100. etc. GOTT der HERR wird ihnen solches itzo lassen zu gute kommen: Die richtige Zeit wird es geben; Ich zweiffele gantz nichts dran. (Es ist auch wahr geworden: Vide meine 1667. Welt-Chron.)

Obiter: Pegeus in der Kunst-Quell part. 2. §. 5810. pag. 573. Der Welberühmte Cantzler / Bacon Verulamius erzehlet eine alte Weissagung dieses Inhalts; Daß keine Hoffnung mehr in Engelland seyn werde /wenn mann (Hempei) den Hanff abgeschonnen. Das ist; Wenn Henricus / Eduard / Maria / Philippus / Elisabeth und Jacobus regieret haben.

[423] Die Frantzosen schrieben 1666. daß Spanien sich mit England nicht in Alliantz lassen werde / umb nicht der erste zuseyn / mit Franckreich zubrechen; weil gnugsam bekant / daß grosser Beystand / nicht zuhoffen sey / von einem Könige / der schon mehr als 50. Millionen schuldig / noch auch von einer Nation /die 2. gantze Jahr her so durch Sterben / als durch Krieg erschreckt worden. (nemlich der Engelländer laborirte mit seiner Gesandschafft sehr dahin / damit Spanien mit Portugal verglichen würde / und Er etwan einen oder beyde / zum Beystande haben könte wieder Holland 11. Franckreich: aber der Frantzose hatte es mit der Heyrath aus seinem Reiche an den Könige in Portugal schon so weit gebracht / daß dieser weder wieder ihn mögte agiren / noch vom erfeindeten Spannier im bekriegen abliesse: und sie also beyde vor sich gnug zuthun behielten / damit er (Gallus) desto besser die Span. Niederlande konte bestreiten und wieder den Anglum fechten. Es muste sich so schicken. etc. (Ich geschweige / was von Martenique 30 Septemb. ankam. Nehmlich daß die Frantzosen zu Santes und in der Benachbarung 1460. gefangene Engelländer hetten / über die ermordeten und eingekriegten Oerter: Und daß man noch auf mehre loß ginge: welches so Ihnen / so andern Feinden gerathen möchte / auf die vielfach gehabte Wunderzeichen und Unglücks Bothen wieder Engelland. Wolte nur GOtt / daß es sich warnen liesse / unn von weitern feindseligen Vornehmen abliesse / und bey Zeite guten Friede machte; Welchen die Bestreitter [424] freywillig wüntschen / und fast wieder ihren Willen auf begehren des Engelländers fechten müssen. Es finden sich so viel wunderliche Köpffe / welche mir das Ding nicht glauben können / daß es dem Engelland so übelergehen werde: ungeachtet Ihnen der Glaube allbereit in die Hände gekommen ist. Sie wündschen vō Hertzen / daß das Unheil die guten Holländer betreffen möchte: Und darzu ertichtetē sie so viel Wesens. Besiehe mein Vnfehlbares Himmel-Glück der Holländer. Einer sprach / es weren in Holland vor wenig Zeiten / und in etlichen Städten / des Nachtes von Gespenstwercke / so viel todte Leichnam / durch alle Gassen auff der Erden liegende gesehen worden / daß die gehenden Leute drüber gefallen währen / und währe doch hernach nichts in der That gewesen. Ich lasse dieses dahin gestellt seyn / ob solches Ostentum gar mit einander wahr sey: sintemahl ich es von wenigen nur habe sagen gehöret: vielmehr wissen nichts davon. Andre schwatzen man hette in Holland selbsten Autores / welche die Erste / Andere / Dritte / etc. Siebende Posaune wieder Belgium heraus gegeben /und dreweten den Stat sehr / daß er bald eingehen würde / und was der übeln Ominum mehr mag seyn. Antwort: schrieben nicht alle Autores / vor einem Jahre / von selbigen beyden Cometen / das ärgste wieder unser Vater- und Teutschland; Und dräweten es alle miteinander / wie eine fette Henne? Ich aber wuste es alleine / GOtt Lob und Danck! besser zu trösten: Dabey [425] es auch die Erfahrung gelassen hat / und mit GOttes Hülffe ferner lassen wird / vermeine wegen eines allgemeinen Krieges: Es sey denn / daß der Gerechte GOtt von schrecklichen Zeichen etwas verhinge / als noch zur Zeit nicht geschehen. Darwieder wir alle von Hertzens Grund beten wollen! Noch weiter in der vergangenen Türckischen Unruhe in Ungarn / kam da nicht auch manche Menschliche / das ist / unzeitige und ungegründete Muthmassung hervor / wieder Teutschland: Ja Breckling schrieb gar einen Tractat / genannt; Die Letzte Posaune über Teutschland: Ich geschweige eines andern scripti zu Halber-Stadt gedruckt / etwan auch mit solchem Titul etc. Und doch dennoch hat der befürchtete Feind /GOtt sey ewig Lob und Danck dafür gesagt! unsere Gräntze nicht betreten. In übrigen was Nieder-Land betrifft / so ist solches nunmehr zweyfach / Das Spanische und das Statische: jenes hat traun was arges zu hoffen / allen Ansehen und Vermuthen nach / und dahin gehet auch / was aus Parieß kam 3. Decemb. 1666. Der König hat in Lateinischer Sprache übersetzen lassen eine Schrifft / genannt die 66. (Die Zahl kömpt auff dieses 1666. Jahr / so ominos, als des Königs Nahme LVDOVICVS) rationes, so S. Maj: hat /die Provintzen Brabandt und Hennegau zu prætendiren. GOtt wende alles [426] allenthalben zum besten; Ich gönne keinen was böses. Wie die Frantzosen (vid. hic. pag. 108.) Der Polus Stern / und das grosse Licht der andern Völcker / der Wallanderer Länder / ein Spiegel der Staaten und Herrschafften seyn / und allen andern Königreichen vorgehen / auch endlich die Veränderung und Verwechselung und Verstörung auf der Erd-Kugel verursachen / besiehe zwar beym / ausn Frantzös. verteutscht. Vision: des Phil: von Sittewalds. part. 5. §. 21. Aber wie der Adeler flegen biß am Jüngsten Tage / und kein Fünfftes Reich erfolgen könne / siehe bey D. Wagnern in Casual-Predigt. p. 681. werde etc. von Fanatischen und Visionistischen Schwärmer-Fällen.

17. Von Rauchen-Menschen
XVII. Von Rauchen-Menschen.
Philippus Camer in centur. 2. Histor. c. 71. p.m. 424 etc. nach Ubersetzung M. Georg Meyers.
Was Satyri und Sphinges vor Zeiten bey den Heyden gewesen?

Sphinges & Satyri stygii sunt spectra Draconis.

Die alten Heyden haben in ihrem verkehrten Sinn die Satyros / Faunos und Sylvanos für halbe Götter oder für Walt Götter geehret. Darumb haben sie ihnen nicht allein dicke Wälde und finstere Höltzer geheiliget / und zugeeignet: Sondern ihnen auch an ihren Fest Tagen Hütten von Laubwerck / deßgleichen Hölen aus den Bergen und grüne Awen von Wasen /Graß und dergleichen auffgericht / welches noch heutiges [427] Tages in Italia gebräuchlich ist. Sonderlich aber haben die Bildhauer ihre Bilder gar artlich und künstlich geschnitzt / wie solches auch zu Rom zu sehen /und Plinius davon schreibt / da er unter des Praxenetis Meisterstücke vier Satyros rechnet und zehlet / darunter einer den Bachum auff dem Rücken trägt und mit dem Mantel zudeckt / d' ander trägt auch den Bachum. Der dritte stillet ein Kind / das da weinet. Der vierdte giebt dem Kind auß einem Becher zu trincken. Eben dieses Kunst-Meisters Stück hat man vor Zeiten zu Rom gesehen in dem Gewölbten Spatzier-Gang /welches Stück Käys. Augustus seiner Schwester Octaviae zu Ehren auffgerichtet / darinnen war zu sehen die Proserpina so von dē Plutone hinweg geführet wordē / darbey auch Bachus / der Gott des Weins und die Satyri gestanden. Wie Marcianus notirt. Man hat sie gehalten für des Sileni Söhn / welcher der Oberst unter den Satyris gewesen. Dann ihre Gräber hat man bey den Hebreern und in der Stadt Pergamo gewiesen. Wie Pausanias schreibt. Strabo aber meldet / daß die Satyri / Sileni und Satyri seyn Teuffel gewesen / welche man für der Götter Diener hält. Wir wollen aber der Heyden Abgötterey fahren lassen / und warhafftige Historien erzehlen. Man schreibt daß die Satyri seyn Thier / die man in der Wildniß in Lybia findet /oder / wie Ptolomaeus dafür helt / so werden die Satyri gefunden auff den Berg in India / welche sehr geschwinde Thier seyn / und Menschen Angesichter haben / ein Theil aber lauffen auffgericht / also / daß man sie nicht [428] leichtlich fangen kan / weil sie so geschinde seynd / sie werden den alt oder kranck. Solinus rechnet die Satyros unter die Affen / da er spricht: Es seynd die Satyri lieblich anzusehen / die sich hin und her regen / bewegen und unruhig seyn. Pierius aber zeugt den Pausaniam an / der von einer glaubwürdigen Person gehöret / als er in Hispanien schiffete / hab ihn ein Sturm zu eußerst in das Meer hinauß getrieben: und nach dem er etliche Tag gesegelt / sey er zu etlichen Insuln kommen / welche ödt und leer gestanden / darinnen wilde Leuth wohneten / die rauch am Leib und rothe Haar hatten / welche grössere Schwäntz als die Pferd gehabt. In dem sie nun gesehen / das frömbde Leut alda angelangt / seynd sie eylend hineinwarts gegen dem Land geloffen / von welchē man keine rechte Stimm / sondern nur ein unförmlich Geschrey und Zischen gehöret. Die haben so sehr nach Weibs-Persohnen / so ungefähr fürüber gefahren / gethan / daß man sie kaum mit Peitschen und Geisseln abtreiben können: Weil sich aber die im Schiff besorgten / es möchte ihnen etwas leidts wiederfahren / oder daß sie sich der wilden Leuth nicht erwehren köndten / haben sie mit dem Schiffe von fernen in den Anckern gehalten. Darnach haben sie ein wildes Weib / so sie mit ihnen führten / an das Land gesetzt / mit welchen die Satyri ihren Muthwillen und Unkeuschheit getrieben. Welche Insul hernach die Schiffleuth der Satyrorum Insul genennet. Seynd also die Satyri / wie aus dieser Historia zu sehen / geile und unkeusche Wunderthier / wie man sie denn mahlet / daß sie nicht allein der Veneris / [429] als Göttin der Bulerey Gefehrten / sondern auch an ihren Wagen /als Pferd gespannet seyn. Plutarchus sagt / daß man einen Satyrum gefangen / da der Römische Fürst Sylla von Dyrrachio mit 1500. Schiffen nach Brunduß fahren wollen. Seine Wort lauten also: Nahe dabey liegt Apollonia / u. darbey Nymphaeum / ein heiliger Orth / darauß zwischen dem grünen Graß u. Wiesen ein stets währende Brunquell entspringt. Allda / sagt man / sēy ein Satyrus / da er geschlaffen / gefangen / in der Gestalt? wie man sie pflegt zu mahlen / u. zu dem Sylla geführt worden. Denselben hat man hernach durch mancherley Dolmetschūg gefragt / wer er were /von dem man kaum etwz vernehmen oder verstehen können / sondern nur ein Blecken gehöret / gleich einem Pferd oder Bock / darob Sylla erschrocken /daß er ihn wiederumb lauffen lassen. Daher sagt Plinius / dz an den Satyris kein Freundligkeit zuspüren sey / auch weiter nichts an ihnen zufinden / denn dz sie den Menschen gleich seyn. So schreibt Diodorus Siculus / dz man in der schwartzen Mohren Land /Sathyros zu dem Dionysio geführt / welche Haar biß auff den Nabel gehabt. So lesen wir auch in der Historia vō der H. Väter Leben u. Wandel / dz einem H. Mann in der Einöde ein Satyrus begegnet sey / u. bekant habe / er sey ein Mensch / u. wohne nicht weit von d' Wildniß / welche die Heyden in ihrer Abgötterey Faunos / Satyros und Incubos genant u. geehret /habe auch mit ihme von der Buße geredet. Ob aber solches warhafftig also geschehen / oder nur des Teuffels Gespött [430] gewesen sey / ist noch daran zu zweiffeln. Also lesen wir / daß eben dieser H. Mann einenHippocentaurum gesehen hat / welches ein Wunderthier / mit 4. Füssen / vorn wie ein Mensch / hinden aber wie ein Pferd gewesen / welches der H. Mann gefragt / das hat aber mir gemurmelt und gebrummet /auch alsbald wiederumb in das weite Feld hinein geloffen und verschwunden. Deßgleichen hat der Rabbiner Abraham wunderbarliche und ungereimte Dinge von den Satyris beschrieben / daß nemlich die Fauni /Satyri und Incubi seyn Creaturen / aber unvolkommene / weil GOtt durch den Sabbath verhindert worden /und sie nicht recht verfertigen können. Darumb fliehen sie den Heiligen Sabbath / suchen Berg und finstere Hölen / darinnen sie sich auffhalten / biß der Sabbath ein Ende hat / so lauffen sie wiederumb aus /und schleichen den Menschen nach / welchen sie Schaden thun wollen. Wir wollen aber diese Fabel der Rabbiner fahren lassen / u. hören was dem Alexand. M. wieder fahren / wie Plutarchus und andere schreiben. Denn als er Tyrum belägert / und sich die in der Stadt tapffer wehreten / und ihn offrermahls von dem Sturm abtrieben / war Alexander darüber unwillig /daß ihm diese Stadt allein / so viel zu schaffen machete. Im Traum zu Nachts kam ihm ein Satyrus für / als nun Alexander denselben fangen wolte / entwischet er ihm; darnach hat ihn doch der Satyrus gebeten / ist umb ihm herumb geloffen / und endlich in seine Hände kommen. Die in [431] nun den Traum außgeleget haben / haben das Wort Satyrus getheilet / und solches also außgesprochen: Σὰτύρος, das ist Tua erit lyrus Tyrus wird dein seyn / welches auch geschehen. Daher weist man einem noch heut zu Tage einen Brunnen / bey welchem dem Alexandro geträumet / er sehe einen Satyrum. Dergleichen Traum hat Käyser Constans gehabt / da er mit den Saracenern eine Schlacht thun wolte / wie Cedrenus schreibt. Denn im Traum ist ihm fürkommen / er ziehe nach Thessalonich / welches einer aus den Wahrsagern also außlegt / θὲς ἀλλῳ νίκην h. e. cede alteri Victoriam das ist /laß einem andern die Victoriam und Sieg / welches auch geschehen.

Es seynd aber nicht allein den alten Heyden bey Tag und bey Nacht solche Phantasey / auß Eingebung des Teuffels fürkommen / wie Plinius davon schreibt /da er sagt: daß man auff dem Berg Atlaß bey Nächtlicher weil viel Fewer schimmern sehen. Item / das es in Aegipano viel hurische Satyros gebe / da man mit Trummel und Pfeiffen auf machet: Sondern es seynd auch zu unser Zeit offtermahls Gespenst / als Satyri und Fauni / an etlichen Orthen / da sie gehüpffet und gesprungen gesehen worden / die Einfältigen entweder zu betriegen / oder die fürwitzigen Weibs Persohnen zu verführen. Wir wollen aber die Satyros fahren lassen / und uns zu den Wunder-Thieren wenden / die Sphinges genant werden. Von diesen lieset man hin und wieder bey den Autoribus. Denn es ist Land kündig / ob es aber war sey / dz weiß ich nicht / daß Sphing / [432] alß ein Wunder-Thier / sich in der Stadt Thebis hat sehen lassen / hat ein Angesicht gehabt wie ein Jungfrau / deßgleichen mit Flügeln und Klawen verwahret / wie die Harpiae / das saße auff einem Felsen auff dem Weg / und wann die Leut fürüber giengen / gab es ihnen Rätzel auff / die man nicht leichtlich errathen kunte. Wann sie nun dieselben nicht errathen kunten / ist es unvorsehens herfür gewischt / hat die Leuth mit ihren Flügeln und Klauen zu sich gezogen und über den Felsen hinab gestürtzt. Einer aber / mit Nahmen Oedipus / hat auff eine Zeit solch Rätzlein aufgelöst. Apollodorus meldet /Sphinx sey gebohren von einer Weibs Person Echidna und einem jungen Gesellen Typhone / welche Weibs Person die Juno zu den Thebanern geschickt. Dieses Wunder Thier soll ein Angesicht und Brust gehabt haben / wie ein Weib / Fuß und Schwantz wie ein Löw / auch Federn wie ein Vogel. Das hat hernach Rätzlein von den Musis gelernet / und sich auf den Berg Phyceum gesetzt / davon sie eines den Thebanern / solches Inhalts / auffgeben: Was daß für ein Thier were / welches erstlich auff allen vieren / darnach auff zweyen / und endlich auff dreyen Füssen gehe? Den Thebanern aber hat das Oraculum lassen sagen: Alsdann werden sie von dem Sphinge erledigt werden / wenn sie dieses Rätzlein errathen würden. Unter dessen hat es jedermann gefragt / was das wehre. In dem sie nun solches nicht errathen kunten /hat es einen unter ihnen / erwischet / und gefressen /seyn auch deßwegen ihren viel umbkommen. Als es nun unter andern den Aemon / [433] des Königs Creontis Sohn solcher Gestalt auffgerieben / hat Creon durch einen Herold öffentlich lassen außruffen / wer dieses Rätzlein aufflöse / dem woll er seine Tochter Lajam zum Weibe geben / und das gatze Königreich einraümen. Da Oedipus solches gehört / hat er das Rätzlein also außgelegt: das Rätzlein / welches das Wunder Thier Sphinx zu rathen auffgeben / wer ein Mensch. Dann wann ein Kind gebohren wird / so ist es vierfüßig / weil es auf allen vieren kreucht: wenn aber der Mensch groß wird / so gehet er auf zweyen Füssen: wenn er aber alt und schwach wird / so gehet er an einem Stecken / und hat also drey Füß: Drauff hat sich der Sphinx von dem Schloß herunter gestürtzt, diese Historien hab ich gantz hieher setzen wollen /damit man das Sprichwort im Terentio recht verstehe: Darus sum / non Oedipus / das ist / Ich / als ein Einfältiger Knecht Davus / hab mit meiner Arbeit zu thun / und bekümmere mich nicht ümb solche subtile Fragen. Palaephatus aber / den Lylius Gyraldus citirt / erzehlt die Historiam vō dem Sphinge also: Cadmus hat zur Gemahlin gehabt eine mit Nahmen Sphinge / welche eine von den Amazonibus gewesen / der ist nach Thebas gezogen / alda er zum Königreich kommen /nach dem er den Draconem erwürgt / hat auch zur Gemahlin genommen Harmoniam des Draconis Schwester / daß seiner Ersten Gemahlin Sphingi übel gefallen / darumb hat sie etliche Bürger verführt / sonderlich aber einen mit Nahmen Canis / welche das Schloß Sphyncium eingenommen / haben also dem Cadmo mit nachstellen und überfallen grossen Schaden gethan. Endlich [434] hat man dem Oedipo eine Verehrung verheissen / welcher die Sphingen überwunden und das Schloß eingenommen. Natalis Comes / der der Heyden Fabel außlegt / hat ein besonder Capitel davon / und setzt zu End des Capitels diese Wort: durch die Fabel von dem Sphinge haben die alten wollen zu verstehen geben / ein jeder soll sich mit dem / was ihm GOtt bescheret benügen lassen / oder in seinem Stande / darein ihn Gott gesetzt / verbleiben / und wann schon einer nicht damit content und zu frieden ist / so muß er doch solches leyden unn mit Gedult tragen. Denn was bedeuten die Flügel? Nichts anders / als die Unbeständigkeit des Glücks. Oder warumb hat es Klauen / damit es rauben kan? Darumb daß es alles rauben und zu sich ziehen kan / was es antrifft. Warumb hat es ein Menschen Angesicht? dieweil es nichts neues ist / daß ein Mensch in Unglück kömt / und alles leyden muß / was ihm begegnet. Der Löwen-Schwantz bedeutet / daß er das Unglück mit standhaffeigem Gemüth soll außdauern. Denn wer in Creutz und Leyd nicht geduldig ist / der wird von dem Wunder Thier dē Sphinge greulich zerrissen und gepeiniget werden. In Summa / die alten Weisen haben uns durch diese Fabel errinnern wollen / mann soll entweder mit Weißheit und Verstand /oder mit einem Helden-Muth das Unglück uberwinden und außthawern / wenn wir aber das nicht thun /so werden wir von dem Sphinge überweltiget und überwunden. Denn was wird mit dem Wunder-Thier Sphinge anders angedeutet / als die Menschliche Schwachheit? weiln nichts [435] armseligers und gebrechlichers ist / als ein Mensch. Pierius erzehlet aus den Autoribus / daß die Panes / Satyri / Sphinges / Affen /Cynocephali fast einerley Wunder Thier seyn / doch das immer eins ein andere Art und Gestalt hat / als das ander. Daß hat er vielleicht aus dem Sabino genommen? / da er also sagt: Unter die Affen werden auch die Sphinges gerechnet / die seynd zottigt von Haaren / haben grosse hangende Brüst / die man kan zahm und bändig machen. Sagt auch Pierius / er habe ein solch Wunder Thier gesehen die man findet in Aethiopia. D. Johann Fischart in Margin. ad Bodin. Daemonom. sol. 67. a. daß vom Worte Spynx / das Wort Gspinst (oder Gespenst) komme. Zeiler part. 2. Epist. 517. p.m. 734. aus 5. Theile des Theatr. Europ. sol. 351. daß Anno 1644. in Meissen / auff der Jagt /im Walde / ein Weiblein einer Eelen lang / in Gestalt eines Menschen gefangen worden / dessen Angesicht /Hände und Fußsolen gantz glatt / sonsten aber am Leibe gantz rauch gewesen / welches gesagt habe: Es verkündige / und bringe den Frieden im Lande. Hierauff habe man / auff / Churfürstlichen Befehl / solches wiederumb ins Geholtz lauffen lassen / weiln / für 25. Jahren / ein Männlein / in gleicher Gestalt / gefangen worden / welches den Unfrieden / und Krieg / vekündiget habe. Thisabo von Redtschorn in seiner Neu-Allmodischen Sitten-Schuele / p. 211. etc. Von der rechten wilden Leute Arth. Die rechten wilden Leute Leute seynd gar kleiner Statur / und über 4. Schuh nicht lang / tragen lange Haare / darein ein [436] Zopff geflochten / welcher ihnen biß an die Knie-Kählen / auff den Rücken herunter / hängen muß: Haben breite und lange Angesichter / aber gantz Erdfärbig / einen grossen Kopff / kleine Augen / kurtze Schenckel / so gantz einwarts gebogen seynd / können abee dermassen schnell lauffen / daß kein Teutscher sie einholen kan Ihre Kleider seynd vom Gämse und Dämlings-Häuten gemachet / welche ihnen vom Häupte an / biß auff die Füße gantz glatt anliegen müssen. Die Frauens Persohnen aber haben über ihre Scham eine lange und dicke Haut / gleich einem Türckischen Hahne / an seinen Schnabel herunter hengend / und seynd so wohl / als die Manns Personen gantz rauch an ihrem Leibe: wissen aber von keinem Gotte / sondern ehren die Sonne und den Mond. Sie haben auch einen König / welchen sie hoch in Ehren halten / so gar eben / als sie / gekleidet / gehen muß. Ihre Speise ist rohes oder von der Kälte gedorretes wilder Thiere Fleisch. Sonsten kennen sie weder Silber noch Gold /achtens auch nicht / sondern wann sie solches offtmahls bekommen / so beißen sie darein / und vermeinen / es diene zu essen: Seynd gleichwol gar verständig / und ehren die Frömbden zimlich hoch. Wie solches der berühmte General Oliwier in seinen selbst erfahrnen gefährlichen Schiffarthen also für warhafftig beschreibet.


Die wilden Leute seynd / nach ihrer Art / so gut /
Als da ein Christ / so wenig Gutes thut.

Hieronymus Colberg. in Tabeera ad vers. 229. Es schreibt Johannes Aoricosa in seinen SprüchwörternNum. [437] 156. daß bey den Alten für wahr sey gehalten worden / wie daß in den Wäldern Götter seynd gewesen / Satyri genant / oben ein Mensch / unten ein Bock. Auff einer Zeit ist einer derselben Wald Götter von der Kälte des Winters gezwungen worden / bey einem Bauer einzukehren: und da er sahe / daß der Bauer in die Hände bließ / fragte Satyrus: warumb er das thäte? Der Bauer antwortete: auff daß er die Hände erwärmen könte. Abermahl bließ der Bauer auff einen heißen Brey: Da fragte Satyrus wiederumb: warumb er daß thäte? Der Bauer sagte: daß er das Essen kühlete / denn es wehre ihme zu heiß. Da machte sich der Satyrus davon / und sprach: Nein /nein / hier bleibe ich nit: mit solchen Leuten mag ich keine Gemeinschafft haben / die Kaltes und Warmes zugleich auß einem Munde blasen können. (Zufälliger Weise mag auch alhier wohl das Nahmens- und Ampts Zeichen des Herrn Verlägers erkläret werden /so ich ihme unlängst zu Ehren inventiret: Als im Felde einen Buchbaum (Buchführer) davon ein darbey stehender Waldmann (Lüderwald) ein Blat abbricht /und albereit eines in der andern Hand hat. Mit der Umbschrifft: FaVnVs Fert FoLIUM, FrangenDo Feracia Fata (an. 1667. alliteratio.) zwischen den Sylvanum und Buchbaum / mag ein Wald gemachet werden / drinnen viel Leuthe stehen / (Lüderwald.) unten am Berge / drauff der Sylvanus stehet; können Johannes Blumen / und Oel Zweige stehen: (Johannes. Friderich.)

Zeiler part. 2. Epist. 402. pag. 338. Des [438] Svenonis seine Schwester hat den Ulphe geheuratet / dessen Anherr / wie Saxo Grammaticus zwar wil / auß dem Beyschlaff einer Schwedischen Jungfrawen / welche sich ungefehr in den Wälden von Ihrer Gesellschafft verirret / und eines grossen Beerens erzeugt worden seyn solle; welches aber unser Pontanus / mit dem Cranzius / für eine Fabel helt. Es ist aber auß der gedachten deß Ulphe / und Königs Canutus des Großen Schwester / der Estritha Ehe / der 66. König in Dennemarck / Sueno Esthritius / entsprungen / welcher nicht allein selbst gelährt gewesen / sondern auch die jenige gerne bey Seiner Taffel gehabt / die ihnen das Studieren und Wissenschafft aller Sachen angelegen seyn lassen. Unter denen / und sonderlich Außländern / vornemlich der Adamus Bremensis ihme sehr lieb gewesen. Es ward auch der Sueno Norvagus hoch von ihme gehalten der von einer Amptmannschafft zum Priesterthumb versetzet / und ist er eben der jenige /der / wie Saxo bezeuget / an statt / daß er hätte lesen sollen Deus Regem famulum suum protegat / auß einem von seinen Mißgünstigen ihme dargegeben Buch / darinnen theils das Wort nicht gantz / sondern unterstrichen / außgelöschet / oder außgekratzt gewesen / auß Unverstand / mulum suum protigat / gelesen hat; aber hernach sich also auff das Studieren gelegt /daß er seine Wiedersacher und Spötter an Geschicklichkeit übertroffen / und der Bischhofflichen Würde zu Roschilden / dahin ihn der König befördert / biß an sein Ende löblich fürgestanden ist. Vid. Centur. 3. Epist. nost. 83. und Tom. 2. Epist. 83. Centur. 3. pag. 834. [439] wie Zuttiber / der alten Wenden Götze / so viel als ein Faunus sey / suche bey M. Tob. Schmidt in Zwick. Chron. Tom. 1. pag. 387.

Biß hieher von denē warhaftig-rauchen Menschen: Itzt folget von andern / so / dem Nahmen nach / also geheissen werden. Davon Zeiler in Compend. Itinerar. German. in 8. cap. 10. p. 368. etc. Woher die Herren Rhein- und Wilde Grafen kommen / seynd die Gelehrte nicht einerley Meinung / Antonius Albizius / und andere / wollen / daß ihr Uhrsprung sey von Pfaltzgraff Otten von Wittelsdach / der den Käyser Philippum An. 1208. zu Bamberg / in der Aderlaß / erstochen hat: dessen Kinder / am Rheinstrom / in der Wildnüssen sich betragen / und verstecken müssen. Elias Reußnerus / in Isag. Histor. p. 621. schreibet /das Johannes dieses Nahmens der Erste / Rheingraff /des Wildgrafen Johansen zu Dam Schwester / Hedwigen / geheuratet / und selbige Graffschafft Anno 1308. bekommen. Sein Enickel / Rheingraff Oth dor Dritte / so Anno 1428. gestoraen / habe mit seiner Gemahlin / Adelheit die Wildgraffschafft Kyrburg /erheurathet; gleich wie auch dieses Enickel / Rheingraff Hanß der Fünffte / mit Graff Simons zu Salm in Lothringen Tochter / Johanna / die halbe Graffschafft Salm erlangt / und Anno 1491. diese Welt gesegnet habe. Und daher komme es / daß sie sich / nicht allein wild: und Rheingrafen / sondern auch Grafen zu Salm schriebē. Freherus part. 1. Origin. Palat. c. 3. muthmasset / das sie von Cantore / Grafen in Rinechgow /Ruperti Sohn / und Adelhelmi [440] Enickel / der das Closter Laurisham / oder Lorsch / in der Insul Aldenmünster / an dem Fluß / Wisgoz / oder Wischotz / ietzt Weschsnitz genennt / zun Zeiten Königs Pipini / gestifftet) / und seinen Nachfahrern / herkommen / so hernach / mit den Wildgrafen (Comitibus hirsutis /Rauchgrafen) vermischt wordē. Und vermeint Er / daß sich der nicht groß irren werde / so der Wildgrafen /und der Schlösser Wildberg / Wildeburg / etc. so am Hunsrück liegen / Nahmen / von rauchen Lands Art /daselbsten / herführet. Sie / die Herren Rheingraffen (weil sie nahend dē Rhein wohnen / also / wie Einer will / genant) seyn noch / bey Chur-Pfaltz / Erb Marschallen wie Er / Freherus / abermals schreibet. In einem schrifftlich mitgetheilten Bericht hat ich gefunden / daß obgedachter Rheingraff Johannes V. Wildgraff in Dann / und Kyburg / umb das Jahr 1460. mit Johannete / einer eintzigen Tochter Graffschāfft Mörchlingen in Lothringen / und die Herrschafft Haseputlingen / in Westerreich / erlangt: Sein Sohn / Johannes VI. habe mit Johanneta / Grafens Nicolai zur Sarwerden / und Mörs / Tochter / die Herrschafften Vistigen / Ogiwille / Nufille / Afmantz / und Dimmeringen / überkommen: und seynd der Rhein- und Wildgrafen in Dann / und Kyrburg / vornehmste Schlösser / Kürburg / Troneck / Wildenburg / Merchingen / obgedacht Schifele / Bretzenheim / Vinstingen / Aßmantz / Putlingen / Demeringen / Flonheim /Wilstein / Rheingräffen Stein / Dhann / Grumbach /Salm / Ogiwille / Nufille. Sie führen 4. Löwen im Schild / und so viel über dem Helm.

[441]
18. Von See-Menschen
XVIII. Von See-Menschen.

Wag. Heinr. Sebald: in Brev. Histor. pag. 535. 536. /Anno 1624. soll gar gewiß / mense septembri im Adriatischen Meer ein Fisch. gefangen worden seyn /folgender Gestalt und Grösse. Er soll lang gewesen seyn 36. Schuh / und 16. breit / mit eines Menschen Angesicht / im Munde soll er ein rothes Creutz gehabt haben / so weit vor dem Munde herauß gangen /auffm Kopffe habe er eine Käys. Krohne mit 3. gedoppelten Creutzen gehabt / auffm Rücken ist zu sehen gewesen / ein grosses Geschütz / am Leibe eine Helleparten / und zwey über einander geschrenckte Fähnlein / in der einen sollen gestanden seyn DA/HA in dem andern F. R. P. am Schwantz hat er gehabt drey Musqueten / auff welchen über Zwerge ein Degen gelegen / nicht weit davon hat man einen Todten Kopff gesehen. Herunternach dem Bauchwerts sind 6. Piecken gelegen / hinten am Nacken sind ihm vier Aehren herauß gangen wie auch gleichfalls vier vorne heraus / da sich das Angesicht geendet. Er hat zwey heßliche Füsse gehabt / und an einem jeden vier gewaltige Klauen / so aber mit keines Vogels / oder Thiers-Klauen zu vergleichen gewesen: Dieser Fisch ist anfänglich nach Venedig / hernach dem König in Franckreiche zu gebracht worden.

(Hieher gehöret auch die Aequivocatio / dz die Fische bey denen Lateinischen Poeten genennet werden / Populus fluviatilis: und die Vögel / Populus [442] äereus /Vide Buxtorff: in Lexic. Manual: pag. 563. Zeiler im 2. Theile Epist. 426. pag. 414. 415. Von den Meer-Kälbern saget Olaus Magnus de popul. septentr. lib. 20. Daß sie ein Fleisch und Speck / wie die einheimsche Schweine haben / und daher der Streit für falle /ob mann das innerliche Fleisch in der Fasten essen dürffe? Er thut auch Bericht / wie die Fische auff mancherley Art gefangen werden ingleichen von ihren Eigenschafften. Und im folgenden 21. Buch von den Meer-Wundern / die nicht Fisches / sondern anderer irrdischen Thiere Gestalt gar / oder zum Theil / haben als da / unter andern / solche seyn / so einem Menschen gleich sehen / die bey Nachts in die Schiffe steigen / und dieselbe beschweren / also / daß solche endlich gar sincken / wenn solche Meer-Menschen lang darinnen verbleiben. Und wann solche gefangen / und nicht also bald ins Meer gelassen werden / so entstehet ein solch greuliches Ungewitter / mit erschrecklichen Heulen solcher / und etlicher anderer Meer-Wunder / als ob / der Himmel einfallen wolte; daß die Schiffleute ihr Leben zu erretten gnung zu thun haben. Und ist das Fischen auff den Nordwegischen Meer sonderlich / dieser / und andern Ursachen halber / so Olaus im 1. Capitel erzehlet / gefährlich. Und sagt Er / daß man in acht genommen / wenn solche verwunderliche Fische / in Löwen oder Menschen Gestalt / und dergleichen / auß dem Meer gezogen werden / daß sie allezeit Uneinigkeit und Kriege / auff Erden / bedeuten. Er meldet auch / daß über Druntheim / d' Ertzbischhöflichen Stadt / in Norwegen /besser gegen Mitternacht / [443] wegen des vielfältigen Ungewitters / kein Holtz wachse / und dahero die Leuthe stätigs die Fischbeiner brennen / und sich des Fischschmaltzes zu den Ampeln / (weiln da im Winter es nie Tag wird /) gebrauchen. Sie bauen aus den Walfischbeinen / Häuser / und machen ingleichen andere Sachen darauß / so sie in den Häusern bedürffen / Er thut auch Meldung der grossen Schlangē / so sich in den Steinfelsen / und Löchern beym Bergischen Meer / in Nordwegen / auffhalte / so Menschen / Viehe und anders fresse; und eine Veränderung des Königreichs / durch absterben oder verjagen der Fürsten / oder bald erfolgenden Kriegs / anzeige. Es sey auch /schreibet er ferner im 43. Capttel ein sehr grosse Schlange in der Insul Moos / nach Hammeren gehörig / welche / wie der Comet der Welt / also diese dem Königreiche Nordwegen eine Veränderung verkündige / in massen sie im Jahr 1522. hoch über dem Wasser sich erhebende / gesehen worden; Darauff die Verjagung König Christianus deß Andern / und die schwere Verfolgung der Praelaten erfolget sey. Harstorffer in Schauplatz der Mord Geschichte. c. 16. §. 10. pag. 54. Zwischen Niederland und Engelland /werden Fische gefangen / welche man Petermännegen nennet: wer sie anrühret / der kömt von Sinnen. Jul. Sperberus in Tract. von allerley wunderbarl. Sachen /pag. 106. Anno 1531. ist in Norwegen / nicht weit von der Stadt Elbogen ein Meer Wunder gefangen worden / welches als ein Bischoff in seinem Habit /gestalt gewesen: und eben in demselbigen Jahre / hat man in Saltzburgischen [444] Gebirge / in einē Holtze (der Haußberg genant) ein grosses / gantz abscheulichs Thier gefangen / welches einen Menschen Kopff / mit einen krausen Barte / gehabt / forn zween Füsse / wie ein Löwe / die Hinterfüße waren aber / wie Adlers Klauen / hatte einē Schwatzn wie ein Hund / war trefflich wild / und wolte keinen Menschen Ansehen /ist auch / weils weder essen / noch trincken wolte /Hungers gestorben: ibid. an 1542. von Heuschrecken in Pohlen / so auffn Rücken / wie eine Münchs Kappe gestalt. etc.

19. Von Tuckboldischen Menschen
XIX. Von Tuckboldischen Menschen.

Kreckwitz im ersten Theile der Gnom. und Polit. Histor. p.m. 106. Acht oder 10. Monat für Belagerung der Stadt Wittenberg sind nahe ümb den Kirchhoff viel Irrlichter gesehen worden / die theils stille gestanden / theils hin und wieder gelauffen. Und hat ein vornehmer Bürger aldar / mit Nahmen Johann Vich / ein erfahrner Kriegsmann / davon geurtheilet / daß die Stadt zwar würde belagert / aber nicht eingenommen werden: welches auch also geschehen. Philippus. Zeiler in Miscellan. p.m. 143. etc. vom Irrwische (confer eundem centur. 2. quaest. var. c. 75. p. 365. et Miscellan. part. 1. p. 143. 144.) wird lateinisch Ignis fatuus / oder erracticus genant. Sein Stoff / oder Materi / ist einfinster und zäher Dampff: Die Form / oder Gestalt / wie ein Sprung eines nürrischen Menschen. Und solche Flämmlein / die in einer zähen Materi brennen / setzen sich bißweilen auff die Kriegs Zeichen / oder Fahnen / Helleparten / und der [445] Reisenden Speiß. Mann erzehlet / daß / vor der Anno 1620. bey Prag gehaltenen Schlacht / sich ein solcher Irrwisch auff den Haupt Fahnen des berühmten Obersten / des Wallonischen Regiments Herrn Guilielmi Verdugi gesetzt habe; so für eine Bedeutung des bald darauff erfolgen Siegs gehalten worden. Es schreibet Libertus Fromodus lib. 2. Meteorolog. cap. 2. art. 1. wie es erfahren seye / daß die bösen Geister bißweilen dieses Feuer regieren und erzehlet er ein Exempel von seinem Schwager / der bey der Nacht / von dem Städtlein Viset nach Haccur / einem Orth / so auf halben Weg zwischen Lüttich / und Mastrich / gelegen / zurück gangen / daß Ihn / auff mittem Felde / gähling 3. oder 4. solche Irrwische oder Nach-Lichtlein / umbgeben / oder umb Ihn geflogen; Also daß Er erschrocken / stracks auff die Erden gefallen; Die Lichtlein aber unbeweglich stehen bleiben / biß Er GOtt umb Hülffe angeruffen. Er der Autor gedenckt auch p. 45. Daß Ihme D. Petrus Castellanus / der Artzney und Griechischen Sprache Professor zu Löven / erzehlet habe /daß Er einsmahls ein Gestirn vom Himmel herab fallen gesehen. Es thut aber Er Fromontus c. 3. art. 1. Das Sternschiessen / oder Stellam cadentem, beschreiben / daß es sey ein angezündeter Dampff / so aus den Wolcken herunter geschossen / oder getrieben werde / und einen Schein eines rechten herabfallenden Sterns habe. S. cent. 2. qu. 75.

[446] Nachfolgende Wörter des M. Johann Christian Rebhans in seiner abgenöthigten Ehrenrettung pag. 14. geben uns Anlaß / allhier etwas bey zufügen /vom ietzt im Schwange gehenden Chiliasmo: (Da von am ausführlichsten D. Gerhardi in peculiari tract. jam auct.) Läst derowegen M. Rebhanen zu sich sodern / welcher zuvor begehrt / Seiden-Becher soll seine Meynung von dem tausend Jährigen Reich Christi ändern. Weil er aber das nicht thun wolte / wurde ihm das Abendmahl nicht gereichet. Darauff wendet er sich zu GOtt / und stirbet bald hernach / da er denn unter andern in Gegenwart seines Schwagern diese Wort in seinen letzten geführet: Du must mit Bruder /du must mit; als die da beede solten für dem Göttlichen Gerichte erscheinen. Bald darauff gabs die Zeit /daß solche Worte nicht vergebens geredet / in dem Rebhan kranck wird / auch als bald selbst merckt / Er werde sterben. Da fängt er an zu schreyen: Vere scripsit Seidenbecherus, verè Brecklingus, Seidenbecher und Breckling haben recht geschrieben: Welche Worte er zum öfftern wiederholet und endlich stirbt / und das noch mehr / gehets im gemeinem Gerücht / daß seine Seele nach dem Töde etlichmahl in feuriger Gestalt erschienen sey / und von den Höllischen Furien sehr geplaget werde. Hacrenus ex Ammeribachii scripto i. A. 3. b. etc. Drauff Rebhan inRefut. unter andern [447] dieses saget aus Hr. Andr. Bechmans Bekentnüssen: Ich kan wol sagen / daß wir hier weniger davō wissen / als nichts. Zwar erhub sich bald nach des L. Sel. Mannes Todt ein Rewächß von feurigen Gespenste / die hie und da / besonders in des Seligen Garten solten zu sehen gewesen seyn; Aber da man eigentlich nachfragte / wolte sichs nicht befinden: es waren Marck Leute mit Laternen gewesen /die bey Nächtlicher Zeit vor besagten Garten vorüber gegangen waren. Dannenhero ich auch Ursach nahm in einer Sonntags-Predigt solch loß Gewäsch zu straffen u. zu dämpfen. Da ward es gantz stille etc. Idem Rebhan pag. 6. Unter solchen Haussen d' verkehrten Hertzen und verführerischen muthwilligen Schwarm Geister mag ich nun auch mit gutē Fug zehlen die von neuen heut zu Tage herfür brechende und fast unsinniger Weise tobende Chiliasten / oder Millenarios / solche Lehrer / die da vorgeben / und gantz härtnäckig darauff bestehen / Christus Jesus unser lieber Heyland / werde auch über das alles / was schon bey seiner Kirchen auff Erden vorgangen / hier auff dieser Welt /und vor derselben Ende Untergang und letztem Gerichte / 1000. Jahr lang ein sonderlich Freuden Reich / mit seinen Gläubigen / die er zu solchem Ende zuvor von Todten erwecken werde / anstellen / da sie frey von allem Elend / und Jammer / von allen Tyrannen /Verfolgern / Rotten und Ketzern / in allerley so wohl irrdischer und Leiblicher / als Geistlicher Freude nnd Wollust / mit ihm leben / regieren / und mit völliger Vergnügung ihrer Hertzen alles nach Wuntsch und Willen haben [448] werden; Und das sey so klar aus Gottes Wort zu erweisen / dz die jenigen / so solchem wieder sprechen / oder es nicht für war halten wollen / nicht für rechtgläubige Christen / nicht für wahre Evangelische Lehrer / geschweige für Erben der ewigen Seligkeit zu halten seyn. Wie solches aus denen publicirten Schrifften Friderici Brecklings / Laurēt. Seidēbech. (vide Chiliasmū sanctum Seidenbecheri, gedruckt zu Amsterdam 1660. & Anonymorum aliorum plurimorum scripta) und anderer (als Julii Sperberi und Ammersbachs etc.) zur Gnüge zu ersehen. Nun ist dißmal mein Intent nicht / mit ihnen hierüber mich ex professo ein zulassen / welches Gott lob von vornehmen hochbegabten Lehrern unserer Kirchen / dergestalt gründlich und deutlich geschehen / daß sie sich billich schämen solten / von neuen itzo solchen Schwarm herfür zubringen. Es kräncket mich aber /daß die Leute nicht allein der H. Göttl. Schrifft so boßhafftiger Weise zu ihren Träumen mißbrauchen /und wo sie nur etwas von Reich Christi / Sabbath /Jubel Jahr / Templo Ezechielis, Reiche Salomonisetc. Darinn antreffen / aus vorgefaster Opinion gleich alles auff dieses Chiliastische Reich ziehen; Item /was der H. Geist in denen Prophetischen Büchern /zumahl der Apocalypsi Johannis, figürlicher und verblümter Weise angiebt und verstanden haben wil /nach dem äusserlichen Cortice literarum der Christenheit auffdringen wollen; ja was man nicht ehe / als ex eventu gewiß seyn kan / als schon vor richtig und für bewiesen achten: Sondern daß man auch zu solchen [449] Behelff dicke / grobe / unverschämbte Unwarheiten und selbst ertichtete Landlügen gebrauchet /etc. Idē schleust seine Ehrenrettung also p. 31. Man lasse doch Gott etwas wissen / daß wir nicht wissen /und lasse seinem Rath befohlen seyn / was Er etwa ins künftige noch über uns vor habe / biß der Außgang selbst außweise / und die dunckele Weissagungen Johannis der Augenschein klar und wahr machen.

D. Joh. Christ. Fromman in disp. 2. de Antiperist &. 2. vom Igne Fatuô. daß es eine fettigte u. schweflichte / und harzigte dicke Dunst sey / dessen Theile in denen Schlacht-Gerichts-Begräbniß-Oertern / als da dergleichē Feur häuffig vermercket wird / durch Zertheilung der zustreuten Nächtlichen Kälte / als durch die Gewaltsamkeit eines wiederwertigen Dinges / gepresset werden: dergestalt / das wenn sie / bewogen nnd versamlet seyn / durch die antiperistasin, als eine auff eine weile zähe Materie / leichtlich eine Flamme miteinander geben / und was auf Erden Ignis Fatum ist / das ist im Meer Castor, Pollux ac Helena etc. Siehe / weil an allen gedachten Oertern / Seelen von denen Leibern gesonndert werden / daß daher der Henger so sein Spiel bringen mögen / wegen des Fegfeuers / und Herumb-Irrung der verdammten Leute. Doch mercke / daß gleichwohl Castor, Polux etc. auffn Meere nicht umbsonst seyn / sondern Gefahr andeuten: Wer weiß was zu Lande durch die Irrwische geschihet? Wir wollen / geliebts GOtt / weiter nachsinnen.

[450]
20. Von Viehe-Menschen
XX. Von Viehe-Menschen.
In diesem Capittel soll sonderlich gehandelt werden /Von
1. Affen.
2. Bären.
3. Creutz-Thier / Esel.
4. Dohlen.
5. Emsen.
6. Ferckeln.
7. Gaulen.
8. Hunden.
9. Indian: Haut.
10. Katzen.
11. Lämmern.
12. Meer-Katzen.
13. Nachtigaln.
14. Ochsen / Kühen.
15. Papageyen.
16. Quacksenden Frösche.
17. Rebhünern.
18. Schwalben.
19. Tauben.
20. Udebahr / Störchen.
21. Wölffen.
22. Ziebolden.

Quirin. Pegew in der Kunstquell: part. 2. §. 3585. p 116. Der König Nebucadnezar ist wegen der Laster dreyen ungeheuren Thieren gleich worden / dem Löwen / wegen der Grausamkeit / und Tyranney: Dem Adler / wegen des Geitzes: Und dem Ochsen / wegen der Schwelgerey / und Bauchsorge. Also saget die H. Schrifft nicht / daß die Menschen / durch die Laster /Thiere werden; sondern daß sie den Thieren gleich werden. Ja ein Thier / das seinen natürlichen Neigungen / sich zu erhalten / solget / das ist nicht so arg /als ein Mensch / welcher dem Thierischen Unverstand nach ahmet. Harstörffer im 125. Anhange der Lust- u. Lehrreich. Geschicht p. 386. Ein Menschgleicht einem Schweine / nach der innerlichen Beschaffenheit seines Leibes: Dieses aber stösset den Rüßel in Koth / Mist und Lachen / zu der Zeit u. Unzeit / und bekommt ihm wol. [451] Der Mensch kan es auch thun; es bekömpt ihm aber übel / und wenn es offte geschihet /so wird er satt und kranck.

Wie ein Mundkoch zu Maylande von seinem Hertzoge begehret habe / daß er ihn möge zu seinen Esel machen / siehe zuletzte im Cap. vō VerEhrungs Glücke in meinen Wündschel-Ruthen. Confer Schuppium in seinen verdeutschten Schrifften pag. 352. 143. 351. Jul. Sperberus im Tractat. von allerley wunderbarl. Sach: p. 105. Anno. 1592. hat eine Kuhe zu S. Georges in Hispania / zwey Kinder gebohren / ein Männlein und ein Weiblein / welche Geburt viel Menschen gesehen / und in grosse Furcht und Schrecken gekommen sind.

M. Heinr. Sebaldus in Breviar. Histor p.m. 433.etc.


Ein Menschen-Esel.


Ich muß ein wunderliches erzehlen / so aber doch in vorigen Jahren warhafftig geschehen seyn soll. Es liegt ein Städtlein in Sachsen 2. Meilen von uns /Brück genannt / aus demselben sol ein Bürgers Kind unter die Schwedische Armee gerathen / und etliche Jahr gewesen seyn / dieser / als er auff eine Zeit / etwa in Schlesien oder Mähren in einer Stadt eine Zeitlang logieret / liegt er bey einer Witwen im Quartier / er verlobet sich aber mit derer Tochter / vielleicht nur pro forma / daß er einen nähern Zutritt und bessern Platz haben / und die Tochter desto füglicher schwängern mögte / als denn auch geschehen seyn soll. Als sichs aber begiebt / daß die Guarnisonen auffbrechen[452] müssen / zeucht dieser auch mit fort / schmieret unterdessen der Mutter und Tochter mit guter Vertröstung der Nachholung / die Mutter aber mercket schier / es möchte Betrug dabey seyn / spricht derowegen zur Tochter / ihr vermeinter Bräutigam würde sie wohl sitzen lassen / sie wolte ihn davor zum Esel machen. Die Tochter spricht / wenn er so untreu handeln wolte / were er auch nichts bessers werth / der Reuter reitet nun davon / und als er ein wenig nach reitet / und an einen Strauch reitet / wird ihm zu muthe / als einem den die Natur zur Reinigung treibet / steiget darauff ab vom Pferde / und wird alsbald zum Esel / bleibt auch bey seinem Pferde stehen / da nun noch andere nachkommen und bey des Pferd und Esel finden / und nicht wissen / wem die Thierlein zustehen / nehmen sie dieselbe nach ihrer gewöhnlichen Barmhertzigkeit an / und wollen sie zu rechte bringen / verirren sich aber also / daß sie das Pferd behalten / und den Esel zum Sackträger verkauffen / dieser nun leget dem Esel einen Sack auf / aber der Esel ist muthwillig / muß derwegen zween auf sich nehmen / welche er aber auch herab geworffen. Der Müller empfindt daß dieser Esel ihm nicht dienet / verkauffet ihn derowegen wieder einem andern Müller / bey dem verhält sich aber der Menschen-Esel nichts frömmer: einsten begiebt es sich / daß derselbe Müller mit seiner Magd etwas unbilliges wil vornehmen im Stalle / der Esel wil solches nicht leidē / sondern schreyet gantz zierlich laut nach Esels Art / schlägt auch hinten aus nachn Bette / das kan der [453] Müller nicht vertragen / verkauffet derowegen den Esel wieder / und zwar in der Stadt / da er zum Esel worden war. Als nun einsten der Esel mit einem Sack für der Heren Hause fürüber gehet / und eben Mutter und Tochter für der Thür stehen / wird die Tochter des Esels gewahr / und spricht / Ey Mutter / sehet da unser Esegen / ey könte er denn nicht wieder zu einem Menschen werden? Die Mutter spricht ja / wenn die Lilien blühen / und er davon eße / könte es geschehen / welches denn der Menschen-Esel gehöret. Als nun die Lilien blüheten / und in der Apotheck ein Topff am Fenster etwas hoch stehet /wirfft der Esel seinen Sack zur Erden / springt in die Höhe / erschnapt die Lilien / und wird alsofort wieder zum Menschen / stehet aber nacket: welcher Handel /als er vor Obrigkeit kommen / hat man die Hexen Mutter und Tochter angegriffen und zur Straffe gezogen / der Soldat aber hat bekannt / daß in den 2. Jahren ihme die Säcke zutragen nicht sauer weren ankommen / habe auch der Knobpeitschen wenig geachtet / allein wenn man ihn unter dem Leib gehauen /und dem heimlichen Glied zu nahe kommen / hette er das übel vertragen können. Item / wenn man ihm Heu oder Stroh hette vorgeleget / hette ihm solches nicht eingewolt / aber Schrot / Kleye und Mehl habe er hinein gewürget / er sey auch offt in die Mühle gelauffen / u. habe an den Mehlsäcken gelecket. Endlich auch /als er wieder zu sich selbsten kommen / habe er dem unzüchtigen Müller hart zugesetzet / wenn er nicht würde Geld geben / sein Bubenstück auszusagen / [454] da denn dieser den Beutel müssen schmieren / wovō sich hernach vielleicht der Reuter wieder mundiret. Es soll aber nach diesen der Reuter / bey der Schwedischen Armee / ein Lieutenant worden seyn: diese Legend haben mir unterschiedliche glaubwürdige Leute erzehlet / ist nicht so gar ungläublich / denn der Satan ist machtig / bevorab in den Kindern des Unglaubens. confer Christian. Ottoni in d' Predigt von d' Zauberey / p. 48. (Diese Historie ist nit ungleich dem Apulejo Semigetulo (davō Drexelius in seinen Schrifften gedencket / dz ein Commentator in selbigen Autorem /vom Esel sey todt geschlagen worden so endlich /durch genießung der Rosen / wil wieder ein Mensch geworden seyn. Wie ich dessen XI. libros Metamorph. ad verbus nicht alleine ein paar mahl durchgelesen; sondern sie auch enzeln Anno 1653. in Leipzig Corrector in typogr. Lanckis: über Tische / als acroamaticus / wenn mich die Reige betraff / vollständig her erzehlet habe. etc.) Solche Accommodation hat auch Zeiler Tom. 2. Epist. 575. p. 956. etc. Welcher gedencket / daß das vorige Exempel / außm 30. Jährigem Teutschen Kriege / ihme ein Buchdruckerey-Verwandter erzehlet habe. Item nicht minder anno 48. ein Obrister.) das es aber Teuffels Verbländung mit solcher Verwandelung / vide Tom. 1. prōpt. Exempel. Handorffii sol. 241. etc. Aber die verbländeten Leute wollen doch aus den Eseln einen GEselln und Men schen machen: daher legen etliche ihre Stimme so aus / daß sie schreyen: der Müller stahl / der Müller [455] stahl etc. Deme ein ander antwortet: Ich sahs / ich sahs: Item daß er schreye / ita. vide meine Weynachts Fratzen. Daß er zu Bileam geredet. Daß ihn Eulen-Spiegel wollen den Psalter lesen lernen: daß einer zu Padua einsmahls in Doctorem Juris promovirt geworden / daß er gen Himmel transferirt geworden. Vide Autorem des Esels Adels und Sau Triumphs / Heinstum etc. Martin Weinreich / Medic. in Comment. de Monstr. c. 7. Ein Theologus erzehlet in Comm. in Gen. Er habe eine ehrliche / und schöne Frau gesehen / welche eine Ratte gebohren hat. Das kam daher /daß ein Nachbar eine Ratte gefangen / und ihr ein Schellichen angehengt / die andern damit zu verjagen. Dieser Frauen / da sie schwanger ist / begegnet gehlingen gedachte Ratte: darüber erschrickt sie also /daß ihre Leibes Frucht / die gantze Gestalt davon nimbt / durch eine wunder- und sonderbahre hefftige Einbildung. Item / daß er zu Wittenberg einen Mann gesehen / welcher ein Toden-Antlitz gehabt: darumb das seine schwangere Mutter sich über einen Todten entsetzet / und habe durch eine Einbildung eine solche Farbe ihrem Kindlein eingedruckt. Confer. Richter in spect. Hist. cent. 1. Hist. 36. p. 73. 74. Im teutschen Labyrinth / p. 32. stehet: hüte dich für dem Thiere das Zöpffe hat; und werden die Weiber verstandē. Aber wie sie unbillig unter die Thiere gerechnet werden. vide den censurirten Alcoran / p. 678. Zeilerus in Epist. Miscell. 59. p.m. 492. Camerarius erzehlet eine wunder seltzame Geschwindigkeit eines Bauren / am Bambergischen Hoffe / der unter den [456] wilden Thieren /im nähesten Gebürge ernehrt / und aufferzogen worden so noch an. 1590. im Ehstande gelebt hat: und der von Montagne lib. 1. c. 48. ein ander Exempel /von einem künstlichen / hurtigen / Reiter. So lieset man viel von wunderseltzamen natürlichen Eigenschafften etlicher Menschen / als die sich / von einem alten Weibe / nicht haben können ansehen lassen: die keine Katz / und Igel leiden: den Geruch / und Gebrauch der Apffel / Knoblauch / Brots / Käß / Eyer /Zimmet-Rinden / Kohl / Kressen / Melonen / Hasen /Vögel / Fleisch / Fisch / und sonderlich der Ael / gefülten Färckleins / Kühe Euters / Oels aus Oliven /Rauten / sonderlich aber der Rosen / ohne Ohnmacht /oder andere beschwerliche Zustände / nicht haben erdulden mögen; ja deren Theils auch Lebens Gefahr deßwegen außstehen müssen. Idem im 2. Theile der Epist. 518. p.m. 735. etc. Man erschrickt / wenn man lieset / daß in dem Schweitzer Kriege / zwey alte Weiber / eine gantze Schaar / von 40. Knaben / und Mägdelein / nicht anders / als wie das Vieh / hinauß auff die Weide getrieben / und als sie vom Bilibald Birckheimern gefrage worden / wohin sie doch diese arme Kinder treiben thäten / sie / daß ers bald sehen würde / geantwortet hetten wie denn / als sie auff eine schöne große Wisen kommen / die Kinder alßbald auff ihre Knie gefallen / und Graß / wie das Vieh / gefressen: allein mit diesem Unterscheide / daß das Vieh / mit dem Maule / sie aber solches mit den Händen abgerissen. Darauff die Weiber zum gedachten Hn. Birckheimer gesagt: Siehstu itzt / warum [457] diese elende Schaar daher getrieben worden. Denen freylich viel besser wäre / daß sie nie gebohren / denn daß sie ein solch Leben führen müssen. Ihre Väter sind durchs Schwerdt gefallen / die Mütter aber durch den Hunger vertrieben worden / daß sie mit ihren Augen solches nicht sehen dürffen / und seyn derer Kinder noch doppelt so viel gewesen / werden aber alle Tage weniger weil viel des Hungers sterben / und wir auch hoffen /wir sollen in kurtzen / sampt ihnen / auß solchem Elende erlöset werden. Idem Albertus con. 15. pag. 186. Aber wie vielen Leuthen / und Kindern / hat man in diesem Kriege / daß Graß im Munde gesehen /damit sie auch dahin gestorben? confer M. Sam. Zenckern im wanckend Teutsch. Friede. pag. 70. Nicht ungereimt möchte man hieher ziehen die jenigen / so den Behemoth beym Hiob. 40. v. 10. etc. Welcher beschrieben wird / daß er Heu frisset / etc. erklären / als bedeute er grosse Herren / Balduin. in Comment. ad h.l. oder die Hoffertigen. Gaspar Sanctius / ad h.l. sol. 488. n. 35. oder den Hn. Christum. Bolduccius sol. 9o8. ad h.l. confer cap. 2. §. 9. etc. M. Casp. Löschers in dissert. Phys. Philol. de Behemoth. et Coccejum ad h.l. fol. 545. etc. Erasm: Francis: in lustig. Schaubühne der Curios. in der 1. Versamlunge. pag. 106. Es hatte Neander die letztē Worte kaum außgeredt: da entstund ein unversehener Tumult und Gepolter. Dann her H. Ehren-Hold hatte über den Boden eine Meer-Katze sitzen / welche loß gekommen war /und von des Gaston seinem Englischen Hunde / wie auch noch einem and'n / gejagt wurde. Als die Hunde / dieser geschwinde die [458] Steigen herunter / biß auff den Boden. etc. Cronen Thal verwunderte sich / daß sie die Hunde so listig betrogen / und eben ihre Flucht zu ihnen genommen. Der H. laß ihm das nicht wundern /sprach H.L. alten Thierren gibt es die Natur an die Hand / wann sie werden verfolgt / bey dem Menschen vors erst Schutz suchen: geschweige dann den Meer Katzen: die überaus listig und verschlagen sind / nicht allein sich zu retten / und beschirmen / sondern auch ihren Feinden zu beleidigen. Mann sagt / daß sie in Indien (da es derselben eine grosse Menge / hin und wieder in allen Wäldern und Gärten / auch wohl in den Städten / giebt / wiewohl ungleich / grösser und stärcker / weder die / so man in diese Länder bringet /) oben auff den Bäumen sitzen / grosse Baum Aeste abbrechen / und damit auff die vorüber gehende Wanders-Leute zu werffen. Wann sie gerne über einen Fluß wollen / ergreift eine die andere bey dem Schwantz / schwingen sich alsdenn von einem an dieser Seiten des Wassers stehenden / Baum so oft und viel biß die Außerste unter ihnen einen Zweig deß gegen über am 2. Ufer herüber hangenden Baumes erreicht: u. hangen also von einem Baum zum and'n /wie eine übergespannete Kette. Wann nun die förderste Meer Katz sich fast genug anhält / und empfindet /daß d' Zweig starck genug: so gibt sie der andern durch Geschrey ein Zeichen: alsdenn läst die allerletzte ihren biß hergehaltenen Zweig des ersten Ufers fahrē / und kommen also ingesammt / mit Ersparung des Fahrgeldes / hinüber. Wird eine vō einē Pfeil getroffen: kommen sie einander zu Hülffe / nehmen etliche Blätter und stillen das Bluth / wenn sie solche Blätter oder etwas von dem Baum-Moß in die Wunden gestecket haben. [459] Gegen ihren jungen erzeigen sie sonderliche Für Sorge: tragen sie hin und wieder mit sich auff den Rücken / biß sie alt genug / sich selbsten zu versorgen. Als der Mandelslo zu Amadabath in Indien / bey den Engl. Praesidenten / sich eine Weile auffgehalten; schreibt er / daß die Meer Katzen bey 100. außer und in der Stadt geloffen / und den Leuthen grossen Schaden zu thun pflegen / mit stehlen / Abbrechung des Obsts und anderer Früchten. Sie sind in der Stadt / auff und in die Häuser ohne Scheu /gleich als zahme Hunde und Katzen / gelauffen haben den Krämern und Becken die Datteln / Feigen / Mandeln / Nüsse / Zucker / Brod / und was sie sonsten bekommen können / genommen. Er selbst habe ihnen nur einmahl von seiner Kammer / Brod und Früchte gegeben; darauff sie täglich wiederkommen / sich frühe / bey Aufgang der Sonnen / vor seiner Kammer eingestellet; Ihn vom Schlaff auffgeweckt / und ihr Frühstück gefodert. Die Alten brachten ihre Jungen am Bauche / mit Armen umbfasset / welches sehr poßierlich anzusehē war. Wurden endlich so kühn / daß sie das Brodt auß seiner Hand empfingen. Wenn er zu Zeiten eine bey dem Fuße ertappete / und feste hielte /hatte er die andern alle zum Feinde / die gaben mit grossem Geschrey und zähnblecken ihm ein saur Gesichte. Und wenn er denn sie ein wenig zulang hielte, stelleten sie sich / als wolten sie alle auff ihn springen / und ihren Gesellen retten. Wenn ihre Jungen noch nicht von einem Baum auff den andern springē kuntē /machten die Alten eine Brücken / sie ergriffen einen Ast deß Baums mit dem Schwantz; deß gegenüber stehenden [460] Baums Zweig aber mit der Hand; und lassen die jungē über sich gehen. Ob sie denn alle (fragte H. Ehr.) gleich der hießigen gestalt seynd? Ich halte /was die Farbe antrifft; werden die meisten wohl solche haben / wie diese: aber an Grösse / Stärcke / und anderer Beschaffenheit / sind sie gar sehr unterschieden / obgemeldeter Autor schreibt ihnen zu die Grösse ziemlicher grosser Jagt Hunde / grüne Farben /lange weiße Bärte. Und herunter hangende weiße Augbraunen / gleich als die sehr alten Männer. Aber es steht gleich zu erachten / daß sie / nach Gelegenheit der Länder / auch hierinnen verändert: denn viel andere Scribenten beschreiben sie / an andern Orten /viel grösser und stärcker / wie wohl sie sie offt mit den Affen confundiren. Gestalt sa sie / an vielen Orten viel bößer / wilder / listiger und geschwinder seyn sollen: maßen etliche so schnell / wie ein Vogel / die Bäume auf und ab-hüpfen / und gleichsam von einem zum andern fliegen. Niemand darff ihrenthalben sich /alleine durch die Wälder zu gehen / leichtlich erkühnen: wenn aber die Leute vorbey reisen / werden sie von ihren Führer / die ihnen gleichsam an statt eines Capitains / versamlet / lauffen alsdenn dē Reisenden in grosser Menge entgegen / springen behende wieder anff die Bäume; lachen und verhönen mit Maulkrümmen / Lefftzen ziehē / Zukehrung (S.H.) des Geseßes /und andern lächerlichen Possen / und Geberden / den Wandersmann. Sie wissen behende und behutsam sich fürzusehen / daß sie einen gegen sie abgeschossenen Pfeil ergreiffen und aufffangen / gleich würde er ihnen in die Hand gereichet. Mit der Kugel aber gehet es ihnē nicht an. Trift man / [461] und verwundet ihrer eine / daß sie herunter fällt und vō den Leuten hinweggenommen wird erregen die übrigen auff den Bäumen ein solch Gemürmel und Gebrüll: gleich währen 1000. Löwen vorhanden. In dem sie die Bäume hinan steigen / trägt eine jede im Maule und in der Hand so viel Steine / als müglich: welche hernach von ihnen denen vorübergehenden auff die Köpfe geworffen werden; wenn man auffgehöret / nach ihnen zu schiessen. Ihre verschlagene Arglistigkeit stehet unter andern dabey abzunehmen: Ein Schütz spannete einsmahls auf eine alte Meer Katze / oder geschwäntzten Affen seinen Arm Brust: Der Affe stellete sich / als wolte er des Schusses erwarten / so bald er aber siehet / daß der Schütz das eine Auge zudrück und zielet wirfft er ihm mit einen Stein gar harte ins Gesichte /und zerknirscht ihm die Zähne im Munde. Diese List ging dem Affen dennoch auch nicht frey hinaus: denn zu gleicher Zeit / als der Stein den Armbrüstiner traff; zu derselbigen erreichte der Pfeil auch den Affen / und schoß ihn herunter. Beym Petro Martyre lieset man; die Spanier haben einen Affen gefunden / der viel grösser gewest / auch einen längern Schwantz gehabt weder die andern welchen Schwantz er umb den Ast eines Baumes gewunden / einmahl 3. oder 4. mit hin und her schwingē / seine Kräffte versuchet: hernach von einen Zweig auff den andern / ja von einen Baum auff den andern fast mehr geflogen / weder gesprungen. Diesen hat ein Bothen Schütz zu letzt / mit einen Pfeil getroffen: darauff er herunter gesprungen / und seinē Beleidiger mit grosser Furie angefallē. Der Jäger wischt mit seinē Hirschfänger [462] heraus häut ihm den einen Arm hinweg / nimt ihn also / wiewohl die Bestie sich hefftig gewähret / endlich gefangen / und mit hin zu den Schiffen / wo selbst. Er unter den Leuten etwas zahmer worden. Mittlerzeit dieser Affe an Ketten geschlossen und verwahret wirdt / bringen die Jäger ein Wild / das zeigen sie dem Affen. Beide fangen an so bald sie einander ansichtig worden / die Borsten für Grimm auffzuführen. Der Affe fält mit grossen Ungestüm / den wilden Hauer an / bestrickt ihm mit seinem Schwantz: mit dem noch unverletzten Arm ergreift / und drückt er ihm die Kehle / biß daß des Schwein stirbt und ersticket. Marckgraff gedenckt in Brasil. Geschichten: daß es in Brasilien eine Art von bärtigen Meer Katzen gebe (deren der Herr Lilienfeldr hiebevor / auch aus dem Mandelslo Meldung gethan /) aber nur in der Grösse eines Fuchses / mit schwartzen und gläntzenden Augen. Die sollen in den Wäldern ihren Auffenthalt haben und gräßlich schreyen: Alle Tag vor und nachmittage / ein oder etlich mahl zusammen kömmen: da denn eine unter ihnen in der mitten / an einem etwas erhabenen Orte / sich setzt; mit lauter Stimme anhebt vorzusingen: und mit der Hand ein Zeichen giebt: die andern alle singen mit; hören auch noch eher auff / bevor der obenan sitzende abermahl mit der Hand das Zeichen giebt: dann schweigen sie alle in ein sie Augenblick sämbtlich stille: Der Oberste aber hält mit einer groben Stimme / allein auß / und macht das Finale. Dazu wird auch ein starcker Glaube erfodert werden: Anders besorge ich / eine solche [463] Affen Music dörffe auff ein Lami hinaus lauffen etc. Weil solche Affen und Meer Katzen / laut des Berichts / viel in die Städte lauffen / kan es leicht geschehen / daß sie alda etwan eine Music anhören / und daheime in den Wäldern solche nach affen. Und da sie es gleich nit eben von den Menschen hätten: schätze ich es doch nit stracks vor unmüglich /daß sie eine solche Manier und Ordnung unter sich halten können: angesehen ihnen wol viel vernunfftmässigere Bezeigungen von Scribenten beygemessen werden. In der Gegend deß Landes Guinale / giebt es gar grosse Affen / die mann zu Hauß Arbeit / Wasser tragen / Schüssel waschen / Feuer schüren / Wein zapffen / Fleisch und Brodt holen / Braten kehren /unn was solcher Arbeit in der Haußhaltung mehr / gar füglich brauchen kann. Wenn sie den Braten wenden; halten sie die Nasen über den Geruch vō Braten / und wenden den härigten Kopff bald hie / bald da herumb / ob man ihrer auch wahrnehme: Gestaltsam Vincenle Blanc in Reise Besch. meldet. Es habe ein Portugiß etliche Kauffleuth zu Gaste geladen: und wie die Gäste über der Taffel gesessen sey d' Affen Meister über den Braten gewesen / u. bereits einen Schenckel vō dem Indianischen Huhn verzehret. Wiewohl man ihn dennoch nichts darumb thun dürffen; massen man seiner Dienste noch mehr gebraucht / denn er habe ihnen hernach bey der Taffel für einen Schencken müssen auffwarren / die Gläser außgeschwänckt /wieder eingeschenckt und überreicht; auch sein Theil treulich mitgetruncken; über das den Gästen viel poßierlicher Händel und Kurtzweil für gemacht. [464] Wer hat was listigers oder verschmitzters von einem Affen sein Lebetage erzehlen hören / als was ich itzo sagen will? Themistocles erweichte den König der Colchier damit / daß er dessen Sohn ergrieff / und dem Vater vorhielt! Desgleichen haben viel Commendanten die Söhne und Töchter ihrer Feinde / auff die Mauren gestellt / umb ihnen das Schiessen durch mitleiden gegen die Ihrigen / zu verwehren. In der Stadt Hisrali aber war ein Schwantz-Aff / den man tödten wolte /der wuste diese Kriegslist auch. Er lieff und flohe bald auff dieses bald auff jenes Dach: Wie er aber gewahr wird / daß einer nach ihm den Bogen richtet /und schiessen will / macht er sich ellends herunter /läufft durchs Fenster in die Stube / trifft ungefehr ein Kind in der Wiegen / das ergreifft er geschwind / klettert damit wieder hinaus auff das Dach / und hält dem Schützen dieses Kindlein so offt entgegen / so offt er siehet / daß jener loß drücken will: wohl wissend / der Schütze werde / bey solcher Gefahr des Kindes / nicht schiessen. Ich weis nicht ob ich nich unterstehen darff / ein mehrers zu berichten: aus Beysorge / der Herr Vetter werde es für ein Gedichte halten; oh es gleich berühmte Historici erzehlen. Johannes Ardots schreibt / daß die Affen und Meerkatzen mit den Barbaren in Morgenländern gar vertraulich umbgehen /umb Geld mit ihnen spielen: wann sie etwas gewonnen / ihren Mitspieler / den Menschen / mit gewissen Gebehrden einladen zum Weinschencken / und diesem das Geld zuzehlen / vor [465] einen Trunck Weins. Nierembergius gedenckt / er sey von einem / der es mit seinen Augen selber gesehen / nachgehendes berichtet. Zu Hanau stund bey den spielenden Soldaten ein Aff / der gab Achtung auff den / der das meiste gewonnen hatte / und verfügte sich stets an dessen Seite; biß er ihm nach Gewonheit etwas von Spiel schenckte. Wolte der Soldate nicht / so schlug ihn der Aff mit Fäusten; schenckte ihm aber jener etwas; lieff er gleich damit dem Weinkeller zu / ergrieff ein Geschirr / und reichte solches dem Schencken / daß er ihm solte Wein langen. Wann ihm der Becker sampt dem drauff liegenden Deckel wieder zugestellt / soff er dem Wein aus: zahlte hernach davor von dem Spielgelde / und kehrte wieder zurück. Hatte aber der Weinschencke ein mehres von ihm an Gelde empfangen; so blieb der Aff stehn und wartete daß der Schencke mehr Wein brächte: welches denn zwey /auch wohl dreymal geschahe / nach dem die Müntze weniger oder mehr galt. Acosta erzehlet von einem andern / der von seinem Hernn nach dem Weinkeller gesandt / Wein für ihn (seinen Herrn) einzukauffen: Selbiger habe ehe kein Geld zu geben pflegen / bevor man ihm die Flasche fein voll eingeschenckt: auch wenn die Buben / auff der Gassen / ihn gevexirt und der Flaschen berauben wollē / kleine Steine erfasset /und sie damit in die Flucht getrieben. Ob er gleich sonst auch sehr gerne Wein gesoffen; sey die Flasche dennoch iederzeit treulich und unbestohlen von ihm heimgetragen. Denen Weibern aber / so [466] sich geschmünckt / soll er mächtig feind seyn gewesen: und wann ihm solche auffgestossen / habe er ihnen die Kleider zerrissen / und die Haar ausgeraufft. Was dünckt den Herrn Vettern hiebey?

Ich gläube so viel davon / als mir immer müglich /antwortete Monsieur Berrintho: Sehe aber nicht ab /wie die Affen sollen Wein kauffen können / oder Geld zahlen / sonder Verstand und Vernunfft. Denn es kan dem Herrn Vetter nicht verborgen seyn / daß zehlen bey dem Aristotele / und den allergesundesten Philosophis / eine Eigenschafft des Menschen sey / nach der allergenauesten Art / die man sonst zu Latein Proprium qvarti modi neunet. Welche Eigenschafft /weil sie aus der Formal Differentz / Krafft welcher der Mensch von andern Creaturen unterschieden wird /herfleust / keiner andern Creatur zugeeignet werden kan. Mons. Gasson redte darzwischen / wolte dem Herrn Neander zu Hülffe kommen / fürwendend: Aristoteles hätte in dem Fall unrecht; angesehen ja auch die Engel und Teuffel zehlen könten: wie dann das zehlen der fürnehmsten und Differential-Eigenschaften des Menschen eine seyn könne?

Aber Herr Neander fieng an / etwas gründlicher davon zu discurriren / und sagte: Monsieur / die Ausflucht kommt mir nicht zu statten. Zehlen kommt eigentlich keinem zu / weder dem Menschen. Denn was ist der Zahl? Eine Vielheit aus vielen Einigkeiten gesammlet / wie ihn Euclides beschreibt: oder etwas deutlicher: Eine Menge die in vielen zusammen [467] gesetzten Einigkeiten bestehet. Woraus erhellet / was eigentlich zehlen sey: nemlich die Einigkeiten zusammen setzen / und hernach unter einen Concept des Verstandes beschliessen. Dieses aber ist ein Werck der Vernunfft / welches weder den Engeln zustehet; als die durch keine Zusammensetzung / sondern blosse Anschauung / den Zahl begrieffen; noch den Thieren; als welche keine Vergleichung oder Folgerey machen können. Bleibt demnach war / daß das Zehlen einig und allein dem Menschen zuzuschreiben sey.

Wie werd ich aber nun mit meinem Geldzahlendem Affen bestehen / und meinem Herrn Vettern Satisfaction geben? Gar leicht! Es ist vermuthlich / der Affe habe eine gewisse Müntze / die seiner scharffen Gedächtniß bekandt / empfangen und ausgegeben / und weil mans ihm sonder zweiffel vor hin gewiesen / daß er vor viel oder grösserer Müntze mehr bekäme / vermittels seiner scharffsinnigen Sagacität / starcken Einbildung / und Gedächtniß / entweder aus der Müntze Gestalt / oder dem Gewicht / gemerckt / und behalten / daß man ihm noch mehr Wein zu schencken schuldig. Welchen Schluß die Natur zwar / bey dem Menschen / durch Vrtheil und nachrechnen; bey den Thieren aber / durch Gewohnheit und Gedächtniß / effectuiren kan.

Ich will einen Hund abrichten / daß er mir / wann ich ein oder zweymahl auff den Tisch schlage / das Stücklein Brodt ungessen liegen lasse; hergegen /wann ich zum drittenmahl klopffe oder schlage / solches [468] im Augenblick erwische und verschlinge. Hier dürffte einer leichtlich wähnen / der Hund müste zehlen können: denn so ich nur einen Schlag thäte / und keinen mehr; würde der Hund (nemlich ein solcher /der darinn abgerichtet) das Brod oder Fleisch wohl liegen lassen: wird nur zweymahl geklopfft; so erschrickt er etwan / und zweiffelt vielleicht / ob er auch eins überhört; wird sonst schwerlich zugreiffen. Woraus zu folgen scheinet / weil er nur gemeinlich zum dritten oder vierdten mahl (nach dem er nemlich gelehrt worden) zugreifft / er müsse ja zehlen können /und die Einigkeiten componiren: Aber es verhält sich also nicht: besondern der Hund hat solche Observation aus der Gewonheit / und nachsinniger Einbildung /die darumb noch keinen Verstand macht. Denn ein Ding kan / auff unterschiedliche weise / werden begriffen und erlernet: bey den Vernunfftlosen Creaturen / durch die blosse starcke Phantasey und Sagacität; bey dem Menschen / durch Phantasey und Verstand zugleich / (und zwar darumb desto vollkömlicher; nemlich mit allen Vmbständen und Vrsachen) bey den Geistern aber / durch einen blossen anschauenden Verstand.

Zugleicher weise / spreche ich kan der Affe / oder ein ander scharffsinniges Thier als der Elephant / eigentlich zwar nicht zehlen: aber doch ein oder viel Stücke / aus anderen gewissen Merckzeichen / hingeben / zur Bezahlung.

Plutarchus, und fast alle Platonici / sonderlich[469] Franciscus Patritius, behaupten gar starck / das die Thiere Verstand haben / und ob sie gleich nicht rede können / dennoch / wie der zu letzt angezogener Patricius, dafür hält / ihre uns verborgene Merckzeichen haben / die ihnen / an statt der Sprache / dienen / und Krafft derer sie sich gar geschwinde und deutlich verstehen. Welches letzere ich eben nicht läugnen will; nemlich daß sie sich unter einander mercken und er kennen: aber dannenher noch lange nicht ihnen den Verstand zugebet kan.

Der Herr verzeihe mir / wann ich ihm hierüber /mit noch einigem Zweiffel beschwerlich falle; sprach Mons-Gaston. Die Folgerey und Schlußrede unserer Gedancken ist ja eine Sache / die sonder Vernunfft nicht thunlich. Wohl! antwortete Herr Neander; Monsieur fahre fort! Wann ich dann nun erwiesen kan /sprach Mons. Gaston / daß mein Türck (also hieß sein grosser Hund /) eine innerliche Schlußrede undConseqventz zu formiren weiß / so muß ihm der Herr einen Verstand zulassen.

Wann der Herr solches erweißlich macht / versetzte Herr Neander / muß ich zulassen.

Wann mein Türck / hub Mons. Gaston wieder an /mit mir ausläufft / und wieder heim kommt / so springt er umb mich herumb / ist frölich und guter dinge. Ist er aber von sich selber / wieder meinen Willen / irgend auß und den Katzen nachgelauffen /schmieget und bieget er sich / bei seiner Wiederkunfft / hält den Schwantz zwischen die Beine / nicht anders / als einer / der ein [470] böß Gewissen hat: endlich legt er sich auff den Bauch / kömmt auff allen vieren zu mir angekrochen / winselt und heulet / biß ich ihm / mit meinem Spatzierstabe / etliche Streiche gegeben / als dann springt er / wie einer der seine Straffe außgestanden / oder Perdon bekommen / freudig auff / liebelt und leckt mir die Hand / ja wohl gar das Maul /wann ich ihn zuliesse. Im Gegentheil / da ich ihm /zur andern Zeit / nur den Stock zeige / weiß er geschwinde das Loch zu finden / das der Zimmerman offen gelassen / und auszureissen.

Solchen Vnterscheid kan dieser mein ehrlicher Türck (strich damit gleich mit der Hand den Hund über den Kopff) ja nicht machen / wann ihm die Natur nicht eine Argumentation und Folgerey hätte mitgetheilet; nemlich also: Jetzt bist du / mit Vergunst deines Herrn / ausgeloffen.

Ergò: hast du dich keiner Stöffe zu befürchten.

Vnd abermal:

Jetzt bist du / wieder deines Herrn Willen / herausgelauffen.

Ergò: wird es Stösse setzen.

Ergò: Must du dich demüthigen / und gleichsam einen Fußfall thun / der Straffe zu entgegen.

Gleiche Dialecticam weiß er zu brauchen / wann er irgend unserer Köchinnen bey dem Feuer einen Hafen umbgestossen / und das Fleisch ausgefressen: Dann so bald sie darüber zukommt / sucht er sein Heil in den Füssen / und folgert also:

Wer stiehlt und die Häfen ausfrist / der wird gestrafft:


[471]
Du hast gestohlen und gefressen;
Derhalben wirstu gestrafft werden:

Herr Neander begegnete ihm also: daß der Hund zweene Sätze / und also gleichsam ein Enthymema formire / wie der Herr will / könte ich auff gewisse masse und weise / nach geben; aber keines weges einen vollkommenen dreysätzigen Schluß.

Ich sehe wohl / versetzte Gaston / in dem der Herr meinem Hunde die Reputation abschneiden will / vermehret er sie ihm nur. Dann dafern mein Türck kan ein Enthymema formiren / welches eine Schluß-Art der Redner ist / so muß ich ihn endlich gar für einenOrator halten. Warumb nicht? erwiederte / mit lachendem Munde / Herr Neander: der Herr schicke ihn nur nach einer guten fetten Bratwurst oder Knochen /was gilts / ob er / in solcher Verrichtung / nicht aufs wenigste einen guten Zungendrescher oder Zahnbrecher werde abgeben. Aber ohne Schertz dem Herrn zu antworten / ist endlich dieses meine Meynung: Der Hund / oder vielmehr die Natur des Hunds / begreifft nicht drey Sätze in ihrer Erkäntniß oder Phantasey. Den Obersatz: wer stihlt etc. der wird gestrafft; kan keine unvernünfftige Creatur machen: Denn dergleichen Obersätze sind universal, allgemein / und können sonder einem vernünfftigem Abzug (Abstraction) von den Singularitäten / oder Wissenschafft der Gesetze und Reguln / nicht erkant werden. Derwegen kan der Hund keine Schlußrede machen: weil iede Schlußrede drey Sätze entweder [472] der ausdrücklich /oder eingewickelter massen (implicitè) begreifft; darunter der vernünfftige Mensch allein / und keine unvernünfftige Creatur den Ober-Satz begreiffen kan.

Es fragt sich weiter; ob der Hund ein Enthymema /oder zweysätzige Folgerey machen könne / wie ich vorhin wiewohl (impropriè) Vergleichungs weise /zugegeben? darauff antworte ich mit Vnterscheid. Wann der Herr diese zwene Sätze /


Du hast gefressen /
Du wirst gestrafft werden.

Der Hündischen Einbildung zueignet / als eine schlechte Erkäntniß und Apprehension, die in seiner Phantasey / durch gewisse für Augen / oder in der Gedächtniß schwebende Zeichen / erregt wird / so lasse ich zu / er habe solche Sätze bey sich. Dafern aber der Herr dem Hunde / oder andern Bestien / solche zween Sätze / wie eine Rede / die vermittelst des dritten im Sinn behaltenen Satzes / als einer Vrsachen / aneinander geschlossen und beschlossen wird / zumisset: sag ich nein darzu; der Hund habe weder diese zwey-Sätzige / noch drey-Sätzige Art / ja gar keine Folgerey oder Schluß bey ihm. Warumb das? weiß er doch gleichwohl / wird der Herr einwenden / daß er gefressen hab; Item er weiß auch / daß man ihn ietzo schlagen will. Antwort: der Hund siehet / empfindet / und vernimmt (denn wissen steht eigentlich nur dem Menschen zu) daß er gefressen: siehet und mercket auch /daß man ihn schlagen wolle; aber ohne Erwegung /[473] ohne schlüssige Zusammenfügung dieser beeden Spührungen. Wie denn? Er merckt entweder aus dem Geberde des Menschen / oder hat alsbald aus der Erinnerung / weil er das erste mahl darumb geschlagen /er werde nun auch geschmissen werden: welche Erinnerung bey ihm eine Furcht / auch offt Scheu erweckt / die Küche eine Zeitlang zu meiden.

Der Herr möchte etwan weiter in mich dringen: Warumb fürchtet er sich dann nicht / wann man ihm selbst zu fressen gibt? Warumb schreckt ihn eben dieselbige Erinnerung davon nicht ab? Woher weiß er so guten Vnterscheid zu machen? Vrsache: Ich gebe ihm etwan ietzt freundlichere Worte / und kein widriges Geberde / welches ihn / von seiner natürlichen Begierde zu essen / nicht abhält. Ausser deme / nemlich / dafern ich einen vorhin darumb geschlagenen Hund ernsthafft ansehe / wird er / ob ich ihm schon freywillig was fürsetze / sich eine Zeitlang scheuen / und nach mir umbschauen / ob ich auch ein widriges Geberde gebe / das ihm sonsten Schrecken bringt; und hernach allererst / wiewohl gar furchtsam / essen. Woraus erhellet / das er den Vnterscheid nicht machet / durch eine Betrachtung / Abtheilung und Vergleichung; welches eigentlich ein Werck der Vernunfft ist: Besondern / daß er ietzo frist / ein andermal die Speise liegen läst / rührt her aus erinnerlichen oder gegenwärtigen Merckzeichen / (die der Hund sonderlich gar hurtig und geschwinde spührt) welche ihm Schrecken oder Begierde zu einer Sache machen; iedoch ohne Folgerey [474] oder Schluß. Denn die Natur hat einem iedem Thier eingepflantzet die Begierde / sich zu erhalten / und seinen Schaden zu fliehen; wie Tullius in seinen Officiis redet. Zu diesem Zweck / nemlich seine Erhaltung zusuchen / und Verderb zu meiden / leitet und weiset die Vernunfft die Affecten des Menschen; der blosse natürliche Instinct oder Trieb nur die Affecten der Thiere / diesen so viel Einbildung und Apprehension verleihend / als zu ihrer Erhaltung von nöthen. Ob nun gleich / beedes Thier und Menschen / Furcht und Begierde / Traurigkeit und Wollust empfinden; ob sie gleich / spreche ich / beyderseits etwan eine Sache begehren; als zum Exempel / wieder heim nach Hause zugehen / bey seinem Herrn gerne zu seyn etc. So vollstrecken sie doch ihren Affect nicht auff gleiche Manier / noch durch gleichen Werckzeug. Denn der Hund vollstreckt und wendet seine Begierden durch einen schlechten Antrieb der Natur / sonder Beurtheilung: der Mensch aber setzt über das auch seine Affecten ins Werck / vermittelst des willens / und der Einwilligung; welche beyde Stück die Thiere nicht haben können: angesehen der Wille nicht anders ist / als eine zum Werck ausgestreckte Vernunfft / (Ratio extensa) wie die Philosophi zu reden pflegen. Ja ob gleich ein Mensch / mit seiner Vernunfft und Betrachtung / zuweilen etwas schwerer und langsamer erkennt / als ein Hund / als nemlich den einmahl gereiseden Weg zu erkennen: so folgt doch noch nicht / daß der Hund eine Betrachtung oder Vrtheil [475] habe: angesehen / durch einen oder andern eusserlichen Sinn / welchen die Natur dem Hunde stärcker / weder dem Menschen mitgetheilet /solcher Fürzug in Erkäntniß des Weges ihm gegeben worden; nemlich durch den Geruch: da hergegen der Mensch den Weg durch andere Kennzeichen / die betrieglicher und irrsamer sind / den Weg allein erkennen kan; über das auch seine Einbildung vielmehr /durch Vielfältigkeit der mancherley Fürstellungen /distrahirt, weder des Hundes seine Impression. Dannenhero auch der Hund Dencks heist / und offt länger etwas behält / weder der Mensch.

Monsieur Gaston war noch nicht allerdings vergnügt; sondern forderte noch fernere Gnugthuung /auf seine allererste Einwürffe. Woher / (fragt er) solte mein Hund / wann er mit mir läufft / gutes Muths seyn: aber / da er für sich allein zum Haus hinaus gelauffen / sich hernach fürchten / schmiegen / und schwäntzeln / wann er keinen richtigen Vnterscheid unnd Schluß zu machen wüste? denn dieses hat mir der Herr noch unbeantwortet gelassen.

Es ist / sprach Herr Neander / wiewohl nicht ausdrücklich / doch begreifflich schon zugleich mit beantwortet. Der Hund fürchtet sich nicht / wann er /sampt seinem Herrn ins Haus kömmt / weil seine Phantasey / durch keine wiederwertige Erinnerung etlicher Denckzeichen / alsdann verunruhiget wird; und keines weges / daß er Gedancken oder Betrachtungen darüber haben solte. Kommt er aber alleine / wieder[476] Erlaubniß / so setzt ihn die Erinnerung der zum ersten mahl darüber empfangenen Streiche oder Scheltwort /in Furcht; wann ihm gleich der Herr dißmahl kein widriges Gesicht gibt.

Wie kan es aber möglich seyn / forschete Mons. Gaston ferner / daß solche Erinnerung dann eben /und nicht auch / wann er mit mir kömmt / ihm einfallen solte? Weil (sagte Neander /) itzo / da er allein herumb gelauffen / andre Vmbstände vorhanden / die ihm an start der Merckzeichen dienen / und die Erinnerung bey ihm erwecken: als ohngefehr das Bey oder Abseyn seines Herren / und dergleichen: welche Vmbstände entweder der Phantasey eine Erinnerung voriger Streiche verursachen / oder das Andencken und Præsentirung derselbigen verhindern. Dann / dafern der Hund sich / wann er mit seinem Herrn ausgewesen / dennoch bey der Heimkehr erinnerte der vormals empfangenen Streiche / würde er auch gleiche Furcht / eines wie das andremal / erweisen.

Nicht ohne ists; die Natur hat in vielen Sachen den Thieren einen Fürzug ertheilt / dadurch sie mercksamer / behender oder stärcker sind / weder der Mensch. Der Löw ist stärcker und muthiger: der Adler und Lux scharffsichtiger: der Hund gespühriger; und andere haben andere Vbertreffligkeiten. Da man aber alle diese Wortheilauff die Wagschale der austheilenden Gerechtigkeit legt / wird man sehen / daß die einige Vernunfft / so der Mensch allein hat / alle Vollkommenden der Thiere überwiegt / unn / wie ein Diamant andere [477] unedlere Steinlein / übergläntzt. Vnterdessen vermeyne ich nicht / daß die Natur vielen Thieren etwas analogisches / und der Vernunfft etlicher massen gleichfallendes / eingeschaffen: dadurch sie auff einen gewissen Zweck zielen können. Aber dem Haupt-Zweck / und dem letzten Ende (Finem cujus) der Handlung / welches Ende unserer Intention am ersten fürgestellet wird / nach zu streben / hat sie der Vernunfft allein vorbehalten: damit sie / als ein Strahl aus dem Göttlichen liecht / in allen ihren Würckungen / auff GOtt zum allerersten und letzten ziele / als auff das höchste Gut: welches zu erreichen / andere Güter von ihr angenommen / oder verschmähet werden.

Hieraus würde folgen / sprach Mons. Gaston / daß der / welcher GOtt nicht zum eussersten Zweck ihm fürstellete / keine Vernunfft hätte. Nein; antwortete Herr Neander; vielmehr / daß er die Vernunfft nicht recht anwende / sondern wie einen köstlichen Rubin /den man billich einer Königs Cron oder triumphirlichem Siegs- und Brautbrantz einverleiben solte /auff den unflätigen Misthauffen Viehischer Begierden werffe. Gestaltsam ein solcher verständiger / der nicht nach GOtt fragt / in heiliger Schrifft deßwegen der Viehische Mensch genennet wird: weil er das / was ihn eigentlich von dem Vieh unterscheidet / nemlich seine Vernunfft und Gedancken / nicht zu GOtt / als dem Vrsprung / Anfang und Ende / dahin alle Güter zielen sollen / richtet; sondern in irrdischen und schnöden Dingen einig allein verwickelt / und bekleben [478] läst. Darumb schreibt auch Hieronymus (in Epist. ad Nepot.) recht: Omnis homo, absqve notitiâ suis Creatoris, pecus est. Der Mensch / der seinen Schöpffer nicht weiß (noch ihn zu wissen / seinen besten Fleiß anwendet) ist eine Bestie.

Der Herr Ehrenhold hatte / mit sonderlichem Auffmercken / diesem Discurs zugehört / und geruhet: endlich aber brach er das stillschweigen / und wandte sich zum Mons. Gaston / mit diesen Worten: Ob mir zwar dieser Discurs / von des Herrn seinem Hunde /gar annehmlich gewesen / bin ich doch mit ihm nicht allerdings friedlich: weil er mir den Affen gantz verjagt. Wie? (antwortete Mons. Gasson) sitzt der Affe doch noch allhie vor uns auff dem Tische. Das sehe ich wohl! wendte Herr Ehrenhold wieder ein; aber ich meyne / der Discurs / von des Hundes Verschlagenheit / hat uns von der Affen-Materi gantz abgeführt; da ich doch an des Herrn Cronenthals Geberden gemerckt / daß er noch etwas davon vorzubringen Lost gehabt. Der Herr ist befugt / die Asien wieder zu introduciren / wann und wie es ihm gefallt / sprach Gaston.

Herr Cronenthal bedanckte sich gegen dem Herrn Ehrenhold / daß er seinet halben eine beförderliche Erinnerung gethan / sprechend: Als der Herr Neander von der Vertraulichkeit / zwischen etlichen Barbarn /und den Affen / berichtete / fiel mir ein / was ich ehedessen erzehlen hören nemlich / daß die Affen / von etlichen Völckern / gar für verständig / und für Menschen [479] gehalten; auch von denen Affen und einer Frauen Kinder gezeugt worden. Davon hatte ich Lust / des Herrn Meinung zu vernehmen. So viel ich vermercke /antwortete Herr Neander / hat mein Herr zweyerley fragen wollen. Erstlich: ob es wahr / daß die Affen von etlichen für Menschen geachtet werden? Zum andern / öbs glaubwürdig / daß ein Weib mit solcher Bestien Kinder gezeugt? das erste betreffend / so ist gewiß / daß etliche Indianische Heiden die Affen /ihrer arglistichen Verschlagenheit wegen / für Men schen achten / welche nur aus Boßheit nicht reden wollen. Etliche / sonderlich die Benjanen / halten dafür / daß die Seelen und Geister der verstorbenen Menschen in den Thierē / und sonderlich der klugen /in denen Meerkatzen wohnen; zumahl weil sie den Menschen in vielen Dingen sich gleichen: daher wollen sie nicht zugeben / daß man einige beschädigen soll; ob sie ihnen schon offtmals Schaden zufügen. Ja daß noch mehr und lächerlich ist; sie haben vor der Stadt ein Hospital oder Krancken-Haus vor die Thier gebauet: wenn sie beschädigte Meerkatzen oder andre Thiere / Vögel und Gewürme antreffen / bringen sie selbige in dis Haus / helffen / so viel sie können / daß sie heil und gesund werden; und setzen sie hernach wieder ins freye Feld / da sie ihren Weg gehen / oder fliehen mögen. Welche possirliche Meynungen dann /aus der Pythagorischen Seelen Wanderung / und Versetzung in andre Leiber / ihren Vrsprung haben. Ob aber / (welches die andre Frage war) glaubwürdig /daß die Affen / [480] mit einem Weibe / jemals Kinder gezeugt / solches wollen wir itzo besehen.

Licetus erzehlet im 2. Buch von Miß- und Wunder-Geburten / aus den Portugesischen Geschichtbüchern des Castanende: Es sey ein Weib / umb eines gewissen Verbrechens willen / auff eine wüste Insul ausgesetzt worden: da sich dann bald hernach eine grosse Anzahl Affen bey ihr gefunden / und gemurmelt: endlich sey ein sehr grosser darüber zugekommen / deme die andern alle gewichen. Dieser habe das verlassene Weib freundlich bey der Hand erfast / und sie mit sich in eine grosse Hölen geführet: woselbst so wol er / als die andern Affen / ihr sehr viel Obst / Nüsse / und allerhand Wurtzeln fürgesetzt / und gewinckt / sie solte zugreiffen. Endlich sey sie von der Bestien überwältiget und geschwächet / und zwar gar offt: also daß sie endlich zwey Kinder gebohren. Solcher jämmerliche Zustand der Armseligen habe zwey gantzer Jahr gewäret: biß GOtt sich ihrer erbarmet / und ein Portugesisches Schiff dahin kommen lassen: daraus etliche Soldaten an Land gesetzt / umb bey einem / unfern von der Hölen / fliessenden Brunnen frisch Wasser zu holen / als eben zu gutem Glück der Affe nicht vorhanden gewest. Darauff das Weib herzugelauffen /ihnen zu Füssen gefallen / bittende / sie von solcher abscheulichen Dienstbarkeit zubefreyen; gestaltsam die Soldaten auch gethan / sie mit zu Schiffe genommen / und sampt ihr davon gefahren. Aber was geschicht? der Affe kommt darüber zu / geberdet sich[481] scheuslich / murmelt und brummet / und fordert durch vernehmliche Merckzeichen diese seine Beywohnerin wieder zurück: Sehend aber / daß man seiner ungeachtet die Ancker auffgehebt / und den Wind in die Segel gehen läst / läufft er schnell / holet eines von den Kindern / zeigts der Mutter / mit Betrohung / es ins Wasser zu werffen / im Fall sie nicht wieder kehre; stürtzt es auch / für ihren Augen / gleich ins Meer. Wie das nicht helffen will / läufft er abermahl hin / bringt das andre / macht damit gleiche Minen /und ersäufft es gleichfals / wie das erste. Begiebt sich hierauff selbst ins Wasser / und schwimmet dem Schiffe nach / biß ihn die Wellen übermeistert.

Ich bekenne / daß diese Geschicht der Warheit und Vernunfft nicht gar zu ähnlich siehet: darff sie dennoch auch nicht so geschwinde / als ein pur lauteres Gedicht / verurtheilen / und gäntzlich verwerffen /sondern muß sie in ihren Würden beruhen lassen. Halte es sonst vor so gar unmüglich nicht: massen aus den Geschichtbüchern bekandt / das in Peru / an etlichen Orten / gar grosse ungeheure Affen sich mit Weibern vermischen sollen / und davon Mißgeburten kommen / die ein Menschliches Haupt und Menschliche Geburts-Glieder haben; Hände und Füsse hingegen / gleich den Affen; über das einen gantz rauchen Leib / und keine Syllabische Stimme.

Ob aber solche Geburten vor rechte Menschen zu halten / oder nicht? Diese Frage wird in denen beyden ersten verwickelt / und dannenhero zu gleich mit [482] zu erörtern seyn. Aristoteles wird nein sagen / und eine wohlgegründete Vrsach geben: nemlich weil von unterschiedlichen Geschlechtern / oder Gestalten (speciebus) nichts kan gebohren werden / das entweder ein rechter Mensch / oder solches rechtes Thier / (als /zum Exempel / ein Affe) sey / wegen unserer ab- und zu gehenden Auffwärter / mag ich die Vrsachen nicht weitläufftiger ausführen; Sintemal es keine Materi ist für junge und zarte Ohren. Mein Bedüncken kürtzlich an Tag zu geben; sind es Mittelgeschlechte / wie der Maul-Esel / so vom Roß und Esel geworffen wird.

Vnter diesem Discurs trieb der Herr Lilienfeld mit der vor ihm sitzenden Meerkatzen allerley kurtzweil /und sagte endlich / nach dem Herr Neander beschlossen: Je länger ich diß poßirliche Thierlein anschaue /ie mehr ich dem / was hiebevor erwehnt wurde / Beyfall geben muß; nemlich daß es die Natur dem Menschen zur Lust und Ergetzligkeit gebildet habe. Ich habe mit Lust und Verwunderung / vor etlichen Jahren / gesehen / wie ein Affe / der wie ein Bube angelegt / und einen Hut auff dem Kopff trug / auff dem Pferde saß / in der Stadt also herumb ritte / mit einer Hand den Zaum haltend / das Pferd regierte / mit der andern / für den fürübergehenden / den Hut abzog.

Man kan freylich viel lächerliches Dinges mit ihnen treiben / sprach Mons. Gaston: Ich habe gleichfals selber einen gesehen / der an der Stelle des Fuhrmans[483] saß / die Peitschen in der Hand hielte / und also darvon fuhr / auch daheim mit der Würffel spielte. Sie erlernen alle Sachen desto leichter / als andere listige Thier: weil sie es mit Lust thun / und von Natur /alles nach zu affen / geneigt sind. Womit aber zu weilen nichts gutes von ihnen gestifftet wird: dann etliche wann sie gesehen / daß der Koch die Speisen gesaltzet / haben solches ihm nach thun wollen / und Aschen in die Häfen geschüttet.

Das ist noch erträglicher / sagte Mons. Berrintho /als was einander gethan welcher zugeschauer / wie die Hebamme das Kind gebadet / und in Windeln gewickelt: hernach da das Weib weg gegangen / das Kind auffgelöst / und in ein siedend heisses Wasser gesteckt / solches gleichfals darinnen zu waschen: worüber das arme Kind umbs Leben kommen.

Nein / sprach Herr Ehrenhold / bey den Kindern sind sie nichts nütze: aber ausser deme / muß einer offt über sie lachen / man wolle gleich / oder nicht. Ich habe mir sagen lassen / daß ein Bäyrischer Graff sich über einen Affen gesund gelacht / wie er gesehen / daß der Affe ein Papier genommen / und einem Schwein (mit Ehren zu melden) das Geseß verstopffen wollen / als selbiges ohngefehr einen Vnlust vom Leibe gehen lassen. Dergleichen wercklicher Händel /sagte Herr Neander / können sie genug machen / darüber man nicht allein sich sehr zerlachen / besondern auch hoch verwundern muß; in Betrachtung der Arglistigkeit / so bey diesen Thieren anzutreffen. Man schreibt / es [484] sey zu Rom einer gewest / welcher gesetzen / daß des Pabstes Diener in der Küchen etliche Kästen gebraten: wie nun der Diener geschwinde geruffen worden / und sie alle aus der Küchen gangen /sey der Affe hinzugelauffen / und habe die Kästen /aus der Aschen / samlen wollen: weil ihm aber die Kästen zu heiß gewest / habe das verschlagene Thier eine Katzen ergriffen / derselben die Pfoten mit Gewalt in die heisse Aschen gesteckt / und also die Kästen damit heraus gescharret / biß die Diener draussen / daß jämmerliche Geschrey der Katzen hörende / wieder hinein gangen / den listigen Affen über der schalckhafftigen Arbeit betretten / und die leidende Katze errettet.

Hierauff fragte Herr Lilienfeld: weil dann die Menschen dieses Thier zur Lust und Kurtzweil halten: so wundert mich / aus was Vrsachen die Alten den Vater-Mördern einen Affen beygesetzt / wann sie dieselbe erträncken wollen: da doch der Affe kein sonderlich feindseliges Thier ist? Herr Neander beantwortete solches mit diesen Worten: So viel ich hievon gefunden / soll dis die Vrsach seyn: Der Hund als ein unreines Thier / so die ersten neun Tage blind / nach dem er geworffen worden / bedeutet / daß ein solcher Mensch seine Eltern nie mit Ehren gekant habe / oder auch / daß er allen Schaam und Reinigkeit ausgezogen / gleich wie die Hunde ohne Schaam und Scheu öffentlich mit einander zu thun haben. Der Hahn zeigt an den Frevel und Vbermuth eines solchen Vnmenschen / den er an seinen Eltern / oder Kindern / [485] begangen. Von der Natter melden die Naturkündiger /daß sie bey ihrer Geburt sich durch den Bauch der Mutter frist / und derselben damit den Tod verursachet: weshalben allhie die Schlange auff das Vnglück der Eltern zielet / die eine so undanckbare Geburt zur Welt getragen / zu ihrem eigenem Verderben. Mit dem Affen aber / haben sie das wollen zu verstehen geben: Gleich wie der Aff / in vielen Dingen / an etlichen Lineamenten und Geberden / dem Menschen gleich siehet: dennoch aber kein rechter Mensch ist: also habe ein so abscheulicher Mörder kein mehrers von Menschlicher Natur und Hertzen / weder die blosse Gestalt / und sey im übrigen / für einen Menschen geachtet zu werden / gantz unwürdig. Daß läst sich etlicher massen hören; antwortete Herr Lilienfeld. Der Herr Cronenthal strich der annoch vorhandenen Meerkatzen ohngefehr über den Kopff. Sie aber gab ihm ein scheusliches Gesicht / kehrte sich bald darauff umb / und lud ihn zu Gaste: deßwegen kein geringes Gelächter entstund. Herr Ehrenhold / ließ darauff die unhöffliche Tröpffin / welche also mit dem Gestanck ihren Abscheid nahm / wieder hinauff tragen / und an die Ketten legen.

D. Wagner in seinen Casual-Predigten p.m. 273. spricht / daß der eine Ochsen Stimme gehabt / so gesagt / daß grosser Herrn Kinder nicht studiren sollen.

Weme ist sonsten diese Kurtzweile nicht bekant /da die Knaben aus dreyen Menschen / einen Storch machen / als wenn sie sagen; daß ein Herr gewesen /welcher [486] einen Teich gehabt (und denn mahlen sie mit der Kreyde auffn Tisch einen länglichten Teich hin /mit etlichen Strömen an einem Ende) der solchem einen Wärter vorgesetzet habe: (da machen sie einen runden Circul hart / an dem andern Ende des Teiches /hin) daß er Acht haben solte auff die Fisch-Diebe / so unten wehren (da machen sie / unten an der Seite des Teichs / an statt der Knie des Storchs / ein par Circul hin / und unter einen jedweden ein Gebüsche / an stat der Klauen des Storchs) hernach machen sie einen Strich von einen untersten Knie-Circul in den Teich hinein / als lieff der eine Dieb dardurch hinein und holete Fische: hernach führen sie solchen Strich wieder heraus durch das Circulgen in den drunter gemachten Busch: Also thun sie auch mit dem andern Circulgen; und damit seynd die Storchs Beine fertig. Hernach sprechen sie / daß der Wärter gesaget habe: nun ihr Diebe / wenn ich das meinem Herrn nicht sagen wil / daß ihr heimlich Fische aus seinem Teiche gestohlen habt / und damit davon zu Busche gelauffen seyd; so gebe GOtt / daß ich ein Storch werde: und damit ziehen sie dem übrigen Circul vorm Teiche so einem Storchschnabel an: damit ist der gantze Storch fertig.

D. Wagner in Casual-Predigten: pag. 18. 19. Ihrer viel / machen wohl gar die Thier / durch unmässige Liebe / gleichsam zu einen Gotte / die Heyden haben Hund und Katzen / Storchen und Schlangen / vor Götter gehalten / ja gar è crepitu ventris einen Abgott gemachet / die Christen äffen hierinnen den Heyden[487] nach / wenn sie insonderheit die Thiere mehr / als es sich gebühret / lieben / auch oftermahln auff dieselbige mehr / denn auff die Menschen / spendiren: Jener Cardinal / zu Constantinopel / hat allzeit über die 2000. Pferde auff der Streu gehalten / solche auch nicht mit Haber und Heu / sondern mit köstlichen Gewürtze / Rosinlein / Feigen / und dergleichen / füttern / auch gar mit Wein träncken lassen. Ein Cardinal zu Rom hat einen Papagey gehabt / welcher die 12. Glaubens-Arricul / von Wort zu Wort / können nachsprechen. Daß ein Geyer einen Braten von Jovis Opfer gestohlen / und weiln eine glüende Kohle daran gewesen / damit sein Nest / angezündet / und die Jungen verbrandt habe: ibidem pag. 200. Schadenfroe Leute werden Vnglücks-Vögel genant ibidem. p. 579. 569. idem. p. 270. daß die Menschen denen Affen gleich seyn. Et pag. 44. Ein altes Weib / von 50. oder 60. Jahren / ohne einem Schleyer beydem Altar / ist einem geschornen Hunde gleich. (Vielmehr comparationes der Menschen mit den Thieren besiehe inFranzii Histor. animalium.) idem p. 605. von Verwandelung der Menschen in Thiere / daß es Teufflische Verblendungen seyn id. pag. 301. Prediger werden einem Esel verglichen. Von einem Menschen /der in eine Bören-Haut vernehet worden; besiehe meine Wündschelruthen / pag. 72.

Sonsten gehören hieher auch die jenigen Leute /von welchen die Närrischen Planeten Leser sagen; Er sey gebohren im Stiere / im Widder Vid. l. 3. cap. 22. [488] pag. 547. Dilherri in Elect. (das müssen gewisse Kälber und Ziggelgen seyn; wiewohl ich mein Lebe noch keinen Ochsen oder Widder habe kalben gehöret veilweniger gesehn /) in Löwen / in der Jungfrauen /(dieß paßiret noch / und hat man von Jungfrauen-Kindergen was mehres zu lesen in Taubmanni commentar. übern Plautum. Qvirin. Pegeus im 2. Theil. Kunst-Qvell. §. 5621. p. 528. Ein Dirne kam mit einem Kinde darnieder / und wurde von ihr gesaget /daß sie vierfüßig worden. Vom Rätzel des Sphingis /daß ein Thier des Morgens vierfüßig / des Mittagsetc. Vide Hildebrand: in Magiâ Naturali. Von Esel Menschen Sittewald in expertô Rupertô pag. 608.etc. (Von denen Bähren siehet man zum öffteren / wie sie wunderliche Menschen Wercke verrichten: Item daß die Tauben Briefe getragen haben / lieset man.)

Qvirins. Pegeus part. 2. Kunst-Qveil. §. 4795. p. 363. Es sagte einer von einem gemahlten Pferde / daß ihm nichts ermangele / als die Rede: der Mahler sagte: ja / und euch der Verstand. Ibid. pag. 539. Stilpo wurde sehr angesehen / und ihme deßwegen gesagt: Siehe / man schauet auff dich / als auff ein Wunder Thier / Stilpo antwortete: Vielmehr schauen mich diese Thiere oder Bestien an / als einen Wunder-Menchen. Laert. lib. 2. c. 12. ibid p. 457. Der Käyser Aurelianus gelobte in der Stad Tyana / welche er belägert hatte / nicht einen Hund übrig zu lassen: Als er nun der Stad Meister worden / hat er [489] alle Hunde tödten lassen / sein Gelübd zu vollstrecken. ibid. §. 3181. pag. m. 38. Ein Schmarotzer in einer Griechischen Comœdiâ nennet den Morgen essen / den Mittag trincken / den Abend schlaffen / und solches alles leben / und so lebet das Viehe. Also sind sie gleich den Greiffen und Crocodill / welche unersätlich leben. Qvi multiplicat carnes / multiplicat vermes. Confer §. 4517. pag. 313. von Ochsen-Köpffen. ibid. part. 1. §. 2689. Kälberhaffte Knaben. Dieser Knab / sagte jener / gemahnt mich wie das Thier / welches die Israeliten in der Wüsten / zu Bethel und zu Dan angebetet: ich kan nicht an den Namen kommen / wie man es heist: Er wolte sagen. Er wäre ein junges Kalb.Autor Acerr. Philol. centur 6. c. 93. p. 977. Man hat viel Exempel der unvernünfftigen Thiere / welche in allerhand Künsten / auch Sprachen geübet / und angewiesen seyn / derer wil ich etliche gedencken. Pierius zeuget / daß ein Affe gewesen / der im Bret- und das Schacht-Spiel hat spielen können. Nierembergius hat mit vielen Exempeln bewehret / daß es Elstern /Raben / Papigey / und andere Vogel gegeben / die gleich den Menschen verständlich haben reden können. Wie denn zu Rom ein solcher Papigey soll gewesen seyn / der die drey Haupt-Artickel des Glaubens fertig habe hersagen können / welches machen Christen fehlen solte. Ælianus setzet / daß er mit seinen Augen gesehen einen Elephanten / der mit seinem Rüssel hat Buchstaben auff einer Taffel schreiben können. Pilinius der gedencket es auch / als eine [490] Warheit / daß ein Elephant gewesen / der Griechische Buchstaben schreiben können. Der Fürtreffliche Held und Bezwinger der Teutschen / Germanicus hat auff eine Zeit dem Käyser Tiberio ein Spiel angerichtet /darein seyn 12. Elephanten auff den Schauplatz geführet / mit sonderlichen Habit und Kleidungen angethan. Dieselbigen stelleten sich erst auff seinen sondern Platz / sie tantzeten / streüeten Blumen aus /setzten sich zu Tische / assen und truncken / und verrichteten dergleichen viel Dinge / daß iederman sich drüber verwundern muste. (Denen Abergläubischen soll der Kuckuck ein Müller Knecht gewesen seyn /und dannenher noch so fahl aussehen: die Schmerl solle eine Jungfrau gewesen seyn / propter signaturam verendorum. Proprii sonus brutorum, ex Philologiâ anili: Die Raben schreyen nicht alleine Dreck /Dreck; sondern es wird auch ins gemein dreckigt /wenn sie so schreyen. Die Schwalben sprechen /medel / medel / halt mir mein Spieß / oder / wie ich wecke zog / wie ich wecke zog / war alles gnug: als ich wieder kam / als ich wieder kam / war alles verzehrt. Wenn die Katzē heimlich gnurren / daß nennen etliche singen: Sie meynen es aber alle mahl gut mit dem Menschen / bey deme sie so singen in deme sie ihme / auff ihre Art / liebkosen / und schmeicheln. Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps. Die Weiber nennen solches Gnurre: als wenn sie sprechen / gerne roh / gerne roh. Sonsten soll eine iede Katze täglich 9. mahl gedencken / wie sie einen Menschen[491] wolle umb bringen. Vide Philos colus (p.m. 742. Instit. Justinian. edit. Vinnii, Lips. Stadt-Wölffe /Juden.)

M. Heinr. Sebaldus in Brev. Hist. In Jahr 1647.pag. 448. zu Berlin ward ein Verckel jung / aber kam tod in die Welt / daß sol ein Menschen Angesicht gehabt haben / hinten mit dicken Wülsten am Kopffe /als etliche unbendige Jungfern und Mägde heut zu Tage pflegen zu tragen / forne über der Nasen aber einen Schnabel / als etwa die Türckischen Hahnen haben.

Michael Bapst / part. 1. seines Wunderbuchs /pag. 229. 230. Forerus schreibet fol. 146. a. seines Thierbuchs / daß Sau- oder Schweinen-Blut / an der Kraft und Würckung / dem Menschen Blüte sehr gleich sey / derowegē / wer das Menschē Blut zu etwas gebrauchē will / der mags zuvor mit Sau Blute versuchen / befindet ers dienstlichen / so mag er denn das Menschen Blut brauchen / welches kräfftiger und nützlicher ist / und durchaus theur und werth zu achten / mag also demnach nicht unbillig / von den Physicis und Aertzten Naturæ thesaurus, fomes & vehiculum vitæ genennet werden. Daß das Sau- und Menschen-Blut eine solche Verwandschafft mit einander hat / darff sich niemand wundern / weil wir alle mit einander täglich erfahren und sehen / wie ihr viel unter den Menschen so gar ein grobes unflätiges /Säuisches Leben / mit fressen / sauffen und allerley Vnfläterey führen / daß es von den grösten Säuen zu viel wäre. [492] Vnd von diesem Säuischen Leben hat uns sonder zweiffel GOTT abzutreten vermahnen wollen /weil er die Säu mit Menschen-Köpffen hat lassen gebohren werden. Denn wir lesen / das ohngefehr zweyhundert Jahr vor Christi Geburt / bey den Tarqvinern /und 198. Jahr vor Christi Geburt zu Suessen / dergleichen 195. zu Montedracona, sonsten Sinuossa, da die Säu unter andern jungen Ferckeln auch etliche geworffen / die aller ding / wie ein rechter natürlicher Mensche / Augen und Ohren / Mund / Nasen / Köpffe gehabt haben. Deßgleichen Wunderwerck / daß junge Säu mit Menschen Köpffen auff die Welt kommen seyn / hat man auch nach Christi Geburt erfahren / als Anno Christi 1011. hat eine Sau ein solches Verckel gebracht / deßgleichen ist auch geschehen Anno Christi 1109. Item Anno Christi 1523. So gedencket Johann Herolt in seinen Wunder-Wercken fol. 162. daß zur Zeit zu Cere ein Schwein auff die Welt geworffen worden / das an statt der fördern Beine / rechte natürliche Menschen Arm und Hände / und an statt der hindern / Menschen Schenckel und Füsse gehabt etc. GOtt helffe / daß wir von unsern Säuischen Leben ablassen / und / wie Menschen gebühret / leben und wandeln. (Von noch andern Mißgeburten der Thiere /so fast Menschen Gestalt gehabt / besiehe hier cap. XII.)

Michael Bapst d.l. pag. 403. der Leibhengst des C. Julii Cæsaris hat an dem fordern Füssen an statt der Hüfe / Menschen Hände gehabt / hat auch keinen [493] andern Menschen auffsitzen lassen / als seinen Herrn /der Julium.

Plinius schreibet lib. 8. c. 19. daß man in Æthiopiâ oder Mohrenlande Thiere finde / welche man Cephos nennet / deren förder Füsse seyn allenthalben wie rechte Menschen Füsse gestalt. Sagt auch / daß man zur Zeit des Pompeii Magni ein solches Thier /bey neben einem Chao oder Raphio, zu Rom in öffentlichen Schauplatz gehabt habe.

Zu dem wissen wir auch / daß bey Mannes Gedencken / nemlich Anno 1549. Bey Bitterfeld / ein Kalb auff diese Welt kommen / daß eines rechten Menschen Angesichte / mit rothen Haren / und hinden zweene Füsse / daran rechte natürliche Menschen Hände gewesen. Die fordern aber haben ihre gewöhnliche und rechte Gestalt gehabt. Deßgleichen ist auch Anno 1544. zu Köchau im Pommern bey Rügen / an der Odergemünd / ein Füllen oder junges Pferdlein geworffen worden / hat einen grossen Kopff / und lange hangende Ohren / gehabt / wie ein Spür- oder Leid-Hund / an stat des Schwantzes hats einen Kam /wie ein Hahn / und forne zweene Füsse / wie Menschen-Füsse / daran lange Finger / aller dinge / wie Menschen-Finger gestalt. Sonsten hat man erfahren /daß Pferde geworffen worden / welche Menschen-Köpffe gehabt.

Als Anno Christi 1254. Ist in Dietrich Berner Landschafft ein Pferd gebohren mit einem Menschen Kopffe / hatte kläglich mit heller Stimme / wie ein[494] Mensch geweinet. Deßgleichen Anno Christi 1556. ist zu Cleißdorff / ein Dorff / etwan 3. Meilen von Bamberg / von einer Kuhe ein Kalb kommen / welches ein rechtes Menschenhäupt / mit einem schwartzen Barthe gehabt / und forne an der Brust hats 2. schöne weisse Brüste / mit rothen Wärtzlein / wie ein Weibes Bild zu haben pfleget.

Hondorff in Prompt. Exempl. Tom. 1. fol. 235. Vor etlichen Jahren ist ein Bürger zu Erffurt gewesen / der hat einen Raben gehabt: Als auff eine Zeit der Rabe gantz stille und traurig gewesen / fähet er an schimpffs weise / und saget: Liebes Räblein / wie bistu so traurig / und was gedenckesten? drauff der Rabe unversehens geantwortet / mit deutlicher Stimme / und den Vers / aus dem 77. Psalm angezogen: Ich dencke der Alten Zeiten / der vorigen Jahre etc. Also erkante er wohl / daß der Teuffel aus dem Raben redete. Caspar Goldwurm im Wunder-Buche. Zur Zeit des Käyers Trajani hat zu Rom eine Krahe oben von dem Capitolio in Griechischer Sprache geschryen:ἔςαι πάντα καλῶς: Alle Dinge werden recht und wohl stehn. Chron D. Casp. Hedion. lib. 2.

Ibid. fol. 61. Daß der Teuffel / durch sein Gespenst / die Menschen und ihre Sinne könne blenden und bezäubern / daß sie meynen / sie sehen / hören / oder fählen diß oder das / das doch in der Warheit nichts /sondern nur ein Geplerr und Gespenst des Teuffels ist / dadurch er die Menschen betreuget / äffet und narret. etc. Das [495] könte mit vielen Historien erweiset / und wahr gemacht werden. Vnd Paulus giebts zu verstehen / zum Galatern am 3. da er spricht: O ihr unsinnigen Galater / wer hat euch bezäubert / daß ihr der Warheit nicht gehorchet? daselbst lese man den Commentarium Lutheri.

So lieset man ein Exempel im Buche der Altväter: Es ist ein par Volcks gewesen / die haben eine schöne Tochter gehabt / dieselbigen bezäubert der Teuffel also / daß sie gäntzlich meyneten / ihre Tochter wäre zur Kuhe geworden. Denn sie konten keine andere /denn einer natürlichen Kuhe Gestalt an ihr sehen /und nichts anders fühlen / denn natürliche Hörner /Hals / Haut / und Haar / wie an einer Kuhe; führeten sie derhalben zum heiligen Macario einem Einsiedler / klagtens ihme mit grossen trauren / und bathen ihn /Er wolte doch für sie beten / daß sie wiederumb ihre Menschliche Gestalt bekommen möchten. Da sie also reden / höret / sprach er / Ihr möget sehen was ihr /wollet / ich sehe eine Jungfrau und keine Kuhe. Er hatte geistliche Augen / darumb kunte ihm der Satan kein Gepler dafür machen / wie er bey den Eltern und ihrer Tochter gethan hatte / welcher Augen der Schlackhafftige Geist also bezaubert / daß sie einen Eyd übern andern geschworen hätten: Die Sache wäre an ihm selbst warhafftig also / wie sie es für ihren bezauberten Augen deuchte. Als nun Macarius für sie betete / nicht daß sie aus einer Kuhe wiederumb solte zum Menschen werden / denn sie war nie keine [496] Kuhe / sondern allwege ein Mensch gewesen: sondern daß unser HErr GOtt des Teuffels Gespenst und Blendung von ihnen wolte hinweg nehmen; da wurden denen Eltern und ihrer Tochter die Augen geöffnet / daß sie erkennetē / daß alles nichts anders / denn ein lauter Teuffels Gespenst und Betrug gewesen. Dabey sagt Lutherus in der Jehnischen Hans Postill am XXV. Sontage nach Trinitatis / da er diese Historia anzeugt / auch im Wittenbergischen Deutschen Tomo fol. 104. ist das nicht eine grosse Gewalt des Teufels / der die Leute bezaubern kan / daß sie nicht anders sehen noch greiffen können / denn eine Kuhe; und ist doch nicht eine Kuhe / sondern ihre Tocher?

Zu solchen Viehe-Menschen möchte man auch den Ziebold oder Jungfer setzen / so in fliegendes Geschmeisse ist mit einem langen Leibe / und davon die Abergläubigen vorgeben / daß es eine schöne Jungfrau solle gewesen seyn / so verwündschet worden. Welches aber eben so wahr / als was Ovidius richtet wie die Bauren in Frösche wehren verwandelt worden. Item. von der Philomelâ, Upupâ und Schwalbe /oder daß die Myrmidones von Ameissensche kähmen: und der Storch solle ein Mensch gewesen seyn / oder was Pythagoras, mit seiner Metempsychosi, wil / daß der Menschen Seel in unvernünfftige Thiere fahren soll. Aber wir haben mit dem Soldaten-Esel angefangen; wir wollen mit dem Pabst-Esel / davon p. 214.ad annum 1496. D. Gottfrid Olear. in Hällisch. Chron. außn H. Luthero / schliessen / und sehen / [497] was umb diese Zeit von ihme prognosticiret worden ist:

Propheceyung eines im Papstum hochberühmten /fürtrefflichen Manns Capistrani, eines Schlesischen Mönchen / welche er vor zweyhundert und drey Jahren / nemlichen Anno 1460. über eine Cabalistische Figur / so daselbsten gefunden worden / gemacht. (Von des Autoris Grabe / Zeiler part. 2. Epist. 599.p. 1036.) (Johannes Capistranus, ein frommer Schlesischer Mönch / und fürtrefflicher Astronomus, (so viel Sachen Propheceyet / die sich wahr befunden /) hat über eine Cabalistische Figur / so zu Venedig gefunden / und ihme zugeschickt worden / auch bey Erscheinung des damaligen Cometen Anno 1460. nachfolgende Sachen propheceyet / welche Propheceyungen er kurtz vor seinem Absterben auff Pergament geschrieben und in einem Kistlein einmauren lassen /welche nach seinem Tode Anno 1548. wiederumb gefunden worden / vid. Lect. Memor. Jo. Wolphii.)

Propheceyung. Ich Capistranus, ein Diener GOttes / habe gesehen durch die Offenbahrung Gottes / und durch die Außrechnung der erschrecklichen Cometen /und Außlegung derselben / die Vntergäng der Reiche.

Außlegung. Dieweil Capistranus meldet / daß er durch die Offenbahrung GOttes diese Propheceyung von zukünfftigen Sachen ersehen / so wollen wir nach der Lehre Pauli / 1. Thessal. 5. solches nicht verachten / sondern nach Johannis Lehr 1. Cap. 4. die Geister [498] probiren / ob sie aus GOtt seyn? Vnd soll sich hernach befinden / daß sich solche PropheceyungCapstrani zuträgt / mit der Propheten Schreiben / und der Offenbahrung Johannis / allein daß Capistranus diesen Cometen deutet auff den Stern / so zu einer Zeit eines gewissen Papsts stehen solle / und wann dieser Stern erscheinen werde / daß sich alsdenn dieses erfüllen werde / was allhier fürgetragen wird; Dann es werde eine solche grosse Veränderung der Monarchien und Reich der Welt / sonderlichen des Papsts und Römischen Reichs erfolgen / daß sie ihr Vntergang plötzlichen überfallen werde. Vnd hat Capistranus die Zeit von Vntergang ber Welt also befunden.

Propheceyung. Nemlich daß in künfftigen Jahren soll erstehen ein grausamer Feind des Worts GOttes /der wird sich ausgeben / als wolte er dasselbige befördern und beschutzen / und wird sich mit Betrug zu den Teutschen Fürsten machen / wird vorwenden / etliche Vngehorsame zu straffen / und der Kirchen GOttes Ordnung zu machen. Dieser wird von Mittag und Mitternacht alles Vnglück bringen / doch wird er die närrische Teutschen mit eigenen Schwerdt schlagen /und die Häupter des Reichs wird er verderben. In der ersten Zukunfft wird er fast alles nach seinem Willen ohne Blutvergiessung überkommen. Die Fürnemsten im Reich / als die Teutschen wird er berauben aller Starck und Privilegien.

Außlegung. Dieweil sich bißher noch mehr erfüllet / [499] was von Franckreich prognosticiret / und hernacher folgen wird / so ist diß alles unter Carolo V. erfüllet /wie dann solches alles denen / so der Historien erfahren / bekant ist / daß es nicht viel außlegens bedarff /und ist also dieses der erste Anlauff.

Propheceyung. In dem andern Anlauff wird er zum Lügner werden / wird GOttes Ordnung zerreissen /und die so wider ihn seynd / mit Gewalt zwingen.

Außlegung. Im nachfolgenden / was sich mit Franckreich ereiget / wird offenbahr / daß aber was itzt im andern Anlauff sich zu getragen mit dem TodtCaroli V. so noch nicht zum End / sondern erstrecket sich in seine Erbens-Erben / das ist / reicht auff dieNepotes, und ist der ander Anlauff erfüllet an seinem Sohn Philippo Coætano, so auch seines Geschlechts seyn / welche sich unterstehen die alten Privilegien /von alten Käysern hergebracht / und die Freyheiten beydes in hoch und nieder Teutschland zu labefactiren. Die güldene Bulle / darauff sie hoch geschworen / umb zu stossen / und also Gottes Ordnung zerreissen. Jederman mit Gewalt zwingen wollen / die wieder sie sind. Wie dann offenbahr ist / daß die Hispanier nach der Monarchei trachten in Portugall /Franckreich nach dem Rheinstrom und Teutschland /wie dann solcher nicht nur allein ein wachendes Auge auff selbigen Ort hat / sondern vermög des Sprichworts / wo der Adler weichen solt / Franckreich daselbst einnisten wolt.

[500] Propheceyung. Alsdann werden die Teutschen Fürsten ersehen / daß sie betrogen sind / und werden sich vor beyderseits fürchten.

Auslegung. Es wäre nunmehr grosse Zeit / daß die Teutschen Fürsten die Augen einsmahls eröffneten /und merckten / wie sie allerseits möchten betrogen werden / sie aber als welche mit sehenden Augen blind / wüsten nicht welcher Parthey sie trauen und anhangen sollen: Sie thun so schläfferig zur Sach /und stellen sich vielmehr / als wenn sie sich fürchten thäten / wo durch sie der Gegenpart einen Muth machen / daß sie mit ihren listigen Anschlägen immerzu fortfahren können.

Propheceyung. In diesen 3. Jahren wird er viel Ding versuchen / aber von wegen manchfältiger Auffruhr wird er innen halten.

Außlegung. Der grosse Priester werde viel versuchen mit mandiren / mit Schrifften / auch bey Poen des Banns / dieweil aber die Vnruh und Auffruhr in seinen eigenen Landen zu viel ist / und seine Söhne ihme nicht gehorchen / sondern sich ihme selbsten wiedersetzen werden / als werden ihm alle seine Lust Häuser zu enge werden / und möchte in Ansehung dessen aus Schmertzen Blut weinen: Denn es will Spanien / Portugall mit Macht verfolgen: Pohlen ist für sich selbst mit gefährlichen Conspirationen und Vnruhen umbgeben / und dem gäntzlichen Vntergang stündlich unterworffen. Franckreich aber / so zur Ruhe kommen / und die Ligistische Alliance erlanget / [501] soll in Teutschland und Italien einen wunderlichen Tantz anheben / welcher mit Hülff anderer Fürsten offentlich ausbrechen solle. Was aber allhie Capistranus von den 3. Jahren gesagt / muß also verstanden werden / daß er iedwedern Anlauff in 60. Jahr getheilet / und daß man in dem dritten Anlauff im 60. Jahr /worinnen ein Stern erscheinen werde / sehr fleißig Achtung geben solle / welcher dann der Monarchien und Reichen urplötzlichen Vntergang andeuten solle. 1460. 1560. 1660.

Propheceyung. Den Verräthern wird er nicht gläuben / doch wird er hin und wieder viel Christen-Blut vergiessen.

Außlegung. Was durch die Verräther gemeynt / ist eigendlich nicht zu schliessen: Solches aber kan iedermänniglich aus dem itzigen leidigen Türcken-Krieg abnehmen / wie das Haupt von den schwartzen Buben mit allerhand Rencken umbgedrähet wird. Allein ist dieß zu mercken / daß durch das lange inhalten / und durch das Finger sehen der Alliirten Fürsten / viel Christen-Bluts vergossen verde.

Propheceyung. Im dritten Anlauff wird der wütende von allerley Nationen ein unzehlich Volck mit sich bringen auszurotten GOttes und der Fürsten Wort /also wird Jammer und Noth / auch Blutvergiessen an allen Orten seyn.

Außlegung. Allhier bedarff es nicht viel außlegens / in dem ein iedes Kind / (weil es allbreit am Tag /) solches wissen und erklären kan: Allein ist diß [502] zu mercken / daß von den Romanisten ein genauer blutiger Bund gemachet worden / dessen letzter Conatus in diesem dritten Anlauff angehen sollen / so aber durch den Tyrännischen Bluthund den Türcken verhindert / und das Sprichwort: Vntreu schlägt seinen eigenen Herren erfüllet worden. Welches aber alles dem Teutschland in die länge sehr schwer fallen möchte / wie grausam aber der Türck wüte / und die Ströhme in Vergiessung vieles Christen-Bluts entfärbe / darff nicht viel meldens / man muß es leider gnung hören.

Propheceyung. Alsdann wird wider ihn ein König erwehlet werden / dem Königliche Ehre nicht wird erzeiget / dem werden viel anhangen.

Außlegung. Man findet viel Propheceyungen / die alle dahin zielen / daß noch vor dem endlichen Fall deß Röm. Reichs ein sonderer dapfferer Held entstehen / und erwehlt werden soll: Dahin auch der neue Stern deuten soll; Was aber diß für ein Held seyn müsse / stehet zu erwarten.

Propheceyung. Vnd in diesen 3. Jahren werden sie den Carolum sampt seinen Erbens-Erben / sein gantzes Heer / und seines Glaubens-Bunds-genossen darnieder legen.

Außlegung. Aus diesen Worten erscheinet / wie weit die Propheceyung reichet / nemlich auff Caroli Erbens-Erben / und das wird der dritte und letzte Fall sey.

Propheceyung. Der König in Franckreich wird [503] von seinen eignen Vnterthanen getrieben werden. Dann er wird grosse Tyranney gegen sie haben / von wegen des Evangelii Christi / darzu er angereitzet von den Bischoffen und Pfaffen / die ihn über verrätherlich verführen / und ihn umb Geld verrathen. Er aber wird vermeynen / er thue seinen Freunden ein groß gefallen / wann er aber verjagt ist / so wird er von denen verlassen werden / auff die er vertrauet hat. Vnd im End des andern Anlauffs wird dieses geschehen. Der Löw macht seinen Jungen ein festes Nest / daß es ewig solte erblich seyn / aber es wirds ihrer keiner besitzen / ob sie schon darauff gesetzt würden. Abex wenn der Löw im dritten Anlauff fallen. Wird / so wird bald eine beständige herrliche Person, F. zu Aach an seine Stat erwehlet. Dieses Geschlecht wird sich erstrecken biß ans Ende der Welt / dann das End ist vorhanden.

Außlegung. Was die Evangelischen Christen in Franckreich für grausame Verfolgungen in der Parisischen Blut-Hochzeit ausgestanden / ist iedermanniglichen bekant / welches / wie obgemelt / in dem andern Anlauff geschehen. Wie der König aber hernacher verrathen / und von seinen Freunden und Printzen des Geblüts verlassen worden / als welche ihm hernach er selbsten nach der Kron getrachtet / ist Welt-kündig. Was das für ein tapfferer Held / dessen Namen von einem F. anfahen solle / seyn werde / wird die Zeit alles mitbringen und offenbahren.

Propheceyung. Der König in Franckreich / wann [504] er nun des Elends und Creutzes wird überdrüßig seyn /so wird er sich zu den Christen wenden / wider die Feind / GOttes streiten. Vnd wird von den seinen wiederumb auffgenommen werden / dann die Kirch wird (nechst GOtt) keinen andern Schutz / dann ihne haben.

Außlegung. Dieses alles fähet sich an zu erfüllen /in dem der Königin in Franckreich in diesem dritten Anlauff das Babylonische Thier gleichsam verlässet /und in all weg außzutilgen gedenckt; die Kirche wird keinen andern Schutz / dann ihn haben / und so die Evangelischen Teutschen Fürsten nicht mit ihm Correspondentz halten / werden sie ihre Sachen nicht erhalten mögen. Vnd sehen alle Sachen dahin / daß noch eine Vereinigung / Bündniß oder zum wenigsten eine Correspondentz seyn werde; wie dann allbereits eine Allianz mit etlichen Fürsten des Reichs beschlossen worden.

Propheceyung. Der Pabst zeigt dem Keyser den Weg / und spricht; Ich erwege / ob ich selbsten / zu Rom bleiben werde oder nicht / auch kan ich dir nicht helffen / wie du dann selbsten siehest / sonsten wolt ich meinen geschwornen Eid haten.

Außlegung. Es ist nunmehr bald in die 900. Jahr /so lang das gantze Keyserthum gestanden / eine Vereinigung gewesen des Pabsts und des Keysers / daß ie einer dem andern mit Eid zugethan / wann dann die Zeit ausgehet / (wie dann alle Reich der Welt ihr Ende haben) wird alles nichts helffen: keiner dem [505] andern mehr beyständig seyn mögen: wie nun angezeiget /daß das Weltliche Keyserthum / und die Monarchey fallen werde in Caroli Erbens Erben / also läst es sich auch in gewisser Außrechnung befinden / daß auch der Römische Stul endlich gäntzlichen fallen / und durch die / so ihme vor diesen angehangen / der Daraus gemachet werden solle.

Propheceyung. Aber der Römische Stul wird gen Maynz gelegt werden: Ihr Ampt sollen andere empfahen / und welche mit mehrer Gottesfurcht / und geringern Vnkosten regieren sollen / dann diese Romanisten gethan haben.

Außlegung. Was Capistranus allhier mit Versetzung des Römischen Stuls gegen Maynz meynet / kan ich nicht begreiffen. Dann daß noch eine Succession der Römischen Päbste / nach Außtilgung des Stuls zu Rom seyn werde an einem andern Ort (wie etwan zuAvignon beschehen) befind ich gantz und gar nicht. Das befinde ich aber aus den Schrifften der Propheten / daß nach endlicher Stürtzung des Römischen Päbstlichen Antichrists / noch eines vor dem End der Welt /der HErr Christus seine Macht erzeigen / und das Liecht der Warheit viel heller und klärer / dann auch noch bißhero (so allein an etlichen Orten geschehen /) als dann aber der gantzen Welt anzünden / scheinen /außbringen unf fürtragen lassen werde / durch sonderlich darzu von GOtt erleuchte / beruffene Personen und Aposteln im Geist- und Göttlicher Krafft / den ersten Aposteln gleich. Dahin [506] dann diese Propheceyung auch sehen möchte / da sie sagt / daß ihr Ampt andere empfangen möchten / welche mit mehrer GOttesfurcht und geringern Vnkosten / (nicht umb Geld und Gut) regieren sollen / gleich diese gethan haben.

Propheceyung. In dem 65. und 66. Jahr werden diese Ding alle geschehen seyn.

Außlegung. Nemlich die gantze Zeit des dritten Anlauffs. Welches dritte Wehe nunmehr in Teutschland leider in vollen Schwange ist; Da ein solches Blutvergiessen / Jammer / Angst und Noth / und theils Orten ein solche Verfolgung / daß da kein Mensch selig würde / wo GOtt die Tag der Trübsal und Verfolgung nicht verkürtzete / wie Matth. 28. stehet. Dadurch dann die Tage der Trübsal und Verfolgung verstanden werden / und nicht eben das Ende der Welt / denn noch vor dem Ende der Welt eine gute Zeit kommen wird / und befinden sich nach der Prophecey Danielis und Apocalypsios 45. Jahr / deren Jahr auch Meldung geschicht in der Sibyllæ Weissagung / solcher 45. Jahr gedencket auch Hieronymus über das letzte Capitel Danielis / daß nemlich so viel Jahr beyläuffig seyn werden vom endlichen und letzten Fall des Antichristen Reichs / biß zum Ende der Welt.

Propheceyung. Vnd die demnach leben werden / die werden sich verwundern des Friedens / der Einfältigkeit / und eines bekanten Menschen / der eben [507] pacificus und Friedenreich genant / dann er wird alsdann das Blutvergiessen ein End haben.

Außlegung. Dann die alsdann auff Erden leben /werden gedencken / GOtt und der Welt altē Frieden /der alten Apostolischen Freud / (denn die Aposteln bringen den geistlichen Frieden und Freud im Heil. Geist /) wobey ihnen auff Erden / werden wiederumb gute Tag seyn: und diß eine Zeitlang in der Zeit der 45. Jahr / kurtz vor dem Jüngsten Tag / zu derselbigen Zeit wird der vermeynte Geistligkeit Ende seyn /darvon gar lustig und artig der Prophet Zacharias weissaget Cap. 13. wie GOtt das Vrtheil senden / und mit ihnen umbgehen werde. Zu dem alten Leben der Apostel / da siehest du / daß noch eine Zeit der ersten Apostolischen seyn werde / darvon auch zu End im obbemeldten Capitel / und sonsten viel in Propheten getrieben wird. Allhie muß ich zwey objectiones kurtz beantworten / deren die eine das Weltlich Regiment / die ander den Glauben betrifft. Da einer fürwerffen möcht: daß die Römische Monarchia / und Röm Pabsthum / bestehen müssen / nach dem Prophecey Danielis biß an den Jüngsten Tag / darff ich antworten / daß zwar kein andere Monarchia mehr zugewarten sey / und wird doch diß noch mehr fallen /und der Römische Stul auffhören müssen: Nemlich die Successionen der Papisten / was aber noch übrig seyn wird / nemlich in der kurtzen Zeit der 45. Jahren / werden Reliqviæ seyn Romani Imperii, wie man auch sonst erfahren / daß ein [508] zwantzig Jährig interregnum im Reich gewesen. Die ander Objection: wie erst eine gute Zeit folgen könte vor dem Jüngsten Tage / so doch Christus saget / wann des Menschen Sohn kommen wird / meynest du / daß er auch Glauben finden werde? Antwort / der Glaube wird nicht iedermans Ding seyn / wie ja und allwege der wenigste Theil der Welt gläubig gewesen / und die Welt ist und auch bleiben wird / daß dennoch GOtt sein Wort sonderlich führen / und seinen Geist reichlich außgiessen / und die Gaben in Glauben anlegen werde / in der letzten und siebenden Posaune mehr dann etwa in vorigen Zeiten / bezeuget die Offenbahrung Johannis /und auch alle Propheten / und sonderlich will Zacharias in gemeldeten Capitel solcher Sachen auch Andeutung thun / da er sagt / daß zu diesen Zeiten zween Theil der Welt abfallen / der dritte Theil aber erhalten werde / diesen dritten Theil aber / den werde er durch das Feuer probiren / wie das Silber und Gold / und diese werden seinen Namen anruffen. Vnd will allhier zu mercken seyn / daß wir die Prophecey anhören /sich einmahl historicè unl typicè erfülle / im andern Bau des eusserlichen Tempels zu Jerusalem / also erfüllet sich solche Prophecey anderseits in veritate, in der Warheit und antitypo, im Bau des andern geistlichen Tempels / so vor dem Ende der Welt geschehen soll. Welches wir hertzlich begehren / und deßhalben auch täglich beten und bitten sollen / das GOTT [509] treue Arbeiter in seine Erndte senden wolle / die den Bau und Weingarten arbeiten und pflantzen.

Propheceyung. Ich Capistranus, ein Knecht JEsu Christi / hab darnach gesehen / vier Flüß / von den vier Orten der Welt / mit dem Meer streiten / und so sie nicht konten mit dem Meer streiten / ist ihnen zu Hülffe kommen das hohe Meer / aber das grosse Meer hat vier Flüß mit dem hohen Meer überwunden.

Außlegung. Die vier Flüß mit dem hohen Meer wieder das grosse Meer / seynd die vier Winde / so da angebunden waren an den grossen Wasser Strom Euphrates / daß sie nicht sollen die Erden und das Meer bertüben. Apoc. 7. Aber zur andern Posaun des sechsten Kirchenstandes / darinnen wir itzt seyn / loß und ledig worden / und bereit / dem Menschen Schaden zu thun / und sie anzufechten / Apoc. 9 das ist die Welt zu beschädigen / so allhier durch das hohe Meer angezeiget wird / denn das Meer bedeutet die Welt / und das sind auch die vier Hörner / so Israel und Jerusalem zerstöret haben / daß keiner das Haupt auffrichten darff / dardurch dann uns fürgebildet werden mancherley Partheyen / Rotten und Secten / so zu unser Zeit wider die Kirche Christi / unter dem Schein des Evangelii auffgestanden seyn / die Kirche Christi zu betrüben / und deren Glieder zu verfolgen / und sie nicht kunten überwinden / nehmen zu Hülffe brachium seculare, allhie durch das hohe Meer fürgetragen /und ist eben das Thier / so von dem Meer [510] auffsteigt /Apoc. 13. wie nemlich solches Thier zur Zeit der sechsten Posaunen geschaffen sein wird / doch wird sie letzlich alles nicht helffen / die vier Flüß mit dem hohen Meer müssen überwunden werden / zu End der sechsten Posaunen / und Anfang der siebenden: nemlich zu End des dritten Anlauffes / wie oben vermeld ist. Daß aber die falsche Lehr / Rotten und Secten zu unsern Zeiten durch den Geist Gottes unter der vierdten Zahl vorgetragen / ist nicht umbsonst und vergebens / da denn auch darneben deß guten Engels wohl in acht zuhaben / so neben den vierten bösen zur Zeit der sechsten Posaunen mit erschienen und anfangen /Apoc. 10. Dann so du alle Sachen wohl betrachtest /und was zu unsern Zeiten für Streit unter Religions Sachen seynd / da mancherley Rotten und Secten / finden sich doch mehr nichts denn fünfferley Meynungen und Außlegungen der Sacramenten / da denn nicht mehr dann eine Parthey den rechten Verstand haben kan / die übrigen viere aber irrig und falsch seyn müssen / und thue die Augen wohl auff / erforsche alle Sachen mit Fleiß / wirst du die Sachen also befinden /wie ich sag: Vnd diß seind auch die vier Winde und vier Flüß / so das Meer und die Welt betrüben mir Beystand des hohen Meers / aber sie wird doch letzlich offenbahr werden / von Christo überwunden und fallen müssen / wie Apoc. bezeuget / zur Zeit der siebenden und letzten Posaunen: wann diese wird kräfftig angehen / zu End des dritten Anlauffs / und die siebende Posaun begreifft [511] die übrige Zeit vorm Jüngsten Tag / nemlich die 45. Jahr / darvon oben Andeutung gethan.

Propheceyung. Ich Capistranus meyne / daß die verborgene Rede den Jüngsten Tag bedeutet.

Außlegung. Nicht also / denn diese Propheceyung weiter nicht recht / denn biß zu End des dritten Anlauffs / aber wie oben gemeldet worden / noch etliche Jahr seind der guten Zeit biß am Jüngsten Tag.

Propheceyung. Ein alter Autor vor 150. Jahren hat geschrieben: Gallia tandem sub Aqvila militabit. Vnd Capistranus, Galli & Germani post devictum Imperatorem vivent mutuo fœdere: Das ist die Frantzosen und Teutschen nach Vberwindung des Keysers / werden in einem Bund leben: Item / Leo aqvilæ nidum & pullos devorabit, der Löwe wird des Adlers Nest und seine Jungen fressen.

Außlegung. Solchen Sachen thut auch die Figur und das Bild Andeutung / wie oben auch vermeldet /daß nach Vntergang des Römischen Keyserthums die Teutschen und Frantzosen eine Correspondentz und Vereinigung mit einander haben werden / das übrige stelle ich andern zu bedencken heim / die Zeit wird die Erfüllung des Prophecey mit sich bringen / und befind ich sie der Offenbahrung Johannis und Prophecey Danielis und Zachariä / die dann sonderlich biß auff unsere Zeit / und biß an den Jüngsten Tag reichen / gemäß.

[512] (Biß hieher jenes Prognosticon, darzu etwan noch folgendes / wegen der Materie und Zeit / zu fügen ist:)

Anno 1660. Octob. wegen steten Regenwetters hat sich die Tyber in Rom dermassen ergossen / daß sie über alle Brücken geschlagen / und an etlichen andern Orten einer Piecken hoch / auch fast die halbe Stad im Wasser gestanden: Dahero der Pabst / der Cardinal Imperiali und andere reiche Cardinale denen armen Leuten / so in ihren Häusern überschwemmet worden / mit kleinen Schiffgen / Wein / Brodt / und andere Victualien überfahren lassen: doch seynd derer gleich wohl viel ertruncken. Massen denn auch der Alte Marggraff von Santinelli als er von Rom / mit etlichen seiner Leute / nach Florentz reisen wollen / zwischen hier und Viterbio in Vbersetzung eines Grabens / mit 4. seiner Diener ertruncken. Als der gedachte Strom sich wieder gesetzet / hat man nicht wenig Häuser und Mühlen und viel todte Menschen und Vieh gefunden / also daß der Schade auff 2. Millionen geschatzet wird. Vmb Capua und selbiger Orten im Neapolitanischen hat das grosse Wasser so mit Außreissung der Wein. Stöcke als anderer Bäum- und Feld Früchte / gleichsfalls überaus grossen Schaden gethan / welchen einige auff 300000. Cronen æstimiren.

Ein ander schreibet vom 6. Nov. am Feste aller Heiligen / war der erste dieses Monats / hat der Pabst im Qvirinal Capelle gehalten / wobey der Cardinal[513] Barbarius und Tages hernach der Cardinal Ludovisio Messegesungen. Gestern hat selbiger in Begleitung vieler Cardinäle und Edelen sich in die grosse Marien-Kirche erhoben und daselbst / wegen der ausgetretenē Tyber / das 40. stündige Gebet verrichten lassen massen denn selbiges Stroms Anlauffen / geschehen vermittelst der vielfältigen Regen / so länger als 15. Tage aneinander gewäret / die gantze Ebne daherumb unter Wasser gesetzet / und die was tieff gelegnen Oerter gedachter Stadt dergestalt überschwemmet / daß seither Anno 1591. dergleichen Wasser-Flut nie gesehen worden: Jedoch ist der Schade umb so viel erträglicher / meiln Don Mario / des Pabsts Bruder /und die beyden Cardinäle / Chigi und Imperiale, durch ihre Vorsorge vielen Leuten / deren Häuser im Wasser gestanden / Lebens-Mittel / denen aber auffm Felde Barcken / umb sich aus der Gefahr / so (Gottlob /) heute morgen / nach dem der Strohm wieder seiner vorigen Gang gesuchet / gäntzlich auffgehöret / zusalviren verschaffet.

Eben in diesem Jahre trauerte man auch zu Rom wegen der Friedens publication zwischen Spanien und Franckreich / weil damaln der König in Franckreich eine Tochter des Spanie Königs nam: Aber ich meyne der Pabst empfand es bald darauff vom Könige in Franckreich wegen Avenio / daß ers noch nicht vergessen hat. So brante auch damaln der Vesuvius oderSomma gewaltig im selbigen Jahre / bey 14. Tage /daß das gantze Land darherumb mit Aschen [514] und auswerffenden Steinen bedeckt / die Sonne ward vom dem grossen Rauche erschrecklichen Feuer-Flammen also verfinstert / daß man dieselbe dadurch in der Gegend nicht sehen konte. Die herumbwohner wichen in Neapel und andern Orten: (ja in Neapel wurden für grosser Furcht die Laden gesperret /) und verliessen ihre Häuser den Räubern zur Plünderung. Der Berg hatte sich auff 2. Ital. Meilen eröffnet / und auff etliche Meilen herumb die Asche auff 3. Spannen hoch auffs plache Land von sich geschüttet. Es war solcheConfusion, daß fast aller Handel verschwunde. Der Ertz Bischoff theilt volle Gewalt aus / alle Sünden zu vergeben / das Volck betete und beichtete / war voller Alteration, und der Priester wolten zu wenig werden. Aus Neapel am 18. Sept. Nach dem der Berg Somma bey Neapoli nachgelassen Feuer außzuwerffen / hat man in etlichen Kirchen derselben Dörffer auff den Altar-Tüchern / wie auch bey unterschiedlichen Manns und Weibs Personen / auch deren Leinwat und Schnuptüchern / viel kleine und grosse Creutze von Achsenfarb / grün und rother Coleur gefunden / deren etliche nach Neapoli geschickt worden / welche sich nicht abwaschen lassen / sondern mit der Zeit selbsten vergehen. Weiter im Mart hat ein grosser Wind über 18. Stund lang getobet / und viel Häuser und Bäume sampt der Wurtzel aus der Erden gerissen. Weiter im Octob. strandete zu Messina in Sicilien / in einem Sturme ein Wallfisch / dergleichen bey Menschen Gedencken [515] nicht geschehen. So speyete damahlen auch der Ætna viel Feuer und grosse Stücke der mineralien aus. In Calabrien / Franckreich / etc. war ein groß Erdbeben. In Calabrien waren drüber viel 1000. Pesonen Todes verfahren. Lambertus Danæus in tracti de Antichristô c. 20. p.m. 860. etc. wiewohl Hulderich Christian in 3. Prophecey lit. F. Das einige vom 666. Jahre begläubet / also: Da des Pabst Gewalt und Vnglaube stieg und mächtig ward / da stiegen und wuchsen auch / wie itzt die Abgöttereyen / Greuel und alle Laster mit grossen Hauffen. Ward das gute unterdrückt mit allerley Gewalt / List und Pratick. Damals sahe man einen Regenbogen / Cometen / Feuer am Himmel / Plitz / Donner und viel andere Zeichen mehr. Zur selbigen Zeit kam die Messe auff / Item die Litaneyen / die Orgeln / die Tauffsteine / die Tempel und ander Gepräng / die Weihung / die Kelche / die langen stoltzen Pfaffen Kleider / die Altar / die Bilder / das Fuß-küssen / Bann / Ablaß und Mausim oderMaos, welches heist Brod und Gott / und das ward mächtig geehret und erhaben / und diß alles also von Menschen erdacht / gestifftet / gebothen / geordnet /gieng in vollen schwang und Gebrauch / muste GOttes Dienst heissen und recht seyn. Wie denn GOtt und sein Wort / sich nach der Welt und in der Zeit gebräuchen / muß richten und reguliren lassen / und derowegen also was GOtt war und von seinen Creaturen gethan haben wolte / laut seines Worts / das verbleibt und gilt nicht. [516] Er hieß und heist itzt also / Corban, jederman sahe für sich / thät was ihm gut und recht deuchte. Liessen GOtt und die seinen / die armen in blösse und allerhand Mangel verderben. Wie es denn itzt und in unserer vermeynten Christenheit und in allen vermeynten Christlichen Sitten / wie die Namen haben / also auch gehet / pro incredulitatis naturâ & ingeniô, und periodus hujus Ecclesiæ zum Ende laufft. (aber viel näher kömmt dieser Sache M. Paulus Nagelius in de cometa 1618. lit. h. Nun ist dem vierdten Thier / dem vierdten letzten Reich / ebner massen ein gewisses Ziel und Termin gesetzt / wie lang es mit demselben werden würde / und Bestand haben / wie in Apocalypsi JEsu Christi zu befinden /daß es nemlich mit demselben nicht länger werden soll noch kan / denn 41. Monden / und ist ihm ferner fürgesetzt die Zahl des Menschens / länger kan und mag es mit ihm nicht bestand haben. Drum wer nun recht überlegen kan die beyden 42. und 666. Wie denn dieser Vberlegung viererley und gantz wunderbar ist / wie von mir in dem andern Theil des Cometen soll demonstriret werden / der weß gewiß und warhafftig / wann es ein Ende mit dem vierdten Thiere nehmen werde / denn drüber kan es nicht kommen /weil seine bestimbte Zeit vorhanden / und herbey kommen / weil sein Seyger und Vhrwerck aus- und abgelauffen. Vnd weil die Zahlen überlegt seynd /denn solche müssen überlegt werden / wenn die Zeit vorhanden. Es hat bißhero diese Zahlen noch niemands recht zehlen / [517] rechnen und überlegen können /denn die Zeit war noch nicht vorhanden / es war die endliche gröste und letzte Bewegung des Himmels noch nicht angangen / und es war ihnen auch nicht gegeben diese Dinge zu überlegen / es kennet GOtt der HErr schon die seinen / durch welche er selbsten ein ieder Werck verrichten wird zu der Zeit / wenn er kommen wird den Erdboden zu schrecken / und wenn er kommet gantz erschrecklich / eifferig und heilig /da niemand für ihm bestehen kan / viel weniger sein Werck verrichten / er sey denn heilig / in und mit und durch den heiligen / alles Fleisch sey stille für dem HErrn / denn et hat sich auffgemacht aus seiner heiligen Höhen. Nun damit ihr gleich wohl gewiß und unfehlbar wissen möget / wenn diese grosse gewaltigen Dinge geschehen / und die Bedeutung des Cometen angehen werde / so will ich aus vielen Vberlegungen der Zahlen des Thiers / so doch alle in einem punct in centro zusammen treffen müssen / die berichteste und schlechste hierher setzen / die andern in dem andern Theil dieses Cometen sparen / da durch grosse wunderbahre und gewaltige Dinge sollen gesetzet und angedeutet werden.


111
236
3621
41055
515120
621231
728406
836666
–––––––––
361201506

[518] Nun lege die drey durch die progression erfundenen Zahlen / als 36. 120. 1506. zusammen / daß eine Zahle drauß erwachse / kommen 1662. von dieser Zahl zeuch ab die Zahl der 42. Monaten / so bleiben übrig 1620. Also hast du warhafftig überlegt die Zahl des Thiers / da wird man sehen / was geschehen werde / doch auch ein paar Jahr mit zu vor / und 4. Jahr hernach / damit der Septenarius complirt und erfüllet werde. (Aber was darffs der Zurücknehmung der 42. man lasse die Nummer gantz verbleiben / so ferne nur an dem computiren was gelegen ist) doch ist zu mercken / daß sich es dennoch auch wohl mit dem 1666. Jahre nach der Geburt Christi thun lasse / allda solche dreysechsige Zahl hinzuziehen / davon in meiner Cent. 1. Philos. Colûs viel Dinges zu finden. Weiter redet auch von solchem bevorstehenden JahreJohannes Meyerus Qvedlinburg. in Calendar. ad annum 1660. im IV. Buch Esdræ c. 6. wird gelesen:Ecce appropinqvant mala, non tardant, drumb O Europa O Germania werde from und einig / denn grosse Enderung ist vorhanden / Elend in allen Landen /und wir Menschen sind selbst sämmtlich und einstimmig / unsere eigene Propheten und unsers eigenen Vnglücks Verkündiger und Wahrsager / schreyen /sagen und klagen zugleich. Die Boßheit / Schalckheit / List und Betrügerey sey auffs höchste gestiegen / die Welt sey alt und ungestalt / ihr Kopff der Himmel bebe / und bewege sich / ihre Augen / Sonne / Mond und Sterne verliehren ihren Schein / und fallen von[519] Himmel / der Bauch sey auffgeblasen und schwulftig /die Wasser wollen nicht mehr in ihren Circul und Revier bleiben / darin sie GOtt verschlossen / und leben dennoch in voller Sicherheit / Wollust / Vppigkeit und Hoffart. Vnd das ja nicht erlogen / sondern zu betrauren / Germania qvomodò vestibus, ita mentibus est variata, mit neuem Gelde und neuer Kleidung kömmet neues Vnglück in die Welt / denn hiermit ändert sich auch das Gemüth der Menschen / denn Geld überwindet alle Dinge in der Welt / durch Geld thun sich fromme / redliche Leute erheben / und werden übermüthig; Tyrannen halten sich damit auff / jedennoch wer zu schencken hat / ist wie ein Edelstein / wo er sich hinkehrt / wird er klug geachtet / und wird den Hungerigen das Brod nicht gegeben / aber Wasser thut man zu Wasser tragen / und daß der Welt Klugheit itzo die gröste Weisheit. O wie stund es wohl in der Welt / da die liebe Einfalt und Auffrichtigkeit noch wanckete / da Schelmstück ein Schelmstück /Rollwage ein Rollwage / und ein Rock eine Gaupe genant ward / da es sich aber umbkehrete / und ward gesagt: Ein Schelmstück / honestô vocabulô eine Putze / sc. Posse / ein Rollwage eine Kutzsche / eine Gaupe eine Mütze / da war es schon schlimmer in der Welt. Von Alters sagte man hundert duppelte Dütgen / war das nicht gut Geld? Wo seynd sie aber geblieben? Sie seynd verschwunden aus der Welt / hergegen schlimmer Geld sich eingestellt. Nun aber spottet und spricht die Welt: Die Leute müssen [520] von hohen Gaben und tieffer Erkantniß und voll Geists seyn / die uns solches sagen: Aber höre doch / du frevele Welt /solte auch wohl die Warheit hinter solchen Worten stecken / und mehr als allzu genaue zu treffen? Wir stecken gewiß in grosser Gefahr / und kömmet neue Vnglück noch immer empor / und solches bringen mit sich die Zeiten: unsere Vorfahren die lieben Alten /haben schon vor hundert Jahren von dieser Zeit gesaget: Ab annô sexagesimô caveat sibi omnis homo:


Wenn sechzig Jahr einher schweben /
So hab ein ieder acht auff sein Leben:
Welche denn nicht werden erschlagen /
Können denn von grossen Wunder sagen.

Scil. mutationes maximas ob populorum ferorum & barbarorum irruptiones. Noch mehr aber meyne ich /stehet zu zielen auff das 1666. Jahr. Annus sexagesimus sextus, annus est Emphaticus & totius orbis paroxismus magnus, oder mag wohl sagen: ipsum est tempus, in qvô altissimus incipit visitare seculum qvod ab eô factum est, scil. in qvô videbitur locorum mutatio & populorum turbatio, fore ut gens adversus gentem & regnum adversus regnum consurgat, tunc intelliges hæc nimirum fore tempora novissima, weiln alle Zahl-Buchstaben darinn zusammen lauffen / und wohl kan gesaget werden:


[521]
Wenn M DC LXVI. wird gezehlt /
Pestilentz / Krieg / Armuth schrecket die gantze Welt.
Welschland / Hispanien / die leiden Roth /
In Orient wird seyn theuer das Brod.
Vnfried in Teutschland wird entstehen /
Die Vrhäber verlieren Land / Leute und Lehen /
So auch der Adel aus Vbermuth
Auffruhr anrichtet / so kostets sein Blut.

Et sic rerum mutationes, haben also schwere Zeiten für uns / sintemaln die Sünde uns näher ist / denn da wirs gläubten / und wäre GOtt nicht mit uns diese Zeit / und hielte sonderlich denen Türcken den Zaum /er bliebe nicht so lange von diesen Spiele. Geschreiben DoCtor MartInVs LVtherVs, kommen alle Zahl-Buchstaben darinn zusammen / ist weites Aussehen /es lieget was grosses hinter dieser Zahl verborgen /und bedeutet was sonderlichs. Wil GOtt Wunder thun / bringen auch diese Buchstaben mit sich. ILLVMInat orIens soLIs IVDæIs, oder / ostIVM CœLI IVDæIS aperItVR: certè definire non possumus. Eventui commitemus: Sonsten aber Abmerckungen der schlimmen Aspecten aus Astronomischer consideration beobachtet / adsunt dies tribulationis, de his libera nos Domine. Auff solches Jahr ziehlet auch Ps. 50. v. 15.

InVoCa Me In DIe trIbVLatIonIs!

Tunc (Virgilo-cento.)

IX v. 218. Ipsa se Dens CLaVVMqVe regens, MIseran DaqVe CVLtV. lib. 3. Æn. 591.

[522] (Scil. Mulier Apocalyptica peribit.)

Annô

DoMInI SaLVatorIs IesV ChrIstI.

l. 6. v. 12. DeLIVs InspIrat DIVInâ paLLaDIs arte lib. 2. 15.

l. 2. 506. ForsItan CIngIt VIrIDantI teMpora LaVrô l. 5. 53.

l. 6. 72. At phæbi CIngIt VIrIDantI teMpora LaVrô l. 5. 53.

In übrigen gehet auch auff dieses 1666. Jahr das /gantze Vaticimum Anglicum, so vor wenig Jahren aus Engelland Lateinisch ankam: und hernach zu Augsburg / wegen der Zeit / wiederleget ward von Herr M. Theophil. Spitzeliô.

Zu Rom schameten sich die Religions-Verwandten selber nicht / noch nahmen es in bedencken / daß sie nicht solten die Vnrichtigkeit ihres überdrüßig gewordnen Abgotts zu vernehmen geben / mit allerhand Affterreden / und auch zimlichen Gründen / so man in öffentlichen Zeitungen fast Wöchentlich laß / und sich von einer Zeit zur andern auff die befahrte veränderung getröstete: Also kam im Jahre Christi 1665. aus Rom vom 15. Aug. Diese und vorige Woche hat der Pabst niemanden / und weder Königl. noch Fürstl.Ambassadoren und Ministris Audienz ertheilt / weiln die Vngelegenheit dieser Jahres Zeit ihme nicht zum besten anschlägt / ob wohln nun die hiesige PallasisAffectionirte allweile ausgeben / daß die Vnpäßligkeit von gar weniger conseqvenz sey / so scheinet doch /weiln man dero Cammern von niemanden / als Herr Mario und Cardinaln Chigi betreten [523] siehet / es müsse die Sache in etwas schlechter stehen / als mans gerne wissen lassen wil / und das umb so viel desto mehr /weiln bey ihrer Eminenz, dem Herrn Cardinal Chigi die Medici immer zusammen kommen / sich wegen der Medicamenten zu berathschlagen: Deme sey nun /wie ihme wolle / so beharen doch die gefangenēAstrologi noch immer zu darauff / daß dieses Jahr der Päbstl. Stuel vaciren werde / ungeachtet in nicht Erfolgung dessen / sie übel bestehen würden / und noch zu all ihrem angewandten. Fleisse / keine andere Recompens / als die Ruder einer Galleen haben und bekommen dürfften. Item aus Rom vom 22. Aug. der Pabst liegt am Grieß und Bauchflusse noch zu Bette /daß man sich seines Lebens besorgt. Item vom 22 Aug. aus Rom / daß die indisposition immer mehr und mehr zu nehme. Item von 29. Aug. daß wegen der Kranckheit des Pabsts seine Anverwandten schon etliche Wägen mit köstlichen Haugeräthe im Qvirinal Pallast ausm wege geräumet haben; drauff sichs aber ein wenig gebessert habe.

Von hiesigen P. P. Jesuiten ist ihrer Heilig angedeutet worden / daß die Cantzel in S. Peters Kirche /welche so hoch venerirt wird / nicht die jenige sey darauff S. Petrus gesessen / sondern allein der drauff gesetzte Stuel; solches mit diesem bekräfftigend / daß man auff einer Seiten des selbigen Stuls in Elffenbein die Fabel vom Hercule / wie er 70. Jungfrauen entehret / eingeschnitten sehe / über welches die gedachte[524] Patres 2. congregationen gehalten und beschlossen /daß man allein selbigen Stul mit diesen Worten / Initium Pontificiæ autoritatis, oder zum wenigsten S. Petri Bild von Metall dahin setzen solle / so eben in auch dieser Basilicâ gesehen wird / allein weil die Kranckheit ihrer Heil. darzwischen kommen / als verbleibt ein und anders in seinem Esse, und verwundert man sich am hiesigem Hofe unterdessen der übergrossen Vermessenheit dieser P. P. die sich in Streit-Sa chen mischen / da sie nicht solten im wenigsten dran gedencken / eben wie vorm Jahre / da sie proponirten / man solte die Scalam sanctam versperren. Der Herr Cardinal Chigi hat dem Monsign. Pagnano die Reformation der Kirchen Music hochverwiesen und Ordre geben / daß man deren eine von der stattlichsten in die Kirchen des Volcks genant / auff das Fest Mariä Geburt anordnet / ob wohl solches dem laut des jüngst angedeuten Edicti, die Musicen betreffend / zuwieder läufft. Des Bischoffs von Conversano Bando von hiesiger Stad / sagt man / seye / weiln er auff dem Monat Septembris sedem vacantem prædicirt. Aus Neapol. vom 18. Aug. daß in Calabria umb Neapolis ein Erdbeben gewesen / und solches viel Häuser zu boden geworffen habe / darbey unterschiedene Personen geblieben. Aus Rom 12. Sept. daß der Pabst sich zwar zur Besserung anlasse: Hier wurde entgegen durch die gantze Stad viel anders von der Sache geredet / wie man denn auch an einem dieser frühe Morgen auff [525] der Porta Septimiana unterschiedliche Todten-Beine Creutzweise über ein ander gehefftet mit dieser Vberschrrift: decimâ Octobris in rumulô collocabuntur, gefunden / wie nicht weniger auff der Portes den Qvirinal-Pallasts einen Todten-Kopff mit dieser Schrifft: Memento mori die qvintâ Octobris, auffgestellt gesehen: Zu diesem Trauer-Vorboten kömmt auch eine Nativität so längst von einem Teutschen dem Pabste gestellet worden / die biß dato in unterschiedlichen Begebenheiten wohl zugetroffen /weiln aber im Extract dieser Nativitat stehet / so in Lateinischer Sprache auffgesetzt gewesen: bey Erscheinung eines Cometens wird S. Heiligkeit deroPontificat zum Ziel und Ende (welches er mit dem Worte Meta angedeutet) gebracht haben: Weil es aber im Italiänischen so viel als den halben Theil einer Sache andeuten wil; also hat der Pabst es also ausgelegt / daß nemlich sein Pontificat erst auff den halben Theil gebracht sey / welcher es aber am besten wird getroffen haben / wird uns die Zeit weisen. (Ey / ey:Optimus interpres verborum qvisqve fuorum, der Teutsche Autor hat ja Lateinisch und nicht Italiänisch geschrieben: Sehet / die Philautiam, amorem sui, ubi qvisqve abhorret à corruptione sui, da ein ieder vor sich den besten Theil erwehlet: Wie? könte doch der Pabst wohl gar das Wörtlein Meta Griechisch auffgenommen haben / (nach einer grossen Geitzigkeit [526] und Begierde zu regieren /) μετὰ heisset aber mit / und könte die Meynung seyn / daß also mit dem Cometen erstlich seine Regierung recht würde angehen / und die vorhergehenden Jahre darzu nur ein præludium oder Eingang gewesen wären. Ey! wo bliebe aber /daß kein Pabst Annos Petri erreichen solte? Welches schon bey des Pabsts Erklärung exulirt. Den dergestalt / wenn meta solte das Mittel seyn / würde nicht viel fehlen / daß Alexander septimus nicht solle an 25. Jahre in der Regierung gereichen. An dem WorteMeta ist zwar der erste Buchstab M. daß mittelste im Alphabet / aber nicht in dem Wort-Verstande. Wie? wil der Pabst ein Buchstäbler werden.

Aus Rom vom 10. Octobr. Nach dem der Pabst vergangene Wochen sich nacher Castell Gandolffo hinaus begeben sich zu recreiren / hat etliche diese Materie betreffende Verse / so er selbst gemacht / allhier gelassen / unter welchen auch folgende gelesen werden: Mit sandigem Grieß-Steine:


Mist der unzeitige Tod mein schwaches Leben /
Vnd thut noch neue Stein zu meinem Grabe legen.

Nemlich / dabit Deus huic qvoq; finem und Metam, hat es gleich denen Astrologis und portentiloqvis [527] umb ein weniges mussen fehl schlagen mit der Zeit; so wird sich doch bald eine andere anfinden / da die Vermuthung ihren Fortgang habe erreichen müssen. Abermahl aus Rom 1665. 14. Novemb. Hiesige Anatomisten / so da wollen aus dem Gesichte die völlige Gesundheit einer Person urtheilen / conjecturiren aus denen trefflich in Kopff stehenden Augen und eingefallenen magern Gesichte des Pabsts / daß derselbe nicht nach dem besten gesund sey / weil es diese Physiognomia, ungeachtet ihn seine Herren Leib-Medici ziemliche Libertät in Zusichnehmung Speiß und Trancks zu gelassen / also behalte. Andere aber wollen behaupten / daß S. Heil / der Pabst nicht allein ist gesund sey / sondern daß er auch niemals Vnpäßligkeit ausgestanden habe / und daß das neulich ausgesprengte Geschrey / daß der Pabst nunmehr in extremis sey / zu keinen andern Ende gerichtet gewesen /als zu sehen / wer doch Lust an diesem Hoffe hätte /den Päbstl. Sitz einzunehmen. Rom 12. Dec. Dieser Tagen hat der Pabst die 2. gefangenen Astrologos zu sich kommen lassen / und ihnen vorgehalten / sie hätten das Leben verwettet / der Päbst. Stuel solte im Monat Octob. ledig werden / solten sich nun zum Sterben bereiten / die seind aber von vielen Cardinälen zu ewiger Gefängniß erbeten worden. Man hatte kaum von ein paar Jahren und Schweinhatzen / darbey der Chigi oder Pabsts Bruder gewesen / gehöret /bald kam drauff dieses vom 30. Januarii 1666. aus Rom / als vergangene Nacht [528] ein hauffen Wölffe durch den Graben bey der Engelburg in diese Stad gedrungen / sind ihnen / unweit von denen Banchi / eine starcke Parthey Hunde begegnet / und beyde Theile mit ein ander in einen Streit kommen / daß dieser etliche zerrissen / und als die Jäger hinzu kommen / die Wölffe gezwungen worden / sich in die Tyber zu stürtzen / welche Novität auff hiesigen Platze viel sorgens causirt, inmassen es an Superstitiosen Köpffen nicht ermangelt / die hieraus alsbald böses propheceyen wollen / weil observiret worden / daß zu anderer Zeit / wenn die schädlichen Bestien sich sehē lassen /sie Vorbothē gewesen der Pestilentz / Mord-Thaten /und anderer Todes Fälle. Als dieser Tage der neue S. Peters Stuel von Glocken Speise starck übergüldet /durch 4. Doctores in die S. Peters Kirchen getrogen worden / hat sich Pasqvinius wundernde vernehmen lassen / daß es nunmehr auch dahin kommen / daß die Doctores der Heiligen Kirchen vor Tagelöhner dienen müsten. Vom 23. Januar. 1666. S. Peters Stuel ist am Sontage 8. Tage auffgedecket worden / und der Pabst allda gewesen / umb zu sehen / woran er die 250000. Cronen spendiret. Am 6. Febr. Daß der Pabst 2000. Gold Cronen ausbiethen lassen / den Pasqvillanten zu erhalten / über der Transfirirung des Peters Stuels. (Der Leser wird obenwerts eine Propheceyung finden / daß der Päbstliche Stuel Anno 1666. solle gen Maynz transferiret werden: hat nun der Ort gleich gefählet / so hat es doch Richtigkeit mit [529] der Sachen erlanget.) Sonsten kam auch dieses aus Rom am 31. Octob. 1665. Andere vermeynen / es werde unfehlbar mit nechsten / nach dem Spruche / Tertium comite Pontificio obitu placandum, gehen müssen; nach dem nemlich der Pabst noch immer mit seinem Grieß-Schmertzen und Magen Wehe überfallen wird. Vom 27. Febr. Der Pabst gedenckt noch alle die / so ihm sein Begräbniß entworffen / vor sich her ins Grab zu schicken / und mit der Kurtzweile hiesse es mit dem Pabste / durchs gantze 1666. Jahr: Vivitur & vivetur in omne volubilis ævum. Ohne daß man aus Rom 20. Nov. 1666. vernahm / daß die Kirche Rotunda eyferig renovirt würde / ungezweiffelt wolle der Pabst sich solche zu seinem Begräbnisse eligiren / und insonderheit das Edle Gefäß von Porphyretes, so am selben Orte stehet / und worinnen die Asche des Marco Agrippa enthalten ist / zu seiner Ruhestäte. Von andern ominibus besiehe / mein Wunder – A B C / als daß im Anfange dieses Jahrs aus des Pabsts Wapen der Schlüssel herunter gefallen / Item vom 20. Nov. 1666. an Rom / daß vor 8. Tagen das Marmolsteine Wapen mit dem Sterne des Pabsts zu Castel Gandolfen durch Donner und Blitz herab geworffen worden. Darnach der Pabst lustiges Humors gewesen / in deme er unterschiedliche Geschenck an Weine ausgetheilet / etc.

Wegen gedachter Nativität / muß ich hier nothwendig beyfügen / was gleichmäßig hat Ferdinand [530] Capponi in der Wiederruffs Predigt: Es sahe Pabst Urban der VIII. (wie er sich denn auff Nativitäten ziemlich verstund) aus seinen Planeten so viel / daß er / von wegen eines schädlichen Aspects, im 12. Jahre seiner Päbstlichen Regierung wohl sterben dürffte. Damit er nun solchen angedrohten Vnfall bey Zeiten zuvor käme / berathschlagte er sich mit einem Sicilianischen Doctor / der ein Ausbund von einem Astrologo ware /wie den Sachen zu rathen? E gefiel endlich dieser Schluß: Wolte der Pabst beym Leben bleiben / müste er / nicht weiß ich was für ein Opfer / dem auffsetzigen Sterne bringen / und auff solche weise desselben wütenden Einfluß besänfftigen. Der gute Urban besonne sich nicht lange / sondern war gar fertig mit dem Opffer / und entgieng / vermittelst dessen / dem Vnglücke. War ist es / er war sterbens kranck / so daß auch die Medici schon an seinen Leben verzweiffelt hatten: Aber er raffte sich dennoch wieder auff / und überlebete gantzer 9. Jahr / dem jenigen zu Dienste /dem er geopffert hatte. Vnd daß endlich das prodigische Wesen / wegen itziges Pabstes nicht umbsonst gewesen / als der drauff 1667. den 5. Maij zu Rom gestorben / bezeugen solche Dinge / als:


1. Astrologia.
2. Lupi.
3. Ægritudo.
4. Xystus seu sepultura.
5. Arithmantia.
6. Natus biceps.
7. Delapsum Insigne.
8. Ejectæ claves.
9. Rubri pulveris pluvia.

[531] M. Gottlieb Heyland in Enar Chon. Hist. Apoc. p. 166. etc. Resolutio cap. 38. & 39. Ezech. Proph. ejusdemqve cum c. 20. Apoc. collatio. Wiewohl viel vornehme Scribenten beydes Theologis, Historicis und Philologis dafür achten / als ob dieser Prophet in itzo berührten beyden Capp. vom Einfall der Türcken in Teutschland und Welschland und derer Christlichen Kirchen / so in diesen und benachbarten Landen Europä sich befinden / grosser Bedrängniß / welche sie / noch künfftig von dem Erbfeinde zu gewarten /auch dessen endlichen Niederlage / die sich etwan in Italien bey Rohn (als welches zwischen zweyen Meeren / dem Tyrrheno und Adriatico gelegen /) oder aber in Teutschland an der Thonan / ober bey Cöln am Reyn begeben soll / handeln thue / und derentwegen durch die Berge Israelis geistlicher weise nichts anders als die Kirche GOttes und Christlichen Gemeinden / die sich itzo unter uns denen zu Christo bekehrten Heyden / als geistlichen Israeliten befinden /verstanden haben wollen / so geben doch nachfolgende Vmbstände des Contexts primariò keinen andern Verstand als diesen / daß nach erfolgter Bekehrung /Erlösung und Wiederbringung des rechten natürlichen Volcks Israelis in das Land / so ihre Väter besessen /Palæstinam genant / und wieder Auffbauung der Stad Jerus. sich in denen allerletzten Zeiten abermahl fast alle benachbarte Völcker der Heyden Apoc. 20 / 8. (iedoch zu ihren selbst eigenen Verderb und Vntergang) wieder [532] die heilige Wehrte Apoc. 20 / 9. zum Streit versamlen / und daselbst mit Feuer vom Himmel / Hagel / Schwerdt / Pestilentz / und Erdbeben vertilget werden sollen / besonders aber die Scythen /Tartarn / Moscowiter / Persier / Moren / Lybier / und andere deroselben benachbarte Völcker / die Kinder Gomer und Thogarma. Denn Anfangs meldet der Prophet klärlich / daß der Gog und Magog seyn werde der oberste Fürst Rhos; Mosoch und Thubal, das ist /der Tartern / Schyten / Reussen und Muscowiter / wie daselbst D. Theodoretus Cyrensis Episcopus und D. Vitus Dietrich / in der Marginal Glosse d.c. 38.Ezech. D. Samuel Fischer in Apostill. ad c. 20. Apoc. v. 8. editionis Jenensis Lat. in 4. auch Herr D. Selnecc. part. 1. Evang. exposit. p. 433. und besondersHermannus Fabronius Moseman in seiner Geog. Hist. part. 1. lib. 2. c. 1. und Petrus Bert in descript. Tartariæ solches ausführlich erklären und aus denenHistoricis und bewehrten Geographis darthun. Die Inwohner nennen Gog Gull, Magog Monguli, Ortelius, Mercator, & Bertius in Tartaria. (2) sagt unser Prophet cap. 38. 15. so wol der Prophet Zach. c. 10. 5. daß diese Krieger alle zu Roß seyn / und alle Tartzschen / Schild / Schwerd / und Spiesse führen werden / vers. 4. eod. welches denn fürnemlich die Tartern im Brauch haben / sintemal in Tartaren es mehr Roß haben soll als irgend an einem Ort in der ganzen Welt / Fabron. d.c. 1. (3) Sagt unser Prophet d.c. 38, 6, 15. cap. 39. 2. und [533] Zachar. cap. 2, 6. wie dieser Feind kommen werde à laterib. Aqvilonis (Orientalibus sc. Dan. 11, 44. Zach. 2, 6. 7. Es. 41, 25.) Von den Seiten der Mitternacht / welche heute zu Tage /die Tartern und Schyten / Chineser / Iberi, Albani, Sarmatæ, Hungari, Asiatici, Armenier, etc. besitzen /und unter denen sich auch die zehen Stämme Israelis (welche vor 2000. Jahren Salmanasser der König in Assyrien auch zum Theil sein Nepos Assarhaddon 1.Ezræ 4. weggeführet 4. Reg. 17.) noch biß auff den heutigen Tag in schwerer Dienstbarkeit befinden / wie der vornehme Königliche Geographus Herr Abrahamus Ortelius bezeuget in Tartaria Magna, so wohl auch Joh Boterus im andern Buch seiner allgemeinen Welt-Beschreibung fol. 95. Philip. Morneus c. 26. de Veritate Christianæ relig. Fabron. Moseman. d. part. 1. c. 1. fol. 462. besonders aber Josephus l. 11.J. A. c. 5. Petr. Cuneus. l. 1. de rep. Ebræorum c. 10. (4) Sollen mit ihm / dem Gog und Magog / kommen die Persen / Moren / Lybier / Gomer sampt dem Hause Thogarma mit allem ihren Heer / welcher Völcker allzumahl theils in Tartaria selbst wohnen / theils aber derselben benachbarte sind wie 5. Ezech. selbst klärlich bezeugt d.c. 38, 6. 7. puncto c. 37. 10. 13. 14. (5) Saget der Text / daß solche Völcker kommen sollen in das Land / das vom Schwert wieder bracht /unn aus vielen Völckern zu sammen kommen ist /nemlichen (6) auff die Berge Israel / und zwar eben die jenigen / welche lange Zeit Müsten gewesen [534] seynd / und nun außgeführet aus vielen Völckern und alle sicher wohnen cap. 38, 8. welches denn abermahl von keinem andern Lande / Bergen und Völcker verstanden werden kan / als von dem rechtē warhafftigen Lande Canaan und dessen Gebürgen / dem Berg Sion / Moria, Olivarum, Carmel, Thabor, Saron, und dem rechten natürlichen Volck Israelis / dann diese Gebürge sinds / welche nunmehr etliche hundert Jahr hero wüste gelegen / und dieses Volck ist es / welches eine lange Zeit hero unter allen Völckern zerstreuet / und in den letzten Zeiten widerumbs aus allen Völckern zusammen kommen / und in das Land welches ihre Väter besessen / wiederumbs versamlet werden soll /Es. 11. 5. & seq. 43. v. 5. 49. v. 12. 66. v. 20. Ezech. 36. 37. jer. 23, 30. 31. Mich. 2, 12. Oseæ 3. vers. ult. Soph. 3. 10. Obad. v. 18. & seq. Zach. 10. v. 9. 19. 11. Malach. 4. & passim in Prophetis Joh. 11, 53. (7) Sol der Gog und Magog kommen über die jenigen / die ohne Mauren da sitzen / und haben weder Riegel noch Thor / welches der Prophet Zach. c. 2/4. klärlichen von der Stad Jerus. und dero Einwohner propheceyet: in dem er also spricht: Jerus. wird bewohnet werden ohne Mauren für der grossen Menge der Menschen und Viehes / so drinnen seyn wird. (8) Sol dieser schreckliche Feind kommen über das jenige Volck so aus den Heyden zusammen gerafft und sich kaum in die Nahrung und Güter geschicket hat / und mitten im Lande wohnet / in umbilico terræ cap. 38, 12. welche description abermahl auff Palæstinam [535] und die Stadt Jerus. (so aller Geographorum Beschreibung nach / im umbilico h.e. Centro mundi, oder mitten in der Welt gelegen / Henric. Bünting. in Itin. Sacr. im Tab. 1. fol. 4. 5. & in descript urbis ipsius Hieros. fol. 39.) deutlich genugsam zeiget. (9) Wird er kommen über die Verstöreten / so wieder bewohnet sind / vers. 12. Nemlich das Israel / welches umb seiner Missethat willen weggeführet / und über das Hauß Jacob / dessen Gefängniß GOtt der Allmächtige am Ende der Welt wenden will / wie die Wort unsers Texts deutlichen lauten / cap. 39, v. 23.usqve ad finem. Item (10) dessen Propheten ihnen solches vor alten Zeiten (und also lange für G. Ezechiels Lebens Zeiten) zuvor verkündiget / cap. 38, v. 17. Apoc. 10, 8. Rom. 11, 20. (11) Vber sein / GOttes des HErrn Volck / und sein des HErrn Land / auff daß die Heyden erkennen / wie er der HErr an Gog geheiliget werde für ihren Augen / cap. 38, 16. nemlichen über das Land Israel / v. 19. und die Bürger in den Städten Israel / c. 39, 9. die Berge des HErrn / c. 38, 21. welches allzumahl / klare und deutliche Wort seyn / so keiner andern Außlegung bedürffen. (12) Wolle der HErr seinen heiligen Namen kund machen unter seinem Volck Israel / und seinen H. Namen nicht länger schänden lassen / damit die Heyden erfahren / daß er der HErr sey / der Heilige in Israel c. 39, 7. und darumb (13) das Gefängniß Jacob wenden und sich deß gantzen Hauses Israels erbarmen / und umb seinen Heil. Namen eiffern / [536] etc. qvæ seq. vers. 26, 26. (14) Damit also die Israeliten erfahren / daß er der HErr ihr GOtt / der sie habe lassen unter die Heyden wegführen / und wiederumb in ihr Land versamlen / und nicht einen von ihnen dort gelassen habe /vers. 28. qvid clariùs dici potest? (15) Daß die Israeliten sollen berauben den Gog und Magog / das ist /die Assyrer / Parther / Tartern / Chineser und andere Völcker / von denen sie beraubet / und plündern die jenigen / von denen sie geplündert sind c. 39, 10. (16) Werden die Bürger in den Städten Israel heraus gehen / Feuer machen / und verbrennen die Waffen / Schilde / Tartzschen / Pfeil Faust-Stangen und langen Spiesse / des Gogs und Magogs. (17) Werde das Hauß Israel den Gog und Magog begraben / und sein Begräbniß seyn im Lande Israel / nemlich das Thal / da man geht am Meer / gegen Morgen cap. 39, 11. 12. Nimirum Hierosolyma Orientem versus habet mare illud, qvod nunc vocatur, lacus Asphaltites, olim ante excidium dictum Sodomæ & Gomorrhæ mare Orientale, das Meer gegen Morgen / in qvod effundebatur Jordanus. Et ad mare hoc vallis erat, in qva Civitates istæ sitæ erant Gen. 13, 10. In hac igitur valle non procul ab Hieros. orientem versus sita sepultum iri Gogum & Magogum propheta prænunciare videtur. Meminit ejusdem maris Orientalis infra Jordanum S. Ezechiel c. 47. 18. & ibid. rectè Hafenrefferus in Templo suo. (18) Werde zu der Zeit wenn Gog und Magog kommen [537] werde groß zittern seyn im Lande Israel / vers. 19. aber das Haus Israel durch GOttes sonderbare Hülffe erfahren / daß er der HErr ihr GOtt sey / vom den Tage und hinfürder. Dann diese Vmbstände und Beschreibung sampt und sonders reimen sich eins theils auff die Tartarn (unter welchen heut zu Tage auch die Assyrer / Parther und Meden begriffen.) Chineser / Perser / und andre umbliegende Mitternächtige und Morgenländische. Anders theils aber auff das heilige Land und Saamen Jacobs / so wohl die Stadt Jerusalem / und rechten wahrhafftigen Berge Israelis gar eigendlich auff den Türckischen Keyser aber an einen / und die Kirchen oder Provincien Teutschen und Welschen Landes am andern Theil / können sie füglichen nicht accomodiret und gezogen werden. Denn erstlich gebraucht sich der Türck in seinen Kriegen der Reuterey nicht allein /sondern auch vieler Schützen und Fußvolck / so man Janitscharn nennet: Wohnet auch fast mitten in der Welt recht gegen Morgen werts und nicht an den Seiten der Mitternacht. Viel weniger ist er weder der Reussen und Muscowiter / noch der Tartarn / Assyrer und Scythen oberster Fürst / so kan ingleichen von denen Völckern und Provincien Teutschen und Welschenlandes nicht gesagt werden / daß dieselbe iemahls unter alle Heyden zerstreuet / und aus denenselben wiederumb zusammen gerafft / versamlet und her wieder gebracht / der aber in umbilico terræ gesessen wären / sintemahl Welschland gegen Abend /[538] Teutschland aber zwischen Abend und Mitternacht gelegen / viel weniger wird aus eintzigen loco SS. zu beweisen seyn: daß Teutschland / Italien / und andreProvincien Europæ das Land Israel / das Land GOttes oder dessen Völcker und Kirchen: Das Hauß Jacob das Hauß Israel / die Berge des HErrn oder Bürger der Stadt Israel genant werden. Ob gleich solches appellationes sensu tropologico auch auff die jenigen Kirchen gehen / welche ihnen Christus der HErr unter denen Heyden versamlet / appliciren werden können. So haben ingleichen die Teutschen und Welschen niemals solche Propheten gehabt / welche ihnen vor alten Zeiten / und zwar lange zuvor ehe Ezech. gelebet / diese Dinge propheceyet und geweissaget. Illud sanè verissimum, qvod D. Salom. Gesner. scribit in c. 3. Joelis fol. 165. Omnes circumstantias nostri hujus vaticinii consideranti nullum esse dubium, qvin hoc intra Christiani orbis pomæria futurum sit. Non excidetur enim Gog & Magog prius qvàm universus Israel ad Chtistum conversus ac Christianam fidem per annos minimum 45. professus fuerit, prout è præcedenti liqvet atqve expressè declarat v. 12 c. 38. & v. 7. c. 39. ist derwegen nicht zu zweiffeln / daß solche Weissagung Ezech. in denen letzten Tagen literalitrer und wie sie in ihren Worten lautet / werde erfüllet werden. Ob gleich Menschliche Vernunfft wie oder auff was maaß solches zu gehen werde / allerdings nicht begreiffen mag. Zach. 8/6. Dann bey GOtt kein Ding unmüglich Luc 1/37. welche sey Lob und Ehre / [539] und Weißheit und Danck und Preiß und Krafft und Stärcke von Ewigkeit zu Ewigkeit Amen.

idem Autor:

Expositio historica brevis & perspicua c. 11. Dan à v. 36. cum cap: seq. 12. In diesen beyden Capp. weissaget der Prophet Daniel / was etliche Zeit (wie der 35. vers. klärlich andeutet / his verbis qvia adhuc aliud tempus erit) nach dem grausamen Wüterich Antiocho Epiphane König in Syrien und Asia (von dem vorgehende Versiculi reden) ihme besonders in demselben Landen für ein wieder – Christischer König oder Wüterich succediren / und was von ihm der Kirchen Gottes insonderheit aber dem Jüdischen und Israelitischen Volck für Trancksal und Verfolgung zu stehen werde. Beschreibet derowegē dessen Sitten /Religion und Geschichte / die sich unter ihm begeben / werden folgender massen. Von denen Sitten und Religion des Antichristi / so wol des Occid. alß Orient. in gemein / insonderheit aber des Orientalischen melder der Geist des Herrn also: Er wird sich erheben und auffwerffen wieder alles das Gott ist / das ist /wieder alle andre Könige und Obrigkeiten auff Erden und wieder dē Gott aller Götter / (den Herrn Christ /welcher ist ein Herr aller Herrn / und König aller Könige Apoc 19.) wird er greulich reden (das bezeugē die Lästerungen des Alcorans) und wird ihm gelingē biß der Zorn auß sey / dann es ist beschlossen wie lang es währen soll: Vnd seiner Väter-Gott (Ismael /von dem die Saracenen herkommen / unnd folgig Abrahams / Gen. 25. 17. das ist / den wahren ledendigen [540] GOtt / die H. hochgelobte Dreyfaltigkeit) wird er nicht achten: Er wird weder Frauen Liebe: (verstehe recht ehelicher und ordentlicher / denn der Alcoran lässet Polygamiam, das ist / vieler Weiber Ehe / und hinwieder die Ehe-Scheidung von denselben nach eines ieden Willē und Gefallen zu /) noch einiges GOttes achten / dann er wird sich wieder alles auffwerffen / aber an dessen Stat wird er seinen Gott Mahuzim (op. Orientalis den Mahomet seinen Propheten / Occidentalis vero Roman, D. Philip. Nic. c. 6) mit dem frembden Gott / den er erwehlet hat. Dann ob zwar der Alcoran fürgiebt / daß er Gott den Schöpffer Himmels und der Erden ehre; so verläugnet er doch /daß Er sey ein Vater JEsu Christi / gestehet die H. Dreyfaltigkeit nicht / und machet ihn also einen andern und frembden Gott: dergleichen thut auch der Päbstische Greuel / welcher die Jungfrau Mariā und andere unzehlig viel Heiligen Christo an die Seite setzet. Velut ex Antonino part. 4. tit. 15. de Maria Virgine, discipulo de tempore, sermone 164. Bernhardino in Maria & Psalterio Mariæ ostendit D. Frid. Balduin. in nupera disp. contra Pazman. Jesuit. c. 6. th. 47. 48. Phil. Nicolai. c. 34 folgt derowegen im Text: denn er wird einen Gott / davon seine Väter nichts gewust haben / ehren / mit Gold / Silber / Edelstein und Kleinoden. (Dieses ist eines Orts nemlich in Orient / der Mahomet / welcher mit Gold / Edelgesteinen und Kleinoden herrlich geputzet / und gezieret zu Mecha in Arabia in einem Stählern Sarck durch Krafft des [541] Magnets oben am Gewölbe des Tempels / in Lüfften schwebet. Anders Orts aber / nemlich in Occident der Römische Stuel / dann Mahazim heist eben so viel als Romu, nimirum robur, munitiones, fortitudines, das ist / Kriegsgewalt und Stärcke / darauff beyde Antichristi sich einig und allein verlassen /egreg. D. Phil. Nic. de Antichristo c. 6. folgt in Text) und wird denen so ihm helffen stärcken Mahuzim mit dem frembden Gott / den er erwehlt hat (np. orientalis seine Baschen und Beegen / occidentalis seinen Cardinälen / Bischoffen und Prælaten,) grosse Ehre thun / sie zu Herren machen über grosse Güter / und ihnen das Land zu Lohn aus heilen. (Lässet sich derowegen diese Prophecey etwan auff das gantze Römische Reich nicht ziehen / wie etwan Thomas Brightmannus Anglus will / weil solches an sich selber vom HErrn Christo selber approbiret wird / verbis illis: date Cæsari, qvæ sunt Cæsaris, und bißher viel rechtgläubige Christliche Keyser gehabt. Sondern allein auff die Antichristischen Mißgeburten / welche aus und in demselben theils in Orient theils in Occident entstanden / wie Herr D. Philippus Nicol. solches in angeführten Tractat herrlich ausführte. Von denen Geschichten des Orientalischen Antichrists meldet der Engel des HErrn dem Danieli an / am Ende wird sich der König gegen Mittag / dieses ist der König in Hispania / oder aber der König zu Saba Matth. 12 / 42. Rex Abyssinorum von etlichen Præto Johan genant / welche nun [542] lange Zeit in Africa / so den Türcken gegen Mittag liegt / mit demselben kriegt / und haben insonderheit bey Keysers Caroli V. Zeit ihm die Hispani Tunetum, vor Zeiten Carthago genant / in Africa abgenommen) mit ihm stossen / und der König gegen Mitternacht wird sich gegen ihn streuben / mit Wagen / Reutern und viel Schiffen /und wird in die Länder fallen / und verderben und durchziehen (dieses hat unsers erachts Tamerlanes gethan / der grosse König vom Somarachand aus Scythien / welcher umb das Jahr nach Christi Geburt 1400. mit zehenmahl hundert tausend Mann / über den Euphrat / und / wie sichs alle Vmbständen nach ansehen läst / grossen theils auch mit Schiffen übersCaspische Meer gesetzet / beym Berg Stella den Türckischen Keyser Bajazeten überwunden / gefangen genommen und mit güldenen Ketten gebunden / in einem eissernen vergitterten kasten mit sich in Asia zum Schauspiel herumb geführet / und so offt er zu Roß sitzen wollen / ihm gleichsam zum Fuß-Schemel gebraucht / folget im Text) und wird in das werthe Land (das ist in Judæam und Palæstinam) fallen und viel werden umbkommen: Diese aber werdē seiner Hand entrinnen / Edom (Idumæi) Moab (der Moabiter Land /) und die Erstlinge der Kinder Ammon /(das ist der Theil des Ammoniter Landes / itzt Philadelphia genandt / welcher nechst ans Moabiter Land stöst: welches alles sich mit Tamerlane begeben / der von Damasco abe stracks auffs Syrische und Mittelländische Meer zu in Palästina gerücket da [543] er dann den eussersten Theil Philadelphiä oder des Ammoniter Landes zweiffels ob mit berühret / und das gantze Gelobte Land am Meer hin biß an Aegypten durchstreiffet / also daß er das Idumeer und Moabiter Land und den innersten Theil Philadelphiä zur Licken liegen lassen / wie die Landtaffeln ausweisen. Alß er aber biß an Aegypten in die sandige Oerter kömen /und die pest sein Kriegsvolck hefftig angegriffē / hatt er sich mit grossem Raub wieder zurück nach Samarrachand begeben / wie unter andenr Peucerus meldet /in Chronico Carionis, f. 983 & seq. und dieses Tamerlani res gestas mit sonderem fleiß beschrieben hat Petrus Perondinus Pratensis in Vita ejus. Derowegen so folget nun in Textu Danielis vom Türcken weiters: Er wird seine Macht in die Länder schicken / und Aegypten wird ihm nicht entrinnen / sondern er wird durch seinen Zug herschen über die güldene und Silberne Schätze und alle Kleinodt Aegypti (denn Aegypten wird itzo gantz und gar von Türcken beherrschet) auch wird er seinē Fuß in Lybien und Morenland setzen (denn also lauten die Worte in versione Benedicti Arias Montani: Et Lubin & Chusin in gressibus ejus: Vnd bezeugt die Beschreibung des Türckischen Reichs beym Abrah. Ortelio, daß der Türck auch ein stück von Lybien und Morenland besitze / und den Priester Johan / oder der Abyssinorum / das ist der Moren König stetig in haaren liege: Folget weiter im Text: (Es wird ihn aber ein Geschrey erschrecken von Morgen und Mitternacht) das sind vieleicht [544] die Kinder / so aus Sinim / Cathaja und der grossen Tartarey über den Euphrat wieder kommen sollen / wie S. Es. mit diesen Worten klar meldet cap. 41, 25. Ich aber erwecke einen von Mitternacht / und kommt von Auffgang der Sonnen / er wird ihnen einem predigen / und wird über die Gewaltigen gehen / wie über Leimen / und wird den Koth treten wie ein Töpffer / und cap. 49, 12. Diese werden von ferne kommen / und siehe jene von Mitternacht / und diese vom Meer und jene von Lande Sinim, regione Sinarum itzo Chinarum genant; folget weiter / und er wird mit grossem Grim ausziehen / willens viel zu vertilgen und verderbē: und er wird das Gezelt seines Pallasts auffschlagen zwischen zweyen Meern / umb den wehrten H. Berg / (dieses ist der Berg Zion / welcher zwischen dem Mittelländischen und gesaltzenen Meer / mitten innen liegt / unter welchen das Thal Josaphat / deren namentlich Joel meldet / c. 3. Apoc. 16/16. nennets Harmagedon h. e. montem deliciarum, interprete Brigthmanno in Apoc. 16, 16.) biß es mit ihm ein Ende nehmen und niemand wird ihm helffen /dann zu der Zeit spricht der Engel Gottes zum Daniel / im bald folgenden Capittel / wird sich (wieder ihn) auffmachen der groß Fürst Michael / der für sein Volck stehet / denn es wird eine solche trübselige Zeit seyn / als sie nicht gewesen ist / sint das Leute gewesen sind / biß auff dieselbige Zeit: zur selben Zeit wird dein Volck (also nennet der Engel Danielis Geschlechtsgenossen die Jüden und Israeliten /) errettet werden / alle die im Buch [545] geschrieben stehen / concordat Ps. 11/5. 6, & Ps. 97. & 98. Bald hernach zeiget auch der Engel des HErrn dem Danieli die Zeit an / zu welcher solches beschehen soll / und dasselbe auff zwiefache weise / im 11. vers. Spricht der Engel von der Zeit an / wenn das tägliche Opffer abgethan und ein Greuel der Verwüstung dargesetzet wird /sein 1290. Tage. Allhie sieht der Geist des HErrn zweiffels abe / auff die Constitutionem Constantini M. derer Hier. Cedrenus gedencket / Itemqve Nicephorus, Calistus l. 7. c. 44. l. 8. c. 30. & 33. & clariùs Eusebius in Vita Constantini l. 2. c. 48. & l. 3.c. 52. Socrates l. 1. c. 15. Reusn. in Isag. histor. f. 54. welche derselbe Anno 332. publciret und sein Sohn Constantinus wiederholet L. 1. C. de Paganis secundùm Epigraphem & Chronologium Contii, als in dero alle Opffer gäntzlichen verbothen werden /qvamideò de judaicis æqvè ac Ethnicis sacrificiis disertè interpretatur ac Constantino ipsi non filio Constantio adscribit Dionysius Gothof. ad L. 13. D. ad L. Cornel. de Sicariis. Wie denn auch das decretum des Arianischen Synodi zu Jerusalem / dadurch bald hernach umbs Jahr 334. oder nach des Reusneri Rechnung 335. wieder das Symb. Nicenum der greuliche Gotteslästerliche Arianismus angenommen und bestätigt worden / wie beym Eusebio, in vitâ Constantini l. 4. Theodoreto l. 1. c. 28. Niceph. l. 8. c. 47. zu befinden. Es ist aber wohl zu mercken / das ob zwar in 9. Dan. v. 27 fast gleichmässige Wort stehen / wie im 12 / 11. dennoch damit zwo [546] unterschiedene Geschicht und Zeiten angedeutet werden. Denn das c. 9. redet vom Gebot des Römischen Keysers Tiberii und D. Caligulæ, welches sie in 4. und 5. Jahr nach der Aufferstehung außgehen lassen / das man des Keysers Bild über den innersten Altar in Tempel setzen / und demselben Göttliche Ehr anthun soll / wordurch denn das tägliche Opffer eine Zeitlang verhindert worden und auffgehöret / Joseph. 18. c. 15. & 5.A.J. mit der Teutschen Addition aliàs c. 10. & 11. darumb steht daselbsten in fontibus: cessare faciet seu impediet aliqvantisper, wie des Pagnini undArias Montani Version außweiset / zu sampt demLexic. Ebr. Buxtorf. aber das 12. c. v. 11. redet von der gäntzlichen Abthuung oder Abschaffung der Opffer / welche durch ehist berührtes Gebot Constantini beschehen: darumb steht in fontibus, à tempore qvo sublatum vel remotum fuerit juge. Nam in Constantini usq; tempora Judæos pascha suum celebrâsse constat ex codem Niceph. l. 8. c. 12. & 24. Itaqve ante Constantini tempora impedita potiùs interdum fuere sacrificia Judaicare & facto, qvam jure & legibus sublata atqve prohibita, qvippe qvod hujus demum edictis factum fuisse autores jam citati clarè testantur. Ferner spricht der Engel des HErrn im 7. und 8. vers. Daß es mit diesen Wundern / die er dem Daniel verkündigt / währen sol eine Zeit / zwo Zeiten / und eine halbe Zeit / und wann die Zerstreuung des heiligen Volcks (das ist des Volcks Israels) ein Ende hat / soll dieses alles beschehen / das [547] ist so viel geredet wie auch sonderlich die Versio Benedicti Ariæ Montani und Xantis Pagnini was klärer giebt / von der Zeit an / wann die endliche Zerstreuung des Jüdischen Volcks erfolgen wird / biß auff die Zeit / daß solche wieder ein Ende haben und auffhören soll ist eine Zeit / zwo Zeiten / und eine halbe Zeit / das ist 1260. Jahr / wie oben erwiesen / nun ist aber die letzte und endliche Zerstörung des Jüdischen Volcks erst untern Juliano Apostata geschehen / etwa im letzten Jahr seiner Regierung Anno 363. wie auch Thom. Brigthman. observiret, in textū nostrum f. 55. und die Historien bezeugen. Ist derowegen zum dessen gründlichern und bessern Verstand zu wissen von nöthen; Wie das heilige Volck Gottes Israelis, und Juda nicht auff einmahl zu gleich: sondern zu unterschiedenen mahlen und Zeiten von einander gerissen / getrennet und der gestalt endlichen in alle Welt zerstreuet worden; denn erstlichen kan zu den Zeiten Pekah des Königs Israel Tiglath Pilleser d' König zu Assyrien und nahm Hion / Abel / Bethmartha / Janoe / Keder Asor / Gilead Galilæam / und das gantze Land Nephthali / und führte sie hinweg in Assyrien / wie zu lesen 4. Reg. 15, 29. A.M. 3190. juxta Helo. Zum an dern hat sich Salmanasser der König zu Assyrien /zun Zeiten Oseæ des Königs in Israel mit einem gossen Heer wieder Samariam auffgemacht und durch 3. Jährige Belägerung dieselbe gewonnen A.M. 3230. darauff das gröste Theil der 10. oder noch übrigen 9. Stämme Israels mit sich in Assyrien geführet / [548] und dieselben an Fluß Goran in die Städte der Meder versetzet / hingegen aber die Städte Samaria mit Heyden von Emath welche itzo Antiochia heisset / von Babel / von Eutha / von Ava / von Sepharuaim besetzet / 4.Reg. 17. welche dieselben auch noch zum Zeiten Christi bewohnet / als da bezeuget Matth. 10, 5. Joh. 4, 9. c. 8, 48. Joseph. l. 20. A.J. c. 5. l. 12. c. 11. Zum dritten ist kommen Nebuc. der König zu BabelA.M. 3345. und hat gefangen genommen den König von Juda Joachim / und denselben mit 10. tausend Pf. fast allen Handwercks Leuten / mit sich nach Babel geführet / 4. Reg. 24. 2. Paralip. 36. Zum vierdten hat abermahls Nebuc. auch den König Jechoniam mit 7000. derer tapffersten Jüden / und 1000. Handswercks Meistern gegen Babel geführet A.M. 3350. 4.Reg. 74. Zum fünfften ist abermahl Nebucadn. herauff vor Jerus. kommen zu Zeiten Sedechiæ des Königs Juda. An Mundi circiter 3365. hat demselben die Augen ausgestochen / und ihn sampt dem gantzen Volck nach Babel geführet / biß auff etliche wenige /so umb das Feld / Weide und Garten-Baues willen im Lande gelassen worden / aber bald hernach sampt andern / welche sich hin und wieder verkrochen gehabt /grossen Theils in Aegypten geflogen / wie zu lesen 4.Reg. 25. Zum sechsten hat abermahls nach der Babylonischen Gefängniß und wieder Auffbauung der H. Stadt / und Tempels der König in Aegypten Ptolomæus Lagi die Stadt Jerus. am Sabbath mit List einbekommen / und eine [549] grosse Menge Jüden mit sich in Aegypten geführet A.M. 3643 wie zu lesen beym Joseph. l. 12. c. 1. / Zum 7. hat gleicher weise etliche Zeit hernach der König in Asia und Syria / Antiochus Epiphanes die Stadt Jerus. mit List überfallen / und eingenommen / viel Jüden getodtet / und ihre Kinder und Weiber / mit sich in Syrien weggeführet / auch derer / so ihre Religion nicht verläugnen wollen / viel 1000. ins Elend verjagt A.M. 3780. np. Helv. juxta, wie zu lesen 1. Maccab. 1. Zum 8. hat der Röm. Keyser Flavius Vespas. mit seinem Sohn Tito Jerus. zu 2. mahl zu grunde zerstöret / und die Jüden abermahl hin und wieder ins Elend gejaget 70. Jahr nach Christi Geb. Flavius Joseph. l. 7. Antiq. 9. & seq. 9. hat auch der Keyser Adrian. von denen in Palæstina überbliebenen Jüden / welche wieder ihme und seinen Worfahren am Reich dem Trajano grosse Kriege und Auffruhr erwecket / abermahls viel tausend hin und wieder ins Elend verjagt / A.C. 120. & 130. Euseb. und Dion. und ob wohl etliche Zeit hernach Jul. Apost. denen Christen zum Spott und Verdruß alle Jüden so hin und wieder zerstreuet waren / wieder zusammen in ihr Land fordern ließ / und ihnen erlauben thäte ihre Stadt / Tempel und Levitischen Gottesdienst wieder anzurichten / und hierauff viel 1000. Jüden zusammen kommen / und in grosser Menge an Tempel zu bauen angefangen / auch dessen Grund guten Theis gelegt gehabt / so hat doch zum zehenden GOTT der HErr selber diesen angefangen Baw durch Donner [550] und Blitz und ein erschreckliches Erdbeben /welches den gelegten Grund gäntzlich zerrissen / und eine grosse Menge Jüden umbracht / zerstört / und dieselbe wiederumb in alle Welt endlich zerstreuet /Ammianus Marcellinus, l. 23. Socrat l. 3. c. 17.Theodor. l. 3. c. 17. in fine Sozom. l. 5. c. 21. Tripart. l. 6. c. 44. Carion. f.m. 320. Bünting. in Itin. Sacrô f. 6. und haben von solchem Tage an biß auff itzige Stunde die Jüden niemahls in ansehnlicher Menge wieder in Judæa zusammen gelangenkommen. Also das dieses billig für die endliche Zerstreuung des Volcks Juda zu achten / und dannenhero beyläufftig abzunehmen / wenn die 1260. Jahr / oder eine Zeit /zwo Zeiten / und eine halbe Zeit ihren Anfang genommen: Bevorab weil solche durch GOtt den HErrn vom Himmel selbst beschehen / und mit einem so trefflichen Miraculô bezeichnet werden / welchem sey Lob und Ehr / etc.

Ich beschließe numehro dieses Wercklein / mit folgenden Schluß-Wörtern ausn Nicol. Weissen in prognost: auff Jahr Christi 1580.

In diesen Königreichen und Ländern werden sich mächtige große Vnglück anspinnen / durch Kriegen /Rauben / Morden / Brennen / auch durch Pestilentz /Hunger und Misrathung der Früchte / Item es wird groß Wimmern und wehe Klagen seyn / vor grossem Jammer und Elend / denn es wird einmahl die Zeit kommen / und nicht außenbleiben / daß Gott der Gerechten Blut an den Röm. Geistlichen wird rechen /wie zu Jerus. an den Jüden geschehen / denn umb die[551] öffentliche Tyranney / schändliche Laster und Gotteslästerung mit verachtung Göttliches Wortes / wird Gott seinen gerechten Zorn über sie gehen lassen / es geschehe nun / vom Türcken / oder von weme es wolle / so wird Welschland überzogen mit Heeres Krafft / denn die Fünsternüß des Monds den 31. Tag des Jēners / in Löwen geschehen verkündigen ihnen solche Bottschafft und Vnglück. Es wird solches Vnglück bey ihnen verharren / biß so lange die grosse Conjunctio der obern Planeten wiederumb in 21. Grad. Der Fischen / den 28. Tag Aprilis in 1583. Jahr: denn diese Conjunctio, weil sie in das Hauß der Geistlichen Regierung gefället / so wird ihr Affect die Geistlichen betreffen / in solcher gestalt / daß sie mit gewalt von ihrem Geistlichen Regiment werden gestossen / und aller ihrer Herrligkeit und Geistlichen Würdigkeiten / auch aller ihrer Güter beraubet werden. Denn also befinde ich vom Fall des Pabstthumbs in dem Closter Hirschaw / Benedicter Orden / im Speyer Bisthum gelegen / da hat ein frommer gottfürchtigen Mann / nach Ch. Geb. 600. Jahr diese Propheceyunge / von dem Falle des Pabstthumbs / wie die Zahl-Buchstaben in diesen Carminibus gemacht worden / außweisen:


Roma diu titubans longis erroribus acta,
Decidet, & mundi definet esse caput,
Ecclesiæ censura fides, discessio Romæ
Regnaqve de medio sunt removenda priùs.
[552]
Qvi latet error, erit publicus, connubia fœda
Fiunt, tollitur hinc pudor inde timor.
Pòst homo peccati veniet, qvem spiritus oris
Christi perdet, erit postq; suprema dies.

Also ist der Fall der Röm. Geistlichen vor 980. Jahrn prophetisiret worden / welche sich gleich auff diese Zeit reimet / und schicket / denn es geschehen zwo Finsitrnüß des Monds im Löwen / auch wird dasCaput Medusæ, welches Perseus, mit einem blossen Sedel / das Haupt in der lincken / und den Sebel in der rechten Hand hat. Dieses Gestirne wird auch / auff bemeldete Zeit Verticalis, welches den Röm, einen schrecklichen Fall / und Vntergang bedeutet.

Wollet euch derowegen / lieben Christen meine treue Warnunge lassen zu Hertzen gehen / Busse thun / euer Leben bessern / und GOtt mit embsigen Gebete (beyde in Kirchen und Schulen / Alt und Jung / ein ieder Haußvater mit seinen Kindern /) in Ohren liegen / und Gott unsere Sünde abbitten; Auff daß Er wolle die wohlverdiente Straffen gnädiglich von uns abwenden / dem Türck. Hunde und andern Vnchrist. Völckern / steuren. So ist kein Zweiffel / der Barmhertzige GOtt werde sich unser erbarmen / und solch Vnglück gnädiglich von uns abwenden; Wo aber nicht / so ist zu besorgen / GOtt werde seinen gerechten Zorn über die Sünde gehen lassen / denn die Ruthe schon gebunden ist / wie männiglich für Augen siehet / etc.

[553] Autor Anonymus im 2. Discurs vom itzigem Reichs Tage / lit. D. Jener neue Prophet aus Engeland kündet der Stad Rom ihren Vntergang erst auff das 1666. Jahr an / welches doch vorher von einem andern solle propheceyet und geweissaget worden seyn.Vide tractat. qvi inscribitur Romæ Ruina finalis; in præfat. Gartnerus in. dicter. Proverb. p. 122. B Turcarum Imperator.


Fata monent stellæ qve docent, aviumqve volatus,
Totius subibò malleus orbis ero.
Roma diu titubans magnis erroribus acta,
Decidet, & mundi desinet esse caput.

Summus Pontifex Pius Turcarum Regi contrà.

Fata silent, stellæ qve tacent, nil prædicat ales,
Solius est proprium scire futura Dei.

Freylich / du lieber Hanß Pabst / weiß es der Allmächtige Gott alleine: Aber unter dessen Entdecket er es gleichwohl biß weilen seinen Geschöpffen: Vnd hieher gehöret / auß part. 2. M. Andreæ Angeli coligirten Propheceyung, vom Türcken / cap. 11. D. Martinus Lutherus (wie in den Tischreden cap. 35. zu finden) hat eine ernste Prophetische Warnung /drewung und Vermahnung gethan die also lautet. Der Türck ist nicht viel vber 1000 Jahr gewesen (verstehe von Ottomanno anzurechnen) die Saracener aber haben schier 800 Jahr regieret nach der PropheceyDanielis. Wird nun der Türck auff Rom ziehen / so sehe ichs nicht ungerne; den also stehet im Propheten Daniel (cap. 11.) er wird sein Bogen tragen / [554] und sein Läger schlagen zwischen zweyen Meeren / auf dem H. Berge. Rom ist heilig von vielen Heiligen / die da begraben liegen. So ists auch recht / denn der Greuel (der Pabst) hat sich auch müsten setzen an die heilige Stät. Kömmt nun der Türck gen Rom / so ist der Jüngstetag nicht fern. Christus hatt zu vor unsre Seel erlöst / so wirdt er auch unser Leiber erlösen, (was wil ihm das Wort und der Nahme Sauromata, damit die Türcken auch gar wol können gemeinet werden?) Angesehen es nicht alleine Septentrionalische sondern auch Asiatische Völcker seyn vide Car. Stephan. in diction. Geogr. pag. m. 1781. Nun ist Sauromata fast nicht viel anders / dem Thone nach / als σαυτῆ ῥῶμα, wie denn etliche eine sehr alte Türck. Proph. dahin ziehen / drinnen das Wort urum papai stehet /welches etliche erklären durch rubrum pomum, etliche durch pomum Romanum, wenn im Wörtleinurum das R. forne an gesetzet / und U in O verwandelt wird. Vide volum. 1. Orat. Turc. Reusneri p. 351. Wie / wenn auch noch ferner das andere Wörtlein Papai den Pabst zuverstehen geben wolte / so würde mā gar mit einander den Röm. Pabst leibhaftig unn ausdrücklich darstehend haben. Vnd auf solchen zielen nicht minder meine folgende Eteost. Virg. (welche ich so hoch halte / als jener seines Filius ante Diem etc. davon ein verwunderliches beym Pegeo in seiner 11. Künst Q. §. 2163. p. 457. 458. da er also redet: Merckwürdig ists / das in dem Vers. Vergilii FILIVS ante DIeM patrIos InqVIrIt In annos, [555] die Jahrzahl des 1568. in welcher Phillipus II. König in Hispanien / seinen einigen Sohn Carolum, welcher ihm nach dem Leb soll gesterbet haben / hat hinrichten lassen.) Caballa Arithmologica.

Virgil. l. 12. v. 612. Æn. Ædes, Imperiumqve Pater Romanus habebit? Virg. l. 9. Æn. v. 399.


Æ5
D4
E5
S90
I9
M30
P60
E5
R80
I9
U200
M30
Q70
V200
E5
P60
A1
T100
E5
R80
R80
O50
M30
A1
N40
U200
S90
H8
A1
B2
E5
B2
I9
T?100
––––
Summa1666.

per anagramma:
Heus! Abbates, Idemqve Para mirè morientur.
oder Abbates, idem heus morientur Papaqve mirè.
Interrogationes æqvi pollent fortioribus Negationibus.

[556] Hierauff folget ein ander Cento arithmeticus.

(Virg. l. X. FLVCtIbVs an IaCIat MeDIIs & v. 683.).sIgnet honore (Virg. l. 6. v. 608.)
l. 3. v. 386. Inferniqve lacus commistis igne tenebris? lib. 8. v. 255.
Virg. l. 3. v. 591 – – MIseran Daqve CVLtV Ipse se Dens CLaVVMqVe. etc. l. X. v. 218.

Der völlige Verstand nach einander ist dieser:

Ædes, Imperiumqve pater Romanus habebit?
Fluctibus an jaciat mediis, & signet honore
Inferniqve lacus commistis igne tenebris? etc.

Hierzu stimmet Frider. Casander in Nat. Loqvace, p.m. 53. etc. Sunt certi deniqve fines, qvos ultra citraqve neqvid consistere verum. Horat. 1. Serm. 1. Es muß alles vergehen / und alle erbauete Dinge /Reiche und Städte haben ihren terminum fatalem, und müssen dermaleins untergehen und auffhören. Nulla Babylonia, aut Roma aut Thebæ, nullæ Venetiæ sunt æternæ. Vnd hierauff bringet er in tumulatam Romam, oder vielmehr tumulandam & mutilandam vieler Autorum nachdenckliche Elegias vor / als Joachim Bellaji, Andreæ Fusii, drinnen unter andern stehet:


Roma ego jam sum, perii, propriisqve ruinis
Obruta sum, gremio condor & ipsa meo.
Relliqvias qvascunqve vides, qvæ diruta cernis
Mœnia, splendoris sunt monumenta mei.
Frustrà igitur Romam Romæ tu qværis; abire
Jam potes hinc, Romæ Roma sepulta jacet. etc.

[557] In folgenden liß Jani Vitalis Panormitàni carmen, drauff der Autor p. 56, also schleust: Et licèt jam nova Roma (qvod mirum, a cæterisqve semel dilapsis imperantibus urbibus haud auditum) renascatur, repullulascat, reflorescat, superbesqve iterum caput extollat: (Audi de hac re Georgium Bingensem:


Qvi miseranda videt veteris vestigia Romæ,
Ille potest merito dicere, Roma fuit:
At qvi celsa novæ spectat pallatia Romæ,
Hic merito poterit dicere, Roma viget.)

dies tamen aliqvando veniet, ut iterum denascatur, & in pulverem sepeliatur; dies, inqvam, (qvamvis malè non ominor) redibit, ut, ubi fuerit, qværatur. etc.

Biß hieher vom Vntergang und Stürtzung des leidigen Röm. Pabstes und seines Anhanges umb das 1666. Jahre: darzu GOtt seine Gnade verliehe.

(Post script. Gleich wohl ist es drinnen zimlich gekräncket worden / durch die proscribirung aus gantz Engeland / Chinâ, und Königin Franckr.)

21. Von Wort-Menschen
XXI. Von Wort-Menschen.

D. Schuppius in seinen verteutschten Schrifften / von der Einbildung p.m. 546 auf was manier die Frantzosen die Spanier könten überwältigen / und wie sie könten den engen Meerbusen mit Steinen und andern Materialien stopfen und füllen / und dē Meer gebieten / das es seinen Lauff ändern und anders wohin [558] nehmen müste / solcher gestalt könten die aus Europa in Asien und Africam zu Lande und trockenes Fusses kommen. Ja sagt ich / lieber Candidate / wenn aber das Meer ihme / von den Frantzosen nicht gebietē liese / Antwort / da wäre leichtlich ein mittel zuerfinden / man muste ihm den Hindern mit Ruthen streichen / gleich wie Xerxes gethan / alß er mit dreymal hundert tausend Manne wieder die Grichen zoge / und dem Hellesponto einen guten Product geben liesse /ich regerirete wenn das Meer aber es machete gleich wie die bösen Buben / derer Hartnäckigkeit unter der Ruten offtermals zu wachsen pfleget? denn müste man ihme einen Ring geben / wie von den Bürgern zu Rom / den Venedigern alle Jahr gegeben wird.

Qvirin. pegeus part. 2. Kunst Quelle §. 5446. p.m. 495. Die Menschliche Rathschläge ohne Gott haben ein Haupt (Anfang) aber keine Füße (Fortgang) und zerfallen unter den Händen.

22. Von Zwitter-Menschen
XXII. Von Zwitter-Menschen.

Hieher gehören die Semidei / Heroes / die Götter Söhne der Heyden. Autor Acerr. Philol. centur: 5. c. 74. p.n. 816. der Ælianus, wie auch Athenæus schreiben / das Menecrates von Syracusis ein Artzt sich selber Iupiter den Grössesten Gott genennet habe /habe auch einmahl an den König Philippum in Macedonien geschrieben / diese Worte: Philippo Menecrates Jupiter S. der Gott Menecrates [559] Wündschet Philippo seinen Gruß. Aber der König hat ihm wieder geschrieben: Consulo, ut Antyciram te conferas. Ich rathe dir / das du in die Insul Antyciram ziehest (daselbst wächst gut Niesewurtz) damit du das Gehirn reinigē mögest: wolte ihm zuverstehen geben / er wär in Kopfe unrichtig und müste einen Sparren zu viel oder zu wenig haben. Auff eine Zeit richtet der KönigPhilippus eine herrliche Mahlzeit zu / und ließ diesen Artzt auch darzu laden / ließ ihm aber ein besonders Täflein decken / und ließ ein Rauchfaß mit Weyrauch drauf setzen / und ihm als einem Gotte räuchern. Das gefiel ihm erstlich sehr wohl: Mittler weile assen und truncken die andern / und hatten einen guten Muth. Da begunte ihm auch zu hungern und zu dursten / und ward also überzeugt / daß er ein Mensch / und nicht GOtt wehre: darumb muste er mit Spott und Schaam aus dem Gelache entlauffen. (Diese und dergleichen Historien bringe ich hievor / nicht daß ich dafür halten solte / wie sie keine Menschen wehren / sondern daß solche bethörte uns aufgeblasene Narren / sich aus der Zahl der Menschen ausgeschlossen und unter die Götter gezehlet haben. Ein mehres beym Apolepht. in erqvickest part. 1. p.m. 491. etc. Von andern Zwittern / Androgynis, Hermaphroditis, wie sie vorzeiten vor Abscheuliche Mißgeburten gehalten /und getödtet worden / nebenst vielen Exempeln: besiehe Schottum in physic. Curios. p. 446.

[560]
Register
A

A / B / C / p. 2. 24. 25. vorr. 27. 35. 170. 234. 312. 451.

Adams Sodomiterey. 3. 4. vorr.

Adels Unterdrückung. 189.

Adlers Klauen / 29. 345. 445. Nase / 365. Stirn 164. der Käyser. 500. in der Lufft 16.

Admiral. 443.

Æthna / 1. 1. 105. 514. etc.

Agrippæ Zauberey / 2 etc.

Affe. 117. 405. etc. Kinder. 480.

Alcoran. 15. 541. Alexander VII. 514. etc. 531. 532.

Almosen. 84. 87. 218. 221. 289. 412. 415. 513. 520.

Alp / 160. etc. Alraun / 165. 215. etc.

Alte Leute gehen schlecht. 367.

Amazones / 434. Anagramma / 32. 80. 418. 419.

Antichrist / 106. 256. 267. 371. etc. 376. etc. 388.etc.

Antipodes / 11. verr. 353. etc.

Antiqvität. 192. Antoeci. 356.

Apfel / 230. 249. 313.

Athem an sich halten. 229. 280.

Argonauten. 100.

Armee Gespenster. 115. in der Lufft / 55.

Astrologiae fundamenta. 1. 2. etc. 124. 130. 142. etc. 175. 386. 288. etc. 524. 530. etc. 554.

Aufferstehung / 151. etc. Auffruhr 4. vorr. 124.

Auffgehenckte vide Gehenckte. Auffhebung. 218. des Todes / 295.

Augen so groß. 162. 176. 305. 330. 365. 437. 501. 515. 519. 427. Verblendung. 497. Politische. 405. Außstehung. 285.

Auguria. 31. 151. etc.

Augustmonat. 266.

Autoris sors. 1. vorr. 14. 18. 20. 118. 140. 161. 316. 384. etc. 455. Schriften. 1. 10. vorr. 13. 14. 17.etc. 35. 77. 96. 118. etc. 132. 149. 150. 152. 162. 170. etc. 174. 179. 180. 215. 233. 333. 335. 338. 348. 349. 351. 352. 369. 370. 385. 488. 519. 425. 402. 403. 405. 429. 492. 438. 455.

B

Bachus. 428. Baehr in der Lufft. 16. am Menschen. 488. 439.

Banquerottirer Glück 208.

Bapsts Untergang. vide Bapst.

Bart 324. 44. etc. 445.

Bauren Berachtung. 12. vorr. 17. 30. 350. 438. contr. 190. 159. Beelzebub. 115. Bellum. etym. 145.

Berg-Feur: 432. Menschen. 176. etc. Werck. 153.etc.

Beruffs Trost / 67. Bettler / 10. vorr. Biblische Dolmetschung. 31. vorr Erklärunng / 33. etc. Lesung. 171. etc.

Bilder Ehren 230. 428. Unehren. 4. vorr. 224. Reden 216. Weinen. 217. etc. 226.

Blasen kalt und Warm 438. Blumen. 84.

Blut-Hochzeit. 504. Regen 30. vorr. Aus andern Dingen 31. 52. 180. 232. 329. 367.

Bock der Teuffel. 115. 430. 438.

Brandenburg. Churfürst. 208. Böhmisch Unglück. 52.

Bremers Ubergabe. 296. Bischoff. 42.

Brod mit Kalck. 243. mit der Nadel. 358.

Brunnen Bilder. 353. 231. Schlaff. 432.

Buchdruckerey 21. 455. Buchführer. 438.

Busse-Predigten: 42. etc. 54. 116. 130. 127. 135. 187. 189. 192. 193. 210. 320. 309. 328. 371. 375. 430. 553. 387. 398. 515.

Butter-Mensch. 359.

C

Cabala 11. 126. 296. 389. 498. 420. 423.

Calender-Schreiber 143. 421.

Calvinisten Glaube. 23. 172. 222. 223. 230. 417. 396.

Caput Medusae. 553.

Carolus V. 229.

Carpen-Kopff am Menschen. 302. 358.

Carpzovii Ehrengedächtniß 171. etc. centauri. 97.

Castanien 485. Chiltasten. 447. 448. 508. China 545. 207.

Christen Gebühr 167. Holländ 24. vorr. Nahme. 252. Schlaverey 206. 319. etc. 330. 339. Sieg 243. 247. 366. Verfolgung. 256.

Christus Erkäntniß. 28. 65. 74. 373. 376. Geburt. 260. Belogen. 45. 53. 79. 227. Feinde. 326. verkaufft 231. Warheit 59.

Chymische Menschen. 300.

Cometen Deutung. 15. 29. vorr. 30. 127. 128. 130. 131. 136. 138. 139. 146. 150. 179. 180. 307. 314. 349. 387. 498. etc. 516. 425. 402. 527. 444.

Conjunctio. 131. 133. 137. 264. 387. 552.

Constantinopel. 140. 203. 211. 250. 252. 254. 273. 262. 398. 488.

Creutz 181. 243. 297. 302. 320. 420. 442.

Cristallen-Seher 236.

Cromwell. 117. 420. 412.

Crucifix am Himmel / 27. vorr. 233. in Schloßen. 181. in der Kirchen / 226. in der Rebe 231. auffn Felde / 196.

D
Danzigs Unglück 209. etc. Demant 477. 478.
Demuth. 305. Dickbauchigte 395.
Dinantz zerstört / 4. 5. vorr. Disputirung der Thiere / 472. etc.
Donner / 120. 124. 273. 530.
Drache / 898. Dryades / 115.
E
Edeleute trilln die Baurn. 45. 46. 196.
Edelgesteine / 164. 541.
Ehebruch / 44. Einbildungs Krafft / 299. etc. 316.etc. 358. etc. 391.
Einhorn / 164. Einfalt / 520.
Einigkeit / 244. Elementen Praesentirung. 96.
Elephanten Verstand / 490. etc. 469.
Engel Erscheinung / 38. etc. 50. 108. 116. Sprache / 27. Verkleidung / 109.
Engländisches Unglück / 105. 140. 368. 396. etc. 418. etc. 424. etc.
Epicurer / 189. Epithaphium 351. etc.
Erdbeben / 106. 107. 135. 345. 533. 525. Erde / Gottin / 97
Erdmensch / 156. Töpffe 157.
Effrurts Unglück / 32. vorr. 142. 348. etc. 296.
Ergiessungen / 124. 135. 392. 513.
Ermordung / 415. Erdndten Götze / 229.
Erscheinung / vide Engel: Gespenst.
Esel des Dezals / 78. der Teuffel / 112. Menschen / 497.
Essen der Menschen / 360. 560.
Eulen Geburt / 346. König: 420. der Teuffel / 115.
Ewigkeits Betrachtung / 58.
F

Falscheit / 438.

Faullentzer / 19. vorr. Faunus / 112. Fallen / 443.

Fegefeuer / 57. 60.

Feuer-Brünste / 55. 56. 105. 145. 177. 273. 303. 359. 360. 366. 403. 415. 421. 432. 488. 56. Menschen 69. 448.

Feyer-Tage / vide Sontag.

Finsterniß / 29. vorr 128. 130. 131. 136. 146. 240. 264.

Fisch-Menschen / 358. 340. 443. etc.

Fliegen-Teuffel / 15. Fluchens Greuel / 53. 68.

Fluß außgetrocknet / 38. 184. stillestehend / 311.

Franckreichs Wapen / 108. 195. Glück / 195. 201. 247. etc. 427. 442. 500. 512. Unglück / 413. 245. 501. etc. 514. Frantzösiche Schwetgen. 312. etc.

Fresser / Unmenschen / 7. 8. vorr 490.

Friede besser / als Krieg / 212. 402. 418.

Frosch-Menschen / 497. 457. Fuß schemel von Menschen / 543. Viel Füsse / 434.

G
Gebet / vide Gottesfurcht: der Soldaten / 194. 213.
Gedancken Offenbahrung / 11. 372.
Gehenckte leben wieder auff / 274. etc. 81.
Geister Prüfung / 45. vorher it. 51. 53.
Geitz / 185. 220. 226. 359. 362. 504. etc. 374. 437. 451.
Geld machet Menschen / 12. vorr
Gelehrte geehrte / 439. Gennanus Etym. 332.

Gesandten Ermordung. 5. vorr. Gesichter vide Gespenst. Gespenst. 39. 49. 51. 57. etc. 115. 425. 430. 436. 450. Vertreibung. 64. 168. Warnung. 38. 41. etc. 71. Gesundmachung. 54. 163. etc. 286. Gifft. 153. 164. Glaubens Zweifel. 221. etc. Glück. 435. 158. Gog / Magog / vide Türck Göttter der Heyden. 487. Gottes Furcht. 16. vorr. 423. Wort 35. 251. 449. Worts Krafft 50. 65. 74. 114. 187. 219. 263. 384. 168. 171. etc. 189. 194. 197. 213. 210. Barmhertzigkeit. 190. Liebe 28. 29. Mensch 56. Straffe. 408. 422. Verfolger 48. Vorsehung etc. 23. etc. Mißbrauch 449. Graupen-Menschen 181. etc. Guckug. 359. Gülden Fließ 99. Gustavus d' Schwed. Kön. 38. 49. 194. Gütgen 115.

H

Hahn Gehirn 108. Krehen. 160. 494. Hälschen 333. Hällische Wapen 239. Haaren 333. 368. Hauses Bauung 444. Einfall 40. Hebräische Sprach 27. 29. 31. Hekels-Berg 42. Hercules. 524. Hermaphrodit 560. Heroes. 559. Hertz in 2. Cörpern 298. Zwey in einem Cörper. 301. Heurath 424. Heteroscii 356. Heuschrecken 445. Heydenthum / woher? 33. Heydexen Geburth 346. Heylung. 163. etc. Hexen. 153. Himmelführung 54. 375. Belohnung. 48. Historici Ampt. 176. Hippocentaurus 430. Hochmuth. 198. etc. Hoffart. 10. 11. vorr. 44. 53. 54. 71. 106. 110. 209. 210. 304. 306. etc. 317. etc. 346. 368. 369. 370. 377. etc. 530. etc. 382. 458. Hoffnung 19. Holländ' Glück. 24. 31. vorr. 211. 140. 149. 150. 396. etc. 418. 425. 402. etc. 259. Höllen-Fahrt. 40. 57. 63. 111. 124. 221. Huet 45. 377. etc. 393. 330. 483. Hütlins Tantz 1159. Huff Eysen bedecken ein Land 203. an der Hexen 361. 362. Hund der böse Feind 54. 111. 114. 160. der Klug 468. etc. Hunger. 330. 368. 111. 184. 186. 317. 560. 457. 458. Hurereys Bemänlerung 64. 27. 29. etc. 523. 429. 241. 452. 453. Hymenaeus. 102. etc.

J

Ja sagen 200. Jäger Gespenst 70. etc. 528. Jahr 1578. p. 264. an. 1588. p. 133. 247. an. 1666. 24. 26. vorr 17. 30. 92. 106. 119. 121. etc. 128. 130. 137. etc. 167. 188. 233. 270. 398. etc. 505. 521. etc. 420. 415. 426. Annus 672. p. 381. 126. 132. an. 1657. p. 122. Idololatriae Uhrsprung 33. Jesuiten. 206. 369. Jerusalem 40. 49. 79. 80. 81. 243. 328. 366. 375. 509. 536. 546. Jesus. 389. 458. Josaphats Thal 545. Josephs Hülffe 221. Incubus. 115. 116. 168. 430. Johannes der Täuffer 299. Irrwische. 60. 450. Jsern-Kopff. 120. Island. 41. Jüden Bekehrung 32. 33. 77. 106. 390. 522. Gläube 223. 206. 431. Lügen. 431. Wegführung 57. 548. etc. Jungfer. 38. 43. 61. 228. 233. 496. 497. 487. 491. 492. 439. 453. Jüngster Tag 27. vorr 53. 76. 77. 78. 107. 119. 120. 122. 125. 126. etc. 130. 133. 134. 258. 163. 348. 357. 419. 375. 509. 448. 387. Juriste 172. etc.

K

Kalbs-Kopff. 304. 357. 363. 490. mit vielen Füssen 345. Katzen-Kopff am Menschen 300. 402. Verstand. 491. etc. in der Pastete. 358. Käyserthum 105. Kese. 457. Ketzereyen 511. Kielkropff 346. Kind' Außtauschung. 118. von Affen ergriffen. 117. 118. 465. 428. 481. Amuleta und Artzney 159. Erscheinungen / 46. 47. 50. 53. 116. Ermordung / 157. 210. 290. etc. 434. Noth / 194. 458. Omen. 78. 150. 157. 224. Tod / 237. 384. Beraubung / 186. 198. 263. Verdammung / 166. Vormünder / 215. Feind / 294. Windeln / 162.

Kirstenius gestorben / 133. Kleider Veränderung /318. etc. vide Hoffart. Kluge Leute / 235. etc. Knechts Glück / 362. etc. Kobolt / 115. 152. etc. Knoblauch / 457. König Bergverständig / 154. Kopffwaschen / 162. Korn Götze / 229. Kranckheiten Vertreibung / 163. etc. 335. Einheimische / 421. 371. Krauthaupt / als eine Jungfer. 233. Kriegs-Beschreibung / 16. vorr. 143. etc. in Calendern / 12. 143. in Deutschlande / 54. 1. 1. 143. etc. 273. Richtigkeit /191. etc. 204. etc. 207. etc. 212. 259. 293. 417. 406. 427. 445. Immerdar / 258. Vordeutung / 55. 303. vide Comet. 308. 333. 436. 443. Herr in der Lufft /55. Abwendung / 327.

Kröt / ein Hertzog / 4. vorr. 108. von Menschen /300. am Teuffel / 110. Künfftige Sachen weiß GOtt alleine / 450. Küssen / 92.

L

Landes Straffe / 177. etc. Laterne Diogenis / 3. etc. vorr. Läuse / wo von? 162. Lebendichmachung / 378. etc. 374. Leipzige Magistri nostri. 3. vorr. Messe /79. 342. etc. Leben / 173. Unglück / 30. vorr. 169. 336. 349. Lilien / 454. Limprecht / 351. etc. Linden Verstümpelung / 422. Londische Natur / 421. etc. Feuers-Brünst / 404. etc. 418. etc. Gassen / Löwen der Teuffel / 115. 445. 504. 435. 443. Lufft-Heer /55. 115. Lüderwald. 438. Lutheraner Auffnahme / 46. 48. 52. 75. 117. 136. 196. 206. 206. 239. 389. Lutheri Gesäng / 51. Bitte / 117. Nähme / 136. 388. 396. 522. Todt / 117. Lützische Schlacht. 38. Feuers-Brunst / 56.

M

Machomet / 75. etc. 222. 248. 249. 268. 377. 541. 388. Magde Arbeit / 464. Magdeburg / 38. 42. 140. 211. 227. 228. Magiae Verdamligkeit / 8. Mahr /166. 347. etc. Mandragora / 165. Mauß / 161. 170. 406. Mecha / 80. Medicorum Ampt. 281. 294. 359.etc. 164. 560. Meerkatz / vide Aff / 459. etc. Schilling. 559. Wunder / 308. 310. Melancholey Wirckung / 235. 358. etc. Melanchthon / 31. Menschliche natürliche Pflicht / 9. vorr. Feinde / 114. / 145. Fresser /184. Theile / 2. etc. Messer im Leibe / 303. Messias der Jüden / 76. etc. 252. Meta / 526. Millenarii / 448. etc. Milch / 294. Mittages Zeit / 12. 113. Monarchiae / 4. oder 5. p. 107. 128. 150. 175. etc. 186. 258. 325. 368. 371. 411. 505. etc. 508. 427. 442. Mönche / 23. vorr. 60. 64. 75. 217. etc. 271. Mond-Leute / 15. Zeichen / 239. etc. 3. 2. 420. Monstra / 78. 297. etc. 316. Moscoviter werden höflich / 20. vorr. 200. 201. 258. Moses / ein falscher / 57. Mörder offenbahret. 357. etc. 362. Music in Haaren. 78. der Affen / 464.

N

Nacht-mähr / 347. etc. Nachtschwärmer / 11. 59. 54. 113. 202. 219. 314. Nahmens Veränderung / 520. Narren / 17. vor. Natter. 487. Nebucadnezar / 451. Necromanria / 271. Nereides / 115. Neue inventa. 37. Sachen 336. Neues Testaments Vermögen / 27. etc. 33. 49. Niederland / vide Holland.

Niesewurtz. 560. Obrigkeits Ampt. 19. vorr. 207. 416. 319. 274. 332. 439. Tod. 177. etc.

O

Obst. 481. Ochsen Srimme / 8. 22. 23. vor. 488. etc. 299. Oedipus. 434. Oel 457. Oracula. 110. Orgel. 32. von Oesterreichische Herrligkeit. 99. 110. 265. Ohnmacht woraus? 457.

P

Pabsts Monarchia 32. vor. Falsche Lehr unn Unglück. 27. vor. 52. 60. 61. 64. 106. 123. 191. 221. 231. etc. 267. 365. 367. etc. 369. 388. etc. 398. 498. etc. 522.etc. 541. 552. etc. 558. 402. Papagey 488. 491. Pasquill. 529. Penmal 202. Periaeci 355. Petermännigen. 444. Peters-Stuhl. 524. etc. 529. 1. Perl. 97. Pestes Beybringung 10. vorr 111. 222. 300. Abhelffung 103. Vorkündigung 43. 7. 80. 106. 113. 124. 125. 135. 136. 177. 183. 246. 265. 307. 330. 393. etc. 551. 421. Pferde Beine / Kopf 163. etc. 111. am Menschen. 302. Gifft. 153. Füsse 430. 361. Schwäntze. 429. Blut / 206. an die Zäune 208. im Wapen. 240. Ein Weib. 361. unter einen Affen. 483. Futter. 488. Physiognomia. 528. Plato / Etym. 394. Pluto /111.) Poetischer Fabeln Grund 34. Pohlisch Uhrwerck. 7. 8. vor Unglück 106. 182. etc. 138. 149. 501. 445. Glück. 31. vor. Politici. 427. 331. Polus 355. 427. Popelman 72. 73. Polter Geister. 59. etc. 73. etc. 110. Preussen vom Rom: Reiche 31. vorr Unglück. 202. 209. Priester / ein Mensch. 10. vor. Warsagung. 56. 372. Elend 193. 197. 372. 515. Propheceyung verbothen. 24. Pythonissa 235.

Quacker. 107. 151. Quadi. 394.

R

Raben Verstand. 31. 491. 495. Racqueten 101. etc. Rathhauses Vergleichung. 15. Rathschläge d' Menschen 19. 559. Ratten auf Bäumē. 232. Rätzel 433. Rauche Menschen 302. 427. etc. 436. vide Wilde. Reben-Blut 52. 217. 218. Crucifix 231. Rede der Menschen 430. 482. etc. Regen-Bogen 349. 516. Regen Mantel. 184. Reichthums-Schaden. 67. 68. Reiten kan ein Affe 483. Reyn. 364. 440. 441. 391. 500. 532. Risen 98. Rohm vide Papst. Rosen 457. Rothe Haar. 429. Ruhm des Autoris. 820.

S

Sabbath 449. Sanfftmuth machet Menschen. 19. vor. Salamand'. 98. Satyrus 10. vor. 112. 427. etc. Sauromata 555. Sauffen 53. 66. 332. 451. Schadenfroh 417. etc. Schatten erschreckt 353. Nahme. 354. etc. Schencken Straffe 40. 361. 466. Schiff-Brand. 403.etc. Schiffende ob sie leben? 296. 443. in der Lufft 55. 150. im Spiele. 90. Schlaff machen 165. Schlangen Teuffel. 115. 444. an Aepfeln 230. Gebohren 329. 341. 342. Schlittenfahrt 109. 110: Schloßen 181. etc. Schneider. 327. 338. ein Kobold 152. Schreiben mit dē Munde. 342. Schue 334. 239. Schwalben Sprache 491. Schwantewitz. 229. Schwantz an einer Mißgeburt. 380. 470. Schweden Glück. 202. 191. etc. 296. Schweinen Vergleich mit Menschen. 492. etc. 329. 484. Teuffel. 115. 463.

Schwerd in der Lufft 180. 314. S. Pauli. 220. Seele der Verdampten. 58. 60. 160. 166.

See-Menschen / 442. etc. Sieg weine er bescheret sey? 192. 432. Sirenen / 112. 114. Sodomiterey / 3. 4. 21. vorr Soldaten Gerichte / 275. Sonnfinsterniß 29. vorr. Verdoppelung / 142. 272. 349. an der Mißgeburt 312. Sontag feyren / 45. 53. 431. 206. Spangenberg / 75. Spanier Unglück / 177. etc. 212. 245. 246. 414. 417. 426. 501. 514. Spanische Kappe 329. Sphinx / 114. 432. etc. Spilens Verderb 75. 82. 487. Spötter Straffe / 3. vorr 29. Sprache die älteste / 29. Verwechselung / 20. Steine Krafft / 63. etc. 214. 215. 419. 462. Kranckheit / 527. Kohlen / 422. Sterben müssen wir alle / 295. Sterne Wirckung / 16. 239. 446. Storchs Mensch / 487. 497. Studiren Schaden /21. 22. vorr 486. Stummer redet / 142. 52. Sünden Straffe 241. Grosse. 241. Sünd-flut / 133. 308. Syncretisim Zeichen / 300. 301.

T

Täntzer Sünde / 109. 150. Tartarn Gewohnheit / 206. 259. 501. etc. 545. Teuffels Bild / 109. Betrug / vide Gespenst / 373. 497. Nahmen / 110. etc. Stärcke / 65. 66. 110. etc. Teutschlandes Unglück / 50. 103. 106. 26. 139. etc. 140. 146. 149. 175. etc. 262. 265. 296. 300. etc. 308. etc. 380. 499.

Theologiae complementum / 67.
Thessalonich / 412. Theurung 43. 135. 137. 229.
Thierleute / vide Vihe-Menschen.
Thier Erkaenenisse Adams / 3. vorr.
Todte Propheceyen / 56. von Gespenstern / 113.
Todes contrafait / 295. Todten Beine 74. 162. 360etc. 526. etc.

Todte Leute / 61. 69. etc. 151. etc. Todes Andeutung / 40. 16. 113. 215. 225. 272. 265. 361. 444. 50. Topff / 471. 157. etc. 162. 284.

Träume an Galgen / 275. 277. 292. 293. Traums-Deutung / 17. etc. 431. etc. 187. Trunckenheits Verdamniß / 71. 323. 199. 330. Trutten / 53. 160. Türcken Freunde / 2. vorr 417. Hundes Nahme / 470. Unglück / 175. etc. 182. etc. 201. 203. etc. 238. etc. 319. etc. 324. etc. 329. 364. etc. 391. etc. 532. etc. Glaube / 222. Zeichen / 6.

Türckische Gewächse / 230. 2 2 Tyrannen Tod / 17. 135. 365. Noth / 372. 520. 451.

U
Uberschwemmung / 513.
Venediger Untergang / 557. Glück / 204. 272. 498.
Venus / 40. 227. 228. 430. Verbrennung / 125.
Verdammung / 167. 223. Vergnügsamkeit 435.

Verrätherey / 423. Verstand der Thiere / 466. etc. 541. etc. Verspottung / 461. Vertriebenen Trost /475. Verwandelung / 117. Uhrwerck / 78. 389. 507. Viehe-Menschen 22. 23. vorr 479. etc. 451. etc. Viereckt / 93. etc. Unbeständigkeit / 380. Uneinigkeit / 3. 9. vorr. 241. 246. 258. 443. Unfruchtbarkeit / 25. 29. Ungarn wird den Türcken schlagen / 2. 522. Unglück / 77. Ungehorsam / 2. 9. Ungetreuheit / 106. Ungewittter / 20. 443. Unglück / 425. Abwendung / 159. Unmenschen / 2. etc. vorr. Unschludig gerichtete /241. 290. etc. 294. 413. 419. Unverschämtheit d' Thiere / 485. Vogel Sprache / 58. Vorbild des N.T. 33. Vorsehung GOTtes / 23. Vulcanus / 10.

W

Wahrsagungen. 43. 55. 56. 61. 105. etc. 185. 193. 364. etc. 526. 405. 419. 420. Wald. 430. 202. 427. 461. Walfart. 44. Walfisch. 77. 97. 139. 150. 204. 235. 515. 516. 444. Wambs. 209. 330. Wassers-Gefahr. 272. Weg kennen. 475. etc. Weiber Hoffart. 10.etc. vor. 315. etc. 370. 492. Weinen im Mutterleibe. 341. Welchschlandes Unglück. 308. Welt / Etym. 379. 519. 427. etc. Wetter. 120. 181. Wilde Leute. 55. 112. 429. 436. Winde. 124. 135. 510. 515. Wirckung. 165. Wolff-Menschen. 7. vorr. 345. 390. Teuffel. 115. vom Schaffe. 298. 208. in Rom. 529. Wunderzeichen Deutunge 29. 38. 47. 49. 57. 84. 234. 305. 369. 373. 374. 385. etc. 422. 425.

Z

Zahls Krafft. 29. vorr. 77. 120. 121. 123. 126. 129. 132. 267. 268. 269. 380. etc. 548. Zählen / ob es den? Thieren zukomme? 467. etc. Zauberey 93. 237. 497. 455. Zeichen Deuter. 31. 61. 312. Zeit ist Gotte alleine bekant. 257. Ziebold. 497. Ziegelsteinern Mensch. 359. Ziegen Füße. 330. Zimmetrinde. 457. Zorne buck. 229. Zutteber 440. Zwerg. 342. etc.


ENDE.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Praetorius, Johannes. Prosa. Anthropodemus plutonicus. Anthropodemus plutonicus. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7D13-7