Johannes Praetorius
Blockes-Berges Verrichtung /
Oder Ausführlicher Geographischer Bericht / von den hohen trefflich alt- und berühmten
Blockes-Berge:
ingleichen von der Hexenfahrt / und Zauber-Sabbathe / so auff solchen Berge die Unholden aus gantz Teutschland / Jährlich den 1. Maij in Sanct-Walpurgis Nachte anstellen sollen.
Aus vielen Autoribus abgefasset / und mit schönen Raritäten angeschmücket sampt zugehörigen Figuren / von M. JOHANNE PRÆTORIO, Poētâ Laureatô Casareô.
Nebenst einen Appendice vom Blockes-Berge / wie auch des Alten Reinsteins / und der Baumans Höle am Hartz.


Beschreibung des Blockes-Berges

Appendix Summaria.
Beschreibung des Blockes-Berges / wie auch des alten Reinsteins / und dann der Baumans Höle am Hartz.

Als man den 5. Julii Anno 1653. bey früher Tage-Zeit von Ballenstät abgereiset / sind wir darauf / gleich gegen Mittage umb 10. Uhr / zu Planckenburg angelanget / von dannen wir uns also fort / und nach voreingenommer Mittags-Mahlzeit nacher Reinstein hinauf (so nur 1/4 Meil Wegs von Planckenburg) begeben / und daselbst befunden / daß der Reinstein ein gar uhralt und verwüstetes Hauß oder Schloß ist / auf einem ziemlichen hohen Felsen gelegen / und vor dessen von denen nunmehr gantz verstorbenen Herren Graffen von Reinstein erbauet worden; Ist ein seltzam Gebäude gewesen / in deme alles / und fast alle Gemächer / darunter vornehmlich die Küche / die Keller / die Kirche / Saal / Pferdestalle / und dergleichen in den Stein außgehauen ist / wie man denn / wann man hinein kommet / anders nichts / als lauter Stein / umb und neben sich siehet / und zu muthmaßen / daß solches alles eine überaus grosse Mühe und Arbeit gekostet hat. Es lieget sehr hoch / und ist an einer Klippe des Berges gleichsam angeflicket / und nunmehr alles verwüstet / siehet auch anietzo viel mehr einer Raubhöle / als einem Gräfl. Schlosse / ähnlich. Wann ein Rohr in denen aus dem Stein gehauenen Gemächern gelöset wird / so schallet und knallet es dergestalt /als wenn eine Canon gelöset würde / maßen denn auch / wann daselbst nur in die Lufft aus einem Rohr geschossen wird / es von unterschiedenen Orten her einen starcken Wiederschall und gleichsam vielerley Echo giebet. Unter andern ist alda ein Loch zu finden / so von allerley kleinen Steinen (welche sonst in der Ebene / und nicht auf den Bergen gefunden werden /) außgefüllet ist; Von demselben Orth nun wird vor wahrhafftig berichtet / als wann solches Loch von den bösen Geistern angefüllet würde. Dann / wann man die Steine von dannen hinweg nimmet / so kommen doch hingegen wieder andere dahin / ja auch gar offtmahls die jenigen / welche man hinweg genommen /daß also niemand die Ursach dessen erfinden kan /sondern das Loch allezeit mit den Steinen angefüllet gefunden wird. Es werden auch allerley Abendtheuer erzehlet / so sich bey solchem Loche sollen begeben haben / mit denen / welche muthwilliger oder freventlicher etwas dabey vorzunehmen sich unterstanden. Als wir uns hernach von Reinstein wieder hinunter begeben / und zu Planckenburg das Mittags-Mahl eingenommen / sind wir darauf selbigen Tages durch Weringeroda noch biß Ilsenburg gereiset. Da wir nun zu Ilsenburg (so dem Herren Graffen zu Stollberg oder Weringeroda zuständig / und fast unter dem Planckenberge lieget) selbigen Abend angelanget /haben wir præparatoria gemacht / des darauf folgenden frühesten Morgens die Reise auf den hohen Blockes-Berg fort zu setzen. Den 6. Julii nun früh vor Tage haben wir uns aufgemacht / und nebenst dem Weg-Weiser umb 2. Uhr früh die Reise angefangen /da wir dann / reitende / 15. Personen und 12. Pferde starck / über unterschiedene Bäche / Brücken / und durch dicke Büsche bey einem ziemlichen hohen Felsen / Ilsenstein genannt / vorbey / alles Berg auf werts fort paßieret / und als wir in die 2. gute Stunden den Berg hinauf werts in Morast / in Steinen / in ungebähntem Wege / darbey die Pferde manchen sauern /unsachten / und gefährlichen Tritt thun müssen / geritten / haben wir / wegen des allzu bösen Weges / nicht weiter zu Pferde fort kommen können / sondern alle von Pferden absteigen / und zu Fuß vollends gehen und gleichsam hinauf klettern müssen / da wir dann abermahls also zu Fuß gehende in die 2. gute Stunden zubracht / ehe wir den höchsten Gipfel des Berges erreichet. Die gantze Zeit über / im hinauf reiten und hinauf gehen / haben wir stätig dunckel und thanichtes / näßliches Wetter gehabt / ie höher wir aber auf dem Berg kommen / ie dunckler / näßer / und kälter Wetter und Lufft wir empfinden müssen / biß endlich auf der Höhe / als wir dieselbe erreichet / wir eine solche kalte Lufft gefunden / daß wir fast nicht dafür dauren können / ja von dem Reif und Frost wir alle gantz weiß / als wären wir beschneyet / außsahen. Dann unversehens wurden wir mit Nebel und Wolcken dergestalt umbgeben / daß wir vor Dunckel unn Finsternüß einander nicht sehen oder erkennen kunten / sondern einander zuruffen müssen / ja die Wolcken strichen bey uns und unsern Häuptern recht mit Brausen vorbey / daß man wie verdutzet davon wurde / geschweige der Näße / so iedesmal von den Dünsten und vorbey streichenden Wolcken auf uns fiele / daß wir alle / wie gebadet / außsahen / biß endlich / nach 6. Uhren / und gegen 7. Uhr etwan / sich etwas von unterwerts auf zu klären anfieng / da dann / so bald es ein wenig hell wurde / und die Sonne die meisten Dünste verzehret / und die Wolcken abgetrieben /kunten wir uns nach allen Orthen umbsehen / daß einem das Gesichte darüber vergieng: Dann es anders nicht schiene / als wenn wir vom Himmel herab die gantze Welt übersehen könten / in dem alles / was wir sahen / und wohin wir sahen / viel niedriger war / als der Orth / da wir uns befunden / und kunte das Gesichte die Weite umb uns herumb fast nicht begreiffen: Ohn ist es nicht / daß auf solchem hohen Berge die grossen Wunderwercke GOttes genugsam zu sehen und zu verspühren / in dem man gleichsam in einem Augenblick nicht allein so viel Länder / Fürstenthümer / und Provincien des Heil. Reichs und in Teutschland beschauen; Sondern auch die Wirckung der Lufft / die Durchstreichung der Wolcken / nicht ohne Verwunderung und Entsetzung / allda sehen und empfinden kan / zu geschweigen / was für herrliche /kräfftige / kostbare / und seltzame Kräuter und Wurtzeln droben wachsen. Dann / in dem wir uns mit Beschauung derer in dem Grunde herumb liegenden Fürstenthümer / Länder / und Oerter am besten ergötzeten / kam unversehens brausend eine Wolcke / mit Nebel und Dünsten vermenget / auf uns / und überschattete uns / daß wir / gleichsam in einem Augenblick / in eine Finsternüß geriethen / und gar nichts sahen / ja einander selbsten (ungeachtet / daß wir nahe beysammen stunden) nicht erkennen kunten / da wir dann allezeit auffs neue benetzet / als wann wir starck beregnet wurden. So bald nun die Wolcken von uns zu weichen / und uns wiederumb zu verlassen /begunten / sahen wir durch dieselben / so wohl unter uns / nach dem Erdboden / als insonderheit über uns /nach dem Himmel zu / gleich wie ein brennendes Feuer / so man durch den Rauch zu sehen pfleget /aus Ursach / weil / mittler Zeit / da wir mit den Wolcken umbgeben waren / es so wohl unten / auf dem Erdreich / als vornehmlich oben / gegen dem Himmel / gantz klar und helle von dem Sonnenschein ware. So geschwinde nun die Wolcken vorbey waren / konten wir uns abermahl mit sonderbahrer Lust und Ergötzung / so weit es das Gesichte erleiden konte / allzu weit / hin und wieder / umbsehen / bald aber kamen dieselben wiederumb / wie zuvor also / daß es lauter Veränderung und Verwechselung der Lufft gab / insonderheit aber kamen die Wolcken bißweilen etwas zu kurtz an uns an / daß sie uns nicht berührten / sondern etwas unterwerts an den Berg anstiessen / und also an demselben sich zertheilen musten / da wir dann abermahls untenwerts / nach dem Erdboden /alles finster und dunckel / hinaufwerts aber / gegen dem Himmel zu / alles hell und klar sehen konten /und also die Wunder-Wercke GOttes daselbst wohl sichtbarlich seyn. Auf dem Berge oden waren gantz keine Bäume / sondern alles mit langem Graß / Kräutern / und Wurtzeln bewachsen / alles sumpficht / morastig / und voll Mooß / aber recht oben entspringet ein schöner / klarer / und gesunder Brunnquel so gar einen guten Geschmack im Trincken hat. Unter andern ist eine Wurtzel daselbst / so die Krebswurtzel genennet wird / siehet einem Krebs an Farbe und Forme sehr gleich / soll zu vielerley Zufällen der Menschen dienlich und sehr köstlich seyn. Dieser Ort und Gipfel des Berges ist ziemlich weit begrieffen /aber gar nicht gäh oder stehe herunter / sondern nur langsam abhängig / also / daß man gantz ohne Gefahr oben herumb gehen kan. Wenn ein Rohr darauf abgelöset wird / so giebet es gar einen schlechten Knall /und gar keinen Wiederschall. Daß oben auf dem Gipfel des Berges keine Bäume wachsen / wurde solches der großen Kälte / die sich daselbst continuirlich befindet / beygemessen / da doch hingegen herunterwerts / etwan einen guten Mußqueten Schuß von der obersten Höhe herunter / wir also fort Bäume in starcker Anzahl von allerley Art gefunden / und dasselbe biß gantz hinunter auf die Ebene continuiret.

Als wir nun also oben auf dem Berge bey nahe anderthalbe Stunde lang verharret / und uns umbgesehen / und der starcken Kälte wegen fast nicht länger außharren konten / haben wir uns endlich allgemach wiederumb hinunter zu Fuß begeben / so allbereit umb 8. Uhr vor Mittage gewesen / da wir dann mit ziemlicher Müh und Arbeit den gantzen unwegsamen und ungebahnten / ja meistentheils sehr morastigen und steinichten Weg / biß die Helffte des Berges herunter / da die Pferde unser gewartet / absolviret / daselbst uns auf die Pferde wiederumb gesetzet / und also vollends biß hinunter nach Ilsenburg geritten.

In der herab Reise des Berges haben wir kaum 2. Stunden zubracht / und also gleich umb 10. Uhr gegen Mittag unten angelanget / da wir dann nicht allein schönen / hellen Sonnenschein / sondern vornehmlich eine starcke Hitze unten vor uns gefunden /und also dieselbe Lufft der Obersten auf dem Berge gantz unvergleichlich gewesen. Nach gehaltener Mittags-Mahlzeit zu Ilsenburg haben wir uns hinwiederumb von dannen zurücke nacher Ballenstätt begeben /und daselbst Abends späte / weil die distantz 6. Meil Wegs voneinander / angelanget.

Den 7. Julii haben wir zu Ballenstät wiederumb etwas außgeruhet.

Den 8. Julii haben wir uns zu der Reise nach der Baumans Höle entschlossen; Derowegen dann wir uns selbigen Morgens mit dem frühesten zu Ballenstät auf gemachet / und gegen Mittag zu Hüttenroda angelanget. Als von dannen ein Wegweiser zu der Baumans-Höle mit genommen / und bey Arrivirung der Fürstl. Braunschweigl. Bergvoigt daselbst / als welcher am besten die Wissenschafft der Gänge in solcher Höle hat / und dieselben zu zeigen pfleget /nicht also fort bey der Hand gewesen / haben wir unterdessen die schönen Eisen-Hütten / darinnen gearbeitet wurde / und insonderheit die berühmte Wasser-Kunst zu den Bergstollen alda besehen / darauf uns nach Elbingeroda / so nur eine kleine 1/2 Stunde von dannen / begeben / und daselbst die Mittags-Mahlzeit eingenommen. Nach beschehener Mahlzeit sind wir also fort wieder nach der Baumans-Höle zugeritten /daselbst wir den Berg-Volgt allbereit aufwartend für uns gefunden / welcher uns darauf also fort zu dem Berge / da der Eingang in die Höle / hinauf geführet. Also wir nun zu der Höle gelanget / haben wir vor dem Eingange einen durch die Natur von Felsen Stein und Erden gewölbten Bogen / gleich einem Vorgemach / gefunden / daselbst wir unsere Degen / Sporen / und andere Sachen / so uns in die Höle reinzugehen verhinderlich seyn können / abgeleget / und einen Hüter zur Verwahrung gelassen / hingegen aber mit Feuerzeug und einer Nothdurfft brennenden Liechter uns versehen.

Der Eingang der Höle nun / war gantz niedrig und enge / also / daß wir auf Händen und Füssen / einer nach dem andern / uns hinein dringen müsten / darauf war es ein wenig weiter / hernach wieder ziemlich enge / und dann hierauf ie tieffer / ie weiter / daß wir also nachgehends ie länger / ie tieffer hinunter / gleich einem Berge und Steinfelsen / hinunterwerts steigen und klettern müssen. Es ist gleichsfals ein groß Wunder-Werck Gottes darinnen zu verspühren gewesen /daß also tief in die Erde hinunter ein solcher von Natur zugerichteter Fels / darinnen eine sehr grosse Weite und Umfang von allen Seiten zu sehen war /und ie tieffer man hinunter kam / ie stärckere und hefftigere Kälte wir empfunden / da es hingegen oben / vor der Höle / und in der Lufft / ein sehr heisses Wetter und schöner heller Sonnenschein war. Ziemlich weit unten in der Höle ist ein Fels / so das Pferd genennet wird / so eine ziemliche harte Schärffe hat /oben / da man darauf sitzende herumb klettern muß /und also / wegen Gefahr / sich nicht ein ieder darauf zu steigen oder zu klettern getrauet. Von demselben Pferde und Felsen weiter hinunter muß man sich /durch sehr enge Löcher und Päße / zwischen den Steinen durchdringen / daselbst findet sich wiederumb eine tieffe Höle / da man auf Leitern und Riemen sich hinunter lassen muß / und dann von demselben Ort wiederumb in eine Höle / noch tieffer hinunter / daselbst dann / und vornehmlich in der tiefsten oder eusersten Höle gefunden wird Horn / Kinbacken / und Zähne / so dem Vorgeben nach / von Einhorn etwas gleich befunden wird; Alleine ohne große Mühe und Arbeit / ja gar Leibes und Lebens-Gefahr / kan man zu solchen eusersten Höle nicht wohl gelangen / massen dann in der gantzen Höle es ohne diß sehr gefährlich herumb zu gehen und zu steigen ist / dahero dann ein ieder von uns eine brennende Kertze in der Hand haben / und also damit herumb steigen und klettern muste. Der Berg-Voigt oder Weg-Weiser aber hatte das Feuerzeug bey sich / damit (im Fall ja endlich die Liechter alle außlöschen solten / wie vor diesem einmal oder zwey soll geschehen seyn) man sich wiederumb des Liechtes erholen konte. Dann ohne brennend Liecht unmüglich aus der Höle / wegen der unterschiedenen vielen Gänge hin und her / wiederumm heraus zu kommen. In der Höle wurden insonderheit Steine gefunden / so auß Wasser darzu verwandelt seyn / da denn vor unsern Augen das Wasser / so hin und wied durch das Erdreich und den Steinfelsen sich von oben herunter dringet / und Tropfen weise zur Erden fället / gantz hart / unn Anfangs wie Eyß / oder Eyßzapfen / hernach gantz zu Steine wurde / wie dann solche Eyßzapfen von Stein in der Höhe hin und wieder in grosser Mänge herab hingen. Wenn man ein Pistol darinnen loß gebrennet / hat es einen trefflichen Knall gegeben / fast als wenn ein Canon abgangen wäre / und darauf ein grosser Dampf entstanden / so eine ziemliche weile iedesmahl gewehret. Es waren viel Gänge hin und wieder darinnen / und dahero das Ende der Höle nicht zu finden / wie denn die Irrwege und die Vielheit der Gänge verursachet / daß man sich gar leicht drinne verirren kan / und daher berichtet wurde / daß vor etzlichen Jahren ein feiner Mann / so sich am selben Ort aufgehalten / und den reisenden dieselbe (Höle) iedesmahl gezeiget / sich einmal gantz alleine mit brennenden Liechtern in die Höle begeben / in Meinung die Gelegenheit darinnen weiter zu erforschen: Als ihm nun in seiner Arbeit die Liechter eines nach dem andern darinnen erloschen / und er sein mitgehabt Feuerzeug gleichfals gar nicht finden könnē / wäre ihm gantz unmüglich gewest den Außgang aus der Höle wieder zu finden. Dahero er dann gantzer drey Tage darinnen verharren / und also in der Irre ungessen und ungetruncken herumb wandern müssen / biß endlich ein Engel / in Gestalt eines brennenden Feuers oder Liechtes erschienen / der ihn dann aus der Höle hinaus geführet / der Mann aber darauf nur drey Tage noch gelebet / und hernach Todes verfahren.

Als wir nun also / acht Personen starck in der Höle bey nahe in die zwo Stunden verblieben / und uns darinnen zur Genüge umbgesehen / auch ziemliche Kälte erleiden müssen / sind wir endlich / einer nach dem andern / mit unsern in den Händen habenden brennenden Liechtern (davon uns nur zwey verloschen / aber also fort iedesmahl wieder angezündet worden; dann /dem Bericht nach / das außlöschen der Liechter von den Erd-Geistern / welche / ohne Zweifel / allda sich mit aufhaltē müssen / unterweilen beschehen soll) aus der Höle wiederumb hinaus gegangen / geklettert /und gekrochen / da wir dann vor der Höle eine grosse Hitze / wegen des hellen Sonnenscheins unn heissen Lufft / gefunden / und also / gleich / als wann wir uns in eine Badstube aus kühler Lufft begeben / erfahren müssen.

Die Höle soll sonst daher Baumans Höle genennet werden / weil der jenige / so sich zum ersten in die Höle gewaget / und die Gelegenheit derselben erfunden / Baumann geheissen.

Hierauf haben wir uns wieder den Berg hinab begeben / und auf unsere Pferde gemachet / und den Weg wieder nach Ballenstät zugenommen / daselbst wir denselbigen Abend wohl angelanget / und also auf diesesmahl die Reise / Gott Lob / wohl verrichtet.

Erster Theil

Das I. Capittel
1.
[1]
1. 1

Was Griechen-Land zu erst betrift / so kan hiervon gelesen werden / was der Author der Wunderbarlichen Historien von Gespensten im ersten Theil am 26. Blath b. saget. Auff dem Berge Parnasso in Boëtia, welcher dem Apollini consecriret und zugeeignet ist / wird allewege ein Jahr ümbs ander das Fest Bachanalien oder tollen Fastnachtē gehalten / und werden auch zum öfftern die Satyri oder Waldgespenste in grosser Anzahl daselbst gesehen / und werden gemeiniglich gar fürnehme Stimmen gehöret. 2 Es ist auch offtmals ein Klang von Cimbeln gehöret worden. 3

2.
2. 4

Unsern von der Stadt Lucern im Schweitzer–Land / ist ein rauher hoher Berg / den die Inwohner Frack-mont oder Frackberg nennen / auff diesem Berge ist ein grosser schwartzer stehender See /allenthalben mit einem finstern Wald ümbzogen /welchen die Leute Pilatus-See nennen / und bleibet dieser See allzeit gleiche groß / hat keinen Einfluß oder Außfluß / nimbt nichts zu oder ab / und hat ein gräuliches Ansehen. 5 Und ist die Sage / nachdem sich der ungerechte Richter Pontius Pilatus selbst ümbracht / hat man seinen Leib in die Tyber geworffen /darüber sich ein grosses Vngestüm erhoben / daß man ihn letztlich in dieses Wasser stürtzen müssen / und soll dieses Wasser [2] die Ahrt an ihm haben / wann etwas muhtwilliger Weise hinein geworffen / und also das Wasser beweget und gleichsamb erzörnet wird; So entstehe allenthalben in derselben Gegend ein schreckliches Vngewitter / das auch ohne grossen Schaden nicht abgehe / und sollen die Inwohner daselbst niemand gerne auff diesen Berg nicht steigen lassen / damit dieses Wassers halben / die Gegend nicht etwan in Beschwerung komme. Iohannes Vadianus 6 Bürgermeister zu Sanct Gallen / über das erste Buch Pomponii Melæ, 7 schreibet viel von diesem See / und daß er ihn selbst / beneben Iohanne Nylotecto, 8 (alii Xylotecto) Niconio (alii Miconio) Osvvaldo, 9 Conrado Grebelio 10 und andern gesehen und besucht habe. Wie denn auch dessen Iohannes Stumpffius in seiner Schweitzer Chronica in 7. Buch am 5. Cap. gedencket. Was sonsten Pilati derivation betrifft / so hat Iohannes de Voragine so viel davon.Pilatus dicitur à Pyla matre & Atus, qui fuit avus, Molendinarius. 11 Sonsten schicket sich zu das vorige nicht uneben auch folgendes


PILATVS
αναγρ.
1. UT LAPIS 2. IT LAPSU:

Vt lapisit lapsu celerirevolutus adima;
Sie tu morte malâ recidisti trusus ad orcum.

[3] Welches fast mit General Wallensteins Epitaphio und Grabschrifft solte übereinkommen:

Hier liegt das grosse Häupt / so jetzt wird außgelacht /
Viel wissen das von mir / so ich mir nie gedacht:
Das wust ich / daß ein Stein / nicht leicht ein Stern kan werden;
Ein Stein wie hoch er steigt / fält endlich zu der Erden. 12
PONTIUS PILATUS
ἀναγρ:
PLUTONIS PASTUI

Esca reservaris Plutonis Pastui opima,
Inde jecur rostro detondet vultur adunco.
3.
3. 13

Was zum dritten Schlesien betrifft / so kan hier ebenmässig her gehören vorgemelter Autor von Gespensten am 45. Blat. b. Man saget / daß auff dem Böhmischen Gebirge zum öfftern den Leuten ein Münch erscheine / welchen sie Rübezal nennen / der dann auch offtermals im warmen Bade gesehen wird. 14 Vnd wann die Leute über den Wald reisen wollen / und aber den Weg nicht wol wissen / gesellet er sich zu ihnen / als wolte er mit ihnen wandern / und spricht zu ihnen: Sie sollen unbekümmert seyn / der Weg sey ihm gar wolbekandt / er wolle sie gar einen richtigen Fuß-Steig durch den Wald führen. Wann er sie nun im Wald auffn Irrweg [4] geführet / also daß sie nicht wissen / wo sie zu sollen / so springet er alsobald auff einen Baum / und hebet dermassen mit heller Stimm an zulachen / daß es in den gantzen weiten Wald erschallet. Dieser Münch oder Rübezahl ist niemand anders als der Teuffel selbst / welcher sich in eines Münches Gestalt verkleidet / und solche Sachen fürnimt / und treibet. Bißher der unbenahmte Autor, welcher zwar das Gespenste den Böhmischen Gebirge zuschreibet / da es doch vielmehr zu Schlesien gehörig ist / wie wir etwa in einem gantz andern Tractat vom selbigen Rübezahl mit mehren vernehmen wer den.

4.
4. 15

Was ferner Cassuben anlanget / findet man folgendes davon. 16 Anno 1596. ist bey der Lawen-Burg in Cassuben eine erschreckliche Klufft und Loch auff einem Berge gefunden worden / welches nun zu ergründen / hat der Raht zwene Mörder / so den Tod verschuldet hatten / hinein zulassen beschlossen /welche nachdem sie hinein gelassen / Grund gefunden / ist ein schöner Garten alda gewesen / und mitten in dem Garten ein schöner Baum gestanden / so schöne weisse Blumen gehabt / haben aber der Blumen keine dürffen abbrechen / sondern sind durch ein Kind zu einem Schloß auff einem weiten Plan kommen / darauff seynd herrliche Seiten-Spiel und andere Gesänge gehöret worden / auch ist ein König auff einem silbern [5] Stuel von ihnen gesehen worden / und hat in der lincken Hand einen güldenen Scepter gehabt / und in der rechten Hand einen Brieff / welchen das Kind vom Könige empfangen und den zweyen überantwortet. 17 Diese Historia ist zu Freyberg bey Georg Hoffmannen getruckt.

5.
5. 18

In Betrachtung der Ober-Pfaltz / ist sonderlich dieses zu mercken. Ein Gespenst in Weibes Gestalt / in einem holen ungeheuren Berge wirfft mit Steinen ümb sich. 19 Sebastian Francke schreibet in seiner Käyser-Chronica beym Carolo V. 20 also: Ich finde auch gedrucket / wie auff den Abend Petri und Pauli Anno 1535. zu Amberg (in der Ober-Pfaltz) fünff und zwantzig Bürger und Bürgers Söhne sich zusammen verbunden in einen holen ungeheuren Berge drey Meileweges von Amberg 21 / in einem Gebürge bey einem Dorff Predenwind / gelegen / 900. Klaffter tieff hinein / an einer Schnur (damit sie unverhindert den Weg wieder herauß treffen) mit Leitern / Liechtern / Fackeln / Hauen / Schauffeln / auch Essen und Trincken (so sie auff etliche Tage mit sich genommen / und jeder etwas getragen) gangen sind / und viel seltzam Abentheur / Palläste / Bildwerck / Plätze / rauschende fliessende Wasser / quellende Brunnen / doch alles finster und liecht-loß gefunden. 22 Item sehr [6] viel grosse ungeheure Riesen-Beine / viel todte verwesene Cörper unsäglicher Grösse / deren zum Warzeichen sie etliche mit sich herauß gebracht / viel Irr-Gänge und Schluff-Löcher / daß sie etwan alle 25. nach einander wie die Schlangen / durch die Löcher haben kriechen müssen; Sie haben zweene Haupt-Leute unter ihnen auffgeworffen / denen einen Eyd geschworen / ihnen zufolgen und bey ihnen Leib und Leben zu lassen. Der eine Hauptmann ist vorgangen und gekrochen / der andere hinden nach / damit keiner unter ihnen abwiche. Einer unter den fünff und zwantzigen /der haussen der Freudigste war / ist von ihnen flüchtig / halb todt nach der Schnur wieder auß dem Berge kommen. Noch einer unter ihnen / hat viel geweyheter Kräuter / Wachs und dergleichen Gauckel-Werck bey sich getragen / ist im Berge mit einem Stein geworffen worden / sich gar hart verbluhtet und gar nahe drüber ümb ein Auge kommen. Sie haben niemanden gesehen / denn eine Gestalt eines Weibes / so solchen Wurf gethan / haben es für ein Gespenst geachtet. Zu letzt als sie nicht weiter gemocht haben /sind sie wieder ümbgekehret unnd erblichen / greulich gestaltet und erschrecklich anzusehen / halb todt alle wieder auß dem Berge kommen / als sie ungefähr acht Stunden im Berge waren gewesen. Haben auch [7] Gewölbe / Palläste / Plätze mit selbst gewachsenen Seulen / Pflastern und Bildern gesehen / als sey es alles in den Berg gehauen / etwan so einen weiten Gang gehabt / daß sie alle 25. neben einander haben mögen gehen; Etwan so enge / daß einer nach dem andern hat kriechen müssen. 23 Welches von Berthold Büchnern / so mit gewesen / selbst beschrieben worden.

6.
6. 24

Ein solcher wunderbahrer Berg ist auch in Italien bey dem Nursiner See / wie auß der 46. EpistelÆneæ Sylvii zu sehen. 25 Alda die Venus oder Sibylla in einer Höle lebendig ist / und wird alle Woche in eine Schlange verwandelt. 26 Es wurde auch deshalben eine Wacht ümb die Höle herumb gehalten /wegen der Leute so mit Beschwerungen ümbgingen /dieselben von der Höle abzuhalten / wie Adrianus Romanus in Theatro urbium p. 195. bezeuget. 27

7.
7. 28

Was zum siebenden Sicilien betrifft / woselbsten der vor viel hundert Jahren beschriebener Vulcanus mit seinen Schmiede-Knechten Sterope, Pyragmone und Bronte umb den Berg Æthna sich solten sehen lassen / kan der begierige Leser in meinem Tractat Rübezahl nachschlagen.

8.
8. 29

Zum Achten folget nunmehr Thüringen / woselbsten von zween Bergen Wolffgang Heiderus nachfolgende Sachen bringet: Gegen [8] Norden hinderwerts nicht weit von Franckenhausen wird auff einem hohen Berge noch eins und das andere Stück von dem Kieffhusischen Schloß gesehen / welches der Iulius Cæsar 30 in unserm Thüringen / wie Hartz-Burg am Hartz Walde; Ilenburg in Oesterlande; Lüneburg in Sachsen; Homburg und Bomelburg in Hessen; das Ilische Schloß in Westphalen sol haben bauen lassen. 31 Aber dieses ist alles den alten Historien zuwider / und wird in keiner alten Chronica etwas davon berichtet. Vber den Rhein ist Julius Cæsar zwar zweymals kommen / daß er unsern Vorfahren ein Schrecken beybrächte / aber er hat wenig Tage verharret / und ist auch weiter und tieffer in Teutschland nicht hinein gedrungen. 32 Es finden sich andere /welche fürgeben / daß Drusus des Augusti Stiff-Sohn und der Liviæ Drusillæ auß dem Tyberio Nerone rechter Sohn dieses Schloß in die Höhe geführet habe / und es zum Gedächtnüß seiner gehaltenen Siegeconfusionem oder Vmbstossung genennet / als dieweil in seinen Kriegen er das Thüringische Reich fast ümbgekehret / und mit einer schändlichen Verwüstung gleichsam in den Staub geleget hatte / daher es die Teutschen hernachmaln in ihrer Mundart genennet haben Kieffhusen / welches andern Städten in Teutsch-Land mehr wiederfahren. Also was den Römern hiesse Augusta Vindelicorum, das ist uns itzt Augspurg; [9] Welches Parthanum Parthen-Kirche: welches Vallatum, Kellnbach; welches Medullum, Mellingen; welches Atilia, Aldenburg / welches Abusina, Abendsberg: welches Eppona, Eppenburg: welchesBeranum, Bernaul / welches Vitodurum, Winterthür etc. Etliche thun auch noch dieses hinzu / daß derDrusus sein Vieh und Weide auff den benachbarten Hügeln gehabt / woselbsten die Stadt Kelbra 33 von der Vieh-Zucht oder der Kälber / auff diese Ahrt benant und gebauet ist. 34 Ebenmässig / daß er auch seine Fischteiche in den Heringischen Aeckern gehabt: Wie dennoch das Städlein und der Ort also benahmet wird. Welches aber vielmehr auß Schertz also mag gesaget / als ernsthafftig geglaubet werden. etc. In diesem Kieff-Hausischen Berge / auff welchem auch etwa noch / wie gesaget / etwas vom alten Schlosse zu sehen ist / soll / wie unsere Leute erzehlen / doch weiß ich nicht in was für Schlufflöchern und Hölen Käyser Fridericus 35 sitzen / schlaffen /mit dem Kopffe nicken / mit den Augen zwinckern /und mit der einen Hand den Kopff halten / so lange biß er dermaleins sein Reich wiederumb zu rechte zu bringen / auffwachen werde: Doch weiß keiner zusagen / wann solches geschehen möchte. 36 Dieses Gedichte ist gantz lächerlich / und jenem (denn man kan es auch [10] wol ein Gedichte nennen) nicht unähnlich / da der Olaus Magnus Gothus ein Ertz-Bischoff zu Vpsal saget / daß in Finmarcken / welches ein Theil von Norwegen ist / an dem Meer in einem Felsen-Loche sieben Männer gefunden werden / in Römischer Kleidung / welche alda von vielen hundert Jahren her schlaffen / in unzerrissenen Kleidern und unverwesenen Leibern. 37 Wie einen von solchen / etwa vor diesem ein verwegener Mensch hat wollen plündern und außziehen / da sollen seine Arme verdorret seyn: Dannenhero sich biß auff diesen heutigen Tag keiner mehr an sie vergreiffen wil / damit ihnen nicht dergleichen begegene. 38 Eben auff diesen Schlag sollen auch bey den Ephesern unter des Decii Verfolgung sieben Brüder in einer Höle sich verkrochen haben / und alda eingeschlaffen seyn / auch nicht ehe erwachet / als nach verlauffenen zweyhundert Jahren. Ihre Nahmen sollen seyn Malchus, Maximianus, Martinianus, Dionysius, Iohannes, Serapio undConstantinus. Geschehen soll es aber seyn ümb das Jahr Christi 4 47. nach Vermeldung des Sigeberti: Aber es mag der Glaube bey ihm beruhen. Was des Käysers Friderici Schlaff betrifft / so ist solcher warhafftig recht erdichtet. Friederich der Erste mit dem Zunahmen [11] Barbarossa ist im Fluß Seira entweder ersoffen / oder sonsten an einer Leber-Schwachheit gestorben. Friederich der Ander ist theils durch Gifft /theils durch seinen unächten Sohne Manfredo, wie es das Ansehen hatte / daß er wieder auffkommen würde / mit einem Küssen / so er ihm auffs Maul geworffen /erstickt / und zwar in Apulia auff dem Florentiner Schlosse: zu Panorm aber / liegt er begraben. Friederich der Dritte ein Oesterreicher (denn jenen zehlet man nicht unter die Käyser / welcher dem Ludovico Bavaro entgegen gesetzt wird) ist an Beschwerung der Füsse und Durchläuffe / wegen unmässig gegessener Pfeben / in Oesterreich zu Lintz gestorben; wo er auch bey seinen Vorfahren begraben. Vnd ist also gar nichts dran / daß ein Friederich auß Kieffhaussen wieder aufferstehen solle / es sey denn umb selbe Zeit /wann der Teuffel als ein Lügener und Todschläger auß der Käyserlichen Frey-Stadt Aach / auß dem Maurthurme / darinnen er verbannet / zu uns ledig und leer kommen wird: Wann der Teuffel von Aach kommen wird: Mit welchem Sprichwort wir ingemein solche Sachen belegen / welche niemahln geschehen können; Als wie die Lateiner zusagen pflegen: Si ovis lupum ceperit: Si locusta bovem pepererit. etc. Biß hieher Heiderus vom [12] Kieffhäusischen Berge. Darauff nunmehr zum andern auch erfolgen kan / was eben dieser auff das vorige ergehen läst: Nemlich Hörsel-Berge. 39 Es mag denn nun warhafftig / oder abergläubisch erdichtet seyn. Nemlich / man lieset in den Thüringischen Zeit-Büchern / daß vor weilen in Engeland eine Königin mit Namen Resvviga eine Wittibe / welche ihren Ehemann / (von welchem sie auß einem sehr niedrigen Stande zu einer hohen Ehren-Stuffe durch die Heyraht ist versetzet worden) so inbrünstig nicht alleine im Leben / sondern auch nach seinem Tode geliebet habe / und theils mit stetigem Gebete / theils mit Fasten und Almosengeben sich beslissen die verstorbene Seele auß dem Feg-Feur im Himmel zu bringen. 40 Wie sie mit solchen Sachen ümbgehet / da wird sie / ich weiß nicht /obs durch einen Traum / oder sonsten durch ein Gesichte mag geschehen seyn / erinnert / daß ihr verstorbener Herr der König im Thüringischen Hörselberge /als worinne das Fege-Feur were / verborgen stecke /und vor seine Sünde büsse. Es sol aber dieser Hörsel-Berg / wie unsere Historien vermelden / dannenhero seinen Nahmen bekommen haben / weil die Beywohner zum öfftern daselbsten ein elendes Geheule / unsinniges Geschrey / unterschiedliche Stimmen / Eisen-und geschleppeter Ketten-Klang gehöret haben / da einer den andern [13] deßwegen also angeredet: Hier der Seelen Berg / welche Wörter hernachmaln in ein Wort zusammen sind geschmoltzen worden / und auff unsere Sprache also der Berg dannenhero sol Hörsel berg genandt worden seyn. 41

Diese Königin aber / von welcher wir vor her redeten / damit sie ihrem Ehegatten destonäher käme / für seine Sünde gnug thäte / und ihm zur Seeligkeit verhelffe / sol nach bekommener Erinnerung sich mit ihren Gespielen oder Zoffen in unsere Landschafft begeben haben / und beym gedachten Berge das nechste Dorff bauen lassen: Auch wie in den benachbarten Oertern das Gespenste sich hin und wieder sehen liesse / soll sie im selbigen Dorffe eine Kirche aufgerichtet haben / und solche Satans-Stette benahmet: 42 Welche noch biß auff diesen heutigen Tag Sattel-Stet heist. 43 Wie nun dieses andächtige Weib durch ihr häuffiges Bemühen den Mann solle zum Himmel verholffen haben / seynd ihre Mägdlein / welche wir mit den Egyptiern Nonnen nennen / samt ihrem Gerähte /welches so sonderlich viel war / nach Eisenach gegangen: Als welche Stadt vorzeiten trefflich berühmt gewesen / da sie auch sich auff den Peters-Berg nieder gelassen haben. Vnd dieses ist die erste Geschicht /und Gerüchte / wodurch der Hörselberg zu erst ist in Beruff genommen [14] gekommen / worzu wir noch ein anders setzen wollen: An dessen Warhafftigkeit und Glauben keiner zweiffeln wird / welcher es selber wird angesehen und gehöret haben / was wir bald vorbringen wollen: Es mag denn nun solches phantastisches Werck oder Teuffels Verblendungen herkommen wo sie wollen. In unserm Thüringen / welches /wie Italien mit dem Meer / alhier mit lauter Wald unten und oben ümbzingelt wird; werden zum öfftern / doch zwar sonderlich ümb die heiligen Weynächten und Fastnachten / nicht allein auffm Felde / welches gemeiniglich geschehen pfleget; sondern auch in den Städten und Dörffern selbsten / eine ziemliche Menge Gespänster / Betrügnüssen und Teuffels Gauckeleyen gesehen; unter welchen so wohl lebendiger als todter Leute Gesichter in grosser Anzahl offte erkandt werden; welche bißweilen wie eine Schwatrone Reuter /bißweilen wie ein Tron Mußquetirer sich erzeigen /indem sie also hin und wieder streiffen und marchiren. Vnd dieses Ding ist traun / wie wir oben schon bedeuret / nicht erlogen / sondern ausser allen Zweiffel richtig. Es soll aber vor dieses Teuffels Heer ein ansehnlicher alter und grauer Mann / welchen sieden getreuen Eckhard 44 nennen / herziehen / und mit einem Stecken / welchen er hin und her beweget /forne an marchiren / und das heran nahende Volck /welches sich nach unsere [15] angebohrne Ahrt allezeit lüstern und begierig erzeiget / vermahnen / daß sie möchten etwas auß dem Wege weichen / oder abseits treten / oder gar nach Hause gehen / damit sie ihm nicht durch ihre Künheit oder Vnbesonnenheit ein unnöhtiges Unglück übern Hals zögen. Nach ihn sol allerhand Teuffels-Geschmeisse in grossen Troppen folgen / allerhand Gestalt haben / gar greulich und scheußlich außsehen / in dem etlichen die Köpffe abgehauen; etliche das Gesichte (mit den PlinischenMonstris oder Ebentheuren) auff der Brust tragen / etliche die Hände und Arme verlohren haben: Etliche auff einem Fusse herein hincken: etliche die Beine auff die Schultern geleget haben / und dennoch geschwinde fort lauffen. Es sollen auch welche drunter seyn / die wie Ixion an grosse Räder gebunden seynd /und solche ohne Vnterlaß herumb weltzen. Man höret darunter recht Jäger-Geschrey / und Hörner blasen /Gebelle der Hunde / und viele Gestalten der Hasen /so auffgejaget werden. Es gruntzen Schweine drunter und brüllen Löwen etc. Dieser Gespönster Auffenthalt soll seyn der Hörselberg / dessen Vorhoff / so er mit Besen gekehret / und der Sand gleich gemachet wird /so sol man dennoch den andern Tag unterschiedener Thieren Fußstapffen drinnen befinden. Solte einer dieses für Fabulos und erdichtet halten / der wird sich zuerinnern wissen / daß alle Erscheinungen [16] der Gespenster nicht vergebens seyn; sondern daß der böse Geist / welcher in der Warheit nicht bestanden ist / allerhand Gestalt könne annehmen / und sich auch bißweilen in einen Engel des Liechts verkleiden.

Zu dem vorbesagten wil ich noch zweyerley hinzu thun; Erstlich daß dieser Gespenster Kriegs-Heer nicht allein bey uns oben in Thüringen solche Possen machen / sondern auch in der Graffschafft Mansfeld beym Hartz-Walde / in Francken / Schwaben / ja auch andere Oerter herumb schweiffen sollen. Zum andern gibt man auch für / daß der treue Eckhard nicht alleine vor dieses Hörselbergische Kriegs-Heer auffziehe /sondern auch daß er ein Thürhüter oder Schliesser des Venus-Berges sey / bey dessen Thüren er sitze / und dieselbe abwehre / die hinein gehen wollen / damit sie nicht daselbst ewig bleiben müssen / wie der ungluckselige Tannhäuser 45 / von welchem unsere Vorfahren viel zu schwatzen gewust haben. Vnd zwar ist auch solches nicht vergebens und nichtig / wann man nicht so wol die Wörter / als die Meynung oder Sache an sich selbston ansihet. Sintemahl dieser Tannhäuser / wie er auß diesem Venus-Berge / von welchem doch niemand weiß / wo er sey / durch ein enges Ritzlein herauß gedrungen / und zum Römischen Pabst Urbanum gekommen / und demühtig vor seine [17] Krieges-Bübereyen vor ihm auff die Knie gefallen / ümb Vrlaub anhaltende / er dennoch gar traurige abschlägige Antwort erhalten / indem der Römische Pabst gesaget / daß derselbe Stecken / den er damahls in der Hand hatte / viel eher blühen würde / als der Tann-Häuser Vergebung seiner Sünden überkommen. Darauff sol der Tann-Häuser weggegangen seyn / und sich auß Verzweyffelung in den Venus-Berg verkrochen haben / bey sich vieleicht erwegende / was bey dem Virgilio stehet:


Flectere si nequeo superos, Acheronta movebo!
Wil Gott nicht helffen / so mag der Teuffel helffen!

Nicht lange hernach sol dieser Stecken geblühet haben als Aarons Ruhte. Man hat auch hierauff allenthalben den Tann-Häuser suchen lassen / daß man ihme diese fröliche Botschafft brächte / aber man hat leyder den armen Kerl nicht finden können / da er nicht alleine auß seiner eigenen Schuld / als des unbescheidenen Pabsts Vnbesonnenheit in dieses Veneris ihre Bestallung / doch weiß ich nicht / was es für ein Teuffelischer Huren-Winckel seyn mag / begeben /und alda einquartiret ist. Biß hieher der gelehrte Mann Heiderus.

[18] Kornmann schreibet davon also. Es haben unsere Voralten Teutschen / was sie schreiben haben wollen und außgehen lassen / nur in Reim und Verß verfasset / sind gut zu singen / besser zu mercken und auß zu lernen / begriffen mit kurtzen Worten / viel haben nicht weit ümbschweiffende Rede / welche auß Befehl unser alten König und Käyser von den Helden Teutsches Landes beschrieben sind worden auff Poetische Ahrt / und das sind unserer Vor-Väter der alten Teutschen Chronicken / wie da bezeuget Aventinus im er sten Buch vom Vrsprunge der alten Teutschen. 46 Bey welchem wir auch finden von dem Edlen Tann-Häuser / daß er sey in Frau Venus-Berg gezogen /und darinnen geblieben / wie solches nachfolgendes Lied darthut.


1.
Von wil ich aber heben an /
Von Tannhäuser wollen wir singen /
Und was er Wunders hat gethan /
Mit Frau Venussinnen.
2.
Der Tannhäuser war ein Ritter gut /
Er wolt groß Wunder schauen /
Da zog er in Frau Venus-Berg /
Zu andern schönen Frauen.
[19] 3.
Herr Tannhäuser ihr seyd mir lieb /
Daran solt ihr gedencken /
Ihr habet mir einen Eyd geschworen /
Ihr wolt nicht von mir wancken.
4.
Frau Venus ich habe es nicht gethan /
Ich wil das widersprechen /
Wann niemand spricht das mehr / denn ihr /
Gott helff mir zu den Rechten.
5.
Herr Tannhäuser wie saget ihr mir /
Ihr sollet bey uns bleiben /
Ich geb euch meiner Gespielen ein /
Zu einem ehelichen Weibe.
6.
Nehme ich dann ein ander Weib /
Als ich hab in meinem Sinne /
So muß ich in der Höllen Gluth /
Da ewiglich verbrennen.
7.
Du sagest mir viel von der Höllengluht /
Du hast es doch nicht befunden /
Gedenck an meinen rohten Mund /
Der lacht zu allen Stunden.
8.
Was hilfft mich euer rohter Mund /
Er ist mir gar unmehre /
Nun gib mir Vrlaub Frau Venus zart /
Durch aller Frauen Ehre.
[20] 9.
Herr Tannhäuser wolt ihr Urlaub han /
Ich wil euch keinen geben /
Nun bleibet Edler Tannhäuser zart /
Vnd frischet euer Leben.
10.
Mein Leben ist worden kranck /
Ich kan nicht länger bleiben /
Gebt mir Vrlaub Fraue zart /
Von eurem stoltzen Leibe.
11.
Herr Tannhäuser nicht sprecht also /
Ihr seyd nicht wol bey Sinnen /
Nun last uns in ein Kammer gahn /
Vnd spielen der heimlichen Minnen.
12.
Euer Minne ist mir worden leid /
Ich hab in meinem Sinne
O Venus Edle Jungfrau zart /
Ihr seyd ein Teuffelinne.
13.
Tannhäuser wie sprecht ihr also /
Bestehet ihr mich zuschelten?
Solt ihr noch länger bey uns seyn /
Des Worts müst ihr entgelten.
14.
Tannhäuser wolt ihr Vrlaub han /
Nemt Vrlaub von den Greisen /
Vnd wo ihr in dem Land ümbfahrt /
Mein Lob das solt ihr preisen.
[21] 15.
Der Tannhäuser zog wieder auß den Berg /
In Jammer und in Reuen /
Ich wil gen Rom in die Stadt
All auff den Pabst vertrauen /
16.
Nun fahr ich frölich auff die Bahn /
Gott muß es immer walten /
Zu einem Pabst der heist Vrban /
Ober mich wolt behalten.
17.
Herr Pabst Geistlicher Vatter mein /
Ich klag euch meine Sünde /
Die ich mein Tag begangen hab /
Als ich euch wil verkünden.
18.
Ich bin gewest ein gantzes Jahr /
Bey Venus einer Frauen /
Nun wil ich Beicht und Buß empfahn /
Ob ich möcht Gott anschauen.
19.
Der Pabst hat einen Stecken weiß /
Der ward vom dürren Zweig /
Wann dieser Stecken Blätter trägt
So sind dir deine Sünde verziehen.
20.
Solt ich leben nicht mehr denn ein Jahr /
Ein Jahr auff dieser Erden /
So wolt ich Reu und Buß empfahn /
Vnd Gottes Gnad erwerben.
[22] 21.
Da zog er wieder auß der Stadt
In Jammer und in Leiden /
Maria Mutter reine Magd /
Muß ich mich von dir scheiden.
22.
So zieh ich wieder in den Berg /
Ewiglich und ohn Ende /
Zu Venus meiner Frauen zart /
Wo mich Gott wil senden.
23.
Seyd wilkommen Tannhäuser gut /
Ich hab euch lang entboren /
Seyd wilkommen mein liebster Herr
Vnd Held / mein Außerkohren.
24.
Darnach wol auff den dritten Tag /
Der Stecken hub an zu grünen /
Da sand man Botten in alle Land /
Wohin der Tannhäuser were kommen.
25.
Da ward er wieder in den Berg
Darinnen solt er nun bleiben /
So lang biß an den Jüngsten Tag /
Wo ihn Gott wil hinweisen.
26.
Das sol nimmer kein Priester thun /
Dem Menschen Mißtrost geben /
Wil er denn Buß und Reu empfahn /
Seine Sünde seynd ihm vergeben.

[23] Was ferner den Eckhard betrift / gibt auch Beyfal David Vechner / mit folgenden Worten / zu teutsch also lautend. 47 Ein wunder seltzam Dinges ist / wasAgricola (da er das Sprichwort erkläret / Du bist der treue Eckhart / du warnest jedermann) erzehlet von dem Fastnachts-Heer (so der gemeine Mann daswütende Herr 48 zu nennen pfleget) welches vorzeiten alle Jahr auff den Fastnacht-Donnerstag hat pflegen zu ziehen durch Eißleben und andere Oerter derselben Graffschafft / unter dem Commando eines alten Mannes / welcher sich den treuen Eckhard genennet hat. Im übrigen was das Sprichwort des Iohannis Agricolæ betrifft / so wird solches bey diesemAutore erkläret und außgeleget. 49


Du bist der treue Eckhard /
Du warnest jedermann.

Die Gedächtnüß des treuen Eckharts 50 ist von alten Jahren her bey den Teutschen blieben / von wegen seiner ehrbahren Frömmigkeit. Das Buch der Helden saget / und es stimmet ein mit den gewissen Historien / wie Diederich von Bern gelebet hat / zu den Zeiten Zenonis und Augustuli, im Jahr nach Christi Geburth ungefährlich fünffhundert; Dieser Diederich / von dem die Teutschen Lieder singen / hat mit seinem liebsten Diener [24] dem alten Hiltebrand erwürget Odoacrum zu Ravenna im Lamperter Krieg / und regieret in Italien länger denn dreissig Jahr. Er hat sein Reich wider den Käyser zu bekräfftigen / Freundschafft gemacht mit dem König zu Francken / dessen Tochter er zum Ehweib genommen / und hat allen seinen Fürsten auch Weiber vom Teutschen Geblüt gefreyet. Darnach hat er Sicilien und Dalmacien gewonnen / und mit Macht inne gehabt / daher das Lied erwachsen ist; Wie der Berner König / Fasold /Ecken und Eberrock erschlagen hat. Dann diese drey waren Herren in Sicilien. Vmb diese Zeit hat auch der König Artus gelebet / wie ich an einem andern Ort wil sagē. Im gleichen auch König Gybich /des Tochter Grymhild den Rosengarten zugerichtet hat / zu Wormbs am Rhein / etwan Burgun geheissen / in welchem Rosen-Garten der Berner viel Helden erschlug in einem Turnier. Bald nach dieser Zeit ist gewesen der treue Eckhart / ein Held von Brisach / Herr in Elsaß und Brißgau / vom Geschlächte der Harlinge. Dieweil aber in Lamparten oder Lombardeyen /die Francken gewaltig worden / griffen sie umb sich /und erschlugen die jungen Harlinge / derer Vormund Eckhard war / das thät aber Ermentfried. Der Eckhard wolt seinen Herrn / deren Vormund er war; Treu beweisen / und schuff und bracht so viel zu wege / daß[25] er mit anderer Helden Hülffe / den Ermentfried wieder erwürgete / und ümb dieser That willen / ist er also hoch biß an unsere Zeit / länger denn tausend Jahr gerühmet worden / und er ist auch solches Lobs unn Ruhms fast wol würdig / und ich wolte / daß viel Teutscher weren / denen man solches Lob mit Ehren möchte nachsagen. Wo findet man jetzt jemand / der sich als ein Vormund frembder Kinder also hart annehme: Ja der Vormund nimpt also viel / daß derAchtermund nichts überkömt. Also gar ist Treu und Frömmigkeit bey den Teutschen / die zu unsern Zeiten sind / erloschen / daß wann unsere Vor-Eltern itzt von Todten uffstünden / würden sie sich ihrer Nachkommen schämen / wie ich dann zuvor auch gesaget habe. Im Sprichwort / Es wird geschehen wann der Teuffel von Aach kömt / habe ich Meldung gethan / wie der Teuffel nach dem Abfall von der reinen Lehre des Evangelii / allerley Spiegelfechten und Betrug herfürgebracht hat / als mit dem Venus- und Hörsel-Berge. Nun haben die Teutschen in demselben Betrug ihres treuen Eckharts nicht vergessen / von dem sie sagen /er sitze vor dem Venusberge / und warne alle Leute /sie sollen nicht in den Berg gehen. Es ist eine Fabel /wie der Tannhäuser in dem Venusberge gewesen sey /und habe darnach dem Pabst Urbano zu Rom gebeichtet. Pabst [26] Urbanus hat einen Stecken in der Hand gehabt / und gesaget / so wenig als der Stecken könte grünen / also wenig möge Tannhäuser Vergebung seiner Sünden erlangen und seelig werden / da ist Tannhäuser verzweiffelt / unn wieder in den Berg gangen / und ist noch darinnen. Bald hernach empfähet Pabst Urbanus eine Offenbahrung / wie er sol dem Tannhäuser seine Sünde vergeben / denn der Stecken beginne zublühen / darumb schickete der Pabst auß in alle Lande / und hieß den Tannhäuser suchen / aber man konte ihn nirgend finden. Dieweil nun der Tannhäuser also mit Leib und Seel verdorben ist / sagen die Teutschen / der treue Eckhart sitze vor dem Berge / und warne die Leut / sie sollen nit hinein gehen / es möchte jnen sonst ergehen wie dem Tannhäuser. 51 Ich habe neben andern gehöret von dem Würdigen Herrn Johann Kennerer Pfarrherrn zu Mannsfeld 52 / seines Alters über 80. Jahr / dz zu Eißleben und im gantzē Lande zu Mansfeld das wütende Heer (also habē sies genennet) für über gezogen sey / alle Jahr auff den Fastnacht Donnerstag /unn die Leute sind zu gelauffen / unn haben darauf gewartet / nit anders / als solte ein grosser und mächtiger Käyser oder König fürüber ziehen. Vor dem Hauffē ist ein alter Mann hergangen mit einem weissen Stabe / der hat sich selbst den treuen Eckhart geheissen / dieser alte Mann [27] hat die Leute heissen auß dem Wege weichen / hat auch etliche Leute gar heissen heimgehen / sie würden sonst Schaden nehmen. Nach diesem Mann haben etliche geritten / etliche gegangen / und sind Leute gesehen worden / die neulich an den Orten gestorben waren / auch der eins theils noch lebeten. Einer hat geritten auff einem Pferd mit zweyen Füssen; der ander ist auff einem Rade gebunden gelegen / und das Rad ist von ihm selbst ümbgelauffen: der dritte hat einen Schenckel über die Achsel genommen / und hat gleiche sehr gelauffen. Ein ander hat keinen Kopff gehabt / und der Stück ohne massen. In Francken ist es noch neulich geschehen; zu Heydelberg hat mans offt im Jahr gesehen / wie man mich berichtet hat. Wir brauchen dieses Worts / wenn jemand einen andern treulich für Schaden warnet / und wir wollen es nachrühmen / so sagen wir / du thust wie der treue Eckhard / der warnet auch jedermann vor Schaden. Biß hieher Agricola; zu welchem auß Vberfluß noch kan hinzu gefüget werden Martinus Zeilerus 53 vom Ursprunge des treuen Eckhards 54 / den man von Hegrar dem Könige in Beyern hergeführet / der zur Zeit des Trojanischen Kriegs solle gelebet / und ihn die Alten gemahlet haben / als sässe er vor der Höllen Thür / und lehrete die Leute / wie sie sich verhalten sollen: Daher er der [28] Troische Hecart hernach Troje Heccart / und ferner der treue Eckhart 55 genant worden / so unter die Fabeln zu rechnen. Ferner solte auch wol sich hieher schicken /wegen Vbereinstimmung des Nahmens Eckhart mit der Hand-Eckercken 56 / von welcher gelesen wird bey dem Bodino. 57 Im Hertzogthumb Cleven / nahe bey der Burg Elten / wurden im 1535. Jahre auff der Landstrassen beydes Reuter und Fußgänger sehr geschlagen / und die Wagen ümbgeworffen / und da sahe man anders nichts als eine Hand / welche man Eckercken nennet. Endlich fing man eine Hexin / welche sich Sibylla Dinskops nante / die daselbst herumb wohnete: Vnd nachdem dieselbe verbrennet worden /hat man dergleichen Gefahr auff der Strassen nicht mehr gesehen. Endlich / was des Eckhards wütendes Heer betrifft; so ist es nicht seltzam / daß die bösen Geister in solchen Geberden zum öfftern auch anders wo sich antreffen lassen: Wie solches bezeuget derAutor 58 der Hundestägigen Erquickstunden: Diese Geister erscheinen bißweilen in grosser Anzahl (als wann sie in der Ordnung / als Soldaten auß den Bergen herfur kröchen) treiben in den Feldern wunderbahrliche und seltzame Händel und Possen / mit dantzen / springen und ungewöhnlichen Geberden / geben von sich einen Klang / als wann sie Soldaten [29] daten unter einen Obristen weren / und gegen einander scharmutziren wolten / darauff denn auf einen harten Klang / als wann es ein Glocken-Klang / oder des Obristen Losung were / eilen sie wieder in guter Ordnung nach ihren Berg zu / und verschwinden. 59

9.
9. 60

Endlich und zum Letzten oder zum neundten folget in unserm Gespensten-Register auch nach Thüringen / sonsten ohne das der benachbahrte Hartz / in welchem unter andern Bergen dieses Örts derveruffneste ist / der Brocks-Berg: 61 Auff solchem aber sollen ebenmässig der gemeinen Sage nach / sich Teuffels Gespenster und Hexen jährlich einmahl in Sanct Walpurgis Nacht in grosser Menge antreffen lassen; wie etlicher massen mit wenigen schon hievon im Anfang Bericht thun kan der obgemeldte Vechner da er schreibet: 62 Von der Grafschafft Mannsfeld / ist nicht so gar weit entfernet der Berg / welchen man in gantz Teutsch-Land für den höchsten hält / zwischen den beyden Städlein Osterwick und Wernigerode gelegen / mit Nahmen Brockels-Berg / oder wie er sonsten außgeredet wird Blockes-Barch: 63 So dannenhero sehr ist berühmet worden / daß die Hexen daselbsten hin / von allen Orten und Enden / sich verfügen und [30] sammlen sollen / ihr Teuffelsfest und Höllischen Sabbaht zubegehen. Biß hieher der verteutschte Vechner.

Fußnoten

1 §. 1. Griechen Land.

2 Fastnachten gehalten von den Wald Gespensten auff dem Berge Parnasso.

3 Macrob. Saturn. 18.

4 §. 2.

5 Rave in memor. c. 88. p. 71.

Von dem Frackenberge bey Lucern im Schweitzer Land. Pilatus-See. Meyfart Geograph. l. 2. c. 2. p. 192.

6 Franz. de interpret. Script. o. rac. 139.

7 Quadus in Geograph. Camerar. Hor. subcis. cent. 3. c. 15. p. 51.

8 Kornman. in monte Veneris c. 82. p. 393.

9 Idem de miraculis mortuor. p. 4. c. 72.

10 Langius in Epist. medic. l. 2. Ep. 35.

11 In aureis legend. ap. Erasm. Schmid. in calēd Pap. Etymol. ad 29. Mart.

12 Wallen-Steins Grabschrifft.

13 §. 3.

14 Ein Gespenst in eins Münches Gestalt auff dem Böhmischen Gebirge.

15 §. 4.

16 Rave in memor. p. 71. Hildebrand. Theurg. p. 308. 309.

Ein wunderlicher Garten in einem Berge in Cassuben.

17 Confer-Kornmannum in monte Veneris cap. 84.pag. 397. 398.

18 §. 5.

19 Rave d.l.p. 71 a. Hildebr. d.l.p. 307.

20 Conf. Kornm. in monte Vener. c. 83 p.p. 306.

21 Höle bey Ämberg.

22 Kornman. 9000.

23 Vide Hondorff. In Promtuar part. 1. fol. 263.

24 §. 6.

25 Rave in memorab. c. 88. p. 71. b.

26 Sibyllen Berg.

27 Conf. Kornman. in mont. Ven. c. 16. pag. 13.

28 §. 7.

29 §. 8.

30 Heiderus volum. 2. orat. p. 1214. seq. orat. 28.

31 Kieffbusische Schloß.

32 Confer. Kornman. in monte Veneris p. 376. 377.

33 Stad Kelbra.

34 Heringen.

35 Gedichte von Käyser Friederichen.

36 De hoc Friderico vide Kornman. in miracul. mort. part. 4. c. 40. ex. Chronic.

Alb. Cranz lib. 8. c. 34. Aventin. lib. 7.

37 lib. 1. Von den Nordischen Völckern. c. 1.

38 Sieben Schläffer.

39 Heid. d.l.p. 1220. etc. Hörsel-Berg.

40 Conf. Kornman. in monte Vener. c. 74. p. 374.sq. qui addit, quod anno 1594. prope Isenacum magna intempestas exorta sit quæ in monte Horsellano evanuerit.

41 Vom Hörselberge besiehe D. Lutheri Tisch Redende anno 1546. Kornm. in miracul. mortuor. part. 2.c. 47.

42 Satans Stette.

43 Sattelstette.

44 Der getreu Eckhard.

45 Historia von dem Edlen Tanhäusern.

46 In mont. Veneris c. 14. p. 126. seq.

47 In Breviar. univ. Germ p. 129.

48 Das wütende Heer.

49 Prov. 667. p.m. 322. b. etc.

50 Zu welcher Zeut der treue Eckhart gelebet.

51 Der treue Eckhart warnet jedermann

52 Johann Kennerer beträfftigt die Geschicht vō wütende Heere.

53 Ep. 96. cen. 2. p.m. 512.

54 Des treuen Eckhartes Vrsprung.

55 Vide Aventinum lib. Annal. Bo. fol. 38. a.

56 Hand-Eckerken.

57 In Magor. Dæmonom. lib. 3. c. 2. in fine.

58 part. 1. p.m. 376.

59 Confer. autorem der Gespenster part. 1. p.m. 56.a.b. ex Fincelio l. 1. de miraculis an. 1555.

60 §. 9.

61 Brocksberg.

62 In Breviario Germ. p. 129. 130.

63 Brocks-Barch.

Das II. Capittel
1.
1. 1

In Ansehung der Benennung / so wird solcher Berg genant der Prockelsberg von Balthasar Schnurn inCalend. oeconom. p.m. 172. Kornm. in monte Vener. p.m. 378. Prockelberg / Rave in memorab. capite. 88. pagina. 70. Kornman. in monte Ven. p.m. 380.Brockenberg Faber in Lexico f.m. 380. b. Brockelsberg. Vechn. in Breviar. German. p.m. 130. Zeiler l. 1. part. 1. p.m. 141. Brockesberg. Faber in Lexic. f.m. 116. Bruckersberg. Nicolaus Piscator in mappa Ducatus Brunsuicensis. Brockerberg. Ioh. Rave c. 11. p. 347. de Germ. Brockersberg D. Mengering in Inform. Consc. p.m. 165. Blocksberg / in Enoch Elmen Schäffereyen in Kupffer von Hälmstädt. Blockesberg / von den Nieder Sachsen nach Michelbachen / oder wie die Beywohner nach ihrer Mund-Ahrt außsprechen Blockesbarch nach den Vechn. d.l. und Zeilern d.l. oder schlecht der Brocken nach Michelbachen in Orat. de hoc monte. Item Fabrum in Lexic. f.m. 380. Item 116. anderswo Blocken Michelbach.

[32] Lateinisch wird er genennet Mons Bructerus beym Heidero in seinen Orat. p.m. 1209. 1212. Mons Proculus Thuringiæ. VVendelinus. Heldbachius Poëta apud Kornman. in monte Ven. p.m. 378. 379. etwan von procul, weil er von ferne einem in die Augen scheinet / oder gesehen kan werden; Oder von KäyserProculo, welcher hundert Jungfrauen innerhalb fünfftzehen Tagen geschwängert hat. Mizald. 2 Gleichwie der Teufel in der Walpurges Nacht mit etlichen hundert alten Hexen zu thun hat. Broccenburgum, wieThalius in Harcynia Saxono-Thuringica hin unn wieder schreibet / als p.m. 20 60. 68. 13. 14. 15. 19.Mons Bructerorum, Iustus Oldekov in tractat. contra Carpzoviū.

Griechisch und darauß Lateinisch wird er geschrieben gefunden Mœlibocus, beym Fabro in Lexic. f.m. 380. b. vel Melibocus Μελιβοκος beym Abrah. Ortelio in Synon: Geogr. seu Μηλίβοκος ὀρος, ut est apud Cluverium inferius. Melibockus. Iacob. Spigelius ad Ricardum. Barthol. l. 4. de bello Norico ad Divum Maximilianum.

2.
(1)
(1) 57

Was solche Berge betrifft / die ziemlicher massenspitzige Thürme oder Pyramides imitiren; 58 So gehören dahin dergleichen. Man findet in Mervinia, einer Landschafft Cambriæ in Engelland; als wo sehr hohe / spitzige / und hart zusammen stehende Berge seyn sollen; welche in solcher Gleichheit neben einander hinauff geführet scheinen / daß wann oben auff den Spitzen zweyer Berge ein paar Hirten mit einander sollen schwatzen / und endlich in ein Gezänck und Schelten gerathen / welches sie mit dem Faustrecht schlichten wollen / und sich in ein duell einlassen /sie allbeide von früh an [50] biß gegen den Abend würden zuthun haben / ehe sie von den Spitzen zu den tieffen Gründen oder Thalen herunter lieffen / und alda einander zu fassen bekämen. 59

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(2) 60

Was solche Berge belanget / die etwan äusserlich und in der Ferne / wie ein gemaurtes Schloß sollen außsehen; So kan davon nachgelesen werden / was Olaus Magnus hat: Wann er saget: Nec mons ille amœnitate plenissimus latus & sublimis à longè navigantibus aliter, quam civitas aliqua turrita, mœnibusq; cincta, apparet. etc. 61 Das ist: Derselbe sehr lustige /breite und hohe Berg kömpt den vorbeyschiffenden von ferne nicht anders für als eine Stadt / welche mit Mauren und Thürmen wol befästiget ist. Er redet aber vom Berge / welcher alda heisset Ama-Berg.

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(3) 62

Was solche Berge anlanget / die etwan einen Betenden sollen ähnlich seyn / davon kan angehöret werden / was Christophorus Richter setzet in seinem 1661sten Jahrs-Calender Hist. 2. 63 Bey der Stadt Chunking in Sina / ist ein Berg gewißlich aller Verwunderung wehrt: Denn er ist von den Sinensern / so Heydnische Götzendiener sind / zu einem Götzen-Bilde formiret und außgehauen; derselbe Götze sitzet mit untergeschlagenen Füssen / unn hat die Hände auf einander in Schoß liegen. Seine Grösse mag man daher abnehmen / daß man seine Augen / Ohren / Naselöcher und Mund über zwo und [51] mehr Meilen siehet. Darumb soll es gar kein Wunder seyn / daß vorzeitenDinostratus der sehr berühmte Baumeister / nach Vitruvii Bericht / dem Alexandro Magno versprochen /auß dem Berg Atho ein Bild zu machen / daß in einer Hand eine grosse Stadt / in der andern ein Fluß hielte oder einen See / den Inwohnern allen Mangel an Wasser zuersetzen: sintemahl dieses gedachten Götzenbildes Haupt allein zu beyden Stücken gnug were. Ibidem.

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(4) 64

Was ferner solche Berge concerniret / welche wieeine Ziege sollen gestalt seyn; so gehet dahin jener Felß oder Meerklippe / so mitten im Meer / zwischenTenedum und Chium, die beyden Insulen in Archipelago hervor raget / und gleichwie eine Ziege soll außsehen: Dannenhero er auch Vrsach gegeben / daß solches Meer ist Ægæum genandt worden / weil den Griechen Ἄιξ ἀιγὸς eine Ziege heist. 65

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(5) 66

Was solche Berge weiter betrifft / welche wie ein Badekessel von ferne sollen scheinen; so findet man dergleichen Aehnlichkeit beym Olao Magno, 67 da er saget / daß an den Vfern Ost-Gottlandes am Sunde Brovicken unterschiedliche Steine sollen gefunden werden / welche so schön von Natur gebildet / als wenn sie von Menschen Händen so formiret weren.etc. Ja er saget noch weiter / daß etliche Felsen auff den Bergen / so weit von dem Meere gelegen / sollen angetroffen werden / welche [52] auß natürlicher Geschickligkeit / solche außgehölte Ründe besitzen /daß sie auch wie ein grosser Badekessel gestalt weren / dannenhero auch einer Ketilberg heist.

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(6) 68

Es sol auch weiter bey der Insul Farre ein grosser Berg mitten auß dem Meer hervorjucken / welcher von den Seefahrenden ein Münch 69 genant wird: weil er nach seiner natürlichen Forme sonderlich oben soll proportioniret seyn / wie ein Capuciner; in dem er gleichsamb in eine Kappe soll verhüllet seyn / und sonst die Arht eines Münches an sich haben / in dem er alle / so von den Meerswellen geängstet worden /und ihre Zuflucht zu ihn genommen / tröstet und beschützet. 70

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(7) 71

Daß ferner auch Berge vorhanden seyn / welche oben wie ein gekrönter König scheinen; Zeiget Olaus am angezogenen Orte. l. 2. p. 44. 72

(8)
(8) 73

Zu letzte giebet eben der Olaus 74 an den Tag / daß gegen Norden Berge oder Felsen sollen geschauet werden / welche von Natur außsehen / wie sie einen Helm aufgesetzet hätten / und weil solches von Natur ihnen gleichsamb angebohren were / geben sie den Beywohnern / als Schweden / zuverstehen / daß sie sich wie gehälmte Leut oder Kriegsmänner verhalten sollen.

Bißher haben wir gehöret / daß es an solchen Bergen nicht ermangele / welche allerhand äusserliche Gestalten præsentiren: Aber dieses kan [53] man von dem Blocksberge nicht sagen: Sintemahl solcher von weiten oder in der Nähe keine Form præsentiret / welche einen Bocke nachkähme; Dannenhero er etwan möchte nach eines irrenden Meynung Bockes-Berg heissen / sondern er hat vielmehr seinen Nahmen vom höllischen Bocke / das ist / vom Teuffel / welcher sich in eines Bocks Gestalt auff selbigen Berge zum öfftern erzeigen soll / sonderlich wann die Hexen ihre Gasterey drauff halten. 75 Wie beym Bodino auß vielen Bekantnissen der Zauberer und Hexen erhellet / allwo er unter andern gedencket der dreyer Männer / die samt einer Frauen wegen verübter Zauberey zu Poictirs einer vornehmen Stad in Franckreich verbrand sind; welche bekennet / daß sie dreymal zu ihrem Hexenfest und »Convent waren gezogen / da unzählich viel Zäuberer zusammen kämen / welchen fürstünde ein grosser schwartzer Bock / der die anwesenden mit vernemlicher Menschenstimme anredete.« 76 Vmb denselben müsten sie alle tantzen / und ein jeglicher eine brennende Fackel in der Hand haltend ihme den Hindern küssen. Ob aber wol der Sathan im Gebrauch hat allerley Leib / wie es ihm gefällig anzunehmen / so erzeiget er sich doch und lässet sich sehen mehrentheils und gemeiniglich / wann er keine Menschen Gestalt annimt / in der Gestalt eines Bockes. Daher man erfähret / daß die [54] Teuffel in Heil. Schrifft Böcke heissen. Inmassen der Chaldeische Außleger über den Esaiam das Wort Sair, welches einen Bock bedeutet /durch das Wort Teuffel verdolmetschet. 77 Wann der Prophet saget: Drachen werden da (in Babel) wohnen / und Böcke werden da tantzen / so haben es die Dolmetscher verdeutschet und erkläret / tantzende Waldmännlein / Feldteuffel / Geißmännlein die einander begegenen / und einander laden: Und wenn der Prophet ferner sagt / der Zihim wird sich da lagern / und ihre Häuser vol Ohim seyn; So halten etliche Zihim für allerley Ziegen- oder Geiß-Geschlecht; und Hohim für allerley hoch-einfliegende Vögel. Gleichwol nichts destoweniger deuten sie alle mir die Geißmännlein die gedachten Böcke an. Deßwegen denn auch Gott der Herr nach dem er dem Jüdischen Volcke ihm gewisse und in seinem Gesetze benahmete Thiere zu opffern befohlen hatte / verbietet er ihnen / daß sie ihre Opffer hinfort nicht mehr opffern sollen den Böcken / das ist den Feldteuffeln / welche in Bocksgestalt pflegeten zu erscheinen. 78 Vnd schreibet R. Moses Maimon. 79 über den angezogenen Ort des 3. Buchs Mosis / daß bey den Chaldeern unn Sabeern / als derer Bücher / so sie von ihren Geheimnüssen und Opffern geschrieben haben / er sehr wol gelesen hat / der Gebrauch gewesen sey an einöde Oerter zu walfahrten / daselbst den[55] Teuffeln zuopffern / eine Grube zu machen / darnach Blut hinein zu werffen / und nach allem ümb die Grube herümb zu gehen / und den bösen Geistern ihr Fest zuhalten. Eben dieser R. Moses Maimon schreibet auch an einem andern Ort / daß Leute gefunden werden / welche die Teuffel ehren und anbeten / auch dafür halten / daß sie eine Bocks Gestalt an sich haben / deß wegen sie dieselben Seirim oder Böcke zu nennen pflegen. 80 Besiehe hievon weiter Herrn D. Mengeringen in Informat conscient. am Sontage Invocavit pag. 162. seq.

Warumb aber der Teuffel sich gerne in Bocks Gestalt erzeiget / kan vieleicht auß dieser Ursachen geschehen / weil der Bock ein stinckend und geil Thier ist / davon Franzius also schreibet: 81 Hirci imprimis vehementer sunt libidinosi etc. 82 das ist /die Böcke sind über alle massen hefftig geil; (welches darauß abzunehmen ist / weil sie fast stets von der seite sehen und schielen) so gar daß wann sie andere Böcke auff die Ziegen springen sehen / in Zorn auff dieselben zulauffen / und sie herab stossen. 83 Ja »es ist eine solche geile Brunst in ihnen / daß sie offt mit leichtfertigen Metzen zu vermischen sich unterstehen.Plutarchus, Cælius und andere erzehlen / daß derCrates von einem Bock sey ümbgebracht worden /weil er sich in eine Ziege verliebet / und mit derselben in des Bocks Gegenwart Schande getrieben hat.« [56] Eine solche unersätliche Hurenlust und unverschämbte Geilheit findet sich nun auch bey dem boßhafftigen verhurten Teuffel / da er allerley Schandvossen und Unzucht mit seinen verschwornen Hexen treibet / und auff solche Hurische und Ehbrecherische weise bedienet / wie solches mit vielen Exempeln und eigenem Gedächtniß der justificirten Zauberer Bodinus bekräfftiget. 84 Vnd darumb kan es wol seyn / daß der unflätige Teuffel und bulerische Beelzebub keine Gestalt als des stinckenden und rantzenden Bockes lieber hat oder annimpt. Dahin auch sonder zweiffel / der älteste Zauberey Erfinder Zoroastres gesehen / wenn er in seinen Büchern / in welchen er von dieser Vnkunst geschrieben / durch die Böcke versteht die bösen Geister / vonwegē des Bockes Eigenschafft / der gantz stinckend und geil ist. 85 Welches auch der Printz von der Mirand dunckel und verschlagē in der zwölfftēPosition über den Zoroastrem mit diesen Worten hat zu verstehen gegeben. Quid sit intelligendum per capros apud Zoroastrem, intelliget qui legerit in libro Bair, quæ sit affinitas capris cum spiritibus. Das ist: Was aber bey dem Zoroastre durch die Böcke verstanden werde / das verstehet sich / wenn man das Buch Bair lieset / was nemlich für eine Verwandschafft zwischen den Böcken und Geistern sey. Nun aber ist diß [57] der bösen Geister Eigenschafft / daß sie Gewalt haben über die geile und viehische Gelust / inmassen solches die Hebreer wargenommen / da sie im Buche Pirke Avoth melden / daß der Sathan werde von der Schlangen getragen / welches Philo Judæus hat für die Wollust außgeleget. 86 Von welcher / wann derweise Architas geredet / gleichwie Cato der Censor bezeuget / hat er stets zu sagen pflegen / sie sey eine Ertz-Feindin des menschlichen Geschlechts; Nullam pestem capitaliorem hominibus à natura datam voluptate, das ist: Es sey von der Natur dem Menschen kein schädlicher Ding gegeben als die Wollust /wie solches Cicero anzeiget und erzehlet. Daher die Griechen die Geister in Gestalt der hurischen und Ehebrecherischen Satyren oder Geißmännlein / so halb Böcke und halb Menschen seyn sollen / angedeutet haben. 87 Doch köne über dem / auch wol einer auff diese Gedancken gerahten / daß der schabernackische Geist den Männern zu spotte / deren Weiber er beschläfft / sich in Bock verwandele / als wolte er den Hahnreyern gleichsam Hörner auffsetzen / in dem ihre Weiber auff ihn / als auf einem gehörnten Bock / sich setzen. Denn daß die Schneider nicht allein / sondern auch solche Hahnrey mit dem Bock auffgezogen werden / siehet man auß folgendem Epitaphio jocoserio.


[58]
»Zwey Hörner liegen hier in dieser Grufft begraben /
Nicht dencke / daß ein Bock hier werde die Ruhstat haben;
Hier ruht ein guter Mann / der Hörner hat bekommen /
Nachdem ihm die Natur das stossen hat benommen.«

Nachdem ich nun einmahl auff den geilen herumbrantzenden Bock kommen bin / kan ich nicht ümbgang nehmen hieher zu setzen / was Schererzius 88 von dem nächtigen Bocke / welcher die Leute pfleget von einem Ort zum andern durch die Lufft zu führen /mit folgenden Worten schreibet. Es wird von unserm liebsten Herrn und Heylande Jesu Christo der leidige Satan in der Heil. Schrifft ein unreiner Geist 89 / Luc. 11. genent; welchen Titul er denn eigentlich mit rechte besitzet / nach seinen unreinen Wirckungen und Geschäfften / denn er ist der einige Vnzuchtsstiffter und Urheber / ja er hoff iret und wartet in diesem Falle oder in solcher Vnreinigkeit mit allem Fleisse seinen Dienern / Vasallen / verhurischen Schlaven und Ehebrechern auff; daß er ihnen nur nach Beliebung zugefallen leben / und sie auff diese Ahrt biß zu ihrer Verdamnüß möge in seinen Fesseln verstrickt behalten. Es ist aber recht zubetauren / daß fast in allen Landschaften / wo die Christliche Religion getrieben wird / [59] die unzüchtigen Weiber / durch Hülffe der alten Hexen und des Teuffels Köchinnen / ihre Buhlen durch solche nächtige Gespenster holen und zurücke bringen lassen: und zwar sonderlich durch Bedingung und Gebrauch eines eigentlichen Teuffelsdinges das sich in Gestalt eines Bockes præsentiret /und durch die Lufft flieget. Worauß gar leicht zu erkennen ist / wessen Geistes Kinder sie seynd. Luc. 9. Ja daß sie keine liebliche Schäfflein seyn / welche man am Jüngsten Tage zur rechten Hand des Herren Christi gestellet befinden wird: sondern garstige und unflätige Böcke / welche von Gottes Angesichte in das ewige Feur mit den Teuffeln und seinen Engeln ohne Barmhertzigkeit werden geworffen werden Matth. 25. Denn der Bock ist ein Sinnebild oder Zeichen aller geilen und verhurten Leute / welche das Reich Gottes nicht besitzen werden. 1. Cor. 6. Exempel solcher verblendeten Verwegenheit seynd traun an manchem Orte nicht seltzam: Derenthalben ich mich alhier in Erzehlung derselben wil überhaben wissen. Ich kenne gar viel / welche in ihrem Alter bekant haben / daß sie in ihrer Jugend auff solche Böcke sich des Nachts zu ihren Buhlen oder Huren auff etliche Meilweges haben holen und wiederbringen lassen: deren etliche es sehr bereuet haben / daß sie der Vnreinigkeit und dieser Welt Eytelkeit so viel eingeräumbt hätten. 90 Ja was mehr ist / so hat [60] man auch Exempel / daß etliche wider Willen 91 und gezwungen / durch dergleichen Böcke mit Gewalt weggerissē und dennoch wieder gebracht wurden / wenn sie ihren Metzen treuloß geworden sind. Vor wenig Jahren /nemlich etwa zwantzig / war ein Handwercksmann /der sich heimlich mit einer Alten verkuppelt hatte: aber hernach hat er sich mit einer Junffer behangen /und auch Hochzeit mit ihr gemacht; ungeachtet der vorigen Vettel / ob sie sich schon mit Dräuworten vernehmen liesse. Wie nun die erste Nacht des Beylagers heran kam / bat er etliche Gäste / unter welchen auch ein Pfarrherr war / ümb Gottes willen / daß sie doch bey ihm verbleiben möchten / denn es stünde ihm vom bösen Geiste eine Gefahr für; sintemal er eingedenck ward der Bedräuung der alten Huren. Was geschicht? Mitten in der Nacht kömpt ein solcher Bock gleichesweges zum Bräutigam hinan margiret und begehret / daß er sich auffsetzen solle. Jener aber fängt drauf häfftig an zu beten / und kan kaum von den Gegenwertigen in ihren Armen gehalten werden /nachdem endlich der Bock mit vielen Gebrummen sich verlohren. Die andere folgende Nacht wird eben dieser Bräutigamb gantz unversehens recht auß dem Bette gerissen / und die Braut allein drin gelassen. Vnd wie er zur Gnüge von dem Gespenste mag tribuliret geworden seyn / ist er des morgens nicht weit von [61] der Feurmaur oben auff dem Dache in der Rinne gefunden worden / da ihn die Freunde / nachdem sie solches Dach auffgerissen / halb todt wieder bekommen haben / und er darauff durch etliche Monat zu Bette hat liegen müssen / biß daß er endlich genesen /doch sich mit seinem jungen Weibe täglich gezancket / und nachmaln auß Vngedult in den Vngarischen Krieg gelauffen ist: da er denn auch / so viel ich Nachricht habe / mag gestorben seyn. O gräuliche Hindansetzung und Verachtung des ersten und andern Gebots! O grosse Verwegenheit der Menschen! O verteuffelte Blindheit der sündigen Menschen! O äusserste Sicherheit der unflätigen Buhler; O schändliche Verführung der Jugent! O ewige Straffe der Hurer und Ehbrecher! welche sich auch nicht schäuen noch in Bedencken nehmen / den Teuffel zu ihren fleischlichen Begierden zu gebrauchen. Fürwar sie werden rechte Teuffelsböcke werden zur ewigen Verdamnüß /wo sie nicht ernstliche Busse thun. Ja sie werden billig mit den Teuffeln büssen müssen / als welcher Gesellschafft sie alhier zu sündigen genossen haben. Es ist kaum eine augenblickliche und kleine Lust / welche sie hier nach ihrer Einbildung geniessen: aber eine ewige Quaal wird seyn / die sie dermahleins dafür annehmen werden. Man solte also billig alle Verführerinnen hinweg thun / welche die Jugend also[62] verleitet / dadurch der Teuffel geehret / sein Reich verweitert / und GOttes Ehre hergegen verschmälert wird. Gedencket doch einmal / ihr Christen-Hertzen /wie es eine unreine unflätige / und unserm Wandel eine ungezierte gräuliche Wollust sey / welche dergleichen Leute so damit behafftet seyn / den Böcken /Sauen / Hunden und andern Bestien ähnlich machet /welche den Bund / so sie in der H. Tauffe mit Gott angefangen / trennet: Welche die Engel verschichtert: den Teuffel herlocket / und die Verführte endlich in das ewige Verderben stürtzet. Verunheiliget doch euer Tempel oder Hertzen / welche Christus mit seinem H. Bluteso teuer gekauffet und eingeweihet hat / umb Gotteswillen nicht auff solche weise: Seyd doch keine Knechte des Teuffels und solcher Hellischen Böcke /die ihr Christi Diener seyn sollet. Gedencket wie das Todsstündlein so schleunig heran rücket: Gedencket was es für ein Ende gewinnet mitsolchen unsaubern Hengsten: betrachtet auch ihre zeitlichen Straffen /damit sie Gott manchmal heimsuchet / und werdet doch auß anderer Leute Schaden klug. Es sind viel /welche wie sie vermeynet haben / der Angenehmligkeit eine weile genossen / und ihre Lüste und Fleisches Begierden gestillet; aber wie bitter ist ihnen der Todt leyder! angekommen. Sie sind zu späte klug geworden; ja zu späte haben sie solche verdamliche Freude verwerffen lernen. Lasset euch also / O ihr Jünglinge! die ihr noch die [63] Blüt eurer Jahr habet / und gleichsamb in den Rosengarten eures Alters wallet: Vnd ihr Mägdlein / die ihr grosses Lob einleget und Zierath bekommet / wenn ihr euch schämen lernet /lasset euch alle / sage ich / doch durch des Teuffels Verführung nicht bethören / und so liederlich einnehmen: Schmeisset die alten Vetteln und Teuffels Koplerinnen von euch hinweg / und lasset ihr schmeichliches Werben und Vorbringen bey euch keine Stat finden / denn was der Teuffel selbst nicht ins Werck setzen kan / das verrichtet er durch eine alte gottlose Hexe / nach dem gemeinen Sprichwort. Vnd weiter ihr Haußvätter / gebet doch Achtung auff euer Gesinde / Einwohner und Hausgenossen / und bemühet euch / so viel müglich ist / des bösen Feindes Vnwesen zu tilgen: Denn also wird Gott der Keuscheit bey euch wohnen. Bißhieher Schererzius.

Bißhieher gnugsam von dem Bockenzigten Teuffel; Auf welchem / weil nun die Hexē ihr Hin- und Herfahrt hatten / so nennet man sie auch davon Bockreiter / wie es Goldastus in Bedencken von Confiscation der Hexen Güter p.m. 67. schreibet; oder Besem-Bock und Gabel-Reiter / wie sie vom Hildebrando in Theurg. p. 26. genennet sind. 92

Hierauß erscheinet also (als ein helles Feur außm rustigten Ofen) gantz klar / daß man vor [64] Blocksberg besser mit den Alten kan sprechen und schreiben Bocksberg: vor Melibocus Helbocus: vor Blocken Bocken mit einen weichen B. zum Vnterschied derpustularum Blattern / welche auch sonst auff teutsch heissen Pocken; wiewol dennoch auch Lic. Schmuck etliche mahl schreibet Bocken: da er lehret wie von Bocken keine Narben oder Gruben werden? 93 Ja es kan auch wol der Sambucus seinen Namen vom Bocke bekommen haben auff teutsch Hollunder / welches ist ein Holtz unter andere gerechnet / damit man die Vnholden den 1. Maj. (wann sie auff so genandten Blocksberg fahren) abhalten wil / und ist Sambucus 94 so viel geredet: als wenn man sagte / Sey am Bocke / oder sey gut / wenn die Hexen am Bocke küssen: welche Etymologia vielleicht so gut ist / als daßSambucus von Sambuca, welches ein Musicalisch Instrument ist / einem Hackbret oder Harffen ähnlich /von wegen der außgehölten Röhren und Pfeiffen / soll genandt worden seyn / nach dem Pena und Lobel. in adversar. stirpium p. 454. 95

Bißhieher insonderheit von dem Ptolemaischen Wort Melibocus, daß es vielmehr solle Helibocus oder Hellibocus heissen / in dem er es nicht recht auffgeschnappet mag haben / und also corrumpiret: Doch ist noch weiters zu gedencken / daß es auch wol daher kan kommen seyn / daß die alten Teutschen selber das Wort [65] Helibock so außgesprochen haben / und dafür gesaget Melibock 96 ad evitandam δυσφημίαν: damit sie nemblich das Böse und Vnannehmliche in ein leidlichers versetzen möchten: wie denn solches kein neues ist, auch bey den Teutschen nicht allein gebräuchliches / sondern ein altes und hin und wieder in den Sprachen befindliches / daß die Leute in gemein gerne ἐυφημίαν affectiret oder sich gehütet haben /damit kein verkehrtes oder unheilsames Wort über ihre Zunge erginge. Also da man vor diesem weidlich ins Gelach hinein gefluchet / unn gesaget: daß dich der Hagel / da wil mans heutiges Tages so viel müglich lindern / indem sie sprechen / daß dich der Hamel / vor Düfel Knüfel / vor scheissen schmeissen: vorGOTTES Sacrament muß ein bißchen gefluchet seyn / wenn sie sagen: Potz-Schlapperment: Was dieparticul Potz betrifft / so saget Mag. Iohannes Cuno 97 Pfarrherr vor diesem zu Saltzwedel Anno ein tausend fünffhundert drey und achtzig / also; Wenn man drumb besprochen wird / man solches entschuldiget und sagen darff / es sey nicht gefluchet / denn mann habe GOTT nicht genennt / sondern Potz gesaget: Eine schöne Entschüldignng / die einen solchen Lästerer vielmehr beschuldiget und anklaget / in dem er unserm HERREN GOTT / der da spricht /ich bin ein GOTT der sich nicht verändert / Malacham [66] am dritten / seinen Nahmen verkehret / und gleich seiner spottet / denn welcher Mensch kan leyden / daß man ihm seinen Nahmen ändert: Als wenn einer Hanß hiesse / und ein ander wolte ihn Ganß oder Wanß nennen / würde es nicht ein Verspottung seyn? Daher sich offt schrecklicke Todtschläge verursachen. Da sonsten die Nieder-Sachsen (die Ober-Sachsen wissen von der Kurtzweile wenig / was das Wort betrifft) herein geplumpet / und Kutte gegalstert haben; da muß es weichlicher heissen Knutte: Ja es wol gar eine Nonne im Magnificat sich gescheut zu singen: Sicut loquutus est. etc. Lucæ 1. v. 55. In deme sie dafür soll gequackelt haben Sipülschen oder Siknut loquutus est. etc. Was ihme der Leiptziger Beywort wolle / wenn sie sich versprechen / entweder Fett-Fleesch: Oder Vorder-Tuch / oder Vatter Vnser /das werden die Junfern am besten wissen / sintemal sie es für sich / für sich sage ich / behalten / und es nicht haben in das Complementir-Büchlein gerahten lassen / da sonst alle andere oder doch die meisten Sprichwörter an zu treffen sind. Wie nun solche depravationes der inauspicatorum verborum oder übel lautender Wörter sonderlich bey den Teutschen gemein seyn; also kan es nun auch wol vor Alters passiret seyn / daß sie (da man noch von ältern Jahrē her gesaget hat Hellbock) Melibock drauß gemacht / wo es wiedrū nur üm ein [67] Buchstaben zu thun gewesen; welches das Böse in ein etwas Bessers hat verwandeln sollen. Aber ich halte doch dafür / daß es nicht sonderlich besser werde; sondern vielmehr pessimum verbleibe / oder daß es nicht λῶςον werde / sondern lose verbleibe / ob schon das materiale eine Decke bekommen / oder ein bißlein verschmieret und übertünchet worden / oder noch werde: So verbleibet doch das formale, in dem man einerley Ding durch das verklappete Wort / nach wie vor verstehet. Sonst wann es āders were / so solte doch wol folgen / daß Horatius gelogen / oder ein wenig auffgeschnitten hat /indem er gesungen: Daß Patres semper vitiosiorem genereut progen iē, die Eltern immer bösere Kinder zeugen / und daß Ætas futura pejor sit ætate avorum, die Welt bey den Nachkomē viel ärger seyn werde / als sie bey den Vorfahren gewesen: Wenn nemlich in vermeynter Linderung der Wörter auch die übel und ungeartere Sache zugleich solte gantz aboliret werden. Es wird wol bleiben was jener Schlesier gesaget in parallelis morum, wiewol dennoch Agricola hie möchte in seinen teutschen proverbiis nachgeschlagen werden / welcher gäntzlich dafür hält /daß die Alten ärger gefluchet haben / als wir heutiges Tages. Aber doch ist zu wissen / daß wenn solche Flüche heute bey den Gelahrten schon nicht üblich seyn (als welchen ein anders ist gelehret worden:) dennoch das Vnwesen bey den Soldaten / oder sonsten [68] andern gemeinen Läyen nicht verloschen sey: welche die alte Welt noch richtig und unvergessenpræsentiren, und die Schnautze so bald voller Teuffel haben / als voller Brod und Bier. Von Soldaten kan man trauen nachlesen in der Queer und in der Länge /Herrn Mengerings Soldaten-Teuffel.

Hie hat der Leser zu mercken / daß wir in künftigen mit den gemeinen Mann dennoch schreiben wollen /theils Blocks-theils Brocksberg.

3.
(1)
(1) 99

Die Geographische Breite des Blocksberges / da man fraget / wie weit er entfernet sey von der Linie (oder Æquinoctiali, dem mittelsten Striche in derZona torrida gegen Norden hinwerts? so befindet sich nach den Heidmannum in typo Germ. veter. dieLat. 50. gr. 51. min. nach Ioh. und Cornel. Blauen /in Thuringia 51. grad. 45. min.; nach Nicol. [69] Fischern oder Piscator. in Ducatu Brunsuicens. 51. grad. 56. min.

(2)
(2) 100

Die Geographische Länge / das ist / wie weit der Blocksberg von der Meridian oder Mittages Linie entfernet sey / so verhält sich solche nach Piscat. in Ducat. Brunsuic. auff 32. gr. 15. min.

(3)
(3) 101

Was die Obrigkeit betrifft / denen der Berg und Ort zukommen / so ist zu sagen / daß es daherümb Braunschweigisch sey: wie wir hernach auß Zeilern davon was sonderliches vernehmen werden. Doch gehöret es itzo immediatè zum Stollbergischen Gebiethe.

(4)
(4) 102

Der Kraiß erstrecket sich in der Länge weit und breit /wie hievon den besten Bericht thun die Geographischen Landkarten.

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(5) 103

Die Nachbarschafft wird in den folgenden Worten des Philippi Cluverii zu verstehen gegeben: Ptolomæo in Germania est τὸ Μελίβοκον ὄρος ὑφ᾽ ὅ ἐςιν ἡ σημανὰ ὕλν: i.e. Melibocus mons sub quo est Semana sylva Situm hujus jugi ita describit, uti juxta lineam Æquinoctialem ex occidente in Orientem, inter fontem Amisiæ & Albis medium procurrat. Ex quo viri docti haud malè observarunt, esse idem montis jugum, quod vulgo nodie dicitur der Hartz. 104 Nam huc etiam alia Ptolomæi verba faciunt, quæ postea scribit hoc modo: Cathulcones ad utrāq; Albis ripā, sub quibus Cherusci atq; Campsani; constiruitur Melibocus inter Cheruscos atq; Chattos, quorum terminū communom fuisse montis jugum, quod hodiè dicitur [70] Hartz / pluribus argumentis in Chattis docui. Hodie vertex hujus jugi altissimus inter oppida Osterwick & Wernigerode / vulgari vocabulo adcolis dicitur, Blocksbarch etc. Das ist; Nach demPtolomæo lieget in Teutschland der Berg Melibocus, unn unter demselben der Hartzwald. (Semana) dieses Gebirges sitū und Gelegenheit beschreibet er also /daß es nach der Mitternachts Linie von Abendwerts gegen dem Morgē zwischen dem Embsenfluß und Elbe sich erstrecke. Darauß die Gelehrten nit uneben abgenommen / es sey diß Gebirge das jenige / welches heute ingemein d' Hartz genennet wird. Denn hieher gehören auch die andern Wort des Ptolomæi, da er in folgenden also schreibet: Die Cathulci liegen zu beyden Seiten d' Elbe / nach ihnen die Cherusci (Härtzer) unn Campsanier; der Berg Melibocus lieget zwischē den Härtzern unn Chattē (Hessen) / daß derer gemeine Gräntze dieses Gebirge / welches itz d' Hartz genennet wird / gewesen sey / hab ich weitläufftig gelehret / als ich von den Chattē (Hessen) handelte. Heute zu Tage ist der höchste Gipffel dieses Berges zwischē Osterwick unn Wernigerode / und wird nach des Landes Sprache genennet Blockrsbarch. Was von diesē letztern Wortē des Cluv. zu haltē; weiset Michelb. Sel. (einer meiner gewesenen Mitschüler vor diesem etwan an. 1651. zu Halle unter meinen Hochgeehrten Hr. Prof. Franckenstein damals Rect. unn Hochverdientestē Præc.) in der Orat. so er vō Blocksberg hielte: wo ūter andern [71] dieser sensus: der Höchste Gipffel oder Spitze des Berges ist bey Wernigerode /oder bey das berühmte / und fast wegen der Höhe des Berges darauff es gelegen / unüberwinndliche Schloß Hartzburg / unter welchen angetroffen wird / der Flecken Neustadt / wo Saltz gesotten wird: Nemlich zwischen Wernigerode und Goßlar / nicht aber Osterwick / wie Cluverius meynet. 105

D. Ioh. Merckerus 106 suchet die Nachbarschafft noch weiter / da er schreibet / daß bey dem alten zerfallenem Schloß Zwingenburg 107 (so unlängst ist zur Stadt gemacht worden / und den Nahmen hat von zwingen / weil man alda ein gantzes Kriegs-Heer mit schlechter geringer Mühe aufhalten kan / auch sonsten berühmt ist von wegen des herrlichen Sandsteins / so in Gestalt der Menschenknochen und sonderlich des Schienbeins ümb die Gegend wächset / mit welchem die Wundärtzte allerhand Beinbrüche innerhalb 5. oder 7. Tage glücklich heilen sollen) sich sol anfahen ein sehr hoher und steiger Berg Melibocus genant /und nicht weit davon ist gelegen die sehr alte Stadt Tribur / von welcher das Concilium so alda im Jahr Christi 895. oder 899 / wie Sigebertus meynet / gehalten worden / den Namen bekommen / und Concilium Triburiense genennet wird. 108

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Von der Bahnung redet Zeiler unter andern also: Fünff Meil von Halberstadt lieget [72] der Blocksberg /den die Leute herümb den Blocksbarch nennen: Wir haben ihn im reisen von Fernen gesehen. 110 Er wird vor den höchsten Berg in Teutschland gehalten / darauff die Zauberer ihren Sabbath halten sollen / unten herümb ist er mit Früchten bewachsen oben aber gar sumpffig. Hochgedachter Hertzog Heinrich Iulius von Braunschweig / hat einen Fuhrweg 111 hinnauff machen lassen / seine Gemahlin hinnauff zu führen / der ist aber itzt verfallen / daß also etwas gefährlich hinnauff zusteigen seyn solle: Man muß vier Stunde haben / ehe man auff die rechte Höhe komt / welche Höhe zwischen den zweyen Städten Osterwick und Wernigerode ist.

(7)
(7) 112

Die Erhöhung wird so beschrieben von Heidero. 113 In dem Hartzwalde ist der sehr hohe Bructersberg /welchen wir dem Sachsenlande nicht mißgönnen / und dieweil er den Namen und das Gedächtniß eines sehr alten Volckes erhält / wird er billig von den Gelehrten und Thüringern / welche seine oberste Gipffel immer sehen / hoch und wehrt gehalten. 114 Vnd vorher: In der Nachbarschaft nicht weit von den Sächsischen Saltzkothen sehen wir den Petersberg / welcher in der Höhe dem Berge Atlas nicht weichet / als auff welchen Wind und Vngewitter nicht weniger stürmen als auff diesen. 115 Oben auff demselben kan man Ober-Sachsen / die breiten Felder in der Marck / Meissen[73] und Laußnitz / wie auch dieses unser Thūringen gantz übersehen. Nicht niedriger ist der Brockrsberg / ob er gleich wegē der ādern Hartzgebirge etwas niedriger scheinet. Michelbach am angezogenen Ort beschreibet unn exprimiret die Höhe also: Man kan den Blocksberg / so es helle Wetter ist / auf 10. Meilweges herum sehē. 116 Etliche geben auch für / daß sie auff diesem Berge Magdeburg und dabey den Elbstrom erkant haben. Wer da wil auff diesen Berg steigen / der muß Anfangs durch viel Hecken und dörnichte Oerter gehen / und je näher er dem Berg kompt / je rauher und ungebähnter ist der Weg / und kan vor den dicken Bäumen und vielen herunter in die Augen hengenden Zweigen kaum den Himmel erblicken. Oben in der Höhe des Berges stehen die Bäume in einen runden Circul / als wenn sie mit Fleiß also weren gepflantzet worden / und wächset keiner ausser der Ordnung weiter hinnein / nur etliche wenig Kräuter findet man daselbst. Bißweilen war auff dem Berge alles mit einen so dicken Nebel ümbzogen / daß wir an unsere Reise nicht anders als wenn es were finstere Nacht gewesen / verhindert wurden. Vnd über das / wenn der Wind den Nebel treibet / so kan man mit einander nit weit sehen / daß man nicht einmal erkennen kan die / welche kaum 3. oder 4. Schrit von einem stehen / es sey denn / daß sie sich melden / und durch ihre Stimme /wo sie sind / zu verstehen geben.

[74]
(8)
(8) 117

Was die eigentliche Revier betrifft / darinnen er lieget / so ist es der Hartzwald / welcher ist der gröste Wald in Teutschlande / den Griechischē und Lateinischen Historien Schreibern wol bekandt. 118 Die Griechen nennen ihn ἑρκύνιον δρυμόν. Den grössestē und meisten Theil desselben / welches sehr holtzigt und bergicht / auch uns sehr nahe ist / und an Sachsen stösset / nennen wir den Hartz oder Hartz-Wald. In demselben lieget der sehr hohe und weit berühmte Berg Melibocus, der Brocken oder Brockenberg. 119 Derselbe Wald soll sich anfahen bey Franckreich /alda er genennet wird Bacenis oder Silva nigra, der Schwartzwald / und erstrecket sich weit an vieler Völcker Grentzen / daher er auch unterschiedene Namen bekompt / als daer genennet wird der Böhmer-Wald /der Thüringer-Wald. Man meynet / daß dieser Wald sey Hercinia 120 genennet von dem Griechischen Worte ἕρκος, welches einen Umbgang oder Zaun bedeutet / weil er fast gantz Teutsch-Land nicht anders als ein Wall ümbgiebet. In der Teutschen Sprache aber soll er den Namen haben vom Hartze / oder dem zehen Safft und Gummi so häuffig auß den Bäumen im Walde fleust. Was aber von dessen Etymolog. Hercyniæ zu halten / ist schon oben im 2. §. dieses Capittels mit wenigem gedacht / unn erwiesen außZeil. daß nemlich das Wort besser Harcinia geschriebē werde / in dē es [75] von Hartz herkomme: oder den vielleicht Harzicinia, so fern das Z. von den Lateinern für eigentlich könte geduldet werden.

Ja was noch mehr ist / so soll auch das Wort Cheruscus von Hartze herrühren / wie Carion 121 wil / da er schreibet: Das Jahr zuvor oder ümb dieselbe Zeit /sind in Teutschland drey Regimenter Soldaten erleget worden / von dem Arminio, welchen sie der Cheruscorum Obersten oder Herzog nennen: Vnd haben diese Völcker ausser allen Zweiffel nach Goßlar hin zwischen der Saale und Hartzwald gewohnet. Vnd das Wort Cherusci 122 kömt gar nahe dem Wort die Härtzische / wie die Völcker itziger Zeit genennet werden. Nach den Cheruscis und Longobardis sind gefolget die Bructeri in dem Braunschweigischen Lande / daher der Bructersberg noch biß heute den Namen behalten hat. Also spricht auch der Poët Claudianus: 123


–– –– Venit accola sylvæ
Bructerus Herciniæ.

(Worüber Bartius in Animadv. p. 684. dieses commentiret: Bructerus] Ferocissimam gentem vocat Plinius lib. 2. Epist. 7. Vide doctorum commentaria ad Germaniam Taciti) Item: Vnter Goßlar liegen dieBructeri, da itzo der Brockersberg ist / welcher nach seinem alten Namen Melibocus heisset. 124 Unter demselben der Hartzwald gegen Braunschweig und[76] Halberstadt / und der Aschenberg / dessen Namen erhalten hat Aschersleben. Hierauß erhellet nun / daß der Blocksberg nicht allein im »Hartzwalde lieget /sondern daß auch Hercinia von Hartze herkomme /und dannenhero freylich besser geschrieben werdeHarcinia, wie Carion oder Philippus Melanchton in seiner Chronickgethan / als etwan sonsten Hercynia oder gar Orcynium nemus, wie in Heidmanni veteris Germaniæ typo zusehen.«

(9)
(9) 125

Von der Gräntze schreibet Michelbach also: Etliche nennen diesen Berg mit einem neuen und unbekandten Ramen (Brockenbergium) Brockenberg / wie ihn also nennet Thalius in sylva Hercynia. 126 Ptolomæus verstehet durch den Namen Melibocus, den gantzen Wald / welcher vor alters (Hercinia) der Hartz ist genennet worden / und Teutschland umbgiebet / denn er beschreibet den Berg / daß er in der Länge habe 33. grad. und 50. min. 30. sec. in der Breite aber 47. grad. und 50. min. 30. sec. Also hat es auch / wie ich dafür halte / Bilibaldus Pirckmeyerus in explicat. locor. per Germ. 127 Da er also schreibet; der Melibocus (Blocksberg fähet sich bey Westphalen an /und strecket sich gegen Morgen. Itzt stehet der Hartzwald und die Gebirge den Meißnern zu / sampt den Silber-Bergwercken / und ist ein Anhang zu den Gebürgen in der Baar / nechst welchen die Thonau entspringet. Die da aber fürgeben / [77] daß dieser Berg in Westphalen liege / die irren sehr weit / sintemahl er niemals dahin kommen wird / auch niemahln je da gewesen ist / und halte ich dafür / wenn dieser Berg in Westphalen gelegen were / so were er von den Wästphälern / welche nach dem Lipsio ihre eigene Erde essen sollen / schon längst verzehrt worden. Aber wir wollen den Rich. Bartholinum 128 anhören / welcher also schreibet:


Visus & umbriferis rapidos diffundere ab antris
Melibocus turmas equitum, longumq; frequentes
Abnobii montes etc.

Darbey Iacobus Spigelius also anmercket; Melibocus est mons Vvestphaliæ, ut etiā Abnobii, qui ex Alpibus cōtinuò facto jugo in VVestphaliā protēdūtur. Das ist / der Melibocus (Blocksberg) lieget in Westphalen / wie auch das Abnobische Gebirge / welches auß den hohen Alpgebirgē in Welchsland entstehet /unn in Westphalen sich erstrecket. Bißhieher vom Orte / darin unser Blocksberg gelegen / und darauß ich ihn traun nicht weltzen wil / wenn ich auchAtlantische Kräffte besesse oder Riesen-Ahrt were.

4.
4. 129

Jetzt folget IV. das Conterfait / welches ein wenig gleichsam auß der Ferne zu sehen in Enoch Glasers Elmen Schafferey / zu Wolffenbüttel 1651. gedrucket / alwo in Kupfer von Helmstäd der Blocksberg von weiten mit præsentiret wird.

[78]
5.
5. 130

Darauff folgen V. die Kräuter und andere Pflantzen-Gewächse / so auffm Blocksberge hervor kommen. Darvon kan nachgeschlagen und gelesen werden Iohannis Thalii Medici Northusani lateinischer Tractat Sylva Hercynia genent / darinnen er alle Kräuter / so auff den Bergen unn benachbarten Orten des Hartzwaldes wachsē / mit allen Fleiß zusammen getragen hat / und ist dasselbe Buch zu Franckfurt am Mayn /im Jahr 1588. in 4to. gedrucket hinten an des Camerarii Hortum medicum. Unter andern sind folgende nicht die Geringsten / (welche der Blockesberg nicht alleine heget / sondern auch auff diese Ahrt darleget) als:


P latyphyllus Intybustseu πλατύφυλλος Intybus Harcynia, copiosa est ad B loccenbergum. etc. vid. p. 62. 63.

L ychnanthemus iuncus tenuis maior est etiam Broccenbergo familiaris. p.m. 60.

O xococcon Cordi, copiosè est in Broccenbergo p. 82.

C ichorium seu Hieracii minoris species: p. 57.

G randior seu maior vitis idea nigra. p.m. 129.

E rica baccifera Matthioli, cuius fructus vulgo Axenbeer / seu πιϑηκόκοκκος p.m. 41.

S eptifolium vel heptaphyllon, Item pentaphyllon p.m. 88. 89.

B istorta maior (cuius radix est instar cancri, unde vulgo die Krebswurtzel) vide p.m. 19.

A lisma κυμφαλιάνϑεμον vid. p.m. 13.

R anunculus maximus λευκάιϑεμος seu Aconitiformis p.m. 101.

G ramen iunceum lanigerum. p.m. 55.

[79] B etula pumila. p.m. 20.

L ycopodion Dodonæi seu Selaginis species altera. p.m. 116.

U liginibus familiaris intybus, p.m. 67. 68.

C andidus muscus uligineus. p.m. 78.

K ränbeer / Nariscis Rote Preisselber / vitis idæa rubra. p. 129.

S axorum seu arboreus muscus. p.m. 77. 78.

B eerlax. p.m. 76.

A lnus nigra pumila. p.m. 15.

R orella, seu ros solis. p.m. 116.

G ülden Wundkraut. p.m. 129.


Dieses sind die Kräuter / welche nicht so wol in dem Hartzwalde als fürnemlich auff den Brocken /auch nicht so wol auff als ümb denselben sollen gefunden werden / wie des Thalii Thaliæ melden.

6.
6. 131

Was VI. Silber und ander Bergwerck belanget / so im Blocksberge behalten wird / so redet Georgius Agricola davon also; Teutschland ist vor andern Ländern an Metallen und Bergwercken sehr reich. 132 Denn wer weiß nicht von den berühmten Fundgruben in Meissen und Böhmen / darauß dichte und klar Silber gegraben wird? wer hat nicht gehöret von den Adern am Blocksberge? wem sind nicht bekandt die vielen Metallen so in Schlesien gegraben werden.

7.
7. 133

Vom VII. Bächen redet Michelbach also: [80] Es fleust bey dem Blocksberge vorbey die Illa (daher ein Dorff alda im Wald gelegen Ilsenburg heisset) und läufft durch den Wald / theilet sich hernach und treibet an vielen Orten Mühlen. etc. Oben auff dem Berge ist ein klarer Brunn / wobey ein grosser Stein / an welchem vor etlichen Jahren ein grosser Löffel oder Kelle hieng; daß ein jedweder damit auß dem Brunn trincken konte. Dessen Brunnens Wasser aber mitten in den Hundstagen so kalt ist / daß es niemand ins Maul nehmen kan. Mercke / daß auch eben oben auffm Berge ingemein die jungen Bursche und Leute / so Lusts halben hinauff spatzieren / in Gewohnheit haben / ihre Namen in die Steinfelsen / so alda gegenwertig seyn / ein zu graben; und also ihr Gedächtnüsse droben den Posteris zu verlassen. Ja man sol auch solches parietariæ herbæ eine ziemliche Anzahl finden / oder ein grosses Onomasticon antreffen. Wer Lust hat kan hinauff ziehen / und viel gute Stunde drüber verderben in Abfässung eines Catalogi solcher Oribasiorum, er muß aber seinen Nahmen nicht drüber vergessen.

8.
8. 134

Es hat auch zum VIII. dieser Blocksberg seine eigene und besondere Thiere / als Wilde Schweine / Rehe /Hirsche / Bäre / Wölffe / Füchse / Hasen: Im gleichē Vögel / als da sind / Auerhan / Haselhüner / Rebhüner / Holtztauben / Schnepffen / Krammervögel / Ziemer / Weindrussel / [81] Goldamer / Heger und viel andere. Die Aurhanen darff niemand bey grosser Straffe schiessen / als nur der Grafe desselben Orts.

9.
9. 135

Wie dieser Blocksberg / IX. auch gleichsam ein Compas oder Calender sey / worauß man das Gewitter abnehmen könne: liß in folgenden Versen zu letzte.

10.
10. 136

Daß auch der böse Feind / X. vielleicht wegen der raren Sachen dieses Blocks-Berges / seinen Sabbath von den Hexen hie wolle gehalten haben; bezeuget Rawe / wenn er also schreibet. Dieses / ist ein hoher Berg in Thüringen / wird ümb sich bey die sechszehen Meilweges gesehen / ist gar berühmt in Teutsch-Land von den Hexen und Vnholden / daß sie allda ihren Convent 137 und Hoff halten sollen / wie auß ihren Aussagen offenbahr / und ist dieser Berg in folgenden Versen zierlich beschrieben. 138


In Thüringen ist sehr wol bekant
Ein Berg / der Prockelberg genant /
Welcher Berg der jetzo berührt /
Vber sechszehen Meil gesehen wird /
Also daß den ferne jederman /
In Sachsen und Hessen anschauen kan /
Dieweil er hoch und übertrifft
Mit seiner Höh / wie ich bericht /
All Berg in Hartz und Thüringen /
Darüber er gantz hoch thut springen /
[82]
Vber das ist er auch beschreit /
Dieweil Nachts zu Walpurges Zeit /
In grosser Zahl wie ich bericht /
Die Zauberin mit ihrem Gezücht /
Ingemein einen Reichstag alda halten
Die junge so wol als die Alten /
Welche all der Teuffel dahin führt /
In geschwinder Eil / wie jetzt berührt /
Auff welchem sie mit tantzen / springen /
Mit sauffen auch die Zeit zubringen
Mit bösen Geistern Vnzucht treiben /
Wie solches offt die Gelehrten schreiben /
Wenn aber komt der Hanen Gschrey /
So fahren sie wieder heim ohne Scheu /
Uber hohe Berg und tieffe Thal /
Biß daß sie kommen allzumal /
Ein jede Hex an ihren Orth /
Wie man solches wol hat mehr gehort.
Treiben also ohn allen Scheu /
Ihr Hexenwerck und Zauberey
Wider Gott und sein H. Wort /
Auch offtermals anstifften Mord /
Doch können sie / wie ich bericht /
Den frommen Leuten schaden nicht /
Vmb welche her der Engelschaar
Ein Wagenburg thut schlagen gar.
Ihr rechter Lohn und gewisses Pfand /
Ist Feur / Schwerd und ewig Schand /
[83]
Ja wenn sie nicht thun Buß auff Erden /
Können sie auch nicht selig werden.
Daß sey nun gnug von Zauberinn.
Auff daß wir aber unsern Sinn
Anwenden an den Prockelsberg /
Zu beschreiben gäntzlich merck /
So ist auch überall alda /
Derselbig Berg eine Practica
Der Landleut / welche offt ohne irren
Gut Wetter / daher practiciren:
Denn wenn ein starcker Nebel trifft /
Recht solchen Berg / wie ich bericht /
So fält gewiß denselben Tag /
Ein Regen / ist wahr als ich sag.
Wenn aber solcher Berg gantz frey
Ohne Nebel ist / ohne allen Scheu /
So folget ein schöner heller Tag /
Alsdann darin ein jeder mag /
Mit Freuden an sein Arbeit gahn /
Auch wandern / reiten / und alsdann
Noch weiter / daß für solche Zeit /
Gott werde gedanckt in Ewigkeit!

Dieses bekräfftiget auch Henricus 139 Kornmann in folgenden Worten: Dieses ist ein hoher Berg in Thüringen / genant der Prockelsberg / wird allezeit ümb sich auff die sechszehen Meilweges gesehen: dieser ist gar berühmt durch gantz Teutschland / von den Hexen und Vnholden / daß sie alda jährlich in der Nacht [84] VValpurgæ, oder den ersten Maji ihren Convent und Hof halten sollen / alda von fernen Orten zusammen kommen / mit ihren Teuffeln alda buhlen /die Nacht zubringen mit spielen / zechen und tantzen /wie auß ihren Außsagen kundbar / und ist auch gantz gläublich / wie ich auch mit andern übereinstimme /daß gleichwie die Nymphæ und Veneres zu Adams-Menschen Lust haben und solcher begehren / also einVenus-Berg auffrichten / also auch die Teufel die Menschen mit ihren Wollüsten verführen / und einen benanten Ort der Zusammenkunfft erwehlen. Es hat ihn VVendelinus Helbachius Poëta also beschrieben.


Mons situs Herciniæ est mediis in saltibus ingens,
Qui partu Budæ divite gignit aquas.
Longinquis si quidem procul ille videtur ab oris,
Hunc Proculum meritò nomine req; vocant.
Namq; Thuringus eum cum Saxone cernit &Hessus,
Atq; Eisfeldiacæ subdita turba plagæ.
Hic veluti reliquos excellit corpore montes,
Quotquot in Herciniæ saltibus esse vides.
Nobilitate sua sic hos quoque vincit & arte,
Et capitis vera proprietate sui.
[85]
Numen inest etenim cœlestis & Hexis in ipso
Qui pressit claros imbriferosq; dies.
Estq; Cheruscorum sic practica certa, magisq; huic,
Quam qui sunt celebres creditur arte poli.
Nam si mane caput nebula tegit atq; tenebris,
Aut pluvias aut fert nubila sive nives.
At si depositis videt ardua lumina solis
Nubibus, est certo clara futura dies.
Fußnoten

1 §. 1. Blocks-Bergs Benennung.

2 Mizald. in memorab. Cent. 1. §. 88.

3 §. 2. Rechtschreibung

4 Dieser Berg wird Blocksberg genennet.

5 Horat. occupat extremam scabies: doch nicht so wol Krätze als Klötze. Aber ohne Grund.

6 l. 3. Antiq. Germ. fol. m. 711.

7 Blocksberg hat nicht seinen Nahmen von den alten Völckern den Bructeris.

8 Beschreibung des Teutschlandes l. 5. part. 1. p.m. 141. Cap. 11. de German. p.m. 347.

9 In Eclog. 5. Virgilii p. 56. col. 1. a.

10 Rockersberg.

11 Hercynia ob es also recht geschrieben werde /

12 part. 1. Germ. p.m. 41

13 Blocksberg hat heutiges Tages nicht mehr seinen alten Namen

14 Des Hartzes Grösse.

15 l. 6. deBell. Gall. Orat. pro German. p.m. 61.

16 Vide Fabrum in Lexico p.m. 380.

17 ad tab. 3. Geograph.

18 Die Flüsse haben fast ins gemein ihre alte Nahmen behalten.

19 Stätte haben offt ihre Namen verendert.

20 Lansius in consult. contr. Brit. p. 588.

21 Blockesberg hat mit seinem rechten Namen vor alters geheissen / Bocksberg / Bocken / Hell-Bocken.

22 Wiewol ādere lesen μηλίβοκος mit einem η und ο.

23 Vrsach / warümb dieser Berg also benennet?

24 Bructeri haben ihren Nahmen vom Bock.

25 Quæ Rhæticæ Alpinæ descriptioni adiuncta est.

26 Catti.

27 Schweden.

28 Dani.

29 Schwaben.

30 Thüringer

31 Judic. 16. v. 3.

32 Jud. 15. v. 4. 5.

33 Marsingi.

34 Meißner-Märcker.

35 Saci.

36 Hunni.

37 Cauchi

38 Fosi.

39 Fuchsschwantz abschneiden.

40 Die Stad Bockeln.

41 Hellbocken komt ber von Hell und vom Bock.

42 Hellus ein Abgott.

43 Helvetii kommen her von Hello.

44 Vrprung des Worts Hölle.

45 Helvvig. in. Origin. Voc. Germ p. 155.

46 2.

47 3.

48 4.

49 5.

50 6.

51 7.

52 In der Sprach-Schule. p. 37.

53 8.

54 Blocks-Berg hat den Nahmen vom Bocke.

55 a. Nicht wegen der äusserlichē Form oder Figur.

56 Berge so von ihrer äusserlichen Gestalt benahmet sind.

57 (1)

58 Nach den Maginum in Geogr. ex Camb.

59 Confer Lansium in Consult. Or. contra Britanniā. p. 589.

60 (2)

61 In Epit. Gent. Sept. l. 12. p.m. 365.

62 (3)

63 Von einem wunderbahren grossen Bilde.

64 (4)

65 Vide Plin. l. 4. c. 11. v. 50. und Solinum auß ihm.Conf. Carolum Stephanum in dict. Geog. p. 42.

66 (5)

67 d.l. lib. 2. p.m. 84.

68 (6)

69 Münch ein Berg. Confer Kornman. in mont. Ven. cap. 6. p. 377.

70 Olaus M.d.l.p. 42.

71 (7)

72 Ola. M.d.l. lib. 2. c. 44.

73 (8)

74 d.l. lib. 2. p. 77.

75 b. Sondern vom Teuffel; welcher sichen Bocks gestalt / auf denselben sehen lässet. In Dæmonomania l. 2. c. 4.

76 Bodin. Dæmonom. l. 2. c. 6. p. 329. Der Teuffel wird ein Bock genennet.

77 Esai. c. 13. c. 14. c. 34.

78 Levit. 17. 6.

79 R. Moses Maimon l. 3. More Nebochim.

80 lib. 1. de Orig Muham c. 46. apud Hotting. in Histor. Orient. l. 1. c. 8. P. 300. 301.

81 Teuffel verstellet sich in einen Bock.

82 (1) Hist. anim. l. 1. c. 23.

83 Der Bock ein stinckend und geil Thier.

84 Bodin. l. 2. Dæmonom. c. 7. Conf. Coquæum in Aug. l. 15. de c.D.c. 23. Vid. Zonard. de tripl. univ. q. 59. p. 342 col. 2. Bodin. Demonō. l. 2. c. 6. p. 330.

85 Zoroasters oder Zoborastres / daher etliche das Wort Zauberer ziehen.

86 Nichts ist schädlicher dem Menschen als die Geilheit.

87 (2)

88 Schererzius in seinem Tractat von Gespensten. c. 9.

89 Teuffel ein unreiner Geist.

90 Verliebte Persohnen lassen ihre Buhlen des Nachts auff einen Bocke holen.

91 auch offte wider derselben Willen.

92 Bockreiter Besem-Bock- und Gabel Reiter.

93 Licent. Schmuck in Thesaur, alo secretarum Natur. Dü. mic. etc p. 96.

94 Sambucus kompt her vom Bock.

95 Vide Blochwitzen in Anatom. Sambuci p.m. 2.

96 Melibock für Helibock.

97 Iohannes Cuno in Anleitung aller Stände Spiegel zu Zergen / lit. R. 1. b. tit. wie die Welt das Fluchen pfleget zu entschuldigen.

98 §. 3. Vom Ort da der Blocksberg gelegen.

99 (1.)

100 (2)

101 (3)

102 (4)

103 (5)

104 Cluv. lib. 3. Germ. Antiq. Fol. 711.

105 Blocksberg lieget zwischen Warnigerode und Goßlar.

106 D. Johan. Mercker. Apodem. in Hassia.

107 Zwingenburg. Saurs Städtebuch. in Z. p. 24.

108 Gesn. de Concil. T. 1. p. 407.

109 (6)

110 Zeil. l. 5. p. 1. p.m. 141. Germaniæ.

111 Fuhrweg auff den Blocksberg.

112 (7)

113 Heid. part. 2. Orat. 28. p. 1212.

114 Hier heisfet es wol mons. qs. eminens.

115 p. 1209.

Petersberg.

116 Michelbach in einer Orat. vom Blocksberge.

117 (8)

118 Faber in Lexico in voce Hercinia.

119 Des Hartzes Anfang.

120 Hercinia ab ἕρκος

121 Carion. l. 3. Chron. p. 6. 7.

122 Cherusci qs. die Härtzsche.

123 Claud. de IV. Cons. Honor. Paneg. v. 452.

124 Carion. l. 4. p.m. 17.

125 (9)

126 Orat. de hoc monte.

127 c. 6. de Mont. & syl. v. in German.

128 Richard. Barthol. l. 4 de Bello Norico ad. D. Maxim.

129 IV. Conterfait.

130 §. 5. Kräuter.

131 §. 6. Silber.

132 In orat. ad vers. Turc. ad Ferdin. Vng. & Bo. Regem. Vol. 1. p. 167.

133 §. 7. Bäche.

134 §. 8. Eigen und besondere Thiere. Michelbach in seiner Orat. vom Bloksberg

135 §. 9. Regendeutung.

136 §. 10. Gasterey der Hexen.

137 Rawe in Memor. e. 88. p.m. 70. 71. item Korn mannus in mōte Veris p.m. 380. etc.

138 Beschreibung des Blocksberges.

139 Henric. Kornm. ex. Kirchaina Chattorum, in monte Veneris c. 77. p. 378.

Ander Theil

Das I. Capittel
1.
1. 37

Die definition des VVieri lib. 7. c. 1. de præstigiis, & lib. de Lamiis, cap. 5. ist diese. Lamia est, quæ ob fœdus præstigiosum aut imaginatum cum Dæmone initum propria ex suo delectu, vel maligno Dæmonis instinctu impulsuve, illiusq; ope qualiacunq; mala vel cogitatione vel imprecatione, vel re ludicra, atq; ad institutum opus inepta designare putatur Das ist /mit kurtzen Worten so viel gesaget: Diese ist eine Zauberinne / welche man darfür hält / sie habe mit den bösen Geistern einen Verstand und Verbündniß /und verschafft mit derer Hülffe solche Dinge die sie doch nicht thut; vide apud Waldschmieden in Pythonissa Endorea, item Mederum in der 8. Hexen-Predigten / fürnehmblich p.m. 28. b.

2.
2. 38

Was dieser Personen Leichtigkeit betrifft / so schreibet Iacob. Martini 39 davon zu Teutsch also lautend: Es sind zwar mancherley Ahrten der Probe / drauß mā unzweiffelhaftig kan schliessen / und auch muhtmassē / was Zauberer sind welche Bodin. l. 4. dem. c. 1. 2. 3. etc weitläufftig erzehlet. Wir wollen vor dißmal nur die ein [99] Arth betrachten / da man durch die kalte Wasserprobe die Hexen erkennen wil / wie solche an vielen Orten gebräuchlich ist. Da fraget es sich »nun /was davon zuhalten / wenn man die / so wegen der Zauberey in Verdacht sind auffs Wasser setzet? 40 und ob dieses so gewiß und unfehlbar sey /daß ein verdächtiger Mensch der Zauberey dadurch könne überführet werden.« Mit dieser Probe aber verhält es sich also; Es werden die Hexen nacket und bloß mit den Händen und Füssen creutzweise gebunden / nemlich mit der rechten Hand an den lincken; und mit der lincken Hand an den rechten Fuß / so hart / daß sie sich / oder ihren Leib / im geringsten nicht regen noch bewegen können / und werden also gebunden ins Wasser geworffen. 41 Wenn sie nun oben empor schwimmen / ist es ein Zeichen / daß sie schuldig seynd: Wenn sie aber untersincken / ist es ein Anzeigung ihrer Vnschuld. Zwar VVierus 42 gedencket auch dieser Wasserprobe / und schliesset endlich /daß davon nichts zuhalten sey. Dessen Meynung ist auch Timplerus. Dem sey nun wie ihm wolle / so scheinet es doch / daß solche Wasserprobe nicht allerdings verwerfflich sey / sondern daß man eine starcke Muhtmassung wider die Zauberer machen könne. Plutarchus erzehlet / daß in der Insul / Pontus genant / Leute sollen gefunden werden / die da Ertz-Zauberer [100] sind / und weil dieselbe im Wasser nicht untersincken mögen / ob sie noch so sehr mit Kleidern beschweret werden / könne man gewiß schliessen /daß sie Zauberer sind. Vnd weil so wol der Academicorum als Peripateticorum einhellige und beständige Meynung ist / daß die leichten Sachen in die Höhe auffwerts; die schweren aber in die Tieffe unterwerts fahren; diese Weiber aber / ob sie gleich schwere Leiber haben / dennoch auff dem Wasser schwimmen /so kan man unfehlbar abnehmen / sie müssen mit dem Teuffel ein Bündniß gemacht haben. Denn obwol die Leiber der Hexen einerley Natur / Wesen und Eigenschafft haben mit den Leibern der andern Menschen; so handhabet sie doch der Teuffel von der Zeit an / da er den Bund mit ihnen auffgerichtet / auff so mancherley Arth Weise / daß er sie bißweilen wider der Natur Zuneigung und Eigenschafft gewaltsamer weise beweget / wie solches auß dem erhellet / daß er sie vielmals auffs geschwindeste in der Lufft ümführet. Aber wir wollen diese Frage weiter zuerörtern den Rechtsgelahrten überlassen. Bißhieher Iacobus Martini. Conringius 43 der weit berühmte Professor zu Helmstadt vermeynet / daß diese Wasserprobe die Zauberer zuerkennen / eine genaue Verwandschafft habe mit dem Gebrauch der uhralten Teutschen / welche ihre neugebohrne Kinder in den Rein geworffen haben /nicht etwan ümb [101] der Vrsachen willen / daß sie durch die Kälte des Wassers hart würden / wie davon der Heidenische Poet Virgilius von den Rutilis in Welschland schreibet: sondern daß sie ihrer Kinder Gebuhrt / ob sie ehrlich oder unehrlich sey / vergewissert wurden. 44 Denn es meldē die Historienschreiber davon / daß die alten Teutschen im Gebrauch gehabt /daß wenn ein Kind gebohrē so hat man es nach dem Rein getragē unn »es nacket auf einen Schild in denselbē gelegt. Ist nun das Kind oben geblieben / und in der Höhe her geschwummen / ists vor ein ehrlich unn ächtig Kind gehaltē worden. Ists aber untergesuncken / und zu Grunde gangen / ists für ein Huren-Kind und unehrlich / die Eltern auch vor leichtfertige Leut gehalten worden. Daher sol auch dieses Wasser nicht allein den Namen bekommen haben / daß er der Rein genennet worden / weil er die reine und ehrliche Gebuhrt der Kinder bekräfftiget / sondern wird auch genennet ἐλεγχίχαμος, als der vō der Treu / welche Ehleute ein ander zuhaltē schuldig sind / zeuget. Antonius Prætorius in seinem gründlichen Bericht von der Zauberey cap. 9. am 112. Blat / redet von der Wasserprobe also: Nun komme ich zu der Probe oder Erforschung der besagten Personen / welche bey etlichen wird vorgenommen. 45 Wenn sie auff anderer Hexen Bekäntniß jemand haben gefänglich angenommen und trauen seinen Leugnen nicht / daß sie [102] ihn darauff loß liessen / dürffen auch auff der Hexen Bekäntniß nicht bauen / daß sie ihn darauff verdāmen / und stehen also in Zweyffel / welches unter diesen zweyen (der eines nothwendig und rechtswegen seyn muß) sie erwehlen / und am sichersten folgen mögen: pflegen sie die verdachte und angegriffene Person mit Händen und Füssen creutzweiß von der lincken zur rechten Seiten zusammen gebunden / auff ein tieffes Wasser zuwerffen / dadurch ihr Schuld oder Vnschuld zuerfahrē. 46 Welche aufs Wasser geworffē zu bodē sincket / die ist from unn wird loßgelassen. Vnd diese möchten für solche Schmach an den geschwinden Thürn-Jägern nach Käyserlichē Rechten sich wol erholē unn rächē / welche aber oben auff dem Wasser schwebet od schwimmet / die ist gewiß der Zauberey schuldig / unn zum Feur zubehaltē. 47 Vnd solches (meynen sie) sey unfehlbar / denn weil sie im Namen GOttes mit Wasser getaufft sind / und nun von dem abfällig worden / will oder mag sie das Wasser nicht leyden / und in sich nehmen. Ey das ist eine wichtige Vrsache / aber dabey ist zu verwundern / daß sich gleichwol das Wasser biß daher von ihnen schöpffen /verwaschen / verkochen / trincken und verzehren lassen. O ihr abergläubige thörichte und unsinnig Richter / die ihr solch Narrenwerck gebrauchet! wer hat euch also bezaubert / daß jr dē Ungewissē trauet / und was gewisser verachtet / und fahren lasset? 48 Wie seyd ihr doch so keck / daß [103] ihr eures Nechsten Guth /Ehr / Leib und Leben / Kinder und Ehgatten hie verschwiegen / so liederlich in Gefahr setzet. Warumb versucht ihr Gott mit solchen Muhtwillen und Frevel? Was habet ihr Grund dieser Prüfe? Wer hat euch solche Erforschung gelehret? Gottts Wort hat nichts davon / das Geistliche Recht hat sie verbotten / das Weltliche hat sie nie befohlen. Was in Gottes Wort und Rechten nicht befolen / ist gnug verbotten / der Teuffel hat sie erfunden / werdet ihr dem folgen? Ihr ziehet zum Exempel an / daß zu Moses Zeiten verdachte Weiber an der Wasserprobe schuldig oder unschuldig erkant worden / und darümb versucht ihr es auch an euren Weibern: Wolan das Exempel ist wahr / gewiß und ohne Tadel: damit ihr aber nun recht folget / so sehet und lernet zuvor wol / wie und was darinnen ist. 49 Erstlich waren die Weiber nicht der Zauberey / sondern des Ehbruchs verdächtig. 50 2. Worden sie von ihren eigenen Männern angezeiget. 3. Nicht gefangen / 4. Nicht hinnauß auff die Bäche /sondern zum Tempel geführet / und muste der Mann über sie offern 5. War das Wasser nicht gemein / sondern heilig / nach domals bräuchlichen Gesetzen. 51 6. War nur ein wenig Wasser in ein Erden-Gefäß gethan / und mit Boden-Staub vermischt. 7. War das Wasser verflucht und bitter. 8. War das Weib nicht an Händen und Füssen gebunden / [104] sondern am Häupt geblösset; 9. War das Weib bey dem Namē des Herrn beschworē. 10. Ward sie nicht aufs Wasser geworffē /sondern das Wasser in sie gegossē / sie must es trincken / 11. Solte sie davon nicht schwimmen / sondern am Bauch schwellen und an Hüfften schwinden / wo sie schuldig were. 12. Verrichtet dieses alles nicht der Hencker / sondern der Priester 13. Hatte Gott diß außdrücklich befohlē. Diß muß alles miteinander / an und von gleichen Personen / auff gleicher Weise / zu gleichem Ende / mit gleicher Wirckung / in rechter Nachfolge behalten und gespüret werdē Nun aber ihr Richter und Herren thut / und haltet keins / nicht eines von den dreyzehen Puncten dieses Exempels. Derohalben thut / und hilfft es euch und eurer verfluchten Wasserproben so viel / als vier kommen und bringen nichts. Jedoch wolt ihr nit Vnrecht haben / sprecht weiter es sey eine alte Gewohnheit / daß man also besagte Leute auff das Wasser werffe zuversuchen: Das ist aber eine geringe Antwort / die euch nicht beschönet. 52 Den 1. ists nicht eine allgemeine Gewohnheit /geschicht nicht allenthalben. 2. ist sie noch nicht für billig / warhafftig und recht erkant / Gewonheit gilt nicht wider Billigkeit. 3. Ist hundert Jahr Vnrecht 53 /noch keine Stunde recht: Vnd was anfänglich an ihm selbst nicht taugt / wird durch lange Zeit nicht [105] gut gemacht / sonst möchten Todschläger Ehbrecher und eure Hexen damit sich auch entschuldigen / daß solche Vnthaten von Anfang der Welt / und von vielen /und grossen Leuten sind begangen worden. Aber unbillige Gewonheit wird umbsonst angezogen / und soll kein Recht darauß gemacht werden: Wie der weise Mann klaget / daß mit den Götzen geschehen sey. 54 Vors erste haben etliche durch eytel Ehre sie erdacht / bald ist Gewonheit darauß worden / endlich ist die Gottlose Weise für ein Recht gehalten worden /daß man auß der Tyrannen Gebot hat müssen Bilder ehren. Gleichergestalt / wolt ihrs auch mit dieser Erforschung haben / aber an Gesetzen und Gebot gebricht es euch. Ihr beruffet euch auff Exempel. 55 Aber Exempel sind keine Regulen / und Gott widerleget euch / da er spricht: Du solt der Menge nicht folgen zum Bösen. 56 Vnd abermal: Ihr solt euch nach ihrer Weise nit halten / sondern nach meinen Rechten solt ihr thun. Vnd Sirach 57 spricht: Verlaß dich nit darauf daß der Haufe groß ist / mit dē du Ubel thust. Vnd so Exempel bey euch geltē / warumb folget ihr nicht den recht Verständigē / die solch betrüglich Werck verworffen / unn den ihrē verbottē haben.Heydnisch / tyrannisch / verführisch und Teufflisch ist die Wasserprobe 58 / wie andere mehr vorzeiten im Brauch gewesen / [106] aber nun abgeschaffet. Vbel übel thun / und wollen muthwillig irren / und vom Teuffel betrogen seyn / die sie wieder auffbringen und erneuren. Sie suchen viel seltzamer Vrsachen und Gründe dieser Probe / aber sie widerstreben der Vernunfft. Ich sage nicht / daß der Wind im Leib verschlossen die Menschen oben auff dem Wasser halten könne wie ein Faß das nicht biß oben an gefüllet /oder daß etliche Leiber leicht seyn / und gar liederlich über dem Wasser gehalten werden. Wie man noch bißweilen an Todten und Lebendigē / Jungen unn Alten sihet / daß sie das Wasser schwerlich hinnunter läst / etliche aber so schwer seyn von Natur / daß sie wie Bley zuboden fallen / und nimmermehr können schwimmen lernen. Steine sind schwer / und fallen natürlich zu Grunde / doch schwimmen etliche oben. Holtz fleusset natürlich oben / doch gehet etliches zu Grunde. Also meynen etliche sey es auch mit den Menschen / etliche schwimmen / etliche sincken auß natürlicher Eygenschafft.

Ich verstehe solches nicht / laß es in seiner Würde /gebe aber nichts darauff. 59 Das weiß ich / und ist gewiß / GOTT der die eisern Axt durch den Propheten Elisam schwimmend gemacht / und der Petro erlaubet / daß er auff dem Wasser ginge / der machet /es sey gleich ohne Mittel oder durch Mittel-Dienst[107] und Zuthun des Teuffels / daß etliche Menschen in solcher Erforschung obenschweben / der Teuffel träget und hält sie oben / daß sie nicht untergehen; und solches verhängt Gott der Menschen Sünde und Vnglauben zustraffen. 60 Es ist eins von den kräfftigen Irthümen / die Gott denen zuschicket / die Lust haben an den Lügen / und die Warheit nicht annehmen wollen. Welche Richter zu der Vngerechtigkeit Lust haben / werden dadurch gereitzet / daß sie viel unschuldiges Blut vergiessen / und also in Gottes Hand zur Rach verfallen / und sich selbst in die unterste Hölle hinnab stürtzen. Vnd soll sich niemand verwundern / daß Gott auch unschuldige Leute durch den Teuffel solte oben halten / und in der Obrigkeit Schwerd kommen lassē. Denn ob sie wol nicht an der Zauberey schuldig seyn / so haben sie doch mit andern Sündē solch Leydē wol verdienet / wie der sechste unter den sieben Brüdern sagte / da er zur Marter geführet ward. 61 Vnd hat GOTT über den frommen Job / und über seinē eigenen Sohn / und alle fromme Martyrer dem Teuffel eine zeitlang Gewalt gegeben /und ohne den Job alle andere in der weltlichen Richtern und Tyrannen Hände geben / warümb sollen wir nicht gläuben / daß solches nicht offt geschehe? 62 Gott führet seine Heiligen wunderlich. 63 Sihe der Teuffel wird etliche von euch ins Gefängniß werffen /auff daß ihr versuchet werdet / und werdet Trübsal haben zehen Tage: spricht der [108] H. Geist zu der Gemeine zu Smirnen. Wie aber bißweilen unschuldige Leute oben schweben auff dem Wasser / also sincken auch etliche rechtschuldige Zauberer zuboden / die werden denn für unschuldig loßgelassen; Etliche aber / wenn sie ihrer Boßheiten überzeuget / werden ins Wasser geworffen / und ersäuffet. 64 Dabey denn zusehen /daß die Gemeinschafft mit dem Satan / oder die Bewohnung vom Satan kein Vrsach sey des Obenschwimmens / wie etliche fürgeben. 65 Denn auch der Sathan nicht alle Hexen besessen hat / und auch er selbst gar tieff unter das Wasser kommen kan / samt denen in welchē er leibhafftig ist / wie zu sehē an den 200. Säuen der Gergesener / in welche der Teuffel auff Christi Vrlaub fuhr / und sie ins Meer stürtzte /und ersäuffte / und sie doch natürlich schwimmen konten. 66 Item, an dem armen besessenen Jüngling /welchen er offte ins Wasser stürtzet / zu dem Ende /daß er ihn ümbrächte / welches ja mit Vntertauchen geschehen muß. Weil denn nun solche Wasserprobe auß Irrthumb und Aberglauben erfunden / mit Zuthun des Teuffels geschicht / tyrannisch und betrüglich ist /GOttes Versuchung und Straffe auff sich träget / und in allen Geistlichen und Weltlichen Rechten als Gottloß und gefährlich verdammet / verbannet und verbotten. So haben je / die sie noch gebrauchen / zu ihrem Schutz nichts vorzuwenden / sondern müssen [109] ihre Vngerechtigkeit auch wider ihren Willen erkennen /ob sie gleich nicht bekennen. Vnd wo sie also nach Ermahnung und Warnung weiter fortfahren / werden sie ihnen selbst eine schwere Last auffladen / und endlich den bösen Lohn der Vngerechtigkeit empfangen. Etliche böse leichtfertige Schälcke und Buben /in Städten / Herrschafften und Dörffern / lernen ausser der thörichten Wasserprobe auch andere Wege die Leute zu erkundigē / ob sie Hexen seyn oder nicht. 67 Nemblich gehen Morgens frühe neben ihnen hin / an der lincken Seiten / reden ihnen nicht zu / antworten auch nichts auff ihre Rede / legen den Daumen in zugeknüpffte Faust / und stossen sie damit an die Hüffte. Wer ihnen alsdann nachschreyet / und sie schilt /der muß ein Zauberer seyn. Oder schmieren ihre Schue auff Sontags Morgen / und stellen sich in die Kirchthüren. Wer denn nicht bald und gerne neben ihnen hinnaußgehet / der muß auch schuldig seyn. Oder legen ihnen verkehrte Besen in den Weg / den sie müssen gehen / welche da nicht recht überschreiten / die dürffen sie vor Hexen außschreyen und schelten / wenn und wo sie wollen. Das ist eine grosse Boßheit / so freventlich arme Leute angreiffen / und ümb ihre Ehre bringē. Viel Vnruhe wird damit angerichtet / und erhebet sich offt daher böse Geschrey /und offētliche Verleumbdung: Wird auch also der [110] Obrigkeit in ihr Ampt gegriffen / denn ihr gehöret das Erforschen zu / und kan besser geschehen / wo es nötig ist. Darümb fromme Obrigkeit / die ihr Ampt /Gewalt und Ansehen verthätigē und Friede / Ehre und Einigkeit in ihrem Volcke erhalten wil / auch diesem Muthwillen / wo sie ihn erfähret / mit ernstlicher Straffe begegnen / und steuren sol.

3.
3. 68

Hierauff folget weiter die Frage / wie man das Hexen-Werck könne offenbahren / damit es einem heimlich nicht schade? und wird von vielen / bald von diesem / bald von jenem gesaget / daß es geschehen könne / entweder mit dem


B eyfusse. 69
L iebesaltze.
O rantkräntze.
C reutze.
K raute Moly.
S chmeer des Wolffes.
B rote.
E uplea Kräute.
R oßdarme.
G esegnete Distel.
B ilde auß Wachs. 70
L eberkraut.
O stien oder Hostien.
C hristi Namens Anhenckung,
K ynokephali Hare.
S chuhschmieren.
[111] B eschwerungen.
E del-Gesteine.
R hamnus oder Stechdorn.
G ebrauch des Farren-Krauts.
P erforata oder Hyperico. 71
L ustrali aqua oder Wey-Wasser.
O pffer-Gebrauch der Mistel.
C reutze von Hollunder.
K nobelauche.
S tecken von Haseln.
B retzeln.
E vangelio.
R auchwerck.
G ebethe.

Von diesem allem kan der begierige Leser in folgenden zusammen getragenen Sachen sich erkundigen.

Es fraget sich bißweilen / Wodurch man die Hexen kundbar machen / oder auffs wenigste ihren Bezauberungen abhelffen möge? So werden zwar was das Letzte betrifft / viel Sachen vorgeschlagen /welche man theils vor diesem / theils noch itzo als ein amuletum oder Abwendungs-Mittel gebrauchet. Natalis Comes 72 berichtet / daß der Stein Jaspis nebenst andern Steinen und Gewächsen das Seinige [112] thue / und sonderlich das Kraut Moly: davon Homerus lib. 10.Odisseæ, vel K. Andere sagen Menschenkoth Ludovic. von Hörnigk. 73 Item Schelmēdärme od' Roßdärm und Milch-Hafen / womit man die Hexen solle zwingen können / wie Bodin 74 meldet / woselbst er auch unter andern gedencket / wie man es machē könne / damit der Teuffel die Hexen schlage. Aber ich halte / daß diesem eben so viel zu glauben sey / als jenem / wenn man saget: daß der Teuffel wenn es regnet und die Sonne scheinet / seine Mutter also schlage / daß sie Oel pinckele. Bodinus am angezogenen Ort berichtet auß dem Spangero, wie das Schuschmieren hindere / daß die Hexen nicht auß der Kirchen gehen können. Item auß dem Plin. l. 28. cap. 19. DasWolffsschmeer Zauberer vertreibe. Also schreibet auch ferner Plinius, 75 daß der weisse Saphier wenn der Sonnen und des Mondens Namen darein gegraben / und alsdann mit Haaren von dem Thiere Cynocephalus, oder Hundskopff genant / an den Hals gehängt wird / wider die Zauberey guth und dienlich sey. Solche Krafft schreibt er auch zu dem Antirrhino oder Orantkraut / saget auch / es schaffe Ansehen und Reputation. 76 Deßgleichen muß ihn auch für Verzauberung dienen / das Kraut Artemisia, das ist Beyfuß 77 oder S. Johannes Gürtel / wie denn noch heutiges Tages etliche das Kraut auff gewisse Tage und Stunden [113] graben wie sonst die verbenam / oderHeilig-Kraut / suchen Stein und Kolen darunter für Fieber / und henckens ümb sich / machen Kräntze darauß / werffens folgēds mit ihrē Vnfal in S. Johanns Feur samt sondern Sprüchē unn Reimē; etliche henckens an mit Salbey / daß sie auf der Reise nicht müde werdē / weil es seinē Namē nach soll machen /daß man wol bey fusse bleibe / so es besser were /daß solche abergläubige Leute wol bey Sinnen blieben: denn oberzehlte Puncte alle seynd offenbahre Mißtreu und Betrugwerck. Biß hieher Bodinus. Sonsten ist auch bekant / daß man dem Kraut oder vielmehr der Wurtzel Cardobenedicten viel zumesse. 78 Dioscorides meldet daß der weisse Stechdorn oderRhamnus, ἀποκρούει τὰς τῶν φαρμακέων καηουργίας, vertreibe alle Gespenste und Zauberey. Goldast. 79 gedencket dergleichen vermeynet Mittel mit folgenden Wortē: wie muß der Teuffel lachen / wenn er sihet des H. Vrbani Bild / an seinē unwetterlichē Tage / in Wasser / Koth / und Dreckwerffē / zu höchsten despect der Göttlichē Majestät / und seiner Heiligen? wie groß Gefallen muß er haben / wenn er ihm die Christen sihet so häuffig folgen im Aberglauben /sonderlich am neuen Jahrstag / am H. Dreykönigstage / in der Fastnacht / am Grünen Donnerstage mit den Pretzeln oder Krengeln oder Ringen / (wie sie an unterschiedlichen Orten genant) werden / auß dem warmen Backofen für Fieber Kranckheiten / Zauberey und andere Plagen im [114] Hause auffgehenckt: am Ostermontag mit dem Waldmeister od' Leberkraut / wider Gespenst od Zauberey mit gewissen Segē oder Ceremonien eingeholt. etc. Prætori9 im Bericht vō Hexerey. p.m. 60. schreibt davon also: Zum 2. wird hier entdecket / die grosse Thorheit und Heydnische Blindheit in den gemeinen Mitteln / mit welchen die Vnverständigen der Zauberey sich entwehrē wolle. Sie habē zweyerley Mittel / eins / damit sie die verrichte und volbrachte Zauberey stillen und vertreiben / das 2. damit sie verhüten / daß sie nicht bezaubert werden. 80 Zu stillen und abzuwenden die Zauberey / die sie vermeynē ihrē Hauß unn Ställē / Menschē und Vieh zugerichtet zu seyn / hauen etliche ein Haselstecken ins Teuffels Namē uffn Sontag Morgēs vor d'Sonnē Aufgang: kehrē dē Staub und Dreck auß den vier Ecken des Hauses oder Stals / thun den in einen Sack / binden ihn zu / schleiffen ihn vor die Thür. Schwellen / schlagen denn mit den Stecken wacker drauff in desselben Nahmen darinnen er gehauen ist worden. 81 Alle Streiche die auff dem Sack geschehen / soll auch dieselbe Hexe empfangen / unn dadurch gezwungē werdē / die angethane Zauberey wieder abzunehmē. Andere so einē Menschē beleidiget / machē ein Bild auß Wachs / darüber Münch od' Pfaffen 3. Messen auf drey Freytag gehalten: ist denn dem Menschen weh im Auge / so stechen sie das Bild mit Pfriemen in die Augen: Ist es [115] am Schenckel oder Arm oder Bauch / so stechen sie es daselbst. Denn muß die Hexe wiederümb abthun / womit sie ihn bezaubert hat. Ist das Vieh kranck / so sind sonderliche Weiber oder Männer / die es mit vielen Creutzen / creutzweiß ziehen / mit Weywasser besprengen / und murmeln heimliche Wort dazu / so muß die Zauberey ohne Schaden vergehen. Ist den Kühen die Milch bezaubert / so melcken sie durch alte Besen / und sengen die am Feur: Oder schlagē den Milchköbel mit weissen Stecken / oder sieden die Milch / und stechen mit Messern drein / das thut den Hexen so weh /daß sie die Milch wiederkommen lassen. 82 Weiß nicht / ob sie solches von dem Zauberer Bileam / als seine Affen gelernet haben / der seine Eselin mit dem Stabe schlug / und Lust hatte sie mit einem Schwert zuerstechen. Also machen es die Bezauberten.

Wer aber noch nicht bezaubert ist / und verhüten will / daß er auch nicht bezaubert werde / der steckt Creutzpfennige in geweiht Wachs (Creutz-Ducaten weren besser im Sacke) und träget sie bey ihm / und henget geweyte Kräuter in die Ställe: od' hengenSaltz und Brod oder ein Briefflein / darauf etliche frembde Namen und Wort der Heil. Schrifft verzeichnet / an den Hals / ihme und den Seinigen stätigs zu tragen. 83 Denn kan weder Hex noch Teuffel zu ihn kommen und Schaden thun. Wunder ists [116] daß sie auch nicht Harffenschläger halten / weil David mit der Harffen den bösen Geist von Saul getrieben. 84 Im Stifft Münster 85 in Westphalen / haben die Bauren eine Gewonheit / daß auff S. Peters Stuelfeyr Tag den 22. Febr. ein Freund dem andern frühe vor der Sonnen Auffgang für sein Hauß schlägt mit einer Axt an die Thür zu jedem Wort / daß er redet / und rufft laut in seiner Sprache also. Heruth / heruth Stulle-Vögeletc. Auff Hochteutsch also! Herauß / herauß du Schwellenvogel / S. Peters Stulfeir ist kommen / verbaut dir Hauß und Hof und Stall / Haurschoppen /Scheuren und anders all / biß auff diesen Tag übers Jahr / daß hie kein Schade wiederfahr.

Durch den Schwellen-Vogel verstehen sie Kröten /Otter / Schlangen und andere böse Gewürme / daß sich unter den Schwellen gerne auffhält / auch alles /was dahin Gifftiges möchte vergraben seyn oder werden. Wenn diß geschicht / sind sie das Jahr für Schaden frey / und wer es thut wird begabet. Diß sind die köstliche Ding / damit sie der Zauberey sich so kräfftiglich erwehren können / wie sie meynen. Ach der elenden Leute mit ihrer vergeblichen Rüstung? Wie kan es doch der abwesenden Hexen wehe thun / wenn sie Säcke und Kübel schlagen / Wachs und Milch stechen / und Besen sengen oder brennen? was ist doch für [117] natürliche Wirckung darin? was findet man doch in der Schrifft / das im allergeringsten hiemit zuvergleichen? wer ist doch unter Juden oder Judensgenossen jemals so verrucht und Gottloß betreten / der solchen Greuel / un dazu am Sabbathtag / und das schrecklicher ist / mit Fleiß ins Teuffels Namen gethan? solches ist über alle Greuel der Heyden / die von Gott nichts gehört / und wehe den Christen / oder vielmehr Wider Christen / die also alle in Aberglauben übertreffen / so schändlich Gott verlassen / so freventlich ins Teuffels Namen handeln / und mit stinckendem Teuffelsdreck den Teuffel verjagen wollen /das sind freylich die Thoren / die in ihren Hertzen sprechen: Es ist kein Gott; die nichts taugen / die eytel Greuel worden find in ihren bösen Wesen / die kein Guts thun / die nach Gott nicht fragen / die den HErren nicht anruffen. 86 Du Heyden halten mehr von ihren Götzen / denn die Christen von Gott. O weh den greulichen / die da Lügen so lieb haben / und gerne thun / sie werden von Gott als stinckende Hunde samt den Zauberern zu dem Teuffel in Abgrund der Höllen hinnauß gestossen / und ewiglich Tag und Nacht in der Qual verschlossen werden / wo sie sich nicht bekehren.

Diesen sind gleich / und werden zugleich mit ihnen fahren die mit Creutzen und Zeichen / mit Saltz und Brod / mit Kräutern und Worten sich wider die Zauberey schützen wollen: sie begehen damit Zauberey /und sind Zauberer / [118] weiß nur nicht / wie ich sie nennen sol. Jene wollen mit Zeichen und Worten Schaden herzuführen: so wollen diese durch Zeichen und Worte Schaden auffhalten und vertreiben. Jene sind vom Teuffel gesand; diese gehen ihm entgegen. Sie haben Gott auch schändlich verlassen / und verleugnet / als wenn er nicht schützen unn helffen könte. Gott solt unser Zuversicht und Stärcke seyn / eine Hülffe in allen Nöthen / die uns treffen: So haben sie ihre Zuversicht zu leblosen Creaturen / die sollen ihre Stärcke und Hülffe seyn. Sie suchen ihnen selbst andere Götter / und sind Götzendiener / sie suchen da nichts zufinden ist / sie ehren / das nichts wircket / sie rühmen sich der Schande / sie freuen sich der Eitelkeit / ewig wird seyn ihr Hertzenleid / denn Gott wird ihnen das nicht schencken.

Hie sprechen sie / gemach: die Sache ist nicht halb so böse / es seynd ja eitel gute Mittel / die wir brauchen: Ich antworte aber: Ja noch härter: die Sache ist so böse / daß ichs nicht zum halben Theil außsprechen kan. Die Mittel sind an ihm selbst gut / aber solcher Mißbrauch machet sie zum Greuel. 87 GOtt hat Creutz und Zeichen nicht befohlen zur Artzney / Saltz und Brod hat er gegeben / zu essen / sein Wort zu hören / und ins Hertz zu fassen / nicht am Halß zu hengen. 88 Vnd was sol solches dem Vieh / das keinen Verstand hat? hat ihnen [119] Gott sein Wort auch gegeben? und wenn gleich diese Mittel noch besser weren / so ist doch darum nicht alle Handelung gut / dazu sie genommen / oder dabey getrieben wird. 89 Ist nicht der Mensch eine edle Creatur Gottes? Ist nicht der Mann nach Gottes Bilde geschaffen? Vnd ein Weib /das schweigen kan / eine Gabe Gottes? Wenn sie nun Hurerey zusammen treiben / und verschweigen / ist das auch ein edel Ding und Gabe Gottes? 90 Item, Der Wein ist guth / und von Gott / und dienet zur Gesundheit: Ist darumb Trunckenheit / so auß Mißbrauch kömt / auch gut und von Gott und zum Leben nützlich? 91 Paulus lehret viel anders wenn er spricht: Weder Hurer noch Ehbrecher noch Trunckenbold wird das Reich Gottes ererben. 92 Also ist auch das Wort Gottes gut / und ein Mittel zum Leben: Aber Ketzern und Vnglaubigen ists zum Tod / und allen denen / die es mißbrauchen / auch also. Denn je besser / heiliger und heilsamer jedes Ding an ihm selbst ist / je ärger / schändlicher und verdamlicher auch dessen Mißbrauch ist / und je grösser Mißbrauch / je grösser Straffe. 93 Darumb wer weise ist / der wird solcher Abgöttischen Händel müssig gehen / sie helffen nichts und schaden viel.

Daß sie gantz und gar nicht helffen können in solchem Brauch / wil ich greifflich darthun / und unwidersprächlich beweisen. Erstlich in gemein / darnach insonderheit. Wenn der [120] Satan 94 mit Creutzen / Kräutern / Saltz / Brod / und Worten in seinem Werck auffgehalten / verhindert / zu rücke getrieben und verjaget würde / so were er viel schwächer / furchtsamer / scheuer und verzagter denn ein Mensch / ja were unmächtiger als ein geringer Hund oder Saue. Denn weder wir Menschen / noch auch das Vieh / für Saltz /Brod / Kräutern und guten Worten fliehen / sondern werden näher und näher herzugelockt und beygebracht. Solches stehet zu versuchen und wahrzu finden an allen hungerigen Personen und Thieren / jungen und alten. 95 Nun ist der Teuffel 96 nicht gering /sondern ein grosser Drache: ist nicht scheu / sondern keck / und trotzig / unverschämt / darff unter den Kindern Gottes für Gottes Angesicht erscheinen / darff alles wagen / und auff das eusserste versuchen / darumb er auch ein Versucher genant / der den Sohn Gottes / der Held und Krafft heist und ist / und allen Gewalt im Himmel und auff Erden hat / versuchen darff; Er ist nicht schwach; sondern ein starcker gewapneter / darümb er den Starcken verglichen / und ein Fürst / ja ein Gott und gewaltiger Herr der Welt genennet wird: So ist er auch nicht blöde und verzagt / sondern dringet zu wie ein hungeriger und brüllender Löwe- und das nicht nur bey den Verständigen /sondern auch bey Propheten / denen er sich in ihr Maul setzen darff / und ihnen Lügen und Falsch auff die [121] Zunge legen / unangesehen / daß sie immerhin den HErrn Gott Israel nennen. 97

Auß welchen allen heller und klärer / denn die Sonne im Mittag leuchtet / erscheinet / daß der Satan vermeldte Dinge nichts fürchte / scheue / meide / und fliehe. Stückweiß wirs noch besser für Augen stellen.

Erstlich setze ich zweyerley Creutze: 98 eines von Menschen / das ander von Gott selbst gemacht: Ein Creutz / das Menschen machē / wird mit Fingern gestricken / mit Farben gemahlet / mit Instrumenten gedruckt / geschnitzelt / geschmiedet / oder gehauen /und ist ein todtes unempfindliches und krafftloß Ding / und gemeiniglich zu Aberglauben / Abgötterey / und also wider Gott gerichtet. Das Creutz von Gott 99 selbst gemacht ist der Mensch / welcher / wenn er auffrichtig stehet / und die Arme außstrecket / ein rechtes Creutz ist anzusehen: nach welcher Gestalt andere Creutz erstlich sind gemacht / zu dē Ende /daß Menschen mit außgereckten Armen / auffgerichtetē Haupt und niedergezogenen Füssen daran gehefftet und getödtet würden. 100 Wie auch Christus auff solche Weise ist hingerichtet / unn ehe Christus gecreutziget ward / ward das Creutz so unehrlich und abscheulich gehalten / als bey uns heutiges Tages ein Galge. 101 Vnd derhalbē muste Simon von Cyrenen gezwungē werdē das Creutz Christi mit anzugreiffē. Hernach aber / weil Christus an einem Creutze gehangen / ist auß Aberglauben von unheiligen Menschen heilig gehalten / [122] alles was Creutzes Gestalt hat. Vnd weil Paulus saget / Christus habe uns durch das Creutz mit Gott versöhnet / meynē sie / alle Creutz habē sondliche Krafft; sehen nicht daß Paulus nit redet vō dē höltzern Creutz / das Christū trug / sondern vō dē Opfer seins Leibs / welcher am holtz schmertzlich getötet ward / wie denn folget: Er habe die Feindschaft getödtet durch sich selbst. 102 Wie er nun die Feindschaft getödtet; also hat er uns auch versönet / unn ist davon das Creutz an ihm selbst weder heilig noch kräfftig wordē. Ja üm des Creutzes willē ist Christus ein Fluch genennet wordē / wie mags denn zu Segē dienē: aber wider zur Sachē. 103 Das Creutz das Gott gemacht / nemlich der Mensch 104 /hat eine unsterbliche Sele auß dem Athem Gottes empfangen / ist lebendig / vernünftig / kräfftig in Gliedern / gedencket / redet / sihet / höret / zeiget /wincket / gehet unn stehet: ist heilig zu Gottes Ehren /und zum ewigen Lebē zubereitet / wie alle wissen solten. Wenn nun der Teufel ein Creutz fürchten und fliehen müste / so flöhe er freylich das herrlichste /heilige / lebendige / kräfftige Creutz: das ist aber der Mensch. Nun fleucht er ja den Menschen nicht / wie die Erfahrung zeiget / ja / das mehr ist / er verstellet sich in Menschen Gestalt / unn macht sich also selbst in ein Creutz / derowegē er gewißlich für dē andern nichtswertigē unn erdichtetē Creutzen / sich nit ein haar scheut / noch einē daumēbreit zurük weicht. 105

Wolte hie nimand gegēwerffē / d Mensch sey [123] nicht mehr heilig / und seinem Schöpffer offt ein Schandflecken / wie Gott selber klaget / und derohalben fliehe der Teuffel ietzt den Menschen weniger / denn höltzerne und steinerne Creutze. Darauff hätte ich viel zu antworten / laß es aber beym kürtzesten bleiben /und weise auf zwey Heilig Personen / nemlich Evam für den Fall / und Christum den Herrn selbst: für welcher Heiligkeit er sich doch nicht gescheuet / sondern ihnen auch noch viel Leydes angethan. 106

Belangend die Kräuter / Saltz und Brod / fürcht er sich noch weniger dafür. Denn er ja (nach Gottes Verhängniß) offt die Menschen leibhafftig besitzet / und für seine Wohnung brauchet / die doch stäts Kräuter /Saltz und Brod essen / und den Bauch biß an den Halß damit füllen. Denn die Besessenen essen gemeiniglich mehr als andere Leut: welche kein Saltz und Brod essen / als die Todten / lässet er wol zu frieden. 107 Zudem so begehret er von Christo selbst / er sol doch die Steine in der Wüstē zu Brod machen unn verwandeln / und da der HErr Juda den Bissen Brod zum Verräters. Zeichen gegeben / und er ihn gessen hatte / fuhr alsbald d' Sathan auch in ihn. 108 Wie solte er denn kein Brod vertragen / oder dabey nicht bleiben können? man möchte billiger sagen / er were gerne bey Brod und Saltz.

Endlich die Heiligen Worte 109 betreffend / die man anhänget / haben die an ihnen keine Heiligkeit /[124] oder sind / also gebraucht / nicht mehr heilich / denn sie werden solcher massen ohne GOttes Befehl / ja wider Gottes Verbot / und wider Gott geführet von falschen Freunden / Abtrünnigen und rechten Feinden. Vnd der Teuffel weiß und zeucht selbst Gottes Wort an / auß dem 91. Psalm / vor dem Herrn Christo. Er nennet Gott / er nennet die H. Engel / er bekennet / sie müssen auß Gottes Befehl den Herrn bewahren. Er nennet auch Jesum den Sohn Gottes / er leufft der Person entgegen / er redet sie selbst an / ja er ist in der Predigt zugegen / und nimt das Wort auß vieler Menschen Hertzen hinweg. Drümb fürchtet und fleucht er weder Gottes und Christi Namen noch Wort / also gebrauchet. 110 Vnd wenn er das scheuete / wie solt er denn einigen Christē. Namen anlauffen dürffen? denn sie alle im Namen Gottes des Vatters / und des Sohns und des Heiligen Geistes getaufft sind / nach Christi Ordnung und Befehl. Hilfft derowegen nichts wider den Teuffel / wenn man auch zehen Biblen fresse /und zwantzig ümb sich bünde: wil geschweigē / daß ein kleines Zettelein mit wenig Worten an den Halß gebunden helffen solte. Was hieben geschicht / ist eitel Spiegelfechten und Betrug des Teuffels / der sich so scheu stellet gegen den Abergläubigen und Vnverständigen / damit er durch solchen Mißbrauch des Namens Gottes / diesen in seinem Strick behalten / [125] und jenen auch hinnein locken und fangen möge. 111 Siehe aber in der Apostel Geschichten / wie er die bezahlet / die ihn auch also im Namen Jesu vertreiben wolten.

Hie sagt mir einer / spricht doch Paulus, das Evangelium sey eine Krafft Gottes / das selig mache /die daran glauben. 112 Das ist entweder falsch / oder muß helffen / wenn man es gebrauchet. Ich antworte /Gottes Wort ist kräfftig in und zu allen Dingen. 113 Das ist aber nicht zu verstehen von Buchstaben und Syllaben / sondern von dē allmächtigē Willē und Versehung Gottes. Sein Willen / sprechen und thun ist beysāmē / unn hilfft gewiß. 114 Da aber Paulus das Evangelium kräfftig nennet / meynet er / es wircke den Glaubē / mit welchen wir Christum annehmen der das rechte Mittel ist zur Seeligkeit. Vnd solche Wirckung hat das Wort nicht / da es äusserlich angebunden / sondern da es verstanden / zu Hertzen genommen / und bewahret wird. 115 Vnd wircket auch das Wort noch nichts an ihm selbst / sondern GOTT wircket den Glauben durch das Wort / in welchen / wenn /und wie viel er wil / nach seinem Wolgefallen. 116 Vnd solches sihet man daran / daß nicht alle / die das Wort hören und lesen / gläubig und selig werden /sondern nur etliche. Hilffts nun nicht an ihm selbst denen / und in dem / welchen und darzu es doch eigentlich gegeben ist / nemlich den Menschen zum Glauben: so hilffts vielweniger [126] denen / und in dem /welchen und wozu es nicht gegeben / nemlich Men schen und Viehe zu Leibes Gesundheit / und was mehr / darzu andere Mittel verordnet sind. 117 Vnd hat das Wort keine Krafft in ihm / wenns gleich in die Ohren / und auß dem Munde und biß aufs Hertze gehet (denn der Sathan nimpts auch vom Hertzen) was solts denn helffen / auff Zettel geschrieben und angehenckt?

Hie wird nun von den Abergläubigen / die allerley Behelff / ihre Sache zuflickē suchē / noch eins fürgeworffē / daß nemlich der junge Tobias mit einē Rauch 118 den bösen Geist in Sarä Kammern vertriebē habe. Derowegē sprechē sie / können die bösen Geister mit äusserlichē Mitteln in ihrē Werck auch verhindert werden. Antwort. 1. ist diß ein besonder Exempel / des gleichē nirgend mehr in der Schrifft glaubwürdigen Büchern wird gefundē / unn muß mā darauß keine gemeine Regulē machen. 2. wird da nit geredet von Zauberteuffeln / unn es werdē nit alle Arth Teuffel auf eine Weise vertriebē. 119 Ein Teufel ist ärger denn der ander. 3. Ist solches auß sonderlichē Befehl des Engelsgeschehen / und derohalben ohne gleichen Befehl so wenig nachzufolgen / als daß Abraham seinen Sohn schlachten und verbrennen wolt. 4. wird hiemit nicht allerley Rauchwerck Geister zuvertreiben gut gemacht / sondern allein das Hertz und die Leber solches Fisches / den Tobias gefangen. Der wird aber nit mit Namē genennet / so kan niemand wissē / was es für ein Fisch gewesen / ist also auch nicht [127] nach zuthun. 5. Hat nicht der Rauch / sondern der Engel selbst den Teuffel weggeschafft / wenn derhalben auch tausend Menschē Rauchwerck hetten /würden sie doch nicht einen Geist damit vertreiben /oder in seinem Werck auffhalten können. Derhalben lasse ein jeglicher diese aberglaubische / Gottlose und unnütze Dinge wider die Zauberey gäntzlich fahren /und bleibe bey denen / die ich droben gewiesen / die werden nützer seyn / und besser außhelffen BißhieherPrætorius. Was sonsten von Creutz machen zu halten / besiehe ferner / p.m. 107. 108. 114. M. Iohan. Hertzoges / Diaconi in Dreßden / andern Theil der Catechißmus-Predigten vom 2. und 3. Gebot.

Hildebrandus in Theurg. p.m. 232. Wer sich des Bezauberns befürchtet / oder besorget / oder bey solchen bösen Leuten wohnet / davon er sorget / solche böse Gedancken zu bekommen / der sol nehmen des edlen Hypericon, des edlen Taurants / das nach der rechten Influens des Himmels gegraben ist / und henge das in die 4. Winckel des Hauses / Stuben /Kammern und Keller / und lege es in die Bette / du must es auch am Halse tragen / so wil ich dir geloben / daß dir keine Zauberey wiederfahren mag: du magst es auch zu acht Tagen Pulversweise im Leib brauchen / auch dem Vieh unter dem Saltz mittheilen / so bistu für aller Zauberey sicher. Ph. Theoph. Parac.

[128] Von Knoblauch / Mistel / Farrenkraut: besiehe Hildebranden in den vorhergehenden Blättern.

Dieses sind so unterschiedliche Fratzen und Gauckeleyen / welche wider den Teuffel und sein Gesinde dienen sollen / doch ist es lauter Affenspiel / welches der Teuffel selbst lachet und spottet / wie Hockerius redet im Teuffel selbsten. c. 25. p.m. 64. da er hingegen weitleufftig weiset / wie das liebe Gebeth die beste und sicherste Rüstung sey / worauff man sich verlassen solle. etc. vide d.l.

4.
4. 120

Hierauff folget weiter solcher Personen Geschlechte / nach welchem befunden wird / daß unter oder in solcher Blocksbergischen Gasterey mannigmahl sind begriffen worden / »nicht nur alte betagte / sondern auch kleine unverständige Kinder / nicht nur Weiber / sondern auch Männer / nicht nur geringes sondern auch hohes Stands Personen / Käyser / Fürsten / Freyherrn / Edelleute und dergleichen; nicht nur weltliche / sondern auch Geistliche / Päbste / Bischoffe und Priester; nicht nur ungelehrte / sondern auch gelehrte und berühmte Doctores auß allen Facultäten.«

D. Weyer hat das Stück des Göttlichen Gesetzes /Præstigiatricem ne sinas vivere; 121 Die Zauberinnen soltu nicht leben lassen; fälschlich ümbgezogen und gebogen / und wie seltzam ers [129] auch gesucht /nicht destoweniger hat er nicht wahrgenommen / warumb das Gesetz nicht gesaget habe Præstigiatorem den Zauberer sondern Pręstigiatricem die Zauberinnen. 122 Welches gleichwol nicht daselst darümb also gesetzt worden / als wolte es die Zauberer / Artzte und Apothecker / welche offte bessern Bescheid /denn die Weiber / ümb das Gifft wissen / wenn sie Gifft eingeben / ungestrafft haben. Sondern das Gesetze GOTTES hat damit wollen zuverstehen geben /daß Manns-Personen mehrentheils weniger mit dieser Sucht behafftet sind / und daß an stat eines Mannes wol funfftzig Weiber damit beschleppet zufinden. Gleich wie das Hebreische Sprichwort lautet: ja mehr Weiber / je mehr Hexen. Nasim marbe keschaphim marbe. Daher saget Plinius, Fœminarum scientiam in veneficio prævalere: 123 Das ist / die Weiber seyn auff Zauberey sehr geschwinde und fertig. Allda das Wörtlein veneficium nicht von dem Gifftbereiten außzulegen ist: Denn er erkläret sich selbst / als er die Ertzzauberin Circe zum Exempel setzet / wie sie die Menschē in Vieh hat können verwandeln / welches warlich alle Gifft der gantzen Welt zuthun nicht vermöchten. 124 Auch schreibet Quintilianus / es sey stets vermuthlicher / daß ein Mann ein Todschläger /denn ein Weib eine Todschlägerin sey. 125 Latrocinium, spricht er / facilius in viro; Veneficiumin fœmina credam. Man lese aber derjenigen [130] Bücher / die von Zauberern geschrieben haben / da werden sich allezeit funfftzig Weiber die Zauberinnen oder Besessene sind / an stat eines Mannes / der damit behafftet were / finden. Welches zwar meines bedünckens / nit auß Blödigkeit weibliches Geschlechts geschicht; sintemal bey ihnen mehrentheils eine unerhaltsame Widerspenstigkeit und Halsstarrigkeit gespüret wird / unn daß sie in Außstehung der Folter offt standhafftiger / denn die Männer seyn. Inmassē solchs in der zusammengeschwornen Verbündniß wider den Tyrannen Neronem ist bewehret worden. 126 Desgleichen nach dem TodeHyppiæ des Tyrannen zu Athen / alda die Weiber ihnen selber die Zungē abbissen unn abschnitten /damit sie nur ihren Peinigern alle Hoffnung benehmē /die Warheit von ihnē auß zupressē: des gleichē auch vieler Weiber außgestandene Marter. Sondern es gewint vielmehr das Ansehen / als geschehe es auß Krafft und Macht einer viehischen Begierligkeit /welche das Weib dahin antreibt / damit es seinē Begierdē gnug thu / od' sich räche / welcher Ursachē halbē vieleicht Plato das Weib 127 zwischē dem Mēschē unn das Vieh setzet. Denn man sihet auch /dz der Weiber viscerialisch Theil ob innerlich Glieder unn Ingeweide in den Weibern grösser seyn denn bey den Männern / welche derhalben so hefftige Begierden haben. Hingegen aber seyn deren [131] Mannsbilder Haupter viel grösser / und darümb haben sie auch mehr Gehirn / Verstandes und Weißheit / denn die Weibesbilder / welches denn die Poeten haben angedeutet / da sie gedichtet haben; Pallas die Göttin der Klugheit sey auß des Iovis Gehirn gebohren und habe keine Mutter nicht; anzuzeigen / daß die Weißheit nicht von Weibern 128 herkomme / sintemahl sie vielmehr zur Natur des Viehes nahen / (auch erweiset es das Sprichwort und die Erfahrung / daß wenn ein Regiment von Weibern bestellet würde / dasselbe nur würde wehren / biß die Sonne unterginge: und daß man saget Weiber haben lange Kleider und kurtze Sinne) zu dem hat sich auch der Satan zuerst an das Weib gemacht / durch welches darnach der Mann betrogen worden. Ferner halt ichs dafür / Gott habe es sonderlich solcher Gestalt angesehen / auff daß er den Satan hiedurch zuschanden machte / und seine Macht mit diesen schwächte / daß er ihm gemeiniglich und insonderheit über diese Creaturen / so weniger geachtet und nach gültiger seyn / denn andere / Macht hat gegeben / als über die Schlangen / Mücken / Fliegen und andere Thiere / welche das Gesetze Gottes unrein nennet; und darnach mehr über die unvernünfftigen Thiere / denn über das Menschliche Geschlecht; und folgends mehr über die Weiber / denn die Männer /und endlich mehr über diese Leute / so dahin leben wie das [132] Vieh / denn über andere. Zu dem kan der Sathan durch Hülffe der Weiber die Männer und Kinder auch herbey an den Strick bringen. Derowegen so bleibt nochmals die Erkäntniß GOttes / von schleuniger Hinrichtung der Hexen gäntzlich bey Kräfften; und des Weyers Schmähung oder Calumnie wider den Befehl Gottes und jede fromme Obrigkeit (so ihrem Ampt treulich nachsetzet) außgestossen vernichtet: Denn Weier läst an einem Ort zu / daß die Unholden mit dem Teuffel eine Vergleichung / Verbündniß und Gemeinschafft haben / auch durch seine Hülffe und Forderung viel Vnrahts und Vnglücks stifften. 129 Vnd gleichwol widerspricht ers im Buche de Lamiis an etlichen Enden / daß kein Pact zwischen ihnen bestehe; sondern fladdert herümb / und saget einmal /man könne es beweisen / das andermal / man sol dem Vorgeben und Bekantnissen der Vnholden keinen Glauben zustellen; Vnd es betriegen sich und andere Leute diejenigen / welche meynen / daß die / so vor Hexen 130 beschrien sind / solten diß können / dessen sie sich berühmen / sondern es plage sie allein eine Melancholische Sucht / die sie so unrichtig macht. Siehe da / waren die / so der Sachen unverständig und unerfahren / samt denen so Zauberer sind / oder mit ihnen leichen / sich pflegen zu heben und zubehelffen / damit sie ihres gleichen ungestrafft durchbringen /und des Sathans [133] Reich vermehren. Alle die / so vor der Zeit sagten / es ginge durch Melancholey zu / die gläubeten nicht / daß Geister oder Engel / oder auch ein GOtt were. Aber D. Weier bekennet / es sey ein Gott (gleich wie die Teuffel es auch bekennen / und unter seiner Macht erzittern / inmassen die Heil. Schrifft zeuget) bekennet auch durch alle seine Schrifften / es seyn beydes gute und böse Geister /welche mit den Menschen bißweilen einen Pact und Verbündnüß auffrichten / und Gemeinschafft haben. 131 Warumb darff er denn das Gabel- Besen-oder Bock-fahren der Hexen und Zauberer / deßgleichen auch ihre Verhexungē unn Verzauberungē und sonstē ungeheure fremde Händel der Melancholey zuschreibē? ja noch dazu unglaubiger weiß die Weiber überauß melancholisch zu machē? so doch diß die Alten für ein Wunder wargenommē / und in Verzeugnissen hinterlassen / daß nie kein Weib von Melancholey und Vnmuth / und nie kein Mann vor Freudē 132 gestorbē sey / sondern ein Widerspiel / viel Weiber vor unmässiger Freude offt sterben. Und demnach Weier ein Medicus ist / so soll ihm ja bewust seyn / daß die Feuchtigkeiten und humores der Weiber gar der verbranten Melancholey wid'streben / darauß doch die Vnsinnigkeit entstehet / sie begebe sich nūentweder à bile flava adusta, autà succo Melancholico, 133 inmassen die Artzeney Gelehrten hierin übereinstimmen. Sintemal [134] eines wie das ander auß einer übermässigen Hitze und Tröckne entstehet / wieGalenus im Buch de atra bile schreibet. Nun seyn aber / wie ebengedachter Autor samt allen Griechen /Lateinern und Arabern helt und meldet die Weiber kalter und trockener Natur. Daher warnet auch Galenus, daß ein Mann der hitziger unn truckener constitution ist / und in einem trockenen Lande wohnet / im Sommer gerne in Melancholey gerathe: so doch Olaus Magnus, Caspar Peucerus, Saxo Grammaticus unnVVierus selbst samt allē Teutschē Inquisitorē d' Zauberer unn Vnholdē zustimmen / daß unter der Arcti schē Region, alda das Meer gefrieret / deßgleichē in Teutschland in den hohen Alpen / bey den Savojern /und in Piemont alles voll Vnholden stiebe und steube. Von den Völckern aber gegen Mitternacht / ist kuntbar / daß sie der Melancholey so wenig / als die Völcker in Africa den Phlegma sind ergeben. Denn man sihet / daß die Mitternächtigen Völcker / weiß / mit grünen Augen / falben unn dünnen Haarē / rötelicht unterm Angesicht / lustig unn gespräch seyn; welche Stück sämtlich der Melancholischen complexion gar widerstreben. Weiter beweisen Hippocrates unn Galenus 134 in eben demselbigē Buch / daß gemeiniglich die Weiber gesunder seyn / denn die Männer / wegen der Monatlichen Blumen / die sie vor unzehlichen Kranckheiten verwahren. Die Weiber schreibet Hippocrates haben nimmer das Podagra und die [135] Lungensucht oder exulcerationem pulmonum. 135 Galenus saget / sie haben die fallende Sucht nicht oder dieEpilepsey, noch den Schlag / od' die Apoplexey /noch die Taubsucht / oder Phrenesin, noch die Schlafsucht oder die Lethargy noch den Krampf oder die Convulsion, noch das Zittern / als lange sie ihre Zeit – und Fluß haben. 136 Vnd wiewol Hippocrates schreibet / die hinfallende Sucht und die Plage. welche die Besessenen / oder von bösen Geistern getriebene leyden / so man die heilige Kranckheit nennet /gehe natürlicher weise zu / jedoch erweiset er / daß solches wiederfahre allein den phlegmatischen / und nimmer nicht den Cholerischen / welches D. Weier als ein Medicus ja billich wissen solte. Nun haben wir aber droben dargethan / daß die Weiber gemeiniglich mehr besessen werden denn die Männer / und daß die Vnholden beydes offt mit dem Leibe vertragen /und sonst Teufflischer weise also verzuckt werden /daß der Leib unempfindlich und starrig da liegen bleibet. Noch lauts viel lächerlicher fürzugeben / der Vnholden Kranckheit entstehe auß Melancholey / so doch die Suchten so auß Melancholey entstehē / allezeit gefährlich seynd. 137 Nun erfahren wir aber von etlichen Vnholden / daß etliche diese schöne Kunst viertzig und funfftzig Jahr haben getrieben / auch von 12. Jahren an (wie Johanna Harwilerin / so den [136] 29.Aprilis 1578. Jahrs verbrandt worden / unn die Magdalena von Creutzē Abtissin zu Cortuba in Hispanien. 1545.) und mit dem Teuffel beydes in geheime Freundschafft und fleischliche Vermischung sich eingelassen / die eine viertzig Jahr / die andere dreissig. Hierumb muß ja Weier gestehen / daß solches an ihm als ein Medico ein ungeschicktes Ding / und grosser Vnverstand und Vnwissenheit (aber was sag ich von Vnwissenheit / ich solt anders sagen) sey / wenn er den Weibern die Melancholischen Kranckheiten darff zumessen / welche ihnen eben so wenig zukommen /denn die löblichen Wirckungen und effect einer temperirten Melancholey / welche (in massen alle altenPhilosophi und Medici angezeiget) den Menschen klug / bescheiden / bedachtsam / nachsinnig unn contemplativisch machē / welche dergleichen Qualiteten und afectionen sind / die einem Weibe eben so wenig mögen gebühren und anhängen / als das Feur dem Wasser. 138 Ja Salomon / der am besten Weiblicher Arth und temperatur erfahren gewesen / spricht in seinen Sprichwörtern / er habe unter tausend Männern einen Witzigen gesehen / aber von Weibern nicht eins. Derowegen last uns von diesen dollen Fantastenköpffen / welche die Weiber melancholisch machen /abkehren. Sintemal ja Weyer selbst / als er siehet /daß ihm seine gesuchte Beschönung und übergeschlagenes [137] Deckmäntlein der Melancholey wird abgezogen / durch so offenbahre gewisse Erweisung / demonstration und helle Warheit Göttlicher und menschlicher Gesetz / durch so vieler Völcker auff den gantzen Erdboden Geschichtē unn Historien / durch so viel Vrgichten / und beydes freywillige und peinliche außgepreßte Bekäntnissen / durch so viel gerichtlichesententz und Vrtheil / durch unzehlige Vberzeugungen / condemnationen oder executionen, welche seyt drey tausend Jahren her in aller Welt vorgegangen /begibet er sich noch auff einen ungeschicktern Ranck / durch welchen er vermeynet / den Zauberern die Straffe vom Halse zubringen / für gebend / der Teuffel verführe die Hexen und bilde ihnen ein / sie thun und schaffen diß und jenes / welches er selber thut. 139 Mit diesem Fund stellet er sich als sey er dem Sathan heftig zuwider / und unterdessen befleissiget er sich /die Zauberey zu salviren und zu retten. Welches eigentlich eben so viel ist / als schertzte er mit Worten mit dem Satan / und im Werck bestätiget und vermehret er seine Macht und Reich. Denn er weiß wol / daß die Obrigkeit über die Teuffel keine Iurisdiction hat /sie zu hämmen oder den Stab über sie zubrechen. Wenn aber diß Argument solte Platz finden / da würden nicht allein die Zauberer und Hexen / sondern alle Todschläger / [138] Räuber / Blutschänder / Vatermörder /und alle die vom Feind des menschlichen Geschlechts zu Vbelthaten und Mißhandelungen getrieben werden / ungestrafft entgehen und ledig gesprochen werden.Bißhieher Bodinus

Besiehe sonsten Mederum. 140 Wer sind aber die Hexen und Vnholden / und wer ist warhafftig dafür zu halten? Es sind nicht nur alte Weiber / sondern es befindet sich im Werck / daß auch Männer / Junge Gesellen / Weiber von jungen Jahren / Jungfrauen / ja Knaben und Mägdlein / in diß verfluchte Laster pflegen zu fallen / die in allen andern Weltlichen Sachen gutes Verstands / verschmitzt und scharffsinnig sind.

Ferner bezeuget Crusius auß des Bodini Dæmonom. l. 2. c. 4. daß Guilhelmus Edelinus der Doctor zu Sorbon wegen der Zauberey sey verdammet worden im Jahr Christi 1453. den Tag vor Weynachten. 141

Vom Freyherrn 142 von Raitz / welcher zu Nantes als ein Zauberer ist gerichtet worden: besihe Bodinum in Dæmonom. lib. 2. c. 5. circa finem.

5.
(1)
(1) 144

Wie die Hexen von andern ihres gleichen bestraffet werden: Indem eine die andere verräth; hat der Günst-Leser anderswo auß Hrn. Iusto Oldekoppen zulesen /was nemlich davon zu halten sey.

Item. Wie die Zauberey mit Zauberey wiewol nicht Christlich / vertrieben werde / besihe Hildebranden in Theurg. pag. 146.

(2)
(2) 145

Wie sie auffs wenigste in ihrem Lebens-Ende schmälich gestrafft werden / zeuget Hildebrand in Theurg. p.m. 265. VVierus schreibet daß Johannes Reuchling (der von seiner vielfältigen Geschickligkeit und Lehre / insonderheit Hebreischer / Griechischer und Lateinischer Sprachen satter Erkäntniß wegen /billich ein Liecht und Zierde Teutscher Nation mag genennet werden) zeuget im andern Buche de verbo mirif. Daß er von glaubwürdigen Leuten offt gehöret /auch zum Theil selbst gesehen und erfahren habee daß die aller berühmsten dieser (schwartzen) Kunst ein jämmerlich Ende genommen / [140] und wie man spricht / selten auff Federn / sie weren denn über eine Ganß zu Tode gefallen / gestorben seyn. Solche Ehre und Belohnung gibt und beweiset der Fürst der Finsterniß seinem Hofgesinde und Trabanten.

(3)
(3) 146

Wie sie von der Obrigkeit gestrafft oder sollen gestrafft werden: solches suche weitläuftig beym Cunrad Hartz / ICto in Tract. criminal. de Reorum inprimisq; veneficarum inquisitio ne etc. 1634. Oldekoppen contra Carpzovium: Goldastum von confiscation der Zauberer Güter: Bodinum in Dæmon contra VVierum. Item Hockerium im Teuffel selbsten p.m. 119. etc. Theatri Diabolorum.

(4)
(4) 147

Wie sie von GOTT ewig verdammet werden / wo sie hier nicht büssen und sich bekehren / weiset Olaus Magn in epit. de Gent. Septentr. l. 3. in fine p.m. 128. Da er nach erzehleter kläglicher Historien / wie der Teuffel eine Hexe geholet habe / hinzuthut / also schliessend: Wer da weder in jener Welt ein glückseliges / noch in dieser ein Gottseliges Leben haben wil / der suche durch ein solch Gottloß Hexen-Wesen den Tod bey den Teuffeln. Wer aber mit den bösen Geistern dermaleins keine Gemeinschaft haben wil / der fürchte sich nicht für solche schädliche Aberglauben /dadurch sie geehret werden / sondern erkenne und nehme an den wahren Glauben / dadurch sie verachtet und überwunden werden.

[141]
(5)
(5) 148

Wie sie der Böse Feind auch die hudele / ist hin und wieder auß diesem Tractat zuvernehmen / wie sie nemlich auffs wenigste keine Ruhe haben / so sie nichts Böses stifften nach dem Hildebrand in Theurg. p.m. 132.

(6)
(6) 149

Wie alle Menschen auch einen Abscheu für die Hexen haben: dannenhero sie Unholden heissen / und also auch bestraffet werden; ist gleichfals bekant.

(7)
(7) 150

Wie sie der Hencker straffe / weiset Bodinus in Demonom. in dem er saget / daß der Scharfrichter sie im verbrennen und sonsten an die Erde lasse kommen.

(8)
(8) 151

Daß sie auch tägliche Quaal von ihrem Gewissen haben / zeuget unter andern dieses / daß sie offte ihren Namen / Wohnung und Ort verändern. Besihe Hildebranden in offt angezogenem Buche / am 40. Blat.

6.
(1)
(1) 155

Was das erste betrifft / so fraget sich es ob die Vnholden solche Macht und Krafft haben / daß sie den Leuten / wie man lieset und höret / können ins Leib partiren und zaubern / unter andern folgende Sachen? als da sind: Büschel Haare / Borsten / Glaß /Eisen / Nadeln / Messer / Kneiffe / Nägel / Holtz /Gräten von Fischen / Gewürme / Scorpionen und dergleichen.

Drauff wird geantwortet. 1. Was die Arth und Weise betrifft / daß der böse Feind / vor die Hexen solches meisterlich verrichten könne / indem er dieporos auffmache / und solche Sachen künstlich insinuiret, wie man etwan einen Stein in das Wasser leget / und nach herauffgezogener Hand / den Einbruch nicht mercket / oder wie der Blitz bißweilen das [146] Eisen oder Degen verletzet / und doch der Scheide nichts gethan / ob er schon dadurch penetriret: Besihe Hilde branden in Theurg. p.m. 86. 2. Was Exempel belanget / so findet man fürwar derselbigen nicht wenig /da der böse Feind auff Verhängnüß GOTTES allerhand Sachen in der Menschen Leiber gebracht hat. Besihe Autorem der wunderbarl. Historien von Gespensten: part. 1. p.m. 115. 6. ex Antonio Benivenio de abditis morborum causis: capite 8. item pagina 116 a.b. ex Cardan. l. 15. de variet. rerum. Confer Ioh. Langium lib. 1. epist. Medic. 28. & VVierum lib. 3. c. 8 de præst. Dæmonum. Mizaldum in Memorabilib. centur. VI. §. 1. p.m. 114. 115. Item Autorem von Gespenst part. 1. p.m. 18. a. ex Iacobo Ruffo libr. 5. capit. 6. de conceptione hominum.

Weiter ist die Frage / ob die Hexen mit ihren Augen / und greßlichen Anschauen einen verletzen und bezaubern können? so antwortet Martinus, daß solches nicht so wol durch das Anschauē als Anhauchen gescheh. 156 It. wegē der Furcht unn Schrecken / so man in gemein vor die Hexen bekömmet: wohin die Triballier und Illyrier auch gehören /welche beym Plinio 1. 7. N.H. c. 2. Gellio l. 9. N.A. c. 4. besagt werden / quod visu effascinarint; daß sie mit dem blossen Ansehen die Leute bezaubert haben. 157 [147] Weiter ist auch zumercken / daß sie gleichwol nicht alle Leute und Creaturen verleßen können /ob sie schon gerne wolten. 158 Frey sind vor denenselben die Frommen und Gottsfürchtigen / Prediger und Geistliche Personen / Obrigkeiten und Scharffrichter und Hencker / Stock und Kerckermeister / Büttel und Hescher / Schergen und Stadknechte / und alle diejenigen / welche solche Hexen und Zauberer gefänglich halten und verwahren / dieselben verurtheilen / und die Gerichtliche execution an ihnen volführen. 159

(2)
(2) 160

Was betrifft die Raubung oder Stehlung allerhand Güter / als da sind / Brod / Butter / Käse / Milch /Bier / Wein / Eyer / Obst / Geld / allerley Samen /Korn und Getreidig / darff selbig nicht weitläufftig außgeführet / oder viel Historien und Exempel beygebracht werden / sintemal die tägliche Erfahrung leider mit manches seinem grossen Schaden es überflüssig bezeuget. 161 Nur eins zu gedencken von D. Pomerano wird erzehlet in den Tisch-Reden Lutheri; Daß als einsten durch die Hexen ihm seine Butter und Milch gestohlen worden / er einen grossen Wächter in einen Asch voll Milch gesetzet / es wacker ümbgerühret und gesprochen habe: Nu fret Tüfel. (Nun Teuffel friß) und darauff sey ihm die Milch und Butter nicht mehr entzogen. 162

[148]
(3)
(3) 163

Ob die Hexen die Vnfruchtbarkeit / sonderlich was den Menschen betrifft / vermittelst ihrer Zauberey durch des Satans Hülffe wircken / und verursachen können / wird insgemein also dafür gehalten / daß sie die jungen Ehleute, also zubinden pflegen / daß solche hernach in werender Ehe keine Kinder zeugen können. 164 Und trauen können sie durch des Teuffels Hülffe mit ihren Bezaubern das Kinder-Zeugen verhindern / und die von der Natur verordnete Geburts-Glieder schwächen / und zum ehelichen Beywohnen auff mancherley weise untüchtig machen / da sie dieselben zum Exempel in den Leib zurück hinneinziehen; wie jenem zu Speyer / besage der Historien / widerfahren ist. Daß aber solches Binden / wie auch die Kräuter (so unter die Betten partiret werden dem ehelichen Beywohnen schädlich seyn solten (massen denn etliche der unersätlichen Brunst und Liebe zusteuren /gewisse Kräuter unter die Betten geleget haben / wieCamerarius bezeuget) ist eine blosse Einbildung; sintemal viel natürliche Vrsachen sind / die nebenst der übermässigen und alzugrossen Liebe solches Werck verhindern. 165 Die Lateinischen Wort des Martini lauten also: Præterquam enim quod multa è natura possint esse coitûs impedimenta: non rarò contingit, eam esse amoris violentiam, ut spiritibus omnibus intra ad præcordia concentratis, partibus genitalibus, [149] quas spiritu turgere oportet, nulla suppetat copia, unde generatio prohibetur & coercetur. Hieher gehöret Hildebrandus in Theurgia, welcher lehret auß des Bodini Dęmon. lib. 1. capit. 6. Wast Nestel /Nieder-Kleit / oder Nacktmännlein verknüpfen sey?pagina 89. Item Nestelknüpffen funfftzigerley Art /pagina 91. Item Nestel / so verknüpfft / läufft auff kan man dran sehen / wie viel die verknüpfte Personen hetten können Kinder zeugen. pag. 91.

(4)
(4) 166

Was die Verwandtung des Geschlechtes und die Veränderung des Gemächts betrifft / so bezeugen die Historien / daß gar offte natürlicher weiß auß einer Frauen ein Mann / und auß einer Junffer oder Mägdlein ein Knabe worden sey / daher etliche geschlossen haben / es könne der Teuffel / durch seine Kunst / solches außrichten und zu wege bringen. 167 Aber solches sind sonderliche Exempel / und ist der Warheit viel ähnlicher / daß solche Menschen mit den angebornen / aber annoch inwendig verborgenen Geburts-Gliedern an die Welt kommen / welches denn hernach / wenn die Bande / so es gehalten / zerrissen /herfürbricht und sich sehen läst / wie Cardanus meynet. 168 Weil auch durch die generationem æquivocam keine Gliedmassen des Menschlichen Leibes können gezeuget werden / wird vor [150] gewiß geschlossen / daß solche Veränderung und Verwandelung dem Teuffel allerdings unmüglich sey.

(5)
(5) 169

Was die Schönheit und Angenehmligkeit betrifft; so vermeynet Hildebrand in Theurg. p.m. 54. daß die Hexen ihre scheußliche Haare nicht in schöne Seyden verwandeln können. Item wie Zauberey keinen zu Ehren bringe und Reich mache. pagina m. 254.

(6)
(6) 170

Daß die Hexen kein Vngezieffer machen können; Besihe Anton. Prætor. im Bericht von Zauberey pagina m. 47. Daß sie sich sollen in Thiere verwandeln können. Besiehe Goldastum in confiscatione der Zauberer Güter. §. 37. p.m. 93.

(7)
(7) 171

Ob die Hexen tödten können? Besiehe Iacobum Martini in seiner disputation de Magic. Action. Thes. 26. item Ant. Prætorium im Bericht von Zaubereyp.m. 51. daß rechte Zauberhexen Menschē unn Vieh beschädigen können.

(8)
(8) 172

Es fraget sich auch / ob die Hexen können allerhand Gewitter / als nemlich schön und lieblich Wetter / Wind und Regen / Kälte und Hitze / Blitz und Donner / Eiß und Schnee / Reiff / Hagel und Schlossen machen? Von dieser Frage können gelesen werden; Martin. in de Mag. Act. §. 24. 25. ex Bodin. l. 2. Dæm. c. 8. l. 2. Teat. Nat. de ventis ex Olao. l. 3.[151] c. 16. de Lappis & Finnonibus. Anton. Prætorius im Bericht von Zauberey p.m. 50. 51. Item 47. etc.

Sonderlich aber kan davon angehöret werden Ludovicus VVillichius; 173 Auff die Frage: Ob die Hexen können Donner / Biltz / Reiff / Hagel etc. machen / und die Früchte beschädigen? Da wird von etlichen also geantwortet / daß keinerley Vngewitter mit Zauberey könne gemacht werden. Dieweil aber der Teuffel auß langer Erfahrung an dē Eygenschafftē der Elementen merckē kan / wenn ein Vngewitter kommen werde / so gibt er / (sagen sie) den Zauberinnen in ihren Sinn / daß sie Kräuter und sonst Materien in einen Hauffen sieden / und wenn darnach ein Vngewitter komt / so meynen alsdenn die Zauberinnen / es sey von ihnen gemacht. Diese Meynung weiß ich nicht zuverwerffen / denn daß es unterweilen also geschehe / halte ich für gewiß. Aber dagegen / glaube ich auch / daß unterweilen durch Zauberey (wenn es Gott verhänget) warhafftige Wetter gemacht; welche mich zu solchem Wahn treiben / seynd diese. Erstlich ist gewiß / daß Gott dem Teuffel / über etlicher Menschen Leben / Gewalt giebet / wie vorhin offt gehöret. Nun ist Wetter machen und Frucht verderbenein geringer Schade / denn einem Menschen das Leben nehmen / derohalben so GOtt dem Teuffel das Grösser verhänget / ist zuvermuhten / daß er ihm auch das Geringere zulasse.

[152] Zum andern nennet Paulus den Teuffel einen Fürsten / der in der Lufft regieret. Eph. 2. Nun heist Regieren / Macht haben und etwas vermögen. So nun der Teuffel keinen Donner / Blitz / Regen / Winde und andere Vngewitter machen kan / so wolte ich gerne hören / was er denn für ein Regiment in der Lufft habe.

Zum dritten bezeuget die Schrifft klar im Buch Hiob / daß durch Verhängniß Gottes / und Wirckung des Teuffels / das Feur vom Himmel sey gefallen /und habe Schaffe und Hirten verbrennet / und sey ein grosser Wind und Vngewitter über der Wüsten herkommen / und habe auff die vier Ecken des Hauses gestossen / daß das Hauß auff die Kinder sey gefallen. etc. Hiob. Cap. 1.

Zum vierdten / ist Wettermachen dem Teuffel kein wunderlich und übernatürlich / sondern vielmehr ein müglich und leicht Werck / denn alles was die Natur vermag / kan er / so ihn Gott verhenget / zuwege bringen. Derohalben wenn die Hexe ihre Ceremonien /mit dem vierköpffigen Scepter und Hämmerlein brauchet / und stellet zu ein Wetter zu machen / so kan der Teuffel wol irgend ein Gewölck an den Ort treiben da die Hexe hinbegehret. Oder so es helle ist und nirgend kein Gewölck vorhanden / kan er wol einen Wind erregen / und auß den Mitternächtigen Landen / oder auß sonst nahenden Orten / da allezeit Eiß und Schnee [153] ist Kisselen und Schlossen an den Ort bringen / welchen die Hexe bestimt hat. Mit Schnee Reiff /Regen und dergleichen Veränderung der Lufft / kan er auch sich der natürlichen Mittel gebrauchen und mehr zuwege bringen / denn die Menschen wähnen: Etliche werffen für / die Wetter gehen über die Vnschuldigen so wol / als über die Schuldigen / und darumb lasse GOTT den Hexen nicht so viel zu. Darauf antworte ich: Man lieset an vielen Orten in der Schrifft / daß Vnschuldige mit den Schuldigen sind gestrafft worden / und Kraut mit Köhlen gehen müssen / welches denn fürnemlich geschicht / wenn etwan eine Missethat der Obrigkeit von einer gantzen Gemeine bewilliget und angenommen wird. Gen. 34. 2. Reg. 24. Darumb achte ich wol / wenn GOTT solches dem Teuffel verhänget / daß es nicht vergeblich geschehe / er weiß vielleicht Vrsach. Vnd wiewol offtmals die Obrigkeit weiß / daß Hexen / Wahrsager und solch Vngezieffer unter ihrem Gebiethe seyn / wissens auch andere / und geschicht doch kein Einsehen nach dem Gebotte Gottes / so glaub ich auch / daß auß dem gerechten Gericht Gottes / ümb solches Greuls willen / eine gantze Stadt oder Dorff bißweilen heimgesucht werde. Es lehren auch etliche Philosophi zuvoran die Stoici, »daß mit Zauberey kein Wetter oder Vngewitter könne gemacht oder vertrieben werden. Aber dieselben sehen allein [154] auff die Wirckung der Mittel / so dazu gebraucht werden. Daß aber diß durch den Teuffel und Verhängniß GOttes geschehen müsse / da wissen sie nichts von. Denn was derselbigen Meynung hievon sey / ist gnugsam auß Seneca zuvernehmen /welcher also saget: lib. 4. naturalium: Rudis adhuc antiquitas credebat & attrahi imbres cantibus & repelli, quorum nihil posse fieri, tàm palàm est, ut rei causa nullius Philosophi schola intranda sit.

Bißhieher auß dem VVillichio, darauß wir erlernen und erkennen müssen / daß es dem Teuffel so unmüglich nicht sey / allerhand Gewitter hervorzubringen /so fern es Gott zulässet. Vnd warum solte es dem bösen Geiste unmüglich seyn / vermag doch wol ein Mensch aus natürlichen Vrsachen unterschiedlichemeteora, zu præsentiren, wie solches ins Werck gesetzet hat der weitberühmte Kircherus: dessen seine Wörter ich dem begierigen Leser ad verbum excerpiret habe: doch habe ich sie Lateinisch gelassen / wie er sie geschrieben. Weil solches Werck einem Gelehrten vielmehr theils zur Verwunderung / theils zurimitirung wird dienlich seyn / als einem gemeinen ungelehrten Manne.


[155] KIRCHERVS IN VOLVMINE DE Magnete l. 3.Mundi sive Catenæ Magn. part. 2. p.m. 433. etc. cap. 3. Μετεωρο μαχνλισμὸς s. de Magnetismo Elementorum in productione Meteororum.


Si illa quæ in præcedentibus de mirabili rerum sublunarium œconomia, & magnetismo, & quomodo is per mutuam actionem, & passionem 4. elementorum perficiatur, probè perpenderis, atque intellexeris; fieri certè nequit, quin pluviarum, ventorū tonitruum, fulgurum, fulminum, aliarum que meteorologicarum impressionum causas quoq; perfectè noris. Vnde hoc loco lectori curioso rem omninò gratam, & desideratam me præstiturum existimavi, si quod proprium Magneticæ artist est, quæcunque natura hoc magnetismo Elementari in sublimibus producit rara & mira, ego arte magnetico-meteorologica, naturæ vestigiis insistens, variis experimentis, variaque applicatione, qui produci possint, ostenderem; sed sine mora rem ipsam aggrediamur. 174

Pluviarum productio naturalis.

Qua ratione pluviæ producantur, nos satis superque docet ars distillatoria. Vbi enim alembico inclusæ materiæ rorulentus vapor, frigidam pilei vitrei concavi superficiem tetigerit, non illicò in aquā convertitur; sed igne [156] urgente, & aqua evaporante, alembici corpus repletur ac successivè magis magisq; repletur, atque ita ex vapore coacto & constipato, aqua clicitur. 175 Sol igitur maris & fluviorum aquas, terras, & humida omnia calefaciens, attrahensque, ea in roscidum aërem primò convertit, mox magis attenuatum in aërem, quem ampliorem quærentem locum, super aërem impellit, & hic alterum, ut usque ad frigidam aëris regionem repellatur, pars enim propè terram crassior est, quæ à terrarum colluvie educitur; sed quæ sursum defertur, tenuior est, & ubi frigidam regionem accesserit, ab illius intenso frigore congelatur, & tunc desinit esse levis, & in nubem formatur, mox evadit rorulenta, & tandem plus æquo à superveniente frigore constipato convertitur in aquam, & confestim defluit, ad proprium ingenium, & indolem radiens, guttatimque in terram descendens, origini suæ postliminio restituitur. Non igitur, ut Aristoteles vult, vapor frigidam regionem simul ac contingit, illicò in aquam convertitur, sed requiritur præterea constipatio, & coagmentatio vaporis, quo facto primum vaporis in in aquam fit conversio. Sole itaque igne illo cœlesti vapores magnetica quadam vi, elementis propria, attrahente, & elemento aquæ veluti jus suū in vapores elatos prætendếte, atque innatæ sibi magnetica vi gravitatis, [157] præsertim frigoris ope, deorsum trahente, causatur pluvia.


Experimentum I.

Pluvia artificialis.


Ad pluviam artificialem exhibendam primò fiat ex laminis ferreis tholus sive hemisphęriū duplicatum, ferreis filis crassioribus, si machina parva; si major fuerit, fortioribus ferramētis veluti columnis innitēs. Hoc peracto, fiat ex ære vas cū colo oblōgo, quod humore ad medietatē ferè implebis, tholo vero duplicato nives, seu contusas glacies unà cū nitro seu vitriolô permixtas inseres; habebisq; instrumētū præparatū. Tempore igitur, quo amicis experimentū pluviæ demōstrare desideres, supposito supra ignem vase, rarefiet aqua; quæ mox rarefacta, per colli orificium, cum impetu in vapores abiens, in cavitatem hemisphærici tecti sese recipiet: verùm vapor hic ex frigore à latente glacie, vel nive causato compactus, condensatusq; paulatim in aquam resolutus guttatim omniū astantiū admiratione, descēdet. Hoc autē instrumentū ad naturæ exēplar factū ita probo. Quoniam n. tholus nive repletus aerē inclusū sibi simile reddit, videlicet frigidissimū; refert hujusmodi aer mediam regionē aeris frigidissim ?, vas verò aqua repletū inferiorē aeris regionē reflexis solis radiis æstuantem; aqua igitur in vase, æstu in vaporem abiens, ascendet usq; ad regionē aeris frigidi.[158] Ergo vapor condensatus ibi non secus ac vapores à Sole attracti ad mediam regionem aeris, & in aquam resolutus, tandem guttatim decidet, pluviamque exhibebit. 176 Quod si quispiam in ampliori loco hanc eandem pluviam exhibere voluerit, is tectum fabricæ nivibus repleat, in pavimento verò vos aliud ferventibus plenum cineribus, aut silices grandiores prius candefactos collocet. Hujusmodi igitur si aquam frigidam affuderis, major pars aquæ illicò in vaporem assurgens, superius fabricæ tabulatum petet; cujus aerem cum ex nive inibi reposita frigidissimum reperiat, totus ille vapor condensatus, atque in aquam resolutus, per guttas in pavimentum descendens, fragore, frigore, aliisque affectionibus pluviæ propriis, imbrem perfecte referet. Quæ quidem fabrica, si soli exponatur ca ratione, ut oculus tuus solem inter, & roscidum vaporem jam frigida regione in guttas resolutum constituatur, & ea Iridem quoque tibi perfectam repræsentabit. Quod si sanguineam pluviam desideras, humorem vasis minio, aut cinnabri dilues, & aqua hac arte præparata in vaporem rubeum ascendet, quæ deinde condensatione frigoris in guttas resoluta sanguinis instat non sine intuentium admiratione descendet. 177 Atq; ex hoc experimento facilè causa sanguineæ pluviæ, quam sæpe contigisse authores notant, aqua videlicet terræ rubræ mixta, in vapores attenuata, resolutaque, innotescit.


[159] Consectarium. I.


Ex hoc experimēto patet, qua ratione nives, atque grandines produci possint. Si enim tholo folles apponas, quorum flatus per meandros tholi glacie, aut nivibus repletos procedat, causabitur hujusmodi flatus in cavitate tholi aërem adeò frigidum, ut omnia statim in glaciem convertat. Vapor igitur in cavitatem tholi ascendens, & ad resolutionem jam dispositus, à flatu hoc gelidissimo pervasus, atque in nives conversus, qui sub atra forma prius ascenderat, jam albicantibus floccis omnia contegens descendet. 178 Quod si vaporis in guttas facta fuerit resolutio, flatusq; follium per nivosa loca fuerit vehementior; guttæ in orbiculos glaciales statim congelabuntur; unde vapor, qui aeris ascendendo naturam assumpserat, hac metamorphosi in grandinem mutatus, terreno veluti quodam vestimento indutus non sine intuentium admiratione, & fragore grandinoso revertetur. Dixi, si flatus follium fuerit vehementior; quia ad grandinis procreationem requiritur maxima vis frigoris, unde in hoc negotio folles duplicandi forent.


Consectarium II.


Patet ex hoc experimento causa nivium in locis borealibus, aut altissimis montibus: sicut agitata enim aqua aëre intercurrente; spumescit, sic agitato ventis aëre jamjam [160] roscido, & in nubes coalito, spumas concipit, quæ inhorrescente frigoris rigore in nivem concrescit, unde sicut hyberno tempore spirante Borea nubes deductæ ac jactatæ; quæ crebris humoribus madescunt, ex agitatione illa spumescunt, sic sævientibus frigoribus superato, debellatoq; calore, qui in aere cócludebatur, in nivem condensantur. 179 Cur verò rarò hyeme, æstate sæpissimè grando sæviat hæc est ratio quod grandinis materia præter quàm quod gelidissimum ventum pervadentem se requirat, ipsa ex aere, vel aqua tenui & tepente sit, cujusmodi vapor ille noster tepore atq; tenuitate sua refert: experientia enim docemur, aquam calidam gelido cœlo exposiram, frigida facilius congelascere: accedit quòd aqua prius calefacta, rigente cœlo in solidiorem, durabilioremque glaciem concrescat, quàm frigida. 180 Confirmat dicta experimentum satis vulgare, quo vinum; & quemvis liquorem potabilem summa æstate in glaciem penitus convertunt, addunt nivibus salnitrum, vel vitriolum, aut Sal commune, & hisce phialam vino repletam cooperiunt, & exiguo tempore congelascit; est enim nix media regio, salnitrum admodum ventosum, & frigidum seu Sal commune frigidum cum calido Auster, & Septentrio. 181 Patet igitur, grandines non ex aere solum, sed ex calore, & [161] frigore esse compositos, & plerumque æstate tantum generari, non item hyeme.


Experimentum 2.

Ope magnetisini Elementaris, ventorum naturalis, & artificialis productio.


Ventus hac ratione producitur. 182 Sol terram circumiens radiisque suis eam verberans, calorem ingentem ex reflexione gignit, unde is aerem calefaciendo extenuat; Sic in vastum se locum explicans, superna petit, in omnem partem longè lateque diffusus, sicq; ingenti auctus mole, necsui amplius capax, proximum sibi aerem facessit disploditque; hic violenter displosus cum altero sibi vicino colluctatur; hic victus comprimitur, ceditq; locū proximum victor occupat, ubi facilior exitus invitat, & non impeditus crassiore vapore, se recipiendo, quà data porta ruit. Coarctario autem rarefacti aeris, & compressio ita contingit: postquam Sol attenuatam, & in vapores conversam aquam sustulit in altum, ad medium usque aerem; cum ipsi vapores nonnihil addensati, frigore deorsum ruunt, instar crassioris nebulæ, donec contingant acrem infimum calore perfusum undique. Hic aer calidus, iterum resolvit, attenuat que vapores, à quibus ipse vicissim pressus atq; agitatus, ventorum causam subministrat. Haud aliter calidus crassusque aer superficiem terræ proximè circumstans, ac irruentibus densis, [162] frigidisque nebulis & ipse crassescit, mox aliò delatus extēditur iterum, fitq; subtilior, unde vento adaugetur materia, & quaqua iversū expanditur: sæpeetiā nubes adversis quasi frōtibus occurrūt: Namq; frigidus densusque aer sursum pellit calidiorē, usq; ad loca mediæ regionis frigidæ, ubi is densatus à vicinarū nubium frigore, denuo petit loca inferiora, iterūq calore horū resolutus attenuatur, & à globi terrestris facie avolat. Hac ratione veniunt, abeuntq; & variè vagantur venti, ventilantes tellurem, & frigefacientes inferiorem hanc mundi coloniam, aliosque innumeros usus conferentes ex sapientissimo & optimo Dei consilio. Ventus autem artificialis iisdem principus insistēdo maximè opera Aeoliarum pilarum perficitur. 183



Ita autem fiunt. Pila conficitur ex ære aut cupro, aliove metallo forti, quod ignis [163] violentiam sustinere possit; habeat pila hæc collum vel curvum, vel rectum, perinde est, aut etiam capitis humani figuram, ut hic repræsentatum vides, quod in acutissimum foramen terminetur. 184



Hisce ita confectis, aquam hac arte impones: pilas fervefactas conjicies in aquam frigidam & aer rarefactus intus, in minorem locum redactus, cum aliud corpus non habeat, quod in locum desertum substituere possit: aquam per foramen minimū veluti suctu quodam ad se attrahit, pilaq; hac ratione liquore repletur, quamvis etiam trochleola vas Aeolium, ad id replendum aqua, aperiri & claudi possit. Impletis ita aliquousque aqua pilis, eas supra carbones, aut ignem collocabis; & ubi aer vapidus inclusus rarefieri ceperit, ingenti strepitu, & fragore per angustias collilelapsus in flatus abibit; tan tū enim ventū suppeditant, ut adveru vertendū is sufficiat. Ego plurimas quoq; machinas [164] hujus ope circumago. Chymico verò negotio, aut fabri hoc instrumentum, præsertim in carbonibus sufflandis, egregium omnino & penè necessarium usum habet. 185 Multa alia, ope harum pilarum perfici possunt, ut animalium quorumvis voces, tonitrua, fluxus maris, motiones in visæ: verùm quia ea in alium locum reservavi, brevitatis causa, hic libens prætereo, præsertim cum Ingeniosus lector se ipso infinita alia ex hoc unico experimento elicere possit.

[165] Alius modus artificialiter excitādi ventos fit cōpressione aeris, hac qua sequitur ratione. Sit aqua viva loco A.



Hanc fluere permittes in canalem A B, quem ita construes. Fiar ex 4. asseribus longis quotlibet pedum, canalis [166] (nota tamen quod quantò canalis fuerit longior, tantò ventus futurus sit vehementior) figura piramidali, ut monstrat figura A B C, inferius habeat vas, sive receptaculum E D cui inseritur, habebisq; instrumentum præparatū. 186 Si itag; ventos vehemētes excitare velis, aquā A in canalem A D. influere permittes; quæ vehementi impetu in receptaculū E D. præcipitata, aerē in vase E D violentia summa per os V canalis V X. protrudet: cū n. aqua E præcipitata, magnā secū aeris portionē devehat, atq; aqua ipsa ex vehemēti commotione, illisioneq; attrita diminutaq; in aerē mutetur; nunqu in receptaculo D E deerit aeris ingens agitatio & consequēter flatus perpetui per V eruptio. Vidi ego in multis locis Malleatores, Vulcaniis in officinis, ad ferrum in virgas diducendum, & ignes perpetuo sufflandos, loco folliú hujusmodi canaliū artificiosa constructione uti. Est autem ventus hujusmodi adeò vehemēs, ut nihil fere orificio apponi possit, quod nō veluti sagitta quædā per aerē in longū spaciū sola flatus vehemētia cōjiciatur. 187 Qui proinde hanc rationem bene perceperit, nullo negotio, Angelorū figuras ex levi materia effictas, uti & volucres, globos in aliqua vitrea sphæra vento pervia, aliaq; corpora ad nature exemplar in medio aeris suspendere poterit; nullo alio, nisi sola aeris commoti vehementia fulcita. 188 Qua ratione quoq; hydraulica, θάυματα, hac arte exhiberi possint, [167] paulò ante proposita figura satis ostendit; in qua nota, aperto epistomio T. aviculum cantare; aperto epistomio P. organum resonare; aperto denique epistomio V. ignem potenter sufflari, sed hæc obiter tantum indicasse sufficiat.


Consectarium I.


Atque ex hisce patet, cur ventus Borealis frigidus & siccus sit? cur è contra Auster calidus humidus? cur aliqui noxii, nonnulli salubres, quidam fœcundi alii steriles? quia videlicet ventus dispositionem medii, per quod transit, assumit: quod si frigidum sit, ventos frigidos, si calidum; calidos; humidos, si humidum; si per vapores aut exhalationes venenosas, flatus noxios & interimentes, uti è contra per salutares terræ exhalationes, salutiferos quoque flatus causabitur, quæ omnia Aeolium nostrum organum docet: si enim per canalem nive repletum ventus transierit, frigidissimam auram & glacialem producet, si per eundem canalem candentibus coopertum carbonibus, ardentem & æstuantem auram, si denique per canalem materiis odoratis, aliisque salutiferis ut cinnamomo, chariophyllisque repletum spiraverit, fragrantissimam auram causabitur; & sic de cæteris idem judicium sit. 189


[168] Consectarium II.


HINC quoque patet, cum austri hyeme, & autumno spirent, non ita septentrio? cur Auster noctu, Boreas die vehementissimus sit? cur Aquilo propinquis in locis nebulosus remotis serenus, & contra Auster? cur Favonius horis pomeridianis, non matutinis spiret? cur item in regionibus maritimis, diurno tempore è mari, nocturno verò è terra spiret ventus? 190 Cur in Oceano Indiæ orientalis, ordinariè regant orientales & occidentales venti, cur item ex certis montium cavernis ingens continuò ventus proflet? Memini in Liparis, seu Vulcaniis Insulis in rupe quadam foramen mihi ostensum esse, è quo ventus continuus ita frigidus erumpit, ut aqua ibidem exposita brevi tempore in glaciem congelascat. Similia foramina sunt Soteræ in Sicilia in ipsis ædibus. Quorum omnium effectuum causas è natura petitas, operæ precium foret exponere, nisi scirem eum, qui hactenus proposita probè noverit, quive motum solis in Zodiaco, & quotidiè ex ortu in occasum (quem ignis æolio nostro instrumento, quod terram & aquam refert, proportionali intensione caloris applicatus mentitur) probè conceperit, sine omni molestia suo marte, ad perfectam eorundem cognitionem perventurum. Nunc igitur à ventis ad tonitrua, & fulmina.


[169] Experimentum 3.

Ex magnetismo Elementorum, fulgurum & tonitruorum, aliorumq; Meteorum ignitorum naturalis & artificialis productio.


CUM fulgura & tonitrua ex aere siccissimo, luxta ac validissimo originē nāciscātur, ita ea naturaliter producūtur. Aqua virtute radiorū solariū rarefacta facescit in naturā aeris & in sublime acta procul à terre globo cōdēsatur, crōcrescitq; frigore, & in angustū coacta indolē pristinā resumit; dum porro specie nebulæ deorsū properat, dispellitur ab aere frigido versus aerem calidum, siccum, subtilēque, qui ocyus pervadens crassam illam nubē rarefacit, atq; ad summam perducit subtilitatem, reducitq; ad naturam aeris. 191 Itaq; dū corpus illud momēto extēditur, ut vel sexcētuplo fiat majus, postuletq; locū ampliorem cumq; ob frigidiorū crassiorūq; nubiū obstacula exitū nō inveniat, necessario ex hac cōtrariorū colluctatione horrēda quædā agitatio atq; commotio oritur, quæ exhalatio accēsa cū fragore & strepitu horrēdo erūpit, donec tādem adipiscatur spaciū quantitati suæ ęquale. Verū cū nullū penè tonitru sine corruscatione aut fulgure (quæ manifesta alicujus incensionis factæ signa sunt) eveniat, qui hujusmodi accēsio [170] fiat, jam videamus. Sol igitur indefesso cœli motu suis radiis in terram sese insinuantibus, ex fimo aquis macerato, cloacis nitrosis, pecudum stercoribus, lotioque animalium, aliisque putrescentibus materiis, ex sulphureis & bituminosis, aliiisque mineris, uti & arboris pice & resina tumentibus, pingues & ustibiles exspirationes sive exhalationes, & incendiarias elicit, quas in aerem convertit, quæque sua natura irrequietæ & sponte mobiles, impellentibus radiis solis, aere fiunt leviores & ab eo in sublime vectæ, ad frigidiorem plagam perveniunt, & cum ob pinguedinem, caliditatem tenuitatemque non facilè condensentur, ipsam pervadunt, sed frigoris circumsistentia vehemēter coarctatæ, vehementiq; nubium colluctantium allisione in maximā tenuitatem subtilitatemq; reductæ, atq; in ignem versæ, vel etiam fomitis instar ab igne vicino, à summo usq; ad imum accenduntur, & tunc cœlum coruscare videtur, & in media fulguratione à summo ad imum, quasi accensus funis videtur; etsi enim paulatim accensio fiat, tam velox tamen est, ut uno momento fieri videatur. Verùm rem aliter sese non habere, id machinis ad naturæ exemplar fabricatis ἐμπειρικῶς jam probabimus. Dupliciter igitur tonitru excitari potest, vel condensatione, [171] vel rarefactione aeris. 192 Condensatione ita fit. Accipe sphæram æneam, aut etiam ferream, quam ad medietatem aqua repletam igni impones, usque dum aer intus in maximam tenuitatem reducatur, factoque minimo foramine, ut transpirare aer rarefactus non possit, expones eam cœlo gelido, & aer inclusus ambientis aeris frigore condensatus, cum aliud corpus, utpote clauso vase substituere non possit, ne aliquod in natura rerum vacuum concedatur, vas ingenti & horribili sonitu in mille partes disruptum, laboranti aëri subveniet. 193 Quod si idem vas arcte clausum igni vehementiori imposueris, ex nimia aeris conclusi rarefactione ampliorem locum petentis, vas ruptura sua ingentem fragorem instar tonitru edens, laboranti aëri locum quantitati suæ convenientem concedet. Non secus fieri judicandum est in tormentis bellicis, dum ingentia pondera exigua quantitate pulveris accensi, post corruscationem cum ingenti tonitru exploduntur. Quemadmodum igitur in fulgure & tonitruo excitando, natura requirit exhalationem nitrosis & sulphureis spiritibus turgentem: ita pyrius hic pulvis ex salnitro quoque, sulphure, & carbonibus conficitur: atque sulphuris quidem munus est accendere, nitri verò ventosi atque aerei, in ignem cum sonitu difflari.

Hoc loco omittere, non possum, quin de [172] sclopi ventosi conficiendi ratione aliqua inseseram; siquidem inventa est non ita pridem ratio ea violentia comprimendi intra canalem aeris, ut in multis majorem effectum præstet, quam vel ipsi sclopi, quos musquetas vulgò vocant; quæ res cum singularem suscitet in intuentibus admirationem, nolui ejus hoc loco constructionem præterire. Ita autem Aeolius Sclopus fit. Fiat ex cupro, ferro, aliavè materie canalis in tres partes, seu loculamenta divisus, quorum primum A L onerando sclopo servit; alterum A C cameram, sive aeris compressi receptaculum constituit; tertium fistulam C D. ad globos, aliaque projectilia excutienda ordinatam. 194 Trusillum, sive ut Artistæ vocant, piulcus R L, quo aer intra cameram suam coarctatur, ita construetur; Manubrio sive ferreo stylo K L. circumdetur cilyndraceum quid, ex ferro, aut ligno, aut corio tectum, quod canali A C. ita quadret, ut ei intrusum, omnem aeris elabendi occasionem intercludat: habeat autem Trusillum L K. in fundo I. platismation, sive assarium, cujus meatus ex I. transeat in K; hoc enim facto continget, ut dum I K. in arctum canalem violenter intruditur, assarium I. claudatur; dum extrahitur verò, assarium apertum, per meatum I K aerem, ne intra spacium N I. vacuum concedatur, denuo admittat. [173] Porrò secundum receptaculum sive camera aeris A C in fundo N aliud habeat assariū, quod ita ei adaptetur, ut dum trusillum canali suo violenter intruditur, illud aperiatur; dum extrahitur verò, arctato intus aere denuò claudatur. Iterū in camera A C. inseratur aliud assarium F O C, ea forma, quā tibi figura T S V demonstrat, inseratur autem canali A C, sive cameræ aeris, loco FOC, ea ratione, ut mox ac F. Trusillū, quod VK correspōdet, forinsecus premitur, F. assarii partē O aperiat; & viam incluso aeri per C D canalem patefaciat. Ita igitur inserendum est, ut aer inclusus, attractusq; per C D. canalem, nisi aperto assario, elabi nunquā & nullibi possit, habebisq; instrumentū preparatū, quo ita uteris. Pila plumbea immissa per canalē C D. contusa charta coarctetur quo facto piulci sive Trusilli K L opera aërē intra camerā A C. coges, ea ferè ratione, qua intra lusorias pilas aer constipari solet; quo facto, si F. trusillum forinsecus premas, ecce assarium O opertum, constipato aeri locū præbebit, qui & canali C D illapsus, pilam tanta vi expellet, quāta vix sclopus ordinarius possit. Vide schema appositum sub sign * Hæc dum tracto, omittere non possum, quin Lectori curioso admirandum quoddam ex auro pyrium pulverem conficiendi secretum pandam; cujus experimentum ego primò in Germania apud summum quendam artificem vidi, postea idem apud doctissimum [174] virum Petrum Castellum in inclytâ Messanensiū Academia Medicinę Professorē, amicū meū observantissimum, in libro insigni de Incēdio Vesuvii proditū cōperi. 195 Ita autē res sese habet. Aurum in calcem redigatur Aqua sorti, Sale armoniaco, & oleo tartari præcipitati: hæc calx quam primùm, etiam ad odorem ignis, præsertim si instrumento quodam excitetur, sponte sua in flammam, cum ingenti fragore & sonitu abit, exigua enim hujus calcis portio incensa, omnes pyrii pulveris ordinarii vires & efficacia, & sonitu longe superat, in tantum, ut auditivum organum vehementia sua obtundere videatut. Accedit quod hujusmodi pulvis à nitrato pulvere discrepet, hoc superna, illo inferna petente: si enim aureum hunc pulverem alicui laminæ impositum accenderis, alta non petet, sed lamina perforata, inferna petet. Innumera, eaque miranda de hujus pulveris viribus, effectuumque adco prodigiosorum causis hoc loco mihi dicenda forent; sed cum ca in Pyrographiam nostram, sive Geographiam subterraneam reservaverimus, hic ea tantum, ut Lectorem ad inexhaustas naturæ divitias rimandas animarem, breviter innuere volui. Hic igitur pulvis in exigua quantitate, certis quibusdam concavis locis, obturatisq; impositus, mox ad ignis odorē in flammas cū terribili sonitu ipsū cōcavi pavimētū qualicūq; ex materia fuerit, terebrādo, tria [175] refert perfectissimè; fragore & inusitato quodam murmure, tonitru, accensione fulgura & coruscationes, fulmen donique ipsum, vi quadam terebrativa inferiora petente. 196 Hujusmodi naturæ miracula, nisi propriis oculis meis intuitus fuissem, nunquam sane credidissem. Sed nos ad filum instituti nostri revertamur. Coruscationes præterea ita artificialiter produces: accipe sulphur, salnitrum, Camphuram, & Naphtam; anaticè contrita misceantur, mixta, spiritu vini omnia diluantur, diluta hac arte in cucurbita simul ponantur, cui si ignem supposueris, humor vini sulphureus, nitrosis bituminosisque fætus spiritibus evaporans, se longe lateque diffundet: si itaque arrepto titione, candela, aut carbone medium hujusmodi vapidum perstrinxeris, in momento totus vapor in flammam abibit, & in loco obscuro coruscatione sua fulgur perfectè mentietur. 197 Quod si vapor dictus in guttas per aerem frigidum circumstantem fuerit resolutus, titio hoc medium perstringens, totumque hunc indigestum vaporem accēdens, jacula, stellas cadentes, Capreas saltantes, aliaque quam plurima non jucunda minus quam admiranda spectacula exhibebit. [176]

CAPUT IV.
De Mixtorum corporum Magnetismo; sive
De mixtis corporibus, & quomodo ea arte
Magnetico-meteorologica juxta naturæ
exemplar in sua Elementa resolvantur.

Nihil verius esse, quàm omnia in omnibus; satis superq; Magnetica hæc rerum catena demonstrat, qua omnes res ita arctè sibi invicem connectuntur, ut etiamsi contrariarum sint qualitatum, in unum tamen latente quodam rerum omnium consensu Magnetico coeant. Annō vidisti, quā mirabilis sit Elemètorū lusus? quā contraria et. se, mediante altero ambiant. 198 Quomodo ignis aquæ, aqua igni, terra aeri, aqua terræ cōjungātur? & quomodo mundus hac discordi rerum concordia conservetur? Quid enim est in cœlo; quod non sibi elementaris quoque regio vendicet? & quid in elementari regione, quod subterraneus mundus non contineat? natura in omnibus semper est sui similis, cujus primaria in elementis sedes est, ex quibus omnia, quæ in sensibili hoc & corporeo mundo sunt, constant; omnis actionum naturalium processus magneticis constat legibus, quibus imbuta primò elementa eas cęteris deinde mixtis communicant. Vides quomodo crassum illud aquæ corpus, à sole, igne illo cælesti, sensibiliter [177] attractum in altum, in late diffusum aerem mutetur parte in ventos abeunte, parte in pluvias ad terram irrigandam destinata, frigorisque nocturni vehementia iterum condensata, atque in rorem dissoluta? quo quidem sitiens terra inebriata, in eo quasi putrescens, liquescit. Dum porro duo hæc cōjuncta totam plantæ substantiam pervadunt, solis virtute liquidus humor ad extremitates usque plantarum attrahitur, isque cum sua natura subtilior & levior, quam terrestris portio, nutritioni destinatus sit; hinc fit, quod liquor attenuatus facessit in aerem, relicto plantis terreo nutrimento, quod ex ingenita sua potestate, & vita attractum, convertunt in substantiā sibi similem. 199 Atq; hinc est una alimonia omnium è terra nascentium omniumq; viventium corporum. Hæc est causa, quod omnia post putrefactionē in terram revertantur; experimēto quidē indubio, sed quod vix millesimus quisq; vel intelligit; vel rectè perpendit. Hac eadem ratione mineralia, vegetabilia, & sensitiva omnia crescunt, vivunt, & conservantur. Non alia est rerum procreandarum in hoc magno naturæ conjugio ratio: in quo ignis spōsus, sponsa aqua, terra & aer paranymphi, quibus mediantibus coëuntes, infinitam mixtorum producunt sobolem. Elementum enim quodlibet [178] in sua sphæra est, sed unum ex alio vivit, ut supra dictum est, & tamen conjuncta non conveniunt, nisi alio mediante. Sed aqua est omnium Elementorum mater; hanc incubat spiritus ignis; causante igne, aqua fit materia ventorum, vaporumq; aptorum, ut congelētur cum terra per aerē crudū, qui ab initio separatus fuit ab illo, & hoc motu perpetuo sine intermissione fit. lgnis igitur non efficitur aliter nisi motu, motus ergo elementorum causat calorem, calor movet aquā, aqua aerē omnium viventium vitam. Iterum elementum aquæ aeris flatibus agitatum, oleagineum seu bituminosū humorē producit, & sole opitulante salem. Quæ omnia luculenter demonstrat divinum illud distillandi studiū, ubi ignis agens in res humidas, & vapidas, quæ tumentis vasis alveo clauduntur, ad vasis Caput, sui vi caloris spiritus subvehit, ubi frigore concreti, densioresq; facti vasis fornices irrorant, & demum per canalem in subjectū receptaculū guttatim refluunt. 200 At si copiosius ignē supposueris, spiritus veluti torrētis vi æstus fractus, in pinguē substantiā vertitur, id est, in oleum, & penitiores qualitates elicit. Idē etiā eveniet, si vas soli tepido, vel fervētiori, exposueris: nā & aquā, & pingue distillabit. Pari prorsus ratione ignis ille cęlestis terras, plātas, herbas calefaciens, humidos vapores, qui sunt rores plantarū, oleū, & resinas per latētes, [179] & apertos corticis poros, veluti per syphonem attrahit, purum semper ab impuro separando; purum stat & congelatur in flores, impurum abit in folia, in corticem quod grossum spissumq, est; id quod vapidum ac pingue est, attenuatum in aerem elevatur; at nocturno frigore condensatum in rorem abit, ac herbis suis restituitur, quas & antelucano madore conspergit, variarum virium pro conditione plantæ, cui insidet, particeps. 201 Pinque verò exhalans condensatum in mel, gummi, & glutinosos liquores, sudoresq; cujus modi manna est, super idoneos frondes, truncos, & saxa insidens abit. 202 Sic unusquisque liquor insitas suæ plantæ virtutes retinet. In hunc igitur modum res crescunt, ex aqua videlicet omnia: Nam ex illius vapore subtiliore, res subtiles & leves; ex oleo verò res graves & preciosioris substantiæ; ex sale verò res prioribus longè pulchriores. Si enim vapor ille παντόμορφος, 203 prima metallorum materia (quæ quidem nihil aliud est, quàm humiditas quædam mixta aere calido, & est in forma aquæ pinguis adhærentis unicuique rei puræ, vel impuræ in uno loco abundantius, ob terræ porositatem ad magneticam virtutem exercendam, resque sibi convenientes attrahendas aptiorem) si inquam è profundissimis terræ visceribus inclusa (quibus toti terreni mundi machina veluti animatur, sublimaturque) [180] per varia terræ spiracula veluti syphones quosdam in varia loca, singulasq; rimas penetrans, diffunditur, fit, ut si dictus vapor per loca calida & pura, ubi parietibus sulphuris lentor, & pinguedo adhæret, transierit, statim ac commodando se adjungatur illi Pinguedini, quam postea secum sublimat, & tunc fit unctuositas, & relicto vaporis nomine, accipit nomen pinguedinis; quæ postea veniens sublimata ad loca alta, quæ jam vapor antecedens purgavit, ubi est terra subtilis, pura & humida, implet poros ejus, & juncta illi aurum efficitur; si verò pinguedo illa venit ad loca impura frigida, fit plumbum; si verò talis terra pura sit & mixta sulphuri, fit stannum, quo enim magis depuratus locus fuerit, eo pulchriora reddet metalla; si vero ad terram siccam & impuram, sive homogeneam telluris partem pervenerit pinguedo illa, ferum generabit. 204 Sic vapor ille sublimatus per poros terræ secum omnem impuritatem terræ usque ad circumferentiam trahens, ab aere congelatur; quod enim aer creat purus, aer congelat crudus, quia aer in aerem habet ingressum, & se jungunt invicem, φύσις γὰρ τῆ φύσει τέρπεταβ; ita fiunt petræ, & montes saxei. 205 Quod si vapor naturæ per se sublimatur sine accessu pinguedinis & sulphuris, & venit ad locum aquæ puræ salis; fiunt adamantes, 206 & hoc in locis frigidissimis, ad quæ pinguedo [181] pervenire nequit, si ad locum aquæ vitrioli viridis, in saphyrū aut smaragdum congelatur, si in aquā cinnabaris subtilē, in Rubinū cōdensatur, (ubi nota omnem aquam, si sit sine spiritu, calore; si verò spiritum habeat, rigore congelari: qui illud sciverit, maximum secretorum se adeptum esse norit) Non secus, ac si in plano aliquo diversi coloris, & proprietatis res, veluti cerussam, minium, cinuabarim, æruginem, sal, vitriolum, arsenicum, & similia in circumferentiā disponas, è centro verò hujus plani liquor scaturiat, qui se per totius planæ superficiei spaciū diffūdat; certum est quorem cum cerussa album, cum minio rubrū, viridē cum ærugine, cum arsenico flavū futurum; iterum cum salis aqua æruginea mixtū, uti smaragdinū aliquid, & vitrioli sulphurati aquam cum cinnabari aliquid pyropicum producturū. Pari ratione, si liquor prædictus rebus sapore dulcibus cōjūctus fuerit, dulcia; si acribus & amaris, acria & amara; stipticum si stipticis, venenosa, si venenosis; salutifera, si salutiferis, singulis rebus humorē magnetica quadam vi ad se trahentibus, & in substantiam sibi similem transferentibus. 207 E cujus quidem humoris, cum infinitis rebus natura differentibus, commixtione, infinitas quoque rerum species produci necesse est; quas quidē omniū vires & proprietates in simplicibus suis cognitas, qui rectè & sagaciter [182] combinare norit; ei nullum amplius abditum in natura effectum, nullam rerū sympathiam aut antipathiam, quas tantopere mirantur homines, incognitam esse posse arbitror, sed veluti naturæ quidam Archæus παντοῦργος, sagaci rerum omnium agentium cum patientibus facta applicatione, quicquid natura operatur, & ipse naturæ simia ad exemplar ejus omnia operabitur. Sed de factitiorum, gemmarumq; pretiosarum arte conficiendarum methodo, in mundo nostro subterraneo fusius, si Deo placuerit, tractabitur, quare eò Lectorem remittimus.


Consectarium.


Atque ex his dictis patet, quanta sit rerum omnium connexio, & quam admirabilis in connectendis rebus efficacia: quomodo cuncta Magneticè se trahant, & quomodo denique singula in singulis, & omnia in omnibus. 208 Quis enim unquam crederet, aquam omnia, quæ mundus habet in se, uti Lapides, sales, aerem, terram, ignem, oleum, similiaque in se continere? quis crassū terræ corpus eadem, præter lapides, sales, aerem quoque, aquam, & ignem continere? quis præterea non in vegetabilibus tantum, sed & sensitivis unquam dicta reperiri sibi persuadere posset, nisi experientia ista jam dudum docuisset? Quicunque igitur arte hæc experiri, id est dissolutionem corporum in sua [183] elementa, aut etiam elementorum ope varias rerum mixtarum productiones cupiet, hic doctricis naturæ exemplar, ductumque, quem in præcedentibus abundè descripsimus, sequatur, corpora videlicet quælibet solvendo, id quod naturæ accessit heterogeneum separando, purgando, pura puris, cocta coctis, cruda crudis, Magnetica magneticis, id est, similibus similia, juxta irrefragabilem naturæ exigentiam Magneticè conjungendo. 209 Sint vasa ad naturæ exemplar fabricata, ignis artificialis gradus, ignis naturalis gradibus perfectè correspondeant; quæ si omnia promptè peregeris, naturæ quoque effectum desideratum, proculdubio adipisceris. Si igitur animus sit, corpus aliquod mixtum ad summam, claritatem & splendorem deducendi, non licet id alia, quam præmonstrata ratione expedire. Terræ corpus clarificandum est per ignem, reddendum que simile ipsi aquæ, sicque fiet quasi sal, quod postmodum distillando potest clarificari, & in aquam converti, prorsus ad similitudinem aeris omni impuritate destitutam, pellucidam, & splendentem. Ita quævis corpora data in sua elementa reduces. Quæ omnia in sulphure patefiunt. Ponatur sub vase vitreo concavo vas terreum cum sulphure accenso, ita ut vas subjectum ad campanam alembici præcisè adaptetur, ne fumi egrèdientes flammam suffocent, sed liberè [184] in illam subjecti in liquorem densentur, qui in vas appositum distillent, habebisque aquam sive spiritum sulphuris, prima distillatione; secunda cum fortiori igne, oleum; in circumferentia verò vasis concavi invenies flores, sive pompholygem, terram videlicet, Oleum habebis quo omnia vel sola approximatione ad ignem, in flammam abeunt, si sulphur in pulverem tritum calce viva, & sale mercuriali mixtum per retortam distilles. 210 Innumera hoc loco aperire possem divinæ Chymiæ mxsteria, quæ in varia mea peregrinatione apud diversos didici, ac proprio experimento comprobavi; verum ne instituti nostri limites transilire videamur, ea consultò in alios tractatus reservavimus. Sufficiat interim Magneticam quandam vim in omnibus rebus latentem, quavè cuncta se mutuò appetant, qui unicus noster scopus fuit, hoc loco διδακτικῶς demonstrasse.

Unum adhuc restat explicandum, quod non parum multorum torsit igenia; estque multiplex in fossilibus figura, lapidum scilicet, & gemmarum, non tamen quævis, sed ut plurimum hexagona, pyramidalis, quadrata, uti in Amethisto, Crystallo, Adamante, Vitriolo, Alumine, Salibus, Saccaro, & similibus est. Iohannes Marcus Marci Philosophus præstantissimus, in subtili opere suo de Ideis operatricibus non inconvenienter putat, in hujusmodi [185] figuras lapides & aluminaria quævis, vi quadam magneticæ non absimili colligi; Keplerus opusculo de nive sexāgula, alia comminiscitur; De Cartes in Meteorologia sua Democritica, atomorum confluxui, omnia assignat, Ego quid sentiam, breviter aperiendum duxi. 211

Dico itaque, in centro unius cujusque rei naturalis virtutem quandam latere, illi à sagaci natura eo fine insitam, ut se conservare possit, & propagare quantum ei concessum est; atque hanc virtutem radiis quibusdā in circumferentiā propagari, non quidem in omnibus semper sphæricè, sed subinde in unam partem longioribus radiis, quam in alteram agendo; ea ferè ratione, qua vis plastica in centro seminis existens, singulas corporis partes designat, non radiis circulariter diffusis sed pro membrorum remotè aut propè à centro corporis distantium formandorum conditione; & ut in vegetabilibus vis seminis existens, talem & talem in fructu tali & tali figuram format, partes trudendo nunc in sphæricam, jam in conicam, modo in tuberosam, aut lenticularem figuram; in floribusque vis seminalis in sphæricas, conicas, pentagonas, hexagonas, similesq; angulares superficies foliorum fæturam protrudit, ita & in fossilibus secundum quandam analogiam, [186] præsertim in iis Lapidibus; qui ex sale originem suam sortiūtur, uti & in Alumine, Vitriolo, Chrystallo, similibusq; vis quædā in centro naturæ residet, quæ non semper omnibus radiis æqualibus, sed aliquibus subinde lōgioribus, utpote robustioribus, reliquis proportionaliter pro virium debilitate decrescētibus, per appositionē particularū ad particulas, sibi similes particulas, easq; minimas & homogeneas attrahit. Particularum igitur similium, similibus attractarum appositione ea figura fossilis, qualem radii referunt, emerget. Si igitur vis centralis quinque principales radios emiserit, reliquis intermediis proportionaliter à latere decrescentibus, eorum vi tractiva per appositionem particularum gemma in corpus excrescet tetraedrum; si octo principalibus radiis sese exeruerit vis centralis; similium partium appositione cubicum corpus nascetur; si denique 12. principalibus radiis se diffuderit, reliquis proportionaliter decrescentibus, proveniet Prisma hexaedron, ut in crystallo apparet. 212 Nota tamen, hujusmodi corpora figuras, ut plurimum, optimo sanè nature consilio, regulares, quales sunt trigonum, quadratum, hexagonū, sibi vendicare; siquidem hæ ex omnibus aliis figuris spacium implent. Si enim sex triangulos æquilateros, hexagonos tres, & quatuor quadratos in unum conjunxeris, nullo spacio relicto, perfecte se in uno puncto cōtingēt. [187] Trahitur igitur particula similis, & homogenea à virtute in centro latente, quæ cum per appositionem particularum juxta proportionem radiorum fiat, mirum non est, in eam figuram degenerare corpora, qualem radii virtutis effigiare solent. Operatur igitur natura in formandis rebus ea ferè ratione, qua nos ope formæ ex ligno, aut alia quapiam materia, in cucumeres, poma, pyra, aliosque fructus omnis generis figuras, ut Hominis, Equi, Capræ, etc. inducere solemus: Fructus enim parvus adhuc, formæ sive modulo ligneo inclusus, multo illo, quo pollet, incremento, ad circumferentiam paulatim deductus, cum successu temporis omnes moduli interioris vacuitates repleat, assumet ipse fructus deposita forma, eam figuram, quam forma refert, & quam incremento suo repleverat. Si igitur forma humani capitis figura fuerit, hominis faciem refert fructus, partibus aliis in genas, frontem, aliis in nasum, mentum protuberantibus; si Capræ, aut Ovis figuram forma mentiatur, fructus in Capræ, aut Ovis lineamenta, protuberabit; & sic de cæteris. Non secus fossilium, vegetabilium, animaliumque figuras naturales perfici dicimus. Sicut enim unum quodq; naturale corpus particularem vim habet, qua se conservat in suo esse; ita & eadem vi habet, ut se, crescendo, ad certam, & determinatam figuram, qua à reliquis speciebus [188] distingui possit, propaget, ne in incertū agens natura ordinis loco, quem intendit, confusionem pariat. Verùm de hisce & similibus rerum naturalium figuris, & quomodo eæ intra terram figurentur; ut & de nivibus polymorphis, de lixivii certarum plantarum, salisque vegetabilis miraculis, in Mundo nostro subterraneo fuse, DEO dante, tractabitur.

Bißhieher erstrecket sich das schöne und ergetzliche Werck des Kircheri von Wettermachung.

(9)
(9) 213

Darauff folget nach unserer Eintheilung die Gesundmachung: davon besihe Bodinum p.m. 158. 159. Daß die Hexen auch nicht allewege die Verzauberten zurechte bringen können. Item p. 183. Daß die Hexen ümb Hülffe und Rath ersuchen / Abgötterey sey: wie dergleichen begangen hat der Pabst Nicolaus V. welcher die Zauberey zugebrauchen dispensiret hat p. 184. und jener Herr im Flecken Richtishofen / der Zoll von einer Walfahrt zu einer Hexen auffgebracht.Item daß die Hexen / wenn sie schon einem Rath thun / dennoch es einem andern wieder anhangen / oder selber dran müssen. p. 159. 160. Doch nicht allezeit. 161. Item Hildebrand in Theurg. p.m. 40. daß der Teuffel einer Hexen versaget habe einen Menschen zu curiren. Item Hockerium im Teuffel selbst / oder vielmehr continuatore [189] ipsius Hermann. Hamelmann. d. loc. cap. 37. p.m. 123. a.b. Theatr. Diabol. ex Manlii collectan. D. Ioh. VVier. oper. l. 2. c. 34. &c.l. 4. c. 13.

7.
7. 214

Ob es eine richtige Probe oder Beweiß sey / daß Leute (so sie vor Gerichte / in Torniren nicht weinen können) Hexen seyn und vor Zauberer auffzunehmen oder vielmehr abzustraffen: Davon kan der begierige Leser anhören / erstlich / was Lateinisch von der Sache urtheilet Iustus Oldekop: 215


De Lamiarum & veneficorum, coram judice & tormentis stantium, lacrymarum retentione, nec non taciturnitate & somno in equuleo, judicium.

Jvdicium veneficæ inter cætera refert Dn. Carpzov. in pract. crimin. part. 1. quæst. 42. n. 63. si lachrymas effundere nequeant. Cum eo, eundem quoque errorem errat


Matt. Berlich. part. 4. concl. 4. n. 60. & alii allegati in obs. meis Crim. tit. 4. observ. 14.


Quod intelligunt, quando inquisita vel accusata coram judice vel tormentis stando lacrymas effundere nequit, etiamsi conjurationibus compellatur.


Iacob. Spreng. & Henric. Instit. in Malleo malefic. part. 3. quæst. 15.


[190] Vbi conjurationis ejusmodi mirabilem juxta ac superstitiosum sortilegumq; practicandi modum & formulam posuerunt. »Iudex nimirum vel presbyter super caput delati delatæve manum ponit, & hæc profert verba: Conjuro te per amarissimas lacrymas à nostro Salvatore Domino Iesu Christo in cruce pro salute mundi effusas, ac per ardentissimas lacrymas ipsius gloriosissimæ Virginis Mariæ, matris ejus, super vulnere ipsius hora vespertina sparsas, & per omnes lacrymas, quas hic in mundo omnes sancti & electi Dei effuderunt, & à quorum oculis jam omnē lacrymā abstersit, ut in quantum sis innoxia, lacrymas effundas, si nocens nullo modo: In nomine Patris, Filii & Spiritus Sancti Amen. 216

Contrariam sententiam negativam rectè statuunt alii: cum lacrymas fundere videatur res indifferens, & possit adesse vel abesse nocentibus & innocentibus; itaque nequaquam pro indicio legitimo ad torturam haberi debet: quia necessariò non concludit. 217


Schmid. vol. 2. cons. Argentoratens. 53. n. 40. & 41.


Debent autem indicia esse urgentia ad concludendum & certa.

l. fin. & ibid. Dd. omnes ff. d. quæst. vid. obs. meas pract. crim. obsserv. 1. n. 13. tit.. 4.


[191] Et non probat hoc esse quod ab hoc contingit abesse.

l. neque notatus C.d. prob. cit. Schmid. dict. loc.


Imò in magnis & insolitis animi perturbationibus plerum que accidere solet, ut lacrymæ stupore quodam retentæ, non emittantur, cum tamen in mediocribus miseriis eæ vix comprimi queant. Exempla vid. in Obs. meis Crim. supra cit. loc.

Idem contingere delatis, in tristibus carcerum claustris retentis, & omnium amicorum afflatu, olatio & auxilio destitutis, quis velit negare, quando nimirum ad horrendum tormentorum apparatum trahuntur, eorumque carnificinæ præparationem & gestientes lætabundosque lictores oculis suis intuentur, nec non severi & rigorosi judicis acerbam compellationem audiunt.

Non itaque possum, quin opinionem istam, qua sentitur retentionem lacrymarum coram judice vel tormentis, certum esse signum veneficarum, vel legitimum indicium ad torturam, summoperè demirandum, tanquam iniquissimam detestandam, & ex judicio plane explodendam esse censeam; cum ipsa natura & naturalis ratio cam refellat, insuper etiam ipsissimi ejus defensores inficias ire non possint, quod cessante tali consternatione & perturbatione animi mulieres delatæ lacrymas emittere queant.


[192] Spreng. etc Iust. in mal. malefic. part. 3. dict. quæst. 15.

Vbi scribunt expressè: possibile tamen est, ut post in absentia judicis, & extra locum & tempus torturæ, coram custodibus flere valeant. Et addunt ibidem: sed, qui si Diaboli astutia, Deo permittente, etiam coram judice vel tormentis maleficam flere contingeret? cum flere, nere, decipere proprium dicatur mulierum. Parumper perpende hoc, quæso lector amice. Mulier coram judice vel tormentis stando, sive flet, sive non flet, malefica est: Si posterius ex natura maleficarum: si prius ex Diaboli astutia, Deo permittente. Sed quis manifestavit hæc Zelosis, nedum iniquis illis inquisitoribus? Nihilo minus ex eorum sententia non flere signum veneficarum est certissimum. Miranda sunt talium scriptorum & superstitiosa juxta, ac nugatoria anilia narrata.

Bißhieher Oldekop: drauff folget etwan eines andern Bericht Teutsch abgefasset auff folgende Art: daß das Weinē ode Thränen Vergiessung eine rechte Anzeigung / ja das gewisseste Kennmerck eines guten Gemüths sey / hat an einem Ort Barclajus sonderlich vermeldet: da er etwan sein Absehen gehabt auff denHomerum, welcher auch an einem Ort saget: ἀγαθὸς πολυδάκρυος ἀνήρ. 218 Nun möchte zwar [193] einer sagen / daß solches nur die Männer anginge. Sintemal von Weibern bekant sey dasselbe;


Vt flerent oculos erudiere suos.


Doch so wil solches Guevarra in seinen güldenen Sende-schreiben part. 1. nicht gestatten an dem Orte /da er eine Dame seiner Freundschafft tröstet / wegen Bekümmernüß / und sonderlich das weinen über ein verstorbenes Hündichen: woselbsten er die Thränen eines Weibes trefflich hochhält / und gewißlich drauß schliessen wil / daß solche von Hertzen gehen: Item daß sie Bottschaffterinnen weren einer guthertzigen Frauen. Solches nun / ob es allezeit übereintreffe /lasse ich im Fall der Weiber dahin gestellt seyn: doch habe ich gleichwol in etwas zur Bekräfftigung vorbringen wollen / daß die Hexen sonderlich wegen Mangel der Gütigkeit nicht weinen können: Völliger zwar erkläret solches Iacobus Martini. 219 Sagæ cum torquentur plerunque non solent lacrymas emittere: causa esse potest 1. pertinacia & contumacia, Diaboli imprimis instinctu in sagis producta. Et videmus quandoq; pueros, quibus natura lacrymæ sunt familiares, obstinatos ad sanguinem usque cæsos ne lacrymam emittere. 2. Stupor vehementissimus: sic in malis insperatis lacrymis locus esse non solet. Camerarius cent. 1. c. 29. 3. Torpor membrorum, qui sæpè & in aliis lacrymas solet comprimere. Das ist: Wenn die Hexen [194] und Zauberer gefoltert oder gemartert werden / pflegen sie gemeiniglich nicht zu weinen; die Vrsach dessen kan seyn / 1. ihre Verstockung und Hartnäckigkeit / welche fürnemlich der Teuffel in ihnen wircket. 220 Vnd sehen wir es an den Kindern / die von Natur zum weinen geneiget sind /daß sie auß einem halßstarrigen und vertrackten bösen Sinne / ob sie gleich biß auffs Blut gesteupet werden / dennoch keine Zähren fallen lassen. 2. Die allzugrosse Traurigkeit und Gemüthsbestürtzung / da man in unvermutheten grossen Vnglück nicht weinen kan / wie Camerarius mit vielen Historien beweiset. 3. Die Erstarrung der Glieder / welche auch bey andern das weinen pfleget zurück zuhalten. Besihe Bodinum lib. 4. c. 1. Dæmonom. p.m. 205. daß Paulus Grillandus und Pater Sprenger vermelden / daß keine Hexe zuweinen vermogt habe. Item. pag. 173. Daß sie gerne weinen wollen / aber können nicht / dannenhero sie ihnen selbsten sollen Speichel in die Augen schmieren / und gleichsam also ein Weinen simuliren: Item daß der Weinens-Mangel ein gewisses Kennzeichen sey einer Vnholden. Item pag. 229. Daß eine Hexe bekant habe / sie könten nicht mehr als drey Zähren auß dem rechten Auge bringen. Adde Hildebrand. in Theurg. pag. m. 255.

8.
8. 221

Aber gnug von Thränen / ist folget von der Treue. Mederus in der dritten Hexenpredigt [195] p.m. 42. 6. Sie müssen auch zusagen / daß sie allen Heiligen GOttes / wie auch allen Creaturen / so den Kindern Gottes zu gute kommen sollen / feind seyn / und sie beschädigen und verderben wollen / wie sie können. Hieher gehöret auch / daß sie dannenhero Vnholden genennet werden. Confer. Hildebrand. in Theurg. p.m. 213. wie man die Hexen erkennen soll? Diese Zauberer und Hexen erkennen wir auß ihren Wercken / Leben und Wandel / diese richten ihr Thun und Lassen auff eigen Nutz / Vnfriede / und Zwietracht zu machen / denn ihr Ascendent ein Feind des Friedes und Liebe ist. Schlagen ihre Augen unter die Winckel: die Weiber fliehen die Männer: die Knaben die Mägdlein. etc. 222 Denn die incubi und succubi das nicht leyden wollen /gleich wie ein angebohrner Eyffer ist / daß keiner geduldet / seine Liebe einem andern theilhafftig zu werden. Also vielweniger der incubus succubus leyden wil. Vnd obschon die Weiber den Männern vermählet werden / noch gehet ihre Liebe nicht von Hertzen /werffen die Männer über den Sattel auß / seynd neydisch und unleidlich gegen ihren Männern und allen Menschen: und je keuscher / still / abgesonderter sie gehalten / je eher sie der Hexen-Wercke zu fallen. Daher zu besorgen / daß des Vngezieffers viel in den Klöstern sey / ja von Mann und Weib. Item. Vntreu gegen seine eigene Kinder / unfreundlich / unredbar[196] mit dem Hauß-Gesinde / und beredt sie auch der Teuffel dahin daß sie ungestalt / unförmlich unn ruchloß werdē / auf daß sie dē Männern erleydē / macht ihnē etwan die Nase / Hände / Füsse und Stirnen / etc. als ob er ihnen den Chrysam außschneide / oder sonst lahm / krum / die Augen letze / ja nicht allein sie /sondern ihre Kinder bezeichnet werden / daß man bey den Kindern die Mutter erkennen kan. Mederus in der dritten Predigt p.m. 45. b. 46. saget: Iohannes Bodinus lib. 2. c. 4. Dæmonom. schreibet / daß ein Zauberer und Hexenmeister (also auch eine alte Hexe) gnugsam sey fünffhundert Zauberer und Hexen zumachen: denn wenn sie sich dem Teuffel einmal ergeben / seine Gunst haben / und von ihm nicht zukratzet und geschlagen werden wollen / sondern seine Gunst behalten / so müssen sie ihm viel Leute zu führen / wird also nicht allein offentlich mit andern Sünden und Lastern / sondern auch heimlich und insonderheit mit diesem Laster des Hexenwercks / des Teuffels Reich täglich und stündlich vermehret. Wie man von zweyen München im Bistum Trier vor wenig Jahren einen öffentlichen Truck hat außgehen lassen / daß sie in der Beichte von den Weibern erforschet ob sie diesem Werck verwand / so sie eine befunden / haben sie dieselbe noch weiter in der Zauberey unterrichtet. 223 Von zweyen Pfaffen zu Cöllen ist ebenmässig geschrieben worden / [197] daß sie in die dreyhundert Kinder in des Teuffels Namen getaufft haben / weil sie die Tauffe in Lateinischer Sprache verrichtet. 224 Sehet lieben Christen / thun solches die Diener des Teuffels / warumb sind denn wir Diener und Dienerin GOttes und Christi nicht auch Tag und Nacht beflissen das Reich Christi außzubreiten / zu vermehren und die falsch-gläubende oder Gott-loß lebende Menschen auff den rechten Weg zu bringen? es wird gewiß über die faulen Knechte das Vrtheil gefället werden / wie die Gleichnisse Matth. 25. 26. zuerkennen geben.

Die Hexen welche zu Poictirs anno 1564. seynd verbrand worden / haben bekant / daß in den Conventen, dahin sie den Teuffel in eines Bocksgestalt anzubetē / unn ihn den Hindern zu kussen / zusammen kommen werē / der Bock zum Beschluß diese Wort mit heller lauter Stimme mit angehenget habe / ulciscimini vos aut moriemini; Rechnet euch / oder ihr solt sterben. 225 Sie aber hatten viel Menschen und Vieh umbs Leben gebracht / dessen sie denn keine andere Vrsachen vorzuwenden gewust / als daß sie sonst ihr Leben nicht hetten erhalten können. Bodinus in Dæmon. part. IV. p.m. 229. meldet daß ingemein eine Mutter ihre Kinder verführe / und wie man sonsten saget: Filia mœchatur, quæ mœcha matre creatur. Also auch fast gelte / wenn die Mutter eine Hexe sey / daß es auch seltē an der Tochter fehle Confer p.m. 205. Wie [198] sie ihre eigene Kinder nicht verschonen / vide apud Autorem von Gespensten part. 1.p.m. 137. b. 138. a. Goldastus von Confisc. der Hexē Güter p.m. 76. saget: Vnholdē / darum daß sie nimanden hold / sondern Gottes / der Menschen unn aller Geschöpffen Gottes abhold und geschworne Feinde sind. Harprecht in comment. ad §. item Leo Cornel. 5. n. 304. Instit. de publ. judic. Ant. Prætorius. in d. cap. 7. n. 4. fol. 34. Albrecht. in d.c. 2. fol. 13.

9.
9. 226

Folget nun endlich daß alle Hexē scheußlich / heßlich / garstig und stinckend seyn / zu ersehen / imgleichē / daß sie ihnen weder Gunst noch Ehre / weder Reichthum noch Kunst oder Schöne zuwege bringen können; wie solches weitläufftig mit vielē Exempeln beweiset Bodinus in Dæmon. l. 3. c. 4. und Iacobus Martini in disq. de Magicis Action. §. 30.

APPENDIX.
Warhaffte Vrsachen des Abfals der Hexen.

I. Der Teuffel ist Efficiens primaria, der sie zum Abfal bringet (1.) durch heimliches Eingeben (2.) Verblendung des Gemüths (3.) Sichtbare Erscheinung. (4.) Mitwirckung in ihren Wercken. 227

II. Die Laster der Menschē / die auch Vrsach zum Hexēwerck geben / als da sind: (1.) die Vnwissenheit der waren Religion. 228 (2.) Die Verachtung des Göttlichen Wortes. (3.) Unglaube und [199] Zweiffel an Gottes allmächtiger Hülffe und Beystand. (4.) Das leichtfertige Schwerē. (5.) Die grosse Ungedult. (6.) Die Rachgier unn Unversönlichkeit. (7.) Die Geilheit unn unzüchtige Lust. (8.) Die Liebe zu fressen und zu sauffen. (9.) Vorwitz viel zusehen und zu wissen.

III. Des Teuffels Diener als Ehleute / Eltern / Blutfreunde / Herrschafften / böse Gesellschafft / die alten Hexen / Münche und Pfaffen im Pabstthum. etc.

Biß hieher gnug und überflüssig von den Personen der Blockbergischen Gasterey: so fern wir eins und das ander / ausserhalb der Hexen-Fahrt begriffenes Werck zuvor haben wollen vorbringen. Weil nunmehr aber solches zur Genüge geschehen / so wenden wir uns schnurgleich zum eigentlichen Vorhaben oder Zweck; und nachdem wir zwar von den Personē gesehen oder vielmehr gehöret / wer und welche sie sind: thun wir auch itzo dieses noch hinzu; Ob nemlich solche Personen allezeit auff dem Blockberge nebenst andern sich jährlich præsentiren, oder ob sie sich bißweilen absentiren? Hievon kan folgendes ernommen werden; was Bodinus erzehlet da er schreibet: Solche Kranckheiten / als da sind / Ohnmachten /Schweimelung / Hertzsperrung / Geistverlierung /Böses Wee / und S. Veltens Leyden / begeben sich nicht an den Hexen und Zauberern: Sondern sind damit behafftet / wenn es ihnen nur gefällig / und dulden [200] dieselben deßhalben / damit sie eine Entschuldigung haben bey den Versamlungen nicht zu erscheinen / auß Furcht / daß es möchte außbrechen und offenbahr werden. 229 Thun aber nicht destoweniger dem Teuffel Huldigung / und haben ihre Vnterredung und Gespräch jederzeit / in ihren Häusern mit ihm /wenn es sie nur gelüstet. Imgleichen gedencket er auch einer Hexen zu Spolet / welche bekant / daß wenn sich begeben / daß sie auff angesetzten Versamlungs-Tag nicht erschienen were / und keine warhaffte wolgefaste Vrsache gehabt habe / bey sie des Nachts so geplaget worden / daß sie weder schlaffen noch ruhen können. 230

Fußnoten

1 Der Hexen mancherley Namen.

2 Hebreische Namen Lilith.

3 Mederus in der aten Hexenpredigt / p.m. 226.

4 Mechaschephah, Mechaschephim. Bodin. in Confut. opin. Wieri. Grichische Namen. φαρμακέες φαρμακροὶ φαρμακενταὶ. φαρμακίδες. ὅι περὶ τῆς φαρμακείας.

5 Arist. l. 6. c. 18. de Hist. anim. Virg. in Ecl. Pharmaceutria Hippoc. l. de morbo sacro. μάγι: γηταὶ ἀγύρται.

6 Lateinische Namen.

7 Lamiæ. Lamiæ. Etymologia.

8 Perottus in Cornucop.

9 Mederus in der 2. Hexen Predigt p.m. 22.

10 Die Chaldeer die ersten Zauberer.

11 Cic. l. de Divin.

12 Sagæ. Mederus d.l.p.m. 23. a.

13 Veneficæ

14 Maleficæ

15 Bustuariæ

Crusius de morte. c. 23 p. 437.

16 Teutsche Namen.

17 Hexen.

18 Wo das Wort Hexe herkomme?

19 Bodinus in Dæmon. l. 1. c. 6.

20 Hexen sind gemeiniglich thumme Leut.

21 Sperling. disput de Magia § VI.

22 Hildebr. in Theurg. p. 26.

23 Vnholden.

24 Confer. Hildebr. in Theurg. p.m. 26. Goldast. §. 28. p.m. 67. wō Confiscat. der Zaub.

25 Zauberisch Nieder-Sächsish Tüfererscken.

26 Drachen- und Teufselsbuhler.

27 Gabelreuter.

28 Milchdieb.

29 Druten. Besiehe meine neue Welt-Beschreibung im 1. Cap. von Alpmännerchen.

30 Druidæ vel Tryidæ.

31 Guil. Camdenus denus in descrip. Britanniæ p. 15

32 Böse Leut.

33 Iod. Hockerius Theatr. Diabolor. p.m. 114. b. 115. a.

34 Vide Ovid. l. 6. Fast. Fabulosum est, quod tradunt eas ubera infātium labris imulgere.

35 Perot. cornu cop. col. 855.

36 Der Hexen vermeinete grausame Thaten und Verrichtungen

37 §. 1. Beschreibung.

38 §. 2. Leichtigkeit.

39 Iacob. Martini Dissert. de Magic. action. § 31. 32.

40 Ob man durch die Wasserprobe gewiß sein kan /welche Hexen sein

41 Wie die Wasserprobe verrichtet werde.

42 Vvier. lib. 6. de. præst. Dæm. c. 7. Timpl. A. psychol. c. 2. quæst. 12.

43 In caus. de habitu corp. German. p. 76.

44 Die alten Teutschen haben ihrer jungen Kinder ehrliche Geburt durchs Wasser probiret.

Virg. 9. Æneid. v. 603. Lips. ad Taciti German. p. 55. Taubm. in notis ad Virg p. 892. col. 1. a.l. renAcer. Phil. cent. 3. hist. 59. Cluv. l. 1. Germ. antiq. c. 21. f. 184.

45 Der Rein woher er den Namen habe Gorop. l. 2.Hisp. p. 22. Georg Loyf de peregri nat. p. 62. al legantem Julia & sua stromata.

46 Die Wasserprobe der Hexen.

47 Carol. V. Const. Grimin. c. 29. 21. & 61.

48 Wird verworffen.

49 Einrede von Mosis Wasser-Probe Numer. 5. v. 12.

50 Antwort.

51 Nicht zum Tümpel sondern zum Tempel.

52 Böse Gewonheit. kein Recht.

53 Hundert Jahr Vnrecht keine Stunde Recht.

54 Sapient. 14. 6. Götzen durch eytel Ehr erdacht.

55 Exempel sind keine Reguln.

56 Exod. 23. 2. Lev. 8. 3. 4.

57 Syr. 7. 17.

58 Lothar. Im per. in iur. Longobar. l. 2. tit. 54. Teufflisch ist die Wasserprobe.

59 2. Reg. 6. Matth. 14. vers 28. 29.

60 2. Thes. 2. 11. 12.

61 2. Mac. 7. 18.

Job. 2. 6.

62 Mat. 4. 1. 5. 8.

63 Joh. 19. 11. Act. 12. 1. Ps. 44.

64 Apoc. 2. 10.

Vnschuldige schwimmē / Rechtschuldige sincken.

65 Gemeinschafft mit dem Sathan keine Vrsach des Obenschwummens.

66 Mat. 8. 3. 2. Marc. 5. 13. v. 9. 22.

67 Andere Manier Hexen zu erkundigen

68 §. 3. Offenbahrung.

69 (1.)

70 (2.)

71 Nat. al Com. in Mythol. l. 6. c. 6.

72 (3.)

73 Hornigck de iure postarum c. 1 p.m. 357.

74 Bod. in Dæmon, lib. 3. c. 5.

75 Plin. 37. c. 9.

76 Plin. l. 25. c. 10.

77 Beyfuß.

78 Bodinus in Confut. opinion. Wieri.

79 Goldast. in confiscat. der Hexen Güter. p. 65.

80 Aberglaubischen Mitteln die Zauberei zu vertreiben.

81 Confer Goldastum in Confisc. der Zauberer Güter p.m. 63. §. 20.

82 Num. 22. 27. 29.

83 Abergläubische Mittel der Zauberey vorzukommen.

84 1. Sam. 16. 23.

85 Besonder Mittel im Stifft Münster Hexerey zu vertreiben.

86 Psalm. 14.

87 Gute Mittel werden böß durch Mißbrauch.

88 Deut. 4. 9. und 6. 6.

89 Syrach. 26. 17.

90 Ps. 104. 15. Syr. 31. 32.

91 1. Cor. 6. 5. 10.

92 2. Cor 2. 14.

93 Je heiliger Dingie schändlicher Mißbrauch

94 Satan mit Saltz Brot Kreutern Worten nit zu vertreiben.

95 Apoc. 12. 9.

Iob. 1. 6.

96 Teuffel darff alles wagen / und auffs eusserste versuchen.

97 2. Cor. 4. 4.

Ephes. 12.

1. Pet. 5. 8.

1. Reg. 22. 22.

98 Zweierley Creutze.

99 Das Creutz von Gott.

100 Ioh. 6. 17. 18. und 20. 27. Das Creutz unehrlich.

101 Creutz unheilig.

102 Eph. 2. 18.

103 Gal. 3. 13

104 Der Mensch Gottes Creutz.

105 Der Teuffel macht sich selbst zū Creutz.

Deut. 32. 5.

106 Gen. 3. 1.

Mat. 4. 3.

107 Mat. 4. 3.

Iob. 13. 27.

108 Teuffel ist gerne bey Saltz und Brod.

109 Heilige Worte angehengt werden unheilig.

110 Der Teufel fleucht den Namen Jesus nicht.

Marc. 5. 6. 7.

Luc. 8. 12.

Mat. 28. 17.

111 Act. 19. 16.

112 Rom. 1. 16.

113 Ps. 33. 9.

Sap. 16. 12.

114 Rom. 10. 17.

1. Cor. 1. 30

115 Luc. II. 28.

116 Col. 2. 12.

117 Hebr. 4. 2.

Luc. 8. 12.

118 Tobias verjaget mit Rauch den Teuffel. Tob. 8. 2.

119 Mat. 17. 11.

Luc. 11. 26.

120 §. 4.

121 Bodinus in Confutat. Opinionis loh. Wieri

122 Mehr Zauberin gibts denn Zauberer.

123 In Pirke Aboth.

124 Plin. l. 25. c. 11.

125 Was die Vrsach / daß die Weiber ehe in Zaubereh gerathen / dem die Männer.

126 Tacit. l. 14. Annal.

127 Plato mächet auß Weibern halb Menschen und halb Vieh.

128 Warümb die Männer witziger sind denn die Weiber.

129 l. 2 c. 4. & 8. & 34. l. 5. c. 9 de præstigiis sæpè alibi.

130 Ob die Hexen auß Melancholei betrogen.

131 Iacob. 2.

132 Kein Weib stirbet von Melancholey und kein Mann vor Freuden.

133 Plinius im 7. Buch.

Valerius Max. und Solinus.

134 In lib. 1. ἐπιδημιῶν l. de popularibus morbis.

135 In lib. de venæ sectione.

136 In lib. de morb. sac.

137 Galen. lib. de atra bile.

138 Lob der Melancholischen Complexion. Arist in problem sect. 30. Princ.

139 c. 4. etc.

140 Meder. in der andern Hexenpredigt. p.m. 22.

141 Crus. de Nocte. c. 19 p.m. 369. 370.

142 Freyherr.

143 §. 5. Straffe.

144 (1.)

145 (2.)

146 (3.)

147 (4.)

148 (5.)

149 (6.)

150 (7.)

151 (8.)

152 §. 6.

153 Von der hexen ihren Thaten

154 Autores, welche von Hexenwesen geschriben haben.

155 (1.) Bezauberung.

156 Martin. in. de action. Magic. §. 27.

157 Confer Tob. Tand lerum in dissert. Physico-Med. p.m. 274.

158 Hexen können nit alle Menschen bezaubern.

159 Bodinus in Dęmon. p.m. 171. etc. Tandierus d.l.p. 272. etc. Hildeb. in Theurg. p. 146.

160 (2.) Raubung

161 Hockerius im Teuffel selbst. c. 47 p.m. 30. a Theatr. Diab. ex Lud. Milich. c. 20.

Lutherus Tom. 1. Ienens. Manlius in collectan. Luth. Tisebredenc. 9. fol. 104. a.

162 M. Sebast. Fröschel in seiner Predigt vom Teuffel.

163 (3.) Vnfruchtbarkeit.

164 Martin. in Diss. de Magic. action. §. 28.

165 Camer. Horar. subciscent. 1. c. 1.

166 (4.) Verwandlung des Geschleckte.

167 Plin. l. 7. c. 4.

Gellius l. 9. c. 4. Livius. lib. 24.

168 M zaldus cent. memorab c. 1. Martin. d.l. §. 3.

Cardan de var. ter. l. 8.

169 (5.) Schönheit

170 (6.) Bestien Formierung.

171 (7.) Ertödtung

172 (8.) Wettermachung.

173 Willichius im Zauber-Teuffel! c. 19. p.m. 23 b. Theatri Diabolorum.

174 Ars magnetico-meteorologica.

175 Pluviarum causæ.

176 Pluvia.

177 Iris quomodo fiat & pluvia sanguinca.

178 Grandinis niviumque productio.

179 Causa nivium in borealibus partibus.

180 Cur grando æstate plus sæviat quam hyeme.

181 Experimenta, de congelando liquore quovis æstatis tempore.

182 Ventorum causæ.

183 Ventus artificialis per Acolias pilas.

184 Pilæ AEolię.

185 Mira ope Aeoliarum pilarum fieri possunt.

186 Alia machina Aeolia in usum Fabrorum, organorum similiumque opificiorum.

187 Machina ad folles sufflandos.

188 Flatus vehementia.

189 Causę ventorum variæ.

Ventorum variis qua latibus affectorum artificiosa productio.

190 Causa ventorum.

191 Fulguris & tonitru causæ.

192 Productio tonitru artificiosa.

193 Experimentum.

194 Constructio sclopi Aeolii.

195 Novum pulveris pyrii ex auro conficiendi inventum.

196 Effectus rari pulveris.

197 Fulguris productio artificialis.

198 Mira rerum concatenatio.

199 Incrementum vegetabilium.

200 Distillandi ars similis naturæ.

201 Ortus & incrementum plantarum.

202 Ros vires plantæ, cui insidet, habet.

203 Vapor παντόμορφος.

204 Auri generatio.

Plumbi stanni

Ferri.

205 Lapidum.

206 Adamantis.

207 Liquor terræ quam transit qualitates assumit.

208 Omnia in omnibus sunt.

209 Quomodo ars naturā imitari debeat.

210 In 4. Elementa resolutio unius cuiusque rei.

211 Vnde figura Geometrica in quibusdam sossilibus.

212 Causa figurarum in Lapidibus.

213 (9.) Gesundmachung.

214 §. 7. Ermangelung der Thränen.

215 Oldekop contra Carpz. in tract. Altero sub fin. Corollarii loco p.m. 293. etc.

216 Wie die Hexen beschworen werden.

217 Ermangelung der Thränen für dem Gerichte /oder in der Marter / überführet keinen der Zauberey.

218 Das weinen ist eine Anzeigung es guten Gemühts.

219 Martin. in disquis. de action. Magic. auctar. 1.

220 War umb die Hexen in der Marter gemeiniglich nit weinen.

221 §. 8. Rauberische Vngetreuheit.

222 Lieben und nit geniessen möchte dem Teuffel wol verdriessen. Rivalem possum non ego ferre Iovem.

223 Mönche unterrichten die Leute in der Zauberey.

224 Pfaffen kauffen ins Teuffels Namen.

225 Bodinus Dæmon. lib. 2. c. 4. Author Magic. 1.pag. 177. a.

226 §. 9. Gesicht und äusserliche Gestalt der Hexen.

227 Mederus in der dritten Hexenpredigt p. 34. seqq.

228 Prætorius im Bericht von der Zauberey p. 54. I.

229 Bodin. de Magorum Dæmonomani. lib. 2. c. 5.

230 Ibid. c. 4. ex Paulo Grillando in lib. de fortileg. anno 1524.

Das II. Capittel
Das II. Capittel.
Von der Hexen Reisefahrt:

Ob sie nemlich in der That und Warheit leiblicher weise / oder nur in Gedancken / ihrer Phantasey und Einbildung nach / zu ihren Gastereyen und Conventen kommen?


Bißhieher von denen Personen in genere und in specie, was müglich in geliebter Kürtze vorzubringen gewesen. 1 Weil also nun solche außführlich erkläret; so geschiehet billig / nach unseren Methodum, daß wir auch anhören / was denn solche Personen thun? und geben selber drauff die Antwort / [201] daß man sonderlich von ihnen sage / wie daß sie auff dem Blocks-Berg gastierend fahren sollen / (wie man in gemein redet:) Weil aber von solcher Fahrt (oder strigaportio, das ist exportatione sagarum ad Diabolicos sabbatismos, wie Libavius part. 1. p. 320. seqq. redet) unterschiedliche Meynungen / so wollen wir sie alle Teutsch und Lateinisch auß den Autoribus herfürbringen / und in ihren eigenen Wörtern solche verhören: Kan also zum ersten aufftreten D. Mengering /und sagen was er von dieser Frage halte: Ob es zu glauben sey / daß die Zauberer und Vnholden in ferne und abgelegene Oerter zu ihrem Teuffelstantz / und auff den Brockersberg und andere Enden geführet / und leibhafftig fahren oder gebracht werden? 2 Darauff giebt er diese Antwort: Hierinnen sind der Gelehrten Meynung nicht gleich. Etliche wollen / daß der Teuffel / den Zauberern nur die Augen verblende / und als ein Tausend-Künstler ihnen im Schlaf allerley seltzame Sachen einbilde /also daß sie vermeynen / sie seyn anderswo / und leben wol / da sie doch sich daheime auff der Banck /in ihrem Zimmer oder Bette befinden / dessen etliche Exempel Herr D. Paul Röber in der Hauptschale S.V. einführet. Aber daß auch wol in der Warheit solcherley Verrückung und Abführung [202] an abgelegene Ort ergehen / und geschehen können / gibt uns zu gläuben und zu bedencken 1. hier das Exempel Christi / der von dem Teuffel leibhafftig auff die Zinne des Tempels / und auf den hohen Berg geführet worden. 3 Denn daß etliche fürgeben / es sey nur ein Traum oder in einer tieffen Einbildung geschehen / ist dem Context gantz zuwider: der Teuffel begehret ja von Christo / er sol sich herunter lassen von der Zinnen des Tempels / und einen Sprung in die Lufft thun / darauff Christus antwortet: er wolle Gott seinen Herrn nicht versuchen. Das kan im Traum und Einbildung nicht geschehen seyn; denn wo einem träumet / als springe oder flöhe er / so ist das keine Versuchung GOttes. Und noch ferner melden die H. Evangelisten / daß er ihn von dannen auff einen sehr hohen Berg geführet. Verwundern müssen wir uns zwar über der tieffen Demuht des HErrn / so wol auch über der grossen Künheit des Versuchers / aber der Text ist klärlich vor Augen und Händen / die Vrsachen sind angezogen; und so es dem HErrn Christo geschehen / wie solte es an andern Menschē unn an des Teuffels Bundgenossen nicht müglich und practicirlich seyn. So ist auch bekant die Historia mit dem Habacuc / und könte auch sonsten mit vielen andern Exempeln bewehret werden. Eines nur und des andern zu gedencken: Grillandus schreibet von einem vornehmen Mann / [203] welcher als er gemercket / daß sein Weib sich salbe / und darauf auß dem Hause fahre / habe er sie gezwungē ihn einsmals mit ihr zu der Zauberer Sabbath zunehmen. 4 Als man daselbst asse / und aber kein Saltz vorhanden war / habe er solches begehret mit harter Müh auch erhalten / und darauff gesaget: Gott sey gelobet / itzt komt Saltz; so bald aber dieses geredt / sey alles verschwunden / und seyn die Liechter erloschen. Als es nun Tag worden / habe er von den Hirten oder Haltern verstanden / daß er nahe der Stadt Benevento im Königreich Neapolis, und also wol über 100. Meilweges von seiner Heymat sey: derowegen / ob er wol sonst reich gewesen / hat er doch nach Hause betteln müssen / und so bald er heim kommen / habe er sein Weib als ein Zauberin bey der Obrigkeit angeben / die auch gerichtet worden sey. 5 Also gedencket Herr D. Paul Röber in der Hauptschale des güldenen Leuchters lit T. I. & II. auß dem Torquemada, eines Spaniers und gelehrten Mannes / der argwohnete /daß sein Nachbar ein Zauberer were; Auß grossem Verlangen die Warheit hievon recht zuwisse / gesellet er sich zu ihm / und gieng mit ihm also ümb / daß er zu letzt die Heimlichkeit erfuhr. Der Zauberer hielt von der Zeit bey ihm an / sich ümb diese Sache auch anzunehmen / welchem der ander Gehör gab / und bestimten einen Tag / sich in der Versamlung zu finden. Als die Nacht [204] dieses Tages kam / führete der Zauberer seinen Gesellen durch etliche Berge und Thäler / die er sein Lebetag nicht gesehen / und düncket ihm / daß sie in wenig Zeit einen weiten Weg gereiset weren. Nachmaln als sie in ein Feld kommen gantz mit Bergen ümbgeben / sahe er eine grosse Anzahl Männer und Weiber / die sich versamleten / und kamen alle zu ihm / waren sehr frölich und danckten ihm / daß er sich auch zu ihrer Geselschafft thun wollen / ihm daneben zuverstehen gebend / daß er der Glückseligste in der Welt sey / und sich über die massen wol dabey befinden werde. Es war mitten in dem Felde ein fast hoher und köstlicher Thron / und in mitten desselben ein heßlicher und abscheulicher Bock. Dasselbigmal nun stiegen alle / die bey der Versamlung waren /ümb gewisse Stunde in der Nacht über etliche Staffel hinnauff zu dem Thron / und küsseten diesen Bock im Hindern. Als der fürwitzige Spanier diesen so schrecklichen Greuel sahe und hörte / ob er wol von dem Zauberer erinnert war / was er thun solte / konte er doch länger nicht Gedult haben / sondern fing an zu schreyen / und mit voller Stimme GOtt ümb Hülffe an zu ruffen. Alsbald erhub sich ein groß Getümmel /und so erschrecklich Donner / als wenn Himmel und Erden in Abgrund versincken wolte / also daß der Fürwitzige gantz plump verdüstert / und unempfindlich tod bliebe / und allweil [205] er in dem Wesen war /vernam er nichts von dem / was vorlieff / da er wieder zu sich selbst kommen / ward es bereit Tag / und befand sich in fast rauhen Bergen / so zubrochen und abgemattet / daß ihn dauchte / daß er nicht ein Bein an sich hätte / so gesund und gantz were / und da er wissē wolte / an welchem Ort er were / gieng er hinnab ins ebene Land / alda er Leute gefunden / so unterschieden von denen in Spanien / daß er ihre Sprache nicht verstunde / und wuste sonst nichts außzurichten / denn durch Zeichen zuverstehen zugeben /daß sie ihme zu Hülffe kämen. Da er nun also gar alleine reisete / zog er gegen Niedergang / und schweiffte drey Jahr herumb / ehe er wieder in Spanien kommen kunte / mit unzehlicher Mühe und Gefahren. Da er in sein Hauß war / endeckete er alles das / was sein Fürwitz ihm zu sehen und erkennen geben / auff welches der Zauberer / und andere von der Geselschafft von der Obrigkeit gerechtfertiget worden. Eine merckliche Historia erzehlet auch Balduinus Ronsseus in seinen Epistolis Medicinalibus Epist. 50. und schleust endlich dahin / daß solche Versamlungen der Hexen leibhafftig geschehen müssen. Concluderem cum Iamblicho, quæ fascinati imaginantur, nullam habere actionis & essenciæ veritatem nisi juvenis hic adhuc, dum in vivis esset, atque cum consulari hoc viro familiariter vivens, rem omnem & narrasset, & [206] utraque coxa loco mota, neque adhuc dum restituta, dictis autoritatem conciliasset. Auß diesen und andern Historien / kan vernünfftlich behauptet werden / daß je zuweilen solche Nachtfahrten warhafftig unn leiblich geschehen / bey welchē denn sie uns Menschē an Gesundheit unn anderer Wolfahrt verletzen köntē / wenn Gott nit unser Schutzherr were / unn durch die H. Engel uns nit beschirmen liesse. Ja es sollē auch daher manche rohe Weltkind' gewarnet seyn / sich für Vppigkeit und Leichtfertigkeit / für Unzucht unn verdächtiger Bulschafft zu hütē / daß sie mit Teuffelholē nit zufertig seyn od' sich an unzüchtige Bälge hengen / von welchen sie hernach auff den Bock / das ist durch Hülffe des leydigen Teuffels über viel Meilen geholet werden / davon auch Exempel köntē erzehlet werdē / darinne aber uns auffzuhalten unvonnöhtē. Bißhero Hr. D. Mengering / deme beut die Hand Willichius von dem Hexenfahren in der Lufft. 6 Von dieser Frage / schreibet er. Ob die Hexen auff Besemen / Gabeln und Thieren können reiten zu ihrer Gesellschafft? da sagen also etliche von / daß keine Hexe auff gemelten Instrumenten unn Thieren warhafftig reite. Es haben auch die Hexen keine Versamlungē / wie die gemeine Sage gehet / sondern der Teuffel lasse sie in einen harten Schlaf fallen / und bilde ihnen im Traum solch Ding ein / daß sie darnach / so sie erwachen / meynē / sie seyn auf [207] Stecken oder Thieren durch den Schorstein gefahren / und mit ihrer Gesellschafft lustig gewest etc. Diese Meynung ist auch nicht zustraffen / denn ohne Zweiffel die Hexen offtmahls solcher weise verblendet werden. Nichts destoweniger ist zuglauben /daß der Teuffel unterweilen warhafftiglich ein concilium mache mit den Hexen und Zauberern / und führe sie persönlich an einen bestimten Ort zusammen; denn alle Argumenta, damit jene Meynung bekräfftiget wird / da kan auch diese mit bekräftiget werden.

Zum ersten / sagen sie / GOtt verhänge dem Teuffel / daß er die Hexen also verblende / ziehen auch Exempel solcher Verblendung an. Darauff sage ich / daß er sie durch die Lufft führet / das geschicht eben so wenig / ohne GOttes Verhengnüß / als jenes.

Zum andern sagen sie / die Verblendung sey dem Teuffel leicht / und müglich: Antwort / Daß er sie durch die Lufft führet / darinnen er regieret / wie Paulus lehret / das ist ihm noch müglicher und leichter; kunte er doch CHristum selbst durch Verhängniß seines Vatters auff den Berg / und auff die Zinnen führen / solte er solches nicht vermögen an denen / welche sich ihm zu eigen ergeben? Auch ist es kein Werck der Natur / und bedarff keiner Verwunderung.

Zum dritten ist gewiß / daß sie mit dem Teuffel[208] Bündniß haben. Dieweil aber der Teuffel Verblendung kan üben / auch an denen / welche keine gewisse Bündniß mit ihm gemacht / wie dasselbe Paulus bezeuget in der 2. Cor. 4. So erfolget / daß er etliche Werck an seinen Bundgenossen thue / welche er an andern / (ob sie schon auch Gottloß und ungläubig sind) nicht zu thun pfleget / und welche zu einer Verbindung und gewissen Vereinigung gehören / kan derohalben wol seyn / daß er bißweilen sein Gesinde und treue Diener zusammen bringe / und erneure mit ihnen den gemachten Bund.

Zum vierten / ist dem Teuffel an solcher offt wiederholten Verbindung etwas gelegen. Denn wenn ers bey dem ersten Pact liesse bleiben / künten die Hexen wieder abfallen / und sich zu GOTT bekehren. Daß er aber dafür bauen künte / so ist vonnöthen ihm / daß er nicht davon ablasse / sondern erinnere sie offt des gethanen Eydes / und bringe sie je länger je tieffer in sein Eigenthum und Dienstbarkeit.

Wiewol er nun dieses auch auff eine andere Weise thun künte / nemlich daß er heimlich zu ihnen käme und redete nach seiner Notturft mit ihnen / so hat er doch zu fürchten / daß sie also in ein Grausen und Wancken fallen möchten.

Solches zu vermeyden / so bringet er auß einem gantzen Gebieth oder Landschafft die Hexen zusammen / und richtet eine grosse Freude [209] an mit Essen /Trincken und Kurtz-Weilen / auff daß sie sich destoweniger für ihm fürchten / die Bündnüß desto steiffer halten / zur Teuffels-Zunfft destomehr Lust und Anreitzen gewinnen / und so sie sehen daß viel andere dergleichen thun / daß sie zu solchen Wercken desto gehertzter und kühner werden. Hievon mag man lesen Iacobum Sprengerum part. 2. c. 13. oder das Büchlein Herrn Jacobs Freyherrn von Liechtenberg. Biß hieher Ludovicus VVillichius.

Daß die Hexenfahrt leiblich sey / beweiset auch der Autor der Hundstäg-Erquickstunden mit gar vielen / so wol weltlichen als Geistlichen Historien. 7 Matt. 4. v. 8. Act. Apostol. c. 8. v. 26. & v. 40. Dan. 14. v. 35. und setzet hinzu; Auch hindert oder hemmet nichts die Schwere desselben / oder dessen widrige Rückhaltung. Denn des Teuffels Krafft und Macht ist weit grösser / als welcher gantze Berge kan auß ihrem Sitz heben. Auch thut nichts zu hinter-treiben diese Meynung / daß man fürschüttet die Geschwindigkeit der Fahrt / da in gar kurtzer Zeit ein weiter Weg überwunden wird. Denn die Englische Geschwindigkeit kan solches auß Zulassung Gottes gar wol außrichten / wie solches die hin unn wieder fürfallende Exempel außweisen und lehren. 8 Vnd gilt auch nichts der Einwurff des Vlrici Molitoris, daß es ungereimbt zu seyn scheine / von den [210] Wercken und Macht-Vbungen der guten Engel / zu den Bösen schliessen / denn der guten Engel Macht weit grösser / als der Bösen sey: denn ich sehe keine volgültige und bewegende Vrsach / warümb die guten / was die Orts-Bewegung antrifft /mehr können und vermögen / als die Bösen. Zudē ist aller schriftklugen Männer einhellige Meynung / daß die Teuffel ihre natürliche Gaben und Kräffte behalten: Hingegen ihre Gnaden-Geschencke und Kräffte durch ihren Abfall verlohren. Mehr Exempel derjenigē / so leibhaftig durch die Lufft gefahren: suche beym Autore von wund'barlich. Gespenst. par. 1.p.m. 179. a.b. auß dē VViero. l. 2. c. 7. etc. It. p.m. 176. b. daß es die Hexen gesehen hetten / wie eine Hexe durch die Lufft geführet worden. It. p. 118. b. 119. daß einer von Adel auß Lombardeyen in einer Nacht auß Aegypten gen Paphy sey geführet worden: auß dem Boccatio. Item. p.m. 49. a.b. auß dem Manlio in collectan. von einem Heydelbergischen Doctor, der auff einem Pferd durch die Lufft gefahren oder gerissen worden. Also schreibet auch Meyfahrt / daß etliche fürgeben / es weren die Antipodes (welche auff den untern Theil der Erden wohnen / und ihre Füsse gegen unsere kehren) von den Engeln in Americam getragen worden. 9

»Bißher habē wir fast solch Leute angehört / welche dafürhaltē / daß die Hexēfahrt leibhafftig [211] und warhafftig geschehe / darauff folgen andere Scriptores, so es nicht zugeben können«/ und ist unter solchen der erste Iodocus Hockerius, welcher also redet; Ihrer viel halten für warhafftig / was gesaget wird von dem Hexenfahren in der Lufft / oder daß sie sonsten auff Besemen / Gabeln und Thieren reiten können / zu ihrer Geselschafft / und daselbst tantzen / und anderer Freuden-Affen-Spiel treiben. 10 Aber ich achte es auch unwarhafftig zu seyn / und ein lauter Teuffels-Gespenste / nicht allein daß es wider die Arth eines natürlichen Menschen ist / also durch den Schornstein und in der Lufft zu fahren / sondern weil ich auch sehe / daß die fürnemsten Wörter der Gelehrten das Widerspiel halten. Sondern das ist die Warheit / daß der listige Fuchs der Teuffel die armen Weiber im Schlaff dermassen bethöret / und ihnen solche imagination und Einbildung ins Hertz drücken kan / daß ihnen selbst bedüncket / sie gehen zu herrlichen Mahlzeiten / Music spielen / Tantzen und schönen jungen Knaben. Damit sie allerley Kurtzweile / Beywohnung treiben / und ist doch eitel Phantasey / Betrug und List / wie dasselbig viel glaubwürdig erfahren haben. Vnd dieses auch einer wegen von D. Luthern tom. 1. Ien. lat fol. 126. b. ein Exempel gesetzt wird auß Iohannem Keiserberg / daß einmal eine alte Vettel einen Prediger / so öffentlich dawider gelehret /habe überweisen wollen / es were ein warhafftiges Fahren ihr [212] Hexen-fahren / habe sich derohalben in Beyseyn des Predigers in einen Trog gesetzet / und mit ihrer dazu bereiteten Salben weidlich geschmieret / biß so lang sie in einen tieffen Schlaff gefallen sey /darin sie etliche Zeit gelegen / aber doch endlich sie gekommen sey / und da angehoben viel Wunders wieder zu sagen / wo sie mitlerweile gewest / und was herliches Dinges sie in kurtzer Zeit erfahren hette. Sey aber vom selbigen Priester des Betrugs halber gewaltiglich überzeuget worden. Vnd saget D. Lutherus recht davon / daß es nicht allein »verbotten sey solches zu thun / sondern auch zu glauben / und hindert uns nicht« / daß etliche fürgeben / der Teuffel habe Christum selbst auff den Berg und auff die Zinnen geführet / denn es von vielen Gelehrten dafür angesehen / daß es nicht re verâ oder corporaliter (nicht warhafftig oder leiblich) sondern per visionem mentaliter oder imginativè (in einem Gesichte durch Einbildung und Phantasey) geschehen sey / vide Bucerum & Calvinum utrumq; in 4. Matt. caput. Andere Gegenwürff lasse ich Kürtze halben fahren.

Man sol aber hie auch bey merckē / daß es dem Teuffel als einen lang-geübeten und erfahrnen Physico nicht schwer ist seinen Vertrauten eine solche Salben zu bereiten / welche nicht allein einen langwierigen tieffen Schlaff zu erwecken täglich / sondern die auch Krafft und [213] Wirckung hat / daß man durch sie wunderliche Dinge sehen mag / so doch unsere Medici (vide VVier. 2. c. 31. p.m. 135.) davon viel geschrieben haben. Hiebey ist gantz dienlich ein fein Historie / so sonderlich gehöret zu dieser Materie und Handelung / welche D. Iohann. VVierus als glaubwürdig und warhafftig erzehlet / l. 5. c. 10. de præstigiis Dæmon. etc. lat. p. 461. Ger. 1052.

Hieher gehören auch die Worte Petri Martyr. in l. 1. Samuelis c. 28. fol. 166. a. Sagæ mulieres & viri malefici, ut istos Spiritus ad se invitarent, solebant se perungere unguento aliquo soporifero, deinde se conjicere in lectum: ubi ita profundè dormiebāt, ut nec aciculis nec ignibus possēt expergefieri. Interim Diaboli illis ita dormiētibus multa proponebāt ludicra, cōvivia, Choreas & omne genus voluptatum. (Das ist: Damit die Zauberinnen und Hexenmeister die Bösen Geister zu sich locken / pflegen sie mit solchen Salben / die den Schlaff verursachen sich zu schmieren / und denn legen sie sich in ein Bette / und schlaffen so hart und feste / daß sie nicht auffwachen /ob man sie gleich mit Nadeln sticht / oder mit Feur brenne. Vnterdessen bildet ihnen der Satan im Schlaff solche seltzame Phantaseyen ein / das sie ihnen bedüncken lassen / sie seyn bey herlichen Gastereyen /sie tantzen / und leben in aller Lust und Freuden.) Der Satan kan dennoch wol die Seinen in die Lufft warhafftig mit ihren Cörpern [214] führen / als er dem Simoni Mago thät / aber daß es allezeit mit den Hexen geschehe / oder immer geschehe / davon besehe der Christliche Leser D. VVieruml. 2. c. 29. 11 Imgleichē schreibet er auch / in angezogenen Orte am 128 Blat.Luth. in dem ersten Lateinischen Jenischē Theil in Erklärung der Zehē Geboth / gibt gar viel den Zauberinnen nach. »Aber daß sie auff Besē / Gabeln / auf den Böcken unn dergleichē reitē / auffahrē / und zu ihrer Geselschafft ziehen sollen / wil er nicht zulassen / und saget daß es nicht glaubig sey. Item es sey nichts /daß sie solten verwandelt werdē / und lautē seine Wort zu teutsch also. Daß die alten Hexen sich sollen in Katzen verwandeln / und deß Nachts herumb lauffen / ist verbotten zu gläuben / daß es war sey / 26. q. cap. Nec mirum ne ullus credat etc. in decretis. und bald hernach: Man saget / daß die Weiber in Katzen werē verwandelt wordē / were auß diesē Grunde wahr / daß ein thumkühner Wagehals in einem wüsten ledigen Hause geschlaffen / unn dergleichē Katzē viel verwundet habe / des morgens aber weren es alte Weiber gewesen. 12 Allein solches ist entweder erdichtet / oder der Teuffel selbst hat solche alte Hexen verwundet / damit er solchē falschē Wahn einē Glaubē zu Wege bringen möchte / als hette derselbe Mensch warhaftig die alten Weiber verwundet / welchem gedaucht hat daß er die Katze / daß ist die Teufel verwunde. Es kan auch seyn / daß denen Hexen im Traum [215] oder in einer Entzückung deuchte als lieffen sie herümb / und würden verwundet / da sie doch im Bette liegen und schlaffen / und vom Teuffel verwundet werden / damit sie hernach warhafftig gläuben und dafür halten / sie weren in der Warheit selber herumbgelauffen / und von einem andern also verwundet worden.

Eben so viel hält auch davon M. Samuel Pomarius, dessen Worte ins Teutsch also übersetzet / also lauten: Hieher ziehen wir auch die verdamlichen Zusammenkunffte der Vnholden so wol anders wo / als fürnemlich auff dem Blocksberge / auff welchem / wie man saget / alle Hexen in gantz Teutschlande / wenn sie sich mit gewissen Salben beschmieret haben / am ersten Mäy in der Nacht theils sollen getragen werden in gar kurtzer Zeit von ihren Buhlern den bösen Geistern / welche zu ihnen kommen in Gestalt eines Bockes / eines Schweines / eines Kalbes und dergleichen; theils sollen sie auch auff denselben fahren / auff Besen und Stecken / und denn die gantze Nacht mit spielen / fressen / sauffen / tantzen und allerhand fleischlichen Ergetzligkeiten nebenst ihren Buhlern zu bringen / wie Herr Carpzovius prax. Crimin. p. 1. q. 48. n. 22. anführet. 13 Wir leugnen zwar nicht / daß der Teuffel könne die Menschlichen Leiber also in der Lufft führen / weil er ist ein starcker und mächtiger Geist / und führet auch die so durch Fluchen und Schweren sich ihm [216] ergeben / offtmals mit grossem Geschrey und Geheule hoch in der Lufft hinweg. Ja so der Engel des HERREN den Habacuc bey den Haren des Haupts auß Judæa gen Babel getragen; So der Satan den HErrn CHristum selber mit sich auß der Wüsten in die Stad Jerusalem genommen / und auff die Zinne des Tempels gestellet / und von dannen wiederumb auff einen sehr hohen Berg geführet / was solte er denn nicht thun bey denen / die sich ihme gantz zu eigen ergeben haben. Ja er führet auch die Seele zugleich mit dem Leibe weg / und bringet nicht die Seele alleine durch die Entzückung in die abgelegene Oerte / also daß der Leib unter des zu Hause liege nicht anders als wenn er gantz tod were / dieweil hernach solche Vereinigung der Seelen mit dem Leibe der warhafftigen Aufferweckung von den Todten sich gleichet / welche aller Creatur unmöglich; und ist nicht einmal geschehen / daß die Hexen von ihren Zusammenkunfften und Teuffelischen Freuden-Leben viel herliches gerühmet und erzehlet haben / da sie doch unterdeß zu Hause in ihren Betten in einem sehr tieffen Schlaff gelegen haben. 14 Eine denckwürdige Historie führet Herr D. Carpzovius am angezogenen Orte n. 27. an / »auß des Pauli Grillandi Tract. de sortileg. von einer Hexen / welche in der Marter und Gefängnüß bekant hat / daß sie eben in der Nacht und in derselbē [217] Stunde were bey ihrem Satanischen Wollebē gewest / in unn zu welcher ihr Ehmann / Vermöge seins geleistetē Eydes / sie wil bey sich im Bett gemercket / und mit Fleiß zu unterschiedlichen mahlen angegriffen haben.« Hr. D. Luth. Sel. Tom. 1. Ien. Lat. fol. 26. nachdem er gesagt / es were lauter Traumwerck und erdichtete Sachen / daß der Satan die Hexen in der Lufft leiblich solle fortführen / erzehlet auß Johann Keyserbergen eine Historie von einer alten Vettel / welche damit sie ihren Prediger der solch jr Luftfahren / als ein falsch erdichtetes und eingebildetes Werck verworffen / Lügen straffen möchte / denselbē zu sich gefodert habe / unn in seiner Gegēwart sich gesalbet / darnach sich auff eine Gabel gesetzet / als wolte sie gleich davō fahren / aber sie sey alsobald ingeschlaffen / unn sich wund'lich herum geweltzet / biß sie endlich vō der Banck gefallē und ein Loch im Kopff bekommen hat. Sind solches demnach nur Teuflische Träume / und starcke Einbildungen der verderbeten Phantasey. Daher schreibet Philippus lib. de anima. Die 4. Arth der Treume ist Teufflisch / als wenn die Hexē ihnē einbildē unn träumē lassē / als werē sie bey Gastereyen und Freuden-Spielen / da man doch auß der Erfahrung hat / daß sie nit sind vō Orte und Stelle kommen / sondern daß sie nur im Schlaffe durch ihre Geberden und Geschrey solche Zeichen von sich gegeben haben / als wenn sie bey Gastereyen werē / hüpfftē und springen.

[218] Iacobus Martini führet solches noch weiter auß; dessen Wort / weil sie sehr weitläufftig sind / wollen wir nur Lateinisch anhero setzen. 15 §. 5. Eorum quæ magis ipsis (schreibet er) evenire narrantur, duo imprimis sunt: Primum est, Animi Magorum extra corpus abreptio & ad nocturna comitia (auf dem Blocksberg) translatio. De hac controversia occurrit. Possintne animi Magorum vi Diabolica extra corpora abripi, & ad Panegyres suas ferri: Bodinus animi hanc abreptionem re vera contingere statuit. l. 2. dæmon. c. 5. 16 Nos negativā defensuri argumentamur: (1.) Corpus Magi, cujus animus exspaciatus & apreptus dicitur, aut erit vivum, aut mortuū. Si vivū. E. est animatū. At hoc nō, cum nihil possit esse animatū sine anima; quippe quod contradictionem involvit. Si mortuum est, poterunt mortui vi Dæmonum resuscitari. Quod miraculum & solius Dei proprium, artibus Magicis nulla ratione effici potest Deut. 39. v. 39. Sap. 16. v. 13. (2.) Si animus Magorum extra corpus abripitur, corpus autem sopitum domi restat, (sæpissimè autē eo ipso tēpore, quo profectosad sua comitia se fuisse affirmarunt, domi stertere visi sunt Magi. Bodinuslibr. 2. c. 5.Camerarius Cent. 1. Meditat. cap. 72.) erunt aut duo ὑφις άμενα aut unum. Prius est absurdum; una enim ut hominis essentia, ita & existentia, nuilaque vi Magica duplex reddi potest, cum essentia [219] & existentia re non discernantur. Posterius esse non potest, cum & animus extra corpus abreptus sua propria, & corpus domi relictum sua subsistentia subsistat, unde duæ unius hominis oriuntur subsistentiæ.

Non ita incommodè ἔκςασιν hanc quis definierit sensum externorum ad interna conversionem talem, ut nec passio corporea nec motus externus percipiatur. Quemadmodum Plinius lib. 2. c. 25. Hermotinam quendam Clazomenium ita in excessum mentis abreptum tradit, ut corpus ejus mortuum & sensus expers subsiderit. Nec minus verè cum Peucero l. de div. ludibrium dæmonis, quo ille revocatione ἔκςατικὸν ad sese ex morte in vitam conatur effingere opus resuscitationis mortuorum, solius Dei proprium, Diabolo in imitabile.

§. VI. Objeceris verò. 17 1. Abrepti illi seu ἐκςατικοὶ dicta statutaq; hora revertuntur, quod non fieret, fi vel somno tantum occumberent, vel sensus ad interna conversi essent. Resp. 18 Objectio hæc abitionem animæ non probat. Quid enim, si somno arte Diabolica & pharmacorum natura evocato, devincti teneantur Magi, annon justo tempore quo Dæmoni visum fuerit, ab eo excitari possunt; inprimis cum ipsi tanquam fabulæ totius actori somnum confœderatis suis inducere, eundemq; ubi lubitum fuerit abrumpere [220] & finire operosum non sit. Atqui inquis; Magi nec verbera nec inustiones morantur. 19 Non autem potest esse somnus tam profundus, quem ignis enti admotus non excutiat. Resp. 20 Ea Narcoticorum vis esse perhibetur, ut somno devinctos nec triduo dimittant. An ergo sopiti hi dolores senserint? Turci eos, quos castraturi sunt, his narcoticis potionibus ita soporant, ut nec dolores, nec verbera aut inustiones morentur. Bodinus. l. 2. dæm. c. 5. II. Objicies. 21 FATENTVR ipsi Magi se animo extra corpus abripi, corpore domi relicto. Cardanum scribere autor est Bodinus l. 2. c. 5. se cum luberet per ecstasin extra corpus rapi adeò, ut corpus maneret ἀναίθητον. Resp. 22 Confessio Magorum partim nil probat, est enim corrupti animi & judicii; partim nil probat aliud, quàm somniasse vel vidisse se aliquid; qua autem ratione, an animi extra corpus abreptione, an corporis ipsius exportatione, non probat. Quin pervertit sensus suorum ita Diabolus, ut abreptos se fuisse deinde glorientur.

§. VII. Objicis III. 23 Multas locorum & personarum aliasq; materiatas conditiones è sua profectione enarrant Magi, quæ veræ esse deprehenduntur, imò multas delitias, epulas, commessationes; aliaque innumera referunt reversi. Corpus autem domi visum est stertere. Et oportet, animus à corpore fuerit [221] solutus: Resp. 24 Hæc objectio tantum abest, ut animi à corpore distractionem probet, ut potius eam ipsam impugnet. Si enim referunt quædam è sua profectione Magi, non utiq; mens erit à subjecto sejuncta, & ex corpore abrepta, utpote quæ à materia separata, talia neq; facit neq; patitur, de quibus gloriātur Magi, sunt meræ incātationes & prestigiæ Diabolicæ, quibus miserorum hominū mentes obfascinat veterator ille, ut ea sibi exercere homines dementati videantur quæ nulla sunt. Hinc per somnum somnia movet prodigiosa, quibus volare, commessari, tripudia exercere sibi videntur Magi, quæ deinceps etiam pro veris constanter asseverant. Et ut manifestius evadāt dicta, insigne refert exemplum cujusdam, quod addere operæ pretiū fuit visū, Camerarius Cent. 1. Medit. c. 27. cui, cum harum rerū studio tenebatur, evenit aliquando, ut repentè ablatus domo, sisteretur in loco amœnissimo, ubi cum totā noctē spectasset choreas, indulsissetq; epulis, mane ubi omnia illa disparuissent, vidit se in spinis inter dēsissimos vepres hærere, & quamvis sibi visus fuisset comedere, fame tamē ferè cōficiebatur. 25 Ita suis illudit artifex. Veruntamē inquis, interdū Magi reversi literas, cultellumve eorū, qui absunt longissimè secū reportāt corpore ante oculos multorū jacente immoto, & animus revera expatiatur. Respond. Nihilominus. [222] Ipse enim dæmon sub nomine Magi ea efficit, & quo efficiat commodiùs, oculos adstantium obfascinat, Magisq; cultellos subreptos, quos ostēdant, tradit, ut ita adstantes revera ea à Mago fieri existiment, quæ Diabolus astu oculorum aciem antevertente, efficit: corpore interim sopito ante oculos multorum relicto. 26

§. VIII. IV. Corpora Magorum interdum per aerem vehuntur & exportantur, de quo apud omnes constat. 27 At hoc licet contra naturam videatur, non tamē negandū est. Resp. 1. 28 Corpora Magorū in sublime per aera vi dæmonum vehi contra naturam non est, sed solum violentum. Potest enim tanta esse externi motoris vis, ut etiam, contra quam propensum sit mobile, impellat. Sic nonnunquā integræ moles saxorum ventorū vehemētissimo motu in sublime per aerem hac atque illac jactitatæ fuerunt violenter. 2. Committitur in hac objectione ἑτεροζήτησις: Quæstio est, utrum animus Magorum arte Magica extra corpus abripi possit, corpore relicto: Cōcluditur hoc argumento, corpore exportari Magosà Satana, & in sublime per aerem vehi, de quo controversia adeò non est. Quanquam & hæc ipsa exportatio interdum revera non fit, quod ex eo dijudicari potest, quod sibi contigisse scribit Iohannes Baptista Porta libro secundo de magia [223] natur. c. 26.cujus verba hæc sunt. Incidit, inquit, mihi in manus vetula quædam earum, quas à strigis avis nocturna similitudine striges vocant, sponte pollicita, brevi temporis spatio allaturam responsa. 29 Iubet omnes foràs egredi, qui mecum erant, acciti testes: spoliis nudata tota se unguento quodam valde perfrica vit, nobis è portæ rimulis conspicua: sic soporiferorum vi succorum cecidit, profundoque occubuit somno: fores ipsi patefecimus, multum vapulabat, tantaq; vis soporis fuit, ut sensus eriperetur, ad locum foras redimus, jam medele vires fatiscūt flaccessuntque; à somno revocata multa incipit fari deliria, se maria montesq; transmeasse, falsaq; depromit responsa: Negamus; instat: Livorem ostendimus, pertinaciter resistit magis. Hæc ille.

§. IX. Excipies nihilominus ad dicta hactenus. 30 ACTIONEM ESSE MAGICAM, ideoque ad leges naturæ non tam accuratè adstringendam. Nam si plurimæ res naturales sint obscuræ & incredibiles, multò magis potentiam actionesque spirituum, qui longè secus, ac naturæ ferat cursus, sua cœpta perficiant, animi nostri captum excedere, ideoque ἐιτῶ οτι ἐστι, si τὸ διότι attingi non potest, acquiescendum esse necesse est. Respond. Petitionem committi principii. Quæritur hoc, an, quia actio est Magica, necessitati naturæ fit eximenda? Pertinere [224] has actiones ad Physicam contemplationem dictum fuit thes. 2. Et cum affectus actionis Magicæ sit res naturalis, ut herba radix, aqua etc. cur non & ipsa actio ad statum naturæ sit revocanda? Geniorum quoque vis maxima quidem, tanta tamen non est, ut necessitatem & facultates causarum naturalium possit evertere. Sed norunt asturè sim ul & violenter pluribus modis patientibus adjicere agentia, aggrayare vires facultatum, ut gravior eò & celerior producatur effectus. Intellectus autem debet quiescere in re obscura, ubi τὸ διότι assequi non potest, si ipsum τὸ ὅτι ἐςί sit certum & indubitatum: secus quoniam hic evenit, ut ipsum τὸ ὅτι in disceptationem veniat, non potest intellectus in eo, ut pote in re dubia & controversa, finem inquirendi ponere. Quandoquidem hic, an ita se res habeat, ut vulgo fertur, in controversia est positum. Pertinet huc etiam Rex Angliæ Iacobus in Dæmonologia l. 3. c. 5. p.m. 174. etc. qui itidem asserit Transportationem esse imaginariam. Item Anton. Prætorius im Bericht von Zauberey p.m. 36. Hieher gehöret vielleicht auch / was man von dem grossen Berg Slotus 31 saget /welcher recht unter dem Nord seyn sol / und welchen aucht Franciscus Patricius (in seinem Tractatu, in welchem er die Ründe der Erden hat wollen ümmestossen oder verwerffen) unter andern Bergen erheben und [225] groß machen wil: welchen doch (nach dem Vrtheil meines Hochgeehrten Herrn Præceptoris; Profess. Public. Franckensteins / in seinen notis oder Anmerckungen über die Sphæricam Feldii) niemand jemaln gesehen / oder hat sehen können / oder daß er etwan einen Mago oder Zauberer im Schlaff mag vorgekommen seyn. 32 Was hiezu 1. den Magum betrifft / so wird in des Kircheri Itiner. Ecstatico gedacht eines Engeländischen Mönchs, auß Ochsenfurth /welcher durch seine Schwartzkünstlerey geführet ist an die Oerter / so unter dem mitternächtigē Polo liegē / unn habe alda fundē einen grossē Stein / als der in seinē Vmkreiß 33. Frantzösische Meilen begreifft /unter welchem das mitternächtige Meer (per quatuor Euripos) durch 4. Einflüsse in einē ungeheurē Schlauch unn grundlosē Loche verschlungē wird. 33 Was ferner zum 2. anlanget / daß nimand zu solchē Berge hingelanget oder gekommē sey / so ist solches für sich auch einmal richtig / unn obschon Olaus Magnus fast an drey Ortē die ich vermercket in epitome de Gentib. Septentr. als p. 9. und 31. auch 385. bekräfftiget / daß er selber in Person biß auf die Höhe 86. gr. gekommen sey. So meyne ich doch / daß er irre / indem er zu erst mag Elevationem, stellæ polaris und nit ipsius poli, puncti imaginarii, meynē: zum 2. dazu kein just Instrument oder Quadrantē mag gehabt habē / womit er die Richtigkeit habe können er haltēgnung [226] were es / wenn er ümbgekehret sagete /(für 86. grad) 68. gr. ferner halte ichs noch für unwarhafftiger / daß der König Hotherus gar mit einander unter dem Polo mit dem Satyro oder Gespenste Memmingo gescharmützelt / unn nach erhaltener Oberhand eine wackere Beute davon gebracht habe / wie derSaxo Grammaticus berichtet, vide Olaum d.l. lib. 3.p.m. 108. 109. & lib. 1. p. 2. Wenn dieses sich so verhielte / würden traun die Holländischen Magnates oder (besihe Ovvenū irgentwo) Magnetes (nit die Eisen nach sich ziehen sondern Gold / wie dergleichēMagneten in Indiē seyn sollē / das seynd aber die Spannier vide Cabeū de Phil. Magn.) oder auch Engelländische Greiffe solche Schätze schon albereit etlichmahl nach sich gezogen haben; So ferne sie hetten können dahin gelangen / welches aber niemals geschehen / sintemahl wie sie auffs Höchste gekommen seyn / den 81. gr. erhalten haben: als anno 1596. besihe Eberhard Schultzens Geograph. p.m. 497. 498. wiewol Röhling an einem Orte vermeldet / sie weren hingerahten zu dem 81. unn 82. gr. weil man also noch bey 9. gr. oder 135. Teutsche Meile-Weges davon gewesen / wenn man schon auffs höchste gerahten: wie wil man in dergleichen Distantz denselben schwartzen Felß oder höchsten Polberg / dessen Vmschweif 16. mill. Germ. seyn sollen / daselbsten schon haben sehen können / ich geschweige / daß einer [227] solle drauff gewesen seyn / oder denselbigen gemessen haben. 34 Wie dergleichen Grillen-Stecher von dem Schultzen d.l. dannenhero rechtmässig verlacht werden.

Was zum dritten betrifft / daß niemand habe können hinkommen / beweiset weitläufftig Hulsius in seiner XII. Holländischen Schiff-Fahrt mit dem Exempel der Holländer und Engelländer / so beyderseits drey vergebliche Schiffahrten nach dem Nordpol gethan: in dem sie vom Eiß-Meere allezeit seyn verhindert worden: Betrüglich hat also vorgegeben der D. Röhling /daß unterm Polo, je näher man hinzukäme / immer wärmere Lufft were / ja es were gar der Paradeiß da /hat der Goiel Postellus geschwatzet. Doch gnug von diesem. Jetzo wollen wir noch anfuhren / was Bodinus von der Hexenfahrt schreibet / und alsdenn dieses Stück beschliessen. Es schreibet aber Bodinus also: Nun zu Ende dieses Capittels / wil ich den Beschluß der Disputation einmengen / der von dem Käyser Sigismund / so ein fürtrefflicher und gelehrter Fürst gewesen / ist abgeredt worden: welche D. Vlrich Müller in einem kleinen Büchlein von dieser Materi lautend / hat beschrieben / darinnen er unzehliger viel Exempel und gerichtlicher Vhrkunden Anmeldung thut / zur Beweisung / daß der Sathan eigentlich die Hexen [228] und Hexenmeister mit Leib und Seele vertrage und verführe.

Auch hieß diß der Evangelischen Histori gespottet / wenn man in Zweiffel ziehen wolte / ob der Teuffel die Zauberer von einem End an das ander vertrage. Sintemahl im Evangelio gedacht wird / der Sathan habe unsern Seeligmacher Jesum Christum in der Wüsten auff die Zinnen des Tempels / und nachgehends auf den höchsten Berg geführet oder vertragen. Denn der gröste und rechtsinnigste Theil der Theologen halten für unzweyffentlich / er sey warhaftiglich mit Leib und Seel vertragen und transportirt worden. 35 Sie gestehen auch / der Prophet Habacuc sey gleichfals Seel- und Leibhafftig obangedeuteter Gestalt gen Babel verführet oder getragen worden.

Gleichwie auch der Apostel Philippus in der Geschicht der Apostel eben dermassen mit Leib und Seel zu den Cämmerer auß Moren-Land ward vertragen. »Darüber Thomas von Aquien schliesset / daß wo es an einē möglich sey / könne es auch an allen / die gleicher Natur und gleiches Gerichts seyn / müglich seyn und werden.« Siehe da / diß ist sein Argument, welches er auß dem dritten Capittel Matthei schliesset.

Wir lesen auch in dem mehrmals angezogenen Grichischen Autore Philostrato, daß der Apollonius Thyaneus 36, welchen etliche Heidnische [229] Philosophi beynahe gar zu einen Heiligē gemacht / in wenig Stundē auß Morenland bey dem Ursprung des fürne mestē Aegyptischē Flusses biß gen Rom sey vertragen worden. Welches nach gerader Lini nicht weniger denn zwo tausend und fünff hundert Meilen machet. Zu weilen ward er auch von Rom gen Corinth / und etwan von Schmyrnen gen Ephesum verketscht oder übergetragen.

Und im Jahr Christi M. CCXXI. hat ein Priester von Halberstad Iohannes Teutonicus genant / so zu seiner Zeit der beschreiteste Zauberer gewesen / zu Mitternacht drey Messen gesungen / eine zu Halberstadt / die ander zu Mäyntz und die dritte zu Cöln (Confer Crusium de Nocturn. officiis. p.m. 374. cap. 19.) 37

Wie man auch dergleichen von dem Pythagora meldet / daß er von Thuria in Metapontum sey übersetzet worden.

Ja selber D. Iohann Weier der Schirmer und Beschützer der Zauberer / behauptet durch eine gewisse Kunst / es sey wahr / daß er viel Leute gekant / die gedachter Gestalt in einem Augenblick von einem Ort ins ander seyn übergeschafft und getragen worden. 38

Vnd demnach viel meynen / diß Verketzschen und Vbersetzen gehe allein Geistmässig zu / so last uns nun von Verzückung des Geistes Handelung furnehmen.

[230]
Das V. Capitul.

Von der Verzückung und Verrückung oder Gemuhts Entwendung der Zauberer und Hexen / und wie sie ihre gewönliche Gemeinschafft und Beywohnung zu den bösen Geistern haben und erhalten.


Dasjenige / so nun vom verfahren der Zauberer und Hexen mit Leib und Seel ist gehandelt / und diß / so vielfältige denckwürdige Erfahrnüssē beybringē / gebē gleichsamb augenscheinlich und greifflich derjenigē Irthumb an Tag / welche geschrieben /das Fahrē der Hexē sey nichts anders denn eine Einbildung od' Verzückung des Gemühts / der Sinne unn Gedanckē / unn zeichē hiezu / für ein Exempel an /das Gesicht des Prophetē Ezechielis, der im Geist von Babel gen Jerusalē ist verzückt worden. 39 Welches Gesicht doch eine wahre Scheidung vō der Selen seyn kan / unn auch ohne Scheidung. Aber die Hebreer halten in ihrer geheimen Theologi dafür / der Engel thue GOtt ein Opffer von der Außerwehlten Seelē durch eine Abstraction oder Abziehung / da doch der Mensch beym Leben bleibet. 40 Und zu dieser Meynung ziehē sie an den Ort auß dem 116. Ps. Pretiosa in conspectu Domini mors sanctorum ejus; der Todt seiner Heiligen ist wehrt gehalten für dem HErrn. Welches wie es scheinet Plato in dem Phædrone nennet einen lustigen [231] und lieblichen Tod. Jedoch sol man darumb nicht die warhaffte Vertragung des Liebes und der Seelen / so durch die gute und böse Geister geschehen mag / verneinen. 41 Wir können wider der vorigen Meynung wol die Exempel mit dem Helia und Henoch anziehen / welche mit ihren Leibern im Himmel seyn verzückt worden. Deßgleichen auch diß mit dem Propheten Habacuc / der leibhafftig durch einen Engel in die Löwen-Grube zu dem Propheten Daniel ist getragen worden. Vnd wo man sagen wolte / in diesem erst angezogenen Exempel seynd keine wahre leibliche Vertragungen geschehen: Wie hat sich denn begeben können / daß der zu Loches viel Meilen von seinem Bette beylandes von Baurdeaux ist vertragen /und jener von Leon ins Lottringer Land ist verführet /und der / von dem Plutarchus meldet / auß Griechenland in Crotanam bey Neapolis mehr denn hundert Meilen über Meer übergesetzt worden. Vnd in andern mehr dergleichen Exempel geschehen. Thomas von Aquin / Durandus Hervet / Bonaventura von Tarantasia / und Geraldus Odetus, welche diese quæstion in ihren Außlegungen über das andere Buch / distinst. 8. des Magistri der Sententien haben gehandelt / die schliessen gantz förmlich / daß die Teuffel durch ihre natürliche Macht die Leiber von einem Ort ins ander zu vertragen pflegen. Doch [232] halten sie die Verzückung des Geistes für wünderlicher / denn des Leibes Vertragung. So denn der Teuffel diese Macht hat / in massen sie geständig / daß er den Geist des Menschen ausser seinen Leib verzucken kan / solte es ihm nicht viel leichter seyn / Leib und Seel ohne einige Zertheilung / Trennung und Absonderung des verstandgemässen Theils / oder Partis Rationalis, hinzutragen / als einen vom andern zu trennen und zu theilen ohne des Menschen Tod? Wiewol wir nun unzweiffelhaffte Zeugnisse und gewisse Erweisungen von Vnsterbligkeit der Seelen haben. Jedoch bedünckt mich diß itzo gerührte Stück die allerstärckeste und gröste Beweisung / als welche durch unzehlich Historien Vrtheil /Vergichten / Vberweisungen / Vberzeugungen / Bekäntnüsse und Exequirung seynd gantz vergewissert und greiflich dargethan. Ja sage ich / dieser eintziger Punct mag alle Epicurer und Gottlose Atheisten überzeugen / daß der Menschliche Geist ein unsterblich Wesen sey. Denn die Hypothesis des Aristotelis in dem zweyten Buch von der Seelen / da er also setzet /daß die Seele gewiß unsterblich seyn muß / wenn sie etwas ohne Hülffe des Leibes für sich selbst thun und schaffen könne / wird durch diese nun angeregte Weiß gantz mercklich wahr gemacht / verificirt und dargethan. 42 Desgleichen auch die zweyte hypothesis, daß die Seele gewiß unsterblich [233] sterblich seyn muß / wenn sie vom Leib theilbar und absonderlich sey. Aber die Vnglaubigen / so weder von der Macht GOttes / noch dem Wesen der Geister / etwas halten und glauben /und die geben unverschämter Weise auß / daß diß / so wir die Sele heissen / sey eine Harmonische oder wolgestimte Verbündnüß und algemeine Form so auß den particular Formen der Humoren und andern Theilen des Menschlichen Leibs entstünde. Welche warlich eine grobe ungereümte incongruität / daß man des Menschē Form wil componiren: von deren doch allePhilosophi halten und bekennen / daß sie pur / simpel und einfach sey auß vielen Formen. Belangend denn die Verzückung, da sagen und halten sie / es sey ein Melancholischer Traum durch welchē die Kräfte der Selen begraben werden / also daß es scheinet / als sey der Mensch gestorbē. 43 Aber das gehet gar lächerlich ab: Angesehen / daß es vielmehr Zauberer und Hexenmeister in Nordwegen unn Liefland und andern Septentrionalischē Gegēden hat / denn sonst in allen übrigen Theilen der Welt. Inmassen Olaus Magnus davon schreibet. Vnd es scheinet / als könne diß /welches in dem Jesaia vom Satan gemeldet wird / Ich wil auff den Nordwind steigen und GOTT gleich seyn / recht gezogen werden auff die Gewalt des Satans /den er hat über die Völck er / so gegen Norden gelegen / welche von [234] bösen Geistern und Zauberern sehr übel verschreit sind. Gleich wie man auff ebenmässigen Fall durch die gantze H. Schrifft findet / daß von Nord her alles Vnglück kommen werde. 44 Als im Buch der Weißheit am 2. cap. Esaiæ cap. 14. 41. 49. Jerem. cap. 34. 6. 13. 15. 23. 25. 46. 47. 50. 51.Ezech. 8. 48. Daniel. cap. II. Zachar. cap. 2. und gleichwol sind diese Aquilonische Völcker am allermeisten mit Melancholey behafftet / als keine Nation unter dem Himmel / denn sie sind gemeiniglich sehr weiß und bleichfärbich / oder haben Haare wie die Kühe. Derohalben muß darauß folgen / daß diese Gesellen / so solcher ungeschickter Meynung sind / ihrer Vnwissenheit bekäntlich seyn müssen. Denn Plutarchus schreibet / von einem Solens genant / und Plinius von einem Hermotino Clazomenio, und Herodotus von einem Philolosopho von Proconese einem Gotteslästerer und Atheisten / daß sie dermassen starck im Ecstasi seyn verzückt worden / daß ihre Leiber gleichsam unempfindlich tod da gelegen. Also daß des Hermotini Feind / als sie seinē Leib der gestalt in d' Onmacht da liegen fandē / brachtē sie ihn üm / unn verbranten ihn. 45 Hieron. Cardanus 46 von Meyland / ein fürnehmer Philosophus zu unserer Zeit / hat in seiner Genesi schriftlich hinterlassē / daß er durch eine Ecstasin ausser seinē Leib sey so oft verzückt wordē als er gewolt: dermassen daß er gar ohne leibliche [235] Empfündnis gewesen. Aber ich halte dafur /daß alle die / so mit Willen wachend diese Verzückung gedulden / Zauberer seyn. Auch bekent gedachter Cardanus selber / sein Vatter habe dreyssig Jahr einen geheimen oder familiaren Geist gehabt. Vnd gemeiniglich pflegen die Vätter so Zauberer sind /ihre Kinder also zu ahrten und anzulassen / daß sie ausser sich selbst verzuckt werden. Dahin sich denn reimet / diß / so Virgilius im sechsten Buch Æneidos von einer Hexin schreibet / Quæ se promittit solvere Mentes: die außgiebet / sie könne die Gemüter aufflösen. Denn die Warheit zu sagen / eine vegetarinische /vitalische und animatische Seel bleibet nicht destoweniger / wenn schon die Sinne / Bewegung und Verstand auffgelöst und entbunden seyn / wir haben dessen eine neulicher Historie in eines NeapolitanersMagia naturali, da er schreibt / er habe eine Probe erfahren an einer Hexin / die sich gantz nackend und bloß mit Schmeer habe geschmieret und drauff gantz ohne Empfindniß in Ohnmacht dahin sey gefallen /und als sie nach dreyen Stunden wiederumb zu sich selbst kommen / seltzame Zeitung auß vielen Landen / die doch gewiß gewesen / erzehlet habe. 47 Wol wahr ist es / der Autor desselbigen Buchs / welches wol wehrt / daß man es verbrenne / zeiget Mittel und Wege an / wie mans üben und practiciren sol. Aber der Satan gebraucht es [236] nur gegen diesen / die es gerne heimlich halten wollen / oder die von wegen ihres hohen fürnehmen Geschlechts oder auß andern Vrsachen sich bey gedachten Versamlungen nicht gerne finden lassen. Es hat mir der Præsident von la Tourette erzehlet / wie er im Delphinat eine Zauberin / so verbrennet worden / gekant / die nachdem sie sich nach der Länge bey das Feur gestreckt gehabt / im Sinn also verzückt sey worden / daß doch der Leib im Hause geblieben. 48 Vnd dieweil sie nichts fühlete noch empfunde / strich sie ihr Meister / jämmerlich mit Ruthen / und auff daß man erführe / ob sie tod were / stieß man ihr Feur an die Ende / so am aller zartesten sind. Jedoch konte man sie davon nicht auffwecken / deßhalben liessen ihr Meister und Frau / so nicht anders meyneten denn sie were Tod / da auff den Platz gestrecket liegen / morgens fand man sie in ihrem Bette schlaffen. Dessen ihr Meister sich verwundert / und sie gefraget / was ihr doch gewesen were? darauff sie auff ihre Sprache Ha non maistre tantm' auetz batue. Ach mein Meister wie habt ihr mich so übel geschlagen? der Meister erzehlet solche Geschicht seinen Nachbarn / die sagten ihm rund / sie were eine Hexin. Da ließ er nicht nach / biß sie die Warheit bekant daß sie damals / als sie obgehörter massen verzückt gewesen / mit mit ihrem Geiste / der Versamlung der Zauberer und Hexen beygwohnet habe. Sie bekant [237] auch viel böser Stück / die sie begangen hette / und ward deßhalben lebendig verbrennet. Jacob Sprenger inquisitor fidei oder Ketzermeister / welcher sehr viel Hexen zum Feur verurtheilet /schreibet / daß sie bekent / sie mögen beyde im Geist und auch mit dem Leibe verzückt werden wann sie wollen. 49 Wir haben auch dessen ein Exempel bey unserm Gedencken zu Bourdeaux in M.D.LXXI. Jahr fürgegangen / als man die Zauberer hefftig in Franckreich verfolgete / da fand sich eine alte Zauberin zu Bourdeaux / die bekant vor den Richtern / sie würde eine jede Woche samt andern Gespielen an gewisses End verführet und vertragen: Alda sie einen grossen Bock finde / der sie GOtt verleugnen machet / und von ihnen Gelübde nimmet / ihm fortan zu dienen /und darauff küsse ein jedes den Bock an heßlichen wüsten Enden / und wenn sie alsdenn einen Tantz darauff vollbracht / so nehme ein jedes etliches Gifft-Pulver. Hierauff als M. Belot 50 derer fürnembsten Gerichts-Leute einer / dessen durch die gedachte Zauberin eine Probe wolte erfahren / und aber dieselbe fürwand / sie habe keinen Gewalt / sie sey denn auß dem Gefängnüß / da hieß er sie ledigen. Alsbald rieb sie sich also gantz nackēt mit einer sondern Salbe /darauff fiel sie gleichsamb tod ohne alle Fühlniß dahin. Nach 5. Stunden / als sie wieder zu ihr selber kam und aufstund / [238] erzehlte sie frembde Händel / so an unterschiedenen Orten und Enden sich hatten verloffen; auch also warhafftig befunden worden. 51 Diese Historie habe ich von einem Grafen und Or dens-Ritter / der solcher Probierung beygewohnet /und noch im Leben ist. Der Historten-SchreiberOlaus lib. 5. c. 17. meldet / diß Geist-Verzücken sey sehr gemein in den Mitnächtigen Ländern / und die Freunde desjenigen / so der gestalt verzückt wird /pflegen ihn gar wol zuverwahren / biß derselbe mit grossen Schmertzen wiederkömt / und einen Ring /oder einen Brief / oder ein Messer von dem jenigen /deßhalben sie in Sorgen stehen / und der etwan auff dreyhundert Meilen von dannen ist / zum Warzeichē mit bringet. 52 Ich habe im Jahr 1549. als ich zu Nantes gewesē / gleich so fremdes Urtheil vō sieben Zauberern vernommen / welche in Beywesen vieler Leute sich außthaten / sie wolten innerhalb einer Stunde Zeitung von allen dem bringen / was auff zehen Meilen herumb geschehen: fielen demnach in einer Ohnmacht nieder / und blieben dergestalt wol drey Stunden liegen. Folgends stunden sie wieder auff / und sageten Zeitung / waß sie in der Stad Nantes, und noch weiter herümb gesehen hetten: da bey sie denn gar eigentlich der Umstände Oerter / Händel und Personen hetten wahrgenommen / und was sie also erzehlet /das [239] hat man auch alsobald warhafftig befunden. Diese deß Teuffels Kunden / nachdem sie vieler Vbelthaten verklaget und überwiesen wordē / hat man miteinander verbrent.

Man möchte vielleicht hier einwenden und sagen /die Seele werde nicht verzückt / sondern es sey alleine ein Gesicht / Gespenst und Verblendung / die der Teuffel verursachet. 53 Aber der Außgang und die Wirckungen / so darauß entstehen / überzeugen das Widerspiel.

Man kan zwar die Leute wol mit Mandragora oder Alraunen und andern Narcotischen Brühlein dermassen einschläffern / daß sie recht todt schienen. 54 Aber gleichwol werden etliche dergestalt eingeschlafft / daß sie nicht mehr auffzuwachen wissen: Etliche wenn sie solche Brühlein eingenommen / schlaffen bißweilen drey oder vier Tag unauffgewacht: Inmassen wir dann von der Türckey erfahren / daß man daselbst die jenigen / denen man außwerffen wil / auff solche weise einschläffet: Vnd ist diß an einem gelösten oder wieder erkaufften Gasconier auß dem Niedern Langedoc /als er daselbst ein Leibeigener gewesen / practicirt worden. 55 Aber die Zauberer gebrauchen keines Trancks noch Brühlein. Zudem ist kundbar / daß die so durch Narcotische Träncklein eingeschläfft werden / gar keiner Händel eingedenck seyn. So hingegen die Zauberer und Hexen gar eigentliche Einbildungen haben von ihren Däntzen / Opffern / Anruffungen und andern Sachen / [240] die sie bey ihren Versamlungen gesehen und getrieben / auch ihre Mitgespielen und Gesellen / so der Versamlung beygewohnet / dergestalt mercken / daß wann man sie gegeneinander stellet /sie einander zuschanden machen / und deß Handels bekäntlich seyn müssen. Und durch die Vergichten der jenigen / die der Inquisitor Iacob Sprenger hat verbrennen lassen / erscheinet / daß die Hexen gestanden / sie empfinden in ihren Verzuckungen eben die Sachen / als wann sie leibhafftig weren zugegen gewesen. Und S. Augustinus erzehlet im achtzehenden Buch von der Stadt GOttes von dem Praestantio, wie seyn Vatter offt dergestalt sey verzuckt worden / und wann sein Geist wiederumb zu ihm kommen / habe er fürgeben / wie er in ein Pferd sey verwandelt gewesen / und mit andern Rossen Proviant ins Lager geführet /und getragen habe. 56 Und nichts destoweniger seye sein Leib / dieselbe gantze Zeit durch / gleichsam für todt daheime in seinem Hauß gestreckt gelegen. Welches die Ursach seyn mag / warumb die Lycanthropia oder Verwandelung der Menschen in Wölffe oder andere Thiere bey allen Alten so verschreit / und in allen Orientalischen Landen so gemein gewesen / davon wollen wir jetzund bald handeln. 57

Man findet zwar auch Kranckheitē 58 / die den Menschen unempfindlich und gleichsam tödlich machen / als da ist der Schlag / die Popelsey / [241] die Hand GOttes / S. Veltens Plage / die hinfallende Sucht / das S. Johanns Ubel etc. Und deß findet man ein Exempel am Papst Iulio 59 dem Andern / der zween Tag gelegen / daß man gemeinet / er were gestorben. Und man hält dafür / der Iohannes Scotus 60 sey gantz lebendig begraben worden / wiewol er nur todt geschienen. Dann da er beym Begraben sich begunte im Sarge zu regen / und die Todtengräber solches inne worden /haben sie ihn zwar auß dem Grab wieder herauß gezogen / aber befunden / daß er im Blut gelegen / und almählig seinen Geist auffgegeben hat. Solche Kranckheiten von Ohnmachten / Schweimelungen /Hertzsperrung / Geistverlierung / Tropf / Böß-Weh /und S. Veltens Leiden / begeben sich nit an den Hexen und Zauberern. Sintemal sie zu ihrer Gattung Verzückungen bereit und disponiret sind / wann es ihnen nur gefällig. Und gedulden dasselbige deßhalben / damit sie eine Entschuldigung haben / bey den Versamlungen nit zuerscheinen / auß Furcht daß es möchte außbrechen und offenbar werden. Thun aber nicht destoweniger dem Teuffel Huldung / und haben ihre Unterredung und Gespräch jederzeit in ihren Häusern mit ihm / wann es sie nur gelüstet / wie dann diß zubeweisen stehet mit dem Freyherrn von Raitz 61 / der zu Nantes als ein Zauberer ist verurtheilet und gerichtet worden / nachdem er bekant / wie er 8. Kindelein [242] umbgebracht habe / und an dem gewesen / daß er auch das Neunte umbringen wollen / und dasselbe dem Teuffel auffopffern: Welches Neunte / selbst sein leiblicher Sohn war / den er in Mutter-Leibe gesinnet war zu tödten: Auff daß er nur damit dem Teuffel wol hofierte: Dieser Freyhere sag ich / bekant darneben auch diß / so vorgedacht / nemlich daß er den Teuffel in seiner Kammer pflege anzubeten / und vor ihm jedesmal / wann er ihm in Menschlicher Gestalt erscheine / auff die Knie zu fallen / ja ihm auch Weirauch zu brennen: Welches eine Weise und Form von den abscheulichsten und verfluchtesten Opffern der Amoreer und Cananeer ist gewesen. 62 Der Teuffel hat ihm wundergroß Ding verheissen / wie er ihn so hoch anbringen wolle. Aber zu letzt als er sich gefangen / und im höchsten Jammer und Elend verstrickt gesehen / da hat er alles bekant / und ist darauff vom Leben zum Todt gerichtet worden: Und der Process seiner Confiscation halben bleibet noch zur Zeit rechthängig. Ich habe auch bey offt gedachtem Bruder Sprenger gelesen / daß er eine zum Feuer habe verurtheilet / welche bekant / daß sie als eine Hebamm 63 offtmals die Kinder auß ihrer Mutter-Leib habe empfangen / unn dieselbigen durch Auffhebung in die Höhe dem Teuffel præsentiret und übergeben / und nachgehendes eine grosse Nadel ihnē an einen Ort /da es kein Blut gegeben / in das Häuptlein gesteckt /[243] und also getödtet. Wann sie dann mercket / daß man sie zu Grabe trug / gieng sie hien und grub sie wiederumb auff / kocht sie darnach im Ofen / aß das Fleisch / und hub das Feiste zu sondern teuffelischen Sachen auff: Sie bekant auch / das schrecklich zu hören / sie habe auff solche Weise 40. Kindbet-Kindelein getödtet. 64 Sie war sonst bürdig von Dann / nahe bey Basel. Auch gedencket er neben dieser / noch einer andern / die war von Straßburg / hat unzehlige Kindlein umbgebracht / hat auch darüber ihr Urtheil zum Todt außgestanden.

Dieser übergräulichen Abgötterey und Abgöttischen Greulichkeit / habe ich den Leser deßhalben erinnern sollen / dieweil sie mich die aller Abscheulichste bedaucht hat / von der ich je alle mein Lebetag habe hören reden / auff daß man auff diese / so die Kinder annehmē oder empfangen / genaue Achtung gebe. Belangend das Menschen-Fleisch fressen 65 / ist dasselbe ohne zweiffel gewiß / und die Hexen sind stets von alten Zeiten her darauff verleckert gewesen: Also daß kaum müglich war / die todten Cörper genugsam sorgfältiglich für ihnen zu bewahren / und sie geheb genug dabey zu verschliessen / daß sie teuffeliscke Todtenfresserin nicht in die Gemach wären kommen / und die Todten biß auffs Bein benaget hatten. 66 Daher wird im 67. Capitul der Salischen Gesetz verordnet / daß wo ein Zauberer oder Hexin einen todten Menschē [244] benagen / oder zerfressen / und sie dessen überwiesen und überzeuget würde / sie 200. Solidos für Straffe zahlen solle. 67 Wir lesen auch in dem Philostrato Lemnio daß Apollonius Thyaneus zu Corinth / eine solche Hexin / so vom Fleisch lebete /geoffenbahret und sie auß der Stadt gejaget habe. Darumb auch Horatius für ein greulich Stück hat angeben; Neu pransæ lamiæ puerum vivum extrahat Alvo. Wann man sich besorgen muß / daß die Menschenfressigen Hexen ein Söhnlein lebendig auß Mutter-Leibe ziehen / und gleichwol solches bey den Hexen sehr gemein / sich mit solcher Speise zu nehren und zu mästen. Wir lesen auch in dem Ammiano Marcellino, wie Pollentian der Zunfftmeister sey überwiesen worden / daß er ein schwangere Frau habe auffgeschnitten / von ihrem Kindlein zuerfahren wer Käyser werden solle. Welche angezogene Oerter alle deutlich dasselbige bestätigen / was wir auch zu unserer Zeit in unsern Verurtheilungen der Hexen von Tag zu Tag müssen erfahren.

Auch bereden sich viel Hexen / daß sie der Teuffel deßhalben solche greuliche Stück zu begehen angefrischet / damit sie auff weiß und wege / wie es ihnen gefällig / entweder im Geist oder im Fleisch verzuckt werden. Ja die Sache so weit nicht zu erholen / wollen wir uns deß Rondeletii, 68 eines hochverständigen und wolherühmten Medici zeugnüß / behelffen / welcher[245] zu Montpellier einen dergleichen Zauberer hat außgespehet / der stets gepfleget sich bey den Gräbern zu finden. Und denselbigen auff eine Zeu begriffen / daß er zu einer Begräbnüß sich verfüget / da man vorgehēdes Tages ein Weib begraben hat / und demselbigen Todten einen Arßbacken außgehauen / und unterdeß er es auff den Achseln hingetragen / mit Lust und gierigen Zähnen alleweil in das Fleisch gebissen / und es wacker hinweg gezwacket habe. Diese Histori hab ich von deß Rondeletii Discipeln einem / der zu solcher Außspähung mit ihm gangen war. Derselbige saget mir / wär die Kranckheit die man Lycanthropei nennet: Welche machet / daß die Menschen unsinnig werden / und meinen / sie sind zu Wölffen verwandelt / und pflegen derohalben sich mit solcher unmenschlicher Speise zu mästen. Biß hieher der Bodinus in Dæmonom. Was das entzucken belanget / so gehöret auch hieher folgende Histori. Zu Cazareb bey Tholose ist eine Zauberin gewesen / welche nachdem sie das gesegnete Brod zum Opffer getragen / und auff den Altar geleget / ist sie darauff hingangen / und in das Wasser gesprungen / sich zuersauffen. 69 Als sie aber auß dem Wasser heraußgezogen worden / hat sie bekant / daß sie das gesegnete Brod vergifftet hette /darauff ward das Brod den Hunden vorgeworffen / die sind alsbald davon gestorben; Da sie nun in das Gefängnis [246] kommen / ist sie in ihren Banden und Gefängnuß länger als 6. gantzer Stunden in Ecstasi oder Entzückung deß Gemüths ohne alles fühlen und empfinden / als wann sie starren todt were / gelegen / da sie aber hernachmals wieder zu sich selber kommen und auffgestanden / hat sie gesaget / wie sie so mat und müde were / und hat gar viel Händel und Geschicht /so sich an vielen Orten zugetragē und begeben / mit vielen gewissen Indiciis und Anzeigungen mit sich bracht und verkündiget. Als aber die Zeit herbey kommen war / daß sie solte gerechtfertiget werden / und nun schon zum Todt verurtheilet war / hat sie den Teuffel angeruffen / und ihn erinnert / er hette ihr zugesaget und verheissen / er wolte einen so hefftigen grausamen Platzregen kommen lassen / daß sie kein Feuer empfinden solte. Aber sie ist nichts desto sicherer vor der Grausamkeit deß Feuers geschützt oder gesichert gewesen. Hildebrand 70 schreibet also; Wiewol von dem Fahren kein Zweiffel ist: Demnach ist ein ander Fal darin die Weiber betrogen werden /dann sich offt begiebet / daß eine Hexe von ihrem Ascendenten zu fahren begehret / dieweil aber nicht Platz oder convocation zur selbigen Zeit vorhanden ist / verstopfft der Ascendent der Hexen Schläffe /hefft ihre Organa auff / senckt einen tieffen Schlaff in sie / läst ihr das Fahren nach ihrem begehren im Traum auffgehen / daß sie nit anders wehnet / [247] dann sie fahre dahien / zabbelt / schreyet und mütet / wie sie in aller Freude der Hexen sey. 71 Noch mag hie niemand darwider stehen / daß die Hexen nicht mit Leib und Geschäffte durch die Lufft außsahren / dann daß GOtt verhenget und auch in der Schrifft geschehen ist. Christus ließ sich dem Teuffel / Sathan / auff den Umgang deß Tempels tragen / nicht minder schicket GOtt einen Engel / der Habacuc auß Iudea in Babylon führete.

Das III. Capittel
1.
1. 72

Deß Orts Bezeichnung betreffend / so berichtet Bodinus 73 folgendes davon / daß obgedachter Doctor (nemlich Paulus Grillandus ein vornehmer Jurist in Welschland) anführet / die Versamlungen begeben sich unter einen grossen Nußbaum / da habe ich auß vielmehr andern Historien und Processen angemercket / daß die Ort / alda die Hexen ihre Dantze halten / gemeiniglich gezeichnet sind / etwann mit gewissen Bäumen oder mit Creutzen. Gleich wie man in den peinlichen Fragen der Zauberer und Hexen zu Poicktiers hat befunden / daß dieselbigen bey einem besondern gewissen Creutzstock so im gantzen Land bekant / sich pflegen zuversamlen. 74 Ja es saget mir der Præsident von Salewert / daß er in alten Urkunden und wol 100. jährigen Registern gefunden / daß schon länger dann vor 100. Jahren die Hexen bey demselbigen Creutzbilde allezeit sich haben zu versamlen pflegen. Und zu Mauber bey Beaumont de Lamaigne, 8. Frantzösischer Meilen von Tholosen / hat man gleichfals für gewiß gespüret /und erfahren / daß die Zauberer daselbst herum [249] ihre Versamlung und Däntze / bey einem Creutze von Werckstücken / gehalten haben; Unter welchen Däntzerinnen eine Beronda genant / als es nun an dem gewesen / daß sie ins Feuer hat gehen sollen / und aber für rathsam angesehen worden / sie zuvor gegen einer andern Frau zu rede zu stellen / und zu confrontiren / dieweil dieselbe nicht gestehen wollen / daß sie jemals mit in der Geselschafft were gewesen / da hat sie unverholen zu dieser Verläugnerin auf ihre grobe Sprach gesaget: Ne sabes pas tu, que le derrain cop, que nous hemes leharam à la Croux do pastis, tu portaos lo topin des podoux: das ist: weist du es nit /als wir das letztemal bey dē Creutz von Werckstückē dantzetē / da du dē Hafē vol Gift trugest. Diese Hexin Beronda ist auch daruf lebēdig verbrēt wordē.

2.
2. 75

Darauff kombt die recht Zubereitung / welche bestehet in Aufftragung und Zusetzung der Tische oder Taffeln / Bäncke / Stühle / Tapezereyen / Leuchter /Teller / Kannen / Schüsseln / unn was zu einē Pancquet gehöret. Von welchē allen außführlich handeltder Author der Hundstäglichen Erquickstundē: 76 Welcher gestalt durch einen Geist ich wundersachē gesehē unn gehöret / das habet ihr von mir zuvernehmen: Es kam aber dieser Spiritus (Geist) 77 nicht lang hernach bey der Nacht (als mich d' Schlaff kaum recht ergriffē hat) wiederumb zu mir / unn nechst geringen Ansprechen nam er mich in der [250] Mitten / und führet mich bey einen schönen grünen Wald / auff eine überauß grosse und schöne / mit lieblichen Blumen gezierte Wiesen oder Matten / alda setzte er mich auff einen grünen dicken Eichbaum / und sprach zu mir; fürchte dich nicht / du wirst alhier grosse Sachen von Lastern sehen / und erschreckliche Ideas anschauen /die du sonst niemahls gesehen hast / schweige aber stil / ich wil dich ohne Gefahr / oder Nachtheil wiederumb in deine Kammer liefern.

Ich war zwar erstlich etwas verstürtzt / doch dieweil dieser Geist zum erstenmahl mir keinen Schadē hett zufügen lassen / sondern (doch wider der Geister Gebrauch) Glauben gehalten / muste ich es auch vor dißmal geschehen lassen / und mit ihme forteilen /dieweil er mich so hart umgriffen hatte / daß ich mich von ihme nicht leichtlich loß machen konte.

Dieser Platz oder Wiesen / war nun nit allein mit allerhand schönen Tapezereyen / gedeckten Tischen /Bäncken / und grossen Herrn-Sesseln / Leuchtern /Kandeln / Bechern / Schüsseln / Tellern auff einen neben Tisch / und aller Bereitschafft / welcher zu einem herlichen Panquet gehöret / sondern auch mit einē absonderlichen auf der Wiesen auffgeschlagenē /unn gleicher gestalt mit Tapezereyen berühmtenTheatro, gleich einē Lust- oder Dantzhauß / wol zugericht / darauff dann unter andern auch ein überauß köstlicher Sessel / etwas in die Höhe auffgeschlage /unn etwann [251] wann einer Ehlen hoch von der Erden erhöhet / sich befande / aber sonsten niemand dabey. 78 Ich verwunderte mich dieses Gesichts sehr höchlich /derowegen sprach er zu mir; guter Freund / habe doch ein wenig Gedult / du wirst bald diesen Platz mit vornehmen Heren und Damen / wie auch allerhand ander Leute / erfüllet / und dabey wunderbare Visiones und bekante Sachen / deren die Geister / deren einer ich bin / in Menschlicher angenommener Gestalt mit den Menschen kurtzweilen und handeln / ersehen. Ich schwiege zwar auff dieses stil / gedacht jedoch bey mir / wäre ich wieder in meiner Kammer / ich wolte gern der Kurtzweil und Wunderwercken geübriget seyn / welche ich sehen solte / allein / was solte ich thun / ich muste also stilschweigen / jedoch fragte ich ihn / was doch dieses für ein Handel seyn möchte /und was dieses für ein Ort im Felde seyn müste / welches gleichsam / als unnatürlich / mir vorkäme / daß auff einem flachen Felde / ein solcher Ort mit Tapezereyen und allen köstlichen / zu einem Panquet gehörten Sachen / so köstlich als ein Königlicher Saal /oder gezierter Pallast sich befinden solte: Aber der Geist wolte mir darauff nicht antworten / sondern vermahnete mich stilzuschweigen / und deß Außgans erwarten / jedoch so viel ich vernehmen konte / möchte es wol nur eine Verblendung der Geister und der Zierath / keine rechte Tapezerey oder andere [252] Sachen /sondern wol aller gestorbener Pferds- oder Küh-Häute seyn / wie ich offt gehöret hatte / daß die Geister die Leute verblenden könten / als weren sie in einem grossen Schloß / da sie doch / da ihnen die Augen eröffnet / sich unter den Galgen befunden hatten / massen ich dann eine Histori gelesen / daß auff eine Zeit dem Heil. Macario eine Jungfer vorgebracht / welche die Leute / wie auch ihre eigene Eltern vor eine Kuh durch Verblendung deß Teuffels / hattē angesehen /aber nach angeordnetem Gebet / darzu sie der Heil. Mann ermahnte / ihre Augen wiederumb weren auffgethan worden / und sie an stat der Kuh ihre Tochter und Jungfer / wiederumb in rechter angeborner Gestalt gesehen / und nach Hauß geführet hatten. 79 Ich dorffte aber nicht davon sagen / verwunderte mich aber / und sprach wieder zu dem Geist: 80 Mein! sage mir / was werden denn das für Geister seyn / die ich alhier in der Menschen angenommenen Gestalt sehen sol / werden sie auß der Höllen / oder werden sie auß dem Venus-Berg (davon die Poëten viel fabuliren) oder woher werden sie kommen? Nein sprach er / sie werden nicht auß der Hölle noch Venus-Berg seyn /sondern es ist eine sonderliche Ahrt der Geister /welche auff dieser Welt / biß an den Jüngsten-Tag mit den Menschen umzugehen / zu conversiren / und sich mit Tantzen / Buhlen / undallerhand Welt-Freude [253] zuerlustigen pflegen / da dann dieser Platz zugerichtet /wie dann bald die Geister unn Menschen in grosser Anzahl erscheinen werden / und da eine grosse Freude / wie du vernehmen wirst / unter ihnen anstellen. O weh! O weh! sprach ich abermal / were ich wieder in meiner Schlaffkammer / ich begehrte solche Sachen nicht zuerfahren / dann wie ich vermercke / so wird dieses eine Hexen Zusammenkunfft werdē / und dieweil so viel Geister zusammen kommen / und meiner auff dem Baum gewahr werden / so werden sie mich herunter haben wollen / und da ich mich ihnē nit ergeben würde / wie die Hexen / werden sie mich mit Gewalt herunter ziehen / und in die eusserste Noth / ja wol gar umbs leben bringen. 81 Nein / nein sagte der Geist 82 / du darffst dich nicht besorgē / weil ich bey dir bin / und du in meinē Schutz bist / so darff kein ander Geist Gewalt über dich nehmen: Dann wir Geister sind nit nur einer / sonder sechserley Ahrt / und Geschlecht auff dieser Welt / und also einer gegen den andern feindseliger als der andere. Ich aber bin von dem bestē Geschlecht der Spirituum familiariū, welche dem Menschen / die sich ihme ergeben / nichts arges zufügē / sondern ihnen dienē / und biß in dē Todt / was sie versprechē treulich haltē. 83 Mein sprach ich; weil es dann seyn muß / und ich ohne Gefahr verbleibē kan / so sage mir doch kürtzlich / was hat es für eine Beschaffēheit mit den sechserley Ahrten der Geister / und was ist [254] eines jeden Collegii seine Eigenschafft? Hierauff ward der Geist willig / und sprach zu mir / ob du mir schon nit verbunden bist /jedoch weil du mich auß dem Glase / darinn ich von einem Pfaffen verdammet gewesen / erlediget hast / so wil ich dir viel Heimlichkeiten offenbahren / dann du solst wissē / daß bey Stürtzung der Geister auß dem Himmel / nicht alle zugleich mit unserm Fürsten demLucifer in die Hölle verstossen worden sind / sondern etliche: 84

1. Unter die Himmel / welche Spiritus cœlestes oder feurige Geister heissen;

2. Etliche in die Ober-Lufft / als die Lufft-Geister.

3. Etliche auff die Erden / als die auff dem Erdreich schwebende Geister.

4. Etliche unter der Erden / als die unter der Erden Geister.

5. Etliche ins Wasser / als die Wasser-Geister.

6. Etliche / welche auff die Menschen Achtung geben auch in den Lüfften biß auff den Jüngsten-Tagrelegiret und verordnet worden sind / etc. etc.

Ich hatte zwar auf die Rede gerne ein mehrers von den Eigenschafften der Geister vernommen / muste aber auß Furcht acquiescirē, und sihe / da ich mich umsahe / ersahe ich den gantzen vor mir stehenden Platz unn Matten mit solchem Glantz und Feuer umbgeben und erfüllet / daß ich vermeinete / der gantze Platz stünde im Feur / welches aber bald nachliesse: Jedoch hingegen der [255] Platz mit einer solchen Menge Bechlichter erfüllet und erhellet war / daß ich alles /was darinne vorginge / eigentlich ersehē könte. Erstlich / nun ersahe ich das Theatrum, und darauff einen erhöheten Sessel / auff welchen ein ungeheurer Bock mit grossen Hörnern / und erschrecklichen Angesicht / neben noch andern Böcken auff den Nebē-Sesseln zu beyderseits sassen. 85 Bald kam eine grosse Menge von Weibern / etc. Bißhieher der Author der Hundstägig Erquickstunden / von der recht Zubereitung deß Schmauß-Orts.

3.
3. 86

Hierauff folget / in respectu deß Orts / noch weiterdie Offenbarlichkeit oder Dunckelheit: Da ist zu wissen / daß das Hexen Geschmeisse und Geschmausse lieber ist an einem verfinsterten oder dunckeln Ort / als an einem offenstehendem Platz / wie die Histori beym Camerario weiset / da solcher Schmauß und Hexen-Fahrt im Wald gehalten wird etc. Wiewol auch nicht kan geläugnet werden / daß nit bißweilen anderswo solche Fahrten vorgefallen; wie die Historien in diesem Tractatu hin und wider zeugen.

4.
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Von (1.) Belgio oder Nieder-Teutschland redetChristophor. Richter also. 89 In einem Dorff mit Namen Ostbruch / bey Utrecht hatte eine Witfrau einen Haußknecht: Derselbe nam in acht / wie die Knechte vorwitzig seyn / doch nur im vorbeygehen /daß bey sinckender Nacht / und dann / wann sie im Hauß alle zu Bette waren / diese Witfrau pflegte in den Stal zu gehen an einen gewissen Ort: Da sie ihre Hände außstreckete / und mit denselben die Reusse fassete / da man den Pferden pfleget [257] das Heu vorzuwerffen. Er verwunderte sich / was das bedeutete /und berathschlagete / er wolte es auch also machen ohne vorwissen seiner Frauen / die in den Stal wäre gegangen / und versuchen / was doch diese Ceremonie würcken würde. Bald nun darauff folgete er seiner Frauen / die in den Stal war gegangen / ging dahin /fasset die Heurauffen an. Alsbald fühlete er / daß er würd in die Lufft geführet / und in eine Höle unter die Erde getragen / in ein Städtlein mit Namen Wych: Daselbst fand er eine Versamlung der Hexen / die von ihren Zaubereyen Gespräch hielten. 90 Seine Frau erstarrete über seiner unversehenen Gegenwart / und fragete ihn / durch was vor Mittel er sich in diese Geselschafft hette gefunden. Er erzehlete ihr außführlich / was obstehet. Sie fing an sich zu entrüsten / und zuerzürnen wider ihn / besorgete sich / es möchten durch diese Mittel ihre nächtliche Versamlungen offenbaret werden. Nichts destoweniger sahe sie vor das beste an / mit ihren Geselschafften sich zu berathschlagen / was man bey diesen schweren vorfallenden Händeln thun solte. Entlich worden sie der Meinung /sie wolten diesen neuen Gast freundlich annehmen /und solte ihnen feste außtrücklich angeloben zu schweigen / und einen Eyd schweren / daß er keinem Menschen die Heimlichkeit wolte offenbaren / die ihm da were entdecket worden / wider alle sein verhoffen[258] und verdienst. Der arme Schöps gelobete an / bey Leib und Leben / schmeichelte und heuchelte / und damit er nicht etwa übel tractieret würde / stelte er sich / als hette er grosse Lust forthin sich in ihre Geselschafft zubegeben / wann es ihnen gefiele. In diesen Rathschlagungen verlieff sich die Stund / und die Zeit kam / daß sie solten voneinander scheiden. Da hielt man noch einen andern Rathschlag / auff anhalten der Frauen / nemlich / ob man wegen vieler Personē Erhaltung vor nutzlich befinde / diesen Knecht zu erwürgen; Oder ob er solte wieder heimgetragen werden. Ins gemein stimmeten sie auff die gelinde seite /daß er wieder heim getragen würde / nachdem er hette einen Eyd abgeleget / daß er nichts entdecken wolte. Die Frau erbat sich ihn heimzutragen; Und nachdem er außtrücklich angelobet / und sie hinwieder; Fassete sie den Knecht auff ihre Schultern und sagete zu / ihn in der Lufft nach Hauß zu tragen. Als sie nun ein Theil Weges fortgereiset / treffen sie einen See an /der voller Schilff und Rohr war. Die Frau ersahe diese Gelegenheit / und weil sie sich immer furchte / es möchte diesen jungen Menschen gereuen / daß er zu dem Höllischen Fest were kommen / und möchte alles / was er gesehen / offenbaren; wendete sich gehling und starck / und schleuderte ihn von den Achseln / der Hoffnung (wie zu vermuthen) es solte der arme Tropff das Leben [259] einbüssen / beydes durch den grausamen hohen Fal / und dann auch durch seine Versinckung in den kotichten See-Wasser: Und da solte er vergraben bleiben. Aber weil GOtt unendlich barmhertzig ist / und nicht wil den Todt deß Sünders / sondern daß er sich bekehre und lebe: So verzeunete er das zornige vornehmen der Hexen / und ließ den jungen Menschen nicht ersauffen / sondern erlängerte ihm das Leben / also daß sein Fal nicht ist tödlich gewesen. Dann als er herunter portzelte / fiel er in ein dücke Gewirre von Schilff und Rohr / welches etlicher massen den schweren Fal leichterte / doch also / daß er ist sehr hart verletzt worden / und sich mit nichts mehr behelffen konte / als mit der Zungen. Er empfand vollens die Nacht durch unsägliche Schmerzen in diesem Bet von Schilff und kothigem Wasser. Deß folgenden Tages / als er heulete und schrey / schickte es GOtt /daß etliche vorüber reisende / so über diesem gar ungewöhnlichem Geschrey erstarreten / fleissig Nachsuchung thäten: Da funden sie den armen Gesellen halb todt / gantz erstarret und erfroren / unn hatte noch dazu beyde Schenckel bloß. Sie frageten ihn / wo er her were? Wer ihn an diesen Ort gebracht? Und als sie vorhergehende Geschicht vernommen / zogen sie ihn auß diesem elenden Lager / luden ihn auff einen Wagen / und liessen ihn gen Utrecht führen. Der Bürgermeister mit Namen Iohannes [260] von Külenburg / ein tapfferer von Adel / ward von grosser Verwunderung eingenommen; Fragete umb alles fleissig nach: Ließ diese Hexe beim Leib nehmen / und in ein Gefängnuß schliessen: Daselbst bekante sie freywillig ohne alle Marter mit allen Umständen alles was sich verlauffen hette / und bat man solte ihr Gnad erweisen. Das Urtheil vom gantzen Rath brachte ihr dē Todt / daß sie solte verbrennet werden. Der Knecht ward erst lang hernach / aber doch nicht gäntzlich an seinen erfrornen Gliedern geheilet: Und ward vor jedermann wegen seines verfluchten Vorwitzes gezüchtiget. Baldovide Ronssey in Epistolis Medicinalibus.

Ingleichem gehöret hier auch her folgende Histori. Wir lesen gleicher gestalt lib. 16. Iohannis Meyeri, welcher die Flanderischen Historien gar eigentlich unn fleissig beschrieben hat. Daß im Jahr Christi 1459. eine grosse Anzahl an Mann- und Weibs-Personen in einer Stadt Arras in Flandern sind verbrant worden / welche auff einander bekant / und außgesaget / daß sie die Nacht zum Tantz weren geholet worden / da dann die Teuffel welche sie in Menschlicher Gestalt geehret unn angebetet / bey ihnen geschlaffen. Es schreiben Jacob Sprenger und seine vierCollegæ die Inquisitores der Hexen / daß sie über unzehlich viel Zauberer Urtheil gesprochen / und gar viel in Teutschland [261] den Todt zuerkant haben: Fürnemlich aber im Costnitzer und Ravenspurger Gebiet und Herrschafft im Jahr 1485. welche alle bekant /daß / wann sie auff Eingeben unn Geheiß des Teuffels GOTT und ihren Glauben verschworen und verleugnet / daß der Teuffel fleischliche Wollust mit ihnen gepfleget habe. 91 Ja das noch mehr ist / so schreiben sie noch ferner / es sind ihrer viel gefunden worden /welche ehe / dann sie in der Obrigkeit Hände und Bande kommen / sich bekehret / und sich von solchen Consortio und Vermischung mit dem Teuffel abgelassen haben / welche auch eben das bekant haben: Als nemlich / daß der Teuffel so lange mit ihnē Gemeinschafft und zu thun gehabt / so lange sie Zauberin gewesen. Sprenger setzt auch noch das hinzu / daß sich die Zauberinnen oder Hexen zum öfftermahl auff dem Felde und in den Höltzern öffentlich und unverschämt auffdecken und entblössen / und den Teuffeln ihren Willen thun / sie weren auch offtmahls also auffgedeckt auff dem Feld gesehen worden. Es hetten auch offtmahls die Männer ihre Weiber bey den Teuffeln ergriffen / und dieweil sie dieselbigen für Männer oder näschichte Gesellen angesehen / mit blosser Wehre und Schwerter auff sie geschlagen / hetten aber nichts außgerichtet oder getroffen. Paulus Grillandus ein Italiänischer Jurist (welcher über viel Hexen erkant und Urtheil gesprochen) meldet in lib. [262] de fortilegiis. Er sey Anno 1576. im Herbstmonat von einem Abte von S. Pauli bey Rom gebeten worden / daß er über drey Hexen oder Zauberinnen erkennen / oder ein Urtheil sprechen wolte / und dieselben hetten unter andern bekant / es würden alle Hexen durch Beyschlaffen mit dem Teuffel copuliret und vermischet. Wir lesen in der Histori S. Bernhardi, daß eine Zauberin gewesen sey / welche gar offtmahls sich mit dem Teuffel im Bet / da ihr der Mann an der Seiten gelegen / und solches nicht gemercket / noch inne worden / vermischet.

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Bißhero vom Belgio, nun folget (2.) Lotharingen /davon Bodinus de Magor. Dæmon. p.m. 103. Man hat auch nicht sehr unlängst zu Leon eine Frau gefunden / welche bey der Nacht auffgestanden / ein Licht angezündet / ein Geschir vol Schmär genommen / sich geschmieret / und nach etlichen gesprochenen Worten davon gefahren ist. Der jenige / so mit ihr unehlich zugehalten / als er bey ihr gelegen / und diesen Possen gesehen / hat er das Licht genommen / und sie allenthalben gesucht. Da er aber nichts von ihr gefunden /dann die Karchsalbe / ist ihm auch ein Fürwitz ankommen / gleichwie dem Apuleiner im Buch vom güldenen Esel / und hat kurtzum die Krafft dieses Schmers erfahren wollen. Darauff sich geschmieret /gesegnet / und allerdings gestelt wie er sie hat thun sehen / und in einem hui ist er [263] auch vertragen gewesen / und zur andern Geselschafft der Hexen un Zauberer ins Land Lothringen kommen: Als ihm nun diß eine ungewohnte Sach gewesen / und deßhalben GOTT umb Hülff angeruffen / ist die gantze Geselschafft ob diesem anruffen verschwunden / und er nackent allein da geblieben: Nachgehends seine Gelegenheit gemacht / und wiederumb gen Leon kommen /alda er alsbald die Hexin verklaget / die dann gleich dessen bekäntlich gewesen / darumb sie dann auch folgends ist verbrent worden. Vide eandem historiam apud Crusium de Nocte. cap. 19. p.m. 37. etc.

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In (3.) Ober-Teutschland ist sonderlich bekant derBlocksberg / darauff dieses Hexen-Geschmeiß ihrConvent und Zusammenkunft zu haben sich rühmen /und in der Marter beständig aussagen. Weil aber davon albereit im andern Capittel zum überfluß gehandelt / wollen wir den günstigen Leser dahin verwiesen haben.

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Hierauff folget (4.) Kurland 95 / davon redet der Author der wunderlichen Historien von Gespensten also; In Preussen 96 / Lieffland und Littau ist eine grosse Menge und Anzahl solcher Zauberer / welche in der Christnacht an einem gewissen Ort ihre Menschliche Gestalt ablegen / und eines Wolffs Gestalt an sich nehmen / da sie dann in den Wiltnissen auf [264] den Dörffern den Bauren in die Häusser fallen /dieselbigen einnehmen / das Bier und den Wein in den Kellern auß den Fässern außsauffen / und das Vieh erwürgen / und denselbigen Ort achten und halten hernachmals die Einwohner für einen Göttlichen und heiligen Ort / daß wann einem an demselbigen Ort ein Unfal begegnete / und er gleich wie ein Wagen umgestürtzt / und auff den Schnee geworffen würde / halten sie es gäntzlich dafür / er würde in demselbigen Jahr sterben / wie sie dann in solchem Aberglauben von langer Zeit her durch die Erfahrung bestetiget worden. Zwischen Littau / Samogetia und Kurland ist eine Mauer / welche noch von einem alten Castel ist stehen blieben. Bey derselbigen kommen auff eine und gewisse bestimte Zeit im Jahr etliche tausent Wölffe zusammē / da sich dann ein jeder versucht / wie behende und hurtig er im springen sey / und welcher über diese Mauer nit springen kan / wie dann gemeinlich den feisten begegnet / der würde von ihrem Obersten gepeitschet / entlich saget man auch für eine gewisse Warheit / daß unter demselbigen Hauffen viel grosse Hansen / und fürnehme von Adel sollen gefunden werden / und solches beweiset und erkläret Olaus lib. 18. cap. 45. mit vielen Exempeln / und meldet / daß der Hertzog in Preussen / welcher sonsten solcher Zauberey wenig glauben gegeben / einen solchen Schwartzkünstler [265] habe gefangen gehalten / und denselben gezwungen / daß er sich hat müssen in einen Wolff verwandeln / hat ihn auch hernach mit Feuer verbrennen lassen.

Noch ferner kan auch von vorigem Kurland wol angehöret werden / was in diesem Fal davon außführlich erzehlet Raue mit folgenden Worten. 97 Es hat mich für gut angesehen / hie auch mit Warheit zubeweisen / wie sich die Menschen in Wölffe verwandeln / welches Plinius vermessentlich für eine Lügen und Fabel hält; Nun werden solche Leute noch heute bey Tag in grosser Menge gefunden / in den Landen / so an dem Theil Mitternacht stossen. In Preussen /Lieffland / und in der Littau thun die Wölffe das gantze Jahr grossen Schaden / dann sie viel Viehs niederreissen und fressen / wann es nur ein wenig von der Herd hindan gehet. Aber sie hielten das noch für einen schlechten Schaden / wann sie nur nit grössern leiden müsten / von den Menschen selber / die sich in Wölffe verkehren. Dann es versamlet sich alleweg eine grosse Schaar der Menschen / die zu Wölffen werden in der heiligen Christnacht / welche dieselbe Nacht grausamlich wüten / nicht allein wider das Vieh / sondern auch wider das Menschliche Geschlecht selber / also daß die Einwohner desselben Landes viel verderblichen Schaden empfahen / von den [266] verwechselten Menschen / dann von den Wölffen selber. Dann die Erfahrung Zeugniß giebet / daß sie stürmen der Menschen Häusser und Wohnungen in den Wäldern / mit grausamer Gestalt / unterstehen sich Thür und Thor einzustossen / damit sie Vieh und Leut erwürgen: Sie lauffen in die Bier-Keller / sauffen gantze Fässer mit Bier und Meth auß / nachmals legen sie die lehrē Fässer mittē in den Keller auff einander / indem sie Unterscheid haben zwischen den andern Wölffen. Das Volck hält den Ort für tödlich / da sie über Nacht ruhen / dann so daselbst einem etwas widerwertiges zustehet / als wann einer den Schlitten umwirfft / und er in den Schnee fält / halten sie gäntzlich dafür / er sterbe dasselbige Jahr / welches sie nun viel Zeit her durch Erfahrnuß sind innen worden. Zwischen der Littau / Samogetia und Kurland stehet eine Mauer oder Wand / von einem zerrissenen Castel /daselbst kommen alle Jahr etliche tausent zusammen /und versucht sich ein jedweder / wie geschwind er mit springen sey: welcher nun über diese Mauer nicht springen mag (als gemeiniglich den feisten widerfähret) der wird von den Vorgängern mit Geisseln geschlagen. Man saget auch für eine Warheit / daß unter solchem Hauffen die grösten Herrn von Adel deß Landes gesunden werden / wie sie aber zu solcher Unsinnigkeit und schrecklichen Verwandelung kommen /bey der [267] sie allewege zu seiner Zeit sich müssen finden lassen / wird in folgenden angezeiget. Plinius der fürnemste Schreiber unter allen denen / so jemals von natürlichen Historien geschrieben / zeiget an / wie Evantes ein trefflicher Scribent der Grichen fürgebe /daß die Arcadier 98 schreiben / daß auß dem Geschlecht eines Antei, also genent / einer mit Loß erwehlet / zu einem See desselbigen Landes geführt wurde / der seine Kleider an einen Eichbaum hencke /schwimme über den See / gehe in die Wüsten / werde verwandelt in einen Wolff / und wohne daselbst mit andern dergleichen Wölffen neun gantzer Jahr lang; Nach verschienener Zeit / indem er sich der Menschen entschlagen / käme er wiederumb zu dem See / und so er herüber geschwummen / empfahe er wiederumb seine alte Gestalt / mit zugethanem Alter der neun Jahr / wiewohl solches Plinium Fabelwerck zu seyn düncket / so wil ich doch mit etlichen Exempeln erklären und darthun / daß solches noch heutiges Tages geschicht an obbemelten Orten / damit die Meinung Evantis / Agrippe und anderer Scribenten wahr gemacht werde. 99 Wenn einen der Fürwitz sticht / der da begehrt ausserhalb der Göttlichen Lehre neue Ding zu erkundigen / er sey ein Teutscher oder Landmann /und wil in die Versamlung solcher vermaledeyten Menschen (die sich in Wölffe machen / wann sie wollen) auffgenommen werden / auff daß [268] er zu bestimten Orten und Termin im Jahr sein lebenlang zu ihm käme / Vieh und Leuten Schaden / ja auch den Todt selber anzulegen / so mag er solchen Gewalt sich zu verwandeln wider die Natur von einem andern solcher Zauberey erfahrnen zuwege bringen / der ihm einen Becher mit Bier reicht / welchen er außtrincken / und etliche teuffelische Wort darzu sprechen muß. Darnach wann es ihm gut bedüncket / gehet er in den Keller / oder in den Wald / und verkehret die Menschliche Gestalt in einen wilden Wolff / welche Wolffs Gestalt er hernach / wann es ihm gefält / wiederumb verläst / und in die alte Menschen-Haut schleufft / wie auß folgenden Exempeln zuvernehmen. Es hatte sich begeben / daß ein Edelmann durch einen langen Wald zu reisen hatte / und etliche Bauren die auch Zauberer waren / (wie es dann an selbigen Orten derer viel hat) mit sich geführet; Als nun der Abend daher striche /und sie in dem Wald über Nacht bleiben musten /dann in der Nähe keine Herberg verhanden war / es wurde sie auch anfangen zu hungern / und hatten nichts zu essen; Indem schlägt einer deren unversehens einen Rath für / die andern sollen stil seyn und keinen Tumult oder Geschrey anfangen / wo sie etwas sehen / er sehe dort von ferne eine Herde Schaaf auff der Weide gehen / wolle sehen / daß er eines auß ihnen zu wege bringen / und sie ein Gebratens [269] zum Abentessen haben möchten. Er seumete sich nicht lang / gehet von stund an in das dicke Holtz hinein /da ihn kein Mensch sehen mochte / verwandelte sich in einen Wolff / laufft ungestüm unter die Schaaf / reisset eines hinweg / und schleiffts mit ihm in das Holtz / bringt auch endlich solch Schaaf in Wolffs Gestalt biß zu den Wagen / seine Gesellen verstunden wohl /wie es zuging / nahmen das Schaaf mit Danck an /und verborgen es heimlich auff dem Wagen / der Wolff lieff in das Holtz hinein / nahm seine Gestalt wieder an sich / und kombt ein Mensch wiederumb zu seinen Gesellen. Dergleichen hat sich auch in Liffland begeben / daß eines Edelmanns Weib mit ihrem Knecht zancket / es were nicht müglich / daß ein Mensch zu einem Wolff werden könte. Nach langem streiten wischt er herfür / er wolle solches von stund an beweisen / wo ihm Gelegenheit gegeben werde /gehet allein in einen Keller / kombt über eine weile wiederumb herauß in eines Wolffs Gestalt / er wurde von Hunden ersehen / angefallen / und über das Feld dem Holtz zugejaget / und wie fast er sich gegen den Hunden wehrete / wurde ihm dennoch ein Aug außgebissen / deß andern tages kam er wieder zu seiner Frauen / einäugigt. Derhalben obgemelter Evantes nit auß der Weiß geredet / daß die Menschen zum Wolff werden / und wieder zu ihrer Gestalt kommen. Das ist auch gewiß / so ein Mensch [270] in einen Wolff verwandelt / in Wolffs Gestalt ein Glied verleuret / so mangelt er desselbigen / so bald er wieder zu ihm selber kombt. Wird aber ein solcher Wolff von Hunden oder Jägern umbracht / so wird derselbige Mensch nimmermehr gesehen. Zum Beschluß / so ist noch in frischer Gedächtnüß / daß auch der Hertzog in Preussen solcher Zauberey einen kleinen Glauben geben / und die Warheit zuerfahren einen solchen Gesellen in die Gefängnuß geworffen / auch gezwungen / daß er sich zu einem Wolff muste machen / welches er auch gethan / damit aber solche Abgötterey gestrafft würde /hat ihn der Hertzog verbrennen lassen / hat ihm auch recht gethan.

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Bißhero von Kurland. Darauff kombt nach unsererDisposition (5.) Spanien; davon beschreibet Antonius de Turquameda 101 ein Spanier in seinem dritten Buch unter andern diese folgende wunderbarliche Histori. Es hat ein Zauberer / schreibt er / seinem guten Gesellen mit vielen Worten angelegen / und ihn überredet / er würde der allerglückseligste Mensch seyn /wann er ihm glauben und trauen / mit ihm zu demConvent oder Versamlung der Zauberer fahren und sich begeben werde. Demnach nun endlich sein Gesel seinen Willen darein gegeben / hat ihn der Zauberer auff die nechstfolgende Nacht / nachdem er etliche Wort gesprochen / bey der Hand genommen / [271] da seind sie allebeyde auffgehoben / und ferne von dannen zu derselbigen Versamlung in die Lufft geführet / und gebracht worden. Da dann unzehlich viel Männer und Weiber in einen Fürstlichen oder Königlichen Thron gestanden / darauff ein grosser Bock gesessen! Denselben zu küssen / seind sie alle nach einander hinzu gangen / en la parte Masuzia que tenia (welche die Hispanische Sprach können / die verstehen wol / wo sie ihn hingeküsset haben / welches vor Züchtigen und Ehrliebenden nicht zu nennen.) Als nun der neue Gast diese ungewönliche wüste Reverentz gesehē /hat er zu seinē Gesellen gesagt; Amitto patientiam; Ach ich kans nicht länger erdulden / und hat schnel angefangen mit lauter Stimm zu GOtt zu ruffen; Da ist in einem hefftigen ungestüm unn schrecklichen Windwürbel und Ungewitter alles verschwunden /also / daß er gar alleine alda stehen blieben / und hat darnach gantzer drey Jahr mit Reisen zugebracht / ehe dann er wieder anheim in sein Land kommen.

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Noch ferner folget (6.) Boeotien, davon hat solches der Author Magic. oder wunderlichen Histor. von Gespensten im ersten Theil am 26. Blat. Auff dem Berg Parnasso 103 in Boeotia, welcher dem Apollini consecriret und zugeeignet wird / wird allewege ein Jahr umbs ander das Fest der Bachanalien oder tollen Fastnachten gehalten / und werden auch zum [272] öfftern die Satyri oder Wald-Gespenst in grosser Anzahl daselbst gesehen / und werden gemeiniglich gar vernehmliche Stimmen gehöret / es ist auch offtermahls ein Klang von Cymbeln gehöret worden. 104

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Was aber nach unser Abtheilung (7.) Eeland betrifft /so berichtet Crusius 106 aus dem Olao Magno, daß bey den Nordischen Völckern zwar hin und wieder solche Hexen-Versamlungen und unholdische Zusammenkunfften und Täntze seyn sollen; Allein solches ist vornemlich von der Insul Eeland oder Oeland im Geschrey. Davon Olaus Magnus 107 meldet / daß unsern vom Ufer gegen Mitternacht auffsteige ein sehr hoher Berg / welchen die Schiff-Leute ins gemein eine Jungfer nennen / damit sie dem unglückseligen Fluß und dem Ungestüm deß Meers entgehen mögen. Und die welche in dem Port seind / beschencken denselben mit schönen Handschuhen / mit seidenen Gürteln /und dergleichen Geschencken / wie man den Jungfern zuverehren pfleget / dessen sie dann trefflichen Nutzen haben. Dann es wird erzehlet / daß einsten eine Stimm sey gehöret worden / welche dem so dergleichen Gaaben offeriret / geheissen habe / er solle den Port endern / so werde er grosser Gefahr entkommen. Und als solches geschehen / sey er glücklich vorbey geschiffet den Ort / da andere hingegen Schiffbruch gelitten haben. Auff diesem Berg [273] nun sagt Olaus Magnus, halten die Hexen so in den Mitternächtigen Ländern seind / ihre Zusammenkunfft / und welche sich verweilet / daß sie zu spät kombt / die wird grausam gestraffet.

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Bißhero von der Insul Eeland / darauff kombt nun (8.) das Römische oder Welschland. 109 Davon berichtet Paulus Grillandus in seinem Buch de Sortilegiis, daß er sey im Jahr nach Christi Geburt 1524. von einem von Adel gebeten worden / daß er mit ihm in das Castel S. Pauli (im Hertzogthum Spolet gelegen) reisen / und drey Hexen oder Zauberin verhören /und nach gestalten Sachen über sie erkennen / und ein Urtheil sprechen wolte / unter denselben hat die Jüngste / als man ihr das Leben zu schencken versprochen / auß Hoffnung der schönen Vertröstung und Zusag bekant / sie were vor 15. Jahr von einer alten Vettel in den Cœtum oder Versamlung der Zauberer geführet wordē / in welcher der Teuffel auch selbst gegenwertig vorhanden gewesen / auff desselbigen begehren und anhalten hette sie GOtt ihren Schöpffer / den Christlichen Glauben und ihre Religion abgesaget /und verschworen / und sich dargegen mit einem Iutament und Ayd verpflichtet / sie wolte dem Teuffel getren und gewähr seyn / und seinem Befehl und Gebotten treulich und fleissig folgen unn gehorsam seyn: Und in solcher Ayds-Leistung hette sie die [274] Händ auff ein Buch / so eine gar dunckele und seltzame unbekante Schrifft gehabt / legen müssen. »It. daß sie zu jeder Zeit deß Nachts / wann sie zu denen gewönlichen solennitäten und ferien erfodert würde / sich gehorsamlich einstellen / und wann sie könte / andere mit sich dahin bringen wolte. Dargegen hat der Teuffel ihr hinwieder umb die höchste Freud / stetes Glück und Wolfahrt verheissen und zugesaget.« Sie hat auch ferner bekant / sie hette von der Zeit an vier Menschen umbs Leben gebracht / auch offtermahls das Vieh und Getreidig im Feld beschädiget. Wann sich es aber etwann zugetragen hette / daß sie auff den bestimten Tag ohne warhafftige und genugsame Ursach und Entschuldigung nicht were zur Versamlung der Zauberer und Hexen kommen / so were sie allewege deß Nachts vexiret und geplaget worden / dafür sie die gantze Nacht nicht schlaffen können. Wann sie aber dahin hette zihen sollen / so hette sie eine Stimm gehöret eines Menschen / welchen sie ihren Herren oder auch bißweilen Meister Martingen nenneten: Und so bald sie sich nun mit einer Salben geschmiret oder gesalbet / were ein Bock für der Thür gewesen /auff denselbigen hette sie sich gesetzet / und sich an desselben Haar oder Zoten angehalten / so were sie auff demselbigen Bock unter den grossen Nußbaum in der Graffschafft Benevent, da sie dann eine unzehliche Menge Zauberer [275] und Hexen gefunden / geführet worden. Daselbst hette sie dann ihrem Fürsten seine gebührliche Pflicht und Ehrerbietung geleistet / und darnach angefangen zu tantzen; Nach gehaltenem Tantz hetten sie sich zu Tisch gesetzet / und Mahlzeit gehalten / entlich und zuletzt hette sich ein jeder Teuffel mit den Zauberern oder Hexen auff welche er zu warten oder Achtung zu geben verordnet und bestellet gewesen / zum Beyschlaff gesellet und gefunden. Wann nun solches alles geschehen / und vollendet /hette sich ein jeder wieder auff seinen Bock oder Teuffel auffgesetzet / unn were in einem Huy wiederumb davon gewischet / und nach Hauß gewandert: Daheim aber pflegeten sie den Teuffel inter parietes domesticos im Hauß ein jedes privatim und insonderheit anzubeten. Auff solch ihr Bekantnüß ist sie neben ihren beyden Mitgesellen / und etlichen andern / welche auch im der Zauberey und Hexerey bezüchtiget /auch bekant und gestanden / sambt ihren Salben und Pulvern lebendig zur Asche verbrand worden. 110

Eben dieser Grillandus 111 ein vornehmer Jurist in Welschland / welcher in vielen Sachen / die Zauberer und Hexen erkand / Urtheil gesprochen / schreibet ferner am angehörigen Ort / daß im Jahr nach Christi Geburt 1526. nicht weit von Rom / ein armer Sabinischer Bauersmann gewesen / derselbe ist inne worden / daß sich sein Weib bey der Nacht nackent [276] und bloß mit einer Salben gesalbet / und darauff alsbald für seinen Augen auffgehoben und davon geführet worden. Als er sie aber allenthalben gesucht und im gantzen Hauß nit gefunden / hat er auff den folgenden Tag einen Prügel oder Knüttel ergriffen und nicht ehe auffgehöret / auff die Frau zuzuschlagen / biß sie ihm den gantzen Handel bekänt / und die rechte Warheit sagte. Demnach sie dann es auch gethan / und alles bekänt / auch umb Verzeihung gebeten; hat ihr der Mann zugesaget / er wolle ihr verzeihen / doch mit dem Bescheid / daß sie ihn mit sich an den Ort / da sie ihren Convent unn Versamlung hielten / führete dann er vermeinte nit / daß es vom Teuffel geschehe /sondern es stecke die Krafft deß Fahrens in der Salbe / und in etlichen Worten. Deß folgenden Tages gibt ihm das Weib das Büchslein mit der Salben / so sie zu brauchen pfleget / und sprach zu ihm / er solle sich auch damit salben / inmassen sie dann auch gethan hatte / da seind sie alle beyde auf Böcken gar geschwind an den Ort kommen / da die Zauberer und Hexen versamlet waren. Es hatte aber das Weib dem Mann zuvor untersaget und vermahnet / er solte sich deß Namens GOttes zuerwehnē oder denselben zu nennen gäntzlich enthalten / es were dann / daß solches auß schimpfflicher und spöttischer Verachtung /oder auß Gotts-Lästerung geschehe; Demnach sie nun beyde zu solcher [277] Versamlung kommen / hat die Frau dem Mann befohlen / er solte ein wenig auff einen besondern Ort beyseits treten / damit er das gantze schöne Geheimnüß recht sehen könte / biß sie das Haupt oder obersten Fürsten dieser Versamlung gegrüsset und ihre Reverentz gethan hette. Derselbe ist mit gar herrlichen Fürstlichen Ornat und Kleidung als ein Fürst angethan gewesen / und ist eine grosse Anzahl an Männern und Weibern umb ihn gestanden / welche als Diener und Unterthanen gegen ihrē Fürsten unn Herren gebührend auff ihn gewartet / und ihme ihre gebührliche Ehr / Unterthänigkeit und Aydspflicht geleistet und erzeiget haben. 112 Als dieses geschehen /haben sie alsbald einen Tantz angefangen / mit außwerts gekehretem Mund und Angesichtern / also daß eines deß andern Angesicht nicht hat sehen können /wie es sonsten in andern gemeinē Täntzen bey den Menschen gebräuchlich ist: Vielleicht auß denen Ursachen und Bedencken / daß eins das Andere nicht so ins Gesicht fasse und kennen lerne / darumb etwann /so ja jemand auß ihnen in der Obrigkeit Hände kommen möchte / eins auff das Ander nicht bekennen könte / gestalt dann auch Triscalanus der Zauberer also genand / von den dreyen Stiegen / welchem König Carolus IX. das Leben geschenckt / wann er seine Geselschafft angeben würde / in Gegenwart vieler vornehmer Fürsten und [278] Herren deß Reichs gesagt /es würden die Zauberer zu ihrem Convent oder Versamlung geführet / und wann sie nun ihre Versamlung hielten / so were ihrer in solchem Convent eine unzehliche Menge / die beten erstlich einen Bock an /und küsseten ihm den Hintersten / darnach pflegten sie Vermischung oder fleischliche Unzucht mit den Teuffeln die sich dann in Manns- und Weibs-Gestalt dargeben. Nachdem nun dieses alles volbracht / hat man die Tisch gedecket / zugerichtet und Essen auffgesetzt. Da hat das Weib ihren Mann / den vorgedachten Baur auch hinzu geführet / unn zu ihm gesaget / er solte auch dem Fürsten seine Ehr thun / welches als er es gethan / hat er sich gleich andern mit zu Tisch gesetzt; Als er aber gesehen / daß das Essen nicht gesaltzen gewesen / und auch sonsten kein Saltz auff dem Tisch / hat er nach Saltz geruffen / biß es endlich auff den Tisch ist gebracht worden; Ehe dann er es aber gekostet / und zum Mund bracht / hat er angefangen und gesagt: GOtt sey Lob und Danck / daß einmahl Saltz kommen ist; Als er dieses gesagt / und den Namen GOttes genennet / ist von stund an alles vor seinen Augen verschwunden / die Geselschafft der Teuffel / Zauberer / Tisch und Speisen / und ist er alleine nackent da verblieben / und ihn als einen / der in grosser Kält gantz nackent ist / gar übel gefroren / hat aber gleichwol nicht gewust / wo oder an welchem Ort er [279] were. Als es aber Tag worden / hat er etliche Hirten im Feld angetroffen / welche als er sie gefraget wo er were / hat er befunden / daß er in der Graffschafft Benevent / welche deß Papsts schönste Herrschafft ist / unter einen grossen Nußbaum in die hundert Welsche Meilweges von Rom gewesen. Damit er aber von dannen wieder anheim käme / hat er müssen unterwegen alte Kleider und Brod zu seiner Unterhaltung erbeten / und ist also außgehundert und abgemattet auf den achten Tag allererst wieder anheim kommen / da er dann anders zu thun nicht gewust / als sein Weib für der Obrigkeit anzugeben und zuverklagen / welche dann / nach dem sie die Warheit bekant /neben vielen andern / so sie angegeben und bezüchtiget / nach Erkundigung der Warheit lebendig verbrent worden. 113 Es meldet auch dieser Author, daß Anno 1535. ein Mäydlein von 13. Jahren im Hertzogthum Spolet auch gleicher gestalt von einer alten Vettel zu einem solchen Zaubertag und Versamlung der Zauberer also sey geführet worden / welche als sie gesehen /daß alda ein grosser Cœtus und wunderbarliche Geselschafft bey einander versamlet gewesen / hat sie sich darüber verwundert unn gesagt: Hilff Almächtiger GOtt / was ist das? So bald sie diese Wort kaum außgeredet / ist alles verschwunden / und hat das arme Mägdlein einen Bauersmann angetroffen / deme sie dann [280] den gantzen Handel erzehlet: Der Bauersmann aber hat das Mägdlein wiederumb anheim zu den ihrigen geschickt und bringen lassen / die dann gleicher gestalt / alles was ihr allenthalben begegnet /angezeiget / darauff dann die alte Zauberin gefänglich eingezogen / und endlich verbrand worden.

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Biß hieher von Italien oder dem Römischen Land /darauff kombt uns vor (9.) Gallia oder Franckreich / davon berichtet Bodinus 115 nachfolgende Geschicht / die dazumal noch neu gewesen / und zu Loches sich erst begeben hatte. Nemlich es hat sich zugetragen /daß ein armer Mann vielfältig wargenommen / wie sein Weib zu zeiten sich deß Nachts verliere / und etliche Stunden außbleibe; Hat er sie deßhalben zu rede gestellet / und da sie ihm keinen satten Bescheid geben konte / und einmal sagte sie gehe ihrer Notturfft nach / das andermal / sie ginge zu ihrer Nachbarin die Bauch- oder Seiffwasche zuversehen / da konte es der Mann / als der einen Argwohn gefasset / als ob sie barfuß neben den Weg ginge / länger nicht dulden / sondern dräuet sie zu erwürgen / wann sie ihm nicht gündlich die Warheit sagte / wo sie bey Nacht hin käme. Darauff als sie sich in solcher augenscheinlicher Gefahr besteckt fahe / bekant sie ihm wo hinauß ihre nächtliche Walfahrt gehe: Sprach auch zu ihm /wann du es versuchen will / kanst du auch wol dahin[281] kommen. Reiche ihm zugleich die Schmeersalbe /damit sie sich beschmierten: Und nach etlichen darzu gesprochenen Worten führet sie der Teuffel von Loches in die Sandgruben bey Bourdeaux, welche zum wenigsten in die 15. Tagreisen von Loches liegen. Der Mann als er eine Anzahl Zauberer und Hexen / so ihm alle unbekant waren / auch scheußliche Teuffel in Menschen Gestalt umb sich herumb schwermē sahe /fing er vor Verwunderung an und sagte. O mein GOtt wo seind wir? So bald er dieses geredet / verschwund die Geselschafft miteinander / und sahe er / daß er nackent und bloß da stunde; Sahe auch wol daß seines bleibens nit da war: Ging derohalben die gantze Nacht biß morgens im Felde herumb / biß er endlich Bauren antraff / die ihn auff den Weg wiesen; Als er nun wiederumb gen Loches kam / ging er stracks Fuß zum peinlichen Richter / welcher als er die Geschicht vernommen / ließ er nach dem Weib greiffen / die bekante von Puncten zu Puncten alles was wir erzehlet haben / und erkante ungezwungen ihre Ubelthat. 116

Man lieset noch von einem andern viel fürtrefflichen Exempel einer solchen Execution, welche geschehen ist zu Pejetiers im Jahr 1564. welche Historien ich an vielen Orten gelesen / und auch von Salberto dem Stadt-Vogd zu Pojetiers (welcher dazumahl mit Daventonio der Pictauer Præsidenten unn anderen [282] Richtern und Rathsverwanten in dieser Sachen mit gewönlicher solennität ein peinlich Gericht zu halten / und ein Urtheil zu sprechen erfordert wahr) gehöret /und zwar männiglich in demselben gantzen Revier wol bewust ist; Es seind drey Manns-Personen welche Zauberer waren / und eine Weibs-Person eine Hex /zugleich verurtheilet / und lebendig mit Feur verbrent worden / welche überwunden waren / daß sie viel Menschen und Vieh umbs Leben bracht hetten / durch Hülff und Vorschub deß Teuffels / welcher / wie sie bekant / ihnen etliche Pulver gegeben / welches sie den Leuten in die Stelle an die Erden gestreuet / und unter die Thür-Schwellen der Häusser vergraben hetten. 117 Sie haben auch ferner außgesaget / und bekant / daß sie dreymahl hetten pflegen in den grossenConvent und Versamlung der Hexen und Hexenmeister zu ziehen / da dann eine unzehliche Menge Zauberer und Hexen weren zusammen kommen / beyeinem besondern gewissen Creutzstock / oder Creutzbilde / welche ihre Losung und Kennzeichen gewesen. In demselben Convent were ein grosser schwartzer Bock / als das oberste Haupt deß Convents / welcher die umbstehenden wie einen Menschen anredete / umb denselben dantzten sie dann alle mit einander zuringst umbher mit brennenden Fackeln / darnach müsten [283] sie denselben grossen sckwartzen Bock auff den Hintern küssen: Wann solches alles geschehen / würde der Bock mit Feuer verbrend und verzehret / von desselben Asche pflegte dann ein jeder Zauberer und Hex zunehmen / und darmit ihren Feinden Schaden zuthun / also daß sie / welchē sie wollen seine Ochsen / Schaaf / Pferd / und dergleichen Vieh beschädigen und tödten / ja auch den Menschen eine Leibes Schwachheit auch wol gar den Todt zufügen könten. Letzlich und zum Beschluß desselben Convents pflegte der Teuffel mit erschrecklicher Stimme diese Wort zu donnern und von sich zu reden: Rechnet euch / oder ihr werdet alle deß Todts sterben / und alsdann würde ein jeder wiederum von demselbigenConvent durch den Teuffel an den Ort gebracht /woher er ihn geholet. Es sagte auch derselbe fürtreffliche Mann Salbertus, Stad-Vogd zu Pictou / man befinde auß den alten Acten, daß länger als vor 100. Jahren auch Zauberer eben der Ursach und Mißhandlung halber weren verurtheilet und gerechtfertiget worden / welche auch eben alle diese Ding wie von diesen vier Personen geschehen / bekant und außgesagt / und daß solches alles eben an dem Ort bey dem Creutz geschehen were. Unter diesen seind zwo Personen bekehret / die andern beyde [284] aber seind in ihrer Verstockung gestorben. Ich habe auch die Verurtheilung gelesen / so über die Hexen zu Pojetiers gesprochen / welches mir der Herr Adrian Ferreus Königlicher Stathalter zu Laow hat mitgetheilet und zukommen lassen: In denselben lautet ihr Bekantnüß also: Daß sie etliche Wörter gesprochen / da sind sie alßbald auff Beesen in eine Mühle nicht weit von der Stadt Longoy genant / geführet worden / daselbst haben sie auch andere Hexen oder Zauberinnen / wel che Beesen oder Kehrbürsten in ihren Händen gehabt / und bey denselben sechs Teuffel / derer Namen daselbst verzeichnet / angetroffen und gefunden / daselbst hatten sie GOTT abgesagt / und die Teuffel in Menschlicher Gestalt und Form / doch grausam und erschrocklich anzusehen / geküsset / und angebetet / darnach hetten sie mit ihnen getantzet / und nach gehaltenem Tantz hetten die Teuffel bey den Hexen geschlaffen / darauff sie darnach etliche Pulver abgefordert / das Vieh zu beschädigen und zu tödten. Letzlich were das der Beschluß und endliche Verlaß gewesen / daß sie über acht Tag wiederumb an denselben Ort als auff den Montag gegen der Nacht zusammen kommen sollen / unn hat diese Hexen-Versamlung alleweg 3. Stund gewehret / darnach sind sie ein jedes an [285] seinen Ort wieder gebracht worden. Bovinus Ambtmann über das Castel Roux alibi chastea Rour /deß Landes Berry Abgesander und deputirter Legat, in dem grossen Convent zu Blois / hat mir gesagt /daß er eine Zauberin zum Feur verurtheilet und verbrenlen lassen / welche von ihrer Tochter war angeklagt worden / von deßwegen / daß die Mutter sie mit sich in die Versamlung der Zauberer geführet / und dem Teuffel / daß er sie in seinen Künsten lehren und unterrichten solle / überantwortet hette. Unter andern bösen Händeln bekant sie auch / daß sie umb den Bock herumb gedantzet / und hette entlich / ehe sie voneinander geschieden / ein jeder Zauberer Rechenschafft und Bericht thun müssen alles dessen / was sie seiter der nechst verschienen Versamlung arges gestifftet und gethan / und zu wasserley Sachen und Händeln er das Pulver gebrauchet und angewendet. Alsdann berichtet einer / er hette ein Kind darmit umbs Leben bracht / der Ander / er hette ein Pferd getöttet / der Dritte / er hette einen guten fruchtbaren Baum beschädiget / und also fort. Und dieweil damals eine were gefunden worden / welche von der Zeit an nichts gethan noch außgerichtet hatte / war sie mit vielen Streichen mit einem Stecken an die Fußsohlen geschlagen worden / dessen dann die Andern gar sehr gelachet und sie noch darzu vexiret und gespottet [286] hetten. Sie hat auch das noch darzu gesagt; Sie müsten immer frisch Gifft-Pulver haben. Hier (thut hinzu Bodinus an angezogenem Ort) in dieser Geschicht ist zu mercken; Daß die Zauberer und Hexen verbunden gewesen / dreymahl deß Jahrs dem Satan solche Opffer zu thun / und daß der Widersacher Gottes das Opffer mit dem Bock im Alt. Test. so Levit. 16. beschrieben wird / auch das Gebot / daß alles was Männlich ist dreymahl deß Jahrs bey den dreyen ordentlichen hohen Festen erscheinen solle / mit seiner dreyen zauberischē Tagesätzung habe spotweise nachgespielet.

Es ist auch die Summa oder Extract der Fragstück /so den Hexen von Longny (welche mit Feur lebendig verbrent worden) in peinlichem Examine sind proponiret und fürgehalten worden / von Adriano Ferreo Generali Regis Vicario zu Laoco in Schrifften verfasset / darauß wil ich etliche confessiones oder Bekantnuß anhero setzen. 118 Margarita Bremont Noëlis Lavereti Weib hat bekant und außgesagt. Sie sey auff einen Tag gegen der Nacht mit ihrer Mutter Maria in den Convent der Zauberer und Hexen / so bey der Mühlen Franquis von Longny auff einer Wiesen gehalten worden / kommen. Dann es hatte ihre Mutter einen Beesem zwischen die Bein genommen /und etliche Wörter (welche alhier billich außgelassen werden) gesprochen / so [287] weren sie alsobald allebeyde zu demselben Convent geführet worden / daselbst hetten sie gefunden Ioannam Robert, Ioannam Guillemin, Mariam Simonis von Lamb Haußfrau / und Guileman eines den man mit Namen Graso nennete /Eheweib / eine jede mit ihrem Beesem / und dahin weren auch sechs Teuffel in Menschen Gestalt / aber doch scheußlich anzusehen / kommen. Nach gehaltenem Tantz hetten die Teuffel bey ihnen geschlaffen. Da hette auch der eine / welcher mit ihr an Tantz gegangen / sie genommen / zweymahl geküsset / und länger als eine halbe Stund bey ihr geschlaffen / biß entlich ein eißkalter Saame von ihm gangen. Gleicher gestalt hat auch Ioanna Guillemin außgesagt / und bekant / daß einer eine gantze halbe Stund mit ihr zu thun gehabt / und sey auch entlich ein gar frigidum Semen von ihm kommen.

Im Land Pictoirs hat König Carolus IX. im Jahr 1571. einsmahls / nachdem er zu Mittag Taffel und seine Königliche Mahlzeit gehalten hatte / den beruffenen Zauberer Triscalanum, damit er auff die ihm zugesagte Gnad, seine Mitschuldigen und complices angebe / für sich bringen lassen. 119 Dieser hat in Gegenwart deß Königs und vieler andern Fürsten und Herrn bekant und außgesaget die gantze Gelegenheit /wie es mit den Magis oder Zauberern allenthalben bewant und beschaffen; [288] Wie und waserley Gestalt sie zu ihrem Convent und Versamlungen kämen / und dahin geführet würden: Item / was für einen Tantz sie pflegen zu halten; Wie sie dem Satan opfferten / und wie sie darnach / nach Verrichtung dieser Ding bey den Teuffeln / welche überal mannliche und weibliche Gestalt an sich hatten / schlieffen und Unzucht pflegten. Er sagte auch noch das darzu / daß ein jeder Zauberer und ein jede Hex / von seinem Buhler etliche Pulver überkommen / mit denen sie die Menschen und Vieh tödteten / und umbs Leben brächten / und die Früchte auff dem Feld beschädigten und verderbeten. 120 Als sich nun über solchen Reden jedermann nicht gnugsam verwundern konte / sagte der wolgeborne Herr Caspar von Colligin Admiral in Franckreich / (welcher dazumahl gleich auch am Königlichen Hoff war /und diesem Verhör beywohnete) von einem Jüngling im Land Pictow / welcher vor etlichen Monden gegriffen und beschuldiget worden / daß er zween von Adel umbracht hette. Dieser hette bekand / daß er der zween Junckern Junge und Diener gewesen / er hette aber von ihnen einsmahls gesehen / daß sie etliche Pulver in etlicher Leute Häusser / und auff die Saat /und auff die Aecker geworffen / und diese Wort darzu gesagt: Maledictio in istos fructus, in istam domum, in istam regionem: Maledeyung über dieses Hauß /Land [289] und Aecker. Als er nun auch ohngefähr über solch Pulver kommen wäre / helle er es auch genommen und auff das Beth gestreuet und geworffen / darinne die zween Edelleute seine Junckern / hetten pflegen zu liegen / und darauff weren sie allebeyde deß Morgens früh im Beth sehr auffgeblasen und auffgelauffen / und kohlschwarz todt liegend funden worden. Auff solchen Bericht und Außsage hat die Obrigkeit denselben Jungen oder Diener der zweyen Edelleute absolviret und loßgegeben. Als der obgedachte Zauberer diese Geschicht gehöret / hat er angesangen / und gar viel mehr dergleichen Fäl und wunderbarliche Händel erzehlet. Es ist aber wol daran kein Zweiffel / wann der König (welcher dazumahl gar gesundes starckes und vermögendes Leibes gewesen) diesen Zauberer / als den Obersten und das Haupt derselben / nebenst andern seinen asseclis und Mitschuldigen hette ihr Recht thun / und mit Feuer verbrennen lassen / GOTT der almächtige und gerechte Richter würde ihm vor ein solch rechtmässig und billich Urtheil und Gericht / ein desto länger und glückseliger Leben und Wolfahrt gegeben haben. Dann GOttes Wort ist wahr und gewiß / wer einen Ubelthäter / der deß Tods schuldig ist / loß gibt / daß derselbige ihme die Straff desselbigen Mißhandlers über seinen Hals ziehe / wie der Prophet zu dem [290] Achab gesagt hatte / daß er / weil er einem / der deß Tods würdig und werth war / Gnad erzeiget hatte / selbst darumb deß Tods sterben solte.

(10)
(10) 121

Endlich und zu letzt folget nach Gallia nun 10. Africa / alda haben auch die Hexen / und sonderlich auff dem weitberühmten und hohen Berg Atlas genant /ihre Zusammenkunfft / wie sonderlich Plinius im 5. Buch 1. Cap. bezeuget. Es mögen aber wol auff diesen Berg hinziehen / die jenigen Hexen / welche man in Africa Suhacat nennet / davon schreibet Iohannes Leo Africanus im 3. Buch in der Beschreibung Africæ: Es sind in Africa etliche Hexen / welche davor wollen gehalten seyn / daß sie in höchster Freundschafft mit den Teuffeln leben. 122 Sie nennen aber die Teuffel entweder die Rothen / oder die Weissen /oder Schwartzen / und wann sie einem warsagen wollen / so beräuchern sie sich selbst mit gewissen Räuchwerck / und bestätigen / es nehme sie dann der Teuffel den sie gefordert haben an / darnach dichten sie mit verenderter Stimm / es rede der Teuffel auß ihnen: welche dann eine Sache zu verkündigen kommen sind / die erforschen mit grosser Ehrerbietung von ihnen / und endlich wann sie dem Teuffel ihren Lohn dargereichet / gehen sie davon: diese Weiber nennen sie Suhacat; wann etwann schöne [291] Weiber zu ihnen kommen / so werden die Zauberinne mit ihrer Liebe gegen ihnen entzündet / nicht anders als die jungen Gesellen gegen die Mägde / und bitten sie in Gestalt deß Teuffels / daß sie an stat deß Lohns / sie wollen bey sich schlaffen lassen. 123 Also geschicht es / daß wann sie meinen / sie haben die Wort deß Teuffels gehöret / haben sie mit den Zauberischen zu thun gehabt / und es sind etliche / so durch die Wollust verkehret / der Hexen Gemeinschafft begehren /nehmen sich einer Kranckheit an / fordern derselben eine zu sich / oder senden den armen Mann dahin /welche wann sie den Possen mercket / bestätigt sie /das Weib werde von einem Teuffel geplaget / und umb der Ursachen willen / könne sie auff keine Weise erlediget werden / sie geselle sich dann zu ihnen. Durch diese Wort wird der Mann endlich überwunden / lässet dasselbe nicht alleine zu / sondern richtet auch den Hexen ein köstlich Mahl an / welches wann es verrichtet / pflegen sie nach dem Klang deß Seitenspiels wunderbarlicher Weise zu Tantzen / darnach schlagen sie das Weib in die Schantz / und befehlens den Göttern / doch werden ihrer etliche funden / welche auch mit geringer Müh diesen Teuffel mit Knütteln außtreiben. Andere nehmen sich an / daß sie auch mit dem Teuffel besessen seyn / und betriegen die Hexen auff keine andere Weiß / dann dadurch ihre Weiber betrogen worden.

[292]
5.
5. 124

Bißhieher von den Königreichen / so ferne sie zu solche Oerter gehörig sind / darauff die Hexen ihreFahrt und Gasterey halten. Darauff folget nun in An- oder Absehen der Oerter so ferne es Berge oderWiesen seyn mögen: Und es befindet sich / daß beyderseits zwar dergleichen Walfahrten vorgefallen seyn / doch lieset man daß es mehren theils auff Bergen geschehen.

6.
6. 125

Es ist oben vorgelauffen / daß alle Hexen einer Landschafft sollen zusammen halten; Doch ist dieses nichtUniversal, sintemahl man auch findet / daß sie bißweilen weit entfernet werden / wie wir derselben Historien etliche in diesem Wercklein mit vorgebracht haben.

7.
7. 126

Wegen der Richtigkeit ist dieses zu gedencken / daß der böse Feind die Hexen auff solche Art mannigmahl betriegen solle / daß wann sie meinen sie sind auff einem lustigen Anger / Auen / Wiesen / oder Berge /es dennoch wol mitten unterm Galgen oder Schind-Anger seyn sol.

8.
8. 127

Was zu letzt die Gebräuchligkeit oder Ungewöhnlichkeit belanget / so ist erwehnet / daß der Teuffel zum öfftern zwar die Hexen auff den gewöhnlichen Platz führe: Doch auch mannigmahl ihm sein Homagium im Hauß lasse ablegen. Ja es ist noch unlängst /da alhier zu Leipzig gesagt ward / wie man etliche[293] Hexen zu Delitzsch (welches gute Städlein vor wenig Jahren im Heumonat schlechte Delicias à violentia Vulcani bekommen hat / da über die 50. Häusser in Brand sind gestecket worden / wie man umb selbige Zeit / solches brennen alhier zu Leipzig hat sehen können / davon es doch drey Meilen gelegen ist) habe auff dem Dach deß Hausses buttern gesehen. Aber genug von unserm Hexen-Ort.

Fußnoten

1 II. Quid. Der Hexen Reisefahrt.

2 D. Mengering in Inform. Conscient. am Sontag Invocavit Quæst. 3. pag. 165.

3 Christus wird warhaftig vom Satan in der Lufft herum geführet.

4 Es wird einer vom Satan über 100. Meilen weg geführet zum Hexen Sabbath.

5 Ein Spanier / der auß Fürwitz der Hexen Versamlung beyzuwohnen Lust hat / wird in sehr ferne Lande weg geführet.

6 Willichius im Zauber Teuffel c. 2. p. 224. b. Theatri Diabol.

7 Aut. der Hundst. Erquickst. part. 1. p. m. 390.

8 It. p. 392.

9 Meyfahrt in Geograph. l. 1. c. 11. p. 158.

10 Iod. Hockerius im Teuffel selbsten c. 48. p. 117.a. Theatri Diabolor.

11 Simon Magus fähret in der Luft.

12 Hexen können sich nicht in Katzen verwandeln.

13 M. Sam Pomar in colleg. Synoptic Disp. XIII. §. 3.

14 Der Teuffel führet die Seele durch Entzückung nicht auß dem Leib.

15 Iacob. Martin. in dissert. de Magic. action. edit. witeb. 1623.

16 1. Quæst. Possintne animi Magorum vi Diabolica extra corpora abripi & ad Panegyres suas ferri.

17 Obiect. 1.

18 Responsio.

19 Exceptio.

20 Responsio.

21 Obiectio. II.

22 Responsio.

23 Obiect. III.

24 Respons.

25 Exceptio.

26 Responsio.

27 Obiect. IV.

28 Responsio.

29 [Eadem vide apud Autorem Magic. oder von Gespensten. part. 1. p.m. 119. b. 120. a.]

30 Exceptio.

31 Slotus ist ein Berg unter dem Polo Septentrionali.

32 Den hat niemand jemals gesehen.

33 Kircher. Itinerar. 11. Dial. 2. cap. 2. pag. 566.

34 Schultz in Geogr. pag. 492.

35 Act. 8. Die guten Geister vertragen auch die Frommen.

36 Apollonius Thyaneus.

37 Ein Pfaff wird vom Teuffel in drey Stätte zu Messen vertragen.

38 D. Weier im 2. Buch am 8. cap. von den præstigiis oder Teuflischer Betrüglichkeit / und im 2. c. des 3. Buchs.

39 Von Verrückung Ezechielis.

40 Es verstehet sich von Christo dem Bunds-Engel gantz Christlich.

41 περὶτον ἐκστατικῶν καὶ

Αφαιρέσεος τῆς ψυχης ἐκτὸς τοῦ Σὼματος.

42 Von Vnsterbligkeit der Seelen.

43 Die Verzückung ist kein Melancholischer Traum.

In Mitter nächtigen Landen hat es am meisten Hexen und Zauberer.

44 Die in den kalten Länderen sind weniger Melancholisch / als die in den heissen.

45 lib. 2. c. 52.

46 Cardani Verzückung.

47 Er redet auff den Baptistam Portam.

48 Hexen fühlen bey ihren Entzückungen nichts.

49 Dergleichen hat auch der Autor Magic. oder der wunderl. Hist. von Gespensten. p.m. 158. a.b.

50 Belotus.

51 Hexen Zeitung.

52 Wie sie in Schweden und Finland Zeitung von ihren Freunden oder Feinden erfahren / davon besihe auch den Autorem Magic. oder Gespenst-Histor. p.m. 62. b.

53 Ob die Sele verzuckt wird.

54 Einschläffung.

55 Von Türckischen Einschläffen der Eunuchen.

56 Wie sich die Verzuckten für Thiere halten.

57 Wolff-Menschen.

58 Kranckheiten so dē Gliedern das Fühlen nehmen.

59 Papst Iulii Kranckheit.

60 Iohannes Scotus ist in Verzuckung für todt vergraben worden.

61 Vō Freiherrn von Raitz / der zu Nantes für einen Zauberer ist gericht worden.

62 Dem Teufel auff Cananeisch Weirauch brennen.

63 Ein Hebamm so eine Hexin war tödt und aß die Kindlein.

64 Eine Hexin tödtet 40. Kindlein.

65 Hexen fressen Menschen Fleisch.

66 Si Stria hominem comederit etc.

67 Ein Solidus thut 40. denarios. umb 2. denarios kauft man einen Metzen Habern oder 3. Metzen Gersten.

68 Rondeletii Erfahrung vō der Lycāthropey.

69 Autor Magic. oder wunderl. Histor. von Gespensten p.m. 163. a.

70 Hildebrād in Theurg. am 133. Blat.

71 Warumb die Hexen nit allezeit weggeführet werden

72 § I. Bezeichnung.

73 Bodin. Dęmonomania lib. 2. c. 4.

74 Hildebr. Theurg. p. 127.

75 §. 2. Recht Zubereitung.

76 Author Hundst. Erquickst. part. 1. c. 18. im dritten Hundstage pag. 365. etc.

77 Wird vō Geist auff eine Wiesen geführt.

78 Da siehet er Vorbereitung zum Hexen Dantz.

79 achtet es aber für lauter blendwerck

Eine Jūgfer wird vor eine Kuh angesehen.

80 Die Geister komme nicht auß der Höllen / sondern es ist eine sonderliche Ahrt / welche in der Welt sind.

81 Er schwebet in grossen furchten.

82 Der Geist saget ihme Sicherug zu.

83 Geister in dieser Welt sind sechserley Ahrt.

84 Geister nit alle in die Hölle gestürtzt worden.

85 Præses deß Hexen-Convents.

86 §. 3. Offenbarlichkeit oder Dunckelheit.

87 §. 4. Königreiche.

88 (1.) Niederland.

89 Alibi Oesterbuxg Richter in seinem Kalender übers 1661. Jahr Christi im 10. Cap. der Histor. Author der Hudstäglichen Erquickstunden im 1. Theil. am 397 Blat.

90 Alibi Wyck.

91 Teuffel vermischet sich mi den Hexen.

92 (2.) Lotharingen. Lugdunū.

93 (3.) Ober-Teutschland.

94 (4.) Kurland.

95 Author der wunderlichen Historien part. 1. pag. 92. 93.

96 In Preussen / Lieffland und Littau gibt es viel Zauberer / welche sich zu gewisser Zeit deß Jahrs in Wölffe verwādeln

97 Raue in memorab c. 78. p.m. 62.

98 Arcadier werden in Wölffe verwādelt.

99 Welche nach 9. Jahren ihre vorige Gestalt wieder bekommen.

100 (5.) Spanien.

101 Author der wunderbaren Histor. p. 146. 147.Bodin. Dæmonom. l. 2. c. 4.

102 (6.) Boeotia.

103 Fastnachten gehalten von Wald-Gespenster auff dem Berg Parnasso.

104 Macrob. lib. Satur. cap. 18.

105 (7.) Eeland.

106 Crus. de. noct. c. 19. p. 373.

107 Ol. Mag. in Epitome de mira nat. rer. Septentr. l. 2. p. 70.

108 (8.) Das Römisch- oder Welschland.

109 Wunderliche Historien von Gespenstē. part. 1.pag. 150 Bodin. in Dæmonom. l. 2. c. 4.

110 Ein Weib führet ihren Mann in die Versamlung der Zauberer.

111 Author Der wunderl. Historien p. 148.

Bodin. Dęmon. l. 2. c. 2. & 4.

112 Hexen-Tantz.

113 ein Mägdlein wird mit zum Hexen-Tantz geführet.

114 (9.) Gallia oder Franckreich.

115 Bodin. in Dæmon. l. 2. c. 4. Crus. de Noct. c. 19. p. 371.

116 Author Magic: oder wunderl. Historien par. 1. p. 163. Bodinus in Magor. Dæmonom. l. 2. c. 4.

117 Hexen-Pulver.

118 Author der wunderl. Historien von Gespenst. p. 151. etc.

119 Von Gespenst. p. 151 Bodin, Dæmonom. l. 2. c. 4.

120 Hexen schaden mit ihrem Pulver dem Menschen und Vieh.

121 (10.) Africa.

122 Suhacat Hexen in Africa.

123 Kornman in monte Veneris c. 40. p. 209.

Scalig. de Subtilit. Exercit. 355.

124 §. 5. Berge und Wiesen.

125 §. 6.

126 §. 7.

127 §. 8.

Das IV. Capittel
Das IV. Capittel.
Von denen Stücken und Mitteln / vermöge welcher die Hexen zu ihren Versamlungen fahren.

Nachdem wir in vorhergehendem Capittel weitläufftig gehandelt haben von denen Orten / an welchen die Zauberer ihre Zusammenkunfft zu haben pflegen; Folget nun auch daß wir Bericht thun / durch was Mittel oder Fuhrwerck sie zu denselben / und sonderlich zum Blocks-Berg hinkutschen? Wann wir aber in den Historien unn mancherley Geschichten uns umsehen /so befindet es sich / daß sie unterschiedene Instrumenta, ihrer eigenen Außsag nach / gebrauchen [294] sollen; Als da sind theils lebendige Thier / nemlich:Böcke / Zigen / Kälber / Pegasi oder fliegende Pferde / Säuen / Wölffe / Katzen und Hunde; Theils leblose Dinge / als: Rocken / Ofenkrückeln /Ofen- Mist- und Hew-Gabeln / Schauffeln / Beesen / Rauffen / Backtröge und Mulden / wie auchKleiderbürsten / Hüte / Mäntel und dergleichen. Wie davon der offtangezogene Bodinus Bericht thut /da er unter andern also schreibet: Das Hexenfahren belangend / habe ich vielfältig gelesen / daß solches bißweilen mit Salben / bißweilen auch ohne Salben zugangen sey / etwann auff einem Bock / bißweilen auff einem fliegenden Pferde / etwann auff Beesen /zu Zeiten auff einem Stecken / vielmahls ohne Stecken / und ohne einiges Thier. 1 Etliche fahren gantz nackend dahin / etliche aber bekleidet / etliche deß Nachts / etliche deß Tags / doch geschicht es gemeiniglich deß Nachts / und zwar in der Nacht / die da ist zwischen dem Montag und Dienstag. Darauff führet er auß des Pauli Grillandi Buch de Sortilegiis eineHistori an / von einer Hexen zu Spolet / die unter andern bekennet / daß wann sie zu ihren Versamlungen reisen sollen / gleichsam eines Menschen Stimme gehöret [295] habe / welchen sie ihr kleines Meisterlein / bißweilen auch Meister Martinlein nennete. Wann sie dann mit einer sonderlichen Salbe sich geschmieret /sey sie auff einen Bock / der in Bereitschafft an der Thür gestanden / gestiegen / und sich an seinen zöttigten Haaren gehalten / und sey also von demselben in grosser Eil unter den grossen Nußbaum bey Benevent geführet / da sie eine grosse Menge und Anzahl ihres gleichen gefunden. Gleichmässiger Fal / schreibet Bodinus kurtz für den jetzt angezogenen Worten /hat sich unlängst mit einē Junckherrn bey Melun zugetragen / der beydes auß Fürwitz / und daß ihm seine Mutter darzu beredet / sich gewaget / und auch zur Hexen Geselschafft gefahren / dieweil er aber vor Furcht sehr zitterte und zagte / wiewol er GOtt nicht nante / da fing der Teuffel überlaut an zu ruffen / wer fürchtet sich hier? Der Junckherr / so von solcher Stimm noch furchtsamer ward / suchte Wege / wie er sich möchte außdrähen: Aber ehe er sich umsahe /war die gantze Geselschafft verschwunden. 2 Als er nun wieder heim kam / wolte er den Zauberer verklagen / der ward es bald inne / und floh davon. Dieses wird deßhalben gemeldet / daß es sonderlich umb der Furcht willen wol ist zu mercken. Dieses aber wird noch mercklicher kundbar / durch den rechtlichenProcess mit den Heren / und Valerich in [296] Sovoy außgeführet: Alda die Tochter bekant / daß ihre Eltern /da sie das erstemahl zur Versamlung fahren solte / ihr einen Stecken zwischen die Beine geben / und ihr befohlen haben / vor allem nit erschrocken zu seyn / und alsbald sey sie mit dem Vatter und der Mutter davon gefahren. Der Process ist in deß letzten Drucks Buch deß Danæi außgedruckt / und ist ergangen im 1574. Jahr. Ferner schreibt er: Ich hab auch ein Extract vō der Verurtheilung der Heren zu Potetz / von dem Herrn Adrian der Fer General Leutenant zu Laon bekommen / und darinnen gefunden / daß sie in Krafft etlicher Wörter / die ich nicht benennen wil / bey Longnie zu einer Mühlen mit einem Kehrbeesem oder Kleider-Bürst sey gefahren / und alda viel andere ihre Bursch gefunden / derer jedes einen Kehrbeesem in der Hand hatte / und mit ihnen sechs Teuffel /die daselbst mit Namen benennet werden. etc. Wie diese Histori weitläufftiger in vorhergehendem dritten Capittel ist angeführet worden.

Damit stimmet auch überein Wolffgang Hildebrand in seiner Theurgia, wann er am 117. Blat schreibet /daß die Hexen / wann sie auff ihre Fest / und nach ihren Versamlungen ziehen wollen / sich sitzen auffStecken / Gabeln / Wölffe / Geissen / Katzen /brauchen auch ihre Ceremonien darzu / und salben sich [297] mit Katzen-Hundes-Esels- oder Wolffs-Schmaltz / und fahren also an ihre bewuste Oerter /dahin sie durch ihre Pedellen zu kommen beruffen sind / durch die Lufft zu dem Rauchloch und Kamin hinauß / und vergleichet ihr fahren einem starcken Wind-Wehen / der eine Feder von der Erden auffnimbt / führet sie in die Höhe / und treibet sie vor ihm her / biß dahin / da er auffhöret zu wehen. Darauff erzehlet er nun am 118. 119. Blat / Herrn D. Johann Geilers von Käysersberg / weyland Dompredigers deß hohen Stiffts zu Straßburg / Meinung / von der Hexen und Unholden fahren. Es schreibet aber derselbe in einer Predigt am Mitwochen nach Reminiscere 1508. gehalten / also: Nun fragestu / was sagest du uns von den Weibern / die zu Nacht fahren / und wo sie zusammen kommen? Du fragest ob etwas daran sey /wann sie fahren in Frau Venus-Berg / oder die Hexen / wann sie hin und herfahren / fahren sie / oder bleiben sie? Oder ist es ein Gespenst? Oder was sol ich davon halten? Ich gebe die Antwort / wie nachfolget. Zum ersten sprech ich / daß sie hin und her fahren /und bleiben doch an einer stat / aber sie meinen / sie fahren. Dann der Teuffel kan ihnen einen Schein also in den Kopff machen / und also eine Phantasey / daß sie nicht anders meinen / dann sie fahren allenthalben / und meinen sie gehen [298] bey einander und bey andern Frauen / tantzen / springen und essen / und das kan er allermeist denen thun / die da mit ihm zu schaffen haben / ihme verpflicht seyn / (pacto exteriori vel inteiori.) Und das laß dich nicht wundern / daß es ihnen so eigentlich träumet / daß sie wehnen / es sey an ihm selber also: Dir träumet etwann natürlich so eigentlich von einem Ding / als wann du so viel Gulden habest /oder etwann träumet dir / wie du bey den Männern seyst / oder bey den Frauen / oder habest das und das zu essen / und träumet dir so eigentlich / da dir träumet / es sey kein Traum / es sey also in der Warheit /und wenn du erwachest so ist nichts da. Einer kan etwann vacirets in einem Traum machen / einer findet etwas in einem Traum / daß er im Wachen nicht finden kan. Kan das die Natur / so viel mehr kan das der böse Geist / da ein Mensch wehnt das nicht ist / also höre ein Exempel. 3 Ich laß / daß ein Prediger kam in ein Dorff / da war eine Frau / die sagt / wie sie die Nacht also umher führe / der Prediger kam zu ihr /und straffet sie darumb / sie solte darvon abstehen /dann sie führe nimmer / sie würde betrogen. Sie sprach / wollet ihrs nicht glauben / ich wils euch zeigen / er sprach / ja er wolt es sehen: da es Nacht ward / daß sie fahren wolte / da ruffet sie ihme / da sie fahren wolte / [299] da legte sie eine Mulden auff die Banck /da man Teig inne macht auff den Dörffern / und besonders in dem Land bäcket jedermann selber; Da sie in der Mulde also saß / und sich salbet mit Oel / und sprach die Wort / die sie sprechen solte / da entschlieff sie also sitzend. Da wehnte sie / sie führe und hette zimliche Freude inwendig / daß sie fechtet mit Händen und Füssen / unn fahre also fast / daß die Mulden über die Banck fiele / und lag unter der Mulden / und schlug ihr ein Loch in den Kopff.

Author der Hundstägigen Erquickstunden in 1. Theil am 379. Blat / hat dieses davon. Bald kam eine grosse Menge von Weibern und Männern als ein Kriegs-Heer auff dem Feld her / ein Theil auff Böcken / ein Theil auf grossen Hunden / unn ein Theil auff Stecken geritten (unter welchen dann die jenige so auff Hunden geritten kamen / vor allen andern statlich bekleidet waren) welche alle dem Theatro zueileten / und darauff sich einstelleten / und mit zusammen geschlagenen Händen niederfielen / und den grossenBock anbeteten; Wie auch ihme zu ehren etliche /sonderlich die Männer Bechkertzen / der Weiber eine grosse Anzahl die Nabel-jungen Kinder herbey brachten / und auffopfferten / auch gottlose Ceremonien mit Weyhwasser und andern heiligen Sachen in despect der Christl. Ceremonien darbey trieben / und den Bock anbeteten. 4

[300] Bißhero von den Instrumenten oder Werckzeugen /darauff die Hexen-Fahrt geschehen sol; Dieweil aber fast allezeit das Schmieren oder Salben darzu solle kommen müssen / wird vonnöthen seyn / daß wir in diesem Fal etwas davon erwehnen. Paracelsus 5 berichtet / daß solche Salbe von den Hexen gemacht werde auß dem Fleisch der jungen neugebornen Kinder / welches sie wie einen Brey kochen mit denen Kräutern die einen Schlaff verursachen / als da sind Mohn / Nachtschatten / Sonnenwendel / Schirling und dergleichen. Wann nun die Hexen sich mit der Salbe schmieren unfolgende Wort sprechen / oben auß und nirgends an / so sollen sie / seiner Meinung nach /durch die Feuermäuer / durch die Fenster und andere enge Löcher durch Hülff deß Teuffels davon fahren. Sprenger schreibet / wie eine Hebamme oder Wehmutter / welche zu vielen Kindbetterin stets beruffen worden / im Costnitzer Gebiet gericht sey worden /darumb weil sie 41. Kindlein / wann sie allererst auß Mutterleib kommen / mit grossen Nadeln / die sie ihnen ins Häuptlein gesteckt / getödtet habe. 6 Gleiches Kinder-Mördern lieset man auch von der Zauberin Medea, als sie einmahl ihren leiblichen Bruder /das andermahl ihre eigene Kinder hat umgebracht. ImHoratio lesen wir auch die Zaubereyen / welche dieCanidia [301] getrieben. Und im Lucano von der Unholdin Erichtho / daß sie Kröten / Schlangen und Gebeine gebraucht / wie die unsere Hexen auch im Brauch haben / und damit offt gefast seyn begriffen worden. Kein Zauberey-Geschlecht ist zu finden / welches derOrpheus nicht ungefehrlich vor 300. Jahren hat beschrieben / und zum theil von Homero war angereget / und im Gesetz GOttes vor 3500. Jahren gestrafft worden. Droben haben wir ein Exempel von einem Zauberer auß dem Ammiano angezogen / der ein schwanger Weib auffgeschnitten / damit er nur ihre Leibes-Frucht bekäme / und diß bey Regierung deß Käysers Valentis. Vor 100. Jahren ward der Freyherr von Raitz 7 überwiesen / daß über diß / daß er viel Kinder umgebracht hat / auch darauff umbgangen /seine Eheliche Frau / so mit einem Kind schwanger ging auffzuschneiden / und sein eigen Kind dem Satan zu opffern / wie ihn dann der Satan / dem nichts liebers / dann Menschlich Geschlecht zu schwächen /darzu angericht hatte Unn ist diß nicht darumb / daß er das Fett zu Volbringung schändlicher abscheulicher Händel gebrauchte / darzu sonst andere der arglistige Feind beredet / auff daß er hierdurch die Zauberer zu dergleichen Mördern ihres eigenen Geblüts bringe und bewege. »Dann sie sagen / das Fette oder Schmaltz von den Kindern / die natürliches Tods verschieden / sey nicht gut.« 8 [302] Solches Hat ja diß erst angezogene Exempel der 41. von einer Hexen umgebrachter Kinder / so noch nicht getaufft / sondern dem Satan übergeben gewesen / erwiesen. Noch stellet sich Wier an / als glaube er dieser Dinge keines / die ihm doch so wol bekant sind / als seinē Meister Agrippa. Daher er auch schreiben dörffen / oder vielmehr sich also anstellen / als folgete er der MeinungBaptistæ Portæ eines Italiäners / welchen er auß der massen hoch erhebet. So doch derselbe schreibet / es haben ihm die Hexen bekant / daß sie ein Schmeer von gekochten und gesottenen Kindern / und mancherley Specerey / so nicht zu benennen / machen. Also mit dieser Weise lehret er Kindermord begehen /und dasselbe auß teufflischer Beredung / als habe dieses Schmeer die Krafft / die Leute in Lüfften fliegen zu machen. Nun sind aber die Unholden in Franckreich nicht geschwinder noch leichtfertiger / dann die in Teutschland und Italien / unn nicht destoweniger hat das mehrer theil Unholdē in Franckreich (als die zu Manns / zu Uberich / und zu Longny in Potetz /wie ich droben vermeldet) nicht mehr dann Beesen /zwischen die Beine genommen / und etliche Wort darzu gesprochen / und alsobald sind sie in die Lufft verzucket worden. Und Paulus Grillandus schreibet /daß viel der jenigen / die er in Italia hat richten sehen / bekant haben / daß jedes mahl / wann sie auff seyn wollen / ein Bock [303] an die Thür kommen / auff welchen sie gestiegen / und ohne Schmierung und Salbung davon gefahren. Man siehet / daß der Italiäner Baptista in seinem Buch von der Magie / das ist Zauberey /und deßgleichen Weier sich selbst bemühen / den Leuten einzureden / als sey es eine Salbe natürlicher Krafft / und den Schlaff bringend / auff daß man den Leuten eine Lust mache es zuversuchen. Dann dieschlaffbringenden Kräuter sind Mandragora oder Alraun / Magsaat / Dolkraut / Bilsenkraut oder Saubohnen unn Schirling. Und nicht destoweniger hat man nie weder Griechische noch Arabische / noch Lateinische Aertzte gefunden / welche auff den Rücken /an die Arme / an die Beine oder wol gar in den Hindern Salben geschmieret hetten / damit also die Leut zu entschläffen / daß sie keinen Schmertzen fühleten. Wenden oder überschlagen sie schon etwas außwendig an / so sind es vielleicht Frontal / die man zur Stirnen und den Schläffen / oder auff das Haupt brauchet / von kaltem Saamen / die man durch mistiones & fussiones durch Vermischung od' Vielgiessung und Einbeitzung verbessert und corrigiret. Belangend dann die Fette / da ist eine gemeine Regel in der Artzney / daß sie warm / entzündent oder inflammatifisch sey. Wie solt sie dann / wann mans schon auff den Rückgrad oder Arm schmierte / zu entschläffen die nen. Sintemahl [304] deß Schlaffs Ursach ist / wann das Geblüt vom Hertzen durch die Blut-Adern Carodites zum Gehirn geführet wird / und wann die Humores oder Feuchtigkeiten welche in das Hirn / wie die Dünst und Dampff in die Lufft steigen / gelindlich und süßlich in das Hertz sich thun und schlagen. 9 Aber damit wir anzeigen / daß Satan die Seele ausser dem Leib verzückt / und (inmassen wir im Capittel von der Ecstasi oder Verzückung gedacht) ihn gleichsam todt unn unempfindlich lasse / und gar kein Schlaff sey / das siehet man daran / weil alle einfacheSoporativa oder einschläffende Sachen nicht hindern mögen / daß ein Mensch / wie sehr er eingeschlaffen were / nicht solte das Feuer fühlen / wann mans an die Haut helt. Hingegen empfinden die Zauberer / wann sie verzucket werden weder Feuer noch einigen Schmertzen / wie dann diß offtmahls ist versucht worden / inmassen wir diß hievor erkläreten / als wir den Ort Virgilii außlegeten / da er von der Zauberin spricht: Quæ se promittit solvere mentes.

Noch wollen wir mit einem andern Argument, welches unwidersprechlich ist darthun / daß weder dieselbe Salb es thue / noch ein Schlaff / sondern eine rechte ware verzuckung der Seelen vom Leibe sey. Und ist es nemlich dieses / weil alle / die dermassen verzuckt sind / eine halbe Stund darnach wieder zu sich selbst[305] kommen / oder so bald es gelüstet: Welches einem der durch einfache Narcodica oder schlaffbringende Artzney eingeschläfft wird / unmöglich ist / sondern bleiben auff einem oder zween Tag unauffgewacht. Der Brauch bringts auch mit sich / daß diese Leut so verzucket werden / offt auff 100. Meilen ware Zeitung von allerhand Geschichten wissen zu sagen. Diß ist aber wol zu mercken / daß die Bereitung dieser Salb /welche der Author der natürlichen Magy lehret / auß keinem simpeln schlaffbringenden Stück / sondern auß vielerley gefährlichen Gifften gemacht werde. S. Augustin / als er von solcher Verzückung (die er für geswiß und unzweifflich helt) redet / und sich über die Teuffelische Macht verwundert / da spricht er also: serpit hoc malum Dæmonis per omnes aditus sensuales, dat se figuris, accommodat se coloribus, adhæret sonis, odoribus se subjicit. Wo ihm dann also / daß die bösē Geister durch eine gerechte Zulassung Gottes Macht haben / die Seel vom Leib zu scheiden / wie sollen sie dann nicht die Macht haben /sie mit dem Leib weg zu führen. Sintemahl ohne alle Vergleichung viel wunderlicher ist / die Seele vom Leib zu trennen und zu scheiden / und sie wiederumb einzustellen / dann wann der Teuffel Leib und Seel mit einander holet. Mich betreffend / halte ich / nach Zeugnüß Göttlicher Schrifft / diese Verzückung [306] Ecstasin oder Aphæresin für eins der fürnehmsten und stärcksten Argument, durch welches wir die Unsterblichkeit der Seelen mögen bewähren / und diese hypothesin deß Aristotelis decidiren / da er setzt 10 wann die Seel etwas für sich selber ohne den Leib kan / so sey sie unsterblich. Dann die fürtrefflichsten Zauberer (so es auß der Erfahrung / wie Orpheus, erkant haben) die haben jederzeit den Leib für der Seelen Kercker gehalten. Und Empedocles sambt dem Zoroastre (zween der berümsten Zauberer ihrer Zeit) nennen den Leib ein Grab. Plato 11 meinet / σῶμα das ist / der Leib / heisse so viel als σῆμα, das ist / ein Grab. Und Socrates nennet ihn / die Höle der Seelen. Zu diesen argumenten und Gründen / welche Weier in keinem Weg nicht aufflöset noch umstösset / da haben wir noch die Authorität und Ansehenlichkeit der Zeugnüssen fürnehmer Leute von vielen alten Zeiten her / als deß Plutarchi 12 welcher viel und merckliche Exempel zu Marckte bringt / deß Plotini 13 Plinii 14 S. Augustini 15 Thomæ von Aquin 16 D. Beneventuræ 17 Durandi unn aller Theologen / auch Sylvestri Priers / Pauli Grillandi 18 unn der fünff Ketzermeister in Teutschland / welche unseglich vielē Hexen ihr Recht zu thun verschaffet / und ihre Mißhandlungen und Verurtheilungen kurtz in ein Buch / Malleus Maleficorum genant / gezogen haben. Wann dann nun über solche ansehnliche Zeugnissen / [307] noch die ordentliche Erfahrung unzehlicher Gerichtlicher Procedirung hinzukömbt / dabey die Kundschafften / die Wiederholungē / die Confrontationē / Uberzeugungen / Urgichten / und Bekantnissen biß zum Todt vielfältig und klärlich erscheinen: So ists zwar nicht eine Halßstarrichkeit an D. Weiern / daß er das Widerspiel handhabet: Sondern der grosse Ernst und Fleiß / den er umb Erweiterung deß Satans Reich anwendet / ist eine überauß grosse Gottlosigkeit. Dann man hat ja beyder-Nacht-abwesenden Hexen Beweisung genung / wann sie die Warheit bekennen / und die Ursach ihres aussenbleibens anzeigen. Man hat ja gesehen /daß die jenigē / welche erst jüngst zu solchen Hexen-Versamlungen kommen / unn GOTT umb Hülff angeruffen / oder sich vor dem / das sie sehen / förchten und scheueten / mit ihrem Schaden erfahren haben /daß sie 100. oder 50. Meilen von Hauß waren / und grosse Tagreisen zu dem Ort / von dannen sie der Satan in wenig Stunden vertragen gehabt / volbringen müssen. Dessen habe ich neulich Exempel gegebē von Loches / von Leon / von Manns / von Poictiers /von Casteaurox / von Longny / und von unzehlich andern Enden / so von den Authoren / die ich angezogen / benennet werden / welche alles Weiers fürgeben / als weren die Zauberer so Melancholisch / hinrichten; Dann er ja diß von denen nicht sagen kan / die [308] grosse Tagreisen thun müssen / ehe sie zu Hauß kommen. Wiewol Weier ihme selbst zuwider zugibt / 19 Simon der Zauberer / welchem Nero ein Ehrenbildniß zur Gedächtniß auffrichten lassen / sey in die Lufft auffgeflogen: Wie auch dieses die alten Doctores 20 und deren nicht wenig in Schrifften hinterlassen. Ist das aber nicht eine überauß grosse Narrheit / bekennen daß Simon der Zauberer in die Lufft sey geflogen /und hingegen nicht zugeben / daß es andere Zauberer auch können / sondern sagen / sie betriegen sich und meinen / sie werden in der Lufft dem Unholden-Tag vertragen? Ist dann der Satan heutiges tages weniger bey Macht / dann damahls? Dann dieses geschahe nach JESU CHRISTI Todt. Ja Weier erzehlet 21 selber / er habe in Teutschland einen zauberischen Gauckler gesehen / der bey hellem Tag vor allem Volck gegen Himmel sey geflogen / und als ihn sein Weib bey den Füssen gehabt / sey sie auch auffgehebet worden / und da hat sich die Magd an die Frau gehalten / und ist gleichfals auffgefahren / seyn auch solcher gestalt eine zimliche gute weile in der Lufft also geblieben / darob das Volck erstummet gewesen / und sich als ob einem Miracul verwundert. 22 Gleiches Exempel lesen wir in der Histori Hugonis von Fleury / daß ein Graff von Moskau / auch also in die Lufft sey erhebet / und jämmerlich überlaut schreyend davon geführet [309] worden / ungeacht daß er geruffen; Ach lieber Freund / helfft mir. Ist auch hernachmals nicht mehr gesehen worden / eben so wenig als Romulus nachdem er vor seinem Heer in die Lufft ist verzucket worden. Wiewol / auch auß dem Evangelischen Text erscheinlich / daß der Satan unsern Herrn Christum auff die Höhe deß Tempels / und folgends auff die Spitze eines Berges geführet hat. Darauß Thomas von Aquin eine unzweiffliche Folge oder Consequentz schleust / daß der Satan auß Göttlicher Zulassung nicht weniger Macht hat / andere hinzuführen / angesehen / daß JESUS CHRISTUS war und ist ein wahrer GOTT und warer Mensch / unn kein phantastischer eingebildeter vergeisterter Mensch. Aber es begnüget mich / daß ich den Weier durch seine eigene Bücher und fürbringen kan überweisen. Dann er schreibet 23 selber / er habe Leut von den Teuffeln hinauff in die Lufft tragē gesehen / auch meldet er / es sey nichts ungereimbts: Und eben an demselben Ort schreibet er fälschlich / man habe in Teutschland einen Zauberer gesucht / welcher versprochen gehabt / deß Königs Francisci Kinder auß dem Schloß Madrich zu bringen / und in den Lüfften auß Hispania in Franckreich zuführen / sey aber nicht zu Werck kommen / auß Sorg / er mögte sie in Noth bringen / daß sie den Hals brechen. Vnn welches noch mehr ist / er schreibet am 19. Cap. deß 4. Buchs de præstig. daß als [310] d'Teuffel in Gestalt eines Fürsprechers eine Sach vor Gericht geführet / und gehöret /daß die Widerparthey sich dē Teuffel ergebē / wann er etwas Geld von seinē Gast hette zuverwahrē empfangen / alsbald vom Stand auffgewischet sey / unn diesen Wirt / der einen Meyneid gethan hat / im Angesicht deß gantzē umstands hingeführet hahabe: unn diese Geschicht sagt er sey gewißlich in Teutschland geschehen. 24 Folgends nachdē er viel Exempel solcher Teuffelischē Entführungē hat gesetzet / schliesset er / diß sey gewiß und gar keines wegs etwas ungereimtes darhinder. Vnd gleichwol dieses alles unangsehen / schreibet er im Buch de Lamiis gar das Widerspiel / darauß mā ein recht leichtfertig Schwindel-Hirn / welches sich zu jedweder Rede verwickelt / kan abnehmē. Vnn wiewol er vieler Theol. unn Historiēschreiber Glaubē unn Aufrichtigkeit tadelt; so behilfft er sich doch mit der guldē Legēd c. als da er das Lebē S. Germani anziehet / da gemeldet wird / S. Germanus sey auf eine zeit gangē dē Hexentantz zubesehē /unn gleich drauf sich zu dē Geliger ihrer Ehemänner verfüget / alda er sie gefüdē: Als ob S. Germanus leichter were gewesē dann d' Satā / und d' Teuffel sie nit so geschwind hette wiederū heimlieffern als hinauß führē können. 25

Vnn das sey gesagt von der Hexen-Salbe / darauß wir erlernet haben / wie selbige eben so wenig zur Fahrt helffe / als die Waffē-Salbe zur Schaart oder Wunden; Wo nicht der Teuffel das beste bey der Sache thue / [311] das angefangene Werck fortsetze / und den eingewurtzelten Aberglauben bey seinem esse er halte. Doch mögst du hier sagen: hüpffet dann nun der Teuffel so fluchs einer Hexen auff / wann sie es haben wil / theils in dieser / theils in andern Fällen? Darauff antworten wir / daß freylig der Satan den Hexen nach ihren Willen auffhüpffe / damit er sie desto baß in seiner Devotion erhalte: Aber er wird auch dermahleins auff sie hüpffen / wie sie bey ihrer Fahrt auff ihn gehüpffet seyn. Philipus Ludvvig Dæmon. quæst. 16. erzehlet / daß der Apostel Johannes einsten die Teuffel gefraget habe / warumb sie dem Zauberer dem Cynopi also gehorcheten? 26 Da habe ihm der eine Teuffel geantwortet / weil alle Krafft deß Satans in ihm wohnet / und das daher /dieweil er einen Packt und Verbündniß gemacht mit allen unsern Fürsten / und wir wiederumb mit ihme.Cynops ist uns gehorsam / und wir ihme deßgleichen.

Fußnoten

1 lib. 2. Daemonom. c. 4.

2 Heren dürffen sich bey ihren Versamlungen nit fürchten.

3 Diese Histori führet auch an Lutherus im 1. Jenischen Latein. Theil fol. 121. und auß ihm / Mederus in der 5. Hexen-Predigt. p. 72. a.

4 Vielleicht ist Agrippa Hund hieher gehörig.

5 Paracelsus in magna & occulta Philosophia.

6 Bodinus in Confutat. Opinion. Wieri.

Eine Hebamme bringet 41. sechswochen Kinder umb.

7 Freyherr von Raitz ein Zauberer.

8 Gestorbener Kinder schmaltz nit dienlich

9 Woher der Schlaf komme.

10 lib. 2. de anima.

11 lib 7. de Republ.

12 in Romulo.

13 lib. de anima.

14 lib. 7.

15 lib. 10. & 21. de Civ. Dei.

16 in secunda 2. q 95. art 5. tit. de Superstit & in tract. 1. part. q. 8 & tit. de mirac. q. 16. art. 5 & 6de Dæmon.

17 Benev. in lib. 3. sentent. dist. 19. q. 3.

18 lib. 2. de Sortil. c. 2.

19 lib. de Lamiis. cap. 3.

20 Ambros. in Hexaêm. Ireneus. Eusebius. Clemens in Itinerario. Egesipp lib. 3. de Excid. Hieros. c. 2.Niceph. l. 2. hist. Eccl. c. 27. Fulgent. lib. 8. cap. 11.

21 lib. de præstig.

22 Seltzame Himmelfahrt.

23 lib. 2. de præstig. c. 12.

24 Teuffel ein Advocat.

25 lib. 2. de Præst. c. 13.

26 Bertram in cap 2. Matth. pag. 354. ex Reinecc Clav. Theol. part. 2. pag. 897. Conf. Reuchl. de verbo mirifico lib. 3. c. 13.

Das V. Capittel
1.
1. 2

Bißhieher in genere, nun folget auch in specie, und zwar von dem Panquetiren / bey welchem aber müssen betrachtet werden / die

B eleuchter.
R ache an etlichen / so eine weile nicht mitessen müssen.
O rdnung beym Tische.
K ummer deß Saltzes.
S peise und Tranck.
B ethung.
E rsätigung.
R aumung / daß es bald auffgeräumet werde im verschwinden.
G eschirr.

Von diesen nun wollē wir in folgendē kürtzlichen Bericht ertheilen / und zwar mehrentheils auß demBodino, welcher also schreibet: Nach dem Tantz und Hurerey / werden die Tische und Taffeln vol Essen und Trachten gesetzet. Da es nun mit dem Bauersmann von Rom Anno 1626. auch so weit kommen /daß der Tisch allerdings gedeckt gewesen / hat sein Weib ihn herbey geführet / ihren Fürsten seine Ehre zu thun. Hierauff ist er mit den andern zu Tisch gesessen / und als er gesehen / [317] das weder die Essen gesaltzen warē / noch kein Saltz auff dem Tisch stunde / ruffte und schrie er so lang biß man ihm Saltz brachte. 3 Ehe er nun dasselbe versuchte / sprach er / nun das sey GOTT gelobet / daß mir einmahl Saltz zugestanden ist. So bald er gesaget / GOTT sey gelobet / ist gleich auff einmahl alles verschwunden / die Leut / die Tische / sambt dem Essen und Trincken und seinem Saltz / also daß er allein da nackend geblieben: Deßhalben ihn dann übel gefroren /und nicht gewust / wo er in der Welt steckte / biß an den Morgen / da traff er etliche Hirten an / die fragte er / wo er hier im Lande were / die sagten ihm er were in der Graffschafft Benevent, welches deß Papsts schönste Herrschafft ist / unter einem grossen Nußbaum / bey 100. Meilen von Rom. Da muste der gute Tropff Brod und Kleider betteln / und kam erst den achten Tag hernach gantz mager und hager heim / und verklagte alsbald sein Weib / welches dann gegriffen ward / und noch viel andere angab / die alle auff ihr Bekantniß lebendig verbrand worden.

Philostratus Lemnius der Jüngere / ein Griechischer Scribent, meldet von dem Apollonio Tyanæo (welchen sonst der Alexandrinische Philosophus Hierocles gantz wiedersinnisch unserm Herrn Christo dörffen vergleichē) daß er in ein Hauß gegangen / da die Hexen obgedachtes gleiches Panquet hielten / sie alsbald [318] bald hefftig bescholten habe / und darauffseyn alsobald die Taffeln / Speisen / Leute und aller darzu bräuchlich er Haußraht verschwunden; Allein sey gar ein junger Mensch da geblieben /welchen die Zauberer erst kurtz angeführet hetten. 4 Es ist auch noch viel alten wol betagten Leuten bekand / wie einer der Graffen von Aspermont habe pflegē allerley Geselschaft so in sein Hauß kommen /dermassen herrlich und statlich zu empfangē unn zutractiren / daß sie an den köstlichē Trachten der guten Auffwartung / unn allerhand Vberfluß ein gut Vergnügē getragen. Allein das Letzte ist ihnen nit annemlich gewesen / sintemal wann die Leute und Pferde auß seinem Hause gegangē / Hungers unn Durstes gestorben sind / welches ich von vielen / so noch am Leben / vernommen. 5

Ioachimus von Camerich in seinem Buch von Natur der Dæmonum meldet / daß ein Metzger bey Nacht durch ein Gehöltz gereiset / und als er ein Geschrey und Tantzē gehöret / habe er demselben nachgesetzt / und zu letzt als er da zukommen / habe er alda auff dem Platz silberne Trinckgeschirr und Becher gefunden / die er / nachdem alle Hexen unn Teuffel verschwunden gewesen / genommen / und sie den folgendē Tag zur Obrigkeit desselben Orts getragen /die hat alsbald die jenigē / derē Gemerck auf dē Bechern gestandē erfodert / die habē fort an die andern verklaget / und sind ihrer viel auß dem [319] Hauffen vom Leben zum Todt gerichtet worden. 6

Damit sie aber solch ihr Fest destomehr solennisiren / ehren unn zieren mögen / so bringē etliche mit sich einē Himmel oder Umhang / küpfferne oder silberne Geschirr. Darauff sich dann ein Artickel im 67. Cap. des Salischen Gesetzes schicket / da gesaget wird; Sie quis alterum Hæreburgium clama verit, hoc est, Strioportium, aut quodæneum (ivium aliàs) portare dicitur, ubi Striæ concinant & convincere non poterit, solvat solidos LXII. welches so viel in sich hält: Daß wann man einen Hexisch nachtfahrtig hält / oder dafür beschuldiget als trüge derselbe Metallische Gefäß zu denen Versamlungen / da die Hexen zusammen stimmen / und man solches nicht erweisen könte / so sollen die so einen beschuldigten /eines genanten Straff geldes fällig seyn. 7

Author der Hundstäglichen Erquickstunden beschreibet ein Hexen-Panquet also: Nachdem die zugerichteten Tische algemach mit Speise und Tranck versehen waren / setzten sich die Gäste sämbtlich zu Tisch / und nahmen nach der Dignität eine jede Person ihre Stelle ein / der gestelt Buhlen sich gegen über gleicher gestalt setzten. Die Speisen waren unterschiedlich / zum Theil köstlich / zum Theil schlecht / neben vielen Wein in grosser Menge vorhanden /welchen die Geister oder Hexen-Buhler anders [320] woher gestohlen / herbey gebracht hetten. In Summa es war alles bestellet / als wann es eine ansehnliche Gasterey geben würde: Etliche schlechte Weibes- und Mannes-Personen stunden vor den Tischen als Auffwarter /darunter etliche arme Weiber alda stunden / das unterst oben gekehret / sich vor Leuchter zu gebrauchen / und ward eine Music / oder vielmehr ein Geheul von weitem auch gehöret / welche doch bißweilen gehöret ward als eine liebliche Music. Es waren auch unter dem Hauffen etliche / so wol Mannes als Weibes Personen / welche sich nicht eher zu Tisch setzen dörffen / biß sie dem Teuffel (welcher auff einem hohen Sessel an der Taffel / dann in Gestalt eines grossen Hunds / dann eines Bocks / dann eines Fürsten sichpræsentirte) Ehr erzeiget / und Erläubniß zu Tisch zu sitzen bekommen hetten. Dann diese bißweilen in ihrer aufferlegten Verrichtung hinlässig gewesen /musten sie also zuvor / ehe sie zu der Frölichkeit gelangen / Epicurischer Weiß GOtt Lästern / und dann wurdē sie erst zur Frölichkeit neben andern zugelassen / wann sie demütig umb Verzeihung gebeten hetten / darbey dann wunderbarliche Stellungen gebraucht wurden; Etliche schlugen die Hände zusammen; Etliche bücketen sich mit dem Angesicht zwischen ihre Beine hinter sich / daß an stat deß Angesichts / sie mit ihrer angebornen Scham den Himmel ansahen / [321] und andere Greuel trieben. 8 Ehe nun die Mahlzeit recht anfinge / musten sie vor dem Tisch ihre Gebet zum Teuffel thun / und ihn anbeten / welches sie auch / als die Mahlzeit vollendet / wiederholen musten / den Teuffel die Ehre anzuthun / damit sie allein den Teuffel anbeteten / und vor die Mahlzeit dancketen. Dieser angestelleten Gasterey wohneten die Teuffel bey / etliche in offenbarer und unverdeckter: Etliche in verdeckter und vermummeter: Und hetten sich derer etliche mit einem Leingewand / andere mit einem andern Schein oder Decktuch / andere in frembder unbekanter Person verkleidet.

Besiehe auch Mederum, welcher berichtet / daß der Teuffel die Hexen offt betriege / und für gut Fleisch ein stinckend Roß-Aaß / und für Vögel Mäuse und Ratten vorsetze: Item der Menschen und ungetauffter Kinder Fleisch. 9

2.
2. 10

Bißhieher vom Panquet oder Schmause / darauff folget nun 2. die Relation so die Hexen auff dem Blocks-Berg oder auch anders wo abholen sollen /davon erzehlet Bodinus 11 folgende Geschicht. Nun fält mir ein / schreibet er / daß Furnerius ein sehr gelehrter Mann und Parlaments-Rath zu Orleans / mir auff eine Zeit sagte / wie daß ein kundbar gemein Geschrey sey / die Hexen pflegen ihre Versamlung bey Clery zu halten / alda die Teuffel zusammen trügen und erzehleten / was in allerley Landen hin und wieder sich begebe / [322] dann sie haben auff alle geringste Händel der Menschen acht. Welches dann den Hexenmeistern und Zauberern für ein Mittel dient / daß sie auß solchen neuen Zeitungen offtmals warsagen können. Das bezeuget auch der Author von Gespensten 12 / welcher unter andern also redet: Die Teuffel haben gleich auff alles Thun und Fürhaben der Menschen ein Register / und sonderliche Commentarios. Welches bezeuget die Historia von Hiob / davon treffliche commentatores können nachgeschlagē werdē.

3.
3. 13

Nunmehr gnugsam vom Posthause oder Avisen-Kram / darauff kombt 3. daß die Hexen auch allezeit auff dem Blocks-Berg neu Gifft-Pulver sollen offe rirt bekommen / dessentwegen / sie auch ebenmässig ihre Fahrt dahin anstellen. Wie hievon gnugsam berichtet / der Author der Hundstägigen Erquickstunden 14 / und Bodinus auß dem Verzeichniß der verurtheileten Hexen zu Potetz. Wann zum Beschluß die Weiber mit dem Teuffel sich vermischet haben /darauf begehren sie Gift / das Vieh darmit zu tödtē. Item auß Urkunden von Anno 1574. zu Potiers: Unter welchen Hauffen ein grosser schwartzer Bock umgangē / der mit dē umstehendē wie ein Mensch geredet /und jedesmal wann sie lustig seyn wollen / umb denselbē Bock herum getātzet / unn eine brennende Kertzē in der Hand haltend / in den Hindern geküsset haben: Und wann dasselbe geschehē gewesen / [323] habe der Bock sich selbst in einem Feuer verbrennet / und von derselben Asche ein jeder und jede genommen /und darmit ihrer Feinde Kühe und Kälber / Schaaf /Pferd / oder was sie ankommen mögen / getödtet /oder darmit die Leute verschmachten gemacht / oder sonst gar darmit umgebracht. Und zu letzt habe der Teuffel jedesmahl mit einer schrecklichen Stimm geruffen / und zu ihnen gesagt / Rächet euch / oder ihr müsset sterben. Wann dieses alles volbracht / sey ein jeder durch Hülff deß Teuffels hingefahren / da er herkommen.

4.
4. 15

Hierauf folget 4. die Küssung des Bocks / davon meldet Iohannes Charterius welcher die Historien deß Königs Caroli VII. beschrieben / daß Guilhelmus Edelinus Doctor in der Sorbona zu Pariß / der in den Weinachten Anno 1453. für einen Zauberer condemniret worden / bekant / daß er offte bey Nacht zu den Versamlungen der Zauberer und Hexen sey vertragen oder weggeführet worden / und daselbst GOtt verleugnet / und den Teuffel in Gestalt eines Bocks /dē er dē Hindern geküsset / angebetet und geehret habe. Und dergleichen Exempel führet Bodinus 16 am selbigen Ort sehr viel an. Author der Hundstäg. Erquickst. 17 schreibet also: Hiernechst wendet (der Bock) sich herumb / und zeiget der gantzen Versamlung den Kindern / daran er einen mährgen [324] Schwantz hengen hat / den musten sie zu confirmirung ihresHomagii küssen. Ich konte bey diesem Gesichte nicht still schweigen / sondern fragte meinen Geist / wie dieses zuverstehen were (dann es kam mir so wunderlich für / daß so vornehme Manns- und Weibs-Personen / solchen scheußlichen Bock küssen / und so hoch verehren solten) da sprach der Geist zu mir: Den du als einen Bock ansiehest / den sehen nicht alle in solcher scheußlichen Gestalt an / sondern nur diese /welche schon lang bey der Zauberey gewesen / und darinne also bestätiget / daß kein Abfal von ihnen zu GOtt mehr zu förchten. Den Ankömlingen aber / die du alhier in grosser Menge siehest / und an welchen noch zu zweiffeln ob sie beständig verbleiben möchten / die werden und sind verblendet / und sehen ihn alda nit in eines Bocks Gestalt sitzē / sondern sie vermeinen / sie sehen ihn an / als wann er ein grosser Fürst were; und wann sie seinen Hindersten küssen /vermeinen sie / sie küssen ihm die Hände / und etliche / sonderlich die Weibs-Personen / das Mannliche Glied. Damit muste ich mich nun abweisen lassen /dieweil sie sich sämbtlich in aller Eil von dem Theatro begeben / sahe ich diesem Handel noch ferner zu. Wie sie nun abgewichen / mein GOtt wie kam mir doch alles so wunderlich für? Sonderlich dieweil ich so viel fürneme bekante Personen unter dieser Geselschafft sahe / [325] welche ich allezeit für die Frömsten gehalten hette. Sprach derowegen abermals wider meinen Geist; Mein wie ist es doch möglich / daß sich diese Leute so schändlich haben verführen lassen /und wie ich zuvor gesehen / daß doch der mehrer Theil den Bock / als einen Bock / anschauet / und doch so höchlich verehret. Der Geist aber antwortet mir abermals und sprach / du darffst nicht vermeinen /als sich diese zum erstenmahl dem Geist ergebē / daß er sich in so heßlicher Gestalt præsentiret habe / sondern er ist ihnen erschienen in der aller schönsten Männlicher und Weiblicher Gestalt.

5.
5. 18

Bißhero zur Gnüge vom garstigen Bock-Küssen darauff kombt alhier 5. der Bericht vom Tantzen oderSpringen / worinne zu beobachten vorfallen die


P feiffer und Spiel-Leute.
L iechter und Fackelhaltung.
O btinirung der Kehrbesen in Händen.
K opff zusammen schlagung.
S pring oder Tanz-Lieder.
B ückung oder Neigung vorm Teuffel.
A ufzieher zū Tantz / welche die Teuffel sind.
R unde deß Tantzes.
G esichter heraußwendig auß dem Kreise. 19

Hier ist sonderlich zu mercken / daß keine Hexen-Versamlung geschicht / man tantze darbey: Und inmassen die Hexen von Longny bekant haben / so pflegen sie / allweil sie tantzen / zu [326] sagen / Herr / Herr /Teuffel / Teuffel / spring hie / spring da / hupffe hier / hupffe dort / spiel hie / spiel da. 20 Etliche aber ruffen Sabbath / Sabbath / welches so viel bedeut als ein Fest / und Tag der Ruhe. Heben darbey die Hand und Kehrbeesen in die Höhe / erstlich zum anzeigen ihrer grossen Freud und Gnüge / und daß sie dem Teuffel von Hertzen dienen / und ihn mit Lust anruften. Und darnach / daß sie darmit die Anruffung / die GOTT geziemet nachspielen / sintemal gewiß ist / daß die alten Jüden / wann sie ihre Opffer in Tempel getragen / sich tantzend zum Altar gemacht haben. 21 Wie dann solches der R. David Kimchi über das Wort Chagag im 41. Psalm / welches ein Fest oder Tantz heist / gemercket hat. So lieset man auch / daß David auß Freuden vor der Bunds-Laden getantzet / und darzu den 47. Psalm gesungē hab. Und in gleichem Fal lesen wir / daß der Prophet den neugewehlten König Saul zu den Reigen der Propheten weiset / welche mit Musicspielen tantzten und GOtt lobten. Dann die Music ist darumb fürnemlich den Menschen gegeben GOTT desto freudiger und mutiger zu preisen /und zu lobē. Gleichwol war bey diesem Tantz die Bewegung deß Leibes / also geschaffē / daß nichts freches / üppiges noch muthwilliges daran zu sehen war (wie frembd auch deß Königs Sauls Tochter Michal /deß Königs Davids Gemahl / die Augen eingesetzet[327] gewesen / als sie des vor der Bunds-Laden tantzenden Davids gespottet) sondern die gelinde Bewegung deß Leibs erhub das Hertz in Himmel / welches dann GOtt am angenemsten ist. Angesehen / daß es nicht wohl fält / wann man mit solcher Freudigkeit GOtt lobsinget / daß nicht das Gemüthe vor Lieb und Eiffer umb die Ehre seines Schöpffers gleichsam verzucket werde / und allenthalben in den Psalmen / da man das Wort Sela 22 findet / (wie es dann sehr gemein ist) da haben die so es gesungen / den Leib sambt der Stimm erhebt. Inmassen diß gedachter David Kimchi in seinen Außlegungen über die Psalmen hat angezeiget. Sonst heist zwar das Wort Sela die Ewigkeit / wie es der Chaldeische Dolmetscher außgeleget hat / Symmachus aber und Theodocion haben es außgelegetδιάψαλμα, welches etliche für eine Enderung deß Reims verstehen / etliche für Repetition im singen /etliche für eine Pause / etliche für einen Anfang eines andern verstandes. Abraham Aben Esra hat Sela außgeleget für Emeth das ist verè warhafftig / aber das ist gewiß / daß die Sänger jedesmahl zu diesem Wort auffstunden. Die Processionen / so man heute hält /geben gleichsam noch eine Anzeigung von der altē Heiligen Tantze / auch gebrauchē ihrer alle Völcker in ihren Opffern / und hohen Festen. 23 Und Moses Maimon schreibet / daß die Persianischen [328] Töchter / wann sie die Sonn angebetet gantz nackend getantzet / und zu den Instrumenten gesungen haben. Aber / der Zauberer Täntze machen die Leute rasend und wütend /und daß es den Weibern mit der Frucht deß Leibs unrichtig gehet.

Von der neuen Gaillartischen Volta, da man einander im Welschen Tantz an schamigen Orten fasset /und wie ein getriebener Topff herumber haspelt und wirbelt / und durch die Zauberer auß Italien in Franckreich ist gebracht wordē / mag man auch wol sagen / daß zu dē daß solcher Wirbel-Tantz voller schändlicher unflätiger Geberden / und unzüchtiger Bewegungen ist / er auch das Unglück auff ihn trage /daß unzehlig viel Mord und Mißgeburten darauß entstehen. 24 Welches warlich bey einer wolbestelten Policey ist warzunehmen / und auffs allerscharffeste zu verbieten. 25 Und dieweil die Stadt Genff fürnemlich sehr tantzen hasset / so hat der Satan eine junge Tochter von Genff gelehret / alle die tantzend und springend zu machen / die sie nur mit einer eisern Gerten oder Ruthen / welche der Teuffel ihr gegeben gehabt /möchte berühren. Auch hat sie der Richter gespottet /und gesagt / sie werden sie nicht mögen umbringen /hat deßhalben der Ubelthat nie keine Reu tragen wollen. Diese Geschicht habe ich von einem / so dem Schaden beygewonet. Aber er zeiget mir darneben an / daß so [329] bald sie gefänglich angenommen worden /dermassen erschrocken / und furchtsam gewesen / daß sie gezittert und gereudert / und habe zu Beschönung deß Schreckens fürgewendet / ihr Meister habe sie verlassen / wiewol er ihr versprochen / sie werde nicht sterben. Belangend die Unsinnig- und Wütigkeit / da erfahret man gantz eigentlich / daß alle Unsinnige und Besessene solche Täntze und gewaltsame Sprüng gebrauchen. Und ist kein besser Mittel dafür / ihnen zu recht zu helffen / dann sie sein sitsamlich / und mit schweren Tritten und Cadentzen / außtantzē zu lassē /wie man dann solches in Teutschland in Ubung hat mit den sinnlosen Leuten / so mit der Kranckheit / die man S. Modesti und S. Veits Tantz nennet / behafftet sind.

Solchen Hexen-Tantz bekräfftiget auch Hildebrand 26 / wann er schreibet: Da einsmals ein Bauers-Knecht am Gemörde der Pferde gewartet / und in einer Hütten ein wenig Feuers gehabt / war zu ihm eine Katz kommen / zu der er gesprochen / Kätzlein komme her zu mir und wärme dich / da sind eilens ein hauffen Katzen zusammen kommen / und die erste angehaben und einen Vortantz gethan / und die andern ihr gefolget / und also unter dem tantzen gesungen:Katzen-Thier kom her zu mir / sprach der gute Johann von Brehmen zu mir / (dann das war deß Knechts Name /) und wärme dich etc. 27 Er war erstlich erschrocken / [330] da er auß einer Katzen-Gestalt Menschen Stimm hörete / als er aber einē Muth gefasset / hat er mit seiner Geisel umb sieb gehauē / und sie zerstöret.

Die Wanders-Leute / so zu nächtlicher weile auff dem Feld sind / und das Vieh hüten / sehen und erfahren viel wunderliche Gespenste / dann an vielen Orten in Mitternächtigen Ländern halten solche Geister oder Teuffels-Gespenster ihre Tantz-Krayse mit allerhand Gesang und Seiten-Spiel / deren Fußtapffen und Warzeichen bißweilen nach Auffgang der Sonnen in dem Thau gespüret werdē. 28 Sie tantzen auch dē Boden oder das Erderich offtmals so tieff hinein / daß derselbige Ort gerings umbher scheinet / als sey er verbrent / daß weder Laub noch Gras mehr daselbst wechst. Solche wunderbarliche Nachtspiel heissen die Einwohner den Geister-Tantz oder Seelen-Tantz / und deutens also / daß sie sagen / alle die jenigen welche in Freuden und Wollüsten deß Fleisches leben / und allen bösen sündlichen Begierden den Zaum lassen /und denselben als leibeigene Knechte dienen / derselben Seelen / wann sie nun gestorben sind / müssen sich also auff Erden lassen umjagen / und mit ewiger Unruh gepeiniget werden.

Anno 1576. hat eine Frau ihren Mann mit müssen zur Hexen-Versamlung führen / als sie nun an den Ort kommen / hieß ihn sein Weib ein wenig zur seiten abstehen / [331] da er das schöne Geheimnüß gar übersehē konte / da merckte er daß sein Weib zuforderst / ihre Ehrerbietung dem Haupt und Vorsteher der Versamlung that / und daß derselbe sehr herrlich und köstlich / wie ein Fürst bekleidet war / und zu dienst umb sich herumb hatte eine grosse Menge Volcks von Männern und Weibern / die ihme alle Eyd und Gelübde gethan / lauffen hatte. Nach gethanen Reverentz sahe er / daß man einen runden Tantz oder Reigen hielte / dochdaß sie das Angesicht auß den Reigen kehreten / also daß keines das andere ins Angesicht sehen konte / wie sonsten in andern gemeinen Tantzen pfleget zu geschehen / vielleicht auß diesem Bedencken /damit keines das Ander so leichtlich ins Gesicht faste / und es erkennen lerne / und hernach wann eines auß der Gespielschafft von der Obrigkeit gefänglich eingezogen und befraget würde / das Andere verrathe und angebe. Und diesen Punct mit dem tantzen belangend / hat auch bezeuget der Zauberer / von den dreyen Stiegen genant / welchem König Carolus IX. das Leben geschencket wann er seine Gefährtschafft angebe / derselbe sagt selber zum König in beywesen vieler grosser Herrn / daß wann er zum Hexen-Tantz vertragen würde / so finde er stets eine Unzahl solches Teuffels-ergebenes Gesindes / welches nachdem es einen Bock angebetet / und zu Ehren an den Hindern geküsset / so thue es einen [332] Tantz / Rücken an Rücken / und darauff pflege es fleischlicher Vermischung mit den Teuffeln.

Nach vollendeter Mahlzeit behielten auch die Geister ihre fremde angenommene Gestalt / unn ergreiff ein jeder Geist seine ihm anvertrauete Schülerin bey der Hand / fing an mit deroselben zu tantzen / welcher Tantz mit gantz widerlichen und seltzamen Affentheuerlichen Geberden verrichtet ward / dann die Rücken kehreten sie aneinander / die Hände schlossen sie in einen gerundeten Krayß zusammen; Die Köpffe schlugen sie und wurffen sie gleich den Wansinnigen und Närrischen. 29 Etliche hielten brennende Windlichter in den Händen und neigeten sich zuvor für ihren Teuffel / und küsseten ihn / und sungen demselben zu Ehren garstige und unflätige Lieder. Einer von den Teuffeln saß auff einem doppelt-gespaltenē Baum /schlug auff der Drommel / der ander setzte sich bey ihn und spielete auff der Pfeiffen / unn machten den Andern einen lustigen Tantz. 30 Ja es ging so seltzam unn wunderlich durch einander / daß man es nicht wunderlicher hette erdencken mögen.

Nicht aber sol jemand meinen / daß alle die jenigen / welche zu Zeiten bey den Hexen-Tantz gesehen werden / in diese Teuffels-Zunfft gehören; Sintemahl auß bewährten Historien genugsam bekant / daß der Teuffel derer Augen / so solchen Täntzen zugesehen / also verblendet [333] hat / daß ihnen gedaucht / sie sehen auch die allerfrömsten mit darunter / wie er sich also wol eher in deß heiligen Samuelis Gestalt verkappet hat. 1. Samuel. 28. 31

6.
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Noch weiter vermag ihre Fest-Ordnung und Sabbats-Feyer / daß sie / wie die schandlosen 34 Adamiten /nach verrichtetem Hengers Wesen Unzucht treiben. Damit wir aber auch von diesem ungeheuren Laster Außführlichkeit lieffern / wollen wir alle und jede Vmstände abermal durchgehen / und jetzund fragen /mit wem sie sich vermischen? Darauff wir flugs unverzögert sagen / mit dem unflätigen und garstigen Teuffel / welcher wegen seiner Geilheit nicht unbillig einem Bock verglichen wird / ja er lässet sich auch in Geissen- und Bocks-Gestalt also gebrauchen / und zwar auff dem Blocks-Berg / der drum den Namen mag [334] davon bekommen haben. Hieher gehöret was Hildebrand schreibet in folgenden Worten: Es verwandelt sich der Incubus ascendent in ein Thier /Geiß / Esel / Hund / gleich das ist / er schleifft in ein solch Thier / und redet darauß / formirets vor unsern Augen wie er wil / oben in einen Menschen / unten der Geiß / Hund / Esel gleich: Daher das Sprichwort kombt / der Teuffel hat Esel-Hundes-Geiß-Füsse /und auß Krafft desselbigen Thiers / volbringet er sein Werck. 35 Darumb bey den jungen Vnholden Thierförmige und erschreckliche Figuren / Eseln / Geissen /Hunden / gleich geboren werden. Diese Kinder bettet er auch etwann auf dem Heuberge / Lauben Linden /an heimlichen Orten / damit sie vor der Welt nicht zu schanden werden / dann er sie etwann behüte nicht ihnen / sondern ihme zu gute / vor Laster und Schande / damit er länger die Welt mit ihnen betriegen und verletzen möge. Doch ist zu mercken / daß wann die unflätigen Geiß-Geister sich bey Männern finden / sie Succubi oder Hyphialtes Unterliegerinne benennet werden: Wie dann die Melusina zu Lützelburg auch ein solcher Succubus oder Teuffel gewesen ist / nach Hildebranden d.l. pag. 104. 36 So sie aber bey Weibern seyn / Incubi oder Ephialtes heissen. Hildebr.d.l.p. 101. 37 Doch mercke hiervon / daß denselbigen Zufal / welcher [335] denen / so deß Nachts im Schlaff auff dem Rücken liegen / zu begegnen pfleget / und auff Griechisch ἐφιάλτης, auff Teutsch die Mahre oder der Alp genennet wird / ins gemein die alten Weiber halten für eine Art eines Gespenstes / da es doch seine natürliche Ursachen hat. 38 Dann so jemand auff den Rücken lieget / so rühret gleichsam der Ruckgrad unn drucket das Hertz. Durch solche compression und drucken wird die Bewegung deß Hertzens etlicher massen verhindert / dannenhero sich grobe Dünste umb dasselbe versamlen / die steigen hernach auff in das Gehirn und verursachen solche ebenteuerliche Phantaseyen und Einbildungē / als wann ein Gespenst da were / so die Brust drucke. 39 Wann dann das Hertz also gedrucket wird / helt es die Lunge wiederum in die Enge / daß die Sprach und Athem-holen gleichsam verwehret wird / daher kombt es / daß die /welche mit einen solchen affectu behafftet sind / andere umb Hülff nicht anruffen können / ob sie gleich gerne wollen.

Nachdem alle Lustigkeit ein Ende hatte / schreibetAuthor der Hundstäg. Erquickstunden 40 am 387. Blat deß 1. Theils / und es Zeit zu schlaffen war /ging eine jede mit ihrem Teuffel zu Bette / und verübeten ihre geile Brunst und Teuffelische Vermischung. Nach verlauffung einer Stunden / enthuben sie sich wiederum auß dē Bette / da dann ihr Morgen-Gebet [336] war / daß sie erzehleten alle verübete und begangene Bubenstück und Zaubereyen. Welche nun die allerschrecklichsten und meisten Schand-Thaten wurde auff die Bahn bringen / die wurde von den Teuffels-Geistern am höchsten gelobet: War es aber /daß eine nichts wuste zu sagen / oder nur schlechte und geringe Ding einführete / ward dieselbe von einem Teuffel oder der aeltesten und erfahrnesten Zauberer einem hefftig zerschmissen. 41

Iohan. Franciscus Picus Printz von der Miranda schreibet / es sey ihm ein Priester vorkommen / seines alters 70. Jahr / der bekennet hat / wie er in eben dergleichen Unsauberkeit mehr dann 50. Jahr mit einen Weibsgestalten Geist zubracht / und sey ihme hernach mit dem Feuer seine Lust geleget worden. 42

In dem Lande Valois und der Piccardey findet man eine Art von Zauberin und Hexen / die sie Cochomares oder Gaukemares nennen / und zu Bewährung dessen / sagte mir Nicolaus Noblet ein reicher Bauersmann wonhafft zu Haute Fontaine in Valois /daß als er noch ein Knab gewesen / offte deß Nachts solche incubische Hockemänner oder Ephialtes gefühlet / und sie nach Landes Brauch die Cochomaren genennet haben / und wann ihm solches zu Nacht wiederfahren / habe deß folgenden Tags die alte Zauberin die er gescheucht / nicht mehr in das Hauß gedorfft /Feuer oder [337] sonst etwas bey ihm zu holen / unn gleichwol war er so gesund / als immer einer seyn mag. 43 Auch hat es nicht allein er / sondern viel andere mehr für gewiß und warhafftig gehalten und erzehlet. Auch lesen wir gleichmässige Geschicht im 8. Buch der Schottischen Historien / daß einer alle Nacht von einer Zauberin ist dermassen gedruckt und geritten worden / daß er weder schreyen noch sich wehren können. Zu letzt ist er durch Gebet und ruffen zu GOtt derselbigen abkommen.

Dieweil dann auch fast allenthalben alle Hexsen bekent haben / wie sie mit dem Teuffel zugehalten haben / nennet man sie daher in Teutschland Teuffelsbräute / und die Spanier nennen sie auff ihre Sprach Brakos.

Doch möchte einer noch im zweiffel stehen / ob es miteinander wahr oder erlogē sey / daß die bösen Geister sich mit den Unholden paaren und begehen sollen? Deme antwortet aber gar statlich Hildebrand auß dem Bodino mit folgenden Worten: Diese Frage / als nemlich / ob solche Vermischung möglich sey? 44 Ist vor dem Käyser Sigismundo tractiret worden / und insonderheit auch / ob von solcher Copulation etwas könte gezeuget und gebohren werden? Und ist wider die Meinung deß Cassiani beschlossen / daß beydes solche Copulation unn Generation möglich sey / nach [338] Außweisung der ordinari Glossen und Bedencken deß Thomæ von Aquin, über das erste BuchMosis, da er sagt / daß die / so darauß gebohren werden und entstehen / einer andern Natur seyn / dann die so natürlich gezeuget werden. 45 Wir lesen auch im 17. Cap. deß 1. Buchs der Historien von den Occidentalischen Insulen / wie die Völcker daselbst für gantz gewiß halten / ihr Gott Concoto schlaffe bey ihren Weibern. 46 Dann die Götter in diesem Land waren nichts anders dann Teuffel. Doch stimmen dieDoctores hierinne nit überein. Denn etliche unter ihnen halten / die Hyphialtischen oder Succubischen Geister fangen den Saamē von den Menschen auff /und behelffen sich desselbigen gegen den Weibern in Gestalt der Ephialtischen oder Incubischen Auffhöcker / wie Thomas Aquinas davon redet. Etliche der alten Doctoren aber / als S. Hieronymus, S. Augustinus, S. Chrysostomus, und Gregorius Nazianzenus, halten von der Vermischung mit den bösen Geistern wider den Lactantium und Iosephum, daß überal nichts darauß entstehe. Und obschon etwas darauß entstehen solte / daß es vielmehr ein leibhafftiger fleischhaffter Teuffel / dann ein Mensch were. Die jenigen welche alle Secreta und Geheimnüß der Natur vermeinen zu wissen / und aber nit ein Stücklein in den Secreten GOTTES / oder seiner der Himlischen Kräfften und Intelligentien sehen und verstehen / die sagen / es sey keine [339] Copulation mit dem Teuffel /sondern eine Kranckheit von einer Oppilation oder Verstopffung und Erstickung / welche sich nimmermehr dann im Schlaff zutrage: Und hierinne schlagen die Glocken aller Medicorum zusammen. Aber viel eine andere Gestalt hat es mit denen / die auß ihren eigenen Bekäntnissen und Urgichten urtheilen. Dann dieselben / nachdem sie auff gewisse Zeit / und an sondern Orten / die allezeit sonderlich darzu bestimmet sind / mit dem Teuffel haben getantzet / können in solche Kranckheit keines wegs fallen. Dieweil dann solche Kranckheit hierinne keinen Platz findet / so gehet es noch lächerlicher ab / solcher Gestalt alsdann wollen philosophiren / wann der Zauberer oder Hexenmeister als ein Mann mit dem Teuffel / als mit einem Weib / welches weder Incubus noch Ephialtes, sondern ein Hyphialtes und Succubus ist / zuthun hat. Dann wir lesē bey dem Sprenger / daß ein Zauberer zu Cobolentz gesessen, der solches vor seinem Weib und Gesellen that / welche ihn wol in dem Handel sich üben sahen / aber weder Stumpf noch Stiel von einē Weib nit sahen / so er doch ein sehr starcker vierschrötigter Mann für sich selbst war. Auch schreibet selbst Iohannes Franciscus Picus, Printz von der Miranda, der sich doch selbst / sonst der Zauberey halber nicht gar unverdächtig gehalten / er habe einen zauberischen Priester gesehen / genant Benedictus [340] Been / seines Alters 80. Jahr / der ungescheuet außgegeben / er habe mehr dann 40. Jahr / mit einem Geist /der in der Gestalt eines Weibs / unerkant von Männiglich / stets sein Gefert gewesen / fleischlich zugehalten / und nante diesen seinen geistlichen Leibwarter Hermione. 47 Dieser bekante auch / er habe viel Kinder-Blut getruncken / und viel andere abscheuliche Büberey getrieben / daher er zuletzt würdig worden / im Rauch seine Seele auffzugeben. Weiter schreibet er auch / es sey ihme ein ander Priester vorkommen / seines Alters 70. Jahr / der bekant hat / wie er eben in dergleichen Unsauberkeit mehr dann 50. Jahr mit einem Weibes-Gestalten bösen Geist beflecket sey / unn davor gleichfals mit dem Feuer der Gelust sey geleget worden. Und damit wir eine neuliche /noch in frischem Gedächtnüß werende Geschicht einführen / ist kundbar von einer Abtissin genant Magdalena vom Creutz / bürdig von Corduba in Spanien /die nachdem sie bey ihren Schwestern und Ordens-Frauen in den Verdacht kam / als ob sie eine Hex were / und darüber / wann sie verklaget wurde / das Feuer besorgete: Da gedachte sie der Beschwerlichkeit vorzubauen / und bey dem Papst hierum Ablaß zuerlangen. 48 Bekant derowegen / daß in stehenden zwölffjährigen Alter / ein böser Geist in Mohren Gestalt zu ihr kommen / der sie umb ihre Ehr angestrenget / deme sie zu Willen worden / [341] und von der Zeit an / mehr dann 30. Jahr aneinander bey ihm gelegen /und deß teufflischen Gelusts gepflogen. Ihr Buhl hat sie auch der Treue geniessen lassen / und bey nahe eine Heiligin auß ihr gemacht. Dann wann sie in der Kirchen ware / ward sie in die Höhe erhaben / und wann die andern Schwestern zur Communion gingen /da flog nach der Consecration in Angesicht ihrer aller / die Hostien zu ihr in der Lufft. Darumb hielten sie ihre Ordens-Frauen für Heilig. Ja selbst der Priester meint nichts anders / dieweil ihme damals eine Hostien gemangelt hatte: Auch that sich bißweilen das Gemäuer voneinander / auff daß sie nur die Hostien sehen möchte. Sie hat gleichwol vom Papst Paulo dem Dritten Perdon enlanget / nachdem sie ihr Argerniß / wie sie gesaget / bereuet gehabt. 49 Aber ich halte dafür / sie sey durch ihre Eltern gleich auß Mutter-Leib an / dem Satan für eigen übergeben gewesen. In Erwegung dessen / weil sie bekant / daß ihr der Satan gleich erschienen sey / als sie nur 6. Jahr alt gewesen / welches dann das Jahr ist / da man anfänget zum Erkäntniß und Verstand zu kommen / unn nachgehends habe er sie um Buhlschafft angeredet / als sie zwölff-jährig worden / welches der Mägdlein Jungfer zeitlich Alter ist / da sie sich Mannkräfftig befinden. Ich finde noch eine andere Historia in deß SpaniersAntonii von Torquemede Buch / welches er den Blumen-Garten genennet hat / von einer [342] Spanischen Edel-Frauen / welche auch bekant / sie habe mit einem Geist sich fleischlich eingelassen / und sey durch eine alte Wettermacherin darzu gebracht worden / als sie 18. Jahr alt gewesen. Auß dieser Ursach ist sie gleichwol ohne einige Berewung und Busse lebendig verbrent worden. Diese ist von Lordena gewesen. Herr Adam Martin Procurator deß Gerichts zu Laon / erzehlet mir / er habe der Hexen zu Bicure / so 2. Meilen von Laon gelegen / in der hohen Obrigkeit deß Herrn von la Bove Bailiff von Vermandois, im 1556. Jahr / ihr Recht ergehen lassen / und sey ihr der Sententz gefallen / sie zuvor zu erwürgen / oder zustranguliren und folgends zuverbrennen / sey aber hernach doch lebendig verbrant worden / und dasselbe durch versehen deß Nachrichters / oder gründlich davon zu reden / durch ein gerecht Urtheil GOttes /der damit hat zuerkennen gegebē / daß man die Straff nach Wichtigkeit deß Verbrechens sol unterscheiden /und daß keine Vbelthat Feuers würdiger sey / als diese Teuffels-Sucht. Sie bekennete / daß der Satan /welchen sie ihren Gesellen nennete / stets mit ihr gelüstiglich zu thun hatte / und seinen Saamen jederzeit kalt gespühret habe. Etliche vergeben ihre Kinder von Mutter-Leibe her / inmassen im 1575. Jahr beschehen / daß ein Teutscher von Adel auß Zorn gegen seinem Weib gesaget / sie werde einen Teuffel gebähren 50 /da [343] brachte sie ein scheußlich Meerwunder / schrecklich anzusehen. Wiewol darbey nicht ohne / dieser Edelmann ist stets für einen grossen Zauberer gehalten worden. Ich wolte unzehlich andere Exempel mit anführen / aber mich beduncket / es sey gnug an bereit angebrachten / so viel zu Bewährung unsers Vorhabens dienet: Nemlich daß die fleischliche Vermischung kein Fabelwerck / Geprög / Verblendungen und Kranckheiten seyn. Bißhieher Hildebrand auß dem Bodino.

Von solcher Unzucht der geilen Geister handelt auch weitläufftig Raue 51 / da er unter andern also schreibet. Diese Lamiæ oder Nacht-Geister / Gespenst pflegen den Personen / so mit sonderlicher Leibsschöne sonderlich begabet / hefftig nachzuhengen / und ihres Beyschlaffs zu gebrauchen / damit sie nachmals solche umbs Leben bringen mögen. Dieses Gespenste habe in Gestalt einer vortrefflichen schönen Jungfrauen / in einer statlichen wol zugerichteten Behausung eine herrliche Malzeit zugerichtet / als es aber an dem / daß er sich mit ihr in eheliche Verbündnüß einlassen wollen / kömt Apollonius, erkennet deß Teuffels Betrug / und weil er sich deß Junglings erbarmet / hat er durch seine Beschwerung das Gespenst / oder Lamiam, die vermeinete Jungfrau abgetrieben / welche so bald mit dem Hauß und allen prächtigen [344] Haußrath verschwunden / und zu nicht /und der Jüngling von der Gefahr errettet werden. Die ser Apollonius als er durch ein Dorff in Egypten reiset / hat er einen Satyrum, der den Weibern sehr nachgesetzet / durch einen Trunck Weins entschläffet / gebunden / und daß er hinführo dem Land keinē Schaden mehr zufüge verordnet. Unter diesen unzüchtigenGeniis haben allezeit die Sylvani den Vorzug gehabt /welcher wie Ælianus in hist. anim. 52 schreibet / auß dem Beyschlaff Crathis einer Sybarirn, mit einem Geiß gezeuget worden / mit eines Menschen Angesicht / an dem Leib wie ein Geiß: Biß an den Nabel wie ein Mensch / mit Hörnern auff dem Haupt / und spitzen Haarlocken unter dem Kinn; Von dem Nabel an biß unten auß einem Bock gleich / mit gespaltenen haarichten Bockfüssen / diesen haben die Sabariten unter ihre Götter gezehlet / und Sylvanum genennet /weil er in den Wäldern gewohnet / ist den schwangern Weibern sehr überlässig / als deren Blutfluß in der Geburt verhindert / ihre heimliche Glieder unzüchtiger Weiß betastet / und zum öfftern in Lebens Gefahr stürtzet. 53 Es sind auch noch auff den heutigen Tag der Jüden Weiber in dem Wahn / daß etliche gewisse unkeusche böse Geister und Genii den Weibern in der Geburt sehr zuwider seyn / unterstehen derowegen sich dieselbe durch Anzeigung etlicher gewisser Characterē in den [345] Ecken der Kammern / da die Kindbetterin sich verhelt / hinweg zu bannen / schreiben also in die zugerichtetē Circkel diese Wort / Huiz Liuth, und melden die Cabbalisten / es seyn diese schädliche Genii Lilith, von Anfang der Welt / in dem Paradeiß /von dem Saamen Adams / so er von sich vermischet /gebohren worden / und haben nach ihrer Meinung einen begreifflichen Leib / so da kan gefühlet werden / so aber doch von der Lufft zugerichtet / subtile / geschwinde / und so leichtlich verschwinden kan / lässet sich auch unterweilen in Gestalt einer durchsichtigen Wolcken sehen / so leichtlich durch alles durchdringet / und so er wider eine Wand anstösset / verschwindet er oder erhebet sich in die Lufft. Diese Geister nun sollen ihr Leben auff tausend Jahr erstrecken / nehmen am Leib und Alter zu wie die Menschen / und wird ihr Geschlecht durch die nächtliche Pollution, Befleckung unn Außgiessung deß Männlichen Saamen / oder Wollust-sichtigē Träume der Männer fortgepflantzet. 54 Sie sind sehr zur Unzucht geneiget /und haben grosse Lust an der Weiber Monat-Fluß /als dadurch sie gestärcket unn am Alter zunehmen. Sie pflegen auch Nachts sich zu den jungen Gesellen zu legen; ihre Spiritus Genitales, gebährende lebliche Geister unn Kräffte auffzumuntern / auch die Geburts-Glieder zu schändlicher Saamens-Vergiessung anzureitzen / sich damit zu belustigen. 55 Ist aber ausser allen Zweiffel / daß dieses alles pur [346] lauter Einbildungen und Gedichte seyn. Sintemal alles das jenige /was wider die Natur von dem Genio, Satyro, oder Sylvano geschehen zu seyn geglaubet wird / ohne zweiffel von dē bösen Geist / welcher ein lauter Geist / und keine Leib hat / nicht gebohren wird / ob man gleich dafür helt / daß er gebähre / herruhret und verrichtet wird. Dann diese böse Geister / wie auch droben gemeldet / unzüchtig und unverschämbt seyn /vermischen sich mit ihren Zugethanen in schöner anmüthiger Gestalt eines schönen starcken Manns /wann sie mit einem Weibsbilde zuschaffen haben /und wann sie mit einem Mann zuthun / unter eines schönen Weibsbildes Gestalt. Es bekennen aber alle /so sich solches Beyschlaffs gebrauchen / daß wenig Wollust und Ergetzlichkeit in solchem sey / wegen der Kälte / dadurch der Wollust deß Beyschlaffens wird verhindert. Ja man saget / daß der Teuffel zum öfftern die Weiber zu fragen pflege / ob sie wollen von ihm schwanger werden / und wann sie ihm solches verwilligen / bringet er ihnen Menschlichen Saamen / so er anderswo bekommen / und in seinen natürlichē Kräften erhalten / davon dann solche teufflische Geburt wird formiret. Was also den Geniis wird zugeschrieben / kan mehrmals dem Teuffel zugeeignet werden / unterweilen der Natur; nach die Werck sind. Dann wann sie Natürlich / sind sie der Natur; Wann sie wider die Natur / übernatürlich und böse / [347] dem bösen Geist zuzuschreiben / oder auch den guten Engeln / welche nichts dann gutes wircken /ohne oder durch Mittel / nicht aber gebähren oder gebohren werden: Wie auch nicht die bösen / welche durch anders woher gebrachten fremden Saamen /welcher nicht ihr / sondern der Menschen / oder durch auff eine gedichte Weiß betrügliche Einbildungen /unterweilen der natürlichen Geburt und Empfängniß nachäffen. Auß welchen allen die sowol übernatürliche / als natürliche Art / Ursprung und Ankunfft etlicher Creaturen erscheinet / so viel dieselbige wider die Gewonheit oder ordentliche Krafft der Natur unterweilen sich erzeigen / und zuzutragen pflegen. Dann gleich wie die Orcadische Baum-Ganß durch und wider die Natur gebohren / entweder GOttes almächtige Herrschafft über die Natur übergebenen Gewalt unterweilen von ihrer vorgeschriebenen Ordnung abzuweichen / durch ihr Exempel zuerklären / also auch das übrige alles / so bißhero erörtert / zu dem Ende dahin zielet / daß wir durch solches erkennen /wie der Almächtige GOtt nicht an der Natur Ordnung gebunden / sondern über und wider deren Lauff alles nach seinem Heil. Willen regiren / lencken / und wenden kan. Bißhieher Raue.

Ferner gehöret auch hieher der greuliche [348] Posse / so der Unzucht-Teuffel einem Edelmann gerissen / wie solcher zu lesen ist in Hrn. Richters Kalender auff das 1661. Jahr / folgender massen: Vmb das Jahr Christi 1602. verreisete ein Französischer Edelmann seiner Geschäffte halber / und als er schon weit von seiner Behausung war / kam er an ein Holtz / auß welchem er sahe eine schöne Jungfer 56 herauß kommen / die voller Betrübniß war / und die Haar gen Felde geschlagen hatte / dieselbe lieff ihm entgegen / schrie schon von weiten / und bat er wolle sich doch ihrer erbarmen / und ihre Ehre retten. Der Edelmann nam sein Schwert bloß in die Hand / sagte ihr zu / er wolte ihr nach Vermögen helffen / und fragte / was ihr übels wiederfahren? Ihre Antwort war diese: Sie were eines Edelmanns Tochter / dessen Schloß were eine Tagreise davon: Sie hette wollen ihre Freunde besuchen /und da were sie von den Strassenräubern beraubet unn ihre Gefertschafft in Stücken zerhauen worden. Dieselben Räuber an der Beute nicht vergnüget / hetten ihr noch darzu ihre Ehre wollen rauben; Aber weil sie sich gewehret / were sie auß ihren Händen entrunnen. Derowegen ergebe sie sich seiner Gunst und Hulde / weil er ihr so zu bequemer Zeit begegnete /über das bate sie ihn / er wolle sie durch das Holtz begleiten / welches der Edelmann bewilligte / satzte sie hinter sich auffs Pferd / und reit durchs Holtz ohne einige Verhinderung. Als [349] sie an ein Dorff nahe bey dem Holtz kamen / wolte er sie herunter lassen / aber sie bat ihn ferner / er wolle doch seine Gunst gegen sie fortsetzen / unn sie mitnehmen biß in die nechste Stadt / da er wolte einkehren / welches er einwilligte. Als sie daselbst waren eingekehret / thete die Jungfer nichts als zittern und beben / und wolte weder essen noch trincken / biß daß der von Adel sie lange darzu genötiget; Indem er nebenst dem Wirth ihr anzeigte /wie sie nicht mehr im Holtz / sondern in einem gar sichern Ort were. Er vermahnete sie / sie solte sich zu frieden geben / mit Verheissung / sie solte morgendes Tags durch treue Leut / in die Behausung deß jenigen / vor dessen Tochter sie sich außgebe / begleitet werden. Als die Stund sich schlaffen zu legen kommen /wolte sie nicht davon hören: Als sie aber genötiget wurde / sich zur Ruhe zu begeben / gab sie zur Antwort: Sie wagete es nicht / es were dann eben in der Kammer / da ihr Beschützer und Führer solte schlaffen. Als der Edelmann diß vernommen / verwunderte er sich höchlich über ihre unbesonnene Resolution, verweisete er es ihr / und sagte: Sie hette ihn ersucht und gebeten umb ihre Ehr zu erretten: So sie nun wolte eine gantze Nacht in einer Kammer bey einer unbekanten Manns-Person / sich zur Ruhe niederlassen / so würde sie solcher massen / wo nicht ihre Keuschheit / doch [350] zum wenigsten ihre Ehre und Reputation in die Schantz schlagen und wagen. Sie blieb auff ihrer Meinung und antwortet: Sie were der Redlichkeit und Frommigkeit dieses tapfferen von Adels dermassen versichert durch die Erfahrung / welche sie daher hette / daß sie mit ihme were in allen Ehren durch das Holtz gereiset / daß sie sich nicht bekümmert umb al das jenige / was man etwann könte reden / sondern liesse sich an der Recommendation der Warheit in ihrem Gewissen begnügen. Der Wirth und die Wirthin / als sie sahen / daß sie so gar überauß beweglich redete mit steten Schlucken / Zittern /Verenderung der Gestalt und Farben / besorgeten sie sich / es möchte bey ihr was böses zuschlagen / wann sie fernen von dem were / der sie hette bewahret / daß sie nicht wieder den Räubern in die Hände kommen. Dieser wegen vermahneten sie den Edelmann / er wolle unbeschwert diese arme Tochter / so Mitleidens würdig / zu sich in die Kammer / in ein ander Bette nehmen: Sie weren vergewissert / er als ein ehrlicher von Adel / würde sehr unwillig werden / wann ihm nur solte träumen / als wann er die Jungfrauschafft einer armen Damoisellen befleckete / die er doch selber vor solcher Gefahr beschützet hette. Der Edelmann / so mehr als ein ander zur Barmhertzigkeit beweget wurde / willigete ein / was die [351] Jungfrau und sie begehreten: Vnd dachte nit darauff / daß er dieser Jungfrauen jemand von Weibs Personen hette lassen zugeben / oder daß er diese Nacht nebenst dem Wirth und seinen Knechten in der Kammer hette zugebracht / Achtung auff sie zu geben / weil sie so gar kläglich und erbärmlich thäte / als wolte sie verzagen / und sich immerdar verenderte. Also worden zwey absonderliche Betten zugerichtet / und der gute Juncker so sich übel vorgesehen / leget sich in das Bette / so man ihm zubereitet / die Jungfer aber / etwann eine halbe Stund darnach / legete sich ab bey dem andern Bette /stelte sich / als wann sie meinete der Edelmann schlieffe / fing an sich zu entblössen und an unterschiedenen Orten zu betrachten. Der gute Juncker ward verwundet von schandlicher Lust / welche entzundet ward / durch das unbilliche Anschauen dieser Person / welche ihm viel schöner vorkam / als ihm jemals vor Augen kommen. Er ließ sich durch die schändliche Begierde seines Hertzens / welches von den gefährlichen Anreitzungen deß allerlistigen Feindes gezogen ward / einnemen / setzte beyseits die Ehre GOttes / vergaß seiner Seelen-Seligkeit / stund auff von seinem Bette / ging hin zu der Damoisellen umb bey ihr zu schlaffen / welche ihn auf und an nam / und blieben die Nacht über beysammen. Als der Morgen kommen / ging der elende Mensch wieder in sein Bette / und schlieff daselbst [352] ein. Die Jungfrau stund auff und kam weg / ohne Begrüssung deß Edelmanns / deß Wirths und Wirthin. Der Juncker als er auffgestanden fragte nach ihr / sie aber war nirgends zu finden / er wartete biß umb den Mittag: Da er nun nichts von ihr erfahren konte / stieg er zu Pferd / und reit seines Wegs fort. Er war kaum eine halbe Meile von der Stadt / da ward er gewar am Ende eines Blachfeldes einen Reuter in vollem Küriß / welcher auff ihn loß kam in vollem Sporenstreich / und hatte das Gewehr in der Hand. Der Edelmann so ein guter Soldat war / wartete seiner unverwanten Fusses / und hielt den Anlauff dieses verdeckten Reuters hertzhafftig auff / welcher sich dann ein wenig auff die Seite begab / und das Visir vom Gesicht wegzog. Da erkante der unglückselige Edelmann das Angesicht derDamoisellen / bey welcher er vorige Nacht gelegen /die ihm dann deutlich anzeigete / er hette mit einem Teuffel zu thun gehabt / sein Widerstand were vergeblich / und konte es nicht in Abred seyn. Als der elende Mensch sahe / daß auß einem Leiblichen ein Geistlicher Kampff worden / nam er in dieser Noth seine Zuflucht zu den rechten Waffen / und rieff GOTT umb Hülff und Beystand an / welcher sich dann seiner erbarmete / und ließ nicht zu / daß der Satan ihn ferner versuchte / sondern verschwand alsobald. Da wante der Edelmann seinen Zügel / [353] und nam seinen Weg wieder nach Hauß. Als er daselbst ankommen / gantz bestürtzt und betrübet / wie man kan dencken / legt er sich zu Bette / bekennet GOTT in Gegenwart vornehmer Personen dieses alles / was ihm war wiederfahren / und dessen Inhalt hier vorgestellet ist. Darauff nach etlichen Tagen / nach beschehenen vielfältigen Unterricht und Trost / so ihn auß dem Abgrund der Verzweiffelung herausser zoge / starb er in Hoffnung auff die unendliche Barmhertzigkeit GOttes deß Vatters / durch die Liebe seines Sohns / in gnädiger Krafft deß H. Geistes. Simon Gourladen ses Histoires admirables & memorables.

Sehr mercklich ist es / was Manlius von einem ehrlichen Biedermann gedencket / bey Rotenburg an der Tauber / zu dem vielfältig ein statlicher Gesel kommen mit andern zween / über alle massen köstlich bekeidet / und bey seiner Tochter freyens vorgegeben /sich seiner Adelichen Geburt und andern Qualitäten gerühmet. 57 Nachdem aber der Vatter deß Kindes an den Gästen leichtfertige Geberden und nichts gutes vermuthet / und dahero seinen Pfarherrn erfodert / und mit ihm in gegenwart der Gäste von Göttlichen und geistlichen Sachen zu reden angestellet / das den Gästen über alle massen übel gefallen / und von Weltschwencken und schimpfflichen reden was hören wollen / darüber sie der Wirth unfreundlich angefahren /und sie als Bößwichter packen heissen / [354] darauff der Teuffel mit seinen Gesellen außgefahren / und dreyer erhenckten Todten Cörper zurück gelassen.

Bodinus erzehlet auß dem VViero, wie daß eine Kloster-Jungfer oder Nonne / mit Namen Gertrud von 14. Jahren im Kloster Nazaret im Cölnischen Gebiet nicht nur mit dem Teuffel Buhlschafft getrieben / sondern auch solche Buhlbrieff an ihn geschrieben habe /und sind dergleichen in obgemeltem Kloster im Jahr 1565. gefunden worden. 58

S. August. im 15. Buch von der Stadt GOttes schreibet / daß die fleischliche Copulation mit den Teuffeln / so gemein sey / daß es ein unverschämt Stück an einem were / dasselbe zu widersprechē. Seine Wort zu Teutsch lautē also. Dieweil dann ein gemein Geschrey davō gehet / auch viel unverholen diß bestätigen / daß sie es haben erfahren / oder von glaubwürdigen Leuten / die es erfahren gehabt / vernommen / daß die Sylvani oder Waltmännlein unnInni die mā sonst gemeiniglich Incubos und Aufhöcker nennet / sehr geiler brünstiger weise den Weibern nachgehenget / ja mit ihnē ihres Muthwillens gelebet haben; Auch für gewiß dargethan / daß Geister sich findē / welche die Gallier Dusios nennen / die stets solche Unreinigkeit zuverüben sich unterstehē / unn auch in d' That begehē / so were es ja ein unverschämter Handel / solches wollē verneinē. Gyrald. Liv. unn Isidorus l. 1. bezeugen eben dieses auch; Aber alle habē sich an dē Wort Dusios [355] gestossen. Dann es sol Drusios heissen / und so viel bedeuten als Forst-Teuffel / welche die Lateiner in gleichen Sinn Sylvanos nennen. Und diß so S. August. hie meldet / daß unsere Vorältern vor alten Zeiten diese Geister und Teuffel Druten nenneten / ist der Warheit nit unähnlich / angesehen daß solches Wort zum Unterscheid der Druiden / so in verbanneten Hölzern und Forsten wohneten / ist auffkommen. Wiewol der Beyerische Historienschreiber Aventinus im 1. Buch vom Ursprung der alten Teutschen darauff redet / als ob die Druten / die er das erste Mönchgeschlechte /und der Teutschen Prediger nennet / Zauberer gewesen / dieweil sie die Leute lehreten / die Götter könten auff keine bessere Weiß versöhnet werden / dann mit Opfferung Menschen-Bluts / etc.

Endlich ist es auch vielleicht nicht ohne Historische Ursach geschehen / daß die blinden Heyden demIovi greuliche Unzucht zugeeignet / und fast gar einen Huren-Hengst auß ihm gemacht haben / wie sonderlich dargethan hat Laurenberg. in Acerra Philol. Cent. 2. 54. pag. m. 119.

Letzlich ist hieher gehörig was voriger Raue 59 saget / daß nemlich unter den Geist-Menschen die vornembste und beschrienste Nymphe Frau Venus sey / deren viel der Grichischen Scribenten gedencken / welche sie auch achteten [356] als eine Göttin der Wollust unn schönen Gestalt. Es haben sie auch nicht allein die alten Heyden Griechen und Lateiner / sondern auch die Sachsen zu Magdeburg verehret 60 / aldaDrusus Nero sambt seinem Sohn Germanico zu Käyser Augusti Zeiten der Veneri ein Bild auffgerichtet /welches nackend auff einē Wägelein fuhr / mit schönen lieblichen Augen / langen gelben Haaren. Ihr Haupt war gekrönet mit Myrthen / an der Brust trug sie eine brennende Fackel / in der rechten Hand die Welt-Kugel / und in der lincken Hand drey güldene Aepffel; nach ihr kamen die drey Gratiæ oder Holdseligkeiten mit zusammen gewundenen Händen / brachten ihre Gaaben; den Wagen zogen zween Schwanen und zwo Tauben. Ihre Stadt und Wohnung ist in ihrem Chaos, das ist in Bergen / Höhlen / und Klüfften gewesen / darinnen man offtmahls grosse treffliche Gewölb und Höhlen gefunden / darinn sie ihre Wohnung / Versamlung / und Regiment gehabt. Ihr ist insonderheit der Freytag unter allen andern Tagen zugeeignet / an welchem die Geister erscheinen in einem kleinen Leib / mittelmässiger Gestalt / mit lieblichen freundlichen Gesichte / von Farben weiß und grün / ihre Bewegung ist wie der schönste und helleste Stern / vor ihren Merckzeichen werden gesehen Jungfern spielend. Ein solche Venus-Geist ist gewesen die Braut Menippi, davon Philostratus [357] schreibet /daß Menippus ein schöner junger Gesel sey von Corintho nach Cenchrea gereiset / habe auff dē Weg eine sehr schöne Nymphe angetroffen / so sich gestellet / als wann sie ihn höchlich liebet / deßwegen er etliche Tag in dem nechsten darbey gelegenen Hauß bey ihr verharret / fleischliche Wollust mit ihr getrieben /sey auch durch ihr Schmeichlen unn Liebkosen so ferne getriebē wordē / daß er sie ihme zum Weib zu nehmen / gäntzlich vorgenommen / auch endlich Hochzeit mit ihr gehalten. Unter wehrender Mahlzeit aber ist Apollonius Tyaneus ein vornehmer Schwartz-Künstler dahin kommen / ihme solchen Betrug offenbahret / darauff sie so bald verschwunden. 61 Ebenmässig ist es auch dē berühmten Ritter Peter von Stauffenberg 62 ergangen / welchem sich eine solche schöne Nymphe an den Weg gesetzet / als er an einem Sontag früh zur Predigt reiten wollen. Nun war dieselbe Nymphe eine Wasser-Frau / unn versprach sich gedachtem Peter von Stauffenberg / bliebe auch bey ihm / so lang biß er ein Eheweib nam / und sie für eine Teuffelin hielte. Als er nun solcher Gestalt die ihr gethane Verlöbniß gebrochen / hat sie sich an seinem Hochzeitlichē Ehren-Tag über der Taffel sehen / unn ihre blosse Schenckel über dem Tisch durch die Bühne herab erscheinen lassen / darauff er so bald in schwere Kranckheit gefallen / und wie sie ihm zuvor geweissaget / am drittē Tag hernach tods verfahrē.

[358] Vincentius im 27. Cap. seines 3. Buchs der Historien / zeucht auß dem Helinando 63 folgende Geschicht an: Im Bißthum Cöln ist ein weitberühmter trefflicher Pallast über den Rhein, hinauß gebauet /Iuvamen genant / in welchem als vor Zeiten viel grosser Fürsten und Herrn bey einander waren / ist unversehener Sach / ein Schifflein daher gefahren / welches ein Schwan mit einem silbern Ketlein an dem Halß nach sich zoge 64; auß dem Schifflein ist ein neuer und Allen unbekanter Kriegsmann auf das Land hinauß gesprungen / und der Schwan mit dem Schifflein hinweg gefahren. Dieser Kriegsmann hat folgends ein Weib genommen / und Kinder von ihr erzeuget. Als er aber längst hernach wiederumb in demselben Pallast war / und den Schwan mit dem Schifflein an der Ketten sahe daher fahren / ist er ohne allen Verzug darein gesprungen / und darnach nimmer gesehen worden. Seine Nachkommen aber sind noch auff den heutigen Tag vorhanden / und ist diese Historia auff dem Schlosse zu Cleve / da dann ein hoher Thurn ist /der Schwanen-Thurn genennet / angemahlet.

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Aber gnug von dē Personē. Nun fraget sichs weiter /(2.) 66 was dann auß dieser Unzucht erwachse? Ob eine rechtmässige od' falsche Geburt darauf erfolge? was daß Erste anlāgt so bejahet solches Hildebrand /wann er schreibet: Lästerlich werdē auch etliche zu Hexē Weibs-unn Mannsbilder auß fleischlichen Muthwillen / beweget daß [359] sie den Teuffel zur Buhlschafft haben / Alt und Jung / wie Augustin. de Civit. Dei lib. 3. c. 2. lib. 5. c. 23. von diesem Greuel redet: Dasselbe treibet der Teuffel mit ihnen / nimbt an sich einen Elementarischen Leib / nicht umb Lusts willen /sondern daß er die Natur der Menschen verletze an Leib und Seel. Mag auch die Gemüther deren Menschen darzu durch seine Lustigkeit bewegen / hindern und zulassen / nachdem der Gegenfal verhanden ist. Zerstöret dadurch natürliche Liebe / so die Weiber zu ihren Männern haben sollen / machet Uneinigkeit unter ihnen. Und ob das Weib gleichwol keinen Mann / noch findet sie einen andern / hat jenes keine Gnad. Nun ist die Art dieser Wercke / wie dann dasselbeCorpus vermag / an ihm selbst nicht Natürlich / gebähret nichts / dann er hat keinen Saamen. Das ist aber wahr / daß der Incubus etwann mit ihm bringet natürliche Spermata, Saamen / die schändlich durch die weichen Mollicier vergossen werden / mag die in ihrer Natur behalten / biß zu der Zeit so ihme zu gebrauchen bequemlich ist. Dann es begiebet sich offt /daß er die Unholden schwanger macht / und durch das Kinder gebähret. Solches Kind leget offt der Incubus andern Leuten in die Wiegen für ihr Kind / welches er stielet und hinweg träget. Daher die Kinder Campsiones, Wechsel-Kinder 67 genennet werden / als Guilielmus Parisiensis de universo [360] parte ult. saget: Diese Kinder sind ungestalt / haben grosse Bäuche /kleine Glieder / grosse Köpff / Teuffels Gliedmassen haben sie / und fünff Frauen sind nicht gnug eines zu säugen und zu nehren. Ja auch betrieget der TeuffelIncubus offt Jungfern / so keinen Mann nie erkant /macht sie schwanger / als in den Historia von Merlino geschrieben / der von einer Kloster-Jungfer / so eingeschlossen / ohne alle Mann / gebohren ist. Wie in Hartmanno Schedel Ætate 6. in vita ejus: Item Nauclero vol. 2. Genes. 15. beschrieben ist. 68

Was das Letzte betrifft / behauptet solches Pomarius, 69 wann er schreibet dieses Inhalts: Eben dasselbe ist auch zu urtheilen von der Teuffel Kinder-Zeugung. Daß die Teuffel zwar warhafftig mit den Hexen in angenommenen Leibern zu thun haben / kan man wol zugeben / aber die Geburt ist falsch und Augen-Betrug. Dann ein sterbliches und unsterbliches / ein leibliches und unleibliches / ein fühlendes und lebloses können mitnichten in solchem Fal zusammen kommen / und gefüget werden: (nec naturis planè incompatibilibus ea copula intercedere, ex qua perfectum aliquod & completum Ens oriatur.) Weiters haben die unsaubern Geister auch keinen rechten Saamen zum Kinderzeugen / und könnens auch anders, wo auß Muthwillen / oder da es einem im [361] Schlaff entginge / nicht entführen / und also in der Unholden Leiber wie lebhafft impartiren. Weil solcher geraubeter Saame seine Geisterlein / welche der Fruchtbarkeit Urheber sind / in der freyen kalten Lufft verleuret; Ja was noch mehr ist / so kan der gar nichts zeugen / welcher den Saamē anders wohin entwendet /sondern der / so ihn von sich lässet. Hierzu kömt /daß das Zeuge-Glied / welches die bösen Geister eine weile anders woher an sich genommen / gäntzlich kalt gewesen ist / nach Außsag aller Hexen / und dannenhero zu zeugen untüglich: Auch auß solcher verfluchten Zusammenkunfft gar kein rechtmässiges Kind zuwege bringen mögen / sondern nur eine Geburt den Würmen oder Raupen gleich herfür geben / welche sie Elben 70 oder böse Dinger heissen: Mit welchen die Unholden hernachmals den Menschen Schaden zufügen / indem sie solche durch ihre Zauberungen können den Leuten in die Beine / Arme / und andere Gliedmassen deß Leibs hinein lassen. Also lieset man hin und wieder in den Urtheilen der Herrn Scabinen oder deß Schöppenstuhls zu Leipzig / so von Benedict Carpzovio zusammen getragen in praxi Criminali part. 1. quæst. 50. num. 66. wo selbst dieses zu befinden / in Sentent. XXI. »Wann sie mit ihrem Buhlen zuschaffen gehabt / hatte weisse Elben unn derselben allezeit Zehen bekommen / so gelebet / spitzige Schnäbel / und schwarze [362] Köpffe gehabt / und wie die jungen Raupen hin und wieder gekrochen /welche sie zu zaubern gebraucht / ihr Buhl auch / ehe sie gebuhlet / etliche gebracht.« Sent. XXIII. »Ein Mann im grauem Bart und blau bekleidet / hette keine Füß / sondern nur Hunds-Klauen und viel Federbüsche auffgehabt / er hette ein eißkalt Ding gehabt /welches doch nicht sonderlich groß gewesen / darauff sie nach verrichtetem Werck / alle Viertel Jahr ein paar Elben gezeuget / welche eines Fingers lang gewesen / und gantz bund streiffig außgesehen / wie die Raupen.« Sent. XXIV. Sie hette mit ihrem Buhlen böse Dinger oder Elben erzeuget / die sie in ein Töpfflein gesetzet / und ihnen Brod zu essen gegeben / theils auch ins Wasser geworffen / wann sie aber solche einem Menschen zugebracht oder abgetrieben /hette sie gesagt: Hin in aller hundert Teuffel Namen.Sent. XXVI. Es hette der Teuffel Bären-Klauen am lincken Bein / und einen grossen Hoffmannischen Rock / auch Federn auff dem Hute gehabt / seine Natur und alles an ihm were gar kalt gewesen / nach solcher Vermischung weren die Elben von ihr kommen / so wie schwartze und graue Fliegen außgesehen. Sent. XXIX. »Wann er sich mit ihr vermischt /were es nit anders gewesen / als wann er ein kalt Hörnichen darzu gebrauchet / sie hette zwey Kinder von ihm gezeuget / die wie [363] der böse Volant gestalt gewesen / were aber kein Leben noch Menschliche Gestalt an ihnen zu spüren gewest / derowegen sie dieselben in das Wasser geworffen«. Sent. XXXI. es were wann sie sich mit ihm vermischt / das Thun gar kalt gewesen. Sent. XXXIV. Es hette sie zwar gedaucht / als wann ihr Mann bey ihr gelegen / und mit ihr zu thun gehabt / jedoch aber were ihr Buhle gantz kalt gewesen. Sent. XXXV. Seine Scham oder Glied sey hart und kalt gewesen / und habe von ihme nach vier Wochen fünff paar böse Dinger gezeuget / und gebohren / weren wie weisse Würme gewesen / und hetten schwartze Köpff gehabt / und habe sie der Hirtischen Margarethen in das lincke Bein gebracht / und gezaubert / durch nachfolgenden Spruch: Im Thume stehet die Rosen-Blume / sie ist weder braun noch fahl / so müssen die Huffdinger zersteuben und zerfahren / und kommen der Hirtischen Margarethen in deß Teuffels Namen an. GOtt gebe denen Menschen einen bessern Sinn / er schelte den Satan / und trette ihn mit seinen Schupen unter unsere Füsse. Die Wechsel-Kinder und dergleichen Geburt erkennen den Satan nicht für ihren natürlichen Vater / als wann sie auß seinem Beyschlaff mit den Hexen weren gezeuget worden / sondern nur für ihren Authorn und Urheber / welcher der Hexen Leib auffschwellend machet / auß dem Saamen und [364] Mütterlichen Geblüt einen Leib machet / bildet und formiret / wann er dann gebohren / so beweget er ihn selber / redet darauß / heulet / säuget die Brüste /frisset und säufft so viel als der grösseste Bauer. Da ist keine vernünfftige Seele / noch derselben Wirckung. Diabolus forma assistenz est, non informans. Dergleichen Händel haben sich im Papstthum vielmahl zugetragen / alda der H. Ehestand mit Worten und Wercken schändlich verlästert worden: Nachdem aber das helle Liecht deß H. Evangelii hervor gebrochen / und immer heller und heller geschienen / hat solch Teuffels-Geheck GOtt Lob und Danck auch abgenommen.

Wie die Hexen wann sie vom Teuffel geschwängert werden die Frucht abtreiben sollen / suche bey Hildebranden in Theurgia am 133. Blat.

Hondorff 71 schreibet auß dem Münstero also: Man findet / daß nach den Tyrannischen Türcken kein grimmiger Volck je auff Erden kommen sey / weder die Hunnen. Und wiewol die Gothen auch viel Muthwillens getrieben haben / ist doch ihre Wüterey nicht zuvergleichen mit der Hunnen Boßheit / die gar keinem Lande / Volck / und Alter übersehen und geschonet haben. Von ihrem Ursprung 72 sprechen etliche gar spötlich / daß sie der Teuffel gemacht habe mit bösen zauberischen Weibern: Wiewol ich achte / daß sie solches zu schreiben beweget / [365] dieser Teufflischen Leute unmenschlich Leben / Wandel / Werck / und Thaten / so sie begangen haben. Und ihre lächerlicheHistori lautet also: Nachdem unter den Gothen für alten Zeiten etliche Hexen und Zauberer gefunden worden / habē sie solche Weiber ferne von sich gestossen / in die Wüsten und Wildnüssen / so bey dem Meotischen Meer gelegen. Unn als sie die unreinen Geister ersahen / die in der Wüsten als wilde Leut ihr Leben führen / die man Faunen 73 und Ficarien nennet / und sind nicht rechte Menschen noch rechte Teuffel / haben sie der Weiber in Unkeuschheit begehret / und ist das Teuffelisch Volck die Hunnen also von ihnē gezeuget / und gebohren worden. Im übrigen ist hier zu mercken / daß von den Gespensten oder Teuffeln sollen gezeuget 74 und gebohren seyn /der oder die


P rophet Merlinus. Dessen oben Hildebrand gedacht.

L eute umb Lisbona / davon sagt Damian. de Goës in descript. Ulissipponis, daß umb die Stadt noch jetzund Leute wohnen sollen / welche auff dem Leib Schupen haben / und Anzeigung geben / daß sie von Tritonibus oder Meer-Göttern herkommen.

O hnbenante Knabe beym Authore der wunderbarlichen Histor von Gespenstē part. 1. p. 156. ex Vincent. lib. 3. Histor.

K levische Hertzog. Besiehe Kornmann [366] in monte Veneris cap. 33. pag. 188. 189. ex Vincent. lib. 3. c. 27. Authorem der wunderbarl. Histor. von Gespenst. part. 1. p, 22. VVier. de præstig. Dæmon. lib 3. c. 30.

B arbarische Hunni. Cæl. Aug. Curio in Saracen. Histor. 3. pag. 55. schreibet / daß die Hunnen also der Zauberey zugethan gewesen / daß man dafür gehalten / sie weren von den Feld-Teuffeln gezeuget. Besiehe was kürtzlich zuvor auß dē Hondorff ist angeführet wordē.

A quilonarische oder Nordische Könige. Davon meldet Ol. M. und Saxo, daß sie von einē Bärē ensprungē / welcher sond' zweiffel ein Teuffel mag gewesen seyn.

R üders Sohn. Diese Geschicht erzehlet auß deßManlii collectaneis der Author von Gespensten am 46. Blat. b.

G raffen von Pavenberg. Besiehe Kornmann in monte Veneris c. 3. pag. 179. seq. de Melusina.

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Bißhieher von Wirckung der Teufflischen Geilheit /nun folget (3.) 76 der Ort / wo sie solche Schandlosigkeit treiben sollen. Davon ist zu lesen bey dem Hildebrand / welcher auß dem Bodino anführet / wie Johanna Herwilerin bürtig von Ferberich bey Campiegne / unter andern Sachen auch dieses bekent habe / daß ihre Mutter durch zweyer Parlament Urtheil [367] zum Feuer sey verdammet worden. Item daß sie ihre Mutter / als sie 12. Jahr gewesen / übergeben / und für eigen dargestellet habe / einem Teuffel / so in Gestalt eines schwartzen Mannes erschienen / der schwartze Kleider samt einer Seiten-Wehr angehabt / auch gestieffelt und gesporet gewesen / und ein schwartz Pferd gehabt an der Pforten stehen. Zu welchem die Mutter gesagt: Siehe hier die Tochter / die ich euch versprochen habe: Und zu der Tochter / siehe da dein Buhl / der dir alles Glück verleihen wird. Und darauff / nachdem sie GOTT und seine Religion verschworen / habe er ihr fleischlichen Beyschlaff gethan / eben auff die Weiß und Manier / wie andere Mann und Weiber einander thun: Ohne daß der fliessende Saame kalt gewesen sey. Diß sagte sie / habe sie zu allen 8. oder 15. Tagen aneinander getrieben / auch wann sie schon bey dem Mann gelegen / er es doch nicht mercken können. Und auff eine Zeit habe sie der Teuffel gefraget / ob sie wolle von ihm geschwängert seyn / aber sie habe es nicht gewolt. Ich habe auch den Außzug oder Extract gelesen / den man den Hexen von Longnii in Potetz / so nachgehendes lebendig verbrent worden / hat fürgehalten / und dieselbe hat mir Herr Hadrian de Fer General Leutenant von Laon mitgetheilet. Ich wil allein nur etliche Urgichten über diesen vorhabenden [368] Puncten einführen. Margaretha Bremont deß Novel Laverets Weib / hat bekant / daß sie auff einen Tag mit Marien ihrer Mutter zu einer Versamlung bey einer Mühlen Franquis vor Longui in einer Wiesen kommen / und da habe ihre Mutter einen Besem zwischen den Beinen gehabt / und etliche Wort gesprochen / die ich nicht setzen wil / und alsbald seind sie an den Ort gebracht / da sie Johannam Robert / Johannam Guillim in / Mariam deß Simonis von Lamm Haußfrau / und Guillametta ein Weib eines Manns / den man den Graß nennet /bey einander angetroffen / deren jede einen Besen hatte. Auch fanden sie alda sechs Teuffel zwar in Menschen Gestalt / aber sehr scheußlich anzusehen /etc. Nach geendetem Tantz schlieffen die Teuffel bey ihnen: Und einer unter denselben / der sie zum Tantz geführet hatte / nam sie und küsset sie zweymahl /und thät ihr mehr / dann bey einer halben Stund / Beywohnung: Aber er ließ mechtigen kalten Saamen von ihm gehen. Die gedachte Johanna Guillemin zohe sich auf diese Sage / und sagte gleichfals / wie sie wol bey einer halben Stund bey einander gelegen / und auch kalten Saamen empfangen habe. Die übrigen Urgichten laß ich verbleiben / dieweil sie mit den vorigen zutreffen. Gleichsfals lesen wir im 16. Buch deß Herrn Meyers / der gantz fleissig die Flandrischen Historien beschrieben / daß im [369] 1459. Jahr eine grosse Anzahl von Männern und Weibern in der Stadt Arras seyn verbrant worden / da ja eines das Ander angeklaget hette: Und jedes bekant / daß sie deß Nachts zu den Täntzen weren vertragen worden / und darnach mit dem Teuffel den sie in Menschen Gestalt angebetet / sich vermischt hetten. Jacob Sprenger / und seine drey Mit-Herren die Inquisitores der Hexē schreibē /wie sie über unzehlich viel Zauberer und Hexen in Teutschland / und sonderlich umb Costantz und Ravenspurg im 1485. Jahr haben das Recht ergehen lassen / und sie alle / keine außgenommen / bekant habē / wann sie GOtt unn seinem Dienst abgesaget gehabt /daß der Teuffel fleischlicher Wollust darauff mit ihnē gefleget habe. Ja das noch mehr ist / sie schreibē / daß ihrer viel sich gefunden / die es bereuet und sich bekehret haben / und deßhalben nit verklaget worden /welche aber nichts destoweniger dasselbe bekamen: Nemlich daß die Teuffel / weil sie Zauberin gewesen /auch sich mit ihnen eingelassen hetten. Item / man habe offte in Wäldern und auff dem Felde / Hexen gefunden / welche bey hellem Tag mit dem Teuffel ungeheure Gemeinschafft gepfleget haben / und offt auff dem Felde gantz nackend sind gesehen worden. 77 Ja etwann haben wohl ihre Männer mit den Teuffeln verkoppelt gefunden 78 / unn als sie gemeinet / es weren sonst näschige Gesellen / mit Wehren auff sie zugeschlagen / [370] aber leider nichts getroffen. Paulus Grillandus ein Italiänischer Jurist / der viel Hexen rechtlich verhöret unn verurtheilet hat / erzehlet in seinem Buch von Sortilegiis, daß im Herbst-Monat 1576. er von einem Abt von S. Paul bey Rom sey erbeten worden dreyen Hexen ihr Recht zu schaffen: Welche nach kleinen wehren zu letzt unter andern bekant / daß eine jede unter ihnen mit dem Teuffel gebuhlet. 79

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Aber genugsam von den Orten / darauff folget (4.) die Gehülffe oder Mittel / womit der Teuffel solche Hurerey ins Werck setze. Dann dieweil der Teuffel ein Geist / und ohne Leib / Arm und Gebein ist (dahero wir ihn den Armsten nennen) so fraget es sich / wie auf diese Weiß er generiren und zeugen könne? Darauff antwortet gar weitläufftig Iodokus Hokerius in folgenden Worten. Ob und wie die Teuffel Corpora oder Leiber an sich nehmen? 81 Resp. Weil die Teuffel Geister oder Geistliches Wesens sind / Geister aber einen grossen Unterscheid haben / von der Natur eines Leibes / so ist dann leicht zu vernehmen / daß den Teuffeln (eigentlich zu reden) keine Corpora oder Leiber / sie seyn so subtil als sie immer wollen /mögen zugeschrieben werden. Vielweniger ist zu behalten / daß die Geistliche Natur in eine Leibliche solte können verwandelt werden / wie dann der altePater Caudius [371] Mamertes de statu animæ beweiset. Demnach ist gewiß / und bezeugens die Exempel nit allein von den Engeln 1. B. Mos. 18 / 32. sondern auch von den Teuffeln / daß sie bißweilen durch GOttes Verhängnüß leibliche Gestalt / oder Leiber an sich genommen haben / und darzu nicht phantastische oder erdichte / wie etliche meinen / sondern sichtliche und ergreiffliche / und die zu leiblichen Wercken sind bequem gewesen; Davon wird in der Kirchen-Histori (Historia Tripart.) im 12. Buch / 9. Capittel gehandelt. Und Nicephorus im 14. Buch Capit 40. gedencket eines Teuffels / welcher im Land Creta schier ein Jahr herum gewandelt / und die Jüden überredet / er were Moses / der für Zeiten die Hebreer durch das rothe Meer auß Egypten geführet hette / und wolle nun deßgleichen thun / und sie auß Creta mitten durch das Meer in das gelobte Land wieder bringen / hat sie also an das Meer geführet / unn viel im Wasser ersäufft / und weren schier alle ersoffen / so sie nicht durch Christen errettet worden / etc. 82 Und ist darnach der Prediger nit mehr erfunden. Eben also ist es auch in unser benachbarten Stadt Hamelen 83 vor Zeiten ergangen / wie ihre Chronica mitbringet / daß auff eine Zeit ein fremder Pfeiffer in die Stadt kommen /und mit seiner Pfeiffe einen grossen Hauffen vieler Kinder auß der Stadt geführet / und in ein Loch gebracht / daß folgends noch [372] der Pfeiffer noch die Kinder mehr nicht gesehen worden. Und mag der Pfeiffer billich ein Teuffel ernennet werden. Es meinet Chrysostomus, daß der / so dem Job die Zeitung brachte von seinem Vnfal und Vnglück / kein Mensch sondern ein Teuffel gewesen / dann er spricht: si homo eras, quomodo sciebas, ventum subortum à deserto. Man besehe hie von dieser Frage weiter M. Cyriaci Spangenbergs Außlegung über die 2. Epistel an die Corinthier fol. 192. und Iohann. Manlium in denCollectaneis Philippi. Luther. von der Winckel-Messe / Tom. 2. Ienens. fol. 105 a. Wie dann der Teuffel sich verendern und verstellen kan zum Engel /ja zum Engel deß Liechts / schreibet Paulus 2. Cor. 11. Vnd wie daß der Teuffel bißweilen so eines Menschen / so eines Thiers Gestalt annehmen kan / und sich ihnen gleich verstellen / findet man in vielen Historien / und bringets die Erfahrung mit. Es meinet auch D. Luth. in seinen Tischreden / Loco vom Teuffel / wie daß der Teuffel sich könne in Christus Person verstellē; Daß er bißweilē sich in eine Schlang zu schrecken und zu tödten verkleiden und vermummen kan / bißweilen auch in einē Schafs-Beltz zu lügen und zu trügen / so kan er auch wol in Katzen /Schweine / Hasen / und Hunden Gestalt / auch in Wassers unn Feuers Form verkleiden. 84 So haben sich einmahl auff eine Zeit der Gestalt Schweine 85 in der Arianischen [373] Kirchen sehen lassen. Solche außwendige Gespenster haben sich sichtbarlich und viel erzeiget bey den Heyden / die auch wol gewust von dieser transformation deß Teuffels / wie dann Virgilius sagt lib. 4. Georg.


Verum ubi correptum manibus, vinclisque tenebris
Tunc variæ illudent species atque ora ferarum.
Fiet enim subitò sus horridus atraque Tigris,
Squamosusque Draco, & fulvâ cervice Leæna
Aut acrem flammis sonitum dabit, atque ita vinclis
Excidet, aut in aquas tenues dilapsus abibit, etc.
Et Mox: Omnia transformat sese in miracula rerum,
Ignemque, horribilemque feram, fluviumq; liquentem etc.

Solche mancherley delusiones Veränderung und Blendwerck kan der Teuffel erzeigen und wol machen.

Nun ist aber diese Frag noch nicht absolviret / ob er rechte Leiber oder Corpora an sich nehme? Aber auff solche Frag mögen wir also antworten. Augustinus schreibet von den H. Engeln in Enchir. ad Laurent. c. 59. Quis explicet nobis, cum quibus corporibus angeli apparuerunt hominibus, ut non solum cernerentur, [374] sed & tangerentur. Wer kan uns sagē /mit was für Leibern die Engel den Menschen erschienen sind / dann sie von ihnen nicht allein gesehen /sondern auch begriffen und gefühlet werden. BesieheHenric. Bullinger. Decad. 4. Serm. 9. Eben dasselbe mögen wir hier auch sagen von den bösen Geistern. Es disputiret Petrus Martyr in seiner Außlegung deß ersten Buchs Samuelis über das 78. Cap. fol. 167. a. Ob es sind Corpora aeria Himmlische Leiber /oder ob es schlecht solten außwendige Gespenst und imagination seyn? Und schleust / daß es nicht Gespenst sondern Himmlische zarte Leiber seyn; Dann gleich wie die Strahlen und Glantz der Sonnen durchscheinet das Glas / Wasser und Wolcken / eben also kan durch alle durchdringen ein Geist / oder ein Geistlich Wesen. Dann gleich wie das dünne fliessende Wasser durch Kälte zu grossen Eyse kan werden /also kann auch ein Geistlich Wesen der Lufft und der untern Elementen gebrauchen zu einem außwendigen groben ansehenlichen Leib. Es besehe der Christliche Leser deß Martyris Meinung selbst. Und darnach auch in seiner Außlegung deß Buchs der Richter /über das 13. Cap. beweiset er auß dem Augustino gnugsam wider die Scholæ Doctores, daß dē Geistern / oder Engeln (beyde gutē unn bösen) Corpora können zugeeignet werden / und schleust daß solche Corpora, darinne die Engel gesehē / und vom Abraham gewaschen worden / [375] seyn recht / doch Himmlische und zarte Leiber. So beweiset auch das Buch Tobiæ /wie daß die Engel in Gestalt eines Menschen mit dem jungen Tobia gangen. Also ist auch der Mutter Simsons erschienen der Engel GOttes / Iudic. 13. Es disputiret August. lib. 3. de Trin. c. 1. Ob die Engel in ihren Erscheinungen über ihre eigene Leiber noch an dere an sich nehmen / und setzet endlich / fateor ista excedere vites meas; Ich gestehe es / daß solches über meinen Verstand ist. Vnd dabey mag man es bleiben lassen. Wie sich dann ferner noch eine andere Frag erhebet; Ob nemlich die Engel an sich selbst Leiber haben? So schreibet davon Ludov. Vives, 86 dessen Wort in das Teutsche übersetzet also lauten: Daß Augustinus in den Gedancken gestanden sey / es haben die Engel Leiber / ist denen / welche seine Schrifften fleissig / lesen / und sonderlich de Civitate Dei, de natura Dæmonum, und de Genesi ad literam, überflüssig bekant / daß es nicht nöthig / weitleufftig zu beweisen: Vnd kan nicht wol seyn / daß er an so viel Orten auß einer fremden Meinung geredet und geschrieben habe / wie etliche nach dem Petro Lombardo dafür halten: Sondern er hat auß seiner eigenen Meinung geredet / unn ist darinne gefolget solchen Leuten / die nicht zu verachten sind / als nemlich allePlatonicos, den Originem, Lactantium, Basilium, und der einhelligen [376] Meinung fast aller so zu seiner Zeit geschrieben haben. Michael Psellus in seinem Buch de Dæmonibus, welches Ficinus übersetzet hat / schreibet daß die Engel / welche Paulus nennet dienstbahre Geister / so da auß gesendet werden / Leiber haben müssen / damit sie sich bewegen unn sichtbarlich erscheinen können. Dann sie wissen auff keine andere Weiß / als wie ein Leib / wie solcher Dienst könne verrichtet werden. Vnd so man in der H. Schrifft lieset / daß sie genennet werden Geister / die keinen Leib haben / so antworte ich / daß man ins gemein nur die groben und dicken Corpora eigentlichLeiber zu nennen pflege: Solche zarte und subtileCorpora aber / die man kaum sehen und fühlen kan /pfleget man offte zu nennen incorporea, als wann sie keine Leiber hetten. Augustinus schreibet den Engeln solche zarte Leiber zu / die allerdings nicht mögen gesehen werden / und die da nur tüchtig sind etwas zu thun / aber nicht zu leiden: Nachdem sie aber gefallen sind / sind ihre Leiber etwas dicker und gröber worden / daß sie nun auch etwas leiden können. Vnd in diesem ist Psellus mit dem Augustino eines. Solches beweiset auch mit vielen Gründen unn Zeugnüssen der Vätter Heinricus Bullingerus in seinen Decadibus, Decade 4. Serm. 9. fol. 248. und 249. und setzet diese Wort Augustini ex libro de Spiritu & litera cap. 18. Creatura omnis corporea est: Alle Creatur[377] hat einen Leib. Aber die Leiber / in welchen die Engel den Altvättern erschienen sind / und sich haben sehen lassen / sind nicht ihre eigene und natürliche Leiber gewesen / sondern sie haben selbige nur auff eine gewisse Zeit / so lange sie derselben zu ihrer Verrichtung benötiget / angenommen. Man besehe auch hiervon D. Andreæ Hyperii Methodum, Loco de Angelis, classe de Angelis malis & lapsis, § 6.

Nun ist auch die Frag / ob solch angenommen Corpus durch den Teuffel auch lebendig gemacht werde? 87 Und ist die Antwort / weil Christus in H. Schrifft das Leben / der Fürst und Urheber deß Lebens genennet wird / so mag wol der Teuffel als ein Fürst der Lufft / an sich nehmē ein Corpus aëreum, einen Leib auß der Lufft gemacht / doch kan er es nicht lebendig machen / gleich unsern Leibern. Aptat sibi Corpus Diabolus tanquam vestem, saget Augustinus. Es were auch nicht nötig gewesen von dieser gantzen Frag viel Wort zu machen / weil der hochgelehrte Doctor Iohannes VVierus in seinem ersten Buch de præstigiis Dęmon. cap. 13. das mit vielen Exempeln auß Heydnischen / und auch Kirchen- und Päpstlichen Historien gnugsam erkläret und außgeführet / und haben unsere Eltern viel gewust zu sagen / von Witeschen Weibern / guten Holden / Unholden /welche doch Teuffel sind gewesen. Besiehe auchVVierum d.l. im 15. Capit.

[378] Ferner fragt sich es auch / ob sie Buhlschafft mögen treiben oder wie man sagt / Incubi und Succubi werden? Daß es mit den Dæmonibus Succubis und Incubis 88 eitel Betrug / Præstigiæ und Phantasey sey / oder daß sie solten generiren und Kinder zeugen oder gebähren / beweiset D. Iohann. VVierus im 2. Buch de præstig. Dæmon. cap. 36. 37. 38. 39. und cap. 42. So hat auch davon Ludovicus VVillichius in seinem Zauber-Teuffel cap. 22. da erdisputiret in utramque partem von diesem Handel /und von dē Wechsel-Kindern / und von den verlohrnen Kindern. So kan man auch weitleufftig davon lesen in den Tischreden D. Luthers / Loco von Teuffeln / der dieses gar weitleufftig handelt / als nemlich /daß die Incubi und Succubi seyn und auch Teuffel selbst / und wie man die geheissen. Item, daß die Teuffel in Frauen Gestalt bey Männern gewohnet haben. Auch wiederum / daß solche gestohlene Kinder oder Wechselbälge und Kielkröpffe Teuffel selbst gewesen sind. Aber wir wollen aller Gelehrten Meinung in seinem Werth bleiben lassen / und ein freywillig Iudicium dem gütigen Leser zu fällen vergönnen. Doch nichts destoweniger wollen wir nach angeführten Scribenten / so von diesen Dingen geschrieben / auch unsere Meynung herbey setzē.

Es ist von diesen Dingen ein grosser Streit [379] unter den Gelehrten / ob Incubi und Succubi der Teuffel warhafftig seyn / darauff etliche ja zu sagen / etliche aber nein. Welche ja darzu sagen / understehen sich solche ihre Meinung nit alleine auß der Vätter Bücher und andern Historien / oder auß der Erfahrung solches zu beweisen / sondern auch auß der H. Göttlichen Schrifft / und ziehen hieher den Spruch Gen. 6. da sahen die Kinder GOttes nach den Töchtern der Menschen / wie sie schön waren / und namen zu Weibern welche sie wolten. Davon mag einer besehen den Methodum Andr. Hyperii, Loco de Angelis, classe de Dæmon. § 6. So ist Tertullian. in libr. de habitu Mulier. & in lib, de velandis virgin. mit andern mehr der Meinung gewesen / wie aber die sind gewesen / und daß ihre Meinung unrecht sey / beweiset D. Iohann. VVier. lib. 2. cap. 39. der einen gelehrten Papistischen Scribenten gegen solche Meinung / als Augustinum Steuchum Eugubinum dabey bringt / mit vielen rationibus. So meinen auch etliche / die Teuffel sind dieser Ursachen halber gefallen / daß sie sich mit den Weibern vermenget haben / und sagen / daher sind die bösen Geister kommen / die auff Erden jetzt so greulich toben und wüten. Als Lactantius lib. 2.cap. 15. de divinis Institut. p. 135. in exemplari Lugdunensi. Eusebius Cæsariensis lib. 5. de præparat. Evangel. Iustinus in una quapiam ex utraque Apologia. Clemens lib. [380] 3. & 5. Stromat. Doch halte ich es für eine alt Weibische und Heidnische Fabel / die nicht werth ist / daß man darauff antworte. So viel aber den Spruch auß dem Genes. 6. betrifft / ist deß lieben Mosis Meinung lange nicht / daß er durch die Kinder GOttes 89 / die bösen Geister oder Teuffel wil verstanden haben / sondern Kinder GOttes heisset er der H. Vätter Kinder / welche sich mit dē Gottlosen Cainiten eingelassen / befreundet / vermenget und vergleichet haben / und also adiaphorisieret / und von dem rechten Gottesdienst sind abgewichen / darüber dann fürnemlich die Sündfluht über sie kommen. Vnd daß dieses die rechte Meinung Mosis sey / zeugen neben der Folge deß Texts / welcher solches klärlich zwinget / die allerbesten und gelehrtesten Theologi zu allen Zeiten / sonderlich Augustin. lib. 15. cap. 23.de Civit. Dei. Chrysostomus in Genes. Homil. 21.Procopius Sophista in suis comment. in Genes. Item so zu unserer Zeit über das erste Buch Mosis commentaria geschrieben haben / als Lutherus, Chytræus, Paulus ab Eizen, Palladius, Lunckius, Borrhaus, VVolffgangus Musculus, Calvinus, Pelicanus. Darzu stimmet überein mit demselbigen Petrus Martyr in 1.cap. Iudic. fol. 11. und über das 2. Capit. 1. an die Corinth. fol. 287. Darumb achten wir / es werde auß der Schrifft nicht können bewiesen werden / daß die Teuffel sollen Incubi und Succubi [381] seyn können. Was sollen wir aber dazu sagen / daß gleichwol Augustinus und Lutherus samt andern nachgeben / daß sieIncubi und Succubi seyn können / dann sie beruffen sich neben der Erfahrung / auff vieler glaubwürdiger Leute Zeugniß / wie oben gehöret / darzu lieset man auch Exempel davon in der Historien / als das insonderheit von dem Merlino, der in Engeland umb das Jahr 440. nach Christi Geburt von einer eingeschlossenen Kloster-Jungfrau / und einem Incubo ohne Manns zuthun sol gebohren seyn / wie in dem Vincentio lib. 21. Histor. cap. 30. und Hartm. Schedelæt. 6. in vita ejus; Nauclero volum. 2. Gen. 15. beschrieben ist. Vnd über alles zeugen täglich die Vnholden und Hexen / wann sie in Peinen verhöret und vorgenommen werden / daß sie ungebührliche Gemeinschafft mit diesem oder jenem Teuffel gehabt haben. So beschreiben auch solches die Autores Mallei maleficarum, als Heinricus Institoris, und Iacobus Sprenger / ingleichen auch Thomas Aquinas, Martinus de Arles, Petrus de Palude. Besiehe auchIoh. VVieri lib. 2. cap. 42. Hie wil ich nun nicht sonderlich von sagen / oder schreiben / sondern auf ernante Scribenten und vieler Gelehrter Meinung michreferiren und beruffen / welche von diesem Handel also halten / daß ob dē Teuffeln möglich ist / wann es GOtt ihnen verhengt / daß sie sichtliche greiffliche Leiber an sich nehmen / und auch andere Menschliche Werck [382] thun / so haben sie doch keine natürliche Leiber / wie auch in vorigen Capittel erwiesen worden /können derhalben keine natürliche Spermata, das ist /Saamē von ihnē werffen / oder Macht zu gebähren haben / dann es ist unmöglich / und gar wider die Natur / daß ein solcher Leib / darinnen kein lebendiger Athem ist (in quo non est spiritus vitalis) solte Macht haben Kinder zu zeugen / davon die Physici und Medici viel geschrieben. Nun haben solche angenommene Leiber keinen Spiritum vitalem, darum können sie auch nicht gebähren. Jedoch haben etliche hie drey exceptiones und Behelff / nemlich daß etliche sagen / wie daß sie sollen anders wohin den Saamen stehlen / und eilends nach ihrer Behendigkeit an seinen Ort bringen. Aber umb solcher unzeitigen und unflätigen Frag willen / wil ich mich nicht bekümmern /sondern lassen davon die Medicos und Physicos urtheilen. Es wil mir / unangesehen die Behendigkeit der Teuffel / in mein credo nicht / daß mit gestohlen Saamen solten solches in Matrice suarum incantatricum wircken können / oder daß er alsbald solte also bereit haben können im Augenblick semen virile, Item daß auch solchen / anders dann darzu es verordnet ist / gebrauchen / und sonst von einem Ort zum andern getragenen Saamen solte vim generandi haben. Wie es dann klärlich erwiesen wird von Doctore Iohann. VViero lib. 2. cap. 42. de præstig Dæm. Vnd Hyperius am gedachten Ort [383] gedencket dieses auch. Vide etiam VVierum lib. 2. cap. 42. 43. 44. 44. & 46. in quo postremo capite fabulam de Merlino aperte refutat. Es scheinet aber / als solten dennoch /daß von solchen gestohlen unn durch die Teuffel weggeführten Spermate, und desselben Macht / vi oderpotentia zu gebähren / eine sonderliche Meinung haben etliche Doctoren der Kirchen / dann also schreibet Epiphanius lib. 2. Tom. 1. hæres. 63, Postquam disseruisset de turpitudine quorundam Origenicorum, quod turpiter more Onanitico agerent cum fæminis, tandem etiā ait sic: Alii vero hoc detestabile opus perficere student, non per fæminas, sed aliis modis, propriis manibus se polluentes. Et similiter imitantur prædictum filium Iudæ, terram nefandis suis operationibus & abominabilibus guttis polluentes, & pedibus suis fluxiones suas conterentes in terra, ut ne rapiantur ipsorum semina ab immundis spiritibus, etc. Videantur quoque Autores Mallei maleficarum & Doctor Iacobus Baro de Lichtenberg & Martinus de Arles. Ich wil es dabey bleiben lassen / jedoch kan auß dem (so es also seyn könte) gewaltig beweiset werden / daß derhalben die Teuffel selbst von sich nicht können generiren oder sperma geben. So aber solches geschehen könte von gestohlenen Saamen / hat das gewaltig im Papstthum im schwang gangen / dieweil dort so viel tausent Pfaffen und[384] Münche Onanitische Schelmen sind gewesen / der noch viel in Italia gefunden werden.

Das ander aber welches sie für geben ist / daß die Teuffel auß der Lufft oder Elementen der Luft nehmen Leiber oder corpora, darum könne auch wol solchecommixtion natürlicher Weise geschehen. Jedoch so folget nicht alsobald / daß auß Vermischung einesaerischen Leibes mit einem Menschlichem Leibe / der von vier Elementen zusammen gesetzt ist / in dieser Sache etwas könne außgerichtet werdē. Besiehe hievō weitläuffig VVierum an offt angezogenen Orten. Vnd ist eben so wenig wahr / als gleich vom Teuffel kanActus generans geschehen / daß sie auch nicht können Succubi seyn und von Männern Samen empfangen / gleichwol auff andere Zeit Incubi seyn / und also ein permixtion machen. Wenn aber gleich nach etlicher Meynung die Teuffel den Samen eines Mannes stehlen / und dadurch generationem anders wo schöpffen köntē / so kan es doch nit in einē Incubo geschehen / daß der empfange und ziele / wiewol es wol gläublich / daß in solcher Phantasey die Samenviri excitiret / und weil von solchen Männern nit anders gemeynet / als sie es in vus muliebre brächten /so könte es durch die Teuffel eilends an andere Orter geführet / unn damit etliche armselige Weiber betrogen und schwanger werden. Aber ich wil davon nichts gründliches handeln.

[385] Was die 3. excusation betrifft / daß offtmals etliche sagen / daß sie die Incantatrices mit ihren præstigiis dementiren und auch darum können ihnen den Bauch also spannen unn auffblasē (denn er regieret in dē Seinē nach seinē Gefallen unn Willē) / dz sie meynē sie sind also geschwächt und geschwängert / unn doch ein gestohlen Kind zu der Zeit bringen unn hinlegen. Aber ob wol solches gegen Ahrt der Zielung geschicht / und auch ümb Gegēwart der Hebammen unn anderer Frauen (unter welchen oft viel gläubig sind) nit wol geschehen kan / (doch wenns bereit also were / wil darauß folgē / daß es nit anders sey und bleibe dennpræstigiæ dementatio unn fascinat. dęmonū) und daß unsere Rede wahr sey wie sie selbst nit generiren können. Der Teufel kan sich selbst wol bißweilen in eines Kinds Gestalt dahin stellē / als were er ein natürlicher Mensch in Kindes Gestalt. Von solchen Kielkröpffen schreibt Lutherus in seinen Tischreden /und im 3. c. Galat. Es ist aber erbärmlich / daß der Teuffel also äffet und polirt die armen Weiber / nach ihrem Unglauben und seinen gewaltigen listigenpractikē / daß sie sehē etwas / das doch nichts ist /unn horen was / das doch nit lautet / sie fühlen was /und fühlen doch nichts / also kan er die armen Weiber bethörē / dz sie wol 1000. Eyd geschworen / sie hetten mit ihrem Freunde / doch nit anders als mit einem Manne zuschaffē gehabt / sonderlich / aber si verū esset, quod interdū afferre semen furtivum & aliunde ablatum posset [386] tunc n. interdū vel experirētur vel sentirēt hujusmodi materiam. Es ist gar unflätig hievon zu reden / ich geschweige davon zu schreiben /bitte darumb der Leser wolle mirs zu guth halten.

Es ist auch diesē leichtlich zu urtheilē / was von den Wechsel-Kindern zuhalten sey / weil auch glaubwürdige Scribenten und Historienschreiber samt dē Hr. Luth. davon melden / so hat ma gnugsā erfahren /wie daß den Sechswochnerin die Kindlein im Pabstthum etwan gestohlen / etwan verwechselt worden sind / wie auch solches bey den Heyden also gespüret. Denn es dem Teufel gar nit unmöglich dē Kindern des Unglaubens (die ihm übergeben / und nach seinem Willen zu regieren vergönnet) ihre Kinder hinweg führen / und anderswo hinzubringen / oder bey Andern auff seine Weise gebähren / wie jetzt davon gesaget. Darum meynen etliche Gelehrte / daß die Teufel grosse Gewalt habē / über die ungetaufften Kindlein /dieweil Paulus uns alle nennet / und sonderlich die erste Gebuhrt in uns intituliret Kinder des Zorns / die dem Fürstē der Finsterniß zugethan sind Eph. 2. Davon auch noch der Gebrauch in der H. Kirche angenommen / dz man die Kind' vor der Taufe erstlichexorciret / davon August. lib. de Symb. unn Greg. Homil. 29. welcher Doctoren Wort angezogen werdē in Decret. dist. 4. de consec. c. Sicut nostis. etc. sacerdotes. Aber von dem Exorcis. wird anderswo gemeldet. Es meynē aber viel / dz der [387] Teuffel solte Gewalt haben gäntzlich über die Kinder / doch können wir solches über die Vngläubigē wol nachgebē; aber der gläubigē Kind' sind nit des Teuffels / weil die Eltern jre Kinder stets auch noch ungebohren dē Herrn befehlen / sonst bey den Ungläubigē kan er das außrichtē / daß den Müttern / Vättern / Ammen / Pflegerinnen der Kind' / die Augen dermassen verblendet werdē / daß sie offte wol ihre eigene Kind nit kennen können / unn derohalben meynen / sie sind ihnen verwechselt worden: welches auch die Heydē wol verstanden / weil sie eine Göttin erdacht und geehret mit Namen Cumna, die ihnen die junge Kindlein in der Wiegen verwahren / und die zauberischen Verblendung von ihnē abwendē solte / davō Lactantius auch saget lib. 1. c. 20. Es ist aber kein Wunder / daß solche Kind' verwechselung unn Stehlung nit allein unter den Heydē sondern auch im Pabstthum gar gemein gewesen ist / und etwan noch ist / da man gegläubet hat / die Kindbetterin sey ümb des Kindbettes willen in der Gewalt und Macht des Satans / und hat sich derhalben unterstanden / denselben mit vielen zauberischen Mitteln zu wehren und zu vertreiben / als mit Stahl / gesegneten Palmen und Liechtern (liese davonBrentium hom. 15. in Lucam) mit Räucherung der geweiheten Kräuter / oder abergläubischen Dingen. Darümb hat GOtt der HErr auß seinem gerechten Gerichte dem Teuffel solche grosse Gewalt über [388] sie verhenget / und ist der Teufel auch fertig darzu gewesen /weil er nicht allein solch abergläubische Zauberey dadurch bestetiget hat / sondern hat auch die Leute noch in einen andern falschen Wahn gebracht / als nemlich da sie gemeynet und gehalten / welche Kinder also gestohlen unn nicht wiedergebracht würden / weren von den Lamiis, das ist / von den Vnholden und Nachthexen gefressen / welches eine solche greifliche Lügen ist / daß es auch die Heyden für eine Fabel gehalten /unter welchen einer mit Nahmen Horatius also saget:


Nec quocunq; volet poscat sibi fabula credi,
Neu pransæ lamiæ vivum puerum extrahat alvo etc.

Sind wir demnach nicht arme elende und blinde Leute unter dem Pabstthum gewesen / daß wir das auß Gottes Wort nit haben sehen können / was die Heyden auß dem Liecht der Natur gewust haben. GOtt dem Vatter unsers HErrn Jesu Christi / sey ewig Lob /Preiß / Ehr und Danck / daß er uns arme Teutschen so gnädiglich von solcher Finsterniß gerettet hat / Amen. Bißhieher Hockerius.

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(5) 90

Bißhero zur Gnüge von den Mitteln oder Werckzeugen des bösen Geistes / damit er dergleichen Geilheit oder Hexen-Schwängerunge verrichtet: jetzt folget (5) Warümb solches die Hexē thun müssen? was es zu bedeuten habe / daß sie vom Teuffel zur Hurerey angetriben [389] werden? davon meldet Paulus Grillandus 91 ein Italiänischer Jurist / welcher über viel Hexē erkant und Vrtheil gesprochen / in libro de fortilegiis, er sey an. 1576. im Herbstmond von einem Abt vonS. Pauli bey Rom gebeten worden / daß er über drey Hexen erkennen / und ein Urtheil sprechen wolte /und dieselben hetten unter andern bekant / es würden alle Hexen durch Beyschlaffen dem Teuffel copulirt, und vermischet. Wir lesen in der Historia S. Bernhardi, daß eine Zauberinne gewesen sey / welche gar offtmals mit dem Teuffel sich im Bette / da ihr der Mann an der Seiten gelegen / und solches nit vermercket / noch inne worden / vermischet.

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Nun folget (6) wie der böse Huren Geist solches verrichte? darauff wird geantwortet (wie wirs in diesem unserm Tractat und Wercke auß bewehrten autoribus vorgebracht haben) daß er die Weiber solle auffdecken / wie denn die Hexen also offters mitten im freyen Felde angetroffen werden: Solches soll er auch (in dem die Weiber bey ihren Männern liegen) unvermerckter Sache verrichten: Sol sich auch in Gestalt eines hüpschen Cavalliers anfinden.

(7)
(7) 93

Wenn die Hexen (7) solches Beylager und buhlen verrichten / haben wir satten Bericht albereit gethan /daß solches offters von ihnen in Häusern / fürnemblich aber auf dem Blocksberge und bey ihren Zusammenkunfften vorgenommen werde.

[390]
(8)
(8) 94

Wie lang aber (8) solches solle währen / ist zu vernehmen auß dem Bekäntniß einer Hexen zu Laon, 95 welche unter andern bekant hat / daß der Teuffel nach gehaltenem Tantze sie zweymal geküsset / und länger als eine halbe Stunde bey ihr geschlaffen / biß endlich ein eißkalter Same von ihm gegangen. Solcher Gestalt hat auch Johanna Guillemin außgesaget / und bekant / daß einer eine gantze halbe Stunde mit ihr zuthun gehabt habe.

7.
7. 96

Nunmehr ist gnugsam außgefüret worden / was von der Hexen ihren buhlen vor zu bringē gewesē; jetzt folget / was sie denn weiter aufm Blocksberge verrichtē / und auß was Ursachen sie gleichfals ihre Fahrten und Gabelreiterey vornehmen? So wird darauff gesaget / daß sie nemlich. (7.) auch ihre Thaten / so sie vorher dem Teuffel zu Gefallen außgeübet /erzehlen müssen. Wie solches Bodinus 97 bekräfftiget / da er saget / daß ein jeder Zauberer bey grosser Straffe / und wo er nicht wol wil geschlagen werden /zur Rechnung stehen muß / was er böses gestifftet habe. Vnd setzet darauff / daß eine Hexe / (wie ihme Herr Bouvin Ambtmann zu Chasteau Rour, als er von wegen des Landes Berry zu Bloiß ein Deputirter gewesē / erzehlet habe) unter andern Schelmereyen bekennet / daß sie um dē Bock habe getantzt / [391] und zuletzt ehe sie von einander geschieden / ein jedes Rechnung gethan / was es seyd der Letzten Versamlung Arges gestifftet / und worzu es sein Gifft-Pulver angewendet habe. Da saget denn der eine / wie er ein Kind getödtet habe / der ander / wie er ein Pferd vergeben /wie er einen fruchtbaren Baum verderbet habe. Und dieweil damals eine befunden ward / die seither den andern Zaubertag / (oder vielmehr Zauber-Nacht) nicht arges gewircket gehabt / ward dieselbe zur Straffe auff die Fuß-Solen mit einem Stecken vielmals geschlagen / dessen die andern alle sehr lacheten und spottetē. Auch sagte sie / man müsse offte frisch Gifft-Pulver haben / welches mit dem zustimt / so ich in einer andern Verurtheilung einer Hexē gelesen /welche bekant / sie habe nimmer keine Ruhe nicht /wenn sie nicht alle Tage etwas Böses thue und anrichte / oder zum wenigsten nur etwas Geschirs oder Häfen gebrochē habe. 98 Aber eins Tages als ihr Frau gesehē / daß sie vorsätzlich ein irden Geschir brach /bekant sie gleich die Warheit / deßhalben ward sie auch am Leben gestraft / weil sie unverholen sagt / sie habe keine Ruhe / wenn sie nit jemands tödte oder etwas arges stifte. Welches denn fein anzeiget / daß nicht das Pulver / solch Unglück verrichte / sondern der leidige Teufel / der auff nichts anders ümbgehet /als das menschliche Geschlecht in Verderben unn Untergang zu bringen / und dadurch viel und offt bedient [392] und geehrt zu seyn / denn man findet offte das Pulver einen oder zween Fuß tieff unter der Erden.

Autor der Hundstägigen Erquickst. p. 379. schreibet davon also. Hierauff muste ein jede Person oder Hexe erzehlen / was sie seithero des letzten Convents böses und Teufflisches außgerichtet hatten. Da ich denn so grosse und grausame Sachen anhörete / daß mir die Haare zu Berge stunden. Erstlich wie sie mit dem Hochwürdige Sacrament ümgangen weren / wie sie solches verunehret / und mit Füssen getreten; It. zu Hauß getragen / unn in ihre Salbe geworffen / und dergleichen unerdenckliche Greuel / welche sie damit getrieben hetten. Ich hörte auch / wie sie die H. Sachen und Ceremonien der Kirchen / als das geweihete Wachs / Weihwasser / Agnos Dei, die H. Tauffe zu ihren Zauberwercken / Anrichtung und Machung des Himmels Ungewitter / Reiff / Raupen unn Ungeziefer auch Verderbung der Früchte gebrauchet / unn damit allerhand Land-Verderben und Unheil angestellet /und außgerichtet / nicht allein junge Kinder / sondern auch alte Leute / wie auch Ochsen / Kälber / Kühe und alles Vieh dadurch also bezaubert / daß zum theil dieselben verlahmet / zum theil gar gestorben wären /und was noch das aller Teuffelischste war / so erzelten sie / wie sie neben ihren Ehmännern und Ehfrauen auch mit den Teuffel und Buhlen Hurerey auff [393] unnatürliche Weise / imgleichen mit andern Personen Ehbruch / Blutschande unn Sodomiterey getrieben hetten. In Summa sie erzehlten solche Laster / darüber ich mich also entsetzte / und bey mir bedachte / ob auch dergleichen abscheuliche Laster in der Welt / ja auch wol in der Höllē selbst erdacht / wil geschweigen / begangen werdē könten. Welche nun unter diesē die abscheulichsten Laster begangen hatte / die bekame von dem auff dem Sessel sitzendē obristen Bock oder Teufel nit allein die höchste Ehr und Ruhm /sondern er druckte ihnen auch ein Zeichen oder Character an / dadurch er sie würdig machte seine beste und fürnemste Freunde / unn nach diesem Leben in seinem Reich / seine getreueste consiliatii zu seyn /welches denn mit einem Kuß / den er ihnen gab auf ihr Maul / bestätiget ward. Die aber wenig außgerichtet hatten / und die Täntze nicht fleissig besuchet /wenn sie keine erhebliche Ursachen und Entschuldigung einzuwenden hatten / die waren erstlich gar saur angesehen / als denn auch mit schlagen / und sonderlich die Armen / gar übel tractiret.

8.
8. 99

Bißhieher zu Gnüge / wie die Hexē auch unter andern Sachen / so sie auffm Blocksberge verrichten genötigt seyn / ihre Helden od' vielmehr Höllenthaten zuerzehlen / die sie unterdessen dē Teuffel / ihrem Herrn / zu Gefallen als Sclaven verrichtet haben: Hierauff folget / daß sie auch weiter auffm Blocksberge dessentwegen müssē [394] erscheinen / damit sie 8. jährlich ihrer Pflicht sich erinnern / und das Homagium repetiren müssen. Es gehet aber in solchem Homagio vor wie folget / die


B uchs Vorlegung / oder Scepters Darreichung.
R enunciirung Gottes.
O ber-Herrn und aller Creatur-Feinds-Erklärung
C onjuration andere mit zubringen.
K nieung und Anbetung des Teuffels.
S iegelung und Verschreibung.
B ezeichnung.
E rneurung der Tauffe.
R echungs an ihren Feinden Versprechung.
G egen-Obligatio des Teuffels / welche besteht
in
B uhlens-Versprechung.
R ettungs von Feinden-Versprechung.
O fferirung aller leiblichen Ergetzligkeiten-Ver sprechung.
K indes-Zeugens-Versprechung.
S eeligmachungs-Versprechung.
B egüterungs-Versprechung.
E rlehrungs vieler Wunder-Wercke-Versprechung.
R ichtiger Gegenwarts-Versprechung.
G efängniß Erlösungs-Versprechung.

Davon können folgende Sachē in octo genomme werden; und zwar was Hildebrand 100 anführet auß desIohannis Bodini eines Frantzosen [395] und Parlaments-Raht zu Pariß Dæmonomania, und zwar dessen Anfange seiner Vorrede des 1. Buchs / woselbst er vō einer Hexin Johanna Harwielerin von Verberich bey Campiegne bürtig / welche Anno 1578. den letzten April verurtheilet worden / dieses unter andern Sachen vorgebracht wird: Nachdem sie nun ihre unwidertreibliche Verurtheilung sahe verhanden / fieng sie erst an zubekennen / wie offte und viel sie durch den Teuffel zur Versamlung der Wallfahrt anderer Hexē sey geführet und getragen worden / wann sie allein eine gewisse Salbe / so ihr der Teuffel jedesmal darzu gegeben gebraucht habe: mit Vermeldung / wie solche Hexenfahrt zu dem Teufflischen Unholden-Tag so unsäglich schnell / geschwind und weit sey zugangen /daß sie darüber jedesmal müde und laß worden. 101 Auch wie sie bey demselben Hexen-Reichstage allezeit eine grosse Anzahl Leute gefunden / welche alle einen schwartzen Mann / welchen sie Beelzebub nanten / und ohngefehr dreyssig jährig gewesen / und an einem hohen Ort gestanden / angebetet haben. Dieses dreyssig jähriges Alter hat ihm der Satan auch sonderlich erwehlet / unsers Erlösers Jesu Christi dreyssigjähriges Alter / in welchem er sein Messias-Ampt zu erzeigē angefangen / Spots- und Trotzs-weise nach zu ämmen. Und wenn diese Beelzebubische Andacht vergangen / haben sie sich gleich darauff untereinander [396] ander zuvermischen pflegen. Vnd nach allem letztlich / wie ihr schwartzer Hertzog eine statliche Rede unn Vermahnung daher gethan / daß sie sich auff ihn verlassen / und er sie an ihren Feinden rechen / und überall gantz glückhafft machen wolte. Da sie auch ferner gefraget würde / ob man auch Geld daselbst außtheilete / hat sie solches mit Nein beantwortet.

Hieher gehöret auch was Bodinus schreibet im Anfang des 4. Capittels im 2. Buch seiner Dæmon. da er spricht: Sehr grosser Unterscheid helt sich zwischen den Zauberern / derselbe soll wol in Acht genommen werden / von wegen der Vngleichheit der Urtheilen /die man darüber fellen sollen. Aber die abscheulichsten Zauberer 102 sind diese / die entweder Gott verläugnen / und ihm zu dienen widersprechen / oder den wahren Gott nicht anruffen / sondern eine abergläubige Religion haben / und gleichwol dieselbigen auch verläugnen / damit sie mit sondern Beding dē Teuffel sich ergeben mögen. Denn so abergläubisch ist dennoch keine Religion / die nicht den Menschen etlicher massen in den Schranckē des natürlichen Gesetzes hielte / die Eltern und die Oberherrn zu ehren / und ihnen zu gehorsamen / auch eine Furcht und Scheu einjagte den Leutē übels unn Schadē zuthun. 103 Hingegen unterstehet der Satan alle Furcht auß der Menschen Hertzen hinzureissen. Betreffend dann die außtrückliche Vergleichung und Vbereinkomniß [397] mit dem Satan / da begiebet sich dieselbe zu Zeiten allein mit Worten unschrifftlich / zu Zeiten wenn sich der Satan besser wil versichern / so vermag er bey denen / so schreiben können / vor allem ehe sie etwas begehrtes erlangen / daß sie ihm eine versiegelte od' verpitschirte Handschrift geben müssen / auch müssen sie ihm zuweilē mit ihrem eigenen Blut die Bekäntniß unterschreiben: 104 Eben wie auch bey der Römer Regiments-Zeit pflage zu geschehē / daß die so sich zusammen verschworen / od' in Freundschaff verlobt hattē / mit Blutschrifften solches bekräfftigten. 105 Wie denn diß Livius bezeuget im 2. Buch / und Tacitus, da er schreibet / von denen Königen in Armenien. Gleichmässiger blutiger Verlöbniß Schrifften gebrauchet sich auch der Teuffel gegen seiner ihm angeschwornen Roth. 106 Gleichwie man von einem Theophilo erzehlet / der auff ebenmässiger Weise sich mit seinē eigenen Blut verschrieben hat. Auch ists nit lang / als nemlich im Jahr 1571. daß ein Advocat, dessen Namen ich hie schonen wil / unter denē gewesen /welchen der blinde Zauberer / so zu Pariß gehenget worden an hat gegeben / der hat bekant / er habe nit allein mit einer ordentlichen Handschrifft sich dem Teuffel für eigen ergeben / und Gott verleugnet / sondern dieselbe auch noch darzu mit eigenem Blute signirt und verzeichnet. Zudem haben es auch manche Rechtfertigung und Process erwiesen / daß die Verschreibung zwischen dem Teufel und den Zauberern gegen einander [398] auffgerichtet / bißweilen ihr gesetzte Ziel auff 1. 2. oder mehr Jahr einhalten und begreiffen. Da findet sich alsdenn darinne / daß einer begehret Macht und Gewalt das Zan-Weh zu vertreibē / der ander dem viertäglichem Fieber oder andern Kranckheit abzuhelffen: doch mit dem Anhange andere zu tödten / od' sponst greuliche Opffer zu thun. Wenn der Teuffel ein Mißtrauen zu einem oder mehr / die sich ümb Erlangung gewisser Sachen ihm ewiglich ergeben haben / bekommet / und sorget / sie möchtē jm Dienst wiederum aufkündigen / da ist er nicht begnüget / daß er sie dringet Gott mit deutlichen außgedruckten Worten zu verleugnen; sondern er drücket ihnen auch ein Mahl an / wie Danæus in Dialog. von Hexen hat auffgezeichnet. Aber den andern / deren er gewiß ist / druckt er kein Anmahl an / wie gleichfals gemelter Autor meldet. 107 Die Anmahl aber belangend / ist dasselbe gewiß / also daß die Richter gemeiniglich derselben gewahr werden / sie seyn denn gar wohl verborgen. Wie ich denn selbst an einem von Adel solches wahr genommen. Es sind etliche /die tragen das Zeichen oder Mahl zwischen den Lefftzen / etliche unter den Augenbraunen / wie Danæus schreibet / andere sonsten an wüsten oder geheimen Enden / wenn sie besorgen / daß sie möchten offenbahr werden / gemeiniglich aber auff der rechten Achsel / oder auff den Arschbacken / oder an der Scham. 108 [399] Herr Albertus von Poctiers ein Advocat im Parlament, hat mir erzehlet / daß er einer Instruction eines beklagten Zauberers / so ein Schmid zu Chasteau Thiery gewesē / beygewohnet / da habe er denselben auff der rechten Achsel bezeichnet befunden / aber des folgenden Tages habe ihm der Teuffel das Mahl-Zeichen auß- oder abgethan gehabt. 109 Zu gleichen Fall hat mir auch Claudius Deffay / des Königs Procurator zu Ripemont gesaget / daß er deren daroben in der Vorrede zuförderst gedachter Hexin Johanna Harwilerin / Gemerck oder Kundzeichen ein mahl gesehen habe / aber des folgenden Tages wargenommen / daß es verschwundē gewesen. Dieser Procurator hat mir auch den gantzen Process, so mit ihr vorgangen zugeschicket. Derjenige so durch den Profoß der Herberge oder L'hostel, wie man ihn nennet /ist zum Tode verurtheilet gewesen / und Trois Eschelles, oder Drey Leyter von Mayn geheissen / als er auff diese Weise Gnad erlangt hat / daß er seine Mitschuldige und Gesellen / wenn man ihn zur Versamlung bringen würde / angeben solte / da erkante er alsobald dieselben die er auff dem Sabbath hatte gesehen / oder die sonst ein sonderlich Gemerck / welches sie unter sich selbst wissen zu erkennen / an ihnen hatten. Auch seinem Angeben mehr Glauben zuschaffen / sagt er unverholen / seine Zauber-Bursche / die einen grossen Hauffen machte / were wie eine Heerde Viehes gezeichnet / und daß man [400] das Gemerck finde /wann man sie nackend außziehe. Man befand es auch also in der That. Dann sie waren gleichsam wie mit einem Hasentäplein gezeichnet / und dasselbe Ort war unempfindlich. Also daß die Zauberer keinen Stich empfinden / wann man sie schon an dem gemerckten End biß auffs Bein solte stechen. Aber es befand sich damahls eine solche Anzahl Armer und Reicher in dieser Zauberbursch / daß je einer dem andern davon hülffe: Darvon dann das Geschmeiß sich täglich mehr gemehret hat; Zwar beydes zu ewiger Gezeugniß der Gottlosigkeit aller dieser Beschuldigten und auch der Nachlässigkeit der Richter / so ihren Befehl und Commission, solchen ihr Recht zu thun /empfangen. Noch ist dieses viel ein fremder Handel /daß der mehrer Theil Zauberer und Hexen sich nit vergnügen GOtt zu verleugnen / sondern noch darzu sich in deß Teuffels Namen wieder tauffen / und mit andern Namen benennen lassen. 110 Welches dann die Ursach ist / warumb die Zauberer unn Hexenmeister gemeiniglich zween Namen haben. Und ist sonderlich wol zu mercken daß ein einziger Zauberer gnugsam ist 1500. Hexen und Zauberer zu machen. Dann wann sie dem Teuffel ein Gefallen thun / und nach dem sie sich einmahl ihme ergeben / ihnen Friede unn Gunst gegen ihme schaffen wollen / so bringen sie ihme viel Kunden und zupflichtige Unterthanen [401] zu. Und gemeiniglich bringet das Weib ihren Mann darzu / die Mutter ihre Tochter / und bißweilen das gantze Haußgesinde / henckens unn erbens offt also von Geschlecht zu Geschlecht auff einander / inmassen diß durch unzehlich viel gerichtliche Proceß ist kundbar worden. 111 Gleichwie auch in Africa und Italien sonderliche Geschlechte sich gefunden / welche die Leute tödten könten / wann sie nur dieselben ansahen oder lobeten. 112 Wie dann solches Solinus, Memphodorus, Plinius, Gellius und Isigonus bezeugen. Welches auch Aristoteles in seinen Fragen oder Problematen 113 gemercket hat / da er meldet / daß ehe man einen gerühmet / gepfleget vorher zu protestiren / daß es keinem nicht schaden möge. Wie dann auch die Italiäner noch heutiges tages zu thun pflegen /wann sie einen über die masse rühmen und erheben hören / daß sie sprechen: Di gratia no gli diate mal' d' ochio: Schier eben auff die Weiß wie wir / wiewol schertzweiß / der doch etwann auß Ernst entstanden /zu sagen pflegen; GOtt wolle ihm sein Gesicht bewahren: Oder / GOtt lasse ihm kein Aug drum schwären. Und ist sonst gar kein Unsinn / wann man diese Verwahrung bey dem Lob gebrauchet: Dann gleich wie GOtt allein Preiß und Lob gebühret / also ist auch gewiß / daß wann der Mensch gerühmet wird /und den Ruhm seinem Schöpffer nicht zumisset / so begiebet sichs leichtlich / daß die [402] so gerühmet werden / sich dessen überheben / und sich gantz lobwürdig deßhalben schätzen: Davon dann der stoltze Luciferische Geist anlaß gewinnet / solche hochtrabende Gemüther / gleichsam mit Segeln deß Eigendünckels in das unsichere ungestüme Meer der Verderbniß zu verführen. 114 Ja in H. Schrift wird solch Zumessen der Würdigkeit gegebenen Ruhms für eine Gottslästerung gedeutet und gestraffet; wie an dem Herode in Geschichten der Apostel zu sehē / welchē der Engel deß HErrn, schlug / daß Würme ihn zuverzehren in ihm wuchsen / dieweil er GOtt die Ehr nit gab / als das Volck auff seine gehaltene Rede ruffet / das ist GOttes Stim. Also muste auch der König Nebucadnezar seine Straff außstehen / daß er von seinem Reich verstossen / in Wäldern bey den Thieren lange Zeit Gras essen muste / weil er gesagt gehabt: Diese Babel hat meine grosse Macht zu Ehren meiner Herrlichkeit zubereitet. Bißhieher Bodinus. Deme folget der Author der Hundst. Erquickst. 115 wann er also schreibet: Nun waren unterdessen auch etliche vorhanden / welche sich zum erstenmahl auff dē Tantz præsentiret hettē / unn obwol dieselbe schon ihren Buhlen alle Treu und Glauben zugesaget / und GOtt abgeschworen / so musten sie doch nun auch herbey / und dem Obristen ihre Pflicht ablegen. Erstlich musten sie der Heil. Tauff / und der Lehre deß Christl. Glaubens abschweren. 116 Zum Andern alle Sacramenta sonderlich deß Altars verläugnen / [403] verspotten / und das H. Creutz / wie auch das Bildniß der Mutter GOttes und aller Heiligen / wo sie können / und sonderlich zu Hauß mit Füssen tretten / und verspeyen. Zum Dritten / musten sie versprechen das Hochwürdige Sacrament deß Leibs Christi nimmermehr zu empfangen /oder da sie darzu gezwungen / doch Fleiß anwenden wolten / solches wieder auß dem Mund zu bringen /zu unehren / und zu ihren Zauberwercken zugebrauchen. Sie musten auch angeloben / nimmermehr zu beichten / oder dafern sie beichten müsten / damit ihre Zauberey nit offenbahret / doch dieses Crimen nicht allein verschweigen / sondern auch die gantze Beicht /und was sie in einem Theil zu GOttes Ehren thun müstē / solches in dem Namen ihres Buhlen und deß Obristen verrichten / und dahin verstehen. Letzlich dann / wann es ihnen angesagt worden auff dem Tantz zu erscheinē / oder andere Greuel zu verrichten gebotten / daß sie unfehlbar alles treulich außrichten / und in allem gehorsam seyn wolten. Wie nun dieses alles volzogē / ward ihnen ein groß abscheulich Buch furgeleget / darauff sie das Homagium schwären musten / alles wie vor vermeldet / sonderlich aber / daß sie nimmermehr zu GOtt sich bekehren wolten / treulich zu halten / auch allezeit die Opffer / welche dem Teuffel bey den Täntzen / und sonsten zu beschehen pflegeten / andächtig [404] beywohnen / und selbst verrichten / und zu wahrer Bestättigung ihres Gehorsams Anderen diese Kunst lernen / und seinem Reich zuführen. Hingegen versprach er ihnen alle zeitliche und die gröste Wollüste der Welt / sonderlich welche sie durch den Teufflischen Beyschlaf erfahren würden / wie er dann einer jeden / und eines jeden Buhlen anbefehlen wolte / sie täglich und so offte sie wollen /Nacht und Tag zu beschlaffen / und übernatürlicher Wollüste unn Begierde zuerwecken / dadurch sie dann / wann es ihnen beliebete auch solten schwanger werden / und Kinder von ihm überkommen / und den Ehemann also verblenden / daß er meinete es weren Kinder von seinem Saamē gezeuget. 117 »Zu dem auch / und welches das fürnemste / wolte er sie nach diesem Leben in Ewigkeit also versorgen / daß sie in gleicher Gewalt Ehr und Wollust mit ihme ewiglich in seinem Reich leben / und die fürnemsten Räthe und Freunde verbleiben solten.«

Meder in der 3. Hexen-Predigt setzet diese Frag /wie wird man zur Hexen? Und beantwortet sie also: Ob nun wol in der 2. Predigt bey den Notis und Kenzeichen dieser Leute gnugsam davon Meldung geschehē / so wil ich es doch nochmals ein wenig berühren / zur Warnung allen Christen / und daß sie sehen sollen / zu was schrecklichen Sachen ein Menschen-Kind könne bewogen werden / wann es GOttes [405] Geist verlest / und selbst von GOtt abfället. Es bekennen die verblendete Menschen alle selbst / daß sie erstlich müssen der H. Dreyfaltigkeit / Christo / dem Christl. Glauben und der H. Tauff absagen / dieselben verleugnen / verschweren / und sonderlich in der Kirchen / wann der Pfarrherr den Text deß Evangelii lieset / alle Wort bey sich selbst lügen straffen / und sich also zu GOttes und Christi Feinden erklären: Dann so lang sie noch bey dem Christl. Glauben verharren / so lang kan sie der Teuffel zu Werckzeugen allen seinen letzten Willen zu thun / nicht gebrauchen / der Christliche Glaub thut ihme alles Hertzeleid an. Zum Andern müssen sie auch zusagen / daß sie allen H. GOttes / wie auch allen Creaturen / so den Kindern GOttes zu gute kommen sollen / feind seyn / und sie beschedigen / und verderben wollen / wie sie mögē.Drittens müssen sie zusagen / allein den Teuffel für ihren GOtt / Herren und König zuerkennen / und verehren / und in allen Dingen ihme gehorsam zu seyn.Viertens werden sie anders / und nemlich in deß Teuffels / etliche in aller Teuffel Namen getaufft 118 /darbey die andern Hexen siedend Wasser und Becken zutragen / und verrichtet solche Tauff entweder der Satan selbst / oder eine Hexe / geschicht auch nicht allezeit mit besondern Gepreng / sondern nur offt auß einer Fahrgleise oder Mistpfützen / da dann der newgetaufften Hexin ein anderer [406] Name gegeben wird.Fünfftens wird einer solchen / deß Teuffels Reich einverleibten Person / alsobald ein eigener und besonderer Huren- oder Buhl-Teuffel gegeben / der helt mit ihr Hochzeit / und Beylager / und sind die andern Hexen darbey frölich. Sechstens solcher ihr Teuffel führet sie hernach hin und wieder / kömt offt zu ihr /treibet Unzucht mit ihr / befiehlet ihr auch dieses oder jenes Ubel zu thun / samt andern die davon auch Befehl haben. Siebendens und dann thut er ihnen grosse Verheissung / sie nit allein zu versorgē / sondern auch / da sie schon deß Hexenwercks halber soltē eingezogen werden / auß der Gefängniß davon zu helffen /doch daß sie fest halte / nichts bekenne / oder da sie schon etwas bekennet / doch bald wieder verläugne. Ist aber alles erlogen / unn GOtt selbst stehet der Obrigkeit in ihrē Ampt bey / daß die Hexen so gefangen werden / vom Teuffel nit können wieder ledig ge macht werden / ungeacht daß er sie vertröstet / ein solches zu thun / biß man das Feuer unter ihnen anzündet. Darum auch beydes der Obrigkeit und den Pfarherrn und Seelsorgern kein schwerer casus und Handel fürfället als dieser.

Zuvor haben wir eben in diesem §. auß dem Bodino angeführet / wie der Teuffel zuzeiten seine Hexen bezeichne / und ihnē Mahle antrücke / damit sie bey ihme desto standhafftiger verharrē müssen / unn solche sind theils an solchē Orten / [407] da sie gar bald können ersehen und erkant werden / als nemlich auff der rechten Schulter / auff die Hüffte / oben an die Stirn /wie auch auff die Brust / etc. theils auch dahin / alwo sie nicht wol können gesehen werden / und man sie auch daselbst nicht leichtlich suchet / als: Unter den Lippen / unter den Armen / an der Scham etc. wer nun mehr Nachrichtung davon begehret / kan nachschlagen Hildebranden in Theurg. pag. 211. und pag. 257. und Anton. Prætorium im Bericht von der Zaubereypag. 31. Es entstehet aber hierüber nun bey den Rechtsgelehrten diese Frag / ob dann solche Mahle /gewisse Gründe sind / daß man unfehlbar darauß könne schliessen / die beklagten Personen weren der Zauberey schuldig / und stünden mit dem Satan im Verbündniß. Diese Frag bejahet der vortreffliche Bened. Carpzovius in practic. Criminal. part. 1. Quæst. 48. num. 51. Oldekop aber contra Carpz. tractat. 2. Decad. 3. Quæst. 10. pag. 289. verneinet dieselbe / und führet dessen Ursachen weitleufftig an / auß dem Paulo Zachia in seinen Quæstionibus Medico-Legalibus l. 7. tit. 4. Quæst. 1.num. 5. seq. Weil aber solches sehr weitleufftig und Lateinisch / wil ich den günstigen Leser dahin remittiret haben / und sein freyes judicium davon lassen.

9.
9. 119

Auff solche Huldigung nun / so die Vnholden [408] den theils zu erst ablegen / theils auch jährlich auff dem Blocks-Berg repetiren müssen / folget letzlich und 9. daß sie auch jährlich darumb müssen zusammen kommen / damit sie nemlich GOtt lästern oder schmähen /nicht allein implicitè und im Hertzen (welches in allen ihren Beginnen unn Vornehmen geschicht (sondernexplicitè und außtrücklich / wie davon meldet Paulus Grillandus in seinem Buch de Sortilegiis beym Bodino, 120 wann er schreibet / daß er im 1524. Jahr von einem Herrn sey gebeten worden / mit ihme in das Schloß S. Pauli im Hertzogthum Spoleth zu reisen /daselbst drey Hexen zu verhören / und ihnen nach gestalt der Sachen ihr Recht zu sprechen. Die jüngste unter ihnen / als man ihr das Leben zu schencken versprochen / bekante sie / es were wol vierzehen Jahr /daß eine alte Hexin sie zur Versamlung anderer Hexen und Zauberer geführet hette; daselbst were ein Teuffel gewesen / der sie darzu beweget / daß sieGOTT samt allen Glauben und Religion verschworen / und hingegen mit einem Eyd / den sie mit Hand aufflegen auff ein Buch / davon etliche seltzame fremde unbekante Schrifften gestanden / sich dem Teuffel / ihme zu allen Gebot treu und gehorsam zu seyn / pflichtig gemacht habe. Vnd von der Zeit an sey sie stets zu Nacht / wann man sie beruffen / zu dem Hexen-Fest gefahren / [409] und habe alle / die sie darzu vermögen können / mit sich geführet. Auch sagt sie / wie ihr der Teuffel ewige Freud und Glückseligkeit habe zugesaget. Und bekante förders / daß sie seithero vier Menschen und viel Viehs habe getödtet /und durch Ungewitter die Früchte verderbet.

Dieses sind sonderlich die Ursachen / warum die Teuffelsbälge auff den Blocks-Berg fahren. Ein anders ist es / da jener Juncker bey Melun beydes auß Fürwitz / und auch daß ihn der Müller darzu beredet /zur Hexen Geselschafft mit gefahren ist. Wie zu lesen bey dem Hildebrand in Theurg. p. 124. 125.

Nach Verlauff deß gantzen Wesens so die Hexen auff dem Brocks-Berg vorgehabt / und solches erzehlet worden / von dem Authore der Hundstägigen Erquickstunden part. 1. pag. 388. sagt er schliessend: Und darauff machte sich eine jede nach Hauß: Die nicht weit hatten / gingen zu Fuß / wie sie kommen waren / denen es aber weit abgelegen / wurden wie sie hingeführet / wieder weggebracht.

Fußnoten

1 Bodin. l. 2. Dæmon. cap. 4.

2 §. I. Von der Hexen Panqueten.

3 Saltz-Mangel.

4 Ibid.

5 Hexen-Speise sätiget nit.

6 Author der wunderbar. Histor. von Gespensten.part. 1. pag. 163. a.

7 Hexen bringen dē Schmuck zu zeiten mit sich.

8 Der Hexen Demütigung.

9 Mederus in den 5. Hexenpr. pag. 71. 72.

10 §. 2. Relationes und neue Zeitung.

11 Bodin. Dæmonom. lib. 2. c. 4.

12 Author von Gespensten pag. 165. a.

13 §. 3. Von offerirung neues Gift Pulvers.

14 Author der Hundsk. Erquickst. part. 1. pag. 387. 388.

Bodin Dæmon. lib. 2. cap. 4.

15 §. 4. Von der Küssung deß Bocks.

16 Bodin Dæmon. lib. 2. cap. 4.

17 Author der Hundstäg. Erquickst. part. 1. pag. 383.

18 §. 5. Tantzen und springen.

19 Author Von Gespensten part. 1. pag. 165.

Bodin. Dęmon. l. 2. cap. 4.

Hildebr. Theurg. p. 132.

20 Hexen-Tantz-Lied.

21 Die Jüden im A. Testament haben in ihren Opffern zū Altar getantzet.

22 Brauch deß Worts Sela im Psalmen.

23 Processionen kommen her von der alten Täntzen.

24 Der Welschen Volta Tantz vom Teuffel erfunden.

25 Hat viel Mord verursachet.

26 Hildebr. in Theurg. pag. 65.

Hondorff Promt. Exempl. part. 2. fol. 75. a.

27 Katzen-Tantz.

28 Hildeb. Theurg. p. 290. ex Olao Magno de Gent. Septentr. lib. 3. cap. 10.

Hondorff Promt. Exempl. part. 1. fol. 292. 293.

29 Author der Hundst. Erquickst. part. 1. pag. 386.

30 Musicanten.

31 Fridlib. Medull. Theol. in Loc. de Ang. malis.

32 §. 6. Buhlen.

33 (1) Personen.

34 Vide ex Schlusselburgii Catalogo Hæretic. D. Cramer in Arbore Hæretic. 4. Class. c. 12. pag. 176. Kornm. in Mont. Ven. c. 59. p. 330. seq.

35 Hildebrand im Theurg. pag. 98. 99.

36 Hondorf. promt. Exempl. part. 1. fol. 222.

37 Martin. in Diss. de action Magic. in Auct.

38 §. 2. Alp von ἐφιάλτης. Alp drucken ist natürlich.

39 Lemn. de Mirac. natur. l.b. 2. cap. 3. & 5.

40 Author der Hundst. Erquickst. part. 1. pag. 387.

41 Straff der jenigen so nicht böses verübet.

42 Ein Priester ein Teuffels-Buhler.

43 Bodin. Dęmon. lib. 2. cap. 7.

44 Hildebr. in Theurg. p. 101. Bodin. Dæmon. lib. 2. cap. 7.

45 Gen. 6.

46 Indianer Gott schläfft bey den Weibern.

47 Priester Teuffels-Buhler.

48 Magdalena vom Creutz Abtissin eine Teuffels-Buhlerin.

49 Erlangt vom Papst Gnad.

50 Edelfrau gebähret ein Teuffel.

51 Raue in Memorabil c 107. 108. p. 92. und sonderlich p. 103.

52 Der Satyren Ursprung / Gestalt.

53 Vielleicht gehöret auch hieher der Spanische Bockmann / dessen Erklärung und Bildnüsse im 1. Theil deß Harßdörffers teutschen Secretarii.

54 Vnd wachsthum.

55 Ist sehr fabelhafftig.

56 Der Teuffel in Gestalt einer schönen Jungfer bringet einen Edelmann zur Vnzucht.

57 Menger. in Informat. Conscient. Evang. Dom. Invoc. pag. 162. ex Manlii collectan.

Teuffel wil heyrathen.

58 Bodin. Demon. lib. 2. cap. 7.

59 Raue in memorab. c. 88. p. 69. 70. Venus wertste sey.

60 Ist zu Magdeburg verehret worden.

61 Ein Teuffel verräth den andern.

62 Peter von Stauffēberg wird von einer Nymphe betrogen.

63 Wier. de præstig. Dæmon. lib. 3. c. 30. Author von Gespensten. part. 1. pag. 22.

64 Ein Schifflein vom Schwane gezogen.

65 (2.) Von der Frucht / welche die Hexen auß ihrer Buhlschafft gebähren.

66 Hildebr. in Theurg. pag. 98.

67 Wechsel-Kinder.

68 Wier. de præst. Dæmon. lib. 3. cap. 30.

69 Pomarius in Colleg. Synopt Phys. Gener. Disp. 13. pos. 3. §. 4.

70 Elben oder Elven [ist eine Art der bösen Geister.Iacob. Rex Angliæ in Dæmonol. lib. 3. c. 5. p. 472] machet Scheræus in der Sprachschuhl pag. 28. her vom Lateinischen Wort Eluvio oder Eluvies, das ist /ein gesamleter Vnflat auß allerler.

71 Hondorff Prompt. Exempl. part. 2. pag. 76. b.

72 Hunnen sollen vom Teuffel ihren Ursprung haben.

73 Fauni.

74 Menschen so vom Teuffel oder Gespensten gezeuget.

75 (3.) Von dem Ort / an welchem die Hexen mit den Teuffeln ihre Vnzucht treiben sollen.

76 Hildebrād Theurg. p. 99. ex Bodin. Dæm. l. 2. c. 7.

77 Teuffel helt seine Brautleuffe bey hellem Tag.

78 Ein Mann findet den Teuffel auf seinem Weib.

79 Beflehe unten (5.) dieses 6. §.

80 (4.) Gehülffe und Mittel womit der Teuffel die Hurerey ins Werck setzet.

81 Hocker. vom Teuffel selbst / c. 41. 42. p. 124. b. in Theat. Diab.

82 Teuffel wil die Jüden in das gelobte Land führen.

83 Außgang der Kinder zu Hamelen.

84 Teuffel kan sich in allerley Gestalt verkleiden.

85 Schweine in der Arianischen Kirchen.

86 Ludov. Vives in cap. 23. lib. 5. August. de Civit. Dei. Augustin. helt dafür / daß die Engel Leiber haben.

87 Teuffel die angenommenen Leiber nicht lebend machen.

88 Ob die Teuffel können Incubi und Succubi werden?

89 Kinder GOttes im 1. Buch Mosis am 6. sind der H. Patriarchen Kinder und Nachkommen.

90 (5.) Warümb die Hexen mit dem Teuffel sich vermischen?

91 Autor von Gespensten p. 152.

92 (6)

93 (7.)

94 (8.)

95 Autor von Gespensten p. 152, a.

96 §. 7. Zauberer und Hexen müssen ihre Vbelthaten erzehlen.

97 Bodinus Demon. l. 2. c. 4.

98 Teuffel ein Schadenfroh.

99 §. 8. Hexen müssen ihr Homagium repetiren.

100 Hildebr. Theurg. pag. 41.

101 Bodinus in Confut. opinionis Wieri setzt daß er diese Geschichte habe auß den Gerichtlichen Acten, die ihm Herr Claudius von Fay / des Königes Procurator zu Siebemont zukommen lassen.

102 Die abscheulichsten Zauberer.

103 Nutz des Aberglaubens.

104 Bekäntniß mit eigenem Blut unterschrieben.

105 Solches bezeuget auch Plutarchus im Leben Valerii Publicæ.

106 Verschreibung der Hexen und des Teufels.

107 Der Teuffel Liebmal / oder Anmahl.

108 Wo die Teuffels Zeichen zu finden.

109 Teuffel leschet zu Zeiten seine Malzeichen auß.

110 Hexen lassen sich wieder Tauffen / und noch einen Namen geben. Ein Zauberer muß mehr Zauberer machen / und dem Satan zuführen.

111 Erbliche Hexerey.

112 Leute die durch ein blosses Ansehen oder Loben andere getödtet.

113 Aristot. probl. 24. sect. 20.

114 Wann man den ihm zugemessenen Ruhm nit Gott gibt / ist es eine grosse Sünde / und wird hart gestraffet.

115 Author der Hundstägigen Erquickst. part. 1. pag. 381. 382.

116 Hexen Eyd.

117 Gegen Obligation deß Teuffels gegen die Hexen.

118 Hexen-Tauff.

119 §. 9. GOtts-Lästern.

120 Bodinus Dæmon lib. 2. cap. 4.

Das VI. Capittel
1.
1. 1

Daß die Hexenfahrt keine Furchtsame leide / haben wir albereit oben im Anfang deß vierten Capittels auß dem Bodino angeführet. Besiehe auch Hildebrandenin Theurgia pag. 125.

2.
2. 2

Hildebrand in Theurg. pag. 118. schreibet: Die Ascendenten führen sie / die Hexen zusammen / durch die Lufft / fahren dann zu dē Rauchloch und Camin hinauß / ist gleich ein fahren / als wann ein grosser Wind kömt / hebet eine Feder von der Erden auff /führet sie in die Höhe / treibet sie vor ihm her / biß dahin da er auffhöret zu wehen. Also führen die Geister mit Lufft und Windblasen ihre Hexen auff den Gabeln und Thieren / biß sie kommen an das Ort / da sie den Heimgarten haben / da sehen sie nichts / enpfinden wol / dörffen auch nicht reden / dann nur so viel als ihr Vertrag vermag / dieweil der Geist nicht Menschliche Stimm hören [412] wil. Geschicht auch offt / daß der Teuffel Fromme und etwann Schlaffende hin und her auff den Dächern und in den Lüfften führet / ohne Verletzen / dieweil sich der Mensch nit nennet / dann so bald der Teuffel die Stimm deß Menschen höret / lässet er sie fallen.

3.
3. 3

D. Mengering in Informat. Conscientiæ am SontagInvocavit Quæst. 4. pag. 168. 169. setzet diese Frag /ob und wie der Teuffel die Menschen durch enge Löcher / Fenster etc. führen und bringen könne? Und beantwortet dieselbe also: Man weiß auch gewisse Exempel / daß der Teuffel etliche auß Gefängnissen gebracht / entweder durch Eröffnung der Thüren / oder durch enge Löcher / darinne Haut und Haar behangen blieben etc. darauff kürtzlich D. Herbrandus in seiner Disputat. de Magia (part. 2. Dispp. Theol.) antwortet; ita nec Satan facere potest, nec Magi, ut corpus per spacium improportionatū, videlicet per foramina in cellis vinariis, & similia angustiora, quam sunt corpora, ingrediatur, NISI FORTE, si tale quid accidat, verè Satan loco moveat lapides & alia materialia, quæ deinde mox restituat, aut alio quodam simili modo, sicut est mille artifex & valde potens spiritus. Das ist: Es kan weder Satan noch Zauberer verschaffen / daß ein Leib durch einen solchen Raum / der ihme gantz ungleich /[413] gleich / als durch Löcher in den Kellern und andere enge Fensterlein / hindurch gehen solte / es sey dann /wo solches in Warheit geschicht / daß der Teuffel die Stein und andere Sachen auß dem Weg räume / und geschwinde wieder zuschliesse / oder sonst subtile Weiß braucht / wie er dann ist ein tausend Künstler /und mächtiger Geist.

4.
4. 4

Daß die Hexen bey ihrer Fahrt sich nicht umsehē dörffen / ist auß dem mit offenbahr / daß man ins gemein im vor-sich-hinsehē und Vermeldung der Zurückschauung gegen den Gespensten behutsam verhalten müsse / wie auch unter andern weiset die Historia bey dem Hildebrand in Theurg. p. 297. welche geschehen Anno 1556. in der Laußnitz / auff einem grossen Dorff / da die Teuffel einem jungen von Adel mit Gewalt zusetzen / welcher aber von einem Engel getröstet wird / unter andern mit diesen Reden. 5 Da der Engel von ihm hat scheiden wollen / hat er ihme zuvor gesagt / wie sie übel mit ihme umgehen / ihn plagen und martern würden / er solte nur seines Gebets warten / mit demselben fleissig anhalten / mit ihnen nicht trincken / sich auch nicht umsehen bey Verlust seines lebens / GOtt der Almächtige würde ihme beystehen / und ihn erretten durch seinen lieben Sohn JEsum Christum. Solcher aber seiner Errettung solte ihm dieses ein Warzeichen [414] zeichen seyn / daß so bald der Hahn zum erstenmahl krehen würde / würden sie ihn verlassen / und sich alle von ihm verlierē. Hieher kan auch gebracht werden die Hisioria deß Xanthii eines tapffern starcken Heldens auß Boeotia bürtig / welche Herr Mitternacht auß dem Suida erzehlet. 6 Dann als zwischen den Atheniensern und Boeotiern ein Streit unn Widerwille entstande / wegen derCelænarum Landschafft / unn dieser Xanthius, denThymetem, der Athenienser König / zu einem Duell und Kampff außfoderte / und einer mit Namen Melanthus auß Messene, sich erbotten / an jenes stat sich mit dem Xanthio zu schlagen / saget man / es habeMelanthus gedaucht einen Mann / in einem schwartzen Ziegenfel gekleidet / hinter dem Xanthio hergehen; Und hat darauff denselben angeklaget / als wann derselbe wider geschehen Parol und getroffenen Pact selbander auff dem Kampff-Platz were kommen. Als nun der Xanthius sich wollen umsehen / und seinen Leib dem Feind bloß zugewant / hat der Melanthus dieser Gelegenheit sich gebrauchet / und ihn unversehens durchstochen. Und zum Gedächtniß dessen haben die Athenienser ein grosses herrliches Fest alle Jahr zu halten angestellet / welches vier gantzer Tag weret / und haben es Apaturia genennet. Hildebrand in seiner Theurgia am 118. Blat [415] setzet / daß die Zauberer auff ihrer Hexenfahrt / darum nicht dörffen hinter sich sehen / damit sie nicht außsetzig werden / von der ungestümmen Lufft / so auff sie gehet / welches der Satan nicht haben wil / weil er sie noch weiter zur Zauberey bedarff. Vnd können hier wol angezogen werden die Griechischen Verß des Theocriti, welche also lauten. 7


Ἠρε δὲ συλλέζασα κόνιν πυρὸς ἀμφιπολών τις ῤίψατο ἐυ μάλα πᾶσαν ιπὲρ ποταμοῖο φέρουσα, ῥώγαδας ἐν πέτρας ὑπὲρ οὔρον ἄφ δὲ νέειναν Ἄστρεπτου.


Welche Eobanus Hessus, also übersetzet hat:

Hinc cineres sub primum sideris ortum
Colligat, & fluvii ferat ad vada proxima vivi
Vna ministrarum, venitque ad flabra secundi
Spargat arenosis petris. Namque ipsa tetrorsum
Respiciens properè redeat?

Vnd Virgilius Eclog. 8. schreibet

Fers cineris Amarilli foras, rivoque fluenti
Transque caput jace, ne respexeris.

Vnd ich achte dafür / daß es daher komme / daß die alte aberglaubischen Leut die Jugend gewarnet und mit Ernst verbotten / daß wann jemand [416] etwann ein Gespenst hinter ihm herkommend vermerckte / nicht solte zurück sehen / im widrigen Fal wurde ihm das Gespenst den Halß umdrehen und erwürgen. Es scheinet aber als habe Satan diesen Gebrauch und Sitte /daß die Hexen bey ihrer Fahrt nicht sollen umsehen /hergenommen auß der Historia deß Loths / deme von den Engeln / die ihn mit den seinigen auß Sodom und Gomorrha führeten / verbotten worden / sich umzusehen / und daß deß Loths Weib / weil sie dem Befehl zuwider sich umgesehen / zur Saltz-Seule worden. 8 Und damit er möchte nachäffen / als ein Aff deß grossen GOttes / den Worten deß HErrn Christi / da er bey dem Luca am 9. spricht / wer die Hand an den Pflug leget / und siehet zurück / der ist nicht geschickt zum Reich GOttes. 9

5.
5. 10

Wie der Hexen etliche / und zwar der Mehrertheil gar nackend / etliche aber mit Kleidern zu ihrer Versamlung fahren / haben wir zu anfangs deß IV. Capittels auß dem Bodino albereit angeführet.

6.
6. 11

Was die Salben betrifft / woraus dieselbe gemacht werde / unn wie sie zu dem fahren nichts helffe / ist nicht allein oben zu außgangs deß IV. Capittels gemeldet / sondern wird auch davon in folgenden mit mehren zuvernehmen seyn.

7.
7. 12

Sehr wol ist auch zu mercken / daß die Hexen weder bey ihrer Hexenfahrt / noch bey ihrer Versamlung dörffē beten GOtt anruffen / [417] oder nur zum wenigsten den Namen GOttes nennen / es were dann /daß solches geschehe nur zum Gespöt / oder GOtt den HErrn dadurch zu verlästern / wie solches satsam beweisen die Historien und Geschicht / welche oben im 3. Capittel §. 4. (8.) und (9.) angeführet sind. Und darinne stimmen die Hexen alle mit einander überein /daß der Teuffel den jenigen / so GOtt nennet / gleich unterwegens nieder leget / welches dann Anzeigung gibt / daß das Schmär oder die Salbe nichts darzu thu / und daß der Teuffel die Leut so geschwind davon führe / wie ein Pfeil vom Armbrost fähret / inmassen der H. Augustinus davon schreibet: Dæmones avium volatus incredibili celeritate vincunt. Die bösen Geister sind viel geschwinder / als die Vögel können fliegen / und noch vielmehr die guten Engel / welchen auß dieser Ursach / ihre unbegreiffliche Geschwindigkeit anzudeuten / die H. Schrifft Flügel zugiebet.

8.
8. 13

Daß es mit der Hexen Fahrt sehr eilends und geschwinde / zugehe / ist hin und wieder in diesemTractat mit angeführet wordē. Zwar VVierus vermeinet / es sey natürlicher Weiß unmüglich / daß die Zauberer in so kurtzer Zeit zum Hexen-Tag fahren oder getragen werden mögen. 14 Aber damit beweiset er / daß er gleich so ein böser Mathematicus als Physicus ist. Dann man siehet / daß der 8te Himmel samt allen Gestirn seinen Lauff in vier und [418] zwantzig Stunden volbringet / welcher Lauff doch mehr dann hundert und drey und dreissig Millionen Meilen hat / die Meil zu zwey tausend geometrischen Schritten gerechnet. Dann obwol Archimedes und Ptolomæus erwiesen und demonstriret haben / daß die Weite oder Distantz der Sonnen von der Erden 15 sey zwölffhundert und neun Semidiametra, samt einen halben der Erden / (Semidiametrum aber begreifft achtzehenhundert und sechzig Meilen / die Meil zu zweytausend Schriten gerechnet. Der Umlauff aber und Ambitus der Erden belaufft sich auff sechs Diametra, samt einē Siebentheil eines Semidiametri; Inmassen solchesPtolomęus auß den observationen Hipparchi dargethan hat.) Welches vom Centro der Erden biß an die Sonn überal zusammen macht / vierhundert / neun und vierzig tausend / dreyhundert vier und sechzig Meilen / die Meil zu tausend Schritten gerechnet. 16 Jedoch sind die Araber / Alphrangus, Albategni, Tebit, Campan noch weiter geschritten / und schrifftlich verzeichnet hinterlassen / daß die Distantz von der Erden biß zum achten Himmel habe zwantzig tausend und acht und zwantzig Semidiametra der Erden /samt acht und zwantzig Minuten mehr: Welche machen sechs und dreissig Millionen / hundert / fünff und vierzig tausend und achthundert Meilen. 17 R. Moses Ramban im 3. Buch More Nebochim setzet noch mehr / dann die Astronomischē Demonstrationen [419] geschehen auß den Sinnen. Aber das wenigste zu nennen so ist gewiß und vom Ptolomæo demonstriret / daß eine so grosse proportion deß Semidiametri gegen dem arcu sey / als zwey und fünffzig gegen sechzig ist. Auß deß Euclidis Demonstration aber im dritten Buch machen sechs Semidiametra eines Circuls eben gerecht ein Hexagonum; Also daß der Semidiameter von Punct / Zweck oder Centro der Erden biß an den achten Himmel sich just sechsmal im achten Himmel befindet: sind derhalben darzwischē sechsmal sechs und dreissig Million, hundert und sechs und vierzig tausent und achthundert Meilen / samt den Haben eines Circuls / welcher macht acht und vierzig gradus: Nimt man dann acht gradus zu einem jeden arcu deß Hexagoni circuli über jene sechs Semidiametra so gibt es noch mehr als 28916690. Meilen / dann ich lasse die acht und zwantzig Minuten / welche achthundert Meilen machen /ungemeldet. 18 Also nun würde der gantze Begrieff und Umschweiff deß achten Himmels seyn / zweyhundert fünff und vierzig Millionen / neunhundert / einundneunzig tausend vierhundert und vierzig Meilen /welche in vier und zwantzig Stunden volbracht werden. Der neunde und zehende Himmel sind wol noch grösser. Sintemal vom Ptolomeo in seinem Almagesto gar wol demonstriret wird / daß die gantze Erde /welche im Umkreiß eilfftausend [420] hundert und sechzig Meilen 19 begreifft / nichts sey / dann so ein kleines Pünctlein / daß man es kaum mercken und mit den Sinnen ergreiffen mag / wann man sie alleine helt gegen den Circul der Sonnen / welche weit kleiner ist / denn der achte ist. Wann dann in 24. Stunden der achte Himmel seinen Umlauff thut / so volbringet in einer Minut einer Stunden (sechzig Minuten aber machen eine Stund) der achte Himmel / eine Million, siebenhundert / sechstausend / hundert und fünff und fünffzig 20 Meilen / durch die Bewegung deß Engels /dem GOtt diese besondere Macht darzu hat gegeben; welchen die Hebreer den Cherubim nennen / so ein Rad machet mit der feurigen Flamm-Klingen / oder das Rad deß flammenden Schwerds übet / das ist / die Himmlischen Liechter leitet. 21 Wie solte dann un möglich seyn / daß der Satan / dem GOtt überauß so grosse Macht über den Erdboden gegeben / nicht solte einen Menschen in einer Stund über ein oder zwey hundert Meilen vertragen mögen? Derowegen so ist ja auß gehöreten scheinbar / daß eine solche Bewegung natürlicher Weiß nicht unmöglich sey. Solches bezeugen auch die vielfaltigen unn mancherleyen in diesem Werck vorgebrachte Historien / und sonderlich die Außsage der Johannē Harwilerin / die erzehlet ist in vorhergehendem V. Capittel im Anfang des 8. §. section. 1.

[421] Author der Hundst. Erquickstunden part. pag. 388. schreibet in einem Dialogo also: Eques. Aber was mag das vor Ursach haben / daß die Zauberer und Hexen sich gemeiniglich müssen zuvor mit Oel schmieren ehe sie der Geist wegführet / da er doch ohne denselbigen solches gar wol könne / auch solle verrichten? Theologus. 22 Hierzu treiben den bösen Geist an unterschiedene Ursachen. Dann es komt zu weilen / daß die Hexen etwas furchtsam seyn / und der Wegfahrt nicht trauen / oder sie sind zu subtil und zart vom Leib / daß sie das harte grausame und unbarmherzige Angreiffen deß Teuffels nicht können ertragen / darum so erhartet er durch dieses Oel ihre Glieder / bildet ihnen auch ein / daß ein solches Oel eine hohe Krafft und bewehrte Macht bey sich habe. Sonst thut er es auch darum / damit er gleich / als ein Affen-Spiel die Göttlichen Sacramenta vorbilde / und durch vorhergehende Ceremonien seinen Bezauberungen eine Zierde angewinne oder anstreiche. Daß aber in der Warheit dieses Oelbestreichen zur Aufffahrt keine Krafft ertheile / erhellet unter andern darauß / daß wann ein glaubiger Liebhaber GOttes zu Bestätigung seines Glaubens / nach zu bezwingender überwältigung deß Satans / sich desselben wolte gebrauchen / und sich mit dem Oele beschmieren /gewiß es wurde eine solche fliehende Aufffahrt nicht darauff erfolgē. 23 Dann [422] hier findet der Teuffelische getroffene Bund keinen Raum noch stat. GOtt würde auch solches in keine wege zugeben / ob gleich die Zulassung GOttes zuweilen verspüret wird / an denen / die auß lauter Fürwitz umb gewisse Zeit sich damit beschmieren / auch in Warheit durch die Lufft an gewisse Oerter geführet werden. Wann es aber ausserhalb bestimter Zeit ist / unn die Zauber-Hexen selber sich schmieren / fliehen sie nit davon / werden auch nit abgeholet / weil solches dem getroffenem Bund zu wider laufft. Und dieses wissen die Zauber-Hexen gar wol / darumb salben sie sich auch nit / es sey dann /daß ihnen ein Zeichen ihrer Zusammenkunfft gegeben werde / welches geschiehet entweder von ihrem Geist / oder von dem Gerausch der ihrer aller vorbeyfliegenden Königin / oder auff andere Art unn Gestalt. Gleichwol muß ich hinbey thun / daß zuweilē etliche gefundē / die Kraft ihres sonderlich getroffenē Vertrags / nach gegebenen gewissen Zeichen und Salbung oder hinsetzūg eines Mantels / Huts etc. wann es ihnē gelüstet unn beliebet aufgenommen / unn an andere Oerter verbracht werden / doch geschicht das nit offt. Bißhieher von der Eilung / da die Hexen so unsäglich geschwind fortkutschē sollē / dazu auch noch dieses zu thū ist / dz sie auch selber eilē müssen / da es nit heisset / festina lente / Eile mit weile. Sondern; Eile oder heule. Dann wofern sie langsam auff den Versamlungs-Platz ankommen; doch sonderlich die sich zum allerlängstē [423] verspätet hat / oder die Letzte / werden sie sehr vom Teuffel außgerichtet / indem er ihnen einen wackern Leviten lesen sollen / wie wir oben auß dem Olao Magno von dem Eylande oder Oelande gehabt haben. 24 Doch saget man auch solches von unsern Brocksbergischen Hexen / daß die letzte sich müsse zu Schimpff unn Schande zum Hackeblocke gebrauchen lassen.

9.
9. 25

Die Raubung betreffend / so meldet der Author von Gespensten part. 1. p. 163. auß deß Ioachimi von Camerich Buch von Natur der Dæmonum, daß die Teuffel die Becher in ihren Panqueten stehlen. Item pag. 163. Man findet auch etliche Zauberer und Hexin / welche damit sie das Fest destomehr solennisirē ehren und zieren mögen / einen Himmel oder Umhang mit bringen / oder küpfferne und silberne Geschirr mit tragen. Was die Hisioria auß dem Camerario de Natura Dæmonum betrifft / so wird dieselbe auch angeführet bey dem Michael Sachsen in Alphabeto historico p.m. 443. auß des Bodini Dæmonomania.

10.
10. 26

Endlich was die mancherley Gestalt / so die Hexen an sich nehmen sollen / betrifft / so fraget sichs alhier /ob dann die Hexen und Zauberer sich selbst oder auch wol andere Menschen verwandeln können in Wölffe / Katzen / Hunde / und dergleichen [424] andere Thiere? 27 So werden hier von viel und mancherley Historien von vielen vorgebracht. Es ist die gemeine Sag / daß in Lieffland und angrentzenden Ländern /die nechsten zwölff Tag nach Weihenachten / viel Menschen in Wolffgestalt auff dem Felde herum lauffen / das Vieh und alles was ihnen vorkömt grausamlich zerreissen sollen. Besiehe was wir auch hiervon albereit oben im III. Capittel §. 4. (4.) hievon angeführet haben. Es ist auch bekant / was die gemeine Leut halten von der Verwandelung / da sich die Hexen in Katzen verstellen sollen / wie auch davon Meldung geschehen im V. Capittel §. 5. bey demKatzen-Tantz. Auch wird gesagt / daß wann der vornehme Philosophus Ammonius seine Lectiones ordinarias gehalten / ein Esel dieselbe besuchet habe 28 /welcher gehalten worden für einen Menschen / der in einen Esel sey verwandelt worden. Insonderheit ist denckwürdig / was Peucerus 29 von den Wolff-Menschen schreibet / wann er also spricht: Es ist mir allezeit sehr lächerlich und fabelhafft vorkommen / was ich habe erzehlen hören von der Verwandelung / daß die Menschen zu Wölffen werden: Aber daß es nicht allerdings falsch und erdichtet sey / habe ich verstanden von gewissen und glaubwürdigen Leuten / denen man wol trauen darff / und welche / daß solches alle Jahr die nechsten [425] zwölff tag nach dem Geburts-Tag deß HErrn Christi durch Liefland und angrenzenden Länder begeben solle / erlernet haben auß dē Bekantnissen der jenigen / die umb solcher That unn Bubenstücken sind gegriffen unn peinlich examiniret und befraget wordē. Es sol aber also zugehē. Wann der Christ-Tag verflossen / so gehet ein Jung / welcher mit dem einen Bein hincket herum / fodert solche dem Teuffel ergebene Leut / derer ein grosse Anzahl ist /zusammen / und heisset dieselben ihme nachfolgen. Wann nun welche drunter sind / die da zaudern und säumig seyn / ist ein ander grosser langer Mann da /mit einer von eisern Drat und Ketlein geflochtenen Peitsche / der hauet auff sie zu / und treibet sie mit Zwang / daß sie fortgehen müssen. Er sol so grausam auff die Leut zupeitschen / daß man noch lange Zeit hernach die Flecken und Narben auff ihren Leibern kan sehen / die ihnen auch grossen Schmertzen machen und verursachen. So bald sie nun anfangen ihme zu folgen / gewinnet es das Ansehen / als wann sie ihre vorige Gestalt ablegeten / und in Wölff verwandelt würden / da kommen dann ihrer etliche tausend zusammen / ihr Führer gehet für ihnen her mit einer eisern Geissel / deme folget der gantze Hauffe nach. Wann sie nun auffs Feld geführet sind / fallen sie das Vieh grausam an / und alles was sie ergreiffen und nur können / das zerreissen sie / und thun grossen Schaden / [426] aber die Menschen selber zuverletzen ist ihnen nicht vergönnet noch verstattet. Kommen sie an das Wasser / so schläget ihr Führer mit seiner Ruthen oder Geissel ins Wasser / und theilet es von einander /daß sie truckenes Fusses über gehen könnē. Nach Verfliessung aber zwölf Tag / kommen sie wiederum zu ihrer vorigen Gestalt / und werden wieder zu Menschen. Bißhieher Peucerus. Aber so wir betrachten die Natur und derselben Kräffte und Vermögen / können wir solche Verwandlung gar nicht gut heissen. Dann da kan die Seele eines Menschen nicht verwandelt werden in die Seele eines Wolfs / noch der Menschliche Leib in einen Wolffs Leib. Es ist unsere Seele viel edeler / und unser Leib viel herrlicher / als daß er also solte können verwandelt werden. Ja es kan die Menschliche Seel sich nit von ihrem Leib scheidē / daß sie fahre in einen Wolffs-Leib / denselben zu bewegen und lebend zu machen. Forma alia aliam postulat materiam; præstantissima præstantissimam. Ja es kan solches der Teuffel selber nicht ins Werck richten / vielweniger die Hexen. Daß es der Teuffel nit könne / ist daher offenbar / weil er es weder auff natürliche Weiß / noch übernatürlich verrichtet. Nicht übernatürlich / weil es alleine GOtt zukomt / über die Natur thun. Nicht natürlich / weil die Natur Katzen / Wölf / Hund etc. nicht zeuget / ohne nur durch den Saamen dieser Thier. Ist solches demnach [427] nur ein Blendwerck deß Teuffels / welcher die Menschen also betrüget / sie entzucket und solche falsche Einbildungen in ihnen wircket. Daher schreibetPeucerus selber; Es gehet die Seele warhafftig nicht auß dem Menschlichē Leibe / daß sie wandere in einen Wolff durch Zwang deß Teuffels / ob gleich zu zeiten es das Ansehen hat / als wann auß den niedergefallenen Menschen solche Gespenster in Wölff Gestalt herfür gingen. Sie liegen da in einem tieffen Schlaf gleichsam in einer Entzückung / da die Seel ihr Amvt im Leib nicht verrichtet / sondern ist nur geschäfftig bey denen Einbildungen und Phantasien /welche der Satan in ihr wircket / von denen Sachen /so er unterdeß verrichtet / daß solche Leute nicht anders hernach meinen / als hetten sie solches selber verrichtet. Und bald hernach: Nachdem die Leute zu boden gefallen gehen sie nicht weg / noch werden von ihrem Ort beweget / werden auch bey ihrē stille liegen nicht in Wolffs Gestalt verwandelt / sondern liegen dar wie die entseeleten und verblichenen Cörper / und wann sie gleich gereget / beweget / gerüttelt und geschüttelt werden / ist doch kein anzeigen da / daß noch ein Leben in ihnen verhanden sey. Bißhieher abermals Peucerus. Und thut auch gar nichts zur Sach / daß man wolle einwenden / es würden gleichwol die Hexen offters verwundet / wann sie also in Katzen und Wölffe verwandelt weren: Dann der [428] Teuffel ist ein Mörder / der ihre Leiber also verwundet /und die armen Leute also in ihrem Irrthum bekräfftiget.

Was nun bißher auß des Herrn Sperlings Institutionibus Physicis verworffen / das bekräfftiget Bodinus, wann er also schreibet / wie es nach unserer Teutschen Sprach lautet: Iacob Fincelius meldet im 11. Buch von Wunderzeichen / daß zu Padua ein solcherMenschwolff oder Wolffmensch gewesen / welcher als man ihn gegriffen und die Wolffstappen abgehauen / gleich auff der Stette an Händen und Füssen sey gestümmelt gewesen. 30 Welches fein zu Bestätigung der Verurtheilung der Hexen zu Veron Anno 1561. dienet / welche gemeiniglich in einem alten Schloß in Gestalt vieler Katzen sich pflegten zusamlen. Alda dann auff eine Zeit vier oder fünff Männer sich entschlossen / über Nacht daselbst im Schloß zu verharren / aber es kam sie der Fürwitz sauer an / dann sie worden dermassen mit einen hauffen Katzen überfallen / daß einer unter den Männern ward umgebracht /die andern heßlich gezeichnet / und gleichwol verwundeten sie viel Katzen / welche nachdem sie wiederum zu Weibern worden / gröblich sich verwundet befunden. 31 Aber dieweil dieses unmöglich scheinete / ließ man die Sach ungerechtfertiget ersitzen. 32 Hingegen haben die fünff Ketzermeister / [429] so in der Sachen sehr erfahren gewesen / in Schrifften hinterlassen / daß bey Straßburg herum drey Zauberin gewesen /welche einen Bauersmann in Gestalt dreyer Katzen angefallen haben. Aber als er sich ihrer weidlich gewehret / sie verwundet / und dadurch also vertrieben habe / sind darüber auff der Stette die Hexin in Gestalt verwundeter Weiber zu Bette gelegen / und als sie nun solcher Verletzung zur Rede gestellet worden / haben sie den jenigē / so sie geschlagen / verklaget. Derselbe hat den Richtern die Stund und den Ort / da er von dē Katzen angefallen worden / satsam berichtet / und ihnen rund bekant / daß er umb Rettung seines Lebens sie beschädiget habe. Petrus Mamorius schreibet in einem kleinen Tractat, so er von den Zauberern gemacht / daß als er in Sovoy gewesen / dieVerwandelung der Menschen in Wölffe gesehen habe. Und Henrich von Cöln im Tractat de Lamiis, helt solche Verwölffung für gantz unzweiffelhafft und gewiß. Deßgleichen D. Ulrich Müller in einem kleinen Büchlein / welches er dem Käyser Sigismunddediciret / beschreibet die Disputation, so von solcher Materi vor gedachtem Käyser ward gehalten /und meldet / daß durch statliche Argument und vielfältige Erkundigung unzähliger Exempel sey beschlossen worden / daß die Wolff-Verwandelung warhafftig geschehe. Setzet auch / er habe selbst zu Costantz einen [430] Lycanthropum oder Wolffmenschen gesehen / der sey verklaget / überzeuget / verdammet /und nachgehendes auff seine Urgicht zum Todt exequiret worden. Ja alle andere Völcker stimmen in dieser Meynung überein / dann die Teutschen nennen sieWerwolff / die Frantzosen Loups garous; die Picardier Loups Warous, so viel lautend / als Lupi varii, wandelbare Wölff / dann die Frantzosen pflegen dasG. für ein V. zu gebrauchen; die Griechen nennen sieλυκανθρώπους und μορμολυκίας; die Lateiner Varios und Versipelles, inmassen dieses Plinius als er dieser Verwandlung der Menschen in Wölff gedacht hat wargenommen / als die den Peltz oder die Haut umkehrē könnē. Franciscus Phœbus ein Graff von Foix (wie mich dann der Præsident Fauchet dessen erinnert) wil in seinē Buch von der Jagt / daß dieses Wort garous so viel bedeute als gardezvous, wartet euer. Aber weil dieses zu weit geholet scheinet / und die Frantzosen von Ursprung dieses Worts zweiffeln /und nicht zusammen stimmen / kan man viel füglicher sagen / daß sie dieses Wort / gleichwie auch viel hundert andere / von den Teutschē Francken her behalten haben / so viel bedeutend als Gar auß / von wegen ihrer Greulichkeit / damit sie Alten und Kindern denGarauß machen: Oder so viel als Fahr auß / von dem geschwinden außfahren dieser Wölffe. Daher auch etliche für Wehrwolff / Fahrwolff / [431] Wahrwolff / und Gewarwolff jagen / vermeinend es komme vonGefahr / oder Gewar / das ist von Sorgen und Hüten: Wie es dann nicht so gar ungereumet lautet / und auff diese Weiß bestundē der Frantzosen Wörter alle mit dē G.V.W. unn G.W. in Teutscher Etymologia. Daß sie aber von Gardes, Warten und Gewahren kommen / das hat keinen Grund. Sintemal andere natürliche Wölffe dem Vieh nachstellen / diese Menschliche Wölffe aber mehrentheils dem Menschen nach Leib und Leben trachten; Darum man nicht unbillich die Leute für ihnen gewarnet hat / sich vor ihnen als gewisser Gefahr zu gewahren. Besiehe solches Exempel noch weit mehr bey dem Bodino. Iacob. Martini in Disput. de Magicis Action. §. 22. VVierum lib. 3. de præstig. Dæmon. cap. 10. Wo ein dergleichen λυκάνθρωπος genennet wird ein Beerwolff. Gar weitleufftig hat auch deß Bodini Meinung bekräfftiget M. Iohannes Frid. VVolffeshusen de Lycanthropis, tractato edito Lipsiæ 1591. in 8vo. Adde Olaum Magnum lib. 18. de Animal. Sylvest. c. 45. Bodin. Method. Histor. c. 4. pag. m. 75. Libavium de Virgula divina pag. 350. lib. 4. ad opus diei III. Hexaem. Chemit. ad Disput. de resurrect. carnis, quæst. 2. qui substantialem permutationem negat. D. Meisnerum de apparitionibus Dæmonum cap. 2 §. 20.

[432] Bißhieher haben wir nunmehr gar gnung angehöret / wie und auff was Art die Hexen sich schicken zur Brocksbergischen hinfahrt: Darauff folget jetzt / wie sich andere für dieses wütende Heer (wie sie also von Hildebranden in Theurgia pag. 152. benahmset werden /) hüten und fürsehen wollen /damit sie / als Teuffelslose / von den Gottlosen oder Satans Geschwornen keinen Schaden überkommen: Oder auffs wenigste in dem Marge nicht beraubet oder bestohlen werden. Hier gibt es nun abermahl wunderliche Schosen und Amuleta, oder Alexipharmaca, das ist / Abwehr / Verstörung und Steurung /welche bestehen und vorlauffen in


() 1. B orgen und verborgen / da man keinem das geringste leihen wil.

() 2. R außgiessung deß Wassers / damit es ja nicht die Nacht über stehen bleibe / und die Hexen Gifft drauff schütten.

() 3. O bacht der Milch / welche wol muß verwahret werden / oder vielmehr außgegossen werden.

() 4. C reutz-Anschreibung.

() 5. K räuter brauchen und anhängen.

() 6. S pinnens unterlassung.

[433] () 7. B estreuung mit Asche.

() 8. E ssen / da man alles muß außessen / damit es morgen gut Wetter werde.

() 9. R äuchern.

() 10. G rün-Meyen-Steckung.


Was das Borgen betrifft / so heist es hier nicht etwann / wer wil borgen der komme morgen / sondern es ist den folgenden Tag so wol / nemlich den 1.Maji, als den vorhergehenden / nemlich den 30. oder letzten April / sonderlich gegen Abend ein Greuel und Abscheu etwas / theils vom Geschirr / theils von Essewahr / sonderlich Saltz auß dem Hauß / oder über die Thür-Schwelle zu verborgen. 33 Summa es verliehe manche Hauß-Mutter oder aberglaubische Marjette nichts / wann auch der Nachbar solte deßwegen sterben oder verderben müssen. 34 Und zwar halten sie diese Gewonheit nicht alleine umb die Brocksbergische Feyer-Zeit / sondern auch durchs gantze Jahr an sonderlichē Tagē / als Montag / vor allen andern /und an etlichen Orten Freytag. Ja was mehr ist /durch alle Tag auff solche Art und Bedingung / wann es früh ist / und sie noch nichts verkaufft oder Gelt gelöset haben; Wann sie einem da etwas verborgen sollen / so heisset es / ich mag den Hancks 35 (das ist eine grosse Crasis, welche zweiffels ohne auß sehr heufftigen Gebrauch oder vielmehr Mißbrauch [434] muß entstanden seyn) nicht weggeben: Oder ich habe noch nichts zum Hanckff. Ja was noch mehr ist / sie geben dem ersten Kauffer allezeit ein jedes Ding etwas wolfeiler / als daß sie ihn auß den Händen solten gehen lassen / damit sie nur ihren Hanckf erstlich erhalten mögen: Nicht zwar / daß sie eigentlich drauff was zu verborgen flugs gesonnen weren / sondern damit sie den gantzen Tag Glück und Zuschlag haben. 36 Gewisse / wer von den Kauffherrn dieses Arcanum oder Weiber Philosophia in acht nimt / der kan allezeit auff den Trödeln ein Buch umb einen Groschen oder zween wolfeiler haben / doch muß er früh kommen.

Was zum () 2. das Verschütten deß Wassers und () 8. 37 das Außessen belanget / so vermeine ich /daß hiermit nachgeäffet seyn die Ceremonien Altē Testaments beym Oster-Lamm / 2. Buch Mos. 12. 10. Ihr solt nichts davon überlassen biß morgen / wo aber etwas überbleibet / biß morgen / solt ihrs mit Feuer verbrennen. Gleichfals.

Gehöret hier vielleicht auch her () 4. 38 das Creutz / da die Leut allenthalben herumb Creutz anschreiben nach dem 2. Buch Mos. 12. 7. Ihr solt seines Bluts nehmen / und beyde Pfosten an der Thür / und die oberste Schwelle damit bestreichen / an dē Häusern / da sie es inne essen. Item im 23. und 24. Verß /dann der HErr [435] wird umher gehen und die Egypter plagen / und wann Er das Blut sehen wird an der Thür-Schwellen / und an den zween Pfosten / wird Er vor der Thür über gehen / und den Verderber nicht in eure Häuser kommen lassen zu plagen. Darum so halt diese Weiß für dich / und deine Kinder ewiglich. Diesem Gebot (gleich wie es zu jenen gehörete) kommen jetzt auch gehorsamlich nach alle aberglaubische Leut / am S. Walpurgis Abend / wann sie an stat deß Bluts / die Kreide oder Kohlen nehmen / und an alle Gemächer / Laden / Fenster / Schräncke und insonderheit Thüren / drey Creutz schreiben oder schmieren /ebenmässig ihnen einbildende / es werde also die streiffende und wüten. Rotte ohne Schaden müssen vorbey ziehen / unn nichts mitnehmen können. Aber ich halte / wann nicht der HERR das Hauß und Haußgeräthe bewahrete / so würden solche Creutz umsonst wachen; Ja es würde der Teuffel wol samt seinen Bedienten eben so viel darnach fragen / als nach den Creutzen / so ihme iener Bischoff zu Bisantz gemacht hatte / da (wie er nunmehr durch deß Teuffels Künste nach Verschweren und Begehren war zum Römischen Papst erwehlet worden) er den Päpstlichen Stuhl wolte einnehmen / und nacher Rom deßwegen reisete / und ihm der Satan begegnete / und nunwehr darauff begehrete / sagende zu deß Papsts Creutz und Segenen: 39


[436]
Signa te signa, temerè me tangis et angiS,
Roma tibi subito motibus ibit amoR.

Welches man zurück und vorwerts lesen kan / eines wie das ander / und führete ihn darauff auff seinen Stuhl in die Hölle. Hildebrand in Theurg. pag. 269. Doch wie diesem allen; Unsere Leute haben einmahl ein gut Vertrauen zu den Kreit-Kreutzen / und lassen solches jährliches Gekritzel ihnen nicht auß dem Sinn schwätzen / sie bleiben steiff und fest darbey /solten sie auch für einen Dreyer Kreite darzu abmützen / und zu unnütze an die Truhen / Kammern / Gefässe und Thüren schmieren / indem sie sicherlich deß gäntzlichen Wahns seyn / die Unholden werden ihre Behausung und Stallung / wann sie so verwahret / ungehudelt lassen. Ja sie besehen wol darauff den folgenden Tag / als den 1. Maji, die Thüren ausserhalb /ob sie nicht etwann mögen vermercken / daß ein Spänlein herauß geschnitten sey; Sintemahl die Hexen der Art seyn sollen / daß wann sie ja sonsten nichts können mit nehmen / doch so viel den Andern abzwacken / und ihrem Teuffel auf dem Blocks-Bergpræsentiren und mitbringen sollen / sonderlich Feuer damit anzumachen bey bevorstehendem Jubel- und Hummel-Feste. Ob nun solches bekreutzigen zwar hin und wieder üblich / so finden sich dennoch auch andere Oerter / wo diese viereckichte oder vierzackichte Figuren geringer geschätzet werden / [437] als die Fünffeckichte / derohalben sie auch an allen ihren Kisten und Kasten ein quinquangulum machen / welches man Niedersächsisch nennet Füffort 40 sonstē Alpfuß / Pentalphon, oder Trutenfuß / weil solche Figur dieDruydæ vor Zeiten auff ihren Schuhen gehabt / wie in meinem Opere Chiromantico zu lesen ist. Nun sind aber die Druydæ auch Hexen gewesen wie wir oben auß dem Bodino und Medero auch angeführet. [UndGoldastus in seinem Bedencken von confiscation der Hexen Güter 28. p. 78. Druten. Also werden die Hexen in Niedersachsen noch auff den heutigen Tag genant / und ist so viel gesaget / als Divinæ fatidicæ GOtt-Weise Weiber. Dann Druht oder Drut bey den alten Teutschen so viel als GOtt heisset / wie Flacius Illyricus oder Achilles Gassarus in Glossariolo ad Ottofridum VVeistenburgens. Paulus Merula in Annot. ad VVileramum Abbatem, Aventin. im allegirten Ort / Isacius Pontanus in Glossario prisco Gallico, Ionas Argrimus in descript. Island. Cornel. Kilianus in Etymolog. und andere solches außlegen.] Drum wann nun die albern Leut solche Zeichen die Hexen zu vertreiben anschreiben / solte es dann nicht heissen (wie oben; ein Teuffel reitet den andern / also auch hier) ein Teuffels-Ding wil das andere Teuffels-Ding vertreiben. Doch magstu sagen / daß solcherTruten-Fuß / welcher von einem Gottseligen Menschen gemacht wird mehr [438] Nachdruck und Kräffte haben / als ein anders / so etwann die Hexen mögencontra führen / unn geführet haben. Und wann nun solches war were; So könte es ja wol heissen / daß ein gewaltiger über jene keme / und beneme ihnen ihren Harnisch / darauff sie sich verlassen. Doch wie diesem / so bleibet es nicht ohne / daß dieser Trutenfuß nicht solte treffliche Tugenden an sich haben / nach der Einbildung vieler leut: Sintemahl sie sich deß Narren-Gemercks so häuffig gebrauchen / daß auch alle Winckel vol davon an etlichen Enden seyn; indem die Schuhl- und Strassen-Jungen so vix und fertig gefunden werden / dergleichen Figur mit einem Zug zu machen / und andere damit zu examiniren. Ja was noch mehr ist / so gebrauchen sie sich dieses Götzenbildes nicht allein / umb die Brocksbergische Hexenfahrts Zeiten / sondern immerdar / so ferne die Sechswöchnerinne es an ihre Wiegen mahlen /oder dieses Heidnische Zeichen (wie jener Teutscher Verdolmetscher deß Hortuli Philosophici Mylani redet) oben und unten an die Wiegen mit eingelegten Holtz oder Farben machen / wider die Bezauberung deß Kindes: Die aber für halbe Christen wollen angesehen seyn / die machen zum Haupten I H S. unten aber dieses Mahlzeichen. 41 Wollen also Christum und Belial vergleichen. Dieses kömt mir ebenmässig eines dem andern zu widern vor / wenn man auff solche Art die Kinder mit dē Quinquangel oder [439] Druyden wil segenen / da man doch vor Zeiten die Kinder mit den Druyden bedrohet hat / indem die Alten gesagt:Schweig oder der Druyd komt. Ja es wollen wol etliche gar / es komme das Sprichwort / daß dich die Drüse hole / auch davon her. Doch sey auch diesem wie ihm wolle; Im übrigen bleibet es dabey / daß dieser Character altes herkommens / und eigentlich von den Druyden auff uns gebracht sey / (nicht aber etwann von den Trut-Hünern / weil ihre Füsse fast also möchten außsehen) als welche sonderliche Holtzschuh getragen haben mit fünff Ecken oder Spitzen /welches Zeichen man hoch gehalten / sonderlich weil der oberste Druyd (der gleichsam ihr Papst war) forne auff der Brust einen hellen Stein trug / daran solch Zeichen seines Schuhs mit fünff in einander geschrencketen Linien war. 42

Endlich lesset sichs auch noch fragen / ob dann diese beyderley Figuren als das Creutz und der Fünffort so gar nichtig und Gottlos seyn / daß sie auch nicht ein wenig Göttliches an sich hetten / derentwegen man sich ihrer noch wol gebrauchen könte / oder auffs wenigste nicht gäntzlich verdammen solte? Darauff berichte ich / daß wann sie einer mit Verstand und Bedachtsamkeit zum Andencken oder Erinnerung solches heilsamen Wercks / daß dahinter stecket / gebrauchet / und vor die Augen mahlen lässet / [440] er so gar uneben und Gottlos nicht handele. Sintemahl was das Creutz anlanget Ludovic. Lavaterus de spectris part. 3. cap. 9. pag. 197. so viel davon redet an dem Ort /da er die Frag anstellet / wie man sich verhalten solle / im Fal man Gespenster sehe? und nach vielen andern herrlichen Unterrichtungen also erinnert: Die Alten haben sich mit dem Heil. Creutz verwehret,Tertull. libro de Corona militis schreibet / daß die Alten im Angesicht offt bekreutziget haben. 43 Der H. Hieronymus vermahnet den Demetriadem, daß er seine Stirn offt mit dem Creutz segene. So schreibet auch Chrysostomus und Augustinus viel von der Krafft und Nutz deß H. Creutzes. Und Athanasius schreibet / man solle sich solches Creutzes gebrauchen / nicht daß es etwann für sich den Teuffel vertreibē könne (dann das were zu aberglaubisch) sondern vielmehr daß solches das Verdienst unsers HErrn und Heylandes JEsu Christi verrichte / welcher durch das Creutz zuverstehen gegeben wird. Von den H. Aposteln und Apostolischen Kirchen lieset man zwar nicht / daß sie die Ceremonien mit dem Creutz sollen gebrauchet haben / entweder die Teuffel damit außzutreiben / oder Kranckheiten zu heilen / oder sonsten etwas anders zu beginnen. 44 Doch ist es bey den Jüden üblich gewesen / welche in Egypten ihre obere Thür-Schwellen mit deß Lammes-Blut bezeichnet haben / nicht zwar / [441] daß das Blut vom Schaaf solche Macht hette / die Menschen vom Verderben zu erretten und zu befreyen; Sondern es war nur ein Zeichen oder Vorbild deß Bluts und Creutzes Christi. Vide etiam Barthium lib. 41. c. 26. Tom. 1. Advers. col. 1863.

Hieher gehöret auch deß Constantini Magni Triumphs-Zeichen oder Sieges-Wapen / wovon der Anonymus (dessen Name stecken sol in diesem Anagrammate: Divino subiit Christus honore necem) anAxelium Ochsenstirn in sententia Definitiva SS. verbi Divini Aphorism. 29. pag. 79. in der LateinischenEdition, in der Teutschen aber am 112. Blat / also schreibet: So Constantinus M. (nicht bey Erscheinung deß aberglaubischen Creutzes sondern) als er in der Lufft gesehen den vordersten und ersten Buchstaben deß Griechischen Namens Christi X, mit beygesetztem Trostwort: In hoc vince, das ist: In diesem überwinde / seine Feinde glücklich geschlagen. Was für herrlicher Victorien und Sieges / wolte dann sich auch das Kriegs-Heer der Protestirenden Evangelischen unter dem Schutz / Schirm / und Geleit so wol JEsu Christi selbsten / als eines erschaffenen / und von Christo zugesanden Engels / wider das Papstthum nicht kühnlich vertrösten können. Vornemlich da alhie diesem Kriegs-Heer diese herrliche tröstliche Verheissung geschehen / daß es [442] nemlich geschehen werde / daß das Volck GOttes zu derselbigen Zeit errettet werde: Dan. 12. 1. Welches von der seeligen Ewigkeit und ewigen Seeligkeit nit kan verstandē werdē / weil der Prophet nach dieser Errettung die Aufferstehung unn die Freuden deß ewigē Lebens druntē allererst daran hefftet v. 2. unn 3. Rabbi Aben-Esra über das 27. Cap. 39. Verß deß 1. Buch Mosis schreibet / daß der Römische Käyser Constantinus in seine Kriegs-Fahne gesetzet habe יולת תרזצ das Zeichen deß Aufgehenckten / wie also der leichtfertige Vogel zum Spot nennet unsern hochverdienten Heyland Christum JEsum. 45 Diese Geschicht erzehlet noch völliger Samuel Erich in der Hammelischen Kinder Außgang / in der Dedication am 6. Blat mit folgendē Worten: Als umbs Jahr Christi 312. KäyserConstantinus M. noch ein Heyd war / und mit Maxentio seinem Feinde treffen solte / erschien ihm auff sein Gebet / so er auß Vermahnung seiner frommen Mutter der Helenæ zu GOtt im Himmel thet / ein feurig rothes Creutz mit dieser Umschrifft: In hoc signo vinces. In diesem Zeichē soltu siegē: Wodurch der Käyser gestercket / einē Heldē-Muth fassete / das Creutz in alle seine Fahnen machen ließ / unn den Feind auß dē Feld schlug. Diese Geschicht ist von berühmten Historicis beschrieben und auffgezeichnet: Noch dennoch finden sich ihrer etliche / denen sie nicht schmecken wil / und hat hierüber der lieben Warheit zu Steuer [443] Hr. Nicolaus Bahring der Heil. Schrifft Licentiat und Prediger zu S. Georgii in Hanober vor wenig Jahren ein feines Tractätlein außgehen lassen. (Mercke daß beym Eusebio stehet: ἐν τούτῳ νίκα vid. M. Iohann. Frideric. VVolfeshusium in Lycanthropia ante dedicat.) Noch völliger nebenst einer guten Anmerckung erzehlet eben diese Geschicht Harßdorffer part. IV. der Gespräch-Stundē p. 307. 46 Constantinus hat im Traum ein Creutz gesehen / und eines Engels Stimm dabey gehöret: Hoc signovinces: Euseb. l. 9. Kirchen-Histor. 8. 9. da hat er solches Creutz in seine Fahnen mahlen lassen / für dem Heer geführet / und nachmahls den Sieg erhalten. Daher folgends alle Christliche Ritter / das Creutz und (weil der Wapen Absehen und entursach ist / die Unterscheid deren / so dieselbe führen zu bemercken) selbes auff vielerley Weiß geendert / zu ihrem Schildzeichen tragen wollen. Hiebey komt zugedencken /daß der streitbare Held Gideon mit 300. Männern die Feind erleget / unn ein Fürbild gewesen unsers Seligmachers; der durch das Creutz (so in Griechischer Sprach ein T ist / und 300. bedeutet) den Höllischen Seelenfeind überwunden hat. Wie auch dergleichen Gedancken von dem Sieg Abrahams Clemens vonAlexandria hinterlassen. Caus. En la coul saint. tom. 2. fol. 89. [444] Es haben die Ægyptier und Araber dieFigur deß Creutzes viel 100. Jahr vor Christi Geburt hochgehalten / und ihren Bildern an die Brust gemacht / vorgebend / daß solches Zeichen sonderliche Krafft und Tugent habe. Petro Mexia en la silva de varia Legion. c. 2. f. 13. Unser Altvätter haben durch solches Zeichen die böse Gedancken vergessen / mit demselben alles thun angefangen / und durch solches eusserlich Mahl den innerlichen Hertzens-Glauben erweisende vielmals Krancke gesund gemacht. Deutende dahin den Spruch Es. 5. der HErr wird unter den Völckern ein Zeichen erhöhen. vid. Grets. de Cruce. Mercke auch / daß da die Römer vor ihre Kriegs-Heer die Bildnussen der verstorbenen Käyser / Götter oder Thier getragen haben; Solches habe der Constantinus M. abgebracht / da er die wahre Religion angenommen. Euseb. l. 4. de Vita Constantin. und ein Creutz an jener Stat gebrauchet / da hernach die Creutz-Fahnen in den Kirchen verblieben. Besiehe bey gedachtem Harßdörffer unterschiedliche Art Creutzen /als das Lilien-Widder-Krucken-außgerundete Flaschen-Manckel- abgekürtzte-Vierstäbigte-Ballen-Hermelin-Rauten-Eisenhütlein-Wellen-Nagelspitze-geschupte-Schacht-Kugelstab-gestümmelte Ast-Ancker-doppelt-Creutze.

Was sich mit dem Constantino begeben / [445] komt dem fast gleich / was man lieset von dem Alphonso, welcher von seinen Soldaten einhellig zum König ist auffgeworffen und erkläret worden / wiewol wider seinen Willen; Als er umb der Lehr Christi willen wider fünff mächtige Könige auß Mauritania zu Feld lag; Dann sie sagten / es gezieme sich nit / daß tapfere Soldaten ein solch hartes Treffen wider so mächtige Könige solten antreten / wann sie nicht von einem Könige commandiret unn angeführet wurden. Unsere Historienschreiber melden / saget Damianus de Goës, 47 daß eben dieser Alphonsus ehe er die Schlacht angefangen / am Himmel gesehen habe / den HErren Christum am Creutz hangen / der ihm den Sieg versprochen: Denselbigen hat dieser glaubige Fürst also angeredet: O HErr Christe / dieweil ich gewiß weiß / daß du GOttes Sohn seyst / unn der wahre Heyland der gantzen Welt / ists nicht nöthig /daß du dich mir offenbahrest / gehe hin und zeige dich den Feinden deß Christlichen Glaubens / also / daß sie uns nicht mehr bekriegen / daß sie glaubig werden / und erkennen / daß durch deinen Todt / die gantze Welt lebe etc. Nachdem nun die fünff Könige überwunden / hat Alphonsus nach derer Zahl unten an seinen schneeweissen Schild den er damahls führete /fünff andere himmelblaue Schild hencken / und auff einen jedwedern derselben zum Gedächtnüß der Wunden Christi / fünff weisse Punct quincunciali ordine in Gestalt eines [446] Lateinischen V. mahlen lassen. Solch Wapen ist von der Zeit her bey den Königen in Lusitaniâ oder Portugal geblieben / und von ihnen in grossen Ehren gehalten worden. Hierbey ist auch als ein Geheimnuß zu wissen wohl werth / daß so man zu denen fünff Schilden zehlet alle die darauff gemahlte weissen Puncta, herauß komt die Zahl der 30. Silberlinge / umb welche Christus von Juda dem Verräther an die Juden ist verkaufft worden. Also haben die Portugischen Könige beydes solchen heiligen Sieg und solch glorwürdig Geheimnuß in ihre Wapen bekommen. Wie nun solch Wapen vom Himmel herab von Christo ihnen ist verliehen worden; Als ist auch von denen Königen und uns die wir unter ihnen kriegen / die Christliche Lehr durch die gantze Welt / viel weiter als sonsten jemahls geschehen / durch unsern Fleiß Müh und Arbeit fortgepflantzet und biß auff den heutigen Tag außgebreitet worden. Hactenus Damianus de Goës.

Was aber noch ferner beydes dem Constantino und Alphonso wiederfahren / das ist nicht minder ja vielmehr dem Clodovæo geschehen. Davon irgent einer also:


Crux alba Francorum propria; Major Christi
Gratia in Clodovæum, quam in Constantinum. 48
[447]
Ille crucis signum duntaxat in Æthere vidit
Quod tenui ex auro formatum, & abivit in auras:
Tu vero allatum vexillum ex æthere, tanquam
Pignus amoris habes, & secula in omnia servas.
Disce igitur meminisse Deum, & quo tempore primùm
Res sinit, I, Remosque petens tua perfice cœpta.
Clodovæus adhæc ardens jam pectore toto
Et Christi donis, & tanto lætus honore
Vela manu capit, & sancto dedit oscula signo:
Et varias flammas, quia fulgere cernit in auro;
Hoc inquit signum auri flammæ nomen habebit.
Et quia crux niveo superest descripta colore
Propria erit nostris, posthæc crux candida Francis:
Nulla alia in sagulis aderunt insignia, quam crux
Candida, & externis sic discernemur ab armis.

[448] Bißhieher der unbekante und daher der unbenante Poet / von den Francken / welche vielleicht dannenhero noch mit ihren weissen Creutzen pralen / und sich gegen die Brocksbergische Hexen-Fahrt wider das wütende Heer damit rüsten. Zwar muß ich gestehen / daß sie besser daran thun / als wenn sie jährlich auf den grünen Darstig (so wol in Francken als Henneberger Lande) ihre Eyer-Kuchen mit grünen Zundermann so andächtich verzehren gedenckende / daß sie dadurch für allerhand Ungemach und sonderlich Zauberey oder Behexung wollen versichert seyn / in dem sie mit dergleichen Teuffels Geschmeiß so sehr leider / behafftet seyn / als so leichte sonsten keine Revier oder Landschafft ist.

Doch gnug vom Creutz; wir wollen itzo den Axen-Fuß etwas genauer betrachten / und zusehen / ob er nicht auch etwas sonderliches heilsames im Hinterhalt habe / daher er noch wol ohne Tand möchte gelitten werden? So eräuget sich alhie zum guten Glück in seiner Erklärung Pierius auff folgende weise: 49

Man saget / daß der Antiochus, mit dem Zunahmen Soter oder Heyland (der Alte / von welchem die folgenden Syrischen Könige Antiochi sind genennet worden) wie er wider die Galater hat streiten wollen /in einem nachtlichem Gesichte den Alexandrum vor sich stehend gesehen hab / welcher ihm befohlen / er solle [449] seinen Soldaten zum Wort oder Feld-Zeichen geben ὑγιαίνειν, dessen Worts verblümte Ahrt zu schreiben auch schon vorzeiten ist erfunden und gebräuchlich gewesen; Nemblich ein dreyfacher Triangel in einander gestecket und geschrencket / und auß gleichen Linien formiret, welche sich untereinander schneiden. Solche Figur hat er sich nicht säumende bald gemacht / dieselben in die Fähnlein gesetzt und an andere Kriegs Rüstung gehefftet / und darauff einen herlichen Sieg wider die Galater erhalten. Vber das hat man auch noch hin und wieder des Antiochi silberne Müntze / welche zum Gedächtniß damahls geschlagen / auff welcher dieses fünffeckichte Zeichen stehet / zwischen des Zeichens Spitzen aber / dieses Worts ὑγεία Buchstaben rundherumb. Ferner in den Kriegen derselben Käyser / welche zu Constantinopel berühmt gewesen / das Leib-Regiment / welches auß Fuß-Volck bestanden / und den Nahmen Propugnator gehabt einen Himmelsblauen Schild getragen / in welchem solches πεντάλφα oder Druten-Fuß gewesen / in dessen Mittel grüne Farbe zusehen / was aber ausserhalb zwischen den Spitzen der Figur von Raum gestanden / solches ist mit rother oder Purpurfarbe bestrichen gewesen.

Billich aber ward dieses Regiment Propugnator oder Vorstreitendes genand / weil [450] sich das gantze Kriegs-Heer darauff verließ / und Schutz davon hatte. Weiter könte man auch wol bey dieser Figur sich die fünff Wunden Christi einbilden / und auff diese Arth /daß eine gerechnet und geleget werde zur Brust /zween zun Händen und zween die Füsse. Biß hieherPierius. Confer Edmundum Diekinisonum ante dedicat. Delphorum Phoenicizantium ex Luciano.



[451]

Bißhieher der wolgesonnene Drutenfuß darauß abermahl nichts anders als lauter Heyl und Wolfahrt herfur geblicket / und daß er nicht so wol benahmet sey von den übelgesonnenen Vnholden oder Druyden / als von unserm Heylande und Seeligmacher selbsten: sintemal er vor Alters immerfort bey unsern Vorfahren (wie zusehen bey Otfridum Notgerum, VVilleramum, Alfredum etc. vide Freherum) istTruthin oder Drythen 50 genennet worden / welches so viel ist als Herr / daher auch Truhtintiche Tage so viel ist als Dies Dominica, des HErrn Tag / und Druhtines Hauß / Templum Domini beym Ottfried gar offte / und Druthens Scalche / Discipuli, ministri, Apostoli Domini. Das Wort Scalch 51 aber kömt her von dem Hebreische Scalach das ist schicken / aussenden; wie Apostolus von ἀποστλλειν, wo man es nicht wolte von einem altfränckischen Worte herleiten / als von Scalck oder Schalck / das ist ein Diener oder Knecht / daher entspringet Barschalck / [452] Marschalcketc. Doch wie diesem nun allen: Ob der Druten-Fuß schon herstammen mag von Christo / so ist es doch gewiß / daß man damit vor sich schlechter Dinge / die Hexen nicht verschüchtern und ableiben wird / fintemal sie auch selbst / wie schon berühret / vorweilen sich solcher Figur gebrauchet. Eben dieses ist auch hinzu zuthun zum Creutze / welches unsere Leute nit allein haben / sondern auch den Unholden nicht zu unleidlich ist / in dem sie ins gemein (wie in vorigen Capitteln angeführet worden) ihre Versamlungen undCollations-Plätze mit Creutzen oder Creutz-Stöcken bezeichnet haben. Hierauß siehet nun ein jeder augenscheinlich / daß sich der Teuffel für dem Creutze so sehr nicht fürchte / wie alberne Leute wol meynen / wenn man nemlich so schlechter Dinges ein Creutz oder etliche anschreibet / oder sie materialiter wie die Margellen thun betrachtet / und nicht formaliter wie etwan die melius formati, nachsinnet. Wie die Güter dem gut sind / (nach dem Plautum) der sie gut gebrauchet / dem aber böse / der sie böse gebrauchet / also hat es auch solche Beschaffenheit mit dem Creutze. Confer. Goldast. in confiscat. der Hexen Güter pag. 48. §. 15. warümb so viel Crucifix hin und wieder zerschlagen Item pag. 42. §. 13. die Creutzpfennige tragen sind suspect.

[453] Zum Fünfften †. 5. wird auch wider die Brocksbergische Gabel-Reuter eben ümb ihre Fahrts-Zeit nicht vergessen der Kräuter-Gebrauch 52 / da muß es heissen in herbis, verbis & lapigibus magna vis est: Es stecket eine grosse Krafft in den Kräutern /Worten und Steinen. Sihe wie der Teufel so operos ist / in dem er dieses so wol der alten Mutter bey gebracht / und noch immer mit seinem Stellen unn simuliren bekräfftiget / als daß er bey den Hexen geschäfftig ist. Du lieber Gott / er lässet es ihme gar nicht saur werden / auff so viel tausenderley Arht und Weise sich zu befleissigen / damit er hie und dar endlich eine Seele erhasche und davon bringe. Vnd wir sind doch so faul und nachlässig in beten / und zu GOTT zu flehen / daß er uns doch vor des Teufels Listen wolle schützen / und nicht in Versuchung führen. Traun was den Gebrauch der Kräuter und anderer Sachen weiter betrifft / so halte ich gäntzlich dafür / daß es eben so wol eine Hererey sey / aldieweil es ebenmässig vomHöllischen Hare herrühret / der durch solche angegebene Quackeley schon zu seiner Zeit das Seinige zuerjagen weiß / denn ümsonst thut er nichts / er äffet nach GOtt dem HErrn und der Natur / als welche nichts vergebens und ohne Ursache verrichten. Est Cacozelus & Simia Dei.

[454] Solche Kräuter aber / so sie gebrauchē / müssen neunerley seyn / (numero Satan impare gaudet) unter welchen auch Hollunder und Widderthon etc. Darauß machen sie an etlichen Ortē Kräntze / die sie die Walpurgis Nacht auffsetzen / und alsdann damit nicht allein die Hexen können abwehren / sondern auch erkennen wollen / wenn sie im Vorübermarge begriffen sind / oder sonstē anderswo herum vagiren. Wie denn dieses Jahr berichtet ward / daß ein Mann in der Nachbarschafft durch Mittel etlicher Kräuter / hette etliche Hexen buttern / und zwar auffm Dache gesehen: das Ding muß fürwar schnackisch anzusehen gewesen seyn / und mag dieser Kerl vieleicht auch Butyrolambius gewesen seyn. 53

Damit aber ich wieder auff die Kräuter komme / so sind mir die Vorigen zwar nicht alle zu benennen gewesen / darunter Hollunder etc. mit unterlauffen. Doch kan ich mich erinnern / daß anno 1658. ich gleich auff Johannis Tage alhier bey Leipzig / mit ein Paar guten Freunden spatziren und herbatim gangen /von welchen mir einer sagte / wie er erstlich von einem Quacksalber gehöret hette / daß damahlen unlängst eine Brocksbergische Hexin sey verbrand worden / welche bekant / daß sie allen hette schaden mögen / ohne zween Bauren im Dorffe / welche neunerley Kräuter in ihren Häusern gehabt / die sie am S. Johannis-Tage [455] gesamlet hetten / solche aber sollen folgende gewesen seyn / wie ich sie mit dem NahmenIOHANNES abgefasset.


I arum oder Arum. vide Leonhard. Fuchsium pag. 69. c. 22. in Histor. Stirpium.
O riganum, oder Doster / weisser und brauner.
H erba Benedicta oder Cardobenedicten.
A llium oder Knoblauch.
N igella Romana oder Kümmel.
N abel-Kraut oder Fünffinger-Kraut.
E xcrementa Diaboli oder Teuffels Dreck.
S uccisa oder Teuffels-Abbiß.

Hie ist zumercken / daß auch auff Johannis-Tage sonsten von anderen folgende Kräuter colligiret werden /ebenmässig wider die Zauberey / als:


I ohannes Blüt seu herba cancri, Polygonum Polonicum cocciferum.

A rtemisia, darunter eine Kohle an diesem Tage und zwar zwischen 12. und 1. Nachmittages liegen sol.

H yoscyamus oder Seubohnen.

N ymphæja πλετις oder Farrenkrauts Weiblein.

U pericum oder Johannes-Kraut /

S olis ros, rorella, oder Sonnen-Tau.


Vom Artemisia besihe Fuchsium pag. 44. c. 13.Histor. Stirp. sie gebrauchen aber vieleicht auff den 1. Maji solche Artemisiam wider die Heren / weil der Monat Majus bey den Griechen [456] Artemisios oder Ἀρτεμίσιος genant wird. Besihe Paulum Eberum in Calend. Histor. p.m. 177. ex Suida, nicht aber Artemisios wie Christoph Reicheld schreibt in seinem Calendario Biblico lit. N. 4. b. Hieher gehöret auch das †. 9. Räuchern 54 so an etlichen Orten / als zu Salefeld in Thüringen gewöhnlich / welches von neunerley Kräutern solle zubereitet werden.

Zum sechsten † 6. so spinnen auch die Leute an etlichen Oertern nicht in den Abend / und so sie etwas vorher gesponnen haben / so muß das Garn nicht auff der Spindel bleiben / wo nicht die Hexen sollen daran theil finden. 55 Vnd solchen Aberglauben haben sie auch zu Salefeld in Weynachten / da muß ebenfals nichts auff der Feyrabend gesponnen werden / sonsten werden lauter Bratwürste darauß. Es ist ein Wunder möchte einer sagen / daß man nitimmer lasse Bratwürste darauß werden / sonderlich solche als zu Salefelden in Thüringen gebräuchlich. Ein anders were es / so es solche Bratwürste sollen werden / als inSalfeld bey uns in der Marck von den Bauren verschluckt werden / dann diese sind voll Grütze gestopffet / und möchte man freylich kein Garn drinnen verderben lassen. Doch ausserhalb dem Schertze / so verstehen sie andere Bratwürste dadurch / nemlich zusammen geschrumpeltes [457] Garn / das wie gesengete Speckschwarte in einander laufft / und nicht gleichfädicht ist. Ja sie geben auch wol für / es ziehe die Nacht Frau Holla herümb / und hole solches ihnen /oder verwirre es. Dieses ist eine gute Faulheits-Sterckung der trägen Mägde / die ohne das nicht gerne spinnen / und ist nur gut / daß in der Marck in meinem Vatter-Lande es nicht die Manier hat / sonsten würde mancher Faden nachbleiben / so um die Zeit noch gesponnen wird. Alhier zu Leipzig hat es nichts zubedeuten / weil man eher einen Stern wird vom Himmel fallen sehen / als eine Magd oder Weib spinnen. Ich bin nunmehr GOtt Lob bey vierzehen Jahr drinne / doch wüste ich traun nicht / daß ich zwey oder drey Spinn-Räder oder Rocken gesehen hette.En! quantum mutatum von Olims Zeiten / da Königes Töchter gesponnen und gewebet haben. Doch zuLeipzig zeucht man lieber über seinen Leib frembde als einheimische Wahren / das siehet man in viel hundert Stücken.

Zum Siebenden †. 7. 56 ist es auch also in dem abergläubischen Salfeld bewand / daß sie Asche streuen / welches mit dem übereinkömt / daß ich anderswo gesehen / nemlich wenn ein Hexe in eines Hauß gekommen / so hat / nachdem sie weggegangen / die Hauß-Mutter heisse Asche vom Herde mit der Schauffel genommen / [458] und unvermercket hinter sie her gestreuet.

Zum Zehenden †. 10. 57 bringet der algemeineste Gebrauch allenthalben es auch mit sich / daß die Leute an etlichē Orten auch äusserlich; an den meisten innerlich ihre Häuser und drinnen alle Winckel mit Mäyen bestecken / theils mit rechten Meyen / (wie man sie nennet vieleicht von dem Monat Majo, darinnen sie schon wacker grün / oder doch auffs wenigste auch vor diesem sehr sind gebraucht worden) oder Birckenzweigen; sol also dienen die Betula contra vetulas, oder Bercke (auff Nieder Sächsisch) wider die Hexen-Wercke; theils haben sie auch / als ümb Freyberg in Meissen / Sträuche von den kleinen bittern Kirschen / damit gedencken sie die Hexen zuknirschen. Ebenfals nemen auch die Leipziger darzuHolder oder Holler / lt. Hollunder 58 (à concavitate, an etlichen Orten Alhern oder Alhuren genand /wie Cordus schreibet: weil


Tempore quo pandit flores Sambucus odoros,
In venerem cupido fæmina corde ruit.

Vide Mylium in Horto Philos. p. 351.) genand / vieleicht wel der Hollunder fast durch Letterkehr dieUnholden sol ümhollen (Saxonicè pro ümbhalten) oder weil es ein Zeichen ist der angehenden Hurerey /so die Hexen treiben werden; daß sich die Leipziger dafür hüten wollen. QUASI! credat Iudæus Apella: Sed [459] non ego credulus illis, saget (von diesen virgis unn virginib.) Virgil. Ecl. 9. v. 34. Confer tamen Martin. Blochvviz. in Anatomia Sambuci, p. 2. 3. qui Sambucum dictam putat Holunder vel Holder quasi Hulder seu Huldreich / à multiplici utilitate & gratia. Vor allen andern aber haben sie zum öfftern anderswo besondere Zweige / so man bey uns Wolburgs-Mäy 59 nennet / von einem Baum oder Staude / der sonsten viel rothe Beerlein / Träubleinsweise / träget /und dessen Blätter klein sind / sonsten Sorbus torminalis Eber-Esch-Baum / Vogelbeer. Vide Schvvenckf. in stirp. Silesiæ lib. 1. pag. 200. Damit gedencken sie den Teuffel außzutreiben / und die Hexen zu setzen. Damit wollen sie alle Zauberey abmeyhen oderheyen. Mit diesem Holte (Nieder-Sächsisch) wollen sie die Unholden verfolgen. Aber hinter sich. Ja ich halte / daß es auch des Teuffels Auffbringen sey / der gleichsam zu den Abergläubischen spricht: Schmücket mein Fest mit Mäyen / daß sich meine Bursche drüber freuen. Zwar ein ander solte wol sagen / daß der Anfang des Meymonds eine Ursach der Bemeyung sey / nach dem Baptistam Mantuanum lib. 5. de S. Iacobo Apostolo.


[460]
Maje tuas faciant celebres duo festa Calendas
Atq; simul veniunt lucem duo grandia in unum.
Mane sub auroram cum matutinus in herbas
Ros pluit, & Terei queritur Philomela rapinam
Cum soror occlusas nidi memor ante fenestras
Excubar, & garrit, juvenes gradiuntur in agros,
Ac spoliant Sylvas, & regrediuntur onusti
Frondibus, & larium figunt ad limina ramos.
Mentibus has Maius curas inspirat, amorem
Excitat, & dulci vegetat præcordia cœlo. 60

Mit diesem Mantuano stimmen auch andere über ein / welche solche Mäyen von den alten Majumis wollen übrig seyn; die MajumasMaio benennen. 61 Wie denn Æmilius Portus Cretensis beymSuida vermeynet / es komme μαιουμᾶς her von μαίου μεις q.d. Maji Mensis, in dessen Wahn auch Suidas selbsten gewesen. Und Iohannes Gerhardus Vossius schreibet / daß das Fest / Majuma genandt / und welches man hat pflegen feyrlich zu begehen am ersten Tage des Maymondes zu Ehren der Majæ des Mercurii Mutter / sey auch noch unter den [461] Christlichen Käysern im Gebrauch gewesen. Daher auch die Glossæ Vulgares ad Tit. XLV. melden / daß Majuma ein Fest und Spiel sey / welches gehalten worden im May da sich der Sommer anfänget / und alle Kreuter und Bäume außschlahen / grün und lustig werden. Iacobus Rebuffus und Alphonsus de Mendoza, quæstion. 9. num. 13. sagen auch / daß Majuma ein Fest gewesen / das sie den ersten May gefeyrt / da ein Mäglein mit köstlichen Kleidern angethan / auff einen Wagen gesetzet worden / welcher gantz und gar mit Laub bestecket gewesen / und ist die Königin Maja genennet worden. Darauf sind viel andere Mägdlein hinter her gegangen / gleichsam als ihre Gespielen / welche die vorhergehende junge Gesellen angeredet / und Geld vor ihre Königin abgefodert haben. Weil aber solches Gespräch wegen der Eingezogenheits Gefahr nicht rahtsamb noch dienlich vorgekommen / als ist dieses Fest endlich von den Käysern auffgehaben und abgeschafft worden. Jedoch ist es an vielen Orten verblieben / und sonderlich in Spanien. Confer Martial. Arverum Iuris Consultum in processu inter amantes, Aresto Amor 5. pag. 434. Wiewol Dilherus undFranciscus Amaya lib. 3. cap. 5. nicht dafür halten wollen / daß dieses Jungfern-Spiel mit den rechtenMajumis zuthun habe; [462] Benedictus Curtius Symphorianus pag. 435. in Arvernum, schreibet: Am ersten Tage des Mayens hat die junge Bursche sich pflegen zu üben in allerley lustigen Schertz- und Possen-Spielen / indem sie einen Baum herumb getragen / denselben für eines vornehmen Mannes / auch offte für ihrer Liebsten Thür gepflantzet / und denselbigen Baum behenget mit allerhand schönen Zierraht und bunten Schmucke. 62 Solches Fest hat man genennet Majuma. Und solches verwirfft Käyser Arcadius nicht /wenn nur dabey alles fein erbar / züchtig / und ohne schandbahre Ergernüß zugehet. Eben solches hat man auch zu lesen bey dem Paulo Anglebert, daß nemblich dieses Fest so Majuma genand worden / noch biß auff den heutigen Tag gehalten werde / so wol in den Nieder Landen als in Franckreich / da denn dieMusicanten / Pfeiffer und Seiten-Spieler des Morgens sehr frühe in der Demmerung die junge Bursche / die bey dem Frauen-Zimmer in Liebe lieget / und auff die Buhlschafft gehet / auß dem Schlaffe auffwecket / und dann begleiten sie dieselben in den nechsten Wald /darauß sie grüne Zweige von Eychen mit grosser Pracht in die Stadt tragen / aber gemeiniglich pfleget darbey grosse Schlägerey / allerhand Tumult und lose Händel vor zu gehen. Vnd traun bedeutet nicht nur bey den Italiänern oder Welschen [463] das Wort Majo eine Arht eines unfruchtbaren Baums / davon Brenn-Holtz gehauen wird / und dergleichen die Buhlen ihren Liebchen in der ersten Weynacht pflegen vor die Thüren zu pflantzen / und daher auch der Gebrauch kommen / daß man hernach dergleichen vor anderer Leute Thüren gesetzet hat. Davon lautet ihr Sprichwort also: Appicare il Majo adagni uscio, id est, inamorarsi per tutto: Sondern auch die Spanier nennen Majo, arbole de enamorado, und Mayas gewisse Blumen und gleichsam Könige des Mäyen. Aber die Frantzosen und Teutschen verstehen durch das Wort Mäy einen grünen Zweig / als nemlich von Bircken und Eichen /mit welchen sie die Kirchen und Altar zu schmücken pflegen. Und in Betrachtung dessen / wil Goropius Becanus viel lieber / daß der Meymonat von den grünen Zweigen / als ümbgekehrt vie grünen Zweige von dem Meymonat den Nahmen sollen bekommen haben. Es sey dem aber wie ihm wolle / welche schlechter Dings vermeynen / daß Majuma in diesen grünen Sachen und Virgidemia bestehe / die irren und machen auch andere irren. Welches den Juristen auch der Alciatus vorwirfft: quod error nostrorum Iurisperitorum sit palàm, qui existimant illud esse fesftum, cum in præsentem Diem quercum Kal. Maji ludentes in urbem juvenes portant. 63 Und also wirfft [464] auch den jungen Rechts-Gelahrten der Gregorius Gyraldus vor: Hæc eadem Kal. Maji festa Floralia dici Autor est, hocque institutum ubique ferè gentium adhuc vigere; ut eo Kal. die floribus omnes Majuma celebrent, ut vocant Græci & Icti. 64 Siehe auch dieses beym Salmuth ad Panciroll. Nemlich sie hatten gesehen / daß weil Majuma bey den Römern den ersten Tag May ist begangen worden / dieses Fest zu dieFloralia hingehöre / welche vier Tage vor des Mäyen Anfang angehoben / und auff den ersten May sind vollenzogen worden. Von den Floralibus saget P. Ovidius Naso zu letzt in lib. 4. Fast.


Mille venit variis florum Dea nexa coronis
Scena Ioci morem liberioris habet.
Exit & in Majas Festum Florale Kalendas etc.

Fast eben solches schreibet Neovidius Fraccus Ferentinus lib. 4. Sacr. Fastor von Maja ultima Plejadum exorientium, daß auch dieses noch jetzo in dem Päbstischen Rom heutiges Tages passire.


Clara sit illa licet, modo flet, modo ridet Aprilis,
Vulgus ait, Majus temporaq; ipsa petit.
A Saxis pueri quercus, laurosq; requirunt,
Qua nemus est, arbor qua viret alta comis.
[465]
Rusticus à summis inquirit montibus ornos,
Atque novos flores sertaq; festa legit.
Perq; fora ingrediens veniales erigit ulmos etc.
Et lib. 5.
Quæerit, cur viridi redimita fronde Kalendæ,
Maji, cur quercus frondeat ante fores?
Numne sit hoc nobis morum ratione novorum
Sylva quod hoc primum mense virere solet?
An quia prisca fores ornabat curia ramis
Et viridis Lauro janua Regis erat.
Flammis & castæ revirebat Laurea Vestæ
Mos vetus ad nostros nunc venit inde dies?
An magis, his quoniam Festum Florale Calendis
Ante fuit, pretium est frondibus inde novis.
Innuba Cæsaribus velabat limina Laurus,
Et Iovis augustas quercus opaca fores.
Cumq; prius sacras velarent frondibus aras
Culta his Divorum festa fuere magis.
Hinc lauri & Patrum venere ad limina quercus
Quos colimus fratrum suspicimusq; loco.
Indeq; per cives, Patres imitentur ut ipsos
Vsus iit, ritus conspiciturq; vetus.
[466]
Arxque coronatur sua circum mœnia muris
Perq; vias fundit limina perque nemus.
Ergo licet multa videantur facta mereri;
Sola sit hæc vero tradita causa suo.
Ventum erit in sylvas, qua cœlo attollitur arbor,
Cæditur, & Maji nomina cæsa capit.
Floribus ornatur, sed cum sit munus amantis
Illa est ad cultus ingeniosa magis.
Nunc & aves tollit, nunc in lanugine poma,
Qualia sunt mensis grata puella tuis.
Serica cum gemmis interdum ad carmina jungit,
Scriptaque cum placeant, dona puella legit.

Wiewol nun die Floralia von den Majumis so gar weit nicht sind / sondern theils zu einerley Zeit geschehen / theils auch dieses gemein haben / daß beyderseits das Weibes-Volck vor Geld sich zur Vnzucht gebrauchen lassen / wie Lactantius drüber klaget /doch sind sie gleichwol in andern Stücken unterschieden. 65 Bißhero fast Bachmann Seeliger. Auß welchem man vernimt / daß es gar kein neues / sondern altes. Item, daß es nicht an einem Ort allein gebräuchlich / sondern hin und wieder in Europa verspürlich sey / wie man ümb den ersten May sich mit dem Mayen schleppet; mit einander aber geschicht solches in dem od' in der


[467] P rovintz Syrien. vide Bachm. d.l.c. 9. oder Polen / davon besiehe unten ex Goldasto.
L ande Gothen / davon unten auß dem Olao.
O ber Teutsch-Lande.
K önigreiche Spanien.
S chweden.
B elgio oder Nieder-Lande.
E nden des Griechen-Landes. Bachman. d.l.c. 9.
R ömischen Lande.
G allien oder Franckreich.

In solchen aber brauchet und hat man gebrauchet entweder

B ircken.
L orbeer-Bäume.
V lmbäume oder Rüstern.
K irschbäume.
S orbum torminalem, oder Eber-Eschbaum.
B üchen.
E ichen.
R eben von andern grünen Bäumen.
G rüne Kräuter.
H older / wie noch zu Leipzig geschicht.

Die Ursachen aber / warümb man auff den 1. May 66 oder S. Walpurgis Tage hier und dort sich solcher grünen Sachen hat angelegen [468] seyn lassen / sind folgende / in dem es nemlich geschehen / theils wegen des oder der:

† 1. B efeyrung.
† 2. L iebe.
† 3. O brigkeit
† 4. G rünung
† 5. S ommers Zeit
† 6. B efreyung.
† 7. E rgetzligkeit
† 8. R eichthums.
† 9. G abelreuter.

† 1. Was die Befeyrung betrifft / so ist die Mäyung verrichtet geworden / theils in Floralibus bey den Heyden / wie wir gehöret: theils ümb den allezeit mit eingefallenen Feyer-Tag Philippi und Iacobi bey den Christen / davon Mantuanus d.l. lib. 5. so viel saget:


Ista dies Iacobe tibi, tibi sacra Philippe,
Hæc nemorum vobis damus ornamenta comantum etc. 67

† 2. Daß die Buhlen oder Proci den jungen Mägdleins zu Gefallen ihnen / ein Zeichen der Liebe zu erzeigen / Meyen stecken / ist schon vorgelauffen /etwan nach dem Alciatum Embl. 117. p. 258. 68


Nos sperare docet viridis: Spes dicitur esse
In viridi, quoties irrita retro cadit.

[469] †. 3. Daß man den Käysern auch Mayen gesteckt /ist auß vorhergehendem nicht unbewust. 69

†. 4. Daß man wegen der Grünung und beliebte Autzschlahung der Bäume Mayen stecken / ist schon oben vorgelauffen auß dem MANTVANO, und gehöret auch hier noch her was BartholoMÆUS Schonhornius in computo Astronomico hinten im Calender unter dem Majo auß dem Virgilio setzet.


Omnia [jam] florent [jam] formiosissimus annus,
Omnia [nunc] florent [nunc] formiosissimus annus,
Vernat humus, floresque & mollia pabula surgunt. 70

†. 5. Daß man sich, auch wegen der herannahenden Sommers-Zeit mit grünen Zweigen versehe / theils Sommer-Löben mache / wie in den Schencken und Kretzmern zusehen; theils auch sonsten das grüne Laub gebrauche / und dessen geniesse / ist zwar ohne das bekant; Doch kan noch wol hievon angehöret werden / was Bachmann davon in Lateinischer Sprache schreibet und schwätzet. 71 (I.) Was die Schencken und Krüger betrifft (die ich billig oben ansetze in solchem Mayenbusch / aldieweil ich selber des Geschlechts und Herkommens bin / nach der Parodia des Ovveni.


[470]
Est mater netrix: Pater haustum elongat in obbos:
Inde meum decorat linea longa genus.
Die Mutter spint / und neht mit einem langen Faden;
Der Vatter zapfft das Bier nach einem Krum-Geraden.
Doch langen Lauff und Strom in Bechern schaumicht auß /
Drümb ist die Linie lang / drauß mein Geschlecht und Hauß)

So sind Bachmanni Reden folgende: Qui & Copam Syriscam talem collegiorum hujusmodi præfectam credidit, sicuti & Iosephus Scaliger, nec recessit Bulenger: de qua Virgilius, ut putatur.


Copa Syrisca caput Graja redimita mitella
Crispum sub cratalo docta movere latus,
Ebria famosâ saltat lasciva tabernâ,
Ad cubitum raucos excutiens calamos.
Quid juvat æstivo defessum pulvere abesse,
Quam potius bibulo decubuisse tholo? etc.

Vbi Ioseph. Scaliger Copam Syriscam voluit esse καπελίδα, qs. caupam ut cludam olaudam, sive à copibus rebus eamque utriculariam, quæ inflans utrem retineat manu calamos per quorum foramina moduli distinguantur, [471] pressum verò utrem examinet, quatiat cubito, ita ut calami vibrentur vexatione assidua. Ea verò sic athletas Majumæ alloquatur: Quid vos juvat potius fessos ad solem exercere, quam huic diversorio succedere? Nam hic Syrorum typana habemus, & crepitus crusmatum & vinum Gazeticum, rosas Majanas, tibias sonoras, & chordas obliquas, sub umbrosis pergulis: quin etiam fistulas Arcadum in antris pastoritias, & potum veteris quidem, sed nuper diffusi meri, juxta rivulum dulce susurrantem, suntq; nobis cum floribus liberis serti quoq; in corollas & nymphæ non nisi ab amne virgineo delibatæ, lilia in calathis suis afferentes, suntq; itidem variæ mensarum secundarum delitiæ, cum pane mundissimo & albissimo caseoque tenerrimo. Et quamvis nec Priapus tuguriorum hujusmodi rusticanorum pręses cum falce sua absit, nulli tamen metuendus est vasto suo membro. Quare quisquis huc asino vectus advolasti, huc age, aecumbe & sub umbra requiescēs è crystallinis calicibus pro lue formosæq; puelle candida ora decerpens talis & quibusvis lude, senibusq; caperata supercilia & jamjam perituris crastina, & mortem curanda mitte, præsertim cum hæc ipsa, quæ nullam rem, nullamq; voluptatem desideret amplius, perpetuo nobis instet, & moneat, ut dum vivimus, vivamus & bibamus. (II.)

[472] Was sonsten andere Mayen-Lust betrifft / welche dem Sommer zu Gefallen so wol durch den gantzen Maymonat / als besonders an dem ersten Maytag vorgenommen wird / so thut davon guten Bericht derOlaus beym Bachmann d.l.c. 8. §. 13. Suo quoque modo septentrionalium huc accedunt Majalia Festa (sicuti ea Vpsaliensis Episcopus Olaus Magnus lib. 15. pag. 322. inscripsit) quamvis propter tardiorem temperati aëris adventum ad vigiliam Natalitii D. Iohannis Baptistæ differantur. Tum demum omnibus tam silvis quam pratis & campis virescentibus & florescentibus popúlus omnis utriusque sexus & ætatis turmatim in publicis plateis urbium & planitie camporum, ubiq; copiosis accensis ignibus pro choreis tripudiisq; exercendis concurrere solitus, vetustorum heroum domi forisque magnifica gesta ubilibet in orbe peracta saltando decantat, etiam quid illustriores fœminæ pro æternis asserendis laudibus, amore servandæ pudicitiæ perfecerunt. Præterea quid degenetes ignavique nobiles, crudeles Tyranni & turpes fæminæ exclusa honestate fecerunt, patriis cantionibus & rythmis sonantibus citharis ac tibiis alternatim adductis enarrant. Vt tenera juventus agnoscat, quam excelsa & splendida virtus sit, æternisque laudibus digna, bonorum inhærere vestigiis, & à pessimis resilire ac præcavere exemplis: Ibidem [473] tamen primo die Maji sole per Taurum agente cursum alium ritum fugandæ hyemis & recipiendæ æstatis Suecis meridionalibus & Gothis scribit usitatum. Duplices enim à magistratibus urbium constituuntur robustorum juvenū & virorū equestres turmæ seu cohortes tanquā ad durū aliquem conflictum progressuræ; quarum altera sorte deputato duce dirigitur, qui hyemis titulo & habitu, indutus pellibus hastisq; focalibus armatis globatas nives & crustatas glacies spargens, ut frigora prolōget, obequitat victoriosus eoque duriorem se simulate & efficit, quo à vaporariis stiriæ glaciales dependere videntur. Rursumq; alterius equestris cohortis præfectus, Æstatis comes Florialis appellatus virentibus arborū frondibus foliisq; & floribus (difficulter repertis) vestitus ęstivalibus indumētis parū securis ex cāpo cū duce hyemali, licet separato loco & ordine civitates ingrediūtur, hastisq; edito spectaculo publico, quod ęstas hyemē exuperet experiuntur. Vnde & acriter utraq; parte triūphare cupiēte illa vehemētius alterā urget, quę isto die ex aeris clementia vel austeritate videtur mutuare vigorē: Si hyemis asperitas adhuc suum gelu spirat, depositis hastis, cineres vivis igniū scintillis cōmixtos, urnis vel saccis extractos obequitādo hyemis persona superaspiciētes effūdit. Similiter, & hi qui eodē cultu & habitu qs. auxiliares [474] turmæ adjuncti sunt, in equis ignivomos globos ejiciunt in ascipientes. Ne autem æstatis persona ob defectum ramorum virentium florumve cum sua equestri cohorte privetur honore cupito, longè antea betulas frondes seu tiliæ virgas, vaporari calore & irrigatione artificiosè virentes, quasi è sylva productas clanculò elatas, sed aperte reductas ostendit. Quo casu ob defraudatam naturam hyemis propugnatores infestius instāt, ne dolo quæsita victoria emergat, aut sistat in placida pompa: quæ tamen favorabili astantis populi asperimū hyemis dominium amplius suffere negantis, judicio, digna justaq; sententia convincitur, ut æstati pro pubilca lætitia victoria cedat, victoriamque partam splendidè constructo convivio æqualibus perficiat, & corroboret haustibus, quam assequi vix potuit hastis. Biß hieher Olaus Magnus, dessen Lateinische Wörter ich billig habe mit anführen wollen / weil sie gar wol gesetzet sind / und einem begirigen fast mehr und deutlichern Nachricht geben können / als folgende Teutsche Vbersetzung / welche zu finden ist beym Rawen in Memorabil. cap. 72. p. 56. 57. und lautet dieselbe also. 72 Nachdem die Mitternächtigen Völcker von Anfang des Weinmonats biß zu Ende des Aprills in rauhē ungeschlachtē Winter / grausā Winde / Reiffen /[475] Schnee / finstere Vngewitter / unmässigliche Kälte und andere Verenderungen der wütenden Elementen haben / so ist der Brauch mancherley hin und wieder bey genandten Völckern ferdersten Kräyß Mitternächtiger Länder / besonders die unter den Nordspitzen wohnen / daß sie den wiederkommenden Sonnenschein mit sondern tantzen und frolocken empfahen /denn die so in den hohen Gebirgen wonhafft sind / die laden einander zu Gast / sind frölich / springen und tantzen / dieweil die Zeit wieder kömt / in deren sie ihr reichlich Gejägete und Fischfang wieder gehaben mögen. Aber die Schweden und Gothen / so weit von den Nord-Spitzen gelegen / haben einen andern Brauch / nemlich den / daß in den Städten die Obrigkeit den ersten Tag Mäyens zwey geschwader Reuter von starcken jungē Gesellen und Männern versamlen lassen / nicht anders als wolte man zu einer gewaltigen Schlacht ziehen / das eine Geschwade hat einen Rittmeister / welcher unter dem Tittel und Namen des Winters mit viel Peltzen und gefütterten Kleidern angethan / und mit einem Winter-Spieß bewavnet / der reitet hoffertig hin und wieder / wirfft Schneeballen und Eißschemel von sich als wolte er die Kälte erlängern / macht sich gantz unnütz und verwehrt / weiset fast auff die Eißzapffen / so noch an den Stuben-Dächern herab hängen. Hergegen hat das andere [476] Geschwader auch einen Ritmeister / den heist man den Blumen-Graffen / der ist mit grünen Zweigen / Laub und Blumen / die man schwerlich bekommen kan / bekleidet / auch mit andern Sommer-Kleidern angethan / und nicht fast wehrhafft / reitet mit dem Winter-Hauptmann in die Stadt hinnein / doch ein jedweder an seinen besondern Ort und Ordnung /halten alsdann ein öffentlich Stechen od' Turnier /indem der Sommer den Winter überwindet und zu boden rennet. Nun begehrt sich ein ieder Theil ritterlich zuerzeigen / treibet je einer den andern / und insonderheit vexiret die Parthey die andere am meistē /welche denselbigē ihres gleichens Wetter od' Ungewitter hat. Ist Sache / daß es einen kalten Wintertag hat / so legt der Winter seinen Spieß von sich / reitet hin und wieder / und wirfft Aschen auß einem Eymer oder Sacke mit glüenden Funcken vermischt auff die Zuseher / dergleichen werffen auch Feur-Kugeln auß die seiner Rotte sind und in gleicher Kleidung sind. Damit aber der Sommer mit samt seinen Reutern /ihrer angelangeten Ehren nicht beraubet werden / auß Mangel und Abgang der grünen Zweig und Blumen /so wischen sie herfür mit ihren Bircken-Meyen / und außgeschlagenen Linden-Ruthen / welche sie lange zuvor mit Fleiß in den warmen Stuben gepflantzet /als brächten sie die heimlich auß einem grünen Wald / zeigen [477] die öffentlich herfür. Alsdenn setzen sich des Winters Reuter noch hefftiger zu wider / damit die betrügliche Victoria keinen Fortgang gewinne / oder ihren Pracht unverhindert behalte. Endlich wird dem Sommer von dem umbstehenden Volck (welches den Winter nicht mehr dulden wil) der Sieg günstiglich zugesprochen / zu Anrichtung einer gemeinen Freude / darzu man eine scheinbarliche Malzeit bereitet / und die erlangete Victori mit guten starcken und gleichen Trüncken bekräfftiget / welches mit dem Spieß kaum were gewonnen worden. 73

Biß hieher vom Maykampf oder Sommerstreite /doch möchte einer hie sagen / fänget sich denn eben der Sommer auff Walpurgis mit an? Ja spricht hiezuMantuanus libro quinto Fastor. 74


Sacer est Majoribus ergo
Majus, & ut decimo Titan emerserit ortu
Intrabit Geminos ubi nuda renascitur æstas.
Sunt tamen, æstatis qui dent primordia Cancro;
Autumnumque velint nasci cum sydere Libræ;
Ver cum lanigero signorum principe; Brumam
Surgere cum Capro, Nam sunt ea sydera quædam
[478]
Phœbææ mensura viæ: duo namq; reportant,
Æquidium duplex, pacato frigore, & æstu;
Et duo, cum cœli redit inclementia duplex,
Solstitium duplex, nec dissentimus abistis;
Sed vulgata magis potior sententia visa est.
Ista dies Iacobe tibi, tibi sacra Philippe,
Hæc nemorum vobis damus ornamenta comantum.

Biß hieher Mantuanus, welcher mit seinen Versen gleichsamb umstösset folgende Verse:

Martius, Aprilis, Majus sunt tempora Veris
Æstatis sunt Iunius, Augustus, Iuliusq;
Autumni September & Octob. atque November.
Sunt Hyemis Ianus, Februarius; atque December.

†. 6. Folget Befreyung: nach welcher auch an etlichen Orten die Göttinne Freye mit Meyen verehret wird / zwar nicht wie bey den schandlosen Heyden gewöhnlich / als bey welchen sie zwar in diesem Monat nit recht heyrahteten / nach dem Ovidium Fast. lib. 5. 75


Mense malas Majo nubere, vulgus ait. 76


Absonderlich aber würden gar mit einander keine Hochzeiten auff den ersten Tag / wie in allen Monaten / also auch in diesem nit gehalten / wie auch Plutarchus lehret in quæst Rom. [479] Q. 86. wiewol es nicht ermangelt an Teuffels-Kösten / und Hengers Freyen. 77 Vnd stehet Franciscus de Amaya Observat. Iur. lib. 3. c. 5. n. 21. in den Gedancken / daß eben zu der Zeit keine ehrliche Hochzeiten gehalten worden / weil in diesem Monat man öffentlich auf den Theatris und Schau-Bühnen der Hochzeit gespielet hat / dabey denn viel leichtfertige und unehrliche Vermischung unter Huren und Buben vorgangen. Quam conjecturam, schreibet hierüber der Weltberühmbte Dilher. Tom. 2. Dispp. pag. 80. ut non ineruditam arbitramur; ita in re obscura & incerta calculum nostrum libenter suspendimus. Eben dieses hat auch fastBachmann. in Majumis cap. 1. zu Ende. Dieses besagte continuiret zweyffels ohne noch heutiges Tages bey uns Christen der Teuffel auffm Brocks-berge; oder hat es auffs wenigste (auß einem offentlichem Huren-Feste / welches man billig nach geistlicher Eröffenung der Augen nicht länger hat dulden wollen) zum heimlichen Hexen- und Huren-Feste versetzet. Davon schreibet Bachmann. 78 (dessen Lateinische Wort wir behalten wollen) also: Invitis omnibus bonis hujusmodi choreas & saltationes virorum atque mulierum paganas Majumæ interdictas, ipse autor illarum Diabolus, apud sibi fœderatos nominetenus Christianos, hucusque conservavit. ut in ipsa S. VValburgis nocte Calendarum scil. Majarum auspicatrice, [480] frequenti panegyri concelebrent, quod non esse merum dormientium & somniantium figmentum, sed revera existere & clientaset que clientas ad eam visitandam à Satana cogi certum est: Vnde postea una aliqua strige capta multæ aliæ, quæ illi in hujusmodi choreis adfuerant, in tortura solent exquiri & indagari. Tales inhonestæ choreæ Majumæ quondam, & quidem Maji (cui nomen accedere videbatur) Calendis alias impudico Floralium meretricum denudatarū spectaculo dudum damnatis, & deputatis celebrabantur. 79 Neq; verò solum impudìcæ præcesserunt modulationes, Gaditanæ que saltationes & crissationes theatricæ, sed & lecto in orchestra collocato mimi cum prostibulis coram omnium oculis capita limabant, ita tamen ut nondum corpora penitus nuda oculis omnium objicerent. Dehinc vero ubi cuique castissimo salivam movissent, Diabolus per totam noctem expectatione nimis anxia spectatorum corda solicitasset, postero die id, quod tam cupidè fuerat exspectatum in immani perditionis Pelago (quod isti voluptatis & delectationis Euripum sueverant nuncupare) scilicet in theatri κολυμβήθρα seu piscina ostendebatur, cum meretrix non una neq; deformis, sed Nereidibus similis tota natura sua oculis omnium prostituta in mediis aquis ludens natatu & sursum & deorsum volutata [481] lutata exhiberetur; Dubio procul etiam Syrenas cantu æmularetur atq; sic virilis sexus summo scandalo inflammaretur ut cum Iuvenale Sat. XI. v. 165. exclamare & stomachari potuerit quispiam,

Auribus atq; oculis cōcepta urina movetur. vel e Satyra VI. v. 321.


Nil ibi per ludum simulabitur, omnia fient
Ad verū, quibus incendi jam frigidus ævo
Laomedontiades & Nestoris hermia possit.

Teutsch hat man auch von derogleichen zu lesen bey Balthasar Schnurren im Calendar. Oeconom. pagina 172. 80 Man schreibet / spricht er / daß auffWalpurgis Nacht alle Zauberer und Zauberinnen ingantz Sachsen auff den Prockelsberg zusammen kommen sollen. Etliche kommen daher auff Kälbern / etliche auff Säuen / etliche auff Ofengabeln oderKrückeln; etliche auff Besen oder Stricken geritten. Wann sie nun bey einander seyn / so fahen sie eine Hochzeit an / und welche unter ihnen die Schönste ist / die machen sie zur Braut / halten ihre Panquet und mancherley Kurtzweil / und wenn die vollbracht sind machen sie einen Tantz. Letzlich machen sie neue Bündniß / daß sie wieder andere ihren Buhlē zuweisen unn verloben / und alda lernen sie auch ihre Kunst / wie man das Vieh bezaubere / den Kühen die[482] die Milch / und den Hünern die Eyer stehlen sollen. Dieses haltē etliche für Phantasey / und für lauter bloß Gespenst / daran nichts sey. Andere sagen darwider / daß es lauter Warheit sey / wie sonderlichFranciscus Joel ein Doctor Medicinæ auff der Universität Grypswalde mit etlichen propositionibus und Schlüssen beweiset / welcher neben der Erfahrung etliche argumenta anzeucht / auß welchem folget / daß es nicht blosse Phantasey seyn könne.

Doch wie diesem allen / wir wollen itzt nicht so wol von Teuffels-Bräuten (wie die Hexen anderswo genennet werden) reden; als von rechtmässigen und Christlichen Ehe-Stifften / so ferne solche sonderlich in diesem Maymonat geschehen / oder doch an etlichen Orten mit Mäyen bekröhnet werden / wenn man den neuen Hochzeitern oder Eheleuten vor der ersten Kindtauffe Mäyen pfleget zu bringen und zu stecken. Was das erste belanget / daß ins gemein die Hochzeiten und Beylager ümb diese Jahrs Zeit gemacht werden / so giebet solches die Erfahrung an allen lebhafften Thieren; Davon Sylvander Philosethus Phœbus. Diener zum neuen Sonnen-Hause im Jahr CHristi 1649. im Hochzeit-Schertze / so er abgehen ließ an meinem hochgeehrten Herrn / damahlsPræceptorem und Rectorem der [483] Schulen in der Neuen Stad Saltzwedel / nemlich Iohannem Georgii:


Es ist noch kurtze Zeit / als ich auffs Feld gegangen /
Ein wenig meinen Sinn / dem Zügel nachzuhangen /
Da ich der Schulen-Staub geleget auff die Seit /
Vnd selbst der schweren Müh' ein wenig mich befreit'.
Doch war ich gantz nicht frey der flüchtigen Gedancken /
So offtermal das Ziel und die gesetzte Schrancken
Weit übergehen hin / und mehr als wie man wil
Beschweren unsern Muht. Was sol ich sagen viel?
Ich wandte mein Gemüht hie nieden von der Erden /
Zum Himmel hoch empor / es war ja gleich den Pferden /
So ohne Zügel sind / bald laufft es hin und her /
Bald steht es wieder still / im Fall ihm niemand wehr.
Es ist ein grosser GOtt / sprach ich / der diese Festen
Des Himmels hat gesetzt / den Osten und den Westen /
[484]
Es ist ein weiser GOTT / der nach so klugen Raht
Die Zeiten Jahr und Tag so nan getheilet hat.
Wie lange ist es wol / daß in des Winters Tagen
Schnee / Reiff / und strenger Frost auff Erd und Bäumen lagen
Es ist so lange nicht / daß man zu Fuß kont' gehn /
Weit übers Wasser weg / nun muß man stille stehn.
Jetzt hört man wiederum mit schönen tiriliren
Das leichte Lufft-Vōlcklein durch Wald und Feld spatzieren;
Der fern verreisste Storch hat sich schon eingestellt
Sucht kümmerlich die Speiß in ümbegrünten Feld.
Der Specht der treuloß Mann / rufft wieder mit Verlangen
Seinem verjagten Weib: kom / dir wil ich anhangen.
Das grosse Liecht der Welt erfreuet Lufft und Erd /
Die Schaffe freuen sich / es springt die gantze Heerd.
Indem ich also geh' / seh ich zu meinen Seiten
Zween Frösche hüpffen her / ümbschrencket daher reiten /
[485]
O wunderseltzame Thier! O wunder Reuterey
Ein Pferd ohn Sattel / Zaum / und kein Gewehr dabey.
Ob dieser schnöden Sach begunte ich zu lachen;
Ach Arme bleibt zu rück, ihr werdets nicht außmachen:
Denn wer da streiten wil / muß besser seyn bestand /
Sonst wird er von dem Feind geleget in den Sand.
Bald fiel mir ein von Lieb und dero süsse Sachen /
Die offtmahls kluge Leut kan gar zu Narren machen /
Gedacht wie mancher wär durch schnöde Liebes Pein
Gerathen in Vnfall. Wie mancher möchte seyn /
Der Tag und Nacht sich quält / ümb solches Thun betrübet /
Daß er geliebet wird / und wird doch nicht geliebet.
Trägt offt für treue Lieb nur Haß und Neid zu Lohn /
Von seiner Liebsten Schoß ein Sarg und Grab davon
Fing an in meinem Sinn die Lieb und Liebes-Sachen
Als eine Eytelkeit und Narrenwerck verlachen /
[486]
Ich nennet es ein Gifft / ein Tod und Sclaverey /
Ein schlechtes Narren-Werck und rechte Phantasey.
Hergegen hielt ich hoch den / welcher seine Sinnen
Im Zaume halten kan / und anders nichts beginnen /
Als was nach Tugend riecht / und einig sich bemüht /
Daß er durch grosse Kunst / und Tugend werd erhöht.
Kaum als ich ümgesehen / warf ich die Sinnen nieder /
(Seh't was Gedancken sind) gedachte / kehre wieder
O blöder Sinn und Hertz! O sehr verzagter Muht!
Die Frösche lehren dich / was süsses lieben thut.
Es stehet nicht bey uns das / was wir thun od'r lassen /
Der Höchste schaffet es / der keine Lust am hassen /
Vielmehr am lieben hat / dadurch die gantze Welt /
Vnd alles was da lebt / er einig nur erhält. etc.

Biß hieher Philosethus, welchē auch Beyfal giebet jene nachdenckliche Rede / da ein grober [487] Geselle (wie er auff seine Gasterey sich ziemlich begautschet oder berauschet / und nach dem Plautum confidentiam in ventrem eingenommen hatte) sich ziemlich ungeberdig erzeiget / und wie das Arcadische Viehe oder Creutzthier wacker schrie / darauff etwan ein Weibesbild angefangen und gesaget; Ey mein Kerl fein sachte / erwarte doch die Zeit / biß es zum Maymonat hingerathe. Welchem Hohn oder Verspottung voriger Schwelger mit gleichem begegnet hat / antwortende; Ich muß es zwar gestehen / daß ingemein die Thiere und sonderlich die Esel im Majo zu schreyen pflegen /jedoch so begiebet es sich gleichwol auch darneben /daß wenn sonsten der Esel eine Eselin ansichtig wird / er zu allen Zeiten mit dem Schreyen nit einhalten kan. Dieses heist Wahre für Wahre geben / oder gleiches mit gleichen vergelten. Was im übrigen aber ferner das Freyen im Mäyen betrifft / so haben es die Alten auch hiemit wollen zuverstehen geben / wenn sie das Gestirn am Firmament / darunter die Sonne auff Philippi und Iacobi (welcher Tag nach vorbesagten Versen des Mantuani auff den Eingang der Sonnen in die Zwilling fället / wiewol er sich selbsten zu wider scheinet zu reden) zu gehen beginnet; Zwilling deswegen genant. Wie solches beglaubet M. Thomas Blebelius lib. 2. Sphæricæ p. 28. da er die Frage /warumb das [488] dritte Zeichen / im Zodiaco oder Thier-Kreiß dadurch die Sonne ihren Lauff hat / genennet werde Zwilling / also beantwortet / daß es geschehe darümb / dieweil alsdenn / wenn die Sonne in dem Zeichen ist / die allerfruchtbahreste Zeit im Jahre und die alleranmuthigste und lustigste Zeit sey / und setzet hinzu / daß andere solches zuschreiben den Hochzeiten und Freudenfesten / so ümb diese Zeit gehalten werden. Vnd was nochmehr ist / so halte ich dafur /daß wol gar das Wort Majus oder May / von dem Griechischen γαμεῖν herrühre. Es heisset aber γαμειν nach dem Budæum in seinem Lexico freyen oder heyrrahten / indem es ein verbum ambiguum ist / das zugleich heist nubere viro und ducere uxorem. 81 Welches vorgemeldeter Budæus beweiset auß dem Polluce, Hesychio, Euripide, Thucydide und anderen mehr. Oder wil man das Wort Majus herführen von MAI ἑςθαι, wie davor helt Becmannus in Origin. Latin. Ling. p. 479. so gilt es mir gleich viel. Es heist aber μαίομαι oder vielmehr μαιόομαι ich verrichte das Werck einer Wehmutter / wie denn davon auch herkompt Maja oder μᾶια, welche nicht alleine desAtlantis Tochter und Mercurii Mutter gewesen / sondern auch eine Wehmutter bedeutet / die bey den gebährenden Weibern zu seyn pfleget / wie zu lesen ist beym Budæo d.l. 82 Weiter mag es auch wol dannenhero geschehen seyn / daß / [489] weil sonderlich die Göttin Diana, welche auff Griechisch heisset Ἄρτεμις, bey den Schwāgern in Kindesnöthen ist gebrauchet worden / (denn Luciannus saget hievon μαιεύεται ἣ Ἄρτεμις, Diana est obstetrix) der Monat Maius auch ümb dieser Ursache bey den Macedoniern (Vide Thucyd. lib. 5. Galen. l. 5. Epidem Com: welcher in dieses Monats Anfange gar das Vernum æquinoctium, nach dem Budæum in Lexico statuiret (Ἀρτεμίσιος) ist genennet worden. 83 Mit solchem was die Bequemligkeit zu weiben betrifft / stimmet auch überein Balthasar Schnurr in Calendar. Oeconom. p.m. 169. da er unter andern Mäyregeln auch diese setzet.


Bey G'selschafft / Gesang und Seiten Spiel /
G'würtz / Wein / Meth / wandere / such Kurtzweil
Von Hertzen / Lebern / und dem Haupt
Laß Blut / das Weib sey dir erlaubt.

Kurtzlich davon zureden; die Junffern sind in diesem Monat rechte Μαίανδρει, das ist / expectiviræ, oder Mannsbegierige und Kerlmeynende. Die Männer sind hingegen auch rechte γυναικοκρατούμενοι oder Sie-Männer und Simones. Mit einander sind sie alle MAI μἂοντες das ist / cupientes, desiderantes begierige / nemlich nach venerischen und geilen Sachen. Ja es gehet da die rechte Geilheit für / welches Wort jener Philologus nicht uneben schreibet Gäulheit 84 von den Gäulen [490] oder Hengsten / welche in diesem Monat auch nit schlim beyschlagen. Was nun aber solch Freyen belanget / ist jetzund eigentlich unsere Meynung alhier zureden nicht / sonderlich fürnemlich anzuzeigen / wie an etlichen Orten manierlich sey / daß auff den ersten Majus tage den jungen Ehleuten / und kurtz vorher Verheyratheten die Mägdlein zu sonderlichen Freuden eine Mäy bringen / und neben einem hübschen Liedlein übergeben. 85 Solche Mäye aber pflegen sie hübsch auß zuschmücken / und mit allerhand Klapper-Werck / (als kleinen Wiegen /Bildern / Kindergen / Klapperstirchen / Vögelein /Zutschkannen / Kinderklappern / Flidder-Golde) behengen. Doch ist zu gedencken / daß diese Ceremonien anderswo üblich sey auff Lætare.) an welchen vor diesem nach Bachmannen gewesenen Professoren alhier die Pretzel zu erst sollen gebacken seyn / welche sie unter die Kinder außgetheilet / und ihnen Anlaß damit gegeben / fleissig zubeten / oder precari und preculas oder precationes sonderlich ümb selbige Zeit abzulegen / daher sie auch sollen benahmet seyn. Ja weiters weiß ich mich auch zuersinnen / daß ein erfahrner gelehrter Mann sagte / daß man die Pretzeln sonderlich in bekante Figur machte / nemlich den Kindern über das Gebet / das A B C mit hinein zu trichtern / indem man [491] gar artig an einer recht-auff die alte Manier gestalte Pretzel alle 24. Buchstaben des A B C. zeigen kan (welcher Sontag auch sonsten der schwartze oder Todten Sontag genennet wird / da sie auff etlichen Dörffern noch zu heutigen Zeiten den Todt pflegen auß zutreiben. 86 Wie hievon gnugsam und seinen Bericht thut Herlicius in Epigramm. p. 309.


Mos vetus est, simulachra Necis per rura, per urbes
Nymphas cum pueris ferre referre die;
Illa qua modico cœli Rex millia quinque
Farre cibat, nomen lætitiæque tenet.
Ergo hujus ritus dum profero, quæ sit origo,
Perlege disparibus paucula scripta modis.
Dux erat Arctoæ gentis pietate fideq;
Plenus & illustri stemmate clarus Eques.
Mislaon dicunt; Idola hic jussit in illo,
Ædibus è sacris tollere cuncta die.
Atque Deo voluit tantum illas esse dicatas
Vero, cui soli competit omnis honor.
Nec mora, cuncti operi accingunt se, ac jussa capessunt;
Iussa à salvifica non aliena fide.
Ecce ferunt affixa palis efficta per agros
Monstra Deûm, & plausu jubila tetra boant.
Nec satis hoc; spectata obscœno stercore versant,
Tandem ea lucenti dant alimenta foco.
[492]
Nos verò tanto pro munere solvere grates
Toto corde Deo, qui colit astra, decet.
Quod nobis verbi (longe hinc erroribus actis
Papæ) salfivici notitiam dederit.

Biß hieher Herlicius. Womit wir haben erweisen wollen / daß die jungen Bursche an etlichen Enden auff Lætare den Tod außtreibē / doch haben wir solches nur zufälliger Weise mit beybringen wollen / in dem wir in dem Wercke gewesen seyn / anzuzeigen /wie auch auff eben selbigen Sontag an etlichen Orten nicht allein das Lethare gespielet werde / sondern auch das Lætare: Als hier zu Leipzig / da man von den benachbarten Dörffern in lustigen Muhte die jungen Bauerstrutzen in die Stad herein kommen; und den neulichst Verheyrahteten Mäyenzweige bringen siehet; Aber so viel von diesen Freyens-Mäyen / oder von der Befreyung so ferne sie an gewissen Orten auff den ersten May mit Mäyen erfreuet wird. Jetzund folget / wie auch eben am selbigen Tage

†. 7. Wegen der Ergetzligkeit Mäyen gestecket werden / doch ist solches schon oben auß den Majumis des Bachmanni erwiesen worden.

†. 8. Zum achten ist es auch hin und wieder auffgebracht / daß die junge Mannschafft den ersten May vornehmen Leuten zu Gefallen ümb Reichthum oder ein wenig Geld zuerhalten [493] halten vor die Häuser Mäyen zu pflantzen pfleget. Welches man alhier zu Leipzig jährlich von den Soldaten gesehen / daß sie nicht alleine ihrē Officirern / sondern auch vornehmē Rahtsverwandten / Kaufleuten und gelahrten Herren etliche Mäyen einē mehr als dem andern in die vorhergehende Nacht eingesetzet / und den folgēden Morgen drauff solchen beehrten mit Paucken und Pfeiffen auffgewartet / nur üm etwas Trinckgeld zu erhalten. Eben dieses sol auch der arme Homerus in der InselSamo, wie er daselbst gewintert hat / Festo Calendarum (wie Sebastianus Castalio in vita Homeri saget) gethan haben. Ob nun damit der erste Mäy gemeynet werde / weiß ich eigentlich nicht / weil esHomerus sol gethan haben in Samo hybernans, und der Majus sonsten schon über den Frühling zum Sommer gezehlet wird / auch im übrigen in Griechenland schon eher wärmere Lufft und Zeiten giebet / als bey uns. 87 Doch vermeyne ich daß solcher erster Tag im Mäy nit gar außgeschlossen gewesen / sonderlich von den Knaben den Nachfolgern Homeri, obschonHomerus selbsten wie weiter Castalio vermeldet im angehendem Frühling auß der Insul Samo davō geschifft unn nach Athen gereiset. Solcher Homerus aber sol zur selben Zeit vor der reichen Leute Thüren von Hauß zu Hauß Almosen gebettelt / und sonderlich Lieder gesungen habē Ἐρεσιώη Eresione i.e. Ramalia, (à Ramo oleæ [494] lemniscato, quem pueri circum ferebant, lemniscis seu falciolis dependentibus & fructibus arborum ornatis, cujus mentio apud Plutarchum in Theseo) oder Mäyengesänge geheissen haben von den Oelzweigen / welche sind herumb getragen worden. Solches Lied aber / das der Homerus mit vielen andern Knaben / so sich häuffig zu ihm auß allen Winckeln versamlet / wie Castalio meldet / abgesungen / ist auß dem Griechischen also ins Lateinische verstetzet worden / und lautet nachfolgender massen auß des M. Mart. Mylii hort. Philosoph. p. 103. 104.


Venimus ad magnas ædes, civemq; potentē,
Cujus divitiis resolat domulus atq; redundant.
Vos aditum præbete fores: feliciter intrent,
Vasa opibus tumcant, nihil hic videatur inane.
Sintq; laboratæ Cereris repleta canistra.
Excelso curru nurus hic portetur, & ipsam
Veloci cursu revehant ad limina muli.
Hæc premat electrū pedibus, telasq; laboret:
Ast ego vos repetam, repetam (mihi crede) quotannis,
Non secus atq; redit sub tectum garrula Progne.
Assumus in porta: seu munera ferre placebit,
Seu nihil, hic habitare diu, nec adesse paramus,

Was die Verdolmetschūg dieser Verß betrift [495] nebenst dem Griechischen / sol der begierige Leser in unserm andern Tractatu von des Storches und der Schwalben Winterquartier nachlesen können. Was alhier der Homerus begangen / solches wie ich mirs erzehlen lassen / thun auch in etwas nach die jungen Bursche zu Franckfurt ümb bewuste Zeit / wann sie auch ümb etwas Geld zu prosperiren / zwar auff etwas eine andere Ahrt einen Wagen zulegen / denselben ümb und ümb mit lauter grünen Zweigen bekleiden / darauff einen Mann setzen / und des Abends also in der Stadt von einer Thür zu der andern fahren /Lieder singen / und darneben gleichsam prophezeyen /was dieser oder jener für eine Liebste in dem Jahre bekommen möge. Welches ihnen aber vorher zur Nachricht von schälckiscken Leuten gestecket wird /damit sie richtiger Antwort geben können / wenn sie hernach auß dem Hause bey dem Wagen gefraget werden. Etliche geben von dieser Scknackerey oder Herumkutscherey vor / als hab es sein Absehen auff die wütende Rotte / da vieleicht derselbe so auffm Wagen sitzet / der treue Eckhard seyn solle. Ich aber halte es dafür / daß jenes Spiel / da vor viele hundert Jahren die Jungfern eine schöne Dame herumgefahrē (wie wir oben auß dem Bachmannno vernommen haben) nachgeäffet sey.

†. 9. Zum neundten bleibet es bey vorigen Vrsachen / (die noch fast alle ziemlich [496] leidlich waren) nicht / die grünen Mäyen den ersten May außzustreuen / zu bringen und zu setzen: sondern wie sonsten die Narren auch ihren Tag haben wollen / also sihet man auch leider in Teutschlande / daß der Teuffel für seine Gabelreuter oder Hexen diesen bemäyeten Tag haben wolle / und auch gleichsam eingeräumt bekomme. Denn was ist es anders / daß die närrischen Menschen allerhand Zweige wider die Hexen in ihren Häusern stecken / als daß sie vielmehr dem bösen Feinde als Anstifftern λόβολεῖν gratificiren und zuwillen leben? denn zuwider kan es ihme nicht seyn /weil ein jeder vernünfftiger Mensch bekennet / daß kein Laub oder Ast / den Teuffel oder sein Geschirr wegbannen könne.

Fußnoten

1 §. 1. Hexen dörffen nit furchtsam seyn.

2 §. 2. Hexen dörffen bey ihrer Fahrt nit reden.

3 §. 3. Oerter.

4 §. 4. Hexen dörffen sich nicht umsehen.

5 Weitleuftiger hat diese Historia abgehandelt Hondorff im Promtuatio part. 1. fol. 281. seq.

6 Mitternacht in dissert. de studiis parentum etc. filiorum. An. 1649. edita.

7 Theocrit. Idyll. 31.

8 Gen. 19.

9 Luc. 9. 62.

10 §. 5. Bekleidung.

11 §. 6. Salbung.

12 §. 7. Gebets und erlassung.

13 §. 8. Hexenfahrt ist eilends und geschwind.

14 Bodinus in confutat. opinionis Wieri.

15 Distantz der Sonnen von der Erden. 1209. 1860.

16 449364.

17 20028.

36145800.

18 245991440

19 11160.

20 1706155.

21 Leo Hebræus l. 2.

22 Warum sich die Hexen Salben?

23 Das Salben hilfft nichts zur Fahrt.

24 Levit zurück gelesen Tifel / wie dieses Wort dann fast also geschrieben wird vom Scheræo in der Sprach-Schuhl p. 24. wo stehet Teufel oder Diefel.

25 §. 9. Raubung.

26 §. 10. Gestalt.

27 Sperling in Institut. Physic. lib. 2. cap. 4. quæst. 10. pag. m. 369.

28 Ein Esel besucht die Lectiones.

29 Peucerus de Divinat. pag. 170.

30 Bodin Dæmon lib. 2. cap. 6.

31 Hexen in Katzen Gestalt.

32 In malleo maleficarum.

33 () 1. Aberglaube von verborgen.

34 Ein anders saget die Schrift Deut. 15. 8. Matth. 5. 42. Luc. 6. 35.

35 Hanckf.

36 Handkauf bekomt eine mantissam.

37 () 2. und () 8.

38 () 4. Creutz an die Thüren schreiben.

39 Teuffel fraget nichts nach dem Creutz

40 Füff-Ort Trutenfuß.

41 Trutenfuß mahlen die Sechswöchnerin den Kindern an die Wiegen.

42 Schuh der Druyden.

43 Die Alten haben viel auff das Creutzmachen oder Segenen gehalten.

44 Zeichē deß Creutzes ist in der Apostolischen Kirchen nicht so gemein gewesen.

45 D. Christiani de Messia §. 131.

46 Hartzdorffer part. 4. Gesprächstund. p. 307.

47 Damianus de Goes in descript. Vlisiponis.

48 Weisse Creutz der Francken.

49 Pierius l.l. 47. Hierogl. c. 32. p. 599.

50 Truht oder Dryth ist so viel als Herr.

51 Scalch.

52 †. 5. Kräuter Gebrauch

53 Hexen buttern auffm Dache.

54 †. 9. Räuchern

55 †. 6. Spinnens Vnterlassung.

56 †. 7. Aschenstreuung.

57 †. 10. Grün Mäyensteckung.

58 Holder / Höller / Hollunder

59 Wolburgs Mey

60 Besiehe Bachman. in Majumis cap. 1.

61 Maiuma. Vossius lib. 3. de Glossematis variis pag. 486.

62 Wie das Fest Maiuma gespert werde.

63 Alciatus ad Tit. Cod. de Maium.

64 Gyrald. Syntagm. 17. p. 4–6. & Syntag. 1. Histor. Deor. p. 40.

65 Lactant lib. 1. Div. Instit. c. 20.

66 Warumb man den 1. May so viel Meyen abmeihet.

67 May ümb andächtig Meinung.

68 Laub-Lieb May ümb Mäidlein. (unde auch Mayburg. q.d. Magdeburg.)

69 Cæsæ fron des propter Cæsares.

70 Iam retrolege, habes Mai.

71 Bachm. in Mainmis c. 7. §. 6.

72 Wie man pfleget den Winter auß zutreiben / und den Sommer einzunehmen.

73 Speiß kräfftiger den der Spieß.

Haustus fortior hasta.

74 Des Sommers Anfang.

75 Zweige zieren das Verzweien.

Mäyen schmücken das Freien.

76 Vide Bachman. c. 1. de Maiumis. Dilherr. Tom. 1. Dispp. Ien. Disp. 25.

77 Warümb am 1. May keine Hochzeit gehalten.

78 Bachmann in Maiumis c. 5. §. 20. 21.

79 Vnflätige Spiele.

80 Wunderliche Sachē die sich auf den ersten Mäy oder Walpurgis zutragen sollen. Teuffellische Heren Hochzeit.

81 Mäy von γαμεῖν

82 Oder von μαίεθαι.

83 Besihe was von dieser Bennenung albereit gemeldet ist in diesem Capitel * 5. fast am Ende.

84 Gäulheit.

85 Mäyen werden den jungen Ehleuten gebracht.

Erste Pretzeln zu Leipzig.

86 Pretzeln halten alle 24. Buchstaben in sich. Alistamen est Iudica.

87 Homerus sucher seinen Vnter halt vor den Thüren.

Das VII. Capitel
1.
1. 16

Es hat also der leidige Henger sein Hexen-Spiel [513] Spiel und Muster-Platz auff das heilige Johannis-Fest 17 /wie zu ersehen bey dem Camerario, 18 welcher auß dem Sabino folgende Geschicht anführet / und erzehlet mit folgenden Worten: Es ist in Preussen die gemeine Sage / daß solche Leute aldar sollen gefunden werden / welche sich in Wölff verwandeln; Wie dann neulich einer derselben gefangen / und von den Bauren dem Preussischen Herzoge zugeführet worden /welchen sie dafür gehalten / als habe er ihnen ihr Vieh zerrissen und auffgefressen. Es war aber solches ein sehr heßlicher garstiger Mensch / einem wilden Thier nicht gar unähnlich / und hatte gar viel Narben im Gesichte von den Wunden / so ihm die Hund sollen gebissen haben / wann er also in einen Wolf ist verwandelt gewesen. Als er aber von denen / welchen es der Fürst anbefohlen / um diese Sach ist gefraget worden / hat er zur Antwort geben / daß er jährlich zweymahl also verwandelt wurde / einmahl um Weynachten /das andermahl um Johannis-Tag / und zu denen Zeiten habe er gar eine wilde Natur bekommen / die ihn gezwungen und getrieben / zu den Wölffen in Wald sich zu gesellen. Er habe auch unsäglichen grossen Schmertzen außstehen müssen / darüber er gantz abgemattet unn von Kräfften kommen / ehe die Haar herfür gewachsen und die Menschliche Gestalt völlig verwandelt worden. Und diesen seinen Reden [514] hat man Glauben gegeben. Aber als man die Warheit zuerfahren / ihn auff dem Schloß gefänglich lange Zeit gehalten / und von den Wächtern wol verwahret und in acht genommen worden / hat er sich niemahls verwandelt /sondern immer seine Menschliche Gestalt behalten. Darauß dann erhellet / daß alles / was von solchen Mensch- oder Wär-Wölffen gesaget wird / falsch sey /und solcher wahnwitziger und verstandloser Leute blosse Einbildung. Mehr Sachen erwarte hiervon künfftig / geliebts GOtt / in meinem grossen Johannes-Buch.

2. 3.
2. 3. 19

Von dem Hexen-Wesen / so auff Luciæ und allerheiligen Tag vorgenommen wird / wollen wir künftig in einen absonderliche Tractat, Bruma genant / abhandeln.

4.
4. 20

Von dem ersten May / ist theils albereit in vorigem Capittel gehandelt wordē / sol auch theils bald noch weitläufftiger folgen und vorgebracht werden.

5.
5. 21

Was die Hexenfahrt oder Teuffels-Fest in Fasenachtē betrifft / so ist obē das seinige darvon vermeldet /theils da wir von dem Berge Parnasso geredet / theils von dē treuen Eckhard / welcher auch mit seiner wütendē Rot sich sond'lich sol sehen unn hören lassē um die H. Fastē / unn solches zwar weit unn breit. Sintemal wie ich gehöret auch zu Nürnberg dz Wesē bekāt ist / alwo die Leut auß Uppigkeit / od' wegē verwegēhen auf [515] die Wege oder auff die Gassen / auff dem Land nemlich lauffen sollen / solche streiffende Rotte anzusehen.

6.
6. 22

Was weiter das heilige Engels-Fest belanget / so lieset man beim Bodino, 23 daß der Teuffel alßdann auch gleichsam sein Gauckelspiel habe / indem er gedencket / daß ein Zauberer / genant Grilles Garnier von Leon / dessen Urtheil in Franckreich das Parlement zu Dole den 18. Ian. 1574. gesprochen / bekant habe / wie er an S. Michaels-Tag / als er in einen Wolff verwandelt gewesen / ein junges Mägdlein von zehen oder zwölff Jahren bey dē Höltzlein von der Seere / in einen Weingarten bey dem Kepperg von Chasteney / eine viertel Meilwegs von Dole habe auffgefangen / unn daselbst getödtet / oder ermordet /beydes mit seinē Händen / die Wolffs-Tappen zu seyn scheineten / unn auch mit den Zähnen / und das Fleisch von dem Hindern und den Armen gessen / und seinem Weib auch darvon gebracht.

7.
7. 24

Was das heilige Christ-Fest oder die Weynachten betrifft / so schreibet der Author wunderbarlicher Historien von Gespensten part. 1. pag. 172. also. Caspar Peucerus ein fürnemer gelehrter Mann / deß Herrn Philippi Melanchthonis Eydam schreibet / er habe diese Ding je und alleweg für Fabeln und Mährlein gehalten / aber er habe es endlich müssen glauben / dieweil ihme solches gar viel glaubwürdige [516] vornehme Kauff- und Handels-Leut / welche in Liefland zu handeln unn zu werbē pflegtē / solches confirmiret / unn für eine gantze Warheit berichtet / und daß ihrer gar viel deßwegen gefänglich eingezogen / und dieser Ding überwunden / und endlich auff ihre eigene Aussag und Bekandnüß zum Tod verurtheilet und verbrand worden. Derhalben beschreibet er die Art und Weiß / so in Lieffland von den Zauberern in solcher Verwandelung gehalten wird; als nemlich dz alle Jahr am Ende deß Christmonden ein leichtfertiger Bub unter ihnen sey / und sich herfür thue / welcher alle Zauberer citiret / und erfordert / an einen gewissen und darzu bestimten Ort zuerscheinen / welche aber aussenbleiben / die werden vom Teuffel mit einer eisern Ruthen gezwungen / und mit schlägē also fortgetrieben / daß man die Striemen auf der Haut siehet. Und alßdann wann sie sich versamlet / haben sie einen Hauptmann oder Führer / der vor ihnen hergehet / demselbigē folget darnach die gantze Rotte / und setzen über einen Bach / wann sie dann über das Wasser sind / da werden sie in Wölffe verwandelt /und greiffen alßdann Menschen und Vieh an / unn fügen denselbigen unsäglichen Schaden zu. Nach zwölff Tagen begeben sie sich wiederum zu demselbigen Bach / und wann sie über das Wasser herüber kommen / da nehmen sie alßdann ihre vorige Gestalt wiederum an sich.

[517]
8.
8. 25

Vom Mertzen redet folgendes Philippus Camerarius Cent. 1. Hor. subcis. c. 73. also. Es hat mir ein gar glaubwürdiger Mann erzehlet / welcher lang in Egypten und andern Orten in Asien gewesen / auch es selbst etliche mahl angesehen hat. Nemlich daß er gesehen habe nit einmahl an einem Ort bey die Pyramides in Egypten (dahin eine grosse Menge Volcks auff einem gewissen Tag im Martio sich finden solle / die Aufferstehung deß Fleisches / wie sie es nennen / anzuschauen) unterschiedliche Leichnam auß den Gräbern almählich herfür ragen / nicht zwar in völligerStatur, sondern nur bißweilen eine Hand / bißweilen die Füß / bißweilē der grösseste Theil deß Leibs: Welches miteinander sich unter die Erde / hernach wiederum verstecket und hinein kreucht. 26 Wie dieses Ding den meisten verwunderlich und frembd vorkam / und ich es auch gerne gewisser erfahren wolte; So habe ich mich weiter bey meinem Schwager einē vornehmen Mann etc. (welcher an den Ortern zugleich mit dem Alexandro Schulenburg verreiset gewesen) befraget / ob er dasselbe / was wir nunmehr erzehlet /auch selber erfahren habe / oder von andern gehöret? Derselbe hat mir darauff geantwortet / er habe es zwar selber mit Augen nicht angesehen / dennoch habe er es von gar vielen gehöret / daß sich die Sach nicht anders verhalten solle. Also daß es in der grossen Stadt Cair / [518] und andern Egyptischen Oertern gar kein Fabelwerck / sondern als eine sehr wol bekante und gewöhnliche Sach gehalten werde. Im übrigen damit mir dieser Freund dē gefastē Zweiffel gäntzlich benehmen möchte / zeigete er mir ein Italiänisch Buch / so vor vielen Jahren zu Venedig außgegangē / in welchem unterschiedene Reise Beschreibungen vieler Venedischē Abgesanden / so in die Asiatische / Scythische /Æthiopische und andere Gräntzen verreiset gewesen /beschrieben waren. Under andern war auch drinnen /folgende Reiß-Beschreibung / dessen Tittul ist:


Utaggio di Messeo Alvigi di Giouanni di Alessandria nelle indie.


Woselbsten zu Außgang diese von mir verdolmetschte Rede stund: Dann vom 25. Martii im Jahr Christi 1540. sind viel von den Christen / nachdem sie etliche Soldaten von den Janizarn zur Salvaguardiâ zu sich genommen / nach Cair gereiset / zu einem Berg / welcher 2. Meilen von dem Fluß Nilo gelegen / da vor Zeiten die Begräbnüß der Alten gewesen / wie solches heutiges Tages bey uns von dem heiligen Felge könte gesprochen werden. An diesem Ort aber pfleget jährlich eine überauß grosse Mēge Volcks sich versamlē /damit sie die begrabene Leichnam gleichsā auß den Gräbern wiederum aufferstehē sehē. Dieses Spectakel hebet sich an am Donnerstag gegē dē Abend / unn weret / biß zū Sontag: Alßdann verschwindet alles wiederum. [519] Man kan aber um vorgedachte Zeit sehē etliche Leichnam / und zwar wie sie vor alters in ihre Sterbküttel sind eingewickelt wordē. Man siehet sie aber nicht / daß sie sich solten auffrichten / vielweniger herum gehen. Sondern man trifft da eins und das andere Glied an; da man bald einen Arm kan anrühren / bald ein hervorragendes Bein oder Fuß / oder ein ander Theil deß Leibes mag antasten. Hernach spatziret man etwas weiters fort / und so man wiederum umkehret zu das vorige / so findet man solchen Arm /Bein etc. noch mehr auß dem Sand herauß stehend /und wann man abermahl weggehet / und sich anders wohin wendet / und wiederum zurück gehet / so siehet man allezeit Augenscheinlich wie immer, mehr und mehr von solchem Glied herfür wachset. Um obgemelte Zeit trifft man auch viel Gezelte um den Berg herum an; Dann es haben die Kranckē sowol als die Gesunde solchen Wahn / in dem sie hauffen weiß hinzu kommen / daß wer in dem benachbarten oder nahe anliegenden Wasser oder Pfütze / unn zwar in ebē der Nacht / welche vor dem Freytag hergehet /sich wasche und bade / seiner Gesundheit trefflich zu Hülff komme. Aber ich habe dieses Wunderwerck nit gesehen. Bißhieher vorige Reiß-Beschreibung. Es thut aber noch ferner Erwehnung von dieser Sach derFelix Ulmensis Dominicus, welcher an selbigen Orten gewesen / und [520] seine Walfahrt / die er ins Gelobte-Land und Egypten gehabt / selber in seiner Mutter-Sprach beschrieben / und in Druck befördert hat. Ob nun aber dieses Wunderwerck / wie die albern Leut (dann Egypten ist vor diesem unn auch noch anitzo trefflich vol Aberglauben / und gleichsam eine Mutter der Abgötterey) ihne einbilden / eine Anzeigung und Bekräfftigung / der Aufferstehung deß Fleisches / und deß künfftigen Lebens / oder ein Teuffels-Betrug sey / welches nur ein Wahn und nicht in der Warheit bestehe / (quod accidat ex Phantasmate & Phantasia), wie die meisten urtheilen; Solches lasse ich an seinem Ort gestelt seyn / indem ich es hier nicht vorgenommen habe zu bekräfftigen oder zu schwächen. Es mag ein jedweder dafür halten / was ihm gut deuchtet. Lambertus Danæus zwar / da er handelt von guten unn bösen Engeln / macht diesen Unterscheid Phantasma und Phantasiam, daß jenes sey / wann uns von bösen Geistern ein Ding vorgebracht wird / das wir niemahls gesehen haben / nach dem Zeugnüß deß Augustini: Dieses aber / wann uns solches für Augen gestellet wird / das wir vorhin schon gesehen haben. Confer Hondorff. promt. Exempl. part. 1. ad. præcept. 2. fol. 293. ex Bernhardo von Breytenbach. Item Kornmann. de Miraculis mortuorum part. 2. cap. 38.

Bißhieher / wie ich dafür haltē wil / werden [521] wir nunmehr wohl gnug fürgebracht haben von unterschiedlichen fürnehmen Jahrs-Zeiten und Festen /drinnen der Teuffel sich mit seiner Kunst verführung geschäfftig bezeiget / unn erzeiget. Es ist aber eigentlich unser Vorhaben / von der Brocks-Bergischen Hexerey zu reden / welche sich den ersten May begiebet. 27 Wie über alle vorige Authores auch dieses bekräftiget VVolffgangus Heiderus Vol. 2. Orat. pag. 1212. 1213. wann er folgender massen redet: In Sylva Hercynia summus est Mons Bructerus, quem tamen Saxoniæ non invideums, & quia gentis vetustissimæ nomen & memoriam servat, à doctis viris meritò & à Thuringis mediterraneis, quibus vertices suos semper ostendit, suspicitur & mango in pretio habetur. Ejus in fastigio quotannis illa nocte, quæ ferias Walpurgis antecedit, convolare dicuntur Magæ & Veneficæ, incantatrices & Sagæ scopis ac furcellis inequitantes & choreas ducere, suoque principi novum sacramentum dare. Dessen Verdolmetschung hat der günstige Leser zu finden oben angeführet im erstē Theil im 2. Capittel.

Und also ist nunmehr zur Gnüge gehöret worden von der Hexenfahrt um den ersten May / das τὸ ὅτι oder daß es geschehe / es sey gleich auff was Art es wolle. Hierauff folget [522] nun billich das τὸ διότι, das ist / warumb der böse Feind auff solchen Tag eigentlich sein Spiel haben und behalten wolle. 28 Weil mā ja solches von langer Zeit her unverruckt höret. Hierauff antworte ich / nach meinen Gedancken und bedüncken / daß auß folgenden Ursachen zweiffels ohne etwas dahinder stecken müsse: Nemlich ich bin deß Sinnes / daß die Hexenfahrt auff den ersten May geschehe entweder wegen


() 1. P hilippi, Iacobi oder Walpurgis Tag oder Fest.
() 2. R ettung der Walpurgis von Bezauberung.
() 3. O pfferung der Römer den Laribus und Præstitibus.
() 4. G eilheit der Weiber / die sich alßdann erreget.
() 5. B lühende lustige Zeit / so alßdann anfänget.
() 6. E xorcismum / oder Verbannung der Geister von Philippo geschehen.
() 7. R ömische Floralia oder Majumæ, so alßdann vorgangen.
() 8. G antz sonderbare unn rare Jahrszeit
() 9. A bzehlūg deß Israelitischē Volcks.

Was die erste Ursach betrifft / so ist bekant / dz auf dē ersten May unterschiedliche Heiligē zu feyern / oder ihre Tag zu begehen vorfallen. 29 [523] Nemlich man celebriret alßdann das Fest Philippi, Iacobi, undVValpurgis, drey Heilige zugleich / wie solche verzeichnet sind von Paulo Ebero in seinem Calendario Historico pag. m. 178. wiewohl etliche diesen Tag alleine dem Philippo und Iacobo; etliche der Walpurgen alleine zuschantzen / wie dieses gleichsam insinuiret Barthol. Schönborn in Comput. Astron. p.m. 52. da er von dem ersten Maji saget / daß er sey Philippi und Iacobi, nach andern aber Walpurgis-Tag. 30 Noch ferner findē sich auch etliche Andere / welche die Walpurgen auff den vorhergehenden Tag / oderdreyssigsten und letzten April verlegen. Philippo und Iacobo aber dē erstē Maji überlassen. Wie solches gethan hat Christophorus Richter in seinem Schreib-Kalender deß 1661sten Jahrs. Welches auch vielleicht gemeinet hat Baptista Mantuanus in Fastis l.c. wann er saget:


Majetuas faciunt celebres duo Festa Calendas,
Atque simul veniunt lucem duo gaudia in unam.
Und nach etlichen Versen:
Ista dies Iacobe tibi, tibi Sacra Philippe,
Hæc nemorum vobis damus ornamenta comantum.

Weil nun also drey / oder doch aufs wenigste [524] zwey heilige Leut und Apostel an diesem Tag von alters her sind feyerlich gehalten worden; als welche Heiligen es auch sehr wohl um die Christliche Kirch verdienet haben / daß Ihr Gedächtnüß theils noch jetzund /theils bey unsern Vorfahren insonderheit ist hoch gehalten und begangen worden: Wie dann gedachterMantuanus was den Iacobum betrifft / sehr herrliche ruhmwürdige Sachen anführet / in folgenden:


Tu Christi Sobrinus eras, Iacobe, vocabant
Te Domini fratrem comites, quia vultus utrique
Unus erat, Solymis pastor tu primus in oris,
Mystica supremæ referens convivia cœnæ.
Tu primus Cyatho, primus tu pane litasti;
Tu justus, Tu Sanctus eras, cognomina turbæ
Hæc tibi tradiderant. Christi post funera fama est,
Te tolerasse famem, donec redivivus ab umbris
Exiit, & mensæ jussit te accumbere Christus.
Denique tu celso templi de culmine præceps
Missus est, atque odio Christi percussus acuto
[525]
Stipite, & excusso translatus in astra cerebro.
Hanc putat ob noxam Iosephon, qui patria bella
Texuit, Hebræorum urbem cecidisse superbam
Fataq; Iudaicæ venisse novissima genti. 31

Was deß Philippi Verdienste belanget / so sol dz seinige schon unterwerts füglig angeführet werden. Ist also an beyden gar nicht zu zweiffeln / daß sie es uns nicht solten verdienet haben / wann wir jährlich mit den Altvättern ihr Andencken feyerlich begehen. Weil nun also solches vorlängst billich geschehen / und man zwar allebeyde wol verdiente Apostel auff einen Tag rühmlich helt: Dannenhero das Fest verdoppelt /und grösser gemacht wird. So mag es nach meinem Wahn dem bösen Feinde flugs von Anbegin der Christl. Kirchen im N. Testament (da dieses Festivum conjugium Sanctorum gestifftet ist) verdrossen und verschnupffet haben. Und ist vielleicht flugs nach seinem tausent künstlichen und listigen durchtriebenē Drachen. Kopf dahinder hergewischt / damit er den Göttlichen Sachen möchte Abbruch thun / (weil eben diese Apostel vorher ihm sehr zu wider gewesen / da sie insonderheit deß Teuffels Reich zuverstören grossen Fleiß angewant haben) und den Feyertag verschmelern / hat alsobald seine Capel an deß liebenGOTTES Kirche gezimmmert / und ist darauff[526] auff als ein schlauer Vocativus oder Vocans auff allen Gassen herum gangen / die Menschē zu seiner angeordneten Kirchweyh zu nothigē. Vnd nachdem es ihm gelungen / hat er solche Meß und Messes immer multipliciret / und bißhieher continuiret.

Ferner kan auch wohl die Walpurgis selbst Ur sach seyn / daß der Teuffel auf ihren Tag solch Wesen führet; Indem sie / wie sie noch am Leben gewesen / durch ihre Heiligkeit dem Teuffel sich gewaltig zuwider gesetzet / und für andere Weiber bestürmet hat. 32 Hierdurch mag der Teuffel etwann Anlaß genommen haben / ihren Feyertag mit seinen Burschen zu schimpffieren / und durch alle Jahr dafür Abrechnung halten. Ja da sie sonst nach ihrem Namen / (da sie Nieder-Sächsisch Wolborg genennet wird)wol eine gute Burg ist / so machet jetzund der verschmitzte Satan auß ihrem Namen Walborgs gleichsam per Anagrāma Brogs-Wal anzudeuten / daß er stets auff Walpurgis Tag wolle auf dē Brogs-Bergwallen oder Walfahrt halten.

Doch kan hierzu auch wohl Ursache seyn / das Heidnische Götzen-Opffer / da die Haußgötzen und Kobolte so die Römer Lares und Præstites genennet haben / vor diesen auff den ersten May sind angebetet und geehret wordē / nach dē Ovidium, welcher beymPaulo Ebero in Cal. Hist. p. 178. also redet:


[527]
Præstitibus Majæ Laribus videre Calendæ
Aram constitui, parvaque signa Deûm. 33

Solches Fest mag er vielleicht noch heute continuiren / und nachdem man ihn nunmehr (GOtt sey dafür gedancket) in Häusern keine Ehr anthut / eine andere Gelegenheit flugs nach Caroli M. Zeiten / als deß ersten Idolomachi gesuchet haben / seine Opffer in gegenwertigen Stand bey uns in Teutschland auff dem Brockels-Berg zu erhalten / und von seinen Bedienten nebenst der Huldigung anzunehmen.

Noch ferner kan die Zeit auch selbsten verdächtig seyn / indem die Weibs-Bilder / die grösseste Lust und Geilheit im Majo befinden sollen / wie hernach auß den Floralibus wir abnehmen können. 34

Oder wil man sagen / daß der Teuffel auch so weit GOttes Geschöpffe mißbrauchen wolle / indem er dasschönelustige Wetter und die blühende Zeit vor andern theilē deß Jahr zu seinem Sabbath nimt / so kan ich es auch leicht geschehen lassen. 35 Was zwar das sonderlich erfreuliche Wetter belanget / so ist es nicht ohne / daß man nicht mit aller Billichkeit ja auch sagen könne / Omnia nunc florent, nunc formosissimus annus. Ja es haben die Alten [528] auch nicht unbillich dannenhero den Florianum selbsten seinem Namen gemäß zu diesem Monat gebracht / und ihm den 4. May / nach dem Computo Astr. Schönborns eingeräumet; An welchem auch zum sonderbaren Andencke alhier zu Leipzig mein hochgeehrter Herr Beförderer Hr. D. Beer p.m. Professor Botanices seine jährliche Kräuterschul in spectatissimo horto Medico angehoben hat Ja es sind wol gar etliche / welche diesen Monat Majum von solcher Begrünung her deriviren wollen / nemlich von Mäyen / das ist grünen Zweigen / wie in solcher Opinion begriffen gewesen Iohannes Goropius Becanus. Doch wollen etliche anders sinnes seyn / unn damit ich alle Meinungen data occasione zugleich in einen Augenschein anführe / das Wort Majus May hernemen entweder von


1. B elaubten Zweigen.
2. R eisefahrts-Traum-Trancke.
3. O bacht der Mägdlein.
4. C onjugio oder Freyhen.
5. K ahn-Spielen / so Majumæ genant worden.
6. E delheit oder Majestate
7. L ust und Begierde.
8. S upernaturalibus Magis.
9. B efeuchtung.
10. E ltesten.
11. R egen.
12. G öttin Maja.

[529] 1. Was das erste betrifft / daß Majus von Mayen herkomme / ist schon geschlichtet im 6. Cap. () 10. wie auch †. 4. †. 5. 36

2. Was den Tranck anlangt / so kan hiervon gelesen werden / was D. Iacobus Tappius schreibet: Usus ejus primum excogitatus dicitur, ut Duces exercituum, qui perpetuis curis & vigihis vexantur omni labore & solicitudine liberati, eo somnum sibi concilient. Quam ob causā Magnus Sultanus Badur, ut Garcias tradit, Martino Alfonso de Sousa, Consiliario Regio, quem plurimum dilexit, eiq; consilia secretiora credidit, dicere solitus est, quod si in somnis Lusitaniā, Brasiliam, Asiam minorem, Arabiam & Persiam adire vellet, se pauxillum, Bangue Saccharo. conditum, & paulo ante enarratis aromatibus commistum, patrioque idiomate Majus vocatū, devorare. Wann man diesen ein wenig weiter nachsinnet / so solte man fast der Meinung werden / als wann Majus ein Türckisch Wort were / und von benanten Schlafftrunck den Namen habe: Als welchen /od' dergleichen Tranck der Bösewicht den verführten Weibern vielleichte beybringet / wie ihrer viel dafür haltē / dadurch die betrogene Teuffelsbälge in einē tieffē Schlaff gebracht werden / unn drinnen solche Phantasey bekommen / da sie hernach auffwachend nit anders meinen als weren sie weit über Feld gewesen / und hetten sich sond'lich mit ihren vermeinten Fahrts-Genossen trefflich lustig gemacht. 37

[530] 3. Es ist bekant / daß die Mägdlein und Jungfern auch in diesem Monat nicht schlechte Lust haben /indem sie ihres Hertzens Freude an den Blumen empfinden / nach folgenden Versen / darinnen der duodecim mensium effecta begriffen:


Pocula Janus amat: Februarius algeo clamat:
Martius arva fodit: Aprilis florida prodit
Lilia: Majus habet teneris pergrata puellis:
Dat Junius fœna: Julio resecatur avena:
Augustus spicas: September colligit uvas.
Seminat October; spoliat virgulta November:
Ipse solet semper porcum mactare December.

Doch wie komt aber Majus von den Mägden her?Resp. Wie von Magdeburg erstlich herkomt Megedeburg / wie Cranzius schreibet / lib. 3. Sax. p. 37. und endlich Meydenburg / wie Bertius schreibet pag. 601. davon es drunten in Sachsen fast immer Meyborg genennet wird / und freylich herkomt vom Wort Magd /i e. virgo s. puella. Es mag nun solche die Venus mit ihren dreyen Hold-Göttinnen oder Charites seyn / wie Cranzius vermeinet: oder [531] Editha Ottonis I. Gemahl deß Königs Ethmundi in Engeland Tochter / welche es habe loco dotalitii bekommen / wie andere meinen / dahero solches Magdeburg auch genennet wird Urbs virginaria beym Nomessemio in seinem Parnasso, oder παρθενοπὴ, παρθενόῶολις, Lateinisch Parthenopyrgus. Κουρὀπολις beym Matthia Schneidero Anno 1638. Dresdæ in prodigio Sangu. etc. Eben auff diese Art kan auch der Monat Majus anfänglich geheissen habē Magdius i.e. puellaris s. virgineus Jungfer Monat / hernach Megdius unn endlich Meydius, und zu letzt Mejus oder Majus. Wer es nicht glauben wil / der mag es bleiben lassen.

4. Was betrifft / daß der Monat Majus oder May von Frey-Sachen herkomme / ist schon oben vorgebracht im VI. Cap. †. 6.

5. Daß noch weiter Majus von Andern hergeführet werde von den alten Schiff- und Kahn-Spielen Majumæ genant / als welche in diesen Monaten sind vorgangen (besiehe weitleufftig D. Bachmann. in Dissert. de Majumis) ist unlaugbar. Wiewol es Andere vielmehr umkehren wollen / welche dennoch vonBachm. d.l.c. 1. umgestossen werden.

6. Weil dieser Monat vor allen andern der prächtigste ist / möchte man auch wol meinen / daß er von der Majestät herkomme; Majus quasi Majestas.

7. Ein ander aber könte vermeinen / als wan [532] Majus herkomme von μαιμαίο cupio, desidero, oder ich bin begierig / od' trage ein Verlangen. Nemlich in dieses Jahres Zeit sol man billich aller freudigen SachenErasmus und Desiderius seyn / nach den gemeinen Reimen / welche auff diesen Monat gemacht sind /und gelesen werden beym Christoph. Reichelden inCalend. Biblico:


Jetzt reit ich frölich in das Gras /
Zu beitzen / jagen thu ich das /
Ich bad und wil zur Leber lahn /
Warme Kleider wil ich weg than.
Hieher gehöret auch das alte beschmutzte Lied.
Im Mayen / im Mayen ists lieblich unn sein /
Da singet so manches Vögelein etc.

8. Weil aber / wie wir gnugsam und fast zu Eckel vernommen haben / die Hexen und Magi sonderlich in diesem Majo ihre Feste halten (welches zweiffels ohne von vielen hundert Jahren kan her seyn /) als möchte ein ander / der ein bißgen reimen wolte /sagen / Majus kombt her von Magus.

9. Da sind noch andere welche schreiben / daßMajus sey qs. Madius oder Madidus, wie zu lesen bey Herrn M. Mengering in seiner gehaltenen Disp. de Rore Majali thes. 8. da er meldet / daß gesundē werden / welche das Wort May hermachen von dem alten Cymbrischen Worte Mai oder Mei / dadurch angedeutet wird die Krafft und Würckung der Kräuter /wie es dann auch scheinet / als wann die vornemste[533] Stadt in der Lombardey Meyland daher benennet sey /weil sie in einem schönen lustigen Gefilde lieget. Ungeacht andere den Monat lieber nennen wollen Madium oder Madidum, darum weil es zu der Zeit fruchtbar / naß und feuchte warm Wetter ist / dahin auch mag gezogē werdē / was sonstē ins gemein gesagt wird:


Ros & frons nemorum Maio sunt fomes amorum.


10. Noch andere meinen / der May sey von Majoribus genennet / wie solches mit vorbringet Christian. Bechmann. in Orig. Lat. Ling. p.m. 479. auß demMacrob. lib. 1. Saturn. c. 12. Fulvius nobilior in Fastis Romulum dicit, postquam Populum in Majores minoresque seu juniores divisit, ut altera pars consiliis, altera armis Remp. tueretur: In honorem utriusque partis hunc Majum, sequentem Iunium mensem vocasse. Ovidius 1. Fastor.


Tertius à senibus, Iuvenum de nominee quartus

Id Hinc sua maiores tribuêre vocabula Maio:

Iunius à iuvenum nomine dictus adest.


Deutsch hat es auff folgende Art gegeben und übersetzet Christoph. Reichelden in Calend. Bibl. perp. Es sagen etliche / der Majus habe seinen Namen von den Majoribus, oder Alten / dann weil vor Zeiten alle betagte / erfahrne / und gelehrte Leut bey den Römern nach deß Romuli Satzungen auf der Rathstuben sassen / und mit guten Rath die Stadt und das Römische Reich regiereten: Die junge Mannschaft aber in der Rüstung stecken / und grosse [534] schwere Krieg führen mustē / ist das gantze Römische Volck in zwey Theil abgetheilet worden / das eine Theil hat man Majores, die Alten genennet / und denen zu Ehren hat RomulusMajo seinen Namen gegebē / das andere Volck aber hat man Iuniores oder die Jungen genennet / wie solches bey den altē Scribenten nach der Länge zu lesē ist. Macr. l. 1. Saturn. c. 8.

11. Endlich finden sich noch andere / welche vom Regenwasser den May benennen wollen: Nemlich von dem Syrischen Wort אימ Maja das ist Wasser / davon auch Majuma die alten Mayspiele sollen entstanden seyn / nach Bachmann. de Majumis c. 2. §. 3. wiewol mediatè, wie auß folgenden abzunehmen ist. In Syria conjecerunt requirenda esse Majumæ incunabula, cum apud S. Hieronymum in vita Hilarionis (cujus corpus eò delatum esset) reperissent Majumam, ubiGazæ illam emporium vocavit. Sicut & Epistol. ejusd. XXVII. ad Eustach. Virginem, quod Paula mater propter ferventissimos æstus de Pelusio navigatione pervenisset Majumam. Præterea quoque apud Nicephorum Calistum, impium quendam Severum in sedem Antiochenam constitutum legissent, qui ante Monachus fuerat in monasterio Schismaticorum juxta Majumam Gazæ. Atque ejus insuper loci tanquā celebris & frequentissimæ alicujus Academiæ memoria extaret apud Sozomenū lib. 7. [535] c. 27. Hist. Eccles. quod eo tempore (Theodosii Imperat.) clari etiam fuerint Zenon & Ajax fratres, qui philosophati quondam erant, non in solitudinibus, sed in Gaza maritima, quam etiā Majumam vocarent. Nobilem ergo hunc portum & navale Gazæorum in littore Palæstino derivant ab ejus gentis voce, qua םימMajim Hebræis ferantur aquæ; Sicuti Syris quoque אימ Maja. Ab his ergò Syrorum aquis proxime deducunt Majumam, cum sit vel locus vel jocus ac ludus in aquis. Atq; sic ad L. unicam C. XI. tit. toties dicto 45. Hotomannus, Enimundus Bonæfidius, Gothofredus ICti Maymā Syriacè scribunt aquā significare. Sicuti quoq; Cl. Zechendorffius orientalis literaturæ, si quis, gnarissimus etiamnum testatur, Majumoth Rabbinis aquas esse, eosque & olim Palæstinæ insedisse. Cujus rei nobis judicium dedit Collega illius nec minus doctus, nec minus nobis amicus. Chr Daumius, qui & ipse cum Bonæfidio facit. Ab hac maritima civitate Majuma Synonymam quoq; in aquis celebritatem deducit & priorem antea prolatam quasi revocavit opinionem Lilius Greg. Gyraldus. Nam cum Syntagm. XVII. Histor. Deor. p. 476.scriptum reliquisset: Fuit & Majuma celebritas apud antiquos, quæ (ut vox ipsa declarat) mense Majo peragebatur. Quidam recentiorū ICtorum eā celebritatē esse tradit, qua etiā non nulli hodie utuntur, dum in principio Mensis Maji, qui sine fronde [536] aliqua virente incedunt, madefiunt, vel postibus affigunt frondes & ramos. Suidas verò Majumas non Majuma vocat, aitque celebritatem Romæ fuisse, qua apud hostiam sese aqua marina invicem madefaciebant etc. At in Dialog. V. de Poët. Instit. dicit Cosmann, Hierosolymitanum άγιοπολίτην inde cognominatum Poëtam Episcopum fuisse Majuma, quod & μαιουμᾶς celebritas & urbs fuisset. Cui όμόψηφος est Cæsar Baronius Annal. Ecclesiast. Tom. V. ad Annum Christi CCCIC. num 30. ubi pariter Majumæ spectaculum dictum opinatur à cognomine civitate in littore Palæstino maritima, quod erat navale Gazæ. Nec abscedit Ludovicus de Lacerda in Advers. Sacr. c. 20. nisi quod non portum solummodo Gazæorum Majumam, sed in hoc ipso Venerem æquivocarn cultam esse credidit, quasi & ipsam ex unda spumaque maris ortā, cui hæc ipsa fuerit consecrata festivitas. Bißhieher Bachmannus, auß welchē man etlicher massen erweisen möchte / daß wie gedacht / der Majus vom Wasser oder Regen seinen Namen habe: Weil es offtermahlen nicht daran fehlet; Da er auß dem vorhergehenden April etliche Reliquias noch an sich hengend hat / oder den folgenden Monat Iunio mit Regen oder Nässe den Anfang gibt: Ja an sich selbst ins gemein feuchte unn kühle Wetter hat / nach der Regel so Schwur in Calendar. Oecon. p. 177. auß den Mänlern der Bauren mit vorbringet:


[537]
Der May kühl / der Brachmonat naß /
Füllet Böden und die Faß
It. p. 170. Ein kühler May bringt gut Geschrey
Wiewol wann es (drinnen) am Pfingsten regnen thut
So hält man es nicht gar für gut.
It. p. 173. Wann die Laubfröschlein knarren
Magst du auff einen Regen harren.

Oder wolte man ja den Regen nicht zugeben / so fehlet es doch niemahlen am Thau / welcher ebenmässig Wasser ist.

12. Zu letztezu bringen noch Andere den Majum her von Maja deß Mercurii Mutter / wie Becmannus es noch anführet d.l.p. 479.

Dieses sind also alle und jede Etymologiæ Maji, welche wir zufälliger Weiß alhier haben mit vorbringen wollen / indem wir etwann sonderlich durch eineEtymologische Ration oder Allusion sind auf die Spring gebracht wordē / da wir gedachtē / wie der Teuffel vielleicht könte Anlaß genommen haben / und sonderlich den 1. Tag zu seinen Possen zu mißbrauchen / wegen der lustigen und grünenden mit einfallender Zeit / von welcher in genere nochmahls anzuhören ist was Georgius Bertholdus Pontanus à Breitenberg P.L. in Calendario Poëtico davon singet p.m. 20.

De Majo.

Cernitur in Majo, quæ cornu copia Maji,
Majus præ reliquis mensibus unus erat.
[538]
Dispereat glacialis hyems, & frigora dura,
Nam rediit veris gratia summa novi.
Et Bachi & Cereris producit munera Majus
Omnia jam passim culta per arva nitent.
Tempora passiva abscedunt, activa sequuntur:
Plurima quam dicam commoda Majus habet.
Frons & Flos nemorum Majo sunt fomes amorum;
Cantu delicias undique præbet avis.
Colles mane petas, sub noctu fluminis undas,
Ire juvat per agros, per nemora umbrifera.
Flora suos hortos, camposque exornat amicos,
Invitatq; omnes floribus omnigenis.
Ad thermas alii properant, pars altera sylvis,
Venatū excurrat, pars spatietur agris.
Pars purget corpus, venam pars altera scindat,
Altera se crapulis & speciebus alat.
Pocula tuta facit tibi Salvia cum Benedicta
Absinthîque esto potio grata tibi.
[539]
Ne vinum vendas proprium, nisi Majus abibit,
Ventosus Majut recreat agricolas.
Iucundum Majum qui curat segniter ille
Saxeus, aut morti proximus, aut Stoicus.
O pulchrum tempus, ô jucundissime Maji,
Nulla tuas laudes, dicere lingua potest.

Doch möchte dieses ein ander nicht sowol zugeben / als daß es vielmehr um den Apostel Philippum geschehe / welches Gedächtnüß / wie bewust / auff den ersten May mit einfält / und welcher heiliger Mann auch den Gespenstern und teuffelischen Larven in den Nordischen Oertern sich zu seiner Zeit sehr opponiret hat / wie zu sehen ist auß folgender Beschreibung deß Mantuani d.l. 38


Te verò qua voce canam, quo carmine dicam,
Passe tot insidias lemurumque hominumque Philippe?
Tu Christum invulgans, Cronii petit æquoris oram,
Barbara gens totas hyemes ubi ducit in umbris,
Et sine sole dies semestri in nocte sepultos,
Sol ubi transacto factus jam mitior æstu,
[540]
Transiit in libram, donec cum vere resurgat
Principium signorum Aries in vellere fulvo,
Ad statuam Martis tractus sub mole labentem
Marmorea fecisti atrum prodire Draconem,
Cujus ut astantes spirando hausere venenum,
Pestiferamque animam vel decessere repente,
Vel morbo jacuere gravi, Marte inde remoto
Fixisti pro Marte crucem, quæ protinus ægros
Restituit, vita functos revocavit ab Orco
Arctico ab Oceano, remeans per inhospita montis
Venisti juga Rhiphæi per Sauromatarum
Littora, per Ianaim per Thermodontica rura,
Per Pontum, per Cappadoces, Bebrycis ad oras
Ad Phryges antiquæ steterant ubi mœnia Trojæ.
Hic tibi meta fuit tandem vitæ, atque laborum,
Hic grave supplicium crucis, & crudelia passo
[541]
Vulnera, stelliferi patuit tibi limen Olympi,
Tunc te per varios casus per multa secute
Regna tuæ doctæ fari præsagia natæ
In Phrygia tecum passæ, tecumque sepultæ.
Divi quorum hodie laudes exaggerat omnis
Mundus ad Italiæ pacē convertitecurā.

Wie nun schon damahln / der verdrießliche Beelzebub dem guten Philippo (für die Verfolgung / so er von ihm erlitten) auffsätzig gewesen ist; So hat es ihme vielleicht beliebet / solches noch immer fort zusetzen / und zwar (damit der Verdruß noch desto grösser wurde) auf seinen eigenen Tag. Vielleicht hat auch der Satan wol sein Absehen auff die Verzuckung und Versetzung deß Apostels Philippi zum Kämmerer auß dem Morenland / davon zu lesen ist in der Apostel Geschicht am 8. Cap.

Doch wie diesem allen / so könte fast besser bekräfftiget werdē / daß dieses teuffelische Iubilæū und Kräntzgen / so er mit seinen Hexen auf den ersten May helt / sich entspinne von den Römischen Floralibus; 39 welche auch dergleichen verteuffelte / üppige Huren-Jagten gewesen sind / und sich auff den ersten May geendiget haben / nachdem sie sich / unsers Kalenders / den 28. April angehoben haben / unn zu Rom auß den Sibyllinischen Büchern im Jahr nach Erbauung der Stadt 516. sind angestellet worden /nach [542] Eberum in Calendar. Histor. p. 174. nit so wol / ut omina deflorescerent, nach dē Plinium lib. 18. c. 29. quam ut virgines deflorarent, wie solches sonderlich zuersehen beym Bachmanno de Majumis, und sonderlich cap. 4. §. 15. dessen Lateinische Wort umb gewisser Ursachen wir lieber / als deren teutschen Verstand anhero setzen wollen; Es lauten aber dieselben also: Cum primis vero quartus & ultimus dies Floralium colophonem etiam supremum lascivissimis ludis imponebat, de quo capiendus Iuvenalis Sat. XI. in fine.


facere hoc non possis quinq; diebus


Continuis, quia sunt talis quoq; tędia vitę. De eodē Cic. in Philipp. 2. Divina dixit: Nescis heri quartum in circo diem ludorum Romanorum fuisse? te autem ipsum ad populum tulisse: ut quintus præterea dies Cæsari tribueretur. Quasi illo præcedenti quarto die summa festivitas jam dum fuisset, quando ipsis Calendis Maji in Floralibus ludi Circenses & theatrales nudarum mulierum variè exexercitatarū spectabantur, à quibus nō multum recedebat Majuma, ceu pariter populare sacrum. Deillis Alex. ab Alex. l. 6. Gen. Dier. c. 8. His ludis fœminas, quæ vulgato corpore quæstum faciebant, denudari & pudendis obscoenisque invelatis per luxum & lasciviā discurrere & impudicos jocos agere moris erat: quibus etiam Ædiles, cicer, fabas & alia [543] missilia plebi spargere, leporesque & capreas aliaq; mitia animalia ludis admittere sueverant, noctuq; accensis facibus cūmulta obscænitate verborū per urbē discurrebāt. Quæ omnia ex Nason. l. V. Fast. suxit, ubi ita scripsit.


Mater ad es Florū ludis celebranda jocosis,
Convenit in laudes mensis & illa tuas.
Circus in hunc 40 exit clamataque palma theatris, etc.
It. Qauærere conabare quare lascivia major
His foret in ludis liberiorque jocus.
Sed mihi succurrit. Numē non esse severū,
Aptaque deliciis munera ferre Deum.
Scena levis decer hanc, non est, mihi credite, non est
Illa cothurnatas inter habenda Deas.
Turba quidem cur hos celebret meretricia
Non ex difficili cognita causa fuit.
Nō est de tetricis, nō est de magna professis, ludos
Vult sua plebeio sacra patere choro.
Et monet ætatis specie, dum floreat, uti,
Sic est hæc cultu versicolore nitens.
His quia deliciis nocturna licentia cōfert,
Lumina sunt Floræ visa decere dies.
Curq; ibi pro Libycis claudantur rete Leęnis
Imbelles capreę, sollicitusq; lepus.
Non sibi respōdit, silvas cessisse, sed hortos
Arvaq; pugnaci non adeunda feræ.

Gratissimi v. hi ludi impudici populo & plebi fuere, ut T. Anchario, T.F. Pal. Prisco, cui primo Duumviro biga posita ob eximias liberalitates [544] & abundantissimas sine exemplo largitiones, & quod ex indulgentia Aug. octies spectaculum Gladiator ediderit, amplius Ludos Florales, ob hæc merita plebs urbana ei statuam dedicavit. Vide Romanum marmor in Gruteri Inscript. pag. 352. Optimè vero, ut solet, Floralia descripsit Vetus Iuvenalis Scholiastes Sat. 6. v. 249. Florali tuba] qua committuntur ludi floreales, in quibus meretrices nudatis corporibus per varias artes ludendo discurrunt, & armis certant gladiatoriis atque pugnant. Hi ludi à Flora meretrice instituti sunt, in honorem Floræ Deæ quæ floribus praæest; ludi sunt impudici. Qua de re Statius lib. 1. Silv. ult.


Hos inter fremitus novosque luxus
Spectandi levis effugit voluptas,
Stat sexus rudis insciusq; ferri,
Et pugnos capit improbus viriles.

Huc refert Dempsterus Addit. pag. 136. quas Suetonius in Domitiano capite quarto adstruxit venationes, gladiatoresque & noctibus ad lychnuchos non virorum modo pugnas, sed & fœminarum. Quodque in Floralibus meretrices apertis pudendis producerentur cursuræ & saltaturæ Lactant. 1. Institution. cap. 20. & Mart. l. 1. Epigram. 36. monstravit.


[545]
Quis Floralia vestit & stolatum,
Permittit meretricibus pudorem?

Fuerunt autem ut in Theatro, sic & in Circo plurima prost ibula. Lampridius in Vero: Omnes de Theatro, de Circo de Stadio & omnibus vicis & balneis meretrices collegit. Et vetus Poeta:

Deliciæ populi, magno notissima Circo Quintia.
Quare quomodo de his ludis omnibus participarit, inde conflata Majuma nunc dicetur:
Von den Floralibus redet auch Ovven. 41 also
De Flora Romana ad Grammaticos:
Placabant Floram pro Frugum floribus olim
Romani, & Floram constituere Deam.
Corporis atq; bonæ nimiū quæ prodiga famæ
Dicitur ad Frugem non rediisse bonam.
Sed se prostituens, in primo flore juventæ,
Cum fructu florem, perdidit ipsa suam.
Vorzeiten hat das Rom die Floram außgesühnt
Und sie geehrt als Gott / ümb das / was blüht und grühnt /
Die ihren Leib und Ehr / wil achten nichts auff Erden /
Auß dieser / spricht man / wird kein gutes Früchtlein werden:
[546]
Die aber in der Blüht der Jugend sich versucht /
Dieselbe wird gewiß verderben Blüth und Frucht.
Besiehe auch denselben zurück / Epigram. 100.

Endlich kan auch Satan wol diesen ersten Mäytag darum ihme zugeeignet haben / weil es trefflich viel rare Sachen darinne setzet / oder weil Walpurgis (wie des Schnurren Wörter lauten d.l.p. 172. 173.) oder Philippi Iacobi gar ein verdächtiger Tag ist. Alle rare Sachen aber / so sich drauff begeben sollen /oder auch theils vor diesem drauf geschehen sind /seynd folgende / wenn nemlich auff den ersten May vorfället:


†. 1. B eyder Apostel / ja auch Walpurgis Tag / davon schon oben:
†. 2. R ömer Fest / als Floralia. Lemuria. etc.
†. 3. O bservation der Wachtel
†. 4. K älte.
†. 5. K rebse.
†. 6. E insammelung der Mäywürmer.
†. 7. L ügen des Weins.
†. 8. E rzehlung der Historien.
†. 9. S ommers Anfang.
†. 10. B esamung.
†. 11. E intrit der Sonnē in die Zwillinge.
†. 12. R os Majalis oder Mäyen-Thau.
†. 13. G abelreuterey.

†. 1. Was die verdoppelten Feste betrifft / [547] so möchte hieselbsten eins und das andere vorgebracht werden von des Pabsts Hagiolatria oder Heiligen Anbetung /wie er nemlich in seinem Larario und Calender so viel habe / daß er sie auch nicht einmal alle hat können in die 365 Tage des Jahrs vertheilen / sondern hat auch müssen mannigmahl / als auff diesen Tag geschehen / 2. gar 3. einquartiren. Es könte sich hier auch erörtern lassen / warümb so eben Philippus und Jacobus zusammen auff diesen Tag geworffen / und die gute Walpurgis noch zum Uberfluß darzu? Doch mag dieses ein ander vor mir schlichten. Noch weiter könte auch wol dieses mit einschleiffen / unn zur Frage gerathen. 42 Ob der Teuffel sich nach unsern Julianischen / oder nach des Pabsts Gregorianischen Calender richte / wennn er auff Pphilippi und Jacobi oder den ersten Mäy / die Hexen auff seinem Puckel zum Brocksberge hin versetzet? ℞. Bey uns Lutheranern ists (leyder!) der Wahn / wie auch die hiesigen Unholdē bekennen / daß es nach unsern Allmanach geschehe. Bey dē Catholickē aber ist die Rede / dz es nach ihrer Practike gepracticiret werde: Wenn solches war ist / so muß traun der Teuffel dieselbe Kutscherey zweymal nach einander verrichten / bey den Papisten zehen Tage vorher / bey uns (leyder!) zehen Tage hernach Und mag der leidige Satan nicht allerdings so gar gut zu sprechen seyn auff den Anstifter [548] des Päbstischen Calenders / als auf den Gregorium, weil er ihm doppelte Mühe gemacht /und er nur immer resolviret ist / solche seine Hexenfahrt zu vollenziehen / wenn der erste Mäy vorfället /er mag denn nun zwey oder dreymal im Jahr vorkommen. Es hette also der gute Gregorius den armen Schelme der Mühe wol können überhoben haben /wenn er nur die Umbschmiedung des kahlen Calenders vermeydet hette / und das Ding bey den alten Löchern bleiben lassen. Er wird es in der Hellen schlechten Danck bekommen haben / Ist also närrisch / daß jener sagte / man könne auß des Teuffels Spiel die rechte Zeit erkennen / und den richtigsten Calender ertappen / als welcher unsere oder der also genandte Julianische were / indem nach solchem die Sage vorginge / daß der Teuffel zu jederzeit seine Hexen-Jagt auff den ersten May habe / wie es denn auch geschehe Respondco. 43 Zu erst / ist er im Pabsthum nicht gewest / oder hat gehöret / was aldapassiret. Zum andern / ist die Probe einerley Ahrt /mit der Weynachten-Probe / da alle Wasser mitten in der Nacht sollen zu Wein werden: oder mit derOster-Probe / da die Sonne sol tantzen / und drey Lufft-Sprünge thun. etc. Der Teuffel ist allezeit geschäfftig in den Kindern des Vnglaubens. Gleichfals irret der Autor [549] L.M.S.L. de occulta Magico: Magnetica mortuorum curatione pag. m. 50. da er etliche Proben der Christnacht setzet / als daß eine Ahrt Apffel-Baums in dieser Nacht zu blühen pflege; Die Kraut-Häupter / so man im Keller über Winter im Sande zusammen gehalten / etliche Körnlein rechtes Kap-Saamens bekommen sollen etc. Item vom Grünen-Donnerstage / daß die Eyer / so darinne geleget werden / und hernach den Hünern außzubrüten untergeleget werden / Hüner außbringen sollen / so alle Jahr neue Farbe an Federn im Mausen bekommen. Noch ferner könte hier auch einer zweyffeln / ob das Hexen-Fest auff Philippi und Iacobi fürgehe / sintemal solcher Tag hernach erstlich folget / als auff welchem sie etliche Kurtzweilige / wenn sie zusammen kommen / vexiren und sagen: Waren wir nicht wacker lustig nächten auff dem Blocksberge: Wie konten wir doch herumb springen. etc. du kamest zu späte / derowegen mustest du Hacke-Block seyn. etc. Mir daucht / ich habe dich auch auff der Offengabel hinfahren gesehen etc. und das Gespücke ist vorige Nachtpassiret. Bey uns Teutschen ists gar kein Zweiffel /sintemal insgemein alle gemeine Läyen nit allein die Nacht / sondern auch den Abend zum folgenden Tage rechnen / wenn sie nicht alleine sagen / es sey Feyrabend / das ist / es seye der Abend [550] kommen / welcher zum folgenden Feyertage gehöret / sondern auch solchen Feyrabend einleuten. Ja es ist dieses bey uns Teutschen gar ein altes / sintemal solches vor vielen hundert Jahren unsere Vorfahren gethan haben / wieCornelius Tacitus berichtet / daß nemlich die alten Teutschen die Tage und die Nächte nicht so annehmen und eintheilen wie die Römer / sondern daß bey ihnen die Nacht den Tag nach sich führe. 44 Nox ducere diem videtur. Besihe auch Goropium Becanū, welcher solches auß dem Iulio Cæsare hervor suchet /und solche Meynung behauptet / theils auß der Schrifft / da die Finsternüß vor dem Tage hergegangen / theils auß dem Aristotele, bey welchem chaos gleichsam als ein Analogicum quid noctis vor alles hergehet. Und Alex. ab Alex. 45 meldet daß die Frantzosen (Galli) und Teutschen den Tag also haben abgemessen / daß sie die Zeiten nicht nach der Tage Zahl / sondern nach Abwechselung der Nächte rechneten / und die Nacht dem Tage vorzogen / denn sie haben darfür gehalten / als wenn die Nacht dem Tage vorginge. Confer Crusium de nocte, & alios Autores de umbra.

†. 2. Von der Römer Feste bedarff es hier weiter nichts.

†. 3. Von der Wachtel ist zugedencken / was Joh. Mäyer in seinem Calender zum Majum setzet / Coturnix die Wachtel kommet [551] im Majo wieder zu uns /& lætitiam veris introducit, am Ende des Augusti verlieret sie sich wieder / und verkündiget uns den Herbst.

†. 4. Es wird auch an solchem Tage der Frost und Kälte wol in acht genommē / nach den Wörtern des Schnurrs: Walpurgis ist gar ein verdächtiger Tag / an welchem offt und viel durch das Gefröst und Reiffen /dem Wein und Geträyde grosser Schade geschehen ist: aber


Gott hat alle Tag in Händen /
Kan es / wie er wil / wol wenden. 46
Hieher gehöret auch ein ander Calendariographus
Wenn lieblich Wetter ist / so laß das Ader-Blut;
Die Bäum beschneide nicht / Philipp Iacobus setzet
Kornähren in das Feld; der Frost ist auch nit gut /
Es werden Kirschen / Flachs / und Wein alsbald verletzet.

It. Joh. Meyer im Calender 1660. Walpurgis Frost /ist nicht gute Post: bringet Wein und Korn keinen Frommen / und bald hernach die Käffer kommen. JaMantuanus hat gar die beyden Aposteln dessentwegen also angeredet und gebeten;


Custodite novas glaciali à grandine fruges,
Atq; salutarem pulsis date febribus annum,
Vestra ope terrigenis sint ōnia læta colonis,
Et veniens nobis bona sit mortalibus æstas. 47

[552] †. 5. Ferner ist zu beobachten / daß auch in dem ersten May die Krebse anfangen gut zu werden / unangesehen / daß erstlich fünff Wochen hernach die Sonne in den Krebs trit / wie Schnurr berichtet:


Wenn ein Monat nicht hat ein R /
So iß den Krebs und seine Scheer. 48

Denn in solchem Monat sind die Krebse guth und vollkommen / sonderlich im zunehmenden Monden /und bleiben also biß auff den Herbst-Monat. Was noch mehr zu verwundern ist / so nimt hingegen eben diese Zeit der köstliche Broyhan ab / welcher beymLansio in folgendem disticho gepriesen wird. 49


Grandia si fierent tota convivia cœlo,
Broihanum Superis Iupiter ipse daret-

Verstehe aber alhier den Hannoverischen Broihan 50 / als welcher ohne das der beste ist / nach demDepositorischen Veß;


Ad Galli ripas coquitur puls optima galli.

Zu Hann-Ofer wird der beste Brey-Han gebrauet. Nach folgenden Knüttelhartischen Reimen:
Mensibus erratis, cancrum ô Mensæ fugiatis,
Mensibus erratis, chara Bruhana sapis.
Bruhan cum crescis, cancrorum cauda vilescis;
Cancros dum haut capis: En chara Bruhana sapis.

Was die Krebse betrifft / so weiß ich nicht / ob etwan die Griechen mit ihren Nahmen / so [553] sie den grossen Krebsen gegeben / nicht solten ein Absehen gehabt haben / auff unsern Majum, denn also lieset man bey dem Budæo in Lexic. Μαῖα maximum genus cancrorum apud Aristotelem Gaza Majam reddit.

†. 6 Auff diesen Tag sol man auch den Anfang machen (nach Schnurren am angezogegenem Orte p. 170) Mäyen-Würmer einzusamlen / welche schwartz sind / und keine Flügel und ein gelbes Fett haben: und in Honig legen / so wird ein Oel drauß /welches dem Vieh sehr gut ist.

†. 7. Weiter ist zumercken / daß auch der Wein in diesem Monat sonderlich Lügen lerne / wie zuersehen ist auß Schnurren p. 171. von Walpurgis: Auff diese Zeit geben die Wein-Händeler gute Achtung /wenn sie mercken / daß der Wein erfroren / so steigern sie den Kauff bald / und tragen viel Wasser in die Keller / oder muß der Wein die gemeinen Reime lernen:


Landwein kanstu schweigen
Ins Reinfaß soltu steigen /
Wiltu mich nicht melden /
Vier Groschen soltn gelden. 51

Ferner gehöret auch hieher was er pag. 173. hat. Wenn der Wein im vollen Scheine blühet / so bringen hernacher die Trauben auch fein völlige Beer / die den Mund und Fasse füllen.

[554] It. Man sol auff dieses gute Achtung geben / wenn der Wein blühet / so verkehren sich die Wein in den Fassen.


Eine Höcker-Regel:


Wer mit Wein handeln wil / der muß auff den gantzen Mäymonat gute Achtung geben / nach dem Verßlein:

Hastu Wein / und wilt ihn verkauffen /
So laß zum End den Mäyen lauffen.

Was die Historien belanget / so mögen derselben zwar eine ziemliche Menge furhanden seyn / welche zu diesem Tage gehörten; Weil aber Schnurr in seinem Diariolo Histor. Majano nur eine hat / so wollen wir es auch damit bewenden lassen. Es ist aber solche Geschicht die folgende. Anno 1476. ist Stephanus Bathorius auß Siebenbürgen zum Könige in Pohlē gekrönet wordē / das Jahr hernach hat er die Stadt Dantzig belagert / unn eine zeitlang gestürmet / unn nach beschehenē etlichen Treffen ist ein Friede gemacht worden. Anno 1580. hat er die Stadt Polatzki belagert / unn am 19. Tage nach der Belägerung dieselbe eingenommen / unn also die Stad dem Königreich Pohlen wieder zugewand. Vieleicht gehöret auch noch hieher / was Camerarius erzehlet auß dem Pandulpho Collenucio, daß neml. in Apuleia im Jahr Christi 1060. zur Zeit Roberti Cuiscardi Hertzogen unn Fürsten in Calabriē / Apulejē / und der benachbartē Insulen / eine Marmelsteinerne [555] Seule oder Bild sey gefunden worden / so eben ümb den Kopff einen ehren Reiff gehabt mit dieser Vberschrifft: CALENDIS MAII ORIENTE SOLE AUREUM CAPUT HABERO. Auff den ersten May / wenn die Sonne auffgehet /werde ich ein gülden Haupt haben. 52 Als nun niemand war / der solches deuten und außlegen konte /ist endlich ein gefangener Türck oder Saracener herfür getretē (was vor Kunst er gebraucht ist mir unwissend) und gebeten man wolte ihn loßgeben / wenn er würde anzeigen / was diese Vberschrifft bedeutete. Als nun Robertus ihme solches versprochen und zugesaget / hat er am ersten May-Tag in acht genommen / wo der Schatten von dem Reiffe oben an der Seule hingefallen / und alda graben lassen. Da solches geschehen / hat man einen grossen Schatz gefunden an dem Orte / den der Schatten bezeichnet / und ist derselbe dem Roberto wol zustatten kommen / seine Kriege damit zu führen. Und darauff hat er diesen gefangenen Menschen herrlich unn Fürstlich beschencket / und auß seiner Dienstbarkeit loß gelassen / welches er auch eintzig und allein begehrete.

†. 9. Daß der Sommer sich auch jetzt anheben sol / haben wir oben gehöret auß dem Mantuano l. 5.Fast. Sacr.

†. 10. Was anlanget die Beseeung / so nit [556] allein durch den gantzen Monat in acht zunehmen / sondern fürnemlich den ersten Tag zubeobachten für fället; So hat solcher sein Absehen entweder auff

1. B eseeung insgemein /
2. L insen.
3. O mnivaria rapa oder Rüben.
4. C œpas oder Zwiebeln.
5. B
6. E rbsen oder Wicken.
7. R ocken.
8. G etreide.

1. Von der Beseeung ins gemein redet also Schnurr p. 176. was im abnehmenden Monden geseet wird / das wächst unter sich / in die Wurtzel / als Rüben / Möhrr üben / Zwiebeln / etc. die werden denn groß. Was aber im zunehmenden Monden geseet wird / das wächst über sich ins Kraut oder Stengel /als Kohl / Kraut / Stroh etc.

2. Von Linsen / und 6. Wicken redet Reicheld inCal. Bibl. also: Linsen und Wicken see Philippi. Anonymus im Wetterbüchl.


See Korn Ægidii, Gersten / Hafern Benedicti,
See Erbes Gregorii, Linsen / Wicken Philippi.

3. Von Rüben ist vorher schon vorgefallen / folget also

4. Zwiebeln: davon Schnurr p. 176. Wenn [557] du Zwiebeln seen wilst / so thu den Saamen zuvor in Mistlachen / oder in Wasser auß einer Mistpfützen genommen / laß ihn drinnen keimen / darnach nim ihn wieder herauß / und laß ihn nur ein wenig im Winde trucken werden / und see ihn / so wächst es alles wol.

7. Von Rocken redet Schnurr pag. 173. also: Wenn der Rocken vor Walpurgis schosset / und vor Pfingsten blühet / so wird er vor Iacobi nit reiff.

8. Vom Getreide kan auch zuletzt des Schnurrens Sententz p. 174. angehöret werdē / da er schreibet. Um diese Zeit des Mäyens mag man das Getreide auf dē Bödē die Woche 2mal wenden / und fein dünne legē / daß es nit muchtzend werde. Item: wil man das Getreide so haben / daß es im Sommer wol liegen könne / so sol man es wol durch die Fegen lauffen lassen / daß der Staub davon komme / so wird es nicht muchtzend. Aber gnug von den Rastris, darauff folget ein wenig von den Astris.

Nemlich daß †. 11. Die Sonne jetzt in die Zwillinge tretten sol / davon haben wir schon oben gehöret.

†. 12. Es ist auch sonderlich in acht zunehmē / daß jetzt der Thau am allerbesten sey / und viel herrlicher als sonsten der Thau seyn mag jemals im Jahre /als welcher nit leichte verdirbet / unn sehr lange kan gehalten werden / unn daß daher / [558] weil in diesem Monat die Frülingslust sehr wol temperirt rein und sauber ist. 53 Wie solches auch bekräfftiget Georg. Berthold. Pontanus a Breitenberg P.L. in Calend. Poet. p. 21.


Ros matutinus prodest ad multa Philippi;
Atq; suis meritis festa Philippus habet.

Doch ist zumercken / was Schnurr hierbey erinnert /wenn er schreibet: Im Anfang des Mäyens fallen die gifftigen Thau / davon die bösen Würme / als Natern /Schlangen unn dergleichē ihre Nahrung und Stärcke haben / welcher Thau sonstē wed' Menschen noch Vieh gesund ist / darumb man im Anfang des Mäyens das Vieh nit alzufrüh außtreiben sol / damit es nit mit dē vergifteten Thau den vergifteten Strich auch auffange / sonderlich im ersten Viertheil. 54 NOTA. Man sol die Kräuter / so man zum Gemüse und Speise nehmen wil / nicht ungewaschen brauchen / denn solcher giftiger Thau verursachet an Menschen und Viehe Würme im Leibe unn andere böse Zufälle zum Tode. 55 Vō vollen Monden an / fangen an zufallen die rechten und gesunden und balsamirten Himmels- Thau (welche etliche auß dem Paradieß herzurühren vermeynen) die sol mā / wenn die Nacht zuvor klar und helle gewesen / in subtilen Tüchern oder Leinwad auffangen / besonderlich auf den guten Kräutern und Getreidig oder Weitzen / weil es im Schossen noch stehet / daß man die Tücher drüber herziehe / und in irdene oder [559] gläserne Gefäß außwinde / welche über das Jahr zu behalten sind / dieser Thau ist unsers Landes Manna, das in vielen Kranckheiten sehr heilsam und zuträglig ist / und mag man das Zugemüse damit erfrischen / und das Fleisch damit einnetzen.

Bißhieher in genere: Folget darauff in specie zwar mit wenigen (denn sonsten hat man gantze Bücher vom Mayen-Thau zulesen / wie also Mengering thes. ult. oder 31. seine Disput. damit schleust) Worzu der Mäyen-Thau sonderlich gebraucht werde? Es wird gesaget daß er dienlich sey den

1. P erlen.
2. R ecreation der Kräuter.
3. U niversali medicinæ.
4. K rätze.
5. S chmincke.
6. B ienen.
7. E yer-Auffsteigung.
8. R einigung der Augen.
9. G eschmeidigkeit.

1. Daß d' Mäythau zur Zeigung der Perlē dienlich sey / behauptet Plinius mit folgenden Worten: Has ubi genitalis anni stimulaverit hora, pādētes sese quadā oscitatione impleri roscido conceptu tradunt, gravidas postea eniti; parrumque concharum esse margaritas, pro qualita teroris accepti. 56 Si purus influxerit,

[560] candorem conspici; si vero turbidus fœtum sordescere, eundem pallere cœlo minante conceptum etc. ist zu teutsch so viel gesaget: Wann die Zeit im Jahre kombt / daß die Perlen-Muschel empfahen sollen / so thun sie ihre Schalen weit von einander / legen sich also des Morgens an das Ufer / und empfahen den frischen Himmelsthau / darauß dann folgends Perlen werden / nach Art und Eygenschafft des Thaues; so dann derselbe hell / klar und sauber ins Muschelhäußlein kömbt / so giebt er schöne weisse Perlen / ist er aber unlauter und trüb / so werden die Perlen auch heßlich und bleich. So die Perlemutter zeitlich vom Thau überschüttet wird / bringet sie desto grössere vollkomblichere Perlen; Ists aber Sach / daß es donnert / dieweil sie also unter dem Thau lieget / so klemmet sie ihre Schalen vor der Zeit zu / und davon werden die Perlen desto kleiner und etwas breit / auch gantz unvollkommen und untüchtig / welche man Perlenbastert nennet. (concharum abortus.)

2. Es sollen auch alle Kräuter und Blumen /wann sie von der Sonnen fast verwelcket seyn und schier erstorben / vom Meyenthau erquicket werden: Nach Mengeringen d.l. th. 30. §. 1. da er denVirgilium anziehet l. 2. Georg.


Et quantum longis carpent armeta diebus,
Exigua tantum gelidus ros nocte reponit.

3. Es soll auch solcher Thau / was das allermeiste ist / eine Medicinam Universalem geben / [561] allen Kräutern neue Krafft und Safft ertheilen / in allen Thiern die Lebens-Geister durch das Athem holen unvermerckter Weise gleichsam erneuern / und wird darauß eine allgemeine Artzeney verfertiget. Wie solches darthut Mengering am angezogenem Orte / auß demNolio Phys Hermet. l. 7. c. 4. und setzet weiter: Ego in rore vidi salia diversa, Spiritum dulcissimum, quod solo odore suo labescentem hominem mirabiliter erigere potest. Ex Joh. Wolff. Dienheim. ap. Alsted. Encyclop. l. 27. ex Heinrico Paschasio in Antil. contra Assuer. ex Rhumelii compend. Hermet. de Aqua Pontic. Ex Laurenberg. Synops. Angel. Sal. Qu. 6. Hieher gehöret auch vielleicht Schmuck in Thes. Secret. Natur. p. 56. da er saget / daß die Meyen thau / so vor der Sonnen Auffgang gesamblet wird / gut sey ad comparandam quintam essentiam Elementorum. Davon er trefflich auffschneidet.

4. Noch ferner soll der Meyenthau auch gut seyn für die Krätze / davon Mengering d.l. th. 3. §. 5.Corpora hominum tingit atque polit. Calendis enim Maji puellæ & mulieres rorem colligi curant. Hinc præter illam cosmeticam facultatem nonnulli & consolidantem eidem adscribunt, quod in scabritie, & in petigine cutis vel leviter allitus insignem præstet usum. Teutsch hat solches Schnurr also gegeben: Man saget / daß der Meyenthau den grindichten und schebichten Leuten gesund sey / wann sie sich zu frü [562] entweder nackend drinne weltzen / oder sonst damit waschen und bestreichen. Besiehe auch Coleri Calender.

5. Daß solcher Thau auch zur Schmincke behülfflich sey / darff keines Beweisens / weil es die stätige Erfahrung bekräfftiget.

6. Daß auch die Bienen nicht auß fleischlicher Vermischung und Beywohnung / wie andere Thiere; noch auß der Fäule und Verwesung wie die Fliegen und Mücken; sondern auß dem Thau welchen sie in den Bienen-Stock in ihre Häußlein tragen / gezeuget werden / kan über den Mengering d.l.th. 30. §. 2. gelesen werden der Plinius lib. 11. c. 16

7. Wie man machen könne mit dem Meyenthau /daß ein Ey einen Spieß auffsteige / weiset Pedemontanus: Nim Meyenthau / thu es in ein leer Ey /welches vorher außgefüllet worden / also daß die Eyerschale gantz mit Thau gefüllet werde / vermache es mit Wachs daß nichts herauß lauffe / stelle es im Mittage an die Sonne an einen Spieß oder Bret / so steiget es über sich.

8. Es soll der Meyenthau auch dienlich seyn zuReinigung der Augen.

9. Wie letzlich dieser Thau auch zur Geschmeidigkeit helffe / lehrer H. Mengering d.l.th. 30. §. 3.Rores Majales corpulentiam cosumunt: propterea fœminæ crassulæ rore se lavant, aut etiam bibunt ad gracilitatem. Unde Theocritus in Thyrside de Vitula macra:


Μὴ πριοκὰς σιτίζεται, ὅσπερ ὅ τέττιξ.


[563] Bißhero haben wir nunmehr abgehandelt / was fürnemblich vom Meyenthau zu gedencken gewesen /so ferne solcher nicht allein zum gantzen Monat hinzu referiren / sondern absonderlich auch zum ersten Meytage / als welchen er ebenmässig nebenst andern hilfft verwunderlich machen. Hieher könte zwar sonsten noch wohl eines und das ander mit angehenget werden / von Würckung Maji in andern Sachen: Doch weil es möchte zu weitläufftig werden / wollen wir es nur berühren. Nemblich / es fallen auch im Mey vor zu attendiren


P urgationes, oder Purgierungen / welche im Majo von den Medicis geschehen pflegen / die Gesundheit zu erhalten durch Meyenträncke / oder potiones Majales. Vide Petr. Laurenberg. in Portic. Æsculap. c. 13. p.m. 74.

R adix Majana, oder Meyenwurtz / sonsten Squamaria oder Schupenwurtz genant / weil sie lauter Schuppen hat / und sich nur im Meyen sehen lässet / und wann der Mey vergehet / wiederum verschwindet. Besiehe Johann Pappen im Kräuterbuch p.m. 403.

O bsonia Majana. Da man alle Kräuter / so man zum Zugemüse und Speise nehmen will / nicht ungewaschen brauchen soll: weil der erste gifftige Meyenthau an Vieh und Menschen Würme im Leibe verursachet / [564] und andere böse Zufälle zum Tode. Besiehe Schmurn in Calend. Oecon. p. 175.

helidonium oder Schwalbenstein / welcher in dem Magen der jungen Schwalben (wiewohl unter hunderten kaum eine zu finden / die ihn hat) ehe sie die Erde berühren / muß gesuchet werden / solcher soll zum Gesichte gut seyn. Schnur d.l.p. 177.

B utyrum Majanum, oder Meyenbutter / welche für allen Gift soll gut seyn. Schnur d.l.p. 177.

E schlauchwasser / welches in diesem Monat zu brennen am besten ist / und hernach dienen soll wider die Colica, oder Bauchgrimmen. Schnurd.l.p. 175. 176.

R osa oder Erysipelas, die Rose / welche soll können vertrieben werden / wenn man ein leinen Tüchlein nimbt / und solches in Hasenblut duncket / in diesem Monat / da der Hase muß flugs lebendig vorher auffgeschnitten seyn / und nicht mit Wasser besprenget / oder sonsten außgetrucknet. Vide Wolffg. Waldung. in Lagograph. p. 70.

G allinarum pulli oder junge Hünerlein / wann der Rocken blühet / so sterben sie gemeiniglich / dann lege ihnen Quendel oder Poley ins Trincken / das erhält sie.


Von diesen allen mag auff diesesmahl auch gnug seyn / und wollen hiemit beschliessen Rorem [565] Majalem oder Meyenthau / so fern er etwas sonderliches und rares sey / und dannenhero den 1. Mey helffe verwunderlich machen.


* * *


Hierauf folget † 13. und schließlich die Gabelreuterey oder Hexenfahrt / so fern sie gleichesfalls auff den 1. Mey geschicht / umb die Zeit / da die Sonne bald in die Zwilling tritt. Wo dieses zur Verwunderung noch zu gedencken vorfället / daß der böse Feind solch sein Fest nicht vielmehr in Martio verrichte / als wann die Sonne in Arietem oder Widder / oder wann sie in Capricornum und Steinbock tritt / sintemahl solche Zeichen / der äusserlichen Gestalt nach / ihme viel ähnlicher wären / indem er sich / wie wir flugs im Anfange behauptet haben / zum öfftern in Bocks oder Ziegen Gestalt præsentiret. Darauf geantwortet wird /daß er umb selbige Zeit nicht minder seine Gauckeleyen habe / wie wir auß dem Goldasto bezeuget: Anjetzo aber seine Beliebung habe seine Hexen in das Grüne zu führen / umb vorige weitläufftig-angeführten Ursachen / derer wir achte gehabt haben / darauff folget nun die allerletzte und


* * * 57


Neundte / da gesaget wird / daß der böse Feind hierinne gleichsamb GOttes Befehl spotte / wann er durch Mosen und Aaron / nach dem Außgange auß Egypten / im andern Jahre das Volck hat zählen lassen / und befunden worden / daß in Bereitschafft gewesen 603550. Männer / [566] welche alle auffs wenigste ihr 20ste Jahr erreichet / ungeachtet der Leviten deren 22000. gewesen. Welche gantze Menge hernach in der Wüsten ist umbkommen / wegen deß Ungehorsams und der Undanckbarkeit / und nicht mehr davon als nur 2. nemblich Josua und Caleb in das gelobte Land kommen. Num. 1. und 3. Diese Musterung aber soll den ersten Mey geschehen seyn / wie Paulus Eberus vermeinet / oder nach den Hebräern am ersten Tage des andem Monats. 58 Diese Lustration mag villeicht der Satan jährlich verhönen / und in ebenmässige Zeit seine Randevo mit den Hexen auff dem Brockelsberge halten / und das Homagium verneuren. Was die Præsides betrifft / so sind solche zwar den vorigen Mosi und Aaroni sehr ungleich / oder vielmehr mit dem lieben GOtte nicht zu compariren / weil Christus und Belial nicht miteinander stallen. Was aber die Subditos oder Underthanen belanget / so wird es freylich mit ihnen wol leyder! so ergehen / daß sie mit den Gottlosen Israeliten alle werden umkommen. * * *

Biß hieher ist nunmehr auch nicht allein die letzterarität Calendarum Majanarum auff die Bahn gebracht / sondern auch erwehnet / umb was Ursachen der höllische Volant oder Meister Hemmerling den ersten Tag un Meyen seine Kurtzweile mit den Hexen treibe. Was dieses Dings τὸ ὃτι betrift / so redet davon zum Schlusse über alle vorige citirte Autores Christoph. Reicheld in Cal. Biblico:


[567]
Walpurgis zeucht auß der arme Hauff
Creutzwochē hebt man die Gerichte auff etc.

Ingleichen auch Melchior Goldast im Rechtlichen Bedencken von Confiscat. der Hexengüter §. 21. p. 64. Wo er solches auch mit unter die Zauberwercke rechnet / wann an dem Meyabend die Auffrichtung der Meyen vorfället / darauß endlich pfleget dasHexische Hennberg- und Venus-berg-fahren erfolgen. Mercke was gedachter Goldast p. 66. annotiret: In c. non licet, 13. cas. 26. quæst. 7. Martin. Braccarens. in Collect Canon. cap. 74. Burchard. Wormat. l. 10. cap. 15. Ivon. Carnotens. in Decret. part. 11. cap. 42. Horum namque Canones de Kalendis Majis non autem Januariis, ut interpretes malè acceperunt, debent intelligi. Videatur Benardin de Bustis in Rosar. Sermon. prædicabil. part. 1. Serm. 16. lit. N. fol. 109. col. 1. in fin. De Superstitiosa Maji observatione adhuc apud Polonos durante, narrat Gagninus in Descript. Regum Pol. & ex eo Beyerlinck in Theatro vitæ human. Tom. 7. lib. 17. fol. 422. B.C. De Remuria seu Lemuria Majali apud Romanos festo, Ovid. lib. 5. Fastor. Biß hieher Goldastus. Und also haben wir nun auch das VII. Capitel absolviret / und weitläufftig und außfürlich gnug gehandelt von der Zeit /zu welcher und wann die Hexin ihre Blocksbergische Fahrt anzustellen pflegen.

Fußnoten

1 Hexen halten nicht gleiche Zeit ihren conventen

2 Besiehe hiervon Rawen in memor. c. 94. p. 75.

3 Bodin. Dęmon. l. 2. c. 4.

4 Lavat. de Spectris l. 1. cap. 18

5 Hexen bekommen ihre Gifft-Pulver des Sonnabends.

Ezech. 25. 23.

Gen. 2.

Deut. 5.

6 Warümb Satan den Samstag zu seinen Zauber Wercken mehrentheils erwehlet.

7 Nacht ist eher denn der Tag / denn der Chaos und die Finsterniß war eher denn das Liecht.

8 Saturnus heisset Sabthai oder Sabtag. Levit. 23.Exod. 21.

9 Am Sontag ist die Welt erschaffen.

10 Kein Sambs-Tag vergebet ohne Sonnen schein.

11 A. Gellius. lib. Noct. Attic. c. 23.

12 Olaus Mag. in descript. Gent. Septentr.

13 Warüm die nächtlichen horæ und Betstunden angestellet.

14 Den Hexen ist nichts verdrießlicher / als wenn die Hähne krähen.

15 Dessen Vrsachen.

16 §. 1.

17 Hexen-Spiel am Johannis Tag.

18 Camerar. cent. 1. Hotar. Subcis. cap. 72. ex Sabin. in Interpret. lib. 7. Metamorph. Ovid.

19 §. 2. 3. Lucien und allerheiligen Tag.

20 §. 4. Erster Mayen-Tag.

21 §. 5. Fasenachten.

22 §. 6. Michelis Fest.

23 Bodin. Dæmon. lib. 2. c. 6.

24 §. 7. Weynachten.

25 §. 8. Mertzen.

26 Jährliche Aufferstehung in Egypten.

27 Hexenfahrt auff den ersten May.

28 Warumb die Hexenfahrt den ersten May angestellet sey?

29 () 1.

30 Feste / welche auf den ersten Maji gefällig sind.

31 Erasmus Schmid in Calendar. Etymol Papist. ex Lomb. Hist Iacobus dicitur qs. Iacopus à iaculo & cope quod est cæsio, quasi cæsus iaculus per Martyriū.

32 () 2. Die heilige Walpurgis ist dem Teuffel sehr zuwider gewesen.

33 () 3.

34 () 4.

35 () 5.

36 Tapp. Orat de Tabaco.

37 Maius bey den Türcken ein Schlafftrunck.

38 () §. Exorcismus oder Vertreibung der Gespenst vom Apostel Philippo geschehen.

39 () 7. Römische Floralia oder Maiumæ.

40 primū puta diem Maii.

41 Ovvenus lib. 2. Epig. 12.

42 Hexenfahrt geschicht so wol nach dem alten als neuen Calender auff den 1. May.

43 Welches der rechte Calender sey / läst sich auß der Hexenfahrt nicht schliessen.

44 Der Abend gehöret zu dem folgen dem Tage bey den Teutschen.

Tacit. de mor. Ger. c. 5.

45 Alex. ab Alex. lib. 4. c. 20. p. 231.

46 Frost im Mäy ist gar schädlich.

Schnurr in Calend. Oecon. p. 172. 173.

47 Mantuan. in fastis.

48 Kräbse sind im Mäy guth Schnurr d.l.p. 174.

49 Lans. orat. pro Germ.

50 Hannoverische Broihan ist der beste.

51 Wein-Regeln.

52 Camerar. Cent. l. Hor. Sube c. 63. p. 287. Pandulph Collenuc. lib. 3. Hist. Neapol.

53 Mäythau. M. Mengering. de rote Maiali. th. 17.

54 Schnurr in Calend. Oecon. p. 174 175.

Nutzliche Vnterrichtung von dem Mäyen-Than.

55 Gesunde Mäyen-Thau.

56 Perlen wachsen von May-Thau.

57 * 9.

58 Eberus in Calend. Histor. p.m. 178.

Das VIII. und letzte Capitel
[568] Das VIII. und letzte Capitel.
Wie lange der Hexen-Convent währe / ehe sie wieder von einander reisen?

Damit wir nun einmahl diesen Tractat ändigen und beschliessen / ist noch dahinden / daß wir kürtzlich auch betrachten die Grösse der Zeit / oder wie lange die Hexen auff dem Blockensberge und anderswo sich verweilen / nach ihrer angestelleten Hexenfahrt / ehe sie wieder nach Hause sich verfügen? 1 Darauff antwortet Bodinus auß dem Extract der verurtheileten Hexin zu Potetz / welche unter andern mit bekant / daß sie fast alle acht Tage / und zwar am Montage zusammen kämen / und jedesmahl solcher Hexen-Reichstag drey Stunden währe. 2 Miteinander aber soll deß Teuffels-Banquet biß zum Hahnen-geschrey hin währen / davon kan nachgelesen werden /was Rawe in seinen Memorabilibus vorbringet: Wo sonderlich dieses zu erwehnen vorfället / warumb sich umb solche Zeit / oder umb den Hahnen-geschrey das Teuffelsgespenste und die Hexen sich verliehren? So thut hiervon Bericht / was wir allbereit bey dem Anfange des vorhergehenden VII. Capitels angeführet haben / allda diese Frage auch weitläufftig ist abgehandelt worden. Doch kan noch zum[569] Uberflusse quoad τὸ ὅτι, folgends mit angehöret werden / was II. Georg. Strigenitius Pfarrher / Superintendentes, Thum-Prediger und Assessor deß Churf. Sächs. Consistorii zu Meissen in seinem Gallicinio oder Predigt vom Hanenschrey deß Hauß-Hans deß Hohenpriesters zu Jerusalem in der Vorrede schreibet: Andere Sang-Vögelein dienen den Menschen mit ihrem Gesange nur zur Lust / und Frölichkeit: Aber der Haußhahn hilfft mit seinē Krehen und Schreyen die Haußhaltung und andere Arbeit befördern / damit sie nit unterlassen noch versäumet werde. Dann er wecket das Gesinde und die Handwercks-Leute zu rechter Zeit auff / daß sie nicht zu lange schlaffen /und zu rechter Zeit an die Arbeit kommen / und das jenige verrichten können / was ihnen obliget und befohlen ist. 3 Von solchem Nutz deß Hahnenschreyes redet und schreibet der alte Lehrer und BischoffAmbr. sehr fein und spricht: Est Galli cantus suavis in noctibus, nec solùm suavis sed etiam utilis, qui quasi bonus cohabitator, & dormientem excitat & sollicitum admonet & viantem solatur, processum noctis canora significatione protestās Hoc canente, latro suas relinquit insidias. 4 Hoc ipso Lucifer excitatus oritur, cœlumque illuminat. Hoc canente, mœstitiam trepidus nauta deponit, omnisque crebro vespertinis flatibus excitata tempestas & procella mitescit. Hoc canente, devotus exilit ad precandum, legendi quoque munus instaurat. Hoc postremò canente, ipsa [570] Ecclesiæ petra culpam suā diluit, quam priusquam Gallus cantaret, negando contraxerat. Istius cantu, spes omnibus redit; ægris levatur incommodum, minuitur dolor vulnerum: febrium flagrantia mitigatur. Das ist auff unser Teutsch soviel gesaget: Das Hahnen-Geschrey ist lieblich deß Nachts / und nit alleine lieblich / sondern auch nützlich. Dann der Hahn als ein guter Beywohner wecket den Schlaffenden auff / ermahnet den Sorgfältigen und Bekümmerten / und tröstet den / der da wandert / dieweil er mit seiner hellen Stimm den Fortgang und die Stunde der Nacht anzeiget. Wann er krehet / so höret der Mörder und Strassenräuber auf den Wanders-Leuten nachzustellen. Von seinem Geschrey erwachet gleich der Morgenstern / und gehet auff / daß er den Himmel erleuchte. Der Schiffmann freuet sich seines Gesanges / weil sich die Winde gegen dem Morgē /da er krehet / etwas niderlegen und es stille wird. So er schreyet / werden die Andächtigen ermahnet auffzustehen zum Gebät / die Gelährten erinnert er der Bücher / die sie mit dem Liecht suchen sollen. Da der Hahn das letzte mal krehete / erkante unn beweynete Petrus seine Sünde / die er vorhin unbedächtig / mit Verläugnung seines HErrn begangen hatte. Gegen dē Hahnegeschrey fassen die Krancken wieder ein Hertz / den Verwundetē werden ihre Schmertzen gelindert /die Hitze deß Fiebers leget sich. Umb solches grossen Nutzen willē / haben auch die Alten den Hauß-Hahn und sein Geschrey / jederzeit in sonderlichen [571] Ehren gehalten / und ihnen daher Uhrsach und Gelegenheit genommen / ein Theil der Nacht / nach seinem Geschrey / den Hahneschrey zu nennen. 5 Und solcher Brauch ist nicht allein bey den Heyden / sondern auch unter dem Volcke GOttes / den Jüden / gehalten worden / wie solches die Evangelische Historia außweiset / darinnen der Herr JEsus eben solcher Abtheilung gedencket / da er Marci am 13. eine treuhertzige Vermahnung thut / an seine liebe Jünger / und alle Menschen / daß weil sie den jüngsten Tag / und ihr letztes Stündlein nicht wissen / sie allezeit gerüst / und bereit seyn sollen / damit sie nicht unversehens über fallen /gerichtet und verdambt werden / und spricht also: Wachet / dann ihr wisset nicht / wann der Herr des Hauses kömbt / Ob er kömbt am Abend / oder zu Mitternacht / oder umb den Hahnenschrey oder des Morgens. Auff daß er nicht schnell komme / und finde euch schlaffend. Was ich aber euch sage / das sage ich allen / wachet. Es haben auch die Alten sonderlich unter den Heyden / viel auff das Hanengeschrey gehalten / und auß demselben / nicht allein von Veränderung des Gewitters / sondern auch von andern Sachen / als von glückseligem oder unglückseligem Zustande der Menschen / sich unterfangen zu urtheilen und zu schliessen. Daher schreibt Plinius, daß denBœotiern / der herrliche Sieg wider die Spartaner /durch das Hahnengeschrey zuvor verkündiget / und angedeutet [572] worden seyn soll / da die Hahnen die gantze Nacht auß gekrehet. 6 Und solches haben sie daher abnehmen wollen / weil dieser Vogel nicht pfleget zu krehen / so er überwunden ist / und das Feld hat räumen müssen. Das ist Abgötterey: Welche GOtt seinem Volcke den Jüden / ernstlich verbotten hat / wie im dritten und fünfften Buch Mosis zu sehen ist / da geschrieben stehet: Ihr solt nicht auff Vogelgeschrey achten. Item: daß nicht unter dir funden werde der auff Vogelgeschrey achte. Im 2. Reg. 21. Wird unter andern Sünden / die Manasse der König begangen /auch dessen gedacht / daß er auff Vogelgeschrey geachtet habe. Zu unsern Zeiten haben sich umb den Hahnengeschrey zwo denckwürdige Historien begeben / Eine / mit einen jungen Edelman / der Losung vom bösen Geiste bekommen hat / da der Hahn gekrehet. 7 Die Andre / mit einem kleinen Kindlein / das umb den Hahneschrey wunderbahrlicher weise angefangen hat zu redē. Dieselbigen / weil sie wohl werth sind / daß sie in Acht genommen werden / will ich allhier ordentlich erzehlen.

Die erste Historia 8 hat sich begeben im Jahr Christi 1556. in einem Dorff in der Laußnitz / dahin sind im gemeldetem Jahre / am Sontage Judica, welchen man den schwartzen Sontag nennet / frühe morgens /etliche junge Edelleuthe / neun oder zehen ungefährlich kommen in dem Nahmen / daß sie Predigt hören wolten / [573] welches sie auch gethan. Nach gehaltener Predigt / haben zween Junckern / so im Dorff beysammen gewohnet / und noch Junge-Gesellen gewesen /die Frembden zu sich in ihre Behausung geladen /allda sie ihnen wie sie es dazumal vermocht / und die Zeit gegeben hat / mit Essen auffs gütlichste gethan /darneben gebäten / da am selben was mangelte / daß sie sich am Trincken erholen wolten. Damit sie aber ihres guten Willens gnugsame Anzeigungthäten / und die Gäste frölich machten / haben sie alsbald angefangen den Gästen zu Halben zu zutrincken. Dasselbe hat den gantzē Tag über / biß an den Abend gewähret / da sich dann endlich unversehens / zwischen ihr zweyen Gästen / üm ein Glaß Bier / so einer dem andern nit hat wollen Bescheid thun / ein Zanck erhaben / dermassen / daß sie einander nach den Köpffen geschmissen / daß die rothe Würtze hernach gefolget.


Unter andern Gasten ist ein junger frommer Edelmann gewesen / von 20. Jahren / der gleich als unter den Wölffen mit heulen / und nur der andern Spott-Vogel hat seyn müssen / den sie ihres Gefallens vexiret haben. Derselbe / da er gesehen / daß sie nichts desto weniger ferner auff einander gruntzeten / ungeachtet / ob sie sich schon versöhnet hätten / hat er gedacht / es mögte nichts Guts darbey seyn / sondern das Letzte ärger werden / dann das Erste / machte sich derwegen [574] auff / und gehet anheim zu seinem Vatter /und nimmt einen mit sich / unter denen beyden die sich gezweyet hatten. Der Vatter heisset sie willkommen seyn / und bittet seines Sohns Gast / er wolle sich nieder setzen / und lässt ihm das beste Trincken aufftragen. Als sie sich nun wol beräuschet / gehet der Vatter mit deß Sohnes Gaste zu Betthe / sampt dem gantzen Hauß-Gesinde; Der Sohn aber / weil er den gantzen Tag über gezecht / bleibt alleine auff den Armen auff dem Tische liegen / welches er zuvor mehr gepfleget hatte / darümb es der Vatter nicht groß geachtet / sondern hat ihn liegen lassen / und gedacht / wann er das Bier außgeschlaffen hat / wird er sich wol wissen zu Betthe zu finden. Indem man aber im ersten und härtesten Schlaff ist / kommen zum Stuben-Fenster hinein gekrochen / etliche Gespenste /durch welcher Rauschen und Rasseln er erwecket worden / siehet sie an / kan aber nicht sehen / wie viel / oder was es sey / ohne was er hernachmahls erfahren / daß er sich bedüncken lassen / sie haben kleinen schwartzen Männlein / etwa einer Spannen lang / oder etwas länger / gleich den geschnitzten Bildlein in der Kirchen / ähnlich gesehen.


Wie nun dieses Geschwürm üm ihn her / unterm /neben und auff dem Tische und Bäncken [575] krabelt und kreucht / und auch ein Liecht in die Stube kömmet /kömmet ihn eine grosse Furcht und Schröcken an /wil eylends zur Thür hinauß / kan aber nicht weiter /dann für den Tisch kommen / da wird er gewar bey der Stuben-Thür / eines grossen schwartzen Mannes /mit einem schwartzen Bart / und neben ihm auff einem Leuchter ein groß Liecht stehen. Weil er diesem zusiehet / und kan weder auß noch ein / setzen sich indeß / die kleinen schwartzen Männer / auß welchen grosse Männer wurden / alle ümb den Tisch rings ümb her / und bringen behände unter dem Tisch herfür / Liecht und Leuchter.

Da es nun hinter ihm auch liecht wird / und sich von dem Manne bey der Thür / zum Tisch kehret /siehet er darauff vier Leuchter / und auff jedem ein Liecht stehen. Item / Kannen und Gläser voll Bier /und den Tisch mit grossen Männern in langen schwartzen Bärten voll besetzt / haben schwartze Mäntel angehabt / auch zerschnittene weise Wamms /lange Braunschweigische Hüthe auff / mit schwartzen und weissen langen Hahn-Federn vermengt / güldenen und silbernen Schnüren / daran lange Trödel gehangen. Und wie er bekandt / hab ihn gedaucht / daß etliche seiner Mitgesellen / mit welchen er den gantzen Tag über gezecht / ähnlich und gleich gesehen / deren einer nach dem andern zu ihm gesagt: Hans es gilt dir / Hans thu bescheid / Hans du must bescheid thun /[576] hast du heute können sauffen / so must du mit uns jetzt auch sauffen / oder wir wollen dir den Halß ümbdrehen. 9 In solchem grausamen Gesicht und Zuschreyen / wird er wie halb vertödtet / fället für dem Tisch auff seine Knye nieder / hebet seine Hände auff / wil beten. Alsbald findet sich zu ihm ein Mann / in einem weisen Kittel / mit schönen geblichen langen Haaren / und sehr lieblichem und freundlichem Angesichte / als einer schönen Jungfrauen / hat aber nit gesehen / wo derselbe hinein kommen. 10 Dieser spricht: Hans trinck nicht mit ihnen / dann so bald du mit ihnen trincken wirst / werden sie dir den Halß brechen. Sondern bäte und ruffe zu GOtt dem HErrn / im Namen JEsu Christi / der wird dich auß dieser gegenwärtigen Noth erretten / und von dieser bösen Gesellschafft / daß sie dir nichts werden können anhaben /loß und ledig machen. Hat also angefangen zu bäten /aber sich in solchem Schröcken nicht wol besinnen können. Da hat ihm der Mann im weissen Kittel helffen baten / und gesaget / wie daß er heute diesen Abend einen Todtschlag gehindert / dem er vorkommen / und verhütet hätte / indem / daß er seinen Gast mit anheim geführet hätte. Dann so er wäre bey den andern blieben / wäre noch den Abend ein Todtschlag geschehen. 11 Und das sey auch zum theil ein Ursach /darüm diese Gesellschafft ihn für andern anfechte /und so hefftig zusetzte.

[577] Da er aber von ihm hat scheiden wollen / hat er ihm zuvor gesagt / wie sie übel mit ihm ümbgeben /ihn plagen und martern würden / er aber solte seines Gebäts warten / mit demselbigen fleissig anhalten /mit ihnen nicht trincken / sich auch nicht ümbsehen bey Verlust seines Lebens / GOTT der Allmächtige würde ihm beystehen, und ihn erretten / durch seinen lieben Sohn JEsum Christum / solches aber seiner Errettung solte ihm dieses Wahrzeichen seyn / daß alsbalde der Hahn zum ersten mahl krehen werde /würden sie ihn verlassen / und sich alle von ihm verliehren. Weiter hat er ihn auch zur Busse vermahnet / und Besserung deß Lebens anzufahen / insonderheit aber / daß er sich hinfürt er für dem viehischen /unmenschlichen Laster / deß Fressens und Sauffens /auch für Fluchen und Schwören bey Gottes Marter und Wunden / hüten solte. Und letztlich als zu einemValete, ernstlichen befohlen / auff den morgenden Tag ohne einige Verhinderung zur Beichte und GOttes-Tisch zu gehen / und solte dieses alles / wie es ihme ergangen / seinen Zechgesellen vermelden / und sagen / daß sie in Zeiten / ehe sie der gerechte und schröckliche Zorn GOttes überfallen möchte / von ihrem rohen und gottlosen Wesen / abstehen / Busse thun /und sich bekehren solten. Darüber auch zur Beichte gehen / und dz hochwürdige Sacrament empfahen. Ist also / fein gemächlich an seiner Seiten hinderwerts /[578] daß er nicht gewust wohin / verschwunden. Bezeuget hoch und theuer / daß ihm nur sehr wol gewesen / hab sich auch nicht fast geförcht / so lang der Mann bey ihm gewesen. Bald aber / da er hinweg kommen / tretten zween schwartze lange Männer zu ihm / ein jeder auff eine Seite / sind gestallt gewesen wie die am Tische / ohne daß sie weite lange Pluder-Hosen biß auff die Erde hangende / welche er an den andern / da sie am Tische gesessen / nicht hat gesehen / und sehr grosse Augen / wie die Kesenäpffe gehabt. Die fassen ihn erst recht an. Dann da er denen überm Tische / die ihm haben zugetruncken / nicht wollen bescheid thun / kneippen und zwacken sie ihn dermassen / in die Ohren / daß man ihm auch das Mahlzeichen länger dann vierzehen Tage lang hernach gesehen / und er sichtbarlich zum Zeugnuß hat tragen müssen. Und lässt sich bedüncken / wie er sehr und hefftig geschryen habe / wundere sich auch / daß es niemand gehöret / wiewol das Gesinde saget / daß es Schreyen gehöret / aber gemeynt / der Vatter schlage den Sohn /oder daß er noch mehr Gäste bekommen / die sich unter einander schlügen / darein sie dann nichts zu reden vielweniger zu thun hätten. Habens derhalben hingehen / und gut seyn lassen / sind darüber wieder eingeschlaffen / und nicht auffgestanden.

[579] Etliche aber der schwartzen Männer / lagen ihm zun Füssen / unter dem Tische / zupffeten und rupffeten ihn / zarreten und plecketen ihn auch an. Solches alles hat so lang gewähret / biß daß der Hahn zum ersten mahl gekrehet. Bald sind sie in einem Augenblick / mit grosser Ungestümmigkeit / mit Liechtern und Leuchtern / und allem das sie mitgebracht / und auff dem Tisch gesehen war / verschwunden / und haben ihn in der Stuben alleine gelassen. Da er sich nun ein wenig besunnen / und wieder zu ihm selbst kommen / kreucht er auff allen Vieren / und wie er auffs beste mag / zur Stubenthür herfür / winselt und heulet / biß daß es das Gesinde und der Vater höret /der läst ihm alsbald ein Liecht auffschlagen / gehet hinzu / und findet seinen Sohn an der Stubenthür liegen / fragt was ihm sey / wie er daher kommen / wer bey ihm gewesen / und ihm gethan habe? Der Sohn antwortet / der Vatter wolte ihn dißmahl nicht so eigentlich und hefftig fragen / er wolte es ihm über 3. Tage sagen. Dieses aber köndte er ihm nicht verhalten / daß ein Mann in einem weissen Kiettel bey ihm gewesen / der hätte ihm befohlen / auff den künfftigen Morgen zur Beichte und hoch würdigen Sacrament zu gehen / welches er auch mit Hülffe des Allmächtigen /und so ferne ihm GOtt sein Leben fristen würde / thun wolte. Als der Vatter / solches vom Sohne höret / vermerckt er / daß ein Gesicht bey ihm gewesen wäre /hält [580] innen mit Fragen / und nimbt ihn mit sich in seine Kammer zu Bette. Auff den Morgen gehet der Sohn zum Pfarrern / beichtet und erzehlet ihm / wie es ihm die Nacht über gangen wäre / begeret darüber die Absolution, und das H. Sacrament. Der Pfarrer entsetzet und verwundert sich / als der den Tag über / biß zum Hader / bey ihnen gewesen war / und ob es ihm wohl bedencklich und bekümmert / hat er doch auff ernsten und beständigen Bericht / ihm die Absolution und das hochwürdige Sacrament mitgetheilet. Uber den dritten Tag / wie er zugesaget / vermeldet ers nicht allein seinem Vatter / und Zechgesellen / sondern auch vielen andern. Insonderheit aber erzählet ers seinen Zechgesellen / diese kehren sich an solche Rede nicht / ja verachtens / haltens für einen Possen und Swanck / oder vielmehr für einen Traum / der ihm die Nacht über / weil er voll gewesen / im Schlaff vorkommen / und geträumet habe / gehen immer ihre alte Wege / und lassen sich nichts irren / lassen sich auch solches gar nichts bewegen. Diese Historia und Geschicht / hat der Pfarrer desselbigen Orts auff Bewilligung und Geheiß des Edellmans / dem es geschehen / öffentlich von der Cantzel verkündiget / und es schreibet Hiob Fincelius / der diese Geschicht auffgezeichnet / und in Truck gegeben hat / daß ihm Nahmen und Ort wohl bewust seyn.

Die andere Historia 12 und Geschicht hat sich begeben zu Wustviel bey Egolffstein / auff dem [581] Gebirge /anderthalb Meilwegs von Grefenberg gelegen / im Jahr Christi 1558. da soll ein Kind / welches nur 5. Wochen alt gewesen / umb die Mitternacht / nachfolgende Wort klärlich und deutlich geredet haben: Ey /ey / ey / Wo sollen wir hin? Wo sollen wir hin? und soll diese Wort drey Nacht nacheinander / allewege umb Mitternacht geredet / und der Hahn allwege drauff angefangen haben zu krehen.

Was dardurch bedeutet und angezeiget worden / hat sich hernach wohl außgeweiset / da viel rechtschaffener und beständiger Lehrer und Prediger in Thüringen / welche als die rechten wackern Hahnen / ihren Hals getrost auffgethan / der Verführischen Declaration Victorini widersprochen / und dieselben nicht haben unterschreiben wollen / drüber ihrer Aempter und Dienste entsetzet / und mit Weib und Kind ins Elend verstossen worden sind / und nicht gewust haben / wo sie hin / oder bleiben solten.


FINIS seu PEDEMONTIUM.

Fußnoten

1 Quamdiu?

Wie lange der Hexen-Convent währe.

Bodin. Dæmon. l. 2. c. 4.

2 Die gantze Historia ist oben angeführet part. 2.cap. 3. §. 4. (9)

3 Der Hahne befördert mit seinem Geschrey die Arbeit.

4 Ambr. I. 5. Hexam. c. 24.

5 Den Hahnengeschrey haben die Alten in Ehren gehalten.

6 Plin. l. 10. c. 25.

Sieg der Bœotier wird durchs Hahnengeschrey verkündiget.

7 Zwo denckwürdige Historien / welche sich umb den Hahnenschrey zugetragen haben.

8 Die erste Historia von einem jungen Edelmann.

9 böse Trinck Gesellschafft.

10 Ein gutes Engel.

11 Der Teuffel ficht die am meistē an / wende das Böse verhindern

12 Die andere Historia von einem jungen Kindlein.

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TextGrid Repository (2012). Praetorius, Johannes. Prosa. Blockes-Berges Verrichtung. Blockes-Berges Verrichtung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7D01-2